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German Pages 1062 Year 2003
Variationstypologie Variation Typology
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Variationstypologie Variation Typology Ein sprachtypologisches Handbuch der europäischen Sprachen in Geschichte und Gegenwart A Typological Handbook of European Languages Past and Present Herausgegeben von/Edited by Thorsten Roelcke
Walter de Gruyter · Berlin · New York
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 3-11-016083-8 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ⬍http://dnb.ddb.de⬎ abrufbar.
쑔 Copyright 2003 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Datenkonvertierung: META Systems GmbH, Wustermark Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen
Inhalt/Contents Vorwort/Preface (Thorsten Roelcke, Heidelberg/Freiburg) . . . . . . . . . Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
I.
VII XIII
West- und nordgermanische Sprachen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
English (Peter Siemund, Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutsch (Thorsten Roelcke, Heidelberg/Freiburg) . . . . . . . . Niederländisch (Werner Abraham/Tette Hofstra, Groningen) . Jiddisch (Eckhard Eggers, Göttingen) . . . . . . . . . . . . . . . Norwegisch (John Ole Askedal, Oslo) . . . . . . . . . . . . . . . Isländisch (Istva´n J. Schütz, Budapest) . . . . . . . . . . . . . . . Swedish (Lars-Gunnar Andersson, Göteborg) . . . . . . . . . . Danish (Ole Nedergaard Thomsen, Kopenhagen) . . . . . . . .
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1 30 66 98 121 149 183 199
9. Irisch (Arndt Wigger, Wuppertal) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Walisisch (Sabine Heinz, Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Bretonisch (Johannes Heinecke, Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
251 277 308
II. Keltische Sprachen
III. Italische und romanische Sprachen 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
Latein (Harald Haarmann, Helsinki) . . . . . . . Italienisch (Edgar Radtke, Heidelberg) . . . . . . Sardisch (Eduardo Blasco Ferrer, Cagliari) . . . Französisch (Christian Schmitt, Bonn) . . . . . . Spanisch (Reinhard Meyer-Hermann, Bielefeld) Katalanisch (Ulrich Hoinkes, Kiel) . . . . . . . . Portugiesisch (Michael Metzeltin/Silvia Virgulti, Rumänisch (Maria Iliescu, Innsbruck) . . . . . .
..... ..... ..... ..... ..... ..... Wien) .....
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325 359 385 400 449 480 505 530
Litauisch (Rainer Eckert, Berlin) . . . . . . . . . . . . . . Lettisch (Rainer Eckert, Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . Russisch (Sebastian Kempgen, Bamberg) . . . . . . . . . Tschechisch und Slovakisch (Tilman Berger, Tübingen) Polnisch (Marek Konopka, Heidelberg) . . . . . . . . . .
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573 601 623 636 657
IV. Baltische und slavische Sprachen 20. 21. 22. 23. 24.
VI
Inhalt/Contents
25. Slovenisch (Harald Haarmann, Helsinki) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26. Kroatisch und Serbisch (Barbara Kunzmann-Müller, Berlin) . . . . . . . 27. Bulgarisch (Helmut Schaller, Marburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V.
684 704 731
Weitere indogermanische Sprachen
28. Albanisch (Wilfried Fiedler, Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29. Altgriechisch (Matthias Fritz, Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30. Modern Greek (Brian D. Joseph/Georgios Tserdanelis, Ohio) . . . . . .
749 798 823
VI. Nichtindogermanische Sprachen 31. 32. 33. 34.
Basque (Georges Rebuschi, Paris) . . . Finnish (Harald Haarmann, Helsinki) Ungarisch (Jeno˝ Kiss, Budapest) . . . Türkisch (Lars Johanson, Mainz) . . .
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837 866 905 919
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
945
Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1034
Vorwort Sprachtypologie ist ein Teil der vergleichenden Sprachwissenschaft, der allein nach systematischen Gesichtspunkten verfährt und der von genealogischen und arealen Gesichtspunkten zunächst unabhängigen Einordnung einzelner Sprachen und Sprachgruppen dient. Dabei stehen neben lautlichen vor allem grammatische Erscheinungen wie die Kennzeichnung grammatischer Kategorien oder die Wort- und Satzgliedfolge im Vordergrund. Im Rahmen der typologischen Forschung finden sich nun auch zunehmend systematische Charakterisierungen einzelner Sprachen. So gilt das Deutsche zum Beispiel als eine Sprache, die sowohl Kennzeichen eines synthetischen als auch eines analytischen Sprachbaus zeigt, oder als eine Sprache, deren Syntax durch eine SVO-Struktur geprägt ist, oder als eine Sprache, die zwischen Nominativ und Akkusativ, nicht jedoch zwischen Absolutiv und Ergativ, unterscheidet. Solche Charakterisierungen bleiben jedoch in aller Regel auf die betreffende Sprache als ein idealisiertes Ganzes beschränkt und lassen somit deren Variation in Geschichte und Gegenwart außer Acht. Diese Variation ist jedoch in den meisten Fällen recht ausgeprägt; im Falle des Deutschen ist hier nur etwa an die sprachgeschichtlichen Entwicklungen vom Alt- bis zum Neuhochdeutschen, die regionalen Unterschiede zwischen den zahlreichen nieder- und hochdeutschen Dialekten oder die diversen Ausprägungen der Standard- und Umgangssprache sowie der Fach- und Sondersprachen zu denken. Vor diesem Hintergrund greifen die vorliegenden sprachtypologischen Charakterisierungen in der Regel zu kurz und werden den einzelnen Sprachen nicht gerecht. Daher verfolgt der vorliegende Band das Ziel, sprachtypologische Charakterisierungen von Einzelsprachen zusammenzustellen, in denen deren Sprachvariation in Geschichte und Gegenwart erstmals volle Berücksichtigung findet. Die Berücksichtigung von sprachlicher Variation im Rahmen typologischer Charakterisierungen einzelner Sprachen, die sich in dem Titel des Bandes „Variationstypologie/Variation Typology“ widerspiegelt, lässt somit sowohl für die Variationslinguistik als auch für die Sprachtypologie entscheidende Fortschritte erwarten: So trägt die Interpretation variationslinguistischer Befunde unter typologischen Gesichtspunkten zu einem erhöhten systematischen Verständnis von Sprachvariation im Allgemeinen sowie der Variation einzelner Sprachen im Besonderen bei. Die variationslinguistischen Befunde selbst stellen für die sprachtypologische Forschung eine breitere empirische Grundlage dar und gestatten somit eine erhebliche Differenzierung der systematischen Charakterisierung einzelner Sprachen. Darüber hinaus führen sie zu Erkenntnissen über die systematische Variabilität einzelner Sprachen und Sprachgruppen, die bislang nicht möglich waren.
VIII
Vorwort
Der vorliegende Band ist allein europäischen Sprachen gewidmet. Diese Begrenzung ist zum einen durch den vorgesehenen Druckraum und zum anderen durch die Fragestellung bedingt, inwiefern benachbarte und verwandte Sprachen hinsichtlich ihrer systematischen Variabilität miteinander zu vergleichen sind. Auf diese Weise öffnet sich der Band in Richtung auf typologische Unternehmen, die bereits genealogische und areale Gesichtspunkte der Sprachen Europas berücksichtigen, und setzt gleichzeitig unter variationstypologischen Gesichtspunkten neue Akzente. Im Einzelnen werden dabei die folgenden Sprachen charakterisiert: I. West- und nordgermanische Sprachen: Englisch, Deutsch, Niederländisch, Jiddisch, Norwegisch, Isländisch, Schwedisch, Dänisch; II. Keltische Sprachen: Irisch, Walisisch, Bretonisch; III. Italische und romanische Sprachen: Latein, Italienisch, Sardisch, Französisch, Spanisch, Katalanisch, Portugiesisch, Rumänisch; IV. Baltische und slavische Sprachen: Litauisch, Lettisch, Russisch, Tschechisch und Slovakisch, Polnisch, Slovenisch, Kroatisch und Serbisch, Bulgarisch; V. Weitere indogermanische Sprachen: Albanisch, Altgriechisch, Neugriechisch; VI. Nichtindogermanische Sprachen: Baskisch, Finnisch, Ungarisch, Türkisch. Andere Sprachen Europas, wie zum Beispiel Friesisch, Rätoromanisch, Ukrainisch, Sorbisch, Makedonisch, Maltesisch, Estnisch, Karelisch, Mordwinisch, Samojedisch sowie auch einige Turk- und kaukasische Sprachen konnten nicht eigens berücksichtigt werden. Um die Vergleichbarkeit der einzelnen Beiträge und somit die Benutzung des Gesamtwerks zu erleichtern, wurden die Autoren der einzelnen Beiträge gebeten, bei der variationstypologischen Charakterisierung der einzelnen Sprachen jeweils möglichst einem einheitlichen Schema zu folgen, das wenigstens sieben Abschnitte umfasst: 1. Einleitende Bemerkungen zur sprachlichen Variation in Geschichte und Gegenwart; 2. Sprachtypologische Grundzüge hinsichtlich Lautung (Bestand an Vokalen und Konsonanten sowie Prosodik), Morphologie (Inventar an grammatischen Kategorien, Verhältnis von synthetischem und analytischem Sprachbau unter Berücksichtigung der sog. „morphologischen Haupttypen“ und weitere Erscheinungen) und Syntax (unter anderem Stellung von Verb und Objekt sowie anderen Satzgliedern, Einordnung im Rahmen der relationalen Typologie, Konfigurationalität bzw. prominenztypologische Einordnung); 3. Lautliche Variation der genannten Erscheinungen in Geschichte und Gegenwart; 4. Morphologische Variation in Geschichte und Gegenwart; 5. Syntaktische Variation in Geschichte und Gegenwart; 6. Zusammenfassung der Ergebnisse im Hinblick auf geschichtliche Tendenzen sowie regionale und funktionale Ausprägungen der betreffenden Einzelsprache; 7. Literatur (in Auswahl). Im Rahmen der Bearbeitung der einzelnen Beiträge wurde indessen deutlich, dass (von subjektiven Bewältigungsstrategien und linguistischen Beschreibungspräferenzen der betreffenden Bearbeiterinnen und Bearbeiter einmal abgesehen) die Variation der verschiedenen Sprachen in Geschichte und Gegenwart sowie der Stand ihrer sprachtypologischen und variationslinguistischen Erfassung sehr unterschiedlich ist und die verschiedenen Sprachen somit jeweils eine eigene variationstypologische Herangehensweise erfordern. Aus diesem Grunde lehnen sich die vorliegenden Beiträge zwar mehr oder weniger deutlich an das vorgegebene Schema an, setzen dabei aber
Vorwort
IX
jeweils eigene Schwerpunkte, die entweder mehr auf eine Erfassung und Einordnung der historischen, regionalen, sozialen und funktionalen Variation oder mehr auf eine grammatische und typologische Gesamtcharakterisierung der betreffenden Einzelsprache hin ausgerichtet sind. Dieser Umstand schränkt zwar bisweilen die Vergleichbarkeit der einzelnen Beiträge ein, zeigt jedoch die theoretische, methodische und empirische Breite variationstypologischer Forschung auf. Vor diesem Hintergrund versteht sich das vorliegende Handbuch nicht allein als ein Übersichtswerk zur variationslinguistischen und sprachtypologischen Erforschung europäischer Sprachen, sondern auch und gerade als Grundlage und Anregung für weitere variationstypologische Bemühungen um die Sprachen Europas und der Welt. Der Weg des vorliegenden Handbuchs von der ersten Konzeption bis hin zur endgültigen Drucklegung war lang und bisweilen schwer: Aus diesem Grunde sei an dieser Stelle zunächst allen Beiträgerinnen und Beiträgern herzlich gedankt ⫺ für die erfolgreiche Mitarbeit, für die angenehme Zusammenarbeit und auch für die Geduld mit dem Herausgeber und dem Verlag. Im Weiteren danke ich vielen Kolleginnen und Kollegen für die nützlichen Hinweise und die wertvolle Unterstützung, die sie mir im Verlauf des gesamten Projekts haben zukommen lassen: So manches, wenn auch nicht alles, konnte hier verwirklicht werden. Und nicht zuletzt gilt mein Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlags de Gruyter, insbesondere aber Frau Dr. Brigitte Schöning, Herrn Dr. Heiko Hartmann, Frau Susanne Rade und Frau Katja Hermann, welche die Entstehung des Bandes über zahlreiche personelle und organisatorische Veränderungen hinweg mit viel Kompetenz und viel Engagement ermöglicht und begleitet haben. Bernau im Schwarzwald, Juli 2002
Thorsten Roelcke
Preface Language typology is an area of comparative linguistics which involves the systematic classification of individual languages and groups of languages independent of their genetic or geographical affiliations. In addition to phonological features, it is especially the grammatical characteristics that play an important role in this classification, for example, the marking of grammatical categories or word/constituent order. Within the framework of typological research, increasingly systematic characterizations of individual languages can be found. The German language, for example, has been classified as a language with features of both a synthetic and an analytic language, but also as a language with a dominant SVO order and as a language which distinguishes between nominative and accusative but not between absolutive and ergative. Such characterizations of the language in question are usually limited to an idealized whole and, therefore, disregard its variation in the past and present. This variation, however, is often quite distinct. In the case of German, this includes, for example, the language-historical developments from Old to New High German, the regional differences between several low- and high-German dialects or the diverse characteristics of standardized and colloquial language, as well as professional languages and other sublanguages. Against this background, the language-typological characterizations available often fall short and do not appropriately reflect individual languages. For this reason, the aim of the current volume is to compile the language-typological characterizations of individual languages under full consideration of their past and present variation. This consideration of language variation within the framework of typological characterizations of individual languages, which is reflected in the volume title “Variationstypologie/Variation Typology”, promises important advances for variation linguistics as well as for language typology. The interpretation of variation-linguistics findings from a typological standpoint serves as a contribution to an improved systematic understanding of language variation in general and, especially, of the variation of individual languages. The variation-linguistic findings themselves provide a wider empirical basis for language-typological research and, as a result, allow for a substantial differentiation of the systematic characterization of individual languages. Moreover, these findings lead to insight about the systematic variability of individual languages and language groups, which until now were not possible. The current volume is dedicated solely to European languages. This restriction is necessary due to the planned size of the volume, but also because of the question of to what extent neighboring and related languages are comparable with regard to their systematic variability. Thus, the volume opens itself up to typological studies
Preface
XI
which already consider the genealogic and geographical viewpoints of European languages, and, at the same time, sets a new course under variation-typological viewpoints. In doing so, the following languages are characterized: I. West and North Germanic languages: English, German, Dutch, Yiddish, Norwegian, Icelandic, Swedish, Danish; II. Celtic languages: Irish, Welsh, Breton; III. Italic and Romance languages: Latin, Italian, Sardinian, French, Spanish, Catalan, Portuguese, Romanian; IV. Baltic and Slavic languages: Lithuanian, Latvian, Russian, Czech and Slovak, Polish, Slovenian, Croatian and Serbian, Bulgarian; V. Other Indo-Germanic languages: Albanian, Old Greek, Modern Greek; VI. Non-Indo-Germanic languages: Basque, Finnish, Hungarian, Turkish. Other languages of Europe, such as Frisian, RhaetoRomance, Ukrainian, Sorbian, Macedonian, Maltese, Estonian, Karelian, Mordva, and Samoyedian, as well as several Turkic and Caucasian languages could not be considered here. In order to facilitate a comparison of the individual contributions and, thus, the use of the handbook, the contributing authors were asked to follow a uniform pattern in developing the variation-typological characterizations of individual languages. This pattern was to comprise at least seven sections: 1. Introductory remarks on linguistic variation in the past and present; 2. Language-typological features with regard to articulation (vowel and consonant inventory as well as prosodics), morphology (inventory of grammatical categories, relationship to synthetic and analytical language structure within the framework of morphological typology, and other features) and syntax (for instance, the order of verb and object, as well as other constituents, and their classification within the framwork of relational typology, configurationality or prominence-typological classification); 3. Phonetic variation of the features mentioned in the past and present; 4. Morphological variation in the past and present; 5. Syntactic variation in the past and present; 6. Summary of the results with regard to historical tendencies as well as regional and functional characteristics of the individual languages in question; 7. Selected bibliography. Aside from the different subjective strategies and preferred methods of linguistic description used by the various contributing authors, while editing the individual contributions, it became clear that variation of the various languages in the past and present, and the status of their language-typological and variation-linguistic analysis greatly differ from one another. Therefore, each language would require its own individual variation-typological approach. For this reason, the contributions in this handbook more or less closely follow the prescribed pattern while each placing its own individual emphasis, either concentrating more on the description and classification of the historical, regional, social and functional variation, or focusing on an overall grammatical and typological characterization of the language in question. This may sometimes limit the comparability of the individual contributions, yet it points out the theoretical, methodical and empirical breadth of variation-typological research. Against this background, the current handbook is not solely intended as an overview of variation-linguistic and language-typological research in European
XII
Preface
languages, but especially as a basis and a stimulus for further variation-typological efforts in the study of the languages of Europe and the world’s other languages. The path of the current handbook, from the initial concept to its final printing, was long and sometimes difficult. Thus, I would like to take this opportunity to thank all of the contributing authors for a successful collaboration, for their pleasant cooperation, and also for their patience with the editor and the publisher. Furthermore, I would like to thank many colleagues for the useful comments and valuable support that they gave me throughout the entire project: Many, but not all of these, could be considered here. Last but not least, I would like to thank the staff at Walter de Gruyter publishers, especially Dr. Brigitte Schöning, Dr. Heiko Hartmann, Ms. Susanne Rade and Ms. Katja Hermann, whose competency and commitment despite many personnel and organizational changes accompanied this handbook throughout its development and helped make its publication possible. Bernau im Schwarzwald, July 2002
Thorsten Roelcke
Abkürzungsverzeichnis A AAE Abs ACC AD AE Adj. Adv. Ae afrz. AG ahd. Akk. akslaw. Akt. alb. allat alloc altisl. altmaked. AM anfr. API ark./arkad. arm. Art./ART as. aslav. asp. att. AusE aux
agent African American English absolutive Accusative Anno Domini American English Adjektiv Adverb Aezkoan altfranzösisch Ancient Greek althochdeutsch Akkusativ altkirchenslawisch Aktiv albanisch allative allocutive altisländisch altmakedonisch aspirated mutation altniederfränkisch Association Phone´tique Internationale arkadisch armänisch Artikel/Article altsächsisch altslavisch aspiriert attisch Australian English auxiliary
B BE balt. bask. best. Bi BM boiot. bret. bulg. bzw.
Basque British English baltisch baskisch bestimmt Biscayan Bokma˚l boiotisch bretonisch bulgarisch beziehungsweise
cf. comit CYG
care for comitative Cypriot Greek
d. dal. Dat./DAT/dat Deb. DEF Dek. dem Det DF d.h. Diphth. dn. dn.-norw. DO dor. Du.
deutsch dalmatisch Dativ/dative Debitiv definiert Deklination demonstrative Determiniert(heit)/ determiner dative flag das heißt Diphthong dänisch dänisch-norwegisch direktes Objekt dorisch Dual
EafrE EB el. ELN EmodE engl. erg ES etw. F/f./fem./Fem. fam fr. frnhd. Frprov. friaul. frz. Fut.
East African English Euskara batua/unified B elisch Eastern LN Early Modern English englisch ergative Erweiterungsuffix etwas Femininum/feminine familiar friesisch frühneuhochdeutsch Frankoprovenzalisch friaulisch französisch Futur
gasc. gdw. geg. Gen./GEN Ger. Gi got. griech. GVS
gasconisch genau dann wenn gegisch Genitiv/Genitive Gerundium Guipuzcoan gotisch griechisch Great Vowel Shift
H halem. hd.
high (tone) hochalemannisch hochdeutsch
XIV
Abkürzungsverzeichnis
HM HN hochspr. honor.
hard mutation Higher Navarrese hochsprachlich honorativ
idg. Imp. imperf. Ind. IndE INDEF indet INF/Inf. infl. INSTR/Instr./instr. intr IO ion. IrE isl. it. IVF
indogermanisch Imperativ imperfektiv Indikativ Indian English indefiniert indeterminate Infinitiv inflection Instrumental/instrumental intransitive indirektes Objekt ionisch Irish English isländisch italienisch inflected verb form
Jh. jidd. jn.
Jahrhundert jiddisch jemanden
kast. katal. Kj. Komp. Kond. Konj. kret. kroat. kymr. kypr.
kastilisch katalanisch Konjugation Komparativ Konditional Konjunktiv kretisch kroatisch kymrisch kyprisch
L La lakon. lat. lesb. lett. lit. LN Lok./loc luk.
low (tone) Labourdin lakonisch lateinisch lesbisch lettisch litauisch Lower Navarrese Lokativ/locative lukanisch
M/m./masc./mask,/ Mask. md. MG mhd. MidE mittellat. mndl.
maskulinum/masculine mitteldeutsch Modern Greek mittelhochdeutsch Middle English mittellateinisch mittelniederländisch
mod. ModE ModG MS myken.
modern Modern English Modern German Modussuffix mykenisch
N NAE n.Chr. nd. ndl. neg neut./neutr. nhd. NHN nieders. nisl. NL nndl. NOM norw. NP Num Nyno. NZE
Nomen; Nominativ; Neuter North American English nach Christus niederdeutsch niederländisch negation particle neutrum neuhochdeutsch Northern Higher Navarrese niedersächsisch neuisländisch Navarro-Labourdin neuniederländisch Nominative norwegisch Noun Phrase Numeralia Nynorsk New Zealand English
O/Obj. odt. OE okz./occit. OSL ostnorw.
Objekt oberdeutsch Old English okzitanisch Open Syllable Lengthening ostnorwegisch
P Part./part Pass. Perf./perf. Pers./pers. pfälz. Pl./pl. Plusqu. port. Pos. POSS/Poss.
Person Partizip/participle Passiv Perfekt/perfektiv/perfective Person/person pfälzisch Plural/plural Plusquamperfekt portugiesisch Positiv Possessiv/Possessivpronomen
PP Präs. Prät. PRÄTIP PRÄTPF PRÄTSIT PRES Progr. prosp PRT
Präpositionalphrase Präsens Präteritum imperfektives Präteritum perfektives Präteritum situatives Präteritum Present Progressiv prospective Partikel
XV
Abkürzungsverzeichnis R räto-rom./rr. refl. Rel. RM RP Ro rum. russ.
Radikal, Stamm räto-romanisch refelxiv Relativ Riksma˚l Received Pronunciation Roncalese rumänisch russisch
S Sa SAE SafrE SBE schriftsprl. schwäb. ScotE sd. SE serb. SG Sg/sg. SHN siz. slav. slawon. slov. slovak. SM sog. span. st. V. st.alb. standardsprachl. sth. stl. str
Subjekt/subject Salarese Standard American English South African English Standard British English schriftsprachlich schwäbisch Scottish English sardisch Standard English serbisch Standard Greek Singular/singular Southern Higher Navarrese sizialianisch slavisch slawonisch slovenisch slovakisch soft mutation sogenannt(e) spanisch starkes Verb standard-albanisch standardsprachlich stimmhaft stimmlos strong
SUB Subj. subjn südbair. Superl. surs. sw. V.
Subordination Subjekt subjunctive südbairisch Superlativ surselvisch schwaches Verb
thessal. tosk. trans. TS tschech. TV
thessalisch toskisch transitiv Tempussuffix tschechisch Themavokal
u. a. ugs. unbest. ung. unregelm. urspr. urwg. usw. v. a. V v.Chr. VC vgl. VOC/Vok. VP
unter anderem umgangssprachlich unbestimmt ungarisch unregelmäßig ursprünglich urwestgermanisch und so weiter vor allem Verb/verb vor Christus verb complex vergleiche Vocative/Vokaliv Verbalphrase/verb phrase
wallon. WafrE WE westl. WLN z. B. z. T. Zu
wallonisch West African English Welsh English westlich Western LN zum Beispiel zum Teil Souletin
I. West- und nordgermanische Sprachen 1. English 1.
Introduction
With the advent of the third millennium, English has clearly established itself as the leading language in the world. It is spoken around the globe as either first or second language, and this widespread use and distribution has quite naturally led to the emergence of several distinct regional varieties so that the global situation today is comparable to the fragmentation of single countries, like Great Britain, into dialect areas. It has by now become a good tradition in dialect studies and also in the study of English as a world language to consider the regional varieties of a language ⫺ and also other varieties for that matter ⫺ as fully-fledged linguistic systems of their own and not any longer as deviations from some arbitrary prescriptive norm. The systematic study of dialects or regional varieties has revealed that non-standard Englishes possess a wealth of interesting phenomena on all levels of structural description (phonology, morphology, syntax) which are well worth being made the subject of scientific investigation. It is one of the aims of this article to present a concise overview of these phenomena. However, the study of regional varieties is also rewarding from a completely different perspective ⫺ that of language typology. The main objective of linguistic typology is to uncover the patterns and limits of variation on the assumption that languages do not differ in arbitrary ways and that there are limits to variation as well as something like a basic inventory of coding strategies for languages to choose from. Provided it is correct to assume that the different varieties of English represent consistent linguistic systems, which we have
no reason to doubt, it should be feasible to detect variation in the non-standard Englishes that are also relevant from a crosslinguistic typological point of view. The exploration of English (regional) varieties against such a background is another major pillar on which the present study rests and also one with a relatively recent research history. Since linguistic typology also allows for the comparison of different historical stages in the development of one language, the approach pursued here naturally includes earlier forms of the English language. In terms of its genetic affiliation English belongs to the western branch of the Germanic languages and is, by extension, also a member of the group of Indo-European languages. Its closest relatives are German, Dutch, Yiddish, Afrikaans and Frisian although English lost many of the features prototypical of this language family in the course of its development. In terms of regional dispersion English has expanded considerably over the past centuries and today it is spoken and learnt as a native language not only on the British Isles, but also in North America, Australia, New Zealand and South Africa. According to recent estimates, there are more than 350 million people who use English as their mother tongue and at least 400 million who use English as a foreign language (cf. König 1994). English has the status of an official language in India, Singapore, the Philippines, Western Samoa, Tanzania and Cameroon and is the only official language in no fewer than thirty countries, including Ghana, Liberia, Nigeria, Uganda, Zimbabwe, Jamaica and the Bahamas. English is the preferred lin-
2 gua franca of business, service, sport, journalism and academia. The history of English is marked by several events which, taken in sum, can go a long way towards explaining the enormous structural and lexical differences between the language as it is spoken today and the one used by the Teutonic tribes which started to invade the British Isles at around 449 AD from the south-eastern tip of England. The tribes that were to colonize England in the subsequent decades were the Angles, the Saxons and the Jutes and they came from what is today Denmark, Schleswig-Holstein and the Low Countries/German North Sea coast respectively. The original Romano-Celtic population, who had inhabited the British Isles for many centuries, was driven to the northern and western fringes during this invasion with the Angles establishing themselves in the north of England and the Saxons in the south, except for Kent where the Jutes went. The three tribes coming from the continent spoke different dialects of West Germanic, and since they settled in different regions, dialect areas were established which can be recognised even today. The collective label used for these dialects, which are well documented in runic inscriptions, chronicles and religious texts, is Anglo-Saxon or Old English (OE). Nevertheless, in spite of the AngloSaxon dominance during that period, there is some influence from Celtic and Latin on Old English. The subsequent centuries pass relatively peacefully before at around 800 AD the east coast of England begins to be successfully attacked by Vikings who also leave their linguistic time stamps. Influence from Nordic languages can mainly be found in the lexicon: sky, skin, skill, they, their, them. The year 1066 sees the arrival of William the Conqueror from Normandy who successfully claims the English throne and brings English under the dominance of French. The subsequent changes to the structure of English have long been considered extremely substantial, but recent research suggests that the more profound grammatical changes resulted from the contact with the Scandinavian languages. French mainly affected the top layer of so-
I. West- und nordgermanische Sprachen
ciety and never really penetrated English below the lexical level. Nevertheless, this date is usually regarded as the end of the Old English period and the beginning of Middle English (MidE). By the end of the MidE period in 1500 English had regained much of the esteem it had lost during the Norman Conquest, although what emerged was a language in many respects different from its ancestor. Many of the structural features that are indicative of Modern English (ModE) can already be detected in this period of Early Modern English (EModE) before, at around 1750, English begins to assume the shape we are familiar with today. It should be borne in mind, however, that today the term English is not used to describe a homogeneous linguistic system, but as a cover term for two co-existing standard varieties and at least a dozen well known and recognised regional varieties. The two standard varieties are (North) American English (AE/NAE) and British English (BE), which themselves serve as cover terms for several regional standards. Standard American English comprises the varieties spoken by educated speakers in the United States and in Canada whereas the educated varieties found in Ireland, Australia, New Zealand and South Africa have traditionally been subsumed under the British standard. There are only minor differences between the two standard varieties and those found are mainly restricted to pronunciation and lexis. The relatively low amount of variation between the standard varieties contrasts sharply with the differences displayed by non-standard varieties relative to one another or relative to the standard, which can be quite substantial. Moreover, the differences found are by no means confined to pronunciation and lexis, but frequently extend into the domain of grammar. Regional variation in Britain mainly follows a north-south decline and to a lesser degree the east-west axis although such variation can be found, particularly in the south of England and in the Midlands. Cutting across these regional varieties are various social varieties, but it is nonetheless observable that regional differences become
1. English
less important towards the upper end of the social scale. The United States of America can be divided into two major dialect areas, the North and the South, with a relatively extensive transition zone between them frequently singled out as a third dialect area (no everybody accepts these divisions). The differences found between these dialect areas are mainly restricted to phonology and lexis, but some grammatical differences turn up as soon as social variation is taken into consideration. The most important ethnic variety of the United States is African American English (AAE) for which several distinct grammatical features have been identified. The non-native use of English can be observed particularly in those areas of the world where state creation processes beyond language barriers necessitated the adoption of an official language (anglophone countries). Such use of English is dominant in East and West Africa, India, Singapore and on the Philippines, although there is often a sharp cline ranging from standard or near-standard English to forms of English that are more adequately discussed in the context of pidgins and creoles.
2.
Basic typological outline
English has gone through fundamental structural changes since the times of its first recording and today occupies a position within the group of Germanic languages that is best described as peripheral. Many of the characteristics regarded as prototypical of this language group have been replaced by features better known from completely different language families. The arguably most profound change has been that from a synthetic to an analytic or isolating language, but also its phonological structure, particularly the inventory of vowels, has seen some significant modifications. Standard British English (SBE) has twelve vowel phonemes, five out of which are long: bean /i:/, barn /a:/, born /c:/, boon /u:/, burn /f:/; the remaining set of seven are short: pit /=/, pet /e/, pat /æ/, putt /v/, pot /A/, put /w/, another /e/. With the exception of
3 /e/ and /æ/, we find pairs of long and short vowels although, due to the differences in the quality between the corresponding vowels, it is not completely felicitous to analyse them as pairs. There is an extensive set of diphthongs containing no fewer than eight elements: bay /e=/, buy /a=/, boy /c=/, no /ew/, now /aw/, peer /=e/, pair /ee/, poor /we/. When people talk about differences in the pronunciation of different varieties of English, what they usually mean is differences in the system of vowels. The system of consonants, by contrast, is comparatively stable along the regional, social and also the temporal dimension. Standard British English has pairs of voiced and voiceless stops /p, b, t, d, k, g/, fricatives /f, v, h, d, s, z, s, z, h/ and affricates /ts/, /dz/, two liquids /l, r/, two approximants /w, j/ and three nasals /m, n, n/. The functional load carried by some of these pairs of voiced and voiceless obstruents is, however, relatively low. Not observing this contrast with the palato-alveolar fricatives /s/ and /z/ will certainly be perceived as a mispronunciation, but it is, nevertheless, not easy to find minimal pairs to exemplify this phonemic contrast. Slightly more important in this respect is the contrast between voiced and voiceless labio-dental fricatives although the number of cases for which this distinction is relevant is again rather limited and only includes a handful of cases, e. g. thigh⫺thy, ether⫺ either, teeth⫺teethe, wreath⫺wreathe. There are well-defined constraints on possible syllable structures in English. First of all, it is noteworthy that the consonant clusters found use up only a mere ten percent of the actual combinations possible. The onset of a syllable can be made up of maximally three consonants, up to four successive consonants are allowed in the final part of a syllable. The glottalic sound /h/ is only possible in onsets (house, home, here but not *plih, *stoh, *bloh). Clusters of two consonants starting with /s/ are permitted in both onset and coda (skill, spill, still vs. cask, last, crisp); those ending in /s/ are confined to codas (mix, fix, tips, hips, but not *ksill, *psyche). A stop followed by a liquid only occurs in onsets (cloud, creek) while the reverse sequence is confined to codas
4 (cold, milk). In initial clusters of three consonants the first must be an /s/, the second a voiceless stop and the third either a liquid or an approximant (spread, split, squat, stew). These rules also have consequences for the conditioning of allomorphs and can explain, for instance, why the past tense morpheme -ed is pronounced as /t/ after voiceless sounds, as /d/ after voiced ones and as /=d/ if it is attached to a word ending in /t/ or /d/ (cf. mated, raided). In contrast to its Germanic relatives, word stress in English is in large parts free and for the layman almost completely unpredictable. The word stress may fall on the first, second, third and final syllable (ba´lcony, compu´ter, radia´tion, escape´e) and it requires a good deal of knowledge about the origin of words enriched by a set of phonological rules to be able to make reasonably correct predictions. The picture is even more complicated by the fact that stress assignment can be used as a relatively productive means to differentiate between word-class membership (cf. re´cord⫺reco´rd, ´ımport⫺impo´rt, to´rment⫺torme´nt). Such differential stress marking makes the assumption of simple stress rules highly implausible. Another complex area of English is the relation between pronunciation and orthography. English is well known for not having a phonetic alphabet and pronunciation has distanced itself from spelling to such an extent that the two have to be learnt separately in most of the cases. The reason for this mismatch is easily identified: whereas the pronunciation underwent major changes during the so-called Great Vowel Shift in Early Modern English, the writing system has been left nearly untouched since its standardisation at the end of the 15th century. Despite all the problems this conservative attitude has brought with it, there are also some good points. One clear advantage is that written communication is not impeded between different varieties of English, which can differ substantially in their pronunciation. English as it presents itself today is a language with very limited inflectional morphology and is well on its way from a once fully inflecting language to an isolating or
I. West- und nordgermanische Sprachen
analytic language. Depending on how one counts, we find eight, maximally nine inflectional morphemes. Apart from the system of pronouns, where some of the case distinctions drawn in Old English are still preserved (he.nom ⫺ his.gen ⫺ him.obj), case distinctions have been lost completely, if one does not want to analyse the possessive affix ‘s as a case marker (John’s book). The problem with this analysis is that this affix cannot only be attached to nouns but also to noun phrases (the Museum of Modern Art’s new director), i. e. it is a phrasal affix rather than a case marker. The functional load once carried by the case system has mainly been taken over by prepositions and word order. Additional inflectional forms found today include plural marking on nouns (-s), comparative and superlative forms of adjectives (-er, -est) and the marking of third person singular (-s) as well as past tense on finite verbs (-ed). Depending on the phonological environment, the plural marker -s is realised as one of three different allomorphs /s/, /z/ and /=z/. Worthy of note is the complementarity of plural marking on nouns and person marking on finite verbs: the boy sings vs. boys sing. Gradation of adjectives can also be achieved with an analytic strategy based on more and most and is regularly found with adjectives containing more than two syllables. There are two non-finite participial forms (present, perfect), which are formed by adding the suffixes -ing and -ed respectively. The copula be is an exception to the otherwise parsimonious verb morphology and shows several distinct forms in both present and past tense (suppletion): I am, you are, he is; I was, you were, he was, etc. For a hundred or so (strong) verbs the past tense forms are derived by vowel gradation (ablaut), but this strategy is not productive any more. New additions to the stock of verbs will be inflected according to the weak paradigm. Mood is no longer encoded morphologically apart from the subjunctive form were as in if I were you. The inclusion of the negative marker -n’t into the set of inflectional affixes is a matter of some debate since there is also the full negative marker not besides this contracted form.
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1. English
The basic order of constituents in English is relatively fixed and conforms in large parts to the pattern SVO in both main clauses and subordinate clauses. Although this constituent order appears to be a reflex of the original verb second order in main clauses, English does not belong to the class of V2-languages any longer and can have several constituents stacked before the subject: Last night behind the house he found a treasure. On the basis of constituent order, three major sentence types can be distinguished: declaratives (SVO), interrogatives (AUXSVO) and imperatives (VO). Exclamations like What a rich man he is! may be counted as a fourth type. The position of the negative particle not is fixed: it invariably occurs after the first auxiliary. In sentences without auxiliary the dummy verb do has to be used (do-periphrasis): He did not come. One exception to this rule are contexts in which not negates the following constituent (constituent negation): Not Paul, but Mary called.; Not many arrows hit the target. Despite having a fixed word order, deviations from the SVO-pattern are nevertheless possible and mainly done for discourse-pragmatic reasons (extraposition, topicalisation: Him, I don’t like). One notorious syntactic problem of English is the inversion of subject and (finite) verb for which mainly three functions have been identified: (i) indication of non-declarative sentence types Who did you see?, (ii) disambiguation of scope relations With no job would John be happy vs. With no job John would be happy and (iii) adjustment of topic-comment structure Down came the rain. From a functional perspective constructions like topicalisation, inversion, clefting, etc. may be analysed as devices to counterweight word order restrictions and the limitations in expressive power caused thereby. A further property of English, for which a similar motivation could be given, is the relative freedom in the way semantic roles can be mapped onto grammatical functions. In English it is not uncommon to find the subject bear roles otherwise expressed by adverbials: This key will open the door (instrument); The tunnel was seeping water (source); The car burst a tyre (posses-
sor). A challenging area of the English grammar is the so-called ing-form as found with gerunds (verbal nouns) and present participles. Gerunds like the form signing in I regret your signing the contract, possess properties of both verbs and nouns and hence occupy the grey zone between them. They have the internal syntax of verb phrases, but the external syntax of noun phrases. Like verbs they can take objects, combine with auxiliaries and can be negated. Similarly to nouns they can occur as subjects, direct objects and prepositional objects. One important use of participial ing-forms is in non-finite adverbial clauses. Depending on the relationship between the subjects in main clauses and subordinate clauses, we can draw a distinction between same-subject and different subject participles (free adjuncts and absolutes): Walking home, I met an old friend vs. His child crying, he left Disneyland. Gerunds and adverbial participles often have functions which correspond to those of subordinate clauses. In comparison to its Germanic relatives the use of such forms appears more widespread in English.
3.
Phonological variation
The English language has always been rich in phonological variation, and such a general statement is probably even more true today than it was a thousand years ago. Not only do we find the British Isles with their lively dialectal diversity; today English is spread all over the globe and most regional varieties have developed their own phonological characteristics. Naturally, in view of these global dimensions only a selection of the major phenomena can be dealt with here. The system of vowels that was exported to the British Isles in the 5th century AD was the old West Germanic system consisting of two series of long and short vowels /i, u, e, o, a/. Although there is some controversy about how to characterise the system of vowels in Old English precisely, it seems quite plausible to assume contrasting pairs of long and short monophthongs as
6 well as diphthongs. The set of short vowels comprises the palatal monophthongs /i, y, e, œ, æ/, the velar monophthongs /a, c, o, u/ and the four diphthongs /æa, æo, io, ie/. The corresponding long vowels are more or less identical in quality. One of the striking features of Old English in comparison to prehistoric West Germanic is the existence of rounded front vowels which had developed through an allophonic process called i-umlaut (i-mutation). A process closely related to vowel harmony, i-umlaut led to the development of a set of rounded front vowels /y, œ, æ/ corresponding to the back vowels /u, o, a/. Although we do not know precisely when the contrast between /u/ ⫺ /y/, /o/ ⫺ /œ/ as well as /a/ ⫺ /æ/ became phonemic ⫺ according to some estimates it is located in the 6th century AD, it is a wellestablished fact that these rounded front vowels developed in stressed syllables followed by an unstressed syllable containing either /i/ or /j/. This process explains the development of Germanic *domjan into OE dœman ‘deem’, Germ. *musiz into OE mys ‘mice’ and Germ. *hlahjan into OE hlæhhan ‘laugh’. Additional systematic sound changes occurring in the period leading from Germanic to Old English include ‘breaking’ (the diphthongisation of the palatal vowels /æ, e, i/ to /ea, eo, io/ before certain consonants: *herd > heard ‘hard’, *herte > heorte ‘heart’, *hirdi > *hiordi > hierde ‘shepherd’), ‘palatal diphthongisation’ (the insertion of a palatal vowel after initial palatal consonants: *gefan > giefan ‘give’, *scæp > sceap ‘sheep’) and the relatively late process ⫺ happening around 700 AD ⫺ of ‘back mutation’ (the diphthongisation of stressed vowels before an unstressed back vowel: *sifon > siofon ‘seven’, *lefaÎ > leofaÎ ‘he lives’). The transition from Old English to Middle English is marked by a number of quantitative as well as qualitative changes in the system of vowels so that at the end of the Middle English period the vowel system in its basic outline shows important parallels to the one we find in Modern English. One of the noticeable differences between Middle English and Old English is the absence of rounded front vowels in Middle English.
I. West- und nordgermanische Sprachen
The rounded front vowels /y/ and /œ/, short or long, became unrounded and hence merged with /i/ and /e/ respectively (cf. ModE merry vs. OE myrig(e)). Only the unmarked member of these pairs was kept. Another merger taking place in Middle English is the one between /a/ and /æ/ into /a/, which in turn is the origin of ModE /æ/. Also merging into /a/ was the short vowel /A/ when it occurred before nasal consonants (cf. the parallel spelling of and/ond, can/con, hand/hond in MidE). The changes affecting the system of long monophthongs were even more substantial. Due to several processes, the precise details of which are very complicated, the system of long vowels was rearranged almost completely. One of the most important of these is a process generally referred to as ‘Open Syllable Lengthening’ in the course of which short vowels in certain environments became long and lowered one height unless they were low already. This led to various mergers but also to the development of new long vowels. At around 1400 the inventory of vowel phonemes in English consisted of the five short vowels /i, e, a, u, o/ and the seven long vowels /i:, e:, i:, a:, u:, o:, c:/. In addition, the set of diphthongs increased substantially and now contained no fewer than six elements: /ai, ci, iu, iu, au, uc/. Whereas the transition from Old English to Middle English strikes one as rather complex and even somewhat unsystematic, the changes to the English vowel system after the Middle English period are dominated by one important event: the Great Vowel Shift. Beginning in the 15th century, the Great Vowel Shift effected a systematic reordering of all the long vowels by raising each non-high vowel one height. Apparently, this so-called chain-shift was set into motion by raising the mid vowels /e:/ and /o:/ and thus can be analysed as both a push-chain as well as a drag-chain. Being pushed upwards, the high vowels /i:/ and /u:/ were not able to rise any further and consequently dropped out of the system by diphthongising into /ai/ and /ou/ respectively. Having moved out of their original positions, the raised vowels /e:/ and /u:/ dragged /i:/ and /c:/ into the vacated posi-
1. English
tions. The final piece in this complex puzzle is /a:/ being raised to the position of /i:/. As already mentioned, the changes brought about by the Great Vowel Shift account for many of the mismatches between pronunciation and orthography for which English is notoriously famous. Judged against the background of these changes, the Modern English pronunciation of words like bite, beet, beat, mate, out, boot and boat becomes less difficult to understand. Moreover, bearing in mind that the Great Vowel Shift only affected long vowels, we can explain why morphologically related pairs such as devine/divinity, serene/serenity, profound/profundity show different pronunciations. Complemented by a few later changes the Great Vowel Shift can go a long way towards explaining the phonological differences between Modern English and Middle English. Among the most important of these changes happening in the post-time of the Great Vowel Shift are the filling of the slots left vacant by the Great Vowel Shift (i. e. /a:/ and /c:/), the splitting up of the MidE /u/ into ModE /w/ (pull, bull) as well as /v/ (but, flood, blood) and the lowering of the diphthongs /ei, ou/ to /a=, ew/ (cf. bite, bone). Judged against the abundance of changes observable in the development of the English vowel system, the system of consonants has been comparatively conservative and is in its basic outline still the one found 1000 years ago. Nevertheless, a number of differences are worth noting. First of all, in Old English a phonemic distinction between voiced and voiceless consonants was only made for stops and affricates, but not for fricatives and sibilants. Although it is plausible to assume the existence of /f, v/, /s, z/ as well as /h, d/ in Old English, the contrast between them was only allophonic and not phonemic as in Modern English. The environment where the voiced allophones could be found was between voiced sounds. Thus the labial fricatives in fisc and wulf came to be pronounced as /f/ whereas wulfas and drifan were pronounced with a /v/ (cf. ModE wolves, drive). Another contrast that was not phonemic in Old English was the one between /n/ and /n/, the latter only oc-
7 curring before velar consonants (cf. ModE sin vs. sing). A phoneme present in Old English, which, however, was lost in the history of English, is the velar fricative /x/ usually spelled as in hlæhhan ‘laugh’. This phoneme had the two allophones [c¸] and [x] the distribution of which must have been very similar to the sounds found in ich ‘I’ and ach ‘so’ in Modern German. One of the most striking differences between Old English and Modern English has to do with the quantity of the consonants. Although it is not uncontroversial to assume short as well as long consonants for Old English, it is a well established fact that Old English had at least consonant gemination. A change in the quantity of a consonant, at least in medial position, could result in a true contrast in meaning: sete vs. sette ‘set’ (imp.sg. vs. 1sg.pret.ind.). The greater historical variation in terms of vowels in comparison to consonants is nicely paralleled along the regional dimension. Most of the differences in pronunciation across regional varieties of English can in effect be observed in the area of vowels. Standard American English (SAE) uses only sixteen of the twenty vowel phonemes available in Standard British English (SBE). Missing in Standard American English are the three diphthongs /=e, ee, we/ as well as the low mid back vowel /A/, the latter being replaced by either /a:/ or /c:/ mainly depending on the region (cf. SBE clock /klAk/ vs. SAE /kla:k/). In North America as well as on the British Isles we find a sharp northsouth cline to which many of the differences in the quality and quantity of vowels can be tied. In Great Britain there are two important dialect boundaries: between England and Scotland and between the northern part of England and the central/southern part. The vowel system used in the north of England can in parts be characterised as one that has been spared the changes caused by the Great Vowel Shift (bus is e. g. still pronounced as /bws/ and my as /m=/. Differences in vowel length do not appear to be phonemic in Scottish English (ScotE), but once the environment is taken into consideration certain regularities are observable which have been formulated as Ait-
8 ken’s Law. One of the more noteworthy things about the Irish vowel inventory is that there are very few diphthongs (three in comparison to the eight found in Standard British English). An interesting phonological feature is the use of epenthetic [e] in final clusters consisting of liquid plus nasal: film /f=lem/, harm /harem/. The extent of vowel differences observable in the rest of the English-speaking world is enormous and ranges from only marginal differences with respect to Standard British English in Australia and New Zealand to quite substantial differences as found in English based pidgins and creoles. All in all, the picture that presents itself to the analyst is rather complex and to give a concise description of the variation found in the vowel systems across English regional varieties turns out to be not such an easy matter. These problems of description are somewhat counterbalanced by the systems of consonants which vary according to relatively well-defined parameters. One of the most noticeable differences is whether the /r/-sound is pronounced in all positions or whether it is dropped in certain environments (rhotic vs. non-rhotic dialects). Rhoticity in its most general sense means that /r/ is pronounced wherever it is orthographically realised (i. e. a word like arm is realised as /arm/ in rhotic dialects and not as /a:m/). For a specific non-rhotic case like Standard British English it is possible to say that /r/ is only pronounced before vowels, but suppressed in all other environments. Among the rhotic varieties we find Standard American English, Indian English (IndE), Scottish English, Irish English (IrE); by contrast, West African English (WAfrE), South African English (SAfrE), New Zealand English (NZE) and Australian English (AusE) belong to the group of non-rhotic varieties, although there are usually scattered pockets of rhotic and nonrhotic speakers respectively. Another difference concerns the actual pronunciation of /r/, which is realised as a retroflex sound in many parts of North America. In the English spoken in Wales we find a property highly reminiscent of the consonant system of Old English, namely intervocalic double
I. West- und nordgermanische Sprachen
consonants as in dinner [d=nne], supper [seppe]. Again, it is probably not justified to assume long consonants. A common feature of many regional varieties (northern England, Scottish English, Irish English, Cockney, New Zealand English) is the replacement of /t/ by the glottal stop /?/. This may affect final /t/, but is more often found with intervocalic /t/. In Cockney we find general replacement of /p, t, k/ so that whip, wit, wick cannot be differentiated any longer and are all realised as [w=?] (cf. Wells 1982, 232). In some regional varieties of English the occurrence of an intervocalic glottal stop is pre-empted by a flapped and voiced /t/ in this position (cf. AusE /bvde/ butter). Another important area of variation concerns alveolar and dental stops (fricatives) because many varieties confuse this difference or show peculiar realisations. For most speakers of Irish English, for instance, the dental fricatives /h, d/ are realised as dental plosives so that the difference between minimal pairs such as thin/tin, fate/ faith, dough/though becomes difficult to notice for non-Irish speakers. Conversely, /h, d/ may occur in environments where Standard British English would have plosives (better, murder). Other regions from which such phenomena have been reported include places as diverse as East Africa, the Caribbean, the American Southwest (Chicano English), Newfoundland, the Shetlands and India. One well-known property of Indian English is the use of retroflex /t, d/, which are pronounced with the tip of the tongue curled backwards. Also noteworthy about Indian English is that Hindi and Urdu speakers, like speakers of some Romance languages, have problems producing the consonant cluster /sk/, /sl/, /sp/ in onsets, which regularly leads to the insertion of an initial vowel: /=skul/ school, /=stesan/ station, /=spits/ speech. To round off this brief discussion of consonantal variation, let us take a look at Scottish English again. Scottish English is well-known for being more conservative than Standard British English and hence has retained many of the original features. Among these are the use of the velar fricative /x/ (cf. night, daughter, loch), the voiceless labial fricative /hw/ (cf.
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1. English
where, when, whine) and the retention of certain consonant clusters which are not possible in Standard British English: /kn/ as in knee, knock. Unfortunately, we lack substantial reports on suprasegmental variation across regional varieties of English. Among the few things worth mentioning are a change from stress timing to syllable timing in parts of South Asia and the apparent merging of declarative and interrogative intonation in Glaswegian English (cf. Fitzpatrick-Cole 2000). By comparison, much more has been written about the spread of dialects in relation to social stratification. A very basic observation, which can probably be made around the globe, is that dialect language shows a tendency to decrease towards the upper end of social scale and is replaced by the relevant standard language. To use the standard language, however, does not necessarily preclude the use of a regional accent, but it is not plausible to combine the standard accent with a regional dialect. The standard accent found in Britain is Received Pronunciation (RP), which is the accent originally spoken in the Southeast and in London. Today Received Pronunciation is not associated with any particular region any longer. Although still the accent preferred by the media and national institutions, Received Pronunciation is seeing itself under increasing attack from the accent spoken by the modern London elite (Estuary English) and also the use of regional accents, to a certain extent at least, is by far less stigmatised today than used to be the case a mere fifty years ago. One of the pioneering experiments investigating the relationship between social background and language use was conducted by William Labov in the 1960s (cf. Labov 1966), who showed that the use of non-prevocalic /r/ in New York City, which is a non-rhotic dialect area, varies along several parameters, including social class and age of the speakers, with rhoticity, i. e. adoption of the standard (American English is clearly rhotic), mainly being used by the upper classes and the younger generation. In another experiment carried out on the island of Martha’s
Vineyard (cf. Labov 1963), it was found that the local population systematically raised the first elements of the diphthongs /a=/ and /aw/, apparently in an attempt of self-identification with respect to the tourists arriving from the mainland. Phonological variation has also been observed between the two sexes. Experiments conducted in South Africa and also in Scotland have revealed that males are more likely to use a non-standard pronunciation than females. It is doubtful whether such correlations constitute sufficient evidence for the claim that women show a higher degree of norm orientation than men. Quite often it is the case that social variation cannot be properly disentangled from functional variation because speakers tend to fall back on their local variety for informal speech whereas they will normally adopt the relevant standard variety for formal speech. However, apart from these general remarks it is difficult to make out systematic functional variation on the level of phonology.
4.
Morphological variation
Over its documented history, English has been changing from an inflecting to an isolating language, i. e. English has undergone an important change in terms of its structural type. Although the inflectional system of Old English was not as extensive as the ones manifested by, say, Latin or Greek, the number of inflectional morphemes found in Old English is clearly much higher than the parsimonious set made available by Modern English. In large parts the functional load once carried by the system of inflections has been taken over by analytic structures. In showing a threefold system of nominal classification, the gender system of Old English reflects the original Proto-Germanic system (masculine, feminine, neuter) as still evidenced by Modern German (ModG) today. The actual assignment of one of the three genders to a noun is a relatively complex problem (partly depending on the stem class and hence declension type) and usually does not reflect natural gender. Gender agreement is triggered on
10 demonstratives (se.m, seo.f, pæt.n), adjectives and pronouns, although there are some exceptions when it comes to gender marking on pronominal targets: pæt mæden … heo weard ‘the maiden (n) … she was’. There were five cases in Old English ⫺ nominative, genitive, dative, accusative and instrumental, but at the time of our first recordings syncretism between dative and instrumental had reduced the system to practically four cases. Adjectives are declined according to either the definite (weak) or the indefinite (strong) paradigm. Comparative formation and superlative formation was purely inflectional and was achieved by adding the suffixes -ra and -ost respectively (or some allomorphs thereof): earm ‘poor’ ⫺ earmra ⫺ earmost. There is a twoterm number contrast with nouns appearing either in the singular or plural. Taken together, then, Old English noun phrases manifest concord in terms of number, gender and case. An exception to the complementarity of singular and plural forms can be observed in the pronominal system where, although relatively infrequently, we also find forms expressing the dual: Adam gemælde, and to Euan spræc: ‘… wit her baru standaÎ’ “Adam spoke, and addressed Eve: ‘You-and-I stand here naked’”. Special reflexive pronouns did not exist, with the possible exception of the possessive reflexive sin, and reflexive relations were expressed by the relevant personal pronouns. Another type of expression lacking in Old English is the definite article, but the demonstratives se.m, seo.f, Ìæt.n could be used for forming definite descriptions. The demonstrative pronouns were also used as relative pronouns. This is quite different from Modern English where we find interrogative pronouns used for this purpose. A remarkable property of Old English interrogative pronouns is their use as indefinite pronouns, equivalent to Modern English someone, anyone, etc. The cross-linguistic relevance of this relationship is well-known (cf. Haspelmath 1997; Siemund 2001) and can be observed inter alia in languages like Modern German: Da kommt wer. ‘There is somebody coming.’, Ich höre was. ‘I can hear something.’.
I. West- und nordgermanische Sprachen
Also much more extensive than today was the amount of verbal inflection found in Old English. The inflectional categories marked on Old English verbs include number (sg., pl.), person (first, second, third), tense (present, past) and mood (indicative, subjunctive, imperative). There are no special forms for dual subjects with plural forms being used instead. Distinctive forms for the first, second and third persons are only found in the present indicative singular (ic fremme, Ìu fremest, he fremeÎ ‘I/ you/he do(es)’). The only distinctive form in the past is the one for the second person (ic fremede, Ìu fremedest, he fremede). The plural forms do not show person distinctions neither in the present nor in the past (we/ge/hifremmaÎ/fremedon). Among the non-finite forms we find infinitives, present participles and past participles, all of which receive special marking (fremman, fremmende, gefremed). The actual realisation of the inflectional contrasts varies with the verb classes concerned. Three verb classes are usually distinguished for Old English depending on the conjugation type: (i) the weak or consonantal conjugation, (ii) the strong or vocalic conjugation and (iii) a relatively small set of irregular verbs which usually manifest features of the two main conjugation types. Today the only productive conjugation type is the consonantal one, but the vocalic type had probably stopped being used productively even in Old English times. The main difference between vocalic and consonantal conjugation lies in the formation of the past tense. The consonantal type has a dental suffix in the past forms (see above) whereas the vocalic type achieves past formation by changing the stem vowel according to one out of seven possible ablaut patterns (vowel gradation): e. g. ic drife/draf ‘I drive/drove’, ic stande/stod ‘I stand/stood’. Among the most important irregular verbs are habban ‘have’, beon/wesan ‘be’, willan ‘will’, gan ‘go’, but also the group of preterite-present verbs, i. e. original past tense forms which acquired a present tense meaning (ic wat ‘I know’ < ‘I have seen’), cannot be subsumed under one of the major conjugation types and are usually considered irregular.
1. English
The bulk of the Old English verb forms (types) clearly belongs to the consonantal conjugation, but judged in terms of frequency of use the tokens encountered are spread rather evenly over the three main verb classes. Except for the descendents of eight morphemes, the inflectional system of Old English is practically destroyed in the further development of English. The main cause which is commonly identified for this process is the deaccenting of final syllables. What has remained of the nominal inflection, in a drastically reduced form though, is the plural marking. The strategy of plural formation typical of masculine nouns (-as) was modified and extended to all nouns (today’s -s suffix as in boy-s). Comparative and superlative formation (tall ⫺ tall-er ⫺ tallest) is the only area where adjective inflection is found in Modern English, but the trend towards an analytic strategy is clearly visible. With the exception of the natural gender distinctions on third person pronouns (the man ⫺ he, the girl ⫺ she, the table ⫺ it), gender as a grammatical category has been lost. The original case distinctions have merged into a common case and grammatical relations are marked mainly by the relative position of constituents. Again, exceptions can be found in the pronominal system: he ⫺ him, she ⫺ her. An interesting controversy centres on the possessive affix -s for which it is not really clear if it should be analysed as a case marker or not. The main problem regarding an analysis in terms of genitive case is that the possessive marker can be used as a phrasal affix: the boy next door’s bicycle (as in Norwegian and Danish). This controversy is also reflected in the assumption of two competing paths of grammaticalisation. According to the one proposal, the possessive marker finds its origin in the Old English genitive case marker. Although intuitively plausible, the development of the possessive affix into a clitic is a serious problem for this proposal because it runs counter general assumptions of grammaticalisation theory (unless one accepts degrammaticalisation). The other theory attributes the origin of the Modern English
11 phrasal affix to the possessive pronoun his resulting from constructions like the king his throne. This theory may seem controversial at first sight, but gains a lot of support from cross-linguistic observations. A comparable construction is regularly used in Dutch (Jan z’n huis lit.: ‘Jan his house’), non-standard German (Paul seine Frau lit.: ‘Paul his wife’) and is also found in regional varieties of English (cf. mi daddi im buk lit.: ‘my father his book’ as heard in certain creoles). The dual disappears in the Middle English period and many other simplifications in the pronominal system happen during that time. Of the rich finite verbal morphology only the past tense marker (-ed) as well as a suffix encoding third person, present, singular, indicative (walk-s) make it into modern times, the latter being somewhat exceptional from a typological perspective because it mostly encodes the unmarked member of a category while the marked member does not receive encoding (cf. number). As far as the development of non-finite forms is concerned, the infinitive ending -an disappears giving way to the bare stem form being used instead (lufian > love), past participles lose the once obligatory prefix ge (gelufod > loved) and the suffix marking present participles -ende (lufiende) collapses with the one used for marking verbal nouns -ung/-ing, hence the two categories are formally not distinguished in Modern English (cf. -ing). Many of the morphological features manifested by the standard Englishes are not found in the regional varieties and/or are substituted or complemented by entirely different forms. It is not uncommon that the vernacular forms of English are more consistent from a cross-linguistic typological point of view in that they display a greater degree of homogeneity in those areas where the introduction of a written standard and unlearned prescriptivism has led to the fossilisation of temporary and rather arbitrary features. One such example of a fossilised feature is the above mentioned marking of third person singular in the present tense (I take, you take, we take, they take but he takes, she takes, it takes), which, judged against the morphological
12 marking typically found in languages, is extremely rare. Nevertheless, for the most part it is only the standard varieties that show this peculiar kind of marking. What we typically find in dialects of English is a perfectly homogeneous paradigm. The two main strategies to regularise the paradigm are either to abandon any marking whatsoever or to extend the -s-suffix of the third person across the entire paradigm. In East Anglian Dialects, for instance, the verbal paradigm of the present tense is entirely regular. Here we find no -s-ending at all: He like her, She want some, That rain a lot there. This kind of regularisation, i. e. complete isolation, is also what we find in English based creoles. By contrast, many western and northern dialects of England have extended the -s-ending to the entire paradigm: I wants it, We likes it, They sees them. Similar observations have also been made in the south of Britain: I gets out of the car and walks down the street before I sees them boys coming towards me (Milroy/Milroy 1993, 223). Quite often, regularisation also affects the paradigms of the irregular verbs, as can be observed in Welsh English (WE), where was is the only past form of be and is used for all persons and numbers. Saying that dialects sometimes behave more predictably than the standard variety should not give rise to the conclusion that dialects could not come up with puzzling properties of their own. From northern dialects of England, Scottish English and also Irish English it is reported that plural present tense verbs take the -s-suffix, unless they are immediately preceded by a personal pronoun subject. What we find in these dialects are contrasts like the following: they run; horses runs; They peel them and boils them; Birds sings. In the relevant literature this special agreement rule is known as the ‘Northern Subject Rule’ (cf. Ihalainen 1994, 221), but no parallel agreement rules seem to exist in other languages. Milroy/Milroy (1993, 154) discuss subject-verb agreement of Irish English, but although the actual system appear somewhat more complex (e. g. the agreement marker also shows up after relative pronouns: You get wee ones that screws things ‘You get little ones that
I. West- und nordgermanische Sprachen
screw things’), the general rule also is that full plural nouns trigger concord on the verb whereas plural pronouns do not: the woman knows/the women knows; Them eggs is cracked, so they are. As already mentioned above, the once productive Germanic strategy of past formation via vowel gradation was replaced in the history of English with the now productive affixation strategy. Newly created verbs invariably form the past tense by adding the suffix -ed, but also verbs which traditionally formed the past tense with the ablaut strategy are drifting towards the new strategy, thus gradually diminishing the class of strong verbs. The extent to which this change has proceeded is a matter of regional variation with North American varieties apparently having advanced farthest. It is even possible to make out some systematic processes on the basis of which strong verbs are converted into weak verbs, as e. g. voicing of final consonant: burnt > burned, dwelt > dwelled, learnt > learned, smelt > smelled and vowel change: dreamt > dreamed, knelt > kneeled, leant > leaned, leapt > leaped. However, it can also happen that verbs are more irregular in American English than in British English: dive ⫺ dove ⫺ dived; fit ⫺ fit ⫺ fitted; sneak ⫺ snuck ⫺ snuck; get ⫺ got ⫺ gotten, although the regular forms can be found side by side: He dove/dived in head first; That suit fit/fitted me last week. He snuck/sneaked around the corner. One of the forms that is almost exclusively used in American English is gotten. Originally restricted to meaning ‘obtain’ or ‘acquire’ (I’ve gotten a new car since I saw you.), gotten can be used today as the past participle of get in all of its meanings except for ‘have’: We have gotten home late again; We’ve gotten together every June; We had already gotten off the train when it was hit; They’ve gotten me into trouble again in contrast to I’ve got plenty to eat; I’ve got the idea now. In Scottish English there is a tendency to generalise past participles to the past tense resulting in past forms like seen ‘saw’, done ‘did’ and taen ‘took’. Among the inflectional categories that were lost during the historical development
1. English
of English and for which compensatory strategies have been developed is the subjunctive. Once explicitly marked on the verb in sg. and pl. in both present and past tense (fremme/fremmen; fremede/fremeden ‘do’), subjunctive meaning is nowadays conveyed by either the base form (We recommend that he be released; It is necessary that she do it; If this be the case…) or the modal verb should (We recommend that he should be released; It is necessary that she should do it; If this should be the case…). The first strategy is predominantly employed in the context of American English whereas the latter is mainly used in British English. Synthetic forms of the subjunctive are extremely rare and in fact restricted to the verb be: I wish I were… Despite the fact that the morphological differentiation between present participle and verbal noun (gerund) was given up in standard English with the ing-suffix generally being used, remains of this contrast are still visible in certain (relatively peripheral) varieties of Scots. What we find in written documents of these dialects is the ending -an for the participle and -in for the verbal noun. Another contrast that disappeared in the standard language is the one between singular (sg.) and plural (pl.) of the second person in the paradigm of personal pronouns. The extensive use of the more polite plural form to address a single person led to the singular form dropping out of the paradigm altogether, the result being that you does double duty today. Two things are noteworthy about this phenomenon. First, some dialects have preserved the original distinction. A contrast between sg. thou and pl. ye can still be found in parts of Scotland and is particularly evident on the northern isles (Orkney, Shetland). Secondly, in some regional varieties there is a strong tendency to renovate the lost singular/plural distinction. Analytic constructions like you all (y’all), you guys, you together (Are you comin’ together?) can be heard in many parts of America and Britain. Moreover, in the regions of Liverpool, Belfast and Dublin as well as many parts of Scotland there is a regular contrast in the pronominal para-
13 digm between you (sg.) and youse (pl.): How are you? vs. How are youse? (cf. Trudgill 1990, 85 f.). Other cases of regional variation offered by the pronominal system are more difficult to analyse, at least from a synchronic perspective. Trudgill (1990, 79) reports that the personal pronouns they and them are used as demonstratives in many modern nonstandard dialects, i. e. we find utterances like them boys over there and they books on the table, the personal pronouns replacing the distal demonstrative those. In view of such examples the analyst is tempted to draw a historical link to the Old English demonstrative cum definite article Ìæ¯m (dative pl.), but firstly Ìæ¯m was used for proximal deixis, secondly the dialectal forms may also be due to Scandinavian influence (cf. they, their, etc.), and thirdly this particular dialect usage does not seem to have arisen before the 18th century (cf. Brunner 1951, 121, part II). Moreover, for personal pronouns to develop into demonstratives would be relatively unexpected. What we normally see is the reverse process: demonstrative pronouns regularly develop into personal pronouns. This path of development is amply exemplified by the Romance languages with Latin ille developing into either the definite article (from the deictic use) or into a personal pronoun of the third person (from the anaphoric use). Less puzzling, by comparison, is the addition of expressions for local deixis to demonstratives in order to reinforce the proximal/distal opposition. Sequences like these here people, that there book, etc. are very common, not only in the dialects, and are nicely paralleled by evidence from languages other than English: Modern German das hier ‘this here’, das da ‘this there’; Swedish den här ‘this here’, den där ‘this there’. In some regions of England, particularly in the north and in the southwest, we even find a threeway opposition (proximal, distal, remote) in the paradigm of demonstratives, comparable to the one found in certain Romance languages (cf. Spanish este/ese/aquel), which did not exist in Old English. The paradigm for the singular used in the northern dialects is this for proximal deixis (near the
14 speaker), that for distal deixis (near the hearer) and yon/thon for remote deixis (away from both speaker and hearer). There is also a separate plural paradigm: thir (proximal), tho (distal), yon/thon (remote). In the dialects spoken in the southwest we find a singular paradigm comprising the items thease/this (prox.) which contrasts with the plural forms thik/that (dist.). The additional contrast that is encoded by these forms is whether the noun modified is mass or count: Goo under thik tree, an’ zit on that grass (Kruisinga 1905, 34 f.). One of the most striking pronominal paradigms manifested by the standard language is the one of reflexives. Although it is not exceptional from a cross-linguistic perspective to find a special reflexive form not only in the third person, as in German and Romance, but also in the first and second person, similar to Russian and Chinese, it is somewhat surprising that English possesses an entire paradigm of reflexive pronouns containing separate forms for all person/number/gender combinations: myself, yourself, him/her/itself, ourselves, yourselves, themselves. Languages possessing such an elaborate set of reflexives are relatively rare. In historical terms this multiplicity of forms can be explained as follows: Old English did not have a separate reflexive pronoun, the original Germanic reflexive (cf. Gothic sik) had died out long before our first written records. What was done in order to express reflexive relations, i. e. referential identity of subject and object of a transitive predicate, was to use ordinary personal pronouns (like Frisian today), the interpretation of which naturally led to ambiguities, at least in the third person: hine he beweraÎ mid wæpnum ‘he defended himself with weapons’. The resulting ambiguity could be resolved by adding the intensifier self and this is very likely to be the locus where the development of the Modern English complex reflexives started. What is much less clear is why the compounding happened across the entire paradigm, why it also spread to the intensifier self and why different forms of the pronouns came to be used. Several competing theories exist to explain why first and second person reflexives are based on the pos-
I. West- und nordgermanische Sprachen
sessive forms of the personal pronouns whereas the dative form is used in the third person (cf. König/Siemund 2002b; van Gelderen 2000). No such theories are necessary for regional varieties of English because most of the dialects have regularised the paradigm, entirely basing the complex reflexives on the possessive forms of the pronouns. From Scotland to the south of England we can observe the consistent exchange of hisself for himself and theirselves for themselves respectively. Moreover, the regularisation of the paradigm is not restricted to those self-forms used with a reflexive interpretation, but includes the ones used as intensifiers (e. g. the director himself ). Regional variation relative to the use of pronouns also extends to gender marking. As is well known, English does not have grammatical gender, i. e. nouns do not trigger agreement on targets like adjectives, determiners, etc. by virtue of belonging to a certain class (which is to a large extent determined by phonological and morphological properties of these nouns, as e. g. in German). What we do find, though, is natural gender in the system of pronouns, the general rule for the use of pronouns being that he is used for males, she for females and it for inanimates and (lower) animals. Moreover, the use of the animate pronouns is sometimes based on metaphorical extension resulting inter alia in the use of she for ships and countries. A strikingly different pronominal gender system is found in the traditional dialects of Southwest England, particularly in the Somerset area, where the count/mass distinction is the basic principle governing the distribution of animate in comparison to inanimate pronouns. In these dialects the neuter form it is used for mass nouns, the masculine form he for nouns describing male humans (higher animals) as well as inanimate countable objects and she for count nouns denoting female humans, which gives rise to utterances like When the pond was empty you wait for him to fill up again and He’s a good hammer. A minimal pair exemplifying the mass/count distinction would be Pass the bread ⫺ it’s over there vs. Pass the loaf ⫺ he’s over there.
1. English
Trudgill (1990, 88) cites some evidence from local poetry for the phenomenon in question: I got my best dress, but he were tight, Zo I bought meself a corset where he refers to the dress. According to Paddock (1991), the English spoken in the southwest of England including its system of pronominal gender was exported to Newfoundland where even more intricate rules for pronominal usage developed. The main difference between the Newfoundland system and the system of the English Southwest is an additional distinction between mobile and immobile entities within the class of count nouns. Male humans and animals (boy, bull ) as well as immobile inanimate objects (paddle, sail) both can be picked out by the pronoun he whereas she is employed for female animates (girl, cow) and mobile inanimates (ship, car). Deviations from the standard system have also been reported from other varieties of English including Australian English where She’ll be right apparently can mean ‘Everything will be all right’ and the pronoun in She’s a stinker today can refer to the weather meaning ‘The weather is excessively hot today’. In Siemund (2002a, forthcoming) an attempt is made to draw together the data from different regional varieties of English and to identify common traits in the use of animate pronouns for inanimate entities. Moreover, there are interesting parallels to systems of pronominal gender of regional varieties of other Germanic languages (West Jutish, North Frisian), where similar mass/count systems are attested (cf. Siemund 2002c). What has been stated in the preceding paragraphs by and large reflects the major points of regional variation observable in the area of morphology. Only a few minor points remain to be added. Radical simplifications of the pronominal system are reported from all English-based creoles. Early Jamaican Creole, for instance, shows none of the case distinctions standardly available in English: mi ‘I, me, my’, yu ‘you, your’ (sg.), im ‘he, him, his; she, her; it, its’, wi ‘we, us, our’, unu ‘you, your’ (pl.), dem ‘they, them, their’. Remarkable about this system is the contrast between singular and
15 plural in the second person (yu vs. unu). The lexical gap of standard English has been filled by the pl. pronoun of the second person from the relevant substrate language (unu e. g. is taken from Igbo, a NigerCongo language). In the relevant publications about Welsh English and Scottish English, attention is usually drawn to separate sets of negative auxiliaries found in these varieties. The forms reported from the Welsh English Radnor dialects include inna ‘isn’t’, doona ‘doesn’t’, anna ‘hasn’t’, munna ‘mustn’t’, shanna ‘shan’t’; Scottish English regularly adds the negative clitic nae/na to modals and auxiliaries: cannae, doesnae, hinna ‘haven’t’. However, taken at face value these forms represent negative contractions quite similar to won’t, don’t, hasn’t, etc. in Standard English. What is noteworthy about Scottish English is that the paradigm of contracted forms is more homogeneous than in Standard English. Nearly all the negative contractions have a phonological base equivalent to the uncontracted form. The general rule for contractions in English is that, excluding the first person sg. of be (am), wherever auxiliary contraction is possible, negative contraction is also possible (i. e. aux contraction ⇒ neg contraction). The only gap in the system of Standard English (*amn’t) is filled in non-standard English by the form ain’t. On the basis of authentic data, Anderwald (2002) shows that long-standing assumptions about a north-south cline in the distribution of the two contraction strategies cannot be maintained (with the possible exception of Scottish English). What can be observed instead is that negative contraction is more frequent than auxiliary contraction for all the verbs examined, except for be. The frequency data thus nicely complement the systematic possibilities. The puzzling fact is that this distribution is exactly reversed in the case of be, i. e. in this case auxiliary contraction is more frequent than negative contraction. Although it is not easy to motivate this reversal, it at least takes away some of the mystery surrounding the missing negative contracted form of the first person singular.
16 Finally, it appears that conversion ⫺ changing the word class of a lexical item without any morphological changes ⫺ is slightly more productive in American English than in British English. At least, this is the impression one gets in view of examples like an author > to author, a host > to host, a sky-rocket > to sky-rocket, pressure > to pressure, a room > to room, but without reliable statistical evidence such generalisations have to be taken with a pinch of salt. Noteworthy in this context is also the fact that adjectives in Scottish English can be converted into adverbs without the obligatory ending -ly of Standard English: They got on real good, Drive slow (cf. Milroy/Milroy 1993, 108). Nothing really interesting can be said about morphology and social variation except maybe again for the observation that the influence of the regional features described in the preceding paragraphs becomes less important towards the upper end of the social scale. But this is clearly in keeping with tacit assumptions of plausibility. As regards functional variation it is probably hardly worth mentioning that speakers use a somewhat reduced set of morpho-phonological features in informal settings, have a strong tendency to use contractions, etc., but will try to comply with the standard in formal communicative situations. What is maybe noteworthy about English, although this takes us a little away from morphology in the strict sense of the word, is the strategy this language employs in order to avoid sexist use of language (cf. Kortmann 1999, 246 f.). The general policy pursued to avoid sexual bias is to introduce an unmarked term, i. e. one that is not specified for either of the two sexes. New lexical coinages exemplifying this strategy are the introduction of chairperson for chairman, salesperson, layperson and even parent to avoid mother/father. One of the most interesting developments can be made out in the pronominal system ⫺ an area where sex is clearly marked (he, she) ⫺ the strategy being the use of the plural pronouns they/their with a singular meaning and with no sexual bias implied any longer: the speaker’s primary aim is to get their message across. The
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general approach taken in English, i. e. to hide sexual contrasts, stands in sharp opposition to the policy adopted in other languages, notably German, where the general rule is to make sexual differences explicit.
5.
Syntactic variation
Given that the general thrust in the development of English is away from an inflecting language and towards an analytic or isolating language, gradually shifting the functional load from morphology to syntax, it is certainly to be expected that most of the major developments occurred in the area of syntax. One of the most obvious changes is that from a language with relatively free word order, grammatical relations were mostly identifiable via case endings in Old English, to a language adhering to a rigid order of constituents. One important caveat must be made at this point. What was free in Old English was the order of the major constituents of a sentence. In contrast, the relative position of the separate words within phrases, such as noun phrases and prepositional phrases, was probably as fixed as it is today. Constituent order in Old English was in large parts determined by discourse considerations complemented by syntactic rules such as verb second in main clauses (Ìa sende se cyning …‘then the king sent …’), although it is sometimes disputed that Old English was a V2 language, and sentence-final position of the finite verb in subordinate clauses (Ìeah he him leof wære ‘though he was dear to him’). Interrogative sentences were distinguished from declarative sentences by inverting subject and finite verb, cf. Eart Ìu se Beowulf se Ìe …? ‘Are you the Beowulf who …?’ and Hwæt sægest Ìu? ‘What do you say?’. The fixing of the word order in the development of English has also become important for the differentiation of direct and indirect object with respect to one another the general rule of Modern English being that the indirect object is positioned before the direct one: John gave Paulind a bookdir. Also related to the dwindling case system is the reversal of sub-
1. English
ject and object mainly found with certain experiencer constructions: OE Ìam wife.dat wel licodon Ìa word > ModE the woman liked the words (cf. ModG dem Weibe gefielen die Worte). Another important means to compensate the functional load once carried by case endings are prepositions, examples being e. g. Ìa he Ìam huse.dat genealæhte ‘when he went to the house’, dæges. gen and nightes.gen ‘by day and by night’, eorÌe is full mildheortnysse.dat/inst Drihtnes.gen ‘the earth is full with the mercy of the Lord’. The original comparative/superlative formation based on the suffixes -ra and -ost is gradually replaced by today’s familiar analytic construction with more and most. The semantic domain covered by subjunctive morphology in Old English has almost completely been taken over by modal verbs. What every grammar of English treats as a particular troublemaker for learners of English is the so-called do-periphrasis or dosupport, meaning the mandatory use of do as a kind of default auxiliary in interrogative sentences (What did he do?), in negative contexts (He does not smoke), in contexts of subject-auxiliary inversion (Never did I see such a thing in my life) and in tags (He works a lot, doesn’t he?). The emphasis usually put on this topic is certainly justified, particularly in view of the fact that this kind of obligatory do-support is quite exceptional in the languages of the world (the only language from which a remotely similar construction has been reported being Finnish). Historically speaking, the do-periphrasis can be seen as the grammaticalized form of an once optional construction, because sporadically, though in a much-reduced set of contexts, we can find it even in our earliest recordings. It may be interesting to note that certain German dialects make available the optional use of a very similar construction (Er tut nicht rauchen ‘He does not smoke’; Tu doch mal den Hund rausbringen ‘Take the dog out’). Apart from being used as a main verb and a pro-form in elliptical contexts in Old English, do can also be found with a causative meaning, and it is this use that is mostly seen as the starting point for the grammati-
17 calisation of the modern construction (cf. Ellega˚rd 1953; Traugott 1972): Ìe biscop of Wincestre dide heom cumen Ìider ‘the bishop of Winchester made them come there’. Alternative proposals see the do-construction as one with an essentially perfective meaning (Denison 1985) or as having arisen through Celtic influence. One of the strong points of the last proposal is that it has something to say about certain aspectual uses of do in the varieties of English spoken on the ancient Celtic territories. Whatever the correct account, we know at least that the relevant development had not been completed by the time of Shakespeare: How do you, Malvolio? Twelfth Night, III iv. 38; What thinkest thou of his opinion? Twelfth Night, IV ii. 59; I know thee not. King Lear, II ii. 13. Closely related to the evolution of do as the default auxiliary to be used whenever no other auxiliary is available is the establishment of a closed class of modal verbs with relatively unique properties. Like in its Germanic sister languages, modal verbs in Old English could also be used as main verbs and this option was still heavily made use of at the time of Shakespeare: I must to Lorenzo and the rest Merchant of Venice, II ii. 220. At around this time, however, modal verbs began to be forming a homogeneous group the most important properties of which are the following: (i) they exist only as finite forms, i. e. there are no participles or infinitives (*I am canning swim; *I want to can swim; *I have canned swim), (ii) the third pers. sg. pres. ind. is not marked (I/ you/he can; *he cans) and (iii) although there are past tense forms, these do not really express past time orientation (I could/ would swim). What brings these modal verbs in the vicinity of the central auxiliaries be, have and do is that they (i) do not require do-periphrasis in questions or negative contexts and (ii) that they show exactly the same behaviour with respect to the negative marker not. The development of the negative marker not is the third phenomenon that has to be discussed in the present context. The way to express negation in Old English was quite different from what we find in Modern
18 English today although the actual development took a rather common path (Jespersen Cycle) paralleled by evidence from other languages, notably French. The position of the Old English negative particle ne was fixed to the one immediately to the left of the finite verb: he ne andwyrde ‘he did not answer’. In addition to this simple strategy there was also an emphatic construction consisting of the particle ne complemented by na or naht, which both derive from nawiht ‘no thing’. During the Middle English period ne is gradually losing in importance until it finally drops out of the language. Simultaneously, the originally emphatic construction becomes non-emphatic and is finally used as the standard strategy of negation. What we can in effect observe is a change from preverbal to postverbal negation via a transitional period in which a complex construction consisting of two negative elements (ne … naht) was the norm. The changes observable between Old English and Early Modern English are nicely paralleled by extremely similar developments happening in Modern French. As in Old English there is a preverbal negative marker, incidentally also ne, optionally complemented by an emphatic construction based on pas ‘step’: Il ne sait (pas) ‘He does not know’. Moreover, the preverbal strategy is slowly losing in importance and pas is gaining ground instead. Evidence for such a process is clearly provided by the fact that today ne can be left out in many contexts, at least in oral communication, and that pas is often the only negative marker possible: intelligent ou pas intelligent ‘intelligent or not’; porqoui pas ‘why not’. What is relatively unique about the further development of English, however, is that the negative element becomes fixed to the position immediately after the first auxiliary. In fact, the situation in Modern English is such that the very existence of the negative marker depends on the presence of an auxiliary, meaning that whenever there is no auxiliary present in a negative clause, the default auxiliary do has to be inserted. Equally systematic developments can be observed in the tense-aspect system. As in Modern English, there was only a twofold
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tense distinction ⫺ past vs. present/nonpast ⫺ encoded morphologically on the finite verb in Old English. What is new is the development of several periphrastic constructions to express future time orientation of which at least one can be analysed as a future tense. Most of these developments have parallels in other languages and are by no means unique or unexpected. The three major sources for the development of future tense markers that have been identified cross-linguistically are expressions coding (i) volition, (ii) motion and (iii) obligation, and at least two of these strategies have played an important role in the development of English. Clearly most advanced in the relevant chains of grammaticalisation is the modal verb will, which in many contexts has lost its original volitional meaning almost completely and can now be used to express pure prediction. Starting out in Old English with a meaning very similar to the one of Modern English want (ic wille sprecan ‘I want to speak’), Modern English will frequently denotes no more than posttime of the time of utterance, particularly with non-agentive subjects: The weather will change very quickly; There will be big problems. What is also relevant for claiming that will has developed into a grammatical marker is that it can be cliticised to the subject: He’ll do it. Clear signs of grammaticalisation can also be found with the so-called be going to-construction. A periphrastic future construction based on a lexical element denoting motion, be going to readily combines with go used as a full verb: I’m going to go to London. Moreover, there is a phonologically reduced form which is not possible as a main verb: *I’m gonna to London. In spite of all these positive finding, it would nevertheless be premature to analyse this construction as the unmarked future tense of English the reason being the somewhat special contribution it makes to the meaning of an utterance. What be going to usually suggests is a kind of obvious connection between the situation holding at the moment of utterance and the one lying in the future (a sentence like It’s gonna rain makes dark clouds in the sky very likely). There have also been important develop-
1. English
ments in the aspectual system. Arguably, Modern English possesses two distinct grammatical aspects: the perfect formed by the auxiliary have followed by a past participle and the progressive (be ⫹ present participle). Since interpreting the perfect always involves a temporal relation between the time of situation and some reference point (usually the moment of speaking), its precise status (tense or aspect) is a matter of some debate. What we can say with some certainty is that the English perfect developed from a resultative construction, which again nicely ties in with typological findings. After all, resultatives are one of the major sources for the development of perfects. The relevant development in English can plausibly be exemplified by the change from He has the enemy bound (i. e. in a bound state) to He has bound the enemy. The analysis of the English progressive construction as an aspect is undisputed. Originally no more than a stylistic option (e. g. Dryhten cwæÎ and Dryhten wæs cweÎende were largely interchangeable), today’s speakers of English have to make the choice between progressive and simple form for each sentence they plan to utter. The contrast in meaning can roughly be described as one between completion and on-goingness (He sang a song vs. He was singing a song), but the complete account is much more complex. A matter of great debate is the precise origin of the progressive construction, sometimes called ‘expanded form’. The most widespread view is that it has always been a composite form of be ⫹ pres. part., even in Old English, but it has also been suggested that it can be traced back to adjectives used predicatively and to appositive participles. An alternative view with some cross-linguistic support sees the progressive as a locative construction consisting of locative preposition plus verbal noun: he wæs on huntunge ‘he was on hunting’ (cf. ModG Er war am/beim Jagen). The passive is another area that has seen great changes in the development of English. The properties of the passive construction in Old English were strikingly similar to those of the corresponding construction in Modern German, the key features being
19 the choice between two auxiliary verbs (beon ‘be’ vs. weorÎan ‘become’), the constraint on passivising indirect objects (dative noun phrases) and the (related) existence of impersonal passives: him.dat wæs swa forwyrnad Îæs inganges ‘he was prohibited entry’ (cf. ModG ihm.dat wurde geholfen ‘he was helped’). The construction based on weorÎan dies out in Middle English and subsequently the distinction between static and dynamic passives can no longer be drawn. Impersonal passives follow towards the end of the Middle English period. Nevertheless, at about the same time the passive construction had successfully expanded its territory so as to include indirect objects and increasingly prepositional objects. The reason for these developments is usually seen in the breakdown of the case system and in the fixing of the word order to SVO. Modern English even allows the passivisation of (non-argumental) prepositional phrases with a locative (This bed has been slept in) or instrumental meaning (This knife has been cut with too often) provided the subject of the passive construction meets a certain semantic constraint which can roughly be captured by the notion of ‘affectedness’. Although many more interesting developments could be reported from the domain of syntax, we have to restrict ourselves to the above brief description of the most important points and will now turn to syntactic variation as observable across the regional varieties of English. Many of the areas of variation considered important from an historical point of view also turn out to be of interest from a regional perspective, because regional varieties often preserve features long abandoned in the standard language. In addition, non-standard features of regional varieties may also be due to language contact or simply represent new developments. All of these factors are relevant for explaining the differences between the tenseaspect systems of English regional varieties. Subject to widespread variation is, for instance, the division of labour between past tense, present perfect and present tense. Although we do not have systematic studies
20 assessing the relative functional load of the three constructions, we know that certain uses connected with the present perfect in Standard British English can be taken over by either the past tense or the present tense in other varieties. It is a well-known fact that American English prefers the simple past to code situations normally coded by the present perfect in British English: Did you ever go to Rome?; I didn’t buy one yet. The past tense is the favoured tense in conjunction with adverbs like ever, yet, but also just, recently and already: They left already. A similar tendency to avoid the present perfect in favour of the past tense can be observed in Scottish English and Irish English. A shift of labour into the opposite direction, i. e. from present perfect to present tense, is also possible. From regional varieties as far apart as Indian English and Irish English it is reported that sentences like We are living here seventeen years; I am here since two o’clock; I am reading this book (for) two hours are ways of expressing situations which are coded by the present perfect in Standard British English. A third way to shift labour within this domain is known from Indian English and New Zealand English, where the present perfect apparently extended its range of application into the one normally covered by the past tense. The present perfect can be used for clear past time reference even in the presence of temporal adverbials: I have seen it last week; I have been there ten years ago; We have already finished it last week; Yesterday’s lecture has lasted three hours. The origin of the kind of variation just described is not easy to pin down and influence from other languages may be one relevant factor. What should also be borne in mind is that there is a very close connection between past tense and present perfect as far as the grammatical development of the underlying constructions is concerned. It has been frequently observed that resultative constructions develop into perfects and then further into narrative tenses, i. e. basically past tenses. Originally, the present perfect of Standard British English is a resultative construction. In other European languages (German, Yiddish, French, Castillian Span-
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ish) the perfect construction has developed into the preferred narrative tense. In German it is customary to relate past events in the present perfect: Letztes Jahr sind wir nach Hawaii gefahren ‘Last year we went to Hawaii’. Using the simple past (the ‘Präteritum’) would sound marked to many people, at least in informal speech. The differences across regional varieties of English could also be explained against the background of this general path of grammaticalisation. Accordingly, American English, Scottish English as well as Irish English would be less advanced than Standard British English, a result that would clearly make sense in view of the generally more conservative character of these varieties. The use of the present perfect as a narrative tense, as found in Indian English and New Zealand English, would also find a natural explanation although it would be interesting to see if it correlates with other properties. Apparently, some of the functional load of the present perfect can be taken over by the present tense. For instance, situations encoded by the present perfect in English are expressed by the present tense in German or French. This applies particularly to static situations: Er schläft schon seit sechs Stunden ‘He has been sleeping (lit.: sleeps) for six hours’. The matter is especially complicated with respect to Irish English because here we find both present tense and past tense as possible ways of expressing situations coded by the present perfect in standard English: I never saw a gun in my life ‘I’ve never seen a gun in my life’ vs. I know his family all me life ‘I’ve known his family all my life’. A relatively unique perfect construction is found in Irish English: the so-called ‘after-perfect’. According to Harris (1993, 160 ff.) the construction be after Ving is used for situations with a perfect meaning as long as they occur immediately before the time of utterance or some other reference point: I was after coming down the stairs ‘I had just come down the stairs’; She is after coming from the mainland ‘She’s just come from the mainland’; He is after telling me all about it ‘He’s just told me all about it’. In the relevant literature on tense and
1. English
aspect this use of the perfect is frequently referred to as the ‘hot news perfect’. The be after Ving-construction is usually assumed to have been calqued on a parallel Irish construction: Ta´.be.pres sı´.3sg.f tre´is.after an.art ba´d.boat a dhı´ol.selling which translates into IrE ‘She’s after selling the boat’ and means ‘She’s just sold the boat’. Such an assumption is probably justified in this particular case, but as Harris (1991, 205 ff.) points out, in general one has to be careful and should not exaggerate the influence from Irish. The other important perfect construction of Irish English, in which the participle is placed after the object (She has the boat sold; I’ve it pronounced wrong), is more plausibly analysed as a retention phenomenon of some older variety of English. The predecessor of the Modern English perfect, this construction type is associated with a resultative meaning and in fact is a clear resultative construction from a syntactic point of view. It was in lively use in Old English (Ic hæfde hine gebundenne ‘I had him bound’) and can be encountered at least up to the seventeenth century (Have you the lion’s part written? Midsummer Night’s Dream, I ii. 68). In the varieties of American English spoken in the southern states done can be heard as a perfect marker and is in regular use in African American English. It appears to have developed into an adverbial element similar in meaning to completely or already: You buy a little milk and bread and you’ve done spent your five dollars! A parallel development can be observed in Jamaican Creole: Ai don giv im a dairekshan ‘I have (already) given him an address’ (cf. Holm 1994, 372 ff.). The development of done into a perfect marker is in full concord with the typological observations described in Bybee/Dahl (1989) where verbs meaning ‘finish’ are recognised as a widespread source of such markers. The English progressive aspect ⫺ or rather expanded form ⫺ is also used differently in non-standard varieties. Having continuously expanded its territory from the times of Old English onwards, major new developments being the use in passives (the road is being repaired) and in non-verbal predications (You are being ungrammati-
21 cal), in non-standard English the progressive/expanded form can even be found with static verbs (cf. Gachelin 1997). Such uses have been reported from ScotE I’m needing a cup of tea; we werenae really wanting to go last year; WAfrE I am having a cold; I am doubting whether he will come; EAfrE She is knowing her science very well; IndE Are you wanting anything?; She was having my sarees. For Irish English it is claimed that the static verbs most frequently used with the progressive are those of perception and cognition: I’m seeing it very well; They’re not believing it; I was knowing your face. The problem with these and similar examples is that it is not entirely clear what the progressive (as a formal category) contributes to the relevant sentences and in which relation they stand to the corresponding sentences in the simple aspect. One suggestion that has been made in the context of Indian English, but this is no longer restricted to static verbs, is that the progressive can be used to express habituality: I am doing it often ‘I do it often’ (cf. also WE I’m going to chapel every Sunday). The non-standard uses of the progressive form in some varieties are complemented by non-standard forms to express progressivity in others. Still widely in use in local vernaculars is the old prepositional construction consisting of local preposition followed by a verbal noun (cf. OE ic wæs on huntunge lit.: ‘I was on hunting’). This construction can be found in the Midlands, parts of Southern England, South Wales (She’s a-doing something else), Ireland and also in several varieties of American English, notably the rural variety spoken in the Appalachian mountain range. The preposition is usually reduced to a schwa, represented by in writing (I was a-hunting), quite in parallel to the orthographical conventions in use in Early Modern English (cf. Whither were you a-going? Henry VIII, I iii. 49). A question of much debate is the origin of this construction in the Celtic areas: She is at the milking of the cow. The substratum theory makes certainly sense because there is a corresponding construction in Irish: Ta´.be se´.3sg.m ag.at scrı´obh.write lit.: ‘He is at writing’. However, to see in this con-
22 struction a relic from older varieties of English is just as plausible (cf. the OE-example above). What makes this question particularly difficult to decide is the prominence of such locative constructions as sources for the development of progressives, which, according to Bybee/Dahl (1989), are the most widespread source of all. But also less common strategies for forming the progressive can be observed in regional varieties of English. In SAfrE busy has developed into a progressive marker (He was busy lying in bed; We’re busy waiting for him now), but this construction has definitely been imported from Dutch. Another interesting phenomenon is the use of do as an aspectual marker, which is reported from the dialects spoken in the southwest of England, particularly Somerset and Dorset, and also from the varieties of English spoken in Wales and Ireland. The contribution that do makes to the relevant utterances is apparently one of habituality. Thus we find contrasting pairs of sentences in both present and past: I sees vs. I do see, I seen vs. I did see. In contrast to the emphatic use of do found in SE (I did do it), the aspectual use is never phonologically prominent. The habitual component comes out nicely in the context of temporal adverbials: I sees the dentist tomorrow; I seen the dentist last week vs. I do see the doctor every day; I did see the doctor every day. Based on his own field work, Ihalainen (1991) shows quite convincingly that this kind of do only occurs in generic/habitual contexts and contrasts with the corresponding sentences without do. What is noteworthy about IrE in the present context is the existence of three different strategies to express habituality (cf. Kallen 1994, 181): (i) do (He does come when he hears the noise), (ii) be (There bees no partition between the cows) and (iii) do ⫹ be (He does be weighing things out for me when I’m on me own). An interesting question concerns the origin of this aspectual contrast. Although the history of English is full of periphrastic uses of do, it is not clear if there was a use among them that could express a systematic aspectual contrast. A competing analysis is the assumption of Celtic influence. A point in fa-
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vour of such an analysis is that habitual do is also found in those varieties of English that have a clear Celtic substratum (Welsh English, Irish English). To complicate things do apparently can also add the meaning of progressiveness to a sentence (cf. Gachelin 1997, 38). Instances of do as in Do rain, don’t it are said to occur side by side with the habitual use in southwest England. Moreover, cases of do indicating progressiveness are also known from earlier stages of English: Horses do neigh, and dying men did groan, And ghosts did shriek and squeal about the streets (Julius Caesar, II ii. 23). Nevertheless, in view of the fact that the progressive can also receive a habitual interpretation, apparently even in Standard English (I’m taking dancing lessons this winter), the close relationship between habituality and progressiveness is maybe less surprising. An open point in the discussion of do as an aspectual marker concerns the origin of the aspectual meaning. So far it has not been shown how a verb like do, which has a fairly general and unspecific lexical meaning, could have given rise to abstract meanings such as habituality and progressiveness. Inspired by several successive publications, Scottish English has become positively famous for allowing sentences like He should can go tomorrow or He would could do it, if he tried, and today a veil of mystery surrounds these occurrences of multiple modals. Brown (1991, 75) even cites an example containing three modal verbs: He’ll might could do it for you ‘He might be able in the future to do it for you’. Another syntactic option is to embed the second modal into an infinitival construction: I would like to could swim ‘I would like to be able to swim’. Apparently not all modals can occur behind another modal. In the data available we mainly find can and could, although other combinations are intermittently cited: You might should claim your expenses. Particularly examples like the last one have led to the proposal to analyse one of the modals in double modal constructions as an adverb similarly to maybe. Miller (1993, 120) claims that might in an example like he might no could do it is in effect equivalent
1. English
in meaning to maybe. More convincing, however, appears the assumption that some of the modals available in Scottish English have a regular use as main verbs. Unfortunately, there is no reliable information concerning the use of can and could as main verbs outside the double modal construction, but from a historical and also from a contrastive perspective, such an analysis would certainly make a lot of sense. The modal verbs of English could regularly be used as main verbs as late as Early Modern English, and for a genetically related language like German structures containing ‘double modals’ are perfectly grammatical (Er müßte bald laufen können ‘He should be able to walk soon’; Ich würde gern schwimmen können ‘I would like to be able to swim’). A main verb analysis of the double modals would also help to explain why they are never encountered in an epistemic sense, but only with a modal meaning commonly termed ‘root modality’. Among the few other regions from which this special use of modal verbs has been reported are the north-eastern corner of England (Tyneside) and the southern part of the United States, particularly Texas. Although the modal verbs of English represent a closed class, we can nevertheless observe the addition of new elements. Slowly developing into a modal is the verb help in American English, which does not any longer require the infinitive marker to: I’ll help mow the lawn; John helped us mow the lawn. Also gradually shifting into the class of modals are have to, want to, have got to and be going to. The innovative forms are mainly found in the south of England rather than in the north (cf. Krug 2001). Another area of substantial syntactic variation is the pronominal system. Predominantly in the southwestern dialects of England (Somerset area) we find a phenomenon referred to as ‘pronoun exchange’, meaning that subject pronouns can occur in object positions and vice versa (cf. Kortmann 1997): John saw they; Bill gave it to she; Her do live by the pub, don’ er? Similar confusion of the pronominal system has also been witnessed in Cockney and in the dialects spoken in Tyneside and East An-
23 glia, but in these dialects only object pronouns occur in subject position and only under certain conditions, e. g. co-ordination: Me an my brother Martin went on a trip; One day him and his dad made a hot air balloon; Her and her friend were looking at a programme. Hudson (1995) considers such examples as clear indicators that English is on the verge of giving up the few remains of its case system completely. Given that pronoun exchange is not obligatory, it would be interesting to know when and where it is possible or even necessary. No exhaustive answer has been given so far, but it seems to be connected to the information structure of the relevant sentences. What has been observed is that pronoun exchange correlates to a large extent with the contrastive use of pronouns: Give it to he, not they ⫺ her don’t need it; him and her are the ones you should pick. However, from what we know today we cannot safely conclude that contrastive focus triggers pronoun exchange in the relevant dialects. From a cross-linguistic perspective the systematic exchange of subject and object forms appears a practically unique phenomenon. Kortmann (1997) tries to draw some comparisons to the strategies for case marking as found in languages like Turkish or Persian, where direct objects may be case marked (accusative) or be formally alike to the subject, but remains sceptical about the validity of this comparison. In the end it may well turn out to be the case that in the dialects with so-called ‘pronoun exchange’ the object forms are simply generalised to subject position. Nevertheless, pronominal systems of non-standard Englishes can also show highly systematic variation. Of far-reaching theoretical consequences is the occurrence of reflexive pronouns without a proper antecedent and even in subject position, as found in Scottish English and Irish English: Did you see himself?; Herself will tell you (cf. Siemund 2002b; 2003). What we normally expect is that reflexives occur in object positions and are co-indexed with the subject: Johni sees himselfi in the mirror (cf. Chomsky’s 1981 Binding Conditions). To a certain extent such non-clause-bound (free,
24 untriggered, long-distance bound, etc.) uses of reflexive pronouns ⫺ or rather selfforms ⫺ are also possible in Standard English: He [Zapp] sat down at the desk and opened the drawers. In the top-right hand one was an envelope addressed to himself (David Lodge). Standard English also allows reflexives (self-forms) in subject position as long as the reflexive is of first or second person and embedded in a co-ordination: Peter and myself were summoned to Cardiff. It can be shown that the distribution of such ‘free self-forms’ is subject to highly regular semantic and pragmatic constraints (cf. König/Siemund 2000a; 2000b; Siemund 2000) and that their occurrence is closely connected to the fact that self-forms in Modern English can have a reflexive as well as an intensive use (John criticised himself vs. the director himself). What Scottish English and Irish English demonstrate is an extension of the Standard English system that is not uncommon from a typological point of view (cf. König 2001). Subject uses of reflexives (self-forms) are also attested in Early Modern English: No more can I be severed from your side, Than can yourself your self in twain divide (Henry VI, I, IV v. 50). In languages with weak (or strongly grammaticalized) reflexive pronouns these forms typically can also occur in a reciprocal interpretation (cf. ModG Sie bewundern sich ‘They admire each other’). Strong reflexives like English x-self usually cannot express reciprocity so that these relations must be expressed in different ways (e. g. by specific reciprocal pronouns). Such a division of labour is clearly visible in Standard English where the sentences They admire themselves and They admire each other have quite different interpretations. Interestingly enough, reciprocal uses of English selfforms have been reported from the varieties of English spoken in West Africa (Ghana, Nigeria). Whether this extension of meaning is due to grammaticalisation or contact with the local languages is an open question. In regional varieties, contrary to the grammatical rules of Standard English, one can often find that referential identity (re-
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flexive relations) between an indirect object and the subject is expressed with a personal pronoun rather than a reflexive: I shot me a pheasant; I’m going to get me some coffee. This phenomenon is common in local vernaculars of both Britain and America and has been studied in detail in the dialects of the Appalachian mountain range of the eastern United States (cf. Christian 1991). Such reflexively used ‘dative’ pronouns are also widespread in earlier stages of English and occur at least until the end of the sixteenth century: I made me a large tent (Robinson Crusoe). They reflect the complete lack of special reflexive pronouns in Old English. The initial emergence of special reflexive pronouns in direct object position and only later in the positions of indirect objects corresponds to a well known typological hierarchy and can also be observed in other Germanic languages. Old High German had the reflexive sih for the expression of co-reference in a local domain, but it was only used in the accusative: Elisabeth tougilta sih finf manoda ‘Elisabeth hid herself for five months’ (Tatian). In the dative the personal pronouns imu, iru and im were used to indicate co-reference in a local domain. In Modern German the reflexive sich is used in both dative and accusative case. In regional varieties ⫺ much like in Standard English ⫺ the interpretation of pronouns in the position of indirect objects seems by and large restricted to the one of a beneficiary. Examples with an adversative interpretation (as e. g. *I denied me another glass of wine) are conspicuously absent from the literature. Nevertheless, pronouns with a clear adversative interpretation do exist in some varieties, notably Irish English (cf. Kallen 1994, 180). The relevant syntactic structures, however, are different: When the rent was doubled on me; I bought an ice cream and she rubbed it in my hair on me; You’ve lost me pen on me. Provided it is correct to analyse these pronouns as datives, interesting parallels to adversative structures in other languages become possible (German, Japanese). Variation in the use of pronouns across regional varieties can also lead to important consequences for the formation of relative
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clauses. From a cross-linguistic perspective, one of the more prominent strategies of forming relative clauses is pronoun retention whereby a personal pronoun is inserted into the position relativised from. This strategy is inter alia known from Persian, Arabic, etc. and in fact relatively widespread. Pronoun retention has also been reported from some non-standard Englishes: I’d say a lot of things that they’re not right either (subject); I thought they would put a steel door on that they couldn’t have opened it (object). Among the varieties illustrating pronoun retention are Irish English, Scottish English and also West African English. Kortmann (1997) claims that pronoun retention complies with the well known Accessibility Hierarchy (Keenan/Comrie 1977; Comrie 1989) and typically occurs with relativized phrases which are located towards the bottom end of this hierarchy (subject > direct object > indirect object > oblique > genitive > object of comparison): ScotE You know the spikes that you stick in the ground and throw rings over them; They sent it to my old address which I hadn’t stayed there for several years (oblique). This correctly predicts that pronoun retention is even more common with genitive NPs: That’s the chap as his (⫽ whose) uncle were drowned last week (Farnworth); That’s the chap what his (⫽ whose) uncle were drowned last week (Essex); That’s the chap that his/ that’s house got burnt down (IrE); the girl that her (⫽ whose) eighteenth birthday was on that day was stoned ⫺ couldnae stand up (ScotE). Relative formation is also possible with no overt marking at all. With respect to Standard English this so-called ‘gapping strategy’ is possible for all NPs on the Accessibility Hierarchy except subjects: *The man __ saw me yesterday (subject) vs. The man I saw __ yesterday (object) vs. The man George is taller than __ (standard of comparison). However, this distribution is inconsistent with what we know from many other languages. The expected pattern is that gapping is most likely with subjects gradually becoming less so as we proceed down the hierarchy. Interestingly enough, English contradicts this generalisation only
25 in the standard varieties. By contrast, many non-standard varieties readily allow the gapping strategy with subjects: We had this French girl came to stay (ScotE); There’s no other place in South Wales have had to pay for the removal of tips (WE); I have a friend lives over there (IrE). Moreover, this seems increasingly possible in informal English: There’s a man wants to see you; It’s Simon did it. No survey of regional variation can be complete without giving at least a brief account of the differences found in the area of negation. As a matter of fact, this topic easily lends itself to book-length studies (cf. Anderwald 2002) and within the scope of this article no more can be done than mentioning the main phenomena. Attention was already drawn to the different forms of the negative elements across regional varieties. For instance, the negative particle of Scottish English is no (She’s no leaving; SE not), the cliticized form being -nae (SE n’t). In some varieties, such morphological differences are accompanied by syntactic ones. A notable feature of Scottish English is that the cliticized forms of the negative element cannot undergo subject-auxiliary inversion. Hence forms ending in -nae are never found in interrogatives or tag questions. Scottish English is also known for allowing negative sentences without do-support (I ken na weel what it was), similarly to some creoles Im no wier shuuz ‘He does not wear shoes’. From Irish English it is reported that negative polarity items such as anybody, anything, etc. can occur outside the scope of negation (or scope of negation goes to the left): Anybody doesn’t sit there anymore; Anyone wasn’t at home, which is somehow reminiscent of the much discussed positive uses of any more (The train isn’t late any more ‘The train isn’t late nowadays’ as found in many regional varieties of the United States, particularly the Midwest. By contrast, the widely quoted cases of leftward scope of the negative marker as in All the hotels don’t take English guests (meaning ‘not all’) are a well-established property of Standard English and discussed at some length in Jackendoff (1972) and Büring (1997). Of special interest for the typologist
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is the occurrence of multiple negative expressions, which can be systematically observed in Irish English, Scottish English, Welsh English and in the northern parts of England (Tyneside): I didn’t see nobody; I never said nothing; You couldn’t say nothing bad about it. Negative concord can occur in up to one third of all possible cases (cf. Anderwald 2002). It is also a characteristic feature of Afro American English, one of the ethnic/social varieties of American English that have been explored most intensely (cf. Labov 1994). In Afro American English we find sentences like We ain’t never had no trouble about none of us pullin’ out no knife, but it should be borne in mind that negative concord also appears in other social and regional varieties of American English. Another interesting feature of Afro American English relevant for the typologist, because it is found in many languages, is the omission of the copula be: I gonna do it; she mine; you real silly.
6.
Summary and outlook
Overview articles usually suffer from sketchiness and a tendency to suppress controversial points in favour of well established facts. The present article is no exception to this general rule. The fate of a widely distributed and much discussed language like English is especially serious in this respect because many of the phenomena, particularly those reported from regional varieties, have never been considered in a larger context, not to mention from the perspective of language typology. Moreover, the amount of information collected over the past thirty or so years is vast to say the least. What this final section can try to do is at least mention the areas that deserve further exploration. In the varieties of English traditionally spoken in Devon, Cornwall, Somerset and Dorset there is a separate marker of intransitivity: infinitives tend to take the suffix -y if they have no object: Can you zew up thease zeam? ‘Can you sew up this seam?’ vs. Can you zewy? ‘Can you sew?’ (cf. Gachelin 1991). Surprisingly varied is the
structure of interrogative sentences ⫺ or the encoding of questions ⫺ across the English speaking regions. West Indian Creoles as well as Indian English do not invert subject and auxiliary (and mark polar questions simply by intonation): Im wier shuuz? ‘Does he wear shoes?’; Why you are leaving?; What you would like to eat? However, Indian English does invert in embedded questions: I asked him where does he work; I wonder where is he. Inversion in embedded questions is also known from Welsh English, Scottish English and the English spoken in Tyneside. Agreement of tag questions with the preceding subject is often lost so that an undifferentiated tag develops, as e. g. in Welsh English and also in Indian English: They said they will be here, isn’t it?; She’s coming home today, isn’t it? What we can observe here is the emergence of a sentencefinal interrogative marker. Another area of variation is function words. Reports from Canadian English indicate the development of as well into a sentence connector (like a specific use of also in Standard English): This has always applied to men. As well, it now applies to women; She warned us of the dangers. As well, she told us how to avoid them. In Australian English, Scottish English, Irish English and Tyneside English the conjunction but appears as an adverb in sentence-final position in a meaning comparable to that of though: Funny old bag. I quite like her but; I’ll manage but. The additive particle too in Welsh English is not restricted to positive contexts (I can’t do that, too ‘I can’t do that, either’) and in Indian English (as in many Romance languages) the intensifier itself can be used to emphasise time and place: Can I meet with you tomorrow itself?; We will be required to have our classes here itself. Semantically related to these intensive self-forms is the use of pronouns as markers of entourage in South African English (cf. Branford 1994, 490): When are Bill and them coming? ‘Bill and the other people’ (cf. also Afrikaans Jan-hulle ‘Jan and his people’). Also worth mentioning is the expression of possession in Welsh English and Irish English, which is frequently expressed with relators of concomitance: There’s no
1. English
luck with the rich ‘The rich have no luck’; The body is very small with a crow ‘A crow’s body is very small’. Finally, Scottish English, and also Irish English to a certain extent, deviate from Standard English in their use of the definite article, which in these varieties also occurs in front of generic nouns such as those denoting institutions, illnesses, etc. She has the hiccoughs; They are at the kirk/ at the school/ in the jail/ in the hospital/ in the college.
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Peter Siemund, Hamburg
30
I. West- und nordgermanische Sprachen
2. Deutsch 1.
Einleitung
Die deutsche Sprache, deren Bezeichnung sich aus dem althochdeutschen diutisc ‘volksmäßig’ ableitet, gehört zusammen mit dem Afrikaans, Englischen, Friesischen und Niederländischen der westgermanischen Sprachfamilie an und steht darüber hinaus dem Isländischen, Norwegischen, Dänischen und Schwedischen als nordgermanischen Sprachen nahe. Sie gilt derzeit als die oder eine der Amtssprachen von über 90 Mio. Sprechern in Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg (neben Letzebuergesch und Französisch), Österreich und der Schweiz (neben Französisch, Italienisch und Rätoromanisch). Darüber hinaus wird Deutsch von über 4 Mio. Sprechern als Mutter- oder Zweitsprache in Belgien, Dänemark, Frankreich (Elsass) und Italien (Südtirol) sowie in Kroatien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion gesprochen. Außerhalb des europäischen Sprachraums bestehen deutschsprachige Minderheiten in Argentinien, Australien, Belize, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Israel, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Namibia, Paraguay, Peru, Südafrika, Uruguay, USA und Venezuela. Die Anfänge der deutschen Sprache werden in der Regel mit dem Beginn der zweiten, der sog. hochdeutschen Lautverschiebung seit dem 8. Jahrhundert (vgl. dazu unten) in Verbindung gebracht. Eine Gliederung des Deutschen selbst ist sowohl unter historischen als auch unter regionalen und funktionalen Gesichtspunkten üblich: Die deutsche Sprachgeschichte selbst wird heute zumeist anhand verschiedenartiger innerund außersprachlicher Kriterien in vier Abschnitte von etwa drei Jahrhunderten Länge gegliedert (vgl. Roelcke 1995; 1998a): Althochdeutsch (etwa vom 8. bis ins 11. Jh.); Mittelhochdeutsch (vom 11. bis ins 14. Jh.), Frühneuhochdeutsch (vom 14. bis ins 17. Jh.) und Neuhochdeutsch (seit dem 17. Jh. bis in die Gegenwart). Daneben ist eine Gliederung in drei Abschnitte gebräuch-
lich, die von dem Ansatz des Frühneuhochdeutschen absieht: Althochdeutsch (etwa vom 7. bis zum 11. Jh.), Mittelhochdeutsch (vom 12. bis zum 15. Jh.) und Neuhochdeutsch (seit dem 16. Jh.). Die räumliche Gliederung des Deutschen orientiert sich vor allem an der Ausbreitung der zweiten Lautverschiebung, daneben aber auch an der Verbreitung einer Reihe weiterer lautlicher und morphologischer Merkmale. Es werden dabei drei Großräume unterschieden (vgl. Wiesinger 1983): Oberdeutsch mit weitgehender (Alemannisch, Bairisch und Ostfränkisch), Mitteldeutsch mit partieller (West- und Ostmitteldeutsch) sowie Niederdeutsch ohne Durchführung der Lautverschiebung (Niederfränkisch sowie Westund Ostniederdeutsch); dabei werden der ober- und der mitteldeutsche Sprachraum als Hochdeutsch zusammengefasst. Die funktionale Einteilung der deutschen Gegenwartssprache ist im Vergleich zu deren historischer und regionaler Gliederung umstritten (vgl. Steger 1988). Im Allgemeinen werden jedoch neben der Existenz einer Standard- oder Literatursprache auch das Bestehen einer Umgangssprache sowie das Bestehen von Fachsprachen (in Wissenschaft, Technik und Institutionen) und Gruppensprachen (etwa Jugendsprache oder geschlechtsspezifischer Sprachgebrauch) angenommen. Ein Nachweis überregionaler Soziolekte fällt schwer, während mediensprachliche Besonderheiten durchaus zu erkennen sind. Das Deutsche hat in zahlreichen sprachtypologischen Untersuchungen Berücksichtigung gefunden (vgl. zur Übersicht zuletzt Haspelmath [et al.] 2001 sowie die Bände der Eurotyp-Reihe). Darunter sind auch solche Ansätze zu finden, die das Deutsche in das Zentrum des typologischen Interesses setzen (vgl. zum Beispiel Dressler 1980; Lang/Zifonun 1996; Wegener 1999) oder typologische Gesichtspunkte in eine morphosyntaktische Charakterisierung des Deutschen miteinbeziehen (vgl. Abraham 1995; daneben Eisenberg 1994 oder Grewendorf 1995). Diese sprachvergleichenden und ein-
2. Deutsch
zelsprachlichen Untersuchungen zeichnen sich jedoch in der Regel durch eine starke Idealisierung der deutschen Sprache aus, bei der von deren historischer, regionaler oder funktionaler Variation weitgehend abgesehen und zumeist die Standard- oder Literatursprache ins Auge gefasst wird. Der Versuch, germanistische Variationslinguistik einerseits sowie allgemeine Sprachtypologie andererseits miteinander zu verbinden und dabei die synchronische wie die diachronische Sprachvariation des Deutschen selbst typologisch zu interpretieren, ist im Vergleich hierzu verhältnismäßig jung und noch kaum verbreitet (vgl. Roelcke 1997; 1998b). Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden zunächst einige typologische Grundzüge des Deutschen vorgestellt, die zum einen aus sprachhistorischer und variationslinguistischer und zum anderen aus sprachtypologischer Sicht bedeutsam erscheinen. Dabei finden die Beschreibungsebenen Lautung (Vokalismus, Konsonantismus und Prosodie), Morphologie (synthetische und analytische Kennzeichnung von sowie Inventar an grammatischen Kategorien) und Syntax (Regelung und Verbindlichkeit der Wort- und Satzgliedstellung, Klammerkonstruktionen sowie einige weitere syntaktische Strukturen) Berücksichtigung. Diese allgemeinen sprachtypologischen Merkmale des Deutschen werden daraufhin jeweils auf ihre Variation in Geschichte und Gegenwart hin betrachtet. Der Beitrag schließt mit dem Versuch, einige typologische Tendenzen und Ausprägungen der deutschen Sprachgeschichte bzw. Sprachvariation herauszuarbeiten und gegeneinander abzuwägen.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Lautung Sprachtypologische Charakteristika der deutschen Lautung bestehen in dem Inventar an Vokalen, in dem Inventar an Konsonanten sowie in den Bereichen der Silben und der Intonation (vgl. zum Beispiel Hall 2000; Kohler 21995; Ternes 1987). So verfügt das Deutsche über das folgende Vokalinventar: Im Hinblick auf den
31 Artikulationsort sind vordere [i:, ι, e:, ε, ε:, y:, y, ø:, œ], mittlere [e] und hintere Vokale [u:, ω, o:, c, a:, a] zu unterscheiden. Nach dem Öffnungsgrad bzw. der Zungenlage umfasst das Inventar (vereinfacht) hohe [i, y, u], mittlere [e, ø, o, e] und tiefe Vokale [æ, a]. Und hinsichtlich der sekundären Artikulation sind sowohl labialisierte [u, o, y, ø] als auch delabialisierte Vokale [i, e, a] anzusetzen. ⫺ Aus sprachtypologischer Sicht sind hier insbesondere die Unterscheidung zwischen Monophthongen und Diphthongen, eine Unterscheidung zwischen Langund Kurzvokalen sowie insbesondere das Bestehen von labialisierten Vorderzungenvokalen von Bedeutung. Der Konsonantismus des Deutschen umfasst im Hinblick auf die Artikulationsart das folgende Inventar: Erstens Frikative, die entweder stimmlos oder stimmhaft bzw. als Fortes oder Lenes artikuliert werden [f/ v, s/z, s/(z), c¸/j, x/R, h], zweitens Plosive, bei denen ebenfalls zwischen Fortes und Lenes zu unterscheiden ist [p/b, t/d, k/g, ?], drittens (sog. homorgane) Affrikaten [pf, ts, (kx)], viertens Nasale [m, n, n] sowie fünftens Liquide [l, r, r]. Die genannten Konsonanten lassen sich anhand der Artikulationsorte wie folgt einteilen: Erstens Labiale [f/v, p/b, pf, m, r], zweitens Dentale [s/z, t/d, ts, n, r], drittens Palatale [s/(z), c¸/j, l], viertens Velare [x/R, k/g, (kx), n], fünftens Uvulare [r] sowie sechstens Laryngale [h, ?]. ⫺ In typologischer Hinsicht ist dabei insbesondere auf den reichen Bestand an Obstruenten (also an Plosiven einschließlich des Glottisverschlusses sowie insbesondere an Frikativen und an Affrikaten) hinzuweisen. Innerhalb der Wurzelsilben sind Vokalalternationen möglich (Ablaut und Umlaut, nicht aber Vokalharmonie im engeren Sinne), während der Nebensilbenvokalismus als reduziert zu gelten hat. Die höchste Zahl an Konsonanten, die einem Vokal innerhalb einer einzelnen Silbe vorangehen bzw. nachfolgen können, beträgt drei bzw. vier (vgl. zum Beispiel [du: strclc¸st]). ⫺ Das Deutsche zeigt ferner einen freien Wortakzent und ist dabei zu den akzentzählenden und nicht zu den silbenzählenden Sprachen zu rechnen. Die Satzmelodie der deutschen Sprache schließlich ist von den verschiede-
32 nen funktionalen Satzarten abhängig: So ist sie bei Aussage- bzw. Aufforderungssätzen etwa fallend bzw. bleibend sowie bei Fragesätzen steigend. Die relative Tonhöhe selbst weist keine bedeutungsunterscheidende Funktion auf, erweist sich also als phonologisch irrelevant. 2.2. Morphologie 2.2.1. Konstruktionen Im Hinblick auf die formale Kennzeichnung grammatischer Kategorien und Relationen hat das Deutsche als ein sprachtypologischer Mischtyp zu gelten, bei dem verschiedene Arten der Kennzeichnung nebeneinander vorzufinden sind. Dies gilt insbesondere für die klassischen Unterscheidungen des 19. Jahrhunderts nach Schlegel und nach Humboldt sowie für eine ganze Reihe weiterer Ansätze aus dem 20. Jahrhundert, die mehr oder weniger deutlich in deren Nachfolge stehen. Nach August Wilhelm Schlegel (1818) erfolgt die Kennzeichnung grammatischer Kategorien und Relationen entweder synthetisch bzw. morphologisch durch einzelne komplexe Wörter oder analytisch bzw. periphrastisch durch mehrere verschiedene Wörter in Form von Wortkomplexen (zur jüngeren Unterscheidung zwischen synthetischem und analytischem Sprachbau vgl. etwa Primus 1997). Das Deutsche kennt nun beide Arten der Kennzeichnung und erweist sich somit als typologischer Mischtyp. So kann hier beispielsweise eine possessive Relation entweder durch eine Genitivform ([die] Bibliothek Goethes) oder durch ein Determinativkompositum ([die] Goethebibliothek) oder durch eine Präpositionalkonstruktion ([die] Bibliothek von Goethe) oder schließlich auch durch eine Pronominalkonstruktion (dem Goethe seine Bibliothek) markiert werden. Dabei handelt es sich ungeachtet stilistischer Unterschiede (deutlich im Falle der Pronominalkonstruktion) und verschiedener Grade an semantischer Vagheit (deutlich angesichts des Determinativkompositums) bei der Genitivform und bei dem Determinativkompositum jeweils um eine morphologische bzw. synthetische sowie bei der Präpositional- und bei der Pro-
I. West- und nordgermanische Sprachen
nominalkonstruktion jeweils um eine periphrastische bzw. analytische Kennzeichnung. In Anlehnung an den sprachtypologischen Entwurf Wilhelm von Humboldts (1830⫺1835) gilt das Deutsche des Weiteren als eine Sprache, deren Formbildung polyfunktional ist: Die formbildenden Morpheme erfüllen hier also im Allgemeinen jeweils mehrere Funktionen (so kennzeichnet etwa das sog. Dentalsuffix -te in der Verbform [ich] bzw. [er/sie/es] lachte die 1. oder 3. Person Singular Aktiv im Indikativ Präteritum). Die deutsche Sprache repräsentiert damit den sog. flektierenden Typ, der von dem agglutinierenden Typ mit monofunktionaler Formbildung (wie etwa im Falle des Türkischen), dem isolierenden Typ mit fehlender Formbildung (wie etwa dem klassischen Chinesisch) sowie dem inkorporierenden Typ mit Formkomplexen (wie den Eskimosprachen) zu unterscheiden ist. Die Kennzeichnung grammatischer Kategorien erfolgt in der deutschen Sprache jedoch oftmals nicht allein morphologisch bzw. synthetisch, sondern darüber hinaus auch periphrastisch bzw. analytisch durch weitere, vom Wortstamm abgetrennte Einheiten, die selbst wiederum formbildend sein können (vgl. etwa oben ich bzw. er/sie/es lachte). Des Weiteren finden sich im Deutschen vereinzelt Paradigmen, in denen Wortformen erscheinen, die unterschiedlicher etymologischer Herkunft sind und somit keine eigentlichen Wortformen, sondern vielmehr Wortalternativen darstellen (etwa ich bin gegenüber ich war). Dieses sog. Suppletivwesen sowie die periphrastische Konstruktionsweise verleihen dem Deutschen als einem flektierendem Grundtyp zudem auch den Charakter einer isolierenden Sprache. Die zwei Typen Schlegels und die vier Typen Humboldts werden in der sprachtypologischen Forschung des 20. Jahrhunderts wiederholt aufgegriffen und dabei auch zur Charakterisierung des Deutschen herangezogen. So unterscheidet Franz Nikolaus Finck (1909) acht Sprachtypen, darunter auch den stammflektierenden Typ, dem die deutsche Sprache im Wesentlichen zuzurechnen ist; im Hinblick auf Ablaut und Umlaut zeigt das Deutsche im Rahmen die-
2. Deutsch
ses Ansatzes darüber hinaus aber auch Züge einer wurzelflektierenden Sprache. ⫺ Der sprachtypologischen Skizze von Edward Sapir (1921) nach ist das Deutsche dann dem Typ kombiniert gemischter Beziehungssprachen zuzurechnen, in denen grammatische Kategorien morphologisch in Verbindung mit (selbst wiederum morphologisch abstrakt modifizierbaren) Referenzausdrücken gekennzeichnet werden. Die Bauweise des Deutschen ist hierbei der Redeweise Sapirs folgend fusionierend mit symbolischem Anstrich: Es herrscht überwiegend Endungs-, daneben aber auch Wurzelflexion mit einer Tendenz zur Analyse. ⫺ Vladimir Skalicˇka (1966) schließlich setzt fünf Sprachtypen, darunter auch den flektierenden Typ an. Diesem entspricht jedoch allein die synthetische Bauweise mit Affixen; die analytische Bauweise fällt hier unter den isolierenden Typ, die Wurzelflexion unter den introflexiven Typ. Das Deutsche ist im Rahmen dieser Typologie somit wiederum als ein Mischtyp zu betrachten, der Merkmale all dieser drei Typen, wenn auch jeweils mit unterschiedlicher Ausprägung in sich vereinigt. 2.2.2. Inventar und Relationen Die Form- und die Wortbildungsmorphologie des Deutschen zeigen im Hinblick auf das Inventar an grammatischen Kategorien sowie hinsichtlich der (synthetischen bzw. analytischen) Konstruktionen, mit denen diese grammatischen Kategorien und weitere Relationen gekennzeichnet werden, die folgenden Merkmale (vgl. hierzu auch die Darstellungen der verschiedenen einschlägigen Grammatiken zur deutschen Gegenwartssprache wie etwa: Duden-Grammatik 6 1998; Eisenberg 1999/2000; Engel 21988; Zifonun/Hoffmann/Strecker 1997): Aus dem Bereich der Konjugation sind hier die folgenden Merkmale zu nennen: Im Falle finiter Verbformen werden teils synthetisch teils analytisch ohne Genusmarkierung drei Personen im Singular und Plural, nicht aber etwa im Dualis unterschieden (vgl. etwa ich sage / du sagst / er/sie/es sagt / wir sagen / ihr sagt / sie sagen); infinite Verbformen sind im Deutschen nicht personendifferenziert. Das Genus Verbi kennt
33 Aktiv und Passiv und kein Medium, wobei das Aktiv teils synthetisch teils analytisch und das Passiv stets analytisch gekennzeichnet wird (vgl. [ich] sage und [ich] werde sagen gegenüber [es] wird gesagt und [es] wird gesagt werden). Als Modi finden sich teils synthetisch teils analytisch gekennzeichnet Indikativ und Konjunktiv (vgl. [er] sagt, [er] sage, [er] würde sagen) sowie stets synthetisch gekennzeichnet Imperativ (vgl. sag[e]!), jedoch kein Konditional oder Optativ. Das Tempussystem unterscheidet (in Anlehnung an dasjenige des Lateinischen) sechs Tempora, von denen nur zwei teils synthetisch teils analytisch gekennzeichnet werden (Präsens: [er] sagt oder [es] wird gesagt sowie Präteritum: [er] sagte oder [es] wurde gesagt), während die übrigen vier Tempora stets analytische Kennzeichnungen aufweisen (Perfekt: [er] hat gesagt, Plusquamperfekt: [er] hatte gesagt, Futur I: [er] wird sagen und Futur II: [er] wird gesagt haben). Aspekte (insbesondere perfektiv und imperfektiv) werden morphologisch nur sekundär zum Ausdruck gebracht (vgl. zum Beispiel brennen oder das Buch wird gefunden mit imperfektivem und verbrennen oder das Buch ist gefunden mit perfektivem Aspekt). Die Deklination des Deutschen lässt sich wie folgt charakterisieren: Mit Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ wird eine Unterscheidung von vier Kasus vorgenommen, die analytisch und zum Teil auch synthetisch gekennzeichnet werden (so zum Beispiel [der] Mann, [des] Mannes, [dem] Mann[e], [den] Mann); die vier weiteren Kasus, die aus den indogermanischen Sprachen bekannt sind, werden indessen weder synthetisch noch analytisch markiert: Instrumentalis, Ablativ, Lokativ und Vokativ. Des Weiteren werden mit Maskulinum, Femininum und Neutrum drei Genera und mit Singular und Plural zwei Numeri unterschieden, wobei insbesondere die Numeruskennzeichnung synthetisch erfolgt (vgl. etwa [der] Mann, [die] Männer, [die] Frau, [die] Frauen, [das] Kind, [die] Kinder); die Genuskennzeichnung ist dabei wie in vielen anderen indogermanischen Sprachen auch partiell sexuskongruent, d. h. Genus und Sexus korrespondieren hier überdurch-
34 schnittlich oft (vgl. aber beispielsweise [der] Junge, [das] Mädchen, [das] Kind ). Der analytische Gebrauch von bestimmten und unbestimmten Artikeln ist im Deutschen regelhaft festgelegt. Die Komparation der Adjektive unterscheidet mit Positiv, Komparativ und Superlativ drei Stufen, die teils synthetisch teils analytisch und bisweilen auch suppletiv gekennzeichnet werden (vgl. schön, schöner, am schönsten; gut, besser, am besten). Der Bereich der Wortbildung ist im Deutschen ausgesprochen stark ausgeprägt (vgl. auch Fleischer/Barz 1992; Deutsche Wortbildung 1973⫺1992; Erben 42000) ⫺ so stark, dass die deutsche Sprache für ihre Wortbildungen geradezu berüchtigt ist. Dies gilt zum einen für die Komposition, deren Bildungen innerhalb der Gegenwartssprache zum einen sehr zahlreich sind und dabei nicht nur zwei oder drei Glieder (etwa Schifffahrt, Sprachwissen oder Kindergartenkind ), sondern bisweilen auch eine ganze Reihe von verschiedenen Gliedern umfassen können (wie zum Beispiel Donaudampfschifffahrtskapitän oder Hörsprachbehindertenpädagogik). Zum anderen gilt dies aber auch für die Derivation (einschließlich sog. Präfixbildungen), deren Bildungen ebenso zahlreich wie verschiedenartig sind (vgl. zum Beispiel frei, unfrei, Freiheit, befreien, Befreiung oder arm, Armut, verarmen); hinzu kommt hier die Bildung sog. Suffixoide, also suffixartiger Funktionsträger aus lexikalisch freien Morphemen, die im Rahmen eines häufigen Gebrauchs innerhalb von Komposita die Neigung zu semantischer Verarmung zeigen (vgl. etwa -frei in bleifrei und alkoholfrei oder -arm in schadstoffarm und strahlungsarm). Kürzungen sind innerhalb der deutschen Gegenwartssprache ebenfalls weit verbreitet (vgl. einerseits Akronymenbildungen wie TÜV für Technischer Überwachungsverein oder EDV für Elektronische Datenverarbeitung sowie andererseits Kurzwortbildungen wie Bus für Omnibus oder Uni für Universität). Eine weitere Wortbildungsart im Deutschen stellen schließlich Konversionen, also morphologisch unmarkierte Wortartwechsel dar (vgl. etwa das Rauchen in geschlossenen Räumen ist verboten oder das Spielen am
I. West- und nordgermanische Sprachen
Strand bereitet den Kindern viel Freude). All diese Bildungsweisen sind mit dem Entstehen von komplexen Wörtern verbunden und somit im Sinne einer synthetischen Bauweise im Deutschen aufzufassen: Dies gilt insbesondere für den Bereich der Derivation durch das Anfügen von Affixen, darüber hinaus aber auch für die Bereiche der Komposition, der Kürzung und der Konversion, da hier jeweils lexikalische Bedeutungen und grammatische Funktionen wie die Kennzeichnung von Relationen oder Wortarten formal verdichtet werden. 2.3. Syntax Eine sprachtypologische Charakterisierung des Deutschen erscheint im Bereich der Syntax (trotz oder gerade angesichts verschiedenartiger generativer oder depedenzieller Versuche syntaktischer Hierarchisierung) insbesondere auf der Grundlage der sog. Wortfolgetypologie möglich (vgl. Jacobs [et al.], Bd. 2, 1995, 1050 ff.); darüber hinaus sind hier auch Gesichtspunkte der relationalen Typologie und der Prominenztypologie zu berücksichtigen. Dabei ergibt sich für die deutsche Standardsprache der Gegenwart das folgende Bild (vgl. die oben genannten Grammatiken): Nach Joseph H. Greenberg (1963) erweist sich hier zunächst einmal die Stellung von Verb (V), Subjekt (S) und Objekt (O) von zentraler Bedeutung. Das Deutsche gilt dabei im Allgemeinen als eine Sprache, deren Wortfolge verhältnismäßig frei ist; und so sind hier alle sechs möglichen Wortfolgen nach Satzarten grammatikalisiert und dabei mehr oder weniger stark präsent: SVO als Wort- bzw. Satzgliedstellung im Haupt- bzw. Aussagesatz so zum Beispiel: Friedrich schreibt Gedichte), OVS als emphatische Stellungsvariante im Hauptsatz (also etwa: Gedichte schreibt Friedrich [und keine Glossen]), VSO als Stellung im Fragesatz (Schreibt Friedrich Gedichte?), VOS als emphatische Stellung im Fragesatz (Schreibt Gedichte Friedrich [⫺ oder Glossen]?), SOV als Stellung im eingeleiteten Nebensatz ([Man sagt, dass] Friedrich Gedichte schreibt) sowie OSV etwa als Stellung innerhalb von Relativsätzen mit Objektbezug ([Man kennt die Gedichte,] die Friedrich
2. Deutsch
schreibt). ⫺ Hinsichtlich der sog. Grundwortstellung des Deutschen, von der aus die genannten Stellungen konstruiert werden, herrscht innerhalb der sprachtypologischen und syntaxtheoretischen Forschung keine Einigkeit, wenn auch die Stellung OV (vgl. mit infiniter Verbform bzw. Infinitiv Gedichte schreiben) in der Regel Vorrang gegenüber der Stellung VO (vgl. mit finiter Verbform bzw. Imperativ Schreib Gedichte!) eingeräumt wird; lediglich über die Stellung Subjekt vor Objekt ist mit Greenberg, dem zu Folge von SVO auszugehen ist (vgl. den unmarkierten Aussagesatz Friedrich schreibt Gedichte), ein weitgehender Konsens festzustellen. Eine Fortentwicklung dieser Wortfolgetypologie gestattet es im Weiteren, einen nach rechts konstruierenden oder emissiven Typ mit der Folge VO bzw. VX und einen nach links konstruierenden oder rezeptiven Typ mit der Folge OV bzw. XV zu unterscheiden (vgl. im Hinblick auf das Deutsche insbesondere Bartsch/Vennemann 1983, 32 ff.). Diese beiden Typen zeichnen sich hinsichtlich der Stellung von determinierten und determinierenden Gliedern durch eine ganze Reihe von weiteren Merkmalen bzw. Stellungsvarianten aus: So werden im Rahmen des emissiven Typs Objekte den Verben sowie attributive Adjektive (A) und Genitivattribute (G) den entsprechenden Nomina (N) nachgestellt (also VO sowie NA und NG). Im Rahmen des rezeptiven Typs werden genau umgekehrt Objekte den Verben sowie Adjektive und Genitivattribute den Nomina vorangestellt (also OV sowie AN und GN). Der emissive Typ kennt schließlich Präpositionen, der rezeptive Postpositionen. Das Gegenwartsdeutsche stellt dieser Typologie zufolge auch über die emissive oder rezeptive Stellung des Objekts gegenüber dem Verb (VO bzw. OV ⫺ vgl. oben) hinaus einen Mischtyp dar: Dies gilt einerseits für die bevorzugte Nachstellung von Genitivattributen (NG) und einen nicht unbeträchtlichen Bestand an Präpositionen (vgl. also zum einen etwa die Gedichte Friedrichs oder die Gedichte des Autors gegenüber Friedrichs Gedichte oder seltener des Autors Gedichte sowie zum anderen beispielsweise die Gedichte von Friedrich über
35 die Rose); beide Erscheinungen verleihen dem Deutschen tendenziell Merkmale eines emissiven Sprachtyps. Mit der bevorzugten Voranstellung von attributiven Adjektiven (AN) und einem, wenn auch weitaus geringeren Bestand an Postpositionen weist die deutsche Sprache aber andererseits auch Merkmale eines rezeptiven Sprachtyps auf (vgl. zum einen beispielsweise die schönen Gedichte über die rote Rose gegenüber archaisierend die Gedichte schön über das Röslein rot sowie zum anderen etwa der Schönheit der Gedichte wegen). Eine weitere wortstellungstypologische Besonderheit, die das Deutsche zusammen mit dem Niederländischen (vgl. auch den Beitrag von Abraham und Hofstra in diesem Band) gewissermaßen als „Exotismus“ von anderen Sprachen Europas und der Welt unterscheidet, stellen die sog. Verbklammern dar. Im Falle solcher Verbklammern werden syntaktisch eng zusammengehörige verbale Elemente durch den Einschub anderer syntaktischer Elemente voneinander getrennt, rücken also in Fernstellung. Hierbei bestehen wiederum drei verschiedene Möglichkeiten: Erstens eine Klammerbildung aus einem finiten und einem infiniten Verb (so zum Beispiel im Falle der Perfektperiphrase: [Er] hat [die Werke Goethes bereits in seiner Jugend ] gelesen); zweitens eine Klammerbildung aus verschiedenen Teilen lexikalisch komplexer Verben (wie etwa: [Er] lernte [die Werke Goethes bereits in seiner Jugend ] kennen); und drittens schließlich die Klammerbildung aus einem finitem Verb und einer Verbergänzung (so beispielsweise [Er] las [aus Goethes „Leiden des jungen Werthers“] vor). Das Vorkommen weiterer Klammerkonstruktionen wie Satz- und Nominalklammern ist im Deutschen von der Verbreitung solcher Verbklammern abhängig. Weitere Einzelheiten, die als typologisch relevante Charakteristika der deutschen Syntax angeführt werden können, betreffen das Verhältnis von Parataxe und Hypotaxe, die Unterscheidung zwischen Nominativ und Akkusativ sowie die sog. Subjekt- bzw. Themastruktur: So finden sich zum einen insbesondere in der Schriftsprache verhältnismäßig lange, hypotaktische Konstruk-
36
I. West- und nordgermanische Sprachen
tionen, die jeweils durch Konjugationen oder Relativpronomen eingeleitet werden (also etwa: Ich lese diese Gedichte, weil ich Friedrich, der sie geschrieben hat, sehr schätze). Zum anderen gehört das Deutsche im Rahmen der relationalen Typologie in Folge von Mallinson/Blake (1981) zu den sog. Nominativsprachen, die bei transitiven Verben Nominativ und Akkusativ unterscheiden sowie bei intransitiven Verben den Nominativ ansetzen (vgl. etwa der Autor schreibt ein Gedicht und der Autor friert), und nicht zu den Ergativ- oder den Aktivsprachen, die einen Unterschied zwischen Ergativ und Absolutiv bzw. Aktiv und Inaktiv vornehmen (vgl. hier aber aktivsprachlich den Akkusativ bzw. Inaktiv im Falle eines intransitiven Verbs: den Autor friert). Und schließlich stellt das Deutsche prominenztypologisch in der Folge von Li/ Thompson (1976) eine überwiegend subjektstrukturelle Sprache mit themakennzeichnendem Subjekt und erhöhter Konfigurationalität bzw. Wortstellungsverbindlichkeit dar, die ein im Vergleich geringeres Maß an wortstellungsfreien Themenstrukturen zeigt; solche Themenstrukturen bestehen indessen aber beispielsweise in Sätzen mit pronominalen Anaphern oder Kataphern, also mit sog. doppeltem Subjekt (vgl. zum Beispiel: Das Azorenhoch, das bringt uns endlich gutes Wetter! oder Es ist wirklich gelungen, dieses Gedicht!), so dass sich das Deutsche also auch im syntaktischen Bereich wiederholt als sprachtypologischer Mischtyp erweist.
3.
Lautliche Variation
Die Sprachvariation des Deutschen ist im Bereich der Lautung durch eine Vielzahl historischer Einzelentwicklungen geprägt, die sich kaum einer gemeinsamen Tendenz unterordnen lassen und somit aus sprachtypologischer Sicht zu einem verhältnismäßig uneinheitlichen Bild führen (vgl. hier zur Übersicht die Darstellungen in Braune/Eggers 1987, 13 ff.; von Kienle 1969, 15 ff.; Paul/Wiehl/Grosse 1989, 39 ff.; von Polenz 2 2000, 147 ff.; 1994, 242 ff.; 1999, 338 ff.; Sonderegger 1979, 195 ff.; Reichmann/We-
gera in: Reichmann/Wegera 1993, 13 ff.; Wiesinger 1983). Die Variation besteht dabei vornehmlich in historischer und regionaler, weniger aber in funktionaler Hinsicht; sie betrifft dabei vornehmlich die Anzahl der verschiedenen Laute sowie deren Vorkommenshäufigkeit, so dass die variationstypologische Interpretation hier überwiegend quantitativ und nicht qualitativ zu verfahren hat. 3.1. Vokalismus 3.1.1. Historische Entwicklungen Aus dem Bereich des Vokalismus sind hier insbesondere solche Einzelentwicklungen zu nennen, die erstens das Verhältnis zwischen Mono- und Diphthongen, zweitens das zwischen Lang- und Kurzvokalen sowie drittens das zwischen labialisierten und delabialisierten Vokalen betreffen (in vereinfachter Notation): Das Verhältnis zwischen Mono- und Diphthongen wiederum ist insbesondere durch jeweils zwei einander entgegenlaufende Einzelentwicklungen im Mittelalter und in der Neuzeit bestimmt: So trägt in mittelalterlicher Zeit zunächst die althochdeutsche Diphthongierung der germanischen Langvokale eˆ 2 zu ea (später ia bzw. ie) und oˆ zu oa (später ua bzw. uo) einerseits zu einer Verstärkung der Diphthonge im Deutschen bei (vgl. got. heˆr und ahd. hiar bzw. hier ‘hier’ sowie got. fotus und ahd. fuaz bzw. fuoz ‘Fuß’), während die althochdeutsche Monophthongierung der germanischen Diphthonge ai zu eˆ und au zu oˆ (stellungsabhängig) eine Stärkung der Monophthonge mit sich bringt (vgl. got. saiwala und ahd. seˆwla bzw. seˆla ‘Seele’ sowie got. hauhs und ahd. hoˆh ‘hoch’). Im Deutschen der Neuzeit ist es dann die neuhochhochdeutsche Diphthongierung der mittelhochdeutschen Langvokale ˆı zu ei, uˆ zu au und iu zu eu, die zu einer Stärkung von Diphthongen beiträgt (vgl. mhd. mıˆn niuwez huˆs und nhd. mein neues Haus). Ihr steht jedoch die neuhochdeutsche Monophthongierung der mittelhochdeutschen Diphthonge ie zu ˆı, üe zu ü¯ und uo zu uˆ gegenüber, die sich als Stärkung der Monophthonge auswirkt (vgl. mhd. lieber müeder brouder und nhd. lieber müder Bruder).
2. Deutsch
Das Verhältnis zwischen Lang- und Kurzvokalen wird im Rahmen der historischen Entwicklung des Deutschen insbesondere durch die neuhochdeutsche Dehnung kurzer Vokale in offenen Silben und bei Einsilbern sowie durch analoge Dehnungen bestimmt (vgl. zum Beispiel mhd. tage mit kurzem a und nhd. Tage mit langem a¯). Eine Kürzung von Langvokalen in geschlossenen Silben ist im Vergleich hierzu selten (vgl. etwa mhd. da¯hta mit langem a¯ und nhd. dachte mit kurzem a). Damit verschiebt sich das Verhältnis beider Vokalgruppen quantitativ zugunsten langer Vokale. Das Verhältnis zwischen labialisierten und delabialisierten Vokalen schließlich erfährt ebenfalls in neuhochdeutscher Zeit entscheidende Veränderungen: Hierzu zählen zum einen neuhochdeutsche Delabialisierungen von im Mittelhochdeutschen labialisierten Vokalen (vgl. etwa mhd. küssen und nhd. Kissen sowie mhd. slöufen und nhd. schleifen) sowie zum anderen neuhochdeutsche Labialisierungen von im Mittelhochdeutschen delabialisierten Vokalen ⫺ eine Erscheinung, die vor allem auch im niederdeutschen Raum verbreitet ist (vgl. mhd. helle und nhd. Hölle sowie mhd. schepfen mit nhd. schöpfen). 3.1.2. Regionale Ausprägungen Die genannten vokalischen Entwicklungen zeigen im deutschen Sprachraum jeweils eine unterschiedliche räumliche Verbreitung und erweisen sich daher nicht allein aus historischer, sondern darüber hinaus auch aus regionaler Sicht für eine variationstypologische Betrachtung des Deutschen von Bedeutung. Im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Mono- und Diphthongen, Langund Kurzvokalen sowie labialisierten und delabialisierten Vokalen ergibt sich dabei vereinfacht der folgende Befund: Das Verhältnis von Monophthongen und Diphthongen weist aufgrund eines Überwiegens von Monophthongierungen im Nieder- und Mitteldeutschen sowie von Diphthongierungen im Ober- und Westmitteldeutschen eine regionale Tendenz auf, die in einer stärkeren Gewichtung von Monophthongen im nördlichen und westlichen
37 sowie von Diphthongen im südlichen und östlichen Raum besteht; die neuhochdeutsche Standardsprache nimmt hier eine mittlere Stellung ein. Vokaldehnungen sind im gesamten Sprachraum zu finden. Ausnahmen finden sich hier aber insbesondere im Ober- und im Ostmitteldeutschen, das darüber hinaus auch charakteristische Kürzungen zeigt. Die Unterscheidung zwischen Lang- und Kurzvokalen ist danach im gesamten deutschen Sprachgebiet verbreitet und weist mit Ausnahme von Teilen des Oberdeutschen sowohl in den meisten nieder- und hochdeutschen Mundarten als auch in der Standardsprache der Gegenwart eine leichte Dominanz der Kurzvokale auf. Die aus typologischer Sicht so bedeutsamen labialisierten Vorderzungenvokale finden sich insbesondere in der neuhochdeutschen Standardsprache, im Niederdeutschen sowie im Oberfränkischen und Hochalemannischen. Im mitteldeutschen sowie im übrigen oberdeutschen Raum sind die Vorderzungenvokale in der Regel delabialisiert, so dass sich diese Sprachräume aus variationstypologischer Sicht von geringerer Signifikanz erweisen. 3.2. Konsonantismus 3.2.1. Historische Entwicklungen Variationen im deutschen Konsonantismus sind unter anderem durch die zeitliche und regionale Staffelung der zweiten, sog. hochdeutschen Lautverschiebung, durch eine Uminterpretation konsonantischer Oppositionen (stimmlose und stimmhafte Konsonanten zu Fortes und Lenes) sowie durch eine Reihe weiterer Entwicklungen wie zum Beispiel die Auslautverhärtung und die binnenhochdeutsche Konsonantenschwächung bedingt. All diese Entwicklungen greifen in den für das Deutsche aus typologischer Sicht charakteristischen Bestand an Obstruenten ein: So führt zu althochdeutscher Zeit die Spirantenverschiebung der westgermanischen Tenues p, t und k zu den stimmlosen Geminaten ff, zz und hh nach Vokalen im In- und Auslaut als Teil der zweiten Lautverschiebung zu einem vorübergehenden
38 Ausbau an Geminaten, dem jedoch im weiteren Verlauf der sprachgeschichtlichen Entwicklung ein vollständiger Geminatenschwund zugunsten einfacher Frikative bis zum Spätmittelhochdeutschen folgt (vgl. zum Beispiel got. skapans und ahd. (gi)scaffan bzw. nhd. geschaffen, as. etan und ahd. ezzan bzw. nhd. essen sowie as. makoˆn und ahd. mahhoˆn bzw. nhd. machen). Als weiterer Teil der hochdeutschen Lautverschiebung führt ebenfalls zu althochdeutscher Zeit die Affrikatenverschiebung der germanischen Tenues p, t und k zu den homorganen Affrikaten bzw. deren örtliche Weiterentwicklung wiederum zu den entsprechenden Frikativen pf bzw. f (6./7. Jh.), tz bzw. z (5./6. Jh.) und kch bzw. ch (7./8. Jh.) im Anlaut sowie nach Konsonanten in starker räumlicher Staffelung zu erheblichen Veränderungen im deutschen Konsonantensystem (vgl. got. hilpan und as. skeppian mit ahd. helpfan bzw. nhd. helfen und ahd. skepfan bzw. nhd. schöpfen, got. taihun mit ahd. zehan bzw. nhd. zehn sowie as. wekkian mit ahd. wecchen bzw. nhd. wecken). Sowohl die Spirantenverschiebung als auch die Affrikatenverschiebung tragen zu einer erheblichen Festigung des Obstruentenbestands im Deutschen bei. Die Medienverschiebung zu althochdeutscher Zeit stellt eine weitere Teilentwicklung der zweiten, hochdeutschen Lautverschiebung dar. Sie besteht in einer räumlich unterschiedlich verbreiteten Verschiebung der aus stimmhaften Frikativen des Germanischen hervorgegangenen Medien b, d und g zu den entsprechenden Tenues p, t und k (8./9. Jh.) und zeigt als Ergebnis ein erhöhtes Erscheinen von Tenues (vgl. as. sibbia mit ahd. sippa bzw. nhd. Sippe, as. biddian mit ahd. bzw. nhd. bitten sowie as. bruggi mit ahd. Brucki bzw. nhd. Brücke). Eine zweite Entwicklung des Deutschen, die in die Vorkommenshäufigkeit der Tenues und Medien eingreift, stellt dann die Auslautverhärtung in mittelhochdeutscher Zeit dar, bei der stimmhafte Plosive und Frikative im Auslaut zu den entsprechenden stimmlosen Konsonanten verschoben werden und damit zu einer weiteren Erhöhung des Vorkommens an stimmlosen Konsonanten (und darunter auch wieder an Tenues) bei-
I. West- und nordgermanische Sprachen
tragen (vgl. im Nhd. geben und gab oder mit phonologischer Neutralisation Rat und Rad ). In frühneuhochdeutscher Zeit vollzieht sich daraufhin eine grundsätzliche phonetische (nicht aber phonologische) Umgestaltung des deutschen Konsonantenbestands, indem die stimmlosen bzw. stimmhaften Frikative und Plosive (also auch die Tenues bzw. Medien) zu stark bzw. schwach artikulierten Konsonanten, also Fortes bzw. Lenes uminterpretiert werden. Im Zuge der binnenhochdeutschen Konsonantenschwächung (Lenierung) in neuhochdeutscher Zeit ergeben sich daraufhin, wenn auch nur vorübergehend, räumlich gestaffelte Vorkommensänderungen in Richtung der Lenes (darunter auch der früheren Medien). Insgesamt bringen die genannten Entwicklungen aber eine erhöhte Vorkommenshäufigkeit von Fortes (darunter Tenues) gegenüber Lenes (darunter Medien) mit sich. 3.2.2. Regionale Ausprägungen Die zweite, hochdeutsche Lautverschiebung sowie die anderen Entwicklungen des deutschen Konsonantismus wie Auslautverhärtung oder Konsonantenschwächung bzw. Lenierung zeigen auch in der regionalen, kaum aber in der funktionalen Variation des Gegenwartsdeutschen ihre Spuren: So ist die Verschiebung von Tenues zu Frikativen mit westmitteldeutschen Ausnahmen im gesamten hochdeutschen Raum sowie in der neuhochdeutschen Standardsprache, nicht aber im Niederdeutschen zu finden. Die Verschiebung von Tenues zu Affrikaten weist eine weitaus feinere räumliche Staffelung auf, die insgesamt in einer qualitativen und quantitativen Zunahme von Affrikaten bzw. Frikativen in südlicher Richtung besteht. Im Einzelnen lauten die Befunde hier wie folgt: Während der gesamte niederdeutsche Raum keinerlei Erscheinungen der hochdeutschen Lautverschiebung zeigt (vgl. also zum Beispiel ndt. ten, open, Water, maken, Appel und Kind ), so sind insgesamt vier Ergebnisse der Lautverschiebungen in nahezu dem gesamten hochdeutschen Raum zu finden, nämlich tz bzw. z aus t, f aus p sowie ch aus k (vgl. also hdt. zehn, offen, Wasser und machen gegen-
2. Deutsch
über ndt. ten, open, Water und maken); Ausnahmen finden sich hier vor allem im westmitteldeutschen Raum. Der oberdeutsche Sprachraum zeichnet sich mit pf aus p nur durch ein weiteres Ergebnis der Lautverschiebung gegenüber dem mitteldeutschen Raum aus (vgl. also obd. Apfel gegenüber mdt. und ndt. Appel). Am Südrand des oberdeutschen Sprachgebiets schließlich ist mit kch aus k ein weiteres Ergebnis der Lautverschiebung auszumachen (vgl. etwa halem. Chind oder südbair. Kchind gegenüber Kind im übrigen Oberdeutschen sowie im Mitteldeutschen und Niederdeutschen). Der Konsonantismus der Standardsprache entspricht hier demjenigen des Oberdeutschen. Das Verhältnis zwischen Tenues und Medien bzw. Fortes und Lenes stellt sich im Zuge der genannten Entwicklungen vereinfacht etwa wie folgt dar: Weite Teile des Mitteldeutschen sowie des Westoberdeutschen zeigen aufgrund vollständiger Lenierung nurmehr fast ausschließlich Lenes, so dass hier eine deutliche qualitative Änderung im Konsonantenbestand vorliegt. Im Ostoberdeutschen sowie in Teilen des Westoberdeutschen findet sich durch verschiedenartige stellungsabhängige Lenierungen zumindest eine quantitative Stärkung des Lenesbestandes. Keine oder nur eine geringe Lenierung zeigen das Niederdeutsche, Teile des Mitteldeutschen sowie der äußerste Süden des Oberdeutschen, so dass hier das Verhältnis zwischen Fortes und Lenes am weitesten ausgeglichen erscheint. Die Standardsprache der Norm nach Theodor Siebs (vgl. Siebs 1969) nimmt durch den Ersatz von d durch t, die Unterscheidung zwischen Fortes und Lenes im An- und Inlaut sowie die Auslautverhärtung eine eigene Stellung mit besonderen Quantitätsverhältnissen im Bereich der Obstruenten ein. 3.3. Nebensilbenvokalismus 3.3.1. Historische Entwicklungen Eine starke und dabei auch sprachtypologisch relevante Variation im Bereich der Prosodik bzw. der Silben zeigt das Deutsche vor allem in Bezug auf das Verhältnis des
39 Vokalismus in Haupt- und in Nebensilben. Diese Variation ist dabei insbesondere von starker historischer Bedeutung; im Hinblick auf die regionale oder funktionale Variation der deutschen Gegenwartssprache ist sie indessen von geringerem Gewicht. Die historische Entwicklung nimmt hier von einem voll ausgeprägten Vokalismus in Haupt- wie in Nebensilben aus ihren Anfang und ist durch eine fortwährende Schwächung der vollen Vokale in den Nebensilben bis hin zu deren vollständiger Tilgung geprägt. So nehmen in der Zeit vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen nahezu sämtliche unbetonten Mittelsilben sowie zahlreiche Vor- und insbesondere Nachsilben den Indifferenzvokal an (vgl. zum Beispiel ahd. haban und mhd. haben). Diese Entwicklung, welche noch auf die Verschiebung des indogermanisch freien Akzents zur germanischen Stammsilbenbetonung zurückgeführt werden kann und mit erheblichen Veränderungen in der Flexionsund Wortbildungsmorphologie einhergeht (vgl. dazu unten), wird insbesondere in der Neuzeit, zum Teil aber auch bereits im Mittelalter mit durch zahlreiche Apokopierungen und Synkopierungen ergänzt bzw. fortgesetzt (vgl. etwa die standard- und umgangssprachlichen Varianten haben, haben und ham). Als eine gegensätzliche Entwicklung zum Schwund vollen Nebensilbenvokalismus kann im Übrigen die Vokalisierung des r zu a aufgefasst werden. Diese Entwicklung ist jedoch im Vergleich zu der vokalischen Schwächung unbetonter Nebensilben lediglich von geringerem Gewicht, kann aber ebenfalls mit dem allgemeinen Schwund unbetonter Nebensilben im Rahmen veränderter Akzentverhältnisse in Verbindung gebracht werden. 3.3.2. Historisch-regionale und funktionale Ausprägungen Gegenüber dem verhältnismäßig weit vorangeschrittenen Stand der Nebensilbenschwächung in den deutschen Mundarten der Gegenwart, der im Großen und Ganzen nur wenige regionale Varianten aufweist, sind im Hinblick auf die Durchführung der Nebensilbenschwächung aus historischer
40 Sicht durchaus regionale Varianten hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Hauptund Nebensilbenvokalismus festzustellen. So finden sich Synkopierungen und Apokopierungen im oberdeutschen Raum bereits seit dem 12. Jahrhundert, während im niederdeutschen Gebiet Apokopierungen erst seit dem 16. Jahrhundert nach dem Erscheinen von Synkopierungen belegt sind. Innerhalb des Oberdeutschen und des Westmitteldeutschen selbst wird die Apokopierung bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts nahezu vollständig durchgeführt; mit der Reformationszeit gewinnt jedoch das sog. lutherische e fakultativ vom Ostmitteldeutschen her im Dativ Singular sowie im Plural zeitweilig wieder an Bedeutung. Hiernach zeigen im hochdeutschen Raum das Oberdeutsche und das Westmitteldeutsche tendenziell einen schwächeren Nebensilbenvokalismus als das Ostmitteldeutsche. Erhaltungsbereiche des vollen Nebensilbenvokalismus finden sich noch heute am Südrand sowie im Nordwesten des deutschen Sprachgebiets, während die neuhochdeutsche Standardsprache zwar einen geschwächten Nebensilbenvokalismus, jedoch nur geringe Synkopierungen und Apokopierungen zeigt. Eine vornehmlich sozial oder funktional bedingte Variation des Deutschen ist im Bereich der Lautung nur schwer auszumachen. Es bestehen in der deutschen Gegenwartssprache zwar zahlreiche Unterschiede zwischen dem eher standard- und dem eher umgangssprachlichen Bereich; doch sind diese Unterschiede vornehmlich auf mundartliche Besonderheiten der jeweils betreffenden Region zurückzuführen, die auf den eher informellen Sprachgebrauch einwirken. Somit weist die typologische Charakterisierung der Umgangssprache in der Regel eine Zwischenstellung zwischen der Standardsprache und dem betreffenden Dialekt auf, die in Abhängigkeit von den jeweils herrschenden Bedingungen in die eine oder die andere Richtung tendiert. ⫺ Eine weitgehend überregionale und somit auch vorwiegend funktional interpretierbare Besonderheit ist indessen innerhalb der deutschen Umgangssprache bzw. in dem informellen mündlichen Gebrauch der deutschen Sprache doch noch auszumachen: Der Nebensil-
I. West- und nordgermanische Sprachen
benvokalismus ist hier wie auch in den meisten deutschen Mundarten durch eine weiterreichende Synkopierung und Apokopierung geprägt und weist somit gegenüber der Standardsprache ein stärkeres Ungleichgewicht zwischen dem Haupt- und dem Nebensilbenvokalismus auf (vgl. noch einmal standardsprachlich haben gegenüber umgangssprachlich haben bzw. ham).
4.
Morphologische Variation
Die morphologische Variation des Deutschen ist wie diejenige im Bereich der Lautung durch zahlreiche historische Einzelentwicklungen geprägt, die auf den ersten Blick ebenfalls kein einheitliches Bild hervortreten lassen (vgl. die Übersichten in Braune/Eggers 1987, 179 ff.; Glück/Sauer 1990, 54 ff.; Hoffmann 1985, 96 ff.; Kern/ Zutt 1977; von Kienle 1969, 127 ff.; Paul/ Wiehl/Grosse 1989, 181 ff.; von Polenz 2 2000, 155 ff.; 1994, 251 ff.; 1999, 342 ff.; Roelcke 1999, 73 ff.; Sonderegger 1979, 195 ff.; Solms/Wegera in: Reichmann/Wegera 1993, 164 ff.; Sowinski 1978, 162 ff.; Wiesinger 1983). Dennoch lassen sich hier bei näherem Besehen einige variationstypologische Tendenzen des Deutschen in Geschichte und Gegenwart ausmachen, wobei neben inventartypologischen Gesichtspunkten insbesondere auch das Verhältnis von synthetischer und analytischer Bauweise Beachtung zu finden hat. 4.1. Konjugation 4.1.1. Historische Entwicklungen Im Bereich der Konjugation sind unter anderem der Abbau von stark und der Ausbau von schwach konjugierten Verben, die Vereinfachung der morphologischen Kennzeichnung von Personen, die Herausbildung des Sechstempussystems und die sog. Tempusprofilierung sowie der Zusammenfall der morphologischen und der Ausbau der periphrastischen Kennzeichnung des Konjunktivs für eine variationstypologische Charakterisierung der deutschen Sprachgeschichte von Bedeutung. Der Abbau von stark konjugierten (wurzelflektierten) und der Ausbau von schwach
2. Deutsch
konjugierten (endungsflektierten) Verben stellt im gesamten deutschsprachigen Raum eine Entwicklung dar, die vom Mittelalter bis zur Gegenwart reicht und auch heute nicht abgeschlossen ist (vgl. noch mhd. bellen, bal, gibollen und nhd. bellen, bellte, gebellt oder mit semantischer Differenzierung mhd. wiegen, wuoc, giwogen und nhd. wiegen, wog, gewogen einerseits gegenüber wiegen, wiegte, gewiegt andererseits). Der Abbau der starken Verben im Deutschen besteht dabei zum einen in einer Verringerung der Anzahl wurzelflektierter Verben selbst und zum anderen in einer Heterogenisierung der im Mittelalter noch weitgehend stabilen Ablautreihen bis hin zu verbspezifischen Paradigmen in der Neuzeit. Er ist als eine Schwächung der synthetischen Bauweise im Deutschen aufzufassen, da die Wurzelflexion gegenüber der Endungsflexion insofern als morphologisch komplexer zu gelten hat, als hier sowohl die nennlexikalische Bedeutung als auch die Kennzeichnung grammatischer Kategorien von ein und demselben und nicht von zwei verschiedenen Morphemen übernommen wird (vgl. Roelcke 1997, 121 f.). Die Vereinfachung der morphologischen Kennzeichnung von Personen (nicht der Numeri) reicht im Deutschen ebenfalls vom Mittelalter bis zur Gegenwart (vgl. zum Beispiel den Zusammenfall der 1. und der 3. Person Plural Indikativ Präsens von ahd. mahhoˆn, mahhoˆt, mahhoˆnt über mhd. machen, machet, machent bis nhd. machen, macht, machen). Mit dieser Entwicklung, die im Zusammenhang mit dem Verlust voller Vokale im Rahmen der sog. Nebensilbenschwächung zu betrachten ist (vgl. oben), erfährt nun neben der Wurzelflexion auch die Endungsflexion zunehmende Einschränkungen bei der Kennzeichnung grammatischer Kategorien. Sie zeigt damit ebenfalls eine sprachgeschichtliche Tendenz, die aus variationstypologischer Sicht der synthetischen Bauweise entgegenläuft. Da die Vereinfachung der morphologischen Kennzeichnung jedoch mit einem verstärkten und geregelten Gebrauch von Pronomina einhergeht (also etwa nhd. wir machen, ihr macht, sie machen), ist dieser Abbau der synthetischen zugleich mit einem
41 Ausbau der analytischen Bauweise im Deutschen verbunden. Es ist hier somit von einem kompensierten Syntheseabbau und einem kompensierenden Analyseausbau zu sprechen. Im Gegensatz zum Abbau stark konjugierter Verben und zum Abbau der morphologischen Personenkennzeichnung stellt die Entwicklung des Sechstempussystems eine Entwicklung dar, die sich nicht über die gesamte deutsche Sprachgeschichte hinzieht, sondern in frühneuhochdeutscher Zeit festzumachen ist. Dabei werden die beiden (im Indikativ Aktiv) morphologisch markierten Tempora Präsens und Präteritum (also etwa er macht, er machte) auf volkssprachlicher Grundlage und nach lateinischem Vorbild um die vier periphrastisch markierten Tempora Perfekt, Plusquamperfekt sowie Futur I und II (er hat gemacht, er hatte gemacht, er wird machen, er wird gemacht haben) ergänzt. Entgegen der morphologischen Kennzeichnung von Personen bleibt dabei aber diejenige der Tempora Präsens und Präteritum in weiten Teilen des deutschen Sprachgebiets (vgl. zur regionalen Variation unten) sowie in der Standardsprache im Indikativ (nicht dagegen im Konjunktiv) bestehen und zeigt somit keine Schwächung, sondern eine Erhaltung bzw. im Vergleich hierzu sogar eine Profilierung der synthetischen Bauweise (vgl. auch Hartweg/Wegera 1989, 123 ff.). Die allein für die Standardsprache verbindlich gewordene Einführung des Sechstempussystems bedeutet hingegen wiederum einen Ausbau analytischer Merkmale und ist zudem als Erweiterung des Inventars an grammatischen Kategorien im Deutschen zu werten. Seit frühneuhochdeutscher Zeit ist des Weiteren einerseits ein erheblicher Zusammenfall und eine weitreichende Abnahme der morphologischen sowie andererseits eine deutliche Zunahme der periphrastischen Kennzeichnung des Konjunktivs durch Modalverbgefüge (insbesondere durch Konstruktionen mit würde) zu beobachten (vgl. etwa mhd. die 3. Person im Indikativ bzw. Konjunktiv Präsens nimet bzw. ne¨me und Präteritum nam bzw. næme mit nhd. nimmt und nehme bzw. würde neh-
42 men im Präsens sowie nahm, nähme bzw. nehme bzw. würde nehmen, wobei die Formen des Konjunktivs Präteritum detemporalisiert als formal deutlichere Alternative für die gleichfalls detemporalisierten Formen des Konjunktiv Präsens Verwendung finden und ihrerseits unter dem Druck der tempusneutralen Periphrase mit würde stehen). Diese Entwicklung, die bis in die Gegenwart hineinreicht, ist hiernach im Hinblick auf die Kennzeichnung der Modi wiederum als ein kompensierter Syntheseabbau und kompensierender Analyseausbau aufzufassen; im Hinblick auf die Tempuskennzeichnung (vgl. oben) ist hier hingegen ein nichtkompensierter Syntheseabbau festzustellen, der indessen nicht in das Inventar an grammatischen Kategorien im Deutschen selbst eingreift. Weitere Entwicklungen im Bereich der deutschen Konjugation, die unter variationstypologischen Gesichtspunkten von nicht unerheblichem Interesse sind, hier aber aus Raumgründen nicht näher behandelt werden können, stellen erstens die Systematisierung der periphrastischen Kennzeichnung des Passivs und dessen Integration in das Tempussystem, zweitens der sog. oberdeutsche Präteritumschwund mit einer Ersetzung morphologischer Präteritumkennzeichnungen durch periphrastische Perfektkennzeichnungen in der Südhälfte des deutschen Sprachgebiets (vgl. unten) sowie drittens Veränderungen in der sekundären Kennzeichnung von Aspekten dar. All diese Entwicklungen sind insbesondere in der Zeit des Frühneuhochdeutschen anzusetzen und können dabei mit einem (im Falle des Präteritums kompensierenden und im Falle des Passivs dagegen nichtkompensierenden) Ausbau der periphrastischen bzw. analytischen Kennzeichnung grammatischer Kategorien in Verbindung gebracht werden. 4.1.2. Regionale Ausprägungen Sprachtypologische Charakteristika der regionalen Varietäten im Gegenwartsdeutschen sind einerseits durch eine räumlich unterschiedliche Durchführung der oben genannten Einzelentwicklungen sowie andererseits durch einige weitere und dabei
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räumlich stärker begrenzte Erscheinungen bedingt. Hierzu zählen insbesondere auch die Kennzeichnung der Tempora im Hinblick auf die Vorzeitigkeit, die Kennzeichnung der drei Personen insbesondere im Plural sowie die Konjunktivkennzeichnung im Bereich der Modi. Die regionale Variation der Tempuskennzeichnung ist vor allem durch den im 15. Jahrhundert einsetzenden Schwund von Präteritumformen geprägt, der heute mit Ausnahmen von Reliktzonen am Südrand den gesamten oberdeutschen Raum sowie etwa die südliche Hälfte des mitteldeutschen Raums umfasst. Die Vorzeitigkeit wird hier von wenigen Ausnahmen abgesehen periphrastisch mit dem Perfekt gekennzeichnet, das damit seine Funktion eines relativen Tempus gegenüber dem absoluten Tempus Präteritum verliert und seinerseits absolut Verwendung findet (vgl. etwa standardsprachlich ich rannte gegenüber pfälz. isch bin g’rennt sowie standardsprachlich ich war da! gegenüber noch immer pfälz. isch wor do!). Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung weist der südliche deutsche Sprachraum gegenüber dem nördlichen Gebiet und der Standardsprache wiederum schwächere synthetische und stärkere analytische Merkmale auf. Dies gilt bis auf wenige Ausnahmen auch für den Abbau stark konjugierter Verben, so dass der südliche Raum gegenüber dem nördlichen Raum und der Standardsprache eine noch weiterreichende Schwächung der synthetischen Bauweise aufweist (vgl. zum Beispiel standardsprachl. ich buk gegenüber umgangssprachlich ich backte und pfälz. isch hob g’backe als Formen zur Kennzeichnung einfacher Vorzeitigkeit). Eine morphologische Unterscheidung aller drei Personen ist in den Mundarten der deutschen Gegenwartssprache mit Ausnahme von Reliktmundarten am äußersten Südrand des Sprachgebiets selten. Ein vollständiger Zusammenfall der drei Personen ist im Plural hingegen nicht unüblich. Ein solcher sog. Einheitsplural ist zum Beispiel in weiten Teilen des niederdeutschen Raums sowie zum Teil auch im Westen des hochdeutschen Raums zu finden (vgl. niedersächs. wi maakt, ji maakt, se maakt oder
2. Deutsch
schwäb. mir machet, ihr machet, sie machet). In diesen Dialekträumen ist die synthetische Bauweise also gegenüber den übrigen Gebieten sowie im Vergleich zur Standardsprache weiter geschwächt, auch wenn das Inventar an grammatischen Kategorien selbst angesichts der Pronominalperiphrasen (und der morphologischen Personenunterscheidung im Singular) bestehen bleibt. Ein Fehlen der morphologischen Numerusunterscheidung ist in den deutschen Mundarten wie in der Standard- und der Umgangssprache indessen selten anzutreffen und betrifft dabei nur einzelne Personen (vgl. beispielsweise die Formen der 3. Person Singular und der 1. Person Plural im Falle von niedersächs. he maakt und wi maakt); auch hier liegt dann eine regionale Schwächung der synthetischen Bauweise vor. Die Kennzeichnung einzelner Modi zeigt im Deutschen insbesondere beim Konjunktiv nennenswerte regionale Unterschiede. So beginnt die sprachgeschichtliche Entwicklung zur Periphrasierung des Konjunktivs im niederdeutschen Raum früher als im hochdeutschen Gebiet und ist dort aus gegenwärtiger Sicht auch weiter vorangeschritten. Der detemporalisierte Konjunktiv Präsens bzw. Konjunktiv I ist (morphologisch wie periphrastisch gekennzeichnet) im hochdeutschen Westen vergleichsweise häufig anzutreffen, in der Standardsprache sowie im hochdeutschen Osten dagegen seltener. Der ebenfalls detemporalisierte Konjunktiv Präteritum bzw. Konjunktiv II ist im ober- und im ostmitteldeutschen Raum eher gebräuchlich als im westmitteldeutschen Raum. Diese Verhältnisse zeigen aus variationstypologischer Sicht eine räumliche Tendenz, nach der der Grad an synthetischer Bauweise regional von Norden nach Süden und hier wiederum von Westen nach Osten zunimmt. 4.1.3. Funktionale Gewichtungen Die funktionale Variation des Deutschen schließlich zeigt im Zuge der genannten historischen Entwicklungen eine Reihe von Befunden, die jedoch im Vergleich zu den historischen und den regionalen Erscheinungen im Allgemeinen nur von geringerem Gewicht sind. Hierzu gehören insbesondere
43 funktionale Gewichtungen in den Bereichen der Tempora, der Modi und der Personen, die im Folgenden vereinfachend im Hinblick auf einen eher formellen Sprachgebrauch innerhalb der Schrift- und Standardsprache und einen eher informellen Sprachgebrauch innerhalb der Sprech- und Umgangssprache betrachtet werden: Die schwache Konjugationsweise wird in dem eher informellen Sprachgebrauch der Sprech- und Umgangssprache bisweilen der starken Konjugationsweise vorgezogen, während sich die starken Formen in einem eher formellen Sprachgebrauch tendenziell halten (vgl. noch einmal standardsprachlich er buk oder er frug gegenüber umgangssprachlich er backte oder er fragte). Da der starken Wurzelflexion gegenüber der schwachen Endungsflexion ein höherer Grad an synthetischer Bauweise zuzuschreiben ist (vgl. oben), zeigt somit die eher informelle Sprech- bzw. Umgangssprache eine schwächere Gewichtung der synthetischen Bauweise als die eher formelle Schrift- bzw. Standardsprache. Des Weiteren finden sich in einem eher formellen Sprachgebrauch objektivierende Stilmittel wie die Ersetzung der 1. und der 2. Person durch die 3. Person oder Sozialformeln wie der Pluralis modestiae oder der Pluralis maiestatis sowie der sog. Höflichkeitsplural, die im Bereich von Person und Numerus als eine funktionale Schwächung synthetischer Bauweise in der Schrift- und Standardsprache gegenüber der Sprechund Umgangssprache angesehen werden können (so heißt es beispielsweise anstelle ich bin der Auffassung, dass Ihnen als der Leserin oder dem Leser dieses Beitrags einige Beispiele präsentiert werden sollten in der Regel etwa der Autor ist bzw. wir sind der Auffassung, dass Ihnen als der Leserin oder dem Leser dieses Beitrags einige Beispiele präsentiert werden sollten). Die vier ausschließlich periphrastisch gebildeten Tempora der deutschen Schriftbzw. Standardsprache (also Perfekt, Plusquamperfekt sowie Futur I und II) werden in der Sprech- und Umgangssprache zum einen weitaus seltener sowie zum anderen ohne Berücksichtigung der Consecutio Temporum verwendet. Darüber hinaus
44 zeigt sich im eher informellen Sprachgebrauch eine nicht allein auf den südlichen deutschen Raum begrenzte (wenn auch hier besonders deutlich ausgeprägte) Tendenz, anstelle der morphologischen Kennzeichnung der Vorzeitigkeit durch das Präteritum eine periphrastische Kennzeichnung durch das Perfekt zu bevorzugen (also zum Beispiel gestern bin ich ins Kino gegangen und habe den neuen Woody Allen gesehen anstelle gestern ging ich ins Kino und sah den neuen Woody Allen). Diese Varianten der Tempuskennzeichnung zeigen eine stärkere funktionale Gewichtung der analytischen Bauweise innerhalb der Sprech- und Umgangssprache und eine stärkere Gewichtung der synthetischen Bauweise innerhalb der Schrift- und Standardsprache. Ein Beispiel für zwei Funktionsvarianten im Bereich der Tempuskennzeichnung, die einen eher informellen gegenüber einem eher formellen Sprachgebrauch auszeichnen und dabei einander typologisch entgegenstehen, findet sich in der fakultativen morphologischen Kennzeichnung von Nachzeitigkeit durch das Präsens (anstelle des periphrastischen Futurs) einerseits sowie in der ebenfalls fakultativen periphrastischen Kennzeichnung einer gleichzeitigen Vermutung durch das Futur (anstelle des morphologischen Präsens Indikativ oder Konjunktiv). Die Kennzeichnung von Nachzeitigkeit durch das sog. historische Präsens ist dabei als stärkere Gewichtung der synthetischen, die Kennzeichnung einer Vermutung durch das Futur als eine stärkere Gewichtung der analytischen Bauweise aufzufassen (vgl. etwa Günter Grass erhielt 1999 den Nobelpreis für Literatur und empfand dabei vermutlich eine innere Genugtuung gegenüber Günter Grass erhält 1999 den Nobelpreis für Literatur und wird dabei [vermutlich] eine innere Genugtuung empfunden haben. Eine stärkere funktionale Gewichtung der analytischen Bauweise im Bereich der Kennzeichnung von Modi zeigen die Sprech- und Umgangssprache in der Tendenz, die morphologische Kennzeichnung des Konjunktivs I oder II durch die periphrastische Kennzeichnung mit würde zu ersetzen (also etwa ich würde lieber ins Kino als ins Theater gehen anstelle von ich ginge
I. West- und nordgermanische Sprachen
lieber ins Kino als ins Theater). Dieser Tendenz steht jedoch die wiederum eher dem informellen und zum Teil auch dialektalen Sprachgebrauch eigene Möglichkeit einer morphologischen und somit synthetischen Konjunktivkennzeichnung durch Präsensformen entgegen. 4.2. Deklination 4.2.1. Historische Entwicklungen Die Deklination zeigt ebenfalls einige historische Entwicklungen, die für die Variation des Deutschen und deren typologische Charakterisierung von Bedeutung sind. Hierzu zählen unter anderem Ausgleichstendenzen zwischen starker und schwacher Deklination, Veränderungen hinsichtlich der Formbildung bei attributivem bzw. prädikativem Gebrauch von Adjektiven, eine Reduktion von Kasusmorphemen sowie eine Profilierung der Numeruskennzeichnung bei Substantiven. Ausgleichstendenzen zwischen starker und schwacher Deklination führen im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte im Bereich der Substantive zur Entstehung einer gemischten, im Bereich der Adjektive hingegen zu einem Abbau der schwachen Deklination. Daher ist hier im Gegensatz zu der Entwicklung der starken und schwachen Konjugation im Deutschen kaum von einer Schwächung der synthetischen Bauweise zu sprechen; vgl. zum Beispiel im Nhd. die starken Deklinationsformen des Genitivs Singular auf das Suffix -(e)s und des Nominativs Plural ohne das Suffix -(e)n bei dem Maskulinum Tag (des Tages, die Tage) oder bei dem Neutrum Jahr (des Jahres und die Jahre); die schwachen Formen des Genitivs Singular und des Nominativs Plural auf -(e)n bei dem Maskulinum Mensch (des Menschen und die Menschen); sowie die starken Formen des Genitivs Singular auf -(e)s und die schwachen Formen des Nominativs Plural auf -(e)n bei dem Maskulinum Staat (des Staates und die Staaten), oder bei dem Neutrum Auge (des Auges und die Augen). Die Adjektivdeklination zeigt im Rahmen dieser Entwicklung starker und schwacher Deklinationsparadigmen überhaupt
2. Deutsch
des Weiteren jedoch eine funktionale Schwächung der synthetischen Bauweise, indem hier die Formbildung im Neuhochdeutschen gegenüber dem mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Deutsch auf den attributiven Gebrauch von Adjektiven eingeschränkt wird und diesen somit markiert, während der prädikative Gebrauch von Adjektiven nunmehr unflektiert erfolgt (vgl. die im Gegenwartsdeutschen archaisierende und nunmehr allein literarisch-poetische Wirkung von die Augen der Mutter sind liebevolle und zärtliche gegenüber die Augen der Mutter sind liebevoll und zärtlich). Des Weiteren findet sich hier eine Reduktion von Kasusmorphemen bei Substantiven und Adjektiven im Zuge der Nebensilbenschwächung, die im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte zu einem Zusammenfall von einzelnen Kasusunterscheidungen sowie von ganzen Flexionsparadigmen führt (vgl. zum Beispiel die ahd. Pluralformen von zunga: zunguˆn, zungoˆno, zungoˆm, zunguˆn mit den mhd. Formen von zunge mit Artikel: die zungen, der zungen, den zungen, die zungen). Diese Entwicklung verläuft mit regionalen Unterschieden vom mittelalterlichen bis in das frühneuzeitliche Deutsch hinein und teilt sich dann im Verlauf der neuhochdeutschen Sprachgeschichte, indem sie im mundartlichen Bereich örtlich bis zu einem nahezu vollständigen Verlust von Kasusunterscheidungen führt, während bei der Herausbildung der Standardsprache der mittelhochdeutsche Stand teilweise wiederhergestellt und insgesamt bewahrt wird. Im Ganzen betrachtet sind diese Entwicklungen aber als eine historische Schwächung der synthetischen Bauweise im Deutschen zu werten und stehen dabei in einer engen Verbindung mit weiteren Entwicklungen, die zu einer Stärkung der analytischen Bauweise im Deutschen beitragen. Solche Entwicklungen stellen etwa die Einführung und die verbindliche Regelung des Gebrauchs von bestimmten und unbestimmten Artikeln im Alt- und Mittelhochdeutschen oder der Ausbau von Präpositional- und Pronominalkonstruktionen (vgl. oben) im Frühneuhochdeutschen dar. Und schließlich erfährt die Deklination der deutschen Substantive im Bereich des
45 Numerus keinen Abbau, sondern vielmehr eine Bewahrung und damit im Vergleich zur Kasuskennzeichnung eine Profilierung bestehender Pluralformen, die im Verlauf der Sprachgeschichte darüber hinaus sogar um einige Formen vermehrt werden ⫺ so wie etwa im Falle der Grammatikalisierung des althochdeutschen i-Umlauts (beispielsweise nhd. der Gast, die Gäste) oder bei der Einführung und starken Ausbreitung des s-Suffixes seit dem 17. Jahrhundert (wie etwa das Auto, die Autos). Die Numerus- bzw. Pluralkennzeichnung zeigt hier somit im Gegensatz zu den Entwicklungen im Bereich der Kasus eine Festigung der synthetischen Bauweise im Deutschen, selbst wenn sie nicht mit einer Erweiterung des Inventars an grammatischen Kategorien verbunden ist. 4.2.2. Regionale Ausprägungen Die regionale Variation des Deutschen ist nach diesen und weiteren Einzelentwicklungen durch die folgenden Charakteristika geprägt, die insbesondere den Bereich der Kasuskennzeichnung, daneben aber auch den der Numeruskennzeichnung betreffen. Während die Standardsprache das mittelhochdeutsche Vierkasussystem mit einer Kombination von morphologischer und insbesondere periphrastischer Kennzeichnung restituiert hat, ist der Zusammenfall einzelner Kasus und ganzer Paradigmen im dialektalen Bereich deutlich weiter vorangeschritten und betrifft hier nicht nur deren morphologische, sondern auch deren periphrastische Kennzeichnung. So ist innerhalb nahezu sämtlicher Dialekte der Gegenwart der Genitiv sowohl hinsichtlich der morphologischen bzw. synthetischen Kennzeichnung durch Endungsmorpheme als auch hinsichtlich der periphrastischen bzw. analytischen durch Artikel nahezu vollständig geschwunden und wird hier durch andere periphrastische bzw. analytische Konstruktionen wie etwa solche mit Präpositionen oder Possessivpronomen ersetzt (vgl. beispielsweise pfälz. dem Karl sei Sach’ oder die Sach’ vum Karl gegenüber standardsprachl. die Sache Karls oder auch die Sache von Karl). Ausnahmen bilden hier allein Reliktzonen am äußersten Südrand des deut-
46 schen Sprachgebiets, in denen Genitivformen bewahrt blieben. Im Gegensatz zu dem weitreichenden Verlust des Genitivs weist der Zusammenfall der übrigen Kasus noch eine Vielzahl von erkennbaren regionalen Differenzen auf, die zwar kaum mehr die Kasuskennzeichnung durch Endungsmorpheme beim Substantiv, wohl aber diejenige attributiver Adjektive sowie die Kasuskennzeichnung von Artikeln und Pronomina selbst betreffen (man beachte nur die Kasusunsicherheit im Berlinischen, die zu zahlreichen Witzen und Anekdoten Anlass gibt: Se liebt dir! ⫺ Nein, dich ⫺ Nee, nich mir: dir!). Aus variationstypologischer Sicht zeigen all diese Erscheinungen eine regionale Tendenz, die in einer schwächeren Ausprägung synthetischer Bauweise im Norden und einer stärkeren im Süden besteht. Unterschiede zwischen dem östlichen und dem westlichen Hochdeutschen sind dabei von geringerer Bedeutung, da der Zusammenfall der Kasus hier jeweils zu der Ausbildung eines Zweikasussystems aus Kasus rectus (Nominativ) und einem einzelnen Kasus obliquus führen. Im Bereich der Numeruskennzeichnung zeigt sich eine vergleichbare räumliche Ausprägung, die jedoch nicht durch eine weitere Schwächung der synthetischen Bauweise im Norden, sondern vielmehr durch deren weitere Stärkung im Süden, insbesondere aber im oberdeutschen Raum bedingt ist. Diese regionale Tendenz zur Synthese zeigt sich zum einen in einem stärkeren Gebrauch von Pluralendungsmorphemen (so etwa das Kindlein, die Kindleins) und zum anderen in einem Ausbau des analogischen Umlauts (wie zum Beispiel der Wagen, die Wägen). 4.2.3. Funktionale Gewichtungen Die funktionale Variation der deutschen Deklination lässt ebenfalls typologisch relevante Unterschiede zwischen einem eher formellen und einem eher informellen Sprachgebrauch in der Schrift- und Standardsprache bzw. der Sprach- und Umgangssprache erkennen. Dabei stehen wiederum die Kasuskennzeichnungen im Vordergrund.
I. West- und nordgermanische Sprachen
So besteht in der Sprech- und in der Umgangssprache eine Tendenz, die morphologische bzw. synthetische Kennzeichnung des Genitivs insbesondere durch periphrastische bzw. analytische Präpositionalkonstruktionen zu vermeiden. Innerhalb der Fachsprachen in Wissenschaft, Technik und Institutionen hingegen hat die synthetische Genitivkennzeichnung als Element eines objektivierenden Nominalstils als vergleichsweise stark ausgeprägt zu gelten und bringt hier bisweilen ganze Genitivreihungen hervor (so etwa die Geschichte des Deutschen der frühen Neuzeit ist das Thema eines sprachwissenschaftlichen Schwerpunkts des germanistischen Seminars der Universität Heidelberg). Somit darf hier eine wachsende Ausprägung der synthetischen Bauweise vom Bereich der Umgangssprache über den der Standardsprache bis hin zu dem der Fachsprachen angesetzt werden. Neben dem Genitiv gerät aber auch der Dativ in der Sprech- und Umgangssprache gegenüber der Schrift- und Standardsprache weit über die Grenzen einzelner Dialekte hinaus unter Druck und wird dabei ebenfalls durch den Akkusativ oder durch Präpositionalkonstruktionen (seltener durch Pronominalkonstruktionen) ersetzt (vgl. oben). Diese Erscheinungen der Sprech- und Umgangssprache sind ebenfalls als eine stärkere funktionale Gewichtung der analytischen und eine entsprechend schwächere Gewichtung der synthetischen Bauweise in einem eher informellen Sprachgebrauch zu interpretieren. Im Bereich der Numeri schließlich zeigt sich hier eine gegenläufige Erscheinung, indem die morphologische Pluralkennzeichnung in der eher informellen Sprech- und Umgangssprache einen verstärkten Einsatz analoger Pluralbildungen zeigt (vgl. etwa die morphologische Pluralkennzeichnung bei einigen Farbadjektiven wie in das orangene Trikot der niederländischen Nationalelf und das rosane Trikot des Teams Telekom oder diejenige einiger Substantive wie in im Stau auf der A 5 stehen am Ferienbeginn viele Wägen). All diese Bildungen dürfen als eine stärkere funktionale Gewichtung der synthetischen Bauweise in einem eher informellen gegenüber dem eher formellen
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Sprachgebrauch angesehen werden. Eine entsprechende Interpretation erlauben des Weiteren auch fachsprachenspezifische Pluralbildungen (wie zum Beispiel der Aufbau der Salze oder die Terminologie der Erkenntnisvermögen). 4.3. Wortbildung 4.3.1. Historische Entwicklungen Die deutsche Wortbildung zeigt aus sprachtypologischer Sicht sowohl im Bereich der Derivation als auch in dem der Komposition bemerkenswerte historische Entwicklungen. Hierzu zählen insbesondere auch die Folgenden: Der Bereich der Derivation ist einerseits von einer Verringerung und andererseits von einer Bereicherung und Ausweitung der Wortbildungsmöglichkeiten betroffen. So stellt etwa der Verlust der Substantivierungskennzeichnung -ı¯ infolge des Nebensilbenschwunds vom Alt- zum Mittelhochdeutschen eine Verringerung solcher Möglichkeiten dar und ist somit als Abbau der synthetischen Bauweise im Deutschen aufzufassen (vgl. beispielsweise ahd. sco¯ni ‘schön’ und sco¯nı¯ ‘Schönheit’). Diesem Abbau stehen jedoch seit mittelhochdeutscher Zeit zahlreiche historische Entwicklungen entgegen, die nicht als ein Abbau, sondern als ein Ausbau der synthetischen Bauweise im Deutschen zu werten sind. Hierzu zählen erstens die Ausbildung neuer Substantivierungskennzeichnungen im Mittelhochdeutschen (wie zum Beispiel -heit aus mhd. heit ‘Person, Wesen’), zweitens der Anstieg von deren Gebrauchshäufigkeit um das 15. und 16. Jahrhundert (vermutlich aufgrund des erhöhten Benennungsbedarfs der Humanisten) sowie drittens die assimilierende Entlehnung lateinischer und daneben auch französischer Wortbildungssuffixe zur gleichen Zeit (vgl. etwa nhd. -tion und -anz aus mittellat. -tio und -antia oder -ieren nach französischem Vorbild). Diese und weitere Derivationserscheinungen entsprechen insgesamt einer grundsätzlichen Tendenz zum Ausbau der synthetischen Bauweise innerhalb der deutschen Wortbildung, sind im Einzelnen jedoch von jeweils unterschiedlichem historischen Gewicht: So sind hier
47 etwa eine verhältnismäßig hohe Produktivität der Substantiv- gegenüber der Adjektivderivation oder ein Rückgang von verbalen Derivata im 19. Jahrhundert infolge einer allgemeinen literatursprachlichen Substantivierungstendenz zu vermerken. Neben der Derivation zeigt auch die Komposition eine Entwicklung, die als ein deutlicher Ausbau der synthetischen Bauweise im Deutschen gewertet werden darf. Zwar ist der starke Schwund der noch im Althochdeutschen produktiven Juxtaposition als Abbau synthetischer Bauweise zu betrachten, doch steht diesem die Entstehung und Verbreitung der sog. Kasuskomposition im Mittelalter gegenüber, in deren weiterer Entwicklung das Genitiv-s spätestens seit der frühen Neuzeit zu einem eigenständigen Fugenelement umgewandelt wird. Die Entwicklung der Kasuskomposition geht mit einer steigenden Gebrauchshäufigkeit von Komposita sowie mit einem Anstieg von deren möglicher Gliederzahl insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert einher: So finden sich im mittelalterlichen Deutsch zunächst ausschließlich zweigliedrige Komposita (vgl. ahd. wı¯h-rouh ‘Weihrauch’ oder sunnu¯n-tag ‘Sonntag’). In der frühen Neuzeit nimmt deren Vorkommenshäufigkeit zunächst deutlich zu, bis dann seit dem 19. und 20. Jahrhundert auch drei- und mehrgliedrige Bildungen möglich werden (wie zum Beispiel das Kindergartenkind, der Haustürschlüssel oder auch die allseits bekannte Donaudampfschifffahrtsgesellschaft). Einen Ausbau der synthetischen Bauweise stellt im Weiteren auch die Entstehung von suffixartigen Funktionsträgern, also sog. Suffixoiden dar, die in einer Grammatikalisierung frei verwendbarer Kompositionsglieder besteht. Diese Erscheinung ist sowohl im mittelalterlichen Deutschen als auch dann in besonderem Maße im jüngeren Neuhochdeutschen anzutreffen (vgl. zum Beispiel das längst eingeführte Suffix -bar aus ahd. ba¯ri nach ahd. beran ‘tragen’ und mhd. -bære bzw. -ber oder die neuhochdeutschen Suffixoide -frei in alkoholfrei oder bleifrei und -arm in schadstoffarm oder geräuscharm). Entwicklungen dieser Art sind daher als Ausbau oder Stärkung der synthetischen Bauweise
48 im Deutschen anzusehen, da die morphologische Bindung von Suffixen bzw. Suffixoiden selbst stärker ist als diejenige freier Kompositionsglieder und die Bildung solcher Suffixoide darüber hinaus auch mit einem Anstieg der Vorkommenshäufigkeit solcher Glieder verbunden ist. Weitere Wortbildungserscheinungen, die aus variationstypologischer und aus historischer, insbesondere aber auch regionaler und funktionaler Sicht für das Deutsche von Bedeutung sind, stellen unter anderem die Diminution und die Wortkürzung dar (vgl. hierzu den folgenden Abschnitt). 4.3.2. Regionale Ausprägungen und funktionale Gewichtungen Die Wortbildung des Gegenwartsdeutschen zeigt im Hinblick auf ihre regionale und funktionale Variation variationstypologisch bemerkenswerte Befunde in den Bereichen der Derivation, Komposition, Diminution und Wortkürzung. Derivation und Komposition sind in den regionalen und in den eher informellen Varietäten der deutschen Gegenwartssprache im Vergleich schwächer ausgeprägt als in den überregionalen und in den eher formellen. So sind Ableitungen und Zusammensetzungen in den Dialekten in geringerer Häufigkeit und geringerer Komplexität anzutreffen als in der Umgangssprache; in der Umgangssprache und in der Sprechsprache wiederum treten sie seltener und einfacher auf als in der Schrift- bzw. Standardsprache. In denjenigen Varietäten, die wie insbesondere die Fachsprachen Nominalisierungen als objektivierendes Stilmittel einsetzen, finden sich schließlich Derivata und Komposita gegenüber der Standardsprache noch einmal in höherer Zahl und größerer Komplexheit (vgl. zum Beispiel Schweißer, Verordnung oder Misswirtschaft sowie Hörsprachbehindertenpädagogik, Dependenzgrammatik oder Sandstrahlen). Hiernach können eine überregionale, eine formelle sowie eine funktional-objektivierende Tendenz zum Gebrauch einer synthetischen Bauweise im Bereich der deutschen Wortbildung festgestellt werden. Die Diminution, die im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte ebenfalls einen
I. West- und nordgermanische Sprachen
wenn auch nur leicht zunehmenden Gebrauch und somit lediglich eine moderate Stärkung der Synthese zeigt, weist im Gegenwartsdeutschen indessen eine im Vergleich zur Derivation und Komposition entgegengesetzte Tendenz auf: Diminutive sind im eher formellen Sprachgebrauch der Schrift- und Standardsprache seltener anzutreffen als im eher informellen und regionalen der Sprech- und Umgangssprache und der Mundarten. Diese Verhältnisse, die auch in älteren Sprachstufen des Deutschen (etwa in althochdeutschen Glossen gegenüber zusammenhängenden Texten) zu finden sind, zeigen nun eine stärkere Gewichtung der synthetischen Bauweise im regionalen und informellen Bereich der deutschen Gegenwartssprache. Im Bereich der Dialekte selbst werden Diminutive im Niederdeutschen seltener verwendet als im Mittel- und im Oberdeutschen, so dass hier eine regionale Ausprägung zu erkennen ist, die in einer stärkeren Nutzung der synthetischen Bauweise von Norden nach Süden besteht. Wieder anders gelagert sind die variationstypologischen Verhältnisse im Bereich der Wortkürzung. Hier erweisen sich die deutsche Standardsprache sowie die deutschen Dialekte der Gegenwart als weitgehend neutral, während die Umgangssprache einerseits sowie die Fach- und Sondersprachen andererseits eine deutliche Neigung zu Kürzungen zeigen (vgl. zum Beispiel Uni aus Universität, Krad aus Kraftrad, ADAC aus Allgemeiner Deutscher Automobilclub oder DIN aus Deutsches Institut für Normung). Solche Kürzungserscheinungen können ebenfalls als Stärkung der synthetischen Bauweise aufgefasst werden, da mit ihnen eine Amalgamisierung des Ausdrucks und eine Idiomatisierung der Bedeutung im Sinne komplexer Wörter verbunden ist. Hiernach besteht dann im umgangssprachlichen und im fachsprachlichen Bereich eine stärkere Gewichtung der synthetischen Bauweise als im standardsprachlichen und mundartlichen Bereich.
5.
Syntaktische Variation
Die Geschichte der deutschen Syntax umfasst zahlreiche Einzelentwicklungen, die oftmals eng miteinander verflochten sind
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und die Variation des Gegenwartsdeutschen mitbestimmen (vgl. hier etwa Admoni 1990; Betten 1987; Braun 1993, 104 ff.; Dal 1966; Ebert 1978; Ebert in: Reichmann/Wegera 1993, 313 ff.; Glück/Sauer 1990, 44 ff.; Hoffmann 1985, 183 ff.; Paul/Wiehl/Grosse 1989, 283 ff.; von Polenz 22000, 155 ff.; 1994, 267 ff.; 1999, 353 ff.; Sonderegger 1979, 195 ff.; Sowinski 1978, 74 ff.). Einige dieser Entwicklungen, wie zum Beispiel die Einführung des Gebrauchs von Pronomina und von Artikeln sowie der Ausbau periphrastischer Verbformen, weisen darüber hinaus eine große Nähe zu morphologischen Entwicklungen auf; sie werden daher im vorangehenden Abschnitt anlässlich der Erörterung synthetischer und analytischer Bauweise im Deutschen behandelt. Im Folgenden wird die Variation des Deutschen insbesondere im Hinblick auf die Wort- und Satzgliedstellung, Klammerkonstruktionen sowie einige weitere syntaktische Konstruktionen einer typologischen Charakterisierung unterzogen; dabei erweist sich neben der historischen insbesondere auch die funktionale Variation von Bedeutung. 5.1. Wort- und Satzgliedstellung 5.1.1. Historische Entwicklungen Die Geschichte der deutschen Wort- und Satzgliedstellung ist von einer zunehmenden Reglementierung seit dem Mittelalter über die frühe Neuzeit bis in die Gegenwart hinein geprägt. Dies gilt sowohl für die Stellung von Subjekt (S), Verb (V) und Objekt (O) untereinander als auch jeweils für die Stellung attributiver Adjektive (A) und attributiver Genitive (G) zu ihrem Bezugsnomen. Die Wort- und Satzgliedstellung hat zu Beginn der deutschen Sprachgeschichte als verhältnismäßig frei zu gelten. Dies trifft auch für die Stellung finiter Verben zu, denen Objekte entweder vor- oder nachgestellt werden können. Hiermit zeigt das Deutsche im frühen Mittelalter sowohl Merkmale eines emissiven als auch solche eines rezeptiven Sprachtyps. Bereits in mittelhochdeutscher Zeit zeichnet sich jedoch die Tendenz zu einer zunehmenden Reglementierung der freien Wort- und Satzgliedstellung ab, in-
49 dem hier die Zweitstellung finiter Verben im Hauptsatz sowie deren Späterstellung in eingeleiteten Nebensätzen einen spürbaren Häufigkeitsanstieg erfahren. Diese Entwicklung mündet dann in eine Grammatikalisierung satzartentypischer Stellungen des finiten Verbs, die in der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert Verbindlichkeit erlangt: Hiernach gilt im Aussagesatz die Zweitstellung (SVO ⫺ Friedrich schreibt Gedichte), wobei andere Stellungsvarianten bis in das 19. Jahrhundert hinein im bildungssprachlichen Gebrauch archaisierend erhalten bleiben. Im Frage- bzw. Aufforderungssatz findet sich nunmehr die Erststellung (VSO ⫺ Schreibt Friedrich Gedichte?), und im eingeleiteten Nebensatz ist die Letztstellung (SOV ⫺ [dass] Friedrich Gedichte schreibt) weitgehend verbindlich. Für diese Entwicklung können verschiedenartige Gründe angegeben werden: So zum Beispiel die Vorbildfunktion des Lateins oder die formale Abgrenzung von Neben- gegenüber Hauptsätzen, die mit der Entwicklung der Satzklammer und dem Ausbau des Konjunktionensystems weiter verstärkt wird. Somit wird das Deutsche im Zuge dieser Entwicklung aus jüngerer syntaxtypologischer Sicht in Aussage- sowie in Frage- und Aufforderungssätzen auf einen emissiven Sprachtyp (VX), in eingeleiteten Nebensätzen hingegen auf einen rezeptiven Sprachtyp (XV) hin festgelegt. Die Stellung von Adjektiv- und Genitivattributen gilt noch im mittelalterlichen Deutsch ebenfalls als verhältnismäßig frei (also AN neben NA bzw. GN neben NG). Seit dem 16. Jahrhundert zeichnet sich jedoch eine Tendenz ab, nach der Genitivattribute bevorzugt nach- anstatt vorangestellt werden (also NG). Die Voranstellung von Genitivattributen nimmt im weiteren Verlauf der Entwicklung der deutschen Standardsprache deutlich ab und ist seit dem 19. Jahrhundert neben einer archaisierenden Verwendungsweise im bildungssprachlichen Bereich allein im Falle von Personenbezeichnungen möglich (vgl. etwa ahd. zunga gastes und gastes zunga mit den nhd. Entsprechungen die Sprache des Gastes und des Gastes Sprache); der mundartliche Bereich weist hier angesichts des weit-
50 reichenden Genitivverlustes kaum eine nennenswerte Variation auf. Die standardsprachliche Grammatikalisierung der Nachstellung von Genitivattributen stellt aus der Sicht der Wortfolgetypologie eine Festigung der emissiven Konstruktionsweise (VX) im Deutschen dar. Die Stellung von Adjektivattributen erfährt demgegenüber bereits seit mittelhochdeutscher Zeit Ansätze einer Reglementierung. Im Gegensatz zur Entwicklung der Stellung von Genitivattributen zeichnet sich hier jedoch keine Bevorzugung der Nach-, sondern vielmehr der Voranstellung ab, die seit dem 16. Jahrhundert in Verbindung mit dem Gebrauch von Artikeln als weitgehend verbindliche Stellung grammatikalisiert wird (also AN). Die Nachstellung von Adjektivattributen ist indessen im bildungssprachlichen Bereich mit archaisierender Stilwirkung bis in das 19. Jahrhundert hinein zu beobachten (vgl. ahd. guot man inti reht gegenüber nhd. ein guter und gerechter Mann). Diese Entwicklung, die nicht allein die Schrift- bzw. Standardsprache betrifft, sondern sich darüber hinaus auch in weiten Teilen der Sprech- bzw. Umgangssprache sowie der Mundarten zeigt, ist typologisch als Festigung der rezeptiven Konstruktionsweise (XV) zu werten (in diesem Sinne ist darüber hinaus auch die Entstehung von zum Teil noch heute gebräuchlichen Postpositionen in frühneuhochdeutscher Zeit zu interpretieren ⫺ vgl. des Regens wegen gingen wir die Mauer entlang). ⫺ Mit der zunehmenden Festigung der emissiven NGStellung und der rezeptiven AN-Stellung weist das Deutsche im Zuge der Reglementierung der Stellung attributiver Satzglieder zwei Entwicklungen auf, die einander aus typologischer Sicht genau entgegenlaufen. Die Stellung von Subjekt und Objekt schließlich erfährt im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte eine immer stärkere Bevorzugung der Stellung Subjekt vor Objekt. Von der Voranstellung objektbezogener Relativpronomen (also etwa Gedichte, die Friedrich schreibt) abgesehen findet sich die Stellung Objekt vor Subjekt nurmehr vereinzelt mit emphatischer oder archaisierender Stilwirkung und ist dabei eher für einen schrift- bzw. standardsprachlichen als für
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einen sprech- bzw. umgangssprachlichen oder gar dialektalen Gebrauch charakteristisch (vgl. etwa Gedichte schreibt Friedrich und nicht Glossen oder Friedrich war sich seiner sicher, dass Gedichte er schreiben wolle und nicht Glossen). 5.1.2. Regionale Ausprägungen und funktionale Gewichtungen Vor dem Hintergrund dieser historischen Entwicklungen erweisen sich die regionalen Ausprägungen und funktionalen Gewichtungen der Wort- und Satzgliedstellung im Gegenwartsdeutschen als uneinheitlich. Insgesamt kann hier festgestellt werden, dass die Reglementierung der genannten Stellungen von Subjekt, Verb und Objekt sowie von attributiven Adjektiven und Genitiven im Bereich der modernen Standardsprache mit am stärksten ausgeprägt ist. Demgegenüber zeigt sich in dem (emphatischen und archaisierenden) bildungssprachlichen Bereich einerseits sowie im umgangssprachlichen und mundartlichen Bereich andererseits ein geringeres Maß an Reglementierung im Zuge einer geringeren Durchsetzung der genannten historischen Prozesse (vgl. hierzu bereits oben). Bisweilen erweist sich die Reglementierung indessen aber auch wieder als rückläufig und stellt sich somit der sprachgeschichtlichen Gesamttendenz entgegen (vgl. hierzu auch Roelcke [im Erscheinen]). Hierbei zeigt sich dann insbesondere eine funktionale, daneben aber auch eine regionale Variation im Deutschen, die durchaus von typologischer Relevanz ist. Dies ist am Beispiel der Wort- bzw. Satzgliedstellung in eingeleiteten Nebensätzen verhältnismäßig gut zu zeigen. So ist hier die Verbletztstellung innerhalb der Schriftund Standardsprache nahezu durchgehend anzutreffen, während seit dem 19. Jahrhundert mit einer Abnahme des formellen Anspruchs in der Sprech- und Umgangssprache eine Durchbrechung der Satzklammer und ein Vorrücken des Verbs wiederum eher möglich scheint. Aus typologischer Sicht tendiert die Verbstellung im Nebensatz hierbei also ansatzweise von der Letztstellung zu der in Hauptsätzen nunmehr üblichen Zweitstellung (von SOV zu SVO – zum
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Beispiel Er spielt Tischtennis, weil Tennis für ihn zu teuer ist bzw. Er spielt Tischtennis, weil Tennis ist für ihn zu teuer) und weist somit eine leichte Einschränkung rezeptiver zugunsten emissiver Konstruktionen auf (von XV zu VX). Diese Tendenz setzt sich im dialektalen Bereich gegenüber der Sprech- bzw. Umgangssprache fort und ist dabei etwa im oberdeutschen oder im westmitteldeutschen Raum stärker anzusetzen als im ostmitteldeutschen Raum, der bereits zu frühneuhochdeutscher Zeit im Vergleich zu anderen Regionen eine ausgeprägte Bevorzugung der Verbletztstellung in Nebensätzen zeigt. 5.2. Klammerkonstruktionen 5.2.1. Historische Entwicklungen Die geschichtliche Entwicklung des Deutschen im Bereich von Klammerkonstruktionen ist vor allem durch ein Widerspiel der Häufigkeit und Verbindlichkeit von Verbklammern einerseits und Nominalklammern andererseits geprägt; hinzu treten hier Entwicklungen im Bereich der Satzklammer. Die für das Deutsche so charakteristische Verbklammer, die sich vor dem Hintergrund einer vergleichsweise großen Wortstellungsfreiheit bereits im mittelalterlichen Deutsch findet, gewinnt mit dem Ausbau und der Grammatikalisierung periphrastischer Verbformen seit der Zeit des Frühneuhochdeutschen erheblich an Bedeutung. Sie erfährt dabei im Rahmen der allgemeinen Entwicklung der Verbstellung im Deutschen ebenfalls eine Reglementierung: So gilt im Falle finiter und infiniter Verben im Aussagesatz nurmehr die Zweitstellung des finiten und die Letztstellung des infiniten Verbs (VfinSOVinf ⫺ etwa: Er hat ein Beispiel angegeben), im Frage- oder Aufforderungssatz die Erststellung des finiten und die Letztstellung des infiniten Verbs (VfinS OVinf ⫺ etwa: Hat er ein Beispiel angegeben?) sowie im eingeleiteten Nebensatz schließlich die Letztstellung des finiten Verbs, vor das dann ohne Klammerbildung unmittelbar das infinite Verb gesetzt wird (SOVinfVfin ⫺ etwa: [Ich sehe, dass] er ein Beispiel angegeben hat).
51 Während die deutsche Sprachgeschichte also durch einen größere Häufigkeit und eine stärkere Reglementierung von Verbklammern gekennzeichnet ist, zeigt sie demgegenüber einen Rückgang an Nominalklammern: So erscheint die Fernstellung nominaler Glieder (also beispielsweise von Artikel oder Präposition und zugehörigem Nomen) im mittelalterlichen Deutsch durch die verhältnismäßig freie Wortstellung noch weit verbreitet. Doch nimmt sie bereits seit mittelhochdeutscher Zeit mehr und mehr ab und ist in der deutschen Sprache der Gegenwart nurmehr weitestgehend auf Erweiterungsgruppen beschränkt (vgl. zum Beispiel: Er hat Tischtennis gespielt und Tennis). Satzklammern schließlich zeigen im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte eine Entwicklung, die mit derjenigen im Bereich der Verbklammern vergleichbar ist. Sie nehmen im Deutschen der frühen Neuzeit gegenüber dem mittelalterlichen Deutsch erheblich zu und erfahren dabei gleichfalls eine erkennbare Reglementierung. Diese Reglementierung wird dabei von weiteren syntaktischen Entwicklungen dieser Zeit unterstützt. Hierzu zählen zum einen der Ausbau des deutschen Konjunktionensystems, der eine Zunahme von Nebensatzkonstruktionen mit sich bringt, und zum anderen die Zunahme der Verbindlichkeit der Verbletztstellung in eingeleiteten Nebensätzen, die insbesondere auch als eine Abgrenzung gegenüber Hauptsatzkonstruktionen aufgefasst werden kann. 5.2.2. Regionale Ausprägungen und funktionale Gewichtungen Die regionale und funktionale Variation der deutschen Gegenwartssprache im Klammerbereich ist insbesondere aus der jüngeren Sprachgeschichte heraus zu betrachten. Dabei stehen im Folgenden vor allem Verbund Satzklammern im Vordergrund. So zeigen verbale Klammerkonstruktionen im niederdeutschen sowie im ostmitteldeutschen und westoberdeutschen Raum bereits seit dem 16. Jahrhundert, im ostoberdeutschen Gebiet hingegen erst seit dem 18. Jahrhundert eine starke Zunahme. Im 18. Jahrhundert erfährt diese Entwicklung vor allem im fach- und verwaltungs-
52 sprachlichen Bereich einen Höhepunkt, dem seit dem 19. Jahrhundert wiederum eine bis in die Gegenwart hinein wirksame Tendenz zu stärkerer Ausklammerung entgegenläuft. In funktionaler Hinsicht nimmt die Zahl an Ausklammerungen von der Schrift- und Standardsprache über die Sprech- und Umgangssprache bis zum mundartlichen Bereich hin zu, so dass hier vereinfachend von einer funktionalen Tendenz zu einer weniger reglementierten Klammerbildung in einem eher informellen gegenüber einem eher formellen Sprachgebrauch zu sprechen ist. Eine weitere regionale Stellungsvariante zeigen etwa das finite und das infinite Verb im Nebensatz, indem neben der im hochdeutschen Raum weit verbreiteten Stellung des infiniten vor dem finiten Verb im Westmitteldeutschen sowie in Teilen des Oberdeutschen als historisches Relikt noch die umgekehrte Folge des finiten vor dem infiniten Verb erscheint (vgl. standardsprachl. als wir gekommen sind gegenüber pfälz. wie mir sinn kumme). Diese syntaktisch eher geringfügige Variation bleibt im Hinblick auf Klammerkonstruktionen ohne Belang und ist typologisch etwa als Einschränkung des rezeptiven Charakters von Nebensatzkonstruktionen in den betreffenden Mundarten aufzufassen. Die Variation der Bildung von Nominalklammern schließlich erweist sich wiederum als gegenläufig zu derjenigen von Verbklammern und nimmt der Verbreitung von Ausklammerungen entsprechend von dem Bereich der Schrift- bzw. Standardsprache über den der Sprech- bzw. Umgangssprache bis zum mundartlichen Bereich hin zu. ⫺ Insgesamt kommt eine typologische Interpretation solcher Befunde zu dem Ergebnis, dass die Verbindlichkeit der Verb- und Satzklammer innerhalb der Fachsprachen am höchsten, innerhalb der Umgangssprache dagegen am niedrigsten anzusetzen ist; die Standardsprache nimmt hier etwa eine Zwischenstellung ein. Demgegenüber ist die Möglichkeit der Bildung von Nominalklammern im Bereich der Standard- und Umgangssprache etwas weiter verbreitet als im fachsprachlichen Bereich.
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5.3. Weitere syntaktische Konstruktionen Die Geschichte der deutschen Sprache zeigt eine Reihe von weiteren syntaktischen Entwicklungen, die sich unter variationstypologischen Gesichtspunkten von Bedeutung erweisen. Diese Entwicklungen begründen dabei zum Teil auch typologisch signifikante Erscheinungen innerhalb der regionalen und funktionalen Variation der Gegenwartssprache. Die deutsche Sprachgeschichte zeigt zunächst eine Zunahme und im Anschluss hieran dann eine Abnahme an hypotaktischen gegenüber parataktischen Konstruktionen. Während im Mittelhochdeutschen etwa noch Haupt- und Nebensätze sowie satzwertige Infinitiv- und Partizipialgruppen zumeist verhältnismäßig unverbunden nebeneinander stehen, ist deren Verhältnis seit dem 16. Jahrhundert zunehmend durch Unterordnungen geprägt. Diese Entwicklung, die in einem engen Zusammenhang mit dem Ausbau und der Systematisierung des Konjunktionensystems in frühneuhochdeutscher Zeit zu sehen ist, erfährt um das 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Seit dem 18. Jahrhundert ist demgegenüber wiederum ein Rückgang hypotaktischer Konstruktionen zu verzeichnen, so dass aus variationstypologischer Sicht nur bedingt von einer historischen Tendenz zu einer hypotaktischen Konstruktionsweise im Deutschen gesprochen werden kann, auch wenn die Zahl an hypotaktischen Konstruktionen innerhalb der deutschen Standardsprache der Gegenwart sicher über derjenigen alt- und mittelhochdeutscher Texte liegt. Im Bereich der funktionalen Variation zeichnet sich indessen im älteren wie im jüngeren Neuhochdeutschen eine Tendenz ab, nach der hypotaktische Konstruktionen in der Fach- und Verwaltungssprache mit der größten Häufigkeit und Komplexheit anzutreffen sind, während deren Bedeutung von der Schrift- und Standardsprache über die Sprech- und Umgangssprache bis hin zu den einzelnen Dialekten abnimmt; das Verhältnis von Hypo- und Parataxe ist hiernach durch den Grad an Formalität bestimmt. Und so heißt es etwa noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der „Kritik der reinen Vernunft“ des Aufklärungsphilo-
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sophen Immanuel Kant: So enthält die reine Vernunft, die uns anfangs nicht Geringeres als Erweiterung der Kenntnisse über alle Grenzen der Erfahrung zu versprechen schein, wenn wir sie recht verstehen, nichts als regulative Principien, die zwar größere Einheit gebieten, als der empirische Verstandesgebrauch erreichen kann, aber eben dadurch, daß sie das Ziel der Annäherung desselben so weit hinausrücken, die Zusammenstimmung desselben mit sich selbst durch systematische Einheit zum höchsten Grade bringen, wenn man sie aber mißversteht und sie für constitutive Principien transscendenter Erkenntnisse hält, durch einen zwar glänzenden, aber trüglichen Schein Überredung und eingebildetes Wissen, hiermit aber ewige Widersprüche und Streitigkeiten hervorbringen. Die insbesondere seit dem 19. Jahrhundert festzustellende Vermeidung von Nebensatzkonstruktionen wird vor allem im Bereich der Fach- und Verwaltungssprache von einer Aufschwellung nominaler Satzglieder durch Genitiv- oder Präpositionalkonstruktionen begleitet; typologisch ist diese Attributerweiterung, die in den Rahmen weiterer Nominalisierungen im Deutschen zu stellen ist, als Stärkung komplexer Satzglieder zu verbuchen. Aus Sicht der relationalen Grammatik bzw. Typologie weist die deutsche Sprache neben den Kennzeichen einer Nominativsprache (Unterscheidung zwischen Nominativ und Akkusativ statt Ergativ und Absolutiv oder Aktiv und Inaktiv) mit einem regelhaften Gebrauch des Nominativs beim Agens intransitiver Tätigkeitsverben sowie des Akkusativs oder des Dativs beim Patiens intransitiver Zustandsverben (im Sinne einer Unterscheidung zwischen Aktiv und Inaktiv) auch solche einer Aktivsprache auf. Dabei zeigen solche aktivsprachlichen Kennzeichen eine historische und funktionale Variation, indem der patienskennzeichnende Gebrauch von Akkusativ oder Dativ in mittelhochdeutscher Zeit stärker ausgeprägt ist als in alt- oder neuhochdeutscher Zeit und im Gegenwartsdeutsch für den eher formellen Sprachgebrauch charakteristisch ist (vgl. etwa ihn schaudert oder ihm ist angst).
Aus prominenztypologischer Warte verleiht die Möglichkeit von Konstruktionen eines sog. doppelten Subjekts (also Sätze mit pronominalen Anaphern oder Kataphern) dem Deutschen als einer vornehmlich subjektstrukturellen Sprache schließlich auch Kennzeichen einer themenstrukturellen Sprache. Solche Konstruktionsweisen sind im Rahmen der historischen Entwicklung des deutschen Pronominalsystems zu betrachten und stellen im Gegenwartsdeutschen eher Charakteristika der Sprech- und Umgangssprache als der Schrift- und Standardsprache dar (vgl. etwa die beiden folgenden Konstruktionen mit einfachem bzw. subjektstrukturellem und doppeltem bzw. themenstrukturellem Subjekt: Das Hoch über den Azoren bringt uns heute das lang ersehnte gute Wetter und Das Hoch über den Azoren, das bringt uns heute das lang ersehnte gute Wetter oder Es bringt uns heute das lang ersehnte gute Wetter, das Hoch über den Azoren).
6.
Tendenzen und Ausprägungen
Die variationstypologische Betrachtung der deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart im zweiten bis vierten Abschnitt dieses Beitrags geht von einzelnen historischen Entwicklungen, regionalen Ausprägungen und funktionalen Gewichtungen aus und interpretiert diese jeweils unter den im ersten Abschnitt genannten sprachtypologischen Gesichtspunkten. In dem folgenden fünften Abschnitt wird der Blickwinkel umgekehrt und die sprachtypologische Sicht zum Ausgangspunkt einer Betrachtung und Bewertung von lautlichen, morphologischen und syntaktischen Erscheinungen der deutschen Sprachvariation in historischer, regionaler und funktionaler Hinsicht gemacht (vgl. hierzu insbesondere auch Roelcke 1997, 166⫺202); dabei wird je nach Erscheinung von allgemeinen oder besonderen Charakteristika des Deutschen und seiner Varietäten ausgegangen. 6.1. Historische Variation 6.1.1. Lautung Eine variationstypologische Betrachtung der historischen deutschen Lautvariation hat an denjenigen Erscheinungen anzuset-
54 zen, die für das Deutsche in typologischer Hinsicht als charakteristisch zu gelten haben. Dabei wird im Folgenden jeweils von einem Ausbau, einer Erhaltung und einem Abbau solcher Erscheinungen ausgegangen. Ein Ausbau typologisch charakteristischer Lauterscheinungen ist in der Geschichte der deutschen Sprache insbesondere im Hinblick auf drei verschiedene Entwicklungen festzustellen: Hierzu zählen zum einen die Zunahme an Frikativen sowie die Zunahme an Affrikaten, die beide Ergebnisse der zweiten, hochdeutschen Lautverschiebung darstellen. Des Weiteren kommt hier die Schwächung unbetonter Nebensilben seit dem Mittelalter bis in die Gegenwart hinzu, die auf eine Veränderung der Akzentverhältnisse innerhalb der Vorgeschichte des Deutschen zurückzuführen ist. Eine Erhaltung typologisch charakteristischer Lauterscheinungen ist hier insbesondere mit solchen Einzelentwicklungen in Verbindung zu bringen, die sich im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte gegenseitig mehr oder weniger aufheben: Dies gilt erstens für Vokaldehnungen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Deutschen einerseits und Vokalkürzungen im Frühneuhochdeutschen andererseits, die insgesamt eine leichte Tendenz zur Vokaldehnung begründen, die Unterscheidung zwischen Lang- und Kurzvokalen indessen unangetastet lassen. Zweitens ist dies anhand zahlreicher, regional mehr oder weniger stark begrenzter Labialisierungs- und Delabialisierungsvorgänge im Deutschen zu beobachten, denen zu Folge die für das Deutsche typischen labialisierten Vorderzungenvokale als weitgehend gefestigt zu gelten haben. Ein Abbau typologisch charakteristischer Lauterscheinungen schließlich ist innerhalb der deutschen Sprachgeschichte ebenfalls zu belegen. Dabei ist erstens auf die mittelalterliche und die neuhochdeutsche Diphthongierung einerseits sowie auf die mittelalterliche und die neuhochdeutsche Monophthongierung hinzuweisen, mit denen insgesamt ein starker Ausbau an Monophthongen und ein merklicher Abbau an für das Deutsche charakteristischen Di-
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phthongen und damit ein zunehmendes Ungleichgewicht der beiden Lautgruppen verbunden ist. Zweitens ist hier der Schwund an Geminaten im Anschluss an die zweite, hochdeutsche Lautverschiebung zu nennen, der zu einem Abbau der für das Deutsche charakteristischen (und in anderen Bereichen ausgebauten) Obstruenten führt. Drittens erfährt die für das Deutsche typische Unterscheidung zwischen Fortes und Lenes durch eine Verstärkung der Fortes im Rahmen der Medienverschiebung innerhalb der zweiten Lautverschiebung und der mittelhochdeutschen Auslautverhärtung und durch eine Verstärkung der Lenes im Zuge der binnenhochdeutschen Konsonantenschwächung eine regionale und funktional verschieden stark ausgeprägte Schwächung, die die Unterscheidung als solche jedoch noch nicht in Frage stellt (vgl. oben). 6.1.2. Morphologie Die morphologische Gesamtentwicklung der deutschen Sprache lässt sich aus typologischer Perspektive sowohl unter konstruktions- als auch unter inventarbezogenen Gesichtspunkten betrachten. Im Folgenden wird von konstruktionsbezogenen Gesichtspunkten ausgegangen; inventarbezogene Gesichtspunkte werden jeweils mitbehandelt. Dabei sind sechs verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten zu unterscheiden, die in einem Ausbau, einer Erhaltung bzw. einem Abbau der synthetischen bzw. analytischen Bauweise im Deutschen bestehen. Ein Ausbau der synthetischen Bauweise zeigt sich hier erstens in einem Ausbau der flexionsmorphologischen Numeruskennzeichnung der Substantive durch Grammatikalisierung des Umlauts und einen Ausbau pluralkennzeichnender Endungen. Er besteht zweitens (im Rahmen einer vorsichtigen Interpretation) in der Herausbildung der gemischten Deklination, die zu einem Anstieg von Flexionsparadigmen beiträgt. Drittens findet sich ein Syntheseausbau im Wortbildungsbereich der Komposition, die sowohl hinsichtlich der Vorkommenshäufigkeit einzelner Komposita und der möglichen Zahl einzelner Kompositionsglieder seit der frühen Neuzeit einen starken Ausbau erfährt. Einen entsprechenden Befund
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zeigt viertens auch der Bereich der Derivation, der nach einem Abbau im Mittelalter wiederum insbesondere seit der frühen Neuzeit einen starken Ausbau durch ein erhöhtes Vorkommen an Derivata wie auch an Derivationssuffixen zeigt. Eine Erhaltung der synthetischen Bauweise ist im Deutschen ebenfalls zu belegen. Dies gilt zum einen etwa für die Erhaltung der Kennzeichnung der Numeri Singular und Plural bei Verben, der eine Abschwächung der Kennzeichnung der drei Personen gegenübersteht (vgl. unten). Im Weiteren ist eine solche Syntheseerhaltung angesichts der Kennzeichnung der Tempora Präsens und Präteritum Indikativ zu beobachten, der jedoch eine Aufgabe der Tempusunterscheidung im Konjunktiv gegenüberzustellen ist. Eine Erhaltung der synthetischen Bauweise zeigen schließlich auch die Kennzeichnung des Imperativs sowie die Kennzeichnung der Genera Maskulinum, Femininum und Neutrum, die beide von Beginn der deutschen Sprachgeschichte an als unangefochten gelten dürfen. Ein Abbau der synthetischen Bauweise ist dann im Deutschen anhand einer ganzen Reihe an sprachgeschichtlichen Entwicklungen nachzuweisen. Dabei ist zu beachten, dass einige dieser Erscheinungen durch einen Ausbau analytischer Konstruktionen kompensiert werden, andere dagegen nicht. So ist ein solcher kompensierter Syntheseabbau erstens einmal im Bereich der Personenkennzeichnung zu beobachten, die von einer weitgehend intakten Unterscheidung der drei Personen im Mittelalter über den Zusammenfall einzelner Kennzeichnungen im Spätmittelalter und in der Neuzeit bis hin etwa zu einem sog. Einheitsplural vor allem im Niederdeutschen Raum reicht; die Kompensation erfolgt hier vornehmlich durch den Gebrauch von Pronomina (vgl. unten). Ein zweites und dabei vorwiegend mundartliches Beispiel für einen kompensierten Syntheseabbau stellt der Oberdeutsche Präteritumschwund in frühneuhochdeutscher Zeit dar, in Folge dessen Vorzeitigkeit im süddeutschen Raum mehr oder weniger ausschließlich durch periphrastische Perfektformen zum Ausdruck gebracht wird (vgl. unten). Das „klassische“ Beispiel
55 für den kompensierten Syntheseabbau im Deutschen stellt drittens der Zusammenfall der Kasuskennzeichnungen seit dem späten Mittelalter dar, der in der Standardsprache durch den Gebrauch von Präpositionen oder Artikeln kompensiert wird (vgl. unten) und in den Mundarten sogar auf einen nicht kompensierten Schwund des Genitivs und einen ebenfalls nicht kompensierten Zusammenfall mancher Akkusativ/Dativ-Unterscheidung hinausläuft. Eine nur partielle Kompensation durch analytische Konstruktionen zeigt indessen viertens der Abbau bzw. Verlust der morphologischen Tempusunterscheidung zwischen Präsens und Präteritum im Konjunktiv seit der frühen Neuzeit, in dessen Verlauf der Konjunktiv im Deutschen zunehmend atemporal und (partiell kompensierend) periphrastisch erfolgt. Die Entwicklung im Bereich der starken, schwachen und unregelmäßigen Konjugation stellt fünftens einen Sonderfall des Abbaus synthetischer Bauweise im Deutschen dar, als es sich zwar bei allen drei Konjugationsarten jeweils um eine synthetische Bauweise handelt, deren Synthesegrad jedoch von schwacher zu starker bzw. unregelmäßiger Konjugation steigt: Insofern ist der Abbau stark und der Ausbau schwach konjugierter Verben im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte tendenziell als Schwächung der synthetischen Bauweise zu interpretieren. Sechstens schließlich ist auf einen Abbau synthetischer Derivationsmöglichkeiten im frühen Mittelalter hinzuweisen, auf den erst seit der frühen Neuzeit wieder ein Ausbau der Wortbildungsmöglichkeiten folgt (vgl. oben). Der Ausbau der analytischen Bauweise ist innerhalb der deutschen Sprachgeschichte oftmals mit einer Kompensation rückläufiger synthetischer Bildungsweisen verbunden; bisweilen ist aber auch ein Analyseausbau ohne Synthesekompensation zu beobachten. Der zunehmende und verbindliche Gebrauch von Pronomina ist dabei erstens als Analyseausbau im Zusammenhang mit dem Syntheseabbau bei der flexionsmorphologischen Kennzeichnung von Personen zu sehen (vgl. oben). Entsprechendes gilt zweitens für die Einführung analytischer Kennzeichnungen der Vorzei-
56 tigkeit durch Perfektperiphrasen im südlichen deutschen Sprachraum, die als Kompensation des Rückgangs synthetischer Kennzeichnungen durch Präteritumformen aufgefasst werden kann (vgl. oben). Drittens zeigt auch der Ausbau der analytischen Kennzeichnung des Konjunktivs durch Modalverben seit dem Frühneuhochdeutschen eine kompensatorische Wirkung auf den Abbau synthetischer Konjunktivformen (vgl. oben). Eine vergleichbare Wirkung geht viertens von der Herausbildung und dem zunehmenden Gebrauch von Artikeln im mittelalterlichen Deutschen aus, mit denen eine Kompensation des Abbaus synthetischer Kasuskennzeichnungen verbunden ist; dabei gilt es jedoch zu beachten, dass die Deklination der Artikel ihrerseits ebenfalls von Abbauerscheinungen betroffen ist (vgl. oben). Während all diese Beispiele für einen Analyseausbau im Deutschen mit einem entsprechenden Syntheseabbau einhergehen, stellt nun die zunehmende Reglementierung der Passivkennzeichnung im Bereich des Genus Verbi eine Erscheinung dar, die fünftens lediglich als ein nichtkompensierender Analyseausbau aufzufassen ist, da das Deutsche bereits seit dem frühen Mittelalter über keine synthetischen Passivformen verfügt. Eine solche Erscheinung eines nichtkompensierenden Analyseausbaus ist anhand der Entwicklung des Sechstempussystems in frühneuhochdeutscher Zeit, bei dem die zwei synthetisch markierbaren Tempora Präsens und Präteritum um die vier analytisch markierten Tempora Perfekt, Plusquamperfekt sowie Futur I und II ergänzt werden, noch deutlicher zu belegen. Wie die Entwicklung der Passivkennzeichnung ist auch die Entwicklung des Sechstempussystems unter anderem als eine Erscheinung nach dem Vorbild des Latein anzusehen, wo sowohl Aktiv und Passiv als auch die sechs Tempora jeweils über eigene synthetische Formen verfügen. Eine Erhaltung der analytischen Bauweise, wie sie eingangs dieses Abschnitts aus systematischer Sicht angenommen wurde, ist im Rahmen der deutschen Sprachgeschichte unabhängig von anderen Entwicklungen nicht festzustellen.
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Ein Abbau der analytischen Bauweise ist dagegen wiederum recht gut zu belegen, wobei hier keine Kompensation durch synthetische Formen festzustellen ist. Dies gilt erstens für den Rückgang verschiedenartiger Konjunktivperiphrasen, der auf die Herausbildung von einem sog. „Einheitskonjunktiv mit würde“ hinauszulaufen scheint, sowie zweitens für die Einbußen bei der Kasusunterscheidung durch Artikel, die ihrerseits als analytische Kompensation synthetischer Kasusformen zu betrachten ist (vgl. oben). 6.1.3. Syntax Wie im Falle der variationstypologischen Betrachtung der deutschen Lautgeschichte ist auch bei derjenigen der Geschichte der deutschen Syntax von solchen Erscheinungen auszugehen, die für die deutsche Sprache aus typologischer Sicht mehr oder weniger charakteristisch sind. Diese sprachlichen Erscheinungen werden dann jeweils im Hinblick auf einen Ausbau, eine Erhaltung und einen Abbau zusammengestellt. Einen Ausbau typologisch charakteristischer Syntaxerscheinungen zeigt die deutsche Sprachgeschichte zum ersten im Bereich der Stellung von Subjekt, Verb und Objekt. So wird die anfangs vergleichsweise freie Wort- bzw. Satzgliedfolge in Aussagesowie Frage- und Aufforderungssätzen im Laufe der sprachgeschichtlichen Entwicklung und insbesondere dann im Frühneuhochdeutschen auf eine emissive Serialisierung (VO als SVO bzw. VSO) hin festgelegt, während die Folge in eingeleiteten Nebensätzen auf eine rezeptive Serialisierung (OV als SOV) hin ausgelegt wird. Damit erweist sich das Deutsche auch oder gerade auf Grund zunehmender Konfigurationalität bzw. Stellungsverbindlichkeit als ein sprachtypologischer Mischtyp, der sowohl emissive als auch rezeptive Serialisierungen kennt. Zum zweiten ist ein solcher Ausbau im Bereich der Stellung von Adjektiv- und Genitivattributen zu beobachten, wobei die anfangs ebenfalls verhältnismäßig freie Stellung in der frühen Neuzeit zum einen auf eine emissive Stellung attributiver Genitive und eine rezeptive Stellung attributiver Adjektive hinausläuft und damit wiederum im Rahmen
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der zunehmenden Konfigurationalität den Charakter des Deutschen als eines syntaxtypologischen Mischtyps festigt. Eine dritte Entwicklung, die als Ausbau typologisch charakteristischer Erscheinungen innerhalb der deutschen Syntax aufzufassen ist, stellen die Zunahme und die Reglementierung von Verb- und Satzklammern gegenüber Nominalklammern dar; dabei handelt es sich um eine Entwicklung, die im Zusammenhang mit der Grammatikalisierung periphrastischer Verbformen und dem Ausbau des deutschen Konjunktionensystems im Frühneuhochdeutschen zu betrachten ist und ein weiteres wichtiges Beispiel für einen Konfigurationalitätsanstieg im Deutschen bildet. Von einer Erhaltung typologisch charakteristischer Syntaxerscheinungen ist vor allem im Hinblick auf das Deutsche als einer Nominativsprache zu sprechen. Zwar sind im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte, insbesondere im hohen und späten Mittelalter Schwankungen im Gebrauch des Akkusativs und des Dativs zur Kennzeichnung des Patiens intransitiver Zustandsverben festzustellen, die im Sinne aktivsprachlicher Merkmale im Deutschen interpretiert werden können, doch erweisen sich die nomiativsprachlichen Charakteristika des Deutschen als weitgehend konstant. Ein Abbau typologisch charakteristischer Syntaxerscheinungen findet sich im Deutschen zum einen im Hinblick auf Klammerkonstruktionen, da hier die Nominalklammern im Verlauf der deutschen Sprachgeschichte zu Gunsten von Verb- und Satzklammern eingeschränkt werden. Zum anderen bringt die Erhöhung der Konfigurationalität, also der Wort- und Satzgliedstellungsverbindlichkeit im Deutschen (vgl. oben) einen Ausbau subjektstruktureller und in Verbindung hiermit aber auch einen Abbau themenstruktureller Merkmale mit sich, so dass hier auch von einem Ausbau des subjektstrukturellen Charakters der deutschen Sprache gesprochen werden kann. 6.2. Regionale Variation 6.2.1. Lautung Die historischen Entwicklungen des Deutschen im Bereich der Lautung begründen eine ganze Reihe an regionalen Ausprägun-
57 gen innerhalb der deutschen Gegenwartssprache. Diese regionalen Ausprägungen werden im Folgenden im Hinblick auf diejenigen Erscheinungen betrachtet, die für das Deutsche in typologischer Hinsicht als charakteristisch zu gelten haben. Dabei wird jeweils von einer vergleichsweise starken Ausprägung dieser Charakteristika im Norden, in der Mitte oder im Süden des deutschen Sprachgebiets ausgegangen. So sind im nördlichen Teil des deutschen Sprachraums zum Ersten die für das Deutsche so charakteristischen labialisierten Vorderzungenvokale aufgrund zahlreicher Rundungen verhältnismäßig stark ausgeprägt, während sie im hochdeutschen Raum mit regionalen Schwankungen eine geringere Verbreitung zeigen. Zum Zweiten ist in diesem Sprachraum auch die ebenfalls charakteristische Unterscheidung zwischen Fortes und Lenes sowohl im Bereich der Plosive als auch im Bereich der Frikative am stärksten ausgeprägt, während dieses Verhältnis im südlichen und vor allem im mittleren Sprachgebiet (auf Grund der sog. binnenhochdeutschen Konsonantenschwächung) durch einige Lenisierungen verschoben ist. Und zum Dritten schließlich zeigt der Norden des deutschen Sprachgebietes insgesamt eine größere Anzahl von Umlauterscheinungen, die im Gegensatz zu solchen in der Mitte oder im Süden nicht grammatikalisiert sind und somit als genuin lautliche Erscheinungen betrachtet werden können. In der Mitte des deutschen Sprachgebiets ist vor allem ein lautliches Charakteristikum vergleichsweise deutlich vertreten. Während im nördlichen und südlichen, zum Teil auch im westlichen Raum das Verhältnis zwischen Lang- und Kurzvokalen im Zuge verschieden stark durchgeführter Dehnungs- und Kürzungsentwicklungen mehr oder weniger deutlich verschoben ist, zeigt hier insbesondere der ostmitteldeutsche Raum ein vergleichsweise ausgewogenes Verhältnis an solchen Entwicklungen und damit letztlich auch ein entsprechendes Vorkommen an Lang- und Kurzvokalen selbst. Ein vergleichsweise hoher Bestand an typologisch charakteristischen Lauterscheinungen im Süden des deutschen Sprachge-
58 biets findet sich zum einen im Hinblick auf Diphthonge. Im Zuge einer unterschiedlich starken und verbreiteten Durchführung mittelalterlicher und neuzeitlicher Monound Diphthongierungen zeigt der Norden des deutschen Sprachgebiets einen vergleichsweise schwache Ausprägung an Diphthongen, die nach Süden und insbesondere nach Südosten hin mehr und mehr zunimmt. Zum anderen lässt die Verschiebung von Tenues zu Frikativen im Rahmen der zweiten Lautverschiebung den niederdeutschen Raum unberührt und umfasst nahezu das gesamte hochdeutsche Gebiet. Somit zeigen die Mitte und der Süden des Sprachgebiets eine stärkere Ausprägung an den für das Deutsche typologisch charakteristischen Frikativen. Entsprechendes gilt des Weiteren für die Verteilung der ebenfalls charakteristischen Affrikaten im deutschen Sprachraum. Denn diese Verteilung nimmt in Folge einer unterschiedlichen Ausbreitung der zweiten Lautverschiebung in Staffelungen ebenfalls vom Norden bis in den Süden des Gebiets zu. Und schließlich zeigt der deutsche Sprachraum im Süden einen noch etwas stärker vorangeschrittenen Schwund des Nebensilbenvokalismus als im Norden oder insbesondere auch im ostmitteldeutschen Gebiet. 6.2.2. Morphologie Wie im Falle der morphologischen Entwicklung des Deutschen wird im Rahmen der variationstypologischen Betrachtung der regionalen Ausprägung morphologischer Erscheinungen der deutschen Gegenwartssprache im Folgenden vornehmlich von konstruktionsbezogenen und erst im Anschluss hieran von inventarbezogenen Gesichtspunkten ausgegangen. Dabei stehen jeweils eine verhältnismäßig starke Ausprägung der synthetischen oder der analytischen Bauweise im Norden, in der Mitte sowie im Süden des deutschen Sprachgebiets im Vordergrund. Eine vergleichsweise starke Ausprägung der synthetischen Bauweise im Norden zeigt sich hier zum einen in dem Bestehen flexionsmorphologischer Präteritumformen, die in der Südhälfte des deutschen Sprachgebiets aufgrund des sog. Oberdeutschen Prä-
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teritumschwunds nunmehr weitgehend fehlen und durch Perfektperiphrasen ersetzt werden. Entsprechendes gilt auch in Bezug auf die Unterscheidung zwischen starker, unregelmäßiger und schwacher Konjugation, da mit dem Rückgang der Präteritumkennzeichnung im Süden auch ein im Vergleich zum Norden stärkerer Schwund an stark konjugierten Verben zu verzeichnen ist. Somit zeichnet sich der Norden hier zum einen durch eine höhere Ausprägung an synthetischer Bauweise überhaupt und zum anderen auch durch eine höhere Ausprägung an Verben mit einem vergleichsweise hohen Synthesegrad selbst aus. In der Mitte des deutschen Sprachraums zeigt sich eine stärkere Ausprägung der synthetischen Bauweise allein im Hinblick auf morphologische Präsenskennzeichnungen, denen im Norden und Süden alternative periphrastische Kennzeichnungen mit doon bzw. tun gegenüberstehen. Der Süden des deutschen Sprachgebiets schließlich ist wiederum durch eine ganze Reihe an Erscheinungen geprägt, die als stärkere Ausprägung der synthetischen Bauweise gegenüber der Mitte oder dem Norden aufzufassen sind. Hierzu gehören erstens die volle, zumeist aber nur partielle flexionsmorphologische Unterscheidung der drei Personen im südlichen Raum, der insbesondere der sog. Einheitsplural ohne eine Unterscheidung von Personen im Niederdeutschen (und einigen Teilen des westlichen Hochdeutschen) gegenübersteht. Zweitens gehört hierher die synthetische bzw. morphologische Konjunktivkennzeichnung, die sich vor allem im westoberdeutschen Raum findet und sich einer geringen Kennzeichnung des Konjunktivs im Niederdeutschen gegenübergestellt sieht. Drittens ist der historische Abbau der Kasuskennzeichnung im Deutschen ebenfalls regional unterschiedlich vorangeschritten, wobei im Süden des deutschen Sprachraums oftmals noch eine Unterscheidung von drei und in Einzelfällen sogar von vier Kasus zu finden ist, während die Mitte und der Norden nunmehr überwiegend Zweikasussysteme zeigen. Viertens weist der deutsche Süden im oberdeutschen Dialektraum eine stärkere Ausprägung von Pluralumlauten auf, die gegenüber den in
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den deutschen Dialekten ansonsten ebenfalls weit verbreiteten Pluralendungen einen höheren Synthesegrad zeigen. Und fünftens schließlich verleiht das erhöhte Vorkommen von morphologischen Diminutivformen im oberdeutschen Raum dem Süden des deutschen Sprachgebiets ebenfalls eine stärkere regionale Ausprägung an synthetischer Bauweise als der Mitte oder dem Norden. Eine vergleichsweise starke Ausprägung der analytischen Bauweise ist im Norden des deutschen Sprachraums insbesondere im Hinblick auf eine spürbar deutlichere analytische Kompensation synthetischer Formen im Süden oder in der Mitte zu erwarten. Doch kann im nördlichen Raum eine solche signifikante Kompensation weder im Bereich der Kennzeichnung von Personen, Modi, Kasus und Numeri oder im Bereich der Diminution festgestellt werden, da hier der südliche und mittlere Raum ebenfalls über analytische Kompensationen verfügt. Vor diesem Hintergrund ist hier somit von keiner stärkeren Analyseausprägung auszugehen. Eine vergleichsweise starke Ausprägung der analytischen Bauweise findet sich im Süden des deutschen Sprachraums schließlich im Bereich der Kennzeichnung von Vorzeitigkeit durch Perfektperiphrasen, die im Zuge des Oberdeutschen Präteritumschwunds die synthetischen Präteritumformen ersetzen. Hinzu kommen hier periphrastische Präsensbildungen mit tun, die denjenigen im Niederdeutschen mit doon entsprechen und im Mitteldeutschen kaum zu finden sind. 6.2.3. Syntax Eine typologische Bestimmung regionaler Ausprägungen der deutschen Syntaxvariation kann zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt der Forschung nur unter Vorbehalten erfolgen. Doch zeichnet sich hier bei aller interpretativen Vorsicht eine besondere Bedeutung des ostmitteldeutschen Raums ab. Dies gilt zum einen für die Verbindlichkeit der emissiven Stellung von Verb und Objekt (VO als SVO bzw. VSO) in Hauptsätzen und deren rezeptiver Stellung in eingeleiteten Nebensätzen (OV als SOV). Zum anderen gilt dies für die relative Verbindlichkeit
59 der rezeptiven Stellung attributiver Adjektive (AN), während die Stellung attributiver Genitive im mundartlichen Bereich vor dem Hintergrund des weit verbreiteten Genitivschwunds kaum mehr von Bedeutung ist. Ebenfalls von geringer Relevanz sind regionale Schwankungen der Stellung finiter und infiniter Verben, wie sie im Hinblick auf Klammerkonstruktionen zu berücksichtigen sind. 6.3. Funktionale Variation 6.3.1. Lautung Wie im Falle der historischen Entwicklungen und der regionalen Ausprägungen ist nun auch die funktionale Variation der deutschen Sprache variationstypologisch auf sprachtypologisch charakteristische Erscheinungen hin durchzusehen. Das Augenmerk zielt dabei jeweils vereinfachend auf eine stärkere Ausprägung der betreffenden lautlichen Merkmale innerhalb der eher formellen Schrift- oder Standardsprache sowie innerhalb der eher informellen Sprech- oder Umgangssprache. Ein starkes Gewicht an typologisch charakteristischen Lauterscheinungen ist in der deutschen Standardsprache der Gegenwart zum ersten im Hinblick auf die Unterscheidung zwischen Lang- und Kurzvokalen festzustellen, da diese hier der ostmitteldeutschen Mundart entsprechend vergleichsweise ausgewogen erscheint und in der mundartlich gefärbten Umgangssprache anderer Regionen einigen Schwankungen unterworfen ist. Zum zweiten ist die Unterscheidung zwischen Fortes und Lenes innerhalb der deutschen Standardsprache im Gegensatz zu den meisten Mundarten des hochdeutschen Raums intakt, auch wenn sie im Zuge der Auslautverhärtung zugunsten eines höheren Vorkommens an Fortes verschoben ist. Die im Vergleich zum Hochdeutschen starke Ausprägung an labialisierten Vorderzungenvokalen, die etwa derjenigen des Niederdeutschen nahe kommt, hat zum dritten ebenfalls als ein lauttypologisches Charakteristikum der deutschen Standardsprache zu gelten. Zum vierten und fünften schließlich sind hier dann der Bestand an Frikativen und der Be-
60 stand an Affrikaten zu nennen, die sich jeweils als Ergebnis der zweiten Lautverschiebung nicht nur in den hochdeutschen Mundarten, sondern auch in der deutschen Standardsprache vergleichsweise deutlich zeigen, auch wenn sie nicht etwa an den Bestand und die Dichte der Obstruenten am Südrand des deutschen Sprachgebiets heranreichen. Im Hinblick auf die Ausprägung des Verhältnisses von Mono- und Diphthongen ist der deutschen Standardsprache im Vergleich zu den Dialekten und zu der regional geprägten Umgangssprache eine mittlere Stellung einzuräumen, da diese im Hinblick auf die Durchführung der neuhochdeutschen Mono- und Diphthongierung etwa dem Mitteldeutschen entspricht und ihre Ausprägung an typologisch charakteristischen Diphthongen über derjenigen des niederdeutschen und unter derjenigen des oberdeutschen Raums anzusiedeln ist. Eine im Vergleich zu den Dialekten und zu der Umgangssprache eher geringe Ausprägung sprachtypologischer Lautcharakteristika zeigt die deutsche Standardsprache schließlich zum einen im Hinblick auf die Schwächung unbetonter Nebensilben, die hier dem mittelhochdeutschen Stand entsprechend in der Regel bis zu dem Ausgleichsvokal e vorangeschritten ist, während sie in den Mundarten und in der Umgangssprache durch zahlreiche Syn- und Apokopierungen deutlich weiter vorangeschritten ist. Zum anderen scheinen grammatikalisierte Umlaute innerhalb der deutschen Standardsprache und einer Vielzahl von Mundarten geringer ausgeprägt zu sein als etwa im Südwesten des Sprachgebiets, wo sie vor allem im Rahmen der Diminution und der Pluralbildung präsent sind (vgl. unten); umgangssprachliche Schwankungen sind hier wie so oft vor allem mundartlich bedingt. 6.3.2. Morphologie Eine variationstypologische Betrachtung der funktionalen Variation innerhalb der deutschen Gegenwartssprache im Bereich der Morphologie hat wie diejenige der historischen und der regionalen Variation an der Unterscheidung zwischen synthetischem
I. West- und nordgermanische Sprachen
und analytischen Sprachbau anzusetzen. Dabei wird im Folgenden jeweils von einer starken oder schwachen Ausprägung der Synthese bzw. der Analyse im Bereich der Standardsprache gegenüber dem der Umgangssprache bzw. der Mundarten ausgegangen. Eine im Vergleich starke Ausprägung der synthetischen Bauweise ist innerhalb der deutschen Standardsprache der Gegenwart erstens im Hinblick auf die Kennzeichnung der Vorzeitigkeit festzustellen, die hier insbesondere im Unterschied zu den Mundarten der deutschen Südhälfte, in welcher der sog. Oberdeutsche Präteritumschwund greift, und den entsprechenden regionalen Ausprägungen der Umgangssprache durch einen stärkeren Gebrauch von Präteritumformen gegenüber Perfektperiphrasen erfolgt. In einem engen Zusammenhang hiermit steht die Akzeptanz gegenüber schwach konjugierten starken Verben, die innerhalb der Umgangssprache im Allgemeinen höher anzusetzen ist als in der Standardsprache, so dass diese letztlich zu einem höheren Synthesegrad neigt. Drittens zeichnet sich die Standardsprache gegenüber der Umgangssprache und den Mundarten (mit Ausnahme etwa des Westoberdeutschen) durch ein erhöhtes Vorkommen an morphologischen gegenüber periphrastischen Kennzeichnungen des Konjunktivs aus. Viertens zeigt die deutsche Standardsprache noch immer ein Vierkasussystem, das zumindest zum Teil flexionsmorphologisch gekennzeichnet wird, während sich die Umgangssprache in Entsprechung zu den Mundarten durch einen stärkeren Rückgang des Genitivs und eine Angleichung von Akkusativ und Dativ auf ein weiter reduziertes Kasussystem zubewegt und sich somit noch weiter von der synthetischen Bauweise entfernt. Und fünftens schließlich zeigt die Standardsprache eine deutlich stärkere Wortbildungsneigung insbesondere im Bereich der Komposition, welche diejenige im umgangssprachlichen oder gar im mundartlichen Bereich weit übersteigt und allein noch von dem fachsprachlichen Bereich übertroffen wird. Solchen vergleichsweise starken Gewichtungen an synthetischer Bauweise in der
2. Deutsch
deutschen Standardsprache stehen indessen auch ein paar schwache Gewichtungen gegenüber. Hierzu zählen zum einen die funktionale Schwächung der Unterscheidung von Personen, die sich sowohl auf deren morphologische als auch auf deren periphrastische Kennzeichnung auswirkt, und zum anderen der geringere Anteil an Diminutionen gegenüber der Umgangssprache und manchen Mundarten. Starke Gewichtungen der analytischen Bauweise zeigt die deutsche Standardsprache der Gegenwart mit den folgenden Erscheinungen: Erstens werden hier Passivkonstruktionen weitaus häufiger verwendet als in der Umgangssprache oder in den Dialekten; allein die Fachsprachen zeigen hier im Allgemeinen einen noch höheren Wert. Zweitens sind die Herausbildung und die Verwendung des Sechstempussystems einerseits sowie die Berücksichtigung der Consecutio Temporum als eine vornehmlich bildungssprachliche Erscheinung anzusehen, die sich innerhalb der Umgangssprache nur in einem weitaus geringerem Maße findet; damit zeigt der Bereich der Standardsprache eine stärkere, derjenige der Umgangssprache und der Mundarten eine entsprechend schwächere Gewichtung der analytischen Bauweise. Und drittens haben Modalverbgefüge innerhalb der Standardsprache als stärker ausgeprägt zu gelten als in der Umgangssprache; eine Ausnahme bilden hier periphrastische Konjunktivkonstruktionen, die in der Umgangssprache häufiger erscheinen als in der Standardsprache. Eine im Vergleich schwache Ausprägung der analytischen Bauweise zeigt sich innerhalb der deutschen Standardsprache allenfalls im Bereich der sekundären Kennzeichnung von Aspekten. Da hier in diesem Bereich jedoch auch einige Erscheinungen zu beobachten sind, die als eine starke Ausprägung der analytischen Bauweise aufgefasst werden können, ist hier zum gegenwärtigen Stand letztlich von einer mehr oder weniger deutlichen Neutralisation analytischer Ausprägungen im Vergleich zwischen Standardsprache einerseits und Umgangssprache andererseits auszugehen.
61 6.3.3. Syntax Die funktionale Variation des Deutschen im syntaktischen Bereich lässt sich ebenfalls im Hinblick auf die Ausprägung typologischer Charakteristika erfassen. Dabei wird im Folgenden wiederum an der Stärke solcher Ausprägungen innerhalb der Standardsprache gegenüber derjenigen in der Umgangssprache und in den Mundarten angesetzt. Eine im Vergleich mit der Umgangssprache und den Mundarten stärkere Ausprägung typologischer Charakteristika zeigt die deutsche Standardsprache der Gegenwart zum einen im Hinblick auf die verhältnismäßig hohe Verbindlichkeit von Verbund Satzklammern. Obwohl diese Klammerverbindlichkeit leicht rückläufig erscheint, ist hier letztlich doch von einer stärkeren Ausprägung solcher Klammerkonstruktionen sowie angesichts der Satzklammern zudem von einer stärkeren Ausprägung der rezeptiven Konstruktionsweise im standardsprachlichen Bereich zu sprechen. Zum anderen zeigt die Standardsprache ein höheres Maß an hypotaktischen gegenüber parataktischen Konstruktionen und weist damit gegenüber der Umgangssprache und den Mundarten einen höheren Grad an Satzkomplexität auf. Des Weiteren zeigt die deutsche Standardsprache insbesondere im bildungssprachlichen Zusammenhang einen leicht erhöhten Gebrauch von Akkusativ und Dativ zur Kennzeichnung des Patiens intransitiver Zustandsverben, der mit einer leichten Erhöhung aktivsprachlicher Merkmale in Verbindung zu bringen ist. Hinsichtlich der Ausprägung von emissiver und rezeptiver Konstruktionsweise sowie in Bezug auf einen Teil themenstruktureller Merkmale erweisen sich die deutsche Standard- und Umgangssprache als vergleichbar. So zeigt die Verbstellung innerhalb beider Bereiche eine mehr oder weniger deutliche Festlegung auf eine emissive Konstruktionsweise in Haupt- und auf eine rezeptive Konstruktionsweise in eingeleiteten Nebensätzen; dabei zeigen jedoch emissive Konstruktionen in Nebensätzen im umgangssprachlichen und rezeptive Konstruktionen in Haupt- bzw. Aussagesätzen im standardsprachlichen Bereich jeweils ein erhöhtes Vorkommen. Die größte Verbind-
62
I. West- und nordgermanische Sprachen
lichkeit der emissiven Konstruktionsweise in Aussage- und der rezeptiven Konstruktionsweise in Nebensätzen ist demgegenüber im fachsprachlichen Bereich anzutreffen. Hiernach zeigen die deutschen Fachsprachen gegenüber der Standard- wie auch der Umgangssprache einen höheren Grad an Konfigurationalität bzw. an subjektstrukturellen Merkmalen, so dass diesen ein entsprechend geringerer Grad an Konfigurationalität und ein höherer Grad an themenstrukturellen Merkmalen zuzuschreiben ist. Eine schwächere variationstypologische Ausprägung syntaktischer Charakteristika zeigt die Standardsprache gegenüber der Umgangssprache schließlich zum einen im Bereich der Nominastellung. So sind hier die rezeptive Stellung des attributiven Genitivs und die emissive Stellung des attributiven Adjektivs eher gebräuchlich; diesem Befund entspricht auch der vergleichsweise starke Gebrauch von Postpositionen innerhalb der deutschen Standardsprache, der ebenfalls als Merkmal einer rezeptiven Konstruktionsweise anzusehen ist. Und schließlich hat der anaphorische oder kataphorische Gebrauch von Pronomina innerhalb von Sätzen mit sog. doppeltem Subjekt als ein weiteres Merkmal der Umgangssprache zu gelten, das diese gegenüber der Standardsprache als eher themenstrukturell ausweist; vor diesem Hintergrund zeigt die Standardsprache somit einen höheren Grad an Konfigurationalität.
7.
Schlussbemerkung
Eine sprachtypologische Charakterisierung des Deutschen erweist sich nur dann als angemessen, wenn sie die deutsche Sprache nicht als idealisiertes Ganzes, sondern als komplexes Gefüge historischer, regionaler sowie sozialer und funktionaler Varietäten betrachtet. Angesichts der quantitativ wie qualitativ verhältnismäßig stark ausgeprägten Variation, die das Deutsche in den Bereichen Lautung, Morphologie und Syntax zeigt, erscheint es sinnvoll, dabei von einer allgemeinen sprachtypologischen Charakterisierung auszugehen und daran eine Erörterung sprachtypologisch bemerkenswerter
Unterschiede in den Varietäten anzuschließen. Die variationstypologische Erforschung eröffnet somit weitere und tiefere Einsichten in die strukturelle Variabilität der deutschen Sprache, die im Rahmen weiterer Forschungsansätze herauszuarbeiten sind. Hierzu zählen unter anderem die Ermittlung typologischer Konstanten und Tendenzen der deutschen Sprachgeschichte (einschließlich der Diskussion sprachwandeltheoretischer Strömungspostulate), die typologische Raum- und Zeitgliederung des Deutschen vom Mittelalter bis zur Gegenwart (wobei der frühen Neuzeit eine besondere Beachtung zu schenken ist), die funktionale oder pragmatische Interpretation von sprachtypologisch relevanten Strukturen (insbesondere im Hinblick auf kognitive Prozesse und kommunikative Effizienz) oder der Vergleich der variationstypologischen Charakteristika des Deutschen mit denjenigen anderer Sprachen Europas und der Welt. Insbesondere der letzte Ansatz, der auch Anstoß des vorliegenden Handbuchs war, mag einen weiteren Schritt in Richtung einer europäischen Linguistik leisten.
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Thorsten Roelcke, Heidelberg/Freiburg
66
I. West- und nordgermanische Sprachen
3. Niederländisch 1.
Einleitung
Die offizielle Lesart der Sprache der Niederländer ist heute (das relativ junge) ‘Niederländisch’ (keinesfalls ‘Holländisch’: Hollands ist der Regiolekt von Holland, der Region um Haarlem). Das Niederländische umfaßt das ‘ABN’ (⫽ Algemeen Beschaafd Nederlands) der Niederlande sowie das Flämische Belgiens (‘Vlaams’). Es gehört zusammen mit dem Deutschen (genauer: dem Hoch- und Niederdeutschen), Westfriesischen, Jiddischen und Englischen zu den westgermanischen Schriftsprachen, zusammen mit den skandinavischen Sprachen allgemein zum Germanischen. An nichtverschrifteten Varianten des Westgermanischen steht dem Niederländischen nach Lautinventar, Morphologie, Syntax und Lexik das Niederdeutsche am nächsten. Innerhalb des Westgermanischen weist das Niederländische gegenüber dem Englischen so tiefgreifende Unterschiede auf, daß es zurecht unter dem Namen Festlandwestgermanisch zusammen mit dem Deutschen und Westfriesischen eine typologisch eigenständige Gruppe bildet. Genauer gesagt ist das Englische infolge seiner tiefgreifenden Vermischung mit dem altfranzösischen Superstrat einerseits, aber auch aufgrund sprachinterner Entwicklungen aus der sonst erhaltenen syntaktischen Typologie des Westgermanischen ausgeschert. Eine sprachtypologische Ausnahme innerhalb des Festlandwestgermanischen bildet das Jiddische insofern, als es in Lexik und Morphologie ⫺ neben arealen Einflüssen aus dem Slawischen ⫺ starke Erbeigenshaften süd- und mitteldeutscher Dialekte zeigt, syntaktisch jedoch bisher unentschieden zwischen SVOV und SVO schwankt Niederländisch ist offizielle Landessprache nicht nur in den Niederlanden, sondern darüber hinaus auch in Belgien, Surinam sowie den früheren Niederländischen Antillen einschließlich Aruba. Es wird von etwa 20 Millionen Menschen (15 Mill. in den Niederlanden, 5 Mill. in Belgien) als Muttersprache gesprochen bzw. als erste Schrift-
und Schulsprache (neben dem Westfriesischen, neben Sranan, Sarnamin und Papiamento, in sehr viel geringerem Ausmaß noch in Indonesien neben Malaysisch bzw. Indonesisch) gebraucht. In Surinam läßt sich durchaus von einer eigenen Variante des Niederländischen (dem Surinamniederländisch) sprechen. Man unterscheidet fünf regionale Dialektzonen: die nordöstlichen ‘sächsischen’ Dialekte, die südöstlichen ‘ostniederfränkischen’ und schließlich, die restlichen drei anderen zusammenfassend, die ‘westniederfränkischen’ Dialekte. Vgl. den Abschnitt „Lautliche Variation“ unten. Entwicklungsgeschichtlich gliedert sich das Niederländische einerseits vom übrigen Westgermanischen durch Nichtteilnahme an der 2. (‘hochdeutschen’) Konsonantenverschiebung aus; es unterscheidet sich andererseits vom Englischen, das bereits im späten Mittelalter tiefgreifenden Einflüssen durch das Romanische unterlag, durch seine wesentlich germanische Lexik, in der Flexionsmorphologie durch eine in weit geringerem Maße vollzogene Stammisolierung sowie eine konservative Syntax (SVOV). Vgl. den Abschnitt „Lautliche Variation“ unten. Man vergleiche zu diesem vorerst groben Vergleich Tabelle 3.1 [Es werden 3 Reduktionsgrade unterschieden, was den Abbau der Wortarchitektur betrifft: weitgehende Reduktion auf eine nahezu unflektierbare Stammsilbe mit ‘3’ für das Englische bis zum Deutschen mit ‘1’, das dieser Reduktion in weitaus geringerem Maße unterliegt; die einzelnen Kriterien sind zum geringeren Teil interdependent, dies allerdings in einem tiefen, nur aufgrund eines avancierten Syntaxtheorieverständnisses erreichbaren Sinne] Das Niederländische läßt sich bezüglich SVOV zusammen mit dem Deutschen und Westfriesischen hinsichtlich der Stellungstypik der Satzglieder im abhängigen und unabhängigen Satz als Exotikum nicht nur innerhalb der europäischen Sprachen betrachten. Die im Vergleich zum Deutschen geringere Erfüllung von Kriterium 3 im Niederländischen bezieht sich auf den Um-
67
3. Niederländisch Tab. 3.1: typologischer Vergleich WestgerStamm- S(X)VO germanisch reduktion (Einsilbler)
1 Deutsch 2 Ndl. 3 Englisch
XVYV (Klammerbildung)
Konsonantenverschiebung
(1)
(2)
(3)
(4)
Lexik romanisch durchsetzt (5)
⫺ (⫹) ⫹
⫺ ⫺ ⫹
⫹⫹ ⫹ ⫺
⫹ ⫺ ⫺
⫺ (⫺) ⫹
stark Scram- P-Stran- Spalt- Modal- starke extra- bling den konstr. partikel Derivaponietionsrend lexik
Dis- Prädikurs- katspromi- subnenz jekt
(6)
(7)
(8)
(9)
(10)
(11)
(12)
(13)
⫺ ⫹⫹ 0
⫹⫹ ⫹ 0
⫺ ⫹ ⫹
⫺ ⫺ ⫹
⫹ ⫹ ⫺
⫹⫹ ⫹ ⫺
⫹ (⫹) ⫺
⫹ ⫹ ⫺
Tab. 3.2: Muster zu den typologischen Kriterien in Tab. 3.1. ⫺ Illustrationen (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13)
Deutsch
NDL
Englisch
nur 2. Sg.Akt.Ind. komm-st Pfütz-e(n), Grub-e(n) dünn, dünn-e(n/m) er (*kaum) kümmerte sich kaum er muß-V es ihm geben-V Wasser-Pfeife-gleich setzen-Apfel Waise, werben, Geißel wie er in der Stadt lebte wie der Mann ihr/ ihr der Mann gefiel nichts dafür übrig haben den teufel hab ich gelacht er hat ja! etwas gutreden ein ei dem Mann geben Es sind viele Leute im Bad
kom-t (⫽ 2./3. Sg.Akt.Ind.) put, groef [xruf] dun, de dun-ne(n/0) hij (*nooit) zorgde ervoor hij moet-V het hem geven-V water-pijp-gelijk zetten-appel wees, werven, gesel hoe hij woonde in de stad hoe de man haar/ haar de man beviel er niets voor over hebben de duivel heb ik gelachen Heeft hij dan? iets goedpraten ’n ei aan de man geven Er zijn veel mensen in ’t bad
come (⫽ 1. 2. Sg., ⫽ Plural) pit, groove [gru:v] (the) thin(-0) he-S hardly ever-ADV cared-V he must-V give-V it to him water-pipe-like set-apple orphan, solicit, scourge 0 how the man pleased her/* her then pleased what is it for? It is the devil that I have seen 0 0 0 There is many people around
stand, daß in Satzspitzenstellung nahezu ausschließlich das Subjekt möglich ist ⫺ d. h. daß Objekttopikalisierung also so gut wie nicht mehr vorkommt. Es läßt sich aufgrund der genealogischen und der sprachtypologischen Nähe des Niederländischen zum Deutschen bei der typologischen Varietätenbeschreibung die Methodik vertreten, daß immer wieder der Vergleich vor allem zum Deutschen gesucht wird. Diese Beschreibung erfolgt unter Bezug auf die wesentlichen Regelmäßigkeiten; sie ist keinesfalls gedacht als Einführung für Lernende. Es wurde bei Abraham (1991; 1999a, b) eingehend erwogen, daß eine typologische Darstellung, die keinen Vergleichshorizont in Form eines Tertium comparationis zieht, seiner Zielstellung nur vermeintlich und in keinem Sinne in theoretisch-methodisch und empirisch-didaktisch befriedigender Weise gerecht werden kann.
Diese hier gewählte Methodik tritt vom Anspruch einer typologisch-allgemeinen Abstrichliste an Beschreibungseigenschaften zurück. Typologische Lücken werden in dem genealogischen und arealtypologischen Vergleich (vor allem der Vergleich zwischen den drei westgermanischen Sprachen Englisch, Deutsch und Niederländisch) auf diese Weise am geeignetsten und rein heuristisch am sichersten aufspürbar und beschreibbar, Übereinkünfte unter diachronem und synchron-typologischem Gesichtspunkt am verläßlichsten aussagekräftig. 1.1. Varietätengliederung ⫺ allgemeinregionale Gliederung Die heutige regionale Variation läßt sich einsichtsreich aus der regiolektischen Großraumverteilung des kontinentalen Westgermanisch ableiten: dem Friesischen, dem Sächsischen und dem Niederfränkischen.
68 Letzteres gliedert sich nochmals in das West- und das Ostniederfränkische. Schon Tacitus beschrieb in seiner Germania drei germanische Gruppen: die Ingwäonen, die Istwäonen ⫺ beide Bewohner der Küstenregionen ⫺ sowie die Herminonen (oder Erminonen). Im heutigen niederländischsprachigen Bereich spricht man von den folgenden 5 Dialektgebieten: 1. den zentral-westlichen Dialekten, die in Nord- und Südholland sowie im Gebiet um Utrecht, in Gelderland und auf den Inseln Seelands gesprochen werden; 2. den nordöstlichen Dialekten in Groningen, in Drenthe (Assen), in Overijsel sowie im Ostteil Gelderlands; 3. den zentralsüdlichen Dialekten des niederländischen Nordbrabants und des limburgischen Nordens sowie den belgischen Provinzen Antwerpens, Brabants und Ostflanderns; 4. den südwestlichen Dialekten im belgischen Westflandern, dem Westflämischen (durch Haegemans ausführliche syntaktische Analysen in den letzten Jahren besonders bekannt geworden) sowie dem westlichen Teil Seeland-Flanderns; und 5. den südöstlichen Dialekten in der mittleren und südlichen niederländischen Provinz Limburg sowie dem belgischen Limburg. In den heutigen nordöstlichen Dialekten spiegelt sich das ursprüngliche ‘Sächsische’, in den südöstlichen das ‘Ostniederfränkische’; die andern drei Gruppen gehen im großen und ganzen im früheren ‘Westniederfränkischen’ auf. Das Friesische ist nicht hierzu zu zählen. Es wird sich in den Varianten auf den einzelnen Beschreibungsebenen der systematischen Lautunterscheidungen (Phonologie), der Formenlehre (Morphologie) und Syntax zeigen, daß die deutlichsten Dialektunterscheidungen in einem Ost-West-Gefälle zu orten sind ⫺ was nicht nur vor dem Hintergrund der langen Grenze mit den deutschsprechenden Regiolekten verständlich ist, sondern was auch vor dem Hintergrund der erwähnten frühen küsten-ingwäonischen Stammesgliederung gegenüber dem kontinentalen Osten diachrone Fortsetzung zu finden scheint. Daneben freilich existiert auch ein Nord-Süd-Gefälle, welches sich ebenso plausibel aus der langwährenden Exposition des Südens zum Französischen hin erklärt. Trotz deutlich verfolgbarer Kennwerte ergibt sich das Bild
I. West- und nordgermanische Sprachen
von Dialektkontinua entlang von Gefällelinien Nord-Süd bzw. Ost-West eher als deutlich voneinander abgrenzbarer Variationsgebiete.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Sprachkultur ⫺ Haltung zur eigenen Sprache (Zur Methodik vergleiche Abraham 1991; 1999a, b; speziell zum Niederländischen vergleiche Abraham 1999a, b) ⫺ Das Niederländische pflegt nahezu keinen Unterschied zwischen der Sprechund der Schreibsprache (im Gegensatz zum Deutschen). Dies hat Folgen in der Schreibe: die Schreibsprache im Niederländischen kennt Akzentsignale ⫺ Niederländisch spricht sozusagen in der Schrift. (Das Deutsche tut dies ja prinzipiell nicht: die Syntax der Schreibsprache unterscheidet sich grundlegend von der der Sprechkoden). ⫺ Niederländisch ist aufgrund seiner viel stärkeren Sprechsprachenorientierung viel stärker sprachlicher Mobilität ausgesetzt: dies soziolektisch im Lexikalischen und bei Stilmitteln, modesprachlich im Lexikalischen und diachron (‘Grammatikalisierungen und lexikalischer Sprachwandel dauernd in statibus nascendi’). ⫺ Niederländisch ist im Sprechkode, also im morphonologischen und phonetischen Kode ⫺ da der niederländische Niederländisch-Sprecher ‘toleranter sich selbst gegenüber’ ist ⫺ für einen Deutsch-Sprechenden NiederländischLerner schwieriger als im Lesekode. ⫺ Deutsch birgt aufgrund der beiden ersten Charakterisierungen oben in viel stärkerem Maße stilistische Einschränkungen als Niederländisch: dies auf dem Gebiet des bildlichen Ausdrucks, der Einschaltung von bildlicher Idiomatik, nach Kriterien der Redundanz und des Trivialen, der Setzung von sprecher-charakterisierenden Kosignalen und logischen Verknüpfungssignalen im laufenden Text ⫺ dies obwohl dem Niederländischen dieselben Koden zur Verfügung stehen (illokutive Modalpartikeln im
69
3. Niederländisch
dalpartikeln: Niederländisch allerdings stärker als Deutsch auch im Schriftkode. ⫺ Niederländisch ist weitaus stärker als deutsch idiomatisch und bildsprachlich bestimmt, ja geradezu fixiert. Dies im besonderen fällt bei der großen Nähe der beiden Sprachen zueinander dem deutschen Niederländisch-Lerner auf ⫺ und macht ihm besondere Schwierigkeiten auf lexikalischem Gebiet.
Mittelfeld; logische Satzverknüpfer und Textverdichter). ⫺ Niederländisch setzt Interpunktionen (Komma, Bindestrich, Gedankenstrich, Rufzeichen) vorwiegend nach außergrammatischen Gesichtspunkten (Ausnahmen: Aufzählungen sowie beim Relativsatz) ⫺ wenn überhaupt; im Deutschen ist die Interpunktion ein Grammatikbezüge signalisierendes Zeichen. ⫺ Niederländisch erhebt in seinem Diskursgebrauch den Anspruch einer relativ starken Kooperativität beim Zuhörer in dem Sinne, daß Ambiguität und Sprecherambivalenz erst durch Rückversicherungsdiskurse erhellt werden ⫺ wenn überhaupt. Vergleiche die stehende ⫺ und legitimierende ⫺ Entschuldigung (‘communicatiestoornis’) im Niederländischen. Im Deutschen gilt viel stärker Handlungsverpflichtung und Einklagbarkeit bei ungenauem Sprachgebrauch (wie nach dem Motto ‘ein Mann ⫺ ein Wort’). ⫺ Niederländisch gebraucht ebenso wie deutsch illokutive, emotiv färbende Mo-
2.2. Lautvorrat und Graphemsystematik 2.2.1. Phonologie Die phonologische Paradigmatik ergibt sich aus den grundlegenden Oppositionen, nach denen die unterscheidenden Merkmale eruierbar sind. Diese sind in der entsprechenden Literatur: (I) ‘gespannt’⫽’ungespannt’ (nicht jedoch ‘lang’ ⫽ ‘kurz’!); (ii) ‘palatal’ ⫽ ‘velar’ (⫽ ‘Vorder-’ ⫽ ‘Hinter-’); (iii) ‘gerundet’ ⫽ ‘ungerundet’; ‘(iv) monophthongisch’ ⫽ ‘diphthongisch’; (v) ‘geschlossen’ ⫽ ‘offen’. 2.2.2. Orthographie Die Orthographieregeln des Niederländischen ändern sich relativ oft; sie sind eine
Tab. 3.3: Vokalphoneme des NDL (Dies ergibt die folgenden Paradigmen in Tab. 3.3.)
⫹ ⫺ ⫺ ⫹
geschlossen geschlossen, offen offen
gespannt Monophthong palatal
gespannt ungespannt ungespannt Monophthong Monophthong Monophthong Diphthong velar palatal velar palatal
i, y e, ø
u o
˙= i, y
a
⫺ c
i I, œ y
Diphthong velar cu
a
Tab. 3.4: Phonetik und Orthographie (Vokale [vgl. Tab.3.3 oben]) gespannt Monophthong palatal
gespannt Monophthong velar
ungespannt Monophthong palatal
ungespannt Monophthong velar
„Ruder“
„Boot“
„Lid“
⫺
⫺ geschlossen, ⫺ offen
„Lied“ „Feuer“ „edel“ „nett“
⫹ offen
„oft“
⫹ geschlossen
„Bett“
„Schlamm“ „Mütze“
„Watten“
Diphthong Diphthong palatal velar
„Deich“
„Beute“
„Holz“
70 Mischung aus Anpassung an die laufenden sprechsprachlichen Änderungen, dem Prinzip des Erhalts des Wortstamms und etymologischen Rücksichten. Das etymologische Kriterium ist für die phonetisch nicht begründbare Unterscheidung zwischen und (beide [iI]) sowie und (beide [cu]) verantwortlich. Stammerhalt führt dazu, daß Auslautverhärtung nicht angezeigt wird in (ik) vind [fint] ‘(ich) finde’; vgl. dazu jedoch (hij) vindt, (ebenfalls [fint]) ‘(er) findet’ in Analogie zu (hij) vangt ‘fängt’ ⫺ was Stammerhalt und paradigmatische Einheitlichkeit berücksichtigt, gleichzeitig jedoch weit von der Aussprache wegführt. Vom Stammerhaltungsprinzip wird abgewichen bei den Phonempaaren /s/ -/z/ bzw. /f/-/v/ wie in lees-lezen ‘lies; lese’ ⫺ ‘lesen’ und raaf-raven ‘Rabe’ ⫺ ‘Raben’. Es gibt keine Großschreibung der Nomina wie im Deutschen. Große Anfangsbuchstaben haben nur Eigennamen, dann allerdings auch als adjektivische Attribute (de Germaanse talen ‘die germanischen Sprachen’). Abkürzungen freilich ⫺ und selbstverständlich ⫺ finden sich vielfältig in Blockbuchstaben. Die Wortverschriftlichungslogik bzw. die Einheitlichkeit der Wortlautgestalt ist im Niederländischen nicht durchgehend systematisch. Wohl sind die Quantitäten phonetisch systematisch kodifiziert (Dehnung in offener Silbe wie im Deutschen; grundsätzlich keine Einsilblerdehnung im Gegensatz zum Süden des deutschsprachigen Gebiets!). Die Verpflichtung zur systematischen Wortparadigmatik (Erhaltung des Wortbildes) erscheint dagegen zuweilen hintangestellt. Zur Wortverschriftlichungslogik vgl. den Typus pad [a] ⫺ paadje [a:] ‘Pfad ⫺ Pfädchen’; zum im Deutschen sorgfältig beachteten Kriterium der Wortlautgestalteinheitlichkeit vgl. den davon klar abweichenden niederländischen Typus weg [wεx] Sg. ‘Weg’ ⫺ wegen [we:γen] Pl. ‘Wege’; ebenso dag ⫺ dagen [dax ⫺ da:γen]) ‘Tag ⫺ Tage’. Diakritische Zeichen für Vokalqualität: Der Apostroph spielt ebenso wie Trema und Akzent eine nicht unwichtige Rolle in der Or-
I. West- und nordgermanische Sprachen
thographie des Niederländischen. Die Funktionen des Apostrophs (nicht nur Auslassungszeichen!) sind die folgenden: 1. zur Anzeige von Vokalauslassung: ’n ‘ein’ statt des unklitischen een und wiederum statt des betonten e´e´n ‘ein(s)’; vgl. z. B. d. so’n; weiter klitisches ’t für ‘es’, dies sogar im Satzanlaut: ’t is lang geleden ‘’s ist lange her’; rein pragmatisch aber auch bei A’dam oder R’dam als Kurzform für Amsterdam bzw. Rotterdam (als Postanschrift akzeptiert!); 2. beim s-Plural nach den Vollvokalen wie /a/, /e/, /i/, /o/, /u/ und /y/, sofern Konsonant bzw. Silbengrenze vorausgeht: camera’s, cafetaria’s, provo’s, ufo’s, paraplu’s, auto’s, radio’s (jedoch oehoes ‘Uhus’, taboes ‘Tabus’, etuis, etages, cliche´s); nicht jedoch nach Schwa in unbetonten Silben: somit lentes Pl. zu ‘Frühling’ (vgl. d. Lenz); ferner bei Buchstabenwörtern: BTW’s ‘Mehrwertsteuer’, UFO’s; 3. zur Genitivanzeige bei auslautendem /a/, /e/, /i/, /o/, /u/ und /y/, sofern Konsonant bzw. Silbengrenze vorausgeht: baby’s (kleren) ‘des Babys Kleider’; Onno’s, Maria’s; ferner bei Namen, die auf Zischlaut enden: Koos’ ‘Jakobs’; 4. zur Diminutivbildung von auf /y/ endenden Wörtern bzw. zur Ableitung von Buchstabenwörtern: (’n) A4’tje ‘(ein) A4chen’ ⫽ ‘ein A4-Blatt’. Satzakzent (Diakriton): zur Anzeige von Kontrastbetonung: e´e´n ‘ein(s)’ wie in ik heb er e´e´n ‘Ich habe EINEN’ (im Gegensatz zu mehr als einen). Trema: Da Vokallänge außer in offener Silbe durch Doppelvokalität angezeigt wird, treffen oft 3 identische Vokalgraphen zusammen. Um Länge von doppelter serieller Aussprache zu trennen, tritt das Trema auf den extra auszusprechenden Vokal in einer Dreierreihe: zeee¨n ‘Seen’ [ze:en] (Plural), (met z’n) tweee¨n ‘mit-seinen-zweien’ ⫽ ‘zu zweit’. Latein: wird seit 10 Jahren nur mehr geschrieben, wo die lat. Herkunft
3. Niederländisch
nicht mehr empfunden wird: kwartaal ‘Quartal’, kwaliteit ‘Qualität’; aber: querulant. [k] wird anlautend vor Vokal nur mehr dort, wo germanisches vorauszusetzen ist, als geschrieben: somit kreet ‘Schrei’ (zu d. kreischen), koeterwaals ‘Kauderwelsch’, compaan ‘Kumpan’, aber camera, categorie. Die letzte Reform (1997) hat explizit bei früherer Orthographiefreiheit zugunsten von entschieden, um Abstand zur Schreibung im Deutschen zu setzen; vor Konsonanz jedoch unverändert kwaliteit ‘Qualität’, kleur ‘Farbe’ (aus frz. couleur). Halbvokal: [j] jaar wie im Deutschen. Vokallänge (bzw. Gespanntheit): tritt prinzipiell nur vor /r/ auf: [ru:r] roer ‘Ruder’ gegen [blut] bloed ‘Blut’, allerdings nicht bei allen Vokalen. Der semipalatale Mittelvokal [œ:] leuk ‘nett’ findet sich allerdings nur lang. Es sind zwei qualitativ verschiedene Schwa-Laute zu unterscheiden: einer, der dem deutschen ähnelt: [hεt] het ‘das’, sowie einer, der dem näher steht: ’n [en] als Kurzform für den unbestimmten Artikel een ‘ein(e(r/s))’ und welcher in allen unbetonten Nebensilben für gesprochen wird: [dame] dame ‘Dame’, [jongens] jongens ‘Jungen’, [besxouen] beschouwen ‘betrachten’. In offenen Silben treten ausschließlich gespannte Vokale auf; d. h. es gibt keine ungespannten Vokale in offenen Silben. Andererseits sind Vokale im Kontext von /r/, /j/ sowie /w/ immer gespannt (lang). 2.2.3. Konsonanteninventar Das Inventar an Konsonanten ist mit bestimmten Ausnahmen gleich wie im Deutschen (s. Tab. S. 72). 2.3. Lautliche Variation 2.3.1. Regionale Variation Man unterscheidet fünf regionale Dialektzonen: die nordöstlichen ‘sächsischen’ Dialekte, die südöstlichen ‘ostniederfränkischen’ und schließlich, die restlichen drei anderen zusammenfassend, die ‘westnie-
71 derfränkischen’ Dialekte. Kennzeichnende Merkmale sind: i-Umlaut erfaßt die westlichen Dialekte (zentral-westlich und südwestlich) im geringsten Maße, während sein Anteil am Vokalismus in den nord- und südöstlichen Zonen dem Hochdeutschen vergleichbar ist. s-Pluralbildungen sind im Südwesten üblich (oft in der historischen Linguistik als typische Ingwäonismen charakterisiert), in den anderen Dialektzonen fehlen sie nahezu völlig. Die palatalen Diminutivformen -(e)(t)je/-pje (mannetje, hempje ‘Männchen; Hemdchen’) haben sich in den zentral- und südwestlichen Zonen ausgebreitet, in den anderen Zonen kommt daneben auch die alte velare Form -ke (manneke) vor; die geringste Verbreitung haben die Palataldiminutivsuffixe im südöstlichen Dialektgebiet. Dies sind freilich nur Ausschnitte aus einem sich in den phonologischen und lexikalischen Details weithin stark überlappenden Gesamtgebiet, in welchem die Unterschiede am stärksten in einem Ost-West-Gefälle zum Ausdruck kommen ⫺ was sich am ehesten mit der Unterscheidung zwischen einem ‘ingwäonischen’ Westen und einem kontinentalen Osten deckt. Vor einem politisch-geschichtlichen Hintergrund freilich läßt sich ebenso von einem Nord-Süd-Gefälle sprechen, in welchem das Französische von mittelalterlichen Perioden an bis in das vergangene Jahrhundert starke Spuren hinterließ: dies im Wortbereich (die heutige niederländische Rechtssprache ist weithin aus dem Französischen gecalqut; man vgl. auch etwa krant nach frz. courant „Zeitung“ oder trein „Zug“ nach frz. train), aber auch in derivationsmorphologischen und syntaktischen Erscheinungen ⫺ dies wenngleich nach der Scheidung der beiden Niederen Lande im 16./17. Jh. der französische Einfluß im wesentlichen nur den südlichen Teil weiter erfaßte. Genau diese Entwicklung machte aus der unter frz. Einfluß ursprünglich rein politischen Grenze schließlich auch eine sprachliche. Heute gibt es verschiedene kulturelle Orientierungszentren, nach denen sich die beiden niederländisch sprechenden Teile Belgiens und der Niederlande ausrichten: Antwerpen für Flandern, die ‘Randstadt’ (die großen westlichen Städte Hol-
72
I. West- und nordgermanische Sprachen
[Laut]
nähere phonet. Bestimmung
Beispiel u. dt. Entsprechung
p b
p b
stimmlos, aber fast unaspiriert stimmhaft in jeder Stellung (allerdings auslautverhärtbar)
pool ‘Pol’ beer ‘Bär’,
t
t
stl., aber fast unaspiriert
d k m n U l, L
d k, c m n ng l
sth., erscheint auslautverhärtet stl., unaspiriert
r, r
r
f v
f, v w (v)
anlautd. wie dt. [l__ ], in-/auslautd. wie englisch [__ L] regional verschieden: apikal oder uvular stl. sth.
w s z
w s, c z
sth. Halbvokal stl. sth.
s
sj
stl.
z
g
nur in Fremdwörtern: sth.
x γ
g, ch g
stl. nur regional: sth.
h h sx sch (Phonemverbindung)
Hauchlaut im D. unbekannt: schwierig!
ribbe ‘Rippe’; heb [hεp] ‘habe’ taal ‘Sprache’, ruit ‘Scheibe’ dik ‘dick’, had [hat] ‘hatte’ kil ‘kühl’, cafeteria moed ‘Mut’ neus ‘Nase’ lang ‘lang’ lief ‘lieb’, bal ‘Ball’ rood ‘rot’, snor ‘Schnurrbart’ vet ‘fett’, fout ‘Fehler’ wel ‘wohl’; heute nur mehr vereinzelt: vader ‘Vater’, vet ‘fett’ bes. im Süden: wel ‘wohl’ citroen ‘Zitrone’ zon ‘Sonne’, rozen ‘Rosen’ sjaal ‘Schal’, douche ‘Dusche’ chocolade ‘Schokolade’ genre ‘Genre’, generen ‘genieren’ garage ‘Garage’ weg ‘Weg; weg’, chloor gat ‘Loch’, mogen ‘dürfen’ hebben ‘haben’ school ‘Schule’, Enschede (Ort nahe der deutschen Grenze; richtiges ndl. Aussprache-Schibboleth!), Scheveningen (Badeort)
3. Niederländisch
lands) für die Niederlande. Wie im Deutschen spielte die Bibelübersetzung ins Niederländische (‘Statenbijbel’; 1637 in Dordrecht erschienen) eine entscheidende Rolle bei der Standardisierung ⫺ d. h. Normalisierung und Vereinigung unterschiedlicher Regiolekte ⫺ der Landessprache. Unter den westgermanischen Kennlautungen nimmt das Niederländische eine interessante Position ein: es schlägt sich bei der aa/ee-Verteilung ebenso wie das Niedersächsische (Plattdeutsche) mit gaan dem aaGebiet zu und steht damit beim Alemannischen und Englischen (nicht jedoch beim Westfriesischen, Hochdeutschen und Bairisch-Österreichischen). Alte Orts- und Flußnamen verraten noch, daß sich westfriesische ee-Lautung einst über ein weitaus größeres Gebiet des nördlichen niederländischen Sprachgebiets hinzog als heute. Lexisch wie lautlich gliedert sich das Niederländische in eine Reihe von Dialektzonen, die mit natürlichen Übergängen im Süden ins Flämische und im Osten ins Niederdeutsche hineingleiten. Lautlich variiert das ABN („Algemeen Beschaafd Nederlands“, s. v. w. ‘Hoch- bzw. Schriftniederländisch’) besonders erkennbar im Süden (Brabant) durch das ‘zachte ’ (⫽ weicher (d. h. stimmhafter) gutturaler Reibelaut, /γ/). 2.3.2. Diachrone Variation Entwicklungsgeschichtlich gliedert sich das Niederländische wie das Englische, das Friesische und das Niederdeutsche vom Deutschen durch Nichtteilnahme an der 2. (‘hochdeutschen’) Konsonantenverschiebung aus; es unterscheidet sich andererseits vom Englischen, das bereits im Mittelalter tiefgreifenden Einflüssen durch das Französische unterlag, durch seine wesentlich germanische Lexik, in der Flexionsmorphologie durch eine in weit geringerem Maße vollzogene Stammisolierung sowie eine konservative Syntax (SVOV). Das Niederländische steht, wie oben bereits bemerkt, unter den westgermanischen Sprachen in größter Nähe zum Niederdeutschen. Es unterscheidet sich vom Westfriesischen, das innerhalb desselben politischen niederländischen Verbands gesprochen wird, vor allem durch ein historisch zurückliegendes Aus-
73 einanderlaufen im Vokalismus und teilweise im Konsonantismus (fries. Brechung etwa bei beam-beammen-beamke [b=.em-bjεmenbjεmke] ‘Baum-Bäume-Bäumchen’, foetfuotten [fu.et-fuoten] ‘Fuß-Füße’, doardoarren [do.er-duaren] ‘Tür-Türen’; a-Formen statt e-Formen (etwa bei den Etyma für das Wurzelverb ‘gehen’: urspr. -aa- neben urspr. -ee- als Stammvokal); Zetazismus etwa bei tsjerke ‘Kirche’). Das Niederländische und Niederdeutsche unterscheiden sich als Varianten des Westgermanischen im wesentlichen nur durch unterschiedliche Orthographietraditionen sowie eine aufgrund stark auseinander laufender politischer Entwicklungen vielfach unterschiedliche Lexik, außersprachlich darüber hinaus durch ganz anders verlaufende Verschriftlichungskulturen. Historische Vorläufer des Niederländischen sind das Mittelniederländische (vergleichbar dem Mittelhochdeutschen, aber in seiner Überlieferung später einsetzend) und das Altniederfränkische (man spricht in der niederländischen Grammatikschreibung auch vom ‘Altniederländischen’: vgl. Cowan 1954, Bremmer/Quak 1992). Die Eigenständigkeit des Niederländischen gegenüber dem Deutschen ist von Beginn der Überlieferung an durch die politische Unabhängigkeit der ‘Niederen Lande’ und deren wirtschaftspolitische Eigenständigkeit und Stärke, den frühen eigenen Verschriftlichungskanon, die eigene Literatur, das über die kulturpolitsche Vermittlerrolle im Mittelalter gegenüber dem zersplitterten Deutschen gewährleistete Prestige sowie schließlich den eigenen, sich vom Hochdeutschen klar abhebenden Lautvorrat gewährleistet (das Niederländische ist nicht von der 2., hochdeutschen Lautverschiebung erfaßt, gleich wie das Niederdeutsche, das es allerdings nie, jedenfalls nicht nach Luther zu einem die deutschen Lande beherrschenden Schriftkanon brachte). Vertreter des literarischen Schaffens im Mittelniederländischen standen als Mittler zwischen den europäischen Vorreitern des Altfränzösischen und mittelhochdeutschen Dichtern (Epik ebenso wie Lyrik). Schon das Mittelniederländische war für deutsche Ohren kaum verständlich: Der limburgische Dichter Henrik van Vel-
74 deke mußte seine mittelniederländische Aeneasdichtung Eneı¨t für den Thüringer Hof ins Mittelhochdeutsche übersetzen. 2.3.3. Vergleich zum Lautinventar niederländisch ⫺ deutsch: Es empfiehlt sich, die Lautinventare nach dem Muster der gemeinsamen Mutter des Niederländischen und des Deutschen, dem Urgermanischen, zu vergleichen. Danach: (1) entwickelten sich die dentalen Reibelaute des Urgermanischen, die noch sth. und stl. trennten, Niederländisch und Niederdeutsch einheitlich zum Verschlußlaut /d/, während im Hochdeutschen der sth. Reibelaut des Urgermanischen als /t/, der stl. als /d/ erscheint. Die labialen Frikative wurden zu /b/ bzw. /f/, die gutturalen Reibelaute zu /x/ bzw. /h/ oder 0, der sth. Reibelaut γ zu hdt. /g/, ndt. /g/ bzw. /γ/ bzw. /x/, ndl. /γ/ bzw. /x/, abhängig von der Stellung im Wort. Vgl.: germ. Ì > dt./ndl. d germ. V > dt. t, ndl. d germ. bb > hdt. pp „Rippe“ germ. gg > hdt. kk „Brücke“ (2) ging die Opposition zwischen sth. und stl. Reibelauten im Wortanlaut verloren. Im Niederländischen entwickelten sich weiter aus /s/ und /f/ die sth. /z/ bzw. /v/, sofern vor Vokal (/s/ > /z/) sowie sth. Laut (/f/ > /v/), allerdings mit vielen Ausnahmen. Dies galt im Deutschen nur für hochdeutsches /z/, nicht jedoch für /f/ zu /v/. Neuerdings setzt sich eine ganz starke Tendenz durch, alle sth. Anlaute /z/-/v/-/γ/ stl. Zu machen. Man erkennt englischsprechende Niederländer an [fi:nes] für ‘Venus’ oder [fer=] für ‘very’. (3) sind im Niederländischen ebenso wie im Deutschen wortauslautende Reibe- und Verschlußlaute prinzipiell stl. Wie im Deutschen ergeben sich dadurch uneinheitliche Aussprachen mit wechselnder Orthographie: ndl. , d. [haus-hoizer]. (4) unterliegen ndl. /d/ und /l/ zwischen gespanntem Vokal und Schwa starkem Mouillierungsdruck (dies allerdings
I. West- und nordgermanische Sprachen
nach paradigmatischen Kriterien): vgl. koud ‘kalt’, Wouter ‘Walter’, hout ‘Holz’; ouwe ‘alte’, goeie (neben goede) ‘gute’, rijen (neben rijden) ‘reiten’. Da die alten unmouillierten Formen vielfach stehenbleiben, stellen sich feine Bedeutungsunterscheidungen zwischen den lautlich verschiedenen Morphemen ein (moeder ‘(leibliche) Mutter’, aber moer ‘(Schrauben-)Mutter’). (5) tritt Auslautverhärtung wie im Deutschen ein: [lant ⫺ landen] ‘Land ⫺ Landen/Länder’, [vat ⫺ vaden] ‘(das) Watt ⫺ (die) Watten’. (6) zeigt das Niederländische Ingwäonismen, die im Deutschen (außer in niederdeutschen Wortvertretungen) nicht auftreten: /wr/ wie in wrat ‘Warze’, also mit Metathese; germ. wr- (> hdt. r-) dagegen in wraak ‘Rache’, wrijven ‘reiben’. Tendentiell sind im Niederländischen die reinen gespannten (langen) Monophthonge /e/(/e:/), /o/(/o:/) instabil und weichen zu den fallenden Diphthongen [ei] bzw. [ou] aus ⫺ dies im besonderen sprechsprachlich bzw. im Substandard, also mit stilistischem Wert: [foutous] für photos, [leIven] für leven ‘leben; Leben’. 2.3.4. Silbenstruktur Die Silbenstruktur des Niederländischen ist im wesentlichen gleich der im Deutschen ⫺ wenngleich sie gelegentlich durch die Morphemgestalt überschrieben wird: auch sie bestimmt wie im Deutschen die orthographischen Abtrennungsregeln. D. h. es tritt die Silbengrenze, #, zwischen: V#CV; VC#CV. Wie im Deutschen gilt, daß in ‘offener’ Silbe gelängt wird: [pa:den] ‘Pfade’, [pa:tje] ‘Pfädchen’. Wie genau bei drei Konsonanten im Silbengrenzbereich abgegrenzt wird, hängt wie im Deutschen von der Konsonantenaffinität ab. Wie im Deutschen ist rein akustisch die orthographische Silbengrenze zwischen Doppelkonsonanz nicht grundsätzlich nachzuvollziehen. Das heißt, die Geminierungskonvention als Folge der 2., hochdeutschen Lautverschiebung ist ein rein theoretisches Konstrukt und hat ausschließlich Signal-
3. Niederländisch
funktion für die Vokalquantität, dies um der sonstig geltenden Regel der ‘Vokaldehnung in offener Silbe’ gerecht zu werden. Man beachte Sprachen wie das Spanische oder Italienische, wo offene Silben durchaus durch Kurzvokale getragen sein können, ohne daß Doppelkonsonanz dies signalisiert. D. h. auch, daß Aneinanderstoßen von zwei Konsonanzen im NDL wie im D zur Anzeige eines vorausgehenden ungespannten Vokals verwendet wird. 2.4. Morphologie 2.4.1. Wortstruktur Niederländisch hat vergleichsweise um Zahl und Inhalt gegenüber dem Deutschen reduzierte Verb- und Nominalparadigmen: es ist wie deutsch stammreduzierend, aber noch stärker auf dem Wege zur Stammisolation. Trotz dieser Reduktionen hat Niederländisch in allen Wortartklassen neben monomorphemischen auch komplexe ⫺ d. h. polymorphemische ⫺ Wörter, dies sowohl als Ableitungsparadigmen als auch als Komposita. Sowohl semantisch wie morphosyntaktisch sind alle komplexen Wörter rechtsverzweigend, damit linksläufig regierend ⫺ bei den Nominalkomposita gibt es dazu die bekannten Ausnahmen ⫺ sowie kopfrechtsmarkierend: Adjektivkomposita: (mier(zoet)) ‘ameisensüß ⫽ picksüß’, (aarts(dom)) ‘erzdumm’ Verbkomposita: (koffiedik(kijken)) ‘Kaffee-dick-schauen’ ⫽ ‘raten’ (Inkorporation des indefiniten direkten Objekts koffiedik) Fugenmorphem: vom Typus her in geringerem Umfang als im Deutschen: wegenbelasting ‘Wegbelastung; Straßensteuer’ (wegbelasting würde ja reichen!), geweldenaar ‘Gewalttäter’ (vgl. molenaar zu molen ‘Mühle’), kunstenaar ‘Künstler’ (zu kunst), moordenaar ‘Mörder’ (zu moord ‘Mord’); weersverwachting ‘Wettervoraussage’. Ableitungsmorphematik: in ihrer Vielfalt mit dem Deutschen durchaus vergleichbar. Präfigierung: be-leggen ‘belegen; (Geld) anlegen’, ver-oordelen ‘verurteilen’; on-geloof/ on-gelooflijk ‘Unglaube; unglaublich’.
75 (betonte, trennbare) Verbpartikel und Affixoide: opsturen ‘zuschicken’, doorlopen ‘durch-/weiterlaufen’, (zich) moewerken ‘(sich) müdearbeiten’. Suffigierung: -aar wie in moordenaar ‘Mörder’; -in (im Gegensatz zum D immer betont!) wie in Russin ‘Russin’, koningin ‘Königin’; belegging ‘(Aktien)Anlage’; voogd es ‘Vogtin’ (frz. Lehnsuffix: vgl. frz. -esse). Diminutiv: je nach Stammendung Suffix -je/ -(e)tje/-pje: aap-je ‘Äffchen’, rommel-tje ‘(kleine) Unordnung’, hem-pje ‘Hemdchen’. Genus: Die lexikalisch fixierte Genusunterscheidung beschränkt sich auf Geschlechtsunterscheidung; bei Nominalklassen ist die ursprünglich lebendige Maskulin-FemininUnterscheidung verloren gegangen, was zu zahlreichen Genusdoppelzuordnungen bzw. Genusunentschiedenheiten führt: für de deur etwa kommt hij ‘er’ heute öfters vor als das ursprüngliche Genus zij ‘sie’. Diminutive ebenso wie nominale ge- Ableitungen sind immer Neutrum, -ing stets Nichtneutrum (dort wo der Maskulin-Feminin-Unterschied aufgehoben wie in den meisten Regiolekten und tendentiell in der Hochsprache, dem ABN). Numeralia ordinalia: Suffixe auf -de bzw. -ste wie in eerste ‘erste(r/s)’, vierde ‘vierte(r/s)’. Mehrteilige Ableitungen sind streng rechtsköpfig und damit rechtsverzweigend: [ADJ meer[deel[ADJ -ig]]] ‘mehrteilig’, [PRÄtweede[hand[PRÄD.ADJ.-s] ‘ZweitD.ADJ. hand-’: vgl. een tweedehands auto ‘ein (‘Zweithand’ ⫽) Gebrauchtwagen’. 2.4.2. Wortkomposition Nominalkomposita: (regen(ton)) ‘Regentonne’, (paal(zit(competitie))) ‘Pfahlsitzwettbewerb’. Wiewohl der Charakter der nahezu grenzlosen Rechtsverzweigung (linksgerichteten Wortzusammensetzung wie im Deutschen) vorherrscht, liegt tendentielle Änderung in analytischer Richtung wie im Französischen vor: also von [x Z [Y [x X]]] zu X-van-Y-van-Z: officier van justitie ‘Staatsanwalt’, dies wegen direkter Entleh-
76 nungen aus dem Französischen auch ohne Verbindungslexeme: procureur-general, ja sogar direkt niederländisch: student Duits ‘Deutschstudent’. Wortableitung: grammatisch-kategorial oft überraschend grenzenlos: ouwehoeren ‘klatschen’ (also N aus [np Adj ⫹ N] von oude hoer ‘alte Hure’); ferner: tennissen ‘Tennis spielen’, voetballen ‘Fußball spielen’ als Vertreter von N ⇒ V. 2.4.3. Flexion Verbparadigmata: Nur im Präsens und im Präteritum existieren synthetische Flexionsformen; Futur, Perfekt und Plusquamperfekt sowie Vorfutur sind analytisch gebildet; der Imperativ ist identisch mit dem Stamm (geloof! ‘glaub!’; die alte Unterscheidung zwischen Sing. und Plural (Stamm ⫹ -t: gelooft!) ist bis auf erstarrte Kanzelsprache aufgegeben). Auf den auffälligen Flexionswechsel bei Invertierung in der Fragesatzstellung (doe(*~t) (jij dat)? ⫺ (jij) doe*(t) ‘tust (du das) ⫺ (du) tust (das)’) gehen wir im Syntaxkapitel ein. Präsens: erscheint in drei Formen, nämlich: (a) als (ik) kom/werk ⫹ 0 „(ich) komme/ werke“ ⫺ kom/werk ⫹ 0 (jij) ‘kommst/ werkst (du)’ 1./2. Sg. in Stellungskonverse; (b) als komt/werkt für die 2./3. Sg.; (c) als komen/werken im ganzen Plural. Präteritum: erscheint in der bereits im Urgermanischen unterschiedenen Dichotomie zwischen schwachen und starken Paradigmen, nämlich: (a) st. V. mit den Ablautpaaren für etwa 200 Verben, die dem Kernwortschatz angehören: [ei/e:] wie in rijden/reed ‘reiten/ritt’ (die alte 1. Ablautklasse); [i/o:] wie in bieden/bood ‘bieten/bot’ (die alte 2. Klasse); [öi/o:] wie in buigen/boog ‘biegen/bog’ (ebenfalls 2. Klasse); [i/o] wie in vinden/vond ‘finden/fand’ (3. Klasse); [e:/a] wie in nemen/nam ‘nehmen/ nahm’ (4. Klasse), spreken/sprak
I. West- und nordgermanische Sprachen
‘sprechen/sprach’ (frühere 5. Klasse); [e/o] wie in schelden/schold ‘schelten/ schalt’ (frühere 3. Klasse); [a:/u:] wie in varen/voer ‘fahren/fuhr’ (6. Klasse); [ou/i] wie in houden/hield ‘halten/hielt’ (7. Klasse); so auch lopen/liep ‘laufen/lief’, vangen/ving ‘fangen/ fing’, slapen/sliep ‘schlafen/ schlief’. Die starken Verben haben nur eine einzige morphologische Unterscheidung: im Sg. das Stammorphem ⫹ 0, im Plural Stamm ⫹ -en wie bei (ik/jij/hij) kwam ‘(ich/du/er) kam’, (wij/jullie/zij) kwamen ‘(wir/ihr/sie) kam-t/ -en’. Die Form für die 2. Pl. kwaam-t ‘(ihr) kamt’ ist völlig ungebräuchlich geworden. Die Modalverben (die alten Praeterito praesentia) unterscheiden noch organisch Sg. und Pl. sowie 1./3. Sg. und 2. Sg.: (ik/hij) zal/ kan ⫺ (jy¨) zult/kunt ⫺ (wij/zij) zullen/ kunnen. (b) sw. V. mit den Suffixen -te(n) bzw. -de(n) wie werk-te(n), leun-de(n) ‘werkte(n), arbeitete(n)/lehnte(n)’ bzw. -t wie in koch-t, zoch-t zu kopen ‘kaufen’ und zoeken ‘suchen’. Die alten ‘rückumlautenden’ Verben wie brengen-bracht, denken-dacht zeigen ausschließlich das -t(en)-Suffix, also kein -te-. (c) Das Paradigma des Verbum substantivum ist wie im Deutschen stark suppletivisch zusammengesetzt: zijn ⫺ ben/is ⫺ was/waren ⫺ (is/*heeft) geweest. 2.4.3.1. Nichtfinite Formen (‘Präsens-’)Partizip: endend auf -(e)nd(e) ⫺ wobei -(e)nde attributiv und prädikativ verwendet wird: de komende en de gaande man ‘der kommende und der gehende Mann’, een slepende kwestie ‘ein sich hinziehendes Problem’, een slopende ziekte ‘eine auszehrende Krankheit’; hij was afscheid nemende ‘er war Abschied nehmend’ ⫽ ‘er nahm Abschied’. Das im Deutschen ‘falsche’ deklinierte 1. Partizip in attributivischer Funktion (der/ des zu backende(n) Kuchen(s)ist im Niederländischen organisch mit dem undeklinierten Präpositonsinfinitiv wiedergegeben: (van) de te bakken cake.
3. Niederländisch
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(‘Perfekt-’)Partizip: außer beim Präfixverb ⫺ durchaus wie im Deutschen ⫺ mit dem Zirkumfix ge-__ t~d/en (bei eventuellem Stammablaut) gebildet: ge-kom-en, ge-werkt, dies auch bei Lehnverben auf -eren ⫺ d. -ieren: ge-integreer-d „(*ge-)integriert“.
geschoven (*geworden). Es existiert deshalb auch keine passivische Vorzukunft: *de was zal gewassen geworden zijn ‘die Wäsche wird gewaschen worden zijn’. Zur sog. ‘medialen’ Diathese (es lebt sich gut in Holland) vgl. das Syntaxkapitel.
Infinitiv: mit und ohne Infinitivpräposition te „zu“ gebildet auf ‘Stamm ⫹ (e)n’ wie in vind-en, regel-en, kelder-en, bedel-en. Es besteht kein Unterschied zum Gerundium (wie etwa im Friesischen oder den süddeutschen Mundarten). In einer Vielzahl von Fällen (und in krassem Unterschied zum Deutschen) mit om__ te „um ⫺ zu“ gebildet: (hij probeerde) om te ontdekken ‘(er probierte) (*um) zu entdecken’; dieses hypertrophische om (vor Infinitiv) ist stark in Ausbreitung. Zum undeklinierten Präpositionsinfinitiv anstelle des deutschen attributivischen deklinierten 1. Partizips vgl. oben unter (‘Präsens-’)Partizip.
Verbalen Modus zeigt das Niederländische nur über den 2. Konjunktiv, die Irrealisfunktion an, allerdings nie mit synthetischen Formen (wie d. (er) käme; Ausnahme: ware (het niet dat … ‘wäre nicht der Fall, daß …’)), sondern stets ⫺ da es im Niederländischen ja keinen Umlaut zur Anzeige gibt! ⫺ analytisch mithilfe der Präteritalform von zullen: (hij) zou komen ⫺ was ja, wie eben gezeigt, zu Mehrdeutigkeit führt: ‘er käme/würde kommen’ ebenso wie ‘er wollte kommen’; hij zou moeten komen ‘er sollte kommen’.
2.4.3.2. Tempus, Genus und Modus ⫺ und Aspektwie Aktionsartmarkierung Das ausschließlich periphrastisch gebildete Futur verwendet (wie noch das Mittelhochdeutsche) zullen ‘sollen’ (nicht jedoch worden ‘werden’!). Ebenfalls periphrastische Bildungen kennen die erweiterten Tempusformen zur Vertextung in der Consecutio temporum: Vorzukunft (Futurperfekt) zal gebakken hebben ‘wird gebacken haben’, Vorvergangenheit (Plusquamperfekt) had gebakken ‘hatte gebacken’. Bei den mit dem Perfekt gebildeten Formen im Passiv wird der nichtfinite Tempusdeixisteil, (ge)worden, weggelassen: is gebakken *geworden ‘ist gebacken worden’. Passivierung erfolgt ähnlich wie im Deutschen analytisch, nämlich mittels des Hilfsverbs worden ‘werden’ bzw. zijn ‘sein’ gebildet: de cake wordt/werd gebakken ‘der Kuchen wird/wurde gebacken’. Man beachte, daß mit dem Fehlen der geworden-Partizipialkomponente bei analytischem Tempus und Verbgenusbildung der im Deutschen relativ gut unterschiedene Aspekt verwaschen ist: d. ist gewaschen/*geschoben (Zustandspassiv) ⫺ ist gewaschen/geschoben worden (Vorgangspassiv) ⫺ ndl. is gewassen/
Der 1. Konjunktiv existiert nur noch in Einzelfällen (Rezeptsprache: men neme!); die Oratio obliqua des Hochdeutschen (bzw. Alemannischen) hat keine morphoparadigmatische Entsprechung. Dem Niederländischen ist gemeinsam mit dem Deutschen die aktionsartgebundene haben/sein-Selektion, diese ist im Niederländischen jedoch noch regelmäßiger als im Deutschen verbaspektmotiviert: vgl. tot de eindlijn gezwommen zijn/*hebben ‘bis zur Schlußlinie geschwommen sein’, aber de hele dag gezwommen hebben/*zijn ‘den ganzen Tag geschwommen sein (/ ??haben)’. Keine Spaltsätze zur Erstellung von fokussierten Themata; ACI-Konstruktionen sind stärker erweitert als im Deutschen: Ik vind hem er leuk uitzien ‘Ich finde ihn nett ausschauen’. Dazu kommt eine stärkere Extrapositionsneigung, ähnlich der deutschen Sprechsprache. Es gibt im Niederländischen eine Reihe lexikalisch Durativität und Inchoativität ausdrückender Pseudohilfsverben. Vergleiche zu Durativität: ze bleef bij ons komen ‘sie-blieb-zu-uns-kommen’ ⫽ ‘sie stieß immer wieder zu uns’; ebenso hij zit, staat voortdurend te praten, ‘er-sitzt/steht fortwährend-zu-quasseln’ ⫽ ‘er quasselt 'fortwährend’; für Inchoativität: het gaat regenen ‘es beginnt bald zu regnen’, hij kwam te staan ‘er kam auf die Beine’. Vergleiche
78
I. West- und nordgermanische Sprachen
konverbiale Komplexe wie ze bleef de hele tijd komen aanwippen ‘sie-blieb-die ganze Zeit-reinzuschneien’ ⫽ ‘sie hörte nicht auf immer wieder reinzuschneien’. Der im Deutschen substandardliche Präpositionskontinuativ er war am Arbeiten gehört zum niederländischen Schriftstandard: hij was aan het werken. Die im Deutschen und Niederländischen unterschiedlichen psychologischen Satzund Konstituentenverarbeitungslängen, die testtechnisch nachgewiesen sind (Bach et al. 1986), sind vor dem Hintergrund der ungleichartigen Verzweigungsrichtung zu verstehen: Gerade weil die Abfolge im niederländischen Verbkomplex in junger Linksverzweigung (‘Rechtsläufigkeit’) neuorganisiert ist, kann sich das Niederländische große Häufungen im Verbkomplex erlauben, die im streng rechtsverzweigenden Deutschen nicht verarbeitet werden können: Hij is blijven komen staan wachten ‘er ist-bleiben-kommen-stehen-warten’ ⫽ ‘Er kam immer wieder, um zu stehen und zu warten’; vgl. das deutsch ungebräuchliche, aber nicht unverständliche ‘*er-ist-bleiben(⫽ geblieben!)-stehen-warten’; das Deutsche würde ja aufgrund seiner strengen logischen Linksläufigkeit umgekehrt reihen, was der Verständlichkeit so vieler Glieder völlig zuwiderläuft.
titativen Wechsel: lid ⫺ leden ‘Glied ⫺ Glieder’; weg ⫺ wegen [wεx ⫺ we:γen], pad ⫺ paden [pat ⫺ pa:den].
2.4.3.3. Nominalflexion Der Singular wird in der Regel vom Plural formal geschieden; das Pluralmorphem ist entweder -er(e)n oder -s, sofern nicht der seltene und oft antiquiert klingende Nullplural verwendet wird: (drie) man-0/pond-0 ‘(drei) Mann/Pfund’ : veel mens-en ‘viel Menschen’ : kind-er-en : vader-s. Bei Morphemwechsel trat früher in der Regel ⫺ heute allerdings keineswegs mehr produktiv ⫺ semantische bzw. stilistische Unterscheidung ein: vaders ‘Väter’ ⫺ vaderen ‘Vorfahren’. Der Umfang der auf -s gebildeten Plurale ist im Niederländischen beträchtlich. Etymologischer Pluralumlaut im Stammvokalismus ist äußerst selten: stad ⫺ steden ‘Stadt ⫺ Städte’. Sonstiger Vokalwechsel geht auf quantitativen Wechsel (Silbendehnungsregel) zurück und steht auf derselben Ebene wie qualitativer Wechsel ohne quan-
2.4.3.5. Pronomina: Personalpronomenund Possessivparadigma Personalpronomina zeichnen sich im Niederländischen auf mehrerlei Weise aus. Zum einen haben sie auch in der Schriftsprache Kurzformen (klitische Formen, Klitika), vergleichbar im Deutschen nur den aus gesprochenen, schriftlich nicht kodierten Substandards; vgl. Tab. 3.5. Beispiele: Personalpronomina werden vornehmlich als Textthemata, somit kontextdeiktisch und kurz ⫺ eben als bekannt vorausgesetzt ⫺ verwendet; es überrascht somit nicht, daß die sprechsprachlich repräsentierten Formen der Pronomina im Niederländischen den Klitikcharakter wiedergeben: ze is ’m „sie ist es (eigentlich: ‘se is’n’)“, ze heeft d’r ‘sie hat sie (⫽ ‘se hat se’)’. Possessivbildungen verwenden diese Klitika ebenfalls sehr häufig: die z’n auto
2.4.3.4. Kasusflexion fehlt im modernen Niederländisch außer im Personalpronomenparadigma (hij ⫺ hem ‘er ⫺ ihm/ihn’, zij ⫺ haar ‘sie-ihr/sie’, het ⫺ hem ‘es ⫺ ihm/es’) ⫺ allerdings ohne Unterscheidung von Akkusativ und sonstigem Obliquus ⫺ sowie bei erstarrten Formen, die aufs Mittelniederländische zurückgehen: in den Haag/in ’s-Gravenhag(e) eigentlich: ‘(in) dem (des Grafen) Haage’, ten behoeve van ‘zur Verwendung von’, ter klokke van drie ‘zur-Uhr-von-drei’ ⫽ ‘um drei Uhr’, ten tijde van de ridders ‘zur Zeit der Ritter’ : (kom op) tijd ‘(komm zur (rechten)) Zeit’. Der Genitiv, sofern in der Schriftsprache noch vorhanden, wird im Niederländischen ausschließlich durch die im deutschen Substandard übliche Bildung mit van ‘von’ vertreten ⫺ dies nur mit der Ausnahme beim Possessiv: [[de moeder] van Peter]/[Peter’s [moeder]] ‘die Mutter von Peter/ Peters Mutter’; letzterer Possessiv hat eine umgangssprachlich sehr übliche, im Deutschen strikt auf den Substandard beschränkte Kopf-letzt-Form: [de moeder/Anna [haar Sjoerdje]], d. ‘der Mutter/der Anna ihre Sjoerdje’.
79
3. Niederländisch Tab. 3.5: Paradigmen der Personalpronomen Person
Subjektform
Objektform
Possessivform
Vollform
Klitikum
Vollform
Klitikum
Vollform
Klitikum
1. Sg. 2. 3.
ik jij hij/zij/het
’k je ie/ze/’t
mij jou hem/haarlhet
me je ’m/ze-d’r/’t
mijn jouw zijn/haar/zijn
m’n je z’n/d’r/z’n
1. Pl. 2. 3.
wij jullie zij
we je ze
ons jullie henlhun
⫺ je ze/d’r
ons jullie hun
⫺ je d’r
‘dem sein Auto’, die d’r kind ‘der ihr Kind’. Daß es sich dabei um hochinkorporierte pronominale Formen handelt, zeigt auch die Betonung (kleine versalien für Kontrastbetonung)): (ze ging) met’m (mee) ‘(sie ging) mit ihm mit’, aber (ze ging) niet met hem, maar met hem ‘(sie ging) mit nicht mit ihm, sondern mit ihm mit’. Sandhierscheinungen tragen ebenfalls zu Sproßformen bei: ze heeft d’r (statt der Vollform haar) tas niet bij zich ‘sie hat ihre Tasche nicht mit’. Auffällig aus Sicht des Deutschen sind die sehr üblichen Pronominaladverbien: (ze denkt) nergens aan ‘sie denkt nirgends an’, allerdings neben stärker schriftstilistischem (ze denkt) aan niets ‘sie denkt an nichts’. Ebenso auffällig sind die Formen, die sich infolge des üblichen Präpositionsstrandens ergeben: waar denkt ze aan ‘wo-denkt-sie-an’ ⫽ ‘woran denkt sie’, allenfalls im Substandard des Deutschen ‘wo denkt sie *(dr)an’. Fragepronomina kongruieren auch nach Numerus ⫺ etwas was im Deutschen unmöglich ist: Wie zijn er dan? ‘Wer-sind-dadenn?’ ⫽ ‘wer ist denn da?’, Wie spelen er vandaag? ‘Wer spielen-heute?’ ⫽ ‘Wer spielt heute?’. Das Reziprokpronomen ist elkaar ‘einander’, das flektiert werden kann: elkaars foto’s ‘einanders-Photos’ ⫽ ‘die Photos voneinander’ ⫺ Deutsch einander ist ja indeklinabel. 2.4.3.6. Adverbien Im allgemeinen werden Adverbien endungslos verwendet. Produktiv, jedoch nicht ganz kanonisch ⫺ wiewohl öfters fest ⫺ ist die Adverbbildung auf -s: terloops ‘beiläufig’,
zondags ‘sonntags’; von diesen Adverbien können regelhafte Adjektive mit Deklination abgeleitet werden: de zondagse mis ‘die sonntägliche Messe’; dies geschieht selbst nach dem Diminutivsuffix, das in adverbieller Funktion an Adjektive antreten kann: stil(-letje-s)(binnenlopen) ‘still (hineingehen)’. Echte Adverbien erscheinen zuweilen auch in attributivischer Funktion flektiert: het werk is af ‘die Arbeit ist ‘ab’ (⫽ fertig)’ ⫺ het affe werk ‘die fertige (⫽ ‘abe’) Arbeit’. Die Abfolge von Adverbien im Mittelfeld regelt sich wie im Deutschen, damit fundamental anders als im Englischen: vgl. (ze is) vandaag-ZEIT op school-ORT stilletjesART aan het werk geweest ‘Sie ist heute in der Schule leise am Arbeiten gewesen’. Die Negation erfolgt ‘logisch’ einfach; die Position des Negationsadverbs mit Satzskopus ist wie im Deutschen am linken Rand der VP: We hebben elkaar/deze mensen al lang niet [VP gezien]. Dies ist bei Rhemaobjekten nicht direkt sichtbar, da wie im Deutschen das Satzadverb mit dem indefiniten Artikel zu geen ‘kein’, niemand etc. verschmilzt: We hebben al lang [VP geen mens gezien]. Of vor dem Grundzahlwort hat die Bedeutung von ‘ungefähr’: over ’n uur of twee ‘in ca. 2 Stunden’. Sonst heißt of entweder als unterordnende Konjunktion ‘ob’ oder als neben ordnendes Bindewort ‘oder’ bzw. in of ⫺ of ‘entweder ⫺ oder’. Niederländisch setzt anders als im Deutschen Skopusbeziehungen dort, wo Präpositionen und Adverbien zusammengeschaltet sind: voor onder andere NP: ‘unter anderen für NP’, met bij voorbeeld NP ‘z. B. mit NP’.
80
I. West- und nordgermanische Sprachen
2.4.3.7. Flexion des Adjektivs in attributivischer Funktion (‘Beugung’) Der Attributkomplex im Niederländischen ist wohl rechtsverzweigend, aber die jedenfalls schriftsprachliche starke Häufung der Attributglieder wie im Deutschen wird eher vermieden ⫺ d. h. es herrscht die (sprechsprachlich plausible) Tendenz, die Attributstruktur bei Erhalt der Linksverzweigung im DP so kurz wie möglich zu halten. Dies ist zu erklären als erste Tendenz zur Aufgabe der Rechtsverzweigung. Gibt es eine dem Deutschen vergleichbare ‘referenzbedingte’ Beugung (d. h. Flexion des attributivischen Adjektivs nach Nullartikelwort, indefinitem Artikelwort bzw. bestimmtem Artikelwort)? Unterscheidet das Niederländische genusabhängige Beugung des attributivischen Adjektivs? Das Niederländische kennt keine Beugung beim prädikativen Adjektiv (wie das Deutsche, z. U. vom Skandinavischen). Genus- und referenzbedingte Nullflexion als markierte Form regelt sich nach Tab. 3.6 unten ⫺ wobei es nur die über das Stammmorphem hinausgehende Endungsalternative -e (-en für Nichtsubjektkasus) gibt und wo die flektierte Form auf -e(n) die unmarkierte darstellt. D ist eine stark rechtsverzweigende Sprache auch im Attributkomplex. Dies gilt im Prinzip auch fürs Niederländische ⫺ aber eben nur im Prinzip, also hinsichtlich der erkennbaren Grammatikalität von komplexen Attributfügungen: vgl. de heden nog maar zo ongeveer door ons besproken agenda van de bijeenkomst ‘die heute erst noch ungefähr besprochene Tagesordnung des Zusammentreffens’. In der sprechsprachlichen Praxis werden solche komplexe Fügungen vermieden.
Es gibt hierzu zwei große Ausnahmebereiche, die selbst die unsystematische Systematik in Tab. VI stören. Zum einen ist die -e-Suffigierung phonologisch bedingt: Stämme auf /-e(n)/ suffigieren niemals: de open(*e) deur ‘die offene Tür’, de oranje(*e¨) vlag ‘die orangene Flagge’, beide trotz [⫹def, ⫺Neutr.]. Die andere Ausnahme besteht darin, daß gegen die Systematik doch beide Formen existieren, jedoch unter Synonymenflucht: ons oude huis ‘unser früheres Haus’ ⫽ ons oud huis ‘unser altes Haus’. Pluralbildung: ons huis : onze huizen ‘unser Haus : unsere Häuser’. Nach unbestimmtem Numerale (Quantor) in nominaler Funktion tritt das Suffix -s an das Adjektiv: veel goeds (te vertellen), viel Gutes (zu erzählen)’, weinig moois (te zien) ‘wenig Schönes (zu sehen)’. Komparation: ganz ähnlich wie im Deutschen /er/ im Komparativ, /ste/ im Superlativ. Analytische Bildungen mit meer/meest (wie englisch) sind selten ⫺ sie sind tendentiell in der Sprache der jüngeren Generationen jedoch stark zunehmend: het meest zeldzame ‘das Seltenste’. Interessant (aber durchaus nicht einmalig: so nämlich auch in der Skandinavia) ist, daß beim Vergleich von zwei Elementen regelhaft der Superlativ gebraucht wird: ze was de beste/*betere van de beiden ‘sie war die beste/*bessere von den beiden’. Unregelmäßige Suppletivparadigmen: veel ⫺ meer(der(e)) ⫺ meest(e) ‘viel-mehr-meist’, weinig ⫺ minder ⫺ minst ‘wenig-weniger-wenigst’, goed ⫺ beter ⫺ best ‘gut-besser-best’. 2.4.3.8. Artikel- und Zahlwörter Nach der grundsätzlichen Genusunterscheidung [α Neutrum] (also ohne Unterscheidung zwischen Maskulinum und Femini-
Tab. 3.6: Adjektivflexion in attributiver Stellung
Stamm ⫹ 0 Stamm ⫹ -e
⫹ menschlich ⫹ männlich ⫺ definit
⫹ Singular ⫹ Neutrum ⫺ definit
⫹ Neutrum ⫹ definit
⫹ ⫺
⫹ ⫺
⫹ (nur in südl. Regiolekten)
81
3. Niederländisch
num) zeigen Artikel- und Zahlwörter im allgemeinen zwei Formen: de [⫹Mask./ ⫹Fem.]/het [⫹Neutr.]; ebenso die/dat ‘der-die-das’, deze/dit ‘diese(r)/dies(es)’, iedere/ieder ‘jede(r)/jedes’ etc. Nur eine einzige Form zeigt das Numerale een/’n ‘ein(e(s))’. Unbestimmte Numeralia zeigen, wie oben gezeigt, referenzdeiktische Beugung: weinig(*e) mensen ‘wenig(e) Menschen’ ⫽ de weinig*(e) mensen ‘die wenigen Menschen’. Vor Eigennamen steht kein bestimmter Artikel (so wie etwa in den Regiolekten des Bairischen-Österreichischen und Alemannischen): (*de) Jan ‘(*der) Johann’ (süddt. *(der) Johann). 2.4.4. Morphologische Variation 2.4.4.1. Regionale Variation Konjunktionsflexion im regionalen Substandard: In niederländischen Regio- und Dialekten (auch flämisch) zeigen Konjunktionen Flexion (wie die süddeutschen Dialekte): (ik zie) datte ze spele ‘(ich sehe)’ daß-se sie spielen’, dies jedoch teilweise ⫺ erwartbar, da ja Klitika ja stark wortintegriert sind! ⫺ phonotaktisch bedingt: dat(*te) hij speelt ‘daß er spielt’. Mediales Reflexivpronomen: Entlang der östlichen Grenze zum deutschen Sprachgebiet sind neben den auffälligsten dialektbedingten (niedersächsischen) lautlichen Übergängen auch morphologische Eigenheiten vermerkbar, die niederländischhochsprachlich fehlen. So findet sich in den südöstlichen Regiolekten, die ans deutsche Sprachgebiet grenzen, mediales zich, das sonst im Niederländischen fehlt (bzw. als Germanismus gilt): het loopt zich lekker op deze grond ‘es läuft sich angenehm auf diesem Boden’. Im gleichfalls niedersächsischen Regio- und Dialekt der Provinz Groningen (mit dem man sich, so die Gewährsleute, zur Zeit und vor dem 2. Weltkrieg bis nach Königsberg/Kaliningrad verständigen konnte) findet sich die Modalpartikel ja so, wie sie auch im Deutschen gebraucht wird (ndl.ABN dagegen ausschließlich immers); auffällig ist auch der sonst nur dem Deutschen eigene Pertinenzdativkonstruktion: ik heb me op de lip gebeten ‘ich habe mir auf die Lippe gebissen’ (ndl.-ABN kanonisch ik heb me op m’n lip gebeten).
2.4.4.2. Diachrone Variation Das Niederländische hat vergleichsweise gegenüber dem Deutschen um Zahl und Inhalt reduzierte Verb- und Nominalparadigmen: es ist wie das Deutsche stammreduzierend, aber noch stärker auf dem Wege zur Stammisolation. Dies ist schon daran abzulesen, daß das Niederländische seine paradigmatisch verankerten Flexionsformen in den Verbal- ebenso wie in den Nominalparadigmen stark abgebaut hat. Hempen (1988) hat anhand der longitudinalen Entwicklungslinien gezeigt, daß Stamm- und Nebensilbenreduktionen sowie das Fehlen der Umlautentwicklung (etwa d. kam ⫺ käme, wozu es niederländisch keine entsprechende Vokalunterscheidung gibt) dazu geführt haben, daß das Niederländische im Vergleich zum Deutschen eine geringere Zahl von verbalen Flexionsklassen erhalten hat. Vergleiche die Übersicht in 2.4.3. Trotz dieser Reduktionen hat niederländisch in allen Wortartklassen neben monomorphemischen auch komplexe ⫺ d. h. polymorphemische ⫺ Wörter, dies sowohl als Ableitungsparadigmen als auch als Komposita. Modalverben: Die Modalverben kennen als alte, morphologisch z. T. noch erkennbare Präterita kein -t in der 3. Sg. ((hij) kan/zal/ mag); in der 2. Sg. hat sich etymologisch unorganisch -t (vgl. (jij) zult) entwickelt (so freilich bereits got. (pu) skalt, altsächs. (thu) skalt), allerdings neben als alt erfahrenem (etymologisch organischem) zal ‘sollst/ wirst’. Vergleiche auch (jij) wilt ‘du willst’, das ja nie ein Präteritopräsens war, diese Endung also nicht ererbt haben kann. 2.5.
Syntax und satztypologische Einordnung 2.5.1. Satzstruktur und Satzbaupläne Niederländisch hat wie Deutsch zwei wesentlich unterschiedene Satzgliedstellungen: die des unabhängigen Satzes (des ‘Hauptsatzes’) und die des abhängigen (‘Neben-’) Satzes. Diese klare und typologisch ‘exotische’ Unterscheidung, die schon beim ersten optischen oder akustischen Eindruck stark auffällt, teilt das Niederländische zur
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I. West- und nordgermanische Sprachen
Gänze mit dem Deutschen. Damit hängt zusammen, daß Niederländisch wie Deutsch über ein weites strukturelles Mittelfeld verfügt. Beide Sprachen sind ⫺ auch dies hängt damit zusammen ⫺ im Prinzip thema-rhema-prominent: d. h. sie sind von einer diskursorientierten Typik, die im niederländisch aufgrund des Mangels an nominalem Kasus allerdings etwas eingeschränkt ist. Die wichtigsten syntax-typologischen Merkmale des Niederländischen sind unten stichpunktartig genannt. Vergleiche auch Tab. 3.1 oben. 2.5.1.1. Kongruenz und Kasusrektion Zum Flexionskomplex ist allerdings unter Einschluß der Subjekt-Prädikat-Kongruenz noch Genaueres zu sagen. Wir nehmen ge-
gen den Hintergrund von Chomskys Minimalismustheorie (Chomsky 1992) an, daß im Niederländischen Agr(eement)S(ubjekt) (eine Expansion von I(nflexions)P(hrase)) stark, T(empus) hingegen schwach ist, daß im Deutschen dagegen sowohl AgrS als auch T stark sind (wobei AgrS die Numerusfunktion realisiert, T dagegen die Personsform) und daß weiter das finite Prädikat in beiden Sprachen aus VP heraus und in die Agr-Position, die Finitheit- und Tempusposition rücken muß. (1) zeichnet die Satzstruktur und im besonderen die funktionalen Kongruenzknoten im allgemeinen nach (Chomsky 1993, 7); Tabelle 3.7 zieht Folgerungen aus den Beispielen in (3) auf der Grundlage von (1). Man beachte, daß Tab. 3.7 den Strukturbaum in (1) spiegelt,
Tab. 3.7: „Feldstruktur des niederländischen Satzes“ Koord
L2 N (3) Aber L1 D (4)
SpezCP ⫽Topik
C/ V2
SpezTP
dieser Mann
habe
ich Diesen Mann
T
Spez AgrPS
habe ich
AgrS
SpezAgrO
AgrO
Adv
noch nie noch nie
Spez VP ...
Vletzt
gesehen gesehen
(1)
[Agr(eement) ⫽ Kongruenzkategorie bzw. jene grammatisch-funktionale Kategorie, wo die entsprechenden morphologischen Kongruenzeigenschaften für den Verb- bzw. Nomenstamm zur Verfügung stehen. Dies alleine allerdings ist eine rein aus der Theorie folgende Annahme, die rein linguistisch, etwa über eine wirklich vorliegende Objektkongruenzanzeige am Verb nicht zu begründen ist! Eine Trennung und kategoriale Markierung der distributional unterschiedlichen Felder von Pronomina (vor allem des Subjektnomens sowie aller Reflexivpronomina) direkt rechts von T bzw. C/V2 und diskursthematischen Vollnomina (im Unterschied zu rhematischen Vollnomina in VP) ⫺ zweifellos ein Desiderat für die Struktur des deutschen und ndl. Satzes (vgl. Abraham 1997) ⫺ wurde hier nicht vorgenommen.]
83
3. Niederländisch Tab 3.8: Flexionsverteilung zwischen Deutsch und Niederländisch
Deutsch Niederländisch
AgrS für Numerusflexion
T für Personsflexion
stark stark
stark schwach
daß (1) allerdings die Projektionshierarchie (vor allem zwischen dem sog. „Vorfeld“ und der ersten Verbklammer bzw. zwischen der zweiten Verbklammer und dem Feld davor) genau wiedergibt, wofür die reine Feldtopologie keine theoretische Grundlage besitzt. Tab. 3.7 ist nach den Einsichten, die sich in der hierarchischen Satzstrukturgraphik in (1) niederschlagen, ausgebaut. Wir lassen hier noch unberücksichtigt, wie genauer Thema-Rhema-Verteilungen unter kategorialer Vorfestlegung und unter freier Satzgliedverschiebung im Mittelfeld abzubilden wären (vgl. Abraham 1997a, b). Dazu vgl. weiter unten Tab. 3.9. Darauf, ob noch eine Spez-Kategorie für TP oder noch ein funktionales Element NegP, allgemeiner vielleicht eine funktionale Kategorie für Affirmation im allgemeinsten Sinne vorzusehen wäre, gehen wir nicht weiter ein. Wesentlich ist dagegen, daß sowohl Kongruenz als auch Kasus als Realisierungen der Spez-Kopf-Beziehung (NP, Agr) gelten. Kasuseigenschaften hängen von T-Eigenschaften ab ebenso wie von Vo als VP-Kopf. Somit muß T nach AgrS angehoben werden und mit ihm eine Konstituente bilden, etwa [Agr T Agr], während V nach AgrO rückt, um [Agr V Agr] zu bilden (Chomsky 1993, 7). Dieser Komplex vereinigt die f-Eigenschaften von Agr und die Kasuseigenschaften, die von T bzw. V mitgenommen werden. Das sind die nötigen Zusammenhänge, die bei unserer Argumentation implizit immer eine Rolle spielen. Wir sagen weiter, daß starke Flexionsmerkmale in Agr und T daher rühren, daß die betreffende Sprache ihr Flexionsmerkmal S-positionell absättigt, d. h. seinen Noder V-Stamm an die Agr- bzw. T-Stelle sichtbar verschieben muß. Eine Sprache hat dagegen schwache Flexionsmerkmale dann, wenn es hinreicht, daß der Absättigungsvorgang unsichtbar auf LF stattfindet, d. h. daß die Verschiebung keine sichtbaren Konsequenzen hat. Irgendwo muß die Merkmalsabsättigung aber auf jeden Fall stattfinden, um die die semantische Bedeutung sichernde Interpretation syntaxformal zustande zu bringen. Das ist die Redeweise der Minimalismustheorie (Chomsky 1993).
Man vgl. nun die Kongruenzunterschiede zwischen dem Deutschen und Niederländischen in (1) und (2) sowie die Folgerungen dazu auf der Grundlage der eben vorgetragenen minimalistischen Grundgedanken in Tabelle 3.1. (Abkürzungen: Agr(eement) S(ubjekt) für Flexion nach Numerus; T(empus) für Flexion nach Person) (1)
du hast ⫽ hast du,
(2)
jij hebt ⫽ heb jij,
ihr haltet ⫽ haltet ihr jullie houden ⫽ houden jullie
Aus dem Verteilungsunterschied zwischen (1) und (2) hat man zweierlei Schlüsse gezogen: einmal daß die Gesamtstruktur für (2) strukturell kürzer ist als die für (1) ⫺ also in heb(*t) jij nur bis TP reicht ⫺, und zweitens daß Personskongruenz in einem tieferen Knoten geregelt wird als Numeruskongruenz. Vergleiche Tab. 3.8. Es ist beinahe überflüssig hervorzuheben, daß erst mit solchen satzstrukturell-hierarchischen Unterscheidungen wie den funktionalen Tempusbzw. Personskongruenzkategorien typologische Unterscheidungen auf der empirischen Grundlage von (1)⫺(2) zwischen dem Niederländischen und dem Deutschen möglich werden. Kontrastive Grammatikansätze, die theorienaiv vorgehen, sind nicht in der Lage, diese ‘schreienden’ Unterschiede in (1)⫺(2) auszuwerten.
Wir ziehen aus diesem asymmetrischen Flexionsvergleich den Schluß, daß die Position des thema-subjekts (eine Position, die zurecht mit dem Nominativ gleichgesetzt wird) im Niederländischen und damit per Analogie auch in der Interimsprache auf dem Wege zur Vollkompetenz des Deutschen der [Spez,COMP]-Position vorbehalten bleibt, während das Deutsche die Satzspitzenposition infolge gleicher Flexionszuweisung durch Agr und T [Spez,COMP] auch nichtnominativischen Objekten überlassen kann. Postverbale (Post-AgrS-)Sub-
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I. West- und nordgermanische Sprachen
jekte kommen im Niederländischen nur noch in Ausnahmefällen ⫺ in der Schriftsprache, bei akzentkontrollierendem Gebrauch sowie bei Personalpronomina (Kasusunterscheidung mit hij-hem, zij-haar!) vor. Dies bestimmt im (Interims-)Deutsch des Niederländischsprechers die Kasusinterferenz in Form von falschen präverbalen Objekten im Nominativ, wie häufiger als durch Zufall erklärbar in Fehlerkorpora anzutreffen. (3)
Dieser Mann habe ich noch nie gesehen.
2.5.1.2. Grammatisches Subjekt und diskursfunktionales THEMA Im folgenden werden in aller gebotenen Kürze Beobachtungen zur Kasusfehlerforschung bei niederländischen Deutschlernern zu der Frage ausgewertet, wie im Niederländischen die für die semantische Interpretation nötigen Saztgliedunterscheidungen vorgenommen werden ⫺ dies ja eben ohne Grundlage von morphologischen Kasusunterscheidungen. Im Deutschen dagegen, wo Kasus ja noch in vier verschiedenen Formen (genauer: in vier unterschiedlichen Kasusparadigmen) vorliegt und wo auch die Eigenschaftsstärke von AgrS kein auf Asymmetrie gründendes Hindernis aufweist, kann [Spez,C] durch jedes andere kasusrealisierende Argument bzw. Satzglied übernommen werden. Die Identifikation ist ja aus den Thetarollen (semantischen Valenzen) ihrer lexikalischen Charakterisierung ableitbar (Haider 1993). Eine solche Satzgliedidentifikation nehmen wir auch fürs NDL an ⫺ besonders beim Erwerb des Deutschen als L2. Vgl. Tab. 3.9. Die Zuweisung des Nominativs über topik scheint beim niederländischen DaFLerner Vorrang vor der Zuweisung über agens zu haben.
Genitiv ⴚ van ⴙ NP: Der Genitiv als verbaler Rektionskasus ist im Paradigmeninventar des Niederländischen total aufgegeben ⫺ ähnlich wie in den Dialekten des Deutschen. Der Genitiv existiert allerdings im Hoch- und Schriftdeutschen als Rektionsparadigma auch nur beschränkt: nur beim Nomen. Das Possessivverhältnis wird mittels van ‘von’ ausgedrückt bzw. durch ‘Definitartikel ⫺ Dativ ⫹ Possessor ⫹ Possessivpronomen ⫹ Possessum’: vgl. (4a, b). Das so zum Ausdruck gebrachte Besitzverhältnis (‘doppelter Possessiv’) hat eine Parallele im Niederländischen, wenn auch ohne Dativrealisierung. (4)
a. vader’s zoon; moeder’s dochter b. *(de) vader zijn zoon; *(de) moeder haar dochter. *(dem) Vater sein Sohn; *(der) Mutter ihre Tochter
Dativ ⴚ IO: lokaler, präpositional signalisierter Dativ: Der Dativ außerhalb der Verbselektion ist stark P-gebunden, somit ebenfalls kategorial begründet. Wir leiten diese Behauptung aus dem sog. ‘Ausweichsdativ’ ab, d. h. der Dativfortsetzung in Parenthesen und anderen konjunktionalen Konkordanzbeziehungen nach genitivregierenden Präpositionskonstituenten sowie Fehlerkorpora bei Deutschsprechern selbst. Es ist dagegen offen und projektwürdig, inwieweit und wenn, wann (Alter) bzw. in welchem Stadium seines Longitudinalfortschritts im Zweitspracherwerb der deutschlernende Niederländer diese kategorial gebundene Dativselektion ‘erkennt’ und selbst gebraucht. Die Rektion bei monovalenten Präpositionen ist überwiegend der Dativ. Wo historisch früher der Genitiv vorlag, geht die Sprech- und Umgangssprache ohne Ausnahme zum Dativ über (wegen, trotz;
Tab. 3.9: Kasuszuweisung über Identifikation semantischer Rollen NOMINATIV
NOMINATIV
DATIV
DATIV
AKKUSATIV
Über topik
über agens
über experiencer
über goal
über andere Kriterien, vor allem patiens-thema
85
3. Niederländisch
Tab. 3.10: Die Entsprechungen der deutschen IO(Dativ)-DO(Akkusativ)-struktur im Niederländischen Lexikal. Klasse
D
A B
3⫹4 3⫹4
C
3⫹4
NDL
Entsprechung D
NDL
NP ⫹ NP (P⫹)NP
‘3 ⫹ 4’ ‘3 ⫹ 4’
*(P⫹)NP: für voor, naar, van, aan, onder, over, bij, met, om, tegenover
‘3 ⫹ 4’
‘IO ⫹ DO’ (i) ‘IO ⫹ DO (ii) ‘PO ⫹ DO’ ‘PO ⫹ DO’
[3 ⫽ Dativ, 4 ⫽ Akkusativ; *(P) ⫽ Präposition muß stehen (kann nicht weggelassen werden); (P) dagegen zeigt an, daß ohne ersichtlichen Bedeutungswandel Präpositionskasus oder reines Nominal stehen kann. Die Reihung der NDL Präpositionsentsprechungen spiegelt die Vorkommenshäufigkeit.]
ohne im Mittelhochdeutschen noch mit Genitiv- und Akkusativrektion). Freier verbaler Dativ: Die deutlich systematisch V-regierten Dative sind durch ihre Thetarolle also entweder goal- oder benefact-motiviert und auf die Klasse der mit geben verwandten Verben beschränkt. Das rollensemantische geben-Paradigma spielt eine wichtige, aussagekräftige Rolle beim Zweitspracherwerb des Deutschen. Diese Klasse der geben-ähnlichen Verben ist umfangreich; ihr Rektionsparadigma hat bedeutendes analogieschöpfendes Gewicht und übt einigen thematischen Sog aus. Akkusativ ⴚ DO: agens-Subjekte und Thema/Patiens im Akkusativ scheinen in kasusarmen bzw. kasuslosen Sprachen wie dem Niederländischen bei zweiwertigen Verben in einer Art besonderer Wahlverwandtschaft zu stehen, einer die übrigens an Überlegungen in der sog. ‘kognitiven’ Linguistik (Langacker 1999 neben anderen) gemahnt. Dafür spricht, daß Deutschlerner bei Verben mit exp-Subjekt öfters als zufällig den Objektdativ selegieren. Dies wurde auch für das Norwegische und Dänische beobachtet (Pütz 1975; Wesemann 1978), in zwei Sprachen demnach die noch stärker als das Niederländische Kasusmorphologie aufgegeben haben und Zuflucht zu solchen identifikations- bzw. gedächtnisunterstützenden Interimmechanismen suchen müssen, zu denen diese Sprecher aufgrund ihrer eigenen stellungsbegründeten Satzgliedzuordnung kommen.
Generalisierungen zu Kasus und Satzgliedentsprechung: Die Unterschiede zwischen den Kasusmorphologien im Niederländischen und Deutschen sowie typische und regelmäßig zu beobachtende Kasusfehler von Niederländern im Deutschen lassen wesentliche Schlüsse auf ‘Kasuslinking’ im Niederländischen zu: hier wird Kasus über die Satzposition und zusätzlich über Bindung an semantische Rollen und Merkmale vorgenommen. Für die Bindung an semantische Rollen und semantische Merkmale (‘Linking’) gilt folgendes: für IO (anders als DO) setze, sofern linear-relative Position nicht hinreichend identifiziert, eine lokale Präp. Dies scheint eine allgemeine Strategie von Sprachen zu sein, die über keine Kasusmorphologie verfügen (ähnlich im Norwegischen, Schwedischen und Dänischen). Soweit lineare Position bzw. Stellung relativ zum finiten Verbregens ausreicht, gilt: IO ⫺ DO-Vfin (wie d.) sowie DO ⫺ PO-Vfin, ebenfalls wie d.); DO wird bei den Deutsch-Niederländisch-Entsprechungen nie durch PO ersetzt. Im besonderen gelten folgende ‘Linking’-Beziehungen: wo IO ohne Präpositionsvertretung erscheint, ist es thematisch kodiert (GOAL, EXPERIENCER bzw. BENEFACTUM). Alle niederländischen Präpositionsobjekte bzw. PPs, die an die Stelle des deutschen Dativs rücken, stehen prädikatsnäher als die freien Kasuskonstituenten: Dativi ⫹ Akkusativ ⇒ Akkusativ ⫹ PPi. Von dieser Regel, die auch fürs Deutsche gilt, ist nur der Genitiv ausgenommen. Leitet man aus
86 dieser Prädikatsnähe des PP (Zwart 1993) strukturell Prädikatsstatus ab, dann ließe sich davon sprechen, daß dem Niederländischen eine größere Klasse von Prädikatsobjekten zukommt als dem Deutschen, das ja über so viel mehr rein kasusmarkierte Dativobjekte verfügt. Es ist allerdings kein ersichtliches lexikalisches oder grammatisches Kriterium dafür zu finden, welche Verben bzw. Nomina das IO ohne Präposition und welche es mit Präposition vertreten. Trotz fehlender Kasusmorphologie des Dativs gegenüber dem Akkusativ ist das präpositionslose Satzglied, welches dem Dativobjekt im Deutschen entspricht, allerdings durch die prädikatsfernere Position identifiziert. Dies ist eine eindeutige Parallele zum Deutschen, das die Identifikation des indirekten Dativobjekts und die Unterscheidung zum direkten Akkusativobjekt soz. redundant vornimmt: durch Kasuskennzeichnung und durch die prädikatsdistale Position. Das Niederländische ist bei diesen Kriterien also sparsamer. Die oberflächengebundene Kasuszuweisung im Niederländischen läßt erwarten, daß in einer Deutschinterimsphase des niederländischen Deutschlerners auch postverbale prädikative Akkusative vorkommen. Diese Voraussage erfüllt sich, zumindest bei Kopulakonstruktionen mit Prädikatsnomen: wir finden Ich bin *ihn; Er ist *sich selbst (ndl. ik ben hem (allerdings nie *ik ben haar, also nie mit sonst grammatischer Genuskongruenz!) bzw. hij is zichzelf). Bei dreiwertig-transitiven Verben (also mit IO neben DO) ‘schiebt’ das strukturelle Akkusativobjekt das andere Objekt in einen lexikalischen Status: Ich bezahle dich (noch struktureller Akkusativ), aber Ich bezahle *dich/dir die Fahrt (lexikalischer Dativ bei identischer thematischer Rolle, in diesem Fall also EMPFÄNGER). Dies wird als Bestätigung für die obige Annahme betrachtet, daß für den Akkusativ nur eine einzige strukturell regierte Position im Satz zur Verfügung steht (und daß diese thematisch bzw. aufgrund einer thematischen Rollenhierarchie identifiziert und zugeordnet wird).
I. West- und nordgermanische Sprachen
2.5.2.
Diskursfunktionen und Diskursprominenz 2.5.2.1. Diskursfunktionale Struktur Wie im Deutschen zeigt das Niederländische anhand der Versetzungsmöglichkeiten im Mittelfeld Diskursprominenz; ein weites Mittelfeld zwischen den beiden Verbklammern (‘1. VK’ und ‘2. VK’) schafft strukturellen Platz für Topikalisierungen im besonderen und Versetzungen unter Refokussierung im allgemeinen. Spaltsätze zur Schaffung eigener Spaltsätze (wie im Englischen und in den skandinavischen Sprachen) sind deshalb im wesentlichen überflüssig ⫺ wiewohl sprechsprachlich trotzdem nicht unselten verwendet: wie im Falle von Linksherausstellungen (‘Dislokationen’) der Art PIET, DIE heeft dat gedaan ‘Piet ⫺ der hat das getan’, (van) je MOEDER, van DIE is dat ‘*(von) deiner Mutter -/: von der ist das.’ Vergleiche prinzipiell Tab. 3.11 zur Verteilung der Diskursfunktionen im Verhältnis zu den grammatischen Satzfunktionen (wie erörtert in Abraham 1995; 1997a, b). Diskursfunktional wird das Satzfeld durch den linken VP-Rand, die ADV-Spalte (wo auch die Modalpartikel stehen) in einen Themabereich links davon und einen Rhemabereich rechts getrennt. Die funktional geschiedenen Positionsfelder können durch die der Wortart (Kategorie) inhärente Referenz festgelegt sein wie in der Tabelle unten (Pronomina sind unbetont und im besondem als Klitika immer THEMATA; Indefinita und Nichtspezifika sind unbetont stets RHEMATA); oder die Diskursfunktionen wechseln aufgrund von Links- bzw. Rechtsversetzung aus ihren Basisfeldpositionen, dies stets unter Refokussierung (Abraham 1997a, b). In Tab. 3.11 sind nur kategorieninhärente Thema-Rhema-Verteilungen repräsentiert, nicht jedoch aufgrund von Versetzung erreichte neue Positionen (in einem solchen Falle müßten Kontrastakzente markiert werden). Wie im Deutschen scheint in der Abfolge pronominaler Klitika Akkusativ vor Dativ (oder fürs Niederländische genauer: DO vor IO) stehen zu müssen: Heeft iemand-SUB het-DO je-IO verteld? ‘Hat jemand-1 es-4
87
3. Niederländisch Tab. 3.11: THEMA-RHEMA-Verteilung im ndl. ‘Mittelfeld’ thema ⇒
SpezCP C/V2 ⫽ Topik ⫽ LVK
SpezTP
Deze mensen
ik
heb
T
diskursfunktionale Grenze
rhema ⇒
rhema ⇐
AgrOP
Adv
AgrSVP
AgrOVP Vletzt ⫽ 2. VK
immers Heb Heb
Jij
AgrSP
thema ⇐
ik je
deze mensen
Hebben hebt
gezien
dan ooit-es
mensen vogels
gezien? gezien?
armen?
toch niet
gedood?! mensen
dir-3 erzählt?’ ⫺ etwas was ja mit der Abfolge kasusmarkierter NPs nicht in Einklang zu bringen ist (s. zu einer Erklärung Abraham 1995, Kap. 11). Das stark reduzierte Element NDL er, das im folgenden Abschnitt zur Sprache kommt, hängt mit der Thema-Rhema-Verteilung zusammen. Es bietet zudem kraft seiner spezifischen Syntax wertvolle Einsichten in die Struktur des NDL Satzes. ndl. er ⫺ d. es bzw. da: In (5) steht ndl. er für d. da. (5)
(Woont hij in Den Haag?) ⫺ Ja, hij woont er al jaren (Wohnt er in Den Haag?) ⫺ Ja, er wohnt da schon seit Jahren
Ferner tritt er als deiktisches Kompositionselement bei Präpositionsadverbien auf. Da allerdings das Niederländische seine Präpositionen auch strandet, ist dies oft nicht direkt erkennbar. (6)
Zit er water in? Ik heb er niet meer op gerekend. Ist (da) Wasser drinnen? Ich habe nicht mehr damit gerechnet.
Vgl. freilich das Niederdeutsche mit vergleichbarem P-Stranden sowie das im Oberdeutschen übliche ’doppelte da’. (7)
Da habe ich nicht mehr mit gerechnet. Ist da Wasser drinnen? Da habe ich nicht mehr damit gerechnet.
Schließlich gibt es ein ’quantitatives’ er, vergleichbar dem französischen en, etwa in: (8)
(Hoeveel dassen heeft hij/ie?) Wieviele Krawatten hat er? Hij heeft er, meen ik, veertien Er hat, glaube ich, vierzehn Il-en-a quatorze
Die eigentliche Schwierigkeit bietet jedoch das ’präsentative’ er. In der linguistischen Literatur zum Niederländischen gilt er aufgrund seines syntaktischen Verhaltens als normales, wenngleich bloß schwachbetont auftretendes, indefinites Subjekt. Diese Argumentation ähnelt jener für das englische there. Man vgl. die folgenden Verteilungen im Vergleich zum deutschen es, das vielfach (aber eben nicht immer) das niederländische er übersetzt. Ndl. er ⫺ d. es (9) Er staat een paard in de gang Es steht ein Pferd im Gang (10) ... dat *(er) een paard in de gang staat ... daß (*es) ein Pferd im Gang steht (11) Altijd staat (er) een paard in de gang Stets steht (*es) ein Pferd im Gang (12) Mag *(er)/(hier) gerookt worden? Darf (*es/da) geraucht werden? (13) Hij zag (*er) iemand voorbijlopen Er sah (*es/da) jemand vorbeilaufen (14) *Er besloop een tijger zijn prooi Es schlich ein Tiger an die Beute heran
88 Die niederländischen Verhältnisse in (11)⫺ (13) räumen vor allem mit der Annahme auf, es handle sich bei er um das lokale Adverb ⫺ von dem es ja diachron abstammt und worauf (8) weisen könnte. Man muß vielmehr sagen, daß sich er (im Unterschied zum voll-lexikalischen daar ‘da’) unter voller semantischer Ausbleichung syntagmatisch starke Einschränkungen ergrammatikalisiert hat. Wollen wir die Position von er in (11)⫺ (13) konstant halten, dann bleibt nur Spez,IP als funktionale Satzategorie. Die Verteilung von d. es verrät uns freilich weniger: [l] d. es steht, wo immer auch semantisch eindeutig lokales da stehen könnte; und [2] das deutsche Expletiv es darf in (10)⫺(11) nicht stehen. Dies weist d. es als Platzhalter für die höchste Satzposition, Spez, CP ⫺ offenbar als unmittelbare und alleinige Folge der ‘V2-Beschränkung’ ⫺ aus. Dies kann ja für das niederländische er keinesfalls geltend gemacht werden, muß ndl. er doch auch stehen, wo die V2-Beschränkung gar keinen Geltungsbereich hat. Man könnte ja alle Expletiva (somit auch ndl. er) als Default-Topik werten, sie somit nach Spez,CP setzen. Dieser Standpunkt wurde vor diachronem Hintergrund für nhd. es bei Abraham (1993) zugunsten von Spez,IP verworfen. Da er ebenso wie d. es das Verhalten eines schwachtonigen Pronomens zeigt, ist die Annahme von Spez,CP problematisch: schwachtonige Pronomina können in der Regel nicht zu Spez,CP aufsteigen. Dies freilich läßt sich nicht anhand von es zeigen, da dieses nur als Subjektpronomen auftritt; wohl läßt sich dies anhand des niederländischen er nachweisen, das ja in Positionen von Objektspronomina auftritt. Vergleiche nochmals (11)⫺(13) oben. Die Tatsache allerdings, daß ndl. er ausschließlich referentiell indefinit zu werten ist ⫺ d. h. daß er nur indefinite, referentiell unspezifische Subjekte vertritt und auch nur in präsentativen, also vollrhematischen Kontexten auftritt ⫺, beschneidet den linken Strukturrand einer er-Struktur entscheidend. Wenn wir davon ausgehen, daß Vollrhemata nur aus VP bestehen, dann spricht schon dies für die kürzeste Satzstruktur: also nicht länger als IP. Vgl. (15)
I. West- und nordgermanische Sprachen
sowie die rein rhematischen Fragen mit den lexikalischen Prädikatsnomina iets ‘etwas’ und iemand ‘jemand’ in (17). (15) Er staat [VP⫽RHEMA een paard in de gang] (16) Es steht [VP⫽RHEMA ein Pferd im Gang] (17) a. Is (er) iets gebeurd? Ist (*es/da) etwas geschehen? b. Kwam *(er) iemand opdagen? Ist (*es/da) jemand aufgetaucht? c. Wat werd *(er) beweerd? Was wurde (*es/da) behauptet? In einer abstrakteren Syntax ließe sich der Standpunkt vertreten, daß ndl. er als Rhemasatzoperator an die Spitze des Satzes bzw. von VP rückt. 2.5.3. Verbdiathese 2.5.3.1. Passiv Sprechsprachlich gehen indirekte Objekte über zum Passivsubjekt wie in Hij is dit kado gegeven ‘Er-ist-dies-geschenkt’; Jij wordt (aan)geraden hier uit te stappen ‘Duwirst-geraten (⫺ hier auszusteigen)’; dies ist als weiterer Schritt auf dem Wege zu SVO zu werten (wie im Englischen werden dann die Objekte ausschließlich aufgrund ihrer Position relativ zum Prädikat identifiziert). Das sog. krijgen-Passiv (d. kriegen- bzw. Dativ-Passiv) ist sehr häufig: Hij kreeg het niet afgewerkt ‘Er bekam es nicht fertiggearbeitet’. Die ‘worden’-Entsprechung in den Präteritumpassiven im Deutschen fehlt regelhaft: U bent/was aangeraden (*geworden) ‘Es ist Ihnen geraten (worden)’, wodurch der Unterschied zwischen Vorgangs- und Zustandspassiv verschwimmt ⫺ was mit der Flüchtigkeit von Aktionsartunterscheidungen zusammenhängen muß (vgl. d. der Zahn ist herausgezogen [⫹perfektiv], jedoch *der Wagen ist gezogen [⫺perfektiv]). Vergleiche den formalen Zusammenfall des Zustands- und des Vorgangspassivs durch diesen Wegfall des Temporal- bzw. Aspektauxiliars: ndl. Hij is geraakt (*geworden) d. Er ist getroffen *(worden)! Man kann dies eine „Implikation (der Inchoativphase aus dem Zustandspassiv) als grammatische Re-
3. Niederländisch
gel“ nennen ⫺ eine ‘grammatische Implikationsstrategie’, die das Deutsche prinzipiell vermeidet; d. h. das Deutsche zeigt grammatische und paradigmatische Unterschiede (oft im Gegensatz zum Niederländischen) mit großer Regelmäßigkeit redundant an. 2.5.3.2. Valenzänderung (Kausativierung und Dekausativierung als Grammatik- und Wortableitungsprozesse) Die im Deutschen normalerweise notwendige Reflexivmarkierung bei Valenzreduktion fehlt ndl: so bei lexikalischen Dekausativen wie d. (sich) ändern, (sich) verbeugen (zweiwertig prinzipiell anders markiert als einwertig!), aber ndl. veranderen, buigen (transitiv wie intransitiv bzw. ein- wie zweiwertig!). Ebensowenig wie eine Reflexivmarkierung für solche Valenzreduktionen bei Dekausativen signalisiert das Niederländische die passivartige Mittelkonstruktion (gleich übrigens wie das Englische): deze vloer danst gemakkelijk ‘Auf diesem Boden tanzt es sich leich’ ⫽ ‘Auf diesem Boden wird leicht getanzt’, het oogt grappig ‘es-äugt-lustig’ ⫽ ‘es sieht sich lustig an’. Kausativierung (Valenzerhöhung) wird im allgemeinen mittels doen ‘tun’, weniger häufig als im d. mit laten ‘lassen’ gebildet: Dit doet mij aan mijn grootvader denken ‘Dies läßt mich an meinen Großvater denken’, Dit deed me even schrikken ‘Dies ließ mich kurz aufschrecken’. 2.5.3.3. Verbkomplex Wohl ist die niederländische VP wie die deutsche rechstverzweigend (rechtsköpfig); der enge Verbkomplex selbst allerdings weicht davon durch auffallende Linksverzweigung ab und zwar nach Maßgabe steigender Komplexität stets durchgehender. Diese Ausnahmen zur sonstigen Rechtsverzweigung betreffen: finites Modalverb⫹Inf. sowie Aktionsartverben wie staan, zitten, blijven. Wie bei der Verbklammer infolge starker Extrapositionsneigung zeigen sich auch im niederländischen Verbkomplex starke Parsingeinflüsse: vgl. daß er dies geschafft haben soll, eventuell auch ... soll ge-
89 schafft haben, mit 1-3-2 neben 3-2-1 nur teilweise geparst; niederländisch dagegen zeigt ausnahmslos 1-2-3, also 100 %iges Parsing: dat hij dit zou-1 hebben-2 bewerkstelligd-3! (Das Friesische dagegen ist überhaupt nicht geparst: streng 3-2-1)’. Dies hat offenbar mit Parsingempfindlichkeiten zu tun, die im Niederländischen größer sind als im Deutschen: So zeigt sich die V-Klammer durch starke Extrapositionsneigung im Niederländischen aufgeweicht gegenüber dem Deutschen. Dies bringen wir mit der stärker sprechsprachlichen Kodierung des Niederländischen in Zusammenhang. Es wurde oben bereits darauf verwiesen, daß die im Deutschen und Niederländischen testtechnisch nachgewiesenen unterschiedlichen Verarbeitungslängen (Bach et al. 1986) vor dem Hintergrund der ungleichartigen Verzweigungsrichtung zu verstehen sind. Es mag spekuliert werden, daß diese Erscheinung ein erster Schritt des Niederländischen auf dem Wege zu SVO ist. Die Kongruenzanzeige nach Person und Numerus beschränkt sich auf die zwischen Subjekt und Prädikat, durchaus im logischen Sinne: Dit zijn-PL. leraren-PL. ‘Dies sind Lehrer’. Dies weist das Niederländische als Sprache mit Prädikatsnominativ aus. 2.5.3.4. Ersatzinfinitiv Der Ersatzinfinitiv (nach niederländischer Terminologie ‘Infinitivus pro participio’ ⫽ IPP) ist niederländisch weitaus umfangreicher als deutsch: Daarbij zijn ze grotere financie¨ele risico’s gaan nemen ‘Dabei sind sie dazu übergegangen, größere finanzielle Risken zu nehmen.’ ⫺ wobei im besonderen gaan statt (des völlig inakzeptablen) gegaan zusätzlich inchoativ-futurische Bedeutung hat. 2.5.3.5. Verbaldeixis Dem Niederländischen fehlt weithin die im Deutschen typische Deixismarkierung mithilfe von hin- und her-. Vergleiche etwa (ze klimmen (naar)) boven ⫽ (ze zijn) boven (aangekommen) ‘sie klettern nach oben/hinauf’ ⫽ ‘sie sind oben angekommen’. Aber es gibt andere Möglichkeiten zur Deixisunterscheidung, von denen niederländisch Ge-
90 brauch macht: Es stellt die direktive Adposition hinter das NP in dessen Skopus. Vergleiche die strukturellen Entsprechungen in (18b) und die Erklärung in (18c, d) ⫺ die gegen den Kanon im Grammatikunterricht des Deutschen und Niederländischen geht. (18) a. een huis binnen lopen, de boom in klimmen *(in) das Haus *(hin)einlaufen, *(auf) den Baum *(hin)aufklettern b. in ⫹ NP.Acc hinein/*drinnen laufen in ⫹ NP.DAT drinnen/*hinein laufen de NP binnenlopen in de NP lopen c. auf den Baum hinaufklettern ... linksläufige Rektion d. auf dem Baum klettern ... ohne verbale Rektionsläufigkeit; Adverb (18d) besagt, daß es keine Präpositionen ⫺ nicht im Deutschen und ebensowenig im Niederländischen ⫺ gibt, deren Rektion zwischen Dativ und Akkusativ wechselt. Vielmehr ist der adverbiale Dativ außerhalb der verbalen Selektion und damit außerhalb der verbalen Rektionskraft. Der zuzuordnende Kasus hängt somit davon ab, in welchem strukturellen Verhältnis die Präposition zum Verb steht. Den besten Nachweis zu dieser Analyse liefert das Niederländische, wo die dem deutschen Richtungsakkusativ entsprechende Struktur in Form einer Verbpartikel (oder einer Postposition) hoch verbintegriert ist (vgl. Abraham 1995, Kap. 6). In Abraham (1995) wurde die Vermutung ausgesprochen, daß eine derartige Verbdeixis und verbal signalisierte Aspekt- bzw. Aktionsartunterscheidungen miteinander zusammenhängen ⫺ sodaß der typologische Schluß erlaubt scheint, daß der Abbau des einen Formenkomplexes mit dem anderen einhergeht. 2.5.3.6. Lexik und Wortsemantik Der überwiegende Charakter der Lexik ist durch das germanische Erbe geprägt, dies vor allem bei den einfachen, nichtkomplexen Lexemen. Nebensilben bei Mehrsilblern lauten nahezu ohne Ausnahme auf Schwa,
I. West- und nordgermanische Sprachen
die etymologisch organisch, aber auch unorganisch sein können: vgl. koren ‘Korn’, das auf einen urgermanischen Einsilbler zurückgeht und dessen Nebensilben-e ein neuerer Sproßvokal ist (auch z. B. hochalemannisch ka:ra). Stammisolation bis hin zu Einsilblern ist wohl tendentiell stark, hat jedoch keinesfalls Ausmaße wie im Englischen erreicht. Der Anteil an germanisch begründeten Ableitungen ist wie im Deutschen äußerst stark; viele der Ableitungsmechanismen sind noch stets produktiv. Dasselbe gilt für die Wortkomposition (d. h. Fügungen aus Volllexemen zu komplexen Volllexemen). Was das Niederländische bei all dieser Gemeinsamkeit mit dem Deutschen unterscheidet, sind eine große Zahl von Entlehnungen aus dem Französischen ⫺ wobei dies in noch stärkerem Maße fürs Flämische gilt. Diese Entlehnungen kommen als dem niederländischen Lautvorrat angepaßte Wörter vor (vgl. krant ‘Zeitung’ aus frz. courant) ebenso wie als echte, heute noch erkennbare Fremdwörter (officier van justitie ‘Staatsanwalt’, procureur (des konings) ‘hoher Beamter des Innenministeriums’) ⫺ letztere vor allem in der Juristensprache, was aus der Zeit der napoleonischen Verwaltungsorganisation im 19. Jh. stammt. Die lexischen Unterschiede zwischen dem holländischen Niederländisch und dem Flämischen sind nicht unbedeutend. Der alte ‘ingwäonische’ Stammesverband drückt sich noch in einer Anzahl lexischer und phonologischer Ingwäonismen aus, mit denen sich das Niederländische stärker an das Englische, Friesische und Niederdeutsche bindet als an das kontinentale Hochdeutsch: vgl. wiel ‘Rad’ (engl. wheel), hij ‘er’ (engl. he), dus ‘also’ (engl. thus), zwaaien ‘winken’ (engl. sway); vgl. auch die phonologisch völlig unhochdeutschen ‘ingwäonischen’ Lexeme mit wr-: wrat (aber: fr. wart), wraak, wrokken, wringen, wrongelen, wroeten ‘Warze, Rache, grollen, ringen, (Milch) zum Gerinnen bringen, wühlen’. Im heutzeitigen Wort-Sinn-Verhältnis des Niederländischen ist ⫺ sicher aus der Perspektive des Deutschen ⫺ eine starke Vorliebe des Niederländisch-Sprechers für ’un-
91
3. Niederländisch
kanonisch-bildhafte’ Verwendungen zu beobachten. Damit ⫺ nämlich über metaphorische, metonymische Erweiterung der Bedeutungskerne, allgemein eine starke Bildlichkeit des Ausdrucks ⫺ erhalten Wörter in einer Vielzahl von Fällen geringere Intension bei größerer Extension (vgl. een schizofrene dag ‘ein schizophrener Tag’, ’n gefrustreerde dag ‘ein frustrierter Tag’ aus dem Munde von Fernsehnachrichtensprechern!), bei starker Verbildlichung der Sprache aber auch das Gegenteil, nämlich engere Bedeutungen bei weiträumigerer Einsatzmöglichkeit (was ja den metaphorischen Eindruck verstärkt). So sind aus der Schiffahrt und dem Segeln viele Idiome vielfach anwendbar: etwa de wind mee hebben ‘den Wind-mit-haben’ ⫽ ‘günstige Bedingungen haben’, in de gaten houden ‘in den Löchern (⫽ Bullaugen!)-halten’ ⫽ ‘genau verfolgen’). Gerade diese konkret idiomatische Ausdrucksweise fern jeglicher Abstraktheit ist es, die den Alltagssprachgebrauch des Niederländers nachdrücklich prägt. Dabei kommt zuweilen die Genauigkeit zu kurz: vgl. die kanonischen Schreibungen solliciteren (wiewohl frz. solliciter, aber lat.-urspr. Eben solicitare); Maffia (heute auch in neuer deutscher Orthographie, die eben dem Ungebildeten allen Raum läßt); idem ditto; selecteert (lat. seligere > ‘seligeert’), normalIter (Betonung auf 3. Silbe!).
3.
Lautlich-phonologische Variation
Trotz der klaren und allgemein akzeptierten regionalen Gliederung gibt es nur wenige Merkmale, die nur einem der Regiolekte eigen sind. Dies läßt sich plastisch anhand der Erscheinung des westgermanisch allgemein durchgeführten i-Umlauts illustrieren. In den westlichen Dialektgebieten erfaßt der i-Umlaut keine Langvokale, und er erscheint nicht zu morphologischen Zwecken verwendet ⫺ dies im Gegensatz zu den (nord- und süd-)östlichen Dialekten, wo sich der i-Umlaut wie im Hochdeutschen durchgesetzt hat. Bei den gespannten (langen) Vokalen, e/-/ o/-/ø/, zeigt sich in der Randstad (Amsterdam, Rotterdam) tendentiell Diphthongie-
rung zu fallenden Zwielauten, wiewohl stark diphthongische Vertretungen sozial stigmatisiert sind. Im Osten und Süden bleibt der Monophthong erhalten. Der allgemeinen, sogar standardsprachlichen n-Apokope nach /e/ schließen sich nur der Nordosten der Niederlande und Westbelgien nicht an, da dort silbisches /n/ bzw. /en/ gilt. 3.1. Diachrone phonologische Variation Die Reihe der mndl. Kurzvokale bestand aus dach/helpen/scip/dochter/vullen. Die Langvokale waren: vader (mit Dehnung in offener Silbe), ferner nemen-steen/geboden-sonerood/ sleutel(sluetel)/ gripen/huus-duutsc/ bieden-hier/bloem-roepen. An Diphthongen lassen sich ei (ghemein-zeil-seide ‘gemeinSegel-sagte’), ou, aei, aeuw und oei verzeichnen. Konsonantisch ist im Vergleich zum Deutschen allein die Opposition zwischen stimmhafter (vor hohen palatalen Vokalen immer als geschrieben: gheven ‘geben’) und stimmloser velarer Spirans (noch bzw. ) auffällig, die im modernen Niederländischen auf das Brabantisch-Limburgische und Flämische beschränkt ist. Orthographisch hat sich zwischen dem Mittelniederländischen und dem modernen Niederländischen die Längeanzeige geändert: mndl. boem/loept/jaer (zuweilen auch boim/ jair) > nndl. boom/loopt/jaar ‘Baum; läuft; Jahr’. Konsonantisch verengte sich der ‘Zischlaut’ zum reinen Dental: noch während des 2. Weltkrieges visscher, heute visser für ‘Fischer’. Neueres fremdlautliches palatales [ s ] hat z. T. außer in reinen Fremdwörtern wie cheque, chocolade bzw. shag eine neue Orthographie erhalten: wie in Sjaak ‘Jacques’.
4.
Morphologische Variation
Die entscheidende Ost-West-Gliederung, die sich bereits anhand der Ausdehnung des i-Umlauts in der Phonologie nachweisen ließ, zeigt sich auch anhand der morphologischen Opposition zwischen den pluralischen s- bzw. n-Morphemen. s-Plurale zeigen sich vor allem in den (ingwäonischen) südwestlichen Dialekten; sie fehlen dagegen
92 in der südöstlichen Region. Ein anderes Kennmerkmal ist der in allen Dialekten des Niederländischen häufig verwendete Diminutiv mit der Opposition zwischen der älteren velaren Variante auf -ke sowie der moderneren palatalisierten Variante auf -tje: nur die palatale Form zeigt sich in den zentral- sowie südwestlichen Dialekten. Auf die südlichen und südöstlichen Dialektregionen zu nimmt die palatalisierte Form immer mehr ab und verschwindet dort schließlich völlig. 4.1. Diachrone morphologische Variation Noch Mittelniederländisch zeigte Reste der urgermanischen nominalen Kasusflexion, wenngleich nicht vergleichbar mit dem heutigen Schriftdeutschen. Eine solche Kasusbeugung steckt noch in gefrorenen Wendungen wie ten tijde van ‘zur Zeit von’ mit Dativ-e sowie Artikel-n (in ten). Possessivgenetivendungen haben bei Eigennamen und Ortsnamen überlebt: Pieters (woning), moeders (huis). Ausgiebige, wiederholte Apokope hat die Stämme der Nomina wesentlich reduziert: vgl. mndl. NAwormGworms-Dworme-PLworme ⫺ worme ⫺ wormen > nndl. worm ⫺ wormen ‘Wurm ⫺ Wurms ⫺ Wurm(e) ⫺ Würmer(n)’. Ähnliches tat sich im Verbstamm vor: mndl. ic woende ⫺ du woendes ⫺ hi woende ⫺ wi woenden ⫺ ghi woendet ⫺ si woenden machte nndl. Platz für woonde ⫺ woonden ‘wohnte⫺ wohnten’. So gesehen läuft das Niederländische bei der Tendenz zur Stammisolierung dem Deutschen etwas voraus. Alle phonologischen Veränderungen des Niederländischen sind mit denen des Deutschen durchaus vergleichbar mit einer wesentlichen Ausnahme: der sog. 2. Lautverschiebung (besser: Konsonantenverschiebung), welche die alten Verschlußlaute im Deutschen, nicht jedoch im Niederländischen, zu homorganen Spiranten bzw. Affrikaten öffnete. Beide Sprachen kennen den Primärumlaut a > e; wie im Althochdeutschen ist im Altniederfränkischen die Monophthongierung von urwg. ai > e¯ sowie au > o¯ eingeschränkt; und in beiden Sprachständen erscheinen die urwestgermanischen Langvokale e¯2 und o¯ zu ie bzw. uo diphthongiert. Die deutlichsten Unterschiede
I. West- und nordgermanische Sprachen
zeigen sich wie oben dargestellt im Bereich der Personalendungen. Aufgrund des im 10. Jh. weiter als im Althochdeutschen fortgeschrittenen Endsilbenverfalls sind im Altniederfränkischen die Endungen der starken und schwachen Verben zusammengefallen (Hempen 1988, 298 f.). Die Unterschiede der niederländischen starken und schwachen Verben sind bereits zu dieser frühen Zeit auf das Präteritum beschränkt. Bei den Ablautregelmäßigkeiten zeigt das Althochdeutsche 25, das Altniederfränkische dagegen nur 17 Reihen; dies macht das althochdeutsche Ablautsystem insgesamt unregelmäßiger als das altfränkische. Sonst allerdings sind die systemdefinierenden Struktureigenschaften weitgehend dieselben. Auch beim Übergang von den alten zu den mittleren Entwicklungsstufen (ahd. > mhd., anfrk. > mndl.) erfaßt ein wesentlicher Lautwandel bloß das Deutsche: der Sekundärumlaut, der sich vor allem auf das Verbsystem des Mittelhochdeutschen auswirkt und von dem das Mittelniederländische nahezu gar nicht betroffen ist. Andererseits bewirkt die Dehnung in offener Silbe, die auf niederländischem Sprachgebiet früher (ca. 900) als auf dem westmitteldeutschen (ca. 1200) einsetzt und sich von dort auf die anderen Gebiete des Deutschen ausdehnt, frühen Ausgleich des e-i-Wechsels (keine mndl. Entsprechung etwa zu mhd. nime(s/t)-nemen). Dies bewirkt im Mittelniederländischen stark vereinheitlichte Verbparadigmen nicht nur bei den schwachen, sondern auch bei den starken Verben. Zudem fielen mit dem starken Endsilbenverfall im Mittelniederländischen Konjunktivund Indikativendungen zusammen. Das moderne Niederländisch hat keine Konjunktivformen. Durch phonologischen Einfluß verdoppeln sich die Ablautreihen im Mittelniederländischen allerdings gegenüber dem Altniederfränkischen von 17 auf 31; im Deutschen kommen aufgrund viel zurückhaltenderer phonologischer Entwicklungen nur 2 Reihen zu den alten hinzu (Hempen 1984, 302). Der Wandel zwischen den letzten beiden Stufen (mhd. > nhd., mndl. > nndl.) verstärkt die bereits in der Vorstufe gegebenen morphologischen Unterschiede ⫺ wenn-
93
3. Niederländisch
gleich eine auffällige parallele Lautveränderung vorliegt: die Diphthongierung der mittelalterlichen Langvokale; daran schließt sich noch die Apokope von auslautendem e an. Unter den starken Verben schränkt das Neuniederländische die Ablautvariation auf weniger Ablautklassen ein, während das Neuhochdeutsche stärker auffächert.
5.
Syntaktische Variation: Das Niederländische auf dem Wege zu SVO
Das Niederländische ist, so scheint es, schon auch deshalb mitten in der Entwicklung vom SOV- zum SVO-Typus, weil es seine kasusunterscheidende Deklinationsmorphologie so gut wie verloren hat und nach dem Muster des Mittelenglischen Subjekt und Objekte streng positionell identifizierbar macht. Ausnahmen treten nur im Pronominalsystem auf, wo der Subjektnominativ und der Objektakkusativ deutlich getrennt sind (Mij overtuigt hij niet ‘Mich überzeugt er nicht’; Hem wil ik niet zien ‘Ihn will ich nicht sehen’) ⫺ Es gibt keine bessere Beweisführung für die hier vertretene Position, daß formale Kasusunterscheidung sich auf die Wortstellung auswirkt, damit auch auf die Entwicklung von SVO, wo ja die beiden Satzglieder stellungstechnisch getrennt sind. Dies impliziert einen Umbau der noch deutlich verfolgbaren SOV-Struktur zum S und O linear deutlich unterscheidenden SVO-Typus. Dieser Umbau erfolgt freilich nicht ‘mit Glockenschlag’, sondern stufenweise und zuerst an jenen Schwachstellen, wo rein strukturelle Entscheidungen immer schon mit pragmatischen in Konflikt waren. Solche Erscheinungen sind im Niederländischen Extrapositionsphänomene von Adverbialkonstituenten verschiedener Komplexität ebenso wie Objektextrapositionen, soweit Schwerebedingungen vorliegen; weiter steht das Subjekt vorwiegend in der Topikposition; bei semantischer Ambiguität zwischen S und O wird vom ndl. Muttersprachler immer zugunsten von S-O entschieden, weil sich eben keine andere O-S-Identifikationsmöglichkeit anbietet als Satzstellung.
Ein sicheres Indiz zu der obigen Generalisierung bieten Interferenzfehler, die niederländische Deutschlerner regelmäßig machen. Je nach Fortschritt auf dem Lernweg greift der ndl. Deutschlerner bei noch nicht gesicherter Deutschkompetenz auf Entscheidungsgrundlagen zurück, die durch seine eigene Sprache vorgegeben sind. Dies impliziert eben nach dem Verlust der kasusunterscheidenden Deklinationsmorphologie sowie nach der sich abzeichnenden positionellen Scheidung von S(ubjekt) und O(bjekten) im Niederländischen, daß im gesprochenen, lebenden modernen Niederländischen das (diskursfunktionale) thema als Subjektnominativ in der prä-Vfinit-Position (prä-Comp) realisiert wird. Die interimsprachliche Position [Spez,CP] auf dem Wege zur Vollkompetenz vereinigt damit die grammatische Subjekt- und die diskursfunktionale Themafunktion anders als im Deutschen und noch im Prinzip jedenfalls, im Niederländischen der Grammatikbücher.
6.
Tendenzen und Ausprägungen
6.1. Diachrone Variation allgemein Zu beachten ist, daß die diachronen Sprachperioden des Niederländischen um 100 bis 150 Jahre nach den deutschen Perioden zu datieren sind: dem Stand des Althochdeutschen von 750⫺1050 entpricht das Altniederfränkische (nicht vor 900), dem Mittelhochdeutschen (1050⫺1350) das Mittelniederländische (ab 1200). Zur Zeit des Mittelniederländischen lag der sprachlich-kulturelle und literarische Schwerpunkt in Brabant und in Flandern (im westlichen Südmittelniederländischen). Von einer Standardsprache kann noch nicht die Rede sein. Die niederländische Hochsprache begann sich spontan erst im 16. Jahrhundert auf der Grundlage des Westniederfränkischen zu entwickeln. Der früheste geplant bewußte Versuch einer Standardisierung erfolgte durch die Übersetzung der Bibel ins Niederländische, durch die sog. ‘Statenbijbel’ (1637), die Eigenheiten verschiedener Regiolekte vereinigte und im Verlauf stets stärker auch Charakteris-
94 tika der sozial und wirtschaftlich bedeutsamen ‘Randstad’-Varianten (Amsterdams, Rotterdams, Den Haags) einverleibte. Das moderne Niederländisch läßt sich als direkter Abkömmling der Provinzen ‘Nord-’ und ‘Südholland’ sowie der Stadt Utrecht sehen. Wie auf allen anderen Beschreibungsebenen lassen sich mehr oder weniger bewußte regionale Mischungen verfolgen: so stammt das formale U ‘Sie’ des pronominalen Anredeparadigmas aus südlichen Regiolekten, während sich das informelle jij ‘du’ (mit den Varianten je/jou(w) ‘du; dich/dein’) aus älteren zentral-westlichen Formen herleitet. 6.2. Typologische Schwerpunkte ⫺ Das Deutsche zeigt in allen syntaktischen Konstituenten Rechtsköpfigkeit, das Niederländische mit wenigen ⫺ allerdings nicht unentscheidenden Ausnahmen (V-Komplex; Attributkomplex) ⫺ ebenfalls Rechtsköpfigkeit. Das heißt Niederländisch zeigt wie Deutsch strenge V-Rektion nach links. (Anmerkung: Die heute in der modernen Syntax öfters zu findende Linksköpfigkeitsannahme (in den gängigen Terminologien auch ‘V-initial’) ist ausschließlich theoriemotiviert und hat nichts mit den sichtbaren und üblichen Verteilungstests zum Niederländischen zu tun: vgl. allerdings etwa Zwart 1993). ⫺ Wie Deutsch weist Niederländisch die Verbklammer auf ⫺ die ja unter den Weltsprachen ein Exotikum ist und die Niederländisch/Deutsch nur mit den engsten kontinental-westgermanischen Verwandten teilen: dem Westfriesischen und teilweise dem Jiddischen. Die Verbklammer zeigt sich: bei unabhängiger (Haupt-)Satzbildung mit analytischem Prädikat ((hij) zal (er de andere mensen al gauw op) attent maken ‘Er wird die anderen Leute wohl bald darauf aufmerksam machen’; bei Prädikaten mit trennbaren Affixen bzw. Affixoiden ((hij) brengt (de andere mensen al gauw) over ‘Er bringt die andern Leute wohl bald hinüber’), zum Verb mit trennbarer und betonter Verbpartikel OVERbrengen ⫽ ‘hin¸berbringen’.
I. West- und nordgermanische Sprachen
⫺ Niederländisch ist wie Deutsch eine Sprache ohne Aspektparadigma (im Gegensatz zu den romanischen und slawischen Sprachen); es verfügt aber wie Deutsch über eine reiche Aktionsartsystematik, die sich in den reichen Verbpräfix- und -partikelableitungen ausdrückt. Die Ausbildung von Partikelverben macht die Verbklammer im besonderen sichtbar: opmaken wie in Moeder maakte ’s morgens altijd de bedden op ‘Mutter machte morgens immer die Betten’. ⫺ Deutsch hat noch nominalen Kasus (d. h. konkret: seine Sprecher haben noch ein „Kasusgefühl“ etwa in dem Sinne, daß in einem finiten Satz alle Nomina kasusgekennzeichnet sein müssen); Niederländisch hat so gut wie keine Kasuskennzeichnung ⫺ es schafft stattdessen lexikalisch hoch spezifizierende Präpositionssignale. ⫺ Wie Deutsch weist Niederländisch nur im Präsens und im Präteritum synthetische Flexionsformen auf ⫺ dies sowohl im starken wie im schwachen Paradigma; Futur, Perfekt und Plusquamperfekt sowie Vorfutur sind analytisch (und aufgrund von SOV auch ‘periphrastisch’) gebildet ⫺ zwei Abweichungen gegenüber dem D: das Futur verwendet nicht worden „werden“, sondern zullen „sollen“; und: im Vorgangspassiv wird das Partizip *(ge)worden regelhaft gemieden, sodaß Zustandspassivformen für Vorgangsbedeutungen zustandekommen: de kar is geschoven „Das Wägelchen ist geschoben (worden)“. Das Futurparadigma mit zullen ist wie D mit werden formal nicht eigenständig: Hij komt morgen „Er kommt morgen“ (dagegen frz. Il viendra/*vient demain). ⫺ Verbalen Modus zeigt Niederländisch nur über den 2. Konjunktiv, die Irrealisfunktion, an, allerdings nie mit synthetischen Formen (wie d. (er) käme), sondern stets ⫺ da es im Niederländischen ja keinen Umlaut zur Anzeige gibt! ⫺ analytisch mithilfe der Präteritalform von zullen: (hij) zou komen ⫺ was ja, wie eben gezeigt, zu Mehrdeutigkeit führt: ‘er käme’ ebenso wie ‘er sollte kommen’. Der 1. Konjunktiv existiert
95
3. Niederländisch
⫺
⫺
⫺
⫺
⫺
der Form nach noch in Einzelfällen (men zij gewaarschuwd; Rezeptsprache: men neme! ‘man nehme’); die Oratio obliqua des hochdeutschen (er) habe (bzw. alemannisch ’r hei) hat keine morphoparadigmatische Entsprechung. Unmarkierte Kasusformen sind im Niederländischen anders als im Deutschen: het is ’m ‘es-ist-ihn’ ⫽ ‘es ist er’, ik ben hem ‘ich-bin-ihn’ (neben ik ben het ‘ich bin es’) ⫽ ‘ich bin’s’, ze is zich-zelf niet ‘sie-ist-sich selbst-nicht’ ⫽ ‘sie ist sie selbst nicht’. Die prinzipielle Bereitschaft zur Extraposition der Präpositionsobjekte sowie aller nominal gefügter Adverbiale ist eine feste Norm geworden, die sich ganz deutlich von der jedenfalls im Hoch- und Schriftdeutsch streng durchgezogenen Vletzt-Strategie unterscheidet (aber eben nicht den regio- und dialektischen Substandardformen auch im Deutschen, die ja sprechsprachlich kodiert sind). Die im Vergleich zum Deutschen festere Wortstellung (in geringerem Maße freie Mittelfeldversetzung (‘Scrambling’) des Niederländischen spiegelt sich darin, daß das Subjekt (und damit beim L2Deutsch-Erlernen der Nominativ) immer an die erste Satztstelle gesetzt wird; eine spätere Nominalstellung wird in der Regel als Akkusativ kodiert. Damit hängt zusammen, daß das Deutsche stärkere Diskursprominenz zeigt, wo ja nicht gilt: Topik ⫽ Subjekt. Letzteres verengt die rein durch Versetzung erkennbaren Diskurseinbindungen. Andererseits erweist der sehr idiomatische Gebrauch der illokutiven Modalpartikeln (im Gegensatz zum Englischen, Skandinavischen und erst recht in den romanischen Sprachen, wo diese Kategorie als solche überhaupt fehlt!), daß das Niederländische prinzipiell eine SVOV-Sprache mit weitem strukturellen Mittelfeld ist ⫺ dies trotz steigender Extrapositionsneigung und SVO-Tendenz im Verbkomplex. Damit soll auf den Umstand hingewiesen werden, daß sich der (etwa in der Geschichte vom Altzum Mittelenglischen bezeugte) Wandel von SOV zu S(X)VO möglicherweise als
Wandel in ’strukturellen Portionen’ (V-Komplex, IO vs. DO, Reduktion des Attributfeldes bei strenger Rechtsköpfigkeit) im aktuellen Niederländischen bereits abzeichnet.
7.
Schlußbemerkungen
Das Niederländische ist mit dem Deutschen und Westfriesischen eine jener außerordentlich ‘exotischen’ Sprachen, in denen die sog. ‘Verbklammer’ auftritt ⫺ d. h. wo abhängiger und unabhängiger Satz radikal unterschiedlichen und gleichwohl strengst geregelte Wortstellungen zeigen. Es ist überhaupt keine andere derartige Weltsprache bekannt. Und die Sprachen, die diese Eigenheit in älteren Stadien hatten (wie das Altenglische, das Jiddische und mit Abstrichen die anderen germanischen Sprachen), haben die satztypgrammatische Wortstellungsunterscheidung (Verbklammer) im Laufe ihrer historischen Entwicklung zugunsten des durchgehenden SVO-Typs aufgegeben. Dieser Umstand alleine weist ⫺ abgesehen von allen anderen Übereinstimmungen auf allen Ebenen der linguistischen Beschreibung ⫺ dem Niederländischen und Deutschen eine besonders enge sprachtypologische Verwandtschaft zu (die natürlich genetisch bedingt ist). Der Umstand andererseits, daß niederländisch infolge stärkeren Nachgebens auf morphonologische Reduktionstendenzen (wie vor allem infolge des nahezu totalen Kasusverfalls) SOV grammatisch-funktional nicht mehr begünstigt, zeichnet ein besonders aufschlußreiches Forschungsszenario: mit dem modernen Niederländischen hat der moderne Linguist soz. in statu nascendi et vivendi den Finger am Puls einer Entwicklung, die vom Altenglischen zum Neuenglischen, von den Regio- und Dialekten des Deutschen zum modernen Jiddischen und (wiederum mit bestimmten Abstrichen) vom Lateinischen zu den modernen romanischen Sprachen geführt hat und die wir heute nur mit Mühe und Lücken nachzudokumentieren imstande sind. Dies setzt die moderne analytische Linguistik im Bereich des Vergleichs des ‘moderneren’ Niederländischen und
96 ‘konservativeren’ Deutschen (und den ebenso ‘moderneren’ Mundarten des Deutschen) vor besonders reizvolle und vielversprechende typologische Aufgaben und Möglichkeiten. Im besonderen wird die Forschung auch der (in der Literatur noch nicht einmal so anformulierten) Frage nachzugehen haben, was Niederländisch und Deutsch mit reinen SOV-Sprachen gemeinsam haben, was sie mit reinen SVOSprachen teilen und was sie dazu bewegt, beiden Typen mit so hartnäckiger Beharrlichkeit über Jahrhunderte hin zu folgen und nicht den Weg der anderen germanischen Sprachen hin zu SVO zu gehen. In all diesen Fragen liegt ein besonders reiches Forschungsprogramm beschlossen. Dieses Programm ist unter den Vorzeichen aller feiner Unterschiede zwischen dem Niederländischen und Deutschen vor dem Horizont der jahrhundertelangen politischen und sozial-kulturellen Scheidung zwischen Niederländisch und Deutsch auch für Soziolinguisten, Lexikologen und Anthropologen ebenfalls vielversprechend ⫺ vor allem wenn man das Niederdeutsche und seine dem Hochdeutschen gegenüber eigene wirtschaftspolitische Bedeutung im Laufe der Geschichte miteinbezieht.
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97 Zwart, C. Jan-Wouter: Dutch syntax. A Minimalist approach. Dissertation Universität Groningen 1993.
Werner Abraham, Groningen/Wien Tette Hofstra, Groningen
98
I. West- und nordgermanische Sprachen
4. Jiddisch 1.
Einleitung
Das Jiddische ist eine Sprache, die sich aus einer Synthese mehrerer Komponenten entwickelt hat. Diese Komponenten sind germanischen, semitischen, slavischen und romanischen Ursprungs und betreffen alle Beschreibungsebenen. Die germanische Komponente, die auf das Mittelhochdeutsche (oder genauer auf die ober- und mitteldeutschen Dialekte des Mittelhochdeutschen) zurückgeht, hat den größten Anteil am Jiddischen. Dies gilt sowohl hinsichtlich des Wortschatzes als auch hinsichtlich der Grammatik. Auch das phonologische System des Jiddischen lässt sich (mit einigen nicht unwichtigen Modifikationen) auf das Mittelhochdeutsche oder seine Dialekte zurückführen, ebenso in weiten Bereichen die Syntax (mit einigen typologisch sehr signifikanten Abweichungen). Das Jiddische muss entsprechend als germanische Sprache klassifiziert werden. Der Anteil der Komponenten kann für das Jiddische kaum auch nur einigermaßen genau bestimmt werden. Auf diesen Umstand ⫺ und die hier nicht zu erörternden Gründe dafür ⫺ weist Weinreich (1980, 34 ff.) besonders deutlich hin. Er kritisiert u. a. die von Leo Wiener aus dem Jahre 1904 stammenden und immer wieder zitierten Zahlenwerte für die Anteile der Komponenten am Wortschatz des Jiddischen: „70 % German, 20 % Hebrew, 10 % Slavic words.“ Das Problem dieser Zahlen liegt unter anderem darin, dass sich die Anteile je nach untersuchter Textsorte oder auch von Schreiber zu Schreiber erheblich unterscheiden können. Unstrittig ist jedoch, dass der Anteil der deutschen Komponente am größten ist. Die semitische Komponente, die v. a. aus Elementen des Hebräischen und zu deutlich kleinerem Teil des Aramäischen besteht, betrifft zahlreiche Bereiche des Wortschatzes, wobei z. B. der religiöse Wortschatz fast ausnahmslos von ihr bestimmt wird. In morphologischer Hinsicht dagegen spielt die semitische Komponente nur eine unter-
geordnete Rolle. Sie beschränkt sich im Bereich der Formenbildung auf zwei Pluralsuffixe, im Bereich der Wortbildung gibt es so gut wie keine semitischen Einflüsse. In der Syntax gibt es zwar einige Übereinstimmungen zwischen den Strukturen im Hebräischen oder Aramäischen mit denen des Jiddischen (z. B. die doppelte Negation) ⫺ allerdings sind diese entweder bereits im Mittelhochdeutschen angelegt oder es lässt sich nachweisen, dass eher slavische Umgebungssprachen als Quelle des Jiddischen in Frage kommen. Der semitische Einfluss im Bereich der Syntax kann also als recht gering eingestuft werden. Zur Diskussion darüber, ob zwischen hebräischem und aramäischem Anteil am Jiddischen unterschieden werden sollte, vgl. Weissberg (1988, 34). Gegen Weissberg wird eine Trennung hier nicht getroffen, da die jeweilige Quelle in den meisten Fällen nur sehr schwer bestimmt werden kann. Der im Folgenden verwendete Terminus „hebräisch-aramäisch“ trägt diesem Sachverhalt am besten Rechnung. Am deutlichsten auch für den Laien erkennbar ist der semitische Einfluss an der Schrift: es wird das hebräische Alphabet verwendet, die Leserichtung verläuft wie im Hebräischen von rechts nach links. Dies ist im übrigen ein Kennzeichen aller bekannten Judeo-X-Sprachen (vgl. zu diesem Terminus z. B. Wexler 1987). Typologisch nicht unwesentlich ist die Tatsache, dass für Wörter aus dem semitischen Bereich die ursprüngliche, unvokalisierte Schreibung übernommen wird, wohingegen für Wörter aus den übrigen Komponenten eine Art Vokalisierung durch Uminterpretation bestimmter Buchstaben des hebräischen Alphabets (waw, jod, aleph, ajin) zu Vokalen eingeführt wurde. Diese Vokalzeichen werden in gleicher Weise im gesamten Verbreitungsgebiet geschrieben, sie werden aber dialektal unterschiedlich gelesen, wodurch sich gleichzeitig die Einteilung in die jiddischen Dialektgebiete ergibt. In funktionaler Hinsicht bot die Konstantheit der Schreibung für die oftmals sehr mobilen Sprecher
4. Jiddisch
des Jiddischen einen wesentlichen Vorteil, da es hierdurch z. B. möglich war, Verträge in einheitlicher Form zwischen Sprechern verschiedener Dialekte abzufassen. Eine Besonderheit betrifft jiddische Texte in der Sowjetunion seit etwa 1920. Hier wurden auch Wörter semitischer Herkunft nach dem Muster der übrigen Komponenten (also mit Einführung der Vokalzeichen) geschrieben. Der Grund hierfür dürfte sein, dass das Hebräische, die klassische religiöse Sprache der Juden also, seine Sonderstellung verlieren sollte. Rein funktional war es nun möglich, ein Wort semitischer Herkunft im Jiddischen auch ohne die Kenntnis des hebräischen Wortes korrekt zu lesen. Die Notwendigkeit, sich Kenntnisse im Hebräischen anzueignen, nahm hierdurch entscheidend ab. Die slavische Komponente wird v. a. bestimmt durch sprachliches Material des Alttschechischen und des Polnischen (seit altpolnischer Zeit bis heute), sowie (in weit geringerem Umfang) des Ukrainischen, Weißrussischen und Russischen. Das Sorbische spielt (gegen Wexler 1991) keine wesentliche Rolle, wenn auch vereinzelte Entlehnungen daraus nicht völlig auszuschließen sind. Auch die slavische Komponente übt ihren größten Einfluss im Bereich des Wortschatzes aus (wiederum stark nach Textsorten und Schreiberintention im Umfang variierend). Daneben ist aber auch die Wortbildung in hohem Maße von slavischen Elementen geprägt. Die Formenbildung dagegen zeigt keine Morpheme slavischer Herkunft. Im Bereich der Syntax besteht die markanteste Beeinflussung durch slavische Sprachen in der im Haupt- und Nebensatz gleichen Wortstellung. Charakteristisch für den slavisch-jiddischen Sprachkontakt ist auch, dass er in vielen Fällen Merkmale bewahren hilft, die aus dem Mittelhochdeutschen stammen und in der Sprachentwicklung des Deutschen bald aufgegeben wurden. Als Beispiel kann wiederum die doppelte Negation dienen. In grammatischer Hinsicht scheint slavischer Einfluss für die Herausbildung aspektähnlicher Gegensätze im Jiddischen verantwortlich zu sein, die deutlich über die Möglichkeiten des Mittelhochdeutschen und späterer Stu-
99 fen des Deutschen hinausgehen. Das sprachliche Material, aus dem diese Aspektgegensätze gebildet werden, stammt dagegen erneut aus der germanischen Komponente. Die mit Abstand kleinste Komponente ist die romanische. Nach Max Weinreich 1980 bilden zwei Judeo-X-Sprachen auf romanischer Basis ihren Ursprung, die er als „western Loez“ und „south-eastern Loez“ bezeichnet. Die romanische Komponente des Jiddischen betrifft jedoch im Grunde nur einen sehr kleinen Teil des Wortschatzes, die übrigen Beschreibungsebenen sind von ihr nicht betroffen. So nennt King (1990, 50) (unter Bezug auf Weinreich 1980, 395) die Zahl von etwa zwei Dutzend Lexemen romanischer Herkunft. Wexler (1992) diskutiert insgesamt 31 Beispiele (darunter die bei Weinreich bereits aufgeführten Wörter) hinsichtlich einer möglichen Herkunft aus romanischen Sprachen Norditaliens oder des Balkans. Große Bedeutung wird der romanischen Komponente aber von einigen Forschern zugemessen, wenn es um die Frage des Ursprungs des Jiddischen geht. Hier stehen sich im wesentlichen drei Theorien gegenüber: die am weitesten verbreitete und u. a. von Weinreich (1980) vertretene These eines Entstehungsgebietes im Rheinland, für die die romanische Komponente einen hohen argumentativen Stellenwert hat (vgl. z. B. Weinreich 1980), die von Robert D. King, Dovid Katz und vom Verfasser vertretene These eines Entstehungsgebietes im Donaubereich, ein Gebiet etwa von Regensburg bis Prag einschließend (vgl. hierzu zuletzt ausführlich Eggers (1998) und die Rezensionen dieser Arbeit von Birnbaum (im Druck) und King (1998) mit einer guten Zusammenfassung des Argumentationsganges und weiterer Literatur), sowie die sogenannte Sorbenhypothese: Jiddisch als ursprünglich slavische Sprache auf sorbischer Grundlage mit einer anschließenden Relexifikation (vgl. Wexler 1991). Während die Sorbenhypothese weithin als unzutreffend angesehen wird, teilt die Diskussion um die beiden anderen Vorschläge aufgrund ihrer weitreichenden Implikationen (z. B. hinsichtlich Entstehungszeit, Grad der Differenzierung
100
I. West- und nordgermanische Sprachen
von der mittelhochdeutschen Ausgangssprache zur Zeit der Entstehung usw.) die heutige Jiddistik in zwei Lager. Auf Einzelheiten hierzu kann jedoch hier nicht eingegangen werden. Die dialektale Differenzierung des Jiddischen wird v. a. auf der Grundlage einer unterschiedlichen Entwicklung einzelner mittelhochdeutscher Vokale vorgenommen. Zur besseren Beschreibung wurde dafür von Max Weinreich (1980, 658 ff.) ein System von Protovokalen entwickelt, von dem aus die betreffenden dialektalen Varianten abgeleitet werden können. Grob gliedert sich das Jiddische in Westjiddisch und Ostjiddisch, wobei das Ostjiddische weiter differenziert wird in die Bereiche Zentraljiddisch (v. a. in Polen), sowie Nordostjiddisch (in Litauen, Lettland, Weißrussland und dem nördlichsten Teil der Ukraine) und Südostjiddisch (im größten Teil der Ukraine mit einer Ausstrahlung einzelner Isoglossen bis nach Podolien und in das Gebiet Nordostpolens). Eine detaillierte Diskussion der Einteilungskriterien in Bezug auf das Protovokalsystem findet sich im ersten Band des Language Atlas of Ashkenazic Jewry (LCAAJ I, 10⫺14 und 50⫺52) mit ergänzenden Karten älterer Einteilungen). Es schließen sich zahlreiche Karten zur geographischen Verteilung der einzelnen Protovokale an, wobei auch die Entwicklung in besonderen lautlichen Umgebungen berücksichtigt wird (LCAAJ I, 53 ff.). Eine Übersichtskarte mit den Einteilungen von F. J. Beranek und M. I. Herzog bietet Best (21988, 48).
2.
Sprachtypologische Grundzüge
Die folgenden Ausführungen zum Lautsystem des Jiddischen orientieren sich weitgehend an der Darstellung Uriel Weinreichs in „Outlines of Yiddish (Descriptive) Dialectology“ (OY(D)D), die ⫺ ergänzt durch Anmerkungen der Herausgeber ⫺ in LCAAJ (I, 16, 44) erneut veröffentlicht wurde. Uriel Weinreich darf aufgrund seiner langjährigen Arbeit am jiddischen Sprachatlas als einer der besten Kenner der jiddischen Dialektologie gelten. Seine Un-
tersuchung aus dem Jahre 1960 markiert immer noch den aktuellen Stand der Forschung, da das Material des LCAAJ de facto nur einem verhältnismäßig kleinen Kreis von Forschern in den USA zugänglich war. Auf diese Weise entstanden in den 60er Jahren einige sehr wertvolle Spezialuntersuchungen, bevor ⫺ wohl auch bedingt durch Uriel Weinreichs Tod im Jahre 1967 ⫺ das Material für viele Jahre in Vergessenheit geriet. Seit Anfang der 90er Jahre arbeitet eine Gruppe von Forschern aus den USA und Deutschland daran, das Material zu sichern und in mehreren Bänden (LCAAJ) herauszugeben und der wissenschaftlichen Öffentlichkeit in breiterem Umfang zugänglich zu machen. Im Vokalsystem unterscheiden alle jiddischen Dialekte drei Stufen von Öffnungsgraden und zwei Arten der Lippenstellung (gerundet : ungerundet). Die Annahme eines zusätzlichen Merkmalpaares (vorne : hinten) ist nur in Teilgebieten des Westjiddischen und einem kleinen Gebiet des Nordostjiddischen an der Grenze zum Zentraljiddischen erforderlich. Alle jiddischen Dialekte weisen Monophthonge und Diphthonge auf. Mit Ausnahme des Nordostjiddischen findet sich in allen jiddischen Dialekten das phonologische Merkmal der Länge und Kürze. Nasalierung erscheint in einigen Dialekten des Jiddischen als kombinatorisches Merkmal (vor folgendem /n/), ist jedoch nirgends distinktiv (LCAAJ I, 19). Das Konsonantensystem des Jiddischen wird in LCAAJ nicht explizit beschrieben. Lediglich die (dialektal oftmals unterschiedlichen) Neutralisierungen einzelner Konsonanten oder ganzer Konsonantengruppen in bestimmten Positionen werden von Uriel Weinreich aufgeführt und von den Herausgebern des LCAAJ in der Regel ausführlich kommentiert. Selbst in neueren Grammatiken und Lehrbüchern des Jiddischen fehlt eine Gesamtdarstellung des Konsonantensystems etwa im Sinne der Strukturellen Phonologie. In vielen Fällen gehen die Autoren sogar noch von den Buchstaben aus, denen Lautwerte zugeordnet werden. Daher soll zunächst ein standardisiertes Konsonantensystem des Jiddischen in Ta-
101
4. Jiddisch
bellenform vorgestellt werden. Dieses deckt den größten Teil des jiddischen Dialektgebietes ab ⫺ lediglich Teile des Westjiddischen (im Elsass, besonders aber in der Schweiz) weichen davon ab (vgl. das folgende Kapitel zur lautlichen Variation). Tab. 4.1: Konsonantensystem des Jiddischen
Plosive Frikative Affrikaten Sonoranten
labial
dental
alveolar guttural
p:b f:v
t:d s:z ts : dz n
sˇ : zˇ tsˇ : dzˇ
m
k:g x
Außerhalb dieser Lokalisierungsreihen stehen die Phoneme /h/ (ähnlich wie im Deutschen ein „unbestimmtes Konsonantenphonem“, vgl. Trubetzkoy 61977, 133 f.), /j/ als palataler Gleitlaut und die Sonoranten /r/ (phonetisch apikal realisiert, phonemisch als nichtlaterale Liquida zu werten) und /l/ (laterale Liquida). Zur entsprechenden Einordnung von /r/ und /l/ vgl. Trubetzkoy (61977, 133). Die dort vorgestellte Argumention kann auch auf das Jiddische angewandt werden. Innerhalb jeder Lokalisierungsreihe finden sich an den meisten Stellen Phonempaare, deren Elemente sich im Sinne Trubetzkoys durch eine Überwindungsartkorrelation zweiten Grades unterscheiden (vgl. Trubetzkoy 61977, 138 ff.). Anders als im Deutschen, wo die Wahl der Überwindungsartkorrelation in der Literatur strittig ist (Stimmbeteiligungskorrelation oder Spannungskorrelation?) geht man für das Jiddische im allgemeinen von einer Stimmbeteiligungskorrelation aus. Vergleiche so z. B. Max Weinreich 1980; Uriel Weinreich in LCAAJ I (auch wenn dieser in LCAAJ I, 36 einleitend terminologisch etwas unklar bemerkt: „All Yiddish dialects distinguish ‘strong’ and ‘weak’ consonants, but the phonetic feature which characterises them differs.“); Katz 1987; Lockwood 1995 oder Weissberg 1988. Unklar ist das Vorhandensein phonologisch palataler Konsonanten im Jiddischen. Aufgrund ihrer geographisch eingeschränkten Verteilung und des Fehlens von echten Minimalpaaren zu ihrem Nachweis wird
hier auf die Annahme palataler Konsonanten für das idealisierte System des Jiddischen verzichtet. Das Problem wird im folgenden Kapitel unter Einbeziehung der regionalen und sozialen Varianz (Dialektgebiete und Alter der Sprecher) genauer diskutiert. Schließlich sei noch mit Lockwood (1995, 5 f.) auf eine Reihe weiterer Assimilationen hingewiesen, die in aller Regel regressiv verlaufen: a) „Vor stimmlosen Konsonanten werden b, d, g, v, z, zh stimmlos“; b) „Vor gleichartigen Konsonanten findet totale Assimilation mit regelmäßiger Vereinfachung der daraus resultierenden Doppelkonsonanz statt“; c) „Nach stimmlosen Konsonanten wird z stimmlos“; d) „Vor k, g wird n zu [n]“; e) „Vor b, d, g, z werden stimmlose Konsonanten stimmhaft“. Es findet sich kein Hinweis auf eine dialektale Einschränkung dieser Regeln, sodass sie hier für die Gesamtsprache Jiddisch angeführt werden. Das Kartenmaterial des LCAAJ I liefert leider ebenfalls keine Hinweise auf die genannten Assimilationen und ihre geographische Verteilung. Eine deutliche geographische und dialektale Verteilung zeigt dagegen das Vorhandensein oder Fehlen des Phonems /h/ im Anlaut. Es fehlt im Südostjiddischen und in einem daran angrenzenden kleinen Teil im Süden des nordostjiddischen Sprachgebietes. In allen übrigen westjiddischen und ostjiddischen Dialekten ist es vorhanden. Zusammen mit den bereits diskutierten Themen Verlust der Längen : Kürze-Distinktion (im Nordostjiddischen und mit Einschränkungen (nur für die Vordervokale) auch im Südostjiddischen, nicht aber im Zentraljiddischen und Westjiddischen), Auslautverhärtung (im Zentraljiddischen vorhanden, nicht aber im Nordostjiddischen und Südostjiddischen) und Zusammenfall der Sibilantenreihen (im Nordostjiddischen, nicht aber im Zentraljiddischen und Südostjiddischen) bildet das Fehlen eines anlautenden /h/ die von Uriel Weinreich 1963 diskutierten „Four riddles in Bilingual Dialectology“ (die hier aufgeführten Lokalisierungen beziehen sich ebenfalls auf die Angaben bei Weinreich 1963). Um „Rätsel“ handelt es sich deshalb, weil die Erscheinungen nicht
102 unmittelbar aus dem Sprachkontakt mit den jeweiligen lokalen Umgebungssprachen erklärt werden können. Vgl. mit z. T. unterschiedlichen Erklärungen dazu Weinreich 1963 und King 1987 und 1988. Hinsichtlich der prosodischen Merkmale sei zunächst nur angemerkt, dass das Jiddische einen dynamischen Akzent besitzt, dessen Position je nach Komponentenzugehörigkeit des betreffenden Wortes verschieden ist. Näheres hierzu findet sich im folgenden Kapitel. Bezüglich der Morphologie des Jiddischen lassen sich gleichfalls einige Grundzüge feststellen. So ist das Jiddische eine flektierende Sprache. Es werden drei Genera unterschieden: Maskulinum, Femininum, Neutrum. Variationstypologisch auffällig ist ein Verlust des Neutrums im Nordostjiddischen. Die standardjiddischen Neutra verteilen sich in diesem Dialekt (wie im übrigen auch im amerikanischen Jiddisch) auf das Maskulinum und das Femininum, ohne dass dabei eine Regelmäßigkeit zu erkennen ist (zur diachronen Herausbildung dieser Erscheinung vgl. Kapitel 4). Wie im Deutschen werden zwei Numeri (Singular und Plural) unterschieden und es gibt vier Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Im Bereich der Flexion dominiert das Prinzip der Affigierung (v. a. der Suffigierung). Hinzu treten Vokalalternationen im Stamm, die historisch gesehen sowohl Ablaut- als auch Umlauterscheinungen sein können. Dabei ist jedoch nicht selten eine vom Deutschen unabhängige Entwicklung im Jiddischen festzustellen. Vokalalternationen in hebräisch-aramäischen Lexemen des Jiddischen reflektieren dagegen in der Regel genau die Gegebenheiten der semitischen Vorlagesprache. Die für die Flexion verwendeten Affixe stammen zumeist aus der deutschen Komponente des Jiddischen. Eine auffällige Ausnahme bilden zwei Pluralsuffixe (-(e)s und -im), die wohl hebräisch-aramäischen Ursprungs sind. Das erste der beiden wird jedoch von einigen Forschern der romanischen oder gar der deutschen Komponente zugesprochen. Eine wesentlich bessere Erklärung bietet King 1990, der den s-Plural
I. West- und nordgermanische Sprachen
bei nichthebräischen Wörtern des Jiddischen als eine analogische Erweiterung des ursprünglichen hebräisch-aramäischen s-Plurals in Verbindung mit hebräisch-aramäischen Lexemen sieht. Eine romanische Herkunft weist er zu Recht zurück, da ein apikales /s/ der älteren romanischen Sprachen im Jiddischen regelmäßig ein palatoalveolares /sˇ/ ergab und dies gerade beim Pluralsuffix nicht der Fall war (King 1990, 51). Etwas anders ist die Situation im Bereich der Wortbildung. Hier findet sich neben zahlreichen wortbildenden Suffixen aus dem Mittelhochdeutschen, die ihre Produktivität im Jiddischen auch durch ihre Kombinierbarkeit mit Wortstämmen aus anderen Komponentensprachen belegen, eine Vielzahl slavischer Suffixe, die ebenfalls mit Elementen aus allen übrigen Komponenten verbunden werden können und die besonders charakteristisch für die Derivation im Jiddischen sind. Das Verbalsystem des Jiddischen weist sowohl kategorial als auch in Bezug auf die Formenbildung einige auffällige Unterschiede zum zugrunde liegenden deutschen System auf. Dies ist für die einzelnen Kategorien Tempus, Modus, Genus verbi und Aspektualität im Kapitel zur morphologischen Variation zu zeigen. Im Bereich der Syntax ist die Verbzweitstellung des Jiddischen bemerkenswert, die ⫺ im Gegensatz zum Deutschen ⫺ auch in untergeordneten Sätzen beibehalten wird. Wie das Deutsche weist das Jiddische aber auch eine gewisse Flexibilität bei der Wortstellung auf. Ein Problem bleibt angesichts der nicht sehr systematischen Darstellung der Syntax in den gängigen Grammatiken und Lehrbüchern die Trennung von stilistisch bedingten Sonderfällen und den eigentlichen Regeln. Selbst das grundlegende Prinzip der Verbzweitstellung kann jederzeit durchbrochen werden, wenn ein lebendiger Erzählstil angestrebt wird. Im Kapitel zur syntaktischen Variation soll daher zunächst versucht werden, die grundlegenden Wortstellungsschemata des Jiddischen zu bestimmen. Dann wird das Verhältnis von Haupt- und Nebensätzen diskutiert und schließlich mit der doppelten
4. Jiddisch
Negation eine auffällige typologische Besonderheit gegenüber dem Neuhochdeutschen aufgegriffen. In diesem Kapitel wird wiederum besonderer Wert darauf gelegt werden, die Ursprünge einzelner Erscheinungen im Jiddischen zu beleuchten, die in der auch typologisch besonders interessanten Komponentenstruktur der Sprache begründet sind.
3.
Lautliche Variation
Das typologisch einfachste monophthongische Vokalsystem des Jiddischen findet sich im Nordostjiddischen. Aufgrund des Nichtvorhandenseins eines distinktiven Unterschiedes von Länge und Kürze ergibt sich bei den Monophthongen ein symmetrisches Dreiecksystem mit einem maximal offenen Vokal /a/ und jeweils zwei Vokalen (ungerundet : gerundet) mittleren Öffnungsgrades (/e/ : /o/) und minimalen Öffnungsgrades (/i/ : /u/). Daneben gibt es im ganzen Nordostjiddischen zwei ungerundete Diphthonge (geschlossenes /ej/ und offenes /aj/), in einigen Teilgebieten tritt ein gerundeter Diphthong in regional verschiedener Ausprägung (/Uu/, /ou/, /au/) und ein gemischter Diphthong, ebenfalls regional unterschiedlich (/eu/, /oj/) hinzu (LCAAJ I, 20). Unsicher sind die Daten nach Weinreich in der Frage, ob sich im westl. Kurland und nordwestl. Litauen doch eine Längenunterscheidung bei den Vokalen mittleren und minimalen Öffnungsgrades findet. Nicht differenziert wird bei /a/, wobei neuere Lehnwörter aus dem Deutschen diese Lücke wiederum füllen könnten. Sollte eine erneute Analyse des Datenmaterials diese Vermutung bestätigen, so könnte dies ein Indiz für eine erneute Annäherung des Nordostjiddischen an die phonologischen Systeme der übrigen Dialekte sein (vgl. hierzu LCAAJ I, 20). Ein zweites völlig symmetrisches Dreiecksystem findet sich im Westjiddischen (außer in Holland und im Elsass). Verglichen mit dem monophthongischen System des Nordostjiddischen gibt es zu allen dort vorhandenen Vokalen jeweils lange Entsprechungen. Bemerkenswert ist, dass das
103 System in einigen Gebieten (Burgenland, westl. Slovakei und westl. Ungarn) bei minimaler Öffnung vordere gerundete Vokale (/ü/ und /ü:/) statt der erwarteten hinteren gerundeten Vokale (/u/ : /u:/) aufweist. Diese treten im übrigen Gebiet des Westjiddischen auf: im Sudetenland, in der Schweiz und auch in Deutschland (vor dem weitgehenden Aussterben des Westjiddischen dort gegen Ende des 18. Jahrhunderts). Im Vergleich zum Nordostjiddischen mit seiner aufgegebenen Längendistinktion ist im Westjiddischen das System der Diphthonge weniger umfangreich und regional einheitlicher. Im /ü/-Gebiet gibt es drei Diphthonge (/aj/, /au/, /oj/), im /u/-Gebiet dagegen nur zwei (einen ungerundeten, /aj/, und einen gerundeten /ou/ oder /au/, vermutlich als Resultat eines frühen Zusammenfalls) (LCAAJ I, 20). Typologisch auffällig ist eine Asymmetrie in den westjiddischen Systemen des Elsass und in Holland. Hier zeigt einzig der gerundete Vokal des minimalen Öffnungsgrades (/ü/ im Elsass und /u/ in Holland) keine Längendistinktion. Phonetisch sind beide Vokale lang. Dem in Holland üblichen westjiddischen Monophthongsystem entspricht das System des Zentraljiddischen. Anders als im holländischen Jiddisch ist dort die phonetische Länge oder Kürze des /u/ aber kontextuell bedingt (zu den recht komplizierten und offenbar auch nicht eindeutig aus dem Material erkennbaren Bedingungen vgl. LCAAJ I, 21 und besonders 25, Abschnitt 1.3121). Sehr einfach ist dagegen das Diphthongsystem des Zentraljiddischen mit zwei Diphthongen: /aj/ und /oj/ (LCAAJ I, 21). Bleibt noch das System des Südostjiddischen. Dieses zeigt die schon aus dem Zentraljiddischen bekannte Asymmetrie (Aufgabe der Längendistinktion nur bei den gerundeten Vokalen) in verstärkter Weise. Nicht nur der minimal offene Vokal (/u/), sondern auch das mittlere /o/ weist keine Längendistinktion auf. Das Diphthongsystem entspricht dem des Zentraljiddischen: /aj/ und /oj/. Komplizierte Zwischensysteme gibt es vor allem im Übergangsgebiet zwischen dem Zentraljiddischen und dem Nordostjid-
104
I. West- und nordgermanische Sprachen
dischen und Südostjiddischen, vgl. LCAAJ I, 21. Zu diesem aus dialektologischer und auch sprachhistorischer Sicht wohl interessantesten Gebiet des Jiddischen in Nordpolen und den nördlich und östlich daran angrenzenden Gebieten vgl. die ausgezeichnete Untersuchung von Marvin I. Herzog (1965), in der das entsprechende Material des LCAAJ umfassend ausgewertet wurde und die das darin verborgene Potential auch in variationstypologischer Hinsicht sehr deutlich zeigt. Bezüglich der Monophthonge in jiddischen Dialekten ergibt sich zusammenfassend das folgende Bild: Tab. 4.2: Monophthonge in jiddischen Dialekten (i:) i
u/ü ((u:/ü)) (e:) e
o ((o:)) (a:) a
Die einfachen Klammern deuten die Nichtdistinktivität von Länge und Kürze in einigen Dialekten an, die doppelten Klammern im Bereich der mittleren und engen gerundeten Vokale die entsprechende Nichtdistinktivität nur in diesem Bereich. Das System der jiddischen Diphthonge ist so kompliziert, dass eine analoge Darstellung nicht möglich ist (bzw. wenig anschaulich wäre). Abschließend muss noch betont werden, dass auch das System der Monophthonge nur aus typologischer (bzw. synchroner) Sicht einigermaßen einheitlich wirkt. Sprachgeschichtlich-genealogisch gesehen gehen gleiche Phoneme in den verschiedenen Systemen keineswegs auf gleiche Protovokale zurück, sodass die Verhältnisse in der Realität wesentlich komplizierter sind und sich die Aussprache in den Dialekten weit mehr unterscheidet, als dies in den Unterschieden der Systeme zum Ausdruck kommt. Vgl. zu den unterschiedlichen Entwicklungen der Protovokale unter Einbeziehung kontextueller Besonderheiten und der damit verbundenen Einteilung der jiddischen Dialekte Uriel Weinreich in LCAAJ (I, 24⫺34). Besonders sei hier auf die Übersichtsdarstellung in LCAAJ (I, 35) hingewiesen, in der die Herausgeber des LCAAJ
die historische Herausbildung der ostjiddischen Dialekte in Form von 17 (teilweise) geordneten Lautwandelregeln nachzeichnen. Da es sich dabei aber um genealogische (und nicht typologische) Fragen handelt, kann dies hier nicht weiter ausgeführt werden. Aus typologischer Sicht sind schließlich noch mögliche Aufhebungspositionen phonologischer Gegensätze bemerkenswert. Weinreich führt hierzu Folgendes an: Der Länge : Kürze-Gegensatz wird in allen Dialekten, die dieses Merkmal besitzen, in betonter Position am Wortende aufgehoben. Hier erscheint der Vokal stets lang (LCAAJ I, 21). Eine andere wichtige Aufhebungsposition ist die Umgebung vor /r/ und /x/ (LCAAJ I, 21 f.). Auch hier kommt es zur Neutralisierung der vokalischen Länge (besonders deutlich bei der Quantitätsneutralisierung von /a/ und /a:/ im Südostjiddischen) und oftmals zur Veränderung des Öffnungsgrades des betreffenden (ungerundeten) Vokals. Auch eine Neutralisierung aller drei Öffnungsgradstufen ist möglich, d. h. /i/, /e/ (auch /e/ < /i/) und /a/ fallen in einzelnen Lexemen zu /a/ zusammen. Unterschiedlich ist je nach Umgebung die geographische Ausdehnung: vor /x/ ist die Öffnungsgradneutralisierung im Zentraljiddischen sehr oft zu finden (mit zahlreichen Einzelbelegen auch für /i/ > /a/), ebenso, jedoch überwiegend mit Belegen für /i/ > /e/, im Südostjiddischen und in den südosteuropäischen Verbreitungsgebieten des Westjiddischen. Sie fehlt dagegen völlig im Westjiddischen in Deutschland und im Norden und Westen des heutigen Polen (vgl. hierzu Karte 9 in LCAAJ I, 58). Vor /r/ dagegen ist dieses westliche Gebiet des Westjiddischen in vollem Umfang einbezogen, wobei das Zentraljiddische und das Südostjiddische sich sehr ähnlich verhalten wie vor /x/: in der Regel Öffnung von /i/ > /e/, im Zentraljiddischen mit vielen Einzelbelegen zu /a/, im Westjiddischen aber, besonders in Ungarn, sogar in einem der Belegwörter eine regelmäßige Öffnung zu /a/ (vgl. Karte 10 in LCAAJ I, 59). Als interessante Parallele aus der Lehnwortforschung kann angeführt werden, dass deutsche Lehnwörter im
4. Jiddisch
Altpolnischen (also in dem Gebiet, das größtenteils vom Zentraljiddischen abgedeckt wird) die gleichen Veränderungen (vor allem /e/ > /a/ vor /r/) zeigen (vgl. z. B. Eggers 1988). Auffällig ist, dass im Nordostjiddischen derartige Neutralisierungen des Öffnungsgrades nicht zu finden sind. Dagegen ist für diese Varietät des Jiddischen eine Neutralisierung zwischen Monophthongen und Diphthongen in bestimmten Umgebungen charakteristisch: vor [n] und vor Vokalen, d. h. die Sequenzen VV und VjV werden nicht unterschieden (vgl. LCAAJ I, 22, die Abschnitte 1.2312 f., sowie die Karten 11 und 12 in LCAAJ I, 60 und 61). Auch kann hier (nicht phonemisches) [h] als automatischer Gleitlaut in Vokalclustern auftreten (VV > VhV). Besonders deutlich wird die Sonderstellung des Nordostjiddischen bei den Neutralisierungen in unbetonter Position. In offenen und geschlossenen Silben vor der betonten Silbe und in geschlossener Silbe nach der betonten Silbe bewahrt das Nordostjiddische alle Vokaldistinktionen, während es in den übrigen Dialektgebieten zu sehr weitreichenden Neutralisierungen kommt. In allen anderen unbetonten Positionen neutralisiert zwar auch das Nordostjiddische, jedoch kommt es im Gegensatz zu den meisten übrigen Dialekten des Jiddischen fast nie zur Bildung eines unbestimmten Vokals (/e/). Zu Einzelheiten dieses sehr komplexen Themenbereiches vgl. LCAAJ I, 22 ff. Schließlich noch einige Anmerkungen zur Betonung im Jiddischen, die in der Literatur recht unterschiedlich und oftmals unsystematisch beschrieben wird. Wichtig ist es, die einzelnen Komponenten des Jiddischen ⫺ hier also die etymologische Herkunft des betreffenden Lexems ⫺ zu berücksichtigen. In der germanischen Komponente wird in aller Regel die Betonung des zugrunde liegenden deutschen Wortes beibehalten. Dies ist in der Regel eine Anfangsbetonung, seltener (z. B. bei einigen Präfigierungen) auch eine Betonung auf der zweiten Silbe. Anders verhält es sich in der hebräischen Komponente. Hebräische Wörter weisen in der Regel eine Endbetonung auf und stehen damit in völligem Gegensatz
105 zu den zahlenmäßig häufigeren etymologisch deutschen Wörtern. Wohl aus diesem Grund verlagert das Jiddische bei den hebräischen Lexemen die Betonung etwas nach vorne. Es entsteht also in vielen Fällen eine Paenultimabetonung (vgl. Katz 1987, 36). Lockwood (1995, 6) bestätigt diese Regel indirekt für zweisilbige Wörter, schränkt jedoch für mehrsilbige ein: „Bei mehrsilbigen Lehnwörtern liegt der Ton zwar am häufigsten auf der vorletzten Silbe, doch sind hier die Betonungsverhältnisse komplizierter; infolgedessen setzen wir jedesmal den Akut“. Die Beispiele Lockwoods bestätigen allerdings wiederum nur die Paenultimabetonung auch bei mehrsilbigen hebräischen Wörtern. Offenbar liegt der Grund für die Unsicherheit bei der Regelformulierung eher in der verwendeten Terminologie. Dies wird deutlich, wenn es um die Frage geht, ob Suffixe eine Auswirkung auf die betonte Position haben. Lockwood (1995, 6) verneint dies generell. Katz (1987, 35) dagegen lehnt es zwar für die germanische Komponente ebenfalls ab (für Wortbildung und Flexion), aber er bejaht es andererseits für die hebräische Komponente (1987, 36). Die Lösung dieses Widerspruches besteht darin, dass Lockwood Suffixe aus der germanischen Komponente mit einem hebräischen Wort kombiniert, sich also im Bereich der Wortbildung befindet (z. B. kha´ver ‘Freund’, kha´vershaft ‘Freundschaft’, kha´verish ‘freundschaftlich’, usw.), während Katz Suffixe hebräischen Ursprungs im Bereich der Formenbildung (z. B. khave´yrim ‘die Freunde’ (Nom. Pl.)) anführt. Während im ersten Fall eine Synthese von Elementen stattfindet, die so nur im Jiddischen selbst möglich ist, kann man im zweiten Fall davon ausgehen, dass die Synthese von Stamm und Suffix bereits im Hebräischen stattgefunden hat und die Pluralform nicht im Jiddischen gebildet, sondern als Gesamtheit aus dem Hebräischen übernommen wurde. Hierfür spricht auch die auffällige Vokalisierung der betonten Silbe in Katz’ Beispiel. Damit ist die Katz’sche Form eine Bestätigung für seine Paenultimaregel und steht trotzdem nicht im Widerspruch zu Lockwoods Aussage hinsichtlich der Nichtbeeinflussung
106 durch Suffixe (ein Prinzip wiederum, das im Einklang mit dem Deutschen steht). Es scheint sogar so zu sein, dass das hebräische Wort durch die Kombination mit einem nicht hebräischen Affix in gewisser Weise seinen Status als Hebraismus verliert. Hierfür sprechen auch präfigierte Formen wie z. B. a´jnchazern ‘sich einprägen, auswendig lernen’. Hier folgt die Betonung wiederum dem deutschen Muster. Schließlich klärt sich auf diese Weise auch der scheinbare Widerspruch bei der Betonung mehrsilbiger Hebraismen. Von der Paenultimabetonung wird nur dann abgewichen, wenn ein mindestens zweisilbiges hebräisches Wort mit einem nichthebräischen Suffix kombiniert wird. Kommen wir nun zur slavischen Komponente. Lockwood (1995, 6) setzt diese mit der semitischen Komponente gleich, was jedoch angesichts des Datenmaterials, das er sogar selbst liefert, unhaltbar ist. Zur Klärung sei zunächst darauf verwiesen, dass die slavischen Sprachen in Bezug auf die Betonung typologisch sehr verschiedenen Klassen angehören. Das Polnische weist eine Paenultimabetonung auf (wobei sich die Betonung bei Suffigierung und Flexion stets wieder auf die vorletzte Silbe des morphologisch erweiterten Wortes legt), das Russische besitzt einen variablen, phonologischen Akzent, das Tschechische dagegen eine Anfangsbetonung. Alle Beispiele für Betonungen slavischer Wörter, die von Lockwoods Paenultimaregel abweichen, sind aber eindeutig als ostslavische (mit einiger Sicherheit russische) Wörter zu erkennen. Sie folgen genau der Betonung im Russischen. Bedenkt man weiter, dass der größte Teil des slavischen Wortschatzes im Jiddischen aus dem Polnischen stammt, so sollte man die Regel für die slavische Komponente ganz anders formulieren: die Betonung der slavischen Wörter wird im Jiddischen in der Regel beibehalten. Die so formulierte Regel entspricht genau der Regel, die oben für die germanische Komponente aufgestellt werden konnte und bestätigt damit die schon für andere Bereiche des Jiddischen erkennbare Abgrenzung der semitischen Komponente
I. West- und nordgermanische Sprachen
von allen indogermanischen Komponenten des Jiddischen. Die Betonungsregel für das Jiddische lässt sich also folgendermaßen formulieren: Die Betonung der Wörter in der germanischen und in der slavischen Komponente folgt der Betonung in den jeweiligen Ausgangssprachen. Die semitischen Elemente zeigen dagegen in der Regel Paenultimabetonung, wobei eine Suffigierung mit nichthebräischen Elementen die Position der Betonung nicht verändert. Anfangsbetonte deutsche Präfixe behalten ihre Betonung dagegen auch in Kombination mit Elementen aus anderen Komponenten des Jiddischen. Zu regionalen oder dialektalen Besonderheiten bei der Betonung liegen keine Informationen vor. Bei den jiddischen Konsonanten ist in variationstypologischer Hinsicht vor allem die abweichende Realisierung der Überwindungsartkorrelation zweiten Grades interessant. Hier unterscheiden sich zwei Varietäten des Westjiddischen deutlich von allen übrigen Dialekten. Zunächst das Jiddische im Elsass. Hier ist der Gegensatz der Stimmbeteiligung offenbar weitgehend aufgehoben. So stellt Max Weinreich (1980, 435), fest, dass es im Elsass (und im Schweizer Jiddisch) zu einem völligen Zusammenfall von /b d g/ mit /p t k/ komme, der seine Ursache in der mittel- und oberdeutschen Entwicklung dieser Laute habe (stimmlose Fortes werden zu Lenes, stimmhafte Lenes verlieren ihre Stimmhaftigkeit). Noch weiter geht Uriel Weinreich in LCAAJ (I, 36): „We find an extreme case in the Yiddish of Alsace where the following oppositions appear to have been eliminated: d/t, b/p, z/s, zˇ/sˇ, v/f, r/x; only g/k remains in the phonetic form [g, k/ kh]. The less drastic reductions in other southern German dialects of WY remain to be investigated.“ Die Aussagen von Max und Uriel Weinreich widersprechen sich also in dieser Frage. Die Sprachkarten des LCAAJ I geben zu /g/ : /k/ ebenfalls keine Auskunft. Lediglich das Gebiet mit Neutralisierung des anlautenden /d/ : /t/ wird verzeichnet. Es umfasst das Elsass und etwa den gesamten hochdeutschen Sprachraum in Deutschland und Österreich (vgl.
4. Jiddisch
LCAAJ I, 99). über die phonetische Art der Neutralisierung sagt diese Karte jedoch nichts aus. Bei den labialen Frikativen im Schweizer Jiddisch plädiert Uriel Weinreich (unter Berufung auf Guggenheim-Grünberg 1958, 96) sogar für eine phonologische Dreiteilung in stimmhafte und stimmlose Lenes sowie stimmlose Fortes (/v/, /vø / und /f/). Ebenfalls eine Dreiteilung führt Weinreich (diesmal unter Berufung auf Beranek 1957) für die westjiddischen stimmlosen Plosive auf dem Gebiet Westdeutschlands an. Hier gibt es stimmlose unaspirierte, stimmlose aspirierte und stimmhafte Konsonanten (/p/, /ph/ und /b/). Unklar sind die Verhältnisse im Übergangsgebiet vom Westjiddischen zum Zentraljiddischen und im Westjiddischen des Sudetenlandes. Zu diesem Themenkomplex vgl. LCAAJ I, 36. Angesichts der Tatsache, dass z. B. Dovid Katz (1987, 31) feststellt, dass Aspiration der Plosive im Jiddischen nicht auftrete (also nicht einmal phonetisch, Verf.), erstaunt die summarische Aussage Uriel Weinreichs in LCAAJ (I, 36): „As a rule, the voicing opposition in Alsace takes the phonetic form unaspirated/aspirated.“ All dies zeigt, dass es erhebliche Unsicherheiten in der Beschreibung der Überwindungsartkorrelation zweiten Grades im Westjiddischen gibt (Vorhandensein, phonetische Realisierung). Im Ostjiddischen dagegen besteht ein eindeutiger Stimmbeteiligungsgegensatz, der sich überall auch phonetisch als Gegensatz stimmhaft : stimmlos ausdrückt. Wie in Kapitel 2 bereits angedeutet, muss an dieser Stelle die Frage nach phonologisch distinktiver Palatalität jiddischer Konsonanten erörtert werden. Uriel Weinreich bemerkt zwar (LCAAJ I, 39): „It appears that in all of EY, and particularly in its eastern part, palatality functions as a distinctive articulatory feature. However, the functional load of the opposition between palatal and dental consonants is low, and it is almost impossible to find interdialectally valid minimal pairs with which to test it.“ Festhalten lässt sich zunächst, dass demnach offenbar nur dentale Konsonanten be-
107 troffen sind. In einem gewissen Kontrast dazu steht, dass es die meisten Belege für eine mögliche Palatalität für die laterale (nach dem hier vorgestellten System außerhalb der Lokalisierungsreihe stehende) Liquida /l/ gibt. Zweifelhaft ist, ob man tatsächlich eine Palatalitätskorrelation annehmen muss. In der Tat führt Weinreich nur ein einziges richtiges Minimalpaar an (nit ‘nicht’ vs. n˜it ‘Braunheit (von Brot)’). Die meisten der übrigen Beispiele ließen sich leicht auch als kontextuell bedingte Palatalisierungen interpretieren. Auch sind die Beispiele, die eindeutig unabhängig vom Kontext (d. h. nicht vor vorderem, sondern vor hinterem Vokal) einen palatalen Konsonanten zeigen, von ganz besonderer Art. Es handelt sich in allen Fällen um Lexeme, die aus einer slavischen Sprache stammen und dort bereits deutlich palatalisiert ausgesprochen werden. In diesem Falle (und nur dann!) erscheint im Jiddischen in der geschriebenen Form ein eingeschobenes „jod“ zur Kennzeichnung der Palatalität (z. B. jidd. graph. ljalke, phonetisch λaλke; vgl. zu dieser graphemischen Konvention auch Lockwood 1995, 5). Das Muster, die Palatalität auf diese Weise zu kennzeichnen, könnte aus dem Polnischen übernommen worden sein, wo vor zahlreichen Konsonanten ebenfalls ein Graphem zwischen Konsonant und folgendem hinteren Vokal eingefügt wird. Zahlreiche Lexeme, die im Jiddischen diese graphemische Auffälligkeit zeigen, weisen aber auch auf ostslavische Vorbilder, sodass der Hinweis der Herausgeber des LCAAJ (I, 39), die Palatalität bei /n/ : /n˜/ sei ein Merkmal des Südostjiddischen, von hier Unterstützung erfährt. Dovid Katz (1987) verzichtet (wohl zu Recht) in seiner Grammatik auf jeden Hinweis zu einer Palatalitätskorrelation. Er führt lediglich an, dass viele ältere Sprecher aus Osteuropa noch immer ein „hartes“ (d. h. nicht palatales) /l/ von einem „weichen“ (palatalen) unterscheiden. Diese Differenzierung verliere aber im modernen gesprochenen Jiddisch rapide an Boden und fände sich am häufigsten vor einem folgenden jod. Das Beispiel kljamke, das er zur Illustration benutzt, passt wiederum perfekt
108 in die gerade skizzierte Gruppe slavischer Wörter. Die Ausführungen Katz’ zeigen, dass das Bewusstsein eines Palatalitätsunterschiedes bei den Sprechern schnell abnimmt und untermauert unsere Argumentation für einen Verzicht auf die Palatalitätskorrelation von einer anderen Seite erneut. Auch die kontextuell bedingten Palatalisierungen konzentrieren sich auf das Südund Nordostjiddische und in geringerem Umfang auf das Zentraljiddische. Vor /i/ und /e/ palatalisieren einige Sprecher des Nord- und Südostjiddischen grundsätzlich alle Konsonanten, bei /l/ vor /i/ gilt dies auch im Zentraljiddischen. Typologisch interessanter sind die progressiven Palatalisierungen, die sich vor allem im Zentraljiddischen und Südostjiddischen finden lassen: /l/ nach /i/ (oder /j/ aus Diphthongen); /k/ und /g/ im Auslaut nach /i/; schließlich /n/ nach anlautendem /k/ (dies nur im westlichen Teil des Südostjiddischen und im östlichen Zentraljiddischen im Gebiet von Chełm). Aus variationstypologischer Sicht sind auch einige konsonantische Neutralisierungen von Interesse, da sie zeigen, wie die Komponenten des Jiddischen regional ineinandergreifen. LCAAJ (I, 96, Karte 47) zeigt, dass in Wörtern aus der germanischen Komponente des Jiddischen im Anlaut die Phoneme /s/ : /z/ nicht distinktiv sind. Phonetisch ist der Archiphonemstellvertreter im Westjiddischen im hochdeutschen Sprachgebiet und in Tschechien und Teilen der Slowakei ein stimmloses [s], in Teilen des Nordostjiddischen in einem Streifen entlang der Memel über Vilnius bis nach Mogilev mit einem markanten Ausläufer bis hoch in das Gebiet Lettlands ein [zˇ] und schließlich im Westjiddischen im nördlichen, niederdeutschen Sprachgebiet, im Zentraljiddischen und im übrigen Ostjiddischen ein [z]. Der auffällige alveolare Frikativ im Nordostjiddischen fällt mit einem ebenfalls in diesem Dialekt vorliegenden Zusammenfall der dentalen und der alveolaren Reihe zusammen („merger of hussing and hissing consonants“ in weiten Teilen des Nordostjiddischen (einschließlich des kurländischen Jiddisch), jedoch nicht in Ostpreußen und
I. West- und nordgermanische Sprachen
einem großen Gebiet im Westen Litauens und im Süden Lettlands (vgl. dazu LCAAJ I, Karte 65). Bei den etymologisch deutschen Wörtern wird also im Süden Deutschlands die in den dortigen deutschen Dialekten nicht seltene stimmlose Aussprache übernommen, in allen übrigen Gebieten Deutschlands, aber auch ganz Osteuropas, trifft man dagegen auf die standarddeutsche stimmhafte Variante im Anlaut. Die alveolare Aussprache des Nordostjiddischen ist dagegen eine Sonderentwicklung, die ihren historischen Ausgangspunkt vermutlich in den masurierenden polnischen Mundarten im Norden Polens hat. Die sogenannte „mazurzenie“ konnte aber wohl nur deshalb auf das Jiddische einen solchen Einfluss ausüben, weil im Mittelhochdeutschen eine im Vergleich zu späteren Zeitstufen größere phonetische Nähe zwischen (z. B.) [s] und [sˇ] usw. bestand. (Vgl. ausführlicher Weinreich 1952 und Eggers 1998, 85⫺89). Interessant ist die Verteilung von /s/ und /z/ in Wörtern der semitischen Komponente. Die regional-dialektale Verteilung von /z/ im Anlaut hebräischer Wörter entspricht der der deutschen Wörter. Abweichend davon gibt es im Westjiddischen an der nördlichen Grenze des hochdeutschen Sprachgebietes sowie in Tschechien und Teilen der Slowakei jedoch einen breiten Übergangsstreifen mit /s/- und /z/-Belegen. Die Neutralisierung und die Verteilung des Archiphonemstellvertreters entspricht also der der deutschen Komponente, womit unterstrichen wird, dass in dieser Frage das Standarddeutsche als Vorbild gedient hat und es nur in davon abweichenden hochdeutschen Sprachgebieten durch die dortigen Dialekte überlagert wurde. Ein Problem ergibt sich bei /s/ im Anlaut hebräischer Wörter. Die stimmlose Variante entspricht den dialektalen süddeutschen Gegebenheiten im Deutschen, sodass dort erwartungsgemäß der Archiphonemstellvertreter [s] erscheint. Aber auch im gesamten Zentral- und Ostjiddischen finden wir die Aussprache [s], im Nordostjiddischen wiederum einige (allerdings recht kleine) Gebiete mit alveolarem [sˇ]. Die Realisierung als stimmloser Konsonant widerspricht aber den Regeln, die für die Wörter der deut-
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4. Jiddisch
schen Komponente gelten. Mithin müssen wir also für das Zentral- und das Ostjiddische ein phonologisches Subsystem für die hebräische Komponente annehmen: hier sind /s/ und /z/ im Anlaut anders als in der deutschen Komponente nicht neutralisiert. Bleibt schließlich noch das Westjiddische im norddeutschen Raum. Hier ist /s/ im Anlaut ein deutlicher Verstoß gegen die Verteilungsregel im Deutschen, die in dieser Position eine Neutralisierung der Stimmhaftigkeit und einen stimmhaften Vertreter erwarten ließe. Einen stimmhaften Stellvertreter gibt es (aus den genannten strukturell völlig unterschiedlichen Gründen!) jedoch in keinem anderen jiddischen Dialektgebiet, eine Neutralisierung bestenfalls im süddeutschen Jiddisch, das sonst in dieser Frage dem norddeutschen stets genau entgegengesetzt ist. Als Ausweg aus diesem Dilemma wählt das Westjiddische in Vorpommern und im Norden Polens (von Pommern bis Ostpreußen) einen dritten Weg. Es verzichtet auf die Neutralisierung und realisiert aber das Phonem /s/ im Anlaut hebräischer Wörter durch die Affrikate gleicher Stimmbeteiligung und gleichen Artikulationsortes [c]. Ähnliche Regeln wie für die semitische Komponente dürften hier auch für die slavische gelten. Leider fehlen entsprechende Karten und explizite Hinweise hierauf im LCAAJ. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch das Konsonantensystem des Jiddischen regional und dialektal (die Begriffe sind hier deutlich unterschieden: z. B. Westjiddisch im Norden, Westjiddisch im Süden) variiert. Das Vorhandensein eines so markanten Merkmals wie phonologische Palatalität, durch das sich das Jiddische vom Deutschen auffällig unterscheiden und es sich den slavischen Phonemsystemen annähern würde, bleibt aber umstritten. Bemerkenswert ist, dass das Jiddische in den Gebieten mehr zum Ausdruck der Palatalität tendiert, in denen es (ost-)slavische Umgebungssprachen mit einem synchron noch vorhandenen (und nicht nur historisch belegten) eindimensionalen Palatalitätsgegensatz bei den dentalen Verschlusslauten gibt (vgl. synchron russ. mit einer reinen Palatalitätskorrelation /t/ : /t’/ gegenüber poln. /t/ : /c´/ (< älterem /t’/) mit einer eigenen pala-
talen Lokalisierungsreihe als Grundreihe parallel zur Reihe der nichtpalatalen, dentalen Verschlusslaute). Die unterschiedliche Realisierung der Sibilanten im Anlaut zeigt darüber hinaus, dass die konsonantischen Subsysteme des Jiddischen in Bezug auf Verteilungsregeln und Neutralisierungen nicht nur regional und dialektal variieren, sondern auch noch eine komponentenspezifische Varianz aufweisen. Aufgrund der sich daraus ergebenden Komplexität ist eine umfassende Darstellung der verschiedenen konsonantischen Systeme und Subsysteme im hier vorgegebenen Rahmen nicht möglich.
4.
Morphologische Variation
Die Darstellung der morphologischen Variation im Jiddischen soll mit einigen Anmerkungen zur Morphologie des Verbs beginnen. Eine Durchsicht der Grammatiken und Lehrbücher des Jiddischen zeigt, dass die dort vorgenommenen Einteilungen und Beschreibungen recht unterschiedlich sind. Selbst das Vorhandensein einer grammatischen Kategorie wie „Aspekt“ ist in der Jiddistik umstritten. Die Diskussion um diese Frage soll am Ende unserer Ausführungen zum Verbalsystem kurz skizziert werden. Das Jiddische zeigt bei den infiniten Formen des Verbs eine strukturelle Übereinstimmung mit dem Deutschen. Neben dem Infinitiv gibt es im Jiddischen ebenfalls zwei Partizipien: das Partizip Präsens oder auch Partizip I (gebildet mit dem im Jiddischen sehr produktiven Suffix -ndik, z. B. jidd. zayendik ‘seiend’ (dies im Deutschen nur noch in wenigen Lexemen erhalten, z. B. lebendig)) und das Partizip Perfekt (Partizip II). Gegenüber dem Deutschen weist das Jiddische jedoch nur fünf Tempora auf: Präsens, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II. Ein synthetisch gebildetes Präteritum fehlt dagegen (Lockwood 1995, 72). Dieses wird ⫺ ähnlich wie in deutschen Mundarten und in großen Teilen des hochdeutschen Sprachgebietes auch in der Hochsprache ⫺ durch das analytisch gebildete Perfekt ersetzt (z. B. ich bin geven ‘ich bin gewesen, ich war’).
110 Alle finiten Tempusformen außer dem Präsens werden im Jiddischen analytisch gebildet. Sie setzen sich zusammen aus einem synthetisch oder analytisch flektierten Hilfsverb und dem Partizip Perfekt bei den Vergangenheitsformen, bzw. dem Infinitiv bei den Futurformen (Katz 1987, 120). Ebenso wie im Deutschen gibt es Futur I und Futur II, sowie Perfekt und Plusquamperfekt. Die Bildung des Futur II (z. B. ich vel hobn geven ‘ich werde gewesen sein’) und des Plusquamperfekts (z. B. ich bin gehat geven ‘ich war gewesen’) weicht wiederum vom Deutschen ab. Die auffällige Form des Plusquamperfekts mit zwei Partizipien ist eine direkte Folge der Aufgabe des synthetisch gebildeten Präteritums, wie es im Deutschen zur Bildung des Plusquamperfekts verwendet wird. Im Jiddischen tritt auch hier das zusammengesetzte Perfekt an seine Stelle (vgl. den expliziten Hinweis bei Weissberg 1988, 146). Auf eine dialektale Besonderheit der Bildung des Plusquamperfekts ist an dieser Stelle gleichfalls hinzuweisen. Weissberg (1988, 146) erwähnt, dass nur ein Teil des Nordostjiddischen die beiden Hilfsverben hobn und zajn zur Bildung des Plusquamperfekts nutzt (er hot gehat … und er iz geven …), während die übrigen Dialekte die (nach Weissberg ältere) Form iz geven durch iz gehat ersetzt haben. Im Bereich der Modi fehlt der Konjunktiv (Lockwood 1995, 72). Indikativ und Imperativ sind vorhanden. Über die übrigen Modi herrscht in der Literatur Uneinigkeit. Lockwood (1995, 73ff.) führt als weitere Modi Konditional I und II, sowie einen Hortativ an (lomir zayn! ‘seien wir’). Birnbaum (1979, 270) nimmt diese ebenfalls an, wobei er den Hortativ als optativen Modus bezeichnet und die Liste der Modi durch den permissiven, prohibitiven, obligativen und nezessitativen Modus ergänzt. Katz (1987, 121ff.) geht dagegen nicht explizit auf die Frage der Modi ein und führt in seinen Konjugationstabellen nur Indikativ und Imperativ auf. Einigkeit herrscht in Bezug auf drei Personen und zwei Numeri (Singular und Plural), sowie auf zwei Genera verbi (Aktiv und Passiv) im Jiddischen.
I. West- und nordgermanische Sprachen
Die Herausbildung eines Aspekts im Jiddischen wird in der Literatur kontrovers behandelt. Lehrbücher und Grammatiken des Jiddischen gehen in den meisten Fällen von der Existenz eines sogenannten perfektiven Aspekts aus, der durch Präfigierung des Grundverbs gebildet wird und die Abgeschlossenheit einer Handlung anzeigt. Lockwood (1995, 121) nennt als Musterbeispiel das Verbpaar sˇrajbn ‘schreiben’ vs. onsˇrajbn ‘(zu Ende) schreiben’ und gibt Beispiele für seine Verwendung in den unterschiedlichen Zeitstufen. Ebenso findet sich ein Hinweis auf den perfektiven Aspekt bei Katz (1987, 154f.) (wiederum mit dem Beispiel sˇrajbn!) und Weissberg (1988, 220 f., 241 und 247 ff.) Auch Birnbaum (1979, 271) setzt den perfektiven Aspekt an die erste Stelle der von ihm erwähnten Aspektarten. Dennoch ist die Existenz eines perfektiven Aspekts (und damit für die meisten Autoren eines Aspekts schlechthin) als grammatische Kategorie im Jiddischen nicht unumstritten. So spricht Max Weinreich (1980, 528) von „aspectoid forms“, nicht von „aspect“, und auch Birnbaum (1979, 271) zeigt sich eher vorsichtig, eine den slavischen Sprachen entsprechende Kategorie anzunehmen: „The category of aspect serves to convey, beyond the basic meaning of the verb, the specific way in which an action/ process etc. takes place. (Although there are in Yiddish no morphological characteristics constituting this category, there seems to be a tendency to aspectual thinking, resulting in the following groups.)“ Im Folgenden werden dann mehrere weitere mögliche Aspekte des Jiddischen von Birnbaum genannt: der singulative Aspekt für eine sehr kurze, momentane, einzelne Handlung (ich tu a lach ‘ich lache (kurz)’), der inchoative Aspekt, der den Beginn einer Handlung ausdrückt (zej nemen zich lojfn ‘sie beginnen zu laufen’), der iterative Aspekt, der die Wiederholung oder Nichtunterbrechung einer Handlung wiedergibt (zaj haltn in ejn sˇrajbn ‘sie schreiben weiter’), der habituelle Aspekt der Gegenwart bzw. der Vergangenheit, der das Gewohnheitsmäßige einer Handlung zum Ausdruck bringt, die Tätigkeit als natürliche Aktivität oder auch als Beruf darstellt (Gegenwart: ich tu sˇrajbn
4. Jiddisch
‘ich schreibe’, etwa: ‘ich bin Schriftsteller’; Vergangenheit: ich flejg sˇrajbn ‘ich schrieb (gewohnheitsmäßig, immer, bzw. war Schriftsteller)’), und schließlich der kausative Aspekt, bei dem das Subjekt des Satzes jemanden dazu bringt, etwas zu tun (er vet dich machn zugn a lignt ‘er wird dich dazu bringen, eine Lüge zu erzählen’). Aronson (1985) untersucht ausführlich die Frage des grammatischen Aspekts im Jiddischen und kommt zu dem Ergebnis, dass nur der Semelfaktiv (der in der Einteilung Birnbaums „singulativer Aspekt“ genannt wird) und der Iterativ (der bei Birnbaum „habitueller Aspekt der Vergangenheit“ heißt) den Status eines grammatischen Aspekts verdienen, während der sonst so favorisierte perfektive Aspekt hier nur als lexikalischer Aspekt gewertet wird (und damit etwa den Status deutscher Verbpaare wie lesen und durchlesen hat). Eine ausführliche Zusammenfassung der Diskussion um den Aspekt im Jiddischen unter Berücksichtigung der komplizierten Argumentation bei Aronson 1985 findet sich bei Eggers (1998, 321⫺331). Eine gewisse Einigkeit scheint unter den genannten Autoren darin zu bestehen, dass die Basis für den Aspekt im Jiddischen schon in der mittelhochdeutschen Komponente in Form eines Aktionsartgegensatzes angelegt war und dass die Weiterentwicklung durch den Einfluss der slavischen Umgebungssprachen gefördert worden ist, für die ein ausgeprägtes Aspektsystem geradezu charakteristisch ist. Nachdem die wesentlichen Kategorien des jiddischen Verbalsystems vorgestellt worden sind, soll ein kurzer Überblick über die morphologische Ausprägung erfolgen. Im Bereich der verbalen Formenbildung unterscheidet Lockwood (1995, 72ff.) drei Hilfsverben (zajn ‘sein’, hobn ‘haben’ und vern ‘werden’) und sieben Modalverben (darfn ‘müssen’, kenen ‘können’, megn ‘dürfen’, muzn ‘müssen’, (nit/nisˇt) torn ‘nicht dürfen’, veln ‘wollen’ und zoln ‘sollen’). Ergänzt wird diese Liste noch um brojchn ‘brauchen’ und lozn ‘lassen’ in bestimmten Verwendungen. Gegenüber Lockwood zu ergänzen ist hier sicher flegn (wörtl.) ‘pfle-
111 gen’, das zum Ausdruck des habituellen Aspekts der Vergangenheit dient. Die übrigen Verben teilen sich in zwei große Gruppen: die schwachen und die starken Verben. Beide unterscheiden sich nur in der Bildung des Partizip Perfekts: in beiden Fällen tritt ein Präfix ge- auf, das bei den schwachen Verben mit dem Suffix -t, bei den starken Verben dagegen mit dem Suffix -(e)n (und häufig einem Vokalwechsel, etymologisch gesehen einem Ablaut) zusammen verwendet wird. In nicht wenigen Fällen tritt eine Varianz zwischen starker und schwacher Flexion auf (z. B. biln ‘bellen’, Part. Perf. gebilt oder gebuln, weitere Beispiele bei Lockwood 1995, 83 ff.). Im Vergleich zum Neuhochdeutschen zeigt sich, dass keineswegs Übereinstimmung mit der Klassenzuordnung im Jiddischen besteht. Auch hier hat das Jiddische also unabhängig vom Deutschen ein eigenes System herausgebildet. Ähnlich wie im Deutschen ist bei zusammengesetzten Verben auch im Jiddischen das Präfix in vielen Fällen abtrennbar. Nicht abtrennbar sind die Präfixe ant‘ent-’, ba- ‘be-’, der- ‘er-’, far- ‘ver-’ und tse‘zer-’. Im Gegensatz zum Deutschen sind die folgenden Präfixe im Jiddischen jedoch immer abtrennbar: durch- ‘durch-’, iber‘über-’, unter- ‘unter-’ und um- ‘um-’ (vgl. Lockwood 1995, 86 f.). Im nominalen Bereich soll zunächst die Morphologie der Singular- und Pluralformen vorgestellt werden. Im Singular besitzt bei den meisten Substantiven nur noch der Genitiv (von vielen Autoren auch als „Possessiv“ bezeichnet) einen morphologischen Ausdruck. Nur eine sehr kleine Gruppe von appellativischen Substantiven weist darüber hinaus auch im Dativ und/oder Akkusativ Singular noch eine Flexion auf. Es handelt sich um insgesamt 9 Lexeme, die (bis auf jidd. harts ‘Herz’) alle Personen bezeichnen: tate ‘Vater’, mame ‘Mutter’, zejde ‘Großvater’, bobe ‘Großmutter’, mume, jid ‘Jude’, rebe ‘Rabbi’, mentsˇ ‘Mensch’. Hinzu kommen Personennamen als im Singular flektierbare Gruppe. Vgl. zur Formenbildung z. B. Lockwood (1995, 9 ff.), der auch auf die komplizierten Bildungsweisen im Bereich jiddischer Namen eingeht.
112 Kompliziert ist die Pluralbildung. Hier werden insgesamt 7 Klassen unterschieden, wobei Formbildungselemente aus der deutschen und der semitischen Komponente eingesetzt werden. Nach Lockwood (1995, 12⫺34) sind dies die folgenden Klassen (wobei hier auf Spezialfälle und Beispiele verzichtet werden muss): Klasse 1: Plural auf -(e)n (die Wahl des Flektivs erfolgt nach phonotaktischen Regeln: -e- wird eingefügt, wenn der Stamm auf silbisches /l/ oder /n/ endet); Klasse 2: Plural auf -er (mit/ ohne Umlaut); Klasse 3: Plural auf -s (Singularendung auf unbetonten Vokal, Singularendung auf -er, Singularendung auf -em, -en bzw. -n, -in, Personennamen); Klasse 4: Plural auf -es (Slavismen ohne Vokalwechsel; Semitismen ohne Vokalwechsel (hier auch Plural auf -o´es möglich; Semitismen mit Vokalwechsel)); Klasse 5: Plural auf -im (mit Vokalwechsel in einsilbigen bzw. mehrsilbigen Substantiven. Im letzteren Fall ist möglich: Ausstoß des ersten Vokals, Akzentverschiebung, Vokalwechsel in erster und/oder zweiter Silbe); Klasse 6: Plural auf -(e)ch (immer und nur bei Diminutiv I und II); Klasse 7: Ohne Pluralendung (unverändert oder mit Umlaut). Wiederum muss selbst bei Lexemen aus der deutschen Komponente des Jiddischen im Einzelfall keinesfalls eine Übereinstimmung mit der Pluralklasse des entsprechenden deutschen Wortes vorliegen. Es können auch Mittel aus verschiedenen Klassen kombiniert auftreten (z. B. Suffigierung und Umlaut), ohne dass ⫺ wie vielfach im Deutschen ⫺ bestimmte Suffixe einen Umlaut bewirken und andere nicht. Die Pluralflexion im Jiddischen hat sich also, historisch gesehen, unabhängig vom Deutschen zu einem eigenen System weiterentwickelt. King (1990) beschäftigt sich besonders mit den Ursachen der Abweichung vom Deutschen. Er weist darauf hin, dass das Jiddische danach strebe, den Plural in jedem Falle morphologisch zu bezeichnen. Besonders die e-Apokope im frühesten Jiddisch führte dazu, dass sich die Pluralbildungen mit -n oder -er auf immer mehr Lexeme ausdehnten, um auf diese Weise eine Homonymie der Singular- und Pluralformen zu vermeiden (King 1990, 47). Auch dialektale Laut-
I. West- und nordgermanische Sprachen
zusammenfälle (wie /u/ > /i/ im Zentraljiddischen) führten zu solchen Homonymien, die oftmals mit anderen Bildungsmitteln ausgeglichen wurden (King 1990, 48). Aus diesen Überlegungen heraus ergibt sich also auch eine dialektale Varianz bei den Pluralformen, die aber eher auf einzelne Lexeme bezogen ist und sich mithin nicht in diesem Rahmen typologisch charakterisieren läßt. Morphologisch auffällig ist im Jiddischen auch das System und die Formenbildung der Diminutive. Es werden zwei Stufen unterschieden. Der erste Diminutiv (morphologisch durch das Suffix -lj- ausgedrückt) bezeichnet entweder eine nicht zu große Verkleinerung des Grundwortes oder er bildet sogar das Grundwort selbst (z. B. sˇtetl ‘Ort, in dem Juden leben’). Der zweite Diminutiv bezeichnet dagegen eine größere Stufe der Verkleinerung und wird durch das Suffix -ele gebildet. Die beiden Diminutive konstituieren in der Pluralbildung die Klasse 6 und verwenden als Pluralflektiv -ech, das sprachgeschichtlich ein Kollektivsuffix ist und im Mittelhochdeutschen eine wesentlich größere areale Verbreitung aufwies als im heutigen Deutsch. Es war zur Entstehungszeit des Jiddischen (im Gegensatz zu heute!) besonders verbreitet im Bairischen, wodurch sich erneut ein wichtiger Hinweis auf die bairische Herkunft des Jiddischen ableiten lässt. Funktional dürfte der Diminutiv des Jiddischen auch von den slavischen Umgebungssprachen geprägt sein, die ebenfalls sehr viel häufiger als das Deutsche Diminutivformen einsetzen, wobei auch hier in vielen Fällen durch eine (morphologische) Diminuierung keine (semantische) Verkleinerung bewirkt wird, sondern das Grundwort einer Reihe ausgedrückt wird. Als Beispiel sei angeführt: poln. ksie˛ga ‘(großes, wichtiges) Buch’, etwa ein ‘Ehrenbuch’ oder ein ‘Stadtbuch’, ksia˛z˙ka ‘Buch’ (die Grundform, morphologisch jedoch ein Diminutiv), ksia˛z˙eczka ‘kleines Buch’ (morphologisch zwei Diminutive). Zu den Diminutiven des Jiddischen vgl. ausführlicher Eggers (1998, 241⫺252). Im Folgenden sollen einige wichtige dialektale Variationen im Bereich der jiddischen Morphologie vorgestellt werden.
113
4. Jiddisch
Die markanteste morphologische Variation ist sicher der sogenannte „Verlust des Neutrums“ im Nordostjiddischen. In diesem Dialektgebiet des Jiddischen wechselten die etymologischen Neutra des Jiddischen entweder zum Maskulinum oder zum Femininum, sodass die Kategorie des Neutrums völlig verschwindet. Anhand des Datenmaterials des LCAAJ wurde diese Neuerung des Nordostjiddischen erstmals besonders ausführlich von Wolf 1969 untersucht. Er beschränkt sich bei seiner Erklärung dieses auffälligen Sprachwandels allerdings vor allem auf eine synchrone Argumentation, die eine Reihe weniger überzeugender Annahmen beinhaltet, sodass in Eggers (1998, 331⫺347, besonders 343 ff.) eine (auch sprachhistorisch argumentierende) Neuinterpretation basierend auf dem Material Wolfs versucht wurde. Hier können nur die wichtigsten Punkte dieser Herleitung kurz skizziert werden. Dabei werden nebenbei weitere dialektale Besonderheiten im Bereich des Nordostjiddischen und seiner angrenzenden Dialekte sichtbar werden. Zwei andere morphologische Besonderheiten des Nordostjiddischen bilden die Voraussetzungen für den Verlust des Neutrums: a) die Herausbildung zweier neuer Untergruppen des Feminums: des intermediate subgender und des mass subgender, b) dialektal unterschiedliche Formenzusammenfälle im Maskulinum oder Femininum im Dativ und Akkusativ. Ad a): Intermediate subgender und mass subgender sind in den Dativformen des bestimmten Artikels zu erkennen. Dabei werden folgende Fälle unterschieden: i) die Hervorhebung des Artikels, ii) die volle Form des Artikels, iii) die enklitische Form I (der Artikel verschmilzt mit einer Präposition, die nicht auf Nasal endet), iv) die enklitische Form II (Verschmelzung mit einer Präposition auf Nasal). Man vgl. hierzu Tabelle 4.3, die die Formen des Artikels in der gerade bezeichneten Reihenfolge enthält. Ad b): Im Zentraljiddischen Polens und in einem Gebiet nördlich der Memel fallen die Dativ- und Akkusativformen des Femininums zusammen. Die gemeinsame Form ist die des Akkusativs (di). Bei den Maskulina dagegen wird auf dem gesamten
Tab. 4.3: Genussystem im Nordostjiddischen Maskulinum Femininum true intermediate mass feminine subgender subgender de´m, dem, -m, ø
de´r, der, ⫺, ⫺
de´r, der, -m, ø
dı´, di, ⫺, ⫺
Sprachgebiet des Jiddischen im Dativ und Akkusativ die Form dem (also etymologisch gesehen die Dativform) verwendet. Auch bei den Personalpronomen kommt es nördlich einer Linie von Masowien (in Nordpolen) bis in die nördliche Ukraine (also erneut im Gebiet des Nordostjiddischen) zu einem Formenzusammenfall (hier wird die Dativform gewählt). Im Südostjiddischen sind dagegen Dativ- und Akkusativformen in allen diesen Fällen klar getrennt. Der historische Ablauf des Genuswechsels soll in Anlehnung an Eggers (1998, 342 ff.) am Beispiel des Wortes ajzn ‘Eisen’ skizziert werden. Das Wort ist etymologisch gesehen ein Neutrum, es tritt aber im Nordostjiddischen als Femininum (als mass subgender) und als Maskulinum (wenn ein individueller Gegenstand bezeichnet werden soll) auf. Die häufigste Verwendung von ajzn ist die als Massenbezeichnung. Hiermit liegt es nahe, dass es im Nordostjiddischen der Spezialform mass subgender des Feminums zugeordnet wird. Für den individuellen Gegenstand „Eisen“ bleiben dann noch als Möglichkeiten das Maskulinum oder das intermediate subgender des Femininums. In der kontrahierten Form nach einer Präposition stimmen beide Genera überein, aber auch das alte Neutrum wies diese Form auf. Das intermediate subgender kann also auch als eine Übergangsform vom Neutrum zum Femininum angesehen werden, als ein Rest des Neutrumparadigmas im entstehenden Femininumparadigma. Durch einen Rückschluss von der kontrahierten Form des intermediate subgender auf eine maskuline Form des Nominativs wechselt das Wort nun zum dritten Mal sein Genus und wird in seiner individuellen Verwendung zum Maskulinum. Die semantische Differenzierung erfolgt also schließlich durch die Ge-
114 nuszuordnung Maskulinum oder Femininum. Der Abbau und der Verlust des Neutrums im Nordostjiddischen war verbunden mit einer Übergangsphase, in der im Präpositionalgefüge (also für das Jiddische in aller Regel im Dativ) einzelne Formen des alten Neutrums erhalten blieben und zusammen mit den neuen, im Nominativ und Akkusativ sichtbaren Formen des Femininums auftraten. Ein Grund für diese partielle Bewahrung mag die Verschmelzung von Präposition und Artikel zu einer phonologischen Einheit gewesen sein, die einen Wechsel erschwerte. Historisch gesehen repräsentiert das intermediate subgender genau diesen Zwischenstand. Indem auch Feminina das intermediate subgender annehmen konnten, die niemals historische Neutra waren, etablierte sich das intermediate subgender als eigene, produktive Genuskategorie im Jiddischen. Den Grund für die Aufgabe des Neutrums im Nordostjiddischen kann man in der möglicherweise gleichzeitig stattgefundenen Aufgabe des Neutrums in den Umgebungssprachen Litauisch und Lettisch sehen, für die sogar ähnliche Faktoren (Formenzusammenfälle in Teilen des Paradigmas, eine daraus resultierende falsche Rückbildung an anderer Stelle und Kollektivbildungen) eine Rolle zu spielen scheinen. In den beiden baltischen Sprachen war dieser Sprachwandel im 14. Jh. bereits in vollem Gange, sodass (mit aller hier gebotenen Vorsicht) auch für das Jiddische eine ähnlich frühe Datierung vorgeschlagen werden kann. Einige markante dialektale Unterschiede sind auch bei den Pronomina festzustellen. Auch hier spielt das Nordostjiddische eine besondere Rolle und hebt sich von den übrigen ostjiddischen Dialekten ab. Anders als beim Ausfall des Neutrums, der tatsächlich eine Neuerung des Nordostjiddischen darstellt, erweisen sich die folgenden Eigenheiten dieses Dialektes als ein Reflex der oberdeutschen Herkunft des Jiddischen und können als ursprünglich angesehen werden. Die dem Deutschen näher stehenden anderen ostjiddischen Dialekte sind dagegen historisch gesehen das Resultat einer Überlagerung durch eine zweite Besiedlungswelle
I. West- und nordgermanische Sprachen
deutscher Juden, deren Sprache durch das ostmitteldeutsch geprägte Idiom der deutschen Kolonisten und der ostmitteldeutschen Stadtsprachen in Osteuropa geprägt war. Abweichend vom Deutschen wird im Nordostjiddischen, das als Vorbild des Standardjiddischen gilt, das Reflexivpronomen zich für alle Personen gebraucht. Dagegen finden wir im gesamten Gebiet des Südostjiddischen und Zentraljiddischen (wie im heutigen Deutsch) die Formen mich, dich, zich, undz, ajch und zich. Katz (1987, 126) weist allerdings darauf hin, dass auch in diesen Dialektgebieten des Jiddischen in der 1. und 2. Person Plural oftmals zich gebraucht wird. In engem Zusammenhang mit den Reflexivpronomen sind die obliquen Formen des Personalpronomens zu sehen. Auch hier verhält sich das Nordostjiddische anders als die übrigen ostjiddischen Dialekte: im Nordostjiddischen fallen die Formen des Akkusativs mit denen des Dativs zusammen (mir, dir usw.), in den übrigen Gebieten wird diese Unterscheidung wie im Deutschen beibehalten. Mit Hilfe einer sehr aufwendigen Argumentationskette, die hier nicht wiederholt werden kann, lässt sich zeigen, dass die Formen des Nordostjiddischen historisch gesehen sehr frühe Charakteristika des Ostoberdeutschen reflektieren, und dass dieser primäre Zustand in den übrigen ostjiddischen Dialekten durch ostmitteldeutsche Neuerungen überlagert wurde (vgl. hierzu sehr ausführlich Eggers 1998, 268⫺280). Das Zentraljiddische (und chronologisch gesehen später auch das Jiddische in Böhmen, Mähren und Westungarn) weist gegenüber anderen jiddischen Dialekten besondere Formen des Personalpronomens der 2. Person Plural auf, die ihren Ursprung im Bairischen haben: ec (Nom. Pl.), enker (Gen. Pl.), enk (Dat. und Akk. Pl.). In den übrigen Gebieten des Jiddischen heißt es dagegen: ir, ajer, ajch (in gleicher Reihenfolge). Auch diese Formen sind sprachgeschichtlich sehr interessant. Eine genaue Analyse, die die Entwicklung der Anredeformen im Deutschen und Polnischen, sowie in den Dialekten beider Sprachen berücksichtigt, ergibt, dass zur Entstehungs-
4. Jiddisch
zeit des Jiddischen das Bairische diese Formen noch nicht aufwies (was ihr Fehlen im Nordostjiddischen erklärt) und dass die Verwendung der bairischen Dualform im Jiddischen in Polen sich auf eine strukturelle Übereinstimmung mit der Verwendung des Duals als höfliche Anrede mehrerer Personen in vielen polnischen Dialekten gründet. Wiederum reflektiert also die (so modern aussehende) Form des Nordostjiddischen den älteren und ursprünglichen Zustand, während das Zentraljiddische eine Neuerung (diesmal bedingt durch die Dialekte der Umgebungssprache Polnisch) aufweist. Zu den Einzelheiten der Argumentation vgl. Eggers (1998, 230⫺240).
5.
Syntaktische Variation
Nachdem Kasusformen, Modi und Verbalaspekt bereits im Abschnitt zur Morphologie diskutiert worden sind, sollen in diesem Abschnitt vor allem die Wortstellung, das Verhältnis von Haupt- und Nebensätzen (Zeitenfolgen, Asyndese usw.), die Kasusverwendung (v. a. auch in Präpositionalphrasen), die doppelte Negation sowie die Bildung von Nebensätzen mit Hilfe von Partizipien diskutiert werden. In allen diesen Bereichen unterscheidet sich das Jiddische z. T. erheblich vom Deutschen, wobei in vielen Fällen der Kontakt mit den slavischen Sprachen (und/oder ähnliche Strukturen im Hebräischen) die Ursache dieser Abweichungen sind. Über dialektale Besonderheiten im Bereich der Syntax geben die Grammatiken des Jiddischen (und auch LCAAJ) nur wenig Auskunft, sodass am Ende dieses Kapitels dafür nur ein Punkt aufgeführt werden kann. Wie wenig die Syntax und mehr noch die syntaktische Variation im Jiddischen erforscht ist, macht eine Durchsicht von Weinreich 1980 („History of the Yiddish Language“) deutlich. Während in diesem umfangreichen Werk der lautlichen Seite einige hundert Seiten gewidmet sind, beschränken sich die Anmerkungen zur Syntax auf einige wenige kurze Stellen, in denen es zumeist auch nur am Rande um die Syntax geht. Ausführlicher wird die Syntax von Weissberg (1988)
115 (hier mit einem etwas merkwürdigen Schwerpunkt auf die Negationen) und Lockwood (1995) (mit einem eher weiten Syntaxbegriff) dargestellt. Birnbaum (1979) skizziert wiederum recht kurz, aber durchaus präzise die wichtigsten Bereiche der jiddischen Syntax. Katz (1987) berücksichtigt in seinem Syntaxteil besonders die unterschiedliche Wortfolge bei den teilweise recht komplexen analytisch gebildeten Formen des Verbs. Besonders charakteristisch ist die Verbzweitstellung des Jiddischen: das flektierte Verb bildet hier stets in der Abfolge die zweite syntaktische Einheit. Dies gilt (im Gegensatz z. B. zum Deutschen) auch für Nebensätze, die somit prinzipiell die gleiche Wortfolge wie Hauptsätze aufweisen. (Vgl. hierzu v. a. Weissberg 1988, 150 f. und Katz 1987, 224 ff., beide mit einigen Beispielen.) Lockwood (1995) verzichtet dagegen darauf, die Verbzweitstellung als Grundregel zu nennen. Er vermerkt lediglich, dass „zu den auffälligsten Neuerungen des Jiddischen […] die Beseitigung der unterordnenden Wortstellung in Nebensätzen, die durch interrogative oder relative Pronomen oder durch Konjunktionen eingeleitet werden [gehört]“ (Lockwood 1995, 132). Ein weiterer Unterschied zum Deutschen liegt in der unterschiedlichen Verwendung von Satzrahmen. Während im Deutschen bei periphrastischen Verbformen der nicht konjugierbare Teil des Verbs in der Regel am Satzende steht (also in der Terminologie Weissbergs ein „Vollrahmen“ gebildet wird), ist dies im Jiddischen eine seltene Ausnahme, die zudem nur angewandt werden kann, wenn nur sehr wenige und kurze Elemente zwischen konjugiertem und nicht konjugiertem Verbteil stehen. Den häufigsten Fall bildet im Jiddischen dagegen der im Deutschen (bei Sätzen mit einem oder mehreren Objekten bzw. anderen Ergänzungen) nicht mögliche „Nullrahmen“, d. h. der nicht konjugierbare Teil des Verbs folgt unmittelbar dem konjugierten. Als „eine der wenigen jiddisch-deutschen Gemeinsamkeiten auf diesem Gebiet“ bezeichnet Weissberg (1988, 153) dagegen den „Teilrahmen“. In diesem Falle steht entweder das Subjekt, das Objekt oder eine Ad-
116 verbialbestimmung (z. B. eine Zeit- oder Ortsangabe) zwischen den beiden Teilen des Verbs, andere Elemente (vor allem Adverbialbestimmungen) sind dagegen „ausgerahmt“ (der Begriff „Ausrahmung“ z. B. bei Helbig/Buscha 1988, 568 auch für das Deutsche). Weissberg wertet dies als ein Mittel zur Hervorhebung eben dieser Satzteile. Versucht man nun die von Weissberg genannten Beispiele ins Deutsche zu übertragen, so stellt man fest, dass in kaum einem Falle die Wortfolge des Jiddischen in dieser Weise im Deutschen möglich wäre. Von einer „Gemeinsamkeit“ kann also nur sehr beschränkt die Rede sein. Die Bedingungen, unter denen die Konstruktion des Teilrahmens im Deutschen und im Jiddischen auftritt, sind offenbar recht unterschiedlich. Leider können sie hier aufgrund ihrer Komplexität nicht umfassend diskutiert werden, sodass ich nur auf zwei Fälle eingehen möchte, die im Jiddischen stets einen Teilrahmen erfordern. Im ersten Fall erfordert die Verbzweitstellungsregel einen solchen Teilrahmen stets dann, wenn der eigentliche Platz des Subjekts (Erststellung) bereits durch ein anderes Satzglied (z. B. durch eine Adverbialbestimmung) besetzt ist. Weissberg (1988, 153) führt folgendes Beispiel auf: [durch di hintertir]A 1 [wird]P 1 [der alter lande]S [arajngefirt]P 2 [in a kojm belojchtenem cimer]A 2 ⫺ ‘Durch die Hintertür wird der alte Lande in ein kaum beleuchtetes Zimmer hereingeführt’. Im Deutschen ist hier auch ein Vollrahmen möglich: Der alte Lande wird durch die Hintertür in ein kaum beleuchtetes Zimmer hereingeführt. Im Jiddischen ist dieser dagegen schon aufgrund der Länge der beiden adverbialen Bestimmungen undenkbar. Sobald die erste adverbiale Bestimmung (A 1) im Jiddischen nicht mehr vorgezogen wird, ist jedoch hier wieder ein Nullrahmen möglich (S ⫹ P 1 ⫹ P 2 ⫹ A 1 ⫹ A 2), der im Deutschen völlig ausgeschlossen ist. Der zweite reguläre Fall eines Teilrahmens (oder in Sätzen ohne weitere Satzglieder sogar eines Vollrahmens) liegt dann vor, wenn das Objekt oder die Objekte des Satzes aus Pronomina bestehen. In diesem Fall steht das direkte Objekt (oder das indirekte
I. West- und nordgermanische Sprachen
Objekt) unmittelbar hinter dem konjugierten Verb, wodurch in periphrastischen Konstruktionen automatisch der sonst übliche Nullrahmen gesprengt wird. Gibt es ein direktes und ein indirektes Objekt, so steht das direkte Objekt in der Regel vor dem indirekten (Beispiele bei Birnbaum 1979, 294 f.). Katz (1987, 226 f.) dehnt diese Regeln sogar auf Pronomen in Präpositionalphrasen aus: zej hobn mit undz geredt ‘Sie haben mit uns gesprochen.’ Allerdings ist in diesen Fällen auch eine Nullklammer zulässig. Dies ist vermutlich auch der Grund dafür, dass Birnbaum in diesem Fall auf die Aufstellung einer solchen Abfolgeregel verzichtet. Von der Verbzweitstellung wird nur in einigen wenigen Fällen (zugunsten einer Erststellung) abgewichen: Erstens aus stilistischen Gründen, so z. B. in lebhaft vorgetragener Erzählung (man vgl. beispielsweise die Anekdoten bei Landmann 1986, die fast alle dieses Merkmal aufweisen). Katz (1987, 236) und Lockwood (1995, 132 f.) weisen darauf hin, dass zwischen zwei aufeinanderfolgenden Sätzen, bei denen der zweite Verberststellung aufweist, oftmals eine engere Beziehung besteht, die den zweiten „Hauptsatz faktisch in einen Konsekutivsatz“ verwandelt (so Lockwood 1995, 133). Zweitens in Fragesätzen bei Alternativfragen oder Entscheidungsfragen (Beispiele bei Weissberg 1988, 157). Zahlreiche Autoren heben aber hervor, dass auch in Fragesätzen oftmals die Verbzweitstellung beibehalten und die Frage nur durch eine andere Intonation ausgedrückt werde (vgl. z. B. Birnbaum 1979, 304 oder Lockwood 1995, 122). Nach slavischem Vorbild wird oftmals die Frage durch die Voranstellung einer Partikel ci (wohl aus poln. czy) verstärkt: ci bistu mesˇuge gevorn ? ‘Bist Du verrückt geworden?’. Ebenfalls der Verstärkung der Frage dient das Einfügen einer Partikel zˇe (wohl aus russ. zˇe): vu zˇe iz dos gelt ‘Wo (nur, bloß) ist das Geld?’. Ein zweiter markanter Bereich der Syntax, in dem sich das Jiddische von der Entwicklung im Deutschen abgrenzt, ist die doppelte Negation. Besonders ausführlich (und mit zahlreichen Beispielen aus der jid-
4. Jiddisch
dischen Literatur) wird dieser Bereich von Weissberg (1988, 165⫺180) dargestellt. Zu Recht weist er darauf hin, dass die doppelte Negation des Jiddischen zunächst bereits im Mittelhochdeutschen und den (v. a.) oberdeutschen Dialekten angelegt war. Vermutlich unter lateinischem Einfluß kam es im Deutschen dazu, dass sich aus der doppelten Verneinung eine stilistische Möglichkeit zum Ausdruck nachdrücklicher Bejahung entwickelte. Wohl aufgrund der räumlichen Trennung vom Deutschen in Osteuropa und aufgrund der zunehmenden Beeinflussung durch die slavischen Umgebungssprachen, die alle (in verschiedener Form) die doppelte Negation aufweisen, machte das Jiddische diese Neuerung im Deutschen nicht mit und hielt an der doppelten Negation fest. Die Richtigkeit dieser Annahme lässt sich paradoxerweise gerade an einer scheinbaren Ausnahme von der Regel der doppelten Negation im Jiddischen nachweisen: jidd. gornisˇt ‘gar nicht’ weist (als einzige Verneinungspartikel) keine doppelte Negation auf. Explizit findet sich dies bei Birnbaum (1979, 302). Auch Lockwood (1995, 130) stellt bei gornit/gornisˇt … nit in bezug auf die zweite Verneinungspartikel fest: „allerdings meist weggelassen“. Weissberg bemerkt diesen Sonderstatus auffälligerweise nicht, seine Beispiele für den seltenen Fall einfacher Negation bestehen allerdings fast nur aus Sätzen mit gornisˇt (vgl. Weissberg 1988, 171 und 173). In bezug auf diese Sätze merkt er aber ganz richtig an: „Dem Sprecher dieser [slavischen, Verf.] Sprachen scheint zuweilen, daß eine Negation fehlt. Es ist eine Eigenart des Jiddischen, daß es dem Slawischen nicht folgt.“ (1988, 171) und: „In einer Übersetzung in eine slawische Sprache würde man […] eine weitere Negation hinzufügen […]“ (1988, 173). Der Sonderstatus von gornisˇt kann also nicht in den slavischen Umgebungssprachen begründet sein. Die Erklärung findet sich dagegen im Mittelhochdeutschen. Paul/Moser/ Schröbler (1975, 163) weisen darauf hin, dass mhd. gar einem erstarrten Kasus, in diesem Falle dem Akk. Sg. Neutr. des ahd. Adj. garo, entstanden sei. An anderer Stelle (1975, 404) diskutieren die Autoren Fälle, in
117 denen die Negation im Mittelhochdeutschen durch den Akkusativ eines Substantivs, das etwas Geringwertiges bezeichnet, verstärkt werden kann. Bildhafte Ausdrücke dieser Art könnten sogar an die Stelle einer usuellen Negation treten ⫺ ein Beispiel dieser Art ist „daz iz gar ein vint Wa 56, 17“ (1975, 404). Anders als im heutigen Deutsch (und im heutigen Jiddisch) musste also im Mittelhochdeutschen (und im frühen Jiddisch) eine Kombination aus gar und ni(e)ht als doppelte Negation aufgefasst werden. Dieser Spezialfall im Jiddischen belegt also mehr als die Fälle, in denen eine Übereinstimmung mit slavischen Sprachen vorliegt, dass das frühe Jiddisch genau dem Muster des Mittelhochdeutschen gefolgt ist und die doppelte Negation hier ihre Wurzeln hat. Slavischer Einfluss ist dagegen beim Gebrauch des Partizip Präsens als Apposition anzunehmen (vgl. z. B. Lockwood 1995, 118 f. mit einigen Beispielen): zitsndik bajm fentster, hot er betracht dos havenisˇ ojf der gas ‘Am Fenster sitzend, betrachtete er das Treiben auf der Gasse.’, besser: ‘Er saß am Fenster und betrachtete das Treiben auf der Gasse.’ Für das Mittelhochdeutsche weisen Paul/Moser/Schröbler (1975, 378) eine solche Konstruktion nur für eine Quelle (Thomasin von Zirclaria: Der Wälsche Gast) nach, sodass hier nicht der Ausgangspunkt für die jiddische Form gesucht werden kann. Die gerade vorgestellten Überlegungen bezüglich der Negation sprechen aber gegen eine über das Deutsche erfolgte, sekundäre Beeinflussung des Jiddischen durch die lateinische Syntax, sodass nur die slavischen Sprachen als Ursprung in Frage kommen können. Lockwood (1995, 118) unterstreicht dies mit folgender Bemerkung: „Diese Konstruktion kommt jedoch vielfach auch dort vor, wo sie im Deutschen unmöglich wäre. Das Jiddische hat sich nämlich die Funktion des slawischen Gerundiums zu eigen gemacht, das in deutscher Übersetzung gewöhnlich durch einen Nebensatz oder einen zweiten Hauptsatz ersetzt wird […].“ Weissberg (1988, 155) ergänzt: „Der wesentliche Unterschied in der Wortfolge besteht in der Position des Schlüsselwortes (Infinitiv, Gerundium): im
118 Jiddischen und in anderen germ. Sprachen nach linearem Grundsatz am Anfang der Gruppe, im Deutschen nach rekursiven (sic!) am Ende“. Ähnliche Überlegungen gelten auch für das Partizip Perfekt (vgl. hierzu Lockwood 1995, 119). Weitere syntaktische Besonderheiten des Jiddischen besonders im Vergleich mit dem Deutschen können nur stichwortartig aufgeführt werden. Wie im Mittelhochdeutschen (vgl. Paul/Moser/Schröbler 1975, 383 f.) ist der einfache Infinitiv als Ergänzung zu Modalverben und Vollverben wesentlich weiter verbreitet als im Neuhochdeutschen. Dieses Phänomen scheint also bereits in der mittelhochdeutschen Grundlage des Jiddischen angelegt zu sein, wobei sich aber auch Fälle angeben lassen, in denen eher slavische Sprachen als Quelle in Frage kommen (vgl. Lockwood 1995, 116 f. mit Beispielen). Auch asyndetische Konstruktionen („vos volt ir, ich zol ton far ajch? ‘Was wollt ihr, dass ich für euch tun soll’ (⫽ ‘Was soll ich für euch tun?’)) sind im Mittelhochdeutschen wohl weiter verbreitet als im Neuhochdeutschen (Paul/Moser/Schröbler 1975, 412 ff.). Sie fehlen dagegen an dieser Stelle in slavischen Sprachen. Weiter kann bei konditionalen Nebensätzen im Jiddischen die Konjunktion entfallen, wenn der Nebensatz vor dem Hauptsatz steht. Vgl. ich zol zajn an ojsˇer, volt ich gekojft a datsˇe. ‘Wenn ich ein reicher Mann wäre, hätte ich mir ein Haus auf dem Lande gekauft.’ (Lockwood 1995, 123). Im Bereich der Pronomina sind zwei Erscheinungen auffällig: die Wiederholung des Pronomens mir ‘wir’ in volkstümlicher Rede (mir zogn mir ‘wir sagen’, vgl. Lockwood 1995, 113) und die Weglassung des Pronomens der 2. Pers. Sg. in Subjektstellung (vgl. Lockwood 1995, 129). Für die Wiederholung des Pronomens bildet mit einiger Sicherheit das Polnische das Vorbild: my mo´wimy ‘wir sagen’, mys´my mo´wili ‘wir haben gesagt’, während die Weglassung des Pronomens in den slavischen Sprachen viel weiter verbreitet und nicht auf eine Person beschränkt ist. Schließlich sei noch das einzige Beispiel für dialektale Varianz genannt, das sich in
I. West- und nordgermanische Sprachen
den hier verwendeten Grammatiken und Sprachbeschreibungen des Jiddischen finden ließ: die unterschiedliche Position trennbarer Verbalpräfixe. Lockwood (1995, 135) merkt hierzu (unter Bezug auf eine jiddische Grammatik von Y. Mark) Folgendes an: „Nach Y. Mark […] unterscheidet man zwei Tendenzen. Das Litauisch-Jiddische ist bestrebt, das Präfix möglichst nahe beim Verb zu haben […]; das übrige Jiddisch bleibt eher bei der herkömmlichen Wortfolge.“ In der herkömmlichen Wortfolge steht das trennbare Verbalpräfix stets am Satzende.
6.
Tendenzen und Ausprägungen
Die oben geschilderten Varianzen des Jiddischen sind aus heutiger Sicht bereits Geschichte. Das Jiddische in Osteuropa existiert nach dem Holocaust nicht mehr. Die vor dem Zweiten Weltkrieg bestehende, relativ klare dialektale Gliederung ist mit der Emigration der wenigen überlebenden polnischen, ukrainischen, weißrussischen, russischen und litauischen Juden in die USA oder in andere Teile der Welt immer weniger erkennbar. Reershemius (1997, 40) deutet dieses Problem an, wenn sie vom Jiddisch der ultra-orthodoxen Juden in Israel, den Charedim, spricht: „Das Jiddisch der Charedim ist durchaus heterogen, denn auch die ultra-orthodoxe Bevölkerung Israels stammt aus den verschiedensten Herkunftsländern und ist unterschiedlich lange im Land. Auch innerhalb der Charedim gibt es Gruppierungen, die streng unter sich bleiben: Man kann die aus Litauen stammenden Misnagdim, die Nordostjiddisch sprechen, bis heute an der Sprache von den Chassidim unterscheiden [die v. a. zentraljiddische oder südostjiddische Dialekte sprechen, Verf.]. Charedim aus den USA oder Europa, die eigene Varianten des Jiddischen sprechen, wandern nach Israel ein, und außerdem gibt es noch die Gruppe der ursprünglich säkularen Juden, die sich zum ultra-orthodoxen Judentum bekehrt haben und Jiddisch erst lernen müssen.“ Erschwerend kommt hinzu, dass das Jiddische in Israel oder den USA bislang nicht umfassend
119
4. Jiddisch
beschrieben worden ist. Auch Reershemius (1997, 6) spricht auf ihre eigene Untersuchung bezogen von einem „Ausschnitt gesprochener Sprache in Israel“ und davon, dass „eine umfassende Beschreibung des in Israel gesprochenen Jiddisch, die verschiedenen Varietäten und Sprecherzusammenhängen gerecht würde, […] in diesem Rahmen allerdings weder möglich noch intendiert“ sei. Die Situation ist in bezug auf das Jiddische in den USA nicht viel anders. Auch hier fehlen Gesamtdarstellungen der Sprache. Das Interesse der Forscher richtet sich mehr auf soziolinguistische Fragestellungen (so z. B. Fishman 1965) oder auf Fragen des Bilingualismus, wobei in zahlreichen Arbeiten eher der Einfluss des Jiddischen auf das amerikanische Englisch (im Bereich des Wortschatzes) im Vordergrund steht. Eine umfassende Darstellung der grammatikalischen Besonderheiten oder des Phonemsystems des amerikanischen Jiddisch steht nach unserer Kenntnis jedoch immer noch aus. Steinmetz (1986) deutet an verschiedenen Stellen an, dass eine solche Untersuchung durchaus interessant sein könnte: so besitzt das amerikanische Jiddisch (wie das Nordostjiddische) generell kein Neutrum (Steinmetz 1986, 35), es enthält eine sehr große Anzahl an Lehnwörtern aus dem Englischen, wobei jedoch ihr Status als Bestandteil des Jiddischen oder nur als isoliertes Zitat in vielen Fällen unter den Jiddisten umstritten ist (Steinmetz 1986, 31 ff.), und es gibt Auffälligkeiten im Bereich der Syntax, so z. B. eine Tendenz zu (sonst im Jiddischen eher unüblichen) Passivkonstruktionen oder eine Abkehr von der Verbzweitstellungsregel, indem nach dem Vorbild des Englischen adverbiale Bestimmungen an den Satzanfang gestellt werden und ansonsten die Reihenfolge SV beibehalten wird (Steinmetz 1986, 37 f.).
7.
Schlussbemerkung
Die hier zum Jiddischen gemachten Ausführungen können keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie versuchen, einen kleinen Ausschnitt typologischer Besonder-
heiten (besonders im Kontrast zur Nahsprache Deutsch in ihren verschiedenen zeitlichen Ausprägungen) vorzustellen. Im Gegensatz zu besser dokumentierten und untersuchten Sprachen ist es oftmals nicht möglich, einigermaßen exakte Datierungen für typologische Veränderungen der Diasysteme festzulegen. Aufgrund der sehr starken Prägung des Jiddischen durch Sprachkontakte wurde aber besonderer Wert darauf gelegt, die Quellen der hier diskutierten typologischen Erscheinungen zu benennen und das Jiddische als ein Ergebnis der sehr dynamischen und flexiblen Mischung verschiedener sprachlicher Strukturen sichtbar werden zu lassen.
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Eckhard Eggers, Göttingen
5. Norwegisch
121
5. Norwegisch 1.
Einleitung
Bei einer typologischen Variationsbeschreibung des Norwegischen steht man zunächst vor dem Problem, dass von dieser Sprache zwei offizielle und eine inoffizielle geschriebene Varietät existieren. Die offiziellen Varietäten sind Bokma˚l (BM) und Nynorsk (Nyno.), die inoffizielle wird Riksma˚l (RM) genannt. Hinzu kommen noch die vielen nicht verschriftlichten, sehr lebendigen gesprochenen Dialekte. Das Riksma˚l und Bokma˚l sind die modernen norwegischen Fortsetzungen der ursprünglich dänischen Schriftsprache ⫺ häufig Dänisch-Norwegisch („dansk-norsk“) genannt ⫺, die bis 1907 in Norwegen verwendet wurde. Durch zwei Sprachreformen von 1907 und 1917 wurde das geschriebene Dänisch-Norwegische norwegischer Aussprache und auch vom Dänischen abweichenden, in Dialekten und im Nynorsk vorhandenen norwegischen morphologischen Mustern zunehmend angepasst. Insbesondere seit der Reform von 1917 unterscheidet sich das ursprüngliche Dänisch-Norwegische (seit Ende des 19. Jahrhunderts „rigsma˚l“ bzw. ab 1907 „riksma˚l“, d. h. ‘Reichssprache’ genannt) sehr deutlich von dem in Dänemark verwendeten geschriebenen Dänisch. Die Bezeichnung „Bokma˚l“ tauchte zuerst 1923 auf und ist seit 1929 der Name der auf das Dänisch-Norwegische bzw. Riksma˚l zurückgehenden offiziellen Varietät (Langslet 1999). Weitere Reformen in den Jahren 1938 und 1959 verfolgten das Ziel einer weitergehenden Anpassung an das gesprochene Norwegisch sowie insbesondere auch an das geschriebene Nynorsk (s. weiter unten) zum Zweck der Vorbereitung einer sowohl die Riksma˚ls- bzw. Bokma˚ls- als auch die Nynorsktradition umfassenden und zugleich aufhebenden norwegischen Einheitssprache („Samnorsk“, d. h. ‘Gemeinnorwegisch’). (Zu den weiteren historischen Perspektiven vgl. Sandøy 2000 und zu den Sprachreformen insbesondere Haugen 1966.) Das Nynorsk wurde zwischen 1850 und 1873 als neue, insbesondere auf westlichen
und zentralen südostnorwegischen Dialekten basierende Schriftsprache von dem begabten linguistischen Autodidakten Ivar Aasen entwickelt (Vena˚s 1996; Walton 1996). Die ursprüngliche Bezeichnung war Landsma˚l (‘Sprache des Landes’; vgl. Vena˚s 1984, 209); seit 1929 ist die offizielle ⫺ und heute allein gebräuchliche ⫺ Bezeichnung Nynorsk (‘Neunorwegisch’). Ein ganz besonderes Merkmal der offiziellen Bokma˚ls- und Nynorsk-Normen ist seit 1917 die Existenz zweier Fakultativitätsebenen, und zwar eine mit allgemein gültiger schriftsprachlicher Alternation von Formen ⫺ z. B. BM hel/heil ‘ganz’, Nyno. høre/ høyre ‘hören’ ⫺ und eine mit eingeschränkt gültiger Alternation in dem Sinne, dass in den offiziellen Wörterbüchern in eckigen Klammern stehende Formen ⫺ z. B. BM høst [haust] ‘Herbst’, Nyno. ga˚ [gange] ‘gehen’ ⫺ nur in schriftlichen Schülerarbeiten, nicht aber in Lehrbüchern sowie in der öffentlichen Verwaltung zugelassen sind. (Die Abschaffung dieser Regelung ist neulich vorgeschlagen worden.) Die sprachplanerischen Maßnahmen, die den Reformen von 1938 und 1959 zugrunde lagen, stießen in großen Teilen der Bevölkerung auf zunehmenden Widerstand. Seit der Einführung der „Bokma˚l“-Bezeichnung wird der Name Riksma˚l auf die traditionelle, sich von den offiziellen Reformbestrebungen distanzierende schriftsprachliche Tradition und Praxis bezogen, die ⫺ obwohl „inoffiziell“ ⫺ noch gebraucht, gepflegt und seit 1953 von einer dafür zuständigen „privaten“ Akademie (Det Norske Akademi for Sprog og Litteratur ‘Die Norwegische Akademie für Sprache und Literatur’) fortlaufend genormt wird (vgl. Coward 1986). Seit 1952 war Norsk spra˚knemnd (‘Norwegische Sprach(en)kommission’) für die Normierung der offiziellen Varietäten des Norwegischen ⫺ Bokma˚l und Nynorsk ⫺ zuständig. Diese Einrichtung wurde 1972 von Norsk spra˚kra˚d (‘Norwegischer Sprach(en)rat’) abgelöst, dem auch Riksma˚ls-Vertreter angehören. 1981 wurde die offizielle sprachplanerische Reformpoli-
122 tik zum großen Teil wieder rückgängig gemacht, und es wurden zahlreiche traditionelle Wortformen in die offizielle Bokma˚lsnorm wieder aufgenommen, jedoch ohne dass es zur vollen offiziellen Anerkennung des Riksma˚l kam. (Vgl. insgesamt Langslet 1999.) Die jetzt im tatsächlichen Usus geläufigste Variante des Bokma˚l, auch „moderates Bokma˚l“ genannt, steht indessen dem inoffiziellen Riksma˚l sehr nahe. Zwischen dem inoffiziellen Riksma˚l und dem offiziellen Bokma˚l lassen sich schwerlich Unterschiede nachweisen, die etwa als typologisch einschlägig betrachtet werden könnten. Das Verhältnis von geschriebenem Riksma˚l/Bokma˚l und Nynorsk zur gesprochenen Sprache ist etwas unterschiedlich. Das Nynorsk wird überwiegend von Dialektsprechern verwendet, denen es an einer Anpassung ihrer gesprochenen Sprache an die schriftsprachliche Norm im Großen und Ganzen nicht gelegen ist. Eine Aussprachenorm für das Nynorsk ist ⫺ trotz früherer Bemühungen (Vena˚s 1984, 178⫺80) ⫺ nur in Ansätzen vorhanden (z. B. als Theatersprache in Oslo) und kann keine Allgemeingültigkeit beanspruchen. Für das Riksma˚l/ Bokma˚l existiert eine etablierte, wenigstens 200 Jahre alte, auf die geschriebene Standardsprache bezogene Aussprachenorm, die in ihrer einflussreichsten phonetischen Ausprägung auf dem Südostnorwegischen basiert. Hinzu kommen regionale Aussprachen der geschriebenen Standardsprache (vor allem in den Städten), die noch als gesprochene Standardsprache akzeptiert werden; eine Anpassung an ostnorwegische phonetische Gegebenheiten ist bei Standardsprachesprechern, die nicht aus Ostnorwegen stammen, eher ungewöhnlich. Die meisten Benutzer des geschriebenen Bokma˚l/Riksma˚l sind Dialektsprecher: Nur etwa 10 % der Bevölkerung benutzen die Schriftsprache Nynorsk, dafür 90 % Riksma˚l/Bokma˚l. Demgegenüber verwenden nur 25⫺30 % eine standardsprachebezogene Aussprache (die ostnorwegisch sein kann, aber nicht muss), während 70⫺75 % einen von der Standardsprache mehr oder weniger deutlich abweichenden Dialekt sprechen. Man kann m. a.W. von einer partiel-
I. West- und nordgermanische Sprachen
len Diglossiesituation sprechen, freilich mit dem Vorbehalt, dass nicht nur die gegenwärtigen Standardsprachen, sondern auch die Dialekte im Grunde genommen alle gegenseitig gut verständlich sind. In Anbetracht der durchgehenden gegenseitigen Verständlichkeit im Prinzip aller norwegischen Varietäten sowie des Umstandes, dass schriftsprachliches Riksma˚l/Bokma˚l und Nynorsk als Varianten einer norwegischen Sprache angesehen werden, stellt sich natürlich die Frage, in welchen spezifischen Bereichen des Sprachsystems typologische Unterschiede feststellbar sind. Es sollte hervorgehoben werden, dass dies keine intern norwegische, sondern vielmehr eine allgemein festlandskandinavische Problematik ist. Zwischen allen modernen festlandskandinavischen Sprachen besteht ⫺ bei weitgehender gegenseitiger Verständlichkeit ⫺ in den Hauptzügen weitgehende strukturelle Übereinstimmung, so dass sie unter anderen geschichtlichen und politischen Bedingungen sehr wohl als Dialekte oder (über)regionale Varietäten einer Sprache hätten angesehen werden können. Dies bedeutet insbesondere auch, dass Dänisch, Norwegisch und Schwedisch grundsätzlich den gleichen Sprachtypus vertreten und dass typologische Unterschiede nicht etwa im syntaktischen Basissystem, sondern vielmehr erst in Teilbereichen und auf oberflächlicheren Niveaus zu erwarten sind. Gleiches trifft selbstverständlich auch für das Verhältnis der norwegischen schriftsprachlichen und gesprochenen Varietäten untereinander zu. Dabei ist auch das geschichtliche Verhältnis des Riksma˚l bzw. (moderaten) Bokma˚l zum Dänischen in Erinnerung zu behalten. Zwischen dem Riksma˚l/Bokma˚l und dem Dänischen sind gewisse kennzeichnende Ähnlichkeiten vorhanden, während das Nynorsk in bestimmten Fällen mit dem Schwedischen zusammengeht. Beim folgenden Versuch einer typologischen Variationsbeschreibung des modernen Norwegisch soll ⫺ wie es der Gesamtplan dieses Bandes vorsieht ⫺ aszendent verfahren werden. Konkret bedeutet das, dass wir uns den Einzelbereichen Phonologie, Morphologie und Syntax (2.⫺4.) in die-
123
5. Norwegisch
ser traditionellen Reihenfolge zuwenden. Es wird keine holistische typologische Beschreibung angestrebt in dem Sinne, dass „tiefere“ Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Domänen ⫺ z. B. zwischen Phonologie einerseits und Morphologie oder Syntax andererseits ⫺ zu etablieren versucht werden (vgl. hierzu z. B. Coseriu 1980, 199; Plank 1998). Jedoch lassen sich insbesondere Syntax und Morphologie schwerlich streng auseinanderhalten. (Einschlägige Arbeiten zu verschiedenen Aspekten der norwegischen Grammatik und Sprachentwicklung, die auch für eine variationstypologische Betrachtung Wichtiges enthalten, sind in den Anthologien von Jahr/Lorentz 1981; 1983; 1985; 1989; 1993, alle mit ausführlicher Bibliographie, abgedruckt. Das neueste Standardwerk zur norwegischen Grammatik ⫺ Bokma˚l und Nynorsk ⫺ ist Faarlund et al. 1997.)
2.
Lautliche Variation
2.1. Wortakzent und Worttöne Der Wortakzent liegt im Norwegischen im unmarkierten Fall auf der ersten Silbe. Ausnahmen davon finden sich zunächst allgemein bei den zahlreichen zuerst aus dem Mittelniederdeutschen, später auch aus dem Hochdeutschen entlehnten Verben mit den Vorsilben be-, er- und for-, z. B. be+tale ‘bezahlen’, er+klære ‘erklären’, for+telle ‘erzählen’, und davon abgeleiteten Verbalsubstantiven wie be+taling ‘Bezahlung’, er+klæring ‘Erklärung’, for+telling ‘Erzählung’. Weitere, auch sehr zahlreiche Ausnahmen stellen außerhalb des ostnorwegischen Dialektgebiets sowie in der standardsprachlichen, ansonsten auf dem Ostnorwegischen basierenden Aussprachenorm die vielen neueren Lehnwörter vor allem romanischen, d. h. insbesondere französischen, oder griechischen Ursprungs mit dem Wortakzent auf der letzten Silbe, wie z. B. atten+tat ‘Attentat’, a+vis ‘Zeitung’, kompro+miss ‘Kompromiss’, kon+flikt ‘Konflikt’, ba+nan ‘Banane’, ma+skin ‘Maschine’, medi+sin ‘Medizin’, adrena+lin ‘Adrenalin’, kap+tein ‘Kapitän, Hauptmann’, karak+ter ‘Charakter’, per+fekt ‘perfekt’, na+sjon ‘Nation’, revolu+sjon ‘Revo-
lution’, infla+sjon ‘Inflation’, demon+strant ‘Demonstrant’, ener+gi ‘Energie’, sympa+ti ‘Sympathie’, symfo+ni ‘Sinfonie’, suk+sess ‘Sukzess’, oder auf der vorletzten Silbe, wie z. B. kata+strofe ‘Katastrophe’, pro+fessor ‘Professor’, syn+tetisk ‘synthetisch’. In ostnorwegischer Dialektaussprache haben solche Wörter den Wortakzent auf der ersten Silbe (+avis, +kaptein, +revolusjon usw.), was sprachgeschichtlich die Weiterführung einer für das Germanische seit jeher charakteristischen Betonungstendenz und zugleich eine typologische Vereinfachung bedeutet. Die Erstsilbenbetonung gilt neuerdings zwar offiziell, keineswegs aber dem gängigen Normbewusstsein nach als standardsprachlich. In betonten Silben gilt das phonotaktische Prinzip der Silbenbalance, das besagt, dass auf einen langen betonten Vokal ein kurzer Konsonant und umgekehrt auf einen kurzen betonten Vokal ein langer Konsonant folgt, vgl. z. B. tak [ta:k] ‘Dach’ vs. takk [tak:], hat [ha:t] ‘Hass’ vs. hatt [hat:] ‘Hut’ und ⫺ als Beispiel für jeweils standardsprachliche und dialektale Betonung ⫺ banan [ba+na:n] vs. [+ban:an] ‘Banane’. Das Norwegische gehört mit Schwedisch zu den wenigen europäischen Sprachen mit Wortton- (bzw. Tonem-) Opposition. Es gibt zwei Worttöne, Ton(em) 1 mit einfacher und Ton(em) 2 mit fallend-steigender Tonführung (zur lautlichen Realisierung vgl. z. B. Fintoft 1970), die sich im Prinzip aufgrund wortstruktureller Gegebenheiten im Altnorwegischen, d. h. auf etymologischer Grundlage, verteilen: Wörter, die im Altnorwegischen einsilbig waren, weisen Tonem 1 auf, während im Altnorwegischen zwei- und mehrsilbige Wörter Tonem 2 haben. Besonders zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass das heutige Definitheitssufix auf die Festlegung des Worttons keinen Einfluss hat. Vgl. (1): (1)
en +bønn ‘ein Gebet’ ⫺ +bønnen ‘das Gebet’ (RM/BM) en ˘bønne ‘eine Bohne’ ⫺ ˘bønnen ‘die Bohne’ (RM/BM)
Dies deutet darauf hin, dass zur Zeit der Herausbildung der Tonemopposition der sog. bestimmte Artikel noch als ein ur-
124
I. West- und nordgermanische Sprachen
sprünglich vom vorangehenden Wort (-stamm) getrenntes, dann wohl zunächst enklitisches Element empfunden wurde, das sich erst später ⫺ in Übereinstimmung mit einschlägigen Auffassungen von Grammatikalisierungshierarchien (vgl. Hopper/ Traugott 1993, 7) ⫺ zum grammatischen Suffix entwickelte. Seit altnorwegischer Zeit aufgenommene zwei- oder mehrsilbige Lehnwörter erhalten in der Regel Tonem 1, nicht Tonem 2. Es wird damit gerechnet, dass es im heutigen Norwegischen mehr als 2000 Wortpaare gibt, die sich einzig durch die Tonemopposition unterscheiden (Jensen 1961; Leira 1998). Vgl. z. B. noch die Beispiele in (2): (2)
+bønder ‘Bauern’ (altnorw. bœndr) ⫺ ˘bønner ‘Bohnen’ (RM/BM/Nyno.) +banner ‘Banner’ ⫺ ˘banner ‘schwört’ (RM/BM) +kastet ‘der Wurf’ ⫺ ˘kaste ‘werfen’ (RM/BM/Nyno.) +finner ‘findet’ ⫺ ˘finner ‘Finnen’ (RM/BM) +a˚ra ‘die Jahre’ ⫺ ˘a˚ra ‘das Ruder’ (BM/Nyno.) +laga ‘die Vereine’ ⫺ ˘laga ‘gemacht’ (BM/Nyno.) +svunnet ‘der Schwund’ ⫺ ˘svunne ‘geschwunden’ (Nyno.)
Die dialektale ostnorwegische Plazierung des Druckakzents hat von Einzelwörtern auf (lexikalisierte) Wortgruppen übergegriffen und führt dann zu einer Art Wortgruppenlexem mit Tonem 2, vgl. z. B. nichtostnorwegisch han la +pa˚ litt vs. ostnorwegisch han ˘la-pa˚ litt ‘er legte ein bisschen dazu’. Die ostnorwegische Erstbetonung in Wortgruppen hat ⫺ anders als die in Fremdwörtern ⫺ auch standardsprachliche Geltung. Sie hat sich auch außerhalb des Ostnorwegischen in Initialwörtern wie TV, PC volle Geltung verschafft, und es gibt deutliche Tendenzen zu ihrer weiteren Übernahme in Wortgruppenlexemen wie ˘legge-pa˚ usw. Die Tonemopposition wird in verschiedenen Dialekten unterschiedlich phonetisch realisiert. Sie ist trotz der relativ geringen damit verbundenen funktionellen Belastung erstaunlich stabil geblieben. Nur auf einem kleinen Gebiet in der Nähe von Bergen und
in gewissen nordnorwegischen Mundarten ist sie nicht vorhanden. Sie bereitet Norwegisch lernenden Einwanderern vielfach erhebliche Schwierigkeiten. Die letzteren einheimischen und gruppenspezifischen Varietäten sind anders als das übrige Norwegisch keine Tonsprachen mehr. In gewissen nördlichen ost- sowie nordnorwegischen Dialekten werden unbetonte Endsilben apokopiert (vgl. standardsprachlich a˚ ˘kaste vs. dial. a˚ kaˆst ‘zu werfen’), was als extreme Auswirkung des starken Druckakzents auf der ersten Silbe aufgefasst wird. In diesen Dialekten ist eine auf Zweisilbigkeit basierende Tonemopposition selbstverständlich nicht möglich, jedoch hat sich als an Einsilbigkeit gebundene Entsprechung von Tonem 2 in diesen Mundarten ein besonderer Akzent herausgebildet, der als „Zirkumflex“ bezeichnet wird (vgl. die Transkription kaˆst oben). Bei manchen Jugendlichen scheint indessen dieser besondere Akzent neuerdings verloren zu gehen (Skjekkeland 2000, 79). 2.2. Segmentale Phonologie Bei der Beschreibung der norwegischen Segmentalphonologie kann man sich an einem (weitgehend standardsprachlichen) Maximalsystem orientieren, aus dem sich unterschiedliche dialektale bzw. regionale Systeme herleiten lassen. Das Vokalsystem lässt sich wie folgt (3) darstellen (s. Tab. (3) auf Seite 125). Alle Vokale in (3) können kurz oder lang sein. Hinzu kommt noch der Zentralvokal [e], der nur in unbetonten Silben vorkommt und als kombinatorisches Allophon von /e/ angesehen werden kann. Der phonemische Status von [æ] ist unklar. Gewisse westliche Dialekte haben nur [e]. In anderen Dialekten kommt [æ] hauptsächlich vor [r] bzw. [R] vor, im Ostnorwegischen noch vor Retroflexen (die historisch auf Verbindungen von [r] ⫹ Konsonant zurückgehen). Die funktionelle Belastung der [e]/[æ]-Unterscheidung ist gering ⫺ und der Phonemstatus von [æ] entsprechend fragwürdig ⫺, denn minimale Paare wie etwa ostnorwegisch hesje [hese] ‘Heu zum Trocknen aufhängen’ vs. herse [hæse] ‘quälen, plagen’ sind ausgesprochen selten.
125
5. Norwegisch
(3)
vordere Vokale geschloßen mittlere V. offen
hintere Vokale
ungerundet
gerundet
i e æ
y ø
ungerundet
u
u o [c] a
Bestimmte westliche Dialekte haben eine zusätzliche Reihe höherer mittlerer Vokale zwischen /i/ usw. und /e/ usw., d. h. /i y w o/. Diese Reihe fällt jetzt vielfach mit der der jeweils niedrigeren Vokale /e/ usw. zusammen, was zur systematischen ⫺ und typologischen ⫺ Vereinfachung des betreffenden dialektalen Vokalsystems führt. Andere dialektale Sonderphoneme, die jetzt bei der jüngeren Generation gefährdet erscheinen, sind /v¨ / (Østerdalen, Nordmøre), /ö/ (Østerdalen), /œ/ (Nordmøre) und /o/ (Vest-Telemark). In gewissen ostnorwegischen Dialekten mit Itakismus wird ein /y/ wieder eingeführt, und in südwestlichen Dialekten mit nur /e/ (Ryfylke) wird ein /æ/ neu aufgenommen (in der Stadtmundart von Bergen gilt dies als schon vollzogen). Diese Phonemverluste und -hinzunahmen zeigen insgesamt eine Anpassung an das standardsprachliche „Haupt“system in (3), d. h. einen Abbau dialektaler typologischer Systemunterschiedlichkeit zugunsten landesüblicher phonologischer Normalität. (Vgl. insgesamt Skjekkeland 2000, 80.) Den Monophthongen in (3) schließen sich folgende Diphthonge (4) an:
In gewissen westnorwegischen Dialekten erscheint nur [ai], wo die übrigen Dialekte und die gesprochene Standardsprache eine /ei/ ⫺ /ai/-Opposition haben. /ai/ wie in hai ‘Haifisch’ und kai ‘Quai’ und /oi/ sind von der Frequenz her zunehmend marginal; /oi/ kommt nur in vereinzelten Fremdwörtern wie boy ‘Boy’ und Interjektionen wie ohoi! ‘ahoi’ vor. Das Konsonantensystem kann folgendermaßen (5) dargestellt werden (stl. ⫽ stimmlos, sth. ⫽ stimmhaft). Dieses Maximalsystem ist grundsätzlich deckungsgleich mit dem ostnorwegischen System, das auch als hauptsächliches standardsprachliches System gilt. In südlichen und westlichen Küstendialekten wird das r-Phonem als uvulares [R] realisiert. Das dialektale [R]-Gebiet weitet sich gegenwärtig im nordwestlichen Küstengebiet aus (Foldvik 1988). Dafür ist der frühere Status des [R] als Prestigeaussprache im Westend von Oslo weitgehend verloren gegangen. Zwischen den ost- und westnorwegischen Dialekten besteht ein grundlegender Systemunterschied derart, dass das Ostnorwegische die Retroflexlaute [t K r U ] hat, die übrigen Dialekte aber nicht. Strittig ist ihre
(4)
ei øy oi ai au [æu, œu]
(5)
labial
alveolar
apikal (retroflex)
dorsal
p b f v
t d s
t K s
k g c¸ j
l r
l
plosiv, stl. plosiv, sth. frikativ, stl. frikativ, sth. lateral, sth. „Trill“, sth. „Flap“, sth. nasal, sth.
gerundet
m
n
r U
n
glottal
h
126
I. West- und nordgermanische Sprachen
phonologische Analyse als Einzelphoneme oder aber als phonetische Oberflächenrealisierungen von /r/ ⫹ Konsonant (Dental oder Nasal), wobei neuerdings zunehmend Phonemstatus angenommen wird. Retroflexe und [R] schließen sich normalerweise aus; jedoch findet sich gegenwärtig in bestimmten südnorwegischen Küstenmundarten (Arendal) beides durch das Aufkommen von retroflexer Aussprache von r ⫹ Dental. Außerdem haben gewisse Mundarten (Nordmøre, Romsdal, Nordland) traditionell eine Unterscheidung zwischen Retroflexen /t/ etc. einerseits und Postalveolaren /tß/ etc. andererseits, die jetzt vielfach zugunsten retroflexer Aussprache aufgehoben wird. Nördliche ostnorwegische und insbesondere nordnorwegische Dialekte haben palatale Nasale und Laterale, die jetzt vielerorts mit Retroflexen oder Postalveolaren zusammenfallen. Gewisse Dialekte im Nordwesten, in Trøndelag und Nordnorwegen haben ein palatales stimmloses l /λj /, das auch an vielen Orten dazu neigt, in /s/ oder /C/ überzugehen. Die hier besprochenen sich anbahnenden Veränderungen haben wiederum die Aufgabe dialektaler bzw. regionaler Besonderheiten und eine Anpassung an einen allgemeineren überregionalen Lautbestand zur Folge. Noch allgemeiner überregional verbreitet sind die Ansätze zur Aufgabe der Opposition zwischen /c¸ / und /s/ wie beispielsweise in kjære ‘liebe(r)’ gegenüber skjære ‘schneiden; Elster’. Auffallend ist, dass dieser Übergang zu /s/ neuerdings auch in südund westnorwegischen Dialekten zu beobachten ist, die ansonsten statt des ostnor-
(6)
wegischen [s]-Lautes die Phonemverbindung /sj/ haben bzw. hatten (Simonsen/ Moen 2001, 176 mit Hinweisen). Auch diese Veränderung würde, falls vollzogen, im Konsonantenbestand eine Systemvereinfachung zur Folge haben. (Vgl. zu den fraglichen Veränderungen insgesamt Skjekkeland 2000, 81.)
3.
Morphologische Variation
3.1. Morphosyntaktische Synthetizität und Analytizität Nach einschlägiger Auffassung war das Altnorwegische eine stark synthetische Sprache, während das moderne Norwegisch einen analytischen Sprachtyp vertritt. Dem entspricht, dass laut Schlegels (1818) klassischer morphosyntaktischer Typisierung synthetische und analytische Sprachen zwei unterschiedliche historische Etappen bzw. Erscheinungsformen des dritten Haupttyps der „flektierenden“ ⫺ in anderer Terminologie fusionierenden ⫺ Sprachen sind. Vgl. die Übersicht in (6) (vgl. dazu Askedal 1998, 241 f.). Schlegel zufolge sind insbesondere obligatorische Subjektpronomina, Hilfsverben, Artikel, Komparationsadverbien und PPs als Ersatz früherer Kasusmarkierung für analytische Sprachen kennzeichnend. Dies sind insgesamt Erscheinungen, die in den Bereich syntaktischer Konstruktionen hinüberführen, weswegen die Schlegelsche Typisierung keine einfache morphologische, sondern eine im eigentlichen Sinne morphosyntaktische Typisierung ist.
„trois classes“ (morphologische Typen) „les langues sans aucune structure grammaticale“ (isolierend)
„les langues qui emploient des affixes“ (agglutinierend)
„les langues a` inflexions“ (fusionierend)
„les langues synthe´tiques“ (synthetisch)
J
„les langues analytiques“ (analytisch)
127
5. Norwegisch
In diesem Kapitel wollen wir auf die Morphologie im engeren Sinne eingehen und Fragestellungen behandeln, die Flexionskategorien und morphologische Erscheinungsformen im Bereich der Verb-, Substantiv-, Pronominal- und Adjektivflexion betreffen. Einschlägig in diesem Zusammenhang ist u. a. die Frage, ob die verbleibende Synthetizität traditioneller fusionierender Art ist oder ob sich in bestimmten Bereichen transparentere agglutinierende Züge herausgebildet haben. Wegen der historischen Dimension der Synthetizität/Analytizität-Unterscheidung sind nicht nur der Abbau von Flexion, sondern auch das Aufkommen neuer Morphologie vor Augen zu behalten, was einschlägigen grammatikalisierungstheoretischen Vorstellungen entspricht (vgl. Hopper/Traugott 1993, 7). Die von Schlegel angesprochene Problematik der grammatischen „Hilfswörter“ bzw. „Ersatzkonstruktionen“ wird im nächsten Kapitel 4 zur Syntax zur Sprache kommen. 3.2. Verbflexion 3.2.1. Morphologischer Kategorienwandel Die Flexionskategorien des altnordischen finiten Verbs waren Tempus (Präsens, Präteritum), Modus (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ), Numerus (Singular, Plural) und Person (1., 2., 3.). Davon sind in den norwegischen Standardvarietäten und in den allermeisten Dialekten nur die Tempusopposition zwischen Präsens und Präteritum (ga˚r ⫺ gikk ‘geht (usw.) ⫺ ging (usw.)’) sowie eine Präsens/Imperativ-Unterscheidung (ga˚r ‘geht (usw.)’ ⫺ ga˚! ‘geh! (usw.)’) übrig geblieben. Als Überbleibsel des Konjunktivs gilt die auf feste Wendungen beschränkte Heischeform auf -e, die in Riksma˚l/Bokma˚l immer mit dem Infinitiv morphologisch identisch ist (Leve Kongen! ‘Es lebe der König!’). In der geschriebenen Sprache des 19. Jahrhunderts sowie in etwas altertümlicheren Dialekten war eine Sg./Pl.-Unterscheidung im Indikativ (nicht aber im Präteritum schwacher Verben; vgl. Aasen 1965, 182⫺ 208) noch üblich (z. B. dn.-norw. jeg er ⫺ vi
ere ‘ich bin ⫺ wir sind’); im heutigen Norwegisch ist sie geschwunden (z. B. RM/BM jeg/vi er). Insgesamt sind also beim norwegischen Finitum aus diachroner Sicht morphologische Reduktionen zu verzeichnen, die dem allgemeinen Drift von Synthetizität zur Analytizität entsprechen. Aus gemeingermanischer Sicht „neue“ Morphologie stellt das synthetische Passiv mit der Endung RM/BM -s, Nyno. -st [-s] dar, das freilich ⫺ eingeschränkter als im Schwedischen und Dänischen ⫺ in Riksma˚l/Bokma˚l normalerweise nur im Infinitiv und Präsens, und im Nynorsk nur im Infinitiv verwendet wird: (7)
Barna hentes hver dag klokken tre. (RM/BM) ‘Die Kinder werden jeden Tag um drei Uhr abgeholt.’
(8)
Barna ma˚ hentes øyeblikkelig. (RM/ BM) ‘Die Kinder sind unverzüglich abzuholen.’
(9)
Barna skal hentast med ein gong. (Nyno.) ‘Die Kinder sollen sofort abgeholt werden.’
Der Konjunktiv Präteriti ist in diesem Zusammenhang ein interessanter Sonderfall. In archaischen Dialekten sind zum einen gewisse ältere Formen erhalten und zum anderen auch Konj. Prät.-Formen ⫺ vermutlich auf der Basis von (infiniten) Supinumformen⫺ neu geschaffen worden (vgl. dazu insgesamt Dørum 2000). 3.2.2. Synchronische Variationserscheinungen Riksma˚l/Bokma˚l und Nynorsk haben beide hauptsächlichen germanischen Flexionsklassen der starken und schwachen Verben behalten. Dementsprechend wird in norwegischen Grammatiken traditionell ⫺ d. h. eigentlich auf etymologischer Grundlage ⫺ mit sieben Klassen starker und vier Klassen schwacher Verben gerechnet. Vgl. zunächst die Exemplifizierung starker Verben (Klassen: St[ark]I⫺VII) in (10) und die schwacher Verben (Klassen: Schw[ach]I⫺IV)
128
I. West- und nordgermanische Sprachen
(10) Klasse StI
Nyno. RM/BM
StII
Nyno. RM/BM
StIII
Nyno. RM/BM
StIV
Nyno. RM/BM
StV
Nyno. RM/BM
StVI
Nyno. RM/BM
StVII
Nyno. RM/BM
(11) Klasse SchwI
Nyno. RM/BM
SchwII Nyno. RM/BM SchwIII Nyno. RM/BM SchwIV Nyno. RM/BM
Infinitiv
Präs.
Prät.
Sup.
bite/-a bite ‘beißen bryte/-a bryte ‘brechen drikke/-a drikke ‘trinken bere/-a bære ‘tragen bede/-a, be be ‘bitten take/-e, ta ta ‘nehmen sove/-a sove ‘schlafen
bit[er] biter beißt bryt[er] bryter bricht drikk[er] drikker trinkt ber[er] bærer trägt bed[er], ber ber bittet tek[er], tar tar nimmt søv[er] sover schläft
beit bet (beit, BM) biß braut brøt (brøyt, BM) brach drakk drakk trank bar bar trug bad ba(d) bat tok tok nahm sov sov schlief
bite/-i bitt gegebissen’ brote/-i brutt gebrochen’ drukke/-i drukket getrunken’ bore/-i ba˚ret getragen’ bede/-i, bedd, -tt bedt gebeten’ teke/-i, [tatt] tatt genommen’ sove/-i sovet geschlafen’
Infinitiv
Präs.
Prät.
Part. Perf./Sup.
telje/-ja telle ‘zählen døm[m]e/-a dømme ‘verurteilen na˚ na˚ ‘erreichen vente/-a vente ‘warten
tel teller zählt døm[m]er dømmer verurteilt na˚r na˚r erreicht ventar venter wartet
talde [talte] telte/talte zählte dømde [-te] dømte verurteilte na˚dde na˚dde erreichte venta ventet (/-a, BM) wartete
talt telt/talt gezählt’ dømt [-d] dømt verurteilt’ na˚dd/-tt na˚dd erreicht’ venta ventet (/-a, BM) gewartet’
in (11) (das Nynorsk-Supinum ist mit dem N.Sg. des Part. Perf. morphologisch identisch; vgl. (10)⫺(13). Schon dieser Überblick, der keineswegs allen einzellexematischen Variationen gerecht wird, lässt einige typologisch einschlägige Unterschiede zwischen Nynorsk, Riksma˚l und Bokma˚l erkennen. Nynorsk hat isgesamt etwas mehr starke Verben, d. h. gewissermaßen mehr morpho-
logische „Irregularität“, als Riksma˚l/Bokma˚l; vgl. z. B. Nyno. drepe/-a ⫺ drap vs. RM/BM drepe ⫺ drepte ‘töten ⫺ tötete’, Nyno. lese/-a ⫺ las vs. RM/BM lese ⫺ leste ‘lesen ⫺ las’, Nyno. tygge/-je/-a/-ja ⫺ togg vs. RM/BM tygge ⫺ BM tygde/RM tygget usw. Die umgekehrte Verteilung kommt auch vor, ist aber seltener; vgl. z. B. Nyno. hjelpe/-a ⫺ hjelpte vs. RM/BM hjelpe ⫺ hjalp ‘helfen ⫺ half’.
129
5. Norwegisch
(12) Klasse StI
Nyno.
StII
Nyno.
StIII
Nyno.
StIV
Nyno.
StV
Nyno.
StVI
Nyno.
StVII
Nyno.
(13) Klasse SchwI
Nyno.
SchwII Nyno. SchwIII Nyno. SchwIV Nyno.
M./F. Sg.
F. Sg.
N. Sg.
Pl.
biten ‘gebissen’ broten ‘gebrochen’ drukken ‘getrunken’ boren ‘getragen’ beden ‘gebeten’ teken ‘genommen’ hoggen ‘gefällt’
[biti]
bite/-i
bitne
[broti]
brote/-i
brotne
[drukki]
drukke/-i
drukne
[bori]
bore/-i
borne
[bedi]
bede/-i, bedd/-tt
bedne
[teki],
teke/-i, [tatt]
tekne
[hoggi]
hogge/-i
hogne
M./F. Sg.
N. Sg.
Pl.
tald [-t] ‘gezählt’ dømd [-t] ‘verurteilt’ na˚dd ‘erreicht’ kasta ‘geworfen’
talt
talde [talte]
dømt
dømde
na˚dd/-tt
na˚dde
kasta
kasta
Zwischen Riksma˚l/Bokma˚l einerseits und Nynorsk andererseits bestehen gewisse kennzeichnende Flexionsunterschiede. Im Nynorsk wird das Part. Perf. bei starken Verben überwiegend mit vokalischem Suffix, einzellexematisch auch mit Dentalsuffix, das der schwachen Verben mit Dentalsuffix (SchwI-III) oder vokalischem aSuffix (SchwIV) gebildet. Im Riksma˚l wird das Part. Perf. durchgehend mit ⫺ freilich etwas unterschiedlichem ⫺ Dentalsuffix gebildet. Bokma˚l hat noch ⫺ nach dem Muster des Nynorsk und der Dialekte ⫺ optional das vokalische a-Suffix in der Klasse SchwIV. Zwischen Nynorsk einerseits und Riksma˚l/Bokma˚l andererseits besteht darüber hinaus der Unterschied, dass im Nynorsk in sehr viel höherem Ausmaß zusätzlich zu den in (10)⫺(11) aufgeführten, als Supinum verwendeten Part. Perf.-Formen bei den
starken ⫺ gelegentlich auch schwachen ⫺ Verben im eigentlichen Sinne partizipiale, flektierende Formen gebildet werden. Vgl. (12)⫺(13). Die fraglichen Partizipialformen des Nynorsk werden vor allem in periphrastischen Perfekt- und Passivfügungen mit kongruierendem Partizip gebraucht (vgl. 5.2) und sind in Riksma˚l/Bokma˚l wegen der durchgehend supinischen Gestaltung entsprechender Verbketten vom syntaktischen System her marginal. Beachtenswert ist, dass die produktivste Flexionsklasse überhaupt ⫺ SchwIV ⫺ mit den Suffixen Nyno. -a, Boksma˚l -et/-a, RM -et im Nyno keine, und im Riksma˚l/Bokma˚l nur rudimentäre Partizipialflexion (starke Pluralform bzw. schwache Form auf RM -ede, BM -ede/ete: egnede, egnete ‘geeignet’) aufweist. Flektierte Partizipien sind u. U. auch in Riksma˚l/Bokma˚l bildbar und werden dann
130 attributiv (adjektivisch) verwendet (RM/ BM de hittil oppna˚dde resultatene ‘die bisher erzielten Ergebnisse’, RM/BM Ibsens samlede verker ‘Ibsens gesammelte Werke’, BM egnete midler ‘geeignete Mittel’). Bemerkenswert ist, dass die et-Endung beim Part. Perf. vieler starker Verben in Riksma˚l/Bokma˚l (kommet ‘gekommen’, forsvunnet ‘verschwunden’, usw.) mit der entsprechenden Endung der produktivsten Klasse schwacher Verben ⫺ Klasse IV ⫺ übereinstimmt. Die Präsensmorphologie ist im Nynorsk weniger einheitlich als in Riksma˚l/Bokma˚l. In Riksma˚l/Bokma˚l wird die Endung -(e)r fast durchgehend verwendet (Ausnahmen sind die Präteritopräsentia sowie ein paar Verben mit Stammauslaut auf -r: gjøre ⫺ gjør ‘tun ⫺ tut’, spørre ⫺ spør ‘fragen ⫺ fragt’). Im Nynorsk wird (mit den gleichen Ausnahmen wie in Riksma˚l/Bokma˚l) die (e)r-Endung nur bei den schwachen Verben der Klassen II⫺IV verwendet; bei starken Verben mit konsonantischem Auslaut steht ⫺ trotz Optionalität in der Norm ⫺ normalerweise keine manifeste Endung (Nyno. han les vs. RM/BM han leser ‘er liest’), und bei Verben der Klasse SchwI fehlt sie überhaupt. Darüber hinaus zeigt das Nynorsk anders als Riksma˚l/Bokma˚l gelegentlich innere Flexion (z. B. sove/-a ⫺ søv ‘schlafen ⫺ schläft’) bzw. Suppletivismus (komme/-a ⫺ kjem [c¸e6m] ‘kommen ⫺ kommt’). Die frequenteste bzw. produktivste Flexionsklasse überhaupt ist SchwIV, und diese Klasse ist im Riksma˚l produktiver als im Nynorsk und Bokma˚l, vgl. z. B. Nyno./BM samtykke ⫺ samtykte ⫺ samtykt (SchwII) vs. RM samtykke ⫺ samtykket (SchwIV) ‘zustimmen ⫺ stimmte zu/zugestimmt’, BM bygge ⫺ bygde ⫺ bygd (SchwII) vs. RM bygge ⫺ bygde/bygget ⫺ bygd/bygget (SchwIV) ‘bauen ⫺ baute ⫺ gebaut’. Aus alledem ergibt sich, dass in der Verbmorphologie des Nynorsk insgesamt mehr Irregularitäten bzw. mehr Synthetizität festzustellen sind als im Bokma˚l und insbesondere Riksma˚l. Vor allem die fast durchgehende Verwendung der präsentischen erEndung sowie die größere Produktivität von schwachen Verben überhaupt und ⫺ unter den schwachen Verben ⫺ von SchwIV
I. West- und nordgermanische Sprachen
(insbesondere im Riksma˚l) bezeugen für Riksma˚l/Bokma˚l größere morphologische Transparenz bzw. eine weitergehende, an Agglutination erinnernde Analytizität. In diesen Zusammenhang gehört auch die etwas umfassenderende Allomorphie im Nynorsk im Vergleich zu Riksma˚l/Bokma˚l. 3.3. Substantivflexion 3.3.1. Morphologischer Kategorienwandel Die Flexionskategorien des altnordischen Substantivs waren Kasus (Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv), Numerus (Sg., Pl.) und Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum). Definitheitsflexion ist in Ansätzen vorhanden in Form der Enklitisierung des Pronomens -(h)inn, vgl. z. B. hafsins ‘des Meeres’ mit „Doppelflexion“, d. h. Flexion sowohl des Substantivs wie auch des enklitischen Pronomens bzw. Artikels. Diese Doppelflexion ist in der heutigen Sprache nur in erstarrten Wendungen wie z. B. havsens bunn (Riksma˚l/Bokma˚l) ‘des Meeres Gund’ erhalten; das normale Paradigma kennt nur einfache Genitivmarkierung (was eine weitere Grammatikalisierungsstufe darstellt; vgl. wiederum Hopper/Traugott 1993, 7). Die Opposition zwischen den drei übrigen Kasus ist in den norwegischen Standardvarietäten sowie überwiegend auch in den Dialekten nicht mehr vorhanden. Gewisse, vorzugsweise zentrale ostnorwegische Dialekte verfügen aber noch immer über einen Dativ, der freilich insofern defektiv ist, als er ⫺ abgesehen von einigen wenigen festen Wendungen ⫺ nur bei definiten Substantiven erscheint. In den betreffenden Dialekten wird der Dativ bei definiten Substantiven in allen traditionellen Funktionen verwendet, d. h. als indirektes Objekt (IO) (14), als direktes Objekt (DO) bei bestimmten Verben (15), bei bestimmten Adjektiven (16) sowie vor allem nach bestimmten Präpositionen (17) (Beispiele nach Heggstad 1931, 93, mit Anpassung an moderne Nynorsk-Orthographie): (14) Jenta gav spelmanni ringen. (NichtDativ: spelmannen) ‘Das Mädchen schenkte dem Spielmann den Ring.’
5. Norwegisch
(15) Han fylgde hopi. (Nicht-Dativ: hopen) ‘Er folgte dem Haufen.’ (16) Han var redd vatni. (Nicht-Dativ: vatnet) ‘Er hatte Angst vor dem Wasser.’ (17) Hesten vart sta˚ande i stalli. (Nicht-Dativ: stallen) ‘Das Pferd blieb im Stall stehen.’ Beachtenswert ist, dass der Dativ in das seit 1850 entstehende Nynorsk von Ivar Aasen nicht aufgenommen wurde. Der Dativgebrauch ist in den heutigen Dialekten allgemein im Rückgang begriffen. Am besten hält sich der Dativ als regierter Kasus in PPs. (Vgl. z. B. die Beiträge von Torp und Øygarden in Kleiva et al., eds., 1999.) Die dreifache Genusunterscheidung von Maskulinum, Femininum und Neutrum hat sich in den Dialekten (mit Ausnahme der Bergener Stadtmundart) und im Nynorsk gegenüber dem Altnordischen nicht geändert. Dies ist im Riksma˚l anders, das in dieser Hinsicht dem Dänisch-Norwegischen folgt und kein Femininum, sondern anstelle von Maskulinum und Femininum ein Genus commune hat (bzw. nur morphologische Relikte des Femininums in Form vereinzelter a-Endungen wie kua ‘die Kuh’, hytta ‘die Hytte’, bikkja ‘der Hund’ akzeptiert). Durch die Sprachreformen von 1917 und 1938 wurde aber das Femininum in das offizielle Boksma˚l aufgenommen. Dabei hat das Femininum im schriftsprachlichen Bokma˚l bei verschiedenen Substantivlexemen in der Praxis einen etwas unterschiedlichen stilistischen Stellenwert: Die Form F. Sg. boka ist weitgehend neutral, während F. Sg. dronninga im Verhältnis zu Genus commune dronningen ‘die Königin’ einen eher umgangssprachlichen Eindruck macht. Eine Form wie Genus commune Sg. furuen wirkt sehr gespreizt (und ist im Riksma˚l, das hier furua verlangt, in der Tat nicht zugelassen). 3.3.2. Synchronische Variationserscheinungen Die norwegische Substantivmorphologie ist hauptsächlich eine Frage der Pluralbildung, der Definitheitsflexion und der Genitivmarkierung.
131 Bei der Pluralbildung bestehen gewisse Zusammenhänge mit dem inhärentem Genus des Substantivs. Vgl. (18; Singularformen jeweils: auga/øye ‘Auge’, barn ‘Kind’, bekk ‘Bach’, brev ‘Brief’, bror ‘Bruder’, bygd ‘Landgemeinde’, datter/dotter ‘Tochter’, elv ‘Fluss’, eple ‘Apfel’, far ‘Vater’, fot ‘Fuß’, gut(t) ‘Junge’, hand/ha˚nd ‘Hand’, herre ‘Herr’, hus ‘Haus’, ku ‘Kuh’, lærer/ lærar ‘Lehrer’, søknad ‘Gesuch’, sko ‘Schuh’, tre ‘Baum’, under ‘Wunder’, vise ‘Lied’; die Reihenfolge im Verhältnis zur Schrägstrich in M/G.c. entspricht der in Bokma˚l/Riksma˚l) (s. Tab. (18)). Im Nynorsk ist ein etwas stärkerer Zusammenhang zwischen Numerus und Genus festzustellen als in Riksma˚l/Bokma˚l. Im Nynorsk ist bei Maskulina die ar-Endung stärker vertreten, bei Feminina die er-Endung, und bei den Neutra ist Endungslosigkeit vorherrschend. In Riksma˚l/Bokma˚l ist bei Neutra Endungslosigkeit, obwohl üblich, insgesamt weniger typisch. Im Riksma˚l stellt sich die Frage der Genustypizität in bezug auf Maskulina und Feminina eigentlich nicht, aber auch in den Varietäten des Bokma˚l, in denen die Opposition zwischen Maskulinum und Femininum aufrechterhalten wird, wird bei der Pluralbildung kein dem Nynorsk entsprechender Unterschied gemacht. Sowohl im Nynorsk wie auch in Riksma˚l/Bokma˚l sind die Fälle mit innerer Flexion (Vokalwechsel) aus systematischer Sicht ganz marginal, wodurch sich wohl eine allgemeine Tendenz zur Agglutination kundtut. Diese Tendenz ist in Riksma˚l/Bokma˚l insofern noch stärker als im Nynorsk, als in Riksma˚l/Bokma˚l auch bei den Neutra von manifesten Endungen mehr Gebrauch gemacht wird. Der systematische Status der M/F-Unterscheidung im Nynorsk gegenüber ihrem schwankenden Status im Bokma˚l und ihrer Neutralisierung (bzw. ihrem Reliktstatus) im Riksma˚l entspricht den unterschiedlichen Pronominaliserungsregeln in den beiden hauptsächlichen Varietäten Nynorsk einerseits und Riksma˚l/Bokma˚l andererseits. Im Nynorsk erfolgt die Pronominalisierung allgemein aufgrund der grammatischen Ge-
132
I. West- und nordgermanische Sprachen
(18) Pluralbildung -ar
Nyno.
-er
Nyno.
gutar (M) lærarar (M) [bekkar] (M) søknader (M) bekker (M)
BM/RM
-e
BM/RM
-r
Nyno. BM/RM
Nyno. Nyno. BM/RM -ar* Nyno. -er* Nyno.
— (M/G.c.)
elvar (F)
— (N)
— (M/G.c.)
bygder (F) [elver] (F)
— (N)
gutter (M/G.c.) bekker (M/G.c.) elver (F/G.c.) søknader (M/G.c.) bygder (F/G.c.) kuer (F/G.c.) lærere (M/G.c.) skor (M)
brever (N)
undre (N) øyne (N) viser (F)
herrer (M/G.c.) viser (F/G.c.)
epler (N)
-o -Ø
sko (M/G.c.) fedrar (M) føter(M)
BM/RM -e*
BM/RM
-r*
Nyno. BM/RM Nyno.
-Ø*
(19) M. Sg. mannen/stolen ‘der Mann/Stuhl’ (20) M./G.c. Sg. mannen ‘der Mann’ stolen ‘der Stuhl’
augo (N) hus (N) hus (N) hender (F) døtrer (F)
føtter (M/G.c.) hender (F/G.c.) fedre (M/G.c.) døtre (F/G.c.) kyr (F) kyr (F/G.c.)
trær (N) born (N)
brør (M)
J
han ‘er’
F. Sg. kvinna/lampa ‘die Frau/Lampe’
J
han ‘er’ den ‘er’
F./G.c. Sg. kvinna/kvinnen ‘die Frau’ lampa/lampen ‘die Lampe’
J
nusmerkmale Maskulinum und Femininum Vgl. (19). In Riksma˚l/Bokma˚l ist bei der Pronominalisierung auch der Belebtheitsparameter von Bedeutung. Vgl. (20). In Riksma˚l/Bokma˚l ist in diesen Fällen das Belebtheitsmerkmal (bzw. die Unter-
J
ho ‘sie’
J
hun ‘sie’ den ‘sie’
J
scheidung ( menschlich; vgl. kua ‘die Kuh’ J den) für die Pronominalisierung grundlegender als die traditionelle Genusunterscheidung, was von der Neutralisierung im Genus commune her verständlich erscheint. Im Neutrum Singular ist der Belebtheitsunterschied beim Bezugswort ohne Bedeu-
133
5. Norwegisch
(21) Nyno.
M.Sg.
F. Sg
N. Sg,
hesten
M./F. Pl. hestene bøkene visene [-one] kyrne
boka [-i] visa kua huset BM
M.Sg.
F. Sg
M./F. Pl.
huset
hestene visene bøkene kyrne/kuene husene/-a
N. Sg,
Pl.
huset
hestene visene bøkene kuene/kyrne husene
visa/-en boka/-en kua/-en G.c.Sg. hesten visen boken kua
tung für die Pronominalisierung, und im Plural gibt es beim Pronomen keine Genusunterschiede mehr. In beiden Fällen kann die Pronominalisierung deswegen sowohl im Nynorsk wie in Riksma˚l/Bokma˚l einheitlich erfolgen: Nyno./BM/RM barnet ‘das Kind’ J det ‘es’; Nyno. borna, RM/BM barna J Nyno. dei, RM/BM de ‘sie’. Die Definitheitsflexion kann wie in (21) dargestellt werden. Im Riksma˚l kann die a-Endung in kua als lexemspezifisches Allomorph innerhalb der allgemeineren Kategorie des Genus commune angesehen werden, da sie für andere syntaktische und morphologische Regeln keinerlei Konsequenzen hat. (Vgl. die obigen Ausführungen zur Pronominalisierung.) Das Definitheitssuffix hat im Plural deutlicher fusionierende Züge als im Singular, da definite Pluralformen wie hestane, hestene, visene, visone, bøkene, lærerne die indefiniten Pluralmorpheme -ar, -er, -or, -e in hestar, hester, viser, visor, bøker, lærere nicht unmittelbar erkennen lassen, und zwar anders als im selteneren Bildungstyp kyrne, trærne aus kyr, trær, die eher als agglutinierend analysiert werden können.
husa [-i]
N. Sg,
hesten
RM
N. Pl.
N. Pl.
Der Genitiv wird einheitlich durch die Hinzufügung eines s-Morphems gebildet, das von den grammatischen Suffixen immer als stammfernstes Element angefügt wird (22) und darüber hinaus nicht nur an Einzelwörter, sondern überhaupt an die letzte Konstituente syntagmatisch komplexer NPs angehängt werden kann (23): (22) en manns ord (RM/BM) ‘das Wort eines Mannes’ mannens ord (RM/BM) ‘das Wort des Mannes’ menns ord (RM/BM) ‘die Worte von Männern’ mennenes ord (RM/BM) ‘die Worte der Männer’ (23) Dronningen av Englands mange slott (RM/BM) ‘die vielen Schlösser der Königin von England’ Die Pluralbildung weist nicht wenig deklinationsbedingte Allomorphie (Ausdrucksunterschiede ohne Kategorien- bzw. Funktionsunterschiede) und bis zu einem gewissen Grade auch Relikte innerer Flexion auf. Dabei sind in Riksma˚l/Bokma˚l Vereinheitli-
134 chungstendenzen deutlicher vorhanden als im Nynorsk. Mit wenigen Ausnahmen ⫺ en/a-Variation im Singular der sogenannten Feminina im Bokma˚l (und in sehr viel geringerem Ausmaß im Riksma˚l) bzw. ene/aVariation im Neutrum Plural im Bokma˚l ⫺ weist die Definitheitsflexion als kombinierter Ausdruck der beiden Kategorien Definitheit und Genus keine entsprechende allomorphische Variation auf. Noch einheitlicher gestaltet sich die Genitivmarkierung, wo die eine Form -s für eine Funktion steht (und demnach dem Monofunktionalitätsprinzip der Natürlichen Morphologie genügt). Dies bedeutet, dass die norwegische Substantivflexion als eine Fusions-/Agglutinations-Hierarchie aufgefasst werden kann, wo die stammnächste Pluralmorphologie mehr Fusionseigenschaften und Allomorphie aufweist und die stammfernste Genitivmarkierung deutlich agglutinierend und ohne Allomorphvariation ist. Die Numerusund Genusmarkierung vereinende Definitheitsflexion nimmt auf dieser Fusions-/Agglutinations-Skala eine Mittelstellung ein. Der s-Genitiv ist im Nynorsk viel weniger üblich als im Bokma˚l und vor allem im Riksma˚l und wird traditionell eher gemieden. 3.4. Pronominalflexion Die Personalpronomen und die damit referentiell verwandten ursprünglichen Demonstrativa der 3. Person werden wie folgt flektiert (s. Tab. (24)). Bokma˚l und insbesondere Riksma˚l haben tendenziell etwas mehr Subjekt/Obliquus-Oppositionen als Nynorsk. In der gesprochenen Sprache bzw. den Dialekten wird z. T. noch mehr neutralisiert: 3. P.Sg.M. han ist als Einheitsform dominant und 3. P.Pl. de als Einheitsform sehr üblich. In gewissen Dialekten sind 1. P.Pl. oss bzw. 2. P.Sg. du Einheitsformen. Sowohl Riksma˚l/Bokma˚l als auch Nynorsk haben ein gespaltenes System der Possessoranzeigung: In der 1. und 2. Person Singular und in der 1. Person Plural steht der Subjekt- und der Obliquus-Form ein flektierendes Possessivdeterminativ zur Seite, während im sonstigen Paradigma ein pronominaler Genitiv gebraucht wird. Der
I. West- und nordgermanische Sprachen
pronominale Genitiv hat in Riksma˚l/Bokma˚l durchgehend die s-Endung und ist somit einheitlicher realisiert als im Nynorsk mit den drei Endungen -s (hans), -ar (hennar, dykkar) und -ra (deira), von denen die beiden letzteren sich nach konsonantischem bzw. vokalischem Stammauslaut komplementär verteilen. Für die geringere Systematizität des Genitivs im Nynorsk spricht auch das praktische Fehlen von Genitivformen von den und det; die Form dess wird außerhalb der festen Fügung til dess ‘bis dahin’ kaum gebraucht. Bemerkenswert ⫺ und typologisch ungewöhnlich ⫺ ist in Riksma˚l/Bokma˚l die Homonymie von deres als 2. und 3. Person Plural. Die in (24) vorgestellten Pronominalformen gelten herkömmlich als nicht weiter segmentierbare, mehr oder weniger suppletivische Formen. In Askedal (1998) wird ein Vorschlag zur Segmentierung der Pronomina der 3. Person vorgelegt, der zugleich ein Versuch ist, auch in diesem morphologischen Teilbereich eine graduell gestufte Kodierungstransparenz nachzuweisen. 3.5. Adjektivflexion 3.5.1. Deklinationsarten Im Norwegischen existiert noch immer die alte germanische ⫺ freilich im Verhältnis zum Altnordischen durch Wegfall jeglicher Kasusflexion morphologisch vereinfachte ⫺ Opposition zwischen der sogenannt „starken“ und der sogenannt „schwachen“ Deklinationsart. Erstere umfaßt mehr Formen mit einer je nach Deklinationsklasse unterschiedlichen Zahl von Genusunterscheidungen im Singular (25), letztere nur eine Form auf -e (26) (bra ‘gut’, eigen ‘eigen’, lysande ‘leuchtend’, nymotens ‘neumodisch’, open/ a˚pen ‘offen’, slu ‘schlau’, stor ‘groß’, viktig ‘wichtig’): Die Distribution der beiden Deklinationsarten ist hauptsächlich morphosyntaktisch geregelt. Die starke Flexion erscheint in Abwesenheit eines pränominalen Determinativs (27) sowie nach dem unbestimmten Artikel (bzw. dem Zahlwort ‘1’) (28), in postnominaler Attributposition (29) und als Prädikativ (30):
135
5. Norwegisch
(24) 1. P.Sg.
Nyno. RM/BM 2. P.Sg. Nyno. RM/BM 3. P.Sg.M. Nyno. RM/BM 3. P.Sg.F. Nyno. RM/BM 3. P.Sg.G.c. Nyno. RM/BM 3. P.Sg.N. Nyno. RM/BM 1. P.Pl. Nyno. RM/BM 2. P.Pl. Nyno. RM/BM 3. P.Pl. Nyno. de RM/BM
Subjektform Obliquus
Genitiv
Possessivdeterminativ
eg [e:g] jeg [jei] du du han han ho hun den den det [de:] det [de:] vi/me vi de [de:] dere dei de [di:]
— — — — hans hans hennar hennes — dens — dets —
min min din din — — — — —
dykkar deres deira [deires] deres
— — — —
meg [me:g] meg [mei] deg [de:g] deg [dei] han/honom ham/han (BM) ho/henne henne den den det det oss oss dykk dere dei dem
— va˚r
(25) Starke Deklination: 1. Klasse: 4 Formen Nyno. [BM] Nyno. 2. Klasse: 3 Formen Nyno./RM/BM RM/BM 3. Klasse: 2 Formen Nyno./RM/BM 4. Klasse: 1 Form
M.Sg. F.Sg. N. Sg. Pl. eigen eiga eige eigne open open [opi ] ope/opi opne M.Sg./F.Sg.(G.c.Sg.) N.Sg. Pl. stor stort store a˚pen a˚pent a˚pne M.Sg./F.Sg.(G.c.Sg.)/N.Sg. Pl. viktig viktige M.Sg./F.Sg.(G.c.Sg./)/N.Sg./Pl. Adjektive auf -e, -a, -u, -o, -s: moderne, bra, slu, nymotens; Part. Präs.: Nyno. lysande, RM/BM lysende; Part. Perf. auf -a: kasta
(26) Schwache Deklination: Nyno./RM/BM
M.Sg./F.Sg.(G.c.Sg.)/N. Sg./Pl. store
(27) gammelt brød (RM/BM) ‘altes Brot’
(28) et(t) stort hus (RM/BM) ‘ein großes Haus’
136 (29) det nye huset, dyrt, men komfortabelt (RM/BM) ‘das neue Haus, teuer, aber bequem’ (30) Huset var dyrt. (RM/BM/Nyno.) ‘Das Haus war teuer.’ Die schwache Flexion wird hauptsächlich nach Determinativen gebraucht (31)⫺(32), zu denen auch pronominale (33) und nichtpronominale (34) Genitive zu rechnen sind: (31) det gamle huset (RM/BM/Nyno.) ‘das alte Haus’ (32) mitt gamle hus (RM/BM) ‘mein altes Haus’ (33) hans gamle hus (RM/BM) ‘sein altes Haus’ (34) farens gamle hus (RM/BM) ‘das alte Haus des Vaters’ Ein Überbleibsel der historisch zugrunde liegenden Definitheitsbedeutung der schwachen Flexion liegt im Gebrauch in vokativischen NPs vor (35): (35) Kjære venn! (RM/BM/Nyno.) ‘Lieber Freund!’ Insgesamt lässt auch die Adjektivflexion eine Art Kategorienhierachie erkennen: Die Singularformen der starken Flexion sind kombinierte Ausdrücke von Genus und Numerus (Sg.) und somit bifunktional, die entsprechende Pluralform bringt nur die Kategorie Numerus zum Ausdruck und ist monofunktional, und die morphologisch einheitliche schwache Flexion entzieht sich einer derartigen funktionalen Kategorisierung. Die Pluralbildung der starken Flexion und die schwache Flexion wird man als agglutinierend charakterisieren können, während die Singularformen der starken Flexion wegen ihrer Bifunktionalität ein fusionierendes Gepräge haben. 3.5.2. Komparation Die Adjektivkomparation erfolgt entweder synthetisch durch die Komparativ- und Superlativmorpheme RM/BM -er-, Nyno. -arbzw. RM/BM -est- , Nyno. -ast- , vgl. RM/ BM vakrere ⫺ vakrest ‘schöner ⫺ schönst-’ oder analytisch durch die Verwendung von
I. West- und nordgermanische Sprachen
RM/BM mer, Nyno. meir ‘mehr’ im Komparativ und RM/BM/Nyno. mest ‘am meisten’ im Superlativ. Wenn von einigen wenigen Suppletivformen abgesehen wird (god ⫺ bedre ⫺ best ‘gut ⫺ besser ⫺ am besten’), stellt die synthetische Bildungsweise ein agglutinierendes Verfahren dar. Die analytische Bildungsweise ist obligatorisch bei der Steigerung von Partizipien (RM/BM mest skinnende ‘am meisten scheinend’) und in einigen weiteren Fällen (Nyno. meir/mest framand, RM/BM mer/ mest fremmed ‘fremder/fremdest-’), aber ansonsten ist sie am häufigsten eine optionale Alternative zur synthetischen Komparation (RM/BM lykkeligere/mer lykkelig ‘glücklicher’).
4.
Syntaktische Variation
4.1. Verb- und Subjekt- bzw. Objektstellung Als Ausgangspunkt einer generellen, auf dem Zusammenspiel von Kasusmarkierung und Verbstellung basierenden morphosyntaktischen Bestimmung (vgl. das „Universal 41“ bei Greenberg 1966, 96) ist zunächst festzustellen, dass das Norwegische überhaupt eine sog. VO-Sprache mit nur marginaler Kasusmarkierung ist und dadurch einen westeuropäischen Normaltyp vertritt (vgl. Askedal 1995). Für das finite Verb liegen drei unterschiedliche Positionen vor: (36) Zweitstellung (mit Subjekt an erster Stelle): Mannen hadde aldri gitt sin kone en blomsterbukett. (RM/BM) ‘Der Mann hatte seiner Frau nie einen Blumenstrauß geschenkt.’ (36’) Zweitstellung (mit Subjekt nach dem finiten Verb): Sin kone hadde mannen aldri gitt en blomsterbukett. (RM/BM) ‘seiner Frau hatte der Mann nie einen Blumenstrauß geschenkt.’ (37) Erststellung: Hadde mannen aldri gitt sin kone en blomsterbukett? (RM/BM) ‘Hatte der Mann seiner Frau nie einen Blumenstrauß geschenkt?’
5. Norwegisch
(38) Drittstellung (nach nebensatzeinleitender Subjunktion): ... (fordi) mannen aldri hadde gitt sin kone en blomsterbukett. (RM/BM) ‘... (weil) der Mann seiner Frau nie einen Blumenstrauß geschenkt hatte.’ Zwischen Zweit- und Erststellung einerseits und Drittstellung andererseits besteht der Unterschied, dass Satzadverbialia einschließlich der Satznegation (RM/BM ikke, Nyno. ikkje) in den ersteren Fällen dem finiten Verb folgen, im letzteren aber vorangehen. (Das Zweitstellungsmuster findet freilich gelegentlich auch in Nebensätzen Verwendung.) Wenn von der nur bei Zweitstellung möglichen Topikalisierung nominaler und adverbialer Satzglieder (vgl. z. B. (37)) abgesehen wird, gilt, dass Objekte immer in der Abfolge indirektes vor direktem Objekt (IO ⫺ DO) stehen und dass das Subjekt den beiden Objekten vorangeht. Im textlich unmarkierten Fall gilt somit grundsätzlich feste Subjekt⫺IO⫺DO-Abfolge. Gleich fest ist auch die Position von Objekten nach infiniten Verbformen (wiederum außer bei Topikalisierung). Es stellt sich für Riksma˚l/ Bokma˚l und Nynorsk eine Gesamtsystematik mit folgenden grundlegenden Zügen heraus: (i) Die Stellung des finiten Verbs im Hauptsatz kodiert den pragmatischen Hauptunterschied zwischen Behauptung und Entscheidungsfrage, während der Nebensatz eine illokutiv neutrale Grundstruktur ist; (ii) die erste Position im assertiven Hauptsatz ist eine ausgezeichnete Subjektoder aber auch Topikalisierungs- bzw. Thematisierungsposition; (iii) die drei syntaktischen Grundfunktionen Subjekt, IO und DO sind in der syntaktischen Ruhelage in ihrem Verhältnis zueinander streng topologisch, d. h. konfigurationell kodiert bzw. definiert (zum syntaktischen Konfigurationalitätsbegriff vgl. Faarlund 1990); und (iv) die Festigkeit der VO-Abfolge bezeugt die Existenz einer VP-Konstituente. In Verbindung mit der IO⫺DO-Linearisierung, die offensichtlich nicht der allgemeinen Rechtsdirektionalität innerhalb der VP entspricht (Sprouse 1995), ist noch zu erwähnen, dass im Norwegischen statt des-
137 sen vielfach Konstruktionen mit einer auf das DO folgenden adverbialen PP gebraucht werden, die der kanonischen Rechtsdirektionalität genügen (vgl. Askedal 2001). Vgl. z. B. (39) und (39’): (39) Broren hadde gitt henne boken allerede for flere dager siden. (RM/BM) ‘Der Bruder hatte ihr schon vor mehreren Tagen das Buch gegeben.’ (39’) Broren hadde gitt boken til henne allerede for flere dager siden. (RM/ BM) (wortwörtlich) ‘Der Bruder hatte schon vor mehreren Tagen das Buch an sie gegeben.’ ‘[wie (39)]’ 4.2. Syntaktische Konfigurationalität und syntaktische Domänenüberschreitung Vor dem Hintergrund des schon Ausgeführten ist zu erwarten, dass im Norwegischen gewisse grundlegende syntaktische Regeln nicht ⫺ auf etwa traditionell indoeuropäische, d. h. auch lateinische und deutsche Weise ⫺ morphologisch, sondern topologisch gliedstellungsbezogen sind und dass die Sprache in diesem Sinne eine „konfigurationelle“ ist. Dies gilt für Passivkonstruktionen, die zusätzlich zur Subjektivierung von (traditionell akkusativischen) DOs (40’) auch Subjektivierung von IOs (40’’) und von PP-internen NPs (41’) erlauben: (40) Mannen forærte henne den nye boken til fødselsdagen. (RM/BM) ‘Der Mann schenkte ihr das neue Buch zum Geburtstag.’ (40’) Den nye boken ble forært henne til fødselsdagen (av mannen). (RM/BM) ‘Das neue Buch wurde ihr (vom Mann) zum Geburtstag geschenkt.’ (40’’) Hun ble forært den nye boken til fødselsdagen (av mannen). (RM/BM) ‘Ihr wurde (vom Mann) das neue Buch zum Geburtstag geschenkt.’ (41) Sykepleiersken passet godt pa˚ pasientene. (RM/BM) ‘Die Krankenschwester passte auf die Patienten gut auf.’
138
I. West- und nordgermanische Sprachen
(41’) Pasientene ble passet godt pa˚ __ (av sykepleiersken). (RM/BM) ‘Auf die Patienten wurde (von der Krankenschwester) gut aufgepasst.’
(46’) Det ventet henne en hyggelig overraskelse. (RM/BM) ‘Es wartete auf sie eine angenehme Überraschung.’
In diesem Zusammenhang aufschlussreich ist des weiteren der Umstand, dass das semantische Subjekt in aktivischen Existenzial- bzw. Präsentierungskonstruktionen syntaktische Objekteigenschaften hat. Vgl. die VP-Pronominalisierungen in (42)⫺(43) und die VP-Topikalisierungen in (44)⫺(45):
Das Beispiel (41’) zeigt Extraktion einer NP aus der syntaktischen Konstruktion bzw. Domäne PP. Ähnliche Extraktionen finden sich auch auf höheren syntaktischen Domänenniveaus, so aus einem finiten oder infiniten Satz in die Komplementiererposition von Relativsätzen (47) bzw. in das Vorfeld als Topikalisierungsposition in VerbzweitSätzen (48):
(42) Hadde han [lest de nye bøkene]? ⫺ Ja, han hadde [det]. (RM/BM) ‘Hatte er die neuen Bücher gelesen? ⫺ Ja, das hatte er.’ (43) Var det allerede [utkommet nye bøker]? ⫺ Ja, det var [det]. (RM/BM) ‘Waren schon neue Bücher erschienen. ⫺ Ja, es waren schon neue Bücher erschienen.’
(47) boka somi han ynskte at han ikkje hadde kjøpt __ i. (Nyno.) (wortwörtlich) ‘das Buch, das er wünschte, dass er nicht gekauft hatte’, d. h. ‘das Buch, von dem er wünschte, dass er es nicht gekauft hatte’
(44) [Lese nye bøker] gjorde de aldri. (RM/ BM) ‘Neue Bücher lesen taten sie nie.’
(48) Denne bokeni angret han pa˚ at han hadde kjøpt __ i. (RM/BM) (wortwörtlich) ‘dieses Buch, das er bedauerte, dass er gekauft hatte’, d. h. ‘das Buch, das gekauft zu haben er bedauerte’
(45) [Komme gjester] gjorde det aldri. (RM/BM) ‘Es kamen nie Gäste.’
Die Bildung von W-Fragesätzen kann im Rahmen des gleichen allgemeinen Extraktionsverfahrens erfolgen. Vgl. (49):
Nicht nur aus terminologischer Sicht ist zu bemerken, dass die topologische Objektposition indefiniter semantischer Subjekte ⫺ mit syntaktischen DO-Eigenschaften ⫺ in Existenzial- bzw. Präsentierungskonstruktionen wie (43) und (45) ⫺ trotz gängiger Terminologie ⫺ keine „Ergativ“-Konstruktion darstellt, sondern eher als sekundäre, topologische „Absolutiv“-Konstruktion einzustufen wäre. Vgl. in diesem Sinne noch das Verhältnis zwischen (46) und (46’): Das unverkennbare syntaktische Subjekt en hyggelig overraskelse ‘eine angenehme Überraschung’ von (46) erscheint als DO in (46’), und das DO henne ‘sie’ in (46) ist zum IO von (46’) weiter „degradiert“ worden:
(49) Hvilken boki er det han angrer pa˚ at han har kjøpt __ i? (RM/BM) (wortwörtlich) ‘Welches Buch ist es, das er bedauert, dass er __ gekauft hat?’, d. h. ‘Welches Buch bedauert er gekauft zu haben?’
(46) En hyggelig overraskelse ventet henne. (RM/BM) ‘Eine angenehme Überraschung wartete auf sie.’
Es gibt keine prinzipielle Beschränkung auf die Extraktion von nur einem Satzelement, wie (50) mit zweifacher Extraktion belegt: (50) Disse problemenei er det ikke mange vennerj __ i, j hun kan snakke med __ j om __ i. (RM/BM) (wortwörtlich) ‘Diese Probleme sind es nicht viele Freunde, __ sie mit __ über __ sprechen kann’; d. h. ‘Es gibt nicht viele Freunde, mit denen sie über diese Probleme sprechen kann.’ Die in (50) veranschaulichten, vergleichsweise weitgehenden Möglichkeiten der syntaktischen Domänenüberschreitung können
139
5. Norwegisch
als komplementäres, thematisch-funktionales Gegenstück der topologischen Restringiertheit auf der Ebene des einfachen Satzes angesehen werden. 4.3. Linearisierungsvariation auf Kopf/Modifikator-Ebene Linearisierungsvariation kann zweierlei bedeuten: zum einen Linearisierungsunterschiede zwischen verschiedenen Konstruktionen und zum anderen Variation innerhalb einer Konstruktion. Dabei kann Konstruktion grundsätzlich als Gefüge aus Kopf (Head) und Modifikator (Modifier) (oder Regens und Dependens bzw. Oberglied und Unterglied) verstanden werden und sich demnach ⫺ vom Kopf her gesehen ⫺ als links- oder rechtsdirektional manifestieren. Beide Typen typologischer Linearisierungsvariation liegen im Norwegischen vor. Dabei liegen die in 4.1 schon aufgezeigten Hauptregeln auf Satzebene in allen Varietäten des Norwegischen fest, die betreffenden Linearisierungsvariationen sind somit in syntaktischen Konstruktionen auf niedrigeren Ebenen zu beobachten. (I) Konstruktionen mit Kopf-ModifikatorAbfolge ohne konstruktionsinterne Linearisierungsvariation: (i)
Komparationspartikel vor Komparationsstandard:
(51) større enn sin bror (RM/BM/Nyno.) ‘größer als sein Bruder’ (ii)
NP vor attributivem Adverb oder PP bzw. infinitem oder finitem satzförmigem Attribut (d. h. insgesamt Attributen, die keiner Adjektivflexion zugänglich sind):
(52) den boken der (RM/BM) ‘das Buch da’ (53) vasen pa˚ bordet (BM/BM/Nyno.) ‘die Vase auf dem Tisch’ (54) ønsket (om) a˚ vende heim (BM/Nyno.) ‘der Wunsch, nach Hause zurückzukehren’ (55) byen (som) han hadde bodd i (RM/ BM) ‘die Stadt, in der er gewohnt hatte’
(II) Konstruktionen mit ModifikatorKopf-Abfolge ohne konstruktionsinterne Linearisierungsvariation: (iii) Adverb vor Adjektiv (56) oder Adverb (57): (56) sers gamal (Nyno.) ‘sehr alt’ (57) veldig hjemme (RM/BM) ‘sehr zu Hause’ (iv) Nichtpossessive Determinativa (einschließlich des unbestimmten Artikels und des bestimmten sog. „Adjektivartikels“): (58) et gammelt hus (RM/BM) ‘ein altes Haus’ (59) denne boka (BM/Nyno.) ‘dieses Buch’ (60) det norske flagget (RM/BM/Nyno.) ‘die norwegische Fahne’ (61) det norske flagg (RM/BM) ‘die norwegische Fahne’ Die Kombination von pränuklearem sog. „Adjektivartikel“ und Definitheitssuffix -et (sog. „bestimmter Artikel“) in (60) signalisiert individualisierende, der Adjektivartikel ohne Definitheitssuffix in (61) aber generische Bedeutung. Diese semantische Oppositionsmöglichkeit fehlt dem Nynorsk und wird im Bokma˚l (nicht aber im Riksma˚l) zunehmend vernachlässigt. (v)
Nicht-pronominaler Genitiv vor Nomen:
(62) farens frimerkesamling (BM/RM) ‘die Briefmarkensammlung des Vaters’ Genitivkonstruktionen dieser Art sind ein Merkmal von Riksma˚l und (geschriebenem) Bokma˚l und vor allem in Dialekten weniger üblich. Wenig üblich (bzw. vermieden) sind sie deshalb herkömmlicherweise auch im geschriebenen Nynorsk, wobei jedoch jetzt Tendenzen zum häufigeren Auftreten ⫺ möglicherweise unter dem Einfluß des geschriebenen Bokma˚l ⫺ sich bemerkbar machen. (III) Konstruktionen mit Kopf-Modifikator- oder Modifikator-Kopf-Abfolge, d. h.
140
I. West- und nordgermanische Sprachen
Nachstellung kommt kaum bei anderen Adpositionen als imellom ‘zwischen, unter’ vor. Das Norwegische ist somit stark überwiegend eine präpositionale Sprache.
Postnukleare Position des Possessivdeterminativs (70) bzw. des pronominalen Genitivs (71) ist vom Vorhandensein eines Definitheitssuffixes am vorangehenden Nomen abhängig. Die Nachstellung in (70)⫺(71) ist in der gesprochenen Sprache üblicher und im Nynorsk bevorzugt. Insofern sind die linearen Variationsmöglichkeiten z. T. registerbzw. varietätenbedingt. Die Linearisierungsvariation kann insgesamt wie folgt zusammengefaßt werden (K ⫽ Kopf, M ⫽ Modifikator; marginale bzw. von Sonderbedingungen abhängige Linearisierungen stehen in eckigen Klammern):
(vii) Adjektiv vor NP (65) oder NP vor Adjektiv (66)⫺(67):
(72) K⫺M: (i), (ii), (vi), (vii), (viii) M⫺K: (iii), (iv), (v), [(vi)], [(vii)], (viii)
mit konstruktionsinterner Linearisierungsvariation: (vi) Adposition vor NP (63) oder NP vor Adposition (64): (63) i en liten by (RM/BM) ‘in einer kleinen Stadt’ (64) kollegene imellom (RM/BM) ‘unter den Kollegen’
(65) gamle venner (RM/BM/Nyno.) ‘alte Freunde’ (66) huset, gammelt og falleferdig (RM/ BM) ‘das Haus, alt und baufällig’ (67) den gamle mannen, helt overlatt til seg selv, ... (RM/BM) ‘der alte Mann, völlig sich selbst überlassen’ (65) stellt den unmarkierten Normalfall dar. Nachstellung des Adjektivs ist davon abhängig, dass es sich um eine durch Koordination (66) oder eine durch Unterglieder (67) erweiterte komplexe Adjektivphrase handelt. Die lineare Variationsmöglichkeit in (66)⫺(67) ist somit konstruktionsbedingt. (viii) Possessivdeterminativ bzw. pronominaler Genitiv vor NP (68)⫺(69) oder NP vor Possessivdeterminativ bzw. pronominalem Genitiv (70)⫺(71): (68) min bok (RM/BM) ‘mein Buch’ (69) hennar bok (Nyno.) ‘ihr Buch’ (70) boken min (RM/BM), boka mi (Nyno., BM) ‘mein Buch’ (71) boka hennar (Nyno.) ‘ihr Buch’
Es besteht insofern ein leichtes Übergewicht an mit der VO-Linearisierung übereinstimmenden K⫺M-Linearisierungen, als die M⫺K-Linearisierung bei den Konstruktionen (vi) und (vii) marginal ist bzw. durch Sonderbedingungen zustande kommt. Das Norwegische gehört somit zu den linearisierungstypologisch sog. „inkonsistenten“ Sprachen (vgl. die Diskussion bei Oesterreicher 1989).
5.
Tendenzen und Ausprägungen
Auf Grund der in Kapitel und 3 und 4 ausgeführten morphologischen bzw. syntaktischen Gesamtcharakteristik ist aufs Ganze gesehen ein Trend in Richtung auf die Herausbildung analytischer Ausdrucksweisen zu erwarten. Mit einigen wenigen Vorbehalten bestätigt sich dies allgemeine Bild sowohl im grammatischen wie auch im lexikalischen Bereich. 5.1. Sog. „Genitivumschreibungen“ Wie in 4.3 erwähnt, unterliegt der nichtpronominale Genitiv varietätenbedingten Gebräuchlichkeitsrestriktionen. Stattdessen werden vielfach andere possessoranzeigende Konstruktionen verwendet, die insgesamt ein deutlicheres analytisches Gepräge haben und z. T. auch anders als der pränominale Genitiv im Verhältnis zum substantivischen Kopf rechtsdirektional sind. Rechtsdirektional und analytisch sind zunächst die vielen possessoranzeigenden
5. Norwegisch
Präpositionalattribute. Weitgehend grammatikalisiert sind in diesem Gebrauch die Präpositionen RM/BM/Nyno. til ‘zu’ (73) und Nyno. a˚t ‘zu’ (74): (73) bilen til naboen (RM/BM/Nyno.) ‘der Wagen des Nachbarn’ (74) huset a˚t naboen (Nyno.) ‘das Haus des Nachbarn’ Diese Präpositionen werden auch als grammatikalisierte Elemente in IOs funktional entsprechenden Adverbialergänzungen verwendet. Vgl. (39’) und des weiteren (75)⫺ (76): (75) Den gamle damen ga bilen til naboen. (RM/BM) ‘Die alte Frau schenkte dem Nachbarn das Auto.’ (76) Ho testamenterte huset a˚t naboen. (Nyno.) ‘Sie vermachte dem Nachbarn das Haus.’ Es kommen aber auch andere, weniger grammatikalisierte Präpositionen mit etwa der gleichen Possessor- bzw. Zugehörigkeitsfunktion vor: (77) taket pa˚ huset (RM/BM/Nyno.) (wortwörtlich) ‘das Dach auf dem Haus’, d. h. ‘das Dach des Hauses’ (78) de enkelte paragrafer i loven (RM/ BM) (wortwörtlich) ‘die einzelnen Paragraphen in dem Gesetz’, d. h. ‘die einzelnen Paragraphen des Gesetzes’ Rechtsdirektional und analytisch ist die eher dialektale Possessoranzeigung in (79): (79) garden hans far/hennar Ingrid (Nyno.) ‘Vaters/Ingrids Bauernhof’ Die Fügung ist lexikalisch beschränkt auf Eigennamen (Ingrid) bzw. eigennamenähnliche Substantive (far ‘Vater’) in Kombination mit dem nichtreflexiven pronominalen Genitiv der 3. Person, wobei das Proprium den Possessor angibt und das Pronomen als Relationsmarkierer aufgefasst werden kann. Etwas auffällig ist die Voranstellung des Pronomens vor dem Proprium, die der an-
141 sonsten üblichen Abfolge von Bezugswort und Pronomen zuwiderläuft und sich am ehesten aus der relationsanzeigenden Funktion des Pronomens in der Konstruktion erklärt. Am produktivsten ist die possessoranzeigende Konstruktion in (80)⫺(83), die nach gängiger Auffassung aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt wurde und zunächst vor allem in west- und nordnorwegischen Dialekten Verbreitung fand, dann zum Bestandteil der Nynorsk-Norm wurde und neuerdings im Ostnorwegischen geläufig geworden ist, von dem aus sie auch zunehmend in das geschriebene Bokma˚l (nicht aber ins konservativere Riksma˚l) eindringt: (80) Ingrid sin gard (Nyno./BM) (wortwörtlich) ‘Ingrid ihr Bauernhof’, d. h. ‘Ingrids Bauernhof’ (81) regjeringa sitt ansvar (Nyno./BM) (wortwörtlich) ‘der Regierung ihre Verantwortung’, d. h. ‘die Verantwortung der Regierung’ (82) Johannes sin bil (Nyno./BM) (wortwörtlich) ‘Johannes sein Auto’, d. h. ‘der Wagen von Johannes’ (83) landa i Sentralafrika sine store problem (Nyno./BM) (wortwörtlich) ‘den Ländern in Zentralafrika ihre großen Probleme’, d. h. ‘die großen Probleme der zentralafrikanischen Länder’ Die Konstruktion ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet (vgl. insgesamt Torp 1992): (i) Ähnlich wie in der Konstruktion in (79) stehen ein Substantiv zur Angabe des Possessors und ein Pronomen zur Angabe der Possessivrelation; (ii) die Possessorstelle unterliegt anders als bei (79) keinen engen lexikalischen Restriktionen; (iii) das Pronomen ist ein Reflexivpronomen, deren Position der üblichen Abfolge von Bezugswort und Pronomen genügt; (iv) die Gesamtfügung nimmt die für den morphologischen sGenitiv charakteristische pränominale Determinativposition (Braunmüller 1994) ein. Die Konstruktion in (80)⫺(83) erlaubt distinktive Genitivmarkierung auch bei Substantiven mit auslautendem -s (82) und ist
142 des Weiteren ein geeignetes Mittel zur Vermeidung von Genitivkonstruktionen wie (23). Sie hat auch auf den pronominalen Bereich übergegriffen. Insbesondere wird sie in der gesprochenen Sprache manchmal beim Fragepronomen hvem ‘wer’ gebraucht (84), dessen traditionelle Genitivform hvis ‘wessen’ außerhalb des gepflegten Riksma˚l unüblich geworden ist (die umgangssprachlichen Dialektformen hvems bzw. „verstärktes“ hvemses u. ä. haben sich nicht durchzusetzen vermocht): (84) Hvem sine bøker er det? (wortwörtlich) ‘Wem seine Bücher sind das?’, d. h. ‘Wessen Bücher sind das?’ 5.2. Hilfsverbkonstruktionen und verwandte Verbfügungen Wie schon erwähnt, ist die norwegische Verbalmorphologie mit ihrer einfachen Tempusopposition zwischen Präsens und Präteritum (ga˚r ⫺ gikk ‘geht ⫺ ging’), dem zumeist mit dem Verbstamm identischen Imperativ (ga˚! ‘geh!’) und dem paradigmatisch nur beschränkt verwendbaren s-Passiv (RM/BM Inf./Präs. skrives ‘geschrieben werden/wird’, Nyno. Inf. skrivast ‘geschrieben werden’) eher kategorienarm. Dafür gibt es eine ganze Reihe mehr oder weniger grammatikalisierter, d. h. auxiliarisierter Verbfügungen in den traditionell für „grammatisch“ gehaltenen Sinn- bzw. Konstruktionsbereichen Tempus, Modalität, Aktionalität und Passiv. Solche Fügungen gelten gemeinhin als analytisch, jedoch gibt es auch hier typologisch interessante Unterschiede gerade im Hinblick auf die Synthetizität/ Analytizität-Unterscheidung, und zwar sowohl zwischen den einzelnen Fügungen wie auch zwischen der Nynorsk- und der Riksma˚l/Bokma˚l-Ausprägung einzelner Fügungen. Das periphrastische Perfekt wird im Riksma˚l/Bokma˚l durchgehend supinisch, d. h. ohne Kongruenzflexion des Partizip Perfekt gestaltet. Im heutigen Bokma˚l macht sich zweifellos eine Tendenz geltend, ha ‘haben’ als Perfektauxiliar zu generalisieren. Vgl. (85)⫺(86): (85) Han har lest boken. (RM/BM) ‘Er hat das Buch gelesen.’
I. West- und nordgermanische Sprachen
(86) Han/De har kommet tilbake. (BM) ‘Er ist/Sie sind zurückgekommen.’ Riksma˚l hält traditionell an være ‘sein’ als Perfektauxiliar im Perfekt transformativer Verben fest. Vgl. (87): (87) Han/De er kommet tilbake. (RM/BM) ‘[wie (86)]’ Im Nynorsk besteht im ‘sein’-Perfekt die grundsätzlich andersartige ⫺ und aus diachronischer Sicht ursprünglichere ⫺ Möglichkeit der Konstruktion mit kongruierendem Partizip, wo das Partizip Perfekt grundsätzlich wie ein prädikatives Adjektiv flektiert wird. Vgl. (88): (88) Han er komen attende./Dei er komne attende. (Nyno.) ‘[wie (86)]’ Jedoch nimmt auch in diesem Fall der Gebrauch der supinischen, nichtkongruierenden Konstruktion im Nynorsk zu. Vgl. (89): (89) Han/Dei har kome attende. (Nyno.) ‘[wie (86)⫺(88)]’ Dies kann auf den Einfluss von Bokma˚l sowie vor allem von vielen Dialekten zurückzuführen sein. Aus typologischer Sicht ist in Rechnung zu stellen, dass die reiner analytische Supinumkonstruktion in gewissem Sinne einfacher ist als die teils analytische, teils ⫺ wegen der Kongruenz ⫺ synthetische in (88). In Existential- bzw. Präsentierungskonstruktionen mit formalem Subjekt det kann im Nynorsk in Sätzen mit dem Perfekthilfsverb vera ‘sein’ das Partizip entweder mit dem formalen Subjekt N. Sg. det (90) oder aber mit dem VP-internen Präsentierungsglied kongruieren (91), dem auf diese Weise eine ursprüngliche Subjekteigenschaft noch zukommt: (90) Det er allereie kome mange menneske. (Nyno.) ‘Es sind schon viele Menschen gekommen.’ (91) Det er komne mange menneske. (Nyno.) ‘[wie (90)]’
5. Norwegisch
((90) kann natürlich auch als Supinumkonstruktion gewertet werden.) Ähnlich wie im ‘sein’-Perfekt liegen die Verhältnisse im periphrastischen Passiv: Riksma˚l/Bokma˚l haben Supinumkonstruktion (92) und Nynorsk kongruierende Partizipialkonstruktion (93): (92) Han/De ble drept. (RM/BM) ‘Er wurde/Sie wurden getötet.’ (93) Han vart drepen./Dei vart drepne. (Nyno.) ‘[wie (92)]’ Riksma˚l/Bokma˚l haben wiederum die mehr analytische, Nynorsk die ⫺ wegen Kongruenz ⫺ partiell synthetische Konstruktion. Im Perfekt Passiv können im Nynorsk das Partizip des Passivhilfsverbs supinisch (blitt/vorte) und das des lexikalischen Verbs (Pl. lengde) kongruierend sein (94), oder beide Partizipien können kongruierend sein (95) (Pl. vortne lengde): (94) Desse vokalane har blitt/vorte lengde. (Nyno.) ‘Diese Vokale sind gedehnt worden.’ (95) Desse vokalane er vortne lengde. (Nyno.) ‘[wie (94)]’ Die doppelt kongruierende Konstruktion in (95) ist nur bei verta ‘werden’ als Hilfsverb möglich, da das Passivhilfsverb bli ‘werden’ nur über ein nicht weiter flektierendes, supinisches Partizip Perfekt verfügt. Ähnlich wie in Existenzial- bzw. Präsentierungskonstruktionen im Perfekt mit formalem Subjekt det kann im Nynorsk das Partizip im Prinzip entweder mit dem formalen Subjekt N. Sg. det (96) oder aber mit dem VP-internen Präsentierungsglied kongruieren (97), wobei letzteres als ursprüngliche Subjekteigenschaft zu werten ist:
143 ((96) kann auch als Supinumkonstruktion aufgefasst werden.) Riksma˚l/Bokma˚l verfügen über ein paar Passivkonstruktionen, die im Nynorsk fehlen oder marginal sind. Die eine ist eine Art analytisches „Anhebungspassiv“, dessen mutmaßliches aktivisches Pendant ungrammatisch ist. Vgl. (98)⫺(99’): (98) *Man antar henne a˚ komme i morgen. (RM/BM) (wortwörtlich) ‘Man nimmt sie morgen zu kommen an.’, d. h. ‘Man nimmt an, dass sie morgen kommt.’ (J) (98’) Hun antas a˚ komme i morgen. (RM/ BM) (wortwörtlich) ‘Sie wird morgen zu kommen angenommen.’, d. h. ‘Von ihr wird angenommen, dass sie morgen kommt.’ (99) *Man frykter ham omkommet under jordskjelvet. (RM/BM) (wortwörtlich) ‘Man befürchtet ihn beim Erdbeben umgekommen.’, d. h. ‘Man befürchtet, dass er beim Erdbeben umgekommen sei.’ (J) (99’) Han fryktes omkommet under jordskjelvet. (RM/BM) (wortwörtlich) ‘Er wird beim Erdbeben umgekommen befürchtet.’, d. h. ‘Es wird befürchtet, dass er beim Erdbeben umgekommen sei.’
(96) Det vart føreslege mange nye reglar. (Nyno.) ‘Es wurden viele neue Regeln vorgeschlagen.’
Die Riksma˚l/Bokma˚l-Passivkonstruktionen in (98’), (99’) werden in der Regel mit dem im Nynorsk im Präsens fehlenden s-Passiv gebildet. Hier kann m. a.W. das Fehlen von morphologischer Synthetizität im Passivparadigma des Nynorsk für das Fehlen einer im Riksma˚l/Bokma˚l vorkommenden analytischen Passivkonstruktion verantwortlich gemacht werden. Vor allem im Riksma˚l/Bokma˚l gibt es auch ein „doppeltes Passiv“. Es sind dies Passivkonstruktionen aus einem synthetischen s- oder analytischen bli-Passiv und einem darauf folgenden passivischen Partizip Perfekt (Engh 1994). Vgl. z. B. (100)⫺(101):
(97) Det vart føreslegne mange nye reglar. (Nyno.) ‘[wie (96)]’
(100) Sykkel ønskes kjøpt. (RM/BM) (wortwörtlich) ‘Fahrrad wird gekauft gewünscht.’, d. h. ‘Fahrrad gesucht.’
144 (101) Gruvene ble foresla˚tt nedlagt. (RM/ BM) (wortwörtlich) ‘Die Gruben wurden stillgelegt vorgeschlagen.’, d. h. ‘Es wurde vorgeschlagen, die Gruben stillzulegen.’ Faarlund et al. (1997, 850) führen auch Nynorsk-Beispiele an. Vgl. (102)⫺(103): (102) Eit nytt direktorat vart vedteki oppretta. (Nyno.) (wortwörtlich) ‘Ein neues Direktorat wurde eingerichtet entschieden.’, d. h. ‘Es wurde entschieden, ein neues Direktorat einzurichten.’ (103) Ei rekke sentrale oppgaver vart foresla˚tt lagde til Forskarakademiet. (Nyno.) (wortwörtlich) ‘Eine Reihe zentraler Aufgaben wurden zur Forschungsakademie gelegt vorgeschlagen.’, d. h. ‘Es wurde vorgeschlagen, der Forschungsakademie eine Reihe zentraler Aufgaben anzuvertrauen.’ An diesen Nynorsk-Beispielen fällt auf, dass in (102) als erstes passivisches Partizip ein Partizip Perfekt im Neutrum steht, das auch als Supinumform gebraucht wird (vedteki), und dass das zweite Partizip zur Klasse IV der schwachen Verben mit nichtflektierendem Partizip gehört (oppretta). Die Konstruktion entspricht somit insgesamt einer nichtkongruierenden Supinumkonstruktion, wie sie in Riksma˚l/Bokma˚l regelmäßig gebildet wird. In (103) ist das erste Partizip Perfekt supinisch (foresla˚tt), obwohl die im Rahmen des Kongruenzprinzips zu erwartende kongruierende Pluralform foreslegne vom morphologischen System her verfügbar ist. Erst das zweite Partizip lagde zeigt die hier zu erwartende Kongruenz im Plural. Im Prinzip möglich sind auch Konstruktionen mit zwei kongruierenden Partizipien, etwa (104): (104) Ei rekke sentrale oppgaver vart foreslegne lagde til Forskarakademiet. (Nyno.) ‘[wie (99)]’ Es liegt die Vermutung nahe, dass die analytisch-synthetische Komplexität von Fällen
I. West- und nordgermanische Sprachen
wie (104) ein Hindernis gegen allgemeinere Verwendung des „doppelten Passivs“ im Nynorsk darstellt. (Vgl. hierzu noch Perfekt-Passiv-Konstruktionen wie (95), die auch selten sind.) Im Bereich der Passivkonstruktionen findet sich sowohl in Riksma˚l/Bokma˚l wie auch im Nynorsk des Weiteren eine dem deutschen bekommen- bzw. RezipientenPassiv entsprechende Konstruktion (Askedal 1984; Farlund et al. 1997, 847⫺50). Vgl. (105)⫺(106): (105) Hun fikk la˚net innvilget. (RM/BM) ‘Sie bekam das Darlehen eingewilligt.’ bzw. ‘Ihr wurde das Darlehen eingewilligt.’ (105’) Hun fikk innvilget la˚net. (RM/BM) ‘[wie (105)]’ (106) Ho fekk la˚net innvilga. (Nyno.) ‘[wie (105)]’ (106’) Ho fekk innvilga la˚net. (Nyno.) ‘[wie (105)]’ In (105) und (106) liegen Konstruktionen mit DO und darauf bezogenem Objektsprädikativ, in (105’) und (106’) im Verhältnis dazu syntaktisch reanalysierte Supinumkonstruktionen vor. Es ist somit synchron in beiden hauptsächlichen Varietäten ein Schwanken zwischen einem nominalen Satzbauplan (105), (106) und einer grammatikalisierten analytischen Auxiliarkonstruktion (105’), (106’) zu beobachten. Im letzteren Falle ist der supinische Gebrauch des Partizips selbstverständlich, im ersteren wäre im Nynorsk ein kongruierendes Partizip zu erwarten. (In den von Faarlund et al. 1997 angeführten Beispielen liegen nur supinisch interpretierbare Partizip PerfektFormen vor, was für die etwa aktuelle Ausgestaltung dieser Konstruktionen im Nynorsk symptomatisch erscheint). Als Hilfsverben in analytischen Futurfügungen funktionieren weitgehend desemantisiertes skulle ‘sollen’, ville ‘wollen’ und komme til a˚ ‘kommen’: (107) Jeg skal reise til Bergen i morgen. (RM/BM) ‘Ich werde morgen nach Bergen fahren.’
5. Norwegisch
(108) Det vil nok vise seg. (RM/BM/Nyno.) ‘Das wird sich wohl zeigen.’ (109) Han kjem ikke til a˚ retta opp feilane. (Nyno.) ‘Er wird die Fehler nicht korrigieren.’ Insgesamt sind hier mehrere Pfade der Futurauxiliarisierung erkennbar: deontische Modalität in zweierlei semantischer Ausprägung (107)⫺(108) und venitive Direktionalität (109) (vgl. Bybee et al. 1991). In Riksma˚l/Bokma˚l wie auch im Nynorsk finden sich mehrere analytische Aktionalitätsfügungen (vgl. dazu insgesamt Vannebo 1969). Frequentative Aktionalität drückt RM/BM pleie ‘pflegen’ (mit regelmäßiger Flexion Präs. pleier ⫺ Prät. pleide ⫺ Part. Perf. pleid), Nyno. pla (Präs. plar ⫺ Prät. pla, ein Part. Perf. fehlt; insgesamt unregelmäßig): (110) Han pleier a˚ drikke vin til maten. (RM/BM) ‘Er pflegt zum Essen Wein zu trinken.’ Sehr charakteristisch sind die koordinativen Stativitätsperiphrasen mit statischem Lokalitätsverb als Erstverb und lexikalischem Verb als Zweitverb. Vgl. z. B. (111)⫺(112): (111) Han driv og les ei spanande bok. (Nyno.) (wortwörtlich) ‘Er treibt und liest ein spannendes Buch.’, d. h. ‘Er liest gerade ein spannendes Buch.’ (112) Hun gikk/stod/la˚ og tenkte. (RM/ BM) (wortwörtlich) ‘Sie ging/stand/lag und dachte.’, d. h. ‘Sie ging/stand/lag da und ging ihren Gedanken nach.’ Drive ‘treiben’ in (111) ist deutlich desemantisiert, die drei Lokalitätsverben in (112) sind es nicht oder jedenfalls nicht im gleichen Maße. Das Fehlen einer zu erwartenden lokalen Adverbialergänzung (vgl. die Hinzufügung von da in der deutschen Paraphrase in (112)) weist indessen die Fügungen als weitgehend grammatikalisiert aus. Wenn statische Koordinationsstrukturen dieser Art dem Intransformativitätsverb RM/BM/Nyno. bli, Nyno. verta untergeord-
145 net werden, erscheinen das Erstverb als Partizip Präsens und das Zweitverb als Infinitiv, vor dem og ‘und’ beibehalten wird. Vgl. (113): (113) Han ble ga˚ende og tenke. (BM/RM) (wortwörtlich) ‘Er blieb gehend und denken.’, d. h. ‘Er blieb in seinen Gedanken stecken.’ Die konstruktionell entsprechende koordinative Fügung mit være ‘sein’ in (114) drückt zusätzlich zur statischen Bedeutung ein Moment der Distanz aus: (114) Han er og fisker. (RM/BM) (wortwörtlich) ‘Er ist und fischt.’, d. h. ‘Er befindet sich anderswo und ist mit dem Fischen beschäftigt.’ 5.3. Expletivsubjekte Laut Schlegel (1818) sind Expletivsubjekte ein charakteristisches Merkmal analytischer Sprachen (vgl. 3.1). Das Norwegische hat Expletivsubjekte in mehreren syntaktischen Umgebungen: bei lexikalischen Impersonalia (115), im sog. „unpersönlichen“ Passiv (116), in Existenzial- bzw. Präsentierungskonstruktionen (117) (vgl. auch (46’), (90)⫺ (91)) und in Konstruktionen mit nachgestellter satzförmiger Subjektergänzung (118): (115) Det regner i dag. (RM/BM/Nyno.) ‘Es regnet heute.’ (116) Det blei dansa til langt pa˚ natt. (Nyno./BM) ‘Es wurde bis spät in die Nacht hinein getanzt.’ (117) Det satt et barn foran huset. (BM/ RM) ‘Es saß ein Kind vor dem Haus.’ (118) Det er merkelig at han ikke sier sannheten. (BM/RM) ‘Es ist merkwürdig, dass er nicht die Wahrheit sagt.’ (Die in (96)⫺(97) veranschaulichten Konstruktionen sind als unpersönlich-passivische Präsentierungskonstruktionen einzustufen.) Die Expletivsubjekte haben in den unterschiedlichen Umgebungen weitgehend glei-
146 che syntaktische Eigenschaften, d. h. erscheinen synchron als nichtreferentielle formale Subjekte, und sind auch normalerweise sowohl satzinitial als auch in satzinterner Position obligatorisch. (Vgl. insgesamt Askedal 1985.) 5.4. Präfixverb vs. Phrasenverb Ein besonderer Fall der M⫺K- vs. K⫺MLinearisierung auf der lexikalischen Ebene ist im Bereich der Wortbildung der Unterschied zwischen Präfix- und Partikelverben, vgl. z. B. oppta vs. ta opp ‘aufnehmen’, beides aus dem Verb ta ‘nehmen’ und der adverbiellen Partikel opp ‘auf’. In Riksma˚l/ Bokma˚l existieren vielfach beide Bildungen nebeneinander. Das Präfixverb und das Phrasenverb sind dann entweder synonym, wie bei utgi/gi ut ‘herausgeben’, uttenke/ tenke ut ‘ausdenken’, utholde/holde ut ‘aushalten’, nedlegge/legge ned (va˚pnene) ‘(die Waffen) niederlegen’, inndele/dele inn ‘einteilen’. In anderen Fällen besteht zwischen dem Präfixverb und dem Phrasenverb ein Bedeutungsunterschied, wobei das Präfixverb dann häufig eine abstrakte, das Phrasenverb aber eine eher konkrete Bedeutung hat, vgl. z. B. avbryte ‘unterbrechen’ ⫺ bryte av ‘abbrechen’, tilta ‘zunehmen’ ⫺ ta til ‘anfangen’, omvende ‘bekehren’ ⫺ vende om ‘umkehren’, fremkalle ‘(z. B. Reaktionen) hervorrufen; (einen Film) entwickeln’ ⫺ kalle frem/fram ‘nach vorne rufen’; vgl. auch Fälle wie nedlegge/legge ned ‘(z. B. eine Fabrik) stilllegen; (z. B. Geld, Arbeit) investieren’ ⫺ legge ned ‘(irgendwo) ablegen’. Im Nynorsk sind die Phrasenverben bevorzugt und werden die Präfixverben vielfach vermieden; vgl. Nyno. tenkja ut ‘ausdenken’, leggja ned ‘niederlegen’, gje ut ‘(her)ausgeben’, halda ut ‘aushalten’ usw. Von der Präfixstruktur wird im Nynorsk eher im Partizip Perfekt sowie in Nominalisierungen Gebrauch gemacht, vgl. z. B. Nyno. gje att ‘wiedergeben’ ⫺ attgjeven ‘wiedergegeben’ ⫺ attgjeving ‘Wiedergabe’, bryta av ‘abbrechen, unterbrechen’ ⫺ avbroten ‘abgebrochen, unterbrochen’ ⫺ avbryting ‘Unterbrechen’. In den Fällen, wo das Präfixverb im Vergleich zum Phrasenverb nicht deutlich lexikalisiert ist, besteht auch im Bokma˚l eine
I. West- und nordgermanische Sprachen
Tendenz zu zunehmendem Gebrauch des Phrasenverbs. Die Phrasenverben haben im Vergleich zu den Partikelverben zwei typologische „Vorzüge“: Zum einen sind sie im Hinblick auf K/M-Linearisierung rechtsdirektional und zum anderen stellen sie im Verhältnis zu den Partikelverben eine linear transparentere analytische Struktur dar. In beiden Hinsichten genügen sie grundlegenden typologischen Entwicklungstendenzen des Norwegischen.
6.
Schlussbemerkungen
Im Rahmen des „Universal 41“ von Greenberg (1966, 91) ist das Norwegische eine SVO- bzw. V/2- bzw. V-X-Sprache mit nur relikthafter, funktionell unbedeutender Kasusmarkierung bei einigen wenigen Personalpronomina. Der sehr weitgehenden Gliedstellungsfestigkeit auf satzsyntaktischer Ebene entspricht erstens, dass gewisse syntaktische Regeln (VP-Pronominalisierung, Subjektivierung im Passiv) nicht kasuell-morphologisch, sondern topologischkonfigurationell bezogen sind, zweitens auch, dass bestimmte syntaktische Regeln, die grammatikalisierte Mittel der Informationsgestaltung sind (Topikalisierung, WWort- und Relativsatzeinleiter-Einsetzung) über Satzgrenzen hinweg operieren können. Auf dieser satzsyntaktischen Ebene gibt es kaum nennenswerte variationstypologische Differenzen zwischen den verschiedenen Varietäten des Norwegischen. Auf der syntaktischen NP-Ebene scheinen der Rückgang des traditionellen attributiven Genitivs sowie die weitergehende Herausbildung und Verwendung neuer „Genitivperiphrasen“ im Nynorsk zu bezeugen, dass Nynorsk in analytischer Richtung etwas weiter gegangen ist als Bokma˚l und insbesondere Riksma˚l. Norwegisch ist eine analytische Sprache im ursprünglichen, diachronischen Sinne von Schlegel (1818). Im Verhältnis zum stark synthetischen Altnorwegischen hat sich sehr weitgehende morphologische Reduktion bzw. Vereinfachung vollzogen (wobei freilich der suffixale sog. „bestimmte Artikel“ ⫺ eigentlich das Definitheitssufix ⫺
147
5. Norwegisch
und das suffixale Passivmorphem im Verhältnis zum ursprünglichen germanischen Kategorienbestand hinzugekommen sind). Als für Analytizität typische Merkmale sind vorhanden Expletivsubjekte, Artikelwörter, Hilfsverben, grammatisch funktionalisierte Präpositionen und Komparationsadverbien. Die Morphologie scheint sich in gewissen Bereichen von einem fusionierenden Ausgangszustand in agglutinierender Richtung entwickelt zu haben. In der Morphologie sind variationstypologische Unterschiede zwischen verschiedenen Varietäten des Norwegischen festzustellen: Das Nynorsk ist gewissermaßen konservativer, hat mehr Allomorphie und insgesamt etwas deutlicher fusionierende Züge als das etwas mehr zur Agglutination neigende Riksma˚l/ Bokma˚l, und Nynorsk hat auch mehr Kongruenzregeln (in bestimmten ansonsten grammatikalisierten Auxiliarfügungen), die zu mehr morphologischer Markierung führen. Auch ⫺ und vor allem ⫺ in der Phonologie gibt es erhebliche systematische Variation, die freilich in erster Linie der Segmentalphonologie gilt und nicht geradlinig auf die Unterscheidung der standardsprachlichen Varietäten Riksma˚l, Bokma˚l und Nynorsk beziehbar ist. Auch wenn einzelne Varietäten des Norwegischen in einem europäischen Kontext besondere Phoneme umfassen (z. B. Retroflexe, Postalveolare, Flap, Trill, zwei Reihen hoher Vokale) dürfte sich der Gesamtumfang norwegischer Phonemsysteme in einem für westeuropäische Sprachen nicht ungewöhnlichen Rahmen halten. Im Bereich der Tonunterscheidung zwischen Tonem 1 und Tonem 2 gibt es phonetische Manifestationsunterschiede zwischen einzelnen Dialekten. Zwischen Riksma˚l/ Bokma˚l und Nynorsk bestehen gewisse wortstrukturelle Unterschiede, die zu etwas verschiedenen Vorkommensbedingungen der Tonemopposition in Riksma˚l/Bokma˚l einerseits und Nynorsk (bzw. den zugrunde liegenden Dialekten) andererseits führen. Insgesamt gilt, dass die systematische bzw. typologische Variation zwischen den einzelnen Varietäten des Norwegischen auf niedrigeren sprachlichen Ebenen größer ist als auf höheren.
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John Ole Askedal, Oslo
149
6. Isländisch
6. Isländisch 1.
Einleitung
Isländisch ist eine nur geringfügig erforschte Sprache. Teilbereiche mögen mehr oder minder erschlossen sein, dennoch kann es sich kaum darum handeln, daß all dies auf eine Darstellung des „idealisierten Ganzen“ hinzielen würde. Isländisch wird m.E. auch nicht als solches aufgefaßt bzw. dargestellt in der Literatur, außer ⫺ oberflächlich betrachtet ⫺ aus 1) sprachgeschichtlicher, 2) soziolinguistischer und 3) dialektgeographischer Sicht. Laut 1) stellt die Existenz des modernen Isländisch eine ungebrochene Kontinuität ohnegleichen dar seit grauer Vorzeit. Laut 2) manifestiert sich die Einheit der als klassen- und schichtenlos postulierten isländischen Gesellschaft auch in der Gleichheit der Sprache. Laut 3) gilt Island als ein Land, in dem es kaum von Mundarten die Rede ist. Im Falle von 1) wird sich herausstellen, daß von unserem Jahrhundert aus gesehen eine Kontinuitätsauffassung tatsächlich berechtigt ist ⫺ bei der Präsenz von diachroner Variation in der Synchronie. Im Falle von 2) wird sich im Lichte jüngerer Forschungsergebnisse zeigen, daß geschlechtsspezifische Differenzen eindeutig festzustellen sind, daß Frauen nämlich mehr Prestigewert auf Normkonformität legen. Auch sind bildungsniveauabhängige Differenzierungen zu erwähnen. Das Einheitsbild ist nicht zu halten. Im Falle von 3) schließlich läßt sich lakonisch feststellen, daß regionale Variation in Island tatsächlich minimal ist und in erster Linie als lautliche Variation Relevanz hat. Eine Idee vom Isländischen als idealisiertem Ganzen ist auch schon deshalb nicht haltbar, weil die Sprache im Spannungsfeld von entgegengesetzt wirkenden Kräften steht. Einerseits sorgt das starke nationale Zugehörigkeitsbewußtsein für Konvergenz, andererseits aber bietet der traditionell stark ausgeprägte und gar offiziell geförderte Individualismus Divergenzerscheinungen, die in Einführungsfloskeln wie a´ mı´nu ma´li ‘in meiner Sprache’ münden. Diese
„meine Sprache“ ist dennoch nicht gleich Normbruch, obwohl Umgangssprache mehr Fragwürdigkeiten oder kleine „Normbrüchigkeiten“ zuläßt, als die sanktionierende Schriftsprache. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß es gerade die Sprache der Medien ist, die kritischen Angriffen ausgeliefert ist, vor allem wegen der vorbehaltslosen Übernahme von Anglizismen/ Amerikanismen in der Morphosyntax. Nicht der Wortschatz wird also gefährdet, sondern die Struktur der Sprache schlechthin. Schon Norm besteht aus lauter Variation im Isländischen, wodurch Isländisch als eine sehr unökonomische Sprache zu charakterisieren wäre. Prozesse des Wandels haben zwar etliche Vereinfachungen mit sich gebracht, jedoch leben die alten Formen nicht selten fort ⫺ bei semantischer, textsortenspezifischer oder kontextuellpragmatischer Differenzierung. Aus eben diesen Gründen erscheint es plausibel, die Gliederung dieses Beitrags dem „Sonderstatus“ des Isländischen anzupassen. Isländisch ist untererforscht. Vergebens wollte man eine isländische Sprachgeschichte zu Rate ziehen. Vergebens wollte man sich auf vielen Gebieten Pionierarbeit sparen. Daß dementsprechend viel zu viel auf diesen Seiten viel zu kurz kommen muß, hat zwei Gründe: eine befriedigende Darstellung des idealisierten Ganzen alleine würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, und es fehlen Forschungsergebnisse, auf die Bezug genommen werden könnte.
2.
Kurzer historischer Überblick. Varietäten
Isländisch, das allgemein als die klassische Sprache Skandinaviens angesehen wird, bildet ⫺ zusammen mit dem Färöischen und Norwegischen ⫺ die westskandinavische Subgruppe der nordgermanischen Sprachen. Island wurde vom 9. Jahrhundert an überwiegend von Norwegen aus besiedelt.
150
I. West- und nordgermanische Sprachen
Für die kommenden Jahrhunderte bedeutet diese Tatsache eine etwa gemeinsame (Schrift-)Sprache, die je nach dem Alt(west)nordisch, Altisländisch oder Altnorwegisch genannt wird. Obwohl ein territoriales Abgrenzungsbewußtsein bereits in Texten des ausgehenden 12. Jahrhunderts manifest ist, taucht die Bezeichnung isländische Sprache erst relativ spät auf, sodaß die Benennung nordisch bis ins 17. Jahrhundert gebräuchlich ist. Üblich sind zwei Periodisierungen der isländischen Sprachgeschichte: A.
B.
a) Altisländisch: bis ca. 1350 b) Mittelisländisch: ca. 1350 bis ca. 1600 c) Neuisländisch: von der ersten Hälfte des 17. Jhs. a) Altisländisch/Altnordisch: 9.⫺16. Jh. b) modernes Isländisch/Neuisländisch: 16./17. Jh. ⫺
Beide Schemen suggerieren eine beinahe genuin kontinuierliche, geradlinige Entwicklung bis in unsere Tage hinein, lassen dabei aber völlig außer acht, daß das heutige Isländisch der Sprache der klassischen Periode von etwa 1150 bis etwa 1300 unvergleichbar näher steht, als der Sprache der Drucke in der Zeit vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis in die 1800er Jahre (außer in der Lexik). Gerade diese Zeit weckt kaum Forschungsinteresse, eine Zeit, die aus literarhistorischer Sicht als „uninteressant“ etikettiert wird. Es ist, zugespitzt formuliert, aus mit der bunten Fülle der weltlichen Literatur. Die Zeit der regen Kontakte zu Norwegen sind vorbei, und das Land ist schon längst unter dänischer Herrschaft. 1540 erscheint das Neue Testament des Oddur Gottska´lksson, 1584 die erste vollständige isländische Bibelübersetzung des Bischofs GuÎbrandur Ïorla´ksson, die GuÎbrandsbiblı´a. Beide Werke bereiten den Weg für dänische (und deutsche) Einflüsse: es setzen sich Prozesse ein, deren Resultate erst im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich rückgängig gemacht wurden. Normierungsversuche, eine das Sprachbewußtsein stärkende Unabhängigkeitsbewegung, ferner die allgemeine Schulpflicht u. a.m. haben zu einer effektiven kollektiven Sprach-
reinigung beigetragen, deren konsequent archaisierendes Ergebnis, etwa eine grammatisch-strukturelle Wiederherstellung der Sprachzustände vor der Reformationszeit unter der Aufrechterhaltung der Erneuerungsfähigkeit (und: -freudigkeit!) der Sprache das moderne, heutige Isländisch ist. Damit ist der direkte Zugang zu der Fülle der sprachlichen Quellen der eigenen Vergangenheit gewährleistet. Es wird in Island (etwa 283.000 Sprecher) eine offizielle Sprachpolitik betrieben, die es sich zum Ziel setzt, diese Tradition zu bewahren. Sprachpflege besteht aber auch darin, den Wortschatz tagtäglich zu erneuern und zu erweitern. Die sanktionierende Norm der offiziell anerkannten Bildungs- und Prestigevariante hat sozusagen eine funktionale Diglossie zur Folge: die Sprechsprache bietet mehr Freiraum für Abweichungen (wie z. B. den großzügigen Umgang mit Fremdwörtern), während in der Schriftsprache Norm absoluten Vorrang zu haben scheint (auch im lexikalischen Bereich). Schriftsprache begünstigt etwaige Archaismen nicht nur im Wortschatz (außer Fremdwortsanktionierung ein deutliches Mehr an idiomatischen Wendungen z. B.), sondern auch in der Morphosyntax (z. B. in der Satzgliedfolge). In der Belletristik der letzten Jahrzehnte ist eine Tendenz zur Versprechsprachlichung der Schriftsprache zu beobachten. „Literaturfähig“ sind z. B. Aspektformen geworden, die früher lediglich in der Sprechsprache zulässig waren. (S. näher in 5.4) Über die bisher erwähnten Varietäten ⫺ Schrift- bzw. Hochsprache, Umgangssprache, die Sprache der Medien ⫺ hinaus ist der sog. stofnanastı´ll (‘Institutionenstil’), die Sondersprache der Verwaltungsbereiche, eindeutig als Varietät abzusondern. (Zum „Amtsfutur“ s. 5.4, zum Genitivgebrauch und zum Funktionsverb s. 6.) Fachsprachen zeichnen sich im Isländischen durch eine koordinierte, unermüdliche Wortbildungstätitgkeit aus. Eine Fachsprache ist sehr früh schriftlich fixiert: die Sprache (und Wortschatz) der Gesetzsammlungen (bereits 1117⫺8; Gra´ga´s ‘Graugans’ ca. 1260 etc.). Ansätze naturwissenschaftlichen Schrifttums sind z. B. in den Arbeiten des Natio-
6. Isländisch
naldichters Jo´nas Hallgrı´msson (1807 bis 1845) zu finden. Erst in unserem Jahrhundert verselbständigen sich ⫺ dank der Terminologiebildung ⫺ die einzelnen Fachgebiete. Nicht fachsprachenspezifische Besonderheiten trennen die Fachsprachen von der literatursprachlich geprägten Schriftsprache (auf der Ebene der Syntax z. B.), sondern der fachbereichspezifische Wortschatz. Unter regionalen Varietäten versteht man in Island zwar Dialekte, doch werden diese als framburÎarma´lly´skur (‘Aussprachemundarten’) angesehen. Dementsprechend gibt es eine „Mehrheits-“ und eine „Minderheitsaussprache“ (isl. meirihlutabzw. minnihlutaframburÎur). Auch in der isländischen Forschung wird die phonologische Variation stark akzentuiert. Über regionale Unterschiede auf Ebenen der Morphologie, Lexik oder Syntax wird fast nichts publiziert. Literatur: Haugen 1982, 1984; Stefa´n Karlsson 1989; IndriÎi Gı´slason/Höskuldur Ïra´insson 1993; Thra´insson 1994.
3.
Lautung
Für das Neuisländische wurde eine stark etymologisierende Orthographie entwickelt, die die radikalen Änderungen im Vokalismus, obwohl sie sich außer in wenigen Regionen des Landes im allgemeinen spätestens bis zum 17. Jh. durchgesetzt haben, nicht oder kaum berücksichtigt. Das isländische Alphabet ergibt folgendes Bild: a, a´, b, d, Î, e, e´, f, g, h, i, ´ı, j, k, l, m, n, o, o´, p, r, s, t, u, u´, v, x, y, y´, (z), Ì, æ, ö. Die Buchstaben c, q und w kommen lediglich in wenigen Entlehnungen bzw. Namen fremder Herkunft vor, etymologisierendes z (Lautwert ⫽ s) wurde per Erlaß 1974 verbannt. Im folgenden wird hier ein leicht modifiziertes, dem isländischen Usus z. T. angepaßtes Transkriptionssystem verwendet: nicht aspirierte, stimmlose Plosive werden anstelle von [p, t, k, c] mit [bj , dj , g˚, n˚] notiert. Außerdem wird im Normalfall auf Akzentzeichen verzichtet. Das Isländische kennt keine Akzentalternation, die Hauptbeto-
151 nung ist Erstsilbenbetonung. (Außer bei privativer Präfigierung durch o´-, bei der der Akzent variieren kann, vgl. Sveinn Bergsveinsson 1965.) Ansonsten werden die Empfehlungen der API befolgt. 3.1. Vokalismus Alle Vokale sind stimmhaft im Isländischen. Es gibt sowohl Monophthonge, als auch Diphthonge. Zwei unbetonte Monophthonge kommen in direkter Abfolge nicht vor. Zwei Diphthonge ⫺ z. B. in Derivaten ⫺ können kombiniert werden, wie in a´ætlun [auı :aiıhdj lyn] ‘Plan’. Sie können sogar nach einem unbetonten Monophthong an der Lexemgrenze stehen, wie im Kompositum ferÎaa´ætlun [1ferda0auı :aiıhdj lyn] ‘Reiseplan’. Vokale können im Isländischen kurz oder lang sein. Im Auslaut sind Monophthonge immer kurz, ohne Nebensilbenabschwächung, Diphthonge lang, im An- und Inlaut hängt Vokallänge vom postvokalischen Konsonant ab: vor einem Konsonant lang, vor zwei oder mehr Konsonanten kurz. Vor bestimmten Konsonantenkombinationen werden Vokale jedoch gedehnt: /p, t, k, s/ ⫹ /v, j, r/, wie z. B. in lepja [lε:bj ja] ‘schlecken’, etja [ε:dj ja] ‘hetzen’, Esjan [ε:sjan] ‘die Esja (Berg)’, betra [bj ε:dj ra] ‘besser’, dekra [dj ε:g˚ra] ‘verwöhnen’, lausra [lœiı:sra] ‘lose’ (Gen. Pl.), skrökva [sg˚rœ:g˚va] ‘lügen’ usw. Im Altisländischen war Vokallänge jedoch unabhängig von der konsonantischen Umgebung. Hauptsächlich im Laufe des 16./17. Jahrhunderts hat sich die fürs moderne Isländisch charakteristische Alternation eingesetzt. Das Vokalinventar des Isländischen ist wie folgt (s. Tab. 6.1). Nicht enthalten sind in der Übersicht die Diphthonge [ei4 ] *ei+, [œi4 ] *au+, [ou4 ] *o´+ und [ai4 ] *æ+, ferner [ci4 ], [ui4 ] und [yi4 ], vgl. bogi [bj ci4:ji] ‘Bogen’, mu´gi [mui4:ji] ‘Volksmenge’, hugi [hyi4:ji] ‘Sinn’, die jeweils nur in dieser Distribution vorkommen. Zum Vergleich das Vokalinventar des Altisländischen (s. Tab. 6.2). Die zwischen Klammern aufgeführten Grapheme sind normalisiert. Die Diphthonge: [au4 ] *au+, [ei] *ei+, [ey˘] *ey+. Die ⫺
152
I. West- und nordgermanische Sprachen
Tab. 6.1 vorne
hoch halbhoch untermittelhoch tief
hinten
ungerundet
gerundet
i *ı´, y´+ i *i, y+ e *e+
y *u+ œ *ö+
ungerundet
gerundet u *u´+
a *a+
c *o+
Tab. 6.2 vorne
hoch mittel untermittelhoch tief
hinten
ungerundet
gerundet
i *i+ e *e+ ε *e˛, æ+
y *y+ ø *ø, œ+
hier nicht inkludierten ⫺ diakritischen Zeichen *a´, e´, ´ı, o´, u´, y´+ usw. stehen für Quantität, im Gegensatz zum Neuisländischen, in dem die entsprechenden Zeichen Qualität angeben. Die vokalischen Änderungen vom Altisländischen zum Neuisländischen können schematisch wie folgt dargestellt werden: *a´+ /a:/ > /au4 /, *e+ /e/ > /ε/, *e´+ /e:/ > /iε:/ > /jε/, *æ+ /ε:/ > /ai4/, *i+ /i/ > /i/, *ı´+ /i:/ > /i/, *o+ /o/ > /c/, *o´+ /o:/ > /ou4 /, *u+ /u/ > /y/, *u´+ /u:/ > /u/, *y+ /y/ > /i/, *y´+ /y:/ > /i/, *œ+ /ø/ > /ai4/, *o˛+ /c/ > /œ/ bzw. /au4 /, *ø+ /ø/ > /œ/ *ö+. Bereits gegen 1200 ist eine quantitative Änderung nachweisbar, die später qualitative Folgen hatte: vor /l/ ⫹ Konsonant werden Vokale gedehnt, wie in halfur > ha´lfur ‘halb’, folk > fo´lk ‘Leute’, ulfur > u´lfur ‘Wolf’. Im Laufe des 14. Jahrhunderts sind Vokale vor /ng/ od. /nk/ entweder lang geworden, vgl. ungur > u´ngur ‘jung’, od. diphthongiert, vgl. langur > la´ngur ‘lang’. Diese Diphthongierung hat sich auch vor *gi+ bzw. *gj+ durchgesetzt, jedoch ohne den ganzen Sprachraum zu erfassen (s. 3.3.3). Da dreifache Längen nicht zulässig sind (bzw. waren), begegnen überall Wegfallerscheinungen: das -a des Infinitiv Präsens fällt z. B. in fa´ ‘bekommen, fangen’, na´ ‘reichen; erreichen’ weg. Das -u des Dativs -um im Plural wird auch eliminiert: bla´m > nisl. bla´um ‘blau’, fa´m > nisl. fa´um, schriftsprl.
ungerundet
a *a+
gerundet u *u+ o *o+ c *o˛+
auch fa´m ‘wenige’ usw. Auch in der Fügung altisl./nisl. sma´m saman ‘allmählich’ begegnet der alte Wegfall aus Längegründen (*sma´um saman). Durch die qualitative Änderung der Langvokale wurden diese Restriktionen aufgehoben und Synkretismus z. T. abgebaut, vgl. bla´r ‘blau’ Nom. Sg. Mask. und Nom./Akk. Pl. Fem. > bla´r vs. bla´ar. Die ersten Belege sind aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert (vgl. Margre´t Jo´nsdo´ttir 1987). 3.1.1. Entrundung Eine der folgenschwersten Änderungen im isländischen Vokalismus ist die Entrundung, die nach Ansicht der meisten Forscher vor 1500 begonnen hat. Jedoch hält sich Rundung bis heute z. B. im Infinitiv von stökkva ‘springen’ und sökkva ‘versinken’ (alter v-Umlaut). Vom Präfix ør- entstanden Doppelformen: ör- in öræfi ‘Wüste’ vs. er- in erindi ‘Anliegen, Angelegenheit’ (< altisl. ørendi). /ø/ neigt zur Entrundung unter Einfluß des /i/ der Folgesilbe, was von Vokalharmonie zeugt. Erst im 18. und 19. Jahrhundert setzen sich entrundete Komparativ- und Superlativformen von Adjektiven durch, wobei Rundung sich im Positiv hält: Ìröngur ‘eng’ > Ìrengri ‘enger’, Ìrengstur ‘engster’, glöggur ‘scharfsichtig’ > gleggri ‘scharfsichtiger’, gleggstur ‘scharfsichtigs-
153
6. Isländisch
ter’. Bis in unsere Tage hinein halten sich Doppelformen. Als veraltet oder literarisch gelten die entrundeten Formen in ket/kjöt ‘Fleisch’, sme´r/smjör ‘Butter’, kveld/kvöld ‘Abend’ (eigentlich erst gegen 1400 gerundet), seytja´n/sautja´n ‘siebzehn’, während die Alternation von gera/gjöra ‘machen, tun’ frei zu sein scheint bei einer eindeutig höheren Frequenz der Form gera. Gleichwertig sind die konkurrierenden Formen kyrr/kjurr ‘ruhig, still’, mynstur/munstur ‘Muster’ zum Beispiel. Rundung findet von /a:/ zu /o:/ in na´tt > no´tt ‘Nacht’ bereits im 11. Jahrhundert statt, wobei die nichtgenitivische Stammform bei Komposition heute noch die ungerundete ist, vgl. na´ttföt ‘Schlafanzug’ vs. genitivisch in næturvörÎur ‘Nachtwächter’. /va:/ wird zu /vo:/ im Laufe des 14. Jahrhunderts. Dies erklärt, warum 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. von vaxa ‘wachsen’ o´x wird (bei v-Tilgung vor /o:/, /u/ und /y/), während 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. von vega ‘(ab)wiegen’ vo´ wird (< va´), nachdem v-Tilgung unwirksam geworden ist. 3.1.2. Svarabhakti Ab Ende des 13. Jahrhunderts sind erste Beispiele für das Auftreten des SvarabhaktiVokals -u- [y] zu finden: zwischen dem Konsonanten des Stamms und der Endung auf -r [(Wortbildungssuffix] ist ein *u+ eingeschoben, wie z. B. in fiskr > fiskur ‘Fisch’, fegrÎ > fegurÎ ‘Schönheit’, kømr > kemur ‘kommt’. Der u-Einschub bewirkt dennoch keinen Umlaut, vgl. maÎr > maÎur ‘Mensch, Mann’, dapr > dapur ‘traurig’ usw. ´ rni BöÎLiteratur: Ari Pa´ll Kristinsson 1992; A ´ sgeir Blöndal Magnu´sson 1981; varsson 1975; A Björn GuÎfinsson 1947; Björn K. Ïo´ro´lfsson 1925 [1987]; Eirı´kur Rögnvaldsson 1981; GuÎvarÎur Ma´r Gunnlaugsson 1994; Halldo´r Halldo´rsson 1964; Haugen 1982, 1984; Heusler 1913; Hreinn Benediktsson 1964, 1972; Kress 1982; ´ rnason 1983, 1992; Noreen 1970; StefKristja´n A a´n Karlsson 1989.
3.1.3. Umlaut Der u-Umlaut ist auch im Neuisländischen wirksam, sowohl in der Flexion als auch in der Wortbildung, vgl. banani > bönunum ‘Banane’ (Dat. Pl.), kanna ‘untersuchen, er-
forschen’ > könnun ‘Untersuchung’. Doppelformen wie fagna ‘jn. freudig aufnehmen; (be)jubeln’ > fagnaÎur ‘Fest’ vs. fögnuÎur ‘Jubel, Freude’ begegnen auch. Der v-Umlaut ist heute nicht mehr wirksam im Isländischen. Dies mag Grund dafür sein, daß immer mehr Sprecher *talva (Nom. Sg.) für die Neuprägung tölva (Nom. Sg.) ‘Computer’ verwenden. (Vgl. Höskuldur Ïra´insson 1982a; Kjartan G. Otto´son 1983.) Auch der i-Umlaut ist noch wirksam im Isländischen. Auf jeden Fall ist er produktiv in der Wortbildung, vgl.: afl ‘Kraft, Gewalt’ > -efli wie in ofurefli ‘Übermacht’, dagur ‘Tag’ > -degi wie in ha´degi ‘Mittag’, orÎ ‘Wort’ > -yrÎi wie in ny´yrÎi ‘Neuprägung, Neologismus’, veÎur ‘Wetter’ > -viÎri wie in go´ÎviÎri ‘gutes/schönes Wetter’ usf. Angesichts der radikalen Änderungen im Vokalismus sind Umlauterscheinungen im modernen Isländischen jedoch nur aufgrund des Vokalsystems des älteren Isländischen interpretierbar. Nachstehend eine Übersicht über die Komplexität des Umlauts im Neuisländischen, ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Stammvokale sind einfachheitshalber in graphemalphabetischer Ordnung aufgeführt: a~e:
a´~e: a´~æ:
au~ey: e~i: e´~ja´: ey~a´:
maÎur ‘Mensch, Mann’ (Nom. Sg.) > menn (Nom./Akk. Pl.), barn ‘Kind’ > bernska ‘Kindheit’, valda ‘verursachen’ > veld* ha´lfur ‘halb’ > helft ‘Hälfte’ Ìa´ttur ‘Teil, Abschnitt’ > Ìættir Nom. Pl., ha´r ‘hoch’ > hærri ‘höher’, ba´rum ’ 1. Pers. Pl. Ind. Prät. von bera ‘tragen’ > bæri 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät., a´r ‘Jahr’ > -æri wie in go´Îæri ‘gutes/günstiges Jahr’ straumur ‘Strom’ > -streymi wie in andstreymi ‘Widerwärtigkeit, Schwierigkeit’ veÎur ‘Wetter’ > -viÎri wie in hvassviÎri ‘stürmisches Wetter’ fe´ ‘Vieh; Geld’ > fja´r Gen. Sg., sja´ ‘sehen’ > se´* heyja ‘führen, ausfechten’ > ha´Îi 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät.
154 eyrir ‘Geld’ > aurar Nom. Pl. gjalda ‘entgelten, vergelten’ > geld*, fjandi ‘Teufel, Feind’ > fjendur ‘Feinde’ ja´~e: skja´lfa ‘beben’ > skelf*, frja´ls ‘frei’ > frelsi ‘Freiheit’ ja~i: djarfur ‘kühn’ > dirfska ‘Kühnheit’ jo´~ja´: sjo´r ‘Meer’ > sja´var Gen. Sg. jo´~y´: bjo´Îa ‘bieten’ > by´Î*, Ìjo´Î ‘Volk’ > -Ìy´Îi wie in illÌy´Îi ‘Pack’ ju~(j)y: bjuggum 1. Pers. Pl. Ind. Prät. von bu´a ‘wohnen’ > b(j)yggi 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät. ju´~y´: mju´kur ‘weich’ > my´kri ‘weicher’ o~e: hnot ‘Nuß’ > hnetur Nom./Akk. Pl., kona ‘Frau’ > kvenna Gen. Pl., koma ‘kommen’ > kem* o´~e´/e: gro´a ‘wachsen’ > gre´ri/greri 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. o~y: sonur (aisl. sunr) ‘Sohn’ > synir Nom. Pl., orÎ ‘Wort’ > -yrÎi wie in hro´syrÎi ‘Lob, Lobeswort’ o´~y: to´lf ‘zwölf’ > tylft ‘Dutzend’ o~æ: Ìvo ‘waschen’ > ÌvæÎi 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät., komum (aisl. kva´mum) 1. Pers. Pl. Ind. Prät. von koma ‘kommen’ > kæmi 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät., koma ‘kommen’ > -kvæmni wie in na´kvæmni ‘Genauigkeit’ o´~æ: bo´k ‘Buch’ > bækur Nom./Akk. Pl., sto´r ‘groß’ > stærri ‘größer’, fo´r 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. von fara ‘fahren, gehen’ > færi 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät., so´l ‘Sonne’ > andsælis (Adv.) ‘gegen die Sonne’ u´~e´/e: nu´a ‘reiben’ > ne´ri/neri 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. u~y: Ìungur ‘schwer’ > Ìyngri ‘schwerer’, duga ‘taugen’ > dygÎi 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät., fundum 1. Pers. Pl. Ind. Prät. von finna ‘finden’ > fyndi 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät. u´~y: tru´a ‘glauben’ > tryÎi 1./3. Pers. Sg. Konj. Prät. u´~y´: bru´ ‘Brücke’ > bry´r Nom./Akk. Pl., fly´ja ‘fliehen’ > flu´Îi 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät., lu´ta ‘sich bücken’ > ly´t*, hu´s ‘Haus’ > -hy´si wie in ha´hy´si ‘Hochhaus’ ey~au: ja~(j)e:
I. West- und nordgermanische Sprachen
Ìykja ‘halten für etw.’ > Ìo´tti 1./ 3. Pers. Sg. Ind. Prät. æ~ey: mær ‘Jungfrau’ > meyjar Nom./ Akk. Pl. ö~a: köttur ‘Katze’ > kattar Gen. Sg., hönd ‘Hand’ > handar Gen. Sg. ö~e: köttur ‘Katze’ > ketti Dat. Sg., hönd ‘Hand’ > hendi Dat. Sg., hönd > hendur Nom./Akk. Pl., dökkur ‘dunkel’ > dekkri ‘dunkler’, sökkva ‘(ver)sinken’ > sekk* ö~i: fjörÎur ‘Fjord’ > firÎi Dat. Sg./ Akk. Pl. *1. Pers. Sg. Ind. Präs. y~o´:
Die Ablautreihen des Isländischen werden in 4.2.2 aufgeführt. 3.2. Konsonantismus Das phonetische Inventar des Konsonantensystems des Isländischen ist in Tabelle 6.3 aufgestellt. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, unterscheidet das Isländische stimmlose vs. stimmhafte Konsonanten, sowie aspirierte vs. nicht aspirierte Plosive. Sehr charakteristisch sind die positionsgebundenen stimmlosen Sonoranten, sowie das Vorhandensein von Interdentalen und das Fehlen von postalveolaren Frikativen bzw. Affrikaten. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß das isländische /s/ ein präalveolarer, koronaler stimmloser Spirant ist. Das Isländische verfügt auch über Geminaten, die phonologisch relevant sind. Präaspiration ist ein weiteres wichtiges Charakteristikum des Isländischen. Konsonantenhäufungen variieren je nach An-, In- und Auslaut. Im Anlaut ist die maximal zulässige Zahl vier, vgl. strju´ka ‘streichen’. Drei Konsonanten im Auslaut weisen eine hohe Vorkommenshäufigkeit auf, wobei artikulatorisch bedingter Wegfall immer mehr der Fall ist. Flexion bzw. Suffigierungen führen nicht selten zu Häufungen von sogar fünf Konsonanten. Die Ansichten divergieren sehr stark darüber, wie viele noch als natürlich gelten in der Aussprache. Dennoch sind Häufungen zu finden im Auslaut, in denen alle vier, ja sogar alle fünf Konsonanten artikuliert werden, vgl. hænsn [hai4nsdj nj ] ‘Hühner’, meiÎsl [meiÎsdj jl] ‘Verlet-
155
6. Isländisch Tab. 6.3: Konsonantismus labial
apikal
bilabial stl.
sth.
labio-dental
dental
stl.
stl.
plosiv/ asp. p *p+ plosiv/ nicht bj *b+ aspiriert nasal m j *m+ m *m+ gerollt geschlagen frikativ f *f+ lateral-frikativ approximant lateral
sth.
dorsal
sth.
alveolar
palatal
stl.
stl.
sth.
t *t+ dj *d+
h
sth.
l *l+
stl.
glottal sth.
stl.
k *k+ g˚ *g+
h
nj *n+ n *n+ rj *r+ r *r+ Jj *r+ J *r+ θ *Ì+ Î *Î+ s *s+ ¢ **+ jl *l+
velar
c *k+ n˚ *g+
h
v *v+
glottal
h
M˚ *n+ M *n+ n˚ *n+ c¸ *hj+
n *n+
x *k, g+ ¥ *g+ h *h+ j *j+
*Nur in der Distribution /lgd/, vgl. fylgdi [fi¢dj =] 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. von fylgja ‘folgen’, bzw. durch Metathese: sigla [sig˚la] ‘segeln’ > sigldi [si¢dj =] 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät.
zung’ bzw. vermsl [vεrmsdj jl] ‘laue/warme Quelle’. In allen diesen Fällen haben wir es mit dem Einschub von einem epenthetischen [dj ] zu tun zwischen /rl/, /rn/, /sl/ und /sn/. Zwischen /sm/ wird allerdings [bj ] eingeschoben, vgl. sma´r [sbj mau4 :r] ‘klein’, dessen Realisierung jedoch variiert (vgl. auch [smau4 :r]). Folgende Prozesse charakterisieren den Konsonantismus im Isländischen: a) Stimmtonverlust (vgl. auch 3.3.1) /r/ wird stimmlos vor /p, t, k, s/, /l, m, n/ vor /p, t, k/, vgl. vor [vc:r] ‘Frühling’ j dj a] > vors [vcrjs] Gen. Sg.; heimta [heim ‘fordern’, vanta [vanj dj a] ‘fehlen’, fo´lk [fouı jlg˚] ‘Leute’. Sonoranten tendieren auch dazu, nach stimmlosen Konsonanten im Auslaut stimmlos zu werden, vgl. vatn [vahdj nj ] ‘Wasser; See’. Auch /Î/ wird stimmlos vor /g˚ /: maÎkur [maθg˚yr] ‘Made’. Die Kombination von /h/ ⫹ /j, l, n, r/ bzw. /lj, nj, rj/ im Anlaut führt zum Stimmtonverlust, vgl.: ja´ [jau4 :] ‘ja’ vs. hja´ [c¸au4 :] ‘bei’, ljo´Î [ljou4 :Î] ‘Lied’ vs. hljo´Î [ljjou4 :Î] ‘Laut’, rı´fa [ri:va] ‘(zer)reißen’ vs. hrı´fa [rji:va] ‘begeistern’. b) Deaspirierung Plosive sind im Anlaut aspiriert, im Inlaut (intervokalisch) nur dialektal aspiriert, nach stimmlosen Konsonanten sind sie es aber nie, vgl. taka ‘nehmen’ [tha:g˚a] (dialektal [tha:kha]), spara
[sbj a:ra] ‘sparen’, varpa [varjbj a] ‘werfen’ usw. Stimmtonverlust der Sonoranten vor /p, t, k/ zieht Deaspirierung der Plosive mit sich. c) Präaspiration Die (altisländischen) Geminaten *kk+, *pp+ und *tt+ werden zu [hg˚], [hbj ] und [hdj ], vgl. Ìakka [θahg˚a] ‘danken’, hoppa [hchbj a] ‘hüpfen’, köttur [khœhdj yr] ‘Katze’. Die Kombination von /p, t, k/ ⫹ /l, m, n/ wird auch jeweils präaspiriert, wie z. B. in epli [εhbj li] ‘Apfel’, Hekla [hεhg˚la] ‘Hekla’, opna [chbj na] ‘öffnen’ usw. Der Prozeß ist im Anlaut jedoch nicht wirksam, vgl. pla´ga [phlau4 :¥a] ‘Plage’. Geminiertes /p, t, k/ vor Plosiv od. Frikativ wird zum stl. homorganen Frikativ: klippti [khlifdj i] 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. von klippa ‘schneiden’, Ìykkt [θixdj ] ‘dick’ (Neutr.). d) Palatalisierung Vor ungerundeten vorderen Vokalen und [ai4 ] werden die velaren Plosive und Frikative [kh, g˚, ¥] zu palatalen [ch, n˚, j], vgl. keyra [chei4:ra] ‘fahren; treiben’, gær [n˚ai4:r] ‘gestern’, hagi [hai4:ji] ‘Weide’. Auch /j/ palatalisiert, vgl. kjo´ll [chou4 dj jl] ‘Kleid’, gjöf [n˚œ:v] ‘Geschenk’ usw. e) Kürzung von Geminaten Mit Ausnahme von den Kombinationen unter c) sind /bb/, /dd/, /ff/, /mm/, /nn/, /rr/, /ss/ bzw. /ll/ (letztere in Diminutiv-
156 formen von Vornamen bzw. in Fremdwörtern) lang in intervokalischer Stellung bzw. im Auslaut. In präkonsonantischer Stellung tritt Kürzung ein, vgl. minna [min:a] ‘kleiner’ vs. minnst [minsdj ] ‘kleinst’ usw. Geminierte Nasale vor /p, t, k/ werden auch kurz bei Stimmtonverlust, vgl. z. B. skemmt [sn˚εm j dj ] ‘verdorben’ (Part. II Neutr.). f) Metathese Betroffen sind die Distributionen /gld/, /gnd/ bzw. /knt/, vgl. sigldi [si¢dj i] 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. von sigla ‘segeln’, rigndi [rindj i] 1./3. Pers. Sg. Ind. Prät. von rigna ‘regnen’ und sy´knt [sin˚ dj ] ‘freigesprochen’ (Neutr.). Weitere, morphologisch relevante Metatheseerscheinungen in der Diachronie sind z. B. ars > rass ‘Arsch’, hors > hross ‘Pferd’, brutt > burt ‘weg’. (Letzteres weist Variationen auf im Neuisländischen: burt, brott.) g) Frikativierung Stl. Konsonanten bewirken die Frikativierung von /p, t, k/, wie z. B. in dju´pur [djju:bjyr] ‘tief’ > dju´pt [dj jufdj ] Neutr., lı´kur [li:g˚yr] ‘gleich, ähnlich’ > lı´kt [lixdj ] usw. Frikativierung von /k, t/ im Auslaut ist ein z. T. bereits im 13. Jahrhundert belegter Prozeß, wie z. B. in ek > eg [ε:¥] ‘ich’, at > aÎ ‘zu; Inf.-Marker’, mikit > mikiÎ ‘viel’ (Neutr.) usf. Interessant ist die Alternation vom Präfix at-/ aÎ- in der Wortbildung (vgl. hierzu Bandle 1956, 171 f.). h) [dj ]-Epenthese Zwischen /rl/ und /rn/ wird ein /d/ eingeschoben, vgl. varla [vardj la] ‘kaum’, Ìarna [θardj na] ‘dort’. Im Auslaut ist eine Tendenz zum Stimmtonverlust von /l, n/ zu beobachten. Die Aussprachevarianten [vadj la] bzw. [θadj na] sind auch zulässig. In südisländischen Dialektgebieten begegnet außerdem die ältere Aussprache [varla] bzw. [θarna], die rnrl-Aussprache. Die Geminaten /ll/ sowie /nn/ werden zu [dj l] bzw. [dj n] im Inlaut, zu [dj jl] bzw. [dj nj ] im Auslaut, /nn/ allerdings nur nach Diphthongen oder /ı´, u´/, d. i., nach alten Langvokalen, wie in heill [hei4dj jl] ‘ganz, gesund’, hæll [hai4dj jl] ‘Ferse’, bı´ll [bj idj jl] ‘Auto’, hreinn [rjei4dj nj ] ‘rein’, Spa´nn [sbj au4 dj nj ] ‘Spanien’ usw.
I. West- und nordgermanische Sprachen
Je nach Distribution alterniert /ll/: allur [adj lyr] ‘all’, alls [als] ‘insgesamt’, allt [aljdj ] ‘alles’. Der Dentaleinschub hat sich im Laufe des 15. Jhs. durchgesetzt. Literatur: Bandle 1956; Eirı´kur Rögnvaldsson 1981, 1993; IndriÎi Gı´slason/Höskuldur Ïra´insson 1993; Kress 1982; Oresˇnik 1985; Valty´r GuÎmundsson 1922 [1983]; Ïorsteinn G. IndriÎason 1994. Bibliographie zur Phonetik/Phonologie des Neuisländischen Höskuldur Ïra´insson 1980.
3.3. Regionale Variation in der Lautung: Dialektmerkmale Wie bereits erwähnt, haben wir es im Isländischen in erster Linie mit der Unterscheidung Mehrheits- und Minderheitsaussprache zu tun, was eine statistische Angelegenheit ist. Im Rahmen einer qualitativen Differenzierung wird das gesamte Sprachgebiet in eine nördliche und eine südliche Dialektregion geteilt. 3.3.1. Merkmale der nördlichen lautlichen Variation a) harÎmæli ‘harte Lautung’ Aspirierte Plosive [ph, th, ch, kh] nach gedehntem Vokal im Inlaut (im Gegensatz zu linmæli ‘weiche Lautung’ mit nicht aspirierten Plosiven [bj , dj , n˚, g˚], die mehrheitlich ist), wie in tapa [tha:pha] vs. [tha:bj a] ‘verlieren’, la´ta [lau4 :tha] vs. [lau4 :dj a] ‘lassen’, taka [tha:kha] vs. [tha:g˚a] ‘nehmen’, vekja [vε:cha] vs. [vε:n˚a] ‘wecken’. Präaspiration ist nicht betroffen. b) Stimmhaftigkeit Im Gegensatz zum Mehrheitlichen bleiben /l, m, n, Î/ vor /p, t, k/ stimmhaft, die Plosive sind aspiriert, wie in stelpa [sdj εlpha] vs. [sdεljbj a] ‘Mädchen’, fantur [fanthyr] vs. [fanj dj yr] ‘Schurke’, banki [bj au4 Mchi] vs. [bj au4 M˚ n˚i] ‘Bank’, banka [bj au4 nkha] vs. [bj au4 n˚ g˚a] ‘klopfen’, maÎkur [maÎkhyr] vs. [maθg˚yr] ‘Made’. Die Verbindung /lt/ weist keine regionale Variation auf, soweit -t Teil des Stammes ist: /l/ bleibt stl. Vgl. piltur [philjdj yr] ‘Knabe, Junge’. Flexivisches -t unterliegt jedoch der Variation: gult [g˚ylth] vs. [g˚yljdj ] ‘gelb’ (Neutr.). Auch /r/ hält sich immer stimmlos vor /p, t, k/ in allen Dialektgebieten: verpa [vεrjbj a] ‘werfen’,
6. Isländisch
bjartur [bj jarjdj yr] ‘hell’, orka [crg˚a] ‘Kraft’. c) ngl-Aussprache Es handelt sich um die [ng˚l]-Aussprache von /ngl/ vs. [nl]: kringla [khring˚la] vs. [khrinla] ‘Scheibe’, tungliÎ [thung˚liÎ] vs. [thunliÎ] ‘der Mond’. d) habbdi-saggdi-Aussprache Nicht Frikative, sondern Plosive werden vor dem interdentalen Präteritalsuffix -Îi von schwachen Verben gebildet, vgl. hafÎi [habj di] vs. [havÎi] ‘hatte’, sagÎi [sag˚di] vs. [sa¥Îi] ‘sagte’, byggÎi [bj ig˚di] vs. [bj i¥Îi] ‘baute’. 3.3.2. Merkmale der südlichen lautlichen Variation a) hv-Aussprache Im Gegensatz zum mehrheitlichen [khv] velarer Frikativ [x] im Anlaut in der Verbindung /hv/. Drei Varianten sind verbreitet: i. [xv]-Aussprache, ii. [xw]Aussprache, gerundet, und iii. [x]-Aussprache, ungerundet. Beispiele: hvalur [xva:lyr], [xwa:lyr], [xa:lyr] vs. [khva:lyr] ‘Wal(fisch)’ hver [xvε:r], [xwε:r], [xε:r] vs. [khvε:r] ‘wer’. b) Süd-/Südostisländische monophthongale Aussprache Keine Diphthongierung der Vokale /a, e, i, o, u, œ/ vor /gi/, sondern Dehnung, wie z. B. in hagi [ha:ji] vs. [hai4j:i] ‘Weide’, dregiÎ [dj rε:jiÎ] vs. [dj rei4:jiÎ] ‘gezogen’ (Neutr.), bogi [bj c:ji] vs. [bj ci4:ji] ‘Bogen’, dugi [dj y:ji] vs. [dj yi4:ji] ‘taugen’ (1./3. Pers. Sg. Konj. Präs.), lögin [lœ:jin] vs. [lœi4:jin] ‘die Gesetze’. c) rn-rl-Aussprache Keine [dj ]-Epenthese, s. h) in 3.2. 3.3.3. Lautliche Variation: Nordwestisland Im Gegensatz zum Mehrheitlichen keine Diphthongierung von /a, e, œ/ vor /ng, nk/, vgl. langur [lang˚yr] vs. [lau4 ng˚yr] ‘lang’, drengur [dj rεng˚yr] vs. [dj rei4ng˚yr] ‘Junge’, töng [thœng˚] vs. [thœi4ng˚] ‘Zange’. Wie Untersuchungen zeigen, kommt reine monophthongale Lautung nicht vor. 3.3.4. Reykvı´ska Die Landeshauptstadt Reykjavı´k (und das gesamte Ballungsgebiet) gewinnt immer mehr Relevanz für die Dialektforschung.
157 Seit geraumer Zeit ist die Mobilität der ländlichen Bevölkerung unidirektional, sodaß Reykjavı´k im Vergleich zur Gesamtzahl der Sprecher im Lande überdimensional angewachsen ist mit ihren etwa 110.000 Einwohnern, die aus unterschiedlichen Dialektregionen stammen. Den Forschungsergebnissen zufolge ist harÎmæli stark vertreten in der Hauptstadt, obwohl der südlichen Lage nach eher mehr linmæli zu erwarten wäre. Die Wahl zwischen lin- und harÎmæli hängt vom Bildungsniveau ab: Sprecher mit höherer Bildung neigen zu harÎmæli. Die hv-Aussprache wird in Reykjavı´k immer mehr verdrängt. 3.3.5. Regional nicht gebundene Merkmale der lautlichen Variation Negativ bewertet ist das Phänomen des sog. o´sky´rmæli, etwa ‘unklare Lautung’, die folgende Merkmale aufweist: a) Frikativtilgung, wie in dagblaÎ *[dj a:bj la:] ‘Tageszeitung’, meÎan *[mε:an] ‘während’, sofiÎ *[sc:iÎ] ‘geschlafen’; b) Synkopierung, wie in klo´settiÎ *[khlou4 stiÎ] ‘das Klo’; c) Nasal frikativiert, wie in samferÎa ?[sav˜fεrÎa] ‘mit jmdm. zusammenreisen’ (vera e-m ~); d) Nasalschwund, wie in I´slendingar *[i(:)sdj lεdj ig˚ar] ‘Isländer’ (Nom. Pl.); e) Monophthongierung, die bereits im 16. Jahrhundert belegt ist, wie in ætla *[ahdj la] ‘vorhaben’, während auch Variation zulässig ist, wie z. B. vesæll/vesall ‘arm, elend’. f) Das sog. höggmæli lit. ‘Schlaglautung’, d. i. Glottalisierung anstelle von unaspirierten Plosiven [bj , dj , g˚] vor /n/ in postvokalischer Position, wie z. B. vegna *[vε?na] ‘wegen’, Bjarni *[bj ja?ni] ‘Bjarni’ (männl. Vorname). Die sog. ks-Aussprache stellt eine nicht negativ bewertete Neuerung dar, in dem im Wortstamm /ks/ im Gegensatz zum Mehrheitlichen Frikativ realisiert wird, vgl. buxur [bj yg˚syr] vs. [bj yxsyr] ‘Hose(n)’, hugsa [hyg˚sa] vs. [hyxsa] ‘denken’ usf. Damit sind vier Varianten entstanden, wobei es sich um
158
I. West- und nordgermanische Sprachen
die Verbindung von Genitiv-s und Auslautk handelt: Ìaks [θa:g˚s], [θa:khs], [θag˚s] und [θaxs] ‘Dach’ (Gen.). Literatur zu 3.3 bis 3.3.5: Ari Pa´ll Kristinsson ´ rni BöÎvarsson 1975, 1992; A ´ sgeir B. 1998; A Magnu´sson 1981; Bandle 1956, 1997; Björn GuÎfinnsson 1946, 1947, 1964; Björn K. Ïo´ro´lfsson 1925 [1987]; Eirı´kur Rögnvaldsson 1993; Gunnar Karlsson 1965; Halldo´r Halldo´rsson 1964; Hösk´ rnason 1983, 1984, uldur Ïra´insson/Kristja´n A 1986, 1992; IndriÎi Gı´slason/Höskuldur Ïra´ins´ rnason 1991. son 1993; Kress 1982; MörÎur A Bibliographie zur Dialektforschung GuÎvarÎur Ma´r Gunnlaugsson 1987b, 175⫺186; Übersicht über den Forschungsstand GuÎvarÎur Ma´r Gunnlaugsson 1987a, 163⫺174.
4.
Morphologie
Aus typologischer Sicht ist Isländisch eine Sprache mit polyfunktionaler Formbildung und läßt sich als ein Mischtyp mit sehr stark ausgeprägten synthetisch-flektierenden Merkmalen einordnen. Auf der Ebene der Morphosyntax sind darüber hinaus Merkmale einer analytisch-flektierenden Bauweise sowie ⫺ sehr begrenzt ⫺ einer synthetisch-isolierenden Bauweise auszuweisen. Die Flexion des Isländischen weist sowohl Wurzel- als auch Stammflexion auf. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die hohe Komplexität der Wurzelvokaländerungen: Ablaut im Verbalbereich (Tempuskennzeichnung), Umlaut im Nominal- und Verbalbereich. Im allgemeinen läßt sich feststellen, daß das Flexionssystem des modernen Isländisch im wesentlichen identisch ist mit dem der altisländischen Periode. Im Nominalbereich kennt das Isländische die Kategorien Genus mit den drei Genera Mask. (M), Fem. (F) und. Neutr. (N), Kasus mit den vier, morphologisch gekennzeichneten Kasus Nom. (N), Akk. (A), Dat. (D) und Gen. (G) ⫺ in der Reihenfolge der traditionellen isländischen Grammatikographie bzw. jüngerer Forschung ⫺, ferner Numerus mit Singular und Plural, aber auch mit markanten Überresten des Duals im pronominalen Bereich (s. 4.1.5.8). Im Verbalbereich weist das Isländische die Kategorien Person (1., 2. und 3. Pers.), Numerus (Singular und Plural), Genus
Verbi mit Aktiv und (analytischem) Passiv (mit Resten eines Mediums) auf. Das isländische Tempussystem kennt lediglich zwei (synthetische) Tempora (Präsens und Präteritum), wobei die traditionelle isländische Grammatikographie in Anlehnung an das Lateinische sogar acht (zwei synthetische und sechs analytische) Tempora postuliert. Auffallend ist das Fehlen einer Konstruktion mit eindeutigen Futurfunktionen, obwohl sich mehrere konkurrierende analytische Formen herausgebildet haben. (Vgl. hierzu Jo´n FriÎjo´nsson 1989; Kress 1982; Schütz 1998. S. auch 5.4.) In der Kategorie Modus sind Indikativ und Konjunktiv, sowie Imperativ abgrenzbar. Isländisch ist die Aspektsprache schlechthin in der Germania. Daß dieser so wichtige Bereich kaum erschlossen wurde, ist mehr als bedauerlich. Aufgrund erster Ansätze lassen sich folgende Aspektformen absondern: Progressiv, Perfekt, Terminativ, „Futur“, Prospektiv, Inchoativ und Intermissiv (s. näher in 5.4). 4.1. Nominalbereich 4.1.1. Substantive Der traditionellen isländischen Klassifizierung zufolge handelt es sich insgesamt um 27 Deklinationsklassen. Werden Personennamen mit erfaßt, sowie die meisten Alternationen und Abweichungen getrennt numeriert, ergibt sich eine stolze Zahl von über 180 Mustern. Genusübergreifend sind die einheitlichen Dativ- und Genitivformen im Plural (soweit es sich nicht um Singulariatantum handelt): -um und -a. Zahlreiche schwache Feminina, die im N Sg. auf -a enden, erhalten eine -naEndung im Genitiv Plural, genauso wie schwache Neutra. Letztere umfassen Körperteile bzw. Organe (z. B. auga ‘Auge’, eista ‘Hoden’, eyra ‘Ohr’, ny´ra ‘Niere’ usw.). Es wird vermutet, daß die Genitivendung -na im Plural ursprünglich Genitiv Dualis gewesen ist. Auch kennt das Isländische undeklinierte Feminina, nicht jedoch Maskulina oder Neutra. Bei den Feminina ⫺ da es um Singulariatantum geht ⫺ stellt sich die Frage, ob hier nicht eher Ka-
159
6. Isländisch
sussynkretismus der Fall ist: lygi ‘Lüge’ z. B. ist „undeklinierbar“ im Singular, deklinierbar aber im Plural. 4.1.1.1. Maskulinum: starke Deklination Im Falle von unmarkierten Maskulina haben wir es mit einem non-zero-Nominativ im Singular zu tun, dafür aber mit einem zero-Akkusativ. Maskulina weisen weniger Kasussynkretismus auf als Feminina oder Neutra (starke Deklination). Ausgangspunkt der Klassifikation sind zwei substantivische Flexive: Genitiv Singular und Neutrum Plural. Der Prototyp von Maskulinum in der starken Deklination sieht folgendermaßen aus (hestur ‘Pferd’): Tab. 6.4
Sg. Pl.
N
A
D
G
hest-ur hest-ar
hest hest-a
hest-i hest-um
hest-s hest-a
Dativ-i bzw. dessen Fehlen im Singular ist für ausländische Lerner unvorhersagbar. Oft erscheint Dativ-i im Paradigma, während es vor dem suffigierten (bestimmten) Artikel wegfällt und damit für Variation sorgt, wie z. B. in Tab. 6.5.
Tab. 6.5 Nom.
Dat.
Dat. ⫹ Art.
> ´ı flokknum ‘in der Partei’ ho´pur ‘Gruppe’ > ho´pi > ´ı ho´pnum ‘in der Gruppe’ markaÎur ‘Markt’ > markaÎi > a´ markaÎnum ‘auf dem Markt’ flokkur ‘Partei’
> flokki
Einige Deklinationsmuster der starken Substantive im Maskulinum sind in nachstehender tabellarischer Übersicht zusammengestellt: Genitivendungen unterliegen auch der Variation. Bei Komposition kann Genitiv-s eintreten, während im Normalfall Genitiv-ar erscheint, vgl. markaÎsverÎ ‘Marktwert, -preis’ vs. markaÎar G. Alternationen der Pluralendungen im Neutrum weisen auf eine semantische Differenzierung hin, wie z. B. to´nleikar ‘Konzert’ (Pl.) vs. leikir ‘Spiele, Züge (im Schach)’, hringar ‘Ringe’ vs. hringir ‘Kreise’. Seit dem 16. Jahrhundert ist es keinem gelungen, die agrammatische Artikelsuffigierung ⫺ Femininum ⫺ maskuliener Substantive des Typs 16) zu eliminieren, die von der Pluralendung bzw. -bildung her an die
Tab. 6.6
1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16)
Nom. auf:
G Sg.
N Pl.
Dat. -i
Anm.
-ur -ur -ur -il -ull/-all -inn -ur -ur -ur -ur -aÎur -uÎur -ur (Stamm) Ø* (d. i.: -s, -l, -n, -r) Ø Ø -ir (Stamm) -ur (Stamm)
-s -s -s/-jar -ils -uls/-als -ins -ar -s -jar/-s -ar -aÎar -uÎar/-aÎar -urs -Ø/-s -s -s -ur -rar/-urs/-ar
-ar -var -jar -lar -lar/-lar -nar -ar -ir/-ar -ir -ir -aÎir/ -uÎir -rar -ar -ar -ir -ur -ur
⫹/⫺ ⫺ ⫺ ⫺/(⫹) ⫹/⫺
synkopiert
⫺/(⫹) ⫺/(⫹) ⫺ ⫺/(⫹) ⫹ ⫹ ⫹/(⫺) ⫺ ⫺/(⫹) ⫺ ⫹
einsilbig Lehnwörter einsilbig „unregelm.“ „unregelm.“
* Ø bedeutet ⫺ im Ggs. zu 1) mit non-zero ⫺ Ø-Endung, d. i. Konsonant im Stammauslaut. „Stamm“: -ur ist nicht weglaßbar, also Teil des Stammes.
160
I. West- und nordgermanische Sprachen
sehr frequente Klasse der schwachen femininen Substantive „erinnern“: fæturnir ‘die Füße’ (Art.: M Pl.) vs. *fæturnar (Art.: F Pl.), kaldir fingur ‘kalte Finger’ (Adj.: M Pl.) vs. *kaldar fingur (Adj.: F Pl.). Auch kommt häufig Klassenverwechslung vor, indem anstatt der korrekten Genitivendung -urs (s. 11)) das Genitiv-s der unmarkierten Klasse (s. 1)) verwendet wird: gra´turs ‘Weinen’ (G) vs. *gra´ts. Bestimmte Archaismen sind in festen Wendungen bzw. in der Schriftsprache erhalten geblieben. Betroffen sind nur Akkusativformen des Plural: vegur ‘Weg’ > vegi A Pl. vs. a´ tvo/y´msa vegu ‘auf zwei/verschiedene Weisen’, fjörÎur ‘Fjord’ > firÎi A Pl. vs. fjörÎu, sonur ‘Sohn’ > syni A Pl. vs. sonu, ha´ttur ‘Art, Weise’ > hætti A Pl. vs. ha´ttu usw. 4.1.1.2. Maskulinum: schwache Deklination Das Grundmuster ist wie folgt (tı´mi ‘Zeit’): Tab. 6.7
Sg. Pl.
N
A
D
G
tı´m-i tı´m-ar
tı´m-a tı´m-a
tı´m-a tı´m-um
tı´m-a tı´m-a
Kasussynkretismus im Singular, Kasusdifferenzierung (zum Teil) im Plural, Plural identisch mit dem (unmarkierten Plural) der starken Deklination. Folgende Muster lassen sich aufstellen: Tab. 6.8
1) 2) 3) 4)
Nom. auf:
G Sg.
N Pl.
A Pl.
-i -i -andi -i
-a -a -anda -a
-ar -ir -endur -ur
-a -i -endur -ur
Auffallend ist der Synkretismus (N/A Pl.) in 3) und 4). Vorausschickend sei bereits an dieser Stelle erwähnt, daß die schwache Adjektivdeklination im Maskulinum Singular identisch mit 1) im Singular ist.
4.1.1.3. Femininum: starke Deklination Die prototypische Deklination (ve´l ‘Motor’): Tab. 6.9
Sg. Pl.
N
A
D
G
ve´l ve´l-ar
ve´l ve´l-ar
ve´l ve´l-um
ve´l-ar ve´l-a
Nachstehend einige der übrigen Muster (Tab. 6.10). Ursprünglich hat 4) nur im Dativ Singular im 16. Jahrhundert die -u-Endung erhalten. In Analogie dazu hat sich ein Akkusativ-u entwickelt. Seit etwa zwei Jahrzehnten verbreitet sich ⫺ wiederum in Analogie ⫺ eine „falsche“ -u-Endung im Genitiv Singular, anstelle von -ar: byggingar G ‘Bau, Gebäude’ vs. *byggingu. Handelt es sich um genitivische Komposition, wird ausnahmslos die normgerechte -ar-Form verwendet: byggingarmaÎur ‘Bauarbeiter’. Eine andere „analogische Fehlerbildung“ ist: einkunn ‘Note, Merkmal’ > einkunnir Pl. vs. *einkannir, in Analogie zu der offenen Gruppe der Derivate auf -un (s. 11)), deren Pluralform immer -anir ist. Einige Pluralalternationen finden sich auch unter den einsilbigen femininen Substantiven. Ziemlich regulär sind Doppelformen im Nominativ/Akkusativ Plural unter der Gruppe der einsilbigen Feminina, deren Wurzelvokal -ö- ist (s. Tab. 6.11). Manche einsilbige Feminina bewahren einen Archaismus: die alte Dativendung -u im Singular, wobei es sich um feste Prägungen handelt. Als schrift-/literatursprachlich gelten z. B. die Formen so´lu ‘Sonne’, röddu ‘Stimme’, moldu und jörÎu ‘Erde’. Die Fügung mit dem Kompositum a´ svipstundu ‘im Handumdrehen’ ist nicht schriftsprachlich markiert, genauso wie aÎ no´ttu til ‘in der Nacht’. Feminina auf -i können sowohl -i als auch -ar im Genitiv Singular bekommen, jedoch bei Bedeutungsdifferenzierung. Vgl.: helgi > helgi G in helgido´mur ‘Heiligtum’ vs. helgar G ‘Wochenende’.
161
6. Isländisch Tab. 6.10 Nom. auf:
G Sg.
N Pl.
A Sg.
D Sg.
Anm.
-ar -rar
-ar -rar
Ø -ur
Ø -ur
einsilbig
3)
Ø -ur (Stamm) -ur
-i
-ing -ung -i Ø
-ar -jar -ingar -ungar -ar -var -jar -r -ir/-ar -ir -anir -anir -ur -ur Uml.⫹ -r -ur unregelmäßig
-i
4) 5) 6) 7)
-ar -jar -ingar -ungar -ar/-i -var -jar -r -ar -ar -unar -anar -ar -ur -ar -ur
-ingu -ung -i Ø
-ingu -ung -i Ø
Derivation Derivation
Ø Ø -i Ø
Ø Ø/(-u) -i Ø
einsilbig einsilbig Derivation
Ø Ø Ø -ur
Ø Ø/(-u) Ø -ur
einsilbig einsilbig einsilbig unregelm.
1) 2)
8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16)
Diphth. Ø -ur -un -an Ø Ø Diphth. -ir
Tab. 6.11 N Sg.
G Sg.
N Pl.
mörk ‘(die) Mark’ rönd ‘Rand’ stöng ‘Stange’ töng ‘Zange’
markar (merkur) randar stangar tangar
markir/merkur rendur/randir stangir/stengur tengur/tangir
4.1.1.4. Femininum: schwache Deklination Das Grundmuster (stu´lka ‘Mädchen’, ka´pa ‘Mantel’):
4.1.1.5. Neutrum: starke Deklination Das prototypische Substantiv im Neutrum sieht so aus (bre´f ‘Brief’): Tab. 6.13 Sg. Pl.
Tab. 6.12
N A D G
(den) Jungen’, 28 % bı´la > *28 % bı´lna ‘28 % (der) Autos’ usf. Die Formen der schwachen femininen Deklination im Singular sind identisch mit denen der schwachen Adjektivdeklination im Singular.
Sg.
Pl.
Sg.
Pl.
stu´lk-a stu´lk-u stu´lk-u stu´lk-u
stu´lk-ur stu´lk-ur stu´lk-um stu´lk-na
ka´p-a ka´p-u ka´p-u ka´p-u
ka´p-ur ka´p-ur ka´p-um ka´p-a
Es lassen sich keine eindeutigen Regeln bezüglich der Alternation von -na/-a im Genitiv Plural aufstellen. Sprechsprachlich begegnen Genitivsubstitutionen, indem anstelle von -a (Mask. Pl.) -na der schwachen Feminina verwendet wird, wie z. B. til stra´ka > *til stra´kna ‘zu
N
A
D
G
bre´f bre´f
bre´f bre´f
bre´f-i bre´f-um
bre´f-s bre´f-a
Des weiteren lassen sich nachstehende Muster aufstellen: Tab. 6.14
1) 2) 3) 4) 5) 6)
Nom. auf:
Dat.-i/ N Pl. Sg.
G Pl. Anm.
Ø Ø Ø -ur (Stamm) -ar (Stamm) Diphth.
⫹ ( Uml. -a ⫹ -ja einsilbig ⫹ -(v)a einsilbig ⫹ (-ri) ( Uml. -ra ⫹ (-ri) ( Uml. -ra ⫺ -a einsilbig
162
I. West- und nordgermanische Sprachen
In 6) begegnet die alte Vokallängerestriktion, s. 3.1. 4.1.1.6. Neutrum: schwache Deklination Auch hier haben wir es mit der Nominativendung -a im Singular zu tun, wie bei schwachen Feminina, mit Kasussynkretismus im Singular: auga ‘Auge’, hjarta ‘Herz’ Tab. 6.15
N A D G
Sg.
Pl.
Sg.
Pl.
aug-a aug-a aug-a aug-a
aug-u aug-u aug-um aug-na
hjart-a hjart-a hjart-a hjart-a
hjört-u hjört-u hjört-um hjart-na
Die Singularformen sind identisch mit denen der schwachen Deklination der Adjektive im Neutrum. 4.1.1.7. Exkurs: Vornamen Abgesehen von wenigen traditionellen Familiennamen sind in Island Patronyme am häufigsten: Vorname des Vaters im Genitiv, plus -son ‘Sohn’ bzw. -do´ttir ‘Tochter’. Zahlreiche männliche Vornamen, die auf -ur im Nominativ enden, variieren im Genitiv: Anna SigurÎardo´ttir ‘Anna, Tochter des SigurÎur’ vs. Jo´n SigurÎsson ‘Jo´n, Sohn des S.’, d. i. -ar⫹-do´ttir vs. -s⫹-son. Auch: Bjarnar- bzw. Björns-. Werden Schwestern/Brüder erwähnt, erscheinen die Pluralformen von -do´ttir/-son: Anna og Katrı´n SigurÎardætur bzw. Jo´n og Pe´tur SigurÎssynir. Vornamen können ggf. auch Pluralformen annehmen, sogar mit dem suffigierten bestimmten Artikel, vgl.: Jo´narnir (d. i., Jo´n⫹ar⫹nir) ‘die Jo´ns’ (⫽ zwei od. mehr Männer, die alle Jo´n heißen). Jedoch nicht *Jo´ninn, sondern hann Jo´n ‘der Jo´n’. Weibliche Vornamen folgen 4) bzw. 10) (d. h., haben die Endungen -i bzw. -u im A bzw. D, s. 4.1.1.3) oder aber deklinieren schwach. Es ist in jüngster Zeit die Tendenz zu beobachten, daß aus verschiedenen Gründen (eigentlich unzulässige) Matronyme verwendet werden, wie z. B. Jo´n Önnuson ‘Jo´n, Sohn der Anna’. Auch wird in der Sprechsprache -do´ttir/-son oft weggelassen, wobei der Genitiv bleibt, vgl. Anna Einars für Anna Einarsdo´ttir, HörÎur Torfa für HörÎur Torfason usw.
4.1.1.8. Genuswechsel Schon zur altisländischen Zeit wechseln -ing-Feminina über in -ingur-Maskulina, vgl. skilning > skilning(u)r ‘Verständnis’, stuÎning > stuÎning(u)r ‘Unterstützung’. Weitere, jüngere Beispiele: F to´mata > M to´mati ‘Tomate’, F so´fa > M so´fi ‘Sofa’ usw. Genusalternation begegnet auch ohne formale Differenzierung: M/N sykur ‘Zucker’, N/F ta´l ‘Betrug, Verführung’, F/M vættur ‘Schutzgeist’ usw. Alternation bei formaler Differenzierung: z. B. N ru´g / M ru´gur ‘Rogge’. In festen Wendungen kann das alte Genus erhalten bleiben, wie in ´ı Ìann tı´Î (M Akk.) ‘damals, derzeit’, wobei tı´Î heute Femininum ist. Alle drei Genera sind an der Alternation von N/F mund ‘Zeit’ bzw. M mundur ‘Zeit’ beteiligt: ´ı ÌaÎ mund (NASg.), um Ìær mundir (FAPl.) und ´ı Ìann mund (MASg.) ‘damals, in der Zeit’. 4.1.2. Adjektive 4.1.2.1. Adjektivdeklination: stark Formal unterscheiden sich alle drei Genera ⫺ auch im Plural ⫺, die vier Kasus und die zwei Numeri. Anhand von zwei Adjektiven soll dies veranschaulicht werden (rı´kur ‘reich’, fagur ‘schön’): Tab. 6.16
Sg. N A D G N A D G Pl. N A D G N A D G
Mask.
Fem.
Neutr.
rı´k-ur rı´k-an rı´k-um rı´k-s
rı´k rı´k-a rı´k-ri rı´k-rar
rı´k-t rı´k-t rı´k-u rı´k-s
fagur fagr-an fögr-um fagur-s
fögur fagr-a fagur-ri fagur-rar
fagur-t fagur-t fögr-u fagur-s
rı´k-ir rı´k-a
rı´k-ar rı´k-ar rı´k-um rı´k-ra
rı´k rı´k
fagr-ir fagr-a
fagr-ar fagr-ar fögr-um fagur-ra
fögur fögur
Diese formalen Eigenschaften werden z. T. mit denen der Pronomen geteilt.
163
6. Isländisch
Weitere Adjektivendungen: -(u)r, -all/ull, -nn, -ll, -inn (Part. II Mask.). In der Deklination von Adjektiven, die zweite Partizipien von schwachen Verben der 1. Konjugationsklasse sind, alternieren die Formen mit bzw. ohne Dentaleinschub, wie folgende Übersicht zeigt (barinn Part. II Mask. < berja ‘schlagen, prügeln’): Tab. 6.17 Mask.
Fem.
Neutr.
Sg. N A D G
barin-n barin-n börÎ-um barin-s
barin barÎ-a barin-ni barin-nar
bariÎ bariÎ börÎ-u barin-s
Pl. N A D G
barÎ-ir barÎ-a
barÎ-ar barÎ-ar börÎ-um barin-na
barin barin
Die zweiten Partizipien dieser Verben endeten zur altisländischen Zeit auf -ur, also barÎ(u)r/bariÎ(u)r > bariÎ (Neutr.) > barinn (Mask.). Adjektive müssen sowohl in attributiver als auch in prädikativer Stellung in allen Kategorien mit dem Substantiv kongruieren. Es mag auch aus diesem Grund überraschen, daß das Isländische auch undeklinierte Adjektive kennt. Die meisten von ihnen sind Komposita und enden auf -a, wie z. B. hægfara ‘langsam’, örvita ‘außer sich, von Sinnen’, ma´ttvana ‘erschöpft’, vitstola ‘verrückt’ usf. Diese Adjektive eignen sich allerdings nicht zum attributiven Gebrauch, obwohl dieser auch häufig vorkommt, vgl. ?sammæÎra börn ‘Kinder von derselben Mutter’ vs. börnin eru sammæÎra ‘die Kinder sind von derselben Mutter’. Im Neuisländischen sind auch alle Adjektive auf -andi (⫽ Part. I) undeklinierbar. Dennoch sind ältere deklinierte Formen in festen Fügungen zu finden: lesa ´ı heyranda hljo´Îi lit. ‘lesen in hörendem Laut’, d. i. ‘hörbar, laut lesen’, ´ı lifanda lı´fi lit. ‘in lebendem Leben’ usw. Substantivierung von Adjektiven nach dem Muster Art.⫹Adj. ist selten im Isländischen und betrifft Abstrakta, vgl. hiÎ eilı´fa ‘das Ewige’.
In festen Wendungen begegnen (starke) Formen mit dem suffigierten (bestimmten) Artikel, z. B. (eitthvaÎ) dregst a´ langinn lit. ‘(etwas) zieht sich auf den Langen’, d. i. ‘etw. zögert sich lange hinaus’. 4.1.2.2. Adjektivdeklination: schwach Die formalen Eigenschaften sind (rı´kur ‘reich’) (s. Tab. 6.18). Auffallend ist der totale Synkretismus im Plural. Partizipien des Typs barinn (s. 4.1.2.1) haben durchgehend die Formen mit Dentaleinschub: M barÎi, F/N barÎa, Pl. börÎu. Tab. 6.18
Sg. N A D G Pl. NADG
Mask.
Fem.
Neutr.
rı´k-i rı´k-a rı´k-a rı´k-a
rı´k-a rı´k-u rı´k-u rı´k-u
rı´k-a rı´k-a rı´k-a rı´k-a rı´k-u
Bis zur 2. Hälfte des 16. Jhs. etwa hatten schwache Dativformen der Adjektive im Plural die übliche starke -um-Endung. Die Charakteristika des „sonderstatusmäßigen“ Gebrauchs der Adjektive im Isländischen werden in 5.1 erörtert. 4.1.2.3. Komparation der Adjektive Komparative sind undeklinierbar im Isländischen und haben nur folgende Formen (rı´kur ‘reich’ > rı´kari ‘reicher’): Tab. 6.19
Sg. Pl.
Mask.
Fem.
Neutr.
rı´kari
rı´kari rı´kari
rı´kara
Obwohl undeklinierbar, begegnen Reste alter Deklination in prädikativer Stellung, z. B. margur ‘viel’ > fleiri ‘mehr’ vs. D Sg. fleiru bzw. D Pl. fleirum; mikill ‘viel’ > meiri ‘mehr’ vs. D Sg. meiru. Einige Muster der Komparation im Isländischen: 1) -ari (Komp.) / -astur (Superl.) wie rı´kur ‘reich’ > rı´kari > rı´kastur; valinn ‘ge-
164 wählt, ausgesucht’ > valdari > valdastur (Part. II des Typs barinn); dapur ‘traurig’ > daprari > daprastur (-urStamm). 2) -rri (Komp.) / -stur (-astur) (Superl.) wie ny´r ‘neu’ > ny´rri > ny´jastur; mjo´r ‘schmal’ > mjo´rri > mjo´stur (Verdoppelung des -r- bereits im 14. Jahrhundert). 3) -ri (-rri) (Komp.) / -stur (Superl.) wie ha´r ‘hoch’ > hærri > hæstur; la´gur ‘niedrig’ > lægri > lægstur; ungur ‘jung’ > yngri > yngstur. 4) -(r)i (Komp.) / -astur (Superl.) wie fallegur ‘schön’ > fallegri > fallegastur; hreinn ‘rein’ > hreinni > hreinastur. Einige Beispiele der unregelmäßigen Komparation: go´Îur ‘gut’ > betri > bestur; gamall ‘alt’ > eldri > elstur; lı´till ‘klein’ > minni > minnstur; mikill ‘viel; groß’ > meiri > mestur. Auch finden sich im Isländischen zahlreiche Adjektive, die keine Positivform haben, wie z. B. nærri ‘näher’ (Komp.) > næstur ‘am nächsten’ (Superl.), ska´rri ‘weniger schlecht’ (Komp.) > ska´stur ‘(noch der) beste (von vielen weniger schlechten)’ (Superl.) usw. Superlative haben sowohl starke als auch schwache Deklination: attributiv schwach (schriftsprachlich/literarisch auch stark), prädikativ stark (bei Kongruenz). Isolierend-analytische Komparation charakterisiert die undeklinierbaren Adjektive im Isländischen, die in Anbetracht der Komplexität der Flexion einen wichtigen Sonderfall darstellt, vgl.: aÎlaÎandi ‘anlockend’ > Komp. meira aÎlaÎandi > Superl. mest aÎlaÎandi. Meira wie mest sind Komparativ- bzw. Superlativformen von mikill ‘viel’ im Nominativ ⫺ und undeklinierbar. Außer in wenigen Fällen ⫺ wie eldri ‘älter’, yngri ‘jünger, neuer, späterer’ ⫺ werden Komparativformen zumindest im normierenden Sprachgebrauch immer bei Nennung der jeweiligen Vergleichsgröße verwendet. 4.1.3. Adverbien Der Bildungsweise nach können Adverbien im Isländischen 1) Neutrum-Formen von Adjektiven (starke Deklination) sein, wie lı´till ‘klein’ > lı´tiÎ ‘wenig’, seinn ‘spät’ > seint ‘spät’ (Adv.);
I. West- und nordgermanische Sprachen
2) durch -a-Suffigierung von Adjektiven abgeleitet werden, wie in illur ‘schlecht’ > illa ‘schlecht’ (Adv.), eÎlilegur ‘natürlich’ > eÎlilega ‘natürlich’ (Adv.); 3) durch -lega-Suffigierung aus Adjektiven gebildet werden, wie in na´kvæmur ‘genau’ > na´kvæmlega ‘genau’ (Adv.). Beispiele für Lokal- und Richtungsadverbien: Tab. 6.20 he´Îan ‘von hier (aus)’ inn ‘hin-/herein’ inni ‘innen’ innan ‘von innen’ u´t ‘hin-/heraus’ u´ti ‘(dr)außen’ utan ‘von außen’ suÎur ‘südwärts, fyrir sunnan sunnan ‘aus dem/ nach Süden’ ‘im Süden’ von Süden’ hingaÎ ‘hierher’
he´r ‘hier’
4.1.3.1. Adverbien: Komparation Die Komparation der Adverbien im Isländischen verläuft nach folgenden Grundmustern: Tab. 6.21 Pos. 1) varlega ‘vorsichtig’ 2) ha´tt ‘hoch’ dju´pt ‘tief’ 3) inn ‘hin-/herein’ norÎur ‘nach Norden’ lengi ‘lange’
Komp.
Superl.
varlegar hærra dy´pra innar norÎar/ nyrÎra lengur
varlegast hæst dy´pst innst norÎast/nyrst lengst
Einige Beispiele für suppletive Formen: vel ‘gut’ > betur > best, illa ‘schlecht’ > verr > verst, lı´tiÎ ‘wenig’ > minna > minnst. 4.1.4. Numeralien 4.1.4.1. Kardinalzahlen Von eins bis vier werden die Kardinalzahlen im Isländischen flektiert (s. Tab. 6.22⫺ 6.25). Die Doppelformen fjögra/fjögurra sind seit dem 14. Jahrhundert belegt und variieren auch noch im Neuisländischen. Parallel dazu kennt das Isländische Distributivzahlen, die wie Adjektive (stark) deklinieren: einir, tvennur, Ìrennur und fern, vgl.: tvenns konar (Gen.) ‘zweierlei’, a´ fernan ha´tt (Akk.) ‘auf viererlei Weise’ usw. Pluraliatantum verlangen auch nach diesem
165
6. Isländisch Tab. 6.22 Mask. Sg.
N A D G Pl.** N A D G
Fem.
einn ‘ein’ einn /einan* einum eins einir eina
ein eina einni einnar einar einar einum einna
Neutr. eitt eitt einu eins ein ein
* Adjektivisch in der Bedeutung von ‘allein(e), nur’ ** In Verbindung mit Pluraliatantum bzw. in obiger Bedeutung. Tab. 6.23 Mask. N tveir ‘zwei’ A tvo D G
Fem. tvær tvær tveim(ur) tveggja
Neutr. tvö tvö
Tab. 6.24 Mask. N Ìrı´r ‘drei’ A Ìrja´ D G
Fem. Ìrja´r Ìrja´r Ìrem(ur) Ìriggja
Neutr. Ìrju´ Ìrju´
Tab. 6.25 Mask. N fjo´rir ‘vier’ A fjo´ra D G
Fem. fjo´rar fjo´rar fjo´rum fjögra/fjögurra
Neutr. fjögur fjögur
Set von Kardinalzahlen, wie z. B. einer buxur (Fem.) ‘eine/ein Paar Hose’, tvenn skæri (Neutr.) ‘zwei Scheren’, Ìrenn mo´trök (Neutr.) ‘drei Gegenargumente’, fernir sko´r (Mask.) ‘vier Paar Schuhe’ usw. Häufig kommt es jedoch zu Verwechslungen im Gebrauch, indem anstatt von Distributivzahlen (unmarkierte) Kardinalzahlen verwendet werden, vgl. tvenn samtök (Neutr.) > *tvö samtök ‘zwei Verbände’, tvennir sko´r (Mask.) > tveir sko´r ‘zwei Schuhe, d. i. zwei Halbpaar Schuhe’ usf.
Die weiteren Zahlen bis zehn: fimm ‘5’, sex ‘6’, sjö ‘7’, a´tta ‘8’, nı´u ‘9’ und tı´u ‘10’. HundraÎ ‘hundert’ ist Neutr., Pl. hundruÎ; Ìu´sund ‘tausend’ entweder Neutr., oder ⫺ wenn substantivisch gebraucht ⫺ Fem., Pl. Ìu´sundir. Bei zusammengesetzten Zahlen wird vor der letzten Stelle og ‘und’ eingeschoben, vgl. tuttugu og fimm ‘25’, hundraÎ og Ìrja´tı´u ‘130’, hundraÎ Ìrja´tı´u og nı´u ‘139’ usw. Ist die letzte Zahl ‘eins’, erscheint das Nomen obligatorisch im Sg., vgl. tuttugu og ein bo´k ’21 Bücher’, fjörutı´u og eitt hu´s ’41 Häuser’ usw. Sehr charakteristisch sind die aus Kardinalzahlen gebildeten Altersadjektive (attributiv und prädikativ) jeweils für runde zehn Jahre ab zwanzig (‘-jährig’): tuttugur ‘20’, Ìrı´tugur ‘30’, fertugur ‘40’, fimmtugur ‘50’ usw., jedoch a´ttræÎur ‘80’, nı´ræÎur ‘90’, tı´ræÎur ‘100’. Dementsprechend bedeutet z. B. ha´lfÌrı´tugur ‘25jährig, d. i. „halbdreißiger“’, ha´lfnı´ræÎur ‘85’ usf. Letztere „Halbzehnerbildungen“ finden immer seltener Verwendung und werden durch tuttugu og fimm a´ra (G Pl.) ‘25 Jahre (alt)’ bzw. a´ttatı´u og fimm a´ra ‘85 Jahre (alt)’ etc. substituiert. Jahrzehnteweises Zählen ist immer ein Zurückzählen vom Höheren herab: Jo´n er a´ fertugsaldri heißt nicht ‘Jo´n ist in (seinen) vierziger Jahren’ (lit. ‘auf Vierzigsalter’), sondern ‘Jo´n ist in seinen dreißiger Jahren’. Auch: a´ fjo´rÎa a´ratugnum (⫽ 4.) ‘in den dreißiger Jahren’ (lit. ‘auf dem vierten Jahrzehnt’). 4.1.4.2. Ordinalzahlen Außer fyrstur/fyrsti ‘1.’ und annar ‘2.’ sind alle Ordinalzahlen schwach, d. i. enden auf -i im Maskulinum, auf -a im Femininum/ Neutrum: ÌriÎji ‘3.’, fjo´rÎi ‘4.’, fimmti ‘5.’, sjötti ‘6.’, ab sieben auf -undi/-ti/-di, ab 20 -asti usf. Fyrstur verhält sich nach adjektivischem Muster (im Superlativ, s. dort), annar, das auch ‘(ein) ander(er)’ bedeutet, ist im Grunde genommen ‘der eine von zweien’ (s. auch in 4.1.5.8) und dekliniert wie in Tab. 6.26. 4.1.5. Pronomen 4.1.5.1. Personalpronomen Genusdifferenzierung erscheint nicht nur in der 3. Pers. Sg., sondern auch im Plural. Suppletive Formen charakterisieren die Fle-
166
I. West- und nordgermanische Sprachen
Tab. 6.26 Mask. Sg.
Pl.
N A D G N A D G
annar annan öÎrum annars aÎrir aÎra
Fem.
schen zum Ausdruck gebracht werden. Während viÎ ‘wir’ von der Sprecherperspektive aus ‘ich und du’ inkludiert, exkludieren Fügungen wie viÎ Gunnar die angesprochene 2. Pers.: ‘ich und G., nicht aber du’, viÎ maÎurinn minn ‘mein Mann und ich’ usw. In anderen Personen im Plural wird diese Differenzierung dennoch aufgehoben: Ìeir Jo´n ‘er/sie (M) und J.’. Im anaphorischen Gebrauch der Personalpronomina begegnet oft logische Kongruenz anstelle von grammatischer Kongruenz. Betroffen sind Kollektiva, deren Pluralität in die jeweilige Anapher hineinprojiziert wird: fo´lkiÎ J *Ìeir/ÌaÎ ‘die Leute (Neutr. Sg.) J *sie (Mask. Pl.)/es’, nefndin J *Ìeir/hu´n ‘der Ausschuß (Fem. Sg.) J *sie (Mask. Pl.)/sie (Fem. Sg.)’. 3. Person Singular Neutrum ÌaÎ ist zugleich Demonstrativpronomen/Neutrum und expletives ‘es’; 3. Person Plural Demonstrativpronomen in allen drei Genera. Freie Alternation ist der Fall in Verbindung mit einigen Witterungsverben, vgl. ÌaÎ/hann snjo´ar ‘es schneit’, ÌaÎ/hann rignir ‘es regnet’, ÌaÎ/hann fer aÎ stytta upp ‘es hört bald auf zu regnen’ usw.
Neutr.
önnur önnur annarri annarrar aÎrar aÎrar öÎrum annarra
annaÎ annaÎ öÎru annars önnur önnur
xion der 1. Pers. Sg. und 1./2. Pers. Pl. (s. Tab. 6.27). Die ursprünglichen pronominalen Dualformen viÎ bzw. ÌiÎ sind zu unmarkierten erstund zweitpersonigen Pluralformen geworden, während die ursprünglichen Pluralformen ve´r bzw. Ìe´r im Neuisländischen nur honorativ gebraucht werden, vgl. ve´r I´slendingar ‘wir Isländer’. Ïe´r ist darüber hinaus die Höflichkeitsform, die ab etwa 1970 durch Ìu´ (Sg.)/ÌiÎ (Pl.) allmählich ersetzt wurde. Ïe´r selegiert Pluralformen in festen Wendungen, wie z. B. in der Grußformel komiÎ Ìe´r sælir (M)/sælar (F). Fakultativ ist jedoch der Gebrauch von Singular vs. Plural in prädikativer Stellung, obwohl Singular allgemeiner ist. Das Siezen, isl. Ìe´run, kehrt in jüngster Zeit in der Schriftsprache zurück: Behörden greifen häufig zu Ìe´run in amtlicher Korrespondenz. In- bzw. Exklusionsverhältnisse können durch den Gebrauch der Personalpronomina im Isländi-
4.1.5.2. Reflexivpronomen Das Reflexivpronomen besteht für die obliquen Kasus im Isländischen in der 3. Pers. Sg. und Pl.: A sig, D se´r, G sı´n. In den übrigen Personen übernehmen die entsprechenden Formen der Personalpronomen die Kennzeichnung der Reflexivität.
Tab. 6.27 N
A
D
G
1. 2. 2. 3. 3. 3.
Pers. Pers. Pers. Pers. Pers. Pers.
Sg. Sg. Sg./honorativ Sg./M Sg./F Sg./N
e´g Ìu´ Ìe´r hann hu´n ÌaÎ
mig Ìig yÎur hann hana ÌaÎ
me´r Ìe´r yÎur honum henni Ìvı´
mı´n Ìı´n yÎar hans hennar Ìess
1. 1. 2. 2. 3. 3. 3.
Pers. Pers. Pers. Pers. Pers. Pers. Pers.
Pl. Pl./honorativ Pl. Pl./honorativ Pl./M Pl./F Pl./N
viÎ ve´r ÌiÎ Ìe´r Ìeir Ìær Ìau
okkur oss ykkur yÎur Ìa´ ¸ Ìær ˝ ˛ Ìau
okkur oss ykkur yÎur
okkar vor ykkar yÎar
Ìeim
Ìeirra
6. Isländisch
4.1.5.3. Possessivpronomen Die Possessivpronomen des Isländischen haben sich aus den Genitivformen der Personalpronomen entwickelt. Deklinierbar sind ⫺ bei entsprechender Kongruenz ⫺ minn ‘mein’, Ìinn ‘dein’, sinn ‘sein (refl.)’ und vor ‘unser (honor.)’. Alle anderen Personen sind undeklinierbar: M hans ‘sein’, F hennar ‘ihr’, N Ìess ‘sein’, okkar ‘unser’, ykkar ‘euer’, yÎar ‘Ihr (honor.)’ und Ìeirra ‘ihr’ (ohne Genusdifferenzierung). Grundlegend ist die Unterscheidung zwischen reflexivischen und nicht reflexivischen Possessivpronomina in der 3. Pers. Sg./Pl. Erstere treten bei identischem Subjekt auf, vgl.: pabbi seldi hu´siÎ sitt ‘Vati verkaufte sein Haus’ (⫽ sein eigenes Haus) vs. pabbi seldi hu´siÎ hans ‘Vati verkaufte sein Haus’ (⫽ das Haus eines anderen). Bei komplexen Subjekten kann das reflexive Possessivpronomen allerdings nicht erscheinen: *Jo´n og pabbi sinn vs. Jo´n og pabbi hans ‘J. und sein Vati’. In kataphorischer Verwendung ist das Possessivpronomen reflexivisch: ´ı kandı´datsritgerÎ sinni/ *hans fjallar NN um […] ‘in seiner Kandidatsdissertation behandelt NN […]’. Umfragen des Verfassers dieses Beitrags haben erwiesen, daß drittpersoniges reflexives D se´r oft nur als im Singular gültig angesehen und dementsprechend verwendet wird, vgl.: Ìetta Jo´n sagÎi aÎ se´r fyndist J. sagte daß D sich fände-sich dies gott. gut (Neutr.) ‘J. sagte, daß er es gut finde.’ vs. Jo´n og Pe´tur sögÎu aÎ *Ìeim/se´r J. und P. sagten daß *ihnen/D sich fyndist Ìetta gott. fände-sich dies gut (Neutr.) ‘J. und P. sagten, daß sie es gut finden.’ Verba dicendi u. a. selegieren Konjunktiv (bei temporalem Ausgleich, s. 5.4) und Reflexivpronomen im Nebensatz, unabhängig vom Numerus in der 3. Pers. 4.1.5.4. Demonstrativpronomen Alle Demonstrativpronomina weisen die bereits erläuterten formalen Eigenschaften auf: Flektierbarkeit nach Genus, Numerus
167 und Kasus. Aus dem Demonstrativpronomen hinn ‘jener; der andere’ hat sich der bestimmte Artikel des Isländischen entwickelt, wodurch Doppelformen entstanden sind: Dem.pron. hitt (N/A Neutr. Sg.), best. Art. hiÎ (N/A Neutr. Sg.). (S. näher in 5.1.) Samur ‘derselbe’ wird sowohl stark, als auch schwach flektiert, bei semantischer Differenzierung. Hierher gehört auch das Demonstrativpronomen sja´lfur ‘selbst’. Die voll ausgeprägte Interaktion von formaler Komplexität, Kongruenz und Wortfolgeregularität im Isländischen soll an dieser Stelle anhand von Beispielen mit sja´lfur illustriert werden: 1) Jo´n baÎ hana aÎ athuga ma´liÎ sja´lfur ‘[J. N selbst] bat sie, die Sache zu überlegen’; 2) Jo´n baÎ hana aÎ athuga ma´liÎ sja´lft ‘J. bat sie, [die Sache A selbst] zu überlegen’; 3) Jo´n baÎ hana aÎ athuga ma´liÎ sja´lf ‘J. bat [sie], die Sache [N selbst] zu überlegen’; 4) Jo´n baÎ hana aÎ athuga ma´liÎ sja´lfa ‘J. bat [sie A selbst], die Sache zu überlegen’. In 4) kongruiert A hana ‘sie’ mit A sja´lfa (Fem.). In jüngerer Zeit scheint 3) jedoch die Kongruenz in 4) zu verdrängen. 4.1.5.5. Interrogativpronomen Das Interrogativpronomen hver ‘wer; welcher von vielen’ ist deklinierbar, bei Genusdifferenzierung auch im Plural. Im Neutrum Singular hvaÎ ‘was’ bzw. hvert ‘welcher’ je nach substantivischem bzw. adjektivischem Gebrauch. Dualis manifestiert sich im pronominalen Bereich im Neuisländischen, daher: hvor (aisl. hva´rr) ‘wer/welcher von beiden’, was substantivisch wie adjektivisch verwendet wird (s. 4.1.5.8). Attributives hvaÎa ‘was für ein’ ist undeklinierbar. 4.1.5.6. Indefinitpronomen Im Falle von nokkur ‘jemand, ein gewisser’ (Pl.: ‘einige, irgendwelche’) haben wir es mit substantivischem und adjektivischem Gebrauch zu tun bei formaler Differenzierung im Neutrum Singular: nokkuÎ vs. nokkurt. Genitiv Plural ist nokkurra, wobei die Bildung *nokkra auch vorkommt. Das Indefinitpronomen enginn ‘niemand, kein(er)’, Neutr. ekkert ‘kein; nichts’ weist schriftsprachliche (eng-) vs. sprechsprachliche (öng-) Variation aus, die kasus- bzw. genus-
168 abhängig ist. Schriftsprachlich begegnet auch heute noch die veraltete Form engi (< einn ⫹ Negationssuffix -gi), sowie in festen Wendungen ekki (< *eitt-gi) für ekkert, vgl. ÌaÎ kom fyrir ekki ‘es war vergebens’. Ekki und ekkert sind beide Negationsadverbien, letzteres wird auch emphatisch gebraucht. Als Indefinitpronomen finden auch flektierte Formen von maÎur ‘Mensch, Mann’ Verwendung. Ohne Restriktionen scheint jedoch lediglich die Pluralform menn als Indefinitpronomen verwendbar zu sein. Doch sind Verwendungsweisen wie ÌaÎ veit maÎur aldrei ‘das kann man nie wissen’ oder manni finnst stundum […] ‘D man empfindet manchmal […]’ akzeptiert. Sg.-Gebrauch im Nominativ wird eher als Germanismus etikettiert. Neuerdings taucht ⫺ sicher unter dem Einfluß des Englischen ⫺ Ìu´ ‘du’ als Indefinitpronomen vor allem in Werbetexten auf. 4.1.5.7. Relativpronomen Die unmarkierte Form ist sem, die schriftsprachlich markierte er. Beide Formen sind undeklinierbar. Präpositionen werden nachgestellt, wie in hu´siÎ sem e´g by´ ´ı ‘das Haus, in dem ich wohne’, od. in bo´kin sem Ìu´ talar oft um ‘das Buch, von dem du oft sprichst’ usf. Ein Charakteristikum des Gebrauchs ist es, daß nicht-präpositionale dative bzw. genitive Verwendung blockiert ist, vgl. *Ìetta er maÎurinn sem e´g gaf bo´kina ‘das ist der Mann, *dem ich das Buch gab’. ´ sta Svavarsdo´ttir Literatur zu 4.1.1 bis 4.1.5.7: A 1993; Bandle 1956; Björn K. Ïo´ro´lfsson 1925 ´ rmann SigurÎsson 1990⫺1991; [1987]; Halldo´r A Helgi GuÎmundsson 1972; Heusler 1913; Hreinn Benediktsson 1964; Kress 1982; Noreen 1970; Prokosch 1939; Stefa´n Einarsson 1972; Valty´r GuÎmundsson 1922 [1983].
4.1.5.8. Dualis Wie bereits angesprochen, sind Reste des Duals im pronominalen Bereich zu finden. Hvor ‘ein jeder von zweien/beiden’, wie in Ìau keyptu tvær bækur hvort ‘sie (Neutr.) kauften je zwei Bücher’ (⫽ 2 Pers.); annar hvor ‘der eine von zweien’, wie in annar hvor stu´dentanna (G Pl.) hefur skilaÎ ritgerÎinni ‘der eine/einer der (zwei) Studenten hat die Arbeit abgegeben’; hvor annar ‘einander’ (⫽
I. West- und nordgermanische Sprachen
2 Pers.), wie in Ìau biÎu hvor eftir öÎrum ‘sie (Neutr.) warteten auf einander’ (⫽ 2 Pers.); sinn hvor/ hvor sinn ‘jeder (von zweien) sein’, wie in Ìeir la´gu hvor ´ı sı´nu ru´mi ‘jeder von ihnen (Mask.) lag in seinem Bett’ (⫽ 2 Pers., possessivisch) vs. Ìeir la´gu sinn ´ı hvoru ru´mi ‘idem’ (⫽ 2 Pers., distributiv); hvor tveggja ‘beide’ (zwei Mengen abgrenzend/ exklusiv) vs. ba´Îir ‘beide’ (zwei Mengen vereinigend/inklusiv), wie in hvort tveggja er satt (Neutr.) ‘beides ist wahr’, stra´karnir le´ku ba´Îir vel ‘beide Jungs (⫽ x ⫹ y) spielten gut’ vs. stra´karnir le´ku hvorir tveggja vel ‘die Jungs (⫽ von beiden Mannschaften m ⫹ n) spielten gut’; Ìeir voru ba´Îir veikir ‘sie (Mask.) waren beide krank’; bæÎi … og … ‘sowohl … als auch …’ usw. Das Indefinitpronomen pron. hvorugur ‘kein(er) (von zweien)’ kann sowohl substantivisch als auch adjektivisch gebraucht werden, vgl. hvorugur vildi tala viÎ mig ‘keiner (Mask.) (von beiden) wollte mit mir sprechen’, hvorugt hu´siÎ er til sölu ‘keines der (zwei) Häuser ist zu verkaufen’ [⫹Art]. Dualis manifestiert sich auch im Numeralienbereich: fyrri ‘erster (von zweien)’ und seinni/sı´Îari ‘zweiter (von zweien)’, urspr. ‘der spätere’ vs. die gewöhnlichen Ordinalzahlen fyrsti, annar, ÌriÎji usw. Distributiv (im Dual) ist die Konstruktion annar [⫹NDet.] ⫺ hinn [⫹NDet.] ‘der eine ⫺ der andere (von zweien)’, vgl. annar maÎurinn talar mikiÎ, hinn maÎurinn talar lı´tiÎ ‘der eine Mann spricht viel, der andere Mann spricht wenig’, ´ı öÎru auganu ‘in dem einen Auge’, usf. Vor allem in Verbindung mit Pluraliatantum ist die Tendenz zu beobachten, daß anstelle von hvor tveggja oft ba´Îir verwendet wird. Außerdem begegnet in der Sprechsprache die undeklinierte Form hvorttveggja, sowie eine analogische, singularische Flexion *bæÎi ⫺ bæÎi ⫺ bæÎu ⫺ bæÎis (N-A-D-G) für ba´Îir. ´ rni Literatur: Ari Pa´ll Kristinsson 1998, 111; A BöÎvarsson 1992, 23; Jo´n G. FriÎjo´nsson o. J.; ´ rnason 1991, 79 f. MörÎur A
4.2. Verbalbereich: Konjugation Wie bereits erwähnt, kennt das Isländische nur zwei, morphologisch distinkte Tempora (Präsens und Präteritum), drei Personen (1.,
169
6. Isländisch
2., 3.), zwei Numeri (Singular und Plural) und drei Modi (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ). Infinitive enden auf -a, -a´ (vgl. fa´ ‘bekommen, fangen’), ein Infinitiv endet auf -o (Ìvo < aisl. Ìva´ ‘waschen’) und wiederum nur ein Infinitiv auf -e (ske ‘geschehen’, mit defektivem Paradigma), sowie zwei Hilfsverben auf -u (munu für epistemologische Modalität, skulu ‘sollen’). Diese behalten das -u auch in der 2. und 3. Person Plural Indikativ Präsens (-uÎ bzw. -u) anstelle von -iÎ bzw. -a. Reste von Infinitiv Präteritum sind mundu (von munu), skyldu (von skulu) und vildu (von vilja ‘wollen’), die schriftsprachlich markiert sind und entweder durch Konjunktiv II-Formen der 3. Person Singular (mundi bzw. skyldi) oder durch Infinitiv Präsens ersetzt werden. Partizip Präsens endet auf -andi. Sogenannte st-Verben (s. weiter unten) lassen keine Partizip Präsens-Bildung zu. Außer munu und skulu haben alle Verben Partizip Präteritum im Neutrum. Weder Passiv- noch Resultativbildungen sind mit st-Verben möglich: nur leggjast ‘sich legen’, setjast ‘sich setzen’ und minnast a´ ‘zur Sprache bringen’ lassen Resultative zu und kongruieren mit dem (resultativischen) Subjekt. Auch in der Passivierung bzw. in eher marginalen Aspektformen spielen volle Partizip PräteritumParadigmen eine äußerst wichtige Rolle. Schwache Verben der 1. Konjugationsklasse, sowie starke Verben weisen Ø-Endung in der 1. Person im Indikativ Präsens auf, wobei umlautfähige Verben in allen drei Personen des Singulars umgelautet werden. Die Kombination bzw. Alternation von Wurzel- und Stammflexion charakterisiert die Konjugation der Verben im Isländischen. Kein Präteritalausgleich hat in der Konjugation der starken Verben im Plural statt-
gefunden, wodurch die transparente Regularität der Konjunktiv II-Bildungen erhalten geblieben ist. 4.2.1. Konjugation der schwachen Verben Die 1. Klasse ⫺ mit -ja-Infinitiv ⫺ weist Wurzelvokalalternation im Präteritum, Konjunktiv II und Partizip II auf: e ~ Sg. a/Pl. ö ~ e ~ a, y/y´ ~ u/u´ ~ y/y´ ~ u/u´. Je nach konsonantischem Wurzelauslaut variiert der dentale Tempusmarker des Präteritums: -Î-, -d-, -dd-, -t-, -tt-. Verben der 2. Klasse weisen keine Änderung des Wurzelvokals auf. Personenendungen weichen stark von denen der 1. Klasse im Präsens ab. Auch hier variiert der Dental des Präteritums. Dieser Klasse gehören auch sieben unregelmäßige Verben an. Die 3. Klasse teilt die präsentischen und präteritalen Eigenschaften mit denen der 2. Klasse, während Part. II-Bildungen z. T. abweichen. In wenigen Fällen begegnet Wurzelvokaländerung im Konj. II. Die 4. Klasse ist die einzige offene Konjugationsklasse in der Synchronie. Nach stammauslautendem -r- werden zweitund drittpersonige Endungen im Sg. Ind. Präs. zu -Î bzw. -Ø, nach seltenerem -s- jeweils zu -Ø. Zur Illustrierung des bisher Gesagten einige Beispiele: 1. Klasse: telja ‘zählen; meinen’, Part. II: taliÎ (s. Tab. 6.28) 2. Klasse: heyra ‘hören’, Prät. Ind./Konj. heyrÎi, Part. II: heyrt. 2. Klasse/unregelm.: (z. B.) yrkja ‘dichten’, Prät. Ind. orti/orkti, Prät. Konj. yrkti, Part. II: ort/orkt. 3. Klasse: na´ ‘(er)reichen’, Prät. Ind. na´Îi, Prät. Konj. næÎi, Part. II: na´Î; Ìora ‘wagen’, Prät. Ind. ÌorÎi, Prät. Konj. ÌyrÎi, Part. II: ÌoraÎ; brosa ‘lächeln’, Prät. Ind./ Konj. brosti, Part. II: brosaÎ.
Tab. 6.28
Präs. Ind. Konj. Prät. Ind. Konj. II
Sg 1
2
3
Pl 1
2
3
tel tel-ji tal-di tel-di
tel-ur tel-jir tal-dir tel-dir
tel-ur tel-ji tal-di tel-di
tel-jum tel-jum töl-dum tel-dum
tel-jiÎ tel-jiÎ töl-duÎ tel-duÎ
tel-ja tel-ji töl-du tel-du
170
I. West- und nordgermanische Sprachen
1. Klasse: ´ı ⫺ ´ı ⫺ ei/e´ ⫺ i (> i) ⫺ i. Verben des Typs vı´kja ‘weichen’, stı´ga ‘steigen’ haben Doppelformen im Prät. Sg. Part. II von bı´Îa ‘warten’ ist beÎiÎ. 2. Klasse: jo´/ju´/u´ ⫺ y´ ⫺ au ⫺ u (> y) ⫺ o. Smju´ga ‘kriechen, schlüpfen’ hat Doppelformen im Prät. Sg.: smaug/smo´. 3. Klasse: e ⫺ e ⫺ a ⫺ u (> y) ⫺ o (hverfa ‘(ver)schwinden’), i ⫺ i ⫺ a ⫺ u (> y) ⫺ u (finna ‘finden’), ja (ja´) ⫺ e ⫺ a ⫺ u (> y) ⫺ o (skja´lfa ‘zittern, beben’), ö ⫺ e ⫺ ö ⫺ u (> y) ⫺o (stökkva ‘springen’), y ⫺ y ⫺ ö ⫺ u (> y) ⫺ u (syngja ‘singen’). Der alte v-Wegfall im Anlaut vor *o, o´, u, y+ begegnet in dieser Klasse, vgl. verÎa ‘werden’, vinna ‘gewinnen; arbeiten’ usf. 4. Klasse: e ⫺ e ⫺ a ⫺ a´ (> æ) ⫺ o (bera ‘tragen’), e ⫺ e ⫺ o´ ⫺ o´ (> æ) ⫺ o (vefa ‘weben’), o ⫺ e ⫺ a ⫺ -a´ (> æ) ⫺ o (sofa ‘schlafen’). Hier begegnen die entrundeten Formen, vgl. kømr > kemur (< koma ‘kommen’). 5. Klasse: e ⫺ e ⫺ a ⫺ a´ (> æ) ⫺ e (lesa ‘lesen’), i ⫺ i ⫺ a ⫺ a´ (> æ) ⫺ e (sitja ‘sitzen’), i ⫺ i ⫺ a´ ⫺ a´ (> æ) ⫺ e (liggja ‘liegen’). 6. Klasse: a ⫺ e ⫺ o´ ⫺ o´ (> æ) ⫺ a (fara ‘gehen, fahren’), a ⫺ e ⫺ o´ ⫺ u (> y) ⫺ a (vaxa ‘wachsen’), ö ⫺ e ⫺ jo´ ⫺ ju (> jy) ⫺ ö (höggva ‘hauen’), a ⫺ e ⫺ o´ ⫺ o´ (> æ) ⫺ e (draga ‘ziehen’), e ⫺ e ⫺ o´ ⫺ o´ (> æ) ⫺
4. Klasse: 1. Pers. Sg. Ind. auf -a, 2./3. Pers. auf -ar; tala ‘sprechen’, Prät. Ind./Konj. talaÎi, Part. II: talaÎ. 4.2.2. Konjugation der starken Verben Etwa 170 Verben konjugieren stark im Neuisländischen. Sehr charakteristisch ist die Differenzierung der Personenendungen der 2. und 3. Pers. Ind. nach Tempus: -ur im Präs. (2./3. Pers.), -st (-t) bzw. -Ø im Prät. (das -s- der zweitpersonigen Endungen erscheint erst im 16. Jh.). Nach stammauslautendem -n- bzw. -x- sind zweit- und drittpersonige Endungen -Ø, nach -r- erscheint -Î in der 2., -Ø in der 3. Pers., nach -s- erscheint -t in der 2., -Ø in der 3. Pers. Personenendungen im Konj. II Sg. sind identisch mit denen der schwachen Verben. Die starke Konjugation wird anhand von flju´ga ‘fliegen’ und gefa ‘geben’ wie folgt illustriert (Part. II flogiÎ bzw. gefiÎ) (s. u. Tab. 6.29 und Tab. 6.30). Die Klassifikation der starken Verben erfolgt aufgrund der sieben Ablautreihen nach folgendem Muster, in dem jeweils die Wurzelvokale angegeben werden: Inf. ⫺ Ind. Präs. Sg. ⫺ Ind. Prät. Sg. ⫺ Ind. Prät. Pl. (> Konj. II) ⫺ Part. II, z. B. jo´ (bjo´Îa ‘bieten’) ⫺ y´ (by´Î) ⫺ au (bauÎ) ⫺ u (buÎum) (> y [byÎi]) ⫺ o (boÎiÎ).
Tab. 6.29
PräsInd Konj PrätInd KonjII
Sg 1
2
3
Pl 1
2
3
fly´g flju´g-i flaug flyg-i
fly´g-ur flju´g-ir flaug-st flyg-ir
fly´g-ur flju´g-i flaug flyg-i
flju´g-um flju´g-um flug-um flyg-jum
flju´g-iÎ flju´g-iÎ flug-uÎ flyg-jum
flju´g-a flju´g-i flug-u flyg-ju
Sg 1
2
3
Pl 1
2
3
gef gef-i gaf gæf-i
gef-ur gef-ir gaf-st gæf-ir
gef-ur gef-i gaf gæf-i
gef-um gef-um ga´f-um gæf-um
gef-iÎ gef-iÎ ga´f-uÎ gæf-uÎ
gef-a gef-i ga´f-u gæf-u
Tab. 6.30
PräsInd Konj PrätInd KonjII
171
6. Isländisch Tab. 6.31
PräsInd Konj PrätInd KonjII
Sg 1
2
3
Pl 1
2
3
er se´ var væri
ert se´rt varst værir
er se´/veri var væri
erum se´um vorum værum
eruÎ se´uÎ voruÎ væruÎ
eru se´u voru væru
a (sverja ‘schwören’), ey ⫺ ey ⫺ o´ ⫺ o´ (> æ) ⫺ a´ (deyja ‘sterben’), æ ⫺ æ ⫺ o´ ⫺ o´ (> æ) ⫺ e (hlæja ‘lachen’). 7. Klasse: ei ⫺ ei ⫺ e´ ⫺ e´ (> e´) ⫺ ei (leika ‘spielen’), au ⫺ ey ⫺ jo´ ⫺ u (> y) ⫺ au (hlaupa ‘laufen’), u´ ⫺ y´ ⫺ jo´ ⫺ ju (> (j)y) ⫺ u´ (bu´a ‘wohnen’), a ⫺ e ⫺ e´ ⫺ e´ (> e´) ⫺ a (falla ‘fallen’), a ⫺ e ⫺ e ⫺ e (> e) ⫺ a (ganga ‘gehen’), a´ ⫺ æ ⫺ e´ ⫺ e´ (> e´) ⫺ a´ (la´ta ‘lassen’). Durch partiellen Klassenwechsel sind Mischkonjugationen entstanden. In zahlreichen Fällen sind nur noch die zweiten Part.Formen stark, wie z. B. bjarga ‘retten’ > borginn ‘gerettet’, hja´lpa ‘helfen’ > ho´lpinn ‘gerettet, sich glücklich wissend’, snerta ‘berühren’ > snortinn ‘berührt, begeistert’ usf. Pluralbildungen aus Part. II-Formen von einigen starken Verben wie alinn upp ‘erzogen, großgezogen’ > aldir upp (Mask. Pl.), sowie afnuminn ‘abgeschafft’ > afnumdir (Mask. Pl.) weisen den für das zweite Part. der schwachen Verben charakteristische Dentaleinschub auf. Das Verblexem fela ‘verstecken; übergeben’ konjugiert sowohl stark, als auch schwach (1. Kl.) bei semantischer Differenzierung. Ïvo ‘waschen’ (6. Kl.) weist starke Präsenskonjugation und starkes Partizip II, dafür schwaches Präteritum auf, genauso wie Ìiggja ‘entgegennehmen, bekommen’ (5. Kl.), dessen schwaches Präteritum bereits im 17. Jahrhundert belegt ist. Doppelte Part. II-Form liegt vor im Falle von geta > getaÎ ‘können, imstande sein’ vs. getiÎ ‘(er)zeugen; erwähnen’. Auch sja´ ‘sehen’ hat zwei Formen des Part. II ⫺ se´Î(ur) bzw. se´nn ⫺, wobei letztere veraltet ist bzw. nur schriftsprachlich vorkommt, vgl. sögnin er sjaldse´n ‘das Verb ist selten zu sehen’. Eine besondere Gruppe bilden die sog. ri-Verben, die im Präteritum auf -ri enden, vgl. kjo´sa ‘kiesen’ > kjöri/kaus, nu´a ‘reiben’
> neri usf. Auch sind schwache Präsensformen bei starkem Präteritum möglich, vgl. hanga ‘hängen (intr.)’ ⫺ hangi ⫺ he´kk ⫺ he´ngum (> he´ngi) ⫺ hangiÎ usw. Das Reduplikationsverb heita ‘heißen’ folgt diesem Alternationsmuster in der Diachronie. Zur altisländischen Zeit kamen jedoch beide Präsensformen vor: schwach in der Bedeutung von ‘nominari’ (heiti), stark in der Bedeutung von ‘(ver)heißen’. Das -i der „schwachen“ Form soll ein Relikt des indogermanischen Mediums in den skandinavischen Sprachen sein (vgl. Björn K. Ïo´ro´lfsson 1925, 59). Spiegelbildlich gibt es einige Verben im Neuisländischen, die im Präsens stark, im Präteritum dennoch schwach konjugieren, wie z. B. hafa ‘haben’ ⫺ hefi/hef ⫺ hafÎi ⫺ höfÎum (> hefÎi) ⫺ haft. Die Form hefi ist schriftsprachlich markiert. Präteritopräsentia haben alle volle Paradigmen, außer den defektiven munu ‘modales Hilfsverb’ und skulu ‘sollen’: Konj. IIFormen vorhanden, Prät. Ind. ⫺ sowie Part. II ⫺ nicht. Das Kopulaverb vera ‘sein’ (Part. II: veriÎ) konjugiert wie folgt (s. Tab. 6.31): Die alternierende 3. Pers. Konj.-Form veri kommt nur in festen Fügungen vor, vgl. fari hann og veri lit. ‘gehe er [zum Teufel] und sei er [verdammt]’, jedoch: guÎi se´ lof ‘Gott sei gelobt’. 4.2.3. Imperativ Im Altisländischen erscheinen noch die Formen der 2. Person Singular ohne Personalpronomen: die Verbstämme alleine fungieren als Imperative. In den Bibelübersetzungen begegnen Formen wie fylg Ìu´ me´r ‘folge mir’ (aus fylgja). Im nicht-emphatischen Gebrauch sind Imperativformen der 2. Person Singular immer klitisiert: koma ‘kommen’ > komdu, tala ‘sprechen’ > talaÎu, bı´Îa ‘warten’ > bı´ddu, sofa ‘schlafen’ >
172 sofÎu, vera ‘sein’ > vertu usw., bei entsprechender Selektion des Dentals. Unregelmäßige Bildungen sind z. B. ganga ‘gehen’ > gakktu, Ìegja ‘schweigen’ > ÌegiÎu und standa ‘stehen’ > stattu. Imperativformen der 2. Per. Pl. sind identisch mit den interrogativischen: Indikativ mit nachgestelltem Personalpronomen. Auch hier liegt Enklise vor: tala ‘sprechen’ > taliÎ ÌiÎ > taliÎi (sprechsprachlich). Prodrop ist möglich, vgl. vinsamlegast athugiÎ aÎ […] lit. ‘freundlichst beachtet, daß […]’. Erstpersonige Indikativformen des Plurals fungieren als Imperativ unter Weglassung des Personalpronomens, wie z. B. veljum ´ıslenskt! ‘wählen wir Isländisches!’ (Kaufförderungsparole für heimische Erzeugnisse). Analytisch hat sich viÎ skulum fara ‘wir sollen gehen’ entwickelt. Literatur zu 4.2.1 bis 4.2.3: Björn K. Ïo´ro´lfsson 1925 [1987]; Jo´n FriÎjo´nsson 1989; Kress 1982; Stefa´n Einarsson 1972.
4.2.4. st-Verben Die Herausbildung der als Medium angesehenen st-Verben ist ein Lieblingskind der Fachliteratur zur Grammatikalisierung. Auch die traditionelle isländische Grammatikographie klassifiziert st-Verben als Medium (bzw. Mediopassiv). In sehr vielen Fällen entlarvt sich dieses -st dennoch als Wortbildungsaffix in der Synchronie, ohne jegliche Funktion eines vermeintlichen Mediums. Dieses Suffix hat sich aus dem postverbalen Reflexivpronomen altisl. sik > nisl. sig entwickelt, indem enklitisches sik synkopiert wurde. Zur altisländischen Zeit begegnet auch die erstpersonige Affixform des Sg. -mk (< mik). Die Existenz der stVerben schließt „herkömmliche“ Reflexive im Isländischen jedoch nicht aus, vgl. leggja ‘legen’ > leggjast ‘sich legen’ vs. leggja sig ‘sich hinlegen’. Im Falle von dvelja(st) ‘sich aufhalten’ z. B. haben wir im Neuisländischen eine frei alternierende Doppelform, wobei die st-Form ursprünglich eine patientivische Konstruktion eingehen konnte, wie gamla manninum dvaldist Ìar til næsta dags lit. ‘alten Mann-dem aufhielt-sich dort bis zum nächsten Tag (Gen.)’. Das Musterbeispiel für den Funktionsverlust des Suffixes
I. West- und nordgermanische Sprachen
ist ferÎast ‘reisen’ (*ferÎa < ferÎ ‘Reise, Fahrt’ < fara ‘gehen, fahren’). Selbst eine kurze Übersicht der formalen, semantischen und pragmatischen Charakteristika der st-Verben würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Es sei daher auf die diesbezügliche Fachliteratur verwiesen: Anderson 1990; Björn K. Ïo´ro´lfsson 1925, 67⫺71; Kjartan G. Otto´sson 1986, 1990⫺1991. S. auch: Heusler 1913; Kress 1982.
5.
Syntax
Der Mischtypcharakter des Isländischen manifestiert sich auch auf der Ebene der Syntax. Es überwiegen Merkmale eines nach rechts konstruierenden, also emissiven Typs. Wortstellungsregularitäten unterliegen jedoch der funktionalen Variation, indem schriftsprachlich markierte zentrifugale Konstruktionen des Typs NAdj bzw. NDem mit zentripetal-rezeptiven alternieren. Bei den Typen AdjN vs. NAdj, NumN vs. NNum, sowie PossN vs. NPoss ist der Grad der Determiniertheit genauso entscheidend wie textsortenspezifische Merkmale. In funktional unmarkierten Sätzen weist das Neuisländische die Grundwortstellung SVO auf, in Fragesätzen VSO, in Relativsätzen mit Objektbezug OSV. OVVO-Alternationen kommen in der VP allerdings auch vor. Sehr charakteristisch ist ⫺ auch in der modernen Schriftsprache ⫺ das Phänomen der narrativen Inversion, die V1-Stellung im Aussagesatz ermöglicht. Unterschiede in der Satzgliedfolge von Haupt- und Nebensätzen sind minimal. Eingeleitete hv-Fragesätze weisen dennoch Satzgliedfolgevariation auf, in der das Merkmal der Determiniertheit genauso eine Rolle spielt wie der Einschub des expletiven ÌaÎ ‘es’ in Hauptsätzen, oder gar Negation. Fakultative bzw. obligatorische Tilgung des Expletivs u. a. hat zur Folge, daß Isländisch als eine semi-pro-drop-Sprache angesehen wird. Isländisch ist eine Nominativsprache mit markanten ergativ- und aktivsprachlichen Merkmalen. Der Patiens intransitiver Sätze kann in allen obliquen Kasus erscheinen, wobei Akkusativ und Dativ eine höhere Frequenz aufweisen. Wort- und Satzgliedfolge war viel freier, Subjekt- und Ob-
6. Isländisch
jektellipse viel häufiger im Altisländischen als in der modernen Sprache. Für das Neuisländische läßt sich mittlere Konfigurationalität postulieren. Im folgenden werden einige relevante Bereiche näher erörtert. 5.1. Determiniertheit Das Merkmal der Determiniertheit hat äußerste Relevanz nicht nur für die Wort- und Satzgliedfolge, oder für die semantischpragmatische Textstrukturierung im Isländischen, sondern auch für die Form und Funktion der Possessivkonstruktionen. Das Isländische hat keinen unbestimmten Artikel. Der bestimmte Artikel hat sich, wie bereits erwähnt, aus dem Demonstrativpronomen hinn ‘der, jener’ entwickelt. Dieser Artikel kann entweder frei (d. i., vorangestellt) stehen, wenn dem Nomen ein Attribut vorangeht, oder suffigiert. Im letzteren Fall ist das Attribut fakultativ, vgl. *hiÎ hu´s vs. hu´siÎ ‘das Haus’, hiÎ græna hu´s/ græna hu´siÎ ‘das grüne Haus’. Das Adjektiv wird schwach oder stark flektiert. Bei suffigiertem Artikel impliziert schwache Flexion einen Vergleich. Die Konstruktion litla borÎiÎ ‘der kleine Tisch’ (Adj.: schwach) impliziert die Existenz eines anderen Tisches, dessen Beschaffenheit vom besagten Tisch differenzierbar ist, während lı´tiÎ borÎiÎ ‘der kleine Tisch’ (Adj.: stark) einen Vergleich ausschließt. Umgekehrt würde freÎna nefiÎ ‘die erfrorene Nase’ (Adj.: schwach) zwei Nasen voraussetzen, von denen die eine erfroren, die andere heil wäre. Die korrekte Form lautet daher freÎiÎ nefiÎ (Adj.: stark). Der suffigierte Artikel ist anaphorisch. Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein, wenn der Artikel frei steht. Darüber hinaus ist der Grad der Konkretheit entscheidend. Abstrakta treten häufiger mit dem freien Artikel auf, vgl. hinn ny´i siÎur ‘die neue Sitte/ der neue Brauch’, hiÎ erfiÎa starf ‘die schwierige Arbeit’ usw. Der freie Artikel findet auch in Abhängigkeit vom Skopus Verwendung, vgl. vinur hins merka danska fornfræÎings Ole Worms ‘Freund des bedeutenden dänischen Mediävisten O. W.’. Semantisch inhärente Determiniertheit ist formal häufig nicht realisiert, vgl. ´ı ´ıslensku ‘im Isländischen’ (obwohl auch ´ı ´ısl-
173 enskunni vorkommt), Ìa´ var tungl komiÎ upp ‘dann war [der] Mond [bereits] aufgegangen’. In narrativen Texten begegnet oft Subjektbelegung ohne formale Determiniertheit, wie z. B. […] en prestur varÎ svo skelkaÎur aÎ […] ‘aber [der] Pfarrer wurde so erschrocken, daß […]’. Was mit „Maoismus in der isländischen Stilgeschichte“ bezeichnet wird, ist der erzwungene Artikelgebrauch im (linksradikalen) politischen Wortschatz nach ausländi´ rnason 1991, schem Muster (vgl. MörÎur A 64). Doppelte Markierung der Determiniertheit liegt vor in folgenden Fällen: Ìetta a´riÎ ‘dieses Jahr’, Ìessa stundina ‘(in) diese(r) Stunde’, Ìessa dagana ‘(in) diese(n) Tage(n)’ usf. Es handelt sich um Temporaladverbien im Akkusativ, jeweils mit Demonstrativpronomen und suffigiertem Artikel. Im Gebrauch der Demonstrativpronomen sind NDem-Konstruktionen wie bo´k Ìessi ‘dieses Buch’ schriftsprachlich markiert. Die Konstruktion NumN ist unmarkiert, NNum ist determiniert und anaphorisch, vgl. Ìrja´r nornir ‘drei Hexen’ (⫽ irgendwelche drei thematische Hexen) vs. nornirnar Ìrja´r ‘die drei Hexen’. Was die Variation AN/NA betrifft, ergibt sich ein überaus komplexes Bild aus der Interaktion von Markiertheits- und Determiniertheitsverhältnissen, denn sowohl die Wortfolge, als auch die Alternation von dem freien und von dem suffigierten Artikel sorgen für konnotationelle Variation. Folgende Distributionen sind möglich: bla´a hafiÎ ‘der blaue Ozean’, hafiÎ bla´a, hiÎ bla´a haf (erhaben), haf hiÎ bla´a (archaisierend), bla´tt hafiÎ/hafiÎ bla´tt (Farbe hervorgehoben), hiÎ bla´a hafiÎ/hafiÎ hiÎ bla´a (poetisch/ festlich), bla´tt haf (unbest.), ferner haf bla´tt (diese Wortfolge nur in wenigen bestimmten ´ rnason 1991, Wendungen). (Vgl. MörÎur A 63.) Auch in Verbindung mit den Possessivpronomen haben wir es mit einer Interaktion zu tun, wobei Konkretheit vs. Abstraktheit ein zusätzliches Merkmal darstellt, wie in bre´fiÎ mitt ‘mein Brief’ (Nom ⫹ Art ⫹ Poss ⫽ der Brief als stofflich-anfaßbarer Gegenstand) vs. bre´f mitt ‘mein Brief’ (Nom ⫹ Poss ⫽ das Abstrakt-Inhaltliche) vs. mitt bre´f ‘mein Brief’ (Poss ⫹ Nom ⫽ nicht der
174 seinige, sondern der meinige). Die unmarkierte Wortfolge ist NPoss. Abstrakta treten ohne Artikel auf, vgl. a´lit mitt ‘meine Ansicht’, staÎa Ìı´n ‘deine Stellung’, a´kvörÎun hans ‘seine Entscheidung’ usf. Auch in possessivischen Konstruktionen spielt inhärente semantische Determiniertheit eine wichtige Rolle: faÎir minn ‘mein Vater’, vinur minn ‘mein Freund’ usw. können nicht mit dem Artikel auftreten, während der Artikel in kona(n) mı´n ‘meine Frau’ oder fjölskylda(n) mı´n ‘meine Familie’ fakultativ ist. Vgl. auch læknirinn minn ‘mein Arzt’ [⫹Art], kennarinn minn ‘mein Lehrer’ [⫹Art] usf. Der (markierten) Konstruktion PossN werden im Falle von Verwandtschaftsbezeichnungen Restriktionen auferlegt, z. B. *minn sonur > sonur minn ‘mein Sohn’ [⫺Art]. Restriktionen anderer Art begegnen in Verbindung mit Körperteilen. Als poetisch/literarisch/kindersprachlich markiert gelten Konstruktionen wie ha´riÎ mitt ‘meine Haare’ [⫹Art, ⫹Poss] od. ´ı augum hennar ‘in ihren Augen’ [⫺Art, ⫹Poss]. Unmarkiert sind ha´riÎ a´ me´r lit. ‘das Haar auf mir’ [⫹Art, ⫺Poss], augun ´ı henni lit. ‘die Augen in ihr’ [⫹Art, ⫺Poss] usw. Schriftsprachlich markiert sind ´ı munn se´r lit. ‘in Mund sich/Dat.’ [⫺Art, ⫹Refl. Dat], ´ı hönd henni lit. ‘in Hand ihr/Dat.’ [⫺Art, ⫹Pers. pron. Dat] usf. Bei identischem Subjekt erscheint lediglich der Artikel, wie in ´ı hendinni ‘in der Hand’ [⫺Poss]. Neuerdings verbreitet sich der als unisländisch angesehene Artikelgebrauch, was anglo-amerikanischen Einflüssen zugeschrieben wird. Damit haben wir es mit Hierarchien der Variation mit den Merkmalen [(Norm], [(Art], [(Poss], sowie [(Pron] zu tun. 5.2. Verbstellung Während OV-Reihen, Subjekt- und Objektellipse, sowie eine relativ freie Variation von Hauptverb- und Auxiliarstellung bei etwa gleich bleibender Frequenz und Distribution die altisländische bzw. mittelisländische Periode bis ins 19. Jahrhundert hinein charakterisieren, zeichnen sich Prozesse ab, die im Laufe des 19. Jhs. drei grundlegende Änderungen hervorgebracht haben. Jüngsten Forschungsergebnissen zufolge handelt es
I. West- und nordgermanische Sprachen
sich um einander komplettierende Prozesse: VO-Reihen verdrängen die ältere OV-Folge, Ellipsen werden immer seltener ⫺ obwohl die Komplexität des Konjugationssystems erhalten bleibt ⫺, und der zunehmende Gebrauch des expletiven ÌaÎ ‘es’. Jedoch sind noch OV-Reihen in der VP zu beobachten, vgl. Jo´n getur ekkert gert ‘J. kann nichts machen’, Jo´n mun einskis sakna ‘J. wird wohl niemand vermissen’, od. e´g get lı´tiÎ gert ‘ich vermag wenig zu tun’, nicht aber *Jo´n getur Ìetta gert vs. Jo´n getur gert Ìetta ‘J. kann das machen’. Zum Vergleich die Stellungsvariante der Negation im Relativsatz: […] sem ekki vildi la´ta nafns sı´ns getiÎ lit. ‘der nicht wollte lassen Namens seines erwähnt’. Der sog. ÌaÎ-Einschub, dessen älteste Belege in Verbindung mit Witterungsverben aus dem 16. Jahrhundert zu finden sind, hat Satzgliedstellungsvariation zur Folge. Zu unterscheiden sind dabei Aussage- und Fragesätze. In ersteren weist ÌaÎ-Einschub in Hauptsätzen höhere Vorkommenshäufigkeit auf als in Nebensätzen. Schriftsprachlich markiert sind z. B. unpersönliche Konstruktionen (Anonymum bei Kress 1982) ohne ÌaÎ-Einschub, vgl. lagt var af staÎ kl. 10 ‘es war um 10 Uhr losgefahren/aufgebrochen’ vs. ÌaÎ var lagt af staÎ kl. 10. Auxiliare wie bera ‘(ist) zu tun’, eiga ‘müssen’ (schwache Obligation), kunna ‘können’ (erlernte Fähigkeit), od. taka ‘beginnen’ (schriftsprachlich) selegieren den Infinitivmarker aÎ ‘zu’, andere treten ohne aÎ auf, wie mega ‘dürfen’, skulu ‘sollen’ usw. Fällt expletives ÌaÎ weg [⫺pro], wird auch der Infinitivmarker eliminiert [⫺Inf.-Marker] und das Auxiliar rückt in postinfinitivale Position. Vgl. athuga ber ‘es ist zu beachten’, ef taka ætti a´kvörÎun ‘falls eine Entscheidung zu treffen wäre’, ef ske kynni lit. ‘falls geschehen könnte’ usf. In festen Prägungen mit taka ‘beginnen’ ist ÌaÎ-Einschub nicht möglich (oder sehr fragwürdig), vgl. Ìegar kvölda tekur ‘wenn es Abend wird’ (lit. ‘wenn Abendwerden beginnt’) vs. *Ìegar ÌaÎ tekur aÎ kvölda. Verbpartikeln, die nur durch Substantivierung der Verben das jeweilige Erstglied in deverbalen Komposita bilden (vgl. bera fram ‘aussprechen’ > framburÎur ‘Aussprache’, fara aÎ ‘vorge-
6. Isländisch
hen’ > aÎferÎ ‘Methode’ usw.), treten in der Schriftsprache häufig ohne Expletiv in präverbaler Stellung auf, wie z. B. ef re´tt er aÎ fariÎ ‘falls richtig vorgegangen wird’, sem a´Îur er um talaÎ lit. ‘den früher ist über gesprochen’, d. i. ‘über den früher gesprochen war’, od. til eru sögur ‘es gibt Geschichten’. In hv-Nebensätzen kann das Merkmal der Determiniertheit über die Satzgliedfolge entscheiden, vgl. e´g veit ekki hver er kennari ‘ich weiß nicht, wer Lehrer ist’ [⫺Art] vs. e´g veit ekki hver kennarinn er ‘ich weiß nicht, wer der Lehrer ist’ [⫹Art]. Fakultativ ist die Abfolge in e´g veit ekki hver Jo´n er/e´g veit ekki hver er Jo´n ‘ich weiß nicht, wer J. ist’, nicht aber in *e´g veit ekki hver er Ìetta vs. e´g veit ekki hver Ìetta er ‘ich weiß nicht, wer das ist’. Vgl. hierzu die entsprechenden direkten Fragesätze: Hver er kennarinn? Hver er Jo´n? Hver er Ìetta? (Beispiele aus Jo´n G. FriÎjo´nsson o. J., 30). Reglementierung der Satzgliedfolge in dem Fragesatz hver hefur sagt Ìessa vitleysu? ‘wer hat diesen Unsinn gesagt?’ ist nur z. T. wirksam in Jo´n veit ekki hver hefur sagt/sagt hefur Ìessa vitleysu ‘J. weiß nicht, wer diesen Unsinn gesagt hat’ (vgl. FriÎrik Magnu´sson 1990, 20 f.). Topikalisierung des finiten Verbs im Aussagesatz, also V1, ist für narrative Texte bzw. für die Zeitungssprache charakteristisch. Narrative Inversion ist sowohl im Haupt- als auch im Nebensatz möglich, vgl.: Töluvert er um rju´pur zahlreich/Neutr. ist um Schneehühner a´ Austrulandi og hafa Ìær in Ostisland und haben sie se´st bæÎi na´lægt gesichtet-worden sowohl nahe byggÎ og inni ´ı Ìorpum. Wohngebiet als auch innen in Dörfern. V3-Stellungen sind je nach Satztyp möglich, indem präverbale Positionierung vom Negationsadverb ekki od. von wenigen Adverbien wie loksins ‘endlich’ im Relativsatz begegnen, vgl. Ìegar Marı´a loksins keypti bo´kina ‘als M. endlich das Buch kaufte’. V3 ist sprechsprachlich markiert und ist in Hauptsätzen ziemlich begrenzt. (Vgl. Ïorbjörg Hro´arsdo´ttir 1998, 48 ff.)
175 5.3. Aktiv- und ergativsprachliche Merkmale In diesem Abschnitt werden drei Verbtypen dargestellt, deren Verhaltensweise aktivbzw. ergativsprachliche Merkmale aufweist. Der erste Typ selegiert Nom.-Subj. [⫹Agens] und Akk.-Obj. [⫹Patiens], wenn transitiv, Nom.-Subj. [⫹Patiens] und kein Obj., wenn intransitiv gebraucht, vgl. stækka ‘vergrößern; größer werden’, wie in viÎ höfum stækkaÎ garÎinn ‘wir haben den Garten erweitert’ vs. garÎurinn hafÎi stækkaÎ ‘der Garten ist größer geworden’. Weitere Verben dieses Typs sind z. B. hækka ‘erhöhen; höher werden’ od. minnka ‘verkleinern; kleiner werden’. Zahlreiche Verben (genauer: Verbpaare) sind unter dem zweiten Typ subsumierbar. Die eine Funktionsweise teilt die (relative) Unmarkiertheit der (trans.) Verben des ersten Typs. In der anderen Funktionsweise selegiert das Verb ein Patienssubjekt [⫺Agens] in den obliquen Kasus Akkusativ, Dativ oder Genitiv, wobei der jeweilige Kasus erhalten bleibt. Akkusativ-Objekt bzw. Akkusativ-Subjekt selegieren u. a. folgende Verben: brjo´ta ‘brechen’, vgl. Jo´n braut handlegginn [Akk.] a´ se´r ´ı gær ‘J. brach gestern seinen Arm’, jedoch ba´tinn [Akk.] braut ´ı spo´n ‘das Boot zerbrach in Stücke’ (⫽ ist zerschellt); leggja ‘legen’, vgl. Jo´n lagÎi bo´kina [Akk.] a´ borÎiÎ ‘J. legte das Buch auf den Tisch’, jedoch a´na [Akk.] lagÎi ‘der Fluß ist zugefroren’; minna ‘erinnern’, vgl. minntu mig a´ aÎ gera ÌaÎ ‘erinnere mich daran, es zu tun’, jedoch mig minnir ‘ich glaube, mich zu erinnern’ (vgl. e´g man ‘ich erinnere mich’ < muna ‘sich erinnern’). Dat.-Obj. bzw. Dat.-Subj. selegieren z. B. folgende Verben: fjölga ‘vermehren’, vgl. Jo´n fjölgaÎi ku´m sı´num [Dat.] ´ı fyrra ‘J. vermehre letztes Jahr seine Kühe’, jedoch ´ıbu´um [Dat.] fjölgar ‘die Einwohnerzahl nimmt zu’; halla ‘schräg stellen’, vgl. halla hu´funni [Dat.] ‘die Mütze schräg stellen’, jedoch degi [Dat.] hallar ‘der Tag geht zur Neige’; lju´ka ‘(ab)schließen’, vgl. lju´ka pro´fi [Dat.] ‘ein Examen ablegen’, jedoch na´minu [Dat.] lauk ´ı aprı´l ‘der Kursus endete im April’. Mit Gen.-Argument: gæta ‘(be)hüten, aufpassen’, vgl. gæta barnsins [Gen.] ‘auf
176 das Kind aufpassen’, jedoch Ìess [Gen.] gætir aÎ … ‘es macht sich bemerkbar, daß …’. Der dritte Typ unterscheidet sich vom zweiten nur dadurch, daß die betreffenden Verben des öfteren nur Patienssubjekte als Argumente im Akkusativ oder Dativ nehmen können. Hierher gehören auch Perzeptionsverben, wie z. B. mig [Akk.] dreymir ‘ich träume’, mig [Akk.] o´rar fyrir Ìvı´ ‘ich ahne es’, mig [Akk.] Ìyrstir ‘ich habe Durst’, oder me´r [Dat.] leiÎist ‘ich langweile mich’, me´r [Dat.] lı´st vel a´ myndina ‘mir gefällt das Bild (sehr)’ usf. Bei Verben sehr hoher Vorkommenshäufigkeit begegnet Kasussubstitution. Betroffen sind Konstruktionen wie mig langar (ı´ ´ıs/ a´ ball/ aÎ fara) ‘ich möchte (ein Eis/ auf den Ball/ gehen)’, od. mig vantar (peninga [Akk. Pl.]) ‘mir fehlt/mangelt (es an) (Geld)’, in denen anstelle von Akkusativ immer häufiger Dativ verwendet wird. Dieses Phänomen der Dativierungen hat den Terminus me´ranir (< me´ra „mirzen“) in der isländischen Fachliteratur bekommen. (Vgl. ´ sta Svavarsdo´ttir et al. 1984, Halldo´r A Halldo´rsson 1982.) Literatur zu 5.2 und 5.3: Eirı´kur Rögnvaldsson 1990a, 1990b; FriÎrik Magnu´sson 1984, 1990; ´ rmann SigurÎsson 1990, 1992, 1994; Halldo´r A Höskuldur Ïra´insson 1990; Jo´n FriÎjo´nsson 1980, 1981, 1988, 1989, 1990⫺1991; Kossuth ´ rnason 1981; Maling 1981; Kress 1982; Kristja´n A 1980; Maling/Zaenen 1990; Platzack 1985; Zaenen et al. 1990; Ïo´ra Björk Hjartardo´ttir 1993.
5.4. Tempus/Aspekt Wie bereits erwähnt, kennt das Isländische nur zwei (synthetische) Tempora: Präsens und Präteritum. Obwohl das Isländische auch eine (analytische) Perfektform entwickelt hat, kann weder das Perfekt, noch das Plusquamperfekt als Tempus betrachtet werden. Wie sehr hier Funktionsteilung vorliegt, zeigen die temporalen/aspektuellen Verhältnisse in Inhaltssätzen nach Verba sentiendi und Verba dicendi (wie nach Verben mit epistemischen Modalitätskonsequenzen) im Isländischen. Der temporale Ausgleich in der indirekten Rede soll anhand von Tabelle 6.32 illustriert werden.
I. West- und nordgermanische Sprachen
Die ubiquitären, fast immer obligatorischen Konjunktivformen sind Ausdrücke der epistemischen Distanz. Dennoch sorgt die von der Hierarchisierung geregelte temporale Bindung dafür, daß die Proposition ins sprechereigene deiktische Zentrum geholt wird. Im Isländischen haben wir es also mit einer strengen „Tempuswirtschaftung“ zu tun. Der Progressiv vera ⫹ aÎ-Inf. ‘am V-en sein, dabei sein, etw. zu tun’, der sich aus einer ursprünglich lokativen Konstruktion entwickelt hat, ist bereits in der klassischen Periode belegt. Verben durativer Aktionsart sind nicht progressivierbar im Isländischen, vgl. e´g by´ ´ı B. ‘ich wohne in B.’ vs. *e´g er aÎ bu´a ´ı B. Obwohl der Progressivbildung zahlreiche Restriktionen auferlegt werden, sind diese im emphatischen Gebrauch oft aufgehoben, vgl.: HvaÎ ertu aÎ vilja? was bist-du zu wollen Wegen der markanten Funktion der Reliefgebung ist der Progressiv in erster Linie ein Charakteristikum der Sprechsprache im Isländischen. In der Belletristik der letzten 30 Jahre etwa ist die Tendenz zur Versprechsprachlichung der Schriftsprache zu beobachten, die u. a. darin liegt, daß Aspektformen, vor allem aber das Terminativ (s. unten), voll literaturfähig geworden sind. Daß Kookkurrenzrestriktionen immer mehr aufgehoben sind, zeigen overuse-Erscheinungen im Gebrauch des Progressivs, vgl. *viÎ erum aÎ sja´ go´Î tækifæri ‘wir sehen gute Chancen’ vs. viÎ sja´um go´Î tækifæri. Progressiv wird emphatisch auch imperativisch verwendet, wie z. B. in Vertu ekki aÎ reyna aÎ skilja sei-du nicht zu versuchen zu verstehen lengur […]. länger ‘Versuche nicht mehr, zu verstehen’ Perfektbildungen mit hafa ‘haben’ sind ⫺ außer bei defektiven Paradigmen ⫺ ohne Restriktionen möglich, vgl. hann hefur oft komiÎ hingaÎ a´Îur ‘er ist früher oft hierhergekommen’ (Perfekt) vs. hann er kominn ‘er ist (an)gekommen’ (Resultativ). Perfekt und Resultativ sind im Isländischen strikt zu
177
6. Isländisch Tab. 6.32: Temporaler Ausgleich in der indirekten Rede Basissatz:
Ïu´ segir: „Jo´n stendur viÎ gluggann“ Du sagst: „Jo´n steht am Fenster.“
J J
Ïu´ segir aÎ Jo´n standi viÎ gluggann. Du sagst, daß Jo´n am Fenster steht.
1.
Präs. ⫹ Präs.: Ïu´ segir: „Jo´n stendur viÎ gluggann.“
J
Präs. ⫹ Konj. Präs.: Ïu´ segir aÎ Jo´n standi viÎ gluggann.
2.
Perf. ⫹ Präs.: Ïu´ hefur (einu sinni) sagt: „Jo´n stendur viÎ gluggann.“
J
Perf. ⫹ Konj. Präs.: Ïu´ hefur (einu sinni) sagt aÎ Jo´n standi viÎ gluggann.
3.
Präs. ⫹ Prät.: Ïu´ segir: „Jo´n sto´Î viÎ gluggann.“
4.
Präs. ⫹ Perf.: Ïu´ segir: „Jo´n hefur staÎiÎ viÎ gluggann.“
5.
Prät. ⫹ Präs.: Ïu´ sagÎir: „Jo´n stendur viÎ gluggann.“
J
Prät. ⫹ Konj. Prät.: Ïu´ sagÎir aÎ Jo´n stæÎi viÎ gluggann.
6.
Prät. Progr. ⫹ Präs.: Ïu´ varst aÎ segja (a´Îan): „Jo´n stendur viÎ gluggann.“
J
Prät. Progr. ⫹ Konj. Präs.: Ïu´ varst aÎ segja (a´Îan) aÎ Jo´n standi viÎ gluggann.
7.
Prät. ⫹ Prät.: Ïu´ sagÎir: „Jo´n sto´Î viÎ gluggann.“
8.
Prät. ⫹ Perf.: Ïu´ sagÎir: „Jo´n hefur staÎiÎ viÎ gluggann.“
9.
Plusq. ⫹ Präs.: Ïu´ hafÎir (Ìa´) sagt: „Jo´n stendur viÎ gluggann.“
trennen. Im letzteren ist der Adjektivcharakter der präfigierbaren Partizipien manifest. Das Terminativ, das mit vera bu´inn aÎ ⫹ Inf. ‘fertig sein zu V’ bei voller Kongruenz mit dem Subjekt gebildet wird, ist auch früh schriftlich fixiert. Bis vor Kurzem galt die Konstruktion als sprechsprachlich markiert und wurde sanktioniert. Die Fügung wird oft als eine Konkurrenzform vom Perfekt angesehen. Substitutionen sind dennoch nicht immer möglich, u. a. deshalb, weil der normative Gebrauch des Terminativs Determiniertheit voraussetzt und der aktivisch-agentive Charakter der Konstruktion verstärkt in den Vordergrund tritt. Das Isländische hat sogar vier Formen entwickelt, die Futurität implizieren. Die erste Form ist verÎa aÎ ⫹ Inf. ‘werden zu V’, die allerdings modale Funktionen aufweist, indem sie starke (externe) Obligation ausdrückt. Syntax und Semantik des Voll-
¸ Ô ˝ Ô ˛
¸ Ô ˝ Ô ˛ J
Präs. ⫹ Konj. Perf.: Ïu´ segir aÎ Jo´n hafi staÎiÎ viÎ gluggann.
Prät. ⫹ Konj. Plusq.: Ïu´ sagÎir aÎ Jo´n hefÎi staÎiÎ viÎ gluggann. Plusq. ⫹ Konj. Prät.: Ïu´ hafÎir (Ìa´) sagt aÎ Jo´n stæÎi viÎ gluggann.
verbs entscheiden über die Interpretation. Eindeutige Futurität liegt bei futurischen Resultativen (mit intransitiven Verben) und futurischen Passiven (mit transitiven Verben) vor, vgl.: Ef e´g fer u´r vinnunni ha´lfsex wenn ich gehe aus Arbeit-der halb sechs verÎ e´g kominn heim fyrir sex. werde ich gekommen heim vor sechs bzw. ÌaÎ verÎur greitt ‘das wird bezahlt’. Das „Lateingespenst“ eines Futurs im Isländischen erscheint in Form von munu ⫹ Inf. In der Semantik dieses Auxiliars überwiegen Merkmale der Ungewißheit/Vagheit, nicht aber die einer Futurität. Die Sprache der amtlichen Bekanntmachungen neigt jedoch dazu, munu ⫹ Inf.-Fügungen futurisch zu verwenden, die am besten als Amts-
178 futur bezeichnet werden können. Eine „prophetische Variante“ liegt im folgenden Beispiel vor: og sa´ tı´mi mun koma aÎ … ‘und die Zeit wird kommen, daß …’. Schriftsprachlich kann das Kopulaverb bei passivischem Gebrauch wegfallen: Messan er opin öllum og pre´dikun mun Messe-die ist offen allen und Predigt soll flutt a´ ´ıslensku. gehalten auf Isländisch
I. West- und nordgermanische Sprachen
teiligt ist. Die Fügung scheint Transitivität vorauszusetzen. Prospektiv und Inchoativ können ohne weiteres serialisiert werden, vgl.: aÎ hugsa um E´g er [Progr] zu denken an ich bin aÎ byrja aÎ reykja [Incho] [Vollverb] zu beginnen zu rauchen
aÎ fara [Prosp] zu gehen aftur wieder
Die dritte Form ist skulu ⫹ Inf. ‘sollen’. Je nach Person, Numerus, Tempus und Modus variieren die Implikationen von skulu, wobei modale Merkmale überwiegen, so daß Futurität nur aufgrund der futurischen Semantik von Versprechen, Aufforderungen u. dgl. zu postulieren ist. Auch bei skulu ⫹ Part. II-Formen ⫺ bei Kongruenz ⫺ ist das Kopulaverb weglaßbar, was schriftsprachlich markiert ist, vgl.:
Als letzte Aspektform sei eine Konstruktion mit hætta ⫹ aÎ-Inf. ‘aufhören’ erwähnt, die mit dem Notbehelfsterminus Intermissiv bezeichnet werden soll. Sowohl hætta (Intermissiv) als auch fara (Prospektiv) fungieren auch als Vollverben. Der Grad der semantischen Reduktion ist unterschiedlich in der Auxiliarfunktion:
veiÎar skulu takmarkaÎar viÎ Fischerei/Pl. sollen begrenzt in landhelgi tiltekinna rı´kja Hoheitsgewässern bestimmter Länder
vs.
Sehr interessant ist die vierte Form, die mit dem Vollverb/Auxiliar eiga ‘besitzen; müssen’ gebildet wird, und der trotz Produktivität und evidenter aspektueller Nähe zu futurischen Formen so gut wie keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Zwei Fügungen haben sich entwickelt: 1) eiga eftir aÎ ⫹ Inf.: die Verbpartikel eftir bedeutet ‘nach’; die Konstruktion bedeutet, mit Kress, ‘noch (zu tun) haben’ (vgl. Kress 1982, 244), und ist unbeschränkt produktiv; 2) eiga (Akk.) (eftir) o´-Part. II (⫹ Kongruenz) (privatives o´-) ist begrenzt produktiv, z. T. idiomatisiert, vgl. ÌaÎ sem Ìær eiga eftir o´lifaÎ lit. ‘das was sie eignen nach ungelebt’, d. i. ‘was sie noch bis zum Ableben übrig haben’. In der Übergangszone zwischen andativem futur proche und Inchoativ ist der Prospektiv mit fara ⫹ aÎ-Inf. ‘gehen, fahren’ anzusiedeln. Da präteritale wie resultativische Verwendungen möglich sind, besteht Abgrenzungszwang sowohl zu einem Futur hin, als auch zum „echten“ Inchoativ, an dem ⫺ als weitere Aspekterscheinung ⫺ in erster Linie byrja ⫹ aÎ-Inf. ‘beginnen’ (schriftsprachlich auch taka ⫹ aÎ-Inf.) be-
e´g er aÎ hætta e´g er aÎ fara
e´g er hættur aÎ V e´g er farinn aÎ V
J Vollverb: ‘aufhören’ J Vollverb: ‘gehen’ J Intermissiv (in Resultativ): ‘aufhören’ J Prospektiv (in Resultativ): ‘anfangen, beginnen’
Literatur: Jo´n FriÎjo´nsson 1989, Kress 1982, Schütz 1998.
6.
Tendenzen
Es ist äußerst schwierig, in Anbetracht der Geschichte des Isländischen von Tendenzen im engsten Sinne des Wortes zu sprechen. Es ist nämlich nicht abzusehen, inwieweit eine dynamisch wachsende Sprachgemeinschaft, die sich seit 1850 verfünffacht hat und immer noch hohe Wachstumsraten aufweist, noch für die Sache der Sprachpflege zu gewinnen ist in einer Umgebung, deren Einwirkungen dem Sprachpurismus keineswegs fördernd sind. Im Bereich der Lautung/Aussprache sind die in 3.3.5 bereits erörterten Neuerungen und der allmähliche dialektale Ausgleich zu erwähnen, während die liberale Dichotomie Mehrheits- vs. Minderheitsaussprache aufrechterhalten bleibt.
179
6. Isländisch
Im Bereich der Morphologie sind weniger markierte Paradigmen Kandidate für Substitution bzw. Analogiebildung. Wie bereits gezeigt, sind z. B. -ur-Endungen im Nominalbereich entweder Teil des Stammes oder nicht. Bei Adjektiven niedriger Vorkommenshäufigkeit kommt es zu Verwechslungen: Adjektive mit -ur-Stamm werden wie die unmarkierten flektiert. Aufgrund von formaler Ähnlichkeit gibt es Interferenzen in der Flexion, vgl. hefja ‘beginnen’ vs. hafa ‘haben’, liÎ N ‘Mannschaft, Truppe’ vs. liÎur M ‘Glied, Teil’, fiski F ‘Fischerei, Fischfang’ vs. fiskur M ‘Fisch’ usw. Im Bereich der Syntax sind z. T. sehr komplexe Wandelerscheinungen zu beobachten. Kasussubstitutionen begegnen nicht nur in Verbindung mit unpersönlichen Verben (s. 5.3). Als funktionale Variation ist Genitiv-overuse im amtlichen Sprachgebrauch und in der Zeitungssprache zu betrachten, was dem Isländischen fremdartige Substantivierungen und die Herausbildung von Funktionsverbgefügen mit sich zieht. Auch treten oft Präpositionalkonstruktionen auf bei gleichbleibendem Kasus, die u. a. den alten Dativ instrumenti verdrängen, z. B. kasta steinum ‘Steine werfen’ > *kasta meÎ steinum, ho´ta ⫹ Dat. ‘mit etw. drohen’ > *ho´ta meÎ ⫹ Dat. Die Funktion des Passivs im Isländischen ist es, den Agens ganz aus dem Blickfeld zu ziehen. Passiviert wird es, wenn und wo es nötig ist. Auch hier ist aber von overuse die Rede. Es vermehren sich die Belege folgenden Typs u. a. in der Zeitungssprache: fanginn var tekinn af lögreglunni ‘der Gefangene wurde von der Polizei festgenommen’ anstelle vom aktivischen lögreglan to´k fangann ‘die Polizei nahm den Gefangenen fest’. Was als eine Tendenz zur Versprechsprachlichung der Schriftsprache kurz geschildert wurde, gilt z. T. in umgekehrter Richtung auch. Je nach Themenbereich, je nach „Prestigegrad“ kann in den Medien von einem Stilwandel die Rede sein, an dem grammatische wie textpragmatische Merkmale des eingangs angesprochenen stofnanastı´ll stark mitwirken. Ferner, die Rolle des entmonopolisierten Fernseh- und Rundfunkwesens ist m. E. auch nicht zu unterschätzen. Die meisten ⫺ überwiegend ameri-
kanischen ⫺ Filme werden nicht synchronisiert, was Englischkenntnisse zwar fördern mag, doch machen sich die Einflüsse bemerkbar. Darüber hinaus vermehren sich die kritischen Stimmen, die die Sprachfertigkeiten mancher Mitarbeiter der privaten Radiosender z. B. anzweifeln. Alternativgrammatiken (zusammen mit einem Alternativlexikon) könnten eventuell zu einer Spaltung in Sachen Sprachpolitik führen, indem das mehrheitliche, normwidrige Akzeptabilitätsurteil mit dem nunmehr minderheitlichen präskriptiv-normativen Sprachgebrauch auf keinen gemeinsamen Nenner zu bringen sein wird. Spracherwerb ist ein äußerst mühsamer, lange Schuljahre ausfüllender Prozeß in Island. Eine Sprache wird erlernt bzw. weitertradiert, die in der Einheit ihrer Differenz existiert, eine Sprache, in der Diachronie ganz andere Dimensionen hat.
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Istva´n J. Schütz, Budapest
183
7. Swedish
7. Swedish 1.
Introduction
Swedish is a North Germanic language spoken by about 9 million people, most of whom live in Sweden. The only sizeable Swedish speaking minority group outside Sweden lives in Western Finland, where around 300 000 people have Swedish as their first language. The number of Swedish speakers in Finland is decreasing, and in areas of Western Estonia, where people used to speak Swedish, only a few Swedish speakers remain. In historical terms Swedish is closely related to the other Nordic or North Germanic languages: Danish, Faroese, Icelandic and Norwegian. The close historical ties between the Nordic languages are reflected in extensive structural similarities between them. However, it should be pointed out that if we look at the languages of today, we must make a distinction between the insular languages Faroese and Icelandic, on the one hand, and the mainland languages Danish, Norwegian and Swedish, on the other. One notable difference between these two groups of languages is that Faroese and Icelandic to a large extent preserve the old morphological system with four cases and verb agreement, whereas the other languages can be said to have two grammatical cases and no verb agreement today. In typological terms one could make the ahistorical remark that Old Scandinavian belongs to the group of insular Scandinavian languages. There are, of course, several other differences between the two groups of languages. The terms Insular Scandinavian and Mainland Scandinavian are sometimes used today (Haugen 1976, Holmberg/Platzack 1995). In the tradition of historical linguistics, one has talked about a Western and an Eastern branch of the Nordic languages with Danish and Swedish belonging to the eastern branch. From the point of view of today’s languages, it is clearly the case that the distinction between the insular and mainland languages is of far greater importance (cf. Vikør 1993, 30 ff.).
From the point of view of the language users, it can be said that Danish, Norwegian and Swedish are mutually comprehensible, whereas the differences between the insular and the mainland Scandinavian languages are too great for any mutual comprehensibility. Questions of mutual comprehensibility are fairly complicated and the concept in itself is not well-defined. It is quite clear that the distinction is one of degree. Einar Haugen, in particular, has drawn attention to these questions within the Scandinavian context and he has coined the term semi-communication to describe the situation (Haugen 1966). Lars Vikør gives an overview of the discussion and the investigations done concerning the mutual comprehensibility in Scandinavia (Vikør 1993, 112 ff.). Comprehension between Norwegian and Swedish is greater than between Danish and Swedish as far as the spoken language is concerned. When it comes to the written languages, no such differences can be noted. Modern Danish phonology is usually pointed out as the main factor explaining this difference. The interesting thing about communication between Scandinavians is that each can use his or her own language. It is not unusual, then, that three different Scandinavian languages are used around the conference table. However, each speaker must be rather careful in his or her use of language in order for the others to understand.
2.
Basic typological features of Swedish
In this section the basic features in phonology, morphology and syntax of Swedish will be outlined. There is a relatively uncontroversial and well-defined standard for the written language which has been codified during the last couple of centuries. As for the spoken language, there is also such a standard. It is, however, not as well-defined and not as uncontroversial. One way to de-
184 scribe the difference between the written and the spoken standard is to say that there is far more variation within the spoken standard than within the written standard, which, of course, is what one should expect. What this means in real life is that if someone writes Standard Swedish, the reader will usually not be able to tell from which part of the country the writer comes. If someone speaks standard Swedish, the listener will usually be able to tell from which region of the country the speaker comes. This situation is also mirrored in descriptions of Swedish. The norm for spelling and inflection in Swedish is given by the Swedish Academy’s word list (SAOL), which is published in a new edition every tenth year or so. The tendency is that more and more variant forms are given, i. e. more forms are considered to be standard. It is also the case that several news papers follow the principle: first form in SAOL. This means that when there is variation, choose the first form unless you have some reason for doing something else. There is no norm comparable to SAOL for the spoken language. In so far as the dictionaries include pronunciation descriptions or recommendations, and they do so more and more, the tendency is to submit several variant forms. This means that it is true to say that there is a norm for standard Swedish pronunciation and that this norm includes quite a lot of variation. 2.1. Phonology Swedish has nine vowels represented by the letters i, e, ä, y, ö, u, o, a˚ and a. These nine vowels systematically occur as long and short. In the analysis, there are two options. One alternative is to say that the are 18 vowel phonemes in the vowel system, the other is to say that length is a distinctive feature which can be combined with any of the nine vowel phonemes. This question does not have to be discussed in this context. It should, however, be pointed out that the differences between the long and the short vowels are not only differences in quantity but also differences in quality, in some cases rather notable differences in quality. From the point of the language
I. West- und nordgermanische Sprachen
learner, it can be said that there are rather 18 than 9 vowel sounds that one has to master. The following list of the Swedish vowels is taken from Claes-Christian Elert’s description of the vowels (Elert 1995, 30). This can be said to be the standard description of the vowels. Note that allophones for the ä- and ö-vowels are included in the list. These two vowels have a more open articulation before /r/ in standard Swedish. Tab. 7.1: Long and short vowels in Standard Swedish pronunciation Long Short Example words V V a: e: i: u: X: y: o: ε: æ: ø: œ:
a e i w h y c ε æ ø œ
mat ‘food’; matt ‘exhausted’ bred ‘broad’, brett ‘broad’ (neut.) vit ‘white’, vitt ‘white’ (neut.) bo ‘live’, bott ‘lived’ hus ‘house’, hund ‘dog’ byta ‘change’, bytt ‘changed’ ga˚ ‘go’, ga˚tt ‘gone’ näsa ‘nose’, nästan ‘almost’ kär ‘dear’, kärr ‘swamp’ lös ‘loose’, löss ‘lice’ för ‘for’, förr ‘before’
In phonological terms these vowels can be grouped in the following manner: Front unrounded vowels: i:, i, e:, e, ε:, ε, æ:, æ Front rounded vowels: y:, y, ø:, ø, œ:, œ Back vowels: u:, w, o:, c, a:, a The distinction between back and front vowels is of phonological importance. Velar stops, /k/ and /g/, are palatilized before front vowels: kär [c¸æ:r] ‘dear’, göra [jœ:ra] ‘do’. In phonological terms it is quite clear that /X:/ is a back vowel; there is no single word with palatilized /k/ or /g / before this vowel. On the other hand, it is equally clear that the /X/-vowel is a front vowel in terms of pronunciation. In phonetic terms /X:/ is considered to be a high rounded front vowel. In order to distinguish it from /y/, it is usually termed in-rounded or overrounded.
185
7. Swedish
The history behind /X:/ is rather interesting. In Old Swedish long /a/ became long /o/, long /o/ became long /u/, and the old long /u/ was fronted to /X/. The history behind the vowels y, ö and ä is that they are vowels resulting from the Umlaut processes that were in effect in the language far back in time. Note that the same processes have occurred in other Germanic languages, English and German, for example. The Umlaut has not had the same result in all these languages and the role of the Umlaut in Swedish resemble the German situation more than the English situation. Essentially the umlauted vowels are consequences of an /i/- or /j/-phoneme in the ending of the word. Consequently the umlauted vowels only occur in the stem of a word. There is at least one exception to this: There is a derivational ending -ör in Swedish. This derivational ending makes a noun of a verb, for example dansa ‘dance’ and dansör ‘dancer’. The explanation for this exception is that it is a Swedish rendering of the French morpheme -eur. In the language of today only three vowels occur in endings of Swedish origin: e, a and o. Furthermore, since all endings are unstressed, there are no long vowels in the endings, which means that only the short variant of these vowel phonemes occur in Swedish endings. The pronunciation of e in for example the definite articles -en and -et is more often [e] than [e]. 2.1.1. Consonants The consonant system of Swedish consists of 23 phonemes. The following list present the phonemes in a fairly uncontroversial fashion. There are some variations in some of the phonemes which we will come back to in a later section. Voiceless stops: Voiced stops: Nasals: Voiceless fricatives: Voived fricatives: Lateral: Tremulant:
p, t, t, k b, d, K, g m, n, U, n f, s, S, x, c¸ h v, j l, l r
2.1.2. Phonotactic strutures The phonotactic structures of Swedish resemble those of the other Germanic languages. At most there can be three consonants at the beginning of a word and in that case the following combinations are possible: spr, spl, spj, str, skr, skv, The combinations stj and skj exist in spelling but not in speech. In these cases the initial cluster is pronounced with a x-sound. 2.1.3. Prosody The most important feature of Swedish prosody from a typological point of view is the exisence of two tones at the word level, usually called accent 1 and accent 2. Sometimes these accents are called one-syllable accent and two-syllable accent. There are a number of minimal pairs of the following type, where the two-syllable stem carries accent 2 (ste`gen, a`nden) and the one-syllable stem accent 1 (ste´gen, a´nden). ste´g ‘step’ ste`ge ‘ladder’
ste´gen ‘the steps’ ste`gen ‘the ladder’
a´nd ‘duck’ a`nde ‘soul’
a´nden ‘the duck’ a`nden ‘the soul’
As a simple description of the two accents we can say that accent 1 has a high pitch followed by a low pitch in the next syllable. In words with accent 2 there are two high pitches, the first being higher than the second. 2.2. Morphology During the last 800 years Swedish has changed from a fairly synthetic to a more analytic type of language. The old four case system is now a system with two cases as far as nouns are concerned and three cases as far as personal pronouns are concerned. The verb agreement has been totally lost during this period as well. This process has been gradual and only 60 years ago standard written Swedish recognized plural verb forms: jag ga˚r ‘I go’, vi ga˚ ‘we go’, jag gick ‘I went’, vi gingo ‘we went’. These examples are taken from first person singular and plural. For second and third person subjects, the language had the same forms during the last century, i. e. one form in the
186
I. West- und nordgermanische Sprachen
singular and one in the plural. In Old Swedish, the verb morphology included more forms. The verb morphology in Old Swedish resembled the situation found in present day Standard German and Icelandic. Furthermore, during the last couple of hundred years the old three gender system has been replaced by a two gender system. The two genders being neuter and non-neuter today. The non-neuter gender consists of the masculine and feminine nouns from the old language. Non-neuter: en stor stol ‘a big chair’ den stora stolen ‘the big chair’ Neuter:
ett stort hus ‘a big house’ det stora huset ‘the big house’
As can be seen the indefinite and definite articles are different: en and den are nonneuter and ett and det are neuter forms. The adjective has different forms with neuter and non-neuter nouns, stor versus stort. Finally there are suffixed definite articles in Swedish, -en after non-neuter nouns and -et after neuter nouns. As the examples show, Swedish has agreement according to gender, definiteness and number within the noun phrase. As was said above there is no verb agreement in Swedish. There is, however, a type of verb phrase agreement in the sense that a predicative adjective agrees in gender and number with the controlling subject or object. Bilen är snygg. ‘The car is nice.’
Huset är snyggt. ‘The house is nice.’ Bilarna/Husen är snygga. ‘The cars/the houses are nice.’ Vi fann bilen förstörd. ‘We found the car destroyed.’ Vi fann huset förstört. ‘We found the house destroyed.’ Vi fann husen/bilarna förstörda. ‘We found the cars/the houses destroyed.’ There are two numbers in Swedish. The plural ending varies according to five declensions (s. Tab. 7.2). It is not predictable which ending a noun takes but there are some fairly good rules of thumb that one can learn. The first two declensions are restricted to non-neuter nouns and the two last declensions to neuter nouns, for example. As for the third declension, most nouns in this group are nonneuter but there are some exceptions, the word fängelse ‘prison’ being one. We shall not go into the details of this. A description of the distribution of gender and plural morphemes from the language learner’s point of view is given in Holmes and Hinchliffe 1994 (Chapter 1). These five declensions are the “Swedish” declensions. It should also be pointed out that there are quite a number of loan words of Latin and Greek origin that quite often take foreign plural endings ett cetrum, tva˚ centra ‘two centers’, ett lexikon, tva˚ lexika ‘two lexicons’, ett schema, tva˚ schemata ‘two schemata’. There is also a tendency to give English plural endings to loan words from English, especially to those ending in -er or with a vowel, videos, policies, copy-
Tab. 7.2 The five declensions of the Swedish nouns Decl.
Sg. Indef.
Sg. Def.
Pl. Indef.
Pl. Def.
1. -or 2. -ar 3. -er
flicka ‘girl’ bil ‘car’ bank ‘bank’ fängelse ‘prison’ äpple ‘apple’ hus ‘house’
flickan bilen banken fängelset äpplet huset
flickor bilar banker fängelser äpplen hus
flickorna bilarna bankerna fängelserna äpplena husen
4. -n 5. -Ø
187
7. Swedish
writers, containers and so on. The English s-plural is used much more in speech and writing in Swedish than the codfied language norms of dictionaries and grammar books recommend. The verb morphology follows three weak conjugations and a number of strong conjugations. The weak conjugations: 1. kasta ⫺ kastade ⫺ kastat ‘throw ⫺ threw ⫺ threwn’ 2. köpa ⫺ köpte ⫺ köpt ‘buy ⫺ bought ⫺ bought’ väga ⫺ vägde ⫺ vägt ‘weigh ⫺ weighed ⫺ weighed’ 3. sy ⫺ sydde ⫺ sytt ‘sew ⫺ sewed ⫺ sewed’ The strong conjugations are similar to what is found in English or German. The verbs are grouped together in conjugations according to which vowels occur in the different forms. The adjective morphology has to some extent already been shown. Within the noun phrase the adjective agrees in gender, definiteness and number with the noun. There are two patterns for comparation of adjectives: with suffixes (glad ⫺ gladare ⫺ gladast ‘merry ⫺ merrier ⫺ merriest’) or with adverbs (typisk ⫺ mer typisk ⫺ mest typisk ‘typical ⫺ more typical ⫺ most typical’). Some derivational endings, like -isk, require the adverbial type of comparation. Another principle, or rather tendency, is that three syllables or more in the words favor the adverbial comparation. Swedish has productive means of making up new compounds. The German word Variationstypologie is variationstypologi ‘variational typology’ in Swedish. From this word we can make forms like variationstypologianalys ‘analysis in ...’ or variationstypologianalysförbud ‘ban on analysis in ...’ or variationstypologianalysförbudsrekommendationer ‘recommendations for ban on analysis in ...’ Here is an area where Swedish use word morphology for functions that many other languages use syntactic means for. Compounding is one way of making new words. Derivation is another. Swedish derivational morphemes are primarily suffixes. Among the prefixes we have the negation
o-, which can be prefixed to most adjectives, fri ⫺ ofri ‘free ⫺ not free’ and gift ‘married’ ⫺ ogift ‘unmarried’. In the derivational system of Swedish it is the verbs that show the greatest number of prefixes. Some of these were borrowed from German in the Middle Ages, for example be- in betala ‘pay’ (Ger. bezahlen) and för- in förlora ‘lose’ (Ger. verloren). Others are of Latin origin, for example pre- and post-, anti- and pro-. Typical of all the derivational prefixes is that they do not change word class; they make adjectives of adjectives and verbs of verbs. The derivational suffixes in most cases change word class: lära (v.) ⫺ lärare (n.) ‘teach ⫺ teacher’, skön (a.) ⫺ skönhet (n.) ‘beautiful ⫺ beauty’, kall (a.) ⫺ kallna (v.) ⫺ kyla (v.) ‘cold ⫺ get cold ⫺ chill’. There are suffixes for creating the four major word classes: nouns, verbs, adjectives and adverbs. All inflectional affixes are suffixes. Without exception the derivational suffix precedes the inflectional suffix. The inflexional system of Swedish is more agglutinating than flexional as the following example shows: häst-ar-na-s ‘horse-Pl.-Def.-Gen., i. e. the horses’ 2.3. Syntax The basic word order in Swedish is SVO. There is, however, a strong tendency in Swedish that a sentence begins with some kind of anaphoric (thematic) element which need not be the subject. As a consequence, there are lots of sentences with a word order like the following, where the second sentence has the constituent word order: adverbial ⫺ predicate ⫺ subject. Jag var i London förra a˚ret. Där I was in London last year. There träffade jag prins Charles. met I Prince Charles. Another salient feature of Swedish word order illustrated by the second sentence above is the so called verb second phenomenon. This means that the finite verb should occur in second position, which could be after the
188 subject NP but also after an object NP or after an adverbial, as in the example above. It is not the verb phrase that should be in the second position. It is only the finite verb. Iga˚r försökte jag ringa till dig hela Yesterday tried I phone to you whole dagen. day. ‘Yesterday, I tried to phone you the whole day’ If a verb phrase contains several verbs we will find auxiliaries and modals at the beginning and the main verb last in such a sequence, and it is the first verb that carries the tense morpheme, i. e. is the finite verb. Du borde ha kunnat försöka sluta You should have could try stop röka. smoke ‘You should have been able to try to stop smoking’ Swedish sentences require that both subject and predicate are present in the sentence structure, a requirement that Swedish shares with other Germanic languages. Accordingly, the subject is obligatory in sentences like det regnar ‘it rains’ and det är trevligt ‘it is nice’. This phenomenon is sometimes called the placeholder constraint (Hammarberg & Viberg 1977). The reason behind this terminology is that the internal order between the subject and the finite verb plays a crucial role in detemining sentence type. After these introductury remarks, the different sentence types can be distinguished in the following way. Declarative sentence: XP ⫺ Vfin ⫺ X (the verb second principle) Sven köpte en ny bil förra a˚ret. ‘Sven bought a new car last year’
I. West- und nordgermanische Sprachen
Yes/no-questions: Vfin ⫺ NPsubj ⫺ X Köpte Sven en ny bil förra a˚ret? ‘Did Sven buy a new car last year?’ Var det trevligt? ‘Was it nice?’ WH-questions: Qword ⫺ Vfin ⫺ NPsubj När köpte Sven en ny bil? ‘When did Sven buy a new car?’ Varför var det trevligt? ‘Why was it nice?’ Imperatives: Vimp ⫺ X Köp en ny bil! ‘Buy a new car!’ These four sentence types are easily distinguished on formal grounds and after the first two constituents of a sentence it should be clear what type of sentence one will encounter. On the other hand, there is no oneto-one-correspondence between formal sentence type and speech act function. As in other languages a declarative structure like du ma˚ste ga˚ nu ‘you must leave now’ is interpreted as a command or a request. An interrogative structure like kan du öppna fönstret ‘can you open the window’ is interpreted as a request. There are rhetorical questions and so on. There is a special verb form for the imperative mood in Swedish. Note that this is what distinguishes yes/no-questions and imperatives in sentence initial position. However it is only in the second weak conjugation and in the strong conjugations that the imperative verb form is different from the infinitive. First weak: Kasta bollen! ‘throw the ball’ (infinitive: kasta) Second weak: Köp en dator! ‘buy a computer’ (infinitive: köpa) Third weak: Sy en skjorta! ‘Sew a shirt’ (infinitive: sy)
Förra a˚ret köpte Sven en ny bil. ‘Last year Sven bought a new car’
Strong: Drick mjölk! ‘drink milk’ (infinitive: dricka)
Det var trevligt ‘It was nice’
It should also be pointed out that it is possible to have an overt subject in a Swedish
189
7. Swedish
imperative clause. It is not very common but it is a type of sentence that all speakers would recognize as correct. It is often used in threats and abuse. Ga˚ du och dränk dig! ‘go you and drown yourself’ The placement of negation and other sentential adverbials is rather interesting in Swedish. The basic rule is that the sentential adverbials are placed after the finite verb in main clauses and before the finite verb in subordinate clauses. There are exceptions to this principle and these can, in brief, be explained by a secondary principle that says that if the subordinate clause has main clause functions, for example asserting or stating a fact, then it may have the main clause word order. As a consequence of this, we can note that the verb second principle holds for main clauses, but not in general for subordinate clauses. Han kommer aldrig i tid. ‘He is never on time.’ Att han aldrig kommer i tid är irriterande. ‘That he is never on time is irritating.’ Within the noun phrase the word order is rather fixed. Possessives and genitive modifiers precede the noun as do the adjectival modifiers. Mannens nya hatt ‘The man’s new hat’ Va˚r nya fina bil ‘Our new nice car’ There are some minor exceptions to this. A possessive pronoun may be placed after the noun especially when talking about close relatives, e. g. mor min ‘mother my’. These more or less frozen phrases may sound somewhat archaic or dialectal but they are still quite common. After the noun we find PP-modifiers, sentential modifiers (relative clauses, for example), infinitival modifiers and adverbial modifiers (mannen därborta ‘the man over there’). Swedish has prepositions rather than postpositions, except for a few frozen constructions like oss emellan ‘us between’ and jorden runt ‘the world around’. In Old
Swedish prepositions governed the case of the following NP. This system has disappeared from all varieties of the language. However, it still remains in a few frozen phrases, especially with the preposition till, which used to govern the genitive case: till fots ‘by foot’, till havs ‘at sea’, till sängs ‘to bed’.
3.
Phonological variation
There are clear dialect differences in Sweden. For the vast majority of adult speakers today, it is fairly easy to tell from which region they come. It is not the case that only people with linguistic knowledge can make these judgements, everyone can. In making judgements of this type one relies on both segmental and prosodic phonological features. A reasonable suspicion is that most people recognize the dialect differences from the prosodic features. Phonetic studies show that the sentence melody, if that term can be used, varies quite a lot from one dialect to the other. Questions of sentence melody, for example pitch contour, are unfortunately hard to represent in written language. There are also additional differences in how accent 1 and 2 are performed in different dialects. First of all it can be noted that all Swedish dialects in Finland and some northern Swedish dialects do not have this distinction. The general explanation for this lack of word tones is that it has been lost because of neighbouring languages without this distinction, i. e. Finnish and Sami. However, there are also smaller areas in central Sweden without this distiction and in these cases some other explanation is needed. In Old Swedish there were four types of stressed syllables: VK, V:K, VK: and V:K:. Long and short vowels and consonants could be combined to form all these four syllable structures. Of course, these syllable structures could all have one or more consonants at the beginning. In modern Swedish only two of these syllable structures remain, a long vowel followed by a short consonant or a short vowel followed by a long consonant. There are some dialects, though,
190 where one can still find the short syllable structure. This is the case in some Swedish dialects in Finland, for example. In most morphemes ending with two consonants the preceding vowel is short. There are some exceptions though and in these cases there is a combination of rt or rd after the long vowel. Except for the rdcombination, as in bord [bu:rd] for example, there is a strong tendency to shorten the vowel. A typical case is a word like port ‘gate’ which may have a long vowel only in older people’s pronunciation today. Another example is the rather recent loan word starta ‘start’ which more and more is pronounced with a short vowel today. Standard Swedish pronunciation would still favour the long vowel in this case, and the same is true for another loan word like smart ‘smart’, borrowed from English about a hundred years ago. A more recent and unusual loan word like dart does not appear with a short vowel. It should also be pointed out that there are quite a few words ending with rt where there is a morpheme boundary beteween r and t. In these cases we will not find a short vowel. Typical examples of this are adjectives in the neuter form and verbs in the supine form, e. g. bar/bart ’bare‘, kär/kärt ‘dear’ and köra/kört ‘drive/driven’. 3.1. Vowels There is a number of variations in the vowel systems of different dialects, but there are also some general tendencies of language change. The most important aspect of language change in the vowel system has to do with the distinctions between the different short vowels. It is, of course, easier to make distinctions between long vowels; there is more time available to make the distinction when the vowel is articulated. One example is the distinction between the short vowels e and ä. Words like sett, as in har sett det ‘have seen it’, and sätt, as in pa˚ detta sätt ‘in this way’, very often have identical pronunciation. The same goes for lett ‘led’ and lätt ‘easy’, as well as knekt ‘knight’, and knäckt ‘broken’. A rather safe guess is that the majority of Swedish speakers do not make this distinction in ordinary speech.
I. West- und nordgermanische Sprachen
The second distinction which may be lost in the future (within the next 50 years or so) is that between the short vowels u and ö. The general tendency today is that the phrase öppna fönstret ‘open the window’ is pronounced {pna fnstrat} instead of {øpna fønstrat}. In other words, it is the u-pronunciation that wins rather than the ö-pronunciation. These two trends, the loss of the distinctions between short e and ä and ö and u, are at work in the standard language. It means that these pronunciations are frequent in radio and television, for example. There is another tendency in standard language pronunciation that goes in the opposite direction. It used to be the case that dialects in Southern Sweden, south of the big lakes Vänern and Vättern, had a short /e/ instead of a short /i/ in words like fisk ‘fish’, ville ‘wanted’ and vissen ‘faded’. In the same area, the dialects used to have a short /ö/ instead of /y/ in words like kyrka ‘church’, byxor ‘trousers’ and yxa ‘axe’. In other words, the southern dialects collapsed the distinctions between short /i/ and /e/ and short /y/ and /ö/. Younger speakers in Southern Sweden tend to restore these distinctions. This tendency is usually attributed to reading pronunciation; the written language has always had the spellings with i and y. As was decribed above, there are two allophones of both the long ä- and ö-vowels. The more open allophones, {æ:} and {œ:}, are used before /r/, while the other variants, {e:} and {ø:}, are used in all other cases. This description holds for the standard language. Several Swedish dialects treat these vowels differently. There are some dialects which have /ø:/ in all positions and there are dialects which have /œ:/ in all positions. Some dialects favor /æ:/ in all positions, and some dialects favor /e:/ in all positions. However, there is an obvious tendency today that younger speakers, also younger speakers of Standard Swedish, use the open variants, /æ:/ and /œ:/, in all positions. There is also another general tendency in Modern Standard Swedish pronunciation. This is a fricativization or diphthongization of long high vowels. This means that fin
7. Swedish
‘fine’ is pronounced [fi:jn], that by ‘village’ is pronounced [by:j], that hus ‘house’ is pronounced [hw:ßs]. This tendency is certainly stronger in some areas than in others. It is rather strong in Stockholm and Gothenburg, for example, where it has been common for at least a couple of decades. Today it is so common that it could very well be regarded as part of the standard spoken language. On the other hand, this is something that few people like to believe. Swedish speakers seldom hear this fricativization and it takes a phonetician to convince them of the fact that this is the actual pronunciation. 3.2. Consonants The consonant system is not the same for all varieties of Swedish. There is an /r/-phoneme in Swedish. South of the line VarbergJönköping-Oskarshamn (from the west coast to the east coast) the uvular allophone [R] is used. North of this line the alveolar or post alveolar pronunciation is used. Sometimes the pronunciation gives a clearly trilled /r/, sometimes it is more like a flap or a fricative. A clearly trilled /r/ is rather unusual and almost non-standard in today’s speech. It is typically found among adult dialect speakers. The north and south varieties of the /r/phoneme have some bearing on the consonant inventory. As was noted above, Swedish has a set of supradentals: t, K, S, U, l. These sounds are realisations of rt-, rd-, rn-, rs- and rl-combinations. This is witnessed by the fact that these sounds never occur word initially as we never find these phoneme combinations word initially. Another argument for this is that these sounds also occur over morpheme and word boundaries as in han fa˚r sitta här [han foSit:a hæ:r] ‘he may sit here’. For these reasons it is not unusual that one does not recognize these sounds as phonemes in the language but rather reduce them to realisations of underlying phoneme sequences. These supradental sounds are, of course, explainable in terms of assimilations, i. e. assimilations between the supradental /r/ and the dental consonant. Accordingly these supradentals are not found in dialects which have the
191 uvular /r/. In these southern dialects the relevant words are pronounced as a sequence of /r/ and another consonant, i. e. the word bord ‘table’ is pronounced [bu:K] in the north and [bu:Rd] in the south. The phoneme /s/ is of special interest in Swedish. First of all it is used word initially in a number of Swedish words like sjö ‘sea’, sju ‘seven’, skjuta ‘shoot’, skjorta ‘shirt’ and geni ‘genious’. As the spellings indicate, this fricative has developed from other phonemes and from combinations of other phonemes. There are three allophones of this phoneme: [s], [x] and [x]. Many dialects in Northern Sweden have the first, most fronted, allophone in all positions. Many dialects in Southern Sweden have all three allophones and their distribution is somewhat complicated and determined by sociolinguistic as well as linguistic factors. The standard variant is [x] in initial position and [s] after a vowel, i. e. there are different allophones in sju ‘seven’ and dusch ‘shower’. The allophone [s] in initial position is often seeen as almost hyper-correct. In some dialects, for example, it is favoured by middle class speakers in formal contexts and more so by women than by men. Exactly the opposite characterization can be given to [x], which is clearly informal and favoured by lower social groups and especially by men in these groups. There are, of course, a number of consonant assimilations in Swedish. There is devoicing of a voiced consonant preceding an unvoiced: snabbt ‘fast’ becomes [snapt], rivs ‘scratches’ becomes [rifs] and so on. The nasal n is pronounced at the place of articulation of the following consonant en bil ‘a car’ becomes [em bi:l] ‘a car’, en kaka ‘a cake’ becomes [eng ka:ka] ‘a cake’. These processes are common to all varieties of modern Swedish. There is, however, no final devoicing in any variety of Swedish and there is no general nasalization of vowels before nasal consonants. There are other phenomena of this kind that are restricted to some varieties of Swedish. One such process is voicing of voiceless stops after a long vowel, e. g. kaka ‘cake’ becomes [ka:ga], ba˚ten ‘the boat’ becomes [ba˚:den] and so on. This process is
192
I. West- und nordgermanische Sprachen
restricted to the dialects in the far south in Sweden and on the west coast. It is also a feature found in Denmark and in Southern Norway, wich makes it a feature of a more or less continuous dialect area. These pronunciations are on their way out in Sweden; they are much more common among older dialect speakers than among the young generation. Another feature which could be mentioned in this context is a backing of s before l, e. g. sla˚ becomes [slo:] ‘hit’, sliten ‘worn out’ becomes [sli:ten] and so on. This feature is found in the dialects around the lake Vänern in Southern Sweden as well as in many parts of Northern Sweden and, interestingly enough, also in adjacent areas of Norway. There is, however, no corresponding change in the pronunciation of s before the stops p, t and k. German Sprache and stellen corresponds to [spro:k] and [stεl:a] in almost all varieties of Swedish. The exception being some dialects in Northern Sweden where the pronunciation [swat] is found for svart ‘black’, for example. During the 20th century a number of studies in dialect geography have given a fairly clear picture of the phonological variation in Swedish. Since the late 1960’ies a number of studies with a more sociolinguistic and less historical view point have been made. They show that there has been a clear movement away from local dialects towards more regional dialects. This means that speakers seem to disfavour pronunciations which are locally bound and favour pronunciations which are regionally bound. At the same time it is clear that dialect differences in morphology and syntax become less common while many of the regional phonological differences remain. One way to summarize the development in Sweden is to say that the language situation moves from differences in dialects to differences in accents.
4.
Morphological variation
A hundred years ago the morphological differences between different varieties of Swedish were much greater than they are
today. Some of the more notable differences will be mentioned below. If the perspective is changed from a 100 years ago to a 1000 years ago, it is quite clear that Swedish has continously lost inflectional forms from one century to the other. As was said above, Swedish has moved from a more synthetic to a more analytic type of language. 4.1. Gender The most striking difference in the morphology of different varieties of Swedish is no doubt to be found within the gender system. Old Swedish had a three gender system, much like the system we know from German today and, of course, even more like the system we know from Modern Icelandic. The three genders were masculine, feminine and neuter. There were different articles (both definite and indefinite) and in many cases different pronouns in the three genders, and the adjectival inflection showed different patterns of inflection. In Modern Swedish there are two genders: neuter and non-neuter. In the Swedish terminology, these are called neutrum and utrum. The new category utrum can be seen as the combination of old masculine and feminine nouns. We should perhaps say that utrum is the result of including the feminine nouns in the group of masculine nouns rather than the other way around. It is obvious that the modern inflectional patterns of the utrum nouns come rather close to the old masculine patterns of inflection. The combining of the masculine and the feminine nouns was fascilitated by the break down of the old case system, a system with the four cases nominative, genitive, dative and accusative. There were different case endings in different genders and there were different case endings for different groups of masculine, feminine and neuter nouns. The result of this, of course, was a rather elaborate pattern of inflectional forms. In Modern Swedish there are two cases if we look at the nouns and three cases if we look at the personal pronouns. In nouns we distinguish the genitive form from the “base form”, for example Sven/Svens ‘Sven/ Sven’s’ and huset/husets ‘the house/of the
193
7. Swedish
house’. The genitive, by the way, is today generalized to -s for all nouns, except for some words of Latin origin, for example Jesu liv ‘life of Jesus’. This means that when the number of distinctions diminished in the case endings, there were fewer infectional gender endings that had to be collapsed. The standard language of today, both in its written and spoken form, has a two gender system. Many Swedes, however, grow up with a dialect that has a three gender system. In these dialects there are different indefinite articles in the three genders: en stol ‘a chair’, e dörr ‘a door’ and ett bord ‘a table’. And there are different definite articles: stolen ‘the chair’, dörra ‘the door’ and bordet ‘the table’. Corresponding differences are found in some pronouns, for example in the possessive pronouns: min stol ‘my chair’, mi dörr ‘my door’ and mitt bord ‘my table’. Furthermore, different personal pronouns are used to refer to nouns of the three genders: han (masc., nom.), honom (masc., obj.); ho or hon (fem., subj.), henne (fem., obj.); det (neut., subj./obj.). The dialects that show this three gender pattern today can be said to belong to a rather conservative group of dialects. This system is changing towards the standard two gender system. In many dialect areas the older generation maintain the old three gender system while the younger speakers adopt the two gender system. It seems that a consistent use of the gender differentiated personal pronouns is the first distinction to be lost when a three gender system changes to a two gender system. In this case it is not the masculine form, i. e. han, that takes over but instead the form den, which originally was a demonstrative pronoun. Then it seems that the distinctions in the pronouns and in the indefinite articles dissappear before the definite article. This means that there are dialects today where the definite article differs between masculine and feminine nouns while all the other differences have disappeared. In some dialects, though, a form like dörra (feminine definite) occur side by side with the two gender form dörren. In these cases there is rather a stylistic than a grammatical difference between
the two forms. In sociolinguistic terminolgy we can say that this is a case of reallocation (Trudgill 1986, p. 110 ff.), i. e. the old feminine form acquires new functions, in this case a stylistic function indicating informality. The concept of gender can be looked at or defined in two ways. One way is to define gender as a classification of nouns in the language which determine the choice of articles, pronouns and adjectival forms. This is the standard way of looking at gender and we can call this grammatical gender. This is the perspective from which gender has been discussed above. The other way of talking about gender is to say that it is a classification of nouns which determine the choice of anaphoric personal pronouns. In English, for example, we have three pronominal choices (he, she, it) from this perspective. However, there is no grammatical gender in English. German, on the other hand, has three genders from both perspectives on gender. If we look at Swedish from this latter perspective (pronominal gender), we could say that Swedish has four genders, i. e. genders from the perspective of nouns determining the form of the anaphoric pronoun. Many Swedish grammar books present a four gender system of the language according to the following pattern, traditionally the terms maskulinum, femininum, reale and neutrum have been used. Maskulinum: pojken ⫺ han ‘the boy ⫺ he’ Femininum: Reale: Neutrum:
flickan ⫺ hon ‘the girl ⫺ she’ stolen ⫺ den ‘the chair ⫺ it’ bordet ⫺ det ‘the table ⫺ it’
The category utrum that was discussed above is, of course, the combination of the first three categories above. It should also be said that this four way distinction in the personal pronouns is semantically based. Han ‘he’ and hon ‘she’ are, in principle, only used for human beings and higher animals.
194
I. West- und nordgermanische Sprachen
There are some exceptions, ships are often talked about as hon ‘she’, for example. In summary then, Old Swedish had a three gender system both from the perspective of grammatical gender and pronominal gender. Modern Standard Swedish has two genders from the point of view of grammatical gender and four genders from the point of view of pronominal gender. And, as was just said, there are a number of Swedish dialects that are at different stages between the old and the modern system. One further thing has to be pointed out, there is still one grammatical phenomenon left of the old masculine gender in Modern Swedish. In Standard Swedish the adjective is inflected according to the following paradigm. Maskulinum: den store pojken ‘the big boy’ Femininum:
den stora flickan ‘the big girl’
Reale:
den stora stolen ‘the big chair’
Neutrum:
det stora bordet ‘the big table’
In this case, then, and only in this case, it appears as if there is a masculine gender in Standard Swedish. In most linguistic descriptions of Swedish today, this masculine e-form of the adjectice is looked at as an exception to the basic analysis, which identifies two grammatical genders in Swedish. In Standard Swedish this e-form is only used when the following noun denotes a human being or a higher animal of the male sex. The e-form is also often used when a unisex form is aimed at, for example bäste prenumerant ‘best subscriber’ in a letter to all subscribers to a news paper. In this latter case there is variation. As can be expected since many dialects have systems that are between the old and the new system, the adjectival e-form is used in different ways in different dialects. Some dialects use it generally for all old masculine nouns, for example. Some dialects use it for masculine nouns also in the plural. There is quite a variation on this point.
Noun morphology is not restricted to gender, and there are other types of variation. The five declensions mentioned above constitute a fairly stable system. A few points can be mentioned, though. In the first declension the plural ending is -or, gata/gator ‘street/streets’. The most common pronunciation, not only in the dialects but also in Standard Swedish, is gater rather than gator, and it has been so for centuries. There has been a tendency towards spelling pronuncuation in the last century, which means that the pronunciation gator has become more common. There is also an obvious variation in the definite plural form of the fifth declension. In this group we find neuter nouns with a null plural morpheme. Standard written Swedish has the definite plural forms husen ‘the houses’, a˚ren ‘the years’ and borden ‘the tables’. Spoken language very often has husena, a˚rena and bordena in analogy with the definite plural of the fourth declension and to some extent in analogy with all the other declensions, where the definite plural always ends with an a. This spoken form is also common in informally written texts. 4.2. Personal pronouns One area of extensive variation in the grammar of Swedish is the system of personal pronouns. As a starting point the pronominal system of written Standard Swedish is presented. There are three persons, two numbers and three cases as far as the personal pronouns are concerned. The possessive pronouns (min ‘my’, din ‘your’, va˚r ‘our’ and er ‘your’) have been included to fill out the table. It should be pointed out that these possessive pronouns are inflected according to gender (neuter and non-neuter) and number. This, however, is of no concern in the present context (s. Tab. 7.3). This table gives a standard account of the personal pronouns of Swedish. There is very little variation in how the personal pronouns are used in written Swedish. When it comes to the spoken language, however, the variation is quite extensive. There is even some variation in the spoken standard (s. Tab. 7.4).
195
7. Swedish Tab. 7.3: Personal pronouns in written Standard Swedish
I person II pers. III pers.
SUBJ.
GEN.
OBJ.
SUBJ.
GEN.
OBJ.
jag du han hon den det
min din hans hennes dess dess
mig dig honom henne den det
vi ni de
va˚r er deras
oss er dem
Tab. 7.4: Personal pronouns in spoken Standard Swedish
I pers. II pers. III pers.
SUBJ.
GEN
OBJ.
SUBJ.
GEN.
OBJ.
ja(g) du han hon den de(t)
min din hans hennes dess dess
mej dej honom henne den de(t)
vi ni dom
va˚r(an) er(an) deras
oss er dom
The differences between the written and the spoken standard are not that great. In more or less all spoken varieties of Swedish the written forms mig and dig are pronounced mej and dej, and these spoken forms are sometimes used in informal writing. In the third person plural the spoken language has dom both in subject and object form. Dom is also used in informally written texts. The following table 7.5 gives the pronominal system of Old Swedish (Bergman 1968, 51). The most notable difference, of course, is that the old system had two types of cases for objects, the dative and the accusative.
In first and second person singular it is the old accusative form which has taken over the objective function in the modern language. In the third person, it is rather the dative forms, hanum and hænni respectively, which have taken over the objective function. I many Swedish dialects as well as in informal speech in many varieties today, the form han is used as the objective form. In some cases it may be the old accusative form that survives. In other cases there has been a change from honom to han in the informal speech among many speakers, and this change seems to be on the increase. Most modern forms are readily explainable in terms of the old ones. Forms like jag,
Tab. 7.5: Personal pronouns in Old Swedish SUBJ.
GEN.
OBJ.
SUBJ.
GEN.
OBJ.
I person
iak, jæk
min
vi(r)
var, vara
II pers.
pu
pin
D: mæ(r) A: mik D: pæ(r) A: pik
i(r)
iper, ipra
D: os A: os D: iper A: iper
III pers. Masc.
han
hans
pe, per
pera
Fem.
hon
hænna(r)
pa, par
pera
Neut.
pæt
pæs
D: hanum A: han D: hænni A: hana D: py A: pæt
pe, pøn
pera
D: pem A: pa D: pem A: pa, par D: pem A: pe, pøn
196 mig and dig are weakened forms of the old iak, mik and dik. The modern form ni corresponds to the old second person plural I. The development here is interesting. In the old verb inflection, the verb had a form with a final n in second person plural, i. e. I haven ‘you have’. When the predicate precedes the verb, it will be haven I. In this case the pronunciation became have’ni, and eventually the pronominal form ni appeared in the language. First, probably, as an allomorph of I after the verb and later on as an ordinary form even before the verb. Today ni is standard and I informal, old fashioned and/or dialectal. A similar phenomenon can be seen in today’s informally spoken language. After verbs, pronouns with an initial d, i. e. du, den, det and dom, often receive a pronunciation with an initial r instead. The explanation is reasonably that the verb final r in the present tense assimilates the following d. The written sentence vad är det ‘what is it’ is quite often pronounced va e’re and the sentence har du sett honom ‘have you seen him’ is pronounced ha’ru sett honom. These forms with initial r only occurs after the verb; they never occur before the verb. Hence, a reasonable analysis is to view them as clitics. These forms are, no doubt, a 20th century phenomena. The weak pronunciation of /r/ in Modern Swedish facilitates this change. There are also older clitic pronouns in most informal spoken varieties of Swedish. These are based on the old accusative forms. The following variations are found. I saw him: Ja sa˚g honom, Ja sa˚g han, Ja sa˚g’en I saw her: Ja sa˚g henne, Ja sa˚g’na I saw it: Ja sa˚g de(t), Ja sa˚g’e(t) The clitic pronouns are never written in modern language. In fact they have not been present in written language, at least not in officially written language, since the 16th or 17th century. They do, however, occur quite frequently in informal speech, especially among dialect speakers. These clitics occur on verbs, as in the examples above, or on prepositions, as in the examples below.
I. West- und nordgermanische Sprachen
I looked at him: Ja(g) titta(de) pa˚’n I looked at her: Ja(g) titta(de) pa˚’na I looked at it: Ja(g) titta(de) pa˚’t 4.3. Variation in verbal morphology In Old Swedish there was a subjunctive mood. This mood has gradually disappeared from the language. Until quite recently one could say that the present subjunctive was used in religious contexts and more or less only there. In the new Bible translation, which was published in 2000 after many years of work, the present subjunctive forms have disappeared. This means that the present subjunctive today only appears in a few frozen phrases like länge leve konungen ‘long live the king’ and bevare mig väl ‘for goodness sake’. The old Bible translation will, of course, also be used in the years to come. The past subjunctive has typically been used in hypothetical constructions. This use is also on its way out. The only subjunctive verb form that is still relatively common is vore ‘were’, the past subjunctive of the copula vara ‘be’. In general the past subjunctive forms have been replaced by paraphrases with the auxiliary skulle followed by the appropriate verb: Det vore gott med en glass is replaced by det skulle vara gott med en glass ‘It would be nice with an ice cream’. Grammar books of the 21’st century will in all likelihood have no section about the subjunctive mood. Over a period of a century or two it can be seen how a verbal category has left the grammar.
5.
Syntactic variation
If one looks at Swedish syntax from the perspective of Greenberg’s universals, it is clear that the basic word order patterns are the same for all varieties of Swedish today. There are, however, syntactic tendencies present in the language today that are of interest. In most cases these tendencies concern differences between stages in the recent development of the language. There are a few reginal differences that will be pointed out as well.There are some syntactic differences between different local dialects, but in
197
7. Swedish
most cases these are rather archaic and concern a small number of speakers. For this reason they will not be discussed in the present context. This section lists a number of syntactic parameters that are of general importance for the language today. The selection of topics to be presented is in principle subjective, even though one might hope that there is intersubjective agreement about what is more or less important in the development of Swedish syntax. 5.1. The verbal system Within the verbal system of today, one obviously interesting factor to look at is the distinction between auxiliaries and modals on the one hand and main verbs on the other. At the outset the following example sentence was given to show the order of different verbs in Swedish. Du borde ha kunnat försöka sluta röka You should have could try stop smoke ‘You should have been able to try to stop smoking’ The first thing to be noted is that Swedish allows more than one modal verb in the sentence. Here we have borde ha kunnat (first borde ‘should’ and then the perfect tense form of kunna ‘can’). There are other possible combinations. Hon skulle kunna söka jobbet. she should can seek the job ‘There is a chance that she might apply for the job’ Han borde vilja komma pa˚ festen he should want to come to the party ‘He should want to come to the party’ In connection with the sentence du borde kunna försöka sluta röka it can also be noted that försöka ‘try’ and sluta ‘stop’ behave in a way that resembles the auxiliaries and the modals, i. e. they precede an infinitive verb form without an infinitive marker in between. There are a number of verbs in Swedish that behave in this fashion. Sometimes they occur with the infinitive marker and sometimes without, for example börja (att) studera ‘begin to study’, sluta (att)
röka ‘stop smoking’, försöka (att) vinna ‘try to win’, vägra (att) förlora ‘refuse to lose’ and planerar (att) resa ‘plan to travel’. The two variants are in free variation, and the tendency seems to be that the att-less forms become more common. One way to express the future tense in Swedish is by the periphrastic use of the construction kommer att ‘come to’ with a following verb in the infinitive, i. e. jag kommer att läsa den här boken ‘I will read this book’. Kommer att is traditionally called a temporal auxiliary in Swedish grammar. During the last decades it has become more and more common to drop att in this construction. First of all in speech but today also in writing. This change, of course, makes kommer att more like the other auxiliaries in that it does not have an att between the auxiliary and the main verb. There is another structure in the verbal system of Swedish that seems to be have an increasing use. This can be called the V and V construction. Here are some typical examples: han sitter och tänker ‘he sits and thinks’, hon gick och funderade ‘she went and pondered’, de är och handlar ‘they are and shop’. These are characterized by two conjoined finite verb phrases where the first verb has a rather unspecified meaning. Their function can be said to express something similar to the English progressive aspect. These constructions differ syntactically from ordninary conjunctions of verbs. Han arbetar och studerar. ‘He works and studies.’ Han sitter och tänker. ‘He sits and thinks.’ Arbetar och studerar han? ‘Does he work and study?’ *Sitter och tänker han? ‘Does he sit and think?’ *Arbetar han och studerar? ‘Does he work and study?’ Sitter han och tänker? ‘Does he sit and think?’ This pattern indicates that this construction resembles the auxiliary constructions in
198 that only the first verb form is fronted in yes/no-questions, as in Fa˚r jag komma? ‘May I come?’ and Försökte han komma? ‘Did he try to come?’. A general tendency in the written standard language of today is that constructions and phrases that used to be typical of the spoken language find their way to the written language. Today there is an increasing use of what is called the double constituent construction. The initial constituent, which may function as subject, object or adverbial, is followed by a pronominal copy that introduces the sentence. Regnet över England, det kommer nu närmare Sverige. ‘The rain over England, it is now approaching Sweden.’ En ny bil, det vill vi ocksa˚ ha. ‘A new car, that we would also like to have’ Pa˚ medeltiden, da˚ levde man pa˚ ett annat sätt. ‘In the middle ages, then people lived in a different way.’
I. West- und nordgermanische Sprachen
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Lars-Gunnar Andersson, Göteborg
8. Danish
199
8. Danish 1.
Introduction
1.1. Language typology and variation ⫺ theoretical presuppositions The present paper presupposes a functional-pragmatic theory of language and speech (biological naturalism, realism, and methodological individualism). This implies that “The Language of the Danish speech community”, even conceived of as a multifarious ‘multiplex’, does not exist as an (ideal) entity somewhere between the speakers of the language. Rather, the points of departure of functional pragmatics are the internalized, inwired grammars as well as the actual (processing and) usage of (representative samples of) single individuals (and “impersonal” author collectives of e. g. legal texts) of the Danish-speaking population (children/adolescents/adults/elders, non-impaired/impaired, monolingual/polylingual, etc.). These grammars (and the output of them) are the particular ‘idiolects’ (cf. Gregersen 1996); they occur in different ‘lectal’ groupings according to different similarities and differences, determined as functional values by similar and different “settings” of the background variables of i.a. geographical space (cf. isoglosses); social class and networks; biological sex and age; group solidarities; situational type; subject matter; style. These varieties are the dialects, sociolects, geno- and chronolects, etc., of Danish. The intersectional ‘lectal’ properties (e. g. different proportions of a specific pronunciation) may function as collective marks (‘emblems’) and are eo ipso conventional signs for connotative contents, linked with the background variants as their referents. In addition to the object-linguistic factors are folk-lectal factors of the speakers’ perceptions of their own and the others’ dialects, etc., which in various ways may interact with the former in the dynamics of the idiolect. An idiolect is necessarily consistent with (is an instantiation of) the universals constitutive of a possible human language (Coseriu 1977). The idiolect comprises three
levels of abstraction (cf. Andersen 1990), viz. the ‘specific type’ (a correlative network of parameter settings; Coseriu 1980), the ‘functional systems of productive rules’, which tend to be consistent with the type, and a set of ‘norms of usage’, which contain type- and system-conforming as well as non-conforming rules, regularities, and irregularities ⫺ everything which is felt to be sanctioned by the speech community or groupings within it. An idiolect develops through time, from the birth of the individual to his death. Intermediary states are the fully developed, adult grammars, i. e. adaptable, growing sets of generalizations (Harris/Campbell 1995; Andersen 1990). The usage of a single idiosynchronic idiolect may show intraindividual variation. The idiolect is manifested in spoken and written usage, conforming to processing principles as well as ‘interpersonal’ pragmatic universals (cooperative/relevance and politeness principles; the ‘idiomatic’ principle; constitutive rules of speech acts, etc.), contained in a communicative competence. An idiolect includes a principle that the individual speak in conformity with every other individual of the same variety and thereby that s/he will be understood according to his/her code(s). The norms of usage of the idiolect contains dialectal/sociolectal etc. norms (also adaptive rules making it ideally possible to speak in accordance with or at least understand norms of e. g. other chronolects and sociolects). The idiolect is thus a dynamic device; the union of the idiolects of the speech community generates synchronically variational speech ⫺ variants valued as archaic, conservative, “status quo”, or innovative ⫺ projectable as diachronic change. The Danish language, as the union of idiolects, resembles a prototype category with more or less prototypical variants, marginal variants, and overlaps with other languages. 1.2. Genetics and typology of Danish Rigsdansk (Standard Danish) is the official language of the Kingdom of Denmark (c. 5 mill. Danish speaking citizens); it is joint
200 official language of the Faroe Islands and Greenland; since 1973 one of the official languages of the European Union; it is taught as (primary) foreign language in Iceland, the Faroe Islands, and Greenland; there are few Danish speaking communities in the USA, Australia, and Argentine. In the boarder region between Germany and Denmark there is some Danish-German bilingualism (involving not only Standard Danish but also (regional) dialect; c. 70,000). Standard Danish is now spoken not only on Danish dialectal substrates but also on non-Danish substrates (the latter in 1995, c. 200,000). Normative/Standard Danish consists of a national written norm, whose orthography is officially regulated (regulation stemming from 1892, detailed in an orthographic dictionary (Retskrivningsordbogen), published by a governmental council (Dansk Sprognævn) of the Department of Culture; recent, 3rd edition 2001), and a spoken norm, Rigsdansk (‘Dominion Danish’), whose orthoepy is variable, based on regional dialects/middle class sociolects (of the capital of Copenhagen, subs. the major cities of esp. Aarhus and Odense). Central Standard Danish is based on Copenhagen Danish and is chronolectally and sociolectally stratified: the current dominant norms are Moderne Københavnsk Rigsdansk (Advanced Copenhagen/Modern Standard Danish), middle-class based (45⫺ 55 years, c. 2000 AD) and Younger Copenhagen Danish (born c. 1975), (more or less) oriented towards low Copenhagen. There is also an older norm, Conservative Copenhagen Danish (upper-class based). Some 3 mill. Danes speak regionalsprog (regional dialects/local standards), regional variants of the the standard language. The original local (“classical”) dialects (stemming from the Middle Danish period, c. 1100⫺1525 AD) are ‘watered down’, mostly retained in the peripheral parts of the main language area (esp. South, West, North Jutland; Middle-East Zealand; Bornholm). Danish is a descendant of Indo-European, North Germanic (Nordic/Scandinavian) branch (c. 200⫺1100 AD). Old Danish (~ Old Norse): c. 800⫺1100; Middle Danish: c. 1100⫺ 1525; Early Modern Danish: 1525⫺1700
I. West- und nordgermanische Sprachen
(beginning of standard written Danish); Modern Danish: c. 1700⫺? (1800⫺1900: establishment of Modern Standard written Danish). The initial phase of (Middle) Danish is constituted by nascent simplifications of the inherited inflectional systems.
2.
Typology of Standard Danish
In this chapter the typology of the standard language will be dealt with. 2.1. Phonology The most recent full-length treatment of Danish (Younger Copenhagen Danish) phonology and phonetics is Grønnum 2001. 2.1.1. Vocalism Danish has 10 accentable vowel (morpho-) phonemes and one schwa phoneme (/e¨/); there are 16 short variants, 12 long variants, and 11 stød variants, all commutationally (communicatively) different. There are three glides (‘resonants’) in diphthongs, an i-colored, a u-colored, and an a-colored, giving around 40 phonetic diphthongs (around 19 short diphthongs and 19 long diphthongs). There are four tongue heights (values of compact/diffuseness) ⫺ a problem for distinctive feature theory and phonological typology. A possible solution is to operate with a relation of asymmetrical preponderance: there are two components, |compact| and |diffuse|, which may be combined in four proportions (viz. no admixture, giving |cmpct| /a/ and |diff| /i, y; u/, versus admixture, giving |diff; cmpct| /e, ø; o/ and |cmpct; diff| /æ, Ø; a˚ /. The |~cmpct| vowels are either |acute| /i, y; e, ø; æ, Ø/ or |grave| /u, o, a˚ /; the acutes are either plain /i, e, æ/ or |flat| (rounded) /y, ø, Ø/. Schwa /e¨ / is only specified as |vocalic|. 2.1.2. Apocope In the standard language and Insular (Central) Danish the schwa /e¨ / corresponds to original /i, u, a/ in weakly stressed endings and is the result of neutralization of vowel features and syllabic reduction of ‘levis’ to ‘levissimus’. Eastern Danish (Born-
201
8. Danish
holmian) in the same contexts retains original /a/, neutralizing /i, u/ into /e¨/. Western Danish has absolute apocope, i. e. zero.
stressed element again being the dependent first compound part, the unstressed the superordinate second compound part.
2.1.3. Consonantism There are 15 consonant (morpho-)phonemes (15 initially, 14 finally; among which a uvular (compact) /r/ (alternating with the de-rhoticized a-colored glide, which amalgamates with /e¨ / in endings); the final velar nasal is an amalgamation of /n/ and /g/). Danish exhibits a large degree of lenition (‘consonant gradation’, consonant ⇒ resonant). System: |diff, act| /t, d, s, j, n, l/; |diff, grv| /p, b, f, v, m/; |cmpct| /k, g, h, r/; liquids (|vocalic, consonantal|) /l, r/.
(1)
2.1.4. Prosody ⫺ Syllabification and syllable accentuation The Danish phonotactic structures and syllabification are deducible from a hierarchical (implicational, paradigmatic) system of segment types into a (temporal, syntagmatic) sonority syllable with a vocoidal peak, cf. e. g. Basbøll 1994. Danish is a moraic language: length is a prosody, making a long vowel bimoric; (underlyingly long) resonants count as one mora. A stressed bimoric rhyme is the basis for the so-called stød accent (glottal ‘thrust’, a kind of creaky voice; /?/), a characteristic of Standard Danish. Phonological syllable accents (stress) in Danish have an important lexico-grammatical communicative (commutational) and signaling/demarcative function: there are underlying lexical/morpheme stress rules (Rischel 1969), and modifying morphosyntactic stress rules (Rischel 1983), signaling word or phrase status. For instance, output of morphological suffixal derivation and syntactic complex predicate formation prototypically undergo Unit Accentuation (UA), i. e. the pattern unstressed before stressed constituent, which is: stress on the derivative (dependent) and on the co-predicate (dependent), the head being unstressed (stem; host predicate). Compound Accentuation (CA) is primarily used in morphological compounds (and some prefixal and suffixal derivations). The stress pattern is stressed before unstressed constituent, the
a. ’bede’dag (CA) ‘prayer-day’ a’. oStore ’Bede’dag (UA ⫹ CA) ‘Great P. D.’ b. (den) ’store ’bede’dag ‘(the) great prayer-day’ (no institution)
In (1b) the stress on the adjective signals independent modifier status whereas destressing (in (1a’)) signals lexicalization (institutionalization). Additionally, the language has two minor stress patterns, viz. Double Accentuation (DA), used in e. g. coordinatively compounded numerals (e´n-ogtre´dive ‘thirty-and-one’) and evaluative compounds (sma´ddergo´dt ‘smashingly good’), and Single Accentuation (SA) for a non-integrated stress value. The system of stress degrees comprises (cf. Grønnum 2001; Basbøll 1995): stressed ⫺ primary accent (‘fortis’), vs. unstressed (‘infortis’) ⫺ secondary accent (‘semifortis’) and tertiary accent (‘levis’). Additionally, there are emphatic stress (‘fortissimus’) and absolutely unstressed (‘levissimus’: schwa-syllables and syllabic sonorants). The secondary accent is an intermediate stress degree, comprising reduced primary accents (in compounding) and augmented tertiary accents (in e. g. definite suffixations such as so´:fa ~ so´:fa`?-e¨n ‘the sofa’). The implications between vowel peak and accent in Danish (as opposed to Swedish, Norwegian, and Icelandic) is: non-tertiary accent ⇒ full vowel peak & non-full-vowel peak ⇒ tertiary accent. Diphthongs are /vowel resonant/ sequences in a bimoric peak. /V1CV2 / sequences are syllabified as /V1C⫺V2 / where V1 is levissimus (i. e. /e¨/), but /V1⫺CV2 / elsewhere. 2.1.5. Word accents Standard Danish has (rigsdansk) stød (Standard Danish stød; cf. Fischer-Jørgensen 1989), corresponding to Scandinavian (monosyllabic, A-word) Accent 1 (rising-falling). Stød is assigned to a bimoric syllable peak (/V:/ or /VR (:) (C)/; R ⫽ resonant) which, according to Basbøll (1995), must be fortis or semi-fortis. (Notice that
202 Basbøll 1998 operates with (underlyingly) long, bimoric resonants in e. g. pen? ‘pen’.) Stød is realized in the first mora as higher pitch and stronger intensity, in the second mora as decreased pitch and intensity, aperiodicity, glottal constriction, and moraic reduction (of vocalic or resonant length). Stød is a concentrated energetic (laryngeal) gesture (dynamic accent), originally perhaps a compensation for syncope/infortis reduction to schwa of unstressed monosyllabic desinences on monosyllabic (A) words, such as e. g. the definite desinence, stød being generalized to the base form (FischerJørgensen 1989; cf. also Basbøll 1998). Stød is not only lexically distinctive (thus part of the norms of usage), it is also productive ⫺ it is automatically connected with schwa-assimilation and addition of schwa-containing desinences in the system of fully productive morpho(phono)logical processes (cf. e. g. Basbøll 1985, 1998). 2.1.6. Sentence accents Standard Danish has no sentence accents, either default or focal (cf. Grønnum 1992). Focus is not manifested by a more elaborate F0 excursion, but by a reduction of succeeding stresses. 2.1.7. Stress group and sentence intonation The string of (phonological) words are segmented into stress groups (one stress group comprising an initial stressed syllabic V up to the next stressed syllable including its consonantal onset, of the shape: Low-HighDeclining, with a possible sentence-initial unstressed ‘anakrusis’). The stresses of the stressed syllables are superimposed on a level/declining F0-contour, most level (notice, not rising) for echo questions and yes/ no-interrogative clauses, least level for terminal declarative ones (i. e. independent declarative clauses), with non-terminal (dependent) declaratives and hv (‘wh’)-interrogatives in between. Thus the signaling of sentence intonation is global. 2.2. Morphology 2.2.1. Synthesis vs. analysis Danish is morphosyntactically an analytic language. The major grammatical categories (e. g. tense) always also have peri-
I. West- und nordgermanische Sprachen
phrastic means of expression. In addition to the dominant analytic functional system, there is a recessive synthetic system, based on non-fusional/agglutinative (segmentable) morphology, cf. Heltoft (1998; 1999). In complex predicate formation, the dominant system is analytic, producing verbal ‘dispounds’ (verbal compounding being a marked, minor system). This system is very productive (cf. Nedergaard Thomsen 1991; 1992; 1995; 1997). In complex term (-head) formation, the dominant system is synthetic, producing nominal compounds and derivates. This system is also very productive (cf. Kirchmeier-Andersen 1997; Ørsnes 1997). Danish being a ‘verbal’ language, this distribution is obvious: complex verbal predicates are formed analytically; complex nominal term heads are formed synthetically; even participles ⫺ the nominal/adjectival forms of verbs ⫺ prefer compounding. Conspiciously, the nominal system also features a derivation which shows analytic incorporation (the so-called kentaurnominaler ‘centaur nominals’, cf. below). 2.2.2. Categorial typology: Word classes The system of word classes in Danish includes the following traditional eight categories (cf. Basbøll 1999): verb, noun, pronoun, adjective, numeral, adverb, preposition, conjunction. A more detailed investigation (Nedergaard Thomsen 1992) has shown that verbs comprise contentive verbs, copulas, dispositional verbs (modal and tense-aspect auxiliaries), pro-verbs (‘verba vicaria’); nouns and pronouns are divided into common nouns (plus mensural classifiers), proper nouns, and pronouns; there is a class of determiners and quantifiers; adverbs comprise contentive adverbs, interjections, and discourse particles. According to non-phonological criteria, the word classes can be devided into heavy versus light words (Basbøll 1999). According to a principle of prosodic iconicity, heavy word classes (e. g. common nouns) are prosodically heavy in unmarked contexts whereas light word classes are prosodically light in unmarked contexts (e. g. personal pronouns are light in the functions of sub-
203
8. Danish
ject and object), and vice versa (e. g. common nouns are destressed when functioning as mensural quantifiers, pronouns are heavy when focal), Basbøll 1999. 2.2.3. Grammatical categories 2.2.3.1. Verbal categories Participial: Danish has a diathesis-neutral perfect verbal participle (‘supine’, cf. (2a, a’)) and two diathetic adjectival (attributive; predicative) participles, viz. an imperfect active/unergative (2b), and a perfect passive/unaccusative (2c): (2)
a. de har indstillet sig pa˚ … (active) ‘they have prepared themselves for …’ a’. de blev/er indstillet pa˚ … (passive) ‘they were prepared for …’ b. (-kom) ga˚ende (active) ‘(came) running:SG/PL’ c. de er indstillede pa˚ … (passive) ’they are prepared:PL for …’
The diathesis-neutral verbal participles are heads in periphrastic constructions with auxiliary verbs designating diathesis and tense-aspect-mood. The adjectival participles are dependents (e. g. predicatives in complex predicates, attributes in noun phrases). Note that the passive, adjectival participle in -et/-ede is homophonous with a nominal (N-A) derivative (cf. Gudiksen 1998). Diathesis: Passive diathesis is expressed either synthetically (-s generic passive, marked), periphrastically (coded in the auxiliary: static passive være ‘be’, marked; dynamic specific passive blive ‘become’, unmarked; dynamic, receptive fa˚ ‘get’, marked), or is inherent in the adjectival derivates. The s-passive ‘gives’ a modal verb a non-epistemic reading, the blive-passive an epistemic reading of prediction/eventuality. Active diathesis is unmarked (coded by the auxiliary in the compound tenses, the participle being diathesis-neutral). For middle and reflexive, see below. 2.2.3.2. Tense-aspect-mood The TAM-categories of Danish all have synthetic and periphrastic forms. Mood: The major inflectional moods are: indicative/non-imperative (-(e)r), impera-
tive (-Ø, i. e. the root of the verb), optative/ subjunctive (-e¨; non-productive); and the inifinitive (-e¨, i. e. the stem of the verb). Interrogative is a (lexico-) topological mood in Danish: the clause-initial position codes interrogative mood (hv (‘WH’)-words and Ø (Yes/No) morpheme). The indicative is unmarked with respect to imperative (and optative/subjunctive); infinitive is unmarked with respect to imperative (and indicative: “historical infinitive”): (3)
a. ga˚ nu! (IMP) ‘go now!’ a’. du ga˚r nu! (IND ⫽ IMP) ‘you go now!’ b. strække armene! (INF ⫽ IMP) ‘(to) stretch your arms!’ b’. og ind pa˚ skadestuen og ringe efter min far (INF ⫽ IND) ‘and into the casualty ward and (to) call my father’
Evidentiality: Evidentiality is coded in e. g. the option between the simple (direct evidential) and compound (indirect, hear-say, inferential) past tense (past/imperfect : (present) perfect), in the oppostion between periphrastic (blive: specific/direct evidential) and simple (-s: generic/indirect evidential) passive, and by e. g. the epistemic variant of the modal verb ma˚ ‘may’. Additionally, evidentiality is manifested analytically/topologically in ‘thetic’ (impersonal) propositions, cf. Heltoft/Falster Jakobsen 1996: an indefinite contentive subject either in clause-initial position or in post-finite subject position manifests subjective (indirect/ conceived) evidentiality, whereas a formal, impersonal subject der ‘there’ with the (likewise indefinite) contentive subject in postinfinite object position manifests objective (direct/perceived) evidentiality. Tense-aspect: There is a small set of apophonic-infixal (“strong”) past forms, but the productive system is either agglutinative-suffixal or periphrastic (-Ø ‘simple present’ : -ede (on verb stem)/-te (on verb root) ‘simple (“weak”) past’ : compound past/present perfect : past perfect/pluperfect, the latter two based on simple tenses of the auxiliaries være ‘be’ and have ‘have’). Tense distinctions are not found outside the
204
I. West- und nordgermanische Sprachen
indicative mood. Tense in Danish does not denote ‘time’ in any objective sense but ‘experiential distance’, either actual experience or imagination (Wivel 1901; Glismann 1986). Present tense is proximal, simple past distal, and present perfect mesial. Present tense is also used with future denotation. There are three temporal paradigms, one inside the scope of the other (Harder 1992): (Present/Past (⫹/⫺posterior -0/-ede (-te) VILLE ⫹ Inf/Ø (⫹/⫺anterior (state of affairs)))) HAVE, VÆRE ⫹ PstPtc/-Ø The outermost concerns the application time (absolute/deictic), the innermosts are relative times: (4)
Jens vil være ankommet imorgen ‘Jens will have arrived tomorrow’ Present (⫹posterior (⫹anterior -Ø vilvære- -et will be PstPtc (state of affairs)))) ankomme- (Jens) arrived
Danish has an opposition between a normal simple past and an ‘effortive/resultative’ compound past, using the acquisition verb fa˚ ‘get’ (5): (5)
a. han fejede fortovet ‘he swept the footpath’ a’. han o fik (langt om længe) fejet fortovet ‘he (eventually) got the footpath swept’
The simple past has a specific/definite past reference ⫺ and is thus a foregrounding, narrative past; the present perfect has a (general) indefinite past reference (Haberland 1994) (6): (6)
a. sa˚ du Casablanca iga˚r? ‘did you see Casa Blanca yesterday?’ a’. har du set Casablanca? ‘have you seen Casa Blanca?’
Thus (cf. Durst-Andersen 2000) the simple past presupposes a situation in a past word of which the past proposition is asserted as
a flash-back (given information) whereas the present perfect presupposes a situation of the present world of which the past proposition is asserted as a newsflash, focusing on a final state (new information). Notice that the evidentiality system is assigned to the past tenses (marked), direct (unmarked) evidentiality to the simple past (U), and indirect (M) evidentiality to the present perfect (M). The equipollent opposition Present : Past is in terms of features ‘non-past’ (U) : ‘past’ (M): ‘non-past’ covers present (U) and future (M) application time (periphrastic forms using the modal verbs ville ‘will’ or skulle ‘shall’ plus infinitive are relative times; o komme ’til at (⫹ Inf) ‘lit. come to’ is modal, either alethic or deontic). The present value is the globally unmarked member, covering not only present reference (specific or generic) but also past reference (historical present). The tense system may be conceived of as an integration of a ‘temporal perspective’ and a ‘modal perspective’ (cf. Tchekalina 1997 on Swedish tense). The temporal perspective involves ‘⫹(M)/⫺(U) distance’ (with respect to the reality of the utterance); the modal perspective is ‘objective/subjective evidentiality’. The simple, absolute tenses are objective, the compound, relative tenses are subjective. Modality: The implicit propositional nexus between subject and predicate is either ‘categorial’ or ‘modal’, the latter being coded periphrastically by a modal auxiliary verb plus the infinitive mood of the verbal predicate. Note that modal is a recursive category in Danish, and thus a modal may occur in the bare infinitive (7): (7)
a. han skulle kunne gøre det PAST INF INF ‘he should be able to do it’ a’. det skulle kunne gøres PAST INF INF ‘it should be able to be done’ b. han skulle have gjort det PAST INF PF.PTC ‘he should have done it’ b’. det skulle have været gjort PAST INF PF.PTC PF.PTC ‘it should have been done’
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c. hun burde kunne have gjort det PAST INF INF PF.PTC ‘she ought to have been able to do it’ The tense-aspect of a clause is assigned to the first modal verb. Present has -Ø, past is strongly/suppletively inflected (kan : kunne, etc.). Note that modal verbs in Danish have main verb correspondents, which like normal lexical verbs may incorporate their complement (8a, a’) and occur in the passive (8b): (8)
a. hun okan tysk (incorporation) ‘(she can German)’ a’. jeg oskal over pa˚ posthuset ‘(I must over to the post office)’ b. lektien skal kunne-s til imorgen ‘the lesson must be (known) for tomorrow’ (kunne-s: INF ⫹ s-PASS)
The Danish modal verbs have a semantic componential structure with pronominal components, cf. Andersen 1985 (ville SELF/ I, skulle OTHER/YOU, ma˚tte (1) NONSPEC/3rd, burde HUMAN, kunne SOME, ma˚tte (2) ALL). The modalized nexus concerns the argumentational structure of the clause. The most extensive studies of Danish modal verbs are Brandt 1999 and Boye 2001, the latter a force-dynamic approach. Polarity: Negative polarity is expressed by a negative particle in the middle/nexus field. Emphatic positive polarity may be expressed prosodically by stressing the verb (boosting). Directionaliy: Danish has a system of spatial particles with two variants, the directional and the positional (cf. below). These may be analyzed as periphrastic means of expressing a grammatical category of directionality (cf. Foley/Van Valin 1984), not only with spatial but also temporal/aspectual values (cf. ospise op ‘eat up, finish eating’). Situativity: Danish has a productive rule of situative predicate formation whereby a situative verb (e. g. motional or positional: ga˚ og __ ‘go and __ ’, sidde og __ ‘sit and __ ’) modifies the base predicate cosubordi-
natively (cf. Foley/Van Valin 1984). It has spatial as well as temporal/aspectual values (progressive/durative). 2.2.3.3. Nominal Categories Referentiality: The primary paradigm of nouns is that between (unmarked) referential (i. e. the basis for numeration by cardinals, and definiteness) and (marked) non-referential (cf. Nedergaard Thomsen 1991). Referential is used in argument terms, non-referential in co-predicates (cf. below). Referentiality is based on the distinction between first order entities (individuals) and zero order entities (properties). 2.2.3.4. Gender, number, person Only gender and number are agreement categories, and only in nominal dependents ⫺ the Danish verb does not agree. Person is a converted category in pronouns. In reflexive and medial constructions, there is some sort of (analytic) person agreement between subject and reflexive (and ‘disagreement’ in reciprocals). Occasionally, medial constructions do not show agreement in first and second person, the third person reflexive being used in those cases. Definitenes and determination: Danish has both definite and indefinite articles. The indefinite article is always analytic, occurring in the determiner slot. The definite article is analytic if the head noun is modified by an attribute, otherwise it is synthetic, expressed by an agglutinative suffix, cf. Heltoft 1999b, 2001 (notice the difference between written and spoken segmentation): analytic Def. Common Neuter Sg. de-n /d-æn/ de-t /d-e/ Pl. de /d-i/ de /d-i/ Indef. Com. Neut. Sg. e-n e-t Pl. ⫺ ⫺ synthetic Def. Common Neuter Sg. -e¨-n-0 -e¨-t-0 Pl. -e¨-n-e¨ -e¨-n-e¨ The articles code categories of gender (common vs. neuter) and number (singular vs.
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plural). Adjectival attributes agree with the determiners in definiteness (9): (9)
a. (indef.) e-t (indef.-neutr.) stor-t (-indef., neutr., sg.) hus ‘a big house’ b. (def.) de-t (def.-neutr.) stor-e (-def., sg.) hus ‘the big house’
Definiteness is a discourse category related to information structuring, cf. Togeby 1997. Case: Only the pronominal system shows morphological (synthetic, suffixal/suppletive) case distinctions, viz. between nominative (subject) and accusative (object/ oblique), and genitive (possessive, in -s). The accusative is used not only for complements of verbs and prepostions (the latter including one of comparison, end ‘than’, which formerly required the nominative) but also for equative complements, and for focal pronouns, e. g. under emphasis. Accusative and dative are distinguished by word order (topological cases), and further case distinctions are expressed periphrastically (prepositional cases). Non-pronominals have no morphological cases, only an enclitic genitive marker -s (Da. gruppegenitiv ‘phrasal genitive’), suffixable even to whole phrases, including coordinate ones, and ones containing relative clauses. Having developed from the morphological genitive in Nordic it is an instance of ‘regrammaticalization’ of synthetic technique into analytic technique (cf. Herslund 2001). The phrasal genitive marker is enclitic on the possessor phrase (‘dependent marking’) (10): (10) a. hans far ‘his father’ a’. *han- og hende-s fædre (synthetic -s) ‘*(he- and her)’s fathers’ b. dronningen-s rejse ‘the Queen’s journey’ b’. dronningen og prinsen-s rejse (analytic -s) ‘the (Queen and the Prince)’s journey’ Adjectival categories: Adjectives are inflected for gender (-Ø ‘common’ : -t ‘neuter’), number (-Ø ‘sing.’: -e ‘pl.’), and defi-
niteness (-Ø ‘indef.’: -e ‘def.’). There is gender-number agreement in predicative constructions, and gender-number-definiteness agreement in determiner phrases. Gradation (comparison) may be synthetic (-Ø ‘positive’: -(e)re ‘comparative’: -st ‘superlative’) or periphrastic (comparative ⫽ mere ‘more’ ⫹ positive : superlative ⫽ mest ‘most’ ⫹ positive). Adverbial categories: A small set of locational adverbs (around ten) are inflected for the opposition ‘direction’ versus ‘position’: ‘up’ op-Ø : op-pe, etc. (cf. Harder/Heltoft/ Nedergaard Thomsen 1996; Nedergaard Thomsen 1998). When they are used, the expression has or may have a subjective (specific) flavor. 2.2.3.5. Typological factors of the grammatical categories Some of the grammatical categories have a special typological content relating to a speaker-oriented ‘supertype’, cf. Durst-Andersen 1993⫺1994. The two types of passive have modal values: the unmarked periphrastic passive is specific, connoting direct experience or speaker guarantee (indicatival: der blev røget ved møderne ‘there was being smoked at the meetings’; pakken bliver/skal blive sendt imorgen ‘the parcel will be sent tomorrow’ (prediction or commissive)); the marked synthetic passive is general, normative (subjunctival: der ma˚ ikke ryges ved møderne ‘smoking is prohibited at the meetings’; pakken skal sendes imorgen! ‘the parcel must be sent tomorrow!’ (directive)). The tenses also have modal values: the simple past is direct evidential (indicatival: røveren kom ind af bagvinduet ‘the burglar entered by the rear window’), the compound past (present perfect) indirect, inferential (subjunctival: røveren er kommet ind af bagvinduet ‘the burglar seems to have entered by the rear window’). Constructions with positional/directional particles are specific, speaker-oriented (indicatival: han gik over til tandlægen ‘he went over to the dentist (as a person)’), those without are generic/institutional (subjunctival: han gik til tandlægen ‘he went to the dentist (in his capacity as a dentist)’). Presentational/thetic sentences with a sentence-initial dummy
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and the new information in the object position in the central field connote a state of affairs seen from without/objective (indicatival: Der kom en mand ud af Bellevue Strandhotel ‘a man exited Bellevue Beach Hotel’), presentational sentences with the new referent coded by an indefinite NP in sentence-initial position are seen from within/signal fictional discourse (subjunctival: En mand kom ud fra Bellevue Strandhotel ‘a man exited Bellevue Beach Hotel’). The grammatical systems also interact formally, cf. Aikhenvald/Dixon 1998: tense is dependent on mood (no tenses in non-indicatives); inflectional case is dependent on person (only inflectional cases in pronouns); gender and definiteness are dependent on person (gender is lexical in third person pronouns, grammatical in common nouns; definiteness is inherent in pronouns and proper nouns, grammatical in common nouns); person is dependent on mood (imperative is only (non-agreeing) second-personal in Danish). 2.2.3.6. Synthetic word formation: Compounding and derivation Danish is characterized by having a productive system of compounding and one of derivation, two systems which may interact in various ways, not only with each other but also with the syntactic system. Even output from the latter may be input to the former two morphological systems. For instance, many deverbal compounds may be analyzed as ‘based on’ support verb constructions (SVC; verbo-nominal predicates), i. e. complex predicates based on a more or less grammaticalized transitive verb (coding verbality) plus a deverbal, determined or undetermined object (coding the specific verbal content) (cf. Herslund 1994; Baron 1994; 1995) (11): (11) a. forbrugerne -kræver forbedringer (⫺SVC, ⫹Incorporation) ‘the consumers need improvements’ a’. forbrugerne -stiller krav om forbedringer (⫹SVC, ⫹Incorporation) ‘the consumers make demands for improvements’
b. forbrugernes krav om forbedringer ‘the consumers’ need for improvements’ b’. forbrugerkrav om forbedringer ‘consumer demands for improvements’ This compositional basis is needed, in that Danish is said not to sanction synthetic incorporation of transitive agent subjects: by being based on intransitive SVCs this kind of compound may incorporate agents (11b’). Note that the first compound part may be only generic referential or non-referential (cf. Thrane 1999), a fact which is incompatible with the specific or at least referential character of normal transitive subjects. Thus, according to an alternative analysis proposed by Thrane (Thrane 1999), (11b’) is not an example of compounding from a SVC. Rather, what corresponds to transitive agents in clauses (VP specifiers) is base-generated in a NP specifier position. Notice by the way that the subject in (11a) is not a transitive A, but an Sa, in that the object is incorporated thereby intransitivizing the verb. A common kind of first compound part corresponds to a sentential object, and even recursive object incorporations may occur (12): (12) uddannelses-kvalitetssikring ‘education quality protection’ The relevant reading of (12) is: ‘quality protection of education’ (the other being ‘protection of educational quality’). This major type of compounding is specificative: the dependent compound part specifies the head compound part semantically. The ordering is ‘synthetic’ (head-final morpheme order). A special type of compounding-derivation is the ‘parasynthetic construction’ which derives i.a. adjectives from (virtual) nominal compounds (samdannelser, cf. Diderichsen 1946; Nedergaard Thomsen 1987; Ejskjær 1990; Gudiksen 1998) (13): (13) langbenet ‘longlegged’ (lang ⫹ ben)-et ‘having long legs’ A very infrequent type of compounding is the copulative (dvandva) construction which
208 is not specificative but additive (in ordinary pronunciation nevertheless having CA, neither DA nor UA) (14): (14) ’rødhvid ‘red-white’, ’rød-blisset ‘being red and having blazes’, In conformity with its analytic morphosyntactic type, Danish has a (highly productive) deverbative process (with the derivative -e¨n) deriving nouns, which nevertheless show verbal syntax ⫺ therefore called ‘centaur nominals’. Their syntax is dealt with below. 2.3. Syntax 2.3.1. Syntactic classification, valency and scope Verbs: The Danish contentive and copular verbs are classified into a possibly universally relevant set of Aktionsarts (modes of action): states, activities, and actions, the latter a complex, telic Aktionsart combining a cause and a resultant state. To each of the Aktionsarts is assigned a transitivity value. Thus, states and activities are unmarkedly intransitive, actions transitive, but there are also marked distributions. Actions are of two kinds, viz. achievements, where the cause is unprofiled (15a), and accomplishments (15b): (15) a. dø ‘die’ (achievement: no causal activity is specified; intransitive: unaccusative) b. dræbe ‘kill’ (accomplishment: a causal activity is specified; transitive) (15a) and (15b) form a lexical, suppletive causative pair. A neutral causative pair is blive ‘become’ : gøre ‘make’, used in resultative constructions (15c, d): (15) c. hun -blev glad (copula) ‘she became happy’ d. han -gjorde hende glad (contentive) ‘he made her happy’ Achievement-accomplishment pairs are called symmetrical verbs if the same verb
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stem may be used as an achievement verb and an accomplishment verb (16a, b): (16) a. vasen vælter (intransitive: unaccusative) ‘the vase is overturning’ b. Peter vælter vasen (transitive) ‘Peter is overturning the vase’ If no causal activity of an action is identifiable, an auto-causal adjunct may occur, cf. (16c): (16) c. vasen væltede af sig selv ‘the vase overturned by itself’ States and activities denote homogeneous states of affairs (static vs. dynamic), whereas actions denote heterogeneous states of affairs (⫺ a section of an action is not an action). A relevant distinction in Danish is that between unergative (with an external argument) and unaccusative intransitives (with an internal argument): the former select a have-perfect (‘have’), the latter a være-perfect (‘be’). In addition to modes of action and transitivity, Danish also expresses tense-aspect and diathesis, as well as mood/modality, the latter periphrastically by dispositional verbs. Danish verbs are in general concrete, especially evident with motion (krybe ‘creep’), position (sta˚ ‘stand’) and placement verbs (stille ‘place in upright position) where a manner component is profiled. Valency: By denoting relations verbs have valencies for arguments. Verbs are accordingly endocentric kernels of verbal clauses. Danish verbal clauses are ‘dependent marking’, i. e. the function of an argument is encoded in the argument (by pronominal case, and/or topological case). Danish has the following types of verb-dependents: bound and free arguments, and bound and free modifiers. Danish does not have avalent verbs in a strict sense (cf. Nedergaard Thomsen 1997), because what would be avalent verbs do have a subject, however impersonal, denoting ambience (either actant-subject: det ‘it’ or circumstant-subject: der ‘there’). Avalent verbs are unergative. Bound arguments are subject and con-subject (cf. below), direct and indi-
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rect object, mediate object; free arguments are passive agents, antipassive patients, dative-shift recipients; bound modifiers are predicatives (and mediate predicatives) in ‘grammatical’ and lexical copular constructions, and co-predicates in incorporations, or are range complements; free modifiers are all sorts of verb-centered modifiers, e. g. manner adverbials, and modifiers of the predication, the proposition, and the clause. Nouns: The Danish system of nouns is classified, according to ‘mode of being’, into (cf. Nedergaard Thomsen 1998) appellatives (common nouns) and non-appellatives, the latter comprising proper names and pronouns. Proper names and pronouns are basic terms, i. e. do not require determination, are inherently quantified and localized (pronouns cannot by qualified attributively). Proper names (cf. Jakobson 1957) are code/code categories, pronouns are code/message categories (‘shifters’). Appellatives can be determined, quantified, localized, and qualified attributively. Appellatives are cross-classified into four quantitative genders: individual nouns (countable, heterogeneous), abstract nouns (uncountable, heterogeneous), mass nouns (uncountable, homogeneous), and collective nouns (countable, homogeneous). Appellatives also have qualitative genders (qualifier designators): common vs. neuter. There is an unmarked mapping between heterogeneous (individual and abstract) and common gender, and between homogeneous (mass and collective) and neuter. In addition to the distinction between quantitative and qualitative genders, Danish has quantitative and qualitative ‘nominal aspects’, viz. number (quantifier designator) and animacy. There are two numbers: singular (unmarked) and plural (marked). Only pronouns, the upper-
most part of the animacy hierarchy, are inflected for morphological case: nominative/ accusative//genitive, adjectival possessive. Note that in Danish there is no difference between attributive and predicative genitives/possessives. Notice that reflexive is the type of shifter which for its reference is dependent, not on the speech situation but on the subject of a given nexus (foremost the primary, clausal subject). Reflexive is only found in the accusative and the adjectival possessive. Interrogative pronouns distinguish person (hvem ‘who(m)’) and non-person (count hvilke-n/-t ‘which’; mass hvad ‘what’). Common nouns are further specified for referentiality and determination. Non-referential noun phrases are seen in the following example (17): (17) a. “Na˚ vil du -æde mer elefant?, sagde Jumbo” ‘Well, do you want to eat more elephant?, said Jumbo’ b. “Er du sa˚ færdig med at -spise elefanter?, sagde den store elefant” ‘have you finished eating elephants?, said the huge elephant’ In (17a) the individual noun is re-categorized as a mass noun (cf. mass mer in stead of countable plural flere), in (17b) the individuation is neutralized by pluralizing the noun. Valency: By (basically) not denoting relations, (non-derived) nouns are not valency kernels, in a strict sense (this pertains to even “relational” nouns in non-verb-only languages, verb-only languages being e. g. Cayuga (Iroquoian, Canada)): they do not represent functions with an inherent argument structure. However, they denote a figure in an evoked ‘configuration’, e. g. pos-
jeg/mig //min/-t ‘I/me//my’
du/dig //din/-t ‘you///your’
han/ham : hun/hende //hans : hendes ‘he/him//his : she/her’
vi/os //vor(es)/-t ‘we/us//our’
I/jer //jeres ‘you///your’
de/dem //deres ‘they/them//their’
den : det //dens : dets ‘it///its’ ⫽ ⫽
de/dem //deres ‘they/them//their’
210 session (understood abstractly as ‘association’), cf. (18): (18) a. husets tag ‘the roof of the house’ a’. taget pa˚ huset (oblique) b. husets Ø flade tag Possessor POSS Possessee ‘the flat roof of the house’ b’. huset har et flat tag Possessor POSS Possessee ‘the house has a flat roof’ In (18a) the possessor is in -s-genitive, in (18a’) it is downgaded to oblique (locative) position. Nominal possession profiles the possessed item (i. e. figure), making the possessor dependent (ground: either a genitive/ possessive or an oblique phrase; ‘dependent marking’). By evoking possible ‘configurations’, nouns resemble verbs which lexicalize configurations. In this way, nominals are indeed endocentric kernels in noun phrases. Accordingly, a Danish meronymic noun like medlem ‘member’ is quasi-relational, by evoking a (‘qualia-structure’) configuration of possession (e. g. ‘partitive’), whereby it is combinable with an external possessor argument (Whole; which must be a collective noun), cf. (19a): (19) a. et medlem af Folketinget Part Whole ‘a member of Parliament’ b. Folketingets medlemmer Whole Parts ‘the members of Parliament’ Some non-derived common nouns permit either a subjective s-genitive (unmarked possession) or an objective (periphrastic) af-genitive (representation): (20) a. mit billede (subjective: possession) ‘my picture’ (speaker ⫽ possessor) b. ⫺ billedet af mig (objective: represenation) ‘a picture of me’ (speaker ⫽ object of representation) The possessive phrase codes an external argument (corresponding to the subject of a
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transitive verb) whereas the objective genitive is an internal argument (corresponding to the object of a transitive verb). Adjectival attributes are normally free modifiers (~ secondary predicates; (21a)), not bound arguments as in (21b): (21) a. det danske EU-medlem (modifier) ‘the Danish EU member’ b. det svenske opkøb af aktier (argument) ‘the Swedish buying up of shares’ (svensk ‘Swedish’: Agent) Accordingly, they are normally not part of a noun’s ‘configuration’. Adjectives: Adjectives denote properties/ qualities and are thus inherently ascriptively relational. For the overwhelming majority, their primary function is as attributes. However, some only have the secondary function, as predicatives. Some adjectives have more valencies than the fundamental argument (the nominal head of the NP) (cf. Daugaard 1999), viz. additionally a mediate object (MO): (22) god til at ‘good at’ (22’) a. *en ⫺ god til at sla˚s dreng ⫺ ⫺ ⫺ ‘*a good at fighting boy’ a’. *en ⫺ ⫺ dreng ⫺ god til at sla˚s ‘a boy good at …’ a”.*en til at sla˚s god ⫺ dreng ⫺ ⫺ ⫺ ‘*a at fighting good boy’ b. en ⫺ ⫺ ⫺ dreng der er god til at sla˚s ‘a boy who is good at …’ Such adjectives are not possible as pre(22’a) or post-nominal (22’a’) attributes. They have to be made co-predicates in copular complex predicates in relative clauses. Very few adjectives may take what would correspond to an indirect object (en mig komplet uforsta˚elig bog ‘a book which is completely ununderstandable to me’). Within the class of adjectives is the sub-class of participles, the active/imperfective in -ende ‘-ing’ and the passive/perfective in -et/-ede which may function attributively, predicatively (bound or free), or as part of
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complex predicates (e. g. passive causatives/ resultatives). The qualia-structure of adjectives is Comparison (relative) or Elation (absolute). Adjectives project adjective phrases. Valency: With respect to the category of Comparison, adjectives are inflected for positive, comparative, and superlative degrees. Comparison involves a first (fundamental) argument as well as a second argument, and a standard of comparison, the latter denoted by the adjective. In positive degree, in attributions, the head noun (as first argument) is compared to an implicit norm (average) as second argument, in comparative to an explicit exemplar, and in superlative to (the rest of) a class of exemplars (which may be expressed conflatively by the head noun: den største dreng ‘the biggest boy’; or discretely in a partitive phrase: den største af drengene ‘the biggest of the boys’). The second argument in a comparative construction is placed in post-nominal argument position in the noun phrase: (23) a. en større dreng end Peter ‘a bigger boy than Peter’ b. en dreng større end Peter ‘a boy bigger than Peter’ c. *en end Peter større dreng ‘*a than Peter bigger boy’ Elative is worded by degree adverbs: en særdeles stor dreng ‘an extraordinarily big boy’. The unmarked function of adjectives is attribution (‘junctionally’ related with a nominal head as fundamental argument). Adjectives are often, derivatively, part of complex predicates, viz. predicatives in copular and other constructions contracting a relation of secondary nexus with a subject/ object. Adjectives may be determined and require a restrictive (determinative, explicative) complement clause (24a); they may be derived as adverbials (24b) and also require an explicative clause; and in the adverbial function in comparative degree they may require a comparative clause as second argument (24c) (whereby the matrix clause is first argument), cf. Hansen 1998: (24) a. de blev sa˚ledes tilredt, at de ma˚tte pa˚ hospitalet ‘they were this knocked about that they had to be hospitalized’
211 b. vi gik sa˚ hurtigt, at vi blev trætte ‘we walked so fast that we got tired’ c. vi gik ikke hurtigere, end at vi kunne snakke imens ‘we did not walk faster than we could chat at the same time’ The adjectival participles retain (some of) their verbal valencies. Locational adverbs: Danish has a system of locational adverbs inflected for transitional direction (allative, -Ø) and position (locative, -e¨): ud-Ø : ud-e¨ ‘out(side)’. Valency: They may be used with (il)locutionary function: ud! ‘out!, i. e. leave!’ (directive), ude ‘out, i. e. it is out’ (declarational description), og ud af døren og farvel og tak ‘and out of the door and bye-bye and thank you’ (narrative description), presupposing the notion of a sentential subject. They also occur in the so-called “cheer-up” construction (cf. Karrebæk Hentze 1999), a productive non-verbal construction primarily used with optative or directive force: op med humøret! ‘(up with the spirits!, i. e.) cheer up!’ (optative), ned med statsministeren! ‘(down with the Prime Minister!)’ (optative), ud med dig! ‘(out with you!)’ (directive). There is some Theme perspectivization: fingrene væk! ‘(the fingers away!)’ (the Theme is non-oblique) versus væk med fingrene! ‘(away with the fingers!)’ (the theme is ‘antipassivized’, cf. below). Predicational, propositional, and locutionary adverbs: Danish has several adverbs which are polysemous between predicational (e. g. manner adjunct), propositional (e. g. inferential disjunct, or interpropositional conjunct), or locutionary (interjectional) function/scope (Skafte Jensen 2000, 2002), e. g. altsa˚ (‘in this way (manner; archaic); accordingly (inferential); emphatic assertion’). In accordance with their different scopes (predicate, predication, proposition, clause, or interpropositional), these grammaticalizational variants have different placement possibilities, more for the more concrete/objective readings, less for more abstract/subjective readings, the objective readings preferring placement in the representational section of the clause, the
212 subjective readings in the interpersonal, more peripheral sections of the clause or sentence. Discourse particles: Danish, like German, is characteristic in having a system of (unstressed) discourse/modal particles (i. e. interpersonal-textual grammatical operators of the proposition or clause; cf. Davidsen-Nielsen 1996): da, dog, jo, nok, nu, sgu, skam, vel, vist (virtually nontranslatable). They are restricted to occurring in the the sentence adverbial position in the interpersonal ‘middle field’ (sometimes even in the right discourse field). Here, however, they may be combined with each other ⫺ combinations with two are common, but even more recursions are found. Interjections: Interjections are expressives and are either holophrastic (av! ‘ouch!’), or may be added to the left of a whole clause as a kind of communicative preface (av, hvor gjorde det ondt! ‘ouch, how it hurt!’). Feed back particles: Danish has a paradigm of feedback particles (Nedergaard Thomsen 1991), giving feedback (e. g. m:, ja, jaja ‘(confirmative)’, n?, nej/næ ‘(disconfirmative)’), or eliciting feedback (ik’ ‘isn’t it?’, vel ‘is it?’). Feedback particles occur in the discourse field(s), peripheral to the sentence, or as independent utterances. Prepositions and Conjunctions: There is a set of grammatical prepositions used in oblique constituents in e. g. marked diatheses as dependent marking: e. g. til ‘to’ (dative shift), af ‘by’ (passive), med ‘with’ (applicative, antipassive). These prepositions do not project prepositional phrases in any strict sense and are thus periphrastic (converted) adverbial cases. Lexical prepositions, on the other hand, project prepositional phrases. Note that some lexical prepositions in Danish may govern infinitives with at (‘to’) and subordinate clauses with at ‘that’ (alternating with an archaicizing strategy which applies a suffixal variant of the preposition compounded with the adverbial stem der- ‘there’, e. g. derved at ‘(therewith that)’ instead of ved at ‘(with that)’). In addition to the system of dependent markers for nominals (cases and grammati-
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cal prepositions) there is a system of grammatical dependent markers for verbals, viz. the linker of the infinitive, at ‘to’, and the complementizers of finite clauses, e. g. at ‘that’ and om ‘if’ (coding subordinate locutions, e. g. interrogative). There are also more specific lexical conjunctions, viz. the subordinators of adverbial clauses, e. g. causal fordi ‘because’. A closed paradigm of coordinators (connectors, some of which found both with verbals and nominals) complements the conjunctional system. Valency: (Lexical) Prepositions and conjunctions are valency kernels. The subordinators have the matrix clause as external argument (scope), the subordinate clause as internal argument (scope). In some cases there is a correlation between an adverbial conjunct and the intermediate projection of the subordinator: (25) a. derfor gjorde han det ikke ‘therefore, he didn’t do it’ b. han gjorde det ikke, fordi han ikke ma˚tte ‘he didn’t do it, because he wasn’t allowed to’ Relational typology: Danish is a subjectprominent language of the nominative-accusative coding type (case only overt in pronominal arguments), with the nominative coding the subject/single argument of intransitive clauses (S) and the (actor) subject of transitive clauses (A), reserving the accusative (oblique) for direct and indirect objects (differentiated by word order placement, topological case). Note, though, that relatively speaking, Danish is more ‘topic-prominent’ than e. g. English, in that Danish is not a strict SVO-language, but rather a ‘verb-second’/XVSO-language where the X slot (when different from the subject) may be occupied by e. g. an external, sometimes even formally marked topic. There is experimental evidence (Kelstrup 1999ms) that subject in Danish adult speech codes attentional focus (and conceptual-pragmatic topic) in on-line descriptions. However, Danish subject is more role-prominent than e. g. English subject, in that there is a statistically significant, though small, bias towards active voice where passive voice is
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8. Danish
predicted, if the sole function of the Danish subject were to code attentional focus. An example of an explicitly marked clause-external topic (in P2 left dislocation position) is in (26): (26) Hvad anga˚r maden (P2), sa˚ (P1) er der dyrt i Danmark ‘As for food, it is expensive in Denmark’ Notice the pronominal ‘reduplication’ by meas of sa˚ ‘then’ clause-initially (P1). Danish does not have productive ‘inversion’ constructions (the me thinks structure), but has had in a former stage (cf. mig drømte (mig) en drøm i nat ‘me dreamt (me) a dream this night’). Unaccusative/unergative: The typologically relevant distinction among intransitive verbs between unaccusatives (telic/change of state, heterogenous) and unergatives (non-telic, homogeneous) is reflected in Danish in several ways. An important diagnostic is that unaccusatives may cooccur with the perfect passive participle whereas the unergatives may occur with the imperfect active participle (27): (27) a. en arbejd-ende mand a work-IMPF.PTC man ‘a man working’ (unergative; non-telic) b. det forsvund-ne billede the disappear-PF.PTC picture ‘the disappeared picture’ (unaccusative; telic) When placing intransitive verbs in an impersonal perspective, unergatives go with impersonal passive (IP), unaccusatives with impersonal active (IA; cf. Karrebæk 2001), cf. (28): (28) a. der arbejdes ‘there is working going on’ (unergative, IP) b. der forsvandt en billede ‘a picture disappeared’ (unaccusative, IA) By this differential behavior of the unergative and unaccusative intransitive subjects, the unergatives overlap with transitive subjects (proto-agents), the unaccusatives with
mono-transitive objects (proto-patients). Unaccusative intransitive subjects and mono-transitive objects are ‘fundamental (internal) argument’ of the clausal predicate, the argument which is (conceptually) presupposed by the verbal predicate for building a ‘predication base’ (cf. e. g. Herslund/ Sørensen 1994). Unergative intransitive subjects and transitive subjects, as external arguments, together with the predication base build a grammatical proposition. (Unaccusative intransitive subjects are re-used as proposition-builders, thus having a double function.) The unergative/unaccusative diagnostics in (27) above are only tendencies insofar as an unergative intransitive (agentive) subject may be made theme-like (proto-patient, unaccusative, placed in the object slot) by co-occuring with a place or time locational, cf. (29b), and here the IA is possible: (29) a. *der arbejder en smart fyr ‘*there works a handsome guy’ (unergative) (*IA) b. der arbejder en smart fyr ‘(there is a handsome guy working i min bank in my local bank)’ (IA) In fact IA is a ‘thetic’ perspective assigned to a construction (cf. below): what is at issue in (29b) is the localization of the activity agent as a theme in a locative relationship. The activity verb then acquires a secondary, existential reading. Notice, though, that (29b) would still use the unergative haveperfect (thus showing that aspectual periphrasis is ‘below’ judgmental perspecivization). Objects: A normal divalent transitive verb takes an O which is unmarked with respect to the partial/total affectedness distinction. Danish has an object demotion diathesis which makes the O partially affected ˆ ), viz. ‘antipassive’ (30b), (and a choˆmeur, O and a diathesis which makes the O totally ˜ ), viz. ‘telic incorporation’ (30c): affected (O (30) a. O: han læste bogen ‘he read the book’ (neutral, telic)
214
I. West- und nordgermanische Sprachen
ˆ : han læste i bogen b. O ‘he read in the book’ (partial, atelic) ˜ : han olæste bogen færdig c. O ‘(he read the book finished)’ (total, telic) Adjects: The valency theory of Herslund/ Sørensen (1994) generalizes indirect objects, static and dynamic locationals, and predicatives (not only adjectival/ascriptive but also equative) into an argument function termed ‘adject’ (a kind of macro-role of abstract Location), cf. (31a). (31) a. at rejse er (at leve) subject V (adject) ‘to travel is to live’ a’. at rejse (er at leve) subject (Host Co-Predicate) ‘to travel is to live’ Adject is a function based on ‘family resemblance’: indirect objects and equatives are arguments placed in object position (32a, a’); dynamic locationals and ascriptives are predicative co-predicates occurring in a copredicate position (32b, b’); whereas locatives occur in the contentive ‘adverbial’ position (32c); adjects may also code secondary predications (32d): (32) a. de gav hende bogen ‘they gave her the book’ a’. han blev en dygtig ha˚ndværker ‘he became a skilful craftsman’ b. de osendte ham ud at tjene ‘they sent him out to serve’ b’. de ogjorde ham glad ‘they made him happy’ c. de boede længe i Rom ‘they lived in Rome for a long time’ d. de takkede dem for da˚den ‘they thanked them for their deed’ There are two kinds of indirect object, viz. obligatory IO of ditransitive verbs (cf. 32a) and facultative IO of monotransitive verbs (cf. købe ‘buy’). In oblique function both can occur with the prepostion til ‘to’ (the facultative IO sometimes takes for). The oblique facultative IO is non-telic. Mediate subjects and objects: Some ‘semitransitive’ verbs, prepositional verbs, require a preposition with which they are lexi-
calized. The combination between such a preposition and its complement is called a ‘mediate object’ (MO). MO is an oblique bound object (33a, b). Antipassivized obˆ ) are oblique free arguments (33a’); jects (O comitative con-subjects (CS) are oblique bound subjects (33c); and dative shifted IOs (IˆO) are oblique free arguments (33e): (33) a. MO: lede efter, længes efter, ha˚be pa˚, … ‘search’, ‘long for’, ‘hope’, … ˆ : læse i, spise af, dreje pa˚, skyde a’. O efter, … ‘read in’, ‘eat’, ‘turn’, ‘shoot at’, … b. MO: Lars leger med Lone ‘Lars plays with Lone (⫽ Lars is teasing Lone)’ c. CS: Lars leger med Lone ‘Lars plays with Lone’ c’. Lars og Lone leger (med hinanden) ‘Lars and Lone are playing (with each other)’ d. Choˆmeur S: det myldrer med myrer ‘ants are crowding’ d’. Choˆmeur DO: hun læssede den med øl ‘she loaded it with beer’ e. IˆO: han gav bogen til Maria ‘he gave the book to Mary’ MOs are governed by irresultative activities ˆ s are combined with underlying whereas O actions (resultative activities). Mediate nonindirect objects are all non-telic. Complex Predicate Formation: Analytic Incorporation, Copular, and Support Verb Constructions: Danish is a satellite-framed language (Talmy 1985, 1991) coding the direction of motion events in a separate directional adverbial, ‘satellite’, which is analytically incorporated into the verb (signaled by stress reduction of the verb and copredicate placement of the adverbial (cf. Harder/Heltoft/Nedergaard Thomsen 1996; Nedergaard Thomsen 1998), cf. (34b): (34) a. Span. entrar/salir/… (closed class of V) ⫹ PrP ‘go into/out of/…’ b. Dan. oga˚ ind-Ø/ud-Ø/… (closed class of Adv) ⫹ PrP ‘go into/out of/…’
215
8. Danish
(35)
Sb hun ‘she b. han ‘he c. hun ‘she d. de ‘they P1 a.
LocF
Pred
Ob
Adv
Co-P
var had var had var had anser consider v2/C
blevet become blevet become 0løbet run ⫺
⫺
tidligt early tidligt early’ hurtigt quickly ⫺
mor ⫺ mother’ ⫺ ⫺ hjem home’ ⫺
A
P
Spanish Semantic components Gerund: Verb:
{
V
en dygtig kok a competent cook ⫺ politikerne the politicians S
Danish
Manner Motion Direction
} :Verb :Adverbial Satellite
Note that the directional adverb is in the directional form (with the -Ø suffix). (Positional adverbs, in -e¨, do not incorporate into locative verbs, unless they are institutionalized, cf. oga˚ hjemm-e¨ ‘be a house wife; lit. go home’.) The Spanish form co-lexicalizes motion and direction, whereas in Danish motion and direction are lexicalized separately but analytically compounded, with the directional adverbial indicating the position and empathy of the speaker (conceiver). Danish may even extend an already conflated verb with a pleonastic directional, cf. oa˚bne op ‘open (up)’, olukke i ‘close (in)’, and negate the conflated direction: olukke op ‘close up, i. e. open’. For an investigation of Danish movement verbs, see Sandford Pedersen 1997. A complex predicate consists of a ‘host predicate’ (head) and a ‘co-predicate’ (dependent), the former lexicalizing the Aktionsart, the latter the more specific semantic content. There are three types in Danish, viz. the incorporating one (cf. above), copular constructions, and support verb constructions (SVCs, ‘verbo-nominal’ predicates, Baron/Herslund 1998). In Danish copular constructions the copular host is a separate, grammatical(ized) verb, not an expressional support whose sole function is to carry the TAM morphemes, which are not
Adv
⫺ for dumme for stupid’
assignable to a ‘non-verbal predicate’ (pace Dik (Hengeveld, ed.) 1997; Hengeveld 1998). The contentive character of the copula is its inherent Aktionsart: være ‘be’ denotes a state (unergative), blive ‘become’ a change of state (achievement; unaccusative). The predicative co-predicates of copular constructions are ascriptive (35a), whereas a copular verb plus a determiner phrase (equative) is not an example of a complex predicate but of a simplex grammatical predicate with an equative adjectal argument in object position, cf. (35b); predicatives may also be mediate (MP), cf. (35d). Support verb constructions are subclassified as either ⫹/⫺incorporative (36a⫺a’, b⫺b’), or as copula constructions (36c). (36) a. han ‘ydede hende al mulig hjælp (⫺inc.) ‘he granted her all possible help’ a’. han oydede hende hjælp (⫹inc.) ‘he granted her help’ b. forsamlingen ‘traf en beslutning om … (⫺inc.) ‘the meeting made a decision …’ b’. forsamlingen otraf beslutning om … (⫺inc.) ‘the meeting made decision that …’ c. parterne oer i forhandling (copular/ locational) ‘the parties are in negotiation (negotiating)’ Complex predicates constitute a crucial typological feature of Danish to which I return below.
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I. West- und nordgermanische Sprachen
(37) Communication Domain a1. han ‘he a1’. han ‘he b1. ⫺ ‘ b2. ⫺ ‘ c. sikke ‘look:how P1
(38)
Proposition
Representation
LocF
Sb
Neg-Ob
POp
Predicate
vidste knew havde had at that at that at that v2/C
⫺
ingenting nothing’ ingenting nothing ingenting nothing ingenting nothing ⫺
⫺
⫺
⫺
vidst known’ ⫺
⫺ han he han he hun she s
a
vidste knew’ havde had kan! is capable’ v
vidst known’ V
Communication
Proposition
Domain
LocF
Sb
Neg-Ob
POp
vidste knew om if v2/C glemmer forget hvis if v2/C
han he han he s du you du you s
ingenting nothing’ ingenting nothing a ingenting nothing’ ingenting nothing a
⫺
a. som ‘as a’. som ‘as P1 b. ⫺ ‘ b’. ⫺ ‘ P1
Sentence types and word order: Sentence types (‘locutions’) are signaled in Danish by mood morphemes and word order (topological mood). The positions signaling sentence type are the first two intraclausal positions, constituting a ‘communication field’, viz. the clause-initial position (P1) signaling the locutionary domain (Diderichsen’s (1946) Fundamentfelt; e. g. an initial subject in a declarative clause); and the ‘verb-second’ position (a grammaticalized Wackernagel position, originally for sentence clitics, unstressed pronouns and auxiliaries) for a finite verb (v2) or a subordinating conjunction (C) signaling ‘locutionary force’ (LocF), the ‘head’ of the locution. The complement (scope) of LocF is the propositional content, in the ‘proposition
vidste knew’ v ⫺ glemmer forget’ v
field’, including a representational content, in the ‘representational field’. In subordinate clauses (37b1, b2) and minor sentence types (37c) a position signaling a propositional operator is manifested (POp; morphosyntactically the finite, subordinate verb, whose TAM morphemes have scope over the infinite verb and its post-dependents) over which a negative polarity operator contained in a negative object has scope. In subordinate clauses there is complementary distribution between a finite verb and a subordinator in the ‘verbsecond’ position, cf. irrealis clauses of comparison (38a, a’) and (preposed) conditional clauses (38b, b’). Not shown in the clausal template above is a marked adverbial function, Adv1, right
217
8. Danish
(39) Domain sa˚ ‘then P1
(40) Domain man ‘you P1
(41)
LocF
Adv1
Sb
Adv2
Predicate
var had v2/C
jo JO a1
Peter Peter s
alligevel all the same a2
kommet come’ V
Adv0
LocF
Residue
ligefrem almost a0
fornemmer, sense:PRES v2/C
at … that …’ ExtraP
Communication
Proposition
Domain
LocF
Sb
i/do
Adv2
POp
Pred
sa˚ saw at that havde had v2/C
han he han he han he s
dem them ⫺
ikke not’ derfor ikke thus not ikke not a2
⫺
⫺
sa˚ saw ⫺
⫺
a. derfor ‘thus b. ⫺ ‘ c. derfor ‘thus P1
⫺
after the ‘verb-second’ locutionary force position, cf. Diderichsen 1946, Heltoft 1990, Jørgensen 1996 (cf. (39)). Notice that pronominal subjects are not allowed in this construction, the adverb being a focus operator requiring a non-pronominal scope. Likewise, in subordinate clauses, a sentence adverbial may be positioned contiguously with the subordinator C, instead of in the nexus-adverbial position (a2), in ‘conjunction attraction’ (Nedergaard Thomsen 1998). The rule is a variable rule (see Section 4 on Syntactic variation). It applies mostly if the subject is instantiated by full NPs, but is dispreferred when the subject is pronominal. The adverbial being a focus operator may be placed before a nominal (potentially focal) subject, but not before a pronominal (potentially topical) subject. These pragmatic factors have been grammaticalized in other Germanic languages (cf. Vikner 1995). Lastly, in main clauses, a marked adverbial function, Adv0, is (seldomly) found be-
Representation
v
set seen V
I/DO
dem them’ dem them’ S
fore the finite verb, after the domain (in P1), cf. (40). According to Diderichsen’s Parenthesis Principle (Diderichsen 1946), this adverbial is an operator with scope over the locutionary force of the clause. In main clauses, with the verbal predicate in a non-compound tense, pronominal objects (i/do) are found to the right of the finite verb, after the subject slot (s), in the so-called ‘light-member’ field (), cf. (41a). The explanation may be that only in main clauses do pronominal objects perform a topical propositional function ⫺ they occur before the focus operator slot and are thus outside the focus scope. After the nexus-subject postion and ‘enclitic’ object positions follow positions for negative objects and adverbials and nexus adverbials, a2. It should be noted that e. g. negative objects are more often than not coded periphrastically, with the negator in the nexus-adverbial slot and the object pronoun in the post-infinite object slot, cf. (42).
218 (42)
I. West- und nordgermanische Sprachen
Domain a. han b. han P1
LocF
Neg-Ob
Pred
Ob
havde havde v2/C
intet ikke a2
set set V
⫺ noget S
The nexus-adverbial position (a2) prefers proposition (and higher level) operators. If a manner adverbial (preferrably in the representational field) occurs in a2, it has a speaker’s commenting connotation:
‘he had nothing seen’ ‘he had not seen anything’
The nexus-adverbial position is the only possible placement for the so-called discourse adverbials (cf. above). Major sentence types vs. minor sentence types: An investigation of Danish sentence types was already attempted in Wivel 1901. For a comprehensive taxonomy, see Nedergaard Thomsen 1991. Some productive word order structures have been grammaticalized for specific locutionary forces (44a),
other productive structures may be converted to perform similar functions cf. (44b). The dubitative force is grammaticalized in (44a) using subordinate clause word order/lexical coding of the locutionary force: mon ‘DOUBT’ is the dubitative complementizer, and the hv-word is the domain (focus) expression in P1. Dubitative force may also be expressed by using the interrogative sentence type (main clause word order/finite coding of the locutionary force), with the dubitative satellite mon in the propositional field, as in (44b). The norms of usage contains an obsolete optative structure (minor senetence type with a verb in the residual optative mood), with no explicit P1 and C/v2-position before the subject, and with the optative in POp, cf. (45). The word order being s-a-v-* (45a, a’) or *-a-v-S (45b), and there being the alternant
(44)
(43) a. , som jeg med glæde vil læse nexus adv. (a2): med__ glæde (vil__ læse (jeg,som)) b. , som jeg vil læse med glæde repres. adv. (A): vil__ læse (jeg, som; med__ glæde)
Domain a. hvem ‘who b. hvem ‘who P1
LocF
Sb
Adv2
POp
Adv
mon DOUBT it kommer comes v2/C
det
⫺ comes mon DOUBT a2
kommer from?’ ⫺ from?’ v
fra?
(dubitative)
fra?
(interrogative > dubitative)
det it s
A
(45) Comm. Sb
Adv2
POp Pred Ob
Adv
Ø Ø Ø *Ø gid *gid ma˚tte v2/C
længe længe længe længe længe længe * a2
leve leve leve leve leve leve ⫺ v
⫺ ⫺ ⫺ ⫺ ⫺ ⫺ leve V
⫺! ⫺! ⫺! ⫺! ⫺! ⫺ længe A
a. a’. b. b’. c. c’. d.
kongen han ⫺ ⫺ kongen/ *han/ kongen/han s
⫺ ⫺ kongen han /*kongen /*han! ⫺ S
‘the King long live!’ ‘he long live!’ ‘long live the King!’ ‘*long live he!’ ‘OPT the King long live!’ ‘*OPT he long live!’ ‘may the King/he live long!’
8. Danish
(45c) for (45a) with a preposed optative word gid ’((may) God give)’ and the one with the optative use of the modal verb ma˚tte ‘may’, it seems that the obsolete optative locution (45a, a’) uses a zero-morpheme to express the locutionary force and its domain. Notice too that the time adverb in the sentence adverbial position (a2) only has a representational sense (cf. declarative kongen havde levet længe ‘the King had lived long’, with the time adverb in the representational A). 2.3.2. The system of diatheses Reflexivization: Reflexive pronouns are divided into those occurring in the reflexive diathesis (derived, Unit Accentuation: mig/ dig/ … se´lv ‘my/your/ … self’), and those of the middle diathesis (the simplex forms): the former, ‘true’ reflexives have reflexive forms of first and second person: mig se´lv ‘myself’, dig se´lv ‘yourself’, third person is doubly reflexive: sig se´lv ‘REFLEX self’; the latter, middle reflexives have no specific reflexive forms for first and second person (i. e.: mig ‘me’, dig ‘you’), third person is explicitly reflexive: sig ‘REFLEX’. (This is in accordance with the implicational universal, to the effect that if a language has reflexive first and second person, it also has reflexive third person, cf. Comrie 1989: 3rd pers. > 1st, 2nd pers.). The two types of reflexivization in Danish (Hvilshøj 1998) are thus ‘true’ reflexive constructions (R) where subject and object are unexpectedly coreferential, however semi-distinct (Mind ctr. Body of same Person) (46); and middle constructions (M) where A and O are expectedly coreferential and indistinct (holistic Person) (47): (46) a. han sa˚ sig se´lv som en helt (direct R: DO) ‘he looked upon himself as a hero’ b. han gav sig se´lv en gave (indirect R: IO) ‘he gave himself a present’ c. man er hele tiden sin e´gen pisk over nakken (possessive R) ‘you are all the time your own whip over your back of your neck’
219 (47) a. han sa˚ sig i spejlet (⫽ spejlede sig) (direct M: DO) ‘he looked at himself in the mirror’ b. han tog sig en øl (indirect M: IO) ‘he took himself a beer’ c. hun tog sin afsked (possessive M) ‘she dismissed herself’ Both kinds of reflexivization are analytic: the true reflexive is marked by the orthotonic morpheme sequence sig se´lv (‘REFLEX self’) ⫺ a reanalyzed emphatically/ contrastively modified reflexive pronoun, occurring in the representational object position; the middle takes the simple reflexive ‘enclitic’ pronoun sig, occurring, in the simple tenses, in the light member field between the subject position and the position of sentence adverbs (a2). Note that the reflexive and middle markers are iconic (‘diagrammatic’): R: unexpected coreference/orthotonic ⫹ argument: semi-distinct/complex (sig se´lv) M: expected coreference/enclitic ⫹ argument: indistinct/simple (sig) (48) a. han vaskede altid kun sig se´lv, aldrig sit barn (reflexive) ‘he always washed himself, never his child’ b. han vaskede sig altid om morgenen (middle) ‘he always washed in the morning’ (49) a. han løftede med stort besvær sig se´lv op pa˚ taget (reflexive) ‘he lifted with great difficulty himself up onto the ceiling’ (50) a. jeg viste Marie sig se´lv i spejlet (reflexive) ‘I showed Mary herself in the mirror’ b. *jeg viste Marie sig i spejlet (middle) ‘*I showed Mary her in the mirror’ It is possible to conceive of both the reflexive and the middle constructions as marked
220
I. West- und nordgermanische Sprachen
diatheses, insofar as they involve a different perspectivization than the normal ‘doublefocus’ of an unmarked active transitive construction: there is a ‘twin-focus’ in the true reflexive construction (R), in that both A and O are coreferential, but argumentally semi-distinct ⫺ the object is not an independent secondary vantage point; in the middle construction (M), the subject is a single focus of attention, the A and O being indistinct. Notice that middle is more grammaticalized than reflexive (enclitic, rather than orthotonic, etc.). Even though the middle diathesis is more intransitive (in Hopper/ Thompson’s 1980 sense) than the reflexive diathesis, the middle retains a degree of transitivity high enough to permit the base verb to take have ‘have’ in the compound tenses (only transitive verbs and unergative intransitive verbs normally take have, unaccusatives taking være ‘be’), cf. (51): (51) hun havde vokset sig stor og stærk ‘she had grown M big and strong’ In addition to the marked reflexive and middle diatheses ⫺ and the normal personal active transitive construction (PA) as well as the impersonal active construction (IA), Danish also has a personal passive (PP: object promotion & subject demotion), an impersonal passive (IP: subject demotion), an antipassive/object demotion construction (cf. Durst-Andersen and Herslund 1996), and an object incorporation construction (cf. Nedergaard Thomsen 1992 and table). Ditransitive clauses in Danish feature the (Recipient) IO in the secondary vantage
point (on a par with monotransitive (Patient) O; together Prime Object) ranked above the DO as tertiary vantage point (Secondary Object), as coded by the ordering of IO before DO. (Notice that non-causative/monotransitive possession shows that Danish is a HAVE-language, i. e. possession is coded transitively. This property is thus also reflected in the ditransitive clause.) Insofar as Danish does not distinguish between a dative and an accusative morphologically, active constructions with an IO-DO sequence are termed ‘double object constructions’. These constructions have a secondary diathesis, ‘dative shift’, demoting the (Recipient) IO into oblique postion marked by the preposition til ‘to’ (the demoted IO is positioned in clause-final adverbial slot, A). This diathesis may be viewed as a kind of secondary passive, in that the IO corresponds to a secondary subject and gets demoted into oblique position (see table). The dative shift construction is a demotional type of dative alternation. Danish additionally has a (minor) type of promotional dative alternation, viz. the Applicative construction whereby an oblique, free argument (e. g. locative) may become a direct object and the bound (theme) object gets demoted and occurs as a choˆmeur with the preposition med ‘with’: (52) a. de plantede blomsterne i haven ‘they planted the flowers in the garden’ a’. de beplantede haven med blomster ‘they APPLplanted the garden with flowers’
Transitivity value
Diathesis
Transitive: Intransitive (1): Intransitive (2):
Active Passive Antipassive
Transitivity value
Diathesis
Markedness value
Ditransitive: Monotransitive:
Double Object: IO ⫺ DO Dative Shift: O ⫺ IˆO
unmarked marked
⫺ ⫺ ⫺
Reflexive Middle Object incorporation
8. Danish
Some notes concerning the diatheses: Active: There are no more than 50 (35 productively used) deponent verbs in Danish (cf. Daugaard 1999). Passive: Notice that the Danish blive-passive is not a copula construction (with blive as a grammatical head and the participle as adject, pace Sørensen 1990): there is experimental evidence that the Danish blive-pasˆ sive is acquired as a full (i. e. the choˆmeur A is a free argument) and ‘reversible’ passive around the age of 8 (Diderichsen 1999; 2001). In addition to the normal ‘monotransitive’ blive passive (also applicable to IO-promotion, cf. (53a)), there is a ‘ditransitive’ fa˚-passive, explicitly profiling an IO (cf. Heltoft 1996). This passive may, however, also be used monotransitively, of possessors in ascension constructions, cf. (53b): (53) a. hun blev tildelt en pris ‘she was awarded a prize’ a’. hun fik tildelt en pris ‘she got awarded a prize’ b. han fik benet amputeret ‘he got the leg amputated’ b’. hans ben blev amputeret ‘his leg was amputated’ c. de amputerede hans ben (thematic possessor)/benet pa˚ ham (rhematic possessor) ‘they amputated his leg/the leg on him’ Middle: Middle constructions may be an obligatory input to antipassivization of some transitive verbs (cf. Herslund 1998): (54) a. han forstod ikke adjektteorien (active, transitive; objective?) ‘he didn’t understand the adject theory’ b. han forstod sig ikke pa˚ adjektteorien (middle ⫹ antipassive; subjective?) ‘he didn’t understand M on the adject theory’ Antipassive: Danish uses antipassivization productively to derive an atelic activity from a telic accomplishment (cf. Herslund 1998). The antipassivized object is a choˆmeur (free argument) occurring in the contentive adverbial slot:
221 (55) hun har ventet pa˚ ham hele dagen ‘she has been waiting for him all day long’ The antipassivized object is a partial referential object, but may be input to incorporation (cf. below) if the object is non-referential, cf. (56): (56) hun kan godt lide at olæse i gamle ugeblade-Ø ‘she enjoys (likes well to) reading (in) old magazines’ The following two diatheses concern complex predicate formation, viz. incoporation and support verb constructions. Incorporation: Danish has a typologically very interesting productive system of (diathetic) incorporation (e. g. Nedergaard Thomsen 1991; 1992; 1995; 1998) whereby a verbal modifier which is marked on some parameter is incorporated into a marked verbal variant (Principle of Markedness Agreement, cf. Andersen 1972). For instance, motion verbs incorporate directional modifiers when the former are actional (translocational achievements, cf. 57b): (57) a. de har ’ga˚et hjemm-e (activity: unergative, minus incorporation) ‘(they have walked (around at) home)’ b. de er oga˚et hjem-Ø (action: unaccusative, plus incorporation) ‘(they are gone home)’ where the telic directional adverbial implies a resultant state. Actional transitives (accomplishments) may be turned into intransitive activity verbs incorporating their non-referential (conceptually marked) direct object, cf. (58b): (58) a. han ’læste avisen (accomplishment: transitive, minus incorporation: O) ‘he read the newspaper’ b. han olæste avis-Ø (activity: unergative, plus incorporation: Ö) ‘(he performed newspaper reading)’
222 Telic adverbials may incorporate (underlining the total affectedness of the object), cf. (59): (59) han olæste avisen færdig ˜ ), plus in(accomplishment: total O (O corporation) ‘he read the newspaper (finished)’ as may predicative adjects in a secondary nexus, cf. (60): (60) de omalede huset bla˚t (accomplishment: result, plus incorporation) ‘they painted the house blue (neuter gender)’ The most important characteristic of (most) Danish incorporations is that they denote institutionalized activities. The institutionalization may be felt especially when an expression is used of an activity which never remained an institution in reality: the expression still carries the institutionality with it, cf. (61): (61) okaste med dværge-Ø (activity, institutional, plus incorporation) ‘(perform the sportal activity of dwarf throwing)’ Incorporation is furthermore used to distinguish idiomatic expressions, cf. (62b): (62) a. han ‘tog mig ved næsen (possessor ascension, literal, minus incorporation) ‘he (took) me by my (the) nose’ b. han otog mig ved næsen (idiomatic, plus incorporation) ‘he cheated me’ Incorporations requiring mediate objects may occur in the prepositional passive (63b): (63) a. han ogjorde nar ad hende ‘he made fun of her’ b. det er ikke sjovt at blive ogjort nar ad __ ‘it is no fun to be made fun of’ The complex predicate ogøre nar is lexicalized with the preposition ad which is ‘stranded’ in the prepositional passive.
I. West- und nordgermanische Sprachen
Causativization: A subspecies of incorporation in Danish is Causativization, i. e. causer-addition and causee-formation. Causativization is normally, in accordance with Danish’s analytic type, periphrastic (there is vestigial suppletion and derivation). There is a permissive causative with lade ‘let’ which takes an active infinitival complement, both in the active and the passive (“anti-deponence”); and an obligative with fa˚ ‘get’ taking an active infinitival complement in the active (mediated by the allative preposition til ‘to’), but a perfect (adjectival) participle in the passive, cf. (64): (64) a. han olod hende skrive brevet (permissive, active) ‘he had her write the letter’ a’. han olod brevet skrive (permissive, passive) ‘(he had the letter becoming written)’ b. han ofik hende til at skrive brevet (obligative, active) ‘(he got her to write the letter)’ b’. han ofik brevet skrevet (obligative, passive) ‘(he got the letter written)’ There is also a prohibitive causative (which is only possible in the active, in that it presupposes that a result does not come about; mediated by the ablative preposition fra ‘from’), cf. (65): (65) han ofik hende fra at skrive brevet (prohibitive, active) ‘(he got her from writing the letter)’ Support Verb Constructions: This type of complex verbal predicate is composed of a deverbal noun as co-predicate (either O/Ö or part of a PrP) and a more or less grammaticalized support verb functioning as host predicate, either a normal host (66a), an incorporating host (66b), or a copular host (66c): (66) a. firmaet ’foretager en undersøgelse af skaden (SVC: minus incorporation) ‘the firm undertakes an investigation into the damage’ a’. firmaet undersøger skaden ‘the firm investigates the damage’
8. Danish
b. terrorister oøver pengeafpresning mod direktør (SVC: plus incorporation) ‘terrorists performs blackmailing (money-off-pressing) of managing director’ b’. terrorister pengeafpresser direktør ‘terrorists blackmail director’ c. parterne er i forhandling om sagen (SVC: copular) ‘the parties are in negotiation of the case’ c’. parterne forhandler (om) sagen ‘the parties negotiate (on) the case’ The subject of the SVC is the underlying subject of the deverbal noun. The diathetic perspective of the SVC concerns a ‘reification’ of the verbal denotation: it becomes a bound argument or bound modifier of the host verb, thus partaking of the normal topicality/focality of terms and satellites while simultaneously being predicational. 2.3.3. Composite syntagms: Taxis Syntagms (constituents/phrases) may be either simple or composite. The most obvious types of composite syntagms are composite noun phrases and composite sentences. Composition is of two kinds: paratactic and hypotactic phrase formation. Thus, there is e. g. coordinate vs. subordinate clause formation. A coordinate clause is either syndetic, with an explicit coordinating conjunction (productive: og ‘and’, eller ‘or’, men ‘but’, for ‘for’, sa˚ ‘then’), or asyndetic (juxtaposition). Even though the coordinator logically connects two or more clauses, it is appended grammatically to the apodosis (its internal argument), and, in conformity with the head-initial, rightbranching character of the language, it occurs in the so-called ‘connector field’ which is the leftmost peripheral zone of the sentence scheme. In addition to coordination and subordination, cosubordination and ‘sub-coordination’ are also found in Danish (see below). Subordinate clause formation: A subordinate clause is either finite or infinite, expressing a dependent predication, proposition, or locution (the latter two in (in)direct
223 speech/quotation). Diderichsen (1946) and Hansen (1998) make a functional distinction between implicative (or, impletive; relative), explicative (or, expletive), and neutral (and, I add: both explicative and implicative) subordinate clauses, in addition to the traditional distinction according to word class function (substantival (subject/object/ predicative), adjectival, and adverbial). Implicative clauses are clauses which are incomplete, have a variable position which is instantiated from the matrix clause (the Domain of the locution) ⫺ these are the relative clauses. Explicative clauses are clauses completing an incomplete matrix (not only a clause but also e. g. part of a nominal phrase), often occuring with an ‘explicatum’ (e. g. a demonstrative or a degree adverb, i. e. the Domain of the locution). Determinative relative clauses are both explicative and implicative, explicative in that the (emphatic) determiner in the matrix presupposes the implicative clause and implicative because they contain a variable, cf. (67): (67) a. de´, der vil med, ma˚ melde sig nu (exophoric without relative clause) ‘those who want to participate have to sign up now’ b. de´m, der vil med, ma˚ melde sig nu (ungrammatical without relative clause) ‘those who want to participate have to sign up now’ In (67b) the focal/oblique pronoun is used as the ‘explicatum’. Adverbial clauses as free modifiers are ‘neutral’, i. e. neither implicative nor explicative, the matrix clauses being saturated without them and their being themselves ‘closed’ predications, propositions, or clauses. Relativization: Relative clause formation is coded in Danish by a relative conjunction (relativizing locutionary force) som ‘that’, which may ‘gap’ (expressed by zero); a relative subject der (identical with the dummy subject der ‘there’); or relative pronominal forms (hv-‘wh’ forms). All types may be expanded by the neutral (here “pleonastic”) complementizer at ‘that’. The matrix clause antecedent of the non-hv relative clauses functions as the domain of the relative locti-
224
som (at) Ø (at) som (at) der Ø (at) der hvem/hvad/hvilke(at (der)) hvorLoc, hv-Obl (at) hvisPoss (at)
I. West- und nordgermanische Sprachen
Subj Obj Obl
Poss
OC
⫹ ⫺ ⫹ ⫹
⫹ ⫹ ⫺ ⫺
⫹ (…P__) ⫹ (… P __ ) ⫺ ⫺
⫹ (…P__ ) ⫹ (… P __ ) ⫺ ⫺
? ⫹ (… end __ ) ⫹ (… end __ ) ⫺ ⫺
⫹
⫹
⫹ (P hv-/…P__ ) ⫺
⫺ ⫺
⫺ ⫺
⫹ ⫺
onary force expressed by the relativizer som ‘that’, or by its gap. The relative clause is an ‘open’ predication, proposition, or locution in one (ore more) variables (⫺ it is implicative) bound by the matrix antecedent. The grammatical function of the variable, determined by the structure of the relative clause, makes relative clause formation more or less ‘easy’ ⫺ there is an Accessibility Hierarchy: Subject < Object /VR?/) ⫺ inducing many mergers. The latter, completed development was due to stylistic shortening in casual, less distinct speech styles (simplifying the moraic structure by integrating the “dangling” “extrametrical” R). The former seems to adhere
to ‘Prokosch’s Law (for Germanic)’ whereby stressed syllables tend to be long/ bimoric. A socio-phonetic investigation of Copenhagen Danish (Holmberg (/al.) 1991) has demonstrated that the pronunciation of selected vowel-variables are significant sociolinguistic indicators of sex, class, age, and style (casual/formal): there are different statistical proportions of the variants in the different groupings and situations, and thus the variants themselves are not ‘emblematic’ of lect, only different proportions of them. The stereotype ‘working class /a/[æ]’ was shown to be an illusion (in the segment of the population investigated). A characteristic of spoken variants of (Standard) Danish is the almost absolute ‘schwa-assimilation’ whereby e. g. a final schwa is “absorped” into and induces prolongation and syllabification of its coda resonant. 3.2. Prosody Syllable accents: The different Danish regional varieties (and dialects and sociolects) show differences in their timing of a stressed syllable followed by unstressed syllables onto an undulating F0-wave (Grønnum 1992): Standard Copenhagen Danish has the contour: Low-High-Declining (Conservative Copenhagen had HighLow), Næstved (Middle/South Zealandic) has Low-High-Low; Jutlandic (Jutish) varieties: High-Low/Rising-Falling; Bornholm
8. Danish
(East Danish) Low-High (Ejskjær 1990). The different varieties accordingly differ as to “accent”, the primary ‘emblem’ of lects. In deep phonology (Rischel 1983) words have their invariant stress distributions in accordance with morphosyntactic structure, but these stress distributions may be “perturbated” in surface phonology during normal speaking (rhythmical shifts). For instance, right-branching double compounds (C1-C2.1 ⫽ C2.2) have a strong tendency to be stressed like left-branching double compounds (C1.1 ⫽ C1.2-C2), i. e. underlying o´-o`o ⇒ surface o´o-o` (where “o” means a compound part; cf. Fischer-Jørgensen 1997) ⫺ but almost never the other way. The claim that stød requires at least semifortis stress seems to be falsified by examples of double compounds where C1.2 retains stød (as a boundary signal) but is reduced (and is perceived as reduced, cf. Fischer-Jørgensen 1997) due to the following semi-fortis in C2, cf. Bı´rkerød’-vı`n’ ‘wine from B.’: i. e. either a levis (tertiary stress) may have stød, or there is a further degree of stress, viz. a reduced/weak semifortis. The number of phonological distinctive stresses seems to be less important than the phonological function of stress to indicate syntactic structure. (The above situation may be explained by a system of stress simplification strategies (cf. Nedergaard Thomsen 1987) which seek to optimize the distribution of strong and weak syllables in the different branching types (e´fterretningsva`esen ⇒ efterre´tningsva`esen ‘Intelligence Service’).) Verbal compounds are signaled by CA, but were formerly (perhaps not categorically) stem-stressed (cf. Fischer-Jørgensen 1992). The present situation thus has a parallel between analytic ‘dispounds’ with UA (stress on incorporated constituent) and synthetic compounds with CA (likewise stress on incorporated constituent). The stress reduction of the verbal part may originate in a reduction due to a focal (emphatic/contrastive) stress on the incorporated constituent. In spoken Danish, stress also has pragmatic functions (cf. Scheuer 1994; 1995; Kristiansen 1996; Nedergaard Thomsen 1995; 1996). For instance, verbs of opinion when topical/given information
235 or functioning as epistemic operators are or may be destressed (Scheuer 1995; Nedergaard Thomsen 1995). Word accents: (Classical) Zealandic dialect, in addition to bimoric stød, also has (had) ‘short vocalic stød’ (cf. Nedergaard Thomsen 1987), i. e. a stød suprasegmental to a stressed mono-moric base consisting of a short non-schwa vowel, followed by one or more unvoiced consonants, plus a following schwa syllable ending in a (voiced) resonant ⫺ a typological rarity, in that here stød cannot be a reduction of a second mora, as suggested by Basbøll (1988) following Jakobsonian phonology. Note that (phonetically) a short vocalic (/V.’/) and a long vocalic stød vowel (/V:’/) differ in length, and differ in length from a normal short vowel and a normal long vowel, respectively: /V < V.’ < V:’ < V:/. The short vowel stød is a gesture lowering the tonal level of the stressed (stød) syllable and the following unstressed syllable, but heightens the pitch of the initial phase of the stød vowel, yielding a distinct word (or, foot) melody. Additionally, the latter portion of /V.’/ is reduced with respect to intensity and shows aperiodicity (facultative). The Zealandic stød is an analogical extension of the standard Danish stød: more phonological and grammatical contexts are the domain of this stød (e. g. not only definite forms of monosyllabic words (A) ⫺ obligatory ⫺ but also bisyllabic words (B) resembling them (ending in /(-)e¨R/; R ⫽ /l, n, r/), monosyllabic words before enclitic pronouns (E), polysyllabic second, semifortis compound parts (C2) ⫺ obligatory; cf. Ejskjær 1990). (The following is based on Ejskjær 1990.) The stød isogloss is in the south of Zealand and between Zealand and Bornholm. Outside this line, the dialects do not have stød accent or tonal accents either. (Non-North) East Funish has an Accent 1 with rising tone (M; dynamic rising-falling curve, cf. German ‘Schärfung’ > glottal stop), corresponding to Zealandic stød, on uninflected A-words with long gliding, especially high vowels; when inflected, stød replaces this rising Accent 1. A-words corresponding to Zealandic A-words without stød have an Accent 1 which is falling (U). B-words
236 (/V(R) C (e¨)/ with facultative apocope of the final schwa) have (residual) Accent 2 with a rising tone (giving rise to ambiguity with marked Accent 1 words). Northern East Funish, West Funish, and some Jutlandic dialects have (had) so-called ‘obstruent parasites’ (klusilspring) instead of stød in monosyllabic words with long gliding, especially high vowels (cf. bic ‘bee’ with parasitic C ~ bi? ‘bee’ with stød). These homorganic parasitic consonants may have originated as reduction diphthongs (Andersen 1972): the long vowel diphthongized with respect to the feature /vocalic/, yielding the sequence /⫹voc ˆ ⫺voc/ where the latter portion lacks glottal excitation (/1ii/ > /ih/); later with respect to the feature /consonantal/’ yielding fricative /ic¸ /; later with respect to the feature /continuous/, yielding stop /ic/. Northeastern West Funish has (had) so-called ‘West Jutlandic stød’ (plosive stød/preglottalization) in B-words with /V(R)C(C) e¨/, as a signal for this word type. The dialects of the South Funish islands do not have stød but have distinctive Accent 1 (rising-falling) on all A-words and Accent 2 (falling-rising) on some B-words. Accents on compounds (C), here, are realized over the whole compound (C1 ⫹ C2). East Slesvigian and Alsian do not have stød but distinctive word tones: Accent 1 and Accent 2. Owing to absolute apocope of second schwa-syllables, tonal accentuation here is even more unpredictable than stød in Standard Danish ⫺ thus belonging to the norms of usage. West Jutlandic has distinctive standard-stød on A-words (except for the standard extension /VRC/ with no schwasyllable dependent on the A-word, thus Standard fol’k with stød, but West Jutlandic folk without stød) and distinctive ‘parasitic obstruents’ in A-words (cf. bic), as well as distinctive ‘West Jutlandic stød’ (corresponding to Accent 2) on B-words (with absolute apocope; cf. ska’t ‘appreciate’ ~ Standard skatte¨). West Jutlandic stød is found on some, but not all B-words of the structure /V(R)C(e¨ (R))/, especially on infinitives. Diachronically, West Jutlandic stød is a coda modification, not a peak modification (as are the Zealandic stød and ‘parasitic obstruents’). It is a preglottalization of
I. West- und nordgermanische Sprachen
the codal C (geminated). The last kind of stød to be found in a Danish dialect is socalled ‘morpheme stød’ in North Jutlandic (Ejskjær 1990), a mechanical sandhi-stød between two hiatus-colliding infortis vowels, the latter of which was later apocopated (e. g. NJ gasi ‘gander’, *gasi-e¨n > gasi.’n ‘the gander’; gamme¨l ‘old’, *gamle¨re¨ > *gamle¨-e¨ > gamle¨.’ ‘older’). It seems safe to assume that the stød accent in general represents a reinterpretation of the tonal Accent 1 (intrasyllabic tone, modulation) into intrasyllabic ‘force’. Sentence accents: East (Bornholm) Danish has optional default and focal sentence accents, as well as local sentence-intonation signaling, and is thus reminiscent of Swedish (cf. Grønnum 1992). Sønderborg Danish has local sentence-intonation signaling, and resembles German. Thus, the outermost varieties of Danish seem to show sign of contact-induced changes. Sentence and text intonation: (Standard) Danish has global signaling of text intonation: there is a (narrative/declarative) text contour onto which the sentence contours are superimposed (cf. the superimposition of stress group contours onto sentence contours). The invariant sentence intonation of laboratory speech (e. g. Grønnum 1992) is also found in spoken speech (cf. Dyhr 1995).
4.
Morphological Variation
With respect to morphosyntactic technique, spontaneous spoken Copenhagen Danish discourse (Gregersen/Pedersen 1991) is analytic (cf. Nedergaard Thomsen 1994): Around 64 % of around 10,000 running words are grammatical/function words (only verbs (21 %) occur in about equal 50⫺ 50 distribution of grammatical versus lexical verbs); 26 % are nominal: 19 % pronominal, 7 % non-pronominal; 20 % are adverbial; 9 % conjunctions, 8 % prepositions; 4 % discourse particles; 3 % determiners; 3 % quantifiers; 2 % numerals; the rest being interjections and other minor classes. (A preliminary investigation of Danish morphological typology showed a low degree of
8. Danish
inflectional synthesis: in a count of morphemic content, there were around two grammatical morphemes per running (lexical or grammatical) word (N ⫽ 86).) 4.1. Grammatical categories 4.1.1. Verbal categories Tense: The Standard Danish perfect is a simple present perfect whose application is twofold: either, (a) it expresses the existence in the present of the resultant state of the action denoted by the verbal lexeme (jeg har gjort det ‘I have done it’ ⫺ the result exists materially now); or (b) it expresses that it is of interest (relevance, actuality) now whether/that the action took place (‘I have done it’ ⫺ the result does not exist materially now, only its mental actuality): (111) a. jeg har spillet tennis, sa˚ jeg trænger til et bad ‘(I have played tennis, so I need a shower)’ b. jeg har spillet tennis, men gør det ikke mere/men det er mange a˚r siden ‘(I have played tennis, but don’t do it any more/but it is many years ago)’ The second reading is expressed in the dialects by a specific complex/double perfect composed of the perfect of the perfect (jeg har haft gjort det ‘(I have had done it)’; cf. Glismann 1989; Harder 1989): (112) hvor er mine sko dog støvede! ⫺ og jeg har lige haft pudset dem! ‘(how dusty my shoes are! ⫺ and I have just had shined them!)’ (The shoes are dusty now, they were clean before, and should also have been now.) 4.1.2. Nominal categories Gender and countability: The Zealandic, Funish, and Bornholm dialects retain (retained) a three-gender system (masuline in i, feminine, neuter), in Standard Danish and Eastern Jutlandic reduced to a distinction between common and neuter (with count vs. mass implications); in Western Jutlandic the two-gender system is reinterpreted (reranked) as a count-mass system.
237 Definiteness and determination: In West and Southern Jutlandic, the definite article is always, i. e. also when the head noun has no attributive modifier attached to it, analytic, expressed by the indeclinable determiner word æ ‘the’ (no gender), cf. æ mand ‘the man’ (~ standard mand-en) ⫺ a late development (c. 1500 AD), the rest of the dialects having complementary determination, with analytic determination where the head N is modified (den gamle mand ‘the old man’), synthetic (suffix) where it is unmodified (manden ‘(man-the)’). The suffixed article has developed from a phrase-final determiner word (pronoun), correlating with a head-final stage of Danish (cf. below) where the language must have been dominantly synthetic. The language being reinterpreted as analytic and head-initial, it has developed phrase-initial determiner words (from a demonstrative ⫺ the definite article ⫺ and the numeral e´n/-t ‘one’ ⫺ the indefinite article), but only used in complex DPs, retaining the synthetic form in simple DPs. (Swedish and Norwegian have (definite) double (i.e both analytic and synthetic) determination.) Some Jutlandic dialects have developed a bare-noun use in proper name function of common nouns (cf. sol er ikke sta˚et op endnu ‘((the) Sun has not risen yet)’). Note that the synthetic residue does not complicate processing, in that only N has to be processed before the DP can be projected by the suffixed article; the N itself already projects the NP functioning as complement of the suffixed determiner. Notice in this connection, too, that the distinction between analytic and synthetic determination can be used to distinguish restrictive relative clauses (analytic determination, (113a)) from non-restrictive ones (synthetic determination, (113b)) (both occurring in the right dislocation field): (113) a. de´n mand som du mødte iga˚r … (restrictive, inside DP, analyt. det.) ‘the man you met yesterday …’ b. manden, som du mødte iga˚r, … (non-restrictive, outside DP, synth. det.) ‘(man-the that/whom you met yesterday …)’
238
I. West- und nordgermanische Sprachen
(114) Standard Da. West Da.
Dependent Head manden-s hat æ mand sin/hans hat
‘(man-the-’s hat)’ ‘(the man his (refl.) hat)’
(115) Standard Da. West Da.
Hvis er det? Hvem er det sin?
‘(whose is this?)’ ‘(whom is this his (refl.))’
(116) Substandard Da. Hvem/Hvis er det’s? Relative clauses are placed to the right of their correlate (right dislocated), a grammaticalized response to the principle of processing ease. In the spoken language, it is common to have deictic variants of DPs (cf. e. g. den(her/der) mand(her/der) ‘thePROX/DIST man-PROX/DIST’; ham(her/ der) Peter (her/der) ‘the (“him”)-PROX/ DIST Peter-PROX/DIST). Case: Standard Danish has (analytic/enclitic) dependent marking of the genetive. In Western Danish (West Jutlandic), possession is analytically head marked (cf. Herslund 1999). Notice that in the substandard it is possible to code the synthetic possessive hvis ‘whose’ as hvem … ’s ‘whom … ’s’.
5.
Syntactic Variation
5.1. The development of configurational syntax and subject prominence; establishment of subordinate-clause word order The history of Danish shows a development of a ‘fixed’ word order language (based on the phrasal group and its grammatical relations ⫺ configurational) from a ‘free’ word order language (based on the word ⫺ nonconfigurational) ⫺ a ‘positional’ syntax from a ‘permutational’ syntax. The finite contentive verb in Germanic was attracted to the Wackernagel clitic second position (thus becoming a v2-position) due to reanalysis (reranking) of the placement factor of finite clitic auxiliaries, viz. cliticity, to finiteness in general, cf. Anderson 1993. (Both in contemporary spoken and written Danish there is an overwhelming tendency for auxiliaries and modal verbs to be finite but a much lesser tendency for contentive verbs to be so, cf. Nedergaard Thomsen
‘(whom/whose is this’s?)’ 1998.) The verb occuring in v2, the locutionary type of the clause can be easily and rapidly recognized (presupposing the P1 is short and locution-specific). v2 with an explicit P1 developed into coding declarative mood, whereas v2 with “zero” P1 (i. e. “v1”, “inversion”) came to code non-declarativity (Yes/No-interrogative with a zeromorpheme; imperative with no morpheme in P1; and conditional with no P1). In Old Scandinavian, subordinate clauses also had v2 (P1-v), i. e. no “v-medial” word order was grammaticalized, and thus no word order signaling of subordinate clause status (taxis-neutral) ⫺ the conjunction signaled this. There was just the opposition v2 (U) : v1 (M) coding ‘non-virtual/realis mood’ : ‘virtual/irrealis mood’ (Heltoft 1998). In modern mainland Scandinavian, there is the superordinate opposition v2 : v-medial, i. e. P1-v-s-a-* (U) : *-C-s-a-v (M) ⫺ ‘superordinate taxis’ : ‘subordinate taxis’, with an opposition within the unmarked term, viz. v2 proper (with neither hv-word/Ø-morpheme in P1 nor an empty P1; U) : v1 (with either a hv-word/Ø-morpheme in P1 or empty P1; M) coding ‘declarative mood’ : ‘non-declarative mood (interrogative/imperative)’. By fixing an explicit subject (formerly a subject could be implicit/‘dropped’) in post-finite position (where P1 is non-empty) or in post-conjunctional position (with no P1), Danish developed a topological nominative/subject. The original situation was governed by an ordering principle having the word as the basis and operating on prosodic-stylistic and pragmatic criteria: there was a pragmatic P1, a prosodic-stylistic v2, a pre-focus position, a focus operator position (e. g. for negation), a position for its scope (i. e. “marked” focus), and a series of positions for infinite verbs or particles, with other
8. Danish
(dependent) words in between (“unmarked” focus domain). Nominative subjects and accusative objects could be in “marked” focus position, as well as in pre-focus position. In modern Danish the focus operator position is retained, and there is even a pre-focus and a scope position, however restricted to (sentence) adverbials, cf. Heltoft 1999a: (117) a. man har pa˚ nuværende tidspunkt ikke ønsket at afhøre ham (pre-focus) ‘(they) have on this moment not whished to interrogate him)’ b. man har ikke pa˚ nuværende tidspunkt ønsket at afhøre ham (focus) ‘((they) have not on this moment whished to interrogate him)’ In Old Danish subordinate clauses, subordinating conjunctions (C) were to the left of P1 which could be either explicit or zero: C-P1-v2; Cs signaled subordinate taxis. A zero P1 signaled virtual mood. According to Heltoft 1999a, the sequence C-ØP1-v2 was reinterpreted as the C occupying the v2 position (now absolutely initial, i. e. C1), the v being positioned to its right: *-*-C1-…v (when the C position was empty, (the mood of) the finite verb performed the C function, as e.g in conditionals: *-*-v1-…*, glemmer du, sa˚ … ‘(forget you, then …)’). This placement was interpreted as the subordinating conjunction (just as the mood of v2) expressing subjunctive sentence type/locution ⫺ not subordinate taxis which the medial placement of the finite verb signals explicitly. (Note that such subjunctives may occur in main clause function in the spoken (sub-) standard.) The above reanalysis has never been fully actualized (Gregersen/Pedersen 1997): there is still variation within the Danish speech community, such that C-⫹P1-v2-s-a-* (main-clause word order) and *-*-C1-s-a-v (subordinate-clause word order) compete ⫺ and the many cases where the subject is in preverbal position and the a-position is empty are compatible with either underlying structure (C-subj-verb); only cases with a non-subject in preverbal position and/or
239 a sentence adverbial in postverbal position are transparently main-clause formed. (Gregersen/Pedersen (1997) do not find any semantic differences (random variation); Heltoft (1998; 1999) does, but not the one I claim to hold, cf. below.) The establishment of the subordinate-clause word order seems to have started in the written formal upper/ middle class (Copenhagen-based) standard language (all marked categories) c. 1700 and have finished c. 1900 (Gregersen/Pedersen 1997); it must have gradually spread to the spoken language (U) of the same class as well as to the lower sociolects (U), both written and spoken; and from there to the dialects, with West Danish least affected (I. L. Pedersen 1996). But it has halted in a situation where now, in the spoken standard, the subordinate word order (presumably) signals objective mood (subjunctive; M), the superordinate word order subjective mood (indicative; U), the latter only (mainly?) to be found in completive (at/Ø) clauses (25⫺70 %; mostly with verbs of saying and opinion ⫺ the subordinate clause then resembling direct quotation) and especially causal (fordi (at)) clauses (60⫺ 100 %). (Notice that completive and causal clauses are highly factual clauses.) In the written standard norm, there is a strong dispreference for superordinate word order in subordinate clauses. (One might surmise a development back to the start, getting rid of the subordinate word order/subjunctive (M), starting with the younger generation (U chronolect), of the working class (U sociolect), in casual speech (U style-medium).) With respect to the distinction between subordinate- versus superordinate-clause word order in causal fordi clauses, an analysis of the former as subjunctive, the latter as indicative should be compatible with the pragmatic function of the former as being informationally integrated with its (antecedent) base, and with the pragmatic function of the latter as being more independent and showing more ‘recipient design’ (cf. Steensig 1998). 5.2. The development of VO order Standard Danish has fixed the position of non-pronominal (and emphatic pronominal) objects in post-verbal position, in the
240 contentive field ⫺ a relational ordering rule has evolved (it is also extended to pronouns in some dialects, cf. K. M. Pedersen 1993). Prosodic-stylistic and pragmatic ordering rules place (enclitic) pronominal objects after the subject position (which might well have been ordered by pragmatico-prosodic-stylistic ordering rules placing (enclitic) topic subject pronouns word-enclitically after a finite contentive (thus tonic) verb) ⫺ when the finite verb is (tonic) contentive, i. e. the tense is simple/the modality categorial. Contemporary (Standard) Danish shows variation between OV and VO order with respect to perfect participles in construction with the semi-grammatical/semi-lexical verbs fa˚ ‘get’ and have ‘have’ (the latter when governed by a modal verb), cf. Nedergaard Thomsen 2002. The variation consists in the fact that the participle occurs after the O (in Co-P position) when the O is pronominal and/or short, but before the participle when the O is non-pronominal and/or long ⫺ the former distribution is 57 %. The syntactic category and length factors correlate with animacy and topicality: the short/ pronominal O is a topicworthy constituent, the long/non-pronominal O is a focusworthy constituent, to the effect that the topicworthy constituent occurs in prototypical topic position (preverbal: OV; secondary nexus), the focusworthy one in prototypical focus position (postverbal: VO; no secondary nexus). The diachronic projection (“retrojection”) of this is that the development of the word order in compound tenses, i. e. VO, must be a grammaticalization of the VO-condition above: O is non-pronominal/ long and focusworthy. (This interpretation is corroborated by the fact that subjects in spoken Danish tend to be pronominal/1 W long (95 %), whereas objects tend to be non-pronominal (94 %)/longer than 1 W (83 %, av. 3.75 W).) The predicative (agreeing) participle has been reanalyzed as (nonagreeing) head, and the agreement morphemes have accordingly been lost. Sentence types in spoken Danish ⫺ the discourse scheme: Investigations of spoken Danish discourse (Heltoft 1990; Nedergaard Thomsen 1996) have shown that
I. West- und nordgermanische Sprachen
there is a superordinate discourse scheme, with the sentence scheme as its center. The discourse scheme has a discourse field to the left (d1) and one to the right (d2) of the sentence scheme (possibly recursive ⫽ text), the latter starting with a paratactic connective field (c) and a left dislocation field (l) and ends with a right dislocation field (r): d1-c-l-….-r-*-d2. Notice that the discourse scheme is mirror-image, except that there is no sentence-final connective field: Danish is head-initial/right branching. The left (and right) dislocation field contains e. g. ‘discourse markers’ (Heltoft 1990) and external topics. The discourse fields contain e. g. response particles (ja ‘yes’, nej ‘no’), feed back elicitors (tags: e. g. ik’ ‘right?’) and suppliers (e. g. m ‘(yes)’, n? ’(no)’). Notice that a discourse scheme may be complete without the sentential center, thus suspending the opposition between the left and the right discourse field. This is found in backchanneling. Placement of external topics in discourse: Corpus investigations (cf. Nedergaard Thomsen 1998) have shown that the longer the external topic (hvad anga˚r X ‘(what pertains (to) X)’, the greater is the tendency to place it in the right dislocation field, thus conforming to principles of processing ease (cf. Hawkins 1998) ⫺ hence also operative in the discourse scheme. The ‘pleonastic’ at: Non-standard Danish is characteristic in having double locutionary-force coding (when the first instance is lexically coded), the second one being an anaphoric conjunction (may be anaphoric to a zero), the so-called ‘pleonastic’ at (cf. Heltoft 1990) (see (118)). ‘Pleonastic’ pronouns: Spoken Danish shows extensive use of pleonastic pronouns (cf. Nedergaard Thomsen 1996; 1998) in P1. The longer P1 would have been, the stronger the tendency is to code it by a reduplicating, ‘pleonastic’ pronoun and placing the reduplicated constituent in left dislocation field. This is part of a general strategy to repeat long, unwieldy material anaphorically, also encountered elsewhere in the language.
241
8. Danish
(118)
Dom.
LocF
Adv1
LocF
Adv2
Sb
POp
a. * na˚r nu at endelig huset bliver ‘(when now (that) at last the house gets finished)’ b. * mon ikke at ⫺ du skulle ‘(DOUBT not that you should stop right now)’ c. hvem mon sa˚ at ⫺ de er ‘(whom DOUBT then that they are gone to (i. e. consulted))’
5.3. Complex predicate formation: Analytic versus synthetic incorporation History: In the history of Danish an oscillation may be observed between analytic and synthetic complex predicate formation: (presumably) starting with the analytic technique in the earliest period, synthesis developed by way of grammaticalization but was given up again on the level of type several centuries ago; since then a growing tendency (‘drift’) towards analysis has been observed. (119) a. the vtginge oc strax indstigede vti it skib (M.Dan.: 1524; synthetic) ‘(they went out (outwent) and at once boarded (inboarded out to) a ship)’ b. hvad ere i udgangne at see ⫺ (Early Mod.Dan.: after 1524; synthetic) ‘(what have you gone out (outgone) to see? ⫺)’ c. hvade ere i gangne hen ud i ørknen at besee (Early Mod.Dan.; analytic) ‘(what have you gone (over) out to the desert to look at?)’ In two autobiographical texts from 1840, a middle class (Steen Steensen Blicher, b. 1782) and a working class writer (Ole Pedersen Kollerød, b. 1802), the ratio of compounding incorporation (CP) to analytic incorporation (DP) is: MC: 48 % (CP) ⫺ 52 % (DP) (N ⫽ 512); WC: 13 % (CP) ⫺ 87 % (DP) (N ⫽ 332). A comparison between a linguistics lecture (1991, Jørgen Rischel, b. 1934) and a group conversation between workers (1993; b. 1905, b. 1908) gave the
Representation færdig holde op nu?! ga˚et til?
following results: MC: 45 % (CP) ⫺ 55 % (DP) (N ⫽ 87); WC: 5 % (CP) ⫺ 95 % (DP) (N ⫽ 124). A comparison of two translations of the same text, viz. Molie`re’s Tartuffe (1664), one from 1870, one from 1974, showed a retreat of CP against a progress of DP of 10 %: 1870: 37 % (CP) ⫺ 63 % (DP) (N ⫽ 187); 1974: 28 % (CP) ⫺ 72 % (DP) (N ⫽ 145). Usage and processing: In usage, principles of processing ease (cf. Hawkins 1998) have the result that complex predicates are relatively closely linearized, even though many positions intervene in the word order template between the host and the co-predicate (cf. Nedergaard Thomsen 2002): (120) a. “arbejdet oskrider fremad i langsomt men stødt tempo” ‘(the work progresses in slow but steady pace)’ b. arbejdet oskrider langsomt fremad/ ?oskrider fremad langsomt ‘(the work progresses slowly)’ c. ?arbejdet skrider i langsomt men stødt tempo fremad ‘(⫽ 120a)’ There is an adverbial position before the co-predicate position and one after it. If the (manner) adverbial is long, it is consistently placed after the co-predicate. The placement of verbal particles of phrasal verbs: In old Danish, verb particles (Adverbs) were placed in infinite verb positions (i. e. after oblique arguments, cf. Heltoft 1998). They may be traced to the following variable situation: (121) a. OV-order NP ⫺ Preverb ⫺ V a’. VO-order V ⫺ Postverb ⫺ NP
242 If the particle were (re)interpreted as transitive (governing the case of the NP, formerly governed by the verb), we have postpositions in the a-situation (notice some present-day residues), but prepositions in the a’-situation (corresponding to the V-initial type): (122) han ogik (i)gennem skoven (Pr-incorporation) ‘(he went through the wood)’ If, on the other hand, the particles were interpreted as intransitive/avalent, we have Preverbs proper (developed into first, incorporated, compound parts, by boundary reanalysis, as also found in current Danish) in the a-situation, but postverbal particles (which could have developed into contiguous analytic incorporation, as in Swedish) in the a’-situation). The latter situation is not found in Danish: “Preverbs” (i. e. NP ⫺ Adverb) have been generalized even though the language is (re)interpreted as VO (yielding V ⫺ NP ⫺ Adverb): (123) V ⫺ NP ⫺ Adverb (⫹ discontinuous incorporation) han -gik papirerne igennem (DP ⫽ CP gennemgik papirerne) ‘(he went the papers through)’ The mainland Scandinavian situation is that Swedish is consistently V ⫺ Postverb ⫺ NP, both when the NP is nominal and when it is pronominal; in Norwegian the Swedish-type construction is (mainly) found when the NP is nominal and the Danish-type when the NP is pronominal (cf. Nikulitjeva 1996). It seems as though the Norwegian situation represents (tendencies in) the original variation, but that Swedish has generalized the Hawkinsian processing preferences (“short-beforelong”), and that Danish has generalized the instances where the Adverb could be understood as an underlying comment (or, predicate), the NP as underlying topic (or, subject), thus positioning the NP and Adverb in (unmarked) topic ⫺ comment order (cf. the placement of predicatives in the postargument co-predicate position). It should be noted that Danish is also responding to the principles of processing ease in cases where
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the NP contains a relative clause: the longer the relative clause, the stronger the tendency is to place it, discontinuously/nonconfigurationally, after the Adverb, in final extraposition (cf. Nedergaard Thomsen 1997). The fact about Danish post-verbal, discontinous “Preverbs” (analytic incorporation) ⫺ and the drift of Danish towards manifesting formerly compounding Preverbs as discontinuous “Preverbs” (cf. Nedergaard Thomsen 1998) ⫺ is typologically significant: it is the decisive factor in Danish ‘typological characterology’, with implications for other kinds of syntagm structuring (cf. Nikulitjeva’s 1996 ‘framestructuring’). Dative shift: Results of copus investigations (Winther Ravn 1999) have shown that the decisive factor in selecting the double object construction vs. the dative shift/ oblique IO construction is length of NP: the recipient/beneficiary tend to be definite and the patient indefinite, no matter their grammatical relation in this alternation, but long NPs are placed consistently last, so if the patient is long, the double object construction is chosen, if the recipient/beneficiary is long it is placed in oblique, post DO-position. That is, length differences may decide the choice of diathetic template. Discourse typology ⫺ period formation ⫺ composite sentences (taxis): Languages may be different with respect to not only their (sentence) grammars and their performance regularities (e. g. adherence to weight priciples), but also to texture, their preferred ways of textualizing. Even though two languages may have comparable sets of subordinating conjunctions, they may use them to different degrees, and thus their discourse styles may differ accordingly. Danish is texturally far more paratactic than is e.g. Italian (cf. Skytte et al. 1999; Korzen 1999). A characteristic discourse style since the 14th c. is the so-called kancellisprog (‘Chancery Style’) esp. used in law and administrative texts. It is inspired by German and Latin. Perhaps owing to the type that Danish is targeting to realize in its systems, viz. analytic morphosyntactic technique and analytic word order (head-initial,
243
8. Danish
short-before-long regulated), this Chancery Style, by being morphosyntactically and topologically synthetic, is becoming more and more infrequent (and in the late 20th century, there is a pronounced tendency to avoid it in several governmental departments). An example of this style is a definition of itself, cf. (124): (124) (Kancellistil:) Den især i officielle skrivelser anvendte, af upersonlige faste formler sammensatte, i lange sætningsperioder og mange indskud indviklede, med henblik pa˚ nøjagtighed snarere end tekstens klarhed affattede stil. ‘((Chancery style, def.:) The especially in official writings employed, of impersonal fixed formulae composed, in long sentence periods and many parentheses complicated, with respect to precision rather than the text’s clarity composed style)’ It is one hypotactic DP (corresponding to one period) with the N-head occurring last (synthetic order). There is a constituent recognition domain of 2 immediate constituents (D and NP) with 26 words between D and N (⫽ 2/28 (below 10 % recognition ease), as against an analytic order, with DˆNˆRel-S, of 2/2 (100 % recognition ease)).
6.
Diachronic and typological tendencies
Perhaps the two most striking facts about Danish grammatical typology are its drift towards being a speaker-oriented language (in ‘supertypology’), on one hand, and its drift towards being frame-structuring (in ‘characterological typology’), on the other. Over all, Danish tends overwhelmingly towards being analytic-topological, nonsynthetic (cf. even ultrafrequent spelling errors in compounds: first and second parts written as two words despite the pronunciation with compound accentuation). Another important characteristic is that Danish has integrated its prosodic and topological systems with the grammatical system to the extent that grammatical factors are always also coded topologically and
prosodically (cf. e. g. the principle of prosodic iconicity (Basbøll 1999); the use of unit accentuation in complex predicate formation, compound accentuation in compounding, stød or word tones to signal wordhood, and word order to signal sentence types (cf. also Egerod/Hashimoto 1982)).
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Ole Nedergaard Thomsen, Kopenhagen
II. Keltische Sprachen 9. Irisch 1.
Einleitung
1.1. Das historische Umfeld Die irische Sprache gehört dem goidelischen (⫽ gälischen) Zweig der keltischen Sprachen an und vertritt das bereits in festlandskeltischer Zeit ausgesonderte Q-Keltische, das sich u. a. durch die Bewahrung von ie. *kw vom P-Keltischen (> Britannisch) unterscheidet. Die ältesten Sprachdenkmäler sind die Ogam-Inschriften aus Irland und SüdWales (5. bis 6. Jh.), die eine phonologisch und morphologisch dem Indoeuropäischen noch relativ nahe Gestalt zeigen. Die altirische Schriftsprache, die seit dem 7. Jh. in Irland belegt ist, ist bereits das Ergebnis von tief greifendem Wandel gegenüber dem archaischen Irischen. Radikale, auch typologisch relevante Neuerungen vollziehen sich ab dem 10. Jh. mit dem Übergang vom Altirischen zum Mittelirischen, das als sehr heterogene Übergangssprache zu sehen ist. Eine neue Kodifizierung stellt dann das Klassische oder Frühneuirische dar, das im Wesentlichen unverändert vom 13. bis ins 17. Jh. im Gebrauch war. Unter ‘Irisch’ soll hier sowohl die moderne Schriftsprache verstanden werden, als auch die verschiedenen Formen der gesprochenen, nicht-standardisierten Sprache, von denen wir hauptsächlich seit dem Beginn des 20. Jhs. genauere Kenntnis gewonnen haben und die noch heute in beachtlicher Differenzierung in den Reliktgebieten dieser Sprache im Westen Irlands im Gebrauch sind. Wegen der erheblichen typologischen Kontraste zwischen Altirisch und Neuirisch erscheint eine zusammenfassende Darstel-
lung des Irischen in seiner gesamten historischen Tiefe nicht sinnvoll. Ebenso wenig werden hier die Formen des Gälischen nicht systematisch berücksichtigt, die im Zuge von Kolonisierungsschüben im frühen Mittelalter im östlich angrenzenden Raum entstanden sind, d. h. in Süd-Wales, auf der Isle of Man und in großen Teilen Schottlands. Während sich das Gälische in Wales nicht behaupten konnte, ist es auf Man, besonders aber in Schottland, nicht nur als gesprochene Sprache mit komplexer dialektaler Differenzierung belegt, sondern auch zur Grundlage eigenständiger Schriftsprachen geworden. Das Man-Gälische (Manx) ist heute, nachdem die mündliche Überlieferung vor fast 50 Jahren abgebrochen ist, allenfalls als marginale wiederbelebte Sprache einzustufen; das Schottisch-Gälische dagegen zeigt bes. auf den Äußeren Hebriden Vitalität und findet zunehmend in weiteren Bereichen des Landes auch als Schriftsprache Verwendung. Natürlich haben viele Aspekte der heute beobachtbaren sprachlichen Variation interessante und z. T. bekannte historische Wurzeln, d. h. sie spiegeln die Ungleichzeitigkeit von Sprachentwicklungsprozessen wider, die sich teilweise als Konsequenzen kultureller Innovation bzw. Mehrsprachigkeit deuten lassen. Wichtige Kontaktsprachen des Irischen sind am Beginn der Überlieferung Latein und Britannisch, im Mittelalter Altnordisch, Anglonormannisch und Mittelenglisch, sowie seit dessen Herausbildung auch Neuenglisch (bzw. Scots im Norden der Insel) einschließlich verschiedener dialektaler Formen dieser Sprachen. 1.2. Quellen Gut zugängliche Referenzwerke zur Vertiefung vieler der hier beschriebenen Verhält´ Siadhail 1989, z. T. nisse sind vor allem O
252 auch Stenson 1981 sowie McCloskey 1979. Kurzbeschreibungen von drei stark diver´ Baoill 1996, O ´ genten Dialekten sind O ´ Se´ 1995. Auf EinzelMurchu´ 1998 und O verweise zu entsprechenden Passagen in diesen Werken wird im Weiteren verzichtet. Zur Frage der Variation ist die Forschungslage recht unausgewogen: eine Übersicht über klassische dialektologische Parameter der arealen Differenzierung ist erarbeitet worden (bes. Wagner 1964⫺69; vgl. Wigger 1993). Andere Parameter der Variation wie Schicht, Alter, Geschlecht sind allenfalls sporadisch notiert, jedoch nie systematisch dargestellt worden, weder in lokalen Fallstudien, noch in breiteren Untersuchungen. Während Methoden der Dialektologie des 20. Jhs. in Irland durchaus rezipiert und angewandt worden sind, kann man für die Soziolinguistik nur das Gegenteil feststellen. Die sprachhistorische Forschung, lange Zeit vorwiegend den alten Sprachstufen gewidmet, hat jedoch ein recht detailliertes Bild von vielen wichtigen Entwicklungslinien gezeichnet, die zum gegenwärtigen Irischen geführt haben. Eine gute Gesamtdarstellung ist McKone et al. 1994 (in irischer Sprache; mit umfangreicher Bibliographie.) In diesem Überblick sollen einerseits diejenigen Bereiche kurz behandelt werden, die zentrale Bereiche der Grammatik ausmachen, andererseits wird auf solche Züge besonders eingegangen, die im europäischen Vergleich als auffällige Merkmale des Irischen, z. T. der keltischen Sprachen insgesamt, gelten können. In dieser Hinsicht ist die Frage nach Variation auch verknüpft mit der Frage nach Bewahrung oder aber Aufgabe typologischer Eigenständigkeit in diesem Teil Nordwesteuropas. 1.3. Parameter der Variation 1.3.1. Historische Dialekte Der gesamte gälische Sprachraum Irlands und Schottlands ist als Dialektkontinuum zu sehen, dessen feinere Differenzierung und Abstufung anhand der im 20. Jh. erhobenen Daten jedoch nur noch partiell rekonstruiert werden kann (Elsie 1986). Im größten Teil des Landes hat sich der Wech-
II. Keltische Sprachen
sel zum Englischen als gesprochener Sprache bis ins 19. Jh. vollzogen, und die verbleibenden irischsprachigen Gebiete haben den Charakter von Sprachinseln. Seitdem ist es üblich geworden, drei Hauptdialekte zu identifizieren, die nach den jeweiligen Provinzen als Munster-, Connacht- bzw. Ulster-Irisch bezeichnet werden. Sie weisen wiederum erhebliche interne Differenzierung auf, z. T. verstärkt durch die Zersplitterung in räumlich getrennte Subdialekte. Anhand einiger Kriterien ist die primäre Teilung in einen nördlichen und einen südlichen Sprachtyp eine plausible Alternative, wobei ein Teil von Connacht (NW-Galway, Mayo) eher dem Norden zuzurechnen ist, während SW-Galway einen Übergangsdialekt zum Südirischen darstellt (O’Rahilly 1932, 261). Wichtige phonologische und grammatische Dialektunterschiede werden unter 3.1 ff. angeführt. In der dialektalen Alltagskommunikation sind unterschiedliche Stile zu beobachten, deren nähere Beschreibung nach Form und Funktion bisher noch nicht geleistet wurde; zweifellos ist vieles, was zunächst als ‘freie Variation’ erscheint, mehr als zufällige idiolektale Streuung. Das Ausmaß derartiger Schwankungen ist so groß, dass die Bestimmung von Ortsmundarten und die Festlegung von Isoglossen nur als Ergebnis weitgehender Idealisierung verstanden werden kann. Hinweise auf Variation nach Altersgruppen finden sich in den Dialektmonografien häufig, geschlechtsspezifische oder an im engeren Sinne soziologischen Parametern orientierte Variation findet dagegen kaum Erwähnung. Die in großer Menge dokumentierten Texte der oralen Tradition zeigen einen ausgeprägten Erzählstil, der auch phonologische und grammatische Eigenheiten umfasst. In Verbindung mit gewissen gruppenspezifischen Lebens- und Arbeitspraktiken haben sich fachsprachliche Varietäten herausgebildet, die in erster Linie lexikalisch definierbar sind (Landwirtschaft, Handwerk, Nautik u. a.). Nur ein geringer Teil hiervon ist in speziellen Glossaren erfasst worden ´ Siadhail 1978). (z. B. O
253
9. Irisch
1.3.2. Schriftsprache Die moderne irische Schriftsprache, die in ihren Grundzügen die klassische Schreibtradition fortsetzt, ist insgesamt als dialektneutral zu betrachten, auch wenn eine gewisse Präferenz für südliche Formen unverkennbar ist. Der zuerst 1945 veröffentlichte amtliche Standard (vgl. Gramadach 1994) regelt Orthographie und Morphologie, und der Sprachgebrauch geht seither überwiegend damit konform. Nicht wenige Autoren lassen jedoch ein gewisses Maß an dialektalen Formen in ihren Texten zu, vor allem in lexikalischer, aber auch in grammatischer und orthographischer Hinsicht. In der Phase der Rehabilitation und Modernisierung der Sprache während des 20. Jhs. ist der lexikalische Ausbau sehr intensiv gewesen. Dies betrifft zunächst fachsprachliche Bereiche, zunehmend aber auch die allgemeine Umgangssprache. Die Akzeptanz terminologischer Neubildungen in den Dialektregionen ist bis heute gering; dies dürfte eher soziologische und pragmatische Gründe als ideologische haben. Das moderne Schriftirisch wird in sämtlichen Textsorten verwendet, die in Irland auch in englischer Sprache entwickelt sind. Dementsprechend groß ist die stilistische Vielfalt, sodass sich heute neben literarischen Stilformen auch juristische, journalistische, akademische u. a. klar erkennen lassen. Hinsichtlich der ‘inneren Form’, (v. a. Syntax und Phraseologie) ist auffällig, dass in vielen Bereichen am Englischen orientierte Ausdrucksformen gegenüber den charakteristisch gälischen Mustern, wie sie eher im dialektalen Bereich noch lebendig sind, dominieren. Insofern ist die Feststellung berechtigt, dass hier zwei deutlich verschiedene Sprachkulturen in einer äußerlich gleichartigen Form koexistieren. (Wigger 1977 u. 2001a). 1.3.3. Irisch als Zweitsprache Inwiefern die gesprochene Sprache außerhalb der Dialektregionen eine eigenständige Varietät darstellt, ist sehr fraglich. Einerseits implizieren Faktoren wie Zweitsprachlichkeit, Diasporasituation, urbaner Kulturkontext wichtige Unterschiede zu den re-
lativ geschlossenen ländlichen nativen Sprachgemeinschaften; andererseits ist das Spektrum der Sprachbeherrschung, der Gebrauchsfrequenz, der Spracheinstellungen und nicht zuletzt der dialektalen Orientierung so breit, dass man hier nur von einem diffusen Bereich sekundärer Gebrauchsformen des Irischen reden kann. Dabei ist ‘sekundär’ nicht wertend, sondern historisch und deskriptiv zu verstehen, denn die kulturpolitische und ideologische Bedeutung dieses Sektors der irischsprachigen Bevölkerung ist erheblich. Den geltenden Sprachnormen fehlt übrigens die phonetische Dimension. Dies ist einer von mehreren Gründen, weshalb die Mehrheit der Sprecher dieses Typs durch erhebliche lautliche Interferenzen aus ihrer Erstsprache Englisch auffallen.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Lautstruktur 2.1.1. Konsonanten Ein maximales Phoneminventar des Neuirischen kann für den konsonantischen Bereich wie folgt dargestellt werden: Tab. 9.1 p b f w m (w ˜)
p’ b’ f’ v m’
t d s
t’ d’ s
n l r
n’ l’ r’
k g x ¥ n l r
k’ g’ c¸ j n’ l’ r’
h
(h’)
n
n’
Neben den verbreiteten Kontrasten wie [( stimmhaft] und [( dauernd] hat sich eine weitere Opposition herausgebildet, die meist als Palatalisierung bezeichnet wird. In weiten Transkriptionen, so auch im vorliegenden Text, wird konventionell das Diakritikum zur Kennzeichnung der palatalisierten Reihe verwendet (jede zweite Spalte in der Tabelle). Die Distinktivität dieses Merkmals zeigt sich u. a. auch darin, dass sie in der Orthographie des Neuirischen systematisch berücksichtigt wird, und zwar durch Verwendung von graphischen Hilfsvokalen. Es ist darauf hinzuweisen, dass ‘Palatalisierung’ hier als systematischer Be-
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II. Keltische Sprachen
griff zu verstehen ist, nicht als phonetischer; d. h. palatalisierte Konsonanten können neutral sein, nicht-palatalisierte dagegen als velar oder labial koartikuliert erscheinen. Das Segment /h’/ hat keine eigenständige phonetische Realisierung; seine systematische Stellung lässt sich aber zur Erklärung gewisser Alternationen /h’/ ~ /c¸ / heranziehen. /w ˜ / kann faktisch als [w ˜ ] realisiert werden, dient aber darüber hinaus in ähnlicher Weise zur Erklärung gewisser dialektaler Lautentwicklungen. Zur phonetischen Realisierung dieses Inventars s. a. 3.1.1. Eine weitere für das Gälische charakteristische konsonantische Opposition ist die der Gespanntheit von Liquiden und Nasalen. Während dieses Merkmal allgemein auch in vielfältiger Weise mit der Stimmtonkorrelation verknüpft ist, geht es hier nur um sekundäre Distinktionen im Bereich der prinzipiell stimmhaften Sonoranten. (Dass diese auch stimmlos erscheinen können, ist ⫺ anders als etwa im Walisischen ⫺ als Sandhiphänomen zu werten, d. h. als Auswirkung von unmittelbar benachbartem phonemischem /h/.) Das für das Altirische anzunehmende vollständige Teilsystem enthält je vier phonemische r-, l- und n-Laute, d. h. durch Anwendung der Distinktionen [( gespannt] und [( vorn] weiterdifferenzierte Phoneme. Die gespannten Sonoranten sind /l, n, r/ und /l’, n’, r’/. Die Halbvokale /w, j/ sind nur am Wortanfang stabil, wo sie jedoch (ebenso wie die Frikative /c¸, x, γ, h/) in nativen Wörtern nicht als lexikalisch vorgegebene Laute, sondern als Resultat bestimmter grammatischer Prozesse auftreten (s. 2.1.5). 2.1.2. Vokale Ein grundlegendes Vokalsystem kann für das Irische wie folgt dargestellt werden: Tab. 9.2 i e
X e a
u o
Dazu ist die binäre Längenkorrelation als distinktiv zu werten, die allerdings bei den beiden Zentralvokalen allenfalls eingeschränkt auftritt. Der Status von /e/ ist im Übrigen nicht als phonemisch anzusehen.
Abgesehen von verschiedenen dialektalen Sonderentwicklungen sind noch zwei fallende Diphthonge zu berücksichtigen, /i:e/ und /u:e/, die lexikalisch vorgegeben sind. Sie als Sequenzen von /i:⫹e/ zu interpretieren, ist unangemessen, da in allen anderen Kontexten /e/ von einem benachbarten Vokal absorbiert wird, auch über Wortgrenzen hinweg. Im Kontrast zu den reichhaltigen konsonantischen Distinktionen erweisen sich viele phonetische Differenzen im Bereich der Kurzvokale als nicht-distinktiv. Unbetonte Kurzvokale konvergieren zu /e/; aber auch in betonter Silbe ist [( vorn] weitgehend kontextabhängig, und [( hoch] unterliegt erheblichen Schwankungen, z. T. regulär kontextbedingt, z. T. lexikalisch festgelegt. Die große phonetische Variationsbreite zwischen [i] und [u], [e] und [o], sowie zwischen [i] und [e] bzw. [o] und [u] sind als notorisches Problem exakter Transkription geläufig, wobei eine Tendenz zur Zentralisierung oft eine erhebliche Rolle spielt. In systematischer Hinsicht zeigt sich hier die distinktive Dominanz des Konsonantensystems und die relative Schwäche der vokalischen Distinktionen. 2.1.3. Silbenstruktur Die Silbenstruktur des Neuirischen ist im westeuropäischen Vergleich unauffällig: die nach der Sonoritätsskala definierbaren Beschränkungen sind weitgehend konform mit denen der meisten germanischen und romanischen Sprachen. Bemerkenswert ist aber die Notwendigkeit, gewisse nichtinitiale Sequenzen von Sonanten und Plosiven/heterorganischen Sonanten durch einen Svarabhaktivokal aufzulösen: gorm [gorem] ‘blau’, dearg [d’æreg] ‘rot.’ Auch in vielen irischen Varietäten des Englischen findet sich diese Eigenheit. Sie belegt die auch anderweitig belegte geringe Toleranz für Konsonantenhäufungen in silbenschließender Position. 2.1.4. Prosodie Der Wortakzent, der durchweg exspiratorisch und musikalisch zugleich ist, zeigt eine deutliche Tendenz zu nichtlexikalischer Regelhaftigkeit. Insgesamt ist die Tendenz zur Anfangsbetonung dominant; davon ausge-
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9. Irisch
nommen werden muss, soweit die gesamte Sprache betroffen ist, eine kleine Menge von Wörtern, die aus grammatischen oder lexikalischen (bzw. etymologischen) Gründen vom Prinzip der Anfangsbetonung abweichen. Über Satz-/Phrasenakzent bzw. -intonation sei mangels hinreichender Forschungsergebnisse (außer Blankenhorn 1979; Bondaruk 1994) hier nur festgehalten, dass Abweichungen von den unmarkierten Grundmustern (z. B. Kontrastakzent) normalerweise nur in Verbindung mit syntaktischer Umstrukturierung auftreten. Insgesamt ist eine starke Tendenz zur Verlagerung der Satzprominenz weit nach rechts zu beobachten (markante präterminale Hebung). 2.1.5. Mutationen Die für alle keltischen Sprachen charakteristischen systematischen Anlautveränderungen sind ihrer Funktion nach eigentlich morphologische Prozesse besonderer Art, manchmal auch als ‘Anlautflexion’ bezeichnet. Da aber die gleichen phonologischen Oppositionen, die als Mutation verschiedene grammatische Funktionen erfüllen, auch in nichtinitialer Position auftreten, ist das Phänomen insgesamt auch im phonologischen System verankert. Daher wird es hier getrennt von der eigentlichen, eher dem gewöhnlichen indoeuropäischen Typ zuzurechnenden Flexionsmorphologie beschrieben, die im Wesentlichen auf Klassenbildung, Affigierung und Stammmodifikation beruht (s. 2.2). Die für grammatikalisierte Mutation ausgenutzten Oppositionen sind im Wesentlichen mit den Merkmalen [( dauernd], [(
stimmhaft] und [( nasal] zu beschreiben. In der mutierten Phase nimmt das Merkmal jeweils den positiven Wert an. Aufgrund langwieriger historischer Entwicklungen sind noch weitere Differenzierungen für die Beschreibung von mutierten Konsonanten notwendig; Tab. 9.3 zeigt die jeweiligen Entsprechungen. Die getrennte Darstellung in zwei Listen ist dadurch bedingt, dass die grammatischen Kriterien für das Eintreten der Mutation in genau zwei Gruppen zu gliedern sind. Typ 1 wird allgemein Lenition genannt, Typ 2 Eklipse. Die irische Orthographie nimmt systematisch Bezug auf diese beiden Prozesstypen: Lenition wird durch nachfolgendes dargestellt, Eklipse durch vorangestelltes Graphem, das das Resultat der Mutation bezeichnet. So ist ⫽ /w/ Resultat der Lenition von ⫽ /b/, und ⫽ /m/ Resultat der Eklipse von . Für die Lenition gelten die gleichen Konventionen auch im Wortinneren, für die Eklipse nicht: leabhar /l’awer/ ‘Buch’ (mit der üblichen Reduktion zu /l’aur/), aber Sequenzen wie mb, nd sind im Wortinneren immer als [mb] bzw. [nd] zu lesen. Die Funktionen dieser Mutationen sind sehr disparat. Sie sind zum großen Teil fester Bestandteil gewisser Funktionswörter und prätonischer Partikeln, können aber auch dem unmittelbaren Ausdruck grammatischer Kategorien dienen. Darüber hinaus spielen sie in Wortbildung und Phraseologie eine gewisse Rolle. Schließlich ist zumindest spontane, nichtfunktionale Lenition bei gewissen Wörtern und Partikeln auch charakteristisch für die Spontansprache.
Tab. 9.3: Mutationen Grundform
leniert
eklipsiert
Grundform
leniert
ekl.
p t k b d g f
f h x w ¥/j ¥/j Ø
b d g m n n w
s n l r m
h n l r w
⫺ ⫺ ⫺ ⫺ ⫺
(palatalisierte Konsonanten entsprechend)
256 Typische Kontexte sind z. B. folgende: (1) die nominale Kategorie ‘feminin’ ist weitgehend mit Lenition assoziiert. Der Artikel an ist zunächst für beide Genera gleich (außer im Genitiv), ein feminines Substantiv wird danach leniert, ein maskulines nicht. Ebenso werden nachfolgende Attribute, insbesondere Adjektive, bei Feminina leniert, bei Maskulina nicht. (2) das Präteritum hat, außer sporadisch auftretenden tempusspezifischen Personalendungen, keine eigene Tempusmarkierung. Die Verbform erscheint aber stets leniert. So bedeutet chodail X /xodel’/ ‘X schlief’, während die unlenierte Form codail /kodel’/ nur als Imperativ Singular interpretiert werden kann. (3) Die Negation nı´ löst bei der unmittelbar nachfolgenden Form des finiten Verbs Lenition aus (sofern sie nicht unpersönlich ist); die für Imperative verwendete Negation na´ dagegen nicht. (4) Das Possessivpronomen der dritten Person ist zunächst nur a /e/. Die Differenzierung nach Genus und Numerus bleibt den jeweiligen Mutationen überlassen: a cho´ta / e xo:te/ ‘sein Mantel’, a gco´ta /e go:te/ ‘ihr (⫽ deren) Mantel’, a co´ta /e ko:te/ ‘ihr (fem.) Mantel’. (5) Die Kardinalzahlen von ‘sieben’ bis ‘zehn’ lösen Eklipse aus: se´ cinn ‘sechs Stück’, aber seacht gcinn ‘sieben Stück’. (6) Die Lenition nominaler Attribute ist häufig, insbesondere in NPen mit femininem Kern. Darüber hinaus sind sehr komplizierte Gebrauchsschwankungen festzustellen. Unabhängig davon wird eine weitere Regel, wonach inhärent determinierte Attribute (d. h. Eigennamen) in attributiver Stellung leniert werden, durchgängig befolgt. (7) Im Bereich der Wortbildung ist Lenition des zweiten Gliedes von Determinativkomposita mit vorangehendem Determinans obligatorisch. Auch wenn dieser Kompositionstypus durch einen analytischen Typ abgelöst wurde, der die umgekehrte Anordnung zeigt und eher den Lenitionsregeln von freien Nominalphrasen unterworfen ist, ist die mit dem alten Typ verbundene Lenitionsregel völlig stabil.
II. Keltische Sprachen
Im Zusammenhang mit den beiden Mutationsarten ist noch darauf hinzuweisen, dass eine positive phonetische Realisierung von Nicht-Lenition darin besteht, dass vokalisch anlautende Wörter in entsprechenden Kontexten einen h-Vorschlag erhalten. Wenn das feminine Possessivpronomen durch Nichtlenition konsonantischer Wortanfänge gekennzeichnet ist, so entspricht dem bei vokalischem Anlaut ein zusätzliches /h/: a athair ‘sein Vater’ a hathair ‘ihr Vater’. Ebenso ist die einfache Negation nı´ Auslöser von Lenition am folgenden Verb, während die im Imperativ gebräuchliche Negation na´ dies nie bewirkt: nı´ chreidim/nı´ o´laim, ‘ich glaube/trinke nicht’, vs. na´ creid/ na´ ho´l, ‘glaube/trink nicht !’). Umgekehrt manifestiert sich Eklipse bei vokalischen Anlauten als n-Vorschlag: a n-athair ‘ihr (pl.) Vater.’ 2.2. Morphologie 2.2.1. Nominalflexion Das indoeuropäische Flexionssystem, das im Altirischen mit systematischer Unterscheidung von vier Kasus fortbestand, ist heute noch weiter reduziert. Auch die alten Flexionsklassen lassen sich heute nur noch in Spuren ausmachen. Das dreigliedrige Genusschema ist zu einem zweigliedrigen vereinfacht worden; die historischen Neutra zeigen heute gewisse Schwankungen zwischen Maskulinum und Femininum. Der einzige Kasus, der bei vielen Formtypen von Nomina noch durchgehend realisiert wird, ist der Genitiv. Der Akkusativ ist vollständig mit dem Nominativ (⫽ unmarkierte Form) verschmolzen, der Dativ (⫽ Präpositionalkasus) tritt nur noch in Spuren auf und neigt ebenfalls dazu, die historischen Nominativformen zu überlagern. Daneben wird ein Vokativ verwendet, der allerdings im Singular durchweg mit dem Genitiv zusammenfällt. Insgesamt kann man also von einem binären System sprechen, das einen markierten Fall (Gen/Vok.Sg) von einem unmarkierten unterscheidet. Einer der häufigsten Formentypen besteht hier in Palatalisierung der Auslautkonsonanz (so bei der großen Masse der auf neutralen Konsonanten auslautenden Masku-
9. Irisch
lina), bzw. in Suffigierung von a/e /e/ bei im Auslaut bereits palatalisierten Feminina. Ein genauer Überblick über das immer noch recht komplizierte System, das u. a. auch noch konsonantische Stammerweiterungen sowie Umlaut und Ablaut kennt, kann hier nicht gegeben werden. Reste des alten Flexionsklassenschemas sind noch zu erkennen; für die Mehrzahl der Nomina ist das Flexionsverhalten aber auf der Basis von Lautstruktur, Genus und Ableitungsmorphologie vorhersagbar. Der Plural wird überwiegend eindeutig markiert, wobei eine gewisse Verquickung mit den Kategorien Kasus und Genus festzuhalten ist, die als flexionstypische Fusion aufzufassen ist. Generell ist nach Kurz- und Langpluralen zu unterscheiden: während erstere als Teil des historischen Flexionssystems gesehen werden müssen ⫺ auch hier treten Prozesse wie Palatalisierung oder Schwa-Suffigierung auf ⫺ sind letztere, insgesamt betrachtet, durch konsonantische Erweiterungen mit /x/ oder /n/ sowie durch ein terminales /i:/-Suffix (statt /e/) zu beschreiben. Spuren eines endungslosen Genitiv Plural finden sich hauptsächlich in phraseologischen und onomastischen Verbindungen. Aber auch die Verwendung der Singularform nach Numeralia kann so gedeutet werden, d. h. als Partitivkonstruktion. Adjektive werden ebenfalls flektiert, sofern sie attributiv sind, d. h. sie verhalten sich kongruent zum Kern der NP und folgen dominanten nominalen Flexionsmustern. Stabiler als die Adjektivflexion ist im heutigen Irischen die Bildung von Komparativformen; abgesehen von einigen morphophonologisch motivierten oder lexikalisch gebundenen Abweichungen (Suppletivformen) sind die Formen hier identisch mit den für Gen. Fem. gebrauchten. Die Tendenz zur Bildung von analytischen Komparativformen (vgl. Englisch, Romanisch) ist sehr schwach. Der Superlativ hat keine eigene Form, eine entsprechende Interpretation muss aus der syntaktischen Struktur erschlossen werden (s. 2.3.2). Darüber hinaus werden von Adjektiven noch weitere Sonderformen gebildet, die in Pro-
257 portionalsätzen und verwandten Ausdrücken auftreten. Die Flexion des Artikels, der immer bestimmt ist, erfolgt durch Wahl zwischen an und na sowie durch unterschiedliche Mutationen bei diesen beiden Formen: an, anl, ane sowie na, nae. Darüber hinaus sind einige morphophonologische Besonderheiten zu beachten, so die Verwendung einer Form ant. 2.2.2. Pronomina Bei den Personalpronomina scheint eine Unterscheidung zwischen Nominativ und Akkusativ gegeben zu sein. Genauere funktionale Analyse zeigt jedoch, dass hier eine Trennung in postverbale und freie Formen vorliegt, jedenfalls in den dritten Personen: das anlautende s- der postverbalen Formen (se´, sı´, siad) fehlt in allen anderen Kontexten. In den übrigen Personen gibt es ohnehin nur in der 2. Sg. eine marginale Differenzierung zwischen leniertem thu´ (in Objektsfunktion) und unleniertem tu´ (in allen anderen Kontexten). Dem nominalen Genitiv entsprechen im pronominalen Bereich die Possessivpronomina, die mindestens seit air. Zeit formal ganz eigenständig sind. Sie haben die Gestalt proklitischer Partikeln. Die Mutation spielt hier eine wichtige differenzierende Rolle (s. 2.1.5 (4)). Die Konfiguration Präposition ⫹ Pronomen geht formal ganz eigene Wege: wie in den anderen keltischen Sprachen auch, tritt die pronominale Komponente, differenziert nach den grammatischen Personen, sowie in der 3.Sg. auch nach dem Genus, als Suffix an eine mehr oder weniger stark modifizierte Form der Präposition an: ag & me´ > agam, ag & tu´ > agat, ag & e´ > aige, ag & ´ı > aici usw. Diese Formen sind genetisch nicht als Verschmelzungen ihrer Komponenten zu beschreiben, sondern als persönlich flektierte Präpositionen. Demonstrativa sind grundsätzlich unflektiert; allerdings treten sie in diskontinuierlicher Verbindung mit dem Artikel auf, der die oben angegebenen Genus/Numerus/ Kasus-Abwandlungen zeigt: an solas sin, an tsolais sin, na soilse sin. Das deiktische System ist in diesem Bereich binär konzipiert
258 (nah/fern); eine dritte, seltener gebrauchte Form u´d(an) kann größere Distanz, v. a. aber sprecherseitige Distanzierung ausdrücken. ⫺ Formal betrachtet, sind die elementaren Ortsadverbien anseo ‘hier’, ansin ‘dort’ von den Demonstrativa abgeleitet. 2.2.3. Verbalflexion 2.2.3.1. Allgemeines Die Differenzierung grammatischer Kategorien am Verb ist relativ fein, wodurch sich ein sehr reicher Formenbestand ergibt. Neben zeitstufenbezogenen (Futur und Präteritum vs. temporal unmarkiertem aspektuellem Präsens), modalen (Imperativ, Konditional und Konjunktiv) und aspektuellen (habituelles Präsens und Präteritum) sind auch syntaktisch und texstrukturell orientierte Kategorien morphologisch repräsentiert. Das subjektbezogene Personensystem umfasst sieben Einheiten: neben den drei grammatischen Personen im Singular und Plural wird in allen TAM-Paradigmen noch eine Kategorie des indefiniten oder kollektiven Subjekts dargestellt. Andererseits ist die 3. Sg. grundsätzlich unmarkiert; sie kann nur dort eine eigene Kennzeichnung erhalten, wo im Paradigma ohnehin eine analytische Struktur mit enklitischem Subjektspronomen (mask. oder fem.) vorgesehen ist. Die Verteilung von synthetischen und analytischen Formen ist insgesamt einigermaßen kompliziert und zeigt darüber hinaus erhebliche dialektale Differenzen. Nach dem funktionalen Status der finiten Verbform, die die TAM-Morpheme trägt, sind verschiedene Konfigurationen zu unterscheiden: Typ A: finite Formen lexikalischer Verben mit integrierten Personalsuffixen; Typ B: finite Formen lexikalischer Verben mit nachfolgendem Subjektsnomen oder -pronomen; Typ C: finite Formen von Auxiliaren in Verbindung mit infiniten Formen (Verbalnomen, Verbaladjektiv) lexikalischer Verben; Typ D: finite Formen von Funktionsverben in Verbindung mit nominalen Zustands- und Ereignisbegriffen.
II. Keltische Sprachen
Während die Typen A und B gemeinsam das grundlegende Flexionsmuster für Verben bilden, liefert Typ C weitere periphrastische Verbformen, die jedes normale Paradigma um verschiedene vorwiegend aspektuell zu deutende Strukturen erweitern. Typ D enthält unterschiedliche phraseologische Muster, die als Erweiterung des irischen Verblexikons aufzufassen sind: entweder handelt es sich um stilistische Varianten zu einfachen Verben, z. T. vergleichbar den sog. Funktionsverbgefügen im Deutschen, oder aber im Lexikon fehlen für bestimmte Zustands- und Ereignisbegriffe entsprechende einfache Verben. Letzteres ist im Bereich der psycho- und pathologischen Verben besonders ausgeprägt, findet sich aber auch in diversen weiteren semantischen Kategorien. Diese Thematik wird hier, obwohl von großem typologischen Interesse, nicht weiter verfolgt, da sie eher lexikalischer Natur ist. Formal werden beim Verb maximal acht nach Tempus, Aspekt bzw. Modus unterschiedliche Teilparadigmen (‘Tempora’) gekennzeichnet: Indikativ Präsens, Konjunktiv Präsens, Imperativ, Futur, Habituelles Präteritum, Konjunktiv Präteritum, Konditional, Indikativ Präteritum. Das bei McKenna 1990 vorgestellte sechsgliedrige System ist als dialektale Sonderentwicklung nicht repräsentativ. Zur funktionalen Ana´ Baoill lyse des irischen TAM-Systems s. O 1994 sowie Thieroff 1994; die kritische Diskussion dieser Darstellungen kann hier nicht geführt werden. 2.2.3.2. Das Basis-Paradigma In allen Dialekten werden Personalendungen nur in Teilen des Gesamtparadigmas verwendet; es ist also stets zusammengesetzt aus Formen von Typ A und solchen von Typ B. Die indefiniten Formen sind hiervon ausgenommen, denn es gibt kein äquivalentes freies Pronomen ‘man’. Bemerkenswert ist, dass die Formen des Typs A z. T. neue Funktionen übernommen haben (s. 2.2.3.5). Wo Personalendungen auftreten, sind sie für die einzelnen Tempora unterschiedlich. Übereinstimmungen finden sich lediglich in der Gruppe der sog. sekundären Tempora, d. h. Habituelles Präteritum, Konjunktiv
9. Irisch
Präteritum und Konditional. Während die beiden ersten dieser Paradigmen weitgehend identisch sind, unterscheidet sich der Konditional durch das Auftreten eines /h/Suffixes (geschrieben -f-), das auch im Futur vorkommt. Er ist also formal (und historisch) eine Kombination von HabPrät und Futur. Der Gebrauch von Personalendungen ist in folgenden Bereichen des Paradigmas in den meisten Dialekten regulär: Präsens: 1. Sg. (sı´lim), HabPrät/KonjPrät und Konditional: 1. & 2. Sg. und 3. Pl. (shı´linn/ shı´lea´/ shı´lidı´s bzw. shı´lfinn/shı´lfea´/shı´lfidı´s). Die 3. Pl. ist weniger gebräuchlich, ebenso wie im Präteritum (shı´leadar), wo sie stärkerem Konkurrenzdruck der analytischen Variante (shı´l siad) unterliegt. Im übrigen Teil des Paradigmas dominieren nicht-persönliche Verbformen, die ein explizites Subjekts(pro)nomen erfordern. Dass die 3. Sg. durchweg diesem Muster folgt, hängt damit zusammen, dass Kongruenz zwischen dem Personalsuffix des Verbs und einem Subjektswort heute so gut wie ausgeschlossen ist. Diese nicht-persönlichen Formen enthalten allerdings anstelle einer Personalendung ein spezifisches Tempusmorphem: -ann im Präsens, -f-idh im Futur, -(f)-adh in der Gruppe HabPrät/ KonjPrät/Konditional. Das Präteritum hat kein derartiges Tempusmorphem. Im Imperativ steht der endungslosen Singularform eine durch ein spezifisches Suffix gekennzeichnete Pluralform gegenüber. Für weitere Personen können die entsprechenden Formen des Konjunktiv Präsens eintreten, in einer auch anderweitig belegten optativischen Funktion. Neben der echt modalen Qualität hat der Konjunktiv Präsens auch eine syntaktische, die analog zu typischen Verwendungen des Konjunktiv Präteritum zu sehen ist. Beide sind allerdings heute weit abgebaut. Alle Vergangenheitstempora, einschließlich Konditional, sind zusätzlich durch Lenition gekennzeichnet, bzw. durch ein dPräfix bei vokalischem Anlaut. In den unpersönlichen Formen bleibt die Lenition jedoch aus, und bei vokalischem Anlaut tritt initiales h auf (s. o. 2.1.5 (7)).
259 Neben dem Habituellen Präteritum ist auch das einfache Präsens durchweg in seiner Bedeutung habituell, also aspektuell markiert. Während dem Habituellen Präteritum das einfache Präteritum als formal deutlich geschiedene Vergangenheitsform gegenübersteht (shna´imh me´ ‘ich schwamm’ vs. shna´mhainn ‘ich pflegte zu schwimmen’), wird die entsprechende Opposition im Präsens meist durch die Wahl einer periphrastischen Konstruktion hergestellt: die sog. Verlaufsform (Formtyp C, s. 2.2.3.8) hat weitgehend die Rolle des aktuellen Präsens übernommen. Hiervon sind einige kognitive Verben ausgenommen, deren einfache Präsensform durchaus aktuell interpretiert wird, z. B. creidim, sı´lim ‘ich glaube’ oder cloisim/cluinim ‘ich höre’, feicim/tchı´m ‘ich sehe’ u. a. Das Verbum Substantivum zeigt als einziges eine formale Dichotomie für das Merkmal [habituell]: ta´ se´ … / bı´onn se´ ‘er/es ist … / … pflegt zu sein’. 2.2.3.3. Verbflexionsklassen Das oben beschriebene System der Markierung finiter Verbformen nach Person, Tempus, Modus und Aspekt gilt für alle Mitglieder der lexikalischen Klasse Verb gleichermaßen. Insofern ist, anders als im nominalen Bereich, das Konzept verbaler Flexionsklassen hier nicht relevant. Dennoch werden in den Grammatiken durchweg zwei Konjugationen dargestellt und in den Wörterbüchern die Zugehörigkeit vermerkt. Diese konventionelle Darstellung ist insofern unangemessen, als (a) die Zugehörigkeit zu einer der beiden Klassen aufgrund der Silbenstruktur bzw. Ableitungsgeschichte des Verbs vorhersagbar ist, und (b) die Flexionsmuster der beiden Klassen identisch sind, bis auf eine besondere Futurstammbildung mit zusätzlichem /o:/ bei den zweisilbigen Verben. Typologisch und historisch betrachtet, ist das ie. Prinzip der Flexionsklassenbildung ⫺ soweit es sich dabei um nichtvorhersagbares morphologisches Verhalten handelt ⫺ bei den Verben nicht mehr gegeben, bei den Nomina dagegen, trotz erheblich weiter fortgeschrittenem Flexionsabbau, als fast chaotische Variationszone immer noch wirksam.
260 2.2.3.4. Proklise Zum phonologischen Wort, dessen Kern das finite Verb ist, gehören weiter einige Klitika, die unterschiedliche syntaktische bzw. semantische Funktionen haben. Sie sind ausnahmslos schwachtonig und lösen jeweils bestimmte Mutationen aus. Zu den präverbalen Partikeln gehören die Negation nı´l, die Relativpartikeln al und ae, der Subordinator goe und die Fragepartikel ane . Negiert erscheinen a, an und go alle als nache . Vokalisch anlautende Verben erhalten in den Vergangenheitstempora ein Präfix dl (aus dol); dem entspricht bei konsonantischem Anlaut reine Lenition, die im Präteritum als einzige Tempuskennzeichnung fungiert (s. 2.1.5(2)). Die übrigen präverbalen Partikeln sind nicht mit d’ kombinierbar; es gibt, anders als im Altirischen, nur je eine proklitische Partikel pro Verbform. Stattdessen werden die negierenden, subordinierenden bzw. interrogativen Partikeln um -rl (aus ro) erweitert: nı´or, gur, ar bzw. na´r. So wird die Tempusmarkierung in gewissem Umfang durch prätonische Elemente geleistet. In den ‘sekundären Tempora’ Hab. Präteritum, Konjunktiv Präteritum und Konditional wird bei vokalischem Anlaut ebenfalls d’ verwendet, nicht aber die r-haltigen Partikeln. 2.2.3.5. Syntaktisch und textstrukturell bedingte Sonderformen Die Formen der 3. Sg. erhalten in einem Teil des Paradigmas (Präs, Fut) ein zusätzliches s-Suffix, wenn das Verb in einem Relativsatz des ‘direkten’ Typs (s. 2.3.4) steht. Die relativen Formen des Verbs sind eine schon im Altirischen voll entwickelte Erscheinung, die allerdings in der modernen Sprache etwas eingeschränkt realisiert wird. Ein Teil der historischen Personalsuffixe tritt nur unter bestimmten textstrukturellen Bedingungen auf. Dies hängt damit zusammen, dass das finite Verb im Irischen als Satzrepräsentation verwendet wird; so werden Antworten auf Satzfragen stets mit dem finiten Verb formuliert, und zwar ohne Ergänzungen:
II. Keltische Sprachen
An dtiocfaidh tu´ liom ? ⫺ INT komm-FUT du mit-1SG Tiocfad / nı´ thiocfad. komm-FUT-1SG NEG komm-FUT-1SG ‘Wirst du mit mir kommen ? ⫺ Ja./Nein.’ In der selbständigen Aussage wäre hier nur möglich Tiocfaidh me´ leat. Diese häufig als ‘Echoformen’ beschriebenen Spezialverwendungen erweisen sich bei näherer Untersuchung als verkürzte Satzanaphern, also als textstrukturell bedingte Kategorie (Wigger 2001b). In einigen wichtigen Typen subordinativer Verknüpfung (indirekter Relativsatz, go-Satz, s. 2.3.4/5) treten bei einigen Verben in bestimmten Tempora suppletive Sonderformen auf. Da diese ‘abhängigen’ Formen auch nach der Negation oder der Fragepartikel an/nache auftreten, ist die Alternation primär als durch eklipsierende Partikeln ausgelöst zu verstehen. An ndeachaigh sı´ ann ? ⫺ Chuaigh/ INT geh-PRT sie in-3SG geh-PRT nı´ dheachaigh. NEG geh-PRT ‘Ist sie dahin gegangen ? ⫺ Ja./Nein.’ 2.2.3.6. Suppletion Die Zahl der im engeren Sinne unregelmäßigen Verben ist auch im heutigen Irischen relativ hoch. Es handelt sich hier um Suppletivverben, zumindest in dem Sinne, dass die verschiedenen Stammformen allenfalls historisch aufeinander bezogen werden können, im Nir. aber als idiosynkratische Morphemalternanten lexikalisch fixiert sind. Die meisten dieser Verben sind hochfrequent und semantisch unauffällig: ‘kommen, gehen, bekommen, machen, sagen, geben, sehen, hören’ sowie ‘sein’. Das Verb beir ‘greifen, tragen etc.’ ist heute weit seltener im Gebrauch als die übrigen, zeigt aber noch immer Suppletion. Bei ith ‘essen’, das stets auch auf der Liste der unregelmäßigen Verben geführt wird, ist lediglich eine Stammalternation im Futur zu beachten. Mindestens zwei weitere Verben, nämlich gabh i. S. ‘gehen’ und abair ‘sagen’ dringen in dieses suppletive System ein, das in diesen Bedeutungen schon durch rach- (fut) bzw. deir besetzt ist. Dies zeigt den eigentli-
9. Irisch
chen Charakter von echter Suppletion (im Gegensatz zu irregulärer Stammalternation), nämlich die partielle Substitution des Paradigmas durch synonyme Verben. 2.2.3.7. Kopula Zu den suppletiven Verben gehört, streng genommen, noch ein zweites Verb, dessen Bedeutung allgemein mit ‘sein’ angegeben werden kann. Es weist jedoch soviele von den vollgültigen Verben (einschließlich bı´/ta´ ‘sein’) abweichende Eigenschaften auf, dass sein Status als Verb ohnehin eingeschränkt ist: (1) Phonologisch gehört die Kopula zu den schwachtonigen Partikeln; echte Verben sind dagegen voll akzentfähig, auch wenn sie in ausgeführten Propositionen meist eher einen prosodischen Hintergrundplatz einnehmen. In vielen Kontexten kann man für die Kopula sogar eine Nullform annehmen, die auf vollständige phonetische Reduktion in Verbindung mit funktionaler Redundanz zurückzuführen ist. (2) Morphologisch gesehen ist die Kopula insofern von echten Verben zu unterscheiden, als sie keinerlei Personalflexion zeigt. Hinsichtlich der Tempusdistinktionen gibt es lediglich eine Opposition Präteritum/ Nicht-Präteritum; wenn die präteritale Form ba Lenition auslöst, ist sie meist als Konditional zu interpretieren. (3) Syntaktisch ist auffällig, dass das Subjekt einer mit der Kopula eingeleiteten Proposition Objekt zu sein scheint, da die Pronomina der 3. Sg. in der obliquen Form e´, ´ı, iad auftreten: is e´ vs. ta´ se´ ‘er ist …’ Im Übrigen ist die Verteilung der beiden Seinsverben fast völlig syntaktisch geregelt, und zwar sehr strikt, sodass die Rolle der Kopula als die eines rein syntaktischen Operatoren definiert werden kann, der bestimmte Arten von Propositionen einführt (s. 2.3.2). Die Formengruppe, die insgesamt die Kopula konstituiert, ist hinsichtlich des normalen Verbflexionsmusters zwar stark defektiv; aber aus der Verbindung mit den prätonischen Verbpartikeln ergeben sich zahlreiche Einzelformen. Derartige Sonderformen der Kopula umfassen Partikeln v. a. für interrogative und subordinierende
261 Strukturen (einschl. Relativsatz). Dabei ist auffällig, dass reihenweise Homonymie zwischen echten Verbalpartikeln und analogen Kopulaformen besteht: wenn z. B. auf nach ein finites Verb folgt, ist es präverbale Partikel, wenn eine nominale oder adverbiale Konstituente folgt, ist es Kopula. Zusätzlich weist z. T. ein auslautendes b oder bh auf den Kopulacharakter hin (abgeleitet von der reinen Kopulaform ba). Die Kopula ist das einzige Verb, das für ein Relikt des historischen Personalpronomens im Neutrum noch einen Kontext bietet. Das Pronomen ea referiert zwar nicht auf Nomina, sondern auf Satzinhalte (meist anaphorisch, seltener kataphorisch). In Verbindung mit der vorangehenden Kopula ergibt sich die Sequenz is ea ‘das ist es’. Dies ist eine den Regeln der irischen Textgrammatik entsprechende positive Entgegnung auf einen Satz, der ebenfalls mit der Kopula konstruiert war. Die negierte Entsprechung ist nı´ hea, im Präteritum entspricht dem ba ea (positiv) nı´orbh ea (negativ). Der häufigste Fall, nämlich is ea /sæ/ (meist sea geschrieben) tendiert nun dazu, als freie positive Antwortpartikel Verwendung zu finden. Die phonetische Ähnlichkeit mit engl. yea mag diese Tendenz begünstigen. 2.2.3.8. Aspektperiphrasen Das in 1.2.3.2 beschriebene Basisparadigma irischer Verben findet eine vielfältige systematische Erweiterung in den Konstruktionen des Typs C: als Auxiliar dient hier im Wesentlichen bı´/ta´, das lexikalische Verb erscheint in einer von zwei möglichen infiniten Formen: Verbalnomen (VN), eine nominale Kodierung des jeweiligen Sachverhaltsbegriffs, bzw. Verbaladjektiv (VA), das dem Partizip Perfekt anderer europäischer Sprachen nahe kommt. Weitere infinite Formen von Verben existieren nicht, wenn man von gewissen präfigierten modalen Erweiterungen des VA absieht. Die Kategorie des Infinitivs hat sich im Irischen nicht herausgebildet; auch das Partizip Präsens fehlt. Mit diesen infiniten Formen des Verbs werden vor allem zwei systematische Erweiterungen des Gesamtparadigmas hergestellt:
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II. Keltische Sprachen
(1) Die Konfiguration ta´ ⫹ N ⫹ ag ⫹ VN ist der englischen Verlaufsform des Typs I am writing ungefähr gleichzustellen. Wie bereits angesprochen, ist diese Struktur im heutigen Irischen nahezu als normales Präsens einzustufen, da die historisch überlieferten Präsensformen durchweg mit dem zusätzlichen Merkmal der Habitualität verbunden sind.
3. Sg. in der Form dha´ erscheint; das Pronomen ist referenzidentisch mit dem Verbinhalt des unmittelbar folgenden VN:
Das an diesen periphrastischen Verbformen beteiligte Element ag ist in einer historisch orientierten Analyse als Präposition einzustufen. Die funktionale Scheidung von der lokalen Präposition ag ‘bei’ ist aber auch in formal-phonetischer Hinsicht längst vollzogen: abgesehen von der funktionalen und distributionellen Diskrepanz zwischen präpositionalem und aspektuellem ag wird das konsonantische Segment von ag in dieser grammatikalisierten Funktion nur noch prävokalisch realisiert. Analoge Periphrasen werden z. B. mit der Präpositon le gebildet, um einen unmittelbar erwartbaren Sachverhalt zu beschreiben, oft mit modaler Färbung i. S. einer Obligation.
Die Agensphrase ist im Übrigen fakultativ. ⫺ Die unpersönlichen synthetischen Verbformen, manchmal historisierend als Passiv bezeichnet, haben diese Funktion schon früh aufgegeben, was sich am Fehlen einer Agensphrase deutlich zeigt. Das Auxiliar ta´ kann in allen TAM-Formen des Basisparadigmas auftreten, sodass sich mit diesen analytischen Strukturen das gesamte Formenpotential irischer Verben vervielfältigt. Die Bildung der an diesen komplexen Verbformen beteiligten nominalen Formen von Verben ist in ihrem Charakter zwiespältig: die Verbaladjektive folgen regelmäßigen und einfachen morphologischen Mustern, während die Verbalnomina einen sehr komplizierten und erheblicher Variation unterworfenen Teilbereich der Wortbildung darstellen. Außerhalb der genannten Verbperiphrasen finden die beiden infiniten Verbformen vielfältige weitere Verwendungen, die sich von denen gewöhnlicher Nomina und Adjektive nicht wesentlich unterscheiden.
(2) Die Konfiguration ta´ ⫹ N ⫹ VA ⫹ ag ⫹ N (wobei N auch pronominal realisert sein kann, mit entsprechenden Synkretismen bei ag, s. 1.2.2) ist in ihrer überwiegenden Funktionalität als Perfekt einzustufen, d. h. als Vergangenheitstempus mit besonderem Gewicht auf der Abgeschlossenheit der Handlung oft als rezente Vergangenheit zu verstehen. Hier liegt eigentlich eine passivische Struktur vor, in der die PP mit ag als Agensphrase fungiert. Bei diesen Formen ist darauf hinzuweisen, dass die irische Konfiguration ta´ ⫹ ag allgemein dem haben-Verb anderer Sprachen entspricht. Die hier angesprochenen erweiterten Verbformen entsprechen insofern den haben-Formen im Perfekt vieler europäischer Sprachen. (3) Eine entsprechende Passivperiphrase tritt auch im Präsens auf und kann als Abwandlung der unter (1) beschriebenen Struktur beschrieben werden. Dabei wird die Präposition ag durch do substituiert, das mit inkorporiertem Possessivpronomen der
Ta´ an crann dha´ sei-PRS ART Baum zu-POS3SGm leagan acu. legen(VN) bei-3PL ‘Der Baum wird (gerade) von ihnen gefällt.’
2.2.3.9. Verbimport Bedingt durch den intensiven und anhaltenden Sprachkontakt werden zahlreiche Verben verwandt, die aus dem Englischen entlehnt sind. Etliche davon sind feste Bestandteile des irischen Lexikons geworden, das insgesamt relativ verbarm ist (s. o. Formtyp D); noch häufiger findet sich in der Gegenwartssprache das Phänomen der spontanen Entlehnung, die als code switch zweisprachiger Sprecher anzusehen ist (Wigger 1999). In diesem Fall ist zweierlei auffällig: (1) Das importierte Verb wird normal nach dem irischen System flektiert; zusätzlich tritt aber eine Stammerweiterung -a´(i)l-
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9. Irisch
auf, die gewissermaßen als Wortklassenmarkierung für Verben dient: enjoya´il me´ (prt 1. Sg.), ticklea´lfa´ (Kond. 2. Sg.), shifta´ilfidh (Fut.) usw. (2) Mutationen werden durchweg ebenso gehandhabt wie bei nativen Verben, auch wenn dadurch das englische Verb ambig werden kann wie z. B. mheeta´il ‘traf’ und bheata´il ‘schlug’. Anlautendes /t/ ist von der Lenition ausgenommen, da es als spezifisches Lehnphonem (postalveolar) außerhalb des nativen Lenitionssystems steht. Ebenso bleibt /f/ unleniert, da der konsonantische Wortanfang als solcher erhalten bleiben muss. Die prävokalische Partikel d’ im Präteritum wird aus ähnlichen Gründen hier ebenfalls nicht verwendet. 2.3. Syntax 2.3.1. Topologie Die grundlegende Satzgliedstellung ist: Verb ⫺ Subjekt ⫺ direktes Objekt ⫺ indirektes Objekt ⫺ Angabe. Die Bezeichnung ‘Objekt’ meint hier jegliche Art von (nach dem Subjekt) weiteren valenzgebundenen Ergänzungen; ‘direkt’ sind dabei diejenigen, die als reine Nominalform auftreten, ‘indirekte’ sind stets als Präpositionalphrase realisiert. Dieses Grundschema ist ausgesprochen rigide; es kann aber v. a. in zweierlei Weise abgeändert werden: (1) pronominale direkte Objekte werden an das Satzende verschoben: Chuir se´ an buide´al ar an stell-PRT er ART Flasche auf ART mbord. ⬎ Chuir se´ ar an mbord e´. Tisch ‘Er stellte die Flasche/sie auf den Tisch.’ Aber nicht: *Chuir se´ ar an mbord an buide´al. bzw. *Chuir se´ e´ ar an mbord. (2) Jede Konstituente kann nach links verschoben werden. Dabei ist zu unterscheiden zwischen syntaktisch armen Fällen, die eine reine Herausrückung darstellen (eher spontansprachlich), und solchen, die einen gewissen konstruktiven Aufwand erfordern. Letzteres sind die sehr häufigen Fokuskonstruktionen, die das Fehlen
von entsprechenden prosodischen Mitteln (etwa Kontrastakzent) topologisch kompensieren. Die Struktur lässt sich so beschreiben, dass die hervorgehobene Konstituente mit der Kopula eingeführt wird, worauf der restliche Satz als Relativkonstruktion folgt: Ba e´ an buide´al a chuir se´ KOP es ART Flasche REL stell-PRT er ar an mbord. auf ART Tisch ‘Die Flasche stellte er auf den Tisch.’ Der primäre Satzakzent (durch Fettdruck dargestellt) ist hier das sekundäre Kennzeichen für Fokussierung, nach der linearen Anordnung ⫺ anders als z. B. im Deutschen, wo auch: ‘Er stellte die Flasche auf den Tisch’ möglich ist ⫺ Vgl. 2.3.2. Die hier angedeuteten Grundregeln sind stabil und in allen Varietäten gleichermaßen gültig. Die Fokuskonstruktionen sind überall als markiert zu bewerten; Entwicklungen wie in den britannischen Sprachen, wo die Tendenz zur Umbewertung dieser Satztypen als Grundmuster (und damit zur Entwicklung einer V2-Syntax wie im Bretonischen) seit langem wirksam gewesen ist, lassen sich im Irischen nicht nachweisen. 2.3.2. Kopulasätze Neben der Verwendung der Kopula in Fokuskonstruktionen hat dieses Quasi-Verb auch in elementaren Propositionen einen festen Platz. Die strukturellen Typen sind vielfältig. Genannt seien hier folgende: (1) Klassifikatorische Sätze: Is buachaill deas e´ Donnchadh. KOP Junge nett er Donnchadh ‘D. ist ein netter Junge.’ Nı´ hiasc ceart e´ an t-eascon. KOP-NEG Fisch recht er ART Aal ‘Der Aal ist kein richtiger Fisch.’ (2) Vergleichende Sätze: Is ionann e´ agus deireadh an KOP selb es und/wie Ende ART tsaoil. Leben-GEN ‘Das bedeutet das Ende der Welt.’
264 Is measa Peadar na´ Po´l. KOP schlecht-KOM P. als P. ‘Peter ist schlimmer als Paul.’ (3) Modalkonstruktionen: Ba mhaith liom toitı´n a KOP-Kond gut bei-1SG Zig. zu chaitheamh. verbrauchen(VN) ‘Ich würde gerne eine Zigarette rauchen.’ B’ fhearr duit Gaeilge a KOP-Kond besser zu-2SG Irisch zu fhoghlaim. lernen(VN) ‘Du solltest lieber Irisch lernen.’ Is mian liom seomra a KOP Wunsch bei-1SG Zimmer zu chur in a´irithe. setzen(VN) in bestimmt ‘Ich möchte ein Zimmer reservieren.’ Die Kennzeichnung der Subjektsperson ist hier in zweierlei Hinsicht auffällig: (1) Es wird stets die ‘oblique’ Form e´/ı´/iad (ohne anlautendes s-) verwendet (s. 2.2.2). Somit könnten Kopulasätze grundsätzlich als unpersönliche Konstruktionen aufgefasst werden. (2) Auch wenn auf die Kopula ein explizites nominales Subjekt folgt, wird dessen pronominale Entsprechung weiter rechts zusätzlich eingesetzt. Das mithilfe der Kopula eingeführte Prädikat ist typischerweise ein Nomen bzw. eine NP, die als Klassenbegriff fungiert: Is dochtu´ir ´ı a hinı´on. KOP Arzt sie POS3SGf Tochter ‘Ihre Tochter ist Ärztin.’ Das Attribut wird häufig abgespalten, und das zugehörige Nomen trägt dann den Artikel: Ba dheas an rud e´ … KOP-KOND nett ART Sache es ‘Es wäre eine nette Sache …’ Das Verbum Substantivum prädiziert dagegen Adjektive und adverbiale Inhalte: Ta´ sı´ an-mho´r. ‘Sie ist sehr groß.’ Ta´ se´ in Albain. ‘Er ist in Schottland.’ Wenn das Adjektiv wertende Bedeutung hat, wird es formal wie
II. Keltische Sprachen
ein Adverb behandelt (mit proklitischer Partikel go): Ta´ sı´ go deas. ‘Sie ist nett.’ Die Kopula wird aber in zwei Fällen auch zur Einführung von Adjektiven verwendet: (1) Wenn das Adjektiv im Komparativ/Superlativ steht: Is daoire capall na´ rothar. KOP teuer-KOM Pferd als Fahrrad ‘Ein Pferd ist teurer als ein Fahrrad.’ Die superlativische Interpretation ergibt sich meist syntaktisch aus der relativischen Funktion des Kopulasatzes: Ba e´ an capall ba KOP-KOND es ART Pferd KOP-KOND daoire ar fad e´. teuer-KOM insgesamt es ‘Das war das teuerste Pferd von allen.’ (2) Wenn das Adjektiv zusammen mit einer Präpositionalphrase einen Modalausdruck bildet: Is maith le´i NuaEabhrac. ‘Sie mag New York’. (Weitere Beispiele s. o. (3)). Andererseits kann das Verbum Substantivum auch nominale Prädikate einführen, die dann jedoch einer PP mit ‘in’ ⫹ Possessivpronomen erscheinen müssen. Meist handelt es sich hier um Rollenbegriffe, Berufsbezeichnungen u. ä.: Ta´ sı´ ina banaltra. ‘Sie ist Krankenschwester.’ Aber vereinzelte semantische Erweiterungen dieses Konstruktionstyps, mit starker idiomatischer Tendenz, sind zu beobachten: Ta´ se´ ina la´. ‘Es ist Tag.’ Diese Strukturen stellen eine sehr begrenzte, aber insgesamt wachsende Konkurrenz zu den Kopulasätzen dar. In Fragesätzen hat die Kopula eine weitere starke Domäne, da die meisten spezifischen Ergänzungsfragen nach dem Muster ‘was [ist] der Ort/Zeitpunkt/Grund …’ aufgebaut sind. Das einleitende ce´ ‘was’ muss hier als Kopulaform aufgefasst werden, und die gesamte Struktur enthält einen Relativsatz (s. 2.3.4). 2.3.3. Struktur der Nominalphrase Wie oben bereits angesprochen, werden die wichtigsten in NPen auftretenden Kategorien durch Kasus-Genus-Kongruenz zusammengehalten. Der syntaktische Aufbau sieht vor, dass der Artikel links vom Be-
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zugsnomen steht, die Attribute rechts. Diese grundlegende Feststellung bedarf jedoch einiger qualifizierender Bemerkungen. (1) Wenn adjektivisches und substantivisches Attribut kombiniert auftreten, so ist die Abfolge N1 ⫹ Adj ⫹ N2 normal: la´ brea´ samhraidh ‘ein schöner Sommertag’. Die hiervon abweichende Anordnung N1 ⫹ N2 ⫹ Adj ist ein gutes Indiz dafür, dass N1 ⫹ N2 ein Kompositum bilden: mac le´inn cliste ‘ein kluger Student’. (2) Ein definites Attribut bewirkt, dass das Bezugsnomen artikellos gebraucht wird: solas an lae ‘das Licht des Tages’, muintir Shasana ‘die Bewohner von England’. (3) Die Demonstrativpartikeln seo und sin folgen stets dem Bezugsnomen, das dann stets mit dem Artikel versehen werden muss, und eventuellen Adjektiven. Nominale und andere Attribute dagegen werden durchweg rechts vom Demonstrativum eingeführt: an teach fuar seo ‘dieses kalte Haus’, an teach seo Pheadair ‘dieses Haus von Peadar’. Die umgekehrte Anordnung in letzterem Fall ist ein Indiz dafür, dass das Attribut als Kompositionsglied zu werten ist: an teach o´sta seo ‘dieses Gasthaus’. Das Demonstrativum kann durch die Pronominalform 1. Pl. der Präposition ag erweitert werden, womit ein alternativer Ausdruck für die Possessivrelation gegeben ist: an teach seo againne ‘unser Haus’ (statt a´r dteach). (4) Einige wenige Adjektive stehen immer vor dem Bezugsnomen. Die damit verbundene Lenition des Nomens zeigt, dass hierbei synthetische (d. h. einwortförmige, anfangsbetonte) Kompositionsmuster befolgt werden. Sean- ‘alt’ und fı´or- ‘wahr’ können ebensogut prädikativ verwendet werden, droch- ‘schlecht’ wird in dem Fall durch (go) dona vertreten. Andere Adjektive treten sporadisch ebenfalls vor dem Nomen auf, derartige Verwendungen sind aber stilistisch oder semantisch markiert: teach dearg ‘ein rotes Haus’, aber deargbhre´ag ‘eine dreiste Lüge’; tı´r mho´r ‘ein großes Land’ aber mo´rthı´r ‘Festland’. ⫺ Ein formal ähnliches Element ist das Präfix an-, das auch vor Adjektiven verwendet wird und dort als Elativ fungiert: an-mho´r ‘sehr groß’ vs. an-charr ‘ein tolles Auto’.
265 (5) Zwischen Artikel und Nomen ist eine weitere Position frei, die durch Numeralia (Kardinal- und Ordinalzahlen) besetzt werden kann. Andere Quantoren wie roinnt, cuimse, neart; beaga´n, mo´ra´n, die eigentlich Nomina sind, stehen ebenfalls links vom Bezugsnomen; der Artikel ist hier aber ausgeschlossen. Es handelt sich hier um eine Partitivkonstruktion; der zu erwartende Genitiv beim nachfolgenden Nomen wird oft nicht realisiert, was auf eine allmähliche Umkategorisierung dieser Elemente hindeutet. Der adverbähnliche Ausdruck go leor ‘viel’ kann ebenfalls links angeordnet werden, tritt aber fast ebenso oft rechts auf: go leor daoine / daoine go leor ‘viele Leute’. Andere Ausdrücke wie amha´in ‘einzig’ oder ar bith (indefinit) stehen stets rechts vom Bezugsnomen. Die Zahl ‘eins’ wird in der Regel nicht explizit ausgedrückt; das Wort aon hat meistens nur indefinite Bedeutung. Da es auch keinen unbestimmten Artikel gibt, bleibt die Position leer: ba´d no´ dha´ cheann ‘ein Boot oder zwei’; ceann lit. ‘Kopf’ ist ein anaphorisches Pro-Nomen, etwa i. S. von ‘Stück’. Die Verwendung ist obligatorisch: ceann ‘eins’, trı´ cinn (pl.) ‘drei’ (Einheiten von vorerwähnter Sache). Zahlen über zehn werden diskontinuierlich angeordnet, indem der Dezimalausdruck auf das Nomen folgt: trı´ leabhar de´ag ‘13 Bücher’, an cu´igiu´ ceann fichead ‘der 25.’ Der weitere Aufbau des Systems ist vigesimal (20 ⫹ 10 ⫽ 30, 2 ⫻ 20 ⫹ 10 ⫽ 50 usw.). In den geraden Dezimalbereichen bleibt ebenfalls die ‘eins’ unausgedrückt, und die Zahl hat eine koordinative Struktur (mit is ‘und’): leabhar is trı´ fichid ‘61 Bücher’. Zahlenangaben, die sich auf Personen beziehen, werden mit einem abgeleiteten Ausdruck formuliert: cu´igear ‘5 Leute’, deichniu´r mhna´ ‘10 Frauen’. Nomina im Plural sowie Kollektiva können nicht unmittelbar mit dem Possessivpronomen verbunden werden. Hier wird eine Partitivkonstruktion verwendet, die mit dem Nomen cuid ‘Anteil’ gebildet wird: mo chuid leabhartha, mo chuid bainne ‘meine Bücher/Milch’.
266 (6) Der Komparativ/Superlativ kann nicht als einfaches Attribut auftreten, sondern wird mit einem relativischen Kopulasatz eingeführt. (7) Adverbiale und präpositionale Attribute sind möglich, zeigen aber auffällige Beschränkungen. Die Tendenz, sie als Relativsatz zu verwirklichen, ist sehr ausgeprägt. 2.3.4. Relativsätze Der häufigste Typ von Satzeinbettung im Irischen ist der Relativsatz. Dies ist zum einen damit zu begründen, dass die infinite Integration von Attributen in NPen starken Beschränkungen unterliegt, zum anderen damit, dass der ‘Relativsatz’ genannte Formtyp auch andere Funktionen als die des Attributsatzes erfüllt. So sind die häufigen Fokuskonstruktionen (s. 2.3.1 (2)) eine weitere hochfrequente Domäne für Relativsätze. Ein Relativpronomen existiert nicht, stattdessen tritt die Partikel a vor das Verb, das wie in allen Satztypen auch hier nach dem VSO-Schema angeordnet wird. Je nach der durch die Relativpartikel ausgelösten Mutationsart unterscheidet man zwischen direkten (mit Lenition) und indirekten Relativsätzen (mit Eklipse). Direkt ist ein Relativsatz dann, wenn das Antezedens als Subjekt oder als direktes Objekt des Verbs im Relativsatz fungiert, indirekt in allen anderen Fällen, vor allem bei präpositionaler Rektion. Direkt: ´ı an bhean a Sin KOP-DEM sie ART Frau REL labhair liom. sprech-PRT mit1SG ‘Das ist die Frau, die mit mir gesprochen hat.’ Im Präsens und Futur wird die Verbform zusätzlich durch ein s-Suffix markiert, wenn es sich um einen direkten Relativsatz handelt. ´ı an bhean a Sin KOP-DEM sie ART Frau REL pho´sfas se´. heirat-FUT-REL er ‘Das ist die Frau, die er heiraten wird.’
II. Keltische Sprachen
Indirekt: ´ı an bhean ar Sin KOP-DEM sie ART Frau REL ind labhair me´ le´i. sprech-PRT ich mit-3SGfem ‘Das ist die Frau, mit der ich gesprochen habe.’ Am indirekten Typ ist auffällig, dass die vermittelnde Präposition ganz nach rechts rückt, und zwar in der entsprechenden Personalform. Nur sporadisch findet sich noch die Variante mit einleitender Präposition: Sin ´ı an bhean lenar labhair me´. (McCloskey 1979, 42⫺49). In indirekten Relativsätzen werden die abhängigen Verbformen verwendet, soweit verfügbar (s. 2.2.3.5). Ferner ist zu beachten, dass im Präteritum die a-Partikel um das Morphem -r erweitert wird, ähnlich wie bei anderen präverbalen Partikeln; ebenso wie gur, ar usw. löst ar Lenition aus. In negierten Relativsätzen wird statt a bzw. ar die Partikel nach bzw. na´r verwendet. Nach eklipsiert stets, wodurch dann der Unterschied zwischen direkt und indirekt formal aufgehoben wird. Ein besonderer Typ von Relativsatz enthält einen latenten Allquantor als Antezedens: Bhı´ an-fhaitı´os ormsa agus ar sei-PRT sehr-Angst auf1SG und auf a raibh ann. RELall sei-PRTdep in-3SG ‘Ich hatte große Angst, und alle die da waren [auch].’ Obwohl die syntaktische Struktur eine völlig andere ist, ist dieser Typ formal mit den indirekten Relativsätzen identisch (ae und abhängige Verbform). Die mit der Kopula eingeleiteten fokussierenden Ausgliederungsstrukturen sind so aufgebaut, dass der jeweilige Restsatz als direkter Relativsatz formuliert wird. Dabei ist es gleichgültig, ob die linksverschobene Konstituente nominaler oder adverbialer Natur ist: Sı´ Ma´ire a chonaic me´ sa KOP-sie Ma´ire REL seh-PRT ich inART mbaile mo´r inne´. Ort groß gestern ‘Ich habe Mary gestern in der Stadt gesehen.’
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[Is] sa mbaile mo´r a chonaic me´ Ma´ire inne´. ‘Ich habe Mary gestern in der Stadt gesehen.’ [Is] inne´ a chonaic me´ Ma´ire sa mbaile mo´r. ‘Ich habe Mary gestern in der Stadt gesehen.’ Unter verschiedenen Bedingungen sind hier Formen gebräuchlich, in denen die eigentliche Kopulaform unterdrückt wird (‘NullKopula’). Die relativische Fortführung in Verbindung mit charakteristischen prosodischen Mustern ist hinreichend, um die Gesamtstruktur eindeutig zum Ausdruck zu bringen. Der größte Teil der Ergänzungsfragesätze ist ähnlich aufgebaut wie die Kopulakonstruktionen mit nachfolgendem Relativsatz. Eine unspezifische Fragepartikel ce´, die aus syntaktischen Gründen als Kopulaform interpretiert werden muss, verbindet sich mit einem Nomen, das die Fragedimension spezifiziert (Ort, Zeit, Grund usw.), worauf der Restsatz wieder relativisch angeschlossen wird. Nur lokale und direktionale Fragekonstituenten werden mit einer spezifischen Fragepartikel ca´ in einer einstufigen syntaktischen Struktur formuliert: Ca´ bhfuil tu´ ag dul ? ‘Wo gehst du hin ?’
Deirimse leat gur thaitnigh sag-PRS1SG für2SG daß-PRT gefall-PRT se´ liom. es für1SG ‘Ich sage dir, es hat mir gefallen.’ Modalausdrücke, meist als Kopulaperiphrasen mit bestimmten Präpositionen realisiert, sind die typische Umgebung für satzförmige Subjekte: Is maith liom go bhfuil tu´ KOP gut für1SG dass seiPRSdep du sa mbaile. in-ART Ort ‘Ich finde es schön, dass du zu hause bist.’ 2.3.6. Infinite Komplemente Verschiedene semantische Verbgruppen lassen, zumindest für bestimmte Arten von abhängigen Propositionen, keine satzförmigen, d. h. normal subordinierten Komplemente zu. Das abhängige Verb wird stattdessen in der Form des Verbalnomens präsentiert und sein Umfeld dementsprechend umorganisiert. Das Objekt des Verbs wird, falls vorhanden bzw. relevant, vorgezogen, und das Verbalnomen mit der Partikel al eingeführt. Wichtige Typen derartiger Konstruktionen sind z. B.: (1) Wahrnehmungsverben mit ‘protokollarischem’ Inhalt: Chonaic me´ dha´ dhe´anamh ´ı seh-PRT ich bei-POS3SGm mach(VN) sie ‘Ich sah, wie [nicht: dass] sie es tat.’
2.3.5. Komplementsätze Das Zusammengehen von subjekt- und objektbezogenen Relativsätzen findet seine Entsprechung in der formalen Gleichgestaltigkeit von Subjekt- und Objektsätzen. Die hier eintretende Verbpartikel ist goe, negativ nache bzw. na´rl. Soweit verfügbar erscheint das nachfolgende Verb auch hier in der abhängigen Form. Typische Verben, die satzförmige Objekte haben, sind kognitive und redewiedergebende Verben:
Solchen Formulierungen liegt die ‘progressive’ Aspektperiphrase mit ag ⫹ VN zugrunde (hier: Bhı´ sı´ ag de´anamh … ‘Sie machte …)
Shı´l me´ go mbeifea´ denk-PRT ich dass sei-KOND2SG sa mbaile. in-ART Ort ‘Ich dachte, du würdest zu hause sein.’
(3) Modalperiphrasen (a) mit Vollverben: Caithfidh muid a bheith cu´ramach. treib-FUT wir zu sei(VN) vorsichtig ‘Wir müssen vorsichtig sein.’
(2) Das hauptsächliche Redeverb in imperativischer Lesart: Du´radh leis suı´. sag-PRTaut für3SGm sitz(VN) ‘Man forderte ihn auf, sich hinzusetzen.’ Für die normale indirekte Rede wird dagegen immer ein finiter Inhaltssatz mit go verwendet.
268 Nı´or thaitnigh se´ leis an NEG-PRT gefall-PRT es für-3SGm ART carr a thioma´int. Wagen zu fahr(VN) ‘Es gefiel ihm nicht, das Auto zu fahren.’ Wenn diese Verben statt der hier beschriebenen infiniten Konstruktion einen go-Satz nach sich ziehen, ist entweder eine epistemische Lesart gegeben, oder es sind unterschiedliche Subjekte beteiligt: Caithfidh se´ go raibh muid treib-FUT es dass seiPRTdep wir cu´ramach. vorsichtig ‘Wir müssen [wohl] vorsichtig gewesen sein.’ gur Nı´or thaitnigh se´ leis NEG-PRT gefall-PRT es für-3SGm dass charr. thioma´in tu´ a fahr-PRT du POS3SGm Wagen ‘Es gefiel ihm nicht, dass du sein Auto fuhrst.’ (b) mit Kopula: B’ aoibhinn liom Sı´nis KOP-KOND schön für-1SG Chinesisch a fhoghlaim. zu lern(VN) ‘Ich würde sehr gern Chinesisch lernen.’ Ba cheart duit a dhul KOP-KOND recht zu-2SG zu geh(VN) abhaile. heim ‘Du solltest nach Hause gehen.’ Wie bereits erwähnt, werden die Äquivalente zu typischen europäischen Modalverben überwiegend durch Paraphrasen wiedergegeben, die die Kopula enthalten sowie ein begrifflich einschlägiges Nomen oder Adjektiv, wobei die Klassenzugehörigkeit ambivalent sein kann. Der zugehörige Sachverhaltsbegriff wird hier in aller Regel nominal formuliert. Wenn er satzförmig gebildet wird, liegen, soweit das übergeordnete Verb dies zulässt, unterschiedliche Subjekte vor: dha´ aoibhinn liom B’ KOP-KOND schön für-1SG wenn bhfoghlaimeodh se´ Sı´nis. lern-KOND er Chinesisch ‘Es würde mir sehr gefallen, wenn er Chinesisch lernen würde.’
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*Ba cheart duit go KOP-KOND recht für2SG dass ngabhfadh se´ abhaile.’ geh-KOND er heim ‘*Du solltest [dafür sorgen ?], dass er nach Hause geht.’ Aber auch hier wird häufig die infinite Version bevorzugt: ´ı a Ba mhaith liom KOP-KOND gut für-1SG sie zu bheith anseo. sei(VN) hier ‘Ich wünschte, sie wäre hier.’ Vgl. auch 2.3.8 (2). 2.3.7. Adverbialsätze Die Unterscheidung nach Formtypen ist hier nicht mit der logisch-semantischen Klassifikation in Übereinstimmung zu bringen. Abgesehen von den recht eigenständigen Konditionalsätzen ist im Bereich temporaler, lokaler, kausaler u. a. Relationen die Formenvielfalt sehr auffällig. Zu einem großen Teil handelt es sich um spezielle Untertypen von Relativsätzen oder um Fortentwicklungen des go-Satzes. Die Relation der Gleichzeitigkeit wird zunächst durch Temporalsätze mit nuair a (⫹ Relativsatz) dargestellt. Die relativische Konstruktionsweise ist plausibel, da nuair als NP an uair ‘der Zeitpunkt’ zu verstehen ist. Allerdings ist die Grammatikalisierung hier schon weit fortgeschritten. Nuair-Sätze kommen in beiden Vergangenheitstempora (‘als’), im Futur (‘wenn’) und im Präsens vor; in letzterem Fall, soweit nicht der habituelle Aspekt gemeint ist, kann eine geringfügige Überlappung mit dem realen Konditionalsatz mit ma´ festgestellt werden. Spezifischere temporale Relationen können mit verschiedenen komplexen Satzeinleitungen ausgedrückt werden, aber auch mit umkategorisierten Präpositionen wie o´ ‘von > seit’. Ein formal eigenständiger temporaler Subordinator ist sulae ‘bevor’. Die Unterscheidung real vs. irreal bei Konditionalsätzen drückt sich sowohl im Modusgebrauch als auch in der Wahl spezieller Konjunktionen aus: ma´ ⫹ Präs/Fut/ Prät deckt den realen Bereich ab, dha´ ⫹ Konditional den irrealen. Verwechslungen
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und Überschneidungen sind hier praktisch ausgeschlossen. Im Präsens werden in ma´Sätzen oft die habituellen Formen gebraucht, auch wenn eine derartige Aspektcharakteristik nicht gegeben ist; die tatsächliche Zeitperspektive entspricht hier der des Futurs, das im Hauptsatz dann auch erscheint. ⫺ Eine weitere Besonderheit der Konditionalsätze ist die Sonderform der Konjunktion in negierten Sätzen. Hier fallen ma´ und dha´ insofern zusammen, als in beiden Fällen muna als satzeinleitendes Element auftritt; reale und irreale Konditionalität wird dann nur in der Verbform unterschieden. Kausalsätze bilden im Irischen keinen deutlich umrissenen Typus. Meist werden kausale Relationen zwischen Sätzen koordinativ ausgedrückt, und zwar mit dem Koordinator mar ‘denn’. Sporadisch treten auch subordinierende kausale Konnektoren auf, die allerdings formal nicht eigenständig sind: sie lassen sich als PPen mit nachfolgendem Relativsatz oder go-Satz analysieren. Für Konzessivsätze ist die Konjunktion ce´ go charakteristisch. Auch hier ist der allgemeine Subjunktor go enthalten; ce´ hat in dieser Funktion keine Beziehung zu dem gleichlautenden Fragewort. Komparativsätze werden meist mit mar a … eingeführt. Auch hier liegt eine Relativkonstruktion vor, die auf die Quasi-Präposition mar ‘wie’ folgt. Auffällig ist in diesem Bereich das sehr dynamische Feld der sekundären Konjunktionen. Die Mehrzahl der Nebensatzeinleitungen ist komplex und enthält neben dem abstrakten Subjunktor go bzw. a (relativisch) eine Präpositionalphrase. Dazu tritt häufig das Element is (⫽ agus), das hier nicht in seiner primären koordinierenden Funktion (‘und’), sondern in einer komparativischen verwendet wird, die auch aus einfachen Vergleichssätzen bekannt ist: chomh maith agus a … ‘so gut wie …’. Diese Nebensatzeinleitungen enthalten häufig Nomina, die hier gewissermaßen phraseologische Relikte sind (z. B. i riocht is go ‘damit’ (final)). Ein noch höheres Maß an Komplexität liegt dann vor, wenn Verben in die Nebensatzeinleitung einbezogen werden. So werden mit o´ tharla is go …, o´s rud e´ go …
(lit. seit es geschah, dass …, seit es Ding (⫽ Fakt) ist, dass …) bestimmte kausale Verknüpfungen hergestellt. 2.3.8. Koordination Die wichtigsten Satzkoordinatoren sind agus ‘und’, ach ‘aber’, no´ ‘oder’ und mar ‘denn’. Agus und no´ dienen auch zur koordinativen Verknüpfung von Nebensätzen und von nicht-satzförmigen Konstituenten; ach tritt hier kaum in Erscheinung. Die Abgrenzung von Koordination und Subordination ist nicht sehr ausgeprägt, da es keine zusätzlichen oberflächensyntaktischen Indikatoren gibt. Dieser Befund wird dadurch verstärkt, dass die erwähnten Konjunktionen auch in eindeutig subordinierenden Kontexten auftreten: (1) ach, no´ und mar können mit der allgemeinen Subordinationspartikel go verbunden werden, wodurch sie allerdings z. T. andere Bedeutungen annehmen: ach go ‘außer dass, abgesehen davon, dass’, no´ go ‘bis (dass)’ und mar go ‘weil’. (2) agus und in gewissem Umfang auch ach treten häufig in einer infiniten Konstruktion auf, die zu einer vorgegebenen nominalen Entität eine zusätzliche Proposition liefert: Chonaic me´ Ma´irtı´n agus e´ ag caoineadh. seh-PRT ich Martin und er bei wein(VN) ‘Ich sah Martin, und er weinte.’ Vgl. dagegen: Chonaic me´ Ma´irtı´n ag caoineadh. seh-PRT ich Martin bei wein(VN) ‘Ich sah Martin weinen.’ Durch diese Konstruktion lassen sich auch Propositionen mit unterschiedlichen Subjekten verbinden: Tha´inig an bus agus muid komm-PRT ART Bus und wir ina´r gcodladh fo´s. in-POS1Pl Schlaf(VN) noch ‘Der Bus kam, und wir schliefen noch.’ Derartige Verwendungen des wichtigsten Koordinators agus in einer Art abgeschwächter Koordination ist typologisch
270
II. Keltische Sprachen
auffällig und seit air. Zeit im gesamten Sprachgebrauch sehr vital (einschließlich Hiberno-Englisch, vgl. Filppula 1999).
3.
Lautliche Variation
Abgesehen von den Halbvokalen, z. T. auch den stimmlosen Spiranten, sind im konsonantischen Bereich weitgehende dialektale Übereinstimmungen festzustellen. Eine grundlegende Abweichung im SchottischGälischen besteht jedoch darin, dass hier bei den Plosiven die Opposition [( stimmhaft] durch [( aspiriert] ersetzt wurde. Phonetisch wird dieses Merkmal im Silbenauslaut als Präaspiration realisiert. Die Palatalitätskorrelation der Konsonanten ist im gesamten Gälischen systematisch gleichermaßen relevant. Aber hinsichtlich ihrer phonetischen Realisierung sind v. a. bei den Dentalen deutliche Unterschiede zu beobachten. Auch hier ist eine Skalierung von Norden nach Süden festzustellen: in den nördlichen Dialekten werden die Phoneme /t’/ und /d’/ als Affrikaten [o] bzw. [D] realisiert, während sich im Süden der analoge Kontrast in dentaler vs. alveolarer Artikulation manifestiert. Im Übergangsgebiet finden sich leicht bis deutlich dental affrizierte Entsprechungen [ts] bzw. [dz]; das Ausmaß an begleitender Friktion kann hier als Stilmerkmal genutzt werden. Von den gespannten Sonoranten ist im Süden nur noch der Kontrast nach [( vorn] erhalten geblieben, während das nördliche Gälisch (Donegal, Schottland) durchweg noch die zusätzliche Gespanntheitskorrelation bewahrt. In den Übergangsdialekten von Connacht finden sich bei älteren Sprechern noch vierteilige Subsysteme bei /l/ und /n/, während sich bei der mittleren Generation ein dreiteiliges Schema durchgesetzt hat, das nur bei den palatalisierten Lateralen und Nasalen (also schon nicht mehr bei /r/) einen Kontrast kennt. Jüngere Sprecher vernachlässigen heute auch diese Differenzierung. Die Gespanntheitskorrelation ist also nicht nur im Hinblick auf ihre Rolle im konsonantischen Gesamtsystem untergeordnet, sie ist auch im Ganzen rückläufig. Über neuere Entwicklungen im nördlichen
Irischen und im Schottisch-Gälischen liegen keine zuverlässigen Untersuchungen vor. Gerade in den Dialekten, die die Gespanntheitskorrelation bei /n, r, l/ nicht mehr ausnutzen, sind Vokaldehnungen und Diphthongierungen in geschlossenen Silben mit auslautendem Sonanten zu beobachten. Dies ist als regressive Assimilation des Merkmals zu verstehen, mit der Folge, dass auch nach Aufgabe der Distinktion [( gespannt] im konsonantischen Bereich die Silbenschwere erhalten bleibt. Insgesamt ist der Prozess z. B. folgender: ball ‘Glied’ /bal/ > /bal/ > /ba:l/ (> /baul/) vs. balla ‘Mauer’ /bale/ > /bale/ Die Gespanntheitskorrelation spielt auch im morphosyntaktischen Bereich eine Rolle, und zwar bei der Lenition (s. Tab. 9.3), aber auch hier ist sie offenbar disponibel. Für den gesamten Norden, einschließlich der meisten Dialekte von Connacht, ist auch die Umwandlung von anlautendem cn- /kn/ in /kr/ (oft mit verbleibender Nasalität) charakteristisch, analog gn- /gn/ > /gr/. Die Bewahrung des Nasals ist ein konservativer Zug des Munster-Irischen. Für einen Teil der Galway-Dialekte ist Ausfall von intervokalischem /h/ kennzeichnend. Dies führt oft zur silbischen Umstrukturierung ganzer Wörter, z. B.: bo´thar [bo:her] > [bo:r] ‘Straße’, soitheach [sehex] > [se:x] ‘Gefäß, Schiff’, breithiu´nas [b’r’ehu:nes] > [b’r’aunes] ‘Urteil’. Inwieweit es sich hier auch um stilistische Optionen handelt, ist noch nicht geklärt. Die Halbvokale /w/ und /j/ sind in nichtinitialer Position sehr instabil. Aus den verschiedenen Kontexten ihres Auftretens sei hier besonders auf den Fall -ej hingewiesen, d. h. auslautender palataler Halbvokal in unbetonter Kurzsilbe. Dieser Kontext tritt als Genitiv- bzw. Pluralform zahlreicher Nomina sowie als Stammform vieler denominaler Verben außerordentlich häufig auf. Hier sind regional begrenzt vor allem drei unterschiedliche Entwicklungen festzuhalten (Wigger 1979): (1) Langvokal: ej > i: (2) Plosiv: ej > eg’ (3) Ausfall: ej > e
(Nord) (Süd) (West)
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9. Irisch
Im System der Langvokale ist Variation vor allem bei einigen der hohen Vokale zu beobachten: wenn ein hoher vorderer Langvokal zwischen nichtpalatalisierten Konsonanten auftritt, wird er im Norden als eindeutiger Zentralvokal [X:] ausgesprochen, während er sich im Süden eher als [e:] präsentiert. Im Übergangsgebiet von Connacht ist ein je nach Kontext etwas dumpfes [i:] die Norm. Bei den Kurzvokalen zeigen sich dialektale Differenzen besonders ausgeprägt im Bereich der tiefen Vokale: während in den nördlichen und südlichen Dialekten auch in betonter Silbe der Länge-Kontrast eine unmittelbare phonetische Entsprechung hat, ist in SW-Galway eine qualitative Differenzierung nach [( vorn] an diese Stelle getreten, mit gleicher Länge in beiden Fällen: fan /fan/ [fa:n] ‘bleib !’ vs. fa´n /fa:n/ [fa:n] ‘Abgrund’. Weiter nördlich ist die Regel, wonach langes /a:/ als hinteres [a:] zu realisieren ist, in ihr Gegenteil verkehrt: ba´d C [ba:d] ‘Boot’ entspricht U [bæ:d]. Für den Norden ist weiterhin die Reduktion von Langvokalen in unbetonter Silbe charakteristisch: amada´n C [a(:)meda:n] ‘Narr’ vs. U [ameden]. Vom allgemeinen Prinzip der Initialbetonung weicht die südliche Dialektgruppe ab, wo Akzentverschiebung auf schwere finale Silben sowie auf die Suffixe -ach/-acht die Regel ist (Gussmann 1997). Teilweise wird dieses Muster auch auf andere Wortstrukturen übertragen. Häufig tritt dann eine Reduktion der ersten Silbe ein: salach C [sa(:)lex] ‘schmutzig’, chonaic C [xon’ek’] ‘sah’ entspricht M [slax] bzw. [xnik’]. Die Mutationen sind nach Form und Funktion in allen Varietäten des heutigen Irischen weitgehend einheitlich bewahrt. Abgesehen von Unsicherheiten und Vereinfachungen, die bei vielen sekundären Lernern zu beobachten sind, ist die regionale Variation gering. So wird die Konfiguration Präposition ⫹ Artikel (Sg) teilweise unterschiedlich behandelt, d. h. Lenition und Eklipse des nachfolgenden Nomens stehen hier zur Wahl. In manchen Dialekten werden in diesem Fall die Dentale von der Eklipse ausgenommen, vgl. ag an doras (C), aber ag
an ndoras (M) ‘an der Tür’. Auch verhalten sich in vielen Dialekten die Präpositionen nicht einheitlich.
4.
Morphologische Variation
Der weitgehende Abbau der auf Stammmodifikation und Suffigierung beruhenden Nominalflexion wird zu einem großen Teil durch funktional äquivalente Mutationen kompensiert. Wie oben dargelegt, sind Lenition und Eklipse z. T. innerhalb von NPen und PPen distinktiv hinsichtlich Genus, Numerus bzw. Kasus; insofern ist der Abbau des ie. Flexionssystems zugleich als Abbau von Redundanz zu verstehen. Bei den Adjektiven ist der Verzicht auf Markierung spezifischer Konfigurationen von Genus/ Numerus/Kasus noch weiter fortgeschritten als im Bereich der Substantive. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Dialekte nur geringfügig. Andererseits sind die Festschreibungen der modernen Schriftsprache insofern eher konservativ, da sie noch weitgehend den Zustand des Klassischen Irischen repräsentiert, v. a. im Bereich der Adjektivflexion. Die Pluralbildung unterliegt erheblicher Variation, nicht nur was die Formtypen betrifft, sondern auch hinsichtlich der Gebrauchsschwankungen sowie der funktionalen Spezialisierung gewisser Formen in bestimmten Funktionen. Auch diese Innovationen hat die Schriftsprache zum großen Teil nicht mitvollzogen. Für das Personalpronomen der 1. Pl. gibt es die Wahl zwischen der historischen Form sinn (S und Schriftsprache) und dem sekundären muid, das als verselbständigte Verbendung zu interpretieren ist; ein ähnlicher, aber weitaus enger begrenzter Prozess ist bei dar für 3. Pl. zu beobachten. Bei den Possessivpronomina zeigt sich dialektale Differenzierung vor allem darin, dass im Süden die Differenzierung nach Personen im Plural dem älteren Sprachgebrauch folgt (a´r, bhur, ae), womit auch die Schriftsprache konform geht, während anderswo diese Formen zusammengefallen sind und durchgehend als ae /e/ realisiert werden.
272 Die Verwendung der persönlich flektierten Präpositonen ist überall strikt obligatorisch, entsprechende ‘analytische’ Äquivalente treten nicht auf. Hinsichtlich der phonologischen Gestalt und phonetischen Realisierung dieser Formen weisen die Dialekte allerdings deutliche Unterschiede auf; auch dialektintern sind manche Gebrauchsschwankungen festzustellen. Besonders auffällig ist dies bei den ‘flektierten’ Formen der Präpositionen do ‘zu’ und de ‘von’, deren Paradigmen vielerorts heute zur wechselseitigen Durchdringung bzw. Neutralisierung neigen, besonders dort, wo auch die Grundform dieser Präpositionen in der Form /ge/ zusammenfallen (C). Die Schriftsprache zeigt keine solchen Tendenzen. Zum Verbparadigma ist generell zu sagen, dass in den südlichen Dialekten sowie in der Standardsprache ein Maximum an Formen des Typs A im Gebrauch ist (insbesondere im Präteritum und Futur), während sich im Norden analytische Formen des Typs B stärker durchgesetzt haben. Insgesamt ist hier ein typologischer Wandel zu beobachten, der sehr langsam voranschreitet. Der exklusiv satzanaphorische Gebrauch der Formen des Typs A (s. 2.2.3.5) ist besonders im Connacht-Dialekt sehr ausgeprägt, obwohl viele Sprecher derartige Formen auch dort nicht oder nur sporadisch verwenden. In den südlichen Dialekten sowie in der Standardsprache tritt das s-Suffix der Relativformen im Präsens anstelle der tempusspezifischen n-Erweiterung auf, in den westlichen folgt es auf diese: a thagas vs. a thaganns ‘der kommt’. Manche Sprecher/Autoren verzichten auf diese zusätzliche Markierung völlig; die relativische Funktion wird durch Verwendung mutierender Partikeln sowie durch die Stellung des Verbs ohnehin deutlich. Der Konjunktiv Präsens ist als Optativ meist nur noch phraseologisch gebunden, seine syntaktische Funktion wird heute weitgehend vom Futur übernommen. Der historische Konjunktiv Imperfekt wird heute meist durch den Konditional ersetzt. Da /h/ in diesem Lautkontext oft unrealisiert bleibt (so regelmäßig nach stimmlosem Auslaut des Verbstamms), ist die Distink-
II. Keltische Sprachen
tion ohnehin schwach, was diese Vereinfachung des Paradigmas begünstigt. Die phonetische Realisierung vieler an der Verbflexion beteiligter Formative ist z. T. erheblicher Variation unterworfen. Meist lassen sich hier präzise arealgeographische Feststellungen treffen; z. T. sind jedoch auch andere Parameter beteiligt. So sind viele der indefiniten Endungen (‘7. Person’) stark divergent, ebenso die nicht-persönlichen Suffixe, die das Futur und den Konditional kennzeichnen. Durchweg können hier gewisse globale, oder auch grammatisch konditionierte Entwicklungen rekonstruiert werden, obwohl die historische Evidenz sehr unvollständig ist. Besonders stark betroffen sind die Teilsysteme der Halbvokale und der stimmhaften Frikative. Zwei Beispiele mögen hier genügen: (1) Die indefinite Endung im Präteritum stellt sich von Norden nach Süden als /x ~ u: ~g/ dar. Ein zugrundeliegendes bzw. historisches /¥/ ist als Ausgangspunkt anzunehmen: (a) Stimmtonverlust /¥/ > /x/, (b) Labialisierung und Vokalisierung /¥/ > /w/ > /u:/, (c) Despirantisierung /¥/ > /g/. So ist die dialektale Diskrepanz zwischen z. B. /ban’ex/ ~ /ban’u:/ ~ /ban’eg/ baineadh ‘man nahm’ erklärbar. (2) Auch das palatalisierte Gegenstück zu /¥/, nämlich /j/ unterliegt im Süden der Despirantisierung, während es im Norden in vielen Kontexten, z. B. am Wortende zu /i:/ vokalisiert wird. Dazwischen liegt ein größeres Gebiet, wo die Entsprechung ø ist. Viele Verbstämme enden auf /ej/ und erscheinen dementsprechend dialektal differenziert als /i:/, /e/ oder /eg’/. In den beiden peripheren Zonen im Norden und Süden, wo /i:/ bzw /eg’/ regulär sind, hat sich eine morphosyntaktische Alternation herausgebildet, die man als Vorstufe zur Entwicklung sekundärer synthetischer Verbformen auffassen kann: die reguläre Wiedergabe von /ej/ als /i:/ bzw /eg’/ wird im Kontext ‘Verbform ⫹ Subjektspronomen’ ausgesetzt, sonst aber (d. h. auch im Kontext ‘Verbform ⫹ Subjektsnomen’) durchgeführt. Damit ergeben sich Kontraste wie /wal’e se/ ~ /wal’i: sa:n/ (N) bzw. /wal’e se/ ~ /wal’eg’ sa:n/ bhailigh se´ / bhailigh Sea´n
273
9. Irisch
‘er/Sea´n sammelte’. Im Zwischenbereich von Conamara, wo auslautendes /ej/ immer /e/ ergibt, entspricht dem /wal’e se/ ~ /wal’e sa:n/, d. h. die Differenzierung nach pronominalem oder nominalem Subjekt ist für die Verbform unerheblich. Schwankungen im morphologischen Verhalten der Verben sind vielfach zu beobachten, so der Wechsel aus der Klasse der einsilbigen Stämme in die der zweisilbigen. Eine kleine Gruppe zweisilbiger Verben mit sonantischem Stammauslaut kann dem Muster der auf /j/ endenden Stämme folgen, sodass /i:/ eingefügt wird: sheachandar /hæxender/ > sheachnaı´odar /hæxni:der/ ‘sie mieden’. In Dialekten, die vor gespannten Sonoranten Vokaldehnung bzw. Diphthongierung zeigen, ist zu beobachten, dass die zunächst phonologisch kontextbeschränkte Entwicklung verabsolutiert wird, d. h. in die lexikalische Form des Verbs übertragen wird: die Form /g’a:r/ des Verbs /g’ar/ erfordert einen silbenschließenden Kontext: gearradh /g’are/ ‘schneiden’ (VN) vs. gearrtha/ g’a:rhe/ ‘geschnitten’. Die Substitution a > a: (und entsprechend bei anderen Vokalen) ist besonders bei jüngeren Sprechern lexikalisch fixiert und tritt in allen Formen des Verbs auf. Das System der präverbalen Partikeln ist weitgehend einheitlich und stabil. Das Präteritum wurde im Klassischen Irischen durch ein Präfix dol gekennzeichnet; bis auf wenige Reste im südlichen Dialektbereich ist dieses Formativ im Allgemeinen nur noch vor vokalisch anlautenden Verben gebräuchlich. Wo es in vollem Umfang erhalten ist, vertritt es im Prät. auch die Relativpartikel a. ⫺ In Teilen von Ulster, ebenso wie im Schottisch-Gälischen, ist chae die gewöhnliche Negation (statt nı´.) Bei den Suppletivverben ist das Ausmaß an dialektaler Variation verhältnismäßig groß, obwohl das Prinzip überall in gleicher Art verwirklicht ist; d. h. ein erwartbarer Abbau dieses mit zusätzlichen Lernschwierigkeiten verbundenen Teilsystems findet nicht statt, allenfalls in gewissen instabilen Lernervarietäten. Zu den wichtigeren arealen Differenzen gehören hier divergierende
Stammformen in Teilbereichen des Paradigmas. So hat etwa de´an ‘tun’ im Südwesten lediglich zwei Stämme, die zudem noch phonologisch sehr ähnlich sind: dein- und de´an-. In Connacht treten auf: de´an- (z. T. nı´-), rinn-, dearn-; in Ulster nı´-, de´an/dea´n/the´an/ thea´n-, rinn-, thearn/thearr-. Außerdem werden sporadisch einzelne Verben wegen regional auffallender Stammmodifikationen als unregelmäßig betrachtet, z. B. nis-/neos- ‘erzählen’) im südlichen Irischen. Das Formensystem der Kopula ist in seiner binären Grundstruktur einheitlich; bei den Kombinationen mit präverbalen Partikeln ist jedoch inter- und intradialektal vielfältige Variation festzustellen. Insgesamt ist die Formenvielfalt in Connacht am größten, in Ulster dagegen am geringsten, was mit dem dort weiter fortgeschrittenen Abbau der Kopulasätze zusammenhängt. Die Erweiterung des Verbsystems durch Aspektperiphrasen ist formal und funktional im gesamten Sprachgebiet gleichartig. Allerdings sind regional Präferenzen für speziellere Strukturen dieses Typs erkennbar. Insgesamt ist festzustellen, dass sich die funktionalen Domänen der Verbperiphrasen allmählich erweitern; die Angaben in McKenna (1990) stellen allerdings einen Zustand dar, der noch lange nicht erreicht ist.
5.
Syntaktische Variation
Die Regeln für die Abfolge der Konstituenten werden in allen Varietäten gleichermaßen eingehalten. In spontaner Rede sind jedoch Doppelrepräsentationen des Objekts oder des Subjekts häufig, wobei die explizite NP in eine periphere Position verschoben wird und innerhalb des eigentlichen Satzes noch einmal pronominal vertreten ist: An buide´al, chuir se´ ar an mbord ART Flasche stell-PRT er auf ART Tisch e´. sie ‘Die Flasche, die stellte er auf den Tisch.’ bzw. Chuir se´ ar an mbord e´, an buide´al. Auch die Kopulasätze, die im Irischen seit langem fest verankert sind, werden in allen
274 Dialekten im Wesentlichen in gleicher Art verwendet. Einzelne regionale Varietäten zeigen allerdings bestimmte Sonderkonstruktionen; als bekanntes Beispiel sei eine südirische Struktur genannt, die als besondere Fokussierungstechnik verstanden werden kann: Bean a´lainn is ea ´ı. Frau schön KOP es sie ‘Sie ist eine schöne Frau.’ Dem entspricht in anderen Dialekten Is a´lainn an bhean ´ı. KOP schön ART Frau sie bzw. Ta´ sı´ ina bean a´lainn. sei-PR sie in-POS3SGf Frau schön Das Vordringen des Verbum Substantivum in den historischen Bereich der Kopula (s. die Variante mit ta´) ist insgesamt im nördlichen Irischen weiter fortgeschritten als im Süden. Für die Schriftsprache ist charakteristisch, dass in Kopulasätzen mit linksverschobenem Thema (s. 2.3.1 (2)) der rhematische Teil mit der Vergleichspartikel na´ ‘[anders] als’ eingeführt wird: Cad a rinneas na´ an t-alt a was REL mach-PRT1S als ART Artikel zu chrı´ochnu´. beend(VN) ‘Was ich tat war den Aufsatz fertig zu schreiben.’ Dialektal ist diese Struktur auch in Munster gebräuchlich, anderswo fehlt die Partikel ganz oder wird durch ach ‘außer’ ersetzt. Lokale Fragesätze wie Ca´ bhfuil tu´ ag dul? ‘Wo gehst du hin?’ oder Ca´ raibh tu´? ‘Wo warst du?’ (vgl. 2.3.4) sind in vielen Varietäten noch üblich, obgleich sich die komplexeren Muster Ce´n a´it a raibh KOP-INT-ART Ort RELind sei-PRTdep tu´? du ‘Wo warst du?’ anscheinend immer stärker durchsetzen. Auch hier ist der Süden konservativer; dort
II. Keltische Sprachen
ist auch noch conas ‘wie’ gebräuchlich. Zwar wird auch dieses Fragewort relativisch fortgeführt, es ist aber, anders als die sonst vorherrschenden Formen wie (Connacht) ce´n chaoi ‘in welcher Art’ (lit. ‘was ist die Art …’) oder (Ulster und Schottland) goide´ mar (lit. ‘was ist es wie’) synchron nicht analysierbar und somit synthetischer Natur. Analog ist der Unterschied zwischen M cad ‘was’ und C ce´ard bzw. U ce´ rud; die beiden neueren Formen enthalten das Nomen rud ‘Ding’; ebenso M cathain ‘wann’ gegenüber ce´n t-am ‘zu welcher Zeit’. Das Verb ‘tun, machen’ kann als Auxiliar gebraucht werden: Rinne me´ an t-alt a chrı´ochnu´. tu-PRT ich ART Artikel zu beend(VN) ‘Ich habe den Aufsatz fertig geschrieben.’ Diese Struktur ist für den Süden besonders typisch, ebenso wie eine infinit konstruierte Variante von Temporalsätzen: Ag dul abhaile dom bei geh(VN) nach-Hause zu-1Sg ‘Als ich nach Hause ging …’ Der normale Temporalsatz Nuair a bhı´ me´ ag dul abhaile … ,’ ist gleichbedeutend. Ver´ Siadhail (1989, wandte Konstruktionen s. O 281⫺83). Für die Relativsätze ist weitgehende Übereinstimmung in allen Varietäten gegeben, abgesehen von einer leichten Tendenz zur Ersetzung gewisser indirekter Typen durch direkte. Die Konjunktionen, die oft nach neuen analytischen Mustern gebildet sind, zeigen erhebliche dialektale Vielfalt. Auch sind weitgehende semantische Verschiebungen zu beobachten, die jedoch oft nur begrenzte Bereiche des Sprachgebrauchs betreffen. In kausaler Funktion kommt in Conamara z. B. oft mar gheall air go … vor: mar gheall ar N ist zunächst eine sekundäre kausale Präposition, die hier mit inhärentem Pronomen erscheint, das wiederum auf den gesamten nachfolgenden go-Satz referiert. Manche Sprecher benutzen an a´it a … ‘der Ort, wo …’ zur Einleitung von Kausalsätzen, ohne eine Spur von lokaler Bedeutung. ⫺ Konzessives ce´ go hat die dialektale Variante gı´ go (Ulster). Komplexe sekundäre
275
9. Irisch
Konjunktionen mit dem Element is zeigen ebenfalls erhebliche dialektale Varianz: z. B. i riocht is go ‘damit’ (final), das regional in verkürzter und verdunkelter Form als ros go erscheint. Ungewöhnlich vielfältig sind die Formen von sula ‘bevor’; teilweise liegt hier eine Umanalysierung in Richtung sul ma´ vor (ma´ ‘wenn’). Allgemein ist darauf hinzuweisen, dass die Spontansprache eine Reihe syntaktischer Eigenheiten aufweist, die im schriftlichen Ausdruck normalerweise nicht auftreten. So können Nebensätze verschiedener Art (aber nicht Relativsätze) selbständig auftreten, d. h. mit elidiertem oder auch gänzlich fehlendem Hauptsatz. Ebenso ist die nicht-koordinative Verwendung von Koordinatoren wie agus ‘und’ oder ach ‘aber’ als Diskurspartikel außerordentlich häufig.
6.
Tendenzen
Viele der im gegenwärtigen Irischen beobachtbaren Variationsmuster können als Entwicklungstendenzen gesehen werden, insbesondere wenn sie eine entsprechende Generationenverteilung zeigen oder mit soziologisch dominanten Parametern verknüpft sind. Im Bereich der Phonologie ist hier der Verlust der Gespanntheitskorrelation bei den Sonanten zu nennen, sowie das zunehmende Auftreten von Spiranten im Wortanlaut, teils durch permanente Lenition, teils durch Entlehnung ohne entsprechende Adaptation. In der Nominalmorphologie ist der Flexionsabbau sehr deutlich: der Gebrauch von Kasusformen geht seit langem stark zurück, während der Kontrast zwischen Singular und Plural als eigenständige Kategorie in den Vordergrund tritt. Die Verben zeigen eine erheblich stabilere morphologische Differenzierung; aber auch hier ist der Rückgang der synthetischen Personalformen zu beobachten, ebenso wie die Marginalisierung der beiden Konjunktive. Gleichzeitig ist die fortschreitende Grammatikalisierung periphrastischer Konstruktionen zu konstatieren, sogar die Deaspektualisierung zumindest einer der Periphrasen. In syntaktischer Hin-
sicht ist ⫺ abgesehen von vielfältigen Innovationen bei der Kennzeichnung subordinierender und interrogativer Strukturen ⫺ eine leichte Verschiebung im Verhältnis zwischen den beiden Seinsverben zu beobachten. Schließlich hat die Neigung, Ereignisoder Relationskonzepte nicht nominal, sondern verbal zu kodieren (durch Bevorzugung konkurrierender Lexeme im Erbwortschatz, oder aber durch Entlehnung) etwas zugenommen. Die meisten charakteristischen Züge dieser Sprache sind stabil, und eine substantielle Angleichung an das ‘Standard Average European’ findet nicht statt. Zu diesen Zügen gehören im (morpho)phonologischen Bereich die Palatalitätskorrelation (im Schottisch-Gälischen auch die Präaspiration) sowie das gesamte Mutationssystem. Die Verbmorphologie zeichnet sich v. a. durch die synthetische Kodierung von Habitualität, Indefinitheit (des Subjekts) und relativischer Funktion aus. Die flektierten Präpositonen, den semitischen und finnougrischen Modellen sehr ähnlich, sind ein weiterer fester Bestandteil des morphologischen Profils. Die strikte VSO-Abfolge, dazu die Rolle des finiten Verbs als Satzrepräsentation sowie die Dichotomie der formalen Prädikatoren (zwei Seinsverben) sind grundlegende und invariante syntaktische Eigenschaften des gesamten Gälischen. Das Vordringen der Formkategorie Verb im Lexikon ist sehr begrenzt, wie die Stabilität der haben-Periphrase und der Modalkonstruktionen mit Kopula zeigt.
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10. Walisisch 1.
Einleitung
Die inselkeltischen Sprachen unterteilen sich in zwei Gruppen, die brythonische (Walisisch, Bretonisch, Kornisch, Kumbrisch († 11. Jh.; Emblin 1973)) und die goidelische (Irisch, Schottisch-Gälisch, Manx). Die drei brythonischen Sprachen bilden sich wahrscheinlich um das 7. Jh. heraus (Jackson 1994). Unterschiede in den Glossen werden ab dem 9. Jh. sichtbar. Das Bretonische trifft möglicherweise auf gallische Reste. Gallisch (Whatmough 1970; Meid 1987, 1989) bildet mit Lepontisch, Galatisch und Keltiberisch die Gruppe der festlandkeltischen Sprachen (Schmidt 1977; Rockel 1988), die mit dem sich ausdehnenden Römischen Reich an Bedeutung verlieren. Gaelisch hat p- und q-keltische Reflexe. Walisisch, das in der deutschen Wissenschaftssprache auch als Kymrisch bezeichnet wird, wird in unterschiedlichem Maße vor allem in Wales gesprochen. Dabei handelt es sich im weitesten Sinne um eine Halbinsel, die ca. 20.761 km2 groß ist und sich westlich von England zwischen der Irischen See und dem Bristol-Kanal befindet. Walisisch unterteilt sich in das Altwalisische von 800⫺1150, in dem die Endsilbe bereits abgefallen und die Deklination der Substantive damit verschwunden ist, das Mittelwalisische von 1150 bis ca. 1400, wobei die Enddatierung des Mittelwalisischen umstritten ist. Die Dichtung von Dafydd ap Gwilym (ca. 1320⫺80) z. B. wird bereits dem Frühneuwalisischen zugeordnet. Das Problem der Unterscheidung ergibt sich aus fehlenden typologischen Kriterien, die den Wechsel kennzeichnen (S. Evans 1951; H. Lewis 1983; Rockel 1986). Die mittelwalisische Periode bringt eine umfangreiche Literatur mit verschiedenen Genres in Poesie und Prosa hervor, historische und Rechtstexte, religiöse und grammatische, topographische und medizinische Texte. Etwa seit dem 3. Jh. u. Z. macht sich angel-sächsischer Druck von Süd-Ostengland her bemerkbar. Aber erst um 450, relativ
kurz nach dem Abzug der römischen Truppen 410, beginnt die massive Invasion. Das schnelle Voranschreiten verdanken die Angel-Sachsen auch der Nutzung der verbliebenen römischen Infrastruktur. Zu Beginn des 7. Jh. gleicht das angel-sächsische Territorium stark dem von den Römern besetzten Gebieten. Mit den Kämpfen 577 und 616 in Durham und Chester erlangen die Angel-Sachsen Zugang zum Bristolkanal und der Irischen See, womit die Brythonen Westbritanniens von ihren Landsleuten im Süd-Westen (Kornwall und Devon) und im Norden (Cumbria und Strathclyde) getrennt werden. Damit kristallisiert sich eine Grenze zwischen den westlichen Brythonen und den Angel-Sachsen heraus, die sich im wesentlichen bis heute hält. Die Grenze wird zwischen 776 und 795 mit dem Offa’s Dyke, einem nicht vollständigen Befestigungswall von Norden nach Süden, genauer festgelegt. Wales gelingt es bis zu seiner Eroberung durch die Anglonormannen unter Wilhelm dem Eroberer 1066 und seinem Anschluß an England 1536⫺1543 nicht, einen lebensfähigen Feudalstaat zu bilden (Heinz 1998). Ansatzweise werden größere Territorien vor allem vereint unter Rhodri Mawr (844⫺ 877), unter Hywel Dda († ca. 950) ⫺ mit ihm werden die ersten schriftlich fixierten walisischen Gesetze verbunden ⫺, Gruffudd ap Llywelyn (†1063), Llywelyn ap Iorwerth (1173⫺1240), Llywelyn ap Gruffudd (auch Llywelyn Fawr ‘Llywelyn der Große’ oder Y Llyw Olaf ‘Der letzte Führer’ 1225⫺ 1282) und Owain Glyndwˆr (vor 1354⫺vor 1416, vgl. J. Davies 1990). Mit den anglonormannischen Eroberungen geht eine deutliche Schwächung der walisischen Sprache und Kultur einher. Zum Teil erholt, beginnt der entscheidende Rückgang der Sprache mit dem Anschluß von Wales an England. Er wird insbesondere im Laufe der industriellen Revolution (ab Ende des 18. Jh.) verstärkt. Der Niedergang der Sprache hält bis heute an, obwohl die Zeit der Renaissance dem Walisischen als einziger keltischer Sprache eine Bibelüberset-
278 zung sowie wissenschaftliche Publikationen bringt. Am Ende des 20 Jh. besteht die Gefahr für die Sprache vor allem im ungebrochenen Zuzug von Engländern nach Wales, die hier auf ein ruhiges Leben hoffen, und der gleichzeitigen Abwanderung von Walisern, die auf dem Lande durch EU-Regularitäten, BSE (Mitte der neunziger Jahre des 20. Jh.) und Maul- und Klauenseuche (2001) kein ausreichendes Einkommen mehr haben oder hohe Arbeitslosigkeit in den Städten erfahren, ausgenommen in der Hauptstadt Cardiff. Am 19. 9. 1997 kommt es zu einem Referendum über eine im wesentlichen nicht gesetzgebende Versammlung, das Wales mit 50,3 % gewinnt. Der anfängliche Enthusiasmus vieler Waliser ist verstärktem Sprachenkampf angesichts galloppierender Pidginisierung der Sprache und ihrer Zersplitterung gewichen (vgl. Heinz 2002). Einsprachige Muttersprachler gibt es nur noch vereinzelt und hochbetagt. Der Prozentsatz der Walisisch Sprechenden beträgt nach dem letzten Zensus (2001) 20,7 %, was 580.000 Sprechern entspricht. Ohne Eingriff in die Marktmechanismen ist die Sprache weder normalisierbar noch haltbar. Außer in Wales wird die Sprache in geringem Umfang noch in Patagonien/Argentinien, in den USA, z. B. um Boston, und in Australien geprochen. Das Walisische in Wales gliedert sich im wesentlichen in zwei Hauptdialekte, den nord- und den südwalisischen. Bei detaillierterer Analyse lassen sich sechs Dialekte unterscheiden. Tatsächlich sind aber ihre Grenzen nicht streng festgelegt, sondern variieren entsprechend den gewählten sprachlichen Kriterien (vgl. Abbildung 2⫺9 aus Thomas/Thomas 1989). Hinzu kommt, daß sich die Dialektsprecher relativ gut verständigen können, es sei denn, sie sind immun gegen Medien und soziale Kontakte bzw. vermischen die Wahrnehmung von sprachlichen Unterschieden mit Verständnisproblemen. Die Existenzformen der walisischen Sprache werden kontrovers diskutiert (vgl. Fife 1986; A. R. Thomas 1987; Fife 1990; Bob Morris Jones 1993; King 1993; P. W.
II. Keltische Sprachen
Thomas 1995). Die Standardsprache ist fachsprachlich und stilistisch untergliedert. Derzeit wird wieder verstärkt um sie gerungen, nachdem verschiedene Sprachkonstrukte die Sprache morphologisch, syntaktisch und idiomatisch stark geschwächt haben und von Diglossie im Gebrauch des Walisischen die Rede ist (vgl. Heinz 2002; M. C. Jones 1998, 356) spricht von ‘oversimplification’ in etlichen Gebieten der Grammatik). Eines der Konstrukte ist Cymraeg Byw ‘Living Welsh’, das 1964 eingeführt wurde, um Walisisch für Zweitsprachenlerner zu vereinfachen (vgl. ähnliche Tendenzen in Schottland). Ursprünglich sollte es als mündlicher Lernerstandard dienen und die Sprache regulieren und ihrer Schwierigkeiten entlasten, eine Intention, die sofort ihr Prestige senkt, indem es Walisisch als ‘zu schwere Sprache’ definiert. Um Walisisch in Form von Cymraeg Byw erfolgreich zu lehren, wurden umfangreich didaktische Methoden entwickelt (z. B. beschrieben von Roberts, M. E./R. M. Jones 1974 und D. L. Jones 1974). Einmal aufgeschrieben jedoch, greift die normierende Kraft alles Geschriebenen und Cymraeg Byw wurde allmählich nicht nur als der mündliche Standard für nun alle Waliser versucht durchzusetzen, sondern auch als schriftlicher, selbst für Muttersprachler (vgl. Heinz 2002). Die normierende Kraft derartiger Lehrmaterialien steigt, wenn gleichzeitig populäre und normierende Nachschlagewerke, wie z. B. Wörterbücher, hier insbesondere einsprachige, und Grammatiken fehlen sowie die Präsentation der Sprache in den Medien mangelhaft ist (vgl. Heinz 2002) und die gesprochene Sprache im Lebensumfeld aufgrund englischer Siedler nicht mehr abgeglichen werden kann. Als Resultat sind z. B. Flexionsparadigmen in einer Weise geschliffen worden, daß die Verwendung des Konjunktivs auf synthetische Weise fast unmöglich und seine korrekte Verwendung durch Muttersprachler unverständlich wird, da seine Endungen jetzt der Bildung des synthetischen Präteritums dienen müssen (vgl. Cwrs Wlpan und S. J. Williams 1980, 104 f.). Dies führt zu
10. Walisisch
Folgeverzerrungen des Verbsystems. Tritt eine solche Entwicklung natürlicherweise ein, ist sie ein Indikator für Sprachentod (vgl. Heinz 2002). Auch das System der Numeralien ist stark durcheinandergekommen (vgl. Heinz 2002). Die Morphologie der Substantive wird erst seit 1993 korrekt in Grammatiken beschrieben, basiert in den Wörterbüchern mit der höchsten Verbreitung, nämlich denen produziert von einflußreichen Verlagen wie Collins-Spurrell, immer noch auf dem englischen System (Heinz 2002). Sprachliche Konfusion nach der Einführung von Cymraeg Byw hat dazu geführt, daß ein Standard Oral Welsh eingeführt wurde (cf. King 1993, 3 und seine Serie von Sprachmaterialien). Herausgegeben von einflußreichen Verlegern, besteht allein durch die normierende Kraft weit, da billig verbreiteter Sprachbeschreibungen, in der in Wales gegebenen Sprachsituation die Gefahr einer galloppierenden Pidginisierung der Sprache. Hinzu kommt, daß weit über die Hälfte der Walisischsprecher Lerner sind (vgl. Heinz 2002). Für den immersion-school-typ ist z. B. nachgewiesen, daß Zweitsprachenlerner mit ihren rudimentären Walisischkenntnissen, die Sprache der Muttersprachler erheblich beeinflussen und historisch falsche Formen als akzeptabel und korrekt erscheinen lassen können.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
Sprachtypologische Charakteristika der walisischen Lautung bestehen im Vokalismus, Konsonantismus, im Wortakzent und der Intonation (Pilch 1975; G. E. Jones 1984; Awbery 1984). Das Walisische weist maximal sieben Vokale auf, die unterschiedlich realisiert werden können, wobei die Vokallänge von zentraler Bedeutung ist. Es gibt Reste nasaler Vokale, Monophthonge und Diphthonge. Vokalalternationen wie Umlaute sind bei Verben, Substantiven und Adjektiven innerhalb von Wurzelsilben möglich (Thorne 1993, 82⫺91). Der Nebensilbenvokalismus ist reduziert. Der Konsonantismus ist reich an Obstruenten, die durch Okklusive, Frikative, Affri-
279 katen und Vibranten vertreten werden, und zeichnet sich durch eine häufige Lenis-Fortis- sowie Behauchung-NichtbehauchungOpposition aus. Daneben gibt es Nasale und Laterale sowie Halbvokale. Wesentlich für die Charakterisierung des Walisischen sind drei verschiedene Typen von Anlautmutationen bei den Konsonanten sowie die Provektion bei Vokalen. Konsonantenverdopplung (hier Geminierung) gibt es nur bei *n+. Der Hauptakzent liegt bei der überwiegenden Zahl der Wörter auf der vorletzten Silbe. In einsilbigen Wörtern fallen die drei Merkmale des Akzentes, nämlich Intensität, Länge und Tonhöhe, zusammen. In anderen sind Intensität und Tonhöhe getrennt. Während die vorletzte Silbe in der Regel intensiver ist als die letzte, hat die letzte einen höheren Ton. In mehr als dreisilbigen Wörtern kommt es zu einem Doppelakzent. Die Satzmelodie ist satzartenabhängig. In morphologischer Hinsicht kann das Walisische als eine Sprache mit polyfunktionaler Formbildung bezeichnet werden und präsentiert damit den sog. flektierenden Typ. Die Kennzeichnung grammatischer Kategorien erfolgt jedoch nicht allein morphologisch durch polyfunktionale Formbildung, sondern außerdem auch periphrastisch, d. h. durch syntaktische Erscheinungen, sowie durch die Satzstellung und Anlautmutation. Hinsichtlich der morphologischen Kennzeichnung grammatischer Kategorien kann das moderne Walisisch als eine zum Analytischen tendierende Sprache mit starken synthetischen Komponenten angesehen werden. Entsprechend der Finckschen Spracheinordnung gehört das Walisische zum stammflektierenden Typ. Durch Umlaut hat die Sprache aber auch Züge einer wurzelflektierenden Sprache. Nach Sapir (1921) ist das Walisische als kombiniert gemischte Beziehungssprache aufzufassen, in der die grammatischen Kategorien nicht morphologisch selbständig, sondern in Kombination mit Referenzausdrücken gekennzeichnet werden. Nach Skalie`ka (1966) ist das Walisische als ein Mischtyp zu betrachten, der sowohl flektierende, isolierende als auch introflexive Sprachtypzüge vereint.
280 Im einzelnen lassen sich folgende Kennzeichen des walisischen Verbes angeben: In der Konjugation werden ohne Genusmarkierung drei Personen im Singular und Plural (kein Dualis) unterschieden sowie eine impersonale Form; das Genus Verbi kennt keine Unterscheidung in Aktiv, Passiv oder Medium. Modi und Tempora des walisischen Verbes werden sehr abweichend angegeben, wobei Modus, Tempus und Aspekt durcheinandergehen können (King 1993; G. Lewis 1995); als Modi finden sich Indikativ, Konjunktiv/Konditional (vgl. Fife 1990) und Imperativ (kein Optativ); P. W. Thomas (1996, 27) definiert sechs Tempora während S. J. Williams (1980) und Thorne (1993) vier Tempora im Indikativ unterscheiden, nämlich Präsens, Imperfekt, Präteritum und Plusquamperfekt sowie im Konjunktiv zwei, nämlich Präsens und Imperfekt. Diese Einteilung entspricht den synthetisch zu bildenen Zeitformen, die bei ‘sein’ und seinen Komposita aber sechs Tempora aufweisen. Bei den anderen Verben werden die ‘fehlenden’ analytisch ausgedrückt, ebenso wie der Aspekt. Aspekte (perfektiv und imperfektiv) können lexikalisch, nicht aber morphologisch, zum Ausdruck gebracht werden. Das walisische Verbalsystem ist durch ein Zusammenspiel einer begrenzten Anzahl synthetischer Formen sowie flexibler periphrastischer Formen gekennzeichnet, die feine temporal-aspektuale Abstufungen der Handlungsabläufe zulassen sowie lexikalische Aspekte einbringen und terminologische Schwierigkeiten bei ihrer Beschreibung hervorrufen; infinite Verbformen sind nicht personendifferenziert; die periphrastischen Verbformen sind syntaxbestimmend; eine Kopula kann unterschieden werden. Das Walisische hat kaum Modalverben, kein Verb für haben und keine produktive Partizipbildung. Sprachtypologisch relevant ist die Flexion von Präpositionen, die Genus und Numerus charakterisiert und formal der Verbflexion ähnelt. Einige Adjektive können ebenfalls Genus und Numerus ausdrücken. Sie werden aber nicht dekliniert. Die Steigerung der Adjektive, wie auch die der Adverbien, unterscheidet neben dem üblichen Komparativ und Superlativ noch den
II. Keltische Sprachen
Äquativ. Adverbien der Verneinung existieren nur für die Emphase und sind tempusentsprechend formvariabel. Substantive werden nicht mehr dekliniert. Lediglich der Vokativ wird gelegentlich verwendet. Wie das Genus äußert sich dieser aber nicht in der Flexion am Wortende, sondern in der Mutation am Wortanfang. Das walisische Substantiv unterscheidet im wesentlichen zwei Genera, nämlich Femininum und Maskulinum; außer Resten des Duals hat das Walisische zwei Numeri, nämlich den Singular und den Plural. Die Kategorisierung der Pronomen ergibt sich sowohl aus ihrer Stellung vor, nach oder um das Bezugswort herum (Rahmen) als auch aus deren Funktion im Satz. Daneben kennt das Walisische einen bestimmten Artikel, Zahlwörter, Konjunktionen und Partikel. Nach Zahlwörtern steht das zu Zählende im Singular, es sei denn, ein Partikel steht zwischen Zahlwort und zu Zählendem. Das traditionelle Zählsystem ist ein vigesimales, das für die Bildung der Ordinalzahlen unabdingbar ist. Im Bereich der Wortbildung zeigen sich Derivation und Konversion sowie Komposition. Eine sprachtypologische Charakterisierung des Walisischen ist im Bereich der Syntax insbesondere auf der Grundlage der Wortfolgetypologie möglich. Hierbei ist nach Joseph H. Greenberg (1963) zunächst die Stellung von Verb (V), Subjekt (S) und Objekt (O) von zentraler Bedeutung. Das Walisische gilt im allgemeinen als eine Sprache, deren Wortfolge verhältnismäßig fest ist. Im einfachen unmarkierten Satz gilt die Wortfolge VSO, besser VS-X. In Fragesätzen, die lexikalisch deutlich als solche gekennzeichnet sind, wird eine X-VS-Folge sichtbar, wobei die Abweichung von der VSO-Wortfolge durch Partikel und/oder Mutation gekennzeichnet ist, d. h. daß Relativsätze gebildet werden. Gleiches gilt auch für Satzumstellungen mit oder ohne Emphase, aber nicht für impersonale Sätze. Nach jüngeren Modifikationen der Wortfolgetypologie ist das Walisische als emissiver Typ darzustellen (nach Tesnie`re 1959), in dem Nomina den Verben sowie Adjektive und Genitivattribute den Nomina nachge-
281
10. Walisisch
stellt sind. Das Walisische hat außer Präpositionen auch rahmenbildende Postpositionen. Das Walisische kennt die Parataxe und Hypotaxe, die durch Konjunktionen o. a. Wortarten eingeleitet werden können. Die Sprache gehört zu den sogenannten Nominativsprachen, die bei trasitiven Verben Nominativ und Akkusativ unterscheiden. Das Walisische hat jedoch kein indirektes Objekt, sondern dafür einen Präpositionalanschluß, minunter auch obliques Objekt genannt. Bei einer Einordnung in regional abgegrenzte Sprachencorpora gehört das Walisische nach Lewy (1942) dem durch Wortflexion ausgewiesenen zentralen Gebiet an. Nach Haarmann (1976) ist das Walisische am ehesten dem als Donausprachbund charakterisierten Gebiet zuzuordnen: Es unterscheidet Lang- und Kurzvokale sowie die Phoneme /h/ und /x/, hat einen relativ stabilen Wortakzent und eine hohe Produktivität der Präfigierung. Es hat aber keine Auslautverhärtung, nur noch geringste Restdeklination und kein Dreitempussystem. Bei der Verbindung der Sprachtypologisierung und Sprachgenealogie nach Trubetzkoy (1939) werden den indoeuropäischen Sprachen, darunter auch dem Walisischen, folgende Merkmale zugewiesen: Fehlen von Vokalharmonie, vergleichbare Komplexität des anlautenden sowie des inund auslautenden Konsonantismus, Möglichkeit der Präfigierung, Möglichkeit der Flexion durch vokalische sowie durch konsonantische Wechsel innerhalb der Wurzel, gleiche Behandlung des Subjekts transitiver und intransitiver Verben.
3.
Lautliche Variation
Historisch hat das Walisische eine sogenannte phonetische Orthographie herausgebildet, d. h. die Schreibung präsentiert im wesentlichen die Lautung (regelmäßige Ausnahmen bei Humphreys 1980) (s. Tab. 10.1). Das *j+ ist vergleichsweise neu und Anfangsbuchstabe englischer Lehnwörter, z. B. jac ‘Wagenheber’, job ‘Arbeit’, joˆc ‘Witz’,
Tab. 10.1 Buchst.
Ausspr.
Name
a b c ch d dd e f ff g ng h i j l ll m n o p ph r rh s t th u w y
/a(:)/ /b/ /k/ /x/ /d/ /d/ /e(:)/ /v/ /f/ /g/ /n/ /h/ /i(:)/ /D/ /l/ /L/ /m/ /n/ /o(:)/ /p/ /f/ /r/ /rjh/ /s/ /t/ /h/ /È(:); i/ /u(:); w/ /e/
/a:/ /bi:/ /ek/ /ex/ di:/ /ed/ /e:/ /ev/ /ef/ /eg/ /en/ /a:its/ /i:/ /De:/ /el/ /eL/ /em/ /en/ /o:/ /pi:/ /-f/ /er/ /rjhe/ /es/ /ti:/ /eh/ /L/ /u:/ /e:/
jymbl ‘Ramsch’, weshalb es nicht in jeder Grammatik angeführt wird (vgl. S. J. Williams 1980). Auch *r+ am Wortanfang kennzeichnet meist jüngere englische Lehnwörter. Die Anordnung der Buchstaben im Alphabet kann entsprechend der Anpassung an das Englische variieren. Damit wird jedoch die Anerkennung der Doppelgraphen als ein Buchstabe und phonetische Einheit untergraben: *rh+ wird am Wortanfang als ein Buchstabe aufgefaßt, im Wortinneren hingegen können Doppelgraphen Wortfugen bilden; z. B. -ng- in dangos ‘zeigen’ (< dan ⫹ cos), oder -rh- in arholi ‘prüfen’ (< ar ⫹ holi), oder -th- Ponthir (Ortsname, < pont ⫹ hir ‘lang’ ⫹ ‘Brücke’). Diakritische Zeichen I.
Das Walisische benutzt den Zirkumflex, (a) um die Länge eines Vokales zu
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II. Keltische Sprachen
kennzeichnen, wenn dies dem phonetischen Kontext nicht zu entnehmen ist, so z. B. bei einsilbigen Wörtern, die auf -c, -p, -t, -m, -n, -l, -r enden: taˆl ‘Bezahlung’, dwˆr ‘Wasser’, gwˆr ‘Mann’, besonders auch bei einsilbigen Lehnwörtern: sgrıˆn ‘Bildschirm’, tıˆm ‘Mannschaft’; (b) um den Hauptakzent an unüblicher Stelle anzuzeigen: iachaˆd ‘Genesung’, dramaˆu ‘Drama’; (c) um Homographe zu unterscheiden: gwˆyr ‘er weiß’ : gwyˆr ‘Ehemänner’; gwˆydd ‘Gänse’ : gwyˆdd ‘Bäume’; gwˆyll ‘Hexe’ : gwyll ‘Dunkelheit’; maˆn ‘klein’ : man ‘Ort’; caˆr ‘er liebt’ : car ‘Auto’; (d) zur Betonung der walisische Schreibweise: Bryn-glaˆs (Ortsame). II. Der Gravis (accent grave) kennzeichnet einen kurzen Vokal, wo ein langer zu erwarten wäre: clo`s ‘dicht’ : cloˆs/clos ‘Hof; Hose’. III. Der Akut (accent aigu) kennzeichnet einen kurzen aber den Akzent tragenden Vokal: casa´u ‘hassen’; case´t ‘Kassette’; sigare´t ‘Zigarette’. Beim Gravis und Akut besteht die Tendenz, diese zu ignorieren, was möglicherweise dem Einfluß des Englischen geschuldet ist, wo selbst i-Punkte bei der Handschrift weggelassen werden. IV. Das Trema deutet an, daß zwei aufeinanderfolgende Vokale zwei verschiedenen Silben angehören: storı¨au ‘Geschichten’ (3 Silben), düwch ‘Schwärze’ (2 Silben). 3.1. Die Vokale 3.1.1. Bestand an Monophthongen Die Auswahl der Vokale hier entspricht den im Nordwalisischen vorkommenden und schließt die des Südens ein. Zu ihrer unterschiedlichen Realisierung siehe Pilch (1975); Awbery (1984); G. E. Jones (1984); Thorne (1985). Tab. 10.2 vordere geschlossen /i(:)/ *i+ halboffene /e(:)/ *e+ offene
mittlere
hintere
/È(:)/ *u, y+ /e/ *y+ /a(:)/ *a+
/u(:)/ *w+ /o(:)/ *o+
Vor allem bei akzentuierten Endsilben, d. h. bei allen einsilbigen Wörtern, bei neueren Lehnwörtern und vor -l, -n, -r ist die Opposition zwischen kurzem und langem Vokal wichtig: /tal/ tal ‘groß’ ⫺ /ta:l/ taˆl ‘Bezahlung’, llyn ‘See’ ⫺ llun ‘Bild’. i(:) i(:) u: u
e: e
ə
o: o
a(:)
Der akzentuierte Vokal ist normalerweise lang, (a) wenn die Silbe offen ist: /dÈ:/ du ‘schwarz’, /Lo:/ llo ‘Kalb’; (b) vor /-b, -d, -g, -v, -Î, -f, -h, -s, -x/ *-b, -dd, g, -f, -dd, -ff, -th, -s, -ch+: /ma:b/ mab ‘Sohn’, /ta:d/ tad ‘Vater’, /ki:g/ cig ‘Fleisch’, /do:v/ dof ‘zahm’; (c) vor den Gruppen /-sp, -st, -sk, -Lt/ *-sb, -st, -sg, -llt+: /he:sp/ hesb ‘karg’, /ku:sk/ cwsg ‘Schlaf’; (d) in der vorletzten wie beim Hiatus: /dÈ:o/ duo ‘schwärzen’. Ansonsten ist der Vokal normalerweise kurz (für weitere Variation, siehe Heinz 2002): /daL/ dall ‘blind’, /bore/ bore ‘Morgen’ /kahod/ cathod ‘Katzen’, /dovi/ dofi ‘zähmen’. Lange Vokale in einem verkürzten Kontext und kurze in einem langen weisen meist auf jüngere Lehnwörter, z. B. /ta:p/ taˆp ‘Band’. Zwei Ausnahmen sind /bÈh/ byth ‘niemals’ und /ho:L/ holl ‘ganz (Verstärkung oder Vollständigkeit)’. /e/ ist mit Ausnahmen, z. B. beim betonten bestimmten Artikel, kurz. Es kann schwinden und seine vokalische Funktion einem Konsonanten, einem Frikativ oder einem Sonoranten überlassen: /eskol/ ysgol ‘Schule’ J /s:kol/. 3.1.2. Varianten des walisischen Vokalismus Im Süden, ist die Opposition /i/ : /È/ zugunsten von /i/ aufgehoben worden: tyˆ ‘Haus’, tu ‘Seite’ und ti ‘du’ sind Homophone geworden. Im äußersten Süden hat die Länge
10. Walisisch
prinzipiell den Platz der Tonhöhe eingenommen. Um also zwischen Vokalen zu differenzieren, kann einer stärker geschlossen und länger gesprochen werden. Im Plural hingegen ist die Differenzierung eine andere: im Norden sind diese Plurale homophon. Im Süden funktioniert hier die Opposition der Tonhöhe. Die Verteilung der langen (oder geschlossenen) Vokale im Süden weicht von der im Norden ab: (a) lang vor /L/ *-ll+: /gwe:L/ ‘besser’; (b) kurz vor /-sp, -st, -sk, -Lt/ *-sb, -st, -sg, -llt+: /hesp/ hesb ‘karg’, /kusk/ cwsg ‘Schlaf’. In einigen südlichen Gebieten, z. B. in Glamorgan kann /a:/ durch /æ:/ ersetzt werden: /bæ:x/ ~ /ba:x/ bach ‘klein’; /e/ kann in Pembrokeshire durch /i/ ersetzt werden. Nasale Vokale, die möglicherweise bis zum 12. Jh. z. B. vor /v/ bestanden haben (vgl. Bretonisch han˜v, Walisisch haf ‘Sommer’), sind nur noch in Resten vorhanden. 3.1.3. Diphthonge Generell überwiegen die Monophthonge gegenüber den Diphthongen. Im Süden ist überdies eine starke Tendenz der Monophthongierung von Diphthongen zu beobachten sowie eine Vokaldehnung vor allem in einsilbigen Wörtern. /-ı˘, ¯ˇı,/ /aı˘ / blaidd ‘Wolf’, /aı¯ˇı / cau ‘schließen’, /a:ı˘ / bei einigen Verben in der 3. P. Sg. Imperf. caˆi ‘er hat gefunden/fände’, /a:ıˇ¯ı / cae ‘Feld’, /eı˘ / geiriau ‘Wörter’, /eı¯ˇı / gwneud ‘machen’, /oı˘ / troi ‘drehen’; /o:ı˘ / bei einigen Verben in der 3. P. Sg. Imperf. troˆi ‘er hat gedreht/drehte’, /o(:)ıˇ¯ı / coed ‘Bäume’, /u:ı˘ / bwˆi ‘Boje’, /u(:)ıˇ¯ı / brwyn ‘Rohre’. -u˘: /a(:)u˘ / taw ‘daß’, /eu˘ / dowch ‘kommt’, /e(:)u˘ / rhew ‘Frost’, /iu˘ / lliw ‘Farbe’, /Èu˘ / duw ‘Gott’ In der gesprochenen Sprache werden viele Diphtonge vereinfacht oder monophtongiert: (a) /eı˘, eıˇ¯ı, eu˘ / tendieren zu /i:, È, u:/ in der vorletzten Silbe; (b) in der letzten Silbe ist die Monophtongierung fast generell und kann sich in dialektaler oder individueller Schreibung widerspiegeln: llyfrau ‘Bücher’ J llyfra/llyfre, potelaid ‘Flasche voll’ J
283 potelad/poteled, ofnadwy ‘schrecklich’ J ofnadw; (c) im Süden ist die Monophtongierung von einsilbigen Wörtern systematisch /a:ı˘ /: gwaeth ‘schlechter’ J /gwa:h/, /o:ı˘r/: oer ‘kalt’ J /o:r/, die im Norden nur sporadisch auftritt. 3.1.4. Morphophonologische Vokalveränderungen (a) Vor Silben, die *i+ und *y+ enthalten, wird *a+ zu *e+: plant ‘Kinder’ > plentyn ‘das Kind’. (b) In anderen als den letzten Silben können folgende Vokalveränderungen auftreten: *a/ai+ > *ei+: gair ‘Wort’ > geiriau ‘Wörter’, car ‘Auto’ > ceir ‘Autos’ *aw+ > *o+: llawr ‘Boden’ > lloriau ‘Böden’ *w+ > *y+: trwm ‘schwer’ > trymach ‘schwerer’ *y+ /È/ > *y+ /e/: cryf /krÈ:v/ > cryfach /krevax/ *ae+ /a:È/ > *ae+ /eÈ/: gwaeth > gwaethaf 3.2. Die Konsonanten Die folgende Tabelle zeigt den Bestand möglicher Phoneme, was aber nicht heißt, daß diese von jedem Sprecher gesprochen werden (siehe geklammerte Konsonanten). Die Mehrzahl der Konsonanten bildet distinktive Lenis-Fortis-, aber auch behauchte und unbehauchte Paare (s. Tab. 10.3). 3.2.1. Verschlußlaute Die Fortes sind stimmlos und behaucht und die Lenes sind oft stimmlos und nicht behaucht. Das ist die Erklärung dafür, daß *sb+ und *sg+ /sp, sk/ gesprochen werden. /t, d/ sind im Norden Dentale (vgl. Französisch) und Alveolare im Süden. Im Norden werden sie gelegentlich, im Süden vor /j/ immer, zu /ts, D/, z. B. in diawl ‘Teufel’. /k, g/ sind Velare im Süden, im Norden vor /i, e/, mitunter auch vor /a/ palatalisiert möglich. 3.2.2. Affrikaten /ts, D/ sind palatal-alveolare Affrikaten. Sie treten in Lehnwörtern auf. Die Literatursprache hat lange Zeit versucht, sie zu umgehen und durch /s/ wiederzugeben.
284
II. Keltische Sprachen
Tab. 10.3 Bilabial Verschluß Affrikaten Engelaute Liquide Nasale Halbvokal
Labiodental
Dent.
p b
t f v
j) m (m (w j) w
h Î
Alveol.
Lateral
PalatoAlveol.
d s (z) (rj) r (nj ) n
3.2.3. Engelaute /f, v/ sind labiodentale Engelaute; /v/ wird mit wenig Reibung gesprochen und verstummt generell am Wortende im Norden. /h,Î/ sind interdentale stimmlose und stimmhafte Engelaute; /Î/ wird mit wenig Friktion gesprochen und hat die Tendenz, am Wortende zu verstummen, z. B. in Pembrokeshire. /s, z/ sind alveolare Zischlaute; /z/ ist geographisch und zeitlich auf neuere Lehnwörter aus dem Englischen, vor allem im südöstlichen Walisisch begrenzt. /s/ ist ein palatal-alveolarer Engelaut, dessen phonetischer Status sich wahrscheinlich aus Lehnwörtern entwickelt hat. Die Opposition /s/ : /s/ ist gering. /x/ ist ein uvularer Engelaut, der offensichtlich der velaren Realisation des /h/ entspringt und eine Parallele im Deutschen ‘ach-Laut’ hat. /h/ ist ein glotteraler Engelaut. Im Südosten ist der Laut stumm, während er im Norden oft von velarer Friktion begleitet wird. Dies trifft nicht zu, wenn /h/ am Wortanfang steht, wenn es eine den Hauptakzent tragende Silbe anführt, aber wenn es vor /m, n, l, r/ steht. 3.2.4. Liquide Zu ihnen gehören die Vibranten /r, rj / und die Laterale /l, jl, L/. /r/ wird apikal mit ein oder mehr Schlägen gebildet (vgl. Russisch); uvulare Aussprache ist selten. /rj / ist ein apikaler, stimmloser, behauchter Schwingelaut, der bei Sprechern ohne /h/ nicht vorhanden ist. /l/ ist im Norden klar velar, aber nicht so stark wie im Russischen. /lj / tritt vorwiegend im Norden auf, wo es die Provektion von initialem /l/ darstellt: /i lamp/ ‘seine Lampe’: /i lhamp/ ‘ihre Lampe’. /L/ ist gewöhnlich ein Unilateral,
Palat k
L (lj) l
Velar
Uvul
Gl
x
h
g
ts D s (n˚ ) n (c¸) j
der von palataler Friktion begleitet wird. Untersuchungen belegen auch bilaterale Bildung. 3.2.5. Nasale /m, n, n/ haben dieselbe Artikulationsstelle wie /b, d, g/ und sind aspiriert, so die Sprecher das /h/ sprechen. In Anfangsstellung steht /n/ immer für nasaliertes /g/; /n˚ / findet sich im Norden nur sporadisch als nasale Mutation von /ts/. 3.2.6. Halbvokale /j/ steht in Verbindung mit /i/. /c¸ / findet sich als Provektion von /j/, z. B. in /i hja:r/ ‘ihr Huhn’. /w/ steht in Verbindung mit /u/. /w j/ ist die Provektion von /w-/ oder die normale Umsetzung von *chw-+ in Zentralund Südostwales; im Norden wird *chw-+ /xw/ gesprochen. Eine soziale und funktionale Variation im Bereich der Lautung ist für das Walisische kaum zu definieren. Es bestehen zwar Unterschiede zwischen der Standard- und der Umgangssprache; doch sind diese Unterschiede vornehmlich in regionalen Besonderheiten zu suchen. Somit steht die Umgangssprache in der Regel zwischen der Standardsprache und dem betreffenden Dialekt, die in Abhängigkeit von den aktuell gegebenen regionalen, sozialen und funktionalen Bedingungen in die eine oder andere Richtung tendiert. Eine weitgehend überregionale und somit auch allein funktional interpretierbare Besonderheit zeigt sich in der Umgangssprache bei Konsonantengruppen am Wortende. Bei mehrsilbigen Wörtern verstummen auslautende Liquide meist, z. B. bei ffenestr ‘Fenster’ > ffenest, perygl ‘Gefahr’ > peryg. Bei einsilbigen Wörtern
285
10. Walisisch
kann zwischen die Endkonsonanten ein epenthetischer Vokal eingeschoben werden. Dies geschieht (a) immer bei den Gruppen Verschlußlaut ⫹ Liquid sowie im Zentrum und im Süden bei (b) Engelaut ⫹ Liquid, z. B. bei pobl ‘Leute’ > pobol; llyfr ‘Buch’ > llyfyr. 3.3. Lautmutationen am Wortanfang Obwohl nicht phonetisch bedingt, werden die Mutationen hier schematisch in ihrer Phonemveränderung dargestellt. Die Provektion ist auf Anfangsvokale begrenzt und dialektal auf Sonanten (s. u. Tab. 10.4). Die Beispielwörter heißen: eiL ‘er’, eiS ‘sie’ (3. P. Sg.), pen ‘Kopf’, tad ‘Vater’, ci ‘Hund’, brawd ‘Bruder’, dafad ‘Schaf’, gafr ‘Ziege(nbock)’, mam ‘Mutter’, llaw ‘Hand’, rhan ‘Teil’, afal ‘Apfel’. Die Mutation /ts/ ist vor allem im Norden in das Mutationssystem teilintegriert. Zu einigen Unregelmäßigkeiten: (a) /g/ in Anfangsstellung von Lehnwörtern mutiert nicht: geˆm ‘das Spiel’ bleibt y geˆm ‘das Spiel’ und dwy geˆm ‘zwei Spiele’, während gardd ‘der Garten’ zu yr ardd ‘der Garten’ und dwy ardd zwei Gärten wird; (b) Eigennamen, sowohl Personen- als auch Ortsnamen werden nicht systematisch der Mutation unterzogen, und wenn, dann eher im schriftlichen Gebrauch als im mündlichen; (c) braf ‘schön’ wird nicht leniert; (d) endet ein feminines Substantiv auf -s kann die Lenition ausbleiben; bei nos da ‘Gute Nacht’ ist dies generell der Fall. Dialektale Variationen bei den Mutationen sind am auffälligsten bei der Provek-
tion, die bei Sprechern ohne /h/ natürlich nicht auftritt. Details zu Funktion und Realisation von Mutationen finden sich in Grammatiken sowie bei T. J. Morgan (1989), Thorne (1997) und G. Lewis (1999). 3.4. Der Wortakzent Laut gängigen Beschreibungen der walisischen Sprache (vgl. Grammatiken, Awbery 1984; A.R. Thomas 1992; Watkins 1993; Russel 1995) befindet sich der Akzent des Wortes normalerweise auf der vorletzten Silbe. Aber die drei Merkmale des Akzentes Intensität, Länge und Tonhöhe fallen im Walisischen nur in einsilbigen Wörtern zusammen. In den anderen sind die Intensität und die Tonhöhe getrennt. Die vorletzte Silbe ist intensiver als die letzte, aber die letzte hat einen höheren Ton. Die beiden letzten Silben formen also eine Art Plateau (Pilch 1975; G. E. Jones 1984). Die der vorletzten vorangehende Silbe ist schwach. Der darin enthaltene Vokal wird zum /e/ abgeschwächt oder kann ganz wegfallen, wobei dreisilbige Wörter zu zweisilbigen übergehen: ymenyn ‘Butter’ wird heute meist als menyn verwendet und entsprechend anfangsmutiert, wenn notwendig; ystafell ‘Zimmer’ J (’)stafell; ysgrifennu ‘schreiben’ J (’)sgrifennu; Eisteddfod J ’steddfod. Neuere Lehnwörter können die akzentuierte Silbe des Englischen vor der vorletzten beibehalten: e´liffant ‘Elephant’. Endbetonte Wörter teilen sich in drei Hauptgruppen auf: (a) solche Wörter, deren beide letzten Silben zusammengezogen wor-
Tab. 10.4 Rad
Lenit
Nas
Spir
p t k b d g m L rh ts Ø
b d g v _ Ø v l r j
m j nj n˚ m n n
f h x
Prov
Radik
Lenit
Nasal
Spiran
ei ei ei ei ei ei ei ei ei ei ei
fy mhen fy nhad fy nghi fy mrawd fy nafad fy ngafr fy mam fy llaw fy rhan ei tsips fy afal
ei ei ei ei ei ei ei ei ei
h
pen tad ci brawd dafad gafr mam llaw rhan tsips afal
ben dad gi frawd ddafad afr fam law ran jips afal
Prov
phen thad chi brawd dafad gafr mam llaw rhan ei hafal
286
II. Keltische Sprachen
den sind, wie parhaˆd < parha-ad ‘Fortsetzung’, Cymraeg < Cymra-eg ‘Walisisch’; (b) komponierte Adverbien, Präpositionen und einige Toponyme, wie gerllaw ‘neben’, ymlaen ‘vorwärts’, prynhawn (pnawn) ‘Nachmittag’, Caerdydd ‘Cardiff’; (c) einige Lehnwörter, wie perswaˆd ‘Überzeugung’, carafa´n ‘Wohnanhänger’. In mehr als dreisilbigen Wörtern findet sich ein sekundärer Akzent auf der Anfangssilbe: a`ne´smwyth ‘unwohl’, a`ny´stwyth ‘unflexibel’, da`dwı´sgo ‘ausziehen’, pı`go´glyd ‘stachlig’.
4.
Morphologische Variation
4.1. Das Substantiv 4.1.1. Der Numerus des Substantivs Das Walisische unterscheidet seit seiner Herausbildung in altwalischer Zeit im Numerus Singular und Plural. Der Dual ist nicht mehr produktiv. Die Pluralendungen lassen sich in fünf Hauptgruppen unterteilen: Endungen, die das Walisische etymologisch mit Schwestersprachen, z. B. Bretonisch, teilt: a) Unproduktive Endungen: -oedd: ystafell ‘Zimmer’ > ystafelloedd; -ydd: storm ‘Sturm’ > stormydd; -edd: ewin ‘Fingernagel’ > ewinedd; -aint: gof ‘Schmied’ > gofaint; -ed: merch ‘Mädchen’ > merched; -en: ych ‘Ochse’ > ychen; -yr: brawd ‘Bruder’ > brodyr b) Produktive Endungen: -(i)au: bildet etwa 40 % der Pluralendungen (Humphreys 1983, 128): llyfr ‘Buch’ > llyfrau, term ‘Terminus’ > termau; -od: bildet häufig die Endung von Tiernamen: llwynog ‘Fuchs’ > llwynogod, crank ‘Krabbe’ > crancod (menyw ‘Frau’ > menywod) -i: bildet den Plural für viele Lehnwörter, die in der Endsilbe ein /e/ haben: tref ‘Stadt’ > trefi, poced ‘Hosentasche’ > pocedi -(i)on: bildet oft den Plural zu den Endungen -ydd und -adur: geiriadur ‘Wörterbuch’ > geiriaduron, academydd ‘Akademiker’ > academyddion, tonydd ‘Tonikum’ > tonyddion -iaid: bildet häufig den Plural bei Personen: ffoadur ‘Flüchtling’ > ffo-
aduriaid, estron ‘Fremder’ > estroniad, gwennol ‘Schwalbe’ > gwenoliaid. Innerhalb traditioneller Endungen kann eine nicht semantisch motivierte Konkurrenz von Pluralsuffixen auftreten: tref ‘Stadt’ > trefi, trefydd. Manche Wörter haben im Laufe der Zeit mehrere Pluralendungen angefügt, z. B. caˆn ‘Lied’ > caneuon (< can ⫹ au ⫹ on); neges ‘Nachricht’ > negeseuon (< neges ⫹au ⫹ on) oder negeseuau (< neges ⫹ au ⫹ au). -s, -ys, -us, -(e)s sind aus dem Englischen entlehnte Suffixe. Sie können mit traditionellen Suffixen in unterschiedlichem Maße (schriftlich, mündlich, dialektal) konkurrieren. Diese Suffixe treten spätestens seit dem 16 Jh. auf und sind im 18. Jh. besonders häufig (Humphreys 1980, 132), z. B. nyrs ‘Krankenschwester > nyrsys. Sie erscheinen meist bei englischen Lehnwörtern. c) Plurale, die durch den Austausch einer Singularendung durch eine Pluralendung entstehen: Llydaw¨r ‘Bretone’ > Llydawiaid, cwningen ‘Kaninchen’ > cwningod. Plurale, die durch durch Vokalveränderung gebildet werden: a > ai und ei vor *r+: sant ‘Heiliger’ > saint; car ‘Auto’ > ceir, bardd ‘Barde, Poet’ > beirdd a > y: alarch ‘Schwan’ > elyrch, paladr ‘Strahl’ > pelydr e > y: bachgen ‘Junge’ > bechgyn, cyllell ‘Messer’ > cyllyll o > y: corff ‘Körper’ > cyrff, plismon ‘Polizist’ > polismyn weitere Vokalveränderungen: croen ‘Haut’ > crwyn, asgwrn ‘Knochen’ > esgyrn, tyˆ ‘Haus’ > tai, troed ‘Fuß’ > traed, carreg ‘Stein’ > cerrig, gwˆr ‘Mann’ > gwyˆr ‘Männer’. Für einige Plurale, die durch Umlaut gebildet werden, haben sich auch suffixgebildete entwickelt: esgob ‘Bischof’ > esgyb, esgobion, maen ‘Stein’ > main, meini. Besonderheiten bei der Pluralbildung a) Stammerweiterung Manche Wörter erweitern ihren Stamm mit den Suffixen -og, -iad, -fa bevor sie
287
10. Walisisch
Pluralendungen hinzufügen, z. B. glaw ‘Regen’ > glawogydd; rheg ‘Fluch’ > rhegfeydd, gwich ‘Knirschen, Knarren’ > gwichiadau. b) Suffix ⫹ Umlaut In den drei Gruppen, in denen der Plural mit Hilfe von Suffixen gebildet wird, kann die Bildung durch Umlaut begleitet werden: mab ‘Sohn’> meibion, maes ‘Feld’ > meysydd, awr ‘Stunde’ > oriau, gardd ‘Garten’ > gerddi, cwestiwn ‘Frage’ > cwestiynau, gwraig ‘Frau’ > gwragedd deilen ‘Blatt’ > dail, onnen ‘Esche’ > ynn maren ‘Brombeerstrauch’ > mieri, cerdyn ‘(kleine) Karte’ > cardiau (< carden) c) Konkurrierende Pluralsuffixe Manche Wörter können unterschiedliche Pluralsuffixe hinzunehmen, wobei einige auf einfache morphologische Variation zurückzuführen sind (vgl. oben) und andere auf semantische Variation: ci ‘Hund’ > cwˆ n (unmarkierter Plural), cynos (Diminutiv); plentyn ‘Kind’ > plant (unmarkierter Plural), plantos (Diminutiv), plantach (pejorativer Diminutiv); cyngor ‘Rat’ > cynghorau ‘(Stadtu. a.) Räte’, cynghorion ‘Ratschläge’; pryd ‘Zeit’ > prydiau ‘Zeiten’, prydau ‘Mahlzeiten, Essensgänge’. d) Unregelmäßigkeiten: blwyddyn ‘Jahr’ > blynyddoedd; dynes ‘Frau’ > merched < merch ‘Mädchen’ ⫺ dynes und merch teilen sich einen Plural. Das Walisische hat neben Singulariatanta, z. B. bara ‘Brot’ und Pluraliatanta, z. B. newyddion ‘Nachrichten’, auch Substantive, die einen sekundären Singular, d. h. einen Singulativ zu Substantiven bilden, deren Stamm etymologisch Pluralbedeutung hat, z. B. plant ‘Kinder’ > plentyn, mefus ‘Erdbeeren’ > mefusen (vgl. Heinz 2002). Der Dual Der Dual existiert nur noch in Spuren: yr eifeilliad ‘Zwillinge’ < gefell ‘Zwilling’, Yr Eifl (Name zweier Berge auf der Halbinsel Llyˆn) < gafl ‘Gabel’.
Wörter wie deuddydd ‘zwei Tage’, deufis ‘zwei Monate’ sind lediglich Verdopplungen, die in Form eines Kompositums (Numeral ⫹ Substantiv) ausgedrückt werden. Ebenso können Komposita mit anderen Zahlen auftreten. 4.1.2. Das Genus des Substantivs Im Genus unterscheidet das walisische Substantiv nur zwischen Femininum und Maskulinum, wobei unterschiedliche Genera eines Wortes zur semantischen Unterscheidung dienen können oder dialektal bedingt sind, z. B. bei tafarn ‘Kneipe’, gwaith (maskulin) ‘Arbeit’ : (feminin) ‘Zeit’, llif (maskulin) ‘Erguß, Strom, Fluß’ : (feminin) ‘Säge’. Einige Substantivendungen sind klar als feminin oder maskulin zu unterscheiden: -es:
durch das Hinzufügen von -es können maskuline Substantive in feminine umgewandelt werden, z. B. in awdures ‘Autorin’, athrawes ‘Lehrerin’; -or/-es: telynor ‘Harfenspieler’: telynores ‘Harfenspielerin’; -wr/-wraig: golchwr ‘Wäscher’: golchwraig ‘Wäscherin’; -ydd/-es: ysgrifenydd ‘Sekretär’: ysgrifenyddes ‘Sekretärin’; -yn/-en: cerdyn (maskulin) ‘Karte’: carden (feminin) ‘Karte’, plentyn (maskulin) ‘Kind’: llygoden (feminin) ‘Maus’. Von Restspuren abgesehen, kennt das Walisische keine Deklination der Substantive mehr. Restdeklination und Genus werden nicht durch Flexion am Wortende, sondern durch Mutation am Wortanfang gekennzeichnet, z. B. y gath ‘die Katze’ < cath. 4.2. Das Adjektiv 4.2.1. Genus und Numerus des Adjektivs Die walisischen Adjektive können zwischen Numerus und Genus unterscheiden. Adjektive mit weiblicher Form sind oft einsilbig und enthalten *w+ und *y+, die bei den weiblichen Formen durch *o+ und *e+ ersetzt werden: crwn ‘rund’ > cron; bychan ‘klein’ > bechan. Die Plurale, die in den verschiedenen Existenzformen der Sprache in unterschied-
288
II. Keltische Sprachen
Tab. 10.5 Positiv
Äquativ
Komparativ
Superlativ
byr ‘kurz’ trwm ‘schwer’ tew ‘fett’ cas ‘garstig’ gwlyb ‘naß’ tlawd ‘arm’ od ‘merkwürdig’ pwysig ‘wichtig’ agos ‘nahe’ agos ‘nahe’ pwysig ‘wichtig’ cas ‘garstig’ tew ‘dick’
byrred trymed tewed, mor dew cased gwlyped tloted odied pwysiced agosed cyn agosed, mor agos mor bwysig mor gas mor dew
byrrach trymach tewach, mwy tew casach gwlypach tlotach odiach pwysicach agosach mwy agos mwy pwysig mwy cas llai tew ‘weniger dick’
siaradus ‘redsam’ agos ‘nahe’ bychan, bach ‘klein’ mawr ‘groß’ da ‘gut’ hawdd ‘einfach, leicht’ drwg ‘schlecht’
mor ~ nesed lleied cymaint, mor cystal hawsed, hawdded cynddrwg, dryced, gwaethaf
mwy ~ nes llai mwy gwell haws, hawddach gwaeth
byrraf trymaf tewaf, mwyaf tew casaf gwlypaf tlotaf odiaf pwysicaf agosaf mwayaf agos mwyaf pwysig mwyaf cas lleiaf tew ‘am wenigsten dick’ mwyaf ~ nesaf lleiaf mwyaf gorau hawsaf, hawddaf gwaethaf
lichem Maße auftreten, können durch Umlaut geformt werden, wie in bychan/bechan ‘klein’ > bychain oder durch Hinzufügen eines Suffixes wie in balch ‘stolz’ > beilchion. Unter den abgeleiteten Adjektiven können vorwiegend solche eine Pluralform bilden, die auf -ig, -og, -ol und -us enden. Einige haben sowohl eine feminine, als auch eine Pluralform, z. B. gwyn ‘weiß’ > gwen (feminin), gwynion (Plural). Der Plural unterscheidet keine Genera. Einige Pluralformen wandeln das Adjektiv automatisch in ein Substantiv, z. B. enwog ‘berühmt’ > enwogion ‘berühmte Leute’, andere hingegen enthalten sowohl einen adjektivischen als auch einen substantivischen Wert, z. B. caeth ‘abhängig’ > caethion ‘abhängig, Abhängige’ (vgl. Heinz 2002). 4.2.2. Die Steigerung des Adjektivs Das Walisische hat neben den bekannten Formen der Steigerung, dem Komparativ und dem Superlativ, noch einen Äquativ. Neben unregelmäßiger (Suppletiv) und defektiver (S. J. Williams 1980, 40) Steigerung
gibt es sowohl synthetische als auch analytische. Die negative Steigerung wird analytisch mit den Formen von bychan ‘klein’ gebildet, die positive durch die Formen von mawr ‘groß’ (s. Tab. 10.5). -b, -d, -g werden in der Endsilbe zu -p, -t, -c, außer in manchen neueren Lehnwörtern. Auch bei der Adjektivsteigerung kommt es zu Vokalwechsel. Manche Adjektive können in der Art der Steigerung stark variieren. Sie können sowohl innerhalb der synthetischen Steigerung variieren als auch zwischen synthetischer und analytischer Steigerung wechseln, z. B. agos ‘nahe’. Grund dafür ist die Tendenz, stärker von der analythischen Steigerung Gebrauch zu machen. Die synthetische Steigerung betrifft vor allem Adjektive, die auf -aidd, -ig, -in, -og und -us enden, nicht nur einsilbige. Der Komparativ wird mit der Ergänzung durch naS(c) ‘als’ verbunden. Der Äquativ durch aˆS(ag): Mae blaidd yn fwy na chwningen. ‘Ein Wolf ist größer als ein Kaninchen.’
10. Walisisch
Mae llygod yn llai lliwgar nac adar Affrica. ‘Mäuse sind weniger farbenfroh als die Vögel Afrikas’ A ydy ci mor gryf aˆ chath? ‘Ist ein Hund so stark wie eine Katze?’ A ydy arth cyn gryfed ag eliffant? ‘Ist ein Bär ist so stark wie ein Elephant?’ Mae Gwawr cystal aˆ Llyˆr. ‘Gwawr ist so gut wie Llyˆr.’ 4.2.3. Die Position des Adjektivs Das Adjektiv folgt in der Regel seinem Bezugswort. Einige können aber semantisch bedingt davor stehen, z. B. yr unig blentyn ‘das Einzelkind’ ⫺ y plentyn unig ‘das einsame Kind’, und einige gehen grundsätzlich dem Bezugswort voraus und verursachen bei diesem Lenition, z. B. holl ‘ganz, alle’, yr holl bobl yma ‘die ganzen Leute hier’. Andere Adjektive realisieren entsprechend ihrer Stellung unterschiedliche Bedeutungen. In der Steigerung jedoch steht das Adjektiv öfter vor dem Bezugswort: Mae’r tad yn gryfach dyn na’i fab. ‘Der Vater ist ein stärkerer Mann als sein Sohn.’ 4.3. Das Adverb Wird einem Adjektiv der Partikel yn vorangestellt, so wird es leniert und zum Adverb: Mae hi’n wlyb heddiw. ‘Heute ist es naß.’ Ansonsten existieren modale, Orts- und Zeitadverbien, z. B. beunos ‘jede Nacht’, echdoe ‘vorgestern’, echnos ‘vorgestern nacht’, doe ‘gestern’, neithiwr ‘gestern nacht’, heddiw ‘heute’, heno ‘heute abend’, yfory ‘morgen’, trannoeth ‘nächsten Tag’, trennydd ‘übermorgen’, tradwy ‘überübermorgen’. Ebenso existieren Adverbien, die Adjektive modifizieren. Außer iawn ‘sehr’ gehen diese den Adjektiven voran, z. B. eithaf da ‘recht gut’ und rhy ddrud ‘zu teuer’. 4.4. Demonstrativa 4.4.1. Der Artikel Im Walisischen gibt es nur einen bestimmten und keinen unbestimmten Artikel. Zur unbestimmten Charakterisierung können unbestimmte Adjektive, wie z. B. rhyw ‘ei-
289 nige’, ambell, sawl ‘einige’, und das Zahlwort un ‘ein-’ herangezogen werden. Der bestimmte Artikel yr /er/, der für alle Genera und Numera gleich ist, variiert entsprechend seiner Umgebung: yr steht vor Vokalen, /j/ und *h+ und y vor Konsonanten. Nach Endvokalen verschwindet das y und es folgt ‘r. Außerdem verursacht der Artikel Lenition bei nachfolgenden femininen Substantiven im Singular, außer wenn sie mit *ll+ oder *rh+ beginnen. Bei wegfallendem *g+ nach solcherart Mutation springt das -r wieder ein: haf (maskulin) ‘ein Sommer’, yr haf ‘der Sommer’, gyda’r haf ‘mit dem Sommer’; iaith (feminin) ‘eine Sprache’, yr iaith ‘die Sprache’, gyda’r iaith ‘mit der Sprache’; afal (maskulin) ‘ein Apfel’; yr afal ‘der Apfel’; o’r afal ‘von dem Apfel’; gardd (feminin) ‘ein Garten’; yr ardd ‘der Garten’, y gerddi ‘die Gärten’, i’r ardd ‘zum Garten’; tref (feminin) ‘Stadt’, y dref ‘die Stadt’, y trefi ‘die Städte’, llach (feminin) ‘ein Peitschenhieb’, y llach ‘der Peitschenhieb’, y llachiau ‘die Peitschenhiebe’. Bei bestimmten Komposita oder genitivischen Verbindungen steht der Artikel, wie auch andere Determinanten, vor der letzten Konstitutenten: to tyˆ ‘ein Hausdach’, to’r tyˆ‘das Hausdach’; mynd at tyˆ ’r rhieni ‘zu dem Haus der Eltern gehen’; ystafell pennaeth yr adran ‘das Zimmer des Direktors des Instituts/Institutsdirektors.’ 4.4.2. Demonstrativpronomen Da es kein Neutrum im Walisischen gibt, wird hier vom Abstraktum gesprochen. Wenn Demonstrativa adjektivisch verwendet werden, so stellen sie zusammen mit dem bestimmten Artikel einen Rahmen um das Bezugswort her. (s. Tab. 10.6 und 10.7) An die einsilbigen Demonstrativa können Adverbien angehangen werden, nämlich yma ‘hier’, yno ‘dort’ und acw ‘drüben’, z. B. hwn yma ‘dieser hier’. In der gesprochenen Sprache ergibt diese Verbindung folgende Demonstrativa: hwnna ‘dieser hier’, honna ‘dieser hier’, hynna ‘dieses hier’, y rheina ‘diese hier’ u. a. Vor allem im Süden wird dieses System vereinfacht, indem hyn oft den Platz der anderen Demonstrativa einnimmt oder die erste Silbe der zweisilbigen ausgelassen wird. Gern wird der Rah-
290
II. Keltische Sprachen
Tab. 10.6
diese, -r, -s jene, -r, -s
maskulin
feminin
abstrakt
Plural
Plural
hwn hwnnw
hon honno
hyn hynny
hyn hynny
y rhain y rheini
Tab. 10.7
diese, -r, -s jene, -r, -s
der Tisch
die Akademie
die Tische/Akademien
y bwrdd hwn y bwrdd hwnnw
yr academi hon yr academi honno
y byrddau/academı¨au hyn y byrddau/academı¨au hynny
men aus Artikel ⫹ den Adverbien gebildet. Eine Genusmarkierung entfällt bei diesem System. 4.5. Pronomen 4.5.1. Stellungsabhängige Pronomen Die größte Gruppe der Pronomen wird nach deren Stellungen zum Bezugswort kategorisiert. Die Schriftsprache hat ein komplexes System mit klitischen und vollen Formen entwickelt (Sadler 1988, 70 ff.). Die Funktionen der Pronomen ergeben sich aus ihrer Positionierung zum Bezugswort ⫹ dessen Wortart und Funktion im Satz (s. Tab. 10.8). chd-/t- sind Nord-Südvarianten, ebenso wie chwi/chi und hwy/nhw; die Klammerung bei der 3. P. Sg. widerspiegelt mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch; in der gesprochenen Sprache wird *fy+ generell zu /en/, kann jedoch nicht mit *ein+ verwechselt werden, da eine eindeutige Kennzeichnung durch das wiederholende nachfolgende Pronomen (f)i ‘ich’ möglich ist; auch abhän-
gige Pronomen können in Verbindung auftreten, z. B. mit Reflexivpronomen (siehe unten); die eingeschobenen Pronomen folgen nach Konjunktionen o. a. Wörtern, die auf Vokal auslauten: gyda’m hewythyr (i) ‘mit meinem Onkel’; un o’m syniadau (i) ‘eine meiner Ideen’; anstatt ‘m kann auch ‘n stehen; ‘w steht anstatt ‘i/’u in der 3. P. nach der Präposition i ‘zu’, während -s nach den Negationspartikeln ni ‘nicht’, na ‘der nicht’ und oni ‘wenn nicht’ steht und das Objekt kennzeichnet: nis clywais ‘ich hörte ihn nicht’. Funktionen der Pronomen Wenn die Pronomen vor dem Verb oder vor dem Substantiv stehen oder eine zusammengesetzte Präposition aufbrechen, realisieren sie die Funktion eines Objektpronomens (Dativ oder Akkusativ) oder eines Possessivpronomens: Mae’r fam wedi fy ngweld (i). ‘Die Mutter hat mich gesehen.’; Fe’i sgrifennwyd. ‘Man hat ihm geschrieben.’; fy nhyˆ ‘mein Haus’, ei char ‘ihr Auto’; ein hafalau ‘unsere Äpfel’.
Tab. 10.8 Person
Unabhängige Einfache
1. 2. 3. 3. 1. 2. 3.
Sg. Sg. Sg. m. Sg. f. Pl. Pl. Pl.
mi chd-/ti (f)o/e(f) hi ni ch(w)i hwy(nt) nhw
Abhängige Doppelte myfi chd-/tyfi (e)fo, (e)fe hyhi nyni chwychwi hwynt-hwy
Verbundene m-/finnau chd-/tithau yntau hithau ninnau chwithau hwythau nwthau
Vorangehende N
fy dyL eiL eiS/H einH eich euH
Eingeschobene H
‘m ‘thL ‘iL, ‘wL, -s ‘iS/H, ‘wS/H, -s ‘nH ‘ch ‘uH, ‘w, -s
Nachfolgende i, fi di (f)o/(e)f hi ni ch(w)i hwy(nt) nhw
291
10. Walisisch
Sie können vor dem Verb eine Wiederaufnahme des Objektes sein: Beth mae’n ei wneud? ‘Was (ist es, das) er/sie tut?’ Sadler (1988, 92 f.) weist auf den Prozeß der Klitikalisation als einen obligatorischen für pronominale Argument-Nominalgruppen. D. h., daß in bestimmter struktureller Umgebung, ein nominales Argument als Klitik realisiert werden muß, so bei genitivischen Nominalgruppen und Objekten oder Subjekten nicht flektierter Verben, oder als verbale oder präpositionale Flektion. Hieraus ergeben sich sogenannte Rahmenstellungen (vgl. Objekt in Anfangsstellung, Satz mit Pronominalobjekt, Passivkonstruktionen, Attributsätze). Ein einem Verbalnomen vorangehendes Pronomen zeigt Besitz oder ein Objekt an. Seine aktuelle Funktion hängt von der Funktion der Gesamtphrase im Satz ab: (a)
Yr oedd difaterwch wedi ein llyncu (ni). ‘Gleichgültigkeit hatte uns verschlungen.’ (Objektpronomen in Komplement)
(b)
Yr oedd fy narllen yn wael. ‘Mein Lesen war schlecht.’ (Possessivmarker in Subjekt).
Die nachfolgenden Pronomen erfüllen nach einem Verb die Funktion eines Personalpronomens (und betonen Genus und Numerus der Verbform) und nach einem Substantiv, die eines Possessivpronomens, entweder allein oder verbunden mit einem vorangehenden, wie in: A glywaist di? ‘Hast du gehört?’ Dyma dy gi di. ‘Das ist dein Hund.’ Nach Präpositionen dienen sie der Numerus- und Genusmarkierung des Präpositionalobjektes: Euthum ato fe. ‘Ich ging zu ihm’; Meddyliais amdanyn nhw. ‘Ich dachte an sie (3. P. Pl.).’ In Verbindung mit vorangehenden Pronomen können sie auch verstärkende Funktion haben. Die geschriebene Sprache verzichtet beim Verb und bei der Präposition dann auf die Pronomen, wenn voll flektierte Verb- oder Präpositionsformen gewählt werden:
yr ydym yn ysgrifennu ‘wir schreiben’ > yˆn ni’n sgrifennu; Clywodd hi gi’n cyfarth ‘Sie hörte einen Hund bellen’ > Clywodd (hi) ef’n cyfarth ‘Sie hörte ihn bellen’; Yr wyf yn meddwl amdanynt ‘Ich denke an sie’ > Dw i’n meddwl amdanyn nhw. Die Unterscheidung von Du und Sie als Höflichkeitsformen mit unterschiedlichem Vertrautheitsgrad durch die zweite Person Singular und Plural ist noch vorhanden. Regional und sozial stark variierend, reden mitunter noch Ehepartner (meist die Frau) den anderen mit Sie an oder die Kinder die Eltern, was bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg häufig war. Allmählich aber scheint sich der Gebrauch nur eines Pronomens bei Personen unterschiedlichen Vertrautheitsgrades durchzusetzen. Regional und funktional verschieden kann auch die 3. P. als Anrede verwendet werden, so z. B. um Ablehnung zum Ausdruck zu bringen (Humphreys 1980, 140). 4.5.2. Pronomen im Grenzbereich Reflexivpronomen Reflexivpronomen im Singular sind hun, hunan ‘sich selbst’ und im Plural hunain, hun ‘sich selbst’. Sie werden an unabhängige oder vorangehende Pronomen gebunden: dy hunan ‘du selbst’, ef ei hunan ‘er selbst’, eich hunain ‘ihr selbst’. Sie können außerdem possessivische Funktion haben, so z. B. in fy nhad fyn hun ‘mein eigener Vater’ sowie adverbiale in: Bu farw’r rhieni gan adael Morgan ei hun. ‘Die Eltern starben und ließen Morgan allein zurück’. Fragepronomen Fragepronomen sind pa ‘was, welch-’ und pwy ‘wer’, wobei pa ‘wie’ auch Adverb sein kann. Alle anderen, sich auch in der Schriftsprache durchsetzenden frageeinleitenden Wörter sind ursprünglich Adverbien, z. B. sut ‘wie’, pa(ha)m ‘warum’, oder Substan-
292 tive, wie beth ‘was’ < pa beth ‘welches Ding’, pryd ‘wann’ < pa bryd ‘welche Zeit’, am faint ‘um wieviel Uhr/wie lange’ < maint ‘Größe, Ausdehnung’, ble ‘wo’ < pa le ‘welcher Ort’ oder Adjektive wie sawl ‘wieviel’ < ‘viele’, was deutlich syntaktisch gekennzeichnet wird (vgl. Relativpronomen, Umstellungspartikel). Possessivpronomen Hier ist vor allem eiddo (‘Besitz’) zu nennen, das in der gleichen Weise wie die Präpositionen des Types II (siehe unten) flektiert wird (vgl. S. J. 1980, 62): eiddof ‘mein’. Variierende Pronomen Diese Wörter können sowohl allein in nominaler Funktion stehen als auch Handlungen oder Bezugswörter näher bestimmen, also adverbial oder adjektivisch verwendet werden: y naill … y llall ‘der eine … der andere’, Plural y naill … y lleill ‘die einen … die anderen’, rhai ‘einige’, arall ‘andere’
II. Keltische Sprachen
tikel bzw. entsprechend seiner Stellung strukturell als Verbalpartikel bezeichnet (M. D. Jones 1993, 73). Ebenfalls in der Funktion eines Relativpronomens wird eine besondere Form der 3. P. Sg. von bod ‘sein’ verwendet, nämlich sy(dd) ‘der, die das, welch- … ist’. 4.6. Präpositionen Die meisten der walisischen Präpositionen sind flektierend, d. h. sie können Suffixe anfügen, die Genus und Numerus ausdrücken; und damit ähnlich Substantiven charakterisiert sind. Formal ähneln die Suffixe denen der flektierten Verben und drücken wie diese die Person aus. Es lassen sich vier Flektionsarten unterscheiden: Tab. 10.9 Person
I
II
III
IV
als Pronomen: y llall ‘der andere’, nid y naill na’r llall ‘keiner’; als Adverb: y naill ar oˆl y llall ‘entsprechend, einer wie der andere’; als Adjektiv: y naill i’r llall ‘gegenseitig’.
1. Sg. 2. Sg. 3. Sg. m. 3. Sg. f. 1. Pl. 2. Pl. 3. Pl.
ataf atat ato ati atom atoch atynt
trosof trosot trosto trosti trostom trostoch trostynt
wrthyf wrthyt wrtho wrthi wrthym wrthych wrthynt
imi, i mi iti, i ti iddo iddi inni, i ni ich(w)i, i chi iddynt
Relativpronomen Als Relativpronomen werden a ‘der, die das, welch-’ und seine Verneinung ni L/S(d), naL(d) ‘die nicht …’ bezeichnet. Relativisch verwendet wird auch y(r) ‘dessen, in dem …’ und seine Verneinung ni L/S(d), na L(d). Das Pronomen a leitet Relativsätze und Phrasen nach Voranstellung des Subjektes oder (direkten) Objektes ein: Yr athro a ganodd ‘Der Lehrer, der sang’; Y gath a welais ‘Die Katze, die ich sah’. y(r) leitet Phrasen nach Voranstellung adverbialer Konstruktionen ein sowie genitivische oder Präpositionalanschlüsse: Ddoe y gweithiodd ‘Gestern arbeitete er’. Insbesondere y(r) wird daher unterschiedlich als Relativpronomen (typologisch; P. W. Thomas 1996, 494 f.) bezeichnet, als Relativpartikel (S. J. Williams 1980, 65; Thorne 1993, 371) oder aus funktionaler Sicht als Umstellungspar-
In der gesprochenen Sprache tendieren die Vokale der Suffixe im Norden zum /a/ und im Süden zum /o/. In der zweiten Flexionsklasse gibt es Abweichungen bei er ‘für’ J erof … erddo, ebenso heb ‘ohne’, rhag ‘vor’, yn ‘in; o ‘von’ ohonof … ohono; rhwng ‘zwischen’ J rhyngof … rhyngddo; trwy ‘durch’ J trwof … trwyddo. Die Präposition gan ‘mit, von’ aus der dritten Klasse kann in Teilbedeutungen im Norden durch efo ‘mit’ und im Süden durch gyda ‘mit’, z. B. in der Konstruktion für haben (bod ⫹ gan, bod ⫹ gyda) ersetzt werden. Außerdem gibt es zusammengesetzte Präpositionen, die analytisch flektieren, z. B. uwchben ‘über’ J uwch fy mhen ‘über mir’, uwch dy ben, uwch ei ben, uwch ei phen … oder o gwmpas ‘um herum’ J o’m cwmpas, o’th gwmpas, o’i gwmpas, o’i chwmpas …
10. Walisisch
Nichtflektierbare Präpositionen sind z. B.: aˆ(ag) ‘mit’, efo ‘mit’, gyda ‘mit’, ers ‘seit’, nes ‘bis’ u. a. 4.7. Zahlwörter 4.7.1. Kardinalzahlen Das walisische Zahlensystem unterliegt derzeit starken Veränderungen (vgl. Heinz 2002). Traditionell wird im Walisischen vigesimal gezählt. Bei den Zahlen bis 10 treten verschiedene Mutationen auf: unL(vor fem. Subst.) ‘eins’; dauL (mask.), dwyL (fem.); triS (mask.), tair (fem.) ‘drei’; pedwar (mask.), pedair (fem.) ‘vier’; pum(p), chwe(ch)S, saith(L/N), wyth(L), naw, deg/deng. Spirantisierung nach chwech, vor allem aber Lenition nach saith und wyth sind dialektal oder funktional stark begrenzt. Die Varianten pum, chwe, deng, can ‘einhundert’ treten bei Nutzung der Zahlen im Kontext auf, vor allem aber vor Wörtern mit /b/ am Wortanfang. Dieses wird dann oft zu /m/ (und /g/ zu /n/ *ng+). Die Veränderung der Zahlwörter kann auch als bi-direktionale Nasalierung bezeichnet werden, z. B. pum mlwydd (< blwydd) ‘fünf Jahre’, deng mylnedd ‘zehn Jahre’, deng munud ‘zehn Minuten’. Historisch kann diwrnod ‘Tag’ nach pump, saith, wyth, deng, ugain und deugain nasaliert werden. Die Zahlwörter dau/dwy, mil und miliwn werden nach Artikel selbst leniert, d. h. sie sind Feminina. Un ar ddeg ‘elf’, deuddeg ‘zwölf’, tri/tair ar ddeg ‘dreizehn’, pedwar/pedair ar ddeg ‘vierzehn’, pymtheg ‘fünfzehn’, un ar bymtheg ‘sechzehn’, dau/dwy ar bymtheg ‘siebzehn’, deunaw ‘achtzehn’, pedwar ar bymtheg ‘neunzehn’. Synthetische Zahlen wie deuddeg und pymtheg sind fürs Altwalisische und die geschriebene Sprache am Anfang des Jahrhunderts belegt. Tri ar ddeg ‘achtzehn’ statt deunaw ist selten. Nach dem Vigesimalsystem werden die Vielfachen von zwanzig ausgedrückt und die dazwischenliegenden Zahlen zu ihnen addiert: ugain ‘zwanzig’, un ar hugain ‘einundzwanzig’, deg ar hugain ‘dreißig’, pymtheg ar hugain ‘fünfunddreißig’; deugain ‘vierzig (2 ⫻ 20)’, un a deugain ‘einundvierzig’, deg a deugain ‘fünfzig’ ⫽ 10 ⫹ (2 ⫻ 20); für fünfzig existiert auch hanner cant ‘ein halbes Hundert’, dau a hanner cant ‘zweiundfünfzig’; trigain ‘sechzig (3 ⫻ 20)’, deg a
293 thrigain ‘siebzig’. Auch über 100 ist eine Vigesimalzählung möglich, wobei chweugain ‘einhundertzwanzig’ nur noch im Sinne von 10 Schillingen verwendet wird; saith ugain ‘einhundertvierzig’, wyth ugain ‘einhundertsechzig’. In der Mitte des 19. Jh. begann sich das Dezimalsystem durchzusetzen, als in der Kirche die Zahlen der Hymnen dem nonkonformistischen Publikum angegeben wurden. Seine Nutzung wurde durch die Lehre in naturwissenschaftlichen Fächern verstärkt sowie durch die Zählweise von Geld u. a. Maßangaben (Humphreys 1980, 143; P. W. Thomas 1996, 299 f.). Die Dezimalzählung fördert jedoch Mißverständnisse, vgl. dau ddeg ‘zwanzig’ nach Dezimalsystem und deuddeg ‘zwölf’ nach traditionellem System (/ai/ und /ei/ alternieren in Südwales); un deg un ‘elf’, tri deg ‘dreißig’, pedwar deg un ‘einundvierzig’. Insgesamt scheint sich heute eine Funktionsteilung zwischen beiden Zahlensystemen herauszubilden. So ist die für die Bildung von Ordinalzahlen sowie für Zeitangaben die Beherrschung des traditionellen Zahlensystems wichtig. Generell steht nach den Zahlen das Gezählte im Singular. Durch Einfügen der Präposition o ‘von’ (hier Partitiv) kann auch der Plural verwendet werden: naw plentyn ‘neun Kinder’, naw o blant ‘neun (von den) Kinder(n)’. Beim traditionellen Zählsystem kommt das Gezählte nach der ersten Zahlenkomponente: pum milltir ar hugain ‘25 km’, pedwar ci ar bymtheg ar hugain ‘79 Hunde’. 4.7.2. Ordinalzahlen Ordinalzahlen werden von den traditionellen Zahlenbezeichnungen gebildet. Während sie für die Zahlen eins bis sechs unregelmäßig sind und variieren, werden alle folgenden Ordinalzahlen durch die Endung -fed gebildet: cyntaf ‘erste-’, ailL ‘zweite-’, trydydd ‘dritter’, trydedd ‘dritte’, pedwerydd ‘vierter’, pedwaredd ‘vierte’, pumed ‘fünfte-’, chweched ‘sechste-’; cyntaf, das dem Bezugswort folgt, wird in Zusammensetzungen durch unfed ‘erste-’ ersetzt.
294 4.8. Konjunktionen Im Walisischen finden sich mehrgliedrige Konjunktionen, z. B. korrelative: naS(c) … naS(c) ‘weder … noch’, naill ai … neu ‘entweder … oder’, und eingliedrige Konjunktionen wie neu ‘oder’, eithr ‘außer’. Beide Arten können koordinieren, z. B. aˆS(ag) ‘wie’, nid … ond ‘nicht … sondern’, und subordinieren, z. B. er pan ‘seit’, rhag ofn ‘falls’. Konjunktionen können auch entsprechend der semantischen Beziehungen der von ihnen verbundenen Satzteile definiert werden: kopulative Konjunktion aS(c) ‘und’, naS(c) ‘weder … noch’; disjunktive Konjunktion neu ‘oder’, nid … ond ‘nicht … sondern’; adversative Konjunktion ond ‘aber’, namyn, eithr ‘außer’, die alle samt koordinierend sind. Die folgenden Konjunktionen können koordinierend oder subordinierend oder beides sein: temporale Konjunktionen pan ‘als’, tra ‘als’, cyn ‘bevor’; modale Konjunktionen fel ‘wie’, megis ‘wie’, aˆS(ag) ‘wie’, naS(g) ‘als’, hyd ‘so weit wie’; kausale felly ‘so, deshalb’, am ‘weil’, gan ‘weil’, o achos ‘weil’, oblegid ‘da, weil’; finale am ‘damit’, er mwyn ‘um zu’; konditionale os ‘wenn’, pe ‘wenn’, oni ‘wenn nicht’, rhag ofn ‘falls’; konzessive er ‘obwohl’, serch ‘obwohl’. Nicht alle dieser Konjunktionen werden nur als solche verwendet, z. B. gan ‘weil’ und am ‘weil’, wrth ‘während’ und erbyn ‘bis’, die gleichzeitig Adverbien und/oder Präpositionen sein können (zu ihrer Unterscheidung, siehe Heinz 2002). 4.9. Partikel Zur Kennzeichnung der Satzart aber auch für bestimmte Satzkonstruktionen kennt das Walisische folgende Partikel: y/yr, feL/ miL (ehemalige Personalpronomen) kennzeichnen Aussagesätze, wobei y/yr lediglich vor den Präsens- und Imperfektformen Indikativ von bod ‘sein’ verwendet wird; aL(i) kennzeichnet einen Fragesatz; niL/S(d) kennzeichnet eine Negation; oni(d) wird am Anfang von Ausrufen oder verneinten Fragesätzen verwendet; naL/S(c) bei verneintem Ausfruf oder bei verneinter Antwort. Fe/mi sind ursprünglich Personalpronomen. Insbesondere in der Umgangsspra-
II. Keltische Sprachen
che können die Partikel wegfallen, es bleiben dann meist die Mutationen. Aufgrund ihrer Position vor dem Verb werden sie auch als Verbalpartikel bezeichnet (struktureller Ansatz, vgl. Heinz 2002). 4.10. Das Verb 4.10.1. Synthetische Zeitformenbildung Die vorherrschende Beschreibung des walisischen Tempussystems geht von vier Tempora im Indikativ aus, nämlich dem Präsens, dem Imperfekt, dem Präteritum und dem Plusquamperfekt. Lediglich bod ‘sein’ und seine Komposita haben sechs. Tatsächlich sind Forschungen auf diesem Gebiet rar (G. Lewis 1995), und das Verhältnis von periphrastischen zu den synthetischen Formen ist nur unbefriedigend dargestellt. Zunächst eine Übersicht über die sechs Tempora von bod ‘sein’, um das Maximum an synthetischen Formen zu zeigen (s. Tab. 10.10). Die Formen stellen eine Auswahl dar, die nicht nur funktional und regional veränderlich sind, sondern regional auch unterschiedliche Funktionen haben können. Spezielle Formen, die die Funktion von Relativpronomen oder von Konjunktionen erfüllen, gibt es nur bei dem Verb bod. Die Formenvielfalt in der 3. P. Sg. stellt keine Genuskennzeichnung dar, sondern ist semantisch und syntaktisch bedingt. Der Gebrauch von mae, ydy, oes und sydd erfolgt nach Satzart, Bestimmtheit des Subjektes sowie nach den Regeln der Umstellung des walisischen Satzes. Taw/mai ⫺ sie variieren dialektal ⫺ fungieren als Konjunktion. Sie werden nur verwendet, wenn in dem Satz, den sie anschließen, noch eine Form von bod auftritt: Clywais taw ti oedd yno ‘Ich hörte, daß du dort warst’; Gwelaf mai fi ydy’r unig ferch. ‘Ich sehe, daß ich das einzige Mädchen bin.’; Dwedais taw fi sy’n coginio. ‘Ich sagte, daß ich koche’. Die Doppelformen im Imperativ tendieren ⫺ wie schon die im Präsens und Imperfekt
295
10. Walisisch Tab. 10.10 Indikativ
1 2 3 1 2 3 unp rel konj
Präsens
Habit. Präs. Futur
Imperfekt
Habit. Imp. (Konjunkt.)
Präteritum
Plusquamperfekt
(yd)wyf (yd)wyt (yd)yw, ydy, mae, oes yˆm, ydym yˆch, ydych yˆnt, ydynt, maent ys, ydys sydd, sy mai, taw
byddaf byddi bydd byddwn byddwch byddant byddir
oeddwn oeddit oedd oeddem oeddech oeddynt oeddid
byddwn byddit byddai byddem byddech byddent byddid
buˆm buost bu buom buoch buant, buont buwyd
buaswn buasit buasai buasem buasech buasent buasid
Tab. 10.11 Konjunktiv
1 2 3 1 2 3 unpers. infinit
Imperativ
Präsens
Imperativ
b(ydd)wyf b(ydd)ych, byddech b(ydd)o boˆm, byddom boch, byddoch boˆnt, byddont bydder
bawn bait bai baem baech baent byddit
Indikativ ⫺ zur Funktionsteilung. Neben den Formen bawn, bait, bai … werden auch die Formen des Imperfekts und Plusquamperfekts Indikativ zur Bildung von Konditionalsätzen herangezogen (siehe unten), weshalb beide in den grammatischen Abhandlungen auch als Konditionalis aufgeführt werden (G. Lewis): pe bawn, pe taswn ‘wenn ich’. Die Flexionsendungen des Habituellen Präsens von bod, des Habituellen Imperfekts und des Plusquamperfekts finden sich auch bei der synthetischen Zeitformenbildung der anderen Verben. Die Präteritumformen von bod weichen von denen der regelmäßigen Verben ab. Die anderen Verben können nur vier synthetische Zeitformen bilden und müssen im Vergleich zu bod und seinen Komposita fehlende durch periphrastische Formen ausgleichen. Dabei wird ein produktives Zusammenspiel begrenzter synthetischer und flexibler periphrastischer Formen sichtbar, die neben der
bydd bydded, boed, bid byddwn byddwch byddent bydder bod
temporal-aspektuellen Seite auch die lexikalische (Aktionsarten) hineinbringt und terminologische Schwierigkeiten bei ihrer Beschreibung hervorruft. Bei der synthetischen Flektion kann insbesondere bei der 3. P. Sg. auch Ablautbildung auftreten ⫺ af ‘ich gehe’ J aˆ ‘er geht’ ⫺ und Umlaut, ursprünglich durch /i/ hervorgerufen: a J ai wie bei safaf ‘ich stehe’ J saif ‘er steht’; ae J ei wie bei cael ‘erhalten’ J ceir ‘man erhält’; a J ei wie bei cadwaf ‘ich halte’ J ceidw ‘er hält’; a J y wie bei parhaf ‘ich führe fort’ J pery ‘er führt fort’; e J y wie bei atebaf ‘ich antworte’ J etyb ‘er antwortet’; o J y wie collaf ‘ich verliere’ J cyll ‘er verliert’; aw J y wie bei gadawaf ‘ich gehe weg’ J gedy ‘er geht weg’. Am häufigsten ist der Wechsel von a J e wie in canaf ‘ich singe J ceni ‘er singt’. Andere sind noch ae J eu und aw J ew (Thorne 1993, 85). Die Anzahl der unregelmäßigen Verben im Walisischen ist gering, die meisten von
296
II. Keltische Sprachen
Tab. 10.13
1 2 3 1 2 3 unpers.
mynd ‘gehen’
dod ‘kommen’
gwneud ‘machen’
bod ‘sein’
cael ‘bekommen’
es est aeth aethon aethoch aethon(t) aethpwyd
des dest daeth daethon daethoch daethon(t) daethpwyd
gwnes gwnest gwnaeth gwnaethon gwnaethoch gwnaethon(t) gwnaethpwyd
bues buest bu(odd) buon buoch buon(t) buwyd
ces cest cafodd cawson cawsoch cawson(t) cafwyd
ihnen sind Komposita von bod, z. B. adnabod ‘erkennen’, nabod ‘kennen’, gwybod ‘wissen’. Insbesondere in der Umgangssprache tendieren einige von ihnen zur Regelmäßigkeit untereinander, wie im folgenden deutlich wird (s. Tab. 10.13). 4.10.2. Synthetische und analytische Zeitformenbildung Ein Zusammenspiel synthetischer und analytischer Formen zur Tempus-Aspektkennzeichnung im Indikativ soll in folgendem anhand des Verbes canu ‘singen’ exemplarisch versucht werden (s. Tab. 10.14). Die dritte Spalte präsentiert eine Möglichkeit, die Funktionen der einzelnen Verbformen anzugeben. Tatsächlich können diese in Abhängigkeit von der Kommunikationssituation anders sein.
Die Definition eines Vierertempussystems basiert auf dem synthetischen Formenbestand der Verben außer bod und seinen Komposita. Alle anderen Verben haben ein Präsensparadigma, das bis heute präsentisch (vor allem in Prosa), als unmittelbar bevorstehend (vor allem bei den unregelmäßigen Verben) oder futurisch verwendet werden kann. Gleichzeitig gibt es ein analytisch gebildetes Paradigma, das die Verlaufsform ausdrücken kann, zunehmend jedoch als die unmarkierte Präsensform aufgefaßt wird. Wedi ‘danach’ kennzeichnet abgeschlossene Handlungen, weshalb es im Zusammenhang mit Tempora als Aspektmarker bezeichnet wird, ebenso wie yn. Auch beim Imperfekt existieren ein synthetisches und ein periphrastisches Paradigma. Das periphrastische basiert auf zwei
Tab. 10.14 Futur
Byddaf wedi canu Byddaf yn canu canaf
vollendet Verlauf oder unmarkiert Tendenz futurisch
Präsens
wyf yn canu wyf wedi canu
Verlauf oder unmarkiert vollendet
Imperf.
canwn oeddwn yn canu oeddwn wedi canu byddwn yn canu byddwn wedi canu
Tendenz Konjunktiv Verlauf oder unmarkiert vollendet Verlauf oder tendiert zum unmarkiert Konjunktiv vollendet
Präterit.
canais ⫺ wnaeth ganu, dari mi ganu buˆm yn canu buˆm wedi canu
unmarkiert Verlauf oder unmarkiert vollendet
Plusqu.
canaswn buaswn yn canu buaswn wedi canu
Verlauf oder unmarkiert vollendet
tendiert zum Konjunktiv
297
10. Walisisch
synthetischen Paradigmen von bod ‘sein’ im Imperfekt, nämlich einer unmarkierten ⫺ oeddwn, oeddit ⫺ und der habituellen ⫺ byddwn, byddit. Dem Paradigma, welches auf der habituellen Form von bod beruht wird häufig, ähnlich wie bei Präsens/Futur, eine neue Funktion übertragen, die des Konjunktivs. Beim Präteritum gibt es zwei Arten der Periphrase, nämlich die mit bod auf der einen Seite und die mit gwneud ‘machen’ und daru ‘beenden’ (beide vor allem dialektal) auf der anderen. Diese nehmen keine funktionale Opposition zum synthetischen Paradigma ein, sondern konkurrieren mit ihm. Hierbei spielen sprachpsychologische Faktoren eine Rolle; die Periphrase ersetzt das Erlernen variierender Konjugationsmuster (siehe Endungsvielfalt der Verbalnomen unten). Die Periphrase durch bod bildet wiederum markierte Formen. Das synthetische Plusquamperfekt ist auf die Schriftsprache begrenzt. Das Zusammenspiel synthetischer und analytischer Formen läßt feine temporal-aspektuale und semantische Abstufungen zu. Alle periphrastischen Formen mit wedi ‘nach’ ⫺ gelegentlich auch mit newydd ‘neu’ ⫺ können durch wedi (newydd) bod yn ‘gewesen ist’ ausgetauscht werden und dann den abgeschlossenen Verlauf einer Handlung bezeichnen. Außerdem kann wedi durch andere Präpositionen oder Adjektive ersetzt und so ein Paradigma zum detaillierten Fortgang der Handlung gegeben werden: Mae ef i ganu (prospektiv/modal) ‘Er wird/soll singen’; Mae ef ar ganu (immediat) ‘Gleich singt er’ (punktuell progressiv nach Sadler 1988, 10); Mae ef yn canu (durativ) ‘Er ist singt gerade’; Mae ef newydd ganu (finitiv) ‘Gerade hat er gesungen’ (punktuell perfektiv nach ibid.); Mae ef hen ganu (resultativ) ‘Er hat lange schon gesungen’;
Mae ef heb ganu ‘Bis jetzt hat er (noch) nicht gesungen’; Diese Konstruktion kann auch als Negation zu Mae ef wedi canu ‘Er hat (bereits) gesungen’ aufgefaßt werden. Der Konjunktiv wird im wesentlichen analytisch gebildet, wobei der Norden und Süden andere Formen (Plusquamperfekt/ Imperfekt) bevorzugen können. Vor allem in der Schriftspache haben sich einige Formen von bod ‘sein’ erhalten. Es bleibt festzuhalten, daß inhaltlich die Definition eines Sechstempussystem, das bei bod synthetisch realisiert werden kann, bei den anderen Verben aber eine variable Kombination aus synthetischen und periphrastischen Formen mit der Tendenz zur Analyse darstellt, kein Problem ist. Die Kennzeichnung durch Aktionsarten ist unsicher. Das Verwenden der verschiedenen Paradigmen wird stark von der Kommunikationssituation bestimmt. Während in der Schriftsprache volle synthetische Formen in größerem Umfang bevorzugt werden, tendiert die gesprochene Sprache zum Zusammenfall der Personenkennzeichnung, z. B. bei der 1. P. Pl. und 3. P. Pl., bzw. zum Hinzufügen von postklitischen Subjektpronomen sowie zur Verwendung von analytischen Formen. Im Norden tendiert die Aussprache der Vokale in den Endungen zu /a/, insbesondere bei denen von bod sowie bei -it und -wn, im Süden zu /e/. Die 2. P. Sg. Präs. kann statt -i, die Endung -ith (Norden) oder -iff (Süden) annehmen. Das /w/ in gwneud als Periphrase und /u/ in den Formen des Plusquamperfekts und im Imperfekt des Konjunktivs schwindet und führt z. B. zu Formen wie pe taswn ‘wenn ich …’ 4.10.3. Besonderheiten des Verbalsystems Lexikalische Defizite Im Walisischen gibt es wenig modal verwendbare Verben (gallu/medru ‘können’, gorfod ‘müssen’, cael ‘bekommen, dürfen’ und das defektive dylwn ‘ich sollte’). Modalität wird meist syntaktisch ausgedrückt. Das ist u. a. möglich durch Formen von bod ‘sein’ ⫹ Präposition, z. B. bod am ‘möchten’; durch die 3. P. Sg. v. bod ⫹ Substantiv
298 ⫹ flektierende Präposition, z. B. mae ⫹ rhaid ⫹ i ‘müssen’, mae ⫹ angen ⫹ ar ‘(vorübergehend) brauchen’ oder durch bod ⫹ (yn) ⫹ cael ⫹ Verb ‘dürfen’. Ebenso fehlt dem Walisischen das Lexem haben. Hierzu benutzt es die Konstruktion 3. P. Sg. v. bod ⫹ gan/gyda oder ar (vorübergehend) bzw. die Konstruktion finites Verb von bod ⫹ aˆ. Es gibt defektive Verben, wie z. B. dylwn ‘ich sollte’ (weitere siehe Thorne 1993, 288⫺195). Während es im Mittelwalisischen noch Partizpien gab, ist dies heute nicht mehr der Fall. Spuren finden sich in agored ‘geöffnet’. Ansonsten übernehmen Adjektive mit der Endung -iedig und -adwy oft diese Funktion, weshalb sie auch als Verbaladjektive bezeichnet werden, oder Konstruktionen wedi ⫹ (Personalpronomenm ⫹) Verb, z. B. wˆy wedi ei ferwi ‘gekochtes Ei’. Verbalnomen Die infiniten Verbformen, werden häufig als Verbalnomen bezeichnet, da sie erst in ihrer Verwendung als substantivisch oder verbal zu kennzeichnen sind. Neben der Möglichkeit flektiert zu werden und von Adverbien näher bestimmt zu werden, können sie auch substantivisch charakterisiert werden. So werden Verbalnomen überwiegend als maskulin charakterisiert ⫺ Ausnahme yr afael; sie können Adjektive hinzunehmen, z. B. canu gwael ‘schlechter Gesang’; Pronomen vor sich nehmen, z. B. ei sisial ‘sein Geflüstere’; sie können von Präpositionen regiert werden, z. B. gan ddymuno ‘mit den … Wünschen …’ (Übersetzung nur im Kontext möglich); sie können als Objekt auftreten, z. B. hoffwn ddarllen ‘ich möchte lesen’, clywais ganu da ddoe ‘gestern hörte ich guten Gesang’; als Subjekt, z. B. canu sy’n rhoi pleser i fi ‘Singen macht mir Freude’, und genitivische Verbindungen eingehen oder als Adjektiv fungieren, z. B. ystafell fwyta ‘Speisezimmer’, ystafell ei ddarllen ‘das Zimmer seines Lesens’. Unflektiert verhalten sich die Verbalnomen syntaktisch wie Substantive. Es gibt ca. zwanzig Endungen für Verbalnomen, z. B. -ed in cerdded ‘gehen, spazieren’, -eg in rhedeg ‘rennen’, -yll in sefyll ‘stehen’, -ain in llefain ‘weinen’, -y in cymryd
II. Keltische Sprachen
‘nehmen’, -an in clebran ‘schwatzen’. Die sieben häufigsten sind: -(i)o, wie in ffonio ‘anrufen’, gweithio ‘arbeiten’, stopio ‘halten’, d. h. vor allem für Lehnwörter; -u: caru ‘lieben’, cysgu ‘schlafen’, dysgu ‘lernen’, helpu ‘helfen’; -hau: mwynhau ‘genießen’, gwaca´u ‘leeren’, wobei es sich hier ursprünglich um die Endung -u handelt, die an einen Stamm -ha- gehängt wurde; -i: berwi ‘kochen’, torri ‘(zer)brechen’, rho(dd)i ‘geben’; -(h)a: pysgota ‘fischen’, mercheta ‘Mädchen nachstellen’, bwyta ‘essen’; Ø: ateb ‘antworten’, darllen ‘lesen’, agor ‘öffnen’. 4.11. Lexikalische Morphologie 4.11.1. Etymologie Das walisische Lexikon setzt sich aus keltischem Wortschatz zusammen, zu dem in der Zeit des Römischen Reiches Lateinisch, vor allem aus dem Bereich des Militärs hinzukam, z. B. arma > arf ‘Waffe’, Religion und Bildung, z. B. liber > llyfr ‘Buch’. Im Mittelalter wurde erneut aus dem Lateinischen entlehnt (vgl. H. Lewis 1943), aber auch aus dem Irischen, dem Englischen, dem Französischen und in geringem Ausmaß aus dem Skandinavischen und u. a. Sprachen. Seit dem 14. Jh. wird vorwiegend aus dem Englischen entlehnt, wobei die Entlehungen ursprünglich z. B. aus dem Französischen sein können. Der keltische Wortschatz enthält Lexik, die dem indoeuropäischen zuzuordnen ist, z. B. ci ‘Hund’, und Lexik, für die keine indoeuropäische Etymologie nachweisbar ist und die aus unbekannten Quellen stammt. 4.11.2.
Wortbildung
4.11.2.1. Ableitung Das Walisische hat eine Anzahl von produktiven Präfixen und Suffixen, die ⫺ unterschiedlich bedeutungstragend ⫺ eine flexible Wortbildung im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch ermöglichen. Außerdem gibt es die Möglichkeit der Kompositabildung (vgl. Humphreys 1980). Eine systematische Beschreibung der walisischen Lexikologie liegt nicht vor. Es finden sich aber in vielen Wörterbüchern Übersichten zu den am häufigsten verwen-
10. Walisisch
299
deten Präfixen und Suffixen (vgl. Geiriadur Cyfoes, Geiriadur Mawr u. a.). Im folgenden einige Anmerkungen zu ausgewählten Ableitungsmöglichkeiten.
Die morphologisch ausgedrückte Reflexivität von Verben durch ym- wird zunehmend syntaktisch ersetzt (vgl. Reflexivpronomen).
Präfixe Sie sind häufig Präpositionen, z. B. rhyng-L ‘zwischen’: rhyngosodiad ‘Interpolation’, rhyngrwyd ‘internet’, tan-L ‘unter’: tanseilio ‘untergraben’. Während bei der Präfigierung mit Präpositionen der morphologische Wert meist erhalten bleibt, muß dies nicht auf den semantischen zutreffen (siehe unten). Andere Präfixe können ehemalige Adjektive sein, z. B. aml-L ‘viel’: amlffurff ‘polymorph’, Zahlwörter, z. B. ail-L ‘zweite-’: ailwneud ‘wieder tun’, Adverbien, z. B. all-(L) ‘(r)aus’: allfudo ‘emigrieren’, o. a. Manche Präfixe sind wortartenverändernd. Die Unterscheidung von Derivation und Komposition ist mitunter nicht eindeutig. Bei der Präfigierung tritt oft Lenition und mitunter Spirantisierung auf. Formen von can, cy- (-f,-n, -m, -ng) gehen auf Lateinisch cum/con ‘mit’ zurück: canllaw ‘Geländer’, cyfrifiadur ‘Computer’, cywaith ‘Zusammenarbeit’, cyngherdd ‘Konzert’, cynnwrf ‘Unruhe’. Die negierenden Präfixe cam-L: ‘miß-’ camddeall ‘mißverstehen’, dat-L ‘ent-, de-’ (reversiv): datblygu ‘entwickeln’, dadwisgo ‘ausziehen’ erhalten die Wortart, während andere, wie z. B. an-N ‘un-’: anffurf ‘deformiert’, vor allem aber di-L ‘-los’: di-flas ‘geschmacklos’ Wortartwechsel verursachen. Verstärkend sind z. B. dar-(L): darlosgi ‘einäschern’ und en-(L): enfawr ‘sehr groß’. Der Diminutiv kann morphologisch, meist durch Suffigierung, ausgedrückt werden (vgl. unten). Der Präfix lled-L kann ebenfalls, vor allem aber Verben, verkleinern: lledferwi ‘köcheln’. Stärker ausgeprägt hat das Walisische einen Augmentativ: gor-L/S ‘zu viel’ wie in: gorddweud ‘übertreiben’, gorboethi ‘überhitzen’. Viele Präfixe sind polysemem. So kann der negierende Präfix di- auch verstärken, z. B. in digasedd ‘Haß’; ad-L kann verstärken, z. B. in atgas ‘verhaßt’, ‘wieder’ bedeuten, z. B. in adfyw ‘wiederbeleben’ oder ein Gegenteil ausdrücken, z. B. in adlif ‘Rückfluß’.
Suffixe a) Der Diminutiv Nachweisen läßt sich der Diminutiv im Walisischen bei Adjektiven und Verben, vor allem aber bei Substantiven. Neben dem Diminutivsuffix -ig, der im Bretonischen produktiv ist, gibt es heute zehn weitere Suffixe, die diminutivisch verwendet werden können. Diese sind meist polyfunktional, z. B. kann -ig auch Adjektiv- und -i Pluralendung sein (vgl. Plurale der Substantive), oder restriktiv anwendbar, z. B. -ach (oft pejorativer Pluraldiminutiv) und -os (ein meist nicht pejorativer Pluraldiminutiv). Die Suffixe -an, -yn, -en (feminin) können gleichzeitig Personifizierung oder Singularisierung o. a. ausdrücken. Während llyfran ‘Büchlein’ und llyfryn ‘Büchlein, Broschüre’ leichte Bedeutungsunterschiede zeigen, joban und jobyn ‘kleine leichte Arbeit’ hingegen stilistische Variation, ist bachan ‘Kleines, Kleinchen’ eine Personifizierung. -yn und -en können singularisieren, z. B. coed ‘Wald, Bäume’ > coeden ‘Baum’, augmentative Bedeutung haben, z. B. in clompyn ‘großer Batzen’, Lehnwörter aus dem Englischen kennzeichnen, z. B. in postyn ‘Pfosten, Poller’, personifizieren, so in pwysigyn ‘sehr bedeutende Person’, wobei eine pejorative Komponente eingeschlossen sein kann, und nominalisieren, wie in bachigyn ‘Diminutiv’. Beim Diminutiv gibt es agglutinierende Tendenzen, wenn mehrere Diminutivierungen erkennbar sind wie in bychanigyn (bych ⫹ an (Diminutiv) ⫹ ig (Diminutiv) ⫹ yn (Personifizierung)) ‘Liebling, ganz kleines Ding’ oder in dynionyn (dyn ⫹ ion (Plural) ⫹ yn (Diminutiv)) ‘kleiner Mann’. Insgesamt ist der Diminutiv stark von formalen und funktionalen, semantischen und grammatischen Kriterien sowie denen der entsprechenden Kommunikationssituation abhängig (Heinz 1995).
300 b) Adjektivsuffixe Suffixe zur denominalen Ableitung von Adjektiven sind -aidd, -ar (selten), -llawn/lon ‘voll’: ffrwythlon ‘fruchtbar’, -(l)lyd: cwsglyd ‘schläfrig’, -(i)og: in heulog ‘sonnig’. Die meisten Suffixe dienen sowohl der denominalen als auch der deverbalen Derivation, z. B. -gar (< caru ‘lieben’): cyfeillgar ‘freundlich’, -adwy: ‘fähig sein’, z. B. dealladwy ‘verständlich’. Bei der deverbalen Ableitung sind Suffixe wie -(i)edig: boddedig ‘ertrunken’ und -(i)aid wichtig, die die sogenannten Verbaladjektive bilden und damit die Funktion von Partizipien übernehmen können. Während die meisten Suffixe semantisch zu unterscheiden sind, trifft dies auf -ol und -us nicht mehr zu. c) Substantivsuffixe Die Derivation von Substantiven kann ebenfalls denominal und deverbal erfolgen. Für die denominale Ableitung stehen z. B. -deb/dab, -der/ter, -did, -dra, die oft eine Qualität ausdrücken, z. B. anwyldeb ‘Liebenswürdigkeit’, gwacter ‘Leere’, gwendid ‘Schwäche’, ffieidd-dra ‘Ekel’. Zwei Suffixe für denominale und deverbale Derivation haben eine mögliche Unterscheidung in Vorgang und Prozeß -iad: deiliad ‘das Sprießen (der Blätter)’: -iant deiliant ‘der Sproß, das Gesprossene’. Verwandt mit dem lateinischen Suffix -tat ‘Qualität, Natur der Dinge’ ist -dod/-tod. Es lassen sich auch Suffixe für Handlungsträger unterscheiden, wie z. B. -wr ‘Mann’, -wraig ‘Frau’ in myfyrwr ‘Student’ und myfyrwraig ‘Studentin’, für Werkzeuge einschließlich der geistigen, z. B. -adur, wie in geiriadur ‘Wörterbuch’, dyddiadur ‘Kalender’, cyfrifiadur ‘Computer’, oder -ell, -len wie in rhaglen ‘Programm’, Suffixe für Fächer und Sprachen wie -eg, z. B. in Cymraeg ‘Walisisch’, Almaeneg ‘Deutsch’, mwynoleg ‘Mineralogie oder für Orte wie z. B. -fa in arosfa ‘Warteraum, Heim’, darllenfa ‘Leseraum’, swyddfa ‘Büro’. 4.11.2.2. Konversion Konversion ist möglich und findet sich z. B. in dim (Substantiv) > dim ‘kein-’ (Pronomen). Generell können Adjektive zu Adver-
II. Keltische Sprachen
bien werden, wenn ihnen yn vorangestellt wird. Auf die variierende Verwendung von Verbalnomen und Konjunktionen ist bereits hingewiesen worden (vgl. Heinz 2002). Zur Nutzung der Verbalnomen und Konjunktionen (siehe vorn sowie Heinz 2002). Auch als Partikel genutzte Wortformen können unterschiedlichen Wortarten angehören (vgl. Heinz 2002). Hypostatisierung liegt vor, wenn Adjektive bei Hinzunahme eines Plurals zum Nomen werden oder Nomen durch Hinzunahme von Steigerungssuffixen zu Adjektiven (vgl. Heinz 2002). 4.11.2.3. Komposition Komposition ist vorwiegend ein produktives Mittel der Wortbildung des formalen, schriftlichen und künstlerischen Sprachgebrauchs, was möglicherweise mit der althergebrachten Bedeutung von Komposita in der Poesie zusammenhängt. Die folgende Konstituente an der Wortfuge wird häufig leniert. Wie bei der Derivation kann die Schreibung unterschiedlich erfolgen. Während bei der Ableitung neben der Zusammen- auch Bindestrichschreibung möglich ist, können Komposita sogar getrennt geschrieben werden, z. B. bei penblwydd (C. W. Lewis 1987), pen-blwydd. (Griffiths B./D. G. Jones 1995), pen blwydd (ibid.) ‘Geburtstag’. Folgende Kompositatypen finden sich: N(omen) ⫹ N(omen): canhwyllbren ‘Kerzenhalter’, A(djektiv) ⫹ N: braslun ‘Übersicht’, N ⫹ A: troednoeth ‘barfüßig’, A ⫹ A: melyngoch ‘rotgelb‘, V ⫹ N: lladd-dy ‘Schlachthaus’, N ⫹ V: clustfeinio ‘aufmerksam zuhören’, A ⫹ V: gwyngalchu ‘weißwaschen’. 4.11.2.4. Lehnübersetzungen, Neologismen und Entlehungen Obwohl die walisische Sprache reich an derivativen Mitteln ist, spielen Neologismen eine große Rolle. Der größte Teil von ihnen wird von Individuen, z. B. Journalisten, Künstlern u. a. einflußreichen Personen, sowie universitären Gruppen geschaffen, wobei es sich häufig um Lehnübersetzungen aus dem Englischen handelt, z. B. rhwydwaith ‘Netzwerk’.
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Schon allein die soziokulturelle Situation der Walisischsprecher (vgl. Heinz 2002) begründet einen hohen Anteil von Entlehnungen, die in der Schriftsprache besonders dann akzeptiert werden, wenn sie auch international weit verbreitet sind, z. B. seicoleg ‘Psychologie’. Zum Verhältnis von Lehn- und autochthonen Wörtern siehe Humphreys (1980).
5.
Syntaktische Variation
5.1. Der Einfachsatz Schon für das Altwalisische und mit Abstrichen auch für das Mittelwalisische (vgl. Fife/Poppe 1991) sowie für die moderne Sprache wird im allgemeinen die Wortfolge VSO (vgl. Humphreys 1980; Awbery 1984; Sadler 1988; A.R. Thomas 1992; Russel 1995) angegeben. Für längere Sätze ist sie folgendermaßen erweiterbar: (Pa)-Vfin-S-O/ Pr-A (wobei nicht alle Satzglieder auftreten müssen): Fe (Pa) sgrifennodd (V) Gwilym (S) lythyr (O) at ei frawd (Pr) ddoe (A). ‘Gwilym schrieb gestern einen Brief an seinen Bruder.’ (Pa) steht für den in unterschiedlichem Ausmaß verwendeten Satzindikationspartikel (strukturell auch Verbalpartikel genannt, siehe unter Partikel), (V) für finites Verb, (S) für Subjekt, (O) für direktes Objekt, (Pr) für präpositionale Ergänzungen und (A) für adverbiale Bestimmungen. Diese Wortfolge gilt aber nur für Sätze mit synthetischer Verbkonstruktion. Für die Sätze mit analytischer gilt: (Pa)-Vfin-S-MarKomplement, wie z. B. in: (Y(Pa)) Mae (V1) Gwilym (S) yn (Mar) ysgrifennu (V2) llythyr at ei frawd (Pr) heddiw (A) ‘Gwilym schreibt heute einen Brief an seinen Bruder’; Y (Pa) mae (V1) Gwilym (S) yn (Mar) darllen (V2) yn ei ardd (Pr) ‘Gwilym liest in seinem Garten’; Y (Pa) mae (V) Gwilym (S) yn (Mar) nhyˆ fy rhieni (Pr) ‘Gwilym ist im Haus meiner Eltern’; Y (Pa) mae (V) hi (S) ar (Mar) gael (Pr) yfory (A) ‘Morgen ist es verfügbar’;
301 Y (Pa) mae hi (S) yn (Mar) ddarlithwraig (Prädikative Ergänzung) ‘Sie ist Lehrerin’. Zusammenfassend läßt sich folgende Formel für Sätze mit synthetischer und analytischer Verbkonstruktion aufstellen: (Pa-)VS-Markierung-X, wobei ‘X’ das Komplement ist. Dieses kann die periphrastische Verbkonstruktion vervollständigen oder eine prädikative Ergänzung enthalten und/ oder eine präpositionale Ergänzung und/ oder eine adverbiale Bestimmung. Bei synthetischen Verbkonstruktionen erfolgt die Markierung durch die Lenition des Objektes, d. h. morphologisch. Bei analytischen Konstruktionen erfolgt sie mit Aspekt-Tempus-Aktionsart-Markern (siehe unter Verb) oder dem Anschluß einer Präpositionalphrase und den entsprechend notwendigen Mutationen, d. h. lexikalisch-morphologisch. Insgesamt scheint die Darstellung der walisischen Syntax als (Pa-)V-S-Mar-Komplement sinnvoll. Wenn das Subjekt nicht im finiten Verb ausgedrückt ist, präsentiert die finite Form am Satzanfang eine neutrale Form, weshalb eine Kongruenz zwischen Prädikat und Subjekt im Numerus dann nur auftritt, wenn das Subjekt in der 3.P.Sg. steht. Hierbei handelt es sich um eine neuere Entwicklung. Gwelais (i) lyfr Cymraeg ‘Ich sah ein Buch auf Walisisch’ (Subjekt in finitem Verb ausgedrückt); Mae llawer o blant yn canu ‘Viele Kinder singen’ (Keine Kongruenz zwischen finitem Verb und Subjekt); Mae’n gweithio ‘Er/sie arbeitet’ (Kongruenz zwischen finitem Verb und Subjekt). Maen nhw yn sgrifennu ‘Sie arbeiten’. 5.2. Satzumstellung Steht ein nicht-emphatisches Subjekt am Satzanfang, wird der Satz als abnormal bezeichnet, bei allen anderen Satzgliedern als gemischt. Daneben ist die Unterscheidung in Sätze mit synthetischer Verbkonstruktion und analytischer Verbkonstruktion wichtig. Bei der ersten Gruppe ist noch einmal die Kopula im Präsens zu unterscheiden. Bei der zweiten Gruppe sind Voranstellungen des Subjekts im Präsens gesondert zu be-
302 trachten. Hier ergeben sich Unterscheidungen, da im Präsens von bod ‘sein’ relative Formen existieren, die die Funktion der syntaktischen Markierung mit der des Verbes auf sich vereinen. Pwy ydy hwn? ‘Wer ist das/er?’ S-(y)-V-Kompl. (Kopula im Präsens) Pwy sydd honno? ‘Wer ist (denn) die?’ S-sydd-(Markierung ⫹ Verb)-Kompl. (Emphase) Pwy (a) oedd hwn? ‘Wer war das?’ S-(a)-V-Kompl. (Zusammenfall v. Kopula u. Emphase außerhalb des Präsens) Gwilym a ysgrifennodd lythyr at ei frawd ddoe. S-(a)-V-O-Pr-A (topikalisiertes Subjekt) Llythyr a sgrifennodd Gwilym at ei frawd ddoe. O-(a)-V-S-Pr-A (topikalisiertes Objekt) At ei frawd yr ysgrifennodd Gwilym lythyr ddoe. Pr-(y/yr)-V-S-O-A (topikalisierter Präpositionalanschluß) Ddoe yr ysgrifennodd Gwilym lythyr at ei frawd. A-(y/yr)-V-S-O-Pr (topikalisiertes Adverb) Ysgrifennodd Gwilym lythyr at ei frawd ddoe. V-S-(Lenition)-O-Pr-A (unmarkierter Satz) Ysgrifennu llythyr at ei frawd a wnaeth Gwilym ddoe. VN-O-Pr-(a)-V-S-A (Emphase des Prozesses) Ysgrifennu llythyr at ei frawd y bu Gwilym ddoe. VN-O-Pr-(y/yr)-V-S-A (Emphase der Dauer der Prozesses)
II. Keltische Sprachen
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Satzumstellungen durch einen dem Verb vorangehenden Partikel (Umstellungspartikel/ -marker) und/oder Mutation gekennzeichnet werden. Wird das Subjekt vorangestellt, ist es immer in folgender Form an das finite Verb gebunden: S-Mar-V …, ansonsten in folgender: X-Mar-V-S … 5.3. Der Nominalsatz Der Nominalsatz gehört zu den elliptischen Sätzen (A.R. Thomas 1992, 291). Dabei handelt es sich oft um umgestellte Kopulasätze, bei denen die Kopula ausgefallen ist, z. B. Redewendungen: Hir (yw) pob aros ‘Alles Warten ist lang’ < Y mae pob aros yn hir; Nid aur popeth melyn ‘Nicht alles, was glänzt ist Gold’ < Nid yw popeth melyn yn aur. 5.4. Satz mit Pronominalobjekt Ist das Objekt ein Pronomen ergibt sich eine weitere Modifikation bei X in (Pa)-VS-Mar-X: Y (Pa) Mae (V) cwmni (S) yn (Mar) eu (O1) hadeiladu (Vinf.) nhw (O2). Das Objekt kann dem infiniten Verb vorangestellt werden und mit einem zweiten einen Rahmen bilden. In der Umgangssprache wird gern das proklitische ausgelassen, in der Schriftsprache das klitische. Bei der Umstellung wird entsprechend den dargelegten Mustern verfahren. 5.5. Passivkonstruktionen Wie bereits gesagt (vgl. Verb) haben die walisischen Verben keine morphologischen Passivformen und sind auf lexikalisch-syntaktische Kompensation angewiesen. Diese erfolgt durch das Hilfsverb cael ‘haben, bekommen’ ⫹ Possessivum, das mit dem syntaktischen Subjekt korreliert ⫹ Verbalnomen als syntaktischem Objekt (Details in Awbery 1976): Cafodd y dyn ei ladd ‘Der Mann wurde getötet’; Mae’r ysgol yn cael ei hadeiladu ‘Die Schule wird gebaut’ Caˆi’r dyn ei rybuddio gan y ferch ‘Der Mann wurde von dem Mädchen gewarnt’.
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5.6. Der impersonale Satz Eine zusätzliche Abweichung von der Formel (Pa)-V-S-Mar-X ergibt sich bei impersonalen Sätzen: Fe’i laddwyd ‘Man tötete ihn’; Codwyd cofeb iddo ‘Man errichtete ihm ein Denkmal’; Fe’i lladdwyd gan ddraig ‘Man tötete sie mit (Hilfe) eines Drachens’. Hier ergibt sich die Formel: Pa-O-V-X oder V-O-X, d. h., daß hier das Objekt an das Verb gebunden ist. Impersonale Konstruktionen können aber auch durch folgende Relativkonstruktionen ausgedrückt werden: Hyn a hyn o lythrennau fyddai rhaid eu dysgu … ‘Eine bestimmte Anzahl von Buchstaben muß … gelernt werden’ (S1-Mar-V1-S2-V2X). 5.7. Verneinung Die Verneinung in der geschriebenen Sprache erfolgt durch die Ersetzung des Affirmationspartikels durch einen Negationspartikel: Ni(d y)sgrifennodd Gwilym lythyr at ei frawd ddoe ‘Gwilym schrieb gestern nicht an seinen Bruder’. Auch bei den umgestellten, z. B. emphatischen, Sätzen wird lediglich der Negationspartikel und das Betonte vorangestellt: Onid at ei frawd yr ysgrifennodd Gwilym lythyr ddoe? ‘Hat Gwilym gestern nicht einen Brief an seinen Bruder geschrieben?’ Ai Gwilym a sgrifennodd lythyr at ei frawd ddoe? ‘Gwilym schrieb gestern einen Brief an seinen Bruder?’ In der Umgangssprache erfolgt die Verneinung durch einen Rahmen. Die Kennzeichnung der Mutation, die durch den Negationspartikel hervorgerufen werden kann,
und leniertes dim ‘kein-’ formen diesen Rahmen: Ddwedodd Gwilym ddim byd wrth ei frawd ddoe ‘Gwilym sagte gestern nichts zu seinem Bruder’. 5.8. Antworten Ist im Walisischen ein Hilfsverb im Fragesatz enthalten, so wird mit dem Hilfsverb geantwortet. Handelt es sich dabei um bod ‘sein’, muß dieses bei der Verneinung an naS(c) ‘nein’ gebunden werden. A ydych yn canu? ‘Singen Sie?’ ⫺ Ydw ‘Ja’ Nac ydw ‘Nein’. A elli di ddod? ‘Kannst du kommen? ⫺ Gallaf ‘Ja (ich kann)’. Nur in der Emphase werden spezielle Jaund Nein-Adverbien verwendet, die zeitlich variieren: Präsens: ie ‘ja’ und nage ‘nein’, Vergangenheitstempora: do ‘ja’ naddo ‘nein’. 5.9. Parataxe und Hypotaxe Parataxen können durch Konjunktionen hergestellt werden (vgl. Konjunktionen) oder ohne, Hypotaxen durch Konjunktionen (vgl. Konjunktionen). Den hypotaxeneinleitenden Wörtern folgt in der Affirmation oft y(r). Bei Wörtern, die als Konjunktionen verwendet werden, aber auch als andere Wortarten auftreten können, z. B. Präpositionen wie er ‘obwohl’, am ‘weil’, gan ‘weil’, cyn ‘bevor’, wrth ‘während’, kann der Anschluß gänzlich anders erfolgen (vgl. unten und Heinz 2002). Handelt es sich um einen verneinten Nebensatz folgt der Konjunktion naL(d): Yr oedd yn siarad mor dda fel yr oedd pawb yn deall ‘Er sprach so gut, daß ihn jeder verstehen konnte’; Ysgrifenodd mor wael fel na allodd ddarllen ‘Er hat so schlecht geschrieben, daß er es nicht lesen konnte’;
304 Bues yn hapus pan glywais hyn ‘Ich war froh, als ich dies hörte’; Yr wyf yn mynd gan fy mod i’n flinedig ‘Ich gehe, da ich müde bin’; Mae rhaid iddi orffen ei gwaith cyn iddi fynd ‘Sie muß die Arbeit beenden, bevor sie geht’. 5.9.1. Parataxe Parataktische Sätze können semantisch als kopulativ, disjunktiv, adversativ, restriktiv, kausal, konsekutiv oder konzessiv klassifiziert werden. Sie können mit oder ohne Konjunktion verbunden werden: Aeth ef at y drws a chanu’r gloch ‘Er ging zur Tür und klingelte’; Nid oes neb ond ef yn y tyˆ ‘Außer ihm war niemand im Haus’. 5.9.2. Hypotaxe Hypotaktische Sätze können Relativsätze (Attributsätze) sein, indirekte Fragesätze, Subjekt-, Objekt- und Adverbiale Sätze, wobei insbesondere letztere in der üblichen Weise semantisch klassifizierbar sind, wie z. B. Final-, Modal-, Temporal- Konzessivsätze.
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Aethom i’r tyˆ yr oedd ei ddrws yn agored ‘Wir gingen zu dem Haus, dessen Tür geöffnet war’ (Genitiv); Hon yw’r gadair yr eisteddai arni ‘Das ist der Stuhl, auf dem er gesessen hat’ (Präpositional); Hwnnw oedd yr unig dro y buˆm yng Nghaerdydd ‘Das war das einzige Mal, daß ich in Cardiff war’ (Adverbial). Subjekt- und Objektsätze Für Sätze dieser Art nutzt das Walisische erneut Formen von bod ‘sein’ (vgl. Konjugation von bod, Relativsätze, Emphase) und hat dazu ein Paradigma entwickelt, bei dem bod im Präsens in einen Pronomenrahmen aus vorangehenden und nachfolgenden Pronomen gestellt wird: fy mod i, dy fod ti, ei fod ef, ei bod hi … Entsprechend Stil und Funktion können diese in unterschiedlichem Maße wegfallen. Die mutierte Form von bod ist ausreichend: Y gwir yw bod mam a thad yn dod ‘Die Wahrheit ist, daß Vater und Mutter kommen’; Yr wyf gwybod dy fod ti’n dod ‘Ich weiß, daß du kommst’;
Attributsätze Die Kennzeichnung der Attributsätze erfolgt wie die umgestellter Satzglieder in Spaltsätzen, bei Topikalisierung oder wFragen (Tallerman 1998): sy(dd) bei Subjektergänzung eines Kopulasatzes; a bei sonstiger Subjektergänzung, y/yr bei allen anderen Ergänzungen:
Mae’n amlwg bod Mair yn deall ‘Es ist deutlich, daß Mary versteht’.
Dyma’r dyn sy’n gwerthu ffrwythau ‘Das ist der Mann, der Obst verkauft’ (Subjektergänzung eines Kopulasatzes);
Mae hi’n gwybod na fyddaf yn dod ‘Sie weiß, daß ich nicht kommen wird’;
Hwn yw’r ci a achubodd y plentyn ‘Das ist der Hund, der das Kind rettete’ (Subjekt); Rhaid torri’r coed na ddygant ffrwyth ‘Die Bäume, die keine Früchte tragen, müssen gefällt werden’; Mi gredaf a welaf ‘Ich glaube, was ich sehe’ (Objekt);
In der Verneinung und den anderen Zeitformen folgt das Verb den entsprechenden Partikeln: Clywais nac wyt yn dod ‘Ich hörte, daß du nicht kommst’;
Credais yr oedd y tywydd yn braf ddoe ‘Ich dachte, daß Wetter sei gestern schön gewesen’. In der Emphase wird auf taw und mai zurückgegriffen (vgl. Konjunktion von bod). 5.10. Syntaktisches Verhalten der Verben Die Einteilung der Verben entsprechend ihrem syntaktischen Verhalten wird nach Thomos (1995, 491) in a) intransitive, b)
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10. Walisisch
transitive und in c) ergänzungsbedürftige Verben vorgenommen: Intransitive sind danach solche Verben, die keinerlei Ergänzung benötigen, z. B. marw ‘sterben’. Transitive sind solche Verben, denen ein Objekt folgt, wobei ein direktes gemeint ist. Einige Verben können beiden Gruppen angehören, z. B. bwyta ‘essen’. Alle anderen Verben benötigen Ergänzungen verschiedenster Art. Einige Verben können sowohl intransitiv als auch ergänzungbedürftig sein, z. B. aros ‘warten, bleiben’. Einige können transitiv und ergänzungsbedürftig sein, z. B. gweld ‘sehen’. Zu den ergänzungbedürftigen Verben zählen auch solche die ein obliques Objekt regieren, was nach P. W. Thomas (ibid., 560) ein präpositional angeschlossenes ist. A. R. Thomas (1992, 309) klassifiert letztere Verben als oblique transitiv, z. B. siarad aˆ … am ‘mit jemandem über etwas sprechen’; dweud wrth ‘sagen zu’. In Anlehnung an eine nicht-englisch-orientierte Beschreibung der Verben schlägt Heinz (2002) auf der Grundlage der syntaktischen Komplementierung folgende Einteilung vor: a) intransitive Verben (ohne Komplement), z. B. marw ‘sterben’, b) transitive Verben (nehmen direktes Objekt), z. B. adnabod ‘kennen’, c) präpositionale Verben (haben Präpositionen als Konnektoren zum Komplement), z. B. mynd at ‘zu jemandem gehen’, dal i ‘dabeibleiben’, d) Verben, die ‘zu ergänzen sind’ (haben yn als Konnektor; anschließend werden sie so wie ihr Basisverb ergänzt), e) Verben, die Adverbien zur Ergänzung haben, z. B. dodi yma ‘hier platzieren’, f) Verben, die Verben als Ergänzung haben, z. B. ymarfer nofio ‘schwimmen üben’, g) reflexive Verben, z. B. ymolchi ‘sich selbst waschen’. Reflexive Ausdrücke können auch rein syntaktisch betrachtet werden, da sie folgendermaßen umschrieben werden können: Ymolchodd y plant. ‘Die Kinder wuschen sich.’ ⫺ Golchodd y plant eu hunain. ‘Die Kinder wuschen sich selbst.’
6.
Tendenzen und Ausprägungen
Die dargestellten Phänomene sind aufgrund der gebotenen Kürze repräsentativ und verkürzt dargestellt. Zu vielen Aspekten der Sprache fehlen Forschungen und systematische Darstellungen, z. B. Lexikologie, Verbalsystem, Stilistik, Etymologie (vgl. Fife 1990, 8 ff.). Eine starke Wörterbuchproduktion zeigt das Bestreben lexikalischer Standardisierung. Fehlende systematische Darstellungen, z. B. in Lexikologie, zu undifferenzierte Darstellung des Verbal- und Nominalsystems oder Vereinfachungen der Syntax auf VSO deuten nicht nur auf eine noch ungenügende Gesamtdarstellung der Sprache, sondern konsequenterweise auch auf Defizite in der Sprachvermittlung und Sprachplanung (vgl. Heinz 2002). Beide müssen umfassender werden, wenn die Sprache entwickelt und den Anforderungen der sich schnell wandelnden gegenwärtigen Gesellschaft gerecht werden soll. Während produktive Derivation u. a. mit Hilfe von Präfixoiden, vgl. Augmentation, Nominalisierung, hohe Produktivität der Substantivderivation, Komposition im formalen, künstlerischen und Schriftgebrauch, eine Stärkung synthetischer Aspekte der Sprache darstellt, ebenso wie das Vorhandenseins nur eines bestimmten Artikels und die Neuaufnahme von Lauten in das Mutationssystem, gibt es zahlreiche Faktoren, die die Tendenz zur Analyse belegen. Dazu gehören der Wegfall der Deklination beim Substantiv; der schwindende Diminutiv; der Rückgang des Gebrauchs der synthetischen Verbformen (vgl. Plusquamperfekt, Konjunktiv) des Viertempussystems zugunsten eines differenzierten Tempus/Aspektsystems; die Tendenz zur Rahmenbildung bei Verbkonstruktionen, bei der Verneinung, bei Attributsätzen, beim Passiv, bei Objekten; der Wegfall der Partizipien bzw. die Möglichkeit, sie analytisch zu formen und nicht nur durch deverbale Adjektivderivationen; analytische Reflexiv-, Modal- und haben-Konstruktion u. a. Insgesamt wird der synthetische Sprachgebrauch (Wortbildung, Verbkonstruktionen) vor allem im funktionalen Bereich, wie z. B. im formalen,
306 künstlerischen und im Schriftgebrauch gestützt. Obwohl die Sprache flektierend ist, gibt es Zeichen der Agglutinierung. Obwohl die VS-X-Satzgliedstellung insbesondere bei Emphase zu modifizieren ist, kann Walisisch diesem Sprachtyp zugeordnet werden, da es auch andere Merkmale dieses Typus aufweist, wie z. B. flektierende Präpositionen zur Kongruenz zwischen den Satzgliedern, reduzierte Kongruenz zwischen Subjekt und finitem Verb im Numerus, Relativsatzbildung bei Satzgliedumstellung, und mögliche VS-X-Folge in Nebensätzen. Rezeptive Ansätze der Satzkonstruktion sind bei der Umstellung, wobei diese verbabhängig ist, vorhanden. Die Nachstellung von Attributen festigt jedoch den emissiven Typ. Dialekte sind deutlich ausgeprägt, zeigen aber quantitaiv und qualitativ verhältnismäßig wenig Variation (Thomas/Thomas 1989).
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Sabine Heinz, Berlin
308
II. Keltische Sprachen
11. Bretonisch 1.
Einleitung
Das Bretonische gehört zusammen mit dem Walisischen und dem (ausgestorbenen) Kornisch zu den P-keltischen Sprachen. Mit dem Ende der römischen Besatzung in Großbritannien kam auch das Ende des ursprünglichen gemeinsamen Britischen, welches sich in der darauffolgenden Zeit in seine Nachfolgersprachen aufspaltete. (Schmidt 1993). Durch das Vordringen der Angelsachsen nach Westen wurden die Briten im Südwesten Großbritanniens in die Enge getrieben, so daß sie teilweise über den Kanal in das Gebiet der heutigen Bretagne emigrierten. Allem Anschein nach gab es zwei Phasen der Emigration, eine frühere in der Mitte des 5. Jahrhunderts, eine weitere im 6. und 7. Jahrhundert (Lewis/Piette 1966). Der größte Teil der Emigranten stammt aus der Gegend des heutigen Cornwall und Devon bis zum Severn. Die Tatsache, daß wenig Menschen aus Wales emigrierten, kann dazu beigetragen haben, daß das Kornische generell dem Bretonischen näher stand als das Walisische. Historische Quellen (vgl. Gildas’ De Excidio Britanniae (ca. 540)) leiteten Jackson zu dem Schluß, daß die Immigration in der Bretagne „ungefähr zwischen 450 und 470“ stattgefunden haben muß (Jackson 1953, 14 f.). Einen Höhepunkt erreichte die Immigration in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Die Einwanderer brachten ihre (P)-keltische Sprache mit, die sich nun zum Bretonischen weiterentwickelte. Eine völlig andere Hypothese über die Ursprünge des Bretonischen stellt Falc’hun 1962 auf (s. a. Falc’hun 1963). Aufgrund von Variationen in der Akzentuierung ist Falc’hun der Meinung, daß das Bretonische eine Weiterentwicklung des Gallischen sein muß, welches in der Gegend des heutigen Vannetais (Südbretagne) gesprochen wurde. Er nimmt an, daß Gallisch zur Zeit der Einwanderung der Briten noch gesprochen wurde. Beide Sprachen (Britisch und Gallisch des 5. Jahrhunderts) waren sich nahe genug, um eine gegenseitige Verständigung
zu ermöglichen. (Falc’hun 1963, 428). Im Laufe der Zeit übernahmen die Immigranten dann das Gallische: „Il paraıˆt legitime, d’en induire que l’immigration bretonne dut y eˆtre ne´gligeable, et que le breton qu’on y parle est une continuation directe du gaulois sous sa forme la plus archaı¨que“ (p. 418). Humphreys (1992, 245) hält diese Theorie als „fairly generally accepted“, da es seiner Meinung nach unwahrscheinlich ist, daß das Gallische zur Zeit der britischen Immigration in der Bretagne schon völlig verschwunden sein soll. Dies umso mehr, als es seit jeher enge Kontakte zwischen Gallien und Britannien gegeben hatte (vgl. Whatmough 1970, 73). Auch Fleuriot 1980 unterstützt Falc’huns These. Er argumentiert dafür mit dem Argument, daß Gallisch und Britisch im Großen und Ganzen identisch seien (Fleuriot 1988, 224), wodurch sich die auffallenden Ähnlichkeiten des Bretonischen mit dem Walisischen und besonders mit dem Kornischen erklären lassen. Allerdings bleibt die Tatsache, daß besonders das Kornische dem Bretonischen nahe steht, das Walisische jedoch weiter entfernt ist, ungeklärt. Aufgrund der geringen Überlieferung gallischer sowie britischer Texte, ist das Argument Fleuriots, daß Gallisch und Britisch nahezu identisch waren, kaum nachprüfbar. Jackson (1967, 31) hingegen lehnt Falc’huns These ab, ebenso wie Ternes, der sie im Gegensatz zu Humphreys heute als allgemein nicht akzeptiert betrachtet (Ternes 1979, 214). Der Grund dafür sind die zahlreichen Parallelitäten des Bretonischen mit dem Walisischen und Kornischen. Weiterhin lassen sich die meisten Unterschiede des Bretonischen zu seinen Schwestersprachen anhand sprachhistorischer Entwicklungen aus dem Britischen erklären (Ternes 1992, 371; Russell 1995, 128). 1.1. Entwicklung des Bretonischen Die Entwicklung der Sprache der britischen Einwanderer in der Bretagne bis in unsere Zeit wird generell in drei (Lewis/Piette 1966) oder vier (Stephens 1993) Perioden
11. Bretonisch
eingeteilt. Archaisches Bretonisch (500⫺ 600) ist die früheste Stufe des Bretonischen als Nachfolgesprache des Britischen. Während der altbretonischen Periode (600⫺ 1000 oder 1100 AD, Russell 1995) beginnt das Bretonische sich deutlich vom Walisischen und Kornischen zu unterscheiden (Fleuriot/Fleuriot 1976). Dies wird deutlich durch den Schwund der britischen Endsilben und durch eine veränderte Satzkonstituentenstellung. Fleuriot sieht darin einen möglichen Kontakt der Bretonen mit Sprechern des (langsame verschwindenden) Gallischen. Aus der mittelbretonischen Zeit (1000⫺ 1650) sind zahlreiche Texte überliefert. Dabei handelt es sich neben Kirchenregistern vorwiegend um religiöse Dichtung, Beschreibungen der Leben von Heiligen, Mysterien- und Passionsspiele etc. Das erste Wörterbuch des Bretonischen, Iehan Lagadeucs Catholicon, wurde 1499 veröffentlicht. Zu dieser Zeit war die dialektale Zergliederung des Bretonischen schon weit vorangeschritten und entsprach in etwa der heutigen Aufteilung (Le Roux 1957, 16). Das Catholicon beispielsweise, wurde im Dialekt des westlichen Tregors verfaßt (Morlaix, nordwestliche Bretagne). Ab 1600 spricht man von modernem Bretonisch (Lewis/Piette 1966 setzen den Beginn des modernen Bretonischen etwas später mit Julien Maunoirs’ Le Sacre´ Colle`ge de Je´sus (1659) an). Ternes 1992, 374 beschreibt, daß die frühesten Dokumente mit einer graphemischen Differenzierung der Phoneme /x/ und /s/ durch c’h bzw. ch aus dieser Zeit stammen (Jackson 1967, 828). Ebenfalls von Bedeutung ist, daß mit dem modernen Bretonisch die Anlautmutationen (s. u.) auch in der geschriebenen Sprache regelmäßig auftauchen. Die Zahl der (muttersprachlichen) Sprecher des Bretonischen ist umstritten, da in den Zensus in der Bretagne nicht nach Sprache und Sprachgebrauch gefragt wird. Stephens (1979, 181) zitiert einen Artikel der westfranzösischen Tageszeitung „Le Te´le´gramme de Brest“ vom Februar 1974, der berichtet, daß 44 % der 1.500.000 Einwohner der Westbretagne in der Lage seien, auf Bretonisch zu kommunizieren, darunter je-
309 doch so gut wie keine Kinder. Ähnliche Zahlen liefert Morvannou (1980, 69). Dagegen spricht Press (1986, 1) von nur 50.000 bis 100.000 Sprechern, die das Bretonische im Alltag verwenden. Diese Angaben lassen sich auch auf eine unterschiedliche Definition, wie gut Bretonisch von jemandem beherrscht und wie oft es verwendet werden muß, bevor der- oder diejenige als Bretonischsprecher gezählt wird, zurückführen. Broudic (1991; cf. auch Broudic 1987 und 1995) berichtet von zahlreichen inoffiziellen Befragungen in kleinem Rahmen, die durchgeführt wurden, um genaue Angaben über die Anzahl der Sprecher des Bretonischen zu erhalten. Jedesmal wurden wenige Informanten (unter 1.000) befragt, um die Gesamtzahl zu extrapolieren. Broudic (1991, 31) kommt somit auf ca. 660.000 Menschen (55 % der Gesamtbevölkerung der Bretagne), die das Bretonische verstehen und 250.000 (21 %), die es sprechen. Ca. 125.000 Menschen (10.5 %) sind seinen Untersuchungen zufolge in der Lage, Bretonisch zu lesen aber nur 55.000 (4.5 %) können es auch schreiben. In der Regel leben die Bretonischsprecher in kleinen Städten bzw. ländlichen Gebieten (Broudic 1991, 41), vor allem in den nordwestlichen De´partements Coˆtes d’Armor und Finiste`re. Die meisten sind bereits über 40 Jahre alt (84 %, p. 35) und haben eine geringe Ausbildung (p. 38, aufgrund der kleinen Zahl der Befragten sind Broudics Umfragen jedoch nicht unbedingt repräsentativ). In der Regel ist es eher die ältere Generation, die noch Bretonisch spricht (Humphreys 1993, 630). Viele Sprecher des Bretonischen betrachten ihre eigene Muttersprache als minderwertig und verwenden sie daher ausschließlich innerhalb der Familie. Gespräche mit Fremden werden fast immer auf Französisch geführt, oft selbst auch dann, wenn die Sprecher auf Bretonisch angeredet werden (Humphreys 1993, 632). Diese Sicht der eigenen Sprache läßt sich nur historisch begründen und kann hier nicht näher berücksichtigt werden (cf. Broudic 1997). Das geringe Ansehen des Bretonischen unter seinen Sprechern ist auch ein Grund dafür,
310 daß es keine monoglotten Bretonischsprecher mehr gibt. Nicht zuletzt hat die NichtAnerkennung des Bretonischen durch den französischen Staat es für die Bevölkerung unabdingbar gemacht, französisch zu lernen und zu verwenden. Heute ist das Bretonische in einer komplizierten Situation. Kultureller (und politischer) Druck hat es zugunsten des Französischen an den Rand des öffentlichen Lebens gedrückt. Auch ermutigt der Mangel eines Standards für die geschriebene Sprache, die auch von Schriftstellern anerkannt werden könnte, nicht gerade den Gebrauch des Bretonischen auf einer überregionalen Ebene. Der niedrige Stellenwert des Bretonischen bei vielen Muttersprachlern hat bereits seit mindestens zwei Generationen dazu geführt, daß viele bretonischsprachige Eltern mit ihren Kindern ausschließlich französisch sprechen. Die Sprachbewegung dagegen ist sehr stark von nicht-muttersprachlichen Enthusiasten geprägt. In jüngster Zeit ist eine starke Bewegung (Div Yezh, „zwei Sprachen“) entstanden, die versucht das Bretonische als zweite Unterrichtsprache an öffentlichen Schulen einzuführen. Das Entstehen eines Sprachstandard wird durch die Existenz mindestens zweier Orthographiesysteme, die miteinander konkurrieren (eine Übersicht über die Entwicklung der bretonischen Orthographien gibt Jackson 1967, 825 ff.) nicht unbedingt gefördert: Die Orthographe Unifie´e (auch Peurunvan oder Zedacheg genannt) wurde im Jahre 1941 entwickelt und ist heute die am meisten verbreitete Orthographie des Bretonischen. Den wichtigsten phonologischen Unterschied zwischen Gwenedeg (Gw, s. unten) einerseits und Kerneveg, Leoneg und Tregerieg (KLT) andererseits, das Britische /t/ (nach Vokalen oder Liquiden) welches im Gw als [h], sonst als [z] realisiert wird, wird durch das notorische -zh- bezeichnet, welches zu dem Spitznamen Zedacheg dieses Orthographiesystems geführt hat. Diese Rechtschreibung basiert auf dem Dialekt von Leon, hat aber den Anspruch, alle Varietäten gleichermaßen wiedergeben zu können.
II. Keltische Sprachen
Die Orthographe Universitaire (auch unter der Bezeichnung Skolveurieg oder Falc’huneg nach seinem Erfinder bekannt) wurde 1953 von Franc¸ois Falc’hun entwickelt, um die Schreibung in „clearer conformity with pronunciation“ zu bringen. Auch diese Orthographiekonvention basiert auf dem Dialekt von Leon (Falc’hun 1955; Jackson 1967, 630). Die ursprüngliche Absicht des Skolveurieg war, den Lernenden der Sprache die phonetisch/phonologischen Gegebenheiten des Bretonischen näher zu bringen, da das oben erwähnte Peurunvan nicht alle phonologischen Merkmale ausdrückt. Jedoch ist auch Skolveurieg nicht frei von Unzulänglichkeiten. So werden beispielsweise die stimmhaft gewordenen Auslautskonsonanten vor folgenden vokalischen anlautenden Wörtern nicht bezeichnet (Jackson 1967, 831). Peurunvan ist heute das am häufigsten verwendete Orthographiesystem, und wird in der Regel auch im Sprachunterricht eingesetzt. Im Unterschied zu anderen Sprachen, in denen verschiedene orthographische Systeme verwendet werden, um linguistische Varietäten darstellen zu können (dialektal, diatopisch, soziolinguistisch) haben alle bretonischen Orthographiesysteme den Anspruch, alle dialektalen Varietäten darstellen zu können, insbesondere die stark differierenden Dialekte des Vannetais (Gwenedeg) in Opposition zu Kerneveg, Leoneg und Tregerieg (die Schwächen der beiden Orthographien werden ausführlich in Hewitt 1986/7 diskutiert). Der Gebrauch des einen oder anderen Systems ist jedoch nicht linguistisch, sondern durch politische Einstellung motiviert. Ternes (1992, 384) beschreibt dies folgendermaßen: A Breton writer chooses an orthography not for linguistic reasons, but on the basis of his or her political persuasions. 1.2. Dialektale Varietäten Bretonisch wird in der Regel in vier Dialekte geteilt, die nach den vier alten westbretonischen Diözesen benannt sind, deren Gebiete ungefähr der Ausbreitung der Dialekte entsprechen (Jackson 1967, 16 f.; He-
311
11. Bretonisch
mon 1975, 2): Kerneveg im Bro Gerne (Französisch Cornouaille), Leoneg im Bro Leon (Le´on), Tregerieg im Bro Dreger (Tre´gor), und Gwenedeg im Bro Wened (Vannetais). Leoneg (Französisch le´onard) wird im Nordwesten der Bretagne gesprochen (im Norden des De´partment Finiste`re), während Tregerieg (tre´gorois hauptsächlich im De´partment Coˆtes d’Armor gesprochen wird. Kerneveg (cornouaillais) findet sich im Landesinneren der westlichen Bretagne, südlich der Gebiete von Leoneg and Tregerieg; Gwenedeg (vannetais) ist auf den Süden beschränkt (Department Morbihan). Eine fünfte Varietät (Gouelou, gesprochen an der Ostküste des Tregor, nördlich von Saint-Brieuc), wird von einigen Autoren differenziert. Jackson (1967, 17) behandelt das Gouelou jedoch als Subvarietät des Tregerieg. Weiterhin faßt er Tregerieg und Kerneveg als einen „zentralen Dialekt“ zusammen (p. 20), da sie im Gegensatz der „well-defined areas of Le´onais and Vannetais“ einige Eigenschaften teilen. Kerneveg bildet einen weniger einheitlichen Dialekt. Jackson zufolge handelt es sich nicht um eine linguistische Einheit (p. 20). Sehr oft wird Kerneveg, Leoneg und Tregerieg als eine Dialektgruppe gegenüber dem Gwenedeg zusammengefaßt. Favereau (1997, 15) differenziert die Bretonischen Varietäten viel feiner, und definiert 15 Varietäten (s. a. Sprachatlas der Bretagne (Le Roux 1924⫺ 1963) und Falc’hun 1950). Sehr viele linguistische Untersuchungen des Bretonischen beschränken sich entweder auf die KLT oder auf die Gw Gruppe, da es keinerlei verbindende Standards gibt. Ternes (1992, 378) führt dies auch darauf zurück, daß es im Bretonischen nie ein standardgebendes Werk gab, vergleichbar beispiels-
weise mit der ersten Übersetzung der Bibel ins Walisische 1588 für das Kymrische. Ohne von einem Standard, von dem sich Abweichungen feststellen ließen, ausgehen zu können, skizziere ich im folgenden die typologischen Merkmale, die in allen Hauptvarietäten des Bretonischen Gwenedeg und Leoneg, Tregerieg sowie Kerneveg auftreten (vgl. auch Ternes 1979 zu einer Übersicht der typologischen Unterschiede von Bretonisch und den anderen Inselkeltischen Sprachen).
2.
Typologische Merkmale
2.1. Phonologie Obwohl sich die beiden Hauptgruppen des Bretonischen phonologisch sich stark unterscheiden, kann an dieser Stelle einiges gesagt werden, was verallgemeinert sowohl für KLT als auch für Gw gilt. Bretonisch ist die einzige inselkeltische Sprache, welche die Phoneme /y/ und /œ/ kennt. Es besitzt acht vokalische Phoneme, von denen einige auch nasaliert in auftreten, eine weitere Eigenschaft, die das Bretonische von den anderen inselkeltischen Sprachen trennt. Die Vokallänge ist teilweise phonemisch, unbetonte Vokale tendieren jedoch dazu, kurz realisiert zu werden. Verallgemeinernd kann das Vokalsystem folgendermaßen dargestellt werden (ohne Berücksichtigung der Vokalquantität, cf. Press 1986, 24 and Guillevic/Le Goff 1986, 1 f.) (s. Tab. 11.1). Zu diesem Vokalsystem kommen noch einige Diphthonge und Triphthonge, die jedoch nicht nur in jedem Dialekt anders sind, sondern deren phonologischer Status auch nicht von allen Autoren gleich gewertet wird.
Tab. 11.1 unnasalierte Vokale
oben zentral unten
vorne
Mitte
hinten
i e i
y ø œ a
u o ω
nasalierte Vokale
oben zentral unten
vorne
Mitte
hinten
˜ı e˜ i˜
y˜
u˜ o˜
œ˜ a˜
312
II. Keltische Sprachen
Tab. 11.2
bilabial
Plosive
Nasale
b p
m
labiodental dental
d t
palatal velar
n M
g k
n
laryngal
Fricative Laterale Vibranten Halbkonsonanten w f v z s z s ¥ x h
l l
r j
Tab. 11.3 isoliert bras yaouank n’eo ket
vor vokalischem Anlaut /bra5s/ „groß“ /jcua˜nk/ „jung“ /nekit/ „es ist nicht (so)“
bras eo yaouank int n’eo ket an ti-se
Das Konsonantensystem der bretonischen Dialekte ist noch unterschiedlicher, es umfaßt folgende Phoneme (im Falle einer Differenzierung stimmhaft/stimmlos, ist das stimmlose Phonem unter sein stimmhaftes Äquivalent gesetzt) (s. Tab. 11.2). Der Kontakt mit dem Französischen ist in der bretonischen Phonologie unübersehbar. Es treten nicht nur die oben erwähnten Phoneme, die in sonst keiner inselkeltischen Sprache vorkommen, auf, sondern es lassen sich auch wortübergreifende phonologische Phänomene beobachten (vgl. liaison). So werden stimmhafte Konsonanten im Auslaut vor vokalisch anlautenden in der Regel stimmhaft (s. Tab. 11.3). Obwohl der – synchron betrachtete – Grund der Mutationen nicht nur phonologisch ist, müssen die Resultate der Anlautmutationen auf der phonologischen Ebene diskutiert werden. Ursprünglich waren phonetische Umgebungen der Auslöser der Mutationen. Jedoch sind diese Umgebungen längst geschwunden, die daraus bedingten Veränderungen haben sich gehalten, und sind somit morpho-syntaktisch konditionierte Anlautveränderungen geworden. Heute werden die meisten Mutationen durch
/bra5z e/ „es ist groß“ /jcua˜ng int/ „sie sind jung“ /nekid a˜n ti5ze/ „es ist nicht jenes Haus“
Präpositionen, Possessivpronomen oder syntaktische Funktionsstellungen hervorgerufen. Die meisten Regeln treffen in allen Dialekten zu. Deswegen und wegen der verschiedenen orthographischen Systeme (nicht alle Mutationen werden in allen Orthographiesystem identisch oder überhaupt geschrieben) sowie wegen unterschiedlichen linguistischen Sichtweisen findet man einige Abweichungen von einer „Standardmutationstabelle“. Grammatiken und Lehrbücher enthalten ähnliche jedoch nicht gleiche Mutationsschemata (Hardie 1948; Hemon 1958; Gros 1970; Morvannou 1975; Desbordes 1983, 9 ff.; Le Du 1986; 437 ff. oder Tre´pos 1968). Die folgende Tabelle stammt aus Press 1986, 43. Sie hat den Vorteil, daß sie auch die Mutationen zeigt, die phonologisch existieren, aber in keiner der orthographischen Konventionen ausgedrückt wird (die Tabelle 11.4 zeigt die phonologischen Werte, in Einzelfällen auch die häufigste graphemische Entsprechung in spitzen Klammern „* +“). 2.2. Morphologie Bretonisch hat einige morphologische Merkmale, die so in anderen (nicht-inselkeltischen) indogermanischen Sprachen nicht zu
313
11. Bretonisch Tab. 11.4
nicht geschrieben
geschrieben
Grundform (Fortis)
Lenition (Soft Mutation) (Lenis)
Aspiration (Aspirated Mutation) (Lenis)
p t k b d g gw m
b d g v z ¥ *c’h+ w v
vh *ƒ+ z ¥ *c’h+
ƒ s s *ch+ x *c’h+ rj *r+ jl *l+ nj *n+
vh *ƒ+ z *s+ z *ch+ ¥ *c’h+ r l n
p t k kw
finden sind. So werden im Bretonischen (wie auch in den anderen inselkeltischen Sprachen) Präpositionen, die nicht vor einem Substantiv stehen, nach Person und Numerus, in der 3. Person Singular auch nach Genus, flektiert: Tab. 11.5 Grundform 1 SG 2 SG 3 SG M 3 SG F 1 PL 2 PL 3 PL
a ac’hanon ac’hanout anezhan˜ anezhi ac’hanomp ac’hanoc’h anezho
Provektion (Strong Mutation) (Fortis)
„von“ „von mir“ „von dir“ „von ihm“ „von ihr“ „von uns“ „von euch“ „von ihnen“
Seit Beginn der bretonischen Grammatikschreibung wird dem Bretonischen ein neuer, nicht vom Indogermanischen ererbter Dual unterstellt. Dieser wird durch Präfigierung der Kardinalzahl „zwei“ daou (feminin: di(v)) gebildet. M. E. jedoch muß ein Dual ein Numerus in komplementärer Verteilung zu anderen Numeri sein, da ein zählbarer Gegenstand nicht gleichzeitig zweifach und mehrfach (größer als zwei) existieren kann. Der Bretonische Dual erfüllt diese Bedingung jedoch nicht, da Substantive im „Dual“ außerdem noch ein Pluralmorphem erhalten können:
(1)
lagad daoulagad lagadou` daoulagadou`
(Mixed Mutation)
v t ¥ *c’h+ w v
„Auge“ „zwei Augen“ „Augen“ „[zwei Augen]-PL“
Meiner Meinung nach werden die daou-/divPräfixe Derivationsmorpheme mit der Bedeutung „ein Paar von“ anstelle einer Zweizahl, die Duale beispielsweise in älteren Stadien indogermanischer Sprachen oder in semitischen Sprachen ausdrücken, verwendet. Dies kann weiter dadurch begründet werden, daß diese Präfixe nicht produktiv sind und sich fast ausschließlich auf paarweise auftretende Körperteile beziehen (Heinecke 2002). Ein weiteres Merkmal (ebenso im Walisischen und Altirischen zu finden) sind die Kardinalzahlen „zwei“, „drei“ und „vier“, die mit dem Genus des qualifizierten Substantivs (immer im Singular) kongruieren: (2)
daou baotr tri faotr pevar faotr div verc’h teir merc’h peder merc’h
„zwei Jungen“ „drei Jungen“ „vier Jungen“ „zwei Mädchen“ „drei Mädchen“ „vier Mädchen“
Bretonisch ist jedoch typologisch gesehen nicht in allen Aspekten den anderen inselkeltischen Sprachen ähnlich. Von syntakti-
314
II. Keltische Sprachen
schen Eigenarten abgesehen (s. u.) ist Bretonisch die einzige inselkeltische Sprache, die sowohl einen definiten als auch einen indefiniten Artikel besitzt. Beide Artikel kongruieren nicht bezüglich Numerus, Genus oder Kasus (morphologischer Kasus ist auch in der Substantivflexion nicht mehr vorhanden). Allerdings treten phonologische Varianten auf: In Abhängigkeit des Anlauts des folgenden Substantivs verändert sich die Form der Artikel: (3)
ur verc’h un den ul loen ar verc’h an den al loen
„ein Mädchen“ „ein Mann“ „ein Tier“ „das Mädchen“ „der Mann“ „das Tier“
In einem weiteren Punkt steht das Bretonische typologisch isoliert von seinen Schwestersprachen: Statt der in den keltischen Sprachen üblichen „bei mir ist“-Konstruktion hat das Bretonische ein eigenes Verb entwickelt, um Possessionsverhältnisse auszudrücken. Analog zum französischen avoir wird im Bretonischen endevout (als Infinitiv wird auch kaout verwendet) auch als Auxiliar für Vorzeitigkeit in periphrastischen Verbformen verwendet (Heinecke 1999, 239 ff.). Endevout unterscheidet sich jedoch noch deutlich von der sonst relativ regelmäßigen Flektion der Verben (historisch hat sich auch das bretonische Verb endevout aus der „bei mir ist“-Konstruktion entwickelt): Tab. 11.5
1 SG 2 SG 3 SG M 3 SG F 1 PL 2 PL 3 PL IMPS
Präsens
Perfektives Präteritum
am eus ac’h eus, az peus en deus he deus hon eus hoc’h eus o deus ez eus
am boe az poe en devoe he devoe hor boe ho poe o devoe e voe
In der 2. Person Singular ist az peus heute gebräuchlicher, ac’h eus steht stilistisch höher (Press 1986, 142 und Desbordes 1983, 63).
Wie oben bereits angedeutet, wird endevout auch als Auxilar in periphrastischen Tempusformen zusammen mit dem Partizip (transitiver Verben) verwendet, um Vorzeitigkeit auszudrücken (intransitive Verben verwenden bezan˜ „sein“ als Auxiliar). Dieses Verhalten ist verbreitet in anderen westeuropäischen Sprachen (z. B. dt. er hat getrunken, engl. he has eaten, frz. il a mange´), jedoch nicht in den anderen inselkeltischen Sprachen. Das Perfekt (Vorgegenwartstempus) tendiert dazu, das Perfektive Präteritum zumindestens in der gesprochenen Sprache abzulösen. Weiterhin haben sich „doppelte Formen“ gebildet, die als Auxilar eine flektierte Form von endevout/bezan˜ zusammen mit deren Partizip bet verwenden: (4)
Dec’h en deus Yann gestern haben-3SG-MASK Yann gwelet Mona. sehen-PART Mona „Gestern hat Yann Mona gesehen.“
(5)
N’ am-oa ket NEG haben-PRÄTIF-1SG NEG bet gwelet ar sort-se sein-PART sehen-PART DEF so c’hoaz. einmal „Ich hatte nie (zuvor) solche Leute gesehen.“
2.3. Syntax Im Unterschied zu allen anderen inselkeltischen Sprachen erscheint das Bretonische heute als Verbzweit-Sprache. Hinsichtlich früher Stadien des Bretonischen (und seiner Vorgängersprache Britisch) ist dies eine Innovation, die z. B. das Walisische nicht aufweisen kann. Letzteres ist noch eine mit Verbinitial-Sprache (vgl. Watkins 1987 und auch Russell 1995, 297 sowie Fife/Poppe 1991 bezüglich eine dem Bretonischen ähnlichen Entwicklung im Kornischen). (6)
Ar paotr a DEF Junge PRT zo kren˜v. sein-PRÄS-3SG-REL stark „Der Junge ist kräftig.“
(7)
Yann a wel ar c’hi. Yann PRT sehen-PRÄS DEF Hund „Yann sieht den Hund.“
315
11. Bretonisch
Darüber, ob Bretonisch noch als Verbinitial-Sprache („VS[O]“) klassifiziert werden soll oder schon als Verbmedial-Sprache („SV[O]“) herrscht Uneinigkeit (cf. Timm 1991 und Delanoy 1990). Genauso, wie das Subjekt an erster Stelle auftreten kann, kann auch das Objekt in dieser Position erscheinen (Thematisierung, Urien/Denez 1979/80, 290). Favereau (1997, 290) betrachtet die VS[O]-Struktur noch als die Grundlegendere. Nur neue Information (im Gegensatz zu gegebener Information) kann dem Verb vorangehen. Letzteres muß dann mit einer „Verbalpartikel“ e(z)/ec’h/eh eingeleitet werden: A(djektiv)/Adverb ⫹ e ⫹ V (⫹ S ⫹ O). (8)
Berr eo an devezhiou` kurz sein-PRÄS DEF Tag-PL breman˜. jetzt „Die Tage sind jetzt kurz.“
(9)
Sirius e oant. ernst PRT sein-PRÄTIF „Sie waren ernst.“
Die Verbalpartikel a, die Lenition am folgenden Verb verursacht und grundsätzlich zwischen dem Subjekt oder Objekt und dem Verb (in SV[O]- und OVS-Konstruktionen) steht, ist historisch gesehen ein Relativpronomen und wird auch noch als solches verwendet. Nach dieser Verbalpartikel kongruiert das Verb nicht mit dem syntaktischen Subjekt, sondern erscheint in der 3. Person Singular: (10) Ar baotred a DEF⫹SM SM-Junge-PL PRT⫹SM wel al levr. SM-sehen-PRÄS-3SG DEF Buch „Die Jungen sehen das Buch.“ („Die Jungen [sind es], der das Buch sieht.“) (11) Me a wel. ich PRT⫹SM SM-sehen-PRÄS-3SG „Ich sehe (es).“ („Ich [bin es], der (es) sieht.“) Die Partikel a kann auch, wie bereits angedeutet, verwendet werden, um das Objekt in rhematische Position zu bringen:
(12) Brezhoneg a Bretonisch PRT⫹SM gomzan. SM-sprechen-PRÄS-1SG „Ich spreche Bretonisch.“ In negativen Sätzen findet sich jedoch Kongruenz zwischen realem Subjekt und Verb (cf. Favereau 1997, 309): (13) Ar baotred ne DEF⫹SM SM-Junge-PL NEG⫹SM welont ket al SM-sehen-PRÄS-3PL NEG DEF levr. Buch „Die Jungen sehen das Buch nicht.“ (14) Me ne welan ich NEG⫹SM SM-sehen-PRÄS-1SG ket. NEG „Ich sehe (es) nicht.“ Sehr häufig finden sich im Bretonischen auch syntaktische Konstruktionen mit dem Auxiliar ober „machen, tun“ in einem periphrastischen Verb. Hierbei steht das Vollverb in Initialposition: (15) Diskin˜ a lernen-INF PRT⫹SM rae ar SM-machen-PRÄTIF-3SG DEF⫹SM vugale gante. SM-Kinder von-ihnen „Die Kinder lernten von ihm.“ (Favereau 1997, 301) Schließlich gibt es auch die „inselkeltische“ Wortstellung, d. h. ein flektiertes, satzinitiales Verb. Diese Konstruktionen ist im Bretonischen allerdings – bedingt durch die Existenz anderer Möglichkeiten – seltener als in den übrigen inselkeltischen Sprachen und fast ausschließlich auf negierte Sätze beschränkt. (16) ne gousk ket NEG⫹SM SM-schlafen-PRÄS NEG ar baotred. DEF⫹SM SM-Junge-PL „Die Jungen schlafen nicht.“ Negierte Sätze, in denen das Subjekt vor dem Verb steht, sind die einzigen Beispiele,
316 in denen das Verb mit dem (nicht pronominalen) Subjekt im Numerus kongruiert: (17) Nann, an traou`-se n’int nein, DEF Sachen-DEM NEG ket mat. sein-PRÄS-3PL NEG gut „nein, die Lage ist nicht gut“ In allen anderen Fällen steht das Verb (bei nicht-pronominalen) Subjekt in der 3. Singular: (18) Mat eo an gut sein-PRÄS-3SG DEF traou`. Sachen-DEM „nein, die Lage ist nicht gut“ Adjektive folgen in der Regel dem Substantiv, welches sie modifizieren. Ebenso folgt in Genitivverbindungen der Genitiv dem Kopf, wobei ein definiter „Genitiv“ (mit Artikeln, Possessiva oder ein Eigennamen) die gesamte Konstruktion definit macht: (19) an ti ruz DEF Haus rot „das rote Haus“ (20) ti ma Haus POSS-1SG⫹AM zud kozh AM-Großeltern „das Haus meiner Großeltern“ Da die Verbalpartikel von Subjekt- bzw. Objektprominenten Sätzen bzw. das Relativpronomen formal identisch sind, sind sie nicht immer leicht zu identifizieren. (Denez 1973/4). Die einzige Möglichkeit Relativsätze von Thematisierungen (wie in den Beispielen 10, 11, 12 und 15) zu differenzieren, bieten Subordinationen: (21) Houman˜ ’oa dies sein-PRÄTIF-3SG ur gomz a INDEF⫹SM SM-Wort REL⫹SM gomprenent mat. SM-verstehen-PRÄTIF gut „Das waren die einzigen Worte, die sie verstanden.“
II. Keltische Sprachen
(22) An hini a boanio DEF DEM REL⫹SM SM-bemühen a c’honezo. PRT⫹SM SM ⫺ gewinnen-3SG-FUT „Der, der sich bemüht, wird Erfolg haben.“ Temporale und lokale Subordinationen werden mit ma eingeleitet: (23) Un deiz ma oa ein Tag SUB sein-PRÄTIF-3SG e dad o POSS-3SG⫹SM SM-Vater IMPF lemman˜ e schärfen POSS-3SG⫹SM gontell, SM-Messer … „Den Tag, als sein Vater am Schärfen seines Messers war, …“ (24) an ti ma oa DEF Haus SUB sein-PRÄTIF bet ganet. sein-PART geboren „Das Haus, in dem er geboren wurde.“
3.
Phonologische Variation
Dialektale Varietäten des Bretonischen sind bislang noch nicht eingehend untersucht worden. Von phonetischen oder phonologischen Untersuchungen abgesehen, gibt es so gut wie keine Studien zur Morphologie. Auch die Syntax der Dialekte ist weitgehend unbeobachtet, vorliegende syntaktische Untersuchungen beschränken sich auf den auf dem Leoneg basierenden „Standard“. Am deutlichsten unterscheidet sich die Varität des Bro Gwened vom Leoneg. Die geographisch dazwischen liegenden Gebiete (besonders Kerneveg) haben Gemeinsamkeiten mit beiden Extremen (Wmffre 1998): Varietäten des Kerneveg (Timm 1984, 124 und Wmffre 1998, 4 ff.) (s. Tab. 11.6). Stimmlose Nasale und Liquide sind, wie Timm und Wmffre bestätigen, nur Allophone, da sie auf eine bestimmte phonetische Umgebung beschränkt sind (cf. Timm 1984, 132 bezgl. der phonologischen Unterscheidung zwischen /m/ und /m j /). Das gleiche gilt für die Varianten von w und j.
317
11. Bretonisch Tab. 11.6
bilabial
Plosive und Affrikate
Nasale
b p
m (m j)
Frikative
d t D o g
alveo-palatal dorso-velar
Halbkonsonanten (w¨)
f v z s z s
labiodental dento-palatal
Liquide
n (nj ) M
l (lj)
j (jj)
n w x
k (wj )
R
uvular glottal
h
Tab. 11.7
bilabial
Plosive und Affrikaten
Nasale
b p
m
labiodental dental palatal velar
d t D o g k
n M
Frikative
Laterale
Vibranten
Halbkonsonanten w
f v z, d s z s
l l
r j
n
laryngal
x h
Die funktionale Belastung der beiden Phoneme /x/ und /h/) ist sehr gering (d. h. auf wenige Minimalpaare beschränkt). Die Phoneme /d/, /g/ und /D/ (ebenso ihre stimmlosen Gegenstücke /t/, /k/ und /o/) können in gewissen Umgebungen, abhängig vom phonetischen Kontext, variieren (Timm, 136) nennt dieses Phänomen „alternations“): (25) /t ⬃ o ⬃ k/: /tfn ⬃ ofn ⬃ kfn/ (ken, „so wie“ (Komparation)) /tik ⬃ kik ⬃ oik ⬃ oio/ (kig „Fleisch“) Solche Alternationen treten nicht auf, wenn die phonologische Differenzierung relevant ist: /ti/ „Haus“ alterniert nicht mit /oi/ da /ki/ „Hund“ bereits mit /oi/ variiert.
Das Gwenedeg besitzt das folgende Phonemsystem (Le Besco 1992, 94 ff.) (s. o. Tab. 11.7). McKenna (1988) führt das Phonem /d/ in seiner Beschreibung des Gwenedeg der Stadt Gue´mene´-sur-Scorff nicht auf. Auch in der Studie des Bretonischen der Iˆle-deGroix (1970) und der Beschreibung der Varietät von Plouharnel (Hammer 1969) wird es nicht erwähnt. Ternes differenziert jedoch im Unterschied zu McKenna und Hammer zwischen /l/ and / l /. Im Gegensatz zu den Varietäten des Leon (s. o.) weist das Gwenedeg mehr Vokalphoneme auf (s. Tab. 11.8). Über den phonologischen Status der Diphthonge herrscht Uneinigkeit. Dies ist
318
II. Keltische Sprachen
Tab. 11.8
oben zentral unten
unnasalierte Vokale
nasalierte Vokale
vorne
Mitte
hinten
vorne
i e ø
y e a
u o
(26) Gwenedeg /bre1ho6neg/ /dimerh/ /sex/ /ex/ /-eh/
Kerneveg
e˜
zentral unten
Leoneg
/bre1zo6neg/ /dimœrz/ /sejz/ /sez/ /ejz/ /ez/ /-ez/
Mitte
hinten c˜
a˜
Bedeutung „Bretonisch“ „Dienstag“ „sieben“ „acht“ (Derivationssuffix)
jedoch weniger ein Problem aus dialektologischer Sicht, sondern aus theoretischer Definition eines Diphthongs. Verschiedene linguistische Schulen in der Beschreibung der bretonischen Varietäten führen zu einer verschiedenen Klassifikation der phonologischen Phänomene zweier aufeinanderfolgender Vokalphoneme. Die Unterschiede, die in den Beschreibungen der Varietäten des Gwenedeg von Hammer, Ternes und McKenna bezüglich der Diphthonge auftreten, sind jedoch durch die Unterschiede innerhalb des Gwenedeg bedingt. So konstatiert Hammer 1969, 9 nur zwei phonemische Diphthonge (/ao/ und /ea/) in Plouharnel, während Ternes ein deutlich komplexeres System für die Iˆle-de-Groix beschreibt:
Tab. 11.10
ei, e˜i
eo, e˜o øy øo ou ai (ao, a˜o)
Der auffallendsten phonologische Unterschied zwischen Gwenedeg und Leoneg (die anderen Dialekte verhalten sich uneinheitlich) ist der Reflex des britischen /*t/ (> /u/ > /h, z/), welches im Leoneg in der Regel ein /z/ geworden ist, im Gwenedeg aber einem /h/ entspricht (s. o. Beispiel (26). Ein weiteres Charakteristikum der südlichen Varietäten des Bretonischen ist eine Palatalisation des /sk/ (Leoneg) zu /s/ (McKenna 1988, 63; Le Besco 1992, 224 u. a.):
Tab. 11.9
ea
eo
ea˜ ea6 eo6 ei øy ou ae McKenna (1988, 20 f.) findet im Gwenedeg von Gue´mene´ eine ähnliche Vielfalt von Diphthongen wie Ternes (meine Übertragung in das Alphabet der International Phonetic Association (IPA)):
(27) Gwenedeg
Leoneg
Bedeutung
/pisi/
/pœs ket/
„ihr habt nicht“
Dies gilt auch für die Plosive /g, k/, die im Leoneg in allen phonetischen Umgebungen vorkommen, im Gwenedeg jedoch palatalisiert werden (s. Beispiel (28). Zu der Opposition stimmhaft vs. stimmlos kommt im Tregerieg noch eine lenis-Variante der stimmlosen Frikative, die bei der Aspiration einsetzt („Ne´o-Le´nition“):
319
11. Bretonisch (28) Gwenedeg
Kerneveg
/tsømid/ /oyhed/ /oeD, oiD/ /e Dwele/
(29) Tregerieg /ma /ma /ma
f˚enn/ s˚ad/ x˚ as/
Leoneg
Bedeutung
/keme˜nt/ /kyzet/ /kig/ /ar gwele/
„so viel (wie)“ „versteckt“ „Fleisch“ „das Bett“
Leoneg
Bedeutung
/ma fenn/ /ma sad/ /ma xas/
„mein Kopf“ „mein Vater“ „meine Katze“
Generell wird in der gesprochenen Sprache viel reduziert und kontraktiert. Insbesondere Partikel werden oft nicht artikuliert (von einer verursachten Mutation abgesehen): (30) an de’ [ma] oa DEF Tag [SUB] sein-PRÄTIF-3SG bet prenet. sein-PRTZ kaufen-PRTZ „der Tag, an dem es gekauft wurde.“ (31) me [a] zo skuizh. ich [PRT] sein-PRÄS-3SG müde „ich bin müde.“
4.
Morphologische Variation
Die morphologische Variation ist nicht so weitgehend wie die oben beschriebene phonologische Variation. Einige morphologische Varianten lassen sich auch als phonologische Varianten beschreiben. So zum Beispiel der (nur synchron gesehen) andere Stamm des Verbes mont „gehen“ im Kerneveg. Die finiten Formen haben dort ein initiales /h-/ (Timm 1987, 280; Wmffre 1998 und Favereau 1997, 201): Tab. 11.11 mont
Kerneveg
andere Varietäten
Präsens 1 SG 2 SG 3 SG 1 PL 2 PL 3 PL
/hin/ /his/ /he/ /him(p)/ /hix/ /hin˜(cˇ)/, /hin(k)/
/an/, /a˜ / /iz/ /a/ /imp/ /it/ /int/
Ebenso verhalten sich die finiten Formen des Verbs dont „kommen“ im Kerneveg: Sie haben ein initiales /t-/ anstelle des (unmutierten) /d-/ der anderen Dialekte. Beide können auch als das Ergebnis einer idiosynchratischen Mutation (Provektion) betrachtet werden, die es in dieser Form in den anderen bretonischen Varietäten nicht gibt. Tab. 11.12 dont
Kerneveg
andere Varietäten
Präsens 1 SG 2 SG 3 SG 1 PL 2 PL 3 PL
/ta˜w/ /tis/ /ta/ /tem(p)/ /tit/ /tcjn˜(cˇ))/, /tcjn(k)/
/døa˜ / /døiz/ /dø/ /døimp/ /døit/ /døint/
Die Mutationsschemata der bretonischen Varietäten kann man ebenfalls zu den morphologischen Variationen zählen. Jedoch muß man dies zusammen mit der Phonologie sehen, da die Mutationen synchron gesehen zwar morpho-syntaktisch sind, jedoch in verschiedenen phonologischen Systemen zwangsläufig unterschiedlich realisiert werden. So werden die palatalen Plosive der südlichen Dialekte in das Mutationssystem integriert, z. B. mutiert die palatale Affrikate /D/ zu /o / in einer Provektion (McKenna 1988, 195) (s. Beispiel (32)). McKenna und Timm beobachten ähnliche Effekte für die Liquide und Nasale (/r/, /l/, /m/, /n/), die im Gwenedeg und Kerneveg hart mutiert zu /hr/, /hl/, /hm/, /hn/ werden. Außerdem berichtet Timm 1985, 102 von einer harten Mutation von /z/ zu /s/ sowie /z/ zu /s/.
320
II. Keltische Sprachen
(32) Gwenedeg /Dwin/ > /ho owin/ /Dœlit/ > /to oœlit/
(33) Gwenedeg /o / > /me hi/ /Dwelit/ > /welit oit/
(34) Gwenedeg, Kerneveg /oer/ > /œr Der/
Leoneg
Bedeutung
/gwin/ > /ho kwin/ /gwelet/ > /do kwelet/
„Wein, euer Wein“ „sehen, dich sehen“
Leoneg
Bedeutung
/ki/ > /ma hi/ /gwelet/ > /welet ket/
„Hund, mein Hund“ „du siehst, du siehst nicht“
Leoneg
Bedeutung
/ker/ > /œr ger/
„Stadt, eine Stadt“
Möglicherweise kann die Tatsache, daß im Gwenedeg /k/ und /o / beide zu /h/ mutieren (McKenna 1988, 192), als Beweis dafür gesehen werden, daß die Aspiration eine sprachgeschichtlich ältere Entwicklung als die Palatalisierung ist. Zu einem Zeitpunkt, als /k/ bereits zu /o / geworden war, hätte eine aspirierte Mutation kaum mehr zu /h/ führen können. Ebenso resultiert die Lenition von /g/ im Leoneg (und seinem Äquivalent im Gwenedeg /D/) in /h/ oder /–/ (s. o. Beispiel (33)). Das palatale /o / im Gwenedeg und Kerneveg, welches dem /k/ im Leoneg entspricht, wird weich mutiert zu /D/ (s. o. Beispiel (34)). Die auslösenden morphologischen bzw. syntaktischen Bedingungen der Mutationen sind jedoch für alle Varietäten im großen und ganzen identisch (s. o. in Abschnitt 2.1) Der größte morphologische Unterschied zwischen dem Leoneg und den anderen Varietäten ist die Existens eines Situativen Präteritums des Auxiliars bezan˜ (edon, edos, edo, edomp, edoc’h, edont; impersonale Form edod). Diese Formen werden im Leoneg zur Bezeichnung des periphrastischen Imperfektivs gebraucht: (35) P’ edon o als sein-PRÄTSIT-1SG IMPERF chom e Gwened … e leben-VN in Vannes PRT kasen ur schicken-PRÄTIF-1SG INDEF
bern labour da forniou` pri-livet Haufen Arbeit zu Ofen-PL Töpferei Lok-Maria Kemper Lok-Maria Quimper „Als ich in Vannes lebte, … schickte ich viele Arbeiten zu der Lok-Maria Töpferei in Quimper.“ An die Stelle des Situativen Präteritums tritt im Kerneveg, Tregerieg und Gwenedeg das Imperfektive Präteritum des Auxiliars (oan, oas, oa, oam, oac’h, oant, impersonale Form oad): (36) Ar vatez vihan a DEF-SM SM-Diener SM-klein PRT oa o sein-PRÄTIF-3SG IMPF veˆsa. SM-bewachen Vieh-INF „Der kleiner Diener war dabei, das Vieh zu bewachen.“ Das seltener gebrauchte Präteritum des Konjunktivs (bijen, bijes, bije, bijemp, bijec’h, bijent; impersonale Form bijed), das im Leoneg noch auftritt, ist im Kerneveg und Gwenedeg geschwunden. Es wird dort durch das Präsens des Konjunktivs ersetzt. Das Perfektive Präteritum (in der Literatur auch „Past Tense“ oder „passe´ de´fini“ genannt; cf. Heinecke 1999, 229 und 296 ff.) wird in der gesprochenen Sprache bei Vollverben nicht mehr verwendet. Seine temporaldeiktische Funktion hat das periphrastisch gebildete Vergegenwartstempus (Ante-
11. Bretonisch
rior Present) übernommen (bezan˜/endevoutPRÄS ⫹ Partizip; cf. Kervella 1947, 178 und Le Duˆ 1990, 337): a (37) a) Kanan˜ singen-INF REL⫹SM rejomp. SM-machen-PRÄTPF-1PL b) Dec’h e gestern PRT skrivin schreiben-PRÄTPF-1SG hon eus (38) a) Kanan˜ singen-INF haben-PRÄS-1PL graet. machen-PART „Ich sang.“ b) Dec’h em-eus gestern PRT-haben-PRÄS-1SG skrivet geschrieben „Ich schrieb (…) gestern“
5.
Syntaktische Variation
Die typologische Variation der bretonischen Varietäten ist in der Syntax am geringsten. Die verschiedenen Satzstellungsmöglichkeiten zu Thematisierung einzelner Konstituenten sind in allen Dialekten gleichermaßen vorhanden, wobei es keine Unterschiede bezüglich einer präferierten „Basic Word Order“ zwischen den Dialekten gibt. Unterschiede lassen sich jedoch zwischen der geschriebenen Sprache (die entweder auf dem quasi-Standard des Leoneg oder des Gwenedeg basiert) und den verschiedenen, lokalen Vernakularen feststellen. So finden sich beispielsweise in der gesprochenen Sprache Relativsätze mit indifinitem Antezedens die durch hag a (hag e im Gwenedeg) eingeleitet werden: den hag a labour. (39) un INDEF Person SUB arbeiten „eine Person, die arbeitet.“ Die oben skizzierten Unterschiede hängen auch damit zusammen, daß die modernen Autoren des Bretonischen sehr oft keine Muttersprachler sind, sondern Bretonisch, wenn auch z. T. in früher Jugend, so dennoch nur als Zweitsprache erlernt haben.
321 Somit lassen sich Einflüsse aus dem Französischen finden. Der Unterschied zwischen Muttersprachler und fast-Muttersprachler entspricht teilweise dem zwischen geschriebener Sprache und gesprochenen Umgangsbretonisch (Wmffre 1998, 2). Besonders Lerner des Bretonischen neigen dazu jeden tatsächlichen oder vermeintlichen Einfluß des Französischen zu eliminieren (Hyperkorrektizismen) und bilden somit eine Varietät, die kein Muttersprachler spricht: Gwelloc’h eo brezhoneg fall eget galleg mad „lieber ein schlechtes Bretonisch als ein gutes Französisch“ (Hewitt 1977, 15 ff.). Die „ne´obretonnants“ führen dadurch jedoch Formen und Syntagmen in ihr Bretonisch ein, die eindeutig französischen Ursprungs sind. Die interessanteste syntaktische Variation innerhalb des Bretonischen aus typologischer Sicht ist weniger diatopisch als diachronisch: Bretonisch ist die einzige inselkeltische Sprache, die ihre Basic Word Order geändert hat. (cf. Abschnitt 2.3 oben). Im Gegensatz zum Walisischen, Irischen und Schottisch-Gälischen, die ihre VSOWortstellung (in thematisch unmarkierten Sätzen) beibehalten haben, verwendet das Bretonische eine S ⫹ Partikel ⫹ V-Konstruktion in unmarkierten Umgebungen. Eine korrektere Bezeichnung dieser Konstruktion wäre (wie Timm 1991, 278 feststellt) jedoch „ ‘NP-initial’ clause“. Im Bretonischen können alle syntaktischen Konstituenten satzinitial auftreten: (40) a) Yannig a Yannig PRT⫹SM zebro krampouezh SM-essen-FUT-3SG Creˆpes e Kemper hiziv. in Quimper heute b) Krampouezh a Creˆpes PRT⫹SM zebro Yannig e SM-essen-FUT-3SG Yannig in Kemper hiziv. Quimper heute c) E Kemper e in Quimper PRT⫹HM tebro Yannig HM-essen-FUT-3SG Yannig krampouezh hiziv. Creˆpes heute
322
II. Keltische Sprachen
d) Hiziv e heute PRT⫹HM tebro Yannig HM-essen-FUT-3SG Yannig krampouezh e Kemper. Creˆpes in Quimper „Yannig ißt heute Creˆpes Quimper.“
schung bei den Bretonnants voraus, bevor mit deren Tod diese Varietäten ausgestorben sein werden.
Literatur in
Die Unterschiede zwischen diesen Konstruktionen basiert auf Thema-Rhema-Oppositionen, die auf diese Weise ausgedrückt werden können.
6.
Tendenzen
Es ist schwer vorauszusagen, ob die Tendenzen innerhalb des Bretonischen zur weiteren Diversifizierung anhalten werden. Wegen des sehr schlechten Prestiges, welches das Bretonische, im Gegensatz zu den ne´obretonnants, bei vielen Muttersprachlern besitzt, gibt es inzwischen zwei Generationen, die ausschließlich mit dem Französischen aufgewachsen sind. Einige haben Bretonisch als Zweitsprache erlernt. Viele der Sprachenthusiasten, einschließlich der Autoren und Linguisten sind daher keine Muttersprachler. Sie haben dennoch einen großen Einfluß auf das Bretonische (insbesondere durch den Gebrauch französischer Syntagmen). Das Bretonische wird so lexikalisch „rekeltisiert“, wie an dem Ausdruck für „vielen Dank“ zu sehen ist: Während gerade in ländlichen Gebieten, wo Bretonisch noch eher als Muttersprache gesprochen wird mersi bras verwendet wird, benutzen Lerner gerne trugarez bras um das französische Lehnwort zu vermeiden. Wenn Muttersprachler weiterhin ihre eigene Sprache abschätzig betrachten (Morvannou 1980, 66) kann es sein, daß diese Varietät mittelfristig ausstirbt, und nur das lexikalisch keltisierte, syntaktisch jedoch gallizisierte Ne´obretonische überlebt. Bislang fehlende grundsätzlich Studien über die lokalen Varietäten (von phonologischen Untersuchungen einmal abgesehen) machen eine Analyse der morphologischen und syntaktischen Begebenheiten dieser Varietäten schwer. Diese wünschenswerten Studien setzen jedoch intensive Feldfor-
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Johannes Heinecke, Berlin/Lannion
III. Italische und romanische Sprachen 12. Latein (sc. ratio pronuntiationis) emendata erit, id est uitio carebit, si fuerit os facile explanatum iucundum urbanum, id est in quo nulla necque rusticitas neque peregrinitas resonet. non enim sine causa dicitur „barbarum Graecumue“: nam sonis homines ut aera tinnitu dinoscimus (Marcus Fabius Quintilianus, Institutio oratoria 11,3,30⫺31) „For, as our language must be correct, clear, ornate and appropriate, so with our delivery; it will be correct, that is, free from fault, if our utterance be fluent, clear, pleasant and ‘urbane’, that is to say, free from all traces of a rustic or a foreign accent. For there is good reason for the saying we so often hear, ‘he must be a barbarian or a Greek’: since we may discern a man’s nationality from the sound of his voice as easily as we test a coin by its ring“ (Übersetzung nach H. E. Butler in Loeb).
1.
Einleitung
Das Lateinische ist eine der beiden Kultursprachen Europas, deren schriftsprachliche Tradition sich in einem weiten Bogen von den Antike bis heute spannt. Die andere Sprache, auf die eine solche Charakteristik zutrifft, ist das Griechische. Im Unterschied zum Letzteren wird Lateinisch seit dem frühen Mittelalter nicht mehr gesprochen, sondern es ist seither ausschließlich in Schriftform überliefert. Auch in anderer Hinsicht unterscheidet sich die Sprachentwicklung des Lateinischen von der des Griechischen, und zwar insofern, als sich aus dem ursprünglichen Stadium einer historischen Einzelsprache zahlreiche neue regionale Einzelsprachen ausdifferenziert haben, nämlich die romanischen Sprachen. Benennungen der romanischen Sprachen als „neulateinisch“, wie sie in der Romania zu finden
sind (vgl. ital. lingue neolatine, span. lenguas neolatinas; frz. langues ne´o-latines im älteren Sprachgebrauch für moderneres langues romanes), weisen auf diese Kontinuität (Haarmann 2002, 118 ff.) hin. Über das Lateinische sind den romanischen Sprachen grundlegende Prinzipien ihrer Strukturtypik vermittelt worden, unter anderem die Tendenz zur analytischen Ausdrucksweise. Eine Variationstypologie des Lateinischen zu schreiben, ist eine andere Aufgabe als die, Variationen einer lebenden Sprache zu beschreiben. Die Entwicklung des Lateinischen ist in sich abgeschlossen und sämtliche Phänomene von Variation sind historisch. Anders als im Fall einer lebenden Sprache entzieht sich die Variation des gesprochenen Lateinisch gegenüber dem Schriftlateinischen einer direkten Beobachtung. Allerdings bieten Graffiti, Inschriften und andere Texte mit umgangssprachlichen Interferenzen, außerdem die Lautstruktur und der grammatische Bau der romanischen Sprachen ausgiebige Anhaltspunkte für eine sprachhistorische Rekonstruktion des Sprechlateinischen. Zusätzlich wird hier das Sprachmaterial lateinischer Lehnwörter in den nichtromanischen Sprachen (z. B. Baskisch, Kymrisch, Albanisch) ausgewertet. Dieses Material gibt Aufschlüsse über den Lautstand des Sprechlateinischen und dessen Wortbildung.
2.
Aspekte der diachronischen und synchronischen Variation des Lateinischen
Wenn von der diachronischen Variation des Lateinischen die Rede ist, kann man die Retrospektive mit einiger Berechtigung bis in
326 die italische Periode ausdehnen. Die Entwicklung des Lateinischen aus seiner indoeuropäischen Verwurzelung steht in direkter Beziehung zur Ausgliederung des italischen Sprachzweigs auf der Apenninhalbinsel (Coleman 1990; Adams/Mallory 1997, 314 ff.). Im italischen Kontinuum steht dem Lateinischen das Faliskische verwandtschaftlich am nächsten. Dessen kulturelles Zentrum war das rund 40 km nördlich von Rom gelegene Falerii Veteris (das heutige Civita` Castellana). Die engere genealogische Gruppierung des Lateinisch-Faliskischen (westliches Italisch) ist eine der beiden Sprachgruppen des Italischen. Die andere Gruppierung sind die oskisch-umbrischen (bzw. sabellischen) Sprachen (östliches Italisch). Diese Gruppierung gliedert sich in zahlreiche Einzelsprachen aus, von denen nur das Umbrische und Oskische weitere Verbreitung hatten. Von den italischen Sprachen haben nur drei ein umfangreicheres Schrifttum hervorgebracht. Das Lateinische ist mit Abstand die produktivste Schriftsprache. Längere Texte sind auch in Umbrisch und Oskisch erhalten. Die in umbrischer Sprache verfaßten Tabulae Iguvinae (sieben Bronzetafeln), deren ältester Textteil aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. und deren jüngster Textteil aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammen, enthalten mehr als 4.000 Wörter. Von den längeren Texten in oskischer Sprache sind der Cippus Abellanus (mehr als 180 Wörter) aus der Zeit um 150 v. Chr. und die Tabula Bantina (etwa 400 Wörter) vom Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. zu nennen. Andere italische Sprachen (unter anderem Faliskisch, Südpicenisch, Praesamnitisch, Vestinisch) sind lediglich aus zumeist kurzen Inschriften aus den Jahrhunderten vor Beginn unserer Zeitrechnung überliefert. Das Lateinische hat im Horizont der Zeit etliche Varianten produziert, die sich im Hinblick auf ihre lautliche Strukturen und ihren grammatischen Bau teilweise erheblich voneinander unterscheiden. Die sprachhistorische Periodisierung des Lateinischen orientiert sich vorrangig am Schriftlateinischen, wobei Wandlungsprozesse des Sprechlateinischen im wesentlichen verdeckt bleiben. Die folgenden Hauptperioden wer-
III. Italische und romanische Sprachen
den unterschieden: Altlateinisch (bis ins 3. Jh. v. Chr.), Klassisches Latein (Anfang des 2. Jhs. v. Chr.⫺2. Jh. n. Chr.), Spätlateinisch (3. Jh. n. Chr.⫺6. Jh. n. Chr.), Mittellateinisch (Schriftlateinisch der mittelalterlichen Quellen), Neulateinisch (Schriftlateinisch seit Beginn der Neuzeit). 2.1. Die elementare Differenzierung zwischen primärem Sprechlatein und sekundärem Schriftlatein Die am besten bekannte und erforschte Differenzierung des Lateinischen ist sicher die elementare Dualität von geschriebener und gesprochener Sprache, obwohl es sich hierbei lediglich um eine von mehreren elementaren Polaritäten handelt. In gesprochener Form hat das Lateinische länger als eineinhalb Tausend Jahre existiert, obwohl erst aus der Spätzeit genügend Quellen überliefert sind, die eine einigermaßen verläßliche Rekonstruktion der Eigenheiten des Sprechlateins im Unterschied zum Schriftlatein gewährleisten. Der Schwund des gesprochenen Lateins kann zeitlich nicht genau fixiert werden, da die Übergänge zum Frühromanischen in den einzelnen Regionen, wo sich romanische Sprachen ausgegliedert haben, fließend waren. Die meisten dieser Wandlungsprozesse, die zur Entstehung romanischer Sprachen führen, machen sich im Verlauf des 5. Jahrhunderts n. Chr. geltend. Der Prozeß der Ausbildung frühromanischer Sprachvarianten ist spätestens im 8. Jahrhundert n. Chr. abgeschlossen. Isidor von Sevilla (ca. 570 ⫺ 636 n. Chr.) kann als der letzte Vertreter des lebenden Lateins angesehen werden, als „markanter Schlußstein der lateinischen Antike“ (Eichenseer 1989, 201). Zu den Quellen, die Auskunft über Eigenheiten des gesprochenen Lateins geben, gehören die folgenden: ⫺ Hinweise in den Texten antiker Autoren, die Beobachtungen zum Gebrauch der gesprochenen Sprache enthalten (s. 2.3 und 2.4); ⫺ Inschriften insbesondere aus der Zeit der Spätantike, in denen Interferenzen der gesprochenen Sprache aufscheinen;
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⫺ Graffiti aus Pompeji, Rom und anderen Zentren römischer Kultur, die sich am Sprechlateinischen orientieren; ⫺ Innere Rekonstruktion sprechlateinischer Besonderheiten im Lautsystem, in der morphologischen Struktur, in der Wortbildung und der Infrastruktur des Lexikons anhand der Dokumentation romanischen Sprachmaterials. Auch als Schriftmedium hat das Lateinische eine lange Geschichte. Diese ist sogar länger als die des Sprechlateinischen. Rund tausend Jahre ist die Sprachgeschichte des Lateinischen durch die Dualität von gesprochener und geschriebener Variante geprägt. Diese Dualität löst sich in der Zeit vom 5. bis 7. Jahrhundert n. Chr. auf. Danach existiert das Lateinische nurmehr in Form seiner schriftlichen Ausdrucksform. Zwar ist das Lateinische erstmals um 600 v. Chr. inschriftlich bezeugt, der schriftsprachliche Gebrauch blieb aber lange Zeit sporadisch. Es dauerte noch Jahrhunderte, bevor das Lateinische regelmäßig als Schriftsprache verwendet wurde. Der formative Prozeß der klassischen lateinischen Schriftsprache setzt im 3. Jahrhundert v. Chr. ein und zeitigte bereits zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. dauerhafte Wirkung. Zu den wichtigsten Tendenzen des Entwicklungsprozesses von der frühen zur klassischen Schriftsprache gehören nach Rose´n (1997: 26 ff.) die folgenden: Simplifikation (z. B. Substitutionen wie portare für ferre, ligare für uincire), Regularisierung (Wandlung von honos, honoris zu honor nach odor, odoris), Symmetrisierung (Verschiebung der Tempora der Hilfszeitwörter zur Passivumschreibung), Lexikalisierung (Loslösung von Diminutiven und Frequentativen von den betreffenden Grundwörtern wie osculum ‘Kuß’ zu os ‘Mund’) und Grammatikalisierung (Bildung von Suffixen aus Wortstämmen wie die adjektivbildenden Suffixe -ger und -fer), verstärkte Transparenz syntaktischer Konstruktionen, verstärkte Explizitierung. Frühe Autoren, in deren Texten die klassische Form der Schriftsprache dominiert, sind Titus Maccius Plautus (ca. 240 v. Chr.⫺184 v. Chr.) und Quintus Ennius
327 (239 v. Chr.⫺169 v. Chr.). In den Werken von Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr.⫺43 v. Chr.) und Publius Vergilius Maro (70 v. Chr.⫺19 v. Chr.) findet die klassische Schriftsprache ihre endgültige Ausprägung und ihr stilistisches Potential. Die klassische Periode des Schriftsprachengebrauchs endet im 2. Jahrhundert n. Chr. mit den Werken von Cornelius Tacitus (ca. 56 n. Chr.⫺nach 118 n. Chr.) und Decimus Iunius Iuvenalis (55 n. Chr.⫺nach 130 n. Chr.). In der Zeit danach wurde aber das Ideal des klassischen Schriftstandards weiterhin aufrecht erhalten. Dieser Standard ist in den antiken Grammatiken und rhetorischen Handbüchern festgeschrieben. Das klassische Schriftlatein ist eine intentionale Variante, die in Anbetracht der sprachökologischen Bedingungen der römischen Gesellschaft elitären Charakter hatte. Schreiben und Lesen war und blieb ein Privileg der Bildungselite, und auch die Funktionen des Staatsapparats waren von einer zahlenmäßig relativ kleinen, schreibkundigen Minderheit abhängig. Im Hinblick auf das Verhältnis des klassischen Schriftlateins zur gesprochenen Sprache muß berechtigterweise der Aspekt der Künstlichkeit des Ersteren betont werden: „CL [Classical Latin] was in fact a highly artificial register ⫺ a diversion from the mainstream of VL [Vulgar Latin], which was the language of the illiterate majority“ (Coleman 1992, 318). Zwar hat das Lateinische in der Zeit vom frühen Mittelalter bis in die Moderne erhebliche Abstriche von seinem ursprünglichen soziokulturellen Geltungsbereich zu verzeichnen, es hat sich aber durch die Jahrhunderte in bestimmten Positionen behauptet und hält einige sprachökologische Nischenplätze bis heute besetzt. Als Schriftsprache hat das Lateinische seine Vitalität wie eh und je auch in amtlichen Funktionen erhalten. Lateinisch ist eine der Amtssprachen des Vatikanstaates und die Originalsprache, in der päpstliche Enzykliken abgefaßt werden. 2.2. Sprachpflege des Lateinischen und normativer Sprachgebrauch Das Schriftlatein war in der Zeit der klassischen Antike relativ einheitlich. Dies war einerseits bedingt durch die Exklusivität
328 Roms als wichtigstem kulturellen Zentrum der lateinischen Sprachkultur, andererseits beruhte dieser Umstand auf einem Trend der Sprachpflege, deren Vertreter bestrebt waren, regionale Latinismen als „rustikal“ abzuwerten und lexikalische Variation auf derselben Stilebene zu vermeiden. Die lateinische Schriftsprache kennt also nicht den Synonymenreichtum, der beispielsweise das Englische mit seiner Vielzahl an Dubletten (germanische versus lateinische und/oder romanische Elemente) auszeichnet. Schriftsprachlicher Purismus wurde von den Vertretern der Bildungselite als ein Instrument verstanden, die Universalität des geschriebenen Lateins im gesamten Imperium Romanum zu wahren. Römische Schriftsteller waren allgemein darauf bedacht, das Lateinische von Fremdelementen frei zu halten, soweit diese als solche zu erkennen waren. Lehnwörter aus benachbarten italischen Sprachen wie Umbrisch, Oskisch oder Faliskisch, die bereits in vorliterarischer Zeit entlehnt worden waren, hatten sich in klassischer Zeit bereits fest eingebürgert und wurden nicht mehr als Fremdelemente empfunden. Allerdings verschwanden unter dem Einfluß der römischen normativen Selbstzensur bestimmte, inschriftlich aus vorklassischer Zeit belegte Formen wie beispielsweise losna (faliskisch) für luna ‘Mond’, cedre (umbrisch) für caedere ‘schneiden’, plostru (sabinisch) für plaustrum ‘Wagen’ und parentatid (oskisch) für parentauerit ‘möge er die Toten ehren’. Das Griechische, von der römischen Elite als Bildungssprache hoch geschätzt (Kaimio 1979, 320 f.), bildete die einzige Ausnahme, denn griechische Einflüsse im Wortschatz, in der Wortbildung und Phraseologie wurden ohne weiteres akzeptiert. Das Griechische hat vorwiegend auf die fachsprachlichen Terminologien (z. B. machina ‘Maschine’, grammaticus ‘Grammatiker, Grammatiklehrer’, musica ‘Musik’, philosophus ‘Philosoph’, gubernare ‘lenken, regieren’), später auch auf die Nomenklatur des christlichen Latein eingewirkt (z. B. ecclesia ‘Kirche’, baptizare ‘taufen’, martyr ‘Martyr’). Auch in der Syntax (vor allem in der Rhetorik und in der Wissenschaftssprache)
III. Italische und romanische Sprachen
macht sich griechischer Einfluß geltend (Coleman 1975). Ansonsten aber waren Fremdeinflüsse auf das Lateinische und Abweichungen von den Normen der klassischen Schriftsprache verpönt. Die Normen der klassischen Schriftsprache waren Ausdruck der „Latinität“ (latinitas) schlechthin. Bei den unerwünschten Abweichungen wurden zwei Kategorien unterschieden: ⫺ barbarismus (Ausdrucksfehler, der Einzelwörter betraf) ⫺ soloecismus (Syntaxfehler, der die Phraseologie und den Satzbau betraf). Diese Kategorisierung findet sich erstmals in der „Rhetorica ad C. Herennium“ eines anonymen Autors, die zwischen 86 und 75 v. Chr. verfaßt wurde. Die in diesem Handbuch der Rhetorik festgeschriebenen Grundlagen ⫺ wie auch die obige Kategorisierung von Fehlern (vitia) ⫺ blieben für Jahrhunderte richtungweisend und wurden wiederholt zitiert. Barbarismen und Soloecismen waren nicht die einzigen Fehlerquellen der klassischen Latinität (latinitas). Da die korrekt verwendete Schriftsprache in eine unmittelbare Beziehung zur urbanen Lebensweise ihrer Benutzer gestellt wurde, war demnach der Begriff der latinitas auf engste mit dem der Urbanität (urbanitas) verbunden. In Opposition zur urbanitas stand die rusticitas, die allgemein mit dem Stereotyp der Ungebildetheit, Rohheit der Sitten und sprachlicher Unzulänglichkeit (d. h. Unschärfe in der Ausdrucksweise, fehlendes Normbewußtsein) assoziiert wurde. Die rusticitas wurde von den römischen Literaten als eine potentielle Fehlerquelle gefürchtet. Das Vorbild für urbanitas waren der Lebensstil und der Sprachgebrauch in der Stadt Rom. Ihren Vorbildcharakter verdankt diese Stadt dem Umstand, daß sie während der längsten Zeit des Bestehens des Imperium Romanum nicht nur politisches, sondern auch unbestrittenes kulturelles Zentrum des Reiches war. Der Umstand, daß die Sprache der Metropole bis in die Spätantike richtungweisend blieb, ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, daß viele
12. Latein
Vertreter der klassisch-lateinischen Schrifttradition gar nicht aus Rom stammten und erst im Erwachsenenalter in dieser Stadt wirkten. Dies gilt für den aus Umbrien stammenden Plautus, für Ennius aus Kalabrien, Livius Andronicus aus Tarent, Naevius aus Kampanien, Terenz aus Karthago, Titus Livius aus Padua, Catull aus Verona, Vergil aus Andes bei Mantua, Horaz aus Venusia (Venosa), Ovid aus Sulmo (Sulmona), Seneca aus Corduba (Co´rdoba), Quintilian aus Calagurris (Calahorra/Spanien), Varro aus dem sabinischen Reate, usw. Ein besonderes Problem ergab sich für die literarische Tradition daraus, daß im Laufe der klassischen Antike immer mehr Nichtrömer lateinisch schrieben. Hierzu gehörten Griechen, Etrusker, später auch Gallier, Iberer, Berber und Angehörige anderer Völker, die Lateinisch als Zweitsprache lernten oder die in dieser Sprache sozialisiert wurden. Dieses Element der Fremdheit, also die Verwendung des Lateinischen durch Nichtlatiner, wurde als peregrinitas bezeichnet. Die peregrinitas war auch eine potentielle Fehlerquelle der latinitas. Am ausführlichsten hat Marcus Fabius Quintilianus (um 35 n. Chr.⫺nach 96 n. Chr.) die Beziehungen zwischen urbanitas, rusticitas und peregrinitas in seiner „Institutio oratoria“ und in „De causis corruptae eloquentiae“ diskutiert. Quintilian stellt ausdrücklich fest, daß sich der korrekte Sprachgebrauch nicht auf die Schriftsprache beschränkt, sondern daß die urbanitas auch im gesprochenen Lateinisch zum Ausdruck kommt. Die urbanitas sollte ebenfalls für den Sprachgebrauch der ungebildeten Landbevölkerung, die rusticitas, als Orientierung dienen. Die stereotypischen Assoziationen des Begriffs rusticitas bzw. rusticus leben bis weit ins Mittelalter weiter. Das inkorrekte Latein der Ungebildeten wurde von den Vertretern der Karolingischen Renaissance abwertend rustica Romana lingua genannt. Zwar hat erst Quintilian die Beziehung zwischen geschriebenem und gesprochenem Standard systematisiert, Anweisungen für eine „bona consuetudo loquendi“ stammen aber bereits aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.
329 Cicero hat sich dezidiert zum Charakter der gesprochenen Hochsprache als Vorbild für die Praxis der Oratoren geäußert. Er befürwortet folgende Eigenheiten für die urbanitas: „subtilitas, suavitas, lenitas vocis“ (‘Feinheit, Annehmlichkeit, ruhige Gelassenheit der Stimme’); („De oratore“ 3,42 ff.). Die rusticitas lehnt er wegen folgender Eigenart ab: „subagreste quiddam planeque subrusticum“ (‘schwerfälliger, zu bäuerischer Ton’); (Brutus 259). Der gesprochene und geschriebene Standard, der sich an der urbanitas (Sprache der Metropole Rom) orientierte, wurde von dem im 5. Jahrhundert n. Chr. lebenden, aus Gallien stammenden Consentius in seinem Handbuch der Rhetorik „Ars de barbarismis et metaplasmis“ als Romanus sermo (bzw. Romana lingua) bezeichnet. In der römischen Gesellschaft gab es keine Institution zur normativen Regulierung des Sprachgebrauchs, obwohl die Schriftsprachenverwendung der klassischen Periode eindeutig puristische Tendenzen erkennen läßt. Autoritative Quellen für eine korrekte Sprachwahl waren die Werke der klassischen Autoren, deren Mustertexte immer wieder zitiert wurden. Vom Standpunkt der römischen Bildungselite waren Anweisungen zur Verwendung eines „korrekten Lateins“ gleichbedeutend mit einer Definition von latinitas (Vainio 1999, 17 ff.). Der erste Grammatiker, der Kriterien der latinitas spezifizierte, war Marcus Terentius Varro (116⫺27 v. Chr.). Varro genoß schon zu seinen Lebzeiten ein Image als doctissimus Romanorum, und seine Büste stand als einzige eines Lebenden in der ersten öffentlichen Bibliothek Roms. In seinem Traktat „De lingua Latina“ nennt Varro vier Kriterien: natura, analogia, consuetudo und auctoritas. Da Varros grammatische Schriften nur bruchstückhaft überliefert sind, ist eine eindeutige Interpretation seiner Kriterien kaum möglich. Natura bezieht sich wohl auf den von der Natur gleichsam vorgegebenen Sprachbau, analogia auf die formale Struktur von Ausdrücken, consuetudo ist der althergebrachte Sprachgebrauch, und auctoritas bezieht sich auf den Vorbildcharakter klassischer
330 Werke. Quintilian brachte später ein weiteres Kriterium ein, und zwar vetustas, womit der Aspekt des ehrwürdigen Alters von Ausdrucksweisen betont wird, die über die consuetudo tradiert werden. Zwar sind die Kriterien, mit denen die Grammatiker den zentralen Begriff der latinitas definieren, orientiert an einer sprachlichen Retrospektive (was war früher und was ist würdig, tradiert zu werden?), jederzeit aber eröffneten sich den Literaten immer wieder neuartige Möglichkeiten für eine kreative Neukonfiguration tradierter Ausdrucksweisen. Erst spät lösen sich die Vertreter der lateinisch schreibenden Bildungselite von den dogmatischen Idealen der frühen Grammatiker. So gibt der als Bischof in Hippo Regius bei Karthago wirkende und als Kirchenvater bekannte Aurelius Augustinus (354⫺430 n. Chr.) beispielsweise eine gänzlich unkonventionelle Stellungnahme zum Problem des Purismus der klassischen lateinischen Schriftsprache ab. In seiner „Doctrina Christiana“ (2,13,19) stellt er kategorisch fest, daß es einerlei wäre, ob der gläubige Christ in seinem Gebet sprachliche Fehler mache oder nicht. Er könne ohne weiteres ignoscere mit langem /e/ sprechen (ein Barbarismus) oder die korrekte Form mit kurzem /e/ verwenden, Gott würde ihn dennoch verstehen. Mit seinem speziellen Beispiel macht Augustinus auf eine zeitgenössische Erscheinung in der Entwicklung des gesprochenen Latein aufmerksam, auf den Synkretismus der Verbklassen (s. 4.3.2.1). 2.3. Regionale, soziale und funktionale Variation des Lateinischen Im Rahmen eines metaphorischen Vergleichs kann das Spektrum der Variation des Lateinischen als imaginäres Kontinuum mit zwei Gravitationen verstanden werden. Die eine Gravitation ist repräsentiert durch das gesprochene Latein (⫽ Sprechlatein), die andere durch das geschriebene Latein (⫽ Schriftlatein). Das Sprechlateinische wurde in der älteren Forschung als „Vulgärlatein“ bezeichnet. Zwar besaß das Attribut „vulgär“ noch im 19. Jahrhundert keine abwertende Konnotation, im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde der Ausdruck aber zu-
III. Italische und romanische Sprachen
nehmend als sozial stigmatisiert verstanden (s. Herman 1996, 51 f. zur Geschichte des Terminus). Der Ausdruck „Sprechlatein“ ist in jedem Fall neutraler und schließt sämtliche gesprochenen Varianten ein, unabhängig von ihrer Assoziation mit bestimmten sozialen Gruppen. Zwischen den beiden Gravitationen gibt es vielerlei Verflechtungen und Abstufungen, die sich konkret in regionalen, sozialen und funktionalen Variationen des Lateinischen manifestieren. Sowohl das gesprochene als auch das geschriebene Latein sind sozial und funktional variiert. Dagegen ist regionale Variation im wesentlichen ein Charakteristikum des Sprechlateins. Wenn hier von lateinischen Sprachvarianten (Varietäten) die Rede ist, so bezieht sich dies auf das Phänomen der Variation als solche, nicht unbedingt auf den Sachverhalt, ob sich einzelne Varianten in allen Teilsystemen (d. h. Phonetik/Phonologie, Morphologie, Syntax, Lexikon) unterscheiden oder lediglich in einigen Bereichen. Die beiden Gravitationen auf dem sprachlichen Kontinuum des Lateinischen, nämlich das gesprochene und das geschriebene Latein, unterscheiden sich lautlich, grammatischstrukturell, syntaktisch und lexikalisch voneinander. Hier haben wir es also mit vollständig ausgeprägten selbständigen Varianten zu tun. Die im Folgenden spezifizierten regionalen, sozialen und funktionalen Varianten, die sich an den Gravitationen orientieren, überlappen jeweils in lautlicher oder grammatischer Hinsicht mehr oder weniger deutlich entweder mit dem Schriftlateinischen (z. B. die Verkehrssprache oder das christliche Latein) oder mit dem Sprechlateinischen (z. B. der Soldatenjargon oder die Handelssprache der Kaufleute). Dennoch haben auch diese Varianten genügend Eigenprofil, so daß ihre Kategorisierung als spezifische Entitäten gerechtfertigt ist. Elementare interne Variationen des gesprochenen Latein (einschließlich fach- und sondersprachlicher Varianten) sind die folgenden: ⫺ Heimsprache der Latiner ⫽ sermo familiaris (Sprache, in der Latiner sozialisiert wurden);
12. Latein
⫺ Primärsprache assimilierter Nicht-Latiner bzw. deren Zweitsprache ⫽ sermo peregrinus (Italiker, Etrusker, Gallier, Iberer, Illyrer, u. a.); ⫺ Alltägliche Umgangssprache ⫽ sermo quotidianus (Kontaktsprache im privaten Bereich und in der Öffentlichkeit); ⫺ Fachsprachen der verschiedenen Sparten des Handwerks ⫽ sermo professionalis (Maurer, Töpfer, Schiffsbauer); ⫺ Handelssprache der römischen Kaufleute; ⫺ Soldatenjargon ⫽ sermo castrensis bzw. als Adverb bei Curtius Rufus (1. Jahrhundert n. Chr.) militari vulgarique sermone (Sprachgebrauch des römischen Armeepersonals, der unter anderem aus Graffiti der VII. Kohorte in Rom bekannt ist; der Soldatenjargon unterscheidet sich wiederum von der militärischen Fachsprache); ⫺ Religiöse Sondersprachen (Spezielle Nomenklatur der ausschließllich gesprochenen Ritualsprache von Mysterienkulten; z. B. Kulte des Mithras, der Ceres, u. a.); ⫺ Sprechlateinische Regiolekte (z. B. das regionale Latein Galliens oder Sardiniens, die Differenzierung von Küstenlatein und Donaulatein im balkanlateinischen Areal; s. insbesondere unter 4.2). Die Variationen des Sprechlateins sind fast ausschließlich auf die Domäne der gesprochenen Sprache beschränkt. Varianten des Sprechlateinischen werden nur selten geschrieben und sind dann funktional eindeutig festgelegt. Am bekanntesten sind vielleicht die umgangssprachlich gefärbten Dialoge in den Werken der Komödiendichter Plautus und Terenz (Publius Terentius Afer, 195⫺nach 159 v. Chr.). Die Graffiti aus Pompeji und aus Rom sind wichtige Quellen für unsere Kenntnis der lateinischen Umgangssprache. Ein illustratives Beispiel für die Wiedergabe nicht nur „rustikaler“ Sprache sondern auch sondersprachlicher Ausdrucksweisen in Schriftform in der römischen Literaturgeschichte ist das Werk „Satyrica“ von Titus Petronius Niger (gest. 66 n. Chr.), der erste römische Roman. In einer der szenischen Haupthandlungen, in der „Cena
331 Trimalchionis“, läßt Petron seine Protagonisten, kleine Geschäftsleute, wie im Leben sprechen. „In einem bunten Latein, das nach der Straße schmeckt, geben sie ungeschminkt ihr Weltbild zum Besten“ (Habermehl 1997, 521). Wohl wegen seiner unkonventionellen Sprachwahl, die die normativen Dogmen der latinitas außer Acht ließ, ist Petrons Werk „Satyrica“ von den kaiserzeitlichen Quellen bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. gleichermaßen „totgeschwiegen“ worden. Die Sprachwissenschaft der Moderne preist Petron „as one of the heralds of the Romance languages“ (Posner 1996, 102), weil das von ihm schriftlich fixierte Sprechlatein den Schlüssel für die Entwicklung romanischer Sprachen bereit hält. Das geschriebene Latein zeigt folgende Differenzierungen: ⫺ Gehobener Stil (Sprache der Literatur und Sachprosa; poetischer Stil als besondere Untervariante); ⫺ Einfacher Schreibstil für praktische Zwecke (Sprachgebrauch der Kaufleute zur Erstellung von Warenlisten, der Texte für schulische Zwecke, einfache Grabinschriften, u. ä.); ⫺ Amtslatein (Sprachgebrauch der Administration); ⫺ Allgemeine Verkehrssprache (geschrieben und gesprochen; im Umgang zwischen Römern und Nichtrömern im Imperium Romanum; s. 4.2.1); ⫺ Fachsprachen der spezialisierten Berufssparten (juristische Fachsprache des Rechtssystems, medizinische Fachsprache der Ärzte; s. 3.4); ⫺ Religiöse Sondersprachen (geschriebene Ritualsprache einzelner polytheistischer Kulte; Sprache des christlich-lateinischen Schrifttums; s. 3.4). Die für den Bereich des geschriebenen Lateins aufgezeigte Variation verweist nicht auf Sprachvarianten, die exklusiv an die Schriftform gebunden wären. Die Kenntnis, die die Nachwelt von dieser Variation erhalten hat, stützt sich zwar ausschließlich auf Textdokumentation, es ist aber davon auszugehen, daß in römischer Zeit die Stilunterschiede wie auch die fachsprachlichen
332 Besonderheiten ebenso in gesprochener Form in Erscheinung traten (z. B. in öffentlichen Reden der Rhetoren, in mündlichen Gerichtsverhandlungen, in Fachgesprächen unter Ärzten). Entsprechend der Charakteristik sprachlicher Domänen als Gravitationen ist hier die Schriftform das wesentliche Kriterium für die Fixierung stilistischer Eigenheiten und fachsprachlicher Nomenklatur. 2.4. Wandlungsprozesse der lateinischen Schriftsprache während der Antike Das Schriftlateinische weist im Laufe seiner Geschichte Veränderungen seiner orthographischen Normen auf, die auf Wandlungen in der lautlichen und teilweise auch morphologischen Entwicklung hindeuten. Diese Wandlungen spiegeln sich in veränderten Schreibkonventionen und in der Bevorzugung von Alternativformen lateinischer Wörter. In chronologischer Abfolge sind folgende Variationen festzustellen: Innovationen vor 350 v. Chr.: ⫺ Vereinfachung von Konsonantenclustern im Wortanlaut (gnoui > noui ‘ich weiß’, stlites > lites ‘Gerichtsverfahren’, iouxmenta > iumenta ‘Lasttiere’); Innovationen vor 250 v. Chr.: ⫺ Monophthongierung älterer Diphthonge in Anfangssilben (deico > dico ‘ich sage’, moirus > murus ‘Mauer’, douco > duco ‘ich führe’); Innovationen vor der Zeitenwende: ⫺ Synkopierung von unbetontem e, i und u (veteranus > vetranus ‘alt’, calidus > caldus ‘warm’, oculus > oclus ‘Auge’); ⫺ Vereinfachung von Konsonantenclustern im Wortinneren (z. B. -nct- > -ntwie in defunctus > defuntus ‘verstorben’, -rs- > -s- wie in dorsum > dosum ‘Rücken’, -ns- > -s- wie in mensa > mesa ‘Tisch’); Innovationen des 1. Jhs. n. Chr.: ⫺ Reduktion von ua zu a, ue zu e, uo zu o (februarius > febraris ‘Februar’, posuerunt > poserunt ‘sie haben gelegt/Perfekt’, quattuor > quattor ‘vier’); ⫺ Entwicklung von i zu e, von u zu o (similem > semilem ‘ähnlich’, minus > menus
III. Italische und romanische Sprachen
‘weniger’, Augusta > Augosta ‘im August’, secundo > secondo ‘zweiter’, flus > flos ‘Blume’); ⫺ Wandel von qu- zu c-, -pt- zu -(t)t(quinque > cinque ‘fünf’, sculptus > scultus ‘geformt’); ⫺ Analogie des Nominativs der konsonantischen Deklination (III. Stammklasse) mit den obliquen Kasus (infante für infans ‘Kind’, lacte für lac ‘Milch’, lentis für lens ‘Linse’); Innovationen des 2. Jhs. n. Chr.: ⫺ Schwund von intervokalischem g und der Gruppe l ⫹ i (ego > eo ‘ich’, filius > fius ‘Sohn’); ⫺ Bildung von Komposita mit Präposition oder Adverb (ad foras ‘hinaus, nach draußen’, de intus ‘von innen her’, in ante ‘vor, bevor’); Innovationen des 3. Jhs. n. Chr.: ⫺ Harmonisierungstendenzen im Vokalismus (silvaticus > salvaticus ‘Wald-, zum Wald gehörig’, rotundus > retundus ‘rund’); ⫺ Häufigeres Vorkommen von ille, iste und ipse im Vergleich zu hic, is und idem. Diese Variationen im Horizont der Zeit sind interregional verbreitet und lassen sich im lateinischen Schrifttum aller Regionen des römischen Reiches nachweisen. Es handelt sich insofern um gesamtlateinische Innovationen, nicht etwa um solche mit regionaler Beschränkung. Die Dynamik jedes einzelnen Innovationsschubs ist spezifisch. Dies bedeutet, daß sich bestimmte Neuerungen rasch im gesamten Imperium Romanum durchsetzten, andere mit einiger Verzögerung vom Zentrum (Italien) an die Peripherien gelangten. Beispielsweise scheinen die lautlichen Innovationen im Vokalismus (u > o, i > e), die sich in Italien bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. nachweisen lassen, in den balkanlateinischen Inschriften erst im Verlauf des 3. Jahrhunderts n. Chr. auf. Dies ist ein Beispiel für den auch ansonsten zu beobachtenden Konservativismus des Schriftlateinischen auf dem Balkan (Miha˘escu 1978, 322 f.; Haarmann 1999, 556 f.). Im Schrifttum der Spätantike finden sich zahlreiche abweichende Schreibweisen latei-
12. Latein
nischer Wörter, wobei die Reflexe lautlicher Variation in der Graphie aber sporadisch bleiben und nicht auf generelle Normveränderungen des Schriftlateinischen hindeuten. In solchen Abweichungen vom Standard des Schriftlateinischen sind jeweils Interferenzen des zeitgenössischen Sprechlateins zu erkennen, die auf Entwicklungen in Richtung auf die Strukturtypik der romanischen Sprachen weisen (s. unter 4). Die sich in der spätlateinischen Periode häufenden abweichenden Schreibweisen werden in spätantiken und mittelalterlichen Lehrwerken als Sonderformen identifiziert, inventarisiert und als Normverstöße gegen die latinitas kritisiert. Zu den wichtigsten dieser Lehrwerke gehören der „Appendix Probi“ (7. oder 8. Jahrhundert n. Chr.) und die sogenannte „Peregrinatio Aetheriae (bzw. Egeriae)“, deren Text wohl aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. stammt, aber nur in einer Abschrift des 11. Jahrhunderts bekannt ist.
3.
Typologische Charakteristik der klassischen lateinischen Schriftsprache
3.1. Phonetik, Phonologie und Prosodie Das Lautsystem des Lateinischen ist sowohl qualitativ als auch quantitativ ausdifferenziert. Dies bedeutet, daß nicht nur die qualitative Unterscheidung zwischen Einzellauten (z. B. /e/ versus /u/) sondern auch deren Quantitätsopposition (z. B. levis ‘kurz’ mit kurzem /e/ versus levis ‘glatt’ mit langem /e/) bedeutungsunterscheidend ist. Die phonematische Relevanz der qualitativen und quantitativen Lautdifferenzierung gilt für den Vokalismus ebenso wie für den Konsonantismus. Diesbezüglich ähnelt das Lateinische dem Finnischen. In der Schreibung werden die Kürze und Länge von Vokalen nicht unterschieden. Anders sind die Schreibkonventionen im Konsonantismus, wo die Kürze durch Einfachschreibung, die Länge durch Doppelschreibung markiert wird (z. B. kurzer Konsonant versus langer Konsonant wie in anus ‘alte Frau’ versus annus ‘Jahr’). Die Markierung der Länge durch einen waagerechten Strich über dem betreffenden Vokal ent-
333 spricht einer modernen wissenschaftlichen Konvention. Obwohl die Quantitätenkorrelation fest im Lautsystem des Lateinischen verankert ist, ist dies dennoch eine Sprachtechnik mit nur geringer funktionaler Bedeutung. Denn es gibt lediglich eine begrenzte Anzahl an Minimalpaaren. In vielen Fällen sind Langkonsonanten das Ergebnis von historischen Assimilationsprozessen (z. B. accidit ‘er/sie fällt’ aus älterem ad-cedit). Das Lateinische unterscheidet 5 Vokalund 15 Konsonantenqualitäten (Tab. 12.1). Sämtliche Vokale können sowohl kurz als auch lang sein, von den Konsonanten nur die stimmlosen Verschlußlaute /p/, /t/, /k/, der Sibilant /s/, die Nasale und Liquide. Die stimmlosen Verschlußlaute [p], [t], [k] und der Labiovelar [qu] wurden ohne nennenswerte Aspiration gesprochen. Dies läßt sich aus der Adaption lateinischer Namen im Griechischen sowie aus dem Umstand schließen, daß die unaspirierte Aussprache später in den romanischen Sprachen dominiert. Die Frikativlaute [f] und [h], deren Position im Lateinischen auf den Wortanlaut beschränkt ist, sind Produkte eines speziellen sprachhistorischen Wandels in den italischen Sprachen (und damit auch im Lateinischen). Diese Laute haben sich aus älteren stimmhaften Aspiratae entwickelt (z. B. *bh > f wie in lat. ferto ‘laß ihn tragen’; *dh > f wie in lat. faciat ‘laß ihn machen’; *gh > h wie in lat. hodie ‘heute’). Der h-Laut entsprach einer nur leichten Aspiration. Das geringe Maß an Aspiration erklärt wohl auch den Schwund dieses Lautes in der Phonetik des Sprechlateinischen. Es ist bezeugt, daß der h-Laut ein soziolinguistischer Marker der sozialen Oberschicht in der römischen Gesellschaft war. In den Quellen findet man h-Zusätze in der Schreibung sogar bei Wörtern, wo dieser Laut unetymologisch ist (z. B. humerus statt umerus ‘Schulter’, ahenus statt aenus ‘aus Bronze’). Das Lateinische kennt zwei Halbvokale, und zwar [j] ⫺ geschrieben wie in iam ‘schon’ ⫺ und [w] ⫺ geschrieben wie in caveo ‘sich vorsehen’. Von den Diphthongen sind die meisten zu Beginn der klassischen Periode monophthongiert wor-
334
III. Italische und romanische Sprachen
Tab. 12.1: Die segmentalen Phoneme der klassischen lateinischen Schriftsprache (nach Coleman 1990, 172) Vowels:
i e
u o
a all ( length Diphthongs:
ae
au
oe
eu
ui
Consonants: Stop
Labial Labio-dental Dental Alveolar Velar Labio-velar Glottal
Fricative
tense
lax
p
b
Nasal
Lateral
m
w
n
l r
Semi-vowels
f t
d s
k kw
j
g h
den (vgl. deico > dico ‘ich sage’, moirus > murus ‘Mauer’, douco > duco ‘ich führe’). Nach 150 v. Chr. treten nurmehr /ae/ und /au/ häufiger auf. Die Diphthonge /oe/, /eu/ und /ui/ sind selten und fast ausschließlich auf griechische Entlehnungen beschränkt (z. B. in poena ‘Strafe’). Der Wortakzent der klassischen Sprache ist eine sekundäre Entwicklung. In der vorklassischen Sprachperiode war der Akzent dynamisch und lag wahrscheinlich auf der ersten Silbe des Wortes. Dies läßt sich aus dem Umstand schließen, daß der Vokalismus der ersten Silbe stabil geblieben ist und auch keine Synkopierung erlebt hat, was nach den Akzentverhältnissen der klassischen Periode zu erwarten wäre. In Wörtern wie calefacio, disciplina, pudicitia oder sapientia ist keine Synkopierung der ersten Silbe erfolgt. Möglicherweise hat sich die vorklassische Anfangsbetonung des Lateinischen unter dem Einfluß des Etruskischen im 6. Jahrhundert v. Chr. (oder schon vorher) ausgebildet, wo die Betonung zu allen Zeiten auf der ersten Silbe lag (Leumann 1977, 247 f.). Um 250 v. Chr. hatte sich eine freie Akzentuierung in Abhängigkeit von der Vokal-
quantität durchgesetzt. Im klassischen Latein liegt die Wortbetonung auf der vorletzten Silbe (Paenultima-Akzent), und zwar unter folgenden alternativen Bedingungen: entweder der Vokal der Silbe, auf der der Akzent ruht, ist lang (z. B. vide´mus ‘wir sehen’/Präsens), oder in der Endsilbe des Wortes tritt ein Langvokal auf (z. B. mo´nui ‘ich habe ermahnt’/Perfekt mit langem auslautenden -i). In anderen Fällen liegt der Akzent auf der Antepaenultima (z. B. vı´dimus ‘wir haben gesehen’/Perfekt). In zweisilbigen Wörtern liegt die Betonung immer auf der ersten Silbe. 3.2. Morphologische Sprachtechniken Die Techniken, die den grammatischen Bau des Lateinischen charakterisieren, weisen diese Sprache als klaren Vertreter des flektierenden Typs aus. Sowohl die Nominalals auch die Verbalflexion ist formenreich und hat Paradigmen für verschiedene Stammklassen ausgebildet. 3.2.1. Nominalflexion Die veränderlichen nominalen Wortarten sind Substantive, Pronomina und Adjektive. Diese treten über die Verwendung flexivischer Kasusendungen in eine syntakti-
335
12. Latein Tab. 12.2: Paradigmen der Nominalflexion (nach Coleman 1990, 177) 1
2
3(a)
3(b)
4
5
Sg. Nom.
ui-a ‘road’
popul-us ‘people’
le¯x ‘law’
turr-is ‘tower’
trib-us ‘tribe’
r-e¯s ‘thing’
Voc. Acc. Gen. Dat. Abl. Loc.
-a -am -ae -ae -a¯ [Ro¯m-ae ‘at Rome’]
-e -um -ı¯ -o¯ -o¯ [hum-ı¯ ‘on the ground’]
le¯x -is le¯g-em -im -is -is -ı¯ -ı¯ -ı¯ -ı¯ [ru¯r-e [Septembr-ı¯ ‘in the country’] ‘in September’]
popul-ı¯
le¯g-e¯s
Pl. Nom. ¸ ˝ ui-ae Voc. ˛ Acc. -a¯s Gen. -a¯rum Dat. ¸ Abl. -ı¯s ˝ ˛ Loc.
turr-e¯s
-us -um -u¯s -uı¯ -u¯ ⫺
trib-u¯s
-e¯s -em -e¯¯ı -e¯¯ı -e¯ [di-e¯ ‘on the day’] r-e¯s
-o¯s -orum
-e¯s -um
-ı¯s -ium
-u¯s -uum
-e¯s -e¯rum
-ı¯s
-ibus
-ibus
-ibus
-e¯bus
sche Beziehung zu anderen Elementen des Satzes. In der Nominalflexion werden insgesamt sechs Stammklassen unterschieden. Davon sind fünf vokalische Stämme (auf -a, -o, -i, -u und -e), zusätzlich gibt es einen konsonantischen Stamm. In der Nominalflexion werden folgende grammatische Kategorien unterschieden: Kasus, Genus und Numerus. Die Charakteristik des Lateinischen als flektierende Sprache läßt sich exemplarisch am Beispiel der Kasusflexion der Substantive illustrieren (Tab. 12.2). „The case-marking feature of the Latin nominal system is its defining typological characteristic“ (Baldi 1994, 2054). Das flexivische System der lateinischen Nomina ist gegenüber dem für die indoeuropäische Protosprache postulierten reduzierter. Von den ursprünglich acht Kasus sind sieben erhalten, und von diesen sind lediglich sechs produktiv, der siebte Kasus (Lokativ) ist in bestimmten Wendungen isoliert. Die Differenzierung der Genera (maskulin, feminin, neutral) ist geblieben. Von den drei Numeri sind Singular und Plural erhalten, während der Dual geschwunden ist. Formal und funktional ist es zu vielfältigen Fusionen in den Flexionsparadigmen gekommen. Der Vokativ wird formal nur in der Singularflexion des o-Stammes unter-
schieden (vgl. Nom. Sg. hortus ‘Garten’ : Vok. Sg. horte). Der Lokativ ist gleichsam ein sprachhistorisches Relikt, das in bestimmten feststehenden Wendungen erhalten ist (z. B. Romae ‘in Rom’, domi ‘zu Hause’, rure ‘auf dem Lande’). Noch seltener wird die Lokativform von einer Präposition begleitet (z. B. in aedibus ‘im Gebäude’, in urbe ‘in der Stadt’). Im Flexionsparadigma des Plural fallen Nominativ und Vokativ formal zusammen. Das Gleiche gilt für den Zusammenfall von Dativ und Ablativ. Die Funktionen des lateinischen Ablativ lassen den Synkretismus mit der sprachhistorischen Kategorie des Instrumentals erkennen (z. B. cum Cicerone consule ‘mit dem Konsul Cicero’). 3.2.2. Verbalflexion Im grammatischen System der Schriftsprache sind die Verben in vier Stammklassen ausdifferenziert: ⫺ a-Konjugation (z. B. secare ‘schneiden’, sonare ‘klingen’, dare ‘geben), ⫺ e-Konjugation (z. B. habere ‘haben’, monere ‘mahnen’, docere ‘lehren’), ⫺ i-Konjugation (z. B. aperire ‘öffnen’, sentire ‘fühlen’, venire ‘kommen’), ⫺ konsonantische Konjugation (z. B. ponere ‘setzen, stellen, legen’, scribere ‘schreiben’, ducere ‘führen, ziehen’).
336
III. Italische und romanische Sprachen
Tab. 12.3: Temporale und aspektuelle Kategorien im Verbalsystem des Schriftlateinischen (nach Bayer/Lindauer 2001, 192) Aspekt
imperfektiv
perfektiv
Präsens
aktuelles Präsens generell resultativ
historisches Präsens
Imperfekt
linear konativ iterativ
Tempus
Futur I
gnomisch
Perfekt
präsentisches Perfekt resultativ: o¯dı¯
historisches Perfekt effektiv komplexiv konstatierend gnomisch
Plusquamperfekt
o¯deram
effektiv
Futur II
o¯dero¯
ingressiv effektiv
Diese Differenzierung, die der traditionellen Einteilung der Konjugationsklassen folgt, besitzt Relevanz, um die Verhältnisse der Schriftsprache zu charakterisieren. Gleichzeitig ist diese Gliederung eine praktische Orientierungsbasis zum Aufzeigen der Abweichungen, die typisch für das Verbsystem des Sprechlateinischen sind (s. 4.3.3). Auch die folgende Charakteristik der Verbalflexion gilt prinzipiell für das Schriftlateinische, denn das gesprochene Latein weicht auch diesbezüglich signifikant ab (s. 4.3.4). Die Formen der Verbalflexion unterscheiden die grammatischen Kategorien der Person, des Numerus, des Tempus, des Modus und der Aktionsart. Die Verbalflexion differenziert sich in vier stammklassenspezifische Paradigmen aus. Im Einzelnen kennt das Lateinische folgende Differenzierungen: ⫺ Kategorien der Person (3 ⫺ redende Person; angeredete Person; Person, über die geredet wird), ⫺ Numeri (2 ⫺ Singular, Plural), ⫺ Aspekt (2 ⫺ Opposition von imperfektiv und perfektiv), ⫺ Tempora (6 ⫺ Präsens, Imperfekt, Futur I; Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II),
⫺ Modi (3 ⫺ Indikativ, Konjunktiv, Imperativ; zusätzlich Infinitiv als 4. Kategorie), ⫺ Aktionsart (3 ⫺ Aktiv, Passiv und Medium, letzteres mit defektivem Formenschatz). Nach traditioneller Darstellung besitzt das Lateinische ein Tempussystem mit 6 Tempuskategorien. Die funktionalen Spezifika der Tempora lassen aber das Wirken einer von Zeitstufen prinzipiell unabhängigen Sprachtechnik erkennen, nämlich die einer aspektuellen Differenzierung des verbalen Geschehens. Die entsprechende Differenzierung im Lateinischen ist durch die Opposition von imperfektivem versus perfektivem Aspekt charakterisiert. Die Kategorien des Aspekts sind unmittelbar mit den Tempuskategorien assoziiert, die sich ihrerseits in Gruppen zu je 3 Tempora formieren. In direkter Korrelation mit dem imperfektiven Aspekt stehen Präsens, Imperfekt und Futur I, während Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II mit dem perfektiven Aspekt korrelieren (Tab. 12.3). Die Kategorie des imperfektiven Aspekts bezeichnet Handlungen, die nicht abge-
12. Latein
schlossen sind. Im Hinblick auf die Kombination mit Zeitstufen kennzeichnet der imperfektive Aspekt im Präsens eine noch nicht abgeschlossene Handlung, im Futur (d. h. Futur I) eine noch nicht stattgefundene Aktion und im Imperfekt eine Handlung, die noch im Verlauf war, als etwas anderes eintrat. Die Kategorie des perfektiven Aspekts verweist auf abgeschlossene Handlungen, im Perfekt auf die einfache Abgeschlossenheit, im Plusquamperfekt auf die Abgeschlossenheit in der Vorvergangenheit und im Futur II auf die Projektion einer in den zeitlichen Rahmen der Vorvergangenheit situierten zukünftigen Aktion. Es werden finite von nichtfiniten Verbformen unterschieden. Die Kombination der Tempora mit den verschiedenen Modi ist nicht symmetrisch, das heißt, das Paradigma ist nicht in allen Modi vollständig. Nur das Paradigma des Indikativ unterscheidet sämtliche sechs Tempora. Im Konjunktiv sind vier Tempora vertreten (Präsens, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt), im Imperativ lediglich zwei (Präsens, Futur). Das Paradigma der nichtfiniten Verbformen ist charakterisiert durch die Differenzierung von drei Partizipialformen (Präsens-Aktiv, Perfekt-Passiv und Futur-Aktiv) und durch drei Zeitstufen des Infinitivs (Vergangenheit, Präsens, Zukunft). 3.3. Syntax der klassischen Schriftsprache Der flexivische Charakter der lateinischen Sprachstruktur determiniert die vielfältigen Kongruenzerscheinungen zwischen den verschiedenen Wortarten und deren syntaktischen Relationen im Satz. Es besteht grammatische Kongruenz zwischen den Hauptkonstituenten des Satzes im Hinblick auf die Kategorien der Person und des Numerus, und zwar des Subjekts mit dem Prädikat (z. B. Nomen ⫹ Verb, Pronomen ⫹ Verb). Die gleiche Regularität, d. h. grammatische Kongruenz, gilt für die internen Relationen der Konstituenten im Satz, etwa des Subjekts mit seinen Ergänzungen (z. B. Nomen ⫹ Adjektiv) oder des Objekts mit seinen Ergänzungen. Hinsichtlich der Kategorie des Genus sind die Kongruenzbeziehungen rigide im Nominalsystem, im Verbalsystem dagegen nur gelegentlich wirksam.
337 Bedingt durch die grammatischen Kongruenzbeziehungen der Satzkonstituenten ist die Wortfolge im Schriftlateinischen frei. Allerdings sind im Schriftgebrauch bestimmte Vorlieben zu beobachten, die zwar nicht den Charakter von ausdrücklich als solchen fixierten Normen haben, aber dennoch während der klassischen Periode Geltung als tradierte Konventionen besaßen (s. 2.2 zum Kriterium der consuetudo). Zu den Präferenzen der schriftsprachlichen Syntax gehören die folgenden Bedingungen der Wortfolge im stilistisch neutralen Satz (nach Coleman 1992, 317): ⫺ S(ubjekt) O(bjekt) V(erb) ⫺ diese Wortfolge ist sowohl für den Hauptsatz als auch für den Nebensatz charakteristisch; z. B. Romulus urbem condidit ‘Romulus gründete die Stadt [Rom]’; ⫺ Nomen ⫹ Adjektiv; z. B. res publica ‘das gemeinsame Wohl’; ⫺ Regens ⫹ Rectum (Gen. ⫹ Nomen); z. B. senatus (Gen.) consultum ‘eine Entscheidung des Senats’; ⫺ Präposition ⫹ Nomen; z. B. intra urbem ‘in(nerhalb) der Stadt’. Abweichungen von diesen Grundtendenzen in der Wortfolge beruhen auf stilistischen Kriterien oder auf persönlichen Vorlieben einzelner Autoren. So bevorzugt Plautus in seinen Werken ⫺ insbesondere in den an der Umgangssprache orientierten Dialogen ⫺ die Wortfolge SVO anstelle des klassischlateinischen Standards SOV (s. auch 4.4). 3.4. Fach- und sondersprachliche Variation des Schriftlateinischen Variation ist nicht nur typisch im Verhältnis des Schriftlateinischen (s. 3) zum Sprechlateinischen (s. 4), sondern auch im Vergleich verschiedener funktionaler Domänen der Schriftsprache. Das geschriebene Latein zeigt während der klassischen Periode funktionale Variation, mit der sich grammatische und insbesondere lexikalische Variation assoziiert. Die wichtigsten Differenzierungen seien hier erwähnt. ⫺ Die Sprache der Belletristik unterscheidet sich von der wissenschaftlicher Trak-
338 tate im Hinblick auf syntaktische Präferenzen. Während in der Belletristik die Wortfolge aufgrund stilistischer Variation vorzugsweise SOV oder auch SVO (etwa bei Plautus) sein kann, dominiert in der Wissenschaftssprache die neutrale Folge SOV; ⫺ Im stilistisch neutralen Satz der Literatursprache folgt der Relativsatz gewöhnlich dem Hauptsatz. In der juristischen Fachsprache enthalten Relativsätze häufig eine nähere Bestimmung von Inhalten des Hauptsatzes und sind diesem zumeist vorangestellt; ⫺ Die latinistische Forschung hat sich seit Jahrzehnten bemüht, die Variation des christlichen Lateins zu kategorisieren. Den Anfang machten die Vertreter der sogenannten holländischen Schule (u. a. Schrijnen 1932; Mohrmann 1947; 1952), wichtige Studien aus neuerer Zeit sind die von Löfstedt (1959) und Coleman (1987). Bis heute problematisch geblieben ist die Kategorisierung des christlichen Lateins als autonome Sondersprache. Trotz ihrer Anlehnung an das gesprochene Latein weicht die von den christlichen Schriftstellern verwendete Schriftsprache nur in einigen Sprachtechniken vom Lateinischen der klassischen Periode ab. Als eine minimalistische Identifizierung der Variante des christlichen Lateins hat wohl bis heute folgende Stellungnahme Gültigkeit: „It [Christian Latin] has ... peculiarities which appear most clearly ... in the field of lexicology and semantics. As for syntax, Christian Latin certainly possesses some peculiar expressions and constructions ... but to speak of a Christian syntax would be on the whole a misuse of language“ (Löfstedt 1959, 68).
3.5. Sprachtechniken der syntagmatischen Morphologie (Wortbildung) Elementare Techniken der lateinischen Wortbildung sind die Komposition und die Derivation. Verglichen mit der Vielzahl an Wortzusammensetzungen im Griechischen ist die Technik der Komposition im Lateinischen nicht so stark wirksam. Etliche lateinische Wortzusammensetzungen sind unter
III. Italische und romanische Sprachen
griechischem Einfluß entstanden, und zwar in der Weise, daß das Vorbild der griechischen Sprache die entsprechende lateinische Kompositionstechnik produktiv gemacht hat. Diesbezüglich ist griechischer Einfluß auf der Stilebene der gehobenen dichterischen Sprache am deutlichsten spürbar. Zu den lateinischen Bildungen dieses Sprachstils gehören einige, die sich auch in der Gemeinsprache eingebürgert haben; z. B. agricola ‘Bauer’ (wörtl. ‘Land-Bewohner’), indigena ‘einheimisch’ (wörtl. ‘einheimisch-geboren’), frugifer ‘fruchtbar’(wörtl. ‘fruchttragend’). Wortzusammensetzungen bestehen aus einem Hauptbegriff mit präponiertem Bestimmungswort, wobei dieses Wort ein Nomen (z. B. wie in iudex ‘Richter’, iu/s ‘Recht’ ⫹ dex ‘Sprecher’), ein Präfix (z. B. wie in emigrare ‘auswandern’), ein Element der Negation (z. B. wie in demens ‘von Sinnen’) oder eine steigernde Vorsilbe (z. B. wie in praealtus ‘sehr hoch’) sein kann. Eine bestimmte Form visueller Wortzusammensetzung ist das Zusammenrücken bestimmter kombinierter Wörter, so daß sie orthographisch eine Einheit bilden (z. B. aquaeductus ‘Wasserleitung’, quilibet ‘jeder beliebige’, senatusconsultum ‘Senatsbeschluß’). Elementare Derivationstechniken des Lateinischen sind die Prä- und Suffigierung. Die meisten im Lateinischen gebräuchlichen Ableitungsformantien sind indoeuropäischer Herkunft, und viele parallele Formantien sind auch in der Wortbildung anderer italischer Sprachen vertreten. Zu den wenigen Innovationen des Italischen ohne Parallelen in anderen Sprachzweigen des Indoeuropäischen gehört *tlom (> lat. -culum/ -culus/-cula wie in homunculus ‘Menschlein’ oder particula ‘Teilchen’). Verbalsuffixe modifizieren die Aktionsart einer Handlung; z. B. -scere zur Bezeichnung des Anfangs eines Geschehens (adolescere ‘heranwachsen’), -tare/-sare/-itare zur Bezeichnung einer intensivierten oder wiederholten Handlung (verba intensiva, frecuentativa, iterativa wie versare ‘hin und her wenden’, visitare ‘(immer wieder) besuchen’, agitare ‘aufjagen, hetzen’).
12. Latein
4.
Typologische Charakteristik des Sprechlateinischen
4.1. Innovationen mit interregionaler Ausstrahlung In seiner mehr als tausendjährigen Geschichte hat das gesprochene Latein erhebliche Wandlungen durchgemacht. Diese Wandlungen sind als Innovationsschübe zu verstehen, die in unregelmäßigen Abständen Veränderungen im Lautsystem, in der grammatischen Struktur und im Lexikon hervorgerufen haben. In der spätlateinischen Periode verstärken sich solche Wandlungsprozesse, und über die damaligen Innovationen fusionieren die Sprachtechniken in der Kontinuität vom Sprechlateinischen zum Frühstadium der romanischen Sprachen. Etliche Innovationen sind dem gesprochenen und geschriebenen Latein gemeinsam. Dazu gehören die unter (2.4) erwähnten. In diesen Fällen ist von einer Synchronizität der Sprachentwicklung auszugehen, die Variationen sowohl im Sprech- wie im Schriftlateinischen hervorgerufen hat. Verschiedene Innovationen des Sprechlateins können lediglich anhand sprachhistorischer Rekonstruktionen postuliert werden. Dies betrifft vor allem das Frühstadium der gesprochenen Sprache während der altlateinischen Periode. Derartige, nur rekonstruierte Innovationen, für die sich keine inschriftlichen Belege finden lassen, werden konventionell durch ein Asterisk gekennzeichnet. Zu den wichtigsten Innovationsschüben des Sprechlateinischen seit der altlateinischen Periode gehören die folgenden: Innovationen vor 350 v. Chr. ⫺ Wandel von intervokalischem s zu r (*legesi > legere ‘sammeln’, *geneses > generis, Gen. zu genus ‘Art, Geschlecht’); Innovationen vor 250 v. Chr. ⫺ Artikulatorische Erhöhung von Vokalen in nichterster Silbe (*ex-factos > effectus ‘vollendet’, *homonom > hominum, Gen. Pl. zu homo ‘Mann’, *per-quationt > percutiunt ‘sie schlagen/3. Pers. Pl. Präsens’, *ad-caussamus > *accousamus > accu-
339 samus ‘wir klagen an/1. Pers. Pl. Präsens’); ⫺ Synkopierung (*auidere > audere ‘wagen’, *repepolai > reppuli ,ich habe zurückgewiesen/1. Pers. Sg. Perfekt’, *opifacina > officina ‘Werkstatt’); Innovationen des 1. Jahrhunderts n. Chr. ⫺ Monophthongierung von ae zu e, von oe zu e, von au zu o (quaerite > querite ‘sucht!/Imperativ Pl.’, poena > pena ‘Strafe’, caupo > copo ‘Kaufmann’); ⫺ Schwächung des Konsonanten w über ß zu v (baliat > ualeat ‘leb wohl!’, habet > auet ‘er/sie hat’); ⫺ Destabilisierung von h im Wortanlaut (homnes > omnes ‘alle’); ⫺ Frühe Zeugnisse einer Bevorzugung des Akkusativs als Präpositionalkasus (cum discentibus suis > cum discentes suos ‘mit seinen Schülern’); Innovationen des 2. Jahrhunderts n. Chr. ⫺ Schwächung von Auslautkonsonanten (amat > ama ‘er/sie liebt’, melius > meliu ‘besser’, annum > annu/Akk. zu annus ‘Jahr’); ⫺ Palatalisierung von ti und di (bzw. tj und dj) vor Vokal (tertiae > terciae ‘von der Dritten/fem.’, Crescentianus > Crescentsianus /Eigenname/, hodie > oze ‘heute’; die letztere Form ist im afrikanischen Latein bezeugt); ⫺ Analytische Formen des Futurs (s. unter 4.2); ⫺ Analytische Formen des Perfekts (s. unter 4.2). Innovationen des 5. Jahrhunderts n. Chr. ⫺ Palatalisierung von k vor hellen Vokalen (incitamentum > intcitamento ‘Anregung’, discessit > dissessit ‘er/sie ist weggegangen/3. Pers. Sg. Perfekt’); ⫺ Palatalisierung von kw über k zu c vor hellen Vokalen (exsequiae > execiae ‘Begräbnis’, -que > -ce ‘und’); Innovationen des 7. Jahrhunderts n. Chr. ⫺ Präpositionale Wendungen (Präposition ⫹ Akkusativ) ersetzen ältere synthetische Kasusformen (dixit illis/Dativ > dixit ad illos ‘er sagte zu ihnen’, sagitta/ Ablativ/ percutere > de sagitta percutere
340 ‘mit einem Pfeil treffen’, venditio campi/ Genitiv/ > uenditio de campo ‘Verkauf des Ackers’). 4.2. Regionale Variation des Lautsystems Jahrhundertelang erlebte das gesprochene Latein im kontinuierlichen Prozeß des Sprachwandels Innovationsschübe mit interregionaler Wirkung (s. unter 4.1). Die Einheitlichkeit des Sprechlateins blieb so lange erhalten, wie es als Muttersprache der italischen Kolonisten und als Zweitsprache der nichtrömischen Bevölkerung in den Provinzen des Imperium Romanum gesprochen wurde. In dem Maße aber, wie die Akkulturation der autochthonen Bevölkerung außerhalb Italiens an römische Lebensweisen und die Assimilation ans Lateinische fortschritten, nahm das Sprechlatein in den Regionen mehr und mehr Lokalkolorit an. Das Lateinische veränderte sich aufgrund der Aussprachegewohnheiten der autochthonen Provinzialbevölkerung und infolge von Interferenzeinflüssen ihrer früheren Muttersprachen (s. 4.2.4 zu spezifischen Substrateinflüssen). Das Sprechlateinische driftete gleichsam vom traditionsgebundenen Schriftlateinischen ab. Dies läßt sich im Lautsystem, im grammatischen Bau, in der Syntax, in der Wortbildung und insbesondere im Wortschatz des Sprechlateinischen nachweisen. Im Verlauf der Spätantike (und zwar im 5. und 6. Jahrhundert) verstärkt sich das Profil der regionalen Eigenheiten, und das umgangssprachliche Latein differenziert sich in Regiolekte aus. Die Sonderstellung dieser Regiolekte kann exemplarisch anhand der phonetisch-phonologischen Variation des Sprechlateinischen illustriert werden. 4.2.1. Lautliche Eigenheiten der lateinischen Verkehrssprache Eine besondere Problematik stellt sich im Zusammenhang mit derjenigen funktionalen Variante des Sprechlateins, die in der Öffentlichkeit verwendet wurde: das Lateinische in verkehrssprachlicher Funktion. Die Notwendigkeit, Lateinisch im Kontakt zwischen Römern (Kolonisten, Kaufleuten, Verwaltungsbeamten, Armeeangehörigen) und
III. Italische und romanische Sprachen
Nichtrömern (Vertretern der einheimischen Bevölkerung in den Gebieten außerhalb Italiens) zu verwenden, bestand in praktisch allen römischen Provinzen. Die überwiegend gesprochene, aber gelegentlich auch geschriebene lateinische Verkehrssprache war lange Zeit einheitlich, jedenfalls einheitlicher als die gemeine Umgangssprache. Dies läßt sich einerseits aus dem lateinischen Spracheinfluß in den nichtrömischen Sprachen am Rande der Romania rekonstruieren, andererseits weist die Lautentwicklung in bestimmten peripheren Regionen der Romania auf einen konservativen Lautstand, und zwar gerade dort, wo das Lateinische verkehrssprachliche Funktionen erfüllte (Haarmann 1979). Im Unterschied zur lateinischen Alltagssprache (sermo quotidianus) orientierte sich das verkehrssprachliche Latein an der geschriebenen Sprache. Ein Indikator für diese Assoziation ist der Lautstand des Vokalismus in der Tonsilbe. Aus der historischen Distanz betrachtet entziehen sich die phonologischen Verhältnisse der verkehrssprachlichen Variante des Lateinischen zwar einer direkten Beobachtung, es gibt aber indirekte sprachliche Zeugen des spätantiken Lautstandes. Dies sind die lateinischen Lehnwörter in den inselkeltischen Sprachen, insbesondere im Kymrischen und Bretonischen. Beide Sprachen leiten sich aus dem britannischen Kontinuum des Inselkeltischen ab. Dabei zeigt das Kymrische lokale Kontinuität, das Bretonische profiliert sich als historische Einzelsprache erst in der Bretagne, wohin Flüchtlinge aus Britannien im 5. Jahrhundert n. Chr. ihr heimisches Idiom transferierten. In der römischen Provinz Britannien dominierte die lateinische Verkehrssprache. Als Umgangssprache war es nur bei einem kleinen Kreis römischer Händler, Verwaltungsbeamter und Armeeangehöriger verbreitet. Kolonisten aus Italien siedelten in geringer Zahl nur im äußersten Südosten der Insel. Die Romanisierung hatte bis zum Ende der römischen Herrschaft (405 n. Chr. Abzug der römischen Truppen und des Verwaltungspersonals) nur geringe Auswirkungen gezeigt, und die Region in der histori-
341
12. Latein
schen Landschaft Wales blieb zu allen Zeiten römische Militärzone. Hier ließen sich also keine italischen Kolonisten nieder. In jener Zeit hatte auch das Schriftlateinische keine Breitenwirkung. Zu den lautlichen Besonderheiten des Adaptionsprozesses lateinischer Elemente im Keltischen gehört die Differenzierung der Vokalquantitäten in der Tonsilbe. Die für das Schriftlateinische charakteristische Unterscheidung von Kurz- und Langvokalen tritt also auch in den Sprachkontakten des Lateinischen im südlichen Britannien auf. Dies betrifft sämtliche Vokale, auch das /a/. Dies ist bemerkenswert, denn in allen sprechlateinischen Regiolekten, aus denen sich romanische Sprachen entwickelt haben, sind die beiden a-Quantitäten zusammengefallen in eine a-Qualität. Die frühen lateinischen Entlehnungen im Inselkeltischen nehmen teil am lauthistorischen Entwicklungsprozeß keltischer Erbwörter. Der Lautstand der lateinischen Verkehrssprache in Britannien soll hier am Beispiel lateinischer Lehnwörter illustriert werden, die zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert n. Chr., d. h. während der römischen Kolonialzeit, vom Inselkeltischen adaptiert wurden. Beispielsprache ist das Kymrische (Haarmann 1970, 133 f.). Kurzes /a/ > kymr. /a/ (z. B. lat. arma > kymr. arf ‘Waffe’) Langes /a/ > kymr. /aw/ (teilweise seit der mittelkymrischen Periode monophthongiert zu /o/; z. B. lat. peccatum > altkymr. pechawd, neukymr. pechod ‘Sünde’) Kurzes / i/ > kymr. /y/ (z. B. lat. cippu > kymr. cyff ‘Stamm eines Baumes’) Langes/ i/ > kymr. / i/ / (z. B. lat. primu > kymr. prif ‘Haupt-/Ober-’ wie in prifysgol ‘Universität’, wörtl. ‘Hauptschule’) Kurzes /e/ > kymr. /e/ (z. B. lat. episcopu > kymr. esgob ‘Bischof’) Langes /e/ > kymr. /wy/ (z. B. lat. habena > kymr. afwyn ‘Zügel’)
Kurzes /o/ > kymr. /o/ (z. B. lat. porta > kymr. porth ‘Tür’) Langes /o/ > kymr. /u/ (z. B. lat. dolor/dolorem > kymr. dolur ‘Schmerz’) Kurzes /u/ > kymr. /w/ (z. B. lat. cultrum > kymr. cwlltr ‘Pflugschar’) Langes /u/ > kymr. /u/ (z. B. lat. astutu > kymr. astud ‘fleißig, eifrig’). Die für das Sprechlateinische charakteristischen Palatalisierungsprozesse des Verschlußlautes k- vor hellen Vokalen (s. 4.2.3) sind in der lateinischen Verkehrssprache Britanniens unbekannt. Die Bewahrung von k- in der Position vor hellen Vokalen ist im Lautstand der vom Inselkeltischen adaptierten lateinischen Lehnwörter erkennbar (z. B. lat. civitatem > kymr. ciwdod ‘Gemeinde’, lat. *ceriasa für ceraseum > kymr. ceirios coll. ‘Kirschen’). 4.2.2. Der Lautstand des Vokalismus sprechlateinischer Regiolekte Die Lautstrukturen des Sprechlateinischen der Spätantike weichen von denen des verkehrssprachlichen Lateins unter anderem darin ab, daß es keine Quantitätenkorrelation im Vokalismus gibt. Die Vokale der Tonsilbe (wie auch der unbetonten Silben) unterscheiden sich ausschließlich im Hinblick auf ihre Qualität. Die vollständige Aufgabe der Quantitätenkorrelation führte zur Entstehung von „Ersatztechniken“, und zwar zur Phonematisierung der Opposition von geschlossenen und offenen Vokalen (Tab. 12.4). Im Hinblick auf die spezifisch regionale Verbreitung solcher Ersatztechniken sind im Bereich der Romania die Konturen folgender sprechlateinischer Regiolekte zu erkennen. 4.2.2.1. Das archaische Lautsystem Sardiniens und Südlukaniens Charakteristisch für diesen Regiolekt des Lateinischen ist der Zusammenfall von Quantitäten in eine einzige Qualität. Die Differenzierung von kurzem /i/ und langem /i/ löst sich auf in eine i-Qualität. Entspre-
342
III. Italische und romanische Sprachen
Tab. 12.4: Der Vokalismus der Tonsilbe in sprechlateinischen Regiolekten (nach Lausberg 1963, 144 f.) a) Das archaische Lautsystem Sardiniens und Südlukaniens klt. Quantität: ¯ sard. Qualität:
e¯ e˘ a˘ o ˘ o¯ u ˘ u¯ i
e
a
o
u
Lateinische Quantität
Sardisch
Südlukanisch
e˘ e¯
be˛ne, fe˛le, e˛rva (< herba) kade˛na, ke˛ra, me˛se, fe˛mina
˘ı ¯ı o˘ o¯ u˘
nie, pighe, pira, sidis filu bo˛na, ro˛da, no˛e (< novem) so˛le, isco˛ba rughe (< cruce), nughe (< nuce), puttu (< puteu), bukka, furca muru
fe˛le, e˛rva (< herba) cate˛na, cre˛ta, ce˛ra, me˛se, fe˛mmina, vinne˛mma (< vindemia) nive, pice, pira, site, pipe filu ro˛ta, no˛ve, fo˛ssa, po˛rta so˛le, nipo˛te, fro˛nte cruce, nuce, duce (< dulce), vucca (e˛)
se˛tte, feø le, peø de
e¯ (>eø )
ste˛lla, venne˛gna (eø )
le˛nga, ve˛rde, neø ve, peø pe
¯ı (>i) o˘ o¯ (>o) u˘ (>u)
fila ( bask. putzu ‘Brunnen’) Langes /u/ > bask. /u/ (z. B. lat. pluma > bask. luma ‘Feder’) 4.2.2.2. Das lokale Lautsystem in Kalabrien und Sizilien Die Auswirkungen der Quantitätenreduktion im Sprechlateinischen Siziliens waren weitreichender als vergleichsweise in Sardinien. Im Lateinischen Siziliens fallen langes und kurzes /i/ sowie langes /e/ in eine einzige i-Qualität zusammen, langes und kurzes /u/ sowie langes /o/ in eine einzige uQualität. Kurzes /e/ bleibt als offenes /e`/, kurzes /o/ als offenes /o` / erhalten.
344 4.2.2.3. Das „Kompromißsystem“ Südosteuropas und Ostlukaniens Der sprechlateinische Regiolekt auf dem Balkan und im Osten Lukaniens zeigt einen Lautstand, der einerseits Parallelen zum archaischen Lautsystem (s. 4.2.2.1) aufweist, andererseits analoge Entwicklungen erkennen läßt, die er mit dem am weitesten verbreiteten Regiolekt (s. 4.2.2.4) teilt. Die Auflösung der Quantitätenkorrelation von /u/ und /o/ in jeweils eine Qualität verläuft hier analog zum archaischen System, die Erhaltung von langem /i/ als /i/, von kurzem /e/ als offenem /e` / sowie der Synkretismus von kurzem /i/ und langem /e/ in einer geschlossenen e-Qualität (und zwar /e´ /) ist identisch mit dem Lautstand des Lateinischen, aus dem sich das Gemeinromanische entwickelt hat. 4.2.2.4. Das sprechlateinische Lautsystem als Basis des Gemeinromanischen („italisches Qualitätensystem“) Die meisten romanischen Sprachen erlauben aufgrund ihrer Lautentwicklung die Rekonstruktion eines bestimmten Lautstandes, der für das Sprechlateinische im größten Teil des römischen Reichs charakteristisch war. Im Vergleich zur weiten geographischen Verbreitung dieses Regiolekts sind alle anderen Varianten des Sprechlateinischen (s. 4.2.2.1⫺4.2.2.3) marginal oder peripher. Während langes /u/ und langes /i/, ebenso kurzes /o/ und kurzes /e/ in jeweils einer Vokalqualität erhalten bleiben, fallen kurzes /i/ und langes /e/ in einer geschlossenen e-Qualität, kurzes /u/ und langes /o/ in einer geschlossenen o-Qualität zusammen. 4.2.3. Zum Lautstand des Konsonantismus sprechlateinischer Regiolekte Im Konsonantismus der sprechlateinischen Regiolekte manifestiert sich eine erhebliche Variation, sowohl im Hinblick auf einen Vergleich der Regiolekte unter sich, als auch bezüglich des Kontrastes zwischen Schriftund Sprechlatein. Besonders illustrativ für die Veränderungen, denen das Lautsystem des Sprechlateinischen in der Spätantike ausgesetzt war, ist die Entwicklung der Verschlußlaute /k/ und /g/ im Wortanlaut. Hier
III. Italische und romanische Sprachen
sind Palatalisierungsprozesse zu beobachten, die verschiedenartige Resultate im Sprachgebrauch der Regionen produzieren (Tab. 12.5). Die Lautcharakteristik des sprechlateinischen Konsonantismus zeigt keine Deckungsgleichheit mit der Variation im Vokalismus. Allerdings sind auch hier klare regiolektale Differenzierungen zu beobachten. Das Sprechlateinische in Sardinien weicht mit seiner Erhaltung des stimmlosen und stimmhaften Verschlußlautes (k bzw. g) im Wortanlaut deutlich ab von den übrigen Zonen der Latinität, wo diese Laute in der Position vor hellen Vokalen palatalisiert werden. Im Bereich des gemeinen Protoromanischen sind interne geographische Differenzierungen zu erkennen. Der Konsonantismus des Sprechlateinischen in der späteren galloromanischen Domäne weist auf Palatalisierungsprozesse sowohl vor /a/ als auch vor hellen Vokalen, während der Sprachgebrauch in der übrigen Romania eine unterschiedliche Behandlung der Verschlußlaute im Hinblick auf die Vokalqualitäten ausweist (Erhaltung von /k/ und /g/ vor /a/, dagegen Palatalisierung vor hellen Vokalen). 4.2.4. Variation im Sprechlateinischen aufgrund von Substrateinflüssen Im Lateinischen lassen sich die verschiedensten Substrateinflüsse nachweisen, und zwar sowohl von Seiten der italischen Nachbarsprachen (z. B. Oskisch und Umbrisch) als auch von Sprachen nichtindoeuropäischer Herkunft (z. B. Etruskisch). Die allermeisten Fremdeinflüsse machen sich im Wortschatz in Gestalt von Entlehnungen geltend. Es gibt aber auch Einflüsse im Lautsystem des Lateinischen. Beispielsweise wird das Vorkommen von intervokalischem /f/, das in einigen Dubletten neben rein lateinischen Formen auftritt (vgl. bufalus neben bubalus ‘Büffel’, bufo neben bubo ‘Eule’, tofus/tufus ‘Tuffstein’ ⫺ hier nur die Form mit -f-), als oskisch-umbrischer Einfluß erklärt. Solche lautlichen Substrateinflüsse beschränken sich aber fast ausschließlich auf bestimmte Einzellaute, die in einer begrenzten Anzahl lexikalischer Elemente auftreten.
345
12. Latein
Tab. 12.5: Palatalisierungsprozesse wortanlautender Verschlußlaute (k- und g-) im Sprechlateinischen und Romanischen (nach Bec 1971, 469) a) Sprechlateinisch Latin
capra
gallu
*ceˇ lu
geˇ lu
io˘ cu
Proto-rom. sarde … Proto-rom. commun … Proto-gallo-roman …
k k k’/t’
g g g’/d’
k k’/t’ t’/ts’
g g’/d’
y y/d’ d’/dz’
Tab. 12.5b: Weiterentwicklung im Romanischen Latin
capra
gallu
*ceˇ lu
Proto-roman commun … Italien … Roumain … Rhe´tique (surs.) … Espagnol … Gascon … Portugais … Catalan … Occitan …
K k k k k k k k k
G g g g g g g g g
K’/T’/TS’
Ï T’ > Ì Ó Ï Ô TS’ > ts Ì Ô Ó
Proto-gallo-roman … Nord-occitan … Rhe´tique (engad.) … Franc¸ais …
K’/T’ tsˇ/ts/s t’ (tsˇ) > sˇ
G’/D’ dzˇ/dz/z d’ (dzˇ) > zˇ
T’/TS’ (ts)> s tsˇ (ts) > s
Allerdings ist auch ein solcher Substrateinfluß im Lateinischen nachzuweisen, der eine systematische Lautvariation hervorgerufen hat. Dies ist das Phänomen der Aspiration (Spirantisierung) stimmloser intervokalischer Verschlußlaute in einigen Mundarten des Italienischen. In einigen lokalen Varianten des Toskanischen, in der sogenannten „Gorgia toscana“ zwischen den Flüssen Arno und Tiber, treten -k-, -p- und -t- regelmäßig aspiriert auf (z. B. toskan. poho ‘wenig’ für poco, lupho ‘Wolf’ für lupo, ditho ‘Finger’ für dito). Das Phänomen der Aspiration betrifft auch die Satzphonetik, d. h. die Lautbrücken zwischen Einzelwörtern (z. B. toskan. la hasa ‘das Haus’ für la casa u. ä.). Das Verbreitungsgebiet der Aspirationsphänomene überlappt deutlich mit dem historischen Kernland (Etrurien) der etruskischen Sprache, die drei stimmlose Aspiraten kannte: /kh/, /ph/ und /th/. In griechischen Lehnwörtern des Etruskischen wer-
io˘ cu
geˇ lu G’/D’ tsˇ tsˇ tsˇ >c¸ >s >s >s >s
Y/D’ dzˇ
dzˇ dzˇ
zˇ d⬘ y y/zˇ Ï >zˇ dzˇ Ì >zˇ Ó >dzˇ/dz/zˇ D’/DZ’ dzˇ/dz/z
dzˇ
d’ (dzˇ) > zˇ
den sowohl griechische Aspiraten als auch einfache stimmlose Verschlußlaute durch etruskische Aspiraten wiedergegeben: z. B. etrusk. Thetis < griech. Thetis, These < Theseus; Cluthumnustra < Klutamnestra, Phersipnai < Persefone). Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die These vertreten, daß die Aspiration im Toskanischen auf etruskischem Einfluß beruht (s. Tagliavini 1973, 80 f. zur Forschungsgeschichte). Diese Kontinuität erklärt sich wohl als eine Interferenz des Etruskischen in der Lautadaption des gesprochenen Lateinisch. Als sich nach der römischen Eroberung Etruriens die etruskische Bevölkerung allmählich ans Lateinische assimilierte, haben sich bestimmte Aussprachegewohnheiten erhalten, unter anderem die Aspiration intervokalischer Konsonanten. Über das lokal gefärbte Sprechlatein ist diese systematische Lautvariation ins Romanische der Region tradiert worden.
346 4.3. Typologische Trends in den morphologischen Sprachtechniken des Sprechlateinischen Im Verlauf der Spätantike erlebt das Sprechlateinische eine weitreichende Umstrukturierung seiner Morphologie, und zwar sowohl in formaler als auch funktionaler Hinsicht. Von der Neustrukturierung besonders stark betroffen ist die Nominalflexion, die Verbalflexion erweist sich als vergleichsweise stabiler, und im Pronominalsystem stellen sich vor allem funktionale Änderungen ein. Im Sprechlateinischen ist ein markanter Trend zu analytischen Konstruktionen zu beobachten. Die morphologischen Sprachtechniken des Sprechlateinischen der Spätantike lassen sich wie dessen Lautsystem einerseits aus der mittelalterlichen Entwicklungsphase der romanischen Sprachen rekonstruieren, andererseits finden sich Hinweise darauf in stilistischen Variationen der klassischen Schriftsprache und in Abweichungen vom Schriftstandard in lokalen Inschriften. Die meisten der im Folgenden beschriebenen Sprachtechniken sind zwar charakteristisch für den gesprochenen Kode des Lateinischen, wirken aber dort nicht exklusiv, denn auch das Schriftlateinische nimmt teil an einigen Prozessen des Analytismus. Im Kontinuum seiner sprachhistorischen Entwicklung läßt das Lateinische seit der klassischen Periode Tendenzen zu analytischer Ausdrucksweise erkennen, die aber im Schriftlateinischen eine marginale Erscheinung sind und als Elemente im Repertoire stilistischer Variation Bedeutung haben. Analoge Techniken greifen im Sprechlateinischen weiter und dominieren dessen Strukturen in der Spätantike. Die analytischen Sprachtechniken des Spätlateinischen gehören also zwei verschiedenen Kategorien an: gemeinlateinische Techniken, die sowohl im Schriftlateinischen als auch im Sprechlateinischen wirken (s. 4.3.4), exklusiv sprechlateinische Techniken (s. 4.3.1 und 4.3.2). Die Verstärkung der Tendenz zum Analytismus im Sprechlateinischen ist nicht als ein linearer Prozeß zu verstehen. Vielmehr sind hier Züge einer gleichsam „katastro-
III. Italische und romanische Sprachen
phischen“ (nach Thom 1980) Entwicklung zu erkennen, in deren Verlauf scheinbar zufällige, unzusammenhängende Veränderungen den Kollaps älterer Strukturen bewirken und zur Reorganisation mit neuartigen Mitteln führen. Dies tritt ganz deutlich im Nominalsystem in Erscheinung, wo die älteren synthetischen Sprachtechniken zur Kennzeichnung von Kasusbeziehungen mittels präpositionaler Wendungen neu strukturiert werden. Bemerkenswert ist der „Umbau“ des Verbsystems. Die ältere funktionale Dualität von Tempus und Aspekt löst sich auf. Teilweise werden ältere synthetische Tempuskategorien durch periphrastische Konstruktionen ersetzt (Perfekt, Futur). Das synthetische Perfekt bleibt formal erhalten und tritt in Opposition zum Imperfekt. Die beiden Kategorien der Vergangenheit unterscheiden sich aspektuell (s. 4.3.4). Die für das Sprechlateinische charakteristischen periphrastischen Konstruktionen im Verbsystem sind also nicht einfach ein Ersatz älterer synthetischer Kategorien, sondern wir haben es mit einer Umstrukturierung des gesamten Verbsystems und mit einer funktionalen Neubestimmung aspektuell gebundener Kategorien zu tun. 4.3.1.
Umstrukturierungen im Nominalsystem
4.3.1.1. Synkretismus der Deklinationsklassen Bei den Deklinationsklassen ist der Verlust vieler ihrer formalen Marker und ⫺ als Folge davon ⫺ ein weitreichender Synkretismus zu beobachten. Die fünfte Deklination (Stämme auf -e und -ie) scheidet aus. Die Substantive dieser Klasse wechseln in die erste Klasse über. Formen wie luxuria (statt luxuries) und materia (statt materies) sind bereits im klassischen Latein belegt. Dies betrifft allerdings nur Einzelfälle. Im Sprechlateinischen der Spätantike ist der Wechsel systematisch (d. h. facies > facia, glacies > glacia). Lediglich wenige Spuren der fünften Deklination bleiben erhalten (z. B. frz. rien ‘nichts’ aus sprechlatein. rem, Akk. von res ‘Sache’). In der spätlateinischen Periode findet ein verstärkter Wechsel von Substantiven der
347
12. Latein
vierten Deklination (u-Deklination) in die zweite Deklination (o-Deklination) statt. Dieser Wechsel bahnte sich langfristig an. Im Schriftlateinischen gibt es erste Indizien dafür im 1. Jahrhundert n. Chr. Bei Petron finden sich Pluralformen wie fructi (statt fructus) und senati (statt senatus). Aus späterer Zeit ist auch schriftliches manos (Akk. Pl. statt manus) bezeugt. Insgesamt führt die Umstrukturierung dazu, daß die erste Deklination (a-Deklination) den größten Zuwachs zu verzeichnen hat. Hierhin wechseln Substantive der fünften, etliche der dritten und der vierten Deklination über. Von den schriftlateinischen Genera (mask., fem., neutrum) schwindet im Sprechlateinischen das Neutrum weitgehend. Lediglich im Rumänischen und in einigen zentralitalienischen Dialekten ist ein Neutrum erhalten geblieben. Im Standarditalienischen finden sich nurmehr Reste des alten Neutrums (z. B. ital. l’uovo ‘das Ei’ ⫺ le uova ‘die Eier’, wo die Differenzierung von lat. ovum : ova erkennbar ist). Der bereits im Sprechlateinischen zu beobachtende Wechsel der Neutra zur Gruppe der maskulinen Substantive setzt sich im Romanischen fort.
4.3.1.2. Synkretismus im Paradigma der Nominalflexion In allen Gebieten, wo das Sprechlateinische verbreitet war, bricht das synthetisch strukturierte Flexionssystem zusammen. Als Resultat vielfältiger Fusionsprozesse bleiben der Nominativ und Akkusativ als stabilste Kasuskategorien erhalten, im Balkanlateinischen wird auch der Genitiv tradiert. In spätlateinischen Texten scheinen die strukturellen Veränderungen der Nominalflexion als Interferenzen der Umgangssprache auf. Schriftlich belegt sind etwa folgende Formen und Wendungen: dixit ad illos ‘er sagte zu ihnen’ für dixit illis, cum discentes suos ‘mit seinen Schülern’ für cum discentibus suis, arca de fratre ‘der Sarg seines Bruders’ in Italien für arca fratris, arca ad fratem in Dakien. Das sprechlateinische Paradigma der ersten Deklination zeigt regionalspezifische Variation (Tab. 12.6a). Die Romania differenziert sich in eine westliche und in eine zentral-östliche (bzw. apenninisch-balkanische) Zone. In der westlichen Zone setzt sich als Casus generalis im Plural formal der Akkusativ auf -s durch; z. B. capras
Tab. 12.6a: Formal-funktionaler Synkretismus der Nominalflexion im Sprechlateinischen (Beispiele: 1. und 2. Deklination) 1. Deklination (Feminina auf -a) Schriftlatein Sg.
Nom.
ui-a ‘Straße’
Voc. Acc. Gen. Dat. Abl. Loc.
-a -am -ae -ae -a¯ [Ro¯m-ae ‘in Rom’] ui-ae -a¯s -a¯rum 47576
Nom. Voc. Acc. Gen. Dat. Abl. Loc.
4 5 6
Pl.
Sprechlatein
-¯s
Ø interregional Balkanlatein
Ø Ø Nom./Acc. Acc./Nom.
Balkanlatein + Italien Gallien + Iberische Halbinsel
Balkanlatein
348
III. Italische und romanische Sprachen
Tab. 12.6b: 2. Deklination (Maskulina auf -us) Schriftlatein Sg.
Nom.
popul-us ‘Volk’
Voc. Acc. Gen. Dat. Abl. Loc.
-e Ø -um -¯ -o¯ -o¯ Ø [hum-¯ ‘am Boden’] Ø
Nom. Voc.
popul-¯ -o¯s -orum
47576
Acc. Gen. Dat. Abl. Loc.
4 5 6
Pl.
Sprechlatein
-¯s
Gallien (auslautendes -s erhalten im Altfranzösischen) interregional (ohne Gallien) Balkanlatein
Nom./Acc. Acc./Nom.
Balkanlatein + Italien Gallien + Iberische Halbinsel
Balkanlatein
‘Ziegen’ (Nom. und Akk. Pl.) > frz. che`vres, span. cabras u. a. In der zentral-östlichen Zone, wo ein Schwund des auslautenden -s stattfand, blieb der alte Nominativ Plural erhalten und übernahm sekundär auch die Funktionen des Akkusativs, wie in lat. caprae > ital. capre, rum. capre ‘Ziegen’ (Nom. und Akk. Pl.). Frühe Zeugnisse für diese regiolektalen Differenzierungen finden sich in den umgangssprachlichen Interferenzen des Schriftlateinischen des 8. Jahrhunderts, wo in Gallien als Nom. Pl. die Form filias ‘Töchter’ auftritt, in Italien dagegen filie geschrieben wird. Eine Sonderstellung nimmt das Rumänische mit der Bewahrung einer Dreikasusflexion (Nom., Gen., Akk.) ein. Eine entsprechende regiolektale Differenzierung des Sprechlateinischen gilt im Fall der zweiten Deklination (Tab. 12.6b). In der westlichen Zone beschränkt sich deren Paradigma auf den Nominativ und einen obliquen Kasus (mit funktional-formalem Synkretismus von Akkusativ und Dativ). Es bleiben zwei Kasusformen im Singular, und zwar Nom. (murus ‘Mauer’) und Akk. (muru bzw. muro), und ebenfalls zwei Formen im Plural, und zwar Nom. (muri) sowie Akk. (muros). Im Altfranzösischen und Alt-
occitanischen ist diese Zweikasusflexion noch erhalten. Die synkretistische Tendenz im westlichen Romanischen setzt sich fort, so daß als Endresultat die Akkusativformen dominieren, im Singular wie im Plural (z. B. span. muro : muros). In der zentral-östlichen Zone mit Schwund des auslautenden -s erhält sich als Casus generalis im Singular die synkretistische Form des Nom.-Akk. (muru), im Plural verallgemeinert sich die Nominativform (muri). 4.3.1.3. Neustrukturierung der Adjektivkomparation Im Schriftlateinischen werden bei den drei Vergleichsstufen des Adjektivs (Positiv, Komparativ, Superlativ) die beiden letzteren mit Hilfe von Ableitungssuffixen gebildet, und zwar -ior für den Komparativ und -issimus (bzw. -limus wie in facillimus ‘am leichtesten’) für den Superlativ. Diese morphologische Sprachtechnik der Derivation wird im Sprechlateinischen vollständig aufgegeben. Die Adjektivkomparation wird im gesprochenen Latein mittels analytischer Konstruktionen realisiert, deren Verbrei-
349
12. Latein
tung eine klare geolinguistische Ratio erkennen läßt. In Italien und im größten Teil Galliens wurde der Komparativ mit dem Element plus in adverbialer Funktion gebildet (z. B. plus altus ‘höher’). Auf der Pyrenäenhalbinsel, im südwestlichen Gallien und auf dem Balkan (in Dakien) dagegen fungierte magis (z. B. magis altus ‘höher’). Diese Verhältnisse lassen sich für das Sprechlateinische aus den romanischen Sprachen rekonstruieren. Beide analytische Konstruktionen, d. h. mit plus und mit magis, sind auch schriftsprachlich bezeugt, allerdings im klassischen Schriftlatein selten (z. B. plus miser ‘erbärmlicher’ bei Ennius). Bei den christlichen Autoren häufen sich die analytischen Formen der Adjektivkomparation (z. B. plus formosus ‘wohlgestalteter’ bei Nemesian im 3. Jahrhundert; plus felix ‘glücklicher’ bei Sidonius Apollinaris im 5. Jahrhundert; magis mirabilem ‘wunderbarer’ bei Gregor von Tours im 6. Jahrhundert). Was die Bildung des Superlativs im Sprechlateinischen betrifft, so weisen die Konstruktionen der romanischen Sprachen darauf hin, daß das Pronomen ille (auf Sardinien ipse) als Verstärkungspartikel diente (z. B. ille plus altus ‘der höchste’ bzw. ille magis altus ‘daß.’). Im Romanischen übernimmt der bestimmte Artikel diese Funktion (z. B. frz. le plus haut ‘der höchste’ bzw. span. el ma´s alto ‘daß.’). 4.3.1.4. Verwendung neuer Techniken zur Bildung von Adverbien Die schriftlateinischen Techniken der Adverbbildung mit Hilfe von Suffixen (z. B. -e wie in iuste ‘gerecht’, -(it)er wie in celeriter ‘schnell’ oder prudenter ‘vorsichtig’) kommen außer Gebrauch. Im lexikalischen Bestand des Sprechlateinischen bleiben einige wenige von den älteren, häufig verwendeten Adverbien erhalten, wobei deren Bildungsweise nicht mehr produktiv ist (z. B. bene ‘gut’). Die häufigste neue Bildungsweise basiert auf der Verwendung der Komponente mente, die mit der Femininform der Adjektive assoziiert wird (z. B. lat. altera ⫹ mente > frz. autrement ‘anders, auf andere Weise’).
4.3.2.
Umstrukturierungen im Verbalsystem
4.3.2.1. Synkretismus der Konjugationsklassen Hinsichtlich der Differenzierung der vier Konjugationsklassen zeigt das Sprechlateinische eine regionale Variation, in der eine Kontrastierung zwischen Zentrum und Peripherie aufscheint. Insgesamt läßt sich feststellen, daß sich die erste (a-Konjugation) und vierte (konsonantische) Konjugation am stabilsten erhalten haben, während die zweite (e-Konjugation) und dritte (i-Konjugation) erheblichen Veränderungen unterworfen waren. In den synkretistischen Prozessen der spätlateinischen Periode ist eine geographische Ratio zu erkennen (Tab.12.7). Tab. 12.7: Synkretismus in der sprechlateinischen Distribution der Konjugationsklassen Konjugationsklassen 1 (a¯-K.)
2 (e¯-K.)
3 (konsonant. K.)
4 (¯-K.)
stabil
Iberische Halbinsel
Sardinien + Sizilien
stabil
Die Konjugationsklassen 2 ⫹ 3 sind ebenfalls stabil im Balkanlateinischen und in Italien, schwächer erhalten dagegen im Sprechlatein Galliens.
Die vier Klassen bleiben nur im zentralen Verbreitungsgebiet des Lateinischen (Italien) erhalten. Teil an dieser Kontinuität hat auch das konservative Balkanlateinische. Die Verhältnisse der Verbalflexion im Italienischen und Rumänischen erlauben eine Rekonstruktion dieser Kontinuität. Für das Sprechlateinische in Gallien sind synkretistische Tendenzen nach Aussage des Französischen und Okzitanischen anzusetzen. Diese sind aber nicht weitreichend. Deutlich synkretistisch sind die Verhältnisse auf der Pyrenäenhalbinsel, wo sich die dritte Kon-
350
III. Italische und romanische Sprachen
Tab. 12.8: Das Paradigma der Verbalflexion im Schrift- und Sprechlateinischen (Beispiel: 1. oder a¯-Konjugation) a) Tempuskategorien und Personalformen des Präsensstammes Schriftlatein
Sprechlatein
1. (a¯-) Konjugation Präsensstamm lauda¯¿¿˙
dieselbe Kategorie
laude-m laude¯-s laude-t laude¯-mus laude¯-tis laude-nt
¿¿˙
dieselbe Kategorie
Imperfekt Indikativ
lauda¯-ba-m lauda¯-ba¯-s lauda¯-ba-t lauda¯-ba¯-mus lauda¯-ba¯-tis lauda¯-ba-nt
¿¿˙
dieselbe Kategorie
Imperfekt Konjunktiv
lauda¯-re-m lauda¯-re¯-s lauda¯-re-t lauda¯-re¯-mus lauda¯-re¯-tis lauda¯-re-nt
Ø
Futur I
lauda¯-b-o¯ lauda¯-bi-s lauda¯-bi-t lauda˘ -bi-mus lauda˘ -bi-tis lauda¯-bu-nt
Ø
Präsens Indikativ
laudo¯ lauda¯-s lauda-t lauda¯-mus lauda¯-tis lauda-nt
Präsens Konjunktiv
ich lobe; etc.
Periphrastische Modalformen vom Typ Infinitiv ⫹ habere oder volere ⫹ Infinitiv
¿¿˙ Temporale Deixis (Futur)
jugationsklasse zunehmend auflöst und in die zweite aufgenommen wird. Die Entwicklung zeigt hier, daß im Romanischen (Spanisch, Portugiesisch) die zweite Konjugationsklasse dominiert. In Sardinien und Sizilien dagegen schwindet die zweite Klasse und wird von der dritten absorbiert.
Spätantike einen durchgreifenden Transformationsprozeß, in dessen Verlauf ein neues Paradigma entsteht. Die Transformationen betreffen sowohl die formalen Strukturen als auch die Funktionen verbaler Kategorien (Tab. 12.8). Das neue sprechlateinische Paradigma setzt lediglich fragmentarisch ältere Tempuskategorien fort. Andere Kategorien wie der Konjunktiv Imperfekt oder das synthetische Futur fallen aus. Bestimmte analytische Techniken, die im Sprechlateinischen besonders produktiv
4.3.2.2. Umstrukturierung des Paradigmas der Verbalflexion Das schriftlateinische Paradigma der Verbalflexion erlebt im Sprechlateinischen der
351
12. Latein Tab. 12.8b: Tempuskategorien und Personalformen des Perfektstammes Schriftlatein
Sprechlatein
1. (a¯-) Konjugation Perfektstamm lauda¯vPerfekt Indikativ
lauda¯v-ı¯ lauda¯v-istı¯ lauda¯v-it lauda¯v-imus lauda¯v-istis lauda¯v-e˘ runt
Perfekt
lauda˘ v-erim
Konjunktiv
lauda¯v-eris lauda¯v-erit lauda¯v-erimus lauda¯v-eritis lauda˘ v-erint
Plusquamperfekt Indikativ
lauda˘ v-eram lauda¯v-era¯s lauda¯v-erat lauda¯v-era¯mus lauda¯v-era¯tis lauda¯v-erant
Plusquamperfekt Konjunktiv
lauda¯v-issem lauda¯v-isse¯s lauda¯v-isset lauda¯v-isse¯mus lauda¯v-isse¯tis lauda¯v-issent
Futur II
lauda˘ v-ero¯ lauda¯v-eris lauda¯v-erit lauda¯v-erimus lauda¯v-eritis lauda¯v-erint
Ich habe gelobt; etc.
¿¿˙ Kategorie des Präteritums (mit aspektueller Opposition zum Imperfekt)
Ø
¿¿˙ Konjunktiv des Imperfekts (z.B. span. invitara) ¸ Ô Ô Ô ˝ Konjunktiv des Imperfekts Ô Ô ˛ Konjunktiv des Imperfekts (z.B. franz. je ¿¿˙ portasse)
Ø
Periphrastische Modalformen vom Typ habere ⫹ Part. Perfekt
¿¿˙ „neues“ Perfekt (habeo ⫹ Part. Perf.) „neues“ Plusquamperfekt (habebam ⫹ Part. Perf.)
Periphrastische Modalformen vom Typ cantare ⫹ habebat cantare ⫹ habuit
¿¿˙ Konditional (z.B. frz. il chanterait) ¿¿˙ Konditional (z.B. ital. canterebbi)
werden, sind ebenfalls im Schriftlateinischen vertreten, dort fungieren sie aber ausschließlich im System stilistischer Variation. Dies ist charakteristisch für verschiedene periphrastische Konstruktionen, so die Formbildung des periphrastischen Perfekts
vom Typ habere ⫹ Part. Perfekt (z. B. habeo dictum ‘ich habe gesagt’ mit funktionaler Entsprechung der synthetischen Perfektrien (Tab. 12.8). Das neue sprechlateinische vom Typ Infinitiv ⫹ habere (z. B. dicere habeo ‘ich werde sagen’ für dicam).
352 Beispiele für die Verwendung periphrastischer Formen mit Perfektbedeutung in der Schriftsprache finden sich bereits in den Werken von Plautus; z. B. Ancilla ... quae habeat cottidianum familiae coctum cibum (Plautus, Merc. 398) ‘Eine Magd, welche jeden Tag für die Familie kocht’. Der Gebrauch periphrastischer Formen in dieser und in ähnlichen Funktionen ist mit Wahrscheinlichkeit bereits für den Sprachgebrauch vor Plautus anzunehmen, schriftliche Belege dafür gibt es allerdings nicht. Inschriftliche Belege für den Typ habere ⫹ Part. Perfekt gibt es ebenfalls früh; z. B. Neive quis in eo agro agrum oqupatum habeto (Corpus Inscript. Latinarum I/2, 585) ‘Und niemand soll das Land in jenem Acker besetzen’ (Inschrift aus dem Jahre 111 v. Chr.). Periphrastische Formen als Ersatz für das klassische Perfekt findet man in der spätlateinischen Schriftsprache, so beispielsweise in den Schriften des fränkischen Historiographen und Bischofs Gregor von Tours im 6. Jahrhundert; z. B. Episcopum ... invitatum habes (Gregorius Turonensis, Vit. Patr. 6, 3, S. 682, 17) ‘Du hast jetzt den Bischof (bei dir), den du eingeladen hast’. In allen diesen Beispielen übernimmt habere die Funktion eines Hilfsverbs, während der volle semantische Inhalt an die Partizipialform gebunden ist. Damit entspricht diese periphrastische Ausdrucksweise, der man gelegentlich im Schriftlateinischen begegnet, funktional dem periphrastischen Perfekt des Sprechlateinischen, das die Quelle für die Perfektbildung in den romanischen Sprachen ist; und zwar habeo scriptum > ital. ho scritto, span. he escrito, frz. j’ai e´crit, rum. (eu) am scris, u. a. ‘ich habe geschrieben’. In seiner traditionellen Funktion als Kategorie der Tempora, die eine in sich abgeschlossene Handlung bezeichnen, kommt das synthetisch gebildete Perfekt vom Typ veni, vidi, vici außer Gebrauch und wird for-
III. Italische und romanische Sprachen
mal durch das periphrastische Perfekt ersetzt. Funktional bleibt das synthetische Perfekt aber im Sprechlateinischen erhalten. Seine Fortsetzer in den romanischen Sprachen sind die präteritalen Kategorien (das passe´ simple im Französischen, das prete´rito im Spanischen und Italienischen, usw.). Es bildet sich eine neue aspektuelle Opposition zwischen dem Imperfekt (zur Bezeichnung einer im Verlauf befindlichen und/ oder nicht abgeschlossenen Handlung) und dem Präteritum (zur Bezeichnung einer einmaligen und/oder vollständigen Handlung) heraus (s. Coseriu 1976, 110 ff. zum romanischen Verbalsystem und insbesondere zu dessen Aspektkategorien). In den romanischen Sprachen geht die Entwicklung weiter. Es entsteht erneut eine Polarität zwischen gesprochener und geschriebener Sprache. Im Neufranzösischen ist das passe´ simple in seiner Opposition zum imparfait auf die Schriftsprache beschränkt, während im gesprochenen Französisch das Perfekt funktional die einfache Vergangenheit zum Ausdruck bringt (Haarmann 1991, 265 f.). Auch für die periphrastische Futurbildung vom Typ Infinitiv ⫹ habeo (an Stelle von dicebo oder dicam) finden sich Ansätze im klassischen Schriftlateinischen. Die folgenden Textbeispiele aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. illustrieren zwar keine reine temporale Funktion der Periphrase mit habere, wohl aber funktional sehr ähnliche Konstruktionen: Nihil habeo ad te scribere (Cicero, Ad Att. 2.22.6) ‘Ich habe dir nichts zu schreiben’ Habeo quod dicam (Cicero, S. Rosc. 104) ‘Ich habe (euch) zu sagen’. Im letzten Satz dient quod zur Einführung des Komplements dicam, welches seinerseits von habeo abhängig ist (Blümel 1979, 90). In rein temporaler Funktion finden sich periphrastische Konstruktionen vom Typ Infinitiv ⫹ habere in spätlateinischen Texten des 7. Jahrhunderts (zitiert nach Ramat 1987, 153): Pussediravit (für pussedire habet) ‘Er wird besitzen’
12. Latein
Daras (für dare habes) ‘Du wirst geben’. In diesen Beispielen mit den kontrahierten Verbformen manifestiert sich deutlich die Entwicklungsrichtung von einer analytischen Technik der Futurbildung (habere-Periphrase) im Sprechlateinischen zu einer neuen synthetischen Konstruktion des Futurs in den romanischen Sprachen (vgl. ital. scrivero`, frz. j’e´crirai, span. escribire´ < sprechlat. scribere habeo). Die Periphrase mit habere ist im größten Teil der Romania die Basis für die neuen romanischen Futurkategorien. Im Balkanlateinischen dominiert dagegen die Variante volere ⫹ Infinitiv (wie in rum. voi scrie ‘ich werde schreiben’). Die Tendenz zur Bevorzugung analytischer Sprachtechniken, die im Fall des periphrastischen Perfekts auf Kontinuität vom Sprechlateinischen zu den romanischen Sprachen weist, läuft im Fall des periphrastischen Futurs mit dem Sprechlateinischen aus. Die Entstehung neuer kontrahierter Formen im Romanischen deutet auf die Revitalisierung synthetischer Sprachtechniken (wie im klassischen Latein). An dieser Entwicklung nimmt das Rumänische allerdings nicht teil. 4.3.3. Umstrukturierungen im Pronominalsystem In formaler Hinsicht zeigen die Strukturen des lateinischen Pronominalsystems die vergleichsweise größte Stabilität aller morphologischen Teilbereiche. Im Hinblick auf das funktionale Potential pronominaler Kategorien dagegen tritt ein Wandel ein, dessen Entwicklungsschub über die Spätantike hinaus bis in die romanische Periode wirksam bleibt. Das System der Demonstrativpronomen, wozu im klassischen Lateinisch hic ‘dieser (hier)’, iste ‘der (da)’, ille ‘jener (dort)’, is ‘derjenige’, idem ‘eben dieser’ und ipse ‘selbst, derselbe’ gehören, wird im Sprechlateinischen funktional vereinfacht, indem ille und ipse deutlich häufiger als andere Pronomen verwendet werden. Die ursprüngliche Bedeutung der beiden Pronomen entleert sich zunehmend, und ihre Gebrauchshäufigkeit erklärt sich dadurch, daß sie die Funktion übernehmen,
353 die Bestimmtheit eines Nomens zum Ausdruck zu bringen. Im Sprechlateinischen sind die formalen und funktionalen Ansätze vorgegeben, aus denen sich der Artikel in den romanischen Sprachen als pronominale Kategorie ausbildet. Es ist festzustellen, daß ille im größten Teil der sprechlateinischen Domäne zur Bezeichnung der Bestimmtheit dient, während ipse mit entsprechender Funktion regional begrenzt ist. In der geographischen Verbreitung sind regiolektale Differenzierungen des Sprechlateinischen zu erkennen. Im Zentrum und im Westen dominiert ille in präponierter Stellung (lat. illa domina > ital. la donna ‘die Frau’), im Osten geht die Präferenz offensichtlich in Richtung auf Postposition (domina illa). Diese Präferenz läßt sich aus den Verhältnissen des Rumänischen mit seinem postponierten Artikel rekonstruieren (Coteanu 1969a). Ipse dominiert in einer relativ begrenzten Zone, auf Sardinien und auf den Balearen. Im Sardischen und im balearischen Dialekt des Katalanischen basiert der Artikel auf Reflexen von lat. ipse/ipsu. Man spricht vom sogenannten „Inselartikel“. Die Ausdrucksweisen der Bestimmtheit (mittels ille oder ipse) kontrastieren im Sprechlateinischen mit der formalen Charakteristik der Unbestimmtheit. Die letztere Funktion übernimmt das Zahlwort unus ‘einer’, dessen numerale Konnotation schwindet. 4.4. Eigenheiten der sprechlateinischen Syntax Vielleicht die auffälligste Tendenz in der Entwicklung des Sprechlateinischen ist die zunehmende Festlegung der Wortordnung im Satz. Das klassische Latein zeichnet sich durch freie Wortstellung aus. Eine durch freie Wortstellung charakterisierte Syntax setzt formale Eindeutigkeit voraus, mit der die grammatischen Funktionen lexikalischer Elemente im Satz festgelegt sind. Aufgrund seines differenzierten Formenschatzes ist eine solche Eindeutigkeit im Fall des Schriftlateinischen vorgegeben. Andere Verhältnisse herrschen im Sprechlateinischen vor, wo sich angesichts der vielfältigen synkretistischen Prozesse das Prinzip formaler
354 Eindeutigkeit abschwächt. Eine notwendige Folge dieser Schwächung ist eine stärkere positionelle Festlegung der Wortordnung als Ersatzstrategie. Die Positionierung der Satzglieder im klassischen Latein ließ verschiedene Reihenfolgen zu (SOV, SVO, OVS, u. a.), die mit unterschiedlicher stilistischer Aussagekraft verwendet wurden. Die bevorzugte Wortfolge im stilistisch neutralen Satz war S (⫹ indirekte Ergänzungen) OV. Das Verb stand also bevorzugt in Endstellung. Demgegenüber legt sich die Syntax des Sprechlateinischen auf die Ordnung SVO (⫹ indirekte Ergänzungen) fest. In den Graffiti aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., wozu die Wandinschriften aus Pompeji und die textuale Hinterlassenschaft der in Rom stationierten VII. Kohorte gehören, scheint ein sprachlicher Entwicklungszustand auf, den man als Übergangsphase von der konventionellen Wortfolge SOV zur SVO-Positionierung in der umgangssprachlichen Variante beschreiben kann. Das Inschriftenmaterial weist in 33,6 % der Fälle die Wortfolge SVO auf, während die Wortfolge SOV in 56,8 % der Vergleichsfälle auftritt (Ramat 1987, 136 f.). Von diesem Zustand ist die Entwicklung weiter fortgeschritten, und zwar bis zum Monopol der Wortfolge SVO in der spätlateinischen Phase. Die synkretistischen Umwälzungen im Paradigma der Nominalflexion (s. 4.3.2.1) hatten zur Folge, daß im Sprechlateinischen oblique Kasusbeziehungen mittels Präpositionen gekennzeichnet werden. Mit präpositionalen Mitteln wird auch die nähere Bestimmung von Substantiven zum Ausdruck gebracht. In der Relation von Regens und Rectum herrscht im Schriftlatein Freizügigkeit (z. B. lat. filius regis oder regis filius ‘der Sohn des Königs’). Im Sprechlateinischen werden die Positionen einseitig auf die Folge Rectum-Regens festgelegt (lat. filius de rege > span. hijo del rey, frz. fils du roi u. a.). Im Verlauf der Fusionsprozesse, die zur Entwicklung analytischer Ersatztechniken an Stelle der älteren synthetischen Kasusbezeichnungen führen, lösen sich mit den formalen Kasusunterscheidungen auch deren
III. Italische und romanische Sprachen
syntaktische Konstruktionen auf. Ein illustratives Beispiel ist der für das Schriftlateinische so charakteristische Ablativus absolutus, diese Partizipialkonstruktion, die zu einem adverbialen Ablativ tritt; z. B. sole oriente viatores profecti sunt ‘bei Sonnenaufgang (wörtl. bei aufgehender Sonne) machten sich die Wanderer auf den Weg’, patre vivo ‘zu Lebzeiten des Vaters’, Tarquinio regante ‘als Tarquinius König war’. Diese Konstruktion wird im Sprechlateinischen gänzlich aufgegeben. In der spätlateinischen Periode nimmt die Gebrauchsfrequenz von Präpositionen zu. Dies hängt hauptsächlich mit der Umstrukturierung des Nominalsystems zusammen. Andererseits ist bereits im klassischen Latein eine Tendenz zu beobachten, Ablativformen mit Präposition zu verwenden (z. B. in nocto ‘in der Nacht’ für einfaches nocte, in illo tempore ‘in jener Zeit’ für einfaches illo tempore). Diese Ausdrucksweise verallgemeinert sich im Sprechlateinischen. Das klassische Schriftlatein bevorzugt hypotaktische Konstruktionen, mit einer Reihe untergeordneter Nebensätze. Im Sprechlateinischen verschieben sich die Präferenzen in Richtung auf parataktische Fügungen. Diese Tendenz setzt sich in den romanischen Sprachen fort. Die Parataxe entspricht mehr der gedanklichen Ordnung, die in der gesprochenen Sprache zum Ausdruck gebracht wird. Auf bestimmter Stilebene sind parataktische Konstruktionen auch dem Schriftlateinischen nicht fremd. Plautus verwendet in seinen Werken vergleichsweise mehr parataktische Fügungen als etwa Terenz. Die Assoziation der Parataxe mit der Umgangssprache tritt deutlich im Briefstil Ciceros in Erscheinung, während derselbe Autor hypotaktische Konstruktionen in seinen Reden und philosophischen Schriften bevorzugt. 4.5. Charakteristika der sprechlateinischen Wortbildung Das Repertoire der Ableitungsformantien, die aus dem Schriftlateinischen bekannt sind, ist im gesprochenen Latein weitgehend erhalten geblieben. Allerdings entstehen im Sprechlateinischen zahlreiche neue Ableitungen, die im Schriftlatein nicht ge-
355
12. Latein
bräuchlich waren. Dies deutet einerseits darauf hin, daß die Produktivität einzelner Formantien im Sprechlateinischen eine in der Schriftsprache unbekannte Eigendynamik entfaltet, andererseits ist in der ungleichmäßigen geographischen Verteilung sprechlateinischer Innovationen regiolektale Variation erkennbar. Der Wortschatz des Sprechlateinischen, der aus dem lexikalischen Bestand der romanischen Sprachen rekonstruierbar ist, zeigt eine teilweise erhebliche regionale Differenzierung. Dabei ist nicht selten zu beobachten, daß eine Simplexform in einer Region, eine Ableitung davon in einer anderen Region weiterlebt. Während in Italien und auf der Pyrenäenhalbinsel die lateinische Simplexform sol, sole(m) ‘Sonne’ erhalten ist (vgl. ital. sole, span. sol), ist für das Sprechlatein Galliens solic(u)lu (mit dem Suffix -(i)culu) anzusetzen (vgl. frz. soleil ‘Sonne’), das auch inschriftlich belegt ist. Während auf der Pyrenäenhalbinsel der ältere Ausdruck lat. caseum ‘Käse’ erhalten blieb (span. queso, port. queijo), lebt in Italien und in Gallien der neuere Ausdruck lat. formaticu weiter (vgl. ital. formaggio, frz. fromage, katal. formatge). Die beiden lateinischen Formantien -culu und -aticu sind im Sprechlateinischen sehr produktiv gewesen. Die Dualität von Simplexform und Ableitung bzw. von Ableitungen mit verschiedenen Formantien von demselben Wortstamm ist ein elementares Kriterium für die Identifizierung regiolektaler Variation in der sprechlateinischen Sprachlandschaft. Hierbei kann die Perspektive gesamtromanisch sein (Makro-Ebene), oder das Hauptaugenmerk liegt auf der Identifizierung von Variation auf engerem Raum (MikroEbene). Als Beispiele für Variation auf der Makro-Ebene im Hinblick auf die Dualität Simplexform versus Ableitung seien die folgenden genannt (zusammengestellt nach Haarmann 1978, 97 f., 143 f.) (s. Tabelle). Als Beispiel für regiolektale Variation auf der Mikro-Ebene sei hier auf die Differenzierung des Balkanlateinischen in eine kontinentale Latinität (Donaulatein) und in eine Küstenlatinität (Küstenlatein) hingewiesen. Das
Simplexform
Ableitung
capeo (Ital., Occit., Span., Port.)
*incapeo (Rum.)
captio (Ital., Räto-rom., Frz., Occit., Katal., Span., Port.)
*accaptio (Rum., Altfrz.)
carmino (Altital., Ital. dialektal, Sard., Port.)
*excarmino (Rum., Span.)
fascio (Ital., Sard., Frz., Occit., Span.)
infascio (Rum., Ital., Port.)
*feno (Altfrz.)
*affeno (Rum.)
*minacio (Ital., Räto-rom., Frz., Span.)
*adminacio (Rum.)
*mixtico (Rum., Altital., Ital. dialektal)
*ammixtico (Rum., Ital. dialektal)
tempero (gesamtroman. ohne Rum.)
*extempero (Rum.)
vinco (gesamtroman. ohne Rum.)
*invinco (Rum.)
volo (Ital., Sard., Frz., Occit., Katal., Span., Port.)
exvolo (Rum., Altital., Räto-rom.)
Donaulatein wird repräsentiert durch das Rumänische mit seinem lateinischen Erbwortschatz und seinen romanischen Sprachstrukturen. Das linguistische Profil des Küstenlateinischen ist im lateinischen Lehnwortschatz des Albanischen erkennbar. Indizien für regiolektale Variation unter Beteiligung von Ableitungsformantien sind beispielsweise folgende Dubletten (zusammengestellt nach Haarmann 1978, 71 f.). Einige Formantien haben im Sprechlateinischen eine enorme Produktivität entwickelt. Hierzu gehört lat. -ariu, ein deverbales Ableitungssuffix zur Bezeichnung von Nomina agentis. Die Eigendynamik dieses Suffixes kann man einerseits daran bemessen, daß dieses Formans in allen romanischen Sprachen weiterlebt, andererseits daran, daß zahlreiche Ableitungen auf -ariu über den Lehnwortschatz in die Kontaktsprachen des Lateinischen an den Peripherien des Imperium Ro-
356
III. Italische und romanische Sprachen
Bezeichneter Begriff
Donaulatein Küstenlatein (Reflex im Rum.) (Reflex im Alb.)
‘Bratpfanne’
*frictoria
frictariu(m)
‘Trichter’
*traiecta
*traiectariu(m)
‘Farn’
*filica
*filicaria
‘Salbei’
salvia
*salviella
‘Netz (Fischnetz)’
*retella
rete(m)
‘alt’
vec(u)lu, veteranu
vetere(m)
‘Moos’
musc(u)lu
muscu
‘Winterweide’ hibernivum
hiberninum
‘zerstören’
ruino
extrico
manum transferiert wurden und daß -ariu ebenfalls als Formans in die Wortbildung von nichtromanischen Sprachen integriert worden ist (vgl. ir. -(a)ire/-oir, kymr. -awr/-or, bret. -er, engl. -er, dt. -er, alb. -ar, bask. -ari, griech. -aris). Das Suffix ist mit Lehnwörtern auch ins Südslawische (z. B. altmaked. -ar’) und von dort in andere slawische Sprachen entlehnt worden (z. B. russ. -ar’); (Haarmann 1979, 16 f., 55 f.; 1999, 570 f.). Im Sprechlateinischen setzt sich eine Tendenz durch, Einzelwörter durch Vorsilben (dies am häufigsten) oder Nachsilben (so gelegentlich) ausdrucksstärker zu machen. Die Verstärkungselemente können dabei einfach oder in Gruppierungen (d. h. aneinandergereiht) auftreten. Bestimmte Wortarten wie Adverbien oder Präpositionen zeigen diese Entwicklung besonders deutlich. Bei den Verstärkungssilben der Adverbien handelt es sich formal um attrahierte Präpositionen (z. B. ad ⫹ de ⫹ ante, de ⫹ ex ⫹ post, ad ⫹ de ⫹ in ⫹ illa hora, in ⫹ eccum ⫹ hoc ⫹ ce). Komplex strukturierte Präpositionen sind ad ⫹ supra, per ⫹ inter, per ⫹ in, per ⫹ extra, illac ⫹ ad. Die am häufigsten mit Präpositionen auftretenden Verstärkungselemente sind de, ex und ab (Iliescu/Macarie 1969). Das Element extritt im Spätlateinischen häufig als Ausdrucksverstärkung bei Verben auf (z. B. *exbatto, *excarmino, *exmulgo, *exstuppo, *extempero, *extorquo).
5.
Ausblick
Innerhalb weniger Jahrhunderte macht das Sprechlateinische rasante Wandlungen durch, und diese Wandlungsprozesse bereiten den Umbruch vom lateinischen zum romanischen Sprachstadium vor. Über die spätlateinische Periode hinaus behauptet die lateinische Schriftsprache ihre Geltung. Während sich im Schriftlateinischen der Spätantike vielerlei Interferenzen der Umgangssprache manifestieren, sind die Ausdrucksformen und Sprachtechniken der mittellateinischen Periode losgelöst vom Sprechlateinischen, das im frühen Mittelalter außer Gebrauch kommt (Banniard 1992). Bis in die Neuzeit bleibt die lateinische Schriftsprache dem Standard der römischen Klassik verhaftet, der zu keiner Zeit in Frage gestellt oder reformiert wird. Trotzdem kann man nicht sagen, das seit dem Mittelalter verwendete nachklassische Lateinisch sei ein strukturelles Fossil. Immerhin ist der Wortschatz des Neulateinischen modernisiert worden, indem Neubegriffe mittels Elementen der lateinischen Wortbildung auf der Basis lateinischen lexikalischen Materials geschaffen wurden (z. B. ordinatrum ‘Computer’, clusura tractilis ‘Reißverschluß’, phonocaseta ‘Musikkassette’, mutatrum ‘Stromschalter’). Es existieren Spezialwörterbücher mit neulateinischen Terminologien, unter anderem auch für Informatik (Eichenseer 1989, 214 f. zur Entwicklung der neulateinischen Sprachplanung). Vom Standpunkt der Sprachtypologie und speziell der Variationstypologie aber ist festzustellen, daß sich die typologische Charakteristik lateinischer Sprachvarianten seit der spätlateinischen Periode nicht mehr verändert hat, einerseits, weil das Sprechlateinische im frühen Mittelalter außer Gebrauch kommt, und andererseits, weil weder das Mittellateinische noch das Neulateinische in lautlicher, grammatischer oder syntaktischer Hinsicht nennenswert von der spätlateinischen Schriftsprache abweichen.
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Harald Haarmann, Helsinki
13. Italienisch
359
13. Italienisch 1.
Einleitung
In der Geschichte der italienischen Sprachwissenschaft steht die sprachvergleichende und varietätencharakterisierende Betrachtungsweise mit Dante Alighieris vielzitiertem Traktat De vulgari eloquentia aus dem Jahre 1303/4 geradezu am Anfang philologischen Nachdenkens für ganz Europa: „Quam multis varietatibus latio dissonante vulgari, decentiorem atque illustrem Ytalie venemur loquelam; et ut nostre venationi pervium callem habere possimus, perplexos frutices atque sentes prius eiciamus de silva“ (ed. Mengaldo 1968, De vulg. el. XI, 1)
Dantes Verdienst liegt dabei zum einen im erstmaligen Behandeln verschiedener romanischer Einzelsprachen auf der Grundlage der Differenzierung nach den im Lateinischen fehlenden romanischen Bejahungspartikeln mit sı`, oc und oı¨l (X, 2). Zum anderen unterteilt Dante inneritalienisch den italienischen Raum diesseits und jenseits des Appenninenkammes in jeweils sieben Dialekte nach der im Mittelalter erwartbaren Zahlensymbolik (X, 3): „Quare adminus xiiii vulgaribus sola videtur Ytalia variari“ (X, 7). Diese primär diatopisch ausgerichtete Varietätengliederung stellt für das Mittelalter einen isolierten Fall dar, zu dem keine Analogien oder Vorläufer auszumachen sind (Cortelazzo 1988, 447). Bemerkenswert ist in diesen Beobachtungen die Sensibilität für die innere diaphasische Differenzierung etwa im stadtsprachlichen Bereich. Wenngleich vom Cinque- bis zum Settecento die Sprachvergleichung eine gewisse Rolle spielt (vgl. Tavoni 1990 und Simone 1990), ist die typologische Nutzbarmachung im Keim erst wieder bei Fernow (1808, 261⫺262 und 21815) erkennbar, wie sowohl Cortelazzo (1988, 448), für die binnendialektale Bestimmung, als auch Albrecht (1998, 779), für den deutsch-italienischen Sprachvergleich, erkennen. Selbst die vorrangig sprachvergleichend ausgerichtete Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts zeitigt keine einschlägigen Arbeiten zur vergleichenden Sprachcharakteristik. Relativ
spät erscheinen disparate Aufsätze, die die Thematik mit z. T. völlig unterschiedlicher Zielsetzung sporadisch aufgreifen: Lausberg (1947/1993) und Elwert (1987) vergleichen das Italienische mit dem Spanischen, Santoli (1942) geht deutsch-italienischen Kontrasten nach. Insgesamt stößt der Vergleich des Italienischen mit anderen Sprachen nur auf geringes Interesse. Einen Höhepunkt stellt der der italienischen Übersetzung von Charles Ballys Linguistique ge´ne´rale et linguistique franc¸aise nachgestellte Beitrag Segre (1963) dar, der eine ganze Reihe feinsinniger Beobachtungen zum italienisch-französischen Sprachvergleich beisteuert. Im allgemeinen beschränken sich kontrastive Studien auf ein elementares Beschreibungsniveau und streben keine typologisch verwertbare Analyse an (vgl. zur Diskussion der einschlägigen kontrastiven Arbeiten Albrecht 1998). Die einzigen Monographien dazu beziehen sich auf das Deutsche (Figge/de Matteis 1976 mit einem rein pädagogischen Arbeitsauftrag) und auf das Englische (Agard/Di Pietro 1965a und b). Für die Konzeption einer Mehrsprachengrammatik bietet Schwarze (1978) anhand italienisch-deutscher Fallstudien einen besonders ausgearbeiteten methodischen Apparat. Grundsätzlich überwiegt in der kontrastiven Linguistik Italienisch-Deutsch die Fallstudie gegenüber zusammenhängenden, übergreifenden Darstellungen zum Italienischen. Symptomatisch ist dafür die Einbeziehung der übersetzungswissenschaftlichen Komponente wie bei Helling (1983). In Italien wird die eigentliche Rezeption der kontrastiven Linguistik erst mit dem XIII Congresso Internazionale di Studi der Societa` di Linguistica Italiana in Asti 1979 (Calleri/Marello 1982) eingeleitet. Hinsichtlich der Behandlung des Italienischen im Rahmen einer Sprachtypologie zeichnet sich die italienische Sprachwissenschaft dank der vorherrschenden Croce-Rezeption, die jedwede Systematisierung oder strukturalistische Arbeitsweise entschieden zurückwies, durch ein verspätetes Einsetzen aus. Im Grunde kennzeichnen die Arbeiten
360
III. Italische und romanische Sprachen
von Ramat 1976 und 1984 den Beginn des sprachtypologischen Denkens in Italien, worunter auch variationstypologische Beschreibungen in diachroner Sicht gehören. In der deutschsprachigen Romanistik stellen die Beiträge von Ineichen (1979 und vor allem 1999) nicht nur die einzelsprachliche Relevanz des Italienischen heraus, während Geckeler (1989) primär die methodischen Prämissen diskutiert. Insgesamt kann man festhalten, daß die Forschungen zur Variationstypologie des Italienischen noch unterentwickelt und in der Italianistik unterrepräsentiert sind, was auf die langjährige Isolation der italienischen Sprachwissenschaft im Gefolge des sprachphilosophischen Denkens von Benedetto Croce zurückzuführen ist. Von daher sind etliche der folgenden Ausführungen erstmalig und wissenschaftsgeschichtlich noch nicht dokumentiert, was insofern verwundert, als die Varietätenarchitektur des Italienischen zu den besonders intensiv untersuchten Gebieten gehört (Radtke 1992; Berruto 1993; Telmon 1993). Das Italienische gehört zu den romanischen Sprachen, die ihrerseits als natürliche Weiterentwicklungen aus dem Lateinischen hervorgegangen sind. Das Lateinische ist diejenige der italischen Sprachen, die seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. auf der italienischen Halbinsel anzutreffen sind, welche als einzige eine florierende Schriftkultur ausgebildet hat und von daher bestens dokumentiert ist. Im Gegensatz zur Germanistik, Slavistik und Keltistik verfügt das Italienische über eine weitgehend dokumentierte Basis und ist erheblich seltener auf Rekonstruktionen angewiesen. Für das sprachtypologische Arbeiten wird traditionellerweise die Standardvarietät herangezogen, die sich als eine Auswahl aus dem toskanischen Formeninventar definiert: diatopisch Toskana | Florenz | Stadt fiorentino colto Oberschicht diastratisch
vs.
Nicht-Toskana
vs. vs. vs. vs.
restliche Toskana Land vernacolo Unterschicht
Hiermit wird eine diatopisch-diastratische Norm entregionalisiert und diaphasisch überregional eingesetzt. Dieser Prozeß wird über die sog. questione della lingua (Marazzini 1999) bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts diskutiert (etwa in der von Pier Paolo Pasolini ausgelösten sog. nuova questione della lingua, cf. Parlange`li 1971). In den letzten dreißig Jahren ist allerdings durch die gesellschaftliche Nivellierung (Radtke 2001) das toskozentrierte Modell durch ein pluriregionales Toleranzmodell im Gesprochenen und ein neutrales, d. h. nunmehr atopisches Konstrukt abgelöst worden. Demzufolge ordnet sich das Standarditalienische historisch um einen toskanischorientierten, nunmehr unproduktiven Kern an. Ein solcher Standard unterschlägt naturgemäß die Variationsspannbreite unterhalb dieses Niveaus, was z. T. erhebliche Auswirkungen auf die Typologisierung zeitigt. So ist die bereits bei Fuchs (1849) eingezeichnete Trennlinie in der im Anhang wiedergegebenen Karte ein erster Reflex auf die unterschiedlichen Strukturen der galloromanischen und ostromanischen Varietäten, die v. Wartburg (1940) dann vermeintlich erstmalig mit der Klassifikationslinie La Spezia⫺Rimini gleichsetzte. So gesehen begleitet die Abgrenzung in eine West- und Ostromania die Geschichte der romanischen Philologie von Anfang an. Mit der literatursprachlichen Überdachung einer toskozentrierten Norm seit dem Trecento oder genauer seit der Nichtdurchsetzung eines sizilianischen Modells der Literatursprache im Gefolge der sog. Scuola siciliana (Contini 1960/1995) verbleibt die Ausbildung der Standardvarietät bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts kontinuierlich im toskanisch geprägten Rahmen. Alle Bemühungen von Dante, wegen seiner Bewunderung für Guido Guinizelli das Bologneser volgare aufzuwerten, bis zu Giangiorgio Trissinos Hofideal einer nicht diatopisch markierten Umgangssprache, sind im Ergebnis fehlgeschlagen. Aufgrund der späten nationalen Einigung haben die Dialekte nachhaltig die Stelle der nähesprachlichen Verwendung besetzt gehalten und sind überdies auch in formalisierte Verwendungsdomänen wie bei Gericht (Venedig),
13. Italienisch
in der kirchlichen Kommunikation (Sizilien) oder als sprachliche Gebrauchsvarietät der Aristokratie (Neapel, Venedig) langfristig bis ins 19. Jahrhundert vorgedrungen (vgl. die regionalen Fallstudien in Bruni 1992). „Il fatto e`, invece, che il prevalere del fiorentino sugli altri volgari della regione e del paese, e il suo irradiarsi fuori delle mura cittadine in tempi e modi diversi, puo` meglio seguirsi dalla prospettiva molteplice, ma non per questo incoerente, adottata qui.“ (Bruni 1992, XIX)
Im Gegensatz zu anderen romanischen Nationalsprachen verfolgt das Italienische ein rigoroses Klammern am diatopischen Parameter, während die soziologische Normausrichtung im zentralistischen Frankreich des 17. Jahrhunderts oder das diatopisch erheblich homogener ausgerichtete Portugiesische frühzeitig die regionale Exklusivität als Basis für den Standard relativieren. Bis zum heutigen Tag ist der sprachliche Normdiskurs in Italien nur über die regionale Identität zu führen. Im Grunde weist lediglich das italiano altoatesino eine neutrale Wertigkeit auf, da es regional nicht bestimmbar ist, sondern im wesentlichen als ein sprachliches Migrationsprodukt anzusehen ist. Die Toskanisierungsideologie betrifft die Schrift- und die Sprechsprache gleichermaßen. Ein erster radikaler Bruch mußte zwangsläufig mit der Unita` d’Italia 1860/61 erfolgen, die eine überregionale Kommunikation für Schulund Militärwesen vorschrieb (De Mauro 1963). Folgerichtig setzt mit der Verbreitung des Italienischen in allen Gesellschaftsschichten ab 1860 eine langfristige Detoskanisierung ein, die mit einer regionalen Nivellierung einhergeht. Die Diskussion um den adäquaten Toskanisierungsgrad, die etwa in der literatursprachlichen Diskussion noch die Fassungen der Promessi Sposi bei Alessandro Manzoni betraf (Nencioni 1993) und den Italienischunterricht der Schulpflichtigen und der Ausländer entscheidend gestaltete, ist damit obsolet geworden. So rät bereits Muljacˇic´ (1981, 225) zur Ablösung des toskozentrierten Primats in Aussprache- und Wortschatzfragen: „Den Studenten muß man gleich zu Anfang klar sagen, daß heutzutage, in der Epoche der Detoskanisierung der italienischen Schriftsprache, die
361 toskanische Varietät der italienischen Schriftsprache nur eine unter anderen Varietäten ist. Seit langem ist sie nicht mehr die einzige korrekte und auch nicht die prima inter pares. Dieselbe Bewertung gilt mutatis mutandis auch in Wortschatzfragen.“
Für unsere typologischen Ausführungen ist die sprachgeschichtliche Vorgabe relevant, daß die Normierung der Schriftsprache als Gegenstand der questione della lingua der Normierung der Sprechsprache zeitlich vorausgeht. Kann die standardisierte italienische Schriftsprache mit der Einigung konkret gefaßt werden, so bewegt sich das gesprochene Italienisch als Nachfolgeprodukt der dialektalen Kommunikation nach 1860 in einem Dilemma: Eine Italienischvarietät für das Gesprochene muß erstmals innovativ verwendet werden, was ein Spannungsverhältnis Dialekt ⫺ Hochsprache schafft. Als Gegenreaktion wird zunächst ein diaphasisch überstrapaziertes gesprochenes Italienisch mit potenzierter aulicita` propagiert (d. h. eine Art gestelzter gesprochener Hofsprache). Ein diaphasisch abgesenktes Sprechitalienisch, das für besondere Nähesprachlichkeit geeignet ist, setzt sich erst ab Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts durch. Gegenwärtig wird das Italienische sowohl im Geschriebenen als auch im Gesprochenen von einer supranationalen westeuropäischen Destandardisierungswelle ergriffen (Mattheier/Radtke 1997), die sich im Italienischen als eine Umbildung der Architektur von Varietäten ⫺ Sobrero (1997) spricht von varieta` in tumulto ⫺ deuten läßt. Interessanterweise greift die Debatte in Italien zuerst in die Frage der Aufweichung der Supernorm literarischer Texte ein, wenn seit den fünfziger Jahren Pasolinis Verwendung des gergo delle borgate oder in den Sechzigern die gergalismi bei Carlo Emilio Gadda neue Maßstäbe setzen. Für die jüngste Entwicklung ist darüber hinaus der Umstand ausschlaggebend, daß das gesprochene Italienisch nunmehr im Kontrast zur Schriftsprache eine weitgehende Autonomie erlangt hat (De Mauro/Mancini/Vedovelli/Voghera 1993). Das Italienische stellt gegenwärtig die Architektur seiner Varietäten um. Zwar wird eine synoptische Schau der Varietäten
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III. Italische und romanische Sprachen
Abb. 13.1
erst seit Pellegrinis Vorstoß zur Beschreibung des Regionalitalienischen aus dem Jahre 1960 angeboten, aber bereits Fernow (1808) hatte eine große Sensibilität bzw. Kenntnis von der Architektur der Varietäten, wenn er gebildete Römer vom gemeinen Volk absetzt und die Sprache des Landvolks
von der des Volkes in der Stadt abhebt (Fernow 1808, 284, 289, 292 für Rom, 267 und 285 für die Toskana, 286⫺289 zum gergo oder Rotwelsch des Pöbels usw.). Die diastratischen Varietäten rücken in der neueren italienischen Sprachwissenschaft erst mit der „Entdeckung“ des italiano popolare
13. Italienisch
durch De Mauro 1970 ins Bewußtsein. In der Überlappung der dominierenden diatopischen Dimension mit der diastratischen Komponente wird ein Architekturmodell vorherrschend, das in den Grundzügen zunächst ohne stärkere Einbindung der Diaphasik die Interdependenz der beiden Achsen erhellt (Radtke 1979, 51). Die Diaphasik findet in dieser „Frühgeschichte“ der Varietätenbeschreibung noch keine gleichwertige Einbindung, wie man sehr deutlich der Appendixrolle Varieta` della lingua: diversificazioni attraverso le situazioni im Nachgang zum Kapitel Gli italiani regionali e l’italiano popolare bei Berruto/Berretta (1977) entnehmen kann. Zwischenzeitlich ist ein Modell auf Akzeptanz gestoßen und weitgehend kanonisiert worden, das auf drei Achsen fußt. Im Gefolge von Mioni (1983) nimmt Berruto (1987, 21 und 1993, 12) neben der diastratischen und diaphasischen Achse eine diamesische Ebene an, die ebenfalls eine eigene Variation ausbilden soll. In Wahrheit werden hier aber funktionale Variation und mediale Kommunikationsbedingung miteinander verwechselt: „Per evitare possibili equivoci e` da chiarire che scritto e parlato non vanno intesi come varieta` (cioe` una derivazione dalla lingua comune), ma come due forme di rappresentazione tramite media diversi (cioe` come realizzazioni diverse di una lingua e delle sue varieta`)“ (Radtke 1992, 67). Des weiteren scheint die tragende Varietät des Gesamtspektrums in dem Schema, nämlich das Regionalitalienische, unterbewertet zu sein. Zwar schließt in dem Zwiebelmodell in Berruto (1993, 11) die Diatopik die Diastratik, Diaphasik und sog. Diamesik mit ein, aber die eigentliche Interdependenz resultiert wenigstens nicht aus dem Schaubild. Es kann in diesem Zusammenhang nicht darum gehen, mit veränderten Etiketten das Repertoire zu umreißen, denn auch Berruto weiß um die Vorläufigkeit der Abbildung und um die Fragwürdigkeit der Annahme der Autonomie von gesprochen und geschrieben: „Il riconoscimento dell’autonomia della dimensione diamesica non e` del tutto chiarito in sede teorica“ (Berruto 1987, 22). Zumindest hebt sich dieses Modell entschieden von den Vorstellungen zur Variation und
363 zur Varietätenbildung etwa im Deutschen ab (Roelcke 1997, 13⫺15). Für die Dynamik innerhalb der Varietätenarchitektur des Italienischen sind zwischenzeitlich Prozesse ausschlaggebend, die einen Gegenvorschlag für die heutigen Gegebenheiten notwendig erscheinen lassen: Zwar dreht sich weiterhin das Gefüge um die Polarität von Standard und Substandard, aber der Substandard ist neu zu ordnen. Für De Mauro (1993, 19) ist der außersprachliche Gradmesser für Sprachwandel im Italienischen der fünfziger Jahre in drei Faktoren auszumachen: Binnenwanderung, bessere Bildungsmöglichkeiten für die jüngere Generation und Vordringen der Massenmedien, d. h. primär natürlich des Fernsehens. Diese Konstanten haben an Einfluß deutlich verloren: Die Binnenwanderung ist zwischenzeitlich von einer Immigrationswelle überwiegend aus Afrika und Asien abgelöst worden, die Bildungsmöglichkeiten haben sich weiter verbessert und stellen keine Innovation mehr dar, das Fernsehen als Massenmedium ist kein Normgeber mehr für das Italienische; bei den Jüngeren scheint das Internet mehr Freizeitkonsum für Jugendliche zu absorbieren als das Fernsehen. Damit ist naturgemäß auch eine Neubewertung der sog. Substandardvarietäten verbunden. Zunächst einmal bedingt die Detoskanisierung des Standards eine Aufwertung des Regionalitalienischen, das an Normakzeptanz gewinnt. Während in den fünfziger Jahren ein Sizilianer in Venedig wegen seiner Aussprache lachen machte, ist die Toleranzschwelle angestiegen, was zudem mit der heute geringeren Ausprägung von Regionalitätsmerkmalen zusammenhängt. Das informelle Sprechen wird vor allem durch das Regionalitalienische in seiner ganzen Spannweite aufgefangen. Genuin dialektophone Sprecher nehmen ab, stattdessen dürfte das Regionalitalienische zur vitalsten Varietät im sprachlichen Alltag avanciert sein. Berruto 1983 hatte langfristig recht mit seiner Annahme, daß das italiano popolare eine Übergangsvarietät darstelle, die sich nur so lange hält, wie es dialektophone Sprecher gibt. Der dialektophone Sprecher, der sich sein Italienisch konstruieren muß, stellt gegenwärtig in Ita-
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III. Italische und romanische Sprachen
lien eine Minderheit dar. In diesem Sinne ist auch das Forschungsinteresse am italiano popolare rasch wieder geschwunden. Aufgrund der ausfallenden Dialektalität bildet sich eine Varietät, die insbesondere der Expressivität und Emotionsmanifestierung Rechnung trägt ⫺ eine Funktion, für die vor allem bei den Jüngeren der Dialekt nicht mehr zur Verfügung steht. Diese Ansammlung von expressiv potenzierten Kommunikationsmodi findet sich vor allem in der Jugendsprache und im parlare gergale, da der Dialekt diese Funktionen nicht mehr ausüben kann. Demographisch gesehen wird Italien wie andere Staaten der Europäischen Union von Einwanderern besiedelt, die natürlich das Italienische erwerben. Zwischenzeitlich ist es geboten, diese neuen Varietäten ⫺ das Italienische der Nicht-Italiener ⫺ als eine relevante Größe in der Architektur des Italienischen zu konzipieren. Es handelt sich dabei nicht mehr um eine Randgröße, sondern um ein gestaltendes Element im Italienischen für Sprachwandelprozesse. Auch die Linguisten sind zwischenzeitlich auf die Varietäten der Immigranten aufmerksam geworden (Banfi 1993; Giacalone Ramat 1993 und 1995). Wenn man diese Varietäten zueinander in Bezug setzt, entsteht ein Spannungsfeld, das sich folgendermaßen ausgliedern läßt: STANDARD Standarditalienisch Neoitalienisch
gilt etwa für die Narrativik in zunehmendem Maße, daß die sprachliche Regionalitätsmanifestation hier ihren Niederschlag findet, obwohl die Dialektalität nur partiell rezipiert wird. Als Beispiel sei die Erzählprosa im neapolitanischen Raum herausgegriffen, die mit Autoren wie Peppe Lanzetta oder Erri De Luca eine Dialektalität einschleust, die von einem nationalen Lesepublikum allenfalls noch eine dialektale Rezeption erwarten läßt. Auch die literarischen Reflexe der jugendsprachlichen Rezeption bei Enrico Brizzi, Isabella Santacroce oder Rossana Campo übergehen bewußt die überkommenen Normmaßstäbe. Hierin zeigt sich unmißverständlich, daß die Varietätenerneuerung gleichzeitig eine Varietätenverschiebung bedeutet. Der sprachliche Varietätenblock der Immigranten führt indessen (noch?) nicht zu einer Ausprägung einer eigenen Literatur wie die Literatur der beurs in Frankreich, die nationale Beachtung fände. Insgesamt tendiert das Italienische gegenwärtig zu nationalen Ausprägungen von Normen für den informellen Kommunikationsbereich, die allerdings auch zunehmend formell besetzte Gebrauchsdomänen besetzen. Genau dieser Sachverhalt spiegelt sich in der öffentlichen Meinung in der Diskussion um die Normenkrise oder in der linguistischen Diagnose des trionfo del privato (Simone 1980) wider: Die Varietätenarchitektur baut gegenwärtig die Supernorm der aulicita` massiv ab, wie etwa die Reformen zur Vereinfachung der Verwaltungssprache belegen (Piemontese 1997; Cortelazzo 1999; Fioritto 1997).
Regionalitalienisch Immigrantenitalienisch
Jugendsprache italiano gergale
SUBSTANDARD Nicht-Italiener Italiener als Sprecher Abb. 13.2: Varietätenspektrum 2002
Dieses neue Modell trägt auch den Konzeptionen der Normverschiebungen auf der literatursprachlichen Ebene Rechnung. So
2.
Sprachtypologische Grundzüge
Lewy (21964) vertritt die Auffassung, daß sich das Italienische durch die historische Entwicklung wie eine Mischsprache verhalte, die einen typologischen Idealtypus darstelle. Allenfalls schränkt der Umstand die Analysen ein, daß zum Italienischen bislang nur in sehr geringem Ausmaß geforscht worden ist. Eine besondere Schwierigkeit besteht darin, daß das Italienische auch in seiner Standardvarietät durch den
13. Italienisch
Grundzug der Polymorphie sowohl in Grammatik, Phonetik und Wortschatz gekennzeichnet ist und somit häufig Wahlmöglichkeiten im Formeninventar zuläßt: Das Italienische erlaubt beim intervokalischen s sowohl die stimmlose als auch die stimmhafte Variante in casa [s, z], zu tapparelle oder saracinesche dt. „Rouleau“ besteht kein atopisches, neutrales Grundlexem, und in der Formenlehre stehen devo neben debbo, senza te neben senza di te ohne differenzierende diasystematische Markierung. Dieser Hang zum Polymorphismus (Radtke 2001) charakterisiert im Gegensatz etwa zum Französischen auch die Standardvarietät und ist eine Konstante, die typologische Aussagen des öfteren relativiert. Im Vergleich mit den anderen romanischen Sprachen weist das Italienische keine spektakulären Eigenschaften auf wie etwa die Zuschreibung der Palatalisierung in der diachronen Entwicklung der phonetischen Gegebenheiten des Französischen oder die postponierte Nominalflexion im Rumänischen. Allenfalls wäre darauf hinzuweisen, daß sich das Italienische in der Ausgliederung der romanischen Sprachen durch einen soliden Grundzug zur Konservativität auszeichnet. Seit den Anfängen der Romanischen Philologie wird darauf verwiesen, daß sich das älteste Kolonialisierungsareal am wenigsten von der lateinischen Basis entfernt habe. Die Areallinguistik Bartolis hat diese Aussage insofern differenziert, als insbesondere das Sardische in isolierter Insellage lexikalische Schichten einer archaischeren Latinität birgt (ignis vs. focus, domus vs. casa u. a. m.). Für Lewy (21964) stellt das Italienische so etwas wie eine europäische Kompromißvarietät im Sinne der heutigen Debatte um die Standard Average European Language dar. Andere Forscher haben sich schwer getan, überhaupt eine Charakterisierung für das Italienische zu finden. In der „Normalität“ seiner Eigenschaften scheint demnach die typologische Besonderheit des Italienischen zu liegen. Im Bereich der Phonetik und Phonologie sind folgende Merkmale relevant: Das Italienische besitzt einen freien Wortakzent. Ein standardisierter Satzakzent liegt nicht vor,
365 da regionale Kriterien die Satzintonation bestimmen. Das phonologische Inventar bewegt sich im Vergleich mit den anderen romanischen Sprachen auf einem eher abgesenkten Umfang, da Nasalvokale völlig fehlen und die Basis der Diphthonge nur schwach ausgebaut ist. Besondere Bedeutung kommt im Konsonantismus der Opposition der Konsonanten mit ihren Geminaten zu. Die sog. Doppelkonsonanz greift auf Syntagmen über die Wortgrenze als Reflex der Assimilationsprozesse in der historischen Lautlehre: [a ’rroma] a Roma < lt. AD ROMA(M). Die palatale Vokalreihe ist ausnahmslos gespreizt im Gegensatz zu den gerundeten Velarvokalen: [palatal ⫹, gerundet ⫺]: [velar ⫹, gerundet ⫹] [a, e, i, `ı] [c, o, u] Diese elementare Eigenschaft scheint mit dazu beigetragen zu haben, dem Italienischen eine besondere Wohllautung (it. eufonia) zu unterstellen (etwa Jagemann 1800; Fernow 21815). Dazu tritt die Vorstellung von einer besonderen vermeintlichen inneren Harmonie aufgrund der ausgwogenen Abfolge der Vokale: „Der charakteristische Vorzug der italienischen Sprache, die sanfteste, wohlklingendste, musikalischste unter allen Sprachen Europas zu seyn, ist so hervorstechend an ihr, daß selbst die Vorliebe, die jede Nazion für ihre eigene Sprache hat, ihr denselben nicht abzustreiten wagt.“ (Fernow 21815, 41)
In Wirklichkeit liegt aber eher der Sachverhalt vor, daß der Akzentdruck sowohl im Wort als auch in der chaıˆne phone´tique insgesamt keinen großen Schwankungen ausgesetzt ist. Die Akzentdruckdiskrepanz zwischen betonten und unbetonten Silben fällt im Standard im Gegensatz zu den nordund süditalienischen Regionalvarietäten recht gering aus. Die Musikalität der italienischen Sprache wird nachhaltig in der Sprachphilosophie der Aufklärung propagiert. Diese Annahme wird gestützt von dem Umstand, daß das Italienische im mot phone´tique nur wenige Möglichkeiten für die Bildung von Konsonantenclustern nutzt. Im Allgemeinen beschränken sie sich auf drei Konsonanten wie bei straordinario und in-
366 transigente. Die Vokallängung steht im Italienischen aus, ferner wird im Standard in intervokalischer Position nicht die Stimmhaftigkeit von [s, z] unterschieden, was ebenfalls auf die regionale Variationsspanne zurückzuführen ist: s V [1sole] sole „Sonne“ V {s, z} V [1kasa, 1kaza] casa „Haus“ Ähnliches ist bei den Affrikaten [ts, dz] zu beobachten, obwohl etymologisch eindeutige Normzuweisungen abgeleitet werden könnten: mezzo [1med6zo, 1met6so] zucchero [1dzuk6ero, 1tsuk6ero] Die Affrikaten sind im Italienischen mit [ts, dz, ts, dz] nur in geringer Zahl vertreten. Gegenwärtig läßt sich von Rom und Süditalien ausgehend ein Abbau von [ts] > [s], [dz] > [z] verzeichnen: pace [1pase] ciarlatano [0sarla1tano] Diese Tendenz ist bei der stimmhaften Variante noch selten anzutreffen und fungiert vor allem als regional marker: bugia [bu1zia] Gianni [1zaˆn6i] Insgesamt wird das Italienische im Vergleich mit den anderen romanischen Sprachen im Lautstand von einer starken Konservativität getragen: Es ist sicherlich diejenige romanische Sprache, die sich lautlich am wenigsten vom Lateinischen entfernt hat. Es kennt keine Nasalvokale wie das Französische oder Portugiesische und keine Mittelzungenvokale wie das Französische, Portugiesische oder Rumänische. In der Phonetik und Phonologie zeichnet sich das Italienische durch eine einfache und übersichtliche Anordnung aus, die gerade im Vergleich mit den anderen romanischen Sprachen eine gewisse „Durchschnittlichkeit“ im Sinne des von Benjamin Whorf postulierten Standard Average European (Ramat 1993, 3) postulieren darf. Der zentrale Punkt in der Phonetik kreist immer noch um die Normenfestsetzung, die die diatopische Gebundenheit nicht überwin-
III. Italische und romanische Sprachen
det, gemäß der Schlußfolgerung von Mioni (1993, 137): „Una pronuncia standard di tipo tradizionale rimane un modello teorico accessibile a pochi: fra tale modello rarefatto e la grande varieta` delle pronunce fortemente regionali, rimane un’ampia area di soluzioni intermedie che conciliano una dose importante di unificazione con la conservazione (di solito inconscia, ma spesso anche deliberata e orgogliosa) di tratti di specifica diversita` locale o sociale.“
In der Morphologie zeigt das Italienische das für romanische Sprachen gängige Profil eines elaborierten Inventars. Jedoch sind einige Spezifika relevant, die das Italienische insbesondere von den westeuropäischen Sprachen trennt: So verfügt das Italienische vom lateinischen Erbe her über eine ausgeprägte Tendenz zur postponierten Flexion des Nomens und des Verbs, was beispielsweise mit den Verhältnissen im Französischen und Spanischen kontrastiert: it. il libro ⫺ i libri frz. le livre ⫺ les livres it. canto ⫺ canti ⫺ canta frz. je/tu/il chante(s) Die Präponierung der Nomen- und Verbmarkierung ist im Italienischen erheblich weniger deutlich angelegt als in der Westromania. Mit dem Rumänischen, das die Postponierung der Flexionsmorpheme noch strenger als das Italienische bewahrt, indem auch der Artikel nachgestellt wird bis auf un/nis¸te, teilt das Italienische die Bewahrung des Neutrums in Resten (le braccia, le mura) aus dem Lateinischen. In dem Inventar der Vergangenheitstempora verfügt das Standarditalienische mit dem imperfetto, passato remoto und dem passato prossimo über eine klare funktionelle Differenzierung. Die Konjunktivformen sind auf allen Zeitebenen vital, wohingegen das Französische für einige Zeit- und Personenstufen einen Abbau verzeichnet. Insgesamt kann man von einer romanischen Morphologiearchitektur sprechen, die im Wesentlichen als Modifikation der lateinischen Vorgaben zu interpretieren ist. Eigene, neue Kategorien werden nicht aufgebaut, sieht man vom Partitiv (compro del pane) oder von dem umfänglichen peri-
13. Italienisch
phrastischen Verbsystem (vado ballando, sto ballando, vado a ballare etc.) ab. Nach Bertinetto (1986, 118) nimmt das Italienische wie die übrigen romanischen Sprachen hinsichtlich einer scala di telicita` zwischen den Polen des Japanischen und Englischen eine mittlere Stellung ein. Das Italienische weist in der Formenlehre eine Besonderheit mit dem Hang zur Ausbildung von Doppelpräpositionen auf: so setzt sich senza di te gegenüber senza te „ohne dich“ in jüngster Zeit verstärkt durch (Radtke 1993; Maiden 1998, 193), während Konstrukte wie accanto a oder dietro a eine weit zurückreichende Grammatikalisierung erfahren haben. Schon bei der Ausbildung vom Lateinischen zum Romanischen hat das Italienische verstärkt mehrgliedrige Präpositionalkonstrukte wie davanti < DE AB ANTE u. a. m. nutzbar gemacht. Die diachrone Ausbildung der Flexionsmorphologie von Substantiv, Adjektiv und Verb stellt Maiden (1998, 103⫺201) unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse systematisch zusammen. Die Morphologie des Italienischen wird von einem markanten Grundzug getragen, der im Standardisierungsprozeß anderer europäischer Sprachen in erheblich geringerem Ausmaße angelegt zu sein scheint: Der Hang zur Polymorphie charakterisiert das Italienische bis heute besonders nachhaltig. So konkurrieren verschiedene Formen und Paradigmata miteinander wie -ea und -eva im Imperfekt oder veggo und vedo „ich sehe“, devo und debbo „ich muß“, con il coltello und col coltello „mit dem Messer“. Auch Pronomina wie chi/il quale/cui (Sestito 1999) für Relativsätze oder che/che cosa/ cosa (Radtke 1993a) für die Frage nach Sachen sind seit alters her davon betroffen. Diese Parallelformen lassen sich nur teilweise diaphasisch differenzieren wie im Fall von Gemeinsprache und Literatursprache: Letztere erlaubt sich streckenweise systematische Differenzierungen in Prosa- und Dichtungssprache (Serianni 2001), die neben der Morphologie auch den Wortschatz erfassen wie anima und alma „Seele“ u. a. m. Faktisch wird dabei die Morphologie nutzbar gemacht zur Aussonderung einer Supernorm aus einer gemeinsprachli-
367 chen Norm, was sprachhistorisch aus einer Sublimierung für ein überhöhtes Normempfinden rührt. Den komplexen sprachhistorischen Werdegang zeichnet Bruni (2002) nach. Der Hang zur Polymorphie im Normdiskurs hat dazu beigetragen, die Sprachwissenschaft lange Zeit im Gefolge von Benedetto Croce in Italien als Stilistik zu definieren, was u. a. auch die verspätete Strukturalismusdiskussion auf der Halbinsel bedingt hat. Insgesamt unterscheidet sich das Italienische jedoch auf der morphologischen Ebene nur geringfügig von einem romanischen Typus. In der Forschung herrscht weitgehend Einigkeit darüber, daß das Italienische analytische Bildungen gegenüber synthetischen Konstruktionen vorzieht und daß dieser Trend gegenwärtig anhält (Berretta 1993, 196). Ferner darf begründet vermutet werden, daß die Polymorphien gegenwärtig zugunsten der Aussonderung von Archaismen wie amava gegenüber amavo „ich liebte“ abgebaut werden. Mit anderen Worten: die italienische Standardsprache neigt zu einer Vereinfachung ihrer Morphologie. Ähnliches läßt sich auch aus dem Rückzug der Pronomen wie egli gegenüber lui prognostizieren. Trotz der zahlreichen Publikationen zur italienischen Syntax sind typologische Überlegungen eher selten. Zumeist lassen sich keine klaren Aussagen treffen, etwa wenn die Wortstellung im Satz angesprochen wird, die keine Rigidität der S-V-OFolge kennt. Eine knappe und zwangsweise unvollständige Inventarisierung findet sich bei Albrecht (1998, 793⫺799) und summarisch bei Ineichen (1999, 60⫺91). Die typologische Forschung scheint hier erst noch am Anfang zu stehen, wobei die Fallstudie oftmals noch keine generalisierenden Aussagen zuläßt (cf. Beninca` 1993). Einige wenige Gesichtspunkte von typologisch relevanten Erscheinungen sollen kurz angesprochen werden: Die Wortstellung indiziert eine gewisse Instabilität in der Anordnung der Satzelemente. Sprachgeschichtlich ist frühzeitig eine große Variationsspanne zu beobachten, die von der Normierung her nie eingeschränkt wurde. Im Gegensatz zum Franzö-
368 sischen fällt der normierende Einfluß von außen nicht ins Gewicht, und mit der Nachahmung eines latinisierenden Stils seit Boccaccio sind eindeutige Zuordnungen ausgespart worden. Dementsprechend kennzeichnet auch das Standarditalienische eine große Zahl an Dislokationen, die in den gängigen Grammatiken zumeist mit einem emphatischen Charakter erklärt werden. Die Syntax des Italienischen erfreut sich im Meinungsbild der Linguisten einer relativ großen Freiheit der Satzteilstellung. Das Italienische weist die obligatorische Subjektsetzung durch Pronomen so weit zurück, wie keine Mißverständnisse in der Kommunkation aufkommen, d. h. aufgrund der Verbmorphologie betrifft dies vorrangig die 3. Person Singular. Ferner gehört das Italienische zu denjenigen romanischen Sprachen, die kein unpersönliches Subjekt setzt in Fällen wie piove „es regnet“ gegenüber fr. il pleut. Des weiteren bilden die Klitika ein besonderes Problem, da historische Polymorphien bis heute eine vielschichtige Differenzierung beinhalten, deren Umfang noch nicht vollständig analysiert worden ist. Die eigentlichen Verwendungsregeln im Gesprochenen ergeben zwar im Kern eine Übereinstimmung mit der schriftsprachlichen Norm (Berretta 1985), wobei allerdings die Oszillazionsspanne im Gesprochenen doch größer ausfällt. Das Italienische verfügt auf der syntaktischen Ebene über sehr wenige exklusive Merkmale. Ähnlich wie im Deutschen immer wieder die Verbklammer angegeben wird (Roelcke 1998, 1010), so wird für das Italienische die sog. frase scissa bemüht. Sie hat mit der Dislokation die pragmatische Hervorhebungstendenz gemein und teilt die Informationen ähnlich der französischen mise en relief nach dem Muster e` ⫹ Syntagma ⫹ che auf (Bazzanella 1994, 118⫺129). Lexikologisch schlägt im Italienischen vor allem die hohe Produktivität in der Suffigierung zu Buche, was in besonderem Maße für die alterativen Suffixe gilt. Das Strukturierungsprinzip auf der Grundlage von Diminutiv- und Augmentativbildungen bzw. von Koseformen und Depreziativa
III. Italische und romanische Sprachen
kennt im Italienischen eine besondere Variationsbreite. Coseriu (1988, 221) zitiert die Skalen des Typs donna ⫺ donnina ⫺ donnino ⫺ donnetta ⫺ donnucciuola ⫺ donnona ⫺ donnone ⫺ donnaccia. Im Übrigen greift bereits Segre (1963, 4521) die gleiche Derivationsreihe in leicht veränderter Form auf, um den alterativen Suffixverlust des Französischen zu belegen. Hinsichtlich der Abtönungspartikeln verfügt das Italienische zwar über ein Inventar, das dem Deutschen in den Nuancierungsausdrücken um nichts nachsteht, aber die Sujektivierung von Äußerungseinheiten wird in der Mehrzahl der Fälle vorzugsweise über Syntagmen des Typs penso che oder credo che gesteuert (Radtke 2001). Dies ist allerdings nicht auf einen bestimmten Typus zurückzuführen, sondern hängt vielmehr mit den Diskurstraditionen einer historischen Einzelsprache zusammen. Aus übergreifender Sicht bleibt noch die Frage offen, was denn das Italienische typologisch gesehen für eine Sprache sei. Die Stellungnahmen dazu verlieren sich entweder im Postulieren von Desiderata wie bei Segre (1963, 460): „E non ci dispiace di terminare lasciando il problema aperto, di terminare insomma con una presa di coscienza invece che con una definizione bloccata: saranno la realta` della vita italiana, come si sapra` riflettere, progredendo, nella sfera della lingua, e l’impegno degli studiosi, con ricerche combinate di tipo descrittivo e teorico, a incontrarsi via via su un terreno piu` solido, a diminuire il margine dell’improvvisato, dell’impreciso, dell’esclusivo.“
Oder die Bewertung verschwindet wie bei von Wartburg (1940, 97) hinter dem umschreibenden Bild von der impulsiv Wasser ausstoßenden Quelle. Lewys Vorstellung vom Italienischen als Normalsprache hilft da genausowenig weiter (Segre 1963, 451) wie Coserius Zuweisung zum romanischen Typus (Coseriu 1988). Die offensichtliche Unauffälligkeit in den typologisch relevanten Zügen erschwert die Bestimmung des Italienischen erheblich (vgl. auch Geckeler 1989 mit der Konzentration auf den flektierenden und isolierenden Typus des Italienischen).
13. Italienisch
3.
Lautliche Variation
Da der Standard des Italienischen als ein toskanischbasierter bricolage zu bewerten ist, stellt er gewissermaßen einen Kompromiß unterschiedlicher Varietätenstufen dar. Wenngleich die diatopische Wahl Priorität bei der Bestimmung genießt, setzt der Standard sich gleichzeitig aus diastratischen und diaphasischen Selektionsentscheidungen zusammen. Der gegenwärtig zu verzeichnende Umbruch im Italienischen stellt somit ein Gemisch von Varietäten im Gefolge von alten Normauflösungen dar. Eine Beschreibung muß folglich provisorisch und fragmentarisch bleiben; sie unterstreicht aber den Prozeß einer neostandardizzazione (Berruto 1987). Diese Konzeption beinhaltet die Auffassung, daß der Substandard in Teilen zu einem richtungsweisenden neuen Standard aufgewertet werden wird gemäß der vereinfachten Formel italiano substandard ⫽ italiano di domani (Holtus/Radtke 1993). In der Aussprache und Phonologie bewahren die Substandardvarietäten eine toskanisch orientierte Grundsubstanz, die allerdings deutlich diatopisch modifiziert wird. Selbst die sog. Standardsprecher markieren ihre Aussprache regional. Standard und Regionalitalienisch bedingen sich auf der Ausspracheebene. Auch die toskanische Aussprache ist im Sprecherwissen ein Regionalitalienisch unter anderen. Gegenüber der Ausgangslage von vor dreißig Jahren erfreut sich der regionale Akzent einer höheren Akzeptanz. Auch die Stigmatisierung süditalienischer Aussprachemuster, wie sie noch Galli de’Paratesi (1984) verzeichnete, ist im Rückgang begriffen (Volkart-Rey 1990). Im gleichen Maße dürfte die Prestigezuweisung nördlicher Züge wie die konsequente Sonorisierung des intervokalischen s mit Ausrichtung auf Mailand abgebaut werden. Die Tendenz bewegt sich vielmehr auf eine Ausrichtung der generellen Gleichwertigkeit aller Regionalaussprachen. Der Abweichungsgrad vom alten toskanischen Modell ist dabei erheblich, auch die benachbarten Regionen vertreiben Aussprachezüge, die diastratisch undifferenziert die Regionalität herausstreichen wie im Süden und Osten der Toskana die massive
369 Verbreitung der Lenition und teilweisen Vollsonorisierung der Okklusiva wie tempo [1t˛emPco, 1dimbo], die ein sehr großes Areal betrifft und sich gegenwärtig noch ausdehnt (im Vergleich mit dem von Weinrich 1958, 133⫺140, angenommenen Raum bis kurz vor Rom entgegen heutiger Ausdehnung bis hinter Neapel). Die regionalen Abweichungen vom Standard decken eine Variationsbreite, die erheblich über die toskanische Differenzierung von [e, i] oder [o, c] hinausgeht. Eine Einheitlichkeit ist nicht auszumachen, da sich u. a. darin die gesamte Spannweite des dialektalen Substrats niederschlagen kann. Die Bewertung dialektaler Züge kann sowohl deutlich dialektale Kennzeichen als auch bereits weitgehend entdialektalisierte Kennzeichen enthalten. Dabei ist der Akzeptabilitätsgrad für diatopische Züge umso größer, je weiter die Arealwirkung reicht. Makroareale Züge sind somit relativ normnah wie die Palatalisierung der Sibilanten vor [k, p] in Kampanien mit scuola, spalla [1skwola], [1spal:aˆ]. Die verschiedenen Formen des Regionalitalienischen weisen im Kern einen gemeinsamen Nenner auf: Sie stellen im Vergleich zum toskozentrierten Standard diachrone Weiterentwicklungen dar, d. h. sie sind im Vergleich mit dem Toskanischen innovativer. Zwar kennt das Toskanische mit der gorgia toscana Weiterentwicklungen des Basissystems (wenn man die etruskische Substrathypothese zurückweist und die gleichzeitige Aspiration und Spirantisierung als rezenten Entwicklungszug akzeptiert, vgl. Giannelli/Savoia 1978 und 1980 zur heutigen Ausbreitung und Agostiniani/Giannelli 1983 zur Substratannahme) mit Formen wie una Coca Cola [1una 1hoha 1hola], portato [por1taho], pepe [1pe1φe] in Form einer allgemeinen Konsonantenschwächung, aber diese Variationen lassen sich in weitere Subsysteme des italiano regionale toscano auf diastratischer und/oder diaphasischer Ebene einordnen. Sie sind ländlicher Natur oder sie sind im städtischen Bereich als Reflex niederer Gesellschaftsschichten zu bewerten. Auch wenn die Entdialektalisierung in der Toskana das Phoneminventar abbaut (Giannelli 1988, 595), so verbleiben doch
370 Aussprachemarkierungen, die unmißverständlich auf die Toskanität auch im Gebrauch des Italienischen verweisen, wozu u. a. die Bewahrung der Differenzierung /e/ : /i/ und /o/ : /c/ gehört. Eine erste Auflistung der phonetischen Besonderheiten bietet Poggi Salani (1997, 227⫺230). Aufgrund des hohen Polymorphiegrades in der Aussprache des toskanischen Italienisch wird von einer hohen Normtoleranz innerhalb der Toskana ausgegangen (Agostiniani 1988, 443). Auch die Aussprache des römischen Italienisch und des romanesco ist im Rahmen der Stadtsprachenforschung soziolinguistisch aufgefächert worden (Bernhard 1998), wobei die dialektale Konservativität bestimmten Stadtvierteln, den sog. rioni zugewiesen wird. Neben den klassischen dialektalen Zügen wie -LI- > [j] so bei pija´ „pigliare (nehmen)“ tauchen neue Tendenzen im Italienischen Roms auf, die primär im römischen Hinterland verbreitet waren wie etwa die Vokallängung und Betonung der Lenierung von Okklusiva. Zwar müssen die Aussprachecharakteristika nicht notwendigerweise an das dialektale Substrat gebunden sein, aber neue regionale phonetische Besonderheiten lassen sich nur selten nachweisen. Vielmehr zeichnet sich das Regionalitalienische eher durch eine Stabilisierung von mehr oder weniger räumlich begrenzten Allegroformen aus, die einen supraregionalen Substandard ausbilden wie die Kürzung sto < questo „dieser“, was im gesprochenen Italienisch nur noch als nähesprachlich markiert ist. Die Metropolen Mailand, Rom und Neapel fungieren inzwischen phonetisch als Leitvarietäten, die auf die Großregion (etwa die Poebene für Mailand oder ganz Süditalien für Neapel) ausstrahlen (Banfi 1997 für Mailand und Radtke 1998 für Neapel). Die jeweiligen Kataloge der Aussprachebesonderheiten lassen sich im Wesentlichen als Dialektinfiltrationen in das Italienische lesen, die nicht mehr als diastratisch stigmatisiert gelten. Es handelt sich dabei um eine chronologische Weiterentwicklung vom konservativen Stand des Toskanischen aus gesehen. Das Einfließen einer starken Dialektalität in die Phonetik des Regionalitalieni-
III. Italische und romanische Sprachen
schen stellt zunehmend einen Ausnahmefall dar. Das Phänomen wäre dem italiano popolare zuzuordnen, welches mit dem Abbau der Basisdialekte gleichfalls nur noch eine Restgröße als Klassensprache darstellt (Berruto 1983). Momentan wird das Gegenwartsitalienische in der Phonetik durch den Ausbau von normativ anerkannten Allegroformen bzw. Wortkürzungen und Assimilationen geprägt. Da die mündliche Kommunikation in den letzten dreißig Jahren vor allem von der Monopolisierung des Italienischen gegenüber der Dialektverwendung geprägt ist, baut das Italienische eine informelle, adialektale Sprechsprache auf, deren Dialektreste sich am längsten in der Aussprache halten werden. Die Variationsdifferenzierung ist bei den suprasegmentalen Merkmalen am größten. Das phonologische System ist von diesem rezenten Sprachwandel nicht betroffen, die historisch gewachsene Stabilität bleibt unangetastet. Die nord- und süditalienischen Systeme der Phonematik und der Silbenstruktur geben ihre Autonomie auf und sind weitgehend durchtoskanisiert. Auch die vom Toskanischen stark abweichende Silbenstruktur bleibt nicht erhalten. Markante, großräumige Unterschiede betreffen etwa die ausstehende Gemination der Konsonanten im Norden oder das Vorkommen von [e] im Süden. Auch die normative Kontrastierung des intervokalischen s in der Toskana fällt in dem nur sonorisierenden Norden und dem nahezu ausschließlich stimmlosen Gebrauch im Süden ins Gewicht. Insgesamt handelt es sich um großräumige Ausgleichstendenzen, die einen Übergang zur Verfestigung einer einheitlichen nationalen Norm darstellen. Die Aussprache wäre demnach gegenwärtig von einem Abbau der Aussprachevarianten als längerfristigem Prozeß getragen. Die makroareale Regionalitätszuweisung ist bestimmend, die mikroareale Regionalität ist weitgehend bereits verlorengegangen. Die diastratische und diaphasische Variation ist diesem Prozeß deutlich nachgeordnet. Abgesehen von dieser soziolinguistischen Dimension des Regionalitalienischen, die sich zur typologischen Interpretation nur bedingt eignet, sind die gegenwärtig be-
13. Italienisch
obachteten Tendenzen in der Aussprache für eine synoptische Schau der Dinge kaum geeignet. Zwar ändert sich augenblicklich das Aussprachemodell des Italienischen durch eine deutliche Aufwertung des Substandards, aber die lautliche Substanz bleibt im Wesentlichen von Wandelprozessen unberührt. Die Nennungen haben insgesamt wenig Gewicht und betreffen eine eher nähesprachlich ausgerichtete Norm, die sich mit der Vorstellung in Sabatini (1985) vom italiano dell’uso medio deckt, in dem er sieben hinlänglich bekannte phonologische Neuerungen identifiziert: Aufhebung der toskanischen Opposition von [e] und [i], von [o] und [c]; Toleranz gegenüber der Distribution des intervokalischen s [s, z]. Abbau des radoppiamento fonosintattico (come vvuoi), der als toskanischer Regionalismus empfunden wird; Schwund des i protetico (in Isvizzera); Aufgabe von ed/ad zugunsten von e/a vor Vokal; Elision und Wortkürzungen (gl’indici, dir tutto) verweisen auf bewußt archaisierende Qualität; Vereinheitlichung bei Diphthongabweichungen (muovere, moveva). Im Grunde zeigen diese wenigen neuen Grundzüge das Zurückweichen archaisierender Normen an. Damit wird ein Beitrag zum Abbau der Polymorphie im heutigen Italienischen geleistet. Das Italienische weist damit eine lautliche Bilanz auf, die wenige Neuerungen kennt. Immerhin läßt sich daraus eine Tendenz ableiten, die Autonomie des informellen gesprochenen Italienisch gegenüber der Schriftsprache zu betonen. Das gesprochene Italienisch wird damit erstmalig zu einer strukturell selbständigen Größe in der Sprachgechichte. Nähediskurse, die für Sprachwandel schneller anfällig sind als distanzsprachliche Kontexte, bedingen eine weniger gepflegte Aussprache. Sie erlauben wiederum eine größere Polymorphie, wenn bene mit be`/ebbe` /embe`/mbe` konkurriert (De Mauro/Mancini/Vedovelli/Voghera 1933, 92).
4.
Morphologische Variation
Das Italienische zeichnet sich durch eine differenzierte morphologische Strukturierung aus mit stark elaboriertem Morphem-
371 inventar. Die für indogermanische Sprachen gängigen Kategorien Person, Genus, Numerus, Tempus, Modus sind in den Varietäten des Italienischen voll ausgebaut und sprachhistorisch stabil. In der Sprachgeschichte ist der größte Bruch der morphologischen Kontinuität beim Übergang vom Lateinischen zum Italienischen (500⫺ 850) zu verzeichnen, als die fünf Deklinationsklassen, das Neutrum als Genus und der Umbau der morphologischen Verbkategorien (Ausbilden eines neuen Futurs, Aufbau neuer Vergangenheitstempora) sich vollzogen. Darüber hinaus hat dieser Prozeß wiederum eine prononcierte Polymorphie bedingt, die in der Varietätenarchitektur spezifisch genutzt wurde. Wie im Lateinischen ist aber das Prinzip der Priorität der der Wortart postponierten morphologischen Information gewahrt worden: die morphologische Information folgt in der Regel der Wortart mit Ausnahme von ⫺ der Gleichwertigkeit der Stellung etwa bei Possessiva: la mia casa ⫺ casa mia, wobei die Toskana beide Formen verträgt und der Süden die Nachstellung vorzieht. Nachstellung kann des weiteren einen stile aulico oder poetico evozieren. ⫺ einer morphematischen Klammerstellung. Auch die Adverbmarkierung ist dem Stamm nachgestellt (fortunatamente). Der Süden verwendet die Grundform des Adjektivs und kennt die Festlegung mit ⫺mente nicht. In Spuren folgt auch das Toskanische diesem Prinzip mit vai piano u. a. m. Einige Varietäten kennen lediglich einen vereinfachten morphologischen Apparat, was insbesondere für das italiano popolare als explizite Subnorm gilt. Dabei wird auf ein elementares Analogiesystem in der Konkordanz besonderer Wert gelegt (vgl. insbesondere Cortelazzo 1972, 79⫺122). Es bildet sich eine buchstäblich regel(ge)rechte Grammatik ab, die auf der Grundlage der Analogie Formen wie la migliora casa gegenüber la migliore casa befördert. Berruto 1983 interpretiert diese Ausformungen als Ausfluß einer breit angelegten semplificazione linguistica, die nicht vom Dialektan-
372 teil abhängt. Dieses italiano popolare versteht sich als rezente Neubildung, die keine ausgesprochene historische Diskurstradition kennt. Gleichwohl gibt es in der Geschichte des italienischen Substandard Ausprägungen, die der eigentlichen Kodifizierungsphase vorausgehen wie die Linksdislokation im ersten Sprachdokument, den Placiti campani von 960: sao ko kelle terre, per kelle fini que ki contene, trenta anni le possette parte S(an)c(t)i Benedicti „ich weiß, daß diese Ländereien, von denen hier die Rede ist, dreißig Jahre im Besitz des Benediktinerklosters waren“ (Castellani 1972), wobei die Dislokation in einer der ersten Verschriftlichungen des Italienischen noch nicht primär nähesprachlich ausgerichtet war. Erst die Normierung um die questione della lingua weist dieser Konstruktion die entsprechende sprechsprachliche Markierung zu. Ähnliches gilt für die Verwendung des sog. che polivalente, das eine Reihe differenzierender Präzisierungen auflöst im Sinne einer Passepartoutkonjunktion bzw. eines Allroundpronomens. Diese einfache, semantisch aufgeladene Partikel ist heute deutlich diastratisch markiert, obgleich die Belegfülle in der Sprachgeschichte erkennen läßt, daß die Standardferne erst ab dem 16. Jahrhundert expliziert propagiert wird (vgl. D’Achille 1987). Das Altitalienische weist eine hohe Verträglichkeit dieser Elemente auf, die erst in der Neuzeit eindeutig der Subnorm zugewiesen werden können. Dasselbe gilt auch für die Pronomendoppelung bei den Klitika: Während andere romanische Sprachen wie das Spanische mit a mı` me gusta „es gefällt mir“ als Standardform die Pronomendoppelung vertreten, beschränkt sich das Italienische mit mi piace auf die einfache Pronomenstruktur. Allerdings notieren noch normative Lernergrammatiken des 17. Jahrhunderts a me mi piace als völlig normkonform (Radtke 1987). Neben dieser diachronen Polymorphie wird die Pronomendoppelung als akzeptierter Ausdruck des Sprechsprachlichen gehandelt, der eine besondere Informalität indiziert. Überhaupt läßt sich die Morphologie des Italienischen (Seewald 1999) als eine Auswahl des im Alttoskanischen ausgebildeten,
III. Italische und romanische Sprachen
reichen Polymorphieinventars verstehen. In einer Folgephase wird die Polymorphie zur funktionellen Differenzierung von Varietäten nutzbar gemacht. Das dreigliedrige toskanische System der Demonstrativpronomen questo ⫺ codesto ⫺ quello, das die Sprecherdeixis zum Gegenstand bestimmt, wird im Italienischen auf ein Zweistufensystem von Nähe und Distanz reduziert. Damit wird die codesto-Reihe frei für archaisierende Verwendungen. Diese bestimmen bis heute Verwaltungs- und Rechtstexte. Aus dem Gemeinitalienischen ist das codesto-Paradigma aber faktisch verdrängt worden. Ähnliches ist unter dem Personalpronomen mit dem Abbau von egli vollzogen worden (Ernst 1972). älteres Italienisch neueres Italienisch
egli ⫺ lui ⫺ Ø (egli) ⫺ lui ⫺ Ø
Die Vitalität von egli ist stark eingeschränkt und zeigt noch Spuren in der Literatur- und Zeitungssprache. Hinsichtlich der Funktion als unbestimmtes Subjektpronomen kann es auch nicht mehr mit dem neutralen Nullpronomen konkurrieren: älteres Italienisch neueres Italienisch
egli e` vero ⫺
e` vero e` vero
Die Pronomenparadigmata tendieren im Italienischen gegen einen Abbau zugunsten einer vereinfachten Vereinheitlichung. Der Übergang zur Unterdrückung der Produktivität führt in aller Regel über die Kontrastierung von Sprech- und Schriftsprache, indem etwa beim neutralen Pronomen für Sachen die Reihe questo ⫺ quello ⫺ cio` im gesprochenen Italienisch nur noch zwischen questo und quello differenziert, während im Geschriebenen die Verwendung von cio` nicht zur Diskussion steht. Mit der größeren Normakzeptanz des italiano parlato (trascurato) geht also ein Abbau der Morphologie des Standarditalienischen einher. Dies deckt sich mit der demolinguistischen Vorstellung einer hochgradig elaborierten italienischen Schriftsprache im Gefolge der questione della lingua. So werden sich kontrastierende Paradigmenreihen eingeführt, die die lingua poetica vom generellen Standard unmißverständlich absetzen: splendea il sole ist dichtungs-
13. Italienisch
sprachlich gegenüber il sole splendeva in der Prosa markiert. Der dichtungssprachliche Katalog umfaßt u. a. eigene Artikelformen mit lo/’l gegenüber il („per lo ciel“) und Konstrukte wie li abbigliamenti, die Elision des Artikels („Soldati, Europa vi contempla“, Vincenzo Monti), Genuswechsel etwa bei la valore als Entlehnung aus dem Französischen gegenüber il valore, eine eigene Pluralmorphologie mit fratei (vs. fratelli), figliuoi (vs. figliuoli), le pugna (vs. i pugni), ortora (vs. orti), le nevi (vs. la neve) als plurale poetico, Numeralia wie duo/dui (vs. due), dichtungssprachliche Interjektionen wie ahi und deh, als Personalpronomina behaupten sich elli/ei/’e neben egli, il als klitisches lo, ferner meco, teco, seco, niuno statt nessuno, cui als Relativpronomen für Objekte („Scende nel cuore cui strazia/l’angoscia“, Umberto Saba), in der Verbmorphologie finden sich elaborierte Konkurrenzsysteme mit deggio (vs. devo), aggio (vs. ho), vegno (vs. vengo), dovemo (vs. dobbiamo), avei (vs. avevi), dicea (vs. diceva), faraggio (vs. faro`), rende` (vs. rese), volsi (vs. volli), furo (vs. furono), saria (vs. sarebbe), fora (vs. sarebbe), fia (vs. sia). Es hat sich im Italienischen für die Dichtungssprache eine eigenständige Grammatik der Formen entwickelt, die allein aus der sprachgeschichtlich relevanten Ausbildung von Polymorphien zumeist innerhalb der Toskana nachvollziehbar wird. Die Jahrhunderte währende Unveränderlichkeit des Formeninventars der „Sprache“ der Poesie läßt sich als eine bewußte Bewahrung der Produktivität von Archaismen interpretieren. Alle obigen Beispiele sind dem systematischen Überblick von Serianni (2001, 129⫺219) entnommen. Im Grunde sind von dieser Tendenz die Phonetik (truovo vs. trovo oder intiero vs. intero) und der Wortschatz (alma vs. anima, cangiare vs. cambiare) gleichermaßen betroffen. Mit der Pflege der weitestgehenden Eigenständigkeit der Varietäten des italiano aulico nimmt die italienische Standardsprache lediglich eine Mittelstellung in der Hierarchisierung der Varietäten ein, da der Subnorm ein reichhaltiges Varietätengefüge auf der Ebene der Supernorm gegenübersteht, wie es das Deutsche oder das Französische nicht kennen. Dabei han-
373 delt es sich nicht um einzelne Varianten, sondern um ein systematisch differenziertes Morpheminventar, das mit dem Standard konkurriert. Interessanterweise weist diese Supernorm streckenweise dieselben Formen der Subnormvarietäten auf: aggio „ho“ ist gleichzeitig für Mittel- und Süditalien unmißverständlich als dialektal im Gesprochenen markiert so wie faraggio (vs. faro`) als Futurform den süditalienischen Dialekten zuzuschreiben ist. Erst durch die Verschriftlichung werden solche Formen für die Supernorm reserviert. Ein- und dieselbe Form kann hingegen sowohl prestige- als auch stigmaträchtige Konnotationen evozieren. Dies gilt auch für den Zusammenfall der toskanischen Formen colui / codesto in eine gehobene Varietät des bürokratischen Schreibens und eine lokaldialektale Zuweisung innerhalb der Toskana. Wenngleich das Passiv ebenfalls über einen umfangreichen und morphologisch differenzierten Apparat verfügt, kommt es ähnlich wie im heutigen Französischen relativ selten zur Geltung. So beobachten Holtus/Pfister 1985, 59⫺63, im deutsch-italienischen Strukturvergleich eine entsprechende Tendenz des Deutschen, italienische Aktivsätze passivisch wiederzugeben. Das italienische Passiv tritt in Supernormvarietäten entsprechend häufiger auf und gilt etwa als charakteristisches Kennzeichen der Verwaltungssprache. Ferner ist es ein nahezu cliche´haftes Attribut der Wissenschafts- und Fachsprachen: Ricordiamo infine un’altra caratteristica, che ricorre nelle lingue specialistiche molto piu` spesso che nella lingua comune: l’USO DEL PASSIVO E DELLE FORME IMPERSONALI, e il riferimento a se stesso in terza persona (...) (Sobrero 1993a, 250)
Morphologisch differenziert das Italienische die Passivkonstruktionen nach den drei funktionell gliedernden Auxiliarien essere/ venire/andare, die nicht ohne weiteres austauschbar sind (Salvi 1988, 85⫺113). Dies mag als symptomatisch für den Sachverhalt anzusehen sein, daß der Standard im Italienischen sein morphologisches Potential nur bedingt nutzt und daß stattdessen der Variationsreichtum varietäten- bzw. textsortenspezifisch eingesetzt wird.
374 Dies trifft in gleichem Maße für die Varietäten des Regionalitalienischen zu. Anhand der drei funktionell differenzierten Vergangenheitstempora des Italienischen, nämlich imperfetto, passato remoto und passato prossimo, läßt sich ein Regelapparat für den Standard erarbeiten, der der diatopisch relevanten Unterschiedlichkeit keineswegs standhält. Das Regionalitalienische hingegen vertritt nur reduzierte Variationsskalen, indem in Norditalien das passato prossimo weitgehend die Funktionsbreite der anderen Vergangenheitstempora absorbiert hat: Nella lingua contemporanea il passato remoto viene spesso sostituito dal passato prossimo: l’anno scorso sono andato a Venezia. Particolarmente nel parlato, il prevalere del passato prossimo rispetto al passato remoto si giustifica con l’esigenza di avvicinare i fatti al momento della narrazione, con ragioni cioe` di immediatezza espressiva. Si noti che questo uso del passato prossimo al posto del passato remoto, ora sempre piu` generalizzato, e` tipico dell’Italia settentrionale; nel meridione si ricorre invece al passato remoto anche riferendosi a fatti avvenuti in un tempo vicinissimo al presente: arrivai un quarto d’ora fa. (Dardano/Trifone 1997, 322)
Allerdings trifft die letzte Aussage nicht uneingeschränkt für den gesamten Süden, sondern speziell für das Italienische auf Sizilien zu, auch wenn Gambarara (1994, 184) für das Gesprochene in Neapel einen höheren Anteil von passato remoto-Formen als für Rom, Florenz und Mailand ausmacht. Gambarara (1994, 194) sieht in der allgemeinen Abnahme des passato remoto im Gesprochenen einen Nachweis in der sich ausbildenden Dichotomie gesprochen : geschrieben: (...) ed anzi forse in questo nuovo parlato che il LIP [⫽ De Mauro/Mancini/Vedovelli/Voghera 1993] documenta, le forme di passato remoto vengono evitate almeno in parte deliberatamente (e` una rimozione, non un ’assenza), proprio ad affermare che oggi gli italiani possono parlare anche non piu` come un libro stampato.
Für das gesprochene Italienische läßt sich daraus die Schlußfolgerung ziehen, daß die Vergangeheitstempora den Zug zu einer analytischen Sprache ausbauen unter gleichzeitigem Abbau der synthetischen Formen. Damit wird das toskanische Mo-
III. Italische und romanische Sprachen
dell der Erzähltempora, wie es Stammerjohann (1970) unter Florentiner Schülern ermittelte, überwunden. Der Vormarsch des passato prossimo ergreift auch das sizilianische Regionalitalienisch, ohne daß das passato remoto deshalb dort zugleich gefährdet wäre (Alfonzetti 1997). Dieser Sachverhalt läßt auf eine in den Substandardvarietäten des Italienischen sich gegenwärtig vollziehende Sprachwandeldynamik schließen, die die Dreigliedrigkeit der Vergangenheitsrealisierung in Frage stellt. Die periphrastische Tempuskennzeichnung scheint an Raum zu gewinnen, was sich auch an der Vitalität des passato surcomposto im Substandard vom Typ ho avuto lavato il bucato abzeichnet. Die periphrastischen Tempusmarkierungen konsolidieren darüber hinaus die Präponierung in Bezug auf das Verb, wie es sich zudem an der rezenten Etablierung der progressiven Verlaufsform sto mangiando (vs. mangio) zeigt. Diese Grammatikalisierungen kennzeichnen die grammatikalische Information des Verbs vor dem Stamm bzw. Gerundiv. Gerade die periphrastischen Formen neigen gegenwärtig dazu, nicht auf den Dialekt beschränkt zu bleiben, sondern sich auch im Regionalitalienischen festzusetzen wie in der Integration vado a dire aus siz. vaiu a ddicu (Sornicola 1976) oder die Konstruktion es(s)ere dietro a ⫹ Infinitiv im lombardischen Regionalitalienisch (Banfi 1997, 283). Darüber hinaus kennzeichnet das Gegenwartsitalienische eine generelle Tendenz zum Ausbau von Verbalperiphrasen mit Bildungen wie stare per ⫹ Infinitiv, cominciare a ⫹ Infinitiv, finire di/con ⫹ Infinitiv (Dardano 1994, 418; vgl. auch Berretta 1993, 220). Ähnlich wie im Französischen wird häufig eine Krise des Konjunktivs ausgerufen, die aber den gegenwärtigen Entwicklungstendenzen nicht gerecht wird. Es sind zwei Strömungen zu unterscheiden: Zum Einen ist ein zunehmender Gebrauch des Indikativs anstelle des Konjunktivs auch nach Konjunktionen wie sebbene oder qualora festzustellen, was Berretta (1993, 217) als Tendenz interpretiert, möglichst keine hypotaktische Syntax zu markieren. Zum Anderen kennt Süditalien ab Rom im Dialektsubstrat keinen Konjunktiv Präsens, so daß
13. Italienisch
auch das Regionalitalienische dem Konjunktiv Präsens fernsteht. Dieser Formenmangel in weiten Teilen des Subnormbereichs geht einher mit einer komplexen Formenschwankung im Präsens mit -i und -a, die für die Fehlergrammatik des italiano popolare charakteristisch ist: vadi konkurriert in dieser Varietät mit vada ( von andare „gehen“), venghino mit vengano (von venire „kommen“) usw. Selbst die toskanischen Dialekte verzeichnen Formen wie vadi, venghi u. a. m. (Rohlfs 1968, § 557). Im neapolitanischen Raum ist die einzige Präsensform pozza „possa“ von potere „können“ als Optativ üblich. Dieser Gesamtbefund bietet indessen keinen Anlass, um den vermeintlichen Schwund des Konjunktivs zu fürchten, zumal Oberitalien von der dialektalen Patina her über ein äußerst elaboriertes Verwendungssystem des Konjunktivs verfügt. Sprachhistorisch kann man allenfalls aufgrund der Formenvielfalt eine Überfrachtung des Morpheminventars diagnostizieren, welches gegenwärtig Einschränkungen im Substandardbereich erfährt. Von daher kann man eine Tendenz zur ordnenden Vereinfachung unterstellen. Diatopisch fällt ferner noch die Nichtmarkierung des Adverbs im süditalienischen Raum ins Gewicht. Grußformen wie statti buono oder Äußerungen wie fa freddo uguale bekräftigen den rein adjektivischen Gebrauch in Adverbfunktion. Im Bereich der Lexikologie ist bereits unter 1. festgestellt worden, daß das Italienische auch innerhalb der Romania zu denjenigen Sprachen zählt, die sich durch ein stark ausgebautes System der alterativen Derivationssuffixe auszeichnet. Dieses wird in Varietäten mit einer hohen expressiven oder emotiven Potenz, d. h. vor allem in informellen Situationen noch besonders gefördert. So entfallen innerhalb der literatursprachlichen Schicht auf das Lexem prostituta nur 4,64 % mit Suffigierungen gegenüber je 21,31 % bzw. 22,99 % für das italiano familiare bzw. popolare, wogegen andere romanische Nationalsprachen deutlich abfallen (Radtke 1979, 254): „Das Italienische entpuppt sich als Sprache, die die alterativen Suffixe am intensivsten in den rhetorischen Apparat des sexuell-erotischen Son-
375 derwortschatzes integriert“ (Radtke 1979, 255). Da das Italienische über ein entsprechend ausgebautes Suffixinventar verfügt, dürfte dies generell für expressiv bzw. informell gekennzeichnete Varietäten in besonderem Maße gelten. Grundsätzlich ist das Italienische als historische Einzelsprache durch eine sehr hohe Zahl von alterativen Derivationssuffixen gekennzeichnet (Holtus/Pfister 1985, 64⫺68). Dieser Suffixreichtum führt zu einer Grammatikalisierung von Bedeutungsnuancen, die andere Sprachen nur durch die Lexikalisierung erreichen (vgl. von Wartburg 1940, 89⫺90; Segre 1963, 452) wie im übrigen auch im Falle der Wiedergabe der donna-Reihe. Dieser Zug einer langue grammaticale gegenüber einer langue lexicologique im Sinne de Saussures wird durch den komplexen Ausbau des morphologischen Systems insgesamt bekräftigt. Auch das generelle Affigierungssystem erfreut sich eines umfänglichen Inventars mit Ausnahme der nicht entwickelten Infixe. Dazu gesellt sich eine beeindruckende Reihe von Präfixoiden und Suffixoiden, die einen erheblichen Anteil an der Grammatikalisierung des Wortschatzes tragen und auf dem besten Wege sind, zu vollwertigen Affixen wie mega- zu avancieren (Tekavcˇic´ 1972, 220⫺224). Gerade im jugendsprachlichen Bereich wird dieser Aspekt stärker ausgetragen als im Standard (Radtke 1989, 155⫺157). Daneben neigt die italienische Jugendsprache zur geradezu exzessiven Ausnutzung von standardsprachlichen Affixen in einem substandardsprachlichen Kontext mit Suffixen wie -oso (drogoloso „drogenabhängig“) oder -ata (fighinata „cosa bella“) (Radtke 1993, 223⫺224). Die Produktivität solcher Suffixe war zwar bereits in der frühen Phase der italienischen Sprachgeschichte bis heute kontinuierlich gewährleistet, aber die Jugendsprache beschleunigt einen varietätenintensiven Ausbau bestimmter Affixe zur Varietätenmarkierung. Ein ähnliches Verfahren liegt auch gerghi zugrunde, die zur Wahrung eines ursprünglich geheimsprachlichen Charakters eine eigene, von der im Standard anzutreffenden Bedeutung bewusste Abweichung aufbauen wie im Fall von leggera < legge
376 ⫹ -era „die vom Gesetz“ oder bianti, camminanti, furfanti mit -ante zur Bezeichnung eines Menschen mit bestimmten Eigenschaften (Sanga 1993, 154) oder wie im französischen Argot die Nutzbarmachung des germanischen -ardo/-aldo ⫺ Suffixes (berna´rd „Katze“, turfalda „Ehefrau“) (Sanga 1993, 164). Hier nutzen Substandardvarietäten standardsprachliche Affixe bewusst parasitär mit alternativer Bedeutung zum Standard, um die Qualität einer antilingua zu erhalten. Die Erhärtung von Präfixoiden zeigt sich des weiteren verstärkt in den Fachsprachen und dehnt sich auch auf die Gemeinsprache aus: auto- (autocontrollo, autobloccante), tele- (telecomando, teleguidare, telefilm) oder termo- (termofusione) stellen neue Wortbildungstypen mit einer festen Integration in der Gegenwartssprache dar (Dardano 1993, 347). Dieser Übergang von einer Substandardvarietät zu einem informellen italiano familiare auf (noch) regionaler Basis findet sich mit diatopisch markierten Affixen wie -aro aus dem romanesco wieder: fotocopiaro „Photokopierladenbesitzer“ (vgl. andare dal fotocopiaro „in den Kopierladen gehen“) ist im Regionalitalienischen Roms schichtübergreifend gebräuchlich, wo fotocopista unbekannt ist - DISC 1997 verzeichnet keine der beiden Bildungsformen. Das ursprünglich dialektale Suffix wird primär nicht mehr diatopisch gebraucht, sondern markiert diaphasisch die Umgangssprache regional begrenzt oder etabliert sich national für expressiv potentierte Varietäten wie in der Jugendsprache paninaro, fricchettaro, casinaro u. a. m. -Aro fungiert damit als reiner Substandardindikator (Radtke 1991). Die regionale Relevanz ist in den Wortbildungsmustern sehr deutlich ausgeprägt: -uzzo verweist gegenüber -uccio auf sizilianischen Bezug, -iello gegenüber -ello versteht sich als neapolitanischer Einschlag. Gleichzeitig haben einige Lexeme wie terrazza „Terrasse“ ihre regionale Markierung verloren. Auffällig ist ferner die Fähigkeit des Italienischen, Fremdwörter mühelos in das Affigierungssystem zu integrieren wie babysitteraggio „Babysitten“, fricchettaro „Freak“ oder jeanseria „Jeansladen“. Obgleich im Italienischen die Komposition als gängiges
III. Italische und romanische Sprachen
Wortbildungsmuster fest angelegt ist, kommt der Derivation im Vergleich ein erheblich höherer Stellenwert zu. Auch gegenüber dem Deutschen ist im Sprachvergleich für das Italienische die Derivation als Eigenheit ausschlaggebender: Trotz der Entsprechungen von treno merci : Güterzug hält die Äquivalente canile : Hundezwinger einen sehr hohen Anteil. Holtus/Pfister 1985, 69⫺73, äußern sich dazu mit großer Vorsicht ohne dezidierte Stellungnahme wie auch Albrecht 1998 aufgrund der disparaten Forschungslage. Als mutiger erweist sich Santoli (1942, 113⫺114), der ohne eingehende Dokumentation festschreibt: Wenn das Italienische eine reichere und ausdrucksvollere Suffixierung hat, so bedient sich das Deutsche seinerseits bei der Bildung der Worte eines intimeren „organischeren“ Verfahrens als dem Beifügen von Suffixen und Präfixen, und zwar der Veränderung des Hauptvokals. (...) Weit mehr als das Italienische gebraucht das Deutsche die Zusammensetzung (...). Sehr häufig ist dann jene unorganische Form der Zusammensetzung, die man besser Nebeneinanderstellung nennen würde.
5.
Syntaktische Variationen
Die Verbstellung im Italienischen gilt als frei oder lässt sich nicht auf einen emissiven oder rezeptiven Typ festlegen: Paolo canta. Canta Paolo. Gegenüber dem ersten Beispiel ist die Stellung mit postverbalem Subjekt markiert (vgl. Beninca`/Frison/Salvi 1988). Die grundlegende Anordnung ist jedoch SVO (Salvi 1988, 127). Die markierten Stellungen verstehen sich als Segmentierung (Links-, Rechtsdislokation, sog. frasi scisse „Spaltsätze“). Im Vergleich mit dem Französischen verfügt das Italienische insgesamt über eine größere Freiheit in der Anordnung der Satzglieder, was Segre (1963, 440) auf eine größere Bandbreite expressiven Sprechens zurückführt. Folglich ist die Variationsspannbreite in der Syntax nur wenig eingeschränkt, zumal der ausführliche morphologische Apparat die syntagmatischen Bezüge abklären kann. Von der Wortfolge her
377
13. Italienisch
sind jedoch Verschiebungen von SVO jederzeit vollziehbar (Ineichen 1999, 81⫺91). Dieses Potential lässt Körner 1987 dem Italienischen die typologische Eigenschaft der Inkonsistenz zuschreiben. Simone (1993, 87) bezieht sich wohl mit seiner Aussage auf denselben Sachverhalt: „La varieta` delle manipolazioni ammissibili in italiano e` talmente ampia che si puo` dire costituisca la sua principale caratteristica sintattica”. Für das Varietätengefüge des Italienischen bleibt festzuhalten, dass sich bei dieser Variationsbreite keine Varietätenspezifika abzeichnen. Allenfalls lässt sich aussagen, dass die Fachsprachen den Nominalstil und Passivverwendungen fördern, was aber als ein übereinzelsprachliches Charakteristikum anzusehen ist. Ähnlich wie im Spanischen und Rumänischen ist in den süditalienischen Varietäten der Akkusativ für Belebtes präpositional markiert (ringraziamo a Dio). Auf der diachronen Achse zeigen sich einige Konstruktionen, die das heutige Italienisch aufgegeben hat wie das sog. Tobler-Mussafiasche Gesetz der Klitikapostponierung beim Verb oder die Angabe des unpersönlichen Subjekts (egli e` vero). Diese obligatorische Subjektstellung bewahrt sich im neapolitanischen Italienisch mit quello piove „es regnet“ (Sornicola 1996). Ein besonders heikles Problem gibt die Adjektivstellung beim Nomen ab, da ein in der Gesamtheit überzeugender Regelapparat noch nicht erstellt ist (vgl. den letzten Beschreibungsansatz Radatz 2002). Folglich kann auch hier vorerst nur unscharf vom Prinzip einer relativ großen liberta` linguistica ausgegangen werden. Für den süditalienischen Sprachraum fällt im Regionalitalienischen das Spezifikum der Adverbnachstellung nach dem Bezugswort auf: e` grande assai „er ist recht groß“, e` intelligente proprio „er ist geradezu intelligent“. Einen relativ gut erforschten Themenbereich stellt die Negation gerade hinsichtlich der Varietätendifferenzierung dar. Der Standard verneint Sätze mit non vor dem Verb: non verro` domani. In expressiven Sprachregistern ist eine postponierte Verstärkung mit Nomina wie un cavolo, un tubo, una madonna, un cazzo u. a. m. vorgesehen: non ho visto un cavolo (Manzotti/Ri-
gamonti 1991, 283). In informelleren Kontexten diatopischer und diaphasischer Natur hat sich die Verneinung mit mica durchgesetzt, wobei drei Stellungsvarianten zu beobachten sind: Non fa mica freddo. Mica fa freddo. Fa mica freddo. Für Norditalien ist keine besondere niedere Diastratik anzunehmen, da es sich dort um die gesprochene Regelverneinung handelt. Gemeinsam ist allen mica-Konstruktionen die obligatorische Verbnähe, wobei Einoder Zweigliedrigkeit, Vor- und Nachstellung sich mit einer Feinregulierung vollziehen: Tab. 13.1: mica
Verbvorausstellung Verbnachstellung
eingliedrig
zweigliedrig
⫹ ⫹
⫺ ⫹
Nur mica hat sich aus dem dialektalen Umfeld lösen und in das Italienische aufsteigen können, während salentinisch filu u. a. m. nur dialektal verwendet werden (Rohlfs 1969, § 968). Auch punto spielt allenfalls eine sprachhistorische Rolle (etwa bei Boccaccio, vgl Rohlfs 1969, § 968). Offensichtlich deckt sich die dialektale Gliederung der Verneinung in Norditalien (Ernst 1996, 471) nicht mit der regionalsprachlichen Verteilung der Konstruktionen; die Polymorphie ist überregional anders geartet als auf der rein dialektalen Ebene, wo sich um das postponierte Verneinungsareal (Piemont, Lombardei) ein Ring mit der zweigliedrigen Verneinung (negazione a cornice) schließt. In Italien selbst ist intensiv versucht worden, die Verneinung in einen Sprachbund einzugliedern, wobei gerade das Italienische mit seinem Varietätenspektrum keine einheitliche Stellung der Partikeln zum Verb kennt. Von daher sind Zuweisungen der Verneinungskonstruktionen zu einem europäischen Sprachbund auch nicht möglich (Ramat/Bernini 1990). Hinsichtlich des Fragesatzes bestehen noch große Unsicherheiten in der Erkennung des Formenspektrums. Für Nordita-
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III. Italische und romanische Sprachen
lien nehmen etwa Beninca`/Poletto (1997, 7) für die Objektfrage für Sachen auf der Dialektebene vier Typen an: a) b) c) d)
Cosa dice CL? Cosa e` che dice CL? Cosa che CL dice? Cosa CL dice? (CL ⫽ clitico soggetto 3a persona sg.)
Ob sich für das Regionalitalienische aus dieser Vielfalt Einflüsse ergeben, muss zum jetzigen Zeitpunkt noch dahingestellt bleiben. Ähnliches gilt auch für die dialektale Periphrase mit fa „machen“ für Frageformen mit soggetto clitico im Dialekt von Monno: f i ⫺ f’fa ⫺ l? / l ⫺ f i ⫺ f? „lo fa?“ (Beninca` 1997, 15). Im Grunde ist das Wissen um Fragetypen in der Varietätenarchitektur des Italienischen noch viel zu spärlich. In der Verbsyntax vertritt das Italienische gemeinsam mit dem Französischen die Möglichkeit, mit nachgestellten Präpositionen deiktische Informationen einfließen zu lassen: venir su „hochkommen“, venire dopo „nachkommen“, die dann auch weitgehend lexikalisiert werden können wie fare giu` „produrre“ (Banfi 1997, 283) im lombardischen Italienisch. Norditalienischer Provenienz ist auch die Setzung des bestimmten Artikels vor Eigennamen wie la Maria, il Mario. Aus dieser hier nur angedeuteten Vielfalt rühren keine übergreifenden typologischen Tendenzen. Einzelbefunde sind in sich widersprüchlich und münden in keine rigorosen Grundzüge der syntaktischen Organisationsmuster. Die Uneinheitlichkeit erlaubt keine verallgemeinernden Grundzüge.
6.
Tendenzen und Ausprägungen
Die hier untersuchten Beschreibungsebenen zeichnen sich durch gewisse Grundeigenschaften über das gesamte Varietätenspektrum des Italienischen hinweg aus. Die Phonetik lässt sich durch einen einfachen und übersichtlichen Aufbau charakterisieren, der auch sprachgeschichtlich eine lange Phase der Stabilität zu verzeichnen hat. Phonetik und Phonologie sind in den Varietäten des Italienischen nur in geringem
Maße für Sprachwandel anfällig. Die Morphologie der italienischen Varietäten weist einen hohen Elaboriertheitsgrad auf, der in sich von einer starken Tendenz zur Polymorphie getragen wird: Grammatikalische Informationen werden quasi in Überfülle geboten, innerhalb der Varietäten konkurrieren verschiedene morphologische Systeme miteinander. Selbst standardkonforme Varietäten hängen an unterschiedlichen morphologischen Paradigmata (Verwaltungssprache, Dichtungssprache u. a. m.). Einem einfachen phonologischen Aufbau steht ein komplexer morphologischer Apparat gegenüber. Die Syntax weist eine Vielfalt und sprachliche Freiheit auf, die die italienische Philologie lange Zeit als eine Unterdisziplin einer allgemeinen Stilistik auffaßte. So gering die sprachschöpferische Kreativität in der Morphologie war, so nachhaltig konnte sie sich in der Syntax niederschlagen. Sind die Phonetik und Phonologie von Konstanz getragen, so weisen die Morphologie und die Syntax deutliche Anzeichen für Instabilität auf. Dieser Befund schlägt sich weniger auf der Ebene des Systems als auf der der Norm im Coseriuschen Sinne nieder. In einigen Varietäten wie der der Fachsprache folgt das Italienische einem übereinzelsprachlichen, europäisierenden Trend mit dem Ausbau eines Nominalstils, einer erhöhten Passivverwendung u. a. m. Aus der typologischen Varietätenschau sind die Dialekte ausgeklammert worden, weil sie als direkte Nachfahren lateinischer Ortspunkte weitgehend vom Kontakt einer italienischen Überdachungssprache ausgespart geblieben sind. Allein schon der Umstand, daß sich durch die italienische Dialektlandschaft die Trennlinie von West- und Ostromania zieht, läßt erkennen, daß die Dialekte eigentlich nicht Varietäten der italienischen Sprache sind, sondern davon eigenständige Bildungen, die sich ohne Zutun der italienischen Sprache entwickelt haben. Damit stehen sie im Gegensatz zu den anderen Substandardvarietäten wie der Jugendsprache oder dem Regionalitalienischen, die ihre Existenz einer italienischen Leitvarietät verdanken.
379
13. Italienisch
Die herausgearbeiteten Einzeltendenzen führen das Italienische mit seinen Varietäten nicht einem bestimmten Typus zu, vielmehr ist innerhalb der Norm und durch das Varietätenspektrum ein seltsamer Durchmischungsbefund des sowohl als auch gegeben. Dies hat die Forschung schon seit Lewy 2 1964 und seiner Vorstellung vom Italienischen als einer Normalsprache gesehen (vgl. auch Segre 1963, 451). Diesen Befund teilt das Italienische mit dem Spanischen (Gauger 1981; Elwert 1987, 64). Über einen gänzlich verschiedenen Weg gelangt Coseriu (1988) zu einer ähnlichen Diagnose, wenn er einen romanischen Sprachtypus herausarbeitet, der nicht mit der Unterscheidung analytisch : synthetisch abgedeckt werden kann. Aus der Sicht der noch jungen Varietätenlinguistik ist die vergleichende Komponente für das Italienische nur in wenigen Ansätzen umrissen worden (Albrecht 1998, 779). Der Vergleich der Architektur historischer Einzelsprachen untereinander verbindet die Sprachgeschichte mit der deskriptiven Linguistik und wird zunächst in eine Art europäischer Sprachgeschichtsschreibung der Varietäten münden. Dabei wird die externe Sprachgeschichte die ausschlaggebenden Zusammenhänge ordnen, indem das Italienische die politische und im Gefolge die sprachliche Einigung ähnlich spät wie das Deutsche vollzogen hat bei gleichzeitiger massiver Ausbreitung des sog. mittleren (Varietäten-) Bereichs zwischen Hochsprache und Dialekt. Dies allerdings führt nicht notwendigerweise zu einer typologischen Vergleichbarkeit des sprachlichen Aufbaus, sondern zu einer europäischen Sprachgeschichte historischer Einzelsprachen. Die Beschreibung hat für das Italienische verdeutlicht, daß die Distanz Standard ⫺ Substandard keine einschlägigen typologischen Unterschiede beinhaltet, sondern daß Einvernehmliches und Gegenläufiges sich in dieser Polarisierung kreuzen. Am Anfang der Forschungsgeschichte der diastratischen Varietäten des Italienischen ging man von der Vorstellung des italiano popolare als einer lingua selvaggia aus (Beccaria 1985), was sich als Konzept bis heute in Titeln wie
Da Dante alla lingua selvaggia (Marazzini 1999) hält. Der Substandard entspricht von der Formensubstanz her nicht unbedingt einer lingua selvaggia, vielmehr ist der Standard als Teilauswahl aus dem Gesamtbestand nicht weniger dynamisch (und damit „wild“) als die verbleibenden Varietäten der Gesamtsprache. Der Substandard ist nicht durch logische Auswahlkriterien oder wissenschaftliche Argumentationen in den Standard aufgenommen worden, sondern lediglich aufgrund einer Zufälligkeit vom Standard ausgeschlossen geblieben. Deshalb darf man für das Italienische keine typologische Einförmigkeit oder Gegensätzlichkeit der Varietäten erwarten. Typologisch sind die Varietäten des Italienischen nicht mit den Standardformen in eine bestimmbare Relation zu setzen.
7.
Schlußbemerkungen
Angesichts der typologisch unklaren Bilanz des Varietätengefüges des Italienischen bleibt noch die Frage nach den methodischen Gründen. Die Sprachtypologie hat wegen der geforderten Eindeutigkeit Schwierigkeiten, angemessen mit Variationen umzugehen. Denn typologisch bekräftigt eine Variation zu einer Ausgangsform die Eigenschaft der Ausgangsform, oder sie ist gegenläufig: Die Imperfektrealisierungen amavo und amava „ich liebte“ stehen beide für ein synthetisches Konstrukt, das sich in der Absetzung bzw. Nicht-Absetzung der 3. Person Singular derselben Zeit auseinanderdifferenziert. Das morphologische Baumuster ist indessen gleich geartet. Die Variation canta Paolo gegenüber Paolo canta offenbart jedoch zwei entgegengesetzte Wortstellungsmuster, die völlig ungleich geartet sind (VS : SV). Von daher läßt sich die Variation als eine Art kontinuierlichen Störfaktors des sprachtyplogischen Arbeitens beschreiben. Klare sprachtypologisch relevante Aussagen hängen in aller Regel von der Rigorosität und Eindeutigkeit der Formenordnung ab. Das Italienische mit seinem besonderen Reichtum an Polymorphien schließt eine solche typologische Unmißverständlichkeit weitgehend aus. Vielleicht leis-
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III. Italische und romanische Sprachen
tete der gegenwärtige Sprachwandelschub die Einrichtung eines überschaubareren Ordnungsprinzips, indem mehrere Normen die Polymorphien in den Varietäten reduzieren.
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385
14. Sardisch
14. Sardisch 1.
Das Sardische: eine romanische Sprache
Das Sardische (su sardu, sa limba sarda, Abkürzung Sd.; auf italienisch: il sardo) ist eine aus dem (Vulgär)latein gewachsene Sprache, die auf der Insel Sardinien im Mittelmeer (zwischen Korsika und Sizilien) gesprochen wird. Zusammen mit Galizisch und Portugiesisch (Port.), Kastilisch-Spanisch (Span.), Katalanisch (Katal.), Okzitanisch und Gaskonisch (Okz.), Frankoprovenzalisch (Frprov.), Französisch (Frz.), Rätoromanisch (Rr.: Bündnerromanisch, Dolomitenladinisch und Friaulisch), Italienisch (Ital.) und Rumänisch (Rum.) ist das Sardische eine heute lebendige Sprache der Romania. Aufgrund der Erhaltung des auslautenden sygmatischen Morphems für Plural (homines > o´mines) und für die Kennzeichnung der zweiten Person Sg. des Verbums (vides > bies) ist das Sd. der Westromania zugeordnet worden (port., span., katal., okz., frz., rr.); weniger einheitlich sind die Ergebnisse der lateinischen stimmlosen Verschlusslaute, die intervokalisch heute nur in einem engen zentralen und östlichen Raum als stimmlose Laute fortgesetzt werden (wie in der Ostromania: Mittel- und Süditalien, Rumänien und den ausgestorbenen Varietäten Dalmatiens: focum > [1foku], ital. fuoco, rum. foc), in früheren Sprachzuständen aber als solche in einem weitaus größeren Gebiet belegt sind. Synoptische Übersicht: Westromania -s ⫹ [ptk] > [bd¥/Ø] ⫹
Sardisch
Ostromania
⫹ ⫺
⫺ ⫺
Laut diesem Schema nimmt das Sardische eine Mittelstellung in der Romania ein. Weitere syntaktischen (Komparation mit plus oder magis) und lexikalischen Kriterien bestätigen diese sprachliche Stellung, z. B. (in Auswahl):
plus/magis ‘mehr’ mensa/tabula ‘Tisch’ metus/pavor ‘Angst’
Westromania
Sardisch
Ostromania
magis
plus
magis
mensa mensa tabula (-frz., katal., okz.) metus pavor pavor (-frz.,katal.,okz.)
Eine Sonderstellung innerhalb der romanischen Sprachen nimmt hingegen das Sardische aufgrund einiger lautlichen, morphosyntaktischen und insbesondere lexikalischen Besonderheiten ein, die ausschließlich in Randgebieten der Romania oder überhaupt nicht mehr fortbestehen. Folgende Eigentümlichkeiten des Sardischen sind demzufolge dem auf der Insel eingedrungenen „archaischen“ Vulgärlatein (§ 2.2) zuzuschreiben: Latein
Westromania
/k/ (centum>) cantaret/ canta(vi)sset domo/casa cras/mane-
/ts > s, h/ /k/ cantasset cantaret casa domo de mane cras *maneana porta ianua
ianua/porta
Sardisch
Ostromania /ts/ cantasset casa mane de mane porta
Weitere Besonderheiten verdankt das Sardische den Elementen, die aus dem Substrat und dem Superstrat stammen, und die hierfolgend in dem historischen Abriß nebst der Romanisierung kurz dargestellt werden.
2.
Historischer Abriß
Vorüberlegungen Der Grundstock des Wortschatzes und der grammatischen Strukturen des Sardischen gehört freilich der weitaus wichtigsten lateinischen Quelle. Die Auswirkung vorrömischer Sprachen auf die Regionalvarietäten des gesprochenen Lateins wird herkömmlich als Substrat gekennzeichnet. Die nach Ausbrei-
386
III. Italische und romanische Sprachen
tung und Konsolidierung des Latein auf der ganzen Romania eingetretenen Einflüsse werden hingegen den ersten Adstrat- bzw. Superstratsprachen zugeschrieben. Nach der endgültigen Herausbildung der romanischen Sprachen (etwa im 7./8. Jh. n. Chr.) gesellen sich Einflüsse aus weiteren Superstratsprachen zu. Schematisch: Substrat ⫺ paläosardisch (nuragisch) (bis 238 v. Ch.) ⫺ punisch Latein (238 v. Ch.⫺ 6./7. n. Ch.) 1. Superstrat
⫺ germanisch (IV⫺VI) ⫺ griechisch-byzantinisch (VI⫺IX)
Frühromanisch ⫽ Altsardisch (VII⫺XI ⫽ gesprochene Übergangsphase/XI⫺XV geschriebene Koine`) 2. Superstrat
⫺ pisanisch und ligurisch (XI⫺XIV) ⫺ katalanisch (XIV⫺XVI/ XVII) ⫺ kastilisch-spanisch (XVII⫺XVIII) ⫺ piemontesisch und italienisch (XVIII⫺XX)
2.1. Substrat Über das Paläosardische oder Nuragische (Terminus aus der Steinbaukultur der Insel) weiß man so gut wie nichts. Überbleibsel dieser vorrömischen, mit Sicherheit nichtindogermanischen Sprache, sind in der Toponomastik und in wenigen Elementen des Wortschatzes (Flora, Hydronymie, Oronymie) aufrechterhalten worden (Orgo`solo, Bonna`nnaro und zahlreiche Proparoxytona; lexikalisches Paradebeispiel ist nuraghe [-ge], mit Teilbestand nur ‘Stein’, in Ortsnamen vielfach belegt: Nurra, Nurri, Nura´minis). Dem punischen Einfluß ist inzwischen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine begrenzte Anzahl von Fachtermini aus dem Gebiet der Flora zugeschrieben worden (mitza ‘Brunen’). Ausgeglichene Einzelstudien und Übersichten: Hubschmid 1960; Wolf 1985, Paulis 1987.
2.2. Latein Durch die frühe Eroberung Sardiniens (238 v. Ch.) sind zahlreiche Archaismen des Lateins in den Kernwortschatz des Sardischen eingedrungen, die entweder nur in dieser romanischen Sprache fortgesetzt werden, oder sich in den Randgebieten des römischen Kaiserreichs durchgesetzt haben (domo Ablativ ‘Haus’, invenire ‘finden’, cras ‘morgen’, macerina ’Loch in der Mauer zum Abstellen von Eimern’, scire ‘wissen’ und vitricus ‘Schwiegervater’, die zwei letzten auch im Rum.: Rohlfs 1971; Wagner/Paulis 1997; Wolf 1992). Zeiten und Prozesse der Romanisierung sind immer noch Gegenstand aktueller Forschung (Blasco Ferrer 1989a). Es scheint, verschiedene vulgärlateinische Schichten (nach Gustav Gröbers Terminologie) durch den langen Prozeß der Romanisierung ausgewirkt zu haben, die zu einer internen Gliederung der sprachlichen facies beigetragen haben: (1) Eine erste ⫺ schon von Max Leopold Wagner Anfang dieses Jahrhunderts entdeckte und seitdem unwiderlegte ⫺ Schicht ist auf das Zentrum der Insel und auf die umgebenden Gebiete des Logudoro eingeschränkt. Das hohe Alter der Romanisierung ist durch das Festhalten altertümlicher Eigentümlichkeiten des Lat. (Erhaltung des /k/-Lautes, wie in centum > /1kentu/, cena (pura) > /ke1napura/ ‘Freitag’; Fortsetzung des Konjunktiv Imperfekts statt des ⫺ panromanischen ⫺ Plusquamperfekts: si proeret cras ⬍ plueret ggb. ital. piovesse < *plovuisset: plovebat ist belegt; cantaret statt canta(vi)sset; face! ‘tue!’, mit -e bewahrt ggb. fac! > ital. fai!) beweisen, die spätestens zwischen dem 2./3.Jh. n.Ch. überall verlorengegangen sind. Vermutlich sind zu jener Zeit die Verbindungen mit dem Rest der Insel und mit Rom abgebaut worden, so daß diese Archaismen unversehrt fortbestanden haben. (2) Eine zweite Schicht umfaßte das Süden der Insel, das Campidano, wo ausgehend von der Hauptstadt Cagliari lebhafte Beziehungen mit Italien abgesichert wurden und somit eine jüngere
14. Sardisch
Latinität Fuß fasste (so sind im Süden /k/ durch /ts/, das Impf. durch das Plusqpf. Konj. ersetzt worden und das auslautende -e der alten Imperative face!, duce! gefallen). (3) Eine dritte Schicht, vielleicht durch kampanische Kolonisten vertreten, hat vermutlich die Ostküste und die östlichen Randgebiete tiefgreifend beeinflusst, wo z. B. -Ci- [kj] über [ts] zu [s] gelangte (so wie in oskischen und umbrischen vulgärlat. Inschriften). Die Schichtungen der sardischen Sprache lassen sich auch durch klare etymologische Oppositionen erfassen. So ist z. B. ianua allein im Zentrum (1), ein späterer Allomorph ienua dagegen im Süden (2) belegt; dem allgemeinen (1,2) Ablativ domo entspricht im östlichen Gebiet dem später (nach dem 1./ 2. Jh. n. Ch.) entstandenen domu. 2.3. Germanisch und Griechisch Germanische Einflüsse, die direkt in das Spätlatein eingedrungen sind, gibt es kaum. Durch Rekonstruktion ist neuerdings (Blasco Ferrer 1991) auf zwei möglichen Nachfolger gotischer Einheiten hingewiesen worden, die während der germanischen Besetzung der Toskana auf die Ostküste Sardiniens überführt wurden: *stunda > ostsd. a ss’istunda ‘im Nu, auf der Stelle; in großer Menge’ und *abmagare (aus *magan) > ammagare ‘ohnmächtig werden; sich besaufen’. Auf eine spätere Zeit, zwischen dem 6./ 7. und dem 9. Jh., dürften einige Entlehnungen zurückgehen, die vom GriechischByzantinisch abgegeben wurden (Paulis 1983; Blasco Ferrer 1992): naca ‘Wiege’, godospo ‘Schwarzbrot’, Avendrace < ha´gion Andria´kion, in der apulischen und kalabresischen Onomastik zahlreich belegt. 2.4. Altsardisch Der Übergang vom Vulgärlatein zum Altsardischen (Zamboni: la transizione) bereitet ⫺ wie für die restlichen romanischen Sprachen der Romania ⫺ noch interpretative Probleme. Die ersten schriftlichen Dokumente (Verwaltungsurkunden und -bücher, sog. carte und condaghes) entstehen plötzlich im 11. Jh., ohne daß man die
387 Voraussetzungen für eine authonome Verschriftung der sardischen Sprache belegen kann, denn es fehlen ⫺ im Gegensatz zu anderen Gebieten ⫺ Zeugnisse einer sich langsam herauszubildende Abstandsprache, die sich in Dokumenten des 7./10. Jhs. von der Monopolstellung des geschriebenen Latein losgelöst hätte. Die gesprochene romanische Sprache Sardiniens, zweifellos wie anderswo seit dem 7./8. Jh. vollausgebildet, findet einen ungestörten Eingang in die Schriftlichkeit erst im 11. Jh., mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Impuls der festländischen Benediktiner, die die Technik des Schreibens und der Abfertigung von offiziellen und praktischen Dokumenten in „romanischer Sprache“ eingeführt haben (Blasco Ferrer 1993, 1995b). In den altsardischen Sprachen werden Dokumente und Gesetze (Carta de Logu) bis zum ausgehenden 15. Jh. regulär, danach nur spärlich verfasst. 2.5. Punisch und Ligurisch Durch die Machtübernahme der Insel durch die toskanische und ligurische Seerepubliken fließen ab dem 11. Jh. wichtige Neuerungen in die sd. Sprache ein. Im Süden, wo die Pisaner bald Herren der Hauptstadt Cagliari (Casteddu < castellum) werden, behaupten sich morphologische (atro > atru ‘anderer’) und lexikalische Elemente (sc(h)eda > sceda ‘Nachricht’, scarpitta > crapita ‘Schuh’), im Norden durch die Ligurer auch phonetische Lautgesetze (-L- > [r], wie in sale > sari). 2.6. Katalanisch Die katalanische Besetzung der Insel (1323, im westlichen Gebiet ⫺ Arborea ⫺ ab 1412) bereitet der aufkeimenden sd. Schriftsprache den Todesschlag. Auf Katalanisch werden gleich nach der Eroberung alle offiziellen Dokumente verfaßt, und katalanisch sind zahlreiche Änderungen, die das grammatikalische und lexikalische System des Sardischen umwälzen: ⫺ in der Grammatik (C) z. B. die Neutralisierung der Opposition zwischen Subjekt ggb. Objekt im Personalpronomensystem (L: Subjekt tu > tue ggb. Akkusativ-
388
III. Italische und romanische Sprachen
objekt tibi > a tie J C tui ggb. a tui), oder durch die Einführung des Interrogativpronomens (quis > [kie] J katal. quin > [1kini]); ⫺ im Lexikon fast 2000 Einheiten fremder Herkunft, die dem Sardischen einen „westromanischen“ Charakter verleihen (grogu ‘gelb’ ggb. ital. giallo; mucadori ‘Tuch’ ggb. fazzoletto; carnizzeri ‘Metzger’ ggb. macellaio usw.). 2.7. Kastilisch-Spanisch Die Herrschaft Kataloniens besteht auf Sardinien bis zum 18. Jh. fort, obwohl die Ablösung durch die Spanier in der Zentralverwaltung des Königreichs seit dem 15. Jh. eingetreten ist. Im Gegensatz zur katalanischen Besetzung ist die spanische Präsenz außer in der Verwaltung nur spärlich belegt. Diese Tatsache erklärt, warum das Kastilisch-Spanische nur sehr wenige Entlehnungen gefördert hat (ventana ‘Fenster’, adiosu ‘auf Wiedersehen’, stangu ‘Tabakladen’). In einigen Fällen läßt sich eine Polarisierung der Fremdelemente beobachten: so ist für die Bedeutung ‘häßlich’ im Norden feu < span. feo, im Süden dagegen leggiu [1leddzu] < katal. lleig gebräuchlich. 2.8. Italienisch Die Übernahme der Insel durch die Piemonteser im 18. Jh. führt wieder den Entwicklungsrhythmus des Sardischen in die Nähe des Italienischen zurück. Bis zur Vereinigung (1860) werden sich italienische Einflüsse nur langsam durchsetzen, danach
mit steigender Geschwindigkeit (Blasco Ferrer 1997a). Durch den Militärdienst, die Schule, die Verwaltung und die Zeitungen (Blasco Ferrer 1996a) wandern neue Wörter unaufhaltsam in die sardische Sprache ein, und entstehen somit zahlreiche Interferenzen. Soziolinguistische Studien (RindlerSchjerve 1987) haben einen Rückgang der Sprachloyalität und -Kompetenz des Sardischen bei den jüngeren Generationen nachgewiesen, der nur durch eine ausgewogene zweisprachige Sprachpolitik in der Schule und in den Massmedien aufgehalten werden kann (Blasco Ferrer 1999a).
3.
Varietätengliederung
Die historischen Voraussetzungen, die im vorigen Paragraph geschildert wurden, erklären die heutige Aufsplitterung der Sprachgebiete auf der Insel. Verschiedenheiten in Zeiten und Tiefe der Romanisierung und in dem Gewicht der fremden Superstratseinflüsse haben zur Gliederung der mundartlichen Varietäten wesentlich beigetragen. Fast totale Einigkeit herrscht in der Anerkennung folgender Hauptvarietäten (Blasco Ferrer 1984; 1988a; 1994a; 1998b), die wir in unserer typologischen Darstellung aufnehmen werden: L ⫽ Logudoresisch im Zentrum und Norden der Insel; C ⫽ Campidanesisch im Süden.
Latein
Sardisch (L/C)
Sassaresisch
Galluresisch
˘ı > [i] -S Art. ille/ipse NPoss/PossN
pilu ‘Haar’> pilu canes >canes/canis ipsu > su su fizu meu ‘mein Sohn’ apo a bı´ere ‘ich werde sehen’
peru cani illum > lu lu me figlioru
(pilu) cani lu lu me fiddolu
vedaragiu
vedaragghiu
fizu/fillu chena´pura/cena´bara berbeghe/brebei
figlioru ve´nnari pe´gura
fiddolu ve´nnari pe´cura
Futur I lexikalische Auswahl filiu/filiolu ‘Sohn’ cena pura/veneris ‘Freitag’ vervece/pecora ‘Schaf’
389
14. Sardisch
Latein
L
C
Endvokale -E/O > [e/i, o/u] Anlautkonsonanten C, Ge > [k, g/ts, dz ⫹ e, i] Art. Pl. ipsos ‘die’ Desinenz 3 P. -NT Konj.Impf./Plqpf.
dece > [1di¥e] quando > [1kaUKo] centu > [1kentu] gelu > [1gelu] sos ⫺ sas [-nV]: sunt > [1suni] cantaret
[1dizi] [1kaUKu] [1tsentu] [1dzelu] is [-ntV]: [1sunti] canta(vi)sset
lexikalische Auswahl sue/matrice ‘Sau’ pollice/digitu ‘Finger’ *quaerio/*voleo ‘ich will’
sue po´ddighe cherzo
mardi didu bollu
Eine dritte, östliche Sprachlandschaft ist aufgrund intensiver dialektologischer Forschung in den letzten Jahren herausgefunden worden (Blasco Ferrer 1988a; 1989a: Ogliastra). Neben diesen echtsardischen Varietäten sind zwei Sprachgruppen auf der nördlichen Küste, Sassaresisch und Galluresisch zu vermelden, die einen Alleingang in ihrer Entwicklung und einen ausgeprägten „italienischen“ Charakter aufweisen. Zum Zweck einer ersten Klassifikation von sardischen versus nicht-sardischen Sprachlandschaften erweist sich als nützlich eine Gegenüberstellung folgender (historischvergleichenden) Wesenszüge (s. Tab. S. 388). Die echtsardischen Haupttypen, von den hier allein Rechnung getragen wird, zeichnen sich durch folgende wichtigsten Unterschiede in der diachronen/synchronen Ausgestaltung aus (s. Tab. oben).
4.
Sprachtypologische Grundzüge
Im folgenden bieten wir eine typologische Darstellung des Sardischen als einheitliches Diasystem dar, ohne Einbeziehung diatopischer Variationen. 4.1. Lautliche Typologie Folgende Merkmale der sardischen Lautung können im Rahmen einer systematischen sprachtypologischen Charakterisierung herangezogen werden. 4.1.1. Der Vokalismus zeigt Monophthonge [a e i o u] und Diphthonge [V⫹j/w].
4.1.2. Der Konsonantismus kennt folgende Korrelationen: ⫺ ⫺ ⫺ ⫺ ⫺
Verschlußlaute: [k g p b t d K] Frikative: [h f v s z s z] Affrikate: [ts dz ts dz] Liquiden: [l r rr] Nasalen: [n m n]
4.1.3. Im Bereich der Silben werden offene (V[K1: [1pa.¥u] ‘wenig’) und geschlossene Silben (VK1]K2(K3): [1pan.ga] ‘Metzgerei’) unterschieden. Den Haupttonvokal können bis zu drei Konsonanten folgen ([1simpru] ‘doof’). 4.1.4 Im Rahmen der phonetischen Erscheinungen, die teilweise (in C: § 5.2) morphologisch relevant sind, ist der Umlaut zu erwähnen, wobei ein geschlossener Nachton- oder Auslautvokal die Erhöhung der mittleren Haupttovokale bewirkt: L [1porku] Sg. ggb. [1pcrkos] Pl., C [1proku] ggb. [1prckus] ‘Schwein ⫺ Schweine’. 4.2. Morphologische Typologie In morphologischer Hinsicht gilt das Sardische in Anlehnung an den sprachtypologischen Entwurf Wilhelm von Humboldts als eine Sprache, deren Formbildung tendenziell polyfunktional ist, und somit den sog. flektierenden Typ vertritt (-s ⫽ Morphem der 2 P. Sg., wie in cantas ‘du singst’, und -s ⫽ ‘Kennzeichen des Plurals’, wie in o´mines ‘Männer’). Die morphologische Kennzeichnung grammatischer Kategorien wird (der Klassifikation August Wilhelm Schlegels
390
III. Italische und romanische Sprachen
und schon Adam Smiths) als synthetische und die periphrastische als analytische Bauweise charakterisiert. Im Rahmen dieser Unterscheidung wird das moderne Sardische als eine überwiegend analytische Sprache mit synthetischen Komponenten angesehen. Synthetische Bauweise ist in folgenden Sektoren der sardischen Grammatik zu beobachten. 4.2.1. In der Nominalflexion zur Kennzeichnung des Genus und des Numerus (‘Kleinkind ⫺ Kleinkinder’): L
C
männlich weiblich
männlich weiblich
Sg. pizzinnu pizzinna pipiu Pl. pizzinnos pizzinnas pipius
pipia pipias
4.2.2. Im adjektivalen Partizip zur Angabe der Kongruenz (‘ihn/sie/Pl.sie habe ich gesehen’): Sg. l’apo bidu Pl. los apo bidos
l’apo bida las apo bidas
dd’apu biu ddus apu bius
dd’apu bia ddas apu bias
4.2.3. Im System der unbetonten Pronomina (3 P.) als Kennzeichen der Sg.-Pl.-Opposition: Sg. lu Pl. los
la las
ddu ddus
dda ‘ihn ⫺ sie’ ddas ‘sie’
4.2.4. In der Verbalflexion, zur Angabe der Personen, Tempora und Modi: L cant- [o] ⫽ 1 P. Sg. Präs. Ind. von cantare ‘singen’ [ab] ⫹ [o] ⫽ Impf. Ind. ⫹ 1 P. Sg. [are] ⫹ [t] ⫽ Impf. Konj. ⫹ 3 P. Sg. 4.2.5. In der Wortbildung, zur Kennzeichnung von Derivationsmorphemen: pizzinn ⫹ [eKKu] ‘[Klein]kind’.
4.2.6. Im Ganzen lassen sich des weiteren folgende morphologische Kennzeichen des Sardischen angeben: 4.2.6.1. In der Konjugation werden ohne Genusmarkierung die Personen in Sg. und Pl. unterschieden. 4.2.6.2. Das Genus Verbi kennt Aktiv (L su cassadore ochiet su porcabru ‘der Jäger erschießt das Wildschwein’) und Passiv (su porcabru est ochisu dae su cassadore ‘das Wildschwein wird vom Jäger erschossen’: diese Struktur wird aber weitgehend durch eine Linksdislokation ersetzt: su porcabru / l’at ochisu su cassadore ‘das Wildschwein, der Jäger hat es erschossen’). 4.2.6.3. Als Modi finden sich Indikativ (C proit ‘es regnet’, proiat ‘es regnete’, at a proi ‘es wird regnen’), Konjunktiv (proat ‘daß es regnet’, proessit ‘es möge regnen!’), Imperativ (biti! ‘bring her!’); das Konditional (iat a proi ‘es würde regnen (falls/wenn ...)’) wird gelegentlich als Modus, vorwiegend aber als Tempus eingestuft. 4.2.6.4. Das Tempussystem unterscheidet in Anlehnung an dasjenige des Lateinischen sechs Tempora: Präsens, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Konditional. 4.2.6.5. Aspekte (imperfektiv versus perfektiv: ‘es regnete als es plötzlich blitzte’) werden morphologisch durch die Opposition Imperfekt versus Perfekt gekennzeichnet (proiat candu totu in d’unu issu est intrau). 4.2.7. Als Ergänzung zur typologischen morphologischen Opposition synthetisch versus analytisch hat die deutsche Romanistik (Forschungsüberblick: Geckeler 1989b) die Stellung des gebundenen Morphems in dem synthetischen und des freien Morphems in dem analytischen Typus als weiteren Bezugspunkt zur Kennzeichnung der Determination festgelegt; dabei gelangt man zur folgenden viergliedrigen Klassifikation:
14. Sardisch
(1) synthetisch prädeterminierend: (gesprochenes Frz.) [z (e) /t (y) /i (l)] ⫹ [ sa˜t] ‘ich/du/er ⫹ sing (e/st/t)’; (2) synthetisch postdeterminierend: sd. L alleg ⫹ [o/as/at] ‘ich spreche, du sprichst, er spricht’; (3) analytisch prädeterminierend: C apu/as/at ⫹ a ⫹ fueddai ‘ich werde/du wirst/er wird⫹sprechen’; (4) analytisch postdeterminierend: C su babbu miu/tuu/suu ‘mein/dein/sein Vater’. 4.3. Syntaxtypologie Die von Joseph Greenberg und weiteren Forschern (darunter insb. Antinucci 1977; Vennemann/Bartsch 1983; Renzi 1984; Ramat 1976; 1987; Geckeler 1984; 1987; 1989a; Ineichen 1992) ausgearbeitete Syntaxtypologie basiert auf induktiv-implikationellen Korrelationen zwischen Basiswortfolge (SVO, SOV, VOS usw.) und Sequenzialität der Nominal- und Verbalsatzglieder in den jeweiligen syntaktischen Fügungen. Dieser Formulierung zufolge unterscheidet man zwei Grundtypen: (1) den nach rechts konstruierenden oder emissiven Typ mit der Folge VO, dem eine folgende „natürliche Serialisierung“ (Vennemann) der syntaktischen Glieder entspricht: Kopf (oder Head) ⫹ modifizierendes Glied. Der Kopf (auch: Operand, Determinatum genannt) ist kategoriell das Satzglied, das das Syntagma bildet (z. B. in ital. [macchina N nuova A]NP ‘neues Auto’), das modifizierte Element (auch: Operator, Determinans genannt) den semantischen Wert des Kopfs einengt oder in einen bestimmten syntaktischen Ko(n)text einfügt; (2) den nach links konstruierenden oder rezeptiven Typ mit der Folge OV, dem eine Sequenzialität: modifizierendes Glied ⫹ Kopf entspricht (z. B. in: [neues A Auto N]NP). Diesen beiden implikationellen Korrelationen ist ⫺ teilweise mit Recht ⫺ beanstandet worden (Oesterreicher 1989), daß sie nur inkonsistenten Typen entsprechen, weil die
391 Satzgliedabfolgen der natürlichen Sprachen solche ⫺ rein formalen, also nicht funktionalen ⫺ Voraussetzungen kaum verwirklichen. Nur, wie Ramat (1986) betont hat, können Inkonsistenzen des synthetischen Typus auf die unterschiedliche Geschwindigkeit im Entwicklungsrhythmus der einzelnen Sprachsubsysteme (Nominal-, Verbalbereich; Haupt-, Nebensatz) zurückgeführt werden. Im Rahmen dieser synoptischen Übersicht werden wir die syntaktischen Besonderheiten der wichtigsten Satzglieder nach dem folgenden Schema darstellen: S J NP (INFL) VP NP J Det ⫹ N ⫹ A ⫹ Rel VP J (Aux)V ⫹ Adv 2 Neg (NP ⫹ VP) 3 Präp (N) 4 Klitika (V) 5 (S)VO und abweichende Wortfolgen Symbole: S ⫽ Satz, NP ⫽ Nominalphrase (oder Syntagma), VP ⫽ Verbalphrase (oder Syntagma), Det ⫽ Determinator von N, A ⫽ Adjektiv, Rel ⫽ Relativ, Aux ⫽ Auxiliar, Adv ⫽ Adverb, Neg ⫽ Negation, Präp ⫽ Präposition. Der sardische Idealtyp sollte folgende Korrelationen aufweisen: [(S)VO] ⫽ Operand ⫹ Operator ⫽ NDet > NA > NPräp > NRel > AuxV > VAdv, VPNeg. Inkonsistent, und deshalb ⫺ in der Diachronie ⫺ erklärungsbedürftig, sind folgende, tatsächlich vorherrschende Sequenzialitäten: DetN, PräpN, NegVP. Unsere Darstellung bietet auch kurze Informationen über nicht typologische Besonderheiten der Satzglieder dar. 4.3.1. Nominaldeterminatoren Unter den Begriff Det fassen wir jene freien Morpheme, die N in seiner syntaktischen Funktion modifizieren, u. z.: Art(ikel), Dem(onstrativ), Pos(sessiv) und Rel(ativ). 4.3.1.1. Artikel Art entwächst im Sardischen dem vulgärlat. Identitätspronomen ipse: ipsum > asd. issu > sd. su, Pl. (L) sos ⫺ sas, (C: Neutralisie-
392 rung des Genus) is, in der (östlichen) Ogliastra us ⫺ as < asd. sus ⫺ sas (in Dokumenten Belegt). Die Basisabfolge zwischen Det und N ist, wie in den restlichen romanischen Sprachen, ausgenommen dem Rum., [Art ⫹ N]: sa domo/domu ‘das Haus’, sas/is domos/domus ‘die Häuser’; una domo/domu ‘ein Haus’. Folgende Regel der Auslassung von Art stellen ausgeprägte Besonderheiten des Sardischen dar: (1) Art ⫽ Ø in der Komparation, mit N die ‘indefinites Pl.’ oder ‘nicht-spezifischen’ N denotieren: L famidos che Ø cane ‘verhungert wie ein Hund’, C callenti che Ø fogu ‘heiß wie das Feuer’; (2) Art ⫽ Ø in zahlreichen Präpositionalsyntagmata, insb. mit V die ‘Richtung’ angeben: L falare dae Ø sedda ‘aus dem Sessel aussteigen’; (3) Art ⫽ Ø, wenn N als Rhema in einer existenziellen Aussage fungiert: L b’at Ø figu ‘es gibt Feigen’ (ital. ci sono dei (partitiver Art) fichi). Art ist, im Gegensatz zu den übrigen Pünkten, obligatorisch im Sardischen: (4) als ‘höfliche Anrede’ (Vokativ): o su ziu! ‘hören Sie, mein Herr!’. 4.3.1.2. Demonstrativpronomen Dem ist genetisch mit Art eng verbunden, wie die Etyma für die drei formalen Glieder beweisen: *eccu istu > custu ‘dieser’ ⫺ *eccu ipsu > cussu ‘jener bei dir’ ⫺ *eccu illu > cuddu ‘jener bei ihm’. Dem kommt pränominal vor, genau wir Art: custa domo/-u ‘dieses Haus’.
III. Italische und romanische Sprachen
synthetischen Genetivs cuius: cuyus pegus est? ‘wem gehört dieser Schaf?’. Abgesehen von diesem flexivischen Relikt ist eine syntaktische Besonderheit hervorzuheben, die das Sardische mit dem Substandard verschiedener europäischer Sprachen teilt (Ital., Span., Frz., Katal., Eng., D., dimotikı´ usw.: Blasco Ferrer 1988a; 1990; 1999a, b; Schafroth 1993; Fiorentino 1999), und die darin besteht, einem streng unveränderlichen Morphem [ki], das den Relativsatz einleitet, durch Pronomina folgen zu lassen, die die syntaktischen Funktionen übernehmen: C [un o´mini]NP [kiRel KKiPro est morta sa mulleri] ‘ein Mann [der ihm] dessen Frau gestorben ist’. 4.3.2. Adjektiv Im Unterschied zu den anderen rom. Sprachen nimmt A im Sd. regelmäßig eine postnominale Stellung ein; dabei werden funktionell semantische Oppositionen zwischen charakterisierenden (⫽ vorgestellten) A und spezifizierenden (⫽ nachgestellten) A aufgehoben, die z. B. im Ital. oder Span. walten (ital. grande scrittore ‘wichtiger Schriftsteller’ ggb. scrittore grande ‘alter Schriftsteller’): mandarinus bellus ‘geschmackvolle Apfelsinnen’. 4.3.3. Adverb Adv wird stets dem modifizierenden N oder V nachgestellt: C issu arrı´t [meda] ‘er lacht viel/laut’. Formell entsteht die Mehrheit der modalen und quantifizierenden Adv aus A durch einfache Konversion: C o´mini [forti A] ‘starker Mann’ J arrı´t [forti Adv] ‘er lacht laut’.
4.3.1.3. Possessivpronomen Poss geht, auf der syntagmatischen Ebene, mit Art in einem engen Gefüge ein, weil es zusammen mit Art das N eingrenzt: Art ⫹ N ⫹ Pos: L sa domo mea, C sa domu mia ‘mein Haus’.
4.3.4. Verneinung Neg ist prädeterminierend wie im Romanischen (ausgenommen Galloromanischen): L [non] benzo ‘ich komme nicht’; C [non] tengiu [nudda] gana ([NegV [NegN]]) ‘ich habe keinen Hunger’. Ausnahmen gibt es aber, z. B. in den Verbindungen mit dem A perunu: C chenza [duda N peruna A] ‘ohne keinerlei Zweifel’.
4.3.1.4. Relativpronomen Ein typisches morphologisches Kennzeichen des Sardischen (L) besteht ⫺ wie im Iberoromanischen ⫺ in der Erhaltung des
4.3.5. Präposition Präp ist, wie zu erwarten ist, immer vorgestellt: L chin/C cun pane/-i ‘mit Brot’. Eine Besonderheit des Sardischen, das diese ro-
14. Sardisch
manische Sprache dem Iberoromanischen stricto sensu (Span., Port.) und dem Mittelund Süditalienischen annähert, besteht im Gebrauch des sog. persönlichen Präpositionalakkusativs: L apo obiadu a babbu in cre´sia/C apu atobiau a babbu in cre´sia ‘ich habe meinen Vater in der Kirche getroffen’ (Nocentini 1986). 4.3.6. Klitika Die syntaktischen Bedingungen der unbetonten Pronomina verleihen dem Sardischen eine Sonderstellung ein. Hierfolgend geben wir die wichtigsten Besonderheiten an: (1) Die Klitika werden dem V vorgestellt, wenn es durch eine finale Form oder eine Verbindung Aux/Modalverb ⫹ Vollverb vertreten ist: L non [lu] bio ‘ich sehe es nicht’ (ital. non [posso veder[lo]]); C bandu a [si-ddu] nai, ital. vado a dir [glielo] ‘ich werde es ihm doch sagen’. Klitika werden dem V nachgestellt, wenn V ein Imperativ oder Gerundium ist: L sebera´de-lu ‘sucht ihn aus!’; est pesa´nde-si-nche, ital. [se ne] sta alzando ‘er ist dabei, aufzustehen’.
393 pragmatisch markierten Abfolgen, die hier eingehender beschrieben werden, u. z.: (4) Linksversetzung des thematischen Rezipienten, eine Strategie, die wie im Deutschen darauf abzielt, das indirekte Objekt einer zwei- oder dreiwertigen Akkusativkonstruktion zu topikalisieren, und die einer Passivkonstruktion entspricht (Rezipienten-Passiv: Blasco Ferrer 1999b, s. v.; 1999c, 132); vgl. z. B.: D. Aktiv (S ⫽ Agens an erster Stelle): Paola (Agens) schenkt (V) dem Kind (Rezipient) einen Ring (Thema) J Passiv (S ⫽ Thema od. Patiens): Ein Ring (Thema) ist dem Kind (Rezipient) geschenkt worden J Rezipienten-Passiv (S ⫽ Rezipiens): Paola (Rezipiens) kriegt einen Ring (Thema) geschenkt; Sd. Aktiv (V ⫽ intransitiv zweiwertig): C una filla bella (S) est na´scia (V) a sa fiuda (O ⫽ Rezipiens) J Rezipienten-Passiv: a sa fiuda est na´scia una filla bella ‘der Witwe ist eine hübsche Tochter geboren’ (ital. e` nata alla vedova una bella figlia).
4.3.7. SVO Die unmarkierte Basisabfolge ist, wie schon vermerkt, SVO: L Zuanne (S) at obiadu (AuxV) a babbu (O)/C Giuanni at atobiau a babbu ‘Hans hat (seinen) Vater getroffen’. Die unmarkierten Abfolgen in Deklarativsätzen sind, wie im Romanischen, generell durch folgende Haupttypen vertreten:
Diese Struktur ist in der täglichen Spontansprache ein äußerst häufiges Verfahren, das in anderen Sprachen durch alternative Wortfolgen ersetzt wird (a su sı´ndigu ddi fut morta sa pobidda ⫽ ital. e` morta la moglie al sindaco ‘die Frau des Bürgermeisters ist gestorben’).
(1) Linksversetzung des Themas (direktes Objekt): C [su caffei]//[ddu] pigu senza tzu´caru ‘den Kaffee, ich trinke ihn ohne Zucker’ (su caffei ist durch das anaphorische Pronomen ddu wiederaufgenommen). (2) Rechtsversetzung des Themas: [ddu] pigu chenza tzu´caru//[su tzu´caru] ‘ich trinke ihn ohne Zucker, den Kaffee’ (ddu ist hier kataphorisch). (3) Extrapolation des Rhemas: C [est Giuanni] chini apu biu ‘es ist Hans // denjenigen den ich gesehen habe’.
(5) Ein weiteres Merkmal des Sardischen, das diese Sprache wieder aussondert, betrifft die sogenannte rhematische Kettenbildung: wenn das Rhema in einer Erzählung den Ausgang darstellt und aus Aux ⫹ V besteht, werden die finiten Formen nach der Koordination vorangestellt und die Abfolge nimmt das Aussehen einer Kette auf: luegus si fiant presentaus is dia´ulus e [liau V ndi-dd[iant]Aux] su fillu ‘gleich sind die Teufel aufgetaucht und [haben] den Sohn [weggenommen]’.
Außer diesen sehr verbreiteten Strukturen weist das Sardische noch zwei eigenartigen
Verletzungen der SVO-Basisabfolge entstehen auch durch:
394
III. Italische und romanische Sprachen
(6) Verbendstellung in Aussagesätzen mit topikalisierten Nominalelementen: a ue colas? (Kontext: ‘wohin gehst du?’) J a domo colo! ‘nach Hause gehe ich!’ (ital. vado a casa, mit deutlich steigender Kontur auf dem rhematischen Endelement); (7) Inversion in den Interrogativsätzen (AuxV(O) J (O)VAux?): fe´mina, a´pidu nd’as? ’hast du irgenwelche Frau gehabt?’ (ital. hai mai avuto una donna?). 4.4. Typologische Charakterisierung Zusammenfassend kann man sagen, daß das Sardische: (1) morphologisch noch vereinzelt wesentliche Züge einer synthetischen Flexion aufweist (in der Bildung des Genus und Numerus bei N und A; im Paradigma des Indikativ Präsens, Imperfekts und Imperativs), doch gleichzeitig eine ausgeprägte Tendenz zur analytischen Bildung im Nominal- und Verbalbereich zeigt; diese letzte Tendenz nähert stärker das Sardische dem isolierenden als dem flektierenden Typus an, mit Einschränkung einiger weniger Wortbildungsverfahren, die auf Besonderheiten des agglutinierenden Typus hinweisen (wie z. B. die Komposition von exozentrischen bahuvrihi, die übrigens dem syntaktischen SOV-Typus konform sind: conca ‘Kopf’ ⫹ tusu ‘geschält’ J conchitusu ‘Kahlkopf’; pilu ‘Haar’ ⫹ ruyu ‘rot’ J piliruyu ‘(Person) mit roten Haaren’); (2) syntaktisch die Grundwortstellung VO aufweist und die entsprechenden Korrelationen in relativ konsistenter Weise zeigt, wodurch sich diese Sprache, wie die restlichen romanischen Sprachen, als einen Mischtyp erweist.
5.
Lautliche Variation
5.1. Im Haupttonvokalismus unterscheiden sich die zwei wichtigsten Sprachräume durch das verschiedene Phoneminventar: L
i
u e
o a
C
i
u o
e i
c a
Auch in auslautender Stellung sieht der Bestand des C vereinfacht aus: L
i
u e
o
C
i
u a
a Eine Opposition der Art /i ⫺ e/ oder /c ⫺ o/ ist deshalb auf das C beschränkt: /1siti/ ‘Mehl’ ggb. /1seti/ ‘nur’; /ar1rc¥u/ ‘ich zerbreche’ ggb. /ar1ro¥u/ ‘Stück, Bruchteil’. 5.2. Das schon vermerkte Phänomen des Umlauts (it. metafonesi) bewirkt in C eine morphologische Opposition zwischen Singular und Plural (die Öffnung/Schließung des Haupttonvokals dient zur morphologischen Unterscheidung): /1pe¥us/ ‘Schaf’ ggb. /1pe¥us/ ‘Schäfe’; /1korru de bci/ ‘Ochsenhorn’ ggb. /1kcrru de bci/ ‘Ochsenhörner’. 5.3. Im Konsonantismus sind folgende Abweichungen zwischen L und C zu vermelden: ⫺ es fehlen im C folgende Konsonanten des L: /k/ und /g/ im Anlaut, /t/ im Auslaut (vor paragogischem Vokal), /h/, /dz/; ⫺ es fehlen im L folgende Konsonanten des C: /ts/ und /dz/ im Anlaut, /z/. Einige Subsysteme (Barbagia di Ollollai ⫽ L; Sa`rrabus ⫽ C) kennen den deutschen Knacklaut (Kehlritzenverschluß) als diachronisches Ergebnis eines [k] (L) oder eines intervokalischen Liquiden- oder Nasallauts (C): focu > (L) [1o?u] ‘Feuer’; ipsa luna > (C) [sa1?u?a] ‘der Mond’.
6.
Morphologische Variation
6.1. Art kennt eine Pluralopposition im Genus nur im L, nicht im C, wo eine Neutralisierung dieser grammatikalischen Funktion stattgefunden hat: L sos o´mines ⫺ sas fe´minas, aber C is o´minis ⫺ is fe´minas ‘Männer ⫺ Frauen’. 6.2. Im Pronominalsystem sind die funktionalen Unterschiede im Paradigma der betonten Formen im C formal vereinfacht worden:
395
14. Sardisch
L
C
[tue] (S) benis
[tui] benis ‘du kommst’ bio [a tie] (O) biu [a tui] ‘ich sehe dich’ benzo [chin tegus] (O) bengiu [cun tui] ‘ich komme mit dir’ pregontat [de tene] (O) pregontat [de tui] ‘er fragt über dich’
7.
Syntaktische Variation
7.1. Im L kann eine analytische Verbalform anstatt eines synthetischen Vergangenheitstempus zur Kennzeichnung des ‘futurischen Irrealis’ angewandt werden: nessi ca [aeret pro´ghidu] como/cras ‘ich wünsche mir, daß es jetzt/morgen regnete’ (statt [proeret]). 7.2. Im L und C kann ⫺ wie im Englischen (Jones 1993) ⫺ ein Infinitiv im Nebensatz nach einem Wunschsatz eintreten und den Wert einer expliziten Unterordnung übernehmen; nur das L kann aber den Infinitiv durch ein finites Tempus (Konjunktiv Imperfekt) ersetzen: L non cherio (HS) a [andare] isse (Inf.) C non bolemu (HS) a [andai] issu (Inf.) engl. I didn’t want him [to go] L non cherio (HS) a [andaret] isse (Konj. Impf.). 7.3. Nur L kennt den formalen Unterschied zwischen einer Präp. dae, zur Angabe von Agens und Herkunft, und einer Präp. de, zur Kennzeichnung weiterer syntaktischer Funktionen, wie Genetiv, Komparation, Quantifikation: L
C
dae sa bentana
de sa fentana ‘vom Fenster’ bociu de su cassadori ‘vom Jäger erschossen’ unu pagu de casu ‘ein wenig Käse’ prus mannu de tui ‘größer als du’
ochisu dae su cassadore unu pagu de casu prus mannu de tene
8.
Tendenzen
Durch den immer enger gewordenen Kontakt zwischen den oben geschilderten Sprachlandschaften setzt sich allmählich die Tendenz durch, entgegengesetzte Entwicklungsrhythmen und Ausprägungen zu neutralisieren. Das log. Futur I mit debeo ⫹ Inf. z. B. wird immer mehr durch die analytische Konstruktion mit habeo ad ⫹ Inf. ersetzt, die in großräumigen C als einzige Konstruktion vertreten ist. Auch der typische Gebrauch eines Vergangenheitstempus, nämlich des Impf. konj., zur Angabe einer präsentischen oder futurischen Bedeutung in L geht offenkundig zurück. Im allgemeinen kann man zum heutigen Zeitpunkt feststellen, daß die zwei Hauptvarietäten durch den in den letzten Jahrzehnten intensiver gewordenen Kontakt deutliche Diskrepanzen aufzuheben tendieren. Von einer „natürlichen“ Konvergenz beider Systeme in eine einzige kodifizierende Koine` bleiben freilich diese Tendenzen noch weit entfernt.
9.
Schlußbemerkungen
Das Sardische ist eine romanische Sprache, die aufgrund ihrer geographischen Lage seit dem Einbruch der Romanisierung im 3. Jh. v. Ch. einen extrem langsamen Entwicklungsrhythmus zeigt. Ihre Randposition innerhalb des römischen Kaiserreichs bestimmt frühzeitig den Abbruch mit den Neuerungen, die sich aus Rom verbreiteten. Ab dem 2./3. Jh. n. Ch. schlägt Sardinien einen Alleinweg ein und teilt an den gemeinsamen Entwicklungen mit dem Festland nicht mehr teil, wie die Erhaltung der Velarlaute und des Konjunktiv Imperfekts (des Lat., im L fortgesetzt) deutlich beweisen. Auch ein sehr archaisches Lexikon bestätigt die Sonderstellung des Vulgärlateins Sardiniens. Im Gegensatz zu anderen Sprachlandschaften wirkt die fast völlige Abwesenheit von kulturellen Zentren auf der Insel zwischen dem 4.⫺10. Jh. dergestalt aus, daß es keine wechselseitige Beeinflussung zwischen ⫺ in einem Diglossiezustand als normal auszuwertenden ⫺ der klassischen unveränderten Hochvarietät und der untergeordneten, nur gesprochenen und sich immer
396 mehr der ersten abweichenden Niedervarietät gibt. Wenn die frühromanische Sprache erst in Dokumenten des 11. Jhs. auftaucht, so erscheint sie völlig ausgebaut, ohne Antezedensstadien. Zweifellos hat sich das Protoromanische Sardiniens in der Übergangsphase zwischen dem 6. und dem 11. Jh. authonom, ohne Impulse aus den umgebenden Gebieten und Sprachräumen herausgebildet. Die überlieferte Schriftsprache des 11. Jhs. bezeugt deutlich den gehemmten Sprachzustand der Inselvarietäten, und weist auf die Wirkung fremder Kleriker hin, die den Techniken und Methoden der Textausarbeitung und Manuskriptanfertigung Herr waren. Im weiteren Verlauf der Sprachgeschichte Sardiniens haben insbesondere die iberischen Sprachkolonisierungen einen beachtlichen Einfluß auf Grammatik und Lexikon ausgeübt. Infolge der hier geschilderten historischen Prozesse bewahrt der Sprachtypus des Sardischen ausgesprochene Kennzeichen der analytischen Formbildung des Vulgärlateins (zusammengesetztes Perfekt und Plusquamperfekt, Futur, Konditional, Aux ⫹ Impf. Konj. zum Ausdruck des Irrealis) nebst eigentümlichen Kollokationen von Nominalund Verbalfunktoren, die konform mit dem SVO-Typus sind (NA, VAdv).
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Eduardo Blasco Ferrer, Cagliari
400
III. Italische und romanische Sprachen
15. Französisch 1.
Sprachhistorische Vorbemerkungen
Das Französische gehört zu den romanischen Sprachen, ordnet sich damit historisch in ein sprachliches Kontinuum ein, das vom gesprochenen Volkslatein des nördlichen Gallien bis zu den verschiedenen Varietäten der Spachlandschaft reicht, die man heute im allgemeinen La Francophonie bezeichnet. Wenn für die heutige Sprache mit guten Gründen behauptet wird, „in der sprachlichen Wirklichkeit begegne[te]n immer nur verschiedene Französisch: les franc¸ais“ (Müller 1975), so besitzt diese Feststellung auch für alle Epochen der Sprachgeschichte uneingeschränkte Gültigkeit: Für das Altfranzösische, das mit den berühmten Serments de Strasbourg (842) beginnt, ist uns kein einziger dialektfreier Text überkommen; alle Texte stellen, wie Gossen (1967) eindrucksvoll dargelegt hat, mehr oder weniger ausgeprägte Scriptae dar, schriftliche Formen, die Realisierungen eines Diasystems bilden, dem im Grunde (noch) eine Norm fehlt. Bis zum 13. Jahrhundert waren alle Dialekte funktional mehr oder weniger gleichberechtigt und damit gleichwertig und dem geographischen Zentrum der Ile-de-France fehlte bis dahin eine anerkannte Literatur. Vom Varietätenkontinuum wissen wir verhältnismäßig wenig: Die entscheidenden Domänen der Schriftlichkeit waren durch die lateinische Sprache abgedeckt, die vor allem auch als Medium der Wissenschaft fungiert; Aussagen über volkssprachliche Varietäten bleiben ebenso selten wie Zeugnisse über soziale oder situative Varianz. Sicher bestanden schon früh geographische Vorteile für das politische Zentrum, doch hat z. B. Pfister gezeigt (1973), daß bis zum 12. Jahrhundert von Paris ⫺ trotz der politischen Bedeutung ⫺ kaum sprachliche Ausstrahlung ausgegangen ist. Daher sollte man auch Aussagen wie denen des Conon de Be´thune hinsichtlich der Rangfolge der Dialekte keine besondere Bedeutung beimessen, der um 1180 am französischen Hof vor der Kö-
nigsmutter Ade`le und Philippe-Auguste seine Lieder vortrug und wegen seines pikardischen Dialekts getadelt wurde: „Le roı¨ne n’a pas fait que courtoise, Ki me reprist, ele et ses fius li Rois Encor ne soit me parole franchoise, Si le puet on bien entendre en franchois; Ne chil ne sont bien apris ne cortois, S’il m’ont repris, se j’ai dis mon Artois Car je ne fui pas noris a Pontoise.“
Solche Aussagen kann man auch in dem Sinne interpretieren, daß es nie empfehlenswert ist, seinen eigenen Dialekt in einem anderen Dialektgebiet zu gebrauchen. Der überlieferte Tadel würde sich dann auf eine Situationsnorm beziehen und die geographische Varianz bestätigen, die aber stets eine Interkomprehension zuließ, wie dies Jacques Bretels Tournoi de Chauvency (ed. Delbouille 1999, 32), ein für die geographische Varianz des Altfranzösischen zentrales Werk, eindeutig bestätigt. Die einzelnen Dialekträume dürfen als von der römischen Verwaltung geschaffene Sprachräume (Schmitt 1974) erklärt werden: Die parlers d’oı¨l des äußersten Nordens, das Pikardische und das Wallonische, haben sich entlang der Militärstraße von Bavay ⫺ Boulogne ⫺ Tongern ⫺ Köln ausgebildet, deren Einfluß auch im Normandischen (Lepelley 2001) deutliche Spuren hinterlasse hat, während das Champagnische und das (romanische) Lothringische als Resultate der entlang der Hauptadern von Lyon nach Trier erfolgten Romanisierung betrachtet werden dürfen, der wohl auch das Moselromanische mit seiner weitgehend identischen Toponomastik (Schmitt 1995) zugeschlagen werden darf; doch ist diese Varietät des Galloromanischen spätestens zu Ende des 8. Jahrhunderts erloschen. Weitere Kleinräume bildeten Burgund und die Franche-Comte´, die Touraine und das Westfranzösische, während z. B. in der Saintonge und im Poitou (wie auch sonst südlich der Loire) okzitanische Basisdialekte überlagert wurden, wie dies die Ortsnamen noch heute zeigen (z. B. die Bewah-
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15. Französisch
rung von mas statt mes oder -ac statt -ay/-y). Das Französische (der Ile-de-France) darf ⫺ in Beziehung auf den Typ des bei der Romanisierung gebrauchten Lateins und seiner Fortsetzer ⫺ als Art Ausgleichsdialekt interpretiert werden, dem weniger typische sprachliche Charakteristika eigen sind als den übrigen, stark divergierenden Dialekten. Doch läßt sich daraus nicht der Primat der im Zentrum gesprochenen Dialekte erklären, der sich ab dem 14. Jahrhundert immer deutlicher abzuzeichnen beginnt und im 15. und 16. Jahrhundert dann unbestreitbare Tatsache bildet. Verantwortlich zu machen für diese relativ rasch vollzogene und mit dem Untergang dialektaler Literatur einhergehende Entwicklung sind im wesentlichen vier Gründe: die besondere geographische Lage von Paris an einer römisch-frühmittelalterlichen Handelsstraße, der Aufstieg von Dionys (Saint-Denis de Paris) zum Nationalheiligen (der SaintMartin, der in Tours, der alten Hauptstadt, verehrt wurde, den Rang ablief), die Entscheidung der Dynastie der Kapetinger (987⫺1328) zugunsten der Ile-de-France als Stammland und Paris’ als Vorzugsresidenz und die Gründung der Sorbonne als Zentrum der damaligen Wissenschaften. Diese Faktoren haben entscheidend dazu beigetragen, daß das Franzische zum Standard werden konnte, an dem sich die übrigen (regionalen, in weitaus geringerem Maße sozialen) Varietäten ausrichten konnten. Mit Ende des Hundertjährigen Krieges (1453) war aus dem Französischen eine die übrigen geographischen Varietäten überdachende Standardsprache geworden: d. h. aus dem Franzischen erwuchs die Nationalsprache, während die übrigen Varietäten aus einem mehr oder weniger gleichberechtigten Dialektbund zu dem Franzischen untergeordneten Dialekten herabsanken. Der franzischen Varietät galt ab dem 16. Jahrhundert der intensiv betriebene Ausbau (Lodge 1997, 205 ff.; Berschin/Felixberger/Goebl 1978, 190⫺211), der bereits im 16. Jahrhundert zentrale wissenschaftliche Disziplinen wie die Theologie, die Jurisprudenz und die Medizin erfaßte, also Bereiche besetzte, die im sonstigen westeuropäischen Kulturraum
sich üblicherweise durch besondere Treue zum Latein auszeichneten. Mit dem Edikt von Villers-Cottereˆts (1539; vgl. Schmitt 2000a, 682 ff.) werden die juristischen Voraussetzungen für die Bevorzugung dieser Varietät, der Sprache des Königs, geschaffen. Es werden damit auch die Bedingungen erfüllt, die für eine alles in allem starke Reduktion der angesichts der räumlichen Ausdehnung ursprünglich recht ausgeprägten historischen Varietätenlandschaft unverzichtbar waren. Alles, was nicht der Ile-de-France (mit einer Grenzlinie, die im 16. Jahrhundert bis zur Loire, speziell nach Orle´ans reichte) zuzurechnen war, sank so schnell auf den Status normwidriger Regiolekte (Schmitt 1977) herab. Diese Dialekträume wurden in den zahlreichen laienlinguistischen Schriften ab dem 16./17. Jahrhundert als patois abqualifiziert und mit einem Namen belegt (< frz. patte „Pfote“), der eine stark negative Konnotation besaß. Dieser Umstand hat entscheidend dazu beigetragen, daß in den wichtigsten französischen Sprachgeschichten die Epochen von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert im wesentlichen als historische Darstellungen der aus dem Franzischen hervorgegangen Nationalsprache konzipiert sind (Bruneau 51970; Brunot 1901⫺53; Caput 1972/1975; Cohen 41973; Franc¸ois 1959; Hage`ge 1996; Lodge 1993; Rickard 3 1989; etc.); dabei wurde den Dialekten und sonstigen Varietäten (Baddeley/Catach/ Chaurand 1989; Borodina 1985) für diese Epoche nie der ihnen zustehende Raum konzediert, wie auch die mit dem ALF (Atlas linguistique de la France) verbundene Sprachgeographie im Grunde viel zu wenig für die Geschichte der Nationalsprache instrumentalisiert wurde. In der Vertikalisierung der recht gut bekannten Varietätenlinguistik des Französischen sieht man dementsprechend heute eine der wichtigsten Aufgaben der Französistik (Ernst, et al. 2000).
2.
Variation in der französischen Sprachwissenschaft
Obwohl in der Tradition der französischen Sprachwissenschaft wie auch in der wissenschaftlichen Beschreibung des Französi-
402 schen variante, variation etc., also die Familie von lt. variare „(intr.) mannigfaltig, verschieden sein, abwechseln“ (Georges II, 3369), eine lange Tradition besitzt, die mit guten Gründen bis ins Klassische Altertum zurückgeführt werden kann, wie dies Priscians Gleichung von variatio als „figura quam Graeci αœ λλοιο´ τητα vocant, id est variationem“ (17, 55) oder Frontos „variatio vel cum detrimento aliquo gratior et oratione quam recta continuatio“ (land. fum. p. 212, 27 N) andeuten, darf die Variationslinguistik, ein Ableger der strukturalen Linguistik, als relativ junger wissenschaftlicher Bereich gelten. Denn in der modernen Bedeutung steht nicht die semantische Komponente „Varie´te´/variation stylistique“ im Vordergrund, sondern Variation/Variante besitzt hier den Bedeutungskern „(bewertetes, markiertes) alternatives Angebot ansonsten weitgehend gleichwertiger lexikalischer, lautlicher und vor allem grammatikalischer Erscheinungen“ oder auch „(funktional wie inhaltlich) weitgehend gleichwertiges Regelwerk von Wort und Satzgliedfolgen“ in der Einzelsprache Französisch. Auch in dieser Bedeutung läßt sich variante bereits beim Begründer der strukturalen Sprachwissenschaft, Ferdinand de Saussure, bezeichnenderweise im Kapitel über die Volksetymologie, nachweisen, wo der Ersatz von afrz. coute-pointe „Steppdecke“ (< lat. culcitam punctam) durch die ‘Variante’ courte-pointe wie folgt kommentiert wird: „Il nous arrive parfois d’estropier les mots dont la forme et le sens nous sont peu familiers, et parfois l’usage consacre ces de´formations. Ainsi l’ancien franc¸ais coute-pointe (de coute, variante [Hervorhebung durch den Vf.] de couette „couverture“ et pointe, part. passe´ de poindre „piquer“), a e´te´ change´ en courte-pointe, comme si c’e´tait un compose´ de l’adjectif court et du substantif pointe. Ces innovations, quelque bizarres qu’elles soient, ne se font pas tout a` fait au hasard; ce sont des tentatives d’expliquer approximativement un mot embarrassant en le rattachant a` quelque chose de connu“ (1916, 244; falsche Angabe im TLF 16, 926a).
Hier wird also das Nebeneinander von ererbter Form und (durch volksetymologische Zeicheninterpretation gewonnener)
III. Italische und romanische Sprachen
motivierter Form als Variante ausgelegt, die semantischen Gemeinsamkeiten mit der Verwendung des Stammes frz. vari- in der modernen Variationstypologie bleiben damit recht vage. Von Interesse ist auch, daß der von Bally und Sechehaye erstellte Index zu Saussure variante, variation oder varie´te´ nicht verzeichnet. Es bleibt daher mehr als fraglich, ob der TLF die erste linguistische Bedeutung von variant/e „e´cart par rapport a` une norme ge´olinguistique ou sociolinguistique; forme ou sens d’un mot, d’un e´le´ment, d’une construction, diffe´rents de ceux de la forme de re´fe´rence de meˆme origine et de meˆme nature“ begründeterweise mit de Saussure verbindet (16, 926a), während die im Bereich der Phonetik und Phonologie verzeichnete Bedeutung von variante („variante libre, individuelle, stylistique“ oder „variante combinatoire“) wohl zu Recht als neuere Entwicklung gewertet werden darf; in einer von normativen Vorstellungen bestimmten Phonetik ist nämlich für den Variationsbegriff im Sinne von (mehr oder weniger gleichwertiger) Abwandlungen, Abart oder Spielart kein Platz, auch wenn diese sich ⫺ wie im Französischen bei Passy (1887; 1932), Rousselot (1899; 1927) und insbesondere Rousset (1911; mit Beachtung der populärsprachlichen Aussprache im Sie`cle classique) und Millet (1933) belegbar ⫺ nicht nur mit normkonformen Varietäten beschäftigt haben (vgl. auch Straka 1990). Ähnlich verhält es sich mit variation als Begriff der Sprachwissenschaft, das vom TLF 16, 927a definiert wird als „proprie´te´ d’un syste`me linguistique de pre´senter des diffe´rences d’une part entre des e´tats successifs (variations historique) et d’autre part entre des emplois dus a` la localisation ge´ographique, des emplois sociaux, institutionnels ou situationnels. Variation diachronique, ge´ographique, sociale; variation linguistique“,
wobei als Gebrauchsnachweis bezeichnenderweise kein Linguistenzitat, sondern ein Beleg aus Paul Vale´ry (Varie´te´ III, 1936, 45) geliefert wird: „Le vocabulaire fixe´, dilate ou restreint le sens des mots (…) tantoˆt par les bouches du peuple, tantoˆt pour les besoins impre´vus de l’expression
15. Französisch technique, tantoˆt sous la plume he´sitante de l’e´crivain, engendre cette variation de la langue qui la rend insensiblement tout autre.“
Erstaunt wird der Leser zur Kenntnis nehmen, daß zwar mit Verweis auf Dubois/Lagane (1973) varier in fachsprachlicher Verwendung ausgewiesen ist (TLF 16, 930a): „•LING., GRAMM. Varier en genre et/ou en nombre. Changer de forme selon l’accord en genre et en nombre. On a vu qu’un nombre limite´ de noms, appartenant a` la classe des anime´s, peuvent varier en genre“,
und hier in recht spezieller Bedeutung, hingegen bei varie´te´ das durchaus einen fachsprachlichen Gebrauch kennt (Schmitt 1984), jeglicher diesbezügliche Hinweis fehlt (TLF 16, 930b⫺931b). Diese Bemerkungen verdeutlichen, wie wenig die fachsprachliche Verwendung von Variante/frz. variante und Varietät/frz. varie´te´ gefestigt ist, doch zeichnet sich in der neueren Fachliteratur (Ammon/Arnuzzo ⫺ Lanszweert 2001) eine Vereinheitlichung insofern ab, als Variante mehr und mehr für einzelne sprachliche Einheiten (wie Phon, Phonem, Morphem, Wort und Satz), Varietät hingegen für bestimmte Arten des jeweiligen Sprachsystems Verwendung findet, wobei natürlich die bereits von de Saussure formulierte Erkenntnis weiterhin ihre Gültigkeit bewahrt, daß die Varietäten sprachlicher Systeme nur auf der parole-Ebene erscheinen und aus den sprachlichen Realisierungen hergeleitet werden können. So umfasst die französische Gesamtsprache die Basisvarietäten franc¸ais commun, franc¸ais re´gional, franc¸ais dialectal, franc¸ais cultive´, franc¸ais populaire, franc¸ais familier (usf.), also Varietäten räumlicher, situationeller und soziokultureller Art, die alle zusammen ein Diasystem dieser Sprache bilden. In dieser Sicht bezieht sich Varietät, wie bei Müller (1975; 1985) ausgeführt wird, als relationeller Begriff in Bezug auf die historische Sprache Französisch (Coseriu 1988a, 49⫺ 52; 1988b) und deren Parameter Dialekt, Soziolekt und Register. Dabei bleibt für diese Variationsparameter stets eine panlektale ⫺ zumindest hypothetische ⫺ Invariable des sprachlichen Kontinuums der Bezugspunkt: die auf einer ma-
403 thematischen Metapher basierenden Nullsprache (< franc¸ais ze´ro), die nicht von der Varianz affiziert werden darf. Dieses franc¸ais ze´ro ist deskriptiv-quantitativ zu verstehen, bleibt aber, vergleichbar dem aus der Architektur entliehenen Bild Coserius von der historischen wie synchronischen Architektur von Sprachen (das seinen Ursprung wohl aus Eduardo Benot, Arquitectura de las lenguas, 3 tomos, Madrid 1898, einem universalistischen und sprachphilosophischen Werk bezieht, das heute völlig unbekannt ist) trotz der Statik suggerierenden Bildhaftigkeit letztlich immer in ein Konzept eingebunden, das in der Sprachgeschichte eine Vertikalisierung der Varietätenlinguistik erkennt. Dies heißt konkret, daß Sprachwandel nicht nur aus der Dynamik sprachlicher Variation, sondern auch aus der ⫺ sicher in geringerem Maße, aber dennoch grundsätzlich gegebenen ⫺ Veränderbarkeit der Grundstrukturen durch den Sprachgebrauch resultiert. Aus der stark rezipierten Grundstruktur Coserius (Nabrings 1981) haben Koch/Oesterreicher (v. a. 1990, 5⫺16) ein nicht unumstrittenes (Hunnius 2002) Abfolgeschema für das Verhältnis von Varietätendimensionen entwickelt, demzufolge diatopisch markierte Phänomene (sekundär) auch diastratische Werte besitzen oder annehmen können und diastratische Phänomene ihrerseits auch durch eine gewisse diaphasische Markiertheit charakterisiert sein oder eine solche annehmen können. Diese ‘Varietätenkette’ (1990, 14) sei nicht umkehrbar, d. h. es gebe (für das Französische, aber auch offenbar allgemein) keine gesicherten Fakten für eine synchronische diatopische Sekundärmotiviertheit diastratisch markierter Phänomene oder diachronische Ummotivierung von diastratischen zu diatopischen Merkmalen. Der Rigorismus, mit dem diese ‘Varietätenkette’ präsentiert wird, ist sicher nicht ganz angemessen, denn wir wissen z. B. aus der Geschichte der Romanisierung, daß diastratischen Einheiten des stadtrömischen Lateins diatopische Markiertheit z. B. in Rumänien (Schmitt 1974) zugeschrieben wird und daß diastratische Charakteristika zur Herausbildung des (diatopisch markier-
404 ten) Protofrankoprovenzalischen (Gardette 1971) beigetragen haben. Ist also von einer ‘Varietätenkette’ nur unter gewissen Vorbehalten zu sprechen, bleibt sicher das zweite heuristische Residuum unbestritten: Sprachliche Variation setzt voraus, daß es im Diasystem Sprache ein Konglomerat von Regeln und Zeichen gibt, dem Normativität zugeschrieben wird (Schmitt 2001a), denn diasystematische Markierungen stellen stets Abweichungen vom jeweils gegebenen Standard dar, der für sich die neutralen, nicht markierten Varianten beanspruchen darf. Dabei ist natürlich die Profilierung von Varietäten in einem beträchtlichen Ausmaß von der Durchlässigkeit des Standards abhängig, was für das Französische mit starker normativer Ausprägung bedeutet, daß neben der klar definierten Norm gut ausgebildete Varietäten bestehen, die sich durch deutliche funktionale Ausrichtung und damit durch eine je spezifische Leistung definieren lassen und deren jeweilige Randbereiche normativ stets schwieriger zu bestimmende Interlekte bilden. Dieser Tatsache sind sich auch die Sprecher bewußt, wenn sie z. B. vom franc¸ais re´gional auf die Hochsprache umschalten, sobald sie der Präsenz fremder Sprecher mit unmarkierter Sprache gewahr werden. Gerade die Kleinraumatlanten, die dem Atlas Linguistique de la France gefolgt sind, lassen dieses Phänomen und die ‘Kontinuitätskette’ Dialekt J Regiolekt J Gemeinsprache deutlich vor Augen treten, wie dies von Fugger (1980), Dahmen (1983) und Gretz (1987) gezeigt wurde, die dem Einfluß des franc¸ais commun auf die diatopischen Varietäten im 20. Jahrhundert nachgespürt haben. Sie zeigen auch die Berechtigung der von Stehl angesetzten Gradata, funktionalen Zwischenstufen zwischen Dialekt(en) und unmarkierter Nationalsprache (1990, 181⫺184), die mit bestimmten kommunikativen Leistungen und pragmatischen Regeln verbunden bleiben (vgl. auch Jablonka 1997 und Bauer 1995). Ähnlich problematisch bleibt auch das Verhältnis diastratischer und diaphasischer Varietäten zur unmarkierten Sprache. Bei der Diaphasik läßt sich dieser Tatbestand leicht erklären: Da Kommunikation stets in
III. Italische und romanische Sprachen
Situation(en) abläuft, reicht weder das unmarkierte System aus, um sprachliches Handeln in den verschiedenen Situationen zu ermöglichen, noch diaphasisch markierte Sprache, da diese kein unabhängiges, sondern jeweils ein Subsystem bilden, dabei aber grundsätzlich einem Teilsystem bzw. mehreren angehören, die jedes für sich ebenso wenig zur Kommunikation genügen wie z. B. die Teilkodes franc¸ais vulgaire und franc¸ais argotique, aus kulturhistorischen Überlegungen dem Substandard zugeordnete Konglomerate von sprachlichem Material und Regeln, um deren Erfassung und Beschreibung sich primär die Ethnolinguistik (Schmitt 1986, 159) bemüht. Und analog zu den Gradata der Diatopik gilt natürlich auch für diesen Bereich, daß „e´videmment il n’y a pas un franc¸ais populaire mais d’ infinies nuances“ (Guiraud 1973, 9), was dahingehend gedeutet werden darf, daß mit diesen Abstufungen auch nur Teilsysteme vorliegen, die sich vom Standard ⫺ je nach dem Abstand und der Ferne ⫺ durch ein Mehr oder Weniger an lautlichen, morphosyntaktischen und lexikalischen Elementen unterscheiden.
3.
Variation in der früheren Epoche der französischen Sprache
Es wäre sicher falsch anzunehmen, Varietät sei nur ein Phänomen der modernen Zeit. Wir wissen, daß z. B. das Griechische nach Auskunft des Quintilian stärker diatopisch untergliedert war als das Latein und daher auch schwerer zu erlernen, „quia plura illis loquendi genera, quas διαλε´ κτοu vocant“, während „apud nos vero brevissia ratio“ (Inst. I, 5, 29). Doch durfte man daraus nicht ⫺ wie v. Wartburg dies auch mit der Annahme von der „fragmentation de l’unite´ latine“ (1967, 25 ff.) in seinem Klassiker der Ausbildung der romanischen Sprachen getan hat ⫺ daraus schließen, daß es im Latein keine Variation gegeben habe. Auch der Hinweis von Väänänen, daß die Sprache der Inschriften kaum Varianz zeige, da „les e´tudes portant sur la langue des inscriptions [..] provenant des provinces diffe´rentes ont permis de conclure que le latin vulgaire s’y
15. Französisch
pre´sente toujours le meˆme, ou peu s’en faut“ (1963, 22), ist wenig hilfreich, da es sich bei der Varietät, die hier *latin vulgaire+ genannt wird, um hochstandardisierte Inschriftensprache handelt, die natürlich für die diatopische Variation genauso wenig geeignet ist wie etwa die Inschriften deutscher Friedhöfe für die Dialektologie. Tatsache ist, daß bereits früh (Sittl 1882; Budinszky, 1881) auf die dialektale Varianz des Lateins im Römischen Reich hingewiesen wurde (vgl. auch Müller 2001) und daß vor allem die Romanistik ausgehend von der Distribution des lateinischen Wortschatzes die Diatopik der lateinischen Sprache rekonstruiert hat. Bereits Schuchardt hat den Aufbau und die Gliederung des Lateins besser verstanden als die Mehrzahl seiner Nachfolger, als er den Untersuchungsgegenstand der lateinischen Volkssprache als „streng genommen nicht eine einzige Sprache, sondern eine Summe von Sprachstufen und Dialekten von der Zeit der ersten römischen bis zur Zeit der ersten wirklichen romanischen Denkmäler“ (1866, I, p. IX) definierte, und Gröber (1904⫺06) sah mit gutem Recht in der Existenz von lateinischen Varietäten die Bedingungen für die Ausbildung der romanischen Sprachen. Auch von antiken Autoren, die keine Sprachwissenschaftler waren, so daß ihr Zeugnis der linguistischen Auslegung bedarf, besitzen wir Aussagen über das Vorhandensein sprachlicher Varietäten (Schmitt 1973, 81 ff.). Dabei ist von besonderem Interesse, daß nicht nur textsortenspezifische Varietäten (z. B. Cicero, AH. 1, 9, 1) bezeugt werden, sondern auch diastratische, wobei vor allem die Varianz zwischen au und o schichtenspezifisch interpretiert wurde: ein Aristokrat, der zur Plebejerpartei übertrat oder diese politisch vertreten wollte, konnte sich fortan nicht mehr Claudius, sondern nur noch Clodius (Silva Neto 1957, 155 ff.) nennen. Für die Romanistik steht außer Frage, daß es ein afrikanisches Latein (Kroll 1897; Petersmann 1998; Müller 2001, 270 f.; Schmitt 2002a), ein hispanisches Latein (Meier 1930, 93 ff.), ein gallisches Latein (Brun 1936; Sittl 1882, 63) und ein ostromanisches Latein (Bahner 1970,76 ff.) gegeben
405 hat und daß diese meist nur rekonstruierbaren Varietäten ihren Beitrag zur Ausgliederung des Lateins und Ausbildung der romanischen Sprachen geleistet haben. Das eindruckvollste Bild von den Varietäten des Lateins vermittelt dabei der von Rohlfs auf der Basis von Rekonstruktion erarbeitete Piccolo atlante linguistico panromanzo (1986), der auf dessen romanischer Sprachgeographie (1971) basiert. Die Verbindung zwischen der lateinischen Varietätenlinguistik und der Romanistik ist noch nicht genügend aufgearbeitet. Es genügt, eine Inschrift aus Augusta Emerita (wohl 1. Jh.; CIL II 5181, 1, 17: „mulos, mulas, asinos, asinas, caballos, equas“) zu erwähnen, die auch Rohlfs (1971, 30) zitiert, um zu zeigen, wie wichtig derartige Befunde sind: Diese Aufzählung entspricht der im Iberoromanischen noch heute fortbestehenden frühen Differenzierung von (gehobenem) equus/a vs. (volkssprachlichem) caballus (< gr. κaταβα´ λλειν „herabwerfen“ J ital. caballus „Herabwerfer, schlechtes Pferd“, wohl Gruppensprache der Troßknechte) und macht verständlich, warum noch heute die Paare port. cavalo ⫺ egoa, span. caballo ⫺ yegua, katal. cavall ⫺ egua neben it. Cavallo ⫺ cavallo im Romanischen fortbestehen (Rohlfs 1971, Karte 36). Ähnliche Varietäten lassen sich auch für die Galloromania ausmachen, wo z. B. der Typ Mercurii dies das Französische, der Typ dies Mercurii hingegen (neben dem Wallonischen) das Frankoprovenzalische und das Okzitanische erfasst, fontana „Quelle“ französisch, fontem „Quelle“ hingegen okzitanisch ist und sambucum „Holunder“ die früh und intensiv romanisierten, sabucu „Holunder“ (mit Variante saburu) die später und weniger intensiv romanisierten Gebiete erfasst. Es besteht also grundsätzlich kein Unterschied im Bereich der sprachlichen Variation zu den heutigen romanischen Sprachen, wir verfügen lediglich über weniger Daten und gesicherte Zeugnisse, die sich varietätenlinguistisch interpretieren lassen. Aber es besteht kein Zweifel, daß Beobachtungen wie die eines Augustinus zum Quantitätenkollaps der lateinischen Längenvokale („cur pietatis doctorem pigeat imperitis
406 loquentem, ossum potius quam os dicere …“, doctr. Chr. 4, 24) ernst zu nehmen sind und Maurer sicher recht hat, wenn er dazu bemerkt: „Certo e´ que, segundo uma observac¸a˜o de Santo Agostinho, ja´ na˜o se ´ frica do fazia distinc¸a˜o de quantidade na A seu tempo“ (1959, 9). Die Situation ist für das Altfranzösische durchaus vergleichbar: Belege für diasituative Varietät kann und darf man nicht erwarten, man kann derartige Phänomene allenfalls aus indirekten Bemerkungen zu sprachlichen Situationen, Redekommentierungen und Konstellationen herleiten, wobei ⫺ erwartungsgemäß ⫺ die entsprechenden Textstellen unterschiedliche Beurteilungen gefunden haben. Die bereits oben zitierte und als implizite Angabe zu diaphasischer Varietät bewertete Aussage des Conon de Be´thune wird z. B. von Pfister (wie auch Brunot 1905, I, 330 oder Franc¸ois 1959, 93) als diatopische Einschätzung bewertet: „Auf Grund der Belegstelle bei Conon de Be´thune scheint es mir unzweifelhaft zu sein, daß Ende des 12. Jahrhunderts die Sprache der späteren Ile-de-France mit Paris im Zentrum eine deutliche Sonderstellung erreicht hat und dieses Französisch wegen seiner in der Dichtungssprache auftretenden Normierungseigenschaften als *parler directeur+ angesprochen werden muß“ (1973, 219). Doch muß die Frage gestattet sein, ob sich, die Akzeptabilität dieser Interpretation vorausgesetzt, Conon dann wirklich derart über König und Königin aufgeregt hätte. Ähnlich liegt die Problematik bei den von Gossen (1957) zitierten Äußerungen von Garnier de Pont-Sainte-Maxence oder Aymon de Varenne (Pfister 1973, 219), die auch nicht den eindeutigen Rückschluß zulassen, es habe bereits im 12. Jahrhundert eine Hochsprache gegeben: Auch hier läßt sich der Bezug auf eine diasituative Komponente nicht von der Hand weisen, während die von Franc¸ois klar herausgearbeiteten Kategorien des mot grossier, mot tenu a laid, der orz moz und des bei Adam de le Hale und Chrestien de Troyes belegten taisiez por les dames Zeugnisse darstellen, die auf Textsortenspezifika, Konversationsnormen oder auch situative Regeln (für die Sprachverwendung in Anwesenheit von
III. Italische und romanische Sprachen
Frauen) hinweisen und daher unterschiedlichen Sprachgebrauchsnormen zuzurechnen sind. Auch hier besteht sicher noch ein Forschungsbedarf, denn es besteht noch immer keine systematische Analyse der metasprachlichen Aussagen im Altfranzösischen. Gesicherte diasituative, soziologische und teilweise auch dialektologische Ergebnisse liegen nur über die mehrfach untersuchten Grußformeln des Altfranzösischen (zuletzt Lebsanft 1988) vor, die zeigen, daß die Verwendung der Formen in Abhängigkeit vom Sprecher-Adressaten-Verhältnis, vom Adressaten, vom Sprecher und der Gesprächshandlung gewählt sein kann. Ein Paradebeispiel für die Unlösbarkeit eines grundsätzlich gegebenen Problems ist die Bedeutung von Sondersprachen im Mittelalter. Niemand zweifelt, daß die zwei Zeilen in Adams Nikolausspiel, die Gaunern in den Mund gelegt werden: „Saintissie´s pour le marc dou cois Et pour son geugon (…)“
authentischen Argot darstellen (Matore´ 1985, 302). Aber klar ist auch, daß die Einzigartigkeit des Dokuments eine Interpretation des auf Hapaxformen basierenden Textsegments nicht gestattet und daher Esnaults Interpretation (*Taisez-vous a` cause du tavernier+; marc „tavernier“, coi „auberge“, geugon „valet“) Spekulation bleiben muß (Schmitt 1990, 289a). Dokumente des kryptischen argot ancien sind erst ab dem 15. Jahrhundert dank besserer Quellenlage deutbar. Damit bleiben allein die diatopischen Varietäten des Altfranzösischen gut dokumentiert, denn es gibt keinen Text, der nicht ein Mindestmaß an Dialektismen aufweist, seien sie phonetischer, lexikalischer oder (in selteneren Fällen) syntaktischer Natur. Aber auch hier kann man feststellen, daß es reine Dialekttexte offenbar nicht gibt, daß immer mehr als eine Varietät auftritt (Gossen 1967), d. h. kein Schreiber begnügt sich mit der eigenen dialektalen Variante, sondern versucht, in einer überregionalen Schrift zu kommunizieren. Diese Tatsache hat in der Vergangenheit oft zur ‘Verlagerung’ von literarischen Texten ‘in das Grenzgebiet’ zwischen zwei oder drei Dia-
15. Französisch
lekten geführt, ja sogar die ⫺ unhaltbare ⫺ These einer „unite´ ancienne d’ouı¨l, c’est-a`dire la manifestation d’une tradition *non dialectale+ parce que *pre´dialectale+ dans ses origines“ (Delbouille 1962, 21) entstehen lassen, die zu Recht von Hilty (1968, 11) abgelehnt wird: „Mais il n’est pas moins certain que la diffe´renciation dialectale du Nord de la Gaule dans ses grandes lignes e´tait un fait acquis a` cette e´poque.“ In dieselbe Richtung zielen auch Gossens Beobachtungen zu den afrz. Scriptae: „Die Dialekte Nordfrankreichs haben sich wahrscheinlich schon in merowingischer Zeit differenziert, so daß sie zur karolingischen Epoche bereits mehr oder weniger deutlich individualisiert waren“ (1957, 428). Dabei ist für die Zeit vom 9.⫺12. Jahrhundert kaum etwas von der Existenz eines geographischen Zentrums in der Ile-de-France zu verspüren, im Gegenteil. Wie schon die Philologen des 19. Jahrhunderts beobachtet haben, sind zwei wichtige Lautentwicklungen des Altfranzösischen vom Norden ausgegangen und haben dabei auch das Zentrum erfaßt: Die Ausdehnung der progressiveren Grapheme *oi+ (für *ei+), die den Lautwandel [ei] J [oi] und evtl. J [o´e] und [oe`] abbildet (Rheinfelder 1963, I, 20), und die Expansion der ebenfalls progressiveren Grapheme *eu+ (für *ou+), die den Lautwandel [o´u4 ] J [ou´] und evtl. zu [ö] wiedergeben (Rheinfelder 1963, I, 24), sind Resultate einer Nord-Süd-Entwicklung. Da sowohl der Lautwandel lt. [e´] (in offener Silbe) J afrz. [oe`] (Haudricourt 1948, 209⫺ 18) als auch der Lautwandel lt. [o´] (in offener Silbe) J afrz. [u4 ] (vgl. Karte XI von Suchier in Gröber 1904⫺6, I) vom kulturell und wirtschaftlich überlegenen Norden ausgegangen sind, darf man Paris und die Ile-de-France als eher rezepierende Teile des nordgalloromanischen Dialektkonglomerats betrachten. An dieser Situation dürfte sich ⫺ nach Auskunft der Dokumente ⫺ bis zum Regierungsantritt von Philippe-Auguste (1180⫺1223), mit dem die Festigung der kapetingischen Monarchie verbunden bleibt, wenig geändert haben. Die literarische Produktivität war in den einzelnen Dialektgebieten recht unterschiedlich; dennoch ist es möglich, auf-
407 grund von Dokumenten, literarischen Werken und toponymischen Angaben eine rudimentäre diatopische Varietätenlinguistik des Altfranzösischen (Buridant 2000; Gennrich 1968; Schwan/Behrens 1963; Rheinfelder 1963, 1967; Rohlfs 1963) zu etablieren. Dabei sind (vgl. Karte 1) folgende grundsätzlichen Bemerkungen zur Gruppierung der altfranzösischen Dialekte zu beachten: 1. Der nördlichste altfranzösische Dialekt ist das Pikardische, das auch literarisch von besonderer Bedeutung ist; es erfaßt das Artois und die Pikardie. 2. Anschließend im Nordosten erstreckt sich das Wallonische, das in Lüttich, Namur und den Gebieten entlang der französisch-belgischen Grenze gesprochen wird. 3. Der Osten wird durch die lothringischen Dialekte beherrscht, die südlich in die ⫺ weniger ausgeprägten und für die Literatur kaum nennenswerten ⫺ Mundarten der FrancheComte´ übergehen. 4. Das Altfranzösische kennt vier zentrale Dialekte: ⫺ Das Franzische (gesprochen in der Ile-deFrance, und für die Literatur anfangs ohne Bedeutung) ⫺ das Champagnische (gesprochen im Gebiet, das westlich an das Lothringische angrenzt und schon wegen Chrestien de Troyes für die Höhenkammliteratur besonders wichtig bleibt) ⫺ das Burgundische (das westlich ans Franccomtois anschließt) ⫺ die südlichen Mudarten (Bourbonnais, Berrichon, Orle´anais) 5. Die südwestlichen Dialekte sind: ⫺ das (erst im Hochmittelalter französierte) Poitevinische ⫺ das Angevinische, das in der Tourraine und der romanisierten Bretagne gesprochen wurde 6. Die nordwestlichen Dialekte setzen sich zusammen aus: ⫺ dem Normandischen (das die Normandie und Teile des Maine erfaßt) ⫺ dem Anglonormannischen, einem Ableger des Normandischen, das in England und auf den anglonormannischen Inseln gesprochen wurde.
Die nordfranzösischen Dialekte unterschieden sich stärker vom Franzischen als die west- oder ostfranzösischen. Aufgrund der umfangreichen Produktion uns überkom-
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408 III. Italische und romanische Sprachen
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15. Französisch
mener Literatur läßt sich für sie auch am leichtesten eine diatopische Varietätentypologie erstellen:
⫺
3.1. Die Eigenheiten des Pikardischen 1. Konsonantismus: ⫺ lt. [k] und [g] vor [a] und [au] bleiben im Wortanlaut und im Wortinlaut nach Konsonant erhalten (lt. cadutu J keüt, causa J cose, franca J franke, (r)excappare J (r)escaper, etc.); ⫺ lt. [k] vor [e] und [i] wie auch [ti4] nach Konsonant wird zu [ts] (vgl. lt. ecce ille J chil, *directiatos J drechiez); ⫺ germ. [w] im Anlaut bleibt erhalten, bisweilen auch im Inlaut: vgl. *wardoˆn (FEW 17, 510a) J warder, re ⫹ wardoˆn J rewart; ⫺ lt. [bl] J [vl] J [ul], vgl. lt. caritabilem J caritavle/charitavle oder lt. populum J peule; ⫺ es fehlt der für das Franzische so typische Gleichlaut zwischen [l ⫹ r] und [n ⫹ r], vgl. franzisch voldra vs. pik. vorra, franzisch sambloient vs. pik. sanloient, franzisch tendrai vs. pik. tenrai. ⫺ häufig stellt sich bei [-er] die Metathese in nebentoniger und unbetonter Silbe ein, vgl. lt. prehendimus J pik. pernons, vermiculus J vremeil (neben vermeil), etc. 2. Vokalismus: ⫺ e¸ ⫹ l Kons J iau, z. B. lt. anellus J pik. aniaus ⫺ eø ⫹ l Kons J iau, z. B. lt. ecce illos J pik. chiaus ⫺ o¸ ⫹ l Kons J au, z. B. lt. follus J pik. faus ⫺ i ⫹ l Kons J iu, ieu, z. B. lt. filius J pik. fius (oft geschrieben fix, da *us+ ⫽ *x+), ecce illi J chils, chiens, etc. ⫺ lt. [e´] ⫹ oraler Konsonant J (häufig) [ie], z. B. lt. terram J tierre, tiere, *adpressum J apries, etc. ⫺ lt. -iata J -ie (selten J -ie´e), z. B. mansionata J maisnie ⫺ lt. -ı¯vu J -iu, -ieu, z. B. lt. maladivum J maladieu (frz. maladif) ⫺ [e˜] und [a˜] bleiben ⫺ wie im Wallonischen ⫺ geschieden, können daher keinen gemeinsamen Reim bilden. 3. Formenlehre: ⫺ dem weiblichen Artikel frz. la entspricht im Obliquus pik. le, auch das fem. Personalpronomen la entwickelt sich im Obliquus zu le, während im Rektus oft Einfluß des maskulinen li vorliegt; ⫺ die Formen des Possessivpronomens lauten mi (ma), te, se für französisch ma, ta,
⫺
⫺
⫺
⫺
sa und me(n), te(n), se(n) für mon, ton, son, no(s) für notre; eigene Verbmorpheme: ⫺ 1. Pers. Plur. Präs. und Fut.: -omes statt -ons ⫺ 1. Pers. Plur. Präs. und Imp. Konj. Kond.: -iemes statt -(i)ons ⫺ 1. Pers. Plur. Imp., Imp. Konj. und Kond.: -iens statt -ions; die Imperfektbildung erfolgt wie in den übrigen drei nördlichen Dialektgebieten auf der Grundlage von lt. -a¯bam J -aua: c(h)anto(u)e, c(h)anto(u)es, c(h)anto(u)e, c(h)antiiens, c(h)antiiez, c(h)anto(u)ent; endungsbetonte -si-Perfekte haben oft intervokalisches s, z. B. lt. rehendit J franzisch prist, pik. presist; die 3. Pers. Plur. der -si-Perfekta weist häufig -isent statt -irent auf, franzisch prirent entspricht pik. prisent, firent pik. fisent, etc.; Im Präs. Ind. finden sich in der 1. Pers. oft Formen mit einer Endung auf *-c+, z. B. lt. sentio J pik. senc, aporto J aporc, rendo J renc, etc.; Die Ordinalia ab 5 ff. haben das Morphem -isme (statt franzisch -ie(s)me): franzisch seizie(s)me entspricht pik. seizisme;
Gerade für das Pikardische ist immer zu bedenken, daß es ⫺ wie Gossen (1942) betont ⫺ keine reinen Mundarttexte gibt, daß vor allem für die anspruchsvollere Literatur das Franzische früh zu einer Art sprachliches Modell wird und daher die obigen Kriterien (die nur eine Auswahl darstellen) nie alle gleichzeitig in einem Text auftreten müssen, um dessen Abfassung in die Pikardie zu verlegen. Zu beachten ist ebenso grundsätzlich der wichtige Unterschied zwischen Original und Scripta(e).
3.2. Das Normandische und seine sprachlichen Eigenheiten Neben den oben genannten Handbüchern bietet vor allem Suchier (1949) eine gute Einführung in die wichtigsten Charakteristika dieses durch eine bedeutende Literatur vertretenen galloromanischen Dialekts. 1. Vokalismus: ⫺ [ei] geht nicht (wie im Franzischen) zu [oi] über. Es bleibt erhalten oder wird (v. a. in den frühen Texten) zu [e], z. B. norm. metie´ statt franzisch moitie´, lt. habere J (h)aveir, (h)aver; ⫺ [ie] J [e], vgl. maniere J manere, lt. pacare J paier und (häufig belegtes) paer; ⫺ [i˜ ] und [a˜] bleiben getrennt.
410 2. Konsonantismus: ⫺ [l] vor Konsonant verstummt im allgemeinen, z. B. lt. gentilis J gentis, lt. articulos J ortoiz, etc. Für den größeren (nördlichen) Teil der Normandie gilt: 1. Vokalismus: ⫺ Triphthong [iei] entwickelt sich (wie im Franzischen) zu Monophthong [i], also iei J i, vgl. lt. lectum J *lieit J lit, 2. Konsonantismus: ⫺ lt. k a und g a bleiben im Wortanlaut und im Inlaut erhalten, vgl. lt. cantare J norm. canter, francamente J frankement, lt. gaudium J vglt. *gaudia J norm. goie; ⫺ ci4 und ti4 entwickeln sich (wie im Pikardischen) zu [ts], während im Franzischen [ts] vorliegt, vgl. lt. justitiam J justiche, *cominitiat J comenche, pronuntiat J prononche; 3. Formenlehre: Selten findet sich gen für je und cen für ce; als betonte Form tritt lie´ (< vglt. *illaei) auf. Vor allem in Urkunden divergiert der Wortschatz des Normandischen stark vom Wortschatz der übrigen nördlichen Mundarten. Der anglonormannische Unterdialekt zeichnet sich durch folgende Eigenheiten aus: 1. Vokalismus: ⫺ [a] vor [n] ⫹ Konsonant J [aun], vgl. lt. tantu J taunt, amita J aunte, etc.; dies ist das typischste Varietätenmerkmal; ⫺ ansonsten gilt, daß [a˜] und [ε˜ ] geschieden bleiben, [ei] erhalten bleibt oder zu [e] wird, [ie] zu [e] reduziert wird und [l] vor Konsonant schwindet (vgl. Willame statt Guillaume, Guater statt Gualtier, Gauthier). Von den Nachbardialekten kann das Normandische vor allem mithilfe folgender Kriterien geschieden werden: ⫺ [ε˜ ] und [a˜] bleiben getrennt: Abgrenzung zum Zentrum und zum Osten, wo [ε˜ ] J [a˜]; ⫺ [e] ⫹ [i] erscheint als [i]: damit ist eine Trennung vom Osten und den westfranzösischen Mundarten möglich, wo [e] grundsätzlich bewahrt wird; ⫺ wichtigstes Kriterium für die Scheidung vom Pikardisch ⫺ Wallonischen ist der für das Normandische typische Wortschatz; das Vorhandensein von Gleitlauten und die Entwicklung [ε], [c] und [i] ⫹ [l] sind weitere pertinente Unterscheidungsmerkmale.
III. Italische und romanische Sprachen
3.3. Das Wallonische Der wallonische Dialekt gehört zu dem aus drei Teilen bestehenden Block der nordgalloromanischen Dialekte. Mit dem Pikardischen, der zentralen Mundart des Nordens, hat das Wallonische folgende Eigenheiten gemein: 1. Vokalismus: ⫺ [i˜ ] und [a˜] bleiben getrennt; ⫺ [ie´e] J [ı´e], also Kontraktion bei der Nachfolgeform von lt. -iata; ⫺ [ie´] J [i]; häufig belegt sind Formen wie wallon. pair (< lt. pacare); ⫺ wie im ganzen pikardischen Sprachraum tritt häufig die Diphthongierung von geschlossenem [e] auf, z. B. lt. terram J wallon. tierre (franzisch terre); 2. Formenlehre: ⫺ es kennt erweiterte Futurformen ⫺ [-´iens] und [-´iez] im Imperfekt und Konditional sind einsilbig ⫺ die Perfektformen lauten (in der Regel): fisent, misent, etc. Daneben besitzt das Wallonische eine Reihe eigener dialektaler Merkmale: 1. Vokalismus: ⫺ Vokal ⫹ [l] J Vokal ⫹ [il], z. B. lt. solu J soil; ⫺ [a] statt [e] im Imperfekt des Verbums estre: astoit, statt franzisch estoit; ⫺ [a] in -abilis J [au], z.B. honorabilem J honoraule, stabilem J estaule; ⫺ [o] J [u, o, ou] statt [eu] in lt. priorem J priour, deus J deus; ⫺ [au] ⫹ Kons. J [ou] ⫹ Kons., vgl. Paulum J Poul; ⫺ [o] statt [oi], vgl. wallon. besons statt franzisch besoins, chanonnes statt franzisch chanoinnes, etc. ⫺ statt [ei] J [oi] entwickelt sich [ei] J [i], z. B. wallon. conissance statt franzisch conoissance, Part. Präs. conissant statt conoissant, etc; ⫺ oft tritt der Nachlaut [i] nach betontem freien [a] auf, vgl. lt. claru J franzisch cler, wallon. cleir, amare J a(i)mer, wallon. a(i)meir, etc. 2. Konsonantismus: ⫺ lt. *c+ entspricht [ts], geschriebem *ch+ oder *c+: che, chu, ches, chias; ⫺ häufig fehlt das i (oder e) protheticum; ⫺ [l] vor Konsonant schwindet, wo es im Franzischen als [u] erhalten ist (lt. alteros J franz. autres, wallon. bisweilen atres); ⫺ germ. [w] bleibt erhalten, z. B. warder, werpir, etc.
15. Französisch ⫺ [L] wird oft *lh+ geschrieben, vgl. lt. consilium J conselh, filiam J filhe; ⫺ häufig fehlt der Gleitlaut, so entspricht franzisch vendrai wallon. venrai oder franzisch vendredi wallon. devenre(s); ⫺ isoliert auslautendes [-t] bleibt meist erhalten, z. B. lt. fidem J franzisch. foi, wallon. foit, lt. *excadutu J wallon. esceut, etc.; 3. Formenlehre: ⫺ der Artikel im maskulinen Obliquus lautet lo (daneben auch le); ⫺ der Nominativ der Feminina dolor, amor, navis lautet in der Regel dolors, amors, neis, der Nominativ der mask. Substantive frater, senior, magister meist freres, sires, maistres; ⫺ von besonderem Interesse bleibt die Verbmorphologie: das Imperfekt der ersten Konjugation wird mit -eve, -eves, -evet (daneben noch -oi(e), -oi(e)s, -oit) gebildet.; daneben liegt eine eigenwillige Umgestaltung der -ui-Perfekta vor; lt. sapui J sau, sapuit J saut, sapuerunt J saurent, lt. habuiJ au, habuit J aut, habuerunt J aurent (dazu habuisti J awistes, habuimus J awimes, habuistis J awistes), lt. debui J diu, debuit J diut und debuerunt J diurent; die dritte Person Plural des schwachen Perfekts lautet oft -arent (analogisch zu -ai, -as, -at, etc.), daneben können noch -erent und (seltener) -eirent ausgewiesen werden.
3.4. Das Champagnische Das Champagnische gehört zu den zentralfranzösischen Dialekten. Es ist eine der wichtigsten Varietäten für die mittelalterliche Literatur Frankreichs. 1. Vokalismus: ⫺ [i] J [ei], z. B. vitri J vitrei; ⫺ [el] J [al] in Erbwörtern, z. B. tel J tal, quel J qual; daneben entspricht [a] oft franzischem [e] in unbetonter Silbe, also haritage für heritage; ⫺ [o] im Auslaut wird verschieden behandelt: [o´] J u, o und ou: vor [-r] und vor dumpfem [-e], z. B. portour für porteur, flor für flour, später flour für fleur, sole für soule (aber mask.: seus); [o´] J [eu], vgl. lt. nepo¯tem J neveu, pieto¯sum J piteus, etc. ⫺ [oi] J [o], vor allem in Urkunden, aber auch in literarischen Texten, z. B. bos für bois;
411 ⫺ Zusammenfall von [e˜in] und [a˜in], die Nachfolgeformen von lt. ple¯nu und pla¯nu werden also homonym; Übergang von [i˜ ] zu [a˜], der sich im Reim nachweisen läßt, wo z. B. anseigne und Bretaigne zusammenfallen; ⫺ oft werden [ei] und [oi] vor [s] zu [i], vgl. damoiselle J damiselle, vor allem in der Urkundensprache; ⫺ in gedeckter Stellung wird der Diphthong [ai] zu [e], vgl. naistre J nestre, fait J fet; sonst bleibt er erhalten, vgl. aimai, serai, etc. ⫺ besondere Behandlung von Vokal ⫹ [l] oder [l] vor Konsonant: [ε] ⫹ [l] J [iau], z. B. bellu J biau, melius J miaus; primäres [e] ⫹ [l] J [au], z. B. lt. *soliculus J solauz, *concilius J consauz , aber der Obliquus lautet soloil, consoil; sekundäres [e¯] ⫹ [l] (i. e. e¯ < lt. aL ) J [eu], z. B. talis J teus, bisweilen auch tes (mit Schwund des [l] wie im Osten); ⫺ sekundäres [ue] ⫹ [l] J [iau], z. B. vuels, vuelt J viauz, viaut. 2. Konsonantismus: ⫺ isoliert auslautendes [-t] bleibt erhalten, z. B. lt. *conutu J conut, *tenutu J tenut; ⫺ zwischen [n] und [r] gibt es in der Regel keinen Gleichlaut, z. B. venrai statt franzisch vendrai, tenrai statt tendrai/tiendrai. Diese Formen lassen sich nur in Urkundentexten nachweisen, während die literarischen Texte (wohl nach franzischem Vorbild) den Übergangslaut in der Regel bereits kennen; ⫺ [l] verschwindet vor Konsonant nach [i], [c], [}] : lt. gentilis J gentis, *volsit J vost, nullus J nus; ebenfalls kann es nach [a] fallen, wo im Franzischen das [l] als [u] erhalten bleibt, vgl. lt. *specialemente J especiament; 3. Formenlehre: ⫺ die Feminina weisen (hauptsächlich in Urkunden) ein -s im Rektus des Singulars auf; ⫺ neben -ons tritt in der 1. Person des Plurals (wie in den nördlichen und östlichen Mundarten) bisweilen -omes auf; ⫺ im Konjunktiv des Plusquamperfekts der -ui-Perfekta finden sich zahlreiche dialektale Formen, die analogisch zu erklären sind, so z. B. poisse, poisses, poist, poissent (statt poüsse/peüsse, poüsses/peüsses, poüsset/peüsset, etc.) bei Chrestien. Generell gilt für das Champagnische, daß es eine dem Franzischen sehr nahe stehende Mundart ist
412 und daß die literarischen Werke schon früh in einer dem franzischen Vorbild nachempfundenen und daher transdialektale Formen nachahmenden oder privilegierenden Gestaltung abgefasst wurden, während die Urkundentexte als die eigentlichen Zeugen der dialektalen Eigenheiten angesehen werden dürfen.
3.5. Das Lothringische 1. Vokalismus: ⫺ im Nachlaut tritt bei freiem und gedecktem [a] der Nachlaut [i] (sog. ‘parasitäres’ [i]) auf, vgl. graice, lengue/laingue, (h)aritaige, die franzisch grace, langue und (h)eritage entsprechen; ⫺ dieses ‘parasitäre’ [i] kann auch im Nachlaut auftreten, z. B. jai statt ja; ⫺ ferner findet sich das ‘parasitäre’ [i] bisweilen auch bei auslautendem [e/ε], vgl. enfeir statt enfer, leitre statt lettre, etc.; ⫺ häufig liegt bei den Suffixen lt. -alem und -a`bilem die Lautentwicklung [au] statt [a] vor, vgl. estauble statt estable, menestraul statt menestral, etc. ⫺ [au] ⫹ Konsonant J [ou] ⫹ Konsonant, vgl. lt. causam J chouse (franzisch chose); ⫺ [el] ⫹ Konsonant, [εl] ⫹ Konsonant J , vgl. lt. ecce illos J cheauz, etc.; ⫺ [ε] ⫹ [i] ⫹ Palatal im Wortakzent J [ei], z. B. egleise statt franzisch eglise, mei statt mi, demei statt demi, etc.; ⫺ [o´] J [u], [o], [ou] statt franzisch [eu], vgl. lothr. priors, ambsdous, ancessors, etc.; ⫺ [e] vor Nasal wird oft zu [ei]; ⫺ es gibt keine klare Trennung der Nasale, wie [e˜] J [i˜ ] J [a˜] und [e˜] J [a˜] zeigen, vgl. lothr. anfans (< lt. infans/-tes), tanroi (< lt. tenere habeo), für franzisch enfans, und tendrai; 2. Konsonantismus: ⫺ germ. [w] im Anlaut bleibt erhalten, vgl. lothr. warre „guerre“, wairantir „garantir“, wuydier „guider“; ⫺ der Gleichlaut [d] fehlt (aber nicht [t] und [b]), vgl. lothr. menrai, volrai (aber estre, sembler); ⫺ [s] wird häufig palatalisiert und dann *x+ geschrieben, vgl. faix, faxons, laxie´, cognaxant, etc.; ⫺ das isoliert auslautende [-t] bleibt häufig (auch in Urkundentexten) erhalten, vgl. veriteit, raportet, etc.; ⫺ häufig fehlt das [i] bzw. [e] protheticum vor [s] impurum: lothr. sterai, statt franzisch esterai, etc.; ⫺ in zahlreichen Fällen findet sich ein unorganisches [n] vor [s], z. B. amins statt amis, anemins statt anemis, etc.;
III. Italische und romanische Sprachen 3. Formenlehre: ⫺ ille entspricht franzisch elle, cestes franzisch ces; ⫺ en ⫹ le J ou ⫺ oft setzt sich die germanische Betonungsweise bei der lautlichen Entwicklung dreisilbiger Wörter durch, so wird lt. ´ımpı`ta J lothr. empe, franzisch ente (< ´ımpita`), oder lt. hı´rpı`cem J lothr. herpe, franzisch herse (< hı´rpice`m); ⫺ das demonstrative Neutrum lautet oft cem (franzisch cel); ⫺ bei den -ui-Perfekta herrschen schon früh die zentralen Formen vor, lothr. criurent wird also von crurent abgelöst; ⫺ die Imperfektendung lautet -e`ve/t (< lt. -a´bat) und -ı`ve/t (< lt. -i(e)bat). Bei der Dialekttypologie des Lothringischen als ostfranzösischer Dialekt im Mittelalter ist besonders zu beachten, daß viele Affinitäten zum Wallonischen bestehen. Diese erstrecken sich überwiegend auf den Lautstand, erfassen aber auch die Morphologie und insbesondere den (an Germanismen reichen) Wortschatz.
3.6. Die sonstigen diastratischen Varietäten des Altfranzösischen 1. Der Südosten der langue d’oı¨l und das Zentrum: Das Burgundische zeichnet sich durch den Zusammenfall von [i˜ n] und [a˜n], die Reduktion von [ei] und [oi] vor [s] J [i] (moitie´ J mitie´), die Reduktion von [ie] J [e] (anter statt entier), den Schwund von [l] vor Konsonant (corporament statt corporalment) und das häufig auftretende parasitäre [i] (saiche statt sache) aus; mit anderen südöstlichen Dialekten teilt es die Bewahrung von [o] bzw. den Wandel zu [u] (aber nicht zu [œ] bzw. [ø], wie im Franzischen) und den Alphazismus (e J a, vgl. avaque statt avec). Typisch für die mittelalterliche Sprache der Franche-Comte´ sind neben der Entwicklung von lt. -abile J -aule und -al J -aul sowie der mit dem Burgundischen übereinstimmenden Entwicklung von lt. [o] das Schwinden von [l] vor Konsonant (lt. alterum J atre, statt autre) und die Possessiva sui, mui, statt son, mon. Die Dialekte des Berry, Bourbonais und Orle´anais haben für die mittelalterliche Literatursprache nur eine eingeschränkte Bedeutung. Regelmäßig tritt hier der Wandel von lt. [au] J [u] (Graphem *ou+) auf (vgl. chouse < lt. causam), häufig sind der Wandel von [e] J [i] und [ie] J [i], vgl. chivaler statt chevalier. Wie in der Franche-Comte´ kann [l] vor Konsonant schwinden (atre statt autre), und wie
15. Französisch in zahlreichen anderen Dialekten tritt hier häufig ein parasitäres [i] (z. B. saiche statt sache) auf. 2. Der Südwesten der langue d’oı¨l und der Westen: Das Potevinische, Saintongeais, Angoumois und Aunis zeichnen sich vor allem durch das Bewahren des langen lt. e¯ (oder die Entwicklung zu [ei], nicht jedoch zu [oi]) aus, vgl. aver, aveir statt avoir oder pöer, pöeir statt pooir; ebenso erfolgt Reduktion von ie J e (bzw. Beibehaltung des lt. [e/ε]), vgl. derrere statt derriere, Gauter statt Gaut(h)ier, und [oi] J [o], vgl. savor statt savoir. Die Mundarten des Anjou, der Touraine und der romanischen Bretagne behalten ⫺ wie der Südwesten ⫺ diphthongiertes lt. [ei] oder reduzieren es zu [e], vgl. aver, aveir, statt avoir, und teilen mit diesen Mundarten auch die Reduktion von [ie] J [e] (vgl. fe statt fie, ren statt rien). Typisch ist die Imperfektendung -ot statt -eit/-oit, vgl. amot statt ameit/amoit. Wie das FEW, der für die Romania einzigartige Thesaurus Galloromanicus, zeigt, waren die Dialekte der langue d’oı¨l auch lexikalisch stark differenziert; eine systematische Erfassung dieser Daten steht noch aus, doch haben zahlreiche Einzelstudien und etymologische Arbeiten gezeigt, daß eine isolektale Analyse des Altfranzösischen eine reizvolle und aufgrund der guten Erfassung der galloromanischen Lexik auch realisierbare Aufgabe darstellt.
4.
Variationstypologie des Französischen zur Zeit der Renaissance
Es steht außer Frage, daß metalinguistische Äußerungen, die sich auf die Varietäten des Französischen beziehen, für alle Epochen der französischen Geschichte vom Vulgärlatein über das galloromanische Latein (mit soziologischer Schichtung, vgl. Sidonius Apollinaris, ep. 3,3, der von der sermonis celtici squamam depositura nobilitas spricht) und das Galloromanische (mit deutlichem Süd-Nordgefälle, vgl. Budinszky 1881, 111) sowie das Protookzitanische und Protofranzösische (Wilmotte 1927, 222 ff.) und das Altfranzösische gegeben hat. Die Epoche, in der aber das Sprachbewußtsein voll erwacht und das Interesse an der Volkssprache deutlich ausgebildet ist, ist das 16. Jahr-
413 hundert, das ⫺ früher als in der übrigen Romania ⫺ die Ablösung der Wissenschaftssprache Latein und eine ausgeprägte Sprachpolitik kennt (Schmitt 2000c, 673 ff.), denen West- und Mitteleuropa nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen haben. Hand in Hand mit der Funktionserweiterung des Französischen erfolgt dessen Standardisierung als Nationalsprache, wobei ⫺ analog dem seit Valla auf die Sprache Ciceros reduzierten Latein ⫺ nach antiker Tradition zunächst eine ne-varietur-Norm vergleichbar dem auf der urbanitas und dem gustus urbis basierenden Klassischen Latein angestrebt wurde. Damit war das Terrain für die Normdiskussion vorbereitet, die natürlich die Diskussion über die Varietäten mit einschließen mußte; und dementsprechend sind Zeugnisse zeitgenössischer Grammatiker und Philologen, die natürlich für den Unterschied zwischen einer kodifizierten (toten) Sprache wie dem Latein und einer zahlreiche Varietäten kennenden (lebenden) Sprache wie dem Französischen erkannten, für die ⫺ im Unterschied etwa zu Italien und Spanien ⫺ die Auctoritas noch nicht definiert war und die Sprachnorm angesichts der zahlreichen Varietäten eher ein definiendum als ein definitum bildete. Es genügte nicht zu wissen, daß Paris jetzt das unumstrittene Zentrum bildete, wie dies schon in Franc¸ois Villons Ballade des jeunes femmes de Paris unmissverständlich zum Ausdruck kommt: „Prince, aux dames parisiennes De bien parler donnez le prix; Quoi qu’on die d’Italiennes, Il n’est bon bec que de Paris“ (Œuvres, ed. A. Marcy, Paris 1962, 94 f.);
wichtiger war jetzt die Frage, welche der zahlreichen ⫺ sowohl gut dokumentierten als auch angemessen von den Zeitgenossen beschriebenen ⫺ Varietäten wann und mit welcher Intention von welcher Sprechergruppe eingesetzt werden sollte. Überhaupt wurde jetzt zum ersten Mal, ausgehend von der ab Mitte des 16. Jahrhunderts dann auch tatsächlich gemachten Verwendung der Volkssprache in den Wissenschaften, die Frage gestellt, ob sich eine noch immer so ungeregelte, weil aus zahlreichen Varietä-
414 ten bestehende Volkssprache überhaupt so standardisieren läßt, daß auch fachsprachliche Texte und von der Hermeneutik abhängige Entscheidungen so versprachlicht werden, daß eine unmissverständliche Interpretation möglich ist. Charles de Bovelles berichtet uns in seinem Liber de differentia vulgarium linguarum et Gallici sermonis varietate (1533), dem ersten uns überkommenen volkssprachlichen Varietätentraktat, der von der Wissenschaftsgeschichte leider übersehen wurde (Schmitt 1976; 1982), von seiner Auseinandersetzung mit Trithemius (Tritheim) über den Charakter der (deutschen wie französischen) Volkssprache. Für Bovelles bleibt die Volkssprache anderen Gesetzmäßigkeiten als das Latein unterworfen und so unterstreicht er, „temere Iohannem Tritemium Germanorum linguam Latinae linguae adaequare voluisse“ (Cap. L); was für die Diversität ⫺ bzw. die varietates ⫺ der französischen Sprache gelte, sei auch am Deutschen festzustellen: „Superiores Germani, panem, brot: inferiores interiectione litere i, breit vocant. Carnes illi, flechs: isti, flachs appellant [wohl Flesch und Flasch zu lesen, C. S.]. In qua igitur Germaniæ natione, in quo Germanorum solo, in qua potissimum vrbe constituet quis Germanicæ totius linguæ ideam, quæ sit illius initium & metrum, totiu`sque distributionis ac variæ profusionis emporium? Haud enim Latina lingua ad id officii congenea est. Nam cum dissentanea prorsus sit a` Germanoru˜ sermone, tota`ne æquiuoca & homonyma illi: quo pacto huic suam quam vestigamus amussim, sua´eque directionis perpendiculum ponet?“ (Cap. XLIX).
Es sei daher schwierig, für das Deutsche (aber auch das Französische) eine Norm zu finden, ja die Standardisierung bilde in bezug auf die Volkssprache eine (unlösbare) Sisyphusarbeit: „[...] hac ego audita sponsione, subridens respondi, tantæ voluere magnitudinis saxum, haud esse humanarum manuum. Vbinam enim inquam ego, oˆ Tritemi, aprehensurus es ipsam Germanicæ linguæ ideam, quam succingas vallis ac loris regularum, quibus astringi oporteat, prona in vitium suum imperiti vulgi labia, ne ab amussi ab idea, & a` perpendiculo suæ linguæ vsquam titubent? (Nam sicuti diximus de Gallis, ita & de Germanis accidit, vt in Germania suus cuique po-
III. Italische und romanische Sprachen pulo placeat sermo, suu`sve loquendi modus, sit cuilibet & rectus & bellus). Superiores Germani obuios quoslibet, hac voce salutant, Gont tag, id est bonus dies: inferiores autem, demutatis N in V, & T in D, eandem iam salutationem variant, dicunt enim Goud dag. Quis igitur inter vtrosque populos eadem vtentes ligua, iustus sequester fuerit? An inquam rectior superiorum, an inferiorum sit Germanorum sermo? Et an pro significatione boni, pronuntiandum sit Gout per N & T, an Goud, per V & D ? Et an pro expressione diei dicedum Tag: an melius dag? Quandoquidem vox vtraque suo placeat vulgo: & in suo dicendi modo vitium se committere arbitretur nemo?“ (Cap. L).
Dabei wäre es sicher angemessener gewesen, von einer Herkulesarbeit zu sprechen, die jede Generation neu aufgreifen muß, da der Sprachgebrauch die Sprachentwicklung bedingt. Mit dieser Feststellung hat Bovillus sicher Recht, doch hat die Geschichte gezeigt, daß die Vision des Abtes aus Spanheim in Frankreich noch wesentlich früher als in Deutschland verwirklicht werden sollte, da z. B. die wissenschaftlichen Arbeiten im Fach Medizin, wie von Trithemius vorausgesagt, ab 1550 dank des Einflusses von Pare´ an der Sorbonne auf Französisch abgefasst werden sollten. Ähnlich erging es seinen Vorstellungen über die Sprachnorm und die Unmöglichkeit, für eine Volkssprache eine ne-varietur-Norm zu fixieren, die er in dem 1531 in Noyon verfassten Vorwort formuliert hat: „[...] dico, quia positiones vocum, & nominum, ex quibus texturæ fiunt sermonum & orationum, haud aliud habuere initium, qua`m spontaneum & varium hominum arbitrium. In his enim nullus rationis tenio, nulla ibi fixa & certa mentis aurigatio: sed eo nauigandum, ibi figenda anchora, quo tempus, quo locus, & quo incerta hominum labia vocant ingenia. Adde quod quotidie humanorum labiorum vitia secant, variant, adulterant incompta vulgi idiomata: adeo vt permodica loci distantia protinus inuertat cuiuslibet popularis linguæ stilum, & versuram faciat in labiis imperitorum hominum“ (1533, 3).
Wie schon Dante erkennt er die Notwendigkeit andersartiger Sprachnormen für die Volkssprachen, zieht aber aus seiner richtigen Einsicht die falschen Konsequenzen. Doch stellt sein Werk ein einzigartiges Zeugnis über das metasprachliche Bewußtsein der Humanisten und die Varietätenviel-
15. Französisch
falt des Französischen (Schmitt 1982) dar, wobei der diatopische Aspekt dominiert, andere Varietätenprobleme deshalb jedoch nicht weniger Beachtung finden, wie überhaupt sich in der Renaissance die Überzeugung durchsetzte, daß Volkssprachen sich durch varietas charakterisieren lassen. Die Notwendigkeit, sich mit der Volkssprache zu beschäftigen, erkannten bereits die französischen Könige, denen nicht nur das von ihnen nicht beherrschte Latein, sondern auch eine sich ihrem Zugriff entziehende (meist französische) Fachsprache, das Französisch wie das Latein, oder besser: die mit Latinismen gespickte Verwaltungssprache, ein Dorn im Auge war. Dem entsprechend wünschte sich bereits Louis XI nach dem Zeugnis der Me´moires de Commynes „que en ce royalme l’on usast d’une coustume et d’un poys et d’une mesure, et que toutes ces coustumes fussent mises en franc¸oys en un beau livre, pour e´viter la cautelle et la pillerye des avocatz“ (Peyre 1933, 12 f.). Erreicht war ⫺ zumindest formaljuristisch ⫺ dieses Ziel mit der Ordonnance de Villers-Cottereˆts vom 15. 8. 1539, in der in den Artikeln 110 und 111 verfügt wird, daß alle juristischen Handlungen in französischer Sprache durchzuführen seien, wobei allerdings, vergleichbar dem Zeugnis von Commynes, die Formulierung „en langaige maternel franc¸ois et non autrement“ Anlaß zu unterschiedlicher Auslegung gab, zumal die Stellung der im Domaine royal vertretenden Vulgareformen keineswegs klar war. Für alle Interpreten ist eindeutig geregelt, daß damit dem Latein die Funktionen im juristischen Bereich entzogen werden. Was aber die unterschiedlichen Vulgarevarianten angeht, so haben Brunot (1901⫺53, II, 30) und Brun (1951, 81 ff.) den Erlaß dahingehend ausgelegt, daß damit alle nicht der Sprache des Königs angehörenden Sprachformen gemeint seien, während Peyre (1933, 96 ff.) und Fiorelli (1950, 277 ff.) die These, derzufolge die Ordonnance zugunsten jedweder Form und Varietät der Volkssprache zu interpretieren sei, verteidigt haben, was, wie dem Zeugnis des Petrus Ramus (1572, 49 f.) zu entnehmen ist, so sicher nicht richtig ist, da zumindest okzitanische Mundarten nicht zum
415 „language maternel franc¸ois“ gezählt wurden. Auch spricht die tatsächlich praktizierte Sprachpolitik von Franc¸ois Ier für die These vom Primat der Mundart bzw. des Dialekts des Königs, und das war nun einmal die Sprache von Paris, für die bereits 1529 Geofroy Tory in seinem Champ fleury, einem typographischen Handbuch, ein Standardisierungsprogramm entworfen hat: „Parquoy ie vous prie donon nous tous courage les ungz aux aultres, & nous esveillon a la purifier. Toutes choses ont eu commencement. Quant lung traictera des Lettres, & laultre des Vocales, ung Tiers viendra/ qui declarera les Dictions, & puis encores ung aultre surviendra qui ordonnera la belle Oraison. Par ainsi on trouuera que peu a peu passera la chemin, si bien quon viendra aux Champs Poetiques et Rhetoriques plains de belles/bonnes/& odoriferes en ces fleurs de parler & dire honnestement & facillement tout ce quon vouldra“ (A II).
Es ist sicher kein Zufall, daß bereits zwei Jahre nach diesem pathetisch vorgetragenen Programm die erste ⫺ noch in lateinischer Sprache verfasste ⫺ Grammatik zur französischen Volkssprache erschienen ist: Sylvius’ Grammatica Latino⫺Gallica (Dubois 1531), in der der Arzt aus Amiens, angeregt durch das Beispiel des mehrfach zitierten Spaniers Nebrissensis (Nebrija), sich anschickte, ein Donat für das Französische Vulgare zu werden und nicht nur das Französische der Ile-de-France, sondern auch ⫺ oft kontrastiv ⫺ andere Dialekte Frankreichs, insbesondere seinen Heimatdialekt, das damals noch bis an die Tore Paris’ reichende Pikardisch, systematisch beschrieb. Doch würde man Sylvius Unrecht tun, würde man die Sonderstellung des Pikardischen mit Amiens, seinem Geburtsort, zu verbinden zu versuchen; vielmehr galt das Pikardische wegen seiner konservativen Lautentwicklung und der damit gegebenen größeren Nähe zur lateinischen Muttersprache als eine Art Archetyp unter den galloromanischen Dialekten: „Pic., pro Picardi, saepe reperies, quo`d horum sermonis cum Gallico atque adeo` Graeco et Latino, si Erasmo & veritati credimus, maxima est affinitas: uter integrior, aliorum sit iudicium“ (1531, Vorwort). Die Nähe zur lateinischen Muttersprache ist damit oberstes Normkriterium,
416 und daher muß z. B. auch der Zusammenfall der Nasale [a˜] und [e˜] im Franzischen, der bis zum 20. Jahrhundert im Pikardischen nicht erfolgt ist, von Dubois als infamia (1531, 11) bewertet werden, während das wohl auffälligste Dialektkriterium des Pikardischen, dem die Einwohner des Nordens ihren heute überall bekannten Necknamen les Chti oder les Chtimi verdanken (Schmitt 1975), vergleichbar dem durch Autoaufkleber in der heutigen Pikardie gezeigten Selbstbewusstsein der Pikarden, von Dubois als Qualitätsmerkmal seines Dialekts und damit als Gütesiegel gegenüber den anderen Dialekten, speziell dem Franzischen beachtet werden, von dessen Sprechern die Pikarden immer wieder gehänselt wurden: „Unde Picardorum mi & Northmanorum mie` pro moıˆ iniuria reliquis Gallis subsannantur“ (1531, 107): norm. me (< lt. me) und pik. mi (< lt. mı¯, mihi) sind nach Dubois die korrekten Formen, und deshalb: „desinant igitur Picardis, puritatem linguae & antiquitatem integrius servantibus illudere Galli, quo`d dicant mi, ti, si raro: & me`, te`, se`, a` mihi vel mi, tibi, sibi, vel ti, si, analogia primae personae. Quamquam moˆi, toˆi, soˆi, tolerabiliora sint, & forte Graecanica, ut in pronomine ostendimus. Neque posthac in Normannos cavillentur, omnia haec praedicta & consimilia non per oıˆ sed per e pronuntiantes, tele`, estelle`, se´e`, ser, de´, tect, vele`, vere`. re´, le´ ame´e`, & c. aime`re´e`, etc. Quam pronunciationem velut postliminio reuersam hodie audimus in sermone accolarum huius urbis, & incolarum, atque adeo` Parrhisiensium“ (1531, 21).
Wir erfahren damit aus Sylvius’ Grammatik nicht nur, daß die Würfel zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch nicht endgültig zugunsten des Franzischen gefallen sind, sondern auch, worin sich ⫺ nach dem durch die Sprachatlanten des 20. Jahrhunderts bestätigten Befund ⫺ das Französische des Zentrums und (primär) die nördlichen Dialekte unterscheiden. Dazu gehörten die Bewahrung von lt. ka und kau, sowie die Bewahrung eines dreistufigen Nasalvokalsystems (z. B. chemin/pik. quemin, 1531, 55; choulx/ pik. coles, 1533, 56; chasser/pik. cachier, 1533, 57; enfer/pik. infer, 1533, 59: alle bei Bovelles 1533) und ein Lautwandel, über den fast jeder Grammatiker berichtet: der Pariser Lautwandel [-r-] J [-z-], der natür-
III. Italische und romanische Sprachen
lich in jedem einzelnen Fall eine Entfernung von der lateinischen Basis darstellen muß, sowie daraus resultierende hyperkorrekte Formen: „Oseille, id est acetosa herba, & pendet ab ea. Ibi A in O &, C in S cadit. Parrhisii corruptius loquentes, dicunt oreille; ut qui perpetuo inter literas S & R vitio laborant“ (Bovelles 1533, 71). Nach Auffassung grosso modo aller Grammatiker bietet die Isoglosse [-z-] vs. [-r-] bzw. (hyperkorrekt) [-r-] vs. [-z-] den Beweis für die Relativität der Pariser Sprache als Standardvarietät und damit ein gewichtiges Argument für die These, daß das Franzische teilweise stärker korrumpiert ist als die übrigen Dialekte. Und diese Kritik scheint befolgt worden zu sein, denn es gibt nur wenige erhaltene Relikte dieses Lautwandels, wie frz. chaire „Lehrstuhl, Kanzel, Tribüne“ vs. chaise „einfacher Stuhl“ oder die Redewendung le vin sent sa framboise (⫽ volkssprachliche Uminterpretation von son franc boire „edler Geschmack“). Die von Bovelles gegebene Liste der Divergenz zwischen dem Pikardischen und dem seiner Meinung nach fehlerhaften Franzischen und dem Pikardisch-Wallonischen stellt damit eine heute noch weitreichend gültige diatopische Variationstypologie dar: „Et quia Parrhisii Belgis vicini, interstite Sequana fluvio, statim linguam a` Belgis antiquum Gallorom sermonem plusculum servantibus, longe variant: ideo apponenda istic differentia fuit, quae utriusque gentis labium, & loquendi modum, non in substantia ac distinctione verborum, sed sola varietate syllaborum, & erosione seu immutatione literarum, a` vitio labiorum dispescuerit. Parrhisij cumprimis apud seipsos laborant vitio literarum R & S, aliam pro alia in medijs syllabis eloquentes. Nam Ieru Masia, solet in eorum plebe audiri, pro Iesu Maria. Adest & illis vitium, ac demutatio vocalium, A & E in seinuicem: idque & in primis & in medijs syllabis, Anfens pro Enfans. Inter autem Parrhisios & Belgas, vulgatissima diductio, seu diuisio labiorum fit in literis, sicuti docuimus, G & V. Nam Belgae in multis duplicant literam VV, in quibus Parrhisij, pro ea, literam G compensant. Dicunt Belgae Vvarder, Parrhisii Garder. Rursum alia inter ambos accidit labiorum maceries, in literis G & I consonantis: praesertim ante vocales A & O. Nam quod Parrhisij effantur per I consonantem mollius, id Belgae saepenumero duriuscule per G, & interdum per Q eloquuntur: ut in his, Goye. Ioye: Gay, a`
15. Französisch graculo, Iay: bergier, berquier. Aliud quoque accidit amborum in labiorum vitijs interuallum in literis simplicis literae C, & C cum aspiratione, id est Ch. Nam in multis in quibus Belge˛, velut Latinitati hactenus propriores, efferunt ore C simplex, Parrhisij adiecta aspiratione, duritiem literae C frangunt, efficiuntque molliorem, ut in his, capron, chaperon : cat, chat“ (1533, 89 ff.).
Auch hier stehen, ⫺ mit anderen Beispielen, aber grundsätzlich derselben Einschätzung ⫺ diatopische Kriterien im Mittelpunkt, doch enthält das bewußt ausführliche Zitat mit dem Hinweis auf Ieru Masia bei der Pariser plebs auch einen Hinweis auf diastratische Divergenzen innerhalb des Pariser Französisch und damit ein Zeugnis für soziologische Varietät innerhalb eines geographischen Subsystems. Soziale Varianz innerhalb der renascentistischen Dialekte ist außerhalb des Franzischen nicht bezeugt, spielt aber für Paris von Anfang an im Rahmen der Diskussion über den usage, das französische Pendant zum lateinischen usus, eine wichtige Rolle (Lodge 1993; 1998; Wüest 1985), die sich mit der Einführung der Au(c)toritates (Curtius 21954, 261 ff.; Franc¸ois 1959, I, 136 ff.; Kukenheim 1932, 92; Trabalza 1963, 51⫺85) noch intensivieren sollte. Aus den Traktaten Varros und Quintilians, aber auch verschiedenen metasprachlichen Äußerungen hatte man die usus-Konzeption in die Normdiskussion eingeführt, wobei man soziologische und dialektologische Kriterien bereits von den römischen Theoretikern übernehmen konnte, die immer wieder auf die Divergenz zwischen der Sprache des einfachen Volkes, der Gebildeten und der anderen Normen unterliegenden und über eine gewisse Freiheit verfügenden Dichter hingewiesen haben: „Alia enim populi universi, alia singulorum, et de ieis non eadem oratoris et poetae, quod eorum non idem ius. itaque populus universus debet in omnibus verbis uti analogia et, si perperam est consuetus, corrigere se ipsum, cum orator non debeat in omnibus uti, quod sine offensione non potest facere, cum poeta transilire lineas impune possit. Populus enim in sua potestate, singuli in illius; itaque ut suam quisque consuetudinem, si mala est, corrigere debet, sic populus suam. ego populi consuetudinis non sum ut dominus, at ille meae est. ut rationi optemperare debet guberna-
417 tor, gubernatori unusquisque in navi, sic populus rationi, nos singuli populo. Quare ad quamcumque summam in dicendo analogia esse an uti oporteret redigerentur dici id in populum aliter ac inde omnibus dici in eum qui sit in populo“ (Varro, de lingua Latina, ed. Spengel 1885, X, 5 f.).
Von Varros De lingua Latina ist auch die Problematik der Anomalie und der Analogie übernommen worden, die bei sprachsystematischen Fragen die entscheidende Bemessungsgrundlage bilden sollte: „Qui autem eas reprehendunt, quod alia vocabula singularia sint solum ut Cicer, alia multitudinis solum ut Scalae, cum debuerint omnia esse duplicia ut Equus Equi, analogiae fundamentum esse obliviscuntur naturam et usum. Singulare est quod natura unum significat, ut Equus, aut quod coniuncta quodammodo ad unum usu, ut Bigae; itaque (ut) dicimus Una musa, sic dicimus Unae bigae. Mutitudinis vocabula sunt unum infinitum ut Musae, alterum finitum ut duae, tres, quattuor; dicimus enim ut hae Musae, sic unae Bigae et binae Bigae, sic deinceps. Quare tam Uni et Unae et Una quodammodo singularia sunt, quam Unus et Una et Unum; hoc modo mutat, quod altera in singularibus, altera in coniunctis rebus, et ut Duo Tria sunt multitudinis, sic Bina Trina“ (IX, 63 ff.).
Und von Cicero bezog man die Einsicht, daß man das Volk anders reden lassen solle als den Wissenschaftler und daß wissenschaftliches Denken nicht unbedingt von der Qualität der Sprache abhängen müsse und gleichwohl der jeweilige usus zu respektieren sei: „Quid in verbis iunctis? quam scite ‘insipientem’ non ‘insapientem’, ‘iniquuum’ non ‘inaequum’, ‘tricipitem’ non ‘tricapitem’, ‘concisum’ non ‘concaesum’! Ex quo quidam pertisum etiam volunt, quod eadem consuetudo non probavit. Quid vero hoc elegantius, quod non fit natura, sed quodam instituto? ‘Indoctus’ dicimus brevi prima littera, ‘insanus’ producta, ‘inhumanus’ brevi, ‘infelix’ longa. Et, ne multis, quibus in verbis eae primae litterae sunt, quae in ‘sapiente’ atque ‘felice’, producte dicitur ‘in’, in ceteris omnibus breviter. Itemque ‘composuit, consuevit, concrepuit, confecit’: consule veritatem, reprehendet; refer ad aures, probabunt. Quaerere, cur? ita se dicent iuvari. Voluptati autem aurium morigerari debet oratio. Quin ego ipse, cum scirem ita maiores locutos esse, ut nusquam nisi in vocali aspiratione uterentur, loquebar sic, ut ‘pulcros, Cetegos, tri-
418 umpos, Kartaginem’ dicerem; aliquando, idque sero, convicio aurium cum extorta mihi veritas esset, usum loquendi populo concessi, scientiam mihi reservavi (wir unterstreichen). ‘Orcivios tamen et Matones, Otones, Caepiones, sepulcra, coronas, lacrimas’ dicimus, quia per aurium iudicium licet. ‘Burrum’ semper Emnius, numquam ‘Pyrrhum’“ (Cic, orator ad Marcum Brutum, ed. Piderit 1865, 120, i. e. orat. 48, 159 f.).
Diese Prinzipien wurden von Scaliger einem breiteren Publikum präsentiert, als er sich in seiner Abhandlung De causis linguae Latinae von 1540 über das Verhältnis von auctoritas und usus folgendermaßen äußerte: „Unum vero` imprimis observandum est, propterea quo`d significatorum similitudo uni eide´mque voci attributa saepius est, aut scribentium autoritate, aut prodentium curioso iudicio: principem omnium significatum indigari oportere censeo, ad quem tanquam ad tesseram, signa´que caeteras reducere legiones: sed propositis semper causis, sine quibus tam stulte` credimus, qua`m arroganter profitemur. Nam quum hoc interpretandi munus Usu, Autoritate, Ratione, constare dixerint: sane` intelligendum est, usum sine ratione non semper moveri, veluti si aspirat Trophaeum, & Anchoram, quae leniter a` Graecis aliis proferuntur, Atheniensium exemplo sciamus factum esse. Autoritas vero` quid aliud, qua`m Usus est? Nam quod autore M. Tullio dicimus, ex eius usu id habemus. At si ab usu recedat, tum vero` autoritas nulla est. Quare etiam Caecilium reprehendit Cicero, etiam M. Antonium, qui tum aliter, qua`m ex usu loquerentur. Ad rationem igitur, quoad fieri potuit, erunt he˛c reducenda“ (ed. 1597, apud Petrum Santandreanum, 3).
Damit waren die Zentralbegriffe der antiken Varietäten- und Normdiskussion wieder in die Auseinandersetzung um die (akzeptablen, besten) Varietäten der Volkssprache in Frankreich eingebracht: usus, auctoritas und ratio. Nicht lateinische Sprachregeln bestimmen fortan die Diskussion um die Richtigkeit vom Sprachgebrauch oder das Nebeneinander von zwei Stämmen wie am- (aus dem it. amante, was Meigret nicht wissen konnte) und aim-, sondern allein der bzw. die usus, wie dies aus der ersten volkssprachlichen Grammatik der Sprache (Meigret 1548) erhellt, die in Frankreich der Nationalsprache gewidmet wurde: „D’une meˆme inconside´ration du pouvoir et autorite´ de l’usage, il s’en trouve qui veulent asser-
III. Italische und romanische Sprachen vir celui d’une langue a` une autre: de sorte que vous en oirrez qui, a` cor et a` cri, reprennent infinis vocables de notre langue, les disant mal tire´s parce qu’on a laisse´ une lettre ou syllabe, ou change´ l’une pour l’autre: comme par exemple flambe ni flamber ne leur agre´era pas, parce qu’il n’y a point de b en flamma, ni pareillement Aristote, parce qu’on lui a tronc¸onne´ les, vu que le grec et latin dit Aristoteles. Je m’e´merveille bien qu’il ne s’en trouve quelqu’un qui de´batte ey, as, a: avons, avez, ont: vu que nous l’avons trop e´trange´ de habeo duquel on dit que nous l’avons tire´. Suivant la superstition desquels, nous dussions dire je habe, tu habes, il habe, habons, habez, il’ habe˜t: tout ainsi que nous disons de dono, donas, donat, donamus, donatis, donant, je done, dones, done, donons, done´s, done˜t. 19. Il est vrai, toutefois, qu’il est bien raisonnable que quand quelque vocable est diversement prononce´ et avec quelque de´bat, de sorte que l’autorite´ de l’usage branle, de remettre sus celui qui a la meilleure apparence“ (Meigret, ed. Hausmann, 1980, 102).
Aus heutiger Sicht muß dabei erstaunen, wie weitreichende Konsequenzen dem Prinzip des usus zugestanden werden, denn nach Mathieus Ausführungen können Könige Schlösser bauen und Steuern erheben, „mais ilz ne peuvent constituer certain langage a` leurs peuples, n’y engarder qu’ilz ne le fac¸onnent ou changent a` leur mode et vouloir, tant est la liberte´ de langue et d’esprit obstinee, et impatiente de commandemens, voyre qu’il fault que Roys et Princes donnent leur consentement aux peuples pour les laisser jouyr de leurs coustumes & maniere de vivre ancienne selon leur forme et Langage, encores, qu’elles semblent aux bons estre iniques, et contre droit“ (2. Devis 1560, 7 f.). Bei diesem Verständnis von Sprache und ihren Varietäten, das wohl durch den provokant wirkenden Satz „les Roys et Princes peulent bastir des villes et des chasteaux, mais ilz ne scauroient ordonner sus le parler du commun, car fault qu’il preigne commencement de la multitude, accroissement par l’approbation d’icelle, domination et seigneurie d’usage, qui tient main forte a` tout ce qui veult“ (Mathieu 1560, 33) gesteigert wird, rückt die Sprache des Volkes, der herrschaftliche Attribute wie domination und seigneurie assoziiert werden, in den Mittelpunkt, und die Vielfalt der Varietäten der Volkssprache wird zum imperativen Darstellungsbereich von
15. Französisch
Sprachtraktaten und Grammatiken. Für Ramus ist „selon le iugement de Platon, Aristote, Varron, Ciceron le peuple [...] souverain de sa langue“, und auch hier werden dem usage aristokratische Epitheta zur Seite gestellt: „[...] & la tient comme un fief de franc aleu, & nen doit recognoissance a aulcun seigneur. Lescolle de ceste doctrine nest point es auditoires des professeurs Hebreus, Grecs, Latins en luniversite de Paris comme pensent ces beaux Etymologiseurs, elle est au Louvre, au Palais, aux Halles, en Greue, a la place Maubert: Ainsi Ciceron a declaire quil sest reserve la science, mais touchant lusaige, quil la done au peuple“ (Ramus 1572, X f.);
und für Henricus Stephanus rechtfertigt das Prinzip des usage eine Wortfeldforschung zu avare „geizig“, wobei er vom üblichen usage eine Gruppe absondert „pour sentir trop leur populace“ (Pre´cellence, ed. Humbert, 1591, 251), also von der faex plebis gebrauchte Adjektive, wobei dieses Vorgehen mit der Konzeption in seinen Hypomneses de Gallica lingua übereinstimmt, wo er hinsichtlich der korrekten Aussprache ebenfalls vor dem sozialen Bodensatz der Sprecher gewarnt hat: „Minime` autem is quem pronuntiationis habere magistrum volent, aliquis sit e faece plebis, sed qui saltem aut non omino sit illiteratus, aut certe cum iis qui non illiterate` ideo´que satis pure` loquuntur, versatus“ (1582, 211).
Ob diese Dichotomie von peuple und faex populi die Ciceronianische Gliederung in lingua populi und subrusticum (orat. 48, 161, ed. Piderit 1865, 122) wieder aufgreift, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, doch liegt eine solche Vermutung nahe. In diesem Fall muß man jedoch darauf hinweisen, daß für den französischen Humanisten das subrusticum bei weitem nicht so verdammenswert erscheint wie für den römischen Rhetor; er optiert nicht einmal für den generellen Ausschluß aus dem usage, wie es die Beispiele ante annum (Hypomneses 1582, 102), cela est chorde´ (Pre´cellence 1591, 266) und die bekannte Stelle über frz. piec¸a und bonne piece „πολy´ χρο´ νο “, angeblich „sentans trop leur place Maubert“, zeigen, bei denen ein Streit darüber entstand, ob sie
419 in einer Virgilübertragung, also im stilus grandiloquus, verwendet werden dürften: „[...] on commenc¸a incontinent a` s’attacher a` ce mot piec¸a, comme indigne de tenir un tel lieu; et alleguoyent pour toute raison que c’estoit un mot vil, et (s’il estoit licite d’ainsi parler) roturier, pource que le populasse en usoit. Sur quoy ayant faict plusieurs replicques, et quelques questions joyeuses touchant les degrez de noblesse qui estoyent entre les mots (a` propos de ce qu’ils appeloyent cestuy-la roturier), pour toute response ils me renvoyerent a` la cour: et cependant pour ce seul mot condamnerent ceste traduction, de l’excellence de laquelle je fay juges les muses franc¸oises. Or, afin qu’on sc¸ache a` quoy tend ce discours, je di que par ceci on peult cognoistre le povre ordre qui est pour le jourdhuy au langage franc¸ois (dequoy je me suis desja plaint cidessus). Car l’auteur de ceste traduction a este´ nourri de´s son enfance, en cour, comme aussi ceux contre lesquels je disputois; et toutesfois le mot que cestuy-la avait approuve´, ceux-ci le rejectoyent totalement. Et nous esbahissons-nous du desordre qui est pour le jourdhuy en nostre langage, veu que ceux qui se vantent d’en pouvoir ordonner et en donner loix aux autres, ne s’accordent pas ensemble? Mais quelle pitie´ sera-ce si nous voulons bannir autant de mots que nous trouverons estre en usage entre le populaire, et principalement quand il n’y en a point d’autres, ou pour le moins de si propres? Il est certain que c’est le vray moyen de faire nostre langage belitre et coquin: car quand il aura perdu le sien, ne sera-il pas force qu’il coquine l’autruy? Or, quant a` moy, pour conclusion, je di, puisque l’usage de nos mots est si mal asseure´ qu’on le peult dire (par maniere de parler) estre fonde´ sur la glace d’une nuict, a` l’endroict de ceux qui le veulent aujordhuy gouverner, que c’est une grande folie de s’y arrester; et qu’au lieu de rejecter ce qui est de l’ancien franc¸ois, quand il aura passe´ par la bouche du commun peuple, nous devons dire ce que disoit Ciceron parlant de l’orthographe latine: Usum loquendi populo concessi, scientiam mihi reservavi“ (Estienne, Conformite´, ed. Feuge`re, 1853, 56 ff.).
Damit war die Einsicht in einen zweiten Sektor der Variationstypologie des Französischen gewonnen, denn neben dem bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts überall präsenten diatopischen Bereich wird hier klar und unmissverständlich auch der diastratische genannt, wobei ⫺ weniger präzis, aber durchaus explizit ⫺ auch der chronologische Aspekt (‘veraltend’ und ‘veraltet’) Er-
420 wähnung findet, zumal sich Estienne für eine Verlängerung der Synchronie auf der Zeitachse nach hinten ausspricht. Durch die Latiniseurs wie die Verteidiger eines usage-Konzepts werden wir für die Zeit ab dem 16. Jahrhundert gut über die Varietäten des Französischen unterrichtet; das gebotene Material ist einschlägig und darf als gesichert gelten; die (normative) Beurteilung muß natürlich ⫺ je nach Standpunkt des Betrachters ⫺ unterschiedlich ausfallen. Vor welchen Problemen z. B. der Bibelübersetzer Olivetan stand, kann man dessen bei Kunze festgehaltenen Aussagen im Vorwort entnehmen: „Toutesfoys que a suyure la propriete de la langue Francoyse/ elle est si diuerse en soy selon les pays et regions/ voire selon les villes dung mesme diocese/ quil est bien difficile de pouuoir satisfaire a toutes aureilles/ et de parler a tous intelligiblement. Car nous voyons/ que ce qui plaict a lung/ il deplaict a lautre: lung affecte une diction/ lautre la reiecte et ne lapprouue pas. Le Francoys parle ainsi/ le Picquart autrement/ le Bourguignon en une autre sorte/ le Normand en une autre […]“ (1935, 16 f.).
Für einen klassisch gebildeten Grammatiker wie Bovillus mußte es wohl schwieriger sein, morphologische Tendenzen wie mon/ men (1533, 25), ne pas/ne mie (1533, 69) oder lexikalische Differenzen wie buche/ boise, boue/bourbe, mari/baron, balet/ramon, ais/esselle, geron/gron, son/gruis/bren (1533, 53⫺61) u. a. m. zu evaluieren, zumal sich bei ihm mit der Existenz verschiedener Typen auch immer äthiologische Fragestellungen verbinden. Summa summarum kann man bezüglich der geographischen Varietäten behaupten, daß Bovillus mit seiner rhetorischen Frage „Ubinam igitur, & in qua regione locabimus totius Gallici Sermonis archetypum? Ubi veram scrutabimur ideam? Nusquam sane`, nisi quis forte labia linquens vulgi, neglecto etiam quovis Galliae solo, Latinam linguam in doctorum virorum oro, in suo splendore sedentem, & veluti Gallici sermonis fontem inspectet: utpote a` bocarum, temporum, & horoscoporum casibus immunem“ (1533, 43)
nicht nur die Meinung seiner Zeit bezüglich des galloromanischen Archetyps gegeben, sondern auch die Auffassung über die dia-
III. Italische und romanische Sprachen
topischen Varietäten getreu referiert hat. Was den Archetyp oder den französischen Standard betrifft, so geht daraus hervor, daß in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sich zumindest bei den Gelehrten noch nicht die Meinung völlig durchgesetzt hat, das Franzische bilde die Norm, sondern noch immer die Ansicht verteidigt wurde, nur eine diatopisch (‘locorum’) feste, diachronisch (‘temporum’) konstante und hinsichtlich der Evolution (‘horoscopum’) resistente Sprache könne den Anforderungen (primär) der wissenschaftlichen Kommunikation genügen, und das könne nur die lateinische Sprache mit ihrer ne-varietur-Norm sein. Diese für den normativen Diskurs wenig fruchtbare Diskussion hatte zur Folge, daß wir genauestens über die regionalen und teilweise auch die sozialen Varietäten des Französischen ab der Epoche der Renaissance informiert sind, und zwar durch französische Grammatiker, während z. B. englische wie Palsgrave (1530) oder DuWes (auch Du Guez, 1532/3) immer nur die Dialekte von Paris bis Orle´ans in ihren Abhandlungen berücksichtigt haben. Neue Impulse erhielt die Varietätenlinguistik zum einen durch die Beobachtung sozialer Sprachverwendungsregeln und die von außen (i.e in erster Linie von Italien und Spanien) in die Diskussion eingebrachte Frage, ob die relativ junge und noch wenig geeinte französische Nation bereits über Musterautoren verfüge. Was dabei die sozialen Konventionen betrifft, so werden ⫺ in der antiken Tradition ⫺ Gleichsetzungen wie res vilis ⫽ ˆ verbum vile tradiert, wenn z. B. Bovillus reuppe „das Aufstoßen, Rülpsen“, das zu Estiennes Kategorie der mots vils, roturiers (1582, 211) zu zählen ist, als eine „vilis vox, id est fortis eructatio & foeda post cibum“ bezeichnet, wobei er aber eher sagen möchte, daß es sich nicht gehöre, nach dem Essen zu rülpsen. Derartige Aussagen interessieren mehr den Ethnolinguisten (Schmitt 1986, 159) als den Varietätenlinguisten, während Aussagen über volkssprachliche Canones, wie sie z. B. in Fabris Rhetorik über Alain Charestier vorliegen, dem alle zeitgenössischen Dichter „donnent le lieu de triu˜phe [...], lequel a passe en beau langaige elegant &
15. Französisch
substancieux tous ses predecesseurs“ (21532, III), eher Fragen der Norm und der Autorität betreffen. Doch bilden die volkssprachlichen Rhetoriken und mithin auch Fabris Zeugnisse über das Schreiben in der Volkssprache ein wichtiges Zeugnis über die Varietätentypologie des Französischen, da hier ⫺ in der Folge der antiken Drei-Stile-Lehre ⫺ diastratische Aspekte in der Tradition der antiken Virgilkommentare zur Sprache kommen (müssen): „Il est trois manieres de parler de toutes matieres ou de toutes substances / ainsi comme l’on peult reduyre toutes substances ou matieres en trois especes. La premiere haulte et grave. La seconde moyenne et familiaire. La tierce basse et humiliee“ (21532, XIII).
Es ist eindeutig, worauf sich Fabri bezieht: auf die rota Virgilii mit dem gehobenen, mittleren und trivialen Stil (Curtius 1952, 57 ff.), die spätantike und mittelalterliche Grammatiker und Kommentatoren aus dem Sprachgebrauch in Virgils Aeneis, Georgica und Bucolica herzuleiten versuchten. Doch darf man nie bei der Beurteilung von Fabris Beispielen vergessen, daß er damit Überlegungen aus der lateinischen Grammatik und Stilistik auf die Volkssprache überträgt, so z. B. wenn dieser Diminutive aus dem gehobenen Stil des Vulgare gebannt wissen will, denn „l’on ne doit point parler que gravement et de grave matiere en termes positifz et suppellatifz sans mesler les diminutifz / comme en louant la Vierge marie en la disant royne des cieulx il nest pas elegant de lappeler pucellote ou brebiette“ (21532, XLIX); so lehnt er auch für die Gattung des Chant Royal die Verwendung der „dyptongue picarde“ (21532, II, LX) ebenso entschieden ab wie „les cacephatons et termes escorchez et pres du latin“ (21532, II, I), verbietet also für den hohen Stil sowohl Regionalismen als auch Latinismen, wie es ja auch für die klassische Antike üblich war, neben dem genuin Attischen resp. dem Stadtrömischen für das genus nobile keine anderen Varietäten zu dulden. Fabri besitzt zwar noch kein klares Konzept für den Ausbau der französischen Nati-
421 onalsprache, doch weiß er, wie diese Varietät nicht aussehen sollte, denn er rät z. B. entschieden von der Entlehnung aus lebenden Sprachen ab und möchte die Varietätenmischung vermieden wissen: „Item est une autre barbare qui est de langaige de divers pays / entremesle comme de dire en francoys et breton Villain vous le ferez / Hays ou godes. Cest a dire vueillez ou non / ou les marinierz ont beaucoup de cabillau: qui est poisson en flammen“ (21532, II, LVII). Konsequenterweise kann auch die maßlose Integration lateinischer und griechischer Vokabeln ⫺ das berühmteste Beispiel, aber nicht das Original liefert uns Rabelais’ Escolier Limousin (cf. Berschin 1973, 95 ff.) ⫺ nicht weiterhelfen: „Item est une autre maniere de barbare appellee vice de innovation commis ignorans: voulans apparoistre escumans termes latins en les barbarisant sans prendre leur significat“ (21532, II, LI), führt Fabri aus und stößt damit ins selbe Horn wie der Drucker Geofroy Tory, der in seinem Druckerhandbuch Champ fleury drei Sorten von Sprachverderbern nennt, die Escumeurs de Latin, die Plaisanteurs und die Iargonneurs (vgl. auch Franc¸ois 1959, I, 155 ff.; Brunot 1901⫺53, II, 215 ff.). Seine Konzeption stellt er ⫺ überzeichnend und satirisch ⫺ in der folgenden Charakterisierung der Latiniseurs dar: „Qua˜t Escumeurs de Latin disent Despumon la verbocination latiale, & transfreton la Sequane au dilucule & crepuscule, puis deambulon par les Quadrivies & Platees de Lutece, & come versimiles amorabundes captivon la benivolence de lomnigene & omniforme sexe feminin. me semble qu’ilz ne se moucquent seulement de leurs semblables, mais de leur mesme Personne“ (ed. Jolliffe 1970, A II).
Mit diesem dann von Rabelais überzeichnend dargestellten ‘Gelehrtenfranzösisch’ möchte er vor jeder Art übertriebener Sprach- und Varietätenmischung warnen; gleichzeitig hat er auch Fabris Programm erweitert und ein frühes Konzept für eine klassische Volkssprache vorgelegt, wie dies bereits Franc¸ois (1936, 91) erkannt hat, der betont, daß „le reˆve d’une langue classique hante de´ja` le cerveau des humanistes du XVIe sie`cle, dont aussi bien est-il un des plus authentiques produits“.
422 Tory hat sich gegen die Varietät der Höflinge (A II), die Fachsprachen und den Argot (A II), die Dialekte (A II) und die Gruppe der neologismenfreundlichen Sprachbenutzer (A II) ausgesprochen; am entschiedensten hat er aber gegen die Latiniseurs Stellung bezogen, und dieser Kampf war offensichtlich nicht umsonst, denn diese Varietät wird in der Folge überall aufs Korn genommen und es erscheint keine Übersetzung mehr (aus den klassischen Sprachen), die nicht den Einsatz für die entstehende, auf dem Pariser Französisch basierende Nationalsprache zum Programm erheben würde: „S’il doncques arrive que tu traduises quelcque livre Latin en ycelles, mesment en la Franc¸oyse, il te fault garder d’usurper mots trop approchants du Latin et peu usite´s par le passe´; mais contente⫺toy du commun sans innover aulcunes dictions follement et par curiosite´ reprehensible. Ce que si aulcuns font, ne les ensuy en cela; car leur arrogance ne vault rien et n’est tolerable entre les gens sc¸avants. Pour cela n’entends pas que je dye que le traducteur s’abstienne totallement de mots qui sont hors de l’usage commun; car on sc¸ait bien que la langue Grecque ou Latine est trop plus riche en dictions que la Franc¸oyse, qui nous contrainct souvent d’user de mots peu frequente´s. Mais cela se doibt faire a` l’extreˆme necessite´. Je sc¸ay bien en oultre qu’aulcuns pourroient dire que la pluspart des dictions de la langue Franc¸oyse est derive´e de la Latine, et que si noz predecesseurs ont heu l’authorite´ de les mettre en usage les modernes et posterierurs en peuvent aultant faire. Tout cela se peult debattre entre babillarts; mais le meilleur est de suivre le commun langage. En mon Orateur Franc¸oys, je traicteray ce point plus amplement et avec plus grand’ demonstration“ (Dolet 1540, ed. Weinberg 1950, 82).
Dieses Zeugnis aus Dolets Maniere de Bien Traduire d’une Langue en Aultre kann man als Abkehr von den zahlreichen Varietäten deuten; es ist ⫺ wie auch die v. a. von seiten der Drucker vorgetragenen Aussagen zugunsten einer einheitlichen Nationalsprache ⫺ gleichzeitig ex negativo ein getreues Bild von der sozialen wie regionalen Vielfalt der Varietäten, die kaum einer besser zusammengestellt hat als Tory (ed. Joliffe 1970, III, XXIX): „Iay escript cy dessus commant les Dames Lionnoises pronnunce˜t souuent A. pour E. Pareille-
III. Italische und romanische Sprachen ment les Normans E. pour OY. & en ay baille exemple, ie treuue en oultre que le Picard dit V. pour E. et le pronu˜ce co˜me aspire, en disant. Chu garchon. Pour Ce garcon. Les Lorains, & les Ecossois en parlant en langage Francois, au moings en y cuida˜t parler, laissent quasi tousiours a pronuncer le E, quant il est a la fin des dictions. Les Lorains disent. Sus lherbet, de ma muset, Une chansonet, ay dict mon comper, Ma comer, Ioliet, Et frisquet, quen dictes vous? Item si veulent dire Simone, ilz pronunce˜t Simon. Lione, Lion. Bone, Bon. Qui est vice en Fra˜cois, selo˜ lart du Latin, qui ne veult quon mette le genre masculin pour le femynin. Ou on commettroit le vice de Barbarisme, qui nest receuable en bon langage.“
Die zahlreichen Orthographietraktate besitzen für die Varietäten des Französischen bei weitem nicht die Bedeutung der sprachtheoretischen Schriften oder Grammatiken. Sicher werden z. B. in Meigrets Trette´ (1542), Guillaume des Autels’ Replique (1550) oder Peletier du Mans’ Dialogue (1550) gewisse regionale und soziale Varietäten (eher am Rande) festgehalten, doch darf man mit Pillot (1550, f. a. III r0) resümieren, daß die Schriften der französischen Orthographiereformer „ad gallicum sermonem cognoscendum parum iuvant“; die Interessensgebiete bleiben hier viel zu eng abgesteckt. Im Gegensatz zur Diskussion um die korrekte, den Vorstellungen der Drucker entsprechende Verschriftung der französischen Sprache erweist sich die von Scaliger initiierte, für das französische Vulgare erstmals von Meigret in die Diskussion eingebrachte Erörterung des usus- oder usage-Begriffs als weitere zentrale Quelle für die Varietätenlinguistik, denn jede Bestimmung des usus verus impliziert eo ipso auch eine Diskussion über diejenigen Varietäten, die am Rand des usus oder bereits außerhalb des usus liegen. Man kann also feststellen, daß mit der Diskussion über den usus auch die diastratischen und diatopischen Varietäten abgesteckt und das stets aktuelle Problem des veralteten Materials der Volkssprache und der historischen Konditioniertheit grammatischer Regeln neu bestimmt werden muß, und natürlich stellt sich mit der Abgrenzung des usus/usage auch die Frage, wie Autoritäten, Xenismen und Neologis-
15. Französisch
men zu bewerten und ihre Benutzer einzuschätzen sind. Was die geographische Bestimmung des usage betrifft, so begegnet man hier wieder den bereits bekannten Feststellungen und Einsichten, wobei das Franzische und das Pikardische den Löwenanteil der Ausführungen für sich beanspruchen können. Dabei ist von Interesse, daß der Vorwurf der fehlenden Urbanität, den Fabri mit dem Hinweis auf „mots et termes qui ne sont point entenduz oultre les faulxbourgs des villes ou es villages parciaulx“ und „ne sont a escripre en livre autentique pour leur barbare son ou signification ou accent“ (21532, LV) dem Pikardischen (wie auch anderen regionalen Varietäten) gemacht hatte, in der Folge verstärkt wurde: Was in historischer Sicht (wie z. B. die Bewahrung des lt. [ka], vgl. Tory, ed. 1970, XXXVII) als Vorteil für das Pikardische ausgelegt werden konnte, muß unter varietätenlinguistischem Aspekt nicht unbedingt weiterhin seine Gültigkeit bewahren, da hier das Prinzip der „lingua (...) minus a` Latino sermone degeneris“ (Bovillus 1533, 30) nicht mehr greift; so ist z. B. Lambley zuzustimmen, wenn sie für England feststellt, daß „all the best textbooks of the end of the fourteenth and fifteenth centuries endeavour with few exeptions to impact a knowledge of the French of Paris, *doux franc¸ois de Paris+ or *la droite langage de Paris+, as it was called, in contrast with the French of Stratfordatte-Bowe or other parts of England“ (1920, 27), und abgesehen vom sozial wie regional markierten Lautwandel [-r-] J [-z-] gab es am Pariser usage in der Tat nichts Besonderes auszusetzen: „R, in the frenche tonge, shalbe sounded as he is in latyn without any exeption, so that, where as they of Parys sounde sometyme r lyke z, sayeng pazys for paris, pazisien for parisien, chaize for chayre, mazy for mary and suche lyke, in that thyng I wolde nat have them folowed, albeit that in all this worke I moost folowe the Parisyens and the countreys that be conteygned betwene the ryver of Seyne and the ryver of Loyrre, which the Romayns called sometyme Gallya Celtica: for within that space is contayned the herte of Fraunce, where the tonge is at this day moost parfyte, and hath of moost auncyente so contynued. So that I thynke it but superfluous and
423 unto the lernar but a nedelesse confusyon to shewe the dyversite of pronuncyacion of the other frontier contreys, seyng that, besydes the thousandes that have written sythe Alayn Chartiers days, whiche in maner have left none auctours written in the latyn tonge untranslated, there is no man, of what parte of Fraunce so ever he be borne, if he desyre that his writynges shulde be had in any estymacion, but he writeth in suche language as they speke within the bounders that I have before rehersed“ (Palsgrave 1530, 34).
Derartige Ansichten wurden in Frankreich von Meigret (1548) und Pillot (1550) ebenso unmißverständlich vertreten wie von den Dichtern der Pleı¨ade, die sich Du Bellays „use de motz purement Francoys“ (ed. Chamard 1948, 142) zu eigen machten und ⫺ wie Ronsard ⫺ über die vocables Picards, Angevins, Toureangeaux oder Mansseaux grundsätzlich nostre Franc¸ois (ed. Cohen 1950, II, 977) stellten und ansonsten die Regeln von Ronsards Abre´ge´ de l’art poe´tique franc¸ois (1565) beherzigten, der auch als varietätenlinguistisches Manifest interpretiert werden kann: „Tu sc¸auras dextrement choisir et approprier a` ton œuvre les vocables plus significatifs des dialectes de nostre France, quand ceux de ta nation ne seront assez propres ni signifians, et ne se faut soucier s’ils sont Gascons, Poitevins, Normans, Manceaux, Lionnois ou d’autres pays, pourveu que ils soient bons, et que proprement ils expriment ce que tu veux dire, sans affecter par trop le parler de la Court Royal, lequel est quelque fois tres-mauvais (…)“ (ed. Cohen 1950, II, 998).
Doch ließ sich, wie dies Lewicka (I, 1960, 6 ff.) dargelegt hat, auf diese Varietäten nicht völlig verzichten, da man sie für die couleur locale im the´aˆtre comique und später ⫺ im 17. Jh. ⫺ für die Charakterisierung marginaler Typen im Theater und Roman (Schmitt 2000 a) benötigte. Hier kommt zum Tragen, was Pillot mit seiner Bemerkung „ridentur Picardi & Lotharingi quod dicant blanc pain, rouge vin“ (1550, 13 va) meinte oder bildhaft Henricus Stephanus zum Ausdruck brachte, wenn er den markierten Wortschatz verglich mit „maisons qu’un homme fort riche ha aux champs, desquelles il fait compte, encore qu’elles ne soyent si bien basties ne meublees que celles de la ville“ (ed. Humbert, 302).
424 Gelten die diatopischen Varietäten zu Ende des 16. Jahrhunderts als arme Verwandten der sich in Paris ausbildenden Nationalsprache, so bilden die diastratischen zum einen den Gegenstand der Fortsetzer der antiken Rhetorik (Fabri 21532, XIII) und der darin eingeschlossenen Gleichsetzung von niederer Sprache mit niederen Dingen („Les bas et humiliez termes sont ceulx qui sont appropriez a deduyre basse substance. Exemple. Comme iay faict porter de l’estable de metz brebis trois charrestees de fiens / et ay faict rapporter trois panniers. Et se peuvent eslever iusque aux moyennes substances comme en parlant de yconomique ou de autres choses“ Fabri 2 1532, XIIII), zum anderen auch Objekt eines neu entstandenen Interesses an der soziologischen Entwicklung des französischen Nationalstaats. Hatte in den ersten Grammatiken und Sprachtraktaten in Frankreich die lingua populi noch ohne jede weitere Differenzierung den Gegensatz zur lingua latina gebildet, so läßt sich bei Palsgrave, einem Engländer, der in Paris studiert hatte, bereits eine deutlich nuancierte Vorstellung von der französischen Volkssprache ausmachen: Er schrieb ein ausführliches Kapitel zur Sprache derer, die nicht studiert hatten: „Here foloweth wherin the voulgar people, marchaunte men, and suche as write histories dyffer from the manor of nombring here afore rehersed“ und bestätigt für die „lerned men in Fraunce“ die Zehnerabfolge soyxante, septante, octante, nonante, cent, während das einfache Volk und die Händler die Zwanzigerabfolge soixante, soixante dix, quatre vingtz, quatre vingtz et dix, cent, six vingtz, sept vingtz, huict vingtz, neuf vingtz, deux cens, etc. (1530, 367⫺369) gebrauche, „so that septante, octante and nonante be never used of the voulgar people, but justed of them soixante et dix, quatre vingtz, quatre vingtz et dix“ (1530, 369). Tory, der die Iargonneurs und die Sprache der Höflinge ablehnt, ist wohl der erste, der geschlechterspezifische Unterschiede beim Gebrauch der Volkssprache ausmacht. Dabei werden die Lyoneser Frauen gelobt, die wegen ständiger Kontakte mit Italienern „pronuncent gracieusement sou-
III. Italische und romanische Sprachen
vent A. pour E.“, während „les Dames de Paris, en lieu de A. pronuncent E. bien souvent, quant elles disent. Mon mery est a la porte de Peris, ou il se faict peier“ (Tory, ed. 1970, XXXIII). In der Folgezeit sollte die Kritik an der Sprache der Frauen noch deutlicher werden. Dabei stehen grundsätzlich Aussprachevarietäten im Mittelpunkt der Diskussion, so z. B. bei Pillot, der bemerkt, „ubique id faciant parisinae mulierculae, quae adeo delaticulae sunt, ut pro pere dicant peze, pro mere meze“ 1550, 5), oder Henricus Stephanus, der in seinen Hypomneses sogar die Damen am Hof nicht ausspart, denn „praesertim vero` aulicae mulieres, & quae earum sunt asseclae aliae quae extra aulam multae, quae aliquid confragosum habentem sermonem nobilitati convenire non existimant, quum litterae & α πλατεια μο´ ν valde oderint, multis in locis illam in e mutant: adeo ut aliquando earum quibusdam persuadere non potuerim, dicendum esse, sequendo Graecam originem, Catarrhe & Cataplasma, non autem Caterrhe & Cataplesme“ (1582, 2 ff.). Aus heutiger Sicht ist schwer nachvollziehbar, ob es sich bei diesen den Frauen zugeschriebenen Charakteristika nicht um die Opposition ‘volkssprachliche Evolution’ vs. ‘Tendenz zur Gebildetensprache’ handelt, denn wenn der Gräzist Stephanus keinen Erfolg bei der Belehrung der Frauen hatte, dann darf dieser Umstand wohl mit dem fehlenden Zugang der Frauen zur klassischen Bildung erklärt werden. Frauen waren jedoch offensichtlich eher bereit, (wohl nach Tradition der italienischen Hofsprache) [we] durch [e] zu ersetzen, wie aus Estiennes Apologie pour Herodote hervorgeht, wo diese phonetische Varietät gegeißelt wird: „Or, au contraire on a veu une secte de certains contrefaiseurs de petite bouche, qui faisans conscience de dire Franc¸ois, Anglois, disoyent France´s, Angle´s. Et encore pour le jourdhuy se trouvent des courtisans qui affectent ceste prononciation, s’accommodans en cela a` quelques mignards et non a` la raison. Car il est certain que ceci est venu premie`rement des femmes qui avoyent peur d’ouvrir trop la bouche en disant Franc¸ois et Anglois“
15. Französisch
(1566; ed. Ristelhuber 1879, 136). Aus diesem Zeugnis läßt sich herauslesen, daß der Lautwandel [we] J [e], der sich bis zur Französischen Revolution durchgesetzt hat, zu Stephanus’ Zeiten wohl ein geschlechtsspezifisch markiertes Charakteristikum darstellte, an dem bereits am Hof einige Höflinge partizipierten. Solchen Aussagen muß man allerdings mit Vorsicht begegnen, denn zum einen basieren sie nicht auf der systematischen Analyse der Sprachverwendung zur Zeit der Renaissance und zum anderen war eine gewisse Frauenfeindlichkeit in linguisticis recht weit verbreitet, wie dies ein Zitat aus dem Werk von Peletier du Mans zeigt, der nicht der einzige bleibt, der vor der Feminisierung der Volkssprache warnt: „Me˛s depuis que les Franc¸oe˛s ont ete` an pe˛s, iz ont commance a parler plus doussemant, e, si j’oso´e˛ dire, plus molemant. Ne les auons nous pas vuz si suge˛z a leurs Dames, qu’iz usse˜t cuide peche morte˛l de prononcer autremant qu’eles, s’estimans eureus de les pouuo¸e`r imiter an grace e an langage?“ (1550, 84).
Für die Beurteilung der als geschlechtsspezifisch bezeichnete Varietäten bleibt auch von Bedeutung, daß keines der Kriterien ein unumstrittenes Charakteristikum bildet. Eine weitere varietätenlinguistische Diskussion nimmt im 16. Jahrhundert ihren Ausgang und wird in der Folge mit leicht veränderten Vorzeichen fortgeführt: die Diskussion um das (sozial gute) Französisch von le Parlement und la Cour, die im 17. Jahrhundert zur Auseinandersetzung über usage vs. bon usage führen sollte. Auch diese Auseinandersetzung begann bereits im 16. Jahrhundert, sie schloß sich direkt an die Diskussion um die geographische Mitte an und erforderte als Voraussetzung, daß die Pariser Varietät anerkannt war, aber innerhalb des Franzischen eine normative Klärung insofern bestand, als zwischen der Varietät des Hofes und dem am Parlament gesprochenen Franzisch keine Deckungsgleichheit existierte. Bis ca. 1560 entschied sich eine recht ansehnliche Gruppe für den Primat von „Messieurs les courtizans“ (Meigret 1548, 20; Peletier du Mans 1555, 23); selbst Robertus Stephanus schließt sich dieser Meinung an,
425 wenn er ⫺ ohne ins Detail einzutreten ⫺ ausführt, er habe mit seiner Grammatik „faict un recueil principalement de ce que nous avons veu accorder a` ce que nous avions le temps passe´ apprins des plus sc¸avans e`s nostre langue, qui avoyent tout le temps de leur vie hante´ e`s cours de France, tant du Roy que de son Parlement a` Paris, aussi sa Chancellerie et Chambre des comptes: esquels lieux le langage s’escrit et se prononce en plus grande purete´“ (1555, Vorwort). Selbst Abel Mathieu, der sich „amy de la multitude“ (1560, 8) nennt und hinsichtlich des Standards demokratische Prinzipien verteidigt, ergreift Partei für die am Hof gesprochene Varietät: „Quant au destroict de France a` parler proprement, il est si court et si anguste qu’aujourd’huy on n’y saurait asseoir le pied, ou le Francoys nayf y soit parle´ et entendu du commun: mais il est repandu dec¸a et dela ou sont le hommes bien apris dont la plus part s’est retire´e en la cour du Roy, aux maisons des princes et grandz seigneurs, ou des Justices souueraines et courtz de parlement: tellement qu’on ne trouuera ville ne bourgade ou le peuple resente l’honneur de son langage, et ou il n’y ait faulte aux motz principaulx et noms des choses ou a` la prolation mectant bien souvent une Letre pour autres. C’est un malheur qui suyt ceste Langue pour l’estaindre, et n’a peu actenter aux autres. Car aux Espaignes le pur et nayf Espagnol ha cours en Castille, le pur italien quant au parler a` Sienne, au proferer a` Lucques, a` l’escripre a` Florence, comme le Grec pur et net anciennement se parloit en Athenes, ou estoit la demeure des seigneurs, et le Latin a` Romme“ (1559, 22).
Doch rät Mathieu den Höflingen gleichzeitig „[de] escripre ou deviser populairement“ (1559, 7), womit wohl eine Beachtung gemeinsprachlicher Regeln gemeint ist. Mit der Regentschaft von Catherine de Medicis und der Italianisierung des Hofes beginnt sich ein Umschwung in der Sprachbewertung und damit auch der Einschätzung der Varietät des Hofes zu vollziehen, der sogar von den Literaturkritikern des 16./17. Jahrhunderts bemerkt wurde. Wie Pasquier in seinem Recherches de la France von 1621 unterstrichen hat, war die Varietät des Hofes der langage Franc¸ois (ed. 1665, 660), doch wenig später korrigiert er sich, er sei der Meinung, „qu’il n’y a lieu ou` (scil.: a`
426 la Cour) nostre langue soit plus corrompue“ (Lettre 4, a` M. Querfinen, 230). Noch deutlicher ist der Kalvinist Beza: „Etsi enim ex Francici regni provinciis aliae aliis minus impure loquuntur, nullam tamen in iis ne urbem quidem inveneris quae suis quibusdam pronuntiationis naevis non laboret, quos passim etiam deinceps annotabimus. Ac fuit quidem tempus, sub Francisco videlicet illo Rege, quem merito liceat bonarum literarum parentem vocare, quum puram Francicae linguae pronuntiationem ex ipsius aula petere licuit. Ab eius autem obitu sic paulatim una cum moribus immutatem fuisse Francicam totam linguam constat, ut vix ac ne vix quidem appareat, ubi tandem ipsius puritas delitescat. Illius certe quidquid hodie superest, partim pauculae servant antiquum obtinentes familiae et homines bonis literis exculti, partim adhuc Senatus Perisiensis subsellia sonant, quamvis eo quoque paulatim serpat illa vitiosae pronuntiationis contagio“ (1584, 9).
Überhaupt ändert sich mit der Verfolgung der Protestanten die Einstellung zu höfischen Traditionen und Sprachgebrauch, wie dies Brunot bereits dargelegt hat (1909, 667⫺690); doch hängt dieser Wandel nicht allein mit außersprachlichen Aspekten zusammen, sondern auch mit einer sich verstärkenden Divergenz zwischen der Sprache des Hofes und der Stadt Paris: Konsequenterweise führte Henricus Stephanus in seinen Deux dialogues gar zwei Schreibweisen für die phonetische Divergenz zwischen Hof und Paris ein: für den Hof france`s, faise´s, chouse, couste´ etc, für das gute Französisch von Paris hingegen franc¸ois, faisois, cose, coste´ (ed. 1885, 293); grundsätzlich gilt, daß zu Ende des Jahrhunderts die Definition einer Norm auf der Grundlage einer sozialen Varietät als Notwendigkeit erachtet wurde und daß man ⫺ nach der endgültig etablierten Rangierung der diatopischen Varietäten (Schmitt 1977) ⫺ nun die Frage der soziologischen Reinigung als vordringlichste Aufgabe zu erkennen begann: „Or je presuppose, quand je parle ou de nostre langage parisien, ou de ceux que j’appelle des dialectes, qu’on entende qu’il faut premierement oster toutes les corruptions et depravations que luy fait le menu peuple“ (Estienne, Pre´cellence, ed. Humbert, s. d., 293).
Dabei sollte ⫺ da die Syntax alles in allem zur Zeit des Humanismus ein kümmerliches
III. Italische und romanische Sprachen
Dasein fristete (Chevalier 1968) ⫺ vor allem der Wortschatz als Bereich varietätenlinguistischer und normativer Diskussionen eine besondere Rolle spielen, wobei allerdings der Vorgang der Wortbildung und das Resultat der Wortgebildetheit ebenso wenig unterschieden werden wie innere und gelehrte Bildung lexikalischer Einheiten. Wie von den Humanisten die Möglichkeiten der lexikalischen Aufforstung der Volkssprache eingeschätzt wurden, erklärt eine Bemerkung in Stephanus’ wohlbekanntem Werk, der populistischen Pre´cellence, wo vom Französischen behauptet wird, es sei „tellement ployable a` toutes les sortes de mignardises que nous en faisons tout ce que nous voulons“ (ed. Humbert, s. d., 97). Doch kannte das Schmieden neuer lexikalischer Einheiten auch seine Grenzen, wie dies die Auseinandersetzung über das ertragbare Maß an Latinismen/Gräzismen und die Dichotomie gelehrte vs. volkssprachliche Varietäten zeigt (Dolet 1540, ed. Weinberg 1950, 82). Für Übersetzungen wie auch den sonstigen Sprachgebrauch gab es grundsätzlich zwei kontradiktorische Tendenzen: ein lateinisch eingefärbtes Französisch, das nur über den klassischen Unterricht zugänglich war, und eine auf der Volkssprache und morphologischen wie syntaktischen Regeln basierende Varietät, die auch ohne genauere Kenntnisse der antiken Sprachenerreichbar war und offenbar gegen Ende des Jahrhunderts das Ideal darstellen sollte, gemäß der Empfehlung Ronsards, der zwar die antiken Werte nicht in Frage stellte, im Gebrauch einer nicht durch externe Einflüsse markierten Sprache jedoch eine Art Bürgerpflicht erkennen wollte: „Je te conseille d’apprendre diligemment la langue Grecque et Latine, voire Italiene, Franc¸oise et Espagnole, puis, quand tu les sc¸auras parfaitement te retirer en ton enseigne comme un bon soldat, et composer en ta langue maternelle“ (ed. Cohen, II, 1028).
Damit war auch das Programm für die folgenden Jahrhunderte vorgegeben: die Besinnung auf die Möglichkeiten der französischen Sprache und die Beschränkung auf
15. Französisch
eine einzige Varietät, die, wie Stephanus dies in seinem tendenziösen Werk, der auf Bitten von Henri III verfassten Pre´cellence, die Epitheta grave, gentil, de bonne graˆce, doux and plaisant (gegenüber dem für das Italienische gebrauchten mol) auszeichnen sollten (ed. Humbert, s. d., 169⫺423).
5.
Varietätentypologie vom *Grand sie`cle+ bis zur Romantik
Wenig bekannt ist die Variation der französischen Sprache während der folgenden Jahrhunderte: Für die französische Sprachgeschichtsschreibung beginnt die ‘Reinigung’ der Nationalsprache mit Malherbes Commentaire sur Desportes (cf. Lausberg 1950), in dem vor allem die Auffassung von der Notwendigkeit einer Reduktion und der Eliminierung nicht transparenten Wortschatzes gleich welcher Herkunft vertreten wurde. Für das französische Verständnis der klassischen Epoche ist typisch, was Marzys zum Ausdruck gebracht hat, der die seiner Meinung nach einzige Verbindung zwischen der Renaissance und dem Grand Sie`cle auf folgende Aspekte einschränkt: „[...] sur un seul point seulement, la norme du XVIIe sie`cle reprend l’une des orientations du XVIe; e´cartant les influences savantes et litte´raires, elle prend pour seule source l’usage parle´“ (1974, 331). In dieser apodiktischen Form läßt sich Marzys Ansicht nicht vertreten, denn es ging bei der Höhenkammliteratur der französischen Klassik, die theoretisch viel Malherbe verdankt, nicht um die Abbildung gesprochener Sprache, sondern um die Verwendung der aus der lexikalischen Vielfalt des 16. Jahrhunderts überkommenen sprachlichen Zeichen, die ohne klassische Bildung zugänglich waren und eine gewisse Transparenz besaßen; daher auch der Bezug auf die crocheteurs du Port au foin (cf. auch Brunot 1891, 217 ff.), die natürlich kein sprachliches Modell abgeben konnten, denen aber ein genuin französisches Wort verständlich sein mußte, was bei spanischem, italienischem, gaskognischem, regionalem oder gelehrtem Wortschatz in der Regel auszuschließen war (Lausberg 1950).
427 Der Blick der zeitgenössischen Sprachdiskussion, aber auch der Sprach- und Literaturgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert war fast ausschließlich auf die uniformisierte Nationalsprache und den auf Paris orientierten Standard gerichtet, die Varietäten des Französischen fanden nicht das ihnen zustehende Interesse, ja durch das bewußte Ausgliedern und Übergehen der sprachlichen Varietäten entstand eine Art Dunkelfeldeffekt, verbunden mit dem Eindruck, die Vielfalt der Varietäten des 16. Jahrhunderts habe abgenommen, die Varietäten seien von der nivellierend und uniformisierend wirkenden Nationalsprache an den Rand gedrängt worden. Nichts ist jedoch falscher als eine derartige Vorstellung: Natürlich bestand die diatopische Varianz weiter in Frankreich, sonst wäre um 1900 nicht das für die Sprachgeographie grundlegende Werk des Atlas linguistique de la France möglich gewesen; aber man nahm diatopische Varietäten ab dem 17. Jahrhundert anders wahr und verbannte sie ⫺ z. B. mit den sozialen Varietäten ⫺, indem man sie unter der Einheit des mauvais usage figurieren ließ, der nähere Beschreibungen nicht verdiente; bezeichnenderweise hat man sich ⫺ trotz Rousselot (1899⫺1902) und Deloffre (1961) ⫺ bis heute auch nicht mit der nötigen Akribie um eine angemessene Beschreibung der Mazarinaden und des in diesen Texten verwendeten Französisch bemüht, und die Tagebücher, Reiseberichte und private Abhandlungen über Abenteuer haben erst mit Ernst (1980; 2001) einen Bearbeiter gefunden, dessen Angaben und Studien unser Bild von einer sich fast linear weiterentwickelnden Sprache in den nächsten Jahren gewaltig korrigieren dürften. Auch ist es bezeichnend für die Vernachlässigung und die damit verbundene Geringschätzung der Varietätenlinguistik, daß z. B. das einzigartige Dokument der Aufzeichnung der Kindersprache des späteren Königs Louis XIII durch dessen Arzt und Erzieher He´rouard, das ca. 20 000 Seiten umfasst (Foisil 1989), zunächst nur die Aufmerksamkeit von Historikern und Pädagogen gefunden hat und erst vor wenigen Jahren linguistisch analysiert (Ernst 1985; Prüßmann-Zemper 1986) wurde, wobei die
428 von der deutschen Romanistik ausgehenden Impulse zur Analyse der Historizität der gesprochenen Sprache (Ernst 1980; Schmitt 1980; Hunnius 1975; Greive 1978) wohl die entscheidenden Auslöser gebildet haben. Diese Quellen für die Varietätenlinguistik sind bei weitem noch nicht genügend erforscht; viele Mazarinaden liegen noch heute in Pariser Bibliotheken und wurden bisher noch nicht ediert. Auch die zahlreichen Gesprächsbüchlein (Stengel 1880; Schmitt 1997a; 1980; Radtke 1994) wurden bisher als zentrale Quellen für eine Varietätenlinguistik (Passy 61908) diatopischer wie diastratischer Ausrichtung (Schmitt 1977) nicht genügend ausgewertet, obwohl gerade die Aussagen zur Morphologie besonders ergiebig sind, da keines dieser Lehrbücher ohne Hinweise auf soziale Unterschiede bei der Verbmorphologie auskommt (Schmitt 1997a) und man zumindest zwei Haupttypen, die Pariser und die regionalen Gesprächsbücher ausmachen kann, die oft starke Unterschiede bei der alternance vocalique (Schmitt 2000c) und der Tempusbildung (Evang 1984) zeigen (Schmitt 2002b). Dafür wurden detaillierter die Sprachkritik Malherbes und ihre Rezeption untersucht, wobei außer Frage steht, daß dieser Kritiker „devenait le pe´dagogue de la cour et des salons, le tyran universellement reconnu, des syllabes. Peu a` peu les libraires e´cartent de leurs recueils les vers *a` la vieille mode+ pour faire place a` ceux de ses disciples“ (Lodge 1997, 205 ff.; Brunot 1901⫺53, III, 15); was er allerdings unter dem mots sales versteht, ist schwer auszumachen: In der Regel handelt es sich hierbei um ethnolinguistische Vorstellungen, während mit den in der Hofsprache zu vermeidenden termes ple´be´s wohl in erster Linie sozial markierter Wortschatz zu erkennen ist, dessen Verbannung aus Wörterbüchern und bon usage sich auch die 1635 gegründete Acade´mie franc¸aise auf die Fahnen geschrieben hat. Ihr sicher einflussreichstes und für die weitere Entwicklung der Normsprache bedeutendstes Mitglied Claude Favre de Vaugelas (1585⫺1650) hat ganz entscheidend dazu beigetragen, daß „der Auseinandersetzung um Sprachnorm und Sprachnormierung in Frankreich“ durch
III. Italische und romanische Sprachen
den einseitigen „Zuschritt auf die höfische Gesellschaft eine neue Qualität“ (Settekorn 1988, 56) verliehen wurde. Natürlich ist, wie bereits gezeigt wurde, der bon usage keine Entdeckung des 17. Jahrhunderts; von Abel Mathieu bis Henricus Stephanus hatten die Grammatiker des Humanismus recht genaue Vorstellungen vom korrekten höfischen Französisch, und ein Zeugnis des Arztes He´roard zeigt, daß auf den bon usage am Hofe peinlich geachtet wurde, wo man den Kontakt mit dem usage des Volkes vermied: Als der kleine Prinz nach dem Vorbild der Soldaten darum bittet, eine Kanone zünden zu dürfen, und den entsetzten Soldaten dafür poude louge (⫽ poudre rouge „Kupfergeld“ [< Argot]) verspricht, kann sich der Arzt nicht die Anmerkung verkneifen, derartiger sprachlicher Gebrauch stelle sich ein, wenn man bei der Erziehung nicht auf den (sprachlichen wie sozialen) Umgang aufpasse (Schmitt 1997). Aber in keinem Werk des 16. Jahrhunderts wurde der bon usage so ausführlich und umsichtig diskutiert wie in Vaugelas’ 1647 erschienen Remarques sur la langue franc¸oyse, utiles a` ceux qui veulent bien parler et bien escrire, in denen dem gesprochenen Französisch des Hofes der Primat gegenüber der Sprache der vergangenen Zeiten eingeräumt wird und der bon usage eine diastratisch wie diatopisch begründete Eingrenzung erfährt (Weinrich 1960). Durch die starke Verankerung des Konzepts vom bon usage im sozialen Bereich entsteht eine Justierung der varietätenlinguistischen Diskussion auf das diastratisch Akzeptierbare bzw. Nicht(-mehr-)Akzeptierbare (vgl. auch Ott 1947; Magendie 1925). Die drei Grundpfeiler seiner Sprachkompetenz werden jeweils soziologisch begründet: (1∞) der bon usage entspricht der „fac¸on de parler de la plus saine partie de la Cour, conforme´ment a` la fac¸on d’escrire de la plus saine partie des Autheurs du temps“, die eine „e´lite de voix“ (p. 12 f.) von la Cour bilden, d. h. Personen sind, „[qui] participent a` (la) politesse (du Prince)“ (13), und les e´crivains, das heißt zeitgenössische Autoren, die es ermöglichen, daß die Leser und Hörer „acquie`rent une purete´ de lan-
15. Französisch
gage et de stile qu’on apprend dans les bons Autheurs“ (14); (2∞) die gens savants en la langue sind Gebildete, deren Sprachverwendung nicht durch latinisierende Formen und Lexik beeinträchtigt ist; (3∞) das Prinzip der analogie, das im Gegensatz zur antiken Tradition insofern soziologisch definiert wird, als für Vaugelas Analogie im sprachlichen Bereich nichts anderes bedeutet als „un Usage general et estably que l’on veut appliquer en cas pareil a` certains mots, ou a` certaines phrases, ou a` certaines constructions, qui n’ont point encore leur Usage de´clare´, et par ce moyen on juge quel doit estre ou quel est l’Usage particulier, par la raison et par l’exemple de l’Usage general“ (21 f.). Die Betonung der normativ geregelten Nationalsprache hat zur Folge, daß hinsichtlich der Varietäten zum einen kaum klare Vorstellungen zum Ausdruck gebracht und andererseits die negativen Epitheta oft vermengt und unkritisch zusammengefasst werden. Nur in einem sind sich die Autoren des 17., 18. und 19. Jahrhunderts einig: Was des honneˆte homme nicht würdig ist, abzulehnen und damit aus der Betrachtung möglichst auszuschließen: ⫺ Ein Wörterbuch des bon usage muß Bezeichnungen für tabuisierte Dinge und Sachverhalte ausgliedern; daß dabei allerdings selbst die Acade´mie inkonsequent gehandelt hat (Popelar 1976, 195 ff.), wurde erkannt, wie auch ⫺ im Zusammenhang mit der Diskussion über Vaugelas’ Übersetzung des Quinte-Curce ⫺ zu Recht bemängelt wurde, daß „ce document supple´mentaire affiche clairement une volonte´ de re´duire ces espaces de liberte´, en syntaxe notamment“ (Ayres-Bennett/Caron 1996, 49) und daß „cet acade´misme grammatical et rhe´torique fera beaucoup pour accre´diter la the`se du franc¸ais langue ontologiquement claire“ (ibid.). Für die Varietätenlinguistik bedeutet dies, daß man Einschätzungen und Bewertungen allenfalls in negativen Aussagen über inakzeptable Sprachverwendung suchen darf und daß die meisten dieser Phänomene in den tradierten Texten kaum nachzuweisen
429 sind. Vaugelas’ Prinzip, demzufolge „un mauvais mot, parce qu’il est aise´ a` remarquer, est capable de faire plus de tort qu’un mauvais raisonnement, dont peu de gens s’aperc¸oivent, quoy qu’il n’y ait nulle comparaison de l’un a` l’autre“ (Vaugelas 1697, 29 f.), betrifft in erster Linie markierte Varietäten. ⫺ Das franc¸ais populaire, das natürlich weiterhin existiert und sich weiterentwickelt, bleibt damit aus dem literarischen Schrifttum ausgeschlossen, denn, wie Vaugelas, der Legislator des bon usage, betont, „selon nous le peuple n’est le maistre que du mauvais Usage, et le bon Usage est le maistre de notre langue“ (28). Es kann daher, wo es angewendet wird, nur zur Belustigung eines Publikums dienen, das sich seiner eigenen sprachlichen Überlegenheit bewußt ist; dies ist z. B. der Fall im Pedant joue´, wo gleich mehrere Varietäten parodiert werden (Schmitt 2000a), aber auch bei Molie`re, wo zur Belustigung des Publikums die Bauernsprache vorgeführt wird (Lodge 1991). Die Zeitgenossen haben die Wirkung klar erkannt und daher auf die Funktionalität von Varietäten abgehoben, wie dies z. B. Scarron dokumentiert (Bar 1960, XXXIII): „Ils ont pour discours ordinaires, Des termes bas et populaires, Des proverbes mal appliquez, Des quolibets mal expliquez Des mots tournez en ridicule Que leur sot esprit accumule Sans jugement et sans raison, Des mots de gueulle hors de saison; Allusions impertinentes, Vrai style d’amour et de servantes, Et le patois des paı¨sans; Refuge des mauvais plaisans; Equivoques a` choses salles, En un mot le jargon des halles, […] Ils font des vers en vieux Gaulois, N’en pouvant faire en bon Franc¸ois […]“.
Diese Einschätzung der Volkssprache machte nicht einmal mit der Revolution Halt, da hier zwar das Volk an die Macht kam, seine Sprache jedoch keinerlei Achtung für sich gewinnen konnte, wie dies die nicht offizialisierte
430 Ausgabe des Akademiewörterbuchs von 1798 dokumentiert, die unmißverständlich demokratisch bei der Definition von peuple („Multitude d’hommes d’un meˆme Pays, qui vivent sous les meˆmes lois“; II, 277b) vorgeht, bei populairement („D’une maniere populaire. Il n’est gue`re d’usage que dans cette fac¸on de parler. C’est parler populairement que de se servir de telle expression“; II, 323b) aber auf metasprachlicher Ebene die Tradition des Ancien Re´gime fortführt. ⫺ Zu diesem populaire gehört natürlich auch das Französisch der Bauern, aber auch jede Art von franc¸ais provincial und franc¸ais dialectal, die allerdings keiner besonderen Beachtung würdig sind, denn Vaugelas’ Remarques „ne sont faites contre les fautes grossie`res, qui se commettent dans les Provinces, ou dans la lie du peuple de Paris“ (Vaugelas 1697, 46); diese Varietät sollte, wo sie mimetisch aufgeführt wurde, in der Folgezeit nur noch dem divertissement litte´raire dienen. ⫺ Auch die Fach-und Berufssprachen waren verpönt, denn der (adelige) honneˆte homme zeichnete sich dadurch aus, daß er nicht körperlich arbeitete; dadurch wurden aus Berufssprachen Teile eines Substandards, wie Vaugelas anhand der Sprache der Seeleute ausführt: „si je parle d’un navire, ou d’une galere, j’useray bien de tous ces mots, rames, avirons, voiles, proüe, pouppe, tillac encore et plusieurs autres semblables que estants fort en usage sont entendus d’un chacun, mais aussitot que je parleray de trinquet, de carene et autres dont le nombre est infini, parce que ces mots n’estant pas si usitez ne s’entendent que de ceux du mestier, je ne parleray plus comme il faut, non pas mesmes quand je ferois une description d’un combat naval, ou il semble que l’on ne sc¸auroit passer d’employer tous ces termes la`, qui ne sont gueres entendus que de gents de marine. Car M. Coef[feteau] a bien fait voir en divers endroits de sa traduction de Florus et de son Histoire Romaine ou il y a de si belles descriptions de batailles navales, que nostre langue nous fournit assez de termes conus et excellents pour exprimer ces choses la` avec toutes les graces et tous les ornements que l’on sc¸auroit desirer“ (Pre´face e´d. Marzys 1984, 13).
III. Italische und romanische Sprachen
Man kann sich daher kaum angemessen vorstellen, welche Wirkung von einem Theatertext ausgegangen sein muß, wo kumuliert die (dem honneˆte homme eigentlich nicht unbekannten) verba propria des Fechtsports auftreten (Le Pe´dant Joue´, ed. Lache`vre 1968, II, 30): „[...] je me serois mis en garde, j’aurois gagne´ la mesure, je l’aurois rompüe, j’aurois fort surpris le fort, j’aurois pris le temps, j’aurois coupe´ sous le bras, j’aurois marque´ tous les batemens, j’aurois tire´ la flanconade, j’aurois porte´ le coup de dessous, je me serois allonge´ de tierce sur les armes, j’aurois quarte´ du pied gauche, j’aurois marque´ feinte a` la pointe et dedans et dehors, j’aurois estramac¸one´, e´branle´, empie´te´, engage´, volte´, porte´, pare´, riposte´, carte´, passe´, de´sarme´ et tue´ vingt hommes […]“.
⫺ Ähnliches gilt für die ebenso von Vaugelas proskribierte Gruppe der ne´ologismes und der archaı¨smes; dabei ist seine Haltung maßgebend für das 18. Jahrhundert, denn auch ein Voltaire hätte ihm zugestimmt, wenn er ausführt: „[...] il n’est donc pas vray qu’il soit permis de faire des mots, si ce n’est qu’on veuille dire, que ce que les sages ne doivent jamais faire, soit permis“ (Vaugelas 1697, 40 f.): Schließlich wußte Vaugelas ebenso gut wie Voltaire, daß lebende Sprachen dem Wandel unterworfen sind. Auch Voltaire hat sich an Vaugelas’ Konzept gehalten, wenn er in seinem Dictionnaire (Franc, XIX, 188) empfahl: „Songeons a` conserver dans sa purete´ la belle langue qu’on parlait dans le grand sie`cle de Louis XIV“ (Sie`cle, XIV, 553) und glaubte, die Naturgesetze für die französische Sprache außer Kraft setzen zu dürfen: „Il ne s’e´leva gue`re de grands ge´nies depuis les beaux jours de ces artistes illustres [scil. der Autoren der Klassik]; et a` peu pre`s vers le temps de la mort de Louis XIV, la nature sembla se reposer.“ ⫺ Wenig erhellend bleiben auch Vaugelas’ Ausführungen über le burlesque, le comique und le franc¸ais familier, die für ihn wohl Bezeichnungen für den diasituativ inadäquaten Gebrauch der Sprache bildeten: „Il ne faut pas croire, comme font plusieurs, que dans la conversation, et
15. Französisch
431
dans les Compagnies il soit permis de dire en raillant un mauvais mot, et qui ne soit pas du bon usage“ (Vaugelas 1697, 26). Wie dies die von ihm aufgeführten Beispiele nahelegen (boutez-vous la` für mettez-vous la` und ne demarrez point für ne bougez de votre place), sind solche Textsegmente geeignet, den gesamten Enonce´ zu affizieren (ibid., 27) und zu depravieren.
der von ihm erbrachten Arbeit (Blochwitz 1968) letztlich nicht geleistet werden konnte. Während die Diatopik (provincial, dialectal, etc.) ab Ac 1694 keine Rolle mehr spielt, rücken diasituativ verwendete Zeichen (familier, comique, burlesque, par raillerie) mehr und mehr in das Interesse der Lexikographen; das Akademiewörterbuch (1694) verzeichnet:
Was nicht zum bon usage des honneˆte homme zu rechnen ist, bleibt mauvais usage, und dieser mauvais usage ist extrem differenziert, wie sich dies auf der Grundlage des Akademiewörterbuchs von 1694 darlegen läßt (Schmitt 1986, 148 ff.), wo sich folgende Varietäten ⫺ allerdings ohne angemessene Definitionen ⫺ ausweisen lassen:
familier, stile familier, discours familier, conversation familiere, stile tres familier, familier et bas, conversation fort familiere ou style comique; maniere de raillerie, ne se dit (plus) qu’en raillerie, terme de raillerie, par raillerie et en burlesque; terme de derision, et un peu libre.
communement, plus communement; populaire, populairement, fac¸on de parler populaire, en cette phrase populaire, populaire mais fort usite´, le peuple appelle, parmi le peuple, fac¸on de parler de quelques femmes du bas peuple, le peuple par corruption, ne se dit que parmy le peuple, il n’est que dans la bouche du peuple, n’est en usage que parmi le menu peuple, on dit parmi le peuple bassement; ordinairement, plus ordinairement, dans le discours ordinaire; parler bas, bas(sement), il est un peu bas, il est bas et ne se dit plus, il est tresbas, ce mot est bien bas; le vulgaire appelle, vulgairement.
Die Schwierigkeit, diese Epitheta an konkreten Beispielen zu explizitieren und voneinander abzugrenzen, erhellt aus den dort zusätzlich belegten Komposita und Syndeta: populaire et bas, bas et populaire, proverb. et populairement, proverb. et bassement, proverbial et bas, figure´ment et bassement, bas et injurieux, fac¸on de parler basse et burlesque, familier et bas, bassement et par raillerie, populaire et vieux, bas et vieux, il est bas et vieillit.
Dieser Typ von Sprachbewertung und varietätenlinguistischer Einordnung dokumentiert einmal mehr die mit den meist aus antiken Traktaten übernommenen Adjektiven verbundene Problematik einer angemessenen Zuordnung im Diasystem, die auch von Vaugelas, bei aller Wertschätzung
Diese Markierungen behalten in der Folgezeit ihre Gültigkeit: Kein Wörterbuchautor kann es sich leisten, auf ein derartiges Notationssystem zu verzichten, dessen unverzichtbares Residuum die Drei-Stil-Lehre bildet und dessen Neuerungen vor allem durch die zunehmende Berücksichtigung von Fachsprachen mit zunehmender Spezialisierung begründet wird (Schmitt 1986, 150 f.). Das Grundsystem wurde ⫺ ohne eigentliche Modifikation ⫺ von Littre´ (1873⫺74, Suppl. 1878) übernommen, der allerdings eine Berechtigung für die Ergänzung der Norm durch einen über der Norm liegenden normativen Bereich als gerechtfertigt ansah: den langage soutenu, der früher Teil des Standards war, jetzt als ‘veraltend/veraltet’ hätte qualifiziert werden müssen, wegen seiner ‘noblen’ Herkunft aber nicht aus dem Standard ausgegliedert werden sollte. Die mit diesen Markierungen verbundenen Vorstellungen sind bewußt vom Grand Robert (1951⫺1966; 22001) und Grand Larousse (1971⫺1978) relativ unkritisch übernommen worden, so daß es gerechtfertigt erscheint, die Behauptung aufzustellen, daß die Prinzipien des Grand Sie`cle hinsichtlich der sprachlichen Varietäten und ihrer Bewertung weit ins 20. Jahrhundert hinein reichen. Gleiches gilt für den normativen Diskurs, von dem varietätenlinguistische Diskussionen stets begleitet sind (Lodge 1997, 249 ff.; Settekorn 1988, 62 ff.), und die von Berrendonner beschriebene Dominanz des
432 Varietäten im normativen Diskurs der Grammatik abwertenden und damit auch Kategorien verwischenden e´ternel grammairien (1982). Was unterhalb der Normebene an Entwicklungstendenzen vorhanden war, kann im Grunde immer, zumindest rudimentär, aus Antibarbari rekonstruiert werden oder aus eher zufälligen Bemerkungen zur Sprachverwendung bei Autoren. Für die Wissenschaftsgeschichte bezeichnend bleibt, daß die beiden wichtigsten Texte über den tatsächlichen usus bzw. die neben dem klassischen Französisch existierenden akzeptablen Varietäten, Gile Vaudelins Nouvelle maniere d’ecrire comme on parle en France von 1713 (der 1715 Instructions cretiennes mises en orthographe naturelle pour faciliter au peuple la lecture de la Science du Salut folgten), ein normatives und dennoch Varianten beachtendes Werk (Cohen 1946), und Millerans Deux grammaires fransaizes von 1694, eine Beschreibung des tatsächlich gesprochenen, weitgehend unmarkierten Französisch (Schmitt 1984, 397⫺437), erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt wurden, und dies obwohl z. B. für Martinet feststeht, daß Vaudelin ein „fonctionaliste avant le mot“ (21974, 161) war. Besser dargestellt werden die sprachlichen Varietäten in Wörterbüchern und vor allem in Grammatiken des Auslands, wo eine Reihe von Sprachlehrern sich nicht nur über ihre besondere Eignung zur französischen Sprachlehre, sondern auch die jeweils (natürlich) geringere, weil die falschen Varietäten beachtende Qualität der mit ihnen rivalisierenden Kollegen (Schmitt 1997; 2002b) auslassen. Diese Werke zeigen eine Entwicklung zum franc¸ais moyen und dem style moyen (Winkelmann 1990) an, der vom Pariser Bürgertum seinen Ausgang nahm und langsam die Provinzen erreichte, wo, der Enqueˆte des Abbe´ Gre´goire zufolge, der in seinem Rapport sur la necessite´ et les moyens d’ane´antir les patois et d’universaliser l’usage de la langue franc¸aise (1790) die Notwendigkeit der Durchsetzung einer Einheitssprache begründet hat, es eine normierte Sprache bisher nicht gab. Sein Vorgehen ist aus der Situation zu Ende des Ancien Re´gime leicht verständlich, da bei den nur drei (von 25
III. Italische und romanische Sprachen
Millionen) Sprechern des Französischen die Beherrschung eines Standards auch nicht ansatzweise bestanden haben dürfte. Die damals einsetzende Entwicklung hat bei den Dialekten in der Folgezeit zur Ausbildung der franc¸ais re´gionaux geführt, Varietäten, die von Bewohnern der Provinz, die glauben, korrektes Französisch zu sprechen, gebraucht werden und tatsächlich ein unterhalb der Gemeinsprache anzusiedelndes, das franc¸ais dialectal allerdings qualitativ übertreffendes Französisch darstellen, was auch aus dem Faktum erhellt, daß für diese Varietät in der Regel nicht der depreziative Terminus patois verwendet wird, mit dem man sonst die dialektalen Varietäten bedenkt (vgl. Muller 1985, 138).
6.
Die Varietäten des modernen Französisch
Zwei wichtige Ereignisse dürfen als entscheidende Momente für die Wiederbelebung der Aufmerksamkeit für sprachliche Varietäten bezeichnet werden: literarische Neuerung und bewußte Abkehr von der Klassik, sowie eine von Sprachliebhabern wie auch von Sprachwissenschaftlern geführte Diskussion über den Sprachwandel, die man besser kennt unter dem Schlagwort la crise du franc¸ais. Auf literarischer Ebene treten mit der Romantik, dem Realismus und dem Naturalismus mehr und mehr Protagonisten aus dem Volk ins Zentrum des Interesses; dabei verlangen es die Regeln literarischer Mimesis, dem gamin de Paris ebenso wie dem Trinker in der Provinz markierte Sprache in den Mund zu legen, um ihn nicht nur durch gewisse Handlungen, sondern auch sprachlich zu charakterisieren (Schmitt 1996; Blank 1991, 9 ff.). Was die crise du franc¸ais betrifft, so handelt es sich hierbei ursprünglich um ein linguistisches Thema der Dekadenzzeit, in der wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Wandel des Französischen im fin-de-sie`cle von Scherer, Stapfer, Deschanel, Brunetie`re u. a. m. (cf. Langenbacher-Liebgott 1983; Görtz 1990) von einer Dichotomie ‘klassisches Französisch’ vs. ‘korrumpiertes, neues Französisch’ ausgingen und zwischen einer Va-
15. Französisch
rietät, die der (akademischen wie schulischen) Unterrichtung würdig sei, und einem nicht empfehlenswerten, ja schädlichen Varietätenkonglomerat zu unterscheiden begannen (vgl. auch Leemann-Bouix 1994). Die ersten ernst zu nehmenden Studien entstanden in der Folgezeit dieser kulturkritischen Studien, von denen Deschanels Schrift De´formation, das 1898 viermal ediert wurde, den wohl größten Einfluß gehabt hat. Die Varietäten wurden dabei meist ex negativo dargestellt, d. h. als abzulehnende Gegenbilder zu korrekten Formen, was zur Folge hatte, daß diese Formen weniger präzis erfaßt wurden als die (einzig korrekten) der Normsprache. Dies ist z. B. in Dauzats De´fense (1912) der Fall, die für die weitere Diskussion der crise du franc¸ais bestimmend und zum Maß für unzählige dites …(mais) ne dites pas werden sollte. Doch entstanden recht bald auch Untersuchungen zu Varietäten, in denen die markierten Formen im Mittelpunkt und die Formen des Standards als Bezugspunkte eher am Rande stehen sollten: Diesen Typ der Varietätenforschung vertreten vor allem Analysen von gängigen, im Volk weit verbreiteten Fehlern sowie Sprachverwendungen, die Schichten der französischen Gesellschaft auszeichnen, wie sie z. B. Bauche (1920) und Frei (1929) vorgelegt haben, deren Werke aber zunächst kaum von der Fachwissenschaft rezipiert wurden, da die Fortschritte aus einem anderen varietätenlinguistischen Bereich um 1920 im Mittelpunkt des sprachwissenschaftlichen Interesses standen: die beeindruckenden Erkenntnissen der Sprachgeographie, die der Atlas Linguistique de la France von Gillie´ron und Edmont (1902⫺20) ermöglichte. Erst mit der Betonung soziolinguistischer Fragestellungen und der Erkenntnis „de`s qu’il y a communaute´ linguistique, il y a variation“ (Gadet 1992, 5) sollte der Wert der Werke Bauches und Freis, die bereits als Quellen für die Historizität der gesprochenen Sprache (Ernst 1980; Schmitt 1980) wiederentdeckt worden waren, neu erkannt worden, da so ein Zugriff auf historische Formen des Subkodes möglich wurde und die Chancen für die Durchsetzung sub-
433 sprachlicher Phänomene realistischer eingeschätzt werden konnten. Für die Diskussion im deutschsprachigen Raum ist Müllers Das Französische der Gegenwart in vielerlei Hinsicht richtungsweisend: Hier wird zum ersten Mal in einem Handbuch die „Komplexität und Vielschichtigkeit“ (1975, 5) dieser ansonsten als streng genormt und einheitlich geltenden romanischen Sprache in den Vordergrund gerückt und betont, Sprache sei grundsätzlich kein homogenes System, sondern ein heterogenes Gebilde, ein System von Systemen, also ein Diasystem (cf. PrüßmannZemper 1990, 830) oder ein Polysystem bzw. Makrosystem, das eine Vielzahl von Mono- und Mikrosystemen umgreift (Müller 1977, 412). Zeitlich fällt diese Darstellung zusammen mit Schriften zur Kodevariation von Söll, für den jede Sprache immer ein Diasystem mit syntopischen, synstratischen und synphasischen Subsystemen (1983, 285) bildet. Nachdem man lange Zeit die Varietäten in der französischen Sprachwissenschaft nicht hatte wahrnehmen wollen, war man auf einmal gewillt, dem Französischen gar bezüglich der Varietäten eine besondere Stellung einzuräumen: „La langue franc¸aise comporte bien des particularite´s, mais il en est une qui la caracte´rise presque essentiellement, c’est une varie´te´ de registres que les autres langues ne posse`dent pas a` un degre´ e´quivalent“ (Duneton 1998, 7).
Natürlich sind derartige Einsichten nicht neu, hatten doch bereits in der französischen Tradition Saussure (1916) und Meillet (1928 [51977]) immer wieder darauf hingewiesen, daß Sprache ohne Einschränkung ein fait social ist und nur so adäquat in Geschichte und Gegenwart beschrieben werden kann, wobei allerdings eine angemessene Darstellung nicht nur die sozialen Konventionen, sondern auch die individuelle Freiheit der Sprecher berücksichtigen müsse. Diese Konzeption führte zur Auffassung, daß die Normsprache selbst, das franc¸ais standard, nur als Teil der Gesamtsprache selbst angesehen werden darf (Müller 1975, 34) und daß jeder der Sprachgemeinschaft angehörige Sprecher über mehrere Kodes/Register gleichzeitig verfügt, die er je
434 nach Partner, Situation und Gespräch anwenden kann (Söll 1983, 286): „Le franc¸ais parle´ est essentiellement composite“ (Sauvageot 1969, 22). Dabei bestimmen neben der Provenienz die Lebensumstände wie Herkunft, Bildung, Alter, Beruf, Erfahrung u. a. m. die Menge der zur Verfügung stehenden Register, wobei diese weiter unterteilbar und kombinierbar (Söll 1983, 286) sind, so daß das Gegenwartsfranzösische ein „Verbund-System“ oder eine „Verflechtung von Sprachregistern“ (Söll 1983, 288) bildet, eine Einheit aus „Polysystemen mit Varianten“ (Wandruszka 1983, 316), bei deren Aktualisierung den Sprechern der soziokulturelle Index der Varianten stets bewußt ist. Dabei bleibt festzuhalten, daß die Verschiedenheit des Französischen nicht aus der Art zu sprechen, die eine bestimmte Gruppe auszeichnet, sondern dem individuellen Gebrauch jedes einzelnen Sprechers (Sauvageot 1969, 17) resultiert; und da jeder Einzelne Sprache konkretisiert, das Individuum aber nicht konstant im sprachlichen Handeln und Sprachverhalten bleibt, ergibt sich eine Vielzahl von Mikrosystemen, also Varianten, in jeder Sprache (Müller 1977, 412). Dabei spielen die individuellen Abweichungen und die sprachgestaltende Freiheit eine große Rolle, zumal die Schwankungen in der Sprache des Individuums auch abhängig vom jeweiligen Lebensabschnitt, der Situation und dem Gemütszustand sind (Müller 1977), aber auch der politischen Verankerung, die z. B. ein Individuum zur langue de bois (Thom) oder auch zur faschistischen Sprachverwendung (Te´vanian/Tissot 1998) führen kann. Die Varietätenlinguistik des Französischen umfasst nach Müller sieben Hauptaspekte: den chronologischen, den formalen, den quantitativen, den diatopischen, den diastratischen, den qualitativen und den normativen; auf diese Weise könne man der multidimensionalen Heterogenität von Sprechern gerecht werden, wobei ⫺ vor allem in Fortsetzung sprachhistorischer Interessen der Romanistik ⫺ die Diastratikforschung mit der Behandlung der als niedrig qualifizierten Varianten deshalb eine besondere Beachtung für sich beanspruchen darf, weil implizit oder explizit stets davon ausge-
III. Italische und romanische Sprachen
gangen wird, daß in der Sprache eine Bewegung von *unten+ (d. h. den schlechten Varietäten der Massen) nach *oben+ (d. h. den Regeln, die akzeptiert und Mehrheitsgebrauch und damit Standard bilden) stattfindet. So wird z. B. mit der Abnahme der Dialektsprache und der Erosion regionaler Varietäten eine Zunahme des Gewichts diastratischer und diaphasischer Varianten verbunden, die die dialektale Armut auszugleichen scheinen (Söll 1983, 285); auch sollen die Soziolekte vom Zerfall der Dialekte und Regiolekte profitieren (Wandruszka 1983, 13). Neben diesen eher in eine eng bemessene Diachronie reichenden Fragestellungen bleiben für die Varietätenlinguistik natürlich auch zahlreiche Aufgaben in der Synchronie: Hier untersucht sie die Varietät von Sprache in Bezug auf die soziale Sprachgemeinschaft, abhängig von den jeweiligen Kommunikationsbedingungen (Schmitt 1986, 154). Die von Müller (1977) vorgegebenen Größen der Varietätenparameter haben in der Lexikologie, wo für das Französische Divergenzen am leichtesten fassbar scheinen, die positivste Aufnahme erfahren. Für die frühe Lexikographie hat Glatigny (1990) Studien zur Markierung vorgelegt, die eine deutlich größere Markierungsfreudigkeit in der französischen Tradition im Vergleich zur deutschen (Ludwig 1991) zeigen; anhand des Französischen und der frankophonen Lexikographie hat Hausmann (1989, 651 f.) ein auf elf Dimensionen der Abweichung vom normalen Zentrum basierendes Makromodell von in Wörterbüchern gebrauchten Markierungen entworfen, wobei er die folgenden Ebenen voneinander trennt: die diachronische, die diatopische, die diaintegrative, die diamediale, die diastratische, die diaphasische, die diatextuelle, die diatechnische, die diafrequente, die diaevaluative und die dianormative Markierung. Thelen hat diese ⫺ z. B. durch die oben erwähnte diapolitische Markierung ⫺ erweiterbare und längst nicht exhaustive Markiertheitstypologie für das Französische im folgenden Modell (Tab. 15.1) zusammengefasst (1999, 15). Dieses System ist sicher grundsätzlich geeignet, die Bezüge zwischen den usuellen
435
15. Französisch Tab. 15.1 Kriterium 1 Zeitlichkeit (Temporalität) 2 Räumlichkeit (Arealität) 3 Nationalität 4 Medialität
unmarkiertes Zentrum
markierte Peripherie
Art der Markierung
ausgewählte Marker
gegenwärtig
alt ⫺ neu
diachronisch
gesamtsprachlich nationalsprachlich neutral
regional/ dialektal entlehnt/ fremd gesprochen ⫺ geschrieben
diatopisch
vx. ne´ol. dial. AmE anglicisme
neutral
5 sozio-kulturelle Gruppe 6 Formalität
neutral
7 Textsorte
neutral
8 Technizität
gemein-sprachl.
Oberschicht ⫺ Unterschicht formell ⫺ informell bibl./poet./lit./ zeitungsspr./ administrativ fachsprachlich
9 Frequenz
diaintegrativ diamedial
diastratisch diaphasisch diatextuell
diatechnisch
häufig
selten
diafrequent
10 Attitüde
neutral
konnotiert
diaevaluativ
11 Normativität
korrekt
unkorrekt
dianormativ
Markern der französischen Lexikographie und den sprachlichen Befunden aufzuzeigen. Dabei spielt die erste Kategorie den chronologischen Aspekt an, der primär in der Lexikographie eine wichtige Rolle spielt. Ab ca. 1945⫺50 spricht man ⫺ nicht unumstritten ⫺ bei der Beschreibung der französischen Sprache vom ‘Gegenwartsfranzösischen’. Neben dem starken Einfluß der Medien wie Radio, Fernsehen und Internet spricht die Vereinheitlichung der Gesellschaft eine große Rolle, vor allem bei der Ausbildung der gesprochenen Sprache, der langue parle´e; auch rücken die Ebenen der klassischen Subnorm immer weiter in den Vordergrund, und die regelmäßigen Erweiterungen ⫺ v. a. in den Randbereichen der fachlich orientierten Kommunikation ⫺ schaffen hier sprachliche Regeln, die nicht nur von traditionellen Schichten (in der Regel: den gut scholarisierten), sondern auch
langue e´crite umgangssprachlich fam. pop. fml. infml. administratif bibl. poet. botanique viticulture rare derog. euph. incorrect emploi critique´
den klassischen Altersgruppen unterschiedlich beherrscht werden. Was die Chronologie des Französischen betrifft, so läßt sich die Behauptung rechtfertigen, daß Neuerungen sich in erster Linie auf den Wortschatz beziehen (vgl. z. B. Dingel 1987) und die Faustregel aufstellen, „que, dans une langue parle´e aujourd’hui, les e´le´ments porteurs de structures grammaticales fondamentales forment la couche la plus ancienne et la plus stable, et que les de´signations des actions et les qualite´s sont essentiellement les acquisitions du Moyen Age, tandis que l’inventaire des de´signations d’objets concrets date plutoˆt de l’e´poque moderne. On peut formuler des e´nonce´s dans lesquels le de´calage chronologique saute aux yeux: par ex., des ne´ologismes du XXe sie`cle, en ge´ne´ral des mots d’emprunt, sont relie´s par des mots grammaticaux datant de la pe´riode du IXe au XIe sie`cle pour former une phrase „franc¸aise“: „Les fans du jazz-rock se rela-
436 xaient au snack avec la starlette“ (Muller 1985, 64). Was hier mithilfe englischer Lehnwörter exemplifiziert wird, ließe sich natürlich ebenso gut ausgehend von einer technischen Anleitung oder einem naturwissenschaftlichen Handbuch zeigen, wo in der Regel ⫺ nach neulateinischem Vorbild (Schmitt 2000b) ⫺ Wortgebildetheiten auftreten, die sich durch Neuheit oder zumindest ein geringeres Alter auszeichnen. Generell läßt sich sagen, daß Markierungen der Temporalität nicht das franc¸ais commun, dafür umso stärker die Sektorialsprachen betreffen, wo auch Siglenbildungen auftreten und diejenigen Phänomene dominieren, die Guiraud (1969) unter dem Konzept der Vereinfachung und Homogenisierung des franc¸ais avance´ zusammengefasst hat. An diesem franc¸ais avance´ partizipiert die Räumlichkeit nur noch in sehr bescheidenem Umfang. Markierungen wie ‘regional’ oder ‘pikardisch’ und ‘franc¸ais me´ridional’ weisen in der Regel darauf hin, daß die betreffende Form oder das markierte sprachliche Zeichen so marginalisiert sind, daß für eine Aufnahme ins franc¸ais standard keine Chance bestehen dürfte. Der umfangreiche Dictionnaire des re´gionalismes de France von Re´zeau (2001) dient daher eher der Bewahrung und Archivierung eines lexikalischen Materials, das sonst verloren ginge, als der Darstellung diatopischer Varianz, da selbst in den Zentren der Dialekte dieses Material im allgemeinen nicht mehr gebraucht wird und daher zusätzlich mit ‘vieilli’ zu markieren wäre; ähnliches gilt für Varietäten aus der Frankophonie (Belgizismen, Helvetismen, Quebeckismen, frankoafrikanische Formen und Wortschatz): Diese Varietäten bilden heute keine Bereicherung der Gemeinsprache, wie dies Walter (1998) glauben machen möchte, sondern ein patrimonium, das aus kulturhistorischen Gründen Beachtung findet oder mit dem der Franzose Bekanntschaft macht, wenn er z. B. auf einer Schweizer Speisekarte statt salade de pissenlit auf einmal salade de dents de lion liest. Daran hat auch die Tatsache nichts zu ändern vermocht, daß man ⫺ aus (sprach-)politischen Gründen ⫺ Probleme der Frankophonie eine gewisse Aktualität nicht abzu-
III. Italische und romanische Sprachen
sprechen vermag. Nur eher zufällig wird der Frankophone mit den geographischen Varietäten außerhalb seines Heimatdialektes konfrontiert, so etwa bei der Verfilmung von Germinal (nach dem gleichnamigen Roman von E´mile Zola) durch Claude Berri, wo die couleur locale es verlangt, daß Bergarbeiter das (pikardische) chtimi sprechen, oder wenn ein Sänger wie Renaud ein pikardisches Album (Renaud cante el’Nord, Virgin 1993) aufnimmt oder in A la belle de mai (Virgin 1994) versucht, den Marseiller Dialekt zu gebrauchen. Auch die von Se´guy (1950) initiierte Stadtsprachenforschung ist ⫺ mit Ausnahme von Paris ⫺ in der Regel eine Varietätenlinguistik, die sich mit vom Sprachatlas nicht verzeichneten diatopisch-sozialen Übergangsformen beschäftigt, deren Bedrohung durch nationale Sprachformen eher ephemere Phänomene zum Gegenstand hat. Die jahrhundertealte Opposition rural vs. urbain ist heute, wie dies auch aus Ausführungen von De´sirat/ Horde´ (1976, 17) erhellt, weitgehend durch die Opposition zwischen den sozialen Milieus verdrängt worden; dieser Prozeß wird zusätzlich noch durch die Tatsache beschleunigt, daß das franc¸ais re´gional, das Resultat des Einwirkens des franc¸ais national auf die Dialekte, und in noch viel stärkerem Maße die spärlichen Reste des franc¸ais dialectal ein niedriges Ansehen besitzen (Söll 1983, 290), was zu psycholinguistischen Reaktionen von seiten der Sprecher führt. Die erwartbare Beachtung hat das Kriterium der ‘Nationalität’ gefunden, wobei der Anglizismus den Löwenanteil der Publikationen für sich beansprucht. Hier dominiert nicht nur in Schriften von Sprachliebhabern seit Etiemble (1964; 1966) die Ablehnung des newspeak bzw. franglais; auch offizielle Sprachorgane und der Gesetzgeber selbst haben eine Flut von Schriften publiziert, die dazu beitragen sollen, daß der Frankophone von morgen weitgehend ohne derartige Entlehnungen auskommt (vgl. z. B. Behnke 1990; Trabant 1995; Braselmann 1999; Klein-Zirbes 2001). Entscheidend bleibt hier das Sprachbewußtsein der Sprecher, und diesen fällt es im allgemeinen schwer, auf Anglizismen, Latinismen und
15. Französisch
Xenismen zu verzichten, zumal speziell mit den Anglizismen symptom- und signalfunktionale Wirkung verbunden bleibt (Schmitt 2000). Was die Medialität betrifft, so läßt sich feststellen, daß hier in den vergangenen Jahrzehnten der Schwerpunkt der Forschung gelegen hat und daß mit Sölls grundlegendem Werk zum gesprochenen und geschriebenen Französisch (1974; 21980) zum einen die Rudimente für die systematische Erforschung der allgemeinen Merkmale des code parle´ und des code e´crit erarbeitet wurden und zum anderen davon Untersuchungen ausgegangen sind, die in erster Linie die Näheund Distanzsprache nicht nur im Französischen, sondern darüber hinaus auch in den romanischen Einzelsprachen zum Ziel haben (Koch/Oesterreicher 1990). Dabei zeigt sich, daß insbesondere die französische Nähesprache sich durch zahlreiche lautliche, morphologische und lexikalische Phänomene von der Distanzsprache absetzt, was wohl aus den besonderen Bedingungen für die Regeln des (stark normierten) Standards erklärt werden darf (Schmitt 2001a), die sich deutlich von denen unterscheiden, die für die übrigen romanischen Nationalsprachen von Bedeutung waren. Die Kriterien werden verlässlich von Koch/Oesterreicher (1990, 127 ff.) und insbesondere Muller (1985, 78 ff.) dargestellt (vgl. auch BlancheBenveniste/Bilger 1990; zum Wortschatz Palazzolo-Nöding 1987; Kritisch Radtke 2002). In diesem Zusammenhang wurde auch immer wieder auf ein Problem hingewiesen, das bereits im Fin-de-sie`cle die Sprachdiskussion bestimmte: Die im Französischen besonders ausgeprägte Divergenz zwischen code phonique und code graphique, die z. B. das Italienische und das Spanische so nicht kennen, erklärt sich aus der etymologischhistorischen Verschriftung des Französischen; es lassen sich als Folge dieses aus der Sprachgeschichte erklärbaren Umstands zwei Tendenzen ausmachen: Zum einen wird natürlich ⫺ wie in allen romanischen Sprachen ⫺ die Schriftsprache in ihrer Entwicklung von Regeln des franc¸ais parle´ dauernd beeinflusst, es besteht zum anderen auch ein ⫺ vor allem in der Sprache der von Bil-
437 dung (oder auch Halbbildung) erfaßten Schichten leicht feststellbarer ⫺ Einfluß der geschriebenen Sprache auf die gesprochene (Buben 1936; Schmitt 1984), wo stehengebliebenen Graphemen, denen längst kein Laut mehr entsprach, zunehmend (wie bei cheptel, sculpter, aouˆt, vgl. auch Müller 1990) ein phonetischer Wert konzediert wird. Traditionsgemäß wurde in Frankreich, teiweise auch in der deutschen Romanistik den soziokulturellen Varietäten immer ein besonderes Augenmerk geschenkt. Derartige Aspekte wurden ⫺ vor allem in der Tradition der Meillet-Schule ⫺ insbesondere von Cohen in verschiedensten Regards sur la langue franc¸aise (1950⫺1972) unsystematisch in der Tradition von Vaugelas’ Remarques behandelt, in denen immer wieder dem Verhältnis von Sprache und Gesellschaft nachgespürt wurde. Gegenstand dieser Studien sind dabei immer wieder die Erscheinungsformen franc¸ais populaire (cf. Gadet 1992) und ⫺ im allgemeinen unberechtigt ⫺ das franc¸ais familier, aber es werden auch die Kategorien franc¸ais vulgaire und argot (bzw. jargon, wenn es sich um die Sprache von Berufsgruppen handelt) darunter subsumiert (Muller 1985, 183 ff.). Dabei wird aber übersehen, daß das franc¸ais familier als sozial unmarkiertes, primär orales Register der vertraulichen und teilweise der informellen Kommunikation mit situativer Festlegung (Schmitt 1986, 154) dient, während das franc¸ais vulgaire und das franc¸ais argotique im Grunde ethnolinguistische Begriffe darstellen, die in der Beschreibung der Varietäten keinen Platz haben, da sie keine sprachlichen Register bilden, sich fast ausschließlich auf den Wortschatz beziehen und sprachliches Material konstituieren, das ausgehend von den Dingen motiviert oder konnotiert ist: Hier werden unter anthropologisch-sprachwissenschaftlichen Aspekten Vorstellungen wie Vorurteile, Konzeptionen, Tabus, Glauben, Ideologien u. a. m. (Schmitt 1986, 155) untersucht, varietätenlinguistische Perspektiven bleiben dabei nicht ausgespart, werden dabei aber selten in Bezug zu diastratischen Gegebenheiten gesetzt. Soziale Varietäten stehen jedoch im Mittelpunkt in der von Bally (1909) und Bauche (1920) initiierten Erfassung und Dar-
438 stellung des Substandards, die weniger die jeweiligen Subsysteme als die Charakteristika der Sprachverwendung einzelner Individuen ins Zentrum des Interesses gerückt haben. Aus dieser Tatsache dürfte sich auch erklären, warum ein dem deutschen Umgangssprache entsprechender Begriff wie franc¸ais courant alles in allem wenig Fortüne gehabt hat: Es geht dabei ⫺ vergleichbar den Studien von Frei (1921/1971) ⫺ weniger um generelle Strukturen als um rekurrente Phänomene des Sprachgebrauchs als fait social. Daher bilden auch immer wieder einzelne Gruppensprachen Gegenstand von Detailuntersuchungen, während Studien zu den alle Gruppensprachen verbindenden Phänomenen bisher kaum durchgeführt wurden. Wenig ergiebig sind die Analysen zur Sprachverwendung der verschiedenen Generationen (Zimmermann 1990) oder der Geschlechter (Bierbach/Ellrich 1990): Hier spielt sicher die Tatsache, daß Frankreich selbst eine alte Demokratie mit früher Eingliederung der Frau in den Arbeitsprozeß darstellt, eine entscheidende Rolle; diese historischen Vorgaben führten in diesen Bereichen zu einer starken Nivellierung, die auch von anderen Faktoren begünstigt wird: „Von den verschiedenen Faktoren, die die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht ausmachen, haben Erziehung, Ausbildung und Beruf den größten Einfluß auf die Sprache“ (Prüßmann-Zemper 1990, 833). Diese Komponenten haben bereits zur weitgehenden Beseitigung der Dialekte und Regionalsprachen beigetragen, und es ist auch zu erwarten, daß die umfassende Scholarisierung ebenso zur Einebnung der diastratischen Phänomene beitragen wird, so daß sich die von der Kategorie der Formalität bestimmten diaphasischen Markierungen ‘informell’ vs. ‘formell’ immer mehr durchsetzen werden, wobei auch hier von einer recht ungleichgewichtigen Verteilung auszugehen ist: Die hoch markierte Formalität muß durch Akkulturation erst mühsam erworben werden und bleibt daher peripher, während die kaum markierte Formalität eher auf natürliche Weise im Spracherwerb erworben wird. Damit verbunden bleibt, daß ein hoch markiertes Register Formali-
III. Italische und romanische Sprachen
tät, ein niedriges Register Vertrautheit ausdrückt (Koch/Oesterreicher 1990, 80 ff.). Was die diatextuelle Varianz betrifft, so wurden für das Französische zwar zahlreiche Studien zum Wirken und Zusammenspiel von sprachlichen Merkmalen, die für Texte und Textsorten konstitutiv sind, gerade in den letzten Jahren vorgelegt, doch befindet sich die wissenschaftliche Beschreibung der Textsorten alles in allem nicht auf der Detailliertheit und dem Niveau der germanistischen Textlinguistik (Metzeltin 1990; Meyer-Hermann 2001). Die bereits in den artes dictaminis des Mittelalters immer wieder formulierte Erkenntnis, daß die verschiedenen Stile unterschiedlichen funktionalen Aspekten zuzuordnen sind, kommt nicht nur bei der Poetik von Gattungen zum Tragen, sondern auch bei der weiteren Untergliederung von Textsorten (Adam 1985), und die klassische Drei-Stile-Lehre findet noch immer ⫺ meist kaschiert ⫺ Anwendung in der Beurteilung von Stilen, die mit bestimmten Aufgaben verbunden sind (Cohen 1979). Infolge der intensiven Erforschung des code parle´ hat insbesondere die Literarisierung von Mündlichkeit (Blank 1991; Redecker 1993) in den letzten Jahren eine besondere Aufmerksamkeit gefunden. Besser noch wurden die hinsichtlich der Technizität bestehenden Varietäten untersucht. Über die Merkmale fachlichen Diskurses, die fachliche Textkonstitution und die Genese von Fachsprachen und Fachterminologien in der Romania und speziell im Französischen informiert der Kongreßband von Dahmen e. a. (1989), zahlreiche Beiträge in Antoine/Martin (1985; 1995; 2000) sind der Problematik der Ausbildung von Fachsprachen in der Industrie- und Forschungsgesellschaft der Neuzeit gewidmet. Dabei steht allerdings meist nur ein Teilbereich der französischen Sprache, d. h. Lexik und Wortbildungsregeln, im Zentrum des Interesses. Das Französische beteiligt sich hier an Prozessen, die auch die übrigen romanischen Sprachen charakterisieren: der Eurolexik und der Euromorphologie, deren Bedeutung für die westeuropäischen Sprachen sich aus der Überdachung durch die lateinische und griechische Sprache erklären (Schmitt 1995a; 1995b). Üblicherweise
439
15. Französisch
umfaßt der Begriff Fachsprache in der frankophonen Linguistik zwei Varietätengruppen, die langue de spe´cialite´ als Fachsprache ohne technische Komponente und die langue technique als Fachsprache besonders für technische, maschinelle Berufe. Das Gebiet wie die Zahl der Fachsprachen sind unübersehbar, da jede Fachrichtung, jedes Interessengebiet seine eigene Fachsprache besitzt (Prüßmann-Zemper 1990, 834), wobei im Französischen stärker noch als etwa im Deutschen Berufsjargons (Etiemble 1966) und parasitäre Argots (Schmitt 1990b, 294) anzutreffen sind, deren Ausprägung von der jeweiligen Konstituiertheit von Gruppen abhängt, sowie deren Bedürfnis, sich von anderen sozialen Gemeinsamkeiten abzugrenzen. Gut informiert sind wir über die diafrequentativen Markierungen des Französischen, da hierfür verläßliche Studien sowohl zum faktischen Sprachgebrauch wie auch zur absoluten Zahl sprachlicher Zeichen vorliegen; ferner verfügt das Französische über verläßliche Darstellungen und Erfassungen des Grund- und Aufbauwortschatzes, über den frequenten wie den disponiblen Wortschatz und die wichtigsten Distributionsregeln (vgl. Muller 1985, 114 ff.). In Lexika spielt das Epitheton *rare+ jedoch eine bescheidene Rolle, etwa vergleichbar den diaevaluativen Markern, die in der Regel als Textphänomene bewertet werden. Was die Normativität des Französischen betrifft, so darf davon ausgegangen werden, dass hier ein Regelsystem mit einem hohen Grad an Verbindlichkeit besteht (Offord 1990, 16; Müller 1975, 232) und davon abweichender Sprachgebrauch mit ‘ce n’est pas franc¸ais’ abgewertet wird; aus der Tatsache, daß jede vom Standardfranzösisch abweichende Varietät eine „variety which has [not] received the official imprimatur and [does not] carry the highest degree of prestige“ (Offord 1990, 16) bildet, können die Funktionen und der Wert von Varietäten abgeleitet werden (Schmitt 2001b, 435 ff.). Der usus basiert dabei heute mehr und mehr auf der statistischen Norm (Muller 1986b, 276 ff.), so daß der Gebrauch der Parameter der präskriptiven Norm de facto
die Verwendung einer nach oben hin markierten Varietät darstellt, die sich durch das Fehlen von Natürlichkeit auszeichnet. So fordern inzwischen sogar puristisch engagierte Sprachwissenschaftler eine Umkehr, was faktisch eine Abkehr von der präskriptiven Norm bedeutet: „Loin donc des pre´scriptions des puristes, libe´rons le locuteur [...] des contraintes du bon usage et laissons-le parler sa langue maternelle!“ (Marzys 1974, 11). Denn inzwischen wurde erkannt, dass die Entstehung und systematische Ausbildung von Varietäten auch als Reaktion auf zu eng gesteckte Normen zu verstehe ist und der Zwang, das normierte Französisch möglichst universell zu gebrauchen, der von der Schule ausgegangen ist, dazu geführt hat, daß sich ausgerechnet nicht-normative sprachliche Varietäten einer besonderen Beliebtheit erfreuen. Zu dieser Erkenntnis paßt die Einsicht Martinets, der beobachtet hat, daß die Franzosen „n’osent plus parler leur langue parce que des ge´ne´rations de grammairiens, professionnels et amateurs, en ont fait un domaine parseme´ d’embuˆches et d’interdits“ (21974, 29): Dieses Risiko besteht nicht beim Gebrauch von Varietäten, die eher dem Substandard zuzuordnen sind.
7.
Perspektiven
„Keine Sprache wurde derart perfektioniert und reglementiert wie das Französische. Vielleicht ist die Krise der unvermeidliche Preis für dieses Übermaß an Kontrolle“, gibt Ludwig Söll (1983, 285) zu bedenken, der registriert, wie manche Register schockierend wirken, andere hingegen als besonders gewählt empfunden werden und Varietäten immer als Abweichungen von einer Bandbreite gelten, die nach Vorstellungen zahlreicher Vertreter der nationalen Kultur weiterhin als Maß für korrektes sprachliches Handeln zu gelten hat. Doch bedingt gesellschaftlicher Wandel auch sprachlichen Wandel und, mehr noch, Veränderung beim Gebrauch und der Evaluation von Varietäten. Die normtragende Oberschicht gibt es nicht mehr; wenn die Verwendung von chienlit durch De Gaulle
440 („La re´forme, oui; la chienlit, non“, 1968; cf. PRob, s. v.) noch generelles Aufsehen erregen konnte, so waren bei Mitterrands laisse be´ton, also einer Verlan-Form, die der Präsident einem Lied Renauds (Laisse be´ton, von 1975) entnommen hat, kaum noch Reaktionen zu verzeichnen. Derartige Bildungen (laisse be´ton < laisse tomber) schaffen heute den Sprung von einem peripheren Bereich ins zentrale franc¸ais populaire, vielleicht sogar ins franc¸ais commun innerhalb weniger Tage. Auch die Literatur integriert derartige Phänomene, indem sie Elemente aus dem franc¸ais familier, dem franc¸ais populaire oder dem franc¸ais vulgaire, seltener dem franc¸ais re´gional, aufnimmt, wodurch sich natürlich der Stellenwert derartiger sprachlicher Einheiten unweigerlich verändert, wie dies ein Kongreßband dokumentiert, der von Reichler-Be´guelin (1993) ediert wurde. In diesem Sinne scheint es berechtigt, die Varietäten auch in die Curricula der Sprachlehre einzuführen und ihre adäquate Verwendung zu lehren (Causa 2001). Mit der Integration in die Literatur und die Medien verändern sich natürlich auch die Qualität der Varietäten und das Verhältnis der Varietäten zueinander: Die Gebrauchsgrenzen verwischen sich, die Funktionalität verliert an Schärfe und Deutlichkeit, die Akzeptabilität vergrößert sich, da infolge der zunehmenden sprachlichen Permissivität die Markiertheitsschwellen ihre Bedeutung verlieren (Schmitt 2002a). Nur der Abstand zum ⫺ als Schriftsprache gelehrten und daher als Standard empfundenen ⫺ Normfranzösischen wird ständig größer, „c’est la rigidite´ de sa norme traditionnelle qui cre´e la tension entre cette norme et l’usage“ (Marzys 1974, 11) oder, wie Duneton bemerkt, „cette caracte´ristique, qui a fait la grandeur et le rayonnement international de notre langue est aujourd’hui la cause de sa fragilite´“ (1998, 35). In Wirklichkeit entspricht die Vielzahl der Varietäten des heutigen Französisch den kommunikativen Bedürfnissen der Sprecher, die über Varietäten für bestimmte Situationen, für das soziale Handeln mit Gruppen, die Orientierung der eigenen Gruppenzugehörigkeit, die sprachlich-fach-
III. Italische und romanische Sprachen
liche Situierung, die Nähe und Distanz oder die Einstellung zu dem Gesagten und andere Zwecke verfügen müssen. Dabei stellt sich, wie dies in einer demokratisierten Gesellschaft erwartbar ist, mehr und mehr durch die Öffnung der Schichten und Gruppen sowie die Ausbildung eines pluralistisch bestimmten Durchschnitts eine Nivellierung ein, die vielfach zu einer Polyfunktionalität ursprünglich auf eine bestimmte Varietät festgelegter sprachlicher Einheiten führt. Allgemein läßt sich ein Abbau dialektaler und regionaler Phänomene bei gleichzeitiger Konstanz sozialer Charakteristika und der leichten Zunahme von diaphasischen und fachsprachlichen Varietäten im heutigen Französisch ausmachen. Diese Entwicklung, die die weitere Varietätenlinguistik bestimmen dürfte, muß allerdings stets im Rahmen der Globalisierung von Nationalsprachen gesehen werden, ist also als Epiphänomen zum sich immer deutlicher ausbildenden, über die Sprachmultiplikatoren verbreiteten franc¸ais commun zu betrachten, das als übergeordnete Ebene für alle Varietäten den Bezugspunkt bildet, und dies nicht nur im hexagonalen Frankreich, sondern darüber hinaus auch in der europäischen wie in der außereuropäischen Frankophonie, wo über die Medien ⫺ langsamer aber dennoch deutlich spürbar ⫺ der europäische usage durch den auf der Durchschnittsnorm basierenden Standard aufgenommen wird.
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Christian Schmitt, Bonn
16. Spanisch
449
16. Spanisch 1.
Einleitung
1.1. Spanisch gehört als romanische Sprache in den italischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Die romanischen Sprachen (lenguas roma´nicas/lenguas romances, lenguas neo-latinas) (vgl. Bossong 1998) haben sich über das der italischen Sprachgruppe zugehörige Latino-Faliskische aus dem Latein bzw. Vulgärlatein entwickelt. Traditionellerweise bildet das Spanische zusammen mit dem Portugiesischen, dem Katalanischen, sowie ggf. (je nach theoretischer Position) dem Galicischen und dem Gaskognischen die Gruppe der iberoromanischen Sprachen. Angesichts der heute allerdings bereits typologisch relevanten Unterschiede zwischen den iberoromanischen Sprachen ist diese Gruppierung zumindest partiell nur mehr ebenso historischer Natur wie das „Dach“ der romanischen Sprachen insgesamt, deren Gemeinsamkeit sich zu einem großen Teil darauf beschränkt, „les parlers issus du latin a` l’exclusion du latin luimeˆme et des parlers cre´oles“ (Bossong 1998, 1005) zu sein. So ist etwa die „superior unidade da lı´ngua portuguesa“ nicht nur in mündlich konstituierter, sondern auch in schriftlich konstituierter Sprachproduktion nur noch eine ideologische Fiktion der Grammatiken (vgl. Cunha/Cintra 1984, XIII f.). Dank Barmes Untersuchungen ist es mittlerweile ein Topos festzustellen: „o brasileiro e o portugueˆs (europeu) representam duas grama´ticas, lı´nguas radical, o seja tipologicamente diferentes“ (Barme 2000, 25). Das brasilianische Portugiesisch hat (im Unterschied zum europäischen Portugiesisch) weitgehend den Status einer NullSubjekt-Sprache verloren und sich, als Korrollar dieser Entwicklung, zu einer eher rigiden, dem Französischen ähnlichen, SVOSprache entwickelt (vgl. dazu auch MeyerHermann 1998; 2001; 2002), d. h. wesentliche Merkmale der zur iberoromanischen Sprachgruppe gehörenden Sprachen verloren. Eine vergleichbare Entwicklung konstatiert Alvar für das espan˜ol hablado en Andalu-
cı´a (vgl. Alvar 1996g, 247). Ähnlich wie für das brasilianische Portugiesisch stellt sich für das in Andalusien gesprochene Spanisch die Frage, ob die unstrittigen phonetisch-phonologischen, morphologischen und möglicherweise auch syntaktischen Unterschiede zum Spanischen als Indikatoren eines typologischen Wandels interpretiert werden müssen (vgl. dazu unten mehr). Die weit verbreitete Verwendung des Terminus „Spanisch“ als Synonym für Kastilisch (castellano) (vgl. z. B. Alvar 1996d, 9: „Esa especie de koine´ hispa´nica que es el castellano actual …“) und vice versa ist ein Anachronismus, der darin begründet ist, dass der condado de Castilla seit dem 9. Jahrhundert der geographische Nukleus eines romance peninsular gewesen ist, das sich aufgrund machtpolitischer Entwicklungen in weiten Teilen der Iberia durchsetzte. Die Identifikation von „Spanisch“ und „Kastilisch“ (castellano) ist für die Beschreibung der Diversifikation der spanischsprachigen Räume theoretisch und empirisch unhaltbar. Der Terminus „Spanisch“ wird daher in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an eine Definition von Alvar (1996g) verstanden: „Espan˜ol es el suprasistema abarcador de todas las realizaciones de nuestra lengua. O dicho te´cnicamente: la lengua abstracta que todos aceptamos, que tiene virtualidad en la lengua literaria escrita y que ninguno habla [meine Hervorhebung, MH]“ (ib., 236). Die Historizität der Begriffe „Spanisch“ und „Kastilisch“ wird in besonderer Weise an der Diskussion um die Entstehung und Entwicklung des Andalusischen, bzw. des in Andalusien gesprochenen Spanisch, deutlich. Bezogen auf die post-reconquista-Perioden (in West-Andalusien im 13., in Granada ab dem 15. Jh.) wäre es unangemessen zu sagen, dass sich das Andalusische unter dem „Einfluss“ des „Spanischen“ entwickelt habe, vielmehr muss zu diesen Zeitpunkten (noch), wenn denn die noch weitgehend ungeklärten historischen Fakten der repoblacio´n dies bestätigen, von einem „Einfluss“ des castellano gesprochen werden. Der Terminus
450 „Spanisch“ bezeichnet somit eine Menge sprachlicher Merkmale, deren Vorhandensein die notwendige und hinreichende Voraussetzung dafür darstellt, dass ein Idiom als zum set der hablas espan˜olas gehörend, m. a.W. als eine Varietät des Spanischen angesehen werden kann. Unter dieser Perspektive erweist sich die in der hispanistischen Linguistik nicht enden wollende Diskussion um die Unterscheidung von lengua und dialecto (vgl. Alvar 1996d) als überflüssig. Die Frage, ob das Andalusische, das Chilenische, das Mexikanische, das Kastilische etc. „Dialekte“ des „Spanischen“ sind, kann präzisiert werden als Frage danach, ob diese Idiome durch die sprachlichen Merkmale gekennzeichnet sind, welche als Merkmale des „Spanischen“ ausgezeichnet sind. Insofern stellt sich die Frage nach dem typologischen Status beispielsweise des Andalusischen nicht in Termini der „Nähe“ oder „Entfernung“ zum castellano, wie irrigerweise Alvar postuliert: „la fone´tica, la fonologı´a y la morfologı´a del andaluz esta´n infinitamente ma´s lejos del castellano que la fone´tica (…) de los dialectos histo´ricos (leone´s, aragone´s)“ (ib., 10). Die Frage ist entsprechend der obigen Definition in Relation zum set der „Spanisch“ ausmachenden Merkmale zu stellen. Darüber hinaus ist das Verfahren der Abbildung der Merkmale einer Varietät auf das set der Merkmale des Spanischen mit einer Skalierungs-Komponente zu versehen, die ihrerseits eine Relevanzhierarchisierung des sets der Merkmale des Spanischen voraussetzt. Es muss darum gehen, Grade der Zugehörigkeit einer Varietät zum Spanischen (in obiger Definition), d. h. letztlich darum, typological shifts und typological changes (vgl. Askedal 2001) erfassen zu können. Das set der Spanisch charakterisierenden Merkmale ist daher vor allem auf der Ebene der Kriterien zu erstellen, welche für die sprachtypologische Unterscheidung von Sprachen relevant sind bzw. relevant gesetzt werden. Konstitutives Merkmal des Spanischen (und damit aller Varietäten, die als hablas espan˜olas gelten (sollen)) ist, unter bestimmten Konditionen, die Möglichkeit des Null-Subjektes: die Verwendung von Subjektpronomina ist, im Unterschied
III. Italische und romanische Sprachen
etwa zum Französischen oder auch Deutschen im Prinzip nicht obligatorisch, z. B.: A: ¿Vienes man˜ana?, B: Desde luego vendre´ man˜ana. „Im Prinzip“ bedeutet, dass es eine Reihe von Kontexten gibt, in denen die Verwendung der Subjektpronomina nicht nur nicht „entbehrlich“, sondern im Gegenteil zur Erzielung bestimmter kommunikativer Funktionen (z. B. „emphatische“ bzw. kontrastive Hervorhebung des Sprechers) obligatorisch ist. Einige Varietäten des Spanischen wie z. B. das Spanisch der Repu´blica Dominicana (vgl. Olloqui Montenegro 1987), von Puerto Rico (vgl. Morales 1987) etc. weisen eine derartig hohe Frequenz der Subjektpronomina auf, dass nicht mehr die Verwendung, sondern die Nicht-Verwendung eines Subjektpronomens als der markierte Fall gelten muss. Ansätze, welche diese hohe Frequenz der Subjektpronomina als morpho-syntaktische Kompensation u. a. der Elision von Auslaut-Sibilanten in der Verbmorphologie zu interpretieren suchen (vgl. Hochberg 1986), machen deutlich, dass es sich um einen sprachtypologisch relevanten „change in progress“ handeln könnte: es gäbe damit Varietäten des Spanischen, die dem sprachtypologischen Merkmal „Dominanz der Nicht-Verwendung von Subjektpronomina“ nicht (mehr) entsprechen. Es versteht sich von selbst, dass sich die angeführten Beobachtungen auf die gesprochene Sprache beziehen, d. h. auf nicht-elizitierte, in natürlicher face-to-face-Interaktion realisierte mündliche Kommunikation. Daraus resultiert, dass im Unterschied zu einer weit verbreiteten Praxis, der Introspektion entstammende Einzelsätze zu untersuchen, jede sprachtypologische Untersuchung unabdingbar auch, wenn nicht sogar in erster Linie, auf die Empirie der Sprachverwendung bezogen sein muss. Wenn es denn Doubletten gibt (vgl. Hawkins 1983), d. h. die Möglichkeit für den Sprecher, zwischen zwei (funktionsidentischen?) Konstruktionstypen (e. g. Verwendung oder Nicht-Verwendung eines Subjektpronomens) zu wählen, kann die Frage, welche der beiden Konstruktionstypen „markiert“ oder „nicht-markiert“ ist, u. a. nur aufgrund des Frequenzkriteriums,
16. Spanisch
d. h. auf einer empirischen Basis entschieden werden (vgl. Hawkins 1983; Dryer 1995; Ludwig 2001). Das Frequenzkriterium wiederum ist eine nicht hintergehbare Voraussetzung für Skalierungen bzw. Graduierungen, d. h. für die Möglichkeit, Prozesse des Sprachwandels und damit ggf. auch der sprachtypologischen Veränderung zu erfassen. Hinsichtlich des sprachtypologischen Merkmals „(Nicht-)Verwendung der Subjektpronomina“ wäre gegenwärtig das eine Ende einer offenen Skala durch die relativ geringste Frequenz im literarischen Spanisch (vgl. Rosengren 1974), das andere Ende durch die relativ höchste Frequenz im Spanischen von Santo Domingo (vgl. Olloqui Montenegro 1987) belegt. Schließlich liefern neuere Arbeiten zur sprachtypologischen Methodologie und Theoriebildung Argumente dafür, dass Sprachen texttypspezifische typologische Merkmale aufweisen (vgl. Berna´rdez/Tejada 1995; MeyerHermann 2002); so könnte es berechtigt erscheinen, hinsichtlich des Null-SubjektSprachen-Status des Spanischen zwischen hoher Ausprägung dieses Merkmals in literarischen Texten sowie in der Zeitungssprache (vgl. Meyer-Hermann 1998) einerseits und niedriger Ausprägung, d. h. Verwendung der Subjektpronomina in mehr als 50 % aller Fälle, in umgangssprachlich-dialogischem Spanisch (conversacio´n coloquial) zu differenzieren (vgl. Meyer-Hermann 1998). Die Entwicklung einzelner Varietäten des Spanischen in Richtung auf möglicherweise typologisch vom Spanischen abgrenzbare Sprachen, die sich insbesondere bezüglich des Andalusischen stellt, kann, bei allen Unterschieden im Detail zumindest partiell mit der Entwicklung der romanischen Sprachen aus dem Lateinischen verglichen werden. Der im Andalusischen zu beobachtende Zusammenbruch der Verbmorphologie und die damit einhergehende Zunahme der Subjekt-Pronomina-Verwendung stellt die Erosion eines konstitutiven typologischen Merkmals dar, welches hinsichtlich seiner Dimension auf einer Ebene steht mit der Substitution der deklinatorischen Kasusmarkierung im Lateinischen durch die Markierung von Kasus mittels Präpositio-
451 nen im Kastilischen (sic). Betrachtet man Latein als den Prototyp einer flektierenden Sprache, hat Spanisch gegenüber dem Latein einen Teil dieser Merkmale einer flektierenden Sprache konserviert, während das Andalusische durch einen weiteren Verlust an Flexionsmerkmalen gekennzeichnet ist. Die daran anschließende Frage, ob das Andalusische, ähnlich wie bereits das brasilianische Portugiesisch, dabei ist, für die Zugehörigkeit zur Gruppe der iberoromanischen Sprachen konstitutive bzw. hinreichende Merkmale zu verlieren, ist letztlich nur in Relation zu dem zugrunde gelegten theoretischen Rahmen zu beantworten, d. h. in Bezug auf das set von Merkmalen, welche für die sprachtypologische Zuordnung als konstitutiv angesehen werden sollen. Besonders, wenn es darum geht, den Endpunkt einer Phase des typologischen Wandels historisch zu fixieren, handelt es sich auch fundamental um eine Frage der Frequenz der betreffenden Merkmale, was letztlich den Umschlag des Quantitativen ins Qualitative impliziert, d. h. auch den Wandel eines markierten zu einem unmarkierten Merkmal (vgl. Dryer 1995; Ludwig 2001). 1.2. Die Geschichte der Latinisierung und Romanisierung der iberischen Halbinsel beginnt im Jahre 218 v. Chr.; im Zuge des zweiten punischen Krieges landen die ersten römischen Truppen in Emporion (Ampurie`s, Costa Brava). Zu diesem Zeitpunkt sind der Westen, der Nordwesten sowie Teile des Zentrums (meseta) von Völkern besiedelt, die eine indoeuropäische Sprache (keltischen Ursprungs) sprechen. Die gesamte Mittelmeerküste sowie Teile der spanischen Atlantikküste werden von Völkern bewohnt, die eine iberische (nicht-indoeuropäische) Sprache sprechen (vgl. Untermann 1961; 1965; 1983; Iberer 1998); welche Laute die graphischen Zeichen des Iberischen repräsentieren, ist zwar weitgehend bekannt, der Sinn der iberischen Texte ist allerdings bisher zum größten Teil unerschlossen. Das Baskische ist die dritte bereits in vorrömischer Zeit auf der Iberia existierende Sprache. Versuche, zwischen dem Iberischen und dem Baskischen ver-
452 wandtschaftliche Zusammenhänge zu rekonstruieren (vgl. Roma´n del Cerro 1990), beziehen sich vornehmlich auf das Spezifikum der Flurnamen und müssen als (noch?) nicht konkludent bewertet werden (vgl. auch Lapesa 91981, 28). Angesichts der geringen Kenntnis über die vorrömischen Sprachen der Iberia, ist der Rückgriff auf diese Substratsprachen als explikatives Element der Entwicklung des Lateinischen zu den „neu-lateinischen“ iberoromanischen Sprachen hochgradig spekulativ. Eine Reihe von Ortsnamen lassen sich jedoch eindeutig vorrömischen Substraten zuordnen, so etwa *Sego´briga > Segorbe (aus Seg- „Sieg“ und -briga „Berg“) dem Keltischen, Lexeme wie ilti (lat. ili), iltu (lat. illu) in Ilici (modern Elx, bzw. Elche) oder Ilerda (modern Lleida, bzw. Le´rida) dem Iberischen (vgl. detailliert Untermann 1961; 1965; Lapesa 9 1981; Abad/Abascal 1991, Echenique Elizondo in Vorb.) Da die militärische Eroberung der Iberia durch die Römer sich über 200 Jahre erstreckt (218⫺19 v. Chr.), liegt es auf der Hand, dass verschiedene Entwicklungsstadien des Lateinischen auf die Iberia gebracht werden: Während die Regionen der Mittelmeerküste noch mit dem vorklassischen Latein konfrontiert werden ⫺ unterstellt, dass diese Periodisierung sich auf das gesprochene Latein übertragen lässt ⫺, treten die erst kurz vor der Zeitenwende eroberten westlichen und nordwestlichen Regionen, einschließlich das Gebiet des späteren Kastilien, bereits mit dem klassischen Latein der „goldenen“ Periode in Kontakt. So ist bezüglich der Latinisierung der Iberia zum einen von einer inneritalischen Entwicklung, zum anderen von der außeritalischen Entwicklung des Lateinischen auf der Iberia selbst auszugehen (vgl. dazu sehr lesenswert Stefenelli 1996). Während die Provinz Baetica (Andalusien) schon im 1. Jahrhundert v. Chr. als weitgehend latinisiert angesehen werden kann, ist für den kulturell weniger entwickelten Norden und Nordwesten das Überleben der Substratsprachen noch bis in die Zeit des Westgotenreiches auf der Iberia (507⫺711 n. Chr.) belegt (vgl. Cano Aguilar 1988, 28; Lloyd 1993, 285). Das „konservative“ Latein der
III. Italische und romanische Sprachen
Provinz Baetica soll sich Harri Meier zufolge (vgl. Meier 1941; so auch Mene´ndez Pidal 1968, 81976) über den Westen (Portugal) bis nach Asturias ausgebreitet haben; demgegenüber sei die Provinz Tarraconensis seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. in starkem Maße von Soldaten und Kolonisten aus dem Süden Italiens besiedelt worden, die ein oskisch-umbrisch geprägtes, in stärkerem Maße „vulgäres“ Latein mitgebracht hätten; auf diese Weise sei der „konservative“ Charakter etwa des Portugiesischen und Galicischen, der relativ „innovative“ Charakter des Katalanischen, Aragonesischen und auch Kastilischen erklärbar. Dieser unter Hispanisten weit verbreitete Versuch (vgl. u. a. Baldinger 21971; Mene´nedez Pidal 81976), die Sprachen der Iberia in Korrelation zu süd-italischen Varietäten des Lateinischen zu explizieren, ist jedoch, wie auch Cano Aguilar (1988) gezeigt hat, ohne empirische Belege, d. h. die unterstellten Parallel-Entwicklungen in der Phonologie (etwa l- zu ll-: lingua > llingua (Asturianisch), llengua (Katalanisch)) sind im Lateinischen nicht belegt (vgl. Cano Aguilar 1988, 30 f.). Verbreitet wird die Existenz einer Reihe von lexikalischen Archaismen im Spanischen darauf zurückgeführt, dass sich auf der Iberia ein archaisches Latein durchgesetzt habe („En suma, el latı´n que se implanta en Hispania es de tipo arcaico“, Cano Aguilar 1988, 31); dass zudem Hispania eine relativ marginale geo-politische Position innerhalb des römischen Reiches eingenommen habe. Diese pauschalisierenden Archaismus-Explikationversuche argumentieren teilweise anachronistisch bzw. ahistorisch, insofern sie beispielsweise übersehen, dass die systematische Latinisierung und Romanisierung großer Teile der Hispania erst nach der militärischen Eroberung, d. h. zwei Jahrhunderte nach dem ersten Kontakt mit „dem“ Latein erfolgte; ein Zeitraum, innerhalb dessen das Latein substantielle Entwicklungen realisiert hatte (vgl. Cano Aguilar 1988, 31 f.; Lleal 1990, 37). Wesentlich für die Erklärung der Entstehung der iberoromanischen Sprachen aus dem Lateinischen ist die Annahme der Existenz des Vulgärlateins (wobei auch hier präziserweise von Varietäten „des“ Vulgärla-
16. Spanisch
teins auf der Iberia zu reden wäre). Vulgärlatein, im Grunde bereits seit Cicero als vulgaris sermo bekannt, ist die nicht-literarische sprachliche Form des Lateinischen, welche als die „Mutter“ aller romanischen Sprachen angesehen wird (vgl. Cano Aguilar 1988, 33; Lleal 1990, 49 ff., 65⫺103; Lapesa 91981, 15⫺25; Väänänen 1967). Vulgärlatein als hypostasierte gesprochene Varietät des Lateinischen ist per definitionem nicht in Texten belegt. Bestenfalls können in einigen literarischen Produktionen (wie etwa Stücken des Plautus oder dem Satyricon des Petronius) bestimmte Formen qua Abweichung vom literarischen Standard als Vulgarismen unterstellt werden. Vulgärlatein ist das Latein, welches entsprechend den historischen Entwicklungen des Lateinischen von Lateinisch-Sprechenden tatsächlich in der alltäglichen face-to-faceInteraktion verwendet bzw. gesprochen wurde. Das Phantasma Vulgärlatein ist daher weder diastratisch noch diaphasisch, weder diatopisch noch auch diachronisch als Varietät des klassischen (literarischen) Latein definierbar (vgl. Lleal 1990, 50; Cano Aguilar 1988, 34 f.): „So gibt es unterhalb der Schriftsprache eine ganze Skala mündlicher, mehr oder weniger vulgärer Umgangssprachen (…) Das Vulgärlatein war nun aber keine einheitliche Sprache: weder in sozialer noch in chronologischer noch in geographischer Hinsicht“ (Lausberg 1969, 67 f.). Für Cano Aguilar (1988) ist noch bis etwa 600 n. Chr. „Latein“ die Sprache der auf der Iberia geschriebenen Texte; seit 800 gebe es bereits eindeutige Belege für die regionale Differenzierung der sich herausbildenden „romances peninsulares“, d. h. der Vorstufen zu den sich entwickelnden iberoromanischen Sprachen (vgl. ib., 37). Entscheidend ist, dass über die Jahrhunderte hinweg seit dem Ende der Einheit des römischen Reiches (395) einer mehr oder weniger korrekten Überlieferung und Unterrichtung in den graphischen Konventionen des Latein eine sich von diesen zunehmend entfernende Aussprachepraxis gegenüberstand; so dass jemand, der z. B. [owte´jro] aussprach, nicht mehr immer mit Sicherheit entscheiden konnte, welche der in Dokumenten anzutreffenden Gra-
453 phien adäquat waren: *obtariu+, *altariu+, *auteriu+, *alteriu+, … Die Sprecher/ Schreiber des 7. Jahrhunderts auf der Iberia dürften in ihrer großen Mehrheit (von wenigen e´rudits abgesehen) kein Bewusstsein dafür gehabt haben, ob sie nun ein verderbtes klassisches Latein oder einfach nur „ihr“ gesprochenes Latein gesprochen bzw. geschrieben haben (vgl. Lleal 1990, 132). Der Forschungsstand ist durch Unsicherheit in der Frage gekennzeichnet, von welchem Zeitraum an sich auf der Iberia das Bewusstsein durchsetzte, dass die geschriebene und die gesprochene Varietät (des Lateinischen) zwei unterschiedliche sprachliche Systeme repräsentierten; die respektiven Angaben schwanken zwischen dem 6. und dem 8. Jahrhundert (vgl. Gimeno Mene´ndez 1999). Die Sprache, die gegen Ende des Westgotenreiches (507⫺711) gesprochen wurde, bezeichnet Lapesa (91981) als „romance“ im Stadium des Beginns seiner „Herausbildung“ („en un estado de formacio´n incipiente“, ib.,127). Gimeno Mene´ndez (1999) bezeichnet die Phase zwischen 218 v. Chr. und der arabischen Invasion in 711 als „etapa hispano-latina“ (ib., 478), die daran anschließende Phase (bis zum Ende des 11. Jh.) als „etapa protorromance“ (ib.). Der in der karolingischen Reform unternommene Versuch, der Graphie „entsprechende“ Ausspracheregeln des Lateinischen zu restituieren, hebt den Abstand zwischen dem schriftlich tradierten und dem mittlerweile gesprochenen Latein um so deutlicher ins Bewusstsein. Die Westgoten (vgl. Garcı´a Moreno 1989), die bereits weitgehend romanisiert und latinisiert auf die Iberia kamen (507⫺711, Hauptstadt Toledo), haben lediglich im Bereich des Lexikons einige Spuren in den sich entwickelnden „romances“ der Iberia hinterlassen (z. B Namen wie Fernando < Ferdinando < Fredinandu < got. Frithu-nanth ‘friedlich’ und ‘kühn’ etc.) (vgl. Cano Aguilar 1988, 41; Lleal 1990, 100⫺103). Trotz einer (von 711⫺1492) teilweise über 7 Jahrhunderte dauernden Phase von Sprachkontakt mit den (sich entwickelnden) iberoromanischen Sprachen hat das Arabische lediglich im Bereich des Lexikons (ca. 4000 Einträge) manifeste Spuren hin-
454 terlassen (vgl. Dozy/Engelmann 1869; Kiesler 1994). Spanisch hat kein Phonem des Arabischen übernommen (vgl. Lapesa 9 1981, § 35,3; Cano Aguilar 1988, 52); in der Morphologie ist die Inkorporation arabischer Lexeme mitsamt dem Artikel al- in den spanischen Lexembestand ⫺ al- verliert dabei seinen Wert als Artikel, z. B. ar. alqadi ‘der Richter’ , > span. el alcalde ‘der Bürgermeister’ ⫺ ebenso wenig typologisch relevant wie etwa die Übernahme der Endung -i in maravedı´, marroquı´ usw. Von fundamentaler typologischer Relevanz ist demgegenüber die seit Kuen (1958) diskutierte Hypothese, dass die relative Flexibilität der Subjektposition in den iberoromanischen Sprachen auf Einfluss des verbinitialen Arabisch zurückzuführen sei (vgl. Lapesa 9 1981, § 36,6). Neuere, empirisch fundierte Untersuchungen haben jedoch gezeigt (vgl. Meyer-Hermann 1988), dass diese Annahme eines syntaktischen Einflusses des Arabischen bei der Entwicklung der iberoromanischen Sprachen unbegründet ist. Für die Herausbildung der aus dem HispanoLatein hervorgehenden Vorstufen der späteren iberoromanischen Sprachen, den „romances peninsulares“ (vgl. Lleal 1990), ist die Eroberung der Iberia durch die Araber allerdings insofern (indirekt) von dezisiver Bedeutung, als gerade jene Regionen nicht (dauerhaft) arabisch besetzt wurden, die sowohl geographisch als auch sprachlich (scil. relativ „entfernt“ von der „Norm“ des hispanorromance des 8. Jh.) einen peripheren Status hatten: Asturias, Cantabria und Castilla (vgl. Penny 1993, 14). Es sind diese beiden eher „marginalen“ Varietäten, das Asturisch-Leonesische und das Kastilische (castellano), welche durch die von diesen Nuklei ausgehende reconquista für die weitere Herausbildung der iberoromanischen Sprachen seit dem 9. Jahrhundert an Bedeutung gewinnen. Der Beginn der Existenz der verschiedenen „romances peninsulares“ bzw. das Ende der Existenz der „noch“ in verderbtem Latein bzw. Hispanolatein geschriebenen Texte kann, auch wenn umfangreicheres Dokumentenmaterial zur Verfügung stünde, in jedem Fall lediglich graduell, d. h. als ein Prozess konzipiert werden.
III. Italische und romanische Sprachen
Wenn in der Epigraphik von Tarragona aus dem 5. Jahrhundert (vgl. Alföldy 1975) bixit statt vixit geschrieben wird (scil. Ringilio reguiescat in pace, bixit an(nos) V …, ib., Tafel CLVI, Nr. 989), dann kann dieser Betacismus in einem unzweifelhaft lateinischen Text ⫺ unabhängig von allen Explikationsversuchen der u- bzw. v > b-Entwicklung im Lateinischen (vgl. Ariza Viguera 1989; Lloyd 1984; 1993; Pensado Ruiz 1984; Weinrich 1958; Wright 1982) ⫺ aus einer bestimmten Perspektive bereits auch als ein Merkmal eines sich entwickelnden „iberorromance“ interpretiert werden. Für das 9. und 10. Jahrhundert liegen (noch) keine Dokumente vor, die man als in einem „romance peninsular“ verfasste Texte einstufen könnte; vielmehr finden wir in dieser Zeit, wie Lleal (1990) es nennt, erste romance-Indizien in „lateinischen“ Texten („primeros atisbos de romance en textos ‘latinos’“, ib., 136), wobei bereits regionale Differenzierungen in Asturisch, Leonesisch, Kastilischen, Aragonesisch und Katalanisch möglich erscheinen (vgl. die Zuordnungen bei Gonza´lez Olle´ 1980). Wright (1999) geht allerdings für das 9. Jahrhundert sogar noch von einer pan-romanischen Intelligibilität aus, die er anhand des Vergleichs des opus des San Eulogio de Co´rdoba (ca. 810⫺859) und der Straßburger Eide (842) zu belegen versucht. Das Kriterium der mutuellen Intelligibilität spielt in der Diskussion um die Abgrenzung von Sprache (lengua), Varietäten (variedades) und Dialekt (dialecto), und damit unter bestimmten Hinsichten auch der typologischen Charakterisierung von Sprachen eine umstrittene Rolle. Zwar gibt es Fälle, in denen zwischen Sprachen (scil. Portugiesisch und Spanisch) eine größere Intelligibilität herrscht als zwischen Varietäten einer Sprache (scil. Varietäten des Spanischen, wie einerseits dem „bable“ (Cantabria) und dem Andalusischen von Vejer de la Frontera, Ca´diz); daraus kann allerdings kein Argument dafür abgeleitet werden, dass die mutuelle (Nicht-)Intelligibilität für die Zuerkennung des (typologischen) Status „Sprache“ nicht kriterial sei. Ein solcher Fall liegt beispielsweise als Ergebnis eines Prozesses der Entwicklung bei den Varietäten des Latein vor, die sich zu den ver-
16. Spanisch
schiedenen romanischen Sprachen entwickelt haben: „la lengua hablada se aleja cada vez ma´s de ese esta´ndar [scil. el latı´n escrito] hasta organizarse como lengua distinta, justamente cuando se produce la ruptura de la mutua inteligibilidad“ (Bustos Tovar 1998, 285). Die ersten belegten zusammenhängenden Satzsequenzen, welche wesentliche Merkmale des sich entwickelnden Kastilisch enthalten, sind in den zu Anfang des 11. Jahrhunderts im riojanischen Kloster Sa´n Milla´n de la Cogolla entstandenen Glosas Emilianenses enthalten (vgl. Garcı´a Larragueta 1984). In das 11. Jahrhundert fallen auch die ersten Belege einer syntaktischen Struktur, durch welche sich das Kastilische typologisch fundamental vom Lateinischen unterscheidet: die Verwendung der Präposition lat. ad bzw. kast. a zur Markierung des direkten bzw. Akkusativ-Objekts: Omnis infanzon qui ad hominem de Sepulvega desornaret … (1076, Fuero de Sepu´lveda, vgl. Gimeno Mene´ndez 1995, 188). Die erste literarische Hervorbringung auf Kastilisch ist das Epos El Cantar de Mio Cid. Die Frage, seit wann es kastilische Texte stricto sensu gibt (vgl. Cano Aguilar 1988, 13), hängt wesentlich von den Ergebnissen der Diskussion um die Entstehungszeit des Cantar ab: während Mene´ndez Pidal (1970) für die Mitte des 12. Jahrhunderts argumentiert, zeigen neueste linguistische Forschungen (vgl. Martı´n Zorraquino 1987), dass eher eine Entstehung im 13. Jahrhundert anzunehmen ist. Gimeno Mene´ndez (1999, 478) zufolge folgt auf die Etappe des Alt-Kastilischen zwischen den cluniazensischen Reformen in 1100 und 1250 die Etappe des mittelalterlichen Kastilisch („etapa medieval“), die von den unter König Alfons X. dem Weisen Ende des 13. Jahrhunderts durchgeführten graphematischen Standardisierungen bis zur Publikation der ersten, zugleich auch normbildenden Grama´tica Castellana durch E. A. de Nebrija in 1492 reicht, dem Jahr des Endes der reconquista. Im 16. Jahrhundert haben sich die im Wesentlichen noch heute existierenden Gebiete der folgenden „kodifizierten Sprachen“ (vgl. Metzeltin/Winkelmann 1992, 1) auf der iberischen Halbinsel herausgebildet: Katala-
455 nisch, Aragonesisch, Baskisch, Kastilisch, Asturianisch-Leonesisch, Galicisch und Portugiesisch. Im Unterschied zu Lapesa (91981), der das Asturianisch-Leonesische und das Aragonesische sowie das Andalusische als Dialekte des Kastilischen behandelt (vgl. ib., 111⫺122), betonen Metzeltin/Winkelmann (1992, 28), Aragonesisch und Asturisch-Leonesisch seien „vorschnell“ als Dialekte des Kastilischen eingestuft worden. Alvar (1996d) weist darauf hin, dass sich heutzutage Leonesisch und Aragonesisch weniger vom Kastilischen unterscheiden als das Andalusische, dessen phonologisches System und morphologische Struktur „weit“ vom Kastilischen entfernt sind („esta´n lejos de los castellanos“, 10). Wie bereits oben dargelegt, ist die unergiebige Diskussion der Abgrenzung von Sprache und Dialekt durch die Unterscheidung zwischen Sprache und Varietäten derselben, sozusagen den Allo-Idiomen, zu substituieren. In der Tradition der hispanistischen Linguistik hat die Problematik der Sprache-Dialekt-Abgrenzung allerdings einen hohen Stellenwert. Alvar (1996d) definiert Sprache (lengua) als ein durch starke Differenzierung und durch ein hohes Maß an Nivellierung gekennzeichnetes Sprachsystem („un sistema lingüı´stico caracterizado por su fuerte diferenciacio´n, por poseer un alto grado de nivelacio´n“, 12), das zudem Vehikel einer bedeutenden literarischen Tradition ist und sich ggf. gegenüber anderen Sprachsystemen desselben Ursprungs „durchgesetzt“ hat. Demgegenüber sei Dialekt ein Zeichensystem, das sich von einer gemeinsamen, lebenden oder verschwundenen Sprache „abgetrennt“ habe („un sistema de signos desgajado de una lengua comu´n, viva o desaparecida“, 13), aber im Vergleich zu anderen aus diesem gemeinsamen Ursprung abgeleiteten Zeichensystemen durch geringere Differenzierung gekennzeichnet ist („pero sin fuerte diferenciacio´n frente a otros de origen comu´n“, 13). Es muss stark bezweifelt werden, dass derartige Definitionsversuche, die außerdem offenkundig auf die spezifische historische Situation auf der iberischen Halbinsel zugeschnitten sind, in irgendeiner operationalisierbaren Weise dazu beitragen können, die Frage zu entscheiden,
456 ob ⫺ um ein Beispiel zu nehmen ⫺ die in karibenspanischen Varietäten zu beobachtende Frequenz der Subjektpronominaverwendung Indikator eines typologischen Wandels ist, was in letzter Konsequenz dazu berechtigen würde, von einer „Sprache“ Kariben-Spanisch und nicht von einer Varietät oder einem Dialekt „des“ Spanischen zu sprechen. Ein deutliches Indiz dieser theoretisch-methodologisch offenen Varietäten-Diskussion ist die Tatsache, dass Alvar (1996a) zwar „El Espan˜ol de Espan˜a“ untertitelt, das Inhaltsverzeichnis jedoch „Hablas y dialectos de Espan˜a“, d. h. „in Spanien“ überschrieben ist. Hier figurieren ununterschieden riojano (Dialekt der Rioja) (Alvar 1996e), Leonesisch (Borrego Nieto 1996), Aragonesisch (Alvar 1996 f.) und Navarresisch (Gonza´lez Olle´ 1996) neben dem Kastilischen (castellano), das seinerseits vierfach untergliedert ist: Kantabrien (Can´ lvarez 1996), Alt-Kastilien tabria) (Nu´n˜ez A (Castilla la Vieja) (Herna´ndez Alonso 1996), Neu-Kastilien (Castilla la Nueva) (Moreno Ferna´ndez 1996) und bemerkenswerterweise auch das Andalusische (Andaluz) (nicht Andalusien bzw. Andalucı´a) (vgl. Alvar 1996g). Im Hinblick auf den begrenzten Rahmen dieses Artikels muss hier die Exemplifizierung der grundsätzlichen Problematik auf das Folgende beschränkt werden: Alvar (1996g) betont resümierend, dass das Andalusische ein von der offiziellen Sprache (scil. dem Spanischen) total unterschiedliches phonologisches System entwickelt habe (vgl. ib., 246); da durch Elision von auslautendem -s und auslautendem -n homonyme Verbformen entstanden sind, hat das Andalusische, wie Alvar (ib.) beschreibt, eine Verbalkonjugation entwickelt, in der, wie im Französischen (sic), die Personenmarkierung nicht mehr durch die Endungen, sondern durch eine „Art von Präfixen“ („una especie de prefijos“, ib., 247) erfolgt, wozu sich die sonst „emphatisch“ verwendeten Personalpronomina des Spanischen entwickelt haben. Dass Spanisch eine Null-Subjekt-Sprache ist, d. h. dass die Verbformen im unmarkierten Fall ohne SubjektPersonalpronomina verwendet werden können, ist anerkanntermaßen eines der markantesten typologischen Charakteristika die-
III. Italische und romanische Sprachen
ser Sprache. Die skizzierte Entwicklung des Andalusischen in Richtung obligatorische Verwendung von Subjektpersonalpronomina würde nicht nur den „Verlust“ des typologischen Merkmals Null-Subjekt-Sprache bedeuten; sie implizierte auch in einem wesentlichen morphologischen Teilbereich die Abkehr von synthetischer Postdetermination und damit eine Hinwendung zur analytischen Prädetermination (vgl. Geckeler 1983). Ob und ggf. in welchem Maße parallel dazu eine Entwicklung in Richtung rigide SVO-Sprache stattfindet, bedarf noch der empirisch basierten Analyse der Konstituentenabfolge-Regelmäßigkeiten. Ob die skizzierten Merkmale des Andalusischen, abgesehen von weiteren grundlegenden Unterschieden zum Spanischen, „hinreichen“, um Andalusisch als „Sprache“ typologisch vom Spanischen abzugrenzen, bzw. hinreichen, um einen change in progress festzustellen, ist auch mangels empirischer Untersuchungen gegenwärtig noch nicht zu entscheiden. Alvar (1996g) sagt, dass „Spanisch“ („espan˜ol“) das Suprasystem sei, welches alle Realisierungen „unserer Sprache“ umfasst („el suprasistema abarcador de todas las realizaciones de nuestra lengua“, ib., 236), d. h. die Sprache („lengua“), welche Virtualität in der geschriebenen literarischen Sprache hat und die von niemandem gesprochen wird („que tiene virtualidad en la lengua literaria escrita y que ninguno habla“, ib., 236). Für Alvar (1996g) steht fest, dass das Andalusische (das hier nur exemplarisch herangezogen wird, ebenso gut könnte über Varietäten des Spanischen in Hispano-Amerika gesprochen werden) en bloc als Sprache nicht existiert, denn wenn das so wäre, müsste es sich um etwas vom Spanischen Unterschiedenes handeln („si existiera serı´a algo distinto del espan˜ol“, ib., 237), und dies anzunehmen, sei so falsch, dass es sich nicht lohne, darüber zu diskutieren („y eso es una falsedad que no merece la pena discutir“, ib., 237). Diese ideologisch motivierte apodiktische Immunisierungsstrategie (vgl. Alvar 1996h) macht die Notwendigkeit nur noch deutlicher, zu präzisieren, aufgrund welcher Kriterien eine Varietät als „etwas vom Spanischen Unterschiedenes“ angesehen wer-
16. Spanisch
den kann bzw. soll oder nicht. Hat doch Alvar (1996g) andererseits selbst hervorgehoben, dass das Andalusische ein von der „offiziellen“ Sprache (Spanisch) total unterschiedenes phonologisches System hat (vgl. Alvar 1996g, 246) usw. Dass das in Chile, Peru´, Me´xico, Cuba, Madrid oder Sevilla geschriebene Spanisch der gebildeten Schichten, grosso modo gesprochen, keine wesentlichen, strukturellen Unterschiede aufweist, soll nicht bestritten werden. Aber schon Rona (1964) hat mit überzeugenden Argumenten dargelegt, dass die viel beschworene Homogenität des Spanischen in Amerika ein Mythos sei, bzw. sich nur auf das geschriebene Register bzw. auf die Kommunikation zwischen den Gebildeten beziehe (vgl. ib., 63). Phonetische Transkriptionen oraler Kommunikation, inbesondere niederer sozialer Straten, dokumentieren jedoch „grandes diferencias“ (63) zwischen amerikanischen Varietäten des Spanischen in einem solchen Maße, dass weder für Amerika noch für die Pyrenäenhalbinsel von einer Pan-Intelligibilität der oral realisierten Varietäten des Spanischen untereinander ausgegangen werden kann (vgl. ib., 64). Die Frage ist dann, welchen Status das konkrete, orale System der jeweiligen Varietät hat, welches als Realisierung des abstrakten Systems „Sprache“ (Spanisch) angesehen und in der Terminologie von Alvar (1996h, 4) als habla bezeichnet wird. Inwieweit kann ein vom Spanischen „total unterschiedliches phonologisches“ System des Andalusischen (noch) als konkrete Realisierung des phonologischen Systems der Abstraktion „Spanisch“ angesehen werden? M. a. W.: Welcher (wie auch immer zu definierende) „Abstand“ berechtigt dazu, eine orale Varietät wie etwa das gesprochene Andalusisch von Conil de la Frontera nicht (mehr) als Varietät des abstrakten Systems „Spanisch“ anzusehen? Während der (oben skizzierten) Entwicklung der iberoromanischen Sprachen aus dem Lateinischen war über Jahrhunderte hinweg das dem geschriebenen Latein zugrunde liegende System die koine´ der Pyrenäenhalbinsel, während sich zur gleichen Zeit aus dem nicht-literarischen, gesprochenen und diatopisch, diastratisch sowie diachronisch differenzierten Vulgärla-
457 tein regional unterschiedliche orale „romances“ herausbildeten, die Vorstufen der späteren iberoromanischen Sprachen wie Kastilisch, Katalanisch, Portugiesisch etc. Eine der wichtigsten, den Unterschied zwischen der „Sprache“ (Vulgär-)Latein und der späteren Sprache „Kastilisch“ mitkonstituierenden Entwicklungen ist dabei die Veränderung des phonologischen Systems gewesen (vgl. Wright 1982; Ariza Viguera 1989). Spanisch hat im Unterschied zum Latein ein Phonemsystem, in dem die Vokalqualität (Quantität und Öffnungsgrad) keinen phonematischen Status hat. In Anbetracht der Unterschiede in der Phonologie/Phonetik, der Verb- und Nominal-Morphologie sowie in einem noch näher zu bestimmenden Maße auch der Syntax zwischen dem Andalusischen sowie insbesondere karibenspanischen Varietäten und dem Spanischen scheinen wir mit einem Entwicklungsstadium konfrontiert zu sein, das cum grano salis mit der Situation der sich entwickelnden „romances“ (zu Zeiten der karolingischen Reformen) in Relation zur lateinischen, schriftlich gebrauchten koine´ Latein verglichen werden könnte. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts dürfte es etwa 350 Millionen Menschen geben, für die das Standard-Spanische, das von der Real Academia de la Lengua Espan˜ola beschrieben wird („habla tenida por culta en la vasta extensio´n del mundo hispa´nico y considerada como norma en la ensen˜anza oficial“, Esbozo 1973, 14), als koine´ der schriftlichen Textproduktion gilt. Es stellt eine Immunisierungsstrategie dar, wenn Andalusisch-Spezialisten die Merkmale des Andalusischen als reine Aussprachephänomene (scil. „un conjunto de rasgos, ba´sciamente de pronunciacio´n“, Narbona/Cano/ Morillo 1998,16) zu kennzeichnen versuchen. Die Elision des den lateinischen Akkusativ markierenden /-m/ (scil. lat. hominem > homine) ist der erste Schritt einer Entwicklung gewesen, an deren Ende der Zusammenbruch des lateinischen Kasussystems stand bzw. die Notwendigkeit, den Akkusativ durch die Präposition ad zu markieren. Die Elision der Auslaut-Sibilanten in der andalusischen Verbal- und Nominalmorphologie hat bereits zu funktionalen
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III. Italische und romanische Sprachen
Kompensationen geführt, die, vergleichbar der isolierenden Kasusmarkierung im Kastilischen, von typologischer Relevanz sind, nämlich die vermehrte Verwendung von Subjektpronomina einerseits, die NumerusMarkierung durch unterschiedliche Vokalquantität andererseits (vgl. auch weiter unten). Im ersten Fall handelt es sich um einen weiteren Schritt in Richtung Analytizität, im zweiten Fall um Synthetizität (vgl. Jacob 2002, in Vorb.).
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Vorbemerkung Der Begriff „Typologie“ wird in der Linguistik uneinheitlich verwendet (vgl. Croft 1990, 1 f., unter besonderer Berücksichtigung romanistischer Fragestellungen Jacob in Vorb., sowie Language Typology 2001, passim). a) Zum einen ist damit „typologische Klassifikation“ gemeint: die Sprachen l1, l2, l3, …, lx werden als zu einem bestimmten Typ gehörig angesehen, gdw. jede von ihnen ein bestimmtes set von Merkmalen aufweist. Die aus dieser Herangehensweise resultierenden Gruppenbildungen („Typen“) sind naturgemäß nicht mehr und nicht weniger als die Korollare des zugrunde gelegten sets der Merkmale, was die Möglichkeiten, zugleich aber auch die Grenzen der klassifikatorischen Typologie deutlich macht. b) Die „Typologie von Sprachen“ entwickelt ein set von Typen und unternimmt eine Zuordnung von Sprachen zu diesen Typen. Der Unterschied zwischen diesen beiden Untersuchungsperspektiven ist lediglich dimensionaler Natur, d. h. in beiden Fällen steht das Ordnen von Sprachen in Gruppen im Focus. c) Demgegenüber vertritt Ineichen (1991, 28 f.) die Position, es gehe um die Bestimmung des Typs; wichtig sei nicht, mit welchen anderen Sprachen eine Sprache ln zu gruppieren sei; vielmehr gehe es um die Darstellung der diese Sprache kennzeichnenden strukturellen Eigenschaften und darum festzustellen, „inwieweit sie
damit einer erwartbaren, über mehrere Sprachen hinweg rekurrent auftretenden, d. h. einer typischen Konstellation“ (Jacob in Vorb.) entspreche. In letzter Instanz bilden weder Ineichens Ansatz (vgl. c)) noch auch Coserius Begriff des Sprachtypus (vgl. d)) eine substantielle Alternative zu den in a) und b) erläuterten Begriffen von Sprachtypologie. d) In Coserius Begrifflichkeit von Norm, System und Typus enthält der „Typus“ die den „Regeln des Systems zugrundeliegenden Prinzipien“ (Coseriu 1979, 84). Der Typus wird demnach konstituiert durch „die Verfahrenstypen und Oppositionskategorien“, auf welche die Sprache rekurriert. Coseriu bezieht sich damit auf Prozeduren wie die sogen. „innere (scil. paradigmatische) Bestimmung“, m. a.W. beispielsweise auf die synthetisch-flexivische Markierung grammatikalischer Kategorien (z. B. Personmorpheme der spanischen Verbalkonjugation etc.) usw. (vgl. auch Jacob in Vorb. 4 f. des Vorabdrucks). Sowohl Ineichens Begriff der typischen Konstellation als auch Coserius Begriff des Sprachtypus hypostasieren selbstverständlich ebenso wie die Ansätze unter a) und b) ein set von Merkmalen, wobei Unterschiede lediglich in der Spezifizierung des Begriffs „Merkmal“ liegen. Eine „synthetisch-flexivische Markierung“ im Sinne Coserius als Beispiel für „innere Bestimmung“ stellt nichts anderes dar als eine Überordnungskategorie für eine Reihe von subkategorisierten Merkmalen. Per definitionem des Begriffs „Typ“ ist die (ein-)ordnende, klassifikatorische Zielsetzung jeder Art von Typologie nicht hintergehbar. Insofern bewegt sich Coseriu mit seiner Definition des Begriffes „Sprachtypus“ lediglich auf der Ebene der Diskussion darüber, welches set von Kategorien dazu dient, einen Typ zu bestimmen. Wenn es darum geht, das set der typologisch relevanten Merkmale zu subkategorisieren, stellt Coserius Vorschlag, zwischen Merkmalen auf der paradigmatischen und Merkmalen auf der syntagmatischen Ebene zu unterscheiden, ge-
16. Spanisch
nau das dar, was er an dem klassifikatorischen Ansatz kritisiert: es handelt sich um einen Versuch der (Sub-)Kategorisierung „des schon anders Festgestellten“ (vgl. Coseriu 1988, 163 f.). Wenn Coseriu „die Koexistenz von Sprachtypen in ein und derselben Sprache“ für möglich hält, setzt er einerseits die Existenz von Sprachtypen voraus, d. h. die Konstituierung von Sprachtypen als Voraussetzung für die Bestimmung des „Sprachtyps“. Auf der anderen Seite bewegt sich Coseriu damit in dem durch Skalicˇka (1966) vorgeschlagenen theoretischen (vgl. oben b)) Rahmen der hypostasierten Idealtypen. Die konsequenteste Realisierung des unter b) beschriebenen Ansatzes, der im Prinzip bereits von Schlegel (1818) ins Auge gefasst wurde, findet sich in Skalicˇkas Annahme von Ideal- oder Extremtypen als Konstrukten, denen die natürlichen Sprachen mehr oder weniger entsprechen (vgl. Skalicˇka 1966, 335). M. a.W. das als Prototyp einer flektierenden Sprache angeführte Latein ist z. B. auch durch Merkmale des isolierenden Idealtyps gekennzeichnet, aber eben in geringerem Maße als beispielsweise Spanisch, das u. a. qua nicht-existenter Kasusmarkierung weniger flektierende Merkmal enthält als Latein usw. Umfassender als die unter a) bis d) angeführten Konzepte von Sprachtypologie ist eine Definition, wonach „Typologie“ die linguistische Teildisziplin ist, deren Ziel darin besteht, zu untersuchen, ob und in welchem Maße Sprachen hinsichtlich bestimmter sprachübergreifender Bestimmungsgrößen (Funktionen, Prinzipien, Gesetze) mehr oder weniger ähnlich sind (vgl. Croft 1990, 2; Brettschneider 1980, 2). Zu diesen sprachübergreifenden Bestimmungsgrößen gehören beispielsweise auch Greenbergs implikative Universalien („implicational universals“, Greenberg 1966, 77 ff.), durch die Zusammenhänge von Strukturmerkmalen als typologisch relevant erfasst werden; so beispielsweise das auch für das Spanische geltende Universale: „In languages with prepositions, the genitive almost always follows the governing noun, while in languages with postpositions it almost always precedes“ (ib., 78). Da es keine Sprache
459 gibt, die einem Sprachtyp (im Sinne Skalicˇkas) in „vollkommener“ Weise entspricht, sei dieser nun ein Konstrukt oder ein empirisch gewonnenes Bündel von Merkmalen, da es also bei der Zuordnung einer Sprache zu einem Sprachtyp immer um Grade der Ausprägung von Merkmalen geht, kann es keine empirisch basierte typologische Beschreibung von Sprachen ohne quantifizierende bzw. statistische Aussagen geben. Hawkins (1983) hat deutlich gemacht, dass zwischen Frequenz in Texten und Frequenz in der Grammatik unterschieden werden muss, beispielsweise, wenn es um das typologisch relevante Merkmal „Adjektiv-Position“ im Spanischen geht: im System ist das set der auch voranstellbaren Adjektive kleiner als das set der nur nachstellbaren Adjektive; dafür weist das set der voranstellbaren Adjektive eine hohe Frequenz (tokens) in Texten auf. Allerdings stecken die Versuche, das Maß bzw. den Grad der Ausprägung von typologisch relevanten Merkmalen zu quantifizieren, sowohl wegen des Mangels an Daten als auch wegen des Mangels an methodologisch-theoretisch fundierter hinreichend leistungsfähiger Software noch in den Anfängen. Eine erste zusammenhängende Darstellung, welche die theoretischen und methodologischen Konzepte von Sprachtypologie und Diskurs-Analyse zu verbinden sucht, hat Myhill (1992) mit seiner „typological discourse analysis“ vorgelegt. Es handelt sich um die sprachübergreifende Untersuchung von Faktoren „affecting the choice of one construction or another in a given language, taken surrounding discourse context into consideration as having a crucial effect on this choice“ (Myhill 1992, 1). Letztliches Ziel der Beschreibungen und Vergleiche im Rahmen dieser „typological discourse analysis“ ist die Entwicklung einer kognitiv fundierten universalen Sprachtheorie über die Relation von Form und Funktion (vgl. ib., 2). Jacob (in Vorb.) weist im übrigen zu Recht darauf hin, dass unabhängig von möglichen Definitionen des Untersuchungsgegenstands „Typologie“ (der romanischen Sprachen) in jedem Fall die Berücksichtigung sprachhistorischer Bezüge unabdingbar ist (vgl. auch Bossong 1998).
460 2.2. Lautung Unter den iberoromanischen Sprachen weist das Kastilisch-Spanische mit nur 5 Elementen das kleinste System an Vokalphonemen auf (vgl. Messner/Müller 1983; Quilis 1991; 1993; 1997): /i/, /e/, /a/, /o/, /u/. Quantität und Qualität haben keinen phonematischen Status. Von allen Vokalphonemen gibt es als Allophone komplementär distribuierte nasale Realisierungen [ı˜ ], [e˜ ], [a˜ ], [o˜ ], [u˜ ] (scil. [ma˜no] etc.); in allen anderen Umgebungen werden die spanischen Vokalphoneme oral realisiert. Diphthonge (scil. bueno, tierra) und Triphthonge (scil. buey) sind Phonemkombinationen; der Status der in den Triphthongen enthaltenen Halbkonsonanten und Halbvokale ist umstritten (vgl. Dietrich/Geckeler 1990, 74; Hara 1973). Quilis (1997, 43) folgend sind Halbvokale und Halbkonsonanten lediglich phonetisch danach zu unterscheiden, ob sie vor oder nach dem akzenttragenden Vokalphonem stehen. Von den 20 Konsonantenphonemen finden sich besonders unter den Affrikata und den Frikativa diejenigen, die als „typisch“ für das Spanische gelten: /θ/ (die Notierung erfolgt nach dem Alphabet der Revista de Filologı´a Espan˜ola (vgl. Quilis 1991; 1997)) ( z. B. in cocina), /x/ (z. B. Jose´), /ts/ (z. B. muchacho), /M/ (z.B can˜a) sowie /λ/ (z. B. calle); das moderne Spanisch hat kein stimmhaftes Sibilanten-Phonem. Allophonische Realisierungen von /s/ als [z] sind wortintern vor stimmhaftem Okklusiv belegt (z. B. [dεzδe]). Im Verein mit den anderen romanischen Sprachen ist Spanisch (im Unterschied etwa zum Deutschen, vgl. Roelcke 1998) durch die Abwesenheit von Ablaut- und Umlautphänomenen sowie des Glottisverschlusses gekennzeichnet (vgl. Grab-Kempf 1988). Auf vereinzelte Versuche, Spanisch auf phonologischer Basis als „Typ“ zu etablieren (vgl. Hess 1975), sei hingewiesen. Während in Assertivsätzen die Intonation in der Norm gegen Ende des Satzes abfällt, muss bei Fragesätzen danach unterschieden werden, ob es sich um Totalfragen (ansteigend) oder um Teilfragen (¿cua´ndo vienes?) (abfallend) handelt (vgl. detaillierter Quilis 1993).
III. Italische und romanische Sprachen
2.3. Morphologie Es ist Schlegel (1818), der den Grundstein legt für eine auch heute noch vielfach akzeptierte Klassifikation von Sprachen; Schlegel unterscheidet: (1) Sprachen ohne grammatische Struktur, (2) Sprachen, die Affixe verwenden, (3) flektierende Sprachen; dem entspricht in der modernen Terminologie die Unterscheidung zwischen isolierenden, agglutinierenden und flektierenden Sprachen (scil. „langues a` inflexion“). Letztere untergliedert Schlegel weiter in analytische und synthetische Sprachen, eine Unterscheidung, die ihren heuristischen Wert hat, auf deren theoretische Problematik aber bereits Ineichen (1979, 62 ff.) hingewiesen hat. Weinrich (1962) hat vorgeschlagen, die Dichotomie „analytisch vs. synthetisch“ zugunsten der Unterscheidung zwischen „prädeterminierend“ (z. B. ma´s bajo) und „postdeterminierend“ (z. B. buenı´simo) aufzugeben. Es handelt sich jedoch um Konzepte unterschiedlicher Analyse-Ebenen (vgl. auch Geckeler 1983). Skalicˇka (1966) knüpft mit seinen fünf „Ideal-Typen“, bei denen es sich um ein „selten (oder nie) realisiertes Extrem [handelt], in welchem die einander günstigen Erscheinungen am vollsten entwickelt sind“ (Geckeler 1988, 59), weitgehend an Schlegels Vorstellungen an. Es sind dies: (1) flektierend, (2) isolierend, (3) agglutinierend, (4) polysynthetisch sowie (5) introflektierend. Dem flektierenden Typ (im Sinne Skalicˇkas) entspricht Spanisch vor allem in folgenden Hinsichten: Genus- und Numerusmarkierung beim Substantiv und Adjektiv (norma(s), ge´nero(s), aber auch masc. esquema); Superlativbildung durch -ı´simo; Adverbbildung durch -mente; die einfachen Verbaltempora (amo, amare´, amarı´a, amase etc.), bei denen (zudem) Person und Numerus durch eine Personendung markiert wird; die Existenz mehrerer Verbal-Paradigmata (Konjugation); Numerus- und Genus-Kongruenz zwischen Artikeln und Substantiv sowie zwischen Substantiv und Adjektiv (z. B. los esquemas teo´ricos); eine im System allerdings begrenzte Möglichkeit der Wortbildung mittels Flexion (z. B. lobo/loba, pastor/pastora, perro/perra etc.).
16. Spanisch
Spanisch entspricht dem isolierenden Typ Skalicˇkas, der durch Unveränderbarkeit von Substantiv und Adjektiv gekennzeichnet ist, in diesem Bereich nur insofern, als es kein morphologisch markiertes Kasussystem hat (eine der durchgreifendsten Modifikationen gegenüber dem Latein). Kasus werden im Spanischen einerseits durch Präpositionen (scil. el fin de la guerra, veo a mi hermano) als auch durch Wortfolge markiert. Zum isolierenden Typ passt, dass Komparativ und Superlativ überwiegend mittels Adverbien gebildet werden (ma´s/menos interesante, el ma´s inteligente etc.). Für den isolierenden Typ ist eine schwach ausgeprägte Unterscheidung zwischen Satzteilen charakteristisch; abgesehen von einigen starren Formeln (z. B. hablar alto), ist aber Spanisch durch eine klare morphologische Unterscheidung von Adjektiven und Adverbien gekennzeichnet (scil. alto vs. altamente etc.). Nicht-isolierend ist Spanisch auch darin, dass sowohl Derivation als auch Komposition gängige Wortbildungsprinzipien sind (vgl. Lang 1992; Varela 1993). Der isolierende Typ favorisiert die Realisierung grammatikalischer Funktionen durch Funktionswörter, wie z. B. auch Pronomina. In diesem Punkt entspricht Spanisch als NullSubjekt-Sprache ohne obligatorische Pronomina-Verwendung wesentlich weniger dem isolierenden Typ als etwa die romanische Sprache Französisch. Es gibt jedoch Varietäten des Spanischen (z. B. in Puerto Rico), in denen der zumindest partielle Zusammenbruch der Verbalkonjugation und die Verwendung von Subjektpersonalpronomina korollare Entwicklungen des Spanischen in Richtung isolierende Sprache dokumentieren. Zum isolierenden Typ können bis zu einem gewissen Grad sämtliche zusammengesetzten Verbalformen gezählt werden (he amado, hube amado, habı´a amado, haya amado, hubiese amado, hubiera amado, habrı´a amado, habre´ amado), das für das Spanische charakteristische umfangreiche set der zum Teil weitgehend grammatikalisierten Verbalperiphrasen (z. B. estamos comiendo, sigue lloviendo, vengo observando una decadencia etc.) (vgl. Dietrich 1973; Quesada 1994) sowie die Formen des Passivs. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass Spanisch neben Aktiv und ei-
461 nem in der gesprochenen Sprache extrem seltenen Passiv auch ein sehr produktives Medium (z. B. se curaron los caballos, „die Pferde sind genesen“) hat (vgl. Givo´n 1990; Quesada 1997a; b). Die Zuordnung der zusammengesetzten Verbalformen zum isolierenden Typ kann sich allerdings lediglich auf die Tatsache ihrer disjunktiven Realisierung beziehen, da das Auxiliar als solches dem flektierenden Typ zuzuordnen wäre, bzw. eine synthetische Form mit Postdetermination darstellt, während die Verbalform als ganze eine analytische Bildung mit Prädetermination des Partizips durch das Auxiliar ist. Zum agglutinierenden Typ gehört die im Spanischen durchaus produktive Wortbildung durch Derivationsaffixe (generar > generacio´n, generador; cachond- > cachondo, cachondeo, cachondez, cachondear; gobernabilidad etc.) sowie die durch klitische Pronomina gebildete sogen. objektive Konjugation, z. B. dı´melo, da´rselo, entrega´ndosela etc. Skalicˇkas polysynthetischer Typ ist lediglich im Bereich der Wortbildung durch Beispiele wie coche-cama, tocadiscos etc. vertreten, während der introflektierende Typ sich nur in einer sehr begrenzten Anzahl von Verben zeigt, in denen Vokalalternanz anzutreffen ist (z. B. puede/pude, hace/ hice, viene/vine etc.). Geckeler (1983) folgend entspräche Spanisch im Bereich der Morphologie in stärkerem Maße dem flektierenden als dem isolierenden Typ, wobei der Variabilität von Substantiv und Adjektiv und den einfachen Verbformen auf der einen Seite auf der anderen Seite die analytische Kasusbildung sowie die zusammengesetzten Verbformen und Verbalperiphrasen gegenüberstehen. Reliable, über diese heuristische Einschätzung hinausgehende Versuche, auf quantifizierender Basis Spanisch im Bereich der Morphologie typologisch zu charakterisieren, liegen bisher jedoch nicht vor. 2.4. Syntax Für die Darstellung der typologischen Merkmale der Morphologie des Spanischen wurden hier Sprachtyp-Unterscheidungen herangezogen, die in der Tat nahezu ausschließlich auf morphologischen Kriterien beruhen. Syntax spielt bei der Unterschei-
462 dung von flektierenden, isolierenden und agglutinierenden Sprachen nur am Rande mit dem Hinweis auf die Wortfolge eine Rolle. Je flektierender eine Sprache (z. B. Latein), desto freier die Wortstellung, isolierende Sprachen sind durch eine Tendenz zu fester Wortstellung (z. B. Französisch) gekennzeichnet. Für die typologische Beschreibung des Spanischen im Bereich der Syntax hat die Orientierung an den im Bereich der Morphologie herangezogenen Typisierungen keinerlei Sinn. Ganz allgemein ist festzuhalten, dass sich die sprachtypologische Forschung der letzten Jahrzehnte spätestens seit Greenberg (1966) schwerpunktmäßig auf syntaktische Phänomene konzentriert hat, und hierbei wiederum in besonderem Maße auf Fragen, die mit der Wort- bzw. Konstituenten-Abfolge zu tun haben (vgl. Ariza 1978; Ashby/Bentivoglio 1993; Bentivoglio/Weber 1986; Bossong 1984; Croft 1990; Delbecque 1987; Downing/Noonan 1995; Dryer 1991; Givo´n 1983a, b; Hawkins 1983; Jacobs 1992; Kuen 1958; Lambrecht 1994; Meyer-Hermann 1989; 1990; 1991; 1994; 1996; 1998; Payne 1990; 1992; Pottier 1988; Rivero 1991; Seefranz-Montag 1984; Tomlin 1986; Wanner 1992). Auf die relativ große Freiheit der Wortstellung hat bereits Meyer-Lübke (1889, 805) hingewiesen. Kuen (1958) versucht das typologische Merkmal der relativ häufigen Verbanfangsstellung im Spanischen und Portugiesischen als Einfluss des Arabischen zu erklären (vgl. Kuen 1958, 16). Meyer-Hermann (1988) hat gezeigt, dass diese zum Topos gewordene Hypothese unzutreffend ist. Ein Vergleich zwischen den möglicherweise unter mozarabischem Einfluss entstandenen Fueros Leoneses und den mit Sicherheit außerhalb jedes arabischen Einflusses entstandenen Coutumes de Verdun zeigt bezüglich der Subjektposition keinerlei signifikativen Unterschied zwischen dem Spanischen und dem Französischen des 13./14. Jahrhunderts. Im Allgemeinen wird Spanisch im Verein mit den romanischen Sprachen Französisch, Italienisch, Portugiesisch etc. hinsichtlich seiner „Basis-Wortfolge“ unspezifisch zu den SVO-Sprachen gezählt (vgl. Hawkins 1983, 338; Tomlin 1986, 238). Allerdings stuft Tomlin (1984) Englisch als eine „rigid
III. Italische und romanische Sprachen
SVO language“ ein, Spanisch aufgrund seiner relativ häufigen Subjektnachstellung lediglich als „prototypically SVO“, während etwa Givo´n (1983b, 33 u. 37) darauf hinweist, dass sich Spanisch gegenwärtig zu einer rigiden SVO-Sprache entwickele. Hawkins (1983) zieht unter Hinweis auf Greenbergs Universalien (vgl. Greenberg 1966, 110⫺113) die Sinnhaftigkeit des Arbeitens mit der SVO-Abfolge als Basis für die Wortfolge-Charakterisierung einer Sprache in Zweifel, weil (im Unterschied zu Wortfolgen wie etwa VSO und SOV) SVO mit keinen anderen Wortfolge-Eigenschaften in systematischer Weise korreliere (vgl. auch Meyer-Hermann 1991, 60⫺64). Ein für alle Basis-Abfolgen geltendes Grundproblem besteht darin, dass nicht nur der Begriff der Basis-Wortfolge als solcher, sondern darüber hinaus auch die Kategorien S, V und O sehr unterschiedlich definiert werden. Die daraus resultierende Inkomparabilität ist ein Klage-Topos vieler empirirscher Untersuchungen zur Wort- bzw. KonstituentenAbfolge (vgl. etwa Tomlin 1984, 184; detalliert Meyer-Hermann 1991). Hier mag als Beispiel der Hinweis auf die Schwierigkeiten genügen, etwa die Kategorie Subjekt zu definieren (vgl. Keenan 1976; Campbell/Bubenik/Saxon 1988; Comrie 1988). Konkret geht es dabei dann auch um die Frage, ob beispielsweise lediglich lexikalisch konstituierte oder auch pronominale Nominalphrasen in die Ermittlung der Basis-Abfolgen miteinbezogen werden sollen usw. Von den drei Bestimmungen der Basis-Wortfolge von Sprachen, welche Langacker (1977) vorgeschlagen hat, nämlich „most neutral“, „most common“ und „underlying word order“ (vgl. Langacker 1977, 24), spielt letztere nur in den Untersuchungen einiger Generativisten eine Rolle, die Spanisch als verb-initiale Sprache einstufen (vgl. Bordelois 1974; Westphal 1982). Richtschnur für die gängige Einstufung des Spanischen als SVO-Sprache ist die Bestimmung von SVO als ein Satztyp, in dem ein transitives Verb im Modus Indikativ mit zwei lexikalischen, definiten Nominalphrasen (scil. El vecino compra el coche) in einem neutralen Kontext realisiert wird (vgl. Mallinson/ Blake 1981). Dieser Satztyp ist jedoch we-
463
16. Spanisch
der „the most neutral“ noch „the most common“: zum einen, weil seine Realisierung qua definiter Nominalphrasen starken Kontextrestriktionen unterliegt, zum anderen, weil es empirisch unzutreffend ist, dieser Satztyp sei besonders häufig, bzw. der häufigste, und dies nicht einmal in einer „rigiden“ SVO-Sprache wie Französisch (vgl. Lambrecht 1987). Siewierska (1988) schlägt besonders auch im Hinblick auf Sprachen wie Italienisch, Spanisch und Polnisch vor, zwischen „basic order“, „dominant order“ und „unmarked order“ zu unterscheiden (vgl. Siewierska 1988, 8 ff.), wobei besonders in Sprachen mit Elision der Subjektpronomina (wie dem Spanischen) „basic order“ und „dominant order“ nicht übereinzustimmen brauchen. Fragwürdig ist allerdings bezüglich des Spanischen die in dem Begriff „Elision“ der Subjektpronomina implizierte Hypothese, dass die „Norm“ (scil. „basic order“) die Verwendung der Subjektpronomina sei. Zumindest für das Standard-Spanische als Null-Subjekt-Sprache ist jedoch von der Nicht-Verwendung der Subjektpronomina als „Regelfall“ auszugehen. Bei aller prima facie-Plausibilität der von Siewierska (1988) vorgeschlagenen Unterscheidungen ist jedoch klar, dass die drei Typen eine nicht-hintergehbare, korrelative
statistische Komponente enthalten. Der statistisch häufigste Fall (scil. „dominant“) ist in aller Regel nicht der „markierte“ Fall (vgl. Dryer 1995), und ist es sinnvoll, den „unmarkierten“ Fall, der in aller Regel der „häufigste“ ist, nicht als den „basic order“ anzusehen? Meyer-Hermann (1998) schlägt für die sprachtypologische Charakterisierung (nicht nur des Spanischen) auf dem Feld der Konstituenten-Abfolge vor, die Fixierung auf die Suche nach einem „basic order“ aufzugeben und stattdessen die Sprachen mittels eines geordneten sets der häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen typologisch zu beschreiben. Die von Du Bois (1987) und Ashby/Bentivoglio (1993) zugrunde gelegten Kategorien der „Preferred Argument Structure“-Analyse modifizierend, wird dabei insbesondere zwischen Subjekten intransitiver (S) und Subjekten transitiver Verben (A) sowie Subjekten der Copula-Verben ser, estar etc. (X), Subjekten von Präsentativa wie hay etc. und Null-Subjekten, d. h. nur durch Personendungen der Verben markierte Subjekte unterschieden. In einem repräsentativen Corpus des espan˜ol coloquial hat Meyer-Hermann (1998) die fünf folgenden häufigsten Konstituentenabfolge-Typen erhoben (in absteigender Rangfolge angeordnet) (s. Abb. 16.1).
20 18 16 14 12 10 8 6 4 2
V
Az
01
02
VY
V AO
SV
O AV
AV
XV
Az V
Xz V
V
V O Az
Az
VO
0
Abb. 16.1
464 (AzVO ([„z“ ⫽ zero-subject] Null-Subjekt-Sätze mit nachgestelltem Objekt), AzOV (Null-Subjekt-Sätze mit vorangestelltem Objekt), SzV (intransitive Verben mit Null-Subjekt), XzV (Verben vom Typ ser, estar etc. mit Null-Subjekt), AzV (transitive Verben mit Nullsubjekt, ohne Objekte).) Erst an achter Position folgt der Konstituentenabfolge-Typ AVO, d. h. transitive Verben mit explizitem Subjekt und Objekt, allerdings nur zu einem sehr geringen Prozentsatz mit lexikalischem Subjekt und Objekt. Insgesamt enthält das espan˜ol coloquial weniger als 1 % Sätze, die dem gängigen SVO-Basis-Abfolge-Typ entsprechen (vgl. im Einzelnen Meyer-Hermann 1998). Signifikativ anders das set der Konstituentenabfolge-Typen in einer Stichprobe des geschriebenen Spanisch der Zeitung El Paı´s: AVO ist der häufigste Typ, knapp 20 % aller Sätze entsprechen SVO. Während hinsichtlich des Anteils der Sätze mit A-Subjekten kein Unterschied zwischen den beiden Stichproben besteht, differieren sie jedoch bezüglich der Häufigkeit lexikalischer Subjekte: im espan˜ol coloquial haben lediglich 10 %, im Spanisch von El Paı´s über 50 % aller A-Sätze ein lexikalisches Subjekt. Der von Ashby/Bentivoglio (1993) als typologisches Merkmal „des“ Spanischen festgestellte „one-lexical-argument-constraint“ bzw. „non-lexical-A-constraint“ wird damit lediglich für das Register des espan˜ol coloquial, nicht aber für das geschrieben konstituierte Spanisch bestätigt. Damit wird zugleich auch ein empirischer Beleg für die Hypothese von Berna´rdez/Tejada (1995) geliefert, dass von texttyp-spezifischen „dominant orders“ auszugehen ist. Insgesamt zeigt sich zunehmend, dass eine auf Konstituenten-Abfolge bezogene sprachtypologische Forschung, will sie die undifferenzierenden Charakterisierungen vom Typ „SVOSprache“ überwinden und Unterscheidungen etwa zwischen Spanisch, Portugiesisch und Katalanisch ermöglichen, die Relation zwischen Konstituenten-Abfolge-Typen untersuchen muss. Als weitere ausgewählte, sprachtypologisch relevante Merkmale des Spanischen, die auch im Mittelpunkt der gegenwärtigen Forschungsdiskussion stehen, seien hier ge-
III. Italische und romanische Sprachen
nannt: Sowohl gegenüber dem Portugiesischen als auch dem Französischen ist Spanisch durch das „Indirect Object Doubling“ gekennzeichnet, die Realisierung eines mit der Objektnominalphrase koreferentiellen Pronomen, z. B. Le regalo´ el anillo a Ana, ‘Er schenkte den Ring Anna’, a un rey nunca se le conoce de verdad, ‘einen König lernt man nie wirklich kennen’ etc. (vgl. Calvo Pe´rez 1993; Sun˜er 1988; 1989; Weissenrieder 1995). Im gesprochenen Spanisch ist die kanonische, morphologische Passivkonstruktion (scil. la decisio´n fue adoptada por unanimidad) praktisch nicht mehr existent (vgl. Quesada 1997a). Spanisch verfügt dafür aber über ein breites Spektrum anderer, der Agensdefokussierung dienender Konstruktionen: vor allem die produktive, als Medium (zwischen Aktiv und Passiv) geltende se-Konstruktion (scil. se buscan empleadas) (vgl. Quesada 1997b; Oesterreicher 1996) sowie die im geschriebenen Spanisch relativ häufig verwendeten Linksversetzungen direkter und indirekter Objekte, wobei zwischen „dislocacio´n a la izquierda“ (scil. esa casa la veo todos los dı´as) mit koreferentiellem Pronomen und „topicalizacio´n“ (scil. cafe´ tampoco tomo „pro“) mit OberflächenNull-Objekt unterschieden werden muss (vgl. Clements 1994; Ferna´ndez-Soriano 1989; Kock 1998, 79⫺96; Morales 1992). Die spanischen Partitiv-Konstruktionen unterscheiden sich vom Französischen, Italienischen und Katalanischen dadurch, dass bei nicht-zählbaren Nomina die Partitiv-Partikel Null realisiert wird (scil. ¿Vende Juan pasta? Sı´, vende vs. frz. Est-ce que Jean vend de la glace? Si, il en vend) (vgl. Clements 1994). Die viel zitierte Flexibilität der Subjektposition im Spanischen bedeutet konkret, dass im espan˜ol coloquial von allen expliziten Subjekten (Pronomina und lexikalische Nominalphrasen) rund 30 % nach- und rund 70 % vorangestellt sind, im Schriftspanisch von El Paı´s entsprechend rund 23 % und 77 %. Aus der Tatsache, dass im espan˜ol coloquial die Sätze mit postdeterminierenden Null-Subjekten („desinencias personales“) überwiegen, schließen zu wollen, dass Spanisch eine VS-Sprache sei (vgl. Pottier 1988), lässt nicht nur auf eine Konfusion bzgl. des Subjektbegriffes schließen (vgl.
16. Spanisch
Meyer-Hermann 1994), sondern ist auch empirisch unzutreffend: in der El Paı´sStichprobe überwiegen mit weit über 70 % die Sätze mit expliziten Subjekten. Je nach Verbtyp ist die Frequenz voran- und nachgestellter Subjekte unterschiedlich: in beiden Registern sind nachgestellte explizite Subjekte bei intransitiven Verben (scil. murio´ el rey) mit knapp 40 % am häufigsten, am seltensten sind sie mit knapp 15 % bei Verben vom Typ ser, estar etc. (vgl. MeyerHermann 1990; 1998). Alles in allem sollte aus diesen knappen Darlegungen auch abgelesen werden, dass sich das geschriebene Standard-Spanisch und das espan˜ol coloquial in typologisch relevanten Merkmalen voneinander unterscheiden (vgl. auch Kaiser/Meisel 1991, denen zufolge das gesprochene Französisch (im Unterschied zum Standardfranzösisch) „Eigenschaften einer Null-Subjekt-Sprache aufweist“, ib., 111). Ob und in welchem Maße Spanisch dabei ist, sich zu einer rigiden SVO-Sprache zu entwickeln und unter Umständen auch seinen Charakter als Null-Subjekt-Sprache zu verlieren, betrifft wahrscheinlich nicht so sehr Veränderungen hinsichtlich der Topologie der lexikalischen Subjektnominalphrasen, als vielmehr die Frage, inwieweit und wodurch bedingt eine auch das Spanische betreffende Tendenz zur Subjektpronomina-Verwendung besteht.
3.
Lautliche Variation
Angesichts der Vielzahl der auf der iberischen Halbinsel und vor allem in Hispanoamerika zu berücksichtigenden Varietäten des Spanischen (vgl. den konzisen Überblick in Vaquero de Ramı´rez 1996b; zur Geschichte das Standardopus Frago Gracia 1999) ist im Hinblick auf den begrenzten Rahmen in diesem und den folgenden Kapiteln eine strenge Begrenzung auf einige ausgewählte Punkte unabdingbar. Auf die im ersten Kapitel (in erster Linie am Beispiel des Andalusischen) skizzierte Problematik, ob und inwieweit es (noch?) zutrifft, bestimmte orale Idiome der „spanischsprachigen“ Welt als Varietäten bzw. Dialekte des Spanischen einzustufen oder ihnen (be-
465 reits?) ein Grad an typologischer Eigenständigkeit zugebilligt werden kann, der die Zuordnung „Varietät des Spanischen“ nicht mehr zulässt, wird hier nur noch ad hoc eingegangen. Im System der Vokalphoneme haben sich seit dem Altkastilischen bis zum heutigen Standard-Spanischen im Wesentlichen keine Veränderungen vollzogen. Eine radikale Umgestaltung des Konsonantensystems, deren Wurzeln bereits im Mittelalter liegen, findet in der Zeit zwischen der zweiten Hälfte des 16. und ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bei den Frikativen und Affrikaten statt (vgl. Lapesa 1981, § 92; Penny 1993). Im mittelalterlichen Spanisch gibt es drei sibilantische Phonempaare, die sich jeweils hinsichtlich des Merkmals „stimmhaft“ vs. „stimmlos“ unterscheiden: dentale Affrikata /ts/ (Graphie: alc¸ar) vs. /dz/ (Graphie: dezir „decir“), alveolarer Frikativ /s/ (passo) vs. /z/ (Graphie: casa), präpalataler Frikativ /s/ (Graphie: caxa „caja“) vs. /z/ (Graphie: fijo „hijo“) (vgl. Penny 1993, 96). Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts werden zunächst die Affrikaten zu Frikativen: /ts/ > /s¸ / bzw. /dz/ > /z/. Im 16. Jahrhundert findet die Entsonorisierung der stimmhaften Sibilanten-Phoneme statt, so dass drei Sibilanten-Phoneme übrigbleiben: dentaler Frikativ /s¸ /, alveolarer Frikativ /s/ und präpalataler Frikativ /s/. Außerdem verändern sich die dentalen und präpalatalen Phoneme hinsichtlich ihres Artikulationsortes, um Konfusionen wie etwa zwischen cac¸a (scil. /s¸/) ‘Jagd’, casa (scil. /s/) und ‘Haus’ caxa (scil. /s/ ) ‘Kasse’ zu vermeiden: /s¸ / verlagert sich nach vorne, um zu /θ/ zu werden, /s/ verlagert sich nach hinten, um zum velaren /x/ zu werden. Als Ergebnis dieser Entwicklung, die im wesentlichen bis Mitte des 17. Jahrhunderts abgeschlossen ist, erhalten Wörter wie cac¸a (heutige Graphie caza), dezir (heutige Graphie decir) etc. ihre noch heute in der Norm des Standard-Spanischen gültige Aussprache: [kaθa], [deθir] etc. Eine andere Entwicklung erfahren die Sibilanten ausgehend von Sevilla in Andalusien, was insofern für die Charakterisierung der Varietäten des überseeischen Spanischs von Bedeutung ist, als nach der mittlerweile unumstrittenen andalucismo-These (vgl. La-
466 pesa 1964, 182) die ersten spanischen Kolonisten zum überwiegenden Teil aus Andalusien stammten und damit ihr andalusisches, besonders im Bereich der Phonologie/Phonetik eigenständiges Spanisch in die neue Welt brachten (vgl. Frago Gracia 1994; 1996; 1999; ansonsten wird angesichts der unerschöpflichen Literatur zum Thema „Spanisch in Amerika“ auf Alvar 1996b, Lo´pez Morales 1998 verwiesen). In andalusischen Texten des 15. und 16. Jahrhunderts tauchen Graphien der Sibilanten auf, die auf eine phonologische Veränderung hindeuten: pac¸o statt passo und caza statt casa; erstere Erscheinung wird von zeitgenössischen Beobachtern als c¸ec¸eo, d. h. „Missbrauch“ des Buchstabens c¸, letztere als zezeo (scil. „Missbrauch“ des Buchstabens z) tituliert. Möglicherweise unter Einfluss des Mozarabischen oder des Arabischen gab es im mittelalterlichen Andalusisch (im Unterschied zum Kastilischen) wahrscheinlich statt der alveolaren Frikative /s/ und /z/ die dentalen Phoneme /s¸ / und /z/. Die Reduktion der dentalen Affrikaten /ts/ und /dz/ zu den dentalen Frikativen /s¸ / und /z/ verursachte eine Konfusion mit den präexistierenden dentalen Frikativen. Diese unterliegen etwa im gleichen Zeitraum wie im Kastilischen dem Entsonorisierungsprozess (vgl. Penny 1993, 100 f.). Somit findet im Andalusischen eine Reduktion der vier mittelalterlichen Sibilantenphoneme /ts/, /dz/, /s/ und /z/ zu einem einzigen Phonem /s/ statt, das allerdings von Anfang an auf zwei unterschiedliche Weisen realisiert wird: in fast ganz Zentral-Andalusien, auf den Kanarischen Inseln und in Amerika prädorsodental (dem /s/ im Englischen oder Französischen ähnlich); dieses Phänomen wird (seit dem 17. Jh.) als „seseo“ bezeichnet (vgl. Lloyd 1993, 536). Die Aussprache des /s/ im vorderen Mundraum, die allerdings nicht die interdentale Realisierung des /θ/ des Standard-Spanischen erreicht, wird als „ceceo“ bezeichnet (vgl. zur Geschichte dieses Begriffs Lloyd 1993, 535 ff.), der traditionell als Merkmal der Küstenregionen Andalusiens gilt, einschließlich der Städte Huelva, Ca´diz, Ma´laga und Granada (vgl. Penny 1993, 100). Es dürfte sich hierbei allerdings eher um impressionistisch begründete dia-
III. Italische und romanische Sprachen
topische Einschätzungen handeln, da die Datenlage hinsichtlich der gesprochenen Varietäten des Spanischen nach wie vor eher lamentabel ist. Jedenfalls kann Paya´n Sotomayor entgegen der Tradition kategorisch behaupten, dass in Ca´diz der seseo die Norm ist (und nicht der ceceo): „Ca´diz es costera y es seseante“ (id., 1993, 234). Diastratisch gilt der ceceo in Andalusien als die eher populäre Variante der unteren Schichten (vgl. z. B. Salvador Salvador 1980). In Hispanoamerika ist der seseo mit dentalem oder prädorsalem Sibilanten die Norm; ceceo gibt es Canfield (1962, 79) zufolge gelegentlich in Regionen Zentralamerikas, in Teilen von Venezuela und Kolumbien, sowie auch partiell in Puerto Rico. Im Andalusischen entwickelt sich /s/ nicht zu /x/ (wie in mejor), sondern zu einem pharyngalen oder glottalen /h/, wodurch ein Zusammenfall mit dem /h/, welches aus dem lateinischen F- entstanden ist, stattfindet. Die umfängliche Diskussion um die für das Kastilische typische F- > /h/Entwicklung (scil. filiu > hijo, facere > hacer etc.) kann hier nicht nachgezeichnet werden (vgl. Ariza Viguera 1989, 97⫺108; Izzo 1977; Lapesa 91981, passim; Lloyd 1993, 344⫺360; Penny 1993, 88⫺92). Bis zum Beginn der Expansion Kastiliens im 9. Jahrhundert beschränkt sich die aspirierte Artikulation [h] auf das Ursprungsgebiet der F- > /h/ Entwicklung in Kantabrien, um sich mit dem Fortschreiten der reconquista im 13. Jahrhundert bis in den Süden Spaniens ausgedehnt zu haben. Während bis zum 16. Jahrhundert, ausgehend vom Hof in Toledo, im Süden und Westen [h] vorherrschte, hat sich im Norden (Burgos) bis hin nach Madrid die Aussprache ohne Aspiration [abla´r] (statt [habla´r]) durchgesetzt und wird nach Verlagerung des Hofes nach Madrid (1560) zur Norm in Kastilien. Das /h/ existiert heute noch im Westen von Santander bzw. Osten von Asturias, im Westen der Provinz Salamanca, in der Extremadura, in westlichen Regionen Andalusiens sowie in weiten Gebieten Hispanoamerikas. Die im mittelalterlichen Kastilisch existierende Opposition zwischen /b/ (cabe < lat. capit) und /ß/ (geschrieben v, cave < lat. cavet) wird zunächst im 14. Jahrhundert in
16. Spanisch
initialer Position, im 15. Jahrhundert auch intervokalisch neutralisiert. Übrig bleibt das Phonem /b/ mit den kombinatorischen Varianten [b] (scil. un vino [umbino]) und [ß] (scil. el vino [elßino]). Unter dem Begriff „yeı´smo“ wird das Verschwinden der Opposition zwischen den Phonemen /l/ (scil. callo´) und /y/ (scil. cayo´) verstanden, in der Regel zugunsten des nicht-lateralen Phonems /y/, so dass sowohl [poλo] als auch [poyo] ausgesprochen werden. Als „lleı´smo“ wird die Existenz der genannten Opposition bezeichnet. In Spanien ist der yeı´smo, Madrid einschließend, im gesamten Süden verbreitet, im Norden in allen großen Städten; lleı´smo findet sich im Norden vor allem unter der ländlichen Bevölkerung sowie bei Angehörigen der in 1990 über 65-Jährigen; auch im Süden existieren lleistische Sprachinseln, so auf dem Lande um Murcia, während die Stadtbewohner weitgehend yeı´stas sind. Wiederholt sind auch geschlechtsspezifische Distributionen zu finden: in den Dörfern Cullar Baza und Puebla de Don Fradique (Prov. Granada) beispielsweise sind die Männer yeı´stas, während die Frauen lleı´stas sind (vgl. Salvador 1957/59; Alvar 1956). Die ersten schriftlichen Belege für den Wegfall der Opposition von /l/ und /y/ stammen aus der Zeit um 1500. In den hispanoamerikanischen Varietäten ist der yeı´smo die Norm, mit diastratisch als auch diatopisch unterschiedlichen Realisierungen des Phonems /y/: als mediopalataler Frikativ (wie in mayo) im Spanisch der gebildeten Stadtbewohner in Spanien und Hispanoamerika (Antillen, Me´xico, Zentralamerika, Venezuela, Kolumbien (westliche Anden), Peru´ (Küstenregionen); als stimmhafter, präpalater Frikativ (wie ptg. janeiro) in Andalusien und Teilen Hispanoamerikas; als stimmhafte, präpalatale Affrikate (wie in dt. Djakarta) in der Extremadura, Argentinien und Uruguay; als stimmlose, präpalatale Affrikate (wie in dt. tschüs) in den Städten der Region des Rı´o de la Plata, sowie als stimmloser präpalater Frikativ (wie in dt. Schuh) in einigen Varietäten des Großraums von Buenos Aires (vgl. Details in Alvar 1996b; Canfield 1962; Fontanella de Weinberg/Donni de Mirande 2000; Lipski 1994; Resnick 1975). In Teilen von Kolum-
467 bien (östliche Anden), Peru´ (Anden), Ecuador, Bolivien (westliche Regionen) und Paraguay, sowie im Norden von Chile und Argentinien ist besonders in der städtischen Bevölkerung teilweise noch lleı´smo anzutreffen. Vom typologischen Standpunkt aus ist das viel diskutierte Phänomen des „yeı´smo“ als Ganzes und seine Ausprägung in den Varietäten des Spanischen ohne jede Bedeutung, da von dem Wegfall der Opposition lediglich wenige Wortpaare betroffen sind und die dabei entstehenden Homonyme keinerlei kompensatorische Veränderungen des Systems in Gang setzen. Von erheblicher typologischer Bedeutung dürfte jedoch ⫺ zumindest langfristig ⫺ das bereits in Kapitel 1 erwähnte Phänomen der Elision von Sibilanten sein, genauer formuliert der Elision des /-s/ im Wortauslaut, insofern es einerseits zur Markierung der 2. Pers. Sg. dient (scil. viene-s, hablara´-s, amarı´a-s, fuese-s etc.), als auch andererseits zur Pluralmarkierung (scil. lo-s dos primero-s vencido-s). Generell wird für das Spanische zwischen vier Allophonen des Phonems /s/ unterschieden: [s], [h] (stimmhafte oder stimmlose Aspiration) /Ø/ und /z/. In wortfinaler Position weist das Allophon /Ø/ des Phonems /s/ in verschiedenen spanischen Varietäten sehr unterschiedliche Frequenzen auf: in Toledo 17,2 %, in Las Palmas de Gran Canaria 42,6 %, in San Juan de Puerto Rico 46,5 %, in Buenos Aires 14 %, in Santiago (Dominikanische Republik) 69 %; in weiten Teilen Mexikos sowie in den Andenregionen bleibt /s/ demgegenüber weitgehend als [s] erhalten. Die in finaler Position anzutreffenden drei Allophone des /-s/, [s], [h] und [Ø] sind in den Varietäten des Kariben-Spanischen in der Weise diastratisch ähnlich distribuiert, dass der Prozess [s] > [h] > [Ø] in den untersten Straten am weitesten vorangeschritten ist. In San Juan de Puerto Rico stehen generell 38,2 % Elisionen 51,1 % Aspirationen und 9 % [s]-Realisierungen gegenüber. In der Oberschicht von San Juan de Puerto Rico sind 29 % Elisionen anzutreffen (vgl. 35 % in Caracas, 21 % La Habana (61 % Aspirationen, 18 % [s]-Realisierungen), 22 % Panama´, jedoch nur 15 % in Buenos Aires). Mit Ausnahme der Dominikanischen Republik dominiert
468 im Kariben-Spanischen der Oberschicht mit über 50 % die Aspiration über die beiden anderen Allophone [s] und [Ø] (vgl. Lo´pez Morales 1992). Im Spanisch der Unterschicht von Santo Domingo, Cuba und Puerto Rico erreicht der Prozentsatz der Elisionen über 90 % (vgl. Donni de Mirande 1991, 22 f.) Im argentinischen Spanisch von Rosario erreicht die Null-Realisierung 24,7 %, während immerhin 42,2 % [s]-Realisierungen anzutreffen sind (Donni de Mirande 1991, 24). Im Spanischen der Unterschicht von Toledo ist die [s]-Realisierung mit 43 % vertreten (Oberschicht 66,8 %, vgl. Calero Ferna´ndez 1993, 143). Für die Beschreibung des Spanischen aller Schichten von Toledo (Spanien) ist es deshalb adäquat, die [s]-Realisierung als die Norm anzusehen und dementsprechend von Elisionsregeln auszugehen; für die Varietäten des Kariben-Spanischen, in denen die NullRealisierung überwiegt, schlägt Terrell (1986) vor, stattdessen die Null-Realisierung als Norm anzusehen und InsertionsRegeln zugrunde zu legen (vgl. Terrell 1986, 127 f.). Durch die Elision des finalen -s entstehen im Prinzip Homonymien wie sg. [oxo] und pl. [oxoØ], sg. [kasa] und pl. [kasaØ] etc.; da im Andalusischen (und Varietäten Hispanoamerikas, besonders im Kariben-Spanisch) auch das finale -n wegfällt, entstünden Verbalparadigmen (wie z. B. im West-Andalusischen vengo, viene(s), viene, venemo(s), viene(n) (statt venı´s); hier kommt hinzu, dass die mit der 2. Pers. Pl. gebildete Form vosotros durch das mit der 3. Pl. gebildete ustedes substituiert wird: viene(n)), in denen vier Formen homonym sind. Für das Ost-Andalusische unterstellt Alvar (1996g) eine Differenzierung von Singular und Plural durch unterschiedliche Öffnungsgrade des Auslautvokals, d. h. mit einem geschlosseneren Vokal im Singular, einem geöffneteren Vokal im Plural, darüber hinaus einen Einfluss des Öffnungsgrades des Auslautvokals auf die anderen Vokale des Wortes. Dieses Phänomen wird durch Termini wie Vokalharmonie, Vokalmetaphonie (insbesondere in Wörtern mit identischen Vokalen wie patata(s) oder Vokalprojektion (scil. proyeccio´n voca´lica) beschrieben; demnach ist die Hypothese,
III. Italische und romanische Sprachen
dass sich die Realisierung der Inlautvokale der Realisierung der Auslautvokale anpasst (vgl. Narbona/Cano/Morillo 1998, 138 ff.). Dementsprechend stünde sg. [oø loø roø soø ] einem pl. [o¸lo¸ro¸so¸] gegenüber (vgl. Alvar 1996g, 245 f.). Die Singularform casa wird [kasa], die Pluralform casas [kæsæ] realisiert, die Verbformen cantas und canta in entsprechender Weise [kæntæØ] und [kanta]. Penny (1993) zufolge wird die Homonymie zwischen viene(s) und viene durch [bjεne] und [bjene] beseitigt (vgl. Penny 1993, 106). Danach wäre für das Ost-Andalusische ein zumindest acht Phoneme (im Unterschied zu fünf des Standard-Kastilisch-Spanischen) umfassendes Vokalsystem zugrunde zu legen: /i/, /u/, /e/, /o/, /ε/, /] /, /U/ und /a/. Ranson (1992) hat allerdings in einer der wenigen empirischen Untersuchungen zur Vokalharmonie-Hypothese, die in Puente Gil (Mittel-Andalusien) durchgeführt wurde, keine systematische Korrelation zwischen Vokalqualität und Plural bzw. Singular feststellen können. Martı´nez Melgar (1986) kommt aufgrund einer spektographischen Analyse auslautender Nominavokale in Ost-Andalusien zu dem Schluss, dass es sich ⫺ im übrigen von Vokal zu Vokal in unterschiedlichem Maße ⫺ lediglich um Tendenzen, d. h. lediglich um phonetische, jedoch nicht um phonologische Phänomene handelt (vgl. Martı´nez Melgar 1986, 241; vgl. auch Seklaoui 1989). Hammond (1986) hat für das ebenfalls durch hochfrequente Elision des auslautenden -s gekennzeichnete Kubanisch belegen können, dass der Vokal, der das elidierte -s begleitet, keinerlei Veränderung der Vokalqualität erfährt (vgl. Hammond 1986, 36), dass aber der Wegfall des implosiven /s/ (pescado > [pe:kaδo]) sehr wohl mit einer kompensatorischen Längung des begleitenden Vokals verbunden ist (vgl. Hammond 1986, 34 u. 36). Das aber würde bedeuten, dass die Vokallängung und Wegfall des /s/ zwei voneinander unabhängige phonologische Prozesse wären. Unterstellt, die Hypothese der durch /s/-Elision und Aspiration des /s/ ausgelösten Vokalveränderungen als Pluralmarker ließe sich konkludent empirisch belegen, hätte dies zur Folge, dass etwa
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16. Spanisch
das Ost-Andalusische mit zehn Vokalphonemen über ein doppelt so umfangreiches System an Vokalphonemen verfügt wie das Standard-Spanische (vgl. Narbona/Cano/ Morillo 1998, 139 f.) Die Frage ist, ob und inwieweit die durch Veränderung der Vokalqualität bewirkte Beseitigung etwa der homonymen Verbformen hinreichend effizient ist, um die Differenzierung auch ohne Verwendung von Subjektpronomina zu gewährleisten. Narbona/Cano/Morillo (1998) beantworten die Frage nach Ursache und Wirkung, indem sie beispielsweise von der Verwendung des Pronomens der 2. Sg. tu´ ausgehen, wodurch das Flexions-/-s/ der Verbform unnötig werde (vgl. ib., 141). Sie verweisen auf Untersuchungen, denen zufolge das /-s/ in 97 % der möglichen Fälle unnötig sei, weil das /-s/ eine Information liefere, die aus dem Kontext (u. a. durch die vorangegangene Verwendung von tu´) bereits bekannt sei (vgl. ib., 142). Diese Argumentation setzt voraus, dass die Verwendung der Subjektpronomina der Elision des Flexions-/-s/ vorausgegangen ist, d. h. interpretiert die Elision des Flexions-/-s/ als Folge einer Zunahme der Subjektpersonalpronomina, m. a.W. als ein Phänomen der Reduktion von Redundanz. Diese Hypothese, die im übrigen in paralleler Weise auch für das brasilianische Portugiesisch existiert (vgl. Kato/Negra˜o 2000), bedarf allerdings der empirischen Bestätigung. Erste im Rahmen des Bielefelder Andalusisch-Projektes (vgl. Meyer-Hermann et al., in Vorb.) durchgeführte statistische Untersuchungen lassen im Andalusischen keine hoch-signifikative Häufung der Subjektpronomina-Verwendung im Vergleich mit dem espan˜ol coloquial erkennen. Undifferenziert betrachtet, d. h. ohne die Verbtypen und Situationstypen zu berücksichtigen, weisen sowohl das nicht-andalusische espan˜ol coloquial als auch die bisher analysierten Stichproben des Andalusischen unterschiedlos einen bei 60 % liegenden Anteil von Null-Subjekten auf. Ein markanter Unterschied scheint hingegen darin zu bestehen, dass VO-Konstruktionen im Andalusischen doppelt so häufig vorkommen wie im espan˜ol colo-
quial, in dem VO- und OV-Konstruktionen eine nahezu identische Frequenz aufweisen. In Untersuchungen zur These der funktionalen Kompensation durch den Gebrauch von Personalpronomina in dem durch hochfrequente /s/-Elision gekennzeichneten Spanisch von Puerto Rico haben Poplack (1979) und Hochberg (1986) eine signifikativ höhere Verwendung besonders bei der 2. Sg. (scil. tu´) bei ansonsten morphologisch ambigen Verbformen festgestellt. Bezüglich des West-Andalusischen, für das gemeinhin keine mit dem Wegfall von /s/ korrelierende Veränderung der Vokalqualität unterstellt wird, haben verschiedene Autoren den „Eindruck“ einer höheren Pronominaverwendung formuliert (vgl. Alvar 1955, 311; Monde´jar 1970, 44 f.; Rodrı´guez-Izquierdo 1982, 127). Ranson (1991) zeigt jedoch aufgrund sorgfältiger quantitativer Untersuchungen des gesprochenen Andalusisch von Puente Gil (Mittel-Andalusien), dass zwischen Wegfall des auslautenden /s/ und Pronominagebrauch kein signifikativer Zusammenhang festgestellt werden kann; vielmehr erfolgt die Desambiguierung der Verbformen durch Subjektpronomina signifikativ nur in den Fällen, in denen keine desambiguierenden Kontextfaktoren vorliegen. Angesichts der Tatsache, dass die Diphthongierung eine der charakteristischen lautgesetzlichen Entwicklungen des Kastilischen aus dem Lateinischen gewesen ist (vgl. portu > puerto etc.), stellt es ein bemerkenswertes Detail dar, dass im Andalusischen (u. a. von Ca´diz) eine Tendenz zur Monophthongierung existiert: [portorea´] (‘Puerto Real ’), [po´] (‘pues’) (vgl. Paya´n Sotomayor 1993, 233), [atalo´go] (‘hasta luego’, Conil de la Frontera, Erhebung des Autors).
4.
Morphologische und syntaktische Variation
Die durch den Wegfall des finalen /s/ und /n/ bedingte gravierende Veränderung der Verbmorphologie im Andalusischen sowie vor allem im Kariben-Spanischen mag partiell (z. B. im Ost-Andalusischen) mit der Veränderung der begleitenden Vokale koin-
470 zidieren (s.oben); ob diese Veränderung durch den Wegfall ausgelöst wurde, muss zumindest auch deshalb bezweifelt werden, weil auch für das Ost-Andalusische ein relativ hoher Subjektpronominagebrauch angenommen wird (vgl. Alvar 1996g, 246 f.). Das gegen Hochberg (1986) vorgebrachte Argument, der häufige Pronominagebrauch im Spanischen von Puerto Rico könne nicht als funktionale Kompensation für die homonymen Verbformen interpretiert werden, da die Desambiguierung durch Kontextfaktoren geleistet werde, kann letztlich nicht die auffallende Tatsache erklären, dass eben gerade in den Varietäten, in denen der /s/Wegfall hochfrequent ist, auch die Frequenz der Subjektpronomina besonders hoch ist: das Pronomen der 1. Sg., yo, kommt mit 66,6 % am häufigsten im Spanisch der Dominikanischen Republik vor, gefolgt von Puerto Rico (55,2 %), für Costa Rica hat Meyer-Hermann (1996) 53,4 % erhoben, Bentivoglio (1987) für Caracas 46 %; dem stehen 32 % im gesprochenen Spanisch (Oberschicht) von Madrid (vgl. Enrı´quez 1984) und 21 % im literarischen Spanisch gegenüber (vgl. Rosengren 1974). Eine Konstruktion, die im mittelalterlichen Spanisch und noch bis ins 16. Jahrhundert belegt ist, scheint eine Wiederbelebung in Varietäten des Kariben-Spanischen zu erfahren: der Infinitiv mit vorangestelltem explizitem Subjekt: al yo venir, sin ella saberlo etc. (vgl. Vaquero de Ramı´rez 1996; Morales 1986). Ob es sich, wie Morales (1986) angesichts der Häufigkeit dieser Struktur in Puerto Rico vermutet, um ein durch den Kontakt mit dem Englischen motiviertes Phänomen handelt, muss bezweifelt werden ´ lvarez et al. (vgl. zum Venezolanischen A 1992, 66 f.). Bereits aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. ist u. a. durch die Theaterstücke des Plautus belegt, dass im gesprochenen Lateinisch bestimmte Substantiv-Funktionen nicht (mehr) allein morphologisch, sondern zusätzlich (besonders beim Genitiv, Dativ und Ablativ) durch Präpositionen markiert werden (scil. de marmore templum (Vergil), vgl. Penny 1993, 114). Die heutigen Konstruktionen le dio a su amigo etc. sind Entwicklungen aus vulgärlateinischen ad ⫹ Akkusativ-Sequenzen. Im mittelalterlichen
III. Italische und romanische Sprachen
Spanisch ist die Beschränkung der Verwendung von a auf direkte Objekte mit dem Merkmal [⫹menschlich] allerdings noch nicht grammatikalisiert; erst gegen Ende des siglo de oro wird diese spezifische Verwendung obligatorisch. Die Entwicklung eines durch präpositionale Verbindungen realisierten Kasussystems (scil. „Genitiv“ la casa del padre etc.) bedeutet nicht nur, dass Kastilisch (im Unterschied zum Lateinischen) in einem wesentlichen Segment der Morphologie Merkmale einer isolierenden Sprache aufweist, sondern auch, dass Kastilisch als korollares, typologisch relevantes Phänomen eine relativ fixe Wort- bzw. Konstituenten-Abfolge entwickelt, etwa um Ambiguitäten zu vermeiden, die in Sätzen wie mordio´ el perro el gato entstünden (und für die noch im siglo de oro die Lösung mordio´ el perro al gato zu finden ist), wenn nicht im modernen Spanisch die Regel Subjekt vor Objekt gälte. Im Unterschied zum Nominalsystem weist das Spanische im Bereich des Verbalsystems keine wesentlichen, d. h. typologisch relevanten Differenzen zum Lateinischen auf; abgesehen von den verschwundenen Passivmorphemen des Lateinischen hat das Spanische praktisch alle Endungen, welche Person/Numerus, Aspekt, Tempus und Modus markieren, übernommen, z. B. Präsens Indikativ: lat. canto > span. canto; cantas > cantas, cantat > canta; cantamus > cantamos; cantatis > mittelalt. span. cantades > canta´is; cantant > cantan etc.; Neuentwicklungen sind das zusammengesetzte Perfekt (perfecto compuesto) aus dem gesprochenen Latein habeo cantatum > he cantado, das Konditional (cantare habebam > cantarı´a), sowie (ebenso wie im Portugiesischen, wo sie noch heute lebendig ist) eine Konjunktiv-Futur-Form (klass. lat. cantavero > hispan. lat. cantaro > mittelalt. span. cantaro > span. cantare), welche allerdings seit dem 18. Jahrhundert in Spanien nur noch in einigen stehenden Redewendungen erhalten ist (scil. venga lo que viniere, ‘komme, was wolle’ etc.); in Puerto Rico, Santo Domingo, Venezuela sowie im Norden Kolumbiens ist der ‘futuro de subjuntivo’ noch erhalten. Im mittelalterlichen Spanisch existieren disjunktiv realisierte Futur- und Konditionalformen mit Pronomi-
16. Spanisch
nalinfixen, denen auf diese Weise noch ihre Herkunft aus dem Lateinischen cantare habeo > cantare´ anzusehen ist, z. B. conbidar le ien (scil. lo convidarı´an) (Cantar de Mio Cid, um 1250, v. 4), doblar vos he la soldada (scil. os doblare´ el sueldo) (Cid, v. 80). Dieser Konstruktionstyp, der im modernen Portugiesisch weiterexistiert, ist seit dem siglo de oro aus dem Spanischen verschwunden. Eine Neuentwicklung des Spanischen ist neben dem synthetischen Futur (cantare´) das analytische Futur (voy a ir), das ganz offenkundig dabei ist, soweit es den Ausdruck einer in der Zukunft realisierten Handlung anbelangt, das synthetische Futur abzulösen; dieser Prozess ist in den verschiedenen Varietäten der spanischsprachigen Welt unterschiedlich weit fortgeschritten: in Argentinien, Chile, Venezuela, Peru´ und Me´xico wird das synthetische Futur überwiegend nur noch zum Ausdruck des Zweifels (scil. ¿Estara´ en su despacho?, ‘Ob er wohl in seinem Büro ist?’) verwendet (vgl. Donni de Mirande 1996, 217; Wagner ´ lvarez et al. 1992, 49; Caravedo 1996, 229; A 1996; 165; Lope Blanch 1996, 84). Es handelt sich hierbei jedoch keineswegs um eine auf Hispanoamerika beschränkte, sondern auch im espan˜ol coloquial Spaniens anzutreffende Entwicklung, die allerdings noch der Bestätigung durch reliable Daten bedarf (vgl. Westmoreland 1994/95). Eine darin möglicherweise erkennbare Tendenz zu periphrastischen (analytischen) Verbformen, die von typologischer Bedeutung wäre, wird auch durch die Existenz von PeriphrasenDoppelungen gestützt, wie etwa in va a estar examanina´ndose (statt se examinara´) (vgl. Saralegui 1997, 48). Bezüglich der Verwendung der Vergangenheits-Tempora prete´rito indefinido (scil. cante´) und perfecto compuesto (scil. he cantado) lassen sich entgegen entsprechenden Versuchen („preferencia del uso del perfecto simple sobre el compuesto“ im lateinamerikanischen Spanisch, Saralegui 1997, 48) keine verallgemeinerbaren Aussagen machen. Während etwa für das Kariben-Spanisch ein Überwiegen des prete´rito indefinido unterstellt wird (vgl. Vaquero de Ramı´rez 1996, 64), behauptet Caravedo (1996, 165) für das Peruanische eine bei weitem höhere Frequenz des per-
471 fecto compuesto. Hinzu kommt, dass, wie ´ lvarez et al. (1992, 51) am Beispiel etwa A des Venezolanischen gezeigt haben, das prete´rito indefinido Funktionen übernimmt, die im Standard-Spanisch durch das perfecto compuesto erfüllt werden: Venezuela: A: ¿Quieres que te sirva el desayuno? B: No, gracias, ya desayune´; Spanien: B: No, gracias, ya he desayunado. In Argentinien und Uruguay sowie in Me´xico werden pre´terito und perfecto compuesto in verschiedenen Regionen mit unterschiedlicher Präferenz verwendet, wobei differente Vorstellungen über die Funktion dieser beiden Tempora eine Rolle spielen dürften (vgl. Donni de Mirande 1996, 217; Moreno de Alba 1978). Das gelegentlich als „caracterı´stica ma´s relevante del espan˜ol americano“ (Saralegui 1997, 43) im Bereich der Morphosyntax eingestufte Phänomen des „voseo“ (scil. die Verwendung der Form vos als Pronomen der 2. Sg. (statt des kastilisch-spanischen tu´)) ist typologisch ebenso unbedeutend wie das Phänomen des sogen. „leı´smo“, d. h. die Verwendung der unbetonten Pronomina le/ les mit indirekten Objekten, die das Merkmal [⫹menschlich] haben (scil. a e´l le veo statt a e´l lo veo), der in Spanien die Norm bildet, während in Hispanoamerika (ebenso wie im Andalusischen) die unbetonten Pronomina lo und la überwiegend (noch) entsprechend ihrer etymologischen Herkunft verwendet werden (vgl. De Mello 1992; Lapesa 91981, 587 f.; Saralegui 1997, 47; Uruburu Bidaurrazaga 1993). Die für die typologische Charakterisierung des Spanischen und seiner Varietäten wohl wichtigste Fragestellung, und damit verbunden auch die Diskussion, ob und in welchem Maße ggf. bestimmte Varietäten dabei sind, sich zu typologisch abgrenzbaren Sprachen zu entwickeln, bezieht sich auf die in diesem Überblick bereits wiederholt angesprochene Problematik der Wortfolge bzw. Konstituentenabfolge; besonders, wenn sie sich von der Fixierung auf die Suche nach einer Basis-Abfolge löst und sich eines differenzierteren Instrumentariums bedient, welches Wortfolge-Typen in Relation zueinander untersucht (vgl. Meyer-Hermann 1998); damit erst würde auch die Möglichkeit eröffnet, Spanisch, das ja seit
472 Greenberg (1966) gemeinhin zusammen mit den anderen romanischen Sprachen in den Topf der unzutreffenden und aussagedürftigen SVO-Formel geworfen wird, von anderen romanischen Sprachen typologisch abzugrenzen. Die Anwendung eines solchen differenzierenden Kategoriensystems auf mittelalterliche Texte des Spanischen steht noch aus. Die Ergebnisse der bisher vorliegenden Untersuchungen zur Wortfolge im mittelalterlichen Spanisch (vgl. Bossong 1984; Elvira Gonza´lez 1987; Hinojo Andre´s 1988; Meyer-Hermann 1988) sind aufgrund unterschiedlicher Methodologien praktisch nicht vergleichbar. Bossong (1984) hat für die Primera Cro´nica General (1344) 60 % VS- und 40 % SV-Konstruktionen, Elvira Gonza´lez (1987) für eben diesen Text 55,6 % nachgestellte Subjekte erhoben. Meyer-Hermann (1988), der pronominale und nominale Subjekte berücksichtigt hat, stellt mit 52,2 % jedoch ein Überwiegen von SV-Konstruktionen fest. Und während Elvira Gonza´lez (1987) in der Fazienda de Ultramar (um 1230) rund 80 % nachgestellte Subjekte zählt, kommt Hinojo Andre´s (1988) lediglich auf 52,4 % (vgl. Meyer-Hermann 1991, 70 f.). In einer anderen Untersuchung von Texten des 13. Jahrhunderts hat Hinojo Andre´s (1988) mit 65,15 % ein deutliches Überwiegen vorangestellter Subjekte dokumentiert, was auch durch die Ergebnisse aus Meyer-Hermann (1988) der Untersuchung von fueros (Gesetzestexten) aus dem 13. Jahrhundert gestützt wird. Die immer wieder vorgetragene Behauptung, Spanisch habe sich aus einer VS- zu einer SV(O)Sprache entwickelt (vgl. etwa Bossong 1984), hat bisher noch keine hinreichende empirische Bestätigung gefunden. MeyerHermann (1988) hat bei einem Vergleich von fueros des 13. Jahrhunderts, für deren Entstehung mozarabischer Einfluss unterstellt wird, mit entsprechenden Gesetzestexten (coutumes) aus Verdun (deren Entstehung ohne arabischen Einfluss sicher ist) gezeigt, dass im 13. Jahrhundert hinsichtlich der relativen Flexiblität der Subjektposition kein grundlegender Unterschied zwischen Kastilisch-Spanisch und Französisch besteht. Die seit Kuen (1958) unüberprüft wiederholte Hypothese eines arabischen
III. Italische und romanische Sprachen
Einflusses hinsichtlich der Subjektposition im Spanischen (vgl. auch Lapesa 91981) kann als unfundiert ad acta gelegt werden. Blasco Ferrer (1989) glaubt sogar belegen zu können, dass bereits im mittelalterlichen Spanisch zu 75 % die S(v)O-Abfolge anzutreffen ist (vgl. Blasco Ferrer 1989, 21). Als methodologisch inadäquat ist Pottiers (1988) Versuch zu bewerten, die fixierte Subjektmarkierung durch Endungen beim Verb mit der Problematik der hinsichtlich ihrer Position veränderbaren nominalen und pronominalen Konstituenten zu vermischen. Keineswegs haben Sätze wie compro´ un coche in Gestalt der Endung -o´ ein nachgestelltes „Subjekt“, sondern lediglich einen Subjektmarker (vgl. dazu Meyer-Hermann 1994). Mithin kann aus der Tatsache, dass im gesprochenen Spanisch Sätze mit Subjektmarkern wesentlich häufiger vorkommen als Sätze mit expliziten Subjekten, nicht geschlossen werden, Spanisch sei eine VsO-Sprache (vgl. Meyer-Hermann 1994). Jüngste Forschungsergebnisse lassen keinen Zweifel daran, dass „das“ Spanische in keiner Hinsicht durch eine Basis-Abfolge-Formel (vom Typ SVO o. ä.) typologisch differenziert beschrieben werden kann. Die empirisch belegten Unterschiede zwischen Konstituenten-Abfolge-Typen des geschriebenen Spanisch und des espan˜ol coloquial haben einen derartigen Signifikanzgrad, dass zumindest zwischen diesen beiden Systemen unterschieden werden müsste. Es wird darüber hinaus sicherlich auch zwischen texttyp-spezifischen KonstituentenAbfolge-Typen zu unterscheiden sein. Das espan˜ol coloquial Spaniens ⫺ entsprechende Untersuchungen etwa zu den Varietäten des Kariben-Spanisch stehen noch aus ⫺ ist zu 60 % durch Null-Subjekt-Sätze geprägt, das geschriebene Register der Zeitung El Paı´s zu 75 % durch Sätze mit expliziten Subjekten. Und während hinsichtlich der relativen Frequenz der Abfolge VO (scil. Null-Subjekt-Sätze mit nachgestelltem Objekt) zwischen espan˜ol coloquial und dem Spanisch von El Paı´s kein signifikativer Unterschied besteht, ist die OV-Abfolge (scil. Null-Subjekt-Sätze mit vorangestelltem Objekt), die im espan˜ol coloquial hochfrequent ist, im Spanisch von El Paı´s ein marginaler Konsti-
16. Spanisch
473
tuenten-Abfolge-Typ (vgl. Meyer-Hermann 1998). Aufgrund eines statistischen Mittels aus Frequenzen des espan˜ol coloquial und des geschriebenen Spanisch von El Paı´s käme man zwar zu dem Ergebnis, dass VO-Abfolgen „im Spanischen“ geringfügig häufiger sind, als OV-Abfolgen. Die statistisch-methodologische Naivität eines solchen Vorgehens bedarf keiner Erklärung. Abfolge-Typen müssen auf Informationsstruktur-Typen abgebildet werden, d. h. dass KonstituentenAbfolgen dazu dienen, bestimmte kommunikative Aufgaben zu realisieren. Die Frequenz bestimmter Abfolge-Typen ist damit bis zu einem gewissen Grade nichts weiter als der Reflex bestimmter, Texttypen charakterisierender kommunikativer Aufgaben. Wenn es denn weiterhin darum gehen soll, die typologische Charakterisierung einer Sprache mittels einer Konstituenten-Abfolge-Formel vorzunehmen, dann muss die Frage umformuliert werden als Frage danach, welche kommunikativen Aufgaben mehr oder weniger prioritär durch welche Konstituenten-Abfolge-Typen realisiert werden. Die dazu nötigen theoretisch-methologischen Vorüberlegungen, sowie die daran anschließenden empirischen Untersuchungen sind im Wesentlichen erst noch zu leisten.
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Reinhard Meyer-Hermann, Bielefeld
480
III. Italische und romanische Sprachen
17. Katalanisch 1.
Einleitung
Das Katalanische gehört heute zu den sowohl von der Wissenschaft als auch im öffentlichen Bewusstsein als eigenständig anerkannten romanischen Sprachen. Dieser Status ist unter der Vielzahl der weit ausgebauten romanischen Sprachformen keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Mit der katalanischen Sprachgeschichte eng verbunden sind beispielsweise das Okzitanische und das Aragonesische, deren geschichtliche Fortune längst nicht dazu ausreichte, denselben Entwicklungsstand und dieselbe Anerkennung zu erlangen. Aber auch das Katalanische hatte es schwer, sich zu behaupten. Zwar war es de facto im Laufe des Mittelalters zu einer der wichtigen, sozial, kulturell und politisch gefestigten europäischen Sprachen geworden, doch erfuhr es seit dem 16. Jahrhundert massive Einschränkungen seines Gebrauchs und gewaltsame Unterdrückungen, von denen es sich erst nach dem Ende der Franco-Ära in Spanien langsam erholen konnte. Auch die wissenschaftliche Anerkennung des Katalanischen war nicht von Anfang an gegeben, sondern musste sich gegen die zunächst erfolgte Einordnung als okzitanischer Dialekt durchsetzen. Den Durchbruch brachte hier die deutsche Romanistik mit der Veröffentlichung der Studie ‘Das Katalanische’ von Wilhelm Meyer-Lübke im Jahr 1925. Dennoch war es ein weiter Weg, bis die romanische Sprachwissenschaft schließlich die Position des Katalanischen zwischen Gallound Iberoromania als selbständig zu definieren wusste. Der bekannte Romanist und Sprachforscher Antoni Badia i Margarit hat mit seiner Formel der ‘Brückensprache’ (llengua pont) einen wesentlichen Anteil daran. Das Katalanische variationstypologisch zu beschreiben ist vor dem skizzierten Hintergrund ein besonderes Unterfangen. Es handelt sich nämlich um eine Sprache, die ihrem Charakter nach sehr romanisch ist und ihre Gestaltung dem komplexen Ausgliederungsprozess frühromanischer Dia-
lektformen und den vielgestaltigen Einflüssen unterschiedlicher, durchaus sprachübergreifender Normgebungen zu verdanken hat. So wurde das Katalanische in der kulturellen Hochphase der Troubadoure als ‘Limousinisch’ (llemosı´) bezeichnet und der okzitanischen Schriftnorm angeglichen. Zur Zeit des mächtigen katalano-aragonesischen Reiches hingegen waren zunächst das Aragonesische, später dann das Kastilische die offiziellen und politisch bedeutenden Sprachformen am Hofe Aragons. Hierdurch wurde Katalonien auch sprachlich stärker in die Einflusssphäre diesseits der Pyrenäen gebracht. Bedenkt man zudem, dass das Verbreitungsgebiet des Katalanischen über die historische Grafschaft Katalonien (das sog. Principat) schon früh hinausging und das mozarabisch geprägte Königreich Valencia im Süden, die Balearen im Mittelmeer, die Region Roussillon in Südfrankreich sowie Pyrenäentäler in unmittelbarer Nachbarschaft zum aragonesischen und gaskognischen Sprachgebiet umfasste, darunter auch Andorra, so wird deutlich, dass das heutige Katalanisch durch die unterschiedlichsten Einflüsse benachbarter romanischer Dialekte und Sprachen geprägt ist. Dies ist aber nur die eine Seite der Sprachentwicklung. Ihr gegenüber steht das überraschende Faktum einer trotz der gegebenen dialektalen Gliederung relativ einheitlichen Sprache, deren wichtigstes Normierungszentrum in Katalonien mit der Hauptstadt Barcelona liegt, deren varietätenspezifische Ausprägungen in den übrigen katalanischen Ländern jedoch nicht so abweichend sind, dass die sprachliche Einheit dadurch ernsthaft in Frage gestellt werden könnte. Die spontane gegenseitige Verständigungsmöglichkeit eines Valenzianers, eines Mallorquiners, eines Andorraners, eines Barceloniners und eines katalanisch sprechenden Franzosen aus Perpignan sind überraschend und stehen sogar in einem gewissen Kontrast zu der politisch-administrativen Trennung der genannten Sprachgebiete. Die katalanische Sprachpolitik hat,
17. Katalanisch
auf dieser Homogenität der Sprache aufbauend, im 20. Jahrhundert vor allem durch das Institut d’Estudis Catalans mit Erfolg Normierungs- und Kodifizierungsbemühungen durchgesetzt, die eng mit dem Namen Pompeu Fabra verbunden sind. Heute ergibt sich somit ein relativ einheitliches Bild der geltenden Sprachnorm, ohne dass diese jedoch der bestehenden Varietätenstruktur repressiv gegenüber stünde. Rufen wir einleitend einige Realia zur aktuellen Situation des Katalanischen in Erinnerung. Das heutige Verbreitungsgebiet des Katalanischen erstreckt sich über vier Staaten (Spanien, Frankreich, Andorra und Italien) und innerhalb Spaniens über vier Autonome Gemeinschaften (Katalonien, Valencia, Balearische Inseln und Aragon in einem schmalen Grenzstreifen). Die Gesamtzahl der Sprecher liegt, einer Erhebung aus dem Jahre 1996 zufolge, bei ca. 7,2 Millionen, bei Einbeziehung einer nur passiven Sprachkompetenz sogar bei 9,8 Millionen. Mehr als die Hälfte der Sprecher (4,5 Millionen) leben in Katalonien. Das Katalanische ist aber nicht nur dort ko-offizielle Sprache mit dem Kastilischen (Spanischen), sondern auch auf den Balearen und in der Autonomen Gemeinschaft Valencia. Allerdings ist sein Status dort, vor allem in Valencia, deutlich von der spanischen Staatssprache dominiert. Besonders prekär ist seine Position als nicht-offizielle Sprache im Osten Aragons, während es in dem selbständigen Pyrenäenstaat Andorra eine dem Spanischen und Französischen ebenbürtige Stellung genießt. Den Status einer regressiven Minderheitensprache hat das Katalanische in Südostfrankreich, wo es noch im Departement Pyre´ne´es Orientales mit der Hauptstadt Perpignan gesprochen wird. In Italien ist es, als Relikt aus der Mittelmeerherrschaft des Aragonesischen Reiches im Mittelalter, nur noch in der Stadt Alghero auf Sardinien verbreitet. In der Europäischen Union nimmt das Katalanische, obwohl es nicht zu den elf offiziellen Sprachen der Gemeinschaft gehört, nach der Zahl der Bewohner seines Sprachgebietes die siebte Position ein. Weder in den einzelnen skandinavischen Staaten noch in Griechenland oder Portugal leben
481 jeweils mehr Menschen als im gesamten katalanischen Sprachraum. Dennoch ist es entscheidend, dass dem Katalanischen ein homogenes Sprachgebiet und der Status einer Staatssprache fehlen. Das wohl größte Problem bei der Aufrechterhaltung und Normalisierung des öffentlichen Gebrauchs der Sprache liegt in dem fehlenden, da historisch nicht gewachsenen Zusammengehörigkeitsgefühl der sog. Katalanischen Länder (Paı¨sos Catalans). Die Geschichte des Katalanischen begann in der Ausgliederungsphase der romanischen Primärdialekte als Varietäten des sich rasch entwickelnden Vulgärlateins bzw. Protoromanischen in Hispanien. Die Römer waren im Rahmen des 2. Punischen Krieges gegen Ende des 3. Jahrhunderts vor Christus in eine Auseinandersetzung mit den Karthagern geraten und bekämpften diese auf der Iberischen Halbinsel. Ihr Eroberungszug setzte mit der Schlacht um Sagunt südlich von Valencia gegen den legendären Hannibal im Jahre 218 ein und endete vorläufig 133 v. Chr. mit der Zerstörung der wichtigen keltiberischen Stadt Numantia. 123/122 v. Chr. erfolgte die Einnahme der Balearen. Erst unter Kaiser Augustus brachten die Römer schließlich fast 100 Jahre später auch die nördlichen Teile Hispaniens unter ihre Kontrolle. In der langen Phase von über 200 Jahren Romanisierung konnte sich die römische Kultur auf der Iberischen Halbinsel gut und fest etablieren. Nach der Agrippinischen Provinzaufteilung unter Augustus umfasste allein die mächtige und einflussreiche Provincia Tarraconensis mit der Hauptstadt Tarraco (Tarragona) ca. die Hälfte Hispaniens. Die römische Herrschaft dauerte bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts und wurde in den zwei darauf folgenden Jahrhunderten durch die Herrschaft der Westgoten, die ihr Tolosanisches Reich von Frankreich aus nach Süden ausdehnten, abgelöst. Toledo wurde zur neuen Hauptstadt. 711 begann der nur wenige Jahre dauernde Eroberungsfeldzug der Araber auf der Iberischen Halbinsel. Sie brachten fast die ganze Halbinsel bis auf einige Reduktionsgebiete der Christen in den nördlichen Gebirgsregionen in ihre Gewalt und grün-
482 deten ein mächtiges islamisches Reich, dessen Blütezeit im 10. Jahrhundert lag. Die spanische Geschichte des Mittelalters ist nun durch die sog. Reconquista, die Wiedereroberung der von den Mauren besetzten Gebiete durch die christlichen Westgoten geprägt. Dabei entstehen mehrere Königreiche, die in gegenseitiger Konkurrenz zueinander stehen und unterschiedliche Anteile an der Reconquista gehabt haben. Für die Geschichte des Katalanischen wichtig ist das aragonesische Reich, das 1035 als Abspaltung aus dem Königreich Navarra gegründet wird und sich gut 100 Jahre später durch Heirat mit Katalonien in einem Staatenbund zusammenschließt. ‘Katalonien’ war zu diesem Zeitpunkt eine seit dem 9. Jahrhundert vollzogene Vereinigung katalanischer Grafschaften, die aus der 795 von Karl dem Großen zum Schutz seines Imperiums gegründeten Marca hispanica hervorgegangen waren und deren bedeutendste die Grafschaft Barcelona war. Seit dem 12. Jahrhundert waren die Grafen von Barcelona, deren kulturelle und politische Ausrichtung nach Norden sehr deutlich war, die wahren Machthaber des katalanisch-aragonesischen Reiches. Erst mit dem Niedergang der Albigenser in Südfrankreich zu Anfang des 13. Jahrhunderts bricht auch der Kontakt und die Einflussnahme Kataloniens im Norden in sich zusammen. Die Katalanen drängen daher fortan auf die Expansion ihres Reiches in den Mittelmeerraum. Sie erobern im 13. Jahrhundert unter Jakob I. und Peter II. die Balearen zurück sowie die Königreiche Valencia und Murcia im Süden und erheben schließlich Herrschaftsansprüche auf das gesamte westliche Mittelmeer. Im 15. Jahrhundert umfasst das katalanisch-aragonesische Reich auch die Königreiche Sardinien, Sizilien und Neapel. Jens Lüdtke schreibt zum Status des Katalanischen in jener Zeit: „Zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert erreichte das Katalanische den vollen Status einer Kultur- und Nationalsprache, die in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung und der Kultur und in allen Gesellschaftsschichten Geltung hatte. Es war im Mittelalter die einheitlichste und am besten kodifizierte romanische Schriftsprache, da die katalani-
III. Italische und romanische Sprachen
schen Mundarten eine geringe dialektale Differenzierung aufwiesen; [...]“ (Lüdtke 1984, 24) In den Bereichen Gesetzgebung, öffentliche Verwaltung und Kirche hatte das Katalanische schon im 12. Jahrhundert das Lateinische weitgehend abgelöst. Entscheidend für die Ausbildung des schriftlichen Standards im 13./14. Jahrhundert war jedoch der mallorquinische Gelehrte Raimundus Lullus (Ramon Llull, 1235⫺1315/ 16), der einflussreiche philosophische und wissenschaftliche Prosawerke auf Katalanisch (Mallorquinisch) verfasste. Anders als die Prosa war die Dichtkunst lange Zeit durch die Übernahme und Imitation des Okzitanischen (llemosı´ ) geprägt. Erst im 15. Jahrhundert begründete der Valenzianer Ausias March eine eigenständige Tradition der katalanischen Lyrik. Das 16. und 17. Jahrhundert sind in Spanien als das ‘goldene Zeitalter’ (siglos de oro) bekannt, in denen der kastilische Hof zu großer Macht und Prestige gelangte. Als Folge ergab sich die Kastilisierung sämtlicher spanischer Territorien, die sich im Falle der Katalanischen Länder nach dem Spanischen Erbfolgekrieg im 18. Jahrhundert noch drastisch verstärkte. Barcelona fällt am 11. 9. 1714 in die Hand der Bourbonen. Philipp V. schafft die föderalen und autonomen Strukturen in den Katalanischen Ländern zugunsten eines straffen Zentralismus ab und setzt offizielle Verbote des Katalanischen durch. Die schon im 17. Jahrhundert begonnene Phase des ‘Verfalls’ (Decade`ncia) des Katalanischen verstärkt sich und reduziert den kulturellen Wert der Sprache auf die einfache Volksliteratur. Erst im 19. Jahrhundert setzt eine Wiederbelebung und Höherbewertung des Katalanischen ein. Dieser Wiederaufschwung wird durch die erfolgreiche Industrialisierung Kataloniens, die vor allem von einer bürgerlichen Handwerkerschicht getragen wird, vorbereitet und gestützt. Das neue Bürgertum wird zur herrschenden Klasse in Katalonien, die ihrer Sprache mit Stolz und Engagement treu ist. Es entsteht die sog. Wiedergeburt der katalanischen Literatursprache, die Renaixenc¸a, die mit B.C. Arribaus Ode ‘A la Pa`tria’ 1833 ihren symbolischen Anfang nimmt. Eine solche wirt-
483
17. Katalanisch
schaftlich und politisch motivierte Renaixenc¸a mit der Zielvorstellung einer Autonomie gibt es im ehemaligen Königreich Valencia jedoch nicht. Oft nur romantisierende Bestrebungen zur Wiederbelebung des Valenzianischen werden hier mehr von einer intellektuellen Schicht getragen, die sich als landbesitzendes Bürgertum dem kastilischen Adel verbunden fühlt und einer Einbindung in die zentralistischen Strukturen Spaniens bejahend gegenüber steht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird das besondere Engagement Kataloniens, eine autonome Stellung im Spanischen Staat zu erreichen durch eine Reihe politischer Maßnahmen offenbar. Diese führen 1931 schließlich zur Einsetzung der ersten katalanischen Regierung (Generalitat), bevor ein Jahr später Katalonien auch offiziell das gewünschte Autonomiestatut erlangt. Flankierend zu diesen Entwicklungen wird seit 1906 eine offizielle Norm der katalanischen Sprache erarbeitet und systematisch durchgesetzt. Das Institut d’Estudis Catalans und Pompeu Fabra (Grammatik 1918, Wörterbuch 1932) haben maßgeblichen Anteil daran. Alles in allem spielte Katalonien eine Vorreiterrolle bei den Dezentralisierungsbestrebungen im spanischen Staat, ohne dass seine Position in Spanien allgemeine Unterstützung fand. Die Ereignisse des Spanischen Bürgerkriegs (1936⫺1939) und der sich anschließenden Diktatur des Generals Franco (1939⫺1975) machen die Errungenschaften der katalanischen Autonomie schließlich wieder vollkommen hinfällig. Die Generalitat wird abgeschafft und der öffentliche Gebrauch des Katalanischen strikt verboten. Dennoch wird die Sprache im Untergrund und als Symbol des Widerstands weiter verwendet. Nach Francos Tod konstituiert sich die spanische Monarchie auf der Basis eines föderalen Staatssystems (Verfassung von 1978) völlig neu. 1979 erhält Katalonien seine Autonomie zurück, 1983 werden auch Valencia und die Balearen zu jeweils einer der insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften im spanischen Staat. Im Rahmen dieser politischen Neustrukturierung werden Katalonien, dem Baskenland und Galizien
auch die Bezeichnungen spanische ‘Nationalitäten’ zuerkannt. Die aktuelle Situation des Katalanischen ist in den verschiedenen Katalanischen Ländern, allein in den drei Autonomien Spaniens, sehr unterschiedlich. Der öffentliche und private Gebrauch des Katalanischen in allen Bereichen des Lebens, die sog. Normalisierung, ist in Katalonien eindeutig am weitesten vorangeschritten. Im Gegensatz zu dieser gefestigten Position befindet sich die katalanische Sprache in Valencia und auf den Balearen sowie noch deutlicher außerhalb Spaniens in typischen Diglossiesituationen, d. h. sie wird von der jeweiligen Staatssprache dominiert und vielfach regressiv gebraucht. Andererseits profitieren gerade diese Sprachgebiete auch von der erfolgreichen sprachlichen Normalisierung in Katalonien und der Protektion durch seine oft grenzübergreifende Sprachpolitik. Es liegt auf der Hand, dass eine variationstypologische Charakterisierung des Katalanischen nur Sinn macht, wenn man auch die regionalen Varietäten der Sprache außerhalb Kataloniens mit einbezieht. Dabei zeigen sich jedoch Unterschiede in Bezug auf die Kodifikation und Normierung der jeweiligen Sprachformen. Aus diesem Grund ist es wichtig, neben den strukturellen Abweichungen auch die soziolinguistischen Aspekte der Sprachentwicklung und Sprachvariation nicht aus den Augen zu verlieren.
2.
Genealogische Klassifikation und sprachtypologische Grundzüge
Die typologische Charakterisierung einer Einzelsprache stellt nach Roelcke (1997, 12) einen Sonderfall der klassifizierenden Typologie dar. Der variationstypologische Ansatz versucht nun, innerhalb dieser klassifizierenden typologischen Beschreibung die interne diachrone und synchrone Verschiedenartigkeit der betreffenden Sprache zur Geltung zu bringen. Dadurch steigt die Komplexität des analytischen Vorhabens in einer so ungeheuren Weise an, dass der ursprüngliche Sinn der typologischen Betrachtung, nämlich die klar erfassbare Cha-
484 rakterisierung und Klassifikation der untersuchten Sprache, insgesamt schwer zu erreichen ist. Hierzu seien vorweg einige Anmerkungen aus romanistischer Sicht gegeben. Die romanischen Sprachen sind unter einem weit gefassten typologischen Blickwinkel relativ homogen. Sie entstehen in einem sprachgeschichtlichen Diversifikationsprozess aus einer gemeinsamen Quelle, dem sog. Vulgärlatein, dessen einheitlicher Charakter neben der für alle gesprochenen Sprachen geltenden internen Variation von der Wissenschaft allgemein anerkannt wird. Untersuchungen haben gezeigt, dass die meisten romanischen Sprachen sich unter typologisch relevanten sprachstrukturellen Gesichtspunkten so nahe stehen, dass man von einem gemeinsamen romanischen Sprachtypus sprechen kann. Eugenio Coseriu hat darauf hingewiesen, dass dieser Sprachtypus als gemeinsames Gestaltungsprinzip der romanischen Sprachen in einem Gegensatz zu dem des klassischen Lateins steht. Abweichungen vom romanischen Grundtypus und damit Sonderstellungen innerhalb der typologischen Klassifikation der romanischen Sprachen sind für das Französische, Rumänische und Sardische herausgestellt worden. Ihnen gegenüber bilden die iberoromanischen Sprachen, das Okzitanische und das Italienische der Interpretation Amado Alonsos zufolge eine Romania continua, deren konservativer Charakter die typischen Merkmale der romanischen Sprachen beinhaltet. Es kann und soll nicht Aufgabe dieses Beitrags sein, den romanischen Sprachtypus am Beispiel des Katalanischen erneut zu exemplifizieren, selbst wenn dies aufgrund des konservativen Charakters der Sprache gut möglich wäre. Dadurch würde nämlich dem variationstypologischen Ansatz in keiner Weise Rechnung getragen. Es erscheint hingegen sinnvoll, das Augenmerk auf die speziellen typologischen Kriterien zu richten, durch die das Katalanische als typisch romanische Sprache sowohl nach außen abgegrenzt als auch nach innen differenziert beschrieben werden kann. In diesem Sinne hat die Charakterisierung und Einordnung des Katalanischen einer Mehrfachorientierung an genealogischen, strukturtypologi-
III. Italische und romanische Sprachen
schen und arealen Gesichtspunkten zu folgen. Dabei geht es zunächst um die Identifikation der Sprache als solcher, die ⫺ auf der Grenze zwischen Galloromania und Iberoromania angesiedelt ⫺ sowohl den okzitanischen als auch den historischen spanischen Dialekten gegenüber eigenständig ist. In seiner Monographie zum Katalanischen hat Meyer-Lübke 1925 erstmalig die sprachliche Selbständigkeit dieser Sprache dokumentiert, dabei jedoch nach wie vor ihre enge Verwandtschaft zum Provenzalischen (Okzitanischen) hervorgehoben. Übereinstimmungen zwischen dem Katalanischen und dem Okzitanischen zeigen sich vor allem in Bezug auf die folgenden Lautentwicklungen: 1. fehlende Diphthongierung von betontem ¨ E¨ und O span. pie (< lat. pede), siete (< lat. septe), muela (< lat. mola), puerta (< lat. porta) katal. peu, set, mola, porta okz. pe, set, mola, porta ¨ ¨ und O 2. Diphthongierung von betontem E vor Palatal span. pecho (< lat. pectu), hoja (< lat. folia) katal. pit (< iei), fulla (< uei), die entsprechende Reduktion ist eine katal. Besonderheit! okz. pieit, fuelha 3. Verstummen von -e und -o im unbetonten Auslaut span. caballo ( [cR]) span. viejo (< lat. veclu), paja (< lat. palea) katal. vell, palla okz. vielh, palha 6. Entstehung der Affrikaten [o] und [D] aus verschiedenen Nexi
485
17. Katalanisch
span. medio (< lat. mediu), rubio (< lat. rubeu), juzgar (< lat. iudiacare), me´dico (< lat. medicu) katal. mig [o], roig [o], jutjar [D], metge [D] okz. mie`g [o] , rog [o], jutjar [D], metge [D]
pirenaico) belegt. Ebenso wie das Katalanische entwickelt sich das Gascognische hier entsprechend regelmäßig. katal. coloma (< lat. columba), rodona (< lat. rotunda) gasc. coloma, arredona okz. colomba, redonda
Spätere Untersuchungen von Gerhard Rohlfs belegen zudem, dass auch im Wortschatz eine besondere Affinität des Katalanischen zum galloromanischen Sprachraum besteht. Hier einige Beispiele:
5. Erhalt der steigenden Diphthonge [ua´](wie im Gascognischen) span. cuatro, guardar, igual katal./gasc. quatre [kua´-], guardar, igual (gask. egual / egal) okz. quatre [ka´-], gardar, egal
span.
katal.
okz.
man˜ana el diente con pa´jaro tı´o manzana
dema` la dent amb ocell oncle poma
deman la dent (d)ab auce`u ouncle poma
Im Gegensatz zu diesen galloromanischen Charakteristika des Katalanischen stechen eine Reihe von iberoromanischen Züge hervor. Zu ihnen gehören: 1. keine Palatalisierung von u > [y] span. muro katal. mur okz. mur [myr] 2. Palatalisierung von -NN- zu [M] und von -LL- zu [Y] span. pen˜a (< lat. pinna), an˜o (lat. < annu), bella (lat.< bellus) katal. penya, any, bella (< lat. bella) okz. pena, an, be`la 3. Monophthongierung von -AU- > -ound -AI- > -e- bzw. -CT- > -ait > -et span. cosa (< lat. causa), maestro (< maistro < lat. magistru), leche (< lat. lacte) katal. cosa, mestre, llet okz. causa, maistre (> mestre), lait 4. Vereinfachung der Konsonantengruppen -MB- > -m- und -ND- > -n- (wie im Gascognischen). Diese besondere Entwicklung teilt das Katalanische nur mit einigen Varietäten des Pyrenäensprachraums. So sind nach Vicente Garcı´a de Diego die Formen coloma (< arag.), redono (< ribag. Ferraz.) und retuno (
canteu) okz. deu (!) ⫺ vgl. taula ⫺, pe`, sei, crei, potz, votz, cantatz span. debe, piede, sede, crede, pozo, voz, cantad
486 3. Palatalisierung des anlautenden L- > [Y] katal. lluna, llei okz./span. luna, lei / ley Die klassifikatorische Zuordnung des Katalanischen zum galloromanischen Sprachraum im Anschluss an Meyer-Lübke fand bis in die 1950er Jahre hinein eine breite Zustimmung und wurde von namhaften Wissenschaftlern, unter ihnen Antoni Griera, Heinrich Kuen und Francesc de Borja Moll unterstützt. In seiner historischen katalanischen Grammatik von 1952 lehnt Moll die Zuordnungsfrage allerdings bereits formal ab, obgleich er die Nähe des Katalanischen zum Okzitanischen weiterhin betont. Die entscheidende Gegenposition zu Meyer-Lübke vertritt seit 1926 sehr einflussreich der bekannte spanische Sprachwissenschaftler Ramo´n Mene´ndez Pidal in seiner mehrfach aufgelegten Studie ‘Orı´genes del espan˜ol’. Mene´ndez Pidal fordert, in die Diskussion um die Klassifikation des Katalanischen die gesamten frühen spanischen Dialekte, sozusagen das ‘Paniberoromanische’ mit einzubeziehen. In seinem Werk behandelt er vergleichend neben dem Katalanischen und Kastilischen auch das Aragonesische, das Leonesische, das Galizisch-Portugiesische und das Mozarabische in ihrem jeweiligen Sprachstand bis zum 11. Jahrhundert. Seiner Argumentation zufolge müssen die gravierenden Unterschiede zwischen dem Katalanischen und dem Kastilischen als eine iberoromanische Sonderstellung des Kastilischen interpretiert werden. So stellt er die Theorie auf, dass das Kastilische im Laufe der Reconquista einen ‘Keil’ in die sprachliche Kontinuität der nördlichen iberischen Halbinsel getrieben habe, was zu einer scheinbaren Trennung des Ostens vom Westen geführt habe. Die Folgen für das Katalanische waren im frühen Mittelalter (6.⫺9. Jahrhundert) eine gewisse Isolation und Orientierung nach Norden (gestärkt durch die politische Anbindung an das Karolingerreich). Das Katalanische ließe sich in diesem Sinne als eine ursprünglich iberoromanische Sprache mit geschichtlich bedingten typisch pyrenäischen Sprachzügen beschreiben, eine sog. habla hispa´nica pirenaica.
III. Italische und romanische Sprachen
Mene´ndez Pidals Interpretation wird in den 1930er Jahren durch die Studien von Rohlfs zum Pyrenäensprachraum ergänzt. In seiner Monographie ‘Le gascon’ von 1935 vergleicht Rohlfs das Gascognische mit dem Katalanischen und stellt eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Pyrenäensprachen heraus. Das Ergebnis seiner Untersuchung ist, dass die Pyrenäen bei der Herausbildung der Sprachvarietäten dieses geographischen Raums nicht trennend, sondern verbindend gewirkt haben. Diese Interpretation verleitet ihn später, unter Einbeziehung des Aragonesischen, sogar zu der Vorstellung eines besonderen Pyrenäensprachbundes. Obwohl diese These letztlich keine breite Zustimmung unter den Sprachwissenschaftlern gefunden hat, beeinflusste sie doch die weitere Diskussion erheblich. So prägte Badia i Margarit in den 1950er Jahren unter dem Einfluss von Rohlfs, aber auch von Walter von Wartburg und Vicente Garcı´a de Diego, schließlich bezüglich des Katalanischen den Begriff der ‘Brückensprache’, die ⫺ in einer ähnlichen Weise wie weiter westlich das Gascognische ⫺ eine sprachgeographische Verbindung zwischen diesseits und jenseits der Pyrenäen schaffe. Dabei geht Badia i Margarit unter besonderem Hinweis auf die morphologischen Verhältnisse von dem ursprünglich ‘hispanischen’ Charakter des Katalanischen aus und betont zugleich seine geschichtlich bedingte Orientierung nach Norden, die vor allem auf die Phonetik und den Wortschatz der Sprache Auswirkungen gehabt habe. Er leistet damit einer Sichtweise Vorschub, die die westromanischen Sprachen als zusammengehörig definiert, dabei jedoch dem Französischen und dem Kastilischen aufgrund innovatorischer Sprachtendenzen jeweils Sonderstellungen zuweist. In seiner Schrift ‘Die Herausbildung der Sprachräume auf der Pyrenäenhalbinsel’ von 1958, einer Art Synthese der Forschungslage, schließt sich Kurt Baldinger der Interpretationslinie von Mene´ndez Pidal und Badia i Margarit an und übernimmt auch den Begriff der ‘Brückensprache’. Er gibt damit die noch heute gültige Lehrmeinung wieder.
17. Katalanisch
Will man das Profil des Katalanischen in einer typologischen Charakterisierung herausstellen, so ist zunächst einmal davon auszugehen, dass es ⫺ trotz seiner in sprachgeographischer Hinsicht transitorischen Stellung ⫺ im späteren Mittelalter als eine gewichtige Kultursprache homogenen Charakters in Erscheinung getreten ist. Die Selbständigkeit und Einheit des Katalanischen kann seit seiner frühen Blütezeit bis heute nicht in Frage gestellt werden. Sowohl in diachroner als auch in synchroner Hinsicht erweist sich die innere Variation dieser Sprache als relativ gering, jedenfalls insofern typologisch relevante Gesichtspunkte angesprochen sind. Im folgenden sollen einige wesentliche Merkmale einer klassifizierenden Typologie angeführt werden. Das Katalanische kennt nur Oralvokale. Es unterscheidet unter dem Hauptton 7 Vokalphoneme, da es den Öffnungsgrad von e und o differenziert. In unbetonter Stellung kommen nur die Vokale [i], [u] und das charakteristische [e] vor, da historisch gesehen, die Aussprache von o und u zu [u] und diejenige von a und e zu dem neutralen Schwa zusammenfällt. An Diphthongen existieren alle mit [i] und [u] möglichen Kombinationen in steigender und fallender Form, sogar der fallende Diphthong [u´u] (duu ‘er bringt’). Im Bereich der Konsonanten lassen sich insgesamt 23 Phoneme unterscheiden, unter ihnen sind vor allem die Palatale (/o/, /D/, /s/, /z/, /j/, /M/, /Y/) im Klangbild der Sprache beherrschend. Der Aspirationslaut [h] ist im Laufe der Sprachgeschichte völlig verschwunden (home [cme]). Wie in den westromanischen Sprachen üblich, werden die Okklusiva nicht aspiriert. Intervokalisch werden b, d und g so wie im Spanischen frikativ realisiert, die Aussprache von b und v ist identisch. Die Unterscheidung ‘stimmlos/stimmhaft’ ist im Bereich der Sibilanten deutlich ausgeprägt, wird aber im Wortauslaut phonologisch neutralisiert (‘verhärtet’). Besonderheiten bei den Liquidae sind das palatalisierte [Y], das im Auslaut velarisierte [¢] und die zwischen Vokalen phonologisch distinktive Funktion der stärkeren oder schwächeren Vibration des r (/rr/ vs. /r/). Im Wortauslaut wird -r nach Norm nicht realisiert (por [po]). Zu der be-
487 sonderen lautlichen Charakteristik des Katalanischen trägt der historische Wegfall der auslautenden Vokale mit Ausnahme des -a, das zum Schwa reduziert wird, bei. Viele Wörter sind dadurch beispielsweise gegenüber dem Spanischen um eine Silbe verkürzt. Im sekundären Auslaut kommt es zu teilweise ungewöhnlichen konsonantischen Endungen, so auf die Palatale -[Y] (fill ‘Sohn’) und -[M] (any ‘Jahr’), den Velar -[k] (tinc ‘ich habe’) oder auch auf die Nasale -m (tenim ‘wir haben’) und -n (dent ‘Zahn’). In der Morphologie zeigt sich das Katalanische dem nördlichen iberoromanischen Sprachraum eng verbunden. Die Substantive sind grundsätzlich nach maskulinem und femininem Genus differenziert, auch in einigen Fällen absoluter Homonymie (z. B. salut, mask. ‘Gruß’, fem. ‘Gesundheit’, fi, mask. ‘Zweck’, fem. ‘Ende’). Zusätzlich gibt es, wie im Kastilischen, den Fall einer ⫺ teilweise als ‘neutral’ definierten ⫺ Substantivierung von Adjektiven mittels des maskulinen bestimmten Artikels (el millor ‘das Beste’). Die Adjektive sind hinsichtlich des Genus größtenteils variabel, wobei für das Katalanische oft die Bildung analoger weiblicher Formen auf -a charakteristisch ist (dolc¸/dolc¸a ‘süß’, vgl. span. invar. dulce). Substantive und Adjektive markieren den Plural in der Regel mittels eines -s. Endet das Wort auf einen Sibilanten, einen Konsonantennexus mit Sibilanten oder eine Affrikate so ergeben sich die kombinatorischen Varianten -os für mask. pl. (pis ⫺ pisos ‘Wohnung/en’, baix ⫺ baixos ‘niedrig/ e’) und -es für fem. pl. (audac¸ ⫺ audaces ‘kühn/e’). Im Plural von mask. Formen, bei denen lateinisches -n im sekundären Auslaut ausgefallen ist, wird dieses wieder restituiert (pa ⫺ pans ‘Brot/e’, bo ⫺ bons ‘gut/ e’). Die Aufhebung des Genusunterschieds in der Pluralform einiger Substantive führt zu einer veränderten lexikalischen Bedeutung (el pare ‘der Vater’ ⫺ els pares ‘die Eltern’). Die Gradation der Adjektive erfolgt bis auf wenige, oft nur auf Sonderfälle beschränkte Ausnahmen (bon ⫺ millor ‘gut ⫺ besser’, gran ⫺ major ‘groß ⫺ größer’, z. B. in altar major ‘Großaltar’) analytisch mittels vorangestelltem me´s (< lat. magis), das
488 das noch bis ins 15. Jh. hinein übliche pus (< lat. plus) ersetzt. Synthetische Formen des Elativs existieren vor allem noch in der Schriftsprache (riquı´ssim ‘sehr reich’). Im System der Zahlwörter werden 1 (un, una) und 2 (dos, dues) nach Genus unterschieden. Die Zahlen von 1⫺16 haben einfache Formen (also auch 16, setze, wie im Französischen, aber im Gegensatz zum Kastilischen und Portugiesischen). Ab 17 aufwärts erfolgt die Bildung mittels zusammengesetzter Zahlwörter mit Ausnahme der glatten Zehner (20, vint, 30, trenta, dann Ableitungen auf -anta: quaranta, cinquanta, etc.). Nur in der 20er-Reihe wird ein ‘und’ eingefügt (vint-i-un, etc.). Für die Ordnungszahlen ab 5 wird das Suffix -e`/-ena verwendet (cinque`). Dieselbe Form dient bis auf einige Ausnahmen auch zur Angabe für Bruchzahlen (1/8, un vuite`, aber 1/10, un de`cim). Zur Aktualisierung von Nomina im Satz stehen im Katalanischen die auch aus anderen romanischen Sprachen bekannten Begleiter zur Verfügung, also der bestimmte und unbestimmte Artikel sowie Possessiva, Demonstrativa, Interrogativa, Exklamativa und Indefinita. Die Flexion all dieser Begleiter erfolgt wie bei den Nomina nach Genus und Numerus. Die Formen des bestimmten Artikels sind mask. sing. el, pl. els und fem. sing. la, pl. les. Vor anlautendem Vokal und nicht artikuliertem h- finden im Singular elidierte Formen Verwendung (l’amic ‘der Freund’, l’aigua ‘das Wasser’, l’home ‘der Mann’), die die Genusdifferenzierung nicht erkennen lassen. Die maskulinen Artikel ohne Elision werden mit vorangehenden Präpositionen zu einer Form zusammengezogen (z. B. pel camı´ ‘auf diesem Weg’, als amics ‘den Freunden’, aber a l’amic ‘dem Freund’). Eine Besonderheit stellt der im Katalanischen übliche ‘persönliche Artikel’ vor Eigennamen dar. Er hat vor männlichen Namen die Form en (en Pere, la Maria). Die Possessiva werden sowohl adjektivisch als auch substantivisch mit dem bestimmten Artikel gebraucht (el meu germa` ‘mein Bruder’, la teva casa ‘dein Haus’). Die unbetonten Formen ohne Artikel (mon, ma, mos, mes, etc.) kommen im Standard-
III. Italische und romanische Sprachen
katalanischen nur noch selten in bestimmten Verbindungen vor, sind aber in manchen Dialekten gebräuchlich. Eine Besonderheit ist llur(s), das nur noch schriftsprachlich als Possessivum der 3. Person Plural auftaucht. Die Demonstrativa sind im heutigen Katalanisch de facto zweistufig (aquest ‘dieser’ / aquell ‘jener’), auch wenn die antiquierten Formen einer dritten Stufe (Ort des Angesprochenen, aqueix) noch zum synchronen Sprachsystem zählen. Rein substantivisch finden die neutralen Formen aixo` ‘dies(es)’ und allo` ‘jenes’ Verwendung. Das adjektivisch gebrauchte Interrogativpronomen ‘welcher’ lautet quin, -a, -s, -es. Es kann auch exklamativ gebraucht werden (Quina mania! ‘Was für ein Tick!’). Substantivisch werden qui für Personen und que` für Sachen benutzt. Unter den Indefinita hebt Metzeltin (1973, 25) die folgenden als ‘morphologisch oder lexikalisch bemerkenswert’ hervor: cap ‘kein(er)’ (< caput), quelcom ‘etwas’ (< quale ⫹ ?), res ‘nichts’ (< res) und tothom ‘jedermann’ (tot ‘all’ ⫹ hom(e) ‘Mann’). Von ihnen kann nur cap adjektivisch (in Verbindung mit verbaler Negation) gebraucht werden. Mit einigen quantitativen Indefinitpronomina sind stilistisch gehobene Fügungen mit eingeschobener Präposition de möglich (molt / me´s de vi, ‘viel / mehr Wein’). Im System der Personalpronomina unterscheidet das Katalanische betonte und unbetonte Formen. Die betonte Reihe lautet:1. P.: jo / mi (nach Präposition), nosaltres, 2. P.: tu, vosaltres, 3. P.: ell, ells, ella, elles, zusätzlich si als Reflexivum und vo´s bzw. ⫺ aufgrund kastilischen Einflusses heute üblicher ⫺ voste` (< vostra merce` ‘euer Gnaden’) als Höflichkeitsformen. Die betonten Personalpronomina können im Satz in die Subjektfunktion eintreten, werden aber ⫺ wie in den romanischen Sprachen mit Ausnahme des Französischen üblich ⫺ nicht obligatorisch gesetzt, sondern nur zur besonderen Betonung verwendet. Die unbetonte Reihe dient demgegenüber zur Angabe syntaktischer Ergänzungen (complements) und erfüllt damit Objektfunktionen. Die Kombination mehrerer unbetonter Per-
17. Katalanisch
sonalpronomina ist im Katalanischen durch normativ geregelte Reihenfolgen und phonotaktische Verkürzungen (mittels Elision) relativ komplex geregelt. Dabei wird die Stellung nach und vor dem Verb sowie nach und vor einem Konsonant bzw. Vokal unterschieden. Verbindungen mit den unbetonten Personalpronomina gehen auch das sich morphosyntaktisch gleich verhaltende neutrale Pronomen ho ‘es’ und die für das Katalanische ⫺ im Gegensatz zum Kastilischen ⫺ charakteristischen Adverbialpronomina ein. Ähnlich wie im Französischen gibt es derer zwei, nämlich hi, insbesondere zur Wiederaufnahme von Umstandsbestimmungen und Ergänzungen, die nicht mit der Präposition de eingeleitet werden, und en für mit de eingeleitete Ergänzungen und zur Wiederaufnahme partitiv verwendeter Substantive (Tens diners? No, no en tinc. ‘Hast du Geld? Nein, ich habe keins.’). Das katalanische Verbalsystem kennt alle aus der lateinischen Sprachtradition üblicherweise in die romanischen Sprachen übernommenen Kategorien. Nach der Endung der Infinitive werden drei Konjugationsklassen unterschieden: 1. Verben auf -ar (parlar ‘sprechen’), 2. Verben auf -re und -er (letztere mit betonter und unbetonter Endung, prendre ‘nehmen’, voler ‘wollen‘, co´rrer ‘laufen’) und 3. Verben auf -ir (llegir ‘lesen’). Die zweite Konjugationsklasse ist durch große morphologische Unregelmäßigkeiten gekennzeichnet. Die meisten Verben auf -ir übernehmen die Stammerweiterung mittels des ursprünglich inchoativen Affixes -isc > -eix in die stammbetonten Formen des Indikativ und Konjunktiv Präsens (partir ‘teilen’: parteixo, parteixes, etc.). Neben dem Infinitiv existiert noch das Gerundium als weitere infinite Form des Verbs. Es wird je nach Konjugationsklasse unterschiedlich gebildet (cantar ⫺ cantant ‘singend’, saber ⫺ sabent ‘wissend’, llegir ⫺ llegint ‘lesend’) und übernimmt wichtige hypotaktische Funktionen. Vom Gerundium zu unterscheiden ist das sog. Partizip Präsens, das nur im Numerus veränderlich ist, in wenigen Fällen sich auch formal vom Gerundium unterscheidet und de facto die Funktion eines Verbaladjektivs
489 übernimmt (aigua bullent ‘kochendes Wasser’, aber l’aigua esta` bullint ‘das Wasser kocht gerade’, les setmanes vinents ‘die kommenden Wochen’). Das Partizip Perfekt wird ⫺ bis auf wenige Ausnahmen ⫺ auf -at (encantar ⫺ encantat ‘verzaubert’), -ut (cone´ixer ⫺ conegut ‘bekannt’) und -it (finir ⫺ finit ‘beendet’) gebildet und ist in Genus und Numerus veränderlich. Als Teil der zusammengesetzten Tempora mit haver ‘haben’ (z. B. he vist la Nu´ria ,ich habe Nu´ria gesehen’) wird es in Katalonien in der Regel invariabel verwendet. In den balearischen und valenzianischen Dialekten ist es hingegen auch in diesen Konstruktionen veränderlich (he vista na Nu´ria). Als morphologisch differenzierte semantische Kategorien des Verbs lassen sich die in den romanischen Sprachen allgemein bekannten Tempora, Modi und Voces unterscheiden. Das Konjugationssystem ist dabei formal vielfach durch sprachgeschichtliche Analogiebildungen vereinfacht, weist aber insgesamt eine recht große Formenvielfalt auf. Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass das Katalanische sowohl ein synthetisch als auch ein analytisch gebildetes Perfekt kennt. Die synthetischen Formen finden ihre materielle Grundlage in der Perfektbildung des Lateins (z. B. lat. cantavi > vlglat. cantai > altkat. cante´ > neukat. (Analogiebildung) cantı´ ). Diese Formen werden heute im Standardkatalanischen nur noch schriftsprachlich und in gehobenem Stil verwendet. Die gesprochene wie auch die geschriebene Alltagssprache bevorzugt demgegenüber eine periphrastische Bildung des Perfekts, die schon im Altkatalanischen bekannt war, sich aber erst im Neukatalanischen als korrekte Form etablieren konnte. Sie wird mit Hilfe des Verbs anar ‘gehen’ ⫹ Infinitiv gebildet (el vaig veure ahir ‘ich habe ihn gestern gesehen’) und morphologisch auch auf das Plusquamperfekt der aktuellen (Geschehnis-)Ebene, das sog. prete`rit anterior (vaig haver cantat ⫽ haguı´ cantat) und den Konjunktiv Imperfekt (vagi cantar ⫽ cante´s) als bevorzugte Parallelformen übertragen. Von der sehr häufigen Konstruktion des perifrastischen Perfekts als Tempus zu unterscheiden ist der
490 seltenere Ausdruck eines unmittelbaren Futurs mittels der Verbalperiphrase anar a ⫹ Infinitiv (vaig a pagar els meus deutes ‘ich werde meine Schulden bezahlen (gehen)’). Der Reichtum an aspektuellen Verbalperiphrasen im Katalanischen verdient ebenfalls besondere Beachtung (Lüdtke 1984, 82 f.). Es handelt sich dabei um Konstruktionen, die aus einem auxiliar gebrauchten Verb plus Infinitiv, Gerundium oder Partizip bestehen. Sie dienen zum Ausdruck besonderer Aspekte der Verbalhandlung und lassen sich grob in die semantischen Kategorien (1) progresssiv, (2) durativ und (3) perfektiv einteilen. So stehen z. B. in der Kategorie (1) für den inzeptiven Aspekt, d. h. den Beginn einer Handlung, gleich mehrere Periphrasen zur Verfügung: posarse a, rompre a und arrencar a, jeweils mit darauf folgendem Infinitiv (el ruc arrenca` a co´rrer ‘der Esel lief plötzlich los’). Beispiele für den durativen Aspekt einer Handlung, im konkreten Fall die Betonung ihres weiteren Verlaufs, sind demgegenüber die Wendungen anar ⫹ Gerundium bzw. seguir ⫹ Gerundium (encara va plovent, segueix plovent ‘es regnet (immer noch) weiter’). Eine letzte Anmerkung zur Formenvielfalt im Verbalbereich sei hinsichtlich des Gebrauchs der beiden kopulativen Verben e´sser / ser und estar gemacht, deren Bedeutungsbereiche ‘sein’ in komplementärer Distribution stehen. Die entsprechende Funktionsdifferenzierung ist ⫺ ähnlich wie im Kastilischen ⫺ schwer in feste Regeln zu fassen und zudem nicht in beiden Sprachen kongruent. Einflüsse des kastilischen Sprachgebrauchs, die sich vor allem auf eine Funktionserweiterung von estar im modernen Katalanisch beziehen (so z. B. bei örtlicher Situierung: so´c a casa / estic a casa ‘ich bin zu Hause’), sind ein sensibler Bereich sprachnormativer Betrachtung. Badia i Margarit (1995, 271) gibt folgende allgemeine Unterscheidungskriterien für den Gebrauch der beiden Verben an: 1. e´sser charakterisiert bleibende Eigenschaften des Subjekts, estar vorübergehende oder zufällige. 2. In Attributivsätzen nimmt e´sser einen imperfektiven, estar hingegen einen perfektiven Wert an.
III. Italische und romanische Sprachen
3. e´sser gibt eine Eigenschaft des Subjekts in Bezug auf sich selbst an, estar hingegen als Resultat einer (äußeren) Veränderung. Eine typologisch orientierte Charakterisierung der katalanischen Syntax kann kaum in wenigen Sätzen gelingen. Zwar ist es gut möglich, das Katalanische auch in syntaktischer Hinsicht als eine typisch romanische Sprache zu beschreiben, doch gelangt man auf diesem Weg kaum über die Nennung von Eigenschaften hinaus, die beispielsweise auch für das Kastilische oder Italienische gelten. In Anlehnung an Coseriu betont Lüdtke in seiner Sprachbeschreibung des Katalanischen die Zugehörigkeit dieser Sprache zum romanischen Sprachtypus, der sich von dem des Lateins grundsätzlich unterscheidet. Das wesentliche Merkmal der romanischen Sprachen ⫺ und somit auch des Katalanischen ⫺ ist demnach, dass innere, nicht-relationelle Funktionen paradigmatisch bzw. durch Flexion und äußere, relationelle Funktionen syntagmatisch bzw. durch Periphrasen ausgedrückt werden. Hierdurch wird die strikte Trennung in einen morphologischen (‘inneren’) und einen syntaktischen (‘äußeren’) Funktionsbereich der Sprache vorgeschlagen, die in so grundsätzlicher Weise nur bei einer streng strukturalistischen Betrachtungsweise aufrecht zu erhalten ist. Wertvoll ist aber in jedem Fall der Hinweis darauf, dass die Satzfunktionen (Subjekt, Prädikat, Objekt, Umstandsbestimmungen) im Katalanischen nicht ⫺ so wie im Lateinischen und teilweise auch im Deutschen ⫺ einer Kasusdeklination entsprechen, sondern durch syntagmatische Verfahren zum Ausdruck kommen. In der Syntax der partes orationis spielen neben den schon behandelten Wortarten Substantiv, Adjektiv, nominale Begleiter und Verb die zur Verbergänzung dienenden Adverbien und Präpositionen eine besondere Rolle. Viele häufig benutzte Adverbien sind im Katalanischen eigenständige Wörter, so z. B. aviat ‘früh’, ara ‘jetzt’, molt ‘viel’, prou ‘genug’, on ‘wohin’ oder be´ ‘gut’. Darüber hinaus gibt es zusammengesetzte Adver-
17. Katalanisch
bien, wie potser ‘vielleicht’, tambe´ ‘auch’ oder enlloc ‘nirgends’. Das regelmäßige Verfahren der Adverbbildung aus Adjektiven erfolgt mittels des Suffixes -ment (< lat. mente), wie in lentament ‘langsam’ oder abundantment ‘reichlich’. In besonderen Fällen können auch Adjektivformen adverbial gebraucht werden (z. B. cantar trist ‘traurig singen’, in der Funktion von tristament). Sehr häufig ist zudem der Gebrauch von adverbialen Wendungen, insbesondere aus Präposition ⫹ Substantiv/Adjektiv (z. B. a vegades ‘manchmal’, de seguida ‘sofort’, en particular ‘insbesondere’, amb ra`bia ‘wütend’). Die Präpositionen werden im Allgemeinen in unbetonte (a, en, de, per, per a, amb) und betonte unterschieden. Die betonten zeichnen sich durch eine genauere semantische Bestimmbarkeit aus (z. B. entre ‘zwischen’, contra ‘gegen’, sota ‘unter’, malgrat ‘trotz’). Sie sind teilweise auch Bestandteil zusammengesetzter Präpositionen, wie cap a ‘zu’ oder des de ‘seit’. Des weiteren ist auf die Existenz einer Reihe von präpositionalen Wendungen hinzuweisen (a pesar de ‘trotz’, en lloc de ‘anstelle von’). Zu den Relationselementen des Katalanischen, die beim Aufbau von Sätzen eine besondere Rolle spielen, sind schließlich noch die Negationspartikel und die Konjunktionen zu rechnen. Die Negation ganzer Sätze erfolgt im Katalanischen grundsätzlich mittels eines dem Verb bzw. Auxiliar vorangestellten no, wobei ein unbetontes Objektpronomen nicht vom Verb getrennt wird (z. B. No m’han contestat encara. ‘Sie haben mir noch nicht geantwortet.’). Zum Teil werden hinter dem Verb Elemente zur semantischen Spezifizierung der Negation hinzugefügt. So ergeben sich syntagmatisch diskontinuierliche Verneinungen wie no ... gens ‘überhaupt nicht’ (im Sinne einer inhaltlichen Verstärkung), no ... pas ‘doch nicht’ (in adversativer Funktion) bzw. ‘bloß nicht’ (im Sinne einer nachdrücklichen Äußerung), no ... gaire ‘nicht viel, nicht sehr’ und no ... tampoc ‘auch nicht’. Zum Ausdruck der Negation von Indefinitpronomina und einiger Adverbien mit deiktischer Funktion ist im Katalanischen der syntaktische Gebrauch von no in
491 der Regel erforderlich (no ... res ‘nichts’, no ... ningu´ ‘niemand’, no ... mai ‘niemals’, no ... enlloc ‘nirgends’, vgl. hier das Normdeutsche, das in diesen Fällen auf die syntaktische Verneinung mittels ‘nicht’ verzichtet). Die Konjunktionen werden in koordinierende und subordinierende unterschieden. Ihre Aufgabe ist es, syntagmatische Beziehungen logischer Art zwischen Satzteilen und ganzen Sätzen herzustellen. Dabei können die koordinierenden Konjunktionen einfach eine neutrale Aneinanderreihung zum Ausdruck bringen (wie insbes. i ‘und’), aber auch differenzierende Funktionen übernehmen und ‘alternativ’ (wie o ‘oder’), adversativ (wie pero` ‘aber’) oder illativ (wie doncs ‘also’) sein. Das Katalanische verfügt hier über eine differenzierte Auswahl an Formen, die im Falle der sog. distributiven (alternativen) Konjunktionen z. T. auch diskontinuierlich sind (so z. B. ni ... ni ... ‘weder ... noch ...’, d’una banda ... de l’altra ... ‘einerseits ... andererseits ...’ oder mig ... mig ... ‘teils ... teils ...’). Die unterordnenden Konjunktionen werden verwendet, um Nebensätze einzuleiten und dadurch hypotaktische Konstruktionen zu gestalten. Als ‘substantivisch’ wird die Unterordnung mittels que ‘dass’ bzw. si ‘ob’ bezeichnet, durch die sich Abhängigkeiten von Verben des Sagens, Meinens, Wissens, Fühlens und Wollens zum Ausdruck bringen lassen (Vull que ho facis ara mateix. ‘Ich will, dass du es jetzt sofort machst.’ No se´ si tindre´ el temps per aixo`. ‘Ich weiß nicht, ob ich die Zeit dafür haben werde.’). Die zum Großteil durch Konjunktionen ausgedrückten vielfältigen logischen Beziehungen von Haupt- und Nebensatz werden in der katalanischen Grammatik von Badia i Margarit (1995, 338) zum einen nach korrelativen (lokativ, temporal, modal, komparativ, konsekutiv), zum anderen nach determinativen Funktionen (final, kausal, konditional, konzessiv) unterschieden. Besonders zahlreich sind die Konjunktionen zum Ausdruck temporaler Subordination. Neben dem frequenten quan ‘wann’ gibt es zur Markierung spezieller zeitlicher Perspektiven im Alt- und Neukatalanischen ca. 30 weitere Konjunktionen (wie abans que ‘bevor’, fins que ‘bis’), von denen allerdings ein
492 Drittel im Verlauf der Sprachgeschichte untergegangen ist (so z. B. depuys que ‘seit’, mod. Kat. des que; vgl. französisch depuis que). Einen besonderen Fall syntaktischer Subordination bilden die sog. Relativsätze, die durch ein Relativpronomen eingeleitet werden und im Hauptsatz die syntaktische Funktion von Adjektiven übernehmen (daher auch ‘adjektivische Sätze’ genannt). Die Normalform des unbetonten Relativpronomens in adjektivischen Sätzen ist das invariable que. Das betonte Relativpronomen wird in Verbindung mit Präpositionen gebraucht und differenziert sich in qui für Personen und que` für Sachen (la persona amb qui vaig parlar ‘die Person, mit der ich gesprochen habe’). Zusätzlich existiert eine zusammengesetzte Formenreihe, die nach Genus und Numerus flektiert wird (el qual, la qual, etc.). Über die vielfältigen Möglichkeiten der Satzbildung inklusive der Bildung von Satzreihen und Satzgefügen kann in der hier gebotenen Kürze kaum etwas bemerkt werden, das für die besondere Charakterisierung des Katalanischen hilfreich wäre. Im Groben stimmen die Satzbaumuster mit denen anderer romanischer Sprachen weitgehend überein. Die normale Struktur des Satzes wird durch die Abfolge von Subjekt, Verb und Ergänzung bestimmt. Objektfunktionen werden in der Reihenfolge direkt ⫺ indirekt markiert, adverbiale Bestimmungen folgen ihnen in der Regel nach. So sieht die klassische Struktur eines einfachen katalanischen Satzes wie folgt aus: En Joan (Subjekt) do´na (Verb) galetes (dir. Objekt) a les nenes (indir. Objekt) cada dia (adverb. Bestimmung). ‘Hans gibt den Mädchen jeden Tag Kekse.’ (Hualde 1992, 96). Von dieser Grundstruktur gibt es allerdings, wie in den romanischen Sprachen heute allgemein üblich, sehr viele Abweichungen, die teilweise mit den Besonderheiten der Thema-Rhema-Struktur der Mitteilung, teilweise aber auch mit den normativen Eigenheiten syntaktischer Konstruktionen zu tun haben. So finden sich adverbiale Bestimmungen unter bestimmten Bedingungen, z. B. als Bewertungen einer gesamten Aussage, oft auch am Anfang eines Satzes
III. Italische und romanische Sprachen
(Francament, en Joan canta molt malament. ‘Offen gesagt singt Hans sehr schlecht.’) (Hualde 1992, 99). Einer festen morphosyntaktischen Regel entspricht demgegenüber die Stellung der unbetonten Objektpronomina vor dem Verb, vgl. Vaig donar la rosa a la meva dona. ‘Ich habe meiner Frau die Rose gegeben.’ > Li vaig donar la rosa. ‘Ich habe ihr die Rose gegeben’ > La hi vaig donar. ‘Ich habe sie ihr gegeben.’ (Hualde 1992, 245). Besonders in der gesprochenen Sprache wird die Voranstellung der unbetonten Pronomina häufig genutzt, um segmentierte Sätze zu bilden bzw. einzelne Satzteile entsprechend hervorzuheben (Les feines les hem fetes aquest matı´. ‘Die Arbeiten haben wir heute morgen erledigt.’, Hualde 1992, 88). Im Fall eines indirekten Objekts ist die doppelte Nennung durch Nomen und Pronomen aber auch ohne syntaktische Dislokation möglich: En Joan li va donar una rosa a la Maria. ‘Hans hat Maria eine Rose gegeben.’ (Hualde 1992, 89).
3.
Sprachliche Variation
Wir haben es im Falle des Katalanischen mit der außergewöhnlich homogenen Erscheinungsform einer historischen Sprache innerhalb der Romania zu tun, die seit ihrer frühesten Dokumentation im Mittelalter bis heute so einheitlich erscheint, dass die Zusammengehörigkeit aller katalanischen Sprachgebiete aus sprachhistorischer, aber auch aus literaturgeschichtlicher Sicht nie in Frage gestellt worden ist. Diese Tatsache ist keineswegs selbstverständlich angesichts der bereits skizzierten Affinität des Katalanischen mit dem dialektal vielfältigen nordhispanischen und gascognisch-okzitanischen Sprachraum diesseits und jenseits der Pyrenäen. Hinzu kommt die Tatsache, dass das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Katalanischen von der frühmittelalterlichen Marca Hispanica erst im 13. und 14. Jahrhundert nach Süden und auf die Balearen ausgeweitet worden ist, wo die Sprache andere romanische Sprachformen (das sog. Mozarabische) überlagerte und sich gegen das Arabische als beherrschende Kultur-
17. Katalanisch
sprache durchsetzte. Umso beachtlicher ist es, dass die normativen Grundlagen der katalanischen Literatursprache in der Prosa von einem Mallorquiner, Ramon Llull, und in der Lyrik von einem Valenzianer, Ausias March, gelegt worden sind. Um die Sprachvariation des Katalanischen in ihrer Genese und heutigen Ausprägung zu verstehen, erweist es sich als sinnvoll, einen Blick auf die frühe interne Sprachgeschichte zu werfen. Dabei ist es hilfreich, sich den fundamentalen dialektalen Ausgliederungsprozess des Katalanischen in Ost- und Westkatalanisch vor Augen zu führen. Dieser Prozess sprachlicher Differenzierung ist, neuesten Forschungen zufolge, auf das frühe Mittelalter zu datieren und entspringt einer historisch-politischen Trennung des ursprünglichen katalanischen Kerngebietes im Norden. Konkret wird die These vertreten, dass die verschiedenen Grafschaften des sog. Altkataloniens im 9. und 10. Jahrhundert eine solche Eigenständigkeit erreicht hatten, dass sich dialektale Differenzierungen in ihnen herausbilden konnten. Dabei ist grundsätzlich davon auszugehen, dass innovatorische Tendenzen vom maritimen Bereich Altkataloniens und insbesondere vom Zentrum Barcelona aus nach Westen vordrangen. Der heutige Grenzverlauf des Nordwestkatalanischen und des Zentralkatalanischen als Varietät des Ostkatalanischen liegt im Ursprung im Pyrenäengebiet zwischen den Grafschaften von Urgell und Cerdanya, wofür Sprachhistoriker in jüngerer Zeit Begründungen sowohl lautgeschichtlicher als auch politisch-administrativer Art gefunden haben. Bei der Ausdehnung des Sprachgebietes von Alt- auf Neukatalonien vom 12. bis zum 14. Jahrhundert sind nun die beiden Varietäten Ost und West nach Süden getragen worden, ohne sich dabei grundsätzlich zu vermischen. Dieses Faktum ist wiederum erstaunlich, da sich die Erweiterung des katalanischen Sprachgebietes auf das spätere Königreich Valencia im Zuge der Reconquista mit einer Wiederbesiedelung des arabisierten Landes durch christliche Siedler verschiedener Herkunft und Sprache vollzog. So ist es bemerkenswert, dass das Valenzianische heute eindeutig eine
493 Varietät des Westkatalanischen ist. Im Gegensatz dazu teilen die auf den Balearen gesprochenen Mundarten die Züge des Ostkatalanischen, was sich jedoch sehr viel leichter auf die von der katalanischen Festlandküste aus erfolgte Rückeroberung der Inseln im 13. Jahrhundert zurückführen lässt. Ebenso ist das Nordkatalanische im heutigen Südfrankreich durch seine enge historisch-politische Verbindung zum zentralkatalanischen Sprachraum als östliche Varietät zu erklären. Betrachtet man die Sprachfakten, auf denen die Differenzierung in Ost- und Westkatalanisch basiert, so fällt auf, dass sie nur einen relativ geringen Abstand der beiden Varietäten begründen. Im phonischen Bereich handelt es sich insgesamt um 13 Isoglossen, von denen vier jeweils nur ein einziges Wort betreffen und eine nicht eindeutig der Aufteilung Ost/West entspricht. Die übrigen, wichtigeren 8 Kriterien lassen sich wie folgt gruppieren: 1. Variation im Bereich des Vokalismus ⫺ unbetontes [e] und [a] bleiben im Westen erhalten und fallen im Osten zu einem zentralen (neutralen) [e] zusammen ⫺ unbetontes [o] und [u] bleiben im Westen erhalten und fallen im Osten zu [u] zusammen ⫺ betontes geschlossenes [e´] (als Folge des vulgärlateinischen Quantitätenkollapses) bleibt im Westen erhalten und wird im Osten zu offenem [ε] oder zentralem [e] 2. Variation in der Gruppe der palatalen Konsonanten ⫺ die lateinischen Nexi -LJ-, -C’L-, -G’L werden im Osten zu dem Lateral [Y], im Westen zu dem Halbkonsonanten [j] ⫺ die Affrikate [o] in initialer Stellung bzw. nach Konsonant bleibt im Westen erhalten und wird im Osten durch Verlust des Verschlusses zu dem reinen Frikativ [s] ⫺ der Nexus [is] als Resultat aus intervokalischem lat. -CS- bzw. -SC’bleibt im Westen erhalten und wird im Osten zu [s] reduziert
494 3. Entwicklung der lateinischen Nexi QUA und GUA ⫺ unter dem Hauptton Erhalt des Diphthongs k-/g-[ua´] im Westen und Monophthongierung zu k-/g-[c] im Osten ⫺ in finaler unbetonter Position Erhalt des Diphthongs -k/-g[ua] im Westen und Tendenz zur Monophthongierung zu [e], [o] oder [u] im Osten Auf der Basis dieser sehr frühen sprachlichen Zweiteilung sowie der für das gesamte Sprachgebiet geltenden internen Lautentwicklungen haben sich eine Reihe diatopischer Varietäten herausgebildet. In ihnen werden verschiedene Substrate, Kontaktsprachen und regional differenzierte Sprachentwicklungen, insbesondere auch als Folge der Reconquista und geographischer sowie historisch-politischer Isolationen, wirksam. Diese unterschiedlichen Mundarten (parlars) des Katalanischen markieren zum Teil recht engräumige regionale Eigenheiten der Sprache und werden im Allgemeinen wie folgt in größere Dialektformen gruppiert: 1. Zentralkatalanisch, Varietät des Ostkatalanischen ⫺ barcelonı´ (< Barcelona), als normgebende Standardvarietät ⫺ tarragonı´ (< Tarragona), als Übergangsvarietät zum NW-Katalanischen ⫺ Varietät des salat ⫺ Varietät des xipella 2. Nordkatalanisch, Varietät des Ostkatalanischen ⫺ rossellone`s (< Roussillon in Südfrankreich) ⫺ capcine`s (< Capcir) ⫺ nordkatalanischer Übergangsdialekt 3. Balearisch (Inselkatalanisch), Varietät des Ostkatalanischen ⫺ mallorquı´ (< Mallorca) ⫺ menorquı´ (< Menorca) ⫺ evissenc / formenterenc (< Eivissa ⫽ span. Ibiza / Formentera) 4. alguere`s (< Alghero ⫽ Stadt auf Sardinien), Varietät des Ostkatalanischen
III. Italische und romanische Sprachen
5. Nördliches Westkatalanisch ⫺ ribargorc¸a` (< Ribagorc¸a) ⫺ pallare`s (< Pallars) ⫺ tortosı´ (< Tortosa) 6. Valenzianisch, Varietät des Westkatalanischen ⫺ Nordvalenzianisch ⫺ Varietät des apitxat ⫺ Südvalenzianisch Unter variationstypologischen Gesichtspunkten sind die Abweichungen der einzelnen Mundarten voneinander oft nur in Bezug auf wenige Isoglossen relevant. Sie betreffen vor allem lautliche Modifikationen, in einzelnen Fällen grammatische Kategorien und einen mehr oder minder großen Teil des Lexikons, z. T. unter der Einflussnahme von Kontaktsprachen. Das typische Profil einer Mundart entsteht dabei in der Regel durch einzelne hervorstechende Charakteristika, die sich auch im Bewusstsein der Katalanischsprecher aus anderen Regionen einprägen. Das Zentralkatalanische wurde auf der Basis der Barceloniner Norm bereits ausführlich charakterisiert. Das Tarragoninische weicht von ihm nur geringfügig ab, u. a. durch die Aufrechterhaltung der phonetischen Trennung von [b] und [v], was zu der Existenz eines eigenen Phonems /v/ führt, und ⫺ sozusagen als Übergangsdialekt ⫺ durch eine Reihe von Eigenheiten, die für das Westkatalanische typisch sind (wie z. B. den Erhalt der palatalen Affrikaten). Die Varietät des sog. salat, die in Teilen der Costa Brava gesprochen wird, heißt so nach ihrem hervorstechenden Charakteristikum, dem Gebrauch des bestimmten Artikels es, sa (< lat. ipsum) anstelle des normal gebräuchlichen el, la (< lat. illum). Die xipella ist eigentlich nur eine diskontinuierliche Isoglosse im Grenzgebiet von Ost- und Westkatalanisch, die sich auf die Schließung des unbetonten [e] zu [i] bezieht (z. B. quatri statt quatre). Die Verbindung des Zentralkatalanischen zum Nordkatalanischen ist durch ein Übergangsgebiet gekennzeichnet, das in sich eine gewisse dialektale Uneinheitlichkeit insbesondere in Ost-West-Richtung aufweist. So stehen etwa in der Konjuga-
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tion des kopulativen Verbs e´sser die östlichen Formen siguem, sigueu den Formen soms und sous im Westen gegenüber. Besonders erwähnenswert sind einige für dieses Gebiet charakteristische Lexeme, wie pioc ‘Hahn’ oder jaupar ‘bellen’. Das eigentliche Nordkatalanisch markiert einen relativ großen dialektalen Abstand vom Normkatalanischen. Dieser begründet sich vornehmlich aus der geo-politischen Isolation des Sprachgebietes insbesondere nach dem Pyrenäen-Vertrag von 1659, durch den der Roussillon zu Frankreich kam. Die Kontaktsprachen Französisch und Okzitanisch haben das rossellone`s stark beeinflusst. Zu seinen Besonderheiten zählen: ⫺ fehlende Differenzierung der Öffnungsgrade von e´ und o´ unter dem Hauptton ⫺ Schließung des o´ zu u´ mit der Folge einer hohen Frequenz dieses Phonems (z. B. canc¸u´ ‘Lied’) ⫺ Schwund bzw. Weiterentwicklung, insbes. Hebung zu i, des unbetonten Schwa (z. B. histori ‘Geschichte’, girma` ‘Bruder’) ⫺ uvulare Aussprache des ansonsten im Katalanischen gerollten apiko-velaren r ⫺ Erhalt der lateinisch-romanischen Nexi N’R und L’R ohne epenthetisches -d(tenre ‘zart’, molre ‘mahlen’) ⫺ teilweiser Schwund des auslautenden [s], z. B. in conei statt coneix ‘er kennt’ ⫺ Verlust des lat.-rom. -n- in der Pluralbildung: camı´s statt camı´ns ‘Wege’ (nicht in allen Gebieten) ⫺ Negationsbildung mittels der alleinigen Partikel pas: vinra` pas statt no vindra` ‘er wird nicht kommen’ ⫺ Gebrauch der Endung -i für die 1. Pers. Präs. Ind.: canti statt canto ‘ich singe’, ecriui statt escric ‘ich schreibe’ ⫺ Archaismen, z. B. ca statt gos ‘Hund’ ⫺ Okzitanismen, z. B. belleu statt potser ‘vielleicht’ ⫺ Französismen (vor allem in jüngerer Zeit), z. B. mere statt batlle ‘Bürgermeister’ Das capcine`s, im Nordosten von Puigcerda` im Aude-Hochtal gesprochen, ist ein Übergangsdialekt zum Okzitanischen und weist
495 eine Reihe lautlicher Eigenheiten dieser Sprache auf (z. B. paire statt pere < lat. patre). Das Balearische stellt den eigentümlichsten großflächigen Dialekt des Katalanischen dar. Grund hierfür sind z. T. die isolierte Lage der Inseln, verschiedene Ansiedlungen vom Festland her sowie Fremdeinflüsse, vor allem des Arabischen, aber auch des Englischen (auf Menorca) und in jüngerer Zeit des Kastilischen. Interessant ist die Existenz einer vorwiegend literarisch gebrauchten Normsprache, die dem Zentralkatalanischen insgesamt sehr angepasst ist und nur einige markante Charakteristika des Balearischen, wie z. B. den Artikelgebrauch, orthographisch berücksichtigt. Demgegenüber sind die gesprochenen Varietäten des Balearischen durch eine Reihe auffälliger Abweichungen vom Normgebrauch des Zentralkatalanischen geprägt. Dabei sind die einzelnen Isoglossen meistens nicht umfassend auf allen Inseln verbreitet und erweisen sich häufig auch als diskontinuierliche Erscheinungen. Als typische Charakteristika des Katalanischen auf den Balearen gelten u. a.: ⫺ Erhalt des unbetonten o neben unbetontem u als archaisierende Aussprachedifferenzierung (auf Mallorca), z. B. topar [o] ‘stoßen’ ⫺ tupar [u] ‘schlagen’ ⫺ ebenfalls archaisierend, Erhalt des im Altkatalanischen üblichen Schwa unter dem Hauptton: [e] (< I, E), z. B. voler [vole] ‘wollen’ ⫺ Vereinfachung der Endung -ia [ı´e] auf -i, z. B. famili statt famı´lia ‘Familie’ ⫺ Reduktion von [kwa]- und [gua]- auf [ko]- und [go]-, z. B. aigo statt aigua ‘Wasser’ ⫺ Vereinfachte Aussprache [j] des ursprünglichen Palatals [Y]: mullar [muja] ‘nass machen’ ⫺ Erhalt der Aussprache und des Phonems /v/ (das somit nicht mit /b/ zusammenfällt) ⫺ Erhalt der sekundär auslautenden Konsonanten in der Aussprache: molt ‘viel’, pont ‘Brücke’ ⫺ Tendenz zum Verlust des intervokalischen -[z]-, z. B. camia statt camisa ‘Hemd’
496 Zu den morphologischen Besonderheiten gehören: ⫺ die Formen des bestimmten Artikels aus lat. ipsu, -a: es, sa, ses, etc. ⫺ Wegfall der Konjugationsendung 1. Pers. Sing. des Ind. Präs.: don statt dono ‘ich gebe’, perd statt perdo ‘ich verliere’ ⫺ Konjugationsendungen 1. u. 2. Pers. Plural des Ind. Präs.: cantam, cantau statt -em, -eu, Infinitiv: cantar ‘singen’ ⫺ Pluralbildung der Nomina auf -st, -sc durch einfaches -s und nicht -os: boscs ‘Wälder’ ⫺ Nicht-Gebrauch der sog. ‘verstärkten Formen’ der Objektpronomina (em, et, es, ens, etc.), d. h. Verwendung der Vollformen in allen Fällen: me, te, se, mos, vos, se: z. B. mos aidan statt ens ajuden ‘sie helfen uns’ ⫺ Gebrauch des Personalartikels na statt la bei weiblichen Eigennamen: na Merce` Im Wortschatz ist die Übereinstimmung mit dem Zentralkatalanischen recht groß. Nach Joan Veny liegt die Abweichungsrate im Grundwortschatz bei unter 5 %. Manche Archaismen teilt das Balearische aber auch mit dem Westkatalanischen, so z. B. torcar ‘säubern’. Aus geographischen Gründen ist die Aufnahme westkatalanischen Vokabulars auf Eivissa besonders hoch. Lehneinflüsse ergeben sich, wie bereits erwähnt, durch das Arabische (estormia ‘gepolsterter Hocker’), das Englische (xoc < engl. chalk ‘Kreide’) und erst in jüngerer Zeit immer stärker auch durch das Kastilische (adio´s statt ade´u ‘Tschüß‘, grave statt greu ‘erheblich’). Das Städtchen L’Alguer (heute Alghero) mit dem Spitznamen ‘kleines Barcelona’ (gesprochen: [Barsaruneta]) im Nordwesten Sardiniens, das Papst Bonifazius VIII. als Lehen an das katalanische Königshaus gegeben hatte, war vom 14. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts infolge einer gezielten Besiedlungspolitik durch Peter IV. nicht nur offiziell, sondern auch de facto katalanischsprachig. Bis heute hat sich das alguere`s in der Stadt erhalten können, doch wird es nach letzten Schätzungen nur noch von ca. 20.000 Sprechern gesprochen, wobei diese Zahl deutlich rückläufig ist. Die Varietät
III. Italische und romanische Sprachen
gilt aufgrund ihrer Isolation und Entfernung als ‘exotisch’ und weist z. T. sehr archaische Züge auf. Durch die massive Einflussnahme von Kontaktsprachen ⫺ an erster Stelle Italienisch, aber auch Sardisch und Kastilisch ⫺ ergeben sich weitere Verfremdungen. So ist das Algueresische heute die wohl distanzierteste Form des Katalanischen und wird nicht in jedem Fall von allen Sprechern verstanden. Es mag genügen, auf einige hervorstechende Charakteristika dieses Dialekts zu verweisen, um einen Eindruck von seinem sehr eigenen Profil zu vermitteln: ⫺ Erhalt des geschlossenen [e´] (< lat. I, E) im Hauptton, das sich im Zentralkatalanischen über ein neutrales [e] zu einem [ε] öffnet: set [set] ‘Durst’ (vgl. set [sεt] ‘sieben’), ple [pre] ‘voll’ ⫺ Verschiebung der fallenden Diphthonge [iu], [ui] zu steigenden [wı´], [ju´]: viuda [vju´da] ‘Witwe’ ⫺ Reduktion der unbetonten Vokale auf a, u, i, d. h. Vorkommen des unbetonten [o] und neutralen [e] nur in Kultismen und Entlehnungen: nebot [nabo´t] ‘Neffe’, lo ventre [luve´ntra] ‘der Bauch’ ⫺ fehlende Spirantisierung von intervokalischem -b- und teilw. auch -g-: obert [ubelt] ‘offen’ ⫺ intervokalisches -d- und -l- sowie l nach Konsonant werden durch [r] ersetzt: teulada [taurara] ‘Dach’ ⫺ r vor Konsonant wird zu l: marc¸ [mals] ‘März’ ⫺ der Nexus -dr- wird zu -rr- vereinfacht: pedra [perra] ‘Stein’ ⫺ Vereinfachung von [Y] zu [l] im Auslaut oder vor Konsonant: coll [col] ‘Hals’ Aus dem Bereich der Morphosyntax wären noch eine ganze Reihe von Besonderheiten hinzuzufügen. U. a. finden im Algueresischen die ansonsten ungebräuchlichen Diminutive -utxo (aus dem Italienischen) und -edo (aus dem Sardischen) Verwendung. Für das Katalanische ungewöhnlich ist auch, dass sich die Funktionsdifferenzierung der perfektiven Vergangenheitstempora hin zu der ausschließlichen Nutzung der Form haver ⫹ Partizip Perfekt (he cami-
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nat ‘ich ging’ anstelle von vaig caminar bzw. caminı´ ) entwickelt hat. Im Wortschatz des Algueresischen finden sich neben einer Anzahl Archaismen vor allem Entlehnungen aus dem Sardischen (z. B. anca ‘Bein’, frucar ‘schneien’) und dem diglossisch stark dominanten Italienisch (z. B. indiriiz ‘Adresse’, se´col ‘Jahrhundert’). Das Dialektgebiet des Westkatalanischen teilt sich einerseits in die nordwestlichen Mundarten, von denen diejenigen der Regionen Ribagorc¸a, Pallars und Tortosa einen Sonderstatus einnehmen, anderseits in die Mundarten des nach dem alten Königreich bzw. der modernen Autonomen Gemeinschaft (nicht aber der Stadt) benannten Valenzianisch. Das nordwestliche Katalanisch grenzt sich im Norden mit dem pallare`s und ribargorc¸a` gegen das Gascognische, im Westen gegen das Aragonesische und südlich von Tamarit gegen das Kastilische, im Süden gegen das Nordvalenzianische und im Osten gegen das Zentralkatalanische ab. Dabei zeigen sich je nach geographischem Gebiet und Grenzsprache mehr oder minder breite Übergangszonen, die anhand bestimmter Isoglossen genauer markiert werden. Die sprachliche Abgrenzung zum Aragonesischen, einem dem Katalanischen ursprünglich gleichrangigen iberoromanischen Primärdialekt, wird vor allem mittels des Kriteriums der Diphthongierung von offenem [c] und [ε] des Vulgärlateinischen vorgenommen (vgl. kat. porta vs. arag. puerta ‘Tür’). In Nord-Süd-Richtung haben sich im Laufe der Rückeroberung und Wiederbesiedelung durch die Christen von den nördlichen Zentren Andorra, Pallars, Ribagorc¸a und Urgell aus dialektale Züge in das Gebiet Neukataloniens hin verbreitet. Sein Zentrum ist das Gebiet um Lleida (span. Le´rida), das zusammen mit der Stadt den größten Bevölkerungsanteil im Gebiet des Nord-West-Katalanischen hat. Neben den bereits erwähnten Charakteristika des Westkatalanischen, von denen hier aus dem Bereich des Konsonantismus nur noch einmal an den Erhalt des lateralen Palatals [Y] und der Affrikate [o] erinnert
497 werden soll, weist das Nord-West-Katalanische im Vokalismus u. a. folgende Besonderheiten auf: ⫺ höhere Frequenz des geschlossenen [e´] im Hauptton, da sich das geöffnete [ε], wie auch im Valenzianischen, nur in bestimmten lautlichen Umgebungen entwickelt ⫺ differenzierter Erhalt von 5 unbetonten Vokalen (i, u, e, o, a), teilweise mit regionalen Besonderheiten. Hervorzuheben ist auch die generelle Tendenz, es-, em-, en- in Initialstellung zu as-, am-, an- zu öffnen, so z. B. in Wörtern wie escola ‘Schule’, encara ‘noch’ und emportar-se ‘mitnehmen’ Typische morphologische Charakteristika des Westkatalanischen allgemein sind: ⫺ Erhalt des n aus einigen alten Pluralformen, z. B. los homens ‘die Menschen’ ⫺ Erhalt der altkatalanischen Form des maskulinen bestimmten Artikels: lo, los (s. o.) und Nutzung dieser Form (statt en) auch vor männlichen Eigennamen: lo Joan ⫺ Beachte: Im Valenzianischen werden allerdings die maskulinen Artikel el, els und gar kein Artikel vor Eigennamen benutzt (s.w.u.) ⫺ Erhalt der Vollformen der unbetonten Objektpronomen (wie auch im Balearischen) in normaler Stellung vor dem Verb: me, te, se, mos, vos, lo, la ⫺ Verben auf -ir, die mit dem alten Inchoativinfix konjugiert werden, bilden diese Formen auf -ı´-: servix (statt serveix) ‘er dient’, servisca (statt serveixi) ‘er diene (Konj.)’, servixa (statt servesca) ‘diene! (Imp.)’ ⫺ der charakteristische Vokal des Konjunktiv Präsens ist nicht i, sondern e (1. Pers. a): canta (statt canti) ‘ich singe’, cantes (statt cantis) ‘du singest’ Hinzu kommen einige speziellere Phänomene im Nord-West-Katalanischen, die jedoch nicht überall verbreitet sind, so z. B. die Verbendungen der 3. Person im Präsens Indikativ der a-Konjugation und im Imperfekt Indikativ auf geschlossenes -e statt -a: cante (statt canta) ‘er singt’, mostrave (statt mostrava) ‘er zeigte’.
498 Lexikalisch sind für das Westkatalanische allgemein eine Reihe von Lexemen typisch, so espill (statt mirall) ‘Spiegel’, xic (statt noi) ‘Junge’ und melic (statt llombrigol) ‘Nabel’. Einige weitere sind zwar sowohl im Nord-West-Katalanischen als auch im Valenzianischen, dort aber jeweils nicht überall gebräuchlich, z. B. birbar (statt eixacolar) ‘jäten’, jo`nec (statt vedell) ‘Kalb’. Als Archaismen finden sich einige lexikalische Entsprechungen sowohl in den westkatalanischen Gebieten als auch auf den Balearen, so pare`ixer (statt semblar) ‘scheinen’ und arena (statt sorra) ‘Sand’. Manche dieser Entsprechungen, wie aidar (statt ajudar) ‘helfen’, reichen nicht bis in das Valenzianische hinein. Zu den Wörtern, die es nur im nordwestlichen Katalanisch gibt, gehören moixo´ (statt ocell) ‘Vogel’ und fraga (statt maduixa) ‘Erdbeere’. Auf eine genauere linguistische Beschreibung der speziellen Varietäten des NordWest-Katalanischen soll an dieser Stelle verzichtet werden. Das pallare`s, ein vom Aussterben bedrohter Gebirgsdialekt, ist als besonders konservativ einzustufen, was an seinem Lautstand, den Konjugationsformen, den Artikeln und Pronomina sowie einigen besonderen lexikalischen Archaismen ablesbar ist. Das ribargorc¸a`, teilweise noch recht lebendig, ist ein durch die Nähe zum Aragonesischen stark geprägter und in der diglossischen Situation vom Kastilischen weitgehend dominierter Dialekt mit vielen partikulären Erscheinungen. Einige Isoglossen trennen das katalanische vom aragonesischen ribargorc¸a`, viele sind jedoch beiden Varietäten dieses dialektalen Übergangsgebietes gemeinsam. Die Verbindung des Nord-West-Katalanischen zum Valenzianischen wird durch das tortosı´ hergestellt. Die Partikularität dieses Dialekts konstituiert sich mehr aus der Mischung nördlicher und südlicher Isoglossen als aus eigenständigen lautlichen oder morphosyntaktischen Entwicklungen. Allenfalls im Lexikon sind einige besondere Archaismen (z. B. pagor statt por ‘Angst’) sowie Einfüsse aus dem Arabischen und Mozarabischen auszumachen (z. B. baldana zur Bezeichnung einer Reiswurst).
III. Italische und romanische Sprachen
Das Valenzianische tritt ⫺ ähnlich wie das Balearische ⫺ schriftsprachlich offiziell als eine gemäßigt modifizierte Form des Standardkatalanischen in Erscheinung. Allerdings ist diese von Barcelona ausgehende Normierungsweise unter den Sprechern des Katalanischen umstritten und nicht allgemein anerkannt. Überhaupt findet das Valenzianische nur wenig offiziellen und schriftlichen Gebrauch, da es ⫺ ganz im Gegensatz zum Zentralkatalanischen im ehemaligen Fürstentum Barcelona ⫺ den Status einer zwar vitalen und gern verwendeten, aber funktionell stark eingeschränkten Regionalsprache aufweist. Die wesentlichen Merkmale des valenzianischen Vokalismus sind bereits bei der Charakterisierung des West- und NordWest-Katalanischen erläutert worden. Zum Konsonantismus ist anzumerken: ⫺ Wegfall des Phonems /z/ da ersetzt durch die Affrikate /D/ ⫺ okklusive Aussprache des /b/ (mit Ausnahme der frikativen Realisation im Nexus -bl-) ⫺ systematischer Wegfall des intervokalischen -d- in den Formen von lat. -ata (z. B. aixa` für aixada ‘Hacke’) und lat. ⫺ atore (z. B. llaura(d)or ‘Bauer’) ⫺ Aussprache des auslautenden -r ⫺ Aussprache des auslautenden Okklusivs in den Nexi -nt, -lt, -ng (oder -nc): gent ‘Leute’, molt ‘viel’ Auch in der Morphosyntax des Valenzianischen gibt es eine Reihe erwähnenswerter Besonderheiten. Neben den bereits genannten, die das Westkatalanische allgemein charakterisieren, gehören zu ihnen: ⫺ 1. Pers. Sing. Indikativ Präsens der Verben auf -ar mit der Endung -e: cante (statt canto) ‘ich singe’ ⫺ Ersetzung der Verbform ets ‘du bist’ durch eres (durch spanisch-aragonesischen Einfluss im 16. Jh.) ⫺ Bildung des Konjunktivs Imperfekt mit Formen auf -ara, -era, -ira: cantara (statt cante´s) ‘ich sänge’ ⫺ dreistufige lokale Deixis mit den Formen: acı´, ahı´, allı´ ⫺ dreistufiges System der Demonstrativa mit den Formen: este, eixe, aquel
17. Katalanisch
⫺ Bildung der weiblichen Formen der Possessivpronomina mit u statt v: meua, teua, seua, etc. ⫺ Wegfall des personalen Artikels vor Eigennamen: Ha vist Joan statt He vist en Joan ⫺ Funktionsverlust des Adverbialpronomens hi: Vas a Barcelona? No vaig. statt No hi vaig. ⫺ besondere Kardinalzahlen: huit (statt vuit) für 8, de`sset (statt disset) für 17, de`nau (statt dinou) für 19 Der Wortschatz des Valenzianischen weist einige Gemeinsamkeiten mit dem Kastilischen auf, die aber nicht auf Sprachkontakt zurückgehen, so z. B. aplegar (statt arribar) ‘ankommen’ (vgl. span. llegar) oder prompte (statt aviat) ‘bald’ (vgl. span. pronto). Eine recht große Anzahl von Lexemen ist jedoch direkt aus dem Spanischen übernommen: entonces (statt aleshores) ‘dann, in diesem Fall’, tenedor (statt forquilla) ‘Gabel’. Darüber hinaus prägen einige Archaismen und semantische Sonderentwicklungen (wie z. B. voler ‘wollen’ in der Bedeutung ‘lieben’, vgl. span. querer) das lexikale Profil. Die Unterdialekte des Valenzianischen differenzieren sich hauptsächlich aufgrund phonetischer Züge. Auffällig ist besonders die Varietät des sog. apitxat (wörtlich ‘gequetscht’) in und nördlich von Valencia. Ihre wesentlichen Merkmale sind die entsonorisierte Aussprache von [z], [dz] und [D] und der Zusammenfall von /v/ und /b/. Nördlich des apitxat-Gebietes schließt sich das Nordvalenzianische an, das durch eine Reihe von Besonderheiten vor allem im Gebrauch der Sibilanten geprägt ist. So werden z. B. tots ‘alle’ [tots] und xeixa ‘Weizen’ [seisa] ausgesprochen. Das südliche Valenzianisch erstreckt sich unterhalb von Valencia bis in die Provinz Alacant hinein. Zu seinen Besonderheiten gehören die Öffnung des Diphthongs ou zu au (maure statt moure ‘bewegen’) und der Gebrauch einer einheitlichen Form es für den maskulinen und femininen Artikel im Plural: es vaques (statt les vaques) ‘die Kühe’. Die skizzierte dialektale Vielfalt bildet, in Verbindung mit der unproblematisch gege-
499 benen Einheit der Sprache, die Basis für eine Analyse des gesamten Varietätenraums des heutigen Katalanisch. Dabei stellen sich gleich mehrere Probleme faktischer und interpretativer Art. So muss zunächst die Tatsache berücksichtigt werden, dass die katalanische Sprache je nach Land (Spanien, Frankreich, Italien), Autonomer Gemeinschaft (in Spanien) und Region bzw. Insel einen so unterschiedlichen Status in sozialer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht genießt, dass ihr jeweiliger Ausbaugrad und ihre Funktionalität in entscheidender Weise von diesem Status abhängen. Man findet das Katalanische in der klassischen Diglossiesituation einer regressiv gebräuchlichen low-variety in der Ribargorc¸a, im französischen Roussillon oder auf Sardinien, in der Situation einer vitalen, aber funktionell erheblich eingeschränkten Regionalsprache auf den Balearen und im Valenzianischen Land sowie als eine in allen Situationen des alltäglichen Lebens, aber auch in kultureller Hinsicht voll etablierte Landessprache in Katalonien, wo bereits die Tendenz besteht, den Gebrauchsumfang des ko-offiziellen Kastilisch gezielt einzuschränken. Es ist unmittelbar nachvollziehbar, dass die soziale und funktionale Differenzierung des Sprachgebrauchs je nach Art der genannten soziolinguistischen Lage vollkommen unterschiedlich ausfällt. Dort wo das Katalanische bedroht ist bzw. nur noch selten im privaten Bereich Verwendung findet, erfüllt es als Dialekt eine soziolinguistische Funktion im Verhältnis zu der dominanten Sprache. Dort wo es eine lebendige Regionalsprache darstellt, schwankt seine Funktionalität je nach akzeptierter Norm, so dass interne Unterschiede im Sprachgebrauch von Bedeutung sind. Dies ist auf den Balearen und im Valenzianischen Land der Fall, wo modifizierte Standardnormen des Katalanischen Geltung haben bzw. in der Öffentlichkeit noch deutlicher gefordert werden. Diese übergreifenden Regionalnormen sind idealerweise dazu in der Lage, die gesprochenen Sub-Varietäten zu überdachen, ersetzen ihre registerspezifischen Funktionen dabei jedoch nicht. Qualitativ anders gestaltet sich die sprachliche Realität heute in der Autonomen Gemeinschaft Katalonien. Hier
500 ist das Katalanische vollständig ausgebaut, und zwar sowohl im Hinblick auf seine Kodifikation als Standardsprache, als auch nach Maßgabe der Durchsetzung und Nutzung in allen offiziellen und privaten Bereichen des Lebens. Allerdings setzen sich die Sprachpflegeorganisationen Kataloniens bis heute aktiv für die Erweiterung der Normalisierung des Katalanischen ein. Dabei geht es vor allem darum, durch sprachpolitische Maßnahmen dem latenten Konkurrenzdruck des Kastilischen zu begegnen, das als internationale Sprache in einer globalisierten Welt vielfach bevorzugt wird und Ausländern und Immigranten oft näher liegt als die offizielle Landessprache. Wenn wir also den Varietätenraum des Katalanischen über die geographische (diatopische) Dimension hinaus genauer zu bestimmen versuchen, so bietet sich als Referenz die Analyse des zentralkatalanischen Sprachraums und insbesondere der Untersuchungsbereich des Katalanischen in Barcelona und Umgebung an. Andererseits ist diese Einschränkung auch wieder unangemessen, da Phänomene wie die Ausbildung einer überregionalen Umgangssprache, die teilweise vehement geforderte polyzentrische Normierung der Sprache, besondere Authentizität und Vitalität des Sprachgebrauchs auf dem Lande und der z. T. verhältnismäßig große Interferenzanteil des Kastilischen in der Stadt auf diese Weise nicht angemessen berücksichtigt werden. In der Konsequenz erweist es sich als kaum möglich, Aussagen über diaphasische und diastratische Variationen des Katalanischen zu treffen, die das gesamte Sprachgebiet im Auge behalten. Darüber hinaus gerät jede Aussage und Interpretation zu diesem Thema auch zu einer sprachpolitischen Stellungnahme, die für das Katalanische bis heute heikle Fragen der Sprachnormierung, des Substandards sowie der Einheit und Reinheit der Sprache berührt. Vielleicht sind auch aus diesem Grund bis heute nur wenige Studien zu Fragen der sog. diatonischen Variation vorhanden. Ich möchte im Folgenden dennoch versuchen, einige allgemeinere ⫺ und damit variationstypologisch relevante ⫺ Anmerkungen zu der stilistischen und sozialen Diffe-
III. Italische und romanische Sprachen
renzierung des Katalanischen zu machen. In den Sprachgemeinschaften, die über einen relativ weiten Ausbaugrad des Katalanischen verfügen, lässt sich der Sprachgebrauch in verschiedene Formalitätsgrade einstufen. In der Forschungsliteratur werden üblicherweise die folgenden Register bzw. Stilebenen unterschieden: ⫺ wissenschaftlich-technisch ⫺ literarisch ⫺ gehobener Standard, Norm (esta`ndard culte) ⫺ Gemeinsprache, umgangssprachlich (esta`ndard comu´, col.loquial) ⫺ Substandard (familiar, popular, vulgar) Die Unsicherheiten in Bezug auf die Zuordnung von Sprachverwendungsweisen zu diesen Ebenen beruhen, deutlicher als in anderen Sprachen, auf einem noch nicht differenziert genug ausgebildeten Normbewusstsein. Dies ist nachvollziehbar, konnte sich das moderne Katalanisch doch erst in jüngerer Zeit nach der langen Phase der Repression bis zur Gründung des modernen föderalen Staates den Anforderungen an eine registerspezifische Normierung stellen. Wie zu erwarten, sind die Kodifikationsmaßnahmen institutionell zunächst in Bezug auf die gehobeneren Sprachregister erfolgt, so dass wir heute, vor allem dank der durch die Generalitat gestützten Sprachpolitik, recht klare Richtlinien des wissenschaftlich-technischen, literarischen und gehobenen gemeinsprachlichen Standards (‘Schulkatalanisch’) vorfinden. Insbesondere ist hervorzuheben, dass das Katalanische im Bereich der Fachsprachen aus heutiger Sicht keinerlei Defizite gegenüber seiner Konkurrenzsprache, dem Kastilischen, zu verzeichnen hat. Seine Inkorporationsfähigkeit in Bezug auf Fachvokabular ist uneingeschränkt vorhanden, so dass die Notwendigkeit von Entlehnungen in keinem besonderen Maße gegeben ist und auch in der Praxis (etwa in Bezug auf das Englische) nicht stärker zu Buche schlägt als in anderen international gebräuchlichen Sprachen. Die hohe Qualität der katalanischsprachigen Literatur von ihren Anfängen im Hochmittelalter bis in die jüngste Zeit hinein ist ein Garant für die gefestigte Norm-
17. Katalanisch
gebung der literarischen Sprache. Das moderne Katalanisch ist durch angesehene Autoren des 20. Jahrhunderts wie Carles Riba, Josep Carner und Joan Maragall, aber auch jüngere wie Merce` Rodoreda, Vicent Andre´s i Estelle´s und Llorenc¸ Villalonga mit den Ästhetisierungen des künstlerischen Sprachgebrauchs bestens vertraut und bietet genügend Modelle für eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Dichtungssprache, auch im Hinblick auf eine beobachtbare Annährung an gesprochene Standards. Das literarische Katalanisch wurde von Anfang an auch durch Autoren außerhalb Kataloniens entscheidend geprägt. Der gehobene Standard des Katalanischen erhält seinen Rückhalt in der Sprachgemeinschaft nicht nur durch die effizienten institutionellen Kodifizierungsmaßnahmen in Zusammenhang mit der das Katalanische stark fördernden Bildungspolitik der Generalitat, sondern insbesondere auch durch die Tradition einer bürgerlichen, gebildeten Trägerschicht in der Sprachgemeinschaft. Das catala` culte ist als Vehikel für Bildung und Kultur eng auf die Schriftsprache und ihre Norm ausgerichtet, unterliegt aber weder einer literarischen Ästhetisierung, noch ist es ausschließlich auf die Schriftlichkeit fixiert. Es bildet sozusagen die normative Grundlage für eine standardisierte Verbreitung und Nutzung des Katalanischen in der gesamten Sprachgemeinschaft. Die katalanische Gemeinsprache existiert in dem Maße, wie das Katalanische als eine alle Bereiche des Lebens prägende Gebrauchssprache angesehen werden kann. Sie ist als das Ergebnis eines geglückten Normalisierungsprozesses zu betrachten und längst nicht in allen Sprachgemeinschaften der katalanischen Länder realisiert. Das catala` comu´ impliziert die Funktionsbereiche von Alltags- und Umgangssprache, orientiert sich an der Norm des gehobenen Standards, gestaltet sich selbst aber normativ offener, d. h. anpassungsfähig und flexibel. In der Funktion einer Gemeinsprache ist das Katalanische, ebenso wie die großen europäischen Standardsprachen, sowohl für regionale Prägungen, als auch für die Integration von SubstandardElementen empfänglich. Es ist primär auf
501 den mündlichen Gebrauch ausgerichtet, lässt sich aber je nach Situation auch unproblematisch verschriften. Als regional geprägte Sprachform entspricht es der theoretischen Vorstellung tertiärer Dialekte. Die Ausbildung und Etablierung der katalanischen Gemeinsprache hängt von einigen wesentlichen sozio-kulturellen Voraussetzungen des öffentlichen Sprachgebrauchs ab. Die Nutzung der Sprache in den Massenmedien, vor allem Radio und Fernsehen, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die Substandard-Sprachregister existieren im Prinzip unabhängig von der Ausbildung einer Gemeinsprache und sind in der Regel auch ohne diese im Verhältnis zu der übergeordneten Standardsprache auszumachen. Überall dort, wo das Katalanische keine Gemeinsprache ausbilden konnte, funktioniert es in der Regel als Dialekt bzw. Regionalsprache in einer diaphasisch eingeschränkten Funktion, meist als low-variety in einer diglossischen Situation. Diese diaphasische Einschränkung bezieht sich auf Stilniveaus, die in Abgrenzung zum normierten Katalanisch als familiär, ‘volkstümlich’ oder vulgär eingestuft werden. Die interne Differenzierung des Substandards ergibt sich aber als direkte Folge erst aus der Ausbildung eines gemeinsprachlichen Standards. Dieser ist, wie bereits erwähnt, für die Integration von Elementen des Substandards prinzipiell offen, unterscheidet dabei aber recht genau das jeweilige Niveau der normativen Abweichung. So ist die genauere Differenzierbarkeit von Substandard-Registern letztlich eine Konsequenz der erfolgreichen Normalisierung und des vollständigen kulturellen Gebrauchsumfangs einer Sprache. Das Katalanische hat diesen Status allerdings auch in Katalonien bislang noch nicht vollständig erreicht. Aufgrund der prinzipiell schwierigen Unterscheidbarkeit verschiedener substandardsprachlicher Niveaus im Katalanischen erscheint es, zumindest solange detailliertere Studien zu diesem Thema fehlen, angebracht, einfach zwischen formellen und informellen Sprachregistern zu unterscheiden. Informelles Sprechen wäre demnach durch die Abweichung von der referentiellen Sprachnorm charakterisiert. In den meisten
502 Fällen handelt es sich dabei um familiäre Sprechweisen, die oftmals regional markiert sind, aber in die flexible gemeinsprachliche Norm dennoch weiter integriert werden. Die folgenden Beispiele sind dem ‘Curs de sociolingüı´stica’ von Carles Castellanos i Llorenc¸ und Maria-Lluı¨sa Pazos i Noguera (1995, 51, 62) entnommen: ⫺ Einfügung phonischer Elemente ohne grammatikalische Funktion: ho va dir a n’el seu germa` statt ho va dir al seu germa` ‘er sagte es seinem Bruder’, col.legit statt col.legi ‘Schule’ ⫺ Alternative Verbalformen: poguer statt poder ‘können’, tindre statt tenir ‘haben’ ⫺ normabweichender Gebrauch der unbetonten Pronomina: n’hi donare´ statt li’n donare´ ‘ich werde ihm etwas davon geben’, convence’ls statt cove´ncer-los ‘sie (Akk.Pl.) überzeugen’, compra’ls-e statt comprar-los ‘sie (Akk.Pl.) kaufen’ ⫺ Veränderungen in der Syntax (Verstärkungen): Que ha vingut la Maria? statt Ha vingut la Maria? ‘Ist Maria gekommen?’, no ho vol dir-ho statt no ho vol dir ‘er will es nicht sagen’ ⫺ Fixierte Redewendungen: Justa la fusta! ‘Passendes Holz!’ für ‘genau’, pesar figues ‘Feigen wiegen’ für schlafen Die Akzeptabilität informeller Sprechweisen hängt von dem Normbewusstsein der jeweiligen Sprachteilhaber ab. Die sprachnormativen Bewertungskriterien von Sprechern, deren Sprache sich noch in einem Normalisierungsprozess befindet, sind aber eine delikate Angelegenheit. Die Diskrepanz zwischen der Offenheit der sich normativ variabel ausbildenden Umgangssprache und der Fixiertheit einer als verbindlich anerkannten Kodifikationsnorm ist dabei nicht immer leicht zu überwinden. In Bezug auf das Katalanische ist das Kriterium der Interferenz aus dem Kastilischen ein entscheidender Aspekt. So gelten Verstöße gegen die Referenznorm, die durch den Einfluss des Spanischen bedingt sind, in Katalonien als ‘unsauberes’ Sprechen, obwohl sie gerade in Barcelona gehäuft auftreten. Im Folgenden werden aus dem oben genannten ‘Curs de sociolingüı´stica’ (1995,
III. Italische und romanische Sprachen
63) einige Beispiele des codi interferit wiedergegeben: ⫺ menos mal que statt sort que ‘gut, dass …’ ⫺ tenir que statt haver de ‘müssen’ ⫺ per la tarda statt a la tarda ‘am Nachmittag’ ⫺ pasillo statt corredor ‘Flur’ Als Beispiele für die soziale Variabilität der Sprache kann man für das Katalanische auf die Existenz einiger Soziolekte verweisen. Sie fallen vornehmlich in den Bereich der sog. Argots. Dabei handelt es sich um Gruppensprachen mit einer kryptischen Funktion und dem Hang, tiefer stehende Substandard-Register zu benutzen. Die betroffenen Gruppen sind beispielsweise Vertreter bestimmter Berufssparten, Jugendliche oder Angehörige sozialer Randgruppen. Exemplarisch soll hier nur das sog. calo´ erwähnt werden, das die frühere Sprache der Zigeuner bezeichnet und heute zur Kennzeichnung bestimmter Elemente des katalanischen Substandards verwendet wird, die aus dieser Zigeunersprache stammen. Die Wörter cale´s für ‘Geld’ und pispar für ‘klauen’ sind bekannte Beispiele, da sie heute als familiäre Ausdrücke auch in der Gemeinsprache verwendet werden.
4.
Schlussbemerkung
Es gibt keinen Grund dafür, das Katalanische nicht gleichrangig neben die großen europäischen Kultursprachen zu stellen. Diese Erkenntnis ergibt sich nicht nur aus einer soziolinguistischen Interpretation, sondern ⫺ wie wir in diesem Beitrag zu zeigen versucht haben ⫺ auch aus der differenzierten Beschreibung der historischen Sprache mit all ihren Besonderheiten und Modifikationen. Der tiefere Sinn einer Variationstypologie des Katalanischen liegt demnach in der Betonung seiner vielfältigen Darstellungs- und Kommunikationsfunktionen, seiner komplexen innersprachlichen Struktur sowie seiner kulturellen und sozialen Bedeutung. Die katalanische Sprache legitimiert ihre gesellschaftliche Präsenz und Funktionalität bis heute über die Prozesse
503
17. Katalanisch
der Kodifizierung, Normalisierung und Standardisierung. Sie liefert dabei das Beispiel einer zweckmäßigen Form der Sprachplanung, die das dynamische Potential sprachlicher Diversifikation nicht verkennt, sondern nutzt, um kommunikative Regulierungs- und Anpassungsprozesse zu fördern. Der variationstypologische Charakter des Katalanischen schafft dafür besonders geeignete Voraussetzungen. So ist der hohe Grad an sprachkörperlicher Homogenität und Konstanz für eine historisch gewachsene Sprache, die im Laufe ihrer Geschichte so peripetienreichen Einschränkungen und Erweiterungen ihrer territorialen und funktionalen Reichweite unterworfen war und es zum Teil noch ist, keineswegs selbstverständlich. Dies umso mehr, als sich das Katalanische nie als Staatssprache entwickeln konnte und einer Vielzahl unterschiedlicher Machtzentren ausgesetzt ist. Man mag den heute erreichten Status des Katalanischen, seine funktionale Vielfalt und Modernität sowie seine Zukunft in einem geeinten Europa bisweilen vornehmlich den Katalanen im engeren Sinne als Verdienst und Aufgabe zuschreiben. Der variationstypologische Blickwinkel macht jedoch ganz objektiv deutlich, dass die Sprache ohne ihre weit über das heutige Katalonien hinausgehende Geschichte und ohne ihre historische und aktuelle Verankerung in allen Katalanischen Ländern nicht zu der komplexen sprachlichen ‘Architektur’ gelangt wäre, die gegenwärtig ihren Reichtum ausmacht.
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Ulrich Hoinkes, Kiel
18. Portugiesisch
505
18. Portugiesisch 1.
Einleitung
1.1. Die Lusophonie Das sprachliche Kerngebiet der lusophonen Gemeinschaft ist Portugal, wohin die Römer im Zuge ihrer Eroberungs- und Zivilisationspolitik ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. ihre Sprache einführen, aus der sich im frühen Mittelalter das Portugiesische entwickelt. Das Ursprungsgebiet des Portugiesischen dürfte in der Grafschaft Portucale zwischen den Flüssen Minho und Douro gewesen sein, von wo aus es sich durch die Reconquista bis zur Algarve ausgebreitet hat. Aufgrund der Entdeckungen und der Kolonialpolitik Portugals ist es dann allmählich auf drei weitere Kontinente (Afrika, Asien und Amerika) verpflanzt worden, so daß es heute auf insgesamt vier Kontinenten als National-, Amts- oder Verkehrssprache vertreten ist. Man spricht daher von verschiedenen lusophonen Ländern, die man in Anlehnung an die politisch gefärbte Bezeichnung Frankophonie in ihrer Gesamtheit Lusophonie nennen könnte. Die portugiesischsprachige Gemeinschaft, die seit 1996 in der Comunidade dos Paı´ses de Lı´ngua Portuguesa (CPLP) international institutionalisiert ist, dürfte über 200 Millionen Menschen betragen. In dieser weltweiten Expansion des Portugiesischen ist auch seine Variation verankert. Es soll daher hier kurz auf die Etappen, die zur Bildung des portugiesischen Nationalstaates und des portugiesischen Kolonialreiches geführt haben, eingegangen werden. Während des Verfalls des römischen Reiches wurde die iberische Halbinsel von verschiedenen germanischen Bevölkerungen besetzt, vor allem von Sweben und Westgoten, die eigene Reiche gründeten. Im Jahr 711 drangen die Mauren auf der iberischen Halbinsel vor und eroberten in wenigen Jahren fast das gesamte Territorium der heutigen Spanien und Portugal. Die christliche Rückeroberung, die Reconquista, begann noch im 8. Jahrhundert ausgehend von den Widerstandskernen im Norden der
Halbinsel. Um 1095 wurde zwischen dem Fluss Minho und dem Fluss Tejo die Grafschaft Portugal gegründet; um das Jahr 1140 löste sie sich aus dem Königreich Leo´n und wurde unter Afonso Henriques zu einem unabhängigen Königreich. Die Reconquista der Gebiete südlich des Mondego schritt rasch voran und war mit dem Jahr 1248 abgeschlossen. Die Dynastie Aviz (bis 1385) begründete dann die wirtschaftlichmaritime Expansion Portugals, die ⫺ auch dank den Bekehrungsmissionen der Jesuiten ⫺ zur weltweiten Ausbreitung der portugiesischen Sprache führte. Die Portugiesen eroberten ab dem 15. Jahrhundert Ceuta, Madeira und die Azoren und entdeckten die aktuellen Territorien von Senegal, Gambia, Guinea, Liberia, die Elfenbeinküste, Ghana, Kongo, Angola und Mosambik und außerdem die Inseln Kap Verde, Sa˜o Tome´ e Prı´ncipe, mit denen sie Handelsbeziehungen knüpften. Das Portugiesische diente damals vor allem in Afrika und dann auch in Asien als eine Art Lingua Franca und die Wichtigkeit seiner Verwendung ist heute noch so groß, daß Amı´lcar Cabral, einer der Leader des Kampfes für die Unabhängigkeit der von den Portugiesen kolonisierten Länder, behauptete, das Portugiesische sei das Beste, was ihnen die Portugiesen gegeben hätten. Die portugiesische Expansions- und Kolonialpolitik war aber vor allem in Südamerika erfolgreich, obwohl die Entdeckung Brasiliens am 22. April 1500 durch Pedro ´ lvares Cabral auf einen Zufall zurückzuA führen ist. Neunundvierzig Jahre später gründeten die Portugiesen dort ein governo geral („allgemeine Verwaltung“). Die Kolonisierung erfolgte zuerst durch die Besetzung der Küste, die zur Gründung wichtiger Städte wie Todos os Santos (1545) und Sa˜o Paulo (1554) führte. Zwischen 1580 und 1640 stand Brasilien, wie das ganze portugiesische Reich, unter spanischer Herrschaft. Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als das Haus Braganc¸a den portugiesischen Thron bestieg, kam Brasilien wieder zu Portugal und begann, sich demo-
506 graphisch, wirtschaftlich und kulturell stark zu entwickeln. Im Jahr 1822 wurde Brasilien von Portugal unabhängig. Portugal unternahm auch alle Küsten entlang zwischen Madagaskar und China Erkundungsreisen, es verfolgte auch hier eher wirtschaftliche als politische Ziele, wie die vielen Außenhandelsposten bezeugen. Zwischen 1497 und 1499 erschloss Vasco da Gama den Indienweg (carreira da I´ndia), eine Tat, die im Nationalepos Os Lusı´adas von Luı´s de Camo˜es besungen wird. Einige Jahre später wurden Ceylon, Goa, Dama˜o, Diu, die Malediven, die Sundainseln und Macao erobert. Als aber ab 1580 die portugiesische Expansion in Asien verebbte, verlor Portugal allmählich alle besetzten Gebiete an die Holländer außer Timor-Leste und Macao. Macao ist 1999 China zurückgegeben worden, Timor-Leste ist 2000 unabhängig geworden. 1.2. Die lusophonen Länder Um die Variation des Portugiesischen in all ihrer Komplexität zu veranschaulichen, ist es notwendig, auf die Situation des Portugiesischen in den verschiedenen lusophonen Ländern kurz einzugehen. Portugal und Brasilien stellen Beispiele von zwei relativ homogenen sprachlichen Gemeinschaften dar, mit allerdings deutlich verschiedenen Standardvarietäten. Die lusophonen Länder Afrikas (Kap Verde, Guinea-Bissau, Sa˜o Tome´ e Prı´ncipe, Angola und Mosambik) haben die Standardvarietät Portugals zwar als offizielle Sprache, aber der Gebrauch von Kreolsprachen auf portugiesischer Basis ist weit verbreitet. In Asien dürfte der heutige Gebrauch mit Ausnahme von Timor-Leste sehr gering und fast nur in kreolisierter Form vorhanden sein. Ungefähr 10 Millionen Portugiesen sprechen die Varietät, die als der ursprüngliche Standard betrachtet werden kann, die sog. lı´ngua padra˜o. Diese entspricht nach der Definition von Cunha/Cintra (1984) „dem Sprachgebrauch der gebildeten Schichten im Raum Coimbra-Lissabon“. Das europäische Portugiesisch nimmt innerhalb der romanischen Sprachen insofern eine Sonderstellung ein, als es eine seltene Homogenität aufweist. Bole´o (1944, 14) spricht von „a
III. Italische und romanische Sprachen
excepcional homogeneidade linguı´stica do Paı´s e a sua escassa diferenciac¸a˜o dialectal“. Auch wenn eine Reihe von phonetischen und vor allem lexikalischen Varianten festgestellt werden können, kann man grundsätzlich im Falle Portugals von einer großen sprachlichen Einheitlichkeit sprechen. Diese dürfte auf die schnelle Reconquista und auf die Festlegung der definitiven Landesgrenzen bereits im 13. Jahrhundert zurückgehen (vgl. 2.2). Das einzige, diese Homogenität störende Element sind die sog. linguagens fronteiric¸as. Es handelt sich vor allem um leonesiche Dialekte, die an der portugiesischen-spanischen Grenze an verschiedenen kleineren Orten gesprochen werden und auf die wir hier nicht weiter eingehen werden. Brasilien stellt, mit mehr als 176 Millionen Einwohnern, die größte lusophone Gemeinschaft der Welt dar. Das brasilianische Portugiesisch hat sich seit der Kolonisation im 16. Jahrhundert so weiterentwickelt, dass es heute eine ganze Reihe von phonetischen, morphologischen, syntaktischen und lexikalischen Unterschieden zum europäischen Portugiesisch aufweist. Ein großer Beitrag zur Bildung der brasilianischen Varietät kam wahrscheinlich von den afrikanischen Sklaven, die nach Brasilien geschickt wurden, um dort in den Plantagen zu arbeiten. Weiters ist zu bemerken, dass die brasilianischen Varietäten eher von sozialen als von geographischen Faktoren bestimmt sind. Im afrikanischen Kontinent ist das Portugiesische in den fünf Republiken Kap Verde, Guinea-Bissau, Sa˜o Tome´ e Prı´ncipe, Angola und Mosambik zwar offizielle Sprache, es wird aber nur von einer Minderheit der Bevölkerung tatsächlich verwendet: die Mehrheit spricht primär entweder autochthone Sprachen, die sogenannten lı´nguas nacionais, oder portugiesische Kreolsprachen. Daraus ergibt sich, dass zwischen dem juridischen Status des Portugiesischen in Afrika und dessen effektiver Verwendung bei weitem noch keine volle Entsprechung besteht; andrerseits muss man betonen, dass der Gebrauch des Portugiesischen als nationales Kulturgut angesehen und als solches gefördert wird.
18. Portugiesisch
Ganz anders sieht sie Situation in Asien aus. Überall dort, wo die Portugiesen im 16. bis 17. Jahrhundert Handel betrieben und das Portugiesische als Lingua Franca verwendet wurde, werden heute entweder autochthone Sprachen oder Englisch gesprochen. In Malakka, Java und Sri Lanka wird zu bestimmten religiösen und festlichen Anlässen noch die portugiesische Kreolsprache Kristang gebraucht. In Macao war bis 1999 das Portugiesische zwar noch offizielle Sprache, aber es wird nur von 3⫺5 % der Einwohner portugiesischen Ursprungs verwendet, während die Mehrheit der Bevölkerung Chinesisch spricht.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Das Portugiesische unter den romanischen Sprachen Die Entwicklung des Lateins in den verschiedenen Gebieten des ehemaligen römischen Reichs führt zur Herausbildung einer ganzen Reihe von neuen Sprachen, deren Strukturen sich deutlich vom Latein, aber auch von den Strukturen der von ihnen abgeleiteten Kreolsprachen unterscheiden. Diese neuen Sprachen weisen im Bereich der Phonetik, der Morphologie und der Syntax tendenziell zahlreiche konvergente Entwicklungszüge auf, die es erlauben, von einem romanischen Typus zu sprechen. In der Phonetik zeigen die romanischen Sprachen eine starke Neigung zur Diphthongierung und eine auffällige Präsenz von Palatallauten und Affrikaten. Man denke nur an die spontane Diphthongierung von betontem, kurzem lateinischem e/o (lat. petra vs. rum. piatra˘, it. pietra, frz. pierre, span. piedra, port. pedra) und an die vielen Palatallaute und Affrikaten verschiedener Provenienz (Assimilation von Konsonant ⫹ i/e/ä: z. B. rum. ger, it. gelo, frz. gel, span. hielo, port. gelo < gelum; Assimilation eines Konsonanten mit einem folgenden j: rum. vie, it. vigna, frz. vigne, span. vin˜a, port. vinha < vinea; Assimilation an ein vorangehendes oder nachfolgendes sekundäres j: rum. ochi, it. occhio, frz. oeil, span. ojo, port. olho). Was die traditionellen lateinischen Wortkategorien anbelangt, so kommt im Roma-
507 nischen die Kategorie des bestimmten und unbestimmten Artikels hinzu, der aus der Umwandlung der deiktischen Funktionen von ille/ipse und unus entsteht. Substantive und Adjektive verlieren ihre Deklinationsmerkmale und werden dementsprechend nicht mehr nach Deklinationstypus, sondern nach ihrem Genus (maskulin, feminin oder neutrum) kategorisiert. Die Verbalmorphologie behält im Hinblick auf die paradigmatische Konstitution von Tempora, Modi und Genera die zwei Oppositionen: Präsensstamm vs. Perfektstamm (lat. facio/ feci, it. faccio/feci, frz. je fais/je fis, span. hago/hice, port. fac¸o/fiz) und synthetische vs. periphrastische oder analytische Formen (lat. amatur/amatus est, it. canto/ho cantato, frz. je chante/j+ai chante´, span. canto/he cantado, port. canto/tenho cantado); letztere werden aber im Romanischen viel intensiver gebraucht, um Tempora und insbesondere um Aspekte und Aktionsarten zu bilden (it. stavo per cantare, stavo cantando, continuai a cantare; frz. je commence a` chanter, je viens de chanter; span. estoy cantando, voy a hacer, acabo de hacer; port. estou a cantar/ estou cantando, vou fazer, continuo a cantar, acabo de cantar). Man kann außerdem einerseits die Reduzierung von verschiedenen lateinischen Verbalformen auf eine einzige romanische Form feststellen (das ist der Fall der vier lateinischen Partizipia, von denen im Romanischen nur das Partizip Perfekt überlebt: it. fatto, frz. fait, span. hecho, port. feito), andrerseits die Entwicklung von neuen eigenständigen Formen, wie dem Gerundium. Auch in der Syntax lassen sich zahlreiche Konvergenzphänomene unter den romanischen Sprachen beobachten. Das Subjekt ist im Romanischen nicht mehr wie im Lateinischen am Nominativ erkennbar, sondern an der Kongruenz mit dem Prädikat und an der positionellen Nähe zum Prädikat. Das direkte Objekt unterscheidet sich nicht mehr durch das morphologische Kennzeichen des Akkusativs, sondern durch seine tendenzielle Stellung sofort nach dem Prädikat, und manchmal auch durch eine besondere Präposition (vgl. span. He visto a Pedro; port. aquela opinia˜o escandalizou a todos). Die anderen Satzglie-
508 der zeichnen sich im allgemeinen ebenfalls nicht mehr durch Kasusmarkierung aus, sondern ihre Funktion wird durch Präpositionen mit eigener Semantik ausgedrückt. Was Subjekt- und Objektsätze betrifft, so werden sie zumeist durch Haupt- und Nebensätze ausgedrückt, wobei der Nebensatz durch eine semantisch leere Konjunktion eingeleitet wird und das Prädikat aus einer finiten Verbform besteht. Enthält der Hauptsatz kein Präsens, sondern ein Vergangenheitstempus, kommen in den meisten romanischen Sprachen andere Konkordanzregeln der Tempora zur Anwendung (vgl. port.: Disse que estava doente/tinha estado doente/partiria). Schwieriger ist es, die romanischen Sprachen untereinander in Gruppen zu klassifizieren. Eine schlüssige interne Klassifizierung und Typologisierung erweist sich insofern als äußerst problematisch, als sie von verschiedenen Kriterien abhängen kann, die schwer miteinander zu verbinden sind. In der Regel wird ein eher geographisches Klassifikationskriterium vorgezogen, nach dem das Portugiesische ⫺ zusammen mit dem Galegischen, dem Asturianischen, dem Kastilischen, dem Aragonesischen und für einige Wissenschaftler dem Katalanischen ⫺ einem iberoromanischen Typus zugeordnet wird (diese Klassifikation wird z. B. von Tagliavini 1972 und Renzi/Salvi 1985 vorgeschlagen). Ein anderes Klassifikationskriterium besteht darin, die Distanz bzw. die Nähe der romanischen Strukturen von bzw. zum Latein festzustellen, was die Erkennung einer ganzen Reihe von Konvergenzbzw. Divergenzphänomenen zwischen den romanischen Sprachen ermöglicht. Wendet man diese verschiedenen Kriterien auf das Portugiesische an, dann kann man feststellen, dass das Portugiesische, das Galegische und das Asturianische besondere Affinitäten untereinander aufweisen und dass das Portugiesische gegenüber den anderen romanischen Sprachen häufiger archaisierende Züge zeigt. 2.2. Die Feststellung eines Standards Um eine Standardsprache zu definieren, können zwei Kriterien herangezogen werden, die diese von Dialekten oder regiona-
III. Italische und romanische Sprachen
len Varietäten abgrenzen: eine Standardsprache charakterisiert sich durch eine weitgehende Einheitlichkeit in der Aussprache, Graphie, Grammatik und Lexik und außerdem durch die allseitige Verwendung in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, sowohl in mündlicher als auch in schriftlicher Form. Besonders günstige historische Voraussetzungen sind der entscheidende Faktor, der zur Herausbildung einer ungewöhnlich einheitlichen Standardsprache in Portugal geführt hat. Wenn die portugiesische Sprache kaum regionale Unterschiede aufweist, so hängt das unmittelbar mit dem historischen Prozeß der Reconquista zusammen und mit der sprachlichen Umgestaltung, die damit verbunden ist. Es handelt sich um eine Rückeroberung, die zuerst von Asturien und Leo´n ausging und die, um die Mitte des 13. Jahrhundert, auch die Algarve erfasste; dabei fand die Überlagerung der in sich wenig differenzierten nordportugiesischen Variante über den Süden statt, die ⫺ in Verbindung mit dem Zusammentreffen zwischen Sprechern verschiedener regionalen Herkunft ⫺ zu einem weiteren Ausgleich von vorhandenen sprachlichen Unterscheidungen beitrug. Die Differenzierungen, die das portugiesische Dialektgebiet während der Reconquista erfuhr, sind eher lexikalischer Natur und betreffen vor allem semantische Bereiche wie Naturphänomene, Haushalt, Landwirtschaft und Handwerk; sie dürfen also nicht als sprachliche Erscheinungen angesehen werden, die den Charakter des Portugiesischen grundlegend anders strukturieren: solche strukturverändernde sprachliche Differenzierungen sind ⫺ wenn überhaupt vorhanden ⫺ eher grammatischer Natur und erweisen sich im Falle Portugals als sehr beschränkt (ein Beispiel davon wäre etwa das Minhotische mit den Varianten eu fez/ele fiz statt eu fiz/ele fez). Auch die phonetischen, allerdings geringfügigen, Unterschiede finden ⫺ im Gegensatz zum Galloromanischen, Italienischen und Spanischen ⫺ keinen grammatischen Niederschlag. Die Herausbildung einer einheitlichen Standardsprache wurde nicht nur durch die in Portugal relativ schnell geendete Recon-
18. Portugiesisch
quista begünstigt, sondern auch durch andere wichtige Faktoren, die die Voraussetzung für die frühzeitige Ausdehnung dieser Standardsprache bilden: dazu zählen sicherlich die früh fixierte und seit der größeren Korrektur im Jahre 1297 nicht mehr veränderte Staatsgrenze und die Tatsache, dass die Festigung der politischen Zentralgewalt bereits ab dem 12. Jahrhundert, d. h. ab der Loslösung der portugiesischen Grafschaft von Leo´n, stattgefunden hat, ohne zentrifugale Bestrebungen zu erfahren. Man kann also im Falle Portugals von einem weitgehenden Zusammenfall zwischen Isoglossen und Staatsgrenze sprechen. Was die phonetischen Isoglossen betrifft, so hat Lindley Cintra 1971 das portugiesische Sprachgebiet in eine nördliche und eine zentral-südliche Variante gegliedert; insbesondere wurden eine Sonderentwicklung des Nordens (ein Beispiel dafür ist etwa die Neutralisierung der Opposition /v/ ⫺ /b/ zu /b/ im Norden und hingegen die Erhaltung der Opposition im Süden) und eine Vereinfachung von ursprünglich phonetischen Oppositionen im Gebiet zwischen dem Tejo und dem Süden festgestellt. Auf der Basis dieser Gliederung läßt sich feststellen, dass die portugiesische Standardsprache tendenziell der südlichen Variante folgt; das kann unter anderem auf folgende Tatsache zurückgeführt werden: sowohl die Stadt Lissabon, die seit dem 13. Jahrhundert Hauptstadt des Landes ist, als auch der Raum Lissabon-Coimbra, der als zentraler Aktionsbereich der Könige und als Heimat verschiedener kultureller Institutionen ⫺ z. B. des wichtigsten Universitätszentrums Portugals ⫺ angesehen werden kann, neigen dazu, den phonetischen südlichen Varianten zu folgen. Dieses Phänomen hat die portugiesische Standardsprache grundlegend geprägt. Zur Herausbildung jeder Standardsprache trägt natürlich die Entwicklung von traditionsstiftenden Textserien entscheidend bei. Die ersten schriftlichen Dokumente gehen auf das 13. Jahrhundert zurück und sind sowohl Prosatexte als auch Texte der höfischen Liedkunst, die noch ein weitgehendes galegisch-nordportugiesisches Gepräge zeigen. Als früheste Zeugen der Stan-
509 dardsprache gelten jedoch offizielle und notarielle Texte, sowie religiöse Literatur insofern mehr, als sie metrischen Zwängen nicht unterliegen. Die Standardisierung schritt auch dank dem Kodifizierungs- und Normierungsprozeß voran: die ersten portugiesischen Grammatiker waren Ferna˜o de Oliveira („Grammatica da lingoagem portuguesa“, 1536) und Joa˜o de Barros („Grammatica da lı´ngua Portuguesa“; „Dia´logo em louvor da nossa linguagem“, 1540). Ab 1770 fand die Grammatik von Reis Lobato große Breitenwirkung, auch weil sie lange als offizielles Lehrbuch verwendet wurde. Im Bereich des Normierungsprozesses spielt ebenfalls die Gründung im Jahre 1779 der Academia Real das Sciencias, der heutigen Academia das Cieˆncias de Lisboa eine Rolle: ihr wurde die Pflege von Sprache und Literatur anvertraut, jedoch trug sie einzig zur orthographischen Sprachpflege bei. Heute arbeitet die Akademie mit der CNALP (Commissa˜o Nacional da Lı´ngua Portuguesa) zusammen, die 1988 von der Regierung eingesetzt wurde. In Brasilien stellt sich die Frage der Standardsprache wesentlich anders als in Portugal. Erst im Zuge der Loslösung von Portugal kam es dazu, eine brasilianische Standardsprache zu schaffen. Dies erfolgte vor allem dank der Entstehung einer literarischen Produktion (z. B. mit Jose´ de Alencar, dem Initiator der Romantik in Brasilien 1846/47), dank der Gründung 1896 der Academia Brasileira de Letras und in rezenter Zeit dank der sprachsteuernden Wirkung des Novo diciona´rio da lı´ngua portuguesa (11975) von Aure´lio Buarque de Holanda Ferreira. Im Falle des afrikanischen Portugiesisch kann man zwar von Amtssprache sprechen, nicht jedoch von einer Standardsprache. Es wäre allerdings wünschenswert, dass in Zukunft eine einzelstaatliche Norm andere Varianten beeinflußt: man denke z. B. an die angolanische Variante, die ⫺ aufgrund des politischen und wirtschaftlichen Gewichtes Angolas und auch des Anteils der Portugiesischsprecher ⫺ als Propagator dienen könnte.
510 2.3. Phonetik, Phonemik und Prosodik Wir befassen uns hier mit der Charakterisierung der Lautebene unter zwei Gesichtspunkten: zum einen umfaßt die sprachtypologische Betrachtung das Inventar an Vokalen und Konsonanten des portugiesischen Phonemensystems, zum anderen wird auch der Bereich der Betonung und Intonation berücksichtigt werden. Das portugiesische Vokalsystem besteht aus acht Phonemen /i e ε a α c o u/, wobei alle ⫺ mit Ausnahme von /α/ ⫺ je nach Kontext zwei oder drei verschiedene Realisierungen aufweisen: eine „reine“ Realisierung in offener Silbe, wenn die folgende Silbe nicht mit /l/ anlautet, und in geschlossener Silbe, wenn diese mit einem Konsonanten (außer /l/) auslautet; eine velarisierte Realisierung bei mit /l/ auslautender Silbe und schließlich eine relativ velarisierte Realisierung in offener Silbe vor /l/. Typisch für das Portugiesische sind die Oppositionen zwischen ε/e, c/o, α/a und die unterscheidende Funktion der Opposition zwischen Oralvokalen und den fünf Nasalvokalen /ı˜ e˜ a˜ o˜ u˜/. Der Konsonantismus kennt folgende Phoneme: /p b t d k g f v s z s z m n n˜ l λ r R/ und die zwei Halbkonsonanten /j w/. Als charakteristisch für das Portugiesische, aber auch für andere iberoromanische Sprachen wie das Kastilische, gilt die Tendenz zur Lenisierung der Artikulationen, vor allem zwischen Vokalen und im Auslaut; so können z. B. die Okklusiven /b d g/ als /β δ γ/ realisiert werden. Der portugiesische Phonetismus ist durch die Präsenz von einem Silbenakzent gekennzeichnet und unterscheidet Intensität und Länge der Silbe. So können wir ein proparoxytones Substantiv crı´tica und ein paroxytones Verb critica haben, was auf ein wichtiges Charakteristikum des portugiesischen Akzents schließen läßt, nämlich seine bedeutungsunterscheidende Funktion. Mit Ausnahmen von Wörtern wie o, um, com, se, de, lhe(s) usf., die generell enklitisch (disse-me), mesoklitisch (di-lo-ia) oder proklitisch (o livro que te disse) sind, besitzen alle portugiesischen Wörter eine einzige betonte Silbe. Vom typologischen Gesichtspunkt her erweist sich die starke Neigung
III. Italische und romanische Sprachen
zu paroxytonen Wörtern, d. h. zu Wörtern mit Akzent auf der vorletzten Silbe (z. B. casa), als für das Portugiesische charakteristisch. Im allgemeinen läßt sich für die Betonung auf der Wortebene folgende Regel feststellen: bei Substantiven und Adjektiven wird der letzte Vokal der Wurzel betont (revista, respeito, pessoa), während bei Verben der Themavokal betont ist (falar, partisse, partı´ramos). Ausnahmen dazu werden von Substantiven wie nı´vel, la´pis, orfa˜o und von Verbalformen des Indikativs und Konditionals wie falare´i, falara´s, faları´a usw. dargestellt. Typologisch kann man das Portugiesische zu den Sprachen mit freiem Akzent zuordnen, in Opposition zu den Sprachen mit fixem Akzent, deren Wörter immer auf einer bestimmten Silbe betont sind, wie z. B. dem Französischen, wo die Betonung immer auf der letzten Silbe liegt. 2.4. Die Morphologie Die sprachtypolgische Untersuchung morphologischer Erscheinungen berücksichtigt zwei Aspekte: die Flexionsmorphologie einerseits und die Wortbildungslehre andererseits. Im folgenden werden wir von einem inventarbezogenen Gesichtspunkt her die verschiedenen grammatischen Kategorien erläutern und uns mit der Art und Weise befassen, wie sie im Portugiesischen formal ausgedrückt werden. Die Betrachtungsweise beruht auf sprachtypologischen Überlegungen, deren Ziel hauptsächlich die Feststellung des Synthese- bzw. Analysegrades der morphologischen Erscheinungen ist. Auch im Falle der Wortbildung zielt die Untersuchung vor allem darauf ab, mithilfe sprachtypologischer Methoden die charakteristischen Verfahren im Bereich der verschiedenen Konstruktionsweisen festzustellen. 2.4.1.
Die Flexionsmorphologie
2.4.1.1. Die Konjugation Die Untersuchung der Charakteristika der portugiesischen Flexionsmorphologie erfolgt mit Berücksichtigung von Konjuga-
18. Portugiesisch
tion und Deklination, wobei der Vergleich mit grammatischen Kategorien anderer flektierender Sprachen eine Rolle spielen wird. Zunächst werden wir im Bereich der Konjugation auf die grammatischen Kategorien des Verbs (Person, Numerus, Modus, Tempus, Genus Verbi und Aspekt) und auf die Konjugationsklassen näher eingehen. Die portugiesische Verbflexion kennt drei Personen und zwei Numeri: es werden Sprecher, Angesprochener und Besprochenes unterschieden, die im Singular oder im Plural auftreten können. Im Bereich der Kategorie der Person kann ein synthetisches Merkmal des Portugiesischen festsgestellt werden: da die Verbendungen sowohl Person als auch Numerus anzeigen, würde sich der konkrete Gebrauch der Personalpronomina in Funktion des Subjekts als redundant erweisen und wird daher gewöhnlich vermieden, was in anderen romanischen Sprachen (etwa dem Kastilischen und dem Italienischen) auch der Fall ist. Ein Vergleich mit anderen flektierenden Sprachen z. B. der germanischen Sprachgruppe zeigt, dass etwa das Englische aufgrund des Gebrauchs des Personalpronomens und der entsprechenden Verbform analytisch vorgeht. Was die Modi betrifft, so können diese als Formen des Verbs bezeichnet werden, die die Modalität des Satzes, d. h. die Stellungnahme des Sprechers gegenüber dem Gesagten ausdrücken. Von einem pragmatischen Gesichtspunkt her, können wir sagen, dass die Modi, zusammen mit anderen Ausdrucksmitteln wie z. B. Modaladverbien, die Absicht der Äußerung anzeigen. Das Portugiesische unterscheidet vier Modi: Indikativ, Konjunktiv, Konditional und Imperativ. Der Indikativ drückt eine neutrale Geltung der Aussage aus und charakterisiert eine Tatsache als wirklich; der Konjunktiv hingegen bringt eine subjektive Bewertung oder eine Annahme zum Ausdruck; mit dem Konditional wird eine Möglichkeit bzw. die Irrealität eines Sachverhaltes dargestellt und schließlich bezeichnet der Imperativ eine Aufforderung an die angesprochene Person. Neben diesen vier synthetischen Möglichkeiten, die Satzmodalität auszudrücken,
511 verfügt das Portugiesische über eine ganze Reihe von modalen Verbalperiphrasen, die analytisch durch den Gebrauch von Modalverben wie dever, haver de, ter de/ter que, precisar de, poder, saber und dem Infinitiv gebildet werden. Im portugiesischen Tempussystem können zwei Kategorien unterschieden werden: die sog. „absoluten“ Tempora einerseits, die jeweils Gleichzeitigkeit, Vorzeitigkeit bzw. Nachzeitigkeit der Handlung zum Ausdruck bringen, und die „relativen“ Tempora andrerseits, bei denen die zeitliche Perspektive der Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit von einem Vergleichspunkt abhängig gemacht wird. Diese Unterscheidung entspricht auch derjenigen zwischen einfachen und zusammengesetzten Tempora (tempos simples und compostos): die ersten (Presente, Futuro, Prete´rito imperfeito, Prete´rito perfeito, Prete´rito mais-que-perfeito) werden synthetisch gebildet, während die zweiten (Presente composto im Konditional, Prete´rito perfeito composto, Prete´rito mais-que-perfeito composto und Futuro composto im Indikativ und Konjunktiv) analytisch aus der Zusammensetzung vom konjugierten Hilfsverb ter mit dem Particı´pio passado resultieren. Weitere analytische Möglichkeiten, zeitliche Verhältnisse auszudrücken, werden von tempusbezeichnenden Verbalperiphrasen dargestellt, wie z. B. ir, haver de, tem vindo a, acabar de, vir de ⫹ Infinitiv oder vir ⫹ Gerundium. Das Genus Verbi kennt zwei Formen: das Aktiv, in dem das Subjekt als Agens auftritt, und das Passiv, in dem das Subjekt als Patiens die Handlung erleidet. Die diachrone Sprachtypologie zeigt, dass das Portugiesische sich vom synthetischeren Latein entfernt hat, indem es das Passiv nicht morphologisch, sondern analytisch durch die Zusammensetzung vom konjugierten Verb ser und dem Particı´pio passado bildet (vgl. lat. cantatur gegenüber port. e´ cantado). Das Portugiesische kann als „Aspektsprache“ bezeichnet werden, da es sich der Flexionsmorphologie bedient, um bestimmte Merkmale (z. B. die Vollendung oder Nichtvollendung) eines Geschehens zu kennzeichnen. Daher kommt der Kategorie des Aspekts eine große Bedeutung zu, unter
512 anderem auch deswegen, weil die Opposition zwischen den verschiedenen Aspekten von ser/estar lexikalisiert ist (vgl. Mateus et al. 21989, 98 ff.). Wie Mateus et al. (21989, 96⫺98) vorschlagen, sind folgende vier Aspekte zu unterscheiden: punktuell vs. durativ einerseits, sowie perfektiv vs. imperfektiv andrerseits. Der erste Aspekt kennzeichnet Äußerungen, die z. B. mit sog. inchoativen Verben ein gewisses Ereignis beschreiben, während der zweite Aspekt eher Prozesse kennzeichnet, deren Abfolge bzw. Wiederholung betont werden soll, vor allem im Indikativ Präsens oder durch Adverbien wie muitas vezes usf. Der perfektive bzw. imperfektive Aspekt kennzeichnen die Abgeschlossenheit bzw. Nicht-Abgeschlossenheit eines Vorgangs: der erste wird mit dem Prete´rito perfeito (O Pedro comeu imenso), der zweite mit den Tempora Prete´rito imperfeito oder Prete´rito perfeito composto (O Luı´s tem trabalhado ate´ tarde) ausgedrückt. Neben den synthetischen Tempora, besteht auch in diesem Fall die analythische Möglichkeit der Verbalperiphrasen, um Aspekte zu bestimmen (z. B. für die Aktualität: estar a ⫹ Infinitiv/Gerundium; Wiederholung: tornar/voltar a ⫹ Infinitiv; Resultativität: chegar a/ vir a ⫹ Infinitiv; usw.). Schließlich soll ein weiteres charakteristisches Merkmal des Portugiesischen ⫺ sowie anderer romanischer Sprachen, etwa des Kastilischen und des Italienischen ⫺ besprochen werden. Es handelt sich um das Formensystem mit den drei Konjugationsklassen, die sich nach ihrem thematischen Vokal unterscheiden lassen: {-a-, -e-, -i-} ⫹ Infinitivendung {-r}: cant ⫹ a ⫹ r, corr ⫹ e ⫹ r, discut ⫹ i ⫹ r. Diese Formen bilden den Infinitivo na˜o-flexionado, aus dem der Futuro simples (cantar ⫹ ei) und der Condicional simples (cantar ⫹ ia) abgeleitet werden. Aus dem Infinitivstamm ohne Infinitivendung wird der Infinitivo flexionado abgeleitet (Typ: canta ⫹ r, canta ⫹ res …: konjugierter Infinitiv), sowie Prete´rito imperfeito (cant ⫹ ava), Geru´ndio (cant ⫹ ando), Particı´pio passado (cant ⫹ ado) und die 1. und 2. Person Pl. des Indikativs Präsens (cant ⫹ amos, cant ⫹ ais); alle anderen Personen sowie der Konjunktiv Präsens und
III. Italische und romanische Sprachen
der Imperativ lassen sich aus dem Präsensstamm ableiten: cant ⫹ o, cant ⫹ e, cant ⫹ a; aus dem Perfektstamm ergeben sich der Prete´rito mais-que-perfeito (canta ⫹ ra), der Prete´rito imperfeito do Conjuntivo (canta ⫹ sse) und der Futuro do Conjuntivo simples (canta ⫹ r). 2.4.1.2. Die Deklination Folgende grammatische Kategorien spielen im Bereich der Deklination eine Rolle: Genus, Numerus, Kasus, Steigerungsgrad und „Bedeutungsgrad“. Im Portugiesischen werden zwei Genera, Maskulinum und Femininum, unterschieden; diese Opposition entspricht manchmal der Bedeutung der Substantive (vgl.: o homem, Mask. vs. a mulher, Fem.) und wird durch den Artikel und zusätzlich durch bestimmte Endungen markiert. Die häufigsten Genusmorpheme sind {-o, -or, -eˆs, -a˜o} für das Maskulinum und {-a, -ora, -esa, -ona} für das Femininum (vgl.: o tio/a tia; o professor/a professora; o camponeˆs/a camponesa usf.). Im Falle der Demonstrativpronomina kommt das Neutrum hinzu (vgl.: este/esse/ aquele, Mask.; esta/essa/aquela, Fem.; isto/ isso/aquilo, Neutrum). Was den Numerus betrifft, so lassen sich ein Singular und ein Plural unterscheiden, die, analog zum Genus, durch Artikel und Suffixe (Numerusmorpheme) markiert werden. Je nach der Singularendung werden die Pluralformen gebildet, aber grundsätzlich kann man {-s} als Pluralmorphem betrachten (vgl.: a mesa ⫺ as mesas; o carro ⫺ os carros; o ca˜o ⫺ os ca˜es). Es gibt außerdem Formen, die sog. Singulariatantum und Pluraliatantum, die nur im Singular bzw. im Plural auftreten; zu den ersteren gehören Personen- sowie Stoffnamen (o Ec¸a, o ferro), während die zweiten zu der Kategorie der Kollektiva gehören (os arrededores ‘die Umgebung’). Die Kollektiva können als numerusindifferente Form angesehen werden und treten auch im Singular auf (a polı´cia, a burguesia). Die grammatische Kategorie des Kasus wird ausschließlich bei den Personalpronomina morphologisch markiert. Es handelt sich dabei um drei Kasus, Subjekt (Nomina-
18. Portugiesisch
tiv), direktes Objekt (Akkusativ), indirektes Objekt (Dativ), die synthetisch gekennzeichnet sind (vgl. z. B.: ele/ela ⫺ lhe ⫺ o/ a für die 3. Person Singular). Aus anderen Sprachen sind weitere Kasus bekannt, z. B. aus dem Latein der Genitiv, der Vokativ und der Ablativ, die im Laufe der Entwicklung zum Portugiesischen verschwunden sind und durch Präpositionalgruppen ersetzt wurden (vgl. 3.3). Die Kategorie des Steigerungsgrads betrifft Adjektive und Adverbien und unterscheidet drei Stufen: Positiv, Komparativ und Superlativ. Der Komparativ wird im Portugiesischen analytisch durch die zwei Adverbien mais/menos (höherer bzw. tieferer Vergleichungsgrad) gebildet. Beim Superlativ sind beide Typen möglich: der „relative Superlativ“ wird periphrastisch gebildet, während der „absolute Superlativ“ synthetisch ist (vgl. o mais alto vs. altı´ssimo). Neben diesen zwei Möglichkeiten der Superlativbildung existiert im Portugiesischen auch ein Elativ, der durch Adverbien wie z. B. muito, imensamente zur Hervorhebung eines Adjektivs dient (vgl.: um amigo muito ´ıntimo). Schließlich kommt im Bereich der Substantive eine letzte Kategorie zum Tragen, die als „Bedeutungsgrad“ (vgl. LRL, VI, 2, 162 f.) bezeichnet werden kann. Er umfaßt eine Grundstufe und eine Vergrößerungsbzw. Verkleinerungsstufe. Die Gradveränderung erfolgt entweder synthetisch durch die Hinzufügung von Suffixen (vgl.: chape´uchapela˜o) oder analytisch durch die Verwendung von Adjektiven (vgl. chape´u grande). 2.4.2. Die Wortbildungslehre Der Prozeß der Wortbildung findet fast ausschließlich bei sog. „offenen Wortklassen“ statt (Substantiv, Adjektiv, Verb und Adverb), den einzigen, die eine gewisse lexikalische Produktivität und Mobilität gestatten. Im Bereich der Wortbildung erweist sich das Portugiesische als eine eher synthetische Sprache, die über verschiedene Mittel verfügt, um ihr Lexikon zu bereichern; folgende sind die wichtigsten: ⫺ Derivation: es handelt sich um die Ableitung von neuen Lexemen aus bestimm-
513 ten Grundwörtern. Der Prozeß erfolgt durch Affigierung, also durch die Hinzufügung von Präfixen oder Suffixen: pre´ ⫹ aviso, dign ⫹ ificar, pobr ⫹ eza; eine besondere Form von Derivation wird von den parasynthetischen Bildungen dargestellt, in denen ein Präfix und ein Suffix gemeinsam auftreten (z. B.: introspecc¸a˜o); ⫺ Komposition: wird als Zusammensetzung von mindestens zwei freien Morphemen definiert: couve-flor, guardachuva; ⫺ Konversion: Dieses Wortbildungsverfahren bezeichnet den Wortartenwechsel eines Lexems, der ohne Stammänderungen erfolgt: amanha˜ (Adverb) J o amanha˜ (Substantiv). 2.5. Die Syntax Auch in der Syntax lassen sich sprachtypologische Merkmale feststellen, die hauptsächlich zwei Aspekte betreffen: die Reihenfolge der Satzglieder innerhalb einzelner Sätze einerseits und verschiedenartige Satzstrukturen andrerseits, die zum Tragen kommen. Die Untersuchung zielt darauf ab, stellungsrelevante Wörter bzw. Satzglieder zu bestimmen, sowohl im Nominalbereich (z. B. Klitika) als auch in der Satzfolge. Was die Satzstruktur betrifft, so wird die Unterscheidung zwischen Nominativ- bzw. Aktivsprache und diejenige zwischen subjektbzw. themenstruktureller Sprache berücksichtigt und auf das Portugiesiche angewandt werden. Ein wichtiger Untersuchungsansatz betrifft die Stellung der Nomina. Im folgenden werden wir uns insbesondere mit der Wortfolgetypologie von Substantiven und Adjektiven und der Stellung der Klitika befassen. Zwei sind die möglichen Sprachtypologien: bei den sog. „zentrifugalen“ Sprachen wird das Adjektiv dem Substantiv nachgestellt (vgl. im Französischen ‘homme heureux’), während bei den Sprachen mit sog. „zentripetaler“ Konstruktion geht das Adjektiv dem Substantiv voraus (vgl. im Schwedischen ‘en da˚lig bok’). In zahlreichen Sprachen treten beide Wortfolgetypologien
514 gemeinsam auf und bilden also einen Mischtyp: das ist im Portugiesischen auch der Fall, wobei zu betonen ist, dass die „zentrifugale“ Konstruktion überwiegend ist (um vestido verde, o relo´gio dourado). In bestimmten Fällen kann aber das Adjektivsyntagma dem Substantiv vorangehen (vgl. a situac¸a˜o difı´cil / a difı´cil situac¸a˜o), was teilweise zu semantischen Veränderungen führen kann: uma pessoa ilustre / uma ilustre pessoa (vgl. Mateus et al. 21989, 186). Ein Charakteristikum des Portugiesischen wird von den Klitika dargestellt, die im Vergleich z. B. mit den restlichen romanischen Sprachen einige Besonderheiten aufweisen. Die Pronomina sind im Hauptsatz sowohl bei den finiten als auch bei den infiniten Verbformen enklitisch (vgl. pareceme, vendo-o), mit wenigen Ausnahmen (z. B. bei den verneinten und den von den Adverbien apenas, ate´, mesmo, so´, tambe´m eingeleiteten finiten Verbformen: o Pedro na˜o me viu; so´ a Ana te reconheceu). Innerhalb der romanischen Sprachen sind heute einzig aus dem Portugiesischen die Mesoklitika bekannt. Es handelt sich um Personalpronomina, die beim Indikativ Futur und beim Konditional zwischen die Infinitivform und die Flexionssuffixe eingeschoben werden (vgl. z. B. o Pedro teˆ-la-a´ entregado ontem). Ein weiterer typologischer Forschungsschwerpunkt geht von den elementaren Satzgliedern Subjekt (S), Prädikat (P), direktem Objekt (OD) und indirektem Objekt (OI) aus und zielt darauf ab, die Folgemöglichkeiten dieser zentralen Satzbestandteile festzustellen. Dabei gilt das Interesse der syntaktischen Sprachtypologie hauptsächlich der Bestimmung einer unmarkierten Satzgliedstellung für die jeweilige Einzelsprache. Im Portugiesischen lassen sich zwei verschiedene Konstruktionen unterscheiden: eine präsentative Ordnung einerseits (P ⫹ S ⫹ XYZ), mit der grundsätzlich ein Thema eingeführt wird, und eine prädikative Ordnung andrerseits (S ⫹ P ⫹ XYZ), mit der ein schon eingeführtes Thema weitergeführt wird (vgl.: Era uma vez um homem e uma mulher que tinham muitos filhos / O povo exerce o poder polı´tico atrave´s do sufra´gio
III. Italische und romanische Sprachen
universal, igual, directo, secreto e perio´dico e das demais formas previstas na Constituic¸a˜o). In beiden Fällen stehen die zwei zentralen Satzelemente S/P zusammen am Satzanfang und die Objekte sind als nähere Bestimmungen des Verbs zu betrachten. Eine solche Wortfolgetypologie wurde von der jüngeren Forschung als „progressiv determinierend“ bzw. „emissiv“ bezeichnet und steht in Opposition zum „regressiv determinierenden“ bzw. „rezeptiven“ Typ (S ⫹ Objekt ⫹ P), der vor allem aus nichtindoeuropäischen Sprachen wie z. B. dem Ungarischen und dem Japanischen bekannt ist. Die emissive Wortfolgetypologie betrifft auch die bereits besprochene Nominastellung und entspricht der zentrifugalen Struktur Substantiv ⫹ Adjektiv. Aufgrund dieser Beobachtungen kann das Portugiesische also als eine überwiegend emissive Sprache gelten. Im Rahmen der syntaktischen Sprachtypologie wird die Komplexheit der Sätze nicht nur vom Gesichtspunkt der Satzgliedstellung her betrachtet, sondern weitere Ansätze bestimmen die Strukturierung von Äußerungen mit. Dazu zählen zum einen die Prinzipien der sog. „relationalen Typologie“ und zum anderen die Unterscheidung zwischen subjekt- und themenstrukturellen Sprachen. Die relationale Sprachtypologie beruht auf dem Prinzip der zwei semantischen Rollen Agens und Patiens und unterscheidet zwischen transitiven Verben, die beide Rollen verlangen (wie etwa bei comer oder escrever), und intransitiven Verben, die allein eine Rolle erfordern, Agens (wie bei dormir) oder Patiens (wie bei desmaiar). Im Portugiesischen wird der Agens sowohl transitiver als auch intransitiver Verben morphologisch nicht markiert; die Formbildung der Subjekte von transitiven Verben entspricht also derjenigen der Subjekte von intransitiven Verben. Was den Patiens betrifft, so wird er nur dann durch die Präposition a gekennzeichnet, wenn er belebte Wesen bezeichnet und von transitiven Verben abhängig ist (z. B.: O Pedro viu a eles na loja), wobei das Er-
515
18. Portugiesisch
scheinen der Präposition nur teilweise obligatorisch ist (vgl. Gärtner 1998, 122 f.). Aufgrund der Tatsache, dass das Portugiesische eine Kategorie des Subjekts und einen nur partiell markierten Patiens kennt, kann es als „Nominativsprache“ bezeichnet werden. Demselben Typ sind sämtliche indoeuropäische Sprachen zuzuordnen. Schließlich ist ein letzter typologischer Ansatz zu berücksichtigen, der auf der Unterscheidung zwischen subjekt- und themenstrukturellen Sprachen beruht. Dieser Ansatz geht von der engen Beziehung zwischen Thema und Rhema einer Aussage einerseits und der Satzstruktur andrerseits aus und ist darauf ausgerichtet, die verschiedenen Verfahrensweisen zur Markierung des Sazthemas zu bestimmen. Das für das Portugiesische typischste Verfahren, d. h. eigentlich das nicht markierte, ist die subjektstrukturelle Konstruktion, die zuerst ein Subjekt als Thema und dann ein Prädikat als Rhema vorsieht: z. B. im Satz „O Pedro viu um filme“ stellen das Nominalsyntagma ⫺ Subjekt ‘o Pedro’ das Satzthema und das Verbalsyntagma Prädikat ⫹ Objekt ‘viu um filme’ das Rhema dar. Eine zweite Verfahrensweise zur Kennzeichnung des Satzthemas ist in den Entscheidungsfragen zu finden: in den affirmativen Antworten tendiert das Portugiesische dazu, das Verb zu wiederholen (Ja´ chegaram? Chegaram). Es handelt sich um eine Wiederaufnahme, die auch aus anderen romanischen Sprachen bekannt ist, etwa dem Galegischen, dem Asturianischen und teilweise auch dem Kastilischen und dem Rumänischen. Schließlich wird eine weitere Möglichkeit zur Hervorhebung sowohl eines Syntagmas als auch des Satzthemas von den sog. Spaltsätzen dargestellt. Diese besondere syntaktische Struktur besteht darin, einen Satz in zwei Teile aufzulösen: einen Präsentativsatz (bestehend aus Kopula ⫹ hervorzuhebendem Element) und einen Relativsatz (relative Pro-Form ⫹ semantisches Hauptverb): O Joa˜o e´ que mo disse. Es handelt sich um eine Konstruktion, die ein universalsprachliches Phänomen zu sein scheint und die als periphrastisches Verfahren zur Kennzeichnung der Hervorhebung bezeichnet werden kann (Metzeltin 1997, 95 ff.).
3.
Sprachvariation
3.1. Variation und Varietäten des Portugiesischen Ziel dieser Untersuchung ist es, die verschiedenen Variationserscheinungen des Portugiesischen zu beschreiben und zu versuchen, sie typologisch zu erfassen. Die Grundvoraussetzung, um überhaupt von Variation und Varietäten sprechen zu können, stellt die Feststellung eines Standards, der lı´ngua padra˜o, dar. Diese entspricht, wie bereits erwähnt (vgl. 1.2) dem Portugiesischen der gebildeten Schichten im Raum Coimbra-Lissabon, nach der Meinung, die von vielen Wissenschaftlern vertreten wird (z. B. Cunha/Cintra 1984; Mateus et al. 21989). Auf der Basis dieses Modells kann man diachronische, diatopische, sowie diastratische und diaphasische Varietäten feststellen. In der vorliegenden Untersuchung wird in erster Linie die interne Sprachgeschichte, d. h. die diachronische Variation berücksichtigt. Um diese zu untersuchen, ist es notwendig, zuerst die zeitliche Gliederung der portugiesischen Sprachgeschichte zu bestimmen, die folgendermaßen zusammengefaßt werden kann. Im Laufe der Entwicklung aus dem Vulgärlatein entstehen auf der iberischen Halbinsel eine protoromanische Sprache und einige Sprachgrenzen, unter denen die Isoglosse, die die westiberischen Sprachen Galegisch und Portugiesisch vom Asturianischen und Kastilischen trennt. Die Entwicklung des Galego-Portugueˆs stellt die erste belegte Phase der portugiesischen Sprachgeschichte dar: es handelt sich um die Sprache einer lyrischen und satirischen Dichtung, deren Blütezeit zwischen dem ausgehenden 12. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts liegt (vgl. Lindenbauer/Metzeltin/Thir 21995, 111). Ab dem 14. Jahrhundert, der zweiten Phase der Sprachgeschichte, beginnt, wie die Cro´nica Troiana beweist, das Galegische sich vom Portugiesischen durch eine Reihe von vorwiegend phonetischen und morphologischen Merkmalen zu unterscheiden, und die zwei Sprachen machen getrennte Entwicklungsphasen durch.
516 Ab dem 16. Jahrhundert erfolgt dank den Werken portugiesischer „Klassiker“ wie Camo˜es die Festigung der Schriftsprache und, schließlich, sind noch im 19. Jahrhundert relevante phonetische Veränderungen feststellbar sowie die diasystematische Verbreitung der lı´ngua padra˜o. Was die diatopische Variation betrifft, so wurde die relative Einheitlichkeit des Portugiesischen bereits betont. Jedoch lassen sich mindestens seit dem 18. Jahrhundert innerhalb der Standardsprache Portugals mehrere diatopische Varietäten feststellen, die falares. In Anlehnung an den Vorschlag von Manuel de Paiva Bole´o/Maria Helena Santos Silva 1962 unterscheiden wir die sechs falares: Minhoto, Transmontano, Beira˜o, do Baixo Vouga e Mondego, de Castelo Branco und Portalegre und das Falar Meridional und außerdem die drei Dialekte Guadramileˆs, Mirandeˆs und Barranquenho. Aus der allgemeinen sprachlichen Verbreitung geht hervor, dass im Falle des Portugiesischen auch eine diatopische Untersuchung sehr sinnvoll ist, insofern als diese Sprache in den verschiedenen Ländern, wo sie gebraucht wird, zahlreiche Varitionserscheinungen aufweist. In diesem Sinne erweist sich die Unterteilung in portugiesisches und Übersee-Gebiet am besten geeignet, die verschiedenen Realisierungen zu erfassen. Was das letztere anbelangt, so berücksichtigen wir die lautliche, morphologische und syntaktische Variation in Brasilien, Afrika und Asien, wobei in den letzten beiden Fällen noch kaum zufriedenstellende Daten vorhanden sind. Schließlich finden auch diastratische und diaphasische Varietäten Berücksichtigung. Dabei stehen vor allem formeller vs. informeller, elitärer vs. vulgärer Sprachgebrauch sowie geschriebene vs. gesprochene Sprache im Vordergrund. Die Betrachtung der funktionalen Variation geht auch von der Überlegung aus, dass diastratische und diaphasische Varietäten u. a. von Kommunikationsmittel, -situation und -thema abhängen. 3.2. Lautliche Variation 3.2.1. Der Vokalismus Im Bereich des Vokalismus weist das Portugiesische eine beträchtliche diachronische Variation auf, die hier anhand einiger rele-
III. Italische und romanische Sprachen
vanter Beispiele veranschaulicht werden soll. Der Bestand an Vokalen des heutigen Portugiesisch entwickelt sich zunächst aus dem Vulgärlatein, dessen Vokalsystem folgende sieben Phoneme besaß: /i e˛ e a o˛ o u/, wobei die im klassischen Latein noch vorhandene Opposition zwischen langen und kurzen Vokalen vielleicht bei /e/ und /o/ noch eine Zeit lang erhalten blieb. Das Vokalsystem des mittelalterlichen Portugiesisch, das sich nachweislich ungefähr ab dem 9. Jahrhundert entwickelt, entspricht dem des Vulgärlateins und weist im betonten Vokalismus bis zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert unter anderem folgende Phänomene auf: ⫺ Bildung neuer Diphthonge, die aus der Vorwegnahme eines i (primarium > *primairo > primeiro; materiam > madeira; corium > coiro; rubeum > ruivo) oder aus der Vokalisierung eines vorkonsonantischen Velarlautes (lacte > *layte > leite; lectum > leito; noctem > noite; lucta > luita, später luta) resultieren. ⫺ Bildung des Diphthongs ou aus primärem oder sekundärem au, das später zu einem geschlossenen o monophthongiert: amauit > amaut > amou; taurum > touro; posuit > pous (später poˆs); alterum > (autro) > outro. ⫺ Nasalierung der Vokale durch Schwund eines intervokalischen -n-: manum > ma˜o; bene > bem; bonam > bo˜a (später boa). Ab dem 14. Jahrhundert sind folgende Veränderungen feststellbar: ⫺ Tilgung der Hiate, die aus dem Schwund von -d-, -l-, -n- entstanden sind. Die Tilgung erfolgt entweder durch Kontraktion der Vokale (leer > ler; coor > cor) oder durch Entwicklung eines nasalen Palatals (lat. gallina > galı˜a > galinha). Es handelt sich um ein für das Portugiesische typisches Phänomen. In anderen Fällen wird der Hiat durch Auflösung in einem Diphthong aufgehoben (sina-es > sinaes > sinais; ma-o > mau; ma˜-o > ma˜o). ⫺ Entstehung neuer Nasaldiphthonge im Auslaut durch artikulatorische Schwä-
18. Portugiesisch
chung von auslautenden -n/-m (ladrom > ladra˜o; dan > da˜o; enton > enta˜o; nom > na˜o). ⫺ Aus dem Süden kommt die Tendenz, die sich dann in ganz Portugal verbreitet, den Diphthong ou [ow] zu monophthongieren [o]: cousa, pouco, doutor. Es ist interessant, zu beobachten, dass sich die parallele Monophthongierung von ei zu /e/ nur im Süden, durchsetzt, vor allem weil in Lissabon, das in diesem Fall wie der Norden bewahrend ist, das Phänomen nicht stattfindet. Was die unbetonten Vokale betrifft, so neigen sie vom Altportugiesischen zum Neuportugiesischen generell zur Schließung (o > u, a > ä, e/i > ⭸). Im 19. Jahrhundert ist die allmähliche Öffnung von betontem e vor Palatallauten (lenha > länha) und im Nasaldiphthong -em (bem: [e˜˜ı] > [a˜˜ı]) auffällig, die von Lissabon ausgeht, aber auch heute immer noch als typisch für die Hauptstadt empfunden wird. Der portugiesische Vokalismus weist auch heute noch zahlreiche diatopische Variationen auf, die mindestens teilweise auf die verschiedene Geschwindigkeit der Lautentwicklung in den verschiedenen Regionen zurückgehen. Die sechs falares Portugals unterscheiden sich u. a. durch folgende Phänomene: ⫺ Das falar minhoto charakterisiert sich durch: Öffnung vom betonten a vor Nasalkonsonanten: [bränca] > [bra˛nka]; Diphthongierung des betonten auslautenden Nasalvokals: manha˜ [ma˜nhau]; Beibehaltung der alten Aussprache -on/ -om statt Diphthongierung zu -a˜o; Diphthongierungsphänomene: Porto [puartu]. ⫺ Das falar transmontano weist folgende Merkmale auf: Aussprache e der Gruppe a ⫹ Nasal: tutano [tutenu]; Hinzufügung eines e bei Wörtern, die auf /z/ enden; offene Realisierung von /e o/, wenn sie in der Standardsprache geschlossen realisiert werden. ⫺ Im beira˜o ist das paragogische e auch charakteristisch, sowie die Realisierung e˜ für a˜.
517 ⫺ Das falar do Baixo Vouga e Mondego umfaßt die Regionen um Aveiro und Coimbra und charakterisiert sich negativ durch die Abwesenheit von typischen Zügen. ⫺ Das wichtigste Charakteristikum des falar de Castelo Branco e Portalegre ist die Aussprache von a: curral [kuRe˛l]. ⫺ Schließlich weist das falar meridional, zusammen mit den subfalares alentejano und algarvio, die meisten Veränderungen auf: Realisierung des Diphthongs ei wie geschlossenes e und parallel ou > o: ribeira [rebera], ouro [oru]; Realisierung i des auslautenden e: sete [seti]; Gebrauch eines paragogischen -i: pe´ [pe˛i]; Synkope des -i in der Endung -ia: famı´lia [famı´la]; Vorwegnahme eines [i4 ]: pa´tio [paitu]. Im Bereich des Vokalismus zeigt Brasilien zugleich konservative und innovative Züge. Auslautende unbetonte Vokale werden folgendermaßen ausgesprochen: o [u]; e [i] auch im Falle von proklitischen und enklitischen Wörtern wie lhe, que, de usf.; a wird sehr offen realisiert: passa [’pasa] statt [pasä] in Portugal; andere typische Merkmale sind die absolute Abwesenheit des für das europäische Portugiesisch charakteristischen Zentralvokals [e¨] und die weitgehende Neutralisierung der Opposition zwischen offenen und geschlossenen a, e, o (im Nasalbereich werden sie z. B. nur geschlossen ausgesprochen), die auch wichtige Konsequenzen morphosyntaktischer Natur hat (z. B. die Aussprache des femininen Artikels a unterscheidet sich nicht von der des mit Präposition kontrahierten Artikels, also a`. Was Afrika und Asien anbelangt, erlaubt uns der Mangel an Forschung nur sehr vage Aussagen über den Vokalismus zu machen: offiziell spricht man in Afrika die portugiesische Standardvarietät, in Wirklichkeit aber kann man eine starke Adstratwirkung der Bantusprachen und eine nur unvollkommene Nasalierung der Vokale feststellen. Schließlich ist noch die diastratische Variation zu berücksichtigen, für die wir über die von M. F. de Rezende Matias (LRL, VI, 2, 321⫺326) in Portugal durchgeführten Forschungen verfügen. Sie betreffen die Re-
518 alisierungen von unbetonten e und i und vom Diphthong ou in hohen, mittleren und niedrigen Sozialschichten und zeigen folgende Ergebnisse: das Phonem /e/ wird in hohen Schichten als [⭸], in mittleren und niedrigen eher als [i] realisiert, während i in allen Schichten als [⭸] ausgesprochen wird. Der Diphthong ou wird im Norden des Landes in den höheren Schichten je als [ow], [aw], in den mittleren und in den niedrigen als [ow], [aw] oder [oj] realisiert; im Süden, hingegen, ist überall die Realisierung [o] oder [c] in niedrigeren Schichten anzutreffen. 3.2.2. Der Konsonantismus Auch im Bereich des Konsonantismus gehört das Portugiesische generell dem Typus der westromanischen Sprachen an und erfährt seit dem Entwicklungsprozeß aus dem Vulgärlatein die charakteristischen phonetischen Veränderungen wie Lenisierung und Palatalisierung. Letztere zählt, gemeinsam mit der Vereinfachung der Geminatae und der Sonorisierung der intervokalischen Stimmlosen, zu den wichtigsten phonetischen Phänomenen im Wandel vom klassischen über das Vulgärlatein zu den romanischen Sprachen. Sie betrifft die Gruppen *ci ce gi ge+, die fast überall in der Romania folgende Entwicklung erfuhren: [kyi kye] > [tsˇi tsˇe] (civitatem > ciutatem > cidade); das Ergebnis der Palatalisierung der Gruppen gi, ge war zunächst ein [y], das intervokalisch schwindet (reginam > rainha), im Anlaut aber zu [dzˇ] wird und mit der Entwicklung des [y] des klassischen Lateins zusammenfällt (genesta > giesta wie iulium > julho). Der Einfluß des yod ist auch in den Gruppen [ty dy ly ny] sehr stark: diese wurden zu [tsˇy dzˇy λ n˜] palatalisiert (pretium > prec¸o; hodie > hoje; filium > filho; teneo > tenho); auch die Gruppe -ss ⫹ yod wurde palatalisiert (zu [sˇ]: russeum > roxo). Aus diesen Erläuterungen folgt, dass die Palatalisierung zur Entstehung der sechs neuen Phonemen [ts dz dzˇ sˇ λ n˜] im GalegischPortugiesischen führte und somit relevante Konsequenzen für das portugieische Konsonantensystem hatte.
III. Italische und romanische Sprachen
Andere charakteristische Phänomene sind die Degemination von [pp tt kk ff nn] (letztere ab dem 16. Jahrhundert): sagitta > saeta; bucca > boca; die Sonorisierung der stimmlosen Okklusive im intervokalischen Inlaut: sapuit > soube; die Lenisierung von intervokalischen romanischen b d g zu [β δ γ]; der Schwund stimmhafter Okklusive: confido > confio. Hervorzuheben ist, dass b sich zu einem typisch romanischen Phonem entwickelt, nämlich dem stimmhaften labiodentalen /v/: habere > haver. Das /v/ resultiert außerdem aus intervokalischem /f/ oder aus den Gruppen l/r ⫹ b: perfectu > proveito, alba > alva. Typologisch ist auch die Bewahrung des anlautenden /f/ als ein für das Portugiesische und für andere westromanische Sprachen, mit Ausnahme des Kastilischen und des Gascognischen, wichtiges Charakteristikum anzusehen: facere > fazer. Was die Sibilanten betrifft, so besaß das mittelalterliche Portugiesisch die Phoneme s, z (apikoalveolar im Norden und dental im Süden) und sˇ (⫽ s), das sich entweder aus der Kombination -ss ⫹ yod entwickelt (vgl. oben) oder aus lat. ks/sk: miscere > mexer. Unter den Affrikaten ist ein [ts] eine typisch portugiesische Entwicklung aus den Gruppen pl-, kl-, fl-, (plenu > cheo > cheio; flagrare > cheirar), die aber auch zu den Kombinationen pr-, kr-, fr- werden können (placere > prazer; flaccu > fracu). Ein weiteres Phänomen, das noch vor den großen phonetischen Revolutionen des 16. Jahrhunderts stattfindet, ist der Schwund von intervokalischen -l- und -n-: salire>sair, corona > coroa. Im 16. Jahrhundert finden dann der Zusammenfall von Affrikaten und entsprechenden Frikativen statt (centu > cem; palatiu > pac¸o wie sine > sem und passu > passo und coquere > cozer wie consuere > coser) und etwas später auch die Entaffrikatisierung von ts zu s (pluvia > chuva) und von dzˇ zu zˇ (gente > gente). Schließlich entsteht ab dem 19. Jahrhundert die Opposition zwischen /r/ und dessen uvularer Realisierung /R/ (caro vs. carro), die dem spanischen /x/ ähnlich ist. Es handelt sich zunächst um ein auf Lissabon
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18. Portugiesisch
beschränktes Phänomen, das sich dann im ganzen Land ausbreitet. Auch diatopisch kann man eine ausgeprägte Variation des Konsonantismus feststellen. In Portugal weisen die sechs falares folgende Merkmale auf: ⫺ Falar minhoto: Veränderungen von -al/ -il zu -aur/-iur (alto [a˛u4 rtu]); Rhotazismus -l- > -r- (colcha [korsˇa]). ⫺ Falar transmontano: s und z reversos: seis [sei4 s]. ⫺ Die falares do Baixo Vouga e Mondego und de Castelo Branco und Portalegre weisen keine besonderen Varianten auf. ⫺ Falar meridional: das auslautende s wird oft als [zˇ] mit einem paragogischen e realisiert: depois [depozˇe]. Was Brasilien betrifft, so ist der Konsonantismus durch folgende Charakteristika gekennzeichnet: ⫺ Auslautende /s/ uns /z/ werden vor stimmlosem Konsonant als /s/ realisiert und vor stimmhaftem als /z/: [vista], [mezmo]. Nur im Gebiet von Rio de Janeiro (das als carioca bezeichnet wird) werden sie als [sˇ] und [zˇ] ausgesprochen, was oft die Epenthese eines Jod verursacht: luz [luysˇ]. ⫺ Vokalisierung des velaren [ł] zu [w]: animal [animaw], ama´vel [amavew]. ⫺ Epenthese eines interkonsonantischen -e-/-i- in Wörtern gelehrten Ursprungs: adimirar, pissicologia, rı´timo. ⫺ Die Okklusive [t d] werden vor e/i normalerweise palatalisiert (t’, d’): sentir, te vejo, pediu. Schließlich sind im afrikanischen Portugiesisch folgende hinsichtlich des Standardportugiesischen negative Merkmale feststellbar: ⫺ Keine Unterscheidung zwischen stimmloser und stimmhafter Realisierung einiger Konsonanten, z. B. d-t, k-g. ⫺ Keine Unterscheidung zwischen alveolarem /r/ und uvularem /R/. Hinsichtlich des Konsonantismus in Portugal lassen sich auch Aussagen über eine diastratische Variation machen: in sehr vulgären Sprachregistern kann man den
Schwund des auslautenden -l feststellen (general > genera´, coronel > corone´); teilweise findet auch das Phänomen des Rhotazismus statt (-l > -r: alto > arto), das in anderen romanischen, vor allem in italienischen Varietäten, (z. B. der italienische männliche Artikel il wird im Römischen zu er) auch typisch ist. Außerdem kann man in familiären/vulgären Sprachregistern den Schwund vom auslautenden -r beobachten: doutoˆ, pega´, faze´. 3.3. Morphologische Variation Die Variation des Portugiesischen im Bereich der Morphologie betrifft die zwei Kategorien Flexionsmorphologie und Wortbildung. Im folgenden werden anhand einer Auswahl von relevanten Beispielen einige diachronische, diatopische, diastratische/diaphasische Variationserscheinungen in den Bereichen Konjugation, Deklination und Wortbildung (Komposition und Derivation) vorgestellt. 3.3.1.
Die Flexionsmorphologie
3.3.1.1. Die Konjugation Im Falle der Konjugation sind vor allem die Kategorien Person, Numerus, Modus und Tempus von Variationsphänomenen betroffen. Die diachronische Untersuchung der Kategorien Person und Numerus zeigt, dass die drei Personen Singular und Plural des Lateinischen im Portugiesischen erhalten geblieben sind. Am Beispiel der Endungen des Indikativs Präsens ist die noch enge Verbindung zum Latein ersichtlich: 1. Pers. Sg. -o > -o, 2. Pers. Sg. -s > -s, 3. Pers. Sg. -t > -ø, 1. Pers. Pl. -mus > -mos, 2. Pers. Pl. -tis > -des > (heute) -is, 3. Pers. Pl. -nt > -Nasalvokal. Eine solche Entwicklung ist aus sprachtypologischer Sicht als eine Beibehaltung im Portugiesischen des lateinischen Synthesegrads anzusehen: die Personen- und Numeruskennzeichnung erfährt im Laufe der Sprachgeschichte typologisch gesehen keine Variation und erfolgt weiterhin morphologisch. Die einzige diachronische Variation hinsichtlich der Person wird vom Schwund der 2. Person Plural (vo´s) dargestellt, der ab
520 dem 19. Jahrhundert erfolgt. Heute gilt diese Anrede als veraltet, also ihr Gebrauch entfällt sowohl in Portugal als auch in Brasilien und ist ausschließlich in feierlichen, offiziellen Reden anzutreffen, nicht aber in der gesprochenen Umgangssprache; an ihrer Stelle tritt die Form mit voceˆs ⫹ 3. Person Plural auf. Hinsichtlich der diatopischen Variation der Kategorie Person sind Beispiele aus dem brasilianischen und aus dem afrikanischen Portugiesisch zu verzeichnen. Die 2. Person Singular ist in Brasilien praktisch komplett außer Gebrauch gekommen und wird systematisch durch voceˆ ersetzt. Ihr Gebrauch ist auf einige regionale Umgangssprachen des Maranha˜o und des Rio Grande do Sul beschränkt, ist also nicht nur diatopisch, sondern auch diastratisch markiert. Die 1. Person Plural wird in Brasilien, durch a gente ⫹ 3. Person Singular ersetzt: A gente sabe o que fazer (‘Wir wissen, was wir tun sollen’). Im Falle des Portugiesischen Afrikas kann man ein Phänomen beobachten, das für die Umgangssprache gebildeter bilingualer Sprecher charakteristisch ist und das in der Verschiebung in den Kongruenzbeziehungen zwischen Anredewörtern und Verbformen besteht, vgl. z. B.: O menino (3. Pers.) foste (2. Pers.) no branco so Souto, foste? (vgl. LRL, VI, 2, 587). Zahlreichere Beispiele lassen sich im Bereich der funktionalen, also diastratischen und diaphasischen Variation finden. Diese betrifft vor allem den sog. ‘tratamento’, also die verschiedenen Anredeformen, die auch eine signifikante diatopische Variation erfahren. Man kann zwischen vertraulicher und höflicher Anrede unterscheiden. Im Standardportugiesisch Portugals dienen tu ⫹ 2. Pers. Sg. und voceˆ ⫹ 3. Pers. Sg. / voceˆs ⫹ 3. Pers. Pl. zur vertraulichen Anrede unter Angehörigen der gleichen sozialen Schicht oder Gruppe und entsprechen den deutschen Formen du/ihr. Die übliche Höflichkeitsform wird morphologisch von der 3. Person Singular/Plural dargestellt, die zusammen mit verschiedenen Bezeichnungen als Anredeformen
III. Italische und romanische Sprachen
auftreten kann (z. B. o senhor / a senhora mit oder ohne Familienname, o Doutor, o Professor usw.). Im Falle der Anredeformen sind diatopische Varianten zu verzeichnen. Im Gegensatz zu Portugal ist in Brasilien die 2. Person Singular tu außer Gebrauch gekommen und wird heute nur in einigen südlichen Gebieten verwendet (vgl Gärtner 1998, 239). Zur vertraulichen bzw. höflichen Anrede dienen wie im europäischen Portugiesisch die Formen voceˆ(s) ⫹ 3. Pers. Sg./Pl. bzw. o(s) senhor(es) / a(s) senhora(s) ⫹ 3. Pers. Sg./Pl. Im Bereich der Numeri ist das Portugiesische auch durch Funktionsvarianten geprägt. Die 3. Person Singular kann z. B. den Sender bezeichnen und als Ausdruck der Bescheidenheit in Ansuchen und Anträgen verwendet werden. Die 1. Person Plural entspricht nicht nur dem deutschen ‘wir’, sondern erfüllt zwei weitere Funktionen: den „Plural der Bescheidenheit“, mit dem sich der Verfasser von Publikationen bezeichnet („Achamos indipensa´vel preceder a obra de uma introduc¸a˜o …“) und den sog. „Pluralis majestatis“, der vor allem in Reden von Königen und Herrschern gebraucht wird („No´s, Dom Fernando, pela grac¸a de Deus Rei de Portugal e do Algarve, fazemos saber …“, vgl. Gärtner 1998, 20). Die diachronische Variation im Bereich des Modussystems zeigt einige grundlegende Veränderungen im Laufe der Entwicklung vom Latein zum Galego-Portugueˆs und dann zum modernen Portugiesisch. Der Infinitiv behält grundsätzlich dieselben Funktionen und drückt dieselben Satzmodalitäten aus, wie im Latein. Der Konjunktiv erfährt hingegen eine Gebrauchsverringerung und wird im Portugiesischen, im Gegensatz zum Lateinischen, fast aussschließlich in Nebensätzen verwendet (vgl. Caˆmara 1975, 135); Ausnahmen dazu werden von Wunschsätzen und von Aufforderungssätzen dargestellt, in denen der Konjunktiv fehlende Imperativformen ersetzt. Auch der Imperativ erfährt eine Reduzierung im Tempussytem: der Imperativ Futur des Lateinischen schwindet und das Präsens bleibt als einziges Tempus. Dage-
18. Portugiesisch
gen bildet sich als neuer Modus der Konditional mit zwei Tempora aus. Der Imperativ zeigt auch eine diatopische Variante: In Brasilien wird der Imperativ sehr oft durch den Indikativ Präsens ersetzt. Dasselbe geschieht mit den Konjunktivformen, die Imperativfunktion besitzen, allerdings nur in der gesprochenen Sprache. Im afrikanischen Portugiesisch sind auch Abweichungen im Gebrauch der Modi (Indikativ statt Konjunktiv) feststellbar: „Talvez … ele ia nos fiar outra vez“ (vgl. LRL, VI, 2, 588). Die Variation hinsichtlich der Diastratie/ Diaphasie erweist sich besonders im Bereich des Konditionals als erheblich. Die zwei Tempora Presente und Prete´rito do Condicional bezeichnen die Irrealität einer Handlung in der Gegenwart bzw. in der Vergangenheit oder dienen zur Abschwächung der Verben des Wünschens/Wollens. In diesen beiden Funktionen werden sie in der Umgangssprache oft durch den Indikativ in den Tempora Prete´rito imperfeito bzw. Prete´rito mais-que-perfeito composto ersetzt: „Ela teria (⫽ tinha) hoje vinte anos“; „Eu teria desejado (⫽ tinha desejado) ver o centro histo´rico“. Die Kategorie Tempus ist morphologisch durch eine erhebliche diachronische und funktionale Variation geprägt. Diachronisch betrachtet ist das portugiesische Tempussystem im Vergleich zum Lateinischen durch eine gewisse morphologische Vereinfachung gekennzeichnet; sprachtypologisch bedeutet dies ein Abbau der ursprünglich analytischen Formen des Vulgärlateins und die Entwicklung der neuen synthetischen Tempora des Portugiesischen: es handelt sich um den Indikativ Futur, den Konditional Präsens und den sog. „flektierten Infinitiv“. Das Futuro simples entwickelt sich bereits im Galego-Portugueˆs. Es handelt sich um eine synthetische Form (amarei), die von der Periphrase amare habeo des Vulgärlateins abgeleitet wird. Was den Konditional Präsens betrifft, so kann man auch eine Verringerung des periphrastischen Bildungsverfahrens feststellen: aus der Form amare habebam entwickelt sich die portugiesische synthetische Form amaria. Der „flek-
521 tierte Infinitiv“ gilt als die wichtigste portugiesische Neuerung und stellt mit Sicherheit eine Besonderheit dar, die das Portugiesische von den anderen romanischen Sprachen unterscheidet. Der Ursprung dieses Tempus ist noch umstritten, da es sich aus einem folgender lateinischer Tempora entwickelt haben kann: dem Imperfekt oder dem Perfekt des Konjunktivs (cantarem bzw. cantaverim), oder aus dem Futur II (cantavero, vgl. LRL, VI, 2, 507), es könnte sich aber auch aus dem normalen Infinitiv in Analogie zum Futuro do conjuntivo entwickelt haben. Das „Infinitivo pessoal“ kennzeichnet bereits die ältesten Texte auf Galego-Portugueˆs, während es im Kastilischen unbekannt ist. Man kann also behaupten, dass im Galego-portugueˆs das Tempussystem bereits dem des modernen Portugiesisch entspricht. Das Imperfeito do indicativo stammt aus dem entsprechenden lateinischen Tempus (-abam > -ava, -ebam/-ibam- > -ia), während das Imperfeito do conjuntivo sich aus dem lateinischen Plusquamperfekt Konjunktiv entwickelt hat (-avissem > -asse, -evissem > -esse, -ivissem > -isse). Im Bereich des Perfekts läßt sich zwischen starken und schwachen Formen unterscheiden, die direkt aus den lateinischen Formen abgeleitet sind, obwohl sie teilweise aufgrund von Analogie verändert wurden: habui > houve, tenui > tive (Analogie mit houve), usf. (vgl. LRL, VI, 2, 507). Das Futuro do conjuntivo, der aus dem Futur II entstanden ist, wird heute noch gebraucht, was auch eine Besonderheit des Portugiesischen bildet. Als portugiesische Neubildungen gelten die zusammengesetzten Tempora, die periphrastisch mit dem konjugierten Hilfsverb ter und dem Particı´pio passado gebildet werden. Ursprünglich jedoch, und zwar bis ungefähr zum 15. Jahrhundert, sind zusammengesetzte Tempora mit dem Hilfsverb aver statt ter belegt: in einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert z. B. liest man „e perde os be˜es que d+ante auya fectos“ (Bsp. aus Vasconcelos 1922, 49). Die intransitiven Verben wiesen drei Möglichkeiten der Bildung der tempos compostos auf, mit aver, teer oder seer. Schon ab dem 15. Jahrhundert aber begann das Hilfsverb ter sich
522 durchzusetzen, so dass diese Periphrase heute innerhalb der romanischen Sprachen eine Ausnahme darstellt (wenn man vom umgangssprachlichen Gebrauch des spanischen tener als Hilfsverb absieht). Schließlich sei noch auf die unflektierten Formen hingewiesen. Das Particı´pio passado der zweiten Konjugation erfährt folgende diachronische Variation: im mittelalterlichen Portugiesisch weist es noch die Endung -udo auf, während ab dem 15. Jahrhundert die moderne Endung -ido auftritt (vgl. saber: sabudo > sabido). Das Particı´pio presente wird nicht mehr als Verbform gebraucht, sondern nur als Substantiv oder Adjektiv (z. B. Levante, seguinte). Das Geru´ndio behält die Endungen -ando, -endo, -indo und erfährt daher keine diachronische Variation. Hinsichtlich der Tempora kann man auch eine diatopische Variante feststellen. Im Bereich der Verbalperiphrasen wird die aspektbezeichnende Form estar a ⫹ Infinitiv (A Maria esta´ a falar) in Portugal, Afrika und der Literatursprache Brasiliens gebraucht, während die Variante estar ⫹ Geru´ndio (A Maria esta´ falando) nur im Süden Portugals und in Brasilien üblich ist. Das portugiesische Tempussystem zeigt auch eine beachtliche funktionale Variation. Die meisten Varianten sind diaphasisch markiert und betreffen besonders das Futur, das systematisch entweder durch das Präsens Indikativ oder durch periphrastische zwischen geschriebener und gesprochener Sprache. So wird im portugueˆs falado das Futur Indikativ systematisch durch periphrastische Formen wie haver de/ter de/ir ⫹ Infinitiv ersetzt, was die allgemeine Tendenz des Portugiesischen zu den analytischen Bildungen bestätigt. Die Beobachtungen Teyssiers (1976, 211 f.) tragen zur Feststellung der diaphasischen Variation der drei Formen des Plusquamperfekts Indikativ bei: die einfache Form (cantara) wird fast ausschließlich in der Literatursprache gebraucht, während die zusammengesetzte Form (tinha cantado) sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache zu finden ist. Das zusammengesetzte Tempus mit dem Hilfsverb
III. Italische und romanische Sprachen
haver (havia cantado) wird nur sehr selten verwendet und ist auf die geschriebene Sprache beschränkt. 3.3.1.2. Die Deklination Die portugiesische Sprache weist im Bereich von Genus, Kasus und Numerus eine nicht unerhebliche Variation auf. Was die diachronische Variation des Genus anbelangt, so ist eine Vereinfachung im Laufe der Entwicklung vom Latein zum Galegisch-Portugiesischen festzustellen: Die Genera reduzieren sich auf zwei, Maskulinum und Femininum, während das lateinische Neutrum schwindet und sich im Portugiesischen im allgemeinen zu maskulinen Substantiven entwickelt (melle > mel). Die maskulinen Substantive stammen aus der zweiten (amicu > amigo), dritten (capu > cabo) oder vierten lateinischen Deklination (metu > medo), während die Mehrzahl der femininen Substantive auf -a sich aus der ersten lateinischen Deklination entwickelt hat (mesa > mesa). Im Galegisch-Portugiesischen war der Grad an Homomorphie zwischen maskulinen und femininen Substantiven noch relativ hoch, was am Beispiel der aus den lateinischen Formen mit den Endungen -ore oder -ense stammenden portugiesischen Substantive ersichtlich ist: diese besaßen eine einzige Form für beide Genera, ein Phänomen das sich z. B. im häufigen Ausdruck mia senhor ‘meine Herrin’ der mittelalterlichen Cancioneiros zeigt. Schließlich lassen sich im Laufe der Entwicklung aus dem Latein Beispiele von Genusänderung finden: das ist der Fall des Substantivs mar, das im Latein Neutrum war, im Galegisch-Portugiesischen feminin und im modernen Portugiesisch maskulin ist (vgl. LRL, VI, 2, 502). Im Bereich des Genus sind weitere Varianten zu verzeichnen, die sowohl diatopisch als auch diastratisch zu bewerten sind. Es handelt sich vor allem um Genusänderungen, die in den Untersuchungen zur Umgangssprache des portugiesischen Regionalromans von Verdelho (1982, 114) festgestellt wurden: im Roman „Terras do Demo“ von Aquilino Ribeiro aus dem Jahr 1919, der in der Region Beira Alta spielt, findet
18. Portugiesisch
man z. B. die Substantive coruta, pacta und risa, die in der lı´ngua padra˜o maskulin sind und auf -o enden; das Substantiv fim ist in der Umgangssprache der Regionen Minho, Tra´s-os-Montes, Algarve und Ac¸ores feminin, eine Besonderheit, die auch im Roman „Ressurreic¸a˜o dos Mortos“ von Sousa Costa aus dem Jahr 1917 zu finden ist („Aquilo foi bailar e cantar que parecia a fim do mundo“, S. 302). Am Beispiel der Kategorie Kasus kann man aus sprachtypologischer Sicht die starke Tendenz zur Analyse und zur Bildung von periphrastischen Formen feststellen, die die portugiesische Sprache im Laufe der Entwicklung aus dem Latein aufweist. Diese Tendenz zeigt sich besonders in der Tatsache, dass das Portugiesische, so wie im allgemeinen die anderen romanischen Sprachen, das Sechserkasussystem (bestehend aus Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ und Ablativ) des klassischen Lateins zugunsten eines Präpositonalsystems aufgegeben hat. Der Übergang vom synthetischen zum analytischen Modell fing bereits im Vulgärlatein an: statt der morphologischen Kasusmarkierungen wurden Präpositionen immer häufiger gebraucht; außerdem begann die Unterscheidung zwischen Subjekt (Nominativ) und Objekt (Akkusativ) sich nur mehr aus der Stellung innerhalb des Satzes zu ergeben (vgl. Silva Neto 1986, 226). Der Verlust der Kasusflexion bei den portugiesischen Substantiven kann als das wichtigste Phänomen im Bereich der diachronischen Variation dieser grammatischen Kategorie angesehen werden. Bei den Personalpronomina hingegen überlebte die Unterscheidung zwischen Subjekt (Nominativ), direktem Objekt (Akkusativ) und indirektem Objekt (Dativ), die bis heute durch synthetische Formen ausgedrückt wird (vgl. 2.4.1.2). Wir verfügen auch über einige Daten hinsichtlich der diatopischen Variation der Kategorie Kasus im pronominalen Bereich, die jedoch auch als diastratische Variationserscheinungen aufzufassen sind. Verdelho (1982, 118) weist auf den Gebrauch der Form le statt der Standardform lhe des Personalpronomens als indirekten Objekts hin,
523 der im Roman „Gentio Branco“ von Hugo Rocha aus dem Jahr 1943 belegt ist („Bomeceˆ quer-le alguma coisa?“, S. 25). Diese Form gilt als umgangssprachlicher Ausdruck insbesondere der Regionen Minho, Tra´s-os-Montes, Estremadura und Alentejo. Die stärker soziolinguistisch ausgerichtete Untersuchung von Rezende Matias (LRL, VI, 2, 323) zeigt diastratische Variationen in der Verwendung dieses Personalpronomens: die höheren Sozialschichten Portugals folgen in der Regel der lı´ngua padra˜o (digo-lhe(s)), während in den mittleren bzw. niedrigeren Schichten auch die als inkorrekt geltenden Varianten digo-le(s) vorhanden sind. Für das brasilianische Portugiesisch lassen sich auch zahlreiche Beispiele von unterschiedlichem Kasusgebrauch finden, die sowohl diastratisch als auch diaphasisch stark markiert sind. Ein interessantes Phänomen, z. B., betrifft die gesprochene Sprache und besteht in der Verwendung des nominativischen Personalpronomens der 3. Person ele/ela/eles/elas statt der Formen o/a/ os/as im Akkusativ, also als Objekt. Daraus ergeben sich Konstruktionen wie z. B. vejo ele (anstatt der Standardkonstruktion vejoo), die ausschließlich in der gesprochenen Umgangssprache möglich sind, die aber vermutlich in nächster Zukunft auch in der Schriftsprache Eingang finden werden, da es sich um Formen handelt, die in ganz Brasilien bereits weit verbreitet sind. Diese Neutralisierung der Kasusopposition der Pronomina der 3. Person ist auch im afrikanischen Portugiesisch insbesondere Angolas und Mosambiks zu beobachten. Schließlich zeigt die Untersuchung der diachronischen Variation der Kategorie Numerus im Portugiesischen, dass das Pluralmorphem {-s} aus der Endung des lateinischen Akkusativs Plural stammt; sprachtypologisch betrachtet, bedeutet dies die Erhaltung eines grundsätzlich einfachen Systems und der synthetischen Bauweise, die auch die lateinische Pluralmarkierung kennzeichnete. Hinsichtlich der diatopischen Variation lassen sich Beispiele von unterschiedlichen Pluralbildungen feststellen. In den verschiedenen falares Portugals ändert sich die Plu-
524 ralendung auf -a˜os zu -o˜es oder -a˜es, aufgrund der Analogie mit den lateinischen Substantiven der dritten Deklination, die auf -ones und -anes endeten: germanos > irmo˜es und irma˜es; capo˜es statt capa˜es. In der Region Minho wird die Form mac¸a˜es statt der Form mac¸a˜s gebraucht. Im Falle des brasilianischen und des afrikanischen Portugiesisch sind die Variationserscheinungen auch mit diastratischen und diaphasischen Faktoren verbunden. Ein Beispiel dafür ist etwa der Ausfall der Pluralmarkierung (quatro pa˜o statt quatro pa˜es), der aber ausschließlich die gesprochene Sprache der Unterschichten kennzeichnet und als inkorrekt gilt (das Beispiel wurde LRL, VI, 2, 312 entnommen). Beispiele für diastratische Variation im europäischen Portugiesisch liefern die bereits erwähnten Untersuchungen von Rezende Matias (LRL, VI, 2, 323). Sie beschäftigen sich auch mit den Pluralrealisierungen in den verschiedenen Sozialschichten und zeigen, dass die höheren Schichten in der Regel dem portugueˆs padra˜o folgen, während die mittleren bzw. niedrigeren Schichten dazu neigen, die korrekte Pluralendung -a˜es durch die Endung -o˜es zu ersetzen (cristo˜es, capito˜es). Dieses Phänomen bestätigt die Komplexität der Pluralbildung portugiesischer Substantive auf -a˜o, und weist darauf hin, dass einige Pluralformen noch nicht definitiv fixiert wurden, wie auch Cunha/Cintra (1984, 183) festgestellt haben. 3.3.2. Die Wortbildungslehre Die zwei wichtigsten Wortbildungsverfahren des Portugiesischen sind die Derivation und die Komposition. Die verschiedenen falares des europäischen Portugiesisch weisen hinsichtlich der Derivation und insbesondere der Suffigierung einige Beispiele von Variation auf. In der Region Minho, z. B. ist das Verkleinerungssuffix -inho typisch (hominho statt homenzinho), während die falares von Alentejo und Algarve durch den Gebrauch der Suffixe -ito (mit Beibehaltung des intervokalischen -n- : canito statt ca˜ozito), -ico (Janico, Joanico), -alho (canicalho), -um (gatum ‘gato’) geprägt sind.
III. Italische und romanische Sprachen
Im Bereich der Komposition tritt als diatopische Variante die Trennung im brasilianischen Portugiesisch der zwei Elemente der Demonstrativpronomina auf, die in Portugal nicht stattfindet: este outro statt estoutro. Die funktionale Variation des Portugiesischen unterliegt im Bereich der Derivation vornehmlich diastratischen und diaphasischen Bedingungen. Bestimmte Suffixe sind für die portugiesischen Sondersprachen (gı´rias) typisch; im folgenden listen wir einige für den cala˜o charakteristische Suffixe auf, die also diastratisch stark markiert sind: -anc¸o (drückt eine Handlung oder deren Wirkung aus: palmanc¸o, ‘Diebstahl’), -oso/ osa (‘voll von’: verdosa, Banknote von 20 Esc.), -ucho (Verkleinerungssuffix: berucha, ‘bera, objecto falso’), -uncho (Verkleinerungs- und Verschlechterungssuffix: faduncho, ‘fado’). Ein weiteres semantisches Feld, in dem die funktionale Variation der Affigierungsverfahren untersucht werden kann, wird von den Fachsprachen dargestellt. Es handelt sich vor allem um technischen und wissenschaftlichen Wortschatz, der Affixe griechischen und kultivierten Ursprungs im hohen Maße gebraucht: es sei z. B. auf die Präfixe electro-, aero-, antropo-, bio- (von electricidade, antropologia usf.) und auf die Suffixe -ite, -ose, -o´ide, -ema (z. B. otite, neurose, astero´ide, morfema) hingewiesen. Schließlich soll noch die häufige Verwendung von Akronymen erwähnt werden, die sowohl in Brasilien als auch in Portugal zu beobachten ist. Die Akronymenbildung stellt ein synthetisches Wortbildungsverfahren dar, das in der Pressesprache beider Länder besonders ausgeprägt ist. Die Untersuchungen von Scotti-Rosin (LRL, VI, 2, 313⫺321) zeigen, dass nicht immer aufgelöste Siglen in großer Zahl gebraucht werden (PSR, PS, UDP; LUAR, CIP, MASP usf.). 3.4. Syntaktische Variation Die Variation des Portugiesischen hinsichtlich der Syntax umfaßt zwei Bereiche: die Reihenfolge der Satzglieder einerseits und verschiedenartige Satzstrukturtypen andererseits.
18. Portugiesisch
Was die Reihenfolge der Satzglieder betrifft, so muss man sich insbesondere mit zwei Aspekten beschäftigen: dem Übergang von der freien lateinischen Wortstellung zur strengeren portugiesischen Wortstellung im Rahmen der diachronischen Variation und der Pronomina- und Klitikastellung besonders im Rahmen der diatopischen und funktionalen Variation. Im Bereich der sprachspezifischen Satzstrukturen spielen vor allem die Gewichtung von Hypo- und Parataxe sowie die verschiedenen Verfahren der Themenkennzeichnung eine Rolle. Diese beiden Untersuchungsansätze treten vor allem unter funktionalem und weniger unter diatopischem Gesichtspunkt zutage, während der diachronische Aspekt noch eher ein Desiderat der Forschung darstellt. Aufgrund des bisherigen Forschungstands zur portugiesischen Syntaxvariation sind in Zukunft noch zahlreiche wichtige Befunde vor allem hinsichtlich der typologischen Betrachtung der Variationserscheinungen zu erwarten. Es sei hier besonders auf die typologische Untersuchung des Portugiesischen als Nominativ- und subjektstrukturelle Sprache hingewiesen. Im Rahmen der diachronischen Variation der portugiesischen Syntax soll ein Phänomen besonders hervorgehoben werden, das die Verb- und Nominastellung des modernen Portugiesisch mitbestimmt hat: es handelt sich um den Übergang von der freien lateinischen Wortstellung zur weniger flexiblen portugiesischen Wortstellung. Dieser Übergang erfolgte bereits im Sprachwandel zum Galegisch-Portugiesischen und ist vor allem auf die Vereinfachung der Nominalmorphologie des klassischen Lateins zurückzuführen (vgl. Teyssier 1993, 17). Die morphologische Erkennung der syntaktischen Funktion der einzelnen Wörter wurde nämlich durch den Schwund der lateinischen Kasusoppositionen verhindert, daher musste die syntaktische Funktion notwendigerweise durch andere Mittel ⫺ wie z. B. bestimmte Stellungen der Satzglieder innerhalb des Satzes ⫺ ausgedrückt werden. So entwickelte sich die Wortstellung des modernen Portugiesisch als syntaktischer Mechanismus, der ⫺ wie Caˆmara beobachtet (1975, 252 f.) ⫺ auf dem Prinzip beruht,
525 dass der höchste Bedeutungsgrad im letzten Glied eines jeden Syntagmas enthalten ist. Von diesem Prinzip ausgehend sind in der portugiesischen Nominastellung, besonders in der Reihenfolge von Substantiv und Adjektiv, sowohl die zentripetale als auch die zentrifugale Konstruktion (Voran- bzw. Nachstellung des Adjektivs) möglich, je nachdem welches Glied innerhalb des Syntagmas den höchsten Grad an Informativität besitzen soll. Innerhalb der Pronomina stellt im Portugiesischen die Frage nach der ursprünglichen Stellung der Klitika eines der wichtigsten syntaktischen Probleme der romanistischen Sprachwissenschaft und ein nicht unbestrittenes Forschungsproblem dar. Es sei hier insbesondere auf die Mesoklise hingewiesen, auf die wir hier hinsichtlich der diachronischen Variation näher eingehen möchten. In Anlehnung an die Beobachtungen von Williams (1961, 152 f.) können wir die mesoklitischen Pronomina auf proklitische oder enklitische Formen zurückführen, die im Galegisch-Portugiesischen nie als erstes Element und nur sehr selten als letztes Element der Aussage vorkamen. Mit großer Wahrscheinlichkeit besaßen sie gewöhnlich die Stellung zwischen zwei betonten Silben: daraus sind die mesoklitischen Pronomina des Indikativs Futur und des Konditionals abzuleiten. Allgemeiner kann man in Bezug auf die unbetonten Personalpronomina die Neigung des modernen Portugiesisch ⫺ sowie aller anderen romanischen Sprachen ⫺ feststellen, die Proklise statt der im Latein typischen Enklise zu bevorzugen. Trotzdem erweist sich das europäische Standardportugiesisch diesbezüglich als sehr konservativ im Vergleich zu den anderen romanischen Sprachen: das wird u. a. aus der Tatsache ersichtlich, dass in vielen Kontexten enklitische Formen überwiegend sind, während die proklitische Stellung nur in bestimmten Kontexten wie bei negierten Verben vorkommt. Die Klitika weisen auch eine nicht unerhebliche diatopische Variation auf, vor allem im Vergleich zwischen der europäischen und der brasilianischen Varietät. Brasilien bevorzugt generell die proklitischen For-
526 men, eine Variationserscheinung, die besonders am Satzanfang als krasser Unterschied zum europäischen Portugiesisch aufzufassen ist, in dem ein klitisches Personalpronomen nie am Satzanfang stehen darf (vgl. dazu Caˆmara 1975, 256). Ganz im Gegenteil hält die grammatische Tradition Brasiliens diese Stellung auch in der Schriftsprache für korrekt: o vejo im brasilianischen Portugiesisch anstatt vejo-o in der Standardsprache Portugals; Beispiele für Proklise sind nicht nur im Falle des direkten Objekts, sondern auch mit indirektem Objekt belegbar: me diga uma coisa anstatt diga-me uma coisa in Portugal (Beispiel aus Mateus et al. 21989, 33). Schließlich sind noch Beispiele für diastratische und diaphasische Variation im Bereich der Klitikastellung im europäischen Portugiesisch zu erwähnen. In der gehobenen Schriftsprache ist die Einschiebung von Elementen wie z. B. der Verneinung zwischen den unbetonten proklitischen Pronomina und dem Verb möglich: „Era impossı´vel que nos na˜o deixasse uma lembranc¸a“ (Beispiel aus: Cunha/Cintra 1984, 305). Verdelho (1982, 171) liefert uns ein Beispiel für geschriebene Umgangssprache aus dem bereits zitierten Regionalroman „Gentio branco“, in dem die unbetonte Form des indirekten Objekts vor dem Subjekt erscheint: ´ mulher: boceˆ num ’sta´ a oubir o que l’eu „O digo?“ (S. 148). Die funktionale Variation erweist sich im Bereich von Satzstrukturen wie den hypotaktischen und parataktischen Konstruktionen und der Themenmarkierung als beträchtlich. Die in sechs Primarschulen Lisboas durchgeführten Untersuchungen von Emı´lia Pedro 1982 zeigen, dass die Sprache der Schüler aus höheren und mittleren Schichten durch einen intensiveren Gebrauch von längeren, hypotaktischen Strukturen gekennzeichnet ist. Hingegen kann Malaca Casteleiro (1975, 58) feststellen, dass in den verschiedenen falares Portugals eher einfache und parataktische, sogar asyndetische Konstruktionen vorherrschen. Was die verschiedenen Verfahren zur Themenkennzeichnung anbelangt, so sind einige Varianten des europäischen Portugie-
III. Italische und romanische Sprachen
sisch zu berücksichtigen, die diaphasisch stark markiert sind, da sie häufiger in der gesprochenen Sprache vorkommen. Es handelt sich um syntaktische Konstruktionen, die dazu dienen, ein Satzglied hervorzuheben, so z. B. der Ausdruck ‘o que ... e´’ („Mas o que na˜o sabem e´ apanha´-lo“, wo der Infinitiv apanha´-lo fokussiert wird) oder der emphatische Ausdruck ‘e´ que ⫹ Prädikat’ („Agora e´ que se semeia“, vgl. LRL, VI, 2, 553). 3.5. Lexikalische Variation Um den Überblick über die Variation der portugiesischen Sprache in Geschichte und Gegenwart zu vervollständigen, möchten wir mit einer kurzen Untersuchung des portugiesischen Wortschatzes hinsichtlich dessen diachronischer, diatopischer und diastratischer/diaphasischer Variation abschließen. Obwohl die Wortschatzanalyse nicht zu den traditionellen Forschungsschwerpunkten der Sprachtypologie gehört, halten wir es für das Gesamtbild der Variation des Portugiesischen für wichtig, auf die zahlreichen Variationserscheinungen des portugiesischen Wortschatzes hinzuweisen. Der Wortschatz kann nämlich als das dynamischste Subsystem jeder Sprache aufgefaßt werden, da es das Element darstellt, in dem sich die Veränderungen und Entwicklungen einer ganzen Kultur linguistisch deutlich strukturieren können. Dieser Prozess wird im lexikalischen Sprachwandel besonders deutlich, den wir im folgenden in seinen wichtigsten Etappen erläutern. Der portugiesische Wortschatz besteht aus vielen verschiedenen Komponenten, unter denen der lateinische Bestandteil sicherlich die wichtigste ist: eine beträchtliche Zahl von portugiesischen Wörtern stammt nämlich ⫺ mehr als in den meisten anderen romanischen Sprachen ⫺ aus dem klassischen Latein, obwohl der Wortschatz auch durch Entwicklungen aus dem umgangssprachlichen Spätlatein bereichert wurde. Andere Komponenten sind aber nicht zu unterschätzen: es handelt sich um Lexeme germanischen, arabischen, provenzalischen, spanischen, französischen und, in den letzten zwei Jahrhunderten, auch englischen Ursprungs.
18. Portugiesisch
Die Faktoren, die den portugiesischen Wortschatz vom Wortschatz der restlichen romanischen Sprachen unterscheiden, sind vor allem die Randstellung Portugals innerhalb der Romania und der Einfluß des keltischen Substrats. Dieser ergibt sich aus der Untersuchung der Toponyme (z. B. Suffix -briga in Conı´mbriga) aber auch des Alltagswortschatzes (z. B. brio, camisa, carro, cerveja, saia usf.). Als Superstrat gelten die Sprachen der germanischen Bevölkerungen, die in der lateinischen Sprache bereits präsent waren oder erst während des Verfalls des römischen Reichs auf der iberischen Halbinsel vordrangen: der germanische Einfluß betrifft hauptsächlich die semantischen Felder des Kriegs (dardo, elmo, guerra, roubar usw.) und des Gewands (ataviar, fato, roupa usw.) und ist auch in der Toponymie (Guitiriz, Gomesende, Gondomar, Sendim usf.) und bei den Eigennamen (Afonso, A´lvaro, Fernando, Rodrigo usf.) deutlich. Das arabische Superstrat wird ab dem 8. Jahrhundert spürbar und beträgt insgesamt ungefähr tausend Wörter. Die Lexeme arabischen Ursprungs sind vor allem in den Domänen Landwirtschaft (arroz, azeite, azeitona, bolota, alface, alfarroba usw.), Mathematik, Technik (albarda, a´lgebra, alfinete, azulejo usw.) und Verwaltung (alcaide, almoxarife usf.) zu finden. Das arabische Superstrat hat heute noch Wirkungen in der Gliederung der zwei großen lexikalischen Regionen Portugals, des romanischen Nordens und des arabisierten Südens. Im Zeitraum vom 11. Jahrhundert zum 16. Jahrhundert, einer Epoche, die durch große kulturelle Wandlungen geprägt wurde, entstehen in den verschiedensten Bereichen, wie Kultur, Technik, Wirtschaft, Lehnübersetzungen von der Troubadourdichtung (trovar, pastorela, lais, jogra, …) und Italianismen (humanista, novela, comediante, fachada, bu´ssola, cre´dito, factura …), während sich der kastilische Einfluß vor allem im 17. Jahrhundert spürbar macht (vgl. u. a. folgende kastilische Wörter: aficionado, bolero, charla, duende, fandango, hombridade, zarzuela …). Die französische Sprache spielt für das Portugiesische seit dem Mittelalter eine
527 enorm wichtige Rolle, nicht nur aufgrund der vielen Entlehnungen (hier seien nur einige wenige Beispiele erwähnt: boletim, comboio, envelope, passaporte, omelete, toilette, boudoir, atelier …), sondern auch aufgrund der zahlreichen Vokabeln englischen Ursprungs, die über Frankreich in das Portugiesische eingedrungen sind. Die Anglizismen sind ab dem 18. Jahrhundert in den verschiedensten Domänen vorhanden, sowohl als Lehnübersetzungen (alta fidelidade, ar condicionado, supermercado, contentor …), als auch als Entlehnungen (average, snob, flirt, copyright, derby, te´nis, futebol, jo´quei, lı´der, clube usw.). Im Rahmen der diatopischen Variation möchten wir hier auf die brasilianische und die afrikanischen Varietäten hinweisen, besonders die Varietäten Angolas und Mosambiks, von denen interessante Daten vorliegen. Was Brasilien betrifft, so ist das Lexikon durch semantische Variationen portugiesischer Bezeichnungen geprägt (das Verb salvar wird in der Umgangssprache mit der Bedeutung von saudar gebraucht), oder gar durch die Verwendung dem portugiesischen Usus unbekannter Bezeichnungen (folgende sind die bekanntesten Beispiele: trem in Brasilien statt comboio in Portugal, bonde statt ele´ctrico, terno statt fato usw.). Außerdem unterscheidet sich der brasilianische Wortschatz durch zwei weitere Aspekte: die Präsenz von zahlreichen Vokabeln aus dem Tupi einerseits und afrikanischen Ursprungs andrerseits. Der Einfluß des Tupi ist hauptsächlich in den Domänen der Flora (abacaxi, buriti, carnau´ba, mandioca, caroba, maracuja´ …), der Fauna (capivara, sucuri, piranha …) und in der Toponymie (Aracaju, Carioca, Tijuca …) spürbar. Die Afrikanismen stammen vor allem aus Wörtern der Sprachen Ioruba (heute in Nigeria gesprochen) und Kimbundu (heute in Angola gebraucht) und sind in der brasilianischen Umgangssprache integriert (vgl. candomble´, orixa´, vatapa´, acraje´ …; vgl. Teyssier 1993, 86 ff.). Die Lexik Angolas und Mosambiks weist folgende Besonderheiten auf: Verwendung von Lexemen aus Bantusprachen (z. B. lobolo ‘Brautpreis’, machamba ‘Feld’) oder
528 aus europäischen Sprachen, die im Standardportugiesischen anders bzw. gar nicht gebraucht werden (farma, offshore, branch, chairman usf.); Zuweisung von in Portugal unbekannten Bedeutungen (combinado ‘Mannschaft’ statt port. ‘Abmachung’, capacitar-se ‘sich qualifizieren’ statt port. ‘sich überzeugen’, superac¸a˜o ‘Weiterentwicklung’ statt port. ‘Überwindung’, vgl. LRL, VI, 2, 588). Die funktionale Variation im Bereich der Lexik erweist sich als erheblich und betrifft sowohl die Diastratie als auch die Diaphasie. Oft sind die Variationserscheinungen gleichzeitig beiden Bereichen zuzuordnen, wie im Falle des cala˜o, der nicht nur diaphasisch stark markiert ist ⫺ er gehört fast ausschließlich der gesprochenen Sprache an ⫺ sondern auch diastratisch, da er hauptsächlich die Sprache von Unterschichten kennzeichnet. Im folgenden listen wir exemplarisch einige Beispiele von der lexikalischen Opposition zwischen geschriebener und gesprochener Sprache in Portugal auf; die ersten Ausdrücke sind im gesprochenen Portugiesisch üblich, während die zweiten in der Schriftsprache zwar möglich sind, aber eher atypisch: a bica vs. o cafe´; estar rijo vs. estar de boa sau´de; o carioca vs. ⵰; anda ca´ vs. vem aqui (vgl. LRL, VI, 2, 310). Interessante Domänen für die Untersuchung der funktionalen Variation der Lexik werden auch von den Massenmedien dargestellt; insbesondere verfügen wir über Forschungen im Bereich der Pressesprache, die zu folgenden Ergebnissen geführt haben: die portugiesischen Zeitungstexte sind durch die Präsenz von Lehnüberstezungen, vor aus dem Englischen, geprägt: z. B. rainha de beleza, lua de mel. Dieses Phänomen ist auch diatopisch markiert, da es in brasilianischen Zeitungen, die die englischen originalen Ausdrücke beauty-queen und honeymoon bevorzugen, nicht vorhanden ist. Die Pressesprache ist aber nicht nur durch die Präsenz von Anglizismen gekennzeichnet, sondern auch durch die vielen verschiedenen Siglen (vgl. 3.3.3) und die Neigung zur Verwendung von Neologismen. Die Zeitungstexte dienen als Propagator für neue Schaffungen, vor allem in den Berei-
III. Italische und romanische Sprachen
chen der Wirtschaft und der Politik: lideranc¸a, inteligentsia, fundamentalistas, governo-sombra, choque vitaminı´cio nas distritais, feminismo e ecofeminismo … (vgl. LRL, VI, 2, 319).
4.
Schlussbemerkungen und Ausblick
Die typologische Untersuchung der portugiesischen Sprache hat gezeigt, dass die Variationserscheinungen in den Bereichen Phonetik, Morphologie, Syntax und Lexik derart vielfältig sind, dass eine einheitliche typologische Charakterisierung praktisch unmöglich ist. Eine Systematisierung der zahlreichen Variationsphänomene erweist sich als reine Idealisierung, da ⫺ wie die Untersuchung gezeigt hat ⫺ das Portugiesische sich als analytischer und synthetischer Mischtyp charkterisieren läßt. Dies resultiert nicht nur aus der diachronischen Variation (man denke z. B. an die analytische Tendenz in der Verwendung von Präpositionalgruppen gegenüber den lateinischen Kasus oder aber an die portugiesischen synthetischen Verbformen des Futurs und des Konditionals, die sich aus lateinischen Verbalperiphrasen entwickelt haben), sondern auch aus den vielen diatopischen und diastratischen/diaphasischen Variationserscheinungen. Gerade im Bereich der diatopischen Variation sind Desiderata der Forschung festzustellen, da besonders für das afrikanische und das asiatische Portugiesisch aus sprachtypologischer Sicht noch kaum ausführliche Studien vorliegen. Daher erscheinen uns weitere Untersuchungen ausgesprochen sinnvoll und wünschenswert. Der Umfang dieses Artikels erlaubt nur eine beschränkte Behandlung des komplexen Themas der Sprachvariation im Portugiesischen, jedoch haben wir versucht, mit den vorliegenden Ergebnissen einen weiteren Beitrag zur Forschung der Variationstypologie zu leisten.
Literatur Bole´o, Manuel de Paiva: Defesa e ilustrac¸a˜o da lı´ngua. (A propo´sito do Insituto da Lı´ngua Portuguesa). Coimbra 1944.
18. Portugiesisch Bole´o, Manuel de Paiva/Silva, Helena Santos: Mapa dos dialectos e falares de Portugal continental. In: Actas do IX Congresso Internacional de Linguı´stica Romaˆnica (Lisboa, 31 de marc¸o⫺ 4 de abril 1959), vol. 3. Lisboa 1962. Caˆmara Junior, Joaquim Mattoso: Histo´ria e Estrutura da Lı´ngua Portuguesa. Rio de Janeiro 1975. Casteleiro, Joa˜o Malaca: Aspectos da sintaxe do portugueˆs falado no interior do paı´s. In: Boletim de Filologia 24, 1975, 57⫺74. Cintra, Luı´s Filipe Lindley: Nova proposta de classificac¸a˜o dos Dialectos Galego-Portugueses (1971). In: Boletim de Filologia 22, 1964⫺1971, 81⫺116. Cunha, Celso/Cintra, Luı´s Filipe Lindley: Nova grama´tica do Portugueˆs contemporaˆneo. Lisboa 1984. Gärtner, Eberhard: Grammatik der portugiesischen Sprache. Tübingen 1998. Holtus, Günter/Metzeltin, Michael/Schmitt, Christian (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL). Band VI, 2: Galegisch, Portugiesisch. Tübingen 1988. Lindenbauer, Petrea/Metzeltin, Michael/Thir, Margit: Die romanischen Sprachen: eine einführende Übersicht. Wilhelmsfeld 21995.
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Michael Metzeltin /Silvia Virgulti, Wien
530
III. Italische und romanische Sprachen
19. Rumänisch 1.
Einleitung
1.1. Die Periodisierung der rumänischen Sprache Die Resultate der Periodisierungsversuche der Geschichte der rumänischen Sprache (cf. z. B. Ivaˇnescu 1980 Inhaltsverzeichnis; Todoran 1989, 461⫺464; Arvinte 1989, 289⫺305) sind unterschiedlich, doch sind ohne jeden Zweifel mindestens sechs Zeitabschnitte zu unterscheiden: 1.1.1. Das Lateinische der Donauprovinzen Moesien und Dakien (latina dunaˇreanaˇ) (vom 2. bis ungefähr zum 7. Jh.) kann in zwei Perioden eingeteilt werden: a) der Anfang des Romanisierungsprozesses (im 1. Jh. für Moesien, im 2. Jh. für Dakien), charakterisiert durch einen großen Unterschied zwischen dem korrekten Latein der Römer und dem mangelhaften Latein der autochthonen Bevölkerung; b) die eigentliche Romanisierung (4⫺6. Jh.), die mit dem Untergang der römischen Macht zusammenfällt. Zur Individualisierung des Rumänischen haben ab dem 7. Jh. zwei wichtige Faktoren beigetragen: die Niederlassung der Slawen im Balkan und der Status des Griechischen als offizielle Sprache des oströmischen Reiches (cf. Fischer 1985, 196⫺ 197). 1.1.2. Das Urrumänische (romaˆna comunaˇ) (8.⫺13. Jh.) So wie die anderen romanischen Sprachen ist das Rumänische erst nach dem 8. Jh., unter den Bedingungen eines slawisch-romanischen Bilinguismus, der den bedeutenden slawischen Superstrateinfluss bewirkt hat, entstanden. Das 10. Jh. zeigt wahrscheinlich die erste diatopische Differenzierung, da man annimmt, dass die Vorfahren der Aromunen sich im 10. Jh. von der restlichen rumänischen Bevölkerung getrennt haben. 1.1.3. Das vorliterarische Rumänisch (14.⫺15. Jh.) Das Slawonische (⫽ das Mittelbulgarische, bzw. Kirchenslawisch) wird zur rumänischen Kirchen- und Verwaltungssprache.
Im Laufe des 15. Jh. geraten die rumänischen Fürstentümer unter türkische Oberhoheit, werden aber nicht türkische Provinz ‘raia’. Die Beschreibung der Periode vom 7. bis zum 15. Jh. beruht mangels schriftlicher Belege auf Rekonstruktion, d. h. auf Hypothesen. 1.1.4. Das Altrumänische und die Herausbildung der rumänischen Hochsprache (romaˆna literaraˇ) (16. Jh.⫺1780) a) Das 16. Jahrhundert Der erste erhaltene rumänische Text ist ein im Jahre 1521 geschriebener Brief. Unter dem Einfluss der Reformation werden im 16. Jh. in Siebenbürgen (Sibiu, Bras¸ov, Oraˇs¸tie) ersten rumänischen Übersetzungen kirchenslawischer Bücher gedruckt. b) Vom 17 Jh.⫺1780 Im 17. Jh. erscheinen die ersten weltlichen Schriften. Das Slawische wird nicht mehr in der Kirche und in der Verwaltung verwendet. Es ist das ‘klassische Jahrhundert’ der altrumänischen Literatursprache, die in ihren Anfängen dialektale walachische, besser gesagt, muntenische Züge trägt. Zu Anfang des 18. Jh. setzen die Türken Phanarioten (Griechen aus dem Phanar) als Herrscher über die rumänischen Fürstentümer ein. 1.1.5. Das moderne Rumänisch (1780⫺1945) Am Ende des 18. Jh. beginnt, ausgehend von der ‘Siebenbürger Schule’ (s¸coala ardeleanaˇ), die rumänische Variante der europäischen Aufklärung, die Modernisierung des Rumänischen. Das Bewusstsein der Latinität rief eine starke Bewegung auf historischer, kultureller und sprachlicher Ebene hervor. Der Frieden von Hadrianopel 1829 beendete das türkische Handelsmonopol und bewirkte starke Handelsbeziehungen mit dem Westen; der Einfluss des Lateinischen und ganz besonders der französischen Sprache und Kultur wird und bleibt entschei-
19. Rumänisch
dend für den Modernisierungsprozess des Rumänischen. Nach dem Pariser Frieden (1856) wird 1859 die Walachei mit der Moldau vereinigt und es entsteht ‘(Alt)Rumänien’ vechuil regat. Die rumänische Literatur blüht. Die Unabhängigkeit Rumäniens erfolgt nach dem Berliner Kongress (1878). Nach dem ersten Weltkrieg entsteht 1918 ‘Gesamtrumänien’ Romaˆnia Mare durch die Vereinigung mit Siebenbürgen, Bessarabien und der Bukowina. 1.1.6. Das zeitgenössische Rumänisch a) die Periode des Sozialismus (1945⫺ 1989); b) das heutige Rumänisch. 1.2.
Die Entstehung und die Entwicklung des Rumänischen 1.2.1. Substrat und Superstrat 1.2.1.1. Das Rumänische ist die östlichste romanische Sprache. Sie ist aus dem Latein, das in den römischen Provinzen Dakien und Moesien gesprochen wurde, hervorgegangen. Der kurze Zeitraum der römischen Herrschaft von 107 bis 271 n. Chr., als die Provinz vom römischen Reich aufgegeben wurde und ein Teil der Bevölkerung (führende Schicht, Armee und Beamten) das Land verließ, genügt nicht, um die Herausbildung des Rumänischen. zu erklären. Es müssen sowohl die stärker romanisierten Gebiete südlich der Donau, die weiterhin unter römischer Herrschaft verblieben waren, als auch die starken wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte der in Dakien verbliebenen Bevölkerung mit dem römisch-byzantinischen Reich mit in Betracht gezogen werden. (Zum strittigen Problem der Kontinuität grundlegend Iliescu, Vl. 1973, 5⫺28 und den Forschungsstand zusammenfassend Fraˆncu 1995, 10⫺13). 1.2.1.2. Das Substrat des Rumänischen war das Thrako-Dakische, höchst wahrscheinlich eine indo-europäische satem Sprache, mit dem das Lateinische zu Beginn des 2. Jh., nach der Eroberung Dakiens durch Trajan, in Kontakt getreten ist. Die äußerst spärlichen Angaben über diese Sprache gestatten nur Hypothesen über den Umfang seines Einflusses, der sich sicher am stärk-
531 sten auf die Lexik ausgewirkt hat (zusammenfassend Fraˆncu 1995, 2⫺5). 1.2.1.3. Die Entstehungszeit des Rumänischen wird in Ermangelung sicherer Hinweise analog zur Geschichte der anderen romanischen Sprachen zwischen dem 9.⫺10. Jh. angesetzt. Zur relativen Chronologie ist das Slawische der Hauptorientierungspunkt, da die slawischen Elemente, die ins Rumänische gelangt sind, an einer Reihe von Entwicklungen des Dakoromanischen nicht mehr teilnehmen (so z. B. fehlt der Rotazismus des intervokalischen -l-, die Palatalisierung der Gruppen cl- und gl-, die Palatalisierung von l, t, d, und s vor i). 1.2.1.4. Das Christentum verbreitete sich in Dakien, von Rom ausgehend, zunächst in den Siedlungen, in denen sich Kolonisten aus dem ganzen Reich niedergelassen hatten. Durch den Einbruch der Wandervölker, der die Zerstörung der Städte bewirkte, verbreitete sich die neue Religion stärker auch im ländlichen Gebiet. Romanisierung und Christianisierung waren für die Bevölkerung Dakiens eng miteinander verbunden. Die Wörter für die wichtigsten christlichen Begriffe sind lateinischen Ursprungs: cruce < lat. cruce(m), bisericaˇ < lat. basilica(m) usw. Erst ab dem 10. Jh. verbreitet sich nach der Christianisierung Bulgariens (865) durch die Slawenapostel Kyrillos und Methodios sowie deren bedeutendsten Schüler Klemens das byzantinisch-slawische (orthodoxe) Christentum auch im gewesenen Dakien. 1.2.1.5. Das Superstrat des Rumänischen ist das Slawische. Die Slawen kamen im 6.⫺7. Jh. von Nordosten und besetzen zunächst die Moldau und die Walachei, um dann nach Siebenbürgen, Banat und Oltenien sowie nach dem heutigen Bulgarien, Jugoslawien und Griechenland vorzudringen. Der slawische Einfluss, bewirkt durch den romanisch-slawischen Bilinguismus des 6.⫺9. Jh., ist besonders schwerwiegend im Wortschatz und in der Wortbildung. Der enge Kontakt mit den slawischen Bevölkerungsgruppen nördlich und südlich der Donau hat sicher auch dazu beigetragen, ge-
532 wisse lateinische morphologische Züge zu verstärken und andere neue (wie z. B. der feminine Vokativ auf -o und die Bildung der Kardinalzahlen von 11⫺19) einzuführen. (Zusammenfassend dazu Fraˆncu 1995, 20⫺ 23). 1.2.2. Andere Einflüsse s. Fraˆncu 1995, 20⫺28; Iliescu 2000, 269⫺ 288 1.2.2.1. Der slawische Kultureinfluss Von ganz anderer Art als der Superstrateinfluss waren die Folgen der Verbreitung des orthodoxen Christentums in slawischer Sprache (cf. 1.3.1), da sich das Slawonische nicht nur als Kultsprache, sondern auch als Schriftsprache in allen von Rumänen bewohnten Gebieten durchsetzte. Der Gegensatz zwischen der altslawischen gesprochenen Volkssprache und dem vor allem schriftlich gebrauchten Kirchenslawisch findet seinen Ausdruck in Dubletten, wie z. B. (aslaw.) a sfıˆrs¸i ‘beenden’ und (slawon.) a saˇvıˆrs¸i ‘vollziehen’. 1.2.2.2. Der ungarische Einfluss Nicht zu übersehen, wenn auch bei weitem nicht so stark wie der slawische, ist der ungarische Einfluss. Der Kontakt mit den Ungarn, die im 11. Jh. nach Siebenbürgen kamen, führte zur Übernahme von wichtigen Wörtern und Suffixen. 1.2.2.3. Der türkische und der griechische Einfluss Die Ende des 14. Jahrhunderts einsetzende Herrschaft der Türken auf der Balkanhalbinsel, die später auch die rumänischen Fürstentümer zu Vasallenstaaten machten, hinterließ ebenfalls Wörter und Suffixe im Rumänischen. Griechen, die im Dienste der Türken im 18. Jh. die rumänischen Fürstentümer beherrschten, und in den höheren sozialen Schichten großes politisches und kulturelles Prestige genossen, vermittelten dem Rumänischen sowohl türkische als auch griechische Wörter. Letztere sind insbesondere Abstrakta, Wörter, die Kulturgut bezeichnen, und auch geläufige umgangssprachliche Lexeme (s. Galdi 1939).
III. Italische und romanische Sprachen
1.2.2.4. Der deutsche Einfluss, der schon im 12. Jh. durch Kolonisierung seinen Anfang nimmt, und insbesondere der deutschösterreichische Einfluss, der nach der Eingliederung Siebenbürgens (1699) und der Bukowina (1776) durch die Habsburger einsetzte und der sich auf verschiedenen Ebenen, in verschiedenen Gegenden, und auf verschiedenen Gebieten des rumänischen Wortschatzes ausgewirkt hat, darf nicht unterschätzt werden. 1.2.2.5. Der französische Einfluss Ausschlaggebend für die Entwicklung und Relatinisierung des Rumänischen ab dem 18. Jh. ist die einzigartige massive Übernahme lateinisch-romanischen Wortgutes, insbesondere aus dem Französischen. Der Einfluss des Französischen und auch des international lateinisch-romanischen Wortschatzes haben das Rumänische nicht nur zu einer modernen Kultursprache geformt, sondern auch wieder in die von den Rumänen ersehnte Einflusssphäre der westlichen Romania zurückgebracht. Der französische Einfluss auf das Rumänische ist mit dem mittelalterlichen Einfluss der gelehrten lateinischen Wörter auf das Französische und auf die anderen romanischen Sprachen zu vergleichen. 1.2.2.6. Der internationale griechisch-lateinische sowie der englisch-amerikanische Einfluss ist heute so wie überall in Europa groß. 1.3. Die Klassifikation der rumänischen Mundarten Der sprachliche Begriff ‘rumänische Sprache’ bezieht sich auf vier romanische Idiome, die sowohl im Norden der Donau (das Dakorumänische) als auch in viel geringerem Ausmaße im Süden der Donau (Mazedo- oder Arumänisch, Meglenorumänisch und das heute fast ausgestorbene, Istrorumänische) gesprochen werden. In der Republik Moldau sowie in Teilen der Ukraine wird Moldauisch gesprochen, das, abgesehen von dem starken zeitgenössischen russischen Einfluss auf die Lexik, sich nur geringfügig vom moldauischen Dialekt des Dakorumänischen unterscheidet.
533
19. Rumänisch
Die vorliegende Arbeit bezieht sich ausschließlich auf das Dakorumänische und dessen Dialekte: a) dialectul muntean (⫽ munt.) ‘der in Muntenien gesprochene Dialekt’, b) dialectul moldovean (⫽ mold.) ‘der in der rumänischen Moldau gesprochene Dialekt, c) dialectul baˇnaˇt¸ean (⫽ baˇn.) ’ der im Banat gesprochene Dialekt’, d) dialectul cris¸ean (⫽ cris¸.) ‘der in der Cris¸ana gesprochene Dialekt’, e) dialectul maramures¸ean (⫽ maram.) ‘der im Maramures¸ gesprochene Dialekt’. Zum muntenischen Dialekt gehören noch die in Oltenien und in der Dobrogea gesprochenen Unterdialekte (dialectul oltean (⫽ olt.)) und dobrogean), während zu den westlichen Mundarten der siebenbürger Unterdialekt (dialectul transilvaˇnean (⫽ trans.)) gerechnet werden kann. Die Unterschiede zwischen den Mundarten betreffen hauptsächlich die Phonetik und den Wortschatz. Das Verständnis zwischen den Sprechern der verschiedenen Dialekte ist immer gewährleistet. Der muntenische Dialekt, der mit gewissen Unterschieden in Muntenien, in Oltenien und in der Dobrogea (Dobrudscha) gesprochen wird, bildet den Ausgangspunkt der rumänischen Standardsprache (cf. 1.1.4; b), so dass er die meisten Charakteristiken, die sich in allen drei Gebieten wiederfinden, mit der Standardsprache teilt. 1.4. Die rumänischen Stilebenen Geht man von den diamesischen Varietäten, d. h. von dem Unterschied zwischen geschriebener und gesprochener Sprache aus, können die rumänischen Stilvarietäten folgendermaßen eingeteilt werden:
geschriebene Sprache limba literaraˇ limba citadinaˇ limba cultaˇ
‘Literatursprache’ ‘städtische Sprache’ ‘gepflegte Sprache’
gesprochene Sprache limba ruralaˇ limba popularaˇ
‘ländliche Sprache’ ‘volkstümliche Sprache’
Die gepflegte ‘Literatursprache’ (⫽ ungefähr Hochsprache) weist verschiedene funktionelle Varietäten auf, wie z. B. die ‘belletristische’, oder die ‘publizistische’ Varietät sowie (juridisch-administrative, wissenschaftliche usw.) Fachsprachen. Die ‘städtische’ mündliche Sprache kann formell/offiziell’ oder umgangssprachlich (limba vorbitaˇ curentaˇ) sein. Sie kann mehr oder weniger ‘familiär’ sein und dem Standard oder dem Substandard angehören. Die Substandard Varietät der Umgangssprache kann argotische und vulgäre Aspekte annehmen. (Zum strittigen Problem der Einteilung der Varietäten s. Vulpe 1989, 166⫺167; Irimia 1986, 249; Sfıˆrlea 1963, 596⫺606).
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Phonetik und Phonemik 2.1.1. Vokalismus 2.1.1.1. Vokale Das Rumänische braucht für jede Silbe grundsätzlich einen Vollvokal. Im Vergleich zum Deutschen und zu den slawischen Sprachen, kann es als eine Sprache mit vokalischem Charakter bezeichnet werden (Beyrer, A./Bochmann, K./Bronsert, S. 1987, 28). Das Rumänische verfügt über sieben Vokale mit Phonemstatus. Vokalphoneme: /a/, /e/, /i/, /aˇ/, /ıˆ/, /o/, /u/. Die drei qualitativen distinktiven Merkmale ( a) Artikulationsstelle; b) Öffnungsgrad; c) Rundung der Lippen) ergeben folgende Klassifizierung: Öffnung
minimale mittlere maximale
Artikulationsstelle vordere zentrale ungerundet
hintere gerundet
i e
u o
ˆı[ı¯] aˇ[W] a
(Für eine andere Darstellung der Vokalphoneme, die weitgehend widerlegt wurde s. Petrovici 1957; zur Entwicklung der Opposition aˇ/ıˆ cf. Avram 1964; Fraˆncu 1995, 18. Die Existenz der zentralen Vokale mit phonologischem Status auf allen drei Öff-
534
III. Italische und romanische Sprachen
nungsstufen ist eine Charakteristik des Rumänischen: var ‘Kalk’, vaˇr ‘Vetter’, vıˆr ‘ich stecke hinein’. Die phonetische Aussprache der Vokalphoneme /e/ und /o/ ist geschlossener als die derselben Phoneme des Französischen und des Italienischen. Bei einigen viel benützten Erbwörtern (die Personalpronomen el, ea, ei, ele, und verschiedene Formen des Verbs a fi ‘sein’ wie Präs. Ind. es¸ti, este, e, Imperf. Ind. eram, erai usw.) wird der Anlautvokal e mit einem halbvokalischen Zusatz ausgesprochen : [jesˇti, jeste, je, jeram, jeraj ]. Spezifisch für das Rumänische ist die phonetische Realisierung des Vokals [i] im Auslaut nach Konsonant. Mit Ausnahme der Gruppen Konsonant ⫹ /r/ oder /l/ ⫹ [i], wird [i] zu einem nichtsilbischen palatalen Laut ohne Vibration [i], der wie eine zusätzliche Aspiration im palatalen Bereich beschrieben werden kann und der kürzer ausgesprochen wird als [j] in der Funktion eines Halbvokals. 2.1.1.2. Halbvokale Das Rumänische verfügt über vier Halbvokale mit Phonemstatus: /j/, /w/, /e4 /, /o4 /, die nach denselben Kriterien wie die Vokalphoneme klassifiziert werden können: Öffnung
minimal maximale
Artikulation vordere ungerundet
hintere gerundet
j e4
w o4
Die Halbvokale [e4 ] und [o4 ] werden kürzer ausgesprochen als die entsprechenden unbetonten Vokale und im Unterschied zu [j] und [w], bilden sie nur steigende Diphthonge: /e4 a/ sea´raˇ ‘Abend’, /e4 o/ vreo´ ‘einige’, ‘ungefähr’; /e4 u/ vreu´n ‘irgendein’; /o4 a/ soa´re ‘Sonne’. Ihr phonologischer Status ist nicht unumstritten (cf. Vasiliu 1989, 2 f.). Sie kommen in der Romania nur selten vor, beispielsweise im Rätoromanischen Graubündens als Resultat romanischer Diphthongierung (Stimm/Linder 1989, 765⫺ 766).
2.1.1.3. Diphthonge Das Rumänische verfügt über 20 Diphthonge (cf.Rosetti/Laˇzaˇroiu 1982, 90; Vasiliu 1989, 3). Die Diphthonge, die mit [j] oder mit [w] gebildet werden, können steigend (/ja/ piatraˇ ‘Stein’, /je/ pierde ‘er/sie verliert’; /jo/ daˇ-i-o [dW-jo] ‘gib es ihm/ihr’, /ju/ iute ‘schnell’; /wa/ lua ‘nehmen’) oder fallend sein: /aj/ ai ‘du hast’, /aw/ au ‘sie haben’, /ej/ lei ‘Löwen’, /ew/ meu ‘mein’, /Wj/ raˇi ‘böse Pl.’, /Ww/ raˇu ‘böse’ Sg.m., /oj/ doj ‘doi’, /ow/ ou ‘Ei’, /ı¯j/ mij ‘tausende’, /ı/ viu ‘lebendig Sg.m.’, ; /ı¯j/ pıˆine ‘Brot’, /ı¯w/ rıˆu ‘Fluss’, /uj/ lui ‘ihm’, /uw/ perpetuu „ununterbrochen“. Die Diphthonge /iw/ und /uw/ sind in nachtoniger Auslautposition nicht stabil, so dass z. B. perpetuu als /uw/ oder aus /uu/ ausgesprochen werden kann. Für Diphthonge gebildet mit [e4 ] und [o4 ] cf. 2.1.1.2 2.1.1.4. Triphthonge Die genaue Anzahl der rumänischen Triphthonge ist umstritten. Vasiliu (1989, 3) zählt acht auf. Sie bestehen aus einem Vokal der zwischen zwei Halbvokalen steht: /e4 aj/ credeai ‘du glaubtest’, /o4 aj/ lupoaicaˇ ‘Wölfin’, /jaj/ mi-ai (dat) ‘du hast mir (gegeben), /waj/ luai ‘du nahmst’, /jaw/ iau ‘ich nehme’, /wau/ luau ‘sie nahmen’, /jej/ iei ‘du nimmst’, /joj/ mi-oi (cumpaˇra) ‘ich werde mir (kaufen). 2.1.1.5. Vokalische Alternationen Die vokalischen Alternationen können a) durch Metaphonese b) durch Palatalisierung oder c) durch den Akzent bewirkt werden. Alternationen durch Metaphonese: Die Diphthonge [e4 a] und [o4 a] stehen mit den Vokalen [e] und [o] in Alternationsbeziehungen, die für das Flexionssystem von Bedeutung sind (cf. 2.2.2.3). a) betontes [e] wird zu [e4 a], wenn die nachfolgende Auslautsilbe [W] oder [a] enthält: eu plec ⫺ el pleacaˇ ‘ich gehe weg’ ⫺ ‘er geht weg’; seri ⫺ searaˇ ‘Abende’ ⫺ ‘Abend’; drept ⫺ dreaptaˇ ‘gerade m.’ ⫺ ‘gerade f.’.
535
19. Rumänisch
b) betontes [o] wird zu [o4 a], wenn die nachfolgende Auslautsilbe [e], [W] oder [a] enthält: eu pot ⫺ el poate ‘ich kann ⫺ er kann’; eu saˇ pot ⫺ el saˇ poataˇ ‘dass ich kann ⫺ dass er könne’, Pl. mori ⫺ Sg. moaraˇ ‘Mühlen’ ⫺ ‘Mühle’; mask. gros ⫺ fem. groasaˇ ‘dick m.’ ⫺ dick f.’. c) Umgekehrt werden die Diphthonge [e4 a] und [o4 a] zu [e] bzw. [o] monophthongiert, wenn die nachfolgende Auslautsilbe die unter a) und b) genannten Bedingungen nicht mehr erfüllt (wie es der erste Teil der oben angegebenen Beispielen zeigt: plec, seri, drept; pot, mori, gros (cf. Beyrer, A./Bochmann, K./Bronsert, S. 1987, 27). Diese Regeln funktionieren aber nicht mehr in allen Fällen. Neuere (und auch manche ältere) Lehnwörter sind ausgenommen, ohne dass allgemein gültige Regeln formuliert werden können. Alternation durch Palatalisierung, bewirkt durch die Laute i [i] / [i] und e [e] (cf. Beyrer, A./Bochmann, K./Bronsert, S. 1987, 28): a) in betonter Stellung wird bei femininen Substantiven a zu aˇ [W], wenn in der nachfolgenden Silbe i [i] / [i] steht: mare ⫺ maˇri ‘Meer’ ⫺ Meere’, salaˇ ⫺ saˇli ‘Saal’ ⫺ ‘Säle’ (aber vacaˇ ⫺ vaci ‘Kuh ⫺ Kühe’). b) betontes ia [ja] wird zu ie [je], wenn in der nachfolgenden Silbe [e] oder i [j] / [i] steht: baˇiat ⫺ baˇiet¸i ‘Junge’ ⫺ ‘Jungen’, piatraˇ ⫺ pietre ‘Stein’ ⫺ ‘Steine’ (aber liant ⫺ liant¸i ‘Bindemittel’, ein neues Fremdwort). c) betontes oder unbetontes aˇ [W] wird zu e vor e oder i [i] / [i]: paˇr ⫺ peri ‘Birnbaum’ ⫺ ‘Birnbäume’, numaˇr ⫺ numere ‘Zahl’ ⫺ ‘Zahlen’. d) durch e und oder i [i] im Auslaut sind noch andere Alternationen möglich: masaˇ ⫺ mese ‘Tisch’ ⫺ ‘Tische’, sfıˆnt ⫺ sfint¸i ‘Heiliger’ ⫺ ‘Heilige’. Der in der Flexion auftretende Akzentwechsel kann auch Alternationen mit sich bringen: unbetontes a wird zu aˇ [W]: eu las ⫺ laˇ’saˇm ‘ich lasse’ ⫺ ‘wir lassen’; unbetontes [o] wird zu [u]: ’ eu pot ⫺ noi pu’tem ‘ich kann’ ⫺ ‘wir können’.
2.1.2. Konsonantismus 2.1.2.1. Die 20 konsonantischen Phoneme mit Phonemstatus (Vasiliu 1965, 146) sind: /p/, /b/, /t/, /d/, /k/, /g/, /f/, /v/, /s/, /z/, /sˇ/, /zˇ/, /h/, /ts/, /tsˇ/, /dzˇ/, /m/, /n/, /l/, /r/. Den beiden kontextbedingten palatalen Allophonen [k´] (geschrieben che/chi) und [g´] ( geschrieben ghe und ghi) der velaren Verschlusslaute [k] und [g] werden von Vasiliu (1989, 4) Phonemstatus zugesprochen, so dass sich die Zahl der konsonantischen Phoneme auf 22 beläuft. (Im Italienischen werden dieselben Laute, die dieselben Oppositionen aufweisen, nicht als Phoneme betrachtet (cf. z. B. Tekavcˇic´ 1980, 118⫺119). Die unterscheidenden Züge sind: a) ⫹sonant/⫺sonant; b) stimmhaft/stimmlos; c) Artikulationsart; d) Artikualtionsstelle. Die charakteristischste Eigenschaft der rumänischen Verschlusslaute ist eine leicht palatale Artikulation vor einem nichtsilbischen [i] (vgl. 2.1.1.1) Artikulationsart
Artikulationsstelle
Verschluss- stl. laute sth. Frikative stl. sth Affrikaten stl. sth. Nasale Laterale Vibrante
Labi- Labio- Den- Pala- Veale dentale tale tale lare p t k´ k b d g´ g f s sˇ h v z zˇ ts tsˇ dzˇ m n l r
2.1.2.2. Die konsonantischen Alternationen Die Entvokalisierung des (nichtsilbischen) i im Wortauslaut (vgl. 2.1.1.1) führt zu einer Verlagerung des palatalen Merkmals auf den vorhergehenden Konsonanten bzw. auf die vorhergehende Konsonantengruppe. Dabei entstehen die folgenden, für die Bildung der Pluralformen der Nomina sowie der 2. Person Singular des Verbs relevanten konsonantischen Alternationen. Im Unterschied zu den vokalischen sind die konsonantischen Alternationen vorhersehbar.
536 [t] ⫹ [i] > t¸i [tsi]: Sg. cot ⫺ Pl. cot¸i Sg. ‘Ellenbogen’ ⫺ Pl. ‘Ellenbogen’ ; [d] ⫹ [i] > [zi]: Sg. brad ⫺ Pl. brazi ‘Tanne’ ⫺ ‘Tannen’; c ⫹ [i] > [tsˇi]: Sg. sac ⫺ Pl. saci ‘Sack’ ⫺ ‘Säcke’; [g] ⫹ [i] > [dzˇi]: eu rog ⫺ tu rogi ‘ich bitte’ ⫺ ‘du bittest’; s ⫹ [i] > [sˇi]: Sg. urs ⫺ Pl. urs¸i ‘Bär’ ⫺ Bären’; sc ⫹ [i] > [sˇti]: Sg. mascaˇ ⫺ Pl. maˇs¸ti ‘Maske’ ⫺ ‘Masken’; st ⫹ [i] > [sˇti]: Sg. acest ⫺ Pl. aces¸ti ‘dieser’ ⫺ ‘diese’; str ⫹ [i] > [sˇtri]: Sg. nostru ⫺ Pl. nos¸tri ‘unser’ ⫺ ‘unsere’; s¸c ⫹ [i] > [sˇti]: Sg. pus¸caˇ ⫺ Pl. pus¸ti ‘Gewehr’ ⫺ ‘Gewehre’. Die Alternation n ⫹ i > i [j|: (eu pun ⫺ tu pui ‘ich lege’ ⫺ ‘du legst’) ist sehr selten. Die Alternationen l ⫹ i > [j] (Sg. cal ⫺ Pl..cai ‘Pferd’ ⫺ ‘Pferde’) und z ⫹ i > ji [zˇi] (Sg. obraz ⫺ Pl. obraji ‘Wange’ ⫺ ‘Wangen’) werden nicht konsequent durchgeführt. 2.1.2.3. Neutralisierungen Nasale Phoneme nehmen die Artikulationsstelle des nach ihnen stehenden Konsonanten an: vor /p/, /b/ steht zur Folge nur [m], vor /t/, /d/ nur [n], vor /s/, /z/ nur ein [n] ohne totalen Verschluss usw.: scump ‘teuer’, (maˇ) plimb ‘ich gehe spazieren’, cıˆnt ‘ich singe’, fund ‘Grund’, plıˆns ‘(das) Weinen’, bronz ‘Bronz’. Vor den palatalen Vokalen /e/ und /i/ können nur die palatalen Konsonanten [k´], [g´] stehen: chem [k´em] ‘(ich) rufe’, ghem [g´em] ‘Knäuel’, chin [k´in] ‘Qual’, ghimpe [g´impe] ‘Stachel’. 2.1.3. Kombinatorische Restriktionen Die Aufeinanderfolge von zwei Vokalen ist nur bei (lateinisch-romanischen) Fremdwörtern möglich: po-em ‘Poem’, re-al ‘realistisch’. Bei Wörtern älterer Schichten ist der Hiatus nur graphisch. Zwischen den zwei Vokalen wird ein halbvokalischer Gleitlaut eingeführt [pri’jeten] ‘Freund’, lua [lu’wa] ‘nehmen’. Die Halbvokale [e4 ], [o4 ] stehen nur vor [a]: searaˇ ‘Abend’, oaraˇ ‘Mal’. Die Vokale aˇ [W], ˆı [ı¯] können nicht nach palatalen Vokalen stehen. Doppelte Konsonanten entstehen nur durch Koaleszens, so bei Wörtern, die aus einem Präfix, das auf [n] oder [r] endet, und einer Basis, die mit gleichem Laut beginnt:
III. Italische und romanische Sprachen
z.B ˆın-negri ’schwärzen’, inter-regional bestehen. (Für Restriktionen cf. Vasiliu 1989, 5.) Das Rumänische ist toleranter als andere romanische Sprachen hinsichtlich konsonantischer Gruppen. Infolgedessen weist es weder Assimilationen wie das Italienische, noch Epenthesen wie das Spanische und das Französische auf. 2.1.4. Silbenstruktur Die Silbe besteht aus einem vokalischen Zentrum, das durch einen Vokal, einen Diphthong oder durch einen Triphthong realisiert werden kann: a (fost) ‘er/sie war’, ai ‘(du) hast’, ia ‘nimm’, iei [jej] ‘(du) nimmst’. Dem vokalischen Zentrum können ein oder mehrere Konsonanten vorangehen oder folgen: ca ‘wie’, ac ‘Nadel’, lac ‘See’. Die konsonantischen Sequenzen können aus zwei oder drei Konsonanten bestehen: sta ‘stehen’, stradaˇ ‘Straße’; ard ‘(ich) brenne’, istm ‘Isthmus’. Die maximale Extension eines konsonantischen intervokalischen Segments weist nicht mehr als fünf Konsonanten auf. Der Silbenschnitt befindet sich immer nach dem zweiten Konsonanten: VCC⫺CCC opt/ sprezece ‘achtzehn’. Ein intervokalischer Konsonant oder Halbvokal wird immer durch den Silbenschnitt vom vorhergehenden Vokal getrennt: te/iul [te‘jul] ‘die Linde’, ide/ea [i-de’ja] ‘die Idee’. Ein intervokalisches Segment, bestehend aus einem Konsonanten und gefolgt von /r/, /l/ oder einem Halbvokal, ist immer Teil der Silbe, zu dem der zweite Vokal gehört: acru [’akru] ‘sauer’, oblon [o’blon] ‘Fensterladen’, amiazaˇ [a’mja-zaˇ] ‘Mittagszeit’. 2.1.5.
Phonotaktische Regeln (cf. ausführlicher Vasiliu 1965, 83⫺141) 2.1.5.1. Wortanfang Alle Vokale können zwar im Anlaut stehen, doch ist diese Position bei [W] sehr selten; eine Ausnahme aˇst ‘dieser’. Am Anfang des Worters können höchstens drei Konsonanten oder ein Konsonant und ein Halbvokal stehen (Vasiliu 1965, 86⫺87): stradaˇ ‘Straße’, floare ‘Blume’.
19. Rumänisch
Alle Konsonanten, gefolgt von einem Vokal sowie Halbvokale können im Anlaut stehen. In einer zweistelligen, im Anlaut stehenden Konsonantengruppe können die Sonanten /n/, /l/ oder /r/ nur als zweites Element stehen: snop ‘(Getreide)Bündel’, slab ‘schwach’, greu ‘schwer’. /h/ kann in einer zweistelligen konsonantischen Anlautsequenz nicht nach einem Konsonanten stehen. Im Anlaut kann kein Konsonant nach [tsˇ], [dzˇ], [k´] und [g´] stehen. 2.1.5.2. Wortende Alle Vokale können im Auslaut stehen. Die im Auslaut stehenden konsonantischen Sequenzen können aus bis zu drei Konsonanten bestehen: prompt ‘id.’, punct ‘Punkt’ Die Halbvokale /j/, /w/ können ebenfalls im Auslaut stehen: meu ‘mein’, caˇi ‘Wege’. In einer zweistelligen Konsonantensequenz, muss der erste Platz nach dem Vokal durch /l/ oder /r/ besetzt sein: alb ‘weiß’, scurt ‘kurz’. Besteht die Gruppe aus /r/ und /l/, steht /l/ auf zweitem Platz: zvıˆrl ‘ich werfe’. Nach /l/ und /r/ kann jeder beliebiger Konsonant stehen. In einer dreistelligen Konsonantensequenz können nur /t/, /s/ und /m/ im absoluten Auslaut stehen: mixt [mikst] ‘gemischt’, sfinx [sfinks], ‘Sphinx’, istm ‘Meeresenge’. 2.1.6. Wortakzent und Intonation 2.1.6.1. Wortakzent Das Rumänische hat einen dynamischen bzw. Intensitätsakzent. In der Regel ist die Intensität von einer längeren Dauer und höheren Tonlage der betonten Silbe begleitet. Diese Merkmale sind gegenüber der Intensität jedoch sekundär. Intensität, Dauer und Tonhöhe differenzieren betonte und unbetonte Silben im Rumänischen. in wesentlich geringerem Maße als im Deutschen (Beyrer, A./Bochmann, K./Bronsert, S. 1987, 35) und auch in den anderen romanischen Sprachen. Das Rumänische klingt eher monoton. Wie in den meisten romanischen Sprachen ist der Akzent mobil, d. h. er ist von
537 Wort zu Wort verschieden. Die meisten rumänischen Wörter sind auf der letzten oder vorletzten Silbe, wenige auf der dritt- und viertletzten Silbe betont: baˇ’iat ‘Junge’, ’fataˇ ‘Mädchen’; ’ca/me/raˇ ‘Zimmer’; ’la/po/ vi/t¸aˇ ‘Schneeregen’. Der Akzent kann distinktiv sein. Er unterscheidet Wörter wie ve’selaˇ ‘Geschirr’ von ’veselaˇ ‘lustig’ (f. Sg.), ’copii ‘Kopien’ von co’pii ‘Kinder’. Der Akzent unterscheidet die 3. Pers. Sg. des Präsens Indikativ von derselben Person des Perfekts (perfect simplu): el ’cıˆntaˇ ‘er singt’ aber el cıˆn’taˇ ‘er sang’. Ein Nebenakzent existiert im Rumänischen nur bei Wörtern, die überdurchschnittlich lang sind: z. B. ‘extra’conjugal ‘außerehelich’. (Für eine eingehendere Betrachtung des Akzentes s. Vasiliu 1965, 58⫺67.) 2.1.7. Die Intonation Abgesehen von kommunikativ-pragmatischen Strukturen gilt im Rumänischen generell, dass steigende Intonationskonturen für Fragesätze, fallende und gleichbleibende für Aussagesätze wie im Deutschen charakteristisch sind (cf. Dascaˇlu 1989, 8⫺13). Bei der Zuordnung zu pragmatischen Strukturen kann der Akzent stärker als in anderen romanischen Sprachen zur kommunikativen ⫺ Hervorhebung des Rhemas ⫺ oder zu affektiven Zwecken und zur Abtönung der Aussage (Ulrich 1985, 264; Beyrer, A./Bochmann, K./Bronsert, S. 1987, 36⫺37) genutzt werden. Das rhematische Satzglied bzw. das rhematische Satzgliedteil trägt gewöhnlich den Akzent: Vecinul meu pleacaˇ ’la mare. ‘Mein Nachbar fährt ans Meer’ (nicht ins Gebirge). Vor Pausen innerhalb des Satzes steigt die Intonation im allgemeinen an. 2.2. Morphologie Vom typologischen Standpunkt ist die romanische und implizit die rumänische Morphologie ein Mischtyp mit synthetischen und analytischen Charakteristiken. Als indo-europäische Sprache ist das Rumänische eine Akkusativsprache, mit anderen Worten eine Sprache des Typs ‘Nominativ/Akkusativ’ mit der Satzstruktur Subjekt
538 ⫹ Prädikat. Die rumänische Morphologie benützt häufig mehrere Merkmale für eine grammatische Kategorie. Zu grammatischen Suffixen kommen oft konsonantische und Vokalische Alternationen. 2.2.1. Zum Artikel Das Rumänische hat abgesehen vom bestimmten und unbestimmten Artikel noch zwei artikelartige Bestimmungen: den Demonstrativ- oder Adjektivartikel und den Possessiv- oder Genitivartikel. Der bestimmte, der unbestimmte und der Demonstrativartikel drücken durch Endungen auch Kasuskategorien aus. 2.2.1.1. Der bestimmte Artikel ist ⫺ im Unterschied zu allen anderen romanischen Sprachen ⫺ enklitisch suffigiert (pom ‘Baum’ ⫺ pom-ul ‘Baum der’, casaˇ ‘Haus’ ⫺ cas-a < casaˇ ⫹ a ‘Haus das’) mit Ausnahme der maskulinen Personennamen im Gen.-Dat. (lui Paul ’des / dem Paul’ ) und teilweise der femininen Personennamen ( lui Lili, ugs. lui Maria ‘der Lili, der Maria’) Bei der Flexion ist der Genitiv und der Dativ einerseits, der Nominativ und der Akkusativ andrerseits wie beim Substantiv homonym : Nom.-Akk. colegul ‘der Kollege ⫺ den Kollegen’; Gen.-Dat. colegului. ‘des/ dem Kollegen’. Die Formen: Sg. Nom.-Akk. mask./ neutr.: -l, -le; fem. Nom.-Akk. -a; Gen.-Dat. mask./neutr. -lui (in Ausnahmsfällen -i); fem.: -i; Vok. mask. -ule; Pl. Nom.-Akk.Vok. mask. -i; fem./neutr. -le; Gen.-Dat. mask./fem./neutr. -lor. 2.2.1.2. Der unbestimmte Artikel: Sg. Nom.-Akk. mask./neutr. un ‘ein’, fem. o ‘eine’; Gen.-Dat. mask./neutr. unui; fem. unei: Pl. Nom.-Akk. mask. unii; fem./neutr. unele; Gen.-Dat. mask./fem./neutr. unor. 2.2.1.3. Der Possessivartikel (Sg. mask./ neutr. al, fem. a, Pl. mask. ai, fem./neutr. ale) hat mehrere Funktionen. Er markiert das Genitivattribut, das unmittelbar nach Substantiven oder Adjektiven, die ohne Artikel stehen (un ziar al colegului ‘eine Zeitung des Kollegen’ aber ziarul colegului ‘die Zeitung des Kollegen’), pronominalisiert
III. Italische und romanische Sprachen
das possessive Adjektiv (Cartea mea e veche. > A mea e veche. ‘Mein Buch ist alt’. > ‘Meines ist alt’) und hilft zur Bildung der Ordinalzahlen (al doilea, al treilea usw.’ der Zweite’, ‘der Dritte’). Der Possessivartikel kann als ein auf gewisse Umstände beschränktes analytisches Genitivmorphem betrachtet werden. 2.2.1.4. Der Demonstrativartikel (Sg. Nom.-Akk. mask./neutr. cel, fem. cea; Gen.-Dat. mask./neutr. celui, fem. celei; Pl. Nom.-Akk. mask. cei, fem./neutr. cele, Gen.-Dat. mask./fem./neutr. celor) steht unter gewissen pragmatischen Bedingungen vor Adjektiven (podul cel nou ‘die neue Brücke’) ⫺ z. B. wenn es um ein Sprecher und Hörer bekanntes Objekt geht ⫺ oder hat die Funktion eines substantivierenden bestimmten Artikels (Am citit douaˇ caˇrt¸i. Cea bunaˇ e mai veche. ‘Ich habe zwei Bücher gelesen. Das Gute ist älter’. Cel de-al doilea alergaˇtor a sosit dupaˇ cinci minute ‘Der zweite Läufer ist nach fünf Minuten eingetroffen’; Carol cel Mare ‘Karl der Große’. 2.2.2. Zum Substantiv 2.2.2.1. Numerus: Der Plural der maskulinen Substantive wird schriftlich immer durch die Endung -i markiert. Phonetisch kann diese Endung aber [i] pom ⫺ pomi ‘Baum ⫺ Bäume’, [j] bou ⫺ boi ‘Ochse ⫺ Ochsen’ oder [i] membru ⫺ memebri ‘Mitglied ⫺ Mitglieder’ wiedergeben. Der Plural der Feminina endet auf -i: (mit denselben phonetischen Werten wie beim Maskulin) s¸coalaˇ ⫺ s¸coli ‘Schule ⫺ Schulen’, auf -e: elevaˇ ⫺ eleve ‘Schüler ⫺ Schülerinnen’ und selten auf -uri: lipsaˇ ⫺ lipsuri ‘Mangel ⫺ Mängel’. Die Pluralendung der Neutra ist -e: scaun ⫺ scaune ‘StuhlStühle’, -uri: tren ⫺ trenuri ‘Zug ⫺ Züge’ und selten -i: studiu ⫺ studii (Studie ⫺ Studien’. 2.2.2.2. Genera: Das rumänische Substantiv hat drei Genera: maskulin, feminin und neutrum. Der Numerus des Substantivs ist meistens an seiner Endung erkennbar, das Genus hingegen nicht: generell lauten die Maskulina und Neutra auf Konsonant aus, (mask. pom
19. Rumänisch
‘Baum’, neutr. scaun ‘Stuhl’) alle Feminina auf Vokal (mamaˇ ‘Mutter’). Weitere maskuline Endungen sind -e (frate ‘Bruder’) und bisweilen -u [w] (bou ‘Ochse’) sowie -i [i] / [j] (ochi ‘Auge’, ardei ‘Paprika’) und ausnahmsweise -aˇ (popaˇ ‘Pope’). Feminina enden in der Regel auf -aˇ (casaˇ ‘Haus’) oder -e (vale ‘Tal’), selten auf -ea (stea ‘Stern’) -a´ (pijama ‘Schlafanzug’) oder -i [i] / [j] (luni ‘Montag’, joi ‘Donnerstag’). Das Neutrum hat keine charakteristischen Endungen, da seine Formen im Sg mit den Formen des Maskulinum, im Plural mit den Formen des Femininum zusammenfallen. Kennzeichnend sind nur die seltenen bei Neologismen auftretenden Endungen -o (radio) und -i (taxi). Es ist bemerkenswert, dass das Neutrum wie im Laeinischen nur leblose Objekte beinhaltet. Die wenigen Ausnahmen sind semantisch bedingt. Die anderen zwei Genera können belebte und unbelebte Substantive einschließen. 2.2.2.3. Nominalflexion Die Nominalflexion hat drei unterschiedliche Formen und hängt vom Genus des Substantivs ab. Funktional unterscheidet man 5 Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ und Vokativ) doch weist kein Substantiv mehr als drei Kasusformen auf. Bei den mit bestimmtem Artikel versehenen Substantiven existieren: ein Nom.Akk., ein Gen.-Dat. und gegebenenfalls ein Vokativ, wobei der Artikel Numerus und Kasus anzeigt: Mask. Sg. Nom.-Akk. domn-ul ‘der Herr/den Herren’, Gen.-Dat. domn-ului ‘des Herren/dem Herren’, Vok. dom-nule ‘(Mein) Herr!’ Pl. Nom.-Akk. domni-i ‘die Herren/den Herren’, Gen.Dat.-Vok. domni-lor ‘der Herren/den Herren/(Meine) Herren!’; Fem. Sg. Nom.-Akk. mama ‘die Mutter’, Gen.-Dat. mamei ‘der Mutter’, Vok. (⫽ Nom.-Akk. der Form ohne Artikel) mamaˇ! ‘Mutter’; Pl. Nom.Akk. mamele, Gen.-Dat.-Vok. mamelor! ‘Mütter!’ Im Singular der femininen Substantive existiert das Zweikasussystem auch ohne enklitischen Artikel: Nom.-Akk. mamaˇ, Gen.-Dat. mame.
539 Die Vokativendung kann bei den maskulinen Substantiven an die Form mit oder ohne Artikel angefügt werden (baˇiete! ‘Junge!’, unchiule! ‘Onkel!’), wobei die Form auf -ule bei Berufssubstantiven häufig abwertend konnotiert ist (/fam.) doctore! ‘Herr Doktor!’ und (abwärtend/ironisch) poetule! ‘Dichter der du bist!’. Bei den Feminina ohne Artikel kann die Vokativendung -o stehen: Mario! ‘Maria!’. Soro! ‘Schwester!’ wird eher desemantisiert als Anrede ‘meine Liebe!’ benützt. Statt der Vokativendungen wird auch bei Personennamen meistens der Nominativ gebraucht (Maria! und nicht Mario!). Die Vokative auf -ule und auf -o, werden heute insbesondere für Substantivierung von Adjektiven und für Personennamen gebraucht: frumoaso! ‘Schönheit!’, prostule! ‘Dummkopf’, Radule! ‘Radu’! Der Nominalstamm verändert sich durch Alternationen (cf. 2.1.1.5), die die Opposition zwischen Singular und Plural oder zwischen Nom.-Akk. und Gen.-Dat. zusätzlich markieren: Nom.-Akk. carte ‘Buch’ ⫽ Gen.-Dat. caˇrt¸i; Sg. carte ⫽ Pl. caˇrt¸i (cf. Ramat 1993, 21). Bei Personennamen wird der Gen.-Dat. bei Maskulina immer, bei Feminina meistens analytisch mit Hilfe des flektierten proklitischen Artikels lui (cf. 2.2.1.1) gebildet: cartea lui Petre ‘Peters Buch’, (ugs.) cartea lui Maria, (hochspr.) cartea Mariei ‘Marias Buch’. Die synthetischen Genitiv- und Dativformen können, durch analytische Formen ersetzt werden. Die Präp. de la ⫹ Nom.-Akkusativform kann, unter bestimmten Umständen, statt des synthetischen Genitivs stehen: picioarele de la masaˇ ‘die Füße vom Tisch’ statt picioarele mesei ‘die Füße des Tisches’. Die Präp. la ⫹ Nom.-Akkusativform, insbesondere im Plural, kann den synthetischen Dativ ersetzen: aduc ciocolataˇ la copii ‘ich bringe den Kindern Schokolade’ statt Aduc ciocolataˇ copiilor’. Sowohl der Genitiv als auch der Dativ kann, unter bestimmten Umständen, mit Hilfe der Präposition a gebildet werden: Lucraˇrile a trei
540 elevi au fost excelente. ‘Die Arbeiten dreier Schüler waren ausgezeichnet’; Contrar a ceea ce s¸tiam … Entgegen meinem Wissen … 2.2.2.4.
Synkretismen (Die wichtigsten) Synkretismen in der Flexion der Substantive mit bestimmtem Artikel Kasus: Nom. ⫽ Akk. und Gen. ⫽ Dat. haben dieselbe Endung. Sg. Nom.-Akk. mask. ⫽ neutr. amicul, scaunul; fem. amica Gen.-Dat. mask. ⫽ neutr. amicului, scaunului; fem. amicei Pl. Nom.-Akk. mask. amicii; fem. ⫽ neutr. amicele, scaunele Gen.-Dat., (Vok.) mask. amicilor; fem. ⫽ neutr: amicelor, scaunelor Genus: Sg.: mask. ⫽ neutr. und Pl. fem. ⫽ neutr. amic ‘Freund’, scaun ‘Stuhl’; amice ‘Freundinnen’, scaune ‘Stühle’. (Die wichtigsten) Synkretismen in der Flexion der Substantive ohne bestimmtem Artikel Mask. Sg. u. Pl. Nom.-Akk. ⫽ Gen.-Dat.: Sg.: amic ⫺ Pl. amici Fem. Sg. Nom.-Akk.: amicaˇ; Sg. Gen.-Dat. ⫽ Pl. Nom.-Akk. ⫽ Gen.-Dat.: amice; Eine Ausnahme ist hier der Flexionstyp: ˆınvaˇt¸aˇtoare ‘Lehrerin’: Sg. N. A. G. D. ˆınvaˇt¸aˇtoare ‘Lehrerin’ ⫺ Pl. N. A. G. D. ˆınvaˇt¸aˇtori ‘Lehrerinnen’ 2.2.3. Zum Adjektiv 2.2.3.1. Klammert man die unregelmäßigen Adjektive aus, kann man nach den Nominativendungen und den Synkretismen 7 Gruppen von Adjektiven unterscheiden: a) im Sg. u. Pl. je eine mask./fem. Endung (4 End.: Sg. 2 ⫽ Pl. 2 : Sg.: W, X; Pl.: Y, Z): bun, bunaˇ ⫺ buni, bune ‘gut’; b) im Sg. je nach Genus 2 Endungen ⫺ im Pl. eine einzige Endung (3 End.: Sg. 2 ⫽ Pl. 1; Sg.: W, X; Pl.: Wa): mic, micaˇ ⫺ mici ‘klein’; c) das Mask. hat je eine Endung für Sg. u Pl., während das Fem. nur eine Endung für Sg. u. Pl. hat (3 End.: Sg. 2 ⫽ Pl. 1; Sg.: W, X; Pl.: Wa, X): Sg. muncitor, muncitoare ⫽
III. Italische und romanische Sprachen
muncitori, muncitoare ‘fleißig’; d) im Sg. u. Pl. je eine End. nach Genus (2 End.: Sg. 2 End. ⫽ Pl. 2 End.; Sg.: W, X; Pl.: W, X) mask. Sg/Pl: dibaci; fem. Sg./Pl. dibace ‘geschickt’; e) 2 End. nach Numerus: Sg. mask./fem. ⫽ Pl. mask./fem. (Sg.: W, W; Pl.: X, X) mask./fem. dulce ⫽ Pl. mask./ fem. dulci ‘süß’; f) Einheitsform für Genus und Numerus (Sg.: W, W; Pl.: W, W): roz ‘rosa’. 2.2.3.2. Wie bei den Substantiven markieren die Alternationen (cf. 2.1.1.5; 2.1.2.2) redundant grammatische Oppositionen: Alternationen: Sg. ⫽ Pl. (indian ⫺ indieni ‘indisch’), Nom.-Akk. ⫽ Gen.-Dat. (tıˆnaˇraˇ ⫺ tinere ‘jung’ fem.) oder mask. ⫽ fem. (bucuros ⫺ bucuroasaˇ ‘erfreut’). 2.2.3.3. Die Steigerungsformen aller Adjektive werden analytisch, im Komparativ mit mai (mai bun ‘besser’), im relativen Superlativ mit cel mai, cea mai, cei mai, cele mai (cel mai bun ‘der beste’) und im absoluten Superlativ, in nicht markierter Sprache, mit dem Adverb foarte ‘sehr’ (foarte frumos ‘sehr schön’) gebildet. 2.2.4. Zu den Pronomen 2.2.4.1. Personalpronomen. Man unterscheidet Subjektpronomen (eu, tu, el m., ea f., noi, voi, ei m., ele f.) und Objektpronomen. Bei den Objektpronomina wird zwischen betonten und unbetonten, zwischen dativischen und akkusativischen Formen unterschieden. Betonte Dativformen: Sg. mie, t¸ie, lui/ei; Pl. nouaˇ, vouaˇ, lor; refl. ˆıs¸i; unbetonte Dativformen: Sg. ˆımi, ˆıt¸i, ˆıi, Pl. ne, vaˇ, le (ıˆmi zıˆmbes¸te ‘er lächelt mir zu’; ˆımi zıˆmbes¸te mie ‘mir lächelt er zu’. Betonte Akkusativformen: Sg. mine, tine, el/ea; Pl. noi, voi ei/ele; unbetonte Akkusativformen: Sg. maˇ, te, ˆıl (m.), o (f.); Pl. ne, vaˇ, ˆıi. (Maˇ vede ‘er sieht mich’; maˇ vede pe mine ‘mı´ch sieht er’). Die unbetonten Pronomen (Klitika) weisen eine Vielfalt von Formen auf, deren Wahl von ihrer Stellung im Satz und vom phonetischen Kontext abhängt. Sie können unverbunden sein wie supra oder gebunden und zwar proklitisch (z. B. Dat. mi-a spus ‘er hat mir gesagt’; Akk. m-a vaˇzut ‘er/sie hat mich gesehen’), enklitisch (z. B. Dat. spune-mi ‘sag mir’; Akk. ascultaˇ-maˇ
19. Rumänisch
‘hör mir zu’) und doppelt verbunden (z. B. Dat. ⫹ Akk.: spune-mi-o ‘sag es mir’; Akk. vaˇzıˆndu-maˇ ‘als er mich sah’). Das fem. unbetonte Akkusativpronomen o kann auch neutrale Bedeutung haben. Asta n-o cred. ‘Das glaube ich nicht’. Die klitischen (gebundenen) Personalpronomen weisen mehrere Synkretismen (die zu Ambiguität führen können) auf: i- kann a) Dat. Sg. mask./fem. oder b) Akk. Pl. mask. sein: I-am mult¸umit kann bedeuten a) ‘Ich habe ihm/ihr gedankt’ oder b) ‘Ich habe sie (mask. Pl.) zufrieden gestellt’. le- kann a) Dat. Pl. mask./fem oder b) Akk. Pl. fem. sein. Le-am folosit kann bedeuten a) ‘Ich habe sie benützt’ oder b) ‘Ich habe ihnen (mask./fem.) genützt’ . Das Rumänische hat ein weiteres Subjektpronomen der dritten Person (Sg. dıˆnsul/dıˆnsa, Pl. dıˆns¸ii/dıˆnsele), das diatopisch unterschiedlich konnotiert ist. 2.2.4.2. Das Rumänische verfügt auch über mehrere soziolinguistisch differenzierte Höflichkeitspronomen: dumneata und mata, dumneavoastraˇ und Domnia ta. Es gibt außerdem Formen für die dritte, nicht angesprochene Person Sg. m. dumnealui / f. dumneaei, dumneasa, Domnia sa; Pl. dumnealor, Domniile lor. 2.2.4.3. Das Reflexivpronomen besitzt, anders als die anderen romanischen Sprachen, ein dativisches und ein akkusativisches Paradigma. Dativ: eu ˆımi ˆınchipui, tu ˆıt¸i ˆınchipui etc.; Akkusativ (eu maˇ spaˇl, tu te speli etc. In der 3. Person verfügt das Reflexivpronomen spezifische Formen für den Dativ und den Akkusativ: im Dativ betont ˆıs¸i, klitisch s¸i, im Akkusativ betont pe sine, klitisch se: el ˆıs¸i ˆınchipuie ‘er stellt sich vor: el se spalaˇ ‘er wäscht sich’. 2.2.4.4. Die Demonstrativa weisen ein Zweier-System (Ferne ⫽ Nähe) auf. Es gibt hochsprachliche, längere, und umgangssprachliche kürzere Formen: acesta / (ugs) aˇsta ⫽ acela / (ugs) aˇla ‘dieser/der (da) ⫽ jener/der (dort). Das Personalpronomen lor wurde dem Paradigma der Possessivpronomen einverleibt (für die Stellung der Demonstrativa, cf. 2.5). Im Unterschied zu
541 den Demonstrativadjektiven, enden die Demonstrativpronomen auf -a: acest (Adj.) ⫺ acesta (Pron.); acel (Adj.) ⫺ acela (Pron.). Dazu kommen noch das Identitätspronomen acelas¸i, acceas¸i ‘der ⫺ dieselbe’ und das Pronomen der Wahl celaˇlalt, cealaltaˇ ‘der, die andere’. 2.2.4.5. Die Possessivpronomen werden von den Possessivadjektiven (mask. meu, taˇu, saˇu, nostru, vostru, lor; fem. mea, ta, sa, noastraˇ, voastraˇ, lor) durch Voranstellen des Possessivartikels gebildet (mask. Sg. al meu, al taˇu, al saˇu Pl. al nostru, al vostru, al lor; fem. Sg. a mea, a ta, a sa; Pl. a noastraˇ, a voastraˇ, a lor). Sie verfügen über verschiedene Formen für Person und Zahl des Besitzers und für Person, Zahl und Genus des Besitzobjektes: 1. Pers. Sg. mask. prietenul meu ‘mein Freund’, fem. prietena mea ‘meine Freundin’, Pl. mask. prietenii mei ‘meine Freunde’, fem. prietenele mele ‘meine Freundinnen’. 2.2.4.6. Die wichtigsten Relativpronomen sind identisch mit den Interrogativpronomen: care und ce ‘der, die, das’. Care hat im Nominativ nur eine Form für Sg. u. Pl. Der Gen.-Dat. lautet mask. caˇrui(a), fem. caˇrei(a), im Pl. mask./fem. caˇror(a). Cine ‘wer’ ist nur Interrogativpronomen, mit der Gen.-Dativ-Form cui. 2.2.4.7. Die Indefinita werden häufig mit spezialisierten Partikeln (ori-, oare-, fie-, va-) gebildet: fiecare ‘jeder’, oricare, careva ‘irgendeiner’, cineva ‘jemand’ usw. Negative Pronomen sind nimeni ‘niemand’, nici unul /una ‘keine(r)’ und nimic ‘nichts’. 2.2.5. Das Verb So wie in allen romanischen Sprachen kann das rumänische Verb analysiert werden in: Stamm (Radikal) (⫽ R), eventuell Erweiterungssuffixe (⫽ ES), Themavokal (⫽ TV), Tempus und Modussuffixe (⫽ T/MS), Endungen (Desinenzen) (⫽ D). Der Stamm ist das lexikalische Formativ. Die Erweiterungssuffixe (cf. 2.2.5.3) sind weder lexikalische noch funktionelle Bedeutungsträger und erscheinen nicht obligatorisch. Die Themavokale bringen die Einteilung in Konjugationen mit sich (cf. 2.2.5.1).
542 Im Infinitiv sind sie noch klar zu erkennen, doch in der Flexion sind sie häufig mit Tempus- und Modussuffixen (cf. 2.2.5.8) oder mit den Endungen (cf. 2.2.5.9) verschmolzen. Die Tempus- und Modussuffixe zeigen Tempora und Modus an. Sie sind häufig amalgamiert. Die Endungen drücken Person und Numerus aus und auch sie sind meistens amalgamiert. Die Anordnung ist: R-TV-ES-T/MS-D. Die Erweiterungssuffixe kennzeichnen nur gewisse Konjugationen. Die Tempus- und Modussuffixe sind bei Zeiten mit hoher Frequenz im Allgemeinen durch Ø markiert. Der Themavokal kennzeichnet generell die Konjugationen, doch bringt die Fusion der Konjugationen die funktionelle Verwandlung des Themavokals mit den Endungen mit sich. Die Flexion ist von den vokalischen und konsonantischen Alternationen (cf. 2.1.1.5) stark beeinflusst. 2.2.5.1. Das rumänische Verb hat 5 Themavokale: -a´, -e´-, e, -ı´ und -ıˆ. Die ersten vier sind lateinisches Erbgut, der fünfte (ıˆ ), resultiert aus der phonetische Entwicklung (von -i nach r). Themavokale können betont oder unbetont sein. Im Rumänischen sind sie (mit Ausnahme der III. Kj.) immer betont in der 4. und 5. Person des Präs. Ind., Konj. und Imperativ. Der Themavokal ist ebenfalls betont im Perfekt und Plusquamperfekt, im Infinitiv (mit Ausnahme der III. Kj.) und in allen Konjugationen im Gerundium und im Partizip. 2.2.5.2. Entsprechend der Themavokale gibt es auch fünf Konjugationen (I. Kj. auf -a, a aduna ‘sammeln’, II. Kj. auf -ea, a taˇcea ‘schweigen’, III. Kj. auf -e, a vinde ‘verkaufen’, IV. Kj. auf -i, a fugi ‘laufen’, V. Kj. auf. -ıˆ (cf. 2.2.5.1) a coborıˆ ‘herunter-, aussteigen’). Der Vokal -e, im Allgemeinen charakteristisch für die II. und III. Kj., wird im Partizip, im Perfekt und im Plusquamperfekt, durch -u ersetzt.: Part. taˇc-u-t, vıˆndu-t; Perf. 1. Pers. usw. taˇc-u-i, vıˆnd-u-i; Plusqu. taˇc-u-sem, vıˆnd-u-sem. Die II. und III. Kj. unterscheiden sich im Infinitiv und in der 4. und 5. Pers. des Präsens Indikativ, Konjunktiv und Imperativ. Die Opposition wird durch den Akzent realisiert. Er fällt in
III. Italische und romanische Sprachen
der II. Kj. auf die Endung, in der III. auf den Stamm: 1. tac, 2. taci, 3. tace, 4. taˇce´m, 5. taˇce´t¸i, 6. tac. ⫽ 1. vıˆnd 2. vinzi 3. vinde 4. vı´ndem 5. vı´ndet¸i 5. vıˆnd. 2.2.5.3. Das Rumänische verfügt über zwei Erweiterungssuffixe, die in der I., IV. und V. Kj. (cf. 3.2.2.4) zwischen dem Stamm und den restlichen Verbalsuffixen eingefügt werden, und zwar -ez in der Kj. Ia, -esc in der Kj. IVa mit Variante -aˇsc in der Kj. Va. Beide Erweiterungssuffixe erscheinen nur in der 1., 2., 3. und 6. Person Präsens Indikativ, Konjunktiv und Imperativ. In der Flexion werden die Suffixe nach den Regeln der vokalischen und konsonantischen Alternationen abgeändert: Ind. Präs. I. Kj.a a lucra ‘arbeiten’: 1. lucr-ez, 2. lucr-ez-i, 3. lucreaz-aˇ, 4. lucraˇm, 5. lucrat¸i, 6. lucr-eaz-aˇ; IV. Kj.a a iubi ‘lieben’: 1. iub-esc, 2. iub-est-i, 3. iub-es¸t-e, 4. iubim, 5. iubit¸i, 6. iub-esc ; V. Kj. Va a urıˆ ‘hassen’: 1. ur-aˇsc, 2. ur-aˇs¸t-i, 3. ur-aˇs¸t-e, 4. urıˆm, 5. urıˆt¸i, 6. ur-aˇsc. 2.2.5.4. Unterscheidung und Fusion der Konjugationen: Unterscheidung von a) fünf Konjugationen (im Inf. und in den 4. und 5. Pers. Präs. Ind., Konj. und Imper.); b) vier Konjugationen (im Perf., Plusqu. und Part. Perf.); c) drei Konjugationen (teilweise) im Imperativ; d) zwei Konjugationen im Imperfekt, im Gerundium, in der 3. und 6. Pers. des Präs. Ind., Konj. und Imper.; e) keinen Unterschied zwischen Konjugationen gibt es in der 1. und 2. Pers. Präs. Ind. und Konj. Die Tendenz zur Fusion, d. h. zur Vereinfachung, ist besonders stark im Präsens, der Zeit mit der höchsten Frequenz. Was die Gruppierungen der Konjugationen anlangt, ist der Zusammenfall der II. und III. Kj. am häufigsten, es folgen die II. und die III. Kj., die mit der IV. Kj. zusammenfallen. Die stärksten Konjugationen sind die I und die IV. Die II Kj. geht langsam zur III. über. 2.2.5.5. Modi und Tempora Das Rumänische verfügt über 4 finite Modi (Indikativ, Konjunktiv, Konditional-Optativ und Imperativ) und über 4 infinite Modi (Infinitiv, Partizip, Gerundium und Supinum). Das fehlende Partizip Präsens wird
19. Rumänisch
vom Gerundium ersetzt. Der Indikativ beinhaltet sieben Tempora (Präsens, Imperfekt, perfect simplu (perf.s.) ‘einfaches Perf.’, perfect compus (perf.c.) ‘zusammengesetzes Perfekt.’, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II. Der Konjunktiv, der Konditional-Optativ und der Imperativ haben je zwei Zeiten: Präsens und Perfekt. Das Perfekt des Konjunktivs ist unveränderlich. Synthetisch gebildet werden: Indikativ Präsens, Imperfekt, perfect s. und Plusquamperfekt, Konjunktiv Präsens sowie Imperativ Präsens. Analytisch sind: Indikativ Perf.c., alle vier Varianten des Futur I sowie das Futur II, der Konjunktiv Perfekt sowie Konditional-Optativ Präsens und Perfekt. Von den infiniten Modi hat nur der Infinitiv eine Präsens und eine Perfektform. Hiermit hat das Rumänische 13 Tempora, davon werden 5 synthetisch und 8 analytisch gebildet. Rechnet man noch drei geläufige Varianten des Futurs dazu, steigt die Anzahl der analytischen Zeiten auf 16. Die Tendenz zum Analytischen ist augenscheinlich. Das Plusquamperfekt, das in allen anderen romanischen Sprachen analytisch gebildet wird, ist im modernen Rumänisch synthetisch (aber cf. 3.2.2.4). Dazu kommt das Präsumptiv (prezumtivul), eine grammatikalisierte analytische Verbalform zum Ausdruck der epistemischen Modalität, insbesondere in der 3. und 6. Person benützt. Das Präsens hat eine spezifische Form (o/va fi scriind’ er/sie wird wahrscheinlich/wohl schreiben’, das Perfekt ist homonym mit dem Perfekt des Futurs (⫽ Futur II) (o/va fi scris ‘er/sie wird wohl geschrieben haben’). Die 2. und 5. Person des affirmativen Imperativs der I. Kj. wird mit Hilfe der 3. und 5. Person Präs. Ind. (2. Pers. pleacaˇ! 5. Pers. plecat¸i!) der negative Imperativ in der 2. Person mit dem negativen Adverb nu ‘nicht’ ⫹ Infinitiv ( nu pleca! ‘geh nicht weg!’), in der 5. Person mit nu ⫹ 5. Pers. Präs. Ind. (nu plecat¸i! ‘gehet nicht weg!’) gebildet. Die 2. Person ist in der II. Kj. mit der 2. Person des Präs. Ind., in der III., IV. u. V. Kj. mit der 2. oder mit der 3. Person des Präs. Ind. identisch. Der Infinitiv hat eine kurze verbale Form, vor der die Präposition a steht (a
543 aduna ‘sammeln’) und eine lange nominale Form mit der Funktion eines femininen Verbalsubstantivs (adunare ‘Sammeln’, ‘Versammlung’). 2.2.5.6. Die Auxiliaria Das Infektum der analytischen Zeiten wird mit Hilfe der Auxiliarien a avea und a vrea gebildet, u.z. mit a avea das perf.c. und eine Variante des Futur I und mit a vrea die hochsprachliche Form des Futur I und das Präsumptiv. In der 3., 4. und 5. Pers. Präs. unterscheidet man zwischen dem lexikalisch vollen Verb a avea ‘besitzen’ (am, ai, are, avem, avet¸i, au) und der grammatikalisierten Form des Auxiliars (am, ai, a, am, at¸i, au), das zur Bildung des perf.c. benützt wird (3. a adunat, 4. am adunat, 5. at¸i adunat). Desgleichen wird unterschieden zwischen dem lexikalischen Verb a vrea ‘wollen’ (vreau, vrei, vrea, vrem, vret¸i, vor) und der grammatikalisierten Form des Auxiliars (voi, vei, va, vom, vet¸i, vor), die zur Bildung der hochsprachlichen Form des Futurs I (voi aduna, vei aduna, va aduna usw.) gebraucht wird. Eine volkstümliche Form des Auxiliars a vrea (oi, aˇi, o/a, om, aˇt¸i, o/or), die insbesondere zur Bildung des Präsumptivs (cf. 2.2.5.5) dient, wurde grammatikalisiert. Das Auxiliar des Konditional hat eine Form für sich, deren Etymologie nicht geklärt ist: as¸, ai, ar, am, at¸i, ar. Die Distribution von ‘haben’ und ‘sein’ ist charakteristisch. Zum einen (wie im Spanischen und Portugiesischen) wird nur ‘haben’ zur Bildung des perfect c. (1. am adunat, 2. ai adunat usw.), bei reflexiven und nicht reflexiven Verben benützt. Zum anderen aber wird der Infinitiv von ‘sein’ a fi zur Bildung des Futur II und des Perfekts des Präsumptivs ((v)oi fi adunat, (v)ei fi adunat, va/o fi adunat usw.), sowie des unveränderlichen Perfekts des Konjunktivs, ((eu) saˇ fi adunat, (tu) saˇ fi adunat usw.), des Perfekts des Konditionals (1. as¸ fi adunat, 2. ai fi adunat, 3. ar fi adunat usw.) und des Perfekts des Infinitivs (a fi adunat) verwendet. 2.2.5.7. Zusammenfassung zur Bildung der analytischen Formen Die Formen werden gebildet: ⫺ mit dem Part. Perf. des konjugierten Verbs und a) mit dem flektierten Auxi-
544 liar a avea: am iubit (perf. c.), b) mit dem Inf. des Auxiliars a fi: saˇ fi iubit (Konj. Perf.), a fi iubit (Inf. Perf.), c) mit einem ersten flektierten Auxiliar (as¸, ai, a usw.) und einem zweiten Auxiliar (a fi) im Infinitiv: as¸ fi iubit (Kond. Perf.); mit einem ersten flektierten Auxiliar a vrea (voi, vei, va usw.) und mit demselben Auxiliar (a fi) im Infinitiv: voi fi iubit. (Futur II). ⫺ mit dem Konj. Präs. des konjugierten Verbs und a) mit dem flektierten Auxiliar a avea (Fut. I): am saˇ iubesc; b) mit der unveränderlichen Form o (umgangssprachlicher Fut. I): o saˇ iubesc. ⫺ mit dem Infinitiv des konjugierten Verbs und mit dem flektierten Auxiliar a vrea (voi, vei va usw.): voi iubi (Futur I); ⫺ mit dem Gerundium des konjugierten Verbs dem das flektierte Auxiliar des Futurs, insbesondere in der volkstümlichen Variante, (oi, ei, o usw.). und der Infinitiv des zweiten Auxiliars (a fi) vorangeht (Präsumptiv) Präs.): va/o fi dormind. 2.2.5.8. Die Typologie der Tempus-Modussuffixe ist, so wie in allen indogermanischen Sprachen, amalgamierend. D. h., dass weder für jede Zeit, noch für jeden Modus ein Suffix zur Verfügung steht. Im Rumänischen kann nach einem positiven Tempussuffix kein positives Modussuffix folgen. Es gibt folgende Möglichkeiten Tempus und Modus der synthetischen Formen auszudrücken: ⫺ TS ⫽ Ø, MS ⫽ Ø: diese ökonomische Markierungsart ist (sowie in den meisten romanischen Sprachen) charakteristisch für Formen mit hoher Frequenz, wie das Präsens. So z. B. ist bei der 1. Pers. Präs. Ind. nur der Stamm (⫽ Radikal) positiv: R ⫽ adun ⫺ TV⫽ Ø ⫺ TS ⫽ Ø ⫺ MS ⫽ Ø ⫺ D ⫽ Ø; ⫺ Tempussuffix ist positiv, Modussuffix negativ markiert. Das ist der Fall beim Imperfekt aller Konjugationen, z. B. bei der 1. Pers. taˇceam: R ⫽ taˇc ⫺ TV ⫽ e ⫺ TS ⫽ a ⫺ MS ⫽ Ø ⫺ D ⫽ m; ⫺ zwei Tempussuffixe sind positiv, das Modussuffix ist negativ markiert. So beim Plusquamperfekt: z. B. 4. Pers. adun-ase-raˇ-m: R ⫽ adun ⫺ TV ⫽ a ⫺ TS1 ⫽ se ⫺ TS2 ⫽ raˇ ⫺ MS ⫽ Ø ⫺ D ⫺ m;
III. Italische und romanische Sprachen
⫺ die infiniten Modi verfügen über keine Modussuffixe. Ein analytisches Element kann zur Modusmarkierung beitragen: ⫺ der Konjunktiv (Präs. und Perf.) steht nie ohne die Konjunktion saˇ. In dieser Weise unterscheidet sich der Präsens Konjunktiv vom Präsens Indikativ bei den Personen, die in beiden Modi homonym sind: 1. Pers. Ind.: adun ⫽ 1. Pers. Konj. saˇ adun usw.; ⫺ der Infinitiv wird durch die Präposition a, das Supinum häufig durch die Präposition de markiert. Zusammenfassend hat das Rumänische folgende Tempus-, Modussuffixe: ⫺ Ø im Präs. Ind., Konj. und Imper.; -a im Imperf. Ind. wobei in der I. Kj. der Themavokal a mit dem Tempus- und Modussuffix zusammenfällt (adunam < adun-a-a-m); Ø in der 1. und 3. Pers des perf.s.; -s¸- in der 2. Pers. des perf. s; -raˇ in der 4., 5. und 6. Pers. des perf. s.; -se ⫹ TS des perf. s. im Plusquamperfekt. 2.2.5.9. Die Endungen drücken Person (Sprecher, Angesprochener und Besprochenes) und Numerus (Singular und Plural) aus. Homonym in alle Zeiten sind die Endungen der 2. (-i), 3. (-Ø), 4. (-m) und 5. (-t¸i) Person. (Der Vokal, der in der 3. (und in der 6) Person im Auslaut steht, ist nach der hier angewandten Analyse ein Themavokal.) Die 6. Person weist, außer im Imperfekt (-u), die Endung (-Ø) auf. Am vielfältigsten ist die Endung der 1. Pers. : -Ø im Präsens Ind. und Konj., -i im perf. s., -m im Imperfekt und Plusquamperfekt. 2.2.5.10. Unregelmäßige Verben Das Rumänische besitzt zwar, die Auxiliaria a avea und a fi miteingerechnet, nur sieben unregelmäßige Verben, doch ist die Anzahl der positionellen Varianten aufgrund der vokalischen und konsonantischen Alternationen sehr groß. Das suppletive Verb a fi ‘sein’ weist die Stämme: sıˆnt-, fost (Part. Perf.) und fi (Inf., Konj., Ger.) auf. Zu den Verben auf -a mit reduziertem Stamm, vom
19. Rumänisch
545
Typ a d-a ‘geben’, a st-a ‘stehen’, die in der ganzen Romania eine Gruppe für sich bilden, kommen im Rumänischen noch a b-ea ‘trinken’, und a vr-ea ‘wollen’ hinzu. Das Verb a s¸t-i ‘wissen’ hat ebenfalls einen reduzierten Stamm.
gebildet: a-s¸i (⫽ a ˆıs¸i) aduce aminte ‘sich erinnern’, a se gıˆndi ‘denken’, a se spaˇla ‘sich waschen’ (cf. supra 2.2.4.3) Die Verben mit akkusativischem Reflexiv sind viel zahlreicher als die Verben mit dativischem Reflexiv.
2.2.5.11. Synkretismen Synkretismen der Zeiten und Modi:
2.2.6. Das Adverb Im Rumänische gibt es einfache und zusammengesetzte Adverbien sowie adverbiale Fügungen. Die einfachen Adverbien können adverbialen Ursprung haben ⫺ in diesem Fall sind sie geerbt oder entlehnt ⫺ (acum ‘jetzt’, acolo ‘dort’, ieri ‘gestern’ usw.) oder aber es sind Adjektive und Partizipien, die adverbial benützt werden (z. B.: raˇu ‘schlecht’, ˆıncet ‘langsam’). Es gibt formal keinen Unterschied zwischen Adjektiv und Adverb: Ion e frumos. ‘Ion ist schön’ und Maria cıˆntaˇ frumos. ‘Maria singt schön’. Abgeleitete Adverbien werden besonders mit den Suffixen -e (von Adjektiven auf -esc’) und -mente (von Adjektiven auf -al, -ar) gebildet: prietenesc ⫺ prietenes¸te ‘freundschaftlich’, fraˇt¸esc ⫺ fraˇt¸es¸te ‘brüderlich’; real -realmente ‘in Wirklichkeit’, material ⫺ materialmente ‘materiell’. Sprachadverbien werden mit -es¸te gebildet: englezes¸te ‘englisch’, ungures¸te ‘ungarisch’ usw. Oft werden ‘pronominale’ Adverbien gebraucht, u.zw.: demonstrative (aici ‘hier’, acolo ‘dort’, acum ‘jetzt’, atunci ‘damals’, as¸a und astfel ‘so’), interogativ-relative (unde wo, ˆıncotro ‘wohin’, cıˆnd ‘wann’, cıˆt’ wieviel’), indefinite ( undeva ‘irgendwo, oriunde ‘überall’, oricıˆnd ‘wann immer’ usw.), affirmative (da ‘ja’, sigur ‘sicher’) und negative Adverbien (nu ‘nein’ ba ‘doch’ nicaˇieri ‘nirgends’, niciodataˇ ‘nie’, nicicum ‘für keinen Fall’ usw.). Bildungen auf -mente sind selten und Pronominaladverbien wie frz. en < lat. inde und y < lat. ibi fehlen.
⫺ Das Perfekt des Futurs (gebildet mit (v)oi, (v)ei usw. und -o (Futur II) ist identisch mit dem Perfekt des Präsumptivs; ⫺ das Supinum ist identisch mit der maskulinen Form des Part. Perf.; ⫺ die 1., 2., 4. und 5. Person des Präsens Indikativ und Konjunktiv sind identisch; ⫺ die 2. Person des affirmativen Imperativs ist identisch mit der 2. oder mit der 3. Person des Präsens Indikativ; ⫺ die 4. u. 5. Person des Imperativs ist immer identisch mit den entsprechenden Personen des Präsens Indikativ. Synkretismen der Person und des Numerus im Rahmen derselben Zeit: ⫺ die 3. und 6. Person des Indikativ Präsens der I. Kj., durch den Themavokal -aˇ; ⫺ 3. und 6. Person des Präsens Konjunktiv bei allen Verben, durch Themavokal -a; ⫺ 1. und 6. Person des Präsens Indikativ bei den Verben der II., III., IV u. V2 Kj. durch Morphem Ø; ⫺ 1. und 4. Person des Imperfekts durch Tempussuffix ⫹ Desinenz -am. ⫺ Synkretismus in allen Personen im Perfekt des Konjunktivs (eu) saˇ fi faˇcut, (tu) saˇ fi faˇcut, (el /ea) saˇ fi faˇcut. 2.2.5.12. Genera Verbi Das Rumänische verfügt über eine aktive, eine passive und eine reflexive Form. Das Passiv hat analytische Formen und wird nur mit a fi ‘sein’ gebildet (sıˆnt iubit, am fost iubit usw. ‘ich werde geliebt, ich wurde geliebt’). Die reflexive Form wird insbesondere in der 3. Person Sg. und Pl., wenn das Subjekt nicht relevant ist oder nicht genannt werden soll, benützt: La Bucues¸ti se renoveazaˇ unele case. ‘In B. werden einige Häuser renoviert’ Das Reflexiv wird mit Hilfe von Pronomen im Dativ (ıˆs¸i) oder im Akkusativ (se)
2.2.7. Das Zahlwort Die wichtigsten Zahlwörter sind die Grundzahlen (unu, doi, trei, patru, cinci, s¸ase, s¸apte, opt, nouaˇ, zece), die Ordnungszahlen (primul, al doilea/ a doua, a(l) treilea usw.) gebildet mit dem Possesivartikel a(l) und dem Suffix -lea, die Vervielfältigungzahlen (ıˆndoit, ˆıntreit, ˆımpaˇtrit usw.), die Bruchzah-
546 len (o treime, o paˇtrime usw.) und die Distributivzahlen (cıˆte unul, cıˆte doi, cıˆte trei usw.). Die Art der Bildung der Zahlwörter von 11⫺20 ist eine Eigenheit des Rumänischen: Einerzahl ⫹ spre ‘zu’ ⫹ zece ‘zehn’, un ⫹ spre ⫹ zece > unsprezece, ‘elf’, doi ⫹ spre ⫹ zece > doisprezece ‘zwölf’ usw. Von 20⫺90 werden die Zahlwörter durch Anhängen von zeci (Pl. von zece ‘zehn’) an die Grundzahlen gebildet: douaˇzeci, treizeci, patruzeci usw. Hundert lautet o sutaˇ. 2.3. Morphosyntax und Syntax 2.3.1. Artikel und Substantiv Zur Kongruenz des Possessivartikels: Der Possessivartikel steht obligatorisch zwischen einem Substantiv ohne bestimmten Artikel und dem folgenden Genitivattribut und kongruiert mit dem vorangehenden Substantiv: o carte a studentului, ein Buch des Studenten’; o kongruiert mit carte. Wird das vorangehende Substantiv durch einen Relativsatz ausgedrückt, steht der Possessivartikel vor dem Relativpronomen und kongruiert mit dem nachstehenden Substantiv: medicii, a caˇror faimaˇ ’ die Ärzte derer Ruf’ a kongruiert mit faimaˇ’ (cf. 2.3.5). Durch Präpositionen, die den Akkusativ regieren (mit teilweiser Ausnahme von cu und de-a), eingeleitete und nicht weiter bestimmte indirekte Objekte und Adverbialia stehen ohne Artikel: Merg ˆın oras¸. ‘ich gehe in die Stadt’. aber Merg ˆın oras¸ul vechi ‘Ich gehe in die Altstadt’. Das vom Possessivadjektiv bestimmte Substantiv steht mit Artikel: fiica mea ‘meine Tochter’. 2.3.2. Adjektiv und Pronomen Im Komparativ wird das Vergleichselement mit ca und decıˆt eingeleitet: Paul e tot atıˆt de mare ca Marian. ‘P. ist ebenso groß wie M’; Paul e mai vrednic decıˆt Marian. ‘Paul ist tüchtiger als Marian’. Paul e mai put¸in vrednic decıˆt Marian. ‘Paul ist weniger tüchtig als Marian’. Der Gebrauch der Subjektpronomen ist eingeschränkt, da die Person an der Endung der Verbform erkennbar ist. Dies gilt insbesondere für die Pronomina der 1. und 2.
III. Italische und romanische Sprachen
Person. Man benützt sie bei Hervorhebung oder Opposition: eu plec, tu raˇmıˆi ‘Ich gehe fort, du bleibst.’ Das klitische Dativpronomen dient auch zum Ausdruck persönlicher Zustände: mi-e frig ‘es ist mir kalt’, mi-e foame ‘ich bin hungrig’. Die Kongruenz der Konstituenten eines Nominalsyntagmas, in dem ein Relativpronomen im Genitiv steht, erfolgt wie im Deutschen, d. h. das Relativpronomen im Genitiv, kongruiert mit dem Substantiv, das es ersetzt, bzw. bestimmt und nicht mit dem Substantiv, dessen Attribut es ist: poetul ˆın opera caˇruia ‘der Dichter, in dessen Werk’, poeta ˆın opera caˇreia ‘die Dichterin, in deren Werk’. Care kongruiert mit poetul/poeta und nicht mit opera. Steht das Pronomen im Genitiv vor dem vom Subjekt besessenen Objekt, so wird es obligatorisch mit dem Possessivartikel versehen: poetul a caˇrui operaˇ ‘der Dichter, dessen Werk’, poeta a caˇrei operaˇ ‘die Dichterin, deren Werk’ Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Besitz mit Hilfe eines Pronomen oder eines pronominalen Adjektivs anzuzeigen: a) mit dem Possessivadjektiv: prietenul saˇu ‘sein Freund’; b) in der 3. Pers. Sg. auch mit dem Personalpronomen im Genitiv: prietenul lui ‘sein Freund’; c) öfters als in anderen romanischen Sprachen mit dem klitischen Personalpronomen im Dativ: S¸i-a pierdut biletul de tren. ‘Er hat seinen Fahrschein verloren (*Er hat sich den F. verloren)’. Iˆs¸i continuaˇ drumul. ‘Er setzt seinen Weg fort’ (*Er setzt sich den Weg fort)’. Bei Verwendung des possessiven Dativs wird das direkte Objekt nicht markiert. Maria ˆıs¸i iubes¸te mama. aber Maria o iubes¸te pe mama ei. ‘Maria liebt ihre Mutter’. 2.3.3.
Zum Verb Zum Genus Verbi, zu Modi und Zeiten Das passive Reflexiv wird öfter als das Passiv benützt: nu se vede nimic ‘es ist nichts zu sehen’. Das perfect compus hat das perfect simplu verdrängt. Davon ausgenommen ist die in Oltenien gesprochene Variante (cf. 4.3.2).
19. Rumänisch
Das Perfekt des Konjunktivs und des Konditionals werden immer seltener benützt. Der Konditional-Optativ Perfekt kann, insbesondere in der gesprochenen Sprache, durch das Imperfekt Indikativ ersetzt werden: Mergeam cu plaˇcere la teatru. statt As¸ fi mers cu plaˇcere la teatru. ‘Ich wäre gerne ins Theater gegangen’. Der lange Infinitiv (cf. 2.2.5.5) steht in Konkurrenz mit de ⫹ Supinum: apaˇ de baˇut ‘Trinkwasser’ ⫺ de vıˆnzare ‘zum Verkaufen’, aber purtare ‘Benehmen’, purtatul ‘das Tragen’. Es ist nicht vorhersehbar wann man beide Möglichkeiten oder nur eine der beiden benützen kann. Das Supinum mit vorausgehender Präposition de wird statt des Infinitvs benützt: N-am nimic de comentat. ‘Es gibt nichts zu kommentieren.’ Das Gerundium wird geläufig benützt. Es steht häufig als Umstandsobjekt (Maria intraˇ suraˇzıˆnd ˆın cameraˇ. ‘Maria kommt lächelnd ins Zimmer’ oder statt eines Umstandsatzes (Nes¸tiind ce saˇ spun am taˇcut. ‘Da ich nicht wußte, was ich sagen soll, habe ich geschwiegen’. Das Partizip Perfekt steht häufig statt konjunktivischen Subjektsätzen, regiert von Verben wie: a trebui ‘müssen’, a se cuveni, ‘sich ziemen, sich gehören’, a merita sich lohnen’ usw.: Trebuie luate maˇsuri statt Trebuie saˇ fie luate maˇsuri. ‘Man muss Maßnahmen treffen’ Cartea meritaˇ cititaˇ. ‘Es lohnt sich das Buch zu lesen’. 2.3.4. Zu Subjekt und Objekt Das Subjekt ist weniger oft ausgedrückt als in anderen Sprachen: das Pronominalsubjekt ist in der Verbform enthalten und die unpersönlichen Verben funktionieren ohne grammatisches Subjekt. Vorwegnahme und Wiederaufnahme durch die klitischen Dativ- und Akkusativpronomen des indirekten und des direkten Objekts sind obligatorisch. (Maˇ priveau pe mine. ‘Sie schauten mich an’. Pe tine te-a recunoscut. ‘Dich hat er wiedererkannt’. Iam dat colegului o carte. ‘Ich habe dem Kollegen ein Buch gegeben’. Tie nu-t¸i lipses¸te nimic. ‘Dir fehlt nichts’. Die Vorwegnahme
547 des indirekten Objekts ist weniger strikt als die des direkten Objekts. Das direkte Objekt, ausgedrückt durch Personennamen oder durch betonte Pronomen, wird durch die Präposition pe obligatorisch oder optional markiert. Il vaˇd pe profesor. ‘Ich sehe den Professor’. ⫺ Ai citit cartea asta? Pe asta nu, am citit alta ‘Hast du dieses Buch gelesen? Dieses nicht. Ein anderes habe ich gelesen.’ Masa pe care am cumpaˇrat-o … ‘Der Tisch, den ich gekauft habe …’. Eine gewisse Synonymie zwischen pe ⫹ Substantiv (ohne Artikel) und Substantiv (mit oder ohne Artikel) ohne pe ist in Betracht zu ziehen: (ıˆi) as¸tept pe musafiri vs. as¸tept musafirii ‘ich warte auf die Gäste’. Einige transitive Verben wie a ˆınvaˇt¸a pe cineva ceva ‘jdn. etw. lehren’, a examina, a asculta pe cineva ceva ‘jdn. etw. prüfen’, a ˆıntreba pe cineva ceva ‘jdn. etw. fragen’, a ruga pe cineva ceva ‘jd. etw. bitten’ können mit zwei direkten Objekten (der Person und der Sache) stehen. 2.3.5. Zum Attribut Bei den Syntagmen /Subst. mask./neutr. ⫹ Adj./ wird der Gen.-Dat. nur einmal markiert, und zwar durch den artikeltragenden ersten Konstituenten (bunu-lui prieten / prietenu-lui bun). Bei den Syntagmen /Subst. mask./neutr. ⫹ Demonstrativadjektiv/ schreibt die Norm doppelte Markierung vor, wenn das Demonstrativ nach dem Substantiv steht (prietenului acestuia ‘*dem Freund diesem’). Im zeitgenössischen Rumänisch existiert die Tendenz, in diesem Fall nur das Substantiv zu flektieren: prietenului acesta ‘*dem Freund dieser’. Nur das Demonstrativadjektiv wird flektiert, wenn es vor dem Substantiv steht: acestui prieten ‘diesem Freund’. Das Genitivattribut steht: a) ohne Possessivartikel, wenn das vom Attribut näher bestimmte Substantiv mit bestimmtem Artikel versehen ist (directorul s¸colii ‘der Schuldirektor’); b) mit Possessivartikel, wenn das Substantiv, das unmittelbar vor dem Genitiv steht, nicht mit bestimmtem Artikel versehen ist, auch wenn es von einem unbestimmten Adjektiv, einem Demonstrativadjektiv oder einem Indefinitad-
548 jektiv begleitet wird oder auch ohne jede Bestimmung steht: un/acest/fiecare director al s¸colii ‘ein/dieser/jeder/ Schuldirektor’. Durch den Synkretismus des Genitivs mit dem Dativ kann ein Genitivattribut mit einem indirekten Dativobjekt homonym sein: Am ˆımprumutat cartea unui coleg. kann bedeuten a) ‘Ich habe das Buch eines Kollegen geliehen’; b) ‘Ich habe das Buch einem Kollegen geliehen.’ 2.3.6. Zur Unterordnung Der Konjunktiv steht weitgehend in Objektsätzen nach Modalverben (des Könnens, der Willensäußerung usw.), wo in anderen romanischen Sprachen der Infinitiv steht: Vreau saˇ plec. ‘Ich möchte weggehen, -fahren’. Nur nach a putea ‘können’ stehen Konjunktiv und Infinitiv in freier Variation: Nu pot saˇ plec / Nu pot pleca. ‘Ich kann nicht wegfahren’. Die einleitende Konjunktion des untergeordneten Nebensatzes hängt, wie im Lateinischen, von der Semantik des regierenden Verbs ab. Die Verben des ‘Könnens’ und ‘Wollens’ werden mit saˇ ⫹ Konjunktiv (Vreau saˇ plec ‘ich will weggehen, -fahren), die Verben dicendi und sentiendi mit caˇ ⫹ Indikativ (Simt caˇ sıˆnt obosit. ‘Ich spüre, dass ich müde bin’.) konstruiert. Der Konditional wird in der Apodose sowie auch in der Protase des Konditionalsatzes benützt: Dacaˇ as¸ avea timp, as¸ veni. ‘Wenn ich Zeit hätte, würde ich kommen’. Bei der indirekten Rede wird der einleitende Satz an den wiedergegebenen Satz durch eine Konjunktion, die nicht wegfallen kann, angeschlossen. Im abhängigen Satz steht immer dieselbe Zeit und derselbe Modus wie in der direkten Rede: Maˇ ˆıntorc luni. ⫺ A spus caˇ se ˆıntoarce luni. ‘Ich komme am Montag zurück. ‘Er sagte, er würde am Montag zurückkommen’. Die Zeitenfolge ist sehr schwach ausgeprägt. So setzt man geläufig in der indirekten Rede das Präsens, obwohl im Hauptsatz eine Zeit der Vergangenheit steht: Mi-a spus caˇ e bolnav ‘Er sagte mir, daß er krank sei’. 2.3.7. Zu den Modalitäten Die epistemische Modalität verfügt im Präsens über eine eigene grammatikalisierte Zeit: O/va fi cıˆntıˆnd. ‘Er wird wohl singen’.
III. Italische und romanische Sprachen
In der Vergangenheit wird sie, wie in den anderen romanischen Sprachen, durch das II. Futur ausgedrückt. (O/va fi cıˆntat ‘Er wird wohl gesungen haben’ (cf. 2.2.5.5). Die Imminenz des ‘nahen Futurs’ kann durch die Verbalsyntagmen (staˇ saˇ / e gata saˇ) ausgedrückt werden: Staˇ saˇ plouaˇ. ‘Es kommt gleich Regen’. Acoperis¸ul e gata saˇ cadaˇ. ‘Das Dach droht zu fallen’. Auf Personen bezogen, bei Verben wie a rıˆde ‘lachen’, a plıˆnge ‘weinen’ wird die ‘nahe Zukunft’ durch a-i veni saˇ ausgedrückt: Imi vine sa plıˆng. ‘Ich bin gleich dabei zu weinen. Es kommen mir die Tränen’. Die nicht realisierte Imminenz des ‘nahen Futurs’ in der Vergangenheit wird ausgedrückt mit Hilfe von era saˇ ‘ich wäre fast’: Era saˇ cad. ‘Fast wäre ich gefallen’. 2.4. Wortbildung So wie die anderen romanischen Sprachen bildet das Rumänische neue Wörter mit Suffixen, Präfixen, Präfixoiden und Zusammensetzung. Am produktivsten ist die Wortbildung mit Suffixen, deren Anzahl groß ist. 2.4.1.
Die zeitgenössische rumänische Wortbildung wird durch vier Charakteristiken geprägt 2.4.1.1. Die Vielfalt des Ursprungs der Affixe (cf. 3.2.4). 2.4.1.2. Die Produktivität der vom Französischen oder von Wörtern des internationales Wortschatzes übernommenen Suffixe, wodurch eine Überlagerung alter, vom Lateinischen geerbter Suffixen mit modernen Varianten stattfindet. So werden heute die früher äußerst produktiven deverbalen Suffixe lateinischen Ursprungs -aˇciune < -atione: stricaˇciune ‘Schaden’, -turaˇ/-suraˇ < -tura/-sura: legaˇturaˇ ‘Verbindung’; arsuraˇ ‘Brandwunde’ und -int¸aˇ < -entia: dorint¸aˇ ‘Wunsch’ durch ihre lateinisch-französischen Varianten -t¸ie/-t¸iune, -aturaˇ und -ent¸aˇ und -ant¸aˇ, überlagert. Statt des alten denominativen Suffix -aˇtate (z. B.: bunaˇtate ‘Güte’) lautet die heutige Form des Suffixes -itate, in Anlehnung an die vielen französischen Neologismen auf -ite´: activitate, egalitate, aber simplitate vom Adj. simplu.
19. Rumänisch
2.4.1.3. Durch die große Stabilität des lateinischen Konsonantismus ist es manchmal schwer, zwischen einer inneren Derivation (von einer rumänischen Basis ⫹ einem produktiven rumänischen Suffix) und einem Lehnwort, das mit der lateinisch-romanischen Variante desselben Suffixes gebildet ist, zu unterscheiden (z. B.: realitate könnte vom rumänischen Wort real ⫹ Suffix -itate gebildet sein, genau so gut aber ein Lehnwort vom frz. re´alite´ oder vom deutschen Realität sein). 2.4.1.4. Ein Anzahl von Suffixen haben eine sogenannte mehrfache Etymologie’ etimologie multiplaˇ’: wie z. B. -ı´e < lat. -ia ⫹ gr. -ı´a und frz. -ie: domnie ‘Herrschaft’, sclavie ‘Sklaverei’ usw. oder auch das Agenssuffix -ar, das dreifache Herkunft aufweist: es wurde vom Lateinischen geerbt, vom Slawischen verstärkt (caˇrturar ‘Gelehrter’ steht neben dem slaw. pisar ‘Schreiber’) und durch das zu -ar adaptierte frz. Suffix -aire (das auch vom lat. -arius stammt) produktiver gemacht (librar ‘Buchhändler’ < frz. libraire). 2.4.2. Außer den aus dem Lateinischen geerbten und den von den Adstratsprachen übernommenen Suffixen verfügt das Rumänische auch über eine Vielfalt von lateinisch-romanischen und internationalen Affixen. Die Serie -ist/-ism, -iza ergibt: -ist nach französischem Modell ist sehr produktiv: ziarist ‘Journalist’, fochist ‘Heizer’, zeflemist ‘Spötter’; dazu -ism: moldovenism ‘ein für die Moldau spezifisches Wort’, lichelism ‘schurkenhaftes Benehmen’; -iza ist heute produktiv durch massives Eindringen internationaler analisierbarer Wörter im 19. Jh. und hat hauptsächlich faktitive Bedeutung: a oraˇs¸eniza ‘städtisch werden lassen’, a maghiariza ‘ungarisch werden lassen’; zu der Serie -ie/-iune gehört das faktitive Verbalsuffix -iona: frz .de´cevoir/de´ception wird als decept¸ie/decept¸iona adaptiert. Dazu rumänische Neubildungen: a concluziona ‘Schlussfolgerungen ziehen’, a port¸iona ‘Portionen machen’; das viel verwendete Suffix -abil/-ibil (seit dem 19. Jh.) bildet Lehnprägungen (descifrabil ⫺ frz. de´chiffrable, reglabil ⫺ frz. reglable), aber auch Ableitungen von rumänischen Stämmen: vindecabil ‘heilbar’,
549 maˇsurabil ‘messbar’; -al bildet Relationsadjektive: funct¸ional ‘funktional’, stradal ‘Straßen …’; das Verbalsuffix -(i)fica wird gebraucht, um Lehnprägungen französischer Verben auf -ier zu bilden: a pacifica (frz. pacifier), a unifica (frz. unifier).; das Adverbialsuffix -mente (< frz. -ment, it. -mente) wird heute nur in lexikalisierten Formen completamente, totalmente ‘total’ oder mit Adjektiven auf -al gebraucht: actualmente ‘z. Zeit’, legalmente ‘gesetzlich’. Dazu kommt eine große Anzahl (56) internationaler Präfixe und Präfixoide (cf. Fischer 1989, 45): extra-, hiper-, super- usw. und das sehr produktive negative Suffix in-; inamic ‘Feind’. Nach französischem Modell, wurde seit dem 19. Jh. auch die negative Partikel non in Präfixfunktion in den Fachsprachen produktiv: nonact¸iune, *‘Nichthandlung’, nonsens ‘Widersinnigkeit’, nonverbal ‘nicht verbal’ 2.4.3. Es gibt eine große Anzahl an Diminutivsuffixen (44 einfache und 171 zusammengesetzte, nach Carabulea 1974) die verkleinernd buchet¸el (‘kleiner Blumenstrauß’), hypokoristisch (baˇuturicaˇ ‘gutes, Getränk’) und abwertend (bros¸uricaˇ ‘kleine, unbedeutende Brochure’) sein und an Substantive (baˇiet¸el ‘Junge’), Adjektive (frumus¸el ‘hübsch’) und Adverbien (olecut¸aˇ ‘ein wenig’) angefügt werden können. 2.4.4. Für das charakteristische Adjektivsuffix -esc cf. 3.1.3.2.1. 2.5. Wortordnung Das Rumänische ist eine SVO Sprache (Petre cites¸te cartea ‘Peter liest das Buch’). Bei unmarkierten Sätzen ist diese Ordnung obligatorisch, wenn das direkte Objekt mit bestimmtem Artikel steht: Lupul ucide vıˆnaˇtorul. ‘Der Wolf tötet den Jäger’, aber Vıˆnaˇtorul ucide lupul. ‘Der Jäger tötet den Wolf’. Bei markierten Sätzen, mit Dislokationen des direkten Objekts wird die Wortordnung zu OVS: Pe lup ˆıl omoaraˇ vıˆnaˇtorul. ‘Den Wolf tötet der Jäger’. Auch die Ordnung VS und OVS ist möglich, sie scheint sogar häufiger als in anderen romanischen Sprachen zu sein (cf. Ulrich, 1985, 213⫺223): E Ion. ‘Es ist Ion’. A venit mama. ‘Mutter ist gekommen’. M-a
550 mus¸cat un cıˆine. ‘Mich hat ein Hund gebissen’. Die Inversion des Subjekts ist nicht immer durch Thema-/Rhemastrukturen zu erklären. Sie kann auch obligatorisch sein. So kann z. B. das Subjekt nur nach einem Infinitiv stehen: Ideea de a merge el la director m-a iritat. ‘Die Idee, dass er zum Direktor geht, hat mich irritiert’. In partiellen Fragesätzen steht das thematische oder auch nicht thematische Subjekt nach dem Verb: Cıˆt costaˇ biletul? ‘Wieviel kostet die Karte?’ (Stati 1989, 122). Die relativ freie Wortordnung unterliegt auch sonst gewissen Restriktionen. So z. B. stehen Konklusiv- und Adversativsätze immer an zweiter Stelle; Attributssätze gleich nach dem näher bestimmten Wort, Konsekutivsätze gleich nach dem beigeordneten Satz. Wenn das direkte oder das indirekte Objekt hervorgehoben werden soll, steht es obligatorisch vor einem Verb im Indikativ. Durch ein Personalpronomen ausgedrückt, stehen diese Objekte obligatorisch vor dem Verb: I-am dat scrisoarea. ‘Ich habe ihm den Brief gegeben’. Werden die Objekte durch Substantive ausgedrückt, können sie, auch thematisch, vor dem Verb stehen. I-am dat scrisoarea prietenii mele. ‘Ich habe den Brief meiner Freundin gegeben.’ Prietenii mele i-am dat scrisorea. ‘Meiner Freundin habe ich das Buch gegeben’. Die Mikrowortordnung ist stark postdeterminierend, wiedie enklitische Stellung des bestimmten Artikels zeigt. Die Stellung des Possessivadjektivs nach dem bestimmten Substantiv ist ebenfalls eine typologische Charakteristik des Rumänischen: casa mea ‘mein Haus’ (cf. Ramat 1993, 20). Das Genitivattribut steht nach dem von ihm bestimmten Substantiv: cravata lui Ion ‘Die Kravatte von Ion’, piciorul scaunului ‘der Fuß des Stuhles’. Das qualifizierende Adjektiv steht in der Regel nach dem Substantiv, das es bestimmt (fata frumoasaˇ, scriitorul romaˆn, ideea cea bunaˇ), doch können einige Adjektive, unter gewissen Bedingungen, sowohl vor als auch nach dem Substantiv gesetzt werden. Die Stellung vor dem Substantiv ist oft empha-
III. Italische und romanische Sprachen
tisch konnotiert (frumoasa fata ‘das schöne Mädchen’) oder bringt eine Bedeutungsänderung mit sich, wenn es sich nicht um Anredeformeln handelt: stimate coleg ‘sehr geehrter Herr Kollege’, dragaˇ Petre ‘lieber Peter’. Einige wenige Adjektive (biet ‘bedauernswert’, prim ‘(der) erste’) können nur vor dem Substantiv stehen. Die Demonstrativadjektive können vor oder nach dem determinierten Substantiv stehen: acest om, omul acesta ‘dieser Mensch’. Steht das Demonstrativadjektiv nach dem bestimmten Nomen, so wird ihm die Partikel -a angefügt. Die Kurzformen der gesprochenen Sprache stehen immer nach dem Substantiv. Die unveränderlichen Adjektive asemenea, as¸a u. atare können in der Regel nur vor dem bestimmten Substantiv stehen: asemenea oameni ‘solche Menschen’. Adverbiale Bestimmungen der Art u. Weise, des Ortes u. der Zeit können je nach pragmatischem Kontext am Anfang oder am Endes des Satzes stehen. Adverbiale Bestimmungen, die eine Aussage bewerten, stehen gewöhnlich am Satzanfang: Din fericire n-a caˇzut in apaˇ. ‘Zum Glück ist er nicht ins Wasser gefallen.’ Wenn mehrere adverbiale Bestimmungen zusammentreffen, stehen die Ortsangaben zumeist vor weiteren Angaben: M-am naˇscut la Bucures¸ti ˆın 1970. ‘Ich bin 1970 in Bukarest geboren.’
3.
Historische Variation
3.1. Vom Lateinischen zum Rumänischen (aus romanischer Sicht) Das Latein der Donauprovinzen vom 2.⫺7. Jh., das Urrumänisch vom 8.⫺13. Jh. und das vorliterarische Rumänisch vom 14.⫺15. Jh. Die eingehende Analyse der zur Verfügung stehenden lateinischen Belege auf dem Territorium des sogenannten „Donaulateins“ zeigt, dass es sich um ein konservatives, korrektes Latein handelt (Fischer 1985, 198⫺206). Mangelhaft muss in dieser Zeit das Latein der autochthonen Bevölkerung gewesen sein.
19. Rumänisch
Bei dem sich herausbildenden Rumänisch sind, aus romanischer Sicht, ‘Kompromissysteme’ festzustellen. 3.1.1. Phonetik (cf. 3.2.1) 3.1.1.1. Vokalismus Im Rumänischen hat sich zwar die lateinische Opposition zwischen größerem und kleinerem Öffnungsgrad des Vokals [e], d. h. die Opposition zwischen offenem [e˛] und geschlossenem [eø ] nach Zusammenfall von [i˛ ] und [eø ] erhalten, doch fallen offenes und geschlossenes [o] zusammen. Es ist ein ‘Kompromisssystem’ (Lausberg I 148 ), das das Rumänische mit einem kleinen Teil des italienischen lukanischen (⫽ luk.) Dialekts teilt: øi ˛i eø e˛ a o˛ oø u˛ uø vlat. rum./luk i eø e˛ a o u lat. si˛te > sete ‘Durst’, lat. creø do > cred ‘ich glaube’ aber lat. pe¸ctus > piept ‘Brust’; die verschiedenen Öffnungsgrade von o (offenes [o˛] und geschlossenes [oø ]) werden nicht mehr wahrgenommen: offenes so wie geschlossenenes o ergeben denselben Laut [o]: lat. fo˛cu > foc ‘Feuer’ (it. fuogo, span. fuego), ⫺ lat. nepoø te > nepot ‘Enkel, Neffe’ (it. nipote). Die Diphthongierungen weisen zwei Entwicklungsrichtungen auf: die romanische und die metaphonische Diphthongierung. Die romanische Diphthongierung bezieht sich im Rumänischen nur auf [e˛], in offener und geschlossener Silbe, das zum steigenden Diphthong [je] wird: lat. me˛le > rum. miere (it. miele, span. frz. miel), lat fe˛rru > fier ‘Eisen’ (span. hierro aber. frz. fer, it. ferro). Durch den Zusammenfall von offenem und geschlossenem [o] fehlt die Hauptbedingung der romanischen Diphthongierung für den velaren Bereich, d. h. das betonte offene [o˛]. Die rumänische Metaphonese unterliegt anderen Bedingungen und wird anders realisiert als in den anderen romanischen Sprachen, die dieses Phänomen kennen. Sie bewirkt, dass bei folgenden, im Auslaut stehenden [e], [a] und aˇ[W] betontes [e] und [o] unabhängig von Öffnungsgrad und Silbenstruktur zu [e4 a] bzw. zu [o4 a] werden: lat.
551 seø ra > searaˇ ‘Abend’, lat moø la > moaraˇ ‘Mühle’. Nach dem 16. Jh. wird der Diphthong [e4 a] im Dakorumänischen meistens zu [a] monophtongiert (cf. 3.2.1.4): lat. se¸ptem > *siepte > s¸epte > s¸eapte > s¸apte ‘sieben’. Der alte Diphthong ist in Dialekten wiederzufinden (cf. 3.2.1.1). Nasaler Kontext verhindert die romanische und die metaphonische Diphthongierung (lat. de˛nte > dinte ‘Zahn’, lat. moø nte > munte ‘Berg’) und bewirkt die Verkleinerung des Öffnungsgrades der Vokale ([e˛/eø ] > [i], [o] > [u]: lat. bene > bine ‘gut’, lat. comparat > cumpaˇraˇ ‘er kauft’). Lat. a, e und i werden kontextbedingt zu den zentralen Lauten [W], später [ı¯] und zwar: a) betontes a > aˇ > ˆı vor folgendem freiem oder gedecktem [n] (mit Ausnahme von nn) und vor folgendem gedecktem [m] (mit Ausnahme von -mm-): lat. lana > lıˆnaˇ ‘Wolle’, lat. sinu > sıˆn ‘Busen’ (aber lat. annu > an ‘Jahr’), lat. campu > cıˆmp ‘Feld’, lat. canto > cıˆnt ‘ich singe’); b) betontes i > aˇ > ˆı nach r/t/s: lat. ripa > rıˆpaˇ ‘Schlucht’, lat. horrire > urıˆ ‘hassen; *lat. attitio > at¸ˆıt¸ ‘schüren’, lat. sinu > sıˆn ‘Busen’. Im Dakorumänischen wird betontes geschlossenes [eø ] nach Labialen zu [W]: lat. fetu > faˇt ‘Knabe’, lat. melu > maˇr ‘Apfel’, lat. pi˛lu > paˇr ‘Haar’ und betontes e vor Nasalen zu i > ˆı (lat. ventu > *vintu > vıˆntu > vıˆnt ‘Wind’ Der lateinische Diphthong [aw] ist erhalten geblieben (wie im Dalmatischen, in süditalienischen Dialekten, im Okzitanischen und einem Großteil der rätoromanischen Dialekte): lat. auru > a.rum. aur ‘Gold’ (dalm., siz., surs., friul., okz. aur ( ⫽ it., span. oro, frz. or). Im modernen Rumänisch wird der Diphthong zum Hiatus (Dict¸ionarul ortografie, ortoepie t¸i morfologie 1982 s. v.: a-ur). Das Rumänische bereichert das lateinische Vokalinventar durch eine große Anzahl von Diphthongen und Triphthongen (cf. 2.1.1.3⫺2.1.1.4) Weitgehende Erhaltung der Auslautvokale (wie im Italienischen), wobei -a zu aˇ [W] (wie im Katalanischen oder Portugiesischen) wird; bis zum 16./17. Jh. blieb auch -u erhalten: lat. casa > casaˇ ‘Haus’ (it., span. casa aber frz. chez); lat. mele > miere
552 (it. miel, frz., span. miel), lat. bonu > a.rum. bunu (it. buono, span. bueno aber frz. bon). Durch Schwächung der unbetonten Nebensilben wird unbetontes lat. [a] in Anund Auslautsposition zu aˇ [W] (wie im Portugiesischen und im Katalanischen): lat. barba´tus > rum. baˇrbat ‘Mann’, lat. ca´sa > casaˇ ‘Haus’. Dazu entwickelt sich langsam und kontextuell die Variante ˆı[ı¯], die im 16. Jh. bereits existierte. Nicht eindeutig geklärt ist, ob die zwei Laute [W] und [ı¯] im Rumänischen des 16. Jh. schon Phonemstatus hatten (Avram 1964, 265⫺294). 3.1.1.2. Konsonantismus Bewahrung der intervokalischen Verschlusslaute: lat. lepore > iepure ‘Hase’ (it. lepre ⫽ frz. lie`vre, span. liebre); lat. vita > vitaˇ ‘Rind’ (it. vita ⫽ frz. vie, span. vida); lat. focu > foc ‘Feuer’ (it. fuoco ⫽ frz. feu, span. fuego); lat. fugis > fugi (it. fugi ⫽ frz. (tu) fuis, span. huyes). Wie die anderen romanischen Sprachen unterscheidet sich das Rumänische vom Lateinischen insbesondere durch Zunahme an palatalen Lauten. In der ersten Entwicklungsphase des Rumänischen waren es [n’], [l’], [sˇ] und die Affrikaten [tsˇ], [dzˇ], [ts] und [dz]; die Laute [n’], [l’] sowie die Affrikata [dz] gehören nicht mehr zum Inventar der heutigen Standardsprache, doch finden sie sich in Dialekten wieder. [k] vor [i]/[e] und vor sekundärem [j] wird zu [tsˇ]: lat. cinisia > cenus¸aˇ ‘Asche’, caelu > ce˛lu > *cjelu > cer ‘Himmel’; [g] vor [i]/[e] wird zu [dzˇ]: lat. fugire > fugi ‘laufen’, lat. generu > ginere ‘Schwiegersohn’. Die primären Gruppen [cj] und [tj] werden zu [ts] vor [a]/[e] (lat. facia > fat¸aˇ ‘Gesicht’); und zu [tsˇ] vor [o]/[u] (lat. urceolu > urcior ‘Kännchen’, lat. petiolu > picior ‘Fuß, Bein’). In romanischer Endsilbe werden [cj] und [tj] zu [ts] (lat. puteu > putiu > rum. put¸ ‘Brunnen’) (cf. Iliescu 1980, 97⫺ 100.) Primäres [dj] und [j] ⫹ [a]/[e] werden zu [dz]; in der modernen Hochsprache schwindet der Verschlusslaut. Dialektal bleibt er erhalten (cf. 4.2.2.1). Lat. iacere > a.rum. dzeacere > mod. rum. zaˇcea ‘liegen’; lat. dies > a.rum. dzi > mod.rum. zi ‘Tag’. Vor [o]/[u] werden [dj] und [j] zu [dzˇ] (dia-
III. Italische und romanische Sprachen
lektal erhalten) > [zˇ]: lat. iocu > dzˇocu > joc [zˇok] ‘Spiel’. Die unterschiedliche Entwicklung von [ge/gi] und [j] ⫹ [a]/[e] (cf. Aupre) ist spezifisch für das Rumänische, das Sardische, das Surselvische, das Engadinische und das Fiaulische (cf. Iliescu 1971, 373): lat. generu > ginere [dzˇi-] ‘Schwiegersohn’ aber lat. iaceo > dzac > zac ‘ich liege’. [t]/[d] ⫹ [ı´] und anlautendes [t]/[d] ⫹ sekundärem [j] werden zu [ts] bzw. [dz]. Letzteres wird in der modernen Sprache zu [z] unter Verlust des Verschlusslautes, der dialektal erhalten bleibt (cf. 4.2.1.2): lat. *atitiare > at¸ˆıt¸a, lat. dicere > a.rum dzice > mod.rum. zice ‘sagen’.; lat. te˛net > [*tjenet] > t¸ine ‘halten’; lat. de˛ce > *djece > a.rum. dzeace > mod.rum. zece ‘zehn’. Palatalisierung zu [sˇ] von lat. [s] ⫹ langem [i] und von primärem und sekundärem [j]: lat. sic > s¸i ‘und’, lat. septe > [*sjepte > a.rum. s¸eapte > s¸apte ‘sieben’. [l] und [n] werden zu [l’], bzw. [n’] vor [i] und vor [j]: lat. le˛pore > ljepore > a.rum. l’epure > mod.rum. iepure ‘Hase’, lat. cuneu > a.rum. cun’u > mod.rum cui ‘Nagel’. Labiale und Labialisierungen: Labialisierung von a) [qwa] > [p]: lat. quater > patru ‘vier’, lat. aqua > apaˇ ‘Wasser’ und [gwa] > [b] lat. lingua > limbaˇ ‘Zunge’ (wie im Sardischen) und der Sequenzen: ct > pt: lat. octo > opt ‘acht’ (wie im Dalmatischen); cs > ps (in posttonischer Stellung): lat. coxa > coapsaˇ ‘Schenkel’ und gn > mn lat. lignu > lemn ‘Holz’. Lat. [w] wird oft zu [b]: lat. ueteranu > baˇtrıˆn ‘alt’, besonders häufig nach [r]: lat. coruu > corb ‘Rabe’, lat. feruere > fierbe ‘kochen’. [b]/[w] schwinden in intervokalischer Stellung (lat. caballus > cal ‘Pferd’) oder werden zu [v] (lat. habere > avea ‘haben’). b wird vokalisiert vor l und r: lat. stab(u)lum > staul ‘Stall’, lat. cibrum >ciur. Die Entwicklung der Sequenzen Verschlusslaute/Frikative ⫹ Liquide ist aus romanischer Sicht ein ‘Kompromissystem’: die labialen Verschlusslaute und Frikative bleiben erhalten (wie im Französischen und im Rätoromanischen): lat. plumbus > plumb ‘Blei’ (frz. plomb, it. piombo), lat. blandus > blıˆnd ‘sanft’ (a. frz. blant), lat. flore > floare
19. Rumänisch
‘Blume’ (frz. fleur, it. fiore). Die velaren Verschlusslaute werden palatalisiert, indem die Palatalisierung (wie im Italienischen) durch Schwund der Liquide und Palatalisierung des Verschlusslautes realisiert wird. Lat. cl > [k´], lat. gl > [g´]: lat. clamare > chema ‘rufen’ (it. chiamare), lat. glacia > gheat¸aˇ ‘Eis’ (it. ghiaccio, frz. glace). Lateinische Oppositionen werden durch neue Realisierungen erhalten. Die phonologische Oppositionen /ll/ ⫽ /l/ bleibt erhalten da /ll/ entweder zu Ø ( lat. stella > stea ‘Stern’ oder zu /l/ (lat. medullarius > maˇdular ‘Glied’) und intervokalisches /l/ zu /r/ wird (lat. scala > scaraˇ ‘Leiter, Treppe’. Im Unterschied zu der gerade beschriebenen Opposition, die sich bis heute erhalten hat, geht die lateinische Opposition /nn/ ⫽ /n/ nicht über das Altrumänische hinaus. Im 16. Jh. lebt sie noch durch die Entwicklung /nn/ > /n/ (lat. annus > an ‘Jahr’; /n/ > /nr/ / /r/ (lat. manus > mıˆ(n)raˇ ‘Hand’) weiter. Im modernen Rumänisch geht diese Opposition verloren: an ⫺ mıˆnaˇ. 3.1.2. Morphosyntax 3.1.2.1. Zum Artikel (cf. 3.2.2.1) Der bestimmteArtikel entwickelt sich wie in den anderen romanischen Sprachen aus dem lateinischen Demonstrativadjektiv, doch ist er enklitisch: lat. homo illus ille bonus > *omulu bunu > mod.rum. omul bun ‘der gute Mensch’, lat. regem ille bonus > mod.rum. regele bun ‘der gute König’, lat. homo illui (< illius) bonus mod.rum. omului bun ‘des/dem guten Mann’ usw. (cf. Coteanu 1969, 95⫺108; Fraˆncu 1995, 15). Entwicklung der femininen Form des unbestimmten Artikels zu o statt zu una ‘eine’. Auftreten des Possessiv-/Genitivartikels: alu < lat. ad illo, a < lat. ad illa usw., der zunächst den Dativ, später den Genitiv markiert. (Coteanu 1969, 136). Auftreten des Adjektiv-/Demonstrativartikels: cel, cea, cei, cele < lat. eccu-ille, eccuilla usw., der eine Phase zwischen dem lateinischen Demonstrativ und dem romanischen Artikel belegt.
553 3.1.2.2. Zum Nomen (cf. 3.2.2.2) Zweikasusdeklination Nom.-Akk. ⫽ Gen.Dat. (anders als im Französischen) durch den formellen Zusammenfall der Kasus: Nom.-Akk. lat. nocte > noapte ‘Nacht’, Gen.-Dat. *nocti > rum. nopt¸i ‘Nächte’. (cf. Fraˆncu 1995, 15). Bereits vor dem 16. Jh. werden Personennamen im Gen.-Dat. durch Voranstellung des bestimmten Artikels dekliniert: im Jahr 1491, lui Bucur (nach Rosetti 1986, 425). Der lateinische Vokativ auf -e (lat. domine > doamne!, lat. homine > a.rum. oame ‘Mensch!’) ist erhalten geblieben und wird analogisch auf maskuline Substantive mit bestimmtem enklitischem Artikel übertragen: mod.rum omule (statt oame), domnule! ‘mein Herr!’. Der feminine Vokativ wird nach slawischem Modell mit -o gebildet: soro ‘Schwester’. Heute wird er weitgehend durch den Nominativ ersetzt (cf. 2.2.2.3). Das Neutrum lebt weiter als morphologische und semantische (unbelebte) Kategorie: lat. bracchiu(m) > rum. brat¸ ‘Arm’, Pl. bracchia rum. brat¸e. (Fraˆncu 1995, 15; Iliescu/Macarie 1965, 471⫺474; Ivaˇnescu 1980, 141⫺146). Erhaltung der spätlateinischen Endung -ora > -ure > -uri im Plural neutraler Substantive: tempus ⫺ tempora > timpu ⫺ timpure; mod. timp ⫺ timpuri ‘Zeit’. Es ist anzunehmen, dass der synthetische und der analytische Gen.-Dat. während der Entwicklungsperiode des Rumänischen, wie im Lateinischen nebeneinander funktioniert haben. 3.1.2.3. Zum Adjektiv Totaler Schwund der synthetischen Steigerung. Bildung des Komparativs mit lat. magis > maıˆ (mai bun ‘besser’) und des Superlativs mit multum ⫺ erhalten im Mazedorumänischen (multu mus¸atu) ‘sehr schön’ (cf. it. molto bello) (Frıˆncu 1995, 15) ⫺ im Dakorumänischen wird multu mit foarte ‘sehr’ (< lat. fortis) ersetzt: foarte bun ‘sehr gut’. Das qualifikative Adjektiv wird nachgestellt: O fataˇ frumoasaˇ. ‘Ein schönes Mädchen’.
554 3.1.2.4. Zum Verb (cf. 3.2.2.4) Die vier lateinischen Konjugationen haben sich im Rumänischen erhalten: I. Kj. auf -a (lat. -are) a aduna ‘sammeln’, II. Kj. auf -ea (< lat. -ere, mit langem e) a taˇcea ‘schweigen’, III. Kj. auf -e, (lat. -ere mit kurzem e) a vinde ‘verkaufen’, IV. Kj. auf -i und auf ˆı (lat. -ire) a fugi ‘laufen’, a coborıˆ ‘herunter-, aussteigen’ (cf. 2.2.5.2). (Das Portugiesische, das Spanische und das Sardische haben nur mehr drei) Konjugationen, während das Italienische die vier Konjugationen nur mehr im Infinitiv unterscheidet.). Im Rumänischen wie im Lateinischen ist die I. Kj. auf -a die produktivste. Die Integration slawischer, und später ungarischer, griechischer und deutscher Entlehnungen hat dazu beigetragen, dass auch die IV. Kj. auf -i mit Erweiterungssuffix produktiver als in den anderen romanischen Sprachen geworden ist. (Iliescu 1959, 87⫺102; Graur 1968, 189). Die weniger produktiven Konjugationen tendieren zur Verschmelzung: der Zusammenfall der II. und III. Kj. ist am häufigsten, gefolgt von der Fusion der II und III Konjugationen mit der IV Kj. Der für die II. und III. Konjugationen, im allgemeinen charakteristische Themavokal -e-, wird im Rumänischen, sowie auch in den meisten anderen romanischen Sprachen (mit Ausnahme der Iberoromania) im Partizip, im Perfekt und im Plusquamperfekt durch -u ersetzt. Das Rumänische hat außer den vom Lateinischen geerbten finiten Modi des Indikativs, Konjunktivs und Imperativs wie die anderen romanischen Sprachen einen Modus Konditional. Die vier infiniten Modi sind alle lateinisches Erbe: Infinitiv, Gerundium, Partizip und Supinum. Vom Partizip ist nur das Partizip Perfekt erhalten geblieben. Im Unterschied zum Lateinischen, flektiert das Gerundium nicht. Ob das Supinum tatsächlich vom Lateinischen geerbt ist oder ob es sich aus dem Partizip entwickelt hat, bleibt offen (Graur 1968, 200; CaragiuMariot¸eanu 1969, 255). Bildung mehrerer neuer, nur analytischer Futurformen,mit den Auxiliarien a vrea (< lat. volere) und a avea (lat. < habere) (cf. 3.2.2.4).
III. Italische und romanische Sprachen
Aus dem lateinischen Plusquamperfekt Konjunktiv (nicht aus dem Plusquamperfekt Indikativ) hat sich ein synthetischer Plusquamperfekt gebildet: cıˆntasem ‘ich hatte gesungen’ < lat. cantavissem. Bildung eines analytischen Konditionals mit Hilfe des Infinitivs und den Formen eines Auxiliars (as¸, ai, a, am, at¸i, ar) das wahrscheinlich von a vrea stammt. Das Rumänische hat einen langen, aus dem Lateinischen geerbten Infinitiv und einen kurzen Infinitiv, dem die Präposition a vorangeht. Das Rumänische hat vom Vulgärlateinischen die aktive, die passive und die reflexive Handlungsrichtung (genus verbi) geerbt. Das Passiv wurde in seiner analytischen, vulgär- und spätlateinischen Form, mit dem Verb a fi ‘sein’ als Auxiliar übernommen. 3.1.2.5. Zu den Zahlwörtern Bildung der Zahlwörter von 11 bis 19 nach slawischem Modell in romanischer Form: un spre zece < a.slaw. jedinuˇ na desete, doi spre zece usw. Im Arumänischen ist die lateinische Form für 20 erhalten geblieben: lat. viginti > arum. yigi(n)t¸i. Im Dakorumänischen wurde sie durch douaˇ zeci nach slawischem Vorbild (duˇva des¸eti) ersetzt. 3.1.2.6. Zu den Präpositionen und Konjunktionen Es haben sich 12 lateinische primäre Präpositionen erhalten (lat. ad > a, lat. contra > caˇtraˇ ‘gegen’ (Richtung), lat. cum > cu ‘mit’, lat. de > de ‘von …’, lat. foras > rum. faˇraˇ ‘ohne’, lat. in > (ıˆ)n ‘in’, lat. inter > (ıˆ)ntre ‘zwischen’, lat. per > p(r)e ‘auf’, lat. super > spre ‘gegen (Richtung), lat. subtu > subt(u) ‘unter’). Mit der Zeit haben sich auch zahlreiche zusammengesetzte Präpositionen gebildet. Bis heute sind geblieben: lat. ad ⫹ super > asupra ‘auf’, lat. de ⫹ in > din ‘von’, de ⫹ super > despre ‘über’, illac ⫹ ac > la ‘bei, zu’, paene ⫹ ad, > pıˆnaˇ ‘bis’, per ⫹ in > prin ‘durch’, per ⫹ inter > printre ‘zwischen’ usw. (cf Iliescu/Macarie 1969, 107). Es haben sich 10 lateinische Konjunktionen erhalten: lat. aut > a.rum. au, lat. et > a.rum. e, lat. sic > s¸i, lat. neque > a.rum.
19. Rumänisch
nece > mod.rum. nici, lat. quia > *qua > ca, lat. quod > caˇ, lat. si > a.rum. se, lat. de (Präp). > de, lat. quam > ca (cf. Iliescu/Macarie 1969, 109). Zahlreiche zusammengesetzte Präpositionen und Konjunktionen haben sich im Laufe der Zeit immer wieder aus dem schon vorhandenem Wortgut gebildet: ˆın fat¸a ‘vor’, pe dinaintea ‘vor’, ˆın jurul ‘rings herum’; fiind caˇ, pentru caˇ ‘weil’, cu toate caˇ ‘obwohl’ usw. Die einleitende Konjunktion des untergeordneten Nebensatzes hängt wie im Lateinischen von der Semantik des regierenden Verbs ab (cf. 2.3.6). 3.1.3. Wortbildung 3.1.3.1. Das Rumänische hat das lateinische Wortbildungssystem (Suffixe, Präfixe und Zusammensetzung) und zahlreiche lateinische Affixe geerbt. Am produktivsten ist die Suffigierung. Außer den zahlreichen Suffixen lateinischen Ursprungs wurden vor allem aus dem Slawischen zahlreiche Affixe übernommen. 3.1.3.2.
Aus dem Lateinischen geerbte Affixe 3.1.3.2.1. Suffixe Suffixe, die Substantive ableiten: Nomina agentis: -ar < lat. -arius (später vom slaw. -ar verstärkt): cizmar „Schuster“; -tor < lat. -torius: croitor ‘Schneider’ (später numerisch verstärkt durch die Adaptierung der französischen Wörter auf -eur): transformator < transformateur. Kollektivsuffixe: -aie < lat. alia: apaˇraie ‘viel Wasser’; -ame (nur in der alten Sprache) < lat. amen: mis¸elame ‘die Armen, das arme Volk’; -et < lat. -etum: nucet ‘Nusshain’; -ime < lat. -imen: t¸aˇraˇnime ‘die Bauern (-schaft)’, im Rumänischen leitet das Suffix auch Abstrakta von Adjektiven ab: acrime ‘Säure’, cruzime < ‘Rohheit’; andere Abstrakta werden gebildet mit den Suffixen a) -aˇtate < lat. -tate: greutate ‘Gewicht’, singuraˇtate ‘Einsamkeit’, das später durch französische, italienische und internationale Fremdwörter verstärkt wurde: fidelitate ‘Treuheit’, aviditate ‘Gier’ usw.; b) mit -eat¸aˇ < lat. -itia: dulceat¸aˇ ‘Süße’ ‘Konfitüre’; c)
555 mit dem Suffix -aˇciune < lat. -atione: goliciune ‘Naktheit’, das später durch Einfluß von Neologismen die Form -t¸iune und -t¸ie angenommen hat: operat¸i(un)e ‘Operation’: -int¸aˇ < lat. -entia: dorint¸aˇ ‘Wunsch’. Andere wichtige Suffixe lateinischen Ursprungs sind: -mıˆnt < lat. -mentum: juraˇmıˆnt ‘Schwur’, -(t)uraˇ < lat. -(t)ura: saˇrituraˇ ‘Sprung’. Relativ groß ist auch die Anzahl der vom Lateinischen geerbten Suffixe, die (nur) Adjektive ableiten. So z. B.: -atic < lat. -aticus: us¸uratic ‘leichtfertig’, -aˇret¸ < lat. -aricius: lungaˇret¸ ‘länglich’, auch abwertend certaˇret¸ ‘zänkisch’, -os -es¸te) abgeleitet: prieten > prietenesc > prietenes¸te. Auch die seit dem 19. Jh. geläufigen, aber schon seit dem 14. Jh. belegten Familiennamen auf -escu haben -esc als Ausgangspunkt: Popescu, Georgescu, Vasilescu s. o. 3.1.3.2.2. Präfixe Wichtige vom Lateinischen geerbten Präfixe sind: de- < lat. de-: a deg|era ‘erfrieren’; des- < lat. dis-: a des|coperi ‘enhüllen, entdecken’: ˆın- < lat. in-: a ˆın|caˇlzi ‘erwärmen’; raˇ- < lat. re-: a raˇ|pune ‘umlegen’; straˇ- < lat. extra: straˇ|bunic ‘Großvater’; s-/z- < ex-: a s|cufanda ‘versenken’. 3.1.3.3. Affixe, die nicht aus dem Lateinischen geerbt wurden Aus dem Slawischen stammen die femininen Motionssuffixe -caˇ (ardeleancaˇ ‘Siebenbürgerin’) und -it¸aˇ (s¸colaˇrit¸aˇ ‘Schülerin’), das Augmentativsuffix -an (baˇietan ‘ein großer Junge’), zwei Kollektivsuffix -is¸ (pietris¸ ‘Schotter’) und -is¸te (porumbis¸te ‘Maisfeld’), das Eigenschaftsuffix -ealaˇ (umezealaˇ ‘Feuchtigkeit’), das Einwohnersuffix -ean (moldovean ‘Moldauer’), ein Suffix für Abstrakta -enie (mut¸enie ‘Stummheit’), die Adjektiv-
556 suffixe: -ac (prostaˇnac ‘Dummkopf’) und -et¸ (glumet¸ ‘spaßig’, ‘erlösen’). Die wichtigsten slawischen Präfixe sind:: raˇs-/raˇz: raˇscruce ‘Straßenkreuz’, das negative Präfix ne-: nemult¸umit ‘unzufrieden’. Aus den Adstratsprachen stammen: Aus dem Ungarischen: das Agenssuffixe -as¸ (cosas¸ ‘Mäher’), das abwertende Augmentativsuffix -aˇu (mıˆncaˇu ‘Vielfraß’) und das Verbalsuffix -ui (a mıˆntui): aus dem Türkischen das Agenssuffix -giu (geamgiu ‘Glaser’), sowie -lıˆc (geamlıˆc ‘Glaswand’), aus dem Neugriechischen das Verbalsuffix -isi (a economisi ‘sparen’) und -ache, das Eigennamen bildet. 3.2. Das Altrumänische (16. und 17. Jahrhundert) Charakteristisch für diese Periode ist das Nebeneinander von verschiedenen Varianten und Formen. 3.2.1. Phonetik Erhalten hat sich [u] im Auslaut: lat. lupu > arum. lupu > mod. rum. lup ‘Wolf’, lat. homo > arum. omu > mod. rum. om ‘Mensch’. Diese Endung ist heute nur noch im östlichen Teil Siebenbürgens gegeben. [e] vor gedecktem [n] > [i]: lat. argentu > argint ‘Silber’; lat. dente > dinte ‘Zahn’ (Rosetti 1986, 453; cf. 3.1.1.1). Nach [r] im Anlaut oder nach rr werden [e] und [i] zu [aˇ] | [ıˆ]: lat. riuu > raˇu|rıˆu ‘Fluss’; lat. horresco > uraˇsc ‘Ich hasse’. Tendenz zur Monophthongierung des metaphonischen Diphthonges ea: lat. lege > a.rum. leage > mod. rum. lege ’Gesetz’. (cf. 3.1.1.1) Durch auslautendes i [ i] wird im Plural betontes [a] zu [aˇ]: cetate > cetaˇt¸i ‘Burg’. Rotazismus des intervokalischen [n] der lateinischen Elemente in den alten Texten von Nordsiebenbürgen und der Nordmoldau (cf. 3.1.1.2): lat. bene > bi(n)re ‘gut’, lat. luna > lu(n)raˇ ‘Mond’. Der Rotazismus ist nicht erhalten geblieben. Er ist nur mehr in einigen Dialekten der westlichen Karpaten zu finden. Das alte palatalisierte [n’], geschrieben ni, sowie sporadisch das palatalisierte [l’], geschrieben li, lat. vinea > vinie ‘Weinfeld’,
III. Italische und romanische Sprachen
lat. antaneu > ˆıntıˆniu ‘der Erste’ sind dialektal belegt. Heute existiert [n’] nur noch im Banat, in der Cris¸ana und im Maramures¸ (cf. 4.2.1.2). Präsens der alten Affrikaten [dz] und [dzˇ]. Am Ende dieser Epoche verlieren beide Laute die Verschlusslaute und werden zu den Frikativen [z] und [zˇ] reduziert: lat. iocu > a.rum giocu [dzˇo-] mod.rum. joc [zˇoc] ‘Spiel’, lat. iaceo >a.rum. dzac >mod.rum. zac ‘ich liege’ (cf. 3.1.1.2; 4.2.1.2). 3.2.2. Morphologie 3.2.2.1. Zum Artikel Bei der Graphie des enklitischen bestimmten Artikels -ul, fehlt des öfteren das -l: cıˆntecu ‘das Lied’, negot¸u ‘der Handel’ (Rosetti 1986, 494). In der heutigen gesprochenen Sprache wird das auslautendende -l nicht ausgesprochen (cf. 5.1.1). Der proklitische Gen.-Dat. Artikel, der vor Personennamen steht, hat die Formen: mask. lu/lui, fem. ei/ii/i: lu Mihai, ‘des/dem Mihai’, fetei ii Marie ‘der Tochter der Maria’ (Rosetti 1986, 493; cf. 5.1.1). Der Possessivartikel hat neben den nach Genus und Numerus differenzierten Formen eine Einheitsform a, so wie in der zeitgenössischen weniger gepflegten Varietät: fii lu Iacovu s¸i a lu Iosif, statt ai lui Iosif. ‘Söhne des Jakob und des Josef’ (Rosetti 1986, 497; cf. 4.2.1.3; 5.1.2.1) Der Demonstrativartikel ersetzt manchmal den bestimmten Artikel: aduse … s¸i cel vit¸el statt vit¸elul ‘er hat auch das Kalb gebracht’. Er steht auch vor einem substantivierten Adjektiv mit oder ohne bestimmtem Artikel: cel mis¸elul statt cel mis¸el ‘der Niederträchtige’, focul cela marele statt cel mare ‘das große Feuer’ (Rosetti 1986, 497). 3.2.2.2. Zum Nomen Das Genus ist oft noch schwankend. Manche Substantive haben ein anderes Genus als das der heutigen Sprache (z. B. neutr. statt mask.: genunchi ‘Knie’, obraz ‘Gesicht’, umaˇr ‘Schulter’), andere sind mit zwei Genera belegt (grumaz ‘Genick’ ist in den alten Texten neutr. und mask., in der zeitgenössischen Sprache nur mask.) (Rosetti 1986, 487).
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Mehrere feminine Substantive, die heute die Pluralendung -i haben, weisen die Endung -e auf (graˇdine ‘Gärten’, lingure ‘Löffel’, talpe ‘Sohlen’, vreme ‘Zeit’ statt graˇdini, linguri, taˇlpi, vremi (Rosetti 1986, 490). Bei den neutralen Substantiven findet man häufiger den Pl. -ure statt -uri. Die Flexion kann synthetisch, aber auch noch analytisch ausgedrückt werden, doch wird der synthetische Gen.-Dat. bereits häufiger benützt als die Präpositionen. Der analytische Genitiv wird mit Hilfe der Präposition de (casa de domnul statt casa domnului ‘das Haus des Herrn’) und seltener mit der Präposition a gebildet (cortul a doao slujnicˇe ‘das Zelt zweier Dienerinnen’, sufletele a tot omu ‘die Seelen aller Menschen’ (Rosetti 1986, 491). Der analytische Dativ kann auch mit der Präposition a ausgedrückt werden, saˇnaˇtate a toataˇ cetatea Bistrıˆt¸ii ‘Gesundheit [wünsche ich] der ganzen Stadt Bistrit¸a’. A steht besonders häufig vor Zahlwörtern und vor dem Indefinitum tot ‘alles’ (nimeni nu poate a doi domni lucra ‘niemand kann zwei Herren dienen’). In der zeitgenössischen Umgangssprache ist der analytische Dativ auch geläufig, aber mit der einleitenden Präposition la. 3.2.2.3. Zu den Pronomen Das klitische Personalpronomen im Dativ ersetzt, häufiger als in der zeitgenössischen Sprache das Possessivpronomen bei der Besitzanzeige (laˇsat¸i la mine un frate-vaˇ statt un frate al vostru ‘lasst bei mir einen Eurer Brüder’, apropiaraˇ-se genitorii-mi statt genitorii mei ‘meine Eltern mögen sich nähern’ (Rosetti 1986, 501). Bei den Demonstrativa fehlt häufig das a- des Anlautes: cestu statt acesta, ceasta statt aceasta usw. (Dimitrescu et alii 1978, 275). Die Possessiva saˇi, sale werden nicht durch das Personalpronomen der 3. Pers. Pl. lor ersetzt werden (Rosetti 1986, 500). Das Relativpronomen care ‘wer’ ist im Sg. auch in derForm mit Artikel (carele, carea) belegt. Das Pl. cari ist geläufig (Rosetti 1986, 501). Das nicht flektierbare Relativpronomen ce ‘was’ steht häufig in Konkurrenz mit
557 care. ‘wer’ Im Satz: spure-voiu voao tuturor cˇe vaˇ e fricaˇ ‘ich werde es Euch allen sagen die Ihr Angst habt’, steht cˇe für caˇrora (Rosetti 1986, 501; Iliescu 1956, 25⫺33). 3.2.2.4. Zum Verb Nach einem -rr- (wie bei lat. horrire > urıˆ ‘hassen’) bildet sich die Konjugationsvariante auf -ıˆ, neben -i heraus (cf. 3.1.2.4 und 3.2.1). Schon vor dem 16. Jh., nach Zusammenfall der meisten Endungen des Ind. und des Konj. Präs., beginnt der mit saˇ (> lat. si) eingeleitete Konjunktiv sich zu grammatikalisieren. Auch in diesem Fall ist die Tendenz zur Vereinfachung durch Adoption analytischer Lösungen gegeben. Verben, die heute transitiv oder intransitiv sind, waren im 16. Jh. reflexiv: a se flaˇmıˆnzi ‘verhungern’, a se faˇgaˇdui ‘versprechen’, a se putrezi ’ verfaulen’ usw. Umgekehrt: a ˆıntrista ‘traurig werden’, a ruga ‘bitten’ usw. (Rosetti 1986, 502). Schwankungen gibt es auch bei der Integrierung der Erweiterungssuffixe. Ohne Erweiterungssuffixe waren: a lucra ‘arbeiten’, el saˇ lucre, heute saˇ lucreze; a luci ‘leuchten’, el luce heute luces¸te usw.; mit Erweiterungssuffix: a omorıˆ ‘töten’, el omoraˇs¸te heute el omoaraˇ (Rosetti 1986, 502). Die Endung der 6. Pers. Imperfekt war die etymologische Endung -a und nicht -au wie heute: (ei) caˇdea ⫽ (el) caˇdea. (Rosetti 1986, 504) In der alten Sprache konnte das Auxiliar des perfect compus vor oder nach dem konjugierten Verb stehen: au faptu/fapt-au ‘sie haben gemacht’ (Rosetti 1986, 505). Das Reduplikationsperfekt schwindet mit Ausnahme der Verben stare, dare ⫺ Perf. staˇtui, daˇdui. Die Perfektendung auf -ui, sowie auch das sigmatische Perfekt breiten sich bei den Verben der II. u. III. Kj. aus. Das sigmatische Perfekt wird für die III. Kj. charakteristisch: a alege ⫺ alesei ‘wählen’, a rupe ⫺ rupsei ‘brechen’ usw. (Dimitrescu et alii 1978, 308). Die Anzahl der Verben der I. und IV. Kj. wächst durch Bildung von denominativen Verben, durch Entlehnungen und durch Verben der II. u. III. Kj., die zur I. oder IV
558 übergehen. Im Altrumänischen sind Denominativa auf -i (mit Erweiterungssuffix) zahlreich: a acri, acresc ‘säuern’, a ˆınmult¸i, ˆınmult¸esc ‘vermehren’, a saˇraˇci, saˇraˇcesc ‘verarmen’ usw. Einige Verben der II. Kj. gehen zur IV. über: a ˆınflori (lat. florere) ‘aufblühen’, a luci (lat. luceo) ‘leuchten’ usw. Eine Anzahl von Verben hat zwei Varianten: a adevaˇra ⫺ a adeveri ‘sich verwirklichen’, a adaˇuge ⫺ a adaˇogi ‘hinzufüpgen’, a gaˇta ⫺ a gaˇti ‘fertig werden’ usw. (Rosetti 1986, 502⫺503). Neben dem synthetischen Plusquamperfekt (cf. 3.1.2.4) kommen noch analytische Formen vor: era vaˇdzut¸i statt vaˇzuseraˇ ‘sie hatten gesehen’. (Rosetti 1986, 505); am fost cugetat statt cugetaseraˇm ‘wir hatten nachgedacht’, au fost gres¸it statt gres¸iseraˇ ‘sie hatten sich geirrt’ (Dimitrescu et al. 1978, 313). Das Futur kann gebildet werden a) a vrea ⫹ langer Infinitiv (vol’u caˇntare ‘ich werde singen’); b) a vrea ⫹ Konjunktiv (va se i-l ia ‘sie werden ihm nehmen’); c) mit a fi ⫹ Gerundium (vet¸i fi umblıˆndu ‘ihr werdet gehen’ und mit d) avea ⫹ a ⫹ Infinitiv (n-am a te laˇsa ‘ich werde dich nicht verlassen’); e) (im 16. Jh. auch a vrea ⫹ Konj). Heute wird von diesen Formen nur b) für das Futur und c) (selten) für das Präsumtiv gebraucht. Die vereinfachte Form o saˇ … ist im 16. Jh. nicht belegt (Rosetti 1986, 506; cf. Iliescu 2000). Grammatikalisierung zweier verschiedener morphologischer Formen des Verbs a vrea < lat. volere: als Auxiliar (voi, vei, va, vom, vet¸i, vor), als Vollverb (vreau, vrei, vrea, vrem, vret¸i, vor). Seit dem 17. Jh. existiert eine populär-umgangssprachliche Form (oi, aˇi, o, om, aˇt¸i, or), die auch zur Bildung des epistemischen Präsumptiv dient. Im Laufe der Zeit wird letzteres Paradigma noch zu einer Einheitsform o abgekürzt. Das Auxiliar des Konjunktivs Perfekt a fi, heute unveränderlich (cf. 2.2.5.6), hatte in der alten Sprache für jede Person eine andere Form: eu saˇ fiu cıˆntat, tu saˇ fii cıˆntat, el saˇ fie cıˆntat usw. ‘ich würde gesungen haben’ (Dimitrescu et al. 1978, 319). Neben den analytischen Formen des neuen Konditional funktioniert noch der äl-
III. Italische und romanische Sprachen
tere synthetische Konditional: se nu ascultaret ‘wenn er nicht folgte’ (Rosetti 1986, 506). Periphrastische Varianten mit dem Gerundium und dem Part. Perf. begleiten fast alle Zeiten: Imperfekt: era s¸ezıˆnd, ‘er war sitzend’ era zicıˆnd ‘er war sagend’; Plusquamperf.: am fost cugetat ‘ich hatte gedacht’ aber auch fusese vaˇdzut ‘er hatte gesehen’ usw. Ausgehend von diesen Formen wurde das Präsumptiv gebildet (cf. Iliescu 2000). Der lange Infinitiv (cf. 2.2.5.5) wird noch in verbaler Funktion benützt: saˇ avem a t¸inere … ‘dass wir zu besitzen haben …’ (Rosetti 1986, 508). Siehe das noch heute geläufige umgangssprachliche Schimpfwort fir-ar saˇ fie! ‘Zum Teufel, zum Kuckuk! in dem der alte lange Infinitiv fir(e) von a fi verbale Bedeutung ‘es (soll) sein’ hat. Perfekt und Partizip passen sich gegenseitig im Laufe der allgemeinen Regularisierungstendenz an. Weit verbreitet, doch nicht generalisiert, ist die Palatalisierung des Auslautskonsonanten des Verbstammes in der 1. Pers. Präs. vor einem [j]: auz ⫺ auzi < lat. audio ⫺ audis ‘ich höre ⫺ du hörst’, die aber schon vor dem 16. Jh. (analogisch) rückgängig gemacht wurde: aud ⫺ auzi (nach credo ⫺ credis > cred ⫺ crezi). Das reflexive Passiv wird schon häufig statt des Passivs mit a fi gebraucht. 3.2.2.5. Zur Präposition Die Präposition a steht als Dativmorphem vor einem indirekten Objekt (cf. 3.2.2.2); de ist stark polysemantisch: mit partitiver Bedeutung leitet es ein Genitivattribut ein (cf. 3.2.2.2) und hat außerdem die Bedeutungen „über“ (heute auch despre), ‘von’ (heute de la), ‘als’ (heute decıˆt). Die wichtigsten zusammengesetzten Präpositionen sind: dintre (< de ⫹ ˆıntre) ‘von’, pıˆnaˇ la ‘bis’ despre (< de ⫹ spre) ‘über’. 3.2.2.6. Zur Konjunktion Die heute verschwundene Konjunktion e < lat. et, existiert noch mit schwach adversativer Bedeutung (Rosetti 1986, 513).
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3.2.3. Morphosyntax 3.2.3.1. Zum Adjektiv Bei der komparativen Steigerung werden die verglichenen Substantive mit der Präposition de verbunden: mai frumoasaˇ fataˇ de acˇeasta ‘ein schöneres Mädchens als dieses’ (Rosetti 1986, 493). 3.2.3.2. Zu den Objekten Das direkte Objekt, das sich auf Personen bezieht und alle mit Hilfe von betonten Pronomen ausgedrückten direkten Objekte werden mit der Präposition p(r)e markiert: au trimis pre Mustafa ‘sie haben M. geschickt’ (Rosetti 1986, 492). Das direkte Objekt wird mit Hilfe der Klitika wiederaufgenommen (o au daˇruit-o ‘sie haben es ihr geschenkt’ (Rosetti 1986, 500). Indirekte Objekte, die die Herkunft anzeigen, können mit der Präposition de (heute de la oder din(tre)) eingeleitet werden: ˆımbucaˇ de trupul lui statt din trupul lui ‘er ist von seinem Leib’, cine va raˇmıˆne de noi statt cine va raˇmıˆne dintre noi ‘wer von uns wird bleiben’, noi am ˆınt¸eles de un boieriu statt de la un boieriu ‘wir haben von einem Bojaren verstanden’ (Rosetti 1986, 512). 3.2.4. Zur Wortbildung In der Sprache des 16.⫺17. und 18. Jh. gab es nach der ausführlichen Untersuchung von Contras¸/Popescu Marin (1967), ungefähr 70 Suffixe. 70 % sind lateinischen Ursprungs, 25 % stammen aus dem Slawischen (aus dem Slawonischen sowie aus den slawischen Adstratsprachen bulgarisch und ukrainisch). Nur ein Suffix, das Eigennamen ableitet, kommt vom Griechischen und zwei schwach vertretene Suffixe kommen aus dem Ungarischen. Mehr als 20 % der Suffixe waren im Altrumänischen durch Zusammensetzungen gebildet: z. B. -aˇrit < ar ⫹ it: fumaˇrit ‘Steuer auf Schornsteine’, -is¸or < -is¸ ⫹ or: acris¸or ‘säuerlich’, -es¸te < -esc ⫹ e: ˆımpaˇraˇtes¸te ‘kaiserlich’. Vornamen werden mit den griechischen Suffixen -ache (Manolache), mit -as¸cu (Dumitras¸cu) und mit den Diminutivsuffixen ⫺ it¸aˇ, -ut¸aˇ und -is¸or gebildet. Familiennamen
werden haupsächlich mit -escu (Buzescu) und mit dem Einwohnersuffix -eanu (Bıˆrlaˇdeanu) sowie mit dem Diminutivsuffix -ut¸aˇ (Baˇlut¸aˇ), mit dem Augmentativsuffix -oi (Baˇrboi) und dem Agenssuffix -ar (Pioarul) gebildet. Dazu kommt noch das abwertende Suffix -aˇu (Dubaˇu). Die Ortsnamen werden nach demselben System benannt, am häufigsten sind die Suffixe -es¸ti (< -escu ⫹ i) und -eni < (-eanu ⫹ i). Die produktivsten Suffixe in der alten und älteren Sprache waren: das Agenssuffix -tor, das Adjektivsuffix -esc, das Abstraktasuffix -ie, -turaˇ u. -ealaˇ, die das Resultat einer Handlung und weniger die Handlung selbst ausdrückten, sowie das Adjektivsuffix -os, das Adverbsuffix -es¸te und das Einwohnersuffix -eanu. Wie man aus den Suffixen für Bildung von Eigen- und Ortsnamen schließen kann, waren auch Augmentativa und insbesondere Diminutiva in der gesprochenen Sprache sehr produktiv, nur fehlen Belege in der geschriebenen Schriftsprache der Zeit. Viele der im 16.⫺17. Jh gebräuchlichen Suffixe verlieren ihre Produktivität im Laufe der Jahrhunderte, so z. B.: -aci, -aret¸, -aˇi, -enie, -et, -is¸ti. Bemerkenswert ist der Rückgang der Derivata mit den Suffixen -ciune, -es¸, -ie, -nic, -tor und -esc. Das Kollektivsuffix -ame (< lat. -amen) ist verschwunden. Fast alle wurden durch französische und lateinisch-romanische Suffixe überlappt oder ersetzt (cf. 2.4.2). 3.2.5. Zur Wortordnung Die allgemeine Wortordnung ist SVO, die aber durch Thema-Rhema Strukturen und Fokussierungen geändert werden kann (cf. 2.5).
4.
Die diatopische Variation
4.1. Trotz der relativen Einheit des Dakorumänischen weisen die fünf großen Mundarten (muntenisch, moldauisch und die im Banat, in der Cris¸ana und im Maramures¸ gesprochenen Dialekte) Eigenheiten in der Phonetik, in der Morphosyntax und im Wortschatz auf. Hauptsächlich nach diesen Eigenheiten können die Dialekte in zwei Zonen eingeteilt werden:
560 a) eine geographisch gesehen größere Zone, die sich über verschiedene Reliefformen (Berge, Ebene und Hochebene) erstreckt, und die trotz einer Vielfalt von Eigenheiten durch ihren ausgeprägt archaischen Charakter zusammengehalten wird. Sie beinhaltet die moldauische und die banater Mundart, den Dialekt, den man in Maramures¸ und in der Cris¸ana spricht, sowie den Siebenbürger Subdiadialekt. (cf. 1.3). Dabei erstrecken sich manche altertümlichen Züge auf das ganze, andere nur auf einen Teil des Gebietes. b) eine südliche innovative Zone, die vom geographischen als auch vom linguistischen Standpunkt aus einheitlicher ist. Sie erstreckt sich nur auf Ebenen und umfasst den muntenischen Dialekt, sowie den in der Dobrudscha gesprochenen Subdialekt. Dazu kommt Oltenien mit einem Sonderstatus, da hier Merkmale der archaischen Zone mit Zügen der innovativen Zone nebeneiander stehen. Es gibt Charakteristiken, die nur für eine einzige Mundart oder nur für eine Dialektzone typisch sind, andere können auch in anderen Mundarten gegeben sein. Es besteht eine allgemeine supradialektale Tendenz, den synthetischen Genitiv und Dativ durch analytische Formen zu ersetzen (piciorul de la scaun statt piciorul scaunului, dau apaˇ la cal /dau apaˇ calului). Diese Tendenz ist auch in der heutigen gesprochenen Sprache zu finden. 4.2. Typologische Züge 4.2.1. Die archaische Zone 4.2.1.1. Vokalismus Tendenz zur Schließung unbetonter Vokalen (a > aˇ, aˇ > ˆı, e > i, o > u): papu´c > paˇpuc ‘(Haus)Schuh’, ca´saˇ > casıˆ ‘Haus’, de > di, acoperı´t > acuperit „bedeckt“. Im Banat, in der Moldau und im Maramures¸, teilweise auch in der Cris¸ana werden die palatalen Vokale e und i nach den Reibelauten s, z [z], s¸ [sˇ], j [zˇ] und nach den Affrikaten ¸t [ts], [dz] zu den zentralen Vokalen aˇ und ˆı, während der Diphthong e4 a im selben phonetischen Kontext zu a monoph-
III. Italische und romanische Sprachen
thongiert wird: sec > saˇc ‘trocken’, singur > sıˆngur ‘allein’; zid > zıˆd ‘Mauer’, zeamaˇ > zamaˇ ‘Saft’, s¸i > s¸ˆı ‘und’, jir > jıˆr ‘Bucheichel’, t¸ip > t¸ˆıp ‘ich schreie’, searaˇ > saraˇ ‘Abend’, saˇ praˇjeascaˇ > saˇ praˇjascaˇ Konj. von a praˇji ‘braten’. In Muntenien, Oltenien und in der Standardsprache bleiben i, e und ea unverändert: sec, singur, searaˇ. Nach labialen Konsonanten wird e und ea > aˇ.: lovesc > lovaˇsc ‘ich schlage zu’, merg > maˇrg ‘ich gehe’, saˇ meargaˇ > saˇ margaˇ (Konj. von merge ‘gehen’). Der Diphthong o4 a tendiert zur Monophthongierung, im Banat, in der Cris¸ana und im Maramures¸, nicht aber in der Moldau: oalaˇ > olaˇ ‘Topf’. Stehen zwei e in zwei verschiedenen Silben eines Wortes, so wird das erste e im Banat, in der Cris¸ana und im Maramures¸ zu ie [je] diphthongiert: (ban.) pes¸te > piesce ‘Fisch’. Diese Charakteristik ist in der Moldau nicht gegeben. Am Ende aller Wörter steht ein nicht silbischer, sehr kurzer Vokal [i] oder der Diphthong [ju]: maˇgar > magari ‘Esel’, tobos¸ar > tobos¸ariu ‘Trommler’. Im Auslaut wird der Diphthong e4 a zu e monophthongiert: vrea > vre ‘er/sie will’, avea > ave ‘er/sie hatte’. (Etymologisch korrektes) Fehlen des i nach ˆı in Wörtern, in denen im Lateinischen ein betontes a nach dem Nasal n stand: lat. panis > pıˆne statt pıˆine ‘Brot’, lat. mane > mıˆne statt mıˆine ‘morgen’, lat. canis > cıˆne statt cıˆine ‘Hund’. Erhaltung einiger etymologischer altertümlicher Formen wie ˆımblu > lat. ambulo ‘ich gehe’ statt umblu, ˆınflu > lat. inflo ‘ich blase auf’ statt umflu. 4.2.1.2. Konsonantismus Erhaltung der archaischen Laute [dz] und [dzˇ] < lat. [dj] und [j], die in freier Variation mit [z] und [zˇ] stehen; [dz] ist im Banat, in der Moldau und im Maramures¸ zu hören, [dzˇ] ist in der Moldau und im Maramures¸ erhalten geblieben: dzic < lat. dico ‘ich sage’ statt zic, dzˇoc < lat. jocum ‘Spiel’ statt joc. Palatalisierungen: Ein charakteristischer dialektaler Phonetismus ist die Palatalisierung der labialen und labiodentalen Konsonanten p, b, f, v und m, wenn sie vor den
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palatalen Lauten e und i [i] und [j] zu stehen kamen. In der Moldau, in Maramures¸ und in der Cris¸ana ist dieses Phänomen am weitesten fortgeschritten: p ⫹ e, i, [i]| / [j] > pk’ > k’; (p)t’, (p)cˇ: piele > pk’ele > k’ele; pt’ele, pcˇele ‘Haut’ b ⫹ e, i [i] / [j] > bg’ > g’; (b)d’, (b)gˇ: bine > bg’ine, g’ine; bd’ine, (b)gˇine ‘gut’ f ⫹ e, i [i] /| [j] > h > sˇ > s; saˇ fie > saˇ hie, saˇ sˇie, saˇ sie ’ (Konj. von a fi). v ⫹ e, i [i] / [j] > [j] > g’ > zˇ > z [z]; saˇ vinaˇ > saˇ [j]inaˇ > saˇ g’inaˇ > saˇ zˇinaˇ > saˇ zinaˇ ’ (Konj. von a veni); m ⫹ e, i [i] / [j] > mn’ > n’; miere > mn’ere > n’ere ‘Honig’. Die dentalen Konsonanten t und d werden vor den palatalen e, i [i] / [j] im Banat, in der Cris¸ana und im Maramures¸ palatalisiert. Die Stärke und Realisierung der Palatalisierung ist von Dialekt zu Dialekt verschieden. t ⫹ e, i [i] / [j] > t’, tke, c’, c:; frate > frat’e, fratk’e, frac’e, fracˇe ‘Bruder’ d ⫹ e, i [i] / [j] > d’ > d g’ > g’ > gˇ; bade > bad’e, bad ge, bad’e, bagˇe. ‘Onkel (Anrede)’ Die vor palatalen Vokalen stehenden Sonanten n, l und r werden im Banat, in der Cris¸ana und im Maramures¸ und teilweise in der Moldau palatal ausgesprochen.: lemne > lemn’e ‘Holz’, negru > n’egru ‘schwarz’, mare > mar’e ‘groß’. Die Affrikaten [tsˇ] und [dzˇ] können im Banat und in der Moldau zu den palatalisierten Reibelauten sˇ, s (cinci > s’ins’ > sˇinsˇ ‘fünf’), und zˇ, z’ (sıˆnge > sıˆnz’e > sıˆnzˇe ‘Blut’) werden. 4.2.1.3. Morphosyntax Der Possessivartikel ist unveränderlich und lautet a im Banat, in der Moldau, in der Cris¸ana und im Maramures¸ (cf. 5.1.2.1). Die Form des Hilfszeitwortes a avea in der 3. Pers. Sg. des perf. compus lautet im Banat, in der Moldau, in der Cris¸ana und im Maramures¸ o und in der 3. Pers. Pl. or:
561 el o fost la mine statt el a fost la mine ‘er war bei mir’. Das Plusquamperfekt wird im Banat, in der Moldau, in der Cris¸ana und im Maramures¸ wie in der alten Sprache auch analytisch gebildet: s-a fost dus statt se dusese ‘er/ sie waren gegangen’ (cf. 3.2.2.4). Die 3. Pers. Sg. und Pl. des Konjuntivs der einsilbigen Verben auf -a (a sta ‘stehen’, a da ‘geben’, a bea ‘trinken’, a vrea ‘wollen’) hat die Form saˇ steie, deie, beie, vreie. Die Verben der I. und der IV. Kj., die in der Standardsprache, sowie im muntenischen und moldauischen Dialekt das Erweiterungssuffix -ez, bzw. -esc in der 1., 2., 3. und 6. Pers. aufweisen, stehen meistens ohne diese Suffixe im Banat, in der Cris¸ana, im Maramures¸ und in Oltenien: eu lucru statt eu lucrez ‘ich arbeite’; floarea ˆınfloare statt floarea ˆınflores¸te ‘die Blume blüht auf’, el plate statt el plaˇtes¸te ‘er bezahlt’. 4.3. Die innovative Zone Im Allgemeinen fallen die Merkmale dieser Zone mit den Merkmalen der Standardsprache zusammen und unterscheiden sich von denen der archaischen Zone. Hier werden nur jene Züge angegeben, die nicht mit der Standardsprache übereinstimmen. 4.3.1. Phonetik Die Konsonanten s¸ [sˇ], j [zˇ] und r ⫹ aˇ/ıˆ werden in Muntenien ⫺ teilweise in der Cris¸ana ⫺ zu e bzw. i: us¸e statt us¸aˇ ‘Tür’, angajind statt angajıˆnd ‘anstellend’. Die Palatalisierung der Labialen erreicht nur ihre Anfangsphase und dies nur in begrenzten Gebieten Munteniens und Olteniens. Die archaischen Laute [dz], [dzˇ] (< lat. di, [j]) und [n’] sind nicht erhalten geblieben Sie wurden zu z [z], j [zˇ] und i [j]: zic ‘ich sage’ < lat. dico, joc ‘Spiel’ < lat. iocum, cui ‘Nagel’ < lat. cuneus. Stehen zwei e in zwei verschiedenen Silben eines Wortes, so wird das erste e in Muntenien zu i dissimiliert, das in der Folge das zweite e assimiliert: fetele > fetile > fetili ‘die Mädchen’. In einigen Gebieten Munteniens und Olteniens werden zum einenAnlautsvokale aspiriert (haˇla statt aˇla, haˇia statt aˇia, haoleu
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III. Italische und romanische Sprachen
statt aoleu), zum anderen fehlt die Aspiration da, wo man sie erwartet: ot¸ statt hot¸ ‘Dieb’, otel statt hotel. 4.3.2. Morphosyntax Die 3. Pers. Pl. des Imperfekts ist homonym mit der 3. Pers. Sg.: el era ⫽ ei era. statt el era ⫺ ei erau (cf. 3.2.2.4). Der Konjunktiv der Verben a sta, a da, a bea lautet saˇ stea, saˇ dea, saˇ bea wie in der Standardsprache. In Muntenien schließen die I. und die IV./V. Kj. wie in der Standardsprache auch Verben mit den Erweiterungssuffix -ez bzw. -esc, ein. In Oltenien fehlt das Erweiterungssuffix -esc. In Oltenien wird im Unterschied zu allen anderen Mundarten und der Standardsprache das perfect simplu verwendet. 4.4. Die Anpassung an die Norm Der Einfluss der literarischen, normierten Sprache auf die diatopischen Varietäten hat (nach Ivaˇnescu 1980, 709) nach der politischen Unabhängigkeit der rumänischen Fürstentümer begonnen. Der Nivellierungsprozess hat nach dem zweiten Weltkrieg durch die Massenmedien, den Unterricht und die Teilnahme vieler Arbeiter und Bauern am politischen und kulturellen Leben begonnen. Zur Zeit ist die Anpassung an die Norm durch die ‘neue Freiheit’ des Ausdrucks beeinträchtigt. Die wenig gepflegte Umgangssprache gewinnt durch die Massenmedien langsam die Oberhand.
5.
Diamesische, diastratische und diaphasischeVariation
Hier wird die geschriebene Sprache ausgeklammert, da sie typologisch nicht relevant ist. Die Literatursprache (limba literaraˇ cultaˇ), soweit man den poetischen Aspekt nicht berücksichtigt, sowie die Fachsprachen largo sensu sind als eine allgemeine mehr oder weniger gehobene Standardsprache mit übersprachlichen Charakteristiken anzusehen, während die volkstümliche Literatursprache (limba literaraˇ popularaˇ) sich von der gesprochenen Volkssprache wenig oder gar nicht unterscheidet.
Die gesprochene rumänische Sprache (limba vorbitaˇ, stilul oral) hat zwei Aspekte: den ländlichen (aspectul rural) und den städtischen (aspectul citadin). Der ländliche fällt mehr oder weniger mit der Volkssprache zusammen. Die städtische gesprochene Sprache weist verschiedene Variationen auf, die hier nicht systematisch behandelt werden können: sie kann mehr oder weniger gepflegt, mehr oder weniger formell, familiär oder nicht familiär, argotisch oder vulgär sein. Eine klare Trennung zwischen den verschiedenen Aspekten der mündlichen und der schriftlichen Sprache ist offensichtlicherweise nicht möglich (s. auch Vulpe 1989, 168⫺169). Im Bestreben, die durchschnittliche gesprochene Umgangssprache und ihre Tendenzen mit den wichtigsten, typologisch interessanten Charakteristiken darzustellen, muss darauf hingewiesen werden, dass zu unterscheiden ist zwischen a) den durch die affektive Ausdrucksweise eines Sprechers hervorgerufenen Unstimmigkeiten der konnotierten mündlichen Volks- und Umgangssprache im Vergleich zur neutralen, nicht konnotierten Standardsprache und b) den Aspekten der Umgangssprache, die von der Norm nicht oder noch nicht zugelassen werden und die in groben Zügen die Tendenzen der nicht normierten Sprachentwicklung aufzeigen. (Die Belege, die bis jetzt für die städtische gesprochene Sprache zur Verfügung stehen, sind eher dürftig. Die wertvollste Quelle bleibt Iorgu Iordan (1975). D. Irimia (1986) behandelt den ländlichen Aspekt der gesprochenen Sprache zusammen mit dem allgemein volkstümlichen und umgangssprachlichen. Der ländliche Aspekt der gesprochenen Sprache fällt mit dem diatopischen zusammen, da dialektale Texte und Aufnahmen von Feldforschungen den Ausgangspunkt bildeten; so z. B. die Erforschung der dialektalen Syntax in Vulpe (1980).) Der größte Unterschied zwischen den zwei Aspekten der gesprochenen Sprache liegt im Vokabular. In der ländlichen gesprochenen Sprache überwiegen die regionalen und dialektalen Wörter, während die Anzahl der Neologismen kleiner ist, auch
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wenn sie in der letzten Zeit durch die Massenmedien viel zahlreicher geworden sind. In der städtischen gesprochenen Sprache stehen häufig Neologismen neben volkstümlichen Wörtern, hingegen ist die Frequenz der regional-dialektalen Wörter gering (Irimia 1986, 81). Im Folgenden wird die Darstellung auf jene Aspekte der mündlichen rumänischen Volks- und Umgangssprache beschränkt, die nicht als allgemeine Charakteristika der (romanischen) gesprochenen Sprachen betrachtet werden. (S. dazu Koch/Österreicher 1990, 50⫺124). 5.1.1. Phonetik In der gesprochenen Sprache wird das auslautende -l des enklitischen bestimmten Artikel ausgelassen, so dass das vorangehende -u (anfangs ein euphonischer Vokal) die Funktion des Artikels übernimmt: omu statt omul, copilu statt copilul (Copceag 1984; Avram M. 1997, 91). Volkssprachlich und im städtischen Substandard wird der bestimmte Artikel der III. Deklination -le zu -li: t¸aˇrili statt t¸aˇrile. Diese Verengung des Öffnungsgrades des palatalen Vokals e zu i tritt nicht nur beim Artikel auf (s. auch 4.3.1). Volks- und umgangssprachlich ist auch das Weglassen des -i beim proklitischen Genitiv-, Dativartikel: cartea lu Radu statt lui R. ‘Radus Buch’, daˇ-i lu Radu ‘gib (es dem) Radu’ (cf. 3.2.2.1). 5.1.2. Morphosyntax 5.1.2.1. Zum Artikel Die starke Tendenz zur Vereinfachung und zum völligen Schwund der Flexion und der Kasus- und Genuskongruenz wird beim Possessivartikel deutlich, der anders als in der Standardsprache nur eine einzige Form (a) für alle drei Genera und alle Kasus besitzt. Baˇiatul, a caˇrui cıˆine latraˇ mereu … (statt baˇiatul, al caˇrui cıˆine …) ‘Der Junge, dessen Hund immer bellt …’. (Avram M., 1997, 100). In der Volks- und in der ungepflegten Umgangssprache besteht eine deutliche Tendenz, den Demonstrativartikel (und gegebenen Falls das feminine Adjektiv in ei-
563 nem Syntagma (Nomen ⫹ cel ⫹ Adjektiv) nicht zu flektieren: baˇiatului cel harnic statt baˇiatului celui harnic ‘dem fleißigen Jungen’, fetei cea harnicaˇ statt fetei celei harnice ‘dem fleißigen Mädchen’. (Avram, M., 1997, 104) 5.1.2.2. Zum Substantiv Beim sprachlichen Werdegang zu weniger Synthese und mehr Analyse werden im allgemeinen in der gesprochenen Sprache die analytischen mit Präpositionen oder mit proklitischem Artikel ausgedrückten Kasus bei der Flexion der Nomen und Pronomen vorgezogen: am dat de mıˆncare la copii statt copiilor. ‘ich habe den Kindern zu Essen gegeben.’; cartea lui Florica statt cartea Floricaˇi ‘Floricas Buch’; daˇ i-o lu(i) mama statt daˇ i-o mamei ‘gib es der Mama’; jucaˇria lu(i) aˇla mic statt aˇluia mic ‘das Spielzeug des Kleinen’ (Avram, M., 1997, 99). Die analytische Ausdrucksweise erscheint häufiger im Singular bei Substantiven im Genitiv und im Plural bei Substantiven im Dativ (Irimia 1986, 37). Der Ersatz des synthetischen Genitivs kennt nicht nur stilistische Einschränkungen. (S. dazu Van Peteghem 1996, 193⫺203). In der Volks- und der ungepflegten Umgangssprache wird bei Verwandtschaftsnamen, die von einem enklitischen Possessivadjektiv bestimmt werden, das Substantiv nicht flektiert: un sfat al frate-saˇu/-su statt al lu(i) fra-su (umgangssprachlich), al fratelui saˇu (Standardsprache) ‘ein Rat seines Bruders’, o hotaˇrıˆre a maicaˇ-sa statt a lu(i) maicaˇ-sa, a lu(i) maˇ-sa (umgangassprachlich), a mamei /maicii sale (Standardsprache) ‘ein Entschluss seiner Mutter’. (Avram, M., 1997, 100). In der wenig gepflegten Umgangssprache hört man immer öfter statt des maskulinen Vokativs auf -ule oder auf -e den Nominativ mit Weglassung des auslautenden -l (cf. 5.1.1), was als unhöflich oder, besser gesagt, sehr umgangssprachlich, salopp, empfunden wird: domnu! baˇiatu! (Iordan 1975, 104⫺105). In der gesprochenen städtisch-volkstümlichen und gewollt ironisch-saloppen Sprache wird eine feminine Form zu den Familiennamen auf -escu gebildet: (Ioneasca zu Ionescu, Popeasca zu Popescu (ungefähr) wie
564 ‘die Füchsin’ statt die ‘Frau Fuchs’ ‘doch stärker konnotiert: A venit Popeasca. ‘Die Popescu ist gekommen’. Der Plural der Familiennamen gehört der familiären Umgangssprache an: Petres¸tii zu Petrescu: Au venit Petres¸tii.’ ‘Die Petrescus sind gekommen’. Bei Substantiven, die Gegenstände benennen, wird der konkretere Genitiv mit de la ‘von’ vorgezogen, eine Entwicklung, deren Ansätze bereits im Latein beim Herausbilden der analytischen Kasus mit Hilfe von Präpositionen zu finden sind: Vıˆntul a smuls acoperis¸ul de la casaˇ statt acoperis¸ul casei ‘Der Wind hat die das Dach vom Haus (statt des Hauses) abgerissen’. Die Markierung des direkten Objekts die Lebewesen benennen, sowie auch die Wiederaufnahme und Vorwegnahme des direkten und des indirekten Objekts sind, bei fakultativer Anwendung, häufiger in der Umgangssprache als in der (geschriebenen) Hochsprache. Pe fehlt häufig vor dem Relativpronomen care (cf. 5.1.2.3) (Avram, M., 368, 372. 1997). 5.1.2.3. Zum Adjektiv, zum Pronomen und zum Adverb Die affektive Substantivierung von Adjektiven mit Hilfe der Vokativendungen ist geläufig: des¸teptule! ‘Schlaumeier! frumoaso! ‘Schönheit’, tıˆmpito! ‘blöde Kuh’. Dazu kommen metaphorisch benutzte Vokative von Tiernamen: porcule! ‘Schweinehund’, vraˇbiut¸o! ‘Spatz!’ In der familiären, und volkstümlichen Variane steht die Interjektion maˇi vor dem Vokativ der Verwandtschaftsnamen (maˇi nepoate!) oder vor Substantiven wie: fataˇ, copil, baˇiat usw.: maˇi baˇiete! Die Kurzform dom’le des Vokativs domnule ‘(mein) Herr!’ hat den semantischen Wert einer Interjektion. Für die Bildung des absoluten Superlativs werden statt der einfachen, affektiv abgestumpften Steigerungsadverbien foarte und tare folgende Varianten benützt: a) zusammengesetzte Wendungen mit de (grozav de, ˆıngrozitor de, teribil de usw. ‘furchtbar’) und mit dem negativen Präfix ne- (nespus de, negraˇit de, nemaipomenit de ‘unsagbar’, nemaiauzit de ‘unerhört’); b) die semantisch
III. Italische und romanische Sprachen
neutralisierten Adverbien bine/raˇu ‘gut/ schlecht’ stehen häufig für negative Superlative: E urıˆtaˇ bine ⫽ E urıˆtaˇ raˇu. ‘Sie ist furchtbar hässlich’; c) Syntagmen, gebildet aus zwei durch die Präposition de verbundene Substantive, von denen das erste eine superlativische Eigenschaft des nachfolgenden Substantivs ausdrückt (O frumuset¸e de fataˇ (wortwörtlich) ‘eine Schönheit von einem Mädchen’; o nebunie de film ‘ein toller Film, ein Wahnsinn von einem Film’; d) metaphorisch adverbial gebrauchte Substantive, dem gesteigerten Adjektiv nachgestellt oder mit der Präposition de vorangestellt; z. B. das Substantiv foc „Feuer“: E des¸tept foc. ‘Er ist sehr gescheit’ wortwörtlich: ‘wie das Feuer’. E urıˆtaˇ foc. E foc de urıˆtaˇ. ‘Sie ist furchtbar hässlich’ wortwörtlich ‘sie ist hässlich wie das Feuer’. e) substantivierte Adjektive ⫹ de ⫹ Substantiv/Pronomen: o nebunie / o grozaˇvie de vreme ‘ein wunderschönes / ein furchtbares Wetter’ wortwörtlich ‘eine Verrücktheit / ein Grauen von einem Wetter’; bietul de el! ‘der Ärmste’, (ironisch) des¸teptul de el! ‘der Blödian!’ ‘der Schlaumeier’. In der nicht gepflegten (oder gewollt saloppen) Umgangssprache wird bei Verwandschaftsnamen das Possessivadjektiv, (im Maskulin in vereinfachten Formen), enklitisch an das (abgekürzte) Substantiv angehängt : E acasaˇ tat-tu (statt tataˇl taˇu), fratu (statt fratele -taˇu), maˇ-ta (statt mama ta) (Avram, M., 1997, 173). Der sogenannte ‘ethische Dativ’, gebildet mit dem unbetonten Personalpronomen im Dativ, ist charakteristisch für die affektive mündliche Volkssprache. Cıˆnd mi te-oi lua odataˇ …’ Wenn ich mir dich einmal vornehmen werde …. In der Umgangssprache werden die kurzen Formen der Demonstrativa benützt. Die Demonstrativadjektive der Entfernung stehen normalerweise nach dem Substantiv, das sie bestimmen (omul aˇla ‘der Mann da’, fata aia ‘das Mädchen da’). Sie haben häufig, so wie die Demonstrativpronomina der Entfernung, abwertende Konnotation und werden in der Umgangssprache wesentlich öfter als in der geschriebenen Sprache benutzt. Tocmai pe aˇla l-at¸i ales? ‘Gerade den da habt ihr gewählt!’ Nevastaˇ-mea nu-i una
19. Rumänisch
din alea! ‘Meine Frau ist nicht eine von denen!’ Bei Nachstellung des Demonstrativadjektivs wird so wie beim Demonstrativartikel (cf. 5.1.2.1) die Kongruenz vernachlässigt: casa oamenilor aˇs¸tia statt casa oamenilor aˇstora ‘das Haus dieser Leute’. So wie der Possessivartikel (cf. 5.1.2.1) tendiert auch das Relativpronomen care dazu, in der wenig gepflegten Umgangssprache auf jede Flektion zu verzichten und sich auf eine einzige Form zu beschränken. Das Fehlen der Präposition pe vor dem Relativpronomen im Akkusativ ist heute fast schon umgangssprachlich. Baˇiatul, care l-am vaˇzut … statt baˇiatul pe care l-am vaˇzut … ‘Der Junge, den ich gesehen habe …’. Die mangelnde Kongruenz mit dem indirekten Objekt im Dativ oder mit einem Genitivattribut ist seltener und gehört dem Substandard an: Baˇiatul, care i-am dat cartea … statt Baˇiatul caˇruia i-am dat cartea ‘Der Junge, dem ich das Buch gegeben habe’. Fetei care i-am luat cartea statt Fetei caˇreia i-am luat cartea. ‘Das Mädchen, dessen Buch ich genommen habe’. Adverbien können zu Abtönungspartikel werden: z. B. kann acolo ‘dort’ in der Umgangssprache ‘da’ aber auch ‘halt’ bedeuten: Am saˇ dau s¸i eu, acolo, cıˆt oi putea. ‘Ich werde halt auch irgend etwas geben, soweit es mir möglich ist’. Faˇ s¸i tu acolo ceva. ‘Mach auch du da irgend etwas’. 5.1.2.4. Das Verb Während der Gebrauch des Präsens Indikativ statt des Futurs auch in der Standardsprache akzeptiert ist, wird der Perfekt (perfectul compus) statt des Präsens nur in der Umgangssprache benützt, um eine knapp bevorstehende Handlung auszudrücken: Am plecat. ‘Ich bin schon weg (gegangen)’. V-am salutat. ‘Ich verabschiede mich’. Am s¸i taˇcut. ‘Ich schweige bereits’. Das umgangssprachliche Futur benützt insbesondere die Variante mit der unveränderlichen Form des Auxiliars ⫹ Konjunktiv oder die Variante mit Auxiliar a avea ⫹ Konjunktiv (cf …): O saˇ / am saˇ vin mıˆine. ‘Ich werde morgen kommen’. Die Auxiliarformen oi, aˇi, o, om, aˇt¸i, or sind spezifisch
565 für die Volkssprache oder für die Bildung des Präsumptivs (cf. 2.2.5.6). Der Futur mit a avea ⫹ Konj. ist das umgangssprachliche Synonym des Konditional-Optativs, um die höfliche Abschwächung einer Bitte auszudrücken: Am saˇ vaˇ rog saˇ vorbit¸i ceva mai ˆıncet. ‘Ich werde Sie bitten (⫽ ich möchte Sie bitten) etwas leiser zu sprechen’ statt V-as¸ ruga saˇ vorbit¸i mai ˆıncet. Sehr häufig ist in der Umgangssprache der Gebrauch des Imperfekts statt des Konditionals der Vergangenheit, ein Phänomen, das auch im gesprochenen Italienisch und Französisch immer häufiger belegt ist: Dacaˇ ajungeam mai devreme, ˆıl mai gaˇseam acasaˇ. ‘Wenn ich früher gekommen wäre, hätte ich ihn noch zu hause angetroffen’. Häufig, steht insbesondere das Verb a fi ‘sein’ im Imperfekt, um das Irreale, in der Vergangenheit beinahe Eingetroffene oder Ratlosigkeit auszudrücken (cf. 2.3.7) Am lunecat s¸i era (cıˆt pe ce) saˇ cad (auch mit dem falsch persönlich gebrauchtem Verb: eram saˇ cad) ‘Fast wäre ich gefallen’. Ce era saˇ fac? statt Ce as¸ fi putut saˇ fac? ‘Was hätte ich denn tun können?’. Im Unterschied zu den anderen romanischen Sprachen, wo ein Rückgang des Konjunktivs festzustellen ist, gebraucht die rumänische Umgangssprache den Konjunktiv häufig und mit verschiedenen semantischen Werten. So z.B an Stelle des KonditionalOptativs: Eu saˇ nu fi putut caˇlaˇtori … ‘statt dacaˇ n-as¸ fi putut caˇlaˇtori. ‘Hätte ich nicht reisen können …’. Zu der häufigen Verwendung des Konjunktivs trägt natürlich auch sein Gebrauch anstelle des Infinitivs bei. Aspekt und Aktionsart, zwei in den romanischen Sprachen nicht grammatikalisierte Kategorien, finden in der gesprochenen Sprache neue Ausdrucksmöglichkeiten. Die Opposition durativ ⫺ inchoativ wird z. B. durch die Opposition ‘einfaches Verb’ ⫽ ‘Verbalphrase’ wiedergegeben: a clocoti ‘brodeln’ ⫽ a da ˆın clocot ‘zu brodeln beginnen’, a fugi ‘laufen’ ⫽ a o lua la fugaˇ; (volkstümlicher) a o lua la picior ‘schnell weggehen’. Die Anzahl der semantisch-inchoativen Verben ist in der Volks- und Umgangssprache im allgemeinen größer als in der Stan-
566 dardsprache: z. B. statt a ˆıncepe ‘beginnen’ a se apuca (saˇ/de) ‘beginnen (zu)’ (In sfıˆrs¸it s-a apucat saˇ ˆınvet¸e. ‘Er/sie hat endlich zu lernen angefangen’; neben a se pune pe … ‘etwas mit großem Ernst zu tun beginnen’, wobei der Akzent nicht nur auf den Beginn, sondern auch auf die Intensität der Handlung fällt. Die Bedeutung ‘im Begriff sein zu’, ‘imminent sein’ des Auxiliariars a vrea ‘wollen’ und des Halbauxiliars a sta ‘stehen, sich befinden, wohnen’ ist weitgehend lexikalisiert: Staˇ saˇ ’plouaˇ. ‘Es kommt gleich Regen’; ˆıi vine saˇ plıˆngaˇ ‘er/sie ist im Begriff zu weinen’ (cf. 2.3.7). Dass der sogenannte Präsumptiv (cf. 2.3.7; 2.2.5.6), der die epistemische Modalität ausdrückt, anfangs der Volksvarietät angehört hat, beweist die Grammatikalisierung der noch heute volks- und umgangssprachlichen Form des Auxiliars der Zukunft: o fi dormind ‘er/sie wird wohl schlafen’. Das reflexive Passiv wird wesentlich häufiger als der mit a fi zusammengesetzten Passiv gebraucht (Avram, M. 1997, 204). Verben, die der mündlichen affektiven Sprache angehören, sind häufig reflexiv mit dem Pronomen im Akkusativ: a se smiorcaˇi ‘flennen’, a se vaˇicaˇri ‘jammern’. Andere Verben, die sonst in der Standardsprache benützt werden, nehmen nur in der Umgangssprache reflexive Form an: a lua ‘nehmen’ ⫽ a se lua (dupaˇ cineva) ‘jdm. nachgehen, jdm. nachahmen’, a omorıˆ ‘töten’ ⫽ a se omorıˆ ‘(fig.) sich töten’ und ugs.: ‘sich fast zu Tode abrackern’. In der Volks- und Umgangssprache werden grammatisch unpersönliche Verben häufig nach semantischen und nicht nach grammatischen Kriterien persönlich benützt. So statt: Trebuie (3. Pers.) saˇ plec ‘ich muss weggehen’, Trebuiesc (1. Pers.) saˇ plec. Semantische Veränderungen können hinzukommen. Das unpersönliche Verb a se ˆıntıˆmpla ‘geschehen’ wird persönlich mit der Bedeutung ‘sich zufällig an einem Ort befinden’ in der Volkssprache gebraucht. De unde s¸tii? M-am ˆıntıˆmplat pe acolo. ‘Woher weißt Du (das)? Ich bin zufälligerweise dort gewesen’.
III. Italische und romanische Sprachen
Ebenso können intransitive Verben, die sich nur auf ein gewisses Tier beziehen, reflexiv und mit veränderter Bedeutung für Menschen gebraucht werden: a miorlaˇi ist intransitiv und bedeutet ‘miauen’. Reflexiv und auf Menschen bezogen, bedeutet das Verb ‘raunzen’: Nu te mai miorlaˇi! ‘Raunz nicht mehr!’. 5.1.3. Wortbildung Die häufig benutzten Diminutiva und Augmentativa haben wie in anderen Sprachen hypochoristische bzw. abwertende Bedeutung (Cıˆt e ziulica de mare am alergat. ‘Den ganzen lieben Tag bin ich herumgelaufen’. Ce maˇmica ta, vrei?’ wortwörtlich: ‘Was zum Kuckuck, dein Mütterchen, willst du?’) oder desemantisiert gebraucht. Spezifischer ist der augmentative, oft ironische Wert von Diminutiva: Trebuie saˇ aibaˇ vreo patru zeci de anis¸ori. ‘Er muß schon an vierzig Jährchen sein’ (cf. 2.4.3). Wenn man Diminutiv- und Augmentativsuffixe ausklammert, da die einen wie in fast allen romanischen Sprachen hypochoristisch, die anderen pejorativ verwendet werden können, sind noch die Kollektivsuffixe -(aˇ)raie, -aˇrie zu erwähnen die ebenfalls abwertend benützt werden: apaˇraie, fumaˇraie usw. In der Umgangssprache, teilweise von der Volkssprache übernommen, gibt es eine große Anzahl von durchsichtigen zusammengesetzten Wörtern: Verb ⫹ Substantiv: un guraˇ-cascaˇ ‘ein Hans Guck in die Luft; ww. offener Mund’, Substantiv ⫹ Adjektiv: un coate-goale ‘ein armer Schlucker; ‘(wortwörtlich) ein nackter Ellenbogen’; un vorbaˇlungaˇ ‘ein Schwätzer; ‘(wortwörtlich) ein langes Gerede’. 5.1.4. Der Wortschatz Der Wortschatz trägt nicht zur Typologie der Struktur einer Sprache bei, sondern eher zur Typologie der Kontakt- und Psycholinguistik. Er zeigt einerseits die verschiedenen politischen, ökonomische und kulturellen Einflüsse, die eine Sprache im Laufe der Zeit integriert (und assimiliert) hat und andererseits oft auch nach der Konnotation der verbliebenen Fremdwörter
19. Rumänisch
die Einstellung der Sprachgemeinschaft zu den Vermittlern des einen oder des anderen Einflusses. 5.1.5. Die Wortordnung In der subjektiven Wortordnung, in der affektiven Mündlichkeit steht der fokussierte Konstituent, insbesondere Attribute und Prädikatsnomen, an erster Stelle: Inalt mai e baˇiatul aˇsta! ‘Groß ist dieser Junge! Mare lucru ai faˇcut! Du hast etwas besonderes gemacht! Ticaˇlos mai e omul aˇsta! Niederträchtig ist dieser Mann! Durch die Vorstellung des Attributes eines Personennamens entsteht oft ein syntaktisches Modell, das zwischen den zwei Konstituenten die Präposition de ‘von einem’ aufweist: Prostul de Gheorghe a faˇcut asta! ‘Der Dummkopf (von einem) Gheorghe hat das gemacht!
6.
Tendenzen und Ausprägungen
6.1. Es ist zwischen allgemeinen, inhärenten Sprachtendenzen (vom Abstrakten zum Konkreten ⫺ dazu vom Undurchsichtigen zum Durchsichtigen und vom Synthetischen zum Analytischen ⫺, vom Komplizierten zum Einfachen ⫺ dazu vom Unregelmäßigen zum Regelmäßigen) und typologisch-spezifischen Tendenzen zu unterscheiden. 6.2. Allgemeine, inhärente Sprachtendenzen Jede Sprache folgt mehr oder weniger charakteristischen und gleichzeitig mehr oder weniger erfolgreichen Wegen, um möglichst große Regelmäßigkeit und Einfachheit ohne Verlust an Klarheit zu erreichen. 6.2.1. Vereinfachung durch Abbau von Redundanzen. 6.2.1.1. Einschränkung des Gebrauchs der phonetischen Alternationen für Markierung morphologischer Oppositionen.
567 6.2.2.1. Der Demonstrativartikel wird abgesehen von der grammatikalisierten Substantivierung der Ordnungszahlen und der Möglichkeit der Substantivierung von Adjektiven, nur mehr pragmatisch und kontextabhängend benützt. 6.2.2.2. Die II. schwache Kj. (auf ea) tendiert, zur III Kj. (auf kurzes e) überzugehen (cf. die spanische Konjugationen). 6.2.2.3. Der morphologisch kompliziertere Kondtional-Optativ wird häufig durch den Imperfekt Indikativ ersetzt. (Im Rumänischen äußert sich diese Tendenz stärker als in anderen romanischen Sprachen). 6.2.2.4. Das Perfekt des Konjunktivs, des Optativ und des Futurs wird immer seltener benützt (wie auch in anderen romanischen Sprachen). 6.2.3. Vereinfachung durch Abbau von Oppositionen 6.2.3.1. Es vermehren sich die Synkretismen von Morphemen, die Modus, Tempus, Person und Numerus angeben (cf. 2.2.5.1.11); z. B.: Im Perfekt Konjunktiv sind die Oppositionen von Person und Numerus zu Gänze neutralisiert. Desambiguierung wird, wenn nötig, durch die Personalpronomen realisiert. 6.2.3.2. Tendenz zur Bildung von Einheitsformen (der Genitivartikel: a, der Relativpronomen: care, der Identitätspronomen: ˆınsus¸i). 6.2.4. Abbau durch Verkürzung des Wortkörpers bei großer Benützungsfrequenz 6.2.4.1. Schwund des auslautenden -l des enklitischen bestimmten Artikels in der gesprochenen Sprache, so dass der Bindelaut -u die Artikelfunktion übernimmt.
6.2.1.2. Verzicht auf doppelte Kasusmarkierung (cf. 5.1.2.1).
6.2.4.2. Eindringen der Kurzformen der Demonstrativa in die Standardsprache (cf. 2.2.4.4).
6.2.2. Vereinfachung durch Abbau von schwachen, wenig benutzten Kategorien:
6.2.4.3. Grammatikalisierung der Kurzformen der Auxiliaria a fi, a avea, a vrea.
568
III. Italische und romanische Sprachen
6.3.
Typologisch spezifische Tendenzen des Rumänischen 6.3.1. Phonetik 6.3.1.1. Das Rumänische hat eine ungewöhnlich große Anzahl von Diphthongen und Triphtongen, die mit den Halbvokalen [j], [w], [e4 ] und [o4 ] gebildet werden. Letztere sind äußerst selten in der Romania.
nicht zuletzt in der Markierung des direkten, belebten Objekts.
6.3.1.2. Eine ausgeprägte und anhaltende Tendenz zur Vokalschwächung (cf. 3.1.1.1; 4.2.1.1).
6.3.3. Die Wortbildung spiegelt die Geschichte der rumänischen Sprache in eigenartiger Weise wieder: a) durch die beträchtliche Anzahl der aus dem Lateinischen geerbten Affixe; b) durch die relativ große Zahl der fremden Suffixe, die auf die vielfachen geographischen, politischen und kulturellen Kontakte des Rumänischen mit anderen Sprachen zurückgehen und c) durch seine Umstrukturierung unter romanischem, insbesondere aber französischem Einfluß.
6.3.1.3. Eine besondere Sensibilität für labiale Laute und deren Wandel (cf. 3.1.1.2; 4.2.1.2). 6.3.2. Morphosyntax 6.3.2.1. Das Rumänische weist ein spezifisches Nebeneinander verschiedener Entwicklungsphasen des Lateinischen auf seinem Weg zum Romanischen auf. 6.3.2.1.1. Im Rahmen der allgemeinen Tendenz zum Analytischen ist das Fortbestehen der synthetischen neben der analytischen Deklination bemerkenswert (cf. 3.2.2.2). 6.3.2.1.2. Im 16. Jh. funktionieren nebeneinander analytische und synthetische Plusquamperfekt- und Konditionalformen. 6.3.2.2. Mit dem Demonstrativartikel belegt das Rumänische eine Entwicklungsphase des lateinischen Demonstrativadjektivs auf seinem Weg zum Artikel: er ist kein Demonstrativadjektiv mehr, aber auch noch kein grammatikalisierter Artikel. 6.3.2.3. Der Possessiv- (Genitiv-) artikel ist als die Grammatikalisierung der spätlateinischen Genitivpräposition ad (cf. das Altfranzösische) zu bewerten. 6.3.2.4. Das Rumänische zeigt eine große Vorliebe für den Dativ, u. a. auch für den possessiven Dativ (cf. 2.3.2). 6.3.2.5. Die Opposition /belebt ⫹ menschlich/ ⫽ /nicht belebt/ ist besonders stark ausgeprägt. Ihre Wurzeln lassen sich schon in der Vererbung des Neutrums erkennen (cf. 3.1.2.2). Man findet sie dann wieder in der Deklination der Eigennamen, in der weiteren Entwicklung des Vokaltivs und
6.3.2.6. Die Konjunktivprominenz (cf. 2.3.6) unterscheidet das Rumänische von den anderen romanischen Sprachen. 6.3.2.7. Die Zeitenfolge ist im Rumänischen sehr schwach entwickelt.
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IV. Baltische und slavische Sprachen 20. Litauisch 1.
Einleitung
Das Litauische wird zu den baltischen Sprachen gerechnet, einem besonderen Zweig der indogermanischen Sprachen. Innerhalb des Baltischen gehört es mit dem Lettischen zusammen zur sog. ost- oder zentralbaltischen Gruppe, die der west- oder peripherbaltischen Gruppe gegenübergestellt wird. Letztere setzt sich aus heute ausgestorbenen Sprachen zusammen, von denen das Altpreußische, die Sprache der alten Prußen in Ostpreußen, Ende des 17. Jahrhunderts verklungen ist. Die anderen noch früher ausgestorbenen Idiome, wie das Jatwingische, das Galindische, das Altkurische, das Semgallische und das Selische, die wohl größtenteils auch zum Peripherbaltischen zählen, sind nur spärlich durch Namen und Reliktwörter zu erruieren. S. Eckert et al. 1994, 15⫺40. Litauisch und Lettisch haben sich zu vollentwickelten Standardsprachen herausgebildet. Sie sind zwar nahverwandt, doch eine Reihe erheblicher Unterschiede zwischen ihnen erlauben es den Sprechern nicht, sich frei zu verständigen. Sie benutzen dann in der Regel Drittsprachen. Auf Grund einer Anzahl archaischer Züge in der Lautung, Prosodie, Grammatik und im Wortschatz spielt das Baltische (und hier ganz besonders das Litauische) seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, d. h. seit August Schleicher, eine wichtige Rolle für die vergleichend-historische Erforschung des Indogermanischen. Zusammen mit dem Slawischen und Germanischen bildet das Baltische die Nordoder Zentralgruppe der indogermanischen Dialekte, wobei die Nähe des Baltischen zum Slawischen besonders ins Auge fällt.
Dies führte zur Annahme einer balto-slawischen Spracheinheit, die verschieden interpretiert wurde: A. Schleicher begründete im Rahmen seiner Stammbaumtheorie die Hypothese von einer baltisch-slawischen Ursprache, die heute kaum noch Anhänger findet. Die von A. Meillet postulierte unabhängige Parallelentwicklung der beiden Sprachzweige Baltisch und Slawisch wird der Tatsache nicht gerecht, daß eine bedeutende Anzahl von Übereinstimmungen auf allen Ebenen des Sprachsystems der beiden Zweige festzustellen ist. Die Entwicklung der genannten Sprachzweige, die wohl aus einem indogermanischen Dialektareal kommen, war sowohl durch Konvergenzen als auch durch Divergenzen (es liegen nicht wenige sehr alte Unterschiede vor) gekennzeichnet. Durch besondere Beachtung der arealen Gegebenheiten und der alten Nachbarschaft der beiden Sprachzweige gelangte eine Reihe von Forschern zu Ansichten, die Perioden einer engen Annäherung mit Perioden einer Entfernung voneinander alternieren lassen resp. zu verschiedenen Hypothesen über eine Verkehrsgemeinschaft bzw. über die Annahme einer starken gegenseitige Beeinflussung. Die unterschiedliche Natur und Tiefe der Rekonstruktion des Urbaltischen gegenüber dem Urslawischen sowie die Tatsache, daß ein rekonstruiertes abstraktes Modell des Urslawischen wohl aus einem rekonstruierten abstrakten Modell des Urbaltischen ableitbar ist, aber nicht umgekehrt, veranlaßte Vjacˇ. Ivanov und V. N. Toporov das Urslawische als peripheren baltischen Dialekt aufzufassen. Die baltisch-slawischen Sprachbeziehungen stellen bis heute ein umstrittenes Problem dar. S. Eckert 2001.
574 Da wir im Vergleich mit den meisten indogermanischen Sprachen erst aus später Zeit, nämlich dem 16. Jahrhundert, Sprachdenkmäler für das Litauische besitzen, können viele Erscheinungen der litauischen Sprachgeschichte nur mit Hilfe des Sprachvergleiches, d. h. mit Methoden der inneren und äußeren Rekonstruktion, ermittelt werden und das Gesamtbild bleibt notgedrungenermaßen recht fragmentarisch. Aus diesem Grunde besitzen die Materialien der litauischen Gegenwartssprache (in bestimmten Bereichen), aus den litauischen Dialekten und aus den verwandten Sprachen eine große Bedeutung. In den Fällen, in denen z. B. Endungen durch pronominale Elemente oder Postpositionen bis in die heutige Zeit geschützt blieben, liefert auch das Material aus der modernen Standardsprache gute Dienste für historische Erklärungen: Man vergleiche das unbestimmte Adjektiv mit dem entsprechenden bestimmten Adjektiv lit. gerı` Nom. Pl. : gerı´eji ‘die guten’, in denen das -ı`- in gerı` aus -ı´e- stammt. Ebenso verhält es sich mit dem -u`- in lit. geru` Instr. Sg. : geru´oju ‘durch den guten’, d. h. -u`- in geru` geht auf -u´o zurück. Auf eine ähnliche Art läßt sich die Endung -u` in lit. suku` ‘ich drehe’ im Vergleich zum Reflexivum suku´osi ‘ich drehe mich’ deuten, nämlich die Endung -u` in suku` stammt aus -u´o-. Im Lok. Sg. lit. sˇakoje` ‘im Zweige’ wird die Endung -oje` auf ein -a¯i- ⫹ Postposition -e´n zurückgeführt. Die Länge bleibt vor heterosyllabischem (antevokalischem) -i4- erhalten. Die Adessivform sˇaka´ipi ‘bei dem Zweig’ erfährt eine Kürzung des -a¯-; denn -i4- ist in tautosyllabischer (antekonsonantischer) Stellung. Vor der Postposition ist zum einen die alte Endung -a¯i- > -oj- geworden, zum anderen die Verkürzung der Endung festzustellen. Lit. pu`lti ‘fallen’ hat den Mischdiphthong vor Konsonant; daher *-o¯l- > ⫺ u´ol- > -u`l-, während pu´olu ‘ich falle’ -uo- bewahrt hat, da *-o¯l- in antevokalischer Stellung -u´ol- ergibt und nicht zu -u`l- verkürzt wird. Wie die zˇemaitischen Dialekte zeigen beobachtet man auch im Litauischen Verkürzungen im Wortauslaut (wie im Lettischen).
IV. Baltische und slavische Sprachen
Lit. dial. (zˇem.) Nom. Pl. Mask vil˜ks (veeø˜ lks) ‘Wolf’ steht in Gegensatz zu standardsprachlichem vil˜kas. Ebenso lit. dial. (zˇem.) a˜kis und standardsprachl. a˜kys Nom. Pl. ‘die Augen’. Auch lit. dial. (zˇem.) dirb (deeøˆ rb) 1. Ps. Sg. Präs. und standardsprachl. dı`rba ‘ich arbeite’ zeigen die erwähnte Gesetzmäßigkeit. Die Kategorie des Präteritum frequentativum (lit. eı˜davo ‘er / sie …/ pflegte/en zu gehen’) ist jung und sekundär. Es ist nur in der Standardsprache vorhanden, erfaßt aber hier alle Verben. Schon die Dialektologie zeigt, daß es keine gemeinlitauische Verbreitung aufweist, obwohl es Formenbelege bereits aus dem Altlitauischen des 16. Jahrhunderts gibt. In den zˇemaitischen Dialekten ist ein analytisches Präteritum frequentativum gängig, das aus verschiedenen Formen des Hilfsverbs liuobee˙´ti (aus dem Polnischen entlehnt) und des Hauptverbs besteht, die schließlich zu einer unveränderlichen Form asˇ /tu, jis, jie …/ liu´ob eit generalisiert worden ist. Auch einigen auksˇtaitischen Mundarten sind Formen des Prät frequentativum fremd. Es fehlt im verwandten Lettischen (allerdings mit der Einschränkung, daß es zwar keine synthetische Form gibt, wohl aber Ansätze zur Herausbildung einer dem Zˇemaitischen ähnlichen analytischen Form) und Altpreußischen (S. Eckert 1996 (1), 51⫺63; Eckert 1996 (2), 39⫺46). In einer Reihe von Fällen haben die altlitauischen Sprachdenkmäler des 16. und 17. Jahrhunderts ältere Formen bewahrt als die Gegenwartssprache: z. B. die vollen Endungen des Dat. Pl. altlit. vy´ramus ‘den Männern’ gegenüber heutigem standardspr. vy´rams; die athematischen Verbalformen altlit. eimı` gegenüber heutigem einu` ‘ich gehe’; altlit. esme` gegenüber heutigem e˜same ‘ich bin’; altlit. du´osti gegenüber heutigem du´oda ‘gibt/geben’; den altlit. Konjunktiv mit -brasˇy´tumbei gegenüber heutigem rasˇy´tumei ‘du würdest schreiben’. Schließlich gestattet der Vergleich mit den anderen indogermanischen Sprachen die historische Herleitung bestimmter Laute und Formen (äußere Rekonstruktion). So kann die verschiedene Herkunft des balt. *-ai- (⫽ lit. -ai-) folgendermaßen ermittelt werden: a) aus idg. *-a˘i-: lit. va´i ‘ach,
575
20. Litauisch
wehe!’, lat. vae ‘o Weh! wehe!’; got. wai b) aus idg. *-o˘i-: lit. ka´ina ‘Preis’: akslav. ceˇna ‘Preis, Wert’; lat. poena ‘Wergeld; Strafe’; griech. ποινη´ . Die Endung -as in lit. vil˜kas Nom. Sg. ‘Wolf’ geht auf idg. *-o˘-s zurück, vgl. griech. λυ´ κο ; lat. lupus ‘Wolf’ mit -us < *-o˘-s. Als gemeinsame, den baltischen Sprachen eigentümliche Züge (Baltizität) lassen sich folgende auffassen: ⫺ das Vorhandensein nur einer Form für die 3.Pers. bei den finiten Verbalformen in allen drei (standardsprachlich zwei) Numeri (mit einer typologischen Parallele in einem der rätoromanischen Idiome); ⫺ die Präteritalbildung von Stämmen auf -a¯ und -e¯ (lit. dı`rbo ‘arbeitete/n/’; sa˜ke˙ ‘sagte/n/’); ⫺ das Auftreten des Themavokals in der o-Stufe in allen Personen (lit. suka, sukate, sukata); ⫺ eine starke Verbreitung der e¯-Stämme (lit. zˇe˜me˙, lett. zeme, apr. semme¯ ‘Erde’); ⫺ übereinstimmende Wortbildungsweisen, z. B. Nomina actionis auf -s/e/n (lit. eı˜sena ‘Gang’: lett. iesˇana ‘das Gehen’, apr. bousennis ‘Wesen, Stand’). ⫺ Auch gemeinsame Deminutivbildungen lassen sich ausmachen: lit. te˙ve˜lis ‘Väterchen’, lett. virelis ‘Männlein’ und apr. patowelis ‘Stiefvater’; ⫺ zweigliedrige alte Personennamen des Typs lit. Butgeidas, Gedbutas: apr. Butigede; ⫺ ein spezielles baltisches Vokabular, z. B. lit. a´zˇuolas, lett. ozols, apr. ansonis ‘Eiche’ etc. (s. Stang 1966, 2⫺9). Wichtige Isoglossen, die das ostbaltische Areal differenzieren: ⫺ die Bewahrung von an, en, un, in in antekonsonantischer Stellung im Litauischen (ranka` ‘Hand’, penkı` ‘5’, siuu˜¬sti ‘schicken’ und gı`nti ‘verteidigen’) im Vergleich zu lett. -uo- (ru`oka), -ie- (pı`eci), u¯ (su`tıˆt), -i- (dzıˆt); ⫺ die Bewahrung von s, z im Lettischen und Peripherbaltischen (lett. ass, apr. assis ‘Achse’; lett. zeme, apr. semme¯
⫺
⫺
⫺
⫺
2.
‘Erde’) im Vergleich zu lit. sˇ, zˇ (lit. asˇ`ıs, zˇe˜me˙); Im Litauischen beobachtet man k < ki und g < gi vor vorderen Vokalen (lit. kı`tas ‘anderer’, ge´rve˙ ‘Storch’), während das Lettische in dieser Position k > c und g > dz weiterentwickelt (lett. cits, dze˜rve); Die Konsonantengruppen tl, dl werden im Ostbaltischen zu kl, gl, vgl. lit. zˇe´nklas ‘Zeichen’; lit. e˜gle˙, lett. egle ‘Fichte’: apr. ebsentliuns Part. Perf. Akt. Nom. Sg. Mask. ‘bezeichnet’; addle ‘Tanne; Fichte’; Das Altpreußische hat den indogermanischen Diphthong *ei bewahrt (apr. deywis, deiws, deiwas ‘Gott’) während das Litauische und Lettische ein ie < e¯ø < ei entwickelt hat (lit. die˜vas, lett. dievs). In unbetonter Position ist allerdings im Litauischen z. T. ei erhalten geblieben, vgl. lit. deivee˙˜ ‘Göttin’; Im Ostbaltischen ist das Neutrum verlorengegangen. Häufig sind alte Neutra zu Maskulina geworden, vgl. lit. e˜zˇeras, a˜zˇeras, lett. ezers ‘der See’ im Gegensatz zu apr. assaran Neutr ‘See’ sowie urslav. *ezero neben *ozero Neutr ‘See’ mit der dialektalen Nebenform *ezerъ Mask. Die ˙ SSJ, urslawischen Formen setzen nach E 6, 33⫺34 ein idg. *eghero bzw. *aghero fort.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Allgemeines Wenn man von der heutigen litauischen Sprache spricht, so muß man sich vergegenwärtigen, daß man es nicht mit einem einheitlichen System in den verschiedenen Gebrauchsspären und auf dem gesamten Territorium ihrer Verbreitung zu tun hat, sondern mindestens vier Grundvarianten (oder Existenzformen) zu unterscheiden hat: 1) die Standardsprache 2) die Umgangssprache 3) die Territorialdialekte, die gerade in unserer Zeit der Medien- und Kommunikationsgesellschaft einer ständigen Durchdringung und Zurückdrängung seitens der Standardsprache unterworfen sind, und 4) die Sprache der Folklore.
576 Diese vier Grundvarianten stehen sich nicht gleichwertig gegenüber, sondern spielen eine unterschiedliche Rolle in den verschiedenen Gesellschafts- und Kommunikationsbereichen. Gleichzeitig stehen sie nicht isoliert nebeneinander, sondern wirken mit unterschiedlicher Intensität aufeinander ein. In allen vier Grundvarianten sind ⫺ ebenfalls in unterschiedlicher Weise ⫺ alle Ebenen des Sprachsystems (die phonetischphonologische, prosodische, grammatische [morphologische und syntaktische] und die lexikalisch-phraseologische sowie semantische) involviert. Zudem ist in den vier Grundvarianten eine jeweils spezielle Konstellation der Bewahrung früherer Systemfragmente und -relikte und sprachlicher Neuerungen zu beobachten. Letztlich ist festzustellen, daß auch der Forschungsstand und die Erforschtheit der genannten Grundvarianten stark differiert. Am besten erforscht und beschrieben ist zweifellos die Standardsprache. Auch für die litauischen Dialekte liegt über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren eine bedeutende Anzahl von Untersuchungen vor, während die litauische Umgangssprache m. E. noch viel zu wenig untersucht wurde und erhebliche Lücken für ihre Beschreibung vorliegen. Der Sprache der Folklore wurden vor allem Passagen im Rahmen anderer Darstellungen gewidmet, die wohl noch zu wenig diesen eng eingrenzbaren Bereich in ihrer Spezifik sehen und für die es auch Probleme hinsichtlich der Abgrenzung, z. B. gegenüber den Territorialdialekten gibt. 2.1.1. Die Standardsprache ist (wie auch für viele andere Sprachen) die bestimmende, führende und den größten Aktionsradius aufweisende Grundvariante. Sie wirkt in dieser oder jener Weise auf alle anderen Grundvarianten in zunehmendem Maße ein, während umgekehrt die Beeinflussung der anderen Grundvarianten auf die Standardsprache (die in der Geschichte teilweise bedeutend war) heute immer mehr abnimmt. Sie scheint noch am stärksten seitens der Umgangssprache zu sein, weit schwächer wohl seitens der Dialekte und am geringsten seitens der Sprache der Folklore.
IV. Baltische und slavische Sprachen
Für die litauische Standardsprache wurden mit ihrer einsetzenden Herausbildung Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahrhunderts erste normierende Grammatiken und grammatische Teilbeschreibungen (vor allem durch J. Jablonskis u. a.) geschaffen. In der Zwischenkriegszeit erschien das erste Wörterbuch der litauischen Schriftsprache (NBS), das erst nach dem 2. Weltkrieg abgeschlossen werden konnte. In der Nachkriegszeit kamen drei Auflagen eines einbändigen einsprachigen erklärenden Wörterbuches der litauischen Gegenwartssprache (DLKZˇ I,II,III) heraus, das normative Zielstellungen verfolgte. Gegenwärtig wird eine 4. verbesserte Auflage vorbereitet. Die dreibändige Akademie-Grammatik (LKG I,II,III) sowie die einbändigen Grammatiken in russischer Sprache (GLJ 1985), in litauischer Sprache (DLKG 1994) und in englischer Sprache (Lith Gr 1997) waren wichtige Beiträge zur grammatischen Beschreibung der litauischen Standardsprache. Gleichzeitig wurden vor allem in der Nachkriegszeit monographische Beschreibungen der Phonetik und Phonologie, der Prosodie, einzelner grammatischer Bereiche, der Wortbildung, der Lexik und der Phraseologie (für letztere in Form dreier Wörterbücher) herausgebracht. 2.1.2. Im Gegensatz dazu steckt die Erforschung und Beschreibung der litauischen Umgangssprache noch in den Kinderschuhen. Mir sind keine größeren und speziellen Arbeiten zu diesem Gegenstand bekannt. Die Umgangssprache wurde bis jetzt nur sporadisch und unsystematisch im Zusammenhang mit der Standardsprache untersucht. Man ist daher gezwungen, die kargen Passagen darüber aus verschiedenen anderen Arbeiten herauszulösen und erhält auch dann kein annähernd befriedigendes Bild über diese Grundvariante. Auch den gegenseitigen Beeinflussungen von Standard- und Umgangssprache wurde noch zu wenig nachgegangen sowie den Wechselbeziehungen zwischen Umgangssprache und Mundarten oder z. B. dem Problem der Stadtsprache. 2.1.3. Weit günstiger ist die Situation, was die litauischen Dialekte betrifft, die eine sehr starke Zerklüftung aufweisen und ne-
20. Litauisch
ben zahlreichen Neuerungen viel Archaisches bewahren. Letzteres war der Grund, weshalb man sich ihrer Beschreibung seit dem letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts verstärkt zuwandte, wobei neben den Lituanisten (wie Baranauskas, Weber, Salys u. a.) zahlreiche Indogermanisten (Jaunius, Bu¯ga, Otre˛bski, Specht, Gauthiot, Stang, Gerullis u. a.) beteiligt waren. Es liegen vor allem Beschreibungen für die phonetisch-phonologische, prosodische, morphologische und lexikalische Ebene und zahlreiche Aufzeichnungen mundartlicher Texte vor. Die dialektale Syntax und Phraseologie ist noch weniger erforscht. Bedeutende Fortschritte stellen die in der Nachkriegszeit veröffentlichten Bände des litauischen Dialektatlasses sowie die Monographien von Z. Zinkevicˇius und V. Grinaveckis und die herausgegebenen Wörterbücher zu einzelnen Dialekten dar. Auch das litauische Akademie-Wörterbuch (LKZˇ) enthält eine reiche dialektale Lexik, allerdings in einer der Schriftsprache angepaßten Schreibung. Die breite Heranziehung der Materialien aus den litauischen Dialekten für den baltischen und indogermanischen Sprachvergleich und für die litauische Sprachgeschichte wirkte sich positiv auf die Erforschung dieser Grundvariante aus. 2.1.4. Zur Sprache der litauischen Folklore wurde von den Linguisten mehr beiläufig gearbeitet. Der immense Reichtum der litauischen Folklore und ihre Lebendigkeit bis in unsere Tage lenkte das Interesse der litauischen und ausländischen Baltisten immer wieder auf diese Existenzform der Sprache. Es braucht daher nicht zu verwundern, daß eine Reihe bedeutender Indogermanisten (wie Schleicher, Leskien, Brugmann, Fortunatov, Mikkola u. a.) sich an der Sammlung und Herausgabe litauischer folkloristischer Texte beteiligte. Die bedeutende Zahl und das gute Niveau der Textausgaben und Sammlungen in Kartotheken bilden eine gute Voraussetzung für die noch ausstehenden speziellen Untersuchungen zu dieser Grundvariante (unter anderem auch im Vergleich zur Standardsprache und zu den Dialekten). Außerdem besitzt die Sprache der litauischen Folklore große Bedeu-
577 tung für die Sprache der schöngeistigen litauischen Literatur und für die litauische Kultur überhaupt. 2.2. Zum Sprachbau des Litauischen In der folgenden Darstellung beschränke ich mich (von wenigen Bemerkungen zur Umgangssprache, zu den Dialekten und zur Sprache der Folklore abgesehen) ausschließlich mit der litauischen Standardsprache. Gleichzeitig möchte ich betonen, daß meine Ausführungen zu den sprachtypologischen Grundzügen der litauischen Standardsprache fragmentarisch und in vielem unvollkommen sein werden. Ein Grund dafür ist auch die Tatsache, daß das Litauische aus typologischer Sicht noch wenig erforscht ist. 2.2.1. Das Litauische, die Standardsprache, aber auch die Dialekte, zeigt einen ausgesprochen synthetischen Sprachbau. Im Vergleich zu anderen synthetischen Sprachen wie z. B. den slawischen besitzt das Litauische einen noch größeren Reichtum an synthetischen Formen: z. B. synthetische Verbalformen; 6 Kasusformen des Nomens und eine Vokativform im Singular; reine Lokativ- und Instrumentalformen anstelle von Präpositionalkonstruktionen; eine Bevorzugung finiter Verbalformen im Bereich der Geschäftssprache etwa im Vergleich zum Lettischen und Deutschen etc.). Dem steht allerdings eine ziemlich starke Tendenz zum Analytismus gegenüber, die ihren Ausdruck in folgenden Erscheinungen findet: Bedeutende Anzahl von zusammengesetzten (analytischen) Formen im Bereich des Tempus, der Modi und des Genus verbi; die Ablösung von synthetischen Formen der relikthaften Lokalkasus durch Präpositionalgruppen (Typ misˇkan˜ > ˛i mı`sˇka˛); eine Tendenz zur Entwicklung von Funktionsverbgefügen (Streckformen) im Geschäftsstil der litauischen Standardsprache (nach jüngsten Untersuchungen ⫺ s. Pischel 1999 ⫺ wurden etwa 200 derartiger Funktionsverbgefüge für das Litauische ermittelt (Beispiele des Typs atsaky´ti: du´oti atsa˜kyma˛). Im Litauischen ist diese Tendenz geringer als im Lettischen und im Lettischen wiederum geringer als im Deutschen). Somit er-
578 gibt sich für das Litauische (mit der bereits oben gemachten Einschränkung auf die Standardsprache), daß es wohl als synthetisch-analytische Sprache zu klassifizieren ist. 2.2.2 In einzelnen Teilbereichen des Litauischen lassen sich Fragmente eines agglutinierenden Sprachbaus erkennen, z. B. bei einigen Imperativformen, z. B. im ˜ -ki-te˙-s! 2.2.3. Der litauische Akzent ist weder eindeutig dynamischer, noch eindeutig musikalischer Natur. Die Verquickung von Wortakzent (Hervorhebung einer Silbe im Wort) und Silbenakzent ist eine besondere Eigenart des Litauischen, obgleich in der Standardsprache (und vielleicht mehr noch in der Umgangssprache) eine gewisse Nivellierung der Silbenakzentopposition vorsichgeht, an der auch eine Reihe von Mundarten beteiligt ist. 2.2.4. Der bewegliche Wortakzent unterscheidet das Litauische nicht nur von der anderen baltischen Sprache, dem Lettischen, sondern weist Gesetzmäßigkeiten auf, die weit in die Geschichte der baltischen Sprachen und einiger indogermanischer Dialekte zurückreichen. 2.2.5. Die Quantitätsopposition im Vokalismus hat grundlegende Bedeutung und steht in Zusammenhang mit der Silbenakzentopposition und mit dem breit ausgelegten Teilsystem der Diphthonge und Semidiphthonge. 2.2.6. Der Konsonantismus des Litauischen wird in bedeutendem Maße von der Opposition „nichtpalatalisierte : palatalisierte bzw. palatale“ bestimmt, was eine Verdoppelung des Konsonantenphoneminventars zur Folge hat. 2.2.7. Der Schwund des Neutrums im Litauischen ist eine beachtenswerte und nicht gerade junge Neuerung im Baltischen; denn in diesem Falle gehen Litauisch und Lettisch zusammen. Aus der alten (indogermanischen und urbaltischen) ternären Opposition des nominalen Genus „Mask. : Fem. : Neutr.“ entsteht die binäre Opposition „Mask. : Fem.“. Im Russischen liegt diese
IV. Baltische und slavische Sprachen
Entwicklung später und nur in einigen vereinzelten Dialekten ist es zu einer Opposition „Mask. : Fem.“ gekommen. 2.2.8. Als partielles Reliktsystem in der litauischen Standardsprache kann die Erhaltung eines Dualparadigmas beim Personalpronomen angesehen werden. In allen anderen Bereichen (beim Nomen, Verb) sind nur vereinzelt Reliktformen, wahrscheinlich gestützt durch einige Dialekte, erhalten geblieben. Der Umbau der ternären Numerusopposition „Sg. : Pl. : Dual“ zu einer binären Opposition „Sg. : Pl.“ ist eine Angelegenheit der litauischen Sprachgeschichte. 2.2.9. Ebenso ist die relikthafte Bezeugung von Formen der alten Lokalkasus (Illativ, Allativ und Adessiv) einzuschätzen, die uns in der modernen Standardsprache nicht mehr im Paradigmenzusammenhang, sondern nur noch als adverbialisierte Formen entgegentreten. 2.2.10. Die Anzahl von 5 Deklinationstypen des Substantivs führt nicht nur zu einer Verstärkung des synthetischen Charakters des Litauischen, sondern läßt auch das archaische System der Stammklassen noch deutlicher hervortreten als dies z. B. in jeder einzelnen slawischen Sprache der Fall ist. 2.2.11. Die unterschiedliche Position des Reflexivzeichens -s(i) im Litauischen (Verba simplicia ⫺ am Ende; präfigierte Verben ⫺ zwischen Präfix und Wurzel) spiegelt in der modernen Sprache die alte Mobilität des Reflexivpronomens wieder, einen Tatbestand, den wir aus dem Slawischen nur aus frühen Sprachdenkmälern kennen. 2.2.12. Die Opposition von Formen des Nominaladjektivs und Pronominaladjektivs (letzteres signalisiert die Bestimmtheitskategorie) findet sich außer dem Litauischen und Lettischen nur noch im Slavischen. 2.2.13. Die ausgeprägte Klasse der onomatopoetischen Wörter im Litauischen und ihre Funktion als Substitute von Verbalformen ist eine bemerkenswerte Besonderheit. 2.2.14. Die Entwicklung einer speziellen Tempusform, des Präteritum frequentativum, die heute in der Standardsprache das
579
20. Litauisch
ganze Verbalsystem durchdringt, unterscheidet das Litauische vom nahverwandten Lettischen. 2.2.15. Die spezielle Kategorie des Modus relativus teilt das Litauische mit dem Lettischen und gestattet es, das Ostbaltische zur Gruppe von Balkansprachen mit einer Narrativkategorie in Beziehung zu setzen. 2.2.16. Das Litauische verfügt über ein verzweigtes Teilsystem von Partizipien (4 Partizipien des Aktivs, 3 Partizipien des Passivs und das Partizip necessitatis), hat ein Halbpartizip und zwei Gerundien, was gewichtige Folgen für das syntaktische Teilsystem hat. 2.2.17. Schließlich paßt in den Rahmen des stark ausgebauten Kategoriensystems des litauischen Verbs auch die Existenz zweier Infinitive und eines relikthaften Supinums. 2.2.18. Aus dem Bereich der Syntax fallen vor allem drei Erscheinungen besonders ins Auge: 2.2.18.1. Ein sehr differenziertes Teilsystem von unpersönlichen Sätzen und separaten Typen von Unpersönlichkeitstransformationen. 2.2.18.2. Ein typisches Teilsystem von Partizipial- und Gerundialkonstruktionen mit solchen disparaten Erscheinungen wie dem Dativus absolutus und dem Gerundium mit Akkusativ als lebendigen Kategorien, die in anderen indogermanischen Sprachen nur aus frühen Epochen bekannt sind. 2.2.18.3. Eine bedeutende Anzahl sehr spezifischer (und teiweise unübersetzbarer) Passivkonstruktionen, besonders des sog. unpersönlichen Passivs. 2.2.19. Schließlich sei darauf verwiesen, daß die normale Wortfolge im Litauischen das Modell „SPO“ wiederspiegelt. Einige weitere gebräuchliche Modelle sind bereits durch bestimmte Bedingungen eingeschränkt.
3.
Zum graphischen System
Seit der Entwicklung des litauischen Schrifttums im 16. Jahrhundert ist das lateinische Alphabet mit einigen zusätzlichen Zeichen gebräuchlich. Das graphische System des Litauischen ist von der Schreibtradition des Polnischen, Deutschen und in jüngerer Zeit des Tschechischen beeinflußt worden. Im zaristisch okkupierten Litauen war von 1864 bis 1904 der Druck litauischer Bücher mit lateinischen Lettern verboten. Die relativ wenigen mit kyrillischen Buchstaben gedruckten litauischen Bücher fanden keine große Verbreitung, wohl aber Bücher und Zeitschriften aus Ostpreußen, die von den Bücherträgern (lit. knygnesˇiaı˜ ) eingeschmuggelt wurden. Das litauische Alphabet weist 32 Buchstaben mit je zwei groß- und kleingeschriebenen gedruckten und geschriebenen Buchstabenvarianten auf. Zusätzliche Zeichen sind: A ˛ , a˛ für [a:]; E˛, e˛ für [æ:]; I˛, ˛i sowie ¯ , u¯ für [u:], E˙, e˙ Y, y für [i:]; U ˛ , u˛ sowie U ˇ , cˇ für für den langen, engen e-Laut [e:]; C ˇ , zˇ für [z]. Mit I, i und U, [t s]; Sˇ, sˇ für [s]; Z u werden nur Kurzvokale bezeichnet. Der Buchstabe E, e gibt sowohl einen langen, sehr offenen e-Laut [æ:] als auch den entsprechenden kurzen offenen e-Laut [æ] wieder. Vor e, e˛, e˙, i, ˛i und y und den entsprechenden Großbuchstaben können nur palatalisierte Konsonanten stehen. Palatalisierte Konsonanten vor den Hinterzungenvokalen (in der Schrift als a, a˛, o, u¯, u˛ und u bezeichnet) werden wie im Polnischen mit nachfolgendem i signalisiert, z. B. siu`va /s’uva/ ‘er, sie näht; sie nähen’. Die Grapheme f, ch, h kommen nur in einigen jungen Lehnwörtern vor.
4.
Lautliche Variation
4.1. Die Vokale Das Vokalsystem der litauischen Standardsprache weist 10 Monophthonge auf. Sie bilden folgende Oppositionen: 1) nach der Hebungsrichtung der Zunge (hintere : vordere Vokale): [u:] : [i:]; [u] : [i]; [o:] : [e:]; [a:] : [æ]; [a] : [æ] 2) nach dem Hebungsgrad der Zunge (hohe : mittlere : tiefe Vo-
580
IV. Baltische und slavische Sprachen
kale): [i:] : [e:] : [æ]; [i] : [æ]; [u:] : [o:] : [a:] und [u] : [a] sowie 3) nach der Quantität (lange : kurze Vokale): [i:] : [i]; [u:] : [u]; [æ] : [æ]; und [a:] : [a]. Ein kurzer o-Laut [c] ist peripher und kommt nur in Lehnwörtern vor. Schematisch ließe sich das litauische System der Monophthonge in Form eines verschobenen Rhombus (nach Pakerys 1986, 28) folgendermaßen darstellen: [u:] [o:] [a:]
[ə] [a]
[i:]
[i]
[u]
[e:] []
[:]
Abb. 20.1.
4.2. Die Diphthonge Das System der Diphthonge und Semioder Mischdiphthonge des Standardlitauischen: Beide Klassen sind hinsichtlich ihrer Funktion in der Silbe den Langvokalen äquivalent, d. h. die Silben, die Langvokale, Diphthonge oder Semidiphthonge enthalten, sind lang und bilden die Basis für die Unterscheidung von silbischen Tonemen (s. Silbenakzent). Es lassen sich zwei Typen von vokalischen Diphthongen unterscheiden: 1) einheitliche (oder verschmolzene) (geschrieben ´ıe, ie˜ und ie) [ı B] in lit. diena` ‘Tag’ und (geschrieben: u´o, uo˜ und uo) [u B] in lit. du´ona ‘Brot’; 2) zusammengesetzte (mit einer deutlichen Anfangs- und Schlußkomponent): [a ı] (in der Schrift: a´i, aı˜, ai), z. B. la´ime ‘Glück’, laı˜kas ‘Zeit’, laike` Lok Sg zu laı˜kas; [æ ı] (in der Schrift: e´i, eı˜, ei), z. B. le´isti ‘lassen’, eı˜ti ‘gehen’, einu` ‘ich gehe’; [α υ] (in der Schrift: a´u, au˜, au), z. B. la´ukti ‘warten’, lau˜kas ‘Feld’, lauke` Lok Sg. zu lau˜kas; [υ ι] (in der Schrift: u`i, uı˜, ui), z. B. zu`iti ‘hin- und herlaufen, sich herumtreiben’, paskuı˜ ‘dann’, pa˜skui ‘hinterher’. Als periphere vokalische Diphthonge (die nur in wenigen jüngeren Lehnwörtern auftreten) kommen vor: [a u] (geschrieben: e`u, eu), z. B. Europa`; [o i] (geschrieben: oi, oi), z. B. koine`; [c u] (geschrieben: o`u), z. B. klo`unas. Semidiphthonge oder Mischdiphthonge (auch tautosyllabische Sequenzen genannt)
Es handelt sich um Verbindungen der a-, e-, i- und u-Laute mit den nichtpalatalisierten Sonoren [l], [m], [n], [r] bzw. den palatalisierten Sonoren [l’], [m’], [n’] und [r’] in ein und derselben Silbe, die ohne besondere koartikulatorische Verschmelzung der Komponenten durch den Silbenakzent verbunden sind. Es kommen 64 Semidiphthonge zustande, jeweils 32 stoßtonige und 32 schleiftonige. Die stoßtonigen werden in zwei Gruppen eingeteilt: 1) solche mit a[a ·¢] geschrieben a´l, [a ·l’] geschrieben al usw. und e- [æ ·l] geschrieben el, [æl’] geschrieben el usw. und 2) solche mit i- [i¢ ] geschrieben il, [il’] geschrieben il. Die vokalischen Komponenten der stoßtonigen Semidiphthonge der ersten Gruppe werden gedehnt und halblang gesprochen, z. B. sa´rgas [’sa ·rgas] ‘Wächter’, bei den stoßtonigen Semidiphthongen der zweiten Gruppe kommt es zu keiner Dehnung und die Aussprache der vokalischen Komponenten ist kurz, z. B. Vı`lnius [⬘v’i l’n’us]. In den schleiftonigen Semidiphthongen [a ¢·] geschrieben al, [a l’·] geschrieben al usw. verhalten sich die Sonore wie Halbvokale, da sie wie Vokale den Silbenkern konstituieren und Träger des Silbenakzents sind, vgl. z. B. var˜nas [⬘va r·nas]. Die Semidiphthonge und ihr umfangreiches System stellen eine besondere Eigentümlichkeit der litauischen Standardsprache dar. 4.3. Das Konsonantensystem Das Standardlitauische besitzt 45 Konsonantenphoneme, darunter 8 Affrikaten. Unter den erwähnten Konsonantenphonemen befinden sich 6, die als periphere anzusehen sind, da sie nur in entlehnten Wörtern vorkommen: [f], [f’]; [x], [x’]; [¥] und [¥ ’], vgl. lit. fa˜ze´ [⬘fa:z’e:], fı`zika [⬘f’iz’ika] u. a. Als kombinatorische Varianten des [n] und [n’] vor [k], [g], [k’] und [g’] erscheinen [n] und [n’], z. B. ranka` [ra nka] ‘Hand’ und brangı` [bran’gi’] Nom. Sg. Fem. zu brangu`s ‘teuer’. Das hervorstechendste Merkmal des litauischen Konsonantensystems ist die Gegenüberstellung von nichtpalatalisierten und palatalisierten bzw. palatalen Konsonanten, die das Phoneminventar verdoppeln. Die genannte Opposition ist wort-
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und formenunterscheidend, vgl. lit. uolo˜s Gen. Sg. ‘des Felsens’ : uolio˜s Gen. Sg. Fem. Adj. ‘der eifrigen’. Die Opposition nichtpalatalisiert : palatalisiert weisen folgende Konsonantenphoneme auf: [p] : [p’]; [b] : [b’]; [t] : [t’]; [d] : [d’]; [s] : [s’]; [z] : [z’]; [s] : [s’]; [z] : [z’]; [f] : [f’]; [v] : [v’]; [m] : [m’]; [n] : [n’]; [l] : [l’]; [r] : [r’] sowie die Affrikatenpaare [t s] : [t s’]; [t s] : [t’ s’]; [d z] : [d’ z’]; [d z] : [d’ z’]. Die Opposition nichtpalatalisiert : palatal ist bei folgenden Phonempaaren festzustellen: [k] : [k’]; [g] : [g’]; {[¥]} : {[¥’]}; [x] : [x’]; [n] : [n’]. An der Opposition nimmt nicht teil das mediodorsale palatale stimmhafte Phonem [j]. 4.4. Der Wortakzent Ein besonderer Zug der litauischen Wortbetonung besteht darin, daß sie frei ist, d. h. jede beliebige Silbe im Wort kann betont sein, vgl. ben˜dras ‘allgemein’, ranka`, sargy´ba ‘Wache’. Es muß aber gleichzeitig gesagt werden, daß die Betonungsstelle (die in wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeiten mitbezeichnet wird durch ´ ˜ ` ) gewissen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, die ihren Niederschlag in den Akzentparadigmen finden. Die Wortbetonung erfüllt zwei Funktionen: 1) Die Hervorhebung selbständiger Wörter gegenüber von Wortfügungen: kaa˜˛ ra`s ‘was wird (er, sie) finden’ : ka˜ras ‘Krieg’; 2) Die Betonungsstelle ist für die Unterscheidung von Wörtern und Wortformen relevant: ge˙lee˙˜ ‘Blume’ : gee˙´le˙ ‘stach’; gı`ria ‘er/sie lobt/loben’ : giria` ‘Wald’; kı`tas Nom. Sg. Mask. ‘anderer’: kita`s Akk. Pl. Fem. ‘die anderen’. Betonte Silben werden lauter, resoluter und mit längerer Artikulationsdauer als unbetonte gesprochen. Die litauische Wortbetonung trägt komplexen Charakter, sie ist weder rein dynamisch, noch rein musikalisch. Den betonten Wörtern stehen unbetonte (Klitika: Proklitika, Enklitika) gegenüber. Vgl. Ir atee˙˜jome prie to na˜mo ‘Und wir kamen zu diesem Haus’ : Tee˙´vas gi seniaı˜ sugrı˛˜ızˇo ‘Vater jedoch kehrte schon lange zurück’. Die freie Wortbetonung unterscheidet das Litauische u. a. vom Lettischen und Deutschen. 4.5. Der Silbenakzent (Toneme) Eine auffallende Besonderheit des Litauischen ist der prosodische Gegensatz (Silbenakzent) in langen betonten Silben. Man
581 unterscheidet hier Silben mit Stoßton (Akut) und Silben mit Schleifton (Zirkumflex), erstere werden in Lehr- und wissenschaftlichen Arbeiten bezeichnet mit ´ , letztere mit ˜ . Der Stoßton wird bei Monophthongen durch eine jähe fallende Haupttonbewegung, durch Spannung der Artikulationsmuskulatur und eine geringere Artikulationsdauer charakterisiert (vgl. vy´tis ‘nachjagen, verfolgen’). Bei Diphthongen und Semidiphthongen wird noch unterschieden 1) zwischen offenen (mit einem niedrigen vokalischen Beginn), die durch eine jähe Hervorhebung des 1. Bestandteils und größere Dauer desselben charakterisiert werden, vgl. pla´uko Gen. Sg. Mask. [⬘pla ·uko:] ‘des Haares’ und ka´lnas [⬘ka ·¢nas] ‘Berg’ und 2) geschlossenen (mit hohem vokalischen Beginn), die sich durch eine geringere (im Vergleich zum Schleifton) Artikulationsspannung (im Vergleich zum Schleifton) und kurze Aussprache des 1. Bestandteils auszeichnen, vgl. gı`nti ‘verteidigen’; ku`lti [⬘ku l’t’i] ‘dreschen, schlagen’; gu`iti ‘jagen, verfolgen’ (In diesen Fällen wird der Stoßton mit dem Graviszeichen ` versehen). Der Schleifton ist bei Monophthongen durch eine gleichbleibende Haupttonbewegung mit geringer Steigung, durch geringere Artikulationsspannung und eine etwas größere Dauer (als in stoßtonigen Silben) gekennzeichnet, vgl. vy˜tis ‘Held, Recke; Ritter im litauischen Wappen’. In Diphthongen und Semidiphthongen wird in schleiftonigen Silben der 2. Bestandteil durch Stimmintensität und Dehnung hervorgehoben, während der 1. Bestandteil etwas reduziert wird. Schleiftonige Silben sind insgesamt etwas länger als stoßtonige. Vgl. plau˜ko [⬘płau·ko:] 3. Pers. Sg. und Pl. Präs. ‘er/sie schwimmt hin und her; sie schwimmen hin und her’. Die verschiedene Silbenintonation hat eine bedeutungsunterscheidende Funktion für Wörter und Wortformen: la´uk! Imp. Sg. ‘warte!’ : lau˜k! ‘Fort! Weg!’; a´ntis ‘Ente’ : an˜tis ‘Brust, Busen’; me´rkti ‘blinzeln’ : mer˜kti ‘einweichen’; lee˙´kis ‘Dachsparren (des Strohdaches)’ : lee˙˜kis ‘das Fliegen’; kı´etis ‘Wermut’ : kie˜tis ‘Härte’. Als Metatonie bezeichnet man den Wechsel des Silbenakzents (Alternation von Stoßton und Schleifton) in etymologisch zusammenge-
582
IV. Baltische und slavische Sprachen
hörigen Wörtern : bee˙´gti ‘laufen’ : bee˙˜gis ‘der Lauf’; var˜gti ‘darben’ : va´rginti ‘j-den ermüden’. In unbetonten Silben ist die Opposition der Toneme neutralisiert. In Monophthongen treten die Unterschiede zwischen Stoßton und Schleifton auch bei normalem Sprechtempo nicht so deutlich hervor. Man beobachtet hier eine Nivellierung besonders in den östlichen und südlichen Dialekten des Litauischen und in der Stadtsprache. Stabil ist dagegen die Opposition Akut : Zirkumflex in westlitauischen und besonders in nordzˇemaitischen Dialekten (In letzteren steht für den Stoßton der Brechton). Im Vergleich zu einem frühen urbaltischen Zustand zeigt das Litauische zwei wichtige Neuerungen in der Silbenintonation: 1) Es kommt zu einer Veränderung der phonetischen Realisierung des ererbten Akuts: Der alte Akut war auch im Litauischen (wie im Lettischen und Slawischen) eine steigende Intonation, die sich nun zu einer fallenden Intonation entwickelte. Vgl. lit. be´rzˇas ‘Birke’ : lett. ber˜zs, serb.kroat. bre`e`za, russ. bere¨za; lit. va´rna ‘Krähe’ : lett. `a`na; russ. voro´na. In va˜rna; serb. kroat. vra Opposition zum Akut wurde im Litauischen der Zirkumflex in eine steigende Intonation umgeformt. Vgl. lit. var˜nas ‘Rabe’ : serb. kroat. vra` n, Gen. Sg. vra` na; russ. vo´ron. 2) In der litauischen Flexion erfolgte eine Verschiebung des Akzents von der vorletzten zirkumflektierten Silbe oder kurzen Silbe auf die Endsilbe. Vgl. ranka` Nom. Sg. Fem. ‘Hand’ > ran˜ka˛ Akk. Sg. und ran˜kos Nom. Pl. Aus diesen Gesetzmäßigkeiten erhellt, daß historisch gesehen der litauische Silbenakzent mit bestimmten prosodischen Charakteristika des Lettischen (z. T. auch Altpreußischen) und anderer indogermanischer Sprachen, vor allem des Slawischen in Beziehung stand.
5.
Morphologische Variation
5.1. Das Substantiv Das Substantiv verfügt über die unabhängigen (im Gegensatz zum Adjektiv, Ordinale) Kategorien des Genus, Numerus und Kasus. Im Satz tritt es meistens in der Funktion des Subjekts oder Objekts (aber auch
in anderen Positionen) auf. Neben den Gattungsnamen (Nomina appellativa), von denen hier ausschließlich die Rede sein wird, gibt es noch die große Gruppe der Eigennamen (Nomina propria), die wie in den Rechtschreibetraditionen für viele Sprachen auch im Litauischen mit Großbuchstaben beginnen, vgl. Ausˇra` (der Name einer berühmten Zeitschrift, die von 1883⫺86 in Tilsit erschien, im Gegensatz zu ausˇra` ‘Morgenröte, Morgendämmerung’). Zu den Eigennamen zählen auch die Personennamen ˜ gne˙, und unter ihnen z. B. die Vornamen (A ˇ Romualdas), Familiennamen (Balciko´nis) sowie die Ortsnamen (Vı`lnius, Berly´nas), Gewässernamen (Ne˜munas ⫽ Memel; Sˇvento´ji), Namen für Organisationen, Bücher, Produkte etc. Die Genuskategorie beinhaltet eine Gegenüberstellung von Maskulina (z. B. tee˙´vas ‘Vater’, akmuo˜ ‘Stein’, vagı`s GSg -ie˜s ‘Dieb’ usw.) und Feminina (z. B. lı´epa ‘Linde’, sesuo˜ ‘Schwester’, ge˙lee˙˜ ‘Blume’, naktı`s GSg -ie˜s ‘Nacht’ usw.). Das Neutrum ist im Ostbaltischen geschwunden. Eine gesonderte Gruppe bilden die ambivalenten Substantive, d. h. Substantive zweierlei Geschlechts (Genus communis). Vgl. nenu´orama ‘unruhige Person; Unruhegeist’: tı`kras nenu´orama ‘ein richtiges Quecksilber’ (Mask; denn das Adjektiv zeigt, daß es sich um eine männliche Person handelt) : tikra` nenu´orama dass. (nur von einer weiblichen Person). Die litauische Standardsprache besitzt für das Substantiv zwei Numeri: Singular (vaı˜kas ‘Kind’) und Plural (vaikaı˜ ‘Kinder’). In einigen Dialekten hat sich der Dual erhalten, der auch vereinzelt in der Sprache der schöngeistigen Literatur vorkommen kann, vgl. Ger˜be˙ ir mylee˙´jo jı`s abu`du Butkiu` ‘Er achtete und liebte die beiden Butkius(Männer)’. Wie in vielen anderen Sprachen hat das Litauische auch Substantive, die nur im Singular vorkommen (Singularia tantum), wie z. B. me´ile˙ ‘Liebe’, lia´udis ‘Volk’, pı´enas ‘Milch’ etc. und solche, die nur im Plural gebräuchlich sind (Pluralia tantum), wie z. B. akee˙´cˇios ‘Egge’, ke´lne˙s ‘Hosen’, sa´ntaupos ‘Erspartes’, mı`ltai ‘Mehl’, vestu`ve˙s ‘Hochzeit’, me˜tai ‘Jahr’, Vely´kos ‘Ostern’ etc.
20. Litauisch
Die Kategorie des Kasus ist in der litauischen Standardsprache durch 6 Formen vertreten: Nominativ, Genetiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental und Lokativ. Gesondert anzuführen ist der spezielle Anredekasus oder Vokativ, der nur im Singular eigene Formen aufweist, im Plural dagegen ganz mit dem Nominativ zusammenfällt. Nur in einigen litauischen Dialekten und im Altlitauischen sind noch folgende spezielle Lokalkasus (deren Entstehung wahrscheinlich mit dem Einfluß ostseefinnischer Sprachen zusammenhängt) bewahrt: der Illativ Sg. misˇkan˜ ‘in den Wald’; Pl. misˇku´osna ‘in die Wälder’); der Adessiv (Sg. misˇkı´e˜p(i) ‘am, beim Walde’; Pl. misˇku´osemp(i) ‘bei den Wäldern’) und der Allativ (Sg. misˇko´p ‘zum Wald’); Pl. misˇku´m ˜ p(i) ‘zu den Wäldern’). Der Illativ ist im Osthochlitauischen verbreitet, die beiden letztgenannten Kasus nur noch in litauischen Sprachinseln in Weißrußland. In der Schriftsprache kommen nicht selten Formen des Illativs vor, sie werden aber in der Regel durch Wortgruppen des Typs Präposition ⫹ Form des Akk. ersetzt, d. h. misˇkan˜ > ˛i mı`sˇka˛. Oft sind die alten Formen der Lokalkasus adverbialisiert worden, vgl. z. B. laukan˜ ‘hinaus’; sˇalin˜ ‘weg; fort’ und sˇalı`p ‘seitwärts, nebenan’ etc. Die 5 Deklinationstypen des Litauischen (die jeweils noch in verschiedene Untertypen untergliedert sind) lassen noch deutlich die alten ins Indogermanische reichenden Stammklassen (*-o-, *-i4o-, *-u-, *-a¯-, *-i4a¯-, *-e¯-, *-i- und konsonantische Stämme) durchschimmern. Man vgl. die Formen des Dat. Pl. vy´r-a-ms, bro´li-a-ms, tur˜g-u-ms, ju˘ ro-ms, vy˜sˇni-o-ms, ge´rv-e˙-ms, sˇird-ı`-ms sowie den alten Stammauslaut vor der Endung des Gen. Sg. -s in: akmen˜-s und seser˜-s. Gewiß es hat in der Geschichte des Litauischen einen Umbau des Deklinationssystems der Nomina gegeben (der gekennzeichnet ist durch Metanalyse, d. h. die Struktur „Wurzel ⫹ Stammauslaut oder -element ⫹ Endung“ ist der Struktur „Stamm ⫹ Endung“ gewichen; eine gewisse Ausrichtung nach dem grammatischen Geschlecht erfolgte und eine Unifizierung bestimmter Endungen ging vor sich). Dennoch haben die litauischen Deklinationstypen viel Archai-
583 sches erhalten und eine Vielzahl von alten Formen bewahrt. Zu den Deklinationstypen des heutigen Litauischen kommen noch 4 Akzentklassen, von denen die 3. in 5 Untertypen aufgespalten ist. Diese Tatsachen sowie zahlreiche variative Kasusformen führen in der modernen litauischen Schriftsprache zu einem komplizierten System der Beugung der Substantive. Letzteres ist dem starken Konservativismus dieses Teilsystems in der Geschichte des Litauischen, dem immensen Reichtum an morphologischen Formen in den litauischen Dialekten und der spät einsetzenden Herausbildung und Normierung der Schriftsprache (erst seit Ende des vergangenen Jahrhunderts) geschuldet. Auch nichtpräfigierte reflexive Verbalsubstantive zeigen bestimmte Eigenheiten im Paradigma, das auf den Sg. beschränkt bleibt, vgl. Nom. Sg. verzˇ`ımasis ‘Bestreben’, Gen. Sg. verzˇ`ımosi etc. Nur eine relativ geringe Anzahl von Substantiven ist unveränderlich (d. h. es sind Indeclinabilia). Es handelt sich hier ausschließlich um Appellativa und Eigennamen nichtlitauischer Herkunft, vgl. z. B. fojee˙˜, Didro`, tabu`, taksı`; le`di, mae`stro, Ga´ndi, (Ana) Zee˙˜gers etc. 5.2. Das Adjektiv Wie in vielen europäischen Sprachen unterscheidet man auch im Litauischen Beziehungsadjektive (medı`nis, -e˙ ‘hölzern’ und adjektivische Komposita des Typs gerasˇir˜dis, -e˙ ‘gutherzig’) und Qualitätsadjektive (ge˜ras, -a ‘gut’; grazˇu`s, -ı` ‘schön’). Letztere weisen folgende Besonderheiten auf: 1) Steigerungsstufen (gere`snis, -e˙ ‘besserer, -e’; geria´usias, -ia ‘der/die beste’) 2) unbestimmte und bestimmte Adjektive (ge˜ras, -a`: gera`sis, gero´ji) 3) abgeleitete Adverbien auf -(i)ai (geraı˜ ‘gut’; grazˇiaı˜ ‘schön’) 4) Zustandsformen auf -a und -u: ge˜ra ‘(es ist) gut’; grazˇu` ‘(es ist) schön’ 5) Verbalsubstantive auf -umas (grazˇu`mas ‘Schönheit’) 6) Ableitung von Deminutivformen (ma˜zˇas, -a ‘klein’: mazˇu`tis, -e˙; mazˇo´kas, -a) 7) Ableitungen von präfixalen Bildungen (apy´mazˇis, -e˙; po´mazˇis, -e˙). Das Adjektiv verfügt über die abhängigen grammatischen Kategorien des Genus,
584 Numerus und Kasus, d. h. sie stehen in Kongruenz zu den Substantiven, von denen sie abhängen. Somit liegen maskuline Formen (ge˜ras, medı`nis, grazˇu`s, dı`delis) und feminine Formen (gera`, medı`ne˙, grazˇ`ı, dı`dele˙) vor. Ein besonderes Problem stellen die sog. „Neutrumsformen der Qualitätsadjektive“ dar, die heute exakter als ungeschlechtliche Zustandsformen bezeichnet werden, da im Litauischen die Kategorie des Neutrums geschwunden ist. Es handelt sich um die bereits oben erwähnten Formen des Typs ge˜ra, grazˇu` und Zustandsformen adjektivisch gebrauchter Partizipien wie z. B. zˇ`ınoma ‘(es ist) bekannt’ und netikee˙´ta ‘unerwartet’. Sie existieren nur in der Form des Nom./Akk. und können nur prädikativisch gebraucht werden, vgl. Kaip cˇia grazˇu paside˙ti! ‘Wie ist es schön hier zu sitzen!’ Sie werden auch der Substantivierung unterworfen: Ka˛ asˇ pikta tau esu padare˛s? ‘Was habe ich dir Böses getan?’ Die prädikativische Funktion und erst die Funktion als Substantiv sind peripher und lassen diese Formen sehr weit von den Adjektiven wegrücken. Sie stehen den Beziehungsadjektiven näher und drücken einen abstrakten Zustand aus, d. h. sie nähern sich stark den Substantivabstrakta. Vgl. Kaip cˇia grazˇu! ‘Wie ist es hier schön!’ : Koks cˇia grazˇumas (grozˇis)! ‘Welch eine Schönheit hier!’ Man vergleiche ferner die synonymischen Sätze: Aplink tamsu. ‘Ringsherum ist es dunkel.’ : Aplink tamsa. ‘Ringsherum ist Dunkelheit.’ Vgl. Paulauskiene˙ 1994, 211⫺219. Die ungeschlechtlichen Zustandsformen des Qualitätsadjektivs auf -a und -u sind eine recht spezifische Eigenheit des Litauischen. In ihnen Reklikte des Neutrums zu erblicken ist abwegig. Eine weitere Besonderheit des Litauischen (und Baltischen überhaupt sowie des Slawischen) ist das Vorhandensein von Formen des unbestimmten (oder Nominal-) Adjektivs und des bestimmten (oder Pronominal-) Adjektivs. Letzteres ist dadurch entstanden, daß das Pronomen jı`s, jı` an die Form des Nominaladjektivs getreten ist: ge˜ras ⫹ jı`s > gera`sis; gera` ⫹ jı` > gero´ji. Das Pronominaladjektiv drückt die Bestimmtheitskategorie aus (eine Funktion die in anderen Sprachen der bestimmte Artikel über-
IV. Baltische und slavische Sprachen
nimmt), während das Nominaladjektiv das merkmallose Glied der Opposition darstellt. Die beiden Gruppen von Adjektiven haben unterschiedliche Deklinationsparadigmen mit den entsprechenden Akzentklassen. Die Pronominaladjektive werden in der Regel nur attributivisch gebraucht. Häufig können sie im Deutschen mit dem bestimmten Artikel wiedergegeben werden, während für das Nominaladjektiv der unbestimmte Artikel stehen kann: zˇalia`sis lau˜kas ‘das grüne Feld’ : zˇa˜lias lau˜kas ‘ein grünes Feld’. Außerdem werden die Pronominaladjektive verwendet, wenn die Eigenschaft eines Gegenstandes bereits erwähnt wurde oder wenn die Eigenschaft besonders hervorgehoben wird. Vgl. z. B. Reikia pasakyti, kad piktoji pamote˙ buvo ragana. ‘Es muß gesagt werden, daß die böse Stiefmutter eine Hexe war.’ Die Bestimmtheitsformen der Adjektive kommen in Gegenüberstellungen vor: Desˇinia˛ja akimi nemato, kairia˛ja ausimi negirdi. ‘Mit dem rechten Auge sieht er/sie nichts, mit den linken Ohr hört er/sie nichts.’ Häufig treten Pronominaladjektive in zusammengesetzten Namen auf (Raudona`sis kry˜zˇius ‘das Rote Kreuz’; Mazˇo´ji A˜zija ‘Kleinasien’) bzw. in Mehrworttermini (duslı´eji prı´ebalsiai ‘stimmlose Konsonanten’; balta`sis loky˜s ‘Eisbär’). Wir finden sie schließlich als beständige Epitheta, vgl. Auga tavo merguzˇe˙le˙ pas senuosius te˙vuzˇe˙lius / … tarp jaunu˛ju˛ broluzˇe˙liu˛ … (folkl.) ‘Dein Mägdlein wächst bei den alten Eltern auf/ … unter den jungen lieben Brüdern …’ Auch in Univerbierungen finden sie sich als Euphemismen bereits substantiviert: geltono´ji ‘Gelbsucht’; pikto´ji ‘Schlange’; pikta`sis ‘der Leibhaftige’. Zum obligatorischen Gebrauch der Bestimmtheitsform in den Bezeichnungen für Bruchzahlen s. unten. 5.3. Das Numerale Neben den großen Klassen der Kardinalia (die zahlreiche idiosynkratische Züge in ihrer Morphologie und Verbindbarkeit mit anderen Wörtern aufweisen) und Ordinalia (die sich morphologisch, syntaktisch und akzentologisch wie Adjektive verhalten) besitzt das Litauische noch eine besondere Gruppe von distributiven Kollektivzahlwörtern. Sie werden mit pluralia tantum
20. Litauisch
verknüpft (ke˜tverios du`rys ‘vier Türen’; dvejı` me˜tai ‘zwei Jahre’; tre˜jos zı`rkle˙s ‘drei Scheren’) oder treten in Verbindungen mit Bezeichnungen paariger Gegenstände auf (dvejı` ba˜tai ‘zwei Paar Schuhe’; tre˜jos pir˜sˇtine˙s ‘drei Paar Handschuhe’) bzw. in Determinierungen von Bezeichnungen für Kollektivbegriffe auf (tre˜jos sˇeı˜mos ‘drei Familien’; dvejı` vaikaı˜ ‘Kinder von zwei Familien’). Die Klasse der distributiven Kollektivzahlwörter ist klein. Sie besteht aus folgenden acht Wörtern: dvejı` Mask., dve˜jos Fem. ‘2’; trejı`, tre˜jos ‘3’; ketverı`, ke˜tverios ‘4’; penkerı`, pen˜kerios ‘5’; sˇesˇerı`, sˇe˜sˇerios ‘6’; septynerı`, septy´nerios ‘7’; asˇtuonerı`, asˇtu´onerios ‘8’ und devynerı`, devy´nerios ‘9’. Vienerı`, vı´enerios ‘1’ wird im Standardlitauischen bereits oft durch das Kardinale vienı`, vı´enos ‘1’ ersetzt, vgl. vı´enos/vı´enerios du`rys ‘eine Tür’; vienı`/vı´eneri me˜tai ‘ein Jahr’. Eine besondere Gruppe stellen die kollektiven Zahlensubstantive dar, die ebenfalls nur durch acht Wörter, alles Maskulina, repräsentiert werden: dve˜jetas ‘Gruppe von zwei’, tre˜jetas ‘Gruppe von drei’ bis devy´netas ‘Gruppe von neun’. Sie finden als Substantive Verwendung, wenn auf ein Objekt als einer einzelnen Gruppe (Gesamtheit) verwiesen wird. Die von ihnen abhängigen Substantive stehen im Gen. Pl.: Jis laiko penketa˛ arkliu˛ ‘Er hält fünf Pferde (eine Herde von fünf Pferden)’; Prisiartino dar dvejetas vyru˛ ‘Noch zwei Männer (eine Gruppe von zwei Männern) näherte sich’. Die Zahlensubstantive können auch die ungefähre Anzahl von etwas ausdrücken: Iki Vilniaus liko koks penketas kilometru˛ ‘Bis Vilnius sind es noch ungefähr fünf Kilometer’. Das Ungefähre kann auch noch durch Voranstellung des abhängigen Substantivs signalisiert werden: Praeis dar metu˛ trejetas ‘Es werden noch etwa drei Jahre vergehen’. Sie kommen auch ohne substantivische Ergänzung vor: Jis gavo dvejeta˛ ‘Er hat eine Zwei bekommen’. Die Bruchzahlwörter stellen Verbindungen aus einem femininen Kardinale als Bezeichnung des Zählers und einem femininen Bestimmtheitsordinale als Bezeichnung des Nenners dar. Das feminine Geschlecht kongruiert mit dalı`s ‘Teil’, das gewöhnlich weggelassen wird: viena` trecˇio´ji ‘ein Drittel’; ke˜turios sˇim ˜ tosios ‘vier Hundertstel’.
585 5.4. Das Pronomen Die Pronomina bilden bekanntlich eine Wortklasse, die auf Bezeichnungen für Dinge und Eigenschaften verweisen, d. h. sie stehen für Substantive und Adjektive und werden entsprechend in drei große Gruppen eingeteilt: 1) nominale (z. B. a˜bejetas ‘beide’; a`sˇ ‘ich’, tu` ‘du’; jı`s ‘er’, jı` ‘sie’; Ta´msta /Höflichkeitsform/ ‘Sie’ etc. 2) adjektivische (z. B. abejı`, -os ‘beide’; ko´ks, kokia` ‘was für ein’ etc. und 3) nominal-adjektivische (die sowohl für Substantive als auch für Adjektive stehen können): abu`, abı`; abu`du, abı`dvi ‘beide’; katra`s, -a ‘welcher, -e; welcher, -e von beiden’ etc. Lit. a`sˇ und tu` stehen nicht für ein Substantiv, sie haben aber immer Subjektsfunktion. Das Pronomen taı˜ ‘dies, das’ steht gewöhnlich für Sätze und Satzteile. Wie in vielen Sprachen werden die Pronomina in vier große semantische Klassen (und dann noch in weitere Unterklassen) eingeteilt: 1) Personalpronomina (mit dem Reflexivpronomen) 2) Demonstrativpronomina 3) Interrogativund Relativpronomina und 4) Indefinite Pronomina. Zwei Erscheinungen aus der Wortart Pronomen im Litauischen verdienen aus typologischer Sicht eine spezielle Hervorhebung; denn sie unterscheiden sich wesentlich vom Deutschen: 1) das Reflexivpronomen und 2) das Dualparadigma bei den Personalpronomina. Das litauische Reflexivpronomen verfügt über keinen Nom. Sg. und keine Pluralformen und ist somit durch 5 Kasusformen vertreten: Gen. save˛˜s, Dat. sa´u; Akk. save`, Instr. savimı` (mit verkürzter Variante: savim ˜ ) und Lok. savyje` (mit verkürzter Variante savy˜). Es bringt die Beziehungen aller drei Personen zu sich selbst als Objekt der Handlung zum Ausdruck. Vgl. Tuojau pajuto savy (< savyje`) dide˛ syla˛ (LKZˇ, XII, 247) ‘Sogleich verspürte er/sie / verspürten sie in sich eine große Kraft’. Derselbe Satz könnte auch in der 1. und 2. Person stehen und hätte das gleiche savyje, das aber im Deutschen verschieden wiedergegeben werden müßte: Tuojau pajutau savyje dide˛ syla˛ ‘Sogleich verspürte ich in mir eine große Kraft’ und Tuojau pajutai savyje dide˛ syla˛
586 ‘Sogleich verspürtest du in dir eine große Kraft’. Beim Pronomen haben sich wohl am besten im System der litauischen Standardsprache Reste des Duals erhalten. Nach Ausweis von Lithuanian Grammar 1997, 185; 215⫺216 liegt im Personalpronomen die ternäre Opposition Sg. : Pl. : Dual vor, d. h. die Numeruskategorie beinhaltet eine Gegenüberstellung von „einer“ (a`sˇ; tu`; jı`s, jı`) : „mehr als einer“ (me˜s ‘wir’; ju u˜¯ s ‘ihr’; jie˜, jo˜s ‘sie’) : „zwei“ (mu`du, mu`dvi ‘wir beide’; ju`du, ju`dvi ‘ihr beide’; juo˜du, jie˜dvi ‘sie beide’). Die Dualformen mu`du, mu`dvi; ju`du, ju`dvi; abu` /abu`du/, abı` /abı`dvi/ ‘beide’ weisen ein Kasusparadigma auf, die Dualformen juo˜du, jie˜du (und einige andere) weisen ein anderes Kasusparadigma auf. Schließlich muß noch gesagt werden, daß auch hier der Dual schwindet und sich die Opposition Sg. : Pl. durchsetzt. 5.5. Onomatopoetische Wörter Es ist dies eine besondere Klasse von laut-, klang- und schallnachahmenden Wörtern (gelegentlich auch lautmalende genannt), die sich durch eine Reihe von Merkmalen auszeichnen: Sie sind unveränderlich, haben weder eine benennde noch relativische noch verweisende Funktion, sondern gehören zu den bildlichen und expressiven Mitteln der Sprache. Es sind bewußte Imitationen von Lauten oder akustischen und visuellen Effekten oder Eindrücken von Vorgängen aus dem Bereich des Menschen, aus der Tierwelt, aus Bereichen der Naturphänomene. Sie unterscheiden sich von den anderen Wortarten und von den Interjektionen durch spezifische semantische Merkmale, syntaktische Eigenschaften und formale Charakteristika. Ihre Form ist mit ihrer Bedeutung verbunden, sodaß hier der arbiträre Charakter des sprachlichen Zeichens weitgehend aufgehoben ist. Syntaktisch treten sie in der Funktion des Prädikats, genauer als Substitute des Prädikats oder als verbale Bestimmungen auf. Ihre größte Verbreitung haben sie in der Alltags- und Umgangssprache und besonders in den Dialekten. Für viele lassen sich keine Äquivalente in anderen Sprachen ermitteln. Es lassen sich zwei unterschiedlich große Gruppen
IV. Baltische und slavische Sprachen
unterscheiden: 1) die verbbezogenen (oder auch Verbalinterjektionen) und 2) die Imitationswörter. Die Verbalinterjektionen entsprechen in ihrem Stamm bestimmten Verben (häufig mit Vokal- und Silbenakzentalternationen). Sie treten als expressive Mittel des Verweises auf eine Handlung auf und verfügen über eine bestimmte Bedeutung. Ihre Zahl beläuft sich auf einige Dutzend. Man vgl. klu`p (: klu`pti ‘stolpern’); lı`nkt (: lin˜kti ‘sich biegen’, len˜kti ‘biegen’); rı`kt (: ree˙˜kti ‘schreien’); sˇvı`lpt (: sˇvil˜pti ‘pfeifen’); zˇ`ılgt, zˇvizˇvı`lgt (: zˇvel˜gtı` ‘schauen’) u. a. Der Großteil der Bildungen enthält das auslautende Formans -t. Es kommen aber auch Beispiele auf -ksˇ (virtı`nksˇ : vı˜rsti ‘umfallen’) und mit anderen Finalelementen vor. Anhand zweier Verbalinterjektionen seien die Beziehungen zu den entsprechenden Verben erläutert: Lit. drı`bti (drim ˜ ba, drem ˜ ba; drı`bo) heißt ‘fallen (von einer dichten Masse)’, vgl. Kosˇe˙ dribo isˇ bliu¯do ‘Der Brei fiel (klatschte) aus der Schüssel.’ Im folgenden unterstreicht das semelfaktive Verb die Kürze, Plötzlichkeit, Unerwartetheit des Herunterfallens, -klatschens: Peilis drı`bte˙le˙jo nuo stalo zˇemen ‘Das Messer klatschte (fiel plötzlich) auf die Erde.’ Zu diesen Verben stehen folgende Verbalinterjektionen in Beziehung: 1) drı`bt: Dribt kepure˛ ant zˇeme˙s ‘Batz (klatsch) machte die Mütze (und fiel) auf die Erde.’ 2) dry´bt (wahrscheinlich von einem etwas schweren, verlangsamten Herunterfallen): Katinas dry´bt nuo auksˇto ir nudrı`bo ‘Der Kater machte bums vom Dachboden und klatschte auf’. Die beiden Verbalinterjektionen unterscheiden sich nach einem ikonographischen Prinzip, das man auch bei Verben beobachten kann ⫺ kurzes -i-, -u- in der Wurzel steht einem langen -i- (-y-) oder -u¯- gegenüber, wobei letztere einen intensiveren, etwas länger dauernden Vorgang zum Ausdruck bringen. Vgl. lit. rı`ktele˙ti ‘kurz aufschreien’ und ry´ktele˙ti ‘laut (länger) aufschreien’. Es folgt noch ein Beispiel mit Verbalinterjektionen: Mazˇa gru¯sˇnele˙ tik ba`pt, o didesne˙ jau bo´pt ‘Eine kleine Birne macht (beim Fallen) nur batz, eine größere schon plums.’
20. Litauisch
Die überwiegende Mehrheit der onomatopoetischen Wörter im Litauischen machen die Imitationswörter aus. Ihre Bedeutung ist gewöhnlich diffus und schwer zu beschreiben. Was ihre phonetische Struktur betrifft, so weisen sie eine große Vielfalt auf. Einige haben charakteristische Ausgangslaute (wie z. B. -t, -sˇ, -sˇt) etwa in kliu`nkt (vgl. kliu`nktele˙ti ‘plumpsen’; traksˇt, traksˇ (vgl. trasˇkee˙´ti ‘knirschen (beim Brechen)’, vgl. Ledas traksˇ traksˇ trasˇka. ‘Das Eis knirschte traks traks’; andere zeigen Reduplikation: babaksˇt ‘plauz perdauz’; cin cilin ‘klirr klirr’ (beim Zerbrechen eines Glases). Auch hier kommt es zu ikonographischen Gegenüberstellungen: Din din din varpelis suskampe˙jo ‘Kling kling kling erschallte das Glöcklein’ : Dan dan dan skamba varpas ‘Bom bom bom läutete die Glocke’. Laute von Insekten und Vögeln (und anderen Tieren) werden imitiert: cˇik cˇirik ⫺ ein Vogellaut; Muse˙s bzz bzz aplink ausis. ‘Die Fliegen (summen) um die Ohren’. Naturlaute werden nachgeahmt: Upelis cˇiurlena gurguliuksˇt gurguliuksˇt. ‘Das Flüßchen plätschert gluck gluck.’ Auch abstrakte Handlungen (und besonders ihr plötzliches Eintreten) werden signalisiert: Jis tikt pyksˇt ir pastate˙ grycˇia˛. ‘Schwupdiwup und er hatte eine Hütte gebaut.’ Nicht selten verstärken onomatopoetische Wörter die vom Verb ausgedrückte Handlung: Sˇasˇa krinta lapai ‘Raschelnd (mit einem scha scha) fallen die Blätter.’ Sˇuo knabsˇ koja˛ ir ˛ikando. ‘Der Hund machte cap und biß ins Bein’. ⫺ Die vielgestaltige Ausprägung der onomatopoetischen Wörter ist sicher eine Eigenheit des Litauischen. Sie kommen aber auch im Lettischen und Ostslawischen vor. 5.6. Das Verb 5.6.1. Allgemeines Das litauische Verb verfügt über folgende morphologische Kategorien: Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus verbi. Es werden finite Verbalformen unterschieden (sie weisen die Kategorien der Person, des Numerus, des Tempus und des Modus auf und haben ausschließlich die Funktion des Prädikats im Satze) und infinite Verbal-
587 formen. Die letztgenannten zeigen keine Veränderungen hinsichtlich der Kategorie der Person. Zu ihnen werden die Partizipien, Halbpartizipien, Gerundien sowie der Infinitiv und das Supinum gerechnet. Der Infinitiv ist eine nichtflektierbare Verbalform, die eine Handlung oder einen Zustand ohne Spezifizierung hinsichtlich der Kategorien der Person, des Tempus, des Numerus und des Genus verbi wiedergibt. Das Kennzeichen des Infinitivs ist in der Standardsprache -ti (historisch eine Dativform der -ti-Stämme), das stets unbetont ist, vgl. eı˜-ti ‘gehen’, me`s-ti ‘werfen’, maty´ti ‘schauen’, iesˇko´-ti ‘suchen’. In der litauischen Umgangssprache wird die Endung -ti zu -t reduziert. Hier haben wir demnach eı˜t, me`st, maty´t, iesˇko´t. Bei unpräfigierten reflexiven Verben wird an das -ti ein -s als Reflexivzeichen angehängt, vgl. prau˜stis ‘sich waschen’. Bei präfigierten Verben steht ein -sizwischen Präfix und Wurzel, vgl. nu-siprau˜sti (veida˛) ‘sich (das Gesicht) waschen’. Eine Eigentümlichkeit des Litauischen ist der sog. 2. Infinitiv (lit. bu¯diny˜s), der anstelle der Infinitivendung -ti die Endung -te aufweist. Er dient zur Intensivierung der Handlung und kommt stets in Verbindung mit Verben, die denselben Stamm aufweisen, vor. Vgl. Verknüpfungen mit dem Infinitiv (sˇau˜kte sˇau˜kti ‘aus Leibeskräften schreien’) und Verknüpfungen mit einer finiten Verbalform und einer Partizipialform. (Saule˙ de˜ginte de˜gino ‘Die Sonne brannte unbarmherzig hernieder’; Jis visas zˇelte apzˇe˙le˛s ‘Er ist ganz mit Haaren überwachsen’). Das Supinum (mit -tu˛ anstelle der Infinitivendung -ti) kommt heute nur noch in ostlitauischen Mundarten vor. Es tritt in Verknüpfungen mit Verben der Bewegung, des Schickens und Treibens auf, vgl. Vaikai isˇe˙jo grybautu˛ ‘Die Kinder sind ausgegangen, um Pilze zu sammeln’. Das zum Supinum gehörige Objekt steht im Genetiv, vgl. Jis isˇvazˇiavo malku˛ kirstu˛ ‘Er ist weggefahren, um Brennholz zu fällen’. In der heutigen Schriftsprache wird das Supinum durch den Infinitiv ersetzt. 5.6.2. Die Reflexivverben Die Hauptfunktion des Reflexivformans -s(i) besteht in der Einschränkung der Handlung auf die Subjektssphäre. Vgl.
588 1. Pers. : 2. Pers. (Sprecher) (Angesprochener) Teilnehmer am Kommunikationsakt Sg. ein-u` ‘ich gehe’ ein-ı` ‘du gehst’ Pl. eı˜n-ame ‘wir gehen’ eı˜na-te ‘ihr geht’ Endungen: -u, -i, -me, -te
prau˜sti ve´ida˛ ‘das Gesicht waschen’ : prau˜stis ‘sich waschen’. Eine große Anzahl der Reflexivverben sind Intransitiva. Viele von ihnen entsprechen nichtreflexivischen Verben, die als Transitiva auftreten. Vgl. ren˜gtis 1.’sich vorbereiten; 2. ‘sich anziehen’ : ren˜gti 1. ‘vorbereiten’, z. B. rengti mokinius egzaminams ‘die Schüler auf die Examina vorbereiten 2. ‘anziehen’, z. B. rengti vaika˛ paltu ‘das Kind mit einem Mantel anziehen’. Daneben weist das Litauische eine nicht unbedeutende Anzahl von transitiven Reflexivverben auf (im Gegensatz zum Russischen, das obligatorisch alle Reflexiva in die Gruppe der Intransitiva überführt) mit indirekter Streichung des Objekts und einer dativisch-reflexivischen Bedeutung ‘für sich’. Das Formans -s(i) verleiht hier der Handlung die Bedeutung, daß diese durch das Subjekt zu seinem Nutzen erfolgt (reflexiv-benefaktive Bedeutung). Vgl. nupir˜kti ‘kaufen’ : nupir˜kti sa´u ‘für sich kaufen’ : nusipir˜kti ‘für sich kaufen’, vgl. Nusipirkau˜ kepu`re˛ ‘Ich kaufte mir (für mich) eine Mütze’ oder Perku` laı˜krodi˛ ‘Ich kaufe eine Uhr’ : Perkuosi laikrodi˛ ‘Ich kaufe mir (für mich) eine Uhr’. Innerhalb der transitiven Reflexivverben werden folgende drei Untergruppen unterschieden: 1) Reflexivverben, die ein Kleiden bedeuten und von nichtreflexivischen Verben mit obligatorischem Dativobjekt (des Typs uzˇdee˙´ti vaı˜kui kepu`re˛ ‘dem Kind die Mütze aufsetzen’) abgeleitet sind : uzˇsivil˜kti pa´lta˛ ‘sich einen Mantel anziehen’. Vgl. ferner Jis apsivilko palta˛ ‘Er zog sich den Mantel an’ (Im Russischen nur On odel pal’to ⫺ niemals On odel’sja pal’to!); 2) Reflexiv-possessivische Verben: prau˜stis ve´ida˛ ‘jemandes Gesicht waschen’, vgl. E˙jau burna˛ praustis (LKZˇ, X, 582) ‘Ich ging (mir meinen) Mund zu waschen’; 3) Sogenannte
IV. Baltische und slavische Sprachen
3. Pers. :
Nichtteilnehmer am Kommunikationsakt eı˜n-a ‘er/sie geht; sie gehen’ Endung fällt mit Stamm zusammen
reflexiv-benefaktive Verben. Vgl. Mokinys nusipirko sa˛suvini˛ ‘Der Schüler kaufte sich (für sich) ein Heft’. 5.6.3. Die Kategorie der Person Ausschließlich den konjugierbaren Formen ist die Kategorie der Person eigen. Sie zeigt eine zweistufige ternäre Oppositionsstruktur (s. Tabelle oben). 5.6.4. Die Kategorie des Numerus Die verbale Kategorie des Numerus wird nur in der 1. und 2. Pers unterschieden, während die 3. Pers. nur eine Form für alle Numeri (den alten Dual, von dem es nur Relikte gibt) besitzt. Diese Nichtunterscheidung der Numeri in der 3. Pers. des Verbs ist ein Zug der alle baltischen Sprachen (Litauisch, Lettisch und Altpreußisch) auszeichnet. Wir haben demnach in der litauischen Standartsprache: jis/ji/ jie/jos eı˜na; e˙˜jo; eı˜s; eı˜tu˛ ‘er/sie/sie (Pl.) geht/gehen; ging/ gingen; wird/werden gehen; würde/würden gehen’. Die heute veralteten Dualformen der finiten Verben kommen nur noch in einigen Dialekten vor und gelangen über die Autoren, die aus diesen Dialektgebieten stammen, in die Sprache der schöngeistigen Literatur. Man vgl. z. B. Eı˜siva namo˜ ‘Wir zwei werden nach Hause gehen’. 5.6.5. Die Kategorie des Tempus Die Tempuskategorie findet ihren Ausdruck in Gruppen von Verbalformen, die unterschiedliche Zeitbeziehungen der Handlungen, Prozesse und Zustände zum Redemoment oder zu anderen Zeitpunkten oder Perioden im Satz (bei den relationellen Tempora) festhalten. Die litauische Standardsprache hat ein System von Tempora, das sich wie folgend zusammensetzt: Einen
20. Litauisch
zentralen Teil bilden die nicht zusammengesetzten (synthetischen) Tempora des Präsens (dı`rba ‘er/sie arbeitet/sie arbeiten’), Präteritums (dı`rbo) und Futurs (dı`rbs), die noch durch das Präteritum frequentativum (dı`rbdavo) komplettiert werden. Weiterhin liegt ein ziemlich verzweigtes (aber in weiten Teilen eher peripheres) Teilsystem von zusammengesetzten (analytischen) Tempusformen vor, die unterschiedlich hinsichtlich des Genus verbi strukturiert sind. Im Aktiv werden zwei Gruppen von zusammengesetzten Tempora unterschieden: 1) perfektivische Tempora : Perfekt (yra` dı`rbe˛s/dı`rbusi); Plusquamperfekt (bu`vo dı`rbe˛s/dı`rbusi); Perfekt freqentativum (bu˘ davo dı`rbe˛s/ dı`rbusi) und Futr II (bu`s dı`rbe˛s/dı`rbusi) 2) Tempora der Verlaufsform: die präteritale Verlaufsform (bu`vo bedı`rba˛s/bedı`rbanti); die frequentative präteritale Verlaufsform (bu˘ davo bedı`rba˛s/bedı`rbanti) und die futurische Verlaufsform (bu`s bedı`rba˛s/bedı`rbanti). Die analytischen passivischen Tempora lassen sich ebenfalls in zwei Gruppen einteilen: 1) Imperfektivische Tempora: Präsentisches Imperfekt (yra` da˜romas, -a); Präteritales Imperfekt (bu`vo da˜romas, -a); frequentatives präteritales Imperfekt (bu˘ davo da˜romas, -a) und futurisches Imperfekt (bu`s da˜romas, -a) und 2) Perfektivische Tempora: Präsentisches Perfekt (yra` padary´tas, -a); präteritales Perfekt (bu`vo padary´tas, -a); frequentatives präteritales Perfekt (bu˘ davo padary´tas, -a) und futurisches Perfekt (bu`s padary´tas, -a). Das Präteritum frequentativum (manchmal auch frequentatives oder iteratives Imperfekt genannt) wird vom Infinitivstamm mit Hilfe des Suffixes -dav- gebildet (dı`rbti ⫺ dı`rbdavo ‘pflegte(n) zu arbeiten’; refl. ke´ltis ⫺ ke´ldavosi ‘pflegte(n) sich zu erheben, aufzustehen’) und bezeichnet eine Handlung, die sich in der Vergangenheit wiederholt (und zum Usus werden kann). Diese Formen mit -dav- können im Standardlitauischen von allen Verben gebildet werden, d. h. sie repräsentieren eine voll ausgebildete grammatische Kategorie. Sie gehen auch abgeleitet vom Hilfsverb bu˘ ti ‘sein’ in zusammengesetzte Formen ein (s. die etwas weiter oben angeführten Beispiele mit bu˘ davo). Man darf die morphologische Kate-
589 gorie des Präteritum frequentativum nicht mit der lexikalischen Gruppe der iterativen Verben, die eine Mehrmaligkeit der Handlung ausdrücken, verwechseln. Das Präteritum frequentativum kann sowohl von Verben abgeleitet werden, die keine Iterativität zum Ausdruck bringen ((z. B. eı˜ti ‘gehen’ ⫺ eı˜davo ‘pflegte(n) zu gehen’; ne`sˇti ⫺ ne`sˇdavo, stovee˙´ti ⫺ stovee˙´davo) als auch von iterativen Verben (z. B. bee˙´gti ‘laufen’ ⫺ be˙ginee˙´ti ‘mehrmals laufen; im Hause hin und herlaufen’ ⫺ be˙ginee˙´davo ‘pflegte(n) hin und her zu laufen). Das Präteritum frequentativum wird verwendet: 1) Zur Bezeichnung einer Handlung in der Vergangenheit, die unbegrenzt oft stattfindet (z. B. Mieste neretai vykdavo demonstracijos, mintingai, streikai ‘In der Stadt pflegten nicht selten Demonstationen, Versammlungen, Streiks stattzufinden’ 2) Zur Bezeichnung sich wiederholender Handlungen von relativ kurzer Dauer (z. B. Garsus buvo bajoras … Visus priimine˙davo, visus zˇaliu vyno girdydavo, valgydindavo, nieko neatstumdavo, nieko nenuskriausdavo. ‘Berühmt war der Bojare … Er pflegte alle zu empfangen, alle mit weißem (grünen) Wein zu tränken, mit Speisen zu bewirten, niemanden pflegte er abzustoßen, niemanden pflegte er zu kränken.’ 3) Zur Bezeichnung wiederholter Handlungen, die einen längeren Zeitraum dauern (z. B. Visaip atsitikdavo Kaukazo kalnuose: Kariaudavo kaimynine˙s tautos, susipesˇdavo gimine˙s, … ‘Allerlei pflegte in den kaukasischen Bergen vorzukommen: Benachbarte Völkerschaften pflegten Krieg zu führen, Verwandte pflegten sich in Prügeleien einzulassen ….’. Die vollständige Grammatikalisierung der Frequentativität (und Usualität) in diesen Formen ist eine hervorstechende Eigenart der litauischen Schriftsprache. Zu den Verhältnissen in den Dialekten und in verwandten Sprachen hinsichtlich dieser Kategorie s. oben, S. 574. 5.6.6. Die Moduskategorien 5.6.6.1. Allgemeines Vier Modi zeichnen das Litauische aus: Indikativ, Imperativ, Konditional und Modus relativus. Sie sind durch synthetische und
590 analytische Formen repräsentiert. Der Modus relativus wird durch Partizipien in prädikativischer Funktion zum Ausdruck gebracht. Indikativ und Modus relativus verfügen über 4 Tempora: Präsens, Präteritum, Präteritum frequentativum und Futur; die analytischen Tempusformen des Konditional bilden das Präteritum zu den synthetischen Formen. Eine Reihe analytischer Formen des Konditional ist wenig gebräuchlich bzw. kommt außer Gebrauch. 5.6.6.2. Der Indikativ Der Indikativ steht den anderen Modi als unmarkiertes Glied der Opposition gegenüber. Seine Belegung erfolgte oben unter den angeführten Tempusformen. 5.6.6.3. Der Imperativ Der Imperativ wird vom Infinitivstamm gebildet, indem anstelle der Inifinitivendung -ti die Endungen -k (2. Pers. Sg.), -ki-me (1. Pers. Pl.) und -ki-te (2. Pers. Pl.) angehängt wird. Bei reflexiven Verben werden die entsprechenden Endungen -ki-s, ki-me˙-s, -ki-te˙-s verwendet, vgl. dı`rbk! ‘arbeite!’, dı`rbkime! dı`rbkite!; dzˇiau˜kis! ‘freue dich!’, dzˇiau˜kime˙s! dzˇiau˜kite˙s! In der modernen Standardsprache wird die 3. Pers. Imp. durch Formen ausgedrückt, die die Form der 3. Pers. Präs. oder Fut. mit dem Präfix te- oder der vorangestellten Partikel tegu`(l) verbinden: teeı˜na! oder tegu`(l) eı˜na! bzw. teeı˜s! oder tegu`(l) eı˜s! ‘möge er/sie gehen!’. In einigen Grammatiken werden diese Formen der 3. Pers. Imp. als besonderer Optativ betrachtet. Es existieren auch zusammengesetzte Formen der Verlaufsform (2. Pers. Sg. bu˘ k bedı`rba˛s/ bedı`rbanti! 2. Pers. Pl. bu˘ kite bedı`rba˛/bedı`rbancˇios) und des Perfekts (bu˘ k pava´lge˛s!). 5.6.6.4. Der Konditional Der Konditional wird vom Infinitivstamm mit Hilfe von -cˇiau (1. Pers. Sg. prau˜scˇiau ‘ich würde waschen’); -tum/-tumei (2. Pers. Sg. prau˜stum); -tume˙me/-tume (1. Pers. Pl. prau˜stume˙me); -tume˙te (2. Pers. Pl. prau˜stume˙te) und -tu˛ (3. Pers. prau˜stu˛) gebildet. Die Reflexivverben haben zusätzlich in der 1. und 2. Pers. Sg. und in der 3. Pers. noch ein -si und in der 1. und 2. Pers. Pl. ein -s (letz-
IV. Baltische und slavische Sprachen
tere mit Längung des -e- zu -e˙- vor -s, vgl. prau˜stume˙te˙s). Die synthetischen Formen drücken eine Handlung aus, die möglich und unter bestimmten Bedingungen real wäre, vgl. Bu¯tum tu su ja laimingas, grazˇiai gyventum ‘Wärest du mit ihr glücklich, würdest du schön leben.’ Der Konditional hat auch die Funktionen des Konjunktivs übernommen, d. h. er steht nach Konjunktionen in Wunsch- und Fluchsätzen, in Nebensätzen als Konditional etc. Die analytischen Konditionalformen drücken eine bedingte Handlung aus, die irreal bleibt. Sie werden mit den Formen des Konditionals von bu¯ti und aktiven und passiven Partizipien des Präsens und Präteritums gebildet, vgl. bu˘ cˇiau me˜te˛s ‘wenn ich geworfen hätte’, bu˘ cˇiau bu`ve˛s me˜stas ‘wenn ich geworfen worden wäre’. In der Volkssprache kommen Formen des Konditional häufig in Verwünschungen und Verfluchungen vor, vgl. Kad tave velnias parautu˛! ‘Daß dich der Teufel hole(n möge)!’ 5.6.6.5. Der Modus relativus Diese Moduskategorie (auch Wiedererzählmodus, seltener Narrativ genannt) signalisiert die Unglaubwürdigkeit oder nicht völlige Wahrscheinlichkeit der Information. Er drückt Handlungen aus, über die der Sprecher indirekt (über andere Personen, aus verschiedenen Quellen) erfahren hat oder die er annimmt bzw. für deren Glaubwürdigkeit er nicht bürgen kann. In der Regel wird er im Deutschen mit dem Konjunktiv widergegeben. Vgl. Tas dave˛s jam pinigu˛ ‘Jener habe ihm Geld gegeben’ (Es ist nicht ganz gewiß.). Jis pasakojo, kad asˇ serga˛s ‘Er erzählte, daß ich krank sei’ (Es ist nicht ganz sicher). Für diesen Modus existiert im Litauischen ein ausgeprägtes Formensystem: 1) einfache Formen, bestehend aus Formen der Aktivpartizipien des Präsens, Präteritum, Präteritum frequentativum und Futur. Vgl. meta a˜˛ s/me˜tanti ‘ich würfe’; me˜te˛s/ me˜tusi; me`sdave˛s/ me`sdavusi und me`sia˛s/me`sianti. Vgl. Velnias Puntuka˛ isˇmete˛s ‘Der Teufel habe den Puntukas (einen großen Steinblock bei Anyksˇcˇiai) weggeworfen’ (So erzählt man in einer Sage). 2) Die zusammengesetzten Formen weisen beide Genera
20. Litauisch
verbi auf mit den entsprechenden 4 Tempusformen : a) aktivische Formen: e˜sa˛ me˜te˛s; bu`ve˛s me˜te˛s; bu˘ dave˛s me˜te˛s und bu˘ sia˛s me˜te˛s b) passivische Formen des Imperfekts: esa˛˜s me˜tamas; bu`ve˛s me˜tamas; bu˘ dave˛s me˜tamas und bu˘ sia˛s me˜tamas c) passivische Formen des Perfekts: e˜sa˛ me˜stas; bu`ve˛s me˜stas; bu˘ dave˛s me˜stas und bu˘ sia˛s me˜stas. Auch ein aus 3 Formen bestehendes Paradigma der Verlaufsform existiert: Prät. bu`ve˛s bemetaa˜˛ s; Prät. frequ. bu˘ dave˛s bemetaa˜˛ s und Fut. bu˘ sia˛s bemetaa˜˛ s. Nicht alle Formen sind gleich frequentiert, doch der für das Litauische überhaupt sehr charakteristische Reichtum an grammatikalischen Formen tritt hier deutlich hervor, u. a. auch die bedeutende Anzahl zusammengesetzter Formen. Nicht uninteressant ist die Symmetrie der Formen des Modus relativus und der Indikativformen. Da in einigen zusammengesetzten Indikativformen das Hilfsverb ausgelassen werden kann, kommt es zum Zusammenfall mit Formen des Modus relativus: Ind. Perf. (yra`) me˜te˛s : Mod. rel. Prät. me˜te˛s; Ind. Präs. Imp. Pass. (yra`) bu`ve˛s me˜tamas : Mod. rel. Prät. Imp. Pass. bu`ve˛s me˜tamas; Ind. Präs. Perf. (yra`) bu`ve˛s me˜stas : Mod. rel. Prät. Perf. Pass. bu`ve˛s me˜stas. Die Ambiguität dieser Formen kann im Kontext aufgehoben werden. Sie wird aber auch durch die Entwicklung sekundärer Formen des Modus relativus beseitigt, nämlich durch e˜sa˛s me˜te˛s (für me˜te˛s); e˜sa˛s bu`ve˛s me˜tamas und e˜sa˛s bu`ve˛s me˜stas. Vgl. Svecˇias esa˛s kile˛s isˇ kaimiecˇiu˛. ‘Der Gast stamme von Bauern ab’. Auf Grund einer klaren grammatischen Bedeutungsbeschreibung, die mit einem eindeutigen Formeninventar korreliert, kann ich der Meinung von Paulauskiene˙ (1979, 154 ff.) nicht zustimmen, die den Status des Modus relativus bezweifelt und auf Grund der Allgemeinbedeutung dieses Modus und der Tatsache, daß häufig (m. E. nicht immer) die Formen des Modus relativus durch Indikativformen ersetzt werden können, nur eine modale Variante bzw. syntaktische Synonymie annimmt. Die Formen des Modus relativus sind nicht nur in der Standardsprache (u. a. in der Sprache der schöngeistigen Literatur),
591 sondern auch in der Sprache der Folklore verbreitet. Man vgl. ohne Konjunktionen und Subjektswort: Pramane˙ mane zˇmone˙s zˇmoneliai, sake˙ ⫺ nulese˛s kviecˇiu˛ dirvele˛, sake˙ ⫺ pabaide˛s be˙rus zˇirgelius (Volkslied) ‘(Böse) Menschen verleumdeten mich, (sie) sagten ⫺ (ich) habe das Weizenfeld geplündert, (sie) sagten ⫺ (ich) habe die braunen Rösser scheu gemacht’. Besonders in Märchen, Legenden und Kunsterzählungen treten die Formen des Modus relativus (hier sicher berechtigt als Narrativ bezeichnet) auf. Vom Standpunkt der Sprachtypologie ist von besonderem Interesse, daß auch das Lettische die Kategorie des Modus relativus aufweist und in einer Reihe von Balkansprachen (z. B. im Bulgarischen) ein Narrativ vorhanden ist. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Reihe von sprachlichen und folkloristischen Übereinstimmungen zwischen dem Baltischen und den Sprachen des Balkanareals verweisen. 5.6.6.6. Das Genus verbi Die Kategorie des Genus verbi gründet sich auf morphologisch-semantische und syntaktische Gegebenheiten. In der Opposition „Aktiv : Passiv“ ist das Passiv das merkmalhafte Glied. Beim Passiv wird die Handlung als nichtbezogen zum Subjekt oder seitens des Objekts dargestellt, das häufig in die Position des Subjekts gehoben wird. Vgl. Su¯nus buvo (te˙vo) mylimas ‘Der Sohn war geliebt (von seinem Vater).’ Das Aktiv stellt die Handlung aus der Sicht des Subjekts dar, dem in persönlichen Sätzen das Subjekt entspricht. Vgl. Te˙vas myle˙jo su¯nu˛ ‘Der Vater liebte den Sohn’. Im Litauischen gibt es nur analytische (zusamengesetzte) Passivformen, die von den Passivpartizipien ⫹ Formen des Hilfszeitwortes bu˘ ti gebildet werden: Passiv: jı`s yra` / bu`vo / bu˘ davo / bu`s mu`sˇamas; jı`s yra` / bu`vo / bu˘ davo / bu`s mu`sˇtas : Aktiv: jı`s yra` / bu`vo / bu˘ davo / bu`s mu`sˇe˛s bzw. jı`s mu`sˇa, mu`sˇe˙, mu`sˇdavo, mu`sˇ Beispiele: Laisˇkas yra nesˇtas / atnesˇtas (kaimyno) ‘Der Brief ist gebracht (herbeigetragen) worden (durch den Nachbarn)’ : Kai-
592
IV. Baltische und slavische Sprachen
Passiv Aktiv Passiv Aktiv yra` (a`t)ne˜sˇtas yra` (at)ne˜sˇe˛s bu`s (a`t)ne˜sˇtas bu`s (a`t)ne˜sˇe¸s (a`t)ne˜sˇe (a`t)ne`sˇ bu`vo (a`t)ne˜sˇtas bu`vo (at)ne˜sˇe˛s bu˘ davo (a`t)ne˜sˇtas bu˘ davo (a`t)ne˜sˇe˛s (a`t)ne˜sˇe˙ atne`sdavo mynas yra nesˇe˛s / atnesˇe˛s laisˇka˛ ‘Der Nachbar hat den Brief gebracht (herbeigetragen)’ und Kaimynas nesˇe˙ / atnesˇe˙ laisˇka˛ ‘Der Nachbar brachte (trug) den Brief (herbei)’. Das bedeutet, daß hinsichtlich ihrer Bezogenheit aufeinander einer Passivform zwei Aktivformen gegenüberstehen (s. o.) Objektlose Verben haben nur sog. Passivformen des Neutrums: yra` gu`lima/gule˙ta wörtl.: ‘es wird gelegen/es ist gelegen worden’. Die Passivtransformation (Aktiv > Passiv): Das Objekt > Subjekt, das Subjekt > Objekt (im Litauischen ausgedrückt durch die Form des Genetivs ⫽ Genetiv auctoris): Mergaite˙ valge˙ obuoli˛ ‘Das Mädchen aß den Apfel’ > Obuolys buvo (mergaite˙s) valgomas ‘Der Apfel wurde (vom Mädchen) gegessen’. Wenn das Subjekt der Handlung im aktivischen Satz durch ein Personalpronomen der 1. oder 2. Pers. ausgedrückt wird, so wird der Gen auctoris mit ma`no, ta`vo gebildet: Asˇ nesˇu dovana˛ ‘Ich trage ein Geschenk’ > Dovana yra mano nesˇama ‘Das Geschenk wird von mir getragen’; Tu parasˇysi laisˇka˛ ‘Du wirst einen Brief schreiben’ > Laisˇkas bus tavo parasˇytas ‘Der Brief wird von dir geschrieben werden’. Im größten Teil der passivischen Konstruktionen bleibt das Subjekt der verbalen Handlung, d. h. der Genetiv auctoris, unausgedrückt : Mano koja buvo gydoma ˛ivairais bu¯dais ‘Mein Bein ist auf verschiedene Weise geheilt worden’ (unwichtig von wem). Nur ein Teil der passivischen Konstruktionen hat ein aktivisches Pendent, vgl. Rudeni˛ linus nurauna ir dzˇiovina ‘Im Herbst rauft und trocknet man den Flachs > Rudeni˛ linai (yra) nuraunami ir dzˇiovinami ‘Im Herbst wird der Flachs gerauft und getrocknet’. Viele passivische Konstruktionen weisen kein aktivisches Pendent auf, vgl. Tas zˇmogus yra zˇinomas ‘Dieser Mann ist bekannt’.
Transformationen ins sog. passivische Neutrum: 1) bei Verben, die mit einem Akkusativ stehen, der nicht einen Gegenstand ausdrückt, auf den die Handlung gerichtet ist, vgl. Knyga kainavo lita˛ ‘Das Buch kostete einen Litas’ > Knygos kainuota (sog. neutrale Form) lita˛ (nicht übersetzbar!) 2) Wenn das Objekt der Verbalhandlung mit unbestimmter oder verallgemeinernder Bedeutung (ka`s ‘wer, was’; vı`skas ‘alles’) oder mit einer Mengenbezeichnung steht: Man viskas buvo gerai zˇinoma (neutr.) ‘Mir ist alles gut bekannt’; Tuo klausimu isˇleista (neutr.) sˇimtai knygu˛ ‘Zu dieser Frage sind Hunderte von Büchern herausgegeben worden’ 3) Seltener treten Passivkonstruktionen mit einem Partizip im sog. Neutrum auf, wenn der Nominativ des Substantivs oder Pronomens einen konkreten Gegenstand bezeichnet oder auf ihn verweist. Sie kommen vor allem in östlichen und südlichen Dialekten, aber auch in der Schriftsprache vor, vgl. Pavasari˛ rugiai buvo se˙jama (neutr.) ‘Im Frühling war Getreide gesät worden’. Es können also von einem aktivischen Ausgangssatz zwei passivische Sätze gebildet werden, eine exklusive Besonderheit des Litauischen. Vgl. Te˙vas kviecˇa svecˇiu ‘Der Vater lädt Gäste ein’ > a) Svecˇiai yra (te˙vo) kviecˇiami (mit Kongruenz zwischen Partizip und Substantiv im Nom.). ‘Die Gäste werden (vom Vater) eingeladen’; > b) Svecˇiai yra (te˙vo) kviecˇama (neutr.). Für den zuletzt angeführten Satz kann ich nur dieselbe Übersetzung wie für a) anbieten, das Partizip aber steht in der sog. „neutralen Form“. Zu letzterer s. S. 582. Die Konstruktionen unter b) sind seltener. Sie kommen jedoch gehäuft vor, wenn das Hilfsverb weggelassen wird und zwar in den östlichen und südlichen Dialekten des Litauischen zum Ausdruck einer wahrscheinlichen, indirekt wahrgenommenen Handlung benutzt werden (und ersetzen in den genannten Dialekten den Modus relativus):
20. Litauisch
Mat, ir ju˛ laikoma (neutr.) arklys ‘Höchstwahrscheinlich wird auch von ihnen ein Pferd gehalten’ (Es ist wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher.) Der aktivische Satz im Modus relativus dazu würde lauten: Mat, ir jie laika˛ arkli˛. Das Partizip mit der „neutralen Endung“ wird häufig verwendet, wenn das Subjekt oder Objekt der Handlung nicht ausgedrückt wird, z. B. Verdama karsˇtai, bet taip karsˇtai nesrebiama (Sprichwort) ‘Es wird heiß gekocht, aber nicht so heiß gegessen (ausgelöffelt)’. Intransitive Verben bilden Passivformen ausschließlich mit Passivpartizipien „des Neutrums“. Das Subjekt der verbalen Handlung kann bei Bedarf ausgedrückt werden, das Hilfsverb wird gewöhnlich ausgelassen: Te˙vas seniai serga ‘Der Vater kränkelt schon lange’ > Te˙vo seniai sergama (neutr.); Asˇ tarnavau dvidesˇimt metu˛ ‘Ich diente 20 Jahre’ > Mano (buvo) tarnauta (neutr.) dvidesˇimt metu˛ wörtl. ‘Von mir ist 20 Jahre gedient worden’; Jis jau buvo isˇe˙je˛s ‘Er war schon weggegangen’ > Jo jau buvo isˇeita (neutr.) wörtl. ‘Von ihm war schon weggegangen worden’, was im Deutschen kein korrekter Satz ist. Das Prädikatsnomen kongruiert im aktivischen und auch im davon abgeleiteten passivischen Satz einerseits mit dem Subjektsnominativ, andrerseits mit dem Genetiv auctoris: Pusˇys buvo storos ‘Die Kiefern waren dick’ > Pusˇu˛ bu¯ta (neutr.) storu˛ ⫺ nicht übersetzbar. Diese passivischen Konstruktionen treten häufig in narrativer, admirativer und konklusiver ˇ ia turbu¯t ir grybu˛ esama Bedeutung auf: C (neutr.) etwa: ‘Hier gibt es wahrscheinlich ˇ ia sˇunio be˙gta auch (eine Menge) Pilze’; C (neutr.) wörtl. ‘Hier ist von einem Hund gelaufen worden’ (d. h. die Spuren sind noch zu sehen). Passivische Partizipien von intransitiven Verben in der „neutralen Form“ bilden häufig subjektlose, eingliedrige Sätze, vgl. z. B. Jeigu dorai elgiamasi (neutr. refl.), niekas nemusˇa ‘Wenn man sich gut benimmt (wörtl.: Wenn sich gut benommen wird), wird niemand (dafür) schlagen’. Einige unpersönliche Verben haben eingliedrige Konstruktionen mit „neutralen Formen“ des Passivpartizips des Präteri-
593 tums. Vgl. z. B. ly´ti ‘regnen’ : ly˜ja ‘es regnet’ : Bu`vo palı`je˛ ‘Es hatte geregnet’ > Bu`vo paly´ta (neutr.) ‘Es hatte etwas geregnet’. Sogar die tautologische Konstruktion mit dem Genetiv auctoris ist im Litauischen möglich: Lietau˜s paly´ta ‘Es hatte etwas geregnet’, wörtl.: ‘Durch den Regen war etwas geregnet worden’. Aus der Darstellung ist zu ersehen, daß das Litauische über einen außerordentlichen Reichtum an passivischen Konstruktionen verfügt. Eine auffallende Eigenart besteht darin, daß zahlreiche Typen von passivischen Konstruktionen mit sog. „neutralen Formen“ des Partizips existieren und daß neben der gewöhnlichen Transformation „Aktiv“ > „Passiv“ noch eine Transformation „Aktiv“ > „Unpersönliches Passiv“ existiert. Zahlreiche hierher gehörende Sätze sind in einem solchen Grade idiosynkratisch, daß keine Übersetzung ins Deutsche möglich ist. Gleichzeitig zeigt die Genus verbi-Kategorie, daß die zusammengesetzten Formen eine große Vitalität aufweisen, aber durch die Weglassung des Hilfsverbs auch die gegenläufige Tendenz zu einfacheren Formen sichtbar wird. 5.6.6.7. Die Partizipien Die Partizipien nehmen eine Zwischenstellung zwischen Verb und Nomen ein. Mit dem Verb hängen sie durch ihre Bedeutung, Bildung sowie die Kategorien des Tempus und Genus verbi zusammen, mit dem Nomen haben sie die nominalen Kategorien des Genus, Numerus und Kasus gemein. Das Litauische besitzt vier Partizipien des Aktivs: Part. Präs. Akt. (dı`rba˛s mask. / dı`rbanti fem. ‘arbeitend, -e’); Part. Prät. Akt. (dı`rbe˛s/dı`rbusi ‘gearbeitet habend, -e’); Part. Prät. frequ. Akt. (dı`rbdave˛s/dı`rbdavusi ‘einer, -e, der/die ständig (immer wieder; häufig) arbeitete’); Part. Fut. Akt. (dı`rbsia˛s/ dı`rbsianti ‘einer, -e, der/die arbeiten wird’) und drei Partizipien des Passivs: Part. Präs. Pass. (su`kamas, -a ‘gedreht werdend’); Part. Prät. Pass. (su`ktas, -a ‘wer/was gedreht wurde, gedreht worden ist’) und Part. Fut. Pass. (daly´simas, -a ‘wer/was geteilt sein wird’) und ein besonderes Partizip der passivischen Notwendigkeit (nesˇtı`nas, -a ‘wer/ was getragen werden muß’). Dieses Partizip
594 necessitatis wird vom Infinitivstamm gebildet und bezeichnet etwas, was zu tun ist bzw. was getan werden muß, was zu geschehen hat: Jis yra girtinas ‘Er muß gelobt werden’ ⫽ ‘Er ist zu loben’. Es wird häufig mit der „neutralen Endung“ verwendet: Jei gyventina ⫺ pergyvens, jei vargtina ⫺ pervargs ‘Wenn gelebt werden muß ⫺ wird man (es) überleben, wenn Not erduldet werden muß ⫺ wird man (sie) erdulden.’ Neben den nichtreflexivischen kommen auch reflexivische Partizipien vor, vgl. Part. Präs. Akt. refl. prausia˛sis/prausiantis ‘sich waschender, -e’. Bei präfigierten Verben steht die Reflexivpartikel zwischen Präfix und Wurzel, vgl. nusirasˇytas. Die Partizipien weisen wie das Adjektiv Nominalformen und Pronominalformen auf. Vgl. dı`rbantis/dı`rbantysis; dirbamasis/dirbamo´ji; varto´tasis/varto´toji. Zum Gebrauch der Partizipien ist zu bemerken, daß sie in den zusammengesetzten Formen des Verbs eine große Rolle spielen (s. S. 587⫺589). Das Partizip Präsens Aktiv kann die Gleichzeitigkeit der Nebenhandlung und der Haupthandlung signalisieren (Nori˛s branduoli˛ suvalgyti, turi kieta˛ kevala˛ perkimsti ‘Wer den Kern essen will, muß die harte Schale aufbeißen’). Die Verlaufsform mit be- hebt diese Beziehung noch hervor (Lopsˇelyje pamacˇiau vaikeli˛ bemieganti ‘In der Wiege sah ich ein Kindlein, wie es eben schlief’). Das Partizip Präteritum Aktiv gibt die Vorzeitigkeit der Nebenhandlung wieder (Pasilipe˛s ˛i medi˛, pasizˇvalgysiu ‘Nachdem ich auf den Baum gestiegen bin (gestiegen sein werde), werde ich Umschau halten’. Die Partizipien Präteritum Aktiv werden nicht selten adjektiviert (nuliu u˜¯ de˛s ‘betrübt, traurig’; ve˜de˛s ‘verheiratet’ etc.), seltener die Partizipien des Präsens Aktiv (pasitu`ri˛s/pasitu`rinti ‘wohlhabend’). Bei den Partizipien Präsens Passiv kommt es zu Substantivierungen, die in der Regel die Bestimmtheitsform aufweisen (mylima`sis ‘der Geliebte’; mylimo´ji ‘die Geliebte’; miegama`sis ‘Schlafzimmer’ usw.). In attributivischen Wortfügungen signalisiert das Partizip Präsens Passiv, daß der vom Substantiv bezeichnete Gegenstand gebraucht wird (jo´jamas arkly˜s ‘Reitpferd’, eigentlich: ‘ein Pferd zum Reiten’; mezgama masˇina` ‘Strickmaschine’).
IV. Baltische und slavische Sprachen
5.6.6.8. Halbpartizipien (lit. pusdaliviai) Die sog. Halbpartizipien werden mit Hilfe des Suffixes -dam- vom Infinitivstamm gebildet, haben nur Genus- und Numerusformen und werden nicht dekliniert, vgl. dı`rbdamas Mask. Sg.; dirbdamı` Mask. Pl.; dirbdama` Fem. Sg.; dı`rbdamos Fem. Pl. Sie kongruieren in Genus und Numerus mit dem Subjektsnomen: Alausˇas neskube˙damas zˇindo savo dvokancˇia˛ pypke˛ ‘Alausˇas saugte, keine Eile habend, seine stinkende Pfeife’; Ir ji isˇe˙jo pro vartus, le˙tai zˇengdama ‘Und sie ging durch das Tor hinaus, langsam schreitend’. Im Satz bezeichnen die Halbpartizipien eine Nebenhandlung, die vom selben Urheber ausgeht wie die Haupthandlung, vgl. Sˇeimininkas, valgydamas vakariene˛, isˇgirdo kieme arkli˛. ‘Der Hofbesitzer hörte während des Abendessens (das Abendbrot essend) im Hofe das Pferd.’ Die Halbpartizipien bestimmen die Haupthandlung näher und weisen verschiedene Bedeutungsnuancen auf: 1) eine zeitliche (Isˇte˙kdama ne tokio bu¯vio asˇ tike˙jausi ‘Als ich heiratete (von einer Frau gesagt), hatte ich (mir) eine solche (schlechte) Existenz nicht erhofft’) 2) eine kausale Nuance (Viens paklydo nezˇinodamas, antras jo iesˇkodamas ‘Einer verirrte sich aus Unwissen, der andere weil er ihn suchte’). Die Gleichzeitigkeit zwischen Haupt- und Nebenhandlung, die das Halbpartizip im folgenden Beispiel signalisiert, wird durch die Verlaufsform mit be- noch unterstrichen (Bedirbamas isˇgirdo balsa˛ ‘Während er arbeitete (Arbeitend), hörte er eine Stimme’). Die Verknüpfung von finitem Verb (im Imperativ) und Halbpartizip, die dieselbe Wurzel aufweisen, führt zu einer Intensivierung der ausgedrückten Handlung: Mergele mano, mano jaunoji, eik eidama uzˇ mane˛s (aus einem Volkslied) ‘Mein liebes Mädchen, meine junge, heirate doch unbedingt mich’. In bestimmten Kontexten können Halbpartizipien sich in ihrer Bedeutung den finiten Verbformen nähern und zu syntaktischer Synonymie führen: Dirbu ka˛ gale˙damas ⫽ Dirbu, ka˛ galiu ‘Ich arbeite, was ich kann’, d. h. ‘soviel ich imstande bin’.
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20. Litauisch
5.6.6.9. Die Gerundien Das Gerundium (lit. padalyvis) ist eine spezielle Form, die unveränderlich ist und in folgenden Formen auftritt: Ger. Präs. eı˜nant; Ger. Prät. e˜˙ jus; Ger. Prät. frequ. eı˜davus und Ger. Fut. eı˜siant. Es hat mit dem Adverb gemein, daß es unveränderlich ist und im Satz gewöhnlich als Adverbiale fungiert, daher wird es auch Adverbialpartizip genannt. Sein Gebrauch ist daran gekoppelt, daß Haupthandlung und Nebenhandlung unterschiedliche Handlungsverursacher haben: Vaikams gri˛zˇtant, pragydo laksˇtingala ‘Zur Rückkehr der Kinder (Als die Kinder zurückkehrten) fing die Nachtigall zu singen an’ (Gleichzeitigkeit von Haupt- und Nebenhandlung signalisiert durch das Gerundium Präsens); Vaikams sugri˛zˇus, pragydo laksˇtingala ‘Nachdem die Kinder zurückgekommen waren, fing die Nachtigall an zu singen (Vorzeitigkeit der Nebenhandlung signalisiert durch das Gerundium Präteritum). Das Partizip und das Halbpartizip finden Verwendung, wenn die Verursacher der Haupt- und der Nebenhandlung zusammenfallen: Vaikai sugri˛zˇe˙ dainavo ‘Nachdem die Kinder zurückgekehrt waren, sangen sie’ (Vorzeitigkeit, da Partizip Präteritum) : Vaikai gri˛zˇdami dainavo ‘Zurückkehrend sangen die Kinder’ (Gleichzeitigkeit, da Halbpartizip des Präsens). Eine charakteristische Besonderheit des Litauischen ist die heute noch lebendige Konstruktion des Dativus absolutus, der aus der Dativform des Nomens ⫹ Gerundium besteht: Rytui ausˇtant broliai pargri˛zˇo namo ‘Als der Morgen dämmerte (wörtlich: Dem Morgen dämmernd), kehrten die Brüder nachhause zurück.’ Auch in diesen Konstruktionen wird in Abhängigkeit von der Verwendung des Gerundium Präsens oder Gerundium Präteritums Gleichzeitigkeit von Haupt- und Nebenhandlung bzw. Vorzeitigkeit der Nebenhandlung signalisiert: Man bevazˇiuojant prade˙jo snigti ‘Während ich fuhr, fing es an zu schneien’ : Man atvazˇiavus nustojo snigti ‘Nachdem ich angekommen war, hörte es auf zu schneien’. Eine gleichfalls interessante Konstruktion ist der Akkusativ mit Gerundium. Vgl. Suzˇinojau tave cˇia esant ‘Ich erfuhr, daß du hier bist’, wörtl.: ‘Ich erfuhr dich hier
seiend’. Synonymisch dazu ist der Satz: Suzˇinojau, kad tu cˇia esi. In unpersönlichen Wendungen oder wenn das Subjekt unbestimmt bleibt, steht das Gerundium auch allein, d. h. ohne Dativ: E˙jau lyjant ‘Ich ging, während es regnete’ (Gleichzeitigkeit wegen der Form des Ger. Präs.) : Dirbus reiks ir pasilse˙ti ‘Nachdem man gearbeitet hat, muß man ausruhen’ (Vorzeitigkeit der Nebenhandlung wegen der Form des Gerundium Präteritum). Im folgenden Beispiel wird deutlich, wie die Konstruktion des Akkusativs mit Gerundium auf zwei Kernsätze zurückgeführt werden kann. Vgl. Nutilo moterisˇke˙, nes nuo kluono pamate˙ vyra˛ ateinant ‘Das Frauenzimmer verstummte; denn von der Tenne sah sie einen Mann kommen’. Dieser Satz geht zurück auf: a) Ji pamate˙ vyra˛ ‘Sie sah einen Mann’ und b) Jis nuo kluono ateina ‘Er kommt von der Tenne’. Häufig werden im Litauischen Gerundien adverbialisiert. Vgl. bema˜tant heißt nicht mehr kam nors matant ‘jemanden seˇ inia hend’, sondern ‘gleich, sofort’. Vgl. Z apie senio mirti˛ bematant apskriejo kaima˛ ‘Die Nachricht über den Tod des Alten verbreitete sich (flog) sofort durch das Dorf’.
6.
Syntaktische Variation
6.1. Allgemeines Als grammatische Mittel zur Bezeichnung der syntaktischen Beziehungen treten im Litauischen vor allem Endungen auf, die häufig durch Strukturwörter wie Präpositionen, Konjunktionen und Partikeln ergänzt werden. Die Wortfolge ist von zweitrangiger Bedeutung als Mittel zum Ausdruck grammatischer Beziehungen, obgleich sie auch relevant sein kann, vgl. die attributivische Funktion des Adjektivs, signalisiert durch Voranstellung und die prädikativische, signalisiert durch Nachstellung: gra˜zˇios gee˙˜le˙s in: Grazˇios ge˙le˙s auga sode ‘Schöne Blumen wachsen im Garten’ : gee˙˜le˙s gra˜zˇios in: Ge˙le˙s grazˇios im Sinne von Ge˙le˙s yra grazˇios ‘Die Blumen sind schön’. Im zuletzt angeführten Satz kann die Kopula ausgelassen werden. Im folgenden beabsichtige ich keine auch nur irgendwie geartete systematische Dar-
596 stellung der litauischen Syntax, sondern greife nur einige markante Züge der litauischen Syntax heraus, die vor allem ihre Eigenart bestimmen und sich von einigen (oder vielen) uns bekannten Sprachen unterscheiden. Im wesentlichen habe ich dabei die Darstellungen in GLJ 1985 und Sirtautas/Grenda 1988 ausgewertet und nur gelegentlich durch LKG III 1976 und Lith Gr 1997 ergänzt. 6.2.
Zu einigen Besonderheiten von Aussage-, Aufforderungs- und Fragesätzen 6.2.1. In bestimmten Aussagesätzen kommen Imperativformen vor, wenn eine Handlung bezeichnet wird, die wünschenswert oder notwendig ist (Beispiel unter 1) oder Verwunderung zum Ausdruck gebracht wird (Beispiel unter 2). Es handelt sich um Fälle von Transpositionen, d. h. den uneigentlichen Gebrauch von Imperativformen. Sie sind im besonderen für die Umgangsˇ ia ir ve˙l bobusprache charakteristisch: 1. C lei darbo ligi kaklo: prizˇoliauk vakarui gyvuliams, … prika˛sk jaunu˛ bulbiu˛ vakarienei, prilupk ⫺ vienu zˇodzˇiu˛, darbas ir darbas ‘Hier ist wieder viel Arbeit für Großmama: da hat man Futter zu holen (wörtl: hol Futter) zum Abend für die Haustiere, … junge Kartoffeln zu buddeln (grabe junge Kartoffeln aus) zum Abendbrot, (man hat sie) zu schälen (wörtl.: schäle) ⫺ mit einem Wort, Arbeit und Arbeit.’ 2. (mit tu man, tu jam in der Bedeutung ‘auch’ zum Ausdruck der Verwunderung): Tu man ir nusibaladok taip toli, lyg cˇia aplink nebu¯tu˛ merginu˛ ‘Was bist du auch so weit herumgestromert, als ob hier ringsum keine Mädchen wären.’ 6.2.2. Zum Ausdruck von Befehlen in Aufforderungssätzen werden in expressiver Rede infinite Formen des Verbs verwendet: 1. (Infinitiv): Tuojau isˇvaryti publika˛ isˇ sale˙s! ‘Sofort das Publikum aus dem Saal jagen!’ 2. (Supinum): Vaikai, gultu˛! ‘Kinder, sofort schlafen!’ 3. (der zweite Infinitiv): Be˙gte marsˇ! ‘Lauft, marsch marsch!’ 6.2.3. Im Litauischen zeichnen sich Fragesätze (wie auch in anderen Sprachen) durch eine besondere Intonation, z. T. durch eine
IV. Baltische und slavische Sprachen
besondere Wortfolge sowie durch bestimmte Fragepartikeln aus. Unter letzteren nimmt die Fragepartikel ar einen besonderen Platz infolge ihrer generellen Anwendbarkeit (ähnlich dem russ. li) ein. Vgl. Ar tu ateisi vakare? ‘Wirst du abends kommen?’ Ar asˇ gale˙cˇiau tau kuo nors pade˙ti? ‘Kann ich dir irgendwie helfen?’ Dieses ar kommt auch in zusammengesetzten Partikeln und in Kombinationen von Partikeln vor: Kazˇin ar: Kazˇin ar karve˙ gert nor? ‘Möchte denn die Kuh saufen?’ argi: Argi sˇuo jo nepazˇins? ‘Erkennt denn der Hund ihn tatsächlich nicht wieder?’; ar ne: Ar ne jai turime de˙koti uzˇ visa˛ gyvybe˛ pasauly? ‘Haben wir nicht wirklich ihr (der Sonne ⫺ R. E.) zu danken für alles Leben auf der Welt?’; ar tik: Ar tik nemeluoji, seni? ‘Du lügst wohl, Alter?’ 6.2.4. Eine wichtige Besonderheit von verneinten Sätzen ist die Überführung des Akkusativobjekts in die Form des Genetivs: Kate˙ sugavo pele˛ ‘Die Katze fing die Maus’ > Kate˙ nesugavo pele˙s ‘Die Katze fing die Maus nicht’; Tik vienas Andrius matyt ‘Nur allein Andrius ist zu sehen’ > Tik vieno Andriaus nematyt ‘Nur allein Andrius ist nicht zu sehen’. Aus einem Volkslied: Ne˙r man brolio lauku lyde˙ti ‘Ich habe keinen Bruder, der mich übers Feld begleitet’. Der Akkusativ des Objekts bleibt erhalten, wenn sich die Verneinung nicht direkt auf dasselbe bezieht, sondern indirekt über eine Infinitivform oder über ein Partizip: Tik neuzˇmirsˇk uzˇ kiekviena˛ davini˛ pabucˇiuoti ranka˛ ‘Vergiß mir (nur) nicht für jedes Geschenk die Hand zu küssen’. 6.2.5. Die Verneinung wird verstärkt durch Hinzusetzung von Negationspartikeln (ne˙; nei … nei) und Negationsadverbien und es entsteht eine doppelte, ja sogar dreifache Negation: Saulius ne˙ nedirstele˙jo ˛i te˙velio galva˛ ‘Saulius blickte nicht einmal auf des Vaters Kopf’; Nelinksmina jos nei gintaro dvarai, nei turtai, nei aukso zˇuvele˙s (aus einem Märchen) ‘Es erfreuen sie weder die Bernsteinpaläste, noch die Reichtümer, noch die goldenen Fischlein’; Niekur nieko nematyti ‘Nirgends ist etwas (ist nichts) (nicht) zu sehen’.
20. Litauisch
6.3. Unpersönliche Sätze Die unpersönlichen Sätze zeigen im Litauischen, besonders in der Umgangssprache, eine große Vielfalt und eine Reihe von Eigenheiten. 6.3.1. Neben dem gängigen Einkomponentenmodell, bestehend aus der Form eines unpersönlichen Verbs, treten im Bereich der verba meteorologica tautologische Wendungen mit der Struktur von persönlichen Sätzen (Zweikomponentenmodelle), aber mit unpersönlicher Bedeutung auf: Au˜sˇta ‘Es dämmert (am Morgen)’ : Au˜sˇta ausˇra` ‘Es dämmert (am Morgen)’, wörtl.: ‘Die Morgendämmerung dämmert’; Ly´ja ‘Es regnet’ : Ly´ja lietu`s ‘es regnet’, wörtl.: ‘Regen regnet’. Vgl. noch : Lı`jo sˇil˜tas lietu`s ‘Es regnete warmen Regen’. 6.3.2. Zweikomponentenmodelle 6.3.2.1. Im Litauischen ist auch ein Zweikomponentenmodell, bestehend aus unpersönlichem Verb und Nomen im Genetiv, gängig: Prisirinko reikalu˛ ‘Es haben sich viele Angelegenheiten angesammelt’; Sˇiemet labai priviso uodu˛ ‘Es haben sich viele Mücken in diesem Jahr entwickelt’; Ne˙ra jokios isˇeities ‘Es gibt keinen Ausweg’ (mit dem bejahten Pendent Yra isˇeitis ‘Es gibt einen Ausweg’). 6.3.2.2. Das Zweikomponentenmodell, bestehend aus unpersönlichem Verb und Nomen im Dativ, ist gleichfalls weit verbreitet. Es werden häufig Reflexivverben benutzt und ein physischer oder psychischer Zustand der Personen wird wiedergegeben: Jam sˇiandien gerai dirbasi ‘Er hat heute Lust zum Arbeiten’, wörtl.: ‘Ihm arbeitet sich heute gut’; Man nesidirba ‘Ich habe keine Lust zum Arbeiten’, wörtl.: Mir arbeitet es sich nicht’; Kelione˙je man klojosi gerai ‘Auf der Reise ging es mir gut’. Es ist eine Synonymie zwischen unpersönlichen Sätzen dieses Typs und persönlichen Sätzen anzutreffen: I˛ vakara˛ ligoniui pagere˙jo ‘Gegen Abend wurde (es) dem Kranken besser’ : I˛ vakara˛ ligonis page˙re˙jo ‘Gegen Abend hatte der Kranke Besserung’. 6.3.2.3. Das Zweikomponentenmodell, bestehend aus unpersönlichem Verb und No-
597 men im Akkusativ, ist vor allem durch verba meteorologica repräsentiert: Visai uzˇpuste˙ kelia˛ ‘Den Weg hat es ganz mit Schnee verweht’; Uzˇdzˇiovino laukus ‘Die Felder hat es ausgetrocknet’; Vasara˛ mu¯su˛ karve˛ nutrenke˙ ‘Im Sommer hat es (durch den Blitz) unsere Kuh erschlagen’. Ferner kommen hier Beispiele vor, die einen physischen Zustand des Menschen betreffen: Mane pykina ‘Mich plagt ein Brechgefühl’; Ji˛ vis labiau dusino ‘Ihn würgte es immer mehr’. 6.3.3. Dreikomponentenmodelle liegen in den folgenden Fällen vor: 6.3.3.1. Das Modell, bestehend aus einem unpersönlichen Verb, einem Nomen im Dativ und einem Nomen im Genetiv, bringt ein genügendes oder ungenügendes Vorhandensein von etwas zum Ausdruck: Saule˙s man uzˇtenka ‘Sonne habe ich genug’, wörtl.: ‘Der Sonne (ist) mir genug’; Sˇvarkui tru¯ksta sagu˛ ‘Der Jacke fehlen Knöpfe’. 6.3.3.2. Unpersönlich gebrauchte Verben mit dem Präfix pri- stehen in Sätzen, die meteorologische Erscheinungen zum Gegenstand haben: Sniego priverte˙, pripuste˙ pilnius patvorius, pilnius kru¯mus ir misˇkus ‘Mit Schnee hat es voll zugeschüttet, zugeweht die Zaunränder, Sträucher und Wälder’. 6.3.3.3. Verben mit der Bedeutung ‘Ausschlag bekommen’ (be˜rti, mu`sˇti, pı`lti u. a.) bilden eine besondere Gruppe unpersönlicher Sätze, in denen das Akkusativobjekt die Person bezeichnet und die Instrumentalform die verschiedenen Arten von Ausschlägen: Vaika˛ isˇbe˙re˙ raudonais spuogeliais ‘Das Kind bekam rote Ausschlagpickel’; Man nuke˙le˙ spuogais liezˇuvi˛ ‘Ich habe auf der Zunge Pickel bekommen’. Eine genauere Übersetzung dieser Konstruktionen ins Deutsche ist nicht möglich. 6.3.4. Ein Dreikomponentenmodell mit unpersönlichem Verb, Dativobjekt und Infinitiv ist ebenfalls ermittelbar: Keleiviams teko palaukti ‘Den Reisenden wurde das Mißgeschick zuteil warten zu (müssen)’ oder ‘Die Reisenden mußten warten’; Jam pasiseke˙ isˇ-
598 losˇti ‘Ihm gelang es zu gewinnen’. Die ebenfalls hierher gehörigen folgenden zwei Beispiele enthalten Infinitive, von denen ein Objekt im Nominativ (sic!) abhängt: Jam neru¯pe˙jo laukelis arti ne˙ sˇienelis nupjauti (aus der litauischen Volksliedersammlung von A. Jusˇka) ‘Ihm machte es keine Sorgen (Ihn bekümmerte es nicht), weder den lieben Acker zu pflügen noch das liebe Heu zu mähen’. Wörtlich steht hier aber: ‘… der Acker zu pflügen’ und auch das Wort für Heu steht im Nominativ. Ein weiteres Beispiel ist folgendes: Darbymety tau pacˇiam reiks rugiai pjauti (aus einem Werk von A.Vienuolis) ‘In der Erntezeit wird es (dir) notwendig sein, den Roggen (es steht aber: der Roggen) zu mähen’. M. E. lassen sich diese Infinitive mit einem abhängigen Objekt im Nominativ mit entsprechenden Beispielen aus russischen Dialekten des Typs ryba lovit’ anstelle von rybu lovit’ ‘Fisch fangen’ vergleichen. Es ist nicht auszuschließen, daß hier Einfluß seitens finnougrischer Sprachen vorliegt. 6.4. Nominativ: Instrumental im Prädikatsnomen Im Rahmen der Muster persönlicher Sätze stehen einander Dreikomponentenmodelle des Typs „Nomen im Nom ⫹ Kopula ⫹ Nomen im Nom (als Prädikatsnomen)“ bzw. „Nomen im Nom ⫹ Kopula ⫹ Nomen im Inst“ gegenüber: Petras buvo mokytojas ‘Peter war Lehrer’ (d. h. es war sein Beruf) : Petras buvo mokytoju ‘Peter war Lehrer’ (vielleicht war er früher etwas anderes gewesen ⫺ temporäres Merkmal). Das temporäre Merkmal wird in folgendem Beispiel besonders deutlich: Tose vestuve˙se jis buvo pirsˇliu ‘Auf dieser Hochzeit war er Hochzeitsbitter’ (d. h. er war es nicht immer). 6.5. Akkusativ versus Genetiv partitivus Bei Objektskomponenten wird unterschieden zwischen dem Gebrauch des Akkusativs und des Genetivs (partitivus): Merga atnesˇe˙ malkas, vandeni˛ ‘Die Magd brachte Brennholz, Wasser’ : Merga atnesˇe˙ malku˛, vandens ‘Die Magd brachte etwas (einen Teil, eine unbestimmte Menge) Brennholz, etwas Wasser’.
IV. Baltische und slavische Sprachen
6.6. Zur Weglassung einer Komponente Eine Weglassung einer Satzkomponente ist möglich, wenn diese im Verb impliziert ist: Sesuo apave˙ Jonuka˛ batais ‘Die Schwester zog Jonukas die Schuhe an’ : Sesuo apave˙ Jonuka˛ ‘Die Schwester beschuhte Jonukas’. Der letzte Satz in der Übersetzung ist stilistisch nicht schön, er ist nur zur Verdeutlichung der Struktur so gewählt worden. 6.7. Das unpersönliche Passiv 6.7.1. Wenn das Partizip des Passivs in der passivischen Konstruktion in der sog. Form des Neutrums auftritt (unpersönliches Passiv), kann das direkte Objekt seine für die aktivische Konstruktion charakteristische Form des Akkusativs bewahren: Rasˇoma laisˇkas (Nom. Sg.) ‘Ein Brief wird geschrieben’ > Rasˇoma laisˇka˛ (Akk. Sg.) ‘Man schreibt einen Brief’; Perkama gru¯dai (Nom. Pl.) ‘Getreide wird gekauft’ > Perkama gru¯dus (Akk. Pl.) ‘Man kauft Getreide’. 6.7.2. Persönliche Sätze mit intransitiven Verben werden in entsprechende passivische unpersönliche Sätze mit dem Partizip in der sog. Form des Neutrums transformiert: Te˙vas miega ‘Der Vater schläft’ > (Te˙vo) miegama ‘Es wird geschlafen (vom Vater)’. 6.7.3. Bei Passivtransformationen kann auch der Nominativ des Prädikatsnomens zum Genetiv umgestaltet werden: Jis buvo kareivis ‘Er war Soldat’ > Jo bu¯ta kareivio ‘Er war Soldat’ (wörtl.: ‘Seiner war geworden des Soldaten’). Der Instrumental des Prädikatsnomens bleibt erhalten: Jonas buvo mokytoju ‘Jonas war (zeitweilig) Lehrer’ > Jono bu¯ta mokytoju ‘Jonas war (zeitweilig) Lehrer’. 6.8. Zu den Beziehungen zwischen persönlichen und unpersönlichen Sätzen 6.8.1. Zum Ausdruck der unbestimmten Menge enthält der unpersönliche Satz den Genetiv: Atvazˇiavo svecˇiai ‘Die Gäste sind angekommen (alle)’ : Atvazˇiavo svecˇiu˛ ‘(Einige, unbestimmt viele) der Gäste sind angekommen’; Susirinko zˇmone˙s ‘Die Menschen versammelten sich’ > Susirinko zˇmo-
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20. Litauisch
niu˛ ‘Es versammelte sich eine unbestimmte Anzahl von Menschen’. 6.8.2. Wenn im Prädikatsnomen ein Adjektiv im Nominativ auftritt, kann dieser bei Negation in einen Genetiv verwandelt werden: Jis yra gyvas ‘Er ist lebendig’ > Jo ne˙ra gyvo ‘Er ist nicht lebendig’ (wobei diese Übertragung nur ungefähr ist und nicht die Struktur wiedergibt). 6.9. Zur Wortfolge 6.9.1. Die normale Wortfolge in zweigliedrigen Sätzen ist im Litauischen SP (Subjekt Prädikat): Laukai isˇtusˇte˙jo ‘Die Felder sind leer geworden’; Sˇvarkas juodos spalvos ‘Die Jacke ist von schwarzer Farbe’, d. h. ‘Die Jacke ist schwarz’. In einem Satz mit Nullkopula und mit einem Genetiv eines Nomens oder mit einem Adjektiv ist eine Umstellung nicht möglich, da diese zu einer Wortgruppe führen würde mit einer vorangestellten Determinierung (die nebenbei gesagt, im Litauischen sehr beliebt ist), vgl. juodos spalvos sˇvarkas ‘eine Jacke von schwarzer Farbe’, d. h. ‘eine schwarze Jacke’. Vgl. noch Diena sˇilta ‘Der Tag (ist) warm’ : sˇilta diena ‘ein warmer Tag’. 6.9.2. Die Wortfolge SP ist die grundlegende und gewöhnliche Wortfolge im Litauischen. In Sätzen mit Dreikomponentenmodellen werden zwei Fälle unterschieden: 1) Thema ⫽ S; Rhema PO oder O. Hier ist die neutrale Wortfolge SPO, z. B. Sesuo pasake˙ naujiena˛ ‘Die Schwester erzählte eine Neuigkeit’. Wenn das S impliziert ist, so gilt PO: Suzˇinojau naujiena˛ ‘(Ich) erfuhr die Neuigkeit’. Mit Emphase wäre die Wortfolge OP: Naujiena˛ suzˇinojau ‘Eine Neuigkeit erfuhr (ich)’. Die Folge SOP ist in den Dialekten und in der Sprache der Folklore gebräulicher als in der Standardsprache. Sie tritt in letzterer in Sprichwörtern (Pirmi gaidzˇiai velnia˛ baido ‘Frühe Hähne den Teufel verscheuchen’) auf. 2) Thema ⫽ O, Rhema ⫽ PS oder S. In diesem Falle ist die neutrale Wortfolge OPS, manchmal auch OSP: Mane ape˙me˙ baime˙ ‘Mich erfaßte Furcht’ (OPS) und Mane baime˙ ape˙me˙ ‘(OSP).
6.9.3. In Rhemasätzen ist die reguläre Wortfolge entweder PSO oder OPS mit einem Prädikat, das dem Subjekt vorausgeht: (Karta˛) Nesˇe˙ velnias akmeni˛ (PSO) ‘(Es war einmal da) Trug der Teufel einen Stein’ und Pievas denge˙ migla (OPS) ‘Die Wiesen bedeckte Nebel’.
Literatur Dabartine˙s lietuviu˛ kalbos gramatika. Redaktorius: Vytautas Ambrazas. Vilnius 1994 (⫽ DLKG 1994). Dabartine˙s lietuviu˛ kalbos zˇodynas. Vilnius I⫺1954; II⫺1972; III⫺1993 (⫽ DLKZˇ). Eckert, Rainer: The Analytic Frequentative Past in Samogitian and its Typological Correspondences. In: Res Balticae, Pisa 1996, 51⫺63 (⫽ Eckert 1996 (1)). Eckert, Rainer: Zum Präteritum frequentativum im Litauischen und einer Entsprechung desselben im Lettischen. In: Sbornı´k pracı´ filosoficke´ fakulty Brneˇnske´ university, rocˇnı´k XLV, rada jazykoveˇdna (A), cˇ. 44, Brno 1996, 39⫺46 (⫽ Eckert 1996 (2)). Eckert, Rainer; Bukevicˇiu¯te˙, Elvira-Julia; Hinze, Friedhelm: Die baltischen Sprachen. Eine Einführung. Leipzig et al. 1994. Eckert, Rainer: Zur Erforschung der baltisch-slawischen Sprachbeziehungen im letzten halben Jahrhundert. In: Atti dell’ IX Convegno internazionale di linguisti „Cinquant’ anni die ricerche linguistiche: problemi, risultati e prospettive per il terzo millennio“ (Milano, 8⫺9⫺10 ottobre 1998) Alessandria 2001, 255⫺269. Etimologicˇeskij slovar’ slavjanskich jazykov. Pod red. O. N. Trubacˇeva, vypusk 6, Moskva 1979 (⫽ E˙SSJ, 6). Grammatika litovskogo jazyka. Glavnyj redaktor: V. Ambrazas. Vilnius 1985 (⫽ GLJ 1985). Lithuanian Grammar. Edited by Vytautas Ambrazas. Vilnius 1997 (⫽ Lith Gr 1997). Lietuviu˛ kalbos gramatika, I (Fonetika ir morfologija), II (Morfologija), III Sintakse˙). Vyr. redaktorius: K.Ulvydas. Vilnius 1965⫺1976 (⫽ LKG I,II,III). Lietuviu˛ kalbos zˇodynas, I⫺XVIII. Vilnius 1941⫺1997 (I⫺II, antrasis papildytas leidimas 1968⫺1969) (⫽ LKZˇ). Pakerys, A.: Lietuviu˛ bendrine˙s kalbos fonetika. Vilnius 1986, 28 (⫽ Pakerys 1986).
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IV. Baltische und slavische Sprachen V. Sirtautas, C. Grenda: Lietuviu˛ kalbos sintakse˙. Vilnius 1988. Stang, Christian : Vergleichende Grammatik der baltischen Sprachen. Oslo/Bergen/Tromsö 1966. Wörterbuch der litauischen Schriftsprache. Litauisch-Deutsch. Begonnen von M. Niedermann, A. Senn und F. Brender, bearbeitet von A. Senn, A. Salys (ab Bd.2), 5 Bände, Heidelberg 1932⫺ 1968 (⫽ NBS).
Rainer Eckert, Berlin
21. Lettisch
601
21. Lettisch 1.
Einleitung
1.1. Allgemeines Lettisch gehört neben dem Litauischen (s. S. 573⫺600) heute zu den einzigen Vertretern des baltischen Sprachzweiges der indogermanischen Sprachfamilie. Gleichzeitig bildet es zusammen mit dem Litauischen das Ost- oder Zentralbaltische, aus dem sich nach Annahme einer Reihe von Baltisten (s. u.a. Ru¯k¸e-Dravin¸a 1977) in der Zeit zwischen dem 9. bis 12. Jahrhundert die beiden ostbaltischen Einzelsprachen entwickelt haben. Erste Glossen des Lettischen aus dem 13. und 14. Jahrhundert (z. B. aus den „Origines Livoniae“ von Heinrich dem Letten um 1220: draugum suum, id est consocium, vgl. lett. draugs ‘Freund’; Personenname Warigribbe, vgl. lett. vare¯t ‘können’, gribe¯t ‘wollen’) weisen daraufhin, daß bereits ein ausgeprägtes ostbaltisches Einzelidiom zu dieser Zeit vorlag, das sich sowohl vom Litauischen als auch von den anderen, heute ausgestorbenen baltischen Idiomen unterschied. Die Kompliziertheit der Genesis des Lettischen besteht jedoch darin, daß es eine Transformation der Sprache der Lettgallen, lokalisiert in Ostlivland (Ost-Vidzeme) und Lettgallen darstellt, die sich nach Westen ausbreitete und die alten baltischen Idiome der Selen und Semgallen Ende des 13. Jahrhunderts und der Kuren (etwas später) absorbierte. Das alte lettgallische, kurische und semgallische Recht wurde zwischen 1208 und 1271 kodifiziert und zwar in mittelniederdeutscher Sprache, aber es ist nicht ganz ausgeschlossen, vielleicht auch in den Lokalsprachen. Diese Fassungen haben sich jedoch nicht erhalten. Dem muß noch hinzugefügt werden, daß die nach Norden expandierenden Litauer auch Teile der Selen und die Zˇemaiten Teile der Kuren assimiliert haben. Dieser Prozeß der Ausweitung der Sprache eines altbaltischen Stammes auf andere Stammgebiete ist auch für das Altpreußische und Altlitauische charakteristisch. Er wurde u. a. durch die Eroberungen der entsprechenden Territorien begünstigt.
Noch einschneidender für die Herausbildung des Lettischen war, daß die Sprache des ostseefinnischen Stammes der Liven im niederen Daugava-Gebiet und um den Rigaer Meerbusen in einem bis in die heutige Zeit reichenden Prozeß im Lettischen aufgegangen ist, wobei sie merkliche Spuren hinterlassen hat. Die erwähnten alten baltischen Idiome der Kuren, Semgallen und Selen standen den west- oder peripherbaltischen Idiomen, repräsentiert durch das Altpreußische, Galindische und Jatwingische, nahe (besonders, was die ersten zwei genannten betrifft) bzw. bildeten Übergangsidiome zwischen dem West- und Ostbaltischen. Das Lettische hat somit eine westbaltische und eine ostseefinnische Komponente in seiner frühen Entwicklung aufgenommen, was in ganz bestimmter Weise seine Eigenart geprägt hat. 1.2. Zur Geschichte des Lettischen Der Vergleich von genetischen Entsprechungen der einzelnen baltischen Sprachen, vor allem des Lettischen, Litauischen und Altpreußischen (von den anderen alten baltischen Idiomen sind nur spärliche Relikte bekannt) erlaubt die Rekonstruktion des Vorgängers der baltischen Sprachen, des Urbaltischen. Infolge der sehr alten Dichotomie von Ostbaltisch und Westbaltisch reicht das Urbaltische weit zurück und ist keineswegs mit dem Urslawischen, dem Vorgänger der einzelnen slawischen Sprachen, auf eine Stufe zu stellen. Was die rekonstruierten Vorstufen des Baltischen (⫽ Urbaltisch) und des Slawischen (⫽ Urslawisch) betrifft, so läßt sich die letztere aus der ersteren herleiten, aber nicht umgekehrt. Trotz der Tatsache, daß „nicht in allen Fällen ein urbaltischer Prototyp aufgestellt werden kann“ (Stang VG,12), ist an einem frühen urbaltischen Sprachzustand, auf den alle baltischen Sprachen zurückgehen, nicht zu zweifeln. Darauf gründet sich letztlich die Baltizität, eine Anzahl von exklusiven Gemeinsamkeiten, die nur die baltischen Sprachen auszeichnet. (s. unter Li-
602 tauisch S. 573⫺575). Sie läßt sich auf allen sprachlichen Ebenen nachweisen: a) auf der lautlichen Ebene: Idg. *-tl-o // *-tl-a¯ wird zu urbalt. *-kl-o // *-kl-a¯, vgl. lett. aukla (ME a`ukla ‘Schnur, Bindfaden’; lit. au˜klas ‘Schnürsenkel,Fußlappen, Windel’; apr. auclo ( s gaiss [ga is] ‘Luft’; zs > s biezs [biBs] ‘dicht, dick’ und zˇs > sˇ mezˇs [mεs] ‘Wald’ (vgl. E.-J. Bukevicˇiu¯te˙ in: Eckert/Bukevicˇiu¯te˙/Hinze 1994, 251⫺268).
5.
Zum morphologischen System
Zur Kategorie des Kasus im Standardlettischen wurden bereits oben unter 2.2.1 und 2.2.2 einige grundlegende Feststellungen gemacht. 5.1. Zum Substantiv 5.1.1. Die nominale Kategorie des Genus ist im Standardlettischen wie im Litauischen auf der Opposition „Maskulinum : Femininum“ aufgebaut, das Neutrum ist in der Geschichte des Ostbaltischen in früher Zeit geschwunden. Formal gesehen weisen die Maskulina die Endungen -s (z. B. te¯vs ‘Vater’, akmens ‘Stein’), -sˇ (cel¸sˇ ‘Weg’), -is (bra¯lis ‘Bruder’, cirvis ‘Beil’) und -us (lietus ‘Regen’, medus ‘Honig’) auf, während die Feminina die Endungen -a (roka ‘Hand’), -e (bite ‘Biene’) und -s (nakts ‘Nacht’) haben. Hinsichtlich der Genuscharakteristik gibt es einige variative Formen in der lettischen Standardsprache, d. h. Schwankungen zwischen maskulinem und femininem Geschlecht, vgl. pavalgs m. (LVV, 600) : pavalga f. (MG, I, 381) ‘Zukost, Beikost’; kl¸avs m. (ibidem) : kl¸ava (LVV, 383) ‘Ahorn’; auch für lett. uguns ‘Feuer’ fixiert die Lettische Akademiegrammatik (MG, I, 381) feminine und maskuline Formen: Nom. Sg. gaisˇa uguns : gaisˇs uguns ‘helles Feuer’ sowie Dat. Sg. ugunij : ugunim. Als literatursprachliche wird die feminine Form ta¯ uguns ‘jenes Feuer’ qualifiziert. Zwischen der Standardsprache und der Umgangssprache werden laut MG (ibidem) Genusvarianten für das Wort für Salz festgestellt: Standardspr. Nom. Sg. tas sa¯ls, Dat. Sg. sa¯lim : umgangsspr. Nom. Sg. ta¯ sa¯ls, Dat. Sg. sa¯lij. Auch für einige Interna-
21. Lettisch
tionalismen werden in der Akademiegrammatik Genusvarianten ausgemacht: anekdote f. (LVV, 43) : anekdots (MG); apetı¯te (LVV, 50) : apetı¯ts (MG). 5.1.2. Ambivalente Substantiva, d. h. solche mit genus communis, also m und f, stellen eine Gruppe von meist pejorativen Wörtern auf -a, selten -e dar: Vgl. pl¸a¯pa ‘Schwätzer, -in; Klatschbase; Plaudertasche’; badmira ‘Hungerleider, -in’; bezkaun¸a ‘Schamloser, -e; Frechling’; bende ‘Henker, -in’. Es kommen aber hier auch stilistisch neutrale Substantive vor, wie z. B. mans pazin¸a ‘mein Bekannter’ : mana pazin¸a ‘meine Bekannte’. 5.1.3. Ähnlich dem Litauischen verfügt auch das Lettische über reflexive Substantive, die von Reflexivverben abgeleitete Verbalsubstantive darstellen. Sie zählen zu den typologischen Besonderheiten der ostbaltischen Sprachen. Ihr Vorkommen ist recht selten. Man vgl. folgenden Beleg: mı¯kstsirdı¯gi klausı¯ta¯jies aizba¯zusˇi ausis (ME, II, 216) ‘weichherzige (weichmütige) Zuhörer haben sich die Ohren verstopft’. Hier kommt klausı¯ta¯jies‘die Zuhörer, die Lauscher, die Horcher; wer hinhorcht, anhört’, abgeleitet von klausı¯ties ‘horchen, lauschen; hören, anhören, zuhören’, vor. Ein weiteres Beispiel ist saruna¯sˇanas ‘Unterhaltung, Gespräch’ zu saruna¯ties ‘sich unterhalten; ein Gespräch führen’. Diese Substantive haben ein defektes Paradigma; denn sie kommen nur im Nom. Sg. und Pl., Gen. Sg. und Pl. und Akk. Sg. und Pl. vor, vgl. das Deklinationsschema (nach MG, I, 423): Nom. Sg. saruna¯sˇana¯s, klausı¯ta¯jies Pl. saruna¯sˇana¯s, klausı¯ta¯jies Gen. Sg. saruna¯sˇana¯s, klausı¯ta¯ja¯s Pl. saruna¯sˇanos, klausı¯ta¯jos Akk. Sg. saruna¯sˇanos, klausı¯ta¯jos Pl. saruna¯sˇana¯s, klausı¯ta¯jos. 5.1.4. Was die Genuscharakteristik der Indeklinabila anbelangt, so sind die Appellativa in der Regel männlichen Geschlechts, vgl. tuva¯kais kino ‘das nächste Kino’, labs ragu¯ ‘ein gutes Ragout’. Feminines Geschlecht haben Namen von Städten, Flüs-
611 sen, Inseln etc, vgl. veca¯ Tartu ‘das alte Tartu (Dorpat)’; skaista¯ Po ‘der schöne Po (fluß)’; dzejnieku slavina¯ta¯ Kapri ‘das von den Dichtern gerühmte Kapri’. Bei Eigennamen richtet sich das grammatische Geschlecht nach dem natürlichen Geschlecht, vgl. den Dat. Sg. Annai Priedei, aber Pe¯terim Priedem. 5.2. Zum Adjektiv Mit dem Litauischen und Slawischen teilt das Lettische die Unterscheidung von unbestimmten (oder Nominal-) Adjektiven und bestimmten (oder Pronominal-) Adjektiven. Erstere werden im Maskulinum wie die substantivischen o- und 4io-Stämme dekliniert, im Femininum wie die a¯-Stämme (z. B. Nom. Sg. labs ‘gut’, Gen. laba, Dat. labam, Akk. labu, Lok. laba¯ etc.; laba ‘gute’, Gen. labas, Dat. labai, Akk. labu, Lok. laba¯ etc.), während letztere eine besondere Deklination aufweisen (Nom. Sg. Mask. labais, Gen. laba¯, Dat. labajam, Akk. labo, Lok. labaja¯ etc.; Nom. Sg. Fem laba¯, Gen. laba¯s, Dat. labajai, Akk. labo, Lok. labaja¯ etc.). Für den Gebrauch des Pronominaladjektivs gelten eine Reihe von Regeln: 5.2.1. Zum Ausdruck der Bestimmtheitskategorie: 5.2.1.1. Wenn etwas bekannt war, bereits genannt wurde: Kalna¯ bija veca egle. Ja¯nis iet taisni uz veco egli. ‘Auf dem Hügel war eine alte Tanne. Johann geht direkt auf die alte Tanne zu.’ 5.2.1.2. Nach Demonstrativ- und Possessivpronomina: Es lasu sˇo (manu, tavu) interesanto gra¯matu ‘Ich lese dieses (mein, dein) interessantes Buch’. 5.2.1.3. Nach Genetivattributen: cimdu kra¯sˇn¸ais raksts ‘das herrliche Muster der Handschuhe’. 5.2.1.4. In Superlativkonstruktionen mit viss: vissalda¯kais medus ‘der süßeste Honig’. 5.2.1.5. In der Anrede: Da¯rgais draugs! ‘Teurer Freund!’; Veco krustma¯t! ‘Alte Taufpatin!’
612 5.2.1.6. In der Verknüpfung mit Eigennamen: Vecais Stenderis ⫺ Stender der Ältere; cˇakla¯ Marta ‘die fleißige Marta’. 5.2.1.7. In zusammengesetzten Namen und Mehrworttermini: Melna¯ Ju¯ra ‘das Schwarze Meer’; elektriskais lauks ‘das elektrische Feld’. 5.2.2. Zur Verstärkung: Lielais paldies, ka atnesa¯t sˇo ve¯stuli ‘Ein großes Dankeschön dafür, daß ihr diesen Brief gebracht habt’. 5.2.3. Eine Reihe von Adjektiven wird nur in der Pronominalform gebraucht, z. B. galvenais, -a¯ (galvenais a¯rsts ‘Chefarzt’; galvena¯ stacija ‘Hauptbahnhof’); pe¯rnais gads ‘das Vorjahr’ etc. 5.3. Zum Numerale Diese Wortart wird eigentlich nur durch die Allgemeinbedeutung ‘Wiedergabe von Zahlen und Zahlenbegriffen’ zusammengehalten. 5.3.1. Das Grundzahlwort (Kardinale) weist viele morphologische und syntaktische Besonderheiten auf. So hat „1“ nicht nur zwei Genusformen (viens m. : viena f.), sondern auch entsprechende Pluralformen: Pl. m. vieni: Pl. f. vienas. Die Bezeichnungen der Zahlen von 2 bis 9 (mit Ausnahme der 3 ⫺ trı¯s) besitzen maskuline und feminine Formen: „2“ ⫺ divi m. : divas f.; „4“ ⫺ cˇetri : cˇetras; „5“ ⫺ pieci : piecas; „6“ ⫺ sesˇi : sesˇas; „7“ ⫺ septin¸i : septin¸as; „8“ ⫺ aston¸i : aston¸as; „9“ ⫺ devin¸i : devin¸as. Die folgenden Zahlen werden mit der Endung -s substantivisch gebraucht (desmits „10“; simts „100“; tu¯kstots „1000“), während sie ohne -s (desmit, simt, tu¯kstot) adjektivisch (als reine Numeralia) fungieren. Es kommen eine Reihe variativer Konstruktionen vor:
IV. Baltische und slavische Sprachen
trı¯ssimt; „400“ ⫺ cˇetri simti : cˇetrsimt; „500“ ⫺ pieci simti : piecsimt; „600“ ⫺ sesˇi simti : sesˇsimt; „700“ ⫺ septin¸i simti : septin¸simt; „800“ ⫺ aston¸i simti : aston¸simt und „900“ ⫺ devin¸i simti : devin¸isimt. 5.3.1.3. Ähnlich verhält es sich mit den Bezeichnungen für die Tausenderzahlen, die auch zwei variative Reihen bilden: deklinabel 1 000 2 000 3 000 10 000 100 000
(viens) tu¯kstotis divi tu¯kstosˇi trı¯s tu¯kstosˇi desmit tu¯kstosˇi simt tu¯kstosˇi
indeklinabel : : : : :
tu¯kstosˇ divtu¯kstosˇ trı¯stu¯kstosˇ etc. desmittu¯kstosˇ simttu¯kstosˇ.
5.3.2. Das Ordnungszahlwort (Ordinale) Eine Besonderheit des Lettischen besteht darin, daß die Ordinalia wie Pronominaladjektive flektiert werden. Bis auf ‘der (die) erste’ ⫺ pirmais m., pirma¯ f. und ‘der (die) zweite’ ⫺ otrais m., otra¯ f. lassen sie sich in Beziehung zu den entsprechenden Kardinalia setzen, vgl. ‘der (die) dritte’ ⫺ tresˇais m., tresˇa¯ f.; ‘der (die) vierte’ ⫺ ceturtais, ceturta¯ etc. Alle anderen Ordinalia werden von den entsprechenden indeklinablen Kardinalia durch Anfügung von -ais m. bzw. -a¯ f. gebildet, z. B. desmitais ‘der zehnte’, desmita¯ ‘die zehnte’ usw.
5.3.1.1. Nebeneinander werden gebraucht: septin¸us gadus vecs be¯rns : septin¸i gadi vecs be¯rns ‘ein sieben Jahre altes Kind’.
5.3.3. Die Kollektivzahlwörter sind in der modernen Standardsprache kaum noch gebräuchlich. Sie finden aber in der Verknüpfung mit Pluralia tantum durchaus noch Anwendung. Es handelt sich um folgende Wörter: viene¯ji m., viene¯jas f. „1“; dive¯ji, -as „2“; treji (mit der Variante treje¯ji), -as „3“; cˇetre¯ji, -as „4“ bis „9“ devin¸e¯ji, -as. Es treten hier interessante Varianten auf, wobei für die Standardsprache wieder eine Vereinfachung des morphologischen Systems charakteristisch ist:
5.3.1.2. Die Bezeichnungen für die Hunderter von 200 bis 900 erscheinen in zwei Varianten, einer deklinablen und einer indeklinablen: „100“ ⫺ simts m. : simt; „200“ ⫺ divi simti : divsimt; „300“ ⫺ trı¯s simti :
5.3.3.1. Anstatt der Konstruktion mit dem Kollektivzahlwort viene¯jas ragavas wird in der modernen Standardsprache die Konstruktion mit dem Grundzahlwort bevorzugt, also vienas ragavas ‘ein Schlitten’; für
613
21. Lettisch
dive¯ji rati steht jetzt schon divi rati ‘zwei Wagen’. 5.3.3.2. Konstruktionen mit Kardinalzahlwörtern konkurrieren mit solchen, in denen z. T. noch Gesamtzahladverbien verwendet werden, vgl. vin¸i palika divi : vin¸i palika divata ‘sie blieben zu zweit (zurück)’. 5.3.4. Die Bruchzahlwörter sind Verbindungen des femininen Kardinale, das den Zähler ausdrückt, mit dem femininen Ordinale plus dem Substantiv dal¸a ‘Teil’ zur Bezeichnung des Nenners, wobei häufig die Bestandteile zum Ausdruck des Nenners zusammengezogen werden. Demnach haben wir auch hier Varianten, vgl. „2/3“ ⫺ divas tresˇa¯s dal¸as : divas tresˇdal¸as. Neben pusotra m. und pusotras f. ‘anderthalb’ stehen jetzt häufiger die Varianten pusotrs m., pusotra f. (vgl. Hinze in: Eckert/Bukevicˇiu¯te˙/Hinze 1994, 301⫺310). 5.4. Zum Pronomen Allen Pronomina gemeinsam ist ihre verweisende Funktion: Sie stehen für Substantive und Adjektive. Von den verschiedenen Klassen der Pronomina des Lettischen werden hier nur die folgenden (vom Standpunkt der Typologie und Variativität wichtigsten) erwähnt: 1) die Personalpronomina mit dem Reflexivpronomen 2) die Demonstrativpronomina 3) die Possessivpronomina und 4) die Interrogativ- und Relativpronomina. 5.4.1. Die Personalpronomina der 1. und 2. Person haben eine besondere Deklination. Auch das Reflexivpronomen ist hier anzuführen, das wie das Personalpronomen tu ‘du’ dekliniert wird, aber keine Form des Nominativs hat. Somit liegt folgender Formenbestand vor: Nom. es tu ‘ich’ ‘du’ Gen. manis tevis man
tev
Akk. mani
tevi
Lok. manı¯
tevı¯
Dat.
me¯s ‘wir’ mu¯su
ju¯s ‘ihr’ ju¯su
⫺
sevis ‘seiner, meiner’ mums jums sev ‘sich, mir’ mu¯s ju¯s sevi ‘sich, mich’ mu¯sos ju¯sos sevı¯ ‘in/bei sich’.
Das Personalpronomen der 3. Person wird nach der Substantivdeklination verändert: vin¸sˇ m. ‘er’ wie die 1. Dekl. (o-St.), vin¸a ‘sie’ wie die 4. Dekl. (a¯-St.). Es bezieht sich nur auf Beseeltes, wenn von Unbeseeltem die Rede ist, muß das Demonstrativpronomen tas m. ‘jener, der da’ bzw. ta¯ f. ‘jene, die da’ genommen werden. Vgl. Pie ta¯feles sta¯v skolnieks. Vin¸sˇ atbild skolota¯jam ‘An der Tafel steht der Schüler. Er beantwortet (die Fragen) des Lehrers’: Istaba¯ bija izme¯ta¯ti preksˇmeti. Ta¯s bija rotal¸lietas ‘Im Zimmer waren Gegenstände herumgeworfen. Dies (es) waren Spielsachen’. 5.4.2. Zum Gebrauch des Reflexivpronomens Dem lettischen Reflexivpronomen entspricht im Deutschen sich nur in InfinitivSyntagmen und bei Rückbezug auf die 3. Person, vgl. pie sevis runa¯t ‘mit sich selbst sprechen; Selbstgespräche führen’; izve¯le¯ties sev nodarbosˇanos ‘sich Beschäftigung suchen’; pal¸auties uz sevi ‘sich auf sich selbst verlassen’ und sevı¯ apn¸emties uzvare¯t ‘bei sich selbst beschließen zu siegen’. In allen anderen Personen steht im Deutschen das entsprechende nichtrückbezügliche Pronomen für die Formen des lettischen Reflexivpronomens, vgl. Es nopirku sev (dat) zı¯muli ‘Ich kaufte mir einen Bleistift’; Tu nopirki sev (Dat.) zı¯muli ‘Du kauftest dir einen Bleistift’; Vin¸sˇ (vin¸a; vin¸i, vin¸as) nopirka sev (Dat.) zı¯muli ‘Er (sie; sie Pl.) kaufte(n) sich einen Bleistift’. 5.4.3. Zum Demonstrativpronomen Es folgt das Deklinationsschema für die Pronomina sˇis m. ‘dieser’, sˇ¯ı f. ‘diese’ und tas m. ‘jener, der da’, ta¯ ‘jene, die da’. In gebrochenen Klammern stehen Kasusvarianten, die jedoch nicht alle gleichwertig hinsichtlich ihrer Gebräuchlichkeit sind. Dieser Variantenreichtum ist eine Eigenheit der lettischen Schriftsprache und hängt ⫺ wie in den anderen Fällen ⫺ mit ihrer späten Herausbildung und noch anhaltenden Normierung zusammen. 5.4.4. Zum Possessivpronomen 5.4.4.1. Die Deklination entspricht ebenfalls der substantivischen: Für das Mask mans ‘mein’ ⫺ 1. Dekl. (o-St.), für das Fem
614
IV. Baltische und slavische Sprachen
Tab. 21.1 Mask
Fem
Sg.
Pl.
Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Lok.
sˇis sˇa¯ *sˇ¯ı+ sˇim sˇo sˇaja¯ *sˇinı¯, sˇai+
sˇie sˇo sˇiem sˇos sˇajos *sˇinı¯s, sˇais+
sˇ¯ı sˇ¯ıs *sˇa¯s+ sˇai sˇo sˇaja¯ *sˇinı¯, sˇai+
sˇ¯ıs *sˇa¯s+ sˇo sˇ¯ım *sˇa¯m+ sˇ¯ıs *sˇa¯s+ sˇaja¯s *sˇinı¯s, sˇais+
Nom. Gen. Dat. Akk. Lok.
tas ta¯ tam to taja¯ *tanı¯, tai+
tie to tiem tos tajos *tanı¯s, tais+
ta¯ ta¯s tai to taja¯ *tanı¯, tai+
ta¯s to ta¯m ta¯s taja¯s *tanı¯s, tais+.
mana ‘meine’ ⫺ 4. Dekl. (a¯-St.), vgl. Mask Gen. mana, Dat. manam, Akk. manu, Lok. mana¯; Fem Gen. manas, Dat. manai, Akk. manu, Lok. mana¯. Entsprechend werden tavs ‘dein’, tava ‘deine’ etc. dekliniert. Die Possesssivpronomina Sg. vin¸a ‘sein’, vin¸as ‘ihr’ und Pl. Mask und Fem vin¸u ‘ihr’ sind indeklinabel. Das Lettische hat keine besonderen Formen des Possessivpronomens für die 2. und 3. Pers. Pl. und 3. Pers. Sg. Hier treten die jeweiligen Genetivformen des entsprechenden Personalpronomens auf: mu¯su ‘unser’, ju¯su ‘euer’; vin¸u ‘ihr’ (Pl.) und im Sg. vin¸a m. ‘sein’; vin¸as f. ‘ihr’. Man vgl. folgende Beispiele: vin¸a be¯rnı¯ba ‘seine Kindheit’; vin¸as gra¯matu plaukts ‘ihr (f.) Bücherregal’; vin¸u darba metode ‘ihre (Pl.) Arbeitsmetode’. 5.4.4.2. Das reflexive Possessivpronomen Sg. savs m.; sava f.; Pl. savi m.; savas f. wird wie mans, mana dekliniert. Im Satz bezieht es sich stets auf das Subjekt des Satzes und ist demnach bei einem Subjekt im Singular durch ‘mein’, ‘dein’, ‘sein/ihr’ und bei einem Subjekt im Plural mit ‘unser’, ‘euer’, ‘ihr’ wiederzugeben: Es lasu savu gra¯matu Ich lese mein (eigenes) Buch Tu lasi savu gra¯matu Du liest dein (eigenes) Buch Vin¸sˇ lasa savu gra¯matu Er liest sein (eigenes) Buch
Me¯s lasa¯m savas gra¯matas Wir lesen unsere (eigenen) Bücher Ju¯s lasa¯t savas gra¯matas Ihr lest eure (eigenen) Bücher Vin¸i (vı¯ri) lasa savas gra¯matas Sie (die Männer) lesen ihre (eigenen) Bücher Vin¸as (sievas) lasa savas gra¯matas Sie (die Frauen) lesen ihre (eigenen) Bücher. Steht das reflexive Possessivpronomen nicht vor dem dazugehörigen Nomen, so ist im Deutschen auch die Übersetzung mit ‘meinig(-)’ möglich, vgl. Vin¸sˇ ga¯ja ar savu bra¯li, es ar savu ‘Er ging mit seinem Bruder, ich mit dem meinem (dem meinigen)’. 5.4.5. Zum Interrogativ- und Relativpronomen Eine herausragende Besonderheit des Baltischen ist, daß es nur e i n Interrogativpronomen für wer und was gibt, nämlich lett. kas? und lit. ka`s? Es folgt die Deklination von kas: Nom. kas? ‘wer?, was?’; Gen. ka¯? ‘wessen?’; Dat. kam? ‘wem?’; Akk. ko? ‘wen?, was?’; Lok kur? ‘bei wem?, wobei?’. Dieses Pronomen tritt auch in relativischer Funktion und Bedeutung auf: kas ‘der, das/ die’; ka¯ ‘dessen/deren’; kam ‘dem/der/denen’; ko ‘den/die’; kur ‘bei dem/der’. Die anderen Interrogativpronomina wie kursˇ? ‘welcher?’, kura? ‘welche’; ka¯ds? ‘was für einer?’, ka¯da? ‘was für eine?’ flektieren nach der gängigen substantivischen Deklination.
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21. Lettisch
5.5. Zum Verb Das lettische Verb verfügt im wesentlichen über dieselben grammatischen Kategorien wie das litauische. Es fehlt allerdings eine spezielle Form des Frequentativums (über Ansätze einer möglichen analytischen Frequentativform s. Eckert 1996, 42⫺46) und ein 2. Infinitiv ist ebenfalls nicht vorhanden. Als Besonderheit ist das Vorhandensein des Debitivs im Lettischen hervorzuheben. Allgemeine Ausführungen zu den Tempusformen und zum Debitiv s. unter 2.2.3, 2.2.4. 5.5.1. Infinite Verbformen Zu ihnen zählen neben den Partizipien, dem Halbpartizip und den Gerundien (s. unter 2.2.16) der Infinitiv, der im Aktiv auf -t ausgeht, vgl. bu¯-t ‘sein’, pirk-t ‘kaufen’ und bei den Reflexivverben die Endung -ties hat, vgl. iepirk-ties ‘einkaufen’. Auch im Lettischen kommen Verknüpfungen von verstärkenden Adverbien (die auf Verbaladjektive zurückgehen) mit wurzelgleichen Verben vor, z. B. lu¯dzin lu¯gt (heute üblicher: lu¯gtin lu¯gt) ‘inständig bitten’, ba¯ztin ba¯zt ‘gepfropft vollstopfen’. 5.5.2. Zu den finiten Verbformen 5.5.2.1. Für die Endungen des Verbs im Präsens und Präteritum läßt sich folgendes allgemeines Schema aufstellen:
1. Pers. 2. Pers. 3. Pers.
Sg.
Pl.
-u -i/-Ø
-am/-a¯m -at/-a¯t -Ø/-a
2) Schema B: -u -i
-am -at -Ø
a) für einige Verben der 1. Konjungation (d. h. für solche, die in der 2. Pers. Sg. -i und in der 3. Pers. Nullendung, d. h. -Ø haben), vgl. prast ‘verstehen’: protu ‘ich kann, verstehe’; proti ‘du kannst, verstehst’; protam ‘wir können, verstehen’; protat ‘ihr könnt, versteht’; prot ‘er/sie kann, versteht; sie können, verstehen’; b) für alle Verben der 2. Konjugation (Verben, deren Infinitivstamm wenigstens 2 Silben enthält, deren Präteritalstamm jedoch eine Silbe mehr als der Präsensstamm hat), vgl. se¯de¯t ‘sitzen’: Prät. se¯de¯ju ‘ich saß’: Präs. se¯zˇu *se¯du+ ‘ich sitze’; se¯di ‘du sitzt’; se¯zˇam *se¯dam+ ‘wir sitzen’; se¯zˇat *se¯dat+ ‘ihr sitzt’; se¯d *se¯zˇ+ ‘er/sie sitzt; sie sitzen’ [In gebrochenen Klammern werden Varianten aufgeführt. Die Form der 3. Pers. wird in den Beispielreihen als letzte gebracht]. 3) Schema C: -u -i
-a¯m -a¯t -a
Abb. 21.1
I. Daraus lassen sich für das Präsens folgende 3 Schemata ableiten: 1) Schema A: -u -Ø
ben’; dodat ‘ihr gebt’; dod ‘er/sie gibt; sie geben’; b) für alle Verben der 3. Konjugation (produktive Verben, die in der 1. Pers. Sg. Präs. und in der 1. Pers. Sg. Prät. die gleiche Silbenzahl aufweisen, jedoch nicht weniger als 3 und im Infinitiv nicht weniger als 2 Silben haben), vgl. runa¯t ‘sprechen’: runa¯ju ‘ich spreche’; runa¯ ‘du sprichst’; runa¯jam ‘wir sprechen’; runa¯jat ‘ihr sprecht’; runa¯ ‘er/sie spricht; sie sprechen’; Prät. runa¯ju ‘ich sprach’;
-am -at -Ø
a) für die meisten Verben der 1. Konjugation (einsilbige), vgl. dot geben’: dodu ‘ich gebe; dod ‘du gibst’; dodam ‘wir ge-
für alle Verben der 3. Konjugation auf -a¯t und -ı¯t im Infinitiv, vgl. sveicina¯t ‘begrüßen’: sveicinu ‘ich begrüße’; sveicini ‘du begrüßt’; sveicina¯m ‘wir begrüßen’; sveicina¯t ‘ihr begrüßt’; sveicina ‘er/sie begrüßt; wir begrüßen’; gaidı¯t ‘warten’: gaidu ‘ich warte’; gaidi ‘du wartest’; gaida¯m ‘wir warten’; gaida¯t ‘ihr wartet’; gaida ‘er/sie wartet; sie warten’. II. Für das Präteritum gilt das Schema C; vgl. pratu ‘ich konnte, verstand’; prati ‘du
616 konntest, verstandest’; prata¯m ‘wir konnten, verstanden’; prata¯t ‘ihr konntet, verstandet’; prata ‘er/sie konnte, verstand; sie konnten, verstanden’; se¯de¯ju ‘ich saß’; se¯de¯ji ‘du saßest’; se¯de¯ja¯m ‘wir saßen’; se¯de¯ja¯t ‘ihr saßet’; se¯de¯ja ‘er/sie saß; sie saßen’; gaidı¯ju ‘ich wartete’; gaidı¯ji ‘du wartetest’; gaidı¯ja¯m ‘wir warteten’; gaidı¯ja¯t ‘ihr wartetet’; gaidı¯ja ‘er/sie wartete; sie warteten’. Es lassen sich folgende Regeln ableiten: 1) Die Endung der 1. Pers. ist immer gleich (-u); 2) Wenn die 3. Pers. Nullendung (-Ø) hat, dann sind die Endungen der 1. und 2. Pers. Pl. ohne Länge (-am, -at); 3) Wenn die 3. Pers. die Endung -a aufweist, dann sind die Endungen der 1. und 2. Pers. Pl. gelängt (-a¯m, -a¯t); 4) Schema C gilt für alle Präteritalformen und für die Formen des Präsens der 3. Konjugation auf -a¯t, -ı¯t. Auf diese Weise lassen sich die Verbalendungen des Präsens und Präteritums knapp und übersichtlich beschreiben. Zahlreiche Verbalformen des Präsens (auch einige des Präteritums) weisen Varianten auf, vgl. außer dem oben bereits angeführten se¯de¯t z. B. noch folgende, die alle im LLV bezeugt sind: aut ‘Schuhe, Strümpfe anziehen; Fußbekleidung anlegen’: Präs.: auju; auj, auj und daneben aunu, aun, aun; ba¯le¯t ‘erbleichen’: ba¯lu, ba¯li, ba¯l oder ba¯le¯ju, ba¯le¯, ba¯le¯; bru¯net ‘braun werden’: 3. Pers. bru¯ne¯ oder bru¯n; gainı¯t ‘verscheuchen, vertreiben’: gainu, gaini, gaina oder gainı¯ju, gainı¯, gainı¯; gulties ‘sich legen’: Präs. gul¸os, gulies, gul¸as oder gulstos, gulsties, gulstas; Prät. gu¯los oder gulos etc. 5.5.2.2. Zu den Futurformen Die Bildung der Futurformen erfolgt vom Infinitivstamm ⫹ -sˇ ⫹ -u (Endung der 1. Pers.) und mit -s vor allen anderen Personalendungen, vgl. runa¯sˇu ‘ich werde sprechen’; runa¯si; ‘du wirst sprechen’; runa¯sim ‘wir werden sprechen’; runa¯sit *runa¯siet+ ‘ihr werdet sprechen’; runa¯s ‘er/sie wird sprechen; sie werden sprechen’. Es folgt noch ein Beispiel für die Reflexivverben: mazga¯sˇos ‘ich werde mich waschen’; mazga¯sies; mazga¯simies; mazga¯sities *mazga¯sieties+; mazga¯sies. Die Endung der 2. Pers. Pl. weist Variantenformen auf.
IV. Baltische und slavische Sprachen
5.5.2.3. Zu den analytischen (periphrastischen) Tempusformen Diese Formen werden mit Hilfe der Tempusformen des Hilfsverbs bu¯t ⫹ Part Prät. Akt gebildet: Das Perfekt: es esmu ce¯lis m./ce¯lusi f. ‘ich habe gehoben’; tu esi ce¯lis/ce¯lusi ‘du hast gehoben’; vin¸sˇ/vin¸a ir ce¯lis/ce¯lusi ‘er/sie hat gehoben’; me¯s esam ce¯lusˇi/ce¯lusˇas ‘wir haben gehoben’; ju¯s esat ce¯lusˇi/ce¯lusˇas ‘ihr habt gehoben’; vin¸i/vin¸as ir ce¯lusˇi/ce¯lusˇas ‘sie (m. f. Pl.) haben gehoben’; Das Plusquamperfekt: es biju ce¯lis/ce¯lusi ‘ich hatte gehoben’; tu biji ce¯lis/ce¯lusi ‘du hattest gehoben’ etc. Das Futur II: es bu¯sˇu ce¯lis/ce¯lusi ‘ich werde gehoben haben’; tu bu¯si ce¯lis/ce¯lusi ‘du wirst gehoben haben’ etc. Die beiden letztgenannten sind relationelle Tempora, das Plusquamperfekt bezeichnet eine Handlung, die vor einer anderen Handlung in der Vergangenheit liegt; das Futur II eine Handlung, die vor einer anderen Handlung im Futur eintritt, vgl. Kad visu bu¯sim apskatı¯jusˇi, dosimies uz autobusu ‘Wenn wir alles angeschaut haben werden, werden wir uns zum Autobus begeben’. 5.5.2.4. Zu den analytischen Tempusformen des Passivs Die Formen des Präsens, Präteritums und Futurs werden mit den Tempusformen der Hilfsverben tikt, tapt, kl¸u¯t ⫹ Partizip Präteritum auf -t gebildet: Präs. Pass.: es tieku gla¯bts/gla¯bta ‘ich werde gerettet’; Prät. Pass.: es tiku gla¯bts/gla¯bta ‘ich wurde gerettet’; Fut. Pass.: es tiksˇu gla¯bts/gla¯bta ‘ich werde gerettet werden’. Hier kommt es zu variativen Formen hinsichtlich des Einsatzes von einem der drei Hilfsverben. Die Formen des Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II werden mit den Tempusformen des Hilfsverbs bu¯t ⫹ t-Partizip gebildet:
21. Lettisch
Perf. Pass.: es esmu gla¯bts/gla¯bta ‘ich bin gerettet worden’; Plusqu. Pass.: es biju gla¯bts/gla¯bta ‘ich war gerettet worden’; Fut. II Pass.: es bu¯sˇu gla¯bts/gla¯bta ‘ich werde gerettet worden sein’. 5.5.3. Zu den anderen Modi 5.5.3.1. Zum Imperativ Wie im Deutschen ist auch im Lettischen am gebräuchlichsten der Imperativ der 2. Pers. Sg. Hier beobachtet man einen Formensynkretismus mit der 2. Pers. Sg. Präs. Ind.: die Imperativform wird ohne das Personalpronomen tu gebraucht mit Befehlsintonation: 2. Pers. Präs. Ind. tu nes ‘du trägst’ ⫺ 2. Pers. Imp. nes! ‘trage!’; entsprechend: tu runa¯ ‘du sprichst’ ⫺ 2. Pers. Imp. runa¯! ‘sprich!’; tu dzı¯vo ‘du lebst’ ⫺ dzı¯vo! ‘leb!’; tu lasi ‘du liest’ ⫺ lasi! ‘lies!’; tu mazga¯jies ‘du wäschst dich’ ⫺ mazga¯jies! ‘wasch dich!’. Die 2. Pers. Pl. wird von der Form der 2. Pers. Sg. Imp. gebildet ⫹ Endung -iet/ieties (bei Verben der 2. Konjugation wird vor die Endung ein -j- eingeschoben): nes! ⫺ 2. Pers. Pl. Imp. nesiet! ‘tragt; tragen Sie!’; runa¯! ⫺ 2. Pers. Pl. Imp. runa¯jiet! ‘sprecht; sprechen Sie!’; mazga¯jies ⫺ mazga¯jieties! ‘wascht euch; waschen Sie sich!’. Die 3. Pers. Imp. wird mit Hilfe der Partikel lai ⫹ Personalpronomen der 3. Pers. ⫹ Form der 3. Pers. Präs. Ind. gebildet (und von einer Reihe von Forschern ⫺ z. B. Forssmann 2001, 294 ⫺ als Optativform betrachtet): lai vin¸sˇ/vin¸a nes! ‘möge/soll er/sie tragen!’ Die 1. Pers. Pl. Imp. weist wieder einen Synkretismus zur 1. Pers. Pl. Fut. auf, vgl. me¯s nesı¯sim ‘wir werden tragen’ ⫺ nesı¯sim! ‘laßt uns tragen!’ 5.5.3.2. Zum Konditionalis 5.5.3.2.1. Die synthetische Form des Konditionalis Diese Form geht zurück auf das alte Supinum. Präs. Akt. Kond. bei nichtreflexivischen Verben: Infinitivstamm ⫹ -tu: mes-t ‘werfen’ ⫺ mestu ‘ich würde werfen’; bei reflexi-
617 vischen Verben: Infinitivstamm ⫹ -tos: mesties ‘sich werfen’ ⫺ mestos ‘würde sich werfen’. Für alle Personen gibt es nur eine Form: es, tu, vin¸sˇ/vin¸a; me¯s, ju¯s, vin¸i/vin¸as mazga¯tu ‘ich, du er/sie; wir, ihr, sie (Pl.) würde, würdest, würde; würden, würdet, würden waschen’. 5.5.3.2.2. Die analytischen Formen a) Perf. Akt. Kond.: bu¯tu ⫹ Part. Prät. Akt.: es, tu, vin¸sˇ/vin¸a bu¯tu metis/metusi ‘ich würde, du würdest, er/sie würde geworfen haben’; me¯s, ju¯s, vin¸i/vin¸as bu¯tu metusˇi/metusˇas ‘wir würden, ihr würdet, sie würden geworfen haben’. b) Präs. Pass. Kond.: -tu- Form des Hilfsverbs tikt, tapt ⫹ Part. Prät. Pass.: es, tu vin¸sˇ/vin¸a tiktu *taptu+ gla¯bts/gla¯bta ‘ich würde, du würdest … gerettet werden’; me¯s, ju¯s, vin¸i/vin¸as tiktu *taptu+ gla¯bti/ gla¯btas ‘wir würden, ihr würdet … gerettet werden’. Hier kommt es zu einer Variantenausbildung beim Hilfsverb (tiktu : taptu). c) Prät. Pass. Kond.: tu- Formen von bu¯t ⫹ Part. Prät. Pass.: es, tu, vin¸sˇ/vin¸a bu¯tu gla¯bts/gla¯bta ‘ich würde, du würdest … gerettet worden sein’; me¯s, ju¯s, vin¸i/vin¸as bu¯tu gla¯bti/gla¯btas ‘wir würden, ihr würdet … gerettet worden sein’. In der älteren Literatur sind Formen der 1. Pers. Pl. Kond. auf -tum und der 2. Pers. Pl. Kond. auf -tut anzutreffen, die aber heute schon eine archaische Färbung aufweisen. Vgl. Ka¯ bu¯tu, ja me¯s pasˇu nelabo n¸emtum (1. Pers. Pl. Kond.) palı¯ga¯? ‘Was wäre, wenn wir den Leibhaftigen selbst zum Gehilfen nehmen würden?’ 5.5.3.3. Zum Wiedererzählmodus Wie das Litauische und einige Balkansprachen, z. B. Bulgarisch, besitzt das Lettische spezielle grammatische Formen, die gebraucht werden, wenn der Sprecher etwas von anderen Gesagtes, Gehörtes erzählt (daher Wiedererzählmodus) oder wenn er nicht Augenzeuge der Ereignisse war, die er berichtet, weitergibt, für deren Wahrheitsgehalt er sich nicht verbürgen kann oder will. Eine bestimmte Form des Wiedererzählmodus oder Relativmodus wird in letti-
618 schen Volksmärchen bevorzugt und zwar die Form des Relativ Perfekt (die gewöhnlich ohne Kopula auftritt), die daher auch als Narrativ bezeichnet wird. Es gibt nur eine Form für alle Personen, aber eine Reihe von Tempusformen des Aktivs und Passivs und Formen anderer Modi (Imperativ und Debitiv). Es folgt eine knappe Erwähnung der einzelnen Formenkategorien: Rel. Präs. Akt.: Die Endung -u der 1. Pers. Sg. Präs. wird durch -ot bzw. die reflexivische Endung -os durch -oties ersetzt: es eju ‘ich gehe’ ⫺ es ejot ‘ich gehe angeblich’; es smejos ‘ich lache’ ⫺ es smejoties ‘ich lache angeblich’; Vin¸sˇ esot ¸loti baga¯ts ‘Er soll sehr reich sein’, ‘Man sagt, er sei sehr reich’. Rel. Perf. Akt.: Wird gebildet vom Rel. Präs. von bu¯t ⫹ Part. Prät. Akt.: Es esot stra¯da¯jis ‘Ich soll gearbeitet haben’; Ma¯sa pasniedza zı¯mı¯ti, ko esot atsta¯jis doktors ‘Die (Kranken)schwester reichte ein Zettelchen, das der Doktor (angeblich) zurückgelassen habe.’ Hier wird die Kopula häufig ausgelassen und man beobachtet dann einen Zusammenfall des Ind. Perf. Akt. mit dem Rel. Perf. Akt.: Vin¸sˇ ir nopircis > Vin¸sˇ nopircis ‘Er hat gekauft’ : Vin¸sˇ esot nopircis > Vin¸sˇ nopircis ‘Er habe (angeblich) gekauft’. Beim Narrativ im engeren Sinne ist das die gewöhnliche Form. Vgl. aus einem lettischen Volksmärchen: Ka¯dam k¸e¯nin¸am bijusi ¸loti nesmuka meita ‘Es war einmal ein König. Der hatte eine sehr häßliche Tochter’. Rel. Fut. II: Wird gebildet mit dem Rel. Fut. von bu¯t (bu¯sˇot) ⫹ Part. Prät. Akt.: Vin¸sˇ bu¯sˇot redze¯jis ‘Er werde (dann) gesehen haben’: Rel. Präs. Pass.: Die Bildung erfolgt durch Verknüpfung des Rel. Präs. von tikt *tapt+ ⫹ Part. Prät. Pass.: Es tiekot *topot+ gla¯bts/ gla¯bta ‘Ich sei (angeblich) gerettet’. Rel. Fut. Pass.:Wird gebildet durch Verknüpfung der Relativformen tiksˇot *tapsˇot+ ⫹ Part. Prät. Pass.: Es tiksˇot *tapsˇot+ gla¯bts/gla¯bta ‘Ich werde (angeblich) gerettet sein’. Rel. Pers. Pass.: Die analytische Form besteht aus dem Rel. Präs. von bu¯t (esot) ⫹
IV. Baltische und slavische Sprachen
Part. Prät. Pass.: Es esot gla¯bts/gla¯bta ‘Ich sei (angeblich) gerettet worden’. Rel. Fut. II Pass.: Die Bildungsweise stellt eine Verbindung des Rel. Fut. Von bu¯t (bu¯sˇot) ⫹ Part. Prät. Pass. dar: Es bu¯sˇot gla¯bts/ gla¯bta ‘Ich werde (angeblich) gerettet worden sein’. Auch eine Imperativform des Relativmodus (Rel. Imp.) kommt gelegentlich vor: (Vin¸sˇ sacı¯ja) lai me¯s braucot ‘(Er sagte), daß wir fahren mögen’. Es kommen ferner mehrere Formen des Relativmodus beim Debitiv vor; vgl. Man (ir) ja¯lasa ‘Ich muß lesen’: Man esot ja¯lasa ‘Ich müsse lesen’ und Tev bu¯s ja¯apmekle¯ ‘Du wirst besuchen müssen’ : Tev bu¯sˇot ja¯apmekle¯ ‘Du werdest (angeblich) besuchen müssen’. Man vgl. noch Bu¯sˇot ja¯braucot (Aus Endzelin 1922) ‘Man werde fahren müssen’. Weitere Formen sind möglich, doch ihr Gebrauch ist selten. Es ist aber bezeichnend, wie diese Kategorie des Verbalsystem durchdringt und einen beträchtlichen Formenreichtum entwickelt hat. 5.5.3.4. Zum Debitiv Diese besondere modale Kategorie des Lettischen bringt die Notwendigkeit, das Müssen und das Sollen zum Ausdruck. Sie besitzt ein ausgeprägtes Formensystem. Da der Debitiv ausschließlich in unpersönlichen Strukturen Anwendung findet, wird durch ihn die Anzahl der unpersönlichen Satzstrukturen, die im Lettischen einen bedeutenden Raum einnehmen, weiter vergrößert. Es ist nur eine Form für alle Personen vorhanden. Sie wird mit der Partikel ja¯- in Verknüpfung mit der Form der 3. Pers. Präs. gebildet, vgl. iet ‘geht’ ⫺ ja¯iet in: Man (ir) ja¯iet ‘Ich muß gehen’. Nur bei bu¯t ‘sein’ wird in der Standardsprache ja¯- mit dem Infinitiv verbunden zu ja¯bu¯t, vgl. Vin¸am ja¯bu¯t ma¯ja¯s ‘Er muß zu Hause sein’. Dialektal ist auch ein ja¯ir bezeugt. Wie bereits erwähnt, kommt der Debitiv in unpersönlichen Konstruktionen vor, d. h. der Agens steht im Dativ, während für den Patiens der Handlung der Nominativ verwendet wird, vgl. Man ja¯pe¯rk maize ‘Ich muß Brot kaufen’. Die Pronomina der 1.
21. Lettisch
und 2. Person stehen in der Rolle des Patiens jedoch im Akkusativ, vgl. Tev mani ja¯iepazı¯stina ar darba apsta¯kl¸iem ‘Du mußt mich mit den Arbeitsbedingungen bekannt machen’. Ferner: Man tevi ja¯redz ‘Ich muß dich sehen’. Zu den einzelnen Formen des Debitivs: Deb. Präs. Akt.: Die Bildungsweise ist folgende: 3. Pers. Präs. des Hilfsverbs bu¯t (irwird meist weggelassen) ⫹ ja¯- verknüpft mit 3. Pers. Ind. Präs., vgl. Man (ir) ja¯lasa gra¯mata ‘Ich muß das Buch lesen’. Die runden Klammern deuten an, daß das entsprechende Element fakultativ ist. Gewöhnlich sagt man Man ja¯lasa gra¯mata. Hier liegt eine synthetische Form vor. Die Form ir ja¯lasa in Man ir ja¯lasa gra¯mata ist streng genommen eine analytische Form. Die Form mit ir wird genommen, wenn a) etwas besonders unterstrichen wird, vgl. Gru¯ts ir mums uzdevums, bet tas ir ja¯paveic! ‘Schwer ist auch für uns die Aufgabe, aber sie muß geleistet werden!’; b) es aus Gründen des Rhythmus erforderlich ist, z. B. Ikvienam ir rokas ja¯pieliek,/ Lai lielais darbs uz prieksˇu tiek (Rainis) ‘Jeder muß Hand anlegen,/ Möge die große Arbeit vorwärtskommen’. Deb. Prät. Akt.: Das Hilfsverb bu¯t steht im Präteritum: Man bija ja¯lasa gra¯mata ‘Ich mußte das Buch lesen.’ Vgl. ferner: Vakar man bij ja¯apkal¸ k¸e¯ve ‘Gestern mußte ich die Stute beschlagen’. Deb. Fut. Akt.: Das Hilfsverb steht im Futur: Man bu¯s ja¯lasa gra¯mata ‘Ich werde das Buch lesen müssen’. Man vgl. noch: Ai jaunekli, jaunekli, apdoma¯: Daudz sapn¸u bu¯s ja¯gulda smilta¯ja¯ ‘Oh Jünglinge, Jünglinge, bedenkt: Viele Träume werdet ihr beerdigen (wörtlich: in den Sand betten) müssen’. Deb. Perf. Akt.: Man ir bijis ja¯lasa gra¯mata ‘Ich habe das Buch lesen müssen’. Deb. Plusqu. Akt.: Man bija bijis ja¯lasa gra¯mata ‘Ich hatte das Buch lesen müssen’. Deb. Fut. II Akt.: Man bu¯s bijis ja¯lasa gra¯mata ‘Ich werde das Buch lesen gemußt haben’. Deb. Präs. Pass.: Bildungsweise: Die Partikel ja¯- wird mit der Form bu¯t bzw. den For-
619 men der 3. Pers. Präs. Ind. von tikt, tapt, kl¸u¯t verknüpft ⫹ Part. Prät. Pass. im Dat: Man ja¯bu¯t *ja¯tiek, ja¯top, jakl¸u¯st+ ma¯cı¯tam m./ma¯cı¯tai f. ‘Ich muß unterrichtet werden’. Deb. Prät. Pass.: Im Vergleich zum Deb. Präs. Pass. wird vor die Form mit ja¯- noch ein bija eingeschoben: Man bija ja¯bu¯t *ja¯tiek, ja¯top, ja¯kl¸u¯st+ ma¯cı¯tam/ma¯cı¯tai ‘Ich mußte unterrichtet werden’. Deb. Fut. Pass.: Mit bu¯s vor den Formen mit ja¯-: Man bu¯s ja¯bu¯t *ja¯tiek, ja¯top, ja¯kl¸u¯st+ ma¯cı¯tam/ma¯cı¯tai ‘Ich werde unterrichtet werden müssen’. Deb. Kond.: Vor der Form mit ja¯- steht bu¯tu: Man bu¯tu ja¯izlasa sˇi gra¯mata ‘Ich müßte dieses Buch durchlesen’. Vgl. ferner: Kaimin¸os sa¯k lı¯got. Arı¯ mu¯su sievietes sase¯dusˇas kopa¯ un spriezˇ, ka bu¯tu ja¯lı¯go. ‘In der Nachbarschaft beginnt man lı¯go zu singen. Auch unsere Ehefrauen setzen sich zusammen und beraten, was sie singen müßten’. Deb. Rel.: Vor der Form mit ja¯- steht esot oder bu¯sˇot: Man esot *bu¯sˇot+ ja¯izlasa sˇ¯ı gra¯mata. ‘Man solle doch (zukünftig) dieses Buch durchlesen’. In den Passivformen, die nicht so gebräuchlich sind, liegt ein Wechsel gleich mehrerer Varianten durch den variativen Gebrauch der Hilfsverben bu¯t *tikt, tapt, klu¯st+ vor. 5.5.4. Zur Frage des Verbalaspekts Das Lettische weist ebenso wie das Litauische keine sekundäre Imperfektivierung durch Suffigierung auf, man kann daher streng genommen nicht von einer morphologischen Aspektkategorie sprechen, die auf der Opposition „perfektiver Aspekt“ : „imperfektiver Aspekt“ aufgebaut ist. Auf Grund der Gegenüberstellung von verbum simplex : präfigiertes Verb mit angeblich „leerem“ Präfix (Typ rakstı¯t ‘schreiben’ : uzrakstı¯t ‘schriftlich abfassen, fixieren’ (LLV, 830)) läßt sich ebenfalls schwerlich eine Aspektkorrelation begründen, in der uzrakstı¯t als „perfektiver Aspekt“ betrachtet werden könnte. Auch ist es ziemlich vage, die präfigierte Form hier als „resultative Aktionsart“ zu bezeichnen. Einige Forscher lenkten jedoch ihre Aufmerksamkeit auf die Gegenüberstellung ei-
620
IV. Baltische und slavische Sprachen
ner Reihe präfigierter Verben und ihnen entsprechender Konstruktionen, die aus dem Verbum simplex ⫹ Adverb bestehen, das in Korrelation zum Präfix steht. Vgl. ieiet : iet ieksˇa¯ ‘hineingehen’; at-braukt : braukt sˇurp ‘ankommen’ etc. Dabei wird die Konstruktion Verbum simplex ⫹ Adverb als Keimform einer periphrastischen morphologischen Form angesehen. In der Gegenüberstellung des Typs ieiet: iet ieksˇa¯ erblickt man eine „embrionale“ formal grammatikalisierte Opposition von „perfektiv“ : imperfektiv“, die natürlich bestimmten Restriktionen hinsichtlich spezifischer Präfixe und ihnen entsprechender Adverbien in Verknüpfung mit einer lexikalisch bestimmten Gruppe von Verben unterliegt (vgl. Matthiassen 1996, 21 ff.).
6.
Einige Bemerkungen zur Syntax
6.1. In einer Reihe von Fällen stehen im Lettischen unpersönliche bzw. eingliedrige Strukturen persönlichen und zweigliedrigen im Deutschen gegenüber. Sie spiegeln zu einem bedeutenden Teile syntaktische Eigenheiten des Lettischen wieder. 6.1.1. Sätze mit nur einer Hauptkomponente im Lettischen ⫺ deutsche es- Sätze: 6.1.1.1. Lettisches Satzmuster: Verbum finitum 3. Pers.: Kre¯slo ‘Es dämmert’; Mazliet lı¯n¸a¯ ‘Es nieselt ein wenig’. 6.1.1.2. Lettisches Satzmuster: Kopula 3. Pers. ⫹ Adjektiv: Bija kluss ‘Es war still’; Sˇorı¯t mezˇa¯ ir mitrs ‘Heute morgen im Walde ist es feucht’. 6.1.1.3. Lettisches Satzmuster: Kopula 3. Pers. ⫹ Adverb: Bus skaisti ‘Es wird schön sein’; Cik tur bija karsti ‘Wie heiß war es dort’. 6.1.1.4. Lettisches Satzmuster: Kopula 3. Pers. ⫹ Nomen im Nominativ: Bija klusums ‘Es war Stille’; Drı¯z bu¯s vasara ‘Bald wird (es) Sommer sein’. 6.1.2. Dativische und genetivische Strukturen in Zwei-Komponenten-Sätzen, denen im Deutschen Strukturen mit einem Nomen im Nominativ entsprechen:
6.1.2.1. Lettisches Satzmuster: Nomen im Dativ ⫹ Verbum finitum: Ko man darı¯t? ‘Was soll ich tun?’; Tev (to) nesaprast! ‘Du kannst (das) nicht verstehen!’ 6.1.2.2. Lettisches Satzmuster: Nomen im Dativ ⫹ Kopula 3. Pers. ⫹ Nomen im Nominativ (Possessivische Strukturen): Be¯rnam ir bumba ‘Das Kind hat (besitzt) einen Ball’; A¯belei ir balti ziedi ‘Der Apfelbaum hat weiße Blüten’. 6.1.2.3. Lettisches Satzmuster: Nomen im Genetiv Pl. ⫹ Kopula 3. Pers. ⫹ Nomen im Nominativ (Mengenbezeichnende Strukturen): Meiten¸u ir vairums ‘Es sind eine Menge (viele) Mädchen da’; Ogu ir milzums ‘Es ist eine Riesenmenge von Beeren da’. 6.2. Partizipial- und Gerundialkonstruktionen sind für das Lettische (ebenso wie für das Litauische) charakteristisch, darunter auch solche, die aus anderen Sprachen nur für frühe Sprachepochen bekannt sind (Dativus absolutus, Akkusativus absolutus): 6.2.1. Die in der Gerundialkonstruktion ausgedrückte Handlung hat denselben Verursacher (Agens) wie die durch die finite Verbalform ausgedrückte Handlung: Ve¯stuli lasot, vin¸sˇ neizra¯dı¯ja savus pa¯rdzı¯vojumus ‘Den Brief lesend, brachte er nicht seine Erregungen zum Ausdruck (d. h. er beherrschte sich)’. Lasot a¯bolus, staiga¯ju basa¯m ka¯ja¯m ‘Äpfel sammelnd, (Beim Äpfelsammeln) ging (oder: gehe) ich barfuß’. 6.2.2. Mit dem Halbpartizip wird ein gleichzeitiger Verlauf der Handlungen signalisiert: Smagi elpodami (Nom. Pl., kongruierend mit vı¯ri), vı¯ri apsta¯ja¯s pie va¯rtin¸iem ‘Schwer atmend, hielten die Männer beim Tor an’. 6.2.3. Konstruktion mit dem Part. Prät. Akt. zur Darstellung vorzeitiger Sachverhalte: Uzzina¯jis, ka mans draugs bija slims, es vin¸u apciemoju ‘Nachdem ich erfahren hatte, daß mein Freund krank war, besuchte ich ihn’. 6.2.4. Partizipialkonstruktion, die die Gleichzeitigkeit der Handlungen wieder-
621
21. Lettisch
gibt: De¯ls se¯zˇ pie galda, galvu noliecis ‘Der Sohn sitzt am Tisch, den Kopf gebeugt’. 6.2.5. Konstruktionen mit dem Dativus absolutus. Hier sind die Verursacher der Handlung in der Gerundialkonstruktion und im Verbum finitum verschieden: Saulei lecot, vin¸sˇ sta¯ve¯s sava¯ vieta¯ ‘Wenn die Sonne aufgeht (wörtl.: Die Sonne aufgehend), wird er auf seinem Platz stehen’. Aus einem lettischen Volkslied: Pats prece¯ju lı¯gavin¸u,/ Te¯vam ma¯tei nezinot ‘Ich selbst heirate die liebe Braut, ohne daß Vater (und) Mutter (d. h. die Eltern) (es) wissen’. 6.2.6. Konstruktion mit dem Gerundium auf -m. Mit Verben der Wahrnehmung steht es mit einem Akkusativ, der den zugehörigen Agens bezeichnet (Akkusativus absolutus): Me¯s redze¯ja¯m ma¯su na¯kam ‘Wir sahen die Schwester kommen’ (vgl. Endzelin 1922; MG II, Ceplı¯tis/Rozenbergs/Valdmanis 1989; Ga¯ters 1993; Forssman 2001). 6.3. Zur Wortfolge 6.3.1. Die ziemlich variable Wortstellung im Lettischen wird dadurch ermöglicht, daß die meisten Formen durch ihre Flexionsendungen klar in ihrer Funktion zu erkennen sind. Daher sind die Abfolgen S (Subjekt) ⫺ V (Verb) ⫺ O (Objekt) möglich (die ebengenannte überwiegt wohl statistisch), aber auch OVS oder SOV. Für das Pronomen scheint die Folge SOV (Es tevi mı¯lu ‘Ich liebe dich’, eigentlich: ‘Ich dich liebe’) Gültigkeit zu haben. 6.3.2. Für die Unterscheidung von Thema und Rhema ist die Wortfolge relevant, vgl. Mana ma¯sa iet uz veikalu ‘Meine Schwester geht in das Geschäft (und nicht etwa auf den Markt)’ : Uz veikalu iet mana ma¯sa ‘In das Geschäft geht meine Schwester (und nicht etwa mein Bruder)’. 6.3.3. Im Lettischen steht das Bestimmende vor dem Bestimmten, d. h. adjektivische und substantivische (vor allem genetivische) Attribute stehen vor ihrem Bezugswort: Vin¸sˇ uzrakstı¯ja pa¯rskatu par drauga tulkota¯m gra¯mata¯m ‘Er schrieb ein Verzeichnis über die von seinem Freund übersetzten Bücher’ ⫺ Vin¸sˇ uzrakstı¯ja pa¯rskatu par tulko-
ta¯m drauga gra¯mata¯m ‘Er schrieb ein Verzeichnis der übersetzten Bücher seines Freundes’. 6.3.4. Der Genetivus partitivus zeigt Nachstellung, vgl. pudele vı¯na ‘eine Flasche Wein’ : vı¯na pudele ‘Weinflasche’ (Genetivus qualitatis). Vgl. Forssman 2001, 338⫺340.
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Rainer Eckert, Berlin
22. Russisch
623
22. Russisch 1.
Einleitung
Innerhalb der Slavischen Sprachen (slavistisch kurz Slavinen genannt), die wiederum einen Zweig der indogermanischen Sprachen darstellen, bildet das Russische nach der traditionellen Einteilung in ost-, westund südslavische Sprachen zusammen mit dem Weißrussischen und dem Ukrainischen die Gruppe der ostslavischen Sprachen. Ältere Bezeichnungen für die drei ostslavischen Sprachen sind Großrussisch, Ruthenisch und Kleinrussisch. Diese drei Gruppen haben nicht nur einen arealen Zusammenhang, sondern ihre Mitglieder weisen untereinander auch große kulturgeschichtliche sowie sprachgeschichtliche Gemeinsamkeiten auf, vor allem beim Wandel bestimmter, für charakteristisch erachteter Lautgruppen. Strukturell und/ oder synchron betrachtet, ist diese traditionelle Einteilung jedoch äußerst fragwürdig, wie man seit langem weiß, und die moderne Sprachtypologie hat andere Klassifikation vorgeschlagen (vgl. Kempgen 1991). Mit der Völkerwanderungszeit endet die die Zeit des sog. „Urslavischen“, der rekontruierten (relativen) Spracheinheit der slavischen Stämme. Dieser Zeitpunkt wird traditionell etwa im 5. Jahrhundert nach Chr. angesetzt. Die Wanderungsbewegungen der Slaven, deren „Urheimat“ man im Gebiet der Pripjat’-Sümpfe in der heutigen Ukraine lokalisiert, nach Süden (in den gesamten Balkanraum und an die Adria), Westen (bis zur Elbe und nach Franken) und Norden sind der äußere Anlaß für die Auseinanderentwicklung der Dialekte und die Entstehung der slavischen Einzelsprachen. Die schriftliche Überlieferung beginnt mit der Schaffung eines slavischen Alphabetes und einer slavischen Literatursprache, des sog. „Altkirchenslavischen“, durch die Brüder Konstantin-Kyrill und Method im 9. Jahrhundert. Sie selbst wirken ⫺ vom byzantinischen Kaiser entsandt ⫺ zunächst in Mähren, ihre Schüler finden nach ihrer Vertreibung von dort in Bulgarien (und dem heutigen Makedonien) Zuflucht und neue
Wirkungsstätten. Von Bulgarien aus gelangt die neue slavischen Schriftlichkeit im 9. Jahrhundert auch in den ostslavischen Raum, nach Kiev, die Hauptstadt des „Kiever Rußlands“. Dies ist sprachgeschichtlich die Zeit des „Frühostslavischen“ (8.⫺10. Jahrhundert). Die Periode des „Gemeinostslavischen“ (oft vereinfachend auch bereits „Altrussisch“ genannt) umfaßt das 11. bis 14. Jahrhundert. Mit dem 15. Jahrhundert beginnt der Zerfall des Ostslavischen in die späteren Einzelsprachen Russisch, Weißrussisch und Ukrainisch. Äußerer Anlaß hierfür ist die Aufsplitterung des Sprachgebietes in den Moskauer Staat im Norden, aus dem das Russische Reich entsteht, und die südlichen und westlichen Teile, die unter polnisch-litauischen Einfluß gelangen. Das Altrussische (und die altrussische Kultur insgesamt) enden am Ende des 17. Jahrhunderts unter Peter dem Großen, der die Öffnung Rußlands nach Westen durchsetzt. Aus dem Nebeneinander von Altkirchenslavisch (der Sprache der Kirche und hohen Literatur), der russischen Volkssprache und dem ab jetzt dominierenden Einfluß der westeuropäischen Sprachen entsteht im 18. Jahrhundert langsam die heutige russische Hochsprache, woran u. a. auch Pusˇkin wesentlichen Anteil hat. Seit diesem Zeitpunkt spricht man vom „heutigen Russisch“, das allerdings im 20. Jahrhundert durch die Entwicklungen der Sowjetzeit seine eigene Prägung erhalten hat. Auch das Ende der Sowjetunion wirkt sich sprachlich so aus, daß man mit dieser Zeit eine neue Periode oder mindestens Phase beginnen läßt. Die sprachgeschichtlichen Entwicklungen lassen sich den genannten Perioden gut zuordnen: Praktisch alle Lautwandelphänomene und ein großer Teil des morphologischen Wandels liegen in der Zeit des Altrussischen im weiteren Sinne (d. h. vor dem 17. Jahrhundert), der Lautwandel zu einem guten Teil sogar in der Zeit des Gemeinostslavischen. Seit der Petrinischen Zeit formen sich dagegen vornehmlich Syntax und Lexikon zu ihrer heutigen Gestalt aus. Im Lautsystem und in seinem grammatischen Bau
624
IV. Baltische und slavische Sprachen
ist das Russische also eine sehr konservative Sprache, weil es sich hier seit dem 15. Jahrhundert nur noch ganz wenig verändert hat. Das russische Sprachgebiet ⫺ wobei nur der europäische Teil Rußlands berücksichtigt wird ⫺ gliedert man gewöhnlich in drei große Dialektzonen. Die südliche Zone (die das älteste Siedlungsgebiet der Ostslaven umfaßt) grenzt im Westen an Weißrußland und im Süden an die Ukraine. Im Norden reicht sie bis Smolensk, Kaluga und Rjazan’, zum Teil (v. a. im Westen) deutlich darüber hinaus. Das mittelrussische Dialektgebiet ist ein Streifen von der Breite des Baltikums, an das es im Westen angrenzt. In ihm liegen u. a. die Gebiete der alten russischen Fürstentümer Pskov, Tver’, Moskau, Vladimir, Nizˇnij Novgorod sowie Kazan’, im Norden gehören noch die Gegenden um Novgorod sowie St. Petersburg mit dazu. Allerdings ist gerade die Ausdehnung nach Norden umstritten: bei älteren Autoren wird der mittelrussische Streifen deutlich schmaler angesetzt. Der russische Norden bildet die dritte Dialektzone; sie grenzt im Westen an den Ladoga-See, im Norden erreicht sie den Onega-See. Sie ist insgesamt dünner besiedelt; etwas bekanntere Städte sind hier Ladoga, Petrozavodsk, Vologda, Jaroslavl’, Kostroma. Insgesamt sind die Dialektgebiete viel größer und die Dialektunterschiede viel weniger ausgeprägt als etwa im deutschen Sprachraum. Eine gute Übersicht über die Dialektgebiete bietet die Karte bei Avanesov (1979; Beilage). Das mittelrussische Dialektgebiet ist ein deutliches Ausgleichsgebiet zwischen dem Norden und dem Süden; da in ihm auch die Hauptstadt Moskau liegt, ist dieser Dialekt auch zur Grundlage der Hochsprache geworden.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Lautebene Das Phonemsystem des Russischen umfaßt in einer üblichen Sicht 5 Vokale und 34 Konsonanten: Vokale: /a e i o u/ Konsonanten: /b b’ v v’ g g’ d d’ zˇ z z’ j k k’ l l’ m m’ n n’ p p’ r r’ s s’ t t’ f f’ x c cˇ sˇ /
Das Russische gehört damit ⫺ auch innerhalb der slavischen Sprachen ⫺ zu den „konsonantischen“ Sprachen, die ein relativ einfaches Vokalsystem, aber ein ausgebautes Konsonantensystem haben. Das Vokalsystem ist zwar phonologisch einfach, allophonisch dafür umso komplexer: Zunächst hängt die Realisierung davon ab, ob der Vokal betont ist oder nicht. In betonter Stellung wiederum weist jedes Vokalphonem vier Realisierungen auf, die von der (konsonantischen) Umgebung abhängen: Je „weicher“ die Umgebung, desto weiter vorne wird der Vokal gebildet. Die vier Stufen der Akkomodation lassen sich schematisch so notieren: 1) K’__K’; 2) K’__K; 3) K__K’; 4) K__K. Sind die Vokale unbetont, so findet eine quantitative wie qualitative Reduktion statt, und zwar in zwei Stufen ⫺ die erste Reduktionsstufe wird in der Silbe vor der Akzentstelle realisiert, die zweite Reduktionsstufe sonst. Die Artikulation verlagert sich hierbei (vor oder zurück) in den mittleren Bereich, in der zweiten Reduktionsstufe stärker als in der ersten. Zwei Erscheinungen fallen dabei auf und sind terminologisch eigens benannt. 1) Unbetontes /o/ und unbetontes /a/ fallen in einem [v] bzw. [e] zusammen (erste bzw. zweite Reduktion) ⫺ dies nennt man das „Akanje“. 2) Unbetontes /i/ und unbetontes /e/ fallen in einem [ı] zusammen ⫺ dies nennt man das „Ikanje“. Beide Erscheinungen kennzeichnen dialektal vor allem den mittelrussischen Bereich. Die Länge ist im Russischen, wie sich hieraus schon schließen läßt, nicht (mehr) distinktiv: betonte Vokale sind „normallang“, unbetonte kurz. Die sekundäre Artikulation der Lippenrundung ist ebenfalls nicht distinktiv: vordere Vokale sind ungerundet, hintere gerundet. Für das Konsonantensystem sind zwei Korrelationsreihen charakteristisch: die Opposition von stimmhaften und stimmlosen Konsonanten (b ⫺ p, g ⫺ k, d ⫺ t, z ⫺ s usw.) sowie die Opposition von harten und weichen (palatalisierten) Konsonanten (b ⫺ b’, p ⫺ p’, s ⫺ s’, z ⫺ z’ usw.). Der größte Teil der Konsonanten ist paarig in bezug auf beide Reihen: die ⫺ historisch jüngere ⫺ Palatalitätskorrelation (sie hat sich
22. Russisch
erst im Zuge der slavischen Sprachgeschichte herausgebildet) erstreckt sich nicht auf die Zischlaute, auch die Stimmbeteiligung nur zum Teil. Gänzlich „unpaarig“ sind z. B. /j/ und /c/. In Konsonantengruppen sind umfangreiche (regressive) Assimilationen zu beobachten, z. B. eine Anpassung an den Stimmton oder an die Palatalisierung. Die Stimmtonassimilation ist obligatorisch: paarige Konsonanten in Clustern sind entweder alle stimmhaft oder alle stimmlos (z. B. vo´dka also mit [tk]); gewisse Ausnahmen, die das Verhältnis von /f/ und /v/ betreffen, sind sprachgeschichtlich zu erklären (s. u.). Vor palatalisierten Konsonanten werden harte Konsonanten ebenfalls erweicht, vgl. zdes’ [z’d’es’] ‘hier’. Dies ist allerdings ein Bereich großer Variationsmöglichkeiten, je nach konkret zusammentreffenden Konsonanten; auch ist diese Assimilation sprachgeschichtlich auf dem Rückzug begriffen. Die Umkehrung gilt dagegen nicht: vor harten Konsonanten können sehr wohl weiche Konsonanten stehen (deren Weichheit jedoch immer ausdrücklich gekennzeichnet ist), vgl. pros’ba [z’b] ‘Bitte’. Im Auslaut tritt ⫺ ähnlich wie im Deutschen, aber z. B. anders als etwa im Kroatischen ⫺ die sog. Auslautverhärtung, d. h. ein Stimmtonverlust ein, der wegen der morphematischen Orthographie des Russischen aber nicht geschrieben wird, vgl. go´rod (N. Sg. ‘Stadt’) [go´ret]. Silben sind im Russischen offen wie geschlossen, wobei die Konsonantengruppen im Silbenanlaut wie im Silbenauslaut bis zu vier Elemente umfassen können; typisch sind jedoch zwei- und dreigliedrige Konsonantencluster. Für das Urslavische waren noch durchgängig offene Silben charakteristisch; erst als Folge später eingetretener Lautwandelerscheinungen sind wieder geschlossene Silben entstanden. Heute ist das Russische in dieser Hinsicht eine „normale“ Sprache, für die u. a. auch die typologische Regel gilt „Je länger das Konstrukt, desto einfacher seine Bestandteile“. Komplexe Silbenstrukturen sind also vorwiegend in kurzen Wortformen zu finden, während lange Wörter durchweg einfache Silben aufweisen.
625 Der Wortakzent ist im Russischen frei und beweglich. Ersteres bedeutet, daß die Wortsilbe, die den Ton trägt, nicht generell vorhergesagt werden kann, sondern lexematisch bedingt ist: sie muß bei nicht-abgeleiteten Wörtern gelernt werden. Letzteres bedeutet, daß der Wortakzent innerhalb der Flexionsformen eines Wortes nach festgelegten Mustern wechseln kann: Neben der durchgehenden Stamm- und der durchgehenden Endungsbetonung gibt es auch eine Wechselbetonung zwischen Stamm und Endung. Die Zugehörigkeit zu den jeweils möglichen Mustern, den sog. „Akzentparadigmen“ ist grammatisch wie lexematisch bedingt, läßt sich also nur zu einem Teil vorhersagen. Auch hier sind sprachgeschichtlich Veränderungen bei einzelnen Verben und Verbklassen insgesamt zu beobachten (vgl. Tornow 1984; Zaliznjak 1985). Insgesamt ist die korrekte Beherrschung des russischen Wortakzentes eines der schwierigsten Probleme beim Erlernen dieser Sprache (zu einigen quantitativen Verhältnissen und neueren Beschreibungsansätzen vgl. Kempgen 1994). Der Satzakzent spielt im Russischen eine wichtige Rolle; er überlagert in der mündlichen Rede den Wortakzent. Mit dem Satzakzent wird u. a. zwischen Aussage- und Fragesatz unterschieden oder die ThemaRhema-Struktur deutlich gemacht. Die üblichen Beschreibungen des Russischen unterscheiden etwa ein halbes Dutzend Grundmuster, die nach bestimmten Regeln in Haupt- und Nebensätzen angewendet werden. In Gedichten kann das Versmaß eine andere Betonungsstelle als die des regulären Wortakzentes vorsehen, doch ist dies eher die Ausnahme. Für die mündliche Rede ist ferner das „phonologische Wort“ eine relevante Größe. Diese Einheiten bestehen aus einer Flexionsform sowie einer Präposition und/oder einem Partikel, zwischen denen keine Sprechpause gemacht wird; vgl. die Beispiele on zˇe ‘er aber’; v uglu [vuglu´] ‘in der Ecke’. 2.2. Morphologie Das Russische ist im wesentlichen eine flektierende Sprache mit einigen wenigen agglutinierenden Zügen. Von einem Verlust der
626 Flexion, wie sie etwa das Bulgarische im Nominalbereich kennzeichnet, ist im Russischen wenig zu spüren (nur unter den Lehnwörtern gibt es Indeklinabilia). In Hinblick auf seine morphologische Struktur kann das Russ. ohne Zweifel als konservative Sprache gelten, auch im weiteren indogermanischen Vergleich. Das Inventar an morphologischen Elementen umfaßt etwa 50⫺ 75 Präfixe, 5.000 bis 10.000 Wurzeln, etwas mehr als 100 Suffixe, 65 Endungen und genau 1 Postfix. Traditionell werden im Russischen die folgenden Wortarten angesetzt: Substantive, Adjektive, Adverbien, Verben, Numeralia, Konjunktionen, Präpositionen, Partikel und Pronomina. Diese Klassifikation ist jedoch in sich widersprüchlich und inkonsequent (morphologisch sind einige Numeralia beispielsweise Adjektive, andere Substantive). Das Russische weist in den üblichen grammatischen Beschreibungen die folgenden grammatischen Kategorien auf (s. Tab. 22.1). Zu den einzelnen Kategorien einige Anmerkungen. Kasus: Der „2. Genitiv“ hat partitive Bedeutung, der „2. Präpositiv“ hat lokale Bedeutung; beide weisen spezielle Endungen auf. Genus: Es ist bei den Substantiven eine „klassifizierende“ grammatische Kategorie, keine „flektierende“ wie z. B. bei den Adjektiven. Ähnlich wie im Lateinischen (poeta) gibt es im Russ. Personenbezeichnungen, bei denen grammatische Form und natürliches Geschlecht nicht übereinstimmen, vgl. etwa sluga (f.) ‘Diener’ (m.). Andere Lexeme sind ambigen, d. h. je nach dem natürlichen Geschlecht des Referenten richtet sich das Genus kongruierender Adjektive, z. B. bei sirota (f.) ‘Waise’ (m./f.), pljaksa (f.) ‘Heulsuse’ (m./f.). Wie solche Fälle am besten zu beschreiben sind, ist linguistisch umstritten (vgl. Kempgen 1995b). Tempus: Das Futur hat im Russischen nur indirekt einen synthetischen Ausdruck entwickelt: Das unvollendete Futur (d. h. das Futur eines Verbs im unvollendeten Aspekt) benutzt das Hilfsverb byt’ ‘werden’, d. h. es wird analytisch ausgedrückt (flektierte Form des Hilfsverbs plus Infinitiv). Das vollendete Futur (d. h. das Futur eines Verbs im vollendeten Aspekt) ist nichts an-
IV. Baltische und slavische Sprachen Tab. 22.1: Die grammatischen Kategorien des Russischen Grammatische Kategorien
Wortarten
Kasus (Nom., Gen., Dat., Akk., Instr., Präp.) [manchmal auch noch 2. Gen., 2. Präp.]
Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Numerale, Verb (Partizipien)
Numerus (Sg., Pl.)
Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Numerale (z. T.), Verb (die meisten Teilparadigmen)
Genus (mask., fem., neutr.) [nur in Kombination mit Singular]
Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Numerale (z. T.), Verb (Partizip, Präteritum)
Komparation (Positiv, Kom- Adjektiv (nur ein parativ, Superlativ) Teil dieser Wortart) Tempus (Präsens, Präteritum, Futur)
Verb (finite Formen, Partizipien, Gerundium)
Person (1., 2., 3. Pers.)
Verb (finite Formen außer dem Präteritum)
Modus (Indikativ, Konjunk- Verb (finite tiv, Imperativ) Formen) Diathese (Aktiv, Passiv), auch Genus Verbi genannt
Verb (Passiv nur bei Partizipien)
Reflexivität (reflexiv, nichtreflexiv) [nur in Verbindung mit dem Aktiv]
Verb
Aspekt (vollendeter, unvoll- Verb endeter Asp.)
deres als dessen ⫺ umgedeutete ⫺ Präsensform: vollendete Verben haben kein Präsens. Person: Da das Präteritum aus einem Partizip entstanden ist, unterscheidet man die kommunikativen Rollen Sprecher, Hörer, Referent nur im Präsens/Futur. Modus: Der Konjunktiv, der aus dem ehemaligen Konditionalis entstanden ist, kennt nur eine ⫺ nicht tempusgebundene ⫺ analytische Formenreihe, deren Ausdruck sich zusammensetzt aus dem Präteritum und einer erstarrten Partikel (by). Genus Verbi und
627
22. Russisch
Reflexivität: Eigentliche Passivformen kennt das Russische nur bei den ⫺ v. a. mündlich selten gebrauchten ⫺ Partizipien; passivisch benutzt werden hingegen auch Aktivformen, die um die Reflexivpartikel erweitert sind (vgl. dom stroitsja ‘Haus baut-sich’ ⫽ ‘das Haus wird gebaut’). Die Verbbedeutung und das Weltwissen entscheiden bei solchen Formen darüber, ob sie intransitiv bzw. aktivisch-reflexiv oder aber passivisch interpretiert werden. Aspekt: Diese Kategorie gilt als Spezifikum der slavischen Sprachen schlechthin, weil sie das ganze Verbsystem durchzieht, ist aber in einzelnen Sprachen doch z. T. unterschiedlich ausgeprägt (südslavisch ist der Gebrauch eher nicht so strikt). Seine Entstehung gilt als „Reaktion“ auf die Reduktion der indogermanisch ererbten Vergangenheitstempora auf nur ein einziges. Wenn man eine streng morphologische Wortartenklassifikation auf der Basis der jeweils ausgedrückten grammatischen Kategorien errichtet, so erhält man die folgenden Wortarten (vgl. Kempgen 1981) (s. Tab. 22.2). Hierbei sind 11.1 bis 11.3 und 13.1 bis 13.7 Teilparadigmen der betreffenden Wortart, die sich nicht ganzheitlich durch einen einheitlichen Kategorienbestand kennzeichnen läßt. Die morphologische Struktur russischer Wortformen (jedenfalls von Substantiven und Verben) läßt sich unter dem Gesichtspunkt der Flexion folgendermaßen schematisch darstellen (s. Tab. 22.3 u. 22.4). Im Nominalbereich ist das Auftreten von Suffixen in der Flexion immer ein sprachgeschichtliches Relikt ⫺ in der Derivation hingegen haben Suffixe ihre Domäne. Bei den Verben stellen die genannten vier Stämme eine Systematisierung der möglichen Verhältnisse dar. Bei den meisten Verben sind alle vier Stammformen schlicht miteinander identisch; eine kleinere, aber nicht unproduktive Gruppe von Verben hingegen weist zwei, drei oder maximal vier verschiedene Stammformen auf, die sich voneinander durch den Ausfall des auslautenden Vokals und eine Alternation des Auslautkonsonanten unterscheiden können, nur bei Relikten (nämlich urslav. Na-
Tab. 22.2: Die morphologischen Wortarten des Russischen 1.
Kasus
einige Numeralia
2.
Kasus, Numerus
Personalpron. 1./2. Pers.
3.
Kasus, Numerus, Genus (Sg.)
Personalpron. 3. Pers.
4.
Kasus, Genus
nur ‘zwei’, ‘beide’
5.
Kasus, Numerus, Genus ⫽ mask.
maskuline Substantive
6.
Kasus, Numerus, Genus ⫽ fem.
feminine Substantive
7.
Kasus, Numerus, Genus ⫽ neutr.
neutrale Substantive
8.
Genus ⫽ maskulinum
indeklinable Substantive
9.
Genus ⫽ femininum
indeklinable Substantive
Genus ⫽ neutrum
indeklinable Substantive
10.
11.1 Kasus, Numerus, Genus, Grad
Adjektiv ⫺ Positiv/Superlativ
11.2 Numerus, Genus, Grad
Adjektiv ⫺ Kurzform
11.3 Numerus, Genus, Grad
Adjektiv ⫺ Komparativ
12.
Präpositionen, Konjunktionen
ohne grammatische Kategorien
13.1 Diathese, Reflexivität, Aspekt
Verb ⫺ Infinitiv
13.2 Diath., Refl., Asp., Temp., Num., Pers., Mod.
Verb ⫺ Präsens
13.3 Diath., Refl., Asp., Num., Pers., Mod.
Verb ⫺ Imperativ
13.4 Diath., Refl., Asp., Temp., Num., Gen., Mod.
Verb ⫺ Präterium
13.5 Diath., Refl., Asp., Temp.
Verb ⫺ Gerundium
13.6 Diath., Refl., Asp., Temp., Kas., Num., Gen.
Verb ⫺ Partizip (Langform)
13.7 Diath., Asp., Temp., Num., Gen.
Verb ⫺ PPP (Kurzform)
628
IV. Baltische und slavische Sprachen
Tab. 22.3: Morphologische Struktur der russischen Substantivformen
Endung
Stamm oder Stamm
Sg.: Suffix
Endung
oder Endung
Stamm Pl.: Suffix oder Stamm
Sg.: Suffix 1
Endung
Pl.: Suffix 2
salstämmen) durch das Hinzutreten eines Konsonanten. Wie für flektierende Sprachen charakteristisch, drückt im Normalfall eine Endung synkretisch die jeweiligen grammatischen Bedeutungen aus, also z. B. Kasus und Numerus beim Substantiv oder Person und Numerus beim Verb. Agglutinierende Erscheinungen sind in der Flexion des Russischen allenfalls in Randbereichen zu beobachten, etwa beim Imperativ: Hier wird der „Numerus“ mit einem eigenen Suffix ausgedrückt, nicht synkretisch, vgl. skazˇ-iØ ‘sage!’ (Imp. 2. Pers. Sg.) vs. skazˇ-i-te ‘sagt!’ (Imp. 2. Pers. Pl.).
Auf der Ausdrucksseite überwiegen in der russischen Formenbildung die synthetischen Mittel ganz eindeutig. Analytisch ausgedrückt werden: a) das Futur unvollendeter Verben, b) der Konjunktiv, c) der Komparativ und der Superlativ bei einem Teil der Adjektive, d) das PPP, e) einzelne Imperativformen. Mit anderen Worten: der analytische Ausdruck ist auf Verben und Adjektive beschränkt. Genauer zur Morphologie des Russischen siehe Kempgen (1999) und Lehfeldt/Kempgen (1999). 2.3. Syntax Das Russische weist als Grundmuster die SVO-Stellung der Grundkomponenten des Satzes auf. Subjekt und Prädikat sind die wichtigsten Satzglieder, die fast immer vorhanden sind (zu Ausnahmen s. unten); in diesem Fall spricht man in der Russistik von zweigliedrigen Sätzen (sonst von eingliedrigen). Für die konkrete Ausfüllung der Subjekts- und Prädikatsrollen gibt es eine Vielzahl formaler Möglichkeiten, die hier nicht alle im einzelnen aufgezählt werden können (zu einem Überblick über die Syntax des Russ. vgl. z. B. Gladrow/Kosta 1999). Wortfügungen werden unterteilt in einfache und zusammengesetzte, freie und gebundene, die Beziehungen benannt als Attribut-, Objekt-, Umstands- und Ergänzungsbeziehungen. Die Satztypen sind der Ausrufe-, Frage-, Aufforderungs- und Ausrufesatz. Syntagmen formieren sich zu einfachen oder erweiterten Sätzen bzw. kom-
Tab. 22.4: Morphologische Struktur der russischen Verbformen Infinitiv
Stamm 1
Infinitivsuffix
(Refl.part.)
Präsens Ger. Präs. Part. Präs. Akt. Part. Präs. Pass. (Lf.) Part. Präs. Pass. (Kf.) Imperativ
Stamm Stamm Stamm Stamm Stamm Stamm
2 2 2 2 2 2
Ø Gerundialsuffix Partizipialsuffix Partizipialsuffix Partizipialsuffix Imperativsuffix
Präteritum Part. Prät. A. Ger. Prät.
Stamm 3 Stamm 3 Stamm 3
Präteritalsuffix Partizipialsuffix Partizipialsuffix
Endung Endung
PPP (Lf.) PPP (Kf.)
Stamm 4 Stamm 4
PPP-Suffix PPP-Suffix
Endung Endung
Endung Endung Endung Endung Endung
(Refl.part.) (Refl.part.) (Refl.part.) (Refl.part.) (Refl.part.) (Refl.part.) (Refl.part.)
629
22. Russisch
plexen Satzgefügen. Mit all dem bewegt sich das Russische in dem vom Indogermanischen her zu erwartenden Rahmen. Als Besonderheit sei vermerkt, daß im Präsens die Kopula bin, bist, ist usw. nicht (mehr) verbalisiert wird. Mündlich wird sie u. U. durch eine kleine Pause, schriftlich durch einen Gedankenstrich ersetzt, was aber nicht zwingend ist. Der Schwund der Kopula hat sich über einen längeren Zeitraum seit dem Altrussischen zur heutigen Norm entwickelt. Kasus werden für sich wie auch mit Präpositionen benutzt, der Präpositiv nur mit Präpositionen; dies ist eine Neuerung des Russischen, denn dieser Kasus hat sich über einen längeren Zeitraum aus dem ursprünglichen Lokativ entwickelt, der im frühen Altrussischen auch ohne Präpositionen verwendet werden konnte. Aufgrund der ausgeprägten Flexion ist im Prinzip eine relativ freie (aber nicht beliebige) Wortstellung möglich; diese wird im Russischen vorwiegend benutzt, um Satztypen zu kennzeichnen (Aussagesatz vs. Fragesatz), um eine besondere Thema-RhemaStruktur zum Ausdruck zu bringen, um Definitheit/Vorerwähntheit zum Ausdruck zu bringen usw. Für das Russische ist ferner kennzeichnend, daß viele Genitive hintereinander gereiht werden können, ferner in einer eher förmlichen geschriebenen Sprache die Verwendung zahlreicher Partizipialkonstruktionen; dies kann russische Sätze sehr komplex werden lassen. Unter den einfachen Sätzen gibt es als Besonderheit die sog. „unpersönlichen Sätze“. Da Personalpronomina nicht obligatorisch gesetzt werden müssen (s. o.), fehlt in den so bezeichneten Sätzen das Gegenstück zum deutschen „es“, wie in ‘es dämmert’, russisch nur durch die Verbform ausgedrückt: temneet. Bei unbestimmten Handlungsträgern (Naturgewalten etc.) können unpersönliche Sätze sogar mit einem Objekt kombiniert werden: dorogu zaneslo snegom ‘Den Weg [Akk.] hat[’s] mit Schnee [Instr.] zugeweht [Prät. neutr. Sg.].’ Umgekehrt fehlt in den sog. Einwortsätzen (Ausrufen, Feststellungen) wie pozˇar! ‘Feuer!’ das Verb. Bei der Behandlung dieser Fälle hilft die Unterscheidung zwischen Sät-
zen (Satztypen, Satzmustern, Satzmodellen) und Äußerungen (die unvollständig, elliptisch, sein können). Im Bereich der Morphosyntax sind als Relationen zwischen Wortformen im Satz die Kongruenz, die Rektion und die Adjunktion zu nennen. Kongruenz herrscht u. a. zwischen Verb und Substantiv (Numerus, Person), Adjektiv und Substantiv (Kasus, Numerus, Genus). Direkte Rektion ist mit fast allen Kasus möglich (Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumentalis), präpositionale Rektion ebenfalls mit diesen Kasus, darüber hinaus mit dem Präpositiv, der, wie der Name sagt, nur mit Präpositionen verwendet werden kann. Unter der Adjunktion faßt man Beziehungen wie die von Adverb und Verb, Adverb und Adjektiv, abhängige Infinitiv etc. zusammen. Ebenfalls zwischen Morphologie und Syntax angesiedelt ist die „Belebtheitskategorie“. Hierunter versteht man die Erscheinung, daß bei belebten Referenten anstelle der Akkusativform maskuliner Substantive deren Genitivform benutzt wird, und zwar auch bei kongruierenden Adjektiven. Diese Erscheinung hat sich über die Jahrhunderte langsam entwickelt; der Grund hierfür war wohl die Homonymie von Nominativ und Akkusativ (Nullendung) bei den maskulinen Substantiven, die ⫺ bei relativ freier Wortstellung, s. o. ⫺ nicht immer sofort oder eindeutig erkennen ließ, was Subjekt und was Objekt im Satz ist.
3.
Lautliche Variation
Das Russische hat auf der phonologischen Ebene, so will es scheinen, ein äußerst einfaches Inventar an Vokalphonemen: /a, e, i, o, u/. Dieses einfache System ist das Ergebnis einer langen sprachgeschichtlichen Entwicklung, die durch zwei Tendenzen gekennzeichnet ist: Ausfall und Zusammenfall ⫺ einen neuen Vokal hat das Russische nie hinzugewonnen. Aufgegeben wurde im Russischen z. B. die aus dem Indogermanischen ererbte Quantitätsopposition (die heute nur allophonisch existiert, aber konkomitant mit dem Gegensatz betont ⫺ unbetont ist). Zu /’a/ bzw. /u/ oralisiert wur-
630 den die beiden Nasalvokale /e˛ / und /o˛/, ausgefallen sind die sogenannten „Halbvokale“ /ı, e/, die entweder zu Vollvokalen aufgewertet wurden, die bereits im System existierten, nämlich /e, o/, oder ⫺ in anderen Positionen ⫺ ganz ausfielen. (Eine der Konsequenzen dieses Wandels war das Entstehen neuer Silbenstrukturen und Konsonantengruppen.) Ausgefallen ist auch /eˇ /, das sog. „jat“, ein Diphthong etwa mit dem Lautwert [lä], der mit /e/ zusammengefallen ist. Das System reagierte auf diese überproportionale Stärkung des /e/, indem dieser Laut sich unter bestimmten Bedingungen in ein /o/ verwandelte (was die Schrift aber nicht systematisch wiedergibt). Das aus diesen Veränderungen resultierende System ist seit Jahrhunderten stabil. Auf der subphonematischen Ebene ist der russische Vokalismus jedoch durch ein großes Spektrum an Allophonen gekennzeichnet, wie oben schon deutlich gemacht wurde, und es stehen sich heute der betonte und der unbetonte Vokalismus mit sehr verschiedenen Subsystemen gegenüber. Ob dies zu einer Veränderung des Phonemsystems führen ist, läßt sich gegenwärtig noch nicht absehen. Die wichtigsten vokalischen Variationen haben einen eigenen Namen bekommen: Akan’e vs. Okan’e, Ikan’e vs. Ekan’e (Betonung jeweils auf dem Anlaut, wörtlich einfach „a-sagen“, „o-sagen“ usw.). Diese Termini charakterisieren die Aussprache der unbetonten Vokale im Vergleich zur Schrift: Akan’e nennt man die Reduktion eines unbetonten /o/ zu einem [v]. Da auch unbetontes /a/ genauso reduziert wird, fallen in unbetonter Stellung /o/ und /a/ zusammen. Das gleiche ist bei /i/ und /e/ zu beobachten, die ebenfalls unbetont zusammenfallen: unbetontes /e/ wird wie [ı] ausgesprochen. Die russische Hochlautung ist durch Akan’e wie Ikan’e gekennzeichnet; sie weist damit charakteristische Züge der mittelrussischen Mundarten auf und ist zugleich Ausgleichsform zwischen den nord- und südrussischen Dialektzonen. Oder andersherum: dialektal sind diese qualitativen Reduktionen nicht in allen Gebieten zu beobachten; Sprecher unterscheiden sich also deutlich danach, wie
IV. Baltische und slavische Sprachen
stark sie diese Erscheinung in ihrer Aussprache realisieren. Bei den Konsonanten haben wir die umgekehrte Entwicklung zu beobachten: hier hat das Russische sein Inventar im Laufe der Geschichte fast verdoppelt, und zwar durch Einführung der Palatalitätskorrelation, die das Russischen fast auf alle Konsonanten ausgedehnt hat (ausgenommen die Zischlaute) ⫺ andere slavische Sprachen begnügen sich bis heute mit dem ursprünglichen Kern der Reihe, nämlich /l ⫺ l’, r ⫺ r’, n ⫺ n’/. Einen Verlust oder einen Zusammenfall hat das Russische im Konsonantenbereich nicht zu verzeichnen, hingegen eine echte Übernahme, und zwar von /f/: Dieser Konsonant ist aus dem Griechischen über Fremdwörter (darunter viele christliche Eigennamen) in das Russische gelangt und bis heute in phonologisch starker Position auf das Auftreten in Fremdwörtern beschränkt (bei Stimmtonassimilation in Konsonantengruppen sowie bei der Auslautverhärtung tritt /f/ auch anstelle von /v/ auf). Dieser periphere Status des /f/ macht sich in den phonologischen Prozessen bis heute bemerkbar: weil /v/ ursprünglich unpaarig in bezug auf die Stimmhaftigkeit war, gibt es vor /v/ bis heute keine Stimmtonassimilation, was sonst in Konsonantenclustern strikte Regel ist. Vgl. als Beispiel tvoj ‘dein’ ⫺ dvojka ‘Zweier’. Als Regel gilt für ‘autochthone’ Wörter des Russischen eine konkomitante Palatalität der (paarigen) Konsonanten vor e. Als Distributionsbeschränkung formuliert, heißt das: vor /e/ stehen aus der Korrelationsreihe der harten und weichen Konsonanten nur die weichen. Über Fremdwörter ist die Kombinationsregel jedoch aufgeweicht worden, weshalb man heute in Lexemen wie fonetika, asteroid, acteki u. v. a.m. Verbindungen wie /ne/, /te/ usw. hat. Allerdings gilt dies nicht immer: bei stärkerer Eingliederung in das phonologische System des Russischen findet man vor /e/ auch weiche Konsonanten, vgl. teatr /t’eatr/, gazeta ‘Zeitung’ /gaz’eta/ u. a. Sogar Minimalpaare sind auf diese Weise entstanden: metr /m’etr/ ‘Meter’ ⫺ metr /metr/ ‘Maitre’. Auch einzelne Wörter können zwischen beiden Aussprachen schwanken.
22. Russisch
Eine weitere wichtige Variation betrifft die assimilatorische Weichheit in Konsonantengruppen. Die Weichheit der (paarigen) Konsonanten in Clustern ist regressiv geregelt: ist der letzte Konsonant weich, so passen sich die vor ihm stehenden Konsonanten entsprechend an. Dies betraf in der älteren Aussprache eine große Zahl verschiedener Konsonanten und Konsonantenklassen. Heute sind im wesentlichen nur noch die Verbindungen /s’t’/ bzw. /z’d’/, /n’t’/ bzw. /n’d’/, /s’v’/ bzw. /z’v’/ und einige andere von dieser Assimilation betroffen. Auch hier kann ein und dasselbe Wort u. U. nach der alten wie nach der neuen Norm ausgesprochen werden. Als generelle Tendenz läßt sich für das 20. Jahrhundert festhalten, daß die Aussprache schriftnäher geworden ist. Dies hat mit den nach der Revolution von den Sowjets durchgeführten Alphabetisierungskampagnen zu tun, die der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung erstmals Kenntnis im Lesen und Schreiben vermittelt hat.
4.
Morphologische Variation
Die morphologische Variation im Russischen, soweit sie sich innerhalb der Norm bewegt, kann als relativ gering ausgeprägt bezeichnet werden. Die wesentlichen Variationsbereiche sind a) die Wahl bestimmter Flexionsendungen, b) die Flektierbarkeit bzw. Nichtflektierbarkeit bestimmter Ortsund Familiennamen wie auch von Fremdwörtern. Bei den Flexionsendungen sind es vor allem die Maskulina, die bestimmte Auswahlmöglichkeiten anbieten. Hier gibt es in einigen Kasus neben der für die betreffende Flexionsklasse „normalen“ Endung eine weitere, die ⫺ je nach Lexem ⫺ mehr oder weniger obligatorisch sein kann. Die Gesamtzahl der betroffenen Lexeme ist ⫺ im Vergleich zur Gesamtzahl der mask. Subst. ⫺ zwar gering, jedoch sind häufige Subst. davon betroffen; außerdem liegen keine geschlossenen Klassen vor. Im einzelnen handelt es sich um folgende Phänomene: Im Genitiv Sg. weisen etliche maskuline Substantive die Endung -u (statt -a) auf,
631 wenn ein Partitivus gemeint ist, z. B. cˇasˇka cˇaju ‘eine Tasse [vom] Tee’. Die partitive Bedeutung hat der sog. „zweite Genitiv“ jedoch erst im Laufe der Zeit gewonnen; das -u ist eigentlich nur Relikt einer ⫺ jetzt verschwundenen ⫺ Deklinationsklasse. Im Präpositiv Sg. weisten etliche maskuline Substantive ebenfalls die Endung -u (statt -e) auf, wenn er als Lokativ gebraucht wird, vgl. v lesu ‘im Wald’, jedoch o lese ‘über den Wald’. Auch diese Endung ist sprachgeschichtlich gesehen ein Relikt; als „zweiter Präpositiv“ hat sich diese Erscheinung erst im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet. Im Nominativ Pl. haben zahlreiche maskuline Substantive die Endung -a (statt -i). Dieses Phänomen ist zwar auf Substantive, die Personen bezeichnen, beschränkt, eine besondere Kasusbedeutung hat die Endung jedoch nicht. Auch diese Erscheinung hat zugenommen, mit entsprechenden Variationen bei einzelnen Lexemen. Im Genitiv Pl. haben einige maskuline Substantive eine Nullendung anstelle der Endung -ov. Dies ist vor allem bei Mengenund Maßbezeichnungen anzutreffen. Da im Russischen nach Zahlenangaben ab „5“ die gezählte Sache mit einem Substantiv im Genitiv Plural ausgedrückt wird und der endungslose Gen. Pl. mit dem ebenfalls endungslosen Nom. Sg. identisch ist, ist die Nullendung hier ein Moment sprachlicher Ökonomie und Eindeutigkeit, könnte aber auch als Beleg für eine Tendenz zum Flexionsverlust gelten. Vgl. etwa sto gramm [G. Pl.] ⫺ sto grammov [G. Pl.] ‘hundert Gramm’ (Nom. Sg. ebenfalls gramm). Zwischen Hochsprache und Umgangssprache variiert z. B. auch die Indeklinabilität von Fremdwörtern: in der Umgangssprache ist eine Adaptation etlicher Lexeme an die Grammatik des Russischen zu beobachten, gegen die die Hochsprache (noch?) resistent ist, vgl. etwa pal’to ‘Mantel’ (< Franz.), eigtl. indeklinable, jedoch umgangssprachlich Wendungen wie v pal’te ‘im Mantel’ möglich. Mit anderen Worten: umgangssprachlich werden viele Wörter dekliniert, die hochsprachlich indeklinabel sind.
632
IV. Baltische und slavische Sprachen
Als Neuerung, die möglicherweise derzeit gerade im Entstehen begriffen ist, wird ein sog. „Neuer Imperativ“ gehandelt. Als Ersatz für den im Altrussischen aufgegebenen ererbten Imperativ findet man heute um den Auslautvokal verkürzte Formen wie mam, pap, Sasˇ etc. Ob hier jedoch wirklich eine Kategorie neu entsteht oder ob diese Erscheinung doch nur auf einige Koseformen beschränkt bleibt, läßt sich noch nicht ausmachen. Über die Variation im Bereich von Phonetik und Grammatik geben verschiedene spezielle Wörterbücher direkt oder indirekt Auskunft: indirekt, wenn sie bestimmte Aussprachen oder Formen als normgerecht verzeichnen oder empfehlen. Das in dieser Hinsicht wichtigste Nachschlagewerk ist zweifellos das Orthoepische Wörterbuch von Borunova et al. (1983).
5.
Syntaktische Variation
Bereiche und Phänomene der syntaktischen Variation des Russischen sind sehr viel schlechter untersucht als andere Sprachebenen ⫺ die Syntax fehlt beispielsweise in den empirischen Untersuchungen zur Soziolinguistik des Russischen vollkommen. Das hat seinen Grund u. a. auch darin, daß syntaktische Variation ⫺ vor allem in einer Sprache mit einer relativ freien Wortstellung ⫺ oft schlecht „greifbar“ ist. Ein Bereich, in dem eine größere Variation auftritt, ist der Morphosyntax zuzuordnen: es handelt sich um Kongruenzphänomene in den obliquen Kasus bei Syntagmen mit Zahlwörtern. Dieser Bereich ist allerdings zu komplex, als daß er hier dargestellt werden könnte (vgl. im einzelnen Mel’cˇuk 1985). Sprachgeschichtlich ist vor allem eine allmähliche Entwicklung der Hypotaxe aus der Parataxe zu beobachten, wobei hier die Umgangssprache noch wieder hinter der schriftsprachlichen Entwicklung hinterherhinkt. Bei der Untersuchung schriftlich fixierter „mündlicher“ Texte (Erzählungen, Berichte etc.) noch aus dem 16. Jahrhundert fällt auf, daß aufgrund des Fehlens von Interpunktion oft nicht einmal die Satzgren-
zen eindeutig zu erkennen sind ⫺ mit entsprechenden Konsequenzen für die zu analysierenden Satzstrukturen.
6.
Funktionale und soziale Variation
Ein besonders interessantes Kapitel in der Herausbildung der russischen Hochsprache ist die Frage, wie und wann sich die einzelnen Funktionalstile des Russischen herausgebildet haben, und wie sich die russische Hochsprache hier in Konkurrenz zu Dialekten bzw. anderen Sprachen jeweils durchgesetzt hat. Die externe Sprachgeschichte nicht mehr monolithisch darzustellen, sondern die Rolle und Entwicklung des Russischen in einzelnen Funktionalstilen jeweils separat zu betrachten, ist ein relativ neuer Ansatz in der Slavistik. Eine ausgezeichnete Systematisierung bietet Keipert (1999). Ein besonderes Problem stellt dabei die Behandlung des Kirchenslavischen dar, also der ältesten, ursprünglich für die Bibelübersetzung entwickelten, Literatursprache der Slaven, die auf einem südslavischen, bulgarischen Dialekt basiert (der allerdings zur damaligen Zeit, Mitte des 9. Jahrhunderts, den übrigen slavischen Dialekten noch relativ ähnlich war, jedenfalls viel ähnlicher als heute). Das Kirchenslavische übernahm auch in Rußland die Rolle der ersten Literatursprache, und das heutige Russisch entstand u. a. als Resultat der gegenseitigen Beeinflussung und der Konkurrenz der lokalen Volkssprache und dieser „importierten“ Schriftsprache. In Anlehnung an die Situation in anderen Ländern sprechen manche Autoren deshalb auch für Rußland von einer „Diglossie“-Situation, wobei jedoch nicht zu übersehen ist, daß mit einer Übernahme dieses Begriffes weder die theoretischen Probleme noch die Deskriptionsprobleme gelöst werden. Zu den Anwendungsbereichen, in denen die Rolle des Russischen im einzelnen untersucht werden kann, gehören nach Keipert u. a. die Verwaltungs- und Rechtssprache, die Sprache im Militär und in der Diplomatie, in Handwerk und Technik, im Bildungsbereich und in der Wissenschaft, in Belletristik und Publizistik, in der Öffentli-
633
22. Russisch
chen Rede wie im Privatgebrauch. Im Militär z. B. wurde das Russische erst im 19. Jahrhundert alleinige Kommandosprache, nachdem unter Peter dem Großen u. a. das Deutsche eine große Rolle gespielt hatte. Als im 18. Jahrhundert die erste russische Universität ihren Lehrbetrieb aufnahm, waren viele Professoren Ausländer, die ihre Lehre auf Deutsch, Latein oder Französisch abhielten usw. Aufschlußreich ist die Geschichte der Normierungsbestrebungen (die immer einen Rückschluß auf entsprechende Variationen erlauben), die Geschichte des Russischunterrichts und der Alphabetisierung der Bevölkerung usw. Wie relevant gerade dieses Problem, das erst von den Sowjets gelöst wurde, war, erahnt man, wenn man weiß, daß im 19. Jahrhundert durchschnittlich drei Viertel der Bevölkerung Rußlands Analphabeten waren, in einigen Gegenden bis zu 96 %, selbst in Moskau noch mehr als 50 %. Die Tatsache, daß die Alphabetisierung zu einer Rückwirkung auf die Sprache (v. a. schriftnäher Aussprachenormen) geführt hat, wurde schon oben genannt. Zum Russischen gibt es bislang eine einzige große empirische soziolinguistische Untersuchung, deren Ergebnisse in Krysin (1974) und Krysin/Sˇmelev (1976) publiziert sind. Die ideologische Problematik soziolinguistischer Untersuchungen in einem totalitären Staat, die Geschichte der sowjetischen Soziolinguistik und ihre Grundannahmen stellen Girke/Jachnow (1974) dar. In der genannten empirischen Untersuchung werden hauptsächlich Variationen im Bereich von Phonetik/Phonologie, Flexion und Derivation untersucht, da sie leichter abtestbar sind als syntaktische und lexikalische Varianten. Der Gebrauch der sprachlichen Einheiten wird hauptsächlich in Abhängigkeit von Sprechermerkmalen wie Alter, Herkunft (Norden/Süden, Zentren wie Moskau und Petersburg), Bildung (Abitur/Studium) und Beruf (Arbeiter, Angestellte, Studenten, Philologen/Techniker) untersucht. Wie zu erwarten, werden die Normen bei Geisteswissenschaftlern am bewußtesten gewahrt, während Neuerungen am ehesten in der Sprache der Jungend zu beobachten sind. Die wichtigsten Variationen wurden in den
entsprechenden Abschnitten (s. o.) bereits genannt und brauchen deshalb hier nicht noch einmal angeführt zu werden.
7.
Tendenzen und Ausprägungen
Mit dem Ende der Sowjetunion sind auch für das Russische in mehrfacher Hinsicht Schranken gefallen: Im Zeitalter des Internet hat die Zahl der Fremdwörter (v. a. aus dem Englischen entlehnt) explosionsartig zugenommen. In der Werbung westlicher Firmen findet eine vorher nicht beobachtete Sprach- und Schriftmischung statt: neben Firmennamen werden immer öfter auch Produktnamen im ansonsten kyrillisch geschriebenen Kontext lateinisch belassen. Die kirchenslavische Schrift, früher praktisch aus dem Straßenbild verschwunden, hat eine Renaissance erlebt und wird jetzt in einer ähnlichen Funktion wie bei uns die Fraktur benutzt. Im Russischen selbst sind v. a. die früher gültigen pragmatischen und stilistischen Normen infragegestellt und teilweise zusammengebrochen: umgangssprachlicher Jargon hat in den jetzt freie(re)n Medien extrem zugenommen, zumal auch Politiker z. T. selbst so sprechen. Kritiker sprechen von einer Verrohung des Russischen und sehen das Russische insgesamt bedroht, was natürlich überzogen ist, denn diese Veränderungen betreffen Wortbildungsmuster und vor allem die Lexik, in die viel Umgangssprache eindringt, während andere Sprachebenen praktisch nicht tangiert werden. Jargonund Argotwörterbücher haben deshalb in den letzten Jahren einen Miniboom erlebt, nachdem es sie in der Sowjetzeit praktisch überhaupt nicht gegeben hatte. Mit anderen Worten: nach Jahrzehnten der Stagnation sind auch sprachlich für das Russische mit dem Ende der Sowjetunion Dämme gebrochen, und die neuen Freiheiten werden, was leicht verständlich ist, (zu) extensiv genutzt. Genauso natürlich ist es aber auch, zu erwarten, daß das Pendel von seinem Extremausschlag wieder in eine normale Stellung zurückkehren wird. (Zu den Veränderungen und der gegenwärtigen Situation des Russischen vgl. u. a. Dulicˇenko 1994; Zybatow 1995).
634
IV. Baltische und slavische Sprachen
Geändert hat sich mit dem Ende der Sowjetunion schließlich und endlich auch der internationale Status und vor allem das internationale Prestige des Russischen, vor allem in den Staaten des ehemaligen Ostblockes. Sprach man früher gerne von der „Weltsprache Russisch“, so läßt sich dieser Anspruch nicht länger plausibel aufrechterhalten. Zwar ist das Russische de facto in den GUS-Staaten oft noch Medium der zwischennationalen Kommunikation, aber von nicht-slavischer Seite in der Regel nur noch aus pragmatischen Gründen. Die eindeutige Dominanz des Englischen als internationale Verkehrssprache und nunmehr erste Fremdsprache in den Ländern des ehemaligen Ostblockes wird selbstverständlich ebenfalls Auswirkungen auf die sprachliche Entwicklung des Russischen haben, primär in lexikalischer Hinsicht, sekundär könnte auch die morphologische Ebene beeinflußt werden.
8.
Schlußbemerkungen
Abschließend seien neben der bereits zitierten Literatur einige Standardwerke zum Russischen genannt, in denen der einschlägig Interessierte zu den hier oft nur kurz angesprochenen Phänomenen detailliertere Informationen, zahlreiche Beispiele etc. finden kann. Als wichtigste Quelle seien die beiden von H. Jachnow edierten Handbücher genannnt (Jachnow 1984; 1999). In diesem Handbuch wird das Russische in mehreren Dutzend längeren Artikeln syn- und diachron umfassend dargestellt, neben den sprachlichen Fakten auch mit einem Überblick zur Forschungslage. Gerade bei der Darstellung der theoretischen Ansätze gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Auflagen: während in der ersten Auflage die sowjetischen Ansätze zur Behandlung eines Gegenstandes im Vordergrund standen, war diese Vorgabe bei der Neubearbeitung durch das Ende der Sowjetunion hinfällig geworden und nur mehr eine historische Perspektive. Ein Teil der Autoren hat bei der Neubearbeitung des Handbuches gewechselt, und die neuen Autoren konnten
selbstverständlich ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen. Aus vielerlei Gründen behält also neben der neueren Ausgabe auch die erste durchaus ihren Wert. Auf dem Niveau einer klassischen „Schulgrammatik“ angesiedelt ist dagegen das aus DDR-Tradition stammende Handbuch von Mulisch (1993). Es behandelt anhand zahlreicher Beispiele die einschlägigen sprachlichen Erscheinungen, ohne dabei einen großen theoretischen Anspruch zu erheben. Deutlich linguistischer ausgerichtet sind die unter dem Namen Gabkas (1975 ff.) herausgegebenen Hochschullehrbücher des Russischen, ergänzend dazu die Darstellung der russischen Sprachgeschichte von Eckert/ Crome/Fleckenstein (1983). Diese Bände waren schon in der „alten“ Bundesrepublik weit verbreitet und sind ⫺ bis auf die ideologisch geprägte Einleitung im ersten Band ⫺ immer noch eine gute Informationsquelle und Arbeitsgrundlage. In russischer Sprache gibt es ebenfalls ein Handbuch, ebenfalls in zwei ganz unterschiedlichen Auflagen erschienen, nämlich die von Avanesov (1979) bzw. Karaulov (1997) herausgegebenen Enzyklopädien. Sie behandeln in Form kürzerer oder längerer Lexikonartikel die wichtigsten sprachlichen Erscheinungen des Russischen, wichtige linguistische Begriffe, Forschungsrichtungen und Schulen, stellen aber auch augewählte bedeutende Persönlichkeiten und Forschungsbeiträge aus der Russistik vor. Vor allem die ältere Ausgabe ist jedoch ganz deutlich ein Produkt der konservativen, staatstragenden „herrschenden Lehre“. Ausgezeichnete Sprachporträts des Russischen findet man in deutscher Sprache bei Rehder (1998) und in englischer Sprache in dem voluminösen Handbuch von Comrie/ Corbett (1993). Ein Klassiker der grammatischen Darstellung ist Isacˇenko (1975), vor allem im Hinblick auf die ausführlich dargelegte Aspekttheorie. Von modernen linguistischen Methoden geprägt ist der immer noch nützliche Überblick von Panzer (1975, überarb. Neuauflage unter anderem Titel 1995), einen Überblick über die sprachstatistischen Arbeiten zum Russischen bietet Kempgen (1995a).
22. Russisch
635
Kempgen, S.: „Wortarten“ als klassifikatorisches Problem der deskriptiven Grammatik. Historische und systematische Untersuchungen am Beispiel des Russischen. München 1981.
Jachnow, H. (Hrsg.): Slavistische Linguistik 1990. München 1991, 146⫺163. Kempgen, S.: Bemerkungen zum russischen Flexionsakzent. In: Mehlig, H. R. (Hrsg.): Slavistische Linguistik 1993. München 1994, 103⫺126. Kempgen, S.: Russische Sprachstatistik. Systematischer Überblick und Bibliographie. München 1995a. Kempgen, S.: Der Umbau des altrussischen Flexionssystems und seine synchronen Implikationen. Die Welt der Slaven XL, 1995b, 2, 201⫺219. Kempgen, S.: Morphemik. In: Jachnow, H. (Hrsg.): Handbuch der sprachwissenschaftlichen Russistik und ihrer Grenzdisziplinen. Wiesbaden 1999, 87⫺108. Krysin, L. P. (ed.): Russkij jazyk po dannym massovogo obsledovanija. Opyt social’no-lingvisticˇeskogo izucˇenija. Moskva 1974. Krysin, L. P./Sˇmelev, D. N. (eds.): Social’no-lingvisticˇeskie issledovanija. Mosvkva 1976. Lehfeldt, W./Kempgen, S.: Formenbildung. In: Jachnow, H. (Hrsg.): Handbuch der sprachwissenschaftlichen Russistik und ihrer Grenzdisziplinen. Wiesbaden 1999, 109⫺149. Mel’cˇuk, I. A.: Poverxnostnyj sintaksis russkix cˇislovyx vyrazˇenij. Wiener Slawistischer Almanach, Sonderband 16. Wien 1985. Mulisch, H.: Handbuch der russischen Gegenwartssprache. Leipzig et al. 1993. Panzer, B.: Strukturen des Russischen. Eine Einführung in die Methoden und Ergebnisse der deskriptiven Grammatik. München 1975. Panzer, B.: Das Russische im Lichte linguistischer Forschung. München 1995. Rehder, P. (Hrsg.): Einführung in die slavischen Sprachen (mit einer Einführung in die Balkanphilologie). 3., verb. und erw. Auflage. Darmstadt 1998. Tornow, S.: Die häufigsten Akzenttypen in der russischen Flexion. Berlin/Wiesbaden 1984. Zaliznjak, A. A.: Ot praslavjanskoj akcentuacji k russkoj. Moskva 1985. Zybatow, L.: Russisch im Wandel. Die russische Sprache seit der Perestrojka. Wiesbaden 1995.
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636
IV. Baltische und slavische Sprachen
23. Tschechisch und Slovakisch 1.
Einleitung
1.1. Allgemeine Angaben Das Tschechische und das Slovakische gehören zu den europäischen Sprachen mit einer mittleren Sprecherzahl (ca. 10 Millionen Tschechen und ca. 5 Millionen Slovaken). Nach den Bevölkerungsverschiebungen des 20. Jahrhunderts deckt sich das Territorium beider Sprachen ungefähr mit dem jeweiligen Nationalstaat. 94 % der Bevölkerung der Tschechischen Republik haben Tschechisch als Muttersprache, die Minderheiten, unter denen an erster Stelle die Slovaken und die Roma zu nennen sind, haben kein geschlossenes Siedlungsgebiet. In der Slovakischen Republik sprechen 86 % der Bevölkerung Slovakisch als Muttersprache, die ungarische Minderheit (ca. 11 %) konzentriert sich auf den Süden des Landes, die kleine ukrainische Minderheit (ca. 1 %) lebt im Nordosten der Slovakei. Die Roma (offiziell 1,6 %, vermutlich deutlich mehr) leben über das ganze Land verteilt. Tschechisch und Slovakisch gehören zur Gruppe der westslavischen Sprachen und bilden innerhalb dieser einen eigenen Zweig, der klar von den beiden anderen Zweigen, dem lechischen und dem sorbischen, unterschieden ist. Die tschechischen und slovakischen Dialekte können als „Dialektkontinuum“ angesehen werden, das so viele Gemeinsamkeiten aufweist, dass eine gemeinsame typologische Betrachtung sinnvoll und möglich erscheint. Dass dieses Kontinuum heute von zwei Standardsprachen „überdacht“ wird, hat im Wesentlichen historische Gründe (s. u.). Die Anzahl der Merkmale, die allen westslavischen Sprachen gemeinsam sind und die sie vom Ost- und Südslavischen abgrenzen, ist eher gering, zumeist handelt es sich um Reflexe späturslavischer Lautwandel. Der tschechisch-slovakische Zweig der westslavischen Sprachen teilt sowohl Entwicklungen mit dem sorbischen als auch mit dem lechischen Zweig, weist aber auch Gemeinsamkeiten mit dem Südslavischen auf (vor allem bei den Reflexen der sog. Liquidameta-
these). Zu den Details sei auf Abschnitt 2 (Sprachtypologische Grundzüge) verwiesen. Die Angaben zum sprachlichen System stützen sich im Wesentlichen auf die neuesten Ausgaben der verbreiteten Schulgrammatiken von Havra´nek und Jedlicˇka (1996) sowie Pauliny (1997). Eine kursorische Übersicht in deutscher Sprache bietet Vintr (1998a, 1998b), vom gleichen Autor ist 2001 eine ausführliche Darstellung des Tschechischen erschienen. 1.2. Äußere Sprachgeschichte des Tschechischen Die schriftliche Überlieferung beider Sprachen beginnt in der aus West- und Mitteleuropa bekannten Weise mit Personen- und Ortsnamen, die in lateinischen Texten vorkommen, sowie mit Glossen. Aus Böhmen und Mähren sind die ersten slavischen Namen ab dem 10. Jahrhundert belegt, aus der Slovakei ab dem 11. Die Entwicklung der Schriftlichkeit verläuft aber in beiden Gebieten unterschiedlich, vor allem aus historischen Gründen. Das Tschechische kann sich im Herzogtum Böhmen, der Markgrafschaft Mähren und den schlesischen Fürstentümern, die ab 1198 das Königreich Böhmen bilden, deutlich freier entwickeln als die nah verwandten Dialekte auf dem Gebiet der heutigen Slovakei, das unter der traditionellen Bezeichnung „Oberungarn“ etwa ab 900 zum ungarischen Königreich gehörte. Im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts entstehen die ersten tschechischen Texte (religiöse Lieder und Legenden), bereits kurz nach 1300 nimmt ihre Zahl deutlich zu. Die tschechische Schriftsprache, die auf der Basis des mittelböhmischen Dialekts von Prag entsteht, erreicht in einer größeren Zahl literarischer Texte (Legenden, Epen, Lyrik, Chroniken) in der Zeit Karls IV. ihren ersten Höhepunkt. Während der z. T. nationalistisch geprägten hussitischen Revolution geht die literarische Produktion zeitweise zurück, das Tschechische festigt aber gleichzeitig seinen Status und setzt sich im Laufe des 15. Jahrhunderts als Verwaltungsspra-
23. Tschechisch und Slovakisch
che weitgehend durch. Nach der Einführung des Buchdrucks nimmt die Literatur in tschechischer Sprache weiter zu und erreicht in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen neuen Höhepunkt. Später wird diese Epoche als „Goldenes Zeitalter“ des Tschechischen bezeichnet, als wichtigster Text gilt die von den böhmischen Brüdern herausgegebene „Kralitzer Bibel“ (1579⫺94). Nach dem Ständeaufstand von 1619/20 und der Vertreibung der Akatholiken wird das Deutsche zur gleichberechtigten zweiten Landessprache erklärt. Es verdrängt nun allmählich das Tschechische aus verschiedenen Bereichen, dieses hält sich am besten in religiösen Texten und Volksliteratur, z. T. auch in Verwaltungstexten. Nach der Schließung der böhmischen Hofkanzlei (1749) und der theresianischen Schulreform (1774) verstärkt sich die Germanisierung, in der Wahrnehmung der Zeitgenossen ist das Tschechische nun ernsthaft in seiner Substanz bedroht. Ab den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts nimmt das Interesse am Tschechischen wieder deutlich zu. Die Bewegung der sog. „Nationalen Wiedergeburt“ bleibt zwar zunächst auf intellektuelle Kreise beschränkt, ihr gelingt aber eine durchgreifende Erneuerung der Standardsprache, deren Kodifikation ⫺ und das ist ein ganz wesentlicher Punkt ⫺ auf den Usus des „Goldenen Zeitalters“ zurückgreift und die seitdem eingetretenen Entwicklungen verwirft. Von entscheidender Bedeutung sind vor allem die Grammatik J. Dobrovsky´s (1809) und das Wörterbuch J. Jungmanns (1835 ff.), das durch Entlehnungen aus anderen slavischen Sprachen und Neuschöpfungen wesentlich zum Wortschatzausbau beiträgt. Obwohl die tschechische Nationalbewegung in der Revolution von 1848 scheitert und ihre politischen Forderungen nicht durchsetzen kann, dringt die tschechische Sprache ab den fünfziger Jahren in immer mehr Bereiche des täglichen Lebens vor. Insbesondere gelingt die Durchsetzung des Tschechischen im Bildungssystem, die 1881 mit der Teilung der Prager Universität in eine tschechische und eine deutsche Universität ihren deutlichsten Ausdruck erreicht.
637 Die Kodifikation bleibt weiterhin stark historisch ausgerichtet und wird immer wieder von puristischen Wellen erfasst, die sich gegen tatsächliche oder vermeintliche Germanismen richten. Nachdem das Tschechische nach der Unabhängigkeit der Tschechoslovakei 1918 sämtliche Funktionen einer modernen Standardsprache errungen hatte, klingt die Abwehrhaltung gegen das Deutsche allmählich ab. Der Prager Linguistenkreis setzt in den dreißiger Jahren eine Abkehr von der historisch ausgerichteten Kodifikation durch und setzt an ihre Stelle „funktionale Prinzipien“ (vgl. hierzu Stary´ 1995). Dieser Richtungswechsel wirkt sich aber vor allem auf das Lexikon aus (die Haltung zu Lehnwörtern wird deutlich gelassener), während die grammatische Kodifikation nur sehr langsam an neuere Entwicklungen und an die gesprochene Sprache angepasst wird. Dies ist im Wesentlichen auf die komplexen soziolinguistischen Verhältnisse zurückzuführen, in denen die z. T. archaische Schriftsprache mit einer weit verbreiteten, aber nicht als Teil des Standards anerkannten Umgangssprache konkurriert (s. u.). 1.3. Äußere Sprachgeschichte des Slovakischen In Oberungarn setzt die schriftliche Überlieferung etwas später ein, ab dem 15. Jahrhundert wird hier zunächst auch die tschechische Schriftsprache mittelböhmischer Prägung verwendet. Schon in den ersten Denkmälern wie etwa dem Stadtbuch von Zˇilina/Sillein (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts) finden sich jedoch gewisse Slovakismen. In den folgenden Jahrhunderten bildet sich eine ganze Skala schriftsprachlicher Varietäten heraus, die unterschiedlich stark slovakisiert sind. Am einen Ende der Skala stehen die religiösen Texte der Protestanten, die weiterhin das Tschechische verwenden, am anderen Ende lokale administrative Texte, die den örtlichen Dialekten oft sehr nahe stehen. Die katholische Erbauungsliteratur, aber auch die Anfänge weltlicher literarischer Texte sind auf Tschechisch abgefasst, aber mit zahlreichen Slovakismen angereichert. Die slovakische Forschung unterscheidet traditionell drei „Kulturdia-
638 lekte“, den westslovakischen, den mittelslovakischen und den ostslovakischen, die bis zu einem gewissen Grade die Rolle lokaler Schriftsprachen gespielt hätten. Lifanov (2001) hat demgegenüber überzeugend dargelegt, dass für die meisten Funktionsbereiche etwa ab dem 16. Jahrhundert eine ziemlich einheitliche Schriftsprache auf westslovakischer Basis verwendet wurde, von der nur die religiöse Sprache der Protestanten abwich. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde diese Schriftsprache von den katholischen Priestern J. I. Bajza und A. Bernola´k kodifiziert, nach Bernola´k (der u. a. eine Grammatik und ein Wörterbuch herausgab) wird sie traditionell als „bernola´cˇtina“ bezeichnet. Sie setzte sich aber fast nur bei den Katholiken durch, während die Protestanten zunächst weiter das Tschechische verwendeten. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts kam es dann zu einer Vereinheitlichung, als eine Gruppe von Autoren um den Protestanten L’. Sˇtu´r eine neue Schriftsprache begründete, die vom mittelslovakischen Dialekt von Turcˇiansky Sv. Martin (heute Martin) ausging. Diese „sˇtu´rovsˇtina“ unterschied sich deutlich stärker vom Tschechischen als die „bernola´cˇtina“, wurde aber trotz starker Proteste von tschechischer Seite schon relativ bald von Katholiken und Protestanten akzeptiert (letztere verwendeten aber noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als Kirchensprache das Tschechische). Auch der slovakischen Nationalbewegung gelang es 1848/49 nicht, größere Zugeständnisse zu erreichen. In den sechziger Jahren wurde Slovakisch an den Gymnasien zugelassen, 1863 wurde der Kulturverein „Matica Slovenska´“ gegründet, der sich die Förderung des Slovakischen zum Ziel setzte. Die kurze Blüte fand jedoch schon bald nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 ein Ende: Die ungarischen Behörden ließen keinen slovakischen Unterricht mehr zu und verboten 1875 auch die Matica Slovenska´. Das Slovakische konnte zwar weiter in Zeitungen und Büchern verwendet werden, blieb aber im Wesentlichen auf den literarischen Be-
IV. Baltische und slavische Sprachen
reich beschränkt und war daher nach 1918 bei weitem nicht so gut auf die Funktionen einer modernen Standardsprache vorbereitet wie das Tschechische. Nach 1918 ging die offizielle Politik von der Existenz einer „tschechoslovakischen“ Sprache aus, die in einer tschechischen und einer slovakischen Variante vorliege (vgl. hierzu ausführlich Marti 1993). Das Slovakische wurde zwar gefördert, stand aber unter starkem tschechischen Einfluss. Gegen Versuche, die orthografische und grammatische Kodifikation dem Tschechischen anzunähern, wandte sich in den dreißiger Jahren entschiedener Protest, zeitweise standen sich zwei konkurrierende Normierungen gegenüber. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich das Slovakische freier entwickeln, die völlige Gleichberechtigung beider Sprachen wurde allerdings erst mit der Föderalisierung der Tschechoslovakei 1968 erreicht. Doch selbst nach der staatlichen Trennung der Tschechischen und der Slovakischen Republik ist der Einfluss des Tschechischen auf das Slovakische immer noch stärker als in umgekehrter Richtung (vgl. hierzu Berger 2001). 1.4. Periodisierung der inneren Sprachgeschichte Angesichts der wechselhaften äußeren Geschichte des Tschechischen und des Slovakischen ist nicht weiter verwunderlich, dass die Periodisierung der inneren Sprachgeschichte in den gängigen Darstellungen deutlich gegenüber der der äußeren Sprachgeschichte zurücktritt. Aber auch da, wo Periodisierungen vorgeschlagen werden, kommt es teilweise zu einer Vermischung der Sichtweisen: Im Falle des Tschechischen enden die gängigen Darstellungen jeweils mit dem 16. Jahrhundert ⫺ hier spiegelt sich eindeutig die traditionelle Vorstellung wider, dass die Sprachentwicklung des 17. und 18. Jahrhunderts gewissermaßen ausgeklammert werden könne, weil sich ab der „Nationalen Wiedergeburt“ wieder der vorherige Usus durchsetzt. Beim Slovakischen ergeben sich eher Probleme mit den ältesten Sprachstufen, denn hier ist nicht völlig klar, ab wann Slovakisch und Tschechisch als getrennte Sprachen anzusehen sind.
23. Tschechisch und Slovakisch
Für das Tschechische soll hier im Wesentlichen die Einteilung der historischen Grammatik von Lamprecht et al. (1986) übernommen werden, die bis Ende des 16. Jahrhunderts drei Epochen unterscheidet und in etwa auch der anderer historischer Grammatiken entspricht (u. a. Tra´vnı´cˇek 1935, Koma´rek 1969, etwas anders Vintr 2001, 143). Die erste dieser Epochen (vom Urslavischen bis zum Ende des 10. Jahrhunderts) entspricht in etwa dem Zeitraum der Ausgliederung des Tschechischen aus den westslavischen Sprachen, die zweite (vom Ende des 10. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts) demjenigen Sprachzustand, der in der Regel als Alttschechisch bezeichnet wird. An die dritte Epoche der Sprachentwicklung (vom Ende des 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts), mit der die Autoren ihre Darstellung abschließen, würde ich allerdings noch zwei weitere Epochen anschließen und insgesamt zu folgender Periodisierung kommen: 1. frühes Alttschechisch (vom Urslavischen bis etwa 1000); 2. klassisches Alttschechisch (ca. 1000⫺ 1400); 3. frühes Neutschechisch (ca. 1400⫺1600); 4. Tschechisch der Barockzeit (ca. 1600⫺ 1800); 5. modernes Neutschechisch (ab 1800). Die Frage, ab wann man von zwei unterschiedlichen Sprachen Tschechisch und Slovakisch ausgehen sollte, kann hier nicht im Detail diskutiert werden. Es sei aber darauf hingewiesen, dass mindestens zwei Isoglossen (nämlich das Vorhandensein des Phonems /rˇ / bzw. seines Vorgängers /r´ / im Tschechischen und sein Fehlen im Slovakischen und die Bewahrung des urslavischen /dz/ im Slovakischen, das im Tschechischen zu /z/ geworden ist) bis in gemeinslavische Zeit zurückreichen, während andererseits das Gros der Unterschiede zwischen beiden Dialektgebieten erst durch den Umbau des tschechischen Vokalsystems um das Jahr 1400 hervorgerufen wurde. Diese Überlegungen führen mich dazu, für das Slovakische im Prinzip dieselben Epochen anzusetzen wie für das Tschechische, dies steht auch im Einklang mit den Ausführungen
639 der historischen Grammatik von Stanislav (1967, 42 ff.), obwohl der Autor schon ab dem Jahr 1000 eine eigene slovakische Sprache ansetzt. 1.5. Varietätengliederung des Tschechischen Das Tschechische wird traditionell in vier Dialektgruppen eingeteilt, und zwar die im engeren Sinne böhmischen Dialekte, die zentralmährischen oder hanakischen Dialekte, die mährisch-slovakischen sowie die schlesischen bzw. lachischen. Alle vier Gruppen werden weiter untergliedert, wobei im Falle der größten Gruppe, der böhmischen, vor allem die großen Untergruppen der zentralböhmischen Dialekte (auf die die Standardsprache sowie die Umgangssprache zurückgehen), der südböhmischen und der nordostböhmischen Dialekte hervorzuheben sind. Der zentralmährischen Gruppe kommt insofern eine spezielle Bedeutung zu, weil sich die entsprechenden Dialekte besonders weit von den übrigen entfernt haben (und z. T. für Sprecher anderer Dialekte nicht mehr verständlich sind). Die mährisch-slovakischen und die schlesischen Dialekte stellen in einem gewissen Sinne die Übergangsdialekte zum benachbarten Slovakischen bzw. zum Polnischen dar. Die Abgrenzung ist im Einzelnen umstritten, denn bis 1945 wurden die mährisch-slovakischen Dialekte noch zum Slovakischen gerechnet, zur schlesischen Dialektgruppe gehören Ortsdialekte, in denen polnische Elemente stark vertreten sind. Die Bedeutung der Dialekte hat in allen Gebieten deutlich abgenommen, sie wurden zunächst durch sog. Interdialekte ersetzt und sind heute akut durch die Umgangssprache zentralböhmischer Herkunft bedroht, die traditionell als „obecna´ cˇesˇtina“ (⫽ „Gemeintschechisch“) bezeichnet wird. Insbesondere die süd- und ostböhmischen Dialekte können als weitgehend ausgestorben angesehen werden, am besten halten sich noch die schlesischen Dialekte (was z. T. mit ihrer Position zwischen Polnisch und Tschechisch zusammenhängt). Eine Bestandsaufnahme der wichtigsten dialektalen Phänomene enthält die Monografie von Beˇ-
640 licˇ (1972), auf die ich mich im Weiteren beziehen werde. Der Status der Umgangssprache „obecna´ cˇesˇtina“ ist seit den fünfziger Jahren in der Forschung sehr umstritten. Während eine Gruppe von Forschern diese Umgangssprache für ein überregionales Phänomen hält und ihre Anerkennung als die mündliche Varietät des Tschechischen fordert, betonen andere Forscher stark den regionalen (d. h. zentralböhmischen) Charakter dieser Varietät, die sie zum Substandard rechnen. Eine offiziell propagierte Standardumgangssprache, die als „hovorova´ cˇesˇtina“ (⫽ „Umgangstschechisch“) bezeichnet wird und der geschriebenen Sprache nahesteht, hat sich kaum durchsetzen können. Neben den verschiedenen Schattierungen der Umgangssprache und den Resten der Dialekte existieren auch Soziolekte (Slangs, Berufsjargons u. Ä.), die sich aber nur im Lexikon von anderen mündlichen Varietäten unterscheiden. 1.6. Varietätengliederung des Slovakischen Das Slovakische wird traditionell in drei große Dialektgruppen eingeteilt, die westslovakischen, die mittelslovakischen und die ostslovakischen Dialekte. Die westslovakischen Dialekte bilden gewissermaßen den Übergang zum Tschechischen, die ostslovakischen zum Polnischen und Ukrainischen, mit denen sie einige Merkmale teilen. Der spezifischste Charakter kommt den mittelslovakischen Dialekten zu, aus deren Mitte auch der Dialekt von Turiec stammt, auf den die von L’. Sˇtu´r eingeführte Standardsprache zurückgeht. Eine moderne gute Überblicksdarstellung, auf die ich mich im Folgenden stützen werde, stammt von Sˇtolc (1994). Anders als im tschechischen Sprachgebiet sind die Dialekte durchaus lebendig, erst in den letzten Jahrzehnten beginnt sich eine überregionale Umgangssprache herauszubilden. Sie steht im Spannungsfeld zwischen der mittelslovakisch geprägten Standardsprache und dem westslovakischen Dialekt von Bratislava, der eine Reihe von abweichenden Merkmalen aufweist, die von vielen Sprechern schroff abgelehnt werden (u. a. auch wegen ihrer Nähe zum Tschechi-
IV. Baltische und slavische Sprachen
schen). Daneben gibt es auch im Slovakischen Soziolekte, die einen spezifischen Wortschatz aufweisen, sich in der Grammatik aber nicht weiter von der gesprochenen Sprache unterscheiden.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Lautung Die phonologischen Systeme der tschechischen und der slovakischen Standardsprache weisen eine Reihe von charakteristischen Gemeinsamkeiten auf, die auch für die meisten Dialekte des tschechisch-slovakischen Kontinuums und für die älteren Sprachstufen zutreffen. Die Unterschiede zwischen den Systemen der beiden Standardsprachen haben hingegen weit weniger systematischen Charakter, d. h. ein nur für die tschechische Standardsprache zutreffendes Phänomen muss nicht unbedingt in allen Dialekten vorkommen (entsprechendes gilt für das Slovakische). Beginnen wir mit der Betrachtung der Vokalsysteme der beiden Standardsprachen, die zunächst in tabellarischer Form dargestellt werden sollen. Dabei wird eine phonologische Transkription verwendet, die der Orthografie nahesteht: Tschechisch Kurzvokale: i e
Slovakisch u
i e ä
u´
´ı
o a
Langvokale: ´ı e´
o´
u o a u´ e´
a´
o´ a´
Diphthonge:
iu (ej)
ou
ie
uo ia
silbische Liquide:
r l
r l
r´ ´l
Als wesentliche gemeinsame Merkmale der beiden Vokalsysteme können die folgenden festgehalten werden: 1. Beide Sprachen verfügen über ein relativ einfaches Grundsystem von fünf Kurzvokalen (im Tschechischen) bzw. von sechs (im Slovakischen). Vordere gerun-
641
23. Tschechisch und Slovakisch
dete Vokale (wie das deutsche ö bzw. ü) fehlen völlig, bei den mittleren Vokalen werden keine Öffnungsgrade unterschieden, schließlich gibt es auch keinen Schwa-Laut. Dem Graphem y, das in beiden orthografischen Systemen vorkommt, entspricht in den heutigen Standardsprachen kein eigener Vokal, sondern es wird als i realisiert. Ursprünglich lag hier ein mittlerer hoher Vokal vor (etwa dem polnischen y entsprechend), der z. T. noch in Dialekten vorkommt. Die Verteilung der Grapheme ist im Wesentlichen historisch bedingt, nur in Kombination mit den Konsonanten d, t und n (sowie im Slovakischen l) ist die Schreibung distinktiv (vor y steht der nichtpalatale Konsonant, vor i der palatale). ⫺ Insgesamt ist das Vokalinventar deutlich kleiner als etwa das des Deutschen, Englischen oder Französischen, trotzdem aber größer als das der meisten anderen slavischen Sprachen. 2. Für beide Vokalsysteme ist die Quantitätsopposition von kurzen und langen Vokalen charakteristisch, die orthografisch in den meisten Fällen durch den Akut bezeichnet wird (für langes u´ wird im Tschechischen teilweise das spezielle Graphem u˚ verwendet). Diese Opposition unterscheidet Tschechisch und Slovakisch von allen übrigen westslavischen Sprachen sowie den ostslavischen, sie findet im südslavischen Bereich eine Parallele im Serbisch/Kroatisch/Bosnischen. 3. In beiden Vokalsystemen stehen die Langvokale der mittleren Reihe (e´ und o´) eher an der Peripherie: Der Vokal o´ tritt ausschließlich in Fremdwörtern auf (als Länge zum Vokal o fungiert im Tschechischen das u˚ und im Slovakischen das uo, orthografisch bezeichnet mit oˆ). Der Vokal e´ kommt von Fremdwörtern abgesehen im Tschechischen überwiegend und im Slovakischen ausschließlich in Endungen vor, im Tschechischen besteht darüberhinaus eine Tendenz, ihn durch ´ı zu ersetzen (wie in den meisten Dialekten und der Umgangssprache bereits geschehen).
4. Für beide Vokalsysteme sind Diphthonge charakteristisch, wobei die tschechische Standardsprache in einheimischen Wörtern nur den (traditionell meist biphonematisch gewerteten) fallenden Diphthong ou aufweist, der dazu symmetrische vordere Diphthong ej kommt lediglich in der Umgangssprache und Dialekten vor (in Fremdwörtern ferner au und eu). Für das Slovakische sind hingegen die vier steigenden Diphthonge ia, ie, iu und uo charakteristisch (auch hier kommen in Fremdwörtern die fallenden Diphthonge au und eu vor). ⫺ Sowohl steigende wie auch fallende Diphthonge sind ansonsten für slavische Standardsprachen sehr untypisch und im Prinzip auf Dialekte beschränkt, wenn man von Fällen absieht, in denen monophthongische Laute fakultativ eine phonetische Realisierung als Diphthong zulassen (etwa die diphthongische Realisierung von obersorbisch eˇ oder der polnischen Nasale). 5. Beide Sprachen verfügen schließlich auch über silbische Liquide r und l, wobei deren Frequenz im Tschechischen deutlich niedriger ist als im Slovakischen, wo sie u. a. auch an der Quantitätsopposition teilhaben. Auch dieses Phänomen ist weder in einer anderen westslavischen Sprache noch in den ostslavischen Sprachen belegt, hingegen im Südslavischen (silbisches r im Serbisch/ Kroatisch/Bosnischen sowie im Makedonischen). Die Konsonantensysteme beider Sprachen unterscheiden sich deutlich weniger als die Vokalsysteme, vgl. die folgende Übersicht:
Tschechisch
Slovakisch
b p v f m d t n l r d’ t’ j nˇ z s c cˇ zˇ sˇ rˇ g k h ch
b p v f m d t n l r d’ t’ j nˇ l’ z s dz c dzˇ cˇ zˇ sˇ g k h ch
642 Die Konsonanteninventare der beiden Sprachen weisen mit 24 bzw. 27 Konsonanten eine mittlere Größe auf. Es gibt also etwas mehr konsonantische Phoneme als etwa im Deutschen oder Französischen, hingegen deutlich weniger als in anderen slavischen Sprachen (Russisch, Polnisch, Bulgarisch). Als wesentliche Charakteristika können festgehalten werden: 1. Beide Sprachen verfügen über eine relativ große Anzahl von „Zischlauten“, d. h. von dentalen und postdentalen Frikativen und Affrikaten. Dabei ist das slovakische System noch etwas reicher, weil hier die stimmhaften Affrikaten dz und dzˇ eigene Phoneme sind, während sie im Tschechischen nur als positionelle Varianten von c und cˇ auftreten. Auf der anderen Seite existiert im Tschechischen das für diese Sprache spezifische Phonem rˇ, das sich in eine Reihe mit den postdentalen Frikativen einordnet. ⫺ Innerhalb der slavischen Sprachen liegen das tschechische und das slovakische System im mittleren Bereich (vgl. dagegen drei Reihen von „Zischlauten“ im Polnischen). 2. Die für die slavischen Sprachen insgesamt charakteristische Palatalitätskorrelation beschränkt sich im heutigen Tschechischen und Slovakischen auf die Dentale d’, t’ und nˇ sowie (nur im Slovakischen) l’. Die Opposition von palatalen und nichtpalatalen Dentalen beschränkt sich im Tschechischen im Wesentlichen auf die Position vor /e/, /i/ und /ı´ / sowie das Wortende, vor anderen Vokalen kommen sie fast nur in markierten expressiven Lexemen vor. Im Slovakischen wird die Opposition vor fast allen Vokalen realisiert, nur vor /e/ ist sie fast neutralisiert (hier stehen mit wenigen Ausnahmen nur die palatalen Dentale). Hinsichtlich der Palatalitätskorrelation stehen das Tschechische und Slovakische wieder dem Südslavischen recht nahe (wo nur noch palatales nj und lj erhalten sind) und entfernen sich von den übrigen westslavischen und den ostslavischen Sprachen. 3. Beide Sprachen verfügen über den Konsonanten /h/, der in den slavischen Spra-
IV. Baltische und slavische Sprachen
chen sonst nur im Obersorbischen und Ukrainischen vorkommt. Da /h/ historisch aus dem Velar /g/ entstanden ist, steht dieser fast ausschließlich in Fremdwörtern, im Slovakischen deutlich häufiger als im Tschechischen. Die Prosodie des Tschechischen und des Slovakischen ist durch zwei Phänomene gekennzeichnet, nämlich einerseits den festen Wortakzent und zweitens die Quantitätsopposition bei den Vokalen. Der Wortakzent liegt in beiden Standardsprachen und den meisten Dialekten auf der ersten Wortsilbe, in Dialekten ist aber auch der Pänultimaakzent belegt. Die Opposition kurzer und langer Vokale (die im Übrigen in manchen Dialekten fehlt) kommt in allen Silben vor (also auch in unbetonten). Im Tschechischen können auch mehrere Langvokale aufeinander folgen (vgl. uzˇ´ıva´nı´ ‘Verwendung), in der slovakischen Standardsprache wird dies durch das sog. rhythmische Gesetz blockiert, das die Aufeinanderfolge zweier Langvokale ausschließt (dementsprechend uzˇ´ıvanie). 2.2 Morphologie Tschechisch und Slovakisch weisen ⫺ wie die slavischen Sprachen überhaupt ⫺ eine reiche Flexionsmorphologie auf. Dabei kommt den synthetischen Formen deutlich mehr Bedeutung zu als den analytisch gebildeten, die sich im Wesentlichen auf den Bereich des Verbums beschränken. Im Vergleich zu anderen slavischen Sprachen ist die Vielzahl von konkurrierenden Paradigmen auffällig (im Tschechischen noch stärker als im Slovakischen), die u. a. dazu führt, dass fast alle Endungen in mehreren Funktionen vorkommen. In beiden Sprachen kommen morphonologische Alternationen vor, vgl. tschech. cˇesat ‘kämmen’, im Präsens cˇesˇu, cˇesˇesˇ …, slovak. entsprechend cˇesat’, cˇesˇem, cˇesˇesˇ … Beim Nomen sind sie im Slovakischen z. T. abgebaut, vgl. tschech. Praha ‘Prag’, Lokativ v Praze ‘in Prag’ gegenüber slovak. v Prahe. Die genannten Besonderheiten konzentrieren sich auf die Ausdrucksebene, die durch Flexionsendungen bezeichneten grammatischen Kategorien weichen demgegenüber nur selten von den
23. Tschechisch und Slovakisch
auch aus den anderen slavischen Sprachen bekannten Kategorien ab. Für die Substantive sind die drei grammatischen Kategorien Genus, Numerus und Kasus charakteristisch. In beiden Sprachen werden drei Genera (Maskulina, Feminina und Neutra) unterschieden, die Maskulina spalten sich ferner nach dem Merkmal der Belebtheit auf. Dabei gibt es allerdings einen wesentlichen Unterschied zwischen Tschechisch und Slovakisch, denn nur im Tschechischen werden im Singular und Plural gleichermaßen belebte und unbelebte Maskulina unterschieden. Im Slovakischen ist die Situation komplexer, denn die Belebtheit ist nur im Singular relevant, während im Plural die Trennlinie zwischen männlichen Personen einerseits und unbelebten Referenten und Tieren andererseits verläuft (ähnlich wie im Polnischen und Obersorbischen). Beide Sprachen verfügen über die Numeri Singular und Plural. Der Dual, der im Alttschechischen noch belegt war, ist geschwunden, jedoch haben sich im Tschechischen einige Dualendungen erhalten und sogar Pluralendungen verdrängt. Das urslavische System der Kasus ist im Tschechischen und im Slovakischen bewahrt. Das Tschechische weist alle sieben Kasus auf, im Slovakischen setzt man heute keinen Vokativ mehr an, obwohl sich gewisse Reste erhalten haben. Für die Adjektive sind ebenfalls Genus, Numerus und Kasus relevant. Die in vielen slavischen Sprachen bemerkbare Tendenz zur Neutralisierung der Genera im Plural ist zwar im Tschechischen und Slovakischen auch zu beobachten, jedoch nur mit Einschränkungen. Die tschechische Standardsprache repräsentiert hier einen besonders archaischen Zustand (Differenzierung aller drei Genera im Nom. und Akk. Plural), der jedoch in der gesprochenen Sprache und den Dialekten weitgehend abgebaut ist. ⫺ Die ursprüngliche Unterscheidung einer nominalen und einer zusammengesetzten Deklination der Adjektive ist weitgehend geschwunden. Im Tschechischen ist sie als Archaismus sowie bei den Passivpartizipien erhalten, im Slovakischen auch hier abgebaut. Einzelne Formen der nominalen Deklina-
643 tion sind allerdings weiterhin präsent, etwa als Adverbien und Prädikativa. ⫺ Eine spezifische Rolle spielen in beiden Sprachen die mit den Suffixen -ov- (von Maskulina) und -in- (von Feminina) abgeleiteten Possessivadjektive. Sie können als Alternative zum Genitiv gebraucht werden, wenn der Possessor im Singular steht und definit ist (vgl. tschech. Elisˇcˇina kniha ‘Elisˇkas Buch’, slovak. otcov kaba´t ‘die Jacke des Vaters’), und sind in manchen Fällen (z. B. bei Namen) nahezu obligatorisch. Morphologisch steht ihre Deklination zwischen der nominalen und der zusammengesetzten, die nominalen Formen schwinden allerdings in den Dialekten und der Umgangssprache zusehends. Beide Sprachen verfügen schließlich über eine synthetische Steigerung (der Komparativ wird suffigal abgeleitet, der Superlativ mit dem Präfix nej- bzw. naj- aus dem Komparativ), analytische Umschreibungen kommen nur okkasionell vor. Als Kategorien des Verbums sind Aspekt, Tempus, Modus, Diathese, Person, Numerus und Genus zu nennen. Hinsichtlich der beiden Aspekte, des perfektiven und des imperfektiven, unterscheiden sich Tschechisch und Slovakisch nur wenig von den übrigen slavischen Sprachen. Spezifisch für beide Sprachen ist hingegen die große Produktivität von (imperfektiven) Iterativa, die in der älteren Literatur als eigener Aspekt angesehen wurden, heute aber nicht mehr als Phänomen der Flexionsmorphologie, sondern der Wortbildung interpretiert werden. ⫺ Das Tempussystem beider Sprachen ist heute dreigliedrig (Präsens, Präteritum, Futur), in älteren Sprachstufen gab es weitere Vergangenheitstempora, von denen der Aorist und das Imperfekt schon zu Beginn der historischen Entwicklung, das Plusquamperfekt hingegen erst im 20. Jahrhundert geschwunden ist. Das Präteritum wird analytisch gebildet (Präsens des Verbums ‘sein’ ⫹ Partizip Präteritum), es sind aber Ansätze zur Synthese erkennbar (u. a. Schwund des Auxiliars in der 3. Person). Der Ausdruck des Futurs ist eng mit dem Aspekt verknüpft (analytisches Futur der Imperfektiva, futurische Verwendung des perfektiven Präsens), anders als in den meisten anderen slavischen Sprachen bildet eine Reihe von
644 Verben der Bewegung aber auch ein synthetisches Futur (vgl. tsch. ponesu ‘ich werde tragen’). ⫺ An Modi unterscheiden beide Sprachen Indikativ, Imperativ sowie zwei analytisch ausgedrückte Konditionale (der Gegenwart und der Vergangenheit). ⫺ Im Bereich der Diathese gibt es neben dem Aktiv ein analytisch (mit Hilfe des Verbums ‘sein’ und des Partizips Präteritum Passiv) gebildetes Passiv, das allerdings keine hohe Frequenz aufweist. Als konkurrierendes Ausdrucksmittel kommen auch reflexive Verben vor (fast ausschließlich bei unbelebtem Patiens). ⫺ Neben den drei Personen und den beiden Numeri (beim Verbum haben sich keine Spuren des Duals erhalten) werden im analytisch gebildeten Präteritum auch die drei Genera unterschieden (in der tschechischen Standardsprache sogar im Plural). Beide Sprachen verfügen über eine Reihe von infiniten Formen, beginnend mit dem Infinitiv, dessen Rolle in der Syntax jedoch deutlich geschwächt ist (er wird häufig durch Nebensätze ersetzt), über drei Partizipien (Partizip Präsens Aktiv, Partizip Präteritum Aktiv und Partizip Präteritum Passiv) hin zu Gerundien (in der einheimischen Tradition als „Transgressiv“ bezeichnet), deren Bedeutung für die geschriebene Sprache allerdings sehr abgenommen hat. Diese Gerundien weisen in der tschechischen Kodifikation auch Genus- und Numerusmerkmale auf (was unter den heutigen slavischen Sprachen sonst nicht belegt ist), in der slovakischen sind sie unveränderlich und zeigen genau zwei Formen (für Präsens und Präteritum). In der Wortbildung stehen ⫺ wie in den slavischen Sprachen insgesamt üblich ⫺ synthetische und analytische Bildungsweisen nebeneinander, wobei den synthetischen die größere Bedeutung zukommt. Für Tschechisch und Slovakisch sind dabei die suffigale und präfigale Derivation charakteristisch (letztere vor allem bei Verben), in geringerem Umfang sind auch Nullsuffigierung bzw. Konversion, Komposition und in neuerer Zeit Akronymbildung belegt. Die Komposition bleibt auf einige wenige Typen beschränkt und kommt deutlich seltener vor als in anderen slavischen Sprachen
IV. Baltische und slavische Sprachen
(etwa dem Russischen). Als Beleg für eine starke Neigung zur Synthese kann die Tendenz zur Univerbierung analytischer Verbindungen angeführt werden, die vor allem für die beiden Umgangssprachen typisch ist, aber auch in die geschriebene Sprache vordringt (vgl. die Ersetzung von Va´clavske´ na´meˇstı´ ‘Wenzelsplatz’ durch Va´clava´k). 2.3. Syntax Hinsichtlich der Wort- und Satzgliedstellung betont die tschechische und slovakische grammatische Tradition immer wieder, dass beide Sprachen im Prinzip über eine „freie“ Wortstellung verfügten, die freilich den Regularitäten der sog. Thema-RhemaGliederung (in der tschechischen Tradition oft als „aktuelle Satzgliederung“ bezeichnet) unterworfen sei. Erst in neuerer Zeit setzt sich die Überzeugung durch, dass auch für tschechische und slovakische Sätze (bzw. Phrasen) eine Basiswortstellung angesetzt werden sollte, die dann durch Prozesse der Topikalisierung, Fokussierung u. Ä. verändert werden kann. Als wesentliche Eigenschaften der Basiswortstellung können festgehalten werden: 1. Tschechisch und Slovakisch sind SVOSprachen, weisen also im Prinzip den „emissiven“ Stellungstyp auf. 2. Entsprechend den prinzipiellen Eigenschaften des emissiven Stellungstyps verfügen beide Sprachen über Präpositionen (Postpositionen existieren nur in älteren Sprachstufen), das Genitivattribut steht nach dem Nomen. Ähnlich wie das Deutsche weichen Tschechisch und Slovakisch in der Stellung des Adjektivs vom Idealtypus ab und weisen die Abfolge AN auf. 3. Für beide Sprachen sind pronominale und auxiliare Enklitika charakteristisch, die stets an der zweiten Position im Satz (also an der klassischen „Wackernagelposition“) stehen. Relationaltypologisch sind Tschechisch und Slovakisch als Nominativsprachen einzuordnen, ähnlich wie im Deutschen gibt es aber peripher auch andere Phänomene. Vgl. hierzu etwa Sätze wie Zastesklo se mi ‘ich bekam Heimweh’ (wörtlich: es wurde mir
23. Tschechisch und Slovakisch
eng) oder Spı´ se mi dobrˇe ‘ich kann gut schlafen’ (wörtlich: es schläft sich mir gut). Die Frequenz nominativloser Sätze ist aber im Tschechischen und Slovakischen deutlich niedriger als etwa im Russischen (vgl. auch die Angaben zur historischen Entwicklung in Abschnitt 5.1). Hinsichtlich der Unterscheidung von subjekt- und themenstrukturellen Sprachen sind Tschechisch und Slovakisch eindeutig als Mischtypus zu kennzeichnen. Die Auffassung, dass es sich hier um nichtkonfigurationale Sprachen handle, kann heute nicht mehr ernsthaft vertreten werden (s. o.), dennoch ist nicht zu bestreiten, dass die relativ freie Wortstellung mehr Variation erlaubt als etwa im Deutschen oder gar Englischen.
3.
Lautliche Variation
3.1. Historische Variation von Westen nach Osten Im Zuge der historischen Entwicklung vom Urslavischen zu den heutigen Einzelsprachen haben die Phonemsysteme des Tschechischen und Slovakischen eine Reihe von typologisch relevanten Veränderungen durchgemacht, zunächst gemeinsam (bis einschließlich der hier als „Alttschechisch“ bezeichneten Periode) und dann getrennt. Der Begriff der historischen Variation von Westen nach Osten bezieht sich dabei zunächst auf die Abgrenzung zu den slavischen Nachbarsprachen, dann aber auch auf die zwischen Tschechisch und Slovakisch. Das Urslavische war eine sehr „vokalische“ Sprache mit mindestens elf Vokalphonemen (a, e, eˇ, i, o, u, y, , ъ, e˛, o˛, nach manchen Auffassungen auch noch ü und ö˛, wobei diese Vielfalt z. T. auf ältere Quantitätsunterschiede zurückging. Es war ferner charakterisiert durch komplexe suprasegmentale Eigenschaften mit distinktiver Akzentstelle, Quantität und einer Intonationsopposition (traditionell beschrieben mit den Termini ‘Akut’ und ‘Zirkumflex’). Das Konsonantensystem umfasste demgegenüber nur ca. zwanzig Phoneme und war damit deutlich einfacher strukturiert als in der
645 Mehrzahl der heutigen slavischen Sprachen. U. a. beschränkte sich die Palatalitätskorrelation auf einige wenige Phoneme (/n/ ~ /n´/, /l/ ~ /l’/, /r/ ~ /r´/), doch gab es wohl zu den meisten Konsonanten phonetisch palatalisierte Varianten vor vorderen Vokalen. Im Laufe des 10. Jahrhunderts kam es zu einer radikalen Umgestaltung dieses phonologischen Systems, die sich in unterschiedlichem Ausmaß auch in anderen slavischen Sprachen nachweisen lassen. Die überkurzen ‘reduzierten Vokale’ und ъ schwanden in den meisten Positionen (u. a. stets am Wortende), wodurch die Palatalitätskorrelation phonologisiert wurde. Mit dem Ausbau des Konsonantensystems ging eine Reduktion des Vokalsystems einher, das nur noch die Vokale a, e, eˇ, i, o und u sowie die Nasalvokale e˛ und o˛ umfasste. Durch diesen Wandel, der auch in den übrigen west- und ostslavischen Sprachen, nicht aber den südslavischen belegt werden kann, änderte sich der Charakter des Phonemsystems von einem vokalischen zu einem konsonantischen System. Diese Tendenz wurde noch dadurch verstärkt, dass die Nasalvokale im Tschechischen und Slovakischen etwa zur gleichen Zeit in orale Vokale übergingen, wobei sich o˛ in u und e˛ in ä verwandelte (dieses neue Vokalphonem trat wenig später in komplexe Wechselwirkungen mit dem bereits im System vorhandenen eˇ und fiel im Tschechischen entweder mit diesem oder mit a zusammen, während es im Slovakischen teilweise bis heute erhalten blieb). Diese Entwicklung verbindet das Tschechische und Slovakische mit den sorbischen Sprachen und trennt sie vom Polnischen, wo die Nasalvokale erhalten blieben. In bestimmten Positionen schwanden die reduzierten Vokale und ъ nicht, sondern wurden durch einen Vollvokal ersetzt (dies geschah zumeist in einer Silbe vor einem anderen reduzierten Vokal). Im Tschechischen trat hier stets /e/ ein, im Slovakischen z. T. auch andere Reflexe wie /a/, /o/ oder die zugehörigen Längen. Vgl. etwa aus urslav. mъchъ ‘Moos’ tschech. mech, aber slovak. mach, urslav. orlъ ‘Adler’ zu tschech. orel und slovak. orol. Das Slovakische vereint hier Übergangsphänomene zum Ostslavischen (wo ъ > o vokalisiert wurde) und zum
646 Südslavischen (wo beide reduzierten Vokale zu a wurden). Die Palatalitätskorrelation, die durch die erwähnten Entwicklungen eine zentrale Bedeutung für das Phonemsystem erhalten hatte, wurde im Bereich des Alttschechischen allerdings bald wieder durch sog. Depalatalisierungen eingeschränkt, die ebenfalls schon für das 10. Jahrhundert angesetzt werden (vgl. Koma´rek 1969, 62 ff.). Palatalisierte Konsonanten vor /e/ und /ä/ wurden depalatalisiert, falls dem Vokal ein nichtpalatalisierter Konsonant folgte, ferner wurde die Palatalitätskorrelation in Konsonantengruppen neutralisiert. Die Depalatalisierungen, die vor allem im tschechischen Dialektgebiet eintraten und nach Osten hin abnahmen, lassen sich mangels schriftlicher Quellen nicht direkt belegen, sondern sie wurden von Havra´nek (1940) aufgrund späterer Veränderungen des Vokalsystems rekonstruiert. Ebenfalls in vorschriftlicher Zeit ist auch das suprasegmentale System des Tschechischen und Slovakischen deutlich umgestaltet worden. Der freie Akzent ging verloren und wurde durch einen festen Akzent auf der ersten Wortsilbe ersetzt (vgl. hierzu Berger 1995), gleichzeitig entwickelte sich die Quantitätsopposition zwischen langen und kurzen Vokalen zu einem konstitutiven Merkmal des tschechischen und slovakischen Vokalsystems. Dabei entstanden lange Vokale sowohl durch Kontraktion (sta´ti ‘stehen’ < *stojati) als auch als Reflex der alten Intonationsoppositionen. Bis heute bildet die Quantitätsopposition ein wesentliches Merkmal der tschechischen und der slovakischen Standardsprache sowie der meisten Dialekte (zu bestimmten slovakischen Sonderentwicklungen sei auf Abschnitt 3.4 verwiesen). Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich in den sorbischen Sprachen und im Polnischen, doch wurde sie hier später durch gegenläufige Tendenzen wieder aufgehoben. Kurz vor Beginn der schriftlichen Überlieferung, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, setzen im Gebiet der tschechischen Dialekte eine Reihe von Vokalveränderungen ein, die traditionell als „Umlaut“ („prˇehla´ska“) bezeichnet werden. Dabei
IV. Baltische und slavische Sprachen
werden die Verbindungen von palatalisierten Konsonanten mit den hinteren Vokalen /a/, /o/ und /u/ weitgehend beseitigt: /a/ verändert sich ⫺ unter komplexen Bedingungen, auf die hier nicht genauer eingegangen werden kann ⫺ in vielen Positionen zu /eˇ/, /o/ ebenfalls zu /eˇ / und /u/ zu /i/. Diese Entwicklung erfasste zunächst alle böhmischen Dialekte und einen Teil der mährischen, die schlesischen und die slovakischen Dialekte wurden von ihr nicht betroffen. In der Konsequenz dieser Entwicklung war das Gewicht der Palatalitätskorrelation in den böhmischen Dialekten und vor allem der Schriftsprache deutlich geschwächt, sie blieb nur vor dem Phonem /i/ erhalten, etwa in Wörtern wie byl ‘er war’ (mit nichtpalatalem /b/) vs. bil ‘er schlug’ (mit palatalem /b’/). Gleichzeitig entstanden dadurch viele Vokalalternationen, die später wieder rückgängig gemacht wurden (vgl. alttschech. cˇas ‘Zeit’ mit dem Lokativ cˇeˇseˇ oder die Präsensformen von trˇiesti ‘zittern’: trˇasu, trˇeˇsesˇ …). In den mährischen Dialekten ist der „Umlaut“ später weitgehend wieder beseitigt worden (vgl. etwa kosˇul’a ‘Hemd’ vs. böhm. kosˇile), bei Endungen gilt dies auch teilweise für das Tschechische (in den Dialekten heißt es wieder biju ‘ich schlage’ und nicht mehr biji, die Endung -u ist nur in chci ‘ich will’ erhalten, vgl. aber mährisch chcu). Der endgültige Verlust der Palatalitätskorrelation erfolgt gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Nachdem die Opposition nur noch vor dem Phonem /i/ und ⫺ in Abhängigkeit vom folgenden Vokal ⫺ vor /e/ und /eˇ / existiert hatte, verliert sie ihren phonologischen Charakter, statt dessen entsteht wieder für kurze Zeit das Vokalphonem /y/. Der Kurzvokal /y/ fällt aber wenig später in den böhmischen, den mährischen und fast allen slovakischen Dialekten mit /i/ zusammen, die ursprüngliche Opposition bleibt nur nach den Dentalen /t/, /d/ und /n/ (sowie im Slovakischen /l/) erhalten, verlagert sich aber auf den Konsonanten. So wird im Tschechischen und Slovakischen heute noch grafisch zwischen ty ‘du’ und ti ‘dir’ unterschieden, phonetisch liegt aber die Opposition von [ti] und [t’i] vor. Ähnliches gilt für /eˇ/, das mit /e/ zusammengefallen ist, im
23. Tschechisch und Slovakisch
Tschechischen aber heute noch grafisch die Palatalisierung des vorhergehenden Dentals markiert (vgl. deˇti ‘die Kinder’, phonetisch [d’et’i]) bzw. nach Labialen als [je] gesprochen wird (vgl. obeˇd ‘Mittagessen’, phonetisch [objet]). Im Slovakischen wurde die Palatalitätskorrelation vor /e/ fast ganz neutralisiert, wobei die Dentale fast immer palatal gesprochen werden (daher die slovakische Schreibung deti, mit gleicher Aussprache wie im Tschechischen), während die Unterscheidung bei den Labialen verloren gegangen ist (vgl. obed, phonetisch [obet]). Im Ergebnis all dieser Veränderungen verfügen die meisten tschechischen und slovakischen Dialekte über die fünf Vokale /a/, /e/, /i/, /o/ und /u/. Die letzten Veränderungen des tschechischen Vokalsystems erfolgten ab dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts und gestalteten das System der Langvokale tiefgreifend um. Dabei wurden zunächst etwa gleichzeitig die Langvokale /y´ / > /ej/ und /u´ / > /ou/ diphthongisiert, etwas später dann wurde /ie/, der dem Kurzvokal /eˇ / entsprechende Langvokal, zu /ı´ / und das aus altem /o´ / entstandene /uo/ zu /u´ / monophthongisiert (letzteres wird bis heute mit dem Graphem u˚ bezeichnet!). Diese Entwicklungen erfassten alle böhmischen und die zentralmährischen Dialekte, in den südmährischen Dialekten fand nur die Monophthongisierung statt. Das Schlesische, in dem die Langvokale verloren gegangen sind (s. u.), ging einen anderen Weg, in den meisten slovakischen Dialekten und der slovakischen Standardsprache ist der alte Zustand noch erhalten (vgl. etwa die Paare tschech. mouka ‘Mehl’ vs. slovak. mu´ka, tschech. bı´da ‘Not’ vs. slovak. bieda, tschech. ku˚nˇ ‘Pferd’ vs. slovak. koˆnˇ). Die Diphthongisierung von /y´ / > /ej/ ist zwar in den Dialekten erfolgt, hat sich aber nie im orthografischen System durchgesetzt. Daher heißt ‘Ochse’ zwar in den meisten Dialekten bejk (bzw. zentralmährisch be´k, s. u.), wird aber weiterhin als by´k geschrieben und in der heutigen Standardsprache auch [bı´k] gesprochen (wie im Slovakischen). ⫺ Ein weiterer, etwas später (im 16. Jahrhundert) eingetretener Lautwandel, nämlich die Veränderung von /e´ / > /ı´/, die eine Vereinfachung des Systems der Lang-
647 vokale zu drei Vokalen /a´/, /ı´ / und /u´ / nach sich zieht (/o´ / fehlt generell, weil es in früher Zeit zu /uo/ geworden ist), ist ebenfalls nicht in die Standardsprache eingedrungen, aber für die böhmischen Dialekte charakteristisch. Durch die beschriebenen Entwicklungen gibt es im Tschechischen neben den Langvokalen auch den fallenden Diphthong /ou/ sowie in den meisten Dialekten und der Umgangssprache /ej/. Für das Slovakische sind hingegen steigende Diphthonge typisch, so etwa die ererbten Diphthonge /ie/ und /uo/, /ia/, das sich als Langvokal zu /ä/ etabliert hat, sowie /iu/, das nach palatalisierten Konsonanten aus /u´ / entstanden ist. Der Konsonantismus ist, wenn wir von dem Entstehen der Palatalitätskorrelation und ihrem späteren weitgehenden Schwund absehen, keinen wesentlichen Veränderungen unterworfen worden. Die alte Isoglosse von slovak. /dz/ vs. tschech. /z/ (vgl. hierzu das Ende von Abschnitt 1.4) ist erhalten geblieben, durch die Assibilierung des palatalisierten /r´ / zu tschech. /rˇ / ist eine weitere Isoglosse hinzugekommen, die umso deutlicher ist, als /r´ / im Slovakischen später depalatalisiert wurde, während das tschechische /rˇ / erhalten geblieben ist, weil es nicht mehr an der Palatalitätskorrelation teilhat. Die für beide Sprachen so charakteristischen silbischen Liquide r und l sind bereits in gemeinslavischer Epoche aus Verbindungen von reduziertem Vokal und Liquida entstanden, vgl. srdce ‘Herz’ aus urslav. srdce gegenüber poln. serce und russ. serdce, und überall außer an den Rändern (s. u.) erhalten. Daran haben auch die Restriktionen der Distribution des silbischen l, die sich im Tschechischen etwa im 14. Jahrhundert entwickelt haben (vgl. Koma´rek 1969, 60 ff.), nichts geändert. Die Quantitätsopposition bei den silbischen Liquiden war ursprünglich auch im Tschechischen verbreitet (vgl. Gebauer 1963, 300), ist aber im Laufe der historischen Entwicklung geschwunden. In beiden Sprachen wurde der Bereich der silbischen Liquide schließlich noch dadurch erweitert, dass /r/ und /l/ in gewissen Konsonantengruppen silbisch wurden, etwa in krve ‘des Bluts’ oder vedl ‘er führte’ (beide alttschech. noch einsilbig).
648 3.2. Regionale Variation des Tschechischen Innerhalb des tschechischen Sprachgebiets unterscheiden sich die „progressiven“ böhmischen Dialekte, in denen alle im vorhergehenden Abschnitt erwähnten Vokalveränderungen vorgefallen sind, deutlich von den übrigen Gebieten. Da die Standardsprache auf zentralböhmischer Grundlage beruht, sind diese Merkmale auch für sie typisch, ähnliches gilt für das sog. Gemeintschechische, das heute einen Großteil der Ortsdialekte verdrängt (vgl. hierzu Abschnitt 3.4). Von den anderen Dialekten ist der südmährische am konservativsten, weil hier weder der sog. „Umlaut“ noch die Diphthongisierung erfolgt ist. Das Schlesische hat im Prinzip den alten Vokalismus bewahrt, ihn aber durch den Verlust der Quantitätskorrelation, den es mit dem nördlich angrenzenden Polnischen teilt, umgestaltet: die schlesischen Dialekte verfügen zumeist über ein System von sechs Vokalphonemen (/a/, /e/, /i/, /o/, /u/ und /y/). Ähnlich wie im Polnischen wird die vorletzte Silbe betont. Die zentralmährischen Dialekte haben sich vom alttschechischen Zustand noch weiter entfernt als die böhmischen. Dies betrifft einerseits den Umlaut (der auch im Stamm rückgängig gemacht wurde), andererseits die typisch zentralmährische Veränderung von /y/ > /eˆ / und /u/ > /oˆ/, vgl. reˆba ‘Fisch’ (vs. schriftsprachlich ryba) und boˆdoˆ ‘ich werde sein’ (vs. budu), durch die zwei weitere offene Vokale ins System eingeführt wurden (vgl. Beˇlicˇ 1974, 35 ff.). In einem kleinen Gebiet kam es im Gegenzug auch zur Veränderung von /e/ > /i/ und /o/ > /u/, was in letzter Konsequenz zu einem Tausch von /e/ und /i/ und /o/ und /u/ führen kann, vgl. etwa das Beispiel pud dochno´ ‘unter dem Oberbett’ vs. schriftsprachlich pod duchnou (vgl. Beˇlicˇ 1974, 106). Bestimmte Sondererscheinungen, die auch in der Vergangenheit auf kleine Gebiete beschränkt waren und die heute völlig geschwunden sind, werden in der Literatur wegen ihres archaischen Charakters relativ ausführlich beschrieben. Hierzu zählt das Vorkommen eines Schwa-Lauts statt /y/ im Südböhmischen (vgl. bel ‘er war’), bzw. statt /i/ im Südmährischen (vgl. rebnˇek ‘Teich’,
IV. Baltische und slavische Sprachen
schriftsprachl. rybnı´k), verschiedene Stufen der Erhaltung der Palatalitätskorrelation (vgl. südböhmisch p’ivo ‘Bier’), prothetisches /h/ im Südböhmischen und Nordmährischen (vgl. Beˇlicˇ 1974, 74 f.) und schließlich die merkwürdige Entwicklung von palatalisierten Labialen zu nichtpalatalisierten Dentalen in gewissen ostböhmischen Dialekten (statt beˇzˇet ‘laufen’ stand hier dezˇet, vgl. Beˇlicˇ 1974, 48), die auch auf allgemeinlinguistisches Interesse gestoßen ist (vgl. Andersen 1973). 3.3. Regionale Variation des Slovakischen Von den drei großen slovakischen Dialektgebieten steht das Mittelslovakische der Standardsprache, die aus ihm hervorgegangen ist, am nächsten. Nur in ihm finden sich bestimmte Idiosynkrasien wie die mehrfachen Reflexe der reduzierten Vokale und die Bewahrung der Phoneme /ä/ und /l’/, die im Übrigen nicht in allen mittelslovakischen Dialekten vorhanden sind, besonders charakteristisch ist aber auch das in Abschnitt 2.1 bereits erwähnte „rhythmische Gesetz“, nach dem der zweite von zwei aufeinanderfolgenden Langvokalen gekürzt wird. Dieses Gesetz führt dazu, dass die meisten Endungen in zwei Varianten vorkommen, vgl. etwa bei den Adjektiven die Opposition zwischen Fällen wie pekny´ ‘schön’ (Gen. Sg. pekne´ho usw.) und biely ‘weiß’ (Gen. Sg. bieleho usw.). Obwohl für bestimmte morphologische Klassen (Possessivadjektive zu Tierbezeichnungen, Kurzformen von Partizipien u. a.) Ausnahmen gelten, prägt das „rhythmische Gesetz“ nach wie vor die suprasegmentale Gestalt des Mittelslovakischen und der Standardsprache. Die westslovakischen Dialekte schließen in verschiedener Hinsicht an das Tschechische und insbesondere die benachbarten mährischen Dialekte an. Im Vokalismus fehlt das Phonem /ä/, statt der mittelslovakischen Diphthonge stehen einfache Vokale, sodass für das Westslovakische ein regelmäßiges Vokalsystem mit den Vokalen /a/, /e/, /i/, /o/, /u/ und ihren langen Gegenstücken gegeben ist (vgl. Sˇtolc 1994, 23). Das „rhythmische Gesetz“ gilt nicht, wie im Tschechischen können zwei Langvokale
649
23. Tschechisch und Slovakisch
aufeinander folgen. Im Konsonantensystem fehlt das Phonem /l’/. Die ostslovakischen Dialekte nähern sich hingegen in mancher Hinsicht dem Polnischen, in anderer dem Ostslavischen. Der Vokalismus ist dadurch gekennzeichnet, dass die Quantitäten verlorengegangen sind und der Pänultimaakzent die Betonung auf der ersten Silbe ersetzt hat. Der Verlust der Quantitäten zieht auch hier ein vereinfachtes Vokalsystem nach sich. Als Reflexe der reduzierten Vokale finden wir wie im Ostslavischen regulär e (< ) und o (< ъ). Die Palatalitätsopposition ist weitgehend erhalten: wir finden nicht nur das Phonem /l’/, sondern auch palatalisierte Sibilanten /s´ / und /z´ / (wie im Polnischen und den schlesischen Dialekten des Tschechischen). Ebenso wie im Tschechischen gibt es in kleinen Gebieten weitere, z. T. stark abweichende Lautentwicklungen. Eine besondere Rolle spielen dabei gewisse südmittelslovakische Dialekte, wo so ungewöhnliche Lautwandel wie der von n > m am Wortende (im sog. vrcha´rske na´recˇie) oder die Ersetzung von cˇ durch palatalisiertes sˇ (in den sog. Gemer-Dialekten) belegt sind. 3.4. Soziale Variation des Tschechischen und des Slovakischen Die traditionellen Dialekte sind im tschechischen Sprachgebiet weitgehend geschwunden und in Böhmen und Westmähren durch das sog. Gemeintschechische ersetzt worden. Diese zumeist nicht zum Standard gerechnete Umgangssprache, die auch in anderen Teilen des Landes großen Einfluss ausübt, basiert auf demselben zentralböhmischen Dialekt wie die Standardsprache, ist aber lautgeschichtlich progressiver (weitgehende Durchsetzung von ej < y´, ´ı < e´ sowie des prothetischen v- vor o). In der Slovakei halten sich die Dialekte deutlich besser, aber auch hier dringt eine allgemeine Umgangssprache vor. Sie basiert auf der Standardsprache, allerdings unter Verzicht auf die Phoneme /ä/ und /l’/, die den meisten Dialekten fremd sind. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich beide Umgangssprachen trotz der in der Literatur immer wieder betonten und beschriebenen Differenzen lauttypologisch
kaum von den betreffenden Standardsprachen unterscheiden, jedenfalls deutlich weniger als von den Dialekten.
4.
Morphologische Variation
4.1. Historische Variation von Westen nach Osten Bei der Betrachtung der morphologischen Variation sollen zwei Gesichtspunkte voneinander getrennt werden. Zunächst soll die unterschiedliche Ausdifferenzierung der morphologischen Paradigmen betrachtet werden, und zwar unabhängig von der Frage, welche grammatischen Kategorien in den betreffenden Paradigmen realisiert werden, und anschließend soll ein Überblick über die historische Variation ausgewählter grammatischer Kategorien gegeben werden. Die Ausdifferenzierung der morphologischen Paradigmen geht in den meisten slavischen Sprachen im Laufe der historischen Entwicklung zurück. So können wir beispielsweise in der urslavischen Deklination vier vokalische Stammklassen (o-Stämme, a-Stämme, i-Stämme und u-Stämme) und eine Reihe von konsonantischen Stammklassen (n-Stämme, s-Stämme, nt-Stämme usw.) beobachten, aus denen sich allmählich eine kleine Zahl von Deklinationen entwickelt, bei denen das Genus eine entscheidende Rolle spielt. Ähnliche Beobachtungen lassen sich auch bei den Verben machen (vgl. etwa zwei Konjugationen im Russischen gegenüber fünf im Urslavischen). In Einzelfällen können Paradigmen noch stärker vereinheitlicht werden (vgl. etwa den weitgehenden Zusammenfall der pluralischen Deklinationsformen in den meisten slavischen Sprachen). Das Tschechische weicht nun von diesem allgemeinen Bild in deutlicher Weise ab, und zwar in der Richtung, dass die Anzahl der Deklinations- und Konjugationsklassen eher zugenommen hat. Dies liegt einerseits an der Bewahrung einer ganzen Reihe von Archaismen (vgl. etwa die sonst nirgends erhaltene Endung des Instr. Pl. mask. -y, die konsequente Bewahrung der Deklinationsunterschiede im Plural oder die Reste von Konsonantenstämmen), auf der anderen
650 Seite haben aber auch die alttschechischen Lautwandel zur Aufteilung von Deklinationen geführt. So haben sich beispielsweise die „harten“ und die „weichen“ Feminina des Urslavischen (vgl. zˇena ‘Frau’ vs. dusˇa ‘Seele’) in den meisten slavischen Sprachen aufeinander zu bewegt (beide Lexeme werden beispielsweise im Russischen gleich flektiert), im Tschechischen haben sie sich hingegen so stark auseinander bewegt, dass die Deklination von zˇena (zˇeny, zˇeneˇ, zˇenu …) kaum noch Ähnlichkeiten mit der von dusˇe (dusˇe, dusˇi, dusˇi …) aufweist. ⫺ Bei den Verben haben Kontraktion und „Umlaut“ ebenfalls die Anzahl der Paradigmen vermehrt, z. T. kommt es auch zur Fusion von Klassen: Ein besonders komplexes Beispiel ist die Klasse der Verben, in denen dem Stammvokal -a- ein palatalisierter Konsonant voranging, der den Umlaut auslöste. Verben wie *prinasˇati ‘bringen’ sind dadurch im Infinitivstamm zu den e-Verben übergegangen (tschech. Infinitiv prˇina´sˇet, Prät. prˇina´sˇel), im Präsens weitgehend zu den i-Verben (prˇina´sˇ´ım, prˇina´sˇ´ısˇ …). Skalicˇka (1951) hat die tschechische Flexion vor diesem Hintergrund als ein klassisches Beispiel des flektierenden Sprachtyps bezeichnet, in dem agglutinierende Elemente weitgehend zurücktreten. Die Vielfalt der Paradigmen nimmt innerhalb des tschechisch-slovakischen Kontinuums nach Osten hin allmählich ab. Schon in den mährischen Dialekten sind die Auswirkungen des „Umlauts“ weitgehend rückgängig gemacht, was zu einer Reduktion der Zahl der Paradigmen führt, im Slovakischen lassen sich darüber hinaus weitere Ausgleichserscheinungen beobachten (beispielsweise die Durchsetzung einer einheitlichen Endung der 1. Pers. Sg. Präs. auf -m oder die Übernahme femininer Pluralendungen bei den Neutra, während die maskulinen Endungen erhalten bleiben). Trotzdem ist die slovakische Entwicklung immer noch deutlich konservativer als etwa die polnische oder die ostslavische. Die Variation in den grammatischen Kategorien ist gegenüber der Formenvielfalt relativ bescheiden. Die historische Entwicklung einzelner Kategorien ist meist in beiden Sprachen im Großen und Ganzen ver-
IV. Baltische und slavische Sprachen
gleichbar. Zu den nominalen Kategorien kann im Einzelnen folgendes ausgeführt werden: 1. Im Bereich des Genus steht das Tschechische dem ursprünglichen Zustand noch ziemlich nahe. Schon in gemeinslavischer Zeit setzte sich der Genitiv-Akkusativ-Synkretismus zur Bezeichnung von Belebtheit im Singular der Maskulina durch und ist heute und in allen slavischen Sprachen realisiert (sofern sie nicht die Deklination verloren haben), vgl. etwa tschech. had ‘Schlange’, Akk. hada (homonym mit dem Gen.) vs. potok ‘Bach’, Akk. potok (homonym mit dem Nom.). Im Tschechischen setzte sich diese Differenzierung im Laufe des 16. Jahrhunderts auch im Plural der Maskulina durch, und zwar durch eine Umverteilung der Endungen (bei den unbelebten Maskulina wird die Akkusativendung auch für den Nominativ übernommen, vgl. potoky ‘Bäche’ Nom. und Akk. gegenüber altem potoci ⫺ potoky, aber immer noch hadi ⫺ hady ‘Schlangen’). Im Slovakischen tritt diese Entwicklung nicht ein, statt dessen verbreitet sich hier im Plural die auch aus dem Polnischen und Obersorbischen bekannte sog. Virilitätskategorie, also die Unterscheidung von maskulin-persönlich vs. maskulinunpersönlich mit Hilfe eines analogen Genitiv-Akkusativ-Synkretismus, vgl. slovak. chlapi ‘Burschen’, Akk. chlapov (homonym mit Gen.) vs. orly ‘Adler’, Akk. orly (homonym mit Akk.). Spezifisch slovakisch ist die Sonderregelung für einige „vertraute“ Tiere, die wie maskulin-persönliche Substantive verwendet werden (vlci ‘Wölfe’, vta´ci ‘Vögel’, psi ‘Hunde’ und by´ci ‘Ochsen’). ⫺ Die slovakische Entwicklung findet sich zum Teil auch im Südmährischen (vgl. Beˇlicˇ 1974, 153), die tschechische im Westslovakischen (vgl. Sˇtolc 1994, 45). 2. Im Bereich des Numerus ist der Dual in beiden Sprachen geschwunden, das Tschechische weist allerdings deutlich mehr Spuren der ursprünglichen Dualendungen auf (vgl. hierzu ausführlich Berger 1999), also etwa Sonderformen
23. Tschechisch und Slovakisch
wie ruce ‘Hände’ (slovak. regulär ruky) oder na kolenou ‘auf den Knien’ (slovak. regulär na kolena´ch). Auf die Übernahme von Dualendungen in den Plural werde ich in Abschnitt 4.2 ausführlicher eingehen. 3. Im Bereich des Kasus ist lediglich auf den Verlust des Vokativs in den meisten slovakischen Dialekten und in der slovakischen Standardsprache hinzuweisen. Nach Sˇtolc (1994, 48 f.) halten sich einige Vokativformen auf dem gesamten Sprachgebiet, in manchen Dialekten gehört der Vokativ auch noch fest zum Paradigma. 4. In der Deklination der Adjektive sind die ursprünglichen nominalen Kurzformen, die bereits im Alttschechischen überwiegend in prädikativer Funktion verwendet wurden (wie etwa in der heutigen russischen Standardsprache), weitgehend geschwunden. Im Tschechischen gilt ihre Verwendung als Archaismus, manche Kurzformen haben sich als feste Wendungen erhalten (etwa schopen zu schopny´ ‘fähig’). Im Slovakischen hält sich bei wenigen Adjektiven der Nom. Sg. mask. (etwa dlzˇen zu dlzˇny´ ‘schuldig’). Nur das Adjektiv ra´d, ra´da, ra´do ‘gerne’, das nur prädikativ verwendet wird zu dem es keine Langform gibt, ist in beiden Sprachen normal im Gebrauch. 5. Eine Besonderheit des Tschechischen besteht darin, dass die Standardsprache (ebenso wie das südslavischen Sprachen Slovenisch und Serbokroatisch) im Nominativ und Akkusativ Plural der Adjektive die Genusunterscheidung bewahrt hat. Insbesondere der Nom./Akk. Pl. neutr. auf -a´ (vgl. nove´ meˇsto ‘neue Stadt’ mit dem Plural nova´ meˇsta) ist aber ein rein standardsprachlicher Archaismus, der sich in keinem Dialekt und auch nicht in der Umgangssprache findet (dort je nach Gegend novy´ bzw. nove´ meˇsta) und dessen Tilgung aus der Norm schon verschiedentlich gefordert wurde. In den böhmischen Dialekten fallen meist alle drei Genera im Plural zusammen (vgl. Beˇlicˇ 1974, 167), in den mährischen werden die maskulinen Formen-
651 von den übrigen unterschieden. Für das Slovakische ist entsprechend dem Substantiv die Opposition von maskulinpersönlich und maskulin-unpersönlich charakteristisch, im Ostslovakischen ist aber auch dieser Unterschied beseitigt. 6. Die Deklination der Possessivadjektive auf -u˚v (slovak. -ov) und -in bewahrt in manchen Kasus die alten nominalen Endungen. Im Slovakischen betrifft das nur noch Nominativ und Akkusativ (otcov ‘des Vaters’ mit dem Genitiv otcovho und dem Datev otcovmu), in der tschechischen Standardsprache auch andere Kasus (zu otcu˚v lautet der Genitiv otcova und der Dativ otcovu). In den Dialekten beider Sprachen passt sich die Deklination der Possessivadjektive weitgehend der der anderen Adjektive an, zum Teil entstehen auch indeklinable Possessivadjektive auf -ovo/-ino (vgl. Beˇlicˇ 1974, 172 f.). Zur Variation beim Verbum, deren Ausmaß deutlich geringer ist als beim Nomen, kann im Einzelnen folgendes ausgeführt werden: 7. Bei den Kategorien Person, Numerus und Genus spiegeln sich zum Teil die Veränderungen, auf die schon beim Nomen hingewiesen wurde, wider. Der Dual ist geschwunden (auch im Tschechischen ohne Reste), die Unterscheidung der Genera im Plural, die für das Präteritum relevant ist, unterliegt ähnlichen Tendenzen wie bei den Adjektiven. In der tschechischen Standardsprache hält sich sogar noch das Neutrum (nova´ meˇsta byla … ‘die neuen Städte waren …’), orthografisch werden auch belebte Maskulina von den unbelebten Maskulina und den Feminina unterschieden (byli vs. byly). Wegen des Zusammenfalls von i und y in den meisten Dialekten beider Sprachen, ist hier ebenso wie in der slovakischen Standardsprache weitgehend der Ausgleich zugunsten einer Form vollzogen. Nur archaische ostmährische Dialekte bewahren teilweise den Unterschied zwischen maskulin-persönlich und maskulin-unpersönlich (vgl. Beˇlicˇ 1984, 197).
652 8. Die im Alttschechischen noch vorhandenen synthetischen Vergangenheitstempora Aorist und Imperfekt sind überall durch ein analytisches Präteritum ersetzt (Vergangenheitspartizip ⫹ Präsens von ‘sein’), der Aorist von by´t ‘sein’ (alttschech. bych, by, by …) hält sich nur noch ⫺ in neuer Funktion ⫺ im analytischen Konditional (prˇisˇel bych ‘ich käme’). Auch die neuen analytischen Formen neigen zur Fusion, allerdings in relativ geringem Ausmaß. Auf dem gesamten Sprachgebiet ist das Auxiliar in der 3. Pers. Sg. und Pl. weggefallen, in den ostböhmischen und den zentralmährischen Dialekten sowie der tschechischen Standardsprache kann das Auxiliar der 2. Pers. Sg. (jsi) zu einem Suffix werden (prˇisˇels ‘du kamst’ aus prˇisˇel jsi). Im Slovakischen fehlen solche Tendenzen, hier werden im Gegenteil auch die Formen des Konditional analytisiert (statt tschech. prˇisˇel bych, prˇisˇel bys …heißt es prisˇiel by som, prisˇiel by si …). Das mit dem Präteritum des Auxiliars umschriebene Plusquamperfekt (byl jsem prˇisˇel) hat sich in der tschechischen Standardsprache bis ins frühe 20. Jahrhundert gehalten, ist heute aber fast verschwunden. Das imperfektive Futur ist seit dem Alttschechischen unverändert. 9. Hinsichtlich der Kategorien des Modus und des Aspekts ist keine wesentliche Variation zu beobachten, wenn man davon absieht, dass die konsequente Durchsetzung des Aspekts, einer relativ jungen grammatischen Kategorie, von der alttschechischen Zeit bis heute allmählich zugenommen hat. 10. Anders als in den meisten anderen slavischen Sprachen hat sich im Tschechischen relativ spät (laut Lamprecht et al. 1986, 246) und wohl unter lateinischem und deutschen Einfluss ein einheitliches analytisches Passiv herausgebildet, das mit dem Partizip Präteritum Passiv und dem Auxiliar ‘sein’ umschrieben wird (je chva´len ‘er wird gelobt’ vs. byl chva´len ‘er wurde gelobt’). Dieses Passiv kommt, allerdings relativ selten, auch in den Dialekten vor, ebenso in der slo-
IV. Baltische und slavische Sprachen
vakischen Standardsprache. Die Unterscheidung zwischen Zustands- und Vorgangspassiv wird zum Teil mit Hilfe der Opposition von Kurz- und Langformen markiert, dies ist aber ein rein schriftsprachliches Phänomen. 11. Aus den nominalen Kurzformen des Partizips Präsens Aktiv und Präteritum Aktiv haben sich schon in alttschechischer Zeit Gerundien entwickelt, die ursprünglich noch nach Genera und Numerus unterschieden waren (vgl. zpı´vaje ‘singend’ mask. Sg., zpı´vajı´c fem. und neutr. Sg., zpı´vajı´ce Pl.). Obwohl diese Differenzierung im frühen Neutschechischen allmählich verloren gegangen war, wurde sie in der Zeit der Nationalen Wiedergeburt wieder eingeführt und ist bis heute Bestandteil der schriftsprachlichen Norm. In den Dialekten, in denen die Gerundien ohnehin nur in festen Wendungen erhalten sind, und in der slovakischen Standardsprache gibt es hingegen nur eine Form (slovak. spievaju´c). Zur tatsächlichen Verwendung der Gerundien sei auf Abschnitt 5.1 verwiesen. Die Variation in der Wortbildung ist wenig untersucht. Es kann davon ausgegangen werden, dass der heutige Zustand (Überwiegen suffigaler und präfigaler Derivation, in geringem Umfang auch Nullsuffigierung, Komposition und Akronymbildung) auch in älteren Sprachstufen vorgelegen hat. Die Univerbierung analytischer Verbindungen ist möglicherweise eine eher neue Erscheinung, könnte allerdings wegen ihrer starken Bindung an die gesprochene Sprache auch in älteren Sprachstufen schon existiert haben. 4.2. Regionale Variation des Tschechischen Angesichts der sehr archaischen morphologischen Systems der tschechischen Standardsprache überrascht nicht weiter, dass die tschechischen Dialekte zum Teil erhebliche morphologische Neuerungen aufweisen, zum Teil auch solche, die nicht in das oben skizzierte Ost-West-Schema passen. Die Vielfalt der Deklinationsparadigmen wird
653
23. Tschechisch und Slovakisch
abgebaut, wobei ich mich auf einige charakteristische Beispiele beschränken möchte: Im Instrumental Plural setzt sich fast auf dem gesamten Gebiet die alte Dualendung -ma durch, der nicht nur der archaische Instr. Pl. der Maskulina und Neutra auf -y zum Opfer fällt, sondern auch die feminine Endung -mi. Im Schlesischen und Ostmährischen bleibt -mi erhalten, dehnt sich aber auf Maskulina und Neutra aus. Alternationen werden zum Teil abgebaut, manchmal durch Übernahme von Endungen aus anderen Paradigmen: Im Lok. Pl. der Maskulina und Neutra mit velarem Stammkonsonanten setzt sich so die feminine Endung -a´ch durch (vgl. zu balı´k ‘Paket’, Lok. Pl. o balı´ka´ch statt des älteren o balı´cı´ch). In südböhmischen Dialekten finden wir auch eine Tendenz zur Reduktion der Kasus im Plural, die an das Südslavische erinnert, hier ersetzt oft der Lokativ den alten Genitiv (Gen. Pl. zemı´ch statt standardsprachl. zemı´, analog zum Lok. Pl. zemı´ch). Aus dem Bereich der nominalen Kategorien ist zu erwähnen, dass es in einer Reihe böhmischer und mährischer Dialekte die Tendenz gibt, den Akk. Pl. der belebten Maskulina durch den Nom. Pl. zu ersetzen (vidı´m voja´ci ‘ich sehe die Soldaten’ statt vidı´m voja´ky). Mit dieser Neuerung, die sich unter dem Druck der Standardsprache allerdings nirgends wirklich durchgesetzt hat, ginge die Kategorie der Belebtheit im Plural verloren, gleichzeitig entstünde aber ein neues Deklinationsparadigma. Die regionale Variation beim Verbum ist viel geringer. Neben Ausgleichserscheinungen im Präsensparadigma, die die Anzahl der Verbklassen deutlich reduzieren, ist lediglich ein auf schlesische Dialekte begrenztes Phänomen von Interesse (vgl. dazu Beˇlicˇ 1974, 197), wo das Auxiliar im Präteritum durch alte Aoristformen beeinflusst wird (statt psal jsem ‘ich schrieb’ finden wir pisołch mit der alten Aoristendung -ch). Dieses Phänomen, das auch mit einer starken Synthetisierung des Präteritums einhergeht, erinnert an ähnliche Phänomene in südpolnischen Dialekten. 4.3. Regionale Variation des Slovakischen Die regionale Variation der slovakischen Dialekte im Bereich der Morphologie beschränkt sich nahezu gänzlich auf die for-
malen Ausdrucksmittel (vgl. Sˇtolc 1994, 42). Alle wesentlichen Phänomene wurden schon in Abschnitt 4.1 bei der historischen Variation behandelt. 4.4. Soziale Variation des Tschechischen und Slovakischen Die tschechische Umgangssprache steht in den Ausgleichserscheinungen der Morphologie den Dialekten nahe. Dies gilt sowohl für die Vielfalt der Endungen und Paradigmen, in geringerem Maße auch für die grammatischen Kategorien (Zusammenfall der Genera im Plural). Betont regionale Tendenzen (wie etwa der Zusammenfall von Lokativ und Genitiv im Plural) und schwerwiegendere Veränderungen der grammatischen Kategorien dringen hingegen nicht in das Gemeintschechische vor. ⫺ Zur sozialen Variation des Slovakischen liegen keine Forschungen vor, wegen der relativen Einheitlichkeit der Umgangssprache und der Dialekte ist hier auch wenig zu erwarten.
5.
Syntaktische Variation
5.1. Historische Variation Die historische Syntax des Tschechischen ist zwar relativ gut untersucht (vgl. Tra´vnı´cˇek 1961, die entsprechenden Kapitel von Lamprecht et al. 1986 sowie eine Reihe von Einzelstudien), die vorliegenden Arbeiten konzentrieren sich allerdings weitgehend auf die Entwicklung von Satztypen und von Nebensätzen. Zum ersten Bereich ist darauf zu verweisen, dass die Nominalsätze, aber auch subjektlose Sätze im Laufe der historischen Entwicklung an Bedeutung verloren haben, im zweiten Bereich geht es um Entwicklungstendenzen, die aus einer Vielzahl europäischer Sprachen bekannt sind. Bei dieser Art der Beschreibung tritt in den Hintergrund, dass sich das Tschechische (und Slovakische) vom ursprünglichen slavischen Typus, in dem Sätze mit einem Subjekt im Nominativ nur einen von mehreren möglichen Typen darstellten, weit wegbewegt haben. In diesem Zusammenhang ist auch darauf zu verweisen, dass negative Existenzsätze heute nominativisch konstruiert werden (vgl. nenı´ vı´no ‘es gibt keinen
654 Wein’), während sie in älteren Sprachstufen noch, wie etwa heute im Russischen oder Polnisch, genitivisch konstruiert wurden (vgl. alttschech. nenı´ vı´na). Im Bereich der Satzglieder haben sich vor allem durch den Abbau des sog. Genitivs des Verneinung Veränderungen ergeben, die Hausenblas (1958) ausführlich untersucht hat. Weniger bekannt ist über die Verwendung des prädikativen Instrumentals, der heute noch gebraucht wird, aber zum Teil unter komplexen Bedingungen. Die alttschechische Wortstellung ist nur unzureichend untersucht, meist wird nur die Stellung der Enklitika behandelt (vgl. Tra´vnı´cˇek 1961, 149 ff.) und allgemein auf freiere Stellungsmöglichkeiten hingewiesen (vor allem bei der Negation). Die für das Tschechische der Barockzeit typische Rahmenkonstruktion, bei der aber anders als im Deutschen das Auxiliar in Haupt- und in Nebensätzen an zweiter und das Hauptverb in finaler Position steht, wird zumeist als Folge lateinischen Einflusses (vgl. hierzu Lamprecht et al. 1986, 371 f.; Vintr 2001, 217) betrachtet und ist bisher nicht näher untersucht worden. Die Bedeutung von Partizipial- und Gerundiumskonstruktionen hat im Laufe der Sprachgeschichte deutlich abgenommen. Nebensätze spielen eine deutlich wichtigere Rolle als etwa im Russischen. Nach einer Wiederbelebung der Gerundien zur Zeit der Nationalen Wiedergeburt ist ihre Verwendung im Laufe des 20. Jahrhunderts so stark zurückgegangen, dass sie heute fast schon als bewusster Archaismus angesehen werden kann. Ein spezielles Kapitel stellen die Infinitivkonstruktionen dar, die nämlich im Tschechischen nie den aus anderen europäischen Sprachen bekannten Stellenwert erlangt haben. Der Accusativus cum infinitivo wurde zwar häufig nachgeahmt, ist aber nie heimisch geworden. Auf der anderen Seite kann der Infinitiv zum Teil einen konditionalen Nebensatz ersetzen (by´t tebou … ‘wenn ich du wäre …’), was wiederum aus anderen slavischen Sprachen nicht bekannt ist. Das Slovakische unterscheidet sich in syntaktischer Hinsicht kaum vom Tschechi-
IV. Baltische und slavische Sprachen
schen und hat vermutlich alle Entwicklungen, die in diesem zu beobachten sind, in ähnlicher Weise durchgemacht. Als Unterschied wäre höchstens die Bewahrung einer älteren modalen Konstruktion mit dem Verbum ‘sein’ ⫹ Infinitiv zu erwähnen (vgl. bylo ´ıst’ ‘man musste gehen’), die es im Tschechischen so nicht mehr gibt. Sowohl die Tendenz zur Durchsetzung von Nominativsätzen wie auch die zum Abbau von Partizipial-, Infinitiv- und Gerundialkonstruktionen zu Gunsten von Nebensätzen können als Indiz für eine Entwicklung des Tschechischen und Slovakischen hin zu einem eher analytischen westlichen Sprachtypus angesehen werden. 5.2. Regionale Variation Die Dialektsyntax wird zwar in einer Reihe von Arbeiten beschrieben, letztlich beschränken sich die Unterschiede zur Standardsprache aber meistens darauf, dass in Dialekten ältere Verhältnisse bewahrt sind (also beispielsweise mehr Satztypen ohne Nominativ) oder die Nebensätze mit anderen Konjunktionen konstruiert werden. Bemerkenswert ist allenfalls die Tendenz mancher tschechischer Dialekte zum Abbau von Kongruenz in Existenzsätzen, etwa wenn das Verbum neutral kongruiert, obwohl ein Maskulinum oder Femininum damit verbunden ist, wie etwa in bilo konec ‘es war ein Ende’ (vgl. Beˇlicˇ 1974, 205). In mährischen Dialekten ist ferner als Archaismus die Kongruenz von Nomina, die ältere Verwandte oder hochgestellte Personen bezeichnen, mit einer Pluralform des Verbs zu beobachten, etwa babicˇka prˇisˇli, wörtl. ‘Großmutter sind gekommen’ (vgl. Beˇlicˇ 1974, 205; Berger 1996). Letzteres Phänomen ist auch im Slovakischen belegt, wird aber beispielsweise auf den zwei (!) Druckseiten, die Sˇtolc (1994, 58 f.) der Syntax der slovakischen Dialekte widmet, nicht erwähnt. 5.3. Soziale Variation Die Syntax der tschechischen und der slovakischen Umgangssprache unterscheidet sich zwar in mancherlei Hinsicht von der der Standardsprache, doch geht es ausschließlich um solche Merkmale, die generell für
23. Tschechisch und Slovakisch
gesprochene Sprache charakteristisch sind. Von einer Variation innerhalb des Sprachgebiets kann nicht die Rede sein.
6.
Tendenzen und Ausprägungen
Tschechisch und Slovakisch sind grundsätzlich dem flektierenden Sprachtypus zuzurechnen, mit agglutinierenden Tendenzen in der Wortbildung und einer syntaktischen Entwicklung hin zur Nominativsprache und zum analytischen Ausdruck von syntaktischen Einbettung. Innerhalb des Sprachgebiets kann eine Variation von Westen nach Osten beobachtet werden, die vom Tschechischen, das von anderen slavischen Sprachen besonders stark abweicht, in Richtung auf andere slavische Sprachen weist. Das Slovakische kann so als Zwischenstufe in Richtung auf das Ostslavische gesehen werden, die schlesischen Dialekte des Tschechischen und das Ostslovakische stehen hingegen eher dem Polnischen nahe. Die regionale und soziale Variation innerhalb beider Gebiete sind eher schwach, wenn man davon absieht, dass die tschechischen Dialekte nicht die morphologischen Archaismen der Standardsprache teilen.
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Tilman Berger, Tübingen
24. Polnisch
657
24. Polnisch 1.
Einleitung
1.1. Genealogische Einordnung Die slawischen Sprachen werden zusammen mit den indischen, iranischen und baltischen zu der Satem-Gruppe der indogermanischen Sprachen gerechnet. Eine Reihe charakteristischer Gemeinsamkeiten der grammatischen Systeme slawischer und baltischer Sprachen zwingt zu der Schlußfolgerung, daß die sprachlichen Vorfahren slawischer und baltischer Völker eine Zeitlang in besonders engem Kontakt miteinander geblieben sind, weshalb die Forschung auch von einer baltisch-slawischen Sprachgemeinschaft spricht. Für die entscheidende Lockerung dieser historischen Verbindung werden sehr unterschiedliche Zeiten angesetzt, die sich zwischen 1500⫺1300 v. Chr. (Klemensiewicz et al. 1955, 22⫺24; Klemensiewicz 1976, 16) und den ersten Jahrhunderten n. Chr. bewegen (Encyklopedia 1992, 253). Die das sog. Urslawisch sprechenden Vorfahren der eigentlichen Slawen scheinen etwa im 4. Jahrhundert n. Chr. zwischen der Oder im Westen und dem mittleren Dniepr im Osten sowie zwischen den Sudeten und Karpaten im Süden und der Ostsee, den Masurischen Seen, dem Podlasie und der Pripet im Norden gewohnt zu haben (Stieber 1979, 9). Die Ausbreitung des slawischen Gebiets bis zum 9. Jahrhundert begünstigte eine dialektale Differenzierung, die zur allmählichen, über mehrere Zwischenstadien gehenden Herausbildung von drei slawischen Sprachenkomplexen führte: dem westlichen, dem östlichen und dem südlichen. Im hier interessierenden westlichen Komplex werden in der Regel dialektale Untergruppen angesetzt: die lechitische, die tschechische, die slowakische und die sorbische (Stieber 1979, 13 ff.; Klemensiewicz et al. 1955, 17 f., 34; Klemensiewicz 1976, 17; Encyklopedia 1992, 253; vgl. Panzer 1999, 1). Als lechitisch wird in erster Linie eine Stammesgemeinschaft bezeichnet, die im frühen Mittelalter fast das ganze Sprachgebiet des heutigen Polnisch sowie das gesamte Pommern, Brandenburg und
Mecklenburg bis hin zu einigen Gebieten jenseits der mittleren und unteren Elbe bewohnte. Die elb- und ostseeslawischen Gebiete westlich der Oder sowie in Westpommern wurden früh durch die Germanen kolonisiert, was zum Schwund der dort angesiedelten westlechitischen Dialekte und zur Germanisierung der Bevölkerung führte, und zwar bevor diese ein slawisches Schrifttum herausbilden und sich wie andere, ostlechitische Stämme an der Entstehung der polnischen Sprache beteiligen konnte. Als ein Übergangsglied zwischen dem Westlechitischen und dem Ostlechitischen sind die pomoranischen Dialekte des östlichen Westpommerns und Ostpommerns anzusehen, die infolge der politisch-historischen Ereignisse in den Sog der eigentlichen Entwicklung zum Polnischen einbezogen wurden und die im Kaschubischen bis heute weiterleben (Encyklopedia 1992, 254; Stieber 1979, 14; Klemensiewicz et al. 1955, 36; Panzer 1999, 1). 1.2. Historische Varietäten Die Mitte des 12. Jahrhunderts, in dem die ersten bekannten schriftlichen Zeugnisse in der polnischen Sprache entstanden, gilt allgemein als die ungefähre Grenze zwischen der vorschriftlichen und der schriftlichen Epoche des Polnischen (vgl. z. B. Klemensiewicz 1976, 31; Mazur spricht hier von vorliterarischer und literarischer Epoche, vgl. 1993, 3 ff.). Da die neueren Periodisierungen (etwa Klemensiewiczs, Kuraszkiewiczs, Urban´czyks oder Mazurs, vgl. Mazur 1993, 3⫺9) nur geringfügige Unterschiede aufweisen, gehe ich von der populären Gliederung Klemensiewiczs aus, berücksichtige bei wichtigen Abweichungen aber auch die neueste Gliederung Mazurs. Klemensiewicz setzt die altpolnische Zeit von den Anfängen bis zur Wende vom 15. zum 16 Jahrhundert, die mittelpolnische Zeit vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts und die neupolnische Zeit von den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts bis 1939 an (zu früheren, abweichenden Konzeptionen vgl. Klemensiewicz 1976, 435).
658 Als Grundlage für diese Periodisierung sieht er dabei die Veränderungen im grammatischen und lexikalischen System der Sprache sowie die außersprachlichen Bedingungen des Sprachgebrauchs als eines gesellschaftlichen Phänomens an (1976, 31). Die Epoche nach 1918 wird von manchen anderen als Gegenwartsperiode bezeichnet, wobei die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg dann als eine besondere Unterperiode betrachtet wird (Encyklopedia 1992, 115). Dagegen gliedert Mazur in einer neueren Dartsellung nur die Zeit nach 1945 aus dem Neupolnischen als gegenwärtige Periode aus (1993, 4 f.). Die ersten bekannten Zeugnisse, in denen das gesamte Land und seine Bevölkerung mit einem die sprachliche Zusammengehörigkeit nahelegenden Namen bezeichnet werden, stammen aus der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert. Damals weitet sich der ursprüngliche Stammesname Polanie auf eine der Stammeszugehörigkeit nach heterogene, aber politisch zusammengehörige Menschengemeinschaft aus, worin Klemensiewicz dokumentarisch bezeugte Anfänge der polnischen Nationalsprache sieht (1976, 33). Die polnische Nationalsprache sei in altpolnischer Zeit lediglich ein Komplex von grammatisch und lexikalisch ähnlichen regionalen Varietäten (Klemensiewicz 1976, 32). Für diese Periode sei die allmähliche Abschwächung der dialektalen Zersplitterung prägend, die Ausbildung einer normierten allgemeinen Nationalsprache komme allmählich voran. Den Übergang von der altpolnischen zur mittelpolnischen Zeit kennzeichne innersprachlich gesehen das Aussterben des altpolnischen phonologischen Systems sowie die grundlegenden Veränderungen des Flexionssystems und des Wortschatzes, außersprachlich gesehen der Einbruch der Renaissance mit ihren (sprach)nationalen Ansprüchen, das Aufkommen des Drucks und die Textsortendifferenzierung des Schrifttums. Die mittelpolnische Zeit werde bestimmt von der langsamen Ausgestaltung der überregionalen, gesellschaftsschichtenübergreifenden Standardsprache (der „allgemeinen Nationalsprache“), die auf der Varietät der Adelsschicht basiert und die durch das Lateini-
IV. Baltische und slavische Sprachen
sche und andere Fremdsprachen sowie verschiedene regionale und soziale Varietäten beeinflußt wird. Klemensiewicz unterscheidet dabei vier Phasen: die Übergangszeit (bis etwa 1540), die Blütezeit der Renaissance (bis etwa 1640), die Zeit bis etwa 1700, in der das Niveau der Sprache sinke, und schließlich die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, die durch eine weitere Vernachlässigung der Sprache und die Verarmung ihrer soziokulturellen Funktion gekennzeichnet sei (1976, 216). Zum Ansetzen einer Zäsur zwischen der mittelpolnischen und neupolnischen Zeit in den 70ern des 18. Jahrhunderts berechtigen nach Klemensiewicz die Einschränkung der freien Variation im Bereich der Phonologie und der Flexion, die Vervollkommnung der Syntax und die Stabilisierung der Orthographie, die mit außersprachlichen Veränderungen der Aufklärungszeit zusammenhingen (ebd. 495, vgl. Mazur 1993, 8). Die neupolnische Zeit wird im allgemeinen sehr unterschiedlich in kleinere Epochen unterteilt. Klemensiewicz sieht aber von einer Unterteilung ab, weil seines Erachtens geringe innersprachliche Veränderungen dafür keine Ansatzpunkte bieten (1976, 496). Die gegenwärtige Periode nach dem 2. Weltkrieg zeichnet sich nach Mazur hingegen durch deutliche sprachliche und gesellschaftliche Veränderungen aus, die ihren Ausdruck etwa in den verstärkten Interferenzen zwischen der Standardsprache und den Dialekten fänden (1993, 6). 1.3. Soziale, funktionale und regionale Varietäten Neben den historischen Varietäten lassen sich in der polnischen Nationalsprache als historischer Gesamtsprache eine Reihe anderer Varietäten unterscheiden. Als zentraler Bezugspunkt der Gliederungen tritt die Standardsprache (auch allgemeine Nationalsprache, Hochsprache, kulturelle Varietät der Nationalsprache, Literatursprache u. ä. genannt) auf. In soziologischer Hinsicht wird sie als Sprache der Gebildeten, in funktionaler Hinsicht als Literatursprache und Sprache der Öffentlichkeit klassifiziert. Sie erscheint im weiteren als Schreibvarietät
659
24. Polnisch
(auch Literatursprache oder Schriftsprache genannt) und Sprechvarietät (auch als kultureller Dialekt bezeichnet). Die größten Unterschiede zur Standardsprache, und zwar vor allem in Phonologie und Flexion, weisen die im Schwinden begriffenen Dialekte der Landbevölkerung (auch Volksmundarten genannt) auf. Den Übergang zwischen den Dialekten der Landbevölkerung und der Standardsprache bilden die vorwiegend in den Städten gesprochenen Umgangssprachen (Furdal 1973, 20 ff.; Mazur 1993, 352 f.). Die Umgangssprachen und die Dialekte der Landbevölkerung existieren vorwiegend als Sprechvarietäten. Die darüber hinaus zu unterscheidenden Soziolekte (bis hin zu Sondersprachen) und funktionalen Varietäten (mit deutlich hervortretenden Berufssprachen) sind tendenziell weniger von der Standardsprache entfernt als die Dialekte der Landbevölkerung. Die Unterschiede betreffen dabei im wesentlichen die Lexik, insbesondere die Phraseologie (Furdal 1973, 18 ff., Encyklopedia 1992, 409). Gegenwärtig verstärkt sich im Polnischen die soziologische und funktionale Variation, die regionale Variation ist hingegen bereits stark zurückgegangen (Encyklopedia 1992, 409; vgl. Mazur 1993, 354 f.). Im Standardpolnischen wird die letztere als gering (Urban´czyk 1981, 12; Encyklopedia 1992, 285) und vor allem auf die gesprochene Variante beschränkt bezeichnet (Encyklopedia 1992, 59, 135). Im Hinblick auf die Sprache der Landbevölkerung werden ⫺ mit Rücksicht auf die Sprachgeschichte ⫺ auf der Grundlage der Isoglossen des Masurierens und des Satzsandhi folgende Großdialekte unterschieden (Urban´czyk 1981, 71): Kleinpolnisch im Südosten, Masowisch im Nord- und Mittelosten, Schlesisch im Südwesten, Großpolnisch im Mittelwesten und der eigenständigste, den Übergang zwischen der west- und ostlechitischen Sprachgebiet bildende Dialekt des Kaschubischen am Meer im Mittelnorden des Landes (vgl. auch Sławski 1988, 919). In den westlichen und nördlichen Gebieten, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu Polen kamen und dann von den Umsiedlern aus den Gebieten östlich des Bugs und aus vielen anderen Regionen Polens bevölkert
wurden, findet man sog. neue Mischdialekte. Manchmal werden auch die Dialekte der Gebiete um Kociewie, Malbork, Lubawa, Ostro´da und in Warmia zu der Gruppe der neuen nichtmasurierenden Dialekte zusammengefaßt (Urban´czyk 1981, 72; Panzer 1999, 75 f.; Encyklopedia 1992, 67 f.). Umstritten ist die Existenz des grenzländischen Dialekts (dialekt kresowy) im östlichen Randgebiet Polens (Mazur 1993, 11, 356). Die Unterschiede zwischen den Dialekten verwischen sich immer mehr im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Standardsprache (Encyklopedia 1992, 67 f., 393; Mazur 1993, 356). Innerhalb den ⫺ diastratisch gesehen ⫺ zwischen der Standardsprache und den Dialekten der Landbevölkerung stehenden Umgangssprachen werden folgende regionale Varietäten (sog. Stadtdialekte) unterschieden: Südmasowisch (Warschauer Stadtdialekt), Nordmasowisch, Südkleinpolnisch (Krakauer Stadtdialekt), Nordkleinpolnisch, Ostpolnisch, Großpolnisch (Posener Stadtdialekt), Schlesisch, Pomoranisch sowie Wilenisch und Lembergisch. Die beiden letzteren werden heute noch von den Umsiedlern aus den Städten östlich des Bugs gesprochen und sind manchmal im Westen und Norden Polens zu hören (vgl. Furdal 1973, 21; Mazur 1993, 359 f.). Regionale Unterschiede lassen sich auch in den über die genannten Varietäten hinausgehenden Soziolekten und Funktiolekten feststellen (Encyklopedia 1992, 135). Die außerhalb des geschlossenen polnischen Sprachgebiets erscheinenden Varietäten werden hier nicht berücksichtigt.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
Die Darstellung folgt in ihrem Aufbau aus Gründen der Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit der traditionellen Vorstellung von aufeinander aufbauenden Sprachebenen der Phonetik/Phonologie, Morphologie und Syntax. Im vorliegenden Abschnitt zum Polnischen als idealisiertem Ganzen wird die Variation weitgehend vernachläs-
660 sigt. Zwangsläufig dient dabei aber das Gegenwartspolnische bisweilen als direkte Bezugsgröße der Beschreibung. 2.1. Lautung 2.1.1. Vokalismus Zu den Eigenheiten des polnischen Vokalbestandes zählen die sog. Nasalvokale, der hohe, palatale, stärker als /i/ zentrierte Vokal /È/ (in einigen Darstellungen als Allophon des Phonems /i/ beschrieben, dazu Sawicka 1995, 120 f.; Encyklopedia 1992, 346) sowie die geringe Bedeutung der Labialisierung (standardsprachliches Fehlen der gerundeten Vordervokale bei Redundanz der Lippenrundung im Falle der Hintervokale, vgl. Wo´jtowicz 1975, 132 f.). Vor allem in älteren Darstellungen wird für das Polnische oft die Existenz monophthongischer Nasalvokale angenommen, deren Realisierung positionell eingeschränkt ist. In diesem Zusammenhang werden in erster Linie die für das Polnische als charakteristisch geltenden [c˜ ] und [ε˜ ] genannt, die als Wiedergabe der Grapheme *'+ und *e˛+ vor Frikativen und im Auslaut erscheinen ([ε˜ ] selten), in anderen Positionen aber durch entnasalisierte Entsprechungen oder Verbindungen aus [c] bzw. [ε] und einem Nasalkonsonanten ersetzt würden (z. B. Birnbaum/Molas 1998, 147, dazu auch Dukiewicz 1995, 33). Im weiteren wird oft auch darauf hingewiesen, daß in Fremdwörtern jede Verbindung eines einem Vokal entsprechenden Graphems mit *n+ oder *m+ vor Frikativen als monophthongischer Nasalvokal realisiert werden könnte. Beides zusammen führt im Extremfall zur Annahme von sechs Nasalvokalen mit synchroner oral-nasaler Artikulation: ˜ı, ˜ı, ε˜ , a˜ , c˜ , u˜ (dazu Encyklopedia 1992, 298; Dukiewicz 1995, 32; Sawicka 1995, 120). Neuere, genauere Analysen zeigen jedoch, daß alle sog. Nasalvokale, selbst die lautlichen Entsprechungen der Grapheme *'+ und *e˛+, heute eigentlich immer nur als Diphthonge oder Triphthonge erscheinen. Dabei findet ein (allmählicher) Wechsel von oralem, evtl. leicht nasalisiertem Vokal zu einem stärker nasalisierten Laut (Vokal oder Konsonanten), unter Umständen sogar zu einem Na-
IV. Baltische und slavische Sprachen
salkonsonanten statt (vgl. Encyklopedia 1992, 297 f., Dukiewicz 1995, 34; Sawicka 1995, 123 f.). Daher kann die Lautung in allen oben genannten Fällen biphonematisch interpretiert werden, d. h. als Verbindung von einem primär oralen Vokalphonem mit /n/, /M/, /m/ oder /n/. Die Nasalisierung der Vokale im heutigen Polnisch ist folglich, soweit überhaupt existent, nur leicht und in jedem Fall durch regressive, nicht ⫺ wie es in einigen westeuropäischen Sprachen anzutreffen ist ⫺ progressive Assimilation bedingt (Sawicka 1995, 124). Im weiteren weist das Polnische zahlreiche, mit der historischen Variation zusammenhängende Vokalalternationen auf, wobei Vokalreduktion selten ist (vgl. Panzer 1999, 63 f.; Sawicka 1995, 122). Häufig vertreten sind hingegen Verbindungen zweier Vokale. Im gegenwärtigen Standardpolnisch gibt es aber wohlgemerkt keine bedeutungsrelevanten Unterschiede der Vokallänge (Birnbaum/Molas 1998, 147). Es fehlt darüber hinaus die Opposition zwischen der gespannten und der nichtgespannten Artikulation der Vokale (Wo´jtowicz 1975, 133). 2.1.2. Konsonatismus Das polnische Phonemsystem ist durch Konsonantenreichtum gekennzeichnet. Zum einen weist es mehr Konsonanten auf als etwa die deutsche Lautung (Wo´jtowicz 1975, 128), zum anderen ist das standardsprachliche System konsonantischer Phoneme ähnlich wie etwa im Tschechischen und anders als etwa im Französischen stärker ausgebaut als das vokalischer Phoneme (vgl. Encyklopedia 1992, 366). Es enthält die Glides/Halbvokale /j/, /w/, die Liquide /l/, /r/ und evtl. /ł/, die Nasale (heute sogar vier, nämlich /m/, /n/, /n/ und /M/) und zahlreiche Obstruenten (Plosive, Frikative und Affrikaten, vgl. Dukiewicz/Sawicka 1995). Im Polnischen gibt es auch ⫺ was sonst selten vorkommt ⫺ nur sehr wenige Distributionsbeschränkungen für Sonanten (vgl. Sawicka 1995, 138). Daneben ist die Vielfalt dentaler, alveolarer und palataler Frikative und Affrikaten auffällig (etwa der sog. „Zischlaute“). Hervorzuheben ist dabei vor allem der sonst seltene Reichtum an Affri katen (/ts dz ts dz tC dZ/) die aufgrund der
24. Polnisch
Kürze der frikativen Artikulationsphase und der Existenz der Oppositionen vom Typ czy : trzy (‘ob’ : ‘drei’) in jedem Fall als selbständige Phoneme zu interpretieren sind (Dukiewicz 1995, 45 ff., 71 f.; Sawicka 1995, 144; Encyklopedia 1992, 347). Zu den Obstruenten (genauer gesagt Plosiven) wird üblicherweise auch der vor allem anlautend vor Vokalen auftretende Glottisverschluß gerechnet (z. B. Dukiewicz 1995, 44 f.). Sawicka hingegen bezeichnet ihn weder als Phonem noch als Allophon, sondern als ein fakultatives, positionsabhängiges Merkmal des folgenden Vokals (1995, 141 f.). Häufig sind im Polnischen (zum Teil wegen der unten beschriebenen Assimilationen) verschiedenartig realisierte Geminaten, vgl. [najjac¸MejsÈ], [va·na], [mc·tc], [ssak] (vgl. ebd. 1995, 126, 140, 152 f.). Auch sonst duldet das Polnische mehr Konsonantenhäufungen (bis zu fünf Elementen) als manche andere, auch slawische Sprachen (Birnbaum/Molas 1998, 148; Wo´jtowicz 1975, 129 f.). Zu den Charakteristika des Polnischen als Vertreter der slawischen Sprachen gehört auch der Reichtum an palatalen und palatalisierten Konsonanten. Die stark entwickelte Palatalitätskorrelation ist aber nicht durchgehend (vgl. Panzer 1999, 65, 189 ff.), meistens hat sie auch keinen phonologischen Charakter: So treten als Phoneme in der heutigen Standardsprache nur Palatale auf, nicht aber lediglich palatalisierte, d.h. durch eine palatale Nebenartikulation gekennzeichnete Konsonanten (Sawicka 1995, 144 ff.). Die palatalen Phoneme /j/, /tC/, /dZ/, /C/, /Z/ haben heute gar keine nichtpalatalen bzw. nichtpalatalisierten Phoneme oder Allophone als direkte Entsprechungen. Palatalisierte Laute wiederum stellen kombinatorische Varianten harter Phoneme vor /i/ und /j/ dar. Unter den harten Konsonanten scheint lediglich /ł/ keine palatalisierte Entsprechung zu haben, da es weder vor /i/ noch vor /j/ erscheint (ebd.). In einer weiteren Korrelation zueinander stehen die Konsonanten in bezug auf Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit (vgl. z. B. Wo´jtowicz 1975, 128; Dukiewicz 1995, 41). Bei den Obstruenten hat diese Korrelation durchgehend phonologischen Charakter. Stimmhafte Obstruenten werden dabei
661 als Lenes realisiert, stimmlose als Fortes. Sawicka (1995, 114) zufolge ist dabei die Intensität der Fortes stärker ausgeprägt als in den meisten anderen slawischen Sprachen, so daß sie bisweilen eine deutliche Aspiration nach sich zieht. Jedoch sei die Intensitätsopposition phonologisch irrelevant und die Aspiration der Fortes fakultativ (ebd.). Bei Obstruentenhäufungen kommt es hinsichtlich des Stimmtons meistens zur regressiven Assimilation, und zwar auch über die Wortgrenzen hinweg (vgl. Dukiewicz 1995, 41 f.; Sawicka 1995, 154 ff.; Birnbaum/Molas 1998, 148; Panzer 1999, 65). Im absoluten Auslaut erscheinen nur die stimmlosen Allophone der Obstruenten. Progressive Entstimmhaftung ist lediglich bei /v/ und /z/ im Wortinnern nach stimmlosen Obstruenten, wie bei kwiat, zu beobachten. In der Nachbarschaft stimmloser Obstruenten und im (vor allem absoluten) Auslaut erscheinen als Positionsvarianten auch stimmlose Sonanten (vgl. Dukiewicz 1995, 39; Sawicka 1995, 140 f., 150). Die im Polnischen bei weitem überwiegende regressive Assimilationsrichtung weisen auch andere Angleichungen der Konsonanten an ihren lautlichen Kontext auf, die sowohl die Artikulationsstelle als auch die Artikulationsart betreffen können (vgl. Sawicka 1995, 131⫺ 152; Wo´jtowicz 1975, 106⫺116). Dazu zählen: Palatalisierung vor /i/ und /j/ (vgl. oben), Angleichung von /s/ und /z/ an alveolare und palatale Obstruenten, z.B. in zszyc´, ssie, zz˙yc´, zdzielic´, Alveolarisierung und evtl. Affrikatisierung von /t/ und /d/ vor Alveolaren, z.B. in trzymac´, drzewo, und Frikatisierung der Nasale vor Frikativen (z. B. in amfilada, vgl. Sawicka 1995, 135). Außerdem kommt es oft zu Vereinfachungen bzw. Reduktionen in Konsonantengruppen (Sawicka 1995, 138 ff., 153 f.; Wo´jtowicz 1975, 116⫺122). Der Akzent ist im Polnischen nichtphonologisch, er hat lediglich eine Wortabgrenzungsfunktion. Betont wird meistens die vorletzte Silbe des Wortes (eine Ausnahme bilden etwa Abkürzungswörter mit der Betonung der letzten Silbe). Traditionell wird der polnische Akzent als dynamisch bezeichnet, man interpretiert ihn zuweilen aber auch als musikalisch bzw. tonal (dazu
662 z. B. Dukiewicz 1995, 79). Hier kann zumindest festgehalten werden, daß er durch ein komplexes Zusammenspiel von mehreren prosodischen Hervorhebungsarten entsteht, die die Tonhöhe, die Intensität und die Dauer der akzentuierten Vokale umfassen (vgl. Sawicka 1995, 175 ff.). Die Satzintonation ist abhängig vom pragmatischen Äußerungstyp (Dukiewicz 1995, 82; Sawicka 1995, 184 ff.). 2.2. Morphologie Morphologischen Klassifizierungen zufolge ist das Polnische im wesentlichen eine polyfunktional flektierende Sprache mit einem besonderen Reichtum an synthetischen Formen (vgl. z. B. Birnbaum/Molas 1998, 150; Encyklopedia 1992, 88, 366; Grzegorczykowa 1998, 38). Synthetische Flexionsformen bestimmen die Deklination und treten neben analytischen Konstruktionen auch in der Konjugation auf. Die Analyse ist folgerichtig stammisolierend. Sie ist schwächer ausgeprägt als in den germanischen Sprachen, aber etwas stärker als etwa im Russischen. In der Terminologie Skalicˇkas (vgl. Roelcke 1997, 31) kann man das Polnische als eine flektierende Sprache bezeichnen, welche gleichzeitig isolierende sowie am Rande agglutinierende und introflexive Züge trägt. Die Agglutination erscheint beispielsweise in den Vergangenheits- und Konditionalformen, vgl. robi-ł-by und robil-i-by, wo -ł-/-l- die Vergangenheit, -i- den Plural und -by den Konditional anzeigen (Encyklopedia 1992, 13). Die Alternationen (einschließlich der Introflexion bzw. Wurzelflexion) treten ⫺ oft sehr regelmäßig ⫺ im Bereich der Konjugation auf, außerdem bei Präfixen und Pronomina sowie ⫺ eher unregelmäßig ⫺ im Bereich der Deklination. Morphologisch gesehen sind sie meist redundant, da sie die Flexions- und Derivationsmorpheme, die an die Wurzel bzw. den Stamm angehängt werden, lediglich in bestimmten Kontexten begleiten (Encyklopedia 1992, 17). Aus konstruktionsbezogener Sicht kann die Morphologie in Formbildung (Flexion) und Stammbildung (Wortbildung) eingeteilt werden. Die beiden Bereiche werden hier weitgehend getrennt behandelt. Die Dar-
IV. Baltische und slavische Sprachen
stellung der F1exion wird dabei zusätzlich in die Teilbereiche Konjugation und Deklination gegliedert. 2.2.1. Konjugation Die polnische Konjugation weist die Kategorien Modus (Indikativ, Imperativ, Konditional), Tempus, Genus verbi (Aktiv, Passiv), Person, Numerus und ⫺ nur in einigen Verbformen ⫺ Genus auf (Encyklopedia 1992, 162 ff.). Einen klassifizierenden Charakter hat für die Verben die Aspektkategorie (Encyklopedia 1992, 24 f.). Die Kennzeichnung des perfektiven bzw. imperfektiven Aspekts erfolgt synthetisch, ist aber im Grunde genommen als Teil der Wortbildung einzustufen, weil sie deutliche morphologische Unregelmäßigkeiten zeigt und weil bei aspektuellen Verbpaaren neben der Aspektopposition oft noch lexikalische Bedeutungsunterschiede gegeben sind (robic´ : przerobic´, vgl. Grzegorczykowa et al. 1998, 82 ff.). Die Aspektunterscheidung bestimmt das (nur den Indikativ umfassende) relativ formenarme Tempussystem (vgl. Encyklopedia 1992, 39): Die imperfektiven Verben weisen im Gegenwartspolnisch prinzipiell drei Tempora (Präteritum, Präsens, Futur) auf, die perfektiven Verben dagegen nur zwei Tempora, genauer gesagt eine morphologische Opposition Präteritum : NichtPräteritum, wobei das Nicht-Präteritum durch genetisch gesehen präsentische Formen in einer neuen, tendenziell futurischen Funktion ausgedrückt wird (vgl. Stieber 1979, 240; Klemensiewicz et al. 1955, 374). Konstruktionsbezogen gestaltet sich das verbale Formensystem folgendermaßen: Synthetisch gebildet werden die temporal nicht eigens gekennzeichneten Präsensformen imperfektiver Verben und die analogen, tendenziell die Zukunft bezeichnenden Formen perfektiver Verben, darüber hinaus die Formen der 3. Pers. Sg. und Pl. im Präteritum, die Imperativformen, der Infinitiv und die Partizipien. Dabei kann etwa innerhalb des Präsensparadigmas (vgl. biore˛ : bierzesz) oder in den Unterschieden zwischen dem Präsensstamm und dem Infinitivstamm (vgl. biore˛ : brac´) neben der Endungsflexion die Wurzelflexion beobachtet werden, welcher ein besonders hoher Syn-
24. Polnisch
thesegrad zuzuordnen ist (vgl. dazu Roelcke 1997, 33). Analytisch (und systematisch festgelegt) werden die Formen der 1. und 2. Pers. Sg. Pl. im Präteritum, des Konditionals, des Futurs (imperfektiver Verben) und das Passiv gebildet (vgl. Grzegorczykowa et al. 1998, 228 ff.). Charakteristisch für das Präteritum, den Konditional und für eine Variante des analytischen Futurs ist der meist vom Infinitivstamm ableitbare łStamm, der dem ehemaligen Partizip Präteritum Aktiv gleicht. In der 1. und 2. Pers. Sg. Pl. Präteritum und Konditional treten zum ł-Stamm sog. bewegliche Endungen hinzu, Enklitiken, die entweder an das Verb oder an ein diesem vorangehendes Wort angehängt werden (robił-es´ ⫺ co-s´ robił?, robiłby-m ⫺ Jakby-m robił, vgl. Encyklopedia 1992, 170 f.). Das analytische Futur wird mit Hilfe eines Hilfsworts gebildet, als welches synthetische Futurformen von byc´ fungieren (be˛de˛ robił/robic´). Im Bereich der primär die Zukunft bezeichnenden Formen besteht ein Gleichgewicht zwischen analytischer und synthetischer Bauweise. Der Unterschied zwischen beiden erscheint funktionalisiert, indem die erste bei imperfektiven, die zweite bei perfektiven Verben verwendet wird. Im Bereich der Modi können der Imperativ und der bereits erwähnte Konditional unterschieden werden (Grzegorczykowa et al. 1998, 180⫺187). Beim direkten, morphologischen Imperativ gibt es die Numerusopposition idz´ (Sg.) : idz´-my, -cie (Pl.) und im Plural die Opposition zwischen den exklusiven und den inklusiven Formen, die mit Hilfe der Personalendungen der 2. bzw. der 1. Person ausgedrückt werden (idz´cie : idz´my). Unter Verwendung der Präsensformen der 3. Pers. Sg. und Pl. können imperativische Periphrasen gebildet werden, die sich indirekt an den/die Nichthörer (Niech on idzie) oder direkt an den/die höflich (oder abschätzig) adressierten Hörer (Niech pan/kolega o. ä. idzie) wenden. Der Konditional hat zwei Ausprägungen: eine potentielle und eine irreale. Die erste weist formale Ähnlichkeiten mit dem Präteritum auf, das um die Konditionalpartikel by ergänzt erscheint, welche sich mit der beweglichen Endung verbindet (zrobił-by-m, by-m
663 zrobił). Die zweite zeichnet sich durch den Zusatz einer Präteritumform von byc´ aus und erinnert somit formal an das Plusquamperfekt (zrobiłbym był, byłbym zrobił). In der Nominativsprache Polnisch wird die passive Diathese in regelmäßiger Weise analytisch ausgedrückt, und zwar mit Hilfe von Konstruktionen aus einem konjugierten Hilfsverb (tendenziell byc´ beim imperfektiven, zostac´ beim perfektiven Hauptverb) und dem Partizip Präteritum Passiv oder ⫺ bei imperfektiven Verben ⫺ aus der Partikel sie˛ und der aktiven Form der 3. Pers. Sg. und Pl. (sog. reflexives Passiv). Obwohl sie˛ unter anderem als Reflexivpronomen fungieren kann, ist die Annahme eines Genus reflexivi unberechtigt. Verschiedene Konstruktionen mit sie˛ representieren vielmehr die passive und vor allem die aktive Diathese, wobei sie in beiden Fällen als ein syntaktisches Mittel der Desagentisierung, d.h. der formalen und pragmatischen Agensunterdrückung, fungieren. Ein typisches morphologisches Mittel der Desagentisierung sind unpersönliche präteritale Verbformen auf-ono/-no/-to. Die Kategorie Genus verbi wird morphologisch in der Opposition zwischen dem Partizip Passiv und anderen Flexionsformen des Verbs realisiert (Grzegorczykowa et al. 1998, 187⫺197). Das Partizipiensystem ist bzw. war stark ausgebaut (vgl. unten 4.1). Heute bilden imperfektive Verben ein adjektivisches Partizip Präsens Aktiv und ein sog. Adverbialpartizip der Gleichzeitigkeit, perfektive Verben ein sog. Adverbialpartizip der Vorzeitigkeit. Transitive Verben haben dann noch ein Partizip Präteritum Passiv. Da mit Hilfe des alten adjektivischen Partizips Präteritum Aktiv analytische Formen des Präteritums, des Konditionals, des Futurs und des Passivs gebildet werden, haben diese eine doppelte Numerusmarkierung (am Hauptverb und am Hilfsverb bzw. an der beweglichen Endung) sowie eine Genusmarkierung. Dies macht deutlich, wie analytische Konstruktionen im Polnischen auf dem Fundament synthetisch-flektierender Konstruktionen aufbauen. 2.2.2. Deklination Die für die Deklination konstitutive morphologische Kasusunterscheidung umfaßt im Polnischen prinzipiell die Kategorien
664 Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental, Lokativ und Vokativ, jedoch läßt sich häufig ein weitgehender Kasussynkretismus beobachten. Je nachdem, welche Klassen der morphologischen Flexionskategorien (über den Kasus hinaus) und welche spezifischen Endungssätze bei einem Lexem vorliegen, unterscheidet man (vgl. Encyklopedia 1992, 52 f.; Grzegorczykowa et al. 1998, 150): 1. die substantivische Deklination, die noch den Numerus spezifiziert, 2. die adjektivische Deklination, die nach Numerus und Genus flektiert und durch ausgeprägten Genus- und (in geringerem Maße) Kasussynkretismus gekennzeichnet ist, 3. die numerale Deklination, die nur die Genera unterscheidet und einen extremen Kasus- und Genussynkretismus aufweist, und schließlich 4. die pronominale Deklination, die über die Kasusunterscheidung nicht hinausgeht und für die das Auftreten suppletiver, also zum isolierenden Sprachbau gehörender Formen charakteristisch ist. Bezüglich des Numerus können Singular, Plural und in umgedeuteteten Resten erhaltener Dual unterschieden werden. Einen Artikel gibt es im Polnischen nicht. Das Genus, für das Substantiv eine unveränderliche, klassifizierende Kategorie, ist in der Regel an der Endung des Nom. Sg. der Substantive erkennbar (vgl. etwa Birnbaum/Molas 1998, 151; Encyklopedia 1992, 285 ff.; Grzegorczykowa et al. 1998, 271 f.). Es sind zunächst Maskulina, Feminina und Neutra zu unterscheiden. Innerhalb der Maskulina kommen die dem Genus verwandten Oppositionen belebt : unbelebt und human : inhuman zum Zuge und begründen kombiniert drei Deklinationssubtypen: den der Personal-, den der belebten und den der unbelebten Maskulina. In der Adjektivflexion spiegeln sich im Singular die Unterschiede zwischen belebten Maskulina, unbelebten Maskulina, Neutra und Feminina, im Plural nur zwischen Personal- und Nicht-Personalmaskulina wider. Der Genussynkretismus geht dabei so weit, daß im Singular lediglich die Opposition Femininum : NichtFemininum immer aufrechterhalten bleibt. Die Numeralflexion, die die Kardinalia außer jeden (‘eins’) umfaßt, zeigt meistens nur die Unterscheidung zwischen Personal-
IV. Baltische und slavische Sprachen
und Nicht-Personalmaskulina (Encyklopedia 1992, 186; Grzegorczykowa et al. 1998, 344). Für die Pronomina mit Ausnahme von on sind der Numerus und das Genus nur klassifizierend oder gänzlich irrelevant. Die Pronomina sind dabei eine extrem heterogene Wortart und zerfallen in je verschiedene Klassen hinsichtlich ihrer syntaktischen Funktion, ihrer morphologischen Eigenschaften und ihrer Semantik (Encyklopedia 1992, 390; Grzegorczykowa et al. 1998, 333⫺340). 2.2.3. Wortbildung Die polnische Wortbildung ist durch einen Reichtum an Derivationsformen gekennzeichnet (Encyklopedia 1992, 321, 56; Birnbaum/Molas 1998, 157 f.). Besonders häufig ist die Suffigierung. Eine große Anzahl bedeutungsspezialisierter Suffixe ist für die Wortbildung der Substantive kennzeichnend. Nahezu unerschöpfliche Kreativität wird oft dem Polnischen im Bereich der (meist positiv konnotierten) Diminutiva bescheinigt, die eine offene Klasse bilden. Die Präfigierung tritt hauptsächlich bei Verben auf. Die verbalen Präfixe sind nicht zahlreich, aber sehr polysem bzw. polyfunktional (Birnbaum/Molas 1998, 158; vgl. auch Grzegorczykowa et al. 1998, 536 ff.). Die Präfigierung ist u. a. das Hauptmittel der Aspektkennzeichnung (vgl. Encyklopedia 1992, 25): Die meisten Verben ohne Präfixe sind imperfektiv, alle Verben mit zwei Präfixen perfektiv, Verben mit einem Präfix gehören zu den imperfektiven oder perfektiven, je nachdem, welches Suffix sie darüber hinaus beinhalten, vgl. imperf. pod-pis-ywa-c´ vs. perf. pod-pis-a-c´. Daneben gibt es einige suppletive, also dem isolierenden Sprachbau angehörende Aspektpaare (brac´ ⫺ wzi'c´). Bei der Steigerung der Adjektive und Adverbien kommt sowohl Prä- als auch Suffigierung zum Zuge (Birnbaum/Molas 1998, 153 f.; Encyklopedia 1992, 334 f.): Die synthetischen Komparativformen werden mit Hilfe der letzteren gebildet, vgl. zdrowszy < zdrowy, m'drzej < m'drze. Dabei treten häufig konsonantische und vokalische Alternationen auf wie in bielszy < biały, wodurch sich der Synthesegrad der Komparativformen zusätzlich erhöht. Die syntheti-
24. Polnisch
schen Superlativformen entstehen wiederum durch Präfigierung der Komparativformen: naj-bielszy. In der analytischen Steigerung ist beim Hilfswort ähnliches zu beobachten: (bardzo) zdrowy ⫺ bardzi-ej zdrowy ⫺ naj-bardziej zdrowy. Einige Adjektive und Adverbien haben suppletive Komparativformen, vgl. dobry ⫺ lepszy, z´le ⫺ gorzej. Die aufgezeigte Regelmäßigkeit in der Steigerung suggeriert deren Betrachtung als eine Erscheinung der Flexion, jedoch sprechen die Bedeutungsunterschiede zwischen Formen verschiedener Grade und die Einschränkung der Steigerung auf nur einen Teil der Adjektive und Adverbien dafür, sie als eine Erscheinung der Wortbildung zu behandeln. Von anderen Wortbildungstypen sind im Polnischen noch die Postfigierung (nur bei Verben, vgl. z. B. grzebac´ sie˛), die Konversion (z. B. bieg < biegac´, zło < zły) und die Abkürzung häufig. Die Komposition, bei der die Determinativkomposita überwiegen, bildet eher eine Randerscheinung. 2.3. Syntax Die Beschreibung der Syntax läßt sich von der Beschreibung der Morphologie eigentlich kaum trennen. Daher wurden bei der Betrachtung der Morphologie einige periphrastische und somit syntaktische Konstruktionen bereits besprochen. Die polnische Syntax wird hier typologisch über das bereits Gesagte hinaus vor allem in bezug auf die Wortfolge, die Subjekt- und Themastruktur, die Subjekt-Prädikat-Struktur und die Kasusfunktionen charakterisiert. Da die Morphologie des Polnischen stark ausgeprägt ist, ist dessen Wortstellung ziemlich frei (Birnbaum/Molas 1998, 159; Encyklopedia 1992, 350 f.). Dennoch ist (mit Konstatierung zahlreicher Abweichungen) von einer Grundstellung, und zwar SVO, auszugehen. Dementsprechend ist das Polnische als vorwiegend rechtskonstruierend zu bezeichnen, mit einer Tendenz, das Subjekt durch Positionierung an die erste Stelle im Satz zu topikalisieren (vgl. Ineichen 1991, 118). In bezug auf die typische VOStellung kann das moderne Polnische, wenn man die Oppositionen emissiv : rezeptiv oder progressiv : regressiv zugrunde legt, als
665 emissiv oder progressiv bezeichnet werden (vgl. ebd., 111). Andere syntaxtypologische Aspekte machen jedoch den eigentlichen Mischcharakter des Polnischen hinsichtlich der Reihenfolge des Determinatums und des Determinans deutlich: Es weist zwar die Präpositionen auf und tendiert zur Abfolge Nominativ vor Genitiv in Nominalphrasen, was als emissiv oder progressiv gilt, präferiert aber auch die Abfolge Adjektiv vor Nomen und weist Flexionsendungen auf, was als rezeptiv bzw. regressiv anzusehen ist. Schließlich zeigt es meistens die Abfolge SV, die als regressiv zu gelten hat (und in bezug auf die Opposition emissiv : rezeptiv irrelevant ist). In der die Reihenfolge des Substantivs und des Adjektivs beschreibenden Terminologie Tesnie`res ist das Polnische wegen der bevorzugten Abfolge Adjektiv vor Nomen als gemäßigt zentripetal zu bezeichnen. Da das Thema des Satzes vornehmlich mit dem syntaktischen Subjekt gekennzeichnet wird (vgl. die grundlegende Abfolge SVO), hat das Polnische als subjektprominent zu gelten (vgl. Marek pisze ksi'z˙ke˛, Ksi'z˙ka (ta) jest pisana przez Marka), jedoch nicht in dem Maße wie etwa das Deutsche. Die durch die starke Ausprägung morphologischer Kennzeichnung sich ergebende „freiere“ Wortstellung bewirkt relativ häufig Themastrukturen wie etwa bei der üblichen Thematisierung durch einfache Voranstellung obliquer Kasus (vgl. Ksi'z˙ke˛ (te˛) pisze Marek). Die aktuelle Wortstellung richtet sich auch im allgemeinen stark nach kognitiv-pragmatischen Erfordernissen wie denen der funktionalen Satzperspektive. Die zahlreichen Enklitika tendieren dabei zur Stellung nach dem ersten betonten Wort des Satzes (Birnbaum/ Molas 1998, 159). Relativ häufig sind im Polnischen Sätze, in denen ein formales Subjekt fehlt (vgl. Panzer 1999, 236 ff.). In finiten Sätzen kann das Subjekt prinzipiell unausgedrückt bleiben, was durch die deutliche morphologische Form des Prädikats begünstigt wird: Die Verbalendung identifiziert nämlich bereits das Subjekt in bezug auf Person und Numerus, vgl. s´pi' ⫺ ‘3. Pers. Pl.’. So ist das Polnische, um mit der generativgram-
666 matischen Terminologie zu sprechen, eine Pro-drop-Sprache (vgl. Fanselow/Felix 1987, Bd. 1, 139; Bd. 2, 210 ff.). Das Subjekt fehlt im weiteren in desagentisierenden Konstruktionen mit sie˛, vgl. Mo´wi sie˛ …, mit den Verben in der 3. Pers. Pl., vgl. Mo´wi' …, und mit den erstarrten Partizipien auf -ono/-no/-to, vgl. Nakarmiono psa (Grzegorczykowa et al. 1998, 188). Die Reihe subjektloser Konstruktionen, die den Rang unabhängiger Sätze haben können, setzen etwa solche mit Naturerscheinungsverben (s´wita), mit unpersönlichen Modalverben wie nalez˙y, wypada und mit den gänzlich unveränderlichen modalen Hilfswörtern wie trzeba, moz˙na fort (Encyklopedia 1992, 240 f., 396). Zwar ein ausgedrücktes „logisches“ Subjekt, aber kein Subjekt im Nominativ enthalten Sätze mit unpersönlichen Verben und einem Dativ sowie einige Typen der Sätze mit dem partitiven Genitiv (zu Beispielen vgl. weiter unten). Den Rang der Nebensätze haben schließlich unpersönliche Konstruktionen mit adverbialen Partizipien. Relationaltypologisch gesehen zählt Polnisch zu den Nominativsprachen. Eine nähere Betrachtung verdienen hier einige besondere Funktionen der Kasus (Encyklopedia 1992, 277; Birnbaum/Molas 1998, 158): Das substantivische Prädikativ wird heute gewöhnlich nur in verblosen Sätzen mit to (etwa ‘dies (ist)’) mit dem Nominativ ausgedrückt: Jan to dobry nauczyciel (was übrigens wie auch einige Beispiele weiter unten als Themastruktur zu werten ist). In Sätzen mit einer verbalen Kopula steht dafür der Instrumental: Jan jest dobrym nauczycielem (Encyklopedia 1992, 242). In ähnlichen Konstruktionen mit adjektivischem Prädikativ überwiegt bei weitem der Nominativ: Jan jest zdolny. Der sehr verbreitete partitive Genitiv bezeichnet unter anderem das (partitive) direkte Objekt: przynies´c´ chleba und das (logische) Subjekt in Sätzen mit Quantitätsbeschränkung: Jest pracy na rok, oder Quantitätsveränderung: Wody ubywa. Er steht außerdem in verneinten Konstruktionen für das direkte Objekt: Nie kocham z˙ycia oder für das (logische) Subjekt bei Existenzverneinung: Ksi'z˙ki nie ma na stole (vgl. Encyklopedia 1992, 69, 254, 401 f.).
IV. Baltische und slavische Sprachen
Der Dativ dient unter anderem zur Bezeichnung des (logischen) Subjekts in unpersönlichen Sätzen: Chłopcu sie˛ nudzi. Der Lokativ tritt ausschließlich in Verbindungen mit Präpositionen auf. Der Vokativ schließlich geht als Anredekasus eigentlich keine syntaktischen Bindungen ein: Idz´ do sklepu, Marysiu!
3.
Phonetisch-phonologische Variation
3.1. Vokalismus 3.1.1. Historische Variation Die Geschichte des polnischen Vokalismus wird insbesondere durch die Veränderungen in der Relevanz der Vokalquantität und in der Größe des Phoneminventars geprägt. Am Ende des Urslawischen scheint zunächst jedem Vokal eine bestimmte Quantität fest zugeordnet gewesen zu sein (vgl. Klemensiewicz et al. 1955, 42 f.; Encyklopedia 1992, 375). In lechitischen Dialekten vollzieht sich dann bereits bis zum 10. Jahrhundert eine Reihe von spezifischen Veränderungen, die in ihrer Gesamtheit die engere Zusammengehörigkeit dieser Varietätengruppe begründet (Klemensiewicz 1976, 23). Die wichtigsten sind die Kürzung langer und Dehnung kurzer Vokale, die Vokalisierung der Sonanten [l0 0l j r0 rj] und der sog. polnische Umlaut ([æ e ε˜ 0l j r0j] zu [ja jo jc˜ l0 r0] vor [t, d, n, s, z, r, ł] vgl. Klemensiewicz et al. 1955, 41⫺126, Encyklopedia 1992, 269, 324, 375). Das Ergebnis der genannten Prozesse scheint um 1000 ein Vokalsystem zu sein, in dem die urslawischen Vollvokale a, æ, e, c, i, È, u, ε˜ , c˜ und evtl. auch die Jerlaute und ъ in zwei Varianten vorliegen, einer längeren und einer kürzeren, jeweils im Rang eines Phonems. Die Quantitätsveränderungen scheinen eng mit der Akzentuierung zusammenzuhängen (vgl. Klemensiewicz et al. 1955, 42 ff.; Encyklopedia 1992, 375). Die weitere Geschichte des Vokalismus prägen wiederholte Reduktionen des Phonembestandes. Zunächst kommt es zum Schwund bzw. zur Vokalisierung der Jerlaute, vgl. *sъnъ > sen (dazu Klemensiewicz et al. 1955, 111 ff.; Encyklopedia 1992, 133).
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Etwas später fallen /æ/ und /e/ einerseits sowie /æ:/ und /e:/ andererseits, soweit nicht vorher vom polnischen Umlaut erfaßt, zusammen (Encyklopedia 1992, 375). Die Frequenz aller langen Vokale erhöht sich, da erstens der Schwund der Jerlaute mit einer Dehnung der kurzen Vokale in der Vorsilbe verbunden ist, vgl. *bogъ zu altpoln. bo¯g (sog. Ersatzdehnung, ebd., Encyklopedia 1992, 386; Klemensiewicz et al. 1955, 52), und zweitens zwei durch *j+ getrennte Vokale zu einem langen Vokal kontrahiert werden, vgl. *staraja zu stara (Klemensiewicz et al. 1955, 53 ff., 76, 24). Die Nasalvokale werden etwa im 14. Jahrhundert zu einem der Quantität und wohl leicht auch der Qualität nach differenzierten Paar /a˜ / und /a a˜˚ :/, wobei im ersten Phonem die alten kurzen und im zweiten die alten langen Nasale zusammenfallen, was die nächste Inventarreduktion bedeutet (Klemensiewicz 1955, 104; Encyklopedia 1992, 298, 375; zur Sonderstellung des Kaschubischen vgl. unten). Am Anfang der mittelpolnischen Zeit verliert die Vokalquantität ihre phonologische Relevanz. Die Opposition zwischen dem langen und dem kurzen Vokal in einem Paar geht in die Opposition verengter (geschlossener) : klarer (offener) Vokal über. Bei i, È, u verschwindet die Länge sogar ohne Qualitätsänderung, wodurch das Vokalinventar erneut kleiner wird (Klemensiewicz et al. 1955, 59; Encyklopedia 1992, 376). Die Qualitätsunterschiede bei den Nasalen werden stärker. Unter zahlreichen regionalen Varianten können dann schon im 16. Jahrhundert auch die in der heutigen Standardsprache üblichen Realisierungen angetroffen werden, in denen der alte kurze Nasal in Richtung [ε] verschoben erscheint, der alte lange Nasal hingegen in Richtung [c]. Gleichzeitig machen sich die bereits erörterten Entnasalisierungstendenzen bemerkbar (siehe 2.1.1). Die Inventarreduktion hält auch weiter an, da sich die verengten Vokale bald den klaren anzupassen beginnen (zu speziellen Entwicklungen in den Dialekten vgl. unten). Im Standardpolnischen werden dabei die verengten Vokale [aø], [oø ] und [eø ] im Laufe des 18. und des 19. Jahrhunderts zu den klaren [a], [u] und [ε], womit die Herausbildung des neupolni-
667 schen Vokalsystems als abgeschlossen gilt (Klemensiewicz et al. 1955, 59; Klemensiewicz 1976, 602 ff.; Encyklopedia 1992, 376). Bei den Beschreibungen dieses Systems werden dabei immer die Phoneme /i/, /ε/, /a/, /c/, /u/ genannt, über den Status von È, c˜ und ε˜ gibt es hingegen Kontroversen (vgl. oben 2.; dazu auch Encyklopedia 1992, 346 f.). Aus obigem Überblick wird ersichtlich, daß der Vokalismus diachron betrachtet in zwei Haupttypen zerfällt: den ersten, bis zum 16. Jahrhundert, in dem die Lautquantität als phonologisches Merkmal erscheint, und den zweiten, seit dem 16. Jahrhundert, in dem sie keine phonologische Relevanz hat (Encyklopedia 1992, 376). In der Funktion eines distinktiven Merkmals weicht sie kurzfristig der Qualitätsopposition offen : geschlossen, um längerfristig gesehen ersatzlos zu verschwinden. Quantitativ erfährt das Inventar der Vokalphoneme beim Übergang zum Altpolnischen einen deutlichen Zuwachs, nimmt dann aber im weiteren Verlauf der Sprachgeschichte allmählich ab bis hin zum heutigen spärlichen Inventar der Standardsprache. Diese Tendenzen prägen auch die Geschichte der Nasalvokale. Die heutigen standardsprachlichen Vorkommen dieser Kennzeichen des Polnischen lassen dabei kaum mehr die ursprüngliche Qualität der Laute erkennen, wohl aber ihre mittelalterliche Quantität (Birnbaum/Molas 1998, 150; Stieber 1979, 59; Encyklopedia 1992, 299). 3.1.2. Regionale Variation Die regionale Variation des Vokalismus wird durch die regional beschränkte bzw. zeitlich verschobene Wirksamkeit der oben genannten Veränderungen bestimmt und ist in den Dialekten der Landbevölkerung deutlich ausgeprägt. Um mit den im Gesamtpolnischen ältesten Erscheinungen zu beginnen, so sind kontrahierte Formen häufig in südpolnischen Dialekten, ihre Anzahl sinkt aber umso stärker, je nördlicher der Dialekt (Stieber 1979, 59). Die Vokalquantität bleibt im Kaschubischen als distinktives Merkmal bis ins 18. Jahrhundert erhalten. Die genetisch gesehen der Vokallänge folgende Vokalverengung ist sogar heute
668 noch den meisten Dialekten bekannt. Das Spektrum der Vokalinventare reicht dann (Nasalvokale nicht betrachtet) von zehn Phonemen einiger masowischer (z. B. Kurpisch) und kleinpolnischer Dialekte, die den Stand des 16. Jahrhunderts (ohne /È/) beibehalten haben, und der Dialekte Südkleinpolens und Schlesiens, die zwar kein verengtes /eø /, dafür aber /È/ kennen, bis zu fünf Phonemen der Dialekte Mittelpolens, die keine verengten Vokale und kein /È/ kennen. Die meisten Dialekte wie die Nordkleinpolens und Großpolens haben Systeme, die nicht alle verengten Vokale kennen und somit zwischen den genannten Extremen vermitteln (Encyklopedia 1992, 348). Das Kaschubische weist hier erneut eine Besonderheit mit dem Phonem /e/ auf. Die regionalen Unterschiede der Inventargröße bewirken entsprechende diatopische Distributionsund Frequenzunterschiede (vgl. Panzer 1999, 77; Encyklopedia 1992, 348). Bemerkenswerte regionale Unterschiede betreffen die sog. Nasalvokale (Encyklopedia 1992, 298): Die orale Realisierung der Entsprechungen von standardsprachlichem /εN/ bzw. /cN/ schwankt zwischen geschlossener Aussprache wie bei [È i] bzw. [u] und offener Aussprache wie bei [æ a] bzw. [c]. In einigen Regionen der Beskiden fallen daneben die Entsprechungen von /εN/ und /cN/ in [c˜ /c] zusammen. Was die nasale Resonanz der Entsprechungen von /εN/ und /cN/ angeht, so ist ihre Variation so klein gefächert, daß sie den Rahmen dieses Aufsatzes sprengt. Zuweilen wird ein großflächiger Kontrast zwischen dem Großpolnischen, das die asynchrone Nasalität vor Plosiven habe, und den Dialekten Kleinpolens und Masowiens, die vor Plosiven synchrone Nasalität oder Entnasalisierung aufwiesen, bemerkt (Klemensiewicz et al. 1955, 38; Encyklopedia 1992, 66). Im Kaschubischen ist bereits im 12. Jahrhundert das alte [ε˜ ] in manchen Stellungen zu [ı˜] geworden, das entnasalisiert wurde und in bestimmten Positionen in das ansonsten im Polnischen nicht übliche [e] übergeht (Encyklopedia 1992, 298; Stieber 1979, 59). Einen Übergang zum Westlechitischen bildet das Kaschubische in bezug auf einige besonders alte Erscheinungen: ar, ło zwi-
IV. Baltische und slavische Sprachen
schen Konsonanten ersetzen dort zuweilen die auf restlichem Gebiet üblichen ro, le, und silbenbildendes 0l wird ⫺ ob weich oder hart ⫺ zu oł vokalisiert (vgl. Klemensiewicz et al. 1955, 39, 117⫺127; Encyklopedia 1991, 58). Im Masowischen geht altes [l0j] von harten Vorderzungenkonsonanten in oł über, was auch noch manchmal im Kaschubischen anzutreffen ist (Encyklopedia 1992, 61). Darin zeigt sich die Nähe des Masowischen zum Kaschubischen und die Sonderposition der beiden den restlichen polnischen Dialekten gegenüber (Klemensiewicz et al. 1955, 38 f.). Zu den Charakteristika des Masowischen gehört im weiteren die Anhebung der Artikulation von [a] in Richtung [ε], vgl. [tæ bæbæ] (Encyklopedia 1992, 61). Diese Erscheinung trug wohl zum Übergang der Gruppen ra, ja in re, je bei, der sich in ganz Nordpolen (im Falle von ja zu je auch in Westschlesien) vollzog und bereits im 12. Jahrhundert greifbar ist (Encyklopedia 1992, 65). Einen charakteristischen Unterschied zwischen Südwest- und Nordostpolen bildet schließlich die (der Standardsprache fremde) Labialisierung, die in Großpolen, Kleinpolen und Schlesien auftritt und in den dortigen Dialekten zum Aufkommen von Diphthongen führt (Encyklopedia 1992, 64, 73, 179; Panzer 1999, 75). Insgesamt gesehen zeichnet sich folgende Dialektkonstellation ab: Eine Abseitsstellung kommt (v. a. in bezug auf die ältere Zeit) dem Masowischen und (ohne zeitliche Einschränkung) dem Kaschubischen zu; innerhalb des dialekthistorischen Kerns des Polnischen zeigt sich eine nicht so bedeutende, aber dennoch merkbare Opposition zwischen dem Großpolnischen und Kleinpolnischen. 3.2. Konsonantismus 3.2.1. Historische Variation Für die Entwicklung des Konsonantismus sind anfangs die Veränderungen des Vokalismus von besonderer Bedeutung (Birnbaum/Molas 1998, 150; Encyklopedia 1992, 166). Im Ergebnis des polnischen Umlauts stehen palatalisierte Konsonanten nicht mehr nur vor den vorderen, sondern auch
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vor den hinteren Vokalen. Sie können dadurch zu selbständigen Phonemen werden, und die Opposition harter : palatalisierter bzw. palataler Konsonant nimmt systemhaften Charakter an (vgl. auch Stieber 1979, 88). Der Schwund der Jerlaute führt wiederum zur Entstehung zahlreicher Konsonantengruppen und geschlossener Silben. Außerdem löst er die Entstimmhaftung der Obstruenten vor den Stimmlosen und im Auslaut aus (vgl. Klemensiewicz 1976, 106). Das Phoneminventar wird im Altpolnischen bereichert, und zwar nicht nur durch zahlreiche palatalisierte Konsonanten, sondern auch durch ganz neue Phonempaare wie /v/ und /v j/ oder /f/ und /f j /. Es passieren auch wichtige Konsonantenwechsel wie die Affrikatisierung von /tj/ und /dj/ zu /tC/ und /dZ/, die Frikatisierung von /rj/ zu /rzƒj/, der Übergang der lediglich palatalisierten /sj/ und /zj/ in palatale /C/ und /Z/ und schließlich die bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts andauernde Entpalatalisierung von /sj zj tsj dZj rzj tsj dZj/ (vgl. Klemensiewicz 1976, 105, 294, Encyklopedia 1992, 167). In einem Teil der Dialekte erscheinen dann statt der alveolaren / s z ts dz/ jedoch dentale /s z ts dz/. Diese nach der Landschaft Masowien als Masurieren benannte Erscheinung kommt aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert auf und bildet bis heute die zentrale Grundlage für die Unterscheidung von Dialekträumen (Klemensiewicz et al. 1955, 38; Klemensiewicz 1976, 35⫺44; Encyklopedia 1992, 198). Am Anfang der mittelpolnischen Zeit haben die masurierenden Dialekte somit vier Phoneme weniger als die nichtmasurierenden. Wichtige mittelpolnische Entwicklungen sind dann etwa: der Zusammenfall des aus /rzj / entstandenen Phonems /rz/ mit dem Phonem /z/, die Entpalatalisierung von /bj pj vj fj / im Auslaut und der Übergang von /lj / zu /l/ und /ł/ zu /w/ (Klemensiewicz 1976, 294 ff.). So bildet sich laut der einschlägigen Forschung bereits vor dem Ende des 18. Jahrhundert ein Konsonantensystem aus, das prinzipiell bis heute Geltung hat (Encyklopedia 1992, 167). Über diesen Zeitpunkt hinaus bis in die Gegenwart hält allerdings die bereits angedeutete Entpalatalisierungstendenz an, die auch mit
669 der allgemeinslawischen Entwicklung übereinstimmt (vgl. Sawicka 1995, insb. 149). In der Geschichte des Konsonantismus lassen sich somit folgende wichtige qualitative und quantitative Entwicklungslinien feststellen: Bis in die mittelpolnische Zeit hinein zeichnet sich eine Tendenz zur Systematisierung einer Palatalitätskorrelation ab, die sich dann umkehrt, wofür kennzeichnend ist, daß die Palatalisierung der Labialen und Labiodentalen im Auslaut ihren distinktiven Charakter verliert. Das Phoneminventar verzeichnet dabei zunächst einen deutlichen Zuwachs (v. a. durch das Aufkommen palatalisierter Phoneme), um im Mittel- und Neupolnischen etwas abzunehmen. Das heutige Konsonantensystem ist letztendlich etwas größer als das des Jahres 1000 (Encyklopedia 1992, 167). 3.2.2. Regionale Variation Die konsonantischen Systeme der Dialekte der Landbevölkerung sind nicht so differenziert wie ihre Vokalsysteme und liegen auch näher an der Standardsprache. Sie lassen sich alle aus dem Konsonantismus des 16. Jahrhunderts ableiten (Encyklopedia 1992, 167). Dialekte Großpolens, Kujawiens, Ostkleinpolens und Südschlesiens weisen dabei kaum Unterschiede zur Standardsprache auf. Abweichungen betreffen etwa das Beibehalten der Stimmhaftigkeit von /v/ nach Stimmlosen im Nordwesten und den Rest von /rz/ sowie die lokale (um Jabłonkowo herum erscheinende) Vermischung von /s z ts dz/ mit /C Z tC dZ/ in Südschlesien (Encyklopedia 1992, 348). Hingegen zeigen Dialekte Kleinpolens und Masowiens weit größere Unterschiede zum Standardpolnischen. An erster Stelle ist hier das Masurieren zu nennen, bei dem alveolare Frikative und Affrikaten durch Dentale ersetzt werden (vgl. oben; Encyklopedia 1992, 348). Daneben haben weite Gebiete des Kleinpolnischen ein [k] (bzw. [f]) anstelle des [x] im Auslaut, das sich in ganz Kleinpolen zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert ausbreitete (vgl. Encyklopedia 1992, 60). Stärker als das Kleinpolnische unterscheidet sich von anderen Varietäten das Masowische. Da in dessen Dialekten meistens palatalisierte Velare und Labiale fehlen, hat es ein
670 deutlich kleineres Phoneminventar als andere Varietäten (Encyklopedia 1992, 349). Eine Sonderstellung nimmt auch das Kaschubische ein, in dem die Phoneme /C Z tC dZ/ entpalatalisiert wurden. Dafür entstan den regional neue /C tC dZ/ aus /c¸ kj gj / (Encyklopedia 1992, 349, 58; Breza 1998, 172). Die Unterschiede zur Literatursprache erscheinen folglich am größten im Masowischen, kleiner im Kaschubischen, nicht groß im Kleinpolnischen und am geringsten im Großpolnischen und Schlesischen. Ein wichtiger regionaler Unterschied, der auch die Standardsprache entzweit, betrifft schließlich die Distribution von Stimmhaften und Stimmlosen (Sawicka 1995, 154⫺ 159): Im zentralen und nördlichen Polen herrscht die sog. Warschauer Aussprache (auch entstimmhaftende Phonetik), im südlichen und westlichen Polen die sog. Krakau-Posener Aussprache (auch stimmhafte Phonetik). Der Hauptunterschied betrifft den externen Sandhi, genauer gesagt die Aussprache der Obstruenten im Wortauslaut vor dem das nächste Wort anlautenden Sonanten oder Vokal. In der Warschauer Aussprache erscheinen in diesem Fall im Wortauslaut nur stimmlose Obstruenten, vgl. [kct matci], [cgrut cjtsa], wogegen in der Krakau-Posener Aussprache hier nur stimmhafte Obstruenten stehen, vgl. [kcd matci], [cgrud cjtsa] (Sawicka 1995, 157 ff.). Hierzu ist noch zu bemerken, daß diese Sandhiverhältnisse als Folgeerscheinung der Auslautverhärtung zu sehen sind. Die schon in mittelalterlichen Denkmälern vorhandene Entstimmhaftung im absoluten Auslaut muß sich bereits vor dem Entstehen der stimmhaften Phonetik vollzogen haben. Die endgültige Herausbildung der Sandhiunterschiede ist so wohl auf das 16. Jahrhundert zu datieren (Encyklopedia 1992, 369). 3.2.3. Soziale und funktionale Variation Was die soziale Variation angeht, so ist im allgemeinen davon auszugehen, daß die Varianten, die sich im Lauf der Geschichte durchsetzen, bereits früh von einflußreichen sozialen Gruppen mit hohem sprachlichen Prestige benutzt worden sind. Eine soziologische Interpretation lautlicher Variation
IV. Baltische und slavische Sprachen
kann also zunächst in bezug auf die Entstehung der Standardsprache erfolgen. Dieser Prozeß ist im Polnischen vor allem am Anfang durch die Rivalität verschiedener regionaler Varietäten um das soziale Prestige gekennzeichnet. Er läßt sich in drei (einander überlappende) Phasen modellieren, die mit der politischen Geschichte einhergehen. Jede der drei Phasen ist durch das besonders hohe Ansehen einer bestimmten regionalen Varietät charakterisiert, des Großpolnischen, des Kleinpolnischen oder des Masowischen (Klemensiewicz 1976, 77 ff., 86). Daher lassen sich spezifische regionale Merkmale der Lautung zu bestimmten Zeitpunkten dem Gebrauch mittlerer bis höherer, sprachlich einflußreicher Gesellschaftsschichten zuordnen. Dieser Sprachgebrauch unterscheidet sich ⫺ zumindest in den Gebieten, aus denen die gerade dominierenden Varianten nicht stammen ⫺ deutlich vom Sprachgebrauch anderer Gesellschaftsgruppen. Die ersten beiden der oben genannten Dialekte dominieren den Prozeß der Ausformung der Schrift- bzw. Standardsprache bis zum 17. Jahrhundert. Die Einflüsse des Großpolnischen, das die altpolnische Phase der Entwicklung bestimmt, äußern sich etwa im Behalten von auslautendem [x] gegenüber dem kleinpolnischen [k] oder [f] und von anlautendem [xv] gegenüber dem kleinpolnischen [xf] oder [f], in s´rz, z´rz statt s´r, z´r in der Drucknorm seit dem 16. Jahrhundert, in der Entwicklung /rz/ > /z/ und in der Aussprache der sog. Nasalvokale. Darüber hinaus ist die Sprache der Gebildeten und der Literatur sogar auf masurierenden Gebieten (etwa in Kleinpolen) seit dem Mittelalter tendenziell nichtmasurierend, was auch dem Prestige des Großpolnischen zuzuschreiben ist. Dem (etwas jüngeren) kleinpolnischen Einfluß auf die Varietät der sprachlichen Führungsschicht sind etwa die kontrahierten Formen zu verdanken, vgl. bac´ sie˛ < bojac´ sie˛, und die Tatsache, daß [cv] nicht nur nach harten sondern auch (statt [ev]) nach weichen Konsonanten steht wie in koniowi (vgl. Klemensiewicz 1976, 35⫺57, 77 ff., 291). Das soziale Prestige des Kleinpolnischen steigt besonders im 16. Jahrhundert. Man kann dann die Verbrei-
24. Polnisch
tung kleinpolnischer Formen sogar in der Sprache großpolnischer Gebildeter beobachten (Klemensiewicz 1976, 372). Nach dem 16. Jahrhundert sind die Konsolidierung und Normierung der Schriftsprache bereits so weit vorangeschritten, daß dadurch die Einflüsse der Dialekte eingeschränkt werden. Die Elemente des Masowischen, des Dialekts mit dem zu damaliger Zeit besonders hohen sozialen Prestige, sind daher in der Standardsprache nicht mehr so zahlreich (Klemensiewicz 1976, 74, 373). Keine Chance auf den Eingang in die Standardsprache haben auffällige Regionalismen wie das Masurieren, das etwa als Kennzeichen der Sprache ungebildeter Frauen stigmatisiert wird (Klemensiewicz 1976, 296, 410). Der Einfluß des Masowischen, wird hingegen deutlich in der Verdrängung von großpolnischen s´rz und z´rz/ jrz durch s´r und z´r/jrz (die übrigens nicht ohne Unterstützung des Kleinpolnischen geschieht, das ebenfalls s´r und z´r besitzt) und im Zusammenfall von verengtem /eø / mit dem klaren /ε/ statt mit /È/ oder /i/ im 19. Jahrhundert (Klemensiewicz 1976, 603 ff., 608). Auch die nicht spezifisch regional begründete soziale Variation ist mit der historischen Variation verzahnt. An dieser Stelle seien nur drei isolierte Beispiele genannt: Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert verschwinden die verengten Vokale aus der Sprache der Gebildeten (Klemensiewicz 1976, 602 ff.). Des weiteren wird die Verwendung älterer Endungen [ija], [Èja] in entlehnten Feminina (Zofija, deklaracyja) seit dem 18. Jahrhundert den „Ungebildeten“ zugeschrieben, während die neuere Endung [ja] (Zofia, deklaracja) als Kennzeichen von Bildung gewertet wird (ebd. 605 ff.). Schließlich wird der Ersatz von [ł] durch [w] im 17. Jahrhundert als ein Merkmal bäuerlicher Aussprache verspottet wobei [w] nichtsdestoweniger im Laufe des 20. Jahrhunderts in die Standardsprache eingeht (Encyklopedia 1992, 372). Die genannten Daten lassen sich auch funktional interpretieren. Wie bereits angedeutet, sind die als Charakteristika der Sprache der Gebildeten genannten Varianten von einem bestimmten Zeitpunkt an
671 Kennzeichen der Standardsprache. Diese wird tendenziell bei öffentlichen, formellen und überregionalen Anlässen verwendet im Gegensatz zu den Dialekten der Landbevölkerung und der zwischen diesen und der Standardsprache stehenden Umgangssprachen, die eher informelle, kleinräumig ausgerichtete Funktionen erfüllen. An der Gestaltung der Standardsprache ist maßgeblich die Schule beteiligt, so z.B. beim Schwund der verengten Vokale, die in der Schrift nicht gekennzeichnet waren. Allgemein gesehen ist die neupolnische Zeit im Bereich Phonetik und Phonologie durch die Annäherung zwischen der Standardsprache und den Umgangssprachen (vgl. etwa Klemensiewicz 1976, 537) geprägt sowie durch eine deutliche Abschwächung der dialektalen Eigentümlichkeiten. 3.3. Akzent Der polnische Wortakzent legt eine Entwicklung vom freien und beweglichen musikalischen Akzent des Urslawischen zum paroxytonischen, stärker dynamischen Akzent der heutigen Standardsprache zurück. Es wird angenommen, daß er sich in der ersten Phase dieser Entwicklung auf der 1. Silbe des Wortes stabilisiert, um sich bis zum 16. Jahrhundert auf die vorletzte Silbe des Wortes zu verschieben (Klemensiewicz 1976, 102). Die Tendenz, die vorletzte Silbe zu betonen, ist im 17. Jahrhundert so stark, daß sie teilweise auch Entlehnungen aus anders akzentuierenden Fremdsprachen erfaßt. Ihren Höhepunkt erreicht sie dann in den Transakzentuierungen des 18. Jahrhunderts, als es üblich wurde, Koppelungen von zwei orthotonischen (d.h. ursprünglich mit selbständigem Akzent gekennzeichneten) Wörtern oder von einem orthotonischen Wort mit einer Enklitik als ein Wort zu behandeln, d. h. den Hauptakzent auf die vorletzte Silbe des ganzen Komplexes zu legen, vgl. Wielk’anoc, dobr’anoc, moz˙n’a by. Beide Erscheinungen sind auch heute üblich, vor allem in den Dialekten der Landbevölkerung, die konsequent den paroxytonischen Akzent verwenden (Klemensiewicz 1976, 292; Encyklopedia 1992, 15 f.). Die Überzeichnungen des paroxytonischen Akzents gehen jedoch nur zum klei-
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IV. Baltische und slavische Sprachen
nen Teil in die neupolnische standardsprachliche Norm ein, laut welcher etwa die Betonung m’uzyka, m’oz˙na by gilt. Die verschiedenen Phasen der Akzententwicklung sind noch in den Dialekten der polnischen Randgebiete spürbar. So hat das Nordkaschubische den freien und beweglichen Akzent, das Südkaschubische, das Südkleinpolnische des Podhale und das Südschlesische des polnisch-tschechischen Grenzgebiets den Initialakzent (Klemensiewicz 1976, 102). Daneben ist die grenzländische bzw. lembergische Aussprache durch die Verstärkung und die Tonanhebung der akzentuierten Silben bei Abschwächung der nichtakzentuierten Silben gekennzeichnet. Schließlich wird in der Krakauer Aussprache die letzte Silbe jeder Äußerungseinheit verlängert (Encyklopedia 1992, 14). Die Geschichte des Akzents als soziologischer und funktionaler Kennzeichnung kann folgendermaßen zusammengefaßt werden: Konsequente Akzentuierung der vorletzten Silbe ist in der mittelpolnischen Zeit ein Kennzeichen der Sprache der Gebildeten, einer Varietät der mittleren und höheren Schichten mit einem Anspruch auf ein allseits effektives überregionales Kommunikationsmittel (vgl. Klemensiewicz 1976, 292). Für die neupolnische Standardsprache ist hingegen das Beachten der originären Akzentuierung bei Fremdwörtern und der deutlichen akzentuellen Trennung von Wörtern, d.h. der paroxytonischen Betonung aller heimischen orthotonischen Wörter, charakteristisch. In der Gegenwartssprache wird jedoch immer häufiger die paroxytonische Betonung erneut verallgemeinert, so daß obige Akzentregeln als soziologisch und funktional interpretierbare Abgrenzung der Standardsprache gegenüber den regionalen Varietäten an Bedeutung verliert.
4.
Morphologische Variation
4.1. Konjugation 4.1.1. Historische Variation Zu den wichtigsten historischen Entwicklungen der Konjugation gehören die frühzeitige Vereinheitlichung und Vereinfa-
chung des Tempussystems (einschließlich der Tendenz zur eindeutigen Kennzeichnung der Aspekte), die Veränderungen von Hilfswörtern und Flexionsendungen, der Abbau des morphologischen Duals und der Wandel des Partizipiensystems. Große Veränderungen betreffen v. a. die Vergangenheitstempora (Klemensiewicz 1976, 655, 367 ff.; Encyklopedia 1992, 40 f.). Da das periphrastische Präteritum (ursprünglich in der Bedeutung eines Perfekts) die Reste der synthetischen Tempora, d. h. des im Hinblick auf die Aspekte unbestimmten Aorists und des Imperfekts, bis zum 15. Jahrhundert völlig verdrängt, muß man hier zunächst von einem Abbau der synthetischen und einem Vordringen der analytischen Konstruktionen sprechen. Dieses Präteritum können bereits im Altpolnischen sowohl perfektive als auch imperfektive Verben bilden. Die Aspekte werden jetzt immer genau unterschieden, jedoch nicht durch Flexionsendungen, sondern mit Hilfe der Wortbildung (vgl. 2.2.3). Bald macht sich im Präteritum aber eine Tendenz zur Schwächung der analytischen Bauweise bemerkbar. Noch in der altpolnischen Zeit erfährt das Hilfswort des Präteritums jes´m (‘bin’) eine Reduktion zu einer beweglichen Endung. Es schwindet sogar gänzlich in der 3. Pers. Sg. und Pl. (Klemensiewicz 1976, 113). Die beweglichen Endungen zeigen in der neueren Zeit schließlich eine Tendenz dazu, mit dem Partizip zusammenzuwachsen, was als Zeichen der langsam eintretenden Synthetisierung des Präteritums gewertet werden kann (vgl. Panzer 1999, 72 f.; Encyklopedia 1992, 165). Das analytische Plusquamperfekt scheint wiederum bereits seit ältester Zeit lediglich zur Stilisierung oder als Übersetzung fremdsprachiger Ausdrücke benutzt zu werden (Stieber 1979, 239; Klemensiewicz 1976, 75, 620; Encyklopedia 1992, 43). Im Präsens erfolgt eine Anpassung der Flexion der athematischen Verben jem, dam, wiem (Wurzelverben ohne Stammbildung), die ursprünglich spezifische Personalendungen hatten, an die regelmäßige Flexion thematischer Verben; auch das letzte athematische Verb jes´m bildet seit dem 15. Jahrhundert neue regelmäßige For-
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men (jestem), die sich an die üblichen Präteritumformen wie byłem anlehnen (Klemensiewicz et al. 1955, 362 f., 374). Diese Entwicklungen sind als eine Schwächung der Synthese zu werten, da die unregelmäßige (Wurzel-)Flexion morphologisch komplexer erscheint als die regelmäßige Stammflexion (vgl. Roelcke 1997, 33, 122). Auf der anderen Seite kommt es aber im Präsens fast gleichzeitig zu einer Erweiterung des Inventars synthetischer Formen, da sich durch die Kontraktionen der Gruppen -aje- und -eje- und die Analogie zur 1. Pers. Sg. athematischer Verben ein neuer Konjugationstyp thematischer Verben auf -m entwickelt (powiadam < powiadaje˛, umiem < umieje˛, vgl. Klemensiewicz et al. 1955, 361 f.). Im analytischen Futur setzt die Verbindung von byc´ und Infinitiv formal das urslaw. zusammengesetzte Futur I fort und die Verbindung von byc´ und Partizip auf -ł das urslaw. zusammengesetzte Futur II (futurum exactum). Die letztere Konstruktion erscheint insofern als stärker synthetischflektierend, als das Partizip im Gegensatz zum Infinitiv durch Endungen nach Genus und Numerus spezifiziert ist (vgl. Stieber 1979, 244 f.; Klemensiewicz et al. 1955, 374). Sie war zunächst selten, wurde um die Hälfte des 15. Jahrhunderts häufiger und erlang im 16. Jahrhundert das Übergewicht. Die Konstruktion mit dem Infinitiv hingegen wurde erneut im Neupolnischen, vor allem in der Gegenwartssprache, verbreiteter (Encyklopedia 1992, 41). Insgesamt gesehen ist das Tempussystem der Gegenwartssprache weit weniger ausgebaut als das des Altpolnischen (Encyklopedia 1992, 39). Im System der Personalendungen bedeuten die vorschriftsprachliche Angleichung der 3. Pers. Dual an die 2. Pers. Dual und der gänzliche Abbau des Duals seit dem 15. Jahrhundert eine Schwächung der Synthese. Auch im Bereich der Modi wird zunächst die Tendenz zur Schwächung der Synthese sehr deutlich: Beim Imperativ schwinden seit dem 16. Jahrhundert die morphologischen Formen für die 3. Pers. Sg. und Pl. (Stieber 1979, 213 ff., 222; Encyklopedia 1992, 364, Klemensiewicz et al. 1955, 277 f.). An ihre Stelle treten Periphrasen, die mit der Zeit systematisiert werden, indem
673 man sich immer öfter auf das Funktionswort niech als Hilfswort festlegt. Hier ist daher auch ein Nachrücken systemhafter Analyse direkt greifbar. Beim Konditional variiert wiederum die Form der beweglichen Endungen (Klemensiewicz et al. 1955, 378 ff.). Die archaischen und daher „unregelmäßigen“ Aoristformen von byc´, die zunächst in dieser Funktion auftraten, werden vom 14. Jahrhundert an weitgehend durch neu zusammengesetzte, regelmäßige Formen aus Konditionalmorphem by und der dem Präteritum entnommenen Personalendung verdrängt, was als ein Vorstoß in Richtung der agglutinierenden Konstruktionsweise zu werten ist. Im Konditional Präteritum (Irrealis) tendiert dann die Partikel by (mit der Personalendung) zumindest seit dem Anfang der neupolnischen Zeit dazu, sich systematisch mit dem Hilfsverbspartizip był zu verbinden (byłbym odwiedził und nicht odwiedziłbym był, bym był odwiedził o. ä., vgl. Klemensiewicz 1976, 620). Das bahnt wiederum eine Synthese zweier Glieder dieser im ganzen analytischen Formation an. Im Bereich der Partizipien sind historisch gesehen eine Einschränkung der Flexion und ein Inventarabbau zu beobachten (Encyklopedia 1992, 122; Klemensiewicz et al. 1955, 380 ff.). Die älteste Zeit kennt Aktivund Passivpartizipien des Präsens und des Präteritums, die alle flektierbar sind und teilweise zwei Flexionsformen aufweisen, eine einfache und eine zusammengesetzte. Auf Dauer behalten den Charakter adjektivisch flektierbarer Partizipien nur die zusammengesetzten Partizipien des Präsens Aktiv auf -'cy und des Präteritum Passiv auf -ty/-ny/-ony. Der alte Nom. Sg. Neut. des letzteren wird im 15. Jahrhundert zu einer unpersönlichen Verbform auf ⫺to/-no/ono umgedeutet, die bei nicht ausgedrücktem Subjekt das aktive Prädikat bezeichnet und zuweilen als Relikt eines (nicht belegten) ‘haben’-Perfekts angesehen wird (Panzer 1999, 235). Den Charakter nichtflektierbarer Adverbien wiederum nehmen das einfache Partizip Präsens Aktiv auf -'c und das Partizip Präteritum Aktiv auf -wszy an. Schließlich gehen einzelne Formen des Partizips Präsens Passiv auf -omy und Partizips
674 Präteritum Aktiv auf -ły zur Kategorie der Adjektive über. Die Entwicklungen im Partizipienbereich bedeuten somit eine Schwächung und einen Abbau der synthetischen Bauweise. Insgesamt gesehen überwiegt in der historischen Entwicklung der Konjugation die Schwächung der synthetischen Bauweise. Sie findet v. a. in Bereichen wie Personen-/ Numerusmarkierungen, Imperativformen oder (bereits in die Deklination hinüberführende) Partizipien statt, die im ganzen eben von der Synthese dominiert werden. In Bereichen, in denen sich analytische Konstruktionen bereits vor langer Zeit etabliert haben, wie Präteritum oder Konditional, ist hingegen eine langsam voranschreitende Synthetisierung zu beobachten. Die verschiedenen hier genannten Bereiche der polnischen Konjugation scheinen sich somit in verschiedenen Stadien eines komplexen Prozesses zu befinden, in dem die Synthese vor der Analyse zurückweicht, die ihrerseits teilweise wieder in Synthese übergeht. 4.1.2. Regionale, soziale und funktionale Variation Die regionale Variation betrifft vor allem die Temporabildung und die Personal-/Numerusmarkierungen, daneben sind Partizipien in den Regiolekten eine Randerscheinung (vgl. Kapitel 5.2). In den im diastratischen Varietätenspektrum unten angesiedelten Dialekten der Landbevölkerung ist die analytische Bauweise im Präteritum teilweise stärker ausgeprägt als in der Standardsprache. Es existieren mehrere Typen analytischer Konstruktionen (Encyklopedia 1992, 40). Am häufigsten ist die schon aus der Standardsprache bekannte Bildung mit der beweglichen Endung (wiedziałem, dobrzem wiedział). Seltener sind die stärker analytischen Formen ohne bewegliche Endung, dafür aber mit dem obligatorischen Personalpronomen (ja wiedział), die nur in einigen Dialekten der östlichen Randgebiete überwiegen. In verschiedenen periphären Gebieten sind Mischparadigmen wie ja robił, aber tys´ robił, robiłes´ anzutreffen. Im Kaschubischen schließlich gibt es periphrastische Bildungen mit dem Präsens von bec´ (‘sein’) und dem Partizip
IV. Baltische und slavische Sprachen
auf -ł, vgl. ma jesma bele młodzy (ähnliche Formen kennt auch Podhale, vgl. Encyklopedia 1992, 40) oder mit dem Präsens von miec (‘haben’) und dem Partizip auf -ny, vgl. wa mota juz˙ pola poorane (Breza 1998, 174; Stieber 1979, 245 f.). Somit erscheint die Analyse im Vergangenheitsbereich im Kaschubischen am stärksten ausgeprägt. Im Präsens ist die synthetische Bauweise in den Dialekten der Landbevölkerung insofern schwächer ausgeprägt als in der Standardsprache, als die Alternationen zwischen Sg.- und Pl.-Stämmen in einigen Regionen ausgeglichen werden (meist zugunsten der Sg.-Stämme). Im Futur fällt in den analytischen Konstruktionen mit imperfektiven Verben die Variation zwischen Partizip auf -ł und Infinitiv auf (Encyklopedia 1992, 41). Der Unterschied zwischen den beiden Konstruktionsweisen wird in vielen Regionen funktionalisiert, indem das Partizip nur im Maskulinum Sg., der Infinitiv dafür im Neutrum und Femininum Sg. sowie im Plural vorherrscht (in Stieber 1979 etwa für die Region Ło´dz´ festgestellt, vgl. 242). So entsteht eine flexionsökonomisierende Opposition Maskulinum : NichtMaskulinum. Dadurch ergibt sich ebenfalls eine Schwächung der synthetischen Bauweise. Was den Bereich der Personal-/Numerusendungen angeht, so befindet sich die Dualkategorie regional in unterschiedlichen Schwundstufen (Encyklopedia 1992, 185; vgl. Stieber 1979, 248). Der eigentliche Dual in allen Tempora und im Imperativ ist nur noch in Dialekten Zentral- und Südostpolens sowie im nördlichen Kaschubischen anzutreffen. Dagegen sind die ursprünglichen Dualendungen -wa, -ta in der Funktion des Plurals ein Kennzeichen dialektal geprägter Sprechweise in weiten Gebieten Polens. Hauptsächlich in Nordpolen tritt in der 1. Pers. Pl. auch die Endung -ma auf, eine Kontamination der Dual- mit der Pluralendung -m. Die sonstige regionale Variation der Personal-/Numerusendungen ist in der 1. Pers. Sg. und Pl. am deutlichsten (Encyklopedia 1992, 41 f.). Im Präsens variieren etwa kontrahierte mit nichtkontrahierten Formen (die letzteren im Großpolnischen, einem Teil des Masowischen und im
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Kaschubischen, vgl. Stieber 1979, 200 f.; Birnbaum/Molas 1998, 173). Im Konditional und im Präteritum wiederum tritt im Schlesischen und Kleinpolnischen das ursprünglich aoristische -ch auf (vgl. Stieber 1979, 236 f.). Seine Geschichte veranschaulicht wohlgemerkt die historischen Veränderungen in der Dialekthierarchie: Formen wie byłech fanden vorübergehend im 16. Jahrhundert sogar Eingang in die Schriftsprache. Sie kamen aus dem Kleinpolnischen, das gerade zu jener Zeit zu besonderer Geltung gelang und dem Großpolnischen den Vorrang streitig machte. Der Schwund dieser Endung aus der Schriftsprache im 17. Jahrhundert erklärt sich wiederum durch den stärkeren Einfluß des Masowischen nach dem Umzug des Verwaltungszentrums nach Warschau (Klemensiewicz 1976, 85 f., 303 f.). Die im diastratischen Spektrum höher als die Dialekte der Landbevölkerung stehenden Varietäten zeigen in der Regel eine stärkere Tendenz zu synthetischer Bauweise. Diese ist sichtbar in Bereichen wie Präteritum oder Konditional, und zwar konkret in der voranschreitenden Stabilisierung der beweglichen Endungen als Verbalsuffixe. Für die Schrift- bzw. Standardsprache ist im weiteren der Gebrauch von Partizipien charakteristisch, synthetischen Flexionsformen, die etwa in den Dialekten sehr selten sind. Ein Abbau der Flexion und eine Schwächung der synthetischen Bauweise ist in der Schrift- und Standardsprache dagegen mit dem vollständigen Schwund des Duals gegeben. Für die funktionale Variation gilt naturgemäß, daß im informellen Kontext eher die soziologisch gesehen tiefer anzusiedelnden Varietäten auftreten, wogegen sie im formellen Kontext störend wirken. So kann man etwa im ersten Kontext mit den regional gebundenen Endungen der 1. Pers. Sg. und Pl., mit dem Gebrauch des Duals, mit stärker analytischen Formen im Präteritum und Konditional u. ä. eine Atmosphäre der Vertrautheit schaffen. Formen wie Plusquamperfekt, Konditional Präteritum, analytisches Futur mit dem Infinitiv in allen Numeri und Genera usw. sind hingegen soziologisch höher einzustufen und bilden
675 tendenziell ein Kennzeichen der geschriebenen Varietät der Standardsprache. In Einzelwendungen oder in bestimmten (oft religiösen) Texten erscheinen schließlich mehrere untergegangene bzw. vom Untergang bedrohte Formen (etwa die synthetische Imperativform der 3. P. in gebethaften Wendungen wie nie daj Bo´g, b'dz´ wola twoja oder die Endung -m für die 1. Pers. Pl. in archaisierender Dichtung, vgl. Stieber 1979, 207, 215). 4.2. Deklination 4.2.1. Historische Variation Die wichtigsten inventarbezogenen Entwicklungen in der Geschichte der Deklination sind der Schwund des Duals, die Ausdifferenzierung des Genussystems und der Zusammenfall verschiedener Kasus- und Genusendungen (Encyklopedia 1992, 54 ff.). Der Dual hielt sich in Einzelfällen bis zum 18. Jahrhundert. Den Untergang dieser Kategorie mag die auf redundante Fälle eingeschränkte Distribution begünstigt haben. Der Dual wurde nämlich entweder in bezug auf natürliche Paare (re˛ce ‘Hände’) oder in Verbindung mit dem Zahlwort (dwa ‘zwei’) verwendet. Die Kategorie des Genus wies ursprünglich die Unterscheidung von Maskulina, Feminina und Neutra auf (Encyklopedia 1992, 287). Im 14. Jahrhundert kam dann im Bereich maskuliner Substantive eine weitere Unterscheidung zwischen belebt und unbelebt hinzu. Aus der Belebtheitskategorie wurde bis zum 18. Jahrhundert noch die Kategorie der personenbezogenen Substantive herausdifferenziert. Das Ergebnis dieser Erweiterungen der synthetischen Konstruktionsweise war das moderne System der Genera, das bei Substantiven fünf Klassen erreicht (vgl. 2.2.2). Auf der anderen Seite machte sich bereits seit der vorschriftlichen Zeit die Tendenz bemerkbar, die Deklinationstypen zu reduzieren oder zu vereinfachen (vgl. Klemensiewicz 1976, 106 ff.; Klemensiewicz et al. 1955, 324⫺337). Sie führte zum häufigen Kasusund Genussynkretismus, der im Plural besonders weit geht (vgl. Encyklopedia 1992, 287, 43). Daneben haben in einigen Verwendungen die Verbindungen Präposition ⫹
676 Kasus die reinen Kasus verdrängt (Encyklopedia 1992, 55). So muß man hier von einer Stärkung der analytischen Bauweise sprechen (vgl. Grzegorczykowa et al. 1998, 218). Beim Adjektiv ist die Variation zwischen einfacher und zusammengesetzter Flexion bemerkenswert (Encyklopedia 1992, 232; Klemensiewicz et al. 1955, 323 ff.). Die zusammengesetzten Adjektivformen gehen zwar auf periphrastische Bildungen aus einfach flektiertem Adjektiv und Pronomen zurück, die für das ältere Urslawische rekonstruiert werden können, im Polnischen sind sie aber von Anfang an als synthetisch anzusehen (Klemensiewicz et al. 1955, 329). Die einfachen Adjektive werden vom Altpolnischen an von den zusammengesetzten verdrängt. Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert verschwinden sie schließlich bis auf sporadische Reste auch aus ihrer Kerndomäne, dem Prädikativum. Die Entwicklung der Adjektivflexion ist somit durch die Einschränkung der Vielfalt synthetischer Formen geprägt. Man könnte vielleicht auch von einer Schwächung der Synthese im Alt- und Mittelpolnischen sprechen, und zwar insofern, als die jüngeren, genetisch komplexeren Formen die älteren, einfacheren verdrängten. Im Bereich der Numeralia hat man es mit einer deutlichen Flexionsreduktion zu tun (Klemensiewicz et al. 1955, 338⫺353). Durch extremen Synkretismus werden Kasus- und Genusunterscheidungen oft neutralisiert, was erneut als eine historische Schwächung der Synthese zu werten ist. Die Pronomina betreffend ist zunächst die Entstehung des adjektivischen Paradigmas des Personalpronomens der 3. Pers. Sg. aus dem Nom. des Demonstrativums on/ona/ono und den Kasus obliqui des Relativums jen/ja/je zu erwähnen. Neues Relativpronomen wird seit dem 16. Jahrhundert das ursprüngliche Fragepronomen kto´ry (Encyklopedia 1992, 391). Darüber hinaus zeigen einige Pronomenklassen in Kasus obliqui Variation zwischen vollen und gekürzten Formen (vgl. Possessivpronomina mojego und mego). Insgesamt bleibt im Bereich der Deklination im Laufe der Geschichte der Charakter des Polnischen als synthetischer Flexions-
IV. Baltische und slavische Sprachen
sprache sehr gut erhalten. Nichtsdestoweniger ist oft der Abbau der synthetischen Formen festzustellen. Er wird zuweilen weniger durch das Aufkommen systematisch festgelegter analytischer Konstruktionen ausgeglichen als durch Entstehung neuer synthetischer Formen. Darüber hinaus ist natürlich auch ein schlichter Abbau der Flexion zu beobachten, der in Richtung der rein isolierenden Konstruktionsweise weist. 4.2.2. Regionale, soziale und funktionale Variation Vergleicht man regionale Varietäten mit der Standardsprache, so bemerkt man in den Dialekten zum einen archaische, zum anderen neue, der Standardsprache unbekannte Formen, man stellt einige Deklinationstypenwechsel und zahlreiche Endungsübernahmen aus anderen Deklinationstypen oder Kasus fest (Urban´czyk 1981, 42⫺48). Eine stärkere Ausprägung der Synthese als in der Standardsprache bzw. ein größeres Beharrungsvermögen alter synthetischer Formen ist bei den Personalpronomina zu sehen: Die ehemaligen Dualformen naju, waju, nama, wama halten sich noch in ähnlichen Gebieten wie Dualformen bei Verben, haben aber ⫺ mit Ausnahme der Dialekte um Kazimierz n. Wisł' und Puławy ⫺ die Funktion des Plurals; das Pronomen on behält in vielen Dialekten seine alte Flexion (Gen.: onego, Dat.: onemu usw.), die enklitischen Formen go und mu sind allerdings im östlichen Randgebiet, in Masowien und in der Kaschubei unbekannt. Ansonsten hat man es in den Dialekten mit einer schwächeren Ausprägung der synthetischen Bauweise zu tun als in der Standardsprache: Genera und andere nominale Kategorien werden in geringerem Maße durch Endungen unterschieden. So ist im Bereich des Substantivs im Nom. Pl. das Personalmaskulinum selten (nur als Variante in Großpolen, Schlesien und südl. Kleinpolen vorhanden) und die Kennzeichnung der prestigeträchtigen Personen durch Substantive mit der Endung -owie (ministrowie) sporadisch. Bei den Numeralien, die besonders durch Variantenreichtum gekennzeichnet sind, sind etwa die maskuli-
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nen Formen dwaj, obaj nicht gebräuchlich und im Instrumental von dwa lassen sich meist sogar keine Genera zu unterscheiden. Neben dem Abbau der Genera ist in den Dialekten der Zusammenfall verschiedener Kasus bemerkenswert. Hier ist etwa das Ersetzen der alten Nominativ- durch Akkusativformen zu nennen ⫺ eine sehr alte, allgemeine Tendenz der Sprechsprache, die übrigens auch für den oben bereits erwähnten Schwund der Pluralendung -owie im Bereich der Personalmaskulina verantwortlich ist. Neben diesen Schwächungen der synthetischen Bauweise sind schließlich häufige Schwankungen der Substantive zwischen den Genera, vor allem dem Maskulinum und dem Femininum, zu beobachten. Funktionale Variation ist auch im Bereich der Deklination zunächst dadurch gekennzeichnet, daß man im formellen Sprachgebrauch dialektale Erscheinungen vermeidet. Paradoxerweise können aber gerade bei feierlichen Anlässen in der Schriftbzw. Standardsprache archaische Formen gebraucht werden, die ansonsten die Dialekte der Landbevölkerung kennzeichnen (so etwa der Nom. Pl. der Personalmaskulina auf -y bzw. -i statt -owie bei den Autoren der Jahrhundertwende, vgl. Klemensiewicz 1976, 611). Vom soziologischem Standpunkt her ergibt sich folgendes Schema: Die Umgangssprachen sind in den meisten Bereichen der Deklination stärker synthetisch als die Dialekte der Landbevölkerung; entsprechendes gilt für das Verhältnis der Standardsprache zu den Umgangssprachen. 4.3. Wortbildung 4.3.1. Historische Variation Die Derivation war schon immer weitaus stärker ausgeprägt als die Komposition. Die historische Variation der Derivation betrifft dabei vor allem die Produktivität bestimmter Wortbildungsmorpheme (Encyklopedia 1992, 321 f.; Klemensiewicz 1976, 115 ff., 304 ff., 621 ff.). Viele Suffixe aus der ältesten Zeit verlieren an Bedeutung wie z. B. -acz oder -ca bei deverbalen Täterbezeichnungen (gadacz, omowca). Andere Suffixe werden erst im Laufe der polnischen
677 Sprachgeschichte gängig. Auch diese ehemals neuen Suffixe können inzwischen ihre Produktivität eingebüßt haben, wie die auf fremdsprachlichen Einfluß zurückgehenden -erz bei Substantiven kanclerz, morderz (aus dem Deutschen) und -telny bei Adjektiven pitelny, (nie)skazitelny (aus dem Tschechischen) oder das heimische -ły bei Adjektiven nach dem Muster ehemaliger Partizipien Präteritum Aktiv. Die implizite Ableitung (Konversion) bei deverbalen Maskulina wie bieg < biegac´, ein Sonderfall der synthetischen Bauweise, war häufig im Altpolnischen, später büßte sie jedoch ihre Produktivität ein, um im 19. Jahrhundert erneut populär zu werden. Im Bereich der Präfigierung nimmt die Vielfalt der bei ein und demselben Basisverb möglichen Präfixe im neueren Neupolnischen ab (Klemensiewicz 1976, 307), was eine gewisse Einschränkung synthetischer Bildungen bedeutet. Für das 20. Jahrhundert ist die Expansion der Abkürzungen charakteristisch. Die Gegenwartssprache zeigt hier drei Grundtypen: Abkürzungswörter wie PKP ([pεka’pε]), Initialwörter wie PAN ([pan]) und Silbenwörter wie Pafawag (Klemensiewicz 1976, 624 f.; Encyklopedia 1992, 310; Słownik 1980, 695 f.). Die Komposition ist im Alt- und Mittelpolnischen lediglich im Bereich der Personennamen und Toponyme besonders gebräuchlich. Seit dem Mittelpolnischen, vor allem in der neuesten Zeit, nehmen die Domänen der Komposition und ihre allgemeine Bedeutung jedoch deutlich zu. Insgesamt gesehen scheint also in der durch Heterogenität der Einzelentwicklungen gekennzeichneten Geschichte der Wortbildung der Ausbau der synthetischen Bauweise zu überwiegen, wie er bei impliziten Ableitungen, Abkürzungen und Komposita vorliegt. 4.3.2. Regionale, soziale und funktionale Variation In den regionalen Varietäten ist die Komposition wie auch die Derivation mit Hilfe von Suffixen fremder Herkunft (z. B. -izm) selten. Viel häufiger als in der Standardsprache sind hingegen diminutive und hypokoristische Suffigierungen (oft mit Hilfe von
678 Suffixketten), die nicht nur bei Substantiven und Adjektiven auftreten können, sondern auch bei Adverbien oder gar Verben. Präfigierungen bei Adjektiven wie prze-pie˛kny sind wiederum selten (Encyklopedia 1992, 321 ff.). Man kann hier somit nicht pauschal von einer schwächeren oder stärkeren Synthese als in der Standardsprache sprechen. Die Einzelerscheinungen weisen nämlich in verschiedene Richtungen. Dabei sind doch die Wortbildungsbereiche zahlreicher, in denen die Synthese schwächer zu sein scheint. Zwischen einzelnen Regionen ist oft Variation der Affixe gegeben, wie etwa beim Superlativpräfix (Encyklopedia 1992, 232). Im Masowischen herrscht naj-, im südl. Schlesien und südwestl. Kleinpolen nej-, in anderen Gebieten (u. a. Kleinpolen) na-, meist in Konkurrenz mit naj-. Diese Variation hat auch eine historische Dimension (Klemensiewicz 1976, 308). Die Standardsprache weist bis zum 17. Jahrhundert naauf. Ab diesem Jahrhundert wird es von naj- verdrängt, wohl im Zusammenhang mit dem Umzug der Hauptstadt nach Warschau. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang schließlich auch, daß vereinzelte Mundarten (etwa um Łowicz herum) periphrastische Komparation vom Typ gorszy chory kennen (Encyklopedia 1992, 232). Abgesehen von diesem Beleg für die Schwächung der synthetischen und die Stärkung der analytischen Bauweise, kann man die einzelnen Regionen nicht in übersichtlicher Weise nach konstruktionsbezogenen Tendenzen gliedern. Funktional gesehen zeigt formeller Gebrauch eine Tendenz zur Stärkung der synthetischen Bauweise. So sind etwa Komposita und implizite Ableitungen charakteristisch für die Literatursprache sowie für die Wissenschafts- und Fachsprachen. Abkürzungen beherrschen außer den beiden letzteren Varietätengruppen auch die Verwaltungssprache. Bezogen auf die hier genannten Wortbildungsbereiche und in Relation zu den Dialekten und Umgangssprachen muß man auch von einer starken Ausprägung der synthetischen Bauweise in der sozial hochgestellten Standardsprache sprechen.
IV. Baltische und slavische Sprachen
5.
Syntaktische Variation
5.1. Historische Variation Die Syntax des Polnischen gilt als historisch relativ konstant (Encyklopedia 1992, 306; Klemensiewicz 1976, 120). Dennoch muß in einigen Bereichen von markanter Variation gesprochen werden. In der Wortstellung ist zunächst die Verdrängung der im mittelalterlichen Polnisch üblichen Stellung XV durch die Stellung SVO zu verzeichnen, wobei der mittellateinische und der tschechische Einfluß eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben dürften (Klemensiewicz 1976, 423). Die Entwicklung geht somit vom rezeptiven zum emissiven Sprachtyp, von der linkskonstruierenden zur stärker rechtskonstruierenden Bauweise (in bezug auf die Abfolge SV ist die Grundstellung dabei als unveränderlich regressiv zu bezeichnen). Mit der emissiven Stellung zusammenhängend, kommt es im mittelalterlichen Polnisch nach Vorbild des klassischen Lateins oft dazu, daß sich eng zusammengehörige Satzteile wie etwa Subjekt und Verb, Reflexivpronomen und Verb oder bewegliche Endung und Verbstamm weit voneinander entfernen, was zur Umklammerung anderer Satzteile führt, die auch funktionalpragmatisch genutzt werden kann (vgl. Klemensiewicz 1976, 424, 428; vgl. eine ähnliche, als Satzklammer bezeichnete Erscheinung im Deutschen). Die kolloquial geprägten Varietäten des Mittelpolnischen sind ebenfalls dadurch gekennzeichnet, daß in ihnen ⫺ im Vergleich zu späteren Sprachstadien ⫺ die Themastrukturen stärker ausgeprägt sind. Dies gilt z. B. für die Linksversetzung, vgl. Staszek, dali mu dobr' nauczke˛, oder für die oft durch das Lateinische Vorbild bedingten Inversionen (vgl. Klemensiewicz 1976, 425, 472). So lassen sich im Polnischen ein leichter Abbau der Themastrukturen und eine sehr langsame Stärkung der Subjektprominenz beobachten, die mit einer allmählichen Reduktion der Flexionsendungsunterschiede einhergehen. Die Passivierung, ein übliches Mittel zur Erhaltung der Subjektstruktur, ist dabei wohlgemerkt noch bis ins 18. Jahrhundert selten (Klemensiewicz 1976, 422 f.). Viel häufiger sind bis dahin subjektlose (desa-
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gentisierende) Konstruktionen mit sie˛ oder mit dem Verb in der 3. Pers. Pl. Zu diesen Konstruktionen gesellt sich seit dem 17. Jahrhundert interessanterweise sogar ein subjektloser Satz mit dem ehemaligen Partizip Präteritum Passiv auf -no/-ono/-to, das jetzt das aktive Prädikat bezeichnet, vgl. Zbudowano dom (Klemensiewicz et al. 1955, 432). Was echte Partizipialkonstruktionen, die nächsten wichtigen Vertreter unpersönlicher Konstruktionen, angeht, so ist zunächst bemerkenswert, daß unveränderliche aktive Partizipien auf -a˛c und -wszy noch bis ins 16. Jahrhundert nicht nur adverbiale Partizipialsätze bilden, sondern auch die Funktionen eines Attributs oder Prädikativums übernehmen können (Klemensiewicz et al. 1955, 431; Klemensiewicz 1976, 121, 315). Darüber hinaus fällt es auf, daß Partizipialsätze bis in die mittelpolnische Zeit hinein mit dem finiten Satz mit Hilfe von Konjunktionen (v. a. i, a) koordiniert werden können: Przyszedłszy i uczynił te˛ pros´be˛ do niego (Klemensiewicz 1976, 124, 310). Solche Bildungen, in denen der Partizipialsatz einen höheren, unabhängigeren Rang erhält, scheinen dabei bereits dem vorpolnischen Erbe zu entstammen (vgl. Klemensiewicz et al. 1955, 507). Mit Sätzen der Art Widział go stoj'c, in denen das Partizip als Objektsprädikativum erscheint, können zeitweise ⫺ vor allem im 16. Jahrhundert ⫺ die aus dem Lateinischen entlehnten Sätze mit a.c.i. wie Widział go stac´ konkurrieren, die im 19. Jahrhundert jedoch aus dem Standardpolnischen verschwinden (Klemensiewicz et al. 1955, 435 f.; Klemensiewicz 1976, 627). Was sonstige Infinitivkonstruktionen angeht, so ändert etwa der Infinitiv eines transitiven Verbs in Verbindungen mit anderen Verben (oft Bewegungs-, modalen oder modalverbähnlichen Verben) seine Rektion vom Genitiv zum Akkusativ, vgl. aby tego przebaczyc´ raczył > aby to przebaczyc´ raczył. Somit schwinden die Spuren des vorschriftsprachlichen Supinums, das im Infinitiv der älteren Konstruktion weiterlebte (vgl. Klemensiewicz et al. 1955, 415; Encyklopedia 1992, 341). Einige Veränderungen gibt es in den Kasusfunktionen. So wird das Prädikativum zunächst vorwiegend durch den Nominativ
679 bezeichnet (Klemensiewicz 1976, 120). Jedoch schon seit dem Altpolnischen kommt in dieser Funktion der Instrumental auf, der bei substantivischen Prädikativa im 17. Jahrhundert das Übergewicht erlangt. So entsteht eine morphologisch gestützte Satzgliedunterscheidung, die Themastrukturen begünstigt. Die adjektivischen Prädikativa stehen hingegen nur im 18. und 19. Jahrhundert häufiger im Instrumental. Der im Altpolnischen bekannte Genitiv als Bezeichnung des sachlichen Objekts wird vom Akkusativ verdrängt (Klemensiewicz 1976, 626 f.). Der Genitiv hält sich jedoch und verdrängt schließlich den Akkusativ als Bezeichnung des belebten maskulinen direkten Objekts. Dies ist einerseits durch die Verbreitung des partitiven Genitivs bedingt, andererseits erscheint es aber als eine Maßnahme zur Erhaltung der morphologischen Unterscheidung zwischen Subjekt und direktem Objekt, welche Themastrukturen wie syna prowadzi ojciec ermöglicht. Diese Struktur wäre nämlich beim akkusativischen Objekt vor dem Hintergrund der Grundstellung SVO nicht erkennbar, weil der Akkusativ formal dem Nominativ gleicht, vgl. syn (Nom. oder Akk.?) prowadzi ojciec (Akk. oder Nom.?) (Klemensiewicz et al. 1955, 271 f., 418). Der dem Lateinischen nachempfundene Akkusativ zur Bezeichnung des Objektsprädikativums: Pan Bo´g, kto´ryz˙ cie˛ dostojnego uczynił wird im Mittelpolnischen durch den in Prädikativfunktion bewährten Instrumental ersetzt: … kto´ryz˙ cie˛ dostojnym uczynił (vgl. Klemensiewicz 1976, 315; Klemensiewicz et al. 1955, 419 f.). Eine nähere Betrachtung verdienen hier auch die Abhängigkeitsverhältnisse in den Verbindungen des Numerals mit dem Substantiv, die in diesem Bereich zum Aufkommen des Genitivs als Subjektkasus geführt haben. Die Entwicklung führt im allgemeinen weg von der Abhängigkeit des Substantivs vom Numeral hin zur Abhängigkeit des Numerals vom Substantiv und läßt sich am besten am Beispiel der Numeralia ab ‘fünf’ beobachten. Diese hatten zu Anfang substantivische Flexion und wurden in der Verbindung als Determinatum empfunden, so daß das Substantiv als Attribut unabhängig vom Kasuswert der
680 gesamten Verbindung immer im Genitiv stand: ksi'z˙'t tysi'c. Bereits im Altpolnischen kommt zwar die Auffassung des Substantivs als Hauptglied der Verbindung und des Numerals als Attribut auf, aber das Substantiv behält den traditionellen Genitiv (Klemensiewicz et al. 1955, 397; Klemensiewicz 1976, 120). In diesem Kasus steht es auch bis heute beim Nominativ und Akkusativ als zu erwartendem Kasus der Gesamtverbindung. Das Numerale kann sich in diesen Fällen dem Substantiv anpassen und auch den Genitiv annehmen, so daß die gesamte Verbindung auch in der Subjektfunktion im Genitiv erscheinen kann: pie˛ciu chłopco´w. Zu Subjekten im Genitiv kommt es seit dem 17. Jahrhundert auch bei Verbindungen der Numeralia ‘zwei’ bis ‘vier’ mit Personalmaskulina, die sich in diesem Bereich an die Verbindungen mit Numeralia ab ‘fünf’ anlehnen: trzech me˛z˙o´w (Klemensiewicz et al. 1955, 396 f.). Ansonsten werden die Numeralia ‘eins’ bis ‘vier’ schon immer meistens als Attribute aufgefasst. Sie erscheinen dann genauso wie die damit bestimmten Substantive im üblichen, zu erwartenden Kasus der Gesamtverbindung. (Klemensiewicz et al. 1955, 396; Klemensiewicz 1976, 310). Man könnte noch viele andere Fälle von Schwankungen zwischen verschiedenen Kasus aufzählen, daneben zwischen verschiedenen Präpositionalverbindungen sowie zwischen Kasus und Präpositionalverbindungen (Klemensiewicz et al. 1955, 416 ff.; Klemensiewicz 1976, 121 f., 312 f.). Hier festgehalten werden muß aber nur, daß allgemein gesehen die (periphrastischen) Präpositionalverbindungen gegenüber den reinen Kasus zunehmen (vgl. z. B. Encyklopedia 1992, 306 f.). Was zusammengesetzte Sätze betrifft, so ist zunächst die ausgeprägte historische Variation im Bereich der Konjunktionen zu vermerken. (Encyklopedia 1992, 307; Klemensiewicz 1976, 121 f., 316, 420 f.). Auffällig sind historische Konjunktionenwechsel, die allgemeine Reduktion des Konjunktionenbestandes und das Zurücktreten redundanter Signale der Zusammensetzung. Die Erscheinung ist bei dem Schwund bzw. der Reduktion von Konjunktionenpaaren zu beobachten, z. B. poniewaz˙ … (a) przeto > poniewaz˙.
IV. Baltische und slavische Sprachen
Im weiteren ist die Variation im Bereich der Relativa bemerkenswert: Neben dem Schwund alter und dem Aufkommen neuer Pronomina kommt es seit dem 15. Jahrhundert zur Konkurrenz zwischen dem (unveränderlichen) Relativum generale co und den deklinierbaren jen, jenz˙e (früher) oder kto´ry (später), bei welcher seit dem Mittelpolnischen kto´ry die Oberhand behält. Seit dem Mittelalter können Relativpronomina, lateinischem Beispiel folgend, auch auf ein Bezugswort in einem anderen Satz verweisen: Cesarz przeste˛pce˛ onego nacz'ł karac´. Kto´remu on przeste˛pca rzekł (Klemensiewicz 1976, 316). Schließlich kann seit dem Altpolnischen (in der Literatursprache bis Ende des 16. Jhs.) die direkte Wiedergabe von Äußerungen („direkte Rede“) durch subordinierende Partikel eingeleitet werden (Klemensiewicz et al. 1955, 508). 5.2. Regionale, soziale und funktionale Variation Bereits im mittelalterlichen Schriftum zeichnet sich eine Polarisierung der Satzgestaltung ab. Es bildet sich einerseits eine gehobenere, am Beispiel des klassischen Lateins orientierte und tendenziell in anspruchsvoller Dichtung erscheinende Variante, andererseits eine spontane, an der Sprechsprache orientierte und die volkstümlichen Textsorten beherrschende Variante heraus. Für die erste sind etwa abwechslungsreiche Hypotaxe mit diffizilem Einsatz verschiedenster Konjunktionen, Relativpronomina und Partikel, Gebrauch von Partizipialsätzen sowie Maximierung der Textkohäsion charakteristisch, für die andere häufige Parataxe, Gebrauch weniger, mehrdeutiger Konjunktionen, subjektlose Sätze, Anakoluthe, Schlußstellung des Verbs, zu Themastrukturen führende Versetzungen sowie Vermischung direkter und indirekter Rede (vgl. Klemensiewicz 1976, 425). Beide Satzgestaltungsvarianten haben ihre Fortsetzung in den folgenden Epochen und lassen sich auch in diesen funktional und soziologisch näher beschreiben. Die erste ist für die formellen Gebrauchsbereiche, die Literatursprache und andere diastratisch höherstehende Varietäten charak-
681
24. Polnisch
teristisch, die zweite für den informellen Sprachgebrauch, die Sprechsprache und Varietäten mit einem niedrigeren sozialen Prestige, zu denen auch die regionalen Varietäten zählen. Was die letzteren betrifft, so fallen weniger die Unterschiede zwischen einzelnen Regiolekten auf als die Unterschiede zwischen diesen im allgemeinen und etwa der Standardsprache (vgl. Encyklopedia 1992, 305). Im folgenden konzentriere ich mich vor allem auf einige syntaktische Kennzeichen der sozial tiefer angesiedelten Varietäten (darunter der Dialekte), die vorzugsweise in informellen Bereichen verwendet werden. In diesen Varietäten trifft man oft Erscheinungen an, die sich aus der Standardsprache bereits zurückgezogen haben. Im Bereich der Wortstellung sind regressive Strukturen häufiger. Viel verbreiteter als in der Standardsprache sind ebenfalls Themastrukturen wie Links- oder Rechtsversetzungen, selten dagegen ist das die Subjektprominenz stärkende Passiv. Die Enklitika, darunter die beweglichen Endungen, erscheinen vorzugsweise nach dem ersten akzentuierten Wort der Äußerung, vgl. Frankowis´cie ani grosza nie dali (vgl. Encyklopedia 1992, 305, 307). In Dialekten und Umgangssprachen fällt im weiteren die Häufigkeit subjektloser Sätze und unpersönlicher Verbformen auf. In einigen Regionen wird auch ein ansonsten unbekanntes, formales Subjekt ⫺ ono (vgl. es im Deutschen) ⫺ verwendet. Den Dialekten fremd bleiben aber die subjektlosen Konstruktionen mit dem ehemaligen passiven Vergangenheitspartizip auf -ono/ -no/-to (Klemensiewicz et al. 1955, 435). Auch echte Partizipien und Partizipialsätze sind ⫺ außer in Nordpolen ⫺ sehr selten. Sie sind bereits seit Jahrhunderten ein Kennzeichen gehobener Varietäten im formellen Gebrauch (Klemensiewicz 1976, 422). Zuweilen variieren sie mit Präpositionalgefügen, in den Dialekten erfüllen ihre Funktion oft die mit der Konjunktion jak eingeleiteten Nebensätze. Dies zeigt, daß die sozial niedrigeren Varietäten im informellen Bereich stärker zu periphrastischen Konstruktionen neigen als die Standardsprache. In einigen Grenzgebieten nehmen
Infinitive die Stellung der ohnehin seltenen Partizipien als Objektprädikativum ein, was zur Entstehung von a. c. i.-Konstruktionen führt und wohl auf einen fremdsprachigen Einfluß zurückgeht (Klemensiewicz et al. 1955, 436). Der Infinitivgebrauch ist in den Dialekten aber auch sonst breiter als in der Standardsprache. Unter anderem begegnet bei der Verbindung des Infinitivs mit Bewegungsverben die an das Supinum erinnernde Konstruktion mit dem Genitiv, vgl. id' siec owsa (vgl. Encyklopedia 1992, 305). Die Kasusfunktionen betreffend ist in den Substandardvarietäten im informellen Gebrauch z.B. die häufigere Bezeichnung des Prädikativums mit dem Nominativ zu verzeichnen. Im Bereich der Satzkomplexität fallen in den Dialekten zunächst viele selbständige Einfachsätze auf. Bei den nicht so zahlreichen zusammengesetzten Sätzen überwiegt dann die Parataxe. Im Falle der Hypotaxe erscheint die Konjunktion jak besonders oft, daneben herrscht das Relativum generale co vor, das aber heute, anders als etwa bis ins 19. Jahrhundert, in der Standardsprache bzw. im formellen Sprachgebrauch kaum als unangemessen erscheint. Schließlich ist auch die konjunktional eingeführte direkte Rede schon seit dem 16. Jahrhundert ein Kennzeichen sozial niedriger Varietäten, darunter der Dialekte (vgl. Encyklopedia 1992, 207, 305; Klemensiewicz 1976, 629).
6.
Schlußbemerkungen
Anders als bisher sollen hier einige wichtige Erscheinungen nicht vorrangig aus der Perspektive einzelner Grammatikbereiche, sondern aus der Perspektive der Variationsdimensionen betrachtet werden. Dadurch wird der direkte Vergleich einzelner Grammatikbereiche ermöglicht, der wiederum die Zusammenhänge zwischen ihren Entwicklungen aufdecken hilft. Bei der Betrachtung historischer Variation fällt bereits die relative Eigenständigkeit des phonologischen Bereichs einerseits und die Verflechtung morphologischer und syntaktischer Entwicklungen andererseits
682 auf. Im phonologischen Bereich bilden sich die Grundzüge der heutigen standardsprachlichen Norm im Konsonantismus früher als im Vokalismus heraus. Die Geschichte der Konsonanten bestimmen Palatalisierungs- und Entpalatalisierungsprozesse, die der Vokale das Aufkommen und der Schwund der Lautquantität als distinktiven Merkmals. Die Geschichte der letzteren hängt dabei eng mit der Entwicklung des Akzents zusammen. Der Einfluß der Lautung auf die Entwicklung der Morphologie ist etwa dann greifbar, wenn die phonologischen Veränderungen zur Entstehung von Wurzelflexion führen oder wenn der reduktiv wirkende phonologische Wandel den Übergang von analytischen zu synthetischen Konstruktionen bedingt wie bei der Entwicklung der zusammengesetzten Adjektive vom älteren Urslawischen zum Polnischen. Im Bereich der Flexion bleibt der vorwiegend synthetische Charakter des Polnischen gut erhalten. Nichtsdestoweniger ist ein Abbau von synthetischen Konstruktionen sichtbar, etwa bei Personal- und Numerusmarkierungen und im zunehmenden Kasusund Genussynkretismus. Damit konsistent entwickelt sich die Grundwortstellung vom XV-Muster zum SVO-Muster. Die Wortstellung bleibt ansonsten aber weitgehend frei, und die alten Möglichkeiten der Topikalisierung bzw. der Themakennzeichnung erfahren nur geringfügige Einschränkungen. Es werden vielmehr einige morphosyntaktische Veränderungen rückgängig gemacht, die eine eindeutige morphologische S-XUnterscheidung verhinderten. So könnte man für das Polnische vielleicht auch das TVX-Muster ⫺ mit T für Topikalisierung ⫺ als Grundstellungsmuster ansetzen (vgl. Ineichen 1991, 134 ff.). Jedenfalls ist die heutige Standardsprache ein Mischtyp mit einer „untypischen“ Verbindung der VXWortstellung mit einer weitgehend eindeutigen S-X-Morphologie. Was die regionale Variation angeht, so muß hier noch einmal unterstrichen werden, daß sie zunehmend an Bedeutung verliert. Am deutlichsten ist sie im Bereich der Lautung, wo etwa die Unterscheidung zwischen Warschauer und Krakau-Posener
IV. Baltische und slavische Sprachen
Aussprache das ganze diastratische Spektrum von den Dialekten der Landbevölkerung bis hin zur Standardsprache erfaßt. Im Bereich der Morphologie weisen die Regiolekte im Vergleich zur Standardsprache Abweichungen auf, die weder spezifisch territorial noch im allgemeinen einheitlich in Richtung der stärker synthetischen oder stärker analytischen Bauweise deuten. In der Syntax schließlich fallen vornehmlich allen Regiolekten gemeinsame Unterschiede zur Standardsprache auf wie etwa das Beharrungsvermögen der XV-Stellung und die Häufigkeit von Themastrukturen, zwei Erscheinungen, die sich typologietheoretisch sehr gut miteinander vertragen. Aus dem Obigen ergibt sich auch, daß die regionale Variation schrittweise in soziale und funktionale Variation übergeht. Die beiden letzteren Variationsarten scheinen sich im allgemeinen zu verstärken. Sie betreffen weniger die Phonetik und Phonologie als vielmehr die miteinander verzahnten Gebiete der Morphologie und Syntax. Die Standardsprache und der formelle Sprachgebrauch weisen dabei eine Tendenz zu systematisch festgelegten Konstruktionen auf ⫺ ohne Rücksicht darauf, ob sie der synthetischen (wie z. B. die Partizipien) oder analytischen Bauweise (wie z. B. das Passiv) angehören. Dies kommt jedoch aufgrund der Zugehörigkeit des Polnischen als Gesamtsprache zu einem eher synthetischen Mischtyp in vielen Bereichen einer relativ starken Ausprägung der synthetischen Bauweise gleich. Gleichzeitig sind aber die Standardsprache und der formelle Sprachgebrauch durch die relative Seltenheit der Themastrukturen und die relativ hohe Verbindlichkeit der SVO-Stellung gekennzeichnet, wodurch sich eine typologietheoretische Inkonsistenz ergibt. Diese läßt sich teilweise durch sprachexterne Gründe erklären, wenn man den Einfluß der Sprachreflexion auf die Standardsprache und den formellen Sprachgebrauch bedenkt. Auf der anderen Seite zeigen diastratisch tiefer angesiedelte Variatäten und informeller Sprachgebrauch in vielen Bereichen eine schwächere Ausprägung der synthetischen Bauweise und einen größeren Reichtum an analytischen Konstruktionen, was sich idealtypologisch gese-
24. Polnisch
hen schlecht mit der Häufigkeit der Themastrukturen und der XV-Stellung verträgt. So behält das heutige Polnisch auch in den einzelnen sozialen Varietäten und funktionalen Gebrauchsbereichen aus dem Blickwinkel der morphologisch-syntaktischen Typologie den Mischcharakter einer Sprache, die sich zwischen dem Idealtyp mit ausgeprägter Morpologie und XV-Stellung und dem Idealtyp mit reduzierter Morphologie und fester SVO-Stellung bewegt.
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Marek Konopka, Heidelberg
684
IV. Baltische und slavische Sprachen
25. Slovenisch* 1.
Einleitung
Slovenisch gehört zu den kleineren slavischen Sprachgemeinschaften. Es wird von rund 2,4 Mio. Menschen gesprochen; davon sind gut 2 Mio. in Slovenien und dessen Anrainerstaaten (ca. 0,18 Mio., v zamejstvu ‘im Ausland’) und etwa 0,4 Mio. in Übersee (hauptsächlich in Nordamerika, na svetu ‘in der Welt’) beheimatet. Die besonderen sprachökologischen Bedingungen bei der Entwicklung des Slovenischen bestehen einerseits in seiner exponierten geolinguistischen Lage in der östlichen Alpenregion und den damit verbundenen besonderen Kontaktverhältnissen an der Peripherie der Slavia. Diese Kontaktverhältnisse schließen vielerorts ein soziales Prestigegefälle ein, wobei das Slovenische meist weniger Prestige genoß als die Kontaktsprachen. Für Status und Entwicklung des Slovenischen spielen andererseits auch Aspekte der politischen Geschichte eine Rolle, so der Umstand, daß die Slovenen die längste Zeit Bürger fremder Staaten waren. Eigentliche staatliche Unabhängigkeit besteht erst seit 1991. In mancher Hinsicht hebt sich das Slovenische deutlich von den anderen slavischen Sprachen ab: ⫺ Das Slovenische ist der westlichste Ausläufer der Slavia in der Moderne, genauer gesagt, seit dem Aussterben der noch weiter westlich verbreiteten polabischen Sprache im 18. Jahrhundert. ⫺ In seiner peripheren Lage hat das Slovenische ⫺ verglichen mit den Verhältnissen in der übrigen Slavia ⫺ einerseits historische Sprachtechniken bewahrt, die in den verwandten Sprachen nicht erhalten sind (z. B. Dual im Nominal-, Pronominal- und Verbalsystem), andererseits ältere Kategorien aufgegeben * Mein besonderer Dank gilt Petra Rehder (München), die mir bei der Ausarbeitung dieses Beitrags wertvolle Hilfe geleistet hat.
(z. B. formaler Verlust des Vokativs), außerdem typisch regionale Eigenarten ⫺ ohne Parallelen in den anderen slavischen Sprachen ⫺ ausgebildet (z. B. Vielzahl enklitischer Elemente, Bildungsweise von Adverbien mit dem Formans -oma/-ema). ⫺ Von allen slavischen Schriftsprachen kennt nur das Slovenische eine maximale Differenzierung von 8 Vokalphonemen (in der Tonsilbe) und ein Konsonantensystem, in dem es nur wenige der ansonsten für slavische Sprachen typischen palatalisierten Phoneme gibt (wobei die Palatalitätskorrelation n : n’ und l : l’ noch dazu positionsbedingt eingeschränkt ist). ⫺ Seit Jahrhunderten steht das Slovenische in regen Kontakten mit zahlreichen Sprachen verschiedener Herkunft, und zwar mit romanischen Sprachen (Italienisch und Friaulisch/Friulanisch) im Westen, mit dem Deutschen im Norden und mehr als tausend Jahre lang auf dem größten Teil des slovenischen Siedlungsgebietes selbst, mit dem Ungarischen im Nordosten sowie im Osten und Süden mit dem Kroatischen. Im Prozeß dieser Sprachkontakte sind verschiedene Varianten des Slovenischen teilweise massiv beeinflußt worden. Dies gilt einerseits für die Schriftsprache, andererseits für lokale Mundarten. ⫺ Die massiven Sprachkontakte haben besondere Rückwirkungen auf die sprachlich-kulturelle Identitätsfindung regionaler slovenischer Sprechergruppen gehabt. Beispielsweise ist die Problematik des Windischen und seiner Sprecher in Österreich ebenso wichtig für die slavistische Sprachwissenschaft, für die Kontaktlinguistik, für die Ethnopolitik wie für die Identitätsforschung (Priestly 1997). ⫺ Das Slovenische ist die einzige slavische Schriftsprache der Moderne mit einer substandardsprachlichen Variante als Außenposten. Neben dem Schriftstandard existiert eine ⫺ wenn auch soziokulturell äußerst ungleichgewichtige ⫺ Dualität von Schriftslovenisch in Slove-
25. Slovenisch
nien und regionalem Standard des Resianischen in Italien (s. 2.2). Bis zum Zerfall der staatlichen Einheit des Zweiten Jugoslavien zu Beginn der 1990er Jahre war das Phänomen regionaler Schriftstandards auch für das Serbokroatische charakteristisch. Dessen ausgeprägter polyzentrischer Schriftsprachengebrauch wurde aufgegeben und hat sich in eigenständige Standardsprachen (Kroatisch, Serbisch, Bosnisch) aufgelöst. ⫺ Auffällig und deutlich abweichend von den Verhältnissen der anderen slavischen Sprachen ist die starke dialektale Zersplitterung des slovenischen Sprachgebiets, eine „heterogeneity of dialects that is unique in Slavic“ (Priestly 1994, 3973). ⫺ Das Slovenische ist in seiner selbständigen Entwicklung als slavische Sprache relativ spät von den Vertretern der slavistischen Sprachwissenschaft anerkannt worden. Als selbständige Slavine fand die Sprache erst durch Jernej Kopitars „Grammatik der slawischen Sprache in Krain, Kärnten und Steyermark“ (1808) Beachtung. Trotzdem hielt sich bis weit ins 19. Jahrhundert hinein im allgemeinen Sprachbewußtsein die Vorstellung vom Slovenischen als eines südslavischen Dialektgemischs. Bezeichnenderweise gab es bis dahin ⫺ abgesehen von der bis ins 13. Jahrhundert gebräuchlichen Fremdbezeichnung Carenthani ⫺ keinen einheitlichen Namen für die Slovenen. Damals waren Namenformen wie Slovenci, Kranjci (auch für Slovenen außerhalb Kärntens verwendet) und Winden (vornehmlich für die Slovenen in der Steiermark) in Gebrauch. Die Propagierung eines generischen Namens für die Sprachgemeinschaft in ihrer Kollektivität ist den Vertretern der slovenischen Einheitsbewegung (Valentin Vodnik, Jernej Kopitar, Urban Jarnik) zu verdanken (Stankiewicz 1980, 87).
2.
Funktionale, regionale und soziale Variation des Slovenischen im Horizont der Zeit
Das Slovenische gehört zur Gruppe der südslavischen Sprachen, das heißt, es steht in engeren Verwandtschaftsverhältnissen
685 zum Kroatischen, Serbischen, Bosnischen, Bulgarischen, Makedonischen und anderen Varianten des Slavischen in Südosteuropa. Mit dem Slovenischen am nächsten verwandt ist das Kroatische, insbesondere dessen kajkavischer Dialekt. Als Ausgangsbasis für die Entwicklung dieser Sprachvarianten wird die Existenz eines regionalen Sprachstadiums, des Alpenslavischen (alpska slovansˇcˇina), für das frühe Mittelalter postuliert. Ursprünglich ⫺ etwa bis zur deutschen Ostkolonisation im späten 10. Jahrhundert ⫺ hing das westslavische mit dem südslavischen Gebiet zusammen. Darauf weisen verschiedene südslavische Eigenheiten im Zentraldialekt des Slovakischen. Ein wichtiges Brückenglied zwischen dem Süd- und Westslavischen war das vor der Landnahme der Ungarn bis in die Region des Balaton-Sees verbreitete pannonische Slavisch. Slavische Siedlungen sind bereits seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. im östlichen Alpenraum nachzuweisen, die Ausgliederung des Slovenischen aus dem südslavischen Kontinuum erfolgte aber wesentlich später. In den ältesten slavischen Texten, die in Lateinschrift (karolingische Minuskel) überliefert sind, d. h. in den sogenannten „Freisinger Denkmälern“ (um 1000), tritt eine Sprachform mit altslovenischen Charakteristika auf. 2.1. Regionale Variation Erscheinungsformen regionaler Variation des Slovenischen haben ⫺ im Vergleich zur funktionalen und sozialen Variation ⫺ die längste Tradition. Die heutigen Grenzen des slovenischen Sprachgebiets sind das Ergebnis eines kontinuierlichen Schrumpfungsprozesses seit dem Mittelalter. Siedlungen mit alpenslavischer Bevölkerung reichten in vorliterarischer Zeit im Westen bis ins Flußtal des Tagliamento und an die Adriaküste im Golf von Triest, im Norden bis nach Linz und in the Umgebung von Wien, im Osten bis an den Balaton. Durch die Siedlungsbewegung von Italienern und Friaulern (Friulanern), von Bayern und Österreichern sowie von Ungarn kam es zur Übervölkerung ursprünglich von Alpenslaven bewohnter Gebiete und zu deren weitgehen-
686 der Assimilation. Die slovenischen Sprachgemeinschaften in Italien, Österreich und Ungarn sind die Reste jener mittelalterlichen Siedlungszone mit ehemals viel weiterer Verbreitung. Die dialektale Zersplitterung spiegelt die landschaftliche Zerklüftung des slovenischen Siedlungsgebiets wider. Es lassen sich insgesamt sieben Dialektzonen mit 36 Mundarten und 12 Subdialekten unterscheiden. Die dialektalen Hauptzonen sind die folgenden: ⫺ gorenjsko narecˇje (oberkrainisch), ⫺ dolenjsko n. (unterkrainisch), ⫺ sˇtajersko n. (steirisch), ⫺ panonsko n. (pannonisch), ⫺ korosˇko n. (karantanisch bzw. kärntnerisch), ⫺ primorsko n. (küstenländisch), ⫺ rovtarsko n. (Gereuter Dialekt). Einige Forscher unterscheiden eine weitere Hauptzone, und zwar die notranjsko narecˇje (transitional zwischen primorsko n. und dolenjsko n.); (s. Priestly 1993, 448 f.). An der südlichen Peripherie des unterkrainischen Dialekts gab es eine deutschsprachige Siedlungsenklave im Gebiet um Gottschee (Kocˇevje), die sich durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung auflöste. Das Kontinuum der küstenländischen Dialektzone setzt sich über die Mundart des Torre-Tals ins Gebiet des Resianischen fort, das von etwa 1500⫺3000 Slovenen in der italienischen Provinz Udine (sloven. Videm) gesprochen wird, nicht aber von den 50⫺ 100.000 Slovenischsprechern in den Provinzen Gorizia und Trieste. Das Resianische untergliedert sich selbst in drei Mundarten, in eine westliche um Bela, eine zentrale um Njiva und Solbica, außerdem in eine östliche um Osojane und Ucˇja. Die Sonderstellung des Resianischen ist bereits in den ältesten dialektologischen Untersuchungen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (und zwar 1841 von I. I. Sreznevskij) erkannt worden. Die erste ausführliche Beschreibung der resianischen Mundarten lieferte J. Baudouin de Courtenay (1875). Dem Resianischen kommt ein besonderer soziokultureller Status zu, denn es wird als Schriftsprache (rozojanskij lengacˇ) mit einem eigenen, vom Schriftslovenischen in Slovenien abweichenden Substandard ver-
IV. Baltische und slavische Sprachen
wendet, dessen Normen allerdings noch nicht verläßlich etabliert sind (s. u.). Hinzukommt, daß der Minderheitenstatus für die Slovenen in der Provinz Udine noch unbefriedigender verankert ist als in Gorizia und Trieste. Die Unterschiede zwischen den dialektalen Varianten des Slovenischen treten im lautlichen, grammatisch-syntaktischen und im lexikalischen Bereich auf (s. Priestly 1993, 446 f. zu den Bündelungen dialektaler Isoglossen). Teilweise sind die Kontraste so erheblich, daß es zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen Sprechern verschiedener Dialekte kommen kann. Das Slovenische der Auswanderer in Übersee hat sich im Kontakt mit lokalen Sprachen verändert. Das gesprochene Slovenisch in Nordamerika und in Australien weist Einflüsse des Englischen im Wortschatz und in der Syntax auf. Gleiches gilt für die Muttersprache der slovenischen Außengruppe in Argentinien, die in ihrem zweisprachigen Kontaktmilieu starke Interferenzeinflüsse des Spanischen zeigt. Für das englische Kontaktmilieu der slovenischenglischen Zweisprachigkeit existieren Studien zur Makrosoziolinguistik. Dagegen fehlen bisher mikrosoziolinguistische und sprachtypologische Untersuchungen zu den Interferenzen (s. 4.3). Die ökologischen Bedingungen der slovenisch-spanischen Zweisprachigkeit sind bislang nicht erforscht. 2.2. Funktionale Variation Die funktionale Variation des Slovenischen mit den weitreichendsten kommunikativen Konsequenzen ist die Differenzierung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache. Das Verhältnis der Schriftsprache zu den gesprochenen Varianten ⫺ das heißt, die linguistische Distanz des Schriftmediums zu den lokalen Dialekten und zur Umgangssprache ⫺ war zu keiner Zeit stabil und ist es bis heute nicht. Die orthographischen Normen des Schriftstandards haben sich im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Dies gilt ebenfalls für die strukturelle Basis des Schriftslovenischen. Die neuslovenische Schriftsprache hat ihr modernes Profil erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebildet. Der Ausbauprozeß der moder-
25. Slovenisch
nen Schriftsprache stand im Spannungsverhältnis zu äußeren Einflüssen, und zwar von Seiten des Deutschen als wichtigster Kultursprache im slovenischen Sprachgebiet und zu den slavischen Sprachen, insbesondere zum Kroatischen als nah verwandter Sprache. Die „Freisinger Denkmäler“, die einige Beichtformeln und eine homiletische Ermahnung zur Buße umfassen, bleiben als Schriftzeugnisse isoliert. Einige Handschriften sowie Fragmente religiöser und juridischer Texte sind aus der Zeit zwischen dem Ende des 14. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten. Seit dem 16. Jahrhundert wirkten sich die religiösen Gegensätze zwischen Protestantismus und Katholizismus im kulturellen Leben Sloveniens aus und bestimmten ganz entscheidend die Entwicklungsrichtung der slovenischen Schriftsprache. Eine eigentliche Schrifttradition des Slovenischen wird mit den Werken des Reformators Primozˇ Trubar (1508⫺1586) begründet. Zu Trubars Werken gehören ein „Catechismus“ und ein „Abecedarium“, die beide im Jahre 1550 gedruckt wurden, außerdem die Übersetzung des Neuen Testaments (1557⫺60) und die slovenische Kirchenordnung „Cerkovna ordninga“ von 1564. In der Ära der protestantischen Reformation entstanden weitere Grundwerke des slovenischen Schrifttums, wie die Übersetzung der Gesamtbibel (1584) von Ju´rij Da`lmatin, die erste Grammatik des Slovenischen („Arcticae horulae“, 1584) von Adam Bohoricˇ und ein polyglottes (deutsch-lateinisch-slovenisch-italienisches) Wörterbuch („Dictionarium quatuor linguarum“, 1592) von Hieronymus Megiser. In Trubars Schriftsprachengebrauch treten deutlich Eigenheiten der zentralslovenischen Dialektzone (gorenjsko narecˇje) auf, insbesondere der Mundart von Ljubljana. Diese schriftsprachliche Basis ist charakteristisch für das Schrifttum der protestantischen Ära. Mit der katholischen Gegenreformation, die Ende des 16. Jahrhunderts einsetzte, brach die protestantische Schrifttradition abrupt ab. Die Protestanten Sloveniens haben die Trubarsche Schriftsprache aber später wiederbelebt, und zwar im 18.
687 Jahrhundert im Prekmurje (Übermurgebiet). Das wichtigste Werk jener Zeit ist die Übersetzung des Neuen Testaments (1771) von Sˇtefan Küzmicˇ. Diese schriftsprachliche Variante wird heutzutage noch für liturgische Texte im Gottesdienst der Protestanten verwendet, die jedoch nur noch 1 % der Bevölkerung Sloveniens ausmachen. Zwar verwendeten auch die Katholiken seit Beginn des 17. Jahrhunderts die protestantische Dalmatin-Bibel, die slovenische Schriftsprache genoß aber damals keine besondere Pflege. Die in jener Zeit veröffentlichten Texte in Slovenisch nahmen immer mehr Lokalkolorit an, und die Schriftsprache verlor ihr überregionales Profil. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Anstrengungen unternommen, die Schriftsprache zu modernisieren und zu normieren. Der ältere, von Trubar inspirierte Schriftstandard war Ausgangsbasis auch für die katholische Bibelübersetzung, die in den Jahren 1784 bis 1802 erarbeitet wurde. Da der Sprachgebrauch des Übersetzungsschrifttums abhängig ist von der Originalsprache, ist es nicht verwunderlich, daß das damalige Schriftslovenisch in syntaktischer, stilistischer wie auch lexikalischer Hinsicht massiv vom Deutschen beeinflußt war. Die geschriebene Sprache hatte sich entwicklungsmäßig bis Ende des 18. Jahrhunderts deutlich vom lebenden Sprachgebrauch in den slovenischen Dialektgebieten entfernt, so daß die Schriftform vielen Sprechern wie ein Kunstprodukt anmutete. Jernej Kopitar plädierte in seiner Grammatik aus dem Jahre 1808 für eine möglichst breite dialektale Basis der Schriftsprache als Vorbedingung für deren Popularität. Kopitars normative Bemühungen führten in die Richtung einer Ausgleichsform, die Eigenheiten zweier Dialektzonen, der oberkrainischen und der unterkrainischen, in sich vereinigte. Die Einflüsse dieser Dialekte sind bis heute deutlich im Vokalismus (Langvokale, tonemisches System) der Standardsprache zu erkennen (s. 3.1). Die Orthographie blieb aber historisch orientiert, und auch in stilistischer Hinsicht hielt man sich weiterhin an die ältere Schriftsprache. Zwar etablierten Valentin Vodnik,
688 France Presˇeren, Fran Levstik und Ivan Cankar mit ihren Werken das Slovenische als schöpferische und reichhaltige Literatursprache, die Schriftsprache verharrte aber in ihrem Konservativismus. Diese Situation ist als „reconstructive, historical treatment“ (Herrity 1998, 446) des Schriftslovenischen beschrieben worden. In der Geschichte der slovenischen Sprachpflege seit dem 19. Jahrhundert sind drei Haupttrends zu erkennen, die sich teilweise ergänzen, teilweise aber auch im Widerstreit stehen (Pohl 1994, 475 f.): ⫺ Prozeß der Slavisierung mit dem Höhepunkt um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese Richtung bedeutete in Stilistik und Wortwahl eine Anlehnung an andere slavische Sprachen ⫺ vor allem an das Russische und Tschechische ⫺ als Gegengewicht gegen die germanophone Überfremdung. Rund ein Drittel des lexikalischen Materials im „Slovenski pravopis“ (1950 und 1962) basiert auf intern-slavischen Entlehnungen. ⫺ Prozeß der Archaisierung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Vertreter dieser Richtung hielten das Altkirchenslavische („Altslovenische“) für einen direkten Vorläufer des modernen Slovenisch und verwendeten die mittelalterliche Sprachform wie einen Steinbruch zur „Bereicherung“ ihrer Muttersprache. So wurde die slovenische Schriftsprache mit wortbildenden Elementen, syntaktischen Wendungen und Neologismen altkirchenslavischer Prägung überfrachtet. Dieses archaisierende Schriftslovenisch wurde damals zwangsläufig selbst für Muttersprachler zu einer „Fremdsprache“ (Lencek 1982, 273). ⫺ Prozeß des modernen Purismus. Dieser Trend verstärkte sich in der Zeit nach 1918 (Konstitution des Königreichs der Serben, Kroaten und Slovenen, seit 1929 Königreich Jugoslawien genannt) und richtete sich gegen eine Überfremdung durch das Deutsche wie auch durch die Nachbarsprache Serbokroatisch. Die Normen der modernen slovenischen Standardsprache sind in dem fünfbändigen Akademie-Wörterbuch (Slovar slovenskega
IV. Baltische und slavische Sprachen
knjizˇ nega jezika, 1970⫺91), in der Anleitung zur slovenischen Rechtschreibung (Slovenski pravopis 1: Pravila, 1990, mit Änderungen in späteren Auflagen) und in der slovenischen Grammatik (Slovenska slovnica, 4. Aufl. 2000) von J. Toporisˇicˇ verankert. In der Schreibweise dominiert zwar das phonetische Prinzip, verschiedene historisch-etymologische Schreibungen sind aber erhalten geblieben. Daher „ist die Aussprache des Slovenischen insgesamt deutlich schwerer aus dem Schriftbild zu erschließen als z. B. die des Kroatischen“ (Rehder 1991a, 231). Das Schriftslovenische von heute ist keine monolithisch einheitliche Variante, sondern selbst in Subvarianten ausgegliedert. Dabei werden eine hochsprachlich-literarische, eine journalistische mit Spezialterminologie (z. B. für Sport oder Informationstechnologie) und eine fachwissenschaftliche Variante unterschieden. Das Slovenische hat ⫺ wie andere moderne Kultursprachen auch ⫺ einen Nischenplatz in der Welt der digitalen Literalität besetzt und sich außerdem als Software-tauglich erwiesen. Die Firma Microsoft hat eine slovenische Windows-Version für Windows 95 und xp2001 entwickelt. Die Internet-Präsenz hat die Ausbildung einer eigenen digitalen Schriftvariante hervorgerufen, die vor allem in E-Mail-Texten durch massive umgangssprachliche Interferenzen gekennzeichnet ist. Die Sprachform mit dem größten Prestige ist die als zborna varianta benannte hochsprachliche Variante (Grdina/ Stabej 2003, 497). Besondere Bedingungen des Schriftsprachengebrauchs finden wir bei den Slovenen in Italien. Im Alltag spielt das Italienische die wichtigste Rolle als Schriftmedium. Ebenso wird slovenische Literatur, die im benachbarten Slovenien publiziert wird, gelesen (d. h. passiv konsumiert). Geographisch beschränkt auf die Alpentäler der Provinz Udine gibt es noch eine dritte Facette im schriftsprachlichen Spektrum, und dies ist die Schriftform, die auf dem gesprochenen Slovenisch der Region, dem Resianischen, basiert (Dulicˇenko 1998). Die schriftsprachliche Tradition des Resianischen geht auf das 18. Jahrhundert zu-
25. Slovenisch
rück. In den 1980er Jahren wurden ambivalente orthographische Normen vorgeschlagen, zum einen auf rein slovenischer Basis, zum anderen in Anlehnung an die italienische Graphie. In den 1990er Jahren hat sich H. Steenwijk um eine Vereinheitlichung der resianischen Orthographie bemüht. Die moderne Graphie beinhaltet Umlautschreibungen wie ä und ö sowie Sondergrapheme für einige konsonantische Laute in der resianischen Phonologie, die aus italienischen und friaulischen Interferenzeinflüssen resultieren (Steenwijk 1994, Fondamenti 1993). Die slovenische Sprachgemeinschaft in Italien hat seit langem teilgenommen an einem regionalsprachlichen Trend, wie er für die meisten Regionen des Landes charakteristisch ist. Zahlreiche Dialekte (Piemontesisch, Ligurisch, Venezianisch, Napoletanisch u. a.) und Regionalsprachen (Friaulisch u. a.) Italiens sind neben der interregionalen Standardsprache als vitale Schriftmedien in Gebrauch, in erster Linie zur Aufzeichnung von Regionalliteratur (s. Price 1998, 251 ff. zum Status der Regionalsprachen in Italien). Die Dualität von Standarditalienisch und regionaler Schriftsprache illustriert das Phänomen literarischer Diglossie mit einer mehr oder weniger klaren funktionalen Differenzierung zweier Schriftcodes. Für das hochsprachliche Milieu der slovenischen Sprachgemeinschaft im nordöstlichen Italien ergibt sich somit eine zumindest auf theoretischer Ebene äußerst interessante Konstellation: Die einfache Diglossie von lokaler Schriftsprache (Resianisch) und Standardslovenisch erweitert sich unter Beteiligung des Standarditalienischen und des regionalen Friaulischen zu einer komplexen literarischen Tetraglossie. 2.3. Soziale Variation Ausser seiner regional-dialektalen Ausdifferenzierung sowie der funktionalen Dualität von geschriebener und gesprochener Sprache zeigt das Slovenische auch eine deutliche soziale Variation. Diese artikuliert sich einerseits in der Assoziation einzelner Sprachvarianten mit bestimmten Prestigevorstellungen der Sprecher, andererseits in Divergenzen eines Sprachgebrauchs, der
689 sich an den kommunikativen Bedürfnissen verschiedener Generationen orientiert. Generationsspezifische Aspekte sozialer Variation kommen beispielsweise in Kontrasten wie denen zwischen konservativer Schriftsprache und urbanem Slang von Jugendlichen in Ljubljana zum Ausdruck. Im Zuge der Sprachpflege des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurde der Status der Schriftsprache prestigemäßig aufgewertet und gleichzeitig die Verwendung von Dialekten sozial abgewertet. Regionale Varianten des Slovenischen, die nicht wie die oberund unterkrainischen Dialekte der Schriftsprache nahestanden, wurden als ungebildete Spreche stigmatisiert. Zwar entwickelte sich über die Untersuchung älterer Sprachzustände des Slovenischen eine rege dialektologische Forschung, die Dialektologen des 19. Jahrhunderts waren aber vorrangig an der Identifizierung archaischer Formen interessiert, ohne dass diese Tätigkeit in irgendeinem Zusammenhang mit kommunikativen Funktionen der Dialekte gestanden hätte. Bis in die Moderne hat sich die Sprachwissenschaft am Schriftslovenischen als derjenigen Variante mit dem grössten Prestige orientiert. Traditionellerweise wurde die Stadtsprache von Ljubljana in allen Landesteilen Sloveniens sozial hoch gewertet. Mit zunehmendem Selbstbewußtsein anderer Regionen und urbaner Zentren scheint heute das Prestigelevel der Hauptstadtvariante gegenüber früher zu sinken. Vor allem der nicht-bildungssprachliche Slang wird als unschön empfunden. Bis heute fehlt eine Grundlagenforschung zur spontanen sprachlichen Kommunikation des Slovenischen. Dies betrifft einerseits die allgemeine Umgangssprache (splosˇni pogovorni jezik), andererseits urbane Soziolekte, die nicht normierten Sprechgewohnheiten interaktiver Experimentierfelder (wie beispielsweise in den Texten der musikalischen Pop-Szene), die Abgrenzungsstrategien sozialer Sondergruppen (z. B. Schülerslang) oder die umgangssprachlichen „Einbrüche“ der digitalen Literalität (s. 2.2), in denen sich spontane Kommunikation artikuliert (s. Grdina/
690
IV. Baltische und slavische Sprachen
Stabej 2003, 499 f. zum Panorama dieser Sprachvarianten des Slovenischen). Anders als im Fall größerer Sprachgemeinschaften Europas, deren soziale Variation weitgehend erforscht worden ist (z. B. des Englischen, Deutschen oder Russischen), fehlen für das Slovenische wichtige Vorarbeiten, die sich für die Zwecke einer Variationstypologie auswerten ließen. 2.4. Intern-subsystemische Variation Diese Art von Variation tritt in der Standardsprache auf. Es handelt sich dabei um die Koexistenz unterschiedlicher Sprachtechniken innerhalb des funktionalen Rahmens desselben Subsystems (Standardsprache). Die Dualität von tonemischem und nicht-tonemischem System in der Phonologie (s. 3.1) sowie die Koexistenz synthetischer und analytischer Bildeweisen der Adjektivkomparation (s. 3.2.1.2) sind illustrative Beispiele für intern-subsystemische Variation. Da die slovenische Standardsprache als intentionale Variante seit ihren Anfängen Objekt sprachpflegerischer Aktivitäten war, sind ihr Lautsystem, ihr Inventar grammatischer Sprachtechniken, syntaktische Konstruktionen und die Phraseologie ein Kunstprodukt, in dem Eigenheiten verschiedener natürlicher Sprachvarianten des Slovenischen fusionieren. Die Dualität eines tonemischen und eines parallelen nichttonemischen Systems ist das Ergebnis einer solchen Fusion. Andererseits erklärt sich die Produktivität sowohl synthetischer als auch analytischer Konstruktionen der Adjektivkomparation in der Standardsprache aus internen sprachhistorischen Entwicklungen des Slovenischen, die von der Sprachpflege unberührt geblieben sind.
3.
Sprachtypologische Charakteristika der slovenischen Standardsprache
Der folgende Abriß struktureller Eigenheiten des Slovenischen orientiert sich am Standardslovenischen (zborni jezik). Die hier beschriebene Strukturtypik trifft nur
auf die Standardvariante mit ihrem Charakter eines Fusionsprodukts zu. Dies bedeutet, daß die spezifische Konstellation der Sprachtechniken in der Standardvariante sich in keiner der anderen slovenischen Varianten findet. Beispielsweise existiert das tonemische System des Vokalismus außer in der Standardvariante nur in den zentralslovenischen Dialekten, während es in anderen Dialekten unbekannt ist. 3.1. Phonologie und Prosodie Das Lautsystem des Standardslovenischen ist äußerst komplex strukturiert und durch bestimmte Eigenheiten gekennzeichnet, die in anderen slavischen Sprachen unbekannt sind. Unterschieden werden insgesamt 30 (bzw. 35) Phoneme; davon sind 8 (bzw. 13) Vokale und 22 Konsonanten. Im Lautsystem der Standardsprache unbekannt ⫺ aber dialektal verbreitet ⫺ ist ein silbenbildendes [r]. Zu den phonematisch relevanten Differenzierungen im Vokalismus gehören die Unterscheidung lautlicher Qualitäten (offener versus geschlossener Vokal), die Quantitätenkorrelation (wobei die Differenzierung langer und kurzer Vokale keine systemhafte Symmetrie zeigt), die Unterscheidung zwischen Vokalen in Tonsilben und in unbetonter Stellung (d. h. vor- oder nachtonige Vokale), außerdem tonemische Differenzierungen. Sieben der insgesamt acht Vokale treten als Langvokale auf, sechs als Kurzvokale. Langvokale sind sämtlich solche in Tonsilben, Kurzvokale kommen sowohl in betonter als auch in unbetonter Stellung vor. In jedem beliebigen Wort tritt entweder ein einzelner Langvokal auf, der immer betont ist, oder andernfalls nur Kurzvokale, wobei in der Regel der Vokal der Endsilbe betont wird. Das Slovenische gehört ⫺ wie das Kroatische und Serbische auch ⫺ zu den polytonen Sprachen, in deren Lautsystem Stimmtonunterschiede phonematischen Wert besitzen (s. Hamm 1967, 30 f. zum Serbokroatischen). Eine Besonderheit der slovenischen Standardsprache ist die Dualität zweier komplementärer Systeme, von denen eines tonemisch, das andere nicht-tonemisch ist (Tabelle 25.1). Beide Systeme un-
691
25. Slovenisch Tab. 25.1: Kontrastübersicht des tonemischen und nicht-tonemischen Vokalsystems im Standardslovenischen (nach Priestly 1993: 391, 392) tonemisches Vokalsystem lang betont hohe Tonalität
kurz
i
u e
i
ε
ε e c a
c a
niedrige Tonalität
u
o
i
u e
o ε
c
e
a unbetont
i
u ε e c a
nicht-tonemisches Vokalsystem lang betont
kurz
i
u e
i
u
o ε
ε e c a
c a
unbetont
i
u ε e c a
terscheiden sich entsprechend durch prosodische Eigenschaften voneinander. Im tonemischen System wird zwischen einem lang steigenden (low-pitch) Ton (gekennzeichnet durch den Akut-Akzent: ´ wie in le´ta ‘er fliegt’) und einem lang fallenden (high-pitch) Ton (bezeichnet mit einem Zirkumflex: ˆ wie in leˆta ‘Jahre’ ⫺ Nom. Akk. Pl. zu leto ‘Jahr’) unterschieden. Die tonemischen Unterschiede sind im AkademieWörterbuch systematisch notiert. Die Korrelation von Tonemen und Langvokalen ist ambivalent; lange Vokale können mit dem steigenden wie fallenden Ton assoziiert sein. Kurzvokale dagegen korrelieren immer mit einem fallenden Tonhöhenverlauf. Tonemunterschiede sind in Endsilben ebenso wie in Nichtendsilben relevant, während die phonematische Opposition von Lang- und Kurzvokal vorrangig für Endsilben gilt.
Toneme (prosodische Tonhöhenunterschiede) gehören zu den Normen der älteren, konservativen Standardsprache und finden ihre Parallele in den zentralslovenischen Dialekten. Das tonemische System ist im Prozeß des Schwindens begriffen. Das Slovenische und die anderen südslavischen Sprachen mit Polytonie unterscheiden sich mit dieser Eigenheit ihres phonologischen Systems deutlich von den übrigen Sprachen Südeuropas. Es gibt allerdings noch eine andere indoeuropäische Sprache in Europa, die ein äquivalentes tonemisches System kennt, nämlich das Litauische. Auch hier wird zwischen einem steigenden und einem fallenden Ton unterschieden, und die Differenzierung der Toneme korreliert ⫺ wie im Slovenischen ⫺ mit langen Vokalen in der Tonsilbe (s. Ambrazas 1997, 55 f. zum tonemischen System des Litauischen).
692
IV. Baltische und slavische Sprachen
Die Akzentverhältnisse des Standardslovenischen sind durch einen freien, dynamischen Wortakzent gekennzeichnet, wobei die Betonung auf der 1. Silbe (wie in mıˆsli ‘Gedanke’) oder auf der 2. Silbe (wie in povoˆdenj ‘Flut’) liegen oder im Paradigma desselben Wortes wechseln kann (wie in goˆra ‘Berg’ versus gore´ ‘Berge/Nom. Pl.’). 3.2. Morphologische Strukturtypik Mit seinen morphologischen Sprachtechniken vertritt das Slovenische den flektierenden Sprachtyp. Diese Charakteristik trifft auf alle Varianten des Slovenischen zu. Flexion gehört zu den Konstruktionsprinzipien eines synthetischen Sprachbaus, so wie Agglutination oder Inkorporation. Die synthetische Komponente des Slovenischen ist exemplarisch in dessen Nominalflexion ausgeprägt (s. 3.2.1). Andererseits ist der grammatische Bau dieser Sprache auch durch analytische Sprachtechniken charakterisiert. Dies gilt beispielsweise für die analytischen Tempuskategorien (s. 3.2.2).
3.2.1. Nominalsystem Im Nominalsystem sowie im Pronominalsystem besteht Kongruenz im Hinblick auf Kasus, Numerus und Genus. In formaler wie funktionaler Hinsicht werden sechs Kasus unterschieden (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Lokativ, Instrumental). Das Paradigma der Nominalflexion differenziert sich entsprechend dreier Numeri aus: Singular, Plural und Dual (Tabelle 25.2). Der Lokativ und Instrumental treten obligatorisch mit Präpositionen auf. Im Paradigma des Dual ist formaler Synkretismus zu beobachten, und zwar für Nominativ/Akkusativ und für Dativ/Instrumental. Die grammatische Kategorie des Dual zeigt im Slovenischen wesentlich mehr Eigenprofil als in den anderen slavischen Sprachen. Während der Dual in anderen Slavinen ⫺ etwa im Russischen ⫺ nur noch in Relikten zur Bezeichnung einer natürliche Zweizahl erhalten ist, erfreut er sich im Slovenischen einer erstaunlichen Vitalität. Er umfaßt, wenn auch mit einigen formalen Synkretismen, alle flektierten Wortarten:
Tab. 25.2: Das Paradigma der Nominalflexion (nach Greenberg 1999) Fem.
Mask.
Neutr.
Sg. Nom. Gen. Dat. Akk. Lok. Instr.
punca punce punci punco (pri) punci (s) punco
fant fanta fantu fanta (pri) fantu (s) fantom
mesto mesta mestu mesto (pri) mestu (z) mestom
Pl. Nom. Gen. Dat. Akk. Lok. Instr.
punce punc puncam punce (pri) puncah (s) puncami
fant fantov fantom fante (pri) fantih (s) fanti
mesta mest mestom mesta (pri) mestih (z) mesti
punci
fanta
mesti
punc (pri) puncah
fantov (pri) fantih
mest (pri) mestih
puncama
fantoma
mestoma
Du. Nom. Akk. Gen. Lok. Dat. Instr.
Beispielwörter: punca ‘Mädchen’, fant ‘Junge’, mesto ‘Stadt’
25. Slovenisch
Dva dobra prijatelja (⫽ onadva) bova skupaj studirala z svojima prijatelicama ‘Die zwei guten Freunde (⫽ die beiden) werden zuammen mit ihren (zwei) Freundinnen studieren’. In Bezug auf Menschen, besonders in der 1. Person des Personalpronomens (midva, on in jaz ‘wir beide, er und ich’), wird der Dual nicht mechanistisch bei jeder Zweizahl verwendet, sondern drückt immer eine gewisse Zusammengehörigkeit, ja Intimität aus. Slovenische Muttersprachler erkennen Zweitsprachler, vor allem Slaven aus dem ehemaligen Jugoslavien, daran, daß sie viel häufiger Pluralformen verwenden. 3.2.1.1. Flexion der Substantive Es werden drei Genera unterschieden, Maskulinum, Femininum sowie Neutrum. Das Paradigma der Flexion der Substantive im Slovenischen differenziert sich in vier Klassen aus, deren Unterscheidungskriterien zum einen das Genus der Substantive, zum anderen der Wortauslaut im Nominativ Singular sind (Vincenot 1975, 45 f.): ⫺ 1. Klasse: Maskulina, die auf Konsonant enden (z. B. kot ‘Ecke’); ⫺ 2. Klasse: Feminina, die auf -a enden (z. B. lipa ‘Linde’); ⫺ 3. Klasse: Neutra, die auf -o oder -e enden (z. B. mesto ‘Stadt’, ime ‘Name’); ⫺ 4. Klasse: Feminina, die auf Konsonant enden (z. B. perut ‘Flügel’). Die Vierer-Einteilung wird bis heute in der grammatischen Literatur beibehalten (z. B. Rehder 1998a, 235). Formal sind allerdings die Endungen der 1. und 3. Klasse (bis auf die für den Nominativ und Akkusativ) identisch. Daher findet man auch die Differenzierung von nur drei Flexionsklassen (z. B. bei Priestly 1993, 399 f.). Wie in anderen slavischen Sprachen existiert auch im Slovenischen die Opposition zwischen belebten und unbelebten Substantiven, und diese Opposition ist formal markiert. Diese Differenzierung ist relevant in der 1. Flexionsklasse, d. h. bei den Maskulina. Im Paradigma belebter Substantive sind der Genitiv und Akkusativ Singular formal identisch (z. B. Gen. deda ⫽ Akk. zu
693 ded ‘Großvater’). Die grammatische Belebtheitskategorie des Slovenischen entspricht lediglich teilweise biologischen Definitionen von Belebtheit. Belebt sind Menschen und Tiere, allerdings gelegentlich auch Automodelle, Benennungen von Krankheiten, die Namen von Weinsorten und andere semantische Kategorien (s. Toporisˇicˇ 1984, 212). Entsprechend formal gekennzeichnet sind auch Adjektive und Pronomen, die mit belebten Substantiven assoziiert sind. Das Standardslovenische kennt keine Bestimmtheitskorrelation entsprechend der Opposition von bestimmtem Artikel versus unbestimmtem Artikel (wie in den westeuropäischen Sprachen). Trotzdem kann die Bestimmtheit eines Substantivs formal in sehr begrenztem Masse markiert werden, allerdings nicht am Substantiv selbst, sondern am Adjektiv in attributiver Position, und zwar vorwiegend im Nominativ Singular (seltener im Akkusativ); z. B. lep paradiznik ‘(eine) schöne Tomate’ versus lepi paradiznik ‘die schöne Tomate’. Die Bestimmtheitskorrelation ist andererseits formal voll ausgebaut in der slovenischen Umgangssprache (s. 4.2). 3.2.1.2. Flexion der Adjektive In seiner Sprachentwicklung hat das Slovenische im Hinblick auf die Flexion der Adjektive eine Vereinfachung erlebt, denn von den slavischen Kategorien der nominalen („einfachen“ ⫽ unbestimmten) und der nominal-pronominalen („zusammengesetzten“ ⫽ bestimmten) Flexion ist nur die letztere erhalten (Tabelle 25.3). Diesbezüglich unterscheidet sich das Slovenische von den Nahsprachen, vom Kroatischen und Serbischen, wo beide Kategorien tradiert werden. Eine Ausnahme stellen lediglich die Parallelformen des Nominativ und Akkusativ Singular bei den maskulinen Adjektiven dar (z. B. do´ber ‘ein guter’ versus doˆbri ,der gute’). Komparativ und Superlativ werden entweder synthetisch oder analytisch gebildet (s. 4.2 zum Verhältnis beider Sprachtechniken in der Umgangssprache). Der synthetische Komparativ wird mit einer suffixalen Erweiterung des Stammes gebildet, der Superlativ mit einem zusätzlichen Präfix (naj-
694
IV. Baltische und slavische Sprachen
Tab. 25.3: Die Flexion der Adjektive im Slovenischen (nach Rehder 1998a, 236) Mask. Sg. N. Gen. Dat. Akk. Instr. Lok.
no`v, noˆvi
Fem.
noˆvo
noˆva noˆve noˆvi noˆvo noˆvo noˆvi
noˆvega noˆvemu no`v, noˆvi
noˆvo noˆvim noˆvem
Du. N. A. G. L. D. I. Pl. N. G. L. Dat. Akk. Inst.
Neutr.
noˆva ⫽ G. L. Pl. noˆvima noˆvi noˆve
noˆva noˆvih noˆvim noˆva noˆvimi
‘sehr’); z. B. no`v ‘neu’ : nove´jsi ‘neuer’ : na`jnovejsi ‘am neuesten’. Einige funktionale und semantische Adjektivklassen assoziieren die analytische Konstruktion der Komparation, und zwar den Komparativ mit dem Element bolj ‘mehr’ ⫹ Grundform, den Superlativ in Kombination mit dem Präfix naj- ⫹ Grundform, z. B. zelen ‘grün’ : bolj zelen ‘grüner’ : najbolj zelen ‘am grünsten’: ⫺ Adjektive, die keine formale Differenzierung nach der Opposition „bestimmt : unbestimmt“ aufweisen (z. B. divji ‘wild’, Possessivadjektive Typ ocetov ‘des Vaters’); ⫺ Adjektive, die von Partizipien abgeleitet sind (z. B. vro`c ‘heiß’, znan ‘bekannt’); ⫺ Adjektive auf -ast (z. B. mu´hast ‘launisch’); ⫺ Farbadjektive (z. B. bel ‘weiß’); ⫺ Andere Adjektive wie mo´ker ‘feucht’ und suˆh ‘trocken’ (Priestly 1993, 412 f.) . 3.2.2. System der Pronomina und Numeralia An pronominalen Kategorien unterscheidet das Slovenische die folgenden: Personal-, Demonstrativ-, Possessiv-, Interrogativ-, Relativpronomen, außerdem indefinite (z. B. nekdo´ ‘irgendwer’) und negative (z. B. nihcˇe` ‘niemand’) Pronomen. Das System der Personalpronomen gliedert sich in zwei
noˆvi
noˆve noˆve
Paradigmen aus, in das der Vollformen (nicht enklitischen Formen) und in das der enklitischen Formen (Tabelle 25.4). Die Flexion der Personalpronomen ist hochgradig synthetisch. Das Inventar der Vollformen zeigt eine Differenzierung aller drei Personen für alle drei Numeri. Im Nominativ beläuft sich die Gesamtzahl der verschiedenen Pronominalformen auf 18 (Priestly 1993, 406 f.). Die enklitischen Pronomen ersetzen die Vollformen als Objektpronomen, und sie können auch nach Präpositionen mit Akkusativ auftreten (z. B. pre´dme ‘vor mich’, aber pred meno´j/ma´no ’vor mir’). Im Paradigma der enklitischen Pronomen ist die Formenvielfalt durch synkretistische Tendenzen stark eingeschränkt. Im Unterschied zum nah verwandten Kroatischen ist die Komposition des Relativpronomens ki ⫹ dekliniertes Personalpronomen noch deutlich sichtbar: z. B. Gen. Sg. ki … ga versus kroatisch ko(je)ga, Dat. Sg. ki … mu versus ko(je)mu: Gospod, ki sem mu napisal ‘der Herr, dem ich geschrieben habe’. Die Flexion der Numeralia orientiert sich teils an der substantivischen, teils an der adjektivischen. Das Zahlwort 1 tritt in Gestalt eines Dublettenpaars auf, wobei eden substantivisch und en adjektivisch flektiert wird. Die Formen für die Zweizahl (dva, mask./dve, fem., neutr.) werden teilweise
695
25. Slovenisch
Tab. 25.4: Die Paradigmen der Pronominalflexion (Vollformen und enklitische Formen; nach Priestly 1993, 407 f., 409) 1. Pers. SG NOM ACC GEN DAT INST LOC
DU
`a`z ja me´ne me´ne me´ni meno o´ø j/ma` no me´ni
PL
M
N/F
M
mı`dva
mee`ø dve/mı`dve
mı`
N/F mee`ø `a`s na `a`s na `a`m na na` mi `a`s na
na` ju na` ju na` ma na` ma na` ju/na` ma
2. Pers. SG NOM ACC GEN DAT INST LOC
DU
tı` te´be te´be te´bi tebo oø´ j/ta` bo te´bi
PL
M
N/F
M
vı`dva
vee`ø dve/vı`dve
vı`
N/F vee`ø `a`s va `a`s va `a`m va va` mi `a`s va
va` ju va` ju va` ma va` ma va` ju/va` ma
3. Pers. Sg. M `o`n
NOM ACC GEN DAT INST LOC
N
F
o´no
o´na njo o`ø /njo o¯ø njee´ø `e`j/njı`ı` nje´j/nje njo o´ø `e`j/njı`ı` njee´ø j/nje
nje´ga nje´ga nje´mu njı´m nje´m
3. Pers. Du./Pl. DU M NOM ACC GEN DAT INST LOC
o´nadva
N/F
M
o´nidve/onee`ø dve
o´ni
njı`ju/njı`ı`h njı`ju/njı`ı`h njı´ma njı´ma njı`ju/njı`ı`h/njı`ma
PL N
F
o´na njı`ı`h njı`ı`h njı`ı`m njı´mi njı`ı`h
o´ne
Enklitika
1 SG
2 SG
REFL
Ungebundene ACC Enklitika GEN DAT
me me mi
te te ti
se se si
Gebundene Enklitika
-me
-te
-se
ACC
3 DU
3 PL
M/N
3 SG F
ga ga mu
jo je ji
ju/jih ju/jih jima
jih jih jim
-nj
-njo
-nju
-nje
696 nach dem Dual flektiert, die Zahlwörter ab 3 (trije, mask./tri, fem., neutr.; sˇtirje, mask./ sˇtiri, fem., neutr. ‘vier’; pet ‘fünf’, sˇest ‘sechs’, usw.) nach dem Plural. Die in anderen slavischen Sprachen verbreitete Bildeweise der Zahlen von 21 bis 99 (nach dem Muster Zehnerzahl-und-Einerzahl wie in russ. tridcat’pjat für 35) ist im Slovenischen nicht erhalten. Stattdessen hat sich unter deutschem Einfluß dessen Bildeweise (Einerzahl-und-Zehnerzahl, entsprechend fünf-und-dreißig für 35) auch im Slovenischen eingebürgert (pe´tintrı´deset). 3.2.3. Verbalsystem Im slovenischen Verbalsystem werden folgende Kategorien unterschieden: Aspekt, Tempus, Modus, Genus verbi (Diathese) und Numerus. Eine verbale Handlung wird im Slovenischen ⫺ wie in den anderen slavischen Sprachen ⫺ sowohl im Hinblick auf deren zeitlichen Verlauf (temporale Deixis) als auch bezüglich der Abgeschlossenheit (bzw. Vollständigkeit) des Geschehens (aspektuelle Deixis) formal gekennzeichnet. Der komplementäre Charakter der beiden deiktischen Vektoren im Slovenischen ist dem Tempus-Aspekt-System des Kroatischen und Serbischen äquivalent. Die Aspektdualität wird bei den meisten Verben formal einseitig markiert, mit unmarkierten Formen für den imperfektiven Aspekt und markierten Formen für den perfektiven Aspekt (z. B. misliti ‘denken’ ⫺ unmarkiert/imperfektiv vs. premisliti ‘durchdenken’ ⫺ präfixal markiert/perfektiv). Seltener treten Verben in Aspektdubletten auf, die sich nach ihren Wortstämmen unterscheiden (z. B. imperf. zapirati/perf. zapreti ‘schließen/zuschließen’, imperf. birati/perf. brati ‘lesen; nehmen/durchlesen; aufnehmen’, imperf. kupovati/perf. kupiti ‘kaufen/ aufkaufen’. Es existieren auch einige wenige, selten verwendete Suppletivformen wie imperf. govoriti bzw. praviti/perf. recˇi ‘sprechen’ und imperf. delati/perf. storiti ‘tun, machen’. In funktionaler und semantischer Hinsicht differenzieren sich die Aspekte wie folgt:
IV. Baltische und slavische Sprachen
⫺ imperfektiver Aspekt (Ausdruck einer nicht abgeschlossenen Handlung bzw. eines nicht vollständigen Geschehens); ⫺ perfektiver Aspekt (Ausdruck einer in sich abgeschlossenen Handlung bzw. eines Geschehens in seiner Gesamtheit). Die Idee der Nichtabgeschlossenheit assoziiert Bedeutungsnuancen wie die Dauer oder den Verlauf einer Handlung. Die aspektuelle Deixis schließt auf diese Weise auch funktionale Elemente der Aktionsart ein. Eine Symbiose aspektueller und aktionsartorientierter Nuancen gilt ebenso für die semantische Identifizierung des perfektiven Aspekts, wobei die Idee der Abgeschlossenheit auch den Ausdruck der Einmaligkeit oder der Plötzlichkeit eines Geschehens assoziieren kann. Die Verwobenheit aspektueller und temporaler Kategorien läßt erkennen, daß das Verbalsystem im Slovenischen primär durch die Tempora strukturiert ist, während die Aspekt-Dualität eine zusätzliche semantisch-lexikalische Komponente darstellt. Diesbezüglich unterscheidet sich das Slovenische klar vom Russischen, wo Aspekt und Tempus gleichermaßen das Verbsystem strukturieren. Die Dominanz des Aspekts im System der russischen Verbalkategorien zeigt sich beispielsweise darin, daß Präsensformen eines perfektiven Verbs futurische Bedeutung haben. Diese semantische Transposition resultiert aus dem realen Sachverhalt, daß die Abgeschlossenheit einer in der Gegenwart ablaufenden Handlung erst in der Zukunft erkennbar sein kann. Das slovenische Verbalsystem kennt keine solchen funktional-semantischen Restriktionen, wie sie im Russischen auftreten. Die Tempuskategorien des slovenischen Verbalsystems werden überwiegend analytisch konstruiert. In sprachhistorischer Hinsicht gilt festzustellen, daß die slavischen Kategorien des synthetischen Imperfekts und des Aorist im Standardslovenischen nicht erhalten sind. Hierin unterscheidet sich das Slovenische vom Kroatischen und Serbischen. Außer dem Präsens und den synthetischen Futurformen des Hilfsverbs biti ‘sein’ (bom ‘ich werde sein’, bos ‘du wirst sein’, bo ‘er/sie/es wird sein’, usw.)
697
25. Slovenisch
werden die anderen Tempora (Futur, Präteritum bzw. Perfekt, Plusquamperfekt) analytisch gebildet, und zwar mittels biti in Verbindung mit einer Partizipialform (l-Partizip) des Hauptverbs: ⫺ Futur (Futurformen von biti ⫹ l-Partizip des Hauptverbs); ⫺ Perfekt (Präsensformen von biti ⫹ l-Partizip des Hauptverbs); ⫺ Plusquamperfekt (Präsensformen von biti ⫹ l-Partizip von biti ⫹ l-Partizip des Hauptverbs). Die Unterscheidung zweier Kategorien der Vergangenheit ist nur im Indikativ relevant. Das Slovenische unterscheidet drei Modi: Indikativ, Imperativ und Konditional. Die letztere Kategorie wird periphrastisch konstruiert, und zwar mit dem l-Partizip des Hauptverbs ⫹ der unflektierbaren Partikel bi (z. B. presmislil bi to ‘ich/du/er würde es durchdenken/perfektiv’). Im Slovenischen existiert außer dem (primären) Infinitiv (z. B. kupova´ti ‘kaufen’) ein sekundärer Infinitiv (Supinum; z. B. kupovat ‘um zu kaufen’). Die in der Standardsprache aufgrund der Sprachpflege stark vertretenen Infinitive (s. 3.3) sind in den meisten slovenischen Dialekten geschwunden (Lencek 1982, 273 f.). Formen des Supinums bringen die Intention zum Ausdruck, eine Aktion durchzuführen. Das Supinum tritt vorzugsweise mit Verben der Bewegung auf (z. B. greva le´tat ‘laß uns beide fliegen’). Das Paradigma der Verbalflexion differenziert sich in verschiedene Stammklassen aus (Tabelle 25.5). In der grammatischen Literatur basiert diese Klassifizierung ent-
weder auf dem Infinitivstamm oder auf dem Präsensstamm. Letzteres Kriterium hat Priorität in den Darstellungen bei Svane (1958, 89 ff.), Priestly (1993, 419 f.) und Rehder (1998a, 238 f.). Unterschieden werden die folgenden Klassen: ⫺ 1. Klasse (Infinitiv auf -C-ti/Präsensstamm -e-; z. B. nesti, nesem ‘tragen’; Infinitiv auf -a-ti/Präsensstamm -e-; z. B. brati, berem ‘lesen’); ⫺ 2. Klasse (Infinitiv auf -ni-ti/Präsensstamm -ne-; z. B. dvigniti, dvignem ‘heben’); ⫺ 3. Klasse (Infinitiv auf -V-ti/Präsensstamm -je-; z. B. cˇuti, cˇujem ‘hören’; Infinitiv auf -a-ti/Präsensstamm -Cje-; z. B. jemati, jemljem ‘nehmen’; Infinitiv auf -a-ti/Präsensstamm -a-; z. B. delati/delam ‘arbeiten’); ⫺ 4. Klasse (Infinitiv auf -V-ti/Präsensstamm -i-; z. B. moliti/molim ‘beten’). Hinzu kommen noch einige athematische (ohne Themavokal) und unregelmäßige Verben, die von Priestly einer eigenen 5. Klasse zugeordnet werden. Hierzu gehören Verben wie dati ‘geben’, iti ‘gehen’, vedeti ‘wissen’, biti ‘sein’ u. a. 3.2.4. Derivationsmorphologie (Wortbildung) Die Wortbildung der slovenischen Standardsprache setzt die Techniken der Suffigierung, der Präfigierung und der Wortkomposition ein. Letztere Technik ist weniger produktiv als die übrigen Mittel der Derivation. Im Prozeß der Derivation kann die Ableitung dieselbe Wortart wie das Ba-
Tab. 25.5: Die Differenzierung der Stammklassen im slovenischen Verbalsystem (nach Rehder 1998a, 239) -e- Klasse
-ne- Klasse
-je- Klasse
-i- Klasse
Sg. 1. 2. Pers. 3. Pers.
neˆsem neˆsesˇ neˆse
dvı´gnem dvı´gnesˇ dvı´gne
cˇu´jem cˇu´jesˇ cˇuje
hva´lim hva´lisˇ hva´li
Du. 1. 2./3.
neˆseva neˆseta
dvı´gneva dvı´gneta
cˇu´jeva cˇu´jeta
hva´liva hva´lita
Pl. 1. 2. Pers. 3. Pers.
neˆsemo neˆsete neˆsejo
dvı´gnemo dvı´gnete dvı´gnejo
cˇu´jemo cˇu´jete cˇu´jejo
hva´limo hva´lite hva´lijo
698 siswort vertreten (beispielsweise im Fall denominaler Substantive oder deverbaler Verben), die Ableitung kann aber auch ⫺ und dies ebenso häufig ⫺ in eine andere Wortart als das Basiswort wechseln. Auf diese Weise entstehen de-adjektivische Substantive (z. B. mladje ‘Jugend’ von mlad ‘jung’), deverbale Substantive (z. B. izgovarjava ‘Aussprache’ von izgovarjati ‘aussprechen’), deverbale Adjektive (z. B. viden ‘sichtbar’ von videti ‘sehen’), de-adverbiale Adjektive (z. B. nekdanji ‘altmodisch’ von nekdaj ‘vor langer Zeit’), denominale Verben (z. B. cˇencˇati ‘schwatzen’ von cˇencˇa ‘Unsinn’), de-adjektivische Verben (z. B. beliti ‘weißmachen’ von be´l ‘weiß’) usw. Die meisten Suffixe des Slovenischen sind einheimisch slavische. Die Verwendung von wortbildenden Elementen kroatischer oder lateinischer Herkunft erklärt sich in den meisten Fällen als Konsequenz sprachpflegerischer Aktivität. Aus dem Kroatischen stammt das Agens-Suffix -telj (wie in odposiljatelj ‘Sender’), eine lateinische Adaption ist -ija (wie in sleparija ‘Schwindler’). Das Formans -ar, ebenfalls lateinischer Herkunft (< -arius), ist während der Zeit der frühmittelalterlichen Kontakte der Slaven zum Balkanlateinischen übernommen worden. Im Slovenischen ist dieses Suffix zu allen Zeiten produktiv gewesen (StriedterTemps 1963, 73 f.). Beispiele mit diesem Formans sind slov. pridigar ‘Priester’, kopitar ‘Schuster’ oder harpunar ‘Harpunier’. Mit Internationalismen sind Präfixe wie anti-, super- und ultra- in den Wortschatz und in das Inventar wortbildender Elemente des Slovenischen gelangt. Mehr als 15 Präfixe fungieren im System der aspektuellen Kategorien zur Bildung perfektiver von imperfektiven Verben (Priestly 1993, 426). Zu den häufigsten gehören unter anderem: do- (trpe´ti ‘leiden, dahinsiechen’ : dotrpe´ti ‘sterben’); na- (lepiti ‘kleben’ : nalepiti ‘ankleben’); od- (lomiti ‘brechen’ : odlomiti ‘abbrechen’); po- (molcˇa´ti ‘schweigen’ : pomolcˇa´ti ‘kurzfristig still sein’); pre- (pelja´ti ‘fahren’ : prepelja´ti ‘transportieren’);
IV. Baltische und slavische Sprachen
pri- (ne´sti ‘tragen’ : prine´sti ‘herbringen’); z- (bra´ti ‘nehmen’ : zbra´ti ‘sammeln’). 3.3.
Syntaktische Charakteristik der Standardsprache Die Wortordnung der Schriftsprache ist relativ frei. Allerdings dominiert im stilistisch neutralen Aussagesatz die Ordnung SVO. Ergänzungen (z. B. adverbiale Bestimmungen) stehen zwischen V und O. Variationen ergeben sich in stilistisch spezifischen Kontexten. Im Hinblick auf die Topikalität konvergiert das Slovenische mit anderen slavischen Sprachen: das Thema (topic) ist gewöhnlich vor dem Kommentar (Rhema; comment) positioniert. Insgesamt gilt, daß sich die Wortordnung im Slovenischen an einer funktionalen Satzperspektive orientiert. Dies bedeutet, daß die Position einzelner Satzglieder in Abhängigkeit zu den kommunikativen Intentionen steht. Bei Abweichung von der S-V-O-Ordnung wird das hervorgehobene Satzglied ans Ende des Satzes gestellt. Die Positionierung enklitischer Elemente im Satz ist fest geregelt: sie sind von links nach rechts angeordnet. Ihre Rangfolge I bis VIII ist durch ihre Zugehörigkeit zu spezifischen Klassen von Klitika determiniert. Es werden im Einzelnen folgende Positionen unterschieden (Toporisˇicˇ 1984, 535 f.): die Partikel naj; jede beliebige Form des Hilfsverbs der Tempora der Vergangenheit (sem, si, sva usw., auch verneint nisem usw.) oder der Kopula des Präsens (mit Ausnahme von je), oder der Partikel zur Bildung des Konditionals (bi); (III) ein Reflexivpronomen (se oder si); (IV) ein Dativpronomen (mi, ti, ji u. a.); (V) ein Akkusativpronomen (me, te, jo u. a.); (VI) ein Genitivpronomen (me, te, je u. a.); (VII) die Form des Hilfsverbs der Tempora der Vergangenheit oder der Kopula des Präsens (je) oder jede beliebige Form des Hilfsverbs zur Bildung des Futurs (bom, bos, bo usw.); (VIII) die Negationspartikel ne. (I) (II)
25. Slovenisch
Enklitische Elemente sind im Satz an zweiter Stelle positioniert, und zwar unabhängig davon, wie die erste Stelle besetzt ist, ob durch eine Nominalphrase oder durch ein Subjektpronomen im stilistisch neutralen Satz, durch ein Verb oder andere funktionale Elemente in Sätzen mit stilistischer Variation. Lediglich im Interrogativsatz kann ein enklitisches Element am Satzanfang stehen, so wie das Reflexivpronomen se im folgenden Beispiel: Se bo brat ozˇenil? ‘Wird (mein) Bruder heiraten?’. Nicht nur die Positionierung der Enklitika ist am Prinzip einer rechtsläufigen Ordnung orientiert, dies gilt auch für alle anderen relationalen Beziehungen im slovenischen Satz. In Nominalphrasen werden Adjektive präponiert (z. B. trudna mati ‘die müde Mutter’). Im Fall mehrerer Adjektive stehen im engeren Sinn qualitative Adjektive vor relationalen (z. B. hladno 1 jesensko 2 jutro ‘ein kalter Herbstmorgen’, wörtl. ‘ein kalter 1, herbstlicher 2 Morgen’). Bei der Beteiligung auch von pronominalen Elementen ist die Wortordnung in Nominalphrasen wie folgt: Demonstrativpronomen ⫹ Zahlwort ⫹ Adjektiv ⫹ Nomen. Rechts vom Nomen sind appositionale Elemente positioniert (z. B. delavec zdomec ‘Arbeitsmigrant’, wörtl. ‘Arbeiter (der ist) Migrant’). Entsprechend der Rechtsläufigkeit relationaler Elemente dominiert im Slovenischen das Rectum-Regens-Prinzip. Dies bedeutet, daß Genitiv-und Dativattribute oder präpositionale Appositionen rechts vom Nomen positioniert sind (z. B. hisa mojega oceta ‘das Haus meines Vaters’, himna domovini ’ Hymne ans Vaterland’, hisa tam ‘das Haus da drüben’). Rectum-Regens-Beziehungen können auch alternativ mittels attributiver Adjektive konstruiert werden (z. B. hisa matere ‘das Haus der Mutter’, alternativ materina hisa wörtl. ‘das mütterliche Haus’). Die obigen Beobachtungen zur Wortordnung, zur Rangfolge der Enklitika und zur Positionierung relationaler Elemente im stilistisch neutralen Aussagesatz lassen die syntaktisch-stilistische Variationsbreite, über die das Slovenische verfügt, nicht erkennen. Am Beispiel der Konstruktionsvarianten des Interrogativsatzes soll diese Spannbreite
699 illustriert werden. Einem einfachen Aussagesatz wie razume´li ste ‘ihr habt verstanden’ (bzw. ‘Sie/höfliche Anrede/ haben verstanden’) entsprechen folgende syntaktische und/oder prosodische Variationen des Interrogativsatzes (nach Priestly 1993, 430): 1. Inversion: ste razume´li ‘haben Sie verstanden?’ 2. Verwendung von Partikeln (ali, kaj): ali ste razume´li? kaj ste razume´li? 3. Periphrase mit präponierten oder postponierten Elementen: razume´li ste, kajne`? ne reˆs, da ste razume´li? (wörtl. ‘ist es nicht wahr, dass Sie verstanden haben?’) 4. Interrogative Intonation: razume´li ste? Nebensätze können dem Hauptsatz vorangestellt oder diesem nachgestellt werden; z. B. kdor je bolan (Nebensatz), mora lezˇati (Hauptsatz) ‘wer krank ist, muß im Bett bleiben (wörtl. ‘liegen’)’; cˇakal bom (Hauptsatz), dokler se ne zmracˇ´ı (Nebensatz) ‘ich werde warten, bis es dunkel wird’. Die Verwendung von Personalpronomen im Nominativ ist fakultativ. Stilistisch neutral ist deren Nichtverwendung. Dies gilt sowohl in solchen Fällen, wo die Verbform die handelnde Person eindeutig ausweist (z. B. berem ‘ich lese’), als auch in Zusammenhängen, wo die Verbform ambivalent bleibt (z. B. kaj bi storil? ‘was würde ich/ würdest du/würde er, sie, es tun?’). Die Präzisierung der Bedeutung ambivalenter Verbformen hängt von den Kontextinformationen ab. Werden Personalpronomen im Nominativ verwendet, wird damit eine besondere Emphase zum Ausdruck gebracht; z. B. ka´j de´lasˇ? ja`z be´rem ‘was machst du? Ich (jedenfalls) lese (andere vielleicht nicht)’. Mit der Gebrauchshäufigkeit von Infinitivformen weicht die slovenische Standardsprache deutlich ab von den Präferenzen anderer südslavischer Sprachen. Diese augenfällige Abweichung von den Nachbarsprachen erklärt sich als Einfluß der Sprachpflege des 19. Jahrhunderts, u. zw. der „Archaisierung“ mit ihrer Orientierung an altkirchenslavischen Vorbildern (s. 2.2). „Diesem Umstand verdanken der ‘lange’ Infinitiv auf -ti, die Partizipien und Gerun-
700 dien ihre Festigung in der normativen Grammatik; zuvor waren sie im Rückzug und in vielen Dialekten überhaupt schon (bis auf einige Reste) verschwunden“ (Pohl 1994, 477). Der Infinitiv tritt syntaktisch als Komplement zu Verben und Verbalphrasen auf (z. B. nocˇemo delati ‘wir wollen nicht arbeiten’, slisˇal sem pticˇko peti ‘ich habe einen kleinen Vogel singen hören’, ni maral veliko govoriti ‘er hatte nicht viel zu sagen’). Auch eine Häufung von Infinitivformen ist möglich (z. B. moram zacˇeti delati ‘ich muß zu arbeiten anfangen’). In Abhängigkeit vom Kontext ist ein daß-Satz (Satz mit da) als Alternative zu einem Infinitivsatz möglich (z. B. nasˇa prva naloga je, da se ucˇimo ‘unsere erste Aufgabe ist es, daß wir lernen’ ⫽ nasˇa prva naloga je ucˇiti se ‘unsere erste Aufgabe ist es zu lernen’). 3.4. Typologische Anmerkungen zur historischen Syntax Die Syntax der im 16. Jh. geprägten slovenischen Schriftsprache (v. a. Trubar, Dalmatin) ist stark von den zeitgenössischen Strukturen der deutschen Schriftsprache überformt (v. a. in Anlehnung an den Sprachgebrauch von Luther und Melanchton). Dieser alles durchdringende Einfluß des Deutschen resultierte weniger aus den naturgemäß engen Beziehungen von übersetzten slovenischen Texten zu ihren deutschen Vorlagen, als vielmehr aus der Rolle des Deutschen als Predigt-, Bildungs- und Verwaltungssprache in den damaligen innerösterreichischen Ländern. Nach J. Kopitars (1808) Meinung hätte Trubar „Deutsch mit krainischen Wörtern“ geschrieben. Diese historische Stellungnahme ist aber neuerlich modifiziert worden: „Trubar schrieb slovenisch so wie man zu seiner Zeit deutsch schrieb“ (Seitz 1998, 264). Deutlich erkennbar sind deutsche Satzbaustrukturen beispielsweise in den original slovenischsprachigen „Vorreden“, etwa der von Trubar zum Neuen Testament von 1557 oder zum Galater- und Corintherbrief von 1561, auch in der von Dalmatin verfaßten Vorrede zur Bibelübersetzung von 1584. Durch seine starken deutschen Interferenzeinflüsse ⫺ insbesondere im Satzbau ⫺ un-
IV. Baltische und slavische Sprachen
terscheidet sich das Schriftslovenisch des 16. Jahrhunderts vom Standardslovenisch unserer Tage. Einige typologisch relevante Aspekte der alten Schriftsprache, wodurch sich diese deutlich vom modernen Schriftstandard abhebt, seien hier hervorgehoben: ⫺ insgesamt fällt die noch deutlich freiere Wortfolge im älteren Schriftslovenisch auf. Dies betrifft auch die Enklitika. Bei Trubar ist die Voranstellung des Objekts, also die Ordnung S-O-V, häufig anzutreffen; ⫺ das ältere Schriftslovenisch kennt weit gespannte Rahmenkonstruktionen: dies gilt für die Positionen zwischen Subjekt (Nominal/Pronominalphrase) und Prädikat (finiten Verbkonstruktionen) sowie zwischen finiten und infiniten Verbformen (rechtgebundene erweiterte Infinitive); ⫺ auffällig sind koordinative Mehrfachbindungen, das heißt, einer Funktion im Satz (S, V oder O, aber auch andere) werden mehrere gleichberechtigte Elemente zugeordnet. Diese häufig auftretende Mehrgliedrigkeit einzelner Satzteile bedingt komplexe syntaktische Strukturen, die sich auf grössere Distanzen aufbauen. In Trubars Sprachgebrauch fallen besonders Attributhäufungen auf. ⫺ die Rahmenkonstruktionen sind symbiotisch mit den Mehrfachbindungen verwoben, so daß sich die Satzbaupläne enorm verkomplizieren. Diese Verschränktheit von Konstruktionsprinzipien macht die syntaktische Komplexität der Trubartexte aus, und diese nimmt mit den Jahren zu. In manchen slovenischen Texten Trubars ist die syntaktische Komplexität grösser als vergleichsweise in Texten von Luther. Ein Textbeispiel, in dem sowohl die zahlreichen mehrelementigen Satzglieder als auch die Verschränkung von weitausgebreiteter Rahmenkonstruktion und koordinativer Mehrfachbindung deutlich erkennbar sind, ist das folgende: Inu leto Boshyo Nebesko Prauizo nom ta Postaua, ty Preroki inu ta Euangeli resodeuaio, terdio
25. Slovenisch inu od nee pryzhuio, De Gospud Bug Ozha nebeski, ie lete shege, terdne inu stonuite vole, de hozhe nas boge Greshnike, le is suie same oreuelike Milosti sabston, pres vseh nashih dobrih dell, pres vsiga nashiga saslushena, pres vse nashe Prauice inu vrednusti, Samuzh sa volo nega lubiga Synu Iesusa Cristusa, aku prauo Pokuro deimo, tim Boshym Oblubom inu Viesusa Veruiemo, gori vseti, vse Grehe odpus titi, nas shaz ati inu imeiti za brumne, Prauizhne inu cilu Suetee, koker bi obeniga Greha ni imeli na sebi ne sturili. Auszug aus: „Des heiligen Apostels Pauli zwu˚ Epistelen an die Corinthiern vnd die zun Galatern …“ Tübingen 1561 (zit. nach Seitz 1998, 105, 149, Hervorhbg. dort).
4.
Zur Charakteristik gesprochener Varianten des Slovenischen
Schließt man landschaftlich gebundene Varianten (Dialekte) ein, finden wir im gesprochenen Slovenisch eine erhebliche lautliche und vor allem lexikalische Variation. Das Spektrum der Variation schließt auch morphologische Eigenheiten und syntaktische Konstruktionen ein. 4.1. Variation dialektaler Sprachtechniken Die Lautstruktur der Dialekte ist stark divergent. Der Bestand an segmentalen Vokalphonemen variiert beispielsweise zwischen 3 und 16. Es gibt Dialekte mit einem differenzierten Inventar an Diphthongen (z. B. dolenjsko), und andere, in denen solche Laute viel seltener vorkommen (z. B. gorenjsko). Bemerkenswert ist der Kontrast zwischen Dialekten, in denen sich das tonemische System (s. 3.1) vital erhalten hat (z. B. gorenjsko), und anderen Varianten, wo es geschwunden ist (z. B. die Übergangsmundarten zwischen primorsko und dolenjsko: notranjsko) bzw. im Schwinden begriffen ist (z. B. sˇtajersko). In geographischer Hinsicht gilt, dass „tonemic distinctions have been lost in all but a longitudinally central band of dialects“ (Priestly 1993, 446). Während die Differenzierung dreier Genera und dreier Numeri charakteristisch ist für das Standardslovenische, sind dialektale
701 Innovationen festzustellen, und zwar in Richtung auf einen partiellen Verlust des Neutrum (z. B. gorenjsko) sowie auf eine partielle Aufgabe des Dual. In der Nominalflexion ist ein synkretistischer Trend im Paradigma der obliquen Kasus des Plural zu beobachten. Auch in Bezug auf ihre syntaktischen Sprachtechniken variieren die slovenischen Dialekte stark. Für einen systematischen Vergleich steht allerdings bislang noch zu wenig Material zur Verfügung. 4.2. Eigenheiten der Umgangssprache Die Umgangssprache als spontaner Kommunikationstyp entzieht sich einer effektiven Normierung und diesbezüglich unterscheidet sie sich elementar von der Standardsprache. Aus dem Sachverhalt fehlender sprachpflegerischer Normierung resultiert insbesondere eine stärkere syntaktische und lexikalische Variation. Verschiedene Sprachtechniken der Umgangssprache sind so deutlich verschieden vom grammatischen Potential der Standardsprache, daß es berechtigt ist, von selbständigen Ausdrucksmustern des gesprochenen Slovenisch zu sprechen. Eines dieser Ausdrucksmuster in der Umgangssprache ohne direktes Äquivalent im Standardslovenischen ist die Kennzeichnung der Bestimmtheitskorrelation. Die Differenzierung zwischen bestimmten und unbestimmten Substantiven ist in der Standardsprache auf bestimmte Kontexte und auf defektive Mittel beschränkt (s. 3.2.1.1). In der slovenischen Umgangssprache dagegen hat sich eine Opposition von bestimmtem versus unbestimmtem Artikel ausgebildet. Historisch betrachtet hat ein ursprüngliches Demonstrativpronomen die Funktion des bestimmten Artikels übernommen (ta ohne Genusunterscheidung). Als Äquivalent des unbestimmten Artikels fungiert das Zahlwort eden (in der Kurzform en): ta lepa punca ‘das hübsche Mädchen’ versus ena lepa punca ‘ein hübsches Mädchen’. Mit seinen divergenten Ausdrucksmitteln zur Kennzeichnung der Bestimmtheitskorrelation im Kontrast von Standard- und
702 Umgangssprache steht das Slovenische im Kreis der modernen europäischen Sprachen nicht allein. Auch im Finnischen (s. Artikel in diesem Band) hat sich in der Umgangssprache eine Artikelopposition konstituiert, und zwar ohne Äquivalent in der Schriftsprache. Die Ausbildung einer Artikelopposition in der gesprochenen Sprache ist als historisches Phänomen aus der Geschichte der romanischen Sprachen bekannt, wo sich aus der funktionalen Transposition eines Demonstrativpronomens und des Zahlwortes für 1 über das Stadium des Sprechlateinischen das Artikelsystem in den romanischen Sprachen ausbildet (s. Artikel zum Lateinischen in diesem Band). Unterschiede zwischen Standardsprache und Umgangssprache betreffen ebenfalls die Komparation der Adjektive. Im gesprochenen Slovenisch zeichnet sich ein Trend zum Analytismus ab. Zwar tritt auch in der Umgangssprache die synthetische Konstruktion häufiger auf als die analytische. Dennoch scheint sie zunehmend mit dem Merkmal „gehobene Sprache“ verknüpft zu werden, da zum Ausdruck von konkreten Sachverhalten durchaus auch die analytische Variante benutzt wird, z. B. ta naloga je bolj lahka ‘die Aufgabe ist leichter’. Kontraste zwischen Standardsprache und slovenischer Umgangssprache tun sich ebenfalls in der Syntax bestimmter Verbformen auf. Ein Beispiel hierfür sind die umgangssprachlichen Infinitivkonstruktionen mit dem Element za, die im traditionellen Schriftslovenischen kein Äquivalent haben. Diesbezüglich beeinflusst aber die gesprochene die geschriebene Sprache, denn die Konstruktionen mit za dringen zunehmend auch in den schriftsprachlichen Gebrauch ein: Umgangssprachlich: imasˇ kaj za jest? ‘hast du etwas zu essen?’ versus schriftsprachlich (kaum mehr gebräuchlich): imasˇ kaj jesti? Umgangssprachlich: ku´pil si bom stro`j za pomı´vat posoˆdo
IV. Baltische und slavische Sprachen
‘ich werde eine Geschirrspülmaschine (wörtl. eine Maschine zum Spülen des Geschirrs) kaufen’ versus schriftsprachlich: ku´pil si bom stro`j za pomı´vanje posoˆde. Ein generelles Kriterium für die Abgrenzung der beiden Varianten des Slovenischen ist das Auftreten von Kurzformen in der Umgangssprache, die im Standardslovenischen nicht gebräuchlich sind. Dies gilt beispielsweise für die Partikel des Interrogativsatzes (umgangssprachlich a oder al versus schriftsprachlich ali, z. B. das äußerst häufige a res? ‘echt?’, wörtlich: ‘ist das wahr?), für die Neutrum-Form des Perfekt-Partizips vom Verb biti im Singular (umgangssprachlich blo versus schriftsprachlich bilo) oder für die (außer im Steirischen) weit verbreiteten Kurzformen von imeti: mam, masˇ, ma usw. 4.3. Slovenisch im Sprachkontakt Seit Jahrhunderten steht das Slovenische im östlichen Alpenraum im Kontakt mit Nachbarsprachen wie Deutsch, Italienisch, Friaulisch/Friulanisch, Ungarisch, Kroatisch und dem Lateinischen als Kultursprache. Die aus solchen Kontakten resultierenden regionalen und interregionalen Interferenzen in den slovenischen Sprachvarianten zu dokumentieren und für einen systematischen Vergleich aufzuarbeiten, ist eine Aufgabe der zukünftigen Forschung. Die derzeit verfügbaren Studien zu regionalen Sprachkontakten konzentrieren sich auf die Untersuchung von makrosoziolinguistischen Problemstellungen, d. h. auf Status und Rolle des Slovenischen in Außengruppen, auf das Verhältnis von Spracherhaltung und Sprachwechsel, auf Aspekte der Sprachwahl in zweisprachiger Umgebung, auf Einstellungen und Wertsysteme, die mit sprachlichen Präferenzen korrelieren, sowie auf die Rolle, die Generationsunterschiede für die Entwicklung bilingualer Kommunikationsmuster spielen. Hier sind die Studien von M. KaucˇicˇBasˇa (1997) zu den slovenisch-italienischen Kontakten in Triest, von Busch (2001) zur Rolle des Slovenischen in der zweisprachigen Schulausbildung Kärntens, von A. Ne-
25. Slovenisch
c´ak-Lük (1997) zur Dynamik von Spracherhaltung und Sprachwechsel im slovenischungarischen Grenzgebiet sowie von N. Sˇabec (1997) zu Spracheinstellungen der slovenischen Minderheit in den USA, insbesondere in Cleveland (Ohio), hervorzuheben.
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Harald Haarmann, Helsinki
704
IV. Baltische und slavische Sprachen
26. Kroatisch und Serbisch 1.
Einleitung
Das Kroatische gehört ebenso wie das Serbische zum slavischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Innerhalb der slavischen Sprachen wird es zusammen mit dem Bulgarischen, Makedonischen und Slovenischen nach der in der Slavistik allgemein verbreiteten Klassifizierung zu einer Untergruppe südslavische Sprachen zusammengefaßt, die sich intern nochmals in eine westliche und eine östliche Gruppe aufgliedert: Kroatisch und Serbisch sind hier ebenso wie Slovenisch dem westlichen, Bulgarisch und Makedonisch hingegen dem östlichen Zweig zuzurechnen. Aus dieser genetischen Einbindung resultieren Gemeinsamkeiten auf allen Ebenen der sprachlichen Strukturbildung. Dieser genetischen Zuordnung des Kroatischen und Serbischen zu den slavischen Sprachen ist eine andere Klassifizierung an die Seite zu stellen, die areal orientiert ist und Merkmale der sprachlichen Strukturbildung in den Mittelpunkt stellt. Das Kroatische und das Serbische ist, weiträumig gesehen, auf einem Areal loziert, auf dem mit dem Bulgarischen, Makedonischen, Rumänischen, Albanischen und Griechischen eine Reihe von Sprachen gesprochen wird, die genealogisch nicht oder doch nicht unmittelbar verbunden sind, die sich aber nichtsdestotrotz durch eine Reihe von gemeinsamen strukturellen Eigenschaften auszeichnen. Seit K. Sandfeld (1930, 1936) werden die gen. Sprachen in der Linguistik unter dem areal fundierten Label Balkansprachen in Bezug aufeinander betrachtet und untersucht. Zu den auffälligen strukturellen Gemeinsamkeiten, den ca. seit dem 13.⫺15. Jahrhundert auftretenden Balkanismen, gehören das Vorhandensein eines (meist postponierten) Artikels, der Verlust des Infinitivs, die Erscheinung der Objektverdoppelung, die vollständige oder teilweise Reduzierung der Flexion der Nomina u. a. Auf dem Niveau der Standardsprache zählen zwar das Serbische, insbesondere aber das Kroatische sensu stricto nicht zu
dieser Sprachengruppe, sie liegen aber areal immerhin an ihrer Peripherie und zeigen deshalb wenigstens partiell und ansatzweise einige der hier gen. typologischen Eigen´ upic´ 1996, 160). schaften (C Die typologische Beschreibung von Einzelsprachen wird in der Regel anhand von Daten der Standardsprache vorgenommen; andere, insbesondere regional bzw. lokal oder sozial determinierte Sprachformen finden dabei normalerweise höchstens ausnahmsweise Berücksichtigung. Auch in diesem Zusammenhang wird als Ausgangsund Bezugspunkt die Standardsprache fungieren. Das Kroatische und Serbische ist allerdings in diesem Punkt durch einige Besonderheiten charakterisiert, auf die mit Blick auf terminologische und standardologische Fragen zunächst kurz eingegangen werden soll. Das Kroatische und Serbische umspannt ein Dialektkontinuum, das in der Slavistik entsprechend der Vertretung des Interrogativpronomens quid in drei großräumige Dialektgruppen unterteilt wird: das Kajkaˇ akavivische, das Sˇtokavische und das C sche. Das Kajkavische wird im Nordwesten des Sprachgebietes gesprochen: Zentren sind insbesondere die Städte Zagreb, Varazˇˇ akavische, das hisdin und Karlovac. Das C torisch, ebenso wie das Kajkavische, stark an Territorium eingebüßt hat, ist gegenwärtig auf einem schmalen Küstenstreifen Kroatiens und einer größeren Zahl von Adriainseln im Gebrauch. Das ausgedehnteste Gebiet nimmt derzeit die sˇtokavische Dialektgruppe mit ihren Untergliederungen ein. Sie ist in ihrer neusˇtokavischen Prägung der westlichen Ostherzegovina auch die Grundlage für die moderne Standardsprache sowohl der Kroaten als auch der Serben geworden. Von besonderem Interesse für die Sprachwissenschaft sind schließlich die torlakischen Dialekte im Süden und Südosten des Sprachgebietes, die am deutlichsten Strukturmerkmale der o. g. Balkansprachen zeigen. Die Standardsprache der Kroaten und Serben auf der gemeinsamen Basis des Neu-
26. Kroatisch und Serbisch
sˇtokavischen der Ostherzegovina hat hinsichtlich ihres Status eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Die sprachliche Entwicklung der beiden Völker selbst ist von Anbeginn an durch ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen Religions- und daher Kulturgemeinschaften beeinflußt worden und hat dadurch eine unterschiedliche historische Prägung erfahren. Während die Serben durch ihre Zugehörigkeit zur orthodoxen Kirche unter dem Einfluß von Byzanz standen, sind die Kroaten von Anfang ihrer Geschichte an kulturell und zivilisatorisch eng an der römisch-katholischen Kirche orientiert gewesen. Die Entwicklung des Kroatischen ist zusätzlich durch früh literarisch verwendete Sprachformen mitgestaltet worden. Bei der Formierung der modernen Standardsprache der Kroaten und Serben im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts gab es Bestrebungen zu einer sprachlichen Annäherung. Das implizierte die Bereitschaft zu einer mehr oder weniger ausgeprägten konvergierenden Entwicklung der zu dieser Zeit existierenden Idiome beider Völker mit dem möglichen Ziel einer einheitlichen Standardsprache. Die praktische Durchsetzung dieser Ideen stieß indessen von Anfang an auf mannigfaltige Schwierigkeiten. Der anfänglichen Tendenz zur Konvergenz, die über einen gewissen Zeitraum anhielt, folgten im ständigen Wechsel, teilweise auch sprachpolitisch unterstützte oder sogar forcierte, divergierende bzw. konvergierende Phasen, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts anhielten. Etwa seit den 70er Jahren unseres Jahrhunderts gewinnen die Divergenzen definitiv das Übergewicht und es wird de facto die Etablierung eigenständiger Standardsprachen eingeleitet. Seit 1990 bzw. 1992 sind Kroatisch und Serbisch auch offiziell, d. h. de jure in den Verfassungen verankert, selbständige Standardsprachen in Kroatien sowie in den slavischsprachigen Teilen der Republik Jugoslavien bzw. in Serbien und Montenegro. Diese wechselvolle Entwicklung, die hier lediglich in sehr allgemeinen Zügen angedeutet werden konnte, hat seinen Niederschlag auch in der verwendeten Terminologie gefunden. Abhängig von der Auffas-
705 sung, ob das Kroatische und Serbische als eine Standardsprache mit einer polyzentrischen Realisierung, d. h. als Varianten einer Standardsprache, angesehen wurde bzw. ob ihm der Status selbständiger Standardsprachen zuerkannt wird, finden sich in der nativen und slavistischen Literatur eine Reihe von unterschiedlichen Sprachbezeichnungen. In den letzten nahezu vier bis fünf Dezennien dieses Jahrhunderts waren vor allem im Gebrauch: westliche vs. östliche Variante, Zagreber vs. Beograder Variante, kroatoserbische vs. serbokroatische Variante, kroatische oder serbische vs. serbische oder kroatische Variante; parallel dazu wurde seit längerem kroatische vs. serbische Variante verwendet; etwa seit Anfang der 70er Jahre kommt zunehmend und schließlich ausschließlich Kroatisch vs. Serbisch in Gebrauch. In der deutschen Slavistik ist spätestens seit der Grammatik von A. Leskien (1914) bis in die 80er Jahre unseres Jahrhunderts die Bezeichnung Serbokroatisch weitverbreitet, gegenwärtig wird es durch das früher eher vereinzelt vorkommende Kroatisch und Serbisch abgelöst. Aus dieser Sachlage heraus ergeben sich für die typologische Beschreibung des Kroatischen und des Serbischen im Vergleich zu anderen Sprachen einige Besonderheiten. Obwohl beide Idiome soziolinguistisch gegenwärtig und auf absehbare Zukunft als zwei getrennte Entitäten zu behandeln sind, macht diese Differenzierung streng linguistisch betrachtet keinen Sinn, da beide Idiome alle wesentlichen Systemmerkmale teilen. Die gegenwärtige Phase stellt sich, auch ungeachtet vieler Neuerungen, insbesondere im Kroatischen, als eine Phase der Konsolidierung mit einem ausgeprägten Übergangscharakter dar. In den folgenden Erörterungen werden deshalb beide standardsprachlichen Entitäten nicht getrennt, sondern gemeinsam, d. h. in der Kombination Kroatisch und Serbisch, verwendet. Abgewichen wird von dieser Praxis in allen den Fällen, in denen sich Eigenschaften eindeutig der einen oder der anderen Standardsprache zuweisen lassen. In diesem Kontext muß schließlich noch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß das Gebiet, das bisher mit der Sprachbe-
706 zeichnung Serbokroatisch erfaßt wurde, mit den Termini Kroatisch und Serbisch insofern unvollständig und eher vage erfaßt wird, als sich gegenwärtig eine bosnische oder bosnjakische und möglicherweise auch eine montenegrinische Standardvariante herauszubilden beginnen. Auf dem aktuellen Stand zeigen allerdings das Kroatische und Serbische die derzeit am klarsten erkennbaren Konturen. Seit der Mitte dieses Jahrhunderts und verstärkt in den letzten Jahrzehnten zeichnet sich unterhalb der Ebene der Standardsprache und oberhalb der Dialekte auch die Herausbildung von Verkehrs- und Umgangssprachen um und in den städtischen Zentren ab. In Kroatien trifft das beispielsweise auf die Umgangssprache von Zagreb, Split, Zadar, Rijeka und Osijek zu. Sie sind bisher mit Ausnahme der Sprache von Zagreb noch wenig untersucht (Lisac 1998, 187). Für das Serbische gilt dies insbesondere für die Sprache in und um Beograd, Novi Sad, Podgorica, Prisˇtina, Nisˇ und ei´ upic´ 1996, 163). Für die Vanige andere (C rianzproblematik spielen weiterhin auch nicht primär lokal, sondern funktional determinierte Sprachformen eine herausragende Rolle (Radovanovic´ 1996, 9). Die typologische Beschreibung von Sprachen kann auch mit Bezug auf die slavischen Sprachen auf mehrere unterschiedliche Arten betrieben werden (Croft 1994, 4807). Typologie bemißt sich bekanntlich in erster Linie an der Art des Konzepts, mit dem ihr Gegenstand exploriert wird. Nach wie vor sehr verbreitet ist, von Sprachtypen auszugehen, die traditionell durch die Ausdifferenzierung bestimmter vorzugsweise morphologischer Strukturmerkmale gewonnen worden sind. Die klassische Form dieser Differenzierung ist die Einteilung in isolierende, agglutinierende, flektierende bzw. fusionierende, introflexive und polysynthetische oder polysynthetische-inkorporierende Sprachen (Skalicˇka 1979, 21 f.; Wurzel 1996, 493). Sie geht in ihrem Ursprung auf A. W. Schlegel (1818) und W. von Humboldt (1836) zurück und ist in der darauffolgenden Zeit immer wieder aufgegriffen und dabei modifiziert worden. Bis in diese frühe Zeit reicht auch die Unterschei-
IV. Baltische und slavische Sprachen
dung in analytische und synthetische Sprachen, die, aus Erklärungsnot entstanden, ursprünglich eine Unterteilung innerhalb der flektierenden Sprachen darstellte. In neueren Arbeiten wird der nichtflektierende Anteil flektierender Sprachen eher in Termen des agglutinierenden bzw. isolierenden Typs gekennzeichnet (Wurzel 1996, 492). Ein primär syntaxorientiertes Konzept in der typologischen Forschung wurde durch J. Greenberg (1963) und seine Nachfolger etabliert. Es geht von sehr allgemeinen, vermutlich universellen Eigenschaften natürlicher Sprachen aus, die absolut gesetzt oder implikationell angenommen werden. Ein Aspekt, auf den Vertreter der Sprachtypologie ebenfalls verhältnismäßig früh aufmerksam gemacht haben, der aber erst in neueren Arbeiten deutlich benannt und einigermaßen konsequent verfolgt wird, ist, daß natürliche Sprachen in der Regel nicht einen der oben gen. Sprachtypen sensu stricto verkörpern, sondern strukturelle Anteile an mehreren Typen haben und somit Mischtypen sui generis darstellen (Croft 1994, 4808; Wurzel 1996, 492; Lang 1996, 12; Comrie 1996, 16; Skalicˇka 1979, 23). In enger Beziehung dazu steht die Bestimmung der Domäne, worüber ein bestimmter Sprachtyp etabliert wird. Ein Verfahren besteht darin, eine Sprache ganzheitlich, d. h. hinsichtlich aller sie grundsätzlich konstituierenden Strukturmerkmale und daher mit einem hohen Anspruch auf Abstraktion, zu charakterisieren; eine Typologie dieser Art liegt beispielsweise bei J. Greenberg (1963) vor. In den letzten Jahrzehnten gewinnt verstärkt ein anderes Modell an Bedeutung. Es zielt darauf ab, ausgewählte und eine bestimmte Sprache prägende Strukturmerkmale aufzugreifen und sie im Detail zu beschreiben. Das Ziel dabei ist, typologisch feinkörnige Teilporträts einzelner Sprachen oder Sprachkomponenten zu gewinnen (König 1996, 41; Lang 1996, 8). Für die Slavistik sind in diesem Zusammenhang typologische Arbeiten von R. Jakobson (1958), G. A. Klimov (1977, 1981, 1983), V. N. Jarceva (1975), den Vertretern der Leningrader Typologiegruppe wie A. A. Cholodovicˇ (1974), V. S. Chrakovskij
26. Kroatisch und Serbisch
(1986, 1990), V. P. Nedjalkov (1983) u. a. sowie von Vertretern der Prager Schule, insbesondere von V. Skalicˇka (1979) und P. Sgall (1986), aber auch die Arbeiten von B. Comrie (1983, 1989, 1996), B. Comrie/ G. G. Corbett (1993), B. Panzer (1991) zu nennen. Für die südslavischen Sprachen ist speziell auf die Arbeiten von D. Brozovic´ und P. Ivic´ (1988), M. Radovanovic´ (1996), ˇ . Stanojcˇic´ I. Pranjkovic´ (1995, 1998), Z (1996), J. Lisac (1998), M. Loncˇaric´ (1996, ´ upic´ (1996) und einige andere 1998), D. C zu verweisen. In den folgenden Ausführungen soll innerhalb eines vorgegebenen Rahmens versucht werden, ein durch hinreichende sprachliche Daten gestütztes partielles typologisches Porträt des Kroatischen und Serbischen zu entwerfen. Die linguistische Grundlage ist das Kroatische und das Serbische als ein linguistisches System, das wesentlich auf dem neusˇtokavischen Dialekt beruht. Innerhalb dieses Systems treten als Realisierungen potentieller Strukturoptionen Fälle von Varianz auf, die frei und standardsprachlich irrelevant sind. Als Spezifikum des Objektbereichs treten aber gleichermaßen Fälle mit standardsprachlicher Relevanz auf, d. h. Varianten etablieren sich in der kroatischen vs. in der serbischen Standardsprache. Varianz wird insbesondere auch begründet auf der nichtstandardsprachlichen Ebene, d. h. in regional und/ oder sozial basierten sprachlichen Existenzformen wie Dialekten bzw. Soziolekten, sowie durch die Interaktion zwischen allen gen. Ebenen.
2.
Typologische Charakterisierung des Kroatischen und Serbischen
Die allgemeine typologische Charakterisierung des Kroatischen und Serbischen ist eng geknüpft an die konstitutiven linguistischen Merkmale, die der Standardsprache als Komponenten eines Systems auf neusˇtokavischer Grundlage zugrundeliegen. 2.1. Phonetik/Phonologie Im Bereich der Phonetik/Phonologie ist das Kroatische und Serbische typologisch ausgewiesen durch Besonderheiten sowohl im
707 Vokalismus als auch im Konsonantismus. Der Vokalismus umfaßt fünf Vokale: a, e, i, o, u; dazu kommt silbenbildend der Sonant r, nicht hingegen l. Standardsprachlich existieren weder gerundete vordere Vokale, noch Diphthonge oder Nasalvokale. Dieses von seiner Anzahl her verhältnismäßig schmale Inventar potenziert sich dadurch, daß alle Vokale einschließlich des silbischen r unter musikalischem Akzent bzw. unbetont sowie in der quantitativen Opposition lang : kurz auftreten können. Die Vokalquantität ist wesentlich an den Akzent gebunden, vokalische Längen außerhalb des Akzents sind positionell restringiert. Die kroatische und serbische Standardsprache kennt schließlich weder quantitative noch qualitative Vokalreduktionen (Panzer 1991, 127). Im Vergleich zum Vokalismus ist das Konsonanteninventar des Kroatischen und Serbischen verhältnismäßig klein. Charakteristisch ist die hohe Anzahl von Affrikaten wie cˇ, c´, c, I und dzˇ /zˇ/. (Brozovic´/Ivic´ 1988, 55), die großenteils aus den für die slavischen Sprachen spezifischen Palatalisierungen stammen. Die im Altslavischen angelegte Potenz zur Ausbildung einer Korrelation nichtpalataler vs. palataler Konsonant ist nicht systematisch ausgebaut und wird standardsprachlich funktionell nur in wenigen Fällen genutzt. Typologisch kennzeichnend ist weiterhin die Instabilität einzelner Konsonanten, z. B. des h. Weitere Merkmale des phonologischen Systems sind: der Ausschluß der phonetischen Doppelkonsonanz sowie die Neigung zur Vermeidung von bestimmten Konsonantenclustern. Typologisch relevant ist schließlich, daß Konsonanten regressiv der Assimilation unterliegen sowie daß die Stimmhaftigkeit am Silben- bzw. Wortende erhalten bleibt. Charakterisierend ist auch eine Reihe von Phonemalternationen im Bereich von Wortbildung und Morphologie (Brozovic´/Ivic´ 1988, 19; Kunzmann-Müller 2002, 32; Panzer 1991, 128). Das Kroatische und Serbische gehört bekanntlich zu den Sprachen, die einen musikalischen Akzent aufweisen, d. h. die zusätzlich zu Quantität und Intensität des Tones auch dessen Tonhöhenverlauf markie-
708 ren (Brozovic´/Ivic´ 1988, 57; Panzer 1991, 298; Kunzmann-Müller 2002, 27). Für die Variantenbildung ist es bedeutsam, daß bei steigendem Akzent im Neusˇtokavischen, im Unterschied zu den anderen Dialekten, eine Akzentverschiebung um eine Silbe zum Wortanfang hin stattgefunden hat. Standardsprachlich etabliert ist das sog. Vierakzentsystem, d. h. bezogen auf lange und kurze Vokale existieren jeweils zwei fallende und zwei steigende Akzente, die bestimmten Gebrauchsbedingungen unterliegen. Das Akzentsystem der Standardsprache wird phonologisch zur Unterscheidung von Wörtern und Wortformen genutzt. 2.2. Morphologie Morphologisch gehört das Kroatische und Serbische als indogermanische Sprache zu den sog. typischen flektierenden oder fusionierenden Sprachen, doch es weist auch nichtfusionierende Züge und somit die Tendenz zum Analytismus auf. Die Symbolisierung der fusionierenden Kategorien bei Verben, Substantiven und Adjektiven erfolgt durch Flexive, d. h. durch Affixe, die einen unterschiedlich hohen Grad an Fusion und folglich Polyfunktionalität haben. Im Bereich der Morphologie lassen sich bei den autosemantischen oder Hauptwortarten für das Kroatische und Serbische die folgenden Kategorien festhalten: Die Wortklasse der Verben zeigt die Konjugation entsprechend nach Klassifikationskriterien etablierten Konjugationsklassen. Markiert werden die Kategorien Person und Numerus; Genusunterschiede werden bei allen periphrastischen Tempus-, Genus- und Modusformen gekennzeichnet. Das Kroatische und Serbische hat die für die slavischen Sprachen typische verbale Kategorie Aspekt mit der Ausdifferenzierung perfektiv vs. imperfektiv in spezifischer Weise bewahrt. Das Tempussystem ist mit dem Präsens, vier präteritalen Formen sowie zwei Zukunftstempora zwar reich gegliedert, tendiert in der Standardsprache der Gegenwart jedoch zu Abbau und Umschichtung. Hinsichtlich des Modus werden Indikativ, Imperativ sowie die Konditionale I und II unterschieden. Das Genus verbi ist vertreten mit den Gliedern Aktiv und Passiv, wobei
IV. Baltische und slavische Sprachen
das Passiv im Vergleich zu anderen indoeuropäischen Sprachen, die z. T. eine paradigmatische Passivmorphologie aufweisen, in einem deutlich geringeren Maße morphologisiert ist. Von den infiniten Verbformen sind mit unterschiedlicher Stabilität der Infinitiv, das Partizip Passiv sowie die für die slavischen Sprachen charakteristischen Adverbialpartizipien oder Gerundien bewahrt (Panzer 1991, 133). Das Substantiv zeigt die Kategorien Genus, Numerus, Kasus, die in der Regel fusionierend symbolisiert sind. Es werden drei Genera, und zwar sowohl im Singular als auch im Plural, unterschieden. Grammatikalisiert, wenn auch mit bestimmten Restriktionen, ist die Kategorie der Beseeltheit. Das Kroatische und Serbische gehört, wie die meisten slavischen Sprachen, zu den sog. artikellosen Sprachen, d. h. das Phänomen Determiniertheit vs. Indeterminiertheit beim Substantiv ist nicht grammatikalisiert und wird auf unterschiedliche Art markiert. Die Kasusmorphologie ist mit den Kasus Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental, Lokativ und Vokativ breit ausdifferenziert, sie wird innerhalb von bestimmten Deklinationsklassen realisiert. Charakteristisch für die Kasussymbolisierung ist ein starker Formensynkretismus, der in beiden Numeri, insbesondere aber im Plural, auftritt (Panzer 1991, 129). Das kroatische und serbische Adjektiv spezifiziert morphologisch die Kategorien Genus, Numerus und Kasus, die mittels fusionierender Suffixe symbolisiert werden. Typologisch charakterisierend ist die Beibehaltung der sog. vollen vs. kurzen Adjektivformen. Als für bestimmte Klassen des Adjektivs typische morphologische Kategorie tritt die Komparation auf, die agglutinierend symbolisiert wird (Panzer 1991, 130). Typologisch relevante Eigenschaften in der Morphologie zeigen auch die Kardinalia. Generell tendieren sie zum Kategorienabbau, sie realisieren eingeschränkt die Kategorien Genus und Kasus. Pronomina haben die fusionierende Flexion im großen und ganzen gut bewahrt. Typologisch relevant ist insbesondere die Herausbildung von sog. klitischen Formen (Panzer 1991, 132).
709
26. Kroatisch und Serbisch
2.3. Syntax Bei der Serialisierung unterscheidet das Kroatische und Serbische zwischen tontragenden und klitischen Elementen. Hinsichtlich des zuerst gen. Merkmals gilt es als Sprache mit einer weitgehend freien Wortfolge, wobei entsprechend der Klassifikation von J. Greenberg (1963) die Grundreihenfolge SVO ist. Serialisierungsmuster in Abhängigkeit von bestimmten Satzklassen existieren nicht. In Nominalgruppen gilt die Reihenfolge Adjektiv vor Nomen. Charakteristisch ist weiterhin eine geringe Zahl von Postpositionen gegenüber einer großen Anzahl von Präpositionen. Syntaktisch ist das Kroatische und Serbische als sog. Nominativsprache charakterisiert; hinsichtlich der oberflächensyntaktischen Realisierung des Subjekts zählt es zu den pro-drop Sprachen (Panzer 1991, 224). In negierten Sätzen mit einem transitiven Verb wird das direkte Objekt abweichend vom Defaultfall symbolisiert. Die kroatische und serbische Standardsprache hat die aus dem Altslavischen überkommene formale Distinktion von Adverbialen wie Modale, Lokale und Direktionale nur teilweise beibehalten und zeigt in diesem Bereich Ansätze zur Neutralisierung. Das Kroatische und Serbische hat, ähnlich wie andere indogermanische Sprachen auch, einfache und komplexe Satzstrukturen mit der Untergliederung in parataktische und hypotaktische Konstruktionen ausgebildet. Sie können syndetisch und asyndetisch verknüpft sein. Während im Bereich der syndetischen Parataxe oder Koordination eine Anzahl von primären konjunktionalen Verknüpfungsmitteln existiert, die sich im Kroatischen und Serbischen in spezifischer Weise differenziert haben, ist im Bereich der Hypotaxe die Anzahl der ursprünglichen Konjunktionen vergleichsweise gering; hervortreten insbesondere die Komplementierer da und sˇto bzw. von diesen abgeleitete Verknüpfungszeichen (Panzer 1991, 135, 235 f.). 2.4. Wortschatz Im Lexikon hat das Kroatische und Serbische einen großen Teil des slavischen Grundwortschatzes bewahrt. Daneben sind
Einflüsse fremder Sprachen zu verzeichnen, wobei Griechisch und Latein einerseits und das Deutsche, Ungarische, Italienische, Russische, Türkische und in der gegenwärtigen Zeit das Englische/Amerikanische andererseits eine jeweils unterschiedliche und spezifische Rolle gespielt haben oder spielen. Das Kroatische ist dadurch charakterisiert, daß es in verschiedenen historischen Epochen ausgeprägte puristische Tendenzen bei der Erweiterung und Modifizierung des Wortschatzes erkennen läßt.
3.
Phonetische Variation
Die Variation des Kroatischen und Serbischen im Bereich der Phonetik hat ihre Wurzeln in den Sprachwandelvorgängen im Zuge der Ausdifferenzierung aus der gemeinsamen slavischen Sprache, die ihrerseits durch sehr spezifische Veränderungen im Konsonantismus, insbesondere aber im Vokalismus charakterisiert war (Brozovic´/ Ivic´ 1988; Panzer 1991, 248, 275). Die Standardsprache der Gegenwart spiegelt naturgemäß vorrangig die Phänomene des sie fundierenden Dialekts, d. h. des Neusˇtokavischen, wider. Im Vergleich zum Ausgangszustand stellt der Vokalismus des Kroatischen und Serbischen mit seinen Komponenten Silbenquantität und Tonhöhenverlauf ein seinem Wesen nach qualitativ neues System dar. Ein verhältnismäßig früher Wandel innerhalb dieses Systems, der ca. seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einsetzt, ist die Ablösung des vorderen geschlossenen eˇLautes, des sog. Jats, durch zwei- bzw. einsilbige Realisierungen, vgl. *cveˇt > cvijet bzw. cvjet, cvet und cvit ‘Blume’, *meˇra > mjera, mera und mira ‘Maß’ (Loncˇaric´ 1996, 77; Brozovic´/Ivic´ 1988, 9). Bei der einsilbigen Variante vom Typ cvjet ist insbesondere auf die Tendenz zur sog. diphthongischen Realisierung aufmerksam zu machen, d. h. auf die Existenz von zweisilbigem cvijet /cvii4et/ neben diphthongischem einsilbigen cvjet /cvi4et/ (Silic´ 1998, 35). Alle genannten Realisierungen erscheinen ursprünglich großräumig innerhalb des gesamten Sprachareals distribuiert. Linguis-
710 tisch dienen sie auch gegenwärtig als Kriterium für die Klassifizierung der Dialekte in Ijekavisch bzw. Jekavisch, Ekavisch und Ikavisch. Die anfängliche Transparenz in der Verteilung dieser Dialektgruppen im Sprachgebiet ist sekundär, d. h. durch Wanderungsbewegungen im Zusammenhang mit den Türkeneinfällen seit dem beginnenden 15. bis weit in das 20. Jahrhundert hinein, verdeckt und vielfach überlagert worden (Brozovic´/Ivic´ 1988, 56). Die oben genannte Varianz hat insofern eine besondere Bedeutung, als sie bei der Formierung der modernen Standardsprache im 19. Jahrhundert relevant geworden ist. Die Standardsprache der Kroaten und Serben basiert ursprünglich auf dem Neusˇtokavischen ijekavischer Prägung, die parallele Geltung der ekavischen Lautung des Neusˇtokavischen ist eine sekundäre Erscheinung. Bezogen auf die gegenwärtigen Standardsprachen hat das Kroatische überwiegend eine ijekavische (cvijet) bzw. in freier Varianz dazu eine jekavische Prägung (cvjet), das Serbische hingegen ist mehrheitlich ekavisch (cvet), aber auch ijekavisch (cvijet). Das Ikavische (cvit) spielt für die moderne Standardsprache keine Rolle; regional stellt es eine Variante zur kroatischen Standardsprache dar. Neben dieser auf der Ebene der Standardsprache der Gegenwart etablierten Varianz existiert eine Varianz innerhalb des Kroatischen, die auf der Interaktion mit dem Dialekt beruht: Der kajkavische Dialekt Kroatiens, der ekavisch ist, wirkt auf die gesprochene Sprache des kroatischen Zentrums Zagreb und führt dort zu einer Varianz unterhalb der Ebene der kroatischen Standardsprache. Auf dem Niveau der gesprochenen Sprache greift großräumig eine andere Form der Varianz Platz: die weitverbreitete Kürzung von standardsprachlich verbindlichen nachtonigen vokalischen Längen (Silic´, 1998; Brozovic´/Ivic´ 1988, 16; Lisac 1998, 187). Sie wird ausgelöst oder wenigstens wesentlich unterstützt durch entsprechende Entwicklungen insbesondere in den kajkavischen, aber auch cˇakavischen Dialekten, die sehr früh einsetzten. Formen von qualitativer Reduktion nachtoniger Vokale, insbesondere von i > Ø, verbleiben hingegen auf der
IV. Baltische und slavische Sprachen
regionalen Ebene, vgl. radli zu radili ‘sie haben gearbeitet’, sˇenca zu psˇenica ‘Weizen’ bzw. velki zu veliki ‘groß’ in der Vojvodina bzw. in Bosnien (Brozovic´/Ivic´ 1988, 59, 73), ähnlich der Ausfall unbetonter auslautender Vokale im Kajkavischen, vgl. sim ‘hierher’, tak ‘so’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 94). Auch eine Reihe von weiteren Entwicklungen ist im regionalen, d. h. dialektalen, Rahmen und ohne Auswirkungen auf die Standardsprache geblieben. Das ist etwa der Fall bei der Vokalisierung der sog. Halbvokale bzw. ъ, die seit dem 14. Jahrhundert im Sˇtokavischen und somit in der Folge auch standardsprachlich einheitlich ˇ akavischen bzw. mit a vertreten sind, im C Kajkavischen jedoch Varianten mit e/o bzw. mit o haben, vgl. standardsprachlich starac vs. kajkavisch starec ‘Greis’, trgovac vs. trgovec ‘Kaufmann’. Von verhältnismäßig kleinräumiger dialektaler Geltung ist hingegen die Herausbildung von gerundeten Vokalen wie ü < u bzw. ö < o, vgl. vüˆho zu uho ‘Ohr’, hrüˆsˇka zu krusˇka ‘Birne’ bzw. jelö zu jelo ‘Essen’ (Brozovic´/Ivic´ 1998, 94) oder von sekundären Diphthongen z. B. im Kajkavischen, vgl. buok zu bog ‘Gott’ (Loncˇaric´ 1996, 78; Brozovic´/Ivic´ 1988, 92, 94), bzw. in einigen südlichen Dialekten, vgl. tütündzˇija ‘Tabakjunge’, vereinzelt auch in cˇakavischen Dialekten sowie in der Bacˇka, vgl. dev 4ieti ‘der neunte’, m u4 ora ‘des Meeres’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 61, 66). Der Konsonantismus war in der einzelsprachlichen Entwicklung zum Kroatischen und Serbischen ebenso starken Veränderungen unterworfen und stellte im Gefolge dessen Potential zu mannigfaltiger Variantenbildung dar. Die sˇtokavisch basierte Standardsprache ist durch die Tendenz zur Erhöhung der Anzahl der Phoneme mit einer hohen Tonalität gekennzeichnet. Gleichermaßen ins Auge fällt die große Zahl phonologisch aktuell nicht mehr relevanter palataler und mehrheitlich auch phonetisch entpalatalisierter Konsonanten, die aus dem slavischen Erbe stammen und dort eine der wesentlichen Neuerungen dargestellt hatten (Panzer 1991, 179, 248). Sie waren insbesondere das Resultat mehrerer Palatalisierungen der Velare g, k und h, an denen das Kroatische und Serbische teilgenommen
26. Kroatisch und Serbisch
hat. Die Ergebnisse der sog. 1. Palatalisierung von g, k und h > zˇ, cˇ und sˇ bzw. der 2. Palatalisierung zu z, c und s sind, mit Einschränkungen bei der Alternation h > sˇ bzw. s, standardsprachlich im großen und ganzen gut bewahrt, vgl. beim Nomen cˇovjecˇe Vokativ Singular zu cˇovjek ‘Mensch’, ruci Dativ, Lokativ Singular zu ruka ‘Hand’, ebenso knjizi zu knjiga ‘Buch’, eposi zu epoha ‘Zeitalter’ bzw. prilozi Nominativ Plural und prilozima Dativ, Instrumental, Lokativ Plural zu prilog ‘Beitrag’, uspijesi Nominativ Plural, uspijesima Dativ, Instrumental, Lokativ Plural zu uspijeh ‘Erfolg’ bzw. beim Verb mozˇemo 1. Person Plural Präsens zu moc´i ‘können’, reci Imperativ zu rec´i ‘sagen’. Hervorzuheben ist, daß die Alternationen auch in lexikalischen Neologismen auftreten, vgl. mitinzi Nominativ Plural usw. zu miting ‘Meeting’. Dieser standardsprachlich etablierte Zustand wird im Prinzip auch in den Dialekten angetroffen, wobei sich vor allem in den Dialekten der Peripherie die Tendenz zum Abbau der Alternationen deutlich abzeichnet. Sie besteht beispielsweise im Kajkavischen, vgl. singularische Dativ- bzw. Lokativformen wie roki bzw. ruki und v roki zu ruka ‘Hand’, nogi und na nogi zu noga ‘Fuß’ (Loncˇaric´ 1998, 234), aber auch vuki bzw. voki Nominativ Plural zu vuk ‘Wolf’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 30) sowie über das Präsens unifizierte Formen wie vlecˇi zu vlec´i ‘ziehen’ (Brozovic´/ Ivic´ 1988, 30, 96). Der Abbau der Ergebnisse von Jotierungen hat schließlich auch an der südöstlichen Peripherie in den torlakischen Dialekten stattgefunden, vgl. Passivpartizipien wie kupen anstelle von kupljen ‘gekauft’, zagraden anstelle von zagraIen ‘umbaut’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 69). Anders liegen die Dinge bei einer Reihe von jüngeren Jotierungen. Hier treten regional ausgeprägte Differenzierungen, aber auch Auswirkungen auf die gesprochene Sprache stärker hervor. Eine solche Entwicklung liegt beispielsweise vor bei dem palatalen Explosivlaut t’, der sˇtokavisch und im südwestlichen Kajkavischen als c´ vertreten ist, cˇakavisch als t’, im Hauptgebiet des Kajkavischen indessen als cˇ mit einer etwas weicheren Aussprache, vgl. noc´ vs. nocˇ ‘Nacht’ (Silic´ 1998, 44; Lisac 1998,
711 187). Die Aufhebung der Opposition cˇ und c´ und die Neutralisierung ihres phonematischen Wertes findet sich in kajkavischen Dialekten, aber auch in Teilen der Dialekte der Bosniaken. Sie führte schließlich zu einer Beeinflussung des urbanen Kajkavischen in Zagreb sowie der kroatischen Standardsprache insgesamt, vgl. den phonetischen Zusammenfall von spavac´ica ‘Nachthemd’ vs. spavacˇica ‘Schläferin’, kucˇetina ‘(großer) Hund’ vs. kuc´etina ‘(großes) Haus’ (Loncˇaric´ 1998, 233; Brozovic´/Ivic´ 1988, 62). Strikt regional ist hingegen die Variante dj > j geblieben, vgl. standardsprachlich meIa vs. kajkavisch bzw. cˇakavisch meja ‘Grenzrain’. In Gruppen aus Konsonant ⫹ j, das aus einem alten kurzen eˇ stammt, treten, beginnend mit dem 16. Jahrhundert, Veränderungen auf, die regionale Sonderentwicklungen zeigen. Besonders verwiesen sei auf eine Variantenbildung, die in sˇtokavischen jekavischen Dialekten auftritt, vgl. tj > c´, dj > I, sj > s´, zj > z´ wie in c´erati zu tjerati ‘treiben’, Ievojka zu djevojka ‘Mädchen’, s´eme zu sjeme ‘Samen’, z´enica zu zjenica ‘Pupille’, iz´esti zu izjesti ‘ausessen’. Diese Parallelformen haben aktuell den Status regionaler Varianten innerhalb der serbischen Standardsprache mit dem Schwerpunkt Montenegro im weiteren Sinne (Brozovic´/ Ivic´ 1988, 63). Sie werden damit gleichzeitig Kandidaten, bei der Etablierung einer montenegrinischen Sprache standardsprachlich genutzt zu werden (Brozovic´/Ivic´ 1988, 13, 56f.; Silic´ 1998, 85). Mit Blick auf den Typ des Konsonantensystems des Kroatischen und Serbischen hat sich die Palatalitätskorrelation als phonologischer Parameter, im Unterschied etwa zum Russischen, nicht etabliert. Im Gegenteil, vorhandene Ansätze, die in eine solche Richtung weisen, sind, insbesondere wenn die Dialekte einbezogen werden, sogar eher abgebaut worden. In der modernen Standardsprache erstreckt sich die Opposition lediglich auf die Phoneme n : nj und l : lj. Vorwiegend in einigen kajkavischen Dialekten wurde schließlich auch die Opposition lj : l zugunsten der nichtpalatalen Realisierung aufgegeben, vgl. zemlja vs. zemla ‘Erde’, kralj vs. kral ‘König’ (Loncˇaric´
712 1998, 241; Brozovic´/Ivic´ 1988, 95). Ebenfalls im Kajkavischen, auf der Insel Susak sowie teilweise in den Dialekten der Bosniaken wurde nj entpalatalisiert zu n bzw. jn, vgl. knjiga zu kniga ‘Buch’, konj vs. kon bzw. kojn ‘Pferd’ (Loncˇaric´ 1998, 241; Brozovic´/Ivic´ 1988, 62). Die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung, d. h. die Durchsetzung der palatalen Variante, ist höchstens punktuell feststellbar. Doppelkonsonanz ist standardsprachlich nicht oder bestenfalls exzeptionell verankert. Sie besteht jedoch regional in den Dialekten der Bosniaken, vgl. Allah, danach auch jenna < jedna ‘die eine’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 74). Für ihre Etablierung wird der Einfluß fremder Sprachen verantwortlich gemacht. Diese regionale Varianz stellt ebenfalls eine Option dar, die bei der Konstituierung von Standardsprachen, im konkreten Fall der bosnischen Sprache, genutzt werden kann. Exemplarisch hinsichtlich der Variantenbildung auf regionaler Ebene ist schließlich auch das Schicksal bestimmter Konsonanten, z. B. des standardsprachlichen h. Die Ergebnisse der Veränderung bewegen sich zwischen Schwund über die Modifizierung bis zum Erhalt. Das h schwindet seit dem 17. Jahrhundert in der Mehrzahl der sˇtokavischen, ebenso wie in einigen kajkavischen und cˇakavischen Dialekten, vgl. alina zu halina ‘Kleid’, ladovina zu hladovina ‘Kühle’, ren zu hren ‘Meerettich’, kru zu kruh ‘Brot’. In der Position zwischen Vokalen kann es hingegen als j oder v erscheinen, vgl. snaha vs. snaja ‘Schwiegertochter’, kihati vs. kijati ‘niesen’, buha vs. buva ‘Floh’, muha vs. muva ‘Fliege’, die feminine singularische Adjektivform suva zu suh ‘trocken’ (Silic´ 1998, 9; Loncˇaric´ 1998, 241; Brozovic´/Ivic´ 1988, 75). Erhalten bleibt h in verschiedenen Modifizierungen insbesondere in den Dialekten der Bosniaken, in einer Reihe ˇ akavon kajkavischen Dialekten sowie im C vischen (Lisac 1998, 199; Loncˇaric´ 1996, 81; Brozovic´/Ivic´ 1988, 62, 64, 74, 95). Für diese Variantenbildung wird in den Dialekten Bosniens und der Herzegovina als Basierung Sprachkontakt mit dem Türkischen bzw. dem Arabischen in Anspruch genommen. Dafür spricht u. a., daß die gen. Er-
IV. Baltische und slavische Sprachen
scheinung in den Städten wesentlich deutlicher ausgeprägt ist als auf dem Land. Variantenbildung einer ganz anderen Art liegt bei dem sog. Cakavismus vor, der in dem Wandel von sˇ > s˙, zˇ > z˙ und von cˇ > c˙ und der damit einhergehenden Neutralisierung mit s, z bzw. c besteht, vgl. koza ‘Ziege’ und kozˇa ‘Haut’ zu koz˙a. Er kommt regional insbesondere in den Dialekten der Küste und der Adriainseln vor. Diese Varianz wird in das umfassendere Phänomen der sog. Adriazismen eingebunden und hat damit ihre Fundierung wiederum im Sprachkontakt, in diesem Falle mit dem Romanischen (Brozovic´ 1998, 223). In diesen Kontext gehört auch der Wandel von auslautendem m > n in den Dialekten des Küstengebiets unabhängig von ihrer Zuordnung sowie vereinzelt im Kajkavischen, vgl. vidim zu vidin ‘ich sehe’, glavom zu glavon ‘mit dem Kopf’ (Lisac 1998, 188; Brozovic´/ Ivic´ 1988, 62, 84, 95) sowie der Ausfall des t beim Infinitiv. Insgesamt gesehen läßt sich eine divergierende Entwicklung des kroatischen und serbischen Konsonantismus feststellten. In den sˇtokavischen Gebieten herrscht eine Entwicklung vor, die vorwiegend durch systemimmanente Faktoren gesteuert wird und zur Erhöhung der Anzahl an Phonemen mit einer hohen Tonalität führt, während im Kajˇ akavischen sowie bei den Muskavischen, C limen die Entwicklung durch Faktoren des Sprachkontaktes u. ä. beeinflußt wird und zu einer entgegengesetzten Tendenz, d. h. zur Erhöhung der Anzahl der Phoneme mit einer tiefen Tonalität, führt. Typologisch merkmalhaft für die Standardsprache sind Erscheinungen der phonetischen Assimilation, die regressiv gerichtet sind. Sie umfassen sowohl Angleichungen hinsichtlich Stimmhaftigkeit vs. Stimmlosigkeit als auch distributive Phonemalternationen, vgl. iz ⫺ pasti > ispasti ‘herausfallen’, sladak Nominativ Singular, maskulin > slatka Nominativ Singular, feminin ‘süß’, vrabac Nominativ Singular > vrapca Genitiv Singular ‘Spatz’, pet ⫺ deset > pedeset ‘fünfzig’, glas ⫺ ba > glazba ‘Musik’ bzw. iz ⫺ cˇeznuti > isˇcˇeznuti ‘verschwinden’, list ⫺ c´e > lisˇc´e ‘Laub’, stambeni zu stan ‘Wohnungs-’, jedan ⫺ put > jedanput /m/
713
26. Kroatisch und Serbisch
‘einmal’. Typologisch relevant ist schließlich insbesondere der Erhalt der Stimmhaftigkeit im Wort- bzw. Silbenauslaut, vgl. daher phonologische Distinktionen wie rog ‘Horn’ vs. rok ‘Zeitpunkt’, sad ‘jetzt’ vs. sat ‘Stunde’. Variativ dazu ist die Nichtbeibehaltung, d. h. die Auslautverhärtung, zu verzeichnen. Sie tritt regional, im Kajkavischen sowie in den Grenzdialekten zu Albanien, aber auch anderswo im sˇtokavischen Dialektgebiet, auf, vgl. grad vs. grat ‘Stadt’, nozˇ vs. nosˇ ‘Messer’, blijed vs blet ‘blaß’, mraz vs. mras ‘Frost’ (Loncˇaric´ 1998, 233; Lisac 1998, 187; Brozovic´/Ivic´ 1988, 15, 64, 94). Abschließend soll die Vermeidung bzw. der Abbau von bestimmten Konsonantenclustern durch den Einschub des sog. flüchtigen a genannt und illustriert werden, der wiederum über das gesamte Gebiet, aber mit unterschiedlicher Regelhaftigkeit verbreitet ist. Gleichmäßig über das Gesamtgebiet verbreitet sind Fälle wie centar ‘Zentrum’, metar ‘Meter’, darvinizam ‘Darwinismus’, verstärkt im Osten, d. h. mit dem Schwerpunkt Serbisch, hingegen kommen Varianten vor wie koncerat neben koncert ‘Konzert’, projekat neben projekt ‘Projekt’, aspekat neben aspekt ‘Aspekt’ (KunzmannMüller 2002, 104). Sehr vereinzelt werden Konsonantencluster durch Genuswechsel beseitigt, vgl. dialektal biciklo neben standardsprachlich bicikl ‘Fahrrad’ (Loncˇaric´ 1996, 79). Für die Standardsprache der Kroaten und Serben gilt eine restringierte Beweglichkeit des Akzents und die Verbindlichkeit des Vier-Akzentsystems, d. h. das Vorhandensein eines fallenden und eines steigenden Akzents mit Anwendung auf lange bzw. kurze Vokale. Der phonematische Charakter des Akzents ist in der Gegenwartssprache kaum produktiv und auf wenige lexikalische und grammatische Minimalpaare wie `a`d ‘Hagel’, teˆk ‘Appetit’ graˆd ‘Stadt’ vs. gra vs. te`e`k ‘erst’, luˆk ‘Bogen’ vs. lu `u`k ‘Zwiebel’ bzw. vlaˆda¯ ‘er herrscht’ und vla´da ‘Regierung’ eingeschränkt, d. h. er ist phonematisch minimal distinktiv (Kunzmann-Müller 2002, 30). Im Bereich des Akzentsystems vollziehen sich gegenwärtig vielfältige Veränderungen, die auf Migrationen, Urbani-
sierung und Dialekteinflüsse und -überlagerungen zurückzuführen sind. Die Folge sind mannigfaltige Variantenbildungen, die zur Herausbildung regionaler Systeme mit einem, zwei, drei bzw. mit vier Akzenten geführt haben, die ihrerseits auf die Standardsprache einwirken (Brozovic´/Ivic´ 1988, 63, 93). Ausgesprochen singulär sind hingegen Erscheinungen der Fixierung des Akzents auf einer, d. h. der letzten bzw. vorletzten Silbe. Sie kommen in peripheren, d. h. kajkavischen und torlakischen, Dialekten vor (Brozovic´/Ivic´ 1988, 92); ähnlich vereinzelt ist der Verlust der Intonationsoppositionen (Brozovic´/Ivic´ 1988, 93). Diese Entwicklungen, die sich gegenwärtig mit Vehemenz vollziehen, sind noch wenig erforscht und können u. a. deshalb in diesem Rahmen nicht ausführlicher beschrieben werden. Exemplarisch verwiesen sei auf zwei Erscheinungen. Entgegen der standardsprachlichen Norm, daß Endsilben mehrsilbiger Wörter niemals den Akzent tragen dürfen, erscheinen in der gesprochenen Sprache unter dem Einfluß der Dialekte bei Internationalismen fallende Akzente auf der letzten `o` ‘NiSilbe, vgl. biciklı`ı`st ‘Radfahrer’, nivo veau’, asiste`e`nt ‘Assistent’, subje`e`kt ‘Subjekt’. Ebenso im Widerspruch zur standardsprachlichen Norm, daß in der Wortmitte nur steigende Akzente auftreten dürfen, treten in der gesprochenen kroatischen Sprache fallende Akzente in der Wortmitte auf, vgl. kompozıˆtor ‘Komponist’, bijenaˆle ‘Biennale’, organizaˆtor ‘Organisator’ (Silic´ 1998, 30; Loncˇaric´ 1996, 84).
4.
Morphologische Variation
Das Kroatische und Serbische bewahrt in vielen Zügen den aus dem Altslavischen ererbten Charakter einer flektierenden und daher morphologiereichen Sprache, gleichzeitig ist aber ein Anwachsen des agglutinierenden und isolierenden Potentials feststellbar. In Termen des Synthetismus vs. Analytismus wird von einer deutlichen Tendenz zum Analytismus gesprochen (Brozovic´/Ivic´ 1988, 114). Die Standardsprache zeichnet sich durch im Grunde genommen gegenläufige Ten-
714 denzen aus: auf der einen Seite steht die Reduzierung der Flektionsmorphologie durch Formensynkretismus sowie der Abbau grammatischer Kategorien, auf der anderen Seite die Beibehaltung morphologischer Distinktionen (Stankiewicz 1963, 23). Innerhalb dieser Gesamtentwicklung stehen Standardsprache und Dialekte in einem spezifischen Spannungsverhältnis zueinander. Beim Verb werden die Kategorien Person, Numerus mit der Spezifizierung Singular und Plural sowie teilweise Tempus und Modus bzw. gegebenenfalls nominales Genus durch Flexive symbolisiert. Person und Numerus werden durch fusionierende Affixe eindeutig gekennzeichnet, wobei die Tendenz zur einheitlichen Kategoriensymbolisierung besteht. Die Standardsprache tendiert beispielsweise dazu, ein Flexiv aus der genetisch überkommenen Vielzahl für die 1. Person Singular zu etablieren. Diese Entwicklung ist standardsprachlich weit fortgeschritten: die Endung -m ist weitgehend verallgemeinert. In den Dialekten ist dieser Prozeß noch stärker ausgeprägt und erfaßt auch die 3. Person Plural: die Endung -u ist auf alle Flexionsklassen ausgedehnt (Brozovic´/Ivic´ 1988, 31 f.). Dabei zeigt sich als weitere Varianz die Infigierung mit d oder j, vgl. kradedu, kradeju, kradu zu krade ‘sie stehlen’, molu, molidu und moliju zu mole ‘sie bitten’. Hinsichtlich der Flexionsklassen hat eine deutliche Umverteilung und Reduzierung der aus dem Altslavischen ererbten Typen stattgefunden. Das äußert sich insbesondere an Übertritten von Verben aus schwach in stärker produktive Klassen, aber auch an der Art, wie lexikalische Neuerungen integriert werden, vgl. definirati ‘definieren’, emitirati ‘senden’, financirati ‘finanzieren’, kompjuterizirati ‘mit Computern ausstatten’ entsprechend dem Konjugationsmodell cˇitati ⫺ cˇitam ‘lesen’. Dieses Integrationsmodell ist für das Kroatische standardsprachlich fixiert, für das Serbische stehen variativ auch oder sogar präferent Formen wie definisati und emitovati entsprechend brisati ⫺ brisˇem ‘wischen’ bzw. kupovati ⫺ kupujem ‘kaufen’. Andere Integrationsmuster sind nadstresˇiti ‘überdachen’, posˇumiti ‘bewal-
IV. Baltische und slavische Sprachen
den’, osirotjeti ‘verwaisen’ entsprechend misliti ‘denken’ sowie sekundäre Imperfektivierungen wie pokazivati zu pokazati ‘zeigen’, propisivati zu propisati ‘vorschreiben’. Tiefgreifende Veränderungen haben bei der Kategorie Tempus stattgefunden. Sie ordnen sich in die allgemeine Tendenz ein, daß sich das Kroatische und Serbische von einer Tempus- zu einer Aspektsprache entwickelt (Comrie 1987, 401). Formal verfügt die moderne Standardsprache über die Tempora Präsens, die präteritalen Zeitformen Aorist, Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt, die Zukunftstempora Futur I und Futurum exactum, von denen sich die präteritalen Zeitformen Aorist, Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt gegenwärtig in einem Umschichtungsprozeß in Richtung der Herausbildung des Perfekts als universellen Präteritaltempus befinden (Pranjkovic´ 1998, 125; Kunzmann-Müller 2002, 54). Typologisch erfolgt ein Abbau fusionierender Formen zugunsten der Verstärkung des isolierenden, d. h. analytischen Potentials. In diesem Bereich gehen Standardsprache und Dialekte wiederum deutlich auseinander. Standardsprachlich ist der Gebrauch des Aorists stark restringiert und das Imperfekt ist höchstens noch bedingt konstitutives Element des Systems (Pranjkovic´ 1998, 125; Kunzmann-Müller 2002, 55, 57). In den Dialekten hingegen können beide Zeitformen kategoriell vertreten sein. Das Imperfekt ist zwar auch auf der regionalen Ebene, z. B. in den kajkavischen, cˇakavischen sowie in großen Teilen der sˇtokavischen Dialekte, weiträumig verlorengegangen (Brozovic´/Ivic´ 1988, 75, 96), in einigen Dialekten des Südostens sowie in Montenegro wird es jedoch als Tempuskategorie ˇ akabewahrt (Brozovic´/Ivic´ 1988, 64). Im C vischen schließlich lebt es mit einer spezifischen Umgrammatisierung fort (Brozovic´ 1998, 225; Brozovic´/Ivic´ 1988, 85). Der Rückgang des Aorists ist jüngeren Datums. Er wird auch gegenwärtig in der Mehrheit der sˇtokavischen Dialekte, z. B. in den ostherzegovinischen Dialekten sowie in Montenegro, verwendet, ebenso in einigen cˇakavischen Dialekten, nicht hingegen im Kajkavischen. Sein Gebrauch ist allerdings
26. Kroatisch und Serbisch
überall restringiert (Brozovic´/Ivic´ 1988, 60, 75, 96; Lisac 1998, 201). Bei den periphrastischen, d. h. isolierend bzw. analytisch gebildeten Tempusformen verdienen insbesondere Variantenbildungen im Plusquamperfekt und Futur I Aufmerksamkeit. Das Plusquamperfekt wird variativ entweder mit dem Imperfekt oder dem Perfekt des Auxiliars biti und dem sog. lPartizip gebildet. Standardsprachlich handelt es sich dabei um freie Varianten, in der Sprache der Gegenwart, ebenso wie in der Mehrzahl der Dialekte mit einer deutlichen Präferenz für die zuletzt gen. Bildungsweise (Pranjkovic´ 1998, 125). Die Bildung des Futurs I, die bekanntlich im Altslavischen hinsichtlich des beteiligten Auxiliars nicht grammatikalisiert war, erfolgte mit einer areal unterschiedlichen Ausdifferenzierung: in den cˇakavischen und sˇtokavischen Dialekten und demzufolge auch in der Standardsprache etablierte sich die Bildung mittels des Auxiliars htjeti ‘velle’ mit dem Infinitiv, im Kajkavischen hingegen mit biti ‘esse’ und dem aktiven Partizip, vgl. pisat c´u vs. bum pisal. Streng regional geblieben ist die Umschreibung mit imati ‘habere’. Der kajkavische Flexionstyp mit biti ist als Variante in die kroatische gesprochene Sprache, insbesondere in und um Zagreb, eingedrungen (Brozovic´/Ivic´ 1988, 32 f.). Vergleichbares gilt für das Futurum exactum, das zum generellen Zukunftstempus im Kajkavischen tendiert (Brozovic´/Ivic´ 1988, 96). Als Variante des o. g. htjeti-Futurs sind Bildungen mit dem unflektierbaren partikelhaften c´e in einigen südlichen und südöstlichen serbischen Dialekten anzusehen, vgl. c´e da doIem bzw. c´e doIem (Brozovic´/Ivic´ 1988, 65, 67). Hinsichtlich der Kategorie Aspekt zeigt sich auf der einen Seite die Etablierung dieser für die slavischen Sprachen typologisch einschlägigen Kategorie, auf der anderen Seite aber auch eine defizitäre Grammatikalisierung in dem Sinne, daß hochfrequente Verben des Alltagswortschatzes wie vidjeti ‘sehen’, cˇuti ‘hören’, rucˇati ‘zu Mittag essen’ u. a. doppelaspektig sind sowie Neologismen nur teilweise von dieser Kategorie erfaßt werden, vgl. tusˇirati se und istusˇirati se ‘sich duschen’ gegenüber kompjuterizirati pf
715 und ipf ‘mit Computern ausstatten’ (Comrie/Corbett 1993, 331). Hinsichtlich der Modi sind der Indikativ, der Imperativ sowie zwei Konditionale spezifiziert. Der Imperativ wird fusionierend durch Affixe symbolisiert, die die Kategorien Person, Numerus und Modus kennzeichnen (Kunzmann-Müller 2002, 64). Er wird aber auch isolierend markiert, u. a. mit neka, nemoj bzw. regionalen Varianten wie naj (Brozovic´/Ivic´ 1988, 32 f.; Loncˇaric´ 1996, 111). Die Bildung des Konditionals im Kroatischen und Serbischen erfolgt isolierend mit den alten Konditional- oder Aoristformen des Auxiliars biti ‘sein’ und dem aktiven Partizip; standardsprachlich verankert sind die Aoristformen. In cˇakavischen Dialekten treten besondere Formen des Auxiliars auf, d. h. bin, bisˇ, bi, bimo, bite, bi (Brozovic´/Ivic´ 1988, 84). Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die Tendenz zur Ausbildung einer noch stärker isolierenden Variante: In der gesprochenen Sprache, insbesondere aber auch in einer Reihe sˇtokavischer und kajkavischer Dialekte (Brozovic´/ Ivic´ 1988, 60, 97) wird das Auxiliar biti unflektiert als Partikel bi gebraucht. Beim Genus verbi werden die Kategorien Aktiv und Passiv, jedoch nicht Medium u. ä. unterschieden. Das Passiv weist, wie in anderen slavischen Sprachen auch, einen geringen Grad an Grammatikalisierung auf. Das Kroatische und Serbische verfügt standardsprachlich über analytische partizipiale Passivformen, die die Kennzeichnung des Agens mit einer Präpositionalgruppe zulassen, auf der anderen Seite aber kommen isolierende Verbformen mit der pronominalen polyfunktionalen Partikel se zum Einsatz, die sowohl hinsichtlich der Agensnennung als auch der Tempusformen deutlich restringiert sind, vgl. kuc´a je sagraIena (od radnika) ‘das Haus wurde von den Arbeitern erbaut’ vs. kuc´a se gradi ‘das Haus wird gebaut’. In modalen Passivformen wird die modale Komponente in der Regel explizit spezifiziert. In der gesprochenen Sprache bzw. in den Dialekten entwickeln sich dazu Varianten, z. B. mit davati se ‘geben’, vgl. to se mozˇe ucˇiniti bzw. to se da ucˇiniti ‘das läßt sich machen’, Petar se nije dao nagovoriti
716 ‘Peter war nicht zu überreden’ (Pranjkovic´ 1998, 127; Kunzmann-Müller 2002, 78). Von den infiniten Verbalformen ist im Kroatischen und Serbischen typologisch der Infinitiv von vorrangigem Interesse. Er gehört als Form zum historischen Erbe der slavischen Sprachen. Parallel dazu tritt sekundär im Großteil der sˇtokavischen Dialekte die da-Konstruktion auf, d. h. eine finite Form mit Spezifizierung der Person, nicht hingegen des Tempus, da nur präsentische Formen möglich sind. In der Standardsprache der Gegenwart sowohl der Kroaten als auch der Serben ist der Infinitiv kategoriell etabliert. Stark vereinfacht kann gesagt werden, daß die kroatische Standardsprache den Infinitiv präferiert, die serbische Standardsprache hingegen beide Varianten in Abhängigkeit vom Konstruktionstyp distribuiert, wobei eine Tendenz zur Präferenz der da-Konstruktion besteht, vgl. Petar c´e doc´i und serb. auch Petar c´e da doIe ‘Peter wird kommen’, Petar ne mozˇe doc´i zu serb. Petar ne mozˇe da doIe ‘Peter kann nicht kommen’, kroat. Petar planira kupiti auto zu serb. Petar planira da kupi auto ‘Peter beabsichtigt, ein Auto zu kaufen’, kroat. Petar ide kupiti novine zu serb. Petar ide da kupi novine ‘Peter geht eine Zeitung kaufen’. Die Varianz Infinitiv vs. da-Konstruktion gilt in der Linguistik als eines der differenzierenden Merkmale zwischen dem Kroatischen und dem Serbischen. Auf der Ebene der Dialekte verteilt sie sich als Potenz über das gesamte Areal mit einer zunehmenden Instabilität des Infinitivs nach Osten bzw. Südosten: In den kajkavisch und cˇakavisch basierten Gebieten ist der Infinitiv stabil, in den sˇtokavischen bzw. den östlichen und südöstlichen Dialekten dominiert zunehmend die daKonstruktion, in den Grenzdialekten zu Bulgarien hin ist er schließlich zugunsten dieser völlig aufgegeben (Brozovic´/Ivic´ 1988, 35, 69). Das Supinum als besondere infinite Verbalform neben dem Infinitiv ist heute lediglich regional, z. B. in kajkavischen Dialekten, in Verbindung mit Verben der Bewegung erhalten (Brozovic´/Ivic´ 1988, 97), vgl. necˇe spati ‘er will nicht schlafen’ gegenüber idem spat ‘ich gehe schlafen’. Unter dem
IV. Baltische und slavische Sprachen
Einfluß der Dialekte tritt es beispielsweise in der gesprochenen Zagreber Sprache auf und führt zu Parallelbildungen mit dem Infinitiv (Loncˇaric´ 1998, 233). Das Kroatische und Serbische hatte ursprünglich neben dem sog. aktiven oder lPartizip, das seit alters her in periphrastischen Verbalformen auftritt, je zwei aktive und passivische Partizipien. In der Standardsprache der Gegenwart ist aus diesem Bestand lediglich das präteritale Passivpartizip erhalten, dieser Zustand findet sich im wesentlichen auch in den Dialekten (Loncˇaric´ 1996, 113). Bei den aktiven Partizipien zeigt sich eine Entwicklung in zwei Richtungen: Sie existierten in der geschriebenen Sprache bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als nichtvolkssprachlich wurden sie aber standardsprachlich nicht etabliert (Brozovic´/Ivic´ 1988, 34). In den Dialekten hingegen haben sie seit dem 14. Jahrhundert ihre Flexion verloren und sind zu partizipialen Adverbien umgrammatikalisiert worden, die in die Standardsprache Eingang gefunden haben. Diese sind in der modernen Sprache regional unterschiedlich gut verbreitet, teilweise haben sich variativ formal andere Bildungen etabliert (Loncˇaric´ 1996, 112). Beim Substantiv werden die Kategorien Genus, Numerus und Kasus spezifiziert. Die Genusunterscheidung erfolgt in Maskulinum, Femininum und Neutrum und ist standardsprachlich, aber auch in den Dialekten, im großen und ganzen gut bewahrt und stabil. Eine in der Typologie nicht als Defaultfall anzutreffende Besonderheit des Kroatischen und Serbischen ist, daß die Genusdistinktion im Singular und Plural aufrechterhalten ist (Stankiewicz 1963, 4). Das Genus ist auch in der Sprache der Gegenwart mehrheitlich eng an die morphologische Form des Nomens gebunden. Dazu gibt es eine Reihe von Ausnahmen, die darauf beruhen, daß die Genuszugehörigkeit vom natürlichen Geschlecht gesteuert wird, vgl. Eigennamen wie Luka, Nikola bzw. weibliche Namen wie Astrid, Dagmar u. a., aber auch Substantive aus dem appellativen Bereich wie gazda ‘Wirt’, tata ‘Vati’, kolega ‘Kollege’ bzw. korrelative Substantive zur Bezeichnung von Vertretern des männlichen
26. Kroatisch und Serbisch
und auch weiblichen Geschlechts, vgl. ubojica ‘Mörder’, kukavica ‘Feigling’, neznalica ‘Ignorant’ (Kunzmann-Müller 2002, 93). Fälle von Genusschwankung kommen standardsprachlich selten vor und gehen größtenteils mit Bedeutungsspezifizierung einher, vgl. glad f. und m. ‘Hunger’, mrijest m. und f. ‘Rogen’, Alpe f. und Alpi m. ‘Alpen’, Ande f. und Andi m. ‘Anden’, plec´a n. und plec´i f. ‘Schultern’, prsa n. und prsi f. ‘Brust’, aber bol m. ‘(physischer) Schmerz’ vs. bol f. ‘seelischer Schmerz’ (KunzmannMüller 2002, 91). Bei einer Anzahl von Substantiven bzw. Substantivgruppen ist die Genusvariation gleichbedeutend mit der Zugehörigkeit entweder zur kroatischen oder zur serbischen Standardsprache, vgl. kroat. sekunda vs. serb. sekund ‘Sekunde’, minuta vs. minut ‘Minute’, osnova vs. osnov ‘Grundlage’, posjet vs. poseta ‘Besuch’. Hierher zählt auch die umfangreiche Gruppe der Berufs- bzw. anderen Zugehörigkeitsbezeichnungen auf kroatisch -ist und serbisch -ista, vgl. germanist vs. germanista ‘Germanist’, sportist vs. sportista ‘Sportler’, kolumnist vs. kolumnista ‘Kolumnist’, biciklist vs. biciklista ‘Fahrradfahrer’. Genusschwankungen zwischen den Numeri beschränken sich auf wenige Fälle, vgl. usˇi f. zu uho n. ‘Ohr’, ocˇi f. zu oko n. ‘Ohren’. Genusvariation zwischen den Ebenen Standardsprache und Dialekt kommt nur gelegentlich vor, vgl. biciklo n. zu standardsprachlich bicikl m. ‘Fahrrad’, ebenso in einigen östlichen und südlichen Dialekten Serbiens njegov krv m. zu standardsprachlich njegova krv f. ‘sein Blut’, ebenso vruc´ mast m. zu standardsprachlich vruc´a mast f. ‘heißes Fett’. Genusabbau durch Sprachkontakt wird vereinzelt regional angetroffen, vgl. den Verlust des neutralen Genus im kroatischen Dialekt der italienischen Provinz Molise sowie im serbischen Dialekt des rumänischen Banats, vgl. oni kolin m. anstelle von ovo kolino n. ‘dieses Knie’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 63, 71). Bei der Kategorie des Numerus ist zunächst die Reduzierung des Kategorieninventars zu konstatieren. Die ursprüngliche dreigliedrige Distinktion Singular, Dual, Plural ist durch die zweigliedrige mit den Gliedern Singular und Plural ersetzt. Der
717 Dual als Numeruskategorie ist sehr vereinzelt in kajkavischen Dialekten an der Grenze zu Slovenien anzutreffen. Das standardsprachliche Kroatische und Serbische gehört damit, wie die meisten indoeuropäischen Sprachen, zu den Sprachen, bei denen Numeralität als Opposition Singular vs. Plural grammatikalisiert ist. Als Numerusmarker fungieren polyfunktionale Affixe wie -ø, -a, -o/-e für den Singular sowie -i, -e, -a für den Plural, vgl. student ‘Student’ ⫺ studenti, kost ‘Knochen’ ⫺ kosti, knjiga ‘Buch’ ⫺ knjige, jezero ‘See’ ⫺ jezera, ocˇekivanje ‘Erwartung’ ⫺ ocˇekivanja. Diachron gesehen verfügte das Kroatische und Serbische über weitere Flexive zur Kennzeichnung der Vielheit, von denen konkurrierend zu -i insbesondere -je hervorzuheben ist. Diese Kollektivbildungen zur Charakterisierung der nichtdiskreten Vielheit sind als produktive Kategorie nur in wenigen Dialekten im äußersten Südosten erhalten (Brozovic´/Ivic´ 1988, 69). Reste in der modernen Standardsprache stellen Parallelbildungen mit einer zusätzlichen Bedeutungsspezifizierung dar, vgl. listovi und lisˇc´e zu list ‘Blatt’, klasovi und klasje zu klas ‘Ähre’. Eine weitere Eigenschaft, die für das Kroatische und Serbische typologisch relevant ist, besteht darin, daß sich beginnend mit dem 12. Jahrhundert das Infix -ov- bzw. palatal -ev- als Pluralmarker entwickelt hat, der standardsprachlich regelhaft bei der Mehrzahl der maskulinen einsilbigen Substantive auftritt, vgl. rogovi zu rog ‘Horn’, timovi zu tim ‘Team’, stolovi zu stol ‘Tisch’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 23; Kunzmann-Müller 2002, 107). Hierzu existieren regional, vorzugsweise in den kajkavischen Dialekten, variative Formen, die dieses Infix nicht aufweisen (Brozovic´/Ivic´ 1988, 97), vgl. sini zu sin ‘Sohn’, voli zu vol ‘Ochse’, nozˇi zu nozˇ ‘Messer’ (Loncˇaric´ 1998, 242). Parallelbildungen mit einer anderen Basierung kennt auch die Standardsprache, vgl. ocˇevi zu otac ‘Vater’ und mit einer funktionalen Spezifizierung oci ‘(geistige) Väter’ bzw. sat ‘Uhr; (Unterrichts)stunde’ mit Bedeutungsspezifizierungen wie satovi ‘Uhren’ und sati ‘Stunden’. In der Sprache der Gegenwart existieren schließlich bei einigen neutralen Substantiven, wiederum unter Einschluß der
718 funktionalen Differenzierung, ebenfalls Pluralvarianten mit bzw. ohne das Infix -es-, vgl. neba und nebesa zu nebo ‘Himmel’, cˇuda ‘Wunder’ vs. cˇudesa ‘göttliche Wunder’ zu cˇudo ‘Wunder’. Für einige Substantive bzw. Substantivgruppen des Kroatischen und Serbischen ist die Numerusunterscheidung in Singular und diskreten Plural nicht einschlägig, d. h. an die Stelle regulärer Pluralformen treten nichtdiskrete Kollektivbildungen, z. B. bei djeca zu dijete ‘Kind’, brac´a zu brat ‘Bruder’. In diese Rubrik gehört eine größere Gruppe von neutralen Substantiven, die junge Lebewesen bezeichnen. Bei ihnen wird die nichtdiskrete Vielheit durch singularisch flektierende Bildungen auf -ad charakterisiert, vgl. prasad zu prase ‘Ferkel’, telad zu tele ‘Kalb’, nahocˇad zu nahocˇe ‘Findelkind’. Die moderne Standardsprache tendiert in diesem Bereich zur Variantenbildung durch suppletive Pluralformen zu gleichstämmigen Deminutiva mit der Symbolisierung der diskreten Vielheit, vgl. prasic´i (< prasic´) zu prase ‘Ferkel’ neben prasad, pilic´i (< pilic´) zu pile ‘Kücken’ neben pilad (Kunzmann-Müller 2002, 113). Der umgekehrte Fall liegt vor, wenn von einem unspezifischen, als nichtdiskret konzeptualisierten Begriff ohne die Opposition Singular : Plural ausgehend, sekundär Singulativbildungen auf -in gebildet werden, vgl. Bezeichnungen von Ethnika im umfassenden Sinne wie Zagrepcˇanin zu Zagrepcˇani ‘Zagreber’, Norvezˇanin zu Norvezˇani ‘Norweger’, otocˇanin zu otocˇani ‘der Inselbewohner’ (B. Kunzmann-Müller 2002, 108). Wie in vielen anderen Sprachen unterliegen die sog. Massenomina ebenfalls nicht der regulären Numerusdistinktion, vgl. zlato ‘Gold’, meso ‘Fleisch’, krv ‘Blut’. Wenn diese Nomina gelegentlich dennoch pluralisieren, wird Mannigfaltigkeit oder Sortigkeit angezeigt, vgl. vina ‘Weine’ zu vino, kiseline ‘Säuren’ zu kiselina, salame ‘Wurstarten’ zu salama, bzw. Abundanz bei Nomen wie kisˇe ‘(andauernde) Regenfälle’ zu kisˇa, mrazevi ‘andauernder Frost’ zu mraz. Es gibt auch im Kroatischen und Serbischen eine begrenzte Anzahl von Substantiven, die sich hinsichtlich der Opposition
IV. Baltische und slavische Sprachen
Singular : Plural neutral verhalten und formal lediglich als Singular oder als Plural ausgewiesen sind, vgl. z. B. Pluraliatantum wie vrata n. ‘Tür’, hlacˇe f. ‘Hose(n)’, naocˇale f. ‘Brille’, sˇkare f. ‘Schere’ novine f. ‘Zeitung’. Eine Tendenz zur Aufhebung dieser Asymmetrie wie in anderen Sprachen besteht im Kroatischen und Serbischen nicht. Typologisch sehr spezifisch stellt sich auch die Quantifizierung mit Kardinalia dar, die sich historisch daraus ableitet, daß das Kroatische und Serbische einen Dual hatte. In Verbindungen mit Kardinalia ab zwei wird, evtl. mit Ausnahme der Feminina, weder die Singular- noch die Pluralform benutzt, sondern es werden bei maskulinen und neutralen Substantiven Formen auf -a verwendet, die außerhalb der Numerusopposition Singular : Plural stehen. Varianten zu dieser standardsprachlichen Norm werden auf der regionalen Ebene angetroffen: In vielen kajkavischen Dialekten sind die standardsprachlichen Formen auf -a mit den Kardinalia dva, tri und cˇetiri durch Pluralformen vertreten, vgl. dva, tri, cˇetiri brati ‘zwei, drei, vier Brüder’, dva, tri, cˇetiri sela ‘zwei, drei, vier Dörfer’ (Loncˇaric´ 1996, 97; Brozovic´/Ivic´ 1988, 40), bzw. die Formen auf -a sind nur in Verbindungen mit dva einschlägig. Im Kroatischen und Serbischen ist, wie in der Mehrzahl der slavischen Sprachen, die Kategorie der Beseeltheit grammatikalisiert. Sie umfaßt morphologisch als maskulin ausgewiesene Substantive, die als grammatisch belebt konzeptualisiert sind. Formal wird bei ihnen der Akkusativ Singular nicht wie bei den als grammatisch unbelebt kategorisierten Substantiven auf -ø, sondern auf -a, d. h. mit dem mit dem Genitiv identischen Flexiv, symbolisiert, vgl. vidim Petra ‘ich sehe Peter’ vs. vidim tramvaj ‘ich sehe eine Straßenbahn’. Variationstypologisch ist diese Erscheinung in zweierlei Hinsicht bedeutsam. Die Kategorie hat nicht den Grad an Grammatikalisierung erreicht wie in anderen slavischen Sprachen, sondern erfaßt lediglich maskuline Substantive einer Flexionsklasse im Singular. Auf der anderen Seite hingegen zeigt sich auf der Ebene der gesprochenen Sprache die Tendenz zur Ausweitung der Bezugsdomäne
26. Kroatisch und Serbisch
dieser Kategorie, indem sie auf andere Substantivklassen wie die Bezeichnung von Automarken u. ä. angewendet wird, vgl. Parallelformen wie kupujem mercedes bzw. mercedesa ‘ich kaufe einen Mercedes’, Petar vozi ford bzw. forda ‘Peter fährt einen Ford’ (Kunzmann-Müller 2002, 98). Eine noch weitergehende Variantenbildung zeigt sich auf der Ebene der Dialekte. In einigen kajkavischen und vereinzelt in sˇtokavischen Dialekten ist die Symbolisierung des Akkusativs mit -a generalisiert, d. h. es wird eine Umgrammatikalisierung vollzogen, vgl. daj mi stolca ‘gib mir einen Stuhl’, sedni si na stolca ‘setz Dich auf den Stuhl’, daj mi nozˇa ‘gib mir das Messer’ (Loncˇaric´ 1996, 100; Brozovic´/Ivic´ 1988, 21, 96; Lisac 1998, 201). Das Kroatische und Serbische gehört zu den sog. artikellosen Sprachen, d. h. die Kategorie Determiniertheit/Indeterminiertheit ist nicht grammatikalisiert und wird nicht am Nomen symbolisiert. Die Existenz eines dreigliedrigen determinierten Artikels, der als Merkmal der Balkansprachen bekannt ist, beschränkt sich exzeptionell auf wenige Dialekte im Süden und Südosten, vgl. zˇenata, zˇenava, zˇenana ‘die Frau’, deteto ‘das Kind’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 70). Für die Charakterisierung des Kasussystems des Kroatischen und Serbischen ist grundlegend, daß die diachrone Aufgliederung in Deklinationstypen nach dem sog. Stammauslaut synchron ersetzt ist durch Flexionsklassen, die maßgeblich am Genus orientiert sind (Brozovic´/Ivic´ 1988, 20; Panzer 1991, 316). Demgemäß verbleibt aus der Vielzahl der nach dem Stammauslaut organisierten Klassen im Prinzip je eine Klasse für jedes Genus. Variantenbildung in der Zuordnung zu einem bestimmten Deklinationstyp zeigt sich in Fällen zweisilbiger Hypokoristika wie Pero, das im Kroatischen sowie dialektal in Bosnien und in der zentralen bzw. westlichen Herzegovina in die zweite Deklination eingeordnet wird, d. h. Pero, Pere, Peri, ähnlich aber mit einem angeglichenen Nominativ Pera, Pere, Peri in den meisten serbischen Dialekten, in den südlichen bzw. südöstlichen jekavischen Dialekten hingegen erfolgt die Einordnung in die erste Deklination, d. h. Pero, Pera, Peru (Brozovic´/Ivic´ 1988, 21).
719 Als typologisch relevante Tendenz ist weiterhin der fortschreitende Ausgleich zwischen palatalen und nichtpalatalen Flexionstypen festzuhalten. Damit einher geht die Reduzierung der Flexive sowie ihre Umschichtung beispielsweise im Instrumental Singular der ersten und im Vokativ der zweiten Deklination (s. u.). Die Fundierung für das Kasussystem der Standardsprache der Kroaten und Serben bildeten die neusˇtokavischen Dialekte. In der modernen Standardsprache werden demzufolge jeweils sieben Kasus im Singular und Plural unterschieden, die durch polyfunktionale Flexive symbolisiert werden. Als Markierungsoption kommt das phonologische Potential des Akzents hinzu, worauf in diesem Rahmen nicht eingegangen werden kann. Für die Stabilität des nominalen Flexionssystems im Kroatischen und Serbischen spricht, daß grundsätzlich auch Fremdwörter in die Flexionsklassen integriert werden. Diesem hohen Grad an Grammatikalisierung der Kasuskategorie steht der Abbau bzw. die Neutralisierung morphologisch distinkter Kasusendungen gegenüber. Ausdruck dafür ist ein ausgesprochener Kasussynkretismus, der gemäß den Implikationsbeziehungen von J. Greenberg im Plural stärker ausgeprägt ist als im Singular und sich nicht gleichmäßig über alle Flexionsklassen verteilt (Burridge 1994, 4809). Der Abbau distinktiver Kasusflexive ist beispielsweise für das Neutrum auch aus anderen Sprachen gut bekannt. Im Kroatischen und Serbischen erfaßt er, wenn auch nicht in gleichem Ausmaß, alle Genera. Generell gilt, daß im Plural aller Flexionsklassen die Formen für den Dativ, Instrumental und Lokativ identisch sind, ebenso sind Vokativ und Nominativ Plural identisch. Die Deklinationstypen betreffend ist der Synkretismus in der sog. i- oder dritten Deklination besonders stark ausgeprägt: Im Singular fallen Nominativ und Akkusativ auf der einen und Genitiv, Dativ, Instrumental, Lokativ und Vokativ auf der anderen Seite zusammen, im Plural sind zusätzlich zu den gleichlautenden Dativ, Instrumental und Lokativ der Nominativ und Akkusativ identisch. Die Distinktheit der Kasus wird
720 wie in anderen Sprachen auch durch Präpositionalgruppen hergestellt. Dieser standardsprachliche Zustand ist u. a. das Resultat der Umschichtung von Dualformen zu Formen des Plurals in den neusˇtokavischen Dialekten. Anders stellt sich die Situation in den anderen Dialekten dar: In den kajkavischen, nordwestlichen cˇakavischen, aber auch in sˇtokavischen Mundarten hat sich der ältere Zustand, die ausgeprägte Distinktheit der Kasus durch fusionierende Affixe, auch im Plural stärker erhalten (Brozovic´ /Ivic´ 1988, 96), vgl. die Dativendung -m bzw. -n in zˇenan zu zˇena ‘Frau’, die Instrumentalendung -mi bzw. -y in zˇenami sowie die Lokativendung -h in zˇenah (Brozovic´ 1998, 225; Brozovic´/Ivic´ 1988, 25, 75, 85, 96). Es ist darauf zu verweisen, daß in diesem Bereich kaum eine Interaktion zwischen Standardsprache, gesprochener Sprache und Dialekten stattgefunden hat. In einigen südlichen und südöstlichen Dialekten ist als sog. balkanisches Merkmal das standardsprachliche fusionierende Kasussystem stark reduziert: Neben dem Nominativ existiert ein sog. Kasus generalis, zumeist der Akkusativ, vgl. z. B. udari s onu motiku ‘er schlägt mit dieser Hacke’, iz Jagodinu ‘aus Jagodina’, bez decu ‘ohne Kinder’, pri majstora ‘beim Handwerker’, cˇasˇa rakiju ‘ein Glas Schnaps’ (Brozovic´/ Ivic´ 1988, 65, 68). Erhalten ist vielfach allerdings der Dativ, ebenso der Vokativ. An die Stelle fusionierender Kasus tritt isolierendes Potential in Form von Präpositionalgruppen. Unter dem Aspekt der Varianz sind als Kasus der Vokativ und Instrumental Singular sowie der Genitiv Plural von besonderem Interesse. Der Vokativ kann bei Maskulina und Feminina fusionierend markiert sein. Die beteiligten Affixe weisen in ihrer Distribution auf den nichtabgeschlossenen Prozeß des Ausgleichs zwischen palatalen und nichtpalatalen Flexionen hin, vgl. cˇovjecˇe zu cˇovjek ‘Mensch’ gegenüber prijatelju zu prijatelj ‘Freund’, aber variativ auch frizeru und frizere zu frizer ‘Friseur’. Bei den Feminina ist die systematische Parallelität der Endungen -o bzw. -e weitgehend zugunsten der nichtpalatalen Endung -o aufgehoben, vgl. zˇeno zu zˇena ‘Frau’ und
IV. Baltische und slavische Sprachen
zemljo zu zemlja ‘Erde’, aber profesorice zu profesorica ‘Lehrerin’. Mit Blick auf die Markierung tendiert die Sprache der Gegenwart zum Synkretismus, d. h. zum Abbau einer morphologisch distinkten Vokativform und ihrer Neutralisierung mit dem Nominativ, vgl. insbesondere in der gesprochenen Sprache Mladen parallel zu standardsprachlich Mladene zu Mladen, ebenso Barbara und Barbaro zu Barbara, Marija und Marijo zu Marija. Für eine größere Anzahl von Substantiven existiert in der Sprache der Gegenwart keine morphologisch ausgewiesene Vokativform, vgl. Marko zu Marko, Sven zu Sven, Vesna zu Vesna, Ana zu Ana. Diese Entwicklung ist in den Dialekten parallel verlaufen und sogar größtenteils weiter fortgeschritten: In der Mehrzahl der kajkavischen Dialekte ist der Vokativ als morphologischer Kasus aufgegeben, an seine Stelle tritt der Nominativ (Loncˇaric´ 1996, 98; Brozovic´/Ivic´ 1988, 95). Der Instrumental Singular der maskulinen und neutralen Substantive, der historisch eine als palatal vs. nichtpalatal ausgewiesene Markierung -om bzw. -em hat, kann als Exempel für Umschichtung dienen, vgl. selom zu selo ‘Dorf’ vs. poljem zu polje ‘Feld’. In der Standardsprache der Gegenwart gibt es bei maskulinen Substantiven die Tendenz, diese Variation nach dem phonetischen Prinzip der Vokaldissimilation neu zu distribuieren, d. h. nach hinteren Vokalen erscheint -em, nach vorderen hingegen -om, z. B. nozˇem zu nozˇ ‘Messer’, puzˇem zu puzˇ ‘Schnecke’ bzw. padezˇom zu padezˇ ‘Fall’, hmeljom zu hmelj ‘Hopfen’ (Silic´ 1997, 21; Kunzmann-Müller 2002, 106). Die Ausgleichsvorgänge in den Dialekten haben zu anderen Resultaten geführt: mehrheitlich ist es zur Unifizierung der nichtpalatalen Endung -om, seltener der Endung -em gekommen (Brozovic´/Ivic´ 1988, 21f., 59). Der Instrumental Singular zeigt schließlich auch bei einer Flexionsklasse der femininen Nomina parallele Formen, d. h. knjizˇevnosˇc´u neben knjizˇevnosti zu knjizˇevnost ‘Literatur’, glaIu und gladi zu glad ‘Hunger’. Die Sprache der Gegenwart tendiert hier zur Ablösung dieser Varianz durch die Vereinheitlichung der weniger komplexen Endung -i, was mit dem weiteren Abbau
26. Kroatisch und Serbisch
morphologisch distinkter Kasusformen dieser Flexionsklasse gleichbedeutend ist. Anders ist die Entwicklung in einigen Dialekten verlaufen: an die Stelle des Flexivs -u tritt als Übertritt aus anderen Deklinationsklassen -om u. ä., vgl. kostjom bzw. kosˇc´om oder kostim zu kost ‘Knochen’, soljom und solim zu sol ‘Salz’. Darin sind Evidenzen für den progredienten Abbau morphologisch distinkter Kasusendungen sowie für den Abbau von Flexionsklassen zu sehen (Brozovic´/Ivic´ 1988, 23, 73, 96). Der Genitiv Plural aller Substantivklassen zeigt standardsprachlich, abgesehen von Restformen auf -iju bzw. -u, die Varianz zwischen den Flexiven -a und -i, wobei -a das am meisten generalisierte Flexiv darstellt, vgl. kaputa zu kaput ‘Mantel’, konja zu konj ‘Pferd’, knjiga zu knjiga ‘Buch’, sela zu selo ‘Dorf’. Konkurrierend dazu besteht und expandiert in der zweiten Deklination als Übertritt aus der dritten Deklination die Endung -i, vgl. kosti zu kost ‘Knochen’, rijecˇi zu rijecˇ ‘Wort’, ebenso borbi und borba zu borba ‘Kampf’, molbi und molba zu molba ‘Bitte’, izlozˇbi, izlozˇba und izlozˇaba zu izlozˇba ‘Ausstellung’, cˇestitki und cˇestitaka zu cˇestitka ‘Glückwunsch’ (Kunzmann-Müller 2002, 120). Auf der regionalen Ebene trägt die Entwicklung eine andere Spezifik: In den kajkavischen und cˇakavischen, aber auch in einigen sˇtokavischen Dialekten ist die Endung -a unbekannt, bewahrt ist vielmehr das ursprüngliche Ø-Flexiv für Feminina und Neutra bzw. -ov für Maskulina, vgl. zˇen zu zˇena ‘Frau’, sel zu selo ‘Dorf’, misˇev zu misˇ ‘Maus’, sinov zu sin ‘Sohn’ (Loncˇaric´ 1998, 235; Brozovic´/ Ivic´ 1988, 25, 95). Die Wortklasse Adjektiv ist im Kroatischen und Serbischen dadurch ausgezeichnet, daß sie die ursprüngliche slavische Differenzierung in determinierte und indeterminierte Formen beibehalten hat. Die damit angelegte funktionale Potenz, Vorerwähntheit vs. Nichtvorerwähntheit anzuzeigen, ist jedoch nicht systematisch ausgebaut worden. In der Standardsprache der Gegenwart, insbesondere in ihrer gesprochenen Version, ist der Gebrauch der determinierten Form weitgehend generalisiert, während die indeterminierte Form auf bestimmte
721 syntaktische Positionen restringiert ist: Der Defaultfall ist die Position des Prädikativs, vgl. kaput je nov ‘der Mantel ist neu’, Petar je pametan (cˇovjek) ‘Peter ist klug (⫽ ein kluger Mensch’) bzw. funktionalstilistisch markiert, die attributive Position, vgl. kriticˇar osˇtra pera vs. kriticˇar osˇtrog pera ‘ein Kritiker mit einer scharfen Feder’ (Silic´ 1997, 45; Kunzmann-Müller 2002, 135). Die indeterminierte Form in der Position des Prädikativs zeigen auch die kajkavischen Dialekte, variativ dazu erscheint aber der Gebrauch der determinierten Form, vgl. on je tak dobri ‘er ist so gut’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 96). Adjektive werden im Kroatischen und Serbischen sowohl in attributiver als auch in prädikativer Verwendung flektiert. Spezifiziert werden die Kategorien Genus, Kasus und Numerus, die durch fusionierende Flexive realisiert werden. Typologisch charakterisierend ist die Genusunterscheidung im Plural, vgl. Plural gegenüber Singular novi kaputi zu novi kaput ‘der neue Mantel’, nove knjige zu nova knjiga ‘das neue Buch’, nova odijela zu novo odijelo ‘der neue Anzug’. Die Flexion der an der Deklination der Substantive orientierten indeterminierten und der an der pronominalen Deklination ausgerichteten determinierten Adjektivformen war ursprünglich stark divergierend, sie ist durch Ausgleich und Neutralisierung der Flexive teilweise vereinheitlicht. Die konsequente Realisierung beider Flexionstypen ist in der Gegenwartssprache funktional als gehoben markiert; sie wird insbesondere in der kroatischen Standardsprache gepflegt. In der gesprochenen Version der Standardsprache vollzieht sich hingegen eine Entwicklung zur Dominanz der determinierten Flexion, die die Differenzierung in eine palatale und eine nichtpalatale Reihe beibehält, vgl. novog Genitiv Singular, maskulin zu nov ‘neu’, tuIeg Genitiv Singular, maskulin zu tuI ‘fremd’. Generalisierung zugunsten der palatalen Deklination liegt hingegen regional vor, z. B. in kajkavischen Dialekten, vgl. ovega statt ovoga Genitiv Singular, maskulin von ovaj ‘dieser’, velkega statt velikoga Genitiv Singular, maskulin zu veliki ‘groß’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 96; Loncˇaric´ 1998, 243). Die Flexion der
722 Adjektive ist fusionierend und zeigt ähnlich wie die der Substantive, Kasussynkretismus, der im Plural am stärksten ausgeprägt ist: Die Formen des Dativs, Instrumentals und Lokativs sind identisch. Die adjektivspezifische Kategorie Graduierung bzw. Komparation ist im Kroatischen und Serbischen, wie in anderen Sprachen auch, durch die Stufen Positiv, Komparativ und Superlativ vertreten. Hinsichtlich der Symbolisierung finden nichtfusionierende Mittel Verwendung: Die Bildung des Komparativs geschieht, abgesehen von wenigen suppletiven Bildungen, durch agglutinierende Suffixe. Die Distribution der wichtigen Suffixe -j bzw. -ij wird geregelt durch die Silbigkeit bzw. Akzentqualität des betreffenden Adjektivs. Dabei zeigt sich standardsprachlich eine Tendenz zu Parallelbildungen mit der Präferenz des sprachökonomisch weniger komplexen Suffixes -ij. Ausdruck dafür sind Varianten der folgenden Art gorcˇi neben gorkiji zu gorak ‘bitter’, krepcˇi neben krepkiji zu krepak ‘kräftig’, grIi neben grdniji zu grdan ‘ungeheuer’, njemiji neben njemlji zu nijem ‘stumm’, (Silic´ 1997, 46; Kunzmann-Müller 2002, 138). Regional, in den kajkavischen und südserbischen Dialekten beispielsweise, liegt hier verschiedenartige Variantenbildung vor, die ohne Einfluß auf die Standardsprache geblieben ist: Die gen. Suffixe werden mit einer anderen Präferenz bzw. es werden teilweise andere Suffixe verwendet (Loncˇaric´ 1996, 105; Brozovic´/Ivic´ 1988, 28, 65, 96). Von typologischem Gewicht ist, daß in den kajkavischen Dialekten neben der agglutinierenden Komparativbildung eine analytisch isolierende mit bolj(e) ‘mehr’ und dem Positiv existiert (Loncˇaric´ 1996, 106; Brozovic´/Ivic´ 1988, 97). Vermutlich unabhängig davon kommt auch in der Standardsprache eine periphrastische Variante mit bolje bzw. najbolje und dem Positiv vor, die in ihrer Anwendung stark restringiert ist. Die Bildung des Superlativs erfolgt im Kroatischen und Serbischen gleichermaßen agglutinierend, d. h. durch das der Komparativform vorangestellte Affix naj-, vgl. najnoviji zu nov ‘neu’. Eine andere aus den Balkansprachen bekannte Variante besteht in den torlakischen
IV. Baltische und slavische Sprachen
Dialekten: Die Komparation erfolgt mit der Positivform agglutinierend durch die Affixe po für den Komparativ bzw. naj für den Superlativ, vgl. postar und najstar zu star ‘alt’. Komparation erscheint hier auch über die Wortart Adjektiv hinaus auf Instanzen wie Nomina und Verben ausgeweitet (Brozovic´/ Ivic´ 1988, 69). Bei den Numeralia soll in diesem Zusammenhang auf einige Besonderheiten der Kardinalia hingewiesen werden, die sich, wie in anderen slavischen Sprachen, durch morphologische Heterogenität auszeichnen (Kunzmann-Müller 2002, 170). Morphologische Spezifizierung ist möglich bei den Kategorien Genus und Kasus. Sie trifft jedoch im Kroatischen und Serbischen lediglich auf das Numerale eins zu, das sich morphologisch wie ein Adjektiv verhält, bereits die Zahlen ab zwei zeigen eine Reihe von Beschränkungen. Die Kardinalia zwei, drei und vier sind charakterisiert durch die Tendenz zum Verlust der fusionierenden Flexion, d. h. in der modernen Standardsprache können sie sowohl flektiert als auch unflektiert verwendet werden, wobei die gesprochene Sprache die unflektierten Formen präferiert. Die kroatische Sprache der Gegenwart, vor allem in ihrer geschriebenen Version, tendiert seit einiger Zeit dazu, die Flexion konsequent zu realisieren. Bei den Zahlen ab fünf ist die Flexion vollständig abgebaut, d. h. sie verfügen über keine morphologischen Kategorien, was Auswirkungen auf ihre Syntax hat. Auf der Ebene der Dialekte haben hier andersgerichtete Entwicklungen stattgefunden: In kajkavischen ebenso wie in cˇakavischen Dialekten sind die Zahlen bis zehn in die Wortklasse Adjektiv übergetreten und übernehmen folglich deren morphologische Kategorien, d. h. sie differenzieren Genus und Kasus (Brozovic´/Ivic´ 1988, 29, 96; Loncˇaric´ 1996, 105; Loncˇaric´ 1998, 243). Die Pronomina, speziell Personal- und Reflexivpronomina, haben die Flexion mittels fusionierender Affixe gut bewahrt. Bei den maskulinen und neutralen Pronomina wird Kasussynkretismus im Akkusativ und Genitiv Singular und in mehreren Kasus im Plural angetroffen. Eine typologisch wichtige Innovation ist die Herausbildung von
26. Kroatisch und Serbisch
parallelen, d. h. vollen und sog. enklitischen, Formen für den Genitiv, Dativ und Akkusativ. Pronominale Enklitika haben standardsprachlich eine feste Serialisierung innerhalb des Satzes und feste Gebrauchsbedingungen. Dialektal tritt im Süden und Südosten eine formale Varianz in der ersten und zweiten Person Plural auf, vgl. Dativ nam vs. ni, vam vs. vi bzw. Akkusativ nas vs. ne, vas vs. ve zu mi ‘wir’ bzw. vi ‘ihr’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 64 f., 67).
5.
Syntaktische Variation
Grundsätzlich ist im Kroatischen und Serbischen zu unterscheiden zwischen der Serialisierung akzenttragender und klitischer Elemente. Hinsichtlich der Anordnung der akzenttragenden Satzkonstituenten gilt als Grundreihenfolge SVO. Variationen zu dieser Reihenfolge haben ihre Fundierung in Anforderungen der informationellen Gliederung, sie dienen z. B. nicht der Markierung unterschiedlicher Satztypen. Insgesamt gesehen zeichnet sich das Kroatische und Serbische durch eine weitgehend freie Wortfolge aus. Die für ältere Sprachzustände ausgewiesene Zweitstellung des finiten und Endstellung des infiniten Verbs, die ansatzweise mit Phänomenen wie der deutschen Satzklammer verglichen worden ist, existiert in der modernen Standardsprache nicht (Stanojcˇic´ 1996, 133). Deutlich anders ist die Serialisierung der sog. pronominalen und verbalen Klitika. Hinsichtlich ihrer Plazierung im Satz variieren das syntaktische mit dem phonetischen Prinzip, d. h. moj brat je isto dosˇao vs. moj je brat isto dosˇao ‘mein Bruder ist auch gekommen’. Diese Varianz verteilt sich in der Sprache der Gegenwart als standardsprachlich relevante Präferenz: das Kroatische bevorzugt die phonetisch basierte Variante, während das Serbische eher die syntaktisch basierte verwendet (Stanojcˇic´ 1996, 133). Auf der nichtstandardsprachlichen Ebene, d. h. in den Dialekten, erscheint als Varianz die Umschichtung von Enklitika zu Proklitika, vgl. z. B. im Kajkavischen si bil? ‘warst Du?’, je prisˇla? ‘ist sie gekommen?’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 97). Enklitische Pronominal-
723 formen in der Funktion des Objektmarkers ist ein die Balkansprachen typologisch charakterisierendes Merkmal und folglich im Kroatischen und Serbischen standardsprachlich nicht fixiert. Sein Vorkommen beschränkt sich auf einige Dialekte entlang der albanischen Grenze sowie im Süden und Südosten Serbiens, vgl. mene mi je ime Miljica ‘ich heiße Miljica’, tebe te trazˇi ‘Dich sucht er’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 64). Hinsichtlich der Serialisierung in Nominalgruppen gilt die Abfolge Adjektiv vor Nomen, die ältere Variante mit der inversen Reihenfolge ist in der Sprache der Gegenwart funktional stark markiert (Pranjkovic´ 1998, 125; Stanojcˇic´ 1996, 133). Das Kroatische und Serbische als eine typische Nominativsprache realisiert das Subjekt normalerweise im Nominativ, mit Blick auf die Obligatheit der Realisierung des Subjekts gehört es zu den pro-drop Sprachen. Darüber hinaus existieren Klassen von impersonalen Konstruktionen im weiten Wortsinne. Hinsichtlich der Spezifizierung des Subjekts lassen sich auf der Ebene unterhalb der Standardsprache Restriktionen feststellen. Das betrifft insbesondere eine Reihe von Konstruktionen, die in der Linguistik gewöhnlich in den Kontext der Diathese gestellt werden. Regional, z. B. in den küstennahen und kajkavischen Dialekten, aber auch anderswo, existieren neben regulären mit se als passivisch ausgewiesenen Formen transitiver Verben Konstruktionen, die die Spezifizierung eines Subjekts nicht zulassen und strukturell das direkte Objekt im Akkusativ beibehalten (Brozovic´/ Ivic´ 1988, 37), vgl. gradi se kuc´u zu standardsprachlich gradi se kuc´a ‘das Haus wird gebaut’. Diese Varianz besteht auch in der gesprochenen kroatischen und teilweise serbischen Sprache und ist jüngeren Datums. Sie wird gewöhnlich als Ergebnis kontaktbedingten Sprachwandels angesehen. Ein anderer hinsichtlich seiner Bildung und Verbreitung restringierter Varianztyp, bei dem die Spezifizierung des Subjekts nicht möglich ist, ist durch das aktive Partizip transitiver Verben im Neutrum ohne Kopula charakterisiert, vgl. Konstruktionen wie zatvorilo ga u zatvor ‘er wurde ins Gefängnis geworfen’ (Pranjkovic´ 1998, 128; Stanojcˇic´
724 1996, 133). Hierzu sind schließlich auch Konstruktionen wie sˇto bi cˇovjek rekao na to ‘was soll man dazu sagen’ (Stanojcˇic´ 1996, 133) zu rechnen, in denen cˇovjek nicht individualisierend, sondern indefinit generalisierend verwendet wird (KunzmannMüller 2002, 223). Eine andere für die slavischen Sprachen typologisch relevante Eigenschaft ist die Symbolisierung des direkten Objekts in negierten Sätzen mit dem Genitiv. Die distinkte Markierung des direkten Objekts in affirmativen und negierten Sätzen ist in der kroatischen und serbischen Gegenwartssprache weitgehend aufgehoben, d. h. der Akkusativ dominiert vor dem Genitiv, vgl. nisam mu mogla vidjeti lice vs. nisam mu mogla vidjeti lica ‘ich konnte sein Gesicht nicht sehen’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 37; Pranjkovic´ 1998, 123; Stanojcˇic´ 1996, 127). Mit dem Gebrauch des Genitivs wird die Konstruktion funktional markiert. Regional, z. B. im Kajkavischen, ist die Verwendung des Akkusativs der Normalfall, vgl. nisam mogla nac´i tu knjigu ‘ich konnte dieses Buch nicht finden’ (Loncˇaric´ 1996, 121). Unter dem Aspekt der Kasuszuweisung sind Sätze mit einem nominalen Prädikat Instanzen für Varianz, vgl. Konstruktionen mit dem Nominativ Petar je postao direktor vs. mit dem Instrumental Petar je postao direktorom ‘Peter wurde Direktor’. Die Variante mit dem Nominativ dominiert in der gesprochenen Sprache der Gegenwart sowie in der serbischen Standardsprache (Pranjkovic´ 1998, 125; Stanojcˇic´ 1996, 127 f.), in der offiziellen kroatischen Standardsprache wird neuerlich verstärkt der Konstruktionstyp mit dem Instrumental realisiert. Der Gebrauch des Nominativs wird gestützt durch die Dialekte, vgl. das Kajkavische moj brat je bio soldat ‘mein Bruder war Soldat’ (Loncˇaric´ 1996, 120). Parallele Bildungen zur standardsprachlichen Norm gibt es auch bei einer Reihe von Adverbialen. Zur vorgeschriebenen Norm, daß beim Instrumental formal zwischen dem Komitativ und dem Soziativ unterschieden wird, besteht im Kajkavischen ebenso wie in anderen Dialekten und in der gesprochenen Sprache variativ die Neutralisierung beider Formen, vgl. standard-
IV. Baltische und slavische Sprachen
sprachlich dosˇli smo autom vs. dosˇli smo s autom ‘wir sind mit dem Auto gekommen’, kopam s lopatom ‘ich grabe mit der Schaufel’ (Loncˇaric´ 1996, 121; Brozovic´/Ivic´ 1988, 38). Der umgekehrte Fall, die Unifizierung des präpositionslosen Instrumentals, wird regional und seltener ebenfalls angetroffen. Eine wichtige typologische Eigenschaft des Kroatischen und Serbischen ist die standardsprachlich obligatorische Bewahrung bzw. variativ dazu die Aufhebung der formalen Lokale-Direktionale-Distinktion, vgl. Petar zˇivi kod bake ‘Peter lebt bei seiner Großmutter’ vs. Petar ide baki neben kod bake ‘Peter fährt zu seiner Großmutter’. Diese Nichtunterscheidung ist in der gesprochenen Sprache sowie in vielen östlichen und südlichen, aber auch westlichen Dialekten weit fortgeschritten (Brozovic´/ Ivic´ 1988, 38, 65, 67; Pranjkovic´ 1998, 120; Stanojcˇic´ 1996, 130). Umgekehrt wird die Differenzierung z. B. in den kajkavischen Dialekten aufrechterhalten, vgl. ide u Delnice ‘er fährt nach Delnice’ vs. zˇivi u Delnicama ‘er lebt in Delnice’ (Loncˇaric´ 1996, 120). Im Bereich des komplexen Satzes besteht Varianz sowohl in der Domäne der Paraals auch der Hypotaxe. Als Tendenz festzuhalten ist sowohl der Abbau als auch der Aufbau von Varianz, vgl. die deutliche Restringierung des Gebrauchs der Konjunktion vec´ zugunsten der Generalisierung von nego ‘sondern’, der verstärkte Gebrauch von te ‘sowie’ in bestimmten Textsorten bzw. die Kennzeichnung von Kopulativität mittels der Konjunktion kao (Pranjkovic´ 1998, 128). Auf dem Gebiet der Hypotaxe steht die Herausbildung von Varianz in engem Konnex mit ihrer weiteren Spezifizierung. Im Bereich der Kausalität beispielsweise kommen zu ursprünglichen Konnektiven wie jer und dialektal bo neue Verknüpfungsmittel wie posˇto, buduc´i da, kako, zbog toga sˇto, zato sˇto, pored toga sˇto, die freie Varianten darstellen, aber auch funktional sowie regional markiert sein können. Die Bildung von Varianten tritt zahlreich in weiteren Verknüpfungsbereichen auf, z. B. im Konditionalbereich durch Konjunktion wie ako, kad und da sowie im Modalbereich durch ukoliko (Stanojcˇic´
26. Kroatisch und Serbisch
1996, 136). Bei den semantisch sehr abstrakten Komplementierern ist bei variativ verfügbarem da und sˇto der Marker da am wenigsten eingeschränkt; in der Sprache der Gegenwart ist sˇto deutlich restringiert (Pranjkovic´ 1998, 129). Varianztypologisch relevant sind auch Formen der infiniten vs. finiten Komplementation. Bei den infiniten Verbformen war in 4. darauf verwiesen worden, daß parallel zum Infinitiv die sog. da-Konstruktion existiert. Daraus ergibt sich auch das Nebeneinander infiniter vs. finiter Komplementationen, vgl. obec´ao je doc´i na koncert vs. obec´ao je da doIe na koncert ‘er versprach, ins Konzert zu kommen’ (Pranjkovic´ 1998, 127; Stanojcˇic´ 1996, 132). Die Tendenzen zur Auflösung dieser Varianz lassen sich approximativ, d. h. in Form von Präferenzen, an der kroatischen vs. serbischen Standardsprache festmachen. Ähnlich liegen die Dinge bei sog. finalen Konstruktionen mit Verben der Bewegung, vgl. Petar je isˇao kupiti kruh vs. Petar je isˇao da kupi kruh ‘Peter ist Brot kaufen gegangen’. Regional, d. h. in den kajkavischen Dialekten, ist schließlich der Gebrauch des Infinitivs auch in Nominalgruppen verbreitet, vgl. voda za piti ‘Wasser zum Trinken’, brasˇno za pec´i kruh ‘Mehl zum Brotbacken’, ebenso in der Position des Prädikativs, vgl. nemam nisˇta za jesti ‘ich habe nichts zu essen’, to je za poludjeti ‘das ist zum Verrücktwerden’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 39). Die beiden zuletzt gen. Varianten sind in die gesprochene kroatische Sprache, z. B. in der Gegend um Zagreb, eingedrungen. Eng auf den regionalen Bereich des Kajkavischen beschränkt geblieben sind hingegen die sog. AcI-Konstruktionen, vgl. vidjeli smo ga tuda bjezˇati ‘wir sahen ihn dorthin laufen’, cˇuo sam ga pri potoku pjevati ‘ich hörte ihn am Bach singen’ (Loncˇaric´ 1996, 123).
6.
Lexikalische Variation
Der Wortschatz des Kroatischen und Serbischen ist durch einen hohen Anteil an genuin slavischer Lexik charakterisiert (Brozovic´/Ivic´ 1988, 43). Frühe Einflüsse fremder Sprachen stehen im Zusammenhang mit
725 der Übernahme des Christentums: Für die Serben war die Kultur- und Geisteswelt der griechisch-orthodoxen Kirche und daher Einflüsse des Griechischen und des Altkirchenslavischen bestimmend, vgl. despot ‘Despot’, kaluIer ‘(orthodoxer) Mönch’, Iavo ‘Teufel’, vaskrsenje ‘Auferstehung’; bei den Kroaten spielte hingegen neben Gräzismen und Entlehnungen aus dem Kirchenslavischen die geistige Kultur der römischkatholischen Kirche die entscheidende Rolle, vgl. misa ‘Messe’, monah ‘(katholischer) Mönch’, samostan ‘Kloster’, red ‘Orden’. Soziokulturelle Kontakte zu anderen Völkern sowie staatlich politische Zugehörigkeiten über mehrere Jahrhunderte hinweg haben ebenso umfassende Spuren im Wortschatz hinterlassen. Als Sprachen sind hier vor allem das Deutsche, Ungarische, Türkische, Russische sowie romanische Sprachen von Bedeutung gewesen, vgl. aus dem Deutschen sˇunka ‘Schinken’, lajbek ‘Weste’, krumpir ‘Kartoffel(n)’, ladica ‘Schublade’, kuplung ‘Kupplung’, aus dem Ungarischen kip ‘Skulptur’, varosˇ ‘(Klein)stadt’, aus dem Türkischen alat ‘Werkzeug’, pesˇkir ‘Handtuch’, boja ‘Farbe’, aus dem Russischen izviniti ‘entschuldigen’, obmana ‘Betrug’, opasan ‘gefährlich’, aus dem Romanischen bzw. Italienischen marenda ‘Zwischenmahlzeit’, kunfin ‘Grenze’, libro ‘Buch’. Im 19. Jahrhundert bzw. im 20. Jahrhundert dringen ins Kroatische und Serbische viele Fremdwörter griechisch-lateinischen Ursprungs, sog. Internationalismen, ein, die teilweise über westeuropäische Sprachen vermittelt sind. Im Kroatischen erscheinen zu verschiedenen Zeiten, teilweise parallel dazu, puristische Eigenbildungen, vgl. brzojav vs. telegram ‘Telegramm’, zemljopis vs. geografija ‘Erdkunde’. In der Gegenwart ist auch für das Kroatische und Serbische ein starker Einfluß des Englischen/ Amerikanischen zu konstatieren (Comrie/ Corbett 1993, 375; Brozovic´/Ivic´ 1988, 43). Innerhalb des Gesamtwortschatzes des Kroatischen und Serbischen, der hinsichtlich seiner Zusammensetzung heterogen ist, zeigen bestimmte Wörter oder Wortgruppen areale Verteilungen, die zu einem Teil auf der Ebene des Dialekts verbleiben oder aber sekundär standardsprachlich etabliert wor-
726 den sind. Auf dem Niveau der Standardsprache ergeben die daraus resultierenden lexikalischen Varianten Differenzierungen zwischen den Standardsprachen. Betroffen davon sind z. B. Teile des Alltagswortschatzes, vgl. standardsprachlich für das Kroatische vs. Serbische: hlacˇe vs. pantalone ‘Hosen’, kat vs. sprat ‘Etage’, kazalisˇte vs. pozorisˇte ‘Theater’, kruh vs. hleb ‘Brot’, nogomet vs. fudbal ‘Fußball’, obrtnik vs. zanatlija ‘Handwerker’, ocat vs. sirc´e ‘Essig’, rucˇnik vs. pesˇkir ‘Handtuch’, sˇkare vs. makaze ‘Schere’, sveucˇilisˇte vs. univerzitet ‘Universität’, vlak vs. voz ‘Zug’, zrak vs. vazduh ‘Luft’. Die strikte Zuweisung einzelner Lexeme zum Kroatischen einerseits und zum Serbischen andererseits gibt den realen Sachverhalt allerdings oft insofern ungenau wieder, als eine Reihe von Lexemen in dem jeweils anderen Idiom auf der Ebene der Region bekannt und u. U. gebräuchlich ist. Besonderheiten der Verwendung zeigen sich beispielsweise im Kroatischen in Bosnien, wo z. B. nedjelja, sedmica bzw. (h)efta anstelle von tjedan ‘Woche’, kasˇika anstelle von zˇlica ‘Löffel’, voz anstelle von vlak ‘Zug’, avlija anstelle von dvorisˇte ‘Hof’, hiljadu anstelle von tisuc´u ‘tausend’ sowie pendzˇer neben prozor ‘Fenster’, d. h. gewöhnlich als serbisch charakterisierte Wörter, gebraucht werden (Kunzmann-Müller 2002, 15). Bestimmte Bereiche des Wortschatzes sind mit ihrer Entstehung kroatisch bzw. serbisch kodifiziert worden, vgl. kroat. kemija vs. serb. hemija ‘Chemie’ bzw. ebenso dusˇik vs. azot ‘Stickstoff’ bzw. kisik vs. kiseonik ‘Sauerstoff’, svemir vs. vasiona ‘Weltall’, tlak vs. pritisak ‘Druck’, ähnlich Sˇpanjolska vs. Sˇpanija ‘Spanien’, Rumunjska vs. Rumunija ‘Rumänien’, talijanski vs. italijanski ‘italienisch’. Vergleichbares gilt für eine größere Anzahl abstrakter Begriffe wie kroatisch uvjerenje vs. serbisch ubeIenje ‘Überzeugung’, sigurnost vs. bezbednost ‘Sicherheit’, uvjet vs. uslov ‘Bedingung’ u. a. Insgesamt wird deutlich, daß im Wortschatz, verglichen mit den Gebieten Morphologie und Syntax, Unterschiede zwischen dem Kroatischen und Serbischen am ehesten faßbar sind.
IV. Baltische und slavische Sprachen
Für die Zeitspanne, die nach der Etablierung eigenständiger Standardsprachen in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts einsetzt, ist charakteristisch, daß die Entwicklung im Lexikon stark divergierend ist, wobei im Kroatischen dieser Prozeß besonders aktiv verläuft. Kennzeichnend für das letzte Jahrzehnt sind zahlreiche lexikalische Umschichtungen und Neuerungen. Dabei wird teilweise auf älteres Wortgut zurückgegriffen, vgl. povjerenstvo anstelle von komisija ‘Kommission’, gospodarstvo anstelle von privreda ‘Wirtschaft’, putovnica anstelle von pasosˇ ‘Paß’, sustav anstelle von sistem ‘System’. Revitalisiert worden sind beispielsweise auch die alten Bezeichnungen der Monatsnamen im Kroatischen, während das Serbische die lateinischen Benennungen beibehält, vgl. sijecˇanj vs. januar ‘Januar’, veljacˇa vs. februar ‘Februar’ usw. Vielfach kommt es auch zu Neubildungen, die z. T. an die kroatische puristische Tradition anknüpfen, vgl. suosnik ‘Koaxialkabel’, tipkovnica ‘Tastatur’ (Samardzˇija 1998, 148). Lexikalische Varianz besteht auch auf der regionalen Ebene bzw. zwischen der Standardsprache und anderen Existenzformen des Kroatischen und Serbischen. Sie hat ihre Fundierung in Differenzierungen der slavischen Gemeinsprache, vgl. regionale Varianten wie dazˇd zu auch standardsprachlichem kisˇa ‘Regen’, kurjak zu auch standardsprachlichem vuk ‘Wolf’ sowie muka zu auch standardsprachlichem brasˇno ‘Mehl’ (Brozovic´/Ivic´ 1988, 48). Außerdem existieren regionale Varianten, die auf die gen. Sprachkontakte oder Substrate zurückgehen, vgl. birtija, mehana, osˇtarija, krcˇma ‘Gasthaus’, makaze, sˇkare, nozˇice ‘Schere’. In den cˇakavischen Gebieten besteht seit dem Mittelalter eine starke Beeinflussung durch romanische Sprachen, in der jüngeren Vergangenheit insbesondere durch das Italienische, vgl. kantati ‘singen’, kantun ‘Ecke’, pjumin ‘großes Kissen’. Für das Kajkavische läßt sich vor allem lexikalischer Einfluß des Deutschen, aber auch des Ungarischen nachweisen, vgl. aus dem Deutschen cifersˇlus ‘Reißverschluß’, pegla ‘Bügeleisen’, sˇtoplciger ‘Flaschenöffner’, sˇuster ‘Schuster’ bzw. aus dem Ungarischen gumb ‘Knopf’, kefa ‘Bürste’. Während der
727
26. Kroatisch und Serbisch
Zeit des Illyrismus hat auch das Tschechische eine Rolle gespielt. Das Sˇtokavische ist mit dem Schwerpunkt auf den Dialekten der Muslime insbesondere seit dem 14. Jahrhundert einem starken Einfluß orientalischer Sprachen, z. B. des Arabischen, Persischen und Türkischen, ausgesetzt gewesen, vgl. daidzˇa ‘Onkel’, minIusˇa ‘Ohrring’ u. a. Lexeme der zuletzt gen. Art sind vorwiegend regional verankert, sie können aber auch funktionale Varianten innerhalb der Standardsprachen repräsentieren. Im Zuge der Etablierung von Standardsprachen stehen sie als Optionen für das standardsprachliche Lexikon zur Verfügung. Dieser Fall liegt beispielsweise gegenwärtig bei den Turzismen in Bosnien vor, die als lexikalisches Potential bei der Etablierung des Bosnischen als Standardsprache eine Rolle spielen können. Varianz des Lexikons auf der Basis von Sprachkontakten charakterisiert auch die Stadtsprachen, z. B. von Zagreb, Split und Dubrovnik.
7.
Fazit
Die Standardsprache der Kroaten und Serben bildet auf den Ebenen Phonetik/Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexik die wesentlichen Eigenschaften ihrer genetischen Einbettung in die slavischen Sprachen ab und repräsentiert sich typologisch als eine fusionierende Sprache mit einem anteilig stark angewachsenen nichtfusionierenden Potential. Für die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand dieses linguistischen Systems in seiner Spezifizierung auf mindestens zwei Standardsprachen sind insbesondere systemimmanente Faktoren verantwortlich, die Veränderungen ausgelöst und spezifische Sprachwandelprozesse in Gang gesetzt haben. Im Vergleich zum Ausgangszustand sind seine Hauptkomponenten Spezifizierungen und Innovationen auf der einen sowie konservierende Bewahrung auf der anderen Seite. Der Schwerpunkt dieser Entwicklung liegt im Zentrum des sˇtokavischen Sprachgebiets. Ein zweiter wesentlicher Faktor, der für das Design der Standardsprache verantwortlich ist, sind Wandelprozesse, die durch
Sprachkontakt initiiert worden sind. Sie haben insbesondere an der Peripherie des Gesamtareals, d. h. an der Übergangszone zu den Balkansprachen und in den Kontaktgebieten des Westens zum Romanischen bzw. des Nordens zum historischen Berührungsgebiet mit dem Deutschen, stattgefunden. Sie sind in einem bestimmten Ausmaße aber auch für das Zentrum, d. h. das Kontaktgebiet mit den Muslimen, einschlägig. Dieses für die Standardsprache gewonnene Bild stellt sich dar als Ausschnitt aus einem umfassenderen linguistischen System, das insbesondere die regionale Ebene einschließt. Ihre Einbindung erweitert die Optionen der Strukturbildung mit der Basierung der genetischen Einbindung und des Sprachkontakts sowie das daraus erwachsende Varianzpotential erheblich. Dabei zeigt sich zum einen, daß die linguistischen Systemmerkmale in wesentlichen Merkmalen unberührt, d. h. die typologische Einordnung identisch, bleiben. Wenn die linguistischen Teilbereiche mehr im Detail in den Blick genommen werden, zeigen sich allerdings zahlreiche Evidenzen dafür, daß die Entwicklungslinien nur teilweise parallel verlaufen. Die Varianten verweisen z. T. auf Retardierung, z. T. aber auch auf Beschleunigung von Entwicklungsabläufen. Generell gegenläufige Entwicklungen zwischen der Standardsprache und anderen Existenzformen des Kroatischen und Serbischen bilden eher den Ausnahmefall. Das anschaulichste Beispiel in diesem Sinne ist die Situation an der südlichen und südöstlichen Peripherie im Kontaktgebiet zu den Balkansprachen.
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Barbara Kunzmann-Müller, Berlin
27. Bulgarisch
731
27. Bulgarisch 1.
Einleitung
Die bulgarische Sprache gehört zur Gruppe der indoeuropäischen Sprachen, zur slawischen Sprachfamilie und innerhalb dieser zur Gruppe der südslawischen Sprachen. Über diese genealogisch bedingte Zuordnung des Bulgarischen als slawische Sprache neben dem Slowenischen, Kroatischen, Serbischen, Bosnischen und Makedonischen gehört das Bulgarische auch zur Gruppe der Balkansprachen neben dem Albanischen, Rumänischen und Neugriechischen. Bei der Abgrenzung des Sprachgebietes der Bulgaren ergeben sich Schwierigkeiten, da im Hinblick auf die Übergangsdialekte zu den Nachbarsprachen Unklarheiten bestehen, auf die von verschiedener Seite immer wieder hingewiesen wurde (vgl. Birnbaum 1982). Bulgarisch wird im Gebiet nördlich der unteren Donau, westlich der Küste des Schwarzen Meeres und der Marizaebene sowie nördlich der Rhodopen gesprochen. Außerhalb dieses geschlossenen Sprachgebietes finden sich Bulgaren bis in die Gegend von Istanbul, in der Dobrudzˇa, im Norden der Donaumündung und auch vereinzelt in der GUS. Die Schwierigkeiten der Abgrenzung des bulgarischen Sprachgebietes gegenüber dem Serbokroatischen und dem Makedonischen sind bis heute noch nicht zu klären, auf sie wird an anderer Stelle noch etwas ausführlicher einzugehen sein. Die Slawen im östlichen Teil der Balkanhalbinsel wurden im 7. Jahrhundert vor Christus von turkotatarischen Bulgaren, den sogenannten Protobulgaren unterworfen, worauf in der Folgezeit eine Verschmelzung von slawischem und protobulgarischem Element eintrat. Die ersten altbulgarischen Schriftdenkmäler gehen auf die beiden Slawenlehrer Kyrill und Method zurück und stellen Übersetzungen kirchlicher Texte dar, so z. B. der Bibel und von Gebeten. Zugrunde lag dem ältesten überlieferten Bulgarischen der slawische Dialekt des Gebietes von Thessaloniki.
Eine Aufgliederung der historischen Entwicklung der bulgarischen Sprache in einzelne Epochen ergibt folgendes Bild (vgl. Mircˇev 1952): 1. Die Zeit des Altbulgarischen oder Altkirchenslawischen, nach Auffassung der russischen Sprachwissenschaft des „Altslawischen“, beginnend mit den ersten altbulgarischen Denkmälern im 9. Jahrhundert bis zum Übergang zum Mittelbulgarischen in der Zeit des 11. Jahrhunderts. 2. Die Epoche des Mittelbulgarischen, Anfang des 12. Jahrhunderts bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Bezeichnend für das Mittelbulgarische ist eine starke Beeinflussung der Schriftdenkmäler durch die damals gebräuchliche Volkssprache. 3. Die Epoche des Neubulgarischen, beginnend mit dem 17. Jahrhundert: Für diese Zeit des Bulgarischen ist das Auftreten der Balkanismen, d. h. sprachlicher Übereinstimmungen mit anderen, nichtslawischen Balkansprachen charakteristisch, so der noch ausführlich zu behandelnde Übergang von der synthetischen zur analytischen Nominalflexion und die sich daraus ergebende Verwendung der Präposition ‘na’ in Verbindung mit einem ‘Casus generalis’ zur Bezeichnung von Genitiv und Dativ, ferner der Verlust des Infinitivs und die zunehmende Verwendung des nachgestellten Artikels. Im lexikalischen Bereich des Bulgarischen ist eine große Zahl von türkischen Lehnwörtern in diesem Zeitabschnitt zu beobachten, andere Beeinflussungen des Bulgarischen durch das Türkische werden noch zu behandeln sein, was insbesondere für die Erzählform des „Renarrativs“ gelten dürfte. Die Aufteilung des bulgarischen Sprachgebietes in Dialekte ergibt vor allem zwei Bereiche, nämlich den des Westbulgarischen und den des Ostbulgarischen, wobei die Grenze zwischen den beiden Bereichen von Nikopol an der Donau in südwestlicher Richtung über Pleven, Teteven, Tatar-Pazardzˇik bis nach Thessaloniki verläuft, so-
732 fern man von einem bulgarischen „Dialektkontinuum“ bis nach Thessaloniki ausgeht, wie dies von der bulgarischen Sprachwissenschaft angenommen wird (vgl. Mladenov 1929). Dabei hat bis in die jüngste Gegenwart hinein die Frage Bedeutung, ob das benachbarte Makedonische neben dem Bulgarischen als eigenständige Schriftsprache eine Berechtigung habe. Die makedonische Sprache war in direktem Zusammenhang mit der Herausbildung einer Sozialistischen Teilrepublik Makedonien innerhalb Jugoslawiens bereits gegen Ende des Zweiten Weltkrieges geschaffen worden. Die Sprachwissenschaft hat die nach 1945 entwickelte „makedonische Literatursprache“ zwischen dem Serbischen und Bulgarischen eingeordnet (vgl. u. a. Ivic´ 1953), während die Bulgaren, zu deren Zweitem Reich Makedonien gehört hatte, das Makedonische als einen bulgarischen Dialekt betrachten. Obwohl beide Sprachen ganz offensichtlich so nahe miteinander verwandt sind, wurde von makedonischer Seite immer an der Eigenständigkeit festgehalten. So wurden auch die Slawenlehrer Kyrill und Method, die u. a. auch in Ochrid wirkten, als Wegbereiter des kyrillischen Alphabetes auf der einen Seite als Makedonier, auf der anderen Seite als Bulgaren betrachtet. Am 22. Februar 1999 wurde nun in Sofia von makedonischer und bulgarischer Seite übereinstimmend die makedonische Sprache und die makedonische Nation als eigenständig anerkannt. Der bulgarische Regierungschef, Ivan Kostov, kommentierte diesen Vertrag mit den Worten, daß man nunmehr begonnen habe, die Sprache des vereinten Europa zu sprechen, während auf makedonischer Seite von der Lösung einiger Mißverständnisse gesprochen wurde, die man aus der Vergangenheit übernommen habe. Im ersten Heft des Organs des Institutes für Bulgarische Sprache bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia wurde dagegen unlängst eine Stellungnahme veröffentlicht, die den offiziellen Erklärungen der Regierungen beider Staaten ablehnend gegenübersteht. Einleitend heißt es dort: „Heute wird innerhalb der Grenzen der Republik Makedonien als offizielles Kommunikationsmittel die sog. makedonische Literatursprache ver-
IV. Baltische und slavische Sprachen wendet. Die Frage nach ihrem Charakter, die seit langem unsere Öffentlichkeit bewegt hat, wurde in letzter Zeit erneut aktuell und zwar aufgrund des Sprachenstreites in Zusammenhang mit der Unterzeichnung staatlicher Dokumente, die verschiedene Aspekte der Beziehungen zwischen der Republik Bulgarien und der Republik Makedonien regeln.“ (Vgl. Stanovisˇte na Instituta za ba˘lgarski ezik pri BAN za t. nar. makedonski ezik, in: Ba˘lgarski Ezik 47, 1997/98, H. 1, S. 1. Vgl. hierzu u. a. auch: Süddeutsche Zeitung vom 19. 2. 1999: Sofia und Skopje legen Sprachenstreit bei. / Bulgarien erkennt damit erstmals Mazedonien als eigenständige Nation an.)
Zusammenfassend wird in dieser Stellungnahme festgehalten, daß die „makedonische Literatursprache“ und die bulgarische Schriftsprache ein und dieselbe – bulgarische – historische und mundartliche Grundlage sowie ein- und dieselben bulgarischen Strukturmerkmale habe. Die „makedonische Literatursprache“ ist ähnlich der Schriftsprache der Banater Bulgaren eine regionale Schriftform der bulgarischen Sprache, die als offizielles Mittel der Verständigung in der Republik Makedonien Verwendung findet. Abschließend bekräftigt das Institut für Bulgarische Sprache seinen seit langer Zeit bereits bekannten Standpunkt: 1. Aus historischer, dialektaler und struktureller Sicht gibt es keine vom Bulgarischen unterschiedliche „makedonische Sprache“. 2. „Die makedonische Literatursprache“, als offizielle Sprache in der Republik Makedonien eingeführt, ist eine schriftsprachliche Form („Variante“) der bulgarischen Sprache.“ (Vgl. Stanovisˇte na Instituta za ba˘lgarski ezik pri BAN za t. nar. makedonski ezik, in: Ba˘lgarski Ezik 47, 1997/98, H. 1, S. 3.) Es sind vor allem drei Merkmalbereiche, die in solcher Ausprägung und solcher Kombination sonst nirgendwo innerhalb der slawischen Sprachen zu finden sind, nämlich Besonderheiten der Nominalflexion, des Verbalsystems, darüber hinaus auch die Verwendung nachgestellter, postponierter Artikel, ferner die Ersetzung des Infinitivs durch Nebensatzkonstruktionen, die Bil-
733
27. Bulgarisch
dung des Futurums mit dem Hilfsverbum „wollen“, im syntaktischen Bereich die Verdopplung von Objekten mit Hilfe von Kurzformen der Personalpronomina. So ist die gemeinslawische, aus dem Indoeuropäischen überkommene, im Altbulgarischen/Altkirchenslawischen und auch im Litauischen heute noch vorhandene synthetische Nominalflexion verschwunden und nur noch wenige Reste haben sich davon noch erhalten, vor allem in Dialekten und in der Volksdichtung. An die Stelle der synthetischen Kasusformen sind analytische Bildungen getreten und so werden wie auch in romanischen Sprachen Präpositionen zur Bezeichnung der Kasusrelationen verwendet, z. B. bulg. peroto = die Feder, wozu der Genitiv und der Dativ na peroto lautet. Ein Vergleich des Altbulgarischen mit dem heutigen Bulgarischen, wie ihn Stojanov in seiner bulgarischen Grammatik gegeben hat, macht dies noch deutlicher, welche grundlegenden Veränderungen in der Entwicklung des Bulgarischen vor sich gegangen sind (vgl. Stojanov 1980, 165): Altbulgarisch: bratru (bratu) zˇena brata moego recˇe bratou svoemou prizu˘va brata svoego izide su˘ bratomı˘ svoimu˘ o chlebeˇ jedinomı˘ brate!
Neubulgarisch (Nom.) (Gen.) (Dat.) (Akk.) (Instr.) (Lok.) (Vok.)
brat zˇenata na brat mi recˇe na brat si povika brat si izleze s brat si za edin chljab brate!
Die alten Infinitivformen, in den slawischen Sprachen in entsprechenden Konstruktionen sonst stark entwickelt, sind im Bulgarischen und auch im Makedonischen untergegangen, sie werden durch Sätze mit ‘da’ = ‘daß’ eingeleiteten Nebensätzen wiedergegeben. Parallele Erscheinungen finden sich im Albanischen, Ostserbischen und Neugriechischen, z. T. auch im Rumänischen, z. B. bulg. S nadezˇda da si ustroi po-doba˘r zivot toj zaminava za Bukuresˇt … = ‘Mit der Hoffnung sich ein besseres Leben zu gestalten ist er nach Bukarest übergesiedelt …’ oder Sled kato Karavelov se otkazva ot revoljucionnata borba, Botev zapocˇva da iz-
dava vestnik „Zname“ ‘Während Karavelov sich vom revolutionären Kampf lossagte, begann Botev die Zeitung „Zname“ herauszugeben.’ Das Bulgarische hat als einzige slawische Sprache neben dem Makedonischen einen bestimmten Artikel und zwar einen nachgestellten, z. B. nozˇa˘t/nozˇa = ‘das Messer’, ‘vodata’ = ‘das Wasser’, peroto = ‘die Feder’ u. ä. Ein solcher nachgestellter, postponierter Artikel ist in gewissem Umfang in nordgroßrussischen Mundarten gebräuchlich, wobei aber kein genetischer Zusammenhang mit dem Bulgarischen angenommen werden kann. Zu diesen Besonderheiten kommt noch die Tatsache, daß der Akzent des Bulgarischen frei und beweglich ist und nicht an eine bestimmte Silbe im Wort gebunden ist, obwohl Tendenzen zur Verschiebung nach dem Wortanfang hin durchaus vorhanden sind. Anzuführen ist aber auch eine Akzentverschiebung zum Wortende hin wie im Slowenischen, z. B. more´ = ‘Meer’ und oko´ = ‘Auge’. Im Bereiche lautlicher Merkmale ist für das Bulgarische anstelle von ursprünglichem vorschriftlichem *tj und *dj die Entwicklung zu -sˇt’- und -zˇd- anzuführen, z. B. nosˇt = ‘Nacht’, svesˇt = ‘Kerze’ und mezˇda = ‘Feldrain’. Abweichungen von diesen Lautentsprechungen sind als mundartliche Merkmale zu sehen. Bei den ursprünglichen, im Altbulgarischen noch vorhandenen Nasalvokalen ist altes *o˛ zu aˇ, altes *e˛ zu e geworden, wie dies auch in anderen südslawischen Sprachen der Fall ist, während für den Nasalvokal *o˛ eine Eigenentwicklung des Bulgarischen gegeben ist. Spuren der Nasalität der alten Nasalvokale sind nur noch mundartlich vorhanden. Die Entwicklung des alten Jat’, eˇ im Bulgarischen zu a bzw. zu e ist mit der Entwicklung in anderen slawischen Sprachen dagegen durchaus vergleichbar. Es zeigt sich also, daß das Lautsystem des heutigen Bulgarischen in seiner Entwicklung nur zum Teil mit der Entwicklung anderer slawischer Sprachen vergleichbar ist. Im Zusammenhang mit diesen lautlichen Besonderheiten steht auch die mundartliche Gliederung des Bulgarischen in ost- und westbulgarische Mundarten, wobei die Grenze zwischen die-
734 sen beiden Dialektgebieten im Norden beginnt und dann im wesentlichen nach Süden verläuft. Im westbulgarischen Bereich, zu dem auch die bulgarische Hauptstadt Sofia gehört, wird altes eˇ als e ausgesprochen, während im Ostbulgarischen, zumindest in seiner südlichen Hälfte eˇ immer als ’a nur vor Vokalen der hinteren Reihe auftritt, während vor den Vokalen der vorderen Reihe eine Umlautung erfolgt, z. B. mljako ‘Milch’ neben dem Adjektiv mlecˇen, ljato ‘Jahr’ neben dem Adjektiv leten. Dieser Umlaut erinnert an das Polnische, ohne daß hier jedoch ein direkter Zusammenhang vermutet werden könnte. Diese Besonderheiten der bulgarischen Dialekte waren bereits 1912 von Stefan Mladenov in einer Darstellung zur bulgarischen Dialektologie (1911/1912/1930) und von Ljubomir Mileticˇ in zwei Monographien zum Ostbulgarischen und zu den Rhodopemundarten 1903 und 1912 beschrieben worden. Neuere dialektologische Darstellungen des Bulgarischen, so von S. Stojkov (1949) halten an dieser grundsätzlichen Einteilung fest. Nach Ausweis der altbulgarischen/altkirchenslawischen Überlieferung wurden die Bulgaren und ihre Sprache als bla˘garı˘ska˘, heute bulgarisch ba˘lgarski bezeichnet, im Serbischen lautlich entsprechend als bugarski, russisch bolgarskij, tschechisch bulharsky´ und polnisch bu¢garski, die Bezeichnung bulgarisch hat demnach in den verschiedenen slawischen Sprachen lautlich unterschiedliche Vertretungen. Ein erster bulgarischer Staat wurde im 7. Jahrhundert gebildet, als die slawische Landnahme abgeschlossen war und die Balkanhalbinsel mit Ausnahme einiger Küstengebiete, wo Griechen lebten, in slawische Hand kam. Eine erste bulgarische, jedoch noch nicht slawische Staatsgründung erfolgte bereits nach dem 5. Jahrhundert am Schwarzen Meer, die von den Byzantinern als e˘ palaia Voulgarı´a bezeichnet wurde. Die dort ansässigen Protobulgaren stießen in die von Slawen besiedelten Gebiete vor und besetzten 668 und danach die südliche Dobrudzˇa. Eine protobulgarisch-slawische Symbiose führte im Jahre 680 zur Errichtung des bulgarischen Staates, nachdem zuvor die Byzantiner vergeblich versucht hatten, diese Staatsbildung
IV. Baltische und slavische Sprachen
mit militärischen Mitteln zu verhindern. Mit dem Beginn des 9. Jahrhunderts hatten die Bulgaren auf der Balkanhalbinsel eine durchaus beherrschende Stellung erreicht. In diese Zeit fällt die Überlieferung des Altbulgarischen/Altkirchenslawischen. Die Mehrzahl der altbulgarischen/altkirchenslawischen Sprachdenkmäler gehört in die Zeit des 10. und 11. Jahrhunderts, wobei sich ein einigermaßen regelmäßiger Gebrauch der beiden Nasalvokale feststellen läßt. Als weitere lautliche Merkmale des Altbulgarischen sind die beiden reduzierten Vokale anzuführen, die in der weiteren Entwicklung, wie auch in den anderen slawischen Sprachen einem Schwund oder einer Vokalisation unterworfen wurden, z. B. altbulgarisch/altkirchenslawisches sъnъ > sa˘n, dn > den. Der Schwund im Auslaut bzw. in schwacher Position ist allen slawischen Sprachen gemeinsam, die Vokalisierung in starker Position kann von slawischer Sprache zu slawischer Sprache unterschiedlich sein. In der weiteren Entwicklung weichen die altbulgarischen/altkirchenslawischen Handschriften vielfach voneinander ab, da sie ganz offensichtlich auch unter dem Einfluß jüngerer Dialekte standen. So begegnen z. B. im Codex Zographensis alte Lauterscheinungen neben neuen Lautentwicklungen. Die Gliederung der altbulgarischen/altkirchenslawischen Denkmäler in glagolitisch und kyrillisch geschriebene ist für die sprachlichen Besonderheiten des Altbulgarischen/Altkirchenslawischen unerheblich, da beide Schriften so gut wie völlig äquivalent sind, d. h. glagolitisch geschriebene Denkmäler ohne Rücksicht auf sprachliche Besonderheiten in kyrillische Texte umgesetzt werden können, was von den Herausgebern der betreffenden Schriftdenkmäler bereits durchgeführt wurde. Eine wichtige Epoche für die weitere Entwicklung der bulgarischen Sprache stellt die Zeit bis zum Zusammenbruch des ersten bulgarischen Reiches im Jahre 1018 dar. Im weiteren Verlauf des 12. Jahrhunderts ist das bulgarische Schrifttum zwar noch lebendig, nachdem wohl um 900 das glagolitische Alphabet durch das kyrillische ersetzt worden sein dürfte. Zu nennen sind für diese Zeit der bulgarischen Sprachgeschichte noch die Schriften des Ioann Ek-
735
27. Bulgarisch
zarch sowie der Traktat des Mönches Chrabr über die slawische Schrift, in dem diese sowie die slawischen Kirchenbücher gegenüber den Griechen verteidigt werden. Betrachtet man die Sprachdenkmäler der mittelbulgarischen Epoche, so zeigen diese noch durchaus kirchenslawischen Charakter, während sich die bulgarische Volkssprache wohl schon seit dem 12. Jahrhundert entscheidend verändert hat und auch auf die Schriftsprache einwirkte. Die mittelbulgarische Sprache behält zunächst die Nasalvokale bei, bald werden diese jedoch einer Vertauschung in der Schreibung unterworfen, wobei e˛ nach damals weichen Konsonanten wie /zˇ/, /sˇ/ und /j/ durch /o˛/ ersetzt wird, z. B. zˇo˛tva, jo˛zykъ, imo˛, kno˛z, während altes /o˛/ durch /e˛/ ersetzt wurde, so z. B. bei zeml’e˛ anstelle von früherem zeml’o˛ als Akkusativ Singular. In dieser Zeit war auch der Zusammenfall bzw. Schwund der beiden reduzierten Vokale, ferner der Zusammenfall der Vokale /y/ und /i/ eingetreten, eine Erscheinung, die über das Bulgarische hinaus alle südslawischen Sprachen erfaßte, z. B. anstelle früheren ryba erscheint nur noch riba ‘Fisch’. Bei all diesen Lautentwicklungen handelt es sich um Erscheinungen, die auch in Zusammenhang mit dem bereits erwähnten Übergang von der alten synthetischen zur analytischen Flexion zu sehen sind. Für die Epoche sind einige mittelbulgarische Sprachdenkmäler von Wichtigkeit, so das Evangelium Dobromiri oder Dobromir-Evangelium, das Psalterium Bononiense, ebenso auch die Übersetzungen Evtimijs gegen Ende des 14. Jahrhunderts, wobei es sich um kirchliche Literatur nach byzantinischem Muster handelte. Die neubulgarische Epoche wird zunächst durch die sogenannten Damaskini des 17. und 18. Jahrhunderts belegt, wobei es sich um die für Bulgaren übersetzten griechischen Predigten des Damaskinos Studites handelte, die mehrfach in das Bulgarische übertragen wurden und in denen sich auch die wichtigsten Merkmale fast aller neubulgarischen Mundarten wiederfinden. Die eigentliche neubulgarische Literatur beginnt mit der „Slavo-bulgarischen Geschichte“/„Istorija slaveno-bolgarskaja“ des Paisij Chilendar aus dem Jahre 1762,
geschrieben in einem Bulgarisch, das stark von kirchenslawischen, ebenso auch russischen Elementen durchsetzt war. Das erste gedruckte Buch in bulgarischer Sprache gab 1805 in Bukarest Sofronij, Bischof von Vraca, ein Schüler Paisijs heraus, es enthält eine Predigtsammlung in bulgarischer Sprache. Im Jahre 1829 erschien Jurij Venelins Werk über die alten und neuen Bulgaren unter dem Titel „Drevnie i nynesˇnie Bolgare“. Obwohl der Herkunft nach Ukrainer, gilt Venelin als der Wiedererwecker des bulgarischen Nationalbewußtseins, während Neofit Rilski im Jahre 1835 die erste bulgarische Grammatik herausgab, gefolgt von Ivan Bogorov mit einer weiteren bulgarischen Grammatik im Jahre 1844. Mit den Schriftstellern Najden Gerov (1823⫺1900), Pencˇo Slavejkov (1827⫺1895), Ljuben Karavelov (1837⫺1879) und Ivan Vazov (1850⫺1921), insbesondere dessen Roman „Pod igoto“/„Unter dem Joch“ setzte sich die Volkssprache des Nordostens als Literatursprache durch. Mit dem Beginn der Eigenstaatlichkeit Bulgariens übernimmt diese Sprache auch alle Funktionen einer Amts- und Verwaltungssprache.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
Eine typologische Charakterisierung des Bulgarischen als „idealisiertes Ganzes“ ohne Berücksichtigung sprachlicher Variation in Geschichte und Gegenwart zeigt, daß gerade hier sich zahlreiche Vertretungen von Balkanismen das Bulgarische dem „Kern der Balkansprachen“ zurechnen lassen und zwar zusammen mit dem Albanischen, Rumänischen, während das Neugriechische und Serbische nur durch eine geringere Anzahl von Balkanismen ausgewiesen sind, das Kroatische nur eine Randstellung einnimmt, das Slowenische überhaupt nicht zum Bereich der Balkansprachen zu rechnen ist (vgl. hierzu Panzer 1991, 113 ff.). Nach W. P. Lehmann (1969, 58) ist die Sprachklassifizierung das Hauptziel jeder Typologie, doch ergeben sich von hier aus auch neue Ansätze für sprachhistorische Forschungsanliegen. Schon einige wenige
736 Beispiele machen deutlich, daß sich die Indexzahlen für einzelne indoeuropäische Sprachen verändert haben. So hatten die älteren germanischen Sprachen einen wesentlich höheren Syntheseindex als die heute gesprochenen. Wenn man, so weiter W. P. Lehmann (1969, 58), die typologische Klassifizierung auf einzelne Sprachstufen anwende, so könne man die Entwicklung dieser Sprache auf Grund von nachprüfbaren Sprachstufen feststellen. Ein weiteres Argument für die Entwicklung vom Synthetismus zum Analytismus ist die Tatsache, daß die synthetische Bildungsweise dem allen Volkssprachen beherrschenden „Bequemlichkeitstriebe“ weniger entgegenkam, ein uniformiertes Paradigma mit Einheitskasus ist nach W. Havers eben bequemer als eine mit Endflexion des Nomens, namentlich für solche, die eine fremde Sprache erlernen müssen, so daß solche Überlegungen auch für Bilinguismus in Betracht kommen (Havers 1931, 146⫺156). Vergegenwärtigt man sich die sprachlichen Tatsachen, die das heutige Bulgarische als Balkansprache gegenüber den anderen slawischen Sprachen auszeichnen, so zeigt sich u. a., daß im lautlichen Bereich der Vokal /a˘/, wie er in zahlreichen Lexemen des Bulgarischen zwar in phonologischer Funktion vorkommt, z. B. pa˘t//ka˘t, in morphologischer Funktion bei Nomina aber offensichtlich nur in Verbindung mit Konsonanten auftritt, z. B. beim postponierten Artikel, z. B. ma˘zˇa˘t, nozˇa˘t u. a., während das Rumänische und Albanische ebenfalls einen solchen „Mittelzungenvokal“ in ihrem phonologischen System als /a˘/ und /e¨/ aufweisen, er aber in diesen beiden Sprachen u. a. auch zur Bezeichnung des Nominativ Singular von femininen Substantiva verwendet wird, dann aber mit /-a/ als bestimmtem, postponiertem Artikel alterniert: ma˘da˘r//ma˘drijat ‘klug//der kluge’ pa˘t//pa˘ta˘t ‘Weg//der Weg’ 2. Albanisch: vajze¨//vajza ‘Mädchen//das Mädchen’ 3. Rumänisch: masa˘//masa ‘Tisch//der Tisch’. 1. Bulgarisch:
IV. Baltische und slavische Sprachen
Im morphologisch-syntaktischen Bereich sind es vor allem zwei gegensätzliche sprachliche Entwicklungstendenzen, die das Bulgarische zum Teil in Übereinstimmung mit anderen Balkansprachen auszeichnet, zum Teil aber auch von diesen unterscheidet: Zu nennen ist an erster Stelle die Tendenz zum Analytismus im Bulgarischen, wie sie uns heute im nominalen und verbalen Bereich als analytische Kasus- und Verbalformen entgegentreten, z. B. na zˇenata ‘der Frau’ (Genitiv u. Dativ), sˇte pisˇa ‘ich werde schreiben’. So ist die Bildung des Genitivs mit Hilfe der ursprünglichen Präposition ‘na’ in dieser Form von den anderen Balkansprachen abweichend, z. B. in den folgenden Sätzen: „V pa˘rvite dni na proletta na 1962 godina v Sofija se sa˘stoi pa˘rvoto zasedanie na Iniciativnija Komitet na Mezˇdunarodnata Fondaˇ ivkova’ “ cija ‘Ljudmila Z „In den ersten Tagen des Frühjahrs 1982 trat in Sofia die erste Konferenz des Gründungskomitees der Internationalen Stiftung ‘Ljudmila Zˇivkova’ zusammen.“ Die Bildung des Futurums mit Hilfe der Partikel sˇte und insofern übereinstimmend mit anderen Balkansprachen, u. a. auch mit dem Neugriechischen, z. B.: „Sˇte minat godini i proverkata na vremeto sˇte potva˘rdi i izvisi osˇte povecˇe novatorskija smisa˘l na neinite idei.“ „Es werden die Jahre vergehen und die Zeit wird noch mehr den innovativen Gedanken ihrer Ideen bestätigen und herausheben.“ Im Gegensatz zu anderen Balkansprachen, insbesondere zum Neugriechischen mit einem vorangestellten bestimmten Artikel und dem Serbokroatischen mit fehlendem bestimmten Artikel verfügt das Bulgarische nun über einen nachgestellten Artikel, ein Hinweis auf gegenläufige „neue synthetische Tendenzen“, die den bekannten analytischen offensichtlich entgegenlaufen, z. B.: „Visoko cenim i nikoga ne sˇte zabravim zaslugite na pa˘rvostroitelite na fondacija.“ „Wir achten hoch und werden niemals vergessen die Verdienste der ersten Gründer der Stiftung.“
27. Bulgarisch
„V rezultat na vasˇata obicˇ, na vasˇite usilija, ska˘pi prijateli, tja osˇte v zorata na svoeto sa˘zdavane specˇeli iskreni priva˘rzˇenici.“ „Als Ergebnis Ihrer Zuneigung, Ihrer Bemühungen, teuere Freunde, wird sie noch in der Morgenröte ihrer Schöpfung aufrichtige Anhänger gewinnen.“ Zu den synthetischen Tendenzen des Bulgarischen, in diesem Falle auch in Übereinstimmung mit den meisten anderen Balkansprachen ist wohl die Verwendung eines synthetisch gebildeten Vokativs zu sehen, wie er bei Personenbezeichnungen, Eigennamen verwendet wird, z. B. drugarju, drugarko ‘Kollege, Kollegin’. Demgegenüber finden sich im Plural keine eigenen Vokativformen wie in anderen Balkansprachen auch – ausgenommen das Rumänische: Im Bulgarischen ist der Nominativ Plural mit dem Vokativ Plural homonym, wie in allen anderen flektierenden Sprachen dies auch der Fall ist, z. B. bulgarisch: Drugarki i drugari, Dami i gospoda, uvazˇaemi gosti ‘Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, verehrte Gäste“. In den Bereich des Analytismus des Bulgarischen gehören auch die Bildung des Komparativs und die Ersetzung des Infinitivs durch die sogenannten da-Konstruktionen, mit Einschränkungen vergleichbar anderen Balkansprachen, z. B.: „Radosten sa˘m da vi privetstvuvam naj-sa˘rdecˇno v pametnija den na ucˇredjavaneto na ˇ ivMezˇdunarodnata Fondacija ‘Ljudmila Z kova’ “ „Ich bin froh darüber, daß ich Sie auf das herzlichste an diesem Tag der Gründung der Internationalen Stiftung ‘Ljudmila Zˇivkova’ hier begrüßen kann.“ ⫽ „Ich bin froh darüber Sie an diesem Tag der Gründung der Internationalen Stiftung ‘Ljudmila Zivkova’ hier auf das herzlichste zu begrüßen.“ Demgegenüber scheint die Verdopplung oder Reduplikation des Objektes eine Folge des Kasuszusammenfalls und damit ein neuer Zug von Analytismus zu sein, so daß man zwei Bereiche von Analytismus im Bulgarischen unterscheiden muß, nämlich einen „primären“ und einen „sekundären Analytismus“, z. B.:
737 ˇ ovecˇestvo ceni tezi chora, koito sled kato „C si otidat ot zˇivota, ostavjat sled sebe si nezalicˇima sleda ot dobra dela, ka˘m tjach prinadˇ ivkova.“ lezˇi i nasˇata Ljudmila Z „Die Menschheit schätzt die Leute, die dann, wenn sie ihr Leben beendet haben, eine Spur guter Werke zurücklassen, zu diesen gehört auch unsere Ljudmila Zivkova.“ Sicher steht auch die Verwendung von Personalpronomina in der Kurzform in der Funktion von Possessivpronomina in Zusammenhang mit der Entwicklung des bulgarischen Analytismus, im Zusammenhang mit der Aufgabe der synthetischen Kasusmorpheme war es aber nicht mehr erforderlich, im Kasus kongruente Possessivpronomina zu verwenden, sondern es genügte, die besitzende Person mit Genus und Numerus zu kennzeichnen, z. B.: „Respektirame prinosa˘t `ı za razcveta na sa˘vremennata dinamicˇna svetovna kultura. Trognat sa˘m ot nejnata grizˇ za decata.“ „Wir achten ihren Beitrag zur Entwicklung einer gegenwärtigen, dynamischen Weltkultur. Ich bin berührt von ihrer Sorge um die Kinder.“ Diese erste typologische Charakterisierung des Bulgarischen zeigt uns zunächst, daß das heutige Bulgarische als Balkansprache einer differenzierteren Betrachtung unterzogen werden muß als dies im allgemeinen mit einer Aufzählung der bekannten Balkanismen der Fall war. Im Ergebnis jener historischen Entwicklung zeigt das Bulgarische als slawische Sprache und als Balkansprache, daß es nicht nur eine Entwicklung vom Synthetismus zum Analytismus hin mitgemacht hat, sondern daß das Bulgarische zugleich auch „konservative Tendenzen“ aufweist, die sich in der Bewahrung synthetischer Merkmale, ja sogar in neuen synthetischen Tendenzen des Bulgarischen zeigen. Sowohl die Tendenz zum Analytismus als auch zu einem neuen Synthetismus muß in größerem Zusammenhang mit den anderen Balkansprachen gesehen werden, so der postponierte Artikel, morphologisch und damit synthetisch mit dem betreffenden Nomen verbunden. Hinzu kommt noch, daß verschiedene Balkanismen als Übereinstim-
738
IV. Baltische und slavische Sprachen
mungen der Balkansprachen, im Bulgarischen oft eine abweichende sprachliche Ausprägung gegenüber anderen Sprachen aufweisen. So läßt sich z. B. die Bildung des Komparativs und Superlativs zwar in Übereinstimmung mit dem Komparativ anderer Balkansprachen als „analytisch“ charakterisieren, die bulgarischen Bildungen lassen sich aber sonst nicht mit den Steigerungsformen anderer Balkansprachen vergleichen, z. bulg. „doba˘r//po-doba˘r//najdoba˘r“ gegenüber rum. „bun//mai bun//cel mai bun“. Für die Bildung des Genitivs läßt sich Übereinstimmung bei der Verwendung von Präpositionen im Bulgarischen und Rumänischen feststellen, sofern es sich um bulg. ot und rum. din handelt, als unterschiedlich muß jedoch die Wiedergabe der Präposition ‘na’ des Bulgarischen gegenüber dem Rumänischen angeführt werden: Gosti ot vsicˇki strani//Recˇ ˇ ausˇescu. na drugarja C ‘Gäste aus allen Ländern’//‘Eine Rede des Genossen C ¸ aus¸escu.’ 2. Rumänisch: Oaspet¸i din toate ¸ta˘rile// Toastul tovaras¸ului Nicolae C ¸ aus¸escu … 1. Bulgarisch:
2.
Lautliche Variation
Zur Lautung des heutigen Bulgarischen ist anzuführen, daß von insgesamt sechs Vokalen, nämlich /a/, /e/, /i/, /o/, /u/, /a/ auszugehen ist, zu denen noch zwei jotierte Vokale kommen, nämlich /ja/ und /ju/. Das alte /eˇ /, als eigenes Graphem noch bis zur bulgarischen Rechtschreibereform 1944/45 gebraucht, wird in der heutigen Literatursprache als /e/ oder /’a/ gesprochen und auch entsprechend diesen unterschiedlichen Lautungen geschrieben, abhängig davon, ob in der folgenden Silbe oder Endung „Weichheit“ vorliegt, d. h. das Vorhandensein von /e/, /i/ oder // bewirkte im allgemeinen die Aussprache von /e/ als /e/, z. B. Leto als ljato, aber leten, prolet als prolet. Einen Sonderfall stellt wohl das Substantiv vek dar, das im heutigen Bulgarischen ‘vek’ geschrieben und artikuliert wird, obwohl hier an-
dere Lautvoraussetzungen vorliegen. Jotierte Vokale, nämlich /’a/ und /’u/ werden im Wortanlaut mit /j/ artikuliert. Dies gilt auch für die Position nach Vokalen, z. B. jajce, juzda, vajatel, vojuvam. Folgen die Grapheme l, n und die Graphemverbindung o einem Konsonanten, so werden sie mit /a/, /u/, /o/ artikuliert, der vorangehende Konsonant wird aber erweicht, z. B. bjal, tja, tjutjun, gjul, g’ol, akt’or. Das bulgarische Konsonantensystem umfaßt u. a. Laute, die in einer Weichheitskorrelation zueinander stehen, dies gilt für die Konsonanten p//p’, b//b’, t//t’, d//d’, k// k’, g//g’. Hierbei handelt es sich um die Verschlußlaute, die in harter und erweichter Entsprechung vorkommen können, nach ihrer Artikulationsstelle lassen sie sich in Labiale /p, b/, Dentale /t, d/ und Velare /k, g/ untergliedern. Die Gruppe der Reibelaute wird von /f//f’/, v//v’ /s//s’/, /z//z’/, /ch//ch’/ gebildet, zu denen noch /sˇ/ und /zˇ/ kommen, die aber keine erweichten Entsprechungen aufweisen. Sie lassen sich nach ihrer Artikulationsstelle untergliedern in Labiale /f//v/, Dentale /s//z/, /sˇ//zˇ/ sowie den Velaren /ch/. Die Gruppe der Affrikaten /c//c’/ sowie /cˇ/, /dzˇ/ und /dz/ weist nur Dentale auf, von denen auch nur /c/ eine erweichte Entsprechung aufweist, während /cˇ/, /dzˇ/ und /dz/ nur als harte Konsonanten vorkommen. Die Sonanten umfassen /m//m’/, /n//n’/, /l/ /l’/, /r//r’/ sowie den „Halbkonsonanten /j/, wobei /m/ nach der Artikulationsstelle als labial, /n/, /l/ und /r/ als dental zu bezeichnen sind, während /j/ eine isolierte Stelle als Velar zukommt. Für die phonologische Realisierung der verschiedenen Konsonanten des Bulgarischen ist anzuführen, daß stimmhafte Konsonanten des Bulgarischen im Auslaut entstimmhaftet werden, so bei /grad/, /za˘b/, /nozˇ/, /az/, /rev/ u. a. Bei Konsonantenfolgen ist die Assimilation im allgemeinen regressiv, so daß der zweite Konsonant den Ausschlag gibt, ob die gesamte Konsonantengruppe stimmlos oder stimmhaft artikuliert wird, z. B. ’vtor: /ftor/. Bei Doppelkonsonanten ist davon auszugehen, daß diese in zusammengesetzten Wörtern in ihrer Artikulationsdauer gelängt werden, z. B. bezza˘b, ottam, stenna u. a. Umgangssprach-
739
27. Bulgarisch
lich werden die Konsonantenfolgen /st/ und /zd/ bzw. /st/ und /zd/ einfach als /s/ bzw. /z/ artikuliert, z. B. mladost als /mlados/. Das mediale /st/ wird gelegentlich im Auslaut auch als /s/ ausgesprochen, die Lautfolge /td/ wird zu /d/ vereinfacht, z. B. petdeset als /pedeset/, umgangssprachlich fällt /v/ in der Konsonantenfolge /vs/ aus, z. B. vsicˇki wird als /sicˇki/, vseki wird als /seki/ ausgesprochen.
3.
Morphologische Variation
Für den Bereich der Morphologie des Bulgarischen ist anzuführen, daß im Gegensatz zur vorwiegend analytischen Flexion der Nomina das Verbalsystem des Bulgarischen sowohl analytische als auch synthetische Züge aufweist. Im Bereich der Nomina hat das Bulgarische als einzige slawische Sprache – sieht man vom benachbarten Makedonischen ab – ein Artikelsystem und zwar einen nachgestellten Artikel, z. B. nozˇa˘t// nozˇa – abhängig von der syntaktischen Funktion als Subjekt oder Objekt, vodata, peroto. Der Artikel wird genus- und numerusbezogen verwendet, so daß sich das folgende System ergibt: Singular mask … m. Nominativ Casus obliquus
f.
n.
pl.mf. n.
-a˘t, -jat -ta -to -te -a, -ja -ta -to -te
-ta -ta
Der einzige Unterschied zwischen der Verwendung des bulgarischen bestimmten Artikels beim Nominativ und beim Casus obliquus ist standardsprachlich, wird aber in der Umgangssprache zugunsten des Casus obliquus vernachlässigt, z. B. za˘ba˘t erscheint als za˘ba, gosta˘t als gosta, denjat als denja, aber nur zˇenata, zemjata, kostta, seloto, poleto werden von diesen Unterscheidungen bzw. Schwankungen nicht berührt. Im Plural lauten die dazugehörenden Formen za˘bite, gostite, gradovete, zˇenite, kostite, selata, poljata. Trotz der Zusammenschreibung ist der Artikel des Bulgarischen nicht fest mit dem Substantiv verbunden, sondern charakterisiert das gesamte nominale Syntagma, indem er an das voranste-
hende Adjektiv bzw. Syntagma tritt, z. B. bei ezik//ezika˘t//ba˘lgarskijat ezik//na ba˘lgarskija ezik//nasˇijat ba˘lgarski ezik usw. Reste der alten synthetischen Kasusflexion finden sich in Akkusativformen auf -a für Personennamen und Personenbezeichnungen, z. B. Ivan//Ivana, Petko//Petka sowie auch in Vokativformen auf -e, -o, -u für Maskulina und auf -o, -e für Feminina, z. B. brate!, Ba˘lgarino!, Drugarju!, Drugarko!, Majcˇine usw. Die typologischen Besonderheiten des bulgarischen Nominalsystems werden auch deutlich, wenn S. Stojanov in seiner 1980 erschienenen bulgarischen Grammatik einen Vergleich mit dem Russischen, also einer nahe verwandten, aber aus typologischer Sicht synthetisch zu bezeichnenden Sprache durchführt, wobei bulgarische und russische Syntagmen gegenübergestellt werden: Bulgarisch: Pisˇa s moliv.// Russisch: Pisˇu karandasˇom. Bulgarisch: Sa˘cˇinenija na Pusˇkina.// Russisch: Socˇinenija Pusˇkina. Bulgarisch: Pametnik(a˘t) na Pusˇkin.// Russisch: Pamjatnik Pusˇkinu. Bulgarisch: Poemata ‘Poltava’ napisana ot Pusˇkin.// Russisch: Poema ‘Poltava’ napisana Pusˇkinym (vgl. Stojanov 1980, 165). Nicht nur der Bestand der Formen der Substantiva zeigt Entwicklungen vom Synthetismus zum Analytismus, sondern auch die Formen aus dem Bereiche des Verbalsystems, wo zum Bestand der alten synthetischen und analytischen Formen neue analytische Formen hinzugekommen sind. „Synthetisch“ und „analytisch“ lassen sich zum Teil auf bestimmte Verbalkategorien wie Aorist und Perfekt festlegen, bei anderen Verbalkategorien treten neben analytische Formen auch synthetische, was für den sogenannten „Renarrativ“ gilt. So wird der Aorist durchgehend synthetisch gebildet, das Perfekt jedoch durchgehend analytisch. Während es sich beim Renarrativ um eine vorwiegend analytisch gebildete Reihe von Formen handelt, bei denen sich jedoch
740 in den beiden Formen der 3. Person Singular und Plural neue synthetische Formen zeigen, indem die Kopula nicht mehr verwendet wird: cˇetoch, cˇete, cˇete//cˇetochme, cˇetochte, cˇetocha; 2. Perfekt: cˇel sa˘m, cˇel si, cˇel e//cˇeli sme, cˇeli ste, cˇeli sa; 3. Renarrativ: cˇetjal sa˘m, cˇetjal si, cˇetjal// cˇeteli sme, cˇeteli ste, cˇeteli.
1. Aorist:
Im Gegensatz zu Aorist und Perfekt ist also beim Renarrativ ein Schwanken zwischen analytischen und synthetischen Formen zu beobachten. Unabhängig von der zeitlichen Entwicklung des Verschwindens von e und sa als den 3. Personen Singular und Plural der Kopula ist hier wohl eine rückläufige Tendenz zum Synthetismus zu beobachten, eine Erscheinung, die auch für das Russische charakteristisch ist, wo die alten Perfektformen heute als Präteritalformen ohne die Kopula, wie dies im Altrussischen der Fall war, Verwendung finden. Eine dreigliedrige analytische Verbalbildung ist dagegen mit dem Plusquamperfekt des Bulgarischen gegeben, wenn sich dort die folgenden Formen finden: Bil sa˘m cˇel, bil si cˇel, bil e cˇel; (Singular) bili sme cˇeli, bili ste cˇeli, bili sa cˇeli, (Plural) Im Gegensatz zum Renarrativ lassen sich auch bei diesen analytischen Verbalformen keine rückläufigen Tendenzen zum Synthetismus beobachten, da das Hilfsverbum bei der 3. Person Singular und Plural weiter verwendet wird. Im Bulgarischen haben aus historischer Sicht die alten Perfektformen eine neue Entwicklung mitgemacht, indem sie sich unter dem Einfluß des Türkischen vom 14. Jahrhundert an zu Formen entwickelten, die eine Handlung oder einen Vorgang beschreiben, bei dem der Erzähler bzw. Sprecher nicht unmittelbarer Zeuge war. Ganz offensichtlich unter dem Einfluß des Türkischen setzte sich neben den alten Partizipialformen auf -l vom Typ bıralъ ⬎ bral, clъ ⬎ cˇel eine neue Partizipialform durch, die berjal, cˇetjal lautete und im Altbulgarischen/Altkirchenslawischen keine direkte Entsprechung aufzuweisen hat. Neben ei-
IV. Baltische und slavische Sprachen
nem bestimmten Präteritum, das zur Wiedergabe vergangener Handlungen verwendet wird, weist auch das Türkische noch ein unbestimmtes Präteritum auf, das für solche Handlungen in der Vergangenheit verwendet wird, von denen der Sprechende es für unsicher oder auch unwahrscheinlich hält, daß sie wirklich stattgefunden haben. Die Bildung des unbestimmten Präteritums im Türkischen erfolgt, indem an den reinen Stamm eines Verbums zunächst einmal das Suffix -mis¸, -müs¸, -mus¸, -mıs¸ entsprechend den Regeln der Vokalharmonie angefügt wird. An dieses Suffix treten dann die Personalendungen der Konjugation, aber nicht die Endungen, die bei der bestimmten Konjugation des Präteritums verwendet werden, sondern jene, die für die Wiedergabe des Indikativ Präsens des Hilfsverbums ‘sein’ verwendet werden, allerdings mit der Abweichung, daß in der 3. Person Singular und Plural die Silbe -dir, -dür, -dır, -dur wegfällt, z. B. gelmek ⫽ ‘kommen’, görmek ⫽ ‘sehen’, davon abgeleitet: gelmis¸im ⫽ ‘ich soll gekommen sein’, gelmis¸sin ⫽ ‘du sollst gekommen sein’, gelmis¸ ⫽ ‘er, sie es soll gekommen sein’, gelmis¸iz ⫽ ‘wir sollen gekommen sein’, gelmis¸siniz ⫽ ‘ihr sollt gekommen sein’, gelmis¸ler ⫽ ‘sie sollen gekommen sein’, dementsprechend: görmüs¸üm, görmüs¸sün, görmüs¸, görmüs¸üz, görmüs¸sünüz, görmüs¸ler! Hierzu seien auch die Formen des Indikativ Präsens des Hilfsverbums ‘sein’ des Türkischen angeführt: 1. Pers. Sing.: -im, -üm, -m, -um ⫽ ich bin 2. Pers. Sing.: -sin, sün, -sın, sun ⫽ du bist 3. Pers. Sing.: -dir, -dür, -dır, dur bzw. -tir ⫽ er ist 1. Pers. Pl.: -iz, -üz, ız, -uz ⫽ wir sind 2. Pers. Pl.: -siniz, -sünüz, -sınız, sunuz ⫽ ihr seid 3. Pers. Pl.: -dirlar, -dürler, -dırlar, -durlar ⫽ sie sind. Diesen türkischen Formen können die des bulgarischen Renarrativs, des „preizkazno naklonenie“ gegenübergestellt werden: 1. cˇetjal sam, cˇetjal si, cˇetjal; (Sing.) 2. cˇeteli sme, cˇeteli ste, cˇeteli; (Pl.) Das Fehlen der Kopula in der Form der 3. Person Singular und Plural weist auf diese
741
27. Bulgarisch
türkische Form görmüs¸ hin, wo sich ebenfalls keine besondere Kennzeichnung durch die 3. Person Singular der Kopula findet, im Plural nur die Kennzeichnung durch die Numeruskategorie erfolgt. Eine weitere typologische Besonderheit stellt die Bildung des Futurums im heutigen Bulgarischen dar, wo sich direkte Parallelen zum Neugriechischen, aber auch zum Albanischen und zum Rumänischen, innerhalb der slawischen Sprachen zum Kroatischen und Serbischen, jedoch nicht zum Slowenischen ergeben. Im Bulgarischen werden die Formen des Futurs mit Hilfe der morphologisch unveränderlichen Partikel sˇte gebildet, während das Verbum wie im Präsens konjugierbar ist, z. B.: sˇte pa˘tuvam, sˇte pa˘tuvasˇ, sˇte pa˘tuva; (Singular) sˇte pa˘tuvame, sˇte patuvate, sˇte pa˘tuvat; (Plural). Die Futurpartikel sˇte geht auf das Verbum cha˘teˇti//choteˇti und zwar auf die 3. Person Singular chosˇtet zurück, die dann für alle Numeri und Personen verallgemeinert wurde. Im heutigen Bulgarischen wird das Verbum mit sˇta, sˇtesˇ, sˇte, sˇteme, sˇtete, sˇtat konjugiert und die 3. Person Singular verallgemeinert und für das Futur verwendet. Das Verbum sˇta findet sich im heutigen Bulgarischen auch in Redewendungen wie ne sˇte li ‘unerwartet, plötzlich’, ne sˇte i sa˘mnenie ‘das unterliegt keinem Zweifel’ oder sˇte ne sˇte ‘wohl ober übel, nolens volens’. Zum Vergleich seien die Formen der Futurbildung des Neugriechischen und Albanischen angeführt, die den balkanischen Zusammenhang verdeutlichen: neugriechisch tha grafo, allbanisch do te¨ shkruaj. Die Negation des Futurs im Bulgarischen erfolgt auf zweifache Weise, nämlich durch Voransetzung der Negationspartikel ne vor sˇte cˇeta oder mit Hilfe von njama ⫹ da ⫹ cˇeta, das dann weiter konjugiert werden kann: njama da cˇetesˇ, cˇete, cˇetem, cˇetete, cˇetat. Diese Verwendung verneinter Futurformen mit Hilfe des unveränderlichen njama ist die häufiger verwendete Form, die stilistisch neutralere, während die Bildungen mit ne sˇte mehr literatursprachlichen Charakter aufweisen.
Im Gegensatz zum Nominalsystem weist das bulgarische Verbalsystem eine Vielzahl von Formenreihen auf, denen entsprechende temporale und modale Funktionen zugeordnet sind. Wie in anderen flektierenden Sprachen auch, ist auch im Bulgarischen die Kategorie der Person immer mit der Kategorie des Numerus verbunden, so daß man von einer das gesamte Verbalsystem umfassenden Person-Numerus-Kategorie sprechen kann. Aus der Zusammengehörigkeit der drei Personenkategorien und zwei Numeruskategorien ergibt sich, daß jedes Paradigma des bulgarischen Verbums über sechs Formen verfügt, die aber vereinzelt auch zusammenfallen können. Über Person, Numerus, Modus, Tempus hinausgehend verfügt das Bulgarische noch über die Kategorien des Aspekts, des Genus nominale und der Determiniertheit, die bei inifiniten Formen in nominaler Funktion auftreten. Wie bereits angeführt, verfügt das bulgarische Verbum über keinen Infinitiv, als Nennform des Verbums wird immer die 1. Person Singular Präsens verwendet. Im heutigen Bulgarischen gibt es insgesamt neun verschiedene Tempora, nämlich Präsens, Aorist, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt, Futurum, Futurum exactum, Futurum praeteriti, wobei das zuletzt genannte Tempus eine extrem periphere Position im bulgarischen System einnimmt (vgl. Stojanov 1980, 165). Die Kategorie des Verbalaspekts stellt wiederum eine Besonderheit aller slawischen Sprachen dar, sie ist genetisch bedingt und fällt nicht in den Bereich der Typologisierung des Bulgarischen. Da die größere Zahl der bulgarischen Verben über zwei Aspektstämme verfügt, ergibt sich, daß aufgrund zweier Verbalaspekte das bulgarische Verbum über insgesamt 18 Formenreihen verfügt. Für die Konjugation des Präsens sind die drei folgenden Verbalklassen mit Beispielen angeführt: cˇeta, cˇetesˇ, cˇete//cˇetem, cˇetete, cˇetat; II. Konjugation: ta˘rsja, ta˘rsisˇ, ta˘rsi//ta˘rsim, ta˘rsite, ta˘rsjat; III. Konjugation: sledvam, sledvasˇ, sledva// sledvame, sledvate, sledvat. I. Konjugation:
742 Aorist und Imperfekt zu sledvam weisen folgende Formenreihen auf: sledvach, sledva, sledva//sledvachme, sledvachte, sledvacha; 2. Imperfekt: sledvach, sledvasˇe, sledvasˇe// sledvachme, sledvachte, sledvacha. 1. Aorist:
Innerhalb der Paradigmen von Aorist und Imperfekt fallen jeweils 2. und 3. Person zusammen, die tatsächlich gemeinte Person muß aus dem grammatischen oder sachlichen Kontext geschlossen werden. Über die beiden Paradigmen hinaus zeigt sich, daß ein weitgehender Formenzusammenfall der synthetischen Tempora von Aorist und Imperfekt gegeben ist. So fallen jeweils die 1. Person Singular, die 1., 2. und 3. Person Plural zusammen, Unterscheidungen der Funktionen der beiden Formen können nurmehr aufgrund des Akzentes erfolgen, der beim Aorist von sledvam jeweils auf die zweite Silbe verschoben werden kann. Damit sind die drei Formenreihen des Präsens, Aorist und Imperfekt als synthetische Tempusformen erfaßt, während es sich bei Perfekt, Plusquamperfekt und Futur bzw. Futurum exactum um analytische oder periphrastisch gebildete Tempora handelt: 1. Perfekt: razgovarjal/a sa˘m, razgovarjall a si, razgovarjal/a/o e; razgovarjali sme, razgovarjali ste, razgovarjali sa; 2. Plusquamperfekt: razgovarjal/a bjach, razgovarjal/a besˇe, razgovarjal/a/o besˇe; razgovarjali bjachme, razgovarjali bjachte, razgovarjali bjacha. Im Gegensatz zu Aorist und Imperfekt, die als synthetisch gebildete Tempora über eine Reihe homonymer Formen verfügen, sind die Formen von Perfekt und Plusquamperfekt durch die Kopula prinzipiell unterschieden, da beim Perfekt die zusammengesetzten Formen mit Hilfe der Kopula im Praesens, beim Plusquamperfekt die zusammengesetzten Formen mit Hilfe der Kopula im Aorist gebildet werden. Das Futurum exactum wird in allen Konjugationen mit der Form des Perfekts und sˇte, im Falle der
IV. Baltische und slavische Sprachen
Negierung mit der ebenfalls unveränderlichen Form njama und der Konjunktion da gebildet, z. B. sa˘m razgovarjal bzw. njama da sa˘m razgovarjal. Auch bei den Imperativ- und Optativformen läßt sich eine klare Trennung zwischen synthetischen und analytischen Formen feststellen, indem für die 2. Person Singular und Plural synthetische Formen vorliegen, für alle Person/Numerus/Beziehungen sind aber analytische Formen möglich. Synthetische Formen liegen vor mit pisˇi/pisˇete; cˇeti/ cˇetete, govori/govorete usw. Bei den analytischen Formen liegt jedoch keine eigentlich imperativische, sondern mehr eine optativisch-permittive Form vor (vgl. Walter/Georgieva-Karvanbasieva 1987), z. B. bei da dojda, da dojdesˇ, da dojde, da dojdeme, da dojdete, da dojdat. In Frage kommen hier auch analytische Bildungen mit neka da ⫹ Präsens des betreffenden Verbums, z. B. neka da dojda, neka da dojdesˇ usw. Analytische Bildungen liegen auch beim bulgarischen Konditional vor, das mit Hilfe von Aoristformen von sa˘m und dem 1-Partizip gebildet wird, das als nominale Form im Singular nach Genus und Numerus unterschieden wird: Bich kazal/a, bi kazal/a, bi kazal/a; bichme kazali, bichte kazali, bicha kazali. Funktion bzw. Bedeutung der Konditionalformen ist dadurch gekennzeichnet, daß Unsicherheiten in der „Faktizität“ der durch die sprachliche Äußerung ausgedrückten Sachverhalte bezeichnet werden. Aus der Sicht des Tempussystems können die Formen des Konditional auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bezogen werden.
4.
Syntaktische Variation
Für die Syntax des Bulgarischen gilt im Bereiche der Wortstellung, daß diese „frei“ sei, d. h. nur teilweise durch einzelsprachliche Regelungen festgelegt ist. Wie auch für andere slawische Sprachen werden weite Bereiche von der kommunikativen Gliederung mit ‘Thema’ und ‘Rhema’ durch Sprecher oder Schreiber bestimmt. Besondere einzel-
27. Bulgarisch
sprachliche Regelungen der Wortstellung des Bulgarischen sind aber mit den Klitika gegeben, so kann z. B. bei periphrastisch gebildeten Verbalformen die enklitische Praesensform von sa˘m nicht am Satzanfang stehen, sondern rückt hinter das Verbum finitum, z. B. Az sa˘m pisal//Pisal sa˘m. Ebenso auch Az bjach pisal//Pisal bjach, ebenso auch Bjach pisal, so daß hier nur eine fakultative Festlegung der Wortfolge vorliegt. Bestimmte einzelsprachliche Wortstellungsregeln liegen für das Bulgarische vor, wenn es sich bei den Objekten um Pronominalklitika handelt, z. B. Dajte mi kafe!//Dajte mi go. Sega mi go dajte ⫽ ‘Gebt mir den Kaffee//Gebt ihn mir//Gebt ihn mir jetzt!’ (vgl. Walter/Georgieva-Karvanbasieva 1987, 357) Feststehende einzelsprachliche Regeln liegen auch vor, wenn enklitische Pronominalobjekte zusammen mit periphrastischen Verbalformen stehen, z. B. steht das Verbum am Anfang des Satzes: Dal sam mu go = Verbum ⫹ Objektdat ⫹ Objektacc. Steht das Verbum nicht am Satzanfang, dann gilt die Wortfolge: Objektdat ⫹ Objektacc ⫹ Verbum, z. B.: Az sa˘m mu go dal. Ivan mu go e dal. Im Gegensatz zu solchen enklitischen Formen gibt es auch proklitische Formen wie z. B. die Partikel sˇte zur Bildung des Futurs, die gegebenenfalls am Satzanfang steht, z. B. Sˇte ti go napisˇa ⫽ ‘Ich werde dir es schreiben’. Eine Position zwischen Hilfsverbum und semantisch vollgültigem Verbum nehmen die Pronominalklitika auch bei Verwendung von Plusquamperfekt und Konditional ein, z. B. (Az) bjach mu go kazal. Besˇe mu go kazal, bjacha mu go kazali. Die angeführte Auswahl von Besonderheiten der Wortstellung von Proklitika und Enklitika im heutigen Bulgarischen zeigt daß hier ein grundlegender Unterschied zu anderen slawischen Sprachen, z. B. zum Russischen vorliegt, wo es keine Pronominalklitika mehr gibt. Parallelen ergeben sich dagegen zu anderen west- und südslawischen Sprachen sowie auch zu nichtslawischen Balkansprachen, dem Rumänischen, Albanischen und Neugriechischen. Ein Vergleich der Wortstellung des Bulgarischen mit der des Russischen, wo sich
743 eben keine klitischen Pronomina mehr finden, läßt die folgenden Besonderheiten des Bulgarischen deutlich werden: 1. Die Stellung der klitischen Personalpronomina erfolgt vor oder hinter dem Verbum, von dem sie syntaktisch abhängig sind, die Stellung klitischer Personalpronomina am Satzanfang scheidet im Bulgarischen aus, z. B. Kazvajte mi … 2. Die Stellung der klitischen Personalpronomina als Possessiva ist enklitisch und daher am Satzanfang und an erster Stelle einer Nominalgruppe nicht möglich, z. B. Tova e ka˘sˇtata mi … 3. Die Stellung des enklitischen Reflexivums ‘se’ am Satzanfang ist nicht möglich, z. B. Radvam se, cˇe … 4. Die Stellung der dem russischen Infinitiv entsprechenden Konstruktionen mit ‘da’ am Satzanfang und an erster Stelle einer Verbgruppe ist nicht möglich, sofern diese Konstruktion von einem Verbum finitum abhängig ist. Die Punkte 1, 2 und 3 sind durch die Besonderheiten der klitischen Wörter im Bulgarischen bedingt, Punkt 4 ist durch die besondere Stellung der dem Infinitiv entsprechenden Konstruktionen mit ‘da’ bedingt, nämlich hinter dem Verbum finitum zu stehen, von dem die ‘da’-Konstruktion abhängig ist, sofern ein solches vorhanden ist und dieses keine abhängigen Satzglieder bei sich hat, die dann möglicherweise zwischen dem Verbum finitum und der ‘da’-Konstruktion stehen. Die Besonderheiten der Wortstellung des Bulgarischen (vgl. Schaller 1973, 27⫺37) bedeuten in den einen Fällen Einschränkungen in der aktuellen Satzgliederung gegenüber dem Russischen, in anderen Fällen dagegen nicht: 1. Bei Punkt 1 und 4 handelt es sich bei den entsprechenden Kategorien um Einschränkungen in der aktuellen Satzgliederung gegenüber dem Russischen: Im Bulgarischen können im Gegensatz zum Russischen klitische Personalpronomina und Ersatzkonstruktionen mit ‘da’ für den Infinitiv keine selbständigen kommunikativen Einheiten bilden.
744 2. Bei Punkt 2 und 3 handelt es sich um Kategorien, die auch im Russischen keine selbständigen kommunikativen Einheiten bilden können. Zwar unterscheiden sich die Sprachen in der Verwendung der beiden Kategorien insofern, als im Russischen das Reflexivum mit dem Verbum morphologisch verbunden wurde und daher keine eigene Stellung im Satz einnehmen kann und das Pronomen als Possessivum im Russischen in seiner Stellung beweglich ist, in beiden Sprachen aber keine eigenen kommunikativen Einheiten von diesen Kategorien gebildet werden können. Die Unterschiede, die sich innerhalb slawischer Sprachen, hier bei der vergleichenden Betrachtung der aktuellen Gliederung des Bulgarischen und des Russischen ergeben haben, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1. Unterschiede, die sich auf die aktuelle Satzgliederung in Topic und Comment beziehen, wo bestimmte Möglichkeiten der kommunikativen Gliederung im Bulgarischen im Gegensatz zum Russischen nicht vorhanden sind. 2. Unterschiede, die sich auf die Wortstellung innerhalb der kommunikativen Einheiten des Satzes, wie sie durch die aktuelle Satzgliederung bedingt sind, beziehen. So lassen sich die vier Punkte der Unterschiede in der Wortstellung des Bulgarischen gegenüber dem Russischen auf zwei Bereiche der Wortstellung verteilen, nämlich den der aktuellen Satzgliederung und den innerhalb kommunikativer Einheiten der aktuellen Satzgliederung. Durch die aufgezeigten unterschiedlichen syntaktischen Strukturen des Russischen gegenüber dem Bulgarischen wurden auch Unterschiede innerhalb genetisch zusammengehörender Sprachen deutlich, wie sie gegenüber etwa dem Serbischen, aber auch gegenüber dem Polnischen und Tschechischen mit der Verwendung von klitischen Pronomina nicht so gegeben sind. So lassen sich gerade die analytischen und synthetischen Merkmale des Bulgari-
IV. Baltische und slavische Sprachen
schen sowohl für den morphologischen, aber auch für den syntaktischen Bereich weiter verdeutlichen, indem einmal das Russische, dann aber auch wieder die Balkansprachen vergleichend herangezogen werden. In einer Abhandlung zu Tendenzen der Syntaxforschung der bulgarischen Gegenwartssprache hat I. Schick im Jahre 1991 u. a. darauf hingewiesen (Schick 1991, 29), daß entsprechend dem international gestiegenen Interesse am theoretischen Ansatz der Typologie genetisch verwandter und nichtverwandter Sprache in der Fachliteratur zur bulgarischen Syntax typologische Aspekte zunehmend an Bedeutung gewinnen. Weiter heißt es bei ihr, daß die typologischen Untersuchungen zur bulgarischen Syntax der Gegenwart vorwiegend einzelne linguistische Kategorien und Teilsysteme der mit ihr genetisch- oder arealverwandten Sprachen berücksichtigten. Es zeigt sich, daß das Wesen der syntaktischen Erscheinungen des Bulgarischen nicht ohne Kenntnis seiner Zusammenhänge mit den slawischen und den dem Bulgarischen benachbarten Balkansprachen erfaßt werden kann. I. Schick weist u. a. auch darauf hin, daß die Wortstellung der Enklitika „kontextsensitiv“ sei. In der Nominalphrase stehen sie grundsätzlich an der zweiten Stelle der Abfolge der Sequenz, in der Verbalphrase stehen sie vor oder hinter dem Verbum.
5.
Tendenzen und Ausprägungen
Vergegenwärtigt man sich die sprachlichen Tatsachen, die das Bulgarische heute als Balkansprache gegenüber anderen slawischen Sprachen kennzeichnet, so zeigt sich u. a., daß im lautlichen Bereich der Vokal /a/, wie er sich in zahlreichen Lexemen des Bulgarischen zwar in phonologischer Funktion findet, in morphologischer Funktion bei Nomina ganz offensichtlich nur in Verbindung mit Konsonanten auftritt. Einen besonderen Bereich des bulgarischen Lautsystems stellen dagegen die sogenannten Fremdphoneme bzw. aus anderen Sprachen übernommenen Phoneme wie /f/ und /dzˇ/ dar, die so gut wie immer in griechischen,
27. Bulgarisch
türkischen, aber auch in Lehnwörtern aus dem angloamerikanischen Bereich zu finden sind, z. B. feribot ⫽ ‘Eisenbahnfähre’, ferma ⫽ ‘Farm’, fa˘sta˘k ⫽ ‘Erdnuß’, dzˇaz ⫽ ‘Jazz’, dzˇamija ⫽ ‘Moschee’, dzˇeb ⫽ ‘Tasche’, davon abgeleitet mit türkischem Wortbildungssuffix: dzˇebcˇija ⫽ ‘Taschendieb’. Es zeigt sich also, daß das gegenwärtige Bulgarische nicht nur als slawische Sprache, sondern auch als Balkansprache einer differenzierteren Betrachtung unterzogen werden mußte, als dies mit einer Aufzählung sprachlich-typologischer Besonderheiten, u. a. auch der Balkanismen der Fall ist, da das Verhältnis zwischen morphologischen und syntaktischen Mitteln in der grammatischen Struktur einer Sprache im Vergleich zu anderen Sprachen unterschiedlich ist. Im Ergebnis seiner historischen Entwicklung zeigt das Bulgarische als slawische Sprache, aber auch als Balkansprache, daß es nicht nur eine Entwicklung vom Synthetismus zum Analytismus hin mitgemacht hat, sondern daß das Bulgarische zugleich auch konservative Tendenzen aufweist, die sich in der Bewahrung synthetischer Merkmale, aber auch in neuen synthetischen Tendenzen verdeutlichen. Es erweist sich also, daß das Bulgarische innerhalb der slawischen Sprachen zwar eine Sonderstellung einnimmt, die aber nicht alleine durch den Gegensatz analytisch//synthetisch erfaßt werden kann, sondern einer noch weiterführenden Betrachtung unterworfen werden mußte. Ähnliches gilt auch für das benachbarte Rumänische, das innerhalb der romanischen Sprachen aber eine dem Bulgarischen ähnliche Sonderstellung einnimmt, worauf u. a. auch A. Graur 1974 hingewiesen hat, wenn es bei ihm heißt: „Das Rumänische hat die Kasusflexion zum großen Teil verloren. Dennoch bewahrt es eine vom Nominativ-Akkusativ verschiedene GenitivDativ-Form im Singular der meisten femininen Substantive und Adjektive, beim Artikel und bei vielen Pronomen. So ist das Rumänische weniger analytisch als die westromanischen Sprachen.“ (Graur 1974, 356) Trotz verschiedener Einwände, die immer wieder gegen die Begriffe ‘analytisch’ und ‘synthetisch’ vorgebracht wurden (vgl. Rei-
745 ter 1984, 33 ff.; 1978, 99⫺119), dürften sie doch für die typologische Beschreibung des Bulgarischen unumgänglich sein, da sich mit ihrer Anwendung der morphologische bzw. morphologisch-syntaktische Bereich einer Sprache klar charakterisieren läßt. Eine abschließende Gliederung der Balkanismen des heutigen Bulgarischen ergibt folgende Punkte: Analytische Merkmale, die als ‘primär’ betrachtet werden müssen: 1. Bildung des Futurs mit sˇte ⫹ Verbumfin; 2. Ersetzung des Infinitivs durch da ⫹ Verbumfin; 3. Bildung von Komparativ und Superlativ mit Hilfe von po- und naj- ⫹ Adjektiv; 4. Bildung von Genitiv und Dativ mit Hilfe der ursprünglichen Präposition na, speziell Bildung des Genitivs aber auch mit der Präposition ot. Analytische Merkmale, die als ‘sekundär’ betrachtet werden müssen, da sie die angeführten primären Merkmale voraussetzen: 1. Verwendung von Kurzformen der Personalpronomina zur Verdopplung des Objektes im Genitiv und Dativ, nämlich me, mu, go, gi … 2. Verwendung von Kurzformen der Personalpronomina zur Bezeichnung der Possessivität. Beide Merkmale sind als Folge der analytischen Flexion des Bulgarischen zu erklären, was sicher auch für parallele Entwicklungen in anderen Balkansprachen angenommen werden kann. Im Gegensatz dazu stehen die folgenden synthetischen Merkmale der heutigen bulgarischen Sprache: Synthetische Merkmale, die als ‘primär’ betrachtet werden müssen: 1. Die weitere Verwendung von synthetisch gebildeten Tempora, z. B. Aorist im Gegensatz zu west- und ostslawischen Sprachen, die ihr Tempussystem z. T. im Rahmen analytischer Tendenzen weiter entwickelt haben, während im Bulgarischen offensichtlich gegenläufige, konservative Tendenzen u. a. zur analytischen Futurbildung und Infinitiversetzung solche synthetischen Formen nicht nur bei Sub-
746 stantiva, sondern auch bei Verba bis heute erhalten blieben. 2. Die weitere Verwendung des Vokativs nicht nur bei maskulinen Substantiva und Eigennamen, sondern auch bei femininen Substantiva und Eigennamen als das Ergebnis synthetischer Tendenzen im Gegensatz zu den neuen analytischen Kasusformen des Bulgarischen. Synthetische Merkmale, die als ‘sekundär’ betrachtet werden müssen, da sie erst im Laufe der historischen Entwicklung des Bulgarischen aufgetreten sind, z. T. in ersten Ansätzen im Altbulgarischen/Altkirchenslawischen zu finden sind: 1. Die Verwendung eines nachgestellten Artikels im Bulgarischen, was zwar in Übereinstimmung mit anderen Balkansprachen steht, das bulgarische Artikelsystem trotzdem als singulär zu betrachten ist, da weder ein vorangestellter Artikel wie im Neugriechischen, noch ein sogenannter kopulativer Artikel wie im Albanischen und Rumänischen verwendet wird und auch keine dreifache Artikelverwendung wie im Makedonischen vorliegt. 2. Die Verwendung wortbildender Suffixe, insbesondere bei Lehnwörtern zur zusätzlichen Bezeichnung des maskulinen Genus bei griechischen, türkischen, aber auch bei allgemein gebräuchlichen Europäismen, z. B.: argat-in, kasap-in, advokat-in, partizan-in. Im Bulgarischen lassen sich aufgrund der heutigen Gegebenheiten, aber auch aufgrund seiner historischen Entwicklung vier Tendenzen feststellen, deren Gültigkeit wohl auch für andere Balkansprachen feststeht: 1. Die allgemein bekannte Tendenz zum Analytismus, die für alle synthetischen Sprachen charakteristisch sein dürfte, jedoch in den einzelnen Sprachen in unterschiedlichem Ausmaß festzustellen ist, so für das Rumänische eine geringere Tendenz als in anderen romanischen Sprachen, im Bulgarischen eine stärkere Tendenz als in anderen slawischen Sprachen.
IV. Baltische und slavische Sprachen
2. Die der allgemeinen analytischen Tendenz entgegengesetzte Tendenz zur Erhaltung von synthetischen Formen im Nominal- und Verbalsystem sowie zur Herausbildung neuer synthetischer Formen im Nominal- und Verbalsystem, was wohl als eine Folge des Analytismus zu bewerten ist. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt H. Galton in einem 1967 in Bulgarien veröffentlichten Beitrag, den er folgendermaßen einleitet: „It is customary to refer to the Bulgarian language as ‘analytic’ on account of the way in which the syntactic relations into which nouns enter in the sentence are expressed as compared with their morphological expression in the other Slavic languages. This means, briefly, that the direct object governed by the verb has the same form as the subject of the sentence – disregarding the artificial and the whole merely orthographic distinction Standard Bulgarian makes between the Nom. Sg. and Acc. Sg. of masculine nouns ⫺, while the functions of the old Genitive and Dative are now discharged by the preposition n a, and the functions of the remaining Slavic cases, Locative and Instrumental, with or without prepositions, are discharged by prepositions, without any desinences marking the relationship in the noun itself, the Vocative has been preserved, but this is not a case on the same level with the others. The term ‘analytic’ thus acquires its meaning only in contradiction to its opposite ‘synthetic’, denoting the synthetizing of the stem carrying the semantic meaning together, with the morphological affixes indicating the categories of gender, number, and case into a inseperable whole in which the semantic part precedes the functional one.“ (Galton 1967, 101)
Nach all diesen Feststellungen und daraus sich ergebenden Überlegungen kann das Bulgarische vielleicht als eine auf halbem Wege zum Analytismus stehen gebliebene Sprache betrachtet werden, wobei aber nicht nur alte synthetische Merkmale erhalten geblieben sind, sondern sowohl neue, sekundäre analytische als auch neue synthetische Merkmale für das Bulgarische konstatiert werden können. Die Besonderheiten, die die heutige bulgarische Sprache aufweist, treten allmählich seit dem 12. Jahrhundert in Erscheinung, vom 16. Jahrhundert an spricht man dann vom Neubulgari-
27. Bulgarisch
747
Galton, H.: The evolution of Bulgarian syntax. A phenomenological study of „analytism“. In: Linguistique Balkanique 12, 1967, 45⫺101.
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Helmut Schaller, Marburg
schen, während im 14. Jahrhundert die parallelen sprachlichen Erscheinungen auch in den benachbarten nichtslawischen Sprachen, dem Rumänischen, Albanischen und Neugriechischen zu finden sind. Dementsprechend hatte sich auch S. Mladenov im Jahre 1928 in einer Darstellung der Bulgaren im Kreise der Indogermanen geäußert, wenn es bei ihm u. a. heißt: „Unter allen slavischen Sprachen erweist sich die bulgarische nach Morphologie und Syntaxis als die interessanteste, – Auf Kosten der Kasusformen des Substantivs erstarken die des Zeitworts, so daß ein ganzes System nach Bestimmtheit und Unbestimmtheit dieser Formen entstand.“ (Mladenov 1928, 74)
So läßt sich das Bulgarische sowohl aus synchroner als auch aus diachroner Sicht mit den benachbarten Sprachen in Beziehung setzen, mit dem Makedonischen – sofern man es als eigenständige Sprache neben dem Bulgarischen anerkennt – und dem Serbischen als weiteren südslawischen Sprachen, mit dem Albanischen, Rumänischen und Neugriechischen als den Balkansprachen, die zwar zum Bereich der indoeuropäischen Sprachen, aber zu jeweils anderen Sprachfamilien gehören. Schließlich hat sich auch gezeigt, daß dem Türkischen für die typologische Betrachtung des Bulgarischen über die bekannten Lehnwortbeziehungen hinaus ebenfalls eine bestimmte Rolle zukommt.
Literatur Birnbaum, H.: The Slavonic Language Community as a Genetic and Typological Class. In: Die Welt der Slaven 27, 1982, 5⫺43.
V. Weitere indogermanische Sprachen 28. Albanisch 1.
Einleitung
1.1. Die Albaner und das Albanische Das geschlossene albanische Siedlungsgebiet erstreckt sich über fast ganz Albanien mit Ausnahme einiger griechischsprachiger Landstriche ganz im Süden sowie weniger makedonischsprachiger Dörfer im Osten. Es umfaßt weiter fast ganz Kosovo mit Ausnahme der Nordspitze und einiger slavischer Einsprengsel im Süden und Osten, außerdem die südöstlichen Randbezirke von Montenegro, das Gebiet von Presˇevo und Bujanovac in Serbien und einen breiten Streifen im nordwestlichen Makedonien von Kumanovo bis Struga. Nach Griechenland reicht das geschlossene Siedlungsgebiet seit den Vertreibungen der mohammedanischen Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr hinein, doch gibt es noch orthodoxe Albanischsprachige (C ¸ amen) in Grenznähe. Außerhalb des geschlossenen Gebietes gibt es kleine und z. T. im Schwinden begriffene Sprachinseln in Serbien (Sandschak), Kroatien (Zadar), ZentralMakedonien, Südost-Bulgarien, der europäischen Türkei und der Ukraine, vor allem aber alte Kolonien in Süditalien und Sizilien (Italoalbaner bzw. Arbereschen, 15.⫺ 16. Jh.)) und im mittleren und südlichen Griechenland (Graecoalbaner bzw. Arvaniten, 12.⫺13. Jh.). Mindestens im Falle der beiden zuletzt genannten Ethnien wird man ⫺ je nach der Konzeption von „Sprache“ und „Dialekt“ ⫺ von besonderen „Sprachen“ mit entsprechenden ethnischen Implikationen ⫺ sprechen dürfen: dem Arbe¨resh bzw. Arvanitisch. Explizit hat das im Falle des Arvanitischen H.-J. Sasse, 1991, getan. Im vorliegenden Beitrag werden sie ⫺ ebenso wie andere Diasporamundarten ⫺
nicht systematisch behandelt, das Arvanitische dient aber gelegentlich, neben dem ältesten belegten größeren gegischen Denkmal, dem Meßbuch des Buzuku von 1555, zur Verdeutlichung der historischen Dimension. Die Anzahl der Albanischsprachigen im geschlossenen Sprachgebiet beträgt etwa 6 Millionen ⫺ 3,5 Millionen in Albanien und 2,5 Millionen im ehem. Jugoslawien. Dazu kommt eine vergleichsweise sehr hohe Anzahl von Emigranten in der Türkei, in Nordamerika und Australien und seit dem Beginn der 90er Jahre auch in Westeuropa. Das Albanische ist ohne Zweifel eine indogermanische Sprache; es stellt ⫺ ähnlich wie das Griechische ⫺ einen eigenen Zweig dieser Sprachfamilie dar. Nach der traditionellen Einteilung der indogermanischen Sprachen ist es eine Satemsprache und dürfte genetisch ⫺ im Rahmen der noch heute lebenden Sprachen ⫺ am engsten, wenn auch sehr weitläufig, mit dem Baltischen, sodann mit dem Slavischen und Germanischen verwandt sein. Jedenfalls ist es die Nachfolgerin einer der in der antiken Zeit auf dem Balkan beheimateten Sprachen, am wahrscheinlichsten der Sprache, die in klassischer Zeit von der als Illyrer bezeichneten Bevölkerung gesprochen wurde. Die Nachweisführung ist allerdings sehr schwierig, da vom Illyrischen (genauer: Balkanillyrischen) nur Eigennamen und wenige Glossen, keine einzige Inschrift, bekannt sind. Es kann kaum bezweifelt werden, daß das Albanische auch Elemente anderer indogermanischer Balkansprachen, etwa des Thrakischen und Dakischen, die ebenfalls nur sehr spärliche Zeugnisse hinterlassen haben, enthält. Uralte areal gemeinsam entwickelte Merkmale im sprachlichen System
750 verbinden das Albanische mit dem Griechischen und Armenischen. Im Laufe der Geschichte ist es im Wortschatz und in geringerem Maße auch in der Wortbildung besonders vom Griechischen, Lateinisch-Italienischen, Südslavischen und Türkischen beeinflußt worden, vor allem aber stellt das Albanische und ganz speziell das Toskische (Südalbanische) mit allen balkanischen Nachbarsprachen, vornehmlich mit dem slavischen Makedonisch und dem romanischen Aromunisch, den Kern des balkanischen Konvergenzareals (Balkan-Sprachbundes) dar, der sich durch gemeinsam, infolge multipler Interferenz herausgebildete Strukturelemente in allen sprachlichen Teilsystemen auszeichnet. 1.2. Volks- und Sprachbezeichnungen Auffällig ist der Unterschied zwischen der Eigenbezeichnung des Albaners ⫽ shqiptar, vgl. auch Shqipe¨ria ‘Albanien’, shqip ‘albanisch’ (auch d. Skipetar) und dem von Ausländern meist gebrauchten Namen Albaner, Albanian, Albanese, … Die aus einer bisher nicht sicher erklärten Wurzel *alb-/*arb-, z. T. mit Metathese *lab-, abgeleiteten Namen sind im heutigen Albanien nur von begrenzter Verbreitung ⫺ so heißt Arbona ein Dorf bei Tirana, eine Landschaft südlich von Vlora wird Arbe¨ri genannt, eine andere ganz im Südwesten Labe¨ri. Nun aber bezeichnen sich die im Mittelalter ausgewanderten Volksgruppen in Griechenland und Italien als arbe¨reshe¨ ⫺ ein Zeichen dafür, daß zu jener Zeit auch in Albanien der alte Volksname noch verbreitet war. Den ersten Beleg des Namens finden wir schon bei Ptolemäus (2. Jh. n. Chr.), der als einen der illyrischen Stämme die Albanoi nennt. Die Herausbildung des albanischen Volkes erfolgte wohl im 5.⫺6. Jahrhundert n. Chr. mit eben diesem Stamm als Kristallisationszentrum (NO von Dyrrhachion/Durre¨s). Im Mittelalter entstand in derselben Gegend (um Kruja) das Fürstentum Arbanon. Die Varianten des Volksnamens mit -r- und -l- wurden von jeher nebeneinander gebraucht, und so ergaben sich u. a. serb. Arbanasi, griech. Arvanites, woraus durch Metathese Arnav- und daraus die türkische Form Ar-
V. Weitere indogermanische Sprachen
naut (daraus d. veraltet Arnaut), Arnavut entstanden. Auch die Eigenbezeichnung shqiptar usw. gibt der Forschung Rätsel auf. Sie stammt nach Meyer, 1891, 411 aus lat. excipere ‘vernehmen, hören’, letztlich: ‘verstehen’. Eigentlich bedeutet shqip also ‘verständlich’. Wahrscheinlich ist der Name erst ca. im 16. Jahrhundertin der Bedeutung ‘unsere Sprache sprechend’ aufgekommen. Eine Verbindung mit dem dem lat. accipiter, letztlich der gleichen lateinischen Wurzel entstammenden Vogelnamen shqipe ‘Adler’, der das alte Wappentier der Albaner bezeichnet, besteht vor allem in der Volksetymologie. 1.3. Einteilung des Albanischen in Dialekte und Subdialekte Das Albanische wird in der Regel in zwei Dialekte aufgegliedert: das Gegische im Norden und das Toskische im Süden des Shkumbini. Alle Diasporamundarten mit Ausnahme der von Zadar gehören genetisch gesehen zum Toskischen. Die beiden Dialekte sind nicht scharf gegeneinander abgegrenzt: Südlich des Flusses erstreckt sich ein Streifen von ca. 15 km Breite mit Übergangsmundarten. Trotz beträchtlicher struktureller Unterschiede können Verständigungsprobleme zwischen Gegisch- und Toskisch-Sprechern jedoch nur bei Repräsentanten geographisch weit entfernter Mundarten ⫺ dies allerdings auch innerhalb des geschlossenen Sprachgebiets ⫺ auftreten. Die erwähnten strukturellen Unterschiede zwischen Gegisch und Toskisch erstrecken sich auf alle Teilsysteme des sprachlichen Systems: Phonetik-Phonologie, Grammatik ⫺ Morphologie und Syntax ⫺ sowie Wortschatz. Bis zur Herausbildung der vereinheitlichten albanischen Schriftsprache ⫺ dieser Prozeß verlief etwa seit der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis 1972 ⫺ wurden beide Dialekte in schriftsprachlicher Funktion verwendet, das Gegische in zwei deutlich unterschiedlichen Varianten (nordwestgegisch und das Gegische Mittelalbaniens; letzteres dominierte bei den Albanern des damaligen Jugoslawiens bis etwa 1968). Die beiden Dialekte werden in der modernen albanischen Dialektologie (z. B.
751
28. Albanisch
nach Gjinari, 1989) wie folgt untergliedert: Das Gegische zerfällt in vier Unter- oder „Subsubdialekte“: nordwestgegisch (einschließlich der montenegrinischen Mundarten), nordostgegisch (den äußersten Nordosten Albaniens und ganz Kosova umfassend), zentralgegisch (von der Adria über das Gebiet Mati bis zum Osten der Sprachgrenze mit Einschluß der makedonischen Mundarten), das Gegische Mittelalbaniens um Tirana, Durre¨s und Elbasan, die beiden letzteren sind als Südgegisch zusammenzufassen, sodann die gegisch-toskischen Übergangsmundarten, die bis nach Makedonien hineinreichen, dann aber in Makedonien durch ein direktes Aneinandergrenzen des Zentralgegischen an das Toskische abgelöst werden; die toskischen Unterdialekte sind ⫺ von Nord nach Süd ⫺ das Nordtoskische oder toskisch im engeren Sinne, das den ganzen Norden und Osten Südalbaniens umfaßt, das Labische links der Vijosa bis an die Küste des Ionischen Meeres und das C ¸ amische im äußersten Süden Albaniens und im zu Griechenland gehörenden Epirus; die letzteren beiden pflegen als Südtoskisch zusammengefaßt zu werden.
2.
Phonetik ⫺ Phonologie
Den Ausgangspunkt bildet hier die albanische Standardsprache der Gegenwart, das Standard-Albanische; auf die Verhältnisse in den Dialekten wird fallweise gesondert eingegangen. Zwei Merkmale ([(konsonantisch], [(silbisch]) charakterisieren die phonetischen Klassen des Albanischen:
[konsonantisch] [silbisch]
Vokale
Gleitlaute
Konsonanten
⫺ ⫹
⫺ ⫺
⫹ ⫺
2.1. Vokalismus Im Standard-Albanischen werden sieben Buchstaben (a, e, e¨, i, o, u und y) zur Bezeichnung von sieben verschiedenen Vokalen verwendet. Es handelt sich dabei um sieben Vokalphoneme, die sich lautlich durch
nichtprosodische Elemente unterscheiden. Der phonematische Charakter dieser sieben Laute ist leicht durch „Minimalpaare“ zu erweisen: ta ‘dir es’, te ‘bei’, te¨ ‘daß’, ti ‘du’, to ‘sie’ (f. Pl.-Form nach Präpositionen), (te¨) tu ‘deine’ (m. Pl.); ty ‘dir/dich’ (betont). Dieses System entspricht auch den Gegebenheiten in den nordtoskischen im Gegensatz zu den labischen und c¸amischen sowie auch zu den graeco- und italoalbanischen Mundarten, die, charakteristischerweise wie ihre Nachbarsprachen, d. h. das Griechische und Aromunische bzw. das Italienische, das Phonem y nicht besitzen. Die angeführten sieben Vokale lassen sich artikulatorisch nach drei Kriterien hinlänglich klassifizieren. Genaueres über phonetische Realisierung, stellungsbedingte Varianten usw. vgl. in Buchholz/Fiedler 1987, 28⫺32: ⫺ vertikale Zungenbewegung (Höhenbewegung, Hebung und Senkung); ⫺ horizontale Zungenbewegung (sagittale (‘in der Pfeilebene liegende’), vordere oder hintere Lage der Zunge); ⫺ Lippenrundung. Nach dem ersten Kriterium sind hohe, mittlere und niedrige Vokale zu unterscheiden, nach dem zweiten vordere, zentrale und hintere und nach dem dritten runde (xr) und nichtrunde. Es ergibt sich: vordere hohe mittlere niedrige
i e
y
zentrale
r
e¨ a
hintere ur or
Diese Übersicht vernachlässigt das Problem der Vokalquantität. Phonetisch gesehen sind die albanischen Vokale zweifellos unterschiedlich in ihrer Quantität. Die Frage ist nur, ob Merkmale wie [⫹lang] [⫹kurz] lediglich phonetische oder auch phonologische Geltung besitzen. Die Anführung beider Merkmale ist im Albanischen nicht trivial, da es (z. B. in den gegischen Texten von Kristoforidhi, s. dazu weiter unten) wenigstens phonetisch gesehen dreistufige Systeme gibt. Auch Eqrem C ¸ abej, der prominenteste albanische Albanologe des 20. Jh.,
752 geht offenbar von einem dreistufigen (phonetischen) System aus, vgl. C ¸ abej, III, 87 f. Jedenfalls auszusondern sind Fälle mit einer positionsbedingten Quantität: Vokale sind in offener Silbe länger als in geschlossener; vor den Engelauten r und ll sowie vor 4i (j) länger als vor Verschlußlauten; vor stimmhaften Konsonanten länger als vor stimmlosen; vor Konsonantengruppen kürzer als vor einfachen Konsonanten; um so kürzer, je weiter sie von der Tonstelle entfernt sind, und je mehr Silben ein Wort enthält, um so kürzer sind die einzelnen Silben. Umgangssprachlich entstehen durch Kontraktionen weitere phonetische Längen ⫺ an der Morphemgrenze beim Zusammentreffen zweier gleicher Vokale wie in paane¨si [pa:nesi] ‘Neutralität’ und beim Ausfall von h im Inlaut zwischen zwei Vokalen wie in be¨hesh [be:s] ‘du wirst (gemacht)’. In anderen Positionen ist nach der phonologischen Relevanz der Vokalquantität zu fragen. Es gibt in den Mundarten und den darauf basierenden Varianten der Umgangssprache hinsichtlich der Existenz quantitativ unterschiedlicher Vokale mehrere Typen von Subsystemen, die sich jeweils aus mehreren, landschaftlich unterschiedlich kombinierten Komplexen zusammensetzen. Solche Komplexe ergeben sich aus der Wirkung des Ausfalls des SchwaLautes e¨ (Ersatzdehnung), sie sind die Folge der Monophthongierung von Diphthongen und schließlich ⫺ dies ist das schwierigste Phänomen ⫺ aus der Existenz überkommener Vokalquantität (überkommen natürlich in einem sehr weiten Sinn). Am leichtesten faßbar ist das Phänomen bei lat. Lehnwörtern wie mjek [mi4e:k] ‘Arzt’ < medicu-, kale¨ [ka:l(e)] ‘Pferd’ < caballu-. Auch die Etymologie der albanischen Erbwörter arbeitet mit entsprechenden Annahmen (etwa bei det [de:t] ‘Meer’ < uralb. *deubeta zu idg. *dheub- (vgl. germ. *deupiÌo¯, engl. depth, vgl. Orel 1998, 61). Die Existenz phonologisch unterschiedlicher Vokalquantität gehört zu den wesentlichen Unterschieden zwischen dem gegischen und toskischen Vokalsystem, sie ist jedenfalls charakteristisch für die jeweiligen schriftsprachlichen Ausprägungen vor der Schaffung des vereinheitlichten StandardAlbanischen (1972), wenn auch nicht alle
V. Weitere indogermanische Sprachen
Mundarten in das Schema passen. So kennen die südtoskischen Mundarten, [vgl. die Bemerkungen zum C ¸ amischen und Labischen weiter unten], aber auch das Arbe¨resh und Teile des Arvanitischen phonologisch relevante Quantitätsunterschiede. Wie erwähnt, gibt es aber in einigen gegischen Mundarten nicht nur eine Opposition zwischen langen und nichtlangen, sondern auch eine Opposition zwischen kurzen und nichtkurzen Vokalen, also drei phonetisch unterschiedliche Quantitätsstufen. Im Gegensatz zur Situation etwa im Estnischen scheint aber nirgends eine phonologisch relevante Unterscheidung zwischen drei Quantitätsstufen vorzuliegen. Eine Differenzierung nach der Vokalquantität kommt in der Gegenwartssprache ⫺ soweit in schriftlichen Denkmälern faßbar ⫺ nur in betonten Silben vor. Hier soll nur auf die Frage der Realisierung von e¨ näher eingegangen werden: Es gibt unterschiedliche Typen von albanischen Idiomen; der standardsprachliche Status war bis vor kurzem nicht festgelegt, und dieses Phänomen ist auch heute noch eine „weiche“ Stelle in der albanischen Orthoepie: ⫺ Im östlichen Nordtoskischen bleibt -e¨ erhalten; eine Ersatzdehnung tritt dann auch nicht ein, das Oppositionspaar plak ‘Greis’: plake¨ ‘Greisin’ lautet wie im Schriftbild: [plak : plake]. ⫺ Im westlichen Nordtoskischen fällt -e¨ ohne Ersatzdehnung aus. So lautet das Paar ⫺ in einer für die Republik Albanien heute bereits typischen Weise undifferenziert: [plak : plak]. ⫺ Im Gegischen, aber auch im Südtoskischen, d. h. in labischen und c¸amischen Mundarten, fällt [-e] mit Ersatzdehnung der ursprünglichen Pänultima aus. So können entweder neue, lange Vokalphoneme oder die Realisierung des Phonems /e¨ / in Gestalt der Länge des vorhergehenden Vokals angenommen werden: [plak: pla:k] wäre dann entweder phonologisch als /plak/: /pla:k/ oder als /plak/ : /plake¨ / zu deuten. Dieser Zustand ist z. B. für die albanischsprachigen Kosovaren typisch. Aber wichtig ist, daß das Merkmal auch erhalten bleibt, wenn die
28. Albanisch
Sprecher zur Standardsprache übergehen. ⫺ ganz klar außerhalb der Normsprache steht ein vierter, geographisch stark eingeschränkter, wohl nur im Küstenlabischen vertretener Typ mit einer Kürzung der ursprünglichen Pänultima bei Ausfall eines -e¨, d. h. etwa [plak:pla˘ k]. 2.1.1 Betonte Vokale ⫺ Gesamtinventar an Vokalen in den albanischen Mundarten Bei der Konkretisierung, die insgesamt die Seiten 101⫺153 seiner Darstellung einnimmt, beginnt Gjinari (1989) mit einer Darstellung des „Gesamtinventars“ der im Albanischen (des zusammenhängenden Sprachgebiets) möglichen Vokal-Phoneme; es sind nach seiner Konzeption 23. Dies ist eine spezifische Form der Verallgemeinerung, da ein solch reiches Vokalsystem nach dem Autor in keiner einzigen konkreten Mundart existiert. Insgesamt gliedert er sie in drei Reihen: acht kurze und neun lange Oralvokalphoneme sowie sechs (lange) Nasalvokalphoneme: ⫺ /ı˘ /, /y˘ /, ø˘ /, /e˘ /, /a˘ /, /o˘ /, /u˘ /, /e˘ / ⫺ /i:/, /y:/, /ø:/, /e:/, /æ:/, /a:/, /o:/, /u:/, /e:/ ⫺ /ı˜ /, /y˜ /, /ø˜ /, /e˜ /, /a˜ /, /u˜ / 2.1.2. Unbetonte Vokale Nach Gjinari (1989, 127) kommen Langvokale in unbetonter Position „sehr selten“ vor, und zwar „allgemein in Komposita und Ableitungen“, doch auch da nicht alle langen Oral- und Nasalvokale. So schließt er sowohl die unbetonten langen Oral- als auch Nasalvokale aus dem Vokalsystem aus und geht von einer einzigen Reihe unbetonter Vokale aus. Dadurch ergebe sich im übrigen auf dem Gebiet der unbetonten Vokale eine größere Ähnlichkeit der beiden Dialekte, auch deshalb, weil es nur im Toskischen ein betontes /e/ gibt, während das unbetonte /e/ in beiden Dialekten vorhanden ist. (C ¸ abej, III, 1976, 119, erwähnt allerdings ohne weiteren Kommentar zur Illustrierung der Herkunft aus lateinischen Elementen ein Minimalpaar mendo´hem:pe¯ndo´hem < lat. poenitere, paenitere. Hier sind wohl noch gründliche Untersuchungen erforderlich).
753 2.1.3. Unterschiede zwischen Gegisch und Toskisch im Vokalsystem Insgesamt sind fünf Bereiche relevant, von denen 1. und 2. bereits behandelt wurden: 1. Unterschiede hinsichtlich des Phonems /e¨ /; der unterschiedliche Grad der Erhaltung des unbetonten /e¨ / (s. o.!); die Erhaltung des betonten /e¨ / nur im Toskischen; der betonte Vokal e (in unterschiedlichen landschaftlichen Realisierungen) entspricht einem gegischen a˜ bzw. e˜ in Fällen wie lemi:la˜mi, nena:na˜na, δen:δe˜n, zemer:ze˜mer 2. die Existenz phonologisch relevanter Vokalquantität nur im Gegischen ⫺ darüber wurde bereits gehandelt, 3. die Existenz weiterer spezifischer (sehr seltener) Vokalphoneme nur im Gegischen, 4. die Existenz von Nasalvokalen im großen und ganzen nur im Gegischen, 5. die im Gegischen erhalten gebliebene alte Gruppe vo- hat sich im Toskischen zu va- gewandelt. zu 3.: Für das Nord(west)gegische sind zwei Phoneme ⫺ /ø:/und /æ:/- charakteristisch, die nur in ganz wenigen Lexemen vorkommen; dies macht das Phänomen interessant auch für die Sprachwissenschaft außerhalb der Albanologie, da es die Schlußfolgerung zuläßt, daß in natürlichen Sprachen, also auch in lediglich erschließbaren Sprachen, das Vorkommen bestimmter „Marginalphoneme“ in nur ganz wenigen Wörtern möglich ist: /ø:/ kommt nur vor bei vø ⫽ ve ‘Ei’, vøs ⫽ vese¨ ‘Tau’, pilivøs ‘Libelle’ und rø ⫽ re ‘Aufmerksamkeit’ (in der Entsprechung des Ausdrucks : ve¨ re). Der Phonemcharakter wird erwiesen durch Minimalpaare wie /vø:n/ ‘das Ei (Akk.)’ : /ven/ ⫽ vend ‘Ort’. /æ:/ erscheint nur in Wörtern wie hæ ⫽ haje ‘Futter’, ngæ ⫽ nge ‘Muße’ sowie in einsilbigen Formen der 2. Person Sg. des Aorists wie pæ ⫽ pe ‘du sahest’. Zum Phonemcharakter vgl. /ræ:/ ‘du fielest’: [e]/re/ ‘jung (f.)’. zu 4. Im Gegensatz zu dem soeben erwähnten, recht spezifischen Phänomen handelt es sich hier um ein für das Albanische insgesamt zentrales Problem: Im Toskischen und in der Literatursprache gibt es lediglich eine leichte, allerdings charakteristische positionsbedingte Nasalierung vor nasalen Kon-
754 sonanten. Die Existenz der Nasalvokale im Gegischen ist dagegen nicht positionsbedingt. Es geht vielmehr um besondere Nasalphoneme, die nicht nur vor Nasalkonsonanten vorkommen, sondern auch vor Nasalkonsonanten nicht vorkommen müssen, weiterhin sogar in Umgebungen erscheinen, die historisch keine Nasalkonsonanten besaßen (z. B. ullıˆ ‘Olive’ aus lat. oliva). Der Nasalismus ist nach Mundarten sehr stark differenziert (am stärksten bemerkbar im Nordwesten, obgleich er nun wiederum im äußersten Nordwesten ⫺ in Ulqin/ Ulcinj ⫺ ganz geschwunden ist); charakteristisch ist überhaupt für die letzten Jahrzehnte ein starker Rückgang des Phänomens und somit vielfach der Verlust eines phonologisch relevanten, distinktiven Merkmals. Als Nasalvokale erscheinen meist aˆ, eˆ, ˆı, uˆ und yˆ, selten ist oˆ, in ganz wenigen Mundarten kommt auch ein nasales eˆ vor. Beispiele von Oppositionen, wie sie etwa in der nordwestgegischen schriftsprachlichen Variante bestehen: asht ‘Knochen’: aˆsht ‘ist’; vra ‘getötet’: vraˆ ‘verfinstert’; ta lash ‘daß du es wäschst’: ta laˆsh ‘daß du es läßt’; qeˆth ‘Backschaufel’: qeth ‘ich schere’; zihet ‘wird gekocht’: zıˆhet ‘(es) wird gestritten’; li ‘Pocken’: lıˆ ‘Leinen’ … (vgl. Dodi 1970, 72); die Quantitätsverhältnisse sind hier nicht berücksichtigt. Die Beispiele stammen aus verschiedenen gegischen Mundarten. Sie stimmen z. T. nicht mit dem Befund bei Kristoforidhi (19. Jh., s. u.!) überein. 2.1.4. Sprachhistorische Probleme im Zusammenhang mit dem gegischen Vokalismus Im 19. und 20. Jahrhundert haben wesentliche Veränderungen stattgefunden, dies wird deutlich u. a. im Fall des /e/. Dieser Vokal ist z. B. im Meßbuch des Gjon Buzuku von 1555 ähnlich häufig wie im heutigen östlichen Toskischen, im Gegensatz zum modernen Gegischen. Die von der Dialektologie der Gegenwartssprache ermittelten Fakten (s. o.!) stehen nicht ganz im Einklang mit den aus den Denkmalen der albanischen Sprache gewonnenen Erkenntnissen. In mehreren Darstellungen des späten 19. Jahrhunderts, so in den auf dem Nordwestgegischen aufge-
V. Weitere indogermanische Sprachen
bauten Wörterbüchern von Busetti und der Gesellschaft „Bashkim“ (s. u.!), werden z. B. kurze und lange Nasalvokale differenziert dargestellt. Besonders stark weicht das Bild ab, das aus den Werken, speziell den südgegischen Bibelübersetzungen, des aus Elbasan stammenden prominenten Sprachwissenschaftlers und Schriftstellers Konstantin Kristoforidhi resultiert, vor allem, wie weit in diesen Texten die Merkmale Quantität und Nasalität kombinierbar sind. Es begegnen 31 Vokalgrapheme: a a˘ a¯ a˜˘ a˜¯
e e˘ e¯ e˜˘ e˜¯
ej
i ˘ı ¯ı ˜˘ı ˜¯ı
o o˘ o¯ o˜˘ o˜¯
u u˘ u¯ u˜˘ u˜¯
uº u˘º u˜˘º u˜˘ u˜¯º
Ein auch nur annähernd ähnliches System kommt, wie aus der Darstellung Gjinaris ersichtlich ist, offenbar in keiner der heutigen albanischen Mundarten mit der Höchstzahl der möglichen Vokalphoneme von 23, und konkret in einer bestimmten Mundart von höchstens 19 Vokalphonemen vor. Wenn man nun die 6 „mittellangen“ Vokale (außer dem ej ⫽ e) ausschließt, bleiben für Kristoforidhis Sprache immer noch 25, und diese hohe Zahl kommt vor allem durch die von ihm voll anerkannten Kurznasale zustande. Gjinari (1981, 50) charakterisiert das Nasalvokalsystem Mittelalbaniens, speziell der östlichen Mundarten der Gegend von Elbasan, aus der Kristoforidhi stammt, als aus sechs Nasalvokalen bestehend, d. h. mit Einschluß des /o˜ /. Später (1989, s. o.!) macht er diesen Unterschied nicht mehr explizit; jedenfalls ist das /o˜ / eine seltene Erscheinung. Oppositionen Langnasal: Kurznasal lassen sich in der Sprache Kristoforidhis insbesondere in Paaren von Verbformen nachweisen. So erscheint der Langnasal in der 2. Person Pl. des Indikativs/ Konjunktivs, der Kurznasal hingegen in der 2. Person Pl. des Imperativs: se nukej ba a¯˜ ni ‘daß ihr nicht macht’ (Jh 12 19): baa˜˘ ni gati ‘macht bereit’ (Mt 3 3) Vee˜¯ ni ore¯’ ‘bemerkt ihr? (Jh 12 19) : Vee˜˘ ni ore¯’ ‘betrachtet!’ (Mt 6 26) posa tej hu u˜¯º ni ‘sobald ihr eintretet’ (Mk 11 2) : Hu u˜˘º ni ‘tretet ein!’ (Mt 7 13)
28. Albanisch tej mej l’ı¯˜ıni ‘daß ihr mich laßt’ (Jh 16 32) : Lı˜˘ıni ‘laßt!’ (Mt 19 14) θo o˜¯ ni, se ‘ihr sagt, daß’ (Lk 11 18) : Mos i θo o˜˘ ni ‘sagt ihm nicht!’ (Mt 17 9) eδe tej vee˜¯ ‘und daß ich lege’ (Jh 20 25) : Vee˜˘ θı˘kej nej tande ‘stecke dein Schwert!’ (Jh 18 11). In den ersten fünf Fällen treten die Oppositionen in der vorletzten Silbe auf, im 6., bei einem Verb der 3. Konjugation ⫺ vokalisch ohne -n ⫺ auch in der letzten Silbe; vereinzelt sind Oppositionen auch außerhalb des Verbalsystems nachweisbar. Eine von mir vorgenommenen Gesamtuntersuchung des Problems der Nasalvokale bei Kristoforidhi zeigt, daß in dieser Sprache, und die Angaben der Wörterbücher von Busetti (1911) und der Gesellschaft Bashkim bezeugen dies, alle Nasalvokale, einschließlich o¯˜ : o˜˘ , Phoneme darstellen. Der phonologische Charakter Kurznasal: Langnasal tritt vor allem auf morphonologischem Gebiet klar zutage, innerhalb des Paradigmas der Verben mit einem Nasalvokal im Präsensstamm. Auf das Problem des phonologischen Status der mittellangen Vokale bei Kristoforidhi kann hier nicht eingegangen werden. Es scheint aber angebracht, darauf hinzuweisen, daß Weigand (1913, 4) von drei (phonetischen) Quantitäten selbst auch der Nasalvokale ausgeht: „Die Nasale sind meist (im Auslaut immer [sic!]) lang, seltener halblang, noch seltener kurz.“ U.E. genügt auch die Tatsache nicht, daß es relativ wenige Beispiele mit Kurznasalen gibt, um sie aus dem phonologischen System auszuschließen, vor allem dann nicht, wenn man die Langvokale /ø:/ und /æ:/, die in noch weniger Beispielen und Oppositionen vorkommen, regelmäßig in das Phoneminventar der betreffenden Mundarten aufnimmt. Es ist natürlich andererseits nicht auszuschließen, daß sich das phonologische System der Mundart(en), auf die sich Kristoforidhi stützt, in den letzten hundert Jahren geändert hat.
2.1.5. Zum Problem der Diphthonge Bei der Definition des Begriffs „Diphthong“ liegen gerade auf dem Gebiet des Albanischen häufig die Ursachen für Mißverständnisse. In der vorliegenden Darstellung gilt: ein Diphthong ist eine Lautfolge aus einem Vokal und einem Gleitlaut innerhalb einer Silbe, eine Lautkombination mit höchstens einer Betonungsstelle. Nach dem Kriterium der Betonung kann man zwei Arten von Diphthongen unterscheiden: I. Verbindungen von betonten Vokalen mit den Gleitlauten [i],[u] und [y]. Von diesen
755 können [i] und [u] (⫽ 4i, u4 ) zur Bildung steigender Diphthonge vor und zur Bildung fallender Diphthonge nach bestimmten Vokalen stehen, [y] aber nur vor bestimmten Vokalen. Es kommen vor: 1. fallende Diphthonge: Im Standard-Albanischen alle theoretischen Möglichkeiten mit 4i, d. h. ai4, ei4, e¨4i, ii4, oi4, ui4, yi4 (vgl. ve¨llai, krejt, be¨j, bij, punoj/punoi, kujt, yjte¨ ‘der Bruder’, ‘ganz’, ‘ich mache’, ‘Söhne’, ‘ich arbeite/er arbeitete’, ‘wem’, ‘die Sterne’). In Mundarten bzw. orthoepischen Variationen des Standard-Albanischen, die bei e¨-Ausfall Ersatzdehnung kennen, können phonetisch Langdiphthonge erscheinen: (te¨) punoje¨, mbaje¨, hyje¨, pije¨ ⫽ [punc:i4, mba:i4 ….] ‘(daß) er arbeite, halte, eintrete, trinke’ usw. Mit u4 erscheinen Kombinationen nur mit a, e, i, y (kau, leu, miu, fryu ‘der Ochse’, ‘er wurde geboren’, ‘die Maus’, ‘er blies’). Als standard-albanische Variante gibt es (bei -h-Ausfall) auch ou4 im Imperativ Nichtaktiv wie in: mendohu < [mεndcu4 ] ‘denk nach!’ 2. steigende Diphthonge: Im Standard-Albanischen erscheinen „mit phonologischer Geltung“ mindestens fünf Kombinationen mit 4i (umgangssprachlich auch die entsprechenden Langdiphthonge), die Kombinationen mit e¨ und y sind nicht nachgewiesen, ansonsten vgl.: ja, je, ji, jo, ju ‘voila`’, ‘du bist’, ‘sei’, ‘nein’, ‘ihr’. Die ursprüngliche Verteilung des fallenden : steigenden Diphthongs bei i ⫹ e erfolgte nach der Silbenstruktur: ´ıe in geschlossener, 4ie in offener Silbe. Dies zeigt sich u. a. noch im Arvanitischen, hat sich allerdings auch dort nur in Verbformen gehalten (frdl. Anm. von H.J. Sasse).
Mit u4 kommen steigende Diphthonge nur in nichtnativen Wörtern vor: skuade¨r, duel, kuote¨, kuisling ‘Mannschaft’, ‘Duell’, ‘Quote’, ‘Quisling’ usw. II. Verbindungen von unbetonten Vokalen mit Gleitlauten. Außerhalb der Eigennamen ist das erste Element offenbar stets ein Gleitlaut, das zweite ein Vokal, d. h. es gibt
756 nur steigende unbetonte Diphthonge. Es kommen vor- und nachtonige Positionen vor: ia dha, mbaje ‘er gab es ihm, halt es!’ usw. Zum Problem der „historischen Diphthonge“ ua und ye (ähnlich in bestimmtem Maße auch ie): Die in der albanologischen Literatur häufig als Diphthonge bezeichneten Verbindungen ua, ye, ie, die aus langen betonten Vokalen entstanden sind, haben sich als Diphthonge, was ua, ye anbelangt ([ua], [ye]), nur in wenigen Mundarten erhalten. Meist sind sie später entweder in zweisilbige Vokalgruppen ua, ye aufgespalten oder aber monophthongiert worden. Die Gruppe altalban. uo, später tosk. ua bzw. geg. ue ⫺ beide sind im Standard-Albanischen vertreten, je nach gegischer oder toskischer Herkunft des betreffenden Wortes bzw. Wortbildungselements ⫺ ist aus o¯ vor r, rr, l, ll, n, nj entstanden. (Zur Entwicklung in den Mundarten vgl. Buchholz/Fiedler, 1987, 35; vgl. aber auch die Betonungsregeln, s. u.!) Das vor allem aus langem e¯ in ähnlichen Positionen entstandene ye hat eine ähnliche Entwicklung genommen, nur daß hier zwischen dem Gegischen und Toskischen kein qualitativer Unterschied besteht, soweit keine (geg.) Monophthongierung eingetreten ist. Die historisch aus kurzem e in bestimmten Positionen entstandene Segmentkombination ie ist als Diphthong besser bewahrt, und zwar ist im Toskischen der Diphthong ⫺ wortartenspezifisch! ⫺ in Verbformen erhalten, doch nur vor l-, r- und n- Lauten in offenen wie geschlossenen Silben (mbjell, nxjerrim, (⫽ [i4ε]) … ‘ich säe’, ‘wir zerren’). In Substantiven ist standardsprachlich stets die Vokalgruppe ´ıe entstanden, deshalb z. B. miell ‘Mehl’. (Über das Verhalten in anderen toskischen Mundarten und im Gegischen vgl. Buchholz/Fiedler 1987, 35, dort auch zur phonologischen Interpretation). 2.2. Konsonantismus Das Standard-Albanische verfügt nach der Darstellung der albanischen Grammatiker über 29 Konsonantenphoneme: /p/, /b/, /t/, /d/, /c ⫽ ts/, /x ⫽ dz/, /c¸ ⫽ ts/, xh ⫽ dz/, /q ⫽ c/, /gj ⫽ n/, /k/, /g/, /f/, /v/, /th ⫽ θ/,
V. Weitere indogermanische Sprachen
/dh ⫽ δ/, /s/, /z/, /sh ⫽s/, /zh ⫽ z/, /h/, /j/ (Nach der Darstellung bei Buchholz/Fiedler 1987, 41 f. ist [j] nur eine Variante des Vokalphonems /i/ und bildet Diphthonge bzw. Triphthonge. Zusätzlich zu den ebda. angeführten Argumenten sei erwähnt, daß e¨ wie vor anderen Vokalen auch vor j elidiert wird (t’ju, nicht *te¨ ju, aber te¨ na usw.)), /m/, /n/, /nj ⫽ M/, /ll ⫽ ¢/, /l/, /r ⫽ r,J/, /rr ⫽ r¯ /. Insgesamt kann für diese Variante des Albanischen das bei Buchholz/Fiedler, 37, gebrachte Schema „Konsonanten und Gleitlaute in der albanischen Literatursprache“ gelten (in albanischer Orthographie mit Ausnahme der in *+, gesetzten Zeichen) (s. Tab. 28.1). Das „Gesamtinventar“ der in den albanischen Mundarten möglichen Konsonantenphoneme wird von Gjinari 1989, 154, tabellarisch folgen dermaßen zusammengefaßt (Tab. 28.2). Insgesamt sind die Konsonantensysteme der albanischen Mundarten einheitlicher als die Vokalsysteme, aber auch hier ist die Verteilung mundartlicher Systeme im Gegischen etwas komplizierter als im Toskischen. Völlige Übereinstimmung mit dem System des Standard-Albanischen zeigen fast alle Mundarten des Toskischen; Ausnahmen bilden lediglich die Mundarten von Kurvelesh, Berat und Korc¸e¨ mit Devoll. Alle Mundarten unterscheiden sich nur durch den Zusatz oder das Fehlen eines Phonems oder zweier Phoneme vom standardsprachlichen System, lediglich die Mundart von Dibra, die drei Phoneme weniger aufweist, weicht stärker ab. Die Unterschiede betreffen meist die Phoneme /q ⫽ c/ bzw. /gj ⫽ n/; im NO gibt es eine Zone mit /n/ ⫹ /i4 / statt st.-alb. /M/. 2.2.1. Konsonantengruppen Unterschiede zwischen den Varianten des Albanischen ergeben sich besonders aus der Entwicklung dreier Komplexe von Konsonantengruppen: die typologisch bei einer europäischen Sprache recht auffälligen „pränasalierten“ /mb/, /nd/, /ng/, /nn/, die Gruppen mit /i4 /, d. h. konsonantischem /i/, als zweitem Element; graphisch: tj, dj, mj und die Gruppen mit /l/ als zweitem Element: /pl/, /bl/, /fl/.
757
28. Albanisch Tab. 28.1: Artik.- Artik.- bilabial labio- apiko- alveolar- alveolar palatoal- palatal postdor- glottal Art Stelle dental dental dental veolar/ sal/velar koronal Obstruenten
Verp schlußlaute b Affrikaten
t
q
k
d
gj
g
stl. sth.
f
c
c¸
stl.
v
x
xh
sth.
s z
sh zh
th dh
Spiranten Sono- Nasale m ranten Laterale
h
n ll
stl. sth.
*n+
nj
l r rr
Vibranten Gleitlaute
*’+
kurz lang/ gesp.
*u+ *y+
*i+/j
Tab. 28.2: Labiale
I Verschl.laute
IV
V
VI
VII
IIX
IX
t
ts
ts
tC
c
k
sth.
b
d
dz
dz
dZ
n
g
m
n
M
n
c¸
χ γ
f v
III
Hinter- Pharynzungen- gale (⫽ laute Glottale)
p
stl. sth. stl. sth.
II
Mittelzungenlaute
stl.
Sonant Engelaute
Vorderzungenlaute
θ δ
s z
s z
C Z
X
2 h j
Lateral
¢
Vibrant
l Jr
Abkürzungen: sth. ⫽ stimmhaft; stl. ⫽ stimmlos; die Vibranten so nach Buchholz/Fiedler 1987; bei Gjinari als Generalisierung (für die Gesamtheit der Mundarten) adäquater ⫺ weil das distinktive Merkmal eher die Längung als die in den Mdaa. nicht ganz identische Artikulationsstelle ist ⫺ mit r bzw. r¯ dargestellt.
Alle diese Konsonantengruppen existieren im Standard-Albanischen und in fast allen toskischen Mundarten, mit Ausnahme von Kurvelesh, wo die „pränasalierten“
Gruppen fehlen. Sie fehlen auch in allen gegischen und vielen Übergangsmundarten. Dafür steht eines der beiden Phoneme, meist das nasale, also /n/ für /nd/, /m/ für
758 /mb/, weiter /n/ für /ng/ und /M/ für /nn/ bzw., im NW und im Zentrum des Gebiets, /g/ für /ng/ und /n/ für /nn/. Im NO ist /nn/ meist als /ndz/ oder /nZ/ bewahrt. In der neueren albanischen Dialektologie wird das Problem der Konsonanten- (Sonanten-)Länge bzw. der eventuell abweichenden Qualität der „neuentstandenen“ Sonanten etwas vereinfacht: Insbesondere in der Mundart von Shkode¨r dürfte keine Identität mit dem „einfachen“ älteren /m/, /n/ …, die in dieser Position ja ebenfalls erscheinen, vorliegen. Vgl. dazu bei Pekmezi 1908, 65: „Assimilation der Explosive an vorausgehende Nasale im Gegischen. In den Lautgruppen nd, ng, ng´ und mb (FN 1: Für nd und nt, ng und nk usw.) assimiliert sich im Nordalbanesischen der Explosivlaut an den Nasal in der Art, daß der Gaumenklappenverschluß erst gegen Ende der Lautgruppe den Nasenraum absperrt und somit beinahe ein doppeltes … dentales, gutturales und palatales n, sowie labiales m zustande kommt, … Im Mittelalbanesischen (Elbasan) kommt diese Assimilation nicht vor …“ Im Wörterbuch der Gesellschaft Bashkim wird z. B. nn systematisch von n getrennt, vgl. auch Minimalpaare wie Nnuki e nnuk … Strappare … (S. 307): Nuk … Non … (S. 308).
Die Gruppen mit /j/ als zweitem Element sind im Zentralgegischen (mit Ausnahme von Kruje¨) zu /c/ bzw. /n/, geworden, im Osten hat sich auch /mj/ zu /M/ gewandelt. Die Gruppen mit Labial ⫹ /l/ haben sich ebenfalls im Zentralgegischen verändert: westlich einer Linie bei Dibe¨r sind sie zu /pj/, /bj/, /fj/ geworden, östlich davon haben sich aus den Gruppen /pl/ und /bl/ die Gruppen /pts/, /bdz/ oder gar die weiter „reduzierten“ Phoneme /ts/ < /pl/ und /dz/ < /bl/ ergeben. Abgesehen vom Glottal /h/ und den Sonanten und Vibranten sowie /j/, die am Rande des Systems stehen, bilden alle in den Varianten des Albanischen möglichen Konsonanten Strukturen von jeweils vier Elementen, die sich durch die Merkmale [(stimmhaft] und [(frikativ] unterscheiden, man vgl. dazu besonders das Schema bei Gjinari 1989, 165; entsprechend als „balkanisches“ Merkmal bei Asenova, 1989, 25.
2.2.2. Zu Varianten der Konsonantenphoneme Die Veränderungen der Phoneme, die durch die Nachbarschaft anderer Phoneme verursacht werden, sind in allen albanischen Idi-
V. Weitere indogermanische Sprachen
omen nahezu gleich, vor allem die Neutralisierung stimmhafter vor stimmlosen (z. B. [bJoδa] : [bJiθte] und stimmloser vor stimmhaften (z. B. [skam] : [zben]) Konsonanten, die im Toskischen wie im Gegischen gilt. Eine Ausnahme bildet die Entwicklung des Phonems /s/ zu [z] vor dem Sonanten [m], die nur im C ¸ amischen (und Arvanitischen) ⫺ also in der Nachbarschaft des Griechischen mit einem ähnlichen Merkmal ⫺ gilt: [nizme] ⫽ gjysme¨, [kJizme], [kazma]. Größere Unterschiede zwischen den Dialekten bestehen in der Realisierung der Phoneme /c/ und /c/ in der Nachbarschaft verschiedener Laute und bei der Behandlung sth. Konsonanten im absoluten Auslaut: Im Südtoskischen (C ¸ am.-Lab.) wird /c/ vor /t/, /n/ und /m/ zu [j]: [micte] > [mijte], [vdicne] > [vdijne], [pocme] > [pojme]. Eine ähnliche Erscheinung kommt auch im Norden, in Ke¨rrabe¨, Mat, Rec¸-e-Dardhe¨s und in der Male¨sia e Madhe vor, ist dort wohl aber die Resterscheinung eines älteren Systems; die Fälle treten eher sporadisch und fakultativ auf. Veränderungen des /c/ nach bestimmten Lauten (/ts/, /dz/, /s/ und /s/) sind auch für Kurvelesh, das Küstenlabische und teilweise auch für Ke¨rrabe¨ charakteristisch: [scepaJ] > [tCepaJ], [scup] > [sjup] ⫽ sqep, [scarθ] > [sjarθ] ⫽ shqarth, [i znuar] > [i dzuar], [zneδe] > [zjeδe]; im Nordgegischen wird die Gruppe /ht/ zu [ft]: [ftoft], [nroft] usw. Die für die Orthoepie des Standard-Albanischen nicht anerkannte „Auslautverhärtung“, d. h. die Entwicklung stimmhaft > stimmlos am Wortende, gilt für alle nordtoskischen Mundarten, weiter für Kurvelesh und auch das Arvanitische, die Übergangsmundarten, das Südgegische und die Male¨sia e Madhe: [i maθ] ‘groß’ : [i maδi] ‘der große’, [elp] ‘Gerste’: [elbi] ‘die Gerste’ usw. Aus diesem Schema ergibt sich: Charakteristisch für das albanische Konsonantensystem sind die ziemlich konsequent durchgeführte Opposition stimmhaft: stimmlos (nur im Bereich der Sonoranten nicht mit phonologischer Relevanz), weiterhin die nur teilweise durchgeführte Opposition palatal: nichtpalatal (nur bei den Tektalen ⫽ Gutturalen, wobei die Artikulationsstelle am harten Gaumen eigentlich genau zwi-
28. Albanisch
schen der postdorsal-velaren und der alveolar-dentalen liegt, so daß es ⫺ wenigstens bei standardsprachlicher Realisierung ⫺ weder ein palatales t, noch ein palatales k usw. gibt, und bei den l- sowie n-Lauten), außerdem die (abgesehen von den mundartlichen Produkten der Assimilationen von /mb/, /nd/ …) nur bei den Vibranten (r-Lauten) bestehende Opposition kurz:lang. Der palato-alveolar-koronale und alveolare Bereich der Affrikaten und Spiranten ist voll besetzt; interessant ist die ⫺ wahrscheinlich areal (vgl. die Systeme des Neugriechischen und Aromunischen) mitbedingte ⫺ Existenz von Interdentalen. Prinzipielle Differenzen im Bestand an Konsonanten gibt es zwischen Gegisch und Toskisch nicht, wiewohl bestimmte Unterschiede, vor allem der typische toskische Rhotazismus ⫺ der in der nachlateinischen Zeit durchgeführte Wandel von intervokalischem n > r ⫺ gerade im Konsonantensystem liegen. Eine Schwierigkeit für das Verstehen der nordgegischen (besonders der kosovarischen) Mundarten ergibt sich daraus, daß dort die Tendenz besteht, den Unterschied zwischen den palatoalveolar-koronalen Spiranten c¸/xh und den palatalen Okklusiven q/gj aufzuheben (qeni ‘der Hund’ klingt fast wie c¸’jeni ‘was seid ihr’, d. h. /cεni/ > /tCεni/). Während die Standardsprache hinsichtlich des Rhotazismus dem Toskischen folgt, basiert sie in einem anderen, ebenfalls sehr wichtigen und auch arealtypologisch relevanten Bereich auf dem Gegischen: Wie bereits erwähnt, bleibt das Merkmal [⫹stimmhaft] nach der Norm stets erhalten. In der Umgangssprache großer Teile Albaniens und selbst buchsprachlich werden jedoch nach (nord)toskischem Muster alle Obstruenten mit dem Merkmal [⫹stimmhaft] im absoluten Auslaut stimmlos: zog ‘Vogel’ > [zck], vend ‘Ort’ > [vεnt, vent], djeg ‘verbrennen’ > [di4εk], plumb ‘Blei’ > [plump] …. Das gilt auch innerhalb des Wortes vor Flexions- und Wortbildungselementen, die mit stimmlosen Obstruenten beginnen: digjte ‘er verbrannte’ > [dictε], hidhte ‘er warf’ > [hiÌtε], pe¨rmendte ‘er erwähnte’ > [peJmεntε], zogjte¨ ‘die Vögel’ > [zccte]. Interessant ist allerdings, daß diese
759 Regel bei moderneren Fremdwörtern auch im Toskischen nicht befolgt wird, so bleibt z. B. bei pedagog, plazh, … die Stimmhaftigkeit stets erhalten. (Zu weiteren stellungsbedingten Neutralisierungen von Merkmalen vgl. Buchholz/Fiedler, 1987, 42 f.) 2.2.3. Distribution der Laute Hierzu seien nur einige wenige Fakten angeführt (ausführlicher in Buchholz/Fiedler, 1987, 46⫺52): Albanische Wörter sind ebenso wie Formative ein- oder mehrsilbig. Einsilbige Wörter können dabei die folgende Struktur haben: V. Nur aus Vokalen (einschließlich echter Diphthonge) bestehende „Wörter“ sind in der Standardsprache immer unbetont. In Fällen wie u (Nichtaktivzeichen), a (Fragepartikel), i, e, ia, iu (Objektzeichen) liegen jedenfalls keine Autosemantika vor; es sind Partikeln/Affixe mit morphologischem Status, die teilweise zu Flexionsformativen hin tendieren. Fraglich ist lediglich der Status der unbetonten Konjunktionen o ‘oder’ sowie e ‘und’. Als ein autosemantisches Wort muß allerdings geg. uˆ ‘Hunger’ gelten. K. Eine merkwürdige Erscheinung des Albanischen ist die Existenz von einzelnen Konsonanten als (nicht autosemantischer) „Wörter“. In der Schrift erscheinen sie mit Apostroph; sie sind jedoch synchron nicht durch Vokale zu „vervollständigen“: s’ ‘nicht’, c¸’ ‘was?’ Sämtliche möglichen Kombinationen von Vokal und Konsonant erscheinen auch als Formative und/oder Autosemantika: VK . ar ‘Gold’, esh ‘Igel’ KV . ka ‘Ochse’, mi ‘Maus’, do ⫽ FuturKonditional-Partikel KVK. det ‘Meer’, bun ‘er übernachtet’, nuk ‘nicht’ In zwei- und mehrsilbigen Wörtern erscheinen alle Kombinationen, soweit sie die Silbenstruktur (vgl. dazu Buchholz/Fiedler 1987, 43 ff.) zuläßt, vgl. z. B.: V ⫹ KV . yne¨ ‘unser’ V ⫹ VK . yen ‘er wacht’ V ⫹ KVK. yrysh ‘Anlauf’ VK⫹ KV . ulte ‘(er) senkte’ [VK⫹VK ist aufgrund der Silbenstruktur nicht möglich]
760 VK⫹ KVK. argat ‘Tagelöhner’ KV⫹ V . mua ‘mich’ KV⫹ KV . dita ‘der Tag’ KV⫹ VK . dyer ‘Türen’ KV⫹ KVK. kopil ‘Bastard’ V ⫹ V . ua ‘es ihnen’ (Objektzeichen; nur klitisch existent). Im Anlaut (K-, V-) können sämtliche Konsonant- und Vokalphoneme stehen. Hinsichtlich der Mehrfachkonsonanz im Anlaut weist das Albanische eine ungewöhnliche Vielfalt an Möglichkeiten auf (vgl. die Tabellen in Buchholz/Fiedler 1987, 47⫺50; hier seien nur einige für europäische Sprachen ganz ungewöhnliche Anlautkombinationen erwähnt: c¸ndryshk ⫽ /tsndJysk/ ‘entrosten’, kthen ⫽ /kqεn/, ‘zurückgeben’, lter ⫽ /ltεJ/ ‘Altar’, mrrolet [mrclεt] ‘sich verfinstern’). Im Auslaut (-K, -V) sind alle Vokale möglich, bei den Konsonanten ist nur -x bisher nicht bekannt. Auch in -VKK bzw. -VKKK erscheinen fast alle Kombinationen, lediglich die Sonanten r, rr, ll, nj sowie zh sind als letzter Konsonant dabei nicht nachgewiesen; l als letzter K erscheint in diesen Kombinationen nur bei nichtnativen Elementen; insgesamt sind auch im Auslaut die Kombinationsmöglichkeiten viel zahlreicher als z. B. selbst im Deutschen. Für Anlaut wie Auslaut ist eine große Anzahl von Konsonantenkombinationen in jeweils nur ganz wenigen, nur z. T. häufig auftretenden Wörtern nachweisbar. Die große Zahl seltener An- und Auslautkombinationen erscheint für das Albanische geradezu charakteristisch. 2.3. Wortbetonung Der albanische Akzent hat dynamischen Charakter; die betonten Silben werden mit größerer Spannung und klarer artikuliert als die unbetonten. Dabei ist für das moderne Standard-Albanische und für die Mundarten, die die phonologisch relevante Länge nicht kennen, die längere Dauer (Quantität) ein wichtiges Element für die Perzeption der betonten Silbe (und damit der autosemantischen Lexeme überhaupt). Zu den Verhältnissen in den Mundarten vgl. Buchholz/Fiedler 1987, 53. Betonungsstelle: Grundsätzlich kann jede Silbe betont sein, meist ist es jedoch die
V. Weitere indogermanische Sprachen
vorletzte Silbe. Es besteht also eine starke Tendenz zur Pänultimabetonung, die z. B. in der Morphologie wirksam wird, indem bestimmte Formative mehrere Varianten haben, die je nach den phonetischen Verhältnissen gewählt werden, damit in bestimmten Formen möglichst stets eine Pänultimabetonung zustande kommt (z. B. die Formative zur Bildung des bestimmten Nom. Pl.!). Vgl. die folgenden ‘Faustregeln’: 1. In den meisten Fällen wird die vorletzte Silbe betont. 2. Innerhalb des Paradigmas eines Verbs, Nomens oder Pronomens ändert sich die Tonstelle meist nicht. Ausnahmen zu 1: gewisse endbetonte Indeklinabilia wie edhe´ ‘auch’, ama´n ‘bitte! Erbarmen!’. Die heute als Vokalgruppen anzusehenden ua, ue, ye, ie verhalten sich, was die Betonungsstelle im Wort anbelangt, doch noch wie fallende Diphthonge, deshalb z. B. shkru´ani, shkru´an, shkru´ake¨sha ‘ihr schreibt, er schreibt, ich schrieb ja merkwürdigerweise’; me¨su´esi, me¨su´es, me¨su´esve ‘der Lehrer, Lehrer, den Lehrern’. Substantive mit -Ke¨s in der letzten Silbe verhalten sich ähnlich: nxee¨´ne¨s, nxee¨´ne¨si ‘Schüler, der Schüler’. Ausnahmen zu 2: gewisse Pluralbildungsweisen bewirken eine Verschiebung der Tonstelle nach links oder nach rechts, z. B. njerı´/nje´re¨z ‘Mensch’; lu´me¨/lume´nj ‘Fluß’.
3. In der Regel läßt sich die Tonstelle in einem konkreten flektierten Wort wie folgt ableiten: a) bei den Substantiven und substantivierten Adjektiven aus der bestimmten Form des Nom. Sg., b) bei den Verben aus der Form der 2. Person Pl. des Präsens, c) bei den Pronomina aus dem Dativ Plural. Diese Formen sind jeweils auf der vorletzten Silbe betont, z. B. ple´pi, plep, ple´pave ‘die Pappel, Pappel, den Pappeln’; puno´ni, puno´n, punu´ake¨shit ‘ihr arbeitet, er arbeitet, ihr arbeitetet ja’; ke¨ty´re, ke¨to´ ‘diesen, diese’ usw. Bei den unter „Ausnahmen zu 2“ genannten Fällen läßt sich die Betonung aller Singularformen aus dem unbest. Nom. Sg., die aller Pluralformen aus dem unbestimmten Nom. Pl. (bei Betonungsverschiebung nach links: njerı´, njerı´u, ‘Mensch,
28. Albanisch der Mensch’, aber nje´re¨z, nje´re¨zve ‘Menschen, den Menschen’) oder aus dem Dat. Pl. (bei Verschiebung nach rechts, z. B. lu´me¨, lu´mi, ‘Fluß, der Fluß’, aber lume´nj, lume´njve ‘Flüsse, den Flüssen’) bilden. Bei Substantiven und Adjektiven auf ’-ur, ‘-ull und bei denen auf -e¨- ⫹ Konsonant, die ihr -e¨- beim Hinzutreten von Suffixen nicht verlieren, läßt sich die Tonstelle nicht aus der bestimmten, sondern aus der unbestimmten Form des Nom. Sg., die stets auf der vorletzten Silbe betont ist, bilden, z. B. a´vull, a´vulli ‘(der) Dampf’, i bu´kur, i bu´kuri ‘ein Schöner, der Schöne’ usw.
3.
Morphologie und Morphosyntax
3.1. Zum Problem der Kategorisierung Zunächst zur Klärung bzw. Definition der Begriffe „Form“ und „grammatische Kategorie“: Ausgangspunkt ist die gesamte Verb- bzw. Nominalgruppe. Nach dem Verhalten der einzelnen darin enthaltenen Elemente wird der Formcharakter der jeweiligen Konstruktion bestimmt. Das wichtigste Kriterium ist dabei z. B. bei der Verbgruppe der Grad der Anbindung, also die Festlegung der Stellung zum Verblexem. Daß die zusammenschauende Sicht der Nominalgruppe und ihre morphologische Zusammenfassung schwieriger ist als die der Verbgruppe, da es ja jedenfalls nicht angeht, z. B. Adjektiv-Attribute als Teil der Morphologie des Substantivs anzusehen, dürfte von vornherein einleuchten. Es kann aber gerade am Albanischen gezeigt werden, daß eine isolierte Betrachtung und Beschreibung der direkt zum Substantiv (oder Adjektiv, Pronomen usw.) gehörenden Elemente für die Charakterisierung der Nominalmorphologie ebenfalls nicht ausreicht; auch hier ist also letztlich die oben erwähnte Sichtweise angebracht, auch wenn sie modifiziert werden muß. Eine morphologische Kategorie ⫺ kann in einem mehrdimensionalen System als eine bestimmte, „lineare“ Dimension betrachtet werden, die zusammen mit anderen, vergleichbaren Dimensionen eben dieses mehrdimensionale System bildet. Jede einzelne „Form“ muß Merkmale eines (und darf nur Merkmale eines) „Grammems“ (dazu unten!) jeder dieser Dimensionen aufweisen. Sie besteht nach unserem Verständ-
761 nis stets aus mehr als einem Element, d. h. sie ist als Serie von morphologischen Mitteln strukturiert. Die einzelnen Glieder dieser Serie werden als „Grammeme“ bezeichnet. (Jede konkrete Form kann dann ⫺ da sie ja ein Grammem einer jeden im betreffenden Subsystem der Sprache (Verb-, Substantiv-, … system) vorhandenen Kategorien enthalten muß und nur eines aus jeder Kategorie enthalten darf ⫺ lediglich als „Grammemkombination“ („Grammemknoten“) existieren). Solche Grammeme wären etwa Präsens oder Imperfekt in der „Serie“ Tempus, Nominativ oder Ablativ in der Serie Kasus. Die meisten, aber wohl nicht alle Kategorien dürften ein unmarkiertes bzw. minimal markiertes Glied/Grammem aufweisen, wie Präsens im Tempus, Indikativ im Modus, Nominativ im Kasus; problematisch beim Genus ⫺ u. a. wegen der „Hierarchie“ m : f in der Kongruenz ⫺ kann wohl das Maskulinum als minimal markiert angesehen werden. Wie in den anderen indogermanischen Sprachen sind diese Serien weder als solche durch absolute Parallelität von gleichartigen sprachlichen Mitteln gekennzeichnet (solche Kategorien sind also nicht etwa stets und ausschließlich durch jeweils ein Mittel ⫺ Endungen, Hilfsverbkonstruktionen, Präfixe oder was auch immer ⫺ gekennzeichnet), noch nehmen alle Glieder jeweils einer solchen Kategorie notwendigerweise stets die gleiche Stellung zum „Kernlexem“, z. B. dem Verblexem, ein oder weisen ⫺ selbst wenn sie ansonsten „gleichartig“ im angedeuteten Sinn (Endungen, Hilfsverbkonstruktionen …) sind ⫺ eine gleich feste Bindung zu diesem letzteren auf. Trotzdem ist man sich in der traditionellen Grammatik, der wir uns im ganzen verpflichtet fühlen, stillschweigend darüber einig, daß es Kategorien aus in ihren sprachlichen Mitteln unterschiedlichen Elementen gibt. So werden im Deutschen Perfekt und Präteritum üblicherweise zu einer Kategorie ⫺ dem Tempus ⫺ zusammengefaßt, obgleich sie doch in der Art ihrer Bildung recht unterschiedlich sind.
Die erwähnten Mittel sind für die einzelnen Sprachen und z. T. sogar für die Dialekte/ Mundarten usw. unterschiedlich, und sie können so dazu beitragen, die Einzelsprachen und ihre Varianten (typologisch) zu charakterisieren. Diese Charakterisierung sollte nicht nur synchronisch, sondern auch diachronisch vorgenommen werden, damit aufgezeigt werden kann, in welche Rich-
762 tung sich die betreffende Sprache in der Wahl ihrer morphologischen Ausdrucksmittel bewegt. Eine solche Betrachtungsweise verspricht vor allem dann Ergebnisse, wenn man gleichzeitig mehrere areal verbundene und eng miteinander kommunizierende Sprachen untersucht; das ist ein wesentliches Element einer arealtypologischen Sichtweise (vgl. Fiedler 1989). Die Bezeichnungen der Kategorien wie Tempus, Modus, Bestimmtheit usw. weisen ohne Frage einen Bezug zur Semantik, die die Grammeme der betreffenden Kategorien ausdrücken können auf, oder sie beziehen sich auf die Funktionen, die diese Grammeme im syntaktischen Gefüge haben. Die Leistung, die die Ausdrucksmittel einer bestimmten morphologischen Kategorie oder einer bestimmten Form/Grammemkombination, in einem Geflecht von linearen Strukturen erbringt oder erbringen kann, ist nicht deckungsgleich mit einem bestimmten Element in einem wie immer gearteten semantischen System. Die folgende Darstellung basiert vor allem auf der Theorie Bondarkos von den funktional-semantischen Kategorien (vgl. z. B. Bondarko 1967). Sie setzt u. a. die morphologischen Kategorien in ein Verhältnis zu über die Morphologie hinausgreifenden, also z. B. auch die Lexik umfassenden funktional-semantischen Kategorien, indem sie die Kategorien-Bezeichnungen der Morphologie wie Tempus oder Modus zur Bildung paralleler, aber auf die Semantik ausgerichteter Bezeichnungen wie „Temporalität“ oder „Modalität“ nutzt und die betreffenden morphologischen Kategorien als im Kernbereich der funktional-semantischen Kategorien liegend definiert, ohne zu behaupten, daß sich durch solche Parallelsetzungen spiegelbildliche Strukturen der formalen und der funktional-semantischen Ebene ergeben. So drückt eine Futurform in einer konkreten Sprache ⫺ und das gilt auch für das Albanische ⫺ meist in der funktional-semantischen Kategorie „Temporalität“ die Subkategorie „Zukünftigkeit“ aus, jedoch hat weder jede beliebige Futurform unbedingt die Aufgabe, Zukünftigkeit zu signalisieren, noch muß Zukünftigkeit zwingend durch eine Futurform ausgedrückt werden. Die
V. Weitere indogermanische Sprachen Darstellung geht von der zu beschreibenden Sprache aus und hat notwendigerweise nichtuniversalen Charakter, kann aber z. B. auch in einem Konvergenzareal wie dem Balkan für weite Bereiche zur Charakterisierung des arealspezifischen Verhältnisses von Form und Inhalt sinnvoll angewendet werden.
3.2. Verbalsystem Die albanische Schulgrammatik, darunter auch die „Akademiegrammatik“ (Fonetika dhe gramatika 1990) geht von einem Kategorien-System aus, das dem Vorbild (der Darstellung) der klassischen Sprachen entspricht, also den bekannten fünf Kategorien: Person, Numerus, Diathese (⫽ Genus verbi), Modus und Tempus. Hier können davon als relativ unproblematisch die beiden Kategorien Numerus und Person ausgeklammert werden, die im Albanischen (wie etwa auch im Deutschen und den meisten modernen slavischen Sprachen) zwei bzw. drei Glieder (Grammeme), in einer „Zusammenschau“ also sechs GrammemKombinationen aufweisen. Je nachdem, ob eine konkrete Form mit diesen beiden Kategorien ausgestattet ist oder nicht, wird sie den finiten oder den infiniten Formen zugerechnet. Der Imperativ nimmt in der albanischen Sprache der Gegenwart mit seinen lediglich zwei ⫺ 2. Sg. und 2. Pl. ⫺ statt der sonst im albanischen System üblichen sechs Grammem-Kombinationen eine Sonderstellung ein ⫺ es spricht allerdings manches dafür, daß es in der Sprache Buzukus noch einen Ipv. der 3. Sg. und 1. Pl. gab, vgl. Buchholz/Fiedler 1977, 153⫺156. 3.2.1. Diathese/Genus verbi im Albanischen In den albanischen Grammatiken werden im allgemeinen nur zwei Grammeme angenommen: Aktiv und Nichtaktiv (auch Passiv, Passiv-Reflexiv oder ⫺ vom Standpunkt der Gegenwartssprache wenig glücklich ⫺ Mediopassiv genannt). Dies bezieht sich einerseits lediglich auf die zur Verfügung stehende Serie an „Formen“ in einem herkömmlichen Sinn (also z. B. ohne Einbeziehung der Objektzeichen). Zum anderen wird dabei die Transformierbarkeit der betreffenden Formen in andere Konstruktio-
28. Albanisch
nen nicht berücksichtigt, nicht z. B. die Möglichkeit, die synthetische Form lahet in manchen Kontexten als e lan veten ‘er wäscht sich (selbst)’, wörtl.: ‘er wäscht die Selbstheit’ zu transformieren; hier liegt also eine reflexive Bedeutung vor, die es in anderen Kontexten nicht gibt, wo die gleiche Form ‘er/sie wird gewaschen’ bedeutet. Erkennt man ⫺ neben der Erweiterung des Verbformenbestands um die Objektzeichen ⫺ diese Art von Transformierbarkeit als „morphologische Kategorien bildend“ an, so erscheint die Struktur des Genus verbi als wesentlich komplizierter, und eine adäquate Beschreibung kommt ohne semantische und syntaktische Charakterisierungen nicht aus. Auch auf das Verhältnis der morphologischen Kategorie des Genus verbi und der entsprechenden funktional-semantischen Kategorie, die man auch als Generität (russ.: алоговот ) bezeichnet hat, muß kurz eingegangen werden (ausführlicher bei Buchholz/Fiedler 1987, 183⫺193). Die im allgemeinen als Nichtaktivformen usw. bezeichneten Formen fallen, typologisch betrachtet, durch ihre außerordentliche Unterschiedlichkeit in den Mitteln zur Bezeichnung der verschiedenen Tempora, Modi usw. auf ⫺ neben synthetischen Formen gibt es analytische vom periphrastischen Typ und vom Partikeltyp, vgl vom Verb lan ‘waschen’: 1. synthetisch: lahet ‘er wäscht sich; er wird gewaschen’ (Präsens) 2. analytisch mit Partikel: u la ‘er wusch sich; er wurde gewaschen’ (Aorist) (mit dem alten Reflexivzeichen *su4 e, also etwa vergleichbar mit dem slavischen *se˛ und seinen einzelsprachlichen Derivaten), 3. analytisch mit Hilfsverb: e¨shte¨ lare¨ ‘er hat sich gewaschen; er ist gewaschen worden’ (Perfekt) Bei manchen Tempora (z. B. beim Imperfekt) konkurrieren in den Mundarten die Typen 1. und 2. Im modernen Albanischen sind die mit ‘habere’ und ‘esse’ gebildeten Formen temporal parallel (ka lare¨ ‘er hat gewaschen’: e¨shte¨ lare¨ ‘er ist gewaschen worden’), also anders beschaffen als z. B. im Deutschen. Dieser Zustand ist neu, er war bei
763 Buzuku (also im alten Gegischen) noch nicht vollständig erreicht, wohl aber, wie mir H.-J. Sasse freundlich mitteilt, bereits im archaischeren Arvanitischen, also für das alte Toskische anzusetzen.
Diese Bildungstypen sind aber hinsichtlich der Genus-verbi-Problematik vollständig gleichwertig und den entsprechenden, typologisch z. T. anders gebildeten Aktivformen ganz parallel. Neben diesen traditionell als Genus-verbi-Formen anerkannten „nichterweiterten“ Konstruktionen ergibt sich aus der oben angedeuteten Konzeption von „Formen“ noch eine ganze Reihe von „erweiterten“ Formen, die zusätzliche Partikeln mit morphologischem Charakter wie z. B. die Objektzeichen enthalten. Näheres dazu s. u. Wenn man eine Verbindung zwischen der syntaktischen Ebene der Aktanten (Subjekt, Objekt ⫺ traditionell in direktes und indirektes Objekt sowie Agensobjekt usw. geteilt ⫺ usw.) und der auf einer bestimmten semantischen Ebene befindlichen Partizipanten (wie Agens ⫺ mit mehreren Unterteilungen wie allgemeinpersönlicher und unbestimmtpersönlicher Agens ⫺, Patiens, Adressat …) herstellt, findet man, daß die Formen der morphologischen Kategorie geeignet sind, das Verhältnis zwischen den Aktanten und den Partizipanten unterschiedlich zu gestalten. Hier wird nun die funktional-semantische Kategorie Generität wirksam: Sie bezieht sich auf die Festlegung des Ranges, den ein Partizipant in der Aussage einnehmen soll. Eine „merkmalhafte“ funktional-semantische Subkategorie Generität kann somit u. U. auch bei der Verwendung des Aktivs, also der „unmarkierten“ Form, manifest werden (zur Kennzeichnung etwa eines allgemeinpersönlichen Agens, z. B. d. manchmal denkt man, daß er verrückt ist ⫽ manchmal denkst du, daß …, oder eines unbestimmtpersönlichen Agens, z. B. d. man schießt schon wieder ⫽ sie schießen schon wieder ⫺ beide auf unterschiedliche Weise mit bestimmten Aktivformen gebildet ⫺ in beiden Fällen wird der Agens in den Hintergrund gerückt, wie das auch bei der Verwendung des Passivs geschehen würde). Vor allem eignen sich aber die markierten Glieder der morphologischen Kate-
764 gorie des Genus verbi dazu, den Patiens, dessen syntaktischer Reflex im Satz (verglichen mit dem des Agens) normalerweise eine zweitrangige Rolle spielt, hervorzuheben. Man könnte zusammenfassend sagen: Die funktional-semantische Kategorie des Genus verbi, die Generität, hat zwei Seiten (auf unterschiedlichen Ebenen der Sprache): eine syntaktisch-funktionale Zuordnung und eine daraus oft ablesbare semantisch-kommunikative (pragmatische) Hervorhebung bzw. ein „In-den-HintergrundTretenlassen“. Gleichzeitig dienen manche Genus-verbi-Formen zum Ausdruck einer ganz anderen funktional-semantischen Kategorie, nämlich der Modalität, in verschiedenen ihrer Glieder. Eine Beschreibung des Phänomens in Gestalt von Formeln sollte von den nach unseren allgemeinen Kriterien als Formen definierbaren Konstruktionen (⫽ Genusverbi-Formen) ausgehen und feststellen, welche Verhältnisse bei Anwendung einer solchen als Form anerkannten Konstruktion zwischen Partizipanten und Aktanten bestehen (können). Solche Entsprechungen werden hier (wie in Buchholz/Fiedler 1987) als „Diathesen“ bezeichnet. Sie lassen sich ⫺ nach zusätzlichen Aktanten-Partizipanten-Entsprechungen, die bei bestimmten für das Genus verbi relevanten Klassen von Verben möglich sind, normalerweise zu „Diathesengruppen“ oder „Diathesen im weiteren Sinn“ zusammenfassen. Zusätzlich ist in die betreffende Formel ein Index für eine eventuell existierende modale Konnotation einzubauen. Es ergeben sich mindestens vier-fünf Glieder der morphologischen Kategorie. Mögliche Verhältnisse von Aktanten und Partizipanten bei Gebrauch der I. Aktivform 1. Keine Einschränkung der Personen/Numerus-Kategorien; das unmarkierte Glied der morphologischen Kategorie dient vor allem zum Ausdruck einer Gruppe von Diathesen, für die A/S „Agens entspricht Subjekt“ gilt: a. Eine Ersetzung von A/S durch A/Oa (Ausdruck eines Agensobjekts bei Transformation in eine markierte
V. Weitere indogermanische Sprachen
Form der Genus-verbi-Kategorie) ist nicht möglich. Dies gilt bei den sog. „absoluten“ Verben sowie bei manchen der Verben, die nur ein indirektes Objekt regieren: A (Ad) S (Oi) Djali po fle. ‘Der Junge schläft gerade’. Maksi i ngjan shokut te¨ tij. ‘Max ähnelt seinem Freund’ b. A/S kann durch A/Oa ersetzt werden („Passivfähigkeit“). Dies gilt bei Verben, die ein direktes oder gleichzeitig ein direktes und ein indirektes Objekt regieren: A P (Ad) S Od(Oi) Agimi e pa shokun ne¨ restorant. ‘A. sah den Freund im Restaurant.’ Agimi ia dha librin me¨suesit. ‘Agim gab das Buch dem Lehrer.’ Unter den Verben, die nur ein indirektes Objekt regieren, gibt es ebenfalls einen „passivfähigen“ Typ: A Ad S Oi Pleqve u ndihmojne¨ te¨ gjithe¨. ‘Den Alten helfen alle.’ 2. Einschränkung der Personen/NumerusKategorien auf jeweils eine Personalform (z. T. in Kombination mit einem ganz bestimmten Substantiv (in den Formeln durch S* bezeichnet) oder Verblexem). Bei „unpersönlichen Verben“ ist naturgemäß kein A/S-Verhältnis ausdrückbar: A X Vete¨tin ‘Es blitzt’. a. 3. Person Pl. zum Ausdruck des unbestimmtpersönlichen (⫽der Sprecher bezieht sich nicht ein) Agens: Das Subjekt erscheint nicht auf der Ausdrucksebene (d. h. als ausge-
765
28. Albanisch
drückter Aktant), es wird nur in der Verbform angedeutet (Symbol: ⫺)
II. Nichtaktivform ohne obligatorische Objektzeichen
Aup ⫺
1. Keine Einschränkung der Personen/Numerus-Kategorien
Aty shkojne¨ shpesh. ‘Dort geht man oft hin.’ b. bota ‘Welt/Leute’ ⫹ 3. Person Pl/Sg: Aup S* Bota {thone¨/thote¨} … ‘Man sagt …’ c. 2. Person Sg. zum Ausdruck des allgemeinpersönlichen Agens (der Sprecher bezieht sich ein): Aap ⫺ S’ke ku te¨ kalosh. ‘Man kommt nirgends vorbei.’ d. 1. Person Pl. zum Ausdruck des allgemeinpersönlichen Agens (im Standard-Albanischen stark eingeschränkt) Aap ⫺ Marrim nje¨ luge¨ sheqer … ‘Man nehme einen Löffel Zucker …’ e. bestimmte Form njeriu ‘der Mensch’ ⫹ 3. Person Sg. Aap S* Kur e sheh njeriu, do te¨ c¸uditet. ‘Wenn man ihn sieht, wird man staunen.’ f. eine spezifische Diathese drückt die 3. Person Sg. des Verbs ka ‘haben’ aus (ein Agens ist nicht signalisierbar).
Charakteristisch für diese Diathesengruppe ist die Entsprechung A/Oa. Sie kommt bei allen „passivfähigen“ Verben vor; dabei ist (s. oben unter I.1 b!) die Entsprechung P/Od nicht unbedingte Voraussetzung. Das (nicht obligatorisch vorhandene) Agensobjekt wird ausgedrückt durch: nga ⫹ Nom. oder prej ⫹ Ablativ, z. B.: A P (Ad) OaS (Oi) (Kjo shte¨pi) e¨shte¨ nde¨rtuar sivjet (nga pune¨tore¨t e nde¨rmarrjes sone¨). ‘Dieses Haus/Es wurde heuer (von den Arbeitern unseres Betriebs) gebaut.’ Te¨ gjitha m’u dhane¨ ne¨ dore¨ prej tim et. (Kristoforidhi) ‘Alle Dinge wurden mir von meinem Vater in die Hand gegeben.’ A Ad Oa Oi Pleqve u ndihmohet nga te¨ gjithe¨. ‘Den Alten wird von allen geholfen.’ 2. (Tendenzielle) Einschränkung der Personen/Numerus-Kategorien Normalerweise wird nur die 3. Person zur Wiedergabe der Entsprechung Ap/X verwendet. Es handelt sich um eine Gruppe von nichtmodalen Diathesen, deren persönliches (unbestimmt- oder allgemeinpersönliches) Agens (⫽ Ap) normalerweise nicht ausgedrückt wird. II.2 kommt auch bei „absoluten“ d. h. „nichtpassivfähigen“ Verben vor, die bei II.1 nicht möglich sind, z. B. bei fle ‘schlafen’:
(A) P X Od
Ap X
Ne¨ pazar ka rrush te¨ mire¨ ‘Auf dem Markt gibt/hat es gute Trauben.’ S’ka njeri (Akk.) si une¨ (Nom.) ‘Es gibt niemanden wie mich.’
Ke¨tu flihet deri ne¨ ore¨n dhjete¨. ‘Hier schläft man bis um zehn.’ Ap P XS
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V. Weitere indogermanische Sprachen
Ke¨to romane lexohen shume¨. ‘Diese Romane werden viel gelesen.’ 3. Diathesen(gruppen) mit zusätzlichem Ausdruck von Modalität a. mit zusätzlicher Potentialität/Possibilitativität Nur die 3. Person Sg. und Pl. kommen ⫺ je nach der Klasse der Verben ⫺ in Frage: Ap (P) ⫹ poss X (S) She¨ndeti e¨shte¨ e para. Te¨ tjerat rregullohen. ‘Gesundheit ist das Wichtigste. Alles andere läßt sich regeln.’ b. mit zusätzlicher Permissivität Ap (P) ⫹ perm X (S) Ne¨ klase¨ (nuk) hyhet pa trokitur. ‘In das Klassenzimmer darf man (nicht) ohne anzuklopfen eintreten.’ Die gleichen Formen wie die Nichtaktivformen werden im Albanischen für zwei vom Genus verbi trotz ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen zu ihm zu trennende Phänomene verwendet: 1. Im Bereich der Verbmorphologie zur Bildung von Reflexivformen, die in einer Opposition zu „Nichtreflexivformen“ stehen. Die von ihnen ausgedrückte funktional-semantische Kategorie der Reflexivität/Nichtreflexivität bezieht sich auf die Identität bzw. Nichtidentität der Denotate von Agens und Patiens. Die Reflexivdiathesen sind in 1. nichtreziproke und 2. reziproke zu gliedern: zu 1.: Lahem me uje¨ te¨ ftohte¨. ‘Ich wasche mich mit kaltem Wasser’ S’iu dha armikut. ‘Er ergab sich dem Feind nicht.’ zu 2.: Zum Ausdruck von Reziprozität können die Plural- wie die Singularformen verwendet werden: Kuptohemi ⫽ Kuptohem me te¨ ‘Wir verstehen uns’ ⫽ ‘Ich verstehe mich mit ihm.’ (Zu den zahlreichen Paraphrasen und Ergänzungskonstruktionen vgl. Buchholz/Fiedler 1987, 191 f.).
2. Am Rande der Verbmorphologie dienen einige Nichtaktivformen ⫺ lexikalisch stark eingeschränkt, so daß man eben nicht von einer besonderen morphologischen Kategorie sprechen möchte ⫺ zum Ausdruck von Kausativität (z. B. shikohem te mjeku ‘ich lasse mich vom Arzt untersuchen’) Oppositionen mit der Aktivform bestehen aber hier: Mjeku me¨ shikon. ‘Der Arzt untersucht mich.’ Außerhalb des Bereichs der Verbmorphologie werden die Mittel des Nichtaktivs auch in einer Wortbildungsfunktion genutzt: Die betreffenden Verben ⫺ in allen mit den Nichtaktivformen homonymen Formen ⫺ weisen keine morphologischen Oppositionen mit Aktivformen auf und können somit vom Standpunkt der Verbalmorphologie nicht als „Nichtaktivformen“ betrachtet werden. Semantisch lassen sich Beziehungen zum Genus verbi feststellen, sie sind jedoch sehr schwer zu definieren. Grob ist eine Einteilung in drei Gruppen möglich: 1. Verben, die psychisch-physiologische Handlungen ausdrücken wie de¨shpe¨rohet ‘verzweifeln’ (nicht ‘*sich selbst verzweifeln’), ge¨zohet ‘sich freuen’, mendohet ‘nachdenken’; kollet, kollitet ‘husten’. 2. Verben, die Veränderungen im Zustand des Denotats des Subjekts (Agens) ausdrücken ⫽ Eventiva wie be¨het ‘etwas werden’ [wörtlich: ‘gemacht werden’], skuqet ‘rot werden’ 3. Verben, die eine „Eigenbewegung“ ausdrücken wie kthehet ‘zurückkehren’ (aber kthen ⫽ ‘zurückgeben’), pe¨rpiqet ‘sich bemühen’ … Medialität in dem Sinne wie z. B. d. ‘sich (etwas) kaufen’ (Identität von Agens und Adressat bei Entsprechung von Adressat und indirektem Objekt) kann im Standard-Albanischen mit der „Nichtaktivform“ nicht ausgedrückt werden.
III. Nichtaktivform mit obligatorischem Objektzeichen Diese Form dient zum Ausdruck von Disposition (Lust auf etwas, Veranlagung zu etwas …). Sie ist bei fast allen Verben möglich (Ausnahme z. B.: e¨shte¨ ‘sein’), bei den absoluten Verben nur die 3. Person Sg., z. B.: A(P) ⫹ disp Oia(S) (Atij) s’i iket. ‘Er mag nicht weggehen.’ Ky lloj mishi me¨ hahet.
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‘Diese Art Fleisch mag ich essen.’ Kumbullat s’me¨ hahen pa sheqer. ‘Ich mag die Pflaumen nicht ohne Zucker essen.’ (Oia dient zur Bezeichnung des Reflexes des Agens auf der syntaktischen Ebene (es liegt wohl eine spezifische Art eines Objekts ⫺ wie im Falle des Agensobjekts ⫺ vor).
IV. duhet/do ⫹ Partizip Das Hilfsverb do ‘wollen’ wird in der Kombination mit dem Partizip in zwei Formentypen, mit der ursprünglichen Nichtaktivform duhet oder mit der ursprünglichen Aktivform do, gebraucht; beide drücken Passivdiathesen mit nezessitativischer Konnotation aus; die Konstruktion kommt mit und ohne Möglichkeit des Agensausdrucks vor: 1. Die Nichtaktivform duhet ⫹ Part. [eigentlich Typ: ‘man muß gehen ⫽ es will sich gegangen’] kann theoretisch in allen Personen und allen Tempus-, Modususw.-Formen auftreten, allerdings a. meist, aber nicht obligatorisch eingeschränkt auf die 3. Person ohne Agensausdruck (bei unbestimmtoder allgemeinpersönlichem Agens): Ap (P) (Ad) ⫹ nez X(S) (Oi) Duhej ecur nje¨ ore¨. ‘Man mußte eine Stunde gehen.’ U dashke¨sh turbulluar uji, qe¨ te¨ kullohej mire¨. ‘Das Wasser mußte eben doch (Admirativ) aufgerührt werden, damit es richtig klar werden konnte.’ Ju duheshit vrare¨. ‘Man sollte euch töten.’ I duhet gjetur ilac¸i. ‘Dafür muß das Heilmittel gefunden werden.’ b. selten mit Agensausdruck: AP ⫹ nez Oa S Duhen marre¨ masa te¨ rrepta nga qeveria. ‘Von der Regierung müssen strenge Maßnahmen ergriffen werden.’
2. Die Aktivform do ⫹ Part. [eigentlich Typ: ‘man muß gehen ⫽ es will gegangen’] hat „defektiven“ Charakter: Sie erscheint meist nur, wenn die Entsprechung P/S mit der 3. Person Sg. des Indikativ Präs. gilt. Sie ist vor allem umgangssprachlich: Ap P ⫹ nez XS Ara do korrur, gruri do shire¨, lopa do mjele¨, hajvane¨t duhen grazhduar. ‘Das Feld muß abgeerntet, das Getreide gedroschen, die Kuh gemolken werden, und die Tiere müssen gefüttert werden.’ Beide Formen sind auf das Toskische (mit dem Standard-Albanischen) beschränkt; sie kommen so im Gegischen nicht vor. Dafür werden ⫺ außerhalb des Bereichs des Genus verbi, denn es bestehen Oppositionen Aktiv : Nichtaktiv ⫺ Konstruktionen mit dem Infinitiv verwendet (Duhet me ta pague hajni. ‘Der Dieb muß es dir bezahlen’; duhet me u thye ‘es muß zerbrochen werden’) oder auch ⫺ wie auch im Toskischen möglich ⫺ duhet ⫹ Konjunktiv, z. B. tosk. Duhet ta thyesh. ‘Du mußt es zerbrechen’: Duhet te¨ thyhet ‘Es muß zerbrochen werden.’ Der im Albanischen so komplizierte Bereich des Genus verbi/der Generität weist noch andere, z. T. nur mundartliche, Formen und andere Ausdrucksmöglichkeiten auf, vgl. Buchholz/Fiedler 1987, 189 f.
3.2.2. Die Kategorien des albanischen Verbs außerhalb des Genus verbi So sind von den fünf genannten Kategorien erst einmal drei (Person, Numerus und Genus verbi) ausgeklammert, und es bleiben somit für die Charakterisierung der morphologischen Kategorien die üblicherweise unter den Kategorien Modus und Tempus behandelten Phänomene übrig. Nach der albanischen Schulgrammatik, auch der „Akademiegrammatik“ (Fonetika dhe gramatika 1976) gibt es 6 bzw. 7 Grammeme der Kategorie des Modus und ⫺ beim Indikativ, also dem am schwächsten markierten Glied der Kategorie ⫺ 10 bzw. 12 Tempora. Aus dieser bloßen Aufzählung kann man ersehen, daß das Albanische über einen für moderne indogermanische Sprachen ungewöhnlich großen Formenreich-
768 tum verfügen muß und daß die genaue Zahl der „Subkategorien“ sich selbst bei der Beschreibung eines streng genormten Idioms, wie es die in der besagten Grammatik ausschließlich beschriebene „vereinheitlichte albanische Literatursprache der Gegenwart“ darstellt, nicht angeben läßt. Es handelt sich offensichtlich beim System der morphologischen Kategorien nicht um eine eindeutige und völlig geschlossene Struktur. Die Liste der Modi umfaßt nach dieser Darstellung sechs bzw. sieben Grammeme; Angegeben werden neben dem Indikativ der Konjunktiv, der Konditional, der Optativ, der Imperativ, der Admirativ und als eine marginale „Subkategorie“ schließlich der Konjunktiv-Admirativ. Aus der „Kreuzung“ der beiden Kategorien ergeben sich sodann nach der „Akademiegrammatik“ 29 Tempus-Modus- oder Grammem-Kombinationen. Vergleicht man die konkreten Formenreihen, wird man feststellen, daß zwei der in der „Akademiegrammatik“ genannten 29 Reihen doppelt aufscheinen: Beide Tempora (Präsens und Perfekt) des Konditionals sind identisch mit zwei indikativischen Tempora ⫺ dem Futur Imperfekt und dem Futur Plusquamperfekt. Das wirft die theoretisch relevante Frage nach der Zulässigkeit von Homonymien ganzer „Reihen“ (Subkategorien) bei der Aufstellung eines Verbalsystems auf. Eine solche Annahme scheint uns bedenklich; wir möchten sie nur zulassen, wenn spezifische syntaktische Bedingungen die rein morphologische Homonymie relativieren. Diese sind z. B., wie bereits erwähnt, beim Verhältnis von Passiv und Reflexiv gegeben. Nach der weiter oben gemachten Feststellung des „offenen“ Charakters der Formenreihen-Bildung soll hier darauf verzichtet werden, eine Zahl der Formenreihen (Grammem-Kombinationen, die dann jeweils noch nach den Kategorien Person und Numerus in meist sechs Grammem-Kombinationen aufgelöst werden) anzugeben. Lehrreich dürfte aber sein, daß Kristoforidhi, 1882, in seiner Grammatik ca. 80 solcher Formenreihen aufführt.
Zu klären ist nun: 1. eine Feststellung der Kriterien, die für die Anerkennung einer sprachlichen Konstruktion als Form entscheidend oder auch nur relevant sind, und
V. Weitere indogermanische Sprachen
2. eine Erörterung des Problems, warum eine als Formenreihe anerkannte Erscheinung einer bestimmten morphologischen Kategorie ⫺ im gegebenen Fall dem Modus oder Tempus ⫺ zugeordnet wird oder nicht. Die traditionell anerkannten albanischen Verbformen, d. h. die in den Grammatiken vorzufindenden, lassen sich in drei Gruppen gliedern: 1. Die erste Gruppe stellen die durch synthetische Mittel gebildeten Verbformen dar. Bei ihnen dürfte es kaum Diskussionen über den Formcharakter geben, obgleich, wie zu zeigen sein wird, der typologische Status der einzelnen synthetischen Formen recht unterschiedlich ist. Als synthetische Mittel des albanischen Verbs sind zu nennen: a) Konjugationsformative, d. h. Endungen mit Einschluß des 0-Formativs. Sie eignen sich auch am besten zur Einteilung der Verben in Konjugationsklassen. Nach den Reihen von Endungen für das Präsens des Indikativs unterscheiden wir danach sechs Klassen. Hier je ein „regelmäßiges“ Beispiel und die ungefähre Anzahl der Vertreter im Standard-Albanischen: 1. Klasse („vokalische -n-Klasse“, weit über 2000 Vertreter): puno-j, puno-n, puno-n; puno-jme¨, puno-ni, puno-jne¨, ‘arbeiten’. 2. Klasse („konsonantische Klasse ohne n“, ca. 1000 Vertreter): hap-0, hap-0, hap-0; hap-im, hap-ni, hap-in, ‘öffnen’. 3. Klasse („vokalische Klasse ohne n“, ca. 20 Vertreter): pi-0, pi-0, pi-0; pi-me¨, pi-ni, pi-ne¨, ‘trinken’. 4. Klasse („konsonantische n-Klasse“, drei Vertreter): ec-i, ec-e¨n, ece¨n; ec-im, ec-ni, ec-in ‘gehen’. 5. Klasse („mi“-Verben, drei Vertreter): the-m, thua-0, tho-te¨; the-mi, thoni, tho-ne¨ ‘sagen’. 6. Klasse („te“-Verb, ein Vertreter): ve-te, ve-te, ve-te; ve-mi, ve-ni, ve-ne¨ ‘gehen’. Von diesen ist im Standard-Albanischen nur die 1. Klasse produktiv; die
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vierte, fünfte und sechste Klasse umfaßt jeweils nur wenige (drei bzw. einen) Vertreter; sie werden in der albanischen Schulgrammatik deshalb meist auch gar nicht als besondere Klassen anerkannt. b) Stammveränderungen; traditionell auch als innere Flexion bezeichnet. Das Albanische weist hier einen ungewöhnlich großen Reichtum an Möglichkeiten auf, da sowohl die Vokale ⫺ historisch gesehen ebenso wie z. B. in den germanischen Sprachen aufgrund von Ablaut oder Umlaut ⫺ als auch die Konsonanten im Verlauf der Konjugation Veränderungen erfahren können. Was das Albanische in diesem Punkt von Sprachen unterscheidet, die gleichfalls Vokal- und Konsonantenveränderungen neben den Konjugationsformativen kennen, ist der geringe Grad an Prädiktabilität. Stellen wir zur Verdeutlichung einen kurzen Vergleich mit der rumänischen Verbflexion an, die ansonsten typologische Ähnlichkeit mit der albanischen aufweist. Man kann für das Dakorumänische Regeln etwa der folgenden Art angeben: Wenn ein Verb der 1. Konjugation ein -a- im betonten Stamm aufweist, so wird dieses in unbetonter Position zu -a˘-; ein auslautendes -d wird in der 2. Person Singular zu -zi (⫽ [z]). Normalerweise weisen alle Verben der betreffenden Klasse, also auch Neologismen, im Präsens die gleichen Stammveränderungen auf wie ein altes (lateinisches) Wort: laud, lauzi, lauda˘; la˘udam, la˘udat, lauda˘ im Albanischen ist von dieser „regelmäßigen“ Art nur eine einzige Stammveränderung, die Vokalveränderung o > ua, die bei der häufigen und einzig produktiven Subklasse punon ‘er arbeitet’ der 1. Klasse auftritt, wo z. B. in den Pluralformen des Aorists eines alten Verbs wie punuam, punuat, punuan bzw. im Partizip punuar ebenso erscheint wie bei einem modernen Fremdwort (atrofizon, … atrofizuam, … atrofizuar). Hier ein ⫺ allerdings in dieser Kompliziertheit nun auch wieder relativ singuläres ⫺ Beispiel: Wenn ein albanisches Verb der 2., der „konsonantischen Klasse ohne n“ in der Zitierform ⫺ als die wir, in Ermangelung eines „vollgültigen“ Infinitivs im Standard-Albanischen die 3. Person Singular behandeln (im Gegensatz zur Tradition
der Albanologie, die meist von der 1. Person Singular ausgeht) ⫺ auf -et auslautet, so können im Verlauf der Konjugation infolge von Vokal- und Konsonantenveränderungen statt dieses -et auftreten: ⫺ ⫺ ⫺ ⫺ ⫺
nur -et (bei 6 Verben, Typ II 1 k) -et und -es (bei 4 Verben, Typ II 1 l) -et, -es, -it und -is (bei 7 Verben, Typ II 1 m) -et, -as, -it und -is (bei 22 Verben, Typ II 1 n) -et, -as, -it, -is und -a [d. h. -a0] (bei 5 Verben, Typ II 2 o).
Typenbezeichnung nach Buchholz/Fiedler 1987, 89 ff. Der Typ II 1 k umfaßt die Verben, die sowohl nach II 1 a als auch nach II 1 l flektieren können. Zu den angegebenen Beispielen kommen aber allein im Standard-Albanischen noch einmal mindestens 10 Verben auf -et in der 3. Person Sg. Präs., die ganz andere, jeweils nur für ein einziges Verb gültige Stammveränderungen aufweisen (Typen II 2 aⴚk); im Substandard sind es noch mehr.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß Konjugationsformativ und Stammveränderung im Vokalismus und/oder Konsonantismus auf die unterschiedlichste Weise miteinander kombiniert sein können. c) Suppletivismus. Ein Extremfall von Stammverschiedenheit ist der Suppletivismus. Die Zusammengehörigkeit der Stämme läßt sich nur durch Transformierung von Sätzen in andere Tempus-, Modus- usw. Formen erweisen. Im albanischen Verbalsystem spielt der Suppletivismus eine für moderne indogermanische Sprachen ungewöhnlich große Rolle; hierzu gehören nicht nur die „Hilfsverben“ e¨shte¨ ‘sein’ und ka ‘haben’, sondern auch vjen ‘kommen’, sheh ‘sehen’, jep ‘geben’, ha ‘essen’, rri ‘sitzen, stehen, liegen’, do ‘wollen’, bie ‘bringen’, das in einer Gruppe von Stämmen damit homonyme bie ‘fallen’, insgesamt sind das also zehn Verben, wie zu erwarten, gehören sie zu den häufigsten. 2. Die zweite Gruppe von Formen besteht aus einer synthetischen Form eines Hilfsverbs (‘haben’ bzw. ‘sein’) und mindestens e´iner infiniten Verbform, evtl. noch zusätzlichen Formen von Hilfsver-
770 ben. Hierzu gehören die in vielen europäischen Sprachen üblichen und auch allgemein als Formen anerkannten Perfekte und Plusquamperfekte und die gegische Futur-Konditionalform ka ⫹ Infinitiv, u. E. aber auch Konstruktionen, die meist in der Morphologie nicht systematisch behandelt werden, so die aus e¨shte¨ ⫽ ‘sein’ ⫹ Gerundium bestehende Verlaufsform (eine der beiden funktionell durchaus nicht gleichwertigen Progressivform-Strukturen) oder ein Nezessitativ, der aus ‘haben’ und dem sog. „toskischen Infinitiv“ oder Supinum (pe¨r te¨ ⫹ Partizip) zusammengesetzt ist. 3. Von besonderem Interesse aus der Sicht der Arealtypologie und Balkanologie ist die dritte Gruppe von Formen, eine Gruppe, deren Vertreter oft ebenso wie die der 2. Gruppe als analytische Formen bezeichnet werden. Sie bestehen aus mindestens einer Partikel und einer Form des Typs 1 oder des Typs 2. In der Schulgrammatik werden hierzu an finiten Formen die Bildungen mit den Partikeln te¨ (Konjunktiv) u (Nichtaktiv in bestimmten Grammem-Kombinationen), do (Futur-Konditional) voll anerkannt; einen ähnlichen Status haben aber auch die mit le (Jussiv), mund (Possibilitativ), po (Progressiv), po und ne¨ („Fallsetzungsformen“ im Konditionalsatz), dot (Unmöglichkeitsform). Im Bereich der nichtfiniten Formen gehören hierher Bildungen mit duke … (geg. tue …) (Gerundium), pa (Privativ), pe¨r te¨ („toskischer Infinitiv“ bzw. Supinum), me te¨ sowie nje¨ te¨ (Absolutiv I und II), deren Einordnung durch die traditionelle Grammatik auch nicht immer konsequent erfolgt. Ein dem Infinitiv westeuropäischer Sprachen vergleichbarer Infinitiv liegt nur im Gegischen vor; er wird mit der Partikel me und der vom eigentlichen Partizip differenzierten Kurzform des Partizips gebildet. Für sie gilt jedoch das Stellungskriterium ebenso wie für die oben genannten finiten Formen, d. h. die feste Verbindung der betreffenden Hilfsverben oder Partikeln mit dem Verblexem.
V. Weitere indogermanische Sprachen
Eine solche feste Verbindung liegt u. a. auch bei den Objektzeichen, die traditionell als Kurzformen der Personalpronomina bezeichnet werden (was sie ja historisch gesehen auch sind), bei den Negations- und Fragepartikeln vor. Die Verbmorphologie des Albanischen ⫺ wie auch entsprechend der anderen Balkansprachen ⫺ stellt sich bei einem solchen Herangehen viel komplexer dar als in den traditionellen Darstellungen. Sie erinnert dann in ihrem Umfang, aber auch in ihrem Bezug zu funktional-semantischen Kategorien, an Verbalsysteme agglutinierender Sprachen wie des Türkischen oder ⫺ z. B. hinsichtlich der Objektbezeichnung ⫺ des Ungarischen bzw. wolgafinnischer Sprachen, auch wenn die Grammatikalisierungsstufe des Albanischen nicht so hoch ist wie dort. Daraus ist zu folgern: Verbformen bilden alle die Elemente, die zu einem Verbstamm eine festgelegte Position einnehmen und mit ihm dergestalt verbunden sind, daß sie von ihm nicht durch andere Elemente getrennt werden können, es sei denn, solche trennende Elemente nehmen gleichfalls eine festgelegte Position zum Verbstamm ein. Diese Definition könnte nicht ohne Modifikation für andere Sprachen (etwa Deutsch oder Russisch) übernommen werden. In diesen Sprachen würden z. B. zusätzliche, semantische Argumente zu berücksichtigen sein, die zwar für das Albanische durchaus ebenfalls gelten, für die Beschreibung des albanischen Systems aber gewissermaßen weitgehend redundant sind, da fast alle Fälle, bei denen man aus semantischen Gründen von „Formen“ sprechen möchte, bereits durch das Stellungskriterium markiert sind. Es gibt Übergangserscheinungen (z. B. bei der sog. se¨-be¨ri-Konstruktion, d. h. einer quasi-infinitivischen Form, die aus dem Ablativ des Verbalsubstantivs entstanden ist - te¨ be¨re¨ ‘(das) Machen’; se¨ be¨ri [als Nominalform veraltet] ‘vom Machen’; das Verb be¨n ‘machen’ steht hier für ein beliebiges Verb). Diese spielen im Verbalsystem eine relativ geringfügige Rolle, sie sind aber typologisch und arealtypologisch von besonderem Interesse, vgl. ausführlicher bei Buchholz/Fiedler, 1987, 69 f. und 170 f.
Wie erwähnt, eignen sich die Personalendungen der synthetischen Formen am bes-
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ten für die Einteilung der Verben in Klassen. Auch für die Subklassifizierung der Verben nach Konjugationstypen kommen nur die Formen der 1. Gruppe in Frage, da sich ⫺ mindestens im Standard-Albanischen ⫺ alle Verblexeme hinsichtlich der Bildung der Formen der 2. und 3. Gruppe gleich verhalten. Mundartlich und bei Buzuku gibt es aber z. B. Differenzierungen bei der Bildung der aktiven Perfektformen: die Wahl der Hilfsverben ‘haben’ und ‘sein’ ist in manchen nordgegischen Mundarten ⫺ ähnlich wie im Deutschen, Italienischen oder Aromunischen ⫺ nach Lexemen unterschiedlich. Danach empfiehlt sich als Kriterium für die Einteilung nach Subklassen (Konjugationstypen) das Verhältnis der Verbstämme zueinander. Für das StandardAlbanische sind in Buchholz/Fiedler (1987) 23 Konjugationstypen mit jeweils mehr als einem Vertreter und 39 Typen mit nur je einem Vertreter angegeben. Diese Zahlen erscheinen im europäischen Maßstab nicht als besonders hoch. Für die richtige Bildung aller synthetischen Formen ist jedoch die Angabe einer hohen Anzahl von Stammformen erforderlich. Dies hängt mit dem Umstand zusammen, daß die albanischen Verben so viele synthetisch gebildeten Formen besitzen: Es sind insgesamt 12 Formenreihen (d. h. Kombinationen von Modus, Tempus usw. mit den meist 6 Person ⫹ NumerusGrammem-Kombinationen), zu denen als einzige nichtfinite synthetische Form das Partizip kommt. Das Albanische wird hier im Balkanraum nur durch das Bulgarische mit mindestens 12 Reihen finiter Formen übertroffen, wenn man die Formen beider Aspekte zu einem Paradigma zusammenfaßt. Dazu kommen aber auch noch über 10 nichtfinite Formen unterschiedlichen Status’. Das Neugriechische besitzt ⫺ nach dem Zusammenfall der präsensstämmigen Indikativ- und Konjunktivformen ⫺ nur noch 10 Reihen finiter Formen, zu denen drei nichtfinite Formen treten. Das moderne Dakorumänische besitzt gar nur 6 Reihen finiter Formen und 3 nichtfinite Formen.
Typologisch (im „klassischen“ Sinne) sind die bisher unter dem Begriff „synthetisch“ zusammengefaßten Formen nicht gleichartig. Wenn die Grammatiker von der Schleicherchen Dichotomie synthetisch:-
771 analytisch ausgegangen sind, haben sie das Albanische zusammen mit den anderen Balkansprachen bisweilen zu den analytischen Sprachen gezählt, wobei wohl niemand diese Zuordnung für das Verbalsystem insgesamt angenommen hat. Doch ganz abgesehen davon, daß auch im Nominalsystem eine solche Qualifizierung problematisch ist, erweist gerade das albanische Verbalsystem, daß eine Einteilung der Sprachen ⫺ oder auch nur deren Teilsysteme ⫺ in analytische und synthetische nicht ausreichen kann. Auch wenn man die ergänzenden Begriffe der klassischen Typologie des 19. Jh., wie etwa die durch Humboldt eingeführten Termini flektierend und agglutinierend auf das Albanische in seiner Gesamtheit anwenden wollte, würde man kaum zu einer Charakterisierung gelangen, die für Vergleiche mit anderen Sprachen eine solide Grundlage abgäbe. Weiterhelfen können uns die Versuche Sapirs, Kriterien für eine differenziertere Einteilung zu erarbeiten. Hier sei nur erwähnt, daß A.V. Desnickaja (1965, 105 f.) ⫺ in diesem Fall sogar ohne direkten Bezug auf das Albanische ⫺ feststellt: „Mir scheint der Gedanke Sapirs, daß jede Sprache über eine besondere „Bauskizze“ (ообого „ч рт жа“), ein besonderes Strukturmodell verfügt, sehr interessant und wissenschaftlich fruchtbar. Das innere Prinzip des Sprachbaus zu erforschen ist allerdings durchaus nicht einfach“, und fortfährt: „Zum Schluß bleibt festzustellen, daß nicht nur der Begriff der Agglutination, sondern auch der Begriff der Flexion ein Problem darstellt, das noch viel Unklares und Strittiges enthält. Es gibt sehr unterschiedliche Typen einer flektivischen Struktur …“ (aus dem Russischen übersetzt). Die 12 Reihen von „synthetischen“ Formen, die ⫺ außer dem Partizip ⫺ auf dem Prinzip „Stamm(variante(n)) ⫹ reihenspezifische Endungen“ beruhen, sind: 1. Indikativ Präsens Aktiv, 2. … Nichtaktiv, 3. Indikativ Imperfekt Aktiv, 4. … Nichtaktiv, 5. Aorist Aktiv, 6. … Nichtaktiv, 7. Imperativ Aktiv, 8. … Nichtaktiv, 9. Optativ Aktiv, 10. Konjunktiv Präsens Aktiv, 11. Admirativ Indikativ Präsens Aktiv, 12. … Imperfekt Aktiv. Zwei davon, der Konjunktiv Präsens Aktiv und der Aorist Nichtaktiv ⫺
772 weisen noch zusätzliche, gewissermaßen „redundante“ Partikeln auf, sie stellen also eine Art Übergangserscheinung zu Formen dar, die außerhalb des synthetischen Komplexes liegen. Wenn man nun die Art der Zusammenfügung von Stamm und Endung untersucht, drängt sich der oben zitierte Gedanke Desnickajas von der Vielfalt der „synthetischen“ Formen auf. Es geht zunächst darum, ob die Technik der Zusammenfügung eher der Fusion oder der Agglutination zuzuordnen ist. Kriterien dafür hat N. V. Solnceva (1965), gestützt auf die von A. A. Reformatskij ausgearbeiteten Eigenschaften flektiver (fusioneller) und agglutinativer Affixe und des entsprechenden Charakters von Wurzel (кор ) bzw. Stamm (оова), erarbeitet. Für den flektivischen Charakter sprechen danach: 1. Veränderungen des Stammes im Phonembestand während der Flexion, 2. Keine „Eindeutigkeit“ der Affixe, d. h. gleichzeitiger Reflex mehrerer morphologischer Kategorien in einer Endung, 3. Nichtstandardisierte Affixe, d. h. unterschiedliche Affixe (Endungen) für die gleiche Funktion (bzw. Funktionskombination) je nach Flexionsklasse (⫽ Formvariation): letztlich klassenbildender Charakter der Flexion, 4. Anfügung an einen Stamm, der ohne Affixe normalerweise nicht gebraucht wird, 5. Charakter der Anfügung: enge Verflechtung oder Verschmelzung (т о л т и или лав) [vgl. alb. pac¸a statt patsha ‘ich möchte haben’ ⫽ 1. Person Sg. Optativ]. Die Anwendung dieser Kriterien auf ein konkretes Teilsystem einer konkreten Einzelsprache erfordert eine Konkretisierung bzw. Adaption. So ist der Begriff „Wurzel“ in unserem Fall zu abstrakt ⫺ Solnceva hatte bei ihrer Typologie die isolierenden Sprachen Ostasiens im Sinn. Doch reicht für die typologische Charakterisierung des albanischen Verbalsystems auch der Begriff „Verbalstamm“ m.E. aus. Die albanische Schulgrammatik geht, wie erwähnt, meist von drei Stämmen aus (Präsens-, Aoristund Partizipialstamm), doch zeigt sich bei einer Gesamtbetrachtung, daß eine solche
V. Weitere indogermanische Sprachen
Aufgliederung nicht ausreicht, um alle Formen richtig zu bilden. Besonders gilt das für die Optativ-, aber auch z. B. für die Imperativformen, außerhalb der Standardsprache auch für die Admirativformen. Es erscheint daher angebracht, von mehr Einheiten auszugehen. In Buchholz/Fiedler (1987) wurden ⫺ in Anerkennung der Tatsache, daß die Drei-Stamm-Gliederung prinzipiell nicht falsch, aber doch nicht ausreichend ist, 14 Einheiten ⫺ als Stammvarianten bezeichnet ⫺ postuliert. Diese Festlegung auf 14 Varianten trägt konventionellen Charakter: Sie ist auf die moderne albanische Sprache in einem relativ weiten Begriff zugeschnitten ⫺ eine strenge Beschränkung auf das kodifizierte Standard-Albanische käme mit weniger Stammvarianten (ca. 10⫺12) aus, andererseits würde die Einbeziehung aller bekannten albanischen Mundarten und Sprachstufen die Angabe noch weiterer Stammvarianten erfordern. Konkret werden für eine differenzierte Betrachtung des Charakters der einzelnen Reihen folgende Kriterien herangezogen: 1. Das Vorhandensein spezifischer Stammvarianten bei einer Formenreihe, die bei den jeweils um einen „Kategorienmarker“ schwächer markierten Reihen nicht existieren. (Hier würden z. B. beim Präsens Konjunktiv nur solche Stammvarianten in Betracht kommen, die es beim Präsens Indikativ nicht gibt, bei Nichtaktivformen nur solche, die in der zugehörigen Aktivform nicht vorkommen.) Die Existenz besonderer Stammvarianten mit der sich aus dem soeben Gesagten ergebenden Einschränkung würde dann für einen stärker flektiven Charakter der betreffenden Reihe sprechen. Um diese „Hierarchie“ befolgen zu können, werden im folgenden Vergleiche stets auf die Zitierform (⫽ 3. Person Singular Präsens Indikativ) zurückgeführt. Besonders stark flektiv ist danach die Reihe des Präsens Aktiv. Klammert man die mi-Verben (e¨shte¨, ka, thote¨) aus, basiert sie auf drei Stammvarianten (vgl. del (3. Sg.), dal (1. Sg.), dilni (2. Pl.) ‘hinausgehen’; nicht prädiktabel, denn z. B. vjel ‘ernten’ hat eben nicht *vjal, vilni,
28. Albanisch
sondern vjel, vilni); bei den mi-Verben wären es noch mehr Stammvarianten. Eine Stammvariante des Imperfekt Aktiv wird standardsprachlich nur bei den mi-Verben deutlich, vgl. ki-sha gegenüber ka ‘haben’ (ha ‘essen’ hat nicht *hisha, sondern ha-ja), zwei Stammvarianten liegen vor beim Aorist Aktiv (vgl. prur-i, pru-ne¨ von bie ‘bringen’ gegenüber thur-i, thur-e¨n zu thur ‘flechten’), eine beim Aorist Nichtaktiv (vgl. u mor/ muar gegenüber mor-i und merr ‘nehmen’), zwei beim Imperativ Aktiv (vgl. eja, eja-ni von vjen ‘kommen’ und fol, fol-ni (st.-alb.?) neben flis-ni, flit-ni zu flet ‘sprechen’), eine beim Optativ Nichtaktiv (vgl. das Spannungsverhältnis zwischen dem Aorist- und dem Partizipialstamm: einerseits me¨so-fsha (wie der Aorist me¨so-va zu me¨son ‘lernen’), ndje-fsha (wie ndje-va zu ndjen ‘fühlen’), andererseits ardh-sha (wie ardh-ur zu vjen ‘kommen’), dash-c¸a (wie das Partizip dash-ur zu do ‘wollen’) und beide Möglichkeiten z. B. bei re¨n-c¸a/ ra-fsha zu bie ‘fallen’) und schließlich eine beim Admirativ Präsens Aktiv (vgl. vdis-ka neben vdek-ur zu vdes ‘sterben’ und nicht der Norm entsprechende, aber schriftsprachlich noch gebrauchte Fälle wie me¨so-ka gegenüber me¨sua-r). Von den 12 oben aufgeführten „synthetisch gebildeten Reihen“ sind also, wenn man die nichtnormgerechten, aber in der modernen Schriftsprache (noch) gebräuchlichen Unterschiede in den Reihen einbezieht, neun durch eigene Stammvarianten vertreten, eigene Stammvarianten fehlen in der Sprache der Gegenwart nur den synthetischen Reihen: Imperfekt Nichtaktiv (im Gegensatz aber z. B. zur Sprache Buzukus oder zum Arvanitischen), Imperativ Nichtaktiv und Admirativ Imperfekt Aktiv. 2. Differenzierung der Stammvarianten innerhalb der Reihen zeigt einen stärker flektivischen Typ der betreffenden Reihe an; besonders flektivisch sind also in dieser Hinsicht: Präsens Aktiv, Konjunktiv Aktiv (weil auch Präsens-Stammvarianten im Paradigma erscheinen), Imperativ Aktiv, Aorist Aktiv und Aorist Nichtaktiv.
773 3. Ein weiteres Kriterium für den stärker flektivischen Charakter einer Reihe ist ihre Eigenschaft, durch unterschiedliche Serien von Affixen (Personalendungen) klassenbildend innerhalb des Verbinventars zu wirken. Dies gilt für Präsens/ Konjunktiv Aktiv (mit den sechs Serien, die die sechs Verbklassen bilden, s. o.!), für den Aorist Aktiv (sigmatische und nichtsigmatische Klasse; z. B. bei Buzuku noch stärker differenziert), den Imperativ Aktiv (in Ansätzen wie in den Fällen: vra-j/ vra-0/ vrit gegenüber ge¨rga/ ge¨rgit, das Imperfekt (besondere Endungen der mi-Verben), sekundär ⫺ das wird in der Tabelle unten nicht zum Ausdruck gebracht ⫺ auch beim Aorist Nichtaktiv und beim Imperativ Nichtaktiv (gegenüber dem Präsens Nichtaktiv). 4. Für eine Gesamtcharakteristik ist für das Albanische (wie auch für das benachbarte Neugriechische) weiter von Belang, daß es neben den synthetischen Aktivformen zusätzlich auch synthetische Nichtaktivformen gibt, d. h. kategoriell stärker als in anderen Sprachen beladene synthetische Formen, bei denen außer Tempus- und Modus-Oppositionen auch Genus-verbi-Oppositionen innerhalb des synthetischen Formenbestandes vorhanden sind. Faßt man die unter 1⫺4 dargestellten Mittel zusammen, wird man feststellen, daß es zwischen ihnen eine Skala des flektivischen Charakters: Suppletivismus > Vokal- bzw. Konsonantenveränderung > Stammerweiterung gibt. Im Albanischen kommen alle diese Mittel in einem für moderne indogermanische Sprachen sehr reichen Maß vor. Man betrachte nun auf der anderen Seite die Mittel, die von Reformatskij und Solnceva als agglutinativ ermittelt wurden. Davon kommen für das albanische Verbalsystem vor allem zwei in Frage: die „etymologische Durchsichtigkeit“ der Affixe (5*) und die Tendenzen zu „monokategorialem“ Ausdruck (6*, dieser liegt dann vor, wenn ein bestimmtes Element oder mehrere Affixe zur Bezeichnung einer einzigen morphologischen Kategorie, also nicht einer Grammem-Kombination, dienen).
774
V. Weitere indogermanische Sprachen Das Zeichen ⫹ gibt an, daß ein in die „Hierarchie“ des Systems der Formen nur bei dieser Formenreihe (bzw. bei einer stärker markierten Formenreihe) eingeführtes Merkmal vorhanden ist; (⫹) bezeichnet eine nur bei vereinzelten Formen innerhalb der Reihe oder nur bei einem kleinen Teil der Konjugationstypen eingeführtes Merkmal ⫺ zuzugestehen ist, daß dies ein sehr subjektives Kriterium ist. In Spalte 4 werden die Aktiv- und die Nichtaktivform mit einem ⫹ versehen: bei beiden besteht eine zusätzliche Opposition Aktiv: Nichtaktiv mit synthetischen Mitteln. 1 neg bedeutet: diese Merkmal ist gegenteilig zu bewerten; ein Plus hier entspricht einem Minus bei den Kriterien 1⫺4, umgekehrt entspricht ein Minus hier einem Plus bei den Kriterien 1⫺4. ⫺ 2 Früher ⫹ (vgl. z. B. die Sprache Buzukus und das Arvanitische). ⫺ 3 (⫹) bedeutet hier die relativ deutliche Pluralmarkierung durch das -i- z. B. in … punonim, punonit, punonin. ⫺ 4 Im Gegischen wird diese Formenreihe meist analytisch mittels der Partikel u ⫹ Ipf A gebildet. ⫺ 5 Im Standard-Albanischen ist jetzt bei der Opposition A:NA durch synthetische Mittel nur eine Personalform, die der 3. Sg. unterschiedlich, die Partikel, das analytische Element u erscheint also dominierend. Früher (vgl. Buzuku und das Arvanitische) hatten auch die Formen der 1. Person Sg., vielleicht auch die der 2. Person Sg. (vgl. das Arvanitische) unterschiedliche Endungen. ⫺ 6 Vgl. u. a. Fälle wie bjermani! ‘bringt es mir!’ gegenüber mos ma bini! ‘bringt es mir nicht!’ ⫺ 7 Die Opposition A : NA wird zwar immer durch das „von Hause aus analytische“ Element u ausgedrückt, hier aber gewinnt dieses z. B. durch die obligatorische Infigierung in Fällen wie be¨huni ‘werdet (gemacht)’ gegenüber Verwendungen in anderen Oppositionspaaren einen
5. Etymologische Durchsichtigkeit liegt im Bereich der synthetischen Formen bei den „habere“-Formen vor, die zur Bildung des Admirativs (Admirativ Präsens und … Imperfekt) benutzt werden, weiter bei dem bereits zum Affix gewordenen -(h)u, das als Nichtaktivzeichen doch noch klar erkennbar ist: im Rahmen der 12 betrachteten Formenreihen also beim Aorist Nichtaktiv und beim Imperativ Nichtaktiv. 6. Tendenzen zum monokategorialen Ausdruck sind in mehreren Komplexen zu erkennen: Beim Optativ wird auch in traditionellen Grammatiken oft im Zeichen -fsh-/-sh-/-c¸-, das streng nach phonetischen Gesichtspunkten differenziert wird, eine agglutinativische Tendenz gesehen. Eine ähnliche Interpretation lassen weiter das -h- der Nichtaktivformen (im Präsens, Imperfekt und Imperativ) sowie das -k- der Admirativformen (im Präsens und Imperfekt) zu. Newmark (1957, 102) deutet auch das -i- als „monokategoriales Pluralzeichen“; am deutlichsten ⫺ und u. E. „typologisch relevant“ ⫺ erscheint es im Imperfekt und im Optativ, dort umfaßt es jeweils die ganze Pluralreihe und nimmt einen überall gleichbleibenden Platz in der Verbform ein. Die erwähnten sechs Merkmale sind in der folgenden Tabelle 28.3 zusammengefaßt.
Tab. 28.3:
Prs Prs NA Ipf Ipf NA4 Aor Aor NA Ipv Ipv NA Opt Adm Adm Ipf Kj
1
2
3
4
5* neg1
6* neg
flekt.
agglut.
⫽
⫹ (⫹) ⫹ ⫺ ⫹ ⫺ ⫹ (⫹)8 ⫹ (⫹)9 ⫺ ⫹
⫹ ⫺ ⫺2 ⫺ ⫹ ⫺ (⫹)6 (⫹) ⫺ ⫺ ⫺ ⫹
⫹ ⫺ ⫹ ⫺ ⫹ ⫺ ⫹ ⫺ ⫺ ⫺ ⫺ ⫹
⫹ ⫹ ⫹ ⫹ (⫹)5 (⫹) (⫹)7 (⫹) ⫺ ⫺ ⫺ (⫹)10
⫺ ⫺ (⫹)3 ⫺ ⫺ ⫹ ⫺ ⫹ ⫺ ⫹ ⫹ ⫺
⫺ ⫹ ⫹ ⫹ ⫺ ⫹ ⫺ ⫹ ⫹ ⫹ ⫹ ⫹
4 1½ 3 1 3½ ½ 3 1½ 1 ½ 0 3½
0 1 1½ 1 0 2 0 2 1 2 2 1
4 0,5 1,5 (0 3,5 ⫺1,5 3 ⫺0,5 (0 ⫺1,5 ⫺2 2½
775
28. Albanisch neuen Charakter. ⫺ 8 Vgl. zu dieser außerordentlich schwierigen und nicht eindeutig geklärten Problematik ansatzweise in Buchholz/Fiedler 1987, 109. ⫺ 9 Im Standard-Albanischen gibt es beim Admirativ eigentlich keine kategorienspezifische Stammbildung, wenn man von marginalen und nicht ganz geklärten Fällen wie dem nach der Aussage von Muttersprachlern eher akzeptablen Formen wie vdiska ‘er stirbt ja!’ statt des nach der Regel zu erwartenden vdekka absieht: Er wird nach der Regel vom Partizipialstamm gebildet. Es besteht jedoch im Substandard jetzt eine starke Tendenz, bei manchen Konjugationstypen ebenfalls den Präsensstamm einzuführen, bei anderen aber den Partizipialstamm beizubehalten, so daß eine Art neuer „Admirativstamm“ in der Herausbildung zu sein scheint ⫺ ähnlich wie sich beim Optativstamm Elemente des Aorist- und des Partizipialstamms verbinden (vgl. Beispiele wie vika, vjenka statt des korrekten ardhka ‘er kommt ja!’). ⫺ 10 Bis vor kurzem war auch beim Konjunktiv eine Opposition synthetischer AktivNichtaktivformen möglich, und zwar in der 2. Sg.; vgl. Pekmezi 1908, 201: „Der Konjunktiv des Präsens gleicht vollkommen dem Indikativ, nachdem im Toskischen die urspr. konjunktivische Endung -esˇ mit der für den Indikativ ausgeglichen wurde …“
Anders dargestellt [wie in der Tabelle 28.3 wird (⫹) als „halber Punkt“ gerechnet] (s. u.). Wenn auch das Bild dieser Graphik durch die geringe Anzahl der angewandten Kriterien, die zumal keinen zwingenden Charakter haben, leicht verzeichnet sein kann, dürfte die allgemeine Tendenz sich auch bei einer Erweiterung des Kriterienapparats bestätigen. Wichtig ist, daß die am stärksten flektivischen Formen (Prs, Ao, Ipv, Kj) gleichzeitig die am häufigsten gebrauchten sind. Dies würde für eine typologische Gesamteinordnung mindestens eine deutliche Tendenz zum Flektivischen bestätigen. H.-J. Sasse macht mich auf eine der weniger starken agglutinativen Tendenzen aufmerksam, die
> aggl. ⫺2
⫺1
Adm Ipf Adm
(0 Ao Ipf NA NA Ipv NA Op Prs NA
Endung -ni als Zeichen der 2. Person Pl., die nicht nur bei Verbformen (Präsens Indikativ und Konjunktiv, Imperativ …), sondern auch bei Interjektionen (he¨-ni ‘los, ihr da!’, hajde-ni etwa: ‘her mit euch!’, auch arvanitisch und ähnlich in anderen Balkansprachen) und sogar Substantivformen (burra-ni ‘ihr Männer’) vorkommt. (Sasse: „eine erstaunliche Entwicklung, wenn man davon ausgeht, daß -ni wahrscheinlich historisch ein stark fusionierter Komplex von Stammauslaut und Rest irgendeiner Personalendung war.“)
Es würde hier zu weit führen, das Verhältnis von funktional-semantischen und morphologischen Mitteln hinsichtlich der Formentypen genau zu untersuchen, d. h. etwa präzise zu ermitteln, wie weit Temporalität vor allem durch synthetische Formen und innerhalb dieses Rahmens vorwiegend durch flektivische Mittel ausgedrückt wird oder wie weit Modalität dahin tendiert, durch analytische Formen des Partikel-Typs wiedergegeben zu werden. Es sollte aber noch einmal unterstrichen werden, daß das Albanische eine der wenigen modernen Sprachen in Europa ist, in denen durch synthetische Formen nicht nur Temporalität und ⫺ in geringerem, aber nicht geringem Maße ⫺ Modalität ausgedrückt wird, sondern auch Generität, d. h. die der morphologischen Kategorie des Genus verbi entsprechende funktional-semantische Kategorie. Wenngleich also das Albanische mit seinen 12 synthetischen Formenreihen (⫹ ein synthetisch gebildetes Partizip) über ein ziemlich reiches Inventar an synthetischen Verbformen verfügt, ist es in einer für die europäischen Sprachen ebenfalls ungewöhnlich reichen Weise durch weitere Formen ergänzt worden, die in der Grammatiktradition oft als „periphrastisch“ bezeichnet werden; es handelt sich um die
⫹1
⫹2 Ipf
⫹3 Kj
⫹4 Ao
Ipv
Prs
< flekt.
776 Konstruktionen mit „Hilfsverben“. Dabei muß zuerst angemerkt werden, daß gerade im Albanischen diese Konstruktionen insgesamt wenig dazu neigen, die „einfachen“ synthetischen Formen zu „umschreiben“, tendenziell letztlich also zu ersetzen (wie es vielleicht im Süddeutschen in der Beziehung von Perfekt und Präteritum geschehen ist). Man kann also in den meisten albanischen Mundarten nicht wie im modernen Serbokroatischen oder Dakorumänischen den Aorist durch das Perfekt ersetzen; dies findet man allenfalls in den nordostgegischen Mundarten. Die Hilfsverbkonstruktionen dienen vielmehr zur weiteren Bereicherung und Verfeinerung des Verbalsystems. Nach dem Prinzip der Trennbarkeit/Nichttrennbarkeit der in der Verbgruppe enthaltenen Elemente ⫺ das, wie erwähnt, nach dem hier vertretenen Konzept ein wichtiges Kriterium zur Unterscheidung von Formen und „Nichtformen“ darstellt ⫺ ist eine Abstufung des Morphologisierungsgrades zu erkennen: am stärksten morphologisiert sind Perfekt, Plusquamperfekt und Aorist II ⫺ also die in der Standardsprache mit ‘haben’ und dem Partizip gebildeten Konstruktionen, die eine Art von Aspektualität ausdrücken und bei denen die beiden verbalen Bestandteile nicht durch andere Elemente getrennt werden dürfen, vgl. kam shkuar ‘ich bin gegangen’ kisha shkuar/pata shkuar ‘ich war gegangen’ und die gegischen Futur-Konditionalform aus ‘habere’ ⫹ Infinitiv wie ka me shkue, es folgen die Konstruktionen aus ‘sein’ ⫹ Gerundium (jam duke shkuar ‘ich gehe gerade’, eine der beiden unterschiedlichen Progressivformen des Standard-Albanischen; im Nordostgegischen gibt es eine weitere) und die Konstruktionen aus ‘haben’ ⫹ pe¨r te¨ ⫹ Partizip (kam pe¨r te¨ shkuar ‘ich habe zu gehen/zum Gehen’) sodann Konstruktionen mit vjen ‘kommen’, 3. Person ⫹ Gerundium, z. B. vjen duke u shtuar ‘es ist am Sich-Vermehren’, und am schwächsten morphologisiert sind die Konstruktionen aus einer relativ großen, aber schwer eingrenzbaren Anzahl von „Hilfsverben“ und dem Ablativ des Verbalsubstantivs, der sog. se¨-be¨ri-Konstruktion (mbaroj se¨ shkuari ‘ich höre auf zu gehen’, w.: ‘ich höre auf vom Gehen’). Hier
V. Weitere indogermanische Sprachen
können trotz relativ hochgradiger semantischer Geschlossenheit ⫺ wir haben es mit dem Ausdruck von Aktionalität zu tun ⫺ die beiden Komponenten durch beliebige Satzglieder voneinander getrennt werden, der Morphologisierungsgrad ist also nicht so hoch wie bei anderen Verb-Konstruktionen. Was nun die Formen anbelangt, deren unterscheidendes Merkmal Partikeln darstellen, so gilt ⫺ wie erwähnt ⫺ nur ein Teil von ihnen im „Hauptstrom“ der albanischen Grammatiktradition als zum Gegenstand der Morphologie gehörig: die Konstruktionen mit te¨ und die Konstruktionen mit do. Mit te¨ wird der Konjunktiv gebildet, der ⫺ im Falle der Präsensformen ⫺ wie bereits erwähnt, noch zusätzlich durch besondere Konjunktivendungen markiert ist. Die albanische Grammatik-Beschreibung geht hier traditionell aber immerhin weiter als die griechische: im Albanischen werden alle Formen mit der Partikel als Konjunktivformen angesehen, auch wenn sie keine besonderen Endungen aufweisen; die griech. Tradition erkennt nur Präsens, Perfekt und „Aorist“ (die aoriststämmigen Präsensformen) an und betrachtet Kombinationen von να z. B. mit dem Imperfekt als Konstruktionen von Konjunktion ⫹ Indikativ. Dabei ist die typologische Ähnlichkeit zwischen dem ngr. und albanischen System gerade hier recht auffällig; der Morphologisierungsgrad ist ganz ähnlich.
Vor die Konjunktivform, d. h. vor die Partikel te¨, wird im Standard-Albanischen nach toskischem Muster die Partikel do zur Bildung des Futur-Konditionals gesetzt, wobei dann aber im Standard-Albanischen die verneinte Form anders als beim Konjunktiv nicht mehr mit mos, sondern mit nuk/s’ gebildet wird (zum Negationsproblem vgl. unten S. 779). In den gegischen Mundarten wird das Futur daneben meist auf „periphrastische“ Weise ⫺ mit ‘habere’ ⫹ Infinitiv gebildet, d. h. kam me shkue entspricht do te¨ shkoj ‘ich werde gehen.’ Kriterien für die Anerkennung gerade dieser beiden Subkategorien pflegen dabei nicht angeführt zu werden, wenn auch die im folgenden zu erwähnenden Partikeln gelegentlich als „formbildend“ anerkannt werden. Der Grad der Morphologisierung, der sich an der Festigkeit der Bindung der Partikel an
28. Albanisch
die finite Verbform-Komponente, an der Unmöglichkeit, andere Elemente einzuschieben, erkennen läßt, ist für die meisten Grammatiker (eine Ausnahme bildet offenbar Kristoforidhi im 19. Jahrhundert) nicht alleiniges Kriterium, sonst müßten auch die Konstruktionen mit le „lassen“ und mit gewissen Einschränkungen auch die Konstruktionen mit mund ‘können’ als Formen anerkannt werden, was auch terminologische Folgen haben müßte. Buchholz/Fiedler gehen in ihrer „Albanischen Grammatik“ ⫺ dabei Kristoforidhi in diesem Punkt folgend ⫺ davon aus, daß alle von der finiten Verbformkomponente nicht oder nur durch gleichrangige Elemente trennbaren Elemente als Teile von Verbformen, als morphologische Phänomene, zu werten sind. Das trifft vor allem für die Formen mit Objektzeichen zu, deren Morphologisierungsgrad (durch Infigierungs-, Krasis-und Elisions-Erscheinungen) am höchsten liegt. Als Beispiel diene die Kombination von Dativund Akkusativ-Objektzeichen mit der 2. Pl. Imperativ des Verbs le¨ ‘lassen’ im Standard-Albanischen: Die Form, die ohne OZ lini ‘laßt’ lautet, würde mit OZ negiert lauten: mos ma lini ‘laßt es mir nicht’, während sie affirmativ le¨rmani lautet: nicht nur, daß die OZ-Kombination me¨ ⫹ e Krasis zeigt und zwischen Stamm und Endung infigiert wird, verlangt die affirmative Form mit OZ auch einen anderen Verbstamm (den der 2. Person Sg. des Imperativs).
Es gilt aber auch für die modalen Partikeln te¨, do, le, mund, ne¨ und po (beides Fallsetzungspartikeln) dot („Unmöglichkeitspartikel“, nur tosk.), für die Formen mit der Nichtaktiv-Partikel u ⫺ auch hier ist wie bei den Kombinationen mit den Objektzeichen der Morphologisierungsgrad bei den einzelnen Kombinationen unterschiedlich, und er kann (beim Imperativ!) bis zu synthetischen Verbformen hin führen, außerdem für die Fragepartikeln a und ne¨, die Negationspartikeln nuk, s’, mos, die Aktionsarten(-Formen) bildende Partikel po. Einige Grenzfälle bleiben hier unberücksichtigt. Die Gesamtcharakteristik des albanischen Verbalsystems erfordert die Untersuchung der Kombinierbarkeit aller dieser Partikeln miteinander und mit den oben erwähnten „synthetischen“ und „periphrastischen“ For-
777 men. In Buchholz/Fiedler (1987, 64⫺68) wird im Bereich des finiten Verbs von sechs verschiedenen Verbgruppen-Komplexen ausgegangen ⫺ je nach dem beteiligten synthetischen Element: Imperativ, Optativ, Admirativ, Indikativ I (Prs/Ipf), Indikativ II (Aorist) und Konjunktiv. Noch ein paar Worte zum Verhältnis von Formenreihen und morphologischen Kategorien: Von wieviel morphologischen Kategorien sollte man zweckmäßig ausgehen, und wo sind die vielfältigen Formen, die hier bisher erwähnt wurden, in dieses System einzuordnen? Unterstrichen sei noch einmal: Jede Form muß irgend ein Glied einer jeden im System vorhandenen morphologischen Kategorie enthalten, darf jedoch jeweils nur eines haben. Man muß sich also jede Form als einen Kreuzungspunkt von x Kategorien vorstellen, und deren Anzahl, also x, ergibt sich aus der Möglichkeit der Kreuzungen von Formelementen. So ist es wohl u. a. wegen der (wenn auch im Standard-Albanischen marginalen) Existenz des Konjunktiv-Admirativs nicht günstig, den Admirativ als ein Grammem der morphologischen Kategorie des Modus anzusehen, wie es in den albanischen Grammatiken gewöhnlich geschieht. Es erscheint praktikabler, ihn als eine besondere morphologische Kategorie zu behandeln (mit übrigens mindestens drei Grammemen, weil es ja ⫺ ähnlich wie im Falle des bulgarischen emphatischen Kommentativs ⫺ auch einen ⫺ wenn auch selten in Texten nachweisbaren und in keiner normierenden Grammatik (vgl. aber Buchholz/Fiedler 1987, 156) beschriebenen ⫺ emphatischen Admirativ mit zwei Partizipial-Elementen bei den Präsensformen gibt). Es wäre aber andererseits möglich, zwei Kategorien ⫺ gewissermaßen zwei Dimensionen ⫺ auf eine Ebene zu projizieren; praktisch ist das oben bereits mit den Kategorien Numerus und Person geschehen. Insgesamt dürfte also klar geworden sein, daß es eine eindeutige Antwort auf die Frage nach der Anzahl der Formenreihen nicht gibt, denn: 1. Es handelt sich einmal um ein offenes, bis zu einem gewissen Grad erweiterbares, ins Ungrammatische auslaufendes System. So ist nicht klar, wieviele „Perfekte“ es im
778 System des Standard-Albanischen gibt (Perfekt I vom Typ ‘ich habe geschlagen’, Perfekt II vom Typ ‘ich habe geschlagen gehabt’, das im Gegischen durchaus üblich ist) usw.; viele Kombinationen unterschiedlicher Partikeln bewegen sich am Rande der Grammatikalität. Weiterhin werden kaum zwei Beschreibungen bei der Handhabung der genannten „Projektion auf eine Ebene“ übereinstimmen ⫺ erwähnt wurde bereits das hier einschlägige Problem, ob man den Tempusbereich in mehrere, miteinander zu kreuzende Kategorien auflösen soll, also etwa das Plusquamperfekt als ein „Perfekt des Imperfekts“ bezeichnen soll. Praktisch gilt es darum festzustellen, welche morphologischen Zeichen (bzw. Markierungen) miteinander kombinierbar sind und welche nicht. Man kommt dann ungefähr zu einer Definition der folgenden Art: Wenn Grammeme nicht miteinander kombinierbar sind und im wesentlichen zur Wiedergabe der gleichen funktional-semantischen Kategorie dienen, gehören sie derselben morphologischen Kategorie an. Zusammengefaßt ist zu sagen: das albanische Verbsystem ist außerordentlich reich, im Albanischen kann man sehr viele semantische Inhalte mit Hilfe von Formen ausdrücken. Die bereits erwähnten funktional-semantischen Kategorien können nun helfen, diese Inhalte in ein System zu bringen, das zu dem wie immer strukturierten System der morphologischen Kategorien in eine Beziehung gesetzt werden kann. Durch Verbformen in dem weiten Sinne, wie hier definiert, können im Albanischen u. a. Glieder der funktional-semantischen Kategorien Temporalität, Aspektualität-Aktionalität (Aktionsart), Modalität und Emotionalität ausgedrückt werden und u. a. die im folgenden zu nennenden Glieder der genannten funktional-semantischen Kategorien wiedergegeben werden, wobei manchmal mehrere Formen zur Wiedergabe eines bestimmten semantischen Inhalts dienen können und oft eine Form mehrere semantische Inhalte signalisieren kann; hier soll eine Beschränkung auf das Wichtigste erfolgen; eine ausführliche Darstellung findet man in Buchholz/Fiedler 1987, 122⫺197:
V. Weitere indogermanische Sprachen
⫺ Temporalität wird vor allem mittels der Formen des Tempussystems, z. T. auch des Modussystems, ausgedrückt. Mit den betreffenden Formen vermag die Sprache wiederzugeben: Zeitlosigkeit (vor allem durch das Präsens, aber in bestimmten Fällen auch durch den Aorist); Gegenwart, Zukunft (hier kommen vor allem die beiden „Future“ (s. o., S. 769 f.) und in bestimmten Nebensätzen und ähnlichen Kontexten der Konjunktiv in Frage, die ⫺ aufgrund des oben charakterisierten KombinationsKriteriums, d. h. der Möglichkeiten von Kategorien-Kreuzungen ⫺ durchweg dem Modussystem zugeordnet werden können), Vergangenheit ⫺ ausgedrückt durch Aorist und Imperfekt ⫺ als absolute Zeitstufen sowie Gleichzeitigkeit, Nachzeitigkeit und Vorzeitigkeit als relative Zeitstufen; weiter „Doppelzeitigkeit“, d. h. die Verbindung zweier absoluter oder relativer Zeitstufen, die vor allem mit den „periphrastischen“ Formen ausgedrückt wird, z. B. Vorvergangenheit, Vergangenheit im Verhältnis zur Gegenwart. Im Rahmen der Doppelzeitigkeit kann ⫺ z. B. durch die Opposition Plusquamperfekt: Aorist II ⫺ Verbundenheit /Nichtverbundenheit derverglichenen Zeitstufen ausgedrückt werden. Im Standard-Albanischen besteht grundsätzlich eine Consecutio temporum, d. h. z. B. ein von einem Verb in einem Vergangenheitstempus abhängiger Konjunktiv steht im Imperfekt ⫺ im Gegensatz zu Nachbarsprachen wie dem Neugriechischen und Bulgarischen, die in diesen Fällen den Konjunktiv des Präsens verwenden. Im albanischen Substandard ⫺ wohl gar mit Duldung im Standard-Albanischen ⫺ wird gegen die Regel oft verstoßen. ⫺ Aspektualität und Aktionalität: Innerhalb des albanischen Verbalsystems kann durch das Oppositionspaar Aorist: Imperfekt die Betrachtung einer Handlung als Glied in einer Kette von Handlungen bzw. als Faktum an sich von der Betrachtung einer Handlung als Hintergrund bzw. potentieller Hintergrund für
28. Albanisch
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eine andere Handlung differenziert werden. Diese Möglichkeit besteht aber im Albanischen, anders als z. B. im Neugriechischen, nur in der Vergangenheitsstufe. Weiter enthält das System Mittel zum Ausdruck von Progressivität, d. h. die explizite Parallelsetzung zweier Handlungen, durch eine Konstruktion mit dem Hilfsverb ‘sein’ ⫹ Gerundium ⫺ also ähnlich wie im Englischen, aber mit einem geringeren Grammatikalisierungsgrad. Dazu kommt eine ähnliche Bedeutung, bei Buchholz/Fiedler (1987) als „Fixierung“ bezeichnet, welche durch eine Konstruktion mit der formbildenden Partikel po signalisiert wird. Auch Iterativität (durch das Imperfekt) und bis zu einem gewissen Grad auch Ingressivität, Kontinuativität und Terminativität (Beginn, Andauern und Beendigung von Handlungen), werden durch Mittel des Verbalsystems, die letzteren drei nämlich durch die bereits mehrfach erwähnte sog. se¨-be¨ri-Konstruktion, zum Ausdruck gebracht. ⫺ Am reichsten ist unter den Ausdrucksmöglichkeiten des Verbalsystems der Bereich der Modalität vertreten. Unter „Modalität“ wird hier sowohl die Art der Haltung des Sprechers zum Inhalt, zur Verwirklichung der Aussage, als auch die Beziehung des Inhalts der Aussage zur Wirklichkeit verstanden.
von modal unterschiedlichen Fragepartikeln an die Verbform gleichfalls morphologisiert, schließlich sei aus der Fülle der Modalitäten noch das Phänomen der Fallsetzung herausgegriffen, wie u. a. im Ngr. durch αν und im Bulg. durch ακο im Nebensatz des Konditionalsatzgefüges durch morphologisierte Partikelkonstruktionen ausgedrückt (man vergleiche dazu den sog. türkischen Konditional, der ebenso wie die Frageform in dieser nicht indogermanischen Sprache vollständig morphologisiert ist). Im Bereich der Negation gehört das Albanische zu den konservativsten indogermanischen Sprachen; es weist in seiner Entwicklung große Ähnlichkeit mit der des Griechischen auf und ist synchron dem des Neugriechischen frappierend ähnlich: Die für die Satznegation verwendeten Partikeln nuk/s’ (nur stilistisch differenziert) werden vor allem mit Indikativformen und minimal markierten Admirativformen verbunden, während die meisten modal markierten Verbformen (u. a. Konjunktiv, Jussiv, Imperativ und Optativ sowie der Konjunktiv des Admirativs) die Partikel mos verlangen, vgl.: Nuk/S’shkoni ‘Ihr geht nicht’, aber Mos shkoni! ‘Geht nicht!’. Die aus dem Konjunktiv gebildeten Futur-/Konditionalformen erhalten jedoch in der Sprache der Gegenwart nuk/s’., bei den Fallsetzungskonstruktionen begegnen Schwankungen.
Erwähnt sei zuerst der als „Heischemodalität“ zusammenzufassende Komplex, der also den Wunsch des Sprechers in unterschiedlicher Intensität und Art umfaßt. Hierzu gehören Imperativität (Befehle, Aufforderungen, Gebote usw.), für die vor allem der Imperativ, aber auch der Konjunktiv zuständig ist, Optativität (Segenswünsche, Flüche …), für die vornehmlich der Optativ dient, Admissivität, d. h. eine eher gleichgültige Haltung des Sprechers gegenüber der Verwirklichung einer Handlung ⫺ hier steht auch der als Jussiv (le⫹ Konjunktiv) bezeichnete Modus zur Verfügung. Der Komplex der Frage (semantisch im Rahmen eines Systems von funktional-semantischen Kategorien: „Interrogativität“) ist im Albanischen durch die enge Bindung
In älteren Sprachstufen kommt hier auch mos vor, während bei Buzuku z. B. der Konjunktiv in futurischer Funktion mit nuke¨ verbunden wurde.Im allgemeinen (mit Ausnahme einiger Mundarten in Makedonien) kommt nuk isoliert nicht vor ⫺ als negierendes Satzäquivalent erscheint jo, vgl. A shkoni? Jo. ‘Geht ihr? Nein.’, das auch zur Negierung nichtverbaler Satzteile dient: Jo ke¨te¨! ‘Nicht diesen!’ Hingegen kann mos! auch Satzäquivalent sein (‘Tu(t) das nicht!’). Das Albanische verwendet, wie viele, besonders osteuropäische Sprachen, die „doppelte Verneinung“ in Fällen wie Nuk mungon asnje¨ ‘Es fehlt keiner (w.: keiner nicht)’. Noch ein paar Worte zur Semantik der von der allgemeinen Sprachwissenschaft am meisten beachteten Form des Albanischen ⫺ des sog. Admirativs, der wegen seiner Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Grammemen ⫺ wie bereits angedeutet ⫺ nicht der Kategorie des Modus zugeordnet werden sollte.
780 Zunächst zur Illustration ein extremes Beispiel, das einen längeren Kontext mit möglichst wörtlicher, notwendigerweise nicht ganz korrekter Übersetzung erfordert, aus einem Roman von D. Agolli, die einen Admirativ Imperfekt des Jussivs enthält: ⫺ Ai mund te¨ jete¨ dhe amerikan! ⫺ tha M. K. ⫺ Le te¨ jete¨ amerikan! ⫺ u pe¨rgjigja une¨. M.K. m’i hodhi syte¨ me pe¨rc¸mim: ⫺ Si, le te¨ qenke¨sh amerikan! Kaq naiv je, shoku B.? ⫺ „Er kann auch Amerikaner sein!, sagte M. K. „Mag er doch Amerikaner sein!“, entgegnete ich. M. K. warf mir einen Blick (w.: die Augen) voll Verachtung zu: „Wie denn, möchte er doch [wie du erstaunlicherweise sagst], Amerikaner sein? So naiv bist du, Genosse K.?“
Die „Leistung“ des Admirativs unter funktional-semantischem Aspekt zu charakterisieren ist ziemlich schwierig. So gehört er bis zu einem gewissen Grad der von uns als Kommentativitäts- oder NarrativitätsKomplex bezeichneten f.-s. Subkategorie an ⫺ er entspricht dem Bedürfnis der Sprache, eine Äußerung als wiedergegebene und (mit eher negativer Konnotation) „kommentierte“ Fremdäußerung zu charakterisieren (man vergleiche den deutschen Konjunktiv I, der in Fällen wie „Es heißt, er sei krank“ Ähnliches leistet). Ähnliche, stärker auf diese Funktion spezialisierte Formen als die genannte deutsche Form, die ja auch ganz andere Funktionen wahrnimmt, gibt es in zahlreichen Sprachen u. a. Südosteuropas (im Bulg.-Mak. und Meglenorumänischen), Vorderasiens und des Baltikums. Im Albanischen ist aber mit dieser Form die funktional-semantische Kategorie der Emotionalität stärker als anderswo verknüpft, ein Element des Staunens, des Sich-Wunderns, das über die eher als modal einzustufende Kommentativität dominiert. Doch dabei gibt es Übergänge, auf die einzugehen hier zu weit führen würde. Außerhalb der Morphologie des Verbs sind bisher meist die schon mehrfach erwähnten sog. Objektzeichen gesehen worden. Historisch betrachtet sind es die in vielen indogermanischen Sprachen existenten „Kurzformen der Personalpronomina“ ⫺ ähnlich wie ja auch das u vieler Nichtaktivformen historisch gesehen die „Kurzform des Reflexivpronomens“ ⫺ *su4 e ⫺ darstellt. Sie spielen im sprachlichen System des Albanischen eine außerordentlich wichtige
V. Weitere indogermanische Sprachen
Rolle. Was hier zunächst interessiert ⫺ auf einen anderen Aspekt der Objektzeichen wird bei der Behandlung des Kasussystems innerhalb der Nominalmorphologie noch einzugehen sein ⫺ ist der Morphologisierungsgrad dieser Elemente und ihre Bindung an die Verbform, eigentlich der Übergang von einer eher syntaktischen zu einer eher morphologischen Erscheinung. Man kann das Phänomen am besten arealtypologisch, balkanologisch erklären: Legt man einen Ost-West-Schnitt durch den mittleren Teil der Balkanhalbinsel vom östlichen Bulgarien bis an die albanische Adriaküste, so findet man, daß im östlichen Bulgarischen die Kurzformen der Personalpronomen noch klitische Elemente in dem üblichen Sinn darstellen, d. h. wie sie z. B. die klassische Indogermanistik begreift. Es muß also z. B. in der bulgarischen Standardsprache lauten: А го вижда ‘ich sehe ihn’ mit Voranstellung der Kurzform des akkusativischen Personalpronomens vor das Verb bei Vorhandensein des Personalpronomens als Subjekt, jedoch Вижда го, wenn das pronominale Subjekt elidiert ist. Im westlich anschließenden Makedonischen hat sich die Stellungsregel bereits geändert: jetzt muß die Kurzform stets auf einem festgelegten Platz vor dem Verb stehen, auch wenn sie dadurch an den Satzanfang gerät. So lautet der Satz jetzt: Jac го глда bzw. Го глда. So ist es auch im Albanischen: Une¨ e shoh. E shoh. Es kommen aber im Albanischen zusätzlich zu diesen geänderten Stellungsregeln auch Elisions- und Krasiserscheinungen vor, und sogar die Infigierung der Objektzeichen zwischen Verbstamm und -endung, z. B. tosk. und st.-alb. shihmani ‘seht mir es an’, statt eines völlig ungrammatischen *shihni me¨ e. Es dürfte nicht bezweifelt werden, daß es sich trotz der unterschiedlichen Regelungen in den drei genannten Idiomen um eine arealtypologische Erscheinung handelt; dies zeigt m. E., daß man die sog. „Balkanismen“ statisch kaum adäquat erfassen kann. (Zur Definition von „enklitisch“ in diesem Sinne vgl. bei Delbrück, 49 f.: „Die … Enklitika zerfallen … ihrer Stellung nach in zwei Klassen. Sie stehen entweder in beliebiger Satzstelle nach dem Worte, zu welchem sie ihrem Sinne nach gehören [hierzu z. B. ca, τε, que usw.] … Hinsichtlich der übrigen Enklitika ist durch Wackernagel IF. 1,335 in eingehender Weise gezeigt worden, dass sie prinzipiell die Stelle nach dem ersten Worte des Satzes einnehmen. Hinter dieses Gesetz muss, wie sich an den Pronominalformen beobachten lässt, nicht selten die Rücksicht auf die syntaktische Zugehörigkeit zurücktreten …“).
28. Albanisch
3.3.
Deklinabilia (Nominal- und Pronominalsystem sowie Numeralia) 3.3.1. Nomina im engeren Sinne; morphologische Kategorien der Deklinabilia Die albanische traditionelle Grammatik geht hier von zwei Komplexen aus: Substantive und Adjektive. Es könnte jedoch vorteilhafter sein, in diesem Rahmen drei Komplexe anzunehmen, also den Komplex der Adjektive in zwei gleichrangige Komplexe aufzugliedern: ⫺ Substantive, z. B. njeri ‘Mensch’; grua ‘Frau’ ⫺ Adjektive ⫺ die sich durch einen vorangestellten attributiven Artikel (s. im folgenden!) auszeichnen, z. B. i (e, te¨, se¨) mire¨ ‘gut’, i (e, te¨, se¨) ashtuquajtur ‘sogenannt’. Ohne diesen Artikel sind es Adverbien: Ai punon mire¨ ‘Er arbeitet gut’. ⫺ „Substantiv-Adjektive“, die an sich alle Eigenschaften eines Adjektivs besitzen, aber keinen attributiven Artikel dulden. Die Semantik in beiden Verwendungen ist oft nicht identisch, vgl. pune¨tor ‘fleißig; Arbeiter’; trim ‘mutig; Held’. Die Bildung von Adverbien ist bei diesem Komplex unterschiedlich; z. T. sind nur „Umschreibungen“ möglich. Allerdings: Komplexe von Adjektiven sind substantivierbar, einige heute als „primär“ empfundene Substantive, die alte attributive bzw. Pertinenzverhältnisse ausdrücken ⫺ Verwandtschaftsnamen, Wochentagsbezeichnungen u. a. ⫺ sind ebenfalls mit dem attributiven Artikel versehen. Beide Komplexe von Adjektiven sind im Prinzip, wenn es die semantischen Bedingungen erlauben, graduierbar. Die Steigerung erfolgt in allen möglichen Fällen mittels der vorangestellten Partikel me¨, z. B. (fem.) me¨ e mire¨ ‘besser’, me¨ pune¨tore ‘fleißiger’. Die Kombination mit dem Bestimmtheitszeichen (der Artikelendung) fungiert als Superlativ: me¨ e mira … ‘die beste’; nxe¨ne¨sja me¨ e mire¨ ‘die beste Schülerin’. Für das Albanische als Balkansprache ist charakteristisch, daß ⫺ trotz der besonderen Neigung zum Suppletivismus bei Verb und Substantiv ⫺ keine suppletiven Steigerungsformen existieren.
781 Eventuell könnte man me¨ tepe¨r ‘mehr’ als einen suppletiven Komparativ zu shume¨ ‘viel’ gelten lassen (ebenso arvanitisch me¨ tepe¨re¨ neben me¨ shume¨, ähnlich wie ngr. περισσο´ τερo neben πιο´ πoλυ´ ; frdl. Mitteilung von H.-J. Sasse).
Das albanische Nominalsystem besitzt die aus anderen indogermanischen Sprachen bekannten morphologischen Kategorien Numerus, Genus, Kasus, dazu kommt die ebenfalls morphologisch ausgedrückte Kategorie der Bestimmtheit. Sie werden weiter unten gesondert abgehandelt. Es sei jedoch vorausgeschickt, daß sich innerhalb der Nominalgruppe diese Kategorien in ihrer Kongruenzfähigkeit unterschiedlich verhalten: Für das Indogermanische ⫺ besser: für den „klassischen“ indogermanischen Typ ⫺ gilt: Die Nominalgruppe z. B. aus Substantiv ⫹ Adjektiv weist den Ausdruck von drei morphologischen Kategorien auf, davon sind zwei an beiden Bestandteilen obligatorisch ⫺ Numerus und Kasus. So ist in einer solchen Gruppe sowohl in jeder Substantiv-, als auch in jeder Adjektivform durch die Endung zugleich irgendein Grammem der Kategorien Numerus und Kasus ausgedrückt, und zwar bei jedem Glied der Gruppe das gleiche Grammem. Die Wahl des betreffenden Grammems ergibt sich aus funktional-semantischen Gründen. Die Wahl des Grammems der dritten Kategorie, die des Genus, ergibt sich jedoch aus der Zugehörigkeit des Substantivs zu einer bestimmten Klasse; es ist maskulin, feminin oder neutral, und dieses Genus wird dann in der Substantiv-Adjektiv-Gruppe eindeutig durch die Kongruenz ⫺ konkret u. a. durch die Form des Adjektivs ⫺ klar, wenn auch das Substantiv selbst in seiner Gestalt oft nicht eindeutig das Genus offenbart (vgl. dazu lat. bonus gallus und boni galli mit bonus poeta, boni poetae), s. u.! Für das Balkan-Konvergenzareal ⫺ wobei für das Neugriechische Sonderregeln gelten, es gehört in dieser Hinsicht weiterhin dem „indogermanischen Typ“ an ⫺ ist jedoch charakteristisch, daß am Substantiv selbst nur der Numerus in jedem Fall ausgedrückt wird. Das Genus wird auf ähnliche Weise wie beim indogermanischen Typ lediglich aus der Kongruenz klar. Die Kategorie des Kasus aber wird, falls sie über-
782 haupt am Substantiv selbst ausgedrückt werden kann, in der Gruppe Substantiv ⫹ Adjektiv im modernen Standard-Albanischen nur einmal markiert, und dasselbe gilt für die aus diachronischer Sicht neu in das Paradigma aufgenommene vierte morphologische Kategorie, die der Bestimmtheit. Dabei gilt für das Albanische, daß in der betreffenden Gruppe immer nur das an erster Stelle stehende Glied vollständig durch alle Kategorien markiert wird. Da die Normalstellung lautet: SA (Substantiv ⫹ Adjektiv), ist das meist das Substantiv, es gibt jedoch auch eine merkmalhafte ⫺ meist mit einer besonderen Emotionalität verbundene ⫺ mit Voranstellung des Adjektivs (AS). Dann wird nur das Adjektiv nach Kasus und Bestimmtheit charakterisiert, während am Substantiv ⫺ wie erwähnt ⫺ lediglich die Bezeichnung des Numerus erscheint: es verbleibt in der minimal markierten Form ⫺ im unbestimmten Nominativ, z. B. (in allen Beispielen SA ⫺ AS; andere Nominalgruppen, z. B. mit Pronomina, bleiben hier unberücksichtigt): njere¨zve te¨ bukur ⫺ te¨ bukurve njere¨z ‘der/den schönen Menschen’ (Gen/Dat) djemve zeme¨rmire¨ ⫺ zeme¨rmire¨ve djem ‘der/den gutherzigen Jungen’ (Gen/Dat) vajzat zeme¨rmira ⫺ zeme¨rmirat vajza ‘die gutherzigen Mädchen’ (best. Nom/ Akk). Numerus: Der Ausdruck des Numerus ist demnach am „traditionellsten“. Die Pluralbildung erscheint dabei in allen Balkansprachen relativ kompliziert, aber ohne Frage ist sie im Albanischen am kompliziertesten (typologisch ähnlich wie in den p-keltischen Sprachen). Wendet man die Kriterien an, die für das Verbalsystem ermittelt wurden, könnte man auch sagen, ein synthetischer, und zwar speziell ein flektivischer (fusionaler) Typ kommt hier am deutlichsten zur Geltung. Es sind wohl alle in indogermanischen Sprachen denkbaren Mittel einer synthetischen Flexion eingesetzt. Jeweils für das Verhältnis zwischen dem unbestimmten Nominativ Singular und Plural gilt: A) Identität von Singular- und Pluralform, B) Flexive zur Bildung der Pluralform,
V. Weitere indogermanische Sprachen
C) D) E) F)
Konsonantenwechsel, Vokalwechsel, Flexive zur Bildung der Singularform, Suppletivismus.
Die Mittel B) bis E) können in unterschiedlichster Weise miteinander kombiniert werden. Dabei ist ⫺ ähnlich wie das schon oben bei der Darstellung der Verbmorphologie anhand eines Vergleichs albanischer mit rumänischen Vokalwechseln festgestellt werden konnte ⫺ auffällig, daß kein einziger der zahlreichen Vokal- und Konsonantenwechsel sich aus phonetisch-phonologischen Regeln des modernen Albanisch ableiten läßt, und es gibt auch keine regelmäßigen, bei bestimmten Lautgestalten der Substantive zu erwartenden Vokal- oder Konsonantenwechsel aus Analogie (d. h. bei außerhalb der Pluralbildung nicht mehr wirkenden Lautregeln). Man muß sich bei jedem Substantiv den Plural einprägen, wie im Deutschen das Geschlecht der Substantive. zu D) Bei den Vokalveränderungen erscheint der Wechsel eines betonten Vokals mit einem anderen betonten Vokal. Da kommt u. a. eine Parallelerscheinung zum deutschen Umlaut vor, besonders eindrucksvoll in Beispielen wie nate¨/net ‘Nacht/Nächte’. Es gibt aber auch den Wechsel einfacher betonter Vokale mit einer Gruppe von zwei Vokalen (historisch handelt es sich dabei um Diphthonge, s. oben, S. 756), wie z. B. dore¨/duar ‘Hand/Hände’. So kommen u. a. vor: a/e, e/a, e/i, i/e, o/e, o/ i, a/o. Man bemerkt sogleich, daß ein bestimmter Vokal im Singular unterschiedlichen Pluralvokalen entsprechen kann, und daß sich sogar das Verhältnis Singularvokal/Pluralvokal umkehren kann. Dasselbe gilt auch bei Wechseln einfacher Vokale mit Vokalgruppen oder auch (weiterhin als solche existenten) Diphthongen: ua/o, o/ua, ye/ e, e/ye, ua/a, i/je, vgl. grua/gra ‘Frau/ Frauen’, vit/vjet ‘Jahr/Jahre’. Selten sind Wechsel betonter mit unbetonten Vokalen. Diese Fälle stehen also ⫺ man vergleiche die oben gebrachten Betonungsregeln ⫺ am Rande des albanischen Betonungssystems, z. B.: njerı´/nje´re¨z ‘Mensch/Menschen’ mit einer Tonbewegung nach links und qualitativ
28. Albanisch
außer der Betonung gleichem Vokal, aber z. B. auch shpa´rge¨r/shpe¨rgee¨´nj ‘Windel’ mit qualitativ ungleichen Vokalen. zu C) Fast ganz parallele Phänomene erscheinen bei den Konsonantenveränderungen, die zum größten Teil auf historischen Palatalisierungserscheinungen beruhen. Es begegnen u. a. k/q, g/gj, ll/j, r/j, n/j, n/nj. Konsonantenwechsel kommt nicht nur im Auslaut, sondern ⫺ selten ⫺ auch im Inlaut und Anlaut vor. Hier nur einige der merkwürdigsten Fälle: ka/qe ‘Ochse/Ochsen’, kopsht/qipshte ‘Garten/Gärten’, shkop/shqep ‘Stock, Stöcke’, gardh/gjerdhe ‘Zaun/Zäune’ (z. T. Substandard); als Beispiel für die Adjektive: i voge¨l/te¨ vegje¨l ‘klein/kleine’. zu B) Doch auch die insgesamt dominierende Pluralbildung durch Suffixe ist äußerst mannigfaltig ⫺ allein in der Standardsprache kommen ca. 20 unterschiedliche Erweiterungen der Singularform zur Bildung der Pluralform vor, sehr oft auch in der Kombination mit Vokal- und Konsonantenveränderungen. Beispiele: gur/gure¨ ‘Stein/ Steine’, automobil/automobila ‘Automobil/ Automobile’, ah/ahe ‘Buche/Buchen’, buf/ bufe¨r ‘Uhu/Uhus’, bisht/bishtra ‘Schwanz/ Schwänze’, ari/arinj ‘Bär/Bären’, teate¨r/ teatro ‘Theater/Theater’, aga/agallare¨ ‘Aga/ Agas’, sheh/shehlere¨ ‘Scheich/Scheichs’. Wenige Beispiele für die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten: pyll/pyje ‘Wald/Wälder’, ve¨lla/ve¨lleze¨r ‘Bruder/Brüder’; breg/brigje ‘Ufer/Ufer’ … zu E) Ganz merkwürdig ist die nur bei vereinzelten Substantiven vorkommende Markierung der Singularform (gegenüber der Pluralform) durch ein besonderes Suffix, eine Erscheinung, die in Europa ⫺ stärker systemhaft ⫺ in keltischen Sprachen auftritt. Im Albanischen handelt es sich nur um sporadische Fälle wie dite¨/dit (Substandard) ‘Tag/Tage’, nate¨/net ‘Nacht/Nächte’, dore¨/duar ‘Hand/Hände’, dere¨/dyer ‘Tür/Türen’. Ebenso wie z. B. für das Kymrische ist weiterhin charakteristisch für das albanische System ⫺ vor allem, wenn man die mundartliche Ebene einbezieht ⫺ daß zahlreiche Substantive mehrere unterschiedliche Pluralbildungen zulassen. Durch die Normung der letzten Jahre ist die Möglichkeit der Variierung von Plural-Bildungsweisen
783 bei jeweils e´inem Lexem stark eingeschränkt worden. Waren noch in den sechziger Jahren bei über tausend Substantiven zwei, bei vielen Dutzenden zwischen drei und zehn verschiedene Bildungsweisen anerkannt oder wenigstens auch in gedruckten Texten zu finden, so sind heute nur noch bei etwa 50 Substantiven zwei Bildungsweisen nebeneinander (ohne wesentliche Bedeutungsdifferenzierung) zugelassen, z. B. bakall/bakej, bakaj ‘Krämer’, dyfek/dyfeke¨, dyfeqe ‘Gewehr’, lab/labe¨, lebe¨r ‘Labe, Südwestalbaner’, gisht/gishta, gishte¨rinj ‘Finger’. (Zu dieser speziellen Erscheinung Buchholz/Fiedler 1987, 256 ff., zum gesamten Komplex der Pluralbildung die Listen auf S. 249⫺256). Genus: Wie erwähnt, ist das Genus eine anders beschaffene morphologische Kategorie als Kasus, Numerus und Bestimmtheit ⫺ beim Substantiv ist das grammatische Geschlecht festgelegt und teilt die Substantive in Klassen ein, beim Adjektiv und anderen nominalen/pronominalen Wortarten aber gibt es Paradigmata mit den Grammemen wie bei den anderen morphologischen Kategorien im Nominalsystem. Wenn man davon ausgeht, daß diese Kategorie sich also letztlich nur im Kongruenzverhalten manifestiert, wird man im Albanischen, wo (mindestens) viererlei Kongruenzverhalten zu finden ist, vier Klassen von Substantiven unterscheiden. Davon sind Maskulinum und Femininum mit den entsprechenden Klassen anderer indogermanischer Sprachen zu vergleichen; sie sind relativ stabil, abgesehen davon, daß es auch im Albanischen Substantive gibt, die zwischen Mask. und Fem. schwanken. Um so bemerkenswerter ist die ⫺ unterschiedlich beschaffene ⫺ Instabilität der beiden anderen Klassen. Das z. B. bei Buzuku und im Arvanitischen völlig intakte Neutrum ist in mindestens zwei Gruppen einzuteilen ⫺ nichtabgeleitete Substantive und abgeleitete ⫺ Substantivierungen von Adjektiven und Partizipien. In der zuletzt genannten Gruppe halten sich im Standard-Albanischen die Reste des Neutrums besser als in der zuerst genannten, die nur noch zwischen 3 und 10 Mitglieder umfaßt, welche durchweg auch als Heterogena (s. u.!) bzw. Feminina behandelt
784
uje¨t e¨shte¨ te¨ mire¨ uje¨t e¨shte¨ i mire¨ ujti e¨shte¨ i mire¨ uji e¨shte¨ i mire¨
V. Weitere indogermanische Sprachen
Bestimmtheitszeichen
attributiver Artikel
Genus
n ‘n’ ‘n ⫹ m’ m
n m m m
n m m m
‘das Wasser ist gut’.
werden können, aber die Problematik ist die gleiche: Es gibt nämlich kein stabiles Kongruenzverhältnis mehr, und oft ordnet man ein Substantiv nur deswegen dem Neutrum zu, weil es noch das alte neutrale Bestimmtheitszeichen -te¨ aufweist bzw. aufweisen kann. Die Instabilität im Kongruenzverhalten zeigt sich ⫺ im Substandard ⫺ im Vorkommen von Mischkonstruktionen mit Merkmalen der mask. und neutr. Klasse (s. Tab. oben). Vor allem streben die Neutra allerdings der vierten Klasse zu, die in ihrem Kongruenzverhalten im Singular mit dem Mask., im Plural aber mit den Fem. übereinstimmt und deren Mitglieder deshalb am besten Heterogena genannt werden. Eine Eigenschaft des „heterogenen Verhaltens“ zeigt die besondere Kompliziertheit des albanischen Genussystems: Die „fem. Kongruenz“ gilt nur innerhalb des Syntagmas. Wenn sich aber das zugehörige pluralische Adjektiv oder Pronomen nicht im selben Syntagma befindet wie das Substantiv, dann erhält es nicht die fem., sondern die mask. Genusmerkmale, also z. B. propozime te¨ tilla (fem.) ‘solche Vorschläge’, aber dy propozime, nje¨ri prej te¨ cile¨ve (mask.) … ‘zwei Vorschläge, von denen einer …’. Nach den standardsprachlichen Festlegungen sind heterogen alle Substantive, deren Pluralformen die Suffixe -e oder -ra (-na) erhalten, gleich, ob noch zusätzliche Konsonanten- oder Vokalveränderungen erfolgen oder nicht. Arealtypologisch ist das Rumänische vergleichbar; die rum. Substantive sind jedoch in ihrer Zugehörigkeit zu den drei Klassen ⫺ Mask., Fem. und Heterogena ⫺ viel sicherer eingrenzbar. Im albanischen Substandard verhalten sich ⫺ auch landschaftlich differenziert ⫺ nicht alle -e/
-ra- Bildungen wie Heterogena, andererseits kommen Substantive mit anderen Pluralbildungen ebenfalls als Heterogena vor. Die nach der Norm heterogenen Substantive sind bestimmten semantischen Gruppen von Substantiven zuzuordnen (Abstrakta, Bezeichnungen von Gruppen und Orten, jedenfalls nur ganz ausnahmsweise Bezeichnungen von Belebten, und dann nur Namen kleiner Tiere). Die nur im Substandard vorkommenden Heterogena sind z. T. phonetisch zu erklären (sie weisen im Plural den Ausgang -ra auf, meist sind es also Substantive auf -r mit dem Pluralsuffix -a, und sie erscheinen so in ihrer lautlichen Gestalt wie die Bildungen mit dem Suffix -ra), andererseits konzentrieren sie sich offensichtlich auf bestimmte kleinere semantische Gruppen (so neigen Körperteilbezeichnungen zur Heterogenie, auch bestimmte Gruppen von Abstrakta, so die -izma-Bildungen, d. ‘-ismen’). So war die Festlegung der Norm auf diesem Gebiet besonders schwierig, und die Norm ist hier auch besonders schwer durchsetzbar. Das Phänomen ist schon bei Buzuku zu beobachten ⫺ im „Missale“ sind u. a. heterogen: shpirt/shpirt-e¨na ‘Geist’, mot/mot-e ‘Jahr’, aber auch bereits krah/ krah-e¨ ‘Arm’. Dennoch betrachten manche albanische Sprachwissenschaftler (Kristoforidhi, Riza …) die Heterogenie als „sprachwidrig“. Bestimmtheit: Im Deutschen und in den westeuropäischen Sprachen wird die Bestimmtheit bekanntlich durch den bestimmten Artikel ausgedrückt, der aus Demonstrativpronomina entstanden ist. Im Albanischen wie in anderen Balkansprachen ⫺ wiederum mit Ausnahme des Ngr.- dient dazu das meist traditionell als postponierter Artikel bezeichnete Phänomen. Historisch
28. Albanisch
gesehen ist dieses sprachliche Element in der Tat gleichfalls aus Demonstrativpronomina entstanden. Die Verschmelzung mit dem Nomen ist jedoch viel inniger, der Grammatikalisierungs- und eben Morphologisierungsgrad dieser „Artikelendung“ ist wesentlich höher. Erwähnt sei zur Demonstration dieser Auffassung nur die Gestalt des bestimmten Akkusativs fem. von nuse ‘Braut’ ⫽ nusen(e¨) gegenüber dem bestimmten Nominativ nusja. Die Form erklärt C ¸ abej III, 133 nach Pedersen aus *snu¯sa¯m-ta¯m, nebenbei bemerkt ein Indiz dafür, daß der sog. postponierte Artikel im Albanischen älter sein muß als im Rumän. (natürlich ohnehin als im Balkanslav.), denn lat. -nt- ist nicht mehr zu -n- geworden [dieses -n- ist übrigens nicht dem Rhotazismus unterworfen worden; war es vielleicht lang?], sondern zu -nd-, das zeigen lat. Lehnwörter wie kuvend < conventum. Hier ist wohl kaum das Paradigma eines „Artikels“, also eines „Wortes“ ⫺ wie immer man diesen Begriff definiert ⫺ erkennbar.
In dieser Überblicksdarstellung kann allerdings nur auf den Nominativ eingegangen werden. Im Plural erscheint für alle Genera eine einzige Endung: -te¨, die, je nach der phonetischen Umgebung (nach dem Auslaut und den Betonungsverhältnissen) als -te¨, -it, -t an die Form des unbestimmten Nom. Pl. antritt ⫺ ein auf der oben charakterisierten Skala flektivisch >< agglutinativisch sehr viel stärker als die Bildung des unbest. Nom. Pl. zum Agglutinativischen hin neigendes Verfahren. Der Aufbau der bestimmten Singularformen tendiert etwas stärker zum Flektivischen, doch ist ihre Bildung, d. h. die Zuordnung zu den Lexemen, relativ unkompliziert. In der Gruppe Substantiv ⫹ Adjektiv steht aber ⫺ wie schon weiter oben erwähnt ⫺ das Bestimmtheitszeichen nur einmal, und zwar stets beim ersten der beiden Elemente (bei der Folge Substantiv ⫺ Adjektiv also anders als bei der Folge Adjektiv ⫺ Substantiv). Eine wichtige Besonderheit: Wie erwähnt, gibt das Bestimmtheitszeichen in den Balkansprachen das Genus nicht eindeutig an. Dies gilt in allen in Frage kommenden Sprachen vor allem für den sog. femininen Artikel, im Rumänischen und Albanischen. -a, im Bulgarischen -ma. So
785 heißt es im Albanischen: babe¨/baba i mire¨ / i miri babe¨ ‘der gute Vater’; baba nevrik ‘der nervöse Vater’, nicht etw *baba e madhe; *baba nevrike, wie es nach vajza e madhe, vajza nevrike, …‘das gute Mädchen, das nervöse Mädchen’ der Fall wäre. Entsprechend gibt es im Albanischen ⫺ vor allem bei weiblichen Personennamen orientalischer oder europäischer Provenienz auf Konsonanten ⫺ auch Feminina, die das „maskuline“ Bestimmtheitszeichen erhalten, z. B.: Ingridi e bukur ‘Die schöne Ingrid’. Diese Erscheinung verleiht den albanischen Formen wie auch ihren balkanischen Entsprechungen der Art von bulg. dащата, кои˘ то, … добрият баща oder rum. popa cel bun, bunul popa˘ usw. ein spezifisches Moment: Die Setzung eines konkreten der in Frage kommenden Bestimmtheitszeichen dient in erster Linie zur Bildung von Flexionsklassen nach dem synthetischen Prinzip. Die betreffende Substantivform weist innerhalb der beteiligten Sprachen des balkanischen Konvergenzareals nunmehr vier statt der „klassischen“ drei morphologischen Kategorien auf. So ergibt sich durch die in das System neu aufgenommene, vierte Kategorie, die der Bestimmtheit, typologisch wieder Ähnliches wie in den Sprachen vom „klassischen“ indogermanischen Typ, eine Parallele zu lat. poeta, poetae oder tschechisch starosta, starosty ‘Bürgermeister’ bzw. litauisch de˙de˙, de˙de˙s ‘Onkel’, die alle formal Feminina ähneln, jedoch ⫺ wie ihr Kongruenzverhalten zeigt ⫺ Maskulina sind.
Steht aber das Adjektiv voran, was in den meisten Fällen nur unter bestimmten kommunikativ-stilistischen Bedingungen möglich ist, also in der Gruppe Adjektiv ⫹ Substantiv, so ist die Gestalt des Bestimmtheitszeichens nun tatsächlich genusindizierend, d. h. vom Genus und nicht von der „Deklinationsklasse“ des Substantivs abhängig: Wenn das Adjektiv an die erste Stelle tritt, dann erhält es als Bestimmtheitszeichen bei Maskulina stets -i bzw. -u (nach einer phonetischen Regelung), bei Feminina stets -a: i miri djale¨; i miri babe¨ ‘der gute Junge; der gute Vater’ plaku Tomorr ‘der greise (Berg) Tomorr’ e bukura More; e bukura Ingrid ‘die schöne Peloponnes; die schöne Ingrid’ Das Bestimmtheitszeichen ist also beim Substantiv nicht eindeutig genusindizie-
786 rend. Auch deshalb sollte man das Phänomen in den Balkansprachen nicht als postponierten Artikel (man denke an den deutschen Terminus „Geschlechtswort“!) bezeichnen. Hier besteht der Hauptunterschied zum postponierten Artikel in den skandinavischen Sprachen, der ja anscheinend stets genusindizierend ist. Gleichzeitig entkräftet dieser Sachverhalt ⫺ da alle Balkansprachen sich untereinander ähnlich, aber z. B. zum skandinavischen Typ unterschiedlich verhalten ⫺ das Argument derer, die meinen, der Ausdruck der Bestimmtheit in den Balkansprachen durch die Nachstellung des Artikels sei nichts Besonderes, da ein postponierter Artikel ja eben in den skandinavischen Sprachen, und auch anderswo, ebenfalls begegne. Kasus (in einem sehr weiten Sinne): Die bemerkenswerte Erscheinung, daß in der Gruppe Substantiv ⫹ Adjektiv eine morphologische Kategorie ⫺ die Bestimmtheit ⫺ nur einmal, also nicht mehr nach altem indogermanischen Brauch zweimal, gewissermaßen redundant, angezeigt wird, treffen wir nun aber im Albanischen außerdem auch im relativ reich ausgebauten Kasussystem an, also bei einer altererbten Kategorie, wo man dies nicht erwarten würde. Sollte man daraus den Schluß ziehen, daß das ererbte Kasussystem zunächst verloren gegangen war und dann mit dem System der Bestimmtheit zusammen wieder aufgebaut worden ist? Wir lassen diese Frage hier und jetzt auf sich beruhen, betonen aber nochmals, daß eine typologische Parallele innerhalb des Systems vorliegt, und m. E. ist dies ein weiteres Argument gegen die Bezeichnung „postponierter Artikel“: Die beiden Kategorien sind im Albanischen ziemlich parallel, was den Morphologisierungsgrad angeht. Übrigens ist das Albanische in diesem Punkt, durch die Einbeziehung eines weiteren Grammems, auch „typologisch deutlicher“ als die slavischen Nachbarsprachen; das zeigt ebenfalls, wie recht Ernst Lewy mit seiner Bemerkung hatte, das Albanische könnte „dem Typus nach, die entscheidende Sprache des ganzen balkanischen Gebiets“ sein (vgl. Lewy 1942, 64 und Fiedler 1992).
V. Weitere indogermanische Sprachen Das Rumänische hingegen verhält sich ⫺ wenigstens beim Maskulinum ⫺ ähnlich wie das Albanische (vgl. Beyrer u. a. 1987, 130: celebrul autor, celebrului autor … ‘der berühmte Autor, des berühmten Autors’; un zidar dibaci, unui zidar dibaci, … ‘ein geschickter Maurer, eines geschickten Maurers …’)
Es genügt hier die Anführung des Kasusschemas eines einzigen „Deklinationstyps“, der Endungen der (meist femininen) Substantive mit dem Bestimmtheitszeichen -a: Nom Gen/Dat Akk Abl
0 -e 0 -e
-a -se¨/-s -ne¨/-n -se¨/-s
0 -ve 0 -sh
-te¨/-t -ve (-vet) -te¨/-t -ve (-vet)
Wenn auch, wie man sieht, in einer „Reihe“ höchstens drei Formen unterschieden werden, ergibt sich doch aus der Zusammenschau, daß allein durch die Endungen mindestens vier Kasus unterschieden werden. Schon damit gehört das Albanische im Rahmen der modernen europäischen Sprachen zu den an Kasus „reicheren“. Es bleibt zu erwähnen, daß bis zur Normierung auch noch ein weiterer Kasus, der Lokativ (mit -t im Singular) gebraucht wurde. Auch die Existenz eines Vokativs wird diskutiert, u. a. deshalb, weil die Interjektion -o dem Substantiv auch nachgestellt werden kann. Wesentlicher aber für die typologische Charakterisierung ist, daß das Albanische die Kasus nicht nur am Nomen selbst ausdrücken kann ⫺ es gibt vielmehr zwei weitere, arealtypologisch höchst interessante Verfahren der Kasusmarkierung im Rahmen des Satzes: 1. Durch den sog. attributiven Artikel, der jede Genitivform obligatorisch begleitet und damit einen morphologischen Gegensatz des Genitivs zum Dativ und zum Ablativ schafft. Diese attributiven Artikel prägen das Bild jedes albanischen Textes ganz entscheidend: Sie kommen in viererlei Gestalt vor: als e, i, te¨, se¨. Die Auswahl zwischen den vier Artikelformen richtet sich nach Genus, Numerus, Kasus, Bestimmtheit und schließlich nach der Distanz vom bzw. Nähe zum Wort, dem das Attribut zu-
28. Albanisch
geordnet ist, deshalb: libri i vajze¨s, fletorja e vajze¨s, disa libra te¨ vajze¨s, … kopertina e fletores se¨ vajze¨s ‘das Buch des Mädchens, das Heft des Mädchens, einige Bücher des Mädchens, … der Umschlag des Heftes des Mädchens’. Der Artikel tritt auch außerhalb des Kasussystems auf, vor allem, wie bereits erwähnt, bei einer der beiden Hauptklassen der Adjektive, den eigentlichen Adjektiven im Gegensatz zu den „Substantiv-Adjektiven“ (s. oben S. 781 f.). Dort hat er ⫺ historisch gesehen ⫺ ebenfalls eine attributive Funktion wie beim Genitiv, aber er ist eben auf die eine Klasse der Adjektive beschränkt und kann bei der anderen nicht verwendet werden, obwohl die andere, die artikellose Klasse Attribute derselben Art liefert. Somit hat der Artikel heute beim Adjektiv eher eine Art Wortbildungs- denn eine morphosyntaktische Funktion, er wirkt klassenbildend. In seiner Morphologie ist er aber bei der betreffenden Adjektivklasse ganz genau so wie der attributive Artikel beim Genitiv: libri i mire¨, fletorja e mire¨, disa libra te¨ mire¨, … i fletores se¨ mire¨ ‘das gute Buch, das gute Heft, einige gute Bücher, … des guten Heftes’. Die von fünf „Kategorien“ abhängige, also theoretisch sehr stark differenzierte, konkrete Gestalt des attributiven Artikels läßt sich für das Standard-Albanischen (bei Nachstellung des Attributs) verhältnismäßig einfach durch vier Regeln bilden: 1. Der Nom. Sg. mask. lautet stets i, 2. der Nom. Sg. fem. lautet stets e, 3. im Nom. Pl. sowie im Akk. Sg. und Pl. steht e nur dann, wenn das Substantiv, von dem das Attribut abhängt, bestimmt ist und sich unmittelbar vor dem Attribut befindet; sonst steht te¨, 4. im Gen., Dat., Abl. Sg. fem. steht se¨ nur dann, wenn das Substantiv, von dem das Attribut abhängt, bestimmt ist und sich unmittelbar vor dem Attribut befindet; sonst steht te¨; im Gen., Dat. Abl. Sg. mask. sowie im Pl. beider Genera steht immer te¨. Für das Verhältnis se¨ : te¨ bei der (seltenen) Voranstellung des Attributs oder se¨ : te¨ und e : te¨ in Fällen, wo der (ursprüngliche) attri-
787 butive Artikel nur noch Wortbildungselement ist, gelten besondere Regeln (vgl. dazu Buchholz u. a. 1977, 675, 679 (i pari libe¨r)). So ist E. Lewys Bemerkung: „hier [im Alb.] sind auch Genetiv und Adjektiv, als eine Kategorie, zusammengeordnet“ (Lewy 1942, 64) zu relativieren; man vgl. noch einmal z. B. den Nom.Sg. des Mask. und Fem.: djali i ne¨ne¨s ⫺ vajza e ne¨ne¨s ‘der Junge der Mutter ⫺ das Mädchen der Mutter’ djali i keq ⫺ vajza e keqe ‘der böse Junge ⫺ das böse Mädchen’ djali pune¨tor ⫺ vajza pune¨tore ‘der fleißige Junge ⫺ das fleißige Mädchen’ (Letzteres Beispiel enthält ein Adjektiv der anderen Adjektivklasse, also der „Substantiv-Adjektive“, die keinen attributiven Artikel verwendet, obgleich genauso ein Attribut vorliegt.)
2. Ein anderes Mittel der Kasusmarkierung außerhalb des Substantivs selbst bilden die Objektzeichen, die bereits im Rahmen der Verbmorphologie erwähnt und als Teil der Verbmorphologie charakterisiert wurden, wenngleich sie aus Pronominalformen hervorgegangen sind. Man sollte hier bedenken, daß ja auch andere Sprachen aus dem Nominalsystem bekannte Kategorien, jedenfalls den Numerus, in manchen Sprachen (z. B. im Russischen) auch das Genus, gleichzeitig am Substantiv und am Verb markieren. Im Albanischen bestehen die folgenden Regelungen: ⫺ jede Dativform, unabhängig von ihrer Funktion und Gestalt, erfordert ein Dativ-Objektzeichen: Ajo i ngjan babait. ‘Sie ähnelt dem Vater.’ I dhashe¨ djalit nje¨ dardhe¨. ‘Ich gab dem Jungen eine Birne.’ Shkrimtari ua kushtoi romanin prinde¨rve. ‘Der Schriftsteller widmete den Roman seinen Eltern.’ ⫺ sehr kompliziert ist die Setzung der Objektzeichen (OZ) beim Akkusativ. Man könnte sogar ⫺ wenn man überhaupt die Setzung von OZ als ein Mittel der Kasusmarkierung ansieht ⫺ die Meinung vertreten, der Akkusativ sei in zwei Kasus aufzuspalten:
788
Nominativ [im Plural!] Akkusativ (O) Akkusativ (NO) Genitiv Dativ Ablativ
V. Weitere indogermanische Sprachen
Endung
Objektzeichen
attr. Artikel
⫹
⫺
⫺
(⫹) ⫺ ⫺ ⫹ ⫺
⫺ ⫺ ⫹ ⫺ ⫺
⫹ ⫹ ⫹ ⫹ ⫹
(⫽NO/Akk) (⫽ O/Akk) (⫽ Dat) (⫽ Gen)
a) den Objekt-Akkusativ, der unter bestimmten Umständen ⫺ das hängt in erster Linie von der aktuellen Gliederung des Satzes ab, also z. B. bei Vorerwähnung ⫺ ein OZ erhalten kann und muß: Atje rri nje¨ vajze¨. E shoh fare mire¨ ke¨te¨ vajze¨. ‘Dort befindet sich ein Mädchen. Ich sehe dieses Mädchen recht gut.’ b) den „Nicht-Objekt-Akkusativ“, der nie ein OZ erhalten kann. So hat man zu unterscheiden: Gjithe¨ dite¨n rrinte prane¨ vatre¨s. ‘Den ganzen Tag (über) saß er beim Herd.’ („Nicht-Objekt-Akkusativ“) Gjithe¨ dite¨n e kalonte prane¨ vatre¨s. ‘Den ganzen Tag verbrachte er beim Herd.’ („Objekt-Akkusativ“) Das Schema der Kasusmarkierung faßt die gebrachten Argumente zusammen (s. o.). In anderen Balkansprachen sind andererseits auch Präpositionen Teile der Nominalformen (z. B.im Balkanslav.). Das ist im Albanischen so nicht der Fall; man kann aber einen arealtypologischen Zusammenhang darin sehen, daß Synsemantika zu Präfixen gemacht und sie dergestalt morphologisiert werden.
3. Genitiv und Ablativ treten im modernen Albanisch in erster Linie in attributiver Funktion auf. Sie stehen in ihrer Verwendung in komplementärer Distribution: ⫺ wenn das zu spezifizierende Wort in der bestimmten Form erscheint, steht das Attribut im Genitiv: parku i qytetit ‘der Stadtpark’, shte¨pia e gurit ‘das Steinhaus’; ⫺ wenn das zu spezifizierende Wort hingegen in der unbestimmten Form ohne den
unbestimmten Artikel steht, kommt das Attribut in den Ablativ: shte¨pi guri ‘Steinhaus’. Es bestehen komplizierte Regeln bei Anwesenheit des unbestimmten Artikels nje¨, vgl.: nje¨ shtalle¨ lope¨sh ‘ein Kuhstall’, aber ne¨ nje¨ park te¨ qytetit ‘in einem Park der Stadt’, 4. Ein weiterer besonderer „Kasus“ ergibt sich aus der Tatsache, daß nach gewissen den „Akkusativ“ regierenden Präpositionen nicht die bestimmte Form erscheinen kann, es sei denn, diese ist mit einem Attribut (einschließlich der Appositionen u. ä.) versehen. Es handelt sich (u. a.) um mbi, me (in instrumentaler Verwendung), ne¨, d. h. um Präpositionen, die ⫺ solange er bestand ⫺ den Lokativ forderten: c¸anta e¨shte¨ mbi tryeze¨. ‘Die Tasche ist auf dem Tisch’. Ai shkruan me laps. ‘Er schreibt mit dem Bleistift’. Une¨ shikoj ne¨ televizor. ‘Ich schaue in den Fernseher’. Ai me¨son ne¨ universitetin „Luigj Gurakuqi“. ‘Er studiert an der L.-G.-Universität’ Dieser „Kasus“ könnte, wenn man den Terminus „Lokativ“ nicht mehr für angemessen erachtet, als „Präpositiv-Akkusativ“ bezeichnet werden. Dagegen z. B.: Ne flasim pe¨r Shqipe¨rine¨. ‘Wir sprechen über [das] Albanien’ (mit „normalem“ Akk.) 5. Eventuell im Kasussystem ⫺ da dieses nun einmal am deutlichsten mit Rektionsproblemen verbunden ist ⫺ ist auch die sehr spezifische, vielleicht nur im Albanischen bekannte Erscheinung der „pleonastisch“ verwendeten Objektzeichen (vgl. Buchholz/
28. Albanisch
Fiedler 1987, 445 f.) vorzusehen. Dabei zeigen sich an bestimmten Verblexemen ⫺ also nur in der Verbform, nicht (vollständig) als Substantive oder dgl. in der „Grundstruktur“ ⫺ die normalerweise als Kombinationen von Dativ- und Akkusativobjektzeichen fungierenden Verbindungen ia (Dativ Singular ⫹ Akk.) bzw. ua (Dativ Plural ⫹ Akk.). Es sind zwei Arten von Verben und damit „Kasus-Verhalten“ zu unterscheiden: a) Die obligatorisch zu setzende Singular-/ Plural-Kombination ia/ua kann immerhin durch eine Nominalgruppe im Dativ ergänzt werden, das als Akkusativ-Objektzeichen zu deutende -a ist aber stets „pleonastisch“, ein direktes nominales Akkusativobjekt erscheint in der „Grundstruktur“ nicht: Nusja ia nis vajit. ‘Die Braut begann zu weinen.’ (w.: ‘begann ihm-es dem Weinen’) Ky ua kape¨rceka te¨ gjithe¨ve. ‘Dieser übertrifft ja alle.’ (w.: ‘übertrifft ihnen-es allen’) b) Die obligatorisch zu setzende SingularKombination ia kann weder durch eine Nominalgruppe im Dativ noch durch eine solche im Akkusativ ergänzt werden: Ia mbajte¨n djathtas. ‘Sie hielten sich rechts.’ (w.: ‘sie hielten ihm-es rechts’) 3.3.2. Pronomina Der Bestand und das syntaktische Verhalten der Pronomina bewegt sich in dem in den indogermanischen Sprachen bekannten Rahmen, zeigt aber in der Morphologie z. T. einen ungewöhnlich komplizierten, unausgeglichenen Befund: Die Klasse der Personalpronomina besteht aus (jeweils Nom.): une¨ ‘ich’, ti ‘du’, ne ‘wir’, ju ‘ihr’. Besondere Personalpronomina für die 3. Person gibt es (im Gegensatz zu den Possessivpronomina; gewissermaßen den Genitivformen des Personalpronomens) nicht; als solche gelten die Demonstrativpronomina mit „ille“-Deixis ai ‘jener > er’, ajo ‘sie’, ata ‘sie (mask. Pl.)’, ato ‘sie (fem. Pl.)’. Die Form des Neutrum Sg. ata ‘es’ ist im Standard-Albanischen nicht mehr
789 üblich. Die Setzung des Personalpronomens ist im Alb. nicht obligatorisch, doch findet man sie häufig auch dort, wo an sich die Verbformen die Person klar kennzeichnen. Wie in vielen indogermanischen Sprachen gibt es neben den deklinierten „Langformen“ der Personalpronomina auch Kurzformen (z. B. Akk. Sg. mua: me¨ ‘mich’). Diese haben aber im Albanischen ihren klitischen Charakter im klassischen Sinn verloren und sind (als Objektzeichen) Bestandteil der Verbgruppe geworden. Das Reflexivpronomen, das die Identität von Agens und Patiens anzeigt (gleich welcher Person und welchen Numerus) erscheint wie ein feminines Substantiv, in der bestimmten Form, Nom. (vet)vetja ‘die Selbstheit’, Akk. (vet)veten ⫺ so kann es und muß es unter bestimmten Umständen die reflexive Verbform vertreten: S’e ndiej veten mire¨ ⫽ S’ndihem mire¨ ‘Ich fühle mich nicht wohl’; Ne¨na lahet ‘Die Mutter wäscht sich’, aber nur: Ne¨na lan (vet)veten e djalin ‘Die Mutter wäscht sı´ch und den Jungen’; Gen., Dat., Abl. (vet)vetes; in der oben als „Präpositiv-Akkusativ“ bezeichneten Funktion sieht es wie eine unbestimmte Akkusativform aus: (vet)vete (vgl. s’kam gje¨ me vete ‘ich habe nichts bei mir’). Ein Identifizierendes Pronomen liegt bei dem ähnlich lautenden vete¨ ‘selbst’ vor, das unflektiert verwendet wird und unterstreicht, daß eine bestimmte Person selbst der Agens/Patiens einer Handlung ist, z. B. As une¨ vete¨ nuk e prisja ‘Nicht einmal ich selbst habe das erwartet.’ Die Reziprokpronomina weisen einen relativ geringen Grammatikalisierungsgrad auf: sie sind nach Genera verschieden und bestehen aus zwei jeweils bestimmten Elementen, von denen das erste im Nom. erscheint; das zweite kommt bei den standard-albanischen Vertretern in allen Kasus vor (auch nach dem im Albanischen nach bestimmten Präpositionen möglichen Nom.): Kane¨ besim te nje¨ri-tjetri/te shokushoku ‘Sie haben Vertrauen zueinander’; Vajzat e mia e duan shume¨ nje¨ra-tjetre¨n ‘Meine Mädchen lieben einander sehr’. Das System der Possessivpronomina des Albanischen erscheint recht kompliziert; dies rührt daher, daß sie ⫺ vorwiegend at-
790 tributiv verwendet und wie andere Attribute dem Substantiv meist, aber nicht immer, folgend ⫺ historisch durchweg mit dem attributiven Artikel versehen waren, der in unterschiedlichem Grad ⫺ und nach Dialekten und Mundarten verschieden ⫺ mit dem eigentlichen Pronomen verschmolzen und grammatikalisiert worden sein kann. Grob ergeben sich zwei Subklassen, vgl. nur die standard-albanischen Nominativformen, dialektale und mundartliche Formen gehören z. T. der jeweils anderen Subklasse an; die Formen für die anderen Kasus sind z. T. von diesen ziemlich verschieden: a) mit Artikel als obligatorischem, wie bei den Adjektiven gehandhabtem Bestandteil: e mi/ e mia Besitzer 1. Person Sg., Besitz Pl. (Genus nach Besitz, nicht nach Besitzer differenziert) ‘meine’; e tu/ e tua Besitzer 2. Person Sg., Besitz Pl. (Genus nach Besitz, nicht nach Besitzer differenziert) ‘deine’; mask.: i/e tij; e tij, fem.: i/e saj; e saj Besitzer 3. Person Sg., Besitz Sg. oder Pl. (Genus des eigentlichen Pronomens nach Besitzer, standard-albanisch nicht nach Besitz differenziert) ‘sein/seine; seine’; ‘ihr/ihre; ihre’ …“ i/e tyre; e tyre Besitzer 3. Person Pl., Besitz Sg. oder Pl.; (Genus des eigentlichen Pronomens weder nach dem Besitz, noch nach dem Besitzer differenziert) ‘ihr/ihre; ihre’; b) vom synchronen Standpunkt artikellose Formen; die etymologisch als Artikel noch erkennbaren Bestandteile dieser „Einwortkonstruktionen“ folgen anders als bei Subklasse a) nicht mehr den Regeln, die bei der Wahl der konkreten Artikelform gelten: im/ime Besitzer 1. Person Sg., Besitz Sg. (Genus nach Besitz, nicht nach Besitzer differenziert) ‘mein/meine’; yne¨/jone¨ Besitzer 1. Person Pl., Besitz Sg. (Genus nach Besitz, nicht nach Besitzer differenziert) ‘unser/unsere’; tane¨/tona Besitzer 1. Person Pl., Besitz Pl. (Genus nach Besitz, nicht nach Besitzer differenziert) ‘unsere’; yt/jote Besitzer 2. Person Sg., Besitz Sg. (Genus nach Besitz, nicht nach Besitzer differenziert) ‘dein/deine’;
V. Weitere indogermanische Sprachen
juaj Besitzer 2. Person Pl., Besitz Sg. (Genus weder nach Besitz, noch nach Besitzer differenziert) ‘euer/eure;’ tuaj/tuaja Besitzer 2. Person Pl, Besitz Pl. (Genus nach Besitz, nicht nach Besitzer differenziert) ‘eure’ (vgl. ausführlich bei Buchholz/Fiedler 1987, 284 ff. Es sei erwähnt, daß sich das höchst komplizierte System seit der Zeit Buzukus kaum vereinfacht hat, in einigen Fällen ist es sogar komplizierter geworden. Bei Buzuku hat es allerdings noch die neutralen Formen gegeben, die sich in einigen Fällen von allen anderen Genus-Numerus-Formen unterscheiden). Das Reflexive Possessivpronomen i/e vet; e vet ‘sein(e), der (die, das) eigene’ gibt es von Hause aus nur im Gegischen, es ist ins Standard-Albanische übernommen worden. Im Gegensatz zum Reflexivpronomen, das sich auf alle Personen beziehen kann, wird es in der Regel nur bei einem Besitzer in der 3. Person verwendet und ist auch dort nicht obligatorisch: ai u ul ne¨ vendin e vet/e tij ‘er setzte sich auf seinen (den eigenen) Platz’. Das System der standard-albanischen Demonstrativpronomina zeigt zweifache Deixis bei den deklinierbaren: ky ‘dieser’ („hic“-Deixis), und ai ‘jener’ („ille“-Deixis). sowie auch bei den aus Ablativen der genannten Pronomina gebildeten und mit Ablativen verbundenen undeklinierbaren Pronomina ke¨si, ke¨so, ke¨sisoj, ke¨silloj; asi, aso, asisoj, asilloj ‘derartig’. In nordgegischen Mundarten gibt es außerdem eine dritte Form qaj; hier könnte dreifache Deixis vorliegen; das Problem ist nicht geklärt. Dreifache Deixis weist (neben den wie bei ky, ai markierten Formen) jedenfalls das deklinierbare und mit dem attributiven Artikel versehene i ke¨tille¨, i atille¨, i tille¨ ‘solcher’ auf. Von den Interrogativpronomina besitzt kush ‘wer?’ nur Sg.-Kasusformen, und c¸’, c¸fare¨ ‘was?’ ist indeklinabel. Hingegen kann sich cili ‘welcher’ auf Personen wie NichtPersonen beziehen; es verfügt über Genus-, Numerus- und Kasusformen und kann isoliert wie auch attributiv verwendet werden. Nur mit Präpositionen erscheint das nicht flektierbare se (z. B. me se ‘womit?’, mbi se ?
28. Albanisch
‘worauf?’ …). Das die Kategorie des Kasus aufweisende sa ? ‘wieviel?’ erfragt die Quantität von Individuen und das mit dem attributiven Artikel versehene i sati? ‘der wievielte?’ deren Reihenfolge. Unter den Relativpronomina sind die mit den Interrogativa homonymen Indeterminierten Relativa kush, cili, c¸’ und sa ‘soviel’ (in Fällen wie sa lindin, aq do te¨ vdesin ‘soviel geboren werden, soviel werden sterben’ zu unterscheiden von den Determinierten Relativa: dem mit dem attributiven Artikel versehenen, nach den Kategorien des Genus, Numerus und Kasus deklinierbaren i cili und dem indeklinablen qe¨, das weder nach Präpositionen, noch als Genitivattribut verwendet werden kann, aber in bestimmten Fällen die Gruppe Präposition ⫹ Relativum vertritt: dite¨n e pare¨ qe¨ … ‘an dem ersten Tag, an dem …’. Solche Konstruktionen sind eher umgangssprachlich. Während bei den bisher behandelten Pronomina der Gebrauch des attributiven Artikels entweder obligatorisch oder gar nicht möglich ist, treten bei den Determinativpronomina der Totalität die artikellosen neben den mit Artikel versehenen Formen von (i) gjithe¨, (i) te¨re¨ ‘ganz, alle’ nebeneinander auf, wobei der Artikel den Ausdruck der Totalität ein wenig verstärkt, sonst aber die beiden Varianten als quasisynonym anzusehen sind. Die Determinativa der Distribution schließlich (c¸do, c¸donje¨ri, secili, gjithsecili, cilido, kushdo, gjithkush, gjithsekush ‘jeder (einzelne)’), die eine Gesamtheit „vereinzeln“, sind unterschiedlich in ihrer Flektierbarkeit; sie werden attributiv nur mit Substantiv im Sg. verbunden, und sie erscheinen auch isoliert nur in Singularformen. Auf die Charakterisierung der vielfältigen Indefinitpronomina soll hier verzichtet werden (vgl. dazu Buchholz/Fiedler 1987, 306 ff.). 3.3.3. Numeralia Besondere Formen gibt es im Albanischen für die Kardinalia und die Ordinalia. Die Kardinalia zerfallen nach ihrer Struktur in einfache und abgeleitete. Einfache Kardinalia sind nje¨ ‘eins’, dy ‘zwei’ (in ⫺ vor allem gegischen ⫺ Mundarten mit der Opposition Langvokal:Kurzvokal ist dy die
791 mask., dy: die fem. Form.), tre (mask.), tri (fem.) ‘drei’, kate¨r ‘vier’ pese¨ ‘fünf’, gjashte¨ ‘sechs’, shtate¨ ‘sieben’, tete¨ ‘acht’, ne¨nte¨ ‘neun’, dhjete¨ ‘zehn’. Die Zahlen von 11⫺ 19 werden, wie in den slavischen und in anderen Balkansprachen, nach dem Prinzip ‘eins/zwei … auf zehn’ gebildet, z. B. nje¨mbe¨dhjete¨ ‘elf’, ne¨nte¨mbe¨dhjete¨ ‘neunzehn’. Bei der Bildung der Zehner zeigen sich Reste eines Vigesimalsystems. Das Element -zet ‘zwanzig’ existiert selbständig nicht. Es wird nach Dialekten unterschiedlich mit einfachen Zahlwörtern kombiniert: im Gegischen existiert nur njizet ‘20’, im Toskischen und Standard-Albanischen neben nje¨zet ‘20’ auch dyzet ‘40’, im Arvanitischen und Arbe¨resh existieren auch entsprechende Bildungen für die ‘60’ und ‘80’. Im übrigen werden die Zehner nach dem Prinzip ‘drei/ fünf … zehn’ gebildet, z. B. tosk. und st.alb. tridhjete¨ ‘30’, pese¨dhjete¨ ‘50’, geg. tridhet ‘30’, kate¨rdhet ‘40’ … Auch die (aus dem Lateinischen entlehnten) Elemente -qind und -mije¨ existieren, außer wenn sie bei entsprechender Suffigierung eine unbestimmte Vielheit (z. B. mije¨ra ‘Tausende’) ausdrücken, nur in Kombination mit einfachen Zahlwörtern: nje¨qind ‘100’, dyqind ‘200’ …, nje¨mije¨ ‘1000’, dy mije¨ ‘2000’. Andere Zahlwörter sind mehrgliedrig; sie werden durch die Kombination von Kardinalia der oben genannten Gruppen mit Hilfe der Konjunktion e ‘und’ gebildet, dabei wird die Reihenfolge der mathematischen Stellen konsequent eingehalten, vgl. tre milion e kate¨rqind e gjashte¨dhjete¨ e tete¨ mije¨ e treqiind e shtate¨dhjete¨ e dy ‘3.468.372’. Die Kardinalia werden unter bestimmten Bedingungen wie Substantiv und Adjektiv dekliniert, in determinierten Nominalgruppen können sie neben der Artikelendung auch den attributiven Artikel te¨ erhalten (zum Ausdruck von „Totalität“), so entstehen Nominalgruppen wie in dem Beispiel U qepi nga nje¨ fustan te¨ tria vajzave/te¨ triave „Sie hat allen drei Mädchen/allen dreien (je) ein Kleid genäht“, vgl. dazu Buchholz/Fiedler 1987, 350 ff. Die Ordinalia sind obligatorisch mit dem attributiven Artikel versehen; für seine Auswahl gelten die gleichen Regeln wie bei den Adjektiven und beim Genitiv. Mit Aus-
792
V. Weitere indogermanische Sprachen
nahme von i pare¨ ‘erster’ werden sie aus den Kardinalia gebildet, und zwar: ⫺ nur vermittels des Artikels, wenn die Kardinalia auf -te¨ auslauten: gjashte¨ ⫺ i gjashte¨ ‘sechster’, tridhjete¨ ⫺ i tridhjete¨ ‘30’. ⫺ vermittels des Artikels und des Suffixes -te¨ mit leichten phonetischen bzw. orthographischen Veränderungen: dy ⫺ i dyte¨ ‘zweiter’, pese¨ ⫺ i peste¨ ‘fünfter’, kate¨r ⫺ i kate¨rt ‘vierter’, nje¨zet ⫺ i nje¨zete¨ ‘20’. Die Ordinalia werden u. a. (in bestimmter Form) als Nenner in Bruchzahlen verwendet, wobei der Zähler durch eine Kardinalzahl bezeichnet wird: dy te¨ tretat ‘zwei Drittel’. Eine vollständige typologische Beschreibung dürfte auch nicht auf die Charakterisierung einiger nichtflektierbarer Wortarten verzichten. So wären die Präpositionen (die außer Akkusativ, Ablativ und (bei neuen) Genitiv auch den Nominativ regieren können) näher zu charakterisieren. Zu einem Spezialproblem bei den Konjunktionen (die Unterscheidung Konjunktion: formbildende Partikel als Nebensatzeinleitung, die als „Konnektive“ zusammengefaßt werden können, siehe weiter unten S. 794.
4.
Kurzcharakteristik der Satz-Syntax
4.1 Reihenfolgebeziehungen im Satz Es wurde gezeigt, daß die Stellung der Elemente innerhalb einiger Satzglieder ⫺ der Verbalgruppe, in etwas geringerem Maße auch innerhalb der Nominalgruppe ⫺ streng geregelt, grammatikalisiert und teilweise sogar morphologisiert ist, von einer generell „freien Wortfolge“ kann also nicht die Rede sein, wenn man Partikeln als Wörter definiert. Hingegen ist die Stellung der Satzglieder stark variierbar. So kommen bei Anwesenheit der drei Satzglieder Subjekt, Prädikat und Objekt alle sechs kombinatorisch möglichen Anordnungen vor. Es kann jedoch beim Aussagesatz die Folge Subjekt, Prädikat und Objekt (SVO) als Grundreihenfolge ausgesondert werden; sie kommt am häufigsten vor, spiegelt am deutlichsten
die syntaktisch-hierarchischen Beziehungen wider und ist am wenigsten an konsituative Bedingungen gebunden. So ist z. B. beim Zusammenfall der Formative des Nominativs und Akkusativs in Fällen wie Fshatare¨t /pe¨rshe¨ndete¨n/ te¨ porsaardhurit. ‘Die Bauern/begrüßten/die Neuankömmlinge.’ nur die Interpretation von fshatare¨t als Subjekt möglich. Die Wahl einer Stellungsvariante hängt in hohem Maß mit der aktuellen Gliederung des Satzes und sodann mit der Emphase zusammen. So ist im konkreten kontextgebundenen Satz die neutrale (nichtemphatische …) Thema-Rhema-Stellung von der nichtneutralen Stellung zu unterscheiden: In der neutralen Stellung steht das Thema regelmäßig am Satzanfang, während das Rhema dem Satzende zustrebt. Auch der Umfang eines Satzgliedes kann deren Reihenfolge beeinflussen, häufig nimmt das längste Satzglied die Endstellung im Satz ein. Bei den nach Sprecherintentionen unterschiedenen Satztypen begegnen charakteristische, nach bestimmten Regularitäten auftretende Abweichungen: Im Fragesatz, speziell in der Ergänzungsfrage, in der jeweils ein Satzglied durch ein Interrogativpronomen oder -adverb vertreten wird, leitet das Satzglied mit diesem Fragewort im allgemeinen den Satz ein, so daß die Grundreihenfolge normalerweise eingehalten wird, wenn es als oder im Subjekt steht, wohingegen sie geändert wird, wenn das Fragewort z. B. als Objekt oder prädikatives Satzglied fungiert. Immerhin sind aber im Albanischen Anordnungen möglich, in denen das Fragewort nicht am Satzanfang steht. Dies ist eine besondere Hervorhebung des Fragewortes, die auch intonatorisch signalisiert wird: Une¨ /kush/jam? ‘Ich/wer/bin?’ statt des „normalen“ Kush/jam/une¨? ‘Wer/bin/ich?’ Entscheidungsfragen sind in nichteingeleitete (die sich vom Aussagesatz nicht in den Reihenfolgebeziehungen, sondern nur in
28. Albanisch
der Intonation unterscheiden) und eingeleitete zu differenzieren. Bei den mit den (innerhalb der Verbgruppe hinsichtlich der Stellung streng geregelten) Fragepartikeln a, ne¨ ist die Spitzenstellung des Prädikats typisch: A erdhi/Petriti? ‘Ob kam/der Petrit?’ ‘Ist Petrit gekommen?’ Die mit der „formbildenden“ Partikel mos eingeleiteten dubitativen Fragen verhalten sich wie die mit a, ne¨ eingeleiteten Entscheidungsfragen; für deliberative Fragen gelten dieselben Regularitäten wie bei den Entscheidungsfragen, und bei polemischen Fragen schließlich wird meist ein Satzglied aufgrund des emotionalen Gehalts intonatorisch besonders hervorgehoben und steht dann am Satzanfang, z. B.: E ndershme/te¨ jete¨/ajo? ‘Anständig/daß sei/sie?’ ‘Die soll anständig sein?’ Ausrufesätze (sofern ohne Fragewörter) unterscheiden sich von Aussagesätzen nicht durch die Satzgliedstellung, sondern durch die Intonation und z. T. durch die Anwesenheit von Elementen, die Emotionalität/Modalität ausdrücken, etwa Admirativformen: E,/une¨/paskam/miq! ‘He,/ich/habe ja/Gäste!’ ‘He, ich habe ja Gäste!’ 4.2. Reihenfolgebeziehungen im Satzgefüge Das Albanische verfügt über die folgenden syntaktisch-semantischen Klassen (Typen) von Nebensätzen: Subjektsatz, Prädikativsatz, Objektsatz, die Adverbialsatzklassen Temporalsatz und Lokalsatz, die Modalsatzklassen Komparativsatz und Proportionalsatz, die Kausalsatzklassen mit dem Kausalsatz im engeren Sinne, Konditionalsatz, Konzessivsatz, Konsekutivsatz und Finalsatz, weiter Attributsatz (Relativsatz) und Objektsatz in einem weiteren Sinn (Nebensätze, die die Gestalt von Objektsätzen und dgl. aufweisen, nicht jedoch mit einem direkten Objekt alternieren können). Die meisten Nebensätze erhalten Einleitungselemente (Konnektive, s. u.!).
793 Reihenfolgebeziehungen innerhalb des Nebensatzes: Im Nebensatz sind Abweichungen von der Grundreihenfolge häufiger als im Hauptsatz, das gilt vor allem für die Spitzenstellung des Prädikats. Die Häufigkeit dieser Stellungsvariante, die innerhalb der Nebensatztypen bei Temporal- und Lokalsätzen dominiert, ergibt sich auch daraus, daß manche häufig vorkommenden nebensatzeinleitenden Elemente gleichzeitig Bestandteile von Verbformen sind (te¨ beim Konjunktiv, ne¨ und po in der Fallsetzungsform); so gerät das Prädikat „automatisch“ an den Satzanfang, s. u.!. Durchbrochen wird diese Regel bei solchen Konstruktionen nur dann, wenn ein Pronomen wie i cili, kush … „welcher“ im Nominativ als Subjekt fungiert. Kam/nevoje¨ /pe¨r nje¨ djale¨,/i cili/te¨ me¨ ndihmoje¨/ ne¨ pune¨. [Ich] habe/Bedarf/an einem Jungen/, welcher/daß [er] mir helfe/im Garten ‘Ich brauche einen Jungen, der mir im Garten helfen könnte.‘ Dagegen ist die Zweitstellung des Prädikats u. a. obligatorisch in Subjekt- und Objektsätzen, die durch Interrogativpronomina eingeleitet werden: Ai/tregoi/se/cile¨t/ishin/ke¨nge¨tare¨t. ‘Er/erzählte/daß/welche/waren/die Sänger’ ‘Er erzählte, wer die Sänger waren.’ Desgleichen in Relativsätzen. Charakteristisch ist dabei, daß das Prädikat auch hinter dem in attributiver Funktion einem Substantiv folgenden Pronomen steht: Rruga,/gure¨t/e se¨ cile¨s/ishin rrumbullakosur … ‘Die Straße,/Steine/deren/waren abgerundet/ …’ ‘Die Straße, deren Steine abgerundet waren …’ Die Zweitstellung des Prädikats ist bei Konzessivsätzen, die durch megjithe¨se, megjithe¨qe¨, ndone¨se ‘obgleich’ eingeleitet werden, dominierend. Zum topologischen Verhältnis von Haupt- und Nebensatz: Als Normalfall darf die Stellung Hauptsatz vor Nebensatz gelten; sie ist aus logisch-semantischen Grün-
794 den vor allem bei Konsekutiv- und Finalsatzgefügen dominierend, und bei Relativsatzgefügen mit den Pronomina qe¨, i cili sogar obligatorisch. Dagegen ist bei der Verwendung indeterminierter Relativpronomina wie kush, c¸fare¨ … gerade die Stellung Nebensatz vor Hauptsatz häufiger, die auch bei den Konditional- und Konzessivsatzgefügen dominiert. 4.3. Zum Verhältnis Nebensatz : Verbkonstruktion Wie entsprechend in anderen Balkansprachen spielen die mit der Konjunktivpartikel te¨ und die mit den Fallsetzungspartikeln ne¨ und po versehenen Konstruktionen in der albanischen Syntax eine besondere Rolle: Die Partikel ist einerseits Teil der Verbform, d. h. sie steht in einer fest geregelten Stellung zum Verblexem, andererseits fungiert sie als Einleitung zu einer nebensatzähnlichen Konstruktion, die jedoch nicht wie bei eigentlichen Konjunktionen eine relativ freie Wortstellung erlaubt. Da eben nach der Nebensatzeinleitung zwangsläufig eine Verbform kommt, bedingt sie stets eine Spitzenstellung des Prädikats im Satz. Der Begriff „Konnektiv“ ist erforderlich, weil Einleitungselemente dieser Art mit eigentlichen Konjunktionen, wie es sie ⫺ ganz wie in den anderen europäischen Sprachen ⫺ für jeden der angeführten Nebensatztypen gibt, zusammengefaßt werden müssen. Die derart zustandegekommenen finiten Konstruktionen (in Fällen wie dua te¨ ke¨ndoj ‘[ich] will/daß [ich] singe ⫽ ich will singen’ auch als komplexes Verbalprädikat bezeichnet) können im Albanischen ziemlich oft den Nebensatz ersetzen, ihre Konjunktivusw. Konstruktion wird in der traditionellen Grammatik auch meist als „vollwertiger“ Nebensatz (hier: Objektsatz) betrachtet. Ein Beispiel aus der im Albanischen unglaublich vielfältigen hypothetischen Periode (Konditionalsatzgefüge) soll das Problem veranschaulichen. Man findet solche Konstruktionen quasi gleichwertig neben „echten“ Nebensätzen mit weniger festen Stellungsregularitäten: Me¨ njoftoni/ne¨se/ai/nuk vjen … Konjunktion/Personalpronomen/negiertes Präs. Ind.
V. Weitere indogermanische Sprachen
Mich benachrichtigt/wenn/er/nicht kommt (Umstellung von Pronomen und neg. Verbform möglich) Me¨ njoftoni/ne¨ mos ardhte¨/ai … Fallsetzungsform aus der Partikel ne¨ ⫹ neg. Optativ/Personalpronomen Me¨ njoftoni/po te¨ mos vije¨/ai … Fallsetzungsform aus der Partikel po ⫹ neg. Präs.Konj/Personalpronomen Mich benachrichtigt/wenn nicht kommt/er (Keine Umstellung von Pronomen und neg. Verbform einschließlich Falls.-Partikel) Außer den Partikel-Konstruktionen im Bereich der Fallsetzung gibt es entsprechende Fälle mit der Konjunktivpartikel te¨ als Konnektiv in Objekt- und Subjektsätzen (s. o.!), in Finalsätzen und final-konsekutiven Sätzen. Im modernen Standard-Albanischen tritt in Finalsätzen allerdings vor die Konjunktivkonstruktion meist, aber nicht obligatorisch, die Konjunktion qe¨, so daß ein „normaler“ Nebensatztyp entsteht: Dola{/qe¨/}te¨ marr/pak/ere¨. [Ich] ging hinaus{/daß/}daß [ich] nehme/wenig/Luft ‘Ich ging hinaus, um ein wenig Luft zu schöpfen.’ (Zwischen die Konjunktion qe¨ und die Konjunktivpartikel te¨, die nun nicht mehr als Konnektiv fungiert, können andere Elemente treten). 4.4. Zum Verhältnis Nebensatz : nichtfinite Verbform Es wurde bereits weiter oben betont, daß das Albanische über eine Vielzahl von nichtfiniten Formen verfügt, wenn es auch eine dem Infinitiv anderer europäischer Sprachen vergleichbare Kategorie nicht im Toskischen und Standard-Albanischen, wohl aber im Gegischen gibt. Die nichtfiniten Formen können Nebensätze vertreten; hier nur die wichtigsten Fälle: Das Partizip tritt u. a. statt eines Relativsatzes auf: Syte¨ e saj, hapur filxhan, tregonin siklet ‘Ihre Augen, tassenkopfgroß geöffnet [w.: geöffnet Tasse], zeigten Beklemmung.’ Der Privativ (pa⫹ Partizip) tritt vor allem für Modalsätze ein, vgl.
28. Albanisch
Isha/i lumtur/qe¨ /i ndava/pa me¨ ndodhur/ asnje¨ /ngate¨rrese¨. [Ich] war/glücklich/daß/[ich] sie trennte/ ohne mir zu geschehen/keine/Schwierigkeit. ‘Ich war glücklich, daß ich sie getrennt hatte, ohne daß mir eine Schwierigkeit widerfahren war’. Es scheint bemerkenswert, daß es neben den Entsprechungen zum deutschen „ohne zu“-Satz in einer „infinitivlosen“ Sprache wie dem Standard-Albanischen keine Entsprechung des deutschen „ohne daß“-Satzes (der z. B. im Bulgarischen und Neugriechischen die Regel ist und im Südtoskischen vorkommt) gibt. Der Privativ kann weiter Temporalsätze der Nachzeitigkeit, Konditional-, Kausalund Konzessivsätze vertreten. Das Gerundium (st.-alb. duke ⫹ Partizip) ist im Albanischen (im Gegensatz etwa zum Bulgarischen und Neugriechischen) sehr vital; es vertritt vor allem Temporal-, Modal-, Kausal- und Konditionalsätze. Der „toskische Infinitiv“ oder das Supinum (pe¨r te¨ ⫹ Partizip) wird zunächst vor allem statt eines Final- und Konsekutivsatzes verwendet, vgl.: Pastroi/banje¨n/pe¨r t’u lare¨/i biri. [Sie] reinigte/das Bad/für sich zu waschen/ ihr Sohn. ‘Sie reinigte das Bad, damit ihr Sohn baden konnte.’ Diese Form erweitert gegenwärtig im Standard-Albanischen ihr Funktionsspektrum, vor allem sind die Möglichkeiten der Verwendung als Attribut vielfältig, und auch als Subjekt- und Objektsatzvertretung ist sie nicht selten. Es ist vor allem diese Form, die Hetzer (1995, 93) zu dem ⫺ in diesem Zusammenhang durchaus akzeptablen ⫺ Schluß kommen läßt: „Die neue Infinitivität des Toskischen, die sich vor allem im Supinum zeigt, ist ein weiteres Indiz dafür, daß Albanisch nicht einfach als eine unter mehreren gleichgearteten Sprachen behandelt werden kann. Es wohnt ihm eine Eigendynamik inne, die nicht allein durch Einflüsse des Areals erklärt werden kann.“
795 Die Absolutiv-Konstruktionen (me te¨ ⫹ Partizip, nje¨ te¨ ⫹ Partizip; im Gegischen weiter eine aus te¨ ⫹ bestimmte Form des Verbalsubstantivs) dienen ausschließlich als Ersatz für Temporalsätze der Vergangenheit, z. B.: Nje¨ te¨ marre¨/flake¨/dhe/ u be¨/shkrumb e hi. Ein Nehmen/Flamme/und/sich machte (⫽ wurde)/Schutt und Asche. ‘Nachdem es [das Haus] Feuer gefangen hatte, brannte es zu Schutt und Asche ab.’ Der im Gegischen aus me ⫹ Partizip gebildete Infinitiv ist in manchen Mundarten sehr häufig und ganz und gar „unbalkanisch“; er wird sogar häufiger und mit einem breiteren Funktionsspektrum gebraucht als etwa der deutsche oder russische Infinitiv. Außer Hauptsatzverwendungen (er drückt dabei u. a. Imperativität, Optativität und Interrogativität aus) vertritt er ⫺ z. T. mit zusätzlichen Konjunktionen ⫺ vielfältig Objektsätze: lypi me hi tu mbreti ‘Er bat, beim König eintreten [zu dürfen]’, Subjektsätze: Asht kot me fole¨ me te¨. ‘Es ist sinnlos, mit ihm zu sprechen’, Temporalsätze nach para se ‘ehe’: Matu mire¨, para se me fole¨ ‘Wäge gut ab, ehe du sprichst [w.: ehe zu sprechen]’; Konditionalsätze: Me e pa, kishit me u habite¨ ‘Wenn ihr ihn sähet [w.: ihn zu sehen], würdet ihr euch wundern’; Konzessivsätze: Sado vone¨ me ra, ai ngrihet gjithnje¨ me¨ ora 5 ‘Wie spät er auch schlafen geht [w.: Wie spät auch schlafen zu gehen …], er steht immer um 5 Uhr auf’; Finalsätze: K’te¨ mire¨ kam per t’baˆ me e gjete¨ jeten e pasosune? ‘Was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?’ Das Beispiel (für die Sprache Xanonis) stammt aus Hetzer 1995, 156; Hetzer erwähnt, daß Kristoforidhi in seiner gegischen Bibelübersetzung hier die erweiterte Form mit pe¨r me verwendet, eine Art Übergangserscheinung zum „Supinum“, s. o.!, Konsekutivsätze usw. (vgl. ausführlich die Verwendung aller nichtfiniten Formen in Buchholz/Fiedler 1987, 173⫺183). Eine bemerkenswerte syntaktische Besonderheit aller nichtfiniten Formen des Albanischen ist die Möglichkeit der Subjektungleichheit (Heteroprosopie), vgl. ein Beispiel mit dem Privativ: Pa mbaruar shkolle¨n,
796
V. Weitere indogermanische Sprachen
nuk e jap vajze¨n. ‘Ohne daß sie die Schule beendet [hat] (w.: ohne die Schule zu beenden), gebe ich das Mädchen nicht her.’
sprache der Gegenwart und bei Gjon Buzuku. In: Akten des IAK. Innsbruck 1977, 433⫺458.
5.
Buchholz, Oda/Fiedler, Wilfried: Albanische Grammatik. Leipzig 1987.
Tendenzen
Bei allem Reichtum an analytischen Formen, die das typologische Bild des Albanischen mitprägen und das auf grammatischem Gebiet wohl stärkste Bindeglied zu den Nachbarsprachen darstellen, ist eine sehr starke Tendenz zum Synthetischen, Flektivischen unverkennbar. Sie zeigt sich ⫺ abgesehen von der ungewöhnlich guten Erhaltung synthetisch ausgedrückter Verbkategorien (Nichtaktivformen, Optativ neben Konjunktiv und Imperativ) ⫺ vor allem in der Stammbildung; der in vorliterarischer Zeit erfolgten Herausbildung eines Optativstamms und den neueren Tendenzen zur Bildung eines Admirativstamms, auch in der Grammatikalisierung der ursprünglichen Kurzformen der Personalpronomina und in ihrem Umbau zu Objektzeichen innerhalb der Verbform. Bemerkenswert ist weiter die auf der paradigmatischen wie auch auf der dialektalen Ebene deutliche „Variationsfreudigkeit“ bei den Verbformen (vgl. z. B. zum Imperfekt bei Boretzky 2000) und im Nominalsystem bei der Pluralbildung, aber auch in der „Unausgeglichenheit“ in weiten Bereichen des Pronominalsystems, besonders bei den Possessivpronomina.
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Wilfried Fiedler, Berlin/München
798
V. Weitere indogermanische Sprachen
29. Altgriechisch 1.
Einleitung
Mit Altgriechisch ist traditionell das klassische attische Griechisch des 5. Jahrhunderts v. Chr. gemeint, das die Grundlage für die spätere griechische Gemeinsprache bildete und bis heute als Schulsprache in Europa gelehrt und gelernt wird. Die Geschichte des Altgriechischen beginnt allerdings schon viel früher. Die ersten schriftlichen Zeugnisse sind Inschriften auf Tontäfelchen in mykenischem Griechisch, die aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. stammen. Die altgriechische Literatur ist mit den beiden homerischen Epen Ilias und Odyssee ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. In seiner Vorgeschichte entstammte das Altgriechische der urindogermanischen Grundsprache, wohl über eine auf dem Balkan anzusiedelnde Zwischengrundsprache, aus der sich neben dem Griechischen das Albanische, das Armenische und das später ausgestorbene Phrygische entwickelten. In seiner Sprachgeschichte ist das Griechische die indogermanische Sprache mit der größten bezeugten zeitlichen Ausdehnung und läßt mit Homer die abendländische Literaturgeschichte beginnen. Allerdings klafft zwischen dem 12. und dem 8. vorchristlichen Jahrhundert eine Überlieferungslücke. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. bildet sich auf der Grundlage des attischen Dialektes der Region Attika eine griechische Gemeinsprache aus, die sog. Koine (hee˛¯ koinee¯˛ dia´lektos; griech. koinee˘˛ „gemeinsam“). Die Koine wiederum wird die Grundlage für das Griechisch des Neuen Testaments. Das Altgriechische reicht bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. und wird vom Mittelgriechischen (3.⫺15. Jh. n. Chr.) abgelöst, an das sich das Neugriechische anschließt. Das Sprachgebiet des Altgriechischen erstreckte sich von Zypern im Osten bis Sizilien im Westen, von Mazedonien und vom Schwarzen Meer im Norden bis Kreta im Süden; auch in den Küstengebieten Kleinasiens und Italiens und im Hinterland wurde Altgriechisch gesprochen. Der großräumigen Ausbreitung entsprechend war das Altgriechische in verschie-
dene Dialekte gegliedert (dialektale Variation), die sich wiederum zu Dialektgruppen zusammenfassen lassen: Aiolisch, Arkadisch-Kyprisch, Attisch-Ionisch, DorischNordwestgriechisch, Mykenisch, Pamphylisch. Da die Bezeugung der verschiedenen Dialekte nicht gleichzeitig einsetzt, und deren Zeugnisse teilweise nur bestimmten Sprachschichten angehören, lassen sich diachrone, dialektale, diastratische und diaphasische Variation kaum voneinander trennen. Diastratische und diaphasische Varietäten mündlichen Sprachgebrauchs sind anders als diachrone und dialektale Varietäten in der schriftlichen Überlieferung naturgemäß in authentischer Qualität nicht in repräsentativer Quantität bezeugt, da es sich entweder um literarische Imitation oder um inschriftlichen Sprachgebrauch handelt. Diastratisch lassen sich nur Unterschiede innerhalb der Schriftsprache feststellen, dadurch daß verschiedene Gebrauchstexte und Literaturgattungen überliefert sind. Zudem ist der Zugriff auf literarisch überlieferte mündliche Sprache möglich und damit ein geringer Einblick in diaphasische Unterschiede, indem umfangreiche Zeugnisse von Dialogen vorliegen, und zwar in Gestalt von Dramendialogen (Tragödie: z. B. Sophokles; Komödie: z. B. Aristophanes) und philosophischen Dialogen (z. B. Platon). Die diatopische Variation gibt kein genaues Bild der Dialektgliederung wieder, da sich bei der Kolonisation einzelne Dialekte ganz unterschiedlich verbreitet haben. Die sich ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. entwickelnde Koine verdrängt allmählich die übrigen altgriechischen Dialekte fast vollständig. Für die historische dialektale Variation lassen sich die sechs genannten Dialektgruppen angeben: Aiolisch; Arkadisch-Kyprisch; Attisch-Ionisch; Dorisch-Nordwestgriechisch; Mykenisch; Pamphylisch. Unter Aiolisch werden die Dialekte Lesbisch auf Lesbos, auf den Nachbarinseln und an der benachbarten Küste Kleinasiens, Thessalisch in Thessalien und Boiotisch in Boiotien zusammengefaßt. Zusammen gehören
29. Altgriechisch
die weit voneinander entfernt gesprochenen Dialekte Arkadisch in Arkadien (Zentralpeloponnes) und Kyprisch auf Zypern (östliches Mittelmeer). Das klassische attische Altgriechisch Attikas gehört dialektal zum Ionischen Kleinasiens. Das Dorische umfaßt die Dialekte von Lakonien, Messenien, der Argolis mit Aegina, von Korinth mit Korkyra und von Phlius und Sikyon, von Megara, Kreta, Melos und Thera mit Kyrene, von Rhodos mit Gela und Akragas und von Karpathos, von Kalymnos, Kos, Knidos, Pholegandros, Astypalaea, Anaphe, Telos und Nisyros, des dorischen Siziliens. Zum Nordwestgriechischen zählen die Dialekte von Elis, Delphi, Lokris, Phokis, Aitolien, Akarnanien, Ainis, Malis und Epirus. Sprachzeugnisse für das Mykenische stammen aus Knossos, Pylos, Mykenai, Theben, also aus Gegenden, wo später Westgriechisch (Peloponnes, Kreta) oder Aiolisch (Boiotien) gesprochen wurde. Das Pamphylische ist ein griechischer Dialekt von der Südküste Kleinasiens. Mykenisch und Pamphylisch sind als Dialekte beide isoliert. Dieser Gruppierung der Dialekte geht eine ältere vorhistorische Gliederung in zwei Gruppen voraus, wobei sich für die eine Gruppe die Termini Südgriechisch und Ostgriechisch finden, für die andere Nordgriechisch und Westgriechisch. Südgriechisch/Ostgriechisch: Arkadisch-Kyprisch; Attisch-Ionisch; das Mykenische weist Gemeinsamkeiten mit dem Südgriechischen auf. Nordgriechisch/Westgriechisch: Dorisch; Nordwestgriechisch; Pamphylisch. Die beiden Gruppen Süd-/Ostgriechisch und Nord-/Westgriechisch teilen sich ab ungefähr 1000 v. Chr. in sich jeweils in zwei Teile, einen eher konservativen (Süd-/Ostgriechisch: Arkadisch-Kyprisch; Nord-/ Westgriechisch: Nordwestgriechisch) und einen eher innovativen (Süd-/Ostgriechisch: Attisch-Ionisch; Nord-/Westgriechisch: peloponnesisches Dorisch). Die Randdialekte Kyprisch und Ostthessalisch und das räumlich geschützte Arkadische haben viel Ererbtes bewahrt. Die spezifischen Charakteristika der weitverbreiteten Dialekte Dorisch und Ionisch hingegen stammen erst aus der Zeit um 1000 v. Chr.
799 Das Aiolische findet sich in der genannten Zweigliederung nicht: Die aiolischen Dialekte Thessalisch und Boiotisch sind nachträglich durch das Nordwestgriechische beeinflußt. Der aiolische Dialekt Lesbisch ist nachträglich durch das Ionische beeinflußt. So entsteht eine sekundäre historische West-Ost-Gliederung aufgrund neuer Isoglossen. Aiolische Besonderheiten sind am besten im Ostthessalischen bewahrt. In historischer Zeit sind die aiolischen Dialekte Thessalisch und Boiotisch durch das Nordwestgriechische getrennt, und sowohl Westthessalisch als auch Boiotisch stehen unter dem Einfluß des Nordwestgriechischen; die Sprecher des aiolischen Dialekts Lesbisch sind ursprünglich Thessalisch sprechende Siedler, deren Dialekt nach ihrer Auswanderung um 1000 v. Chr. in seiner weiteren Entwicklung durch das Ionische beeinflußt wird. Das Altgriechische besaß ein eigenes Alphabet (dem die Bezeichnung Alphabet verdankt wird, nach den Namen der ersten beiden Schriftzeichen Alpha und Bee¯˛ t[a]), das auf eine im 8. Jahrhundert v. Chr. den griechischen Sprachverhältnissen angepaßte nordwestsemitische, phönizische Schriftart zurückgeht, von der auch die Reihenfolge der Schriftzeichen weitestgehend übernommen wurde. Für das mykenische Griechisch war zuvor bereits eine andere Schriftart, eine Silbenschrift, in Gebrauch, die LinearB-Schrift; eine mit der Linear-B-Schrift verwandte Silbenschrift fand später noch für das kyprische Griechisch Verwendung. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Altgriechischen (Philologie) setzte schon in der Antike selbst ein (Alexandriner; Dionysios Thrax); in der Neuzeit erreichte die klassische Philologie, zu der neben der griechischen auch die lateinische Philologie gehört, ihre höchste Blüte im 19. Jahrhundert (G. Curtius; U. v. WilamowitzMoellendorff). Überblicksdarstellungen zum Altgriechischen bieten Risch 1965, Heubeck 1975, Strunk 1997, Forssman 1998 [a] und Hoenigswald 1998. Darstellungen des Altgriechischen im Rahmen einer Gesamtgeschichte der griechischen Sprache stammen von Hoffmann/Debrunner/Scherer 1969,
800
V. Weitere indogermanische Sprachen
Palmer 1986, Horrocks 1997 und Adrados 2001; eine umfassende Einführung in die Sprachwissenschaft des Altgriechischen stellt Meier-Brügger 1992 dar; eine historische Beschreibung von Phonologie und Morphologie des Altgriechischen gibt Rix 1992; eine zeitgenössische Darstellung der historischen Syntax des Altgriechischen auf dem Stand der Forschung fehlt. Einen kurzen Überblick über die altgriechischen Dialekte vermitteln Neumann 1975 und Garcı´a Ramo´n 1998 [a]; eine ausführliche Übersicht über die altgriechischen Dialekte bietet Schmitt 1977. Literatur: Adrados 2001; Buck 1955; Debrunner/Scherer 1969; Egetmeyer 1998; Forssman 1998 [a]; Forssman 1998 [b]; Hiersche 1970; Hoenigswald 1998; Hoffmann/Debrunner/Scherer 1969; Horrocks 1997; Meier-Brügger 1992 [a]; Neumann 1975; Palmer 1986; Plath 1998; Plath 1999; Risch 1965; Schmitt 1977; Strunk 1997; Thumb/Kieckers 1932; Thumb/Scherer 1959.
2.
Sprachtypologische Grundzüge
2.1. Phonologie Das Altgriechische hat silbische und unsilbische Laute. Während silbische Laute den Silbengipfel einer Silbe bilden, können unsilbische Laute dies nicht. Silbische Laute sind die Vokale, unsilbische die Konsonanten; in den Diphthongen (z. B. /ai/) sind silbische ([a]) und unsilbische ([i4]) Laute miteinander vereint, wobei der unsilbische Bestandteil des Diphthongs außerhalb des Diphthongs auch silbisch ([i]) vorkommt. Eine Besonderheit der suprasegmentalen Phonologie des Altgriechischen ist sein tonaler Akzent: Bei den verschiedenen Tönen handelt es sich um Konturtöne (Akut *´+: steigender Stoßton; Zirkumflex *˜+: steigend-fallender Schleifton) und um einen Registerton (Gravis *`+: Tiefton); der Schleifton ist als Kontraktionsprodukt aus steigendem Stoßton und Tiefton entstanden. Der Akzent hat distinktive Funktion (cf. paı´deusai 2. Singular Imperativ Aorist Medium vs. paideu´sai 3. Singular Optativ Aorist Aktiv vs. paideu˜sai Infinitiv Aorist Aktiv). Die Position des Akzents ist von
verschiedenen Bedingungen des sog. Dreisilbengesetzes abhängig: Der Stoßton kann auf einer der drei letzten Silben eines Wortes liegen, der Schleifton auf einer der zwei letzten; bei Langmonophthong oder Diphthong in der letzten Silbe kann die drittletzte Silbe nicht akutiert und die vorletzte Silbe nicht zirkumflektiert sein; Ausnahmen gibt es bei Wörtern, die aufgrund von Quantitätenmetathese in der letzten Silbe einen Langmonophthong haben. Die finiten Verbalformen richten sich weitestgehend nach dem Dreisilbengesetz und haben den Akzent im Rahmen dieses Gesetzes möglichst nahe am Wortanfang; vereinzelte Ausnahmen gibt es im Imperativ Aorist Aktiv. Die Nominalformen haben einen sog. kolumnalen Akzent, der im Rahmen des Dreisilbengesetzes im gesamten Paradigma auf derselben Silbe des Wortes bleibt, die ihn im Nominativ Singular trägt; Ausnahmen hiervon bilden vor allem die Substantive mit einsilbigem Stamm. 2.1.1. Vokalismus Innerhalb des Vokalismus werden die Vokale und die Diphthonge behandelt. Die Diphthonge haben hier ihren Platz, da ihre unsilbischen Bestandteile Allophone von Phonemen sind, die auch silbische Allophone umfassen, die wiederum selbst als Vokale vorkommen; solche Phoneme werden auch als Sonoranten bezeichnet. Im Vergleich mit den Diphthongen werden Vokale auch als Monophthonge bezeichnet. Das Altgriechische zeichnet sich dadurch aus, daß die Quantität wie die Qualität eines Vokals distinktiv ist; der bedeutungsunterscheidende Wechsel von Qualität und Quantität der Vokale wird als Ablaut bezeichnet: Z. B. weisen die Formen der 1. Person Singular des Verbums mit der Bedeutung „werden“ im Präsens gı´gnomai, im Aorist egeno´me¯n und im Perfekt ge´gona die Schwundstufe -gn-, die e-Vollstufe -genund die o-Vollstufe -gon- der Wurzel auf. Das Altgriechische besitzt sowohl Kurzund Langmonophthonge als auch Kurzund Langdiphthonge; hinsichtlich der relativen Sprechdauer, gemessen in sog. Moren (griech. mora¯ „Abteilung“), gelten kurze Laute als einmorig, lange Laute als zweimo-
29. Altgriechisch
rig. Die Quantitäten haben im Altgriechischen über die Prosodie hinaus auch metrische Relevanz, da die altgriechische Metrik quantitierend ist und sich die Versfüße somit außer durch die Anzahl auch durch die Anordnung von Längen und Kürzen voneinander unterscheiden. Kurze Monophthonge und Diphthonge ergeben kurze oder lange Silben; lange Silben (sog. Positionslänge) dann, wenn die betreffende Silbe geschlossen ist, wenn also auf den kurzen Monophthong oder Diphthong zwei oder mehr Konsonanten folgen. Wortgrenzen sind kein Hindernis für diese Regelung, ebensowenig für die folgende: Lange Monophthonge und Diphthonge erzeugen lange Silben (sog. Naturlänge), es sei denn in einer offenen Silbe im Wortauslaut vor Monophthong oder Diphthong (vocalis ante vocalem corripitur), wo sie kurze Silben erzeugen. Im Altgriechischen sind durch die fünf Kurzmonophthonge /a/ /eø / /i/ /oø / /ü/ die Positionen, die das Vokaldreieck ausmachen, nicht ideal besetzt, während die fünf Langmonophthonge /a¯ / /ee¯˛ / /ı¯ / /oo¯˛ / /u¯ /, wozu noch die Langmonophthonge /ü¯ / und /eeø¯ / treten, diese ideal ausfüllen. Denn die kurzen und langen u-Vokale machen im klassischen Attischen während des 5. Jahrhunderts. v. Chr. einen Wandel von [u] zu [ü] bzw. von [u¯ ] zu [ü¯] durch, so daß die auch bei den Kurzvokalen zuvor bestehende ideale Besetzung der fünf Positionen verlorengeht. Doch entsteht durch die Monophthongierung des Diphthongs /ou/ ein neuer Langmonophthong /u¯ /, wodurch die Position des u-Vokals bei den Langmonophthonen wieder besetzt wird. Der Vokal /ee¯˛ / tritt im Attischen aufgrund eines Wandels von *a¯ zu *ee¯˛ vermehrt auf, während /a¯ / nur stellungsgebunden in bestimmten Lautumgebungen vorkommt, nämlich nach /e/, /i/ oder /r/. Während sich die Kurzvokale /a/ /i/ /ü/ von den Langvokalen /a¯ / /ı¯ / /ü¯ / tatsächlich nur durch die Quantität unterscheiden, gibt es bei den e- und o-Vokalen zusätzlich noch einen Unterschied im Öffnungsgrad: Die Kurzvokale sind geschlossen, /eø / /oø /, die Langvokale offen, /ee¯˛ / /oo¯˛ /; im Attischen gibt es neben den offenen e- und o-farbigen Langvokalen außerdem noch deren geschlossene Gegenstücke, /eeø¯ / /oo¯ø /, als Ersatz-
801 dehnungs- und Kontraktionsprodukte und als Resultat der Monophthongierung der Diphthonge /ei/ und /ou/, die am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. stattfindet, wobei in der Schreibung, *ei+ *ou+, die ursprünglichen Diphthonge sichtbar bleiben; /ooø¯ / entwickelt sich weiter zu /u¯ /. Kurzes /a/ ist wahrscheinlich offener artikuliert als langes /a¯/, da es nicht zu /e/ gewandelt wird. Die Diphthonge im Altgriechischen sind durchwegs steigend; die Sonoranten, die den zweiten Bestandteil des Diphthongs bilden, sind /i/ oder /u/. Die Diphthonge lassen sich also in i- und u-Diphthonge einteilen; außerdem lassen sich die Diphthonge noch nach der Quantität ihres vokalischen Bestandteils unterscheiden, da der Vokal innerhalb des Diphthongs kurz oder lang sein kann, was aber keine prosodische Relevanz hat, da der Diphthong durch die Länge des Vokals nicht um eine weitere More verlängert wird. Es gibt drei i-Diphthonge mit Kurzvokal, /ai/ /oi/ /üi/, aber nur zwei kurzvokalige u-Diphthonge, /au/ /eu/; an langvokaligen i-und u-Diphthongen gibt es je drei, /a¯i/ /ee˛¯ i/ /o¯i/ und /a¯u/ /ee¯˛ u/ /o¯u/. Von den langen e- und o-Vokalen kommen als Bestandteil eines Diphthongs natürlich nur die offenen Langvokale vor, da die geschlossenen langen e- und o-Vokale ja selbst auf Diphthonge zurückgehen oder durch Kontraktion oder Ersatzdehnung entstanden sind. Auch bei Langdiphthongen tritt im klassischen Attischen eine Monophthongierung ein, um 400 v. Chr. von e˛¯ i zu e˛¯ , und um 300 v. Chr. von a¯i zu a¯ und von o¯˛ i zu o¯˛ . 2.1.2. Konsonantismus Der Bestand des klassischen Altgriechisch an Konsonanten umfaßt Plosive, Liquide, Nasale, Sibilanten und einen Hauchlaut (im Wortanlaut im attischen Alphabet mit *H+ geschrieben, in der handschriftlichen Überlieferung mit sog. Spiritus asper *¤+). Alle Plosive haben gemein, daß sie in drei verschiedenen Artikulationsarten auftreten, nämlich stimmhaft (Media), stimmlos (Tenuis) und stimmlos behaucht (Tenuis aspirata). Nach der Artikulationsstelle lassen sich ebenfalls drei Gruppen von Plosiven aufstellen, Tektale, Dentale und Labiale. So ergibt sich für das Altgriechische folgender
802 Bestand an Plosiven, gruppiert nach Artikulationsstelle und Artikulationsart: Tektale /g/ /k/ /kh/, Dentale /d/ /t/ /th / und Labiale /b/ /p/ /ph/. Das Altgriechische hat zwei Liquiden, einen Lateral /l/ und einen Vibranten /r/, zwei Nasale, dentales /n/ und labiales /m/ ⫺ als Phon auch velares [n] ⫺ und einen stimmlosen Sibilanten /s/und einen stimmhaften Sibilanten *z+. Beschränkungen gibt es für Konsonanten im Wortauslaut, wo nur /n/, /r/ und /s/ vorkommen; Ausnahmen sind Onomatopoetika, Atona und apokopierte Präpositionen, wo auch Plosive im Wortauslaut erscheinen dürfen. Literatur: Allen 1974; Bornemann/Risch 1978; Lejeune 1972; Meier-Brügger 1992 [b]; Rix 1992; Schwyzer 1939; Zinsmeister 1990.
2.2. Morphologie Das Altgriechische gehört hauptsächlich dem synthetischen Sprachtyp an und weist einzelne Bildungen nach dem analytischen Sprachtyp auf: Periphrasen sind ein marginales Phänomen; teilweise erfolgt sogar durch Kontraktion wieder Univerbierung von Periphrasen (cf. Reflexivpronomen, Dativ Singular hauto o¯˛ [i] < heauto o¯˛ [i] < heoo¯˛ [i] auto o¯˛ [i] Dativ „sich selbst“). Wörter bestehen aus Wurzel und Endung (Minimalstruktur), dazu kommen Suffixe (nach der Wurzel, zwischen Wurzel und Endung) und beim Verbum auch Präfixe (vor der Wurzel; Augment, Reduplikation). Durch lautliche Veränderungen über Morphemgrenzen hinweg können Morphemgrenzen verschwinden (z. B. Vokalkontraktion in der thematischen Flexion: Nomen wie Verbum); bei der Verschmelzung von Endung und Suffix ist dann nicht mehr von Endung die Rede, sondern von Ausgang. Das Altgriechische besitzt als flektierende Sprache mit polyfunktionalen Endungen verbale Konjugation und nominale Deklination. Neben der Flexion ist innerhalb der Morphologie die Wortbildung von Bedeutung: Im Altgriechischen kommt sowohl Derivation als auch Komposition als Mittel der Wortbildung vor. Außerhalb der
V. Weitere indogermanische Sprachen
Flexion stehen die Indeklinabilia wie etwa Adverbien oder Adpositionen, die teilweise auf erstarrte, aus dem Paradigma ausgegliederte Flexionsformen zurückgehen, teilweise aber auch eigens mit wortartspezifischen Suffixen gekennzeichnet sind. Es gibt im Altgriechischen die Unterscheidung einer sog. starken und schwachen Flexion bei Verbum (Aorist) und Nomen (Gradation), wobei erstere eine unproduktive Bildeweise fortsetzt, während letztere im synchronen System produktiv ist. Unproduktive Flexionstypen und defektive Paradigmen lassen als Relikte regulärer grammatischer Systematik auf morphologische Variation in vorgeschichtlicher Zeit schließen. 2.2.1. Verbalflexion (Konjugation) An Verbalkategorien besitzt das Altgriechische drei Personenkategorien, drei Numeruskategorien, vier Moduskategorien, sieben Tempuskategorien und drei Diathesenkategorien. Die grammatischen Kategorien des Verbums im einzelnen sind in der Dimension Person 1., 2. und 3.; in der Dimension Numerus Singular, Dual und Plural; in der Dimension Modus Indikativ, Konjunktiv, Optativ und Imperativ; in der Dimension Tempus/Aspekt Präsens, Imperfekt, Aorist, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur und Perfektfutur; in der Dimension Diathese Aktiv, Medium und Passiv. Die sich durch die Kombination der einzelnen Kategorien ergebenden Paradigmen sind jedoch nicht alle komplett, sondern teilweise defektiv, da es nicht alle Kombinationsmöglichkeiten gibt: So kommen z. B. die Tempora Imperfekt und Plusquamperfekt nur in einem einzigen Modus vor, dem Indikativ. Futur und Perfektfutur haben nur die zwei Modi Indikativ und Optativ. Formal werden die Modi Indikativ und Imperativ nicht durch veränderte Stammbildung markiert, wie das bei Konjunktiv und Optativ der Fall ist. Das Morphem, das die Vergangenheit bezeichnet, ist das präfigierte sog. Augment /e-/, das bei vokalischem Anlaut des Verbums unterschiedliche Kontraktionsresultate bewirkt; bei Verbalkomposita tritt es zwischen Vorder- und Hinterglied, bei syn-
29. Altgriechisch
chron nicht mehr analysierbaren Verbalkomposita tritt es vor das Vorderglied. Die Diathese Passiv ist nur im Aorist und zum Teil im Futur formal markiert und hat die im Aktiv üblichen Endungen; von den anderen Tempus/Aspekt-Stämmen werden keine eigenen Passivformen gebildet, sondern stattdessen das Medium in passivischer Funktion verwendet (sog. Mediopassiv). Ein bestimmter Verbtyp, das sog. Deponens, hat im Präsens keine Aktiv-Formen, sondern lediglich Medial-Formen, ohne daß sie die spezifische Bedeutung des Mediums ausdrückten. Beim sog. Deponens medium wird der Aorist mit Medial-Formen gebildet, beim sog Deponens passivum mit Passiv-Formen. Manche Verben behalten in den Stammformen ausdrucksseitig die Diathese nicht bei; cf. hı´stamai Präs. vs. e´stee¯˛ n Aor. 2.2.1.1. Infinite Formen Infinite Formen (Infinitiv und Partizip) gibt es von Präsens, Aorist, Futur und Perfekt (Tempora ohne Modi haben auch keine infiniten Formen; der Umkehrschluß ist wegen des Optativs im Perfektfutur nicht möglich). Neben den eigentlichen Partizipien gibt es noch zwei Verbaladjektive, die passivische Bedeutung haben, eines mit Suffix -to- (mit der Bedeutung des Perfekt Passiv oder potential) und eines mit Suffix -teo(mit der Bedeutung des Futur Passiv oder nezessitativ) 2.2.1.2. Verbalstamm Der Kern einer Verbalform ist der Tempus/ Aspekt-Stamm; an diesen treten die Morpheme für die weiteren Dimensionen an. Die Bildung der Tempus/Aspekt-Stämme erfolgt auf unterschiedliche Weise durch Ablaut der Wurzel, ohne Affigierung (Präsens, Aorist), mit Suffigierung (z. B. -n-, -i4e/ o-, -ske/o-: Präsens; -e/o-: Präsens, Aorist; -s-, -ee˛¯ -, -t he¯˛ -: Aorist, Futur; -k-: Aorist, Perfekt) oder mit Präfigierung (z. B. Reduplikation: Präsens, Aorist, Perfekt); das Augment dient nicht zur Tempus/AspektStammbildung, sondern zur Bezeichnung der Präterital-Tempora (Indikativ Aorist, Imperfekt, Plusquamperfekt), die modal
803 immer indikativische Funktion haben. Bei den Tempus/Aspekt-Stämmen wird zwischen der schwachen Bildung mit spezifischem Suffix und der starken Bildung mit Ablaut und ohne spezifisches Suffix unterschieden. Manche Verbalparadigmen sind suppletiv aus Verbalformen verschiedener Lexeme aufgebaut; die Suppletion betrifft zum einen die Dimension Tempus/Aspekt (cf. 1. Person Indikativ Präsens Aktiv p he´ro o¯˛ „ich bringe“ vs. 1. Person Indikativ Aorist Aktiv e˛˘ nenkon „ich brachte“) und zum anderen die Dimension Diathese (1. Person Indikativ Präsens Aktiv kteeø¯ no o˛¯ „ich töte“ vs. 1. Person Indikativ Präsens Aktiv t hnee¯˛ [i]skoo¯˛ „ich sterbe“ ⫽ „ich werde getötet“). Unmittelbar an den Tempus/AspektStamm schließt sich das Modus-Morphem an, das im Indikativ und Imperativ -Ø- ist, im Konjunktiv der Themavokal -e/o- und im Optativ -iee¯˛ /i-. Die Dimensionen Person, Numerus und Diathese werden durch die Verbalendung differenziert. Das Passiv hat als Diathese anders als Aktiv und Medium ein eigenes Morphem, das zwischen Tempus/Aspekt-Stamm und Modus-Morphem eingefügt wird. Der Konjunktiv wird in ererbter Weise mittels des e/o-Themavokals gebildet: So haben Konjunktivformen zu thematischen Stämmen durch die Kombination und Kontraktion der beiden Themavokale einen gelängten Themavokal. Der gelängte Themavokal wird als Zeichen des Konjunktivs auch bei athematischen Stämmen verwendet. Die 1. Singular Konjunktiv Präsens Aktiv eines thematischen Stammes ist formidentisch mit der entsprechenden Indikativform. Im Optativ gibt es in der 2. und 3. Singular und in der 3. Plural bei alphathematischen Stämmen die sog. aiolischen Varianten -ei-as vs. -ai-s bzw. -ei-en vs. -ai bzw. -ei-an vs. -ai-en. Formal differenziert wird das Passiv durch ein stammbildendes Suffix -ee¯˛ - oder -t he¯˛ - nur vom Aorist und teilweise vom Futur. Anders als bei Aktiv und Medium wird die Diathese beim Passiv nicht durch die Endung markiert; vielmehr treten an den Passivstamm sogar die sonst beim Aktiv üblichen Endungen, obwohl die passivische
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V. Weitere indogermanische Sprachen
Funktion in den Bereich des Mediums gehört. Während also bei Aktiv und Medium die Diathese erst in der Verbalendung zum Ausdruck kommt, geschieht dies beim Passiv getrennt von Person und Numerus durch ein eigenens Morphem noch vor dem Modusmorphem: Aktiv/Medium TEMPUS-MODUS{PERSON/NUMERUS/DIATHESE} Passiv TEMPUS-DIATHESE-MODUS{PERSON/NUMERUS} 2.2.1.3. Endungen Die einzelnen Formen eines finiten Verbums werden durch die Endungen unterschieden, die sich zu Endungssätzen zusammenfassen lassen, wobei sich die Endungssätze teilweise überschneiden; die Unterschiede zwischen den Endungssätzen sind im Singular Aktiv am größten und im Dual Medium am geringsten. Die Endungssätze unterscheiden mit bestimmten Ausnahmen (Imperativ und Dual ohne 1. Person) alle Personen im Singular, Dual und Plural, wobei die Dimensionen Person und Numerus formal fusioniert sind, so daß in einem Endungssatz jeweils höchstens acht (keine 1. Person Dual) verschiedene Endungen vorhanden sind und nicht je ein Zeichen für jede Numeruskate-
gorie und je ein Zeichen für jede Personenkategorie, wie es bei einer agglutinierenden Sprache der Fall wäre. Formal lassen sich nach dem Ausgang/ der Endung der 1. Singular Indikativ Präsens Aktiv zwei Konjugationsklassen unterscheiden, die o¯-Konjugation und die miKonjugation. Die Endungssätze im einzelnen sind folgende: nicht-präteritaler Indikativ Aktiv, nicht-präteritaler Indikativ Medium, präteritaler Indikativ Aktiv, präteritaler Indikativ Medium, Indikativ Perfekt Aktiv, Indikativ Plusquamperfekt Aktiv. Dabei sind mit nicht-präteritalem Indikativ diejenigen von Präsens und Futur gemeint, mit präteritalem Indikativ diejenigen von Aorist und Imperfekt. Die Medialendungen von Perfekt und Plusquamperfekt entsprechen denjenigen des Mediums von Präsens bzw. Imperfekt. Der Konjunktiv hat dieselben Endungen wie der nicht-präteritale Indikativ (sog. Primärendungen); der Optativ hat dieselben Endungen wie der präteritale Indikativ (sog. Sekundärendungen), abgesehen von den Primärendungen der 1. Singular Aktiv bei e/o- und alphathematischen Stämmen. Der Imperativ hat als Modus anders als Konjunktiv und Optativ einen eigenen Endungssatz mit Endungen für die 2. und 3. Person, aber ohne Endung für die 1. Person. Die Endungssätze verteilen sich kurzgefaßt also folgendermaßen: 1. Indikative der
Primärendungen (PE) und Sekundärendungen (SE) PE
SE
Aktiv
Medium
Aktiv
Medium
Singular 1. Pers. 2. Pers. 3. Pers.
-mi/-oo¯˛ -i/-s/-eis -si/-ei
-mai -ee˛¯ (i)/-sai -tai
-a/-n -s/-st ha -Ø/-e
-mee¯˛ n -u¯/-oo¯˛ /-so -to
Plural 1. Pers. 2. Pers. 3. Pers.
-men -te -a¯si/-u¯si/-si
-met ha -st he -ntai
-men -te -san/-en/-an/-n
-met ha -st he -nto
Dual 2. Pers. 3. Pers.
-ton -ton
-st hon -st hon
-ton -tee˛¯ n
-st hon -st he˛¯ n
805
29. Altgriechisch
Nicht-Vergangenheits-Tempora (Präsens; Futur; Perfekt Medium, Perfektfutur) und alle Konjunktive (Primärendungen); 2. Indikative der Vergangenheits-Tempora (Imperfekt; Aorist; Plusquamperfekt Medium) und alle Optative (Sekundärendungen); 3. Indikativ Perfekt/Plusquamperfekt Aktiv; 4. Imperativ. 2.2.1.4. Primärendungen Aktiv: 1. Sg.: Die 1. Singular hat bei den athematischen Stämmen die Endung -mi, bei den thematischen den Ausgang -oo¯˛ , der mit dem stammauslautenden Themavokal kontrahiert ist. 2. Sg.: Die Varianten der 2. Singular haben folgende Distribution: Die Endung -i tritt an einsilbige Stämme, -s an mehrsilbige; letztere ist mit der Sekundärendung formidentisch. Der Ausgang -eis gehört zu den thematischen Stämmen. 3. Sg.: In der 3. Singular ist -si die Endung der athematischen Stämme, -eis der Ausgang der thematischen. 1./2. Pl.: In Aktiv und Medium sind jeweils die Formen der Endungen für die 1. (-men Aktiv, -met ha Medium) bzw. 2. Plural (-te Aktiv, -st he Medium) bei Primär-, Sekundär-, Perfekt- und Imperativendungen dieselben. 3. Pl.: In der 3. Plural der athematischen Stämme kommt im Attischen häufiger die geneuerte Endung -a¯si gegenüber der älteren Endung -si nach ersatzgedehntem auslautenden Vokal vor. Die thematischen Stämme haben in der 3. Plural den Ausgang -u¯si. In der 3. Plural Optativ Aktiv gibt es verschiedene Endungsvarianten, -en, -an und -san: Die Variante -en findet sich ererbt als e-vollstufige Endung bei athematischen Stämmen mit Suffixablaut und übertragen bei o/e- und alphathematischen Stämmen (Kombinationen von Themavokal und Optativsuffix -oi- und -a-i-; cf. -oi-en, -ai-en), die Variante -an bei alphathematischen Stämmen (statt ererbtem *-a < *-nj t; cf. -ei-an) und die Variante -san nach dem Suffix -i4 e¯˛ - (analogisch aus dem Singular übertragen). 2./3. Du.: In Aktiv und Medium sind jeweils die Dualendungen der 2. und 3. Person untereinander formidentisch sowie mit der 2. Dual der Sekundärendungen (-ton Akt., -st hon Med.), woher sie übernommen wurden. Medium: 2. Sg.: Die Varianten der 2. Singular sind folgendermaßen distribuiert:
Nach stammauslautendem Konsonant und meist bei athematischen Stämmen folgt -sai, bei thematischen Stämmen der Ausgange˛¯ (i). 1. Du.: Die Endung der 1. Dual -met hon ist nur in einzelnen Formen bezeugt. 2.2.1.5. Sekundärendungen Aktiv: 1. Sg.: Nach Konsonant ist die Endung -a, nach Vokal -n. 2. Sg.: Eine Ausnahme in der Gestalt der Endung der 2. Singular ist die Endung -st ha in der Form für „du warst“. 3. Pl.: Die Varianten der Formen für die 3. Person Plural sind nach dem Auslaut des Stammes distribuiert: Bei konsonantischem Auslaut -en oder -an, bei vokalischem Auslaut erscheint -n; bei athematischen Stämmen mit vokalischem Auslaut erscheint die Variante -san. In der Koine tritt die Variante -san auch an thematische Stämme. Medium: 2. Sg,: Die Varianten der 2. Singular Medium sind nach dem Auslaut des Stammes distribuiert: Nach Konsonant folgt -so (Plusquamperfekt) oder -o (Optativ), bei e/o- oder alphathematischen Stämmen der Ausgang -u¯ (Imperfekt) bzw. -oo¯˛ (Aorist). 3. Pl.: Die Varianten für die 3. Plural Medium sind folgendermaßen distribuiert: -nto tritt an thematische wie athematische Stämme mit vokalischem Auslaut; -ato erscheint nur im Plusquamperfekt. 2.2.1.6. Perfekt Die Endungssätze von Perfekt und Plusquamperfekt haben folgende Gestalt: Perf.
Plperf.
Singular 1. Pers. 2. Pers. 3. Pers.
-a -as/-st ha -e
-eeø¯ n -eeø¯ s -eeø¯
Plural 1. Pers. 2. Pers. 3. Pers.
-amen -ate -a¯si
-emen -ete -esan
Dual 2. Pers. 3. Pers.
-aton -aton
-eton -etee¯˛ n
806 Aktiv: 2. Sg.: Die Variante für die 2. Singular Perfekt -as ist analogisch zum s-Aorist und dem dortigen Verhältnis von 1. und 2. Person mit der Sekundärendung gebildet. 2./3. Du.: 2. und 3. Dual Perfekt sind formidentisch. Medium: Die Medialformen von Perfekt und Plusquamperfekt sind mit den Endungen von Indikativ Präsens bzw. Imperfekt athematischer Stämme gebildet. Dabei gibt es folgende Besonderheiten: 2. Sg.: Die Medialendungen von Perfekt und Plusquamperfekt für die 2. Singular, -sai bzw. -so, kommen auch nach vokalischem Stammauslaut vor. 2. Pl.: Die Medialendung im Perfekt für die 2. Plural lautet nach Labial, Tektal, Liquida oder Nasal im Stammauslaut -t he. 3. Pl.: Die Medialendungen im Perfekt und Plusquamperfekt für die 3. Plural ist nach Vokal -ntai bzw. -nto. Die 3. Plural des Mediums von Perfekt und Plusquamperfekt und der gesamte Konjunktiv und Optativ (Ausnahmen sind die synthetisch gebildeten Konjunktiv- und Optativformen von ke´ktee˛¯ mai und me´mnee˛¯ mai) sind im Attischen bei konsonantischem Stammauslaut periphrastisch gebildet, bestehend aus Partizip Perfekt Medium und der entsprechenden Modus- und Tempusform der Kopula. Das Perfektfutur Aktiv ist ebenfalls periphrastisch gebildet, aus Partizip Perfekt Aktiv und Kopula im Futur, während das Perfektfutur Medium synthetisch gebildet ist. 2.2.1.7. Imperativ Imperativformen gibt es für die 2. und 3. Person vom Präsens-, Aorist- und Perfektstamm im Aktiv und Medium. Der Imperativ hat einen eigenen Endungssatz, der folgende Formen aufweist (siehe Tab. nächste Spalte oben). 2. Sg.: Die Varianten der 2. Singular Präsens Aktiv sind folgendermaßen distribuiert: Die endungslose Variante wird sowohl von athematischen als auch thematischen Stämmen gebildet, die Variante mit der Endung -t hi nur von athematischen. Bei den Varianten der 2. Singular Präsens Medium findet sich folgende Distribution: Athematisch -so, thematisch -u¯. Die Distribution der Varianten in der 2. Singular Aorist Ak-
V. Weitere indogermanische Sprachen
Präsens
Aorist
Perfekt
Aktiv Singular 2. Pers. 3. Pers.
-Ø/-t hi -too˛¯
-Ø/-on/-s -too˛¯
-e -eto o˛¯
Plural 2. Pers. 3. Pers.
-te -ntoo¯˛ n
-te -ntoo¯˛ n
-ete -o´nto o¯˛ n
Dual 2. Pers. 3. Pers.
-ton -too¯˛ n
-ton -too¯˛ n
-ton -too¯˛ n
Medium Singular 2. Pers. 3. Pers.
-so/-u¯ -st ho¯˛
-sai/-ai/-u¯ -st ho¯˛
-so -(s)t ho¯˛
Plural 2. Pers. 3. Pers.
-st he -st ho˛¯ n
-st he -st ho˛¯ n
-(s)t he -(s)t ho˛¯ n
Dual 2. Pers. 3. Pers.
-st hon -st ho¯˛ n
-st hon -st ho¯˛ n
-(s)t hon -(s)t ho¯˛ n
tiv ist die folgende: Die endungslose Variante findet sich bei e-/o-thematischen Stämmen, die Variante mit der Endung -on bei alphathematischen, und die Variante mit der Endung -s nur bei einigen wenigen Ausnahme-Verben. Die 2. Singular Aorist Medium hat ihre Varianten in folgender Weise distribuiert: Allgemein findet sich -sai, bei den sog. Verba liquida -ai, beim e/o-thematischen Aorist und bei einigen wenigen Ausnahme-Verben -u¯. 2.2.2. Nominalflexion (Deklination) Einer gemeinsamen Flexionsgruppe zuzurechnen sind aufgrund ihrer Schnittmenge der drei Dimensionen Kasus, Numerus und Genus die Wortarten Substantiv, Adjektiv, Pronomen und Personale. Das Substantiv weist genau diese drei Dimensionen auf, Kasus und Numerus als grammatische Dimensionen und Genus als lexikalische Dimension; das Adjektiv hat über die Dimensionen des Substantivs hinaus, wovon das Genus beim Adjektiv eine grammatische Dimension ist, noch die Dimensionen Gra-
29. Altgriechisch
dation und Adverbialisation; das Pronomen hat wiederum die Dimensionen Kasus, Numerus und Genus, sämtlich als grammatische Dimensionen, wovon das Personale der 1. und 2. Person in mehrfacher Hinsicht abweicht: Es hat keine grammatische Dimension Genus, aber eine lexikalische Dimension Person, mit der die grammatische Dimension Person des Verbums in Kongruenzrelation tritt, und es kann im Unterschied zu den Pronomina kein Substantiv substituieren. Die nominale Flexion unterscheidet fünf Kasus in drei Numeri. Das Genus, wovon es im Altgriechischen drei Kategorien gibt, bleibt beim Substantiv als konstante Dimension des Lexems im gesamten Paradigma gleich; das Genus kommt entweder durch die Stammbildung zum Ausdruck oder bleibt an dem betreffenden Substantiv unausgedrückt und wird nur in der Kongruenz an einem genusdifferenzierenden Adjektiv oder Pronomen erkennbar. Anders als bei den Flexionsdimensionen Kasus und Numerus handelt es sich beim Genus des Substantivs um eine Derivationsdimension. Die Dimensionen Kasus und Numerus sind fusioniert. Die Kasus im einzelnen sind Nominativ, Vokativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv. Die Numeri sind Singular, Dual und Plural. An Genera sind Maskulinum, Femininum und Neutrum vorhanden. Der Vokativ ist formal nur im Singular in der 2. Deklination im Maskulinum regelmäßig segmental-phonologisch markiert, suprasegmental-phonologisch durch Akzentwechsel teilweise in allen drei Deklinationen; beide Markierungen zusammen finden sich nur vereinzelt (cf. Vokativ de´spota vs. Nominativ despo´tee¯˛ s). 2.2.2.1.
Substantiv
2.2.2.1.1. Stammbildung Substantiv und Adjektiv haben dieselben Deklinationsklassen: 1. a¯-Deklination, 2. o-Deklination, 3. konsonantische Deklination (einschließlich i-, u- und DiphthongStämme); diese unterscheiden sich durch die morphologischen Mittel (Ausgänge/Endungen) zum Ausdruck derselben Kategorien.
807 Bei den Adjektiven werden teilweise die Genera systematisch bezeichnet. Bei den thematischen Stämmen folgen prototypisch das Maskulinum und das Neutrum der 2. Deklination und das Femininum der 1. Deklination; dementsprechend sind die meisten Substantive der 2. Deklination Maskulina oder Neutra und die meisten Substantive der 1. Deklination Feminina (-a¯/-ee˛¯ ). Athematische Stämme von Adjektiven folgen der 3. Deklination zur Bezeichnung von Maskulinum und Neutrum und der 1. Deklination zur Bezeichnung des Femininums (-a). Neben Adjektiven, die formal zwischen allen drei Genera unterscheiden (dreiendig), gibt es auch solche, die nur zwischen NichtNeutra und Neutra unterscheiden (zweiendig), und sogar solche, die gar keine formale Genusunterscheidung haben (einendig). Der kolumnale Akzent eines Paradigmas richtet sich nach der Position des Akzents im Nominativ Singular. Im Vokativ Singular einiger Substantive jedoch wird der Akut entgegen dem kolumnalen Akzent auf diejenige Silbe gesetzt, die im Rahmen des Dreisilbengesetzes dem Wortanfang am nächsten ist Bei der Verwendung von Appellativa als Propria wird auch der Akzent gegen den herkömmlichen abgegrenzt, was wohl durch die Entstehung von appellativischen Propria über die Verwendung im Vokativ zu erklären ist. Betonte Ausgänge von Nominativ und Akkusativ sind immer akutiert. Betonte Langvokale und Diphthonge in Ausgängen von Dativ und Genitiv sind zirkumflektiert (anders in der sog. attischen Deklination). Die Diphthonge oi und ai als Ausgang des Nominativ Plural entsprechen einer kurzen Silbe. Der Ausgang des Genitiv Plural der a-Stämme ist immer betont, also immer zirkumflektiert: -oo˛˜ . Beim Neutrum sind innerhalb eines Paradigmas Nominativ, Vokativ und Akkusativ eines Numerus regelmäßig formal gleich, bei Maskulinum und Femininum regelmäßig nur Nominativ und Vokativ des Plurals und Nominativ, Vokativ und Akkusativ des Duals.
808
V. Weitere indogermanische Sprachen
2.2.2.1.2. Endungen/Ausgänge Die 1. Deklination des Femininums hat drei Typen (-a¯, -ee˛¯ , -a), die sich im Singular voneinander unterscheiden; im Plural sind die Ausgänge durchgehend gleich, nämlich immer: Nominativ -ai, Akkusativ -a¯s, Dativ -ais, Genitiv -oo¯˛ n. Der a¯-Typ hat in allen Singular-Formen a¯-Ausgang, der e˛¯ -Typ hat e˛¯ Ausgang; der a-Typ hat zwei Subtypen, je nachdem, welches Phonem dem Ausgang vorhergeht, einerseits Subtyp a mit vorhergehendem e, i oder r, andererseits Subtyp b mit einem anderen vorhergehenden Konsonanten als r: Subtyp a und b haben beide im Nominativ und Akkusativ Singular aAusgang, Subtyp a hat im Dativ und Genitiv a¯-Ausgang, Subtyp b e¯˛ -Ausgang. Das Femininum der a-Deklination hat auch im Singular keine eigene Vokativ-Form. Die a¯Stämme des Femininums haben im attischen Griechisch je nach vorhergehendem Laut folgende Ausgänge: Subtyp a Subtyp b Singular Nom. -ee˛¯ Akk. -ee˛¯ n Vok. -ee˛¯ Gen. -ee˛¯ s Dat. -ee˛¯ (i)
-a¯ -a¯n -a¯ -a¯s -a¯(i)
-a -an -a -a¯s -a¯(i)
Plural Nom. Akk. Gen. Dat.
-ai -a¯s -o o¯˛ n -ais
Dual Nom./Akk. Gen./Dat.
-a¯ -ain
-a -an -a -ee˛¯ s -ee˛¯ (i)
Die Kontrakta der a¯-Deklination haben Ausgänge mit a¯- oder e˛¯ -Vokal, der immer zirkumflektiert ist. Die 1. Deklination des Maskulinums hat zwei Typen (-a¯, -ee¯˛ ). Im Unterschied zum Femininum weist der Nominativ Singular ein -s als Endung auf und enthält der Genitiv keinen a-Laut, sondern lautet ⫺ wie bei der 2. Deklination ⫺ -u¯. Der Vokativ-Ausgang ist beim a¯-Typ -a¯; der e¯˛ -Typ unterscheidet
hiernach zwei Subtypen: Subtyp a (tee˛¯ sStämme und Völkernamen auf -ee¯˛ s) hat als Ausgang -a, Subtyp b hat -ee˛¯ . Die a¯-Stämme des Maskulinums haben je nach vorhergehendem Laut folgende Ausgänge im Singular: Nom. Akk. Vok. Gen. Dat.
-ee˛¯ s -ee˛¯ n -ee˛¯ -u¯ -ee˛¯ (i)
-a¯s -a¯n -a¯ -u¯ -a¯(i)
Bei den o-Stämmen (2. Deklination) gibt es neben dem prototypischen Paradigma den durch Quantitätenmetathese entstandenen Typ der sog. attischen Deklination. Die oStämme haben folgende Formen: attische Dekl. Singular Nom. Akk. Vok. Gen. Dativ
-os -on -e -oo¯ø -oo˛¯ (i)
-oo¯˛ s -oo˛¯ n
Plural Nom. Akk. Gen. Dat.
-oi -oo¯ø s -oo˛¯ n -ois
-o o¯˛ (i) -oo¯˛ s -oo˛¯ n -oo¯˛ (i)s
Dual Nom./Akk. Gen./Dat.
-o o¯˛ -oin
-oo¯˛ -oo˛¯ (i)
Die Kontrakta der o-Stämme zeigen im Ausgang die entsprechenden Kontraktionsprodukte mit Zirkumflex als Akzent. Das Neutrum hat für Nominativ, Akkusativ und Vokativ im Singular einen Ausgang, der dem Akkusativausgang des Maskulinums entspricht, und im Plural den Ausgang -a bzw. -a¯. Die Nomina der dritten Deklination sind sämtlich athematisch gebildet, haben einen gemeinsamen Endungssatz und unterscheiden sich voneinander durch die Stammbildung; das stammbildende Suffix kann einen
809
29. Altgriechisch
Plosiv, ein /s/, einen Nasal, eine Liquida, ein /i/, ein /ü/ oder ein /ü¯ / enthalten, oder aber die Kasusformen des Paradigmas sind heteroklitisch mit verschiedenen stammbildenden Suffixen gebildet (cf. Nominativ Singular do´r-ü vs. Genitiv Singular do´r-at-os). Der Endungssatz der Konsonantenstämme ist folgender: Maskulinum Singular Nom. Akk. Vok. Gen. Dat. Plural Nom. Akk. Gen. Dat. Dual Nom./Akk. Gen./Dat.
Femininum
-s/-Ø -n/-a
Neutrum
-Ø -Ø -Ø -os -i
-es -s/-as
-a -a -o o¯˛ n -si -e -oin
Statt der vokalisch anlautenden Endungen erscheinen bei vokalischem Stammauslaut natürlich meist die entsprechenden Kontraktionsprodukte. 2.2.2.2. Adjektiv und Adverb Das Adjektiv hat gegenüber dem Substantiv zwei zusätzliche Dimensionen: Gradation und Adverbialisation. Die Gradation enthält die Kategorien Komparativ und Superlativ; eine grammatische Kategorie Äquativ gibt es nicht. Für Komparativ wie Superlativ gibt es drei Arten von Bildeweisen: Das Komparativ- bzw. Superlativsuffix tritt entweder (sog. primäre Gradation: Komparativ -(ı´)o o¯˛ n m./f., -(i)on n.; Superlativ -istos m., -ı´stee˛¯ f., -iston n.) unter Wegfall des Positivsuffixes unmittelbar an die Wurzel oder (sog. sekundäre Gradation: Komparativ -teros m., te´ra¯ f., -teron n.; Superlativ -tatos m., -ta´tee¯˛ f., -taton n.) mit Erhalt des Positivsuffixes an den Stamm des entsprechenden Adjektivs; oder die Grada-
tion wird in grammatikalisierter Suppletion mit Formen verschiedener Lexeme durchgeführt (cf. agat ho´s „gut“, ameı´no o˛¯ n „besser“, a´ristos „bester“). Die Adverbialisation wird mit dem Suffix -oo˛¯ s durchgeführt, das bei athematischen Adjektiven die Endung ersetzt, bei thematischen den Ausgang. Stattdessen kann auch bei manchen Adjektiven die Form des Akkusativ Singular Neutrum als Adverb zum Positiv fungieren; beim Komparativ ist es regelmäßig der Akkusativ Singular Neutrum, beim Superlativ der Akkusativ Plural Neutrum. 2.2.2.3. Pronomen Es gibt einen definiten Artikel (ho m., hee˛¯ f., to´ n.), mehrere Demonstrativpronomina (General-Deixis hu˜tos etc.; ich-Deixis ho´de etc.; jener-Deixis ekeeø˜ nos etc.), je ein Relativ(ho´s m., hee˛˘ f., ho´ n.), Interrogativ- (tı´s m./f., tı´ n.), Indefinit- (tis m./f., ti n.), Identitäts(auto´s m., autee˛˜ f., auto´ n.) und Reflexivpronomen (heauto o˛˜ [i]), das Personale (1. Person Singular egoo˛˘ etc.; 1. Person Plural hee˛¯ me˜s; 2. Person Singular su´; 2. Person Plural hü¯me˜s) und das Possessivadjektiv (1. Person Singular emo´s etc.; 1. Person Plural hee˛¯ me´teros; 2. Person Singular so´s; 2. Person Plural hü¯me´teros). Literatur: Bornemann/Risch 1978; Chantraine 1961; MeierBrügger 1992 [b]; Rix 1992; Schwyzer 1939; Zinsmeister 1990.
2.3. Syntax Syntaktisch seien unter Nomina Substantive, Adjektive (Partizipien eingeschlossen) und Pronomina verstanden; von den anderen Pronomina wie auch von den übrigen Nomina als genusdifferenzierenden Wortarten unterscheiden sich die Personalia der 1. und 2. Person, indem sie nicht genusdifferenzierend sind. 2.3.1. Morphosyntax Der Numerus ist als Dimension Verbum und Nomen gemein und hat als Kategorien Singular, Dual und Plural, wodurch Einzahl, Zweizahl und Mehrzahl ausgedrückt werden; für die 1. und 2. Person bedeuten
810 Zweizahl und Mehrzahl jedoch nicht unbedingt, daß zwei oder mehr Sprecher bzw. Angesprochene bezeichnet werden. Der Dual ist im Attischen bis Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. lebendig und schwindet als grammatische Kategorie im darauffolgenden Jahrhundert. 2.3.2. Verbalkategorien Das Verbum hat Kategorien für den Sprecher (1. Person), den Angesprochenen (2. Person) und das Besprochene (3. Person), und dies in Verbindung mit den drei Numeri. Die Funktionen der Modi im unabhängigen Satz sind folgende: Der Indikativ drückt aus, daß der Sprecher seine Aussage für gültig hält. Der Imperativ bringt Aufforderungen zum Ausdruck. Durch den Konjunktiv drückt der Sprecher seinen Willen aus, durch den Optativ einen Wunsch oder eine Möglichkeit. Darüber hinaus besitzen die Modi noch weitere Funktionen im abhängigen Satz. Zur Bezeichnung der Modalität hat das Altgriechische neben den Modi einen großen Reichtum an Modalpartikeln. Die Tempora nehmen nur im Indikativ Bezug auf die Zeitstufe: Präsens und Perfekt beziehen sich auf die Gegenwart, Imperfekt und Aorist auf die Vergangenheit und das Futur auf die Zukunft. Das Perfekt bezeichnet im Unterschied zum Präsens den gegenwärtigen Zustand als Ergebnis eines vorangegangenen Geschehens; Imperfekt und Aorist unterscheiden sich inhaltlich durch den Aspekt, indem ersteres den imperfektiven Aspekt bezeichnet, letzteres den perfektiven. Durch die Tempus/Aspekt-Stämme von Präsens, Aorist und Perfekt werden drei Aspekte unterschieden: imperfektiv (Präsens), perfektiv (Aorist) und resultativ (Perfekt); das Futur bildet keinen Aspektstamm. Von den Tempus/Aspekt-Stämmen des (Indikativ) Präsens und (Indikativ) Perfekt gibt es Vergangenheitstempora (Imperfekt bzw. Plusquamperfekt); der Indikativ Aorist ist selbst immer Vergangenheitstempus und somit in bezug auf die Zeitstufe Gegenwart defektiv: Formal entsprächen den fehlenden Gegenwartsformen des Aorist die Formen
V. Weitere indogermanische Sprachen
des Indikativ Futur, das als Zukunftsbezeichnung ja der Kombination von perfektivem Aspekt mit Gegenwartsbezug gleichkommt. Es handelt sich beim Altgriechischen nicht um eine Aspektsprache wie etwa Hindi oder Russisch. Das Aktiv drückt aus, daß das Verbalgeschehen vom Subjekt aus wirkt, das Medium bringt zum Ausdruck, daß das Verbalgeschehen auf das Subjekt zurückwirkt, und durch das Passiv wird ausgedrückt, daß sich das Verbalgeschehen auf das Subjekt auswirkt: e´lu¯se „er/sie wusch“, elu˘ seto „er/sie wusch sich“, elu˘ thee¯˛ „er/sie wurde gewaschen“. Aktiv und Medium können, abhängig von der Bedeutung des Lexems, semantisch neutral sein, wenn etwa die lexikalische Bedeutung der grammatischen Bedeutung ungefähr entspricht. 2.3.3. Nominalkategorien Beim Nomen unterscheidet das Altgriechische formal einen Kasus für das Subjekt (Nominativ) und einen für das direkte Objekt (Akkusativ); daneben gibt es eigene Kasusformen für das indirekte Objekt (Dativ) und für Teil- oder Besitzverhältnisse (Genitiv). Eine Besonderheit stellt der Kasus für die Anrede, der Vokativ, dar; am Vokativ selbst ist weiterhin auffällig, daß er nur im Singular eine eigene Form hat, jedoch nicht im Dual und im Plural, wo der Nominativ diese Funktion mit übernimmt, und daß auch im Singular nicht in allen Flexionsklassen eine eigene Vokativform vorhanden ist, so daß auch hier der Nominativ an die Stelle des Vokativs tritt. Die Kasus Akkusativ, Dativ und Genitiv zeichnen sich weiterhin dadurch aus, daß sie vor allem in Verbindung mit Adpositionen zur Bezeichnung räumlicher Verhältnisse dienen; dabei gilt folgende Verteilung: Der Dativ bezeichnet, wo etwas geschieht (Inessiv), der Akkustiv, wohin sich das Geschehen richtet (Adlativ), und der Genitiv, von wo das Geschehen ausgeht (Ablativ). 2.3.4. Adposition Im Altgriechischen kommen zwei Arten von Adpositionen vor, allgemein Präpositionen (z. B. dia´ „durch“, „wegen“) und einzelne Postpositionen (z. B. he´neka „wegen“).
29. Altgriechisch
2.3.5. Kongruenz und Inkongruenz Zwischen Subjekt und Prädikat besteht Kongruenz. Wortartübergreifende Kongruenz zwischen nominalen und verbalen Formen tritt nur in der grammatischen Dimension Numerus ein. Zwischen den Personalia der 1. und 2. Person und dem finiten Verbum tritt Kongruenz in der Dimension Person ein, wobei es sich auf Seiten des Personales um eine lexikalische Dimension handelt. Kongruenz im Genus kann naturgemäß nur zwischen Nomina eintreten, in der Kongruenz zwischen Subjekt und Prädikat also nur dann, wenn in der Verbalphrase Nomina enthalten sind, das Prädikat also nicht allein aus einer synthetischen finiten Verbalform besteht. Innerhalb des Nominalsyntagmas tritt Kongruenz in sämtlichen nominalen Dimensionen ein. In der Kongruenz zwischen Subjekt und Prädikat richten sich die Formen des Prädikats nach denen des Subjekts; in der Kongruenz zwischen Substantiv und Adjektiv paßt sich das Adjektiv dem Substantiv an. Im ersten Fall richtet sich also die Dominante nach dem Dependenten, im zweiten Fall der Dependent nach der Dominante. Regulär ist im Attischen (sog. sk he˜˛ ma attiko´n) die Inkongruenz zwischen der Pluralform eines Neutrums als Subjekt und einer verbalen Singularform als Prädikat: ta` p hü´lla pı´pteeø¯ „Die Blätter fallen“ (ta´: Nominativ Plural Neutrum des definiten Artikels to´ „das“; p hü´lla: Nominativ Plural Neutrum des Substantivs p hü´llon „Blatt“; pı´ptee¯ø : 3. Singular Indikativ Präsens Aktiv des Verbums pı´pteeø¯ n). Diese Inkongruenz ist historisch bedingt, indem die Pluralform des Neutrums auf eine Wortbildung der Bedeutung „Kollektiv“ zurückgeht; synchron akzeptabel ist diese Inkongruenz als eine Kongruenz ⫺ ähnlich derjenigen von Personalpronomen und Verbum ⫺ zwischen einer lexikalischen Dimension und einer grammatischen Dimension: ta` p hü´lla pı´pteeø¯ „Das Laub fällt“. 2.3.6. Wortstellung Bei der Wortstellung ist zu unterscheiden zwischen derjenigen des einzelnen Wortes in bezug auf das Satzganze (absolute Wortstel-
811 lung) und derjenigen der einzelnen Wörter des Satzes untereinander (relative Wortstellung). Außerdem kann der Wortstellung noch die Aufgabe zukommen, die Zusammengehörigkeit einzelner Wörter zum Ausdruck zu bringen. Eine Besonderheit des Altgriechischen als einer synthetischen flektierenden Sprache ist, daß aufgrund der eindeutigen Kennzeichnung der flektierten Wörter ihre Zugehörigkeit im Satz nicht durch die Wortstellung ausgedrückt werden muß. Bei den unflektierten Wörtern dagegen ist die Wortstellung wichtig; so stehen etwa Negationen bei ihrem Bezugswort. Die Stellung eines Satzteiles am Satzanfang und am Satzende dient seiner Hervorhebung. Die zweite Stelle im Satz ist Unbetontem vorbehalten, wobei sich das unbetonte Wort an das vorausgehende anlehnt (Enklise). Negationen stehen bei der Verneinung des Satzganzen entweder am Satzanfang oder vor dem finiten Verbum, bei der Verneinung eines Satzteiles vor diesem. Das Prädikatsverbum steht in der Mitte des Hauptsatzes. Je nach der Betonungsabsicht stehen Subjekt, Objekt oder Adverbiale vor dem Verbum und alles andere folgt ihm nach; das Objekt geht insbesondere dann voraus, wenn es als ein deiktisches Pronomen oder als eine nominale Kombination mit deiktischem Pronomen die Satzanfangstellung einnimmt. Wenn das Verbalgeschehen selbst im Vordergrund steht, nimmt das finite Verbum die Satzanfangsstellung ein. Wenn ein Adverbialsatz als Nebensatz dem Hauptsatz vorausgeht, so steht wiederum das finite Verbum des Hauptsatzes an dessen Anfang, wie wenn es sich bei dem Adverbialsatz um ein sonstiges Adverbiale handelte. Die Stellung der verschiedenen Wortarten, die sie in spezifischen Funktionen zueinander einnehmen, läßt sich im allgemeinen folgendermaßen beschreiben. Das adjektivische Attribut geht seinem substantivischen Bezugswort voraus; dabei handelt es sich um die prototypische Wortstellung, während die umgekehrte Reihenfolge zur Hervorhebung des Bezugswortes dienen kann. Dasselbe gilt für das substantivische Genitivattribut, das seinem Bezugswort ebenfalls vorausgeht, während die umgekehrte Rei-
812
V. Weitere indogermanische Sprachen
henfolge wiederum der Hervorhebung des Bezugswortes dienen kann. Bei Verwendung des definiten Artikels gibt es für ein adjektivisches, genitivisches oder sonstiges Attribut gewöhnlich zwei Stellungsmöglichkeiten: Entweder steht das Attribut zwischen Artikel und Substantiv (cf. ho agat ho`s anee˘˛ r „der gute Mann“) oder es folgt mit Wiederholung des Artikels dem Substantiv nach (cf. ho anee˘˛ r ho agat ho´s „der gute Mann“). Die Apposition folgt ihrem Bezugswort nach (cf. Zeu`s Olü´mpios). Zur Bildung von Adpositionalphrasen hat das Altgriechische eine große Zahl an Präpositionen, die ja ihrem Bezugswort vorausgehen. Das finite Verbum kann unterschiedliche Positionen im Satz einnehmen: Die ererbte Verbendstellung kommt nur in Paroemien als prototypisch vor; teilweise findet sich Verbanfangstellung; ansonsten nimmt das Verbum die Stellung nach dem Subjekt ein. Das Altgriechische weist also sowohl Charakteristika des rezeptiven/zentripetalen Typs (Attribut vor Bezugswort, Genitiv vor Bezugswort) auf als auch solche des emissiven/zentrifugalen Typs (Objekt nach Verbum, Präposition). Das Altgriechische erweist sich somit als ausgesprochener Mischtyp. 2.3.7. Parataxe und Hypotaxe Im Altgriechischen gibt es bei der Anordnung der Sätze Parataxe und Hypotaxe; bei den hypotaktischen Sätzen handelt es sich um Relativsätze und Konjunktionalsätze, die in beiden Fällen sowohl die Funktion eines Komplements als auch die Funktion eines Adjunkts übernehmen können. Literatur: Bornemann/Risch 1978; Denniston 1934; Humbert 1960; Meier-Brügger 1992 [a]; Schwyzer/ Debrunner 1950.
3.
Phonologische Variation
3.1. Akzentuation In der Akzentuation weist das Äolische das Phänomen der Akzentverlagerung zum Wortanfang auf, die sog. Barytonese; cf. po´tamos vs. potamo´s, t hu˜mos vs. t hü¯mo´s. Im Dorischen ist in der Akzentuation teilweise
der alte Zustand erhalten: Wörter mit akzentuiertem Langmonophthong oder Diphthong in der Paenultima vor kurzer Ultima sind nicht schleiftonig (Properispomenon), sondern stoßtonig (Paroxytonon; cf. gunaı´kes); statt auf der Paenultima (Paroxytonon) liegt der Stoßton auf der Ultima (Oxytonon; cf. p hratee˘˛ r). Zwischen dem 5. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. wird der tonale Akzent nach und nach durch einen dynamischen Akzent ersetzt; damit geht der allmähliche Verlust der Quantitätenopposition einher. 3.2. Vokalismus 3.2.1. Die Phoneme /ee˛¯ / und /a¯/ Das Attische hat, wie auch das Ionische, vielfach den Langmonophthong /ee˛¯ / statt des Vokals /a¯ / der anderen Dialekte. Doch hat das Attische /a¯ / in bestimmten Positionen (nach /e/ /i/ /r/) restituiert (sog. Alpha purum). Das Ionische hat dagegen durchgehend /ee˛¯ / statt /a¯/, teilweise (Naxos, Keos) noch bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. vom ererbten Langmonophthong /ee¯ø / unterschieden. 3.2.2. Die Phoneme /ü/ und /u/ Im Attischen wandelt sich die Aussprache des Phonems /u/ von [u] zu [ü] und die des Phonems /u¯ / von [u¯ ] zu [ü¯]. Auch im Ionischen haben /u/ und /u¯ / zunächst den Lautwert [u] bzw. [u¯ ], im Insel- und Ostionischen aber ab dem Ende des 5. Jahrhundert v. Chr. den Lautwert [ü] bzw. [ü¯]. In den anderen Dialekten bleibt die alte Aussprache der u-Laute erhalten; mit dem Langmonophthong dieser Dialekte fällt der zu [u¯] monophthongierte Diphthong /ou/ zusammen. Die Koine hat ⫺ wie das Attische ⫺ /ü/ und /ü¯/. 3.2.3. Kontraktion und Ersatzdehnung Verschiedene Entwicklungen gibt es in den Dialekten bei den langen e¯- und o¯-Vokalen als Kontraktions- und als Ersatzdehnungsprodukt im Verhältnis zu den ererbten Langmonophthongen und zu den ei4- und ou4 -Diphthongen und ihren Schreibungen. Aus der Schreibung der Kontraktionsprodukte mit *ei+ oder *ee¯˛ + bzw. *ou+ oder *oo¯˛ +
29. Altgriechisch
läßt sich auf die Artikulation der beteiligten e- bzw. o-Kurzmonophthonge schließen, geschlossen (Attisch, Ionisch, Nordostdorisch) oder offen (Lesbisch, Arkadisch, Lakonisch). Im Altattischen, wie auch im Ionischen, werden die Kontraktions- und Ersatzdehnungsprodukte /eeø¯ / und /oo¯ø / von den Diphthongen /ei4 / bzw. /ou4 / unterschieden (in der Schreibung bis ins 4. Jahrhundert v. Chr.), wobei die Diphthonge ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. monophthongiert werden, so daß /ee¯ø / und /oo¯ø / im 6. Jahrhundert v. Chr. mit /ei4 / bzw. /ou4 / zusammenfallen und /ooø¯ / im 5. Jahrhundert weiter zu /u¯ / gehoben wird; dabei wird die Diphthongschreibung beibehalten und auch auf die Kontraktionsund Ersatzdehnungsprodukte angewandt. Im Nordwestgriechischen kommen für /e¯ / als Kontraktions- oder Ersatzdehnungsprodukt verschiedene Schreibungen vor, meist *ei+, im Delphischen und Lokrischen aber auch *e+ und *ee¯˛ +; im älteren Lokrischen wird graphisch noch zwischen /o¯ / als Kontraktions- (*o+) und als Ersatzdehnungsprodukt (*ou+) unterschieden, später nicht mehr. Im Inseldorischen erscheint /ee¯ø / als Kontraktionsprodukt aus /e/ und /e/, das Ersatzdehnungsprodukt ist offener, teilweise sind Kontraktions- und Ersatzdehnungsprodukt auch gleich. Im Kretischen gibt es geschlossenes /eeø¯ / als Kontraktionsprodukt aus /e/ und /e/ und offenes /ee˛¯ / als Ersatzdehnungsprodukt (außer vor der Verbindung von Nasal/Liquida und /u4 /, wo es geschlossener ist); Kontraktionsprodukt aus /o/ und /o/ ist geschlossenes /oo¯ø /. Die Kontraktionsprodukte im Arkadischen sind /ee¯˛ / und /oo¯˛ /. 3.2.4. Quantitätenmetathese Das Attische, wie auch das Ionische, weist eine sog. Quantitätenmetathese in den Lautfolgen /eoo¯˛ / statt /a¯o/ und /ee˛¯ o/ (Attisch) und /ea¯ / statt /ee˛¯ a/ und /eoo¯˛ / statt /ee˛¯ o/ (Ionisch) auf; im Homerischen findet sich die Quantitätenmetathese erst vereinzelt. 3.2.5. Antevokalische und antekonsonantische Hebung Das Boiotische hat allgemein /i/ statt /e/ vor Vokalen seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. (nicht in Südwestboiotien). Im Arkadischen
813 und Nordwestgriechischen bleibt /e/ vor velarem Vokal erhalten und wird nicht zu /i/. Das Kyprische hat /i/ statt /e/ vor velarem Vokal. Im Westargolischen gibt es /i/ statt /e/ vor /o/. Das Kretische hat /i/ statt /e/ vor /a/, /o/, /o¯/. Im Lesbischen und Mykenischen gibt es /u/ statt /o/ im Auslaut. Arkadisch und Kyprisch haben /i/ statt /e/ vor Nasal (Arkadisch im Anlaut und zwischen /m/ und /n/) und /u/ statt /o/ vor Nasal und im Auslaut. Auch im Kretischen gibt es /i/ statt /e/ vor Nasal. 3.2.6. Sproßvokal Boiotisch, Thessalisch, Lesbisch, Arkadisch, Kyprisch und Mykenisch haben als Sproßvokal neben /r/ und /l/ (z. T. auch im Zusammenhang mit Nasal) ein /o/ anstelle eines attischen /a/ (auch ionisch). Im Äolischen, Arkadischen und Mykenischen ist /o/ statt /a/ Fortsetzer eines silbischen Nasals *m j oder *nj (sog. Nasalis sonans). 3.3. Konsonantismus 3.3.1. Das Phon [i4 ] vs. Ø Statt attischem Hauchlaut im Wortanlaut oder Ø im Wortinlaut hat das Mykenische teilweise noch konsonantisches [i4 ] erhalten; cf. myken. *jo+, *o+ vs. att. ho o¯˛ s, myken. *e-re-pa-te-jo+, *e-re-pa-te-o+. 3.3.2. Das Phon [u4 ] vs. Ø Der Konsonant [u4 ] (alphabetisch geschrieben mit sog. Digamma â) ist in den verschiedenen Dialekten unterschiedlich vertreten. Im Boiotischen ist [u4 ] im Anlaut bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. bewahrt, im Inlaut schon im 6. Jahrhundert v. Chr. geschwächt. Im Arkadischen ist [u4 ] im Anlaut bis ins 4. Jahrhundert erhalten, intervokalisch ist es teilweise schon im 6. Jahrhundert geschwunden. Im Kyprischen ist konsonantisches [u4 ] teilweise erhalten, intervokalisch teilweise schon im 5. Jahrhundert geschwunden. Im Ionischen ist [u4 ] nur als Übergangslaut vorhanden; homerisch sind Spuren von konsonantischem [u4 ] im Ausbleiben von Elision und Hiatkürzung und in Positionslänge erkennbar. Im Nordwestgriechischen ist [u4 ] im Anlaut bis ins 2.
814 Jahrhundert v. Chr. erhalten, im Inlaut nur vereinzelt. Im Kretischen ist [u4 ] im Anlaut erhalten bis ins 3. Jahrhundert v. Chr., im Zentralkretischen bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. Im Westargolischen ist [u4 ] vielfach noch vorhanden und wird ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. teilweise nicht mehr geschrieben. Im Inseldorischen ist [u4 ] von Anfang an im An- und Inlaut nicht mehr vorhanden. Im Mykenischen ist [u4 ] durchgehend erhalten; cf. att. oı˜kos vs. thessal. arkad. u4 oı˜kos; att. hree˘˛ tra¯, ion. hree˘˛ tree˛¯ vs. el. u4 ra˘ tra¯; att. neo´s vs. kypr. neu4 os, myken. *ne-wo+ /neu4 o-/; att. neo o˛˘ s, ion. nee¯˛ o´s, dor. na¯o´s vs. lesb. nau˜os, lakon. na¯u4 o´s; att. he´o˛¯ s, ion. e¯˛ o˛˘ s vs. lesb. au´o¯˛ s, arg. a¯u4 o˛˘ s. 3.3.3. Palatalisierung Als Ergebnis der Palatalisierung von t- und k-Lauten haben Boiotisch, Thessalisch, Attisch und Westionisch (Euboia, Ororos) /tt/, Lesbisch, Insel- und Ostionisch /ss/; cf. boiot. to´ttos, -tto¯ westion. -tto¯ vs. lesb. to´ssos, -sso¯, insel-, ostion. -sso¯. Sowohl Aiolisch als auch Ionisch zerfällt somit in einen westlichen tt-Raum auf dem griechischen Festland und einen östlichen ss-Raum auf den griechischen Inseln und an der kleinasiatischen Küste. Im Anlaut führt die Palatalisierung von /t/ und /t h / zu /s/, im Inlaut im Attischen, wie auch im Ionischen und Arkadischen, ebenso zu /s/, in den anderen Dialekten zu /ss/ oder ⫺ nach Konsonant, Langmonophthong oder Diphthong ⫺ zu /s/, im Boiotischen und Kretischen aber zu /tt/; cf. att. ion. to´sos, myken. *to-so+, lesb. dor. to´ssos; att. ion. arkad. me´sos, lesb. dor. me´ssos, boiot. kret. me´ttos. Die Palatalisierung von /k/ und /k h / führt im Anlaut im Attischen, wie auch im Boiotischen zu /t/, sonst zu /s/, im Inlaut im Attischen, wie auch im Boiotischen und Kretischen zu /tt/, im Mykenischen zu /ts/ oder /s/, sonst zu /ss/. In der Koine wird gegen das Attische die Entsprechung /ss/ fortgeführt. Bei stimmhaftem Dental und Tektal ergibt die Palatalisierung allgemein einen Sibilanten, im Boiotischen und Kretischen aber im Anlaut /d/ und im Inlaut /dd/, cf. att. Zeu´s vs. boiot. Deu´s.
V. Weitere indogermanische Sprachen
Die Palatalisierung von /p/ und /p h / führt allgemein zu /p/ nur im Aiolischen im Anlaut zu /pt/. Ähnlich wie die Kombination /ki4 / führt auch die Kombination /tu4 / im Anlaut zu /s/, im Inlaut im Attischen, wie auch im Boiotischen und Kretischen zu /tt/ und sonst zu /ss/; cf. att. te´ttares, boiot. pe´ttares vs. te´ssares. Die Koine hat ⫺ anders als das Attische ⫺ die Lautfolge /ss/. 3.3.4. Assibilierung Im Lesbischen, Arkadischen, Kyprischen, Attischen, Ionischen, und Mykenischen gibt es (infolge der Assibilation von /ti/ über [t si] zu /si/) /si/ statt /ti/, das im Boiotischen, Thessalischen, Dorischen, Westargolischen, Inseldorischen, Kretischen, Nordwestgriechischen, Elischen u. a. erhalten ist; cf. att. ion. arkad. lesb. eı´kosi vs. boiot. lakon. kret. u4 ikati, thessal. arg. ikati; 3. Plural: att. ion. e´khu¯si, arkad. e´khonsi, myken. *e-ko-si+ /he´khonsi/ vs. „westgriech.“ e´khonti. 3.3.5. Assimilation Attisch und Westionisch haben assimiliertes /rr/ statt /rs/ im Insel- und Ostionischen und Lesbischen; cf. att. ko´rree˛¯ vs. ion. ko´rsee˛¯ , lesb. ko´rsa¯. Die Koine hat ⫺ anders als das Attische ⫺ die Lautfolge /rs/. Manche vorhistorische Konsonantensequenzen haben in den Dialekten unterschiedliche Entsprechungen, indem die beteiligten Konsonanten einem Assimilationsprozeß ausgesetzt waren oder die Konsonantensequenz vereinfacht wurde bei gleichzeitiger Ersatzdehnung des vorausgehenden Vokals. Statt Ersatzdehnung im Attischen haben Lesbisch und Thessalisch ein Assimilationsprodukt /nn/ oder /rr/ (< *ni4 bzw *ri4); cf. att. p ht heı´roo¯˛ , kteı´noo˛¯ vs. lesb. p ht he´rro o¯˛ , kte´nno o˛¯ . Statt Ersatzdehnung im Attischen (wie auch im Ionischen, Dorischen) haben Lesbisch und Thessalisch /ll/ oder /nn/ (< *sl bzw *sn); cf. att. ion. selee˘˛ nee¯˛ , dor. sela˘ na¯ vs. lesb. sela´nna. Statt Ersatzdehnung im Attischen (wie auch im Ionischen, Dorischen), haben Lesbisch und Thessalisch /ll/ (< *ln); cf. att. ion. stee˛˘ lee˛¯ , dor. sta˘ la¯ vs. lesb. thessal. sta´lla¯.
815
29. Altgriechisch
Statt Assimilationsprodukt /ll/ (< *li4) im Attischen (wie auch im Ionischen, Lesbischen, Dorischen) hat das Kyprische Ersatzdehnung; cf. att. a´llo o¯˛ n vs. kypr. aı´lo o¯˛ n. Einige Konsonantensequenzen bleiben in manchen Dialekten erhalten, während sie in anderen mit Ersatzdehnung vereinfacht werden und in wieder anderen ohne Ersatzdehnung. Statt der Vereinfachung ohne Ersatzdehnung im Attischen. wie auch im Lesbischen und Lakonischen, haben homerisches Ionisch, Kretisch und Kyrenisch Vereinfachung mit Ersatzdehnung, während im Boiotischen, Arkadischen, Korinthischen und Elischen die Konsonantensequenzen /lu4 /, /nu4 /, /ru4 / als solche erhalten sind; cf. att. lesb. kalo´s vs. homer. ion. ka¯lo´s vs. boiot. kalu4 o´s; att. lesb. kse´nos vs. hom. ion. kseı˜nos, kyren. ksee¯˛ nos vs. korinth. el. kse´nu4 os; att. ko´ree˛¯ , lakon. ko´roi vs. homer. ion. kou´ree¯˛ , kret. koo˛˘ ra¯ vs. arkad. korinth. ko´ru4 a¯.
3.3.7. Frikativierung Die Plosive verändern im Laufe der Zeit ihre Artikulationsart und werden zu Frikativen, die Mediae früher als die Tenues. In manchen Dialekten setzt dieser Wandel bei den Mediae (Boiotisch, Korinthisch) im 5. Jahrhundert v. Chr. ein, cf. att. amoibee˘˛ n vs. korinth. amoiu4 a¯n, att. ego o˛˘ n vs. boiot. io o˛˘ n, bei den Tenues (Lakonisch, Kretisch, Elisch) im 4. Jahrhundert v. Chr., cf. att. ane´t he˛¯ ke vs. lakon. ane´see¯˛ ke.
3.3.6. Labiovelare Im Mykenischen sind die ererbten Labiovelare erhalten; cf. att. bu¯ko´los vs. myken. *qo-u-ko-ro+ /gu4 ou4 kolos/. In den anderen Dialekten sind die Entsprechungen der Labiovelare durch die Lautumgebung bedingt, durch die Stellung vor unsilbischem /i4 /, neben u-Phonem, vor palatalem Vokal oder vor velarem Vokal oder Konsonant. Vor velarem Vokal oder Konsonant ist die Entsprechung im allgemeinen ein Labial. Im Aiolischen ist die Entsprechung zusätzlich auch vor palatalem Vokal ein Labial; Ausnahme ist z. B. das Interrogativpronomen tı´s. In nicht-aiolischen Dialekten entsprechen den Labiovelaren Dentale oder Labiale je nachdem, ob ein vorderer oder hinterer Vokal folgt. Im Arkadisch-Kyprischen entsprechen den Labiovelaren vor /e/ und /i/ im allgemeinen Dentale. Das Arkadische hat Sibilanten als Vertreter der Labiovelare vor palatalen Vokalen (teils mit den Zeichen für Dentale, teils mit dem Zeichen *z+ oder mit einem eigenen Zeichen für Sibilant geschrieben). Im Kyprischen gibt es /s/ als Entsprechung des Labiovelars vor /i/.
3.3.9. Rhotazismus In verschiedenen Dialekten tritt durch sog. Rhotazismus für stimmhaftes [z] die Liquida /r/ ein. Im Ionischen in Eretria und Ororos kommt Rhotazismus intervokalisch vor, im Lakonischen und Elischen im Auslaut, cf. att. a´llois vs. el. a´lloir; att. hiereu´s vs. lakon. hiereu´r.
3.3.8. Psilose Attisch, West- und Inselionisch erhalten anlautendes /h/ (sog. Spiritus asper), das im Ostionischen Kleinasiens schwindet, sog. Psilose, ebenso wie im Aiolischen Kleinasiens (Lesbisch), im Kretischen und im Elischen. Im Arkadischen ist der Hauchlaut schon von Beginn der Überlieferung an schwankend (in der Schreibung). Die Koine hat ⫺ anders als das Attische ⫺ die Psilose, übernommen wohl aus der Umgangssprache.
Literatur: Bile 1988; Binder 1997 [a]; Binder 1997 [b]; Binder 1999; Blass/Debrunner/Rehkopf 1979; Brixhe 1987; Buck 1955; Chantraine 1958; Dubois 1986; Forssman 1998 [c]; Garcı´a Ramo´n 1996; Garcı´a Ramo´n 1997 [a]; Garcı´a Ramo´n 1997 [b]; Garcı´a Ramo´n 1997 [c]; Garcı´a Ramo´n 1997 [d]; Garcı´a Ramo´n 1998 [b]; Garcı´a Ramo´n 2000; Garcı´a Ramo´n 2002; Hinze 1999; Hodot 1990; Lejeune 1972; Meier-Brügger 1992 [b]; Meisterhans 1900; Monro 1891; Palmer 1986; Plath 2000; Rix 1992; Schmitt 1977; Schwyzer 1939; Thumb/Kieckers 1932; Thumb/Scherer 1959; Vilborg 1960.
4.
Morphologische Variation
4.1. Verbum 4.1.1. Stammbildung Dialektal finden sich Konjunktivformen zu athematischen Stämmen, deren Ausgänge nach der ererbten Weise die Gestalt von
816 Ausgängen von Indikativ-Präsens-Formen thematischer Stämme haben; so hat für die 3. Singular Aktiv das Lesbische -ei, für die 3. Plural Aktiv das Kretische -onti, für die 2. Singular Medium das Homerische -eai, für die 3. Singular Medium das Kyrenische -etai und für die 3. Plural Medium das Kretische -ontai. Das sog. dorische Futur auf -seo- statt -so- gibt es im Dorischen, Saronischen, Inseldorischen, Kretischen, Achaiischen (Kephallenia, Ithaka, sonst -so-) und Nordwestgriechischen. Die zo-Verben haben im Futur/AoristStamm im Dorischen, Westargolischen, Inseldorischen, Kretischen, Messenischen, Achaiischen und Nordwestgriechischen -ksstatt -ss-, das im Westargolischen, Inseldorischen, Zentralkretischen (Gortyn) (*-z-+) als Relikt aus vordorischer Zeit erhalten ist. Der sigmatische Aorist flektiert im Pamphylischen thematisch; cf. 3. Pl. ebo¯lasetu. Die Wurzelaoristformen im Dual und Plural der Verben dı´do o˛¯ mi und tı´t he¯˛ mi sind im Attischen bewahrt; cf. anet he´tee¯˛ n (Du.), pare´domen (Pl.). Homerisch gibt es in den Präterita Imperfekt und Aorist einen Iterativ auf -ske/o-, dessen Formen meist ohne Augment sind. Präsentische Perfektflexion gibt es bei finiten wie infiniten Formen im Inseldorischen, bei Partizip und Infinitiv im Lesbischen, beim Partizip im Boiotischen und Thessalischen und beim Infinitiv im Ostargolischen, Kretischen und Phokischen. In der Koine ist die mi-Konjugation durch die o¯-Konjugation verdrängt: Entweder sind die ehemaligen mi-Verben in die o¯Konjugation übergeführt worden, teilweise mit ⫺ abgesehen von der anderen Konjugationsklasse ⫺ zusätzlich veränderter Stammbildung, oder es findet Lexemsubstitution statt. Im Medium bleibt die athematische Konjugation länger erhalten, weil die medialen Endungen in der athematischen Konjugation dieselben sind wie in der thematischen. 4.1.2. Endungen allgemein In manchen Dialekten gibt es Konjunktivformen mit Sekundärendungen, so im Arkadischen, Kretischen und Kyrenischen.
V. Weitere indogermanische Sprachen
Statt der Primär-, Sekundär- und Perfekt-Endung attisch -men der 1. Plural, wie sie sich auch im Ionischen, Lesbischen und Arkadischen findet, haben Dorisch, Saronisch, Inseldorisch und Nordwestgriechisch bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. die Endung -mes. Die Personalendungen der 3. Plural haben im Pamphylischen -d- statt -nt-, wobei /d/ aus /nt/ entstanden ist. Boiotisch und Thessalisch verwenden in der 3. Plural -nt hstatt -nt-. 4.1.3. Primärendungen Aktiv: 1. Sg.: Im Arkadischen ist in der 1. Singular Optativ auf -oi-a der Fortsetzer der älteren Sekundärendung -a (< *-m j ) erhalten. Teilweise gibt es im Attischen analogische Neubildungen der 1. Singular Optativ (Ausgang -oi4n) mit der Sekundärendung -n, in ihrer lautgesetzlichen Gestalt nach Vokal. 2. Sg.: Homerisch gibt es bei der Form der 2. Singular Präsens Aktiv des Verbums für „sein“ als Endung -si, das die lautgeschichtliche Vorstufe der Endung -i darstellt; ferner gibt es homerisch für die 2. Singular häufig die Endung -st ha (bei -mi in der 1. Singular). Im Kyprischen findet sich teilweise die Sekundärendung -s der 2. Singular bei den thematischen Stämmen, so daß sich als Ausgang -es ergibt. 3. Sg.: Wie das Attische haben Ionisch, Lesbisch, Arkadisch und Kyprisch für die 3. Singular als Endung -si, Attisch und Ionisch auch mit sog. Ny ephelkystikon -sin, das Boiotische dagegen hat als Endung -ti. Homerisch treten auch Formen der 3. Singular mit Endung -Ø auf. 3. Pl.: In der 3. Plural haben statt des Ausgangs attisch -u¯si mit ersatzgedehntem Themavokal (auch ionisch) Lesbisch -oisi, Arkadisch und Mykenisch -onsi und Dorisch -onti. Medium: 2. Sg.: Homerisch finden sich auch unkontrahierte Formen der 2. Singular Medium. Zur graphischen Differenzierung des Indikativs vom Konjunktiv wird im Attischen die 2. Singular Medium statt mit *-ee¯˛ i+ mit *-ei+ geschrieben, was zu dieser Zeit dieselbe Aussprache [ee¯ø ] repräsentiert. Im Arkadischen findet sich eine Form der 2. Singular Medium mit der alten Endung -oi statt geneuertem -ai. 3. Sg./Pl.: Im
29. Altgriechisch
Arkadischen, Kyprischen und Mykenischen sind die alten o-haltigen Primär- und Perfektendungen -toi und -ntoi für die 3. Singular bzw. Plural Medium statt der analogisch ausgeglichenen a-haltigen Endungen -tai und -ntai erhalten; cf. arkad. tetaktoi, kypr. *ke-i-to-i+ /keitoi/, myken. *e-u-ke-to-qe+ /euk hetoi ku4 e/. 1. Pl.: Homerisch gibt es als Endung der 1. Plural Medium -mest ha. 3. Pl.: Statt attisch -ntai (keı˜ntai) gibt es äolisch, homerisch und dorisch -atai (ke´atai), mykenisch -otoi (*ke-o-to+). 4.1.4. Sekundärendungen Aktiv: 3. Pl.: In der 3. Plural Aktiv gibt es schon homerisch -san statt -n. Im Attischen breitet sich diese Endung ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. auch auf den Imperativ aus. Die Koine hat die Endung -san. 3. Du.: Im Dorischen lautet die 3. Dual Aktiv -ta¯n. Medium: 1. Sg.: Dorisch und Lesbisch haben in der 1. Singular Medium statt der Endung attisch -mee¯˛ n (auch ionisch) die Endung -ma¯n. 1. Pl.: Homerisch gibt es für die 1. Plural Medium auch die Variante -mest ha. 3. Pl.: Im Ionischen und homerisch erscheint die Form für die 3. Plural Medium -ato auch im Imperfekt. Für die 3. Plural Optativ Medium hat statt attisch -nto das Altattische die Endung -ato; diese Endung ist auch lesbisch und homerisch. 3. Du.: Das Dorische hat als Endung für die 3. Dual Medium -st ha¯n. 4.1.5. Perfektendungen Aktiv: 3. Pl.: Für die 3. Plural attisch -a¯si (auch ionisch) haben das Lesbische -aisi, das Arkadische -ansi und das Dorische -anti, was der lautgeschichtlich ältesten Entwicklungsstufe entspricht; daneben finden sich öfter Formen, die auf die schwundstufige Variante der Endung zurückgehen, im Arkadischen und Ionischen -asi und im Dorischen -ati. 4.1.6. Plusquamperfektendungen Aktiv: 1. Sg.: Statt der Endung für die 1. Singular attisch -eeø¯ n mit geschlossenem /ee¯ø / hat das Altattische noch die ältere Form -ee˛¯ mit offenem /ee˛¯ / und ohne Sekundärendung, homerisch ist noch die ⫺ wiederum ältere ⫺ unkontrahierte Form -ea erhalten. 2. Sg.: In
817 der 2. Singular gibt es statt attisch -ee¯ø s im Altattischen die Form -ee˛¯ st ha, die auch homerisch neben der Form -ee˛¯ s vorkommt. 3. Sg.: Für die 3. Singular gibt es statt der Endung attisch -eeø¯ , die auch homerisch ist, ionisch und homerisch -ee und dorisch -ee˛¯ . Im Plural und Dual des Plusquamperfekts hat das nachklassische Attisch in intraparadigmatischer Analogie den Kurzvokal /e/ des Endungsanlautes durch den Langvokal /ee¯ø / des Singulars ersetzt. Homerisch kommen im Plusquamperfekt teilweise Formen mit e/o-Themavokal und Sekundärendung vor, die in Analogie zu den Indikativen der Präteritaltempora Imperfekt und Aorist der thematischen Stämmen gebildet sind, 1. Singular auf -on, 3. Singular auf -e und 3. Plural auf -on. 4.1.7. Perfekt-/Plusquamperfektendungen Medium: 3. Pl.: Statt der attischen periphrastischen Bildung für die 3. Plural von Perfekt und Plusquamperfekt Medium bei konsonantischem Stammauslaut hat das Altattische noch die ältere synthetische Bildung mit den Endungen -atai bzw. -ato. Das Ionische hat in der 3. Plural von Perfekt und Plusquamperfekt Medium nach Langvokal oft -atai bzw. -ato. 4.1.8. Imperativendungen 3. Pl.: Im Imperativ ist die Personalendung der 3. Pl. im Nordwestgriechischen und teilweise im Inseldorischen (Kos, Rhodos, Delphi [jünger]) -nto¯ statt -nto¯n wie sie teilweise auch im Inseldorischen (Delphi [älter], Thera, Kyrene) lautet. Die Imperativendungen sind im Ionischen im Aktiv -nto¯n und im Medium -st ho¯n. 4.2. Nomen 4.2.1. Kategorien Das Mykenische hat als Kasuskategorie noch den Instrumental und die zugehörigen Endungen, Sg. -e¯, Pl. -p hi; die Endung des Plurals findet sich als Reliktform auch im Homerischen, allerdings mit unterschiedlichen Kasus- und Numerusbedeutungen; cf. myken. *po-pi+, *ki-to-pi+, *te-u-ke-pi+, homer. o´k hesp hi, ˜ıp hi, nau˜p hi.
818 4.2.2. Stammbildung Bei den Konsonantenstämmen wechselt teilweise der Akzent zwischen Stamm ⫺ bei starken Kasusformen ⫺ und Endung ⫺ bei schwachen Kasusformen; diese Mobilität des Akzents ist grundsprachliches Erbe, das im Griechischen modifiziert konserviert wird, obwohl es in der Nominalflexion dem Prinzip des kolumnalen Akzents widerspricht. Die Dialekte variieren beim intraparadigmatischen Ausgleich. Während im Attischen zu Nominativ Singular anee˘˛ r, Genitiv Singular andro´s vom schwachen Stamm des Genitivs aus der Akkusativ Singular a´ndra und der Nominativ Plural a´ndres als schwache Formen mit schwundstufigem Suffix neu gebildet werden, bleiben sie homerisch als starke Formen Akkusativ Singular ane´ra und Nominativ Plural ane´res mit vollstufigem Suffix erhalten. Auch beim interparadigmatischen Ausgleich gibt es dialektale Variationen. So werden bestimmte, seltenere, Stammklassen in andere, häufigere, mit eingereiht: nStämme werden im Attischen zu nt-Stämmen, während es homerisch noch die nStammbildung gibt. Vom Nominativ Singular att. do´ru wird der schwache Stamm im Genitiv Singular att. doro´s (homer. douro´s) durch eine (n)t-Stammform do´ratos (homer. dou´ratos) ersetzt, ähnlich zum Nominativ Singular att. kre´as der Genitiv Singular att. kre´o¯˛ s durch kre´atos. Der u-Stamm Nominativ Singular huiu´s, Genitiv Singular huie´os des Altattischen wird im Attischen durch einen thematischen o-Stamm Nominativ Singular huio´s, Genitiv Singular huiou˜ ersetzt. Ein im Mykenischen noch bezeugter einzelner m-Stamm *e-me+ wird allgemein durch einen n-Stamm fortgeführt. Die i-Stämme zeigen im Kyprischen ein /u4 / als stammbildendes Element; cf. Dat. Sg. kypr. *po-to-li-wi+ /ptoliwi/. Die Stämme auf -eu´s, -e´a lauten im Arkadischen auf -e¯s, -e¯n aus, was auch im Kyprischen (Paphos) durch Formen auf -e¯s bezeugt ist; cf. arkad. hiere¯s, kypr. *o-i-je-rese+ /ho hiere¯s/. 4.2.3. Ausgänge und Endungen Die anderen Dialekte sind im Singular der a¯-Deklination gegenüber dem Attischen einheitlicher; wo das Attische /a¯ / oder /ee˛¯ /
V. Weitere indogermanische Sprachen
aufweist, hat das Ionische immer /ee˛¯ /, die übrigen Dialekte immer /a¯/. Im Arkadischen ist in Tegea der Genitiv Singular auf -au (< -a¯o) auf die fem. a¯-Stämme übertragen. Als Dativ Singular hat das Boiotische mit -ee¯˛ die Form des alten Lokativs fortgesetzt. Im Plural haben die Dialekte teilweise verschiedene Formen. Im Akkusativ hat wie das Attische das Ionische -a¯s; das Lesbische hat -ai4s; Arkadisch und Kretisch haben -ans, was sprachgeschichtlich der ältesten Entwicklungsstufe entspricht. Im Genitiv haben gegenüber attisch -o¯n, Lesbisch und Dorisch -a¯n, das Ionische -eo¯n und das Mykenische -a¯o¯n (auch homerisch). Statt attisch -ais ab 400 v. Chr. haben im Dativ das Altattische selbst -a¯si oder -ee¯˛ si, das Kretische -a¯si, das Mykenische -a¯hi; ebenfalls -ais haben Boiotisch und Dorisch, -a¯isi hat das Lesbische, -ee¯˛ isi das Ionische (auch homerisch). Eine weitere Kasusform, die des Instrumental Plural, findet sich homerisch mit dem Ausgang -ee˛¯ p hi, im Mykenischen mit dem Ausgang -a¯p hi. Auch das Dualparadigma zeigt Ausgleichserscheinungen nach der prototypisch genusspezifischen Distribution von a¯- und o-Stämmen: Für Nominativ und Akkusativ gibt es im Altattischen und im Mykenischen noch den alten Dualausgang -oo˛¯ , während das jüngere Attische und Ionische durchgehend -a¯ aufweisen, was auf einen interparadigmatischen Ausgleich nach dem Lautwandel von a¯ zu e¯˛ im Ionisch-Attischen hindeutet; für Genitiv und Dativ hat wie das Attische auch das Dorische -ain, das Arkadische hat -ai44iun, das Mykenische -oi44iin. Die a¯-Stämme des Maskulinums haben ihre Formen teilweise analog zu den maskulinen o-Stämmen verändert. So hat gegenüber dem Nominativ -ee˛¯ s/-a¯s das Altattische noch den alten Ausgang -a¯ ohne auslautendes -s, das als Charakteristikum des Maskulinums von den o-Stämmen übernommen wurde. Im Genitiv hat das Altattische statt des o-stämmigen Ausgangs -u¯ noch den alten Ausgang -a¯s; auch in den anderen Dialekten wird der Genitiv nach den o-Stämmen umgestaltet; so haben Boiotisch -a¯o (auch homerisch), Lesbisch und Dorisch -a¯, Ionisch -eo¯ > -o¯. Im Dual hat das Mykenische für Nominativ und Akkusativ den
29. Altgriechisch
Ausgang -ae, der auf eine Entstehung der maskulinen a¯-Stämme aus einem Konsonantenstamm hindeutet. Im Singular der o-Deklination finden sich für den Genitiv in den Dialekten verschiedene Formen, statt attisch -u¯ im Boiotischen, Lesbischen, Arkadischen und Lakonischen -oo¯˛ , teilweise im Thessalischen -oiio, im homerisch -ooø¯ und -oiio, im Mykenischen *-o-jo+ /-oio/ (cf. *te-o-jo+ /t heoio/); im Kyprischen lautet der Genitiv Singular der o-Stämme auf -oo˘¯ n aus, geschrieben *-o-ne+. Für den Dativ Singular haben Arkadisch, Thessalisch, Boiotisch, Nordwestgriechisch und Elisch den alten LokativAusgang -oi statt des Dativ-Ausgangs -o¯i fortgesetzt. Im Plural gibt es dialektal unterschiedliche Formen für Akkusativ und Dativ; für den Akkusativ statt attisch -u¯s (wie ionisch) im Boiotischen und Lakonischen -oo˛¯ s, im Lesbischen -ois, im Arkadischen und Thessalischen -os und im Argivischen und Kretischen -ons, was die lautgeschichtlich älteste Form darstellt; für den Dativ statt attisch -ois (wie auch ionisch u. a.) altattisch, ionisch, homerisch, lesbisch und z. T. dorisch -oisi(n). Im Elischen geht der Genitiv/Dativ-Dual auf -oiois aus statt auf -oiin. Die Koine hat die attische Deklination wegen ihrer Beschränkung auf wenige Lexeme aufgegeben; cf. lao´s vs. leo o˛˘ s, nao´s vs. neo o˛˘ s. Der Akkusativ Singular der Konsonantenstämme geht im Kyprischen auf -an aus; in der Koine wird ab 200 v. Chr. im Akkusativ Singular an die Endung -a analogisch zu den vokalisch auslautenden Stämmen (athematisch: -in, -un; thematisch: -on) deren Endung -n angehängt, mit dem Ergebnis einer neuen Endung -an. Für den Dativ Singular, wofür das Attische die alte Lokativform auf -i verwendet, ist in manchen Dialekten die alte Dativform auf -ei in Gebrauch (cf. att. Diı´ vs. kypr. Diu4 eı´, korinth. Dieı´); im Mykenischen endet der Dativ Singular der 3. Deklination auf *-e+ /-ei/ und daneben teilweise (Pylos, Mykene) auf *-i+ /-i/; cf. *po-me-ne+ /poimenei/, *po-se-da-one+ /Poseidaonei/ vs. *po-se-da-o-ni+ /Poseidaoni/. Bei den i- und u-Stämmen hat das Attische für den Akkusativ Plural allgemein die Endung -ee¯ø s eingeführt, während in an-
819 deren Dialekten die zum Stamm gehörige Kasusform beibehalten wurde (cf. homer. po´lı¯s, kret. po´lins, homer. polu˘ s, kret. huiu´ns); die Nominativ-Plural-Form auf -es wird im Achaiischen, Elischen u. ö. anstelle der Akkusativ-Plural-Form auf -as verwendet, auch in der Koine. Für den Dativ Plural hat statt att. -si (wie auch sonst) das Aiolische die Endung -essi; diese hat sich auch auf andere Dialekte ausgebreitet und findet sich so im Nordwestgriechischen, Saronischen und Elischen und homerisch (cf. lesb. homer. po´dessi, lokr. k hree˛¯ ma´tessi); der Dativ Plural der 3. Deklination hat sonst im Nordwestgriechischen, Elischen und ⫺ unter nordwestgriechischem Einfluß ⫺ im Boiotischen seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. (*-us+ /-ois/), Thessalischen (-ois), Achaiischen und Lakono-Messenischen (lakonisch [älter] -hi < -si) die Endung -ois (sog. aitolischer Dativ) aus der 2. Deklination; im Pamphylischen lautet der Dativ Plural auf -oisi, -aisi aus. 4.2.4. Pronomen Teilweise lautet das Demonstrativum im Thessalischen (Pelasgiotis) hone. Im Arkadischen gibt es als Demonstrativum honi, honu, daneben auch hode. Im Kyprischen ist das Demonstrativum *o-ne+ /hone/ oder *o-nu+ /honu/. Als Demonstrativum hat das Zentralkretische honu. Im Boiotischen (*tu+ /toi/, *te¯+ */tai/), teilweise im Thessalischen, im Dorischen, Saronischen, Westargolischen, Inseldorischen, Ostkretischen, Lakono-Messenischen, Nordwestgriechischen, Elischen ist der Nominativ Plural des „Artikels“ toi, tai (ältere Form) statt (h)oi, (h)ai (jüngere Form analogisch nach dem Nominativ Singular) wie teilweise im Thessalischen, im Attischen und Ionischen, Arkadischen und Kyprischen und teilweise im Kretischen. Literatur: Bile 1988; Binder 1997 [a]; Binder 1997 [b]; Binder 1999; Blass/Debrunner/Rehkopf 1979; Brixhe 1987; Buck 1955; Chantraine 1958; Dubois 1986; Forssman 1998 [c]; Garcı´a Ramo´n 1996; Garcı´a Ramo´n 1997 [a]; Garcı´a Ramo´n 1997 [b]; Garcı´a Ramo´n 1997 [c]; Garcı´a Ramo´n 1997 [d]; Garcı´a Ramo´n 1998 [b]; Garcı´a Ramo´n 2000; Garcı´a Ramo´n 2002; Hinze 1999; Hodot 1990; Lejeune
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V. Weitere indogermanische Sprachen
1972; Meier-Brügger 1992 [b]; Meisterhans 1900; Monro 1891; Palmer 1986; Plath 2000; Rix 1992; Schmitt 1977; Schwyzer 1939; Thumb/Kieckers 1932; Thumb/Scherer 1959; Vilborg 1960.
5.
Syntaktische Variation
5.1. Wortstellung und Wortreihenfolge Da die Wortstellung und Wortreihenfolge im Altgriechischen nicht durch syntaktische Regeln starr festgelegt sind, sondern nach modalen und pragmatischen Funktionen variieren können, lassen sich zwischen dem Attischen und den anderen Dialekten keine spezifischen Differenzen feststellen. 5.2. Verbalkategorien Im Homerischen gibt es beim Verbum ein Iterativum, das die Wiederholung in der Vergangenheit zum Inhalt hat. Das Perfekt bezeichnet im Mykenischen und im Homerischen den am Subjekt erreichten Zustand, anders als im Attischen, wo das Perfekt als Bezeichnung des Resultativs den am Objekt erreichten Zustand ausdrückt. Ein eigenes Passiv für den Aorist und teilweise für das Futur gibt es nur im Attischen, sonst nicht. 5.3. Nominalkategorien Im Mykenischen, das den Kasus Instrumental als eigene Kategorie besitzt, ist der sog. Kasussynkretismus nicht so weit fortgeschritten wie in den anderen Dialekten, wo der Genitiv auch die Funktion des Ablativs mit übernommen hat und der Dativ auch die Funktion des Lokativs und des Instrumentals. Die Kasus Dativ, Akkusativ und Genitiv sind in ihrer lokalen Bedeutung homerisch häufig auch ohne Adposition oder Adverb in Gebrauch. 5.4. Adpositionen Homerisch gibt es neben Adpositionen auch Lokaladverbien, die den Kasus des Bezugswortes nicht regieren und denen im Attischen und in anderen Dialekten Adpositionen mit Kasusrektion entsprechen. Die Adpositionen sind im homerischen Grie-
chisch noch nicht eindeutig auf die Position vor oder nach (sog. Anastrophe) dem Bezugswort festgelegt. Attisch-Ionisch und Dorisch (Peloponnes) verwenden zwei unterschiedliche Präpositionen für ‘in’, je nachdem ob es sich um die Bezeichnung des Inessivs (en) oder des Illativs (eeø¯ s mit an en angefügtem -s) handelt; sowohl Boiotisch und Thessalisch als auch Arkadisch-Kyprisch sowie Nordwestgriechisch machen diese formale Unterscheidung nicht, sondern unterscheiden diese Bedeutungen durch die Verbindung der Präposition mit verschiedenen Kasus (Dativ zur Bezeichnung des Inessivs, Akkusativ zur Bezeichnung des Illativs). Im Arkadischen und Kyprischen sowie im Achaiischen lautet die Präposition in statt en. Im Arkadischen und Kyprischen werden die Präpositionen eks und apu´ mit dem Dativ statt dem Genitiv verbunden. In der Koine verdrängt die Präposition apo´ die Präposition eks und tritt auch an die Stelle des bloßen Genitivs in seinen Kasusfunktionen. Die Präposition kata´ mit dem Akkusativ erscheint auch anstelle des attributiven Genitivs. Der Dativ tritt nur noch in Verbindung mit der Präposition en als Lokalkasus auf; dieselbe Verbindung übernimmt auch die Funktion des Komitativs/Soziativs, die zuvor der bloße Dativ innehatte. 5.5. Genitiv und Adjektiv Im Boiotischen, Thessalischen, Lesbischen und Mykenischen wird statt des Genitivs des Vatersnamens das patronymische ioAdjektiv als sog. Adiectivum genetivale vor dem Bezugswort verwendet. Ab der Mitte des 3. Jahrhundert v. Chr. ist ⫺ nach Vorbild der Koine ⫺ im Aiolischen der Genitiv des Vatersnamens vorherrschend. 5.6. Pronomina Im Homerischen finden sich erste Ansätze der Verwendung des Demonstrativpronomens in Artikelfunktion; das Demonstrativpronomen wird auch wie ein Relativpronomen verwendet. Literatur: Bile 1988; Blass/Debrunner/Rehkopf 1979; Brixhe 1987; Buck 1955; Chantraine 1963; Du-
29. Altgriechisch bois 1986; Hodot 1990; Humbert 1960; MeierBrügger 1992 [a]; Meisterhans 1900; Monro 1891; Schmitt 1977; Schwyzer/Debrunner 1950; Thumb/Kieckers 1932; Thumb/Scherer 1959; Vilborg 1960.
6.
Tendenzen und Ausprägungen
Altgriechisch ist eine morphologisch charakterisierte Sprache. Die Synthese, der Ausdruck vieler Kategorien mit einem Wort, ist ein für das Altgriechische typisches Phänomen. Dabei gibt es in der Treue zu diesem Prinzip der Synthese einen Unterschied zwischen den großen Wortartengruppen der Flexibilia, des Verbums und des Nomens. Während das Verbum mit einem riesigen ererbten Reichtum an Kategorien aufwarten kann und diesen auch in der traditionellen synthetischen Weise konservativ verwaltet, ist der Vorrat an nominalen Kategorien (im Bereich des Kasus) im Vergleich zur Vorzeit schon beträchtlich zusammengeschrumpft und wird mit modernen analytischen Mitteln (Präpositionen) innovativ unterstützt. Die Verbum und Nomen gemeinsame Numeruskategorie Dual wird zwar gerade im Attischen gepflegt, ist aber ⫺ wie sich ja an der besonderen Pflegebedürftigkeit zeigt ⫺ schon vom Aussterben bedroht, was sich schließlich auch bewahrheitet. Die Zahl der Formen mit ihren grammatischen Kategorien wird in der Koine immer kleiner. Das Weniger an Morphemen wird durch ein Mehr an Lexemen im Sinne der Eindeutigkeit kompensiert.
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Matthias Fritz, Berlin
30. Modern Greek
823
30. Modern Greek 1.
Introduction
Modern Greek, called elinika´ by its some 13,000,000 speakers, is the descendant of Ancient Greek, and thus is part of the Greek or Hellenic branch of Indo-European. Greek speakers are located mostly in the nation of Greece itself, with some 10,000,000 living there, but large numbers are to be found also in Cyprus (c. 500,000) and parts of the diaspora (e. g. 1,000,000 in Australia, chiefly in Melbourne). Historically, Greek speakers have settled all over the eastern Mediterranean, in Southern Italy, along the Black Sea coasts, in Egypt, the Levant, Cyprus, and much of Asia Minor. This geographical spread continued throughout the Hellenistic period and on through the Byzantine and Medieval periods, and is valid to some extent even into the Modern era; however, most of the Greek inhabitants of Asia Minor (present-day Turkey) were removed to Greece (and many Greek-speaking Moslems from Greece to Turkey) after the population exchanges of the early 1920s in the wake of Greece’s unsuccessful expansionist forays. Within Greece, the greatest concentration of speakers, some 3,000,000 or more, lives in the greater Athens area alone, most of them speakers ⫺ and shapers ⫺ of the current standard language. Depending on how one decides the difficult question of distinguishing between dialects of a language as opposed to separate languages, the highly divergent modern form of Greek known as Tsakonian, spoken still in the eastern Peloponnesos (in Greece), could well be considered now a separate language from the rest of Modern Greek, and the Pontic dialects once spoken along the Black Sea coast of Asia Minor but now spoken in many parts of Greece due to the 1923 population exchanges are divergent enough to warrant consideration now as a separate language from the rest of Greek. Similarly, modern Cypriot shows significant differences on all levels (phonological, morphological, and syntactic) that invite classifica-
tion as a separate language, though this judgment is perhaps a more difficult one than in the case of Tsakonian or Pontic. Still, it is customary to treat Modern Greek as a unified language with a range of dialects, much as was the case with Ancient Greek. While the dialect complexity of Ancient Greek was largely levelled out in Hellenistic times with the emergence of the relatively unified variety of Greek known as the Koine (see chapter on Ancient Greek), the natural forces of language change led to new dialect diversity in the Byzantine period, with the modern regional dialects emerging after about the 10th to 12th centuries (AD). The main exception to this characterization is Tsakonian (as mentioned above), which derives more or less directly from the ancient Doric dialect, though with an admixture of standard Modern Greek in recent years; in addition, the Greek of Southern Italy, still spoken, for instance, in some villages in Apulia and Calabria, seems to have ancient Doric roots. The Pontic dialects (mentioned above) may derive more directly from the Hellenistic Koine. The major modern regional dialects stemming from the later Byzantine form of the Koine are (following Newton 1972): Peloponnesian-Ionian, Northern, Cretan, Old Athenian, and South-eastern (including the Greek of the Dodecanese islands and, traditionally at least, Cypriot Greek as well). Peloponnesian-Ionian has formed the basis historically for what has become the contemporary Standard language, and is the basis for the Greek of modern Athens, as by far the leading population center in Greece; the Old Athenian dialect was the Greek of Athens before the 1821 War of Independence, and is perhaps still found elsewhere in Greece due to various resettlements. A key aspect of the development of Modern Greek pertains to its external history, namely the fact that throughout post-Classical Greek, the language and its speakers were never able to escape the important cultural influence of the Classical Greek lan-
824 guage and Classical Greece itself. The importance of Classical Greece ⫺ in the Mediterranean, the Balkans, parts of the Middle East, and even Western and Central Europe ⫺ meant that Classical Greek was taken as the prescriptive norm against which speakers of later stages of Greek generally measured themselves. This situation led to a “two-track system” for the language, in which a high-style consciously archaizing variety that speakers and writers modeled on Classical Greek was set against a vernacular innovative variety. After the War of Independence from the Ottoman Empire in 1821 and the founding of a new nation-state of Greece, this distinction crystallized into a significant register and stylistic difference between what has come to be known as Katharevusa (“Puristic”, literally “(the) purifying (language)”) as the highstyle variety associated with official functions, i. e. those pertaining to government, education, religion, and such, and Dimotiki (“Demotic”, literally “(the) popular (language)”) as the language of the people in ordinary, day-to-day, mundane affairs. This socio-linguistic state of affairs was the basis for the formulation of the notion of diglossia (Ferguson 1959), and struggles between advocates of each type of Greek, carrying with them certain social attitudes and political positions, continued throughout most of the 20th century. After a number of governmental acts and actions in 1976, Dimotiki became the official language, and the diglossic situation is resolved, at least from an official standpoint. Significant for understanding variation in Greek is the fact that all throughout both the official and unofficial periods of diglossia, speakers’ usage was actually somewhat mixed, with borrowing common between the two varieties, especially with Puristic forms incorporated into Demotic. The present state of Demotic, what has emerged as “Standard Modern Greek”, hereafter SG, based on the everyday Greek of the largest city and capital of Greece (Athens), reflects a number of such borrowings from Katharevusa, involving both grammar (morphology and syntax) and pronunciation, as well as the lexicon, as discussed below.
V. Weitere indogermanische Sprachen
Relevant also along with these stylistic/ register differences is the effect of orthography. There is a long tradition of written forms of Greek, with the familiar Greek alphabet being the most enduring writing system for the language; as is so often the case, written forms tend toward the conservative, especially as concerns the representation of pronunciation. There is thus within Greek, especially regarding phonology a basis for influence from the written language, and the potential for variation therefrom. Moreover, spelling reforms of the late 1970s and early 1980s, leading to the so-called monotoniko (“monotonic”) system, changed certain aspects of Greek orthography, in particular doing away with several phonetically irrelevant accent marks and diacritics that reflected Ancient Greek pronunciation; still, the old orthography can be encountered in books published before 1981 and in private use (e. g. personal letters), so that there is variation to be found in the form of written Greek even today. What the long-term diglossia and associated influence from a written language have meant for Greek is the emergence of dialect differences that are not just regional (geographic) in nature. Rather, there are important socially based distinctions that have been fed by diglossia and by associations between conservative social and political attitudes and conservative linguistic usage on the one hand, and progressive attitudes and innovative linguistic usage on the other. Thus within Greek one has to reckon with mixing of varieties and borrowing among them of both a regional and stylistic/social nature. Other types of socially based variation can be found too, though, beyond the omnipresent one based on the Katharevusa versus Dimotiki distinction. From a functional standpoint, mention should be made of the existence of certain institutionalized trade jargons, e. g. that of coppersmiths, and several varieties of “disguised languages” (e. g. one involving switching of syllables in a word with some distortions of vowels). Especially well-known in this regard is καλιαρντα´ /κaliar1da/, the lect of the gay community that is characterized espe-
825
30. Modern Greek
cially by a large number of Turkish loan words and divergent meanings for SG words (see Petropoulos 1971). One might also mention here conventionalized childlanguage forms (e. g. with sibilants for SG dental fricatives θ/Î, and various lexical items, as for bodily functions) that all (adult) speakers know and are able to use in appropriate situations (e. g. talking with young children). Of importance also for the issue of the mixing of varieties in Greek is the presence of other languages in Greece and in the territory surrounding Greece in the Balkans down through the ages and even into modern times. These circumstances have led to the steady entry of numerous foreign words into Greek over the years, from Balkan, Middle Eastern, and more recently Western European languages, setting the stage for variation in the use and integration of loanwords on the part of Greek speakers. In the modern era, there have been periods of reaction against the influx of loanwords, with sometimes Italian but especially Turkish words being the prime targets for purging and replacement by “native” Greek elements. These efforts have met with varying degrees of success but in any case, there are still large numbers of Turkish words in the language today, especially at the most colloquial and everyday levels of usage. Thus for a number of historical reasons having to do in large part with the geographic distribution of Greek speakers and with the particular circumstances of the relationship of later Greek speakers to their cultural past and heritage, Modern Greek today shows considerable variety in its realizations. Regional differences cut across social differences, and all this has come despite the existence in most periods of various strong centralized standard forms of the language (e. g. archaizing varieties in Medieval and early modern times, the demotic standard of today, etc.) that have provided norms for prescriptive usage.
2.
Basic Typology
2.1. Phonology A description of the contemporary Standard language, essentially based on Athenian usage, provides a useful starting point
for understanding the range of linguistic diversity and variation to be found in the Hellenic world. The consonantal inventory of SG is given in Table 1, and the vowels are given in Table 2, though some of the entries, bracketed and in italics, require additional commentary (given below); some of the major allophones of these elements are discussed in Section 3: Tab. 30.1: Consonants of Modern Greek Labial Stops voiceless unaspirated voiced Nasals Fricatives voiced voiceless Affricates voiced voiceless Liquids Flap Lateral
Palatal Dental Velar
p [b m v f
[2]
t d n
k g]
Î z θ s
¥ x
[dz] [t s] r l
Tab. 30.2: Vowels of Modern Greek
i
u ε c B
The status of the voiced stops is controversial because for one thing they occur as morphophonemic alternants of voiceless stops when a nasal comes to precede (as in ο πατε´ ρα /o pa1teras/ ‘the father (NOM.SG)’ vs. τον πατε´ ρα [tom ba1tera] ‘the father (ACC.SG)’) and moreover for many speakers (see below regarding variation with these) they occur in word-medial position only after nasals (and no voiceless stops occur in that context), inviting the analysis whereby seemingly independent word-initial occurrences (as in μπαι´νω /1beno/ ‘I-enter’, μπαστου´ νι /ba1stuni/ ‘cudgel’) are derived from underlying clusters with a nasal (thus, e. g. /mpeno/ for [1beno], etc.). The fact that most word-initial voiced
826 stops are found in loan words (as with mpastoy¬ni, from Venetian, though not mpai¬nv), together with the fact that in Greek orthography the voiced stops in any position are represented by combinations of a letter for a nasal and one for a voiceless stop (e. g. mp/mp for [b]), has made this analysis appealing. Still, the existence of minimal pairs such as δι´νω /1Îino/ ‘I give’ and ντυ´ νω /1dino/ ‘I dress (someone)’ and of speakers now who have no nasal medially with voiced stops (see below) makes the cluster analysis somewhat problematic. Similarly, the sounds labeled as affricates above are, as in many languages, susceptible of analysis as clusters (e. g. /t/ ⫹ /s/) instead of unitary but complex segments. However, again as in many languages, there is evidence pointing in both directions (see Joseph/Philippaki-Warburton 1987, 230⫺ 240 for discussion) and a clear resolution is probably not possible. Finally, there are alternations between the voiced velar fricative /¥/ and the palatal fricative [2] (with the palatal occurring before front vowels, e. g. ανοι´γω /a1ni¥o/ ‘I open’ vs. /a1ni2i/ ‘he opens’), as well as between the vowel /i/ and the palatal fricative [2], e. g. καρα´ βι /ka1ravi-Ø/ ‘boat (SG)’ vs. καρα´ βια /ka1rav2-a/ ‘boats (PL)’, allowing for an analysis whereby the [2] is derived and not a distinctive segment. However some instances of [2] are not in alternation (e. g. γιατρο´ /2a1tros/ ‘doctor’) and there are some apparent minimal pairs (e. g. γιατι´ /2a1ti/ ‘why’ vs. γατι´ /¥a1ti/ ‘kitten’); moreover, in any case, the choice of which segment to derive initial independent [2] from would be arbitrary, so that any such analysis is not at all clear-cut. There are several typologically noteworthy aspects to the consonants. For one, there is an imbalance in the number of fricatives as opposed to stops, with there being far more fricatives than stops. Also, the voiced stops have a marked status in the system; even if they are taken to be distinctive (cf. the discussion above), they are far less frequent in terms of their lexical occurrence than the voiceless stops, and are a “soft spot” for variation in ways the voiceless stops are not (see below). Finally, the
V. Weitere indogermanische Sprachen
affricates figure prominently in various phonosymbolic and generally affective lexical groupings and thus are functionally skewed with respect to other sounds in terms of their lexical distribution (see Joseph 1994a for discussion and references). With regard to the vowels, while the system seems to be the typologically balanced and quite common 5-vowel “triangle”, the balance is disrupted somewhat by differential height realizations of the mid-vowels; in particular, there is some variation (see below, section 3) in the range of phonetic values shown by the mid-vowels with no direct parallelism to the fluctuations in the front and the back vowels (cf. Fourakis et al. 1999). With regard to accent, Standard Greek shows a stress accent (generally involving intensity ⫺ see Arvaniti 2000) whose appearance in a word is governed in some part by phonological conditions and in large part by morphological conditions. That is, the accent can appear only on one of the final three syllables in a word but the question of which of the syllables bears the stress is largely determined by the morphological make-up of the word; particular suffixes or grammatical categories demand certain stress placements or shifts. Thus, for instance, the past imperfective suffix -ου´ σ/-us-/ is always accented; the genitive plural ending -των /-ton/ of certain neuter nouns always has the accent on the syllable immediately preceding it, e. g. ο´ νoμα /1onoma/ ‘name/NOM’ vs. ονομα´ των /ono1maton/ ‘of names/GEN.PL’; the genitive singular -ου /-u/ of i-stem neuter nouns attracts the accent, as in σπι´τι /1spiti/ ‘house/NOM’ vs. σπιτιου´ /spi1tc¸u/ ‘of a house/GEN’; and so on). With such morpholexical stipulations, one can treat all antepenultimate accents as the default, even when they characterize a grammatical category (as is the case with most past tenses, being accented on the antepenultimate syllable, e. g. δια´ βαζα /1Î2avaza/ ‘I was reading’ vs. διαβα´ ζαμε /Îja1vazame/ ‘we were reading’). 2.2. Morphology In terms of its morphological make-up, Modern Greek is basically a fusional inflecting language, with relevant grammati-
30. Modern Greek
cal information generally being marked via the endings of inflected words, i. e. nouns, pronouns, adjectives, articles, and verbs. Each ending typically encodes values for several categories simultaneously. In traditional accounts of Greek, there is only one grammatical prefix, the past-tense marker ε- /e-/ (η- /i-/ with a few verbs), conventionally referred to as the “augment”, but relatively recent developments with some originally independent words that served grammatical functions may well have led to some new grammatical prefixes in the language, e. g. the element θα /θa/ that marks the future tense. Even with such synthetic tendencies, analytic structures are well represented in the language, to some extent in nominal morphology but especially so in the verb. Periphrastic structures are found with the marking of indirect objects (via prepositions as opposed to case-marking alone), the perfect tense system, and, under some analyses, the future tense, verbal complementation, and various types of verbal modality. Adjectival degree is also analytical, optionally so in the comparative, where there is variation with synthetic forms, e. g. ομορφο´ τερο /οmor1foteros/ vs. ο πιο ο´ μορφο /1p2o ‘omorfos/ ‘more beautiful’ (and note that “double” comparatives, mixing the two types, occur, e. g. πιο ομορφο´ τερο /1p2o omor1foteros/) but regularly in the superlative, which consists of the definite article plus the comparative, e. g. /o omor1foteros/~/o 1p2o 1omorfos/ ‘the most beautiful’ (two more constructions are possible in the superlative: ο πιο ομορφο´ τερο /o 1p2o omor1foteros/ and also the less frequent archaizing katharevusa type: ο ομορfο´ τατο /o omor1fotatos/). 2.3. Syntax With regard to its basic syntactic patterning, Greek can first of all be classified as a free word order language as far as the major constituents are concerned, though there is a tendency towards Subject ⫺ Verb ⫺ Object order in informationally unmarked contexts. Similarly, there is some freedom of ordering within phrasal groups, as between verbs and their objects and vari-
827 ous adjuncts, but also some rigidity (e. g. the definite article is phrase-initial except when a demonstrative is present). Pronouns occur as subjects only when emphatic or focused (thus Greek is, generally speaking, a “Pro-Drop” or “Null Subject” language), and indefinite object pronouns can be suppressed as well. Major grammatical relations are indicated by case-marking on nouns and pronouns, though prepositions are used for most oblique relations, as well as being an option for indirect object marking. In general, Greek has a large number of what might be called “little” words, elements that are word-like in some respects that serve grammatical and/or discourse functions. While some of these elements, often referred to in the literature as “clitics”, may be better, though somewhat controversially, analyzed as affixes, their widespread use and thus their important role in Greek syntax cannot be denied. Especially noteworthy (and much discussed in the literature) are the weak pronouns for direct and indirect objects (and note the occurrence of lexically restricted weak subject pronouns with two and only two predicates, presentational να´ /1na/ ‘here is/are …!’ and the locative interrogative που´ ν /1pun/ ‘where is/are …?’, elements that clash with the otherwise quite general pro-drop character of Greek (see Joseph 1994b)). The weak object pronouns figure in “doubling” structures, co-occurring with full noun phrase objects under conditions of emphasis or discourse topicality. Other key elements of this sort include the definite article, the locative/directional preposition σε /s(e)/, negation markers, various verbal modifiers such as the future tense marker θα /θa/ or the subjunctive marker να /na/, the attitudinal marker ντε /(n)de/ signaling impatience, and the like. Greek, as suggested above, is a casemarking language, where the relevant governance of case is by prepositions and by verbs. In addition to nominative, accusative, and genitive cases, all of which are used in marking major grammatical relations, there is a distinct vocative case for
828
V. Weitere indogermanische Sprachen
some noun classes e. g. α´ νθρωπο /1a(n)θropos/ ‘human, man/NOM.’, α´ νθρωπε! /1a(n)θrope/ ‘man!/VOC.’.
3.
Phonemic Variation
3.1. Introduction The phonological system of Modern Greek exhibits both regional and social variation due, as noted above, to a complex of geographical, and historical factors. To the extent that such judgments are possible, the divergence among regional varieties phonologically can be said to be greater than that between the High (Katharevusa) and Low (Dimotiki) styles of SG. Many regional dialects exhibit phonemic contrasts not found in SG, for example /s/ vs. /s/ as well as unparalleled phonological processes such as vowel deletion and consonant gemination. On the contrary, the phonological variation between Dimotiki and Katharevusa is limited to a few phonotactic differences and the resistance of Katharevusa to some forms of consonant clusters that represent pan-Hellenic historical developments, such as voiceless obstruent dissimilation (pt ~ ft, fθ ~ ft), and postnasal stops in place of fricatives (nÎ ~ nd, mv ~ mb ⫺ AG voiced stops did not change into fricatives after nasals). The Katharevusa pronunciation of such clusters is essentially an orthographically derived one, due to “spelling pronunciation”; cf. (Kath.) α´ νδρα /andras/ vs. (Dim.) α´ ντρα /a(n)dras/ ‘man’). Phonemic variation in MG is found in both the phonetic realization of segments and also to a more limited extent in lexical stress assignment, in the intonation of phrases, and in the types of permissible syllable onsets and codas. However, there is no variation in vowel length, as the phonemic distinction between long and short vowels found in the ancient dialects is absent in all modern ones. However, some dialects spoken today have maintained or even expanded phonemic consonant length distinctions, such as the Southeastern dialects spoken in the Dodecanese and also in Cyprus (e. g. CYG τον νομο´ ν /ton 1nomon/ ‘the law/ACC.’ vs. SG /to 1nomo/).
As noted earlier, SG is based on the Ionian-Peloponnesian dialects, which have diverged the least phonologically from the Hellenistic Koine. It is thus a good starting point for investigating regional phonemic variation in MG to compare other phonological systems with the standard Athenian variety, especially since it is spreading rapidly throughout the Greek-speaking world and thus presenting a new type of “diglossia” in various regions in the tension between SG and local varieties. As for social phonemic variation, factors such as economic class and extent of education seem still to determine largely the stylistic choice of grammatical elements in the phonology of speakers especially as to phonotactic patterns and consonant cluster pronunciation. Some evidence for social stratification of phonological variation in and around Athens is beginning to emerge out of a few socio-phonetic studies that have concentrated in that area (Arvaniti/Joseph 2000). This section on phonemic variation can thus be naturally divided into two categories: variation due to the geographical distribution of speakers, and variation due to stylistic or register choices by speakers. Evident in this latter type are pressures on and by speakers still familiar with distinct Katharevusa types as well as variation in the present-day vernacular representing a fusion of the two varieties in a post-diglossic linguistic re-synthesis that allows for much more variation than either the traditional Dimotiki or Katharevusa registers did. Less is known about the socio-functional varieties discussed above as secret languages, though these registers vary mostly on the lexical level; further investigation will likely reveal some systematic variation in pronunciation and intonation for even these. 3.2. Regional variation phenomena A major aspect of regional phonological variation is observed in the pronunciation of vowels. Modern Greek dialects can be divided phonologically along a major, but admittedly fuzzy, isogloss separating northern varieties from southern varieties. This isogloss has to do with variation in the pro-
30. Modern Greek
nunciation of stressed and unstressed nonlow vowels (i. e. all except /a/). Northern varieties tend to exhibit the phenomenon of mid-vowel raising and high-vowel deletion when these vowels are not the carriers of lexical or derived stress. For example, the SG form μουλα´ ρι /mu1lari/ ‘mule’ would exhibit deletion in the north of unstressed /u/ and /i/, thus being realized as [mlar]. Some slight rounding of the /m/ and palatalization of the final /r/ as co-articulatory remnants of the underlying vowels /u/ and /i/ respectively might be evident as well. The underlying final /i/ in [m(w)lar(j)] (or [mblarj], with an epenthetic voiced stop between /m/ and /l/) indeed surfaces in the plural as a fricative /2/ when it is ‘protected’ by the unaffected final /-a/ marking plural [1mlar2a] ‘mules’. Unstressed mid vowels /e/ and /o/ for their part are raised to /i/ and /u/ respectively. For example the word μελετα´ ω ‘I study’, pronounced as /mele1tao/ in southern varieties, would be pronounced as /mili1tau/ in the north. These vowel phenomena represent salient phonological characteristics of these northern dialects spoken in many areas north of the Peloponnese and Athens and in some of the islands of the northern Aegean. These vowel deletions have also given rise to new phonotactic patterns, allowing for consonants other than /s/ and /n/ to surface as codas and additional consonant clusters to surface as complex onsets, e. g., πγαδ /p¥aÎ/ ‘water well’ for SG /pi1¥aÎi/. Unstressed /i/ deletion is not restricted only to these dialects but rather can be sporadically attested in all regional varieties, especially in pre-stress position; for example αμερικα´ νο /ameri1kanos/ ‘Greek American’ can be pronounced as [amer1kanos], περισσο´ τερο /peri1sotero/ ‘more’ as [per1sotero] or ημε´ ρα /i1mera/ ‘day’ as [1mera]. This variation is perhaps sociolinguistic in nature reflecting an interaction between casual stylistic choices (Dim.) /mera/ vs. (Kath.) /imera/, regional tendencies (e. g. /perisotero/ ~ /persotero/) and even speech tempo (with deletions more common in fast speech). Consonantal context in addition to stress seems to affect the phonetic realization of vowels, cross-dialectally. When unstressed,
829 high vowels tend to be reduced, either devoiced or even deleted between voiceless consonants and especially /s/. For example the word θε´ ση /θesis/ ‘seat/GEN.’ can be realized as [1θesijs] or even [1θes:] with a geminate /s:/. This variability does not seem to be either regionally or socio-linguistically conditioned but is a general tendency within MG. However it may reflect similar earlier historical changes in the northern varieties in which geminates have arisen due to high vowel deletion as in με´ ση /1mesis/ ‘middle (FEM.GEN)’, pronounced as [mes:], and thus contrasting with the form με´ ση in nominative or accusative, pronounced as [mes]. Less frequent and possibly lexically restricted (thus perhaps a matter of morphological variation in stem shape) is the deletion of unstressed /i/ when it is realized as a fricative after an /s/ in the plural of neuter nouns (cf. /mularja/ above), as for instance in διακο´ σια /Î2a1kos2a/ two hundred pronounced as /Î2a1kosa/ and in certain dialects as /Î2a1kosa/. Vowel coalescence phenomena can also vary between dialects. In casual speech, when two vowels are adjacent across morpheme boundaries, one of them can be deleted e. g. απο´ αυ´ ριο /apo 1avrio/ ‘from tomorrow’ becomes απ1αυ´ ριο /a1pavrio/ and not /ap1ovrio/, that is /a/ is “stronger” than /o/. In some dialects though, the resulting vowel can vary e.g που ε´ χω /pu1exo/ ‘that I have” can be realized as /1poxo/ (/u/ ⫹ /e/ ⫽ /o/) vs. standard Greek /1puxo/, /u/ being “stronger” than /e/. There are no notable qualitative differences for vowels in any of the regional varieties of modern Greek. The five vowel system seems to be pan-Hellenic. However, the phonetic realization of the mid-vowels /e/ and /o/ can range between speakers and dialects from very closed [e]/ [o] to very open [ε]/[c] depending on prosodic position, stress, and segmental context. It can be noted as well that Old Athenian, Megaritic and Aeginitic, not generally spoken anymore, were dialects in which ancient Greek υ [y] had given rise to [u] and not [i] as in all other dialects and some individual lexemes in SG show this outcome as the result of earlier dialect bor-
830 rowing, e. g. φου´ σκα /1fuska/ ‘bubble’ parallel to ‘full, packed’ φυ´ σκα /fiska/. Another major isogloss, but even fuzzier geographically than the vowel raising one, is that of palatalization of velar stops and fricatives before the front vowels /i/ and /e/. It is mostly found in the peripheral dialects of the Ionian, Cretan and Dodecanese, but is not uncommon even in some mainland and central dialects. The velar fricatives /x/ and /¥/ and velar stops /k/ and /g/ have regular allophones of [c¸], [2] and [c], [n] respectively before front vowels in all dialects. However in the palatalizing dialects these allophones are realized as palatal fricatives [s], [z] and affricates [ts], [dz] respectively. For example in Cretan dialects the word χε´ ρι (SG [1c¸eri]) ‘hand’ is pronounced as [1seri] and the word κερι´ (SG [ce1ri]) ‘candle’ as [tse1ri]. Many southern varieties in the Peloponnese and also in Crete have palatal allophones of the nasal /n/ and lateral /l/ before stressed /i/, for example Nι´κο /1nikos/ pronounced as /1Mikos/. In SG this happens only before an unstressed /i/ that subsequently gets deleted, as in χωνια´ /xo1Ma/ ‘funnels’, which is an obligatory process in most dialects. Similarly with the lateral /l/ there is variation between non palatalized and palatalized realizations before front vowels, e. g. σε´ λινο /1selino/ in SG vs. /1seYino/ ‘celery’ in the southern varieties. A very distinct realization of /l/ as a velar or “dark” /L/ after /a/, on the other hand, characteristic of northern varieties, including the one spoken in the major northern urban center and second largest city in Greece, Thessaloniki. For example the word καλα´ pronounced by SG speakers and non-northern dialect speakers as /ka1la/ ‘well’ is realized as /ka1La/ in the north. This pronunciation serves as a regional identifier for northern speakers, along with the morphological choice of the accusative instead of the genitive for indirect objects (see below section 3.). In some regions in Crete and the Dodecanese /l/ can be also realized either as an approximant [u] or as a doubly articulated [ld]. /¥/, or its allophone [2] before front vowels, can be inserted to prevent hiatus be-
V. Weitere indogermanische Sprachen
tween vowels in many disparate dialects. Alternatively the deletion of intervocalic /¥/ or [2] is attested in others; with (historical) insertion, for example, κλαι´ω /1kleo/ in SG, ‘I cry’ can be pronounced as /1kle¥o/ in many varieties, and αε´ ρα in SG /a1eras/ ‘wind’ can be pronounced with an epenthetic [2] as /a12eras/ again not particularly localized geographically. By the same token, with (historical) deletion, one finds τρω´ γω /1tro¥o/ ‘I eat’ pronounced as /1troo/. Final /n/ is preserved to a greater extent in the southeastern varieties and has spread even in words that normally did not end in /n/ in early ancient Greek; thus προ´ γραμμα /1programa/ ‘program’ is pronounced as /program:an/ in the Dodecanese and Cyprus. Post-nasal voicing of obstruents is also universal, but the realization of the preceding nasal varies from dialect to dialect. In Cretan it is always deleted whereas in most other varieties it can be preserved even in absolute word initial position. For example, αντι´ /andi/ ‘instead’ is pronounced [a1di] in Crete but [andi] or [a˜di] in other regional varieties. In SG there seems to be a tendency for nasal deletion in the direction of the Cretan pattern, but this regional variation seems to be also somewhat socio-linguistically and stylistically conditioned at least in the area of Athens. That is, in emphatic speech the nasal might surface even for speakers who normally denasalize voiced stops even though some younger speakers seem to lack the nasal categorically. However, the influence of the orthography is perhaps an important factor for the maintenance of the variation even in denasalizing varieties, since the only way to represent a voiced stop in the Greek alphabet is by the combination of nasal plus voiceless stop e. g. μπ /mp/, ντ /nt/, γκ-γγ /gk-gg/ for b, d, g respectively (note that the grapheme γ by itself is used for the velar fricative [γ], but can represent the velar nasal [n] before κ /κ/ or another γ); for example, the words κα´ μπο /ka(m)bos/ ‘field’, or πε´ ντε /pe(n)de/ ‘five’ have an orthographic nasal μ and ν respectively. Finally, with regard to segmental variation, geminate consonants are attested in
831
30. Modern Greek
the southeastern varieties spoken in the Dodecanese and in Cyprus. For example, corresponding to SG αλλα´ /a1la/ ‘but’ one finds /a1l:a/. Geminate voiceless stops seem also to be heavily aspirated by speakers of these dialects cf. SG λα´ κκο /1lakos/ ‘pit’ and Dodecanese /1lak:hos/. With regard to accent, the most notable variation is that there are some dialects that violate the otherwise quite general and widespread “three-syllable” limitation that restricts the accent to one of the last three syllables in a word. For example, northern Greek dialects in the Crimea have forms such as τοιμα´ ζαντινι /ti1mazandini/ ‘they were preparing’ (SG. ετοι´μαζαν /e1timazan/ or /eti1mazane/.) and Rhodian Greek has ε´ ρκουμεστον /1erkumeston/ ‘we were coming’ (SG. ερχο´ μασταν /er1xomastan/). Variation in intonation also exists among different regional varieties, e. g. the rising contour of Ionian statements or the distinct vowel lengthening of penultimate stressed syllables in Cretan questions and requests are clearly identifiable still, however they have not been studied adequately yet. It should be noted in general that the term “isogloss” is very loosely applied in the case of modern Greek regional variation, since the main distinctions between northern, western-southern, and eastern varieties have been substantially blurred both because of internal migration (and immigration of Asia Minor and Pontic speakers) and also because of the leveling influence of SG as spoken in the capital of Athens. However, distinct accents can still be heard throughout Greece. Stereotypes of the vowel deleting northerner, the velar consonant palatalizing Cretan, and so on, are still very powerful among SG speakers in the area of Athens. 3.3. Social variation phenomena As noted earlier, the denasalization of voiced stops seems to be a phenomenon that is spreading in SG as spoken in Athens, with younger speakers showing more frequent pronunciations of plain voiced stops than older speakers. At the same time, processes such as dissimilation of two voiceless stops or two voiceless fricatives, e. g. επτα´
/e1pta/ ‘seven’ pronounced as [e1fta] or χθε /xθes/ ‘yesterday’ pronounced as [xtes], seem to be much more a matter of sociolinguistically conditioned variation. Speakers seeking to achieve a more formal style, reminiscent of the Katharevusa forms, might choose to not dissimilate such sequences, even though in a large portion of the lexicon, dissimilated clusters are found in more frequent, mostly everyday, Dimotiki words such as φτηνο´ /fti1nos/ ‘cheap’ for [fθi1nos] or λεφτα´ /le1fta/ ‘money’ for [le1pta]. In very low frequency Katharevusa words, non-dissimilated clusters are almost obligatory for most SG speakers e. g., ελικο´ πτερο /eli1koptero/ ‘helicopter’ (cf. φτερο´ /fte1ro/ ‘feather’ with the dissimilated cluster in historically the same morpheme). It is important to point out that, unlike voiced stop denasalization, dissimilation is clearly apparent in the spelling of the language as noted in the examples given above. Similarly, the deletion of nasals before voiceless fricatives, e. g. α´ νθρωπο /1anthropos/ ‘human’ pronounced as /1aθropos/ or /1a˜θropos/, is more probable in high frequency words than in low frequency words with Katharevousa origin. The pronunciation of the fricative [2] as a glide [j] seems to be a gradient phenomenon, with many speakers producing a fricative invariably and others exhibiting more variation in their pronunciation. The [j] allophone in the past perhaps was geographically conditioned, but in SG today, to the extent there is any variation, it seems to have an affected flavor to it (sounding somewhat more elegant). The pronunciation of vowels does not seem to exhibit any socio-linguistically conditioned variation except for vowel coalescence. In more careful styles vowel hiatus is tolerated more as opposed in the more casual and informal speech in which vowel sequences tend to either degeminate or merge e. g. τα αυγα´ /ta a1v¥a/ ‘the eggs’ pronounced as /ta1v¥a/.
4.
Morphological Variation
4.1. Introduction Similarly to the phonemic variation, variation in morphology has also regional and socio-linguistic dimensions. For the most
832 part the inflectional systems of Katharevusa have failed to replace the Dimotiki ones, especially in the verbal but for the most part in the nominal system as well. In the lexicon however, a multitude of Katharevusa content and function words have become part of SG alongside Dimotiki counterparts, creating etymological doublets that are now functionally or stylistically differentiated. In some instances the phonology, meaning and distribution had changed significantly over time, e. g. (Kath.) /Îi1a/ δια´ ‘through’ vs. (Dim.) για /2a/ ‘for’, or λεπτα´ /le1pta/ ‘minutes’ vs. λεφτα´ /le1fta/ ‘money’. The majority of regional variation is found mostly in inflectional suffixes in the verb, which as noted earlier has maintained most of its AG complexity. Nominal case markings seem to be uniform across dialects, with the exception of the genitive which, especially in the plural, has been lost for many lexical items and has been replaced by a periphrasis e. g. απο´ /a1po/ ‘from’ ⫹ N (Acc.). Some regional variation in the gender of nouns exists, e. g. η α´ μμο ~ o α´ μμο /i 1amos/(FEM.) ~ /o 1amos/ (MASC.) ‘the sand’. More specifically, regional variation is the result of diachronic changes that were localized geographically, whereas sociolinguistic variation is the result of stylistic choices in the post-diglossia situation but also reflects exposure to formal education. That is, the more educated the speaker, the more likely he or she is to use Katharevusa words and morphemes, and the less educated the more likely to ignore them or to hypercorrect. In summary though, it is evident that the purists’ attempts up to 1974 to resurrect dead forms such as the dative case or the infinitive did not succeed, and SG is largely devoid of them except in some fossilized constructions e.g δο´ ξα τω θεω´ /1Îoksa to θe1o/ ‘glory to god/DAT’. 4.2. Regional variation Morphological variation does not exactly correspond to whatever phonemic isoglosses there may be, but there are some strong correlations involving some forms with some dialects as described in the previous section. Again, it is convenient to com-
V. Weitere indogermanische Sprachen
pare regional typological deviations with the Ionian-Peloponnesian based SG. Most regional variation is found in the verbal inflection, in particular the 3rd person plural but also in the other persons as well, even though not as regularly. For example in the Athens area, most speakers form the past imperfect with the suffix -αγ- /-a¥-/ e. g. αγα´ παγα /a1¥apa¥a/ ‘I was loving’, whereas in most northern varieties the suffix -ου´ σ/-us-/ is used, e. g. αγαπου´ σα. Of course, even in the area of Athens, there is variation between these two suffixes since internal migration to the capital had been intense until relatively recently. The 3rd person plural in the past imperfect exhibits considerable variability, with forms crisscrossing many traditional dialect boundaries, but the most common form in SG is -ο´ ντουσαν /-ondusan/ and less frequently -ονταν/-ondan/ and -οταν/-οtan/, the last one being homophonous to the 3rd person singular, e. g. αγαπιο´ ντουσαν, αγαπιο´ νταν, αγαπιο´ ταν ‘they were loving’. In some southern varieties the form -οσαντε /-1osande/ is also found. In the 1st person plural present, the SG suffix is /-ame/ e.g περνα´ με /per1name/ ‘we cross’ but in various other regional varieties the suffix /-ume/ is used e. g. περνου´ με /per1nume/. In the present tense 3rd person plural, many dialects have retained the AG suffix /-usi(n)/ e. g. SG τρε´ χουνε /1trexune/ ‘they run’ vs. Cretan τρε´ χουσι /1trexusi/. The ancient Greek past tense prefixed augment /e-/ has been retained even when unaccented by most southern and eastern varieties, including Cretan and Cypriot, e. g. SG. μι´λαγα /1mila¥a/ μιλου´ σα /1milusa/ ‘I was talking’, vs. Cretan εμιλου´ σα /emi1lusa/ (whereas in SG its presence is largely determined by its being stressed cf. ε´ τρωγα /1etro¥a/ ‘I was eating’ vs. τρω´ γαμε /1tro¥ame/ ‘we were eating’). Also in the past tense, some dialects use the suffix -κα /-ka/ instead of the SG -σα /-sa/ e. g. ε´ δωκα /1eÎoka/ vs. SG ε´ δωσα /1eÎosa/ ‘I gave’. In the nominal system, most variability is found in the diminutive suffixes: /-uli/, in the Peloponnese (but now largely out of use), /-eli/ in the island of Lesbos, /-ui/ in the Dodecanese, and /-aki/ in SG and also
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30. Modern Greek
Cretan e. g. σπιτου´ λι, σπιτε´ λι, σπιτα´ κι, σπιτου´ ι /spit-uli, -eli, -aki, -ui/ ‘little house’. Another typological distinction usually drawn to classify MG regional varieties is the form of the neuter interrogative pronoun ‘what’. In mainland varieties (both north and south) and in the Ionian islands the form is τι /ti/, whereas in the rest of the islands, including Crete and Cyprus the form is ει´ντα /1i(n)da/. As far as the lexicon is concerned, many regional elements exist both in terms of form and in meaning e. g. Cretan κοπε´ λλι /ko1peli/ vs. SG αγο´ ρι /a¥ori/ ‘boy’, or Southeastern λαλω´ /lalo/ vs. SG μιλα´ ω /milao/ ‘I speak’. Some of them reflect local culture or animal and plant species, but also semantic extensions (e. g. Athenian σουβλα´ κι /suvlaki/ ‘any pita-wrapped meat’ vs. the Northern more restricted meaning ‘pita-wrapped skewered pork’) or reductions (e. g. Northern τυρι´ /tiri/ ‘feta cheese’ vs. Athenian ‘any kind of cheese’). 4.3. Social variation SG exhibits much more morphological variability than other European languages due to the extended period of diglossia. Many speakers have still very good command of Katharevusa and even young speakers are aware of many morphological doublets especially in the nominal system. Doublets such as λε´ ων ~ λε´ οντα /1leon/ ~ /1leo(n)das/ ‘lion/MASC’, or λε´ ξι ~ λε´ ξη /1leksis/ ~ /1leksi/ ‘word/FEM’ abound in the language. These are mostly nouns and other nominals such as participles that belonged in the AG 3rd declension (see chapter about AG) and had diachronically changed to conform to the regular “isosyllabic” nouns of AG. This has created a large number of doublets in SG that can be used by speakers to denote more formal as opposed to more casual speaking or writing styles. For example the genitive of the word λε´ ξη (Dem.) /leksi/ ~ λε´ ξι (Kath.) /leksis/ can be respectively τη λε´ ξη (Dem.) /tis leksis/ or τη λε´ ξεω (Kath.) /tis lekseos/. There is, however, no isomorphism between morphological choices, that is, speakers who might say λε´ ξη /leksi/ in the nominative might still use λε´ ξεω /lekseos/ in the genitive. The
younger and less educated the speaker though, the less likely he or she is to use Katharevusa-based morphology in their speech. However, in the plural of nouns like λε´ ξη, the Katharevusa forms have largely replaced whatever Dimotiki forms existed e. g. οι λε´ ξει /i leksis/ the words; one does not hear now the form οι λε´ ξε /i lekses/ which some dialects in the past may have used for words of this morphological class, e. g. η θυ´ μηση /i θimisi/ (fem.) ‘the memory’, οι θυ´ μησε /i θimises/ ‘the memories’. In terms of the lexicon, social variation can be divided into two categories. One reflects knowledge of Katharevusa forms belonging to a more formal style, e. g. (Kath.) οξυ´ νου /o1ksinus/ ‘intellectually sharp’ vs. (Dim.) μυαλο´ -ξυρα´ φι /mMa1lo ksi1rafi/ ‘with a razor-sharp brain’. The other has to do with slang and lexical items clearly marked as colloquial and τη πια´ τσα /tis pc¸atsas/ ‘of the street’ e. g. SG αστυνο´ μο /astinomos/ ‘policeman’ vs. Slang μπα´ τσο /batsos/ ‘cop’ (from Turk. bac¸ ‘tax (collector)’). Also the adaptation of loanwords, especially from English, seems to be conditioned by stylistic choices; that is, speakers, depending on their attitude towards foreignisms, might choose to assimilate morphologically foreign words, e. g. τα σιντια´ /ta si(n)d2a/ ‘the CDs (NEUT.PL)’ or τα σιντι´ /ta si(n)di/. To some extent, the choices reflect the age of the loanword (when it entered Greek) and the knowledge of the source language on the part of Greek speakers (increasingly English now instead of the widespread knowledge of French among elites in the early 20th century for example; see also in section 5 below).
5.
Syntactic Variation
Some of the variability noted in the morphology section (§ 3) impinges on syntax, e. g. in the prepositional periphrasis for various genitive functions. Still, of the three major aspects of syntactic structure highlighted in the above sketch of Greek syntax in § 1.3, ⫺ word order, the use of “little” words, and case-marking ⫺ the last two show regional and/or style-based variation that is particularly worthy of attention.
834 With regard to the “little” words, significant variation is found regionally in the placement of the weak object pronouns. In SG, these pronouns occur pre-verbally with all finite (person/number-marked) forms and post-verbally with the nonfinite (imperative and participial) forms; thus, for example, μου δι´νει /mu 1Îinis/ ‘to-me you-aregiving’, μου ε´ δωσε /mu 1eÎoses/ ‘to-me you-gave’ vs. δω´ σε μου /1Îose mu/ ‘give tome!’, δι´νοντα´ μου /1Îino(n)1das mu/ ‘(while) giving to-me’. In some dialects, however, such as that of Crete and many south eastern varieties, weak pronouns occur postverbally even with finite forms, e. g. ε´ δωσε´ μου /1edos(1)es mu/ ‘to-me yougave’. There are even a few frozen expressions in SG that show post-verbal weak pronouns, most likely as the result of dialect borrowing, e. g. πατει´ με πατω´ σε /pa1tis me pa1to se/ ‘a crush or scrimmage’ (but literally “you-step-on me, I-step-on you”). Another significant parameter for syntactic variation also affects the weak pronouns. In SG, while indirect objects can be expressed with a periphrasis of the preposition σε /s(e)/ ‘in, at, on to’ plus the accusative case (e. g. δι´νω στον Για´ ννη /1Îino s ton 12ani/ ‘I-give to the John’ ⫺ note that Greek uses the definite article with proper names), as noted earlier this usage varies with the use of the genitive case alone (e. g. δι´νω του Για´ ννη /1Îino tu 12ani/ ‘I-give tothe-John’) largely for matters of style or disambiguation (since the genitive is also used to mark possession). This SG use of the genitive occurs with the weak pronouns also, as in the above examples (μου /mu/ of μου δι´νει /mu 1Îinis/ being the genitive weak first singular pronoun). In northern dialects, however, the accusative is found in place of the genitive for indirect objects, both in the pronouns and in full noun phrases, e. g. με δι´νει /me 1Îinis/ ‘me/ACC you-give’, δι´νει τον Για´ ννη /1Îinis ton 12ani/ ‘you-give the-John/ACC’. The isogloss for this feature runs through the central Greek mainland, along the ridge of the Pindus mountains and south of the province of Thessaly, and extends into the Aegean islands as well running sound of the
V. Weitere indogermanische Sprachen
Sporades and Lesbos. North of this line one typically finds accusative usage and south of this line genitive. The SG use of the genitive is known to northern speakers and can be heard in the north, due to the spread of the influence of the standard language, but this remains a salient northern feature, one that characterizes ⫺ and serves as an identity marker for ⫺ the otherwise standard Greek of Thessaloniki, the major northern urban center and second largest city in Greece. Thus, to the extent that SG competes in outlying regions with the local regional dialect, there is a stylistic/register dimension to the above syntactic variation as well as a regional basis.
6.
Tendencies
There are several propensities in the language as a whole especially in the area of phonology and morphology. The tendency to avoid coda consonants other than /-s/ seems to be an on-going process in SG. Many speakers tend to epenthesize a final /e/ in the 3rd person plural verbal endings that end in /-n/ e. g. τρε´ χουν /1trexun/ ‘they run’ vs. /1trexune/. The same phenomenon can be found in many dialects in the genitive plural of nominals e. g. των παιδιω´ ν /ton peÎ2on/ ‘the children/GEN’ vs. /ton pe1Î2one/. For many nouns, the genitive plural is altogether missing, especially the ones with diminutive suffixes e. g. το παιδα´ κι /to pe1Îaki/ ‘the little child/NOM’, *των παιδακιω´ ν /ton peÎa1kion/ ‘the little children/GEN’. Instead a periphrasis is used (preposition απο´ /a1po/ ‘from’ ⫹ ACC.). Many speakers with imperfect knowledge of Katharevusa types also tend to regularize adjectives and participles that do not conform with the regular declensions of SG, e. g. the participle derived adjective ‘interesting’ has three distinct patterns corresponding to three genders each in its own declensional paradigm: ο ενδιαφε´ ρων, η ενδιαφε´ ρουσα, το ενδιαφε´ ρον /o enÎia1feron/ (MASC), /i enÎia1ferusa/ (FEM.), /to enÎia1feron/ (NEUT.). Speakers tend to use
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30. Modern Greek
the masculine by default to refer to the other genders, and furthermore to not inflect the masculine form in the oblique for the otherwise overt case marking of SG in nominals e. g. μια ενδιαφε´ ρων ταινι´α /mMa enÎia1feron te1nia/ ‘an interesting/MASC movie/FEM’. This indeclinability of such forms is perhaps strengthened by the existence of numerous recent loanwords, mainly from English and French that have not been morphologically assimilated and are thus indeclinable both adjectives and nouns, e. g. μπεζ /bez/ ‘beige’, μποξ /(m)boks/ ‘boxing’ etc. It is interesting that even with borrowings that would fit perfectly in an existing declensional paradigm in Greek, for example feminine nouns in /-a/, speakers seem to increasingly resist assimilating them. e. g. τη Aτλα´ ντα /tis atla(n)da/ ‘Atlanta/GEN’ instead of /tis a1tla(n)das/. This can be viewed perhaps as an attempt of the speaker to show off his or her knowledge of the source of this word (as a foreign one) and by extension achieve status elevation. In the opposite direction, many loanwords tend to get morphologically assimilated (and thus stripped of their foreignness) by means of suffixation especially with the diminutive suffix /-aki/ for nouns and the verb-stem forming /-aro/ for verbs: e. g. το μπαρα´ κι /to baraki/ ‘the little bar’, or κουλα´ ρω /ku1laro/ ‘I am cool’. Another tendency is to analogically incorporate the past tense augment prefix /e-/ in forms that in earlier Greek did not take the augment such as the imperative and deverbal nouns e. g. η απε´ κρουση /i a1pekrusi/ ‘the blocking’ vs. η απο´ κρουση /i a1pokrusi/ from the verb αποκρου´ ω /apo1kruo/ ‘I block’, past tense: απε´ κρουσα /apo ⫹ ekrusa/. Many speakers seem to want to stabilize the lexical stress of nouns that normally shifts one syllable to the right according to AG rules of accentuation that are for the most part carried over in modern Greek, e. g. ο α´ νθρωπο (NOM) /o 1anθropos/ ‘the human’, του ανθρω´ που (GEN) /tu an1θropu/ vs. /tu 1anθropu/. This tendency has become, for the most part, the rule in adjectives e. g. του πρα´ σινου /tu 1prasinu/ ‘the green (GEN.MASC)’ vs. the awkward /tu
pra1sinu/, despite centuries of purist prescriptivism. In terms of the phonetic realization of segments it is interesting to note that the pronunciation of the /r/ as a uvular fricative [R], instead of the common flap [J] or trill [r], is not unheard of even though extremely rare. Syntactically, the tendency again is to normalize any idiosyncratic construction. For example many verbs that came into popular use from Katharevusa took the genitive case as a direct object e.g αμυ´ νομαι τη τιμη´ μου /aminome tis timis mu/ ‘I defend my honor/GEN’ vs. αμυ´ νομαι για την τιμη´ μου /aminome 2a ti(n) dimi mu/ ‘I defend for my honor/ ACC’. There is in general a tendency against the use of the genitive case which, as noted earlier, is very uncommon in the plural for many nouns.
Literature Listed below are some of the standard reference works on and extended treatments of aspects of Modern Greek. Included here are descriptive grammars (Mirambel 1939, Householder et al. 1964, Eleftheriades 1985, Joseph/PhilippakiWarburton 1987, Holton et al. 1997); state-of-theart overview sketches (Mirambel 1959, Mackridge 1985); histories, with discussion of modern dialects (Browning 1983, Horrocks 1997), and dialectological studies (Newton 1972, Kontosopoulos 1994); in addition, a few key articles referred to in the text are given as well. Arvaniti, Amalia: The Phonetics of Stress in Greek. Journal of Greek Linguistics 1, 2000, 9⫺ 39. Arvaniti, Amalia/Joseph, Brian D.: Glossologia, A Greek Journal for General and Historical Linguistics 11⫺12, 2000, 131⫺166 (Preliminary version in Historical Linguistics: Ohio State University Working Papers in Linguistics 52, 1999, 203⫺233). Browning, Robert: Medieval and Modern Greek. Cambridge 1983. Eleftheriades, Olga: Modern Greek. A Contemporary Grammar. Palo Alto 1985. Fourakis, M./Botinis, A./Katsaiti, M.: Acoustic characteristics of Greek vowels. In: Phonetica 56, 1999, 28⫺43. Holton, David/Mackridge, Peter/Philippaki-Warburton, Irene: Greek. A Comprehensive Gram-
836 mar of the Modern Language. London/New York 1997. Horrocks, Geoffrey: Greek. A History of the Language and its Speakers. London/New York 1997. Householder, Fred W./Kazazis, Kostas/Koutsoudas, Andreas: Reference Grammar of Literary Dhimotiki. Bloomington 1964. Joseph, Brian D.: Modern Greek ts: beyond sound symbolism. In: Sound Symbolism. Edited by Hinton, L./Nichols, J./Ohala, J. Cambridge 1994a, 222⫺236. Joseph, Brian D.: On Weak Subjects and ProDrop in Greek. In: Themes in Greek Linguistics. Ed. by Philippaki-Warburton, I./Nicolaidis, K./ Sifianou, M. Amsterdam 1994b, 21⫺32.
V. Weitere indogermanische Sprachen Joseph, Brian D./Philippaki-Warburton, Irene: Modern Greek. London 1987. Kontosopoulos, Nikos: Dialektoi kai Idiomata tes Neas Ellinikes. Athens 1994. Mackridge, Peter: The Modern Greek Language. Oxford 1985. Mirambel, Andre´: Pre´cis de grammaire e´lementaire du grec moderne. Paris 1939. Mirambel, Andre´: La langue grecque moderne, description et analyse. Paris 1959. Newton, Brian: The Generative Interpretation of Dialect. Cambridge 1972. Petropoulos, Elias: Kaliarnta: Erasitechnike Glossologike Ereuna. Athens 1971.
Brian D. Joseph/Georgios Tserdanelis, The Ohio State University
VI. Nichtindogermanische Sprachen 31. Basque 1.
Introduction
Basque (euskara) is the only pre-Indo-European language that has survived in Western Europe, and there is as yet no compelling evidence that it is genetically related to any known language ⫺ except Aquitanian, its more or less direct ancestor (Michelena 1964; Gorrochategui 1995); it has been compared to every known language families and language isolates; a review of many of those hypotheses is provided by Trask 1997; see also Michelena 1968 for the Basque/ Caucasian hypothesis, and my own review of Morvan 1996 for the putative Ural-Altaic/Basque connection. Around the beginning of our era, as place-names and various inscriptions show, Basque was spoken throughout Caesar’s Novempopulania and, on the southern side of the Pyrenees, as far as the Ebro plain; many place-names also indicate that it must have been spoken well into today’s Catalonia; but the extent to which it was spoken to the west of Navarre’s western boundary is still a matter of debate; in any case, the toponymy of the southernmost province of the Autonomous Community or Euskadi in modern Spain, Alava (Araba), which is almost exclusively Spanish-speaking today, was clearly Basque-speaking in the Middle Ages. Finally, there is no evidence that Basque was ever spoken to the west of Bilbao, the capital of the western province of Biscaye (Bizkaia). The first book ever printed in Basque dates back to 1545, so that the real history of the language is fairly short. However, onomastic data, hand-written annotations or yet a few travellers’ vocabulary notes have
been discovered and published (Michelena 1964; Sarasola 1983; Satrustegi 1987; Orpustan 1999, among others). Such documents enable us to draw a fairly secure picture of many aspects of the language as it was spoken in the Middle Ages, and even earlier, as far as the phonology is concerned. Even the oldest documents are dialectally differentiated. The founder of Basque dialectology, L.-L. Bonaparte, basing his classification on verbal morphology, identified eight major dialects, as appears in the full title of his 1869 book. Among those, he recognized four literary dialects, namely, from east to west: Souletin (zuberoera, henceforth Zu) and Labourdin (lapurdiera, La), spoken in France, and Guipuzcoan (gipuzkera, Gi) and Biscayan (bizkaiera, Bi), spoken in Spain. Table 31.1 gives a rough idea of the geographical distribution of those eight dialects (new abbreviations: ‘WLN’, Western Lower Navarrese; ‘ELN’, Eastern Lower Navarrese; ‘NHN’, Northern Higher Navarrese; ‘SHN’, Southern Higher Navarrese, ‘Ae’, Aezkoan, ‘Sa’, Salazarese, and ‘Ro’, Roncalese; the last three were considered to be southern subvarieties of the corresponding dialects spoken in France across the border): Tab. 31.1: The Basque dialects according to Bonaparte 1869 West North South
Bi
East Gi
La WLN ELN NHN (Ae) (Sa) SHN
Zu (Ro.)
The dialect spoken in Alava (if there ever was such an independent variety of Basque,
838
VI. Nichtindogermanische Sprachen
already extinct when Bonaparte drew his map), would have occupied the empty box on the left-hand side of the bottom line. In his latest study to date, Zuazo 1998 reduces the sum total of dialects still alive to six: NL (nafar-lapurtera, French Navarrolabourdin) and Zu correspond to the first line of Table 31.1; corresponding to the second line, we find Bi (labelled ‘Western’), Gi (‘Central’) and nafarrera (i. e. Higher Navarrese), now taken to include Ae, and finally ekialdeko nafarrera or Eastern [H-]Navarrese (Ro being now extinct too). As far as the written language is concerned, two main varieties have emerged in the past decades. In France, the NL macrodialect obtained quasi-official recognition with the publication of Lafitte’s Grammaire […] in 1944. Across the border, in the thirties, Euskaltzaindia (the Academy of the Basque language) first promoted an “enriched” variety of Gi (gipuzkera osotua) which has now developed into “unified” Basque (euskara batua, henceforth EB), the language used today (together with Spanish) in education and administration in the Autonomous Community. Given the demographical weight of the “Southern” Basques (there are roughly 20 times as many Basque speakers in Spain as there are in France), it is EB as it is written (and spoken today on television) that will be described in the next section.
2.
The main typological characteristics of standard Basque
2.1. Sound structure Owing to the essentially written character of standard Basque, I will start from its spelling, which is a fair, if not perfect, approximation of the phonemic system of euskara batua as it is pronounced in Guipuzcoa. 2.1.1. The segmental level 2.1.1.1. The vocalic system has a quite ordinary five unit system, written a, e, i, o, u. There also are five falling diphthongs, spelt
ai, ei, oi, au, eu (conversely, orthographic sequences like ia or ua are typically bisyllabic); it follows that the syllable boundary in sequences like aia or eua is after, rather than before, the closed vowel. 2.1.1.2.1. The standard spelling consonants are those in Table 31.2. Tab. 31.2: Standard Basque consonants labial alveolar prevelar postpalatal velar plosives [⫺voiced] plosives [⫹voiced] affricates fricatives nasals liquids rhotics glide
p
t
(tt)
k
b
d
(dd)
g
tz ts z s n l r/rr
tx x n˜ ll
f m
h
j
Comments. (a) The [(voiced] opposition only functions with the plosives, the [⫹voiced] ones often being realized as voiced continuants or fricatives ([β, δ, γ]). (b) The phonemic status of tt and dd is only (marginally) clear in the northern dialects, whereas the sounds these digraphs represent are mere allophones of t and d in the southern ones after [( syllabic] i. (c) The fricatives and affricates are all voiceless, cf. (a) above; z and tz are lamino- or dorsoalveolar, s and ts are apico-(post-)alveolar, and x and tx are prepalatal: there is a larger number of fricatives than of plosives. (d) EB has imported h into its spelling: this letter is only pronounced in the north. (e) The nasals are neutralized as orthographic n before consonants (but regressive assimilation is the rule), and at the end of words. (f) The palatal nasal and liquid are spelt n˜ and ll only at the beginning of words; owing to a very general process of palatalizing n and l after a syllabic or non-syllabic i, the same sounds occur as allophones of the full phonemes n and l, but if the -i- is dropped, as is often the case, minimal pairs are brought about which do not contrast in the number of segments, but in their quality, as in oina
31. Basque
‘the foot’, pronounced [ojna] in the north but [on˜a] in the south, where it contrasts with ona ‘(the) good (one)’. (g) The two rhotics (which do not appear initially except in recent borrowings) are just one flap in the case of simple r, and a trilled rhotic in the case of rr ⫺ but the opposition only works intervocalically: in other contexts, the grapheme r is used, but is realised trilled. (h) Finally, the letter j whose recommended pronunciation is a simple yod is generally realised like a post-velar continuant in Guipuzcoa (as it is in Spanish). 2.1.1.2.2. Consonant clusters are normally absent in word-initial position: ancient borrowings have an epenthetic vowel in nouns like giristino ‘Christian’ or have simplified the initial group, as in lore ‘flower’ (⬍ Lat. florem). In simple words, intervocalic clusters consist of a continuant (a fricative, nasal, liquid or the trilled rhotic) followed by a plosive or an affricate ⫺ but fricative ⫹ affricate sequences are not tolerated: enbor ‘[-mb-] (tree-)trunk’; zortzi ‘eight’; a subset of those clusters is also admitted word finally: beltz ‘black’. In complex words, more elaborate clusters are allowed, e. g. da.tor.z.ki.t ‘3rd.p.-come-plural-DF-me’, ‘they’re coming to me’, but many simplifications also occur. For instance, a sequence /affricateplosive/ results in /fricative-plosive/, but progressive assimilation in voice/voicelessness also takes place, as in irispide ‘way of achieving something’ < irits- ‘arrive’ ⫹ bide ‘way’, with the simultaneous affricate ⬎ fricative change. 2.1.2. At the supra segmental level, EB can be characterized as follows (after Hualde 1997, but the analysis is partly my own) for young speakers who have made their studies in Basque: (a) two (or more) syllable-long words have an intensity stress; (b) the length and phonological structure of the root is relevant. 2.1.2.1. When the accentual unit is the word, (i) two and three syllable-long words whose root is monosyllabic are stressed on the first syllable: lu´rra < lur ⫹ a ‘the earth’, lu´rrari ‘to the earth’; be´ltzago (< beltz ⫹ ago) ‘more black’; (ii) when the root is bi-
839 syllabic and ends in a vowel, the root pronounced in isolation is also stressed on the first syllable: a´te ‘door’, me´ndi ‘mountain’; (iii) in all other cases, polysyllabic words have a primary stress on the second syllable, counting from left to right, plus a final secondary stress if the word has at least four syllables: gizo´n ‘man’, gizo´na ‘theman’, gizo´narı` ‘to-the-man’, gizo´narentza`t ‘for-the-man’. Words described under (i) are no longer irregular when they have at least four syllables: lurra´rentzako` ‘for the earth’; finally, words whose root has two syllables, the last of which is open, follow the general rule as soon as they are at least three syllables long: mendı´a ‘the mountain’, ate´arentzako` ‘for the door’. 2.1.2.2. The accentual unit is longer that the word when a noun is followed by an attributive adjective, or an adjective is preceded by an adverb, or yet when the copula cliticizes to the predicative phrase. In such cases, the general rule applies, as in: [mendı´ zabala`] ‘a/the big mountain’, [ala´rguna da`] ‘(she) is a widow’, or even: [oso´ zabala da`] ‘it’s very wide’, with no stress on the lexical word. 2.1.2.3. At the utterance level, the main stress falls on the accented syllable of the last word preceding the verb complex (either a lexical verb directly inflected ⫺ except the copula, see above ⫺ or a verbal participle followed by an inflected auxiliary): this position has been identified as the focus position since at least Altube 1929. 2.1.2.4. Intonation. Assertive utterances have an falling contour; exclamatory utterances have a lower than usual final tone; yesno questions have a raising contour, at least if there is no morpheme distinguishing them from the corresponding assertions, whereas yes-no questions segmentally marked as such (by the insertion of the particle al or ote immediately to the left of the inflected verb form) and wh-questions pattern with assertive utterances. 2.2. Morphology 2.2.1.1. Basque is typically an agglutinative language with a vast amount of suffixes, and very few prefixes. The case system has
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VI. Nichtindogermanische Sprachen
generally been described as absolutive/ergative, and the conjugation is pluripersonal. 2.2.1.2. Most verbs cannot be inflected for tense and agreement (but are rather aspectually marked, and combined with a tensed auxiliary), and nouns and adjectives are easily transformed into verbs; the divide between these parts of speech is thus not as clear as is sometimes assumed: (1)
a. ezkondu da ‘s/he has married’ a’. ezkontzen da ‘s/he marries / is getting married’ b. gizendu da ‘s/he has fattened/put on weight’ b’. gizentzen da ‘s/he is getting fat’ c. gizondu da ‘s/he has become a man’ c’. gizontzen da ‘s/he becomes a man’
The difference may however be established by dropping the perfective -du or the imperfective/iterative -tzen ending and replacing it with -a: (2)
a. *ezkona b. gizena ‘the fat one’ c. gizona ‘the man’
(In fact, ezkon-a was artificially created a hundred years ago with the meaning ‘spouse’, but just as soon dropped out of use.) Semantically, gizena does not denote an entity per se, but is understood anaphorically, whereas the reference of an item like gizona is not felt to rely on ellipsis interpretation. Moreover, the relative word order is telling: (3)
a. gizon gizena ‘the fat man’ b. *gizen gizona
Other word classes are postpositions, which are either declined nouns (gainean ‘on, on top of’, gainetik ‘from above’) or unanalysable (aurka ‘against’), adverbs, which may also be analysable (labur-ki ‘in short’) or
not (gaur ‘today’) and conjunctions (eta ‘and’, ala ‘or’). Finally, note that Basque has a very powerful means of deriving adnominal elements from about everything: the suffix -ko can be attached not only to ablative or allative case endings (see 2.2.2.1) but also to inflected verb forms, like the ancient balizko ‘fictitious’, from (ba-)litz ‘(if) it were’, or to complement clauses, as in (4b), derived from (4a): esaten dute (4) a. [ezkondu dela] married aux-that saying aux ‘they say he’s got married’ b. ezkondu dela-ko gizona ‘the man who they say has got married’ 2.2.2. Nominal morphology 2.2.2.1. Basque has neither nominal gender nor any classifier system. 2.2.2.2. The determiner ⫹ case system concerns nominal phrases, not nouns as such, since the number and case suffixes appear on the last word of the NP. The Number/ Det subsystem is tripartite: (a) singular (-a-), (b) plural (-e-), and (c) “indeterminate” (Ø). The indeterminateness of zero concerns both number and definiteness, since no Det is allowed to be suffixed to the NP after interrogatives like zein ‘which’, or zenbat ‘how many’ ⫺ which both precede the head noun ⫺ or quantifiers like bat ‘one’ and asko ‘many’, which follow the noun. See Table 31.3. Note the introduction of an epenthetic -rbetween a vowel and the case suffix (save in the dative plural, a clear exception). Another property of the Number/Det subsystem is that when it qualifies a direct object NP, the sg. suffix -a is used ambiguously with ( definite meaning, as in ogia jan dut, either ‘I’ve eaten the bread’ of ‘I’ve eaten bread’, whereas it is unambiguously definite when it specifies a subject NP. The absolutive, besides being the dictionary form of nouns, is used with “unaccusative” intransitive subjects and with direct objects, whereas the ergative is used with the subjects of transitive verbs. Morphologically, the abs. pl. ending is irregular: its plural form is the (synchronically) synthetic -ak, which is identical to the erg. sg. suffix.
841
31. Basque Tab. 31.3: The Det ⫹ Case system; examples in the dative.
sg
gizon.a.ri man.sg.dat ‘to the man’ gizon.e.i man.pl.dat ‘to the men’ gizon bat.Ø.i man one.Ø.dat ‘to a man’ zein gizon.Ø.i which man.Ø.dat ‘to which man/men?’ gizon asko.Ø.ri man many.Ø.dat ‘to many men’
pl indet indet indet
Scholars do not agree on the exact nomber of cases in Basque, for two main reasons. (a) The divide between case and determiner is unclear in the case of the partitive suffix -ik; for reasons discussed in 2.3.2, I regard it as a contextual variant of of the indet. abs. (b) The divide between case suffixes and postpositions is unclear too. Thus, the “prolative” case -entzat could be analysed as a postposition -tzat ‘for’ governing the genitive (-en). Tables 31.4 i⫺iii summarize the main cases (the segments in brackets in the indet. column are epenthetic; irregular forms are in italics). The morphologically complex cases, and the locative ones, are set apart. Tab. 31.4 i: Simple case suffixes
absolutive ergative dative genitive instrumental
sg
pl
indet
-a.Ø -a.k -a.ri -a.ren -a.z
-ak -e.k -e.i -e.n -e.z
Ø ⬇ -(r)ik -(e)k -(r)i -(r)en -(e)z
Tab. 31.4 ii: Complex case suffixes sg
pl
comitative -a.re ⫹ kin -e ⫹ kin prolative -a.ren ⫹ zat -en ⫹ tzat ⬇ ⬇ -a.ren. -en ⫹ dako dako
indet -(r)e ⫹ kin -(r)en ⫹ tzat ⬇ -(r)en ⫹ tzako
gizon gazte.a.ri man young.sg.dat ‘to the young man’ gizon gazte.e.i man young pl.dat ‘to the young men’ gizon gazte bat.Ø.i man young one.Ø.dat ‘to a young man’ zein gizon gazte.Ø.ri man young.sg.instr ‘to which young man/men?’ gizon gazte asko.Ø.ri man young many.Ø.dat ‘to many young men’ Tab. 31.4 iii: Locative cases
locative/inessive ablative allative adnominal loc
sg
pl
indet
-ea.n -Ø-tik -Ø-ra -Ø-ko
-e-ta-n -e-ta-tik -e-ta-ra -e-ta-ko
-(e)ta-n -(e)ta-tik -(e)ta-ra -(e)ta-ko
Notes. (a) The suffix -tzat of the prolative may also be directly suffixed to the root. The difference in meaning between the two uses is as in (5): (5)
a. seme.a.ren.tzat hartu dut son.sg.gen.tzat taken I-have-3sg ‘I’ve taken it (e. g. a book) for my son’ b. seme.Ø.tzat hartu dut ‘I’ve (mis)taken him for my son’
(b) The locative cases are peculiar in several ways. (i) The sg. suffix -a does not appear. (ii) The pl. and indet. numbers trigger the apppearance of the “morph” -ta-. (iii) When head nouns are [⫹animate], the case morphemes generally cannot be directly suffixed to the last word in the NP: a postposition is used, which may be declined, as in gizona(ren)gan ‘in the man’, bi gizon(en)gandik ‘from two men’ etc. In the plural, however, such forms as the following can be used: lagun.e.ta.ra joan da ‘(he) has gone to (meet) (his) friends’. (iv) The “adnominal locative” or “locative genitive” in -ko has
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VI. Nichtindogermanische Sprachen
many uses (2.2.1.2). First, if used directly, it transforms an adverbial phrase in the locative case into an adnominal adjunct, as in: (6)
a. Donostia.n diren/dauden San Sebastian.loc which-are elizak churches ‘the churches that are in San Sebastian’ b. Donostia.ko elizak ‘The churches in San Sebastian’
(*Donostian elizak is unacceptable). Second, any case from the instr. down to the allative in Tables (31.4) can also be made into an adnominal adjunct or complement: (7)
a. urre.z ‘(made) of gold’ (instr) ⇒ urre.z.ko eraztuna ‘a gold ring’ (*urre eraztuna and *urrez eratztuna are impossible) b. arrotz herri.e.kila.ko foreign country.pl.comit.ko harremanak exchanges ‘exchanges with foreign countries’ c. Donosti.ra.ko bidea San Sebastian.allat.ko road ‘the road to S.S.’
(-rako can also be used as yet another allomorph of the (ordinary) prolative case with inanimates). 2.2.2.2. Although Basque is a “generalized pro-drop language”, its has both unmarked and marked (emphatic or strong), pronouns. Table 31.5 gives their forms in the absolutive and the genitive (see 2.3.3 for their distribution). Tab. 31.5: The absolutive, and weak and strong genitive pronouns of standard Basque Person
weak emphatic weak strong absolutive abs. genitive genitive
I sg I pl II sg II pol II plur III sg III pl
ni gu hi zu zuek hura haiek
neu geu heu zeu zeuek bera berak
nire gure hire zure zuen haren heien
neure geure heure zeure zeuen bere beren
The pronouns are strictly personal only in the 1st and 2nd persons; 3rd p. pronouns as such do not exist, but any demonstrative (with the distal hura as the default) or the “emphatic” bera can be used to refer to human beings. There are no reflexive or reciprocal pronouns: reflexivity is expressed either by a medio-passive form, or by a full NP consisting of a possessive (in the genitive) followed by buru-a lit. ‘head-sg’ which always functions in verbal cross-reference like a 3rd p. item; likewise, reciprocity can be expressed either by the medio-passive voice or by the item elkar which, even when its antecedent is 1st or 2nd p., is cross-referenced as 3rd p. sg. 2.2.3. Verbal morphology 2.2.3.1. Synthetic and periphrastic conjugations: a handful of verbs can be directly inflected, but most of them only surface as participles (or a suffixless radical form), the tense and agreement affixes being carried by an auxiliary that follows the participle (in positive sentences ⫺ see 2.3.1 on negation). Transitive verbs are always associated with the aux. ∞edun (a reconstructed form), ‘have’, whereas intransitive (unaccusative) verbs are followed by izan ‘be’: contrary to what happens in a language like English, there is thus no association between a specific aux. and a specific participle (compare [have ⫹ -en, be ⫹ -ing]): the participles, which vary for aspect, select the aux. on the basis of their own argument structure. There are three participles, perfective (or “past”), imperfective-iterative (or “present”), and prospective (or “future”). The perf. part. is also the citation form of verbs; it is characterized by various suffixes (-i, -n, zero, and the productive -tu); the prospective part. is formed by suffixing -en or -ko, i. e., one of the two genitive endings, to the perf. part; the impf. part. is obtained by dropping the perf. part. suffix and adding -t(z)en ⫺ in fact, this ending consists of -t(z)e, the gerundive suffix, followed by the loc. case ending -n. There are three basic
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31. Basque Tab. 31.6: Basic participle ⫹ auxiliary combinations
present
past
irrealis (hypothetical)
irrealis (consequential)
perf part.
imperf part.
prosp. part.
erori da ‘he has fallen’ irakurri du ‘he has read’ erori zen ‘he fell / had fallen’ irakurri zuen ‘he read / had read’
erortzen da ‘he falls’ irakurtzen du ‘he reads’ erortzen zen ‘he fell / used to fall’ irakurtzen zuen ‘he read / used to read’
eroriko da ‘he’ll fall’ irakurriko du ‘he’ll read’ eroriko zen ‘he was about to fall / would have fallen’ irakurriko zuen ‘he was about to read / would have read’
erori ba.litz ‘if.he’d fallen’ irakurri ba.lu ‘if he’d read’ erori litza(te)ke (no longer used) irakurri luke (no longer used)
erortzen ba.litz ‘if he fell’ irakurtzen ba.lu ‘if he read’ erortzen litza(te)ke ‘he would fall’ irakurtzen luke ‘he would read’
eroriko ba.litz ‘if he fell’ irakurriko ba.lu ‘if he read’ eroriko litza(te)ke ‘he would fall’ irakurriko luke ‘he would read’
Tab. 31.7: Tense and modality in the aoristic conjugation
i ii iii iv v vi vii
eror eror eror eror eror eror eror
dadin zedin bedi ba.dadi daiteke baledi laiteke
‘that he fall’ ‘that he fall’ ‘let him fall’ ‘if he falls’ ‘he can fall’ ‘if he fell’ ‘he could fall’
“tenses”, two of which correspond to time reference (present and past), and one to irrealis modality: the prefixes when all arguments are 3rd p. are respectively d-, z- and l- (irrealis forms come in pairs, one to be found in the protasis of conditional sentences, the other in the apodosis). The basic combinations appear in table 31.6. When a verb is directly inflected, one of its values is “progressive”; the opposition between the synthetic and the periphrastic conjugations is therefore the reverse of the English one: (8)
a. etortzen da ‘he comes’
irakur irakur irakur irakur irakur irakur irakur
dezan zezan beza ba.deza dezake baleza lezake
‘that he read’ ‘that he read’ ‘let him read’ ‘if he reads’ ‘he can read’ ‘if he read’ ‘he could read’
b. dator ‘he’s coming’ The other value of directly inflected verbs is aoristic; their periphrastic counterpart consists of the verb root followed by a suppletive aux.; these forms correspond to the subjunctive mood: present (31.7 i) or past (31.7 ii), the imperative (31.7 iii) with the prefix b-, and yet another series of irrealis forms which may take on an additional potential value. The forms in table 31.6 and table 31.7 can be unified if we postulate the existence of a zero aspectual suffix: when the conjugation is periphrastic, then, the choice
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VI. Nichtindogermanische Sprachen
will be between one of the four options below: Tab. 31.8 intransitive a b c d
eror.Ø eror.i eror.tzen eror.iko
transitive -adi-a-a-a-
irakur(r).Ø irakurr.i irakur.tzen irakurr.iko
-eza-u-u-u-
Since the past tense is marked by the suffix -(e)n, and since erg. agreement is marked by suffixes (but see 2.2.3.2.3), the four options in table 31.8 and the synthetic conjugation can be conflated as in (9), where the brackets represent an option: both an aspectual suffix and an aux. will either be selected together, or left out. (9)
VC ⇒ root (aspect ⫹ aux) Infl
The suffix -ke which appears in table 31.7 and in the consequential irrealis forms of table 31.6 has a life of its own, because it can in fact be combined with any inflected form, as shown in (10): (10) a. irakurri duke ‘he must have read’ b. irakurtzen duke ‘he must read’ [probability] c. irakurriko zukeen ‘he would (probably) have read’ Now this -ke-, although suffixed to the inflected verb form (IVF), is followed by the erg. and tense morphemes; hence (11), a revision of (9): (11) VC ⇒ root (aspect ⫹ aux) (-ke-) Infl The aux. may be iterated, with a past-inthe-past or iterative value (as (b) shows, the aspectual choices are marked on the aux., not the lexical verb): (12) a. irakurri izan du ‘he had read / he used to read’ b. irakurri izango zuen ‘he would have read’ The final formula must therefore be: (13) VC ⇒ root ((perf. ⫹ aux) aspect ⫹ aux) (-ke-) Infl
To derive the real forms, one must select the obligatory morphemes (root and Infl), and may choose the optional ones. The morphological adjustments are minimal: any affix selected must be suffixed to the verb to its left. Thus, if the inner optional [perf. ⫹ aux] sequence is not selected, but the rest is, we get (14a) from the general formula, and (b) as the morphological output (where square brackets indicate word boundaries ⫺ see the next section for the missing prefix): (14) a. root aspect ⫹ aux ke Infl a’. irakur-tzen ⫹ -u-ke Infl b. [irakur-tzen][… -u-ke- Infl] If we compare (13) to Chomsky’s famous formula for English verb complexes, slightly adapted here: (15) VC ⇒ Infl (Mod) (aux ⫹ en) (aux ⫹ ing) root we note that, other things being equal (English has a whole class of modal auxiliaries, whereas Basque only has one modal affix, etc.), the two formulae are linearly mirror images of each other, but exhibit exactly the same relative distance of the main grammatical morphemes with respect to the lexical verb: the aspectual morphemes are closest to it, followed by modality material, and finally, farthest from the verb, we find Infl, thereby exemplifying the same hierarchy. (A more general study, which also takes the data described in the next section into account, can be found in Rebuschi 1999). 2.2.3.2. The polypersonal conjugation 2.2.3.2.1. The IVFs agree with up to three arguments: absolutive, ergative and dative. Some examples are given below, in the present tense; the roots are in italics; comments follow. (16) a. na.iz I-iz ‘I am’ b. za.to.z. (< za.tor.z) you-tor-pl ‘you [polite] are coming’ c. ga.u.de (< ga.go.de) we-go-pl ‘we are (somewhere) / we are staying’
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31. Basque
d. joan na.tzai.o gone I-tzai-him ‘I have gone to him’ e. etorri ga.tzai.z.ki.zu come we-tzai-pl.DF.you ‘we have come to you’ (17) a. ikusi za.it.u.t seen you-pl-u-I ‘I have seen you’ b. ikusi ga.it.u.zu seen us-pl-u-you ‘you have seen us’ c. eman d. i.da.zue given it-i-me-you ‘you have given it to me’ d. saldu d. i.z.ki.zu.gu sold it-i-pl.DF.you.we ‘we have sold them to you’ The prefixes are absolutive: they correspond to the unique argument of the intransitive verb and the direct object of a transitive one. The abs. pl. morpheme (present with the polite 2nd pers. forms, which are in fact referentially sg. today) is distinct from the personal affix; it follows the root (16b, c, e), (17d), except in the case of the transitive aux. -u-, (17a, b). The suffixes are dative and ergative in that order, if both occur; note the dative flag (DF) -ki- which precedes the dative personal suffix (it could be argued that it is always present, but regularly disappears for morpho-phonological reasons in (16d) or (17c), cf. Rebuschi 1984). Ergative and dative plurality is not marked for the 1st p. pl. or for the 2nd p. polite, historically a plural. Two suffixes (-e, -te) mark plurality for the 3rd p. (Ø for erg. sg., -o for dative sg.): du ‘he has it’ / dute ‘they have it’, natzaio ‘I am to him’, natzaie ‘I am to them’, and are also used to build a general 2nd p. plural form out of the 2nd p. polite form: zatoz ‘you (pol.) are coming’, zatoz.te ‘you (pl.) are coming’. As was said earlier, nouns and pronouns are not marked for gender. However, the familiar 2nd p. sg. suffixes display a gender difference; the four translations of ergative “you” are given in (19) ⫺ where the first three lines correspond to a single addressee:
(18) a. ikusi na.u.k [familiar] ‘you (male) have seen me’ b. ikusi na.u.n [familiar] ‘you (female) have seen me’ c. ikusi na.u.zu [polite] ‘you (polite) have seen me’ d. ikusi na.u.zu.e [plural] ‘you (neutral) have seen me’ 2.2.3.2.2. The DF -ki- is not functionally necessary, as the aux. roots are distinct for each case frame: (19) Case frames and aux. a. absolutive: b. abs ⫹ dative: c. abs. ⫹ ergative: d. abs. ⫹ dat. ⫹ erg:
roots -iz, -ra -(t)zai -u-i-
Moreover, synthetically inflected transitive verbs resist valency reduction (the “anticausative transformation”): dakar for instance is always ‘s/he’s carrying it/him/her’, never ‘s/he/it is (being) carried’, in spite of the absence of a visible ergative suffix, and contrary to what one may observe in the periphrastic conjugation, where ekartzen du ‘s/he carries it/him/her’ may reduce to medio-passive ekartzen da ‘s/he/it is carried’. Likewise, unaccusative verbs may not be synthetically inflected and undergo a causative transformation: joan da ‘he’s gone’ has a causative counterpart (joan du ‘he took it away’), but the strong form doa does not. Thus, even though the erg. and dat. suffixes are identical in the 1st and 2nd p., both sg. and pl. (see table 31.9), the lexical or aux. verbal root always indicates whether they are to be interpreted as dative or ergative: Tab. 31.9: Dative and ergative suffixes dative 1sg 2sg masc. 2sg fem. 3sg 1pl 2pol 2pl 3pl
ergative -t / -da-k / -(k)a-n / -na-
-o
-Ø -gu(- …) -zu(- …) -zu.e(- …) -e [⫽ -Ø-e?] -Ø-te
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2.2.3.2.3. In the past and irrealis tenses, the form of the 1st and 2nd p. prefixes changes, somehow incorporating a copy of the past suffix -n: Tab. 31.10 Present Past/irrealis abs. abs. prefixes prefixes 1sg 2sg (familiar) 1pl 2 polite 2 plural
nahagazaza- … -e/te
nindhindgind- / gint-uzind- / zint-uzind- /zint-u- … -e/te
When all the arguments are 3rd. p., the following four affixes contrast (thereby indicating that they are not personal prefixes, as discussed in Rebuschi [1983] 1997, 139⫺ 154, among others): (20) a. b. c. d.
dzlb-
(present) (past) (irrealis) (imperative)
However, when the abs. argument is 3rd p., but the erg. one is 1st or 2nd p., this latter is cross-referenced by a prefix (but the pl. morpheme of the abs. is retained): Tab. 31.11 Ergative prefixes (past & irrealis) 1st sg. 1st pl. 2nd p.polite 2nd p. pl.
n(e)gen(e)zen(e)zen-(e) … -te
2.2.3.2.4. Basque IVF may contain yet another personal affix, the so-called “allocutive” one. Examples are given in (21): (21) a. ikusi di.na.t [addressing a woman] ‘I’ve seen it/him’ b. jan di.(k)a.gu [addressing a man] ‘we’ve eaten it’ c. etorri zitzaida.(k)a.n [addressing a man] ‘he came to me’
d. emango zizkio.na.gu [addressing a woman] ‘we’ll give it to him’ Such forms, which contain a post-dative 2nd p. sg. suffix, are automatically used if the register is familiar rather than polite, and the hearer is not the referent of an argument of the lexical verb, a choice which is conspicuous when familiar 2nd p. pronouns or IVFs are used elsewhere in the utterance: etortzen bazara, ni (22) a. Zu you[pol] coming if-you[pol]-are I joango naiz go-fut I-am[-alloc] [polite] ‘If you come, I’ll go’ etortzen bahaiz, b. Hi you[fam] coming if-you[fam]-are ni joango nauk I go-fut I-am[⫹alloc] (ditto) [familiar: male hearer] etortzen bahaiz, b’. *Hi you[fam] coming if-you[fam]-are ni joango naiz I go-fut I-am[-alloc] diNAt nekatua c. Uste thought I-have-it[⫹alloc] tired haizela that-you-are[fam] [familiar: female hearer] ‘I think you are tired’ nekatua c’. *Uste dut thought I-have-it[-alloc] tired haizela that-you-are[fam] (b’) is out because of a clash in register, made visible by the constrast between the familiar IVF of the protasis and the polite form in the apodosis; likewise, (c’) is illformed because the matrix IVF is [⫺alloc.], hence [⫺fam.], whereas the subordinate form is [⫹fam.]. In some cases, the same form may be interpreted either as a normal transitive or ditransitive aux. with a 2nd p. sg. erg. or dat. suffix, or as the allocutive counterpart of an intransitive or monotransitive IVF: (23) a. hilko nauk (i) you will kill me [⫺alloc: erg. [⫹fam, ⫹masc]]
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31. Basque
(ii) I will die [⫹alloc, ⫹masc] b. eman dinat (i) I’ve given it to you [⫺alloc: dative [⫹fam, ⫹fem]] (ii) I’ve given it (away) [⫹alloc, ⫹fem] Besides, allocutive IVFs are restricted to root sentences; thus, (24a) is unacceptable because the subordinate form nau(k)ala can receive neither a transitive interpretation (due to the argument structure of etorri ‘come’) nor an allocutive interpretation, whilst (24b) is acceptable, since the IVF in the complement clause contains an affix that can be read as cross referencing an argument (the suffix -(e)la marks subordination): (24) a. *esan di.(k)a.t [etorriko nau. (k)a.la] a’. esan di.(k)a.t etorriko naizela (i) ‘I’ve told you [⫹fam, ⫹masc] that I will come’ (ii) ‘I’ve said [⫹alloc, ⫹masc] that I will come’ b. esan di.(k)a.t [hilko nau.(k)a.la] (i) ‘I’ve told you/I’ve said that you’ll kill me’ (ii) *‘I’ve told you/I’ve said that I’ll die’ The examples above illustrate the replacement of one aux. root by another ⫺ the one that corresponds to increased addicity. When such a process is not possible (i. e. with the tri-personal aux. and with synthetic non-auxiliary verbs), a general process of pre-radical -i- insertion, sometimes leading to spirantisation, takes place: see (59b) in 4.2.1.3. To conclude this section, it must be underlined that many traditional descriptions of the morpho-syntax of allocutivity have been marred by the syncretism between these forms proper and what has been dubbed “implicative” forms in the present tense in root clauses (Rebuschi 1984): these latter can be described as the use of forms of ‘have’ with an 2nd p. ergative agreement morpheme instead of the copula. What distinguishes implicative construc-
tions from allocutive forms is (i) that the former can be used in embedded clauses, (ii) that they are always restricted to stative predicates, and (iii) that polite and plural suffixes are possible, as in (25): (25) ederra dun / dun / duzu / duzue ‘it is beautiful’, lit. ‘you have it beautful’ 2.3. Aspects of Basque syntax 2.3.1. Word order Greenberg (1966) classified Basque as an SOV language, but it has also been characterized as a free word order (or non-configurational) language, and as a Verb-second or (Topic-)Focus-Inflected Verb language. There is some truth in each of those characterisations, depending on the viewpoint adopted. Consider a transitive sentence with an ergative subject, an absolutive object and a transitive verb. The six word orders which are theoretically possible (SVO, SOV, OVS, OSV, VOS and VSO) are all empirically attested, but they do not have the same status. Out of context, or as a reply to Zer gertatu zen? ‘What happened?’, a normal SOV sentence would be used in the answer: (26) Jonek Miren jo zuen Jon.erg Miren.abs hit aux ‘Jon hit Miren’ However, totally rhematic sentences are not the norm: animate subjects tend to be discourse topics, leaving the sole VP as rhematic. Furthermore, the object left-adjacent to the VC can, but need not, be interpreted as contrastively focused; thus, a written sentence like (26) may also be interpreted with the S as a topic, and the whole VP as rhematic (in which case the prosodic prominence of the O relative to the VC is weak), or with the sole O as rhematic (the deaccenting of the VC being more marked: Elordieta 1997). But when it is the subject that is adjacent to the VC, it is normally interpreted as focused. Thus, if there is a focused NP, it must immediately precede the VC, but if there is none, the O-VC order obtains. A particular subtype of focus consists of interrogative pronouns: they occupy the focus
848 position, just as the elements provided by the answer do; when there are several whphrases in the question, the XPs in the reply will necessarily occupy the same positions, as in: (27) a. Nork zer erosi du? who.erg what.abs bought has ‘Who has bought what?’ b. Jonek liburua erosi du, eta Jon.erg book.sg bought has and Mirenek arrosak (erosi ditu) Miren.erg roses bought aux ‘Jon bought a/the book and Miren bought (the) roses’ Last but not least, negation in root sentences triggers a different word order: the negative particle ez immediately precedes the auxiliary, which now precedes the main verb (and possibly intermediary material): (28) Jonek ez du Miren jo Jon.erg neg has Miren-Ø hit ‘Jon has not hit Miren’ As explained in de Rijk (1996), a sentence like this has two interpretations: it can be a reply to ‘Who hasn’t hit Miren?’ (Jonek being the focus), or the denial of the focus of a preceding assertion like (26) in which Miren would have been the focus. 2.3.2. Ergativity Up to now, ergativity has been taken for granted. It must be emphasized, though, that the facts are not crystal-clear. In Dixon’s 1994 model, for instance, there are three syntactic primitives, S, A and O: S is the unique argument of an intransitive verb, A is the agentive subject of a transitive verb, and O its object. In such a framework, if we take into consideration the fact that Miren has a zero suffix in (26) above just as in (29) below, but has the -k suffix in (27b), we have detected ergative morphology in Basque. (29) Miren joan/etorri da Miren.Ø gone/come is ‘Miren has gone/come’ But is the category “S” basic? In the late seventies, Permutter showed that there were two types of (superficially) intransitive
VI. Nichtindogermanische Sprachen
verbs, which he (somewhat unfortunately) labelled “unaccusative” and “unergative”. The verbs in (29), but also erori ‘fall’ or hil ‘die’ belong to the first category: cross-linguistically, they allow ‘be’ auxiliaries (vs. ‘have’ for unergatives, as in French or Italian), and impersonal constructions of the type there came two men in English or il est venu deux personnes in French, etc. Now, Basque has a curious property: almost all the items that are traditionally used as instances of intransitive verbs in the description of its ergativity really are unaccusative ones. Moreover, most of its few unergative verbs are borrowings, and their only argument is in the so-called ergative case, the auxiliary being ‘have’ rather than ‘be’, as shown in (30); finally, most of the unergative verbs found in other languages must be translated into a complex expression, with the verb egin ‘do, make’ associated with a determinerless noun, as in (31). (30) a. Mirenek kantatu du Miren-k sung has ‘Miren has sung’ a’. *Miren kantatu da b. gerlak luzaro iraun zuen war.sg.-k long lasted aux[⫹tr] ‘the war lasted for a long time’ b’ *Gerla luzaro iraun zen (31) a. Jonek lan egiten du Jon-k work doing has ‘Jon works’ b. Mirenek eztul egin du Miren-k cough.Ø done has ‘Miren has coughed’ Since using auxiliary selection might lead to circularity, another test can be used that shows that the “erg” and “abs” Ss are syntactically different: it is possible to negatively quantify over “abs” Ss by using the partitive ending -(r)ik, but it is not possible to do so with “erg” Ss, as shown in (32) (Levin 1989). (32) a. ez da gizonik etorri neg. is man-ik come ‘no man has come’ b. *ez du/da gizonik kantatu neg. has/is man-ik sung
31. Basque
Fillmore’s Case Grammar does not fare any better; here, there are no Ss: the language is ergative if the A associated with a bivalent verb receives a special treatment, the remaining O, just as an A or an O used alone, being morphologically identical. What the handful of “unergative” subjects in Basque show is plainly corroborated in this model: when there is no explicit object, as in (33), the sentences are ambiguous, since the object can be either understood as definite (contextually given) or really implicit, whereas the sentences in (34) are ungrammatical: (33) a. Jonek jan du Jon.erg eaten has ‘Jon has eaten it / Jon has eaten’ b. Mirenek irakurtzen zuen Miren.erg reading has ‘Miren was reading it / Miren was reading’ (34) a. *Jon jan da Jon.Ø eaten is b. *Miren irakurtzen zen Miren.Ø reading was The case-marking and verbal agreement of A arguments remain the same, independently of the presence of an O argument: in Fillmore’s terms, Basque would then be an “active” language, not an “ergative” one. The only argument that remains to stick to the “erg/abs” labels (which I will do, for readability purposes) is to consider that the suffixless argument is unmarked, since it is obligatorily represented in the IVF, whereas the argument that carries a -k suffix is marked, because it is not compulsory, as indicated by the fact that an implicit, archetypal A is not projected, leading to mediopassive readings: (35) a. ogia jaten da bread.Ø eating is ‘bread is eaten’ b. liburuak irakurtzen ziren books.pl.Ø reading were ‘one used to read books’ 2.3.3. Subject/object (a-)symmetries Whatever the proper characterization of the Ø/-k opposition in Basque, its morphology is not nominative/accusative. But it remains
849 to be seen if its morphology determines its syntactic properties or not (semantically, recall the (in-)definiteness data concerning the sg. ending -a mentioned in 2.2.2). 2.3.3.1. First, abs. arguments do not have the same interpretation when they are used in isolation and when they are syntagmatically opposed to an erg one. We just saw with (33) that a silent object could be interpreted either anaphorically or archetypally (one eats edible stuff, or reads readable things). But what happens if there is no A, i. e. with unaccusative verbs? In root sentences, the silent unique argument must be interpreted anaphorically: (36) a. sartzen da entering is ‘s/he comes in’ / *‘one comes in’ b. erori da fallen is ‘s/he has fallen’ / *‘someone has fallen’ A phonetically empty 3rd p. sg. A is also anaphoric: (37) a. ogia jaten du bread-Ø eating has ‘s/he eats bread’ / *‘one is eating bread’ (compare (35a)) b. liburua irakurri zuen book-Ø read had ‘s/he read a book’ / *‘a/the book was read’ 2.3.3.2. In control structures, abs. arguments of intransitive verbs behave like erg., rather than abs., arguments of transitive verbs. If the syntax were ergative, one would expect the abs. argument of jaten below to behave like the abs. argument of joaten ‘going’, but the data indicate otherwise: the argument which is “understood” in the lower clause (pro) corresponds to the subject of nominative-accusative languages: (38) a. Nik haurrak ikusi ditut [pro I-k children-Ø seen I-have-them joaten] going ‘I saw the children going’
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b. Nik haurrak ikusi ditut [pro I-k children-Ø seen I-have-them sagarra jaten] apple.sg.-Ø eating ‘I saw the children eating an/the apple’ c. *Nik sagarrak ikusi ditut [pro I-k apples-Ø seen I-have-them haurrek jaten] children-k eating 2.3.3.3. Another argument that may be given in favour of morphologically-independent subjects and objects is provided by the distribution of elkar ‘each other’. On the one hand, elkar may never be in the erg. case; on the other hand, it can be in the abs. case, but only when the V has a direct object; thus, if elkar is in the abs. case, its antecedent must be erg., and cannot be dative (for instance): (39) a. haurrek elkar ikusi dute children-k elkar-Ø seen they-have ‘the children have seen each other’ b. *elkarrek haurrak / haurrak elkarrek ikusi ditu elkar-k children-Ø c. haurrak elkarri mintzatu children-Ø elkar-dat. spoken zaizkio they-are-to-him ‘the children have spoken to each other’ d. *elkar haurrei / haurrei elkar mintzatu zaie elkar-Ø children-dat. 2.3.3.4. Basque does not, however, exhibit as many subject/object asymmetries as nominative-accusative languages. I will only consider one example here (see Rebuschi 1989). Standard Basque as it is promoted by the Basque Academy has two series of genitive pronouns, which, for want of a better word, I shall call “weak” and “strong”, because in the unmarked series, there are no diphthongs, whereas the marked series exhibits diphthongs ⫺ see table 31.5. This system, and the specific distribution of the two genitive forms, are borrowed from classical La texts. Roughly speaking, the weak forms are used when there is no coreferent
pronoun or NP in the same clause: there may, but need not, be such an antecedent in a higher clause; the strong forms are “reflexive”, but in a highly specific way: any co-argument of the NP that contains a genitive pronoun will serve as an antecedent and thus trigger or licence the strong form. Examples in (40) summarize the basic facts: (40) a. Nik neure / *nire liburua I-k my [⫹str] / [⫺str] book.sg irakurri dut read I-have ‘I’ve read my book’ b. Nik uste dut I-k belief I-have [Patxik nire / *neure liburua P.-k my [⫺str.] / [⫹str] book irakurri duela] read he-has-that ‘I think that Patxi has read my book’ c. Bere anaiak Iosephi his [⫹str] brothers-Ø Joseph.dat mintzatu [zitzaizkionean] spoken aux.comp.loc ‘When hisi brothers talked to Josephi …’ (Axular 1643) d. Elisabet [h]eure emaztea E. thy [⫹str] wife-Ø erdiren zaik seme bear [intr.]. fut. aux-to-you son batez. one-instr (Luke 1:13, Lic¸arrague 1571) ‘Thyi wife Elizabeth shall bear theei a son.’ d’. Zeure emazte Elisabetek your [⫹str] wife E.-k semea emango son.sg-Ø give-fut dizu (id., BEB 1994) s/he-has-to-you ‘Youri wife Elizabeth will give youi a son’ From a typological viewpoint, the locality constraint exemplified in (40b) is well-attested, but the utter lack of functional yield in this system when 1st and 2nd persons are concerned must be noticed. More intriguing, though, is the case illustrated in (c), due to the fact that the strong genitive pronoun is
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31. Basque
within the subject NP, and linked to a nonsubject argument. The (d,d’) examples have been added that show that the same lack of argument asymmetry that existed in the Northern dialects four centuries ago indeed represents the norm today in carefully written EB. 2.3.4. The complex sentence Basque has three distinct complementizers, which are all affixed to the finite verb form: the prefix bait-, and the suffixes -(e)n and -(e)la, and, as we saw in section 2.2.2, there are tense, mood and aspect oppositions both in matrix and in embedded clauses; besides, Basque also uses quite a few distinct forms of tenseless clauses. 2.3.4.1. Finite subordinate clauses. The (obligatory) complementizer -(e)la is typical of clauses governed by verbs of saying; the indicative forms are factual, and the subjunctive forms indicate a (mental) goal: [Jon (41) a. Patxik esan dit Pati-k said he-has-to-me Jon-Ø joan dela] gone he-is-la ‘Patxi has told me that Jon has gone’ agindu du [kanta b. Mirenek Miren-(e)k ordered has sing dezadala] I-do [subjn]-la ‘Miren has ordered me to sing’ lit. ‘… that I sing’ Complement clauses governed by a predicate of wish and indirect questions have -(e)n: (42) a. Patxik nahi du [Miren joan Patxi-k want has M.-Ø go [root] dadin] is [subjn] ‘Patxi wants Miren to go’ lit. ‘… that she go’ [nor b. Patxik galdatzen du Patxi-k asking he-has who joango den] go.fut is-(e)n ‘Patxi asks who will leave’ -(e)n is also used in relative clauses, which precede their antecedents:
(43) a. joan den gizona gone is-comp man.sg ‘the man who has left’ b. irakurtzen duzun liburua reading you-have-n book.sg ‘the book that you’re reading’ When the head noun of the NP is absent, free relatives are created: (44) a. joan den.Ø.a [cp. (43a)] ‘the one that ⬇ he who has left’ / ‘what has gone’ b. irakurtzen duzun.Ø.a [cp. (43b)] ‘the one you read / what you read’ Such headless relative clauses are used to build adverbial clauses: (45) a. joan den.etik [cp. (44a)] gone he-is-n.abl ‘(ever) since he left’ [also: ‘from the one that’s gone’] b. irakurtzen duzun.ean [cp. (44b)] reading you-have-n.loc ‘when you read’ [also: ‘in the one you read’] When the matrix clause is negative, -(e)n plus the partitive suffix -ik are used instead of -(e)la: (46) Ez dut uste [joan denik] neg I-have belief gone s/he-is-n-ik [cp. (41a)] ‘I don’t think s/he’s left’ The third complementizer, bait-, is mainly causal in EB as it is used in Spain, and thus serves as a paraphrase for a construction of a new type, in which it is now the first comp., -(e)la, which carries a suffix: (47) a. joan baita gone bait-aux [⫽ bait-da] ‘because s/he’s left’ b. joan delako gone aux-la.-ko id. Let us also recall the existence of the prefix ba- ‘if’, used in the protasis of conditional sentences:
852 (48) Zu etortzen ba zara, ni joango naiz you coming if you-are I go-fut I-am ‘If you come, I’ll go’ 2.3.4.2. Non-finite subordinate clauses. Both the perf. part. and the gerund can head tenseless subordinate clauses. The former is used with no suffix as a complement of behar ∞edun ‘have to’ and nahi ∞edun ‘want’, but it can also receive various case suffixes or be followed by postpositions, in which case the clause that contains it is typically adverbial: (49) a. joan behar dut go behar I-have ‘I must go’ b. irakurri nahi du read nahi s/he-has ‘s/he wants to read’ c. joanez gero gone.instr then ‘after leaving’ d. irakurria gatik read-sg ga-from ‘in spite of reading (it)’ The gerund is obtained by deleting the final -n of impf. participles. It can also be followed by case endings or postpositions: (50) a. irakurtze.ra joango da reading.all go.fut he-is [complement clause] ‘he will go and/to read’ b. irakurtze.a.n / irakurtze.a.rekin reading.sg.loc / reading.sg.comit [adjunct clause] ‘while reading’ c. irakurtzeko [complement or adjunct clause] ‘in order to read’ d. irakurtzea gatik / irakurtze arren [adjunct clause] ‘in order to read’ The most interesting feature of those structures is that the subject can be explicit. This is not, however, an instance of “exceptional case marking” by the matrix verb, since the subject’s case is determined by the lower predicate; furthermore, as shown by (c) (from Ortiz de Urbina 1989), the subject of a subject clause may also be explicit:
VI. Nichtindogermanische Sprachen
(51) a. Jonek erabaki du [Mirenek Jon.erg decided he-has Miren.erg irakurtzea] reading.sg ‘Jon has decided that Miren should read’ b. Jonek erabaki du [Miren Jon.erg decided he-has Miren-Ø etortzea] coming.sg ‘Jon has decided that Miren should come’ c. [semeak atzerrian ibiltze.a.k] sons-Ø abroad walking.sg.-k kezkatzen du ama worrying it-has mother.sg.-Ø ‘it worries (their) mother that (her) sons are abroad’ 2.3.5. Other aspects of Basque syntax 2.3.5.1. Basque has many properties typical of head-final languages, i. e. its case-assigning heads generally follow the elements they govern: as we saw in 1.3.1, objects often precede verbs; more systematically, Basque has postpositions (which are often declined nouns), but no prepositions: (52) a. ni baitan ‘in me’ b. zu atzean ‘behind you’ c. ohearen azpian ‘under the bed’ d. gerla aurretik ‘from before the war’ The internal structure of NPs is typically head final, since genitive complements and adjuncts, ordinal and cardinal numbers (except bat ‘one’), and relative clauses, precede the head noun. However, attributive adjectives (except geographical/ethnic ones, which appear on either side of the noun) and determiners follow the head: (53) a. Donostiako nire hiru lagun San Sebastian-ko my three friend kutunekin dear.pl.with ‘with my three dear friends in/from San Sebastian’
31. Basque
b. [zuk irakurri zenuen] haren you.erg read you-had-n his liburu gotor hau book thick this ‘this thick book of his which you read yesterday’ 2.3.5.2. Case duplication. Three subcases must be distinguished. First, when a quantifier follows a demonstrative, both are number ⫹ case-marked: (54) liburu heiekin guztiekin book dem.pl.with. all.pl.with ‘with all those books’ Second, as we saw in 2.2.2.2, some case endings are complex: the prolative ending -entzat may be analysed as the concatenation of two distinct case endings, the genitive and the (simple) prolative but it is also possible to regard -tzat as a postposition that cliticized to the preceding word at the phonological level. Third, what has been dubbed “superdeclension”, as in gizonarentzakoaz, simply does not exist: such words must not be analysed as in (55b) below, which supposes that the head of the expression is gizon ‘man’, followed by a string of concatenated suffixes, but as in (c), i. e. as a complex NP with a null head, and a postpositional phrase transformed into a adnominal adjunct by -ko: (55) a. gizonarentzakoaz b. *[[[[[gizon-a]-(r)en-tzat]-ko]-a]-z] c. [np [adj.p [pp gizon.a. (r)en. man.sg. gen. tzat] -ko].Ø. -a] -z for -kosg. about ‘about the one (-Ø-) for the man’
3.
Phonetic and phonological variation
3.1. Segments 3.1.1. Michelena (1961; 1977), using Aquitanian data, internal reconstruction and the phonetic shape of the borrowings from Vulgar Latin and, later, from Romance languages, has been able to reconstruct the Basque phonological system at the begin-
853 ning of this era. The vowels seem to have been identical to those used in EB today. The consonants were possibly limited to 16, with a fortis-lenis opposition: (p)/b, t/d, k/ g, tz/z, ts/s, N/n, L/l and R/r, later reinterpreted as a voiceless/voiced opposition for the plosives. Somewhat later, lenis l underwent rhotacisation and lenis n was lost (compare zeru ‘sky’ < cœlu(m), ahate ‘duck’ < anate(m)), the fortis segments being the ancestors of today’s l and n. Since this opposition only existed intervocalically, and since “geminate sequences of Latin are invariably borrowed as fortis consonants”, the fortis segments may well have been simple geminates, thereby reducing the “PreBasque consonant system to the surprisingly small number of only eight” units (Trask 1997); note however that the status of initial h in words like herri ‘people/country/village’ remains unclear under these reconstructions. 3.1.2. The only dialect that has six vowels is Souletin (and the adjacent LN varieties): it has a closed front rounded vowel ü (< u: this process has taken place everywhere except before -s, flapped -r, and the sequence -nk-); this ü has even evolved into i in certain contexts, as in die < düe, EB dute ‘they have (it)’. Zu also has nasalized simple vowels and diphthongs, as in a˜ha˜te, ‘duck’, and arda˜u4 ‘wine’. Zu and LN also have (and La had) aspirated consonants; the aspirated plosives seem to be a reflex of a former stress assigned to the first or second syllable (no plosive being aspirated in a later syllable). Initial h has phonemic status in all the varieties of Basque spoken in France except coastal La (where it has been lost): hari ‘tohim’, ari ‘busy’. As noted in 2.1.1.2, the orthographic letter j has several realisations, among which, alongside those mentioned there, that of a voiced prepalatal continuant [z] (Zu, Bi). Note also that intervocalic voiced plosives and flapped r are very easily dropped. 3.2. Rules 3.2.1. A very general process across dialects consists in closing the mid vowels when they are followed by open a; thus,
854 etxe-a ‘the house’ is often realised like etxia, and etxeko-a ‘the (one) from/in the house’ as etxekua. 3.2.2. Quite common in the southern dialects is the progressive semi-closure of a into -e if it follows a closed vowel (with any number of intervening consonants): ur-a ‘the water’ is thus pronounced ure and hil-a, ‘the dead (one), (h)ile. The foregoing rules apply, according to the sub-dialects, either in bleeding order, or in feeding order; in the latter case, etxekoa is pronounced etxekue. 3.2.3. In Gi and Bi again, l, n, t and d are palatalised after i. This process is “word-internal”, but it must be remembered that some words, e. g. the copula or intr. aux. da, cliticize to the preceding one; as a consequence, the written sequence hil da ‘he’s died’ can be pronounced illdde. This rule, which was operative in 17th and 18th c. La (since words like zein ‘which’ were spelt zein˜, etc.), has been lost in this dialect, perhaps due to the influence of neighbouring LN, which does not seem to have ever had it, and which has clearly been gaining in importance in the last two centuries. 3.2.4. A typically western (Bi) process is the introduction of [ß] (written b) between the closed back vowel u and a following vowel, and of a [z] or a [s] (spelt j and x) between an i and another vowel; those continuants are obvious evolutions of intervocalic glides, giving rise to realisations like [bejsa] for written behia ‘a/the cow’. Another feature of spoken Bi is the absence of opposition between (t)z and (t)s: the remaining fricative is s and the surviving affricate is tz. 3.2.5. At least one process is becoming obsolete everywhere (probably partly because of the standard spelling, and partly because of the absence of such processes in Romance): it is the progressive assimilation in voicelessness which has apparently always applied between the negative particle ez [es], and a following IVF beginning in d-, as in ez da; this sequence, traditionally spelled ezta, phonetically [esta], is more and more often heard [ezda]. Another trend among young southern speakers is to neutralise of
VI. Nichtindogermanische Sprachen
the ts ⬇ tx opposition with the former segment being the general realization; moreover, in the subdialects which palatalise t after i, the younger generation quite often substitute tx [ts] for tt [t’]. 3.3. Accentuation There are basically two main accentual types, one a stress system, the other a pitch system. The former type has two basic subtypes, stress being assigned either from right to left, as in the eastern part of the Basque Country (and some parts of Biscaye), or from left to right, as in its central part (Guipuzcoa); since an example of [⫹2] rightward stress assignment was given in 2.1.2.1, I will concentrate here on the other two options. 3.3.1. Souletin Basque provides the best studied case of leftward stress assignment (Michelena 1957⫺58; Hualde 1991; 1997). The general rule is for the last syllable but one to be salient. It is useful to distinguish between uninflected simple, derived, and compound words, and their inflected counterparts. Exceptions to the general [-2] rule with simple uninflected words are oxytones: (i) words ending in diphthongs (arda˜u4 ‘wine’); (ii) a few lexically marked items. Derivational suffixes may be unmarked, in which case the [-2] rule applies to the new word, as in oge´ndün ‘guilty’ (cp. o´gen ‘guilt’), or marked as stressed: aitan˜´ı ‘grandfather’ (cp. a´ita ‘father’); proparoxytones may also be created by suffixes like -tegi, as in ha´ustegi ‘ash-pan’ (cf. hauts ‘ash’). Compound words normally have their main stress on the second one. When words are inflected, the [-2] rule generally applies to the inflected item; from gı´zun ‘man’, we thus obtain gizu´na ‘the man’; likewise, ‘the guilty one’ will be obendu ˙u´na. An important fact is that sequences consisting of a root-final -a followed by the sg. suffix -a reduce to asingle stressed -a´ segment ⫺ obviously as a result of the stress having been assigned before the a ⫹ a sequence is reduced; the functional yield of stress position is clear: alha´ba ‘daughter’, alhaba´ ‘the daughter’, bi alha´bak ‘two daughters [erg]’, bi alhaba´k ‘the
855
31. Basque
two daughters’. With non-abs. pl. forms, a stressed -e´- appears in all words: gizune´k ‘the men [erg]’, gizune´r ‘to the men [dative]’, alhabe´k ‘(the) daughters [erg]’, alhabe´n ‘of (the) daughters’; this has been used as an argument for reconstructing non-abs. pl. endings as having been suffixed to an independent plural form, e. g. *gizun-a(g)-ek (Michelena 1957⫺58), but, as Hualde 1991 insists, this -e´- morpheme must be synchronically regarded as inherently stressed. Roughly speaking, all the eastern dialects of table (A) and the adjacent ones (La, HN) are of the [-2] type, but with important differences, the most conspicuous of which being that -a ⫹ a(k) sequences are reduced to a single segment before the stress assignment rule applies outside of Zu: as a consequence, stress has no functional yield in these dialects. Note too that in Roncalese, now extinct but closely related to Zu, the [-2] rule only applied to the root, all the suffixes being extra-metrical. 3.3.2. In northern Biscayan, the situation is totally different: polysyllabic words typically start with a low tone, and the second syllable has a high tone which may, or may not, be sustained on the following syllables. 3.3.2.1. A typical example is Guernica Basque, where singular and indefinite nouns have a high tone throughout, whereas in the plural forms, “there is a sharp final drop in pitch from the first syllable containing a plural suffix” (Hualde 1991). Here are a few illustrations, which show that pitch has a partially distinctive function ⫺ in this section, accute accents will indicate high tone (H), and grave accents low tone (L): (56)
indef
sg
pl
abs gı`xo´n ‘man’ gı`xo´na´ gı`xo´na`k erg gı`xo´ne´k gı`xo´na´k gı`xo´na`k dative gı`xo´ne´rı´ gı`xo´na´rı´ gı`xo´na`rı` When the roots are monosyllabic, the words have a H tone if uninflected or in the plural, but otherwise follow the general pattern:
(57) abs erg dative
indef
sg
pl
a´r’worm’ a`rra´k a`rre´rı´
a`rra´ a`rra´k a`rra´rı´
a´rra`k a´rra`k a´rra`rı`
Guernica Basque then apparently contradicts the morpho-syntactic result obtained in 2.3.5.2, namely, that there is no “superdeclension”: even if a plural morpheme belongs to a left adjunct, it triggers the presence of a L on every syllable following it. Thus, ‘the one (Ø) of the men’ [⫹erg], EB [[gizonen][-Ø-a]-k], will have a final L (in spite of its being sg), because the adjunct to the left of the empty head is plural, and consequently has a L: gı`xo´na`na`k; compare: gı`xo´na´na´k ‘the one of the man’ and gı`xo´na´na`k ‘the ones of the man’. The contradiction is only apparent, though: if the assignment proceeds from left to right, the first low syllable following a high one will be the ultimate phonologically relevant one and the low tone(s) to its right is/are a simple case of L tone spreading. This dialect also has lexical exceptions: certain items inherently possess a L tone which can fall on just any syllable (Hualde 1997, contra Hualde 1991). Verbs, like nouns, are generally unmarked for stress, but, here again, exceptions do exist. What is more, the participial endings may themselves be unmarked (like the perf. endings -i, -tu), or carry a L tone (impf. -t(z)e`n, prospective -ko`). However, the properties of markedness and strength do not coincide; thus, in composition, an unmarked second word may erase the inherent L tone the root of the first word carries: txı´stu` ‘flute’ is marked, but the derived txı`stu´la´(r)ı´ ze´ ‘flautist’ is not. 3.3.2.2. We owe Hualde/Elordieta/Elordieta (1994) a remarkable description of a broadly similar system, that of Lequeitio, which contains a lot of information on units larger than the word. The description is in terms of accent: an accented syllable has a H*L tone, the H part of which spreads leftwards as far as the second syllable of the tonal unit, which may be much larger than the
856 word. The basic default rule is that when no item is lexically marked, the last syllable of the group receives this complex tone: in a sentence like nire laguna dator, ‘my friend is coming’ which contains no marked element, the accent is assigned to the very last syllable, and the H tone spreads as far as the second syllable of the first word: nı`re´ la´gu´na´ da´toˆr. At the word level, Lequeitio Basque behaves like Guernica Basque, except that its marked items always carry their accent on the penultimate syllable; likewise, the plural morpheme triggers the presence of a H*L tone on the last syllable but one, independently of its own concrete position in the word; consequently, the counterpart of the dative plural gı`xo´na`rı` of Guernica Basque (see (56) above) will be gı`xo´naˆrı`, and rightward stress displacement will also be observed when a noun is lexically marked, as in lau libuˆru ‘four books [indet.]’, liburuˆa ‘the book’, liburuaˆri ‘to the book’. Morpho-syntactic words and prosodic words do not always coincide; in particular, although verbal participles and tensed auxiliaries can be separated by various particles, and undergo linear inversion in negative sentences (cf. 2.3.1), they form one prosodic word. If focus is assigned to the preverbal constituent, and the aspectual suffix is lexically accented (as in Guernica Basque, this is true of imperfective and prospective endings), the preverbal constituent will contain the main stress, as in: lagunaˆ etorriko´da ‘the friend will come’ or laguˆnak etorriko-dı´ra ‘the friends will come’. But if the positive polarity of the sentence is emphasized, it is the lexical verb that carries the main accent: lagu´nak etorrıˆko-dira, ‘the friends will come’. When whole phrases that contain no lexically marked item are focused, the prominent accent will fall on the last syllable of this phrase, in compliance with the general default rule; in such a case, it is impossible to know, out of context, which particular word is really marked for focus; thus, in etxe barrizaˆ ikusi-dot ‘I saw the new house’, the contrast may be between a house (etxe) and another building, of between the new
VI. Nichtindogermanische Sprachen
house and the old one. On the contrary, when there are lexically marked words in non-final position, a contrast in accent obtains, as in libuˆru barrı´ za ekarri dot ‘I brought the new book’ vs. libu´ru barrizaˆ ekarri dot ‘I brought the new book’.
4.
Morphological variation
4.1. The nominal domain 4.1.1. Determiners and pronouns The sg. and pl. suffixes -a(k) seem to have evolved from a former “distal” demonstrative, as evidenced by (i) the fact that the theme for non-abs. cases of hura ‘that (one)’ is (h)a- (erg. har(e)k, gen. haren …), and (ii) the fact that Bi still uses a as a distance III demonstrative (and personal pronoun). The southern dialects: Bi, Gi (and La until the 18th century) also have an inclusive plural det. -ok as in euskaldunok … gara ‘we Basques are …’, vs. italiarrak … dira ‘Italians are …’. 18th and 19th century La also had a typologically very rare pronoun, haina, best translated by ‘all such (people)’, which could not take specific or definite antecedents, but rather functioned as a lexicalisation of “E-type anaphora” (Rebuschi 1998). Bi, contrary to the other dialects, can put the demonstrative before the noun, both items being case-marked: a´ gizona (⫽ common Basque gizon hura) ‘that man’. Bi is also the only dialect that has the numeral bi ‘two’ after the noun; the other numerals follow the general pattern and precede it. An important feature that distinguishes NL and Zu from Gi and Bi is the use of hura cited above as a unmarked personal pronoun in the first two: in the southern dialects, this use of hura is literary, the would-be emphatic pronoun bera being normally used to refer to persons, hura often being restricted to non-human referents in spontaneous speech. As far as the strong and weak forms of genitive pronouns are concerned, it must be noted that the standard system described in 2.3.3.5 does not correspond to spontaneous use: everywhere, the weak forms are unmarked ⫺ and the strong forms have al-
31. Basque
most completely disappeared in La, the dialect whose 17th century variety has inspired that normative system. In general, the strong forms are used emphatically, when the possessor’s identity is focused, but they also frequently occur as the genitive in the X-en burua ‘X’s head’ phrase when its interpretation is reflexive rather than literal (cf. 2.2.2.2); another fairly general use of those forms in earlier texts is “stylistic”: when the addressee’s status was high, he was typically referred to in vocative NPs as neure Jauna ‘my Lord’ rather than nire/ene Jauna (ene is the typical eastern form of nire ‘my’). 4.1.2. Case 4.1.2.1. Diachronically, the case system has been fairly stable. Note however that the current ablative suffix -tik has evolved from an earlier -ti, attested in old Bi and contemporary Zu; likewise, there is some evidence that the comitative ending -(re)kin formerly was -(re)ki (which it still is in Zu). Old Bi also had and ablative in -ean (today’s sg locative): suffixed to the demonstrative a, old Bi thus had an equivalent of French en or Italian ne, arean ‘of it’. 4.1.2.2. The non-abs. plural case-endings are characterized by -e- in standard Basque (1.2.2.2), which is in fact is typical of the eastern half of the domain (NL, Zu, and HN) only: in Bi and Gi, -a- is used, just as in the sg. However, differences in pitch (§ 2.3) or stress (Jacobsen 1972) may play the same differentiating role. 4.1.2.3. Another dialectal variation worth mentioning is the existence of an allative suffix -rat in LN, which results from the amalgamation of all. -ra plus a final -at, since its Zu variant -la´t is stressed (see 3.3.1). (i) In Gi, the same -at is a postposition that governs the ablative, yielding a static external localization (cp. etxetik dator ‘he’s coming out of the house’, but etxetik at dago ‘he is out of the house’). (ii) In older NL, -ra and -rat contrasted in meaning, the former simply indicating movement to a place, and the latter implying that the stay
857 was to last for some time, as in tabernara joanen da ‘he’ll go to the pub’, vs. zerurat joanen da ‘he’ll go to heaven’. 4.2. Variation in the verbal domain 4.2.1. Old Basque 4.2.1.1. The most obvious diachronic piece of data is the dramatic reduction of the number of “strong” verbs which can be directly conjugated; Lafon 1944 has compiled the inflected forms of 6 distinct auxiliaries, 12 intransitive verbs, and 40 transitive ones for 16th century Basque. Today, apart from the aux., hardly a dozen verbs are spontaneously used so. It is not, however, possible to say that all Basque verbs could be directly inflected in the past: only those whose perfective part. begins in e-, i- and ending in -Ø, -n or -i were, and there is no evidence that a V like sartu ‘enter’ has ever been conjugated. On the other hand, as shown by the oldest texts, it is clear that the aoristic conjugation described in 2.2.3.1 once was quite common, and not retricted to either imperative, potential or subjunctive moods. Lic¸arrague’s (1571) translation of the NT thus contains past aorist forms, e. g. sar zedin ‘he entered’, which are typically narrative: the periphrastic forms used today in narrations, like sartu zen (dit.), are restricted to one value of the English pluperfect, i. e. to refer to events relevant for the current state of affairs. However, even in the earliest known proverbs, which reflect an archaic form of the language, non-subordinate non-potential present aoristic forms are absent. 4.2.1.2. Another property of the ancient past tense is that, in two non-adjacent dialects, the suffix -(e)n was optional; see for instance the following proverb (# 386) from the 1596 Refranes […] : (58) Artzaiok arri zitea, gaztaeok herdsmen quarrel aux-past cheeses agir zitea appear aux-past ‘the shepherds quarrelled and the cheeses turned up’ Such forms also appear in early 17th century HN poems first published in Michel-
858 ena 1964 ⫺ and SHN still has these suffixless past IVFs. Recall now (a) that when all arguments are 3rd p., the IVF prefixes code tense or modality, as indicated in (20) (in fact, Bi has always had Ø- rather than z- in past transitive IVFs), and (b) that abs. prefixes in the past incorporate a copy of the past affix (2.2.3.2.3). A natural question then is to ask whether this -n- element has always been final (as it is synchronically). Suppose it originally was a prefix: the copy would then be the suffix, and the role of this prefixal -nwould have been to help disambiguate 1st and 2nd agreement markers which possibly did not distinguish between absolutive and ergative case/function, contrary to the d-/zopposition that appeared with 3rd p. arguments. (Of course, the reason why a copy of it was made of it at the end of the IVF is just as mysterious as why a copy should have been made from a suffix into a prefix.) 4.2.1.3. The ergative prefixes of table 31.11 (2.2.3.2.3) have also raised discussions. As noted there, some scholars have proposed that the ergative suffix was moved towards the initial position at some remote date; however, this “ergative displacement” might just as well have been the other way round: no conclusion can be drawn from the pair dakigu ‘we know’ ⬇ genekien ‘we knew’, or from the fact that certain dialects have genekigun for the latter, with both a prefix and a suffix cross-referencing a 1st p. pl. argument. Recall however that the allocutive affix -k(a)-/-n(a) (2.2.3.2.4) occurs between the dative and the erg. suffixes in the present tense, and that it is restricted to root clauses (contrary to the “ethical datives” of the neighbouring Romance languages). This latter restriction suggests that its presence has something to do with the structure of the utterance as such (i. e. “CP”), rather than with the internal structure of the sentence(s) that constitute(s) it (“IP”). In other words, the fact that the erg. suffix follows the allocutive one is surprising, in particular under the hypothesis that morphological structure mirrors syntactic structure: the erg. morpheme should be
VI. Nichtindogermanische Sprachen
closer to the head of the IVF than the alloc. one. But that is a possibility left open by the internal structure of past tense forms. Consider for instance the IVFs of (59): (59) a. eman diogu [non-allocutive] ‘we have given it to him’ b. eman zionagu [⫹alloc.,⫹fem.] id. c. eman genion [non-allocutive] ‘we had given/gave it to him’ d. eman genionan [⫹alloc.,⫹fem.] id. In (b), whatever the structural relation between the prefix and the root -i-, the allocutive morpheme -na- is closer to -i- than the ergative suffix -gu. However, in (d), ge- or gen- (if -n- is not synchronically analysed as a tense marker) may be construed as closer to the root than -na-, as in the following bracketed representations: (60) a. [[[[ge- [n- [-i-]]] -o] -na] 1pl past root dat.3sg alloc -n] past b. [[[[gen- [-i-]] -o] -na] -n] 1pl-past root dat.3sg alloc past The foregoing data clearly point towards a diachronic analysis according to which both the erg. agreement marker and the past tense affix were originally prefixes: only in such places could they ever be structurally closer to the root than the allocutive suffix. Needless to say, something more should be said concerning the suffixes when 1st or 2nd p. abs. prefixes occur; but the plural suffixes are phonemically transparent (-gu, -zu are the exact form of the pronouns themselves), thereby indicating that their appearance must be more recent than that of the prefixes. 4.2.2. Dialects 4.2.2.1. The three macro-dialectal zones recognized in 3.3: East (Zu, NL, HN), Central (Gi), and Western (Bi) may again
859
31. Basque
be recognized on the basis of isoglosses concerning IVFs and participles:
Tab. 31.12: Formation and distribution of the resultative state pattern
(61) The main conjugation isoglosses from a dialectal viewpoint
(i) (nik) (ii) (nik) (iii) (nik) (iv) (nik) (v) (nik) (vi) (nik)
a. b. c. d. e. f. g.
East
Gi
Bi
dut du daut z-uen Ø -ezahilen t(z)en
det du dit z-uan tu -ezahilko t(z)en
dot dau deust Ø-euen tu -agihilko ketan/tu ⫹ ten
‘I have (it)’ ‘s/he has (it)’ ‘s/he has (it) to me’ ‘s/he had (it)’ subjunctive prospective part. imperf. part.
The first three lines do not require any comments; (61d) illustrates the fact that Bi has a zero prefix in the past instead of z-; (61e) shows the formation of the subjunctive and related moods: in the eastern dialects, just as in EB, it is the root of the lexical verb which is used (cf. tab. 31.7), but in Gi and Bi, it is the perfective participle; moreover, Gi and the eastern dialects share the same suppletive aux. whose root is -eza-, whereas Bi uses another, -(e)gi-. (61 f.) shows the prosp. part. formation (but NL also has -ko after vowels). Finally, (g) indicates the formation of the imperfective participle. To summarize, the eastern dialects share three or four forms ⫺ depending on one’s judgment on the pair zuen ⬇ zuan in (d) ⫺ with Gi out of seven, whereas Gi and Bi only share one. 4.2.2.2. All the dialects can refer to the state (of the subject, object, or situation) resulting from an completed action (itself indicated by the use of the perf. part., cf. 2.2.3.1), but the way this is encoded is not uniform; (i) the perf. part. itself may take on one of three suffixes: partitive -(r)ik, number agreement with the absolutive argument, or the suffix -ta, a contraction of the conjunction eta ‘and’; (ii) the aux. may either remain unchanged, or be replaced by egon ‘be (somewhere/in some state)’ if the predicate is intransitive, or e(d)uki ‘possess, hold’, if it is transitive. This yields six theoretical possibilities, which are all realised in one dialect or another for (nik) liburuak hartuak ditut ‘I have received the books’:
liburuak hartuAK ditut liburuak hartuRIK ditut liburuak hartuTA ditut liburuak hartuAK dauzkat liburuak haurtuRIK dauzkat liburuak hartuTA dauzkat
NL, Gi, Bi Zu Gi (rare) Gi, Bi La, Gi, Bi Gi, Bi
The same combinations are used to derive a “passive” and an “antipassive” voice: if the subject is demoted (it may then either retain the erg. ending or receive instead the instr. case, but is no longer cross-referenced in the IVF), a passive obtains; if it is the object that is demoted, both it and the agent are in the abs., but the IFV only agrees with this agentive abs. term, and if it is number that is marked on the participle, it will be the agent’s number: (62) a. liburuak (nik) hartuak daude books.abs I.erg received-pl are ‘the books have been received (by me)’ b. ni liburuak hartua nago I.abs books.abs received-sg am lit. ‘I am received the books’ (Note that the agent is optional in the passive, but that the patient is retained in the antipassive, which is much rarer than the passive.) 4.3. Allocutive forms and the speaker/ hearer relationship We saw 2.2.3.2.4. that Basque has special IVFs to indicate high familiarity between the speaker and the hearer. Although the system illustrated there in (22) is typical (it is attested in the 1571 translation of the NT, and very much alive today in many places), other systems exist. 4.3.1. Some purists at the turn of the 20th century decided that allocutive forms were either “child talk” (not motherese!) ⫺ or even “Gipsy talk” (Azkue 1923⫺25). This has led to the development of two poorer systems, one in which all alloc. forms are banned, leading to the following readjustments of (22) in acceptability: (22a, b’, c’)
860 are now good, but (23b, c) is out (this system is taught in some urban ikastola or Basque schools). Others have reduced their system to (22a), all uses of the 2nd p. sg. hi and the corresponding IVFs being banned as “rude”. 4.3.2. The easternmost dialects (Zu, eastern LN, Sal and Ro) have, on the other hand, developed a richer system, in which there are two levels of allocutive forms, with the polite suffix -zu contrasting with the highly familiar ones -k(a) and -n(a). Besides the neutral form joanen n(a)iz ‘I’ll go’ and the masc. and fem. familiar ones joanen n(a)uk / n(a)un, we then also find joanen nuzu, with intermediary status between the first one and the second ones from the point of view of respect or distance between the speaker and the addressee. 4.3.2.1. Some varieties of Zu, ELN, and the Sa dialect across the border have even done away with the neutral forms in the syntactic contexts where allocutive forms are simply licit elsewhere; in this case, the system is another two register system, with the familiar joanen nuk / nun and the polite joanen nuzu contrasting in root clauses, and neutralized by the compulsory use of non-allocutive forms in subordinate clauses: joanen nizela ‘that I will go’. 4.3.2.2. Eastern LN has grammaticalized a frequent process of “hypochoristic palatalisation”: the counterparts of the foregoing forms are as in (63a⫺c) for ‘I’ll go’ in root clauses; when the addressee is an argument: ‘you’ll go’, the forms in (d⫺f) are used: (63) a. joanen niz [polite] b. joanen nuxu [intermediate] c. joanen nuk ⬇ nun [familiar] d. joanen zira [polite] e. joanen xira [intermediate] f. joanen hiz [familiar]
VI. Nichtindogermanische Sprachen
4.3.3. Although it is not the morphology proper which is at stake, a final fact must be mentioned: in the Spanish Basque Country, a deferential way of referring to the addressee consists in using the 3rd p. intensive pronoun Berori (made up of the intensive/ reflexive root ber- ‘self’ followed by the distance II deictic (h)ori); the agreement morphemes on the IVFs are then 3rd p.: Berori joango da ‘you’ll go’. No allocutive flexions correspond to this use, but when Berori is used, the number of registers is again three if familiar forms are used, or at least two if only zu and Berori are used to refer to the hearer.
5.
Syntactic variation
5.1. Word order and focus 5.1.1. If question words and phrases must precede the verb complex (§1.3.1), they did not have to be adjacent to it in the old language: all interrogatives ( but especially sentential adjuncts like zergatik or zertako ‘why’) could appear sentence intially and be separated from the VC by various arguments and adverbial phrases. What is more, it is not really true that all rhematic material must precede it: when the rheme is not contrastive, it very often occurs to the right of the IVF, especially in the eastern dialects; in the central and western ones, the puristic tendencies that developed in the 19th century and reached their peak with Altube’s 1929 book have influenced the linguistic behaviour of many Gi and Bi speakers; it is thus significant that Ubillos, who translated a catechism into Gi in 1785, and insisted in his preface that the rules of Basque word order were all too often violated in written texts, clearly possessed a rule of “end focus”, as illustrated by the first sentences of his 9th lesson: (64) Israeldarrak1, Kanaango2 bazterretan3 sartu4 ezkero5, lendabizian6 Juezak7 ta8 gero9 Erregeak10 izandu zitu[zt]en11 agintari12. Lenengo13 Erregea14 izandu zan15 Saul16, ta17 urrengoa18 David19. Hau20 zan21, Juda22 zeritzan23 Jakobren24 seme25 baten26 odoletik27 ta28 etxetik29 zetorren30 gizon31 handi32 bat33.
861
31. Basque
‘The Hebrews1, after5 entering4 the-regions3 of-Canaan2, first6 had11 theJudges7, and8 then9 the-Kings10, (as) leaders12. The-first13 King14 was15 Saul16, and17 the-next-one18 David19. This(-latter)20 was21 a33 great32 man31 that-came30 from-the-race27 and28 house29 of-a26 son25 of-Jacob24 whose name was (that-was-named23) Jude22’. Note in particular the position of the copula 15 with respect to the proper noun 16, or yet again the copula 21, followed by a comma (i. e. a pause, which is heard today in the northern dialects when the copula precedes the predicative phrase), which is in turn followed by the long predicative phrase 22⫺33. Standard Basque would expect the perfective izan(du) zan and imperfective zan to occur after Saul in the first case, and at the very end of the sentence in the second one. 5.1.2. The southern dialects can focalize the verb itself by putting it left-adjacent to a dummy verb, egin ‘do, make’. This use of Basque egin and that of English do yield opposite effects, since the accented lexical verb (which tends to appear sentence initially) corresponds to emphasis on the positive character of the assertion, whereas egin never does that: (65) a. Jonek Miren jo zuen Jon-erg M. hit aux ‘Jon hit Miren’ b. Jonek Miren jo zuen ‘Jon hit Miren’ b. Jonek Miren jo egin zuen Jon-erg M. hit do aux ‘Jon hit Miren’ (he didn’t kiss her) c. Jo zuen Jonek Miren ‘Jon did hit Miren’ When it is associated with egin, the lexical verb is in the perfective form (cf. (61e) in 4.2.2): it is egin itself that is aspectually marked, as more clearly shown by (66a) with a prospective part.: (66) a. Jonek Miren jo egingo du ‘Jon will hit Miren’ b. *Jonek Miren joko egin du
When the conjugation is synthetic, some Bi subdialects may also focalise the verb, but in this case, it is a copy of it that is inflected, as in: (67) ekarri zekarren bring s/he-brought-it ‘s/he brought it’ (rather than take it away) The use of egin to focalise the lexical verb is, on the one hand, quite ancient, since an anonymous Bi Catechism published in 1596, known as Betolazako dotrina, contains examples of it ⫺ e. g. in the Decalogue, where egin is nominalized as e(g)itea (the whole sentences are to be understood as identificational or equative): (68) bostgarrena in˜or hil ez eitea the-fifth-one nobody kill neg doing lit. ‘the fifth one [is] not to kill anyone’ (Note however that a (non-referential) object precedes the lexical verb.) It is remarkable, however, that up to the 19th century, the occurrences of focusing egin, even in Biscayan, were extremely rare: today, both in Bi and Gi, its appearance when the lexical verb is the only rhematic element in the utterance is almost automatic. 5.1.3. The eastern dialects (La, LN and Zu) have worked out another focusing device: by inverting the canonical participle ⫹ auxiliary word order, stronger emphasis is given to the element that immediately precedes the aux. The main difference between these dialects and the southern ones then lies in the identification of the element which, in its turns, identifies the focus: it is the item left adjacent to the IVF in Gi and Bi, and the IVF itself in NL and Zu. Intuitively, this difference may be linked to another, namely, that yes/no questions in Gi and Bi are typically formed by inserting the particle al between the participle and the inflected aux., as in etorri al da? lit. ‘come al s/he-is?’, ‘has s/he come?’ whereas LN typically uses the morpheme -a suffixed to the IVF: jin de(i)a? (id.), lit. ‘come s/he-is-a ‘: in Bi and Gi, the question particle precedes the IVF, whereas in the northern dialect, it is a part of it. Possibly also correlated to
862 that parameter is the difference in use of the “positive assertion particle” ba- prefixed to synthetic IVFs; as (69)⫺(70) show, the shades of meaning conveyed by its presence or absence are different according to the dialects (the bracketed items represent the focus of the sentence): (69) a. gizon batek bi seme man one.erg two son zituen he-had-them b. ‘a man [had two sons]’ (Gi, Bi) c. ‘a man had [two sons]’ (eastern dialects) (70) a. gizon batek bi seme man one.erg two son ba-zituen ba-he-had-them b. ‘a man [did] have two sons (Gi, Bi) c. ‘a man [had two sons]’ (eastern dialects) 5.2. Valency and case marking 5.2.1. Owing to the development of the passive voice (4.2.2.2), the medio-passive use of intransitive structures has been decreasing in the past centuries; for instance, ‘you’ll be saved’ in Lic¸arrague’s NT (1571) is regularly salbaturen [⫽ salbatuko] zara, whereas the periphrastic passive salbatua izanen zara (with the ‘be’ aux. in the prospective) becomes the rule in the 18th century. More intriguing are 16th century patterns translating a Latin passive by a medio-passive associated with the agent in the instrumental, as in (71) (on the aoristic past, see 4.2.1.1): (71) Orduan Iesus eraman zedin then Jesus.abs take aux[intr.] Spirituaz desertura Spirit.instr desert-allat. (Lic¸ 1571, Mt 4.1) ‘Then Jesus was led up by the Spirit into the wilderness’ Later translations first used a passive (18th and 19th centuries), and next the active voice (20th c.), with Spiritua in the erg. case.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
5.2.2. The relationship between the caseframes of verbs and the theta-roles of their arguments may be considered an aspect of lexical variation, but it may also be considered to be syntactic. From this point of view, a verb like urrikaldu ‘(have) pity (on)’ is worth mentioning, since until the 19th century, the same case-frame yielded two opposite readings: (72) a. urrikaldu natzaio pity I-am-to-him (Gi, Bi) b. ‘I’ve had pity on him’ c. ‘he’s had pity on me’ (northern dialects) More generally, when an absolutive and a dative argument are associated, the subject is not automatically linked to the abs argument; compare: (73) a. Jon niri etorri zait J.Ø to-me come he-is-to-me ‘Jon came (up) to me’ b. Joni galdu dirua Jon.dat. money.Ø lost zaio it-is-to-him ‘Jon has lost the money’ b’. Jonek dirua galdu du Jon.erg money.Ø he-has-it (ditto) 5.2.3. Finally, what Lafitte (1962) dubbed “the coastal solecism” is not only attested in 20th C. La, but also in the variety of HN spoken across the border (Irun, Fuenterrabia): in those areas, trivalent verbs (2.2.3.2), which normally accept only 3rd p. abs arguments, are associated with the bivalent aux. in -u- rather than with -i- or -au-, and the dative argument is cross-referenced in this aux. by an abs. prefix: (74) a. Jonek niri dirua eman J.erg to-me money.Ø given dit/daut he-has-it-to-me (EB / standard NL) ‘Jon has given me the money’
31. Basque
b. dirua eman nau money.Ø given he-has-me (coastal La, etc.) 5.3. Subordinate clauses 5.3.1. Relative clauses 5.3.1.1. Until the end of the 19th century, beside the strategy described in 2.3.4.1, Basque also formed relatives by using ordinary interrogative pronouns (except, crucially, zein ‘which (one)’ instead of nor ‘who’) as relative pronouns; the IVF then received either the prefix bait- (in the north: La, LN, Zu) or the suffix -(e)n (in the south: HN, Bi, Gi): ikusi (75) gizona, zeinak man.Ø which.erg seen bait-nau / nau-en, joan da bait-aux / aux-en gone is ‘the man who saw me has gone’ It look as if the relative were appositive (since it follows a case-marked noun or NP), but the texts clearly show that, semantically, such relatives could just as well be interpreted as restrictive. Prescriptive grammarians then condemned this pattern as Romance, and it has fallen out of use; in the north, however, bait- subordinate clauses may often be interpreted as relative rather than causal (compare 2.3.4.1), thereby indicating that these dialects may in fact have substituted an empty operator for the explicit relative pronoun. 5.3.1.2. The standard strategy has always had an alternative, typical of the northern dialects, according to which the head noun may precede the relative clause (Oyharc¸abal 1985); in contradistinction to the mechanism described above, the head noun is not marked either for number or for case ⫺ the relevant morphemes are suffixed to the final complementizer -(e)n, as in the following excerpt from the 1571 NT (Mat 7,24): (76) hura konparaturen dut [gizon he.abs I-will-compare man xuhur [bere etxea gain batetan wise his house rock one-one edifikatu duen]arekin] built aux-en-sg.-comit. ‘I will compare him to a/the wise man who has built his house on a rock’
863 The string bere etxea … duen would normally precede gizon xuhur, the latter adjective receiving the number and case suffix -arekin. 5.3.1.3. Free relative clauses were described in 2.3.4.1 too. To convey the meaning of generic or universal free relatives, the eastern dialects (the northern ones plus HN) also use correlative sentences, with a protasis introduced by an interrogative pronoun followed by ere ‘ever/even’, and a protasis often introduced by eta ‘and’ (in other contexts!) and containing a resumptive pronoun, as in: (77) nork ere bekatu egin baitzuen, who.erg ever sin made bait-aux, eta hura gaztigatua izan zen and s/he punished been aux ‘Whosoever sinnned (s/he) was punished’ Here again, the northern dialects use baitin the protasis, whilst those spoken across the border use -(e)n. The presence of a pronoun (the special item haina mentioned in 4.1.1 was often used like hura in (77)), and the usual impossibility for the clause introduced by the interrogative to sit in an argumental position in the main clause clearly show that these structures cannot be reduced to English-type free relatives. As far as (standard) free relatives are concerned, note finally that western Basque (Bi) may use the subjunctive mood instead of the indicative to trigger a generic (rather than specific) interpretation, as in Kerexeta’s 1976 translation of Mat 5, 31⫺32, in which both options are used: (78) bere emaztea itzi his wife-Ø leave dagianak, aux[⫹subjn]-an-sg.erg ezkontzauste-agiria emon certificate-of-divorce give dagiola. […] Bere emaztea izten let-him-to-her his wife-Ø leaving dauanak […] aux [⫹indic]-an-sg.erg ‘Let the one who leaves [subjn] his wife give her a certificate. The one who leaves [indicative] his wife …’
864 5.3.2. Tenseless subordinate clauses also exhibit isoglosses that essentially separate the northern dialects from Bi and Gi (with the other southern dialects somehow in-between). One example will suffice. In nominalised or gerundial clauses, the direct object is generally in the genitive in the northern dialects, but remains in the absolutive in the southern ones: erraiteko (79) a. egiaren truth.sg.gen say-t(z)e-for [North] ‘to tell the truth’ esateko b. egia truth.sg.Ø say-t(z)e-for [South] (ditto) Such variation in case-assignment may also be observed in the explicitly progressive construction with ari ‘busy’: this adjective governs the locative gerund in -t(z)en, which, in the northern dialects, differs from the present participle because here again it assigns the genitive to the object; all the options are listed below (note also the variant (d), typically northern, in which ari has grammaticalised into a pure aspectual particle): irakurtzen (80) a. Jonek liburua Jon.erg book.sg.Ø reading du he-has(-it) (iterative, all dialects) ‘John reads the book’ irakurtzen ari b. Jon liburua Jon.Ø book.sg.Ø reading ari da he-is (progressive, south) ‘John is reading the book’ c. Jon liburuaren irakurtzen ari Jon.Ø book.sg.gen reading ari da he-is (progressive, north) ‘John is reading the book’ irakurtzen ari d. Jonek liburua Jon.erg book.sg.Ø reading ari du he-has(-it) (progressive, north) ‘John is reading the book’
VI. Nichtindogermanische Sprachen
6.
Summary and final observations
At the segmental level, Basque phonology is fairly ordinary and homogeneous, except for the lamino-alveolar vs. apico-post-alveolar distinction between fricatives and affricates. At the supra-segmental level, there are three main accentual types, a [⫺2] and a [⫹2] stress systems, and a pitch-accent system, with an extra-metrical Low first syllable, and a High tone plateau that typically extends from the [⫹2] syllable to the [⫺1] or [⫺2] one. The fact that plural nouns systematically trigger anomalous stress or pitch contours indicates that some morphemes have always been inherently marked as irregular. The case system marking the nuclear arguments is of the “active/inactive” type rather than ergative/absolutive, as is generally assumed. The conjugation is not only pluripersonal, mimicking the nominal case system: it may also incorporate morphemes referring to the hearer as such; those IVFs known as “allocutive”, are restricted to root clauses, hence reminiscent of polite verb endings in Japanese. Word order reflects a Topic ⫺ Focus ⫺ Verb order (which often coincides with Greenberg’s SOV pattern), but post-verbal (non-wh) focus is also attested. In complex sentences, Basque has a wealth of complementizers and subordinate tenses and moods, but all the arguments of uninflected subordinate clauses may be explicit. The unity of Basque is especially clear when seen from the outside: it is highly differentiated dialectally. The dialects fall into three main groups: the varieties spoken in France in the north-east, Gipuscoan in the middle, and Biscayan in the west. Interestingly, if Bi is prosodically and morphologically quite divergent from its Gi neighbour, the syntactic isoglosses would rather lead one to put these two together, and leave the northern dialects as more dissimilar.
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Georges Rebuschi, Paris
866
VI. Nichtindogermanische Sprachen
32. Finnish 1.
Methodological preliminaries
Variation is understood here in a wide sense to include aspects of typological stratigraphy and of synchronic typological analysis. There are four major parameters of variation which will be highlighted in the following sketch. The first parameter is variation on the Finnish linguistic continuum which is comprised of dialectal varieties, colloquial and standard Finnish, and the written variety. The latter notion is a blanket term for a cluster of subvarieties, of ordinary written language, of specialized written use in professional domains, and of literary language. The second parameter which is taken into consideration here is the role of variant forms within the structural network of one and the same variety. The most prominent domain in which this type of variation can be illustrated in Finnish is the multiplicity of suffixes which are in use to express identical case functions (e. g. genitive, illative and partitive plural). As for the third parameter of variation, this concerns stratigraphic aspects of Finnish typology. Illustrative of this is the duality of techniques in Finnish morphology which reflect the working of different traditionally recognized language types, the agglutinative and inflectional in particular. Somehow connected with the analysis of variation according to the first parameter is the assessment of variation within the linguistic continuum from which Finnish as an entity emerged and within which the varieties of Finnish as a regional cluster, are continuously embedded. This fourth parameter is variation on the level of the BalticFinnic (Fennic) continuum which consists of Finnish and the other representatives of the Baltic-Finnic group of languages. If the first parameter may be compared with a microperspective of the variational typology of Finnish, then the fourth parameter represents a macroperspective on Finnish in the network of closely related languages. The findings from the analysis of
variation according to the first and third parameters in particular can be fully understood only against the background of the analysis of variation according to the fourth parameter. This sketch of typological variation of Finnish is the first of its kind. The nature of the observations concerning Finnish varieties and their typological features which are presented here, is experimental. There is much need for refinement and elaboration. In a recent outline of variational typology, Roelcke (1998, 1011) states: “(…) a typological characteristic of German is appropriate only under the condition that German is not considered as an ideal whole but as a complex network of historical, regional as well as social and functional varieties”. The same holds true for Finnish. Another experimental feature is the way in which findings from fields beyond the limits of language typology have been evaluated and included into the present investigation. In the tradition of language typology, individual languages are usually treated as isolated entities so that they resemble laboratory products rather than living media of communication. Finnish in particular has evolved in constant contact with other languages, of Finno-Ugric and Indo-European affiliation. These contacts have had an impact on the typological structuring of Finnish. Therefore, findings from contact linguistics and culture sciences are exploited here equally to enhance the comprehensive perspective.
2.
Introduction
There are some 5 million speakers of Finnish (suomen kieli ‘the Finnish language’, short form suomi ‘Finnish’) in Europe. These are native speakers. Most of them live in Finland (Suomen Tasavalta ‘the Republic of Finland’, short form Suomi ‘Finland’) where they make up about 94 percent of the population. The political status of Finnish differs in the regions of its spread.
32. Finnish
In Finland, Finnish is one of the country’s official languages, the other being Swedish. In neighboring Sweden, the Finnish population of Tornedalen enjoys the status of an acknowledged minority. The status of the Finnish-speaking groups in Estonia and Russia is that of minorities without territorial rights. This means that there are no state-run schools for the Finns to be taught their mother tongue. There are about 0.3 million second-language speakers of Finnish. Most of them are Finland-Swedes who mainly live in three areas of historical settlement in Finland: in the southern coastal strip, in the ˚ land southwestern coastal strip and, in the A archipelago (Finnish Ahvenanmaa), including one main island and several smaller ones. There are also several thousand Saami in Lapland who speak Finnish as second language. Finns were emigrating to America (see 9.2) as early as the seventeenth century, although most emigration from Europe dates from the nineteenth and early twentieth centuries. It has been estimated that about 1.2 million people of Finnish descent live outside Europe. The vernacular spoken by the descendants of Finnish settlers in North America has developed specific features in contact with English. Today, long-resident Finns are found in the countries of western Europe (i. e., Germany, France, England, Spain), in the Americas (i. e., the USA, Canada, Brazil), in Australia, and in Japan. 2.1. Genealogical affiliation Finnish is most closely related to Karelian which is spoken predominantly in the Karelian republic east of the Finnish-Russian border, and to Izhorian (Ingrian), spoken in Ingermanland, in the western part of the Leningrad district (Leningradskaia oblast’). These three languages together with Votic, Veps (both spoken in Russia), Estonian, Livonian (spoken in Latvia), form the BalticFinnic (Fennic) group of languages. This group is one among several groupings of Finno-Ugric languages, the others being Finnic-Volgaic (Mordvin: Erzia and Moksha, Mari: Mountain and Meadow Mari), Finnic-Permic (Komi, Komi-Permiak, Udmurt), Ob-Ugric (Khanty, Mansi),
867 Saami, and Hungarian, the latter being most closely related to the Ob-Ugric languages (Austerlitz 1990). Saami actually represents several languages which were formerly collectively referred to as Lappish (Korhonen 1981). The Finno-Ugric languages are one of two major branches constituting the Uralic phylum of languages. The other branch is the Samoyed languages (Enets, Nenets, Nganasan, Selkup), most of whose speakers live in the Siberian part of Russia. Regarding the geographical distribution of Uralic languages in Eurasia, those of the FinnoUgric branch have predominantly spread in northern Europe, while those of the Samoyed branch are spoken in northern Siberia. Evidence exists of a distant relationship between the Uralic languages and Yukaghir, a Palaeoasiatic language in northeastern Siberia (Nikolaeva/Khelimskii 1997). 2.2. Geographic variation: Macroperspective The Fennic group of languages has traditionally been divided into two subgroups, into North(east) Fennic (⫽ Finnish, Ingrian, Karelian, Veps) and South(west) Fennic (⫽ Livonian, Estonian, Votic). According to the traditional view, the criteria for classification is the distribution of languages as entities, regardless of the historical development of any of their regional varieties. On the constituent level of dialectal forms, however, the dividing lines appear to be more refined. Most visible is the split of Estonian into two dialectal zones, a northern and a southern (N and S Estonian, respectively), which each belong to separate subgroupings of the Fennic languages (Map 32.1). It has been revealed in recent studies that certain innovations of historical phonology which are traditionally believed to have occurred in the proto-Fennic period are, in fact, of much more recent origin, and that they have shaped the linguistic profile of Common Fennic (Viitso 1998). When assessing the phonetic innovations in a comparative view, it becomes apparent that the cluster of Finnish regional varieties always shares the same trend with North Estonian and Veps, while South Estonian and Votic
868
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Map 32.1: The distribution of language varieties in the Baltic-Finnic area (after Viitso 1998, 97)
mostly show a divergent development. All innovations of Common Fennic (i. e. *cj > *s, *s > *h and *s > *h, *ti > *si) which are characteristic of Finnish are also shared by Karelian and Ingrian (Figure 32.1). A detailed investigation, based on a finer grid of phonetic innovations in Common Fennic, reveals a many-sided picture of the position and relationships of regional varieties of Fennic. It becomes apparent that South-East Finnish, on the one side, and
West Finnish, on the other side, are both closely related to Coastal Estonian, and that the Savo group of Finnish dialects shares many properties with North Karelian (Figure 32.2). 2.3. Geographic variation: Microperspective The distribution of regional varieties of Finnish shows two major groupings: a western and an eastern dialect cluster (Map 32.2).
869
32. Finnish
Livonian ⫹
1 ko˛ o˛ tteˆ : ko˛ o˛ ⫹deˆ 2 jo˛ o˛ ra : pN jo˛ o˛ rad 3 aanda : ala` an`d(eˆ )
1 2 3 4
1 2 3 4
S Estonian
Finnish
Veps
kahta : kahteen järvi : järvet
kaht : kahthe
jär`jvj : järv˘e?
N Estonian kah`t(e) : kah`te jär`v : jär˘ved
anˆna? : annaß i? (⬍*anna? ei?)
an˘na : ära` an˘na
anna : älä anna?
kat`te⬎ : kat˘te`
djärjv : djärjved anda : ala anda
S Estonian
Livonian
N Estonian
Votic
Finnish
Veps
lat`jsj kat`jsj nät`tü an`d
läp`sˇ kak`sˇ nä⫹ädeˆ d aandab
lap`s kak`s näh`tud an˘nab
lahsi kahsi nähtü annab
lapsi kaksi nähtü antaa
lapsj kaksj nähtu andab
N Estonian
Votic
Finnish
Veps
Livonian
heı`n sej`lg met`s kü:üz
einä selcˇä meccä cˇüüsi
heinä selkä metsä künsi
hein ⬃ hiin sjeljg mjets kjünjzj
a`ina säälga me¨˘tsa` kiinjtsˇ
S Estonian hai`n säl`g me¨`ts kü:üdjzj
Figure 32.1: Trends of linguistic innovation in Baltic-Finnic varieties (after Viitso 1998, 102)
The local variations of Finnish have their origin in the historical movements of BalticFinnic tribes on the mainland and around the Gulf of Finland. The profile of the western dialects was shaped in an area where the descendants of two older tribes settled, the Finns Proper (varsinais-suomalaiset) and the Tavastians (hämäläiset). These Finnic people mainly came from regions south of the Gulf of Finland, from what is nowadays Estonia, between ca 1200 B. C. and ca 500 B. C.. The eastern Finnish dialects have originated from the Finnic population that migrated into Finland through the Karelian isthmus. These Finns belonged to the third major tribe, the Karelians (karjalaiset). There is a continuum of dialectal features connecting the eastern dialects of Finnish with the local varieties of neighboring Karelian and Lydian. The development of the spoken language of the eastern Karelians diverted from that of the south-eastern dialects of Finnish in the course of time, due to the influence of cultural and political
boundaries. The eastern Karelians are Russian-Orthodox Christians and have mainly lived under Russian rule. 2.4. The written variety: Its emergence and social functions Finnish is one of the European languages for which written standards have been created. Its status of a written language distinguishes Finnish from several other BalticFinnic languages for which no written standards exist (i. e., Izhorian, Votic, Livonian) or for which a written form is in the state of being elaborated (i. e., Karelian, Veps). As a written language, Finnish has been in constant use since the 1540s when the first standard language was devised by the Protestant reformer Mikael Agricola (ca 1510⫺1557). This old written language was based on the south-western dialect of the ˚ bo). Scattered region of Turku (Swedish A specimens of shorter texts are known from earlier times. The oldest text in an eastern Finnish (perhaps Karelian) variety is a curse dating from the thirteenth century.
870
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Figure 32.2: The clustering of innovations in North Finnic (after Viitso 1998, 103)
32. Finnish
This text is written in the Cyrillic script and was found in Novgorod. The Finnish literary language has had two standards during its history. The older written language was replaced by a newly elaborated variety. Modern written Finnish is the product of language cultivation in the nineteenth century. While Agricola’s written standard was based on western dialects, the new standard strives for a balance between features of western and of eastern local varieties (Lehikoinen/Kiuru 1991). In its character as an artificial entity, the modern Finnish written language may be compared to modern High German. In the first half of the nineteenth century, Finland experienced important political and cultural changes. Until 1809, Finland formed part of the Swedish kingdom, then it was annexed by Imperial Russia. Finland was granted the status of a Grand Duchy with cultural and administrative autonomy. In 1812, the capital of Finland was transferred from Turku to Helsinki. As a consequence of the political and cultural drift toward the east, the literary standard also required a new orientation. In a long-lasting antagonistic struggle between 1830 and 1880, when “westerners” and “easterners” among the language cultivators fought for the elaboration of a new written variety (this process is called in Finnish murteiden taistelu ‘struggle of dialects’), the basis of the written language shifted from the former purely south-western dialectal basis to gain a profile which also incorporates elements from eastern dialects and some artificial creations. Since the sixteenth century, Finnish has been written in the Latin script. The orthographic means of rendering the phonemic opposition of short and long sounds in writing devised by Agricola has persisted into the modern period. Shortness is indicated by a single letter, length by doubling the written sign; e. g. kirja ‘book’ with a short vowel in each syllable, saamaan ‘for receiving’ with a long vowel in each syllable, reilu ‘fair’ with a short intervocalic consonant (-l-), hallitus ‘government’ with a long intervocalic consonant (-ll-).
871 In a worldwide comparison of writing systems, Finnish is the only language where the sound structure is almost perfectly rendered in writing. There are only few exceptions to the functioning of the principle of sound-written sign equivalence in Finnish orthography. The major deviations are the nasal sound in kuningas ‘king’ or ongelma ‘problem’ where the double sign -ng- corresponds to a simple sound [n] ⫺ like in English sing or German Hang ⫺, and the glottal stop which is not rendered in Finnish writing but in some scholarly descriptions of Finnish (e. g. Abondolo 1998). Written Finnish remained a mere literary language well into the second half of the nineteenth century. It was used for writing poetry and prose. To some extent, it was used in the press and in higher education. As the major vehicle of culture, education and administration, however, Swedish prevailed. Finnish owes its breakthrough into the domain of state affairs to tsar Alexander II (ruled 1855⫺1881). This ruler took much interest in the modernization of his Grand Duchy where he carried out economic and cultural reforms. Among his efforts to raise the standards of civic culture in Finland was the Language Prescript of 1863 which raised Finnish to equal status with the dominating Swedish. After a twenty years’ period of transition, the use of Finnish in administrative affairs was officially acknowledged. 2.5. On the duality of written and spoken Finnish Standard literary or written Finnish (kirjakieli) has been constantly modernizing. It is used for all domains of literary production, from poetry and literary prose to texts in the mass media (including the internet), in the world of science and in state affairs. Finnish kirjakieli is not only used as a written language, but, in its spoken form, also in formal speech acts. The vocabulary of the modern written language has adopted many foreign elements, especially from English. Unlike languages in western Europe with their massive layer of English borrowings,
873
32. Finnish Map 32.2: The geographic distribution of Finnish dialects (after Ikola 1968, 65) Geographical variation of Finnish: Lounais-murteet ⫺ Southwest dialects Hämäläis-murteet ⫺ Transitional Southwest dialects (dialects of Häme) Eteläpohjalainen murre ⫺ South Ostrobothnian dialect Pohjois- ja keskipohjalaiset murteet ⫺ Mid and North Ostrobothnian dialects Peräpohjolan murteet ⫺ Northern dialects Savolais-murteet ⫺ Savo dialects Kaakkois-murteet ⫺ Southeast dialects ˘
the modernization of Finnish through loanwords is comparatively moderate. Since the nineteenth century, language cultivators have favored the use of neologisms coined on indigenous elements of the vocabulary. This is a trend which still exerts an influence today. There are numerous expressions of the modern world where Finnish indigenous terminology differs from the internationalisms in other languages; i. e., tietokone ‘computer’ (literally ‘data machine’), muovi ‘plastic’ (literally ‘something shaped’), puhelin ‘telephone’ (literally ‘apparatus for chatting’).
Functioning as a bridge between formal language and local dialects is colloquial (or conversational) Finnish (puhekieli). The selection of structural features in colloquial Finnish depends on the degree of formality of the interaction, on the social and educational background of the speaker, on the nature of the topic which is discussed, and on other factors. Given the diversity of influencing factors, colloquial Finnish may be close to written Finnish or it may encompass dialectal features. There is another widespread variety of Finnish, and this is standard Finnish
Written F (kirjakieli) Literary F (ordinary-media, folklore, experimental, see 8.2)
Standard F (yleiskieli)
Professional varieties (economy, marketing, sciences, administration, etc.)
Spoken F (puhekieli)
western dialects
slang (Helsinki) stadin slangi
eastern dialects
Swedish
Figure 32.3: A multidimensional model of Finnish varieties
874
VI. Nichtindogermanische Sprachen
(yleiskieli). This is used in informal speech situations, both in a written form (e. g. letter-writing) and as a spoken variety. Its features draw less on local dialects than colloquial Finnish (Figure 32.3). Spoken Finnish may be functionally subdivided further. Among the socially most specialized varieties is slang, a form of speech which has proliferated in association with various social groups. There is the slang of school children, of criminals and others. The variety of slang which has gained much attention in recent years among scholars is the slang spoken in the capital of Finland, Helsinki. The origins of this urban slang (stadin slangi) go back to the times of an influx of migrant workers from Uusimaa and Häme in the capital, due to the socioeconomic challenges of a rapid industrialization. By the end of the 19th century, the common slang spoken by Finnish and Swedish workers in the capital had assumed features as to distinguish it from colloquial Finnish. In the course of time, stadin slangi has been continuously transforming to remain a major vehicle of informal speech among the inhabitants of the capital. The major distinguishing features of stadin slangi are to be found in the lexical domain (Paunonen 2000).
3.
Typological stratigraphy of Finnish linguistic structures
In the relatively long history of language typology the origins of which date back to the French Enlightenment of the eighteenth century, scholars have followed the custom of assigning model languages to the structural types which they design as theoretical constructs (Haarmann 1991, 281 f.). In the great variety of typological schemes, Finnish has never played any role as a model language, and this for good reason. The structures of Finnish are varified as to reflect features from different types. Certain grammatical techniques are agglutinative, as in Turkish, others are inflectional, as in Latin.
3.1. Convergence of agglutinative and inflectional techniques The structural features of Proto-Uralic and of the early stages of Uralic languages were predominantly, if not exclusively those of the agglutinative type (Hajdu´/Domokos 1987, 349 ff.). While there is unanimity among Finno-Ugrian scholars that Finnish is only partially agglutinative, the exact portions of agglutinative and inflectional techniques are still debated. The following assessment may be understood as a kind of minimum consensus in this matter: “(…) Finnish is by no means typically agglutinative” (Karlsson 1992, 15). Of all the Uralic languages, Finnish, Saamic and Estonian have deviated the most from the originally agglutinative characteristic of Uralic (Korhonen 1980, 88). The Uralic techniques of agglutination have been best preserved in the languages of the Finnic-Permic (Komi, Udmurt) and FinnicVolgaic (Mari, Mordvin) branches. The inflectional techniques in Finnish, Estonian and in Saamic stem from a later, non-Uralic source. They developed in the course of convergence processes in contact with Indo-European languages. Contacts of Uralic language varieties with those of Indo-European affiliation date to the fifth millennium B. C., and they have continuously evolved ever since (Haarmann 1996; Suhonen 1995). Contacts between Indo-Europeans and peoples of Finnic stock were especially vivid in the area bordering on the Baltic Sea. In the light of recent findings in the fields of human genetics, archaeology and contact linguistics, the extension and intensity of such contacts has been reaffirmed. Since the third millennium B. C., Indo-Europeans in the South and Finnic tribes in the North had been in contact which included trade relations as well as interethnic marriages. It has been assumed that the continuous language contacts resulted in the development of convergent linguistic techniques. In a milieu of long-lasting bilingualism and biculturalism, language contacts developed as to eventually result in the partial fusion of linguistic structures, and even multiple sets of language techniques were adopted.
875
32. Finnish
Of Indo-European, especially Germanic origin in Finnish are sound alterations which are analogous to certain sound changes in Germanic such as Verner’s law. The most widely functioning of these sound alterations is consonant gradation. This kind of gradation causes fusional changes within word stems in conjunction with in flection of a type unknown in languages of the agglutinative type and also absent from the reconstructed Uralic protolanguage. Finnic languages in turn influenced the Indo-European languages of the south. Most probably, the stress on the initial syllable of words in Germanic languages developed under Finnic influence, since this technique is an old Finno-Ugric heritage. There is another reflection of linguistic fusion, and this is metaphony (Umlaut) in Germanic languages. According to some scholars, the linguistic study of Finnish (and of other languages in the Baltic region) has to abandon the traditional classification of Finno-Ugric languages from the standpoint of comparative-historical linguistics and to concentrate on the investigation of convergent techniques which evolved, in the Baltic area, from contacts with language varieties of Indo-European affiliation (Östman/Raukko
1995). Along these lines, areal linguistics could contribute to a novel classification of Finnish and its varieties. 3.2. Measures of morphological typology As for morphological typology, Finnish is characterized by moderate trends (Korhonen 1969, 220 ff.). On the basis of Greenberg’s (1960) and Krupa’s (1965) typological indices Finnish belongs to the category of synthetic languages. According to Greenberg, languages with an average measure for M/W (morphemes per word) between 2.0 and 3.0 are synthetic. In a comparative view, though, the Finnish tendency toward syntheticism is not extreme. The measure for syntheticism in Finnish (2.22) resembles that of Yakut (2.17). Languages with a higher grade of syntheticism are, for example, Swahili (2.55) and Sanskrit (2.59). Eskimo has a measure of 3.72 which is an illustrative example of a polysynthetic language. Contrasting with the synthetic languages mentioned in the foregoing are the measures for typically analytic languages: e. g. Farsi/Modern Persian (1.52), Modern English (1.68), Mordvin (1.81) or Hungarian (1.91). In an overview of selected typological indices, the position of Finnish is the
Language
M/W
A/J
R/W
D/W
I/W
S/W
Finnish South Saamic Mari Hungarian Sanskrit Old Persian Modern Persian Old English Modern English Ancient Greek Modern Greek Yakut Eskimo Swahili Vietnamese
2.22 2.09 2.05 1.91 2.59 2.41 1.52 2.12 1.68 2.07 1.82 2.17 3.72 2.55 1.06
0.25 0.01 0.33 0.37 0.09 0.20 0.34 0.11 0.30 0.10 0.40 0.51 0.03 0.67 ⫺
1.07 1.02 1.04 1.07 1.13 1.02 1.03 1.00 1.00 1.01 1.02 1.02 1.00 1.00 1.07
0.39 0.28 0.17 0.24 0.12 0.41 0.10 0.09 0.09 0.21 0.12 0.35 0.34 0.07 0.00
0.69 0.80 0.75 0.60 0.84 0.78 0.39 0.42 0.32 0.85 0.68 0.82 0.47 0.80 0.00
1.13 1.03 1.01 0.82 1.18 0.01 0.49 0.48 0.38 1.00 0.77 1.15 0.73 0.41 0.00
Figure 32.4: Measures of morphological typology: Finnish in a comparative view (M/W ⫺ morphemes per word; A/J ⫺ agglutinative construction of morphematic junctures; R/W ⫺ radicals per word; D/W ⫺ derivative morphemes per word; I/W ⫺ inflectional morphemes per word; S/W ⫺ suffixes/affixes per word)
876
VI. Nichtindogermanische Sprachen
following, as compared with other languages (Figure 32.4; after Korhonen 1969). Finnish distinguishes itself by the measures of its suffix index, that is by its fairly high rate of suffixes per word (i. e. 1.13), in comparison with most of the other languages in the overview. The suffix index in Finnish is similar to that of Sanskrit and Yakut. Although not as high as in Finnish, the suffix index of other Finno-Ugric languages such as Saamic and Mari also shows relatively high rates. In these languages, and in Finnish, the high rates for the average occurrence of suffixes correlate with the level of syntheticism which lies above 2.0.
FRONT
HIGH MID LOW
4.
Typological characteristic and structural techniques
4.1. Phonology and prosody Standard written Finnish has eight vowel phonemes. In addition to the five vowels of the “normal” sound system (a, e, i, o, u) there are the front vowels ä, ö and y (in Finnish orthography for ü). The length of sounds is phonematic in Finnish, and the eight vowels may be short or long (Figure 32.5). This phonematic distinction raises the total number of Finnish vowel phonemes to sixteen. In addition to the simple vowel phonemes (monophthongs), Finnish has sixteen diphthong phonemes (Figure 32.6).
BACK
Unrounded
Rounded
i e ä
y ö
Unrounded
Rounded u o
a
Figure 32.5: The Finnish vowel system
Finnish spelling
IPA
ai äi
[ai] [æi]
ei
[ei]
oi öi ui yi au ou
[oi] [øi] [ui] [yi] [au] [ou]
eu iu äy
[eu] [iu] y] [æ
öy
[øy]
ie uo yö
[ie] [uo] [yø]
Nearest English equivalent line mate (in Australian English) mate (in American English) toy bird (in ‘Brooklynese’) doing cuing out no (in American English) pay you see you cow (in Australian English) no (in Southern British English) tiara watt sewer
Figure 32.6: Finnish diphthongs (after Holman 2003)
Example laina [1laina] ‘loan’ äiti [1æiti] ‘mother’ eilen [1eilen] ‘yesterday’ toinen [1toinen] ‘second’ öisin [1øisin] ‘at nights’ uida [1uida] ‘to swim’ syitä [1syitæ] ‘reasons’ laulu [1laulu] ‘song’ koulu [1koulu] ‘school’ seura [1seura] ‘company’ siunata [1siunatv] ‘to bless’ ysi] ‘full’ täysi [1tæ pöytä [1pøytæ] ‘table’ tie [tie] ‘road’ tuoda [1tuoda] ‘to bring’ yö [yø] ‘night’
877
32. Finnish Diphthong
Triphthong
tauko ‘pause’ (nominative singular’)
tauon ‘pause’ (genitive singular) tauolla ‘pause’ (adessive singular) taian ‘magic’ (genitive singular) taialta ‘magic’ (ablative singular) vuoan ‘form’ (genitive singular) vuoille ‘form’ (allative plural) touon ‘spring seed’ (genitive singular) touolle ‘spring seed’ (allative singular) lauennut ‘shot off’ (perfect participle) kauan ‘long’ (adverb) aiemmin ‘earlier’ (adverb) liuos ‘liquid’
taika ‘magic’ (nominative singular) vuoka ‘form for baking’ (nominative singular) touko ‘spring seed’ (nominative singular) laueta ‘to shoot off’ (infinitive)
The Finnish system of sounds is highly complex since, along with monophthongs and diphthongs, there are a number of triphthongs. In most cases, the triphthongs are constructed as to include a semi-consonantal i or u-element. In many Finnish words which contain a diphthong, this expands to become a triphthong in the process of inflection; e. g. (s. table above). As to the distribution of monophthongs and diphthongs in the syllables of Finnish words, there is no restriction on the occurrence of short and long sounds. Short vowels may occur in any syllable, stressed or unstressed. The same is true for long vowels. The free alternation of short and long vowels makes the intonation of Finnish sentences rather complex, and it is especially difficult for foreigners to master, for example, for native speakers of most Germanic languages who are accustomed to the restriction that long vowels only appear in stressed syllables. The distribution of vowels (monophthongs and diphthongs), regardless of their quantity, depends on the overall principle of qualitative attraction (also called “partial assimilation”). In the same word, only vowels of the same qualitative range occur, that is either of the series of front vowels or of the series of back vowels. In this associational system of sound attraction, two simple vowels (and diphthongs with these elements) are neutral, namely e and i. These sounds may be associated with vowels of either series in syllabic sequences (Figure 32.7). This phonological technique (or better cluster of techniques) is known as vowel
Domain2
Domain1 u
ui
uo
o
oi
ou
e
ei
a
ai
au
i
ie
iu
eu
Domain1 joulu nuha vuokko laitaa voida muistaa
Domain2 yöllä köyhä työtä käydä täytäntö ryijy
y
yi
yö
ö
öi
öy
ä
äi
äy
Links with /e/, / i/, /ei/, / ie/ joki reipas hieno pääsen töihin hyvin
Figure 32.7: The functioning of vowel harmony in Finnish (after Haarmann 1976, 118 f.)
harmony. It has been established that vowel harmony is an ancient structural trait of the Uralic languages and that it was already functioning in the phonology of Proto-Uralic. Vowel harmony is widespread in the languages of Eurasia, and it is one of the parallelisms between the Uralic and Altaic languages. In Finnish, there are fifteen simple consonants, of which the plosives and liquids may appear as short or long phonemes. Among the peculiarities of the Finnish consonant system is the absence of voiced plosives in initial position (i. e., b-, d-, g-). These sounds only occur in recent loanwords (e. g. bussi ‘bus’, disketti ‘disquette’, galluppi ‘gallup’). Typical of the Finnish
878
voiceless stops voiced stops fricatives nasals laterals tremulants semivowels
VI. Nichtindogermanische Sprachen
labials
alveolars
palato-velars
/p/ /b/ /f/ /m/
/t/ /d/ /s/ /n/ /l/ /r/
/k/ /g/ /sˇ/ /n/
/y/
glottals
/h/
/j/
Figure 32.8: The Finnish consonant system (after Holman 2003)
sound system is the existence of the glottal stop, which is phonematic in word-final position and a manifestation of syntactical phonology in word-initial position. In this position the glottal stop corresponds to the Knacklaut in German and to the stød in Danish (Figure 32.8). Long consonants occur in word-medial position only. There are no restrictions as to the association of vowels and consonants in syllables. Short vowels may be associated with short or long consonants. The same is true for long vowels (e. g., satumaa ‘fairyland’, sattuma ‘accident’, satama ‘harbor’, saattama ‘accompanied’; tapan ‘I kill’ versus tapaan ‘I meet’, hän tappaa ‘he kills’ versus hän tapaa ‘he meets’). Consonant clusters only occur as a result of contamination of syllable boundaries (e. g. helppo ‘easy’, with the closed syllable help- and the open syllable -po). Given the richness of monophthongs and diphthongs which contrasts with the fairly restricted set of consonants, in Finnish speech, vocalic sounds have a higher frequency than consonants. By its specific proportions of vowels and consonants in the phonetic chain, Finnish distinguishes itself from the great majority of languages in Europe. This is not only true for Indo-European or Altaic languages, but also for other Uralic languages (Haarmann 1977, 87 ff.). When counting the sounds in the phonetic chain of a variety of languages, the following proportions of consonants (with respect to a number of 100 vowels) can be identified for individual languages (Hakulinen 1979, 15): Finnish ⫺ 96; Italian ⫺ 108; Ancient Greek ⫺ 117; Spanish ⫺ 122; Welsh ⫺ 122, Latin
⫺ 127; Turkish ⫺ 132; Sanskrit ⫺ 138; Hungarian ⫺ 141; French ⫺ 141; Kazan Tatar ⫺ 141; Biblical Gothic ⫺ 144; Russian ⫺ 150; Swedish ⫺ 161; German ⫺ 177; Czech ⫺ 188. The main stress is always on the first syllable of a word, with secondary stress falling on the third or fifth syllable, respectively. The intonation of the stylistically neutral sentence is falling. This is also true for interrogative sentences which contain an interrogative suffix (-ko/-kö). The fact that the intonation of the interrogative sentence does not differ from other sentence types is a property by which Finnish distinguishes itself clearly from most other languages in Europe (Figure 32.9). Among the few languages of Europe, other than Finnish, for which falling intonation of the interrogative sentence is characteristic, is Tatar, a Turkic language. As a morphophonemic unit, the syllable has a much more prominent status in Finnish than in many other languages. This has to do with the extensive functioning of sound alternations in which the structuring of a syllable is essential. The inventory of Finnish syllable types is not as varified as in Russian or German, given the scarcity of consonant clusters. The syllable may consist of a vowel only (as in the first syllable of the verb e-lää ‘to live’). In the combinations of vowels (V) and consonants (C) in Finnish words are revealed the following eleven patterns (Figure 32.10). 4.2. Morphological characteristic Among the most prominent properties of Finnish morphophonemics is regular alternation of the word stem, or to be more
32. Finnish
879
Figure 32.9: Sonagrams of the interrogative sentence in German and Finnish (after Haarmann 1976, 150 f.)
precise: changes within the stem which occur in conjunction with the addition of specific formative elements. These alternations (called astevaihtelu ‘gradation’ in Finnish)
are governed by a multiple set of specific rules which cause phonemic changes in the stem of words. Altogether there are 130 stem classes. Of these, 85 are declension
880
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Word and pronunciation
Syllabification
Meaning
te [te] tie [tie] isä [1isæ] iti] äiti [1æ rapu [1Japu] rappu [1Jap6u] ramppi [1Jamp6i] kala [1kala] kalaa [1kala6] talo [1talo] taloa [1taloa]
CV CVV V.CV VV.CV CV.CV CVC.CV CVCC.CV CV.CV CV.CVV CV.CV CV.CV.V
‘you (plural)’ ‘road’ ‘father’ ‘mother’ ‘crawfish’ ‘step, stair’ ‘ramp’ ‘fish’ ‘fish (par sg)’ ‘house’ ‘house (par sg)’
Figure 32.10: Syllable combinations in Finnish words (after Holman 2003)
classes, and 45 are conjugation classes. Attempts to reduce the number of classes to a few or only one have so far been unsuccessful. As for the phonemic features which underly the manifold variations of the word stem, these can be categorized as follows: consonant gradation, total or partial consonant assimilation, vowel mutation, and vowel loss (Holman 1984). The operation of these realizations of change may occur singly (simple alternation) or in combination of various techniques (complex alternation). The realization of systematic alternation by means of consonant gradation is the most widely applied technique. In consonant gradation, two grades are distinguished, a strong grade and a weak grade. These correlate with specific syllable types. The strong grade correlates with an open syllable, the weak grade with a closed sylla-
nominative singular of a word ending in a vowel
a consonant
talo ‘house’ tuli ‘fire’ sydän ‘heart’ punainen ‘red’ puhua ‘to speak’ levätä ‘to rest’ ansaita ‘to earn’ (ansaitse-)
ble. Open syllables are those ending in a vowel, closed syllables end in a consonant. The sound changes which occur when consonant gradation operates may be quantitative (e. g. pp : p, piippu ‘pipe/nominative’ : piipun ‘pipe/genitive’) and qualitative (e. g. k : Ø, joki ‘river/nominative’ : joen ‘river/ genitive’); (Figure 32.11). For every inflectable Finnish word, there exists an oblique stem which always ends in a vowel. There are many words for which there are two stems, one ending in a vowel, the other in a consonant. In many nouns, vowel stem and nominative singular ending are identical. However, in words ending in -i, the vowel stem differs (e. g. tuli ‘fire’/nominative form : tule- vowel stem). The -i is explained as reflecting a vowel change in unstressed position. Finnish verbs have either a stem ending in a vowel or they may have two stems, a vowel- and a consonantstem.
first (oblique) stem (vowel-stem) talotulesydämepunaisepuhulepääansaitse-
second (oblique) stem (consonant-stem)
tulsydänpunaislevätansait-
881
32. Finnish
LABIAL ALVEOLAR VELAR
Quantitative gradation Qualitative gradation Quantitative gradation Qualitative gradation Quantitative gradation Qualitative gradation
pp tt kk
p p t t k k
v d Ø (j, v)
Alternation
Nominative sg.
Genitive sg.
Meaning
pp ⬃ p p⬃v tt ⬃ t t⬃d kk ⬃ k k⬃Ø k⬃Ø
rappu [1Jap6u] rapu [1Japu] matto [1mat6o] mato [1mato] kokko [1kok6o] koko [1koko] keko [1keko]
rapun [1Japun] ravun [1Jayun] maton [1maton] madon [1madon] kokon [1kokon] koon [ko6n] keon [1keon]
‘stair’ ‘crawfish’ ‘carpet’ ‘worm’ ‘bonfire’ ‘size’ ‘stack’
a) homorganic nasal ⫹ stop ⬃ long stop Alternation
Strong grade
Weak grade
Meaning
mp ⬃ mm
rampa [1Jampa] ampua [1ampua] ranta [1Janta] antaa [1anta6] lanka [1lanka] lankean [1lankean]
ramman [1Jam6an] ammun [1am6un] rannan [1Jan6an] annan [1an6an] langan [1lan6an] langeta [1lan6eta]
‘cripple NomSg/GenSg’ ‘to shoot’, ‘I shoot’ ‘shore NomSg/GenSg’ ‘to give’, ‘I give’ ‘thread NomSg/GenSg’ ‘I fall’, ‘to fall’
Alternation
Strong grade
Weak grade
Meaning
ht ⬃ hd
lahti [1lahti] lähteä [1lahtea]
lahden [1lahden] lähden [1lahden]
‘bay Nom Sg/GenSg’ ‘to leave’, ‘I leave’
nt ⬃ nn nk[nk] ⬃ ng [n6]
b) ht ⬃ hd
c) hk ⬃ h (⬃ hk), followed by any vowel but -e Alternation
Strong grade
Weak grade
Meaning
hk ⬃ h (⬃ hk)
nahka [1nahka]
nahan [1nahan] nahkan [1nahkan] pyyhin [1py6hin] pyyhkin [1pyyhkin]
‘leather NomSg/GenSg’
pyyhkiä [1py6hkia]
‘to wipe’, ‘I wipe’
d) hk ⬃ h (⬃ hk), when the weak-grade cluster is followed by -e Alternation
Strong grade
Weak grade
Meaning
hk ⬃ h (⬃ hk)
vehkeen [1yehke6n] rohkenen [1rohkenen]
vehje [1yehje] rohjeta [1rohjeta]
‘gadget GenSg/NomSg’ ‘I dare’, ‘to dare’
882
VI. Nichtindogermanische Sprachen
e) lt ⬃ ll, rt ⬃ rr Alternation
Strong grade
Weak grade
Meaning
lt ⬃ ll
kulta [1kulta] uskaltaa [1uskalta6] parta [1parta] siirtää [1si6rta6]
kullan [1kul6an] uskallan [1uskal6an] parran [1par6an] siirrän [1si6r6an]
‘gold NomSg/GenSg’ ‘to dare’, ‘I dare’ ‘beard NomSg/GenSg’ ‘to move smth’, ‘I move smth’
rt ⬃ rr
f) rk ⬃ rj, lk ⬃ lj, when the weak-grade cluster is followed by -e Alternation
Strong grade
Weak grade
Meaning
rk ⬃ rj
arki [1arki] särkeä [1sarkea]
arjen [1arjen] särjen [1sarjen]
lk ⬃ lj
solki [1solki] kulkea [1kulkea]
soljen [1soljen] kuljen [1kuljen]
‘weekday NomSg/GenSg’ ‘to break smth’, ‘I break smth‘ ‘buckle NomSg./GenSg’ ‘to go, ‘I go’
g) uku ⬃ uvu, yky ⬃ yvy in small number of bisyllabic nouns Alternation
Strong grade
Weak grade
Meaning
uku ⬃ uvu (u’u)
puku [1puku] liukua [1liukua] kyky [1kyky]
puvun [1puyun] liu’un [1liuu4 un] kyvyn [1kyyyn]
‘suit NomSg/GenSg’ ‘to slip’, ‘I slip’ ‘ability NomSg/GenSg’
yky ⬃ yvy
Figure 32.11: Consonant gradation (after Holman 2003)
4.2.1. Nominal morphology The linguistic techniques of nominal morphology operate in nouns, adjectives, numerals and pronouns. Nominal morphology distinguishes number and case. Finnish lacks grammatical gender. Morphological variation occurs in five positions: Position 1: Stem Position 2: Number (singular vs. plural) Position 3: Case suffix (fifteen cases are distinguished) Position 4: Suffix indicating personal possessor Position 5: Enclitic suffixes (e. g. interrogative suffix -ko/-kö) Adjectives and pronouns in attributive function precede the noun. There is concord between attributives and the nouns with which they are associated as to variation in the positions 2 and 3, not in 4. The singular marker is Ø. Plurality is indicated by -t (in the nominative and accusative cases), by -t-, -i- or both in the other oblique cases.
Among the peculiarities of Finnish grammar is the complex case system (Figure 32.12). Only a few languages in Europe such as Estonian, Hungarian, and Basque have case systems matching the complexity of the Finnish system. The Finnish case system includes numerous functions which are expressed in other languages using prepositional phrases. Among other factors, the density of such relations in the system of Finnish case markers accounts for the fact that a Finnish text is considerably shorter than its translation in English, German or French (Figure 32.13). In addition to the basic cases (nominative, accusative, genitive), specific functional sets of cases such as the general local cases (essive, partitive, translative), the interior local cases (inessive, elative, illative), the exterior local cases (adessive, ablative, allative) and, three cases with individual specific functions such as the instructive, comitative and abessive occur.
883
32. Finnish Case
Suffix
Singular
Plural
Function
Nominative
-ø; -t -n; -t
Genitive
-n
naiset vedet naiset vedet naisten vesien
definite (quantity)
Accusative
nainen vesi naisen veden naisen veden
General local cases: Essive
-na/ä -a/ä; -t/ä
Translative
-ksi
naisina vesinä naisia vesiä naisiksi vesiksi
as
Partitive
naisena vetenä naista vettä naiseksi vedeksi
Interior local cases: Inessive
-ssa/ä -sta/ä
Illative
-Vn; -hVn
naisissa vesissä naisista vesistä naisiin vesiin
in
Elative
naisessa vedessä naisesta vedestä naiseen veteen
Exterior local cases: Adessive
-lla/ä -lta/ä
Allative
-lle
Instructive
-in
Comitative
-ineen (-ine) -tta/ä
naisilla vesillä naisilta vesiltä naisille vesille naisin vesin naisineen vesineen naisitta vesittä
at, with, on
Ablative
naisella vedellä naiselta vedeltä naiselle vedelle naisin vesin naisineen vesinee naisetta vedettä
Abessive
definite (quantity) pertaining to
indefinite (quantity) (transformed) into
from (inside) into
from to (local) in form or role of accompanied by without
Figure 32.12: The Finnish case system (sample words nainen ‘woman’ and vesi ‘water’)
In modern Finnish, the markers for the genitive and the accusative cases are identical (i. e. -n). Historically, however, they have a different origin: gen. -n < *-n, acc. -n < *-m. There is no dative in Finnish. Its functions are represented by other cases in the Finnish system; e. g. by the genitive (as in the expression Jumalan kiitos ‘thank God (lit. God-to thanks)’ or by the allative (as in the expression annoin sen hänelle ‘I gave it to him’). Among the oblique cases with a broad functional range is the partitive (SchotSaikku 1990). Its functions cover many of those covered by its analogue in French, expressing indifferent number or quantity in nouns. Since there is no article in Finnish, the partitive case also assumes functions of
the indefinite article (e. g. näen talot ‘I see the houses/accusative plural in Finnish’ vs. näen taloja ‘I see (some) houses/partitive plural in Finnish’). Indefinite accusative objects are associated with verbal phrases in the partitive case, singular and plural (e. g. vaihdoin rahaa ‘I changed (some) money’, hän sai lahjoja ‘she received presents’). Finnish distinguishes itself through the multiple system of local cases which is comprised of nine categories with specific functions for each. While the general local cases function separately, the interior and exterior local cases are mutually interdependent and express relations of movement, either approaching or departing. Although the Finnish system of local cases is fairly complex, the oppositions of surface, proximity
884
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Figure 32.13: Finnish-English text equivalents
and terminus are not as closely defined as, for example, in Hungarian. In Finnish, such oppositions depend on the structure of the context and they are expressed in postpositional or, less commonly, in prepositional phrases. 4.2.2. Verbal morphology The Finnish verb is marked for person, number, tense, mood and voice. Three persons are distinguished in the two numbers singular and plural (I, you, he/she/it and we, you, they, respectively). There are two voices, personal (or active) and the impersonal (or passive-impersonal), with four moods for each. Of these moods (indicative, potential, conditional, imperative), the potential has become rare and has almost fallen out of use (Figure 32.14).
The indicative mood has the most complete tense pattern which is comprised of two primary tenses (present-future and imperfect) and two secondary tenses (perfect and pluperfect). There is no distinct category for denoting future events. The polarity of the primary tenses may be described as a non-preterite tense category as opposed to the preterite (imperfect). The active voice of the verb is constructed according to a fixed pattern with four positions: position 1: stem (including also any derivational suffix which may be embedded) position 2: tense/mood suffix position 3: number/person suffix position 4: enclitic suffix (e. g., interrogative suffix)
885
32. Finnish The Present-future Tense of puhua Personal pronoun
Position 1
Position 2
Position 3
Stem
Tense/mood suffix
Number/person suffix
Example
[minä] [sinä] hän
puhu-
-Ø-
-n -t stem vowel lengthens -mme -tte -vat/-vät
puhun puhut
[me] [te] he
puhuu puhumme puhutte puhuvat
puhu-i-n, puhu-i-t, hän puhu-i etc. (‘I spoke’ etc.). In all forms of the imperfect the 3rd p. singular marker is -Ø-. potential: puhu-ne-n, puhu-ne-t, hän puhu-ne-e, etc. (‘I might speak’ etc.). As discussed above, a morphophonemic feature of the potential in certain verb types is the use of a consonant stem with regressive or progressive assimilation at the stem juncture (e. g. tule- ‘come’ J potential tullen; nouse- ‘rise’ J nousset). conditional: puhu-isi-n, puhu-isi-t, hän puhu-isi, etc. (‘I should speak’ etc.). perfect: olen, olet, hän on puhu-nut, olemme, olette, he ovat puhu-neet; pluperfect: olin, puhunut, etc.; potential perfect: lienen puhunut, etc.; conditional perfect: olisin puhunut, etc. imperfect:
Figure 32.14: The Finnish verb system (Branch 1990, 211)
In Finnish, negation is not expressed by adding a negative pronoun or adverb to a verbal expression, but by using a negative auxiliary, the stem of which is e-. The negative auxiliary is inflected like other verbs and distinguishes person: en ‘I … not’, et ‘you … not’, hän ei ‘he/she … not’, emme ‘we … not’, ette ‘you (pl.) … not’, he eivät ‘they … not’. Tense and mood, but not person, are indicated by the main verb which is negated, e. g. hän ei nuku ‘he/she does not sleep’, et mennyt ‘you did not go’, en tulisi ‘I would not come’, cf. English I don‘t like, he doesn‘t like, I didn‘t like. As in other European languages, the Finnish verb system has active and passive voices that are clearly marked morphologically. However, the Finnish morphological passive covers a functional range which is both much more extended and more restricted than in most other European languages. There are many functions expressed by the passive voice in Finnish for which
there are no passive equivalents in other languages. This is especially true for the extensive use of impersonal verbal expressions. The Finnish passive differs strikingly from itys analogue in Indo-European languages in requiring that the unspecified agent always be human. Finnish cannot use its passive to construct an equivalent to English sentences such as The leaves were blown by the wind, or The boat was capsized by the wave. Therefore, while passive voice is a proper term for the respective morphological category in most languages, passiveimpersonal is more appropriate for Finnish. In an expression such as täällä puhutaan suomea (‘Finnish spoken here’), the Finnish impersonal use of the passive finds equivalents for instance in German (‘man spricht hier Finnisch’) or in French (‘ici on parle finnois’). The German use of man, however, is much more limited than French on the extensive use of which in colloquial language shows considerable similarity to the
886
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Finnish practice of applying impersonal verb forms. In many, if not most, instances of the Finnish impersonal voice, these have equivalents in the active voice in other languages; e. g. nyt lähdetään ‘now we have to leave’, sanotaan, että … ‘they say that …’, tullaan kotiin myöhään ‘we come home late’. In Finnish verbal morphology, there is only the grammatical category of tense. Aspect in its various functional ranges (such as the duality of perfective/imperfective aspect in Russian or the functions of the progressive form in English) is not grammaticalized. And yet, there are many aspectual functions of Finnish verb forms which are expressed by means of their embedding in contextual patterns. 4.2.3. Pronominal morphology Unlike languages such as German or Russian which possess inflectional techniques in the pronominal system distinct from nomi-
nal morphology, Finnish expresses pronominal relations by independent pronouns which inflect as nouns (e. g. demonstrative pronouns) or by formative elements (personal possessor suffixes). Among the pronouns which feature as independent lexical items are personal, demonstrative and indefinite pronouns (Figure 32.15). In the function of personal subject, pronouns are not obligatory in verbal morphology, except for the third person (singular and plural) which requires the use of the personal pronoun (e. g. hän saapuu huomenna ‘he/she will arrive tomorrow’). In other cases, the personal pronouns are only used when there is emphasis on the personal reference. Possession is expressed by means of a set of personal possessor suffixes which are associated with the respective noun in position 4 of the system of nominal inflection
Nom. Gen. Ess. Transl. Part. In. El. Ill. Ad. Abl. All. Ab. Com. Instr.
tämä (poetic and spoken tää) tämän ⬃ tän (poetic) tänä täksi tätä tässä tästä tähän tällä tältä tälle tättä ⫺ ⫺
nämä (poetic and spoken nää) näi/den ⬃ -tten näinä näiksi näitä näissä näistä näihin näillä näiltä näille näittä näine näin
Nom. Gen. Ess. Part. Transl. In. El. Ill. Ad. Abl. All. Ab. Com. Instr.
se sen sinä (stem si) sitä » siksi » siinä siitä siihen sillä siltä sille ⬃ -n sittä ⫺ ⫺
ne nii/den ⬃ -tten (stem nii) niinä » niitä » niiksi » niissä » niistä » niihin » niillä » niiltä » niille ⬃ -n » niittä » niine » niin »
Figure 32.15: The system of demonstrative pronouns
887
32. Finnish Personal pronoun
Possession suffix
Example
[minun] [sinun] hänen
-ni -si -nsa/ä -Vn
[meidän] [teidän] heidän
-mme -nne -nsa/ä -Vn
inessive elative nominative ablative allative adessive elative illative adessive
veneessäni kirjoistasi talonsa ystäviltään sisarelleen kirkollamme kirjeestänne kotiinsa saarellaan
‘in my boat’ ‘about your books’ ‘his/her house(s)’ ‘from his/her friends’ ‘to his/her sister’ ‘at our church’ ‘from your letter’ ‘to their home(s)’ ‘on their island’
Figure 32.16: The system of possessor suffixes (after Branch 1998, 218)
(Figure 32.16). The possessor suffix thus follows the case suffix (e. g. kirjoistani ‘of my books/elative’; -ni ‘my’). In case the personal relation is emphasized, personal pronouns in the genitive may precede the noun (e. g. meidän talomme ‘our house’). In the third person, the use of the personal pronoun in the genitive is obligatory (e. g. hänen äitinsä ‘his/her mother’). 4.2.4. Derivational morphology Finnish is rich in derivational formatives. While a variety of prefixes serve derivational purposes in the purely lexical domain (e. g. puhe ‘speech’ : esipuhe ‘forword’, prefix esi- ‘before, for-’ ⫹ puhe) there is a rich inventory of suffixes which create morphological variation. These include denominal and deverbal formatives. The inventory of suffixes is comprised of the following elements: a) 85 denominal suffixes with nominal function (e. g. usko ‘faith’, usko- ⫹ -vainen ‘faithful’) b) 21 denominal suffixes with verbal function (e. g. kiinni ‘fixed’, kiinni ⫹ -ttää ‘to fix’) c) 44 deverbal suffixes with nominal function (e. g. syödä ‘eat’, stem syö- ⫹ -minen ‘eating’) d) 34 deverbal suffixes with verbal function (e. g. voida ‘be able’, voi- ⫹ -ttaa ‘to win, conquer’).
This richness in Finnish derivational suffixes resembles that of Russian. The domain of derivation has enjoyed the special attention of Finnish language cultivators and, for more than a hundred years, neologisms have been coined by means of derivation. Although Finnish has adopted many borrowings from other European languages, primarily from Swedish and, in recent decades, also from English, the core vocabulary of ordinary Finnish written texts (e. g. a newspaper article) is indigenous (about 60 to 70 per cent). The indigenous character also applies for the derivational suffixes the great majority of which are genuinely Finnish. In this property, the Finnish inventory of derivational suffixes distinguishes itself clearly from that in Russian, for example, which also comprises numerous borrowed formatives. About one third of the derivational elements in Russian are of non-Russian origin (Kiparsky 1975, 294 ff.). Modernisms from foreign sources have been integrated into the Finnish lexicon selectively, and the long-range effect of language cultivation can be noticed in the mixture of borrowings and indigenous creations, some of them synonyms for the borrowings, even in the technical fields, e. g. disketti ‘diskette’ versus levyke ‘diskette’, elektroniikka ‘electronics’ versus puhelin ‘telephone’, serveri ‘server’ or palvelin ‘server’ versus kännykkä ‘mobile phone’). Given the selective adoption of loanwords
888
VI. Nichtindogermanische Sprachen
into Finnish, in the process of lexical modernization, derivational techniques for creating neologisms are extensively used. 4.3. Syntactic characteristic As is the case with all other languages of Europe, in Finnish, syntactic structures are characterized by a right-branching order of sentence constituents. This means that dependent clauses (e. g. a relative sentence) follow the main clause. Left-branching languages are only found outside Europe, e. g. the Dravidian languages. 4.3.1 Concord Correlating with the highly synthetic structures of Finnish morphology is a rigid set of concord rules. Concord rules apply in the following syntactic relations: a) number and case (adjective/demonstrative ⫹ head noun) b) number (nominative subject ⫹ verb). On the other hand, concord rules do not apply in the case of numerals, except for the numeral yksi ‘one’ which functions like an adjective and concords with its head noun according to the conditions under (a). Numerals from kaksi ‘two’ onwards govern nouns and their attributes in the singular and, in the partitive case. Any related verb is also in the singular. This is true for numerals in the nominative and accusative cases while, in other cases, there is concord between numeral and noun; e. g.
no concord: kolme nuorta tyttöä istui veneessä ‘three young girls were sitting in the boat’ (numeral/nominative ⫹ adjective/partitive ⫹ noun/partitive ⫹ verb/imperfect singular ⫹ noun/inessive) näemme kolme nuorta tyttöä veneessä ‘we saw three young girls in the boat’ (verb/imperfect plural ⫹ numeral/accusative ⫹ adjective and noun/partitive ⫹ noun/inessive) concord: kolmen nuoren tytön avulla järjestin kesäjuhlat ‘with the help of three young girls I organized the summer festival’ (numeral/genitive ⫹ adjective/gen. ⫹ noun/gen. ⫹ noun/adessive ⫹ verb/imperfect singular ⫹ noun/accusative). 4.3.2. Non-finite verbal forms Syntactic relations in Finnish are determined, to a considerable extent, by the functions of non-finite verbal forms in the sentence (Figure 32.17). In traditional grammar, such forms are treated as infinitives and participles which, in fact, “function as nouns and noun-like words, adjectives, and adverbs with various shades of verbal meaning” (Holman 1984, 27). 4.3.2.1. Non-finite forms (1): The first infinitive The functions of the first Finnish infinitive resemble those of the infinitive in languages such as English, German or French. It func-
Name
Case
Form
Gloss
1st Inf.
Nominative Translative Inessive
anta-a anta-a-kseanta-e-ssaanne-tta-e-ssa anta-e-n anta-ma-ssa anta-ma-sta anta-ma-an anta-ma-lla anta-ma-tta
‘(to) give’ ‘(in order to) give’ (⫹ poss. suff.) ‘(when X is) giving’ (⫹ poss. suff.) ‘(when) giving’ ‘giving’ ‘giving (progressive)’ ‘from giving (directional)’ ‘to give (directional)’ ‘by giving (instrumental)’ ‘without giving (caritive)’
2nd Inf. 3rd Inf.
Instructive Inessive Elative Illative Adessive Abessive
Figure 32.17: Finnish infinitives (after Karlsson 1992, 17)
32. Finnish
tions as a complement of an auxiliary. The first infinitive has two variants, a short and a long form. The short form corresponds to the noninflectional infinitive in the other mentioned languages (e. g. alkaa sataa ‘it starts to rain’, hän ei halua tulla ‘he/she does not want to come’, päätimme ratkaista tämän asian tänään ‘we decided to solve the problem today’). The long form appears in the translative. Person is marked by the personal possessor suffixes. This variant of the first infinitive expresses purpose; e. g. Suvi lähti Englantiin parantaakseen kielitaitoaan ‘Suvi went to [lit. left for] England to improve her language skills’ (parantaa ‘to improve’ ⫺ short form : parantaa-kse-(e)n ‘to improve’ ⫺ long form with the suffix of the third person singular) Teemme ylityötä saadaksemme enemmän rahaa ‘We work overtime to receive more money’ (saada ‘to receive’ ⫺ short form : saada-ksemme ‘to receive’ ⫺ long form with the suffix of the first person plural). 4.3.2.2. Non-finite forms (2): The second infinitive There are two variants of the second infinitive: one is constructed with the inessive case, the other is a fixed form of the instructive in the singular. The two forms of the second infinitive have adverbial function and both express simultaneity. While the form with the inessive is predominantly used in expressions which indicate a state of simultaneity, the variant with the instructive refers to simultaneous actions or manner of action. In the English translation equivalents, the idea of simultaneity is expressed by means of the progressive form; e. g. Lumen sulaessa ihmiset haaveilivat kesän tulosta ‘While the snow was melting, people longed for the coming of summer’ (sulata ‘to melt’ ⫺ short first infinitive : sula-essa ‘to melt’ ⫺ second infinitive constructed with the inessive)
889 Uudet tulokset huomioon ottaen, asiat näyttävät aivan toisilta ‘When taking recent findings into consideration, things look very differently’ (ottaa ‘to take’ ⫺ short first infinitive : ottaen ‘to take’ ⫺ second infinitive constructed with the instructive). 4.3.2.3. Non-finite forms (3): The third infinitive The third infinitive is constructed with the element -ma/-mä added to the verb stem. The Finnish vocabulary contains many expressions in the form of the third infinitive which are used as nouns with specific meanings, and these are no longer perceived by speakers as representing a non-finite verbal form (e. g. sanoma ‘message’ from sanoa ‘to say’, kuolema ‘death’ from kuolla ‘to die’, laskelma ‘calculation’ from laskea ‘to count’). In those cases where the verbal meaning is retained, the third infinitive has several functions; i. e. a) as agential participle Minun kirjoittamani kirja ‘The book written by me (lit. mine writing book)’ (The personal pronoun in the genitive indicates the agent) Äidin lähettämissä kirjeissä ‘In the letters sent by mother (lit. mother’s in-the sending letters)’ (There is concord between the suffix and the head noun in number and case) b) various functions in connection with the illative, inessive, elative, adessive or abessive cases in the singular Inessive ⫹ coverb olla ‘to be’ expressing an ongoing action: Pirkko oli soittamassa Berttalle kun tulin kotiin ‘Pirkko was talking to Bertta on the phone when I came home’ The illative expressing a consecutive (or imminent) action: Olemme tulleet Afrikkaan etsimään koskematonta luontoa. ‘We have come to Africa to look for untouched nature’
890 Hän kiirehti pankkiin maksamaan laskujaan ‘He hurried to the bank to pay his bills’ A number of verbs and adjectives govern the third infinitive (e. g. ruveta ‘to begin’, minä rupean nyt tekemään työtä ‘I’m starting to work now’; oppia ‘to learn’, lapset oppivat lukemaan koulussa ‘the children learn to read at school’; valmis ‘ready’, Suomi on valmis ottamaan vastaan lisää pakolaisia ‘Finland is ready to receive more refugees’; innokas ‘eager’, hänen kaverinsa on niin innokas ajamaan rallia ‘her friend is so eager to drive a rally’. The elative expressing separation: Illalla lakkasi satamasta ‘In the evening it ceased to rain’ The adessive with instrumental function, expressing the accomplishment of an action indicated by the governing verb: Lopettamalla tupakanpolton hoitaisit terveytesi kuntoon ‘By giving up smoking you could get your health in shape’ The abessive expressing an action which does not take place: Mies lähti pois kotoa sanomatta mitään ‘The man left home without saying anything’ The abessive of the third infinitive is frequently used. There are also a number of fixed expressions with this form (e. g. huolimatta ‘without considering’, liikumatta ‘without motion’, riippumatta ‘regardless of’). 4.3.3. Syntactic characteristic of modifiers Under the heading of “modifiers” are subsumed here all optional elements which may modify a noun or a verb. Among the modifiers of the noun are nouns, adjectives, demonstratives, prepositions and postpositions. The major modifiers of verbal action are adverbs. The enclitic suffixes (e. g. -ko, -kin, -ka) are not included here but are treated in the sections on nominal and verbal morphology.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
With the exception of postpositions, all other nominal modifiers precede the noun; e. g. Modifier
Sample noun talo ‘house’
Translation
noun:
äidin (gen. sg.) talo iso talo tämä talo ilman taloa (part. sg.)
‘mother’s house’ ‘a big house’ ‘this house’ ‘without a house’
adjective: demonstrative: preposition:
Postpositions follow the noun; e. g. talon (gen. sg.) takana ‘behind the house’. Originally, prepositions and postpositions in Finnish were nouns with spatial functions. In their actual functioning in Finnish grammar, they are inflected like nouns although their case paradigm is defective. Each of these modifiers governs the head noun in a specific case; e. g. Modifier
Sample noun
kautta (part.) Suomen (gen.) vailla (adess.) vertaa (part.) ennen (instruct.) aamiaista Postposition: talon (gen.) edessä (iness.) talon (gen.) edestä (elat.) talon (gen.) eteen (illat.) Preposition:
Translation ‘across Finland’ ‘without comparison’ ‘before breakfast’ ‘in front of the house’ ‘from the front of the house’ ‘to the front of the house’
The position of the major modifier of the verb, the adverb, is free and depends on contextual and stylistic conditions; e. g. Adverb as premodifier: hartaasti hän pohdiskeli uutta tilannetta ‘carefully she assessed the new situation’ Adverb as postmodifier: Te osaatte kirjoittaa suomea hyvin ‘You can write Finnish well’
891
32. Finnish
In terms of frequency of usage, the position of the adverb as postmodifier of the verb is the most preferred. 4.3.4. Word order As in most languages of Europe, the normal order of constituents in Finnish is subjectverb-object (SVO). This order is valid in the stylistically neutral declarative sentence. As regards interrogative sentences, the SVO order remains in sentences which are introduced by an interrogative pronoun; e. g.
Stylistic variation may result in variation of the normal word order. Since the constituents of a Finnish sentence are grammatically and syntactically strictly determined, the risk of semantic ambiguity caused by word order variation is practically non-existent.
Interrogative sentence introduced by a pronoun: Miksi (interr. pronoun) kaverit (S) kantoivat (V) ostoskassit (O) taloon? ‘Why did the friends carry the shopping bags into the house?’
4.3.5. Definiteness versus indefiniteness Unlike English, Swedish or French, Finnish lacks a pronominal article, either definite or indefinite. Although there is no morphological category representing the pronominal article, the duality of definiteness versus indefiniteness is nevertheless expressed by the syntactic functions of other pronouns and of certain Finnish cases. Substitute categories for expressing this dual relationship are demonstrative pronouns (tämä ‘this’, tuo ‘that’, se ‘that one’), for indicating definiteness, and the numeral yksi ‘one’, for indicating indefiniteness. These elements, however, are only used in case of emphasis; e. g.
In the interrogative sentence with an enclitic suffix (-ko/-kö) the word order is VSO; e. g.
Tuon pojan minä näin eilen kaupungissa ‘It is that boy whom I saw in town yesterday’
Kantoivatko (V ⫹ enclitic interrogative suffix) kaverit (S) ostoskassit (O) taloon? ‘Did the friends carry the shopping bags into the house?’
Huoneessa oli vain yksi pöytä ja yksi tuoli ‘In the room there were only a table and a chair’
Stylistically neutral declarative sentence: Kaverit (S) kantoivat (V) ostoskassit (O) taloon ‘The friends carried the shopping bags into the house’
In the European context, this word order (i. e. VSO) is the normal order (that is of the declarative sentence) in Celtic languages such as Welsh, Irish or Breton. There are other types of word order possible in the interrogative sentence since, in Finnish, the focus of the question is placed at the beginning of the sentence; e. g. Meitäkö (O) te (S) odotatte (V)? ‘Is it us that you are waiting for?’ As a normal word order, the OSV order is rare. It is not found in any European language. Also in a worldwide comparison, there are only a few languages with this word order, an example of this being Apos, a language of Papua New Guinea (Haarmann 2003).
Of the Finnish cases, the nominative, accusative and the partitive assume certain syntactic functions which resemble article use. In the stylistically neutral sentence, the nominative and accusative indicate definiteness, while the partitive covers functions of indefiniteness; e. g. Expressing definiteness: Omenat (nom.) ovat pöydällä ‘the apples are on the table’ Suvi syö marjat (accus.) ‘Suvi eats the berries’ Expressing indefiniteness: Sieltä löytyy omenia ‘apples can be found there’ Suvi syö marjoja ‘Suvi eats berries’.
892
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Otherwise, definiteness as opposed to indefiniteness is indicated by contextual means and is determined from the semantic coherence of the text.
5.
Dimensions of phonetic variation
Of the two sound alternations, vowel harmony reflects an old Uralic heritage, while consonant gradation is a property which emerged in a later phase of development. Consonant gradation is typical of the Baltic-Finnic branch of Uralic languages. In particular, consonant gradation in Finnish shows the greatest resemblance with the corresponding phonetic variation in Saami. While consonant gradation is operational in all Finnish varieties, in Saami, it is absent from the southern variety. Consonant gradation is also found in other Uralic languages, for example in the Samoyedic branch (Selkup, Tavgy). In those languages, the respective sound alternations are organized, however, according to principles which differ from those functioning in Finnish and Saami. On the phonetic level, there is manifold variation distinguishing written Finnish on the one hand from the standard and colloquial varieties on the other hand. As a general trend in colloquial language the erasing of syllable boundaries and of final vowels has to be mentioned. In spoken language, diphthongs tend to become reduced to monophthongs, and consonant clusters are dissolved. Such variation affects all parts of speech, that is nominal, adjectival, verbal, pronominal and adverbial forms alike; e. g. Written language
Colloquial language
Translation
olen hän rupeaa soittamaan haluatko? hän ryyppäsi
oon hä rupee soittaan haluutsä? se ryyppäs
edespäin kun yksi sitten itse katso!
eespäin ku yks sit ite kato!
‘I am’ ‘he/she starts to call’ ‘do you want?’ ‘he/she drank (alcohol)’ ‘and so forth’ ‘when’ ‘one’ ‘then’ ‘self’ ‘look!’
6.
Dimensions of morphological variation
Uralic languages in general represent the agglutinative type, the highly synthetic variety in particular (Hajdu´/Domokos 1987, 347 f.). The features of this type are typical of the reconstructed Uralic proto-language as well as for most of the individual languages of this family. The Baltic-Finnic languages, in their historical development, distinguish themselves from the other Uralic languages in that their morphology is characterized by agglutinative as well as inflectional techniques (see 3.1). Features of the inflectional type are rare outside the BalticFinnic area (e. g. stem variation in Hungarian is limited to only a few words: vala : volt ‘was’, hal : holt ‘died, dead’). After the introduction, into Finnish, of certain morphophonemic techniques (i. e. sound alternations) through linguistic fusion with Indo-European languages, Finnish morphology has been characterized by typological variation, that is by a convergence of linguistic techniques associated with different typological principles. 6.1. Internal variation of the written variety Morphological variation in Finnish is not only relevant concerning the characteristic features of individual language varieties, but also with respect to variant forms occurring in the same variety. Variation is associated with certain cases in the nominal inflection, particularly with the genitive, illative and partitive plural (Figure 32.18). The forms of the genitive plural in the written language show the greatest divergence. There are two or more alternative forms (A) which differ morphologically, though not semantically; e. g. omena ‘apple’ variant forms of the genitive plural: (A 1) omenien, (A 2) omenoiden, (A 3) omenoitten, (A 4) omenain ‘of the apples’ Although identical in their meaning, some of these variant forms distinguish themselves by their association with specific registers of the standard language. The vari-
893
32. Finnish singular nominative
genitive
partitive
essive
illative
plural genitive
partitive
illative
kauri|s
-in (-hin)
-sta
iseen (-hisen)
-isiin -ihin (-hisin)
-iin (-ihin)
-ista
-iita (-eita) (-ihia) (-ehia)
-iisiin -iihin (-eisiin) (-eihin) (-ihisin) (-ehisin)
seitse|män
-män
miä
miin
hevo|nen
-sen
-mää -ntä (-mätä) -sta
-iden -itten -sten (-hien) -iiden -iitten -isten (-eiden) (-eitten) (-ihien) (-ehien) -mien -mäin (-nten) -sien -sten
-ita (-hia)
kaun|is
-ina (-sna) (-ssa) (-hina) -iina (-isna) (-issa) (-ihina)
sia
siin
hame
-en (-hen)
-tta
-ita (-hia)
-isiin -ihin (-hisin)
terve
-en (-hen)
-itä (-hiä)
-isiin -ihin (-hisin)
kevä|t
-itä (-hiä)
-isiin -ihin (-hisin)
askel -e
-iden -itten (-tten) (-hien) (-hitten) -iden -itten (-tten) (-hien) (-hitten) -iden -itten -tten (-hien) (-hitten) -ien -ten -eiden -eitten
-ia
-iin
-eita
-eisiin -eihin
-ien -eiden -eitten (-ein) -ien (-eiden) (-eitten) (-ein) -ien -ain (-oiden) (-oitten)
-eita -eja
-eihin
-eja (-eita)
-eihin
-ia (-oita)
iin (-oihin)
-iiseen (-ihisen)
-mänä (-nnä)
mään
-sena (-sna) (-ssa) -ena (-hena)
-seen
-ttä
-enä (-nnä) (-henä)
-eseen (-hesen)
-än (-hän)
-ttä
-änä -nnä (-hänä)
-äseen (-häsen)
-en -een
-ta -etta
-ena -eena
(-een) -eeseen
-eseen (-hesen)
paper|i
-in
-ia
-ina
-iin
banaal|i
-in
-ia
-ina
-iin
kantaj|a
-an
-aa (-ata)
-ana
-aan
Figure 32.18: Variation of oblique cases in written Finnish
894
VI. Nichtindogermanische Sprachen
singular nominative
genitive
partitive
essive
illative
plural genitive
partitive
illative
perun|a
-an
-aa (-ata)
-ana
-aan
-oita (-ia) (-oja)
-oihin (-iin)
herttu|a
-an
-aa -ata
-ana
-aan
-oita (-ita)
-oihin (-ihin)
läm|min
-pimän
-pimänä -pimään (-minnä)
-pimiä
-pimiin
pahi|n
-mman
-mpia
-mpiin
vase|n
-mman
-mpia
-mpiin
sankar|i
-in
mintä (-pimää) (-pimätä) -nta (-mpaa) (-mpata) -nta -mpaa (-mpata) -ia
-eita -eja
-eihin
jumal|a
-an
-aa (-ata)
-oiden -oitten -ain (-ien) (-ojen) -oiden -oitten -ain (-iden) (-itten) -pimien -pimäin (-minten) -mpien -mpain -nten -mpien -mpain (-nten) -ien -eiden -eitten -ten (-ein) -ien -ain -ten
-ia
-iin
-mpana (-nna)
-mpaan
-mpana
-mpaan
-ina
-iin
-ana
-aan
Figure 32.18: continued
vene ‘boat’ variant forms of the illative plural: (A 1) veneisiin, (A 2) veneihin ‘into the boats’
alents in western dialects, others in eastern dialects. Genitive forms of the plural such as -in (jalkain ‘of the legs’) or -sten (lammasten ‘of the sheep’) stem from the western area, others such as -jen (jalkojen ‘of the legs’) or -iden (lampaiden ‘of the sheep’) from the eastern part of the geographic continuum of Finnish. Internal variation also affects the system of possessor suffixes, the first person singular in particular; e. g.
askel ‘step’ variant forms of the partitive plural: (A 1) askelia, (A 2) askeleita ‘steps’
sydän ‘heart’ (A 1) sydämeni, (A 2) sydämein, (A 3) syämmeni, (A 4) syämmein ‘my heart’
Morphological variation in the case system as exemplified above is a reflection of the multitude of dialectal forms which entered the process of structural fusion from which the modern variety of written Finnish emerged. Certain variant forms have equiv-
The variant (A 1) is the regular form used in written, standard and spoken Finnish, the variants (A 2), (A 3) and (A 4) are found in poetry, folksongs and in popular music such as in the lyrics to a melancholic Finnish tango.
ants (A 1) and (A 2) may be found in any written or spoken text, while the variants (A 3) and (A 4) are restricted to their use in literary and poetic language. The use of the form (A 4) in ordinary writing makes the impression of obsolete language.
895
32. Finnish
6.2. Variation in written Finnish, standard Finnish and colloquial Finnish Morphological variation can be observed when comparing the techniques of the written language with those of standard and colloquial Finnish. Indicative of variational differences is the use of the personal pronouns. Since colloquial Finnish differs according to region, the patterns of pronoun variation are rather complex. The spoken form of standard Finnish is also involved in this. In this extended framework, pronoun variation is as in table below. In the third person singular, the pronoun hän (in written Finnish) is replaced by the demonstrative se ‘that one; the one (over there)’; in the plural, he is replaced by the plural of se, ne. An exception to this is colloquial Finnish as used in the southwestern part of the country (e. g. in the town of Pori). Here, the pronouns hän and he are not replaced by se and ne, respectively. Variation is apparent also in the oblique cases of pronouns; e. g. genitive: minun : mun : miun sinun : sun : siun hänen / sen : sen meidän : meidän : meijän teidän : teidän : teijän heidän / niiden : niiden allative: minulle : mulle : miulle sinulle : sulle : siulle hänelle / sille : sille meille : meille : meille teille : teille : teille heille / niille : niille The intervocalic -d- as the genitive plural marker of the personal pronouns in written
Finnish is an artificial product of language cultivation. In local dialects, there is a multiplicity of forms; e. g. -j- as in meijän, -r- as in meirän, -⭸- as in mei⭸än). The genitive marked by -d- is also used in standard and colloquial Finnish. The frequent occurrence of variation of the oblique cases of pronouns is especially reinforced by certain phrases in which pronouns, the first person singular in particular, are a stable component. For example, the expression minun mielestäni or mielestäni ‘in my opinion’ in written Finnish has, as an equivalent in standard and colloquial Finnish, the phrase mun mielestä or still more popular musta tuntuu ‘it seems to me’. Here, the colloquial musta (elative of minä ‘I’) stands for minusta in written Finnish. In addition, variation affects the system of verbal forms. There is a tendency of syllable fusion by eliminating intervocalic consonants in spoken Finnish; e. g. Verbal form in the written language
Verbal form in spoken Finnish
odota! ‘wait’ tuletko sinä mukaan? ‘Are you also coming along?’
oota! ‘same’ tuutsä mukaa? ‘same’
7.
Dimensions of syntactic variation
7.1. Concord in Finnish varieties The rules of concord in written Finnish are not as rigid in standard Finnish or in colloquial Finnish. This can be seen when com-
Pronouns used in standard Finnish
Pronouns used in colloquial Finnish (in the capital)
Pronouns used in colloquial Finnish (eastern Finland)
singular: minä ‘I’ sinä ‘you’ hän ‘he/she’
mä sä se
miä siä se
plural: me ‘we’ te ‘you’ he ‘they’
me te ne
me te ne
896
VI. Nichtindogermanische Sprachen
paring certain verbal forms in the three varieties. The third person plural is the most illustrative. While, in written Finnish, there is concord of agent and verb as regards number, in standard Finnish (and in colloquial Finnish), the third person singular functions as the normal form even in the plural. This is true for the present-future and the imperfect; e. g. Written Finnish
Standard (and colloquial) Finnish
hän tulee huomenna ‘he/she will come tomorrow’ he tulevat huomenna ‘they will come tomorrow’ äiti antoi lapselle rahaa
se tulee huomenna ‘same’ ne tulee huomenna ‘same’ äiti antoi lapselle rahaa ‘same’
‘the mother gave money to the child’ vanhemmat antoivat lapselle rahaa ‘the parents gave money to the child’
vanhemmat antoi lapselle rahaa ‘same’
7.2. The duality of definiteness versus indefiniteness in Finnish varieties Since the duality of definiteness and indefiniteness is elementary in communication and Finnish lacks a pronominal article, several alternative strategies have been activated in order to meet the needs of expressing the functions articles would have. One is the use of demonstratives and of the numeral yksi ‘one’, another is the use of certain cases for constructing the duality in question (see under syntactic characteristic). The mentioned techniques are in use in all varieties of Finnish. Differences between written and standard Finnish can be noticed where the latter makes frequent use of the demonstrative pronoun se ‘that’ for marking definiteness while the former does not; e. g. Se akka käy tässä kaupassa joka päivä (standard Finnish) ‘the/that woman comes to this shop every day’
Nainen käy tässä kaupassa joka päivä (written Finnish) ‘same’ 7.3. Variation in the techniques to express possession The use of the possessive pronouns differs in the Finnish varieties. As for written Finnish, the techniques of indicating possession with the help of possessor suffixes and preceding personal pronouns have been illustrated in the section of morphology (see 4.2.3.). In standard and colloquial Finnish, the possessor suffix is dropped and the preceding personal pronoun in the genitive is the preferred marker of possession. While, in written Finnish, the preceding pronoun is facultative (depending on the emphasis given), there is a tendency that it becomes almost obligatory in the standard and colloquial varieties; e. g. Anna se lahja sun äidille (standard Finnish) ‘Give the present to your mother’ Anna lahja (sinun) äidillesi (written Finnish) ‘same’ Lainasitsä sille sun kännykän? (standard Finnish) ‘Did you borrow him your mobile phone?’ Lainasitko sinä hänelle kännykkäsi? (written Finnish) ‘same’ In standard Finnish, the equivalents äidilles (instead of sun äidille) and kännykkäs (instead of sun kännykän) may also be used, but the occurrence of these forms is less frequent than those illustrated in the above sentences. 7.4. Variation in the use of enclitics In the last sample sentence, a further criterion of variational difference between written and colloquial Finnish becomes apparent. In written language, the interrogative enclitic suffix (-ko/-kö) is obligatory in all environments while, in spoken Finnish, it is dropped when the enclitic form of the pronoun is attached to the verb; e. g.
897
32. Finnish Written Finnish
Colloquial Finnish
Menetkö kotiin? ‘do you go home?’ Menetkö sinä kotiin? ‘same’
Meetkö kotiin? ‘same’ Meetsä kotiin? ‘same’
7.5. On the relationship of active and passive-impersonal in Finnish varieties Variation can be observed in the syntax of verbal forms. Among the pertinent differences between written and colloquial Finnish is the extensive use of the passive-impersonal in the latter while, in the former, forms of the active voice are used. Most illustrative of this is the first person plural; e. g. Written Finnish
Standard Finnish
Colloquial Finnish
me tulemme ‘we come’ me lähdimme ‘we left’
(me) tullaan ‘same’ (me) lähettiin ‘same’
me tullaa(n) ‘same’ me lähettii(n) ‘same’
There is no literal translation equivalent for the standard Finnish forms of the passiveimpersonal in English. The equivalents in German and French would be: tullaan ‘man kommt’/‘on vient’, lähettiin ‘man ging (weg)’/‘on est parti’. Colloquial Finnish shows a hybrid construction. The personal pronoun of the active verbal form is associated with the passive verbal form. In colloquial speech, there is a deviant use of the passive which attracts special attention because of its “violation” of the principle of temporal linearity; i. e. Written Finnish
Colloquial Finnish
me menemme nyt ‘now we will go’
nyt mentiin ‘same’ (English equivalent: ‘we are off’) (nyt-adverb related to present events ⫹ mentiin-verb in the imperfect passive).
8.
On the three types of Finnish literary language (the language of belles lettres)
Modern written Finnish is used in almost all domains of literacy, from private letter writing to public announcements, from press reports to text production in professional fields such as marketing or technical engineering, from paper work in administration or law firms to internet communication (see 2.4). In all these domains, written Finnish basically applies the same elementary techniques. Differences result from the use of specialized terminology and/or of stylistic preferences. The situation is different when taking into consideration literary trends and the language use in the production of belles lettres. The bulk of literature in Finnish is in the modern written language which has gradually modernized. As in other domains of literacy, also in the realm of belles lettres, lexical and stylistic preferences are apparent in the texts produced by individual writers. This is true for the whole range of Finnish literature that has been produced since the second half of the nineteenth century, for the internationally reknown works written by Aleksis Kivi, Mika Waltari, Väinö Linna or Emil Sillanpää, recipient of the Nobel Prize for Literature in 1939 ⫺, or by the numerous writers and poets who are less known abroad but have a well-established place in the canon of Finland’s literature (Schoolfield 1998). And yet, the specialized variety of literary language deviates from ordinary written Finnish in one major aspect, and this is the existence of certain “niches” where some variety other than the ordinary literary standard prevails. There are two niches in the use of literary language, one is historical, the other has only recently emerged. 8.1. The historical niche of literary language: The transformation of oral poetry The historical niche in the tradition of literary Finnish is epic prose and poetry which have been functioning as an inspiring source for Finnish culture up to the present. Among the masterpieces of literature in
898
VI. Nichtindogermanische Sprachen
32. Finnish
899
Map 32.3: Area where the kantele was traditionally used in the nineteenth century (after Sarmela 1994, plate 89) ˘
Finnish is the Kalevala, the collection of epic poetry composed by Elias Lönnrot (1802⫺1884). Lönnrot was deeply influenced by the epic theory which had emerged during the age of romanticism. The “rediscovery” of the ancient Greek epics, the Iliad and the Odyssey, and the admiration of epics as the genre highlighting the “genuine roots” of a nation’s oral tradition had a decisive impact on the Europeans’ attitudes toward their own literary tradition (Kuusi et al. 1977, 30 f.). Lönnrot collected specimens from oral poetry in eastern and central Finland, predominantly from the historical landscape of Karelia, and composed, on the basis of the
material which he rearranged to form a coherent story, an epic which he called Kalevala. Traditionally, Lönnrot has been seen as merely having edited the collected poetry which was memorized by trained Finnish dialect speakers. Often, oral epics were presented in the form of songs accompanied by the kantele, a string instrument, the BalticFinnic equivalent of the Greek lyra. The original spread of the kantele in eastern Finland and Karelia indicates the area from which Lönnrot collected most of his material (Map 32.3). The story-tellers had themselves stored in their memory what had been passed on to them from members of the older genera-
900 tion. Thus, in the oral poetry which was written down by Lönnrot, old layers of mythical tradition have been preserved. Some scholars have demonstrated that, in the stories of Kalevala, are embedded memories of the world of the Iron Age, going back as far as the second century B. C. As regards the contents and the language in which the collected folk poetry was memorized, the Kalevala is considered not only by the Finns to be their national epic, but by the Karelians in neighboring Russia as well. However, recent research has shown that the Kalevala is not simply a collection of folk poetry but that its contents has been thoroughly organized by Lönnrot who linked the different parts of the epic in a skillful stylistic composition. According to this new view, Lönnrot is as much a composer of the Kalevala as Homer is of the Iliad. Both authors based their composition on oral poetry which was transformed into a literary work. A shorter version of the Kalevala was published in 1835, an enlarged version in 1849. This work has become the most successful piece of literature in Finnish of all times. The Kalevala has prompted a stream of popular literature, including theatre plays and operas, and the persistent incentive of classical Finnish epics has created a literary tradition in its own right (Fromm 1980). There also was a profound repercussion of epic themes in the visual arts which concentrated, in the latter half of the nineteenth and beginnings of the twentieth centuries on subjects related to the world of the Kalevala (e. g. the paintings of Akseli Gallen-Kallela). The popularity of the Kalevala may also be highlighted when looking at its reception outside Finland. It has been translated into 46 languages, and new languages are added to this list continuously. Among the earliest translations were those into Swedish (1841), French (1845) and Russian (1847), among the most recent are Swahili (1991), Tamil (1994) and Vietnamese (1994). In many languages, one finds successive versions which are based on translations at different times (e. g. in French: 1845, 1867, 1930, 1991, English: 1868, 1888, 1907, 1963, 1988, 1989, Italian: 1906, 1910, 1988).
VI. Nichtindogermanische Sprachen
The popularity of the Kalevala is also responsible for the fact that the modern standards of written Finnish shifted to also include features of eastern Finnish varieties. And yet, the language of the Kalevala is saturated with dialectal forms, so that there is a clear difference when compared with the continuum of ordinary written Finnish. Since the Kalevala is not an isolated piece of Finnish literature, also its language use occupies perhaps a whole section, rather than a mere niche in literacy (Branch 1998). The predominance of dialectal and archaic forms in the text of Kalevala finds its explanation in the fact that the written variety chosen for its composition intentionally follows the norms of oral poetry which are always associated with local language use. In other genres of Finnish literature, that is in prose and lyrical poetry, dialectal forms or colloquial language are introduced in connection with the presentation of direct speech, and these parts of the text are embedded in a narrative, the frame of which is the written language. 8.2. The modern niche of literary language: Colloquial language as the means of the narrative Deviating from the norms of this duality in literary language use (narrative text in the written variety with inserted direct speech reflecting colloquial language) are the texts of some representatives of the younger generation of Finnish writers. With her first collection of short stories (BamaLama, 1993), Rosa Liksom experienced a radical breakthrough, due partly to her uncompromizingly eccentric language use. She chooses a variety of colloquial Finnish spiced with vulgarisms expressions for her texts so that the difference between the narrative and parts of embedded direct speech is erased. The erasing of this difference is a stylistic means which transposes the writer as observer directly into the chain of events. By doing so, the events themselves become more colorful, and their dramatic and lively impression on the reader is deepened by the uninhibited language use. If Liksom’s texts
901
32. Finnish
were recorded in the ordinary written language which keeps the writer and the reader at a distance, then the narrative would be much less impressive. This is also true for the translations into other languages such as the German version of BamaLama. In order to illustrate the difference between the level of ordinary literary language and the level chosen by Liksom for her narrative, a parallel version is given below, with a translation into written English. Excerpt from Liksom’s BamaLama (1993): Faija lähti Tukholmaan ja jäi sille tielle, ja mutsi dokas ku sika. Sit yks aamu kun mä oon lähdössä duuniin se rupee soittaan turpaansa oikein sillai kunnolla. The same text in ordinary literary language: Isä lähti Tukholmaan ja jäi sille tielle, ja äiti joi kuin sika. Sitten yhtenä aamuna kun minä olin lähdössä töihin, hän rupeaa valittamaan oikein kunnolla. Translation: ‘Father went to Stockholm and remained there, and mother drank like a swine. Then one morning when I am about to leave for work, she starts to complain really bad’. Although the transposition of colloquial language onto the level of the narrative as devised by Liksom is still rare, the popularity of this type of literature suggests that it may become trend-setting. This in fact would challenge the traditional notion of literary language and, eventually, open up new perspectives for the relationship between literary language and narrative.
9.
Variational typology and language contacts
In addition to the regular sound alterations which are the result of prehistoric language contacts and which function in all varieties of Finnish, there are several features which occur only in certain local varieties, spoken in areas of historical and/or of recent contact with other languages. 9.1. Features of colloquial Finnish in Lapland One of the areas where Finnish has been in contact with several languages for many generations is Lapland (Finnish Lappi).
This region is the northernmost province (Finnish lääni) of Finland, and it is inhabited by people of Saamic as well as Finnish descent. In addition to Finnish, three Saamic languages (Skolt Saami, Inari Saami, northern Saami) are spoken by about 1,700 people in Lapland. Nowadays all mother tongue speakers of any Saamic variety in Lapland speak Finnish as their second language. Most people of Saamic descent (about 3,900) have assimilated linguistically to Finnish and speak it as their mother tongue. In the processes of language shift, historical and recent, certain phonetic and prosodic traits in the habits of the former Saamic speakers have persisted, and their functioning becomes apparent in the way these people speak Finnish. Among the most resilient features of the local variety of Finnish spoken in Lapland is the aspiration of consonants; e. g. Ordinary spoken Finnish
Finnish spoken in Lapland
metässä ‘in the wood’ methässä ‘same’ (metsässä in written Finnish) mä oon ollu ‘I have been’ mä oon olhu ‘same’ (minä olen ollut in written Finnish) koskaa ‘ever’ koskhaa ‘same’ (koskaan in written Finnish)
In all Saamic languages, there is a complex system of consonants, also including the opposition of non-aspirated and aspirated sounds. The aspiration of consonants in colloquial Finnish in Lapland stems from interference with Saamic varieties. 9.2. Features of American Finnish (Finglish) While, in the context of language contacts in northern Finland, Finnish as the dominant language has adopted features of the indominant language (varieties of Saami), in the Finnish settlements of North America, the contact situation of Finnish is com-
902 pletely different. In all areas of American Finnish settlements, English dominates in almost all domains of language use, and Finnish is indominant. The only exception is private language use at home. In its function as a home language, Finnish dominates or is at least co-dominant with English (Virtaranta 1992). Most American Finns have settled in a wide region around the Great Lakes, mainly in the western part, but also in the South and East. American Finnish is called Finglish (Finn ⫹ English) or Fingliska (Finn ⫹ English/engelska). As recently as the 1980s, these labels were considered pejorative. Nowadays, however, there has been a renaissance of local consciousness, favoring the acceptance of a name which denotes linguistic identity. Finglish is not the name of an individual variety with specific structural features. Rather has Finglish to be understood as a blanket term for characterizing a contact situation, that of the indominant Finnish under the influence of the dominant English. The impact of English on Finnish in America has been massive as to create even radical conditions of fusion (Halmari 1997). It is possible to speak intelligible (though stylistically poor) Finnish by making extensive use of borrowings and by inflecting these elements according to Finnish morphophonemic rules; e. g. Pussaa se peipipoki kitsistä petiruumaan ‘Push that baby buggy from the kitchen into the bedroom’. The Finnish-English contacts reflect settings where a dialectal variety of Finnish functions under the situational pressure of the dominant English. Finglish, in fact, stands for a dialectal continuum of Finnish varieties which have been transported overseas and which are embedded in conditions of bilingual language use. Of the local varieties of Finglish, more than half are based on dialects of South and North Ostrobothnia as well as on western Savo dialects (subsumed under pohjalaismurteet in Finnish terminology). About one quarter of the Finglish local varieties are spoken by people
VI. Nichtindogermanische Sprachen
who themselves or their ancestors emigrated from northern Savo and Kainuu. About fifteen percent of the Finnish immigrants to America came from Häme and the area of transitional Southwest. Dialects from the Southwest and Southeast are poorly represented in the mosaic of Finglish. 9.3. Features of Finglish in the European context If Finglish is a blanket term which characterizes the Finnish-English contact settings as such and not a specific variety, then this label may be also applied for identifying language use in the technological fields, in computer technology and internet communication, in particular. The vast influx of scientific terminology from international sources coming mainly via a primary stimulus from English but going through a filter that can be understood as the accrued tradition by which Greek and Latin have been pronounced in Finland, provides scientific Finnish with literally thousands of English-motivated international words that violate the traditional phonological constraints of the language (e. g. the preservation of consonant clusters in word-initial position). Although Finnish has an extraordinary range of strategies for augmenting its vocabulary by derivational suffixes scientific Finnish often produces derivatives by ignoring the resources offered by Finnish and calquing the structure of the English term (e. g. the compound bakteerivapaa ‘bacteria-free’ versus the derivated bakteeriton ‘bacteria-free’). English has also influenced Finnish syntax and phraseology (Haarmann/Holman 2001, 248 ff.). The overall impact of English on written and colloquial Finnish may well be compared, in its intensity, with the processes of fusion in American Finnish. Finglish in the European context is as much a product of fusion as in America; e. g. Kun halutaan seivata (< save) tekstejä (< older loan textum), kone usein rikleimaa (
ma´lna). Palatale labiale Vokale [o], [y] entstanden durch Labialisierung bzw. Offener-Werden. Danach bildete sich die Labialangleichung heraus, die bei der Gestaltung der Variation der Suffixe eine große Rolle spielte. Die Vokalharmonie verlor im Laufe der Zeit von ihrer ursprünglichen Strenge, und zwar infolge von palatovelaren Lehnwörtern, die aus Sprachen stammten, die die Vokalharmonie nicht kannten. Das velare [i] wurde palatalisiert. Im Zuge dieser und weiterer Entwicklungen gab es immer zeitliche und territoriale Verschiebungen, die mit sprachhistorischen Daten in vielen Fällen nachzuweisen sind. Regionale Unterschiede gab es und gibt es immer noch sowohl im Lautbestand als auch in der Vorkommenshäufigkeit der Phoneme, von den Unterschieden in den Phonemrealisationen nicht zu sprechen. Zwischen den Dialekten und der Standardsprache bzw. zwischen den verschiedenen Dialekten gibt es die meisten und auffallendsten Unterschiede im Bereich der Laute. Aufgrund des Vokal- und Konsonantensystems der Standardsprache und der Dialekte kann folgende Klassifikation vorgenommen werden:
VI. Nichtindogermanische Sprachen Tab. 33.1: Vokale kurze Vokale lange Vokale Standardsprache Dialekt 1. Dialekt 2. Dialekt 3. Dialekt 4. Dialekt 5.
7 8 (⫹ [e]) 8 (⫹ [e]) 8 (⫹ [e]) 7 5 (⫺ [ø], [y])
7 7 4 (⫺ [i:], [u:], [y:]) 8 (⫹ [i:] 8 (⫹ [i:]) 5 (⫺ [ø:], [y:]).
Tab. 33.2: Einfache Konsonanten Standardsprache Dialekt 1. Dialekt 2. Dialekt 3. Dialekt 4.
25 26 (⫹ [l j]) 23 (⫺ [nj]j, [cc]) 22 (⫹ [l j] und ⫺ [s], [z], [o], [D]) 21 (⫺ [s], [z], [o], [D]).
Die drei letzteren Dialekte sind Sprachinseldialekte.
Die bekanntesten, in der Standardsprache nicht gebrauchten dialektale Phoneme sind folgende: [e], [a]), [lj]). In den ungarischen Mundarten in der Moldau (Rumänien) haben sich unter dem Einfluss des Rumänischen das velare [i] und [e] eingebürgert. Es kommen auch polyfonemische Laute in einigen Dialekten vor. Unterschiede in der Vorkommenshäufigkeit der Laute zwischen der Standardsprache und den Dialekten sind auch dann anzutreffen, wenn ihr Phonembestand gleich ist. So z. B. im nördlichen Mezo˝se´g (in Siebenbürgen) kommen das lange [i:] und das kurze [c] öfter, das lange [e:] und das kurze [o] seltener vor als in der Hochsprache. Die Häufigkeitsunterschiede sind um so größer, je größer der Unterschied im Phoneminventar ist. Auch aufgrund der Vorkommenshäufigkeit der Phoneme können und werden die Dialekte unterschieden: Man spricht daher z. B. über ö-, l-, j-Lautung im Ungarischen. Phonemrealisationen gibt es in Hülle und Fülle in den Dialekten. Als seltene und sehr archaische Realisation von [v] kommt [b] in den alten Mundarten von Mezo˝se´g (Siebenbürgen) vor. Diphthonge sind mit Ausnahme eines Dialektes überall anzutreffen. Das Verhältnis von Monophthongen und Diphthongen zeigt die Tendenz des langsamen Rückzugs der Diphthonge auch aus den Dialekten. Territorial bedingt sind einige heute
913
33. Ungarisch
oder auch heute vor sich gehende Lautveränderungen, wie z. B. die Kürzung der langen [i:], [y:] und [u:] in den westlichen und die Dehnung mancher kurzen Vokale und Konsonanten in den östlichen Dialekten. Erwähnenswert ist der Wandel des Vokals [e]. Im 19. Jahrhundert beschränkte sich das offene [i] allein auf die Nordost- und einen Teil der Ostdialekte bzw. auf die dortige dialektal gefärbte Umgangssprache. Es breitete sich aber (zu Kosten des viel mehr verbreiteten geschlossenen [e]) seit der Jahrhundertwende schnell weiter aus, dank einerseits der Schriftsprache (in der Orthographie wurde und wird dieser Laut nicht bezeichnet), andererseits der Sprache der Hauptstadt (Budapest), wo der Ausgleich zugunsten des offenen [i] erfolgte. Obwohl ungefähr 65 % der Ungarn das geschlossene [e] immer noch kennt, verbreiten die Massenkommunikationsmittel fast ausnahmslos die Variante mit offenem [i] und beeinflussen damit die Gesamtbevölkerung in diese Richtung. Mit dem Einfluss des Rumänischen kann erklärt werden, dass die Quantitätskorrelation der Vokale in den Mundarten von Mezo˝se´g (Siebenbürgen) hie und da bereits im Auflösen begriffen ist. In einer Dialektinsel im südlichen Siebenbürgen liegt der Wortakzent nicht (wie sonst gewöhnlich) auf der ersten, sondern auf der zweiten oder dritten Silbe. Der erweiterte Geltungsbereich der Labialharmonie (= auch innerhalb der paradigmatischen Grundsuffixe) ist vor allem für westliche Dialekte charakteristisch. Andererseits gibt es Mundarten, in denen bestimmte Kasus´ L, SZER) dem Gesetz endungen (HOZ, NA der Vokalharmonie nicht folgen (die ursprünglichen Formen werden beibehalten). Variationen im ungarischen Konsonantismus sind unter anderem durch verschiedene Lautveränderungen bzw. durch Unterschiede in der Vorkommenshäufigkeit der Konsonanten bedingt. Die Einzelentwicklungen beeinflussten mehr oder weniger den Wandel des Konsonantensystems. Die wichtigsten sind folgende: der vollständige Geminatenschwund im Urungarischen zugunsten einfacher Explosiva. Entstehung der Geminaten im Altungarischen und dadurch die Herausbildung der Quantitäts-
korrelation auch unter den Konsonanten. Zustandekommen der stimmhaften : stimmlosen Korrelation u. a. infolge der Denasalisation unter den wortanlautenden Explosiva und Affrikata. Durch den intervokalischen [t] > [z] Wandel entsteht das erste stimmhafte Glied neben den stimmlosen Sibilanten. Im Ur- und Altungarischen entstehen neue Konsonanten, demzufolge wird die Anzahl der Konsonantenkontakte vor allem in den suffigierten Wortformen groß. Als dessen Folge bilden sich die verschiedenen Arten der Assimilation aus. Das Auftreten bzw. der Schwund bestimmter Konsonanten zeigt eindeutige territoriale Bedingtheit. Das [j] drängt das palatalisierte [lj] immer mehr zurück, so existiert die sogenannte ly-Aussprache heute nur noch in engen Dialektgrenzen. Für einige Dialekte ist charakteristisch die Dehnung bestimmter intervokalischer Konsonanten ([k], [l], [s]). Diese Erscheinung ist auch in der Umgangssprache zu beobachten. Für die westlichen Dialekte ist die l-Lautung, für die östlichen die j-Lautung charakteristisch.
4.
Morphologische Variation
Die morphologische Variation des Ungarischen ist durch zahlreiche historische Einzelentwicklungen geprägt, wobei zwei Faktoren eine entscheidende Rolle gespielt haben: der agglutinierende Charakter der ungarischen Sprache und die Geschehnisse der ungarischen Lautgeschichte. Die Deklinationsendungen, die nicht grundsprachliches Erbe waren, entstanden durch Agglutination und in der Mehrzahl der Fälle aus Substantiven, Pronomina bzw. aus Derivationssuffixen. Die Konjugationsendungen, die nicht ererbt waren, entstanden in den meisten Fällen aus Personalpronomina und verschiedenen primären Suffixen. Aus Substantiven (mit Adverbialsuffixen) entstanden auch die ersten Postpositionen, die sich später an Substantive angeknüpft zu Adverbialsuffixen wurden. Aus den später entstandenen Postpositionen wurden keine Suffixe mehr. Die ersten Bestandteile des später reich gewordenen ungarischen Verbalpräfixsystems waren ur-
914 sprünglich auf die Frage „wohin?“ antwortende konkrete Adverbien. Das Perfektzeichen t wurde aus dem Derivationssuffix des Perfektpartizips zum Tempuszeichen. Ebenso entstand das heute nicht mehr existierende Futurzeichen nd durch Zusammenrücken zweier verbaler Derivationssuffixe. Eine große Anzahl von Derivationssuffixen war von Anfang an typisch für das Ungarische. Neue entstanden teils aus selbständigen Wörtern, teils durch Zusammenrücken uralter Primärsuffixe. Es entstanden viele zusammengesetzte Ableitungssuffixe und Suffixhäufungen. Ungefähr für die letzten tausend Jahre der ungarischen Sprachgeschichte ist charakteristisch, dass die neuen Verben (Lehnverben wie onomatopoetische) mit einem morphologischen Marker, nämlich mit einem der produktiven, typischen verbalen Derivationssuffixe (auch Einbürgerungssuffixe genannt) versehen werden. Es gibt eine bunte Vielfalt im Bereich der Wortstämme. Ursprünglich lauteten fast alle Wortstämme vokalisch aus. Nach dem Schwund der Stammauslautvokale entstanden in großer Anzahl konsonantisch auslautende Stämme, außerdem kam es zu einem eigenartigen Typ von Stämmen mit mehreren Varianten, bei dem einem kürzeren, einsilbigen Stammwort mit im Allgemeinen langem Vokal vor gewissen uralten Endungen eine längere, zweisilbige Stammvariante mit kurzem Vokal in erster Silbe gegenübersteht (ke´z : keze-). Das Gesetz der zwei offenen Silben brachte auch einen Stammworttyp (malom : malmo-) zustande. Derivation und Komposition waren schon immer charakteristisch für das Ungarische. Zuerst war die Derivation produktiver und häufiger: Sie hat ihre Blütezeit im Altungarischen gehabt. Seit der Spracherneuerung (Anfang des 19. Jh.) kann sowohl ein Vorkommenshäufigkeitsanstieg an Komposita sowie eine Zunahme an Gliedern einzelner Komposita selbst bzw. ein Rückgang der Derivation beobachtet werden. Die Komparationsneigung ist vor allem für die Fachund Wissenschaftssprachen charakteristisch. Die Derivation hält ihre Stellungen mehr oder weniger weiterhin in den archaischen Dialekten.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Im Bereich der Morphologie zeigen nur wenige Entwicklungen analytischen Charakter. So die zwei zusammengesetzten Formen der Verbtempi (Präteritum und Futur mit Kopula) und die (nicht primären) Postpositionen. Sprachtypologische Charakteristika der regionalen Varietäten des Ungarischen sind recht wenig. So z. B. gibt es nur einige Dialekte in Siebenbürgen, in denen das Imperfekt (Präsens imperfectum), das Plusquamperfekt und das Perfectum historicum gebräuchlich und mit speziellen Suffixen gekennzeichnet wird. Der Abbau der zusammengesetzten Formen des Präteritums bedeutet die Stärkung des synthetischen Charakters des Ungarischen. Was den Bestand der Postpositionen und Deklinationsendungen anbetrifft, gibt es etliche dialektale Unterschiede. So z. B. gibt es in einigen Dialekten drei spezielle Kasussuffixe (Ortsbestimmungssuffixe: -nott, -no´l, -ni) sowie Postpositionen (he¨gye´, he¨gye¨tt, he¨gyibe¨ ) anstelle der hochsprachlichen Entsprechungen. Diese Unterschiede sind aber typologisch irrelevant ⫺ über die bunte Vielfalt der morphofonologischen Realisation der Suffixe nicht zu sprechen. Auch darin zeigt sich die im einleitenden Kapitel bereits erwähnte auffallende Einheit der ungarischen Sprache, die verständlicherweise im grammatischen Bereich viel größer ist als in der Lautlehre.
5.
Syntaktische Variation
Das heutige Bild der ungarischen Syntax ist die Folge einer Reihe vieler Einzelentwicklungen, welche meistens eng miteinander zusammenhängen, einander gegenseitig beeinflussten und die Variation von heute bestimmen. Unterschiede in der Syntax sind in erster Linie historisch und nur weniger territorial bedingt. Das Ungarische war in der Anfangsphase seiner Geschichte eine Sprache reinen synthetischen Typs. Im Laufe der Zeit hat sie aber auch im Bereich der Syntax analytische Züge aufgenommen und so ihre syntaktische Variation vergrößert. Zu nennen sind nur die wichtigsten Fakten. Die Partizipialkonstruktionen, die
915
33. Ungarisch
im Ur- und Altungarischen so charakteristische synthetische Erscheinungsformen waren, wichen immer mehr den subordinierend zusammengesetzten Sätzen. Ursprünglich wurden bestimmte syntaktische Verhältnisse nur durch Wortfolge und mithilfe von Deklinationsendungen ausgedrückt. Das Blatt hat sich auch hier gewendet: Ein reiches System der Postpositionen hat sich herausgebildet. Neue Deklinationsendungen entstehen seit Jahrhunderten nicht mehr. Die Ausdrucksmöglichkeiten der Bestimmtheit wurden im Altungarischen mit der Herausbildung des bestimmten Artikels erweitert. (Er bildete sich aus Demonstrativpronomina.) Die Aktionsarten wurden zuerst nur mithilfe von Derivationssuffixen ausgedrückt. Im Altungarischen haben sich die (trennbaren) Verbalpräfixe herausgebildet, die heute ein reiches Inventar für semantische und grammatische Möglichkeiten bieten. Die Tempi und Modi der Verben wurden zuerst durch die sog. paradigmatischen Grundsuffixe bzw. Derivationssuffixe, also durch typische synthetische Mittel ausgedrückt. Seit der altungarischen Epoche gibt es aber mit Kopula ausgedrückte, also zusammengesetzte Formen der Vergangenheit im Indikativ (ad vala: Imperfekt, adott vala: Plusquamperfekt) und im Konditional (adott volna). Das Futur, das im Altungarischen durch Suffix ausgedrückt wurde, hat am Ende dieser Periode eine kopulativistische Ausdrucksmöglichkeit bekommen, die heute gebräuchlich ist (adni fog). Auf Einfluss des Latein wurde der Konditional in bestimmten Nebensätzen in der ungarischen Schriftsprache (und zwar in Texten, die aus dem Lateinischen übersetzt waren) gebraucht. Da es aber für die gesprochene Sprache nie charakteristisch war, verschwand es auch aus der späteren Schriftsprache. Das Passiv war nie wirklich lebendig. In der mittelalterlichen Übersetzungsliteratur aus dem Latein hatte es seine Hochblüte. Heute kann nur noch von rudimentären Spuren gesprochen werden. Die typologische Entwicklung des Ungarischen hat eindeutig zu stärkerer Herausbildung der Verbkategorie und zu deren deutlicher Differenzierung vom Nomen geführt. Das Ungarische ist dem accusativus cum infini-
tivo durch reichlichen Nebensatzgebrauch aus dem Wege gegangen. Es beschränkt sich auf die allgemeinen finnisch-ugrischen Verba sowie accusativus cum infinitivo nach Sinnesverba. Regionale Unterschiede gibt es nicht viel an der Zahl. Zu erwähnen sind folgende: Inkongruenz in prädikativen und attributiven Fügungen, in denen in der Hochsprache Kongruenz herrscht. In den archaischen Dialekten kommt oft vor, dass der Akkusativ und Adverb morphologisch nicht gekennzeichnet wird (im Gegensatz zur Hochsprache). Die von der schriftsprachlichen divergierende dialektale Wortfolge wird zum Ausdrücken feiner semantischen Nuancen angewandt. Unter den unpersönlichen verbalen Modalausdrücken gibt es einen (kell), der in einigen westlichen Mundarten persönlich konstituiert wird. Typisch dialektale Konstruktion ist az enye´m ha´z ‘mein Haus’ (eigtl. = das mein Haus) anstatt der hochsprachlichen az e´n ha´zam (eigtl. = das ich Haus-mein).
6.
Tendenzen und Ausprägungen
Aus typologischer Sicht lässt sich sagen, dass mit der Zeit die für das Ungarische früher so typische synthetische, dichte Konstruktionsweise dem analytischen, lockeren Konstruktionstyp immer mehr Raum überlassen hat. Infolgedessen kann behauptet werden, dass das Ungarische heute irgendwo zwischen analytischen und syntetischen Sprachen steht, dass es also einen Mischtyp darstellt: Es ist eine agglutinierende Sprache synthetischen Typs mit klaren analytischen Tendenzen. E. Lewy hat das Ungarische in seiner Sprachtypologie mit dem Deutschen in einer Gruppe behandelt: „Das Ungarische, das typisch heute dem Deutschen so nahe gerückt ist, dass es erlaubt scheint, es mit ihm in einem Gebiet zu vereinen, zeigt in seinen ältesten Formen deutlich seinen exotischen Charakter“ (Lewy 1964, 78, 89). Nach De´csy und Haarmann gehört das Ungarische dem sog. Donau-Bund oder Donausprachbund an, dessen Glieder (Deutsch, Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Slowenisch, (Serbo)Kroa-
916 tisch: De´csy, Deutsch, Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch: Haarmann) sich unter starkem lateinischen und deutschen Einfluss entwickelt haben (De´csy 1973, 87 ff.; Haarmann 1976.). Auch Skalicˇka und andere vertreten die Ansicht, dass für die ungarische Sprache die spezielle Verflochtenheit der verschiedenen typologischen Typen mit Dominanz des Synthetismus (Agglutination) charakteristisch ist (Skalicˇka 1967; Ba´rczi 1975; Dezso˝ 1975). Fest steht, dass eine Entwicklung im Verlauf der Geschichte des Ungarischen zu verzeichnen ist, die sich als Zunahme von Konstruktionsanalytizität zu verstehen ist. Es ist anzunehmen, dass diese Tendenz unter dem größer werdenden Einfluss des Englischen verstärkt wird. Erwähnt zu werden verdient die Tendenz bei den zweisprachigen ungarischen Minderheiten im Karpatenbecken (Slowakei, Ukraine, Rumänien, Jugoslawien, Kroatien, Slowenien, Österreich), nach der einige für die flektierenden Sprachen charakteristischen Entwicklungen vor sich zu gehen beginnen bzw. verstärkt werden (so z. B.: Kongruenz bei quantitativen Attributen, konsequenter akkusativischer Gebrauch der Personalpronomina, neue Wortfolgetypen). Dies zu betonen scheint deswegen begründet zu sein, weil es sich um 3,5 Millionen Menschen handelt, deren Muttersprache das Ungarische ist (= ein Viertel der in Frage stehenden Sprachgemeinschaft). Die ungarischen Dialekte neuester Zeit nähern sich immer mehr der Gemeinsprache an. Sie wandeln sich in sprachlicher und vor allem in pragmatischer Hinsicht, indem sich die Zahl und Vorkommenshäufigkeit der dialektalen Elemente und Erscheinungen verringern. Die archaischen ungarischen Dialekte sind in erster Linie außerhalb der heutigen Landesgrenzen, in den Nachbarländern, anzufinden. Die Annäherung der Dialekte an die Hochsprache und zum Teil die Ausdehnung der Grenzen letzterer haben auf dem ungarischen Sprachgebiet vor allem in Ungarn in den letzten vier Jahrzehnten zur Herausbildung regionaler Umgangssprachen bzw. der sog. inneren Diglossie geführt. Der Dialektgebrauch ist meistens stark stigmatisiert und wird in öffentlichen Situationen (auch von den Di-
VI. Nichtindogermanische Sprachen
alektsprechern) vermieden. Als ideale Sprachform gilt die gewählte Hochsprache sowohl in grammatischem als auch stilistischem Sinne des Wortes. Die gesprochene Standardsprache hat in den letzten drei Jahrzehnten viele (vor allem lexikalische) Elemente und Phraseologismen aus dem Slang bzw. aus den Fachsprachen übernommen. Für den Bereich der gesprochenen Sprache ist die Annäherung der verschiedenen Varietäten zueinander unter dem Einfluss der Hochsprache bzw. der Umgangssprache charakteristisch. Eine wichtige Rolle spielen dabei der Slang und die Fachbzw. Wissenschaftssprachen. Diejenigen Varietäten also, in denen die analytische Tendenz etwas mehr vertreten ist als in den anderen, vor allem in den Dialekten.
7.
Schlussbemerkung
Wie aus den obigen Kapiteln hervorgeht, ist für das Ungarische im Vergleich zu einigen anderen Sprachen keine große regionale und soziale Variation mit Ausnahme des Bereiches der Laute charakteristisch. Das ist in erster Linie mit historischen Begebenheiten zu erklären, die im einleitenden Kapitel erwähnt sind. Wenn man das Ungarische als komplexes Gefüge historischer, regionaler sowie sozialer und funktionaler Varietäten ansieht, kann behauptet werden, dass die Variation in erster Linie historisch bzw. regional und in viel geringerem Masse funktional bedingt ist.
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Jeno˝ Kiss, Budapest
34. Türkisch
919
34. Türkisch 1.
Einleitung
1.1 Genealogische Einordnung Türkeitürkisch (Türkiye Türkc¸esi), häufig vereinfacht als „Türkisch“ bezeichnet, gehört der türkischen Sprachfamilie an. Die türkischen Sprachen werden oft zusammen mit den mongolischen und tungusischen Sprachen, zuweilen auch mit dem Koreanischen und dem Japanischen, zu einer „altaischen“ Familie zusammengeführt, obwohl der Beweis einer genealogischen Verwandtschaft dieser Sprachen noch nicht gelungen ist. Das Türkeitürkische gehört der südwestlichen oder ogusischen Gruppe der türkischen Sprachen an. Weitere moderne Sprachen dieser Gruppe sind das Aserbaidschanische, das Türkmenische, das Gagausische sowie einige hauptsächlich in Iran gesprochene südogusische Dialekte. 1.2. Historischer Abriss Das Türkeitürkische ist die moderne Nachfolgerin des Osmanischen (lisa¯n-i ‘osßma¯nı¯yye, Osmanlıca), das vom 15. bis zum 19. Jahrhundert bestand. „Osmanisch-Türkisch“ wird oft als zusammenfassende Bezeichnung für beide Entwicklungsstufen gebraucht. Die vorosmanische Stufe wird als „altes Anatolisch-Türkisch“ (Eski Anadolu Türkc¸esi) bezeichnet. Die gesprochenen Varietäten des Türkeitürkischen sind das Ergebnis komplizierter Sprachprozesse, die sich durch die Siedlungsgeschichte ergeben haben. Obwohl die Differenzierung der Basisdialekte z. T. recht stark ist, existiert in der Türkei eine relativ einheitliche überregionale Sprechsprache. Die Sprache geht hauptsächlich auf Varietäten ogusischer Gruppen zurück, die nach dem Sieg der Seldschuken über Byzanz bei Manzikert im Jahre 1071 in größerer Zahl aus Mittelasien über Chorassan nach Kleinasien einwanderten. Die sprachliche Situation der ersten anatolischen Türken ist nur ungenügend bekannt. Obwohl die seldschukische Eroberung den Weg zur Türkisierung Kleinasiens
bahnte, verwendeten die anatolischen Seldschuken Persisch als Schriftsprache der Verwaltung und Literatur und Arabisch als Schriftsprache der Religion und Wissenschaft. Das ogusische Türkisch, das von den Massen des Volkes außerhalb der Städte gesprochen wurde, war ein noch nicht verschriftetes Nomadenidiom. Der mongolische Einfall im 13. Jahrhundert verstärkte den persischen Einfluss durch den Zustrom iranischer Flüchtlinge. Aus der seldschukischen Periode stammt aber eine beginnende anatolisch-türkische Dichtung. Das Türkische fand begrenzte Verwendung im islamischen Schrifttum, vorwiegend in religiös-didaktischen Werken, die sich an die breiten Massen wandten (Johanson 1993). Noch hatte das Türkische eine sehr untergeordnete Stellung. Erst nach dem Zerfall der seldschukischen Zentralmacht im 14. Jahrhundert konnte sich Türkisch als Kultursprache entwickeln. In den jetzt entstehenden Kleinstaaten (beylikler), deren Fürsten meist nur türkischsprachig waren und deren Bevölkerung größtenteils aus neu hinzugezogenen Türkstämmen bestand, wurde Türkisch als hoffähige Sprache anerkannt, als Verwaltungssprache verwendet und im kulturellen Wettstreit der Höfe auch als Literatursprache eingesetzt. Dem frühen anatolisch-türkischen Schrifttum lag keine überdialektale Prestigevarietät zugrunde, die als Norm hätte dienen können. Die Sprache ist ogusischer Prägung, weist aber eine erhebliche Variation auf, z. T. mit beigemengten osttürkischen Elementen. Spätestens im 12. Jahrhundert war in Choresm und Chorassan eine westliche türkische Schriftsprache entstanden, die von der östlichen mittelasiatisch-türkischen Schriftsprache (Karachanidisch) abhängig war, obwohl sie abweichende dialektale, vor allem ogusische Besonderheiten aufwies. Das frühe anatolische Türkisch des 12.⫺13. Jahrhunderts ist weitgehend in dieser Sprache abgefasst. Die Sprache gewisser Denkmäler, die in Mittelasien und Anatolien bis zum 13. Jahrhundert entstanden, weisen einen gemischten
920 Charakter auf, indem sie ogusische, karachanidische und auch kiptschakische Besonderheiten enthalten. Diese durch die Einwanderung von Türken aus Chorassan eingeführte Sprache wurde in späteren osmanischen Arbeiten als die „ol¥a bol¥aSprache“ bezeichnet, und zwar wegen der Anlautvariation im Verb ol- ⬃ bol- ‘werden’. Vom Ende des 13. Jahrhunderts an entwickelte sich die anatolisch-türkische Schriftsprache jedoch in recht selbständiger Weise und mit typisch ogusischen Merkmalen (Mansurog˘lu 1954). 1.2.1. Osmanisch: Mit der Entstehung und Entwicklung des osmanischen Staates ⫺ so genannt nach seinem Begründer Osman ⫺ entstand und entwickelte sich aus einem der frühen anatolisch-türkischen Dialekte eine osmanische Staatssprache. Das frühe anatolisch-türkische Varietätengemenge hatte einige literarische Funktionen erfüllen können, reichte aber nicht aus, als es darum ging, auf türkischer Grundlage eine Standardsprache zur Unterstützung der osmanischen Staatsbildung zu schaffen. Das Osmanische entwickelte sich vom Vernakular zum Kommunikationsmittel zwischen Sprechern verschiedener Basisdialekte und erlangte überregionale und übernationale Gültigkeit als gesprochene und auch geschriebene Standardvarietät. Eine relativ einheitliche Schriftsprache bildete sich heraus. Es erfolgte ein erheblicher Ausbau der Funktionen des Osmanischen, vor allem für wissenschaftliches und administratives Schrifttum. Dabei wurden die Ressourcen durch zahlreiche Elemente aus den Prestigesprachen Arabisch und Neupersisch ergänzt. (Zum frühen Anatolisch-Türkischen und zum Altosmanischen s. etwa Mansurog˘lu 1959.) Obwohl mit der Festigung der osmanischen Macht die neue Sprache verbindlich wurde, kam es nie zur formellen Kodifikation im Sinne eines vollständigen Regelwerks. Für das türkische Element gab es keine präskriptive Grammatik; nur für die arabisch-persischen Elemente lagen Kodexteile vor, die Norminhalte in bezug auf Graphie, Aussprache, Grammatik, Wortschatz und z. T. Registerspezifika formulierten.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Die Folge des Ausbaus und der Entfaltung der Schriftsprache war eine Enttürkisierung, die mit der wachsenden Macht des osmanischen Reiches (Höhepunkt 16.⫺17. Jahrhundert) immer weiter fortschritt. Die so entstehende Hochsprache entfernte sich unter der Verwaltung der herrschenden Elite beträchtlich von den gesprochenen Varietäten und war nur den Arabisch- und Persischkundigen verständlich. Sie war ein mit fremden Mitteln ausgebauter, höchst elaborierter Sprachstil, der sich nur zu formellen Zwecken eignete. Bald wurden die alten anatolisch-türkischen Varietäten als Substandard bewertet und die in ihnen verfassten Werke ins „gebildete“ Türkisch übersetzt. Hochosmanisch war keine nationale Gemeinsprache, die zugleich als Schrift- und Sprechsprache funktionierte. Kein Teil der osmanischen Sprachgemeinschaft konnte die hohe Varietät als normales Medium alltäglicher Konversation verwenden. Es kam zur scharfen Diskrepanz zwischen der Hochsprache und der restlichen Varietätenmenge des Osmanisch-Türkischen. Die osmanische Sprachvariation kann jedoch nicht auf eine Dichtotomie „hoch“ versus „grundschichtlich“ reduziert werden. Die einheimischen Stiltheoretiker setzten zwischen dem „reinen Türkisch“ (fası¯h türkcˇe) und dem „gemeinen Türkisch“ (qaba türkcˇe) auch eine „mittlere“ Varietät (orta türkcˇe) an, die als „Konversationssprache der gebildeten Klassen“ diente (Ne´meth 1916, 10). Aus diesem mittleren Kontinuumsbereich entwickelte sich eine wenig formelle Gemeinsprache, die lange als sprechsprachliche Norm diente. Die Basis dieser westosmanischen Koine war die gebildete Istanbuler Sprechweise. Sie war eine nichtliterarische, nichtverbindliche, nichtkodifizierte Sprechvarietät, die früh dominant wurde und starken überregionalen Einfluss ausübte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie von Sprechern unterschiedlicher Herkunft modifiziert und nahm Elemente von allen Seiten auf. Der Zustrom von Sprechern aus vielen Gegenden in die Hauptstadt des Reiches gab den Anstoß zu etlichen Neuerungen, die auch heute noch zu den Merkmalen der türkeitürkischen Ge-
34. Türkisch
meinsprache gehören. Es handelt sich hier um keine Schriftsprache, sondern um eine nur gelegentlich verschriftete Sprechsprache. Sie ist relativ schlecht dokumentiert, da die bewahrten Sprachdenkmäler gewöhnlich nur das Hochosmanische widerspiegeln. Die dennoch vorhandenen Quellen sind nur sehr unvollständig bearbeitet worden. 1.2.2. Die Istanbuler Sprache: Die sprachlich dominante Reichshauptstadt Istanbul war eine multilektale Metropole. Die Eigenart seines Stadtdialekts ergab sich durch Verschmelzung unterschiedlicher Tendenzen, die zu einem örtlichen Varietätenkonglomerat führten. Hier machten die verschiedenen Dialekte der Provinz ihren Einfluss geltend. Wichtig war auch die Wirkung nichttürkischer Sub- und Adstratvarietäten, der sprachliche Fremdeinfluss der verschiedenen „millets“, der ethnischen Gruppen nichttürkischer Zunge. Zahlreiche Sprecher waren zwei- oder mehrsprachig mit unterschiedlichen Graden der Sprachbeherrschung. Sprachen wie Neugriechisch und Armenisch haben den Istanbuler Stadtdialekt recht stark beeinflusst. Im Istanbuler Argot ist ein starker Fremdeinfluss zu beobachten, insbesondere aus dem Neugriechischen, dem levantinischen Italienisch, dem Armenischen und den Sprachen der Zigeuner und der spaniolischen Juden. Gewisse lautliche Merkmale in der Aussprache des Türkischen galten als typisch für Sprecher mit griechischem, armenischem, jüdischem oder anderem Hintergrund. Im volkstümlichen Schattenspiel (Karagöz) wird die Identität dieser ethnischen Minderheiten traditionell durch spezifische phonetische Züge signalisiert, allerdings in karikierender Weise. Unbewiesen ist dennoch die Annahme, dass diese Bevölkerungsgruppen distinkte Varietäten des Türkischen sprachen. So dürften z. B. vor drei Jahrhunderten abgefasste armeno-türkische Texte „the general vernacular spoken by the common people in the Istanbul of the 17th century“ widerspiegeln (Sanjian/Tietze 1981, 62). Ähnliches gilt auch für türkische Texte, die von Griechen aufgezeichnet wurden.
921 Der Istanbuler Stadtdialekt unterschied sich selbstverständlich von der auf der Istanbuler Sprechweise basierenden Koine. Seine Besonderheiten finden sich zum Teil in der „modernen“ Prosaliteratur, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert entstand. Es handelt sich hier meist um einen informellen (teklifsiz) Stil der gebildeten Schicht. Das alte Istanbuler Türkisch soll, wie es heute oft heißt, von den Frauen in den vornehmen Vororten der Hauptstadt „am schönsten“ gesprochen worden sein. Gemeint ist wohl eine gemäßigte Sprache, die sowohl von der Hochsprache als auch von den niedrigsten Soziolekten relativ unbeeinflusst blieb. 1.2.3. Sprachreformen: Erst im 19. Jahrhundert wurden Sprachreformen eingeleitet, die zu einer Standardverschiebung führten. Die Hochsprache musste einer weniger formellen Form weichen. Die Istanbuler Gemeinsprache bahnte den Weg dazu. Die gemäßigten Sprachreformer, die sog. türkc¸üler, empfahlen, Türkisch so zu schreiben, wie es die Bevölkerung von Istanbul, insbesondere die Frauen, sprachen. Man müsse die Sprechsprache der Hauptstadt zur Schriftsprache machen. Die „mittlere“ Varietät entwickelte sich in eine neue Standardvarietät, die als Basis der weiteren Entwicklung der Schriftsprache diente und das Fundament der heutigen Nationalsprache der Türkei darstellt. Später wurde diese Sprache einer Purifizierung (tasfiye) unterzogen, die sich vor allem gegen arabische und persische Elemente richtete. 1928 wurde die arabische Schrift durch das Lateinalphabet ersetzt. Anfang der 1930er Jahre leitete Mustafa Kemal Atatürk eine umfassende Sprachreformarbeit ein, die in mehr oder weniger stark institutionalisierten Formen erfolgte und die schließlich zu einer radikalen Umgestaltung der Gemeinsprache führte (Brendemoen 1990). Insgesamt ist die Reform durch sprachpolitisch motivierte Variantenbildung geprägt, wobei der Wortschatz zum Teil artifiziell erweitert wurde und eine gewisse „Anatolisierung“, d. h. eine Entwicklung weg von der Sprache der ehemaligen Haupt-
922 stadt, stattfand. Nach Jahrzehnten starker Variation, insbesondere im lexikalischen Bereich, hat sich die schrift- und sprechsprachliche Situation zusehends zugunsten der neologistischen Sprache stabilisiert. Der neue Standard ist heute relativ klar fixiert und besitzt dank Schulen und Medien große Durchschlagskraft. Auch Orts- und Regionaldialekte neigen immer mehr dazu, ihren kommunikativen Schwerpunktbereich in Richtung auf den neuen Standard zu verlagern. 1.3. Varietätengliederung Die historische Einzelsprache Türkeitürkisch lässt sich als Menge von Varietäten definieren, die anhand ihrer Beziehungen zum übergreifenden System, zum Gesamtkomplex der historischen Sprechtätigkeit zu bestimmen sind. Zwei wichtige Dimensionen der Variation werden mit räumlichen und sozialen Kriterien festgelegt. So besteht „Türkeitürkisch“ zunächst aus einer Anzahl topisch-stratischer ⫺ raum- und schichtenspezifischer ⫺ Dialekte, die einander nahestehen und in deren gesamten Geltungsraum eine mit ihnen verwandte Standardvarietät als dialektneutrale Gemeinsprache dient. 1.3.1. Standard: Die türkeitürkische Standardsprache ist eine überdialektale, normbildende, d. h. variationsreduzierende, Prestigevarietät, deren Elemente nicht raumund schichtenspezifisch markiert sind. Innerhalb der Sprachgemeinschaft gilt sie als anzustrebende Varietät: ihre Verwendung gilt als förderlicher für das gesellschaftliche Prestige als die Verwendung anderer Varietäten. Ihr kommt Vorbildcharakter zu: sie dient denjenigen als Muster, die „korrekt“ oder „gut“ sprechen wollen. Als offizielle Sprache der Republik Türkei besitzt die Standardsprache einen hohen Grad von Verbindlichkeit und Institutionalisierung. Infolge offizieller Sanktionierung ist seine Verwendung für bestimmte Funktionsträger in bestimmten Funktionen obligatorisch. Allerdings ist sie in mancher Hinsicht weniger klar kodifiziert, d. h. Teile der zu praktizierenden Norm sind weniger präzise fixiert.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
1.3.2. Nonstandard: Elemente, die der Norm nicht entsprechen, gehören dem Nonstandard an und sind prinzipiell raumund schichtenspezifisch. Elemente des Substandards stellen stratisch tiefe, grundschichtliche Elemente dar, die den Standard nicht erreichen und deren niedrige soziale Wertung in Urteilen wie „schlecht“, „falsch“, „vulgär“, „ungebildet“ zum Ausdruck kommt. Außerhalb des Standardbereiches existiert auch eine gehobene Varietät, die als Superstandard zu bezeichnen ist. Zum türkeitürkischen Substandard s. Johanson 1989. 1.3.3. Variation und Wandel: Die stratische, schichtenspezifische Variation betrifft den sozialen Parameter ( hoch. Was die ältere stratische Variation betrifft, ist zu bemerken, dass die als „vulgär-osmanisch“ bezeichneten Erscheinungen lediglich Abweichungen vom Hochosmanischen oder ein als stilistisch niedrig beurteiltes Hochosmanisch darstellten (Prokosch 1980; vgl. Johanson 1982). Jeder Standard unterliegt dem Einfluss rivalisierender Normen und der Auflösung durch sie. Was z. B. im Mittelosmanischen Wörterbuch als „vulgär“ galt, etwa im lautlichen Bereich, begann als Interferenz und erzeugte eine Variation, die später zur Auflösung der Standardnorm beitrug. Der Übergang war oft allmählich. Eine Zeitlang existierten zwei schichtenspezifische Varianten, eine progressive und eine konservative. In folgenden Generationen verbreitete sich die Neuerung manchmal auf weitere Schichten, wurde verallgemeinert und verlor so den früher mit ihr verbundenen sozialen Wert. Eine ungerichtete Sprachvariabilität ging in die gerichtete Entwicklung eines Sprachwandels über. Ursprüngliche Substandardvarianten aus rivalisierenden Normen konnte dem Standard einverleibt werden. Was auf einer Entwicklungsstufe als vulgär bzw. ungebildet galt, war auf der nächsten akzeptabel. Die für das Mittelosmanische typische allmähliche Auflösung der alten morphonologischen Struktur dürfte hauptsächlich so gelaufen sein. Auch sozial höhere Varietäten konnten jedoch innovatorische Züge aufweisen, z. B. Neuerungen durch Kopieren phonologi-
34. Türkisch
scher Merkmale. Tiefere Varietäten konnten auch Prestigeelemente übernehmen und so die Kluft zu den höheren Varietäten mindern. Was die Stratifizierung der modernen nichtliterarischen Varietäten betrifft, rechnet man in der Türkei meist mit einem „allgemeinen“ Niveau (genel dil), unter dem zunächst die „Volkssprache“ (halk dili) steht. Darunter werden als Substandard das Argot (argo) und die „ordinäre“ (bayag˘ı) Sprache angesiedelt. Regionale Variation: Türkeitürkisch wird nicht nur in der Republik Türkei gesprochen, sondern auch von erheblichen Minderheiten außerhalb des Landes, etwa in Nordzypern, auf dem Balkan, u. a. in Bulgarien, Westthrakien, Mazedonien und Kosovo, sowie bis vor kurzem auch in den südlichen Teilen der Krim. Was die regionale (geographische, topische, raumspezifische) Variation betrifft, gibt es eine grundlegende Einteilung in anatolische und rumelische (europäische, balkantürkische) Dialekte. Die letztgenannten bilden zwei große Gruppen, einen östlichen und einen westlichen. Ostrumelische Dialekte finden sich im größeren Teil Bulgariens, westrumelische Dialekte in Westbulgarien, Bosnien, Mazedonien (Ne´meth 1956). Zur regionalen Klassifikation der anatolischen Dialekte s. die Übersichten in Kowalski 1934; Caferog˘lu 1959; Korkmaz 1990; Boeschoten 1991 (z. T. auf der Grundlage von Kral 1980); Karahan 1996; Brendemoen 1998b. In neuerer Zeit, insbesondere im 19. Jahrhundert, sind zahlreiche kleinere türkische Gruppen, die eine andere türkische Erstsprache als Türkeitürkisch hatten, u. a. aus dem Balkan, der Krim, Kaukasien und Mittelasien in die Türkei eingewandert, was die dialektologische Situation stark beeinflusst hat. Mindestens ein Zehntel der Gesamtbevölkerung des Landes besitzt eine nichttürkische Erstsprache, meistens Kurdisch oder Arabisch, was ebenfalls auf die Variationsverhältnisse des Türkeitürkischen einwirkt. Das türkeitürkische Sprachgebiet geht im Osten allmählich ins aserbaidschanische über. Ostanatolisches Türkeitürkisch steht
923 in bezug auf den Verwandtschafts- und Ähnlichkeitsgrad dem Aserbaidschanischen näher als dem Türkeitürkisch der westlichen Istanbul-basierten Ausprägung. Hier kommt es somit zu einem gewissen Konflikt zwischen einer rein linguistischen Klassifikation und der politischen Einteilung in „Nationalsprachen“. In der Entwicklung des Türkeitürkischen in den Diasporasituationen, wie sie sich etwa bei den Minderheiten in Nordwesteuropa, z. B. in Deutschland, gestalten, sind unterschiedliche generationsspezifische Fälle von Variation zu beobachten. Wegen des regen Kontakts mit dem Mutterland sind jedoch keine „dachlosen Außenmundarten“ mit einem hohen Maß an freier Variation (Kloss 1978, 60 ff.) entstanden. 1.3.4. Sprachpolitisch bedingte Variation: Die erwähnte Sprachreform der Türkei, die unter der Führung der Türkischen Sprachgesellschaft (Türk Dil Kurumu) durchgeführt wurde, ist ungeachtet vieler Widerstände und Rückschläge sehr erfolgreich gewesen. Hauptsächlich bestand sie im Ersatz von Wörtern arabischer und persischer Herkunft durch sog. „echttürkische“ (Öztürkc¸e) Gegenstücke, aber auch morphologische und syntaktische Elemente arabischer und persischer Herkunft wurden ersetzt. In den ersten Jahrzehnten führte die Reformbarkeit zu einer labilen, ziemlich verwirrenden Situation, die von erheblicher Variation geprägt war. Die Wahl der Lexik wurde weitgehend von Alter und politischer Einstellung bestimmt. Oft lebten die zu ersetzenden Wörter neben den Neologismen weiter, wodurch sich z. T. neue Bedeutungsunterschiede entwickelten. Seit den 1960er Jahren ist die Situation stabiler. Vor allem hat das Fernsehen eine große Rolle für die Verbreitung der neuen Standardsprache gespielt. Als Ergebnis der Reformen ist die Schriftsprache der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts der heutigen Jugend so unverständlich wie eine Fremdsprache. 1.3.5. Variation in der Standardsprache: Auch innerhalb der türkeitürkischen Standardsprache ist Variation zu beobachten, vor allem im Sinne von Stilregistern, funktionalen Gebrauchstypen, die spezifischen Si-
924 tuationskontexten zugeordnet sind. Die Unterschiede zwischen Schrift- und Sprechsprache sind in der Regel immer noch beträchtlich. Dabei weist die Sprechsprache erheblich mehr historische Kontinuität auf als die Schriftsprache. 1.4. Die Forschungssituation Die Forschung zur Variation des Türkeitürkischen steht noch an ihrem Anfang. Die vorhandenen deskriptiven Darstellungen beschränken sich fast ausschließlich auf den schriftsprachlichen Standard. Die meisten einheimischen Arbeiten sind stark normativ und bemühen sich, den „richtigen“ Sprachgebrauch festzulegen. In der grammatischen Praxis sind Substandardelemente tabuisiert. Für die gesprochene Sprache ist kaum Interesse zu verzeichnen (Johanson 1975). Fragen des schichtenabhängigen Sprachverhaltens, der sozial und funktional bedingten Variation sind noch unerforscht. Auch die Dialektologie ist vernachlässigt worden, da Dialekte bisher einen recht niedrigen Status in der türkeitürkischen Gesellschaft genießen. Die bisherige Arbeit beschränkt sich weitgehend auf die Erhebung und Zusammenstellung von Materialien einzelner Dialekte, während vergleichende Studien zur Dialektvariation in größeren Gebieten fast ganz fehlen. Von großem lexikalischem Interesse ist aber das Derleme sözlüg˘ü, ein zwölfbändiges Wörterbuch anatolischer Dialekte. Wenn sogar die heutige Alltagssprache weitgehend unerforscht geblieben ist, so gilt das noch mehr für die Beschreibung der sozial und kulturell bedingten Realisationsformen des Osmanischen unter sprachgeschichtlichen Gesichtspunkten. Die Frage der Variation im Osmanischen ist bisher nicht systematisch studiert worden. Ansätze dazu finden sich in einigen Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Pionierarbeiten zur Erforschung der osmanischen Volkssprache (etwa Jacob 1898). In der sprachhistorischen Forschung hat man die Wechselwirkung zwischen Sprachvariation und Sprachwandel kaum berücksichtigt. Wegen der dürftigen Quellenlage sind klare Aussagen über ältere Sprachvariation allerdings oft nicht möglich.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
2.
Sprachtypologische Grundzüge
Hier soll zunächst versucht werden, einige typologische Charakteristika des Türkeitürkischen aufzustellen, vorläufig ohne Berücksichtigung der Parameter der Variation. Zu Einzelheiten s. Grammatiken wie Kissling 1960; Kononov 1956; Kornfilt 1997; Lewis 1967; Swift 1963; Underhill 1976 und Übersichten wie Deny 1955 und 1959; Hazai 1978; Johanson 1990a; 1990b; 1992a; 1998a; 1998b; Johanson/Csato´ 1998b; Kornfilt 1990. Ergiebige sprachwissenschaftliche Bearbeitungen älterer Texte finden sich u. a. bei Hazai 1973; Boeschoten 1988 und Bulut 1997. In den unten zitierten Beispielen werden der Klarheit halber Morphemgrenzen durch Bindestriche markiert, was in der offiziellen Orthographie nicht üblich ist. 2.1. Lautung 2.1.1. Bestand an Vokalen In qualitativer Hinsicht wird mit den acht Vokalphonemen /i/, /ü/, /È/ (geschrieben ı), /u/, /e/, /ö/, /a/ und /o/ gerechnet. Diese können anhand von drei binären Oppositionen beschrieben werden: ( vorn, ( hoch, ( gerundet: Tab. 34.1 Vorn
Hoch Tief
Hinten
Ungerundet
Gerundet
Ungerundet
Gerundet
i e
ü ö
È a
u o
Mit einer durchgängigen Distinktion zwischen kurzen und langen Vokalen erhöht sich die Zahl der Vokalphoneme auf sechzehn. Lange Vokale kommen vor allem in kopierten Wörtern fremden Ursprungs vor, z. B. aˆlem [a6lim] ‘Welt’ vs. alem [alim] ‘Fahne’. In Wörtern türkischen Ursprungs finden sich lange Vokale fast nur als Ergebnis von Schwund eines benachbarten Konsonanten, meistens g, manchmal auch v. In der heutigen Orthographie dient der Buchstabe g˘ (yumus¸ak g ‘weiches g’) weitgehend
925
34. Türkisch
als Längezeichen, z. B. dag˘ [da6] ‘Berg’. Für das Türkeitürkische atypisch sind Diphthonge und Nasalvokale. 2.1.2. Bestand an Konsonanten Die Konsonantenphoneme des Türkeitürkischen umfassen die Verschlusslaute /p/, /b/, /t/, /d/, /k/ und /q/ (beide geschrieben k), /g/ und /g˙ / (beide geschrieben g), die Affrikaten /cˇ / (geschrieben c) und /Óˇ / (geschrieben c), die Reibelaute /f/, /v/, /s/, /z/, /sˇ / (geschrieben s¸), /zˇ / (geschrieben j) und /h/, die Nasale /m/ und /n/, die Liquiden /r/, /l/ und /ł/ (beide geschrieben l) sowie den Gleitlaut /y/ (s. Tab. 34.2). Mit dem Buchstaben g˘ (yumus¸ak g) werden unterschiedliche phonetische Qualitäten repräsentiert, etwa Länge des vorangehenden Vokals oder (nach vorderen Vokalen) y, z. B. sag˘ [sa6] ‘gesund’, ög˘le [œ6li], [œı˘li] ‘Mittag’. In gewissen Darstellungen wird dennoch mit einem Konsonantenphonem g˘ gerechnet. (Zu Ähnlichkeiten mit dem deutschen r s. Kirchner 1999.) Manchmal wird auch ein Glottalklusil /?/ als Phonem angesetzt. Dieser Laut, der in Lehnwörtern ein arabisches hamza oder ‘ayn repräsentiert, wurde in der älteren Orthographie mit Apostroph geschrieben, bleibt aber in der modernen Orthographie unbezeichnet, z. B. nes¸’e, nes¸e ‘Fröhlichkeit’. 2.1.3. Prosodische Erscheinungen Bei einheimischen lexikalischen Stämmen und bei erweiterten Formen von ihnen, die akzentuierbare Suffixe tragen, liegt der Hochton in der Regel auf der letzten Silbe, z. B. c¸ocu´k ‘Kind’, c¸ocuk-la´r ‘Kinder’, c¸ocuk-lar-da´n ‘von Kindern’. Bei unakzentuierbaren Suffixen liegt der Hochton auf einer vorangehenden Silbe, z. B. c¸ocu´k-sun
‘du bist ein Kind’. Gewisse unakzentuierbare Suffixe, z. B. das Verneinungssuffix -mA, bewirken Zusammenfall von Hochton und Druckakzent auf die vorangehende Silbe, z. B. ⬘ge´l-me ‘komm’ nicht’. Auch bei lexikalischen Stämmen fremder Herkunft fallen Hochton und Druckakzent oft auf eine nichtfinale Silbe zusammen, wobei auch die grundsätzlich akzentuierbaren Suffixe unakzentuiert bleiben, z. B. ⬘A´nkara ‘Ankara’, ⬘A´nkara’da ‘in Ankara’. Im übrigen ist die Verteilung des Druckakzentes von der Phonologie des Wortes her kaum vorhersagbar. 2.1.4. Weitere Erscheinungen der Lautung Das Türkeitürkische weist mehrere Besonderheiten in bezug auf phonotaktische Strukturen und morphophonologische Variation auf. Die typische Silbenstruktur ist (K)V(K). Dies bedeutet, dass Konsonantengruppen weitgehend vermieden werden. Im Anlaut kommen sie bis auf wenige Ausnahmen nicht vor. Lehnwörter mit unzulässigen Konsonantengruppen (einschließlich Affrikaten) werden oft nach türkischen phonotaktischen Prinzipien umgewandelt, indem die Gruppen mittels prothetischer oder epenthetischer Vokale aufgelöst werden, z. B. iklim ‘Klima’, istasyon ‘Bahnhof’, iskelet ‘Skelett’, ispirto ‘Spiritus’, filim ‘Film’, kulüp ‘Klub’, s¸ilep ‘Frachtdampfer, Schleppkahn’. Im Auslaut können zwei Konsonanten aufeinander folgen, wenn einer von ihnen eine Liquida, ein Nasal oder ein Sibilant ist, z. B. halk ‘Volk’. Andere Konsonantengruppen werden durch epenthetische Vokale aufgelöst, z. B. isim ‘Name’ (arabisch ism). Infolge dieser Restriktionen können in Morphemfugen bis zu
Tab. 34.2
Klusile Affrikaten Frikative Liquiden Nasale Gleitlaut
Labial
Alveodental
p, b
t, d
f, v
s, z
m
n
Präpalatal cˇ, ˇÓ sˇ, zˇ l, ł, r y
Postpalatal
Velar
k, g
q, g˙
Glottal
h
926 drei Konsonanten stehen, z. B. halk-ta ‘im Volk’. Auch geminierte Konsonanten werden im Auslaut vereinfacht, z. B. hak ‘Recht’ (arabisch haqq). Vor einem vokalisch anlautenden Suffix erscheint die Gemination, z. B. hakk-ı ‘sein Recht’. Charakteristisch für die Struktur einheimischer Wörter ist auch, dass sie im Anlaut keine Liquiden und nur wenige Frikative aufweisen. Atypisch sind m, n, r, z, f, l, L (geschrieben l), ˇÓ (geschrieben c), zˇ (geschrieben j). Bei Lenisobstruenten, d. h. schwachen Klusilen und Affrikaten, reduziert ein vorangehender stimmloser Konsonant den Stimmton. Die stimmtonschwachen Konsonanten werden in der offiziellen Orthographie meist wie stimmlose bezeichnet, z. B. müspet ‘positiv’ statt müsbet, is¸-ten ‘von der Arbeit’ statt is¸-den. Suffixanlautende Obstruenten haben somit stimmhafte wie stimmtonreduzierte Varianten. So weist z. B. das Suffix der einfachen Vergangenheit Realisationen wie in at-t-ım ‘ich warf’ (at‘werfen’) und al-d-ım ‘ich nahm’ (al- ‘nehmen’) auf. Die Lenisobstruenten b, d und ˇÓ (geschrieben c) werden im Silbenauslaut zumindest partiell desonorisiert, z. B. [adj ] ‘Name’. In der offiziellen Orthographie werden sie meistens als p, t, k, c¸ notiert, z. B. kitap ‘Buch’, aber kitab-ım ‘mein Buch’, ag˘ac¸ ‘Baum’, aber ag˘ac-ım ‘mein Baum’. In der Schrift fallen die stimmtonschwachen Lenes also mit den entsprechenden Fortes zusammen, z. B. uc¸ ‘Ende, Spitze’ vs. uc¸- ‘fliegen’. In ähnlicher Weise weisen gewisse Stämme im Silbenauslaut einen stimmtonschwachen postpalatalen oder velaren Lenisklusil auf, der als k geschrieben wird, z. B. etek ‘Rock’, etek-ler ‘Röcke’, buldok ‘Bulldogge’, während vor Vokalen ein Element erscheint, das normalerweise nicht ausgesprochen wird, aber in der offiziellen Orthographie als g˘ geschrieben wird, z. B. eteg˘-im ‘mein Rock’, buldog˘-um ‘meine Bulldogge’. Eine Variation anderer Art findet sich in gewissen zweisilbigen Stämmen, die ihren zweiten Vokal verlieren, wenn der Auslautkonsonant nicht im Silbenauslaut steht, sondern Teil einer folgenden Silbe ist, z. B.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
burun-dan ‘aus der Nase’, burn-um ‘meine Nase’. Die betreffenden Stämme sind zum Teil türkischer Herkunft, z. B. ag˘(ı)z ‘Mund’, og˘(u)l ‘Sohn’. Sie sind zum Teil auch aus anderen Sprachen kopierte Formen, die einen epenthetischen Vokal zur Auflösung einer silbenauslautenden Konsonantengruppe tragen, z. B. is(i)m ‘Name’, ak(ı)l Vernunft, fik(i)r ‘Gedanke’, hap(i)s ‘Haft’, kıs(ı)m ‘Teil’, res(i)m ‘Bild’, s¸ek(i)l ‘Form’ aus dem Arabischen und s¸eh(i)r ‘Stadt’, zeh(i)r ‘Gift’ aus dem Neupersischen. Typisch für das Türkeitürkische ist eine starke Tendenz zur Lautharmonie, zur Harmonisierung von Silben und Wörtern in bezug auf gewisse Merkmale. Die Distinktion ( vorn ist dabei von besonderer Bedeutung (sog. „Palatalharmonie“). Die Silbenstruktur ist durch eine intrasyllabische Harmonie in bezug auf das Merkmal ( vorn geprägt. Silben werden als ⫹ vorn oder ⫺ vorn klassifiziert, wobei diese Eigenschaften grundsätzlich von sowohl den Vokalen als auch den Konsonanten signalisiert werden. Vordere Vokale sind i, ü, e und ö, hintere ı, u, a und o. Auch Konsonanten sind mehr oder weniger deutlich in bezug auf das Merkmal ( vorn differenziert. So sind z. B. k, g und l vordere Konsonanten, während q, g˙ und ł hintere Konsonanten darstellen. Die beiden einsilbigen Stämme kül /kül/ ‘Asche’ und kul /quL/ ‘Sklave’ werden phonetisch als [k˛yl] und [kuL] realisiert. Der Anteil der Konsonanten an dieser Harmonie wird durch die offizielle Orthographie verdeckt. In Lehnwörtern sind oft unharmonische Sequenzen zu beobachten. So steht z. B. in hal [ha6l] ‘Zustand’ der hintere Vokal a neben einem vorderen l. Letzterer erweist sich als dominant in Bezug auf die Signalisierung des Merkmals, in diesem Fall ⫹ vorn, z. B. halim [ha6lim] ‘mein Zustand’. Die Tendenz zu intersyllabischer Harmonie in bezug auf das Merkmal ( vorn bedeutet, dass ein phonologisches Wort dazu neigt, entweder nur vordere oder nur hintere Silben aufzuweisen. In lexikalischen Primärstämmen finden sich viele Ausnahmen von diesem Prinzip, sowohl in Lehnwörtern, z. B. günah ‘Sünde’, oksijen ‘Sauer-
34. Türkisch
stoff’, als auch in einheimischen Wörtern wie anne ‘Mutter’, elma ‘Apfel’, dahi ‘sogar’, hangi ‘welcher’, inan- ‘glauben’, kardes¸ ‘Bruder’ und s¸is¸man ‘dick’. Die intersyllabische Lautharmonie wirkt vor allem im Sinne systematischer Aufhebungen von phonologischen Merkmalen in Suffixsilben. Hinzu kommt hier eine auf hohe Vokale beschränkte Vokalharmonie in bezug auf das Merkmal ( gerundet („Labialharmonie“). Gewisse Suffixe harmonieren mit der jeweils vorangehenden Silbe in bezug auf beide Merkmale ( vorn und ( gerundet. Dadurch ergibt sich in hochvokalischen Suffixen ein Wechsel zwischen i, ü, ı und u, z. B. in Genitivformen wie ev-in ‘des Hauses’, at-ın ‘des Pferdes’, kus¸-un ‘des Vogels’, öküz-ün ‘des Ochsen’, während tiefvokalische Suffixe einen Wechsel zwischen e und a aufweisen, z. B. in Pluralformen wie ev-ler ‘Häuser’, at-lar ‘Pferde’, kus¸lar ‘Vögel’, öküz-ler ‘Ochsen’. Es gibt auch invariante, nichtharmonische Suffixe wie -ki und -ken, z. B. dag˘-da-ki ‘auf dem Berg befindlich’, uyu-r-ken ‘während (jemand) schläft’, sowie partiell invariante Suffixe wie -Iyor, z. B. öl-üyor ‘stirbt’. Morphonologischer Wechsel wird im vorliegenden Beitrag mit Großbuchstaben bezeichnet, z. B. -DA (Lokativsuffix) für die Varianten -de, -da, -te und -ta. 2.2. Morphologie 2.2.1. Inventar an grammatischen Kategorien Das Türkeitürkische unterscheidet streng nominale und verbale Stämme, z. B. at ‘Pferd’ und at- ‘werfen’. Beide Stammtypen weisen reiche Inventare an Wortbildungselementen auf. Die wichtigsten Wortarten sind Nomina und Verben. Nomina. Die Nomina umfassen Substantive, Adjektive, Pronomina und Zahlwörter. Substantive und Adjektive sind meist nicht strikt formal unterscheiden. Die Kategorie des Adjektivs ist also als morphologische Wortklasse weniger distinkt. Adjektive können auch adverbial verwendet werden. Klassifikatoren im Sinne grammatischer Genera fehlen; zu Markierungsmöglichkeiten für Sexus s. Braun 1999). Auch ein be-
927 stimmter Artikel fehlt. Auf die syntaktisch wichtige Klassifizierung der Substantive in u. a. Konkreta, Abstrakta, Kollektiva, Individual- und Massennomina kann hier nicht eingegangen werden. 2.2.1.1. Nominalmorphologie Nominale Flexionseinheiten sind Plural-, Possessiv- und Kasusmorpheme, z. B. evler-imiz-de ‘in unseren Häusern’ [Haus: plural : possessiv1plural : lokativ]. Das Pluralsuffix -lAr, der den vorangehenden Stamm modifiziert, neigt dazu, eine individuelle Mehrzahl zu signalisieren und kann bei Massennomina auch auf einzelne Teilmengen oder Sorten beziehen. Den morphologisch markierten Pluralformen stehen unmarkierte Singularformen gegenüber, die auch generische und kollektive Lesarten haben können, kitap oku-d-um ‘ich las ein Buch/Bücher’. Sechs Possessivsuffixe signalisieren Person und Numerus einer als Besitzer dargestellten Entität. Die Kasussuffixe zeigen satzhierarchische Beziehungen an. Die unmarkierte Nominativform ist der suffixlose Nominalstamm, der als „casus indefinitus“, u. a. für Subjekte und nonspezifische Objekte, dient. Der Genitiv auf -(n)In, der Akkusativ auf -(y)I, der Dativ auf -(y)A, der Lokativ auf -DA und der Ablativ auf -DAn sind die obliken Grundkasus, die jeweils recht weite Funktionsgebiete abdecken, z. B. Lokativ -DA ‘in, auf, bei’ usw. Erforderliche Spezifikationen erfolgen mit Postpositionen. Zuweilen wird auch mit peripheren Kasus gerechnet, etwa einem Äquativ auf -CA ‘in der Art von, gemäß, von’ usw. An nominale Prädikate treten als Kopulaelemente Personalsuffixe (Subjektvertreter), die Numerus und Person des Erstaktanten signalisieren, z. B. güzel-sin ‘du bist schön’, dog˘ru-dur ‘es ist richtig’. 2.2.1.2. Verbalmorphologie Das Türkeitürkische verfügt über ein sehr komplexes Verbsystem mit zahlreichen grammatischen Kategorien. An primäre Verbalstämme treten Morpheme für Aktionsarten, Diathesen, Possibilität, Negation, Aspekt, Modus, Tempus, Interrogation und Subjektvertreter, um finite Formen zu bil-
928 den, z. B. öl-dür-ül-me-mis¸-t-i ‘war nicht getötet worden’ [sterben: kausativ : passiv : negation : postterminal : vergangenheit : subjektvertreter]. Aktionsarten, z. B. Iterativ (Wiederholung des Geschehens), modifizieren die durch den Lexemstamm ausgedrückte Tätigkeit. Diathesen ⫺ Medium, Reflexiv, Kooperativ-Reziprok, Passiv, Kausativ ⫺ modifizieren den vorangehenden Stamm inhaltlich und wirken auch valenzverändernd, d. h. beeinflussen die Zahl und die Rollen der Aktanten, u. a. durch Transitivierung und Detransitivierung. Sie können in verschiedener Weise miteinander kombiniert werden, z. B. sev-is¸tir-il- [lieben : reziprok : kausativ : passiv] ‘dazu veranlasst werden, einander zu lieben’. Verbalstämme nehmen das Negationssuffix -mA an. Deontische Modalität im Sinne von Possibilität bzw. Fähigkeit und Impossibilität bzw. Unfähigkeit wird u. a. durch -(y)Abil- und -(y)AmA- ausgedrückt. Auch negierte Stämme können hiermit suffigiert werden, z. B. gel-me-yebil-ir ‘es ist möglich, dass er/sie nicht kommt’. Durch eine Anzahl „thematischer Suffixe“ werden Aspekt-, Modus- und Tempusstämme gebildet. Aspekte („viewpoint operators“) modifizieren nicht den auszudrückenden Sachverhalt, sondern eröffnen unterschiedliche Perspektiven auf ihn in bezug auf dessen Grenzen. Tempus lokalisiert die Perspektiven zeitlich, wodurch Aspektotempora entstehen (Johanson 1994). Modi signalisieren unterschiedliche Einstellungen des Sprechers oder eines anderen bewussten Subjekts. Die aspektuellen Distinktionen betreffen unterschiedliche Dimensionen (Johanson 1971; 1999b). Eine intraterminale Perspektive (Betrachtung innerhalb der Außengrenzen des Ereignisses) signalisieren u. a. das Präsens auf -Iyor, z. B. ic¸-iyor-sun ‘du trinkst’, und das aktuelle (fokale) Präsens auf -mAk-tA, z. B. ic¸-mek-te-yim ‘ich bin am Trinken’. Der sog. Aorist auf -(V)r, eine Gegenwartsform mit vorwiegend modalen Bedeutungen, bezeichnet Sachverhalte, die für den Subjektreferenten typisch sind oder von ihm zu erwarten sind, z. B. ic¸-er-im ‘ich trinke, will trinken’ usw. Entsprechende Vergangenheitsformen sind
VI. Nichtindogermanische Sprachen
-Iyor-du, -mAktA-yd-I und -(V)r-d-I, die alle die Kopulapartikel idi ‘war’ enthalten. Eine postterminale Perspektive (Betrachtung nach der entscheidenden Außengrenze des Ereignisses) auf ein Ereignis kann durch das Suffix -mIs¸ ausgedrückt werden, z. B. ic¸-mis¸-t-im ‘ich hatte getrunken’. Eine einfache ⫺ weder intraterminale noch postterminale Betrachtung der Vergangenheit wird durch das Suffix -D ausgedrückt, z. B. geld-in ‘du kamst, bist gekommen’. Das Suffix -(y)AcAK signalisiert eine prospektive Betrachtung, zuweilen mit einer modalen Bedeutung von Verpflichtung, z. B. ic¸-ecek-sin ‘du wirst, sollst trinken’. Modale Bedeutungen werden u. a. durch Imperativ-, Optativ-, und Nezessitativsuffixe ausgedrückt. Typisch sind auch evidentielle Formen, die die epistemische Modalität betreffen und durch die das erzählte Ereignis in Bezug auf jemandes Erfahrung davon qualifiziert wird. Sie signalisieren entweder Indirektivität oder Präsumption. Indirektive Evidentialformen nehmen in einer indirekten Weise auf das erzählte Ereignis Bezug, nämlich durch Hinweis auf seine Rezeption durch ein bewusstes Subjekt. Entsprechende deutsche Ausdrücke sind offensichtlich, offenbar, wie festzustellen ist/war, nach allem zu urteilen, es stellt(e) sich heraus, dass usw. Die Quelle der Kenntnis kann unterschiedlich sein, d. h. es ist unwesentlich, ob die Rezeption durch Hörensagen (angeblich), logischen Rückschluss (wie man schließen kann/konnte), Beobachtung von Folgen (wie man an den Spuren feststellten kann/konnte) oder direkte Wahrnehmung (wie man sieht/sah, hört(e) usw.). Der Rezipient ist nicht unbedingt der Sprecher selbst, sondern kann auch ein Teilnehmer am erzählten Ereignis sein. Entgegen einer verbreiteten Meinung signalisieren die türkischen Indirektive also nicht, dass der Sprecher sich auf Informationen aus zweiter Hand bezieht. Das Ereignis kann durchaus der direkt zugänglichen Welt des Sprechers angehören. Das Suffix -mIs¸, das mit dem oben zitierten Postterminalsuffix formal identisch ist und dem Verbalstamm direkt angefügt wird, bezieht sich in indirektiver Weise auf vergangene Ereignisse, z. B. ic¸-mis¸-sin ‘du
34. Türkisch
hast, wie ich feststelle, getrunken’. Indirektivität wird auch durch die temporal neutrale Kopulapartikel imis¸ ausgedrückt, die an Nomina und nominale Formen des Verbs gefügt wird, z. B. c¸ık-ıyor-mus¸-sun ‘du bist/warst offensichtlich dabei, hinauszugehen’. Mit dem Suffix -DIr werden präsumptive Formen gebildet, die eine Vermutung des Sprechers ausdrücken, z. B. uyuyor-dur ‘er/sie dürfte schlafen’, gel-mis¸-sindir ‘du bist wohl gekommen’. Die periphersten Einheiten der Verbflexion, die Subjektvertreter (in generativistischen Analysen meist „agreement markers“ genannt) signalisieren, ohne selber Subjekte zu sein, Person und Numerus des Erstaktanten der Prädikation und zwar unabhängig davon, ob dieser im Satz als Subjekt realisiert ist oder nicht, z. B. gel-iyor-um ‘ich kommen’, gel-d-in ‘du bist gekommen’. Das Türkische weist auch viele infinite Verbformen auf, die in der Syntax eine wichtige Rolle spielen, indem sie als gebundene Subjunktoren dienen. Gewisse Morpheme, die Verbalsubstantive, Verbaladjektive (Partizipien) und Verbaladverbien (Konverbien) bilden, dienen der Infinitisierung (Nominalisierung bzw. Adverbialisierung) von Prädikationen. Nicht alle so gebildeten Formen können Subjektvertreter tragen. Suffixe, die Verbalsubstantitive bilden, sind etwa -mA, -DIK und -(y)AcAK, z. B. otur-ma-m ‘mein Sitzen’. Verbaladjektive werden u. a. mit -(y)An, -mIs¸ und die erwähnten Suffixe -DIK und -(y)AcAK gebildet, z. B. otur-an ‘sitzend, wer sitzt’. Formen auf -DIK und -(y)AcAK werden oft „possessivische Partizipien“ genannt, da sie in der Regel mit Possessivsuffixen versehen sind, z. B. gör-düg˘-üm ‘mein Sehen, was/ dass ich sehe’. Dem postterminalen Partizip auf -mIs¸ fehlt hier jede indirektive Bedeutung, wie sie für die gleichlautende finite Form typisch ist. Adverbiale Formen von Verben werden mit zahlreichen Konverbsuffixen, -(y)Ip, -(y)ArAk, -(y)IncA, -(y)ken usw., gebildet, z. B. gül-erek ‘lachend(erweise)’, gid-er-ken ‘während (jemand) geht/ging’ usw. (Johanson 1995). Das Türkeitürkische kennt auch freie Einheiten mit stark verallgemeinerter grammatischer Funktion. Hierzu gehören die
929 Postpositionen, postpositive Verhältnispartikeln („Adpositionen“), Relatoren, die ähnlich wie Kasus die satzhierarchischen Funktionen der vorangehenden Nominalphrase signalisieren. Postpositionen können sich zu Suffixen weiterentwickeln, z. B. ile ⬃ -(y)lA ‘mit’ (zur Grammatikalisierung s. Johanson 1998b, 112⫺113). Die Zahl der einheimischen freien Junktoren (Konjunktionen) ist jedoch bemerkenswert niedrig. Das Türkeitürkische besitzt kaum freie Subjunktoren im Sinne unterordnender Elemente, die eingebettete Sätze einleiten oder abschließen. Die typisch türkischen Subjunktoren sind Suffixe, die die einzubettenden Sätze infinitisieren. Sogar genuin türkische Konjunktoren, die gleichrangige Segmente koordinieren, fehlen jedoch weitgehend. Die meisten Konjunktionen sind aus dem Persischen und Arabischen kopiert, z. B. ve ‘und’, c¸ünkü ‘denn’, ama ‘aber’ und eg˘er ‘wenn’. 2.2.2. Synthetische Wortstruktur Das Türkeitürkische besitzt eine ausgeprägt synthetische Wortstruktur, d. h. weist eine große Anzahl gebundener Formenkategorien der Wortbildung, Deklination und Konjugation auf. Die betreffenden Morpheme haben einen stark generalisierten Inhalt und somit eine hohe Anwendbarkeit. Die gebundenen Einheiten sind postpositiv, d. h. stellen Suffixe dar. Das Türkeitürkische besitzt keine Präfixe oder Infixe. Replazive Elemente kommen nur bei Pronomina vor, z. B. ben ‘ich’, Dativ ban-a ‘mir’. Als charakteristisch für die Wortstruktur gilt auch die Juxtaposition von Morphemen mit klaren Grenzen zwischen ihnen, d. h. mit einem niedrigen Grad von Fusion. Die Morpheme haben nicht sehr variierende, meist phonologisch voraussagbare Allomorphe. Die Variation beschränkt sich meist auf die Merkmale ( vorn, ( gerundet und ( stimmhaft. Die hochgradig synthetische Struktur, die Juxtaposition und die meist voraussagbare Variation der Morpheme stellen die Technik der „Agglutination“ dar. Sie schafft Transparenz im Sinne leicht segmentierbarer Strukturen und Regelmäßigkeit, indem
930 weitgehend ein 1:1-Verhältnis zwischen Ausdruck und Inhalt herrscht. Die Wortstrukturen entstehen durch produktive Anfügung von Ableitungs- und Flexionssuffixen an Primärstämme. Die Suffixe sind in der Regel so angeordnet, dass jedes von ihnen den jeweils vorangehenden Teil des Wortes inhaltlich modifiziert. Links steht der Primärstamm, das semantische Kernelement. Er kann auch isoliert auftreten, z. B. at! ‘wirf!’, at ‘Pferd’. Ableitungssuffixe, die den Primärstamm direkt lexikalisch modifizieren, stehen diesem am nächsten. Flexionssuffixe markieren die Zugehörigkeit zu grammatischen Kategorien und damit die Beziehungen zu anderen Wörtern im Satz. Jedes einzelne Suffix signalisiert im Prinzip nur eine einzige grammatische Kategorie, z. B. Numerus, Person oder Kasus. Einige Suffixe, u. a. Plural- und Kasussuffixe, können „locker angefügt“ sein, indem sie nur am letzten Glied einer koordinativen Konstruktion erscheinen, z. B. sag˘ ve sol-da [recht und link : lokativ] ‘auf der rechten und linken Seite’. Die Akkumulation von Suffixen ergibt manchmal sehr lange Wortformen. Zuweilen ist das morphologische Parsing wegen mehrdeutiger Strukturen problematisch. So kann z. B. die isolierte Wortform tas¸-lar-ı als [Stein: plural : akkusativ] ‘(die) Steine’, [Stein: plural : 3. person. singular. possessiv] ‘seine/ihre Steine’, [Stein: 3. person. plural. possessiv] ‘ihr Stein’ oder [Stein: plural : 3. person. plural. possessiv] ‘ihre Steine’ interpretiert werden. (Eine Wortform kann höchstens ein Pluralsuffix enthalten.) Derartige Ambiguitäten können meist auf der Ebene der Satzsyntax, u. a. durch Markierungsmittel der grammatischen Kongruenz, aufgelöst werden. 2.3. Syntax 2.3.1. Reihenfolge der Satzglieder Die Syntax ist linksverzweigend (head-final), indem das jeweils untergeordnete Glied (rectum) seinem Kopf (regens) vorangeht. Hier nimmt der Prädikatskern in der Regel die letzte Satzposition ein, während Komplemente (Subjekt, Objekte) und Satzadverbialien links von ihm stehen. Das Tür-
VI. Nichtindogermanische Sprachen
keitürkische ist also eine Subjekt-ObjektVerb-Sprache. In Nominalphrasen stehen alle Bestimmungen einschließlich Adjektiv-, Genitiv- und Partizipialattribute vor ihrem nominalen Kopf. Bei Bestimmungen mehrerer Art ist die normale Reihenfolge Demonstrativpronomen ⫹ Kardinalzahl ⫹ Adjektivattribut, z. B. bu iki mavi göz ‘diese zwei blauen Augen’. In Verbalphrasen stehen Verbaladverbialien unmittelbar vor dem Verb, Hauptverben vor Hilfsverben. In Adjektivphrasen stehen z. B. Gradadverbialien vor dem Adjektiv. Adpositionen sind nachgestellt, d. h. es gibt nur Postpositionen und keine Präpositionen. Die Anordnung der Einheiten spiegeln weitgehend inhaltliche Abhängigkeiten wider. Meistens modifiziert eine syntaktisch abhängige Konstituente ihren Kopf auch inhaltlich. Die sukzessive Anordnung, wodurch die einzelne Konstituente den nachfolgenden Konstituentenkomplex modifiziert, ist seitenverkehrt zur sukzessiven Modifikation durch Suffixe innerhalb der Wortgrenzen. Dem „Rechtsverkehr“ des Wortes entspricht also ein „Linksverkehr“ des Satzes. Ja-Nein-Fragen werden mit dem Frageelement mI ausgedrückt. Bei Erfragen des Inhalt eines Hauptsatzes steht mI nach dem Prädikatskern, z. B. Ali gel-iyor mu? ‘Kommt Ali (oder nicht)?’. In der Regel geht mI dem Subjektvertreter voran, z. B. Yorgun mu-sun? ‘Bist du müde?’, Gel-iyor musun? ‘Kommst du?’. Bei einem Subjektvertretertyp ist es jedoch nachgestellt, z. B. Duy-d-un mu? ‘Hast du gehört?’. Außerdem kann mI nach der Satzkonstituente stehen, deren Inhalt einzeln erfragt wird, z. B. Ali mi gel-iyor? ‘Kommt Ali (oder wer)?’. In eingebetteten Sätzen wird die Standardreihenfolge der Konstituenten meist recht streng eingehalten. In finiten Sätzen ist die SOV-Struktur dagegen weniger strikt, d. h. Konstituenten können hier relativ frei umgestellt werden. Da die grammatische Funktion einer Nominalphrase im Satz von ihrem Kasus bestimmt wird, kann die typische Reihenfolge der Konstituenten meist geändert werden, ohne die Grammatikalität des Satzes zu beeinträchtigen. Wenn sich der Prädikatskern von seinem typi-
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schen Platz am Satzende bewegt, spricht man traditionell von einem „invertierten Satz“ (devrik cümle). Die Verschiebbarkeit gilt nicht unmarkierten Objekten und Adverbialien, die mit dem Prädikatskern engstens verbunden sind bzw. nur ihn modifizieren, z. B. süt ‘Milch’ und iyi ‘gut, wohl’ in Süt ic¸-t-im ‘Ich habe Milch getrunken’, S¸iiri iyi söyle-d-in ‘Du hast das Gedicht gut aufgesagt’. Direkte Objekte sind meistens nur dann im Satz verschiebbar, wenn sie kasusmarkiert sind. Satzadverbialien stehen satzeinleitend oder nach dem finiten Verb, z. B. Gel-iyor galiba ‘Er/sie/es kommt vermutlich’. Es handelt sich hier meist um verschiedene semantisch und pragmatisch begründete Abweichungen von einer „unmarkierten“ Wortstellungsnorm. Sätze mit derartigen Abweichungen sind nicht einfach stilistische Varianten, die in jedem Kontext verwendet werden können. Oft dienen sie zur Hervorhebung bestimmter Satzteile (Fokus). Eine Konstituente, die hervorgehoben werden soll, steht gewöhnlich unmittelbar von dem Prädikatskern, z. B. Adam kadın-a para-yı ver-d-i ‘Der Mann gab der Frau das Geld’, Kadın-a para-yı adam ver-d-i ‘Der Mann war es, der der Frau das Geld gab’, Adam para-yı kadın-a ver-d-i ‘Der Frau gab der Mann das Geld’. In Imperativsätzen wird das Verb oft durch Spitzenstellung hervorgehoben, z. B. Gel bura-ya! „Komm hierher!“. Abweichungen von der Standardreihenfolge können aber auch durch andere mitteilungsperspektivische und textologische Faktoren bestimmt sein, u. a. durch Thema-Rhema-Gliederung und Topikalisierung. Beim normalen kommunikativen Aufbau des finiten Satzes geht das Thema dem Rhema voran. Die Standardreihenfolge SVO impliziert also, dass das Subjekt das Thema darstellt und dass das Objekt Teil des neue Information bietenden Rhemas ist. Zu den mit Modifikationen der Mitteilungsperspektive verknüpften Wortstellungsregeln s. etwa Johanson 1977, Erguvanlı 1984, Kornfilt 1997, Erdal 1999. 2.3.2. Einordnung im Rahmen der relationalen Typologie Türkeitürkisch ist eine Nominativ-Akkusativ-Sprache. In syntaktischen Konstruktionen sind die Köpfe markiert, z. B. in bezug
931 auf Kasus und Numerus. Die sog. „unaccusative hypothesis“ impliziert, dass das Subjekt gewisser nicht-transitiver Verben objektähnliche syntaktische Eigenschaften hat. So kann man für das Türkeitürkische feststellen, dass z. B. passive Formen transitiver Verben und nicht-akkusativische Verben, deren Erstaktant nicht-agentivisch ist, bei Konverbien auf -(y)Ip eine Subjektkonstituente erlauben, die mit dem Erstaktanten des Matrixsatzes nicht koreferentiell ist, z. B. Silah-lar c¸ek-il-ip kavga bas¸la-d-ı [Waffe: plural ziehen: passiv : konverb Kampf beginnen: pr‰teritum : subjektvertreter] ‘Die Waffen wurden gezogen und der Kampf begann’ (Brendemoen/ Csato´ 1987, Csato´/Johanson 1994). 2.3.3. Konfigurationalität bzw. prominenztypologische Einordnung In konfigurationellen Sprachen sind Subjekt und Objekt hierarchisch definierte Positionen der Phrasenstruktur. Zwischen ihnen besteht eine hierarchische Asymmetrie. Während das Subjekt und die Verbalphrase sich auf derselben Ebene befinden, nimmt das Objekt eine Position innerhalb der Verbalphrase ein. Für eine nicht-konfigurationelle Analyse des Türkeitürkischen spricht, dass Subjekt und Objekt in präverbaler Position frei umgestellt werden können. Ein weiteres Argument ist das Fehlen von Dummy-Elementen, die ein semantisch leeres Subjekt oder Objekt syntaktisch vertreten, z. B. deutsch es. Die Tatsache, dass ein phonetisch nicht realisiertes Null-Subjekt erlaubt ist, hängt auch damit zusammen, dass die Personalendung des Verbs als Subjektvertreter funktioniert, z. B. gel-iyor-um [kommen: pr‰sens : 1. person. singular] ‘ich komme’. Sog. leere Kategorien sollen nur in konfigurationellen Sprachen vorkommen. Einige Linguisten nehmen an, dass leere Kategorien für die syntaktische Beschreibung gewisser türkischer Konstruktionen erforderlich seien und schlagen deshalb eine konfigurationelle Analyse vor. Csato´ 1985 zufolge besteht ein Unterschied zwischen den semantischen Eigenschaften leerer Kategorien in Subjekt- und Objektposition. Wenn die leere Kategorie Subjekt ist, so ist nur ein nicht-possessivi-
932 sches Partizip grammatikalisch: biz-e güveneceg˘-i s¸üphe-li ol-an adam ‘der Mann, von dem es zweifelhaft ist, ob er uns vertrauen wird’ (nicht aber *biz-e güven-eceg˘-i-nin s¸üphe-li ol-dug˘-u adam mit possessivischem Partizip). Wenn die leere Kategorie Objekt ist, so sind dagegen beide Konstruktionen grammatikalisch (obwohl die erste üblicher ist): biz-im güven-eceg˘-imiz s¸üphe-li ol-an adam und biz-im güven-eceg˘-imiz-in s¸üphe-li ol-dug˘-u adam ‘der Mann, von dem es zweifelhaft ist, ob wir ihm vertrauen werden’. Erguvanli-Taylan 1986 und Kornfilt 1991 zufolge setzt eine Beschreibung der koreferentiellen Eigenschaften der pronominalen Elemente voraus, dass die syntaktische Struktur hierarchisch, d. h. konfigurationell definiert wird. Das Türkeitürkische hat also sowohl konfigurationelle als auch nicht-konfigurationelle Eigenschaften. Dies deutet darauf hin, dass der Parameter der Konfigurationalität ungeeignet ist, zwei grundlegende Sprachtypen zu definieren. 2.3.4. Beschränkter Gebrauch von Anaphora Das Türkeitürkische ist relativ wenig explizit in Bezug auf pronominale Referenz, den Gebrauch von Anaphora für Aktanten, deren Referenten vom Diskurs her, aus Kontext und/oder Situation erschließbar sind. Aus der Sicht von Sprachtheorien, die eine leere Subjektposition mit pronominalen Eigenschaften annehmen, ist es eine ProDrop- oder Null-Subjekt-Sprache. So sind etwa subjektlose Hauptsätze (bzw. Sätze mit „covert subject“) wie Gel-iyor ‘[Er/sie/ es] kommt’ möglich. Ein isolierter Satz wie kuzu yi-yor [Lamm essen: pr‰sens] ist als ‘Das Lamm frisst’ oder ‘Er/sie isst Lamm’ interpretierbar. Die Nichtmarkierung ist meist auch über Hauptsatzgrenzen hinweg erlaubt. Auch andere Aktanten können unausgedrückt bleiben. Der Gebrauch von lexikalischen Subjekten bzw. Anaphora ist unter bestimmten textologischen Bedingungen obligatorisch und durch Kriterien wie etwa Diskurseinleitung und Einführung eines neuen Themas bestimmt.
VI. Nichtindogermanische Sprachen
2.3.5. Nominalphrasen In Nominalphrasen können Substantive in unterschiedlicher Weise als Attribute dienen. Den vorherrschenden Typ von Nominalkomposita stellt das Muster [substantiv substantiv : possessiv] dar, z. B. el c¸anta-sı ‘Handtasche’, ev kadın-ı ‘Hausfrau’. Impliziert die Konstruktion eine Identität zwischen Attribut und Kopf, so unterbleibt die Possessivmarkierung, z. B. kadın doktor [Frau Arzt] ‘Ärztin’; vgl. kadın doktor-u [Frau Arzt: possessiv] ‘Frauenarzt’. Die Reihenfolge ist umgekehrt in der aus dem Neupersischen kopierten sog. iz˙a¯fat-Konstruktion, die sich immer noch in lexikalisierten Formen findet, z. B. nokta-i nazar ‘Gesichtspunkt’. Die Genitivverbindung (Possessor ⫹ Possessum) folgt in der Regel einem Muster, in dem das Attribut genitivmarkiert und der Kopf (Attributsträger) mit Possessivsuffix der 3. Person markiert ist [substantiv : genitiv substantiv : possessiv], z. B. kadın-ın kitab-ı ‘das Buch der Frau’ (‘der Frau ihr Buch’). In Genitivkonstruktionen kann auch ein Possessivpronomen als Attribut stehen, z. B. biz-im köyümüz [wir: genitiv Dorf: possessiv] ‘unser Dorf’. Bei Infinitisierung mittels Verbalsubstantive kann das Subjekt im Genitiv stehen, z. B. ev-in yan-ma-sı ‘dass das Haus brennt’ (‘des Hauses sein Brennen’). In Postpositionalphrasen, die formalsyntaktisch Nominalphrasen nach dem Muster Attribut ⫹ Kopf darstellen, kann das durch die Postposition grammatisch modifizierte erste Element im Genitiv oder im Nominativ stehen, z. B. ev-in ön-ü-nde [Haus: genitiv Vorderseite: possessiv : lokativ] oder ev ön-ü-nde [Haus Vorderseite: possessiv : lokativ]. (Zum Genitiv s. etwa Götz 1998.) 2.3.6. Verbalphrasen Der Ausdruck von Aktionsarten kann mittels gewisser Hilfsverbverbindungen, sog. Postverbien, erfolgen, z. B. Ali yaz-ıp duruyor [Ali schreiben: konverb stehen: pr‰sens] ‘Ali schreibt dauernd’. Das Konverbsuffix und das Hilfsverb sind manchmal miteinander verschmolzen und ergeben Formen wie -(y)Iver-, -(y)Akal-, z. B. salı-ver- [loslassen: konverb geben] ‘plötzlich (einfach so) loslassen’.
34. Türkisch
Unter den vielen Arten zusammengesetzter und erweiterter Verben des Türkeitürkische finden sich Zusammensetzungen mit Hilfsverben, die von Nomina Verbalstämme bilden, z. B. et- und yap- ‘tun, machen’, z. B. telefon et- ‘telefonieren’, spor yap‘Sport machen’. 2.3.7. Satzverknüpfung Sätze können durch Juxtaposition in Beziehung zueinander gebracht werden, z. B. Ali gel-e-m-iyor. C ¸ alıs¸-ıyor ‘Ali kann nicht kommen. Er arbeitet’. Die semantische Relation kann durch Adjunktoren (Konjunktionaladverbien) spezifiziert werden, z. B. Ali gel-e-m-iyor. C ¸ alis¸-ıyor da ondan ‘Ali kann nicht kommen. Er arbeitet, deshalb’, Ali c¸alıs¸-ıyor. O-nun ic¸in gelemiyor ‘Ali arbeitet. Deshalb kann er nicht kommen’, Ali s¸undan gel-e-m-iyor: c¸alıs¸-ıyor ‘Ali kann deshalb nicht kommen: er arbeitet’. Die Satzverknüpfung kann auch mit Konjunktoren, nichtsubordinierenden Junktoren, erfolgen, z. B. Ali gel-e-m-iyor c¸ünkü c¸alıs¸-ıyor ‘Ali kann nicht kommen, denn er arbeitet’. Die Position des Konjunktors ist nicht auf den Satzanfang beschränkt, z. B. C ¸ alıs¸-ıyor c¸ünkü ‘Er arbeitet nämlich’. Der Junktor ki, der einen vagen semantischen Inhalt hat und heute wenig gebraucht wird, ist nicht satzeinleitend. Zuweilen funktionieren Verbformen ⫹ ki als Adverbialien und werden wie diese plaziert, z. B. Ali san-ır-ım ki gitt-i ‘Ali ist, wie ich glaube, gegangen’. Sätze können auch mit subordinierenden Mitteln miteinander verknüpft werden. Statt hauptsatzähnlicher Gliedsätze mit Konjunktionen oder Relativwörtern bedient sich das Türkeitürkische infinitisierter Prädikationen, die auf Verbalsubstantiven (Aktionsnomina), Verbaladjektiven (Partizipien) und Verbaladverbien (Konverbien) basieren. Die entsprechenden Suffixe funktionieren dabei als Subjunktoren. Verbalsubstantive bilden nominale Aktionssätze, die als Komplementsätze dienen, z. B. Gel-me-niz-i isti-iyor-um ‘Ich möchte, dass ihr kommt’ (‘ihr Kommen will ich’). Ja-Nein-Fragesätze können mittels infinitisierter affirmativer und negativer Formen des Verbs eingebettet werden, z. B. Gid-ip gitme-yeceg˘-i-ni sor-d-um [gehen: konverb
933 gehen: negation : verbalsubstantiv : possessiv : akkusativ fragen: pr‰teritum. subjektvertreter] ‘Er/sie fragte, ob ich hingehen würde (oder nicht)’. Verbaladjektive bilden nominale Aktorensätze, die als linksgestellte Relativsätze dienen können, z. B. yan-an ev-ler ‘brennende Häuser’ = ‘Häuser, die brennen’, karı-sı-nı tanı-dıg˘-ım adam [Ehefrau: possessiv : akkusativ kennen-partizip-possessiv Mann] ‘der Mann, dessen Ehefrau ich kenne’. Wie oben angedeutet, tragen Subjunktoren wie -DIg˘-I und -(y)AcAg˘-I ein Possessivsuffix als Subjektvertreter, andere, wie -(y)An, dagegen nicht. Nur die nichtpossessivischen werden gebraucht, wenn das Kopfnomen mit dem Erstaktanten des Relativsatzes koreferentiell ist, z. B. okul-a gid-en kız ‘das Mädchen, das in die Schule geht’ (‘das in die Schule gehende Mädchen’), oder wenn er mit dem Possessor des Subjektreferenten im Relativsatz koreferentiell ist, z. B. kız-ı hasta ol-an kadın [Tochter: possessiv krank sein: partizip Frau] ‘die Frau, deren Tochter krank ist’. Sonst wird in der Regel ein possessivischer Subjunktor gewählt, z. B. otur-dug˘-um yer [leben: partizip : possessiv Platz] ‘der Platz, wo ich wohne’. Wenn der Subjektreferent des Relativsatzes nicht-spezifisch ist, kann ein nicht-possessivischer Subjunktor verwendet werden, z. B. su bulun-an yer [Wasser sein: partizip Platz] ‘ein/der Platz, wo Wasser ist’. (Zu Relativsätzen s. u. a. Csato´ 1993; Haig 1998; Johanson 1999a.) Verbaladverbiale dienen der Adverbialisierung von Sätzen und bilden also Aktionssätze, die nicht als Aktanten der übergeordneten Prädikation funktionieren, z. B. [ev] yan-arak ‘indem [das Haus] brennt’, ‘[das Haus] brennenderweise’. Die meisten modifizieren inhaltlich ihre übergeordneten Prädikationen. Der Inhalt des Konverbs auf -(y)Ip kann jedoch meist als mit dem der übergeordneten Prädikation gleichrangig interpretiert werden und drückt somit eine Art ‘und’-Beziehung aus, z. B. Gel-ip git-tim ‘Ich kam und ging’. Konverbsätze mit -(y)Ip und -(y)ArAk haben mit wenig Ausnahmen denselben Erstaktanten wie die übergeordnete Prädikation.
934
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Die Konverbform diye ‘sagend(erweise)’, die als Zitierpartikel direkte Rede und Gedankenwiedergabe markiert, kann u. a. zur Markierung von Finalsätzen und handlungsbegründenden Kausalsätzen dienen, z. B. Ali gel-sin diye [Ali kommen: optativ sagend] ‘damit Ali kommt’. Eine ähnliche Einbettung finiter Sätze ist bei gewissen Verben wie san- ‘glauben’ und bil- ‘wissen’ möglich, z. B. Sen-i gel-d-i(n) san-d-ım [du: akkusativ kommen: pr‰teritum : subjektvertreter. 2./3. person glauben: pr‰teritum : subjektvertreter] ‘Ich dachte, du seiest gekommen’ (sog. Raising). Zu weiteren syntaktischen und textologischen Problemen s. z. B. Sezer 1991, Van Schaaik 1996, Schröder 1999.
3.
Lautliche Variation
3.1. Regionale Variation 3.1.1. Vokale Die auf Istanbuler Sprechweise basierende Standardsprache weist mehrere Varianten des vorderen, ungerundeten Phonems e auf, vor allem drei Qualitäten der Dimension ( hoch, [e], [i] und [æ]; vgl. Bergsträssers Studien zur „gebildeten“ Istanbuler Aussprache (1918). Ein früheres Phonem e˙ [e], das sog. „geschlossene e“, hat hier seine distinktive Funktion verloren und wird als [e] oder [i] ausgesprochen. In großen Teilen von Anatolien ist e˙ jedoch als Phonem bewahrt worden, z. B. e˙l ‘fremd, Land’ vs. el ‘Hand’. In gewissen Dialekten sind Tendenzen zur Reduktion des Vokalinventars zu beobachten. So werden z. B. die Vokale ö und ü oft zu hinteren oder zentralisierten Vokalen. In Mittelanatolien erfolgt dies in anlautenden Silben nach velaren Klusilen, z. B. g˙oz ‘Auge’ (göz). In Dialekten von Rize wird dafür der Klusil stark palatalisiert. In Trabzon and Rize ist die Zentralisierung vor allem im Anlaut üblich, z. B. ordek ‘Ente’ (ördek), uzum ‘Weintraube’ (üzüm). Vor r und l werden hier auch ö zu e und ı zu i, z. B. el- ‘sterben’ (öl-), irmak ‘Fluss’ (ırmak) (Brendemoen 1998b, 237). In gewissen Fällen, in denen das Standardtürkische durch Analogie bedingte In-
novationen aufweist, haben einige Dialekte einen älteren Vokalstand beibehalten, z. B. oyan- ‘aufwachen’ (uyan-), beyük ‘groß’ (büyük), gözel ‘schön’ (güzel). In einigen Dialekten findet sich auch Spuren einer alten gemeintürkischen distinktiven Vokallänge, z. B. o¯t ‘Feuer’ vs. ot ‘Gras’. Einige Dialekte weisen auch Diphthonge auf, z. B. [hauz] (havuz) ‘Teich’, [kaum] kavım ‘Volk’, [soan] sog˘an ‘Zwiebel’. 3.1.2. Konsonanten Der in der Standardsprache meist zu n oder m gewordene alte velare Nasal n ist in den meisten anatolischen Dialekten bewahrt, z. B. son ‘Ende’ (Standard son), g˙ons¸u (koms¸u), donuz ‘Schwein’ (domuz). In einigen Fällen ist es verschwunden oder zu y geworden, z. B. [ba6a] ‘mir’ (ban-a), [babay] ‘dein Vater’ (baba-n). Anlautende Dentalklusile sind in anatolischen Dialekten oft stimmhaft, z. B. das¸ ‘Stein’ (tas¸). Dies gilt auch für anlautende velare Klusile vor hinteren Vokalen, z. B. g˙ar ‘Schnee’ (kar). In Trabzon sind alle anlautenden Klusile, auch die labialen, in der Regel stimmschwach und unaspiriert, z. B. dø ur- ‘stehen’ (Brendemoen 1998b, 238). In gewissen Dialekten, z. B. von Rize und Trabzon, werden Klusile in vorderen Umgebungen palatalisiert, z. B. [djidji] ‘Großvater’ (dede). In Mittel- und Ostanatolien ist der alte velare Verschlusslaut q im In- und Auslaut zum Reibelaut x geworden, z. B. yox ‘nicht vorhanden’. Nur Westanatolien und Teile der Schwarzmeerküste haben q bewahrt. Die älteren Konsonantenlaute, die in der Schrift durch g˘ vertreten sind, obwohl sie in der Standardsprache fast ganz verschwunden sind, werden in den meisten ostanatolischen Dialekten ausgesprochen, z. B. a¥acˇ ‘Baum’, ciger ‘Leber’. Die hintere Variante ¥ erscheint sporadisch auch in mittel- und westanatolischen Dialekten. Einige Dialekte, insbesondere ostanatolische, haben in einigen Fällen y < g dort, wo die Standardsprache v < g aufweist, z. B. öy- ‘loben’ (öv-), döy- ‘schlagen’ (döv-). Zu anlautendem h- anstelle von s¸- in Yörük-Dialekten, z. B. höyle ‘so’, s. Demir 1996.
34. Türkisch
3.1.3. Assimilationen In den meisten anatolischen Dialekten kommen Konsonantenassimilationen viel häufiger vor als in der Standardsprache, z. B. ol-lar oder on-nar ‘sie’ (on-lar), yap-allar ‘sie machen’ (yap-ar-lar). Was die Entwicklung und Variation der Lautharmonie in Dialekten betrifft, so weisen die randosmanischen Dialekte auf dem Balkan, an der Schwarzmeerküste und in Ostanatolien (z. B. Dialekte des aserbaidschanischen Typs) ältere Entwicklungsstufen auf als die zentralosmanischen Dialekte und die Standardsprache. Häufig ist die Assimilationsstufe (s. unten) noch nicht erreicht, z. B. gol-i ‘sein/ihr Arm’ (kol-u), yapt-unuz ‘ihr habt getan’ (yap-t-ınız). Manchmal finden sich alte invariable Formen von Suffixen, entweder vordere Formen wie -mis¸ und -ler (als Verbalsuffix der 3. Person Plural) oder als hintere Formen wie das Konditionalsuffix -sa und das Negationssuffix -ma. Oft finden sich vage, phonetisch neutrale schwa-Vokale, z. B. in Erzurum und vielen anderen Dialekten. 3.2. Soziale Variation Bei vielen Veränderungen der türkeitürkischen Phonologie sind die Neuerungen von stratisch tiefen Varietäten ausgegangen. Hierbei waren die Vokalunterschiede signifikanter als die Konsonantenunterschiede (vgl. Trudgill 1974, 49). Das erwähnte sog. „geschlossene e“, das für das Altosmanische angenommen wird und deren phonetische Natur ⫺ [e], [i] oder Diphthong ⫺ kontrovers ist, fängt spätestens im 17. Jahrhundert an, in [i] überzugehen. Dieser „modernisticvulgar“ Laut (Sanjian/Tietze 1981, 52) stellte zunächst eine Substandarderscheinung dar. Im Laufe der Entwicklung verlor dann diese Aussprache ihr Prestige und wurde als altmodisch eingeschätzt. Auch auf dem Gebiet des Konsonantismus hat die ursprünglich „vulgäre“ Sprache in vielen Fällen die Entwicklung der Hochsprache vorweggenommen. Spätestens im 18. Jahrhundert setzt, zumindest in volkstümlicher Istanbuler Aussprache, der obengenannte Wandel von [n] zu [n] und [m] ein. Die phonetischen Wandelprozesse des Osmanisch-Türkischen bleiben jedoch oft
935 hinter der Kruste der arabischen Schrift unsichtbar. Die türkisch abgefassten Texte in armenischer Schrift aus dem 19. Jahrhundert zeigen jedoch etliche lautliche Neuerungen, die keine „Armenismen“ sind, sondern die damalige gehobene Istanbuler Sprechsprache widerspiegeln. Heute sind sie längst Bestandteil des Standards. Über die heute aktuellen Tendenzen, etwa die modische Neigung zur Anhebung von [a] in ein ı-ähnliches [a≈] und von [i] in ein [e] in der gehobenen Umgangssprache der Großstädte (Istanbul, Ankara, Izmir), z. B. [ya≈ptÈm] ‘ich habe (es) getan’ (yap-tım), [kendi] kendi ‘selbst’, lässt sich vorläufig wenig Präzises sagen. Das heutige morphonologische System der standardsprachlichen Suffixvariation ist relativ rezent. Das älteste Osmanisch hatte mehrere Klassen von Suffixmorphemen mit hohem Vokal, z. B. i und u. Im mittelosmanischen System des 17. Jahrhunderts befinden sich diese Suffixe auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Eine Aufhebungssituation ist eingetreten. Einige Suffixe stehen auf der sog. Indifferenzstufe, d. h. weisen eine Neutralisation der Distinktion ( gerundet auf, zum Teil mit Vokalen des schwa-Typus. Dann folgt für einige Suffixe die sog. Angleichungsstufe, deren Endstufe der vierfache ⫺ auf Palatal- und Labialharmonie beruhende ⫺ Vokalwechsel der heutigen Normsprache ist. In der zentralosmanischen Gemeinssprache etablierte sich eine neue Lautharmonienorm. Einige „Transkriptionstexte“ (Texte in nicht-arabischer Schrift) dokumentieren bereits für das ausgehende 18. Jahrhundert die heute übliche Vokalharmonie. Je nach der Entwicklungsstufe, die ein Suffix zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht hat, kann es als mehr oder weniger „progressiv“ bezeichnet werden. Die progressivere Harmonie war ursprünglich ein Zeichen von Substandard. Der alte Vokalismus, der einmal Standard war und der immer noch z. T. dialektal vorkommt, ist später zum Indikator des Substandards abgesunken. Wie oben erwähnt, sind in Randdialekten noch ältere Entwicklungsstufen vertreten. Zur Entwicklung und Variation der Lautharmonie s. Johanson 1979; 1982.
936 Ein Gradmesser der sozialen Variation war, früher wie heute, die Aussprache von Fremdwörtern. Die phonologische Behandlung des Fremdgutes weist fast immer stratisch relevante Unterschiede auf. Die sozial höheren Formen sind diejenigen, die die Fremdstrukturen einigermaßen getreu wiedergeben. In der gehobenen Sprache begegnen u. a. Fälle von Erneuerung durch phonologisches Kopieren fremder Lauttypen. Die niedrigeren Varianten sind den einheimischen phonologischen Mustern stärker angepasst. Lexikalische Entlehnungen aus den islamischen Kultursprachen finden sich auf allen stratischen Ebenen. In allen Türksprachen, die unter starkem arabisch-persischem Einfluss standen, existieren soziolektale Varianten der Lehnwörter, „gelehrte“ und „volkstümliche“. Erstere tendieren zur reinen Reproduktion der fremden Lautelemente. Zum Wortschatz neupersischer Herkunft s. Johanson 1986. Auch auf der höheren Ebene fanden sich aber immer „falsch“ ausgesprochene arabisch-persische Wörter. Die osmanischen Stiltheoretiker erlaubte sogar gewisse anerkannte „Fehler“, die sog. γalata¯t-i mesˇhu¯re. Die Grammatiken aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts bemerken, dass die Aussprache des Istanbuler Dialekts besonders bei arabischen und persischen Wörtern oft schwanke, und zwar „je nach der Gelehrsamkeit des Sprechenden“ (Ne´meth 1916, 10). Die sog. Volkssprache „verderbe“ die Fremdwörter, d. h. verändere ihre Aussprache oder auch ihre Bedeutung. Derartige Modifikationen waren jedoch auch in der gebildeten Gemeinsprache akzeptabel. Die phonologische Anpassung an das türkische System ist ein in niedrigen Soziolekten beginnender fortwährender Prozess, deren Ergebnisse nach und nach auch auf die oberen Strata übergreifen. So ergibt sich eine ständige Verschiebung der Merkmale, welche die stratischen Ebenen indizieren. Als typische Merkmale einer niedrigeren soziolektalen Ebene galten von Anfang an u. a. Kürzung arabisch-persischer Vokallängen, Schwund arabischer Kelhkopfklusile, Substitution gewisser Konsonanten, Auflösung von Konsonantengruppen, Laut-
VI. Nichtindogermanische Sprachen
harmonisierung und Verwechslung ähnlich klingender Fremdwörter. Die gemäßigten osmanischen Sprachreformer, die sog. türkc¸üler, wollten die „korrupten“ Formen auch in der arabischen Schrift so wiedergeben, wie sie ausgesprochen wurden. Dieses Prinzip verfochten sie gegenüber den sog. fesøa¯hatc¸iler, die sich für die „Reinheit“ des Schriftbildes einsetzten. Durch die spätere „Anatolisierung“ wurden im modernen Türkeitürkischen viele volkstümliche Formen zum Standard erhoben. Auch heute noch gilt jedoch die „falsche“ Aussprache von Fremdwörtern als eines der wichtigsten Zeichen von Substandard. Auch heute noch wird in orthoepischen Kommentaren die volkstümliche Aussprache von arabischen und persischen Wörtern bemängelt. In ähnlicher Weise galten in den sowjettürkischen Sprachen assimilierte Formen als typisch für den niedrigen vorrevolutionären Bildungsstand und wurden so dem Substandard zugeordnet. Entsprechende Varianten existieren in der Aussprache von Lexemen, die aus anderen Sprachen, etwa dem Griechischen, Italienischen und Französischen, kopiert wurden. Eine detaillierte Beschreibung von phonetischen Veränderungen in türkischen Wörtern westlicher Herkunft findet sich bei Tietze 1952. Zu den heute noch soziolektal relevanten Merkmalen gehört der Glottalklusil in arabischen Lehnwörtern. Er beschränkt sich auf „some careful or learned pronunciations“ (Swift 1963, 12), z. B. mes?ele vs. mesele ‘Problem’, sa?at vs. saat ‘Stunde, Uhr’, nev?-i vs. nev-i ‘seine/ihre Sorte’, cami?-i vs. cami-si ‘seine/ihre Moschee’. Der Glottalklusil wird in der modernen Orthographie nicht mehr bezeichnet. Bei der Lautharmonie besteht eine gewisse „freie“ Variation, die jedoch im Prinzip stratisch bestimmt ist. So sind z. B. vokalharmonische Formen gewisser Lehnwörter progressiver als die entsprechenden unharmonischen, z. B. saat-ım ‘meine Uhr’ vs. saat-im, seyahat-ım ‘meine Reise’, vs. seyahat-im. Unharmonische Formen mit vorderem Konsonanten ⫹ hinterem Vokal werden in tieferen Soziolekten weitgehend durch harmonische Sequenzen ersetzt. For-
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34. Türkisch
men wie /vaqÈt/ [vakÈt] ‘Zeit’, /La:zÈm/ [la6zÈm] ‘notwendig’ und /ka:t/ [k˛a6t] ‘Papier’ sind progressiver als /vaqit/ [vakıt], /la:zÈm/ [la6zÈm] und /qa:t/ [ka6t] (geschrieben vakıt/vakit, lazım/laˆzım, kag˘ıt usw.). In einigen Lexemen türkischer Herkunft vertritt wiederum eine unharmonische Form den Standard, z. B. kardes¸ ‘Bruder’ gegenüber dem tieferen bzw. dialektalen kardas¸. Ein weiteres Kriterium ist die Behandlung von Konsonantengruppen in kopierten Lexemen. In der Orthographie wird weitgehend auf ihre Auflösung verzichtet, wenn der zweite Laut eine Liquida ist, z. B. bravo ‘bravo’, grip ‘Grippe’, klasik ‘klassisch’, tren ‘Zug’. Doch auch in diesen Fällen neigt die Gemeinsprache zur Auflösung. Nach einer noch in den 1940er Jahren geltenden Orthographienorm wurde z. B. bülöf ‘Bluff’, purofesör ‘Professor’, purogram ‘Programm’ und turompet ‘Trompete’ geschrieben. Formen wie kulüp ‘Klub’ sind in allen Schichten verbreitet, während Formen wie gıravat ‘Kravatte’ (kravat), ekispires ‘Expresszug’ (ekspres) eher in niedrigeren Soziolekten angesiedelt sind. Zu bemerken ist, dass in mehreren Diasporavarietäten, etwa im Deutschlandtürkischen, kaum Restriktionen in bezug auf Konsonantengruppen bestehen und dass hier auch die für das Türkeitürkische atypischen Affrikaten [ts] und [dz] reproduziert werden. Der nur in Lehnwörtern vorkommende Konsonant j [z], z. B. jest ‘Geste’, wird in tieferen Soziolekten vermieden und zuweilen durch das einheimische c [dz] ersetzt. Diphthonge werden durch Vokal ⫹ Konsonant ⫹ Vokal ersetzt, z. B. tuvalet ‘Toilette’. Manchmal wird durch Vokalprothese verhindert, dass ein Wort mit einem in einheimischen Wörtern nicht gängigen Anlautkonsonanten anfängt, z. B. ırahmet ‘Erbarmen’. Oft schwindet h am Ende einer geschlossenen Silbe und hinterlässt Länge am vorangehenden Vokal, z. B. [mi6mit] (Mehmet). Die Variation in bezug auf Lautharmonie mag beträchtlich sein. So wird etwa der Name einer Moschee und eines Viertels in Istanbul Bayezit, Bayazıt, Beyazit, Beyazıt (in Anlehnung an beyaz ‘weiß’) usw. ausgesprochen.
Neben progressiven kontrahierten Formen wie fayda ‘Nutzen’, sayfa ‘Seite’, hastane [hasta6ni] ‘Krankenhaus’, [dakka] ‘Minute’, [gasti] ‘Zeitung’ existieren noch Formen wie faide, sahife, hastahane, dakika und gazete. Eine ähnliche Variation einheimischer Wortformen findet sich in Fällen wie ic¸erde ⬃ ic¸eride ‘drin’, yukarda ⬃ yukarıda ‘oben’, burda ⬃ burada ‘hier’. Ältere Formen wie ic¸ün ‘für’ (ic¸in), hörmet ‘Achtung’ (hürmet), dövlet ‘Staat, Reichtum’ (devlet) ‘Staat’ kommen noch vor. 3.3. Funktionale Variation Was die unterschiedlichen Funktionalstile betrifft, so ist die für formellere Kommunikationsbereiche typische Sprechweise erwartungsgemäß relativ konservativ. In der Regel hat die konservative Struktur der geschriebenen Sprache bei literaten Sprachträgern retardierend gewirkt, so dass eine gewisse Verselbständigung der Schrift gegenüber der gesprochenen Rede zu beobachten ist (Paul 1920, 410). Noch vor einigen Jahrzehnten konnten gemeinsprachliche Texte z. B. mit regionaler Lautung öffentlich vorgetragen werden. Im Zuge der weiteren Standardisierung ist die Akzeptabilität freier phonologischer Variation erheblich zurückgegangen. Insbesondere werden dialektal anmutende Merkmale niedrig eingeschätzt.
4.
Morphologische Variation
4.1. Regionale Variation In den Dialekten des Türkeitürkischen finden sich etliche Formen, die der Standardsprache fehlen, etwa die fokale Postterminalform (Resultativ) -(y)IK, z. B. öl-ük ‘ist gestorben’ (Demir 1997) und Konverbformen wie -(y)Is¸[In] ‘sowie’ (Standard -(I)ncA), z. B. Ora ge˙d-is¸ biz-i unut-t-un ‘Sowie du weggegangen bist, hast du uns vergessen’, Sen-i gör-üs¸ akl-ım-a gel-d-i ‘Als ich dich sah, fiel es mir ein’ (Alanya). Gewisse Formen sind in Dialekten frequenter als in der Normsprache, etwa das Konverb auf -(y)An-dA, z. B. gel-en-de ‘beim Kommen, als (jemand) kommt, kam’. Das Präsenssuffix, das in der Standardsprache
938 -(I)yor lautet, weist eine erhebliche dialektale Variation auf. West- und mittelanatolische Dialekte haben meist -(I)yo, östlichere Dialekte Formen mit hohem Vokal, etwa -(I)yi(r), Schwarzmeerdialekte auch -(I)yu(r) und -(I)ye(r). Auch die Kopulaformen variieren stark. Die Form der 1. Person Singular, in der Standardsprache -(y)Im, lautet in den meisten Teilen Westanatoliens -(y)In, während die östlichen und südöstlichen Dialekte -(y)Am aufweisen. Die Form der 2. Person Plural, standardsprachlich -(y)Iz, ist in Mittel- und Ostanatolien meist -(y)IK, z. B. gid-er-ik, gid-er-uk ‘wir gehen’ (Rize, Trabzon), al-ıyux, al-i-yıx ‘wir nehmen’ (Erzincan, Diyarbakır). Zur Variation im Verbsystem s. auch Yüce 1973 und Adamovic´ 1985. Während die Standardsprache recht arm an Postverbien (2.3.6) ist, finden sich in Dialekten, besonders in denen der vormals nomadischen Yörüken, sehr reiche Postverbialsysteme, die Aktionsarten unterschiedlicher Art ausdrücken (Demir 1993; 1998). Im Südwesten wird auch ein fokales (aktuelles) Präsens mit den Hilfsverben dur-, ge˙t- und yat- gebildet, z. B. yat-ıp-dur-u-yun ‘ich liege gerade’, ge˙d-ip-ge˙d-er-iz ‘wir gehen gerade’ etc. (Demir 1993, 121⫺136). In gewissen Fällen unterscheiden sich die Dialektformen von den Standardformen in bezug auf die Funktion. Der sog. Aorist auf -(V)r war ursprünglich ein Präsens, das seine indikativischen Funktionen später immer mehr verlor. In gewissen Dialekten ist dieser Schwund langsamer gegangen oder hat überhaupt nicht stattgefunden; so wird z. B. in zypriotischen Dialekten der Aorist immer als Präsens verwendet. In östlichen Dialekten, die dem Aserbaidschanischen nahestehen, neigt das finite -mIs¸, das in der Standardsprache Indirektivität (2.2.1.2) ausdrückt, zur Signalisierung eines Perfekts, z. B. uyu-mus¸-um ‘ich habe geschlafen’. Auch in anderen Dialekten, etwa der Schwarzmeerküste, zeigt -mIs¸ ein atypisches Verhalten (Brendemoen 1997). In zypriotischen Dialekten fehlt das einfache finite -mIs¸, während eine Partikel mis¸ (< i-mis¸) vorhanden ist, die dem Verb vorangestellt wird, z. B. mis¸ gel-ecek ‘er/sie wird angeb-
VI. Nichtindogermanische Sprachen
lich kommen’ (Standardsprache gel-ecekmis¸ < gel-ecek i-mis¸). In einem Gebiet mit Zentrum in Denizli werden das Akkusativsuffix -(y)I und das Dativsuffix -(y)A mit vertauschten Funktionen gebraucht, z. B. Ben-i bir c¸ay yap ‘Mach’ mir einen Tee’ (Standard Ban-a bir c¸ay yap) (Brendemoen 1998b, 239). Die heutige Standardsprache besitzt drei Demonstrativpronomina, die u. a. verschiedene Grade der Nähe vertreten: bu ‘dies’, s¸u ‘dies hier, folgendes’, o ‘jenes’. Letzteres wird auch als Personalpronomen gebraucht. Viele Dialekte weisen stattdessen vier Grade auf, z. B. (Konya, Alanya usw.) bu ‘dies’, s¸u ‘dies hier’, s¸o ‘das da’, o ‘jenes’. 4.2. Soziale Variation Eine soziale Dimension ist in der Verwendung von gewissen Suffixen zu beobachten. Im Zusammenhang mit der Sprachreform wurde versucht, morphologische Elemente arabischer und persischer Herkunft zu ersetzen, u. a. das denominale Adjektive bildende Suffix -ıˆ, z. B. din-ıˆ ‘religiös’ von din ‘Religion’. Stattdessen wurden neologistische Suffixe wie etwa -(s)Al vorgeschlagen, z. B. din-sel ‘religiös’. Die Wahl zwischen derartigen Elementen war und ist z. T. noch stark von der politischen Einstellung der Sprecher abhängig. Das Suffix -(s)Al ist besonders kontrovers, da es künstlich gebildet ist und außerdem an sowohl Verbal- als auch Nominalstämme antritt, was in der türkischen Ableitung nicht üblich ist, z. B. is¸it-sel ‘auditiv’ (von is¸it- ‘hören’). Versuche, neologistische Präfixe einzuführen, sind erfolglos geblieben, da diese zu sehr gegen türkische Wortbildungsprinizipien verstoßen, z. B. arsı- ‘zwischen-’ in der nicht akzeptierten Bildung arsı-ulus-al ‘international’. Gewisse Suffixe kommen vorwiegend in sprechsprachlichen Stilen vor, z. B. das Suffix -gil, das mit Eigennamen zusammen eine Person und deren Familie bezeichnen kann, Ahmetgil ‘Ahmet und seine Familie’. Was die Allomorphe betrifft, nehmen in konservativen Soziolekten Lehnwörter aus dem Arabischen, die auf Glottalklusil enden und also in hyperkorrekter Aussprache konsonantisch auslauten, postkonsonantische
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34. Türkisch
Suffixvarianten an, z. B. cami-i ‘seine/ihre Moschee’. Formen mit postvokalischen Suffixvarianten, z. B. cami-si, gelten noch weitgehend als vulgär. In einigen Fällen gab es früher eine gewisse Variation in Bezug auf die Reihenfolge von Suffixen, z. B. gel-iyorlar-dı ⬃ gel-iyor-du-lar ‘sie kamen gerade’. Heute ist eine Stabilisierung eingetreten, und die Abweichungen von der Norm werden oft als soziolektal niedrig eingestuft. Mehrere Suffixkombinationen, die in älteren Grammatiken des 20. Jahrhunderts verzeichnet werden, existieren nicht mehr in der heutigen Standardsprache. 4.3. Funktionale Variation Bei der Beschreibung der morphologischen Variation sind wichtige funktionsspezifische Distinktionen hervorzuheben. Ein Beispiel bietet der Gebrauch von gewissen Verbsuffixen, die je nach Register unterschiedliche Funktionen aufweisen. Zum Teil handelt es sich um textsortenspezifische Unterschiede. In formellen Registern (administrativen Texten, Nachrichtenmeldungen usw.) signalisiert -DIr oft lediglich die prädikative Funktion, e. g. Türk-tür ‘Er/sie ist (tatsächlich) Türke/Türkin’. In informellen Registern signalisiert es dagegen Präsumption, z. B. Türk-tür ‘Er/sie muss/dürfte Türke/ Türkin sein’. Dies gilt auch für die Kombination von -mIs¸ und -DIr als Vergangenheitsform. In formellen Registern fehlt dieser Form jede evidentielle Nuance, z. B. Bakan istifa et-mis¸-tir ‘Der Minister ist zurückgetreten’. In informellen Sprechsprachen hat, -mIs¸-tIr präsumptive Bedeutung, z. B. ic¸-mis¸-tir ‘er/sie muss/dürfte getrunken haben’ (Johanson 1971, 292⫺307). Die Funktionen der aspektotemporalen Formen variieren je nach Diskurstyp (Johanson 1971, 76⫺87). In der diachronischen Perspektive weisen sie interessante Funktionsverschiebungen auf. So war z. B. der sog. Aorist auf -(V)r bis vor ein paar Jahrzehnten mehr oder weniger obligatorisch bei performativen Sprechakten des Typs ‘ich tue es hiermit (= mit diesen Worten)’, etwa bei der Ausführung des Sprechaktes ‘danken’, tes¸ekkür ed-er-im ‘ich danke’. Später hat sich der Sprachgebrauch dahingehend verändert, dass hier auch eine
Präsensform -(I)yor möglich ist, tes¸ekkür ed-iyor-um. Damit besteht, wie etwa auch im Deutschen, kein morphologischer Unterschied mehr zwischen dem Ausdruck einer Sprechakt und der beschreibenden Darstellung eines Sachverhaltes. Beide Formen kommen vorläufig nebeneinander vor, wobei der Aorist als die konservativere gilt.
5.
Syntaktische Variation
5.1. Regionale Variation Die syntaktische Besonderheiten türkeitürkischer Dialekte sind bisher sehr wenig untersucht worden. Ihnen gemeinsam ist eine Tendenz zu recht einfachen Satzstrukturen mit wenig hypotaktischen Konstruktionen. Die Form der Redewiedergabe ist meist die direkte Anführung, weniger die durch untergeordnete Nominalsätze ausgedrückte indirekte Rede. In Randdialekten treten auch Satzkonstruktionen auf, die für die türkische Syntax eher untypisch sind, z. B. zyperntürkisch I˙ste-r-im gid-e-yim [wollen: aorist : subjektvertreter gehen-optativ : subjektvertreter] ‘Ich will gehen’, Bil-irim gel-d-i [wissen: aorist : subjektvertreter kommen: pr‰teritum : subjektvertreter] ‘Ich weiß, dass er/sie gekommen ist’; vgl. standardsprachlich Git-mek isti-yor-um [gehen: infinitiv wollen: pr‰sens : subjektvertreter], Gel-dig˘-i-ni bil-iyor-um [kommen: partizip : possessiv : akkusativ wissen: pr‰sens : subjektvertreter]. Eine analoge Form der Redewiedergabe ist z. B. zyperntürkisch Anna-t-t-ı s¸u ge˙t-t-i Mag˘osaya ‘Er/sie erzählte, er/sie sei nach Famagusta gefahren’. All diese aus nichttürkischen Sprachen kopierten Konstruktionstypen sind vor allem für das Gagausische typisch, eine u. a. in Moldavien gesprochene ursprünglich osmanische Varietät (Menz 1999). Dem zyperntürkischen Junktor s¸u entspricht der gagausische ani ‘dass’. Oft ist die Wortstellung freier als in der Standardsprache. In den nordostanatolischen Dialekten kann die postverbale Stellung sogar als Fokusposition dienen. Ein typisches Merkmal der Dialekte von Trabzon und z. T. Rize ist der erweiterte Gebrauch anaphorischer Pronomina, vermutlich un-
940 ter Einfluss griechischen Substrats, z. B. ø ani-yr-um on-i G ø ardas¸-um-i dø ani-y-mi-sun? D ‘Kennst du meinen Bruder? Ich kenne ihn’; Standardtürkisch Kardes¸-im-i tanı-yor musun? Tanı-yor-um (Brendemoen 1993; 1998a; 1998b, 240). In einigen Dialekten kann das Interrogativelement mI auch innerhalb komplexer Verbformen seine Position verändern und sowohl vor als auch nach dem Subjektvertreter stehen, z. B. C ¸ alıs¸-a-yör-ü-mü [arbeiten: konverb : hilfsverb : subjektvertreter : interrogativ] ⬃C ¸ alıs¸-a-mı-yör-ü [arbeiten: konverb : interrogativ : hilfsverb : subjektvertreter] ‘Arbeitet er/sie?’ (Alanya). Zum Problem s. Csato´ 1999b. In Dialekten findet sich eine gewisse Variation in Bezug auf die Wahl von -DIK und -(y)An als Subjunktoren von Relativsätzen. So kommt neben dem normalen Typ bindig˘-im at [steigen: partizip : possessiv Pferd] ‘Das Pferd, auf das ich gestiegen bin (= auf dem ich reite)’ zuweilen auch das Muster bin-en at-ım [steigen: partizip Pferd : possessiv] vor. Letztere Konstruktion ist die ältere. Csato´ (1985) zufolge ist die Anwendung der nicht-possessivischen Konstruktion auch in der Standardsprache syntaktisch freier und wird durch semantischpragmatische Restriktionen eingeschränkt. Die neuere posessivische Konstruktion unterliegt dagegen einer klaren syntaktischen Restriktion. Die in Nordwesteuropa gesprochenen rezenteren Diasporavarietäten des Türkeitürkischen weisen unter Einfluss der örtlichen Majoritätssprachen z. T. syntaktische Neuerungen auf, die jedoch von Generation zu Generation zu variieren scheinen. Zur Entwicklung des Türkeitürkischen in den Niederlanden s. etwa Backus 1996. 5.2. Soziale Variation Zu den progressiven und somit zunächst als stratisch niedrig eingeschätzten Erscheinungen gehört der Gebrauch des Nominativs statt des Genitivs von gewissen Pronomina vor Postpositionen wie gibi ‘wie’, kadar ‘so viel/sehr wie’ und ic¸in ‘für, z. B. kim gibi ‘wie wer’, ben gibi ‘wie ich’, ben ic¸in ‘für mich’ (Standard kimin gibi, benim gibi, benim ic¸in).
VI. Nichtindogermanische Sprachen
Gewisse andere Phänomene sind in die Alltagssprache mehr oder weniger üblich und akzeptiert, während sie in ausgeprägt hohen Soziolekten fehlen. Neben köy-ümüz [Dorf: possessiv] und biz-im köy-ümüz [wir: genitiv Dorf: possessiv] ‘unser Dorf’ kommt auch die Konstruktion biz-im köy [wir: genitiv Dorf] vor, obwohl ihre Existenz von normativen Sprachwissenschaftlern meist verneint wird. Bei der Wahl von Hilfsverben, die von Nomina Verbalstämme bilden, gewinnt in der gesprochenen Sprache neuerdings yap- ‘tun, machen’ an Boden auf Kosten von et-, z. B. park yap- ‘parken’ (park et-), yardım yap- ‘helfen’ (yardım et-). Gewisse Komposita weisen Varianten ohne Possessivsuffix auf, u. a. in Bezeichnungen von Speisen, in Ortsnamen und Straßennamen, z. B. s¸is¸ kebap ‘Spießbraten’ (s¸is¸ kebab-ı), Alem-dag˘-da ‘in Alemdag˘’ (Alem-dag˘-ı-nda), Edirne kapı ‘das Adrianopeltor’ (Edirne kapı-sı), Kurtulus¸ sokak ‘die Befreiungs-Straße’ (Kurtulus¸ sokag˘-ı). Das Possessivsuffix fehlt meist in Genitivkonstruktionen, die Familienbeziehungen ausdrücken, z. B. Ali-nin Fatma ‘Alis (Tochter, Ehefrau, Schwester usw.) Fatma’ (Tietze 1958). In der Sprechsprache wird das Füllwort (Dummy-Lexem) s¸ey ‘Ding, Dings’ oft gebraucht, z. B. s¸ey al-d-ım, su ‘Ich habe Dings gekauft, Wasser’, s¸ey et- ‘Dings machen’. Unter den Ausdrucksformen für Negation werden oft Konstruktionen mit yok ‘nicht vorhanden’ gebraucht, z. B. Gel-dig˘im yok [kommen: partizip : possessiv nicht.vorhanden] ‘Ich komme/kam (usw.) [bestimmt] nicht’. Die Sprechsprache weist überhaupt eine recht freie Wortstellung auf. Die Einschätzung der soziolektalen Ebene der einzelnen Konstruktionen wechselt erheblich. Wenn eine Genitivkonstruktion nicht ihre normale präverbale Position wie in Adam-ın ev-i yan-d-ı [Mann: genitiv Haus: possessiv] ‘Das Haus des Mannes brannte ab’ einnimmt, so ist auch eine invertierte Reihenfolge zwischen Genitivattribut und Kopf möglich, z. B. Yan-d-ı ev-i adam-ın, Ev-i yan-d-ı adam-ın. In präverbaler Stellung ist dies meist nicht möglich, z. B. *Ev-i adamın yan-d-ı. In gewissen Soziolekten ist jedoch sogar diese Wortstellung erlaubt, und
34. Türkisch
zwar wenn der Possessor kontrastiv fokussiert ist, z. B. Top-u c¸ocug˘-un patla-d-ı ‘Der Ball des Kindes platzte’ (Csato´ 1999a). Satzadverbialien und Partikeln nehmen im finiten Satz oft die Endstellung ein, z. B. Kar yag˘-acak her-hal-de ‘Es wird wahrscheinlich schneien’. Obwohl diese Wortstellung in infiniten Sätzen meist nicht erlaubt ist, bieten gesprochene Varietäten zuweilen Ausnahmen von dieser Regel, z. B. Gel-ip biz-e otur-d-u [kommen: konverb wir: dativ sitzen: pr‰teritum : subjektvertreter] ‘Er kam zu uns und setzte sich hin’, wo biz-e ‘zu uns’ dem Konverb des infiniten Satzes nachgestellt ist. Abweichungen von „normalen“ Wortstellungsregeln wurden lange als Substandardmerkmale, d. h. als typisch für die „niedere Umgangssprache“ eingeschätzt (Kissling 1960, 117). 5.3. Funktionale Variation Etliche der oben behandelten Fälle von Variation sind auch funktional relevant. Bei den Varianten handelt es sich um Registerspezifika, fakultative, wählbare Stilelemente, die Realisationsmöglichkeiten ein und desselben Sprachsystems darstellen. Der sog. invertierte Satz ⫺ mit Satzkonstituenten in postverbaler Position ⫺ wird typischerweise in informeller Prosa und im Diskurs verwendet. Seine Akzeptabilität wird allerdings noch recht unterschiedlich beurteilt. Lange Diskussionen um seine Zulässigkeit in der Literatursprache sind geführt worden. Manche früher als Substandard geltende Abweichung von der orthodoxen Wortfolge ist heute in den meisten literatursprachlichen Registern jedoch völlig akzeptabel. Die Syntax der Schriftsprache hat sich seit der sog. Tanzimat-Zeit, der Mitte des 19. Jahrhunderts beginnenden Epoche der Europäisierung, grundlegend verändert, vor allem unter Einfluss des literarischen Französischen. Früher spielten die Konverbien eine dominierende Rolle bei der Konstruktion komplexer Sätzen. Insbesondere konnten mittels -(y)Ip, -(y)ArAk und anderer Konverbsuffixe lange Kettensätze gebildet werden. In der neuen Schriftsprache sind vor allem Infinitisierungen mittels Verbalsubstantive aktiviert worden. Heute ist
941 auch der Gebrauch des Konjunktors ki bis auf wenige Ausnahmen verpönt, und es werden praktisch keine nachgestellten Relativsätze mehr gebildet. Der Konverbgebrauch unterliegt erheblichen Restriktionen. So müssen z. B. -(y)Ip und -(y)ArAk in der Regel denselben Erstaktanten wie die übergeordnete Prädikation haben, was früher nicht der Fall war. Nur in gewissen Fällen sind unterschiedliche Erstaktanten erlaubt, z. B. Günes¸ bat-ıp aks¸am ol-d-u ‘Die Sonne ging unter, und es wurde Abend (Brendemoen/Csato´ 1987; Csato´/Johanson 1994). Der Gebrauch von -(y)Ip, das früher lange Kettensätze bilden konnte (Johanson 1992b), geht in der Schriftsprache zurück, während er in Dialekten noch recht lebendig ist. In der modernen Standardsprache ist -(y)ArAk z. T. in den Funktionsbereich von -(y)Ip eingedrungen (Johanson 1988) und wird oft ähnlich wie dieses gebraucht, z. B. in Televizyon-u kapa-t-arak yat-t-ı ‘Er/sie machte den Fernseher aus und legte sich hin’. Die Satzverknüpfungsstrategien der Sprechsprache sind meist andere als die der Schriftsprache. Deutlich ist eine Neigung zur Vermeidung gewisser hypotaktischer Konstruktionen. So werden Konstruktionen des Typs Gel-ip gel-me-dig˘-i-ni bil-miyor-um [kommen: konverb kommen: negation : partizip : possessiv : akkusativ wissen: negation : pr‰sens : subjektvertreter] ‘Ich weiss nicht, ob er/sie gekommen ist’ weniger gern als juxtaponierende Konstruktionen des Typs Gel-d-i mi gel-me-d-i mi bil-mi-yor-um [kommen: pr‰teritum : subjektvertreter : interrogation kommen: negation : pr‰teritum : subjektvertreter : interrogation wissen: negation : pr‰sens : subjektvertreter] gebraucht. In formeller Sprache kann bei Passivkonstruktionen der Agens durch taraf-ından ‘von; seitens’ ausgedrückt werden, z. B. Bu ev baba-m taraf-ın-dan yap-ıl-d-ı [dies Haus Vater: possessiv Seite: possessiv : lokativ machen: passiv : pr‰teritum : subjektvertreter] ‘Dieses Haus wurde von meinem Vater gebaut’. In informeller Sprache sind derartige Konstruktionen selten und werden durch Aktivsätzen mit präverbaler Stellung des Subjekts ersetzt, z. B. Bu
942 ev-i baba-m yap-t-ı [dies Haus: akkusativ Vater: possessiv machen: pr‰teritum : subjektvertreter]. Die Sprechsprache besitzt ihre eigenen typischen Vertextungsmuster. Um ein neues Thema einzuführen, wird oft ein einleitender Satz mit dem Prädikat var ya verwendet, z. B. Ali var ya, bugün geliyor wörtlich ‘Es gibt ja den Ali, heute kommt er’. Adversative Wendungen werden etwa durch Wiederholung des Prädikatskerns ⫹ ‘aber’ gebildet, z. B. Bura-ya gel-d-im. Gel-d-im ama, fazla kal-ma-yacag˘-ım ‘Ich bin zwar hierher gekommen, [ich bin gekommen,] werde aber nicht allzu lange bleiben’. Eine alternative Ausdrucksweise ist Gel-me-si-ne gel-d-im ama, fazla kal-ma-yacag˘ım. Von funktionaler Relevanz sind zahlreiche weitere Vertextungselemente, die jedoch bisher nur ungenügend erforscht sind.
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Sachregister A Abbau typologischer Charakteristika 31⫺32, 36⫺37, 40⫺ 42, 44⫺45, 47, 50⫺51, 53⫺ 57, 59, 61⫺62, 64, 66⫺67, 90, 96, 104, 114, 119, 125, 127, 139, 142, 158, 163, 172, 252, 271⫺273, 279, 321, 355, 366⫺367, 370⫺372, 374, 397, 401, 404, 409, 425, 438, 440, 454, 456, 458, 465, 468, 471, 475, 485, 494⫺497, 511, 514⫺515, 519, 521, 563, 567, 577, 582, 585⫺586, 605, 642, 654, 661, 668, 671⫺677, 679, 685, 708, 711, 713⫺715, 720⫺721, 725, 739, 745, 799, 812, 906, 908, 914, 916⫺917, 924 Ableitung 48, 70, 75, 81, 90, 257, 259, 298⫺300, 338, 348, 355⫺356, 488, 513, 549, 583, 677⫺678, 698, 753, 911, 914, 930, 938 Ableitungsmorphematik 75 absolutive 840⫺842, 844⫺845, 847, 858⫺859, 862, 864 Abtönungspartikel 368, 565 Abundanz 718 accent 1 185, 189, 202, 236 accent 2 185, 236 accentuation 201, 219, 236, 243, 247⫺248, 835, 854⫺856 ⫺ cf. Akzent accessibility 25, 28, 224, 228 accomplishment 208, 221⫺222, 890 accusative cum infinitive clause 5, 10⫺11, 14, 17⫺18, 23⫺ 27, 96, 169, 181, 188⫺189, 192, 195⫺197, 202⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺220, 223⫺233, 236⫺ 239, 242, 277, 299, 306, 321, 335, 339, 347, 358, 402, 414, 416⫺419, 426, 442, 457, 489, 512, 521, 534, 547, 551, 554, 579, 587, 598, 654, 681, 697,
700, 746, 828⫺830, 832, 834, 840, 847, 849⫺852, 858, 860, 863⫺864, 877, 882⫺883, 888⫺891, 915, 942 ⫺ cf. AcI-Konstruktion achievement 208, 215, 221, 233 AcI-Konstruktion 32⫺33, 42, 46, 49⫺55, 58, 61⫺62, 77, 116, 118, 126, 137⫺145, 158, 168, 172⫺178, 181, 246, 259, 261, 264, 267⫺269, 274⫺ 275, 292, 297⫺298, 301, 303, 306, 314⫺316, 321⫺322, 327, 346, 349, 351⫺354, 367, 372, 374, 377, 395, 397, 451, 465, 469, 471, 473, 478, 489⫺490, 492, 510, 514⫺ 515, 523, 525⫺526, 592⫺ 593, 595, 597⫺598, 606, 608, 612⫺613, 619⫺621, 654, 662⫺663, 665⫺666, 672⫺ 674, 676, 678, 680⫺683, 690, 692, 694, 699⫺702, 709, 716, 724⫺725, 733, 737, 743, 761, 763⫺764, 767⫺768, 770, 776⫺777, 779, 791, 793⫺ 795, 911, 915⫺916, 930⫺ 932, 939 ⫺ cf. accusative cum infinitive clause active 203, 211, 213, 220⫺222, 229, 233, 247, 849, 862, 884⫺886, 897 active and passive-impersonal 19, 21, 28, 145, 177, 182, 199, 203, 205, 207, 209, 211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233, 243⫺244, 246⫺ 247, 280, 303, 306, 320, 478, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 724, 842, 845, 848⫺849, 862, 884⫺886, 897, 910, 931 active language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺203, 210⫺211, 213⫺214, 217, 219⫺223, 225, 228⫺230, 233, 237⫺239, 241⫺249,
275⫺276, 306⫺307, 322⫺ 323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺ 398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺ 828, 831, 833⫺834, 836⫺ 838, 840, 842⫺843, 847⫺ 850, 852⫺853, 857⫺858, 860, 862, 865⫺878, 882, 884⫺889, 891⫺904, 917, 942, 944 active voice 3⫺4, 7, 9, 185, 192, 201, 203, 211, 213, 220⫺222, 229, 233⫺234, 247, 325, 825⫺826, 828⫺831, 838⫺ 839, 842, 849, 853⫺854, 859, 862, 878, 884⫺886, 897 actualizer 230 adaptive rule 4⫺5, 12, 15⫺17, 24, 26, 107, 186, 189, 199, 201, 205, 217, 231, 240, 478, 835, 839, 854⫺856, 860, 862, 869, 871, 880, 888, 896, 902 adject 4, 10⫺11, 15⫺16, 19, 27, 186⫺187, 189⫺190, 192⫺ 194, 201⫺203, 206⫺207, 209⫺211, 214⫺215, 221⫺ 223, 230, 232, 244, 246⫺247, 402, 827, 835, 839⫺840, 863⫺864, 882, 888, 890, 892 adjectival attribute 11, 27, 53, 70, 139, 189⫺190, 192⫺194, 202⫺203, 205⫺206, 209⫺ 211, 214, 222⫺223, 230, 232, 256, 265⫺266, 306, 419, 567, 621, 680, 761, 787, 790, 827, 888, 892, 916, 932 adjectival category 11, 21, 27⫺ 28, 110, 189, 192⫺194, 196, 199, 202⫺206, 209⫺211, 214, 222⫺223, 230, 232, 240, 323, 826⫺827, 848, 875, 884⫺886, 891 adjectival participle 5, 11⫺13, 17, 19, 21, 27, 189, 192⫺ 194, 202⫺203, 206, 209⫺ 211, 213⫺214, 221⫺223,
946 230, 232, 240, 827, 833, 835, 839, 842⫺843, 852, 856, 859, 862, 864, 877, 888⫺889, 892, 943 adjective morphology 1, 4, 9⫺ 11, 15⫺17, 19, 27, 31⫺32, 40, 54, 58, 60, 62, 66, 68, 75, 81, 92, 96, 102, 109, 111⫺ 112, 115, 123, 126⫺127, 130, 134, 147⫺148, 151, 158, 179, 181, 184, 186⫺187, 190, 192, 194, 196, 201⫺203, 206⫺ 207, 210⫺211, 230, 237, 243⫺244, 247, 253, 256, 261, 271, 279, 286, 298, 313, 316, 319, 323, 330, 334, 338, 346, 366⫺367, 371⫺373, 378, 383, 390, 394, 397⫺398, 412, 428, 454, 457, 460⫺463, 470⫺471, 487, 507, 510, 519, 528, 537⫺538, 556, 569, 582, 585, 626, 628⫺629, 631, 635, 643, 649, 653, 660, 662, 665, 672, 682⫺683, 692, 707⫺ 708, 713, 722, 726⫺727, 730, 739, 747, 750, 760⫺762, 770, 776⫺777, 780, 785⫺787, 789, 800, 802, 816, 821, 824, 827, 832⫺835, 837, 839⫺ 840, 842, 848⫺849, 856, 860, 863⫺866, 879, 882, 884, 886⫺888, 890, 892, 894⫺ 896, 909⫺910, 913⫺914, 927, 938 Adjektiv 34⫺35, 44⫺47, 49⫺ 50, 57, 59, 62, 70, 75, 79⫺ 80, 127, 130, 134⫺136, 139⫺140, 142, 153, 160⫺ 165, 167⫺168, 173, 177, 179, 256⫺257, 262, 264⫺265, 268, 271, 279⫺281, 287⫺ 289, 292, 297⫺300, 306, 316, 327, 335, 337, 348⫺349, 367, 371, 375, 377, 382, 390⫺392, 419, 431, 459⫺461, 487⫺ 488, 490⫺492, 507, 510, 513⫺514, 522, 525, 538⫺ 540, 545⫺546, 548⫺550, 553, 555⫺556, 559, 563⫺ 567, 574, 582⫺585, 594⫺ 595, 599, 604, 608, 611⫺613, 620⫺621, 626⫺629, 643⫺ 644, 648, 651, 663⫺666, 674, 676⫺678, 680, 682, 690, 693⫺695, 698⫺699, 702, 708⫺709, 712, 721⫺723, 734, 739, 745, 760⫺761, 781⫺787, 790⫺792, 807,
adjective morphology ⫺ agglutinative morphology 809, 811⫺812, 820, 910⫺ 911, 927, 930, 938 Adjektivflexion 80, 127, 134, 136, 139, 257, 271, 664, 676 ⫺ cf. Deklination Adjektivkompositum 75 Adjektivstellung 377, 382 Adposition 810 Adriazismus 712 Adstratsprache 549, 556, 559 Adverb/adverb 5, 16, 20⫺23, 27, 79, 88, 90, 93, 95, 116, 119, 137, 139, 141, 145⫺146, 164, 175, 187⫺189, 198, 203, 206, 209, 211⫺212, 214⫺ 215, 217⫺223, 225⫺227, 230, 237, 239, 241⫺242, 246⫺248, 261, 264⫺266, 268, 280, 286, 289⫺292, 294, 298⫺305, 315, 331⫺332, 349, 354, 356⫺357, 371, 375, 377, 391⫺392, 460⫺461, 489⫺492, 499, 512⫺514, 540, 543, 545⫺546, 549⫺ 550, 555, 559, 564⫺565, 578, 583, 595, 604, 608, 615, 620, 626, 629, 643, 663, 665⫺666, 674, 678, 680, 684, 698, 708⫺709, 716, 724, 781, 792⫺793, 802, 807, 809, 811, 820, 839⫺840, 842, 851⫺ 852, 860, 877, 885, 888⫺892, 897, 910, 914⫺915, 927, 929, 931, 933, 943 adverbial category 5, 11, 20⫺ 22, 28, 90, 93, 95, 110, 116, 119, 137, 141, 145, 187⫺189, 192, 194, 196, 198⫺199, 203⫺206, 209, 211⫺212, 214⫺215, 217⫺223, 225⫺ 227, 230, 237, 239⫺241, 247⫺248, 261, 264, 266, 268, 291⫺292, 301, 304, 323, 349, 354, 489, 491⫺492, 499, 545⫺546, 549⫺550, 564, 578, 583, 595, 608, 663, 666, 680, 698, 708⫺709, 724, 793, 807, 809, 811, 826, 842, 848, 851⫺852, 860, 875, 884⫺ 886, 889, 891⫺892, 910, 914, 927, 929, 931, 933, 943 Adverbialsatz 268⫺269 Affix 4, 11⫺12, 33⫺34, 75, 94, 102, 106, 126, 172, 187, 246, 376, 460, 489, 524, 548⫺549, 555⫺556, 568, 678, 708, 714⫺715, 717, 720, 722⫺
723, 746, 759, 772⫺774, 827, 842, 844⫺847, 851, 858, 875 affixe ⫺ cf. allocutive affixe Affrikate 31, 38⫺39, 54, 58, 60, 92, 101, 109, 154, 270, 279, 283⫺284, 319, 366, 389, 466⫺467, 484, 487, 493⫺ 494, 497⫺498, 507, 518, 552, 556, 560⫺561, 580⫺581, 610, 642, 661, 670, 707, 738, 759, 908⫺909, 925⫺926, 937 Affrikatenverschiebung 38 Afrikaans 2, 27, 30 after-perfect 4⫺7, 12, 17⫺21, 23, 186, 188⫺192, 196⫺197, 204, 207⫺208, 217⫺218, 222, 237, 240⫺242, 471, 518, 537, 543, 546, 557, 562, 565, 823⫺824, 826⫺830, 835, 838⫺840, 852, 854, 856, 859, 861, 868⫺871, 873, 876⫺ 880, 882, 887⫺888, 892, 901, 914 Agensdefokussierung 465 Agensnennung 716 Agglutination 130⫺131, 134, 147, 662, 692, 771⫺772, 874, 914, 916, 930 agglutinative morphology 1, 4, 9, 11, 15⫺17, 27, 31⫺32, 40, 54, 58, 60, 62, 66, 68, 75, 81, 92, 96, 102, 109, 111⫺112, 115, 123, 126⫺127, 130, 134, 147⫺148, 151, 158, 179, 181, 184, 186⫺187, 192, 194, 196, 202, 204⫺205, 237, 243, 247, 253, 256, 261, 271, 279, 286, 298, 313, 316, 319, 323, 330, 334, 338, 346, 366⫺367, 371⫺373, 378, 383, 390, 394, 397⫺398, 412, 428, 454, 457, 460⫺463, 470⫺471, 487, 507, 510, 519, 528, 537⫺538, 556, 569, 582, 585, 626, 628⫺629, 631, 635, 643, 649, 653, 660, 662, 665, 672, 682⫺683, 692, 707⫺708, 713, 722, 726⫺727, 730, 739, 747, 750, 760⫺762, 770, 772, 775⫺777, 780, 785⫺787, 789, 800, 802, 816, 821, 824, 827, 832⫺834, 837, 840, 842, 848⫺849, 856, 860, 865⫺ 866, 874⫺875, 879, 882, 884, 886⫺888, 890, 892, 894⫺ 896, 909⫺910, 913⫺914, 927, 938
agglutinierender Typ ⫺ Alt-Kastilisch agglutinierender Typ 32, 126⫺ 127, 133⫺134, 136, 147, 299, 394, 460⫺461, 463, 578, 626, 628, 650, 655, 662, 673, 706, 708, 713, 722, 770⫺771, 804, 906, 908, 913, 916 ⫺ cf. Agglutination Akkusativ-Subjekt 34⫺36, 46, 49⫺50, 53, 55, 57, 60⫺62, 67, 78⫺79, 82, 84⫺90, 93, 95, 102, 111, 113⫺114, 116⫺ 118, 126, 130, 134⫺138, 142⫺143, 145⫺146, 159⫺ 160, 167, 169, 173⫺177, 247, 249, 257⫺259, 261, 263⫺ 264, 266⫺269, 273, 275, 280⫺281, 290⫺292, 294, 297⫺298, 301⫺302, 304, 306, 315⫺316, 337, 339⫺ 340, 347⫺348, 368, 372, 377, 381, 388, 393, 449⫺451, 454, 456, 458, 461, 463⫺465, 469, 471, 473, 476⫺478, 489⫺ 490, 492, 508, 511, 513⫺515, 523, 525⫺526, 538⫺541, 545⫺547, 550, 565⫺567, 579, 582⫺583, 585, 588, 591⫺599, 606, 614, 619⫺ 621, 629, 645, 650⫺651, 654, 664⫺666, 674, 677, 679⫺ 681, 692⫺694, 698⫺700, 708⫺709, 713, 719⫺720, 723⫺724, 735, 739, 745, 764⫺766, 774, 777, 780, 785, 788⫺789, 792⫺796, 807⫺ 812, 818⫺820, 910, 915⫺ 916, 927⫺934, 938 Aktionalität 142, 145, 776, 778 Aktionsart 77⫺78, 89⫺90, 94, 111, 176, 208, 215, 295, 297, 301, 336, 338, 478, 507, 565, 619, 696, 777⫺778, 915, 928, 932, 938 Aktivsprache 36, 53, 57, 61, 173, 175⫺176, 513 aktuelle Satzgliederung 95, 100, 144, 259, 291, 336, 386, 423, 481, 483, 490, 503, 505, 644, 665, 706, 743⫺744, 788, 792, 911, 928, 935, 938 Akut 105, 123⫺124, 282, 582, 640⫺641, 645, 691, 800, 807 Akzent 39, 54, 68, 70, 84, 102, 106, 112, 124, 151, 261, 271, 279, 282, 285⫺286, 308, 334, 366, 369, 460, 510, 534⫺535, 537, 542, 566, 578, 581⫺585, 607, 624⫺625, 635, 645⫺
646, 655, 662, 666, 671⫺672, 681⫺682, 691⫺692, 707⫺ 708, 713, 720, 722⫺723, 734, 742, 760, 800, 807⫺808, 812, 818, 909, 912 ⫺ cf. accentuation Akzentuation 812 ⫺ cf. Akzent Akzentverschiebung 112, 271, 708, 734 Akzentwechsel 535, 807 albanian 750, 797 Albanisch 325, 355, 704, 723, 731, 733, 735⫺736, 741, 743, 746⫺747, 749⫺797 Allegroform 370 allocutive affixe 4, 33⫺34, 94, 102, 126, 187, 376, 460, 489, 524, 548⫺549, 555⫺556, 568, 678, 708, 714⫺715, 717, 720, 722⫺723, 746, 759, 772⫺773, 827, 842, 846⫺ 847, 851, 858⫺860, 864, 875 allocutive form 1, 3⫺4, 8, 10⫺ 15, 17, 19, 21⫺29, 32⫺34, 42⫺45, 49, 51, 53, 56, 59, 63⫺64, 67⫺68, 72⫺74, 76⫺ 81, 84, 89⫺90, 92⫺95, 98⫺ 99, 102, 104, 106⫺107, 109⫺115, 117⫺118, 121, 127, 129⫺131, 134⫺135, 142⫺144, 146, 149, 153, 156, 158, 160⫺164, 166, 168⫺ 173, 177⫺179, 184, 186⫺ 188, 190, 192⫺194, 196⫺ 199, 201⫺208, 213⫺215, 219, 221⫺225, 228⫺229, 233⫺234, 236⫺237, 239⫺ 244, 247⫺248, 251⫺253, 256⫺262, 264⫺269, 271⫺ 275, 278⫺280, 285, 287⫺ 288, 290, 292, 294⫺304, 308, 314, 316, 319⫺322, 326⫺ 328, 330, 332, 334⫺336, 338⫺339, 344, 346⫺349, 351⫺356, 360⫺361, 363, 365, 367⫺376, 378⫺380, 383, 390⫺396, 399⫺400, 402⫺403, 406, 409⫺412, 414⫺416, 419, 427, 429, 433⫺436, 438, 440, 442⫺ 445, 453, 459, 461, 468, 471, 473, 475⫺477, 479⫺480, 484⫺492, 494⫺500, 503, 506⫺508, 510⫺515, 520⫺ 526, 533⫺535, 538⫺545, 548⫺549, 553⫺556, 558, 560⫺566, 571, 574⫺578, 580⫺581, 583⫺584, 586,
947 588⫺598, 603⫺604, 606⫺ 621, 624, 626⫺630, 632, 634⫺635, 640, 643⫺644, 650⫺653, 662⫺666, 668, 671, 673⫺678, 680⫺681, 684, 689, 692⫺698, 702, 705⫺706, 708⫺711, 714⫺ 725, 729, 732, 736, 739⫺743, 745⫺747, 750⫺751, 753, 759⫺782, 785⫺786, 788⫺ 796, 800, 802⫺811, 816⫺ 825, 827⫺829, 831⫺835, 839⫺847, 850⫺864, 866⫺ 867, 869, 871⫺874, 877, 880, 883, 885⫺890, 892⫺900, 908, 910, 913⫺916, 920⫺ 921, 925, 927⫺929, 931⫺ 933, 935⫺939, 943 Allo-Idiom 1, 4, 6⫺7, 10, 19, 23⫺26, 48, 69, 91, 95, 114, 124, 130, 133⫺134, 147, 150, 178, 184, 190⫺191, 196⫺ 197, 199, 212, 217, 222, 224, 264, 278, 303, 316, 340, 380, 387, 414, 430, 450, 456, 460, 465, 468, 473, 532, 535, 573, 575, 601⫺602, 624, 630, 660⫺661, 705⫺706, 726, 729, 752, 758, 768, 780, 800, 825⫺826, 828⫺831, 836, 839⫺840, 842, 846⫺848, 858⫺860, 864, 906, 929, 939 Alltagswortschatz 527, 715, 726 Alphabet 4, 99, 151, 281, 318, 442, 460, 579, 609, 623, 631, 633, 732, 735, 799, 801, 814, 824, 830 Altbulgarisch 731, 733⫺735, 740, 746 Altersadjektiv 165 Altfranzösisch 66, 348, 357, 400, 404⫺413, 443⫺447, 485, 568 Altgriechisch 798⫺822 Alt-Kastilisch 2⫺3, 5⫺7, 9⫺20, 22⫺23, 30, 38⫺39, 42, 45, 47⫺48, 52⫺53, 58, 62⫺63, 73⫺74, 76, 80, 85, 92⫺97, 99, 101, 105, 110, 114, 116, 119, 121, 123⫺124, 126⫺ 127, 131, 134⫺136, 139⫺ 141, 147⫺153, 155⫺156, 158⫺166, 169⫺174, 179⫺ 181, 184, 201, 207, 212, 219⫺220, 224, 227, 229⫺ 230, 242, 248, 251⫺252, 254, 256, 260, 265, 273⫺274, 277, 286, 293, 300⫺301, 309, 311,
Altpolnisch ⫺ analytische Bildung
948 313, 317, 326, 330, 332⫺334, 339, 341, 348⫺349, 355⫺ 358, 361, 368⫺369, 372⫺ 373, 375, 383, 385⫺388, 393, 396⫺397, 399⫺400, 402, 406⫺407, 412⫺413, 417, 428, 434⫺436, 438, 441⫺ 447, 450⫺451, 453⫺458, 460⫺461, 466⫺469, 471, 473, 479⫺481, 483, 485⫺ 493, 495⫺500, 502⫺503, 508, 510⫺513, 515⫺519, 521, 523, 527, 530⫺532, 534⫺536, 538⫺540, 542, 545⫺547, 551⫺553, 555⫺ 559, 561, 567⫺568, 573⫺ 575, 578, 582⫺583, 588, 595⫺596, 601⫺604, 608, 611⫺612, 617, 623⫺624, 627, 629, 631⫺635, 639, 643, 645⫺646, 648, 650⫺654, 658, 662⫺663, 665, 667⫺ 669, 672⫺674, 676⫺677, 680, 685, 688, 698⫺700, 707, 709, 711, 713⫺715, 722, 725⫺726, 731, 733⫺736, 738⫺740, 746, 749⫺750, 760, 763⫺765, 769, 781, 786, 798⫺803, 805, 807, 809⫺ 813, 815, 817⫺822, 826, 830, 834⫺835, 837, 839, 842, 844, 856, 859⫺860, 863⫺864, 867, 875⫺882, 884, 887, 890⫺893, 896, 899, 902, 905⫺906, 908, 911, 913⫺ 915, 919⫺921, 923, 934⫺ 935, 942, 944 Altpolnisch 99, 105, 119, 658, 667, 669, 671⫺673, 676⫺ 677, 680 Altsardisch 387 Alttschechisch 99, 639, 643, 645⫺646, 648, 650⫺652, 654 Ambiguität 69, 93, 471, 541, 591, 930 American Finnish 901⫺903 Amerikanisch 102, 119, 174, 179, 457, 532, 709, 725 Amtsfutur 151 analogischer Umlaut 6, 32⫺33, 45⫺46, 55, 57, 60, 72, 77, 81, 91⫺92, 95, 102, 112, 153, 158, 169, 185, 257, 279, 286⫺288, 295, 389, 394, 460, 646, 648, 650, 666⫺667, 669, 689, 734, 769, 783, 875, 909 Analyse 3⫺5, 7, 11, 14, 19, 21, 23⫺24, 33, 41⫺42, 56, 59⫺
60, 64, 68, 90, 103, 115, 126, 147⫺148, 243⫺245, 247⫺ 248, 257⫺258, 262, 278, 297, 306, 322⫺323, 359, 365, 383, 406, 413, 425, 428, 433, 438, 440, 456, 459⫺460, 463, 468, 500, 510, 523, 544, 550, 563, 600, 622, 660, 662, 673⫺674, 827, 836, 841, 853, 858, 929, 931 analysis 4, 11, 19, 22⫺23, 119, 147⫺148, 184, 187, 194, 196, 202, 207, 230, 233, 241, 245⫺248, 306, 459, 477, 826, 839, 858, 866, 942 analytic incorporation 3⫺4, 9, 11, 13, 17, 63, 147, 186, 192, 202⫺203, 205⫺209, 213⫺ 215, 219⫺223, 233, 235, 237⫺238, 241⫺243, 247⫺ 248, 397, 599, 728, 827, 875 analytic language 1⫺5, 9⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺148, 180⫺ 181, 183⫺203, 205⫺206, 208, 210, 213⫺215, 217, 219⫺220, 222⫺223, 225, 228, 230, 233, 235, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺276, 306⫺ 307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 403, 415, 423, 439, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 599, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺ 853, 857⫺858, 860, 865⫺ 878, 880, 882, 885⫺889, 891⫺905, 917, 942, 944 analytic type 3⫺5, 9⫺11, 13, 17, 21, 33, 35, 63, 96, 126, 139, 147, 173, 185⫺190, 192, 194⫺195, 199, 201⫺203, 205⫺209, 213⫺215, 217⫺ 220, 222⫺225, 227, 229⫺ 230, 232⫺233, 235⫺243, 245, 258, 260, 263, 267, 274, 279, 292, 378, 391, 397, 420, 423, 446, 458, 460, 463⫺464, 472⫺473, 513, 570, 579⫺ 580, 593, 599, 644, 654, 666, 674, 706, 714, 728⫺729, 752, 763, 769, 771, 793, 808, 824⫺825, 827⫺828, 835, 848, 851, 855⫺856, 863⫺
864, 866, 874⫺875, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 916 analytic word order 3⫺5, 7, 9, 11, 13⫺14, 16⫺17, 19, 27⫺ 28, 63, 87⫺88, 94, 98, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 147⫺148, 175, 183⫺ 193, 197, 201⫺208, 211, 213⫺215, 217⫺220, 222⫺ 223, 225, 227, 229⫺230, 232⫺233, 235⫺243, 245⫺ 248, 252, 256, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺ 372, 375, 377⫺379, 385⫺ 387, 389, 391, 393⫺394, 397, 416⫺417, 428, 432⫺433, 436, 453, 456, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 569, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598⫺599, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺827, 829⫺834, 839⫺ 840, 842, 844⫺845, 847⫺ 848, 850, 852⫺856, 858, 860, 862, 864⫺865, 873, 875⫺ 880, 883, 888, 891⫺892, 896, 899, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 analytische Bildung 31⫺34, 40⫺42, 44⫺50, 52, 54⫺56, 58⫺61, 76⫺78, 80, 94, 96, 105, 110⫺112, 115, 126, 133, 136, 138, 140, 142⫺147, 149⫺150, 157⫺158, 160, 164, 168⫺169, 172, 176, 256⫺259, 262, 272, 275, 279⫺280, 284, 287⫺288, 293, 295⫺298, 301⫺302, 306, 325, 327⫺330, 332, 338⫺339, 346, 349, 351, 353⫺354, 364, 366⫺367, 374, 376, 378, 382, 390, 394⫺396, 425⫺427, 434, 437, 440, 456, 460⫺461, 471, 479, 484, 487⫺488, 490, 492, 498⫺499, 501, 505⫺507, 511, 513, 516, 521⫺523, 528, 532, 535, 537⫺538, 540, 543⫺546, 553⫺554, 557⫺ 560, 563⫺565, 567⫺568,
analytische Prädetermination ⫺ artikellose Sprache 574, 578, 583, 586, 589⫺591, 594, 606⫺607, 615⫺619, 627⫺628, 633, 637, 643⫺ 644, 652, 654⫺655, 662⫺ 663, 665, 671⫺678, 680, 682⫺684, 689⫺690, 692, 694⫺698, 700, 702, 706, 715⫺716, 718, 722, 724⫺ 725, 731, 733, 735⫺747, 755, 760⫺763, 766, 768, 770⫺ 771, 774⫺775, 777, 781⫺ 785, 791, 796, 802⫺803, 812, 817, 821, 910⫺911, 914⫺ 916, 936, 938 analytische Prädetermination 33, 41⫺42, 44⫺46, 54, 56, 58⫺61, 126, 143⫺144, 256⫺ 259, 262, 275, 279, 297, 301, 325, 346, 349, 353, 374, 390, 394, 396, 456, 461, 471, 484, 521⫺523, 537, 543, 554, 558, 563⫺564, 567⫺568, 574, 578, 589⫺590, 606, 615⫺ 617, 652, 654⫺655, 662⫺ 663, 665, 672⫺676, 678, 682⫺683, 692, 715, 731, 735⫺736, 739⫺740, 742, 744⫺746, 771, 796, 802, 821, 914, 916 analytischer Sprachtyp 294⫺ 297, 543⫺544, 616⫺617 Analytismus 346, 578, 606⫺ 607, 702, 708, 713, 736⫺739, 745 Analytizität 126⫺127, 130, 147, 458 Anapher 932 Ancient Greek 9, 17, 120, 187, 307, 322⫺323, 325, 357⫺358, 821⫺836, 839⫺ 840, 857, 861, 875, 877⫺878, 898, 902 Andalusisch 450⫺451, 455⫺ 458, 465 Anhebungspassiv 143 Anlautvokal 534 Anredeformel 550 antekonsonantische Hebung 813 antevokalische Hebung 813 antipassive patient 137⫺138, 172, 209, 212⫺213, 220⫺ 221, 242, 859 antipassivized object 1, 5, 14⫺ 15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 195, 198⫺199, 203⫺204, 206⫺ 207, 209⫺215, 217⫺229,
231, 233⫺234, 239⫺240, 242, 244, 246, 465, 474, 479, 524, 746, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺850, 852, 859, 861, 864, 883, 891 Antwortsatz 303 Aorist 644, 652⫺653, 672⫺673, 675, 697, 715, 740⫺742, 746, 753, 763, 769, 772⫺779, 800, 802⫺806, 810, 816⫺817, 820, 843, 857, 862, 928, 938 apocope 200⫺201, 236 Apokopierung 39⫺40, 60 applicative construction 5, 11, 13, 17⫺23, 28⫺29, 147⫺ 148, 189, 196⫺198, 203, 205⫺209, 211⫺215, 217, 219⫺222, 226⫺229, 240, 242, 244, 246⫺247, 338, 402, 429, 459, 474, 478, 827, 832, 835, 847⫺848, 851, 864, 875, 897, 943 appositive relative clause 1⫺6, 9⫺15, 17⫺21, 24⫺25, 27, 32, 42, 59, 85, 96, 115, 175, 181, 184, 189, 196, 202⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺220, 223⫺233, 237⫺ 239, 241⫺242, 254, 260, 302, 321⫺322, 358, 454, 473, 511, 513, 515⫺516, 531, 540, 545, 559, 623, 653, 682⫺683, 778, 801, 811, 823, 827, 832, 840, 844, 847⫺852, 858, 860, 863⫺865, 874, 876, 888, 907, 910, 942 Arabisch 453⫺454, 463, 466, 493, 495⫺496, 498, 526⫺ 527, 712, 727, 919⫺921, 923, 925⫺926, 929, 935⫺936, 938 Aragonesisch 453, 455⫺456, 480⫺482, 486, 497⫺498, 503, 508 Archaismus 150, 160, 367, 373, 386, 453, 495⫺499, 650, 655 argument, bound 8, 19, 21, 24, 28, 83⫺84, 87, 100⫺101, 108, 111, 113⫺115, 176, 190⫺192, 205, 208⫺215, 219⫺221, 223⫺224, 226⫺ 230, 233, 235, 241⫺242, 291, 308, 379, 416, 423, 451, 453, 455⫺457, 463⫺464, 469, 471, 473, 477, 486, 736, 756, 770, 786, 788, 830, 832, 837⫺838, 843⫺851, 855, 858⫺860, 862⫺864, 869, 878, 892, 931
949 Artikel 34, 45⫺46, 49⫺51, 55⫺ 56, 71, 79⫺81, 92, 113⫺114, 124, 126, 130, 134, 139, 147, 149, 159⫺160, 162⫺163, 167, 173⫺174, 256⫺258, 264⫺265, 271, 280, 282, 289⫺290, 293, 306, 309, 314, 316, 349, 353, 366, 373, 378, 391⫺392, 409, 411, 415, 454, 456, 460, 487⫺488, 494⫺ 499, 507, 512, 517, 519, 528, 538⫺540, 546⫺550, 553, 556⫺557, 563, 567⫺568, 584, 634, 664, 693, 701⫺702, 704, 708, 719, 731, 733, 736, 738⫺739, 745⫺746, 781, 785⫺788, 790⫺792, 809, 811⫺812, 819⫺820, 910⫺ 911, 915, 927 artikellose Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34⫺35, 62, 64, 66⫺67, 69⫺70, 73, 75, 82⫺83, 85⫺86, 92, 94⫺ 96, 99, 102, 106, 110, 114⫺ 115, 117⫺119, 122⫺123, 126, 140, 145, 147, 149, 171, 180, 251⫺252, 254⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274, 276⫺279, 281, 298, 300, 306⫺308, 310⫺311, 313⫺ 315, 322⫺323, 325⫺326, 328, 330⫺334, 336, 338⫺ 344, 346, 348⫺350, 352⫺ 360, 365⫺368, 371⫺372, 375, 380⫺382, 385⫺387, 391⫺394, 396⫺398, 400, 403, 405⫺406, 414, 421⫺ 422, 426, 430, 437, 439, 443, 445⫺447, 449⫺460, 463, 472⫺481, 483⫺484, 486⫺ 490, 492, 494, 500, 503, 506⫺508, 510⫺515, 518, 521⫺523, 525⫺533, 536⫺ 538, 541, 543⫺544, 546⫺ 548, 550⫺554, 562⫺563, 565⫺571, 573⫺580, 582⫺ 586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺600, 602, 604⫺605, 607⫺608, 611, 620⫺624, 627⫺628, 630, 632, 635⫺ 639, 641⫺647, 649⫺652, 654⫺655, 657, 660⫺662, 683⫺688, 690⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺ 709, 712, 715⫺720, 722, 724, 727⫺738, 741, 743⫺747, 749⫺750, 752⫺754, 756,
Artikulationsstelle ⫺ Aussagesatz
950 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺792, 794⫺ 796, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺906, 909, 911⫺912, 916⫺917, 919, 921, 926, 931, 936, 939 Artikulationsstelle 284, 533, 535⫺536, 610, 661, 738, 757, 759, 802 aspect 17, 19⫺22, 27⫺29, 110, 119, 190, 197, 203⫺205, 208⫺209, 213, 244, 247⫺ 248, 276, 357, 447, 477, 529, 562, 622, 824, 826, 829, 834⫺835, 837, 840, 843⫺ 844, 847, 851⫺852, 856, 861⫺862, 864, 866, 886, 897, 903, 942 ⫺ cf. grammatical aspect, Aspekt aspectul citadin 533, 562 aspectul rural 22, 436, 533, 562 Aspekt 33, 42, 61, 63, 77, 89⫺ 90, 94, 99, 102, 109⫺111, 123, 150, 158, 169, 176, 178, 181, 251, 258⫺259, 261⫺ 262, 267⫺269, 273, 280, 295⫺297, 301, 305⫺306, 314, 326⫺327, 330, 336⫺ 337, 346, 351⫺352, 376, 390, 415, 420⫺421, 423, 426⫺ 427, 435, 437⫺438, 444, 446⫺447, 471, 476, 483, 490, 502⫺503, 507, 510⫺513, 522, 525, 527, 533, 562⫺563, 565, 568, 619⫺620, 626⫺ 627, 634, 644, 652, 662, 664⫺665, 672, 684, 689, 696, 698, 700, 702, 706, 708, 713, 715, 720, 724, 732, 741, 744, 771, 776, 779⫺780, 802⫺ 803, 810, 910, 917, 928, 939, 943 ⫺ cf. aspect Aspektperiphrase 261⫺262 Aspektsprache 158, 512, 715, 810 aspirated mutation 6, 255⫺257, 260, 263, 266, 271, 275, 280, 284⫺285, 287, 289, 293⫺ 294, 301⫺303, 306, 312⫺ 313, 319⫺320, 323, 831, 853, 880, 901 Aspiration 107, 154⫺156, 270, 275, 318, 320, 333, 345, 370, 417⫺418, 467⫺469, 487, 534, 562, 661, 901 Assibilierung 814
Assimilation 101, 191, 202, 234, 270, 333, 340, 365, 370, 507, 536, 610, 625, 631, 660⫺661, 686, 707, 713, 739, 758⫺759, 814⫺815, 839, 854, 877, 880, 885, 909, 913, 935 Assimilationsprozess 333, 365 Asturisch-Leonesisch 454⫺456, 486 asyndetische Konstruktion 32⫺ 33, 42, 46, 49⫺55, 58, 61⫺ 62, 77, 116, 118, 126, 137⫺ 145, 158, 168, 172⫺178, 181, 246, 259, 261, 264, 267⫺269, 274⫺275, 292, 297⫺298, 301, 303, 306, 314⫺316, 321⫺322, 327, 346, 349, 351⫺354, 367, 372, 374, 377, 395, 397, 451, 465, 469, 471, 473, 478, 489⫺490, 492, 510, 514⫺515, 523, 525⫺526, 592⫺593, 595, 597⫺598, 606, 608, 612⫺613, 619⫺ 621, 654, 662⫺663, 665⫺ 666, 672⫺674, 676, 678, 680⫺683, 690, 692, 694, 699⫺702, 709, 716, 724⫺ 725, 733, 737, 743, 761, 763⫺764, 767⫺768, 770, 776⫺777, 779, 791, 793⫺ 795, 911, 915⫺916, 930⫺ 932, 939 attentional focus 23, 27⫺28, 147, 202, 204, 213, 217, 219⫺220, 228, 239⫺240, 275, 365, 458, 474, 476, 827, 839, 847⫺848, 856⫺857, 860⫺862, 864⫺865, 891 Attribut 11, 44⫺46, 49⫺50, 53, 59, 62, 70, 76⫺77, 79⫺80, 94⫺95, 130, 134, 139, 146, 163⫺165, 167, 173, 190, 203, 205⫺206, 209⫺211, 230, 232, 237, 256⫺257, 264⫺ 266, 291, 304, 306, 330, 373, 418⫺419, 490, 546⫺548, 550, 567, 584, 594⫺595, 621, 629, 680, 693, 700, 721⫺722, 761, 781, 787⫺788, 790⫺ 793, 795, 812, 820, 839, 852, 882, 888, 910, 915⫺916, 932 attribute, adjectival ⫺ cf. adjectival attribute auctoritas 329⫺330, 413, 418 Aufforderungssatz 49, 51, 596 augment 201, 299, 306, 368, 445, 556, 559, 566, 802⫺803, 816, 827, 832, 835, 902
aulicita` 361, 364 Ausbau typologischer Charakteristika 31⫺32, 36⫺38, 40⫺42, 45⫺57, 61⫺62, 64, 67, 96, 104, 114, 119, 125, 139, 142, 158, 163, 172, 252⫺253, 272, 279, 321, 355, 370, 374⫺376, 378, 397, 401, 404, 409, 421, 425, 438, 440, 454, 456, 458, 465, 468, 471, 475, 485, 494⫺497, 500, 511, 514⫺515, 519, 563, 577, 582, 585⫺586, 605, 642, 645, 661, 668, 671, 677, 685, 687, 739, 745, 799, 812, 906, 908, 914, 916⫺917, 920, 924 Ausklammerung 52 Auslaut 37⫺39, 54, 60, 70, 72, 74, 93, 102, 108, 130, 142, 151, 155⫺156, 158, 257, 261, 270, 272⫺273, 281, 285, 290, 310, 312, 334, 339, 348, 385, 387, 389, 394, 411⫺412, 450, 456, 458, 468⫺469, 484⫺485, 487, 495⫺496, 498, 510, 517, 519, 534⫺535, 537, 544, 551⫺552, 556, 558, 560, 563, 567, 586, 625, 627, 630, 632, 660⫺661, 669⫺671, 710, 712⫺713, 735, 739, 755, 758⫺760, 769, 783, 785, 792, 805, 813, 815, 819, 908, 926, 934, 939 Auslaut-Sibilant 7, 37⫺39, 54, 60, 70, 72, 74, 93, 102, 108⫺ 109, 130, 142, 151, 155⫺156, 158, 257, 261, 270, 272⫺273, 281, 285, 290, 310, 312, 333⫺334, 339, 348, 369, 385, 387, 389, 394, 411⫺412, 450, 456, 458, 460, 466, 468⫺469, 484⫺485, 487, 495⫺496, 498⫺499, 510, 517⫺519, 534⫺535, 537, 544, 551⫺ 552, 556, 558, 560, 563, 567, 586, 625, 627, 630, 632, 649, 660⫺661, 669⫺671, 710, 712⫺713, 735, 739, 755, 758⫺760, 769, 783, 785, 792, 801⫺802, 805, 813⫺815, 819, 825, 908, 913, 926, 934, 939 Auslautverhärtung 37⫺39, 54, 60, 70, 74, 102, 281, 625, 630, 670, 713, 758 Ausprägung ⫺ cf. funktionale Ausprägung Aussagesatz 35, 49, 51, 173, 175, 629, 698⫺699, 792 Aussagesatz 596
Aussprachevariante ⫺ basic word order Aussprachevariante 156, 370, 610 Auxiliar 5, 15, 17⫺19, 26⫺27, 142, 144, 147, 174⫺175, 178, 188, 196⫺198, 203⫺204, 217, 239, 258, 261⫺262, 274, 314⫺315, 320, 373, 391, 461, 490⫺491, 543⫺545, 554, 557⫺558, 565⫺567, 644, 652⫺654, 715, 839⫺840, 842⫺844, 847⫺848, 856⫺ 857, 862, 885, 889 avalent verb 4, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺42, 45, 47⫺ 63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺ 105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺124, 126⫺ 130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺ 281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺ 316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺ 347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺ 371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺ 421, 425, 427⫺428, 430⫺ 434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺ 461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺ 493, 495, 497⫺498, 500⫺ 502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺ 535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺567, 569⫺ 570, 574⫺580, 583, 585⫺ 598, 602, 604⫺608, 610⫺ 611, 613, 615⫺621, 625⫺ 631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺ 667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804,
951 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺ 897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 920, 922⫺923, 927⫺935, 937
B back mutation 1, 6⫺9, 19⫺20, 42⫺43, 76, 147, 184⫺185, 192, 199, 204, 219, 232, 234, 239⫺240, 255⫺257, 260, 263, 266, 271, 275, 280, 284⫺285, 287, 289, 293⫺ 294, 301⫺303, 306, 312⫺ 313, 319⫺320, 323, 710, 754, 826, 837, 854, 866, 873⫺874, 877, 880, 898, 940, 942 Balkanismus 704, 731, 735, 738, 745, 780 Balkansprache 579, 591, 618, 704, 719, 722⫺723, 727, 731, 735⫺738, 743⫺747, 750, 770⫺771, 775, 781⫺782, 785⫺786, 788, 791, 794, 796 Baltic language 599, 866⫺869, 874⫺875, 892, 898, 904 Baltic-Finnic (Fennic) continuum 398, 866⫺869, 892, 894, 898, 902, 904 baltische Sprache 114, 573⫺ 578, 580, 582, 584, 586, 588, 590⫺592, 594, 596, 598⫺ 600, 602, 607, 614, 621⫺622, 657, 750 bare-noun 5, 10⫺11, 13⫺14, 17, 19, 22, 27⫺28, 147, 174, 185⫺187, 189⫺190, 192⫺ 194, 203⫺205, 208⫺211, 218, 222⫺223, 229⫺230, 232⫺234, 237, 244, 247⫺ 248, 459, 746, 753, 826, 828, 832⫺835, 839⫺840, 842, 848, 851⫺852, 855⫺856, 861, 863⫺864, 880, 882⫺ 883, 887 basic order of constituents 1, 3⫺7, 9, 11, 14⫺17, 19⫺20, 63, 110, 148, 183⫺184, 187⫺189, 194, 197, 205⫺ 207, 209⫺210, 212⫺213, 217⫺220, 223, 225, 227, 230,
239⫺243, 245⫺248, 306⫺ 307, 321⫺323, 357⫺358, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺ 478, 569, 703, 728, 825, 827, 834, 840, 843, 845, 847⫺848, 850, 852, 854, 856, 860, 862, 864⫺865, 882, 888, 891, 896⫺897, 899, 903, 943 ⫺ cf. basic word order basic typological feature 1⫺3, 5⫺7, 9, 11⫺12, 15⫺16, 19⫺ 21, 24, 26, 101, 107, 110, 147, 183⫺185, 187⫺189, 192, 194, 197, 200⫺202, 204, 207, 209⫺210, 213, 216, 220⫺221, 236, 242⫺243, 248, 321, 335, 357, 383, 398, 450, 459, 463, 473, 475, 477⫺478, 599, 703, 728, 747, 825⫺828, 832⫺834, 838, 843, 848, 850⫺852, 854, 856, 866⫺867, 869, 871, 873⫺ 874, 876, 880, 882, 885⫺886, 892, 897⫺899, 901 basic word order 1, 3⫺7, 9, 14⫺17, 19⫺20, 27⫺28, 63, 87⫺88, 94, 98, 107, 110⫺ 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 148, 175, 183⫺191, 193⫺194, 197, 201⫺207, 209⫺211, 213, 217⫺220, 223, 225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺243, 245⫺ 248, 252, 256, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 328, 331, 345, 356⫺358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺ 372, 375, 377⫺379, 385⫺ 387, 389, 391, 393⫺394, 416⫺417, 428, 432⫺433, 436, 453, 456, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 569, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 703, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺ 735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺827, 829⫺834, 839⫺ 840, 842⫺845, 847⫺848, 850, 852⫺856, 858, 860, 862, 864⫺865, 873, 875⫺880, 882⫺883, 888, 891⫺892, 896⫺897, 899, 902⫺903,
Basisdialekt ⫺ categorial typology
952 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 ⫺ cf. basic order of constituents Basisdialekt 370, 401, 919 Basis-Paradigma 258⫺259 Basis-Wortfolge 5, 12, 15, 34⫺ 35, 50, 86, 96, 99, 111, 115⫺ 116, 118, 122, 127, 167, 174, 177, 201, 205, 207, 228, 239, 257⫺258, 261⫺262, 280⫺ 281, 301, 305, 310, 337⫺338, 343⫺344, 353⫺354, 356, 360⫺361, 365, 370, 376⫺ 377, 391⫺393, 397, 401, 403, 405, 416, 451, 460⫺461, 463⫺464, 472⫺475, 477, 483, 494, 500, 506, 509, 513⫺515, 536, 549, 579⫺ 580, 595⫺596, 599, 621, 627, 637⫺638, 644, 665, 677, 687⫺689, 698, 700, 705, 709, 723, 727, 743, 792, 823⫺824, 834, 843, 859, 871, 875, 898, 911, 915⫺916, 919⫺921, 941 Baskisch 325, 343, 452, 456 Basque 837⫺857, 859⫺861, 863⫺865, 882 Bejahungspartikel 359 Belebtheit 132⫺133, 629, 643, 650, 653, 676, 693 bernola´cˇtina 638 Berufssubstantiv 539 Beseeltheit 708, 719 Betacismus 455 betonter Vokal 753 Betonung 79, 91, 105⫺106, 123, 282, 334, 370, 412, 429, 433, 489⫺490, 503, 510, 581, 607, 625, 630, 649, 662, 672, 692, 755⫺756, 760⫺761, 783, 785, 811, 909 Beziehungssprache 33, 279 Bilinguismus 530, 532, 736 binding condition 4, 23⫺24, 27, 217, 225⫺227, 239⫺240, 307, 826⫺827, 829⫺831, 833, 843, 851, 866, 884, 888, 890, 902 binnenhochdeutsche Konsonantenschwächung 37⫺38, 54, 57, 370 Binnenwanderung 364 blive-passive 19, 21, 28, 177, 182, 203, 205, 207⫺208, 211, 213, 215, 220⫺222, 224⫺ 225, 229, 233, 244, 246, 306, 478, 481, 545⫺546, 554, 590,
606, 663, 681, 842, 845, 849, 862, 884⫺886, 897, 910, 931 Bokma˚l 121⫺123, 127⫺134, 137, 139, 141 Bosnisch 641, 685, 706, 712, 727, 731 brasilianisches Portugiesisch 350, 361, 366, 385, 449, 451, 453, 455⫺457, 463⫺465, 469, 471, 473, 477, 486, 488, 505⫺529, 543, 552, 554 breaking 6 Breton 263, 277, 283, 286, 299, 308⫺319, 321⫺323, 340, 421, 891 Bretonisch 263, 277, 283, 286, 299, 308⫺319, 321⫺323, 340 Bruchzahl 488, 584⫺585, 613, 792 Bulgarian 746 Bulgarisch 559, 591, 618, 626, 632, 642, 685, 704, 731⫺747, 771, 777⫺778, 780, 785, 795, 906 Byzantine 735, 823
C ˇ akavisch 704, 710⫺712, 715⫺ C 716, 720⫺722, 727 case 3⫺4, 9⫺11, 13⫺15, 17, 19, 21⫺24, 26, 28, 107, 120, 148, 180, 182⫺187, 189⫺190, 192⫺197, 205⫺ 207, 209, 212⫺213, 223, 228, 231, 238⫺239, 242, 244, 246⫺247, 276, 288, 335, 355, 383, 398, 476, 545, 564, 746, 823⫺828, 831⫺832, 834⫺ 835, 837, 839⫺843, 845⫺ 846, 848⫺864, 866, 877, 882⫺884, 886 ⫺ cf. Kasus case marking 3⫺4, 9⫺15, 17, 19, 21⫺26, 28, 107, 120, 148, 180, 182⫺187, 189⫺ 190, 192⫺197, 205⫺207, 209⫺210, 212⫺213, 223, 228, 231⫺232, 238⫺239, 242, 244, 246⫺247, 276, 288, 335, 355, 383, 398, 476, 478, 545, 564, 569, 746, 823⫺829, 831⫺832, 834⫺835, 837, 839⫺843, 845⫺846, 848⫺ 864, 866, 877, 882⫺884, 886 ⫺ cf. Kasusmarkierung case system 1, 3⫺4, 6⫺17, 19⫺ 24, 26⫺29, 42, 52⫺53, 56,
64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺ 104, 107, 109, 111⫺112, 120, 124⫺126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147⫺148, 180, 182⫺187, 189⫺197, 199⫺ 207, 209, 211⫺213, 219, 221, 223, 228, 231, 235, 237⫺239, 242⫺244, 246⫺247, 251⫺ 252, 254⫺255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 288, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 335, 342, 344⫺346, 351, 353, 355, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 383, 387, 389⫺390, 395, 398, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺ 460, 463, 466⫺467, 473, 476, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 545, 559, 562, 564, 569, 575⫺576, 578⫺ 580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺ 670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 746⫺747, 749⫺752, 754⫺ 756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 823⫺828, 830⫺835, 837⫺ 843, 845⫺846, 848⫺864, 866, 871, 876⫺878, 880, 882⫺896, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 ⫺ cf. Kasussystem Catalan 345, 396, 481, 483, 503 ⫺ cf. Katalanisch categorial clause 5, 17⫺18, 24⫺ 25, 27, 96, 181, 189, 202⫺ 207, 209, 211⫺213, 216⫺ 217, 219⫺220, 223⫺233, 237⫺240, 242, 321, 358, 840, 847, 849⫺852, 858, 860, 863⫺864, 888, 942 categorial typology 1, 26⫺29, 33⫺36, 53, 62⫺67, 94, 96, 99, 103, 108, 147⫺148, 187, 198⫺200, 203⫺204, 207, 213, 237, 240, 242, 244, 248⫺249, 259, 276, 311, 333, 339, 346, 357⫺358, 360, 379,
category, adjectival ⫺ clause-initial position 381⫺383, 389⫺390, 394, 397⫺398, 458⫺459, 473⫺ 479, 484, 487, 503, 508, 510, 514, 518, 544, 560, 567⫺570, 599, 613, 635, 683, 700, 706⫺708, 713, 715, 717⫺ 718, 722, 727⫺730, 736, 741, 744, 747, 771⫺772, 825, 865⫺866, 874⫺876, 899, 903⫺904, 917⫺918, 931, 942 category, adjectival ⫺ cf. adjectival category category, adverbial ⫺ cf. adverbial category causativization 222 Celtic language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 22⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺ 220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺ 276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 413, 415, 423, 444⫺445, 448, 458⫺ 459, 463, 473⫺479, 568⫺ 570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺ 828, 831, 833⫺834, 836⫺ 838, 840, 842⫺843, 847⫺ 850, 852⫺853, 857⫺858, 860, 865⫺878, 882, 885⫺ 889, 891⫺904, 917, 942, 944 ⫺ cf. Keltische Sprache centaur nominal 10, 35, 46, 48, 51⫺53, 57, 75⫺76, 78, 80⫺ 82, 85, 92, 94⫺95, 111, 137, 142, 144, 146, 158, 179, 202⫺203, 205, 207⫺212, 215, 223, 229, 232⫺234, 237, 243, 247⫺249, 256⫺259, 261⫺266, 268⫺269, 271, 275⫺276, 291⫺292, 299, 302, 305⫺306, 334⫺335, 337, 346⫺347, 354, 365, 377⫺378, 380, 383, 390⫺ 392, 394, 396, 457⫺458, 463, 465, 471, 490, 513, 515, 525, 539, 543, 546, 578, 584⫺585, 594, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 622, 626⫺627, 643, 650⫺654, 665, 677, 684, 692, 699⫺701, 709, 714, 720, 723⫺725, 731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746, 761, 770⫺ 771, 780⫺782, 784, 787⫺ 789, 791⫺792, 796, 800, 802,
807, 810⫺811, 818, 820⫺ 821, 827, 832⫺835, 840, 856, 861, 864, 882, 887, 890, 892, 910, 927, 929⫺933, 938⫺ 939, 944 chaıˆne phone´tique 366, 397, 444, 447, 822 Champagnisch 401, 407, 411⫺412 change in progress 2⫺4, 6⫺9, 12, 16⫺19, 21⫺22, 27⫺29, 108, 147⫺148, 158, 176, 184, 186⫺187, 190, 192⫺193, 195⫺197, 199, 205, 213, 215, 234, 236, 241, 243, 245, 267, 297, 374, 403, 407, 419, 450, 456, 473, 476, 478, 490, 514, 610, 648⫺649, 655, 660⫺ 661, 665, 728, 770, 776, 779, 823⫺824, 828⫺829, 832⫺ 833, 839, 843, 846, 854, 864, 871, 875, 880, 883, 885⫺886, 888⫺889, 923, 935, 937, 940 characterological typology 1, 26⫺29, 33⫺36, 53, 62⫺67, 94, 96, 99, 103, 108, 147⫺ 148, 187, 198⫺200, 203, 207, 213, 237, 242⫺244, 248⫺ 249, 259, 276, 311, 333, 339, 346, 357⫺358, 360, 379, 381⫺383, 389⫺390, 394, 397⫺398, 458⫺459, 473⫺ 479, 484, 487, 503, 508, 510, 514, 518, 544, 560, 567⫺570, 599, 613, 635, 683, 700, 706⫺708, 713, 715, 717⫺ 718, 722, 727⫺730, 736, 741, 744, 747, 771⫺772, 825, 865⫺866, 874⫺876, 899, 903⫺904, 917⫺918, 931, 942 child-language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺ 20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺148, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺276, 306⫺ 307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 423, 444⫺ 445, 458⫺459, 463, 473⫺ 479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺853, 857⫺ 858, 860, 865⫺878, 882, 885⫺904, 917, 942, 944
953 Chilenisch 450 Chinese 14 Chinesisch 32, 507 circumstant-subject 1, 5, 11⫺ 12, 14, 17, 19⫺20, 23⫺26, 64, 96, 186⫺189, 195, 198⫺ 199, 203⫺207, 209⫺214, 217⫺221, 223⫺231, 233⫺ 234, 239⫺240, 242, 244, 246⫺247, 249, 464, 473⫺ 474, 476, 479, 746, 827, 836, 840, 847⫺852, 859, 862, 886, 888, 891, 898, 932, 942 clause-initial position 3⫺7, 9, 11, 17⫺18, 23⫺25, 27, 32, 45⫺46, 51, 53, 55, 73, 77⫺ 79, 83⫺86, 88, 93⫺94, 96, 100, 102, 104⫺106, 109, 113⫺116, 118, 124, 136⫺ 137, 140⫺142, 146⫺147, 154, 157, 168, 175, 179, 181, 185, 188⫺191, 196, 198, 200⫺203, 205⫺207, 209⫺ 220, 223⫺234, 236⫺244, 246, 254⫺255, 257, 259, 262⫺273, 275, 280⫺281, 284, 286, 289⫺294, 297⫺ 298, 301⫺306, 312⫺313, 315, 319, 321, 323, 327, 332⫺333, 335, 337, 339⫺ 341, 344, 346, 354, 356, 358, 366⫺367, 377⫺378, 391⫺ 393, 397⫺398, 414, 449, 451, 453, 456, 458⫺459, 463⫺ 464, 467⫺468, 471, 473⫺ 474, 477, 480⫺481, 483, 488⫺494, 497, 508, 513, 515, 523, 528, 536, 540, 543⫺547, 554⫺555, 557⫺559, 563⫺ 565, 567⫺568, 575, 577⫺ 578, 582⫺583, 591, 595, 606, 625⫺627, 629⫺630, 640, 642, 644⫺646, 654, 660⫺ 661, 665⫺666, 668, 672, 676⫺677, 680⫺681, 684, 692⫺694, 698⫺700, 712, 716, 720⫺721, 724⫺725, 731, 733, 735⫺736, 738, 741, 743, 745, 751⫺754, 756, 758, 769⫺770, 788⫺789, 791⫺ 792, 800⫺802, 807, 812, 814, 820⫺821, 824, 826⫺827, 829⫺830, 839⫺840, 847⫺ 853, 855⫺856, 858, 860⫺ 861, 863⫺864, 868, 875⫺ 876, 878, 880, 882, 884⫺885, 887⫺888, 890⫺891, 902, 910⫺911, 931, 933, 940
clefting ⫺ consonant
954 clefting 5, 228 clitic 196, 217, 243, 398, 827 cluster 4, 9, 185, 625, 631, 826, 828⫺829, 831, 839, 866, 868⫺870, 877⫺878, 881⫺ 882, 892, 902 colloquial (or conversational) Finnish 17, 189, 247, 306, 825, 833, 866⫺899, 901 Common Fennic 9, 11, 14⫺15, 18, 22⫺25, 189, 191⫺192, 194, 196⫺197, 203, 205⫺ 207, 209⫺210, 212, 232, 237⫺238, 463, 824, 826, 829, 832, 835, 854, 856⫺857, 866⫺868, 874, 884, 904, 921 common gender 9⫺11, 14⫺15, 18, 22⫺25, 27, 29, 120, 186⫺187, 189, 191⫺194, 196⫺197, 203, 205⫺207, 209⫺210, 212, 222, 230, 232, 237⫺238, 247, 463, 746, 824, 826, 829, 832, 835, 840, 845, 854, 856⫺857, 868, 874, 882, 884, 921 ⫺ cf. Genus communication field 4, 18, 22, 119, 183, 205, 207, 212, 216⫺219, 223, 225⫺226, 228⫺233, 237, 240⫺241, 338, 357, 830, 866, 874, 888, 896⫺897, 902 comparative formation 3⫺4, 7, 10⫺12, 17, 25, 29, 147, 180⫺181, 201⫺202, 205⫺ 207, 211, 214, 221⫺224, 233, 241⫺243, 247⫺248, 402, 433, 442⫺445, 673, 728⫺ 729, 827, 859, 868, 873, 875 comparison 1, 5⫺6, 8⫺9, 14⫺ 15, 23, 25, 29, 206, 211, 217, 224, 241, 871, 876, 891 complementizer 212, 219, 224⫺ 225, 230, 851, 863 complex perfect 4, 7, 9⫺10, 12, 14, 17⫺21, 23, 28, 197, 201⫺204, 207⫺208, 211, 214⫺216, 219, 221⫺222, 233, 237, 240⫺241, 243⫺ 244, 246, 248, 471, 518, 537, 543, 546, 557, 562, 565, 823, 826⫺829, 832, 835, 838⫺ 839, 841, 844, 848, 851, 853, 856, 860⫺861, 864⫺866, 871, 877, 880, 882, 884, 895, 901, 914 complex predicate formation 4, 7, 9⫺12, 14, 17⫺19, 25, 28⫺ 29, 187⫺188, 196, 201⫺205,
207⫺217, 219, 221⫺224, 229, 232⫺233, 237, 241⫺ 244, 246⫺248, 402, 433, 442⫺445, 673, 729, 823, 826⫺829, 832, 839, 841, 844, 847⫺848, 851⫺853, 856, 859⫺860, 864⫺866, 877, 880, 882, 884, 895, 901 complex sentence 4⫺5, 7, 9⫺ 10, 12, 14, 17⫺24, 26⫺28, 187⫺189, 196⫺198, 201⫺ 203, 207⫺208, 211⫺212, 214⫺219, 221⫺227, 230, 233, 236⫺237, 239⫺248, 323, 476, 746, 823, 826, 828⫺829, 832, 839, 841⫺ 844, 847⫺849, 851⫺852, 853, 856, 858, 860⫺866, 877⫺880, 882, 884⫺885, 888, 891, 895⫺896, 901 complex term formation 2⫺4, 7⫺12, 14, 16⫺19, 23, 25, 28⫺29, 47, 89, 94, 98⫺99, 101, 106, 115, 126, 138, 151, 158, 176⫺177, 183⫺184, 188⫺189, 192⫺193, 196, 201⫺205, 207⫺208, 211, 214⫺216, 219⫺224, 229, 231, 233⫺234, 237, 239, 241⫺244, 246⫺248, 253, 255, 257, 280, 286, 295, 328, 330, 356, 368, 376, 386, 402, 421, 423⫺424, 428⫺433, 441⫺445, 450, 457, 460, 468, 571, 624, 630, 645, 662, 665⫺666, 673, 705⫺706, 713, 729, 746, 771, 777, 779, 786, 788, 799, 823⫺824, 826⫺829, 831⫺833, 835, 839, 841, 844, 848⫺849, 851, 853, 856, 859⫺860, 864⫺ 866, 873, 877, 880, 882, 884⫺885, 891, 895, 897, 901⫺902, 910 composite syntagm 19, 88, 133, 201, 223⫺229, 242, 248, 321⫺323, 338, 365, 368, 377, 391⫺392, 434, 459, 490⫺ 491, 515, 525, 547, 563⫺564, 613, 629, 632, 739, 784, 849, 911 compound accentuation 14, 187, 201⫺204, 207⫺208, 212, 215, 217, 219⫺220, 235⫺236, 240⫺245, 247⫺ 248, 835, 854, 902 compound past 2, 4, 11⫺14, 17, 19⫺20, 22, 26, 28, 187,
196, 201⫺205, 207⫺208, 212, 215, 217, 220, 225, 235⫺236, 240⫺245, 248, 276, 321, 460, 465, 527, 587, 599, 795, 825⫺827, 831⫺ 833, 835, 838, 843⫺844, 846, 854, 857⫺859, 862, 902, 942 compounding 14, 187, 201⫺ 202, 207⫺208, 241⫺244, 248 concord 10, 12, 21, 26, 245, 396, 570, 882, 888⫺889, 895⫺896 configurational syntax 1, 5, 17, 19, 27, 29, 31, 34⫺36, 49, 56⫺57, 59, 61⫺63, 65⫺66, 68, 73, 76⫺77, 82⫺83, 87⫺ 88, 94, 96⫺99, 102, 115, 117⫺119, 123, 127, 148, 151, 173, 177, 179⫺181, 184, 187, 192, 197⫺198, 208, 229, 238⫺239, 242⫺247, 253, 263, 276, 280, 301, 305⫺307, 314, 316, 321, 323, 328, 330, 337⫺338, 340, 354, 357, 367⫺368, 375, 377⫺378, 383, 391, 397⫺398, 426, 429, 441, 457, 462⫺463, 474⫺ 477, 479, 490, 502, 507⫺508, 513, 524⫺525, 528, 546, 562, 570⫺571, 577, 579, 596, 620⫺621, 624, 629, 632, 635, 644, 654⫺656, 658, 660, 665, 679, 682⫺683, 686, 700, 702, 706, 709, 722, 726⫺727, 743⫺744, 747, 750, 792, 794, 796, 800, 809, 822, 824, 827, 834, 847, 849, 852, 865, 897, 902, 911, 915, 917, 929⫺930, 939, 941⫺942, 944 ⫺ cf. Konfigurationalität conjunction 20, 27, 197, 203, 212, 217, 223⫺225, 232, 237, 239, 241⫺242, 840, 859, 875, 880 ⫺ cf. Konjunktion connector field 22, 27, 119, 205, 207, 212, 216⫺219, 223, 225⫺226, 228⫺233, 237, 240⫺241, 338, 830, 866, 874, 888, 897, 902 Consecutio Temporum 44, 61, 77, 420, 778 ⫺ cf. Zeitenfolge consonant 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 101, 107⫺108, 185, 190⫺ 192, 201⫺202, 236, 306, 334, 381, 417, 825⫺826, 828⫺ 829, 831, 834, 838⫺839, 853⫺854, 871, 875, 877⫺
consonant gradation ⫺ copular verb construction 878, 880, 882, 885, 892, 895, 901 ⫺ cf. Konsonant consonant gradation 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 101, 107⫺108, 185, 190⫺191, 201⫺202, 206, 236, 306, 334, 381, 417, 488, 802, 809, 825⫺826, 828⫺ 829, 831, 834, 838⫺839, 853⫺854, 871, 875, 877⫺ 878, 880⫺882, 885, 892, 895, 901 consonant system 1, 3⫺4, 6⫺ 12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺24, 26⫺27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺ 104, 107⫺109, 111⫺112, 124⫺126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺212, 219, 221, 235⫺237, 243, 246, 251⫺ 252, 254⫺255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 334⫺335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 381, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416⫺417, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺ 460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺ 648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824⫺834, 838⫺841, 850⫺ 854, 856⫺857, 859⫺860, 864, 871, 875⫺878, 880, 882⫺887, 892, 894⫺895, 901⫺903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 ⫺ cf. Konsonantensystem consonantal conjugation 9, 11, 187⫺188, 201⫺202, 236,
825, 829, 840, 842⫺845, 857, 859, 861, 864, 877, 880 con-subject 1⫺29, 44, 53, 61, 63⫺64, 77, 96, 101, 107⫺ 108, 110, 120, 147⫺148, 179, 183⫺237, 239⫺249, 252, 270⫺276, 299, 306⫺308, 310, 322⫺323, 329⫺330, 334⫺335, 337⫺338, 357, 359, 361, 367, 372⫺374, 380⫺383, 387, 394, 396⫺ 398, 400, 402, 405⫺406, 410⫺411, 414, 416⫺419, 422⫺426, 429⫺431, 436, 439, 441⫺442, 444⫺445, 451, 457⫺459, 464⫺465, 469, 471, 473⫺479, 484⫺ 485, 489, 491, 495, 502⫺503, 507, 512, 514, 518, 521, 527, 529, 537, 540, 546, 549, 554, 559, 568⫺571, 599, 601, 621, 703, 728⫺729, 746, 778, 785, 823⫺867, 869⫺875, 877⫺ 878, 880, 882, 884⫺892, 894⫺899, 901⫺903, 911, 917, 932, 942 consuetudo 329⫺330, 337, 418 conversion 16 ⫺ cf. Konversion coordination 223, 229 ⫺ cf. Koordination coordinator 212, 223 co-predicate 2⫺4, 6⫺7, 9⫺11, 14⫺15, 17⫺19, 22⫺29, 44, 53, 61, 63, 67, 69, 71⫺72, 74, 76⫺77, 90, 93, 96, 101, 107⫺108, 110, 119⫺120, 122⫺123, 131⫺133, 147⫺ 148, 153, 179⫺181, 183⫺ 249, 252, 256, 262, 270⫺276, 279, 281, 283, 286, 294⫺295, 299⫺300, 303⫺304, 306⫺ 311, 322⫺323, 325⫺330, 334⫺335, 337⫺339, 341⫺ 342, 345, 352⫺353, 356⫺ 359, 361, 364, 367⫺368, 370, 372, 374, 376⫺384, 394⫺ 398, 400⫺407, 409⫺419, 421⫺427, 429⫺434, 436⫺ 448, 451⫺452, 455⫺460, 463⫺465, 469, 471, 473⫺ 479, 484⫺485, 489⫺491, 494⫺497, 500⫺503, 505⫺ 507, 509⫺519, 521, 523, 526⫺530, 536⫺538, 540, 542⫺543, 546⫺555, 557, 559, 561, 563⫺566, 568⫺ 571, 582, 599, 601⫺602, 611, 621, 634⫺635, 663, 680⫺
955 681, 686, 698, 700⫺701, 703, 706⫺707, 711, 714⫺715, 720⫺721, 724⫺725, 728⫺ 729, 735, 737, 744, 747, 778, 785, 801, 823⫺869, 871⫺ 878, 880, 882⫺892, 894⫺ 899, 901⫺903, 907, 911, 917, 921, 932, 942 co-predicate position 2⫺4, 6⫺ 7, 9⫺11, 14⫺15, 17⫺19, 22⫺29, 32, 44⫺46, 51, 53, 55, 61, 63, 67, 69, 71⫺74, 76⫺79, 83⫺86, 88, 90, 93⫺ 94, 96, 100⫺102, 104⫺110, 113⫺116, 118⫺120, 122⫺ 123, 131⫺133, 136⫺137, 140⫺142, 146⫺148, 153⫺ 154, 157, 168, 175, 179⫺181, 183⫺249, 252, 254⫺257, 262⫺276, 279⫺281, 283, 286, 289⫺295, 297⫺313, 315, 322⫺323, 325⫺330, 332⫺335, 337⫺342, 344⫺ 346, 352⫺354, 356⫺359, 361, 364, 366⫺368, 370, 372, 374, 376⫺384, 391⫺398, 400⫺407, 409⫺419, 421⫺ 427, 429⫺434, 436⫺449, 451⫺453, 455⫺460, 463⫺ 465, 467⫺469, 471, 473⫺ 481, 483⫺485, 488⫺492, 494⫺497, 500⫺503, 505⫺ 519, 521, 523, 526⫺530, 536⫺538, 540, 542⫺555, 557⫺559, 561, 563⫺571, 575, 577⫺578, 582⫺583, 591, 595, 599, 601⫺602, 606, 611, 621, 625⫺627, 629⫺ 630, 634⫺635, 640, 642, 644⫺646, 654, 660⫺661, 663, 665⫺666, 668, 676, 680⫺681, 684, 686, 692⫺ 694, 698⫺701, 703, 706⫺ 707, 711⫺712, 714⫺716, 720⫺721, 724⫺725, 728⫺ 729, 731, 733, 735⫺738, 741, 743⫺745, 747, 751⫺754, 756, 758, 769⫺770, 778, 785, 788⫺789, 791⫺792, 800⫺ 802, 807, 812, 814, 820⫺821, 823⫺869, 871⫺878, 880, 882⫺892, 894⫺899, 901⫺ 903, 907, 910⫺911, 917, 921, 931⫺933, 940 copular verb construction 4⫺5, 11⫺13, 15, 17⫺23, 28⫺42, 45, 47⫺63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100,
copulative construction ⫺ Dänisch
956 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺ 124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺ 180, 183, 185⫺190, 196⫺ 198, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺223, 225⫺230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺ 281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺ 316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺ 347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺ 371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺ 421, 425, 427⫺434, 437⫺ 440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺ 465, 467⫺474, 477⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺ 498, 500⫺502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺ 532, 534⫺535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺ 567, 569⫺570, 574⫺580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺ 608, 610⫺611, 613, 615⫺ 621, 625⫺631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺ 726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺796, 798, 800, 802⫺ 804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺ 840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺ 865, 875, 878, 880, 883⫺891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺ 911, 913⫺915, 920, 922⫺ 923, 927⫺935, 937 copulative construction 5, 11, 13, 17⫺23, 28⫺29, 147⫺ 148, 189, 196⫺198, 203, 205⫺209, 211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 226⫺229, 240, 242, 244, 246⫺247, 338, 358, 402, 429, 459, 474, 478,
827, 832, 835, 847⫺848, 851, 864, 875, 897, 943 coreference control 186, 219, 226, 382, 849, 942 cosubordnation count/mass distinction 1⫺5, 7, 9, 11, 13⫺15, 19, 28⫺29, 63, 113⫺114, 148, 183⫺184, 189⫺190, 193⫺194, 197, 201, 204⫺206, 208⫺209, 213, 223, 225⫺226, 229, 237, 239, 247⫺248, 257, 277, 306⫺307, 335, 357⫺358, 364, 369, 379, 381, 388, 417, 423, 434, 474⫺476, 480, 496, 501, 528, 532, 549, 562⫺563, 569, 587, 635, 684, 687⫺688, 693, 701, 703, 718, 728, 746, 824⫺825, 828, 831⫺833, 839, 843, 845⫺846, 853⫺ 854, 856, 860, 864⫺865, 867, 872, 876, 878, 889, 895, 902, 909, 913, 916, 919, 927, 944 countability 237, 247 count-mass system 1⫺12, 14⫺ 17, 19⫺20, 22⫺24, 26⫺29, 42, 52⫺53, 56, 63⫺64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107, 109, 111⫺114, 124⫺ 126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147⫺148, 183⫺187, 189⫺ 195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺212, 219, 221, 226, 235, 237, 243, 246⫺248, 251⫺ 252, 254⫺255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276⫺277, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306⫺307, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 335, 342, 344⫺346, 351, 353, 357⫺ 358, 360, 364, 367, 369⫺370, 372, 375, 378⫺379, 381, 387⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 423, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺ 460, 463, 466⫺467, 473⫺ 476, 480, 483, 485, 488⫺489, 496, 498, 501, 520, 523, 528, 532, 541, 549, 559, 562⫺563, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586⫺587, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺ 670, 673, 676, 683⫺684, 687⫺688, 690⫺691, 693⫺ 694, 696, 698, 701⫺703,
706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 718, 720⫺721, 726⫺ 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺ 759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824, 826⫺828, 830, 832⫺833, 838⫺841, 843, 845⫺846, 850⫺854, 856⫺857, 859⫺860, 864⫺ 865, 867, 871⫺872, 876⫺ 878, 880, 882⫺887, 889, 894⫺895, 901⫺903, 909⫺ 910, 913, 915⫺917, 919, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 Croatian 729 cross-domain correlation 1, 3, 9⫺12, 17, 19⫺20, 23⫺25, 28⫺29, 96, 209, 212, 217⫺ 219, 223⫺228, 230⫺233, 236, 239, 243, 246⫺248, 323, 415, 439, 447, 475, 703, 829, 832, 842, 846⫺848, 856⫺ 859, 866, 871⫺872, 874, 887, 897, 902, 943 Cypriot 823, 832 Czech 655, 878
D da-Konstruktion 32⫺33, 42, 46, 49⫺55, 58, 61⫺62, 77, 116, 118, 126, 137⫺145, 158, 168, 172⫺178, 181, 246, 259, 261, 264, 267⫺269, 274⫺275, 292, 297⫺298, 301, 303, 306, 314⫺316, 321⫺322, 327, 346, 349, 351⫺354, 367, 372, 374, 377, 395, 397, 451, 465, 469, 471, 473, 478, 489⫺490, 492, 510, 514⫺515, 523, 525⫺526, 592⫺593, 595, 597⫺598, 606, 608, 612⫺ 613, 619⫺621, 654, 662⫺ 663, 665⫺666, 672⫺674, 676, 678, 680⫺683, 690, 692, 694, 699⫺702, 709, 716, 724⫺725, 733, 737, 743, 761, 763⫺764, 767⫺768, 770, 776⫺777, 779, 791, 793⫺ 795, 911, 915⫺916, 930⫺ 932, 939 Dakorumänisch 532⫺533, 551, 553⫺554, 559, 769, 771, 776 Dalmatisch 551⫺552, 906 Dänisch 30, 85, 121⫺122, 127, 131, 150, 173
Danish ⫺ deponent verb Danish 11, 183, 199⫺249, 878 Dativ 10, 14, 19, 24, 27, 34, 40, 46, 53, 55, 57, 60⫺61, 84⫺ 88, 90, 92, 102, 111, 113⫺ 114, 130⫺131, 152, 159⫺ 160, 163, 168, 173, 175⫺176, 179, 192, 195, 206, 209, 212, 214, 220, 242, 249, 257, 290, 335, 340, 348, 471, 513, 523, 538⫺541, 545⫺548, 553, 557⫺558, 560, 563⫺565, 568, 570, 579, 583, 587⫺588, 595, 597⫺598, 606, 608, 619⫺621, 629, 651, 664, 666, 692, 698⫺699, 708, 711, 720, 722⫺723, 731, 733, 736, 745⫺746, 760, 777, 787, 789, 802, 807⫺808, 810, 818⫺ 820, 832, 840⫺841, 844⫺ 847, 850, 855⫺856, 858, 862, 883, 910⫺911, 927, 929, 938, 941 dative-shifted object 1, 5, 10, 14⫺15, 17, 19, 21, 23⫺27, 29, 85, 96, 148, 160, 168, 180, 186, 188, 192, 195, 198⫺199, 203⫺204, 206⫺ 207, 209⫺215, 217⫺229, 231, 233⫺234, 239⫺240, 242, 244, 246, 465, 474, 479, 524, 720, 746, 827, 830, 832, 834⫺835, 840⫺841, 844⫺ 850, 852, 855⫺856, 858⫺ 859, 861⫺862, 864, 871, 883, 891, 898 dative-shift recipient 4, 7⫺8, 10, 14, 17, 19⫺20, 23⫺24, 27, 29, 85, 120, 160, 168, 192, 195, 206, 209, 212, 214, 220, 229, 235, 239, 242, 247, 263, 450, 720, 746, 826, 832, 835, 840⫺841, 844⫺847, 850, 855⫺856, 858, 862, 871, 883, 897⫺898, 900 Deaspirierung 155 debitiv 618⫺619 declarative 5, 9, 17, 180, 188, 202, 217, 219, 236, 239, 891 declension type 5, 9⫺11, 21, 33, 35, 63, 96, 126, 139, 147, 173, 185⫺190, 192, 194⫺ 195, 199, 201, 207⫺209, 213, 215, 217⫺220, 222⫺225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺ 236, 239⫺243, 245, 258, 260, 263, 267, 274, 279, 292, 378, 391, 420, 423, 446, 458, 460, 463⫺464, 472⫺473, 513,
957 570, 579⫺580, 593, 644, 654, 666, 674, 706, 714, 729, 752, 763, 769, 771, 793, 808, 824⫺825, 827⫺828, 833, 835, 848, 851, 855⫺856, 863⫺864, 866, 874⫺875, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 916 definite article 1, 10, 14, 22, 26⫺27, 130, 181, 185⫺187, 192⫺194, 201⫺202, 205⫺ 207, 229⫺233, 236⫺237, 246, 265, 316, 398, 463, 477, 569, 809, 811⫺812, 827, 834⫺835, 840, 849, 856, 883, 887, 891, 896 ⫺ cf. Artikel definiteness 186⫺187, 205⫺207, 229, 231⫺232, 237, 840, 849, 891⫺892, 896 Definitheitssuffix 133, 139 degrammaticalisation 11 deixis, local 9, 14⫺15, 22, 24, 28, 90, 192, 197, 200, 209, 213, 232, 236, 323, 350, 366, 402, 423, 436, 498, 696, 789⫺790, 809, 828, 830, 832⫺834, 851, 857, 869, 871, 873⫺874, 882⫺884, 895, 899, 901 Dekausativierung 89 Deklination 34, 44⫺47, 55⫺56, 78⫺79, 93, 134⫺135, 158⫺ 164, 256⫺257, 277, 287, 306, 332, 346⫺348, 371, 485, 507, 511⫺513, 519, 522⫺524, 539⫺540, 563, 568, 578, 583⫺584, 608, 611, 613⫺ 614, 631, 643, 649⫺651, 653, 662⫺664, 674⫺677, 695, 708, 719⫺722, 781⫺792, 802, 807⫺809, 818⫺820, 910, 914⫺915, 927, 929 Deklinationsart 134⫺136 Deklinationsklasse 134, 158, 346⫺347, 371, 608, 631, 708, 721, 785, 807 delabialisierter Vokal 31⫺32, 36⫺39, 41, 54, 69⫺75, 78, 81, 90⫺91, 99⫺100, 102⫺ 107, 111⫺112, 123⫺125, 129, 131, 134, 143, 147, 151⫺153, 155⫺157, 162, 254, 256, 259⫺260, 262⫺ 263, 270⫺273, 279, 281⫺ 283, 285⫺286, 288⫺290, 292, 297, 310⫺312, 317⫺ 318, 332⫺335, 339⫺344, 357, 365⫺366, 370⫺371,
389, 394, 409⫺412, 447, 457⫺458, 460⫺461, 466, 468⫺470, 485, 487⫺489, 493, 496⫺498, 510, 512, 516⫺517, 519, 533⫺534, 536⫺539, 542, 544⫺545, 551⫺552, 560⫺561, 563, 568, 575, 578, 580, 582, 586, 607, 609⫺610, 624, 627, 630, 639⫺642, 645⫺649, 660⫺ 662, 665⫺671, 682, 684, 688, 690⫺691, 701, 707⫺710, 712⫺713, 720, 734⫺736, 738, 740, 745, 751⫺756, 759⫺760, 768⫺769, 773, 782⫺784, 800⫺803, 805⫺ 806, 808⫺809, 812⫺816, 819, 908⫺909, 912⫺914, 924⫺927, 934 Demonstrativum 134, 258, 289⫺290, 488, 498, 538, 541, 547⫺548, 550, 553, 556⫺ 557, 563, 565, 567⫺568, 910 Demonstrativartikel 538, 553, 556, 563, 565, 567 demonstrative pronoun 4, 7⫺ 16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 147, 185⫺186, 189⫺196, 203, 205⫺207, 209, 217, 219, 223, 225, 227, 230, 232⫺233, 236⫺237, 240⫺241, 243⫺ 244, 247, 322, 412, 442, 474, 545, 827, 829⫺831, 833⫺ 834, 838⫺839, 842, 845⫺ 846, 848, 850⫺851, 853⫺ 854, 856⫺858, 860, 863, 882, 885⫺891, 895⫺897, 902 Demonstrativpronomen 166⫺ 167, 173, 289⫺290, 353, 372, 392, 541, 613, 699, 701⫺702, 820, 930 dependent marking 4, 10⫺12, 15, 23, 25, 201, 203, 205⫺ 207, 209⫺210, 212, 215, 217, 223⫺224, 229⫺230, 232, 236, 238⫺239, 335, 478, 569, 746, 811, 827⫺829, 832, 834⫺835, 849, 852, 862, 864, 888, 896 deponent verb 4, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺42, 45, 47⫺63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺ 86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺ 124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺
Derivation/derivation ⫺ Deutsch
958 180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺ 215, 217, 219⫺222, 225⫺ 228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺ 311, 314⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺ 354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺371, 373⫺374, 376⫺ 380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺421, 425, 427⫺428, 430⫺434, 437⫺440, 446⫺ 447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺465, 467⫺ 474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺498, 500⫺502, 506⫺508, 510⫺ 517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺535, 541⫺550, 554⫺ 559, 561⫺562, 565⫺567, 569⫺570, 574⫺580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺608, 610⫺611, 613, 615⫺621, 625⫺631, 634⫺638, 643⫺ 647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺676, 678⫺ 686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺ 716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺ 897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 920, 922⫺923, 927⫺935, 937 Derivation/derivation 34, 47⫺ 48, 55, 72, 102, 161, 185, 187, 201⫺202, 207, 222, 248, 280, 299⫺300, 306, 313, 318, 338, 348, 368, 375⫺376, 390, 461, 513, 519, 524, 549, 627, 633, 644, 652, 662, 664, 677⫺678, 697⫺698, 802, 807, 854, 884, 887⫺888, 902, 909⫺911, 914 derived nominal 4, 10, 35, 46, 48, 51⫺53, 57, 75⫺76, 78,
80⫺82, 85, 92, 94⫺95, 111, 137, 142, 144, 146, 158, 179, 203, 205, 207⫺212, 215, 219, 223, 229, 232⫺234, 237, 243, 247⫺249, 256⫺259, 261⫺ 266, 268⫺269, 271, 275⫺ 276, 291⫺292, 299, 302, 305⫺306, 334⫺335, 337, 346⫺347, 354, 365, 377⫺ 378, 380, 383, 390⫺392, 394, 396, 457⫺458, 463, 465, 471, 490, 513, 515, 525, 539, 543, 546, 578, 584⫺585, 594, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 622, 626⫺627, 643, 650⫺ 654, 665, 677, 684, 692, 699⫺701, 709, 714, 720, 723⫺725, 731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746, 761, 770⫺ 771, 780⫺782, 784, 787⫺ 789, 791⫺792, 796, 800, 802, 807, 810⫺811, 818, 820⫺ 821, 826⫺829, 832⫺835, 840, 854⫺856, 861, 864, 882, 887, 890, 892, 910, 927, 929⫺933, 938⫺939, 944 Determination/defermination 205, 209, 228, 231, 237, 248, 390 determiner 15, 203, 205⫺206, 215, 223, 229⫺233, 237, 840⫺841, 848, 852, 856⫺857 determiner phrase 4⫺5, 10, 15, 17, 19, 25, 28, 146⫺147, 186⫺190, 196⫺198, 201, 203, 205⫺206, 209⫺212, 215, 223, 229⫺233, 237, 243⫺244, 248, 253, 255, 257⫺258, 272, 292, 328, 429, 431, 436, 576⫺577, 605, 644, 659, 690, 827⫺828, 834, 839⫺842, 848, 852⫺853, 856⫺857, 860⫺861, 882⫺ 884, 895, 902, 916, 931, 944 determiner-second language 1⫺ 5, 9⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺203, 205⫺207, 210⫺211, 213⫺ 215, 217, 219⫺220, 222⫺ 223, 225⫺226, 228⫺233, 236⫺249, 275⫺276, 306⫺ 307, 322⫺323, 325, 327, 331⫺332, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 421, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730,
746⫺747, 822⫺828, 830⫺ 831, 833⫺834, 836⫺843, 847⫺850, 852⫺858, 860⫺ 861, 865⫺878, 882, 884⫺ 889, 891⫺904, 917, 942, 944 determinierte/indeterminierte Form 35, 42⫺45, 56, 59, 63⫺64, 68, 73⫺74, 76⫺81, 84, 90, 94⫺95, 98⫺99, 102, 106, 109, 111⫺115, 121, 127, 129, 134⫺135, 144, 149, 153, 156, 158, 160⫺161, 163⫺ 164, 166, 168⫺172, 177⫺ 178, 251, 253, 256⫺262, 267⫺269, 271⫺275, 279⫺ 280, 285, 287⫺288, 290, 294⫺299, 302⫺304, 314, 319⫺321, 328, 334, 336, 339, 344, 346⫺349, 352⫺354, 360, 365, 367, 370⫺375, 378⫺380, 383, 393⫺394, 400, 406, 409⫺412, 416, 429, 433, 436, 445, 453, 461, 468, 485, 487⫺492, 494⫺499, 507, 511⫺512, 520⫺523, 525, 534, 538⫺541, 543⫺ 545, 549⫺550, 554, 556, 558, 560, 564⫺565, 574⫺575, 577⫺578, 581, 583⫺584, 588⫺591, 593⫺596, 603⫺ 604, 606⫺609, 611⫺614, 616⫺619, 621, 624, 626⫺ 628, 632, 635, 643⫺644, 650⫺652, 662⫺665, 668, 671, 673⫺677, 689, 694⫺ 697, 704, 706, 708, 710⫺711, 714⫺716, 718⫺725, 729, 739⫺743, 746⫺747, 753, 760, 762⫺764, 766⫺778, 780, 785⫺786, 790⫺791, 794⫺796, 800, 803⫺806, 808⫺811, 816⫺819, 821⫺ 822, 908, 911, 913⫺916, 921, 925⫺926, 928⫺929, 931⫺ 933, 935 Determiniertheit 173⫺175, 177, 708, 719, 741 Detoskanisierung 361, 364 Deutsch 30⫺71, 73⫺96, 98⫺ 103, 105⫺112, 114⫺120, 137, 144⫺145, 147, 150, 181, 258, 263, 276⫺277, 284, 300, 359⫺360, 363, 368, 373, 376, 379, 381⫺383, 390, 393⫺ 394, 398, 405, 414, 428, 433⫺434, 437⫺439, 443⫺ 444, 446⫺447, 450, 460, 475⫺476, 478⫺480, 490,
deverbal compound ⫺ diastratische Variation 504, 520, 532⫺533, 537, 546, 549, 554, 577⫺579, 581, 584⫺586, 591, 593, 597, 600, 602⫺603, 607, 609, 613⫺ 614, 617, 620, 622, 624⫺625, 629, 633⫺634, 636⫺637, 641⫺642, 644⫺645, 652, 654⫺655, 661, 665, 677, 679, 681, 683⫺688, 690, 696, 700, 702, 705, 709, 723, 725, 727⫺728, 730, 760⫺763, 770⫺771, 780, 782⫺783, 785⫺786, 795⫺796, 903⫺ 904, 906⫺907, 909, 911, 916⫺917, 923, 925, 928, 931, 937, 939, 942 ⫺ cf. German deverbal compound 14, 175, 187, 201⫺204, 207⫺208, 212, 215, 217, 220, 222⫺223, 233, 235⫺236, 240⫺245, 248, 300, 306, 356, 548, 677, 698, 835, 854, 887, 902 diachrone Variation 73⫺74, 81, 92⫺94, 325⫺333 ⫺ sh. historische Entwicklung diachronic tendency 9, 12⫺13, 16, 20, 26, 28, 110, 148, 181, 184, 187, 190⫺191, 194, 197⫺199, 235⫺236, 239⫺ 243, 358, 683, 827, 829⫺830, 832⫺835, 857⫺858, 875, 895 dialect 1⫺3, 5, 8⫺9, 12⫺15, 17, 22⫺24, 27⫺29, 100⫺102, 107, 120, 148, 189⫺200, 235⫺237, 239⫺240, 245, 275⫺276, 307, 323, 403, 407, 423, 426, 430⫺432, 436, 441, 443⫺444, 447, 450, 455⫺ 456, 473, 477⫺478, 503⫺ 504, 506, 529, 533, 569⫺571, 685, 701, 821⫺824, 828⫺ 839, 851, 853⫺871, 873⫺ 874, 894⫺895, 898⫺899, 902, 942 dialect, non-rhotic 1⫺5, 7⫺9, 11⫺15, 17⫺19, 21⫺29, 100⫺102, 107, 120, 148, 159, 186, 189⫺207, 209⫺215, 217, 220⫺221, 224⫺226, 229, 232⫺233, 235⫺237, 239⫺243, 245, 275⫺276, 293, 307, 323, 325, 361, 368, 374, 377, 382, 392⫺393, 395, 403, 407, 415⫺419, 421, 423⫺424, 426, 430⫺432, 436, 440⫺441, 443⫺445, 447, 450, 455⫺456, 464, 473, 477⫺478, 503⫺504, 506,
529, 533, 549, 569⫺571, 685, 701, 758, 821⫺824, 828⫺ 839, 847⫺848, 851⫺871, 873⫺874, 884, 887⫺889, 891, 894⫺895, 898⫺899, 901⫺902, 922, 927, 942 dialecto 27⫺28, 100, 102, 120, 443, 450, 455⫺456, 473, 477, 503⫺504, 529, 571, 835, 837, 942 dialektale Sprachtechnik 701 Dialektalität 364, 370 Dialektmerkmal 156⫺158 ⫺ cf. regionale Variation diamesische Variation 363, 533, 562⫺567 diamesische Varietät 28, 42, 48, 53, 62, 64, 67⫺68, 106, 119, 121⫺122, 124, 131⫺132, 139⫺140, 144, 146⫺147, 149, 151, 252, 254, 263, 271, 273⫺274, 310⫺311, 316⫺ 322, 330, 359⫺364, 369, 371⫺380, 382⫺383, 385, 388⫺389, 398, 400⫺407, 409⫺415, 418⫺429, 431⫺ 434, 436⫺441, 443⫺445, 447, 450⫺451, 453⫺457, 461, 465⫺468, 471⫺473, 477⫺478, 481, 483, 485, 493⫺495, 498, 500, 506, 508, 515⫺516, 519, 527, 533, 562, 571, 638⫺640, 655, 658⫺ 659, 666, 670, 672, 674⫺676, 678⫺679, 681, 683, 796, 798, 904, 906, 914, 916, 919⫺923, 935, 941 diaphasische Variation 359⫺ 361, 363, 367, 369⫺370, 376⫺377, 404, 406, 434⫺ 435, 438, 440, 453, 500⫺501, 515⫺516, 519⫺520, 522⫺ 524, 526, 528, 562⫺567, 798 diaphasische Gliederung 4, 7⫺ 9, 12⫺13, 15, 17, 21⫺22, 26⫺31, 36⫺37, 39⫺40, 43⫺ 45, 47⫺54, 57, 59⫺60, 62⫺ 65, 68, 72, 74, 91⫺92, 96, 104, 108, 113⫺114, 119⫺ 121, 126⫺127, 149, 186⫺ 190, 193⫺194, 199, 202, 204⫺205, 209, 214⫺215, 218⫺221, 225⫺227, 229⫺ 230, 232⫺233, 237, 240⫺ 244, 247⫺248, 251⫺252, 255⫺257, 259⫺261, 263, 265, 267, 271⫺274, 277, 308, 325, 333, 336, 340, 345,
959 357⫺359, 363, 365, 368⫺ 370, 372, 375, 377, 379⫺380, 383, 385⫺386, 388, 396, 401, 403⫺406, 419, 423, 433⫺ 434, 437⫺438, 440, 442, 444, 447, 449⫺450, 453, 456, 478, 480⫺481, 484, 486⫺487, 500⫺501, 503, 508⫺509, 515⫺516, 519⫺520, 522, 524, 526⫺528, 530, 550, 562, 573⫺575, 605, 634⫺636, 639, 644⫺645, 647, 649⫺ 650, 653⫺660, 666, 669, 671⫺672, 674⫺680, 682⫺ 684, 700, 702, 705, 709, 716, 723, 727⫺728, 731⫺732, 734⫺735, 738, 740⫺741, 743⫺747, 749⫺750, 756⫺ 758, 760, 763⫺767, 769⫺ 770, 772⫺773, 777, 779⫺ 781, 783⫺784, 787⫺789, 792, 795⫺796, 798⫺800, 822⫺823, 825⫺826, 828⫺ 835, 839⫺840, 844, 848⫺ 853, 855, 857⫺859, 861⫺ 863, 871, 877⫺878, 881, 885⫺886, 889⫺892, 895⫺ 896, 898⫺900, 903, 905, 913, 916⫺917, 919, 922, 924, 931, 943 ⫺ cf. historische Gliederung diasituative Gliederung, sh. situative Gliederung 4, 7⫺9, 12⫺13, 15, 17, 21⫺22, 26⫺ 30, 65, 68, 91⫺92, 119⫺120, 149, 186⫺190, 193⫺194, 199, 202, 204⫺205, 209, 214⫺215, 218⫺221, 225⫺ 227, 229⫺230, 232⫺233, 237, 240⫺244, 247⫺248, 259, 263, 265, 267, 273, 320, 336, 377, 380, 386, 388, 400, 405⫺406, 419, 423, 431, 437, 444, 450, 478, 481, 509, 515, 527, 605, 644, 658⫺659, 723, 734⫺735, 741, 743⫺745, 750, 756⫺758, 760, 763⫺ 767, 769⫺770, 772⫺773, 777, 779⫺781, 783⫺784, 787⫺789, 792, 795⫺796, 799, 822⫺823, 825⫺826, 828⫺835, 839⫺840, 844, 848⫺853, 855, 857⫺859, 861⫺863, 871, 877⫺878, 881, 885⫺886, 889⫺892, 895⫺896, 898⫺900, 931 diastratische Variation 360, 363, 369⫺370, 372, 379, 404,
960 412, 417, 420⫺421, 423⫺ 424, 428⫺429, 434⫺435, 437⫺438, 453, 457, 466⫺ 468, 500, 515⫺516, 518⫺ 520, 523⫺524, 526, 528, 562, 659, 674⫺675, 681⫺683, 798 diastratische Gliederung 4, 7⫺ 9, 12⫺13, 15, 17, 21⫺22, 26⫺30, 62, 65, 68, 91⫺92, 101, 119⫺120, 149, 186⫺ 190, 193⫺194, 199, 202, 204⫺205, 209, 214⫺215, 218⫺221, 225⫺227, 229⫺ 230, 232⫺233, 237, 240⫺ 244, 247⫺248, 259, 263, 265, 267, 273, 278, 285, 330, 333, 336, 360, 363, 369⫺370, 377, 379⫺380, 386, 388, 400⫺ 401, 404⫺405, 412, 417, 419⫺424, 426, 428⫺429, 434, 436⫺440, 444⫺445, 450, 453, 457, 478, 481, 500, 502⫺503, 506, 509, 515⫺ 516, 518⫺520, 523⫺524, 526⫺527, 532, 562⫺567, 605, 632, 644, 649, 653, 655, 658⫺659, 670⫺671, 674⫺ 676, 678, 681⫺686, 689⫺690, 723, 734⫺735, 741, 743⫺745, 750, 756⫺ 758, 760, 763⫺767, 769⫺ 770, 772⫺773, 777, 779⫺ 781, 783⫺784, 787⫺789, 792, 795⫺796, 798⫺799, 822⫺823, 825⫺826, 828⫺ 835, 839⫺840, 844, 848⫺ 853, 855, 857⫺859, 861⫺ 863, 871, 877⫺878, 881, 885⫺886, 889⫺892, 895⫺ 896, 898⫺900, 906, 916, 922⫺923, 931, 935⫺936, 938, 940, 942 ⫺ cf. soziale Gliederung diastratische Variation 562⫺ 567 ⫺ cf. soziale Variation Diathese 762⫺767 ⫺ cf. Genus Verbi diathesis 203, 208, 213, 219⫺223 diatopische Gliederung 4, 7⫺9, 12⫺13, 15, 17, 21⫺22, 26⫺ 31, 36⫺43, 45⫺46, 48, 50⫺ 54, 57⫺60, 62, 64⫺66, 68, 72, 81, 91⫺92, 94, 101, 106, 119⫺120, 122, 124, 149, 151, 156⫺157, 186⫺190, 193⫺ 194, 199, 202, 204⫺205, 209, 214⫺215, 218⫺221, 225⫺
diastratische Gliederung ⫺ directionality 227, 229⫺230, 232⫺233, 237, 240⫺244, 247⫺248, 259, 263, 265, 267, 271, 273⫺274, 325, 328, 330⫺ 332, 336, 340⫺341, 349, 355, 361, 363, 365⫺366, 369⫺ 370, 376⫺377, 380, 386, 388⫺389, 401, 404⫺407, 409, 415⫺417, 419⫺420, 422⫺424, 426⫺428, 434, 436, 440, 443⫺444, 450, 453, 455, 466, 475, 478, 481, 483, 494, 497, 500⫺501, 508⫺ 509, 515⫺517, 519⫺528, 530, 559, 562⫺563, 605, 644, 648, 652⫺655, 658⫺659, 667⫺668, 670, 674⫺676, 678, 681⫺686, 689, 702, 710⫺713, 715, 718, 721, 723, 725, 727, 732, 734⫺735, 741, 743⫺745, 750, 756⫺758, 760, 763⫺767, 769⫺770, 772⫺773, 777, 779⫺781, 783⫺784, 787⫺789, 792, 795⫺796, 798⫺799, 822⫺ 823, 825⫺826, 828⫺835, 839⫺840, 844, 848⫺853, 855, 857⫺859, 861⫺863, 871, 877⫺878, 881, 885⫺ 886, 889⫺892, 895⫺896, 898⫺900, 906⫺907, 912, 914⫺916, 923, 931, 934, 937 diatopische Variation 559⫺ 562 ⫺ cf. regionale Variation Dichtungssprache 367, 373, 378, 406, 501 diglossia 824, 828, 832 Diglossie 122, 150, 278, 396, 483, 500, 632, 689, 916 Diminution 48, 59 Diminutiv 48, 59, 70, 75, 79, 92, 112, 156, 287, 299, 306, 327, 368, 421, 497, 549, 559, 566, 569, 664, 678, 833 diminutive suffix 4, 10, 17, 45, 48, 75, 112, 172, 187, 259, 288, 306, 327, 356, 376, 421, 491, 497, 548⫺549, 589, 594, 678, 722, 792, 826, 832⫺835, 840⫺841, 843⫺845, 847, 851⫺856, 858⫺859, 866, 875⫺876, 882, 886⫺887, 889⫺890, 894, 896, 902 Dimotiki 824⫺825, 828, 831 Diphthong 3, 6⫺9, 31, 36⫺37, 54, 58, 60, 69, 74, 91⫺93, 100, 103⫺105, 108, 125,
151⫺152, 156⫺157, 191, 200⫺201, 236, 243, 254, 270, 273, 279, 283, 311, 318, 332, 334, 365, 371, 389, 410⫺411, 413, 460, 469, 484⫺485, 487, 494, 496⫺497, 499, 507, 516⫺518, 534⫺536, 551, 556, 560, 568, 571, 575, 578, 580, 582, 602, 604, 609⫺610, 630, 641, 647⫺649, 660, 668, 701, 707, 710, 752, 755⫺756, 759⫺760, 783, 800⫺801, 807, 812⫺814, 838, 850, 853⫺854, 876⫺878, 892, 908, 912⫺913, 925, 934⫺ 935, 937 diphthong 3, 6⫺9, 31, 36⫺37, 54, 58, 60, 69, 74, 91⫺93, 100, 103⫺105, 108, 125, 151⫺152, 156⫺157, 191, 200⫺201, 236, 243, 254, 270, 273, 279, 283, 311, 318, 332, 334, 365, 371, 389, 410⫺411, 413, 460, 469, 484⫺485, 487, 494, 496⫺497, 499, 507, 516⫺518, 534⫺536, 551, 556, 560, 568, 571, 575, 578, 580, 582, 602, 604, 609⫺610, 630, 641, 647⫺649, 660, 668, 701, 707, 710, 752, 755⫺756, 759⫺760, 783, 800⫺801, 807, 812⫺814, 838, 850, 853⫺854, 876⫺878, 892, 908, 912⫺913, 925, 934⫺ 935, 937 Diphthongierung 36⫺37, 54, 58, 60, 91, 93, 152, 157, 270, 273, 410, 469, 484, 497, 507, 517, 534, 551, 604, 647 direct object 1, 4⫺5, 14⫺15, 17, 19⫺21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 190, 195, 198⫺199, 203⫺207, 209⫺ 215, 217⫺229, 231, 233⫺ 234, 239⫺240, 242, 244, 246, 308, 397, 406, 409, 414, 445, 465, 474, 479, 514, 524, 548, 550, 746, 823, 826⫺827, 830, 834⫺835, 837, 839⫺843, 845, 847⫺850, 852, 857, 859, 861, 864, 883, 888, 891, 899 directional particle 5, 18, 26⫺ 27, 203, 205, 207, 212, 214⫺ 215, 221, 230, 237, 239⫺242, 244, 246, 821, 827, 839, 848, 854, 856, 862, 864, 888 directionality 205
direkte Objekt ⫺ doppelte Negation direkte Objekt 35, 43, 46, 48⫺ 50, 57, 59, 67, 75⫺76, 79, 82, 84⫺86, 88, 93⫺94, 110, 115⫺116, 130, 136⫺138, 144, 147, 150⫺151, 173⫺ 175, 257, 260⫺261, 263, 266⫺267, 273, 280⫺281, 290⫺292, 298, 301⫺306, 315⫺316, 325⫺326, 336⫺ 337, 373, 378, 388, 393, 424, 442, 456, 461, 464⫺465, 471, 473, 489⫺492, 496⫺497, 501, 503, 508, 513⫺515, 523, 526, 538⫺539, 541, 546⫺ 550, 558⫺559, 564⫺565, 568, 582, 585⫺588, 591⫺ 593, 596, 598, 621, 629, 655, 660⫺661, 663, 666, 680⫺ 681, 688, 690, 694, 700⫺701, 704, 707, 709, 723⫺724, 732⫺734, 737, 739⫺741, 743, 745, 751, 759⫺760, 763⫺764, 766⫺767, 770⫺ 771, 777, 780, 787⫺789, 792⫺796, 810⫺812, 820, 906⫺907, 911, 927, 930⫺ 932, 934, 939 discontinous preverb 18, 239⫺ 242, 856 discourse adverbial 5, 17, 20⫺ 22, 90, 93, 95⫺96, 116, 119, 137, 141, 145, 187⫺189, 198, 203, 206⫺207, 209, 211⫺ 212, 214⫺215, 217⫺223, 225⫺227, 229⫺230, 237, 239⫺244, 246⫺248, 261, 264, 266, 268, 291⫺292, 301, 304, 323, 349, 354, 459, 474⫺477, 489, 491⫺492, 499, 545⫺546, 549⫺550, 564, 578, 583, 595, 608, 663, 666, 680, 698, 708⫺709, 724, 793, 807, 809, 811, 827, 842, 848, 851⫺852, 860, 889, 892, 910, 914, 927, 929, 931, 933, 943 discourse particle 5, 17⫺18, 26⫺27, 96, 203, 205⫺207, 212, 218, 229⫺230, 237, 239⫺244, 246⫺248, 323, 459, 474⫺477, 821, 827, 839, 848, 854, 856, 862, 864, 944 discourse scheme 5, 17, 96, 150, 203, 206⫺207, 212, 218, 223, 226, 229⫺230, 237, 240, 242⫺244, 246⫺248, 323, 459, 474⫺477, 827, 848, 874, 944
discourse typology 1, 5, 17, 26⫺29, 33⫺36, 53, 62⫺67, 94, 96, 99, 103, 108, 147⫺ 148, 187, 198⫺200, 203, 206⫺207, 212⫺213, 218, 229⫺230, 237, 240, 242⫺ 244, 246⫺249, 259, 276, 311, 323, 333, 339, 346, 357⫺358, 360, 379, 381⫺383, 389⫺ 390, 394, 397⫺398, 458⫺ 459, 473⫺479, 484, 487, 503, 508, 510, 514, 518, 544, 560, 567⫺570, 599, 613, 635, 683, 700, 706⫺708, 713, 715, 717⫺718, 722, 727⫺730, 736, 741, 744, 747, 771⫺772, 825, 827, 848, 865⫺866, 874⫺876, 899, 903⫺904, 917⫺918, 931, 942, 944 Diskursfunktion 84⫺88 Diskursprominenz 86⫺88 Dislokation 86, 368, 372, 492, 549 dissimilation 828, 831 distributive Phonemalternation 491, 585, 707, 713 Distributivzahl 165, 546 divalent transitive verb 4, 11⫺ 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺42, 45, 47⫺63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺ 124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺ 180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺ 215, 217, 219⫺222, 225⫺ 230, 232⫺235, 237, 239⫺ 240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺281, 283⫺284, 288⫺ 292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺ 354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺371, 373⫺374, 376⫺ 380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺421, 425, 427⫺428, 430⫺434, 437⫺440, 446⫺ 447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺465, 467⫺ 474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺498, 500⫺502, 506⫺508, 510⫺
961 517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺535, 541⫺550, 554⫺ 559, 561⫺562, 565⫺567, 569⫺570, 574⫺580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺608, 610⫺611, 613, 615⫺621, 625⫺631, 634⫺638, 643⫺ 647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺676, 678⫺ 686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺ 716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 858⫺859, 861⫺862, 864⫺ 865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺ 911, 913⫺915, 920, 922⫺ 923, 927⫺935, 937 domain 3, 17, 19⫺20, 24, 217⫺ 219, 223⫺228, 230⫺233, 236, 239, 243, 415, 439, 447, 856⫺857, 866, 871⫺872, 874, 887, 897, 902 Domänenüberschreitung 137, 139 dominant order 3⫺5, 14, 16⫺ 17, 19, 63, 134, 148, 183⫺ 184, 187⫺189, 197, 200, 202, 205⫺207, 213, 217⫺220, 225, 227, 230, 237, 239⫺243, 245⫺248, 255, 257, 275, 306⫺307, 321⫺323, 358, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺ 478, 497, 500, 569, 728, 811, 827, 834, 840, 845, 847⫺848, 852, 854, 860, 862, 864⫺865, 888, 891, 896, 899, 902, 921, 926, 943 Donaulatein 331, 355, 550 do-periphrasis 5, 17, 213, 832, 834 Doppelflexion 130 Doppelkonsonanz 75, 101, 365, 707, 712 Doppelpräposition 367 doppelte Negation 5, 18, 26⫺ 27, 36, 53, 62, 70, 79, 84, 87, 98⫺99, 103⫺104, 115, 117⫺ 118, 143⫺144, 168, 171, 173⫺175, 187, 189, 239, 256, 260, 273, 290, 294, 297, 303, 314, 338, 377, 383, 391, 398,
doppeltes Passiv ⫺ emissiver Typ
962 488, 491⫺492, 495, 536, 547, 567, 597, 599, 604, 654, 663, 698, 741, 758, 770, 777, 779, 811, 827, 842, 848, 885, 909, 928, 933, 935, 940 doppeltes Passiv 19, 21, 28, 33, 42, 56, 61, 77, 88⫺89, 110, 119, 127, 129, 137, 142⫺148, 158, 169, 177⫺179, 182, 203, 205, 207, 211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233, 244, 246, 262, 280, 291, 302, 306, 327, 336⫺337, 373, 377⫺378, 390, 393, 461, 465, 471, 478, 481, 511, 545⫺546, 554, 558, 566, 579, 589⫺594, 598, 606⫺607, 616, 618⫺619, 626⫺627, 643⫺644, 652, 662⫺663, 674, 679⫺681, 683, 688, 708, 711, 716, 724, 758, 763⫺765, 767⫺768, 802⫺804, 810, 820, 842, 845, 849, 862, 884⫺886, 897, 910⫺911, 915, 928, 931, 942 doppeltes Subjekt 35⫺36, 49⫺ 50, 53, 57, 62, 67, 79, 82, 84⫺85, 87⫺89, 93, 95, 111, 116, 118, 126, 134⫺138, 142⫺143, 145⫺146, 167, 169, 173⫺175, 177, 247, 249, 258⫺259, 261, 263⫺264, 266⫺269, 273, 275, 280⫺ 281, 291⫺292, 294, 297⫺ 298, 301⫺302, 304, 306, 315⫺316, 337, 368, 372, 377, 381, 388, 449⫺451, 454, 456, 458, 461, 463⫺465, 469, 471, 473, 476⫺478, 489⫺490, 492, 508, 511, 513⫺515, 523, 525⫺526, 538, 541, 545⫺ 547, 550, 567, 582, 585, 588, 591⫺595, 599, 614, 621, 629, 645, 654, 665⫺666, 674, 679⫺681, 699⫺700, 709, 713, 724, 739, 758, 764⫺766, 774, 780, 792⫺796, 810⫺ 812, 820, 927⫺934, 939 Doric dialect 1⫺3, 5, 8⫺9, 12⫺ 15, 17, 22⫺24, 27⫺29, 100⫺ 102, 107, 120, 148, 189⫺200, 235⫺237, 239⫺240, 245, 275⫺276, 307, 323, 403, 407, 423, 426, 430⫺432, 436, 441, 443⫺444, 447, 450, 455⫺ 456, 473, 477⫺478, 503⫺ 504, 506, 529, 533, 569⫺571, 685, 701, 821⫺824, 828⫺ 839, 851, 853⫺871, 873⫺
874, 894⫺895, 898⫺899, 902, 942 do-support 11, 17, 19, 26, 207, 214⫺215, 221⫺222, 244 double object construction 1, 5, 9, 11, 13⫺15, 17⫺29, 96, 147⫺148, 180, 186, 188⫺ 189, 195⫺199, 201, 203⫺ 215, 217⫺229, 231, 233⫺ 235, 237, 239⫺242, 244, 246⫺247, 338, 402, 429, 451, 459, 465, 474, 478⫺479, 524, 746, 827, 830, 832⫺835, 840, 845, 847⫺852, 859, 861, 864, 871, 875, 883, 891, 897, 943 double perfect 4, 9, 12⫺13, 17, 19⫺21, 23⫺24, 27, 148, 197⫺198, 201, 204, 207⫺ 208, 213, 220, 222, 235, 237, 240⫺242, 246, 451, 471, 478, 518, 537, 543, 546, 557, 562, 565, 827, 832⫺833, 835, 838, 861, 871, 877, 914 drift 12, 64, 127, 241⫺243, 247, 340, 383, 398, 871, 903 Dualis 10⫺11, 33, 115, 158⫺ 159, 166⫺168, 180, 280, 286⫺287, 313, 323, 326⫺ 327, 335, 346, 355, 578, 582, 585⫺586, 588, 643⫺644, 651, 653, 655, 664, 672⫺673, 675⫺676, 684⫺685, 689⫺ 693, 696, 701, 717⫺718, 720, 802, 804⫺810, 816⫺819, 821, 866, 871, 886, 891, 896, 899, 910 Dualform, pronominale 36, 53, 79, 87, 94, 115, 134, 136, 139⫺142, 158, 166⫺168, 257, 263⫺264, 273, 291, 316, 353, 463, 473, 523, 545⫺546, 574, 586, 588, 644, 655, 664, 676, 693⫺694, 699, 716, 720, 722⫺723, 780, 784, 911, 932 dubitative 218⫺219, 793 Dublette 328, 344, 355, 532, 695 dummy subject pronoun 1, 4⫺ 5, 7⫺17, 19⫺21, 23⫺29, 64, 96, 147, 185⫺196, 198⫺199, 203⫺207, 209⫺214, 217⫺ 221, 223⫺234, 236⫺237, 239⫺244, 246⫺247, 249, 322, 442, 464, 473⫺474, 476, 479, 539, 556, 567, 746, 827, 829⫺831, 833⫺834, 836, 838⫺840, 842, 845⫺852, 854, 856⫺863, 882, 885⫺
889, 891, 895⫺898, 902, 931⫺932, 940, 942 Durativität 78 Dutch 2, 11, 22, 27⫺28, 96 dynamic passive 19, 21, 28⫺29, 177, 182, 199, 202⫺203, 205, 207⫺208, 211, 213⫺214, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233, 236, 244, 246, 306, 478⫺479, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 842, 845, 849, 862, 884⫺886, 897, 910, 931
E Einfachsatz 301 Einheitskonjunktiv 56 Einheitsplural 43, 55, 59 Ekavisch 710 embedding 225⫺226, 228, 886 emissiver Typ 1, 5, 9⫺12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺94, 96, 98⫺99, 103⫺104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺ 237, 239⫺245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺ 264, 266⫺270, 272⫺274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺379, 381⫺ 383, 388⫺392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺410, 412⫺ 413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺ 461, 463⫺465, 467⫺468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺ 487, 494⫺495, 497⫺498, 503, 507⫺508, 510, 512⫺ 519, 524⫺525, 538, 544⫺ 545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺ 599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺648, 654⫺
Endung ⫺ fa˚-passive 655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678, 682⫺684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺ 730, 736, 738⫺741, 744⫺ 745, 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺764, 767⫺776, 778, 781⫺782, 785⫺786, 792⫺ 793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺ 857, 859, 862⫺866, 874⫺ 876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺ 908, 910⫺911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺ 929, 931⫺932, 935⫺937, 939 Endung 33, 41, 43, 46, 55, 79⫺ 81, 92, 127, 130⫺131, 133⫺ 134, 153, 159⫺160, 162⫺ 163, 169, 179, 272, 279, 286, 293, 297⫺298, 409, 454, 456, 471, 473, 487, 489, 495, 498, 512, 517, 519, 522⫺524, 538⫺542, 544, 546, 553, 556⫺557, 574⫺575, 583, 587, 590, 593⫺595, 606, 610, 612, 615⫺618, 625⫺626, 628, 631, 641, 643, 646, 648, 650⫺651, 653, 663⫺664, 671⫺677, 679, 681, 693, 714, 720⫺721, 738, 740, 761, 768, 772⫺773, 775⫺777, 780⫺ 781, 785⫺786, 802⫺809, 816⫺819, 914 ⫺ cf. Suffix Endungsflexion 41, 43, 663 Engadinisch 552 Engelaut 284 Englisch 27⫺28, 30, 66⫺67, 72⫺74, 80, 87, 88⫺90, 95, 119, 168, 179⫺180, 252⫺ 254, 257, 262, 270, 281⫺282, 284⫺286, 298⫺300, 305, 328, 359, 367, 395, 420, 436, 463, 466, 471, 495⫺496, 500, 507, 511, 526⫺528, 602, 633⫺634, 641, 645, 686, 690, 709, 725, 779, 906, 911, 916 English 1⫺29, 120, 185, 187, 190, 193, 197, 213, 275, 306, 380, 473, 476, 703, 833, 835, 843⫺844, 848, 857, 861, 863, 867, 871⫺872, 875⫺876, 882, 884⫺887, 889, 891, 897⫺899, 902 Entlehnung 47, 90, 99, 123, 141, 151, 262, 275, 286, 298, 301, 328, 334, 341, 344, 356,
963 373, 387⫺388, 421, 437, 496⫺497, 500, 527, 545, 554, 558, 574, 580, 633, 637, 672, 688, 725, 791, 936 Entpalatalisierung 669, 682 Entrundung 152⫺153 Entwicklung ⫺ cf. historische Entwicklung Epenthese 156⫺157, 519, 536 epistemische Modalität 142, 145, 169, 176, 268, 298, 511, 543, 548, 558, 566, 762, 764, 766, 775, 778⫺779, 793, 810, 928 Erbworter 411, 534 ergativity 474, 840⫺841, 844⫺ 849, 858, 864⫺865 Ergativsprache 175, 911 ergativsprachliches Merkmal 175⫺176 Erhaltung typologischer Charakteristika 31⫺32, 36⫺37, 40⫺42, 45, 50⫺51, 53⫺57, 61⫺62, 64, 67, 70, 96, 104, 114, 119, 125, 139, 142, 158, 163, 172, 252, 272, 279, 321, 344, 355, 385⫺386, 392, 396⫺397, 401, 404, 409, 425, 438, 440, 454, 456, 458, 465, 468, 471, 475, 485, 494⫺497, 509, 511, 514⫺515, 519, 523, 552⫺553, 560, 563, 577⫺ 578, 582, 585⫺586, 605, 642, 648, 661, 668, 671, 679⫺680, 685, 739, 745⫺746, 753, 796, 799, 812, 906, 908, 914, 916⫺917, 924 Ersatzdehnung 812⫺813 Ersatzinfinitiv 89 Erstsilben⫺Akzent 909, 912 Erweiterungssuffix 541⫺542, 557 Erzähltempus 374 Eskimosprache 32 Estonian 868 ethischer Dativ 10, 14, 19, 24, 27, 34, 40, 46, 53, 55, 57, 60⫺61, 84⫺88, 90, 92, 102, 111, 113⫺114, 130⫺131, 152, 159⫺160, 163, 168, 173, 175⫺176, 179, 192, 195, 206, 209, 212, 214, 220, 242, 249, 257, 290, 335, 340, 348, 471, 513, 523, 538⫺541, 545⫺ 548, 553, 557⫺558, 560, 563⫺565, 568, 570, 579, 583, 587⫺588, 595, 597⫺598, 606, 608, 619⫺621, 629, 651,
664, 666, 692, 698⫺699, 708, 711, 720, 722⫺723, 731, 733, 736, 745⫺746, 760, 777, 787, 789, 802, 807⫺808, 810, 818⫺820, 832, 840⫺841, 844⫺847, 850, 855⫺856, 858, 862, 883, 910⫺911, 927, 929, 938, 941 etymological doublet 797, 832 Etymologie 298 europäisches Portugiesisch 30, 62⫺64, 67, 74, 123, 147, 252, 268, 306, 350, 358, 361, 364, 366, 377, 379, 382, 385, 449, 451, 453, 455⫺457, 463⫺465, 469, 471, 473, 477, 480⫺481, 486, 488, 501, 503, 505⫺530, 543, 552, 554, 583, 636, 654, 702, 728, 749, 756, 770⫺771, 776, 786, 794, 796, 917, 944 evidentiality 203 exclamation 5 exhaustive quantifier 23, 203, 209, 230, 237, 434, 840, 853 Existentialkonstruktion Expletivsubjekt 145⫺146 explicative subordinate clause 5, 17⫺18, 24⫺25, 27, 96, 181, 189, 202⫺203, 205⫺ 207, 209, 211⫺213, 216⫺ 217, 219⫺220, 223⫺233, 237⫺239, 242, 321, 358, 840, 846⫺847, 849⫺852, 857⫺ 858, 860, 863⫺864, 888, 942 external topic 5, 17, 26⫺27, 64, 197, 208, 210, 212⫺213, 217, 223, 226⫺227, 229, 231, 235, 240, 242, 244, 246⫺248, 465, 474⫺477, 698, 744, 824, 827, 847⫺848, 857, 864, 873 Extraktion 138 extraposition 5, 77, 89, 93, 95, 224, 226, 228, 242 Extremtyp 459
F Fachsprache 30, 46⫺48, 52, 61⫺65, 151, 252⫺253, 278, 331, 337⫺338, 373, 376⫺ 378, 403, 414⫺415, 422, 431, 435, 439, 445, 500, 524, 533, 549, 562, 678, 916 fa˚-passive 19, 21, 28, 147, 177, 182, 191, 198, 203⫺205, 207,
Faroese ⫺ Flexionssystem
964 211, 213, 220⫺222, 224⫺ 225, 229, 233, 240, 244, 246, 306, 478, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 842, 845, 849, 862, 884⫺886, 897, 910, 931 Faroese 148, 183 feed back particle 1, 5⫺9, 18⫺ 20, 26⫺27, 42⫺43, 76, 147, 184⫺185, 192, 199, 203⫺ 205, 207, 212, 219, 230, 232, 234, 237, 239⫺242, 244, 323, 710, 754, 821, 826, 837, 839, 848, 854, 856, 862, 864, 866, 873⫺874, 877, 898, 940, 942 Fehlergrammatik 375 Feldstruktur 82 Femininum/femininum 34, 55, 102, 113⫺114, 130⫺132, 160⫺162, 165, 193⫺194, 256, 280, 287, 512, 522, 539, 608, 610⫺611, 627, 654, 664, 674, 677, 693, 717, 784, 807 Fernsehen 364, 436, 501, 923 Fiaulisch 552 Finglish 901⫺903 finite Verbform 4⫺5, 11, 17⫺ 19, 32⫺33, 35, 49, 51, 57, 83, 85, 89, 94, 110, 115, 127, 136⫺137, 175, 188⫺189, 197, 212, 217, 219, 226⫺228, 239⫺240, 256, 258⫺262, 266⫺267, 269, 273, 275, 280, 291, 296, 298, 301⫺302, 306, 314, 319, 337, 353, 393, 395, 456, 461, 468⫺469, 471, 498, 508, 511, 514, 520, 522, 528, 546⫺547, 575, 577, 587⫺ 588, 595, 615⫺616, 620, 626, 628⫺629, 662, 666, 674, 680⫺681, 699⫺700, 702, 708, 716, 725, 754⫺756, 763, 765, 768, 770, 774⫺780, 789, 793⫺794, 796, 800, 804, 811, 851⫺852, 888⫺889, 910, 928⫺929, 931, 933⫺934, 938, 940 Finnisch 333, 702, 886, 903, 905⫺906, 912, 915, 917 Finnish 17, 189, 866⫺904 first infinitive 1, 3⫺5, 7, 9⫺15, 17⫺18, 23⫺24, 26, 169, 180, 183⫺186, 188⫺189, 191, 193⫺198, 201⫺205, 207, 211⫺212, 217, 219, 224⫺ 226, 230, 236, 241⫺243, 322, 489, 512, 579, 587, 598, 681, 697, 700, 746, 827, 832, 834,
837⫺839, 842, 845, 848⫺ 849, 851, 853, 855⫺856, 858⫺862, 864, 866, 870⫺ 871, 877⫺878, 888⫺890, 894⫺895, 897, 899 fixed word order language 1⫺ 5, 7, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 87⫺88, 94, 96, 98, 100, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 147⫺148, 175, 180⫺181, 183⫺207, 210⫺ 211, 213⫺214, 217⫺220, 223, 225, 227⫺230, 232, 235⫺249, 252, 256, 275⫺ 276, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 327⫺328, 331, 338, 345, 356⫺358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺372, 375, 377⫺379, 383, 385⫺ 387, 389, 391, 393⫺394, 397⫺398, 415⫺417, 423, 428, 432⫺433, 436, 444⫺ 445, 453, 456, 458⫺459, 463⫺464, 473⫺479, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 568⫺570, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺ 618, 622, 630, 635, 646⫺647, 649, 654⫺655, 670, 684⫺ 686, 688, 690, 698, 700, 703, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺730, 732, 734⫺735, 746⫺747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 822⫺834, 836⫺840, 842⫺ 845, 847⫺850, 852⫺858, 860, 862, 864⫺880, 882⫺ 904, 917, 921, 924, 928, 934, 939, 941 Fixierung des Akzents 39, 68, 332, 463, 472, 510, 582, 607, 624, 645, 655, 672, 682, 707⫺708, 713, 720, 779, 800, 807, 818 flektierende Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 50⫺ 54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺ 73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺87, 89, 91⫺96, 98⫺100, 102⫺ 103, 106⫺107, 110, 114⫺ 115, 117⫺123, 126⫺127, 130, 134, 136⫺137, 140, 142, 145⫺151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 192, 251⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺ 293, 297⫺298, 300⫺301,
303, 305⫺315, 319, 321⫺ 323, 325⫺336, 338⫺346, 348⫺350, 352⫺360, 363, 365⫺368, 371⫺375, 378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺ 394, 396⫺398, 400⫺401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺ 428, 430⫺434, 436⫺461, 463⫺465, 471⫺481, 483⫺ 490, 492⫺495, 500⫺503, 505⫺516, 518, 521⫺533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺ 544, 546⫺571, 573⫺580, 582⫺586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺ 630, 632⫺647, 649⫺652, 654⫺662, 666, 671⫺672, 683⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺ 725, 727⫺739, 741, 743⫺ 747, 749⫺750, 752⫺756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺924, 926, 930⫺ 932, 935⫺937, 939⫺940, 942 Flexion 39, 45, 55⫺56, 58⫺60, 63, 66, 73, 76⫺84, 94, 102, 106, 111, 127⫺131, 134, 136, 145, 153, 155, 158, 164, 168, 173, 179, 255⫺259, 271, 275, 279⫺281, 287, 292, 295, 323, 335, 347, 366⫺367, 394, 446, 451, 460, 469, 488, 490, 510⫺512, 514, 519, 534⫺ 535, 538, 540, 542, 557, 563, 582, 621, 625⫺629, 631, 633, 635, 643⫺644, 650, 658⫺ 659, 662⫺665, 672⫺676, 679⫺680, 682, 692⫺695, 704, 708, 714⫺716, 719⫺ 723, 735, 739, 745, 759, 769, 771⫺772, 782, 785, 802, 807, 810, 860, 910, 927, 930 Flexionsklasse 81, 128⫺130, 256⫺257, 259, 292, 631, 693, 714, 719⫺721, 772, 785, 810 Flexionsmerkmal 83, 451 Flexionsmorphologie 66, 73, 255, 367, 510⫺513, 519, 643 ⫺ cf. inflectional morphology Flexionssystem 63, 158, 256⫺ 257, 271, 347, 534, 635, 658, 720
focalization ⫺ freier verbaler Dativ focalization 228 focus 23, 27⫺28, 147, 202, 204, 213, 217, 219⫺220, 228, 239⫺240, 275, 365, 458, 474, 476, 827, 839, 847⫺848, 856⫺857, 860⫺862, 864⫺ 865, 891 focus, attentional ⫺ cf. attentional focus focus operator position 3, 7, 9, 11, 18, 23⫺25, 27⫺28, 32, 45⫺46, 51, 53, 55, 73, 77⫺ 79, 83⫺86, 88, 93⫺94, 100, 102, 104⫺106, 109, 113⫺ 116, 118, 136⫺137, 140⫺ 142, 146⫺147, 154, 157, 168, 175, 179, 188, 190⫺191, 202⫺205, 207, 210⫺215, 217⫺220, 224⫺232, 234⫺ 235, 239⫺244, 246, 254⫺ 255, 257, 261⫺273, 275, 280⫺281, 286, 289⫺294, 297⫺298, 301⫺306, 312⫺ 313, 315, 323, 327, 332⫺333, 335, 337, 339⫺341, 344, 346, 354, 356, 365⫺367, 377⫺ 378, 391⫺393, 397⫺398, 414, 449, 451, 453, 456, 458⫺459, 464, 467⫺468, 471, 473⫺474, 476, 480⫺ 481, 483, 488⫺492, 494, 508, 513, 515, 523, 528, 536, 540, 543⫺547, 554⫺555, 557⫺ 559, 563⫺565, 567⫺568, 575, 577⫺578, 582⫺583, 591, 595, 606, 625⫺627, 629⫺630, 640, 642, 644⫺ 646, 654, 660⫺661, 665⫺ 666, 668, 676, 680⫺681, 684, 692⫺694, 698⫺700, 712, 716, 720⫺721, 724⫺725, 731, 733, 735⫺736, 738, 741, 743, 745, 751⫺754, 756, 758, 769⫺770, 788⫺789, 791⫺ 792, 800⫺802, 807, 812, 814, 820⫺821, 824, 826⫺827, 829⫺830, 839, 847⫺848, 855⫺858, 860⫺865, 868, 876, 878, 880, 882, 884⫺885, 887, 890⫺891, 902, 910⫺ 911, 928, 931, 933, 940⫺941, 944 Formensynkretismus 617, 708, 714 fortis 202, 279, 283, 313, 421, 485, 553, 853 Fragesatz 35, 76, 175, 294, 303, 378, 596, 625, 629, 792
965 Fragetyp 378 frame-structuring 206, 214, 242⫺243, 247, 357, 845, 848, 862, 866, 878, 895, 899, 903 Französisch 30, 47, 68, 72⫺73, 76, 87, 90, 123, 283, 298, 310⫺312, 321⫺322, 350, 352, 359, 365⫺368, 373, 375, 377⫺378, 385, 397, 400⫺ 450, 456, 461, 463, 465⫺466, 473, 476, 479, 481, 484, 486, 488⫺489, 492, 495, 510, 514, 532, 534, 536, 548, 553, 555, 559, 565, 568, 570, 633, 641⫺642, 661, 906, 909, 936, 941 frase scissa 368, 380, 383, 396 free argument 4⫺5, 17, 19, 24, 28, 83⫺84, 87, 100⫺101, 108, 111, 113⫺115, 176, 187, 191, 197, 205, 208⫺215, 219⫺221, 223, 226⫺227, 229⫺230, 232⫺233, 239, 241, 291, 308, 325, 379, 416, 451, 453, 455⫺457, 463⫺ 464, 469, 471, 473, 477, 486, 736, 756, 770, 786, 788, 827, 843⫺851, 855, 858⫺860, 862⫺864, 877, 890, 902, 931 free self-form 1, 3⫺5, 8, 10⫺15, 17, 19, 21⫺29, 32⫺34, 42⫺ 45, 49, 51, 53, 56, 59, 63⫺ 64, 67⫺68, 72⫺74, 76⫺81, 84, 89⫺90, 92⫺95, 98⫺99, 102, 104, 106⫺107, 109⫺ 115, 117⫺118, 121, 127, 129⫺131, 134⫺135, 142⫺ 144, 146, 149, 153, 156, 158, 160⫺164, 166, 168⫺173, 177⫺179, 184, 186⫺188, 190, 192⫺194, 196⫺199, 201⫺211, 213⫺215, 219⫺ 225, 228⫺230, 232⫺234, 236⫺237, 239⫺244, 247⫺ 248, 251⫺253, 256⫺262, 264⫺269, 271⫺275, 278⫺ 280, 285, 287⫺288, 290, 292, 294⫺304, 308, 314, 316, 319⫺322, 325⫺328, 330, 332, 334⫺336, 338⫺339, 344, 346⫺349, 351⫺356, 360⫺361, 363, 365, 367⫺ 376, 378⫺380, 383, 390⫺ 396, 399⫺400, 402⫺403, 406, 409⫺412, 414⫺416, 419, 427, 429, 433⫺436, 438, 440, 442⫺445, 453, 459, 461, 468, 471, 473, 475⫺477,
479⫺480, 484⫺492, 494⫺ 500, 503, 506⫺508, 510⫺ 515, 520⫺526, 533⫺535, 538⫺545, 548⫺549, 553⫺ 556, 558, 560⫺566, 571, 574⫺578, 580⫺581, 583⫺ 584, 586, 588⫺598, 603⫺ 604, 606⫺621, 624, 626⫺ 630, 632, 634⫺635, 640, 643⫺644, 650⫺653, 662⫺ 666, 668, 671, 673⫺678, 680⫺681, 684, 689, 692⫺ 698, 702, 705⫺706, 708⫺ 711, 714⫺725, 729, 732, 736, 739⫺743, 745⫺747, 750⫺ 751, 753, 759⫺782, 785⫺ 786, 788⫺796, 800, 802⫺ 811, 816⫺825, 827⫺829, 831⫺835, 839⫺847, 850⫺ 863, 866⫺867, 869, 871⫺ 874, 877, 880, 883, 885⫺890, 892⫺900, 902, 908, 910, 913⫺916, 920⫺921, 925, 927⫺929, 931⫺933, 935⫺ 939, 943 free word order 4⫺5, 17, 19, 24, 28, 187⫺189, 197, 206, 209⫺211, 213⫺214, 217⫺ 221, 223, 225, 229⫺230, 232, 239⫺241, 243, 246⫺248, 325, 358, 463, 473⫺474, 478, 827, 834, 840, 847⫺848, 851, 860, 862⫺864, 877, 890⫺ 891, 902 freie Wortfolge 32, 34⫺35, 39, 48⫺51, 57, 83, 85⫺86, 95, 115⫺116, 118, 166⫺167, 173⫺174, 252, 256⫺258, 261, 280⫺281, 301, 334, 337⫺338, 354, 365, 377, 390⫺391, 393, 410, 412, 461, 463, 472⫺473, 477, 510, 513⫺514, 525, 548, 550⫺ 551, 560, 579, 581, 595⫺596, 599, 621, 629, 632⫺633, 636, 638, 644⫺646, 654, 658, 665, 672, 692, 700, 709⫺710, 715, 723, 725, 743, 792, 794, 911, 915⫺916, 923, 929, 937, 940⫺941 freier verbaler Dativ 10, 14, 19, 24, 27, 34, 40, 46, 48, 53, 55, 57, 60⫺61, 83⫺88, 90, 92, 102, 111, 113⫺114, 130⫺ 131, 152, 159⫺160, 163, 168, 173, 175⫺176, 179, 192, 195, 206, 209, 212, 214, 220, 242, 249, 257, 259, 290, 335, 340,
966 348, 350, 463, 471, 488, 513, 523, 538⫺541, 545⫺548, 553, 557⫺558, 560, 563⫺ 565, 568, 570, 579, 583, 587⫺588, 595, 597⫺598, 606, 608, 619⫺621, 629, 636, 638, 651, 654, 664⫺666, 692, 698⫺700, 708, 710⫺711, 720, 722⫺723, 731, 733, 736, 745⫺746, 760, 777, 787, 789, 802, 807⫺808, 810, 818⫺ 820, 832, 840⫺841, 844⫺ 847, 850, 855⫺856, 858, 862, 883, 910⫺911, 914, 923, 927, 929, 931, 937⫺938, 940 Fremdwort 72, 90⫺91, 124⫺ 125, 150, 156, 376, 536, 555, 567, 607, 609⫺610, 630⫺ 631, 633, 641⫺642, 660, 672, 720, 725, 759, 769, 936 French 2, 18, 20, 25, 185, 423, 442, 444⫺445, 447⫺448, 473, 476, 833, 835, 838, 848, 857, 874, 878, 882⫺883, 886, 889, 891, 897 Frequenz 125, 153, 173⫺174, 381, 450⫺451, 456, 459, 465, 468⫺469, 471, 473, 495, 497, 542, 544, 563, 567, 607, 641, 644⫺645, 667 Friesisch 30, 68, 73, 77, 89 ⫺ cf. Frisian Frikativ 31, 38⫺39, 54, 57⫺58, 60, 74, 101, 107⫺108, 154⫺ 158, 254, 272, 279, 282, 318, 333, 389, 460, 466⫺467, 487, 493, 498, 518, 553, 556, 642, 660⫺661, 670, 758, 815, 909, 926 Frikativierung 156, 815 Frisian 2, 14 ⫺ cf. Friesisch Fugenmorphem 75 function word 3⫺5, 7, 9, 16⫺ 17, 19⫺20, 27⫺28, 87⫺88, 94, 96, 98, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 175, 182, 184⫺191, 193, 195, 197⫺199, 201⫺204, 206⫺ 207, 209⫺215, 217⫺219, 222⫺227, 229⫺230, 232⫺ 233, 235⫺237, 239⫺241, 243⫺248, 252, 256, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺ 372, 375, 377⫺379, 385⫺ 387, 389, 391, 393⫺394, 416⫺417, 428, 432⫺433,
Fremdwort ⫺ funktionale Variation 436, 453, 456, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺485, 493, 498, 505, 549, 569, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 746⫺747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 824⫺834, 839⫺840, 842, 844⫺845, 847⫺848, 850⫺ 851, 853⫺856, 858, 860, 862, 864, 866, 869, 871, 873⫺880, 882⫺892, 896, 898⫺899, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 fundamental argument 3, 19, 79, 83⫺84, 87, 100⫺101, 108, 111, 113⫺115, 176, 191, 205, 208⫺215, 219⫺221, 223, 226⫺227, 229⫺230, 233, 241, 245, 291, 308, 379, 416, 451, 453⫺457, 463⫺ 464, 469, 471, 473, 477, 486, 493, 528, 736, 756, 770, 786, 788, 843⫺851, 855, 858⫺ 860, 862⫺864, 931 funktionale Ausprägung 30⫺ 33, 36⫺40, 42⫺53, 57⫺62, 64, 82⫺83, 88, 93, 99, 103, 111, 119, 122, 136, 139⫺140, 142, 145, 150, 173, 179, 257⫺258, 261⫺262, 271, 273, 285, 292, 297, 299, 305⫺306, 317, 327, 330, 333, 336⫺337, 346⫺347, 351, 353, 363⫺364, 372, 378, 391, 394⫺395, 404, 438⫺441, 451, 458⫺459, 467, 469, 471, 476, 481, 493, 500, 503, 516, 520⫺522, 524⫺526, 528, 567, 587, 632⫺633, 637, 655, 659, 663, 665, 670, 672, 674⫺678, 681, 683, 685⫺ 687, 689⫺690, 692, 694, 696, 698⫺699, 702, 718, 721, 727, 733, 738, 745, 752, 764, 821, 911, 916, 923⫺924, 937, 939, 941 funktionale Gewichtung 30⫺ 32, 36⫺40, 43⫺53, 59⫺62, 64, 82⫺83, 88, 99, 136, 139, 150, 173, 179, 257⫺258, 261⫺262, 271, 273, 285, 292, 297, 299, 306, 317, 330, 333, 336⫺337, 346⫺347, 351,
353, 363, 391, 394, 404, 438, 441, 458, 469, 471, 476, 500, 503, 516, 520⫺522, 524⫺ 526, 528, 632, 637, 659, 665, 670, 672, 674⫺678, 681, 683, 685⫺687, 689⫺690, 692, 694, 696, 698⫺699, 702, 718, 721, 727, 764, 911, 916, 924, 937, 939, 941 funktionale Gliederung 30⫺32, 36, 38⫺40, 43⫺53, 59⫺62, 64⫺65, 68, 82⫺83, 88, 91⫺ 92, 99, 119, 136, 139, 149⫺ 150, 173, 179, 244, 257⫺258, 261⫺262, 271, 273, 285, 292, 297, 299, 306, 317, 330, 333, 336⫺337, 346⫺347, 351, 353, 363, 377, 380, 386, 388, 391, 394, 404⫺405, 419, 438, 441, 444, 458, 469, 471, 476, 481, 500, 503, 509, 515⫺516, 520⫺522, 524⫺528, 605, 632, 637, 644, 658⫺659, 665, 670, 672, 674⫺678, 681, 683, 685⫺687, 689⫺690, 692, 694, 696, 698⫺699, 702, 718, 721, 723, 727, 734⫺735, 743⫺745, 764, 772, 788, 792, 799, 822, 911, 916, 924, 931, 937, 939, 941 funktionale Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺32, 36⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81⫺83, 88, 91⫺93, 99, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149⫺151, 156⫺ 157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺ 190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254, 257⫺259, 261⫺262, 270⫺273, 275⫺ 276, 281⫺282, 285⫺287, 292, 297, 299, 301, 306, 308, 316⫺317, 319, 321, 325⫺ 326, 328, 330⫺333, 336⫺ 340, 344, 346⫺349, 351, 353, 355⫺356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺ 377, 380⫺382, 389, 391, 394⫺395, 402⫺406, 413, 416, 420, 427, 433, 438, 440⫺441, 443⫺445, 447, 458, 465, 469⫺471, 473⫺ 474, 476, 478, 480, 484, 487,
funktionale Varietät ⫺ gender 493⫺494, 500, 503, 505⫺ 506, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 637, 645, 648⫺655, 658⫺660, 665⫺ 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺690, 692, 694, 696, 698⫺699, 701⫺702, 709, 713, 718⫺721, 723, 725, 727, 735, 738⫺739, 743, 755, 764, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934, 937, 939, 941⫺942 funktionale Varietät 658⫺659 Fusion 33, 126⫺127, 133⫺134, 136, 147, 202, 257, 335, 339, 347, 354, 542, 554, 650, 652, 690, 706, 708, 714⫺715, 720, 722⫺723, 772, 775, 782, 804, 807, 827⫺828, 874⫺875, 892, 894⫺895, 902, 929 fusional inflecting language 1⫺ 5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺ 120, 147⫺148, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺276, 306⫺307, 322⫺ 323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺ 398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 782, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺853, 857⫺ 858, 860, 865⫺878, 882, 885⫺889, 891⫺904, 917, 942, 944 fusionierende Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34⫺ 35, 62, 64, 66⫺67, 69⫺70, 73, 75, 82⫺83, 85⫺86, 92, 94⫺96, 99, 102, 106, 110, 114⫺115, 117⫺119, 122⫺ 123, 126⫺127, 133, 136, 140, 145, 147, 149, 171, 180, 251⫺252, 254⫺258, 260⫺ 264, 266, 268, 270, 272, 274, 276⫺279, 281, 298, 300,
967 306⫺308, 310⫺311, 313⫺ 315, 322⫺323, 325⫺326, 328, 330⫺334, 336, 338⫺ 344, 346, 348⫺350, 352⫺ 360, 365⫺368, 371⫺372, 375, 380⫺382, 385⫺387, 391⫺394, 396⫺398, 400, 403, 405⫺406, 414, 421⫺ 422, 426, 430, 437, 439, 443, 445⫺447, 449⫺460, 463, 472⫺481, 483⫺484, 486⫺ 490, 492, 494, 500, 503, 506⫺508, 510⫺515, 518, 521⫺523, 525⫺533, 536⫺ 538, 541, 543⫺544, 546⫺ 548, 550⫺554, 562⫺563, 565⫺571, 573⫺580, 582⫺ 586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺600, 602, 604⫺605, 607⫺608, 611, 620⫺624, 627⫺628, 630, 632, 635⫺ 639, 641⫺647, 649⫺652, 654⫺655, 657, 660⫺662, 683⫺688, 690⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺ 709, 712, 714⫺720, 722, 724, 727⫺738, 741, 743⫺747, 749⫺750, 752⫺754, 756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺796, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺906, 909, 911⫺ 912, 916⫺917, 919, 921, 926, 931, 936, 939 Futur 19, 23, 33, 41, 44, 56, 76⫺77, 89, 94, 109⫺110, 144⫺145, 147, 158, 177⫺ 178, 190, 197, 204, 225⫺226, 243, 258⫺259, 261, 266, 268⫺269, 272, 295⫺297, 336⫺337, 339, 346, 350⫺ 353, 371, 373, 390, 395⫺396, 410, 447, 471, 476, 478⫺479, 490, 511⫺512, 514, 521⫺ 522, 525, 528, 543⫺545, 548, 554, 558, 565, 567, 569⫺570, 589⫺591, 607, 616, 619, 622, 626⫺628, 644, 652, 662⫺ 663, 673⫺675, 696⫺698, 703, 715, 733, 736, 741⫺743, 745⫺746, 759, 762, 768, 770, 776⫺779, 802⫺806, 810, 816, 820, 827, 843, 884⫺885, 896, 910, 914 future time orientation 2⫺3, 7, 9⫺11, 17, 19⫺21, 23, 27,
147, 185, 189⫺190, 192, 197, 199, 204, 211, 213⫺214, 219, 225⫺226, 234, 243, 427, 444, 479, 622, 703, 778, 823, 825, 827, 831⫺832, 838, 843, 848, 857, 869⫺871, 874, 884⫺ 885, 896, 898 Futurform 110, 373, 410, 554, 616, 663, 697, 741, 762 Futurität 177 Futurum exactum 673, 715, 733, 736, 741
G Galicisch 449, 453, 456 gap 15, 25, 27, 198, 224 Gaskognisch 427, 449, 480, 503 Gegensatz, phonologischer 38, 41, 44⫺46, 50, 57, 60, 68, 70, 75, 89⫺92, 94⫺95, 102, 104⫺105, 107, 111⫺112, 115, 119, 125, 152, 156⫺158, 261, 308, 311, 315, 317, 321⫺322, 360⫺361, 365⫺ 366, 368, 378, 387⫺388, 392, 396⫺397, 423⫺424, 429, 460, 475, 483⫺485, 488⫺ 489, 493, 498, 508, 520⫺521, 532, 534, 574⫺576, 582, 588, 630, 671, 673, 712, 736, 739⫺746, 751⫺752, 754⫺ 755, 759, 769, 773, 778, 787, 789⫺790, 795, 911, 915, 937 Gegisch 753⫺755 Gemeinromanisch 343⫺344, 477 Geminate 38, 54, 154⫺156, 236, 365, 661, 829, 831, 853, 913 gemischte Deklination 33⫺34, 44⫺46, 55⫺56, 79, 93, 96, 103, 134⫺135, 158⫺164, 277, 279, 287, 306, 332, 346⫺348, 371, 485, 507, 511⫺512, 519, 522, 524, 563, 568, 578, 583⫺584, 608, 611, 613⫺614, 631, 643, 649⫺ 651, 653, 662, 664, 674⫺677, 708, 719⫺722, 785⫺786, 802, 807⫺809, 818⫺819, 910, 914⫺915, 920, 929 gender 10⫺11, 14⫺15, 27, 29, 120, 186⫺187, 192⫺194, 205⫺207, 209, 222, 230, 237, 247, 746, 832, 835, 840, 845, 882 ⫺ cf. common gender
gender system ⫺ Genus Verbi
968 gender system 1, 3⫺4, 6⫺12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺24, 26⫺ 27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107, 109, 111⫺112, 120, 124⫺126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺212, 219, 221⫺ 222, 230, 235, 237, 243, 246⫺247, 251⫺252, 254⫺ 255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺ 670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 746⫺747, 749⫺752, 754⫺ 756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824, 826⫺828, 830, 832⫺833, 835, 838, 840⫺841, 845, 850⫺854, 856⫺857, 859⫺ 860, 864, 871, 876⫺878, 880, 882⫺887, 894⫺895, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 genealogische Einordnung 67, 104, 307, 326, 484, 657, 704, 731, 905⫺906, 915, 919 genealogische Klassifikation 483⫺492 genetics 199⫺200, 249, 874 Genitiv 10⫺11, 25, 32, 34⫺35, 44, 46⫺47, 49⫺50, 53, 55, 57, 59⫺60, 62, 70, 78, 84⫺ 86, 102, 111, 130⫺131, 133⫺ 136, 139⫺140, 142, 146, 151, 158⫺162, 167⫺168, 175, 179, 189, 192⫺193, 206, 209⫺210, 224, 231, 233⫺
234, 243, 246, 256⫺257, 265, 270, 281, 289, 291⫺292, 298, 304, 316, 340, 347, 459, 471, 513, 523, 538⫺540, 546, 548, 550, 553, 557⫺558, 560, 563⫺565, 567⫺568, 606, 626, 629, 631, 643⫺644, 650⫺651, 653⫺654, 664⫺ 666, 680⫺681, 692⫺693, 698⫺699, 708, 713, 719⫺ 724, 731, 733, 736, 738, 745⫺746, 787⫺789, 791⫺ 792, 807⫺810, 812, 818⫺ 820, 826, 828, 830, 832⫺835, 841⫺843, 850⫺853, 857, 864, 866, 877, 880, 882⫺883, 887⫺889, 892, 894⫺896, 910⫺911, 927, 930, 932, 940⫺941, 943 Genitivattribut 35, 50, 57, 281, 538, 546, 548, 550, 558, 565, 644, 791, 812, 911, 941 genitive, partitive ⫺ cf. partitive genitive genitive, phrasal ⫺ cf. phrasal genitive genitive phrase 4⫺5, 10⫺11, 17, 19, 25, 28, 49⫺50, 57, 59, 136, 146⫺147, 159⫺160, 168, 186⫺190, 192⫺193, 196⫺198, 201, 203, 206, 209⫺212, 215, 223⫺224, 229⫺231, 233⫺234, 237, 243⫺244, 246, 248, 253, 255, 257⫺258, 272, 292, 328, 429, 431, 436, 459, 576⫺577, 605, 629, 644, 659, 690, 746, 826⫺828, 830, 832⫺835, 839⫺843, 848, 850⫺853, 856⫺857, 860⫺861, 864, 866, 877, 880, 882⫺884, 887⫺889, 892, 894⫺896, 902, 916, 931, 944 Genitiv der Verneinung 44, 46, 55, 59⫺60, 62, 117, 134, 140, 146, 161, 280, 292, 303⫺304, 306, 377, 392, 491, 526, 540, 548, 563, 596⫺597, 654, 680, 724, 736, 738, 745, 779, 787, 811, 818, 820, 911, 925, 940, 943 Genitivumschreibung 140⫺142 Genitivverlust 50 Genus 33⫺34, 56, 75, 77⫺78, 80⫺81, 86, 102, 113⫺114, 130⫺134, 136, 158⫺159, 162, 166⫺168, 256⫺258, 265, 271, 280, 287⫺288,
290⫺292, 294, 313⫺314, 335, 337, 339, 371, 373, 390, 392, 394, 421, 460, 487⫺489, 492, 507, 511⫺512, 522⫺ 523, 538⫺541, 546, 554, 556, 563, 578, 582, 584, 587, 589, 591, 593⫺594, 608, 610⫺ 612, 626⫺627, 629, 643⫺ 644, 649⫺651, 662⫺664, 673, 676, 682, 692⫺693, 696, 701, 708, 713⫺714, 716⫺ 717, 719, 722, 737, 739, 741⫺742, 746, 761⫺764, 766⫺767, 773, 775, 781⫺ 782, 784⫺787, 790⫺791, 807, 809, 811, 818, 910 ⫺ cf. gender Genus communis 33⫺34, 56, 75, 77, 80⫺81, 86, 102, 113⫺114, 130⫺134, 136, 158⫺159, 162, 166⫺168, 256⫺258, 265, 271, 280, 287, 290⫺292, 294, 313⫺314, 335, 337, 339, 371, 373, 390, 392, 394, 421, 460, 487⫺489, 492, 507, 511⫺512, 522⫺ 523, 539⫺541, 546, 554, 556, 563, 578, 582, 584, 587, 589, 591, 593⫺594, 608, 610⫺ 612, 626⫺627, 629, 643⫺ 644, 649⫺651, 662⫺664, 673, 676, 682, 692⫺693, 696, 701, 708, 713⫺714, 716⫺ 717, 719, 722, 737, 739, 741⫺742, 746, 761⫺764, 766⫺767, 773, 775, 781⫺ 782, 784⫺787, 790⫺791, 807, 809, 811, 818, 910 ⫺ cf. common gender Genus Verbi 30⫺31, 33⫺34, 39, 41⫺42, 45, 49⫺52, 54, 56⫺ 57, 59, 61⫺62, 75⫺77, 80⫺ 81, 86, 91, 102, 110, 113⫺ 114, 124, 130⫺134, 136⫺ 137, 157⫺159, 162, 165⫺ 168, 174⫺175, 179, 252, 255⫺258, 261⫺262, 265, 267, 269, 271, 280⫺281, 284, 287, 289⫺292, 294, 298, 311, 313⫺315, 335, 337, 339, 371, 373, 379, 386, 390, 392⫺394, 402, 405, 416⫺418, 420⫺ 421, 427, 438⫺439, 454, 459⫺460, 471, 486⫺489, 492⫺493, 495, 498, 500, 502, 507⫺508, 511⫺512, 519, 522⫺523, 539⫺541, 545⫺ 548, 554, 556, 563, 578, 580,
Genusabbau ⫺ grammatische Kategorie 582, 584⫺585, 587, 589⫺ 594, 608, 610⫺613, 618, 626⫺627, 629⫺631, 643⫺ 647, 649⫺652, 657, 660, 662⫺664, 666, 673, 676, 680⫺683, 692⫺693, 696⫺ 697, 701, 708, 710, 713⫺714, 716⫺719, 722, 731, 736⫺ 737, 739, 741⫺742, 745⫺ 746, 750, 755⫺756, 761⫺ 767, 770, 773, 775, 778, 781⫺782, 784⫺787, 789⫺ 791, 807, 809⫺811, 813, 818, 820, 905, 910, 920, 922 Genusabbau 717 Genusalternation 162 Genusdistinktion 717 Genusschwankung 717 Genussynkretismus 664, 676, 682 Genuswechsel 113, 162, 373, 713 geographic variation 867⫺869 gergo delle borgate 361, 363, 366, 377, 381, 383, 398, 446, 529, 571 German 2⫺7, 10⫺12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺24, 28⫺29, 31, 36, 38, 46, 62⫺64, 66⫺68, 70⫺71, 81, 96⫺99, 105⫺ 108, 120, 123, 128, 134, 147⫺148, 158, 168, 181, 183, 185⫺188, 192⫺193, 200, 205, 212, 217, 234, 236, 239, 243⫺244, 247, 249, 254, 328, 360, 376, 383, 386⫺387, 396, 398, 412, 414, 438, 505, 511, 524, 526⫺527, 573, 637, 657, 662, 688, 717, 728, 736, 750, 769, 866⫺867, 871, 875, 877⫺879, 882, 886, 889, 897, 899, 942, 944 ⫺ cf. Deutsch Germanisch 36, 38, 64, 66⫺68, 70⫺71, 96, 98⫺99, 105⫺ 106, 108, 123, 128, 134, 147, 244, 254, 328, 376, 383, 386⫺387, 412, 505, 511, 526⫺527, 573, 662, 736, 750, 769, 944 ⫺ cf. Deutsch germanische Komponente 36, 38⫺39, 64, 66, 68, 70⫺71, 96, 98⫺100, 102⫺103, 105⫺ 106, 108⫺109, 111⫺112, 123, 128, 134, 147, 243⫺244, 254, 257, 279, 299, 328, 349, 359, 363, 376, 379, 387, 390, 402, 406, 412, 438⫺439, 450, 463, 505, 511, 526⫺527, 573,
580, 598, 601, 620, 662, 692, 696, 707, 710, 716, 736, 750, 769, 776⫺777, 944 gerund 5, 13, 77, 103⫺104, 118, 152, 365, 374, 393, 489⫺490, 507, 511⫺512, 542⫺544, 547, 554, 558, 579, 587, 595, 608, 615, 620⫺621, 626, 628, 644, 652, 654, 660, 707⫺708, 710, 770, 776, 779, 795, 843, 852, 864, 924, 927, 929, 935, 942 gerundeter Vokal 31, 36⫺38, 71, 91, 99, 103⫺105, 155, 273, 279, 283, 289, 310, 333, 339, 341, 344, 365, 468, 487, 497, 510, 516, 534, 536, 560⫺561, 575, 641⫺642, 645⫺647, 649, 660⫺661, 669, 690⫺691, 710, 712, 720, 734, 738, 751⫺753, 755⫺ 756, 759, 783, 801, 813, 815, 909, 924⫺926, 934 Gerundium 77, 118, 393, 489⫺ 490, 507, 511⫺512, 542⫺ 544, 547, 554, 558, 579, 595, 621, 626, 654, 770, 776, 779, 795 Gerundium 595 gesprochene Variante 701⫺702 Gewichtung ⫺ cf. funktionale Gewichtung Gleitlaut 101, 105, 410⫺411, 536, 755⫺757, 925 Gliederung ⫺ cf. historische Gliederung Glosas Emilianenses 456, 475 gorgia toscana 345, 370, 380 Gouelou 311 gradation 4, 11⫺12, 201, 206, 488, 802, 809, 875, 880⫺882, 892 Graduierung 451, 722 grammatical aspect 2⫺3, 5, 15, 17, 19⫺24, 27⫺29, 110, 119, 147⫺148, 180, 182⫺183, 190, 193⫺194, 197, 201⫺ 205, 207⫺209, 212⫺213, 215, 217, 219⫺224, 228, 230, 236⫺237, 239⫺244, 246⫺ 248, 276, 357⫺358, 375, 380, 398, 429, 436, 441⫺442, 447, 474, 477, 529, 562, 570, 622, 824, 826⫺829, 834⫺835, 837, 840, 843⫺844, 847, 851⫺852, 856, 860⫺862, 864⫺866, 874, 882, 886, 891, 897, 903, 942
969 grammatical category 2⫺3, 5, 11, 15, 17, 19⫺21, 23⫺24, 28⫺29, 110, 147⫺148, 180, 182⫺183, 192⫺194, 196, 199, 201⫺207, 209, 211⫺ 213, 215, 217, 219⫺224, 228, 230, 236⫺243, 246⫺248, 276, 323, 358, 375, 380, 398, 429, 436, 441⫺442, 474, 570, 826⫺828, 844, 848, 860, 864⫺865, 874⫺875, 882, 884⫺886, 891 grammatical word 2⫺5, 7, 9, 15⫺17, 19⫺20, 23⫺24, 27⫺ 29, 87⫺88, 94, 98, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 147⫺148, 175, 180, 182⫺ 191, 193⫺194, 197, 201⫺ 207, 209, 211⫺213, 215, 217⫺225, 228⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺243, 245⫺ 248, 252, 256, 276, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺ 372, 375, 377⫺380, 385⫺ 387, 389, 391, 393⫺394, 398, 416⫺417, 428⫺429, 432⫺ 433, 436, 441⫺442, 453, 456, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 570, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺834, 839⫺840, 842, 844, 847⫺ 848, 850, 853⫺856, 858, 860, 862, 864⫺865, 873⫺880, 882⫺883, 886, 888, 891⫺ 892, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 grammaticalization 28, 147⫺ 148, 212, 228, 240⫺241, 246 Grammatikalisierung 45, 48⫺ 51, 55, 57, 68, 127, 130, 172, 268, 275, 327, 367, 374⫺376, 558, 566⫺568, 589, 608, 715⫺716, 719⫺720, 770, 779, 785, 789, 796, 929 grammatische Kategorie 31⫺ 34, 41⫺43, 45, 82⫺83, 86, 89, 93, 95, 99, 102, 109⫺ 111, 113, 120, 124, 127, 130, 132⫺134, 136, 140, 142, 147,
970 158, 163, 166, 179, 244, 252⫺258, 260⫺261, 265, 275, 277, 279, 295, 299, 325⫺326, 328⫺330, 334⫺ 337, 339⫺340, 346, 350⫺ 354, 356, 367, 371, 386, 390⫺391, 397, 406, 421, 423, 432, 435, 437⫺438, 458⫺ 460, 463, 473, 476, 478, 489⫺490, 494, 507⫺508, 510⫺513, 515, 519⫺521, 523, 526, 538, 540, 547, 553, 565⫺567, 574, 576, 579, 582⫺584, 587⫺589, 591, 593⫺595, 602, 605, 608, 610⫺611, 615, 618, 624, 626⫺628, 632, 634, 637⫺ 638, 643⫺644, 649⫺653, 657⫺658, 662⫺664, 674, 676⫺677, 684, 690, 692⫺ 694, 696⫺698, 701, 708, 713⫺717, 719, 722, 741⫺ 745, 761⫺768, 770, 772⫺ 773, 775, 777⫺782, 784⫺ 787, 791, 794, 796, 802, 807, 809⫺811, 817, 820⫺821, 910, 914⫺916, 924, 927⫺ 932, 942 grammatische Kongruenz 31⫺ 34, 41⫺43, 45, 82⫺83, 86, 89, 93, 99, 109⫺111, 120, 124, 127, 132⫺133, 140, 142⫺144, 147, 164, 166⫺ 167, 177⫺179, 252⫺255, 257⫺259, 265, 277, 279, 295, 299, 301, 306, 315, 325⫺326, 329⫺330, 334⫺337, 339⫺ 340, 354, 356, 386, 390, 423, 460, 476, 494, 508, 510⫺513, 520, 523, 526, 538, 540, 546⫺547, 565⫺566, 576, 583⫺584, 589, 591, 593, 595, 602, 605, 611, 615, 618, 624, 626⫺629, 632, 634, 637⫺ 638, 643⫺644, 649⫺650, 652⫺654, 657⫺658, 690, 692⫺693, 697, 701, 713⫺ 714, 742, 745, 761, 781⫺782, 784⫺785, 796, 802, 807, 809⫺811, 821, 910⫺911, 914⫺916, 924, 927, 930 grammatische Opposition 14, 16, 31⫺34, 37, 41⫺43, 45, 69, 74, 86, 89, 91⫺93, 99, 107, 109⫺111, 120, 123⫺ 127, 130⫺134, 139⫺140, 166, 179, 204, 206, 239⫺240, 252⫺255, 257⫺259, 261,
grammatische Kongruenz ⫺ harte Lautung 270, 277, 279, 282⫺284, 295, 297, 299, 310, 318, 322, 325⫺326, 328⫺330, 334⫺ 337, 339⫺341, 346, 351⫺ 352, 354, 356, 365, 371, 386⫺388, 390, 392, 394, 423, 425, 436, 460, 467, 476, 494, 507⫺514, 516⫺517, 519, 523, 526, 528, 533, 535, 538⫺540, 542, 546⫺547, 551, 553, 565⫺568, 576, 578, 580⫺584, 586, 588⫺591, 595, 602, 605, 607⫺611, 615, 618⫺620, 624⫺628, 634, 637⫺638, 641⫺644, 647⫺ 653, 657⫺658, 660⫺665, 667⫺669, 674, 690⫺694, 697, 701, 707, 711⫺714, 717⫺718, 729, 742, 745, 752, 754⫺755, 759, 761, 766⫺ 767, 773⫺775, 778⫺779, 784, 791, 796, 802, 807, 809⫺811, 821, 839, 843, 849, 851, 853⫺854, 858, 871, 884, 901, 910, 914⫺916, 924, 927 grammatische Relation 4⫺5, 10⫺11, 14, 17, 19, 21⫺22, 24, 31⫺34, 36, 41⫺43, 45, 53, 86, 89, 93, 99, 109⫺111, 120, 124, 127, 132⫺133, 140⫺141, 166, 179, 200, 209⫺211, 213, 239⫺240, 242⫺243, 246⫺247, 252⫺ 255, 257⫺258, 268⫺269, 275, 277, 279, 295, 299, 322, 325⫺326, 329⫺330, 334⫺ 337, 339⫺340, 354, 356⫺ 357, 379, 386, 390, 403, 423, 450⫺451, 457, 459⫺460, 464, 472, 476, 490⫺491, 494, 508, 510⫺514, 523, 526, 538, 540, 547, 549, 566, 576, 583⫺584, 589, 591, 595, 602, 605, 611, 615⫺616, 618, 624, 626⫺629, 634, 637⫺638, 643⫺645, 649⫺650, 652⫺ 653, 657⫺658, 666, 678, 690, 692⫺693, 697, 699, 701, 713⫺714, 742, 745⫺746, 761, 784, 796, 802, 807, 809⫺811, 821, 825, 827⫺ 828, 858⫺859, 862, 867⫺ 868, 874, 882, 884, 886⫺888, 891, 897, 899, 903, 909⫺910, 914⫺916, 924, 927⫺931, 933 grammatisches Inventar 31, 33, 40⫺43, 45, 54, 58, 71, 86, 154, 254, 333, 365⫺368, 376,
510, 547, 552, 626, 630, 667⫺668, 673⫺675, 690, 694, 698, 701, 707, 776, 910, 915, 927 grammatisches Subjekt 84⫺86 graphisches System 579, 609 Great Vowel Shift 1, 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 17, 19⫺20, 23, 29, 120, 183⫺185, 187, 190⫺ 192, 195, 200⫺201, 209, 212, 214, 219⫺220, 234⫺236, 240, 242, 245⫺247, 263, 306, 334, 450, 823, 825⫺826, 828⫺831, 835, 838⫺840, 853⫺854, 859, 861, 871, 874, 876⫺878, 880⫺881, 885, 887, 892, 898, 900, 902 Greek 9, 120, 187, 325, 357, 821⫺836, 875, 878, 898, 902 ⫺ cf. Ancient greek Grenzdialekt 713, 716 Griechisch 123, 325, 328, 333⫺ 334, 338, 345, 358, 386⫺387, 405, 421, 439, 524, 530, 532, 554⫺555, 559, 630, 704, 709, 725, 735, 745⫺746, 749⫺ 751, 758, 776, 779, 798⫺799, 808, 814, 818, 820⫺822, 936, 940 Großpolnisch 659, 668, 670⫺ 671, 675 Grundwortstellung 19, 35, 49, 51, 57, 59, 66⫺67, 73, 88⫺ 89, 93, 95⫺96, 146, 173, 187, 213, 337⫺338, 354, 377, 391, 393, 396, 449, 456, 463⫺465, 473⫺474, 476, 549, 559, 629, 644, 665, 679⫺680, 682⫺683, 698, 709, 723, 792⫺793, 847, 891, 911, 931 ⫺ cf. basicorder Grundzahl 79, 546, 612 Grußform 166, 375, 406, 444 Gwenedeg 310⫺311, 317
H habituality 21⫺22, 262, 275 Halbpartizip 579, 587, 594⫺ 595, 615, 620 Halbvokal 71⫺72, 254, 270, 272, 279, 284⫺285, 334, 460, 534, 536⫺537, 568, 580, 630, 661, 710 harte Lautung 31, 36, 40, 54, 57, 59, 62, 73, 108, 151,
Haupttonvokalismus ⫺ historische Gliederung 156⫺157, 178, 279, 281, 285, 319, 389, 460, 573, 594, 625, 630, 635, 640, 650, 660⫺661, 668⫺671, 682, 710, 738, 759, 908, 912⫺913, 924⫺925, 937 Haupttonvokalismus 394 HAVE-language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺202, 204, 210, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺ 276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺ 853, 857⫺858, 860, 865⫺ 878, 882, 885⫺889, 891⫺ 904, 917, 942, 944 head-final language 1⫺5, 7, 9⫺ 20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 139, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺205, 207, 210⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺221, 223⫺226, 228⫺230, 232⫺234, 236⫺ 249, 269, 271, 275⫺276, 294, 304, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 391, 393, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺ 459, 463, 468, 470, 473⫺479, 492, 494, 568⫺570, 586, 622, 635, 654⫺655, 700, 703, 725, 727⫺730, 746⫺747, 793⫺ 795, 822⫺831, 833⫺834, 836⫺840, 842⫺844, 847⫺ 853, 855⫺860, 862⫺878, 882, 885⫺904, 917, 930, 934, 942, 944 head-initial character 3⫺6, 8⫺ 9, 12, 20, 24, 26, 94, 101, 110, 124, 139, 185, 188, 191, 196⫺198, 200⫺203, 205, 207, 210⫺213, 215, 217, 221⫺224, 229⫺230, 232⫺ 234, 236⫺243, 259, 271, 284, 315, 319, 321, 323, 335, 391, 463, 467, 477, 493, 497, 672, 677, 700, 823, 825⫺827, 829⫺830, 834⫺835, 838⫺ 840, 842⫺843, 847, 849,
851⫺853, 855, 857⫺858, 861, 863, 866, 868, 871, 874⫺876, 878⫺879, 887⫺ 890, 892, 896, 902, 930 headless relative clause 1⫺6, 9⫺15, 17⫺18, 20⫺21, 24⫺ 25, 27, 32, 42, 59, 85, 96, 115, 175, 181, 184, 189, 196, 202⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺220, 223⫺ 233, 237⫺239, 241⫺242, 254, 260, 302, 321⫺322, 358, 454, 473, 511, 513, 515⫺516, 531, 540, 545, 559, 623, 653, 682⫺683, 778, 801, 811, 823, 827, 832, 840, 844, 847⫺852, 858, 860, 863⫺865, 874, 876, 888, 907, 910, 942 heavy word 4⫺5, 7, 9, 16⫺17, 19, 27⫺28, 87⫺88, 94, 98, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 175, 184⫺191, 193, 197, 201⫺204, 206⫺207, 211, 213, 217⫺219, 223, 225⫺226, 229⫺230, 232⫺ 233, 235⫺237, 239⫺241, 243, 245⫺248, 252, 256, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺ 323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺372, 375, 377⫺379, 385⫺387, 389, 391, 393⫺ 394, 416⫺417, 428, 432⫺ 433, 436, 453, 456, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺485, 493, 498, 505, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺ 647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺827, 829⫺834, 839⫺840, 842, 844, 847⫺ 848, 850, 853⫺856, 858, 860, 862, 864, 873, 875⫺880, 883, 888, 891⫺892, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 heavy-member field 2, 4, 6, 11, 22, 119, 203⫺205, 207, 210, 212, 216⫺219, 223, 225⫺ 226, 228⫺233, 237, 240⫺ 241, 338, 830, 866, 874, 888, 897⫺898, 902 Hebung 813 Hellenistic Koine 798, 805, 812, 814⫺817, 819⫺823, 828, 921
971 Hiatus 236, 282, 536, 551, 830 Hilfsverbkonstruktion 142⫺145, 761, 776 historische Entwicklung 30⫺31, 36⫺45, 47⫺60, 62⫺64, 66, 72⫺74, 81, 92⫺93, 96, 100, 102, 104, 107⫺108, 113⫺ 115, 117, 121, 126⫺127, 146, 149⫺150, 199⫺200, 251⫺ 252, 255⫺257, 260⫺261, 263, 270⫺275, 277, 279, 301, 308⫺310, 314, 320, 325⫺ 334, 336, 339⫺341, 344⫺ 346, 350, 352⫺354, 356⫺ 358, 361, 365, 368, 370, 372, 375, 379, 383, 385, 388⫺389, 391, 395⫺396, 401⫺403, 407, 410, 412⫺413, 423⫺ 424, 428, 432⫺433, 437⫺ 438, 440, 442, 444⫺447, 449⫺459, 461, 466⫺467, 469, 471, 478, 480, 483⫺487, 494, 498, 503, 507⫺509, 513, 515⫺516, 518⫺519, 521⫺ 523, 526, 530⫺533, 542, 550⫺559, 564, 568⫺569, 571, 573⫺575, 578⫺579, 591, 601⫺605, 607, 623⫺ 624, 630, 632, 634⫺639, 644⫺660, 666⫺667, 669, 671⫺685, 687, 690, 700, 702, 705, 709⫺714, 716, 720⫺ 722, 726⫺728, 730⫺740, 745⫺747, 749, 756, 758, 775, 779, 783, 796, 799⫺800, 813, 817⫺818, 822, 903, 905, 912⫺917, 919⫺924, 935, 940, 943 historische Gliederung 30⫺31, 36⫺37, 39⫺40, 43⫺45, 47⫺ 54, 57, 59⫺60, 62⫺65, 68, 72, 74, 91⫺92, 96, 104, 108, 113⫺114, 119, 121, 126⫺ 127, 149, 244, 251⫺252, 255⫺257, 260⫺261, 271⫺ 272, 274, 277, 308, 325, 333, 336, 340, 345, 357⫺358, 365, 368, 372, 375, 377, 379⫺380, 383, 385⫺386, 388, 396, 401, 403, 405, 419, 423, 433, 437⫺438, 440, 442, 444, 447, 449⫺450, 453, 456, 480⫺ 481, 484, 486⫺487, 503, 508⫺509, 515, 527, 530, 550, 573⫺575, 605, 634⫺636, 639, 644⫺645, 647, 649⫺ 650, 653⫺660, 666, 669, 671⫺672, 674⫺680, 682⫺
historische Variation ⫺ imperfektiver versus perfektiver Aspekt
972 684, 700, 702, 705, 709, 716, 723, 727⫺728, 731⫺732, 734⫺735, 738, 740, 743⫺ 747, 749, 756, 772, 783, 788, 792, 799⫺800, 822, 903, 905, 913, 916⫺917, 919, 922, 924, 931, 943 historische Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺31, 36⫺64, 66, 68, 72⫺ 74, 81, 91⫺93, 96, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺ 157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺ 190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254⫺257, 259⫺ 262, 270⫺277, 281⫺282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 336⫺340, 344⫺ 346, 348⫺349, 351, 355⫺ 358, 360, 363, 365⫺366, 368⫺377, 379⫺383, 385, 388⫺389, 394⫺396, 401⫺ 406, 413, 416, 420, 423, 427, 433, 437⫺438, 440⫺445, 447, 449⫺450, 453, 456, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 486⫺487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺506, 508, 515⫺ 528, 530, 548, 550⫺560, 562, 573⫺575, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺639, 644⫺645, 647⫺660, 666⫺687, 689⫺ 690, 698⫺702, 705, 709, 713, 716, 719⫺720, 723, 725, 727⫺728, 731⫺732, 735, 738⫺740, 743, 745⫺747, 749, 755⫺756, 783, 796, 798⫺800, 802, 812, 816, 818, 820, 822, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 903, 905, 907, 911⫺913, 915⫺917, 919⫺920, 922⫺926, 929⫺ 930, 934 ⫺ cf. historische Entwicklung historischer Dialekt 252 hochdeutsche Lautverschiebung 30, 37⫺39, 43, 46, 52, 54, 57⫺60, 66, 72⫺75, 77, 91⫺ 92, 95⫺96, 107⫺109, 123
Hochsprache 81, 541, 543, 631, 688⫺689, 914 host predicate 14, 16, 187⫺188, 196, 201⫺205, 207, 209⫺ 217, 221⫺223, 229, 232⫺ 233, 241⫺244, 246⫺248, 623, 827, 847, 851⫺852, 859 Hungarian 703, 867, 875, 878, 882, 884, 892, 917, 942 ⫺ cf. Ungarisch hypercorrectness 832 hypotactic phrase formation 4⫺5, 10⫺12, 17, 19, 25, 28⫺ 29, 146⫺147, 186⫺190, 196⫺198, 201⫺203, 205⫺ 207, 209⫺212, 214⫺215, 221⫺224, 229⫺231, 233, 237, 241⫺244, 247⫺248, 253, 255, 257⫺258, 272, 292, 328, 402, 429, 431, 433, 436, 442⫺445, 576⫺577, 605, 644, 659, 673, 690, 729, 827⫺828, 834, 839⫺840, 842, 848, 853, 856⫺857, 859⫺861, 882⫺884, 895, 902, 916, 931, 944 Hypotaxe 36, 52⫺53, 61, 281, 303⫺304, 354, 375, 489, 492, 526, 632, 681, 709, 812, 939, 941
I Iberisch 396, 452, 456, 465, 477, 481⫺482, 486, 505, 527 Iberoromanisch 392⫺393, 405, 449, 451⫺454, 457, 460, 476, 484⫺485, 487, 497, 508, 510 Iberorromance 455 Icelandic 179⫺183, 186, 192, 201 iconicity, diagrammatic 203, 219, 232⫺233, 243 Idealtyp 365, 391, 459, 644, 683 identifiability 230, 232 identification, alternative 9, 17, 19, 42, 58, 136, 184, 207, 230, 252, 265, 334, 376, 393, 402, 458, 478, 491, 502, 643, 700, 830, 861⫺863, 892, 896, 942 Identifikation semantischer Rollen 84 Identitätspronomen 392, 541, 567 identity marker 4, 11⫺12, 14, 17⫺19, 21⫺24, 26⫺27, 147,
156, 175, 197, 206, 212, 219, 226⫺227, 240, 301⫺302, 333, 346, 361, 366, 392, 435, 439, 541, 567, 684, 725, 758, 766, 782, 789, 809, 827, 834, 857⫺858, 882⫺883, 885, 895⫺896, 902, 914, 921, 929, 932 idiolect 199 Igbo 15 Ijekavisch 710 Imminenz 548 Imperativ 5, 11, 33, 35, 55, 76, 110, 127, 142, 158, 169, 171⫺172, 176, 188⫺189, 203, 207, 232, 239, 256, 258⫺259, 267, 280, 295, 336⫺337, 339, 387, 390, 393⫺394, 419, 511⫺512, 521, 542⫺543, 545, 554, 578, 590, 595⫺596, 606, 617⫺ 618, 626⫺628, 632, 644, 662⫺663, 673⫺675, 697, 708, 711, 715, 742, 754⫺755, 762, 768, 772⫺775, 777, 779, 795⫺796, 800, 802⫺806, 810, 817, 834⫺835, 843, 846, 857, 884, 910⫺911, 928, 931 imperative 5, 11, 172, 188⫺189, 203, 207, 232, 239, 256, 387, 419, 805, 817, 834⫺835, 843, 846, 857, 884 Imperfekt 33, 244, 272, 280, 294⫺295, 297, 320, 336⫺ 337, 346, 350⫺352, 367, 380, 386, 390, 394⫺396, 409⫺ 413, 490, 497⫺498, 512, 521, 542⫺545, 547, 557⫺558, 562, 565, 567, 589, 591, 619⫺620, 644, 652, 662⫺ 664, 672, 674, 696⫺698, 708, 714⫺715, 741⫺742, 761, 763, 768, 772⫺774, 776, 778⫺780, 796, 802⫺806, 810, 816⫺817, 911, 914 imperfektiver versus perfektiver Aspekt 28⫺29, 33, 42, 61, 63, 77, 89⫺90, 94, 99, 102, 109⫺111, 123, 150, 158, 169, 176, 178, 181, 186, 200, 203, 206, 211, 229, 237, 239, 241, 251, 258⫺259, 261⫺262, 267⫺269, 273, 280, 295⫺ 297, 301, 305⫺306, 314, 326⫺328, 330, 333, 336⫺ 337, 346, 351⫺352, 355, 376, 383, 389⫺390, 398, 415, 420⫺421, 423, 426⫺427,
imperfetto ⫺ infinite Verbform 435, 437⫺438, 444, 446⫺ 447, 471, 476, 483, 490, 502⫺503, 507, 510⫺513, 522, 525, 527, 533, 562⫺563, 565, 568, 598, 619, 626⫺627, 634, 644, 652, 662, 664⫺665, 672, 684, 689⫺690, 692⫺ 694, 696, 698, 700⫺702, 706, 708, 713, 715, 720, 724, 732, 741, 744, 771, 776, 779⫺780, 802⫺803, 810, 825, 878, 888, 891, 896, 902, 910, 917, 921, 928, 939, 943 imperfetto 367, 374 impersonal active 19, 145, 199, 203, 209, 211, 213, 220⫺222, 229, 233, 243, 247, 280, 303, 320, 724, 848⫺849, 862, 884⫺886, 897 impersonal active construction 5, 11, 13, 17⫺23, 28⫺29, 145, 147⫺148, 189, 196⫺ 199, 203, 205⫺209, 211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 226⫺229, 233, 240, 242⫺ 244, 246⫺247, 280, 303, 320, 338, 402, 429, 459, 474, 478, 724, 827, 832, 835, 847⫺849, 851, 862, 864, 875, 884⫺886, 897, 943 impersonal passive 19, 21, 28, 145, 177, 182, 199, 203, 205, 207, 209, 211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233, 243⫺ 244, 246⫺247, 280, 303, 306, 320, 478, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 724, 842, 845, 848⫺849, 862, 884⫺ 886, 897, 910, 931 impersonale Konstruktion 32⫺ 33, 42, 46, 49, 51⫺53, 55, 61⫺62, 77, 116, 118, 126, 137, 139⫺140, 144⫺145, 173⫺176, 181, 261, 264, 267, 274⫺275, 292, 298, 301, 303, 315, 322, 327, 346, 349, 351⫺352, 354, 367, 377, 465, 469, 471, 473, 478, 489⫺490, 492, 514, 523, 526, 592⫺593, 595, 597, 606, 608, 612⫺613, 619⫺621, 662⫺663, 665⫺ 666, 672, 674, 676, 680⫺683, 690, 701⫺702, 709, 724⫺ 725, 733, 737, 743, 763⫺764, 767, 770, 776⫺777, 791, 793⫺795, 911, 931⫺932, 939 impersonaler Satz 303
973 implicative subordinate clause 5, 17⫺18, 24⫺25, 27, 96, 181, 189, 202⫺203, 205⫺ 207, 209, 211⫺213, 216⫺ 217, 219⫺220, 223⫺233, 237⫺239, 242, 321, 358, 840, 846⫺847, 849⫺852, 857⫺ 858, 860, 863⫺864, 888, 942 implikative Universalie 27, 29, 63, 147⫺148, 397⫺398, 459, 463, 474, 476, 569, 728 i-mutation 6, 255⫺257, 260, 263, 266, 271, 275, 280, 284⫺285, 287, 289, 293⫺ 294, 301⫺303, 306, 312⫺ 313, 319⫺320, 323, 880 Inchoativ 78, 89, 111, 158, 178, 489, 497, 512, 565⫺566, 910 incorporation 202, 205, 207, 209, 213⫺214, 220⫺223, 233, 241⫺242, 247 incorporation, analytic ⫺ cf. analytic incorporation Indefinitum 86, 488, 541, 548 indefinite pronoun 4, 7⫺16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 75, 79⫺80, 87⫺88, 133, 138, 147, 185⫺ 186, 189⫺196, 203⫺207, 209, 217, 219, 223, 225, 227⫺228, 230, 232⫺233, 236⫺237, 240⫺244, 247, 258, 265, 272, 314, 322, 392, 442, 474, 545, 585, 694, 827, 829⫺831, 833⫺834, 838⫺ 839, 842, 845⫺846, 848, 850⫺851, 854⫺858, 860, 863, 882⫺883, 885⫺887, 889, 891⫺892, 895⫺897, 902 indefiniter Artikel ⫺ cf. unbestimmter Artikel indefiniteness 891⫺892, 896 Indefinitpronomen 167⫺168 indicator sociolinguistic 23, 29, 62, 119, 191⫺193, 234, 245, 306, 380⫺381, 442, 446, 478, 655, 703, 829, 832, 917, 944 Indikativ 590 indirect object 1, 5, 14⫺15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 195, 198⫺199, 203⫺204, 206⫺207, 209⫺ 215, 217⫺229, 231, 233⫺ 234, 239⫺240, 242, 244, 246, 465, 474, 479, 524, 746, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺852, 859, 861, 864, 883, 891
Indirect Object Doubling 1, 5, 14⫺15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 195, 198⫺199, 203⫺204, 206⫺207, 209⫺215, 217⫺ 229, 231, 233⫺234, 239⫺ 240, 242, 244, 246, 465, 474, 479, 524, 746, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺ 852, 859, 861, 864, 871, 883, 891 indirekte Rede 33, 67, 83, 86, 94, 116, 118, 149, 176⫺177, 179, 253, 266⫺267, 273, 278, 302, 326, 330, 332, 354, 372, 383, 406, 416⫺417, 438, 442, 445, 453, 471, 492, 502, 520, 523, 526, 547⫺548, 558, 564⫺565, 582, 589, 610, 613, 625, 633, 655, 680⫺681, 738, 741, 792, 802, 907, 928, 934, 937, 939 Indo-European 2, 20, 34, 39, 62, 66, 106, 120, 137, 171, 200, 248, 251, 255⫺256, 275⫺276, 281, 298, 313, 326, 335, 338, 357⫺358, 365⫺ 366, 371, 383⫺384, 386, 398, 418, 449, 452, 515, 522, 531, 538, 544, 568, 573⫺575, 577⫺579, 582⫺583, 594, 601, 608, 623, 626⫺627, 629⫺630, 657, 683, 691, 704, 708⫺709, 717, 727, 731, 733, 736, 747, 749⫺750, 752, 754, 756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺770, 772⫺774, 776, 778⫺782, 784⫺786, 788⫺ 790, 792, 794, 796, 822⫺823, 825, 833, 837, 866, 869, 874⫺875, 878, 885, 887, 891⫺892, 898, 902⫺903, 906, 909⫺910, 917, 944 Infektum 543 Infigierung 714, 775, 777, 780 infinite Verbform 33, 35, 49, 51⫺52, 57, 109, 115, 127, 137⫺138, 258⫺259, 261⫺ 262, 266, 268⫺269, 273, 280, 296, 298, 302, 306, 314, 337, 353, 456, 461, 468⫺469, 471, 514, 520, 528, 543⫺547, 554, 587, 595, 615, 628⫺629, 644, 662, 674, 681, 699⫺700, 702, 708, 716, 723, 725, 754⫺756, 762⫺763, 765, 768, 770, 775⫺779, 789, 793⫺796, 803, 816, 910, 929, 933, 940
974 infinites Komplement 267⫺268 Infinitiv 11, 17, 23, 26, 35, 52, 77, 89, 109⫺110, 118, 127⫺ 128, 145, 152⫺153, 169, 175, 188⫺189, 197, 203⫺204, 212, 222, 224⫺228, 236, 261, 314, 336⫺337, 350⫺353, 374, 395, 471, 489⫺490, 496, 511⫺512, 514, 521⫺522, 526, 542⫺544, 547⫺548, 550, 554, 558, 565, 579, 587, 589⫺590, 594, 596, 598, 613, 615⫺618, 626⫺629, 644, 650, 654, 663, 673⫺675, 680⫺681, 697, 700, 702, 704, 708, 712, 715⫺716, 725, 731, 733, 737, 741, 743, 745⫺746, 767, 769⫺770, 776⫺777, 794⫺795, 800, 803, 816, 832, 877, 888⫺890, 915, 939 infinitive 888⫺890 inflecting language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺ 220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺ 276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺ 853, 857⫺858, 860, 865⫺ 878, 882, 885⫺889, 891⫺ 904, 917, 942, 944 inflectional morphology 1, 4, 9⫺11, 13, 15⫺17, 27, 31⫺ 32, 40, 54, 58, 60, 62, 66, 68, 75, 81, 92, 96, 102, 109, 111⫺112, 115, 123, 126⫺ 127, 130, 134, 147⫺148, 151, 158, 179, 181, 184, 186⫺187, 192, 194, 196, 200, 202⫺203, 207, 237, 243, 247, 253, 256, 261, 271, 279, 286, 298, 313, 316, 319, 323, 330, 334, 338, 346, 366⫺367, 371⫺373, 378, 383, 390, 394, 397⫺398, 412, 428, 454, 457, 460⫺463, 470⫺471, 487, 507, 510, 519, 528, 537⫺538, 556, 569, 582, 585, 626, 628⫺629, 631, 635, 643, 649, 653, 660, 662, 665,
infinites Komplement ⫺ inkorporierender Typ 672, 682⫺683, 692, 707⫺ 708, 713, 722, 726⫺727, 730, 739, 747, 750, 760⫺762, 770, 776⫺777, 780, 785⫺787, 789, 800, 802, 816, 821, 824, 827, 832⫺834, 837, 840, 842, 848⫺849, 856, 860, 865⫺ 866, 874⫺875, 879, 882, 884, 886⫺890, 892, 894⫺896, 909⫺910, 913⫺914, 927, 938 inflectional technique 874⫺875 Informalität 372 ing-form 1, 3⫺4, 8, 10⫺15, 17, 19, 21⫺29, 32⫺34, 42⫺45, 48⫺49, 51, 53, 56, 59, 63⫺ 64, 67⫺68, 72⫺81, 84, 89⫺ 90, 92⫺95, 98⫺99, 102, 104, 106⫺107, 109⫺115, 117⫺ 118, 120⫺121, 127, 129⫺ 131, 134⫺135, 141⫺144, 146, 148⫺149, 153, 156, 158, 160⫺164, 166, 168⫺173, 177⫺180, 184, 186⫺188, 190, 192⫺194, 196⫺199, 201⫺208, 211, 213⫺215, 219, 221⫺225, 228⫺229, 233⫺234, 236⫺237, 239⫺ 248, 251⫺253, 256⫺262, 264⫺269, 271⫺275, 278⫺ 280, 285, 287⫺288, 290, 292, 294⫺304, 308, 314, 316, 319⫺322, 326⫺328, 330, 332, 334⫺336, 338⫺339, 344, 346⫺349, 351⫺356, 360⫺361, 363, 365, 367⫺ 376, 378⫺380, 382⫺383, 390⫺396, 399⫺400, 402⫺ 403, 406, 409⫺412, 414⫺ 416, 419, 427, 429, 433⫺436, 438, 440, 442⫺445, 453, 459, 461, 468, 471, 473, 475⫺477, 479⫺480, 484⫺492, 494⫺ 500, 503, 506⫺508, 510⫺ 515, 520⫺526, 533⫺535, 538⫺545, 548⫺549, 553⫺ 556, 558, 560⫺566, 571, 574⫺578, 580⫺581, 583⫺ 584, 586, 588⫺598, 603⫺ 604, 606⫺621, 624, 626⫺ 630, 632, 634⫺635, 640, 643⫺644, 650⫺653, 662⫺ 666, 668, 671, 673⫺678, 680⫺681, 684, 689, 692⫺ 698, 702, 705⫺706, 708⫺ 711, 714⫺725, 729, 732, 736, 739⫺743, 745⫺747, 750⫺ 751, 753, 759⫺782, 785⫺ 786, 788⫺796, 800, 802⫺
811, 816⫺825, 827⫺829, 831⫺835, 839⫺847, 850⫺ 863, 866⫺869, 871⫺874, 877, 880, 883, 885⫺890, 892⫺900, 908, 910, 913⫺ 916, 920⫺921, 925, 927⫺ 929, 931⫺933, 935⫺939, 943 Ingrian 867⫺868 Inkongruenz 811, 915 inkorporierender Typ 1, 5, 9⫺ 12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺94, 96, 98⫺99, 103⫺ 104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺ 176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺ 230, 232, 235⫺237, 239⫺ 245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺264, 266⫺ 270, 272⫺274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺379, 381⫺383, 388⫺ 392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺410, 412⫺413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺461, 463⫺ 465, 467⫺468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺487, 494⫺ 495, 497⫺498, 503, 507⫺ 508, 510, 512⫺519, 524⫺ 525, 538, 544⫺545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺ 648, 654⫺655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678, 682⫺ 684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺730, 736, 738⫺741, 744⫺745, 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺ 764, 767⫺776, 778, 781⫺ 782, 785⫺786, 792⫺793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺857, 859, 862⫺866, 874⫺876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899,
innere Sprachgeschichte ⫺ irregular verb 903⫺904, 906⫺908, 910⫺ 911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺929, 931⫺ 932, 935⫺937, 939 innere Sprachgeschichte 638⫺ 639 Innovation 27, 243, 251, 271, 275, 314, 332, 338⫺340, 355, 364, 402, 421, 701, 723, 727, 868⫺870, 934, 942 Instrumentalis 10, 19, 34, 335, 397, 401, 577, 583, 597⫺598, 606, 629, 653⫺654, 664, 666, 677, 680, 692, 708, 711, 719⫺722, 724, 746, 788, 817⫺818, 820, 841, 862, 888, 890, 910 Insular Scandinavian 2, 14, 180, 183, 198, 200⫺202, 239, 242, 246, 248, 323 Integrationsmodell 714 intensifier 14, 27 Intensitätsakzent 537 interjection 203, 212, 237 Interjektion 125, 373, 564, 586, 609, 775, 786 Intermissiv 158, 178 Internationalismus 698, 713, 725 intern-subsystemische Variation 690 interrogative 5, 9⫺10, 17, 26, 29, 115, 188, 202⫺203, 209, 212, 218⫺219, 225, 227, 230, 232, 239, 260⫺261, 275, 380, 699, 827, 833, 840, 848, 860, 863, 878⫺879, 882, 884, 891, 896, 940 interrogative pronoun 4⫺5, 7⫺ 17, 21, 23⫺29, 115, 147, 185⫺186, 188⫺196, 202⫺ 203, 205⫺207, 209, 212, 217⫺219, 223, 225, 227, 230, 232⫺233, 236⫺237, 239⫺ 241, 243⫺244, 247, 260⫺ 261, 275, 322, 380, 442, 474, 699, 827, 829⫺831, 833⫺ 834, 838⫺840, 842, 845⫺ 846, 848, 850⫺851, 854, 856⫺858, 860, 863, 878⫺ 879, 882, 884⫺887, 889, 891, 895⫺897, 902, 940 interrogative sentence 5, 9⫺10, 17, 19⫺24, 26⫺29, 115, 187⫺189, 196⫺198, 202⫺ 203, 207, 209, 212, 217⫺219, 223⫺227, 230, 232, 236, 239⫺240, 242⫺243, 245⫺
248, 260⫺261, 275, 323, 380, 476, 699, 746, 827, 833, 840, 842⫺843, 847⫺849, 851, 856, 858, 860⫺864, 877⫺ 879, 882, 884⫺885, 888, 891, 896, 940 Interrogativpronomen 167, 382, 388, 488, 541, 614, 704, 792, 815 Interrogativpronomen 167, 614 intertwiner 227 intertwining matrix clause 5, 17⫺18, 24⫺25, 27, 96, 181, 189, 202⫺203, 205⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺220, 223⫺233, 237⫺ 239, 242, 245, 247, 321, 358, 840, 846⫺847, 849⫺852, 858, 860, 863⫺864, 888, 931, 942 Intonation 9, 26⫺27, 31, 116, 202, 236, 245, 255, 275, 279, 460, 510, 537, 569, 582, 596, 602, 607, 645⫺646, 699, 713, 793, 828, 831, 865, 877⫺878, 908 intransitivity 26 introflexiver Typ 1, 5, 9⫺12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺ 94, 96, 98⫺99, 103⫺104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺ 237, 239⫺245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺ 264, 266⫺270, 272⫺274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺379, 381⫺ 383, 388⫺392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺410, 412⫺ 413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺ 461, 463⫺465, 467⫺468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺ 487, 494⫺495, 497⫺498, 503, 507⫺508, 510, 512⫺ 519, 524⫺525, 538, 544⫺ 545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580,
975 583⫺585, 588, 593, 597⫺ 599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺648, 654⫺ 655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678, 682⫺684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺ 730, 736, 738⫺741, 744⫺ 745, 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺764, 767⫺776, 778, 781⫺782, 785⫺786, 792⫺ 793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺ 857, 859, 862⫺866, 874⫺ 876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺ 908, 910⫺911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺ 929, 931⫺932, 935⫺937, 939 Inventar 31, 33⫺34, 40⫺43, 45, 54, 58, 71, 154, 254, 333, 365⫺368, 376, 510, 552, 626, 630, 667⫺668, 673⫺675, 690, 694, 698, 701, 707, 776, 915, 927 ⫺ cf. grammatisches Inventar inventarbezogene Sprachtypologie 27, 29, 31, 54, 58, 63⫺ 64, 147⫺148, 244, 306, 356, 360, 380⫺383, 397⫺398, 440, 446, 458⫺459, 474⫺ 477, 503⫺504, 510⫺511, 514, 526, 569⫺570, 591, 623, 675, 683, 706, 728, 903, 916 inventory of vowels 1, 3, 6⫺9, 184⫺185, 187, 190⫺191, 200, 234, 236, 245, 306, 334, 825⫺826, 828⫺831, 835, 853⫺854, 859, 876⫺878, 887, 892 Inversion/inversion 5, 17, 26, 173, 175, 181, 213, 239, 394, 550, 679, 699, 856 Irisch 251⫺277, 298, 321 Irish 9, 12, 20⫺22, 24⫺28, 64, 275⫺276, 891 Irrealis/irrealis 4, 11, 77, 95, 188, 196, 203⫺204, 207⫺ 208, 217, 219, 239, 246, 395⫺396, 622, 673, 843⫺ 844, 846, 851, 857, 859, 863⫺864, 884 irregular verb 4, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺42, 45, 47⫺ 63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺
Isländisch ⫺ i-Umlaut
976 105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺124, 126⫺ 130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺199, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺ 281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺ 316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺ 347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺ 371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺ 421, 425, 427⫺428, 430⫺ 434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺ 461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺ 493, 495, 497⫺498, 500⫺ 502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺ 535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺567, 569⫺ 570, 574⫺580, 583, 585⫺ 598, 602, 604⫺608, 610⫺ 611, 613, 615⫺621, 625⫺ 631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺ 667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺ 862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 920, 922⫺923, 927⫺935, 937 Isländisch 30, 149⫺182 isogloss 100, 199, 236, 252, 416, 485, 493⫺495, 497⫺498, 509, 515, 575, 639, 647, 659, 686, 799, 829⫺832, 834, 859, 864 isolating language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96,
100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺ 220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺ 276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺ 853, 857⫺858, 860, 865⫺ 878, 882, 885⫺889, 891⫺ 904, 917, 942, 944 isolierender Typ 1, 5, 9⫺12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺94, 96, 98⫺99, 103⫺104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 158, 160, 163⫺ 164, 170, 173, 175⫺176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺ 225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺245, 247⫺ 249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺264, 266⫺270, 272⫺ 274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺ 379, 381⫺383, 388⫺392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺ 410, 412⫺413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺461, 463⫺465, 467⫺ 468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺487, 494⫺495, 497⫺ 498, 503, 507⫺508, 510, 512⫺519, 524⫺525, 538, 544⫺545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺ 599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺648, 654⫺ 655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678, 682⫺684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺ 730, 736, 738⫺741, 744⫺ 745, 747, 752⫺753, 756, 759,
762⫺764, 767⫺776, 778, 781⫺782, 785⫺786, 792⫺ 793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺ 857, 859, 862⫺866, 874⫺ 876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺ 908, 910⫺911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺ 929, 931⫺932, 935⫺937, 939 Italian 242, 359⫺361, 363⫺364, 368⫺377, 379⫺384, 396⫺ 397, 399, 426, 442, 448, 527, 570⫺571, 796, 825, 848, 856⫺857, 878, 898 italiano altoatesino 361, 363⫺ 364, 369⫺373, 375⫺377, 379⫺384, 396⫺397, 570⫺ 571, 796 italiano aulico 361, 363⫺364, 369⫺373, 375⫺377, 379⫺ 384, 396⫺397, 570⫺571, 796 italiano dell’uso medio 172, 361, 363⫺364, 369⫺373, 375⫺377, 379⫺384, 396⫺ 397, 399, 467, 485, 570⫺571, 581, 763, 796, 803, 842, 845, 849, 862 italiano di domani 361, 363⫺ 364, 369⫺373, 375⫺377, 379⫺384, 396⫺397, 570⫺ 571, 796 italiano popolare 361, 363⫺ 364, 369⫺373, 375⫺377, 379⫺384, 396⫺397, 570⫺ 571, 796 Italic 356⫺357, 397, 825, 841, 844 Italienisch 30, 75, 345, 350, 352, 359⫺384, 385, 388⫺389, 396⫺397, 425, 427, 437, 443⫺444, 447, 463, 465, 476, 484, 490, 496⫺497, 508, 511⫺512, 519, 534⫺ 536, 551⫺554, 565, 570, 684, 686⫺688, 702, 709, 717, 725, 727, 750⫺751, 771, 906, 921, 936 Italisch 325⫺326, 328, 330, 332⫺334, 336, 338, 340⫺ 344, 346, 348, 350, 352, 354, 356, 358, 360, 449 italisches Qualitätensystem 344 i-Umlaut 153
Jat ⫺ Kasusmarkierung
J Jat 573, 601, 619, 630, 710, 734, 739, 849 Jekavisch 710⫺711, 719 Jespersen Cycle 18, 247 Jiddisch 66, 94, 96, 98⫺120 Jotierung 711 Jugendsprache 30, 364, 376, 378 Juxtaposition 47, 223, 929⫺ 930, 933
K Kajkavisch 27, 40, 43⫺44, 46, 48, 50⫺51, 53, 59⫺62, 65⫺ 66, 68, 72⫺73, 81, 84, 91⫺ 92, 95⫺96, 98⫺106, 108⫺ 110, 112⫺115, 117⫺119, 121⫺127, 129⫺131, 134, 139, 141⫺142, 147⫺149, 151, 155⫺158, 178, 180, 245, 251⫺254, 258⫺259, 270⫺ 276, 278, 283, 285⫺287, 293⫺294, 297, 306, 309⫺ 312, 316, 318⫺319, 321, 323, 347, 353, 355, 359, 361, 364, 370, 372⫺379, 381, 389, 399⫺401, 403⫺413, 415⫺ 417, 420, 422, 432, 434⫺436, 438, 440, 442, 450, 455⫺456, 465, 480⫺482, 484, 486, 488⫺489, 493⫺498, 500⫺ 501, 506, 508, 516, 530, 532⫺533, 551⫺552, 556, 559⫺563, 573⫺578, 582⫺ 583, 586, 588⫺589, 593, 598⫺599, 602⫺605, 607, 609, 618, 623⫺624, 630, 632, 636⫺643, 646⫺659, 666⫺ 672, 674⫺678, 681⫺683, 685⫺691, 697, 700⫺701, 704, 706⫺728, 731⫺735, 747, 749⫺751, 753⫺754, 758, 762, 790⫺791, 796⫺ 800, 812⫺816, 818⫺820, 822, 836, 906⫺908, 910, 912⫺917, 919⫺924, 934 Kardinalzahl 164⫺165, 256, 293, 313, 499, 532, 585, 612⫺613, 664, 708, 718, 722, 791⫺792, 930 Karelian 867⫺870, 898 Kariben-Spanisch 75, 350, 352, 359, 366, 372, 377, 379,
977 381⫺382, 385⫺386, 388, 427, 437, 444, 449⫺475, 477⫺479, 481⫺484, 486⫺ 487, 498⫺499, 502⫺504, 506, 508, 519, 522, 526, 536, 543, 554, 567, 570, 686 karolingische Reform 40, 71, 121⫺122, 150, 329, 356, 364, 407, 453, 456⫺457, 503, 530, 602⫺603, 622, 685, 687, 772⫺773, 824, 870⫺871, 908, 922⫺923, 942 Kaschubisch 657, 659, 667⫺ 668, 670, 674⫺675, 683 Kastilisch 385⫺386, 388, 450⫺ 451, 453⫺458, 460, 466⫺ 469, 471, 473, 480⫺481, 483, 486⫺490, 495⫺500, 502, 508, 510⫺512, 515, 518, 521, 527 Kastilisch-Spanisch 388 Kasus 34, 44⫺47, 55⫺56, 59⫺ 60, 78, 82⫺87, 90, 92⫺96, 102, 115, 117, 126, 130⫺131, 134, 136, 158⫺160, 162, 166⫺168, 173, 175⫺176, 179, 256⫺258, 265, 271, 275, 314, 332, 335, 340, 346⫺348, 354, 383, 451, 458⫺459, 461, 471, 485, 490, 508, 512⫺513, 522⫺523, 525, 528, 538⫺ 540, 553, 563⫺564, 567, 577, 582⫺584, 586, 594, 606, 608, 610, 613, 626, 628⫺629, 631⫺632, 643, 651, 653, 664⫺666, 675⫺677, 680⫺ 682, 692, 701, 708, 717, 719⫺724, 733, 736⫺737, 739, 745⫺747, 761, 780⫺ 782, 784, 786⫺791, 807, 809⫺810, 817⫺821, 904, 910⫺911, 913⫺914, 927, 929 ⫺ cf. case Kasus generalis 12, 16, 23, 25, 34, 44⫺47, 55⫺56, 59⫺60, 78, 82⫺87, 90, 92⫺96, 102, 115, 117, 126, 130⫺131, 134, 136, 142, 158⫺160, 162, 166⫺168, 173, 175⫺176, 179, 256⫺258, 265, 271, 275, 314, 332, 335, 340, 346⫺348, 354, 367, 383, 451, 458⫺459, 461, 471, 485, 490, 508, 512⫺513, 522⫺523, 525, 528, 538⫺540, 553, 558, 563⫺564, 567, 574, 577, 582⫺584, 586, 594, 606, 608, 610, 613, 626, 628⫺629,
631⫺632, 643, 651, 653, 664⫺666, 675⫺677, 680⫺ 682, 692, 701, 708, 717, 719⫺725, 731, 733, 736⫺ 737, 739, 745⫺747, 757, 761, 780⫺782, 784, 786⫺791, 807, 809⫺810, 817⫺821, 904, 910⫺911, 913⫺914, 927, 929 Kasus obliquuus 34, 44⫺47, 55⫺56, 59⫺60, 78, 82⫺87, 90, 92⫺96, 102, 115, 117, 126, 130⫺131, 134, 136, 158⫺160, 162, 166⫺168, 173, 175⫺176, 179, 256⫺ 258, 265, 271, 275, 314, 332, 335, 340, 346⫺348, 354, 383, 451, 458⫺459, 461, 471, 485, 490, 508, 512⫺513, 522⫺ 523, 525, 528, 538⫺540, 553, 563⫺564, 567, 577, 582⫺ 584, 586, 594, 606, 608, 610, 613, 626, 628⫺629, 631⫺ 632, 643, 651, 653, 664⫺666, 675⫺677, 680⫺682, 692, 701, 708, 717, 719⫺724, 733, 736⫺737, 739, 745⫺747, 761, 780⫺782, 784, 786⫺ 791, 807, 809⫺810, 817⫺ 821, 904, 910⫺911, 913⫺ 914, 927, 929 Kasus rectus 34, 44⫺47, 55⫺ 56, 59⫺60, 78, 82⫺87, 90, 92⫺96, 102, 115, 117, 126, 130⫺131, 134, 136, 158⫺ 160, 162, 166⫺168, 173, 175⫺176, 179, 256⫺258, 265, 271, 275, 314, 332, 335, 340, 346⫺348, 354, 383, 414, 451, 458⫺459, 461, 471, 485, 490, 508, 512⫺513, 522⫺ 523, 525, 528, 538⫺540, 553, 563⫺564, 567, 577, 582⫺ 584, 586, 594, 606, 608, 610, 613, 626, 628⫺629, 631⫺ 632, 643, 651, 653, 664⫺666, 675⫺677, 680⫺682, 692, 701, 708, 717, 719⫺724, 733, 736⫺737, 739, 745⫺747, 761, 780⫺782, 784, 786⫺ 791, 807, 809⫺810, 817⫺ 821, 904, 910⫺911, 913⫺ 914, 927, 929 Kasusflexion 78 Kasuskomposition 47 Kasusmarkierung 126, 136, 451, 458⫺459, 508, 523, 567, 786 ⫺ cf. case marking
Kasusmorphologie ⫺ Konjugation
978 Kasusmorphologie 85⫺86, 708 Kasusrektion 82⫺84 Kasussubstitution 176, 179 Kasussynkretismus 159⫺160, 162, 664, 720, 722⫺723, 820 Kasussystem 60, 458, 461, 471, 719⫺720, 780, 786⫺787, 789, 910 ⫺ cf. case system Kasuszuweisung 84 Katalanisch 353, 385⫺388, 449, 453, 455⫺457, 464⫺465, 480⫺504, 508, 552 ⫺ cf. Catalan Katalanisch 387⫺388, 480⫺504 Kategorie, grammatische ⫺ cf. grammatische Kategorie Kategorisierung 761⫺762 Katharevusa 824⫺825, 827⫺ 828, 831⫺833, 835 Kausalität 725 Kausativierung 89 Kausativierung 89 keltische Sprache 251⫺323 ⫺ cf. celtic language Kerneveg 310⫺311, 316, 318 Kirchenslawisch 530, 532, 603, 735 kirjakieli 872 Klammerkonstruktion 31, 35, 49, 51⫺53, 57, 59, 61 ⫺ cf. Satzklammer, Verbklammer klassisches Latein 33, 41, 47, 49, 56, 71, 96, 117⫺118, 137, 158, 178, 251, 298⫺300, 325⫺347, 349⫺351, 353⫺ 360, 365⫺367, 371, 378, 381, 385⫺387, 390, 398, 401, 404⫺406, 413⫺418, 420⫺ 421, 426, 433, 439, 441⫺443, 445, 447, 449, 451⫺459, 461, 463, 467, 469, 471, 477⫺478, 482, 484⫺485, 487, 489⫺ 490, 493⫺495, 503, 507⫺ 508, 511, 513, 516, 518⫺519, 521⫺528, 530⫺532, 536, 542, 548⫺556, 559⫺560, 564, 568, 579, 603, 609, 626, 633, 636, 639, 650, 652, 654, 658, 679⫺680, 685, 687, 698, 702, 709, 725⫺726, 750, 753, 769, 791, 799, 906, 911, 915⫺916, 921 Kleinpolnisch 659, 668, 670⫺ 671, 675 Klitika 78⫺79, 81, 86⫺87, 260, 291, 368, 372, 377, 393, 513⫺514, 525⫺526, 541, 559, 581, 698, 723, 743
klitische Form 42⫺45, 56, 59, 63⫺64, 68, 73⫺74, 76⫺81, 84, 90, 94⫺95, 98⫺99, 102, 106, 109, 111⫺115, 121, 127, 129, 134⫺135, 144, 149, 153, 156, 158, 160⫺161, 163⫺ 164, 166, 168⫺172, 177⫺ 178, 251, 253, 257⫺262, 267⫺269, 271⫺275, 279⫺ 280, 285, 287⫺288, 290, 294⫺299, 302⫺304, 314, 319⫺321, 328, 334, 336, 339, 344, 346⫺349, 352⫺354, 360, 365, 367, 370⫺375, 378⫺380, 383, 393⫺394, 400, 406, 409⫺412, 416, 429, 433, 436, 445, 453, 461, 468, 485, 487⫺492, 494⫺499, 507, 511⫺512, 520⫺523, 525, 534, 538⫺541, 543⫺ 547, 549, 554, 556, 558, 560, 564⫺565, 574⫺575, 577⫺ 578, 581, 583⫺584, 588⫺ 591, 593⫺596, 603⫺604, 606⫺609, 611⫺614, 616⫺ 619, 621, 624, 626⫺628, 632, 635, 643⫺644, 650⫺652, 662⫺665, 668, 671, 673⫺ 677, 689, 694⫺697, 708⫺ 711, 714⫺716, 718, 720⫺ 725, 729, 739⫺744, 746⫺ 747, 753, 760, 762⫺764, 766⫺778, 780, 785⫺786, 789⫺791, 794⫺796, 800, 803⫺806, 808⫺811, 816⫺ 819, 821⫺822, 908, 913⫺ 916, 921, 925⫺926, 928⫺ 929, 931⫺933, 935 Koaleszens 536 Koine´ 450, 457, 798, 805, 812, 814⫺817, 819⫺823, 828, 921 Kollektivbildung 114, 717 kombinatorische Restriktion 536 Komitativ 246, 724, 820 Komparation 34, 80, 126, 136, 139, 147, 163⫺164, 317, 348⫺349, 385, 392, 395, 626, 678, 694, 702, 708, 722, 914 Komplementierer 138, 709, 725 Komplementsatz 267 Komponente, sprachliche 52, 56, 63, 68, 72, 98⫺100, 102⫺103, 105⫺106, 108⫺ 109, 111⫺112, 119, 147, 150, 243, 251, 257, 278⫺279, 299, 328, 330, 349, 359, 361, 363, 379, 381⫺382, 385⫺386,
390, 396⫺397, 401⫺406, 409, 427⫺429, 432⫺440, 443⫺447, 450, 453, 463, 474, 476, 481, 483⫺484, 486, 493, 497, 500, 503, 505⫺506, 508, 516, 526, 530, 532, 563, 576, 580, 586, 591, 598, 600⫺602, 605, 620, 622, 631, 633⫺634, 636, 657, 670⫺671, 692, 696, 702, 704⫺705, 707, 710, 716, 728, 731, 735⫺736, 738, 742, 745, 747, 750, 761, 768, 776⫺777, 780, 785, 908, 911, 916⫺917, 919, 921, 942 Komposition 34, 47⫺48, 55, 60, 87, 153, 159⫺160, 256, 265, 280, 299⫺300, 306, 338, 376, 394, 461, 513, 519, 524, 644, 652, 665, 677⫺678, 694, 802, 910, 914 Kompromisssystem 344 Konditional 33, 110, 118, 258⫺ 261, 268⫺269, 272, 280, 294⫺295, 351, 390, 396, 410, 471, 492, 510⫺511, 514, 521, 525, 528, 543, 547⫺548, 554, 558, 565, 568, 590, 606, 617, 627, 644, 652, 654, 662⫺663, 673⫺675, 697⫺698, 708, 715, 725, 742⫺743, 759, 768, 770, 776⫺777, 779, 793⫺ 795, 910, 915, 935 Konditionalsatz 268, 548, 770, 779, 793 Konfigurationalität 36, 57, 62, 137⫺139, 173, 911, 931⫺932 ⫺ cf. configurational syntax Kongruenz 82⫺84, 89, 142⫺ 144, 147, 164, 166⫺167, 177⫺178, 259, 265, 301, 306, 315, 337, 390, 460, 508, 520, 546, 565, 584, 593, 629, 632, 654, 692, 761, 781⫺782, 784⫺785, 807, 811, 911, 915⫺916, 930 ⫺ cf. grammatische Kongruenz Konjugation 33, 36, 40, 42⫺44, 55, 58, 110, 127⫺130, 163, 169⫺170, 174, 258⫺263, 280, 294⫺298, 304, 335⫺ 336, 349⫺351, 390, 411, 460⫺461, 489⫺490, 496⫺ 498, 510⫺512, 519, 522, 542, 544, 554, 557, 567, 615⫺617, 649⫺650, 662⫺663, 672⫺ 675, 696⫺697, 708, 714, 740⫺742, 755, 762⫺780, 771, 774⫺775, 802⫺806,
Konjugationsklasse ⫺ Kopf-Modifikator-Abfolge 810, 816, 820, 910⫺911, 914, 927⫺929, 942 Konjugationsklasse 163, 169, 336, 349⫺350, 489, 511⫺ 512, 650, 708, 768, 804, 816 Konjunktion 49, 51⫺52, 57, 79, 81, 85, 115, 118, 269, 275, 280⫺281, 290, 294, 300, 303⫺304, 375, 491⫺492, 508, 544, 548, 554⫺555, 558, 590⫺591, 595, 626⫺627, 654, 680⫺681, 709, 725, 742, 759, 776, 791⫺792, 794⫺ 795, 812, 929, 933 ⫺ cf. conjunction Konjunktionsflexion 81 Konjunktiv 33, 40⫺44, 55⫺56, 59⫺61, 77, 92, 95, 110, 127, 148, 158, 167, 169, 176, 258⫺260, 272, 275, 279⫺ 280, 295⫺297, 306, 320, 336⫺337, 350⫺351, 367, 375, 386, 390, 395⫺396, 411, 471, 489⫺490, 497⫺498, 511⫺512, 521, 542⫺545, 547⫺548, 554, 557⫺558, 562, 565, 567⫺568, 574, 590⫺591, 627⫺628, 754, 767⫺768, 770⫺773, 775⫺ 780, 793⫺794, 796, 802⫺ 806, 810, 816 Konsonant 31⫺32, 37⫺39, 54, 57, 66, 70⫺71, 73⫺74, 91⫺ 92, 100⫺101, 106⫺109, 123⫺126, 130, 134, 151⫺ 156, 159, 169, 253⫺257, 260, 262⫺263, 270⫺271, 279, 281⫺283, 285, 289, 312, 332⫺333, 335, 339, 344⫺ 345, 349, 365⫺366, 370, 389, 394, 409⫺413, 460, 466, 485, 487, 489, 493, 495⫺498, 507, 510, 518⫺519, 534⫺537, 539, 542, 545, 549, 552, 560⫺561, 574⫺575, 578⫺ 581, 583⫺584, 608⫺610, 624⫺625, 628, 630⫺631, 641⫺642, 645⫺647, 649⫺ 650, 660⫺661, 665, 668⫺ 671, 682, 684, 689⫺690, 693, 707, 709, 711⫺713, 735⫺ 736, 738⫺739, 745, 751⫺ 752, 756, 758⫺761, 768⫺ 769, 773, 782⫺785, 800⫺ 802, 805⫺809, 813⫺815, 817⫺819, 908⫺909, 912⫺ 914, 917, 925⫺926, 934 ⫺ cf. consonant
Konsonantengruppe 756⫺758 Konsonantenhäufung 155, 254, 661 Konsonanteninventar 71, 642, 707 Konsonantenschwächung 37⫺38, 54, 57, 370 Konsonantensystem 38, 100⫺ 101, 109, 125, 154, 254, 312, 466, 518, 580⫺581, 610, 624⫺625, 641, 645, 649, 669, 684, 712, 738, 756, 759, 912⫺913, 917 ⫺ cf. consonant system konsonantische Alternation 535⫺536 konsonantische Neutralisierung 37, 100, 105, 107⫺109, 130, 132, 134, 151, 156, 169, 253⫺254, 256⫺257, 260, 262⫺263, 270, 272, 281, 332, 335, 349, 388, 394, 487, 509, 517, 523, 535⫺537, 542, 545, 583, 608, 624, 642⫺643, 645, 649, 661, 665, 670, 689, 709, 711⫺712, 720, 722, 724, 756, 758⫺759, 768⫺769, 805⫺ 807, 813⫺814, 817, 908 konsonantische Sequenz 105, 109, 151, 253⫺255, 270, 332, 335, 471, 487, 535⫺537, 542, 545, 552⫺553, 580, 608, 624, 645, 649, 670, 769, 908, 926, 937 Konsonantismus 31, 37⫺39, 73, 154⫺155, 253⫺254, 279, 281, 283⫺285, 333, 344, 365, 389, 394, 409⫺412, 497⫺ 498, 510, 518⫺519, 535, 549, 552⫺553, 560⫺561, 578, 647, 669⫺670, 682, 707, 709, 711⫺712, 756, 769, 801⫺802, 813⫺815, 908⫺ 909, 913, 925, 934⫺935 Konsonantismus 37⫺39, 71, 154⫺156, 253⫺254, 283⫺ 285, 344, 518⫺519, 535⫺ 536, 552⫺553, 560⫺561, 660⫺662, 668⫺671, 756⫺ 760, 801⫺802, 813⫺815, 925, 934⫺935 Konstituenten-Abfolge 78⫺79, 87, 94, 115⫺116, 137, 139⫺ 142, 151, 175, 265, 269, 273, 275, 321, 332, 337, 365, 393, 404, 456, 463⫺464, 471⫺ 473, 477, 492, 512, 546⫺547,
979 567, 621, 644, 665, 679, 723, 744, 930 Konstruktion 32⫺33, 42, 46, 49⫺55, 58, 61⫺62, 77, 116, 118, 126, 137⫺145, 158, 168, 172⫺178, 181, 246, 259, 261, 264, 267⫺269, 274⫺275, 292, 297⫺298, 301, 303, 306, 314⫺316, 321⫺322, 327, 346, 349, 351⫺354, 367, 372, 374, 377, 395, 397, 451, 465, 469, 471, 473, 478, 489⫺490, 492, 510, 514⫺515, 523, 525⫺526, 592⫺593, 595, 597⫺598, 606, 608, 612⫺ 613, 619⫺621, 654, 662⫺ 663, 665⫺666, 672⫺674, 676, 678, 680⫺683, 690, 692, 694, 699⫺702, 709, 716, 724⫺725, 733, 737, 743, 761, 763⫺764, 767⫺768, 770, 776⫺777, 779, 791, 793⫺ 795, 911, 915⫺916, 930⫺ 932, 939 Konstruktion, asyndetische ⫺ cf. asyndetische Konstruktion Konstruktionsanalytizität 916 konstruktionsbezogene Sprachtypologie 27, 29, 31, 54, 58, 63⫺64, 147⫺148, 244, 306, 356, 360, 380⫺383, 397⫺ 398, 440, 446, 458⫺459, 474⫺477, 503⫺504, 511, 514, 526, 569⫺570, 591, 623, 662, 678, 683, 706, 728, 903, 916 Kontraktion 410, 516, 646, 650, 673, 752, 800⫺803, 808⫺ 809, 812⫺813 Konversion 34, 280, 300, 392, 513, 644, 665, 677 ⫺ cf. conversion Koordination 140, 145, 269⫺ 270, 393, 709 ⫺ cf. coordination Kopf/Modifikator-Ebene 139⫺ 140 Kopf-Modifikator-Abfolge 75, 78⫺79, 83, 87, 115⫺116, 137, 139⫺142, 151, 175, 265, 273, 275, 285, 316, 319, 332, 365, 391, 393⫺394, 404, 463⫺464, 471⫺473, 492, 512, 597, 621, 644, 665, 679, 712, 723, 744, 930, 932⫺933, 941
Kopula ⫺ lautliche Typologie
980 Kopula 86, 171, 178, 261, 263⫺ 264, 266⫺268, 273⫺275, 280, 294, 302, 304, 490, 495, 515, 595, 598, 618, 620, 629, 666, 698, 724⫺725, 740⫺ 742, 746, 806, 910, 914⫺915, 927⫺929, 938 Kopulasatz 263⫺264, 266, 304 Krakau-Posener Aussprache 64, 70, 72, 74, 104, 108⫺109, 121⫺123, 126, 151, 155⫺ 158, 175, 178, 284, 297, 333, 340, 345, 361, 364, 369⫺371, 382, 402, 419, 424, 453, 458, 466⫺467, 487, 495, 498⫺ 499, 508, 517, 534, 580, 582, 610, 630⫺633, 647, 659, 668, 670⫺672, 682, 688, 698, 711, 738, 812, 817, 908, 913, 920⫺921, 934⫺936, 939, 942 Kroatisch 625, 641, 655, 684⫺ 685, 687⫺688, 691, 693⫺ 694, 696⫺698, 702, 704⫺ 729, 731, 735, 741, 906 Kroatisch 704⫺730 Kulturdialekt Kultursprache 325, 487, 503, 532, 687⫺688, 702, 919, 936, 944 Kürzung von Geminaten 34, 37⫺38, 48, 54, 57, 154⫺156, 365, 370, 574, 661, 666, 710, 753, 913, 936 Kurzvokal 31, 36⫺37, 54, 57, 60, 75, 91, 254, 271, 281, 579, 610, 641, 647, 690⫺691, 791, 801, 817
L Labialangleichung 912 labialisierter Vokal 31⫺32, 36⫺ 39, 41, 54, 57, 60, 69⫺75, 78, 81, 90⫺91, 99⫺100, 102⫺107, 111⫺112, 123⫺ 125, 129, 131, 134, 143, 147, 151⫺153, 155⫺157, 162, 254, 256, 259⫺260, 262⫺ 263, 270⫺273, 279, 281⫺ 283, 285⫺286, 288⫺290, 292, 297, 310⫺312, 317⫺ 318, 332⫺335, 339⫺344, 357, 365⫺366, 370⫺371, 389, 394, 409⫺412, 447, 457⫺458, 460⫺461, 466, 468⫺470, 485, 487⫺489,
493, 496⫺498, 510, 512, 516⫺517, 519, 533⫺534, 536⫺539, 542, 544⫺545, 551⫺552, 560⫺561, 563, 568, 575, 578, 580, 582, 586, 607, 609⫺610, 624, 627, 630, 639⫺642, 645⫺649, 660⫺ 662, 665⫺671, 682, 684, 688, 690⫺691, 701, 707⫺710, 712⫺713, 720, 734⫺736, 738, 740, 745, 751⫺756, 759⫺760, 768⫺769, 773, 782⫺784, 800⫺803, 805⫺ 806, 808⫺809, 812⫺816, 819, 908⫺909, 912⫺914, 924⫺927, 934 Labialisierung 37, 54, 272, 552, 660, 668, 912 Labiovelar 333, 815 language contact 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺ 220, 223, 225, 228, 230, 236⫺239, 241⫺249, 275⫺ 276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺ 853, 857⫺858, 860, 865⫺ 878, 882, 885⫺889, 891⫺ 904, 917, 942, 944 ⫺ cf. Sprachkontakt language typology 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 33⫺36, 53, 62⫺67, 94, 96, 99⫺100, 103, 108, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺203, 207, 210, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 259, 275⫺276, 306⫺307, 311, 322⫺323, 325, 327, 331, 333, 338⫺339, 346, 356⫺358, 360, 365, 379, 381⫺383, 389⫺390, 394, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺ 459, 463, 473⫺479, 484, 487, 503, 508, 510, 514, 518, 544, 560, 567⫺570, 599, 613, 622, 635, 655, 683, 700, 703, 706⫺708, 713, 715, 717⫺
718, 722, 727⫺730, 736, 741, 744, 746⫺747, 771⫺772, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺853, 857⫺ 858, 860, 865⫺878, 882, 885⫺889, 891⫺904, 917⫺ 918, 931, 942, 944 Langvokal 36⫺37, 91⫺93, 152, 156, 270⫺271, 334, 341, 580, 610, 641⫺642, 647⫺649, 688, 690⫺691, 753, 755, 791, 801, 807, 817 Latein 33, 41, 47, 49, 56, 71, 96, 117⫺118, 137, 158, 178, 251, 298⫺300, 325⫺358, 365⫺367, 371, 378, 381, 385⫺387, 390, 398, 400⫺404, 404⫺406, 413⫺ 418, 420⫺421, 426, 439, 441⫺443, 445, 447, 449, 451⫺459, 461, 463, 467, 469, 471, 477⫺478, 482, 484⫺ 485, 487, 489⫺490, 493⫺ 495, 503, 507⫺508, 511, 513, 516, 518⫺519, 521⫺528, 530⫺532, 536, 542, 548⫺ 556, 559⫺560, 564, 568, 579, 603, 609, 626, 633, 636, 652, 654, 658, 679⫺680, 685, 687, 698, 702, 709, 725⫺726, 750, 753, 769, 791, 799, 906, 911, 915⫺916, 921 ⫺ cf. klassisches Latein Latin 2, 9, 14, 187, 193, 243, 327⫺331, 333, 335, 338, 344⫺345, 352, 355, 357⫺ 358, 365, 368, 384, 387, 396⫺399, 405, 414⫺426, 429, 437, 441⫺442, 444⫺ 446, 448⫺449, 452⫺453, 455, 476, 478⫺479, 530, 569⫺570, 603, 728, 853, 862, 871, 874, 878, 902, 911 Latinisierung 452 latinitas 328⫺331, 333, 358 Latvian 622 lautliche Typologie 30, 33⫺36, 53, 57, 59, 66, 72, 81, 96, 100⫺101, 103, 115, 123, 149, 156⫺157, 253, 270, 276, 281, 326, 330, 332⫺333, 340⫺ 341, 343⫺344, 356⫺357, 369, 371, 381⫺382, 385, 389⫺390, 394, 397⫺398, 402, 404, 412, 437, 458⫺459, 465, 474, 476⫺477, 484, 487, 494⫺495, 497⫺498, 514,
lautliche Variation ⫺ light word 516, 544, 567, 569⫺571, 580, 602, 613, 630, 635, 645, 660⫺661, 670, 682⫺683, 686, 690, 701, 706⫺707, 717, 728, 734⫺736, 738, 744⫺ 745, 771⫺772, 784, 802, 907, 912, 918, 921, 923, 931, 934⫺935, 943 lautliche Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 71⫺75, 81, 91⫺93, 100⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺ 157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺ 190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺254, 259, 262, 270⫺ 273, 275⫺276, 281⫺287, 299, 301, 306, 308, 316⫺319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺ 334, 337⫺341, 343⫺344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺ 356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺ 382, 385, 389, 394⫺395, 402⫺406, 412⫺413, 416, 420, 427, 433, 437, 440⫺441, 443⫺445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺495, 497⫺498, 500, 503, 505⫺506, 515⫺528, 548, 550⫺553, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 602, 606, 625, 630⫺633, 645⫺655, 658⫺661, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺687, 689⫺ 690, 698⫺699, 701, 709⫺713, 719⫺720, 723, 725, 734⫺736, 738⫺739, 743, 745, 755, 784, 796, 798⫺799, 802, 812⫺815, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920⫺ 926, 929⫺930, 934⫺937 Lautmutation 285 Lautstruktur 253⫺256 Lautsystem 100, 327, 333, 339⫺340, 342⫺344, 346, 609⫺610, 624, 690⫺691, 734, 745, 912, 917
981 Lautung 31⫺32, 36, 40, 53⫺54, 57⫺60, 62, 69⫺71, 151⫺ 158, 178, 253⫺256, 279, 281, 285, 311⫺312, 333⫺338, 389, 460, 510, 533⫺537, 551⫺553, 556, 563, 568, 573, 609⫺610, 624⫺625, 640⫺ 642, 660⫺662, 670, 682, 690⫺692, 707⫺708, 710, 738, 751⫺761, 800⫺802, 908⫺909, 912⫺913, 924⫺ 927 ⫺ cf. harte Lautung left dislocation field 4, 7, 18, 20, 22, 26, 119, 194, 196, 205, 207, 212⫺213, 216⫺ 219, 223, 225⫺226, 228⫺ 235, 237, 239⫺241, 338, 423, 442, 476, 658, 660⫺670, 672⫺679, 681⫺683, 694, 696⫺699, 701⫺702, 830, 838⫺839, 844, 848, 851, 854⫺856, 858, 861⫺862, 866, 874, 883⫺884, 886, 888⫺891, 895, 897, 902 Lehnprägung 549 Lehnübersetzung 300⫺301, 527 Lehnwort 103, 105, 119, 123⫺ 124, 159, 281⫺286, 288, 298⫺299, 322, 325, 328, 340⫺341, 343, 345, 349, 355⫺357, 436, 535, 579⫺ 580, 609⫺610, 626, 637, 731, 745⫺747, 752, 785, 906, 908, 912, 925⫺927, 936⫺937, 939, 944 Leitvarietät 370, 378 lengua 325, 396⫺397, 403, 449⫺450, 455⫺456, 458, 475⫺479, 503 Lenierung 38⫺39, 370 lenition 201, 255⫺256, 259⫺ 261, 263, 265⫺266, 270⫺ 271, 275, 285, 289, 293, 299, 301⫺302, 315, 320, 369 Leoneg 310⫺311, 316, 318 Lettisch 114, 573⫺575, 577⫺ 579, 581⫺582, 587⫺588, 591, 599⫺622 Letzebuergesch 30 levis 201, 235, 333 lexical conjunction 2, 15⫺16, 19⫺20, 22, 27, 148, 197, 201⫺203, 205, 207⫺210, 212, 214⫺215, 217, 219, 222⫺225, 229, 232, 237, 239⫺242, 245, 248, 464, 825⫺829, 832⫺833, 835, 839⫺840, 844⫺846, 854⫺
856, 859, 861⫺862, 865, 874⫺875, 880, 886⫺888, 897 lexical preposition 2, 4⫺5, 15⫺ 17, 19, 22, 29, 148, 189, 196, 201⫺203, 205⫺210, 212, 214⫺215, 219⫺220, 222, 226, 229⫺230, 237, 240⫺ 242, 245, 248, 459, 464, 746, 825⫺829, 832⫺835, 839, 844⫺846, 852, 854⫺856, 859, 861⫺862, 865, 874, 882, 884, 886⫺888, 890, 897 Lexik 34⫺35, 62, 66, 68⫺69, 72⫺73, 75, 78, 84⫺86, 88⫺ 90⫺91, 94, 96, 111, 124, 140⫺143, 145⫺146, 150⫺ 151, 187, 252⫺255, 257⫺ 259, 261⫺262, 273, 275, 280, 295, 298⫺299, 301⫺302, 305, 322, 327⫺328, 330, 337, 339, 344, 349, 354⫺358, 365, 368, 375, 378, 380⫺381, 383, 385⫺389, 396, 402, 404, 407, 413, 420, 426⫺427, 429, 431, 434⫺437, 439, 441, 443⫺ 444, 446, 453⫺454, 463⫺ 465, 474, 477⫺478, 487⫺ 488, 494, 498⫺499, 503⫺ 504, 506, 508, 512⫺513, 526⫺529, 531⫺532, 542⫺ 543, 549, 566⫺567, 569, 576⫺577, 589, 602, 604⫺ 605, 620, 624, 633⫺635, 637, 640, 658⫺659, 662, 686⫺ 688, 696, 701, 703, 709, 711, 713⫺714, 725⫺727, 731, 762, 766, 807, 810⫺811, 822, 911, 916, 922⫺925, 927, 930, 932, 936 ⫺ cf. Wortschatz lexikalische Variation 725⫺727 light word 4⫺5, 7, 9, 16⫺17, 19, 27⫺28, 87⫺88, 94, 98, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 175, 184⫺191, 193, 197, 201⫺204, 206⫺207, 211, 213, 217⫺219, 223, 225, 229⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺241, 243, 245⫺248, 252, 256, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺372, 375, 377⫺ 379, 385⫺387, 389, 391, 393⫺394, 416⫺417, 428, 432⫺433, 436, 453, 456, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598,
982 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺827, 829⫺834, 839⫺840, 842, 844, 847⫺848, 850, 853⫺ 856, 858, 860, 862, 864, 873⫺880, 883, 888, 891⫺ 892, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 light-member field 2, 4, 6, 11, 22, 119, 203⫺205, 207, 210, 212, 216⫺219, 223, 225⫺ 226, 228⫺233, 237, 240⫺ 241, 247, 338, 358, 830, 866, 874, 888, 897⫺898, 902 Ligurisch 386⫺387, 689 limba literara˘ culta˘ 357, 385, 458, 477, 530, 533, 552, 562, 569⫺571, 605, 622 limba vorbita˘ 357, 385, 533, 552, 562, 569 Linearisierungsvariation 139⫺ 140 lingua selvaggia 96, 329, 358, 360⫺361, 363, 368, 372⫺ 374, 379⫺384, 396⫺399, 414, 416⫺420, 423⫺424, 426, 441⫺442, 445⫺447, 505⫺507, 509, 529, 552, 570, 603, 687 linksdirektionale Linearisierung 137, 139⫺140, 146 Linksdislokation 372, 390 Linksversetzung 393, 465, 679 Liquid 3⫺4, 9, 31, 101, 107, 201, 254, 284⫺285, 310, 316, 319, 333, 389, 394, 487, 553, 636, 640⫺641, 647, 661, 801⫺802, 806, 809, 813, 815, 825, 838⫺839, 877⫺878, 912, 925⫺926, 937 Litauisch 114, 118⫺119, 573⫺ 602, 605, 607⫺608, 610⫺ 611, 615, 618⫺623, 691, 733, 785 literary language 897⫺901 Literatursprache 30⫺31, 283, 338, 361, 367, 413, 483, 493, 522, 530, 533, 562, 623, 632, 635, 659, 670, 678, 680⫺681, 688, 703, 732, 735, 738, 754, 756, 768, 821, 906, 908, 919, 941 Lithuanian 586, 599, 622, 703
light-member field ⫺ main-clause word order Livonian 867, 868⫺869 loanword 825, 833, 835, 878, 888 local case 3⫺4, 9⫺11, 13⫺15, 17, 19, 21⫺24, 26, 28, 107, 120, 148, 180, 182⫺187, 189⫺190, 192⫺197, 200, 205⫺207, 209, 212⫺213, 223, 228, 231⫺232, 236, 238⫺239, 242, 244, 246⫺ 247, 276, 288, 335, 355, 366, 383, 398, 402, 423, 436, 476, 545, 564, 746, 823⫺828, 830⫺835, 837, 839⫺843, 845⫺846, 848⫺864, 866, 869, 871, 873⫺874, 877, 882⫺884, 886⫺896, 899, 901 local deixis ⫺ cf. deixis locational adverb 5, 16, 20⫺23, 27, 79, 88, 90, 93, 95, 116, 119, 137, 139, 141, 145⫺146, 164, 175, 187⫺189, 198, 203, 206, 209, 211⫺215, 217⫺ 223, 225⫺227, 230, 237, 239, 241⫺242, 246⫺248, 261, 264⫺266, 268, 280, 286, 289⫺292, 294, 298⫺305, 315, 331⫺332, 349, 354, 356⫺357, 371, 375, 377, 391⫺392, 460⫺461, 489⫺ 492, 499, 512⫺514, 540, 543, 545⫺546, 549⫺550, 555, 559, 564⫺565, 578, 583, 595, 604, 608, 615, 620, 626, 629, 643, 663, 665⫺666, 674, 678, 680, 684, 698, 708⫺709, 716, 724, 781, 792⫺793, 802, 807, 809, 811, 820, 839⫺840, 842, 851⫺852, 860, 877, 885, 888⫺892, 897, 910, 914⫺ 915, 927, 929, 931, 933, 943 locution 211⫺212, 217, 219, 223⫺226, 229, 232, 239, 241 locutionary adverb 5, 16, 20⫺ 23, 27, 79, 88, 90, 93, 95, 116, 119, 137, 139, 141, 145⫺146, 164, 175, 187⫺ 189, 198, 203, 206, 209, 211⫺212, 214⫺215, 217⫺ 227, 229⫺230, 232, 237, 239, 241⫺242, 246⫺248, 261, 264⫺266, 268, 280, 286, 289⫺292, 294, 298⫺305, 315, 331⫺332, 349, 354, 356⫺357, 371, 375, 377, 391⫺392, 460⫺461, 489⫺ 492, 499, 512⫺514, 540, 543, 545⫺546, 549⫺550, 555,
559, 564⫺565, 578, 583, 595, 604, 608, 615, 620, 626, 629, 643, 663, 665⫺666, 674, 678, 680, 684, 698, 708⫺709, 716, 724, 781, 792⫺793, 802, 807, 809, 811, 820, 839⫺840, 842, 851⫺852, 860, 877, 885, 888⫺892, 897, 910, 914⫺ 915, 927, 929, 931, 933, 943 locutionary domain 3, 17, 19⫺ 20, 24, 211⫺212, 217⫺219, 223⫺233, 236, 239, 241, 243, 415, 439, 447, 856⫺857, 866, 871⫺872, 874, 887, 897, 902 locutionary force 205, 211⫺ 212, 217, 219, 224⫺226, 229, 232, 236, 239, 241, 244, 419, 823 lokale direktionale Distinktion 85, 88, 102, 145, 224, 252, 254, 262, 267⫺268, 270, 272, 274⫺275, 293, 316, 321⫺ 322, 340, 342⫺343, 345⫺ 346, 447, 498, 626, 632, 638, 670, 684, 686⫺687, 689, 709, 713⫺714, 717, 724, 820, 925⫺926, 928, 935, 939 Lothringisch 401, 407, 412 l-Partizip 697 Lusophonie 505⫺507
M main-clause word order 1⫺5, 7⫺9, 11⫺19, 21, 23⫺28, 63, 87⫺88, 94, 96, 98, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 148, 175, 181, 183⫺191, 193, 197, 200⫺207, 209, 211⫺ 213, 216⫺220, 223⫺233, 235⫺243, 245⫺248, 252, 256, 279, 286, 292, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 327⫺328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺372, 375, 377⫺379, 385⫺387, 389, 391, 393⫺ 394, 407, 416⫺417, 419, 428, 432⫺433, 436, 453, 456, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺ 478, 484⫺485, 493, 498, 505, 569, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺ 647, 649, 654, 670, 683⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706,
Mainland Scandinavian ⫺ modal verb 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 821, 823, 825⫺835, 838⫺842, 844⫺845, 847⫺ 856, 858⫺860, 862⫺865, 867, 869, 873, 875⫺880, 883, 885, 888, 891⫺892, 896, 899, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941 Mainland Scandinavian 2, 9, 14, 21, 180, 183, 198, 200, 202, 239, 242, 246, 248, 830, 833⫺834, 869 major sentence type 1, 3⫺5, 9⫺ 11, 15, 17, 19⫺24, 26⫺28, 33, 35, 63, 96, 126, 139, 147, 173, 185⫺190, 192, 194⫺ 203, 207⫺210, 212⫺213, 215, 217⫺220, 222⫺227, 229⫺232, 235⫺236, 239⫺ 243, 245⫺248, 258, 260, 263, 267, 274, 279, 292, 323, 327, 357, 378, 391, 420, 423, 446, 458, 460, 463⫺464, 472⫺ 473, 476, 488, 513, 570, 579⫺580, 593, 644, 654, 666, 674, 706, 714, 728⫺729, 746, 752, 763, 769, 771, 793, 808, 823⫺825, 827⫺830, 832, 834⫺835, 837, 842⫺843, 847⫺849, 851, 855⫺856, 858, 860⫺867, 869, 871, 874⫺875, 877⫺880, 885, 887⫺888, 890⫺892, 896⫺ 897, 899, 903, 916, 940, 942 Makedonisch 641, 685, 704, 731⫺733, 739, 746⫺747, 749⫺751, 780 Maskulinum 34, 44, 55, 81, 102, 113⫺114, 130⫺132, 159⫺161, 165, 193⫺194, 256, 280, 287, 512, 522, 539, 608, 610⫺611, 654, 674, 677, 693, 717, 761, 784, 786, 807⫺808, 819 Masowisch 659, 668, 670⫺671, 675, 678 Massenomen 718 Mazedorumänisch 532, 553⫺ 554, 732, 798, 923 mediales Reflexivpronomen 81, 114, 142, 166⫺167, 172, 290⫺291, 299, 541, 578, 585⫺586, 613, 663, 679, 698⫺699, 780, 789⫺790, 802, 809
mediate object 1, 5, 14⫺15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 195, 198⫺199, 203⫺204, 206⫺207, 209⫺ 215, 217⫺229, 231, 233⫺ 234, 239⫺240, 242, 244, 246, 465, 474, 479, 524, 746, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺850, 852, 859, 861, 864, 883, 891 mediate subject 1, 5, 11⫺12, 14, 17, 19⫺20, 23⫺26, 64, 96, 186⫺189, 195, 198⫺199, 203⫺207, 209⫺215, 217⫺ 231, 233⫺234, 239⫺240, 242, 244, 246⫺247, 249, 464, 473⫺474, 476, 479, 746, 827, 836, 840, 847⫺852, 859, 862, 886, 888, 891, 898, 932, 942 Medienverschiebung 38, 54 Mediopassiv 172, 763, 803 medio-passive 19, 21, 28, 172, 177, 182, 203, 205, 207, 211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233, 244, 246, 306, 371, 383, 399, 467, 478, 481, 485, 545⫺546, 554, 581, 590, 606, 663, 681, 763, 803, 842, 845, 849, 862, 884⫺886, 897, 910, 931 Medium 33, 158, 171⫺172, 239, 280, 336, 400, 461, 465, 634, 716, 800, 802⫺806, 810, 816⫺817, 920, 928 mehrfache Etymologie 298, 305, 381, 543, 549, 604, 633, 648, 752, 807, 911 mehrteilige Ableitung 48, 75, 90, 355⫺356, 488, 549, 583, 677⫺678, 753, 911 mensural classifier 203, 233, 840 mensural classifier phrase 4⫺5, 10, 17, 19, 25, 28, 146⫺147, 186⫺190, 196⫺198, 201, 203, 206, 209⫺212, 215, 223, 229⫺231, 233, 237, 243⫺ 244, 248, 253, 255, 257⫺258, 272, 292, 328, 429, 431, 436, 576⫺577, 605, 644, 659, 690, 827⫺828, 834, 839⫺840, 842, 848, 853, 856⫺857, 860⫺861, 882⫺884, 895, 902, 916, 931, 944 Metaphonese 534, 551 Metathese 74, 155⫺156, 409, 750, 813 Mexikanisch 450
983 middle diathesis 2, 6⫺7, 11, 18⫺19, 28, 187, 191, 198, 200, 203, 205, 208, 212⫺213, 219⫺221, 226⫺227, 234⫺ 235, 239, 241, 824⫺825, 829, 837, 864, 944 Mikrowortordnung 550 minor sentence type 3, 5, 9⫺11, 15, 17, 19⫺24, 26⫺28, 33, 35, 63, 96, 126, 139, 147, 173, 183, 185⫺190, 192, 194⫺199, 201⫺202, 207⫺ 209, 212⫺213, 215, 217⫺ 220, 222⫺227, 229⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺243, 245⫺248, 258, 260, 263, 267, 274, 279, 292, 323, 378, 382, 391, 396, 420, 423, 446, 458, 460, 463⫺464, 472⫺473, 476, 513, 570, 579⫺580, 593, 644, 654, 666, 674, 703, 706, 714, 729, 746, 752, 763, 769, 771, 793, 808, 823⫺825, 827⫺828, 831, 835, 842⫺ 843, 847⫺849, 851, 855⫺ 856, 858, 860⫺864, 866⫺ 867, 874⫺875, 877⫺880, 885, 888, 891⫺892, 896⫺ 897, 899, 916 Mischdialekt 659 Mischkonjugation 171 Mittelfeld 69, 79, 82⫺83, 86⫺ 87, 95 Mittelpolnisch 658, 667, 669, 672, 676⫺677, 679 mixed mutation 6, 255⫺257, 260, 263, 266, 271, 275, 280, 284⫺285, 287, 289, 293⫺ 294, 301⫺303, 306, 312⫺ 313, 319⫺320, 323, 824, 880 modal verb 4, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺23, 27⫺28, 30⫺42, 45, 47⫺63, 69, 72⫺73, 75⫺ 78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺ 124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺ 180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242⫺249, 252, 254⫺281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺ 306, 310⫺311, 314⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347,
984 349⫺354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺371, 373⫺374, 376⫺381, 383, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺421, 425, 427⫺428, 430⫺434, 437⫺ 440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺ 465, 467⫺474, 477, 479⫺ 481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺498, 500⫺502, 506⫺ 508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺535, 541⫺ 550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺567, 569⫺570, 574⫺ 580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺608, 610⫺611, 613, 615⫺621, 625⫺631, 634⫺ 638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺ 676, 678⫺686, 690, 696⫺ 700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 858⫺859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺ 915, 920, 922⫺923, 927⫺ 935, 937 Modalität 142, 145, 169, 176, 298, 511, 543, 548, 566, 762, 764, 766, 775, 778⫺779, 793, 810, 928 modality 23, 142, 145, 169, 176, 204, 208, 240, 298, 383, 511, 543, 548, 566, 762, 764, 766, 775, 778⫺779, 793, 810, 827, 843⫺844, 858, 928 Modalverb 42, 56, 61, 76, 81, 89, 111, 118, 243, 268, 280, 393, 511, 548, 666, 680 Modalverbgefüge 42, 61 mode of action 2, 4, 6⫺7, 9⫺ 11, 14, 17⫺19, 21⫺24, 28, 43, 48, 50, 68, 78, 91⫺94, 96, 108, 110, 115, 120⫺123, 126, 130, 135, 147⫺151, 153, 158, 173, 181, 183, 190⫺196, 200, 208⫺209, 214, 221, 234, 237, 239, 243⫺246, 248, 251,
Modalität ⫺ monophthongale Aussprache 253, 260, 271, 275⫺276, 279, 301, 306, 309, 321⫺323, 325, 327, 331, 333, 356, 360⫺361, 363⫺364, 366, 369, 374, 390, 397, 402, 405, 409, 419, 422, 427⫺428, 433⫺434, 436, 441, 443, 446⫺447, 452, 460, 471, 476, 478⫺479, 490, 497, 500⫺501, 503⫺504, 515, 521⫺523, 525, 530⫺532, 543, 548⫺549, 551⫺554, 567, 569, 573⫺575, 578⫺ 579, 583, 590, 597, 603⫺604, 606, 609, 612⫺613, 623, 634, 637⫺640, 665, 670, 676, 684⫺685, 687⫺689, 700, 702, 704⫺706, 710, 712, 715⫺718, 720, 722⫺723, 729, 751, 754, 759⫺760, 762⫺763, 768⫺769, 771⫺ 773, 775⫺776, 782, 786, 788, 794, 821, 823⫺825, 827⫺ 831, 833, 835⫺837, 848⫺ 849, 871⫺875, 883, 888⫺ 890, 894, 897⫺899, 904, 919, 921, 923, 925, 935⫺936, 941 Modern Greek 2, 4, 6⫺7, 9⫺ 11, 14, 17⫺19, 21⫺24, 28, 50, 78, 91⫺94, 96, 108, 115, 120⫺123, 126, 130, 135, 147⫺151, 153, 158, 173, 181, 183, 187, 190⫺196, 200, 239, 244⫺246, 248, 251, 253, 260, 271, 276, 279, 301, 306, 309, 321⫺323, 325, 327, 331, 333, 356⫺357, 390, 397, 402, 405, 422, 433, 436, 441, 443, 446⫺447, 452, 460, 471, 476, 478⫺479, 490, 497, 500⫺ 501, 503, 521⫺522, 525, 530⫺532, 543, 548, 551⫺ 553, 569, 574, 578, 583, 590, 603⫺604, 606, 609, 612⫺ 613, 623, 634, 637⫺640, 665, 676, 684⫺685, 687⫺689, 700, 702, 704⫺705, 710, 712, 715⫺718, 720, 722⫺723, 729, 751, 754, 759⫺760, 762⫺763, 768⫺769, 771⫺ 773, 775⫺776, 782, 786, 788, 794, 821⫺837, 871⫺873, 875, 878, 883, 888, 894, 897⫺899, 902, 919, 921, 923, 925, 935⫺936, 941 modifier 890⫺891 modifier, bound 8, 19, 21, 24, 28, 139, 189⫺192, 201, 209⫺211, 214, 220⫺221,
223⫺224, 228⫺230, 235, 237, 242, 423, 827, 830, 832, 837⫺838, 844, 869, 878, 890, 892 modifier, free 4⫺5, 17, 24, 28, 139, 187, 189, 197, 201, 209⫺211, 214, 220⫺221, 223, 228⫺230, 232, 237, 239, 325, 827, 847, 851, 863, 877, 890, 902 Modifikator-Kopf-Abfolge 75, 78⫺79, 83, 87, 115⫺116, 137, 139⫺142, 151, 175, 265, 273, 275, 285, 316, 319, 332, 365, 391, 393⫺394, 404, 463⫺464, 471⫺473, 492, 512, 597, 621, 644, 665, 679, 712, 723, 744, 930, 932⫺933, 941 Modus 3, 11, 14, 33, 42⫺44, 59, 77⫺78, 95, 98, 102, 110, 115, 127, 139⫺140, 151, 158, 169, 178, 189, 201, 205, 209⫺210, 219, 221, 223, 228, 230, 233, 236, 257⫺259, 269, 280⫺281, 289, 302, 306, 316, 336⫺338, 361, 367, 369, 371, 390⫺392, 414, 432, 461, 463, 471, 490, 494, 498, 500, 503, 507, 511, 519, 521, 541⫺542, 542⫺548, 554, 567, 578⫺ 579, 587, 589⫺595, 607⫺ 608, 616⫺619, 626⫺627, 644, 652, 662⫺663, 673, 696⫺697, 700, 706, 708⫺ 709, 712, 714⫺715, 741, 761⫺763, 767⫺773, 777⫺ 779, 802⫺804, 806, 810, 818, 827, 890, 909⫺911, 915, 927⫺928, 930⫺933, 935 ⫺ cf. mood Modus relativus 590⫺591 Moldauisch 532, 559 Monatsname 726 Monofunktionalitätsprinzip 134 Monophthong/monophthong 6, 31, 36⫺37, 54, 69, 74, 91⫺ 92, 100, 103⫺105, 125, 151, 157, 279, 282⫺283, 332, 334, 339, 341, 389, 410, 469, 485, 494, 516⫺517, 535, 556, 560, 580, 582, 609, 641, 647, 660, 752, 756, 800⫺801, 813, 876⫺878, 892, 912 monophthongale Aussprache 64, 70, 72, 74, 104, 108⫺ 109, 121⫺123, 126, 151, 155⫺158, 175, 178, 284, 297,
Monophthongierung ⫺ morphologische Typologie 333, 340, 345, 361, 364, 369⫺371, 382, 402, 419, 424, 453, 458, 466⫺467, 487, 495, 498⫺499, 508, 517, 534, 580, 582, 610, 630⫺633, 647, 668, 670⫺672, 682, 688, 698, 711, 738, 812, 817, 908, 913, 920⫺921, 934⫺936, 939, 942 Monophthongierung 36⫺37, 54, 92, 157, 283, 332, 339, 469, 485, 494, 517, 556, 560, 647, 752, 756, 801, 912 monophthongisches Vokalsystem 100, 103, 124⫺125, 153, 254, 311, 468, 510, 516, 580, 609, 624, 639⫺641, 645⫺ 647, 649, 666⫺667, 670, 691, 752⫺753, 756 montenegrinische Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 50⫺54, 56⫺57, 59, 62⫺ 70, 72⫺73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺87, 89, 91⫺96, 98⫺100, 102⫺103, 106⫺107, 110, 114⫺115, 117⫺123, 126⫺ 127, 130, 134, 136⫺137, 140, 142, 145⫺151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 192, 251⫺ 258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺293, 297⫺298, 300⫺ 301, 303, 305⫺315, 319, 321⫺323, 325⫺336, 338⫺ 346, 348⫺350, 352⫺360, 363, 365⫺368, 371⫺375, 378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺394, 396⫺398, 400⫺ 401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺428, 430⫺434, 436⫺ 461, 463⫺465, 471⫺481, 483⫺490, 492⫺495, 500⫺ 503, 505⫺516, 518, 521⫺ 533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺544, 546⫺571, 573⫺ 580, 582⫺586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺630, 632⫺647, 649⫺ 652, 654⫺662, 666, 671⫺ 672, 683⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺ 725, 727⫺739, 741, 743⫺ 747, 749⫺756, 758, 760⫺ 762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858,
860, 862, 864, 903, 905⫺924, 926, 930⫺932, 935⫺937, 939⫺940, 942 mood 4, 11, 188, 196, 203⫺205, 207⫺208, 217, 219, 239, 246, 622, 843, 851, 857, 859, 863⫺864, 884 ⫺ cf. Modus mora 201⫺202, 234, 236, 450, 465⫺466, 468, 471, 474, 476⫺477, 699⫺700, 728, 865 morphological case 3⫺4, 7, 9⫺ 17, 19, 21⫺24, 26, 28, 107, 110, 120, 148, 180, 182⫺187, 189⫺190, 192⫺197, 201, 205⫺207, 209, 212⫺213, 220, 223, 228, 231, 237⫺239, 242, 244, 246⫺247, 276, 288, 335, 355, 383, 398, 476, 545, 564, 746, 823⫺835, 837, 839⫺846, 848⫺864, 866, 875, 877, 879, 882⫺896, 903 morphological characteristic 3⫺5, 7, 9, 12⫺13, 15⫺16, 19, 26, 110, 183, 192, 201, 206⫺207, 209, 212, 220, 222, 234, 237, 241, 243, 335, 746, 823, 826⫺827, 829⫺830, 832⫺833, 835, 838, 840⫺ 841, 844, 849⫺850, 856, 858, 864, 866, 868, 874⫺876, 878⫺879, 882, 885, 887⫺ 888, 890⫺892, 894⫺896, 903 morphological variation 1, 3⫺ 5, 7⫺9, 12⫺17, 19⫺20, 23⫺ 29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺ 62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺93, 101⫺104, 106, 108⫺ 110, 112⫺113, 115, 120⫺ 121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 183⫺ 185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺197, 199, 201, 206⫺ 207, 209, 217, 220, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺276, 281⫺282, 285⫺ 287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺ 356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺ 382, 389, 394⫺395, 402⫺ 406, 413, 416, 420, 427, 433, 440⫺441, 443⫺445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480,
985 484, 487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺506, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺ 687, 689⫺690, 698⫺699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 746, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 823⫺835, 840⫺841, 844, 849⫺850, 853, 856⫺858, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 875, 879⫺880, 882, 885, 887, 891⫺897, 899, 903, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 morphological variation 9⫺16, 192⫺196, 236⫺238, 831⫺ 833, 856⫺860, 892⫺894 Morphologie 31⫺34, 54⫺56, 58⫺62, 66, 68, 75⫺81, 96, 102, 109, 111⫺112, 115, 123, 127, 134, 147, 151, 158⫺172, 179, 247, 253, 256⫺263, 279, 298, 313⫺314, 316, 330, 338, 346, 366⫺367, 372, 378, 383, 389⫺391, 412, 428, 454, 457, 460⫺463, 471, 487, 507, 510⫺513, 519, 528, 537⫺ 546, 556⫺558, 570, 585, 620⫺629, 635, 643, 653, 660, 662, 665, 682⫺683, 707⫺ 708, 713, 726⫺727, 739, 747, 750, 761⫺792, 800, 802⫺809, 821, 909⫺910, 914, 927⫺930 morphologische Typologie 30, 32⫺36, 40⫺44, 46⫺49, 53⫺ 55, 58⫺61, 66, 76, 81⫺82, 84, 91⫺93, 96, 98, 102, 109, 111⫺113, 121, 126⫺128, 130⫺131, 133⫺134, 140, 142⫺144, 147, 255, 259, 262, 271, 273, 275⫺276, 279, 286⫺287, 299, 302, 313⫺ 314, 319⫺320, 322, 327, 332, 334, 346, 348, 353, 357, 367, 371⫺373, 375, 377⫺378, 380⫺382, 387, 389⫺390, 392, 394, 397⫺398, 420, 426, 437, 449, 456, 458⫺459, 461⫺462, 465, 470, 474, 476⫺477, 484, 486⫺487, 489⫺490, 496⫺497, 506, 508, 510, 514⫺516, 519, 521, 523, 525, 532, 544, 553, 558,
986 567, 569⫺571, 576⫺577, 582⫺583, 587, 589, 603, 608, 610, 612⫺613, 619⫺620, 624, 626⫺628, 631, 634⫺ 635, 648⫺649, 653, 655, 662⫺666, 672⫺673, 680, 682⫺683, 692, 701, 706⫺ 708, 713⫺714, 717, 720, 722, 728, 730, 736, 739, 744⫺745, 759, 761⫺764, 766⫺768, 771⫺773, 775, 777⫺778, 780⫺782, 784⫺787, 796, 802, 807, 816, 903, 907, 909⫺910, 913⫺914, 918, 923, 927, 930⫺931, 938⫺ 939, 944 morphologische Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺32, 36⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 76, 81⫺82, 84, 91⫺ 93, 98, 101⫺104, 106, 108⫺ 109, 111⫺113, 115, 120⫺ 121, 123, 126⫺128, 130⫺ 131, 133⫺134, 136, 139⫺ 140, 142⫺144, 146⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254⫺255, 259, 262, 270⫺ 273, 275⫺276, 279, 281⫺ 282, 285⫺287, 299, 301⫺ 302, 306, 308, 313⫺314, 316, 319⫺322, 325⫺328, 330⫺ 334, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 353, 355⫺ 356, 360, 363, 366⫺378, 380⫺382, 387, 389⫺390, 392, 394⫺395, 402⫺406, 413, 416, 420, 426⫺427, 433, 437, 440⫺441, 443⫺445, 447, 449, 456, 461⫺462, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 486⫺487, 489⫺490, 493⫺ 494, 496⫺497, 500, 503, 505⫺506, 508, 510, 515⫺ 528, 532, 548, 550, 553, 558⫺560, 562, 567, 576⫺ 577, 580, 582⫺583, 587, 589, 595, 603, 606, 608, 610, 612, 619⫺620, 624⫺628, 630⫺ 634, 645, 648⫺655, 658⫺ 660, 662⫺666, 668⫺683, 685⫺687, 689⫺690, 692, 698⫺699, 701, 706, 708⫺ 709, 713⫺714, 717, 719⫺ 720, 722⫺723, 725, 730,
morphologische Variation ⫺ Mutation 735⫺736, 738⫺739, 743⫺ 745, 755, 759, 761⫺764, 766⫺768, 772⫺773, 775, 777⫺778, 780⫺782, 784⫺ 787, 796, 798⫺799, 802, 807, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 903, 907, 909⫺916, 920, 922⫺927, 929⫺930, 934⫺942, 944 morphologische Variation 40⫺ 48, 81, 91⫺93, 109⫺115, 126⫺136, 271⫺273, 286⫺ 301, 319⫺321, 334⫺338, 346⫺353, 371⫺376, 394⫺ 395, 469⫺473, 519⫺524, 553⫺556, 582⫺595, 631⫺ 632, 649⫺653, 672⫺678, 713⫺723, 739⫺742, 815⫺ 820, 913⫺914, 937⫺939 morphologischer Kategorienwandel 30, 42, 46, 58, 98, 127, 130, 143, 147, 279, 314, 378, 390, 510, 558, 567, 665, 682, 706, 714, 720, 730, 736, 745, 772, 796, 909, 939 morphologischer Kategorienwandel 127, 130⫺131 morphologisches System 610⫺ 620 morphology 1, 4, 9, 11, 15⫺17, 27, 31⫺32, 40, 54, 58, 60, 62, 66, 68, 75, 81, 92, 96, 102, 109, 111⫺112, 115, 123, 126⫺127, 130, 134, 147⫺ 148, 151, 158, 179, 181, 184, 185⫺187, 192, 194, 196, 202⫺208, 237, 243, 247, 253, 256, 261, 271, 279, 286, 298, 313, 316, 319, 323, 330, 334, 338, 346, 366⫺367, 371⫺ 373, 378, 383, 390, 394, 397⫺398, 412, 428, 454, 457, 460⫺463, 470⫺471, 487, 507, 510, 519, 528, 537⫺538, 556, 569, 582, 585, 626, 628⫺629, 631, 635, 643, 649, 653, 660, 662, 665, 672, 682⫺683, 692, 707⫺708, 713, 722, 726⫺727, 730, 739, 747, 750, 760⫺762, 770, 776⫺777, 780, 785⫺787, 789, 800, 802, 816, 821, 824, 827, 832⫺834, 837, 839⫺ 849, 856, 860, 865⫺866, 879, 882, 884, 886⫺888, 890, 892, 894⫺896, 909⫺910, 913⫺
914, 927, 938 ⫺ cf. adjective morphology, agglutinative morphology morphophonologische Vokalveränderung 283 morphosyntaktische Analytizität 31, 126⫺127, 130, 136, 147, 270, 273, 385, 404, 458, 492, 498, 517, 682, 787 morphosyntaktische Analytizität 126⫺127 morphosyntaktische Synthetizität 31, 126⫺127, 130, 136, 142⫺143, 270, 273, 385, 404, 458, 492, 498, 517, 682, 787 morphosyntaktische Synthetizität 126⫺127 Morphosyntax 546⫺548, 559, 561⫺566, 568, 761⫺792, 809⫺810 motivierten Wortbestand 257, 911 Mozarabisch 463, 466, 473, 480, 486, 493, 498 multiple modal 13, 15, 17, 19, 23, 26⫺28, 42, 56, 61, 69, 76, 81, 86, 89, 95, 111, 118, 142, 145, 169, 171, 176⫺178, 188, 197, 199, 203⫺205, 207⫺208, 212, 219, 239⫺ 240, 243⫺244, 249, 258⫺ 259, 261⫺262, 264, 267⫺ 268, 275, 280, 289, 294, 297⫺298, 304, 306, 350⫺ 351, 381, 383, 392⫺393, 492, 511, 543, 548, 566, 570, 591, 618, 654, 666, 680, 709, 716, 725, 741, 750, 762, 764, 766, 775, 777⫺780, 793, 795, 803, 810, 820, 827, 843⫺844, 858, 874, 880, 884, 911, 915, 928 musikalischen Akzent 39, 54, 68, 70, 84, 102, 106, 112, 124, 151, 261, 271, 279, 282, 285⫺286, 308, 334, 366, 369, 460, 510, 534⫺535, 537, 542, 566, 578, 581⫺585, 607, 624⫺625, 635, 645⫺646, 655, 662, 666, 672, 681⫺682, 690⫺692, 707⫺708, 713, 720, 722⫺723, 734, 742, 760, 800, 807⫺808, 812, 818, 909, 912 Mutation 6, 255⫺257, 260, 263, 266, 271, 275, 280, 284⫺285, 287, 289, 293⫺294, 301⫺ 303, 306, 312⫺313, 319⫺ 320, 323, 880
mutation, aspirated ⫺ negation mutation, aspirated ⫺ cf. aspirated mutation mutuellen Intelligibilität 455, 457
N nach links konstruierender Typ 1, 5, 9⫺12, 19⫺21, 24⫺41, 43⫺67, 69⫺70, 72, 74⫺76, 78⫺83, 85⫺86, 88⫺108, 110⫺112, 114⫺119, 121⫺ 123, 125⫺126, 128⫺130, 134, 136⫺137, 139⫺142, 144⫺148, 150⫺153, 155⫺ 157, 159⫺161, 163⫺165, 167⫺170, 172⫺173, 175⫺ 176, 178⫺179, 183, 185⫺ 192, 194⫺201, 203, 207⫺ 209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺245, 247⫺249, 251⫺ 281, 285⫺287, 289⫺294, 297⫺299, 304⫺306, 308⫺ 311, 313⫺315, 321, 323, 325, 327, 329, 331⫺337, 339⫺ 340, 342⫺346, 350⫺352, 354⫺361, 363, 365⫺368, 370⫺383, 386⫺398, 401⫺ 402, 404⫺405, 407, 409⫺ 413, 415⫺416, 419⫺421, 423, 425⫺429, 431, 433⫺ 434, 436⫺437, 439, 443⫺ 446, 449, 454⫺456, 458⫺ 461, 463⫺469, 471⫺489, 491⫺498, 500⫺503, 506⫺ 508, 510⫺519, 524⫺525, 530⫺532, 534⫺538, 540, 542, 544⫺560, 562, 564⫺ 571, 573, 575⫺580, 582⫺ 588, 590, 592⫺595, 597⫺ 599, 601⫺602, 604⫺611, 613⫺614, 619⫺621, 623⫺ 626, 631⫺633, 635⫺638, 643⫺652, 654⫺655, 658⫺ 659, 661, 663⫺667, 669⫺ 671, 673⫺675, 677⫺686, 688, 690⫺692, 694⫺702, 704, 706⫺708, 710⫺720, 722⫺724, 726⫺736, 738⫺ 742, 744⫺747, 749⫺764, 766⫺778, 780⫺796, 799⫺ 802, 804⫺808, 811⫺812, 814⫺821, 824⫺828, 832⫺ 835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺857, 859, 862⫺866,
987 874⫺876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺ 911, 914⫺923, 925⫺926, 928⫺937, 939 nach rechts konstruierender Typ 1, 5, 9⫺12, 19⫺21, 24⫺41, 43⫺67, 69⫺70, 72, 74⫺76, 78⫺83, 85⫺86, 88⫺108, 110⫺112, 114⫺119, 121⫺ 123, 125⫺126, 128⫺130, 134, 136⫺137, 139⫺142, 144⫺148, 150⫺153, 155⫺ 157, 159⫺161, 163⫺165, 167⫺170, 172⫺173, 175⫺ 176, 178⫺179, 183, 185⫺ 192, 194⫺201, 203, 207⫺ 209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺245, 247⫺249, 251⫺ 281, 285⫺287, 289⫺294, 297⫺299, 304⫺306, 308⫺ 311, 313⫺315, 321, 323, 325, 327, 329, 331⫺337, 339⫺ 340, 342⫺346, 350⫺352, 354⫺361, 363, 365⫺368, 370⫺383, 386⫺398, 401⫺ 402, 404⫺405, 407, 409⫺ 413, 415⫺416, 419⫺421, 423, 425⫺429, 431, 433⫺ 434, 436⫺437, 439, 443⫺ 446, 449, 454⫺456, 458⫺ 461, 463⫺469, 471⫺489, 491⫺498, 500⫺503, 506⫺ 508, 510⫺519, 524⫺525, 530⫺532, 534⫺538, 540, 542, 544⫺560, 562, 564⫺ 571, 573, 575⫺580, 582⫺ 588, 590, 592⫺595, 597⫺ 599, 601⫺602, 604⫺611, 613⫺614, 619⫺621, 623⫺ 626, 631⫺633, 635⫺638, 643⫺652, 654⫺655, 658⫺ 659, 661, 663⫺667, 669⫺ 671, 673⫺675, 677⫺686, 688, 690⫺692, 694⫺702, 704, 706⫺708, 710⫺720, 722⫺724, 726⫺736, 738⫺ 742, 744⫺747, 749⫺764, 766⫺778, 780⫺796, 799⫺ 802, 804⫺808, 811⫺812, 814⫺821, 824⫺828, 832⫺ 835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺857, 859, 862⫺866, 874⫺876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺ 911, 914⫺923, 925⫺926, 928⫺932, 934⫺937, 939
Name 66, 70, 111, 121⫺122, 151, 174, 287, 333, 401, 453, 481, 488, 573, 582, 584, 604, 606, 611⫺612, 629⫺630, 634, 636, 643, 656, 658, 685, 693, 717, 750, 784, 799, 888, 937 name 9, 29, 65, 73, 97, 120, 148, 182, 198, 209, 229, 232, 237, 245, 276, 307, 323, 358, 384, 399, 448, 479, 504, 529, 571, 622, 635, 656, 683, 703, 730, 736, 747, 822, 824, 826, 832, 834, 836⫺837, 855, 861⫺862, 865, 877, 902, 904, 918, 944 narrative Inversion 5, 17, 20, 26, 173, 175, 181, 204, 211, 213, 236, 239, 394, 550, 593, 679, 699, 856⫺857, 899 Nasal 3, 6, 9, 31, 100, 113, 126, 155⫺157, 185, 191, 201, 254⫺255, 270, 279, 283⫺ 285, 293, 311, 316, 318⫺319, 333⫺334, 365⫺366, 389, 394, 412, 416, 460, 487, 510, 516⫺517, 519, 536, 551, 560, 630, 641, 645, 660⫺661, 667⫺668, 671, 707, 734⫺ 735, 753⫺758, 801⫺802, 806, 809, 813, 825⫺826, 830, 838⫺839, 853, 871, 881, 908, 912, 925⫺926, 934 Nasalvokal 365⫺366, 416, 510, 517, 519, 630, 645, 660, 667⫺668, 671, 707, 734⫺ 735, 753⫺755, 925 natural gender 1, 5, 10⫺11, 14⫺15, 20, 27, 29, 120, 186⫺187, 192⫺194, 199, 205⫺207, 209, 222, 230, 237, 247, 433, 475, 478, 746, 823, 828, 832, 835, 840, 845, 858, 882 Navarresisch 456 Nebenakzent 537 Nebensatz 49, 51⫺53, 99, 118, 137, 167, 175, 269, 303, 337, 391, 395, 492, 508, 548, 555, 654, 699, 733, 792⫺796, 811, 915 Nebensilbenschwächung 40⫺ 41, 45 Nebensilbenvokalismus 32, 39⫺ 40, 58, 279 negation 5, 18, 26⫺27, 79, 98⫺ 99, 103, 115, 117⫺118, 168, 173⫺175, 187, 189, 239, 256,
Negation ⫺ nominal attribute
988 260, 273, 290, 294, 297, 303, 338, 377, 383, 391, 398, 488, 491, 495, 597, 599, 654, 698, 741, 770, 777, 779, 811, 827, 842, 848, 885, 909, 928, 933, 935, 940 Negation 5, 18, 26⫺27, 79, 98⫺ 99, 103, 115, 117⫺118, 168, 173⫺175, 187, 189, 239, 256, 260, 273, 290, 294, 297, 303, 338, 377, 383, 391, 398, 488, 491, 495, 597, 599, 654, 698, 741, 770, 777, 779, 811, 827, 842, 848, 885, 909, 928, 933, 935, 940 ⫺ cf. doppelte Negation Negationssuffix 168, 928, 935 negative auxiliary 4⫺5, 15, 17⫺ 19, 26⫺27, 144, 147, 174⫺ 175, 178, 196⫺198, 203⫺ 205, 217⫺218, 258, 261⫺ 262, 274, 288, 314⫺315, 320, 373, 391, 401, 429, 461, 491, 519, 541, 543⫺545, 549, 554, 556⫺558, 564⫺567, 644, 652⫺654, 694, 715, 780, 839⫺840, 842⫺843, 847⫺ 848, 851, 854, 856, 862, 865, 885, 889, 933 negative concord 4⫺5, 10, 12, 15, 17⫺18, 21, 26, 205, 217⫺218, 245, 288, 315, 396, 401, 429, 519, 541, 543, 545, 549, 556, 564, 570, 654, 694, 780, 848, 851, 854, 856, 865, 882, 885, 888⫺889, 896, 933 negative contraction 4⫺5, 15⫺ 18, 26, 205, 217⫺218, 288, 315, 401, 429, 519, 541, 543, 545, 549, 556, 564, 654, 694, 780, 848, 851, 854, 856, 859, 865, 885, 933 negative marker 4⫺5, 11⫺12, 15, 17⫺19, 21⫺23, 26⫺27, 147, 156, 175, 197, 205⫺206, 212, 217⫺219, 226⫺227, 240, 288, 301⫺302, 315, 333, 346, 366, 401, 429, 435, 439, 519, 541, 543, 545, 549, 556, 564, 654, 694, 725, 780, 827, 834, 848, 851, 854, 856, 858, 865, 882⫺883, 885, 895⫺ 896, 914, 929, 933 negierter Satz 36, 62, 102, 115⫺ 117, 138, 142, 173, 266, 269, 302⫺303, 315⫺316, 321, 471, 490⫺492, 525, 549, 579, 591, 596⫺597, 599, 620, 629,
666, 680⫺681, 699, 709, 724, 736, 769, 794, 812, 915, 931, 933, 941 Neologismus 153, 300⫺301, 422, 528, 539, 548, 555, 563, 688, 711, 715, 769, 923 Neubulgarisch 731, 733⫺735 Neugriechisch 556, 731, 733, 735⫺736, 741, 743, 746⫺ 747, 759, 771, 773, 778⫺779, 782, 795, 798, 921 Neupolnisch 658, 667, 669, 671⫺673, 677 Neusˇtokavisch 704, 707⫺710, 720 neutral subordinate clause 5, 17⫺18, 24⫺25, 27, 38, 48, 61, 96, 100, 105, 107⫺109, 131⫺132, 134, 137, 181, 189, 201⫺203, 205⫺209, 211⫺ 214, 216⫺217, 219⫺220, 223⫺233, 237⫺239, 242, 254, 257, 272, 301, 321, 330, 335, 337⫺338, 354, 358, 360⫺361, 365, 372, 388, 392, 394⫺395, 404, 435, 463, 467, 475, 487⫺489, 491, 493, 496, 509, 511, 517, 523, 536, 541, 553, 557, 562, 564, 567, 582, 593⫺594, 599, 611, 627, 642⫺643, 646⫺647, 654, 676, 698⫺699, 709, 711⫺ 712, 717⫺718, 720, 722⫺ 724, 741, 752, 758⫺759, 781, 784, 790, 810, 839⫺840, 845⫺847, 849⫺852, 854, 857⫺858, 860, 863⫺864, 877⫺878, 888, 891, 908, 929, 935, 942 Neutralisierung 536 Neutrum 34, 44, 55, 75, 80⫺81, 102, 113⫺114, 119, 130⫺ 131, 133⫺134, 144, 159, 161⫺162, 164⫺169, 192⫺ 194, 261, 289, 347, 366, 371, 412, 507, 512, 522, 539, 553, 568, 575, 578, 582, 584, 592⫺593, 598, 608, 610, 627, 651, 674, 693, 701⫺702, 717, 720, 724, 784, 789, 807⫺809, 811 Neutschechisch 639, 652 nexus-adverbial position 3, 5, 7, 9, 11, 18, 20⫺25, 27, 32, 45⫺46, 51, 53, 55, 73, 77⫺ 79, 83⫺86, 88, 90, 93⫺95, 100, 102, 104⫺106, 109, 113⫺116, 118⫺119, 136⫺
137, 140⫺142, 145⫺147, 154, 157, 168, 175, 179, 187⫺191, 198, 203⫺207, 209⫺215, 217⫺231, 234, 237, 239⫺244, 246⫺248, 254⫺255, 257, 261⫺273, 275, 280⫺281, 286, 289⫺ 294, 297⫺298, 301⫺306, 312⫺313, 315, 323, 327, 332⫺333, 335, 337, 339⫺ 341, 344, 346, 349, 354, 356, 366⫺367, 377⫺378, 391⫺ 393, 397⫺398, 414, 449, 451, 453, 456, 458⫺459, 464, 467⫺468, 471, 473⫺474, 480⫺481, 483, 488⫺494, 496, 498⫺499, 508, 513, 515, 523, 528, 536, 540, 543⫺547, 549⫺550, 554⫺555, 557⫺ 559, 563⫺565, 567⫺568, 575, 577⫺578, 582⫺583, 591, 595, 606, 608, 625⫺627, 629⫺630, 640, 642, 644⫺ 646, 654, 660⫺661, 663, 665⫺666, 668, 676, 680⫺ 681, 684, 692⫺694, 698⫺ 700, 708⫺709, 712, 716, 720⫺721, 724⫺725, 731, 733, 735⫺736, 738, 741, 743, 745, 751⫺754, 756, 758, 769⫺770, 788⫺789, 791⫺ 793, 800⫺802, 807, 809, 811⫺812, 814, 820⫺821, 824, 826, 829⫺830, 839, 842, 848, 851⫺852, 855⫺856, 858, 860⫺861, 863, 868, 876, 878, 880, 882, 884⫺885, 887, 889⫺892, 902, 910⫺911, 914, 927, 929, 931, 933, 940⫺941, 943 nichtdiskrete Kollektivbildung 114, 717 nichtfinite Form 76⫺77 Niederländisch 30, 35, 47, 66⫺ 97 Nomen 556⫺557, 781⫺789, 817⫺820 nominal attribute 10⫺11, 35, 46, 48, 51⫺53, 57, 70, 75⫺ 76, 78, 80⫺82, 85, 92, 94⫺ 95, 111, 137, 139, 142, 144, 146, 158, 179, 190, 203, 205⫺212, 215, 223, 229⫺ 230, 232⫺234, 237, 243, 247⫺249, 256⫺259, 261⫺ 266, 268⫺269, 271, 275⫺ 276, 291⫺292, 299, 302, 305⫺306, 334⫺335, 337,
nominal category ⫺ nominales Prädikat 346⫺347, 354, 365, 377⫺ 378, 380, 383, 390⫺392, 394, 396, 419, 457⫺458, 463, 465, 471, 490, 513, 515, 525, 539, 543, 546, 567, 578, 584⫺585, 594, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 621⫺622, 626⫺ 627, 643, 650⫺654, 665, 677, 680, 684, 692, 699⫺701, 709, 714, 720, 723⫺725, 731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746, 761, 770⫺771, 780⫺782, 784, 787⫺792, 796, 800, 802, 807, 810⫺811, 818, 820⫺821, 827, 832⫺835, 840, 856, 861, 864, 882, 887⫺888, 890, 892, 910, 916, 927, 929⫺933, 938⫺939, 944 nominal category 10⫺11, 21, 28, 35, 46, 48, 51⫺53, 57, 75⫺76, 78, 80⫺82, 85, 92, 94⫺95, 110⫺111, 137, 142, 144, 146, 158, 179, 192, 194, 196, 199, 203⫺212, 215, 223, 229, 232⫺234, 237, 240, 243, 247⫺249, 256⫺259, 261⫺ 266, 268⫺269, 271, 275⫺ 276, 291⫺292, 299, 302, 305⫺306, 323, 334⫺335, 337, 346⫺347, 354, 365, 377⫺378, 380, 383, 390⫺ 392, 394, 396, 457⫺458, 463, 465, 471, 490, 513, 515, 525, 539, 543, 546, 578, 584⫺585, 594, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 622, 626⫺627, 643, 650⫺654, 665, 677, 684, 692, 699⫺701, 709, 714, 720, 723⫺725, 731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746, 761, 770⫺ 771, 780⫺782, 784, 787⫺ 789, 791⫺792, 796, 800, 802, 807, 810⫺811, 818, 820⫺ 821, 826⫺827, 832⫺835, 840, 848, 856, 861, 864, 875, 882, 884⫺887, 890⫺892, 910, 927, 929⫺933, 938⫺ 939, 944 nominal domain 3, 10, 17, 19⫺ 20, 24, 35, 46, 48, 51⫺53, 57, 75⫺76, 78, 80⫺82, 85, 92, 94⫺95, 111, 137, 142, 144, 146, 158, 179, 203, 205, 207⫺212, 215, 217⫺219, 223⫺234, 236⫺237, 239, 243, 247⫺249, 256⫺259, 261⫺266, 268⫺269, 271, 275⫺276, 291⫺292, 299,
302, 305⫺306, 334⫺335, 337, 346⫺347, 354, 365, 377⫺378, 380, 383, 390⫺ 392, 394, 396, 415, 439, 447, 457⫺458, 463, 465, 471, 490, 513, 515, 525, 539, 543, 546, 578, 584⫺585, 594, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 622, 626⫺627, 643, 650⫺654, 665, 677, 684, 692, 699⫺701, 709, 714, 720, 723⫺725, 731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746, 761, 770⫺771, 780⫺782, 784, 787⫺789, 791⫺792, 796, 800, 802, 807, 810⫺811, 818, 820⫺821, 827, 832⫺ 835, 840, 856⫺857, 861, 864, 866, 871⫺872, 874, 882, 887, 890, 892, 897, 902, 910, 927, 929⫺933, 938⫺939, 944 nominal morphology 1, 4, 9⫺ 11, 15⫺17, 27, 31⫺32, 35, 40, 46, 48, 51⫺54, 57⫺58, 60, 62, 66, 68, 75⫺76, 78, 80⫺82, 85, 92, 94⫺96, 102, 109, 111⫺112, 115, 123, 126⫺127, 130, 134, 137, 142, 144, 146⫺148, 151, 158, 179, 181, 184, 186⫺187, 192, 194, 196, 202⫺203, 205, 207⫺ 212, 215, 223, 229, 232⫺234, 237, 243, 247⫺249, 253, 256⫺259, 261⫺266, 268⫺ 269, 271, 275⫺276, 279, 286, 291⫺292, 298⫺299, 302, 305⫺306, 313, 316, 319, 323, 330, 334⫺335, 337⫺338, 346⫺347, 354, 365⫺367, 371⫺373, 377⫺378, 380, 383, 390⫺392, 394, 396⫺ 398, 412, 428, 454, 457⫺458, 460⫺463, 465, 470⫺471, 487, 490, 507, 510, 513, 515, 519, 525, 528, 537⫺539, 543, 546, 556, 569, 578, 582, 584⫺585, 594, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 622, 626⫺629, 631, 635, 643, 649⫺654, 660, 662, 665, 672, 677, 682⫺684, 692, 699⫺ 701, 707⫺709, 713⫺714, 720, 722⫺727, 730⫺731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746⫺747, 750, 760⫺762, 770⫺771, 776⫺777, 780⫺ 782, 784⫺789, 791⫺792, 796, 800, 802, 807, 810⫺811, 816, 818, 820⫺821, 824, 827,
989 832⫺835, 837, 840⫺842, 848⫺849, 856, 860⫺861, 864⫺866, 879, 882⫺884, 886⫺888, 890, 892, 894⫺ 896, 909⫺910, 913⫺914, 927, 929⫺933, 938⫺939, 944 nominal syntax 1, 5, 10, 17, 19, 27, 29, 31, 34⫺36, 46, 48⫺ 49, 51⫺53, 56⫺57, 59, 61⫺ 63, 65⫺66, 68, 73, 75⫺78, 80⫺83, 85, 87⫺88, 92, 94⫺ 99, 102, 111, 115, 117⫺119, 123, 127, 137, 142, 144, 146, 148, 151, 158, 173, 177, 179⫺181, 184, 187, 192, 197⫺198, 203, 205, 207⫺ 212, 215, 223, 229⫺234, 237, 239, 243⫺249, 253, 256⫺ 259, 261⫺266, 268⫺269, 271, 275⫺276, 280, 291⫺ 292, 299, 301⫺302, 305⫺ 307, 314, 316, 321, 323, 328, 330, 334⫺335, 337⫺338, 340, 346⫺347, 354, 357, 365, 367⫺368, 375, 377⫺378, 380, 383, 390⫺392, 394, 396⫺398, 426, 429, 441, 457⫺458, 462⫺463, 465, 471, 474⫺477, 479, 490, 502, 507⫺508, 513, 515, 524⫺ 525, 528, 539, 543, 546, 562, 570⫺571, 577⫺579, 584⫺ 585, 594, 596, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 620⫺ 622, 624, 626⫺627, 629, 632, 635, 643⫺644, 650⫺656, 658, 660, 665, 677, 679, 682⫺684, 686, 692, 699⫺ 702, 706, 709, 714, 720, 722⫺727, 731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746⫺747, 750, 761, 770⫺771, 780⫺782, 784, 787⫺789, 791⫺792, 794, 796, 800, 802, 807, 809⫺811, 818, 820⫺822, 824, 827, 832⫺835, 840, 847, 849, 852, 856, 861, 864, 882, 887, 890, 892, 897, 902, 910⫺911, 915, 917, 927, 929⫺933, 938⫺939, 941⫺ 942, 944 Nominalbereich 158⫺168, 179, 513, 626 Nominaldeterminator 391⫺392 nominales Prädikat 44⫺45, 76, 80, 82⫺83, 86, 88⫺89, 92, 94, 111, 134, 142, 144, 163⫺ 166, 257⫺259, 262, 264⫺
Nominalflexion ⫺ Norm/norm
990 265, 269, 275, 301, 335, 337, 490, 508, 514⫺515, 526, 538, 567, 578, 584, 586⫺587, 590, 593⫺595, 598⫺599, 629, 643, 650⫺654, 665⫺666, 674, 676, 680⫺681, 700, 720⫺722, 724⫺725, 736, 792⫺794, 811, 821, 910⫺ 911, 915, 927, 929⫺931, 933, 939, 941 Nominalflexion 78, 256⫺257, 271, 334⫺335, 346⫺348, 354, 365, 390, 539, 692, 701, 731, 733, 806⫺809, 818 Nominalgruppe 291, 709, 723, 725, 743, 761, 781⫺782, 789, 791 Nominalkategorie 810, 820 ⫺ sh. Deklination Nominalklammer 35, 51⫺52, 57 Nominalkompositum 75⫺76, 932 Nominalmorphologie 275, 458, 525, 761, 780, 927 Nominalphrase 256, 264⫺266, 391, 463, 465, 665, 699, 744, 929, 932 Nominalsatz 302 Nominalstil 46, 377⫺378, 607 Nominalsystem 305, 337, 346⫺349, 354, 471, 692⫺694, 739, 741, 771, 781, 784, 787, 796 Nominativ 10, 34, 36, 44, 46, 53, 57, 84, 95, 102, 114, 130, 159⫺160, 162, 164, 168, 173, 192, 206, 209, 213, 239, 257, 281, 332, 335, 347⫺348, 411, 485, 508, 513, 515, 523, 525, 538⫺541, 553, 563, 583, 593, 598⫺599, 606, 613, 619⫺ 620, 629, 631, 645, 650⫺651, 654⫺655, 663⫺666, 677, 680⫺681, 692⫺694, 699, 708⫺709, 711, 713, 719⫺ 720, 724, 736⫺737, 739, 745, 761, 782, 785, 790, 792⫺793, 800, 807⫺811, 818⫺819, 828⫺829, 833, 849⫺850, 865, 877, 880, 882⫺883, 888, 891, 910⫺911, 927, 931⫺ 932, 940 Nominativsprache 36, 53, 57, 173, 281, 515, 645, 655, 663, 666, 709, 724 Nominlakategorie
non-finite form 1, 3⫺5, 7⫺15, 17⫺19, 21⫺29, 32⫺34, 42⫺ 45, 49, 51, 53, 56, 59, 63⫺ 64, 67⫺68, 72⫺74, 76⫺81, 83⫺85, 89⫺90, 92⫺95, 98⫺ 99, 102, 104, 106⫺107, 109⫺115, 117⫺118, 121, 127, 129⫺131, 134⫺137, 142⫺144, 146, 149, 153, 156, 158⫺164, 166, 168⫺173, 175, 177⫺179, 184, 186⫺ 194, 196⫺215, 217, 219⫺ 229, 232⫺234, 236⫺237, 239⫺244, 247⫺248, 251⫺ 253, 256⫺262, 264⫺269, 271⫺275, 278⫺280, 285, 287⫺288, 290, 292⫺304, 306, 308, 314, 316, 319⫺322, 325⫺328, 330, 332, 334⫺ 336, 338⫺339, 344, 346⫺ 349, 351⫺356, 360⫺361, 363, 365, 367⫺380, 382⫺ 383, 390⫺396, 399⫺400, 402⫺403, 406⫺407, 409⫺ 412, 414⫺419, 421, 423⫺ 424, 426⫺427, 429⫺430, 433⫺436, 438, 440, 442⫺ 445, 453, 459, 461, 464, 468, 471, 473, 475⫺477, 479⫺ 480, 484⫺492, 494⫺500, 503, 506⫺508, 510⫺515, 520⫺526, 533⫺535, 538⫺ 545, 548⫺549, 553⫺556, 558, 560⫺566, 571, 574⫺ 578, 580⫺581, 583⫺584, 586⫺598, 603⫺604, 606⫺ 621, 624, 626⫺630, 632, 634⫺635, 640, 643⫺644, 650⫺653, 662⫺666, 668, 671, 673⫺678, 680⫺681, 684, 689, 692⫺698, 702, 705⫺706, 708⫺711, 714⫺ 725, 729, 732, 736, 739⫺743, 745⫺747, 750⫺751, 753, 758⫺782, 785⫺786, 788⫺ 796, 800, 802⫺811, 816⫺ 825, 827⫺835, 839⫺848, 850⫺867, 869, 871⫺874, 877, 880, 883⫺901, 908, 910, 913⫺916, 920⫺922, 925, 927⫺929, 931⫺939, 943 non-prevocalic /r/ 1, 3⫺5, 7, 9, 11, 14⫺15, 18⫺19, 21⫺22, 24⫺27, 155, 159, 186, 191⫺ 192, 194, 199⫺207, 209⫺ 215, 217, 220⫺221, 224⫺ 226, 229, 232⫺233, 236⫺ 237, 239⫺243, 293, 325, 361,
368, 374, 377, 382, 392⫺393, 395, 407, 415⫺419, 421, 423⫺424, 426, 430, 436, 440, 445, 464, 549, 758, 830, 834, 839, 847⫺848, 851⫺852, 855⫺858, 860⫺861, 864⫺ 865, 874, 884, 887⫺889, 891, 901, 922, 927 non-restrictive relative clause 1⫺7, 9⫺15, 17⫺22, 24⫺27, 32, 42, 59, 85, 96, 115, 159, 175, 181, 184, 186, 189, 191⫺192, 194, 196, 199⫺ 207, 209⫺217, 219⫺221, 223⫺233, 236⫺243, 254, 260, 293, 302, 321⫺322, 325, 358, 361, 368, 374, 377, 382, 392⫺393, 395, 407, 415⫺ 419, 421, 423⫺424, 426, 430, 436, 440, 445, 454, 464, 473, 511, 513, 515⫺516, 531, 540, 545, 549, 559, 623, 653, 682⫺683, 758, 778, 801, 811, 823, 827, 830, 832, 834, 839⫺840, 844, 847⫺852, 855⫺858, 860⫺861, 863⫺ 865, 874, 876, 884, 887⫺889, 891, 901, 907, 910, 922, 927, 942 nordgermanische Sprachen 1⫺ 249 Nordostjiddisch 100, 102⫺103, 105, 108⫺110, 113⫺115, 119 Norm/norm 1⫺2, 9, 14, 18, 20, 24, 39, 48, 73, 87, 89, 91, 95, 121⫺123, 125⫺127, 130, 136, 140⫺141, 146, 149⫺ 152, 159⫺160, 164, 174, 177, 179, 184, 187, 199⫺200, 202, 204⫺205, 207, 210⫺211, 213, 219⫺223, 226⫺227, 232, 234⫺236, 239, 248, 255, 258, 261⫺263, 265, 267, 271, 274⫺275, 278⫺279, 282, 284⫺285, 328⫺329, 331⫺ 333, 337, 358, 360⫺361, 364⫺372, 378⫺380, 396, 400⫺402, 404, 406⫺407, 409⫺410, 413⫺414, 416⫺ 418, 420⫺423, 425⫺429, 432⫺434, 437, 439⫺441, 444, 447⫺448, 454, 456, 458, 460, 463, 466⫺468, 471, 476, 480⫺481, 483, 487, 489, 491⫺495, 497⫺498, 500⫺ 504, 509, 519, 521, 547, 562, 565, 576, 579, 582⫺583, 599, 606, 613, 622, 624⫺625,
Normalsprache ⫺ Numerus 628⫺629, 631⫺633, 638, 651⫺652, 658, 671⫺672, 682, 686⫺691, 700⫺701, 704, 713, 718, 724, 753, 759, 764⫺765, 769, 772⫺773, 777, 782⫺784, 786, 788⫺ 789, 792, 794, 824⫺825, 830, 835, 839, 846⫺848, 851, 854, 856⫺857, 862⫺863, 876, 891, 896, 899, 908, 920⫺924, 926, 930, 935, 938 Normalsprache 368, 379 Normandisch 401, 407, 409⫺410 normativer Sprachgebrauch 327⫺330 Normtoleranz 370 North Germanic 2⫺6, 8⫺10, 12⫺15, 17, 23⫺24, 26, 28⫺ 29, 64, 96, 119, 147⫺148, 181, 183, 185, 188⫺189, 191⫺192, 200, 217, 232, 234, 236, 239, 247, 249, 322, 396, 398, 414, 416, 728, 823, 829⫺834, 837, 839, 851, 855, 861⫺864, 867⫺868, 870, 873⫺875, 877, 899, 902 Northern Subject Rule 1⫺2, 4⫺5, 8⫺9, 11⫺17, 19⫺20, 23⫺26, 64, 96, 107, 119, 186⫺189, 191⫺192, 195, 198⫺199, 201, 203⫺207, 209⫺214, 217⫺221, 223⫺ 234, 236, 239⫺240, 242, 244, 246⫺247, 249, 464, 473⫺ 474, 476, 478⫺479, 746, 823, 827, 829⫺837, 839⫺840, 847⫺852, 854⫺856, 859⫺ 864, 867, 869, 871, 873, 880, 886, 888, 891, 896, 898⫺899, 902, 932, 942 Norwegian 11, 28, 96, 147⫺ 148, 183, 201, 237, 242 Norwegisch 30, 85, 121⫺148 noun 5, 10, 13⫺14, 17, 19, 22, 27⫺28, 147, 185⫺187, 189, 192⫺194, 203, 205, 208⫺ 211, 218, 222⫺223, 229⫺ 230, 232⫺234, 244, 247⫺ 248, 459, 746, 826, 828, 832⫺835, 839⫺840, 842, 848, 851⫺852, 855⫺856, 861, 863⫺864, 880, 882⫺ 883, 887 noun, common 5, 9⫺11, 13⫺ 15, 17⫺19, 22⫺25, 27⫺28, 147, 185⫺187, 189, 191⫺ 194, 196⫺197, 203, 205⫺
991 212, 218, 222⫺223, 229⫺ 230, 232⫺234, 237⫺238, 244, 247⫺248, 459, 463, 746, 824, 826, 828⫺829, 832⫺ 835, 839⫺840, 842, 848, 851⫺852, 854⫺857, 861, 863⫺864, 868, 874, 880, 882⫺884, 887⫺890, 921 null subject 1, 5, 11⫺12, 14, 17, 19⫺20, 23⫺26, 64, 78, 80, 96, 115⫺116, 180, 186⫺189, 194⫺195, 198⫺199, 203⫺ 207, 209⫺214, 217⫺221, 223⫺231, 233⫺234, 239⫺ 240, 242, 244, 246⫺247, 249, 261, 267, 325, 372, 403, 411, 414, 418, 426, 429, 449⫺451, 456, 461, 463⫺465, 468⫺ 469, 473⫺474, 476, 479, 599, 615⫺616, 629, 631, 644, 652, 746, 827, 836, 840, 847⫺853, 859, 862, 886, 888, 891, 898, 931⫺932, 942 Null-Subjekt 35⫺36, 49⫺50, 53, 57, 62, 67, 78⫺80, 82, 84⫺85, 87⫺89, 93, 95⫺96, 111, 115⫺116, 118, 126, 134⫺138, 142⫺143, 145⫺ 146, 167, 169, 173⫺175, 177, 180, 194, 247, 249, 258⫺259, 261, 263⫺264, 266⫺269, 273, 275, 280⫺281, 291⫺ 292, 294, 297⫺298, 301⫺ 302, 304, 306, 315⫺316, 325, 337, 368, 372, 377, 381, 388, 403, 411, 414, 418, 426, 429, 449⫺451, 454, 456, 458, 461, 463⫺465, 468⫺469, 471, 473, 476⫺478, 489⫺490, 492, 508, 511, 513⫺515, 523, 525⫺526, 538, 541, 545⫺ 547, 550, 567, 582, 585, 588, 591⫺595, 599, 614⫺616, 621, 629, 631, 644⫺645, 652, 654, 665⫺666, 674, 679⫺ 681, 699⫺700, 709, 713, 724, 739, 764⫺766, 774, 780, 792⫺796, 810⫺812, 820, 827, 853, 927⫺934, 939 Null-Subjekt-Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 49⫺54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺73, 75, 78⫺80, 82⫺89, 91⫺96, 98⫺100, 102⫺103, 106⫺107, 110⫺111, 114⫺ 123, 126⫺127, 130, 134⫺ 138, 140, 142⫺143, 145⫺
151, 158, 167, 169, 171, 173⫺175, 177⫺180, 192, 194, 247, 249, 251⫺264, 266⫺270, 272⫺281, 283, 285, 288⫺294, 297⫺298, 300⫺316, 319, 321⫺323, 325⫺346, 348⫺350, 352⫺ 360, 363, 365⫺368, 371⫺ 375, 377⫺378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺394, 396⫺ 398, 400⫺401, 403⫺406, 411⫺424, 426⫺434, 436⫺ 461, 463⫺465, 468⫺469, 471⫺481, 483⫺490, 492⫺ 495, 500⫺503, 505⫺516, 518, 521⫺533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺571, 573⫺ 580, 582⫺586, 588⫺596, 598⫺608, 611, 614⫺616, 620⫺647, 649⫺652, 654⫺ 662, 665⫺666, 671⫺672, 674, 679⫺681, 683⫺693, 696, 698⫺700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺725, 727⫺ 739, 741, 743⫺747, 749⫺ 750, 752⫺756, 758, 760⫺ 762, 764⫺766, 768⫺776, 778⫺790, 792⫺798, 800, 802, 804, 810⫺812, 820⫺ 822, 827, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852⫺854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺924, 926⫺937, 939 number 3, 6⫺7, 9⫺12, 14, 183, 185⫺187, 190⫺194, 197, 205⫺206, 209, 230, 235, 247, 746, 823⫺827, 833⫺834, 839⫺840, 842, 852⫺854, 857, 859⫺860, 863, 876⫺ 878, 880, 882⫺885, 888⫺ 890, 896 Numerale 75, 81, 164, 257, 265, 373, 584⫺585, 612, 626⫺ 627, 676, 680, 694⫺696, 722, 781, 791⫺792 Numeralia ordinalia 75, 81, 257, 265, 373, 409, 585, 612, 626⫺627, 676, 680, 694⫺ 695, 722, 781, 791 Numerus 34, 43⫺46, 55, 79, 83, 89, 127, 130⫺131, 134, 136, 158, 167, 178, 256, 258, 271, 280, 286⫺287, 291⫺292, 301, 306, 313⫺314, 316, 335⫺337, 371, 390, 394, 458, 460, 471, 488⫺489, 492, 511⫺512, 519, 522⫺523, 538⫺540, 542, 544⫺545,
Numerus ⫺ Ordinalzahl
992 556, 567, 578, 582, 584, 586⫺588, 594, 608, 626⫺ 629, 643⫺644, 651⫺652, 662⫺664, 666, 673⫺675, 682, 692, 696, 708, 714⫺715, 717⫺718, 722, 737, 739, 741⫺742, 762, 764⫺765, 767⫺768, 771, 777, 781⫺ 782, 784, 787, 789⫺791, 802⫺804, 807, 810⫺811, 817, 821, 927, 929 Numerus 286⫺288, 538, 588 Nynorsk 121⫺123, 127⫺134, 137, 139
O obecna´ c˘es˘tina 640 Oberdeutscher Präteritumschwund 42, 55, 58 object demotion 1, 5, 14⫺15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 195, 198⫺199, 203⫺204, 206⫺ 207, 209⫺215, 217⫺229, 231, 233⫺234, 239⫺240, 242, 244, 246, 465, 474, 479, 524, 746, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺850, 852, 859, 861, 864, 883, 891 object incorporation 1, 5, 14⫺ 15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 195, 198⫺199, 202⫺207, 209⫺ 215, 217⫺229, 231, 233⫺ 234, 239⫺242, 244, 246⫺ 248, 465, 474, 479, 524, 746, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺850, 852, 859, 861, 864, 883, 891 object, indirect ⫺ cf. indirect object objective mood 1, 4, 11, 188, 195⫺196, 203⫺204, 207⫺ 208, 210, 212, 217, 219, 221, 225, 227, 231, 234, 239, 246, 622, 843, 851, 857, 859, 863⫺864, 884 Objekt 35, 43, 46, 48⫺50, 57, 59, 67, 75, 79, 82, 84⫺86, 88, 93, 115⫺116, 130, 136⫺ 138, 144, 147, 173⫺175, 257, 261, 263, 266⫺267, 273, 280⫺281, 290⫺292, 298, 301⫺306, 315⫺316, 337, 373, 378, 388, 393, 424, 456,
461, 464⫺465, 471, 473, 489⫺492, 496⫺497, 503, 508, 513⫺515, 523, 526, 538⫺539, 541, 546⫺550, 558⫺559, 564⫺565, 568, 582, 585⫺588, 591⫺593, 596, 598, 621, 629, 655, 666, 680⫺681, 690, 694, 700, 704, 707, 709, 723⫺724, 733, 737, 739, 743, 745, 759⫺760, 763⫺764, 766⫺767, 770, 777, 780, 787⫺789, 792⫺ 796, 810⫺812, 820, 911, 927, 930 objektive Konjugation 33, 36, 40, 42⫺44, 55, 58, 110, 163, 169⫺170, 174, 259, 280, 297, 304, 335⫺336, 349⫺351, 390, 411, 460⫺461, 489⫺ 490, 496⫺498, 511⫺512, 519, 522, 542, 544, 554, 557, 567, 615⫺617, 649⫺650, 662, 672⫺674, 708, 714, 740⫺742, 755, 768⫺769, 771, 774⫺775, 802, 804, 816, 910⫺911, 914, 929, 942 Objektmarker 723 Objektsatz 267, 548, 793 Objektstellung 136⫺137 Obstruent 3, 31, 37⫺39, 54, 60, 236, 279, 661, 669⫺670, 759, 828, 830, 909, 926 obstruent parasite 3, 31, 37⫺ 39, 54, 60, 236, 279, 661, 669⫺670, 759, 828, 830, 909, 926 Öffnungsgrad 31, 100, 103, 105, 457, 468, 487, 495, 533, 551, 563, 641, 801 Ökonomie 544, 568, 631 Old Basque 2, 4⫺7, 9⫺11, 14, 17⫺19, 21⫺22, 24⫺25, 147, 181, 183, 185⫺186, 189⫺ 190, 192⫺196, 200, 221, 236⫺237, 239, 241, 246, 323, 358, 398, 476, 479, 746, 823⫺824, 830⫺831, 837⫺ 857⫺858, 859⫺861, 863⫺ 865, 869⫺871, 875, 882, 892, 898, 903 Old Greek 2, 4⫺7, 9⫺11, 14, 17⫺19, 21⫺22, 24⫺25, 120, 147, 181, 183, 185⫺187, 189⫺190, 192⫺196, 200, 221, 236⫺237, 239, 241, 246, 323, 325, 357⫺358, 398, 476, 479, 746, 821⫺837, 856⫺
857, 860, 869⫺871, 875, 878, 892, 898, 902 Onomatopoesie 578, 586⫺587, 914 open syllable lengthening 4⫺9, 11, 17, 19⫺20, 22⫺25, 29, 39, 80, 120, 134, 184⫺185, 187⫺188, 190, 201⫺202, 209, 212, 214⫺215, 220, 224, 234⫺236, 242, 244⫺245, 247, 263, 450, 825⫺826, 828, 830⫺831, 835, 838⫺839, 853⫺856, 858, 864, 871, 875, 877⫺878, 880, 892, 895, 898 Opposition 14, 16, 37, 69, 74, 91⫺92, 107, 123, 125⫺126, 130⫺131, 134, 139, 204, 206, 239⫺240, 254⫺255, 259, 261, 270, 279, 282⫺284, 297, 310, 318, 322, 328, 336, 341, 346, 351⫺352, 365, 371, 387⫺388, 390, 392, 394, 425, 436, 467, 507, 509⫺510, 512, 514, 516⫺517, 519, 528, 533, 535, 539⫺540, 542, 546, 551, 553, 565, 567⫺568, 578, 580⫺582, 584, 586, 588, 590⫺591, 607⫺610, 619⫺ 620, 625, 641⫺642, 647⫺ 648, 651⫺652, 660⫺665, 667⫺669, 674, 691, 693⫺ 694, 701, 707, 711⫺712, 717⫺718, 729, 752, 754⫺ 755, 759, 766⫺767, 773⫺ 775, 778⫺779, 791, 839, 843, 849, 851, 853⫺854, 858, 871, 884, 901, 910, 924 ⫺ cf. grammatische Opposition optative 110, 203, 211, 219, 805 oral poetry 897900 order of the major constituents 1, 3⫺5, 11, 14⫺17, 19, 21, 63, 148, 183⫺184, 187⫺190, 197, 200, 202⫺203, 205⫺ 207, 210, 212⫺213, 217⫺ 220, 223, 225, 227, 230⫺231, 239⫺243, 245⫺248, 306⫺ 307, 321⫺323, 327, 357⫺ 358, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺478, 488, 569, 728, 823, 825, 827⫺830, 832, 834, 837, 840, 845, 847⫺848, 852, 854, 860, 862, 864⫺867, 869, 871, 874, 878, 887⫺888, 890⫺ 891, 896⫺897, 899, 903, 940, 942 ⫺ cf. word order Ordinalzahl 165, 168, 265, 280, 293, 538
Ordnungszahl ⫺ Parataxe Ordnungszahl 488, 546, 567, 612 orthographe unifie´e 310, 322⫺ 323, 419, 432, 443, 445 Orthographie 69⫺71, 73⫺74, 91, 130, 151, 253⫺255, 281, 310, 312, 422, 603, 607, 609, 625, 658, 688⫺689, 756, 913, 924⫺926, 936 orthography 4, 7, 69⫺71, 73⫺ 74, 91, 130, 151, 200, 253⫺ 255, 276, 281, 310, 312, 422, 445, 603, 607, 609, 625, 658, 688⫺689, 756, 824, 826, 830, 871, 876, 913, 924⫺926, 936 overuse⫺Erscheinungen 35, 39, 42⫺43, 46, 52⫺59, 61, 72, 93, 102⫺103, 118⫺119, 126, 128, 131, 176, 179, 279, 367, 389, 402, 460, 495, 498, 508, 510, 574, 578⫺579, 585, 597, 608, 624, 628, 634, 668, 672, 677, 681⫺682, 713, 733, 735, 744, 747, 777, 908, 910⫺911, 916, 923, 925, 940 OV-order 4⫺5, 14, 16⫺17, 19, 35, 63, 94, 96, 148, 173⫺ 174, 183⫺184, 187⫺189, 197, 205⫺207, 213, 217⫺ 220, 225, 227, 230, 239⫺243, 245⫺248, 306⫺307, 315, 321⫺323, 358, 391, 463⫺ 464, 469, 473⫺475, 477⫺ 478, 549⫺550, 569, 728, 827, 834, 840, 845, 847⫺848, 852, 854, 860, 862, 864⫺865, 888, 891, 896, 899, 943 OV-Stellung 35, 37, 39, 49⫺50, 52, 57, 59⫺60, 62, 67, 72, 74, 76, 80, 85, 94, 96, 137, 156, 163, 166, 173⫺175, 240⫺241, 246, 254, 256, 272, 280, 289⫺290, 292, 315, 330, 338, 353, 367⫺368, 371, 376⫺377, 385, 390⫺392, 394, 411, 415, 422, 433, 438, 444, 469, 473⫺474, 481, 483, 485, 487, 489, 492⫺493, 497, 500, 503⫺504, 508, 511, 513, 523, 525⫺526, 535, 541, 549⫺550, 552, 574⫺575, 604⫺606, 608, 610, 624, 629⫺630, 633, 644, 654, 665, 668, 679, 681⫺683, 690, 700, 732, 735, 743⫺744, 751, 759, 761, 770, 780, 792⫺794, 796, 801, 811⫺812, 815, 911, 914, 919, 940
993
P Paenultima⫺Akzent 39, 54, 68, 70, 84, 102, 105⫺106, 112, 124, 151, 261, 271, 279, 282, 285⫺286, 308, 334, 366, 369, 460, 510, 534⫺535, 537, 542, 566, 578, 581⫺585, 607, 624⫺625, 635, 645⫺646, 655, 662, 666, 672, 681⫺682, 691⫺692, 707⫺708, 713, 720, 722⫺723, 734, 742, 760, 800, 807⫺808, 812, 818, 909, 912 palatal diphthongisation 6, 31, 69, 72, 91⫺92, 101, 107⫺ 109, 126, 155, 254⫺255, 257, 270, 273, 275, 283⫺284, 317⫺320, 339, 341, 344⫺ 345, 365, 369, 412, 466, 484⫺487, 493⫺495, 497, 507, 516⫺519, 531, 534⫺ 536, 552⫺553, 556, 558, 560⫺561, 563, 579, 609, 625, 630, 642, 645⫺650, 660⫺ 661, 669⫺670, 682, 684, 707, 711⫺712, 718, 757⫺759, 783, 814⫺815, 826, 829⫺ 831, 838, 854, 860, 908⫺909, 912⫺913, 926, 934 palataler/palatalisierter Konsonant 31⫺32, 37⫺39, 54, 57, 66, 71⫺74, 91⫺92, 100⫺ 101, 106⫺109, 125⫺126, 151, 153⫺156, 253⫺255, 257, 270⫺271, 279, 282⫺ 283, 285, 289, 312, 319, 332⫺333, 339, 345, 365⫺ 366, 370, 389, 394, 460, 466, 485, 487, 493⫺495, 507, 510, 518⫺519, 534⫺537, 552, 560⫺561, 563, 575, 578⫺ 581, 584, 608⫺610, 624⫺ 625, 628, 630⫺631, 641⫺ 642, 645⫺647, 649⫺650, 660⫺661, 668⫺669, 671, 682, 684, 690, 707, 711⫺713, 722, 735⫺736, 738⫺739, 745, 752, 756, 758⫺760, 769, 773, 782⫺785, 800⫺802, 808⫺809, 814⫺815, 818⫺ 819, 908⫺909, 912⫺913, 917, 925⫺926, 934 Palatalisierung 107⫺108, 155, 254, 257, 318, 320, 339, 341, 344⫺345, 365, 369, 485⫺ 486, 518, 531, 534⫺535,
552⫺553, 558, 561, 625, 647, 661, 669, 682, 707, 711, 783, 814, 860 Palatalitätskorrelation 107⫺ 109, 270, 275, 625, 630, 642, 645⫺648, 661, 669, 684, 712 Pan-Intelligibilität 27, 74, 294, 304, 358, 367, 376, 386, 393, 403, 414, 424, 446, 455, 457, 468, 479, 486⫺487, 503, 560, 634⫺635, 657, 659⫺661, 663, 666, 668, 672, 674, 680, 683, 685⫺686, 690, 707⫺ 709, 711, 719, 726, 729, 735, 747, 830, 854, 881⫺882, 890 Paradigma 69⫺70, 74, 76, 81, 85, 89, 94, 114, 130, 134, 142, 159, 169, 201, 246, 258⫺261, 272, 296⫺297, 304, 337, 347⫺348, 350, 354, 367, 372, 378, 394, 458⫺460, 490, 507, 541, 558, 583, 591, 608, 611, 651, 676, 692⫺694, 697, 701, 708, 736, 741, 755, 760, 771, 773, 782, 784⫺785, 796, 800, 802, 807⫺809, 909⫺910, 913, 915 paradigmatisches Suffix 70, 74, 89, 458⫺459, 507, 708, 796, 909⫺910, 913, 915 parasynthetic construction 5, 11, 13, 17⫺23, 28⫺29, 147⫺ 148, 189, 196⫺198, 203, 205⫺209, 211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 226⫺229, 240, 242, 244, 246⫺247, 338, 402, 429, 459, 474, 478, 827, 832, 835, 847⫺848, 851, 864, 875, 897, 943 paratactic phrase formation 4⫺ 5, 10⫺12, 17, 19, 25, 28⫺29, 146⫺147, 186⫺190, 196⫺ 198, 201⫺203, 205⫺207, 209⫺212, 214⫺215, 221⫺ 224, 229⫺231, 233, 237, 240⫺244, 247⫺248, 253, 255, 257⫺258, 272, 292, 328, 402, 429, 431, 433, 436, 442⫺445, 576⫺577, 605, 644, 659, 673, 690, 729, 827⫺828, 834, 839⫺840, 842, 848, 853, 856⫺857, 859⫺861, 882⫺884, 895, 902, 916, 931, 944 Parataxe 36, 52⫺53, 61, 281, 303⫺304, 354, 525⫺526, 632, 681, 709, 812
Partikel ⫺ Perfekt
994 Partikel 67, 94, 96, 116, 146⫺ 147, 255, 257, 260⫺261, 263⫺264, 266⫺267, 272⫺ 274, 280, 289, 294, 300⫺302, 304, 315, 319, 321, 372, 377, 465, 495, 541, 549⫺550, 590, 595⫺596, 617⫺619, 625⫺ 627, 663, 673, 680⫺681, 697⫺699, 702, 715⫺716, 736, 741, 743, 759, 763, 770, 772, 775⫺779, 781, 792⫺ 794, 938, 941 partitive genitive 10⫺11, 25, 32, 34⫺35, 44, 46⫺47, 49⫺50, 53, 55, 57, 59⫺60, 62, 70, 78, 84⫺86, 102, 111, 130⫺ 131, 133⫺136, 139⫺140, 142, 146, 151, 158⫺162, 167⫺168, 175, 179, 189, 192⫺193, 206, 209⫺211, 224, 231, 233⫺234, 243, 246, 256⫺257, 265, 270, 281, 289, 291⫺292, 298, 304, 316, 340, 347, 392, 459, 471, 513, 523, 538⫺540, 546, 548, 550, 553, 557⫺558, 560, 563⫺565, 567⫺568, 606, 626, 629, 631, 643⫺644, 650⫺651, 653⫺ 654, 664⫺666, 680⫺681, 692⫺693, 698⫺699, 708, 713, 719⫺724, 731, 733, 736, 738, 745⫺746, 787⫺789, 791⫺792, 807⫺810, 812, 818⫺820, 826, 828, 830, 832⫺835, 841⫺843, 848, 850⫺853, 857, 859, 864, 866, 877, 880, 882⫺883, 887⫺ 889, 891⫺892, 894⫺896, 910⫺911, 927, 930, 932, 940⫺941, 943 Partizip 52, 76⫺77, 94, 109⫺ 111, 115, 118, 129⫺130, 136, 142⫺147, 163, 169, 171, 177, 261, 280, 300, 306, 314, 321, 337, 352, 354, 390, 425, 436, 461, 489⫺490, 497, 507, 542⫺543, 545, 547, 554, 558, 579, 584, 587, 590, 593⫺596, 598, 606, 608, 615⫺616, 620⫺621, 626⫺629, 644, 648, 652, 654, 663, 666, 672⫺675, 677, 680⫺681, 683, 694, 697, 700, 702, 708, 715⫺716, 724, 740, 742, 764, 767, 769⫺773, 775⫺777, 784, 794⫺795, 803, 806, 809, 816, 915, 929⫺930, 932⫺ 933, 939
Partizip Perfekt 33, 35, 41⫺42, 44, 52, 55⫺56, 58⫺60, 76⫺ 77, 89, 94, 108⫺111, 115, 118, 123, 129⫺130, 136, 142⫺148, 158, 163, 169, 171, 176⫺177, 261⫺262, 280, 295, 297, 300, 306, 314, 321, 332, 334, 336⫺337, 339, 346, 351⫺354, 390, 396, 409⫺ 412, 425, 436, 439, 461, 471, 489⫺490, 497, 507, 512, 521, 537, 542⫺543, 545, 547, 554, 557⫺558, 565, 567, 579, 584, 587, 589⫺591, 593⫺596, 598, 606⫺608, 615⫺616, 618, 620⫺621, 626⫺629, 644, 648, 652, 654, 663, 666, 672⫺675, 677, 680⫺681, 683, 694, 696⫺697, 700, 702, 708, 715⫺716, 724, 740⫺ 742, 761, 763⫺764, 767⫺ 773, 775⫺778, 784, 794⫺ 795, 800, 802⫺806, 809⫺ 810, 816⫺817, 820, 910, 914⫺915, 929⫺930, 932⫺ 933, 938 partizipiale Adverbien 79, 129, 164, 175, 280, 286, 289⫺290, 292, 294, 298⫺300, 303, 305, 349, 356, 461, 490⫺491, 512⫺514, 545, 549, 555, 564⫺565, 583, 615, 620, 626, 643, 665, 674, 678, 684, 716, 781, 802, 914 Partizipialkonstruktionen 608, 629, 680, 915 participle, adjectival ⫺ cf. adjectival participle passato prossimo 367, 374, 380 passato remoto 367, 374, 380 Passiv 19, 21, 28, 33, 42, 56, 61, 77, 88⫺89, 110, 119, 127, 129, 137, 142⫺148, 158, 169, 177⫺179, 182, 203, 205, 207, 211, 213, 220⫺222, 224⫺ 225, 229, 233, 244, 246, 262, 280, 291, 302, 306, 327, 336⫺337, 373, 377⫺378, 390, 393, 461, 465, 471, 478, 481, 511, 545⫺546, 554, 558, 566, 579, 589⫺594, 598, 606⫺607, 616⫺619, 626⫺ 627, 643⫺644, 652, 662⫺ 663, 674, 679⫺681, 683, 688, 708, 711, 716, 724, 763⫺765, 767⫺768, 802⫺804, 810, 820, 842, 845, 849, 862, 884⫺886, 897, 910⫺911,
915, 928, 931, 942 ⫺ cf. doppeltes Passiv passive 19, 21, 28, 177, 182, 203, 205, 207, 211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233, 244, 246, 306, 478, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 842, 845, 849, 862, 884⫺886, 897, 910, 931 passive agent 19, 21, 28, 177, 182, 203, 205, 207, 209⫺211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233, 244, 246, 306, 356, 478, 481, 545⫺546, 554⫺ 555, 590, 606, 663, 681, 842, 845, 848⫺849, 859, 862, 884⫺886, 889, 896⫺897, 910, 931 passive voice 3⫺4, 7, 9, 19, 21, 28, 177, 182, 185, 192, 201, 203, 205, 207, 211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 229, 233⫺234, 244, 246, 306, 325, 478, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 825⫺826, 828⫺831, 838⫺839, 842, 845, 849, 853⫺854, 859, 862, 878, 884⫺886, 897, 910, 931 passive, personal ⫺ cf. personal passive Passivkonstruktion 61, 119, 137, 143⫺144, 291, 302, 373, 393, 465, 579, 593, 942 Passivpartizip 591, 593, 643, 674, 711, 716 past tense 2, 4, 11⫺13, 17, 19⫺ 22, 26⫺29, 188, 196⫺197, 202⫺205, 207⫺208, 217, 219⫺220, 225, 232, 237, 240, 243, 276, 321, 323, 334, 460, 465, 479, 527, 587, 599, 622, 795, 825⫺827, 831⫺833, 835, 838, 840, 842⫺844, 846⫺847, 851⫺852, 856⫺ 859, 862, 864, 884⫺886, 942, 944 ⫺ cf. compound past peregrinitas 325, 329 perfect 4, 12, 17, 19⫺21, 23, 197, 204, 207⫺208, 222, 237, 240, 471, 518, 537, 543, 546, 557, 562, 565, 827, 835, 838, 861, 871, 877, 914 ⫺ cf. complex perfect Perfekt 33, 35, 41⫺42, 44, 55⫺ 56, 58⫺60, 76⫺77, 89, 94, 108⫺111, 118, 123, 129, 142⫺144, 146⫺148, 158, 176⫺177, 261⫺262, 295,
period formation ⫺ personal pronoun 297, 314, 321, 332, 334, 336⫺337, 339, 346, 351⫺ 353, 390, 396, 409⫺412, 439, 471, 489⫺490, 497, 507, 512, 521, 537, 542⫺543, 545, 547, 554, 557⫺558, 565, 567, 589⫺591, 607, 616, 618, 672, 674, 696⫺697, 702, 715, 740⫺742, 761, 763, 768, 770⫺771, 776, 778, 800, 802⫺806, 810, 816⫺817, 820, 910, 914, 938 period formation 2, 6⫺7, 10⫺ 12, 17⫺19, 25, 29, 64, 72, 93, 150, 158, 174, 176, 186, 196, 200⫺202, 205, 207, 214, 221⫺224, 233, 241⫺243, 247⫺248, 277, 309, 326⫺ 327, 329, 333⫺334, 337⫺ 339, 341, 346⫺347, 349, 353⫺354, 356, 402, 433, 442⫺445, 450, 453, 530⫺ 531, 556, 571, 573, 589, 603, 609, 623⫺624, 638⫺639, 645, 658, 673, 703, 729, 747, 794, 823⫺825, 833, 859, 868, 871, 905, 907, 915, 919, 943 Periodisierung 64, 150, 326, 453, 530⫺531, 571, 638⫺ 639, 658, 905 periphrasis 5, 17, 213, 832, 834 periphrastic adverbial case 3⫺ 5, 9⫺11, 13⫺15, 17, 19⫺24, 26⫺28, 90, 93, 95, 107, 116, 119⫺120, 137, 141, 145, 148, 180, 182⫺190, 192⫺198, 202⫺215, 217⫺223, 225⫺ 228, 230⫺231, 237⫺239, 241⫺242, 244, 246⫺248, 261, 264, 266, 268, 276, 288, 291⫺292, 301, 304, 335, 349, 354⫺355, 383, 398, 476, 489, 491⫺492, 499, 545⫺546, 549⫺550, 564, 578, 583, 595, 608, 663, 666, 680, 698, 708⫺709, 724, 746, 793, 807, 809, 811, 823⫺828, 831⫺ 832, 834⫺835, 837, 839⫺ 846, 848⫺864, 866, 877, 882⫺884, 886⫺896, 910, 914, 927, 929, 931, 933, 943 Periphrase 32, 40⫺44, 46, 49, 51, 55, 57⫺61, 77, 94, 115⫺ 116, 129, 142⫺143, 258⫺ 259, 262, 275, 279⫺280, 294⫺295, 297, 301, 314⫺ 315, 320⫺321, 346, 350⫺ 353, 374, 378, 390, 471, 474,
478, 490, 507, 513, 515, 521⫺523, 558, 620, 663, 665, 672⫺674, 676, 678, 680⫺ 681, 697, 708, 715⫺716, 722, 742⫺743, 763, 776⫺778, 802, 806, 817 permissive causative 17, 110, 208, 211, 220, 222, 474, 845 permutational syntax 1, 5, 17, 19, 27, 29, 31, 34⫺36, 49, 56⫺57, 59, 61⫺63, 65⫺66, 68, 73, 76⫺77, 82⫺83, 87⫺ 88, 94, 96⫺99, 102, 115, 117⫺119, 123, 127, 148, 151, 173, 177, 179⫺181, 184, 187, 192, 197⫺198, 208, 229, 239, 243⫺247, 253, 263, 276, 280, 301, 305⫺307, 314, 316, 321, 323, 328, 330, 337⫺338, 340, 354, 357, 367⫺368, 375, 377⫺378, 383, 391, 397⫺ 398, 426, 429, 441, 457, 462⫺463, 474⫺477, 479, 490, 502, 507⫺508, 513, 524⫺525, 528, 546, 562, 570⫺571, 577, 579, 596, 620⫺621, 624, 629, 632, 635, 644, 654⫺656, 658, 660, 665, 679, 682⫺683, 686, 700, 702, 706, 709, 722, 726⫺727, 743⫺744, 747, 750, 792, 794, 796, 800, 809, 822, 824, 827, 834, 847, 849, 852, 897, 902, 911, 915, 917, 929⫺930, 939, 941⫺942, 944 Person/person 4, 10⫺15, 24⫺25, 27, 29, 32⫺33, 40⫺ 43, 47, 50, 55⫺56, 59, 61, 78⫺79, 83⫺84, 89, 92, 110⫺ 115, 118, 127, 134, 141, 147, 158, 166⫺167, 169⫺170, 172, 178, 186, 194⫺195, 203, 205, 207, 219, 227, 232⫺233, 247, 256⫺261, 265⫺266, 271⫺272, 275, 280, 285⫺ 286, 290⫺292, 294, 297⫺ 300, 313⫺315, 336⫺337, 350⫺351, 367⫺368, 371⫺ 373, 380⫺381, 385, 388, 390, 394, 396, 409, 411, 416, 421, 429, 456, 458, 460, 463, 465, 469, 471, 473, 475, 478, 488⫺489, 492, 496⫺497, 499, 511⫺514, 519⫺520, 523, 525⫺526, 534⫺535, 537⫺539, 541⫺548, 550, 553, 556⫺559, 564, 567, 575, 578, 582, 585⫺588, 591⫺
995 592, 597, 601, 604, 606, 613⫺614, 616⫺619, 626⫺ 629, 631, 636, 643⫺644, 651, 654, 662⫺664, 666, 673⫺ 677, 680, 682, 693⫺694, 699, 708, 711, 714⫺716, 723, 733, 737, 739⫺743, 745, 753⫺ 754, 760, 762, 764⫺773, 775⫺777, 780, 785, 789⫺ 791, 794, 796, 800, 802⫺807, 809⫺811, 816⫺817, 824, 832, 834, 842, 845⫺847, 851, 856, 882, 884⫺887, 889, 894⫺896, 909⫺911, 914, 916, 927, 929⫺932, 935, 938 personal passive 10, 12⫺14, 19, 21, 24⫺25, 27⫺29, 78⫺79, 84, 92, 113⫺115, 134, 166⫺ 167, 172, 177, 182, 186, 193⫺195, 203, 205, 207, 211, 213, 220⫺222, 224⫺225, 227, 229, 232⫺233, 244, 246⫺247, 256⫺261, 266, 271, 275, 291, 294, 298, 306, 350⫺351, 372⫺373, 388, 409, 456, 465, 469, 475, 477⫺479, 481, 489, 496, 499, 511, 513⫺514, 523, 525⫺ 526, 534, 541, 545⫺546, 550, 554, 557, 564, 567, 578, 585⫺586, 590, 592, 606, 613⫺614, 616⫺617, 627, 629, 663⫺664, 673⫺677, 680⫺682, 693⫺694, 699, 723, 733, 737, 740, 743, 745, 764, 770⫺771, 773, 775, 780, 789, 794, 796, 807, 809, 811, 816⫺817, 824, 842, 845⫺ 847, 849, 856, 862, 882, 884⫺887, 889, 894⫺896, 909⫺911, 914, 916, 927, 931, 938 personal pronoun 4, 7⫺16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 78⫺79, 84, 92, 113⫺115, 134, 147, 166⫺ 167, 172, 185⫺186, 189⫺ 196, 203, 205⫺207, 209, 217, 219, 223, 225, 227, 232⫺233, 236⫺237, 240⫺241, 243⫺ 244, 247, 256⫺261, 266, 271, 275, 291, 294, 298, 322, 350⫺351, 372⫺373, 388, 409, 442, 456, 465, 469, 474⫺475, 477⫺479, 489, 496, 499, 511, 513⫺514, 523, 525⫺526, 534, 541, 546, 550, 557, 564, 567, 578, 585⫺586, 592, 606, 613⫺614, 616⫺
996 617, 627, 629, 663⫺664, 673⫺677, 680, 682, 693⫺ 694, 699, 723, 733, 737, 740, 743, 745, 764, 770⫺771, 773, 775, 780, 789, 794, 796, 807, 809, 811, 816⫺817, 824, 827, 829⫺831, 833⫺834, 838⫺ 839, 842, 845⫺848, 850⫺ 851, 854, 856⫺858, 860, 863, 882, 885⫺887, 889, 891, 895⫺897, 902, 909⫺911, 914, 916, 927, 931, 938 Personalpronomen 165⫺166 Personenname 111⫺112, 158, 538⫺539, 547, 553, 556, 567, 575, 582, 601, 604, 677, 739, 785 persönlicher Satz 31⫺32, 35, 49⫺53, 57, 61, 63, 67, 69⫺ 70, 78⫺79, 82⫺88, 93⫺96, 111, 115⫺116, 118⫺119, 137⫺139, 144⫺146, 150, 173, 175, 244, 255, 260⫺261, 263, 266⫺269, 272⫺273, 275, 279⫺280, 290⫺291, 294, 301⫺304, 306, 309, 315, 321, 328, 335, 337⫺338, 345, 352, 354, 365, 367⫺368, 377, 391, 402⫺403, 419, 456, 460⫺461, 463, 488⫺492, 508, 511, 513⫺515, 521, 523⫺526, 537⫺538, 541, 546, 548, 550, 557, 582, 585⫺587, 589, 592⫺593, 595, 598⫺599, 614, 618, 620, 625, 629, 632, 644, 654, 659, 662, 665, 679⫺681, 698⫺ 700, 703, 709, 723, 725, 743⫺744, 764, 776, 779⫺ 780, 786, 788, 792⫺795, 810⫺812, 909, 911, 917, 927, 929⫺933, 939, 941 Phonemalternation 707, 713 phonemic variation 1, 3, 5⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺ 93, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺ 174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺ 197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺276, 281⫺282, 285⫺
Personalpronomen ⫺ phonological variation 287, 299, 301, 306⫺308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺ 356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺ 382, 389, 394⫺395, 402⫺ 406, 413, 416, 420, 427, 433, 440⫺441, 443⫺445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺506, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺ 687, 689⫺690, 698⫺699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 838⫺ 839, 853⫺858, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 871, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 Phonemik 510, 533, 571 Phonemverlust 125 Phonetik 63, 69, 156, 330, 333⫺338, 365⫺366, 370, 373, 378, 398, 402, 457, 466, 475, 486, 507, 510, 528, 533⫺537, 551, 556, 559, 561, 563, 568, 571, 576, 632⫺633, 635, 660, 670⫺671, 683, 707⫺709, 727, 750⫺761, 942 phonetische Assimilation 68, 101, 122, 191, 202, 234, 254, 270, 272, 282, 316⫺318, 333, 340, 365, 370, 389, 494, 506⫺509, 515, 518, 536, 538, 541, 560, 567, 582, 610, 625, 631, 660⫺661, 686, 707, 711, 713, 720, 723, 739, 751⫺752, 755, 758⫺760, 774, 785, 792, 814⫺815, 839, 854, 877, 880, 885, 909⫺910, 913, 935 phonetische Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺93, 101⫺104, 106⫺ 109, 112⫺113, 115, 120⫺ 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 154, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺190, 192, 194,
196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺254, 256, 259, 261⫺262, 270⫺ 273, 275⫺276, 281⫺282, 284⫺287, 299, 301, 306, 308, 312, 316⫺319, 321, 325⫺ 326, 328, 330⫺333, 337⫺ 340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺356, 360, 363, 365⫺ 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺382, 387, 389, 394⫺395, 402⫺407, 413, 416, 420, 425⫺427, 433, 437, 440⫺441, 443⫺445, 447, 457, 465, 468, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 499⫺500, 503, 505⫺506, 508⫺509, 515⫺ 528, 534, 538, 541⫺542, 548, 550, 559⫺560, 562, 567, 580, 582, 587, 595, 606, 625, 630⫺633, 641, 645, 648⫺ 655, 658⫺660, 666, 668⫺ 672, 674⫺683, 685⫺690, 698⫺699, 701, 707, 709⫺713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 751⫺752, 755, 760, 774, 785, 792, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 910⫺913, 915⫺917, 920⫺ 926, 929⫺930, 934 ⫺ cf. lautliche Variation phonological variation 1, 3⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺ 93, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺192, 194, 196⫺197, 199⫺203, 217, 234⫺237, 239⫺240, 242, 244⫺245, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺ 276, 281⫺282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺ 333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺
Phonologie ⫺ Polnisch 382, 389, 394⫺395, 402⫺ 406, 413, 416, 420, 427, 433, 440⫺441, 443⫺445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺506, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺ 687, 689⫺690, 698⫺699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 823⫺834, 839, 845, 853⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 877, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 902, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 Phonologie 63, 65, 68⫺69, 92, 96, 100, 119⫺120, 123⫺124, 147, 156, 275, 307, 311⫺312, 319, 330, 333, 365⫺366, 369, 378, 402, 444, 453, 457, 466, 475, 510, 533⫺537, 576, 633, 635, 658⫺660, 671, 683, 689⫺690, 707, 727, 750⫺ 761, 800, 917, 925, 935 phonologische Variation 316⫺ 319, 812⫺815 ⫺ cf. lautliche Variation phonologisches System 1, 3⫺4, 6⫺12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺ 24, 26⫺27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107, 109, 111⫺ 112, 124⫺126, 129, 131⫺ 132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺212, 219, 221, 235, 237, 243, 246, 251⫺252, 254⫺255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺ 460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺
997 648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824, 826⫺828, 830, 832⫺833, 838, 840⫺841, 850⫺854, 856⫺857, 859⫺860, 864, 871, 876⫺878, 880, 882⫺ 887, 894⫺895, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 phonology 1, 3, 5, 9, 28, 63, 65, 68⫺69, 92, 96, 100, 119⫺ 120, 123⫺124, 147⫺148, 156, 181, 183⫺185, 189, 200⫺202, 234⫺236, 244, 248, 261, 275⫺276, 306⫺ 307, 311⫺312, 316, 319, 323, 330, 333, 365⫺366, 369, 378, 384, 402, 453, 457, 466, 475, 478⫺479, 576, 633, 635, 658⫺660, 671, 683, 689⫺ 690, 703, 707, 727, 750⫺751, 800, 812, 824⫺826, 828, 832, 834, 837, 864⫺865, 868, 876⫺878, 917, 925, 935 phonotactic structure 185 phonotaktische Regel 536⫺537 phrasal genitive 4, 10⫺11, 25, 49⫺50, 57, 59, 136, 159⫺ 160, 168, 189, 192⫺193, 206, 209⫺210, 224, 231, 233⫺ 234, 239, 241, 243, 246, 459, 629, 746, 826⫺828, 830, 832⫺835, 841⫺843, 850⫺ 853, 857, 864, 866, 877, 880, 882⫺883, 887⫺889, 892, 894 Phrasenverb 146 Pikardisch 400⫺401, 407, 409⫺ 410, 416, 423, 436 pitch 185, 189, 202, 236, 245, 275, 691, 854⫺855, 857, 864 placeholder constraint 4, 19, 24, 188, 198, 306, 464, 473, 851, 902 Plosiv 9, 31, 38, 57, 101, 107, 151, 154⫺157, 236, 254, 270, 312, 317⫺319, 661, 668, 801⫺802, 809, 815, 838⫺ 839, 853, 878 plural 4, 10⫺16, 55, 92, 186⫺ 187, 194⫺196, 206, 209, 373,
440, 585, 649, 718, 784, 826, 829, 832⫺835, 839⫺840, 842, 845⫺847, 855⫺858, 864, 866, 877, 880, 882⫺884, 886, 888⫺889, 892, 894⫺ 897, 927, 930 Plural 33⫺34, 40⫺47, 55, 59⫺ 60, 67, 70, 72, 76, 78, 80, 92, 98, 102, 106, 110⫺112, 114⫺ 115, 120, 127, 129, 131⫺134, 136, 144, 152, 158⫺163, 165⫺169, 171⫺172, 257⫺ 259, 265, 270⫺271, 275, 280, 283, 286⫺288, 290⫺293, 299⫺300, 313, 335⫺336, 347⫺348, 373, 385, 390, 394, 411, 468⫺469, 487⫺488, 495⫺497, 499, 511⫺512, 519⫺520, 523⫺524, 535, 538⫺540, 544, 553, 556⫺ 557, 563⫺564, 582⫺583, 586, 606, 612, 614, 631, 643⫺644, 650⫺651, 653⫺ 654, 662⫺664, 674⫺677, 692⫺693, 696, 701, 708, 711, 714, 717⫺718, 720⫺723, 729, 737, 739⫺742, 760⫺ 761, 766, 769, 774⫺775, 782⫺785, 788⫺789, 796, 802⫺811, 814, 816⫺819, 882, 909⫺911, 927, 930, 935, 938 Pluraliatantum 165, 168, 512, 718 Pluralis maiestatis 43, 92, 440, 520, 649, 718, 784 Pluralis modestiae 43, 92, 440, 520, 649, 718, 784 Pluralvariante 718 Plusquamperfekt 33, 41, 44, 56, 76⫺77, 94, 109⫺110, 176, 280, 294⫺295, 297, 306, 336⫺337, 351, 386, 390, 396, 411, 490, 521⫺522, 542⫺ 544, 554, 558, 561, 568, 589, 616, 644, 652, 663, 672, 675, 697, 715, 740⫺743, 768, 770, 776, 778, 802⫺806, 810, 817, 914 Polanie 658 polarity 26, 205, 217, 326, 352, 364, 856, 884 Polnisch 99, 106⫺108, 115, 118⫺119, 463, 574, 579, 605, 623, 639⫺643, 645⫺646, 648⫺650, 654⫺655, 657⫺ 683, 734⫺735, 744, 906
Polymorphie ⫺ Präsens
998 Polymorphie 365, 367⫺368, 370⫺373, 377⫺378, 380 polysynthetischer Typ 460⫺ 461, 706 Pontic 823, 831 Portugiesisch 350, 361, 366, 385, 449, 451, 453, 455⫺457, 463⫺465, 469, 471, 473, 477, 486, 488, 505⫺529, 543, 552, 554 Portugiesisch, brasilianisches ⫺ cf. brasilianisches Portugiesisch Portuguese 476, 529 positional particle 5, 18, 26⫺ 27, 32, 45⫺46, 53, 85, 114⫺ 116, 140⫺141, 168, 179, 203, 205, 207, 212, 215, 230, 237, 239⫺242, 244, 257, 262⫺ 264, 266, 269, 281, 291⫺292, 301⫺302, 304⫺305, 339⫺ 340, 346, 354, 367, 377, 392⫺393, 471, 491, 513, 528, 577⫺578, 629, 680⫺681, 716, 720, 821, 839, 848, 854, 856, 862, 864 positionelle Variante 39⫺40, 44, 66, 68, 73, 93⫺94, 100, 119, 122, 157⫺158, 258, 283, 293, 314, 316, 319, 326, 330⫺331, 344⫺345, 373, 404, 415, 432, 434, 467, 487, 506, 508⫺509, 519⫺520, 522⫺523, 526, 543, 545, 548, 556, 558, 564, 580, 603⫺604, 606, 609, 612⫺613, 615⫺ 617, 619, 633, 642, 645, 648, 661, 666⫺667, 670⫺671, 677, 684⫺687, 689⫺690, 692, 701⫺702, 705, 707⫺ 708, 710⫺713, 715⫺716, 718⫺719, 722, 725⫺727, 750⫺752, 756, 758, 760, 762, 772, 791, 803, 805⫺806, 908, 910, 914, 922⫺923, 926⫺ 927, 931, 934, 936, 940 Possession 27, 210, 220, 238, 245, 314, 834, 887⫺896 Possessivum 316, 371, 412, 488, 538, 541, 546, 548, 550, 556⫺557, 561, 563⫺565, 643, 648, 651, 694, 743, 809 Possessivadjektiv 541, 546, 550, 563⫺564, 643, 648, 651, 694, 809 Possessivartikel 538, 541, 546, 548, 556, 561, 563, 565 Possessivdeterminativ 134, 140
possessive affix 4, 10⫺12, 14, 32⫺34, 75, 94, 102, 106, 126, 172, 187, 189, 193⫺194, 206, 209⫺210, 219, 228, 233, 238, 246, 376, 460, 489, 524, 538, 546, 548⫺549, 555⫺ 556, 568, 678, 708, 714⫺715, 717, 720, 722⫺723, 746, 759, 772⫺774, 827, 842, 844⫺ 847, 851, 858, 875, 896, 909 possessive affix -s 4, 10⫺14, 17, 26, 32⫺34, 75, 85, 94, 102, 106, 112, 124, 126⫺127, 134⫺135, 142, 159, 162, 172, 187, 189, 193⫺194, 206, 209⫺210, 219, 228, 233, 238, 246, 282⫺283, 285⫺286, 316⫺317, 338, 348, 376, 456, 460, 468⫺469, 489, 512, 519, 523⫺524, 538, 544, 546, 548⫺549, 555⫺557, 568, 575, 583, 678, 708, 714⫺715, 717, 720, 722⫺723, 742, 746, 759, 772⫺774, 786, 804, 827, 832, 834, 842, 844⫺847, 850⫺851, 858, 863, 875, 896, 909 Possessivpronomen 46, 167, 174, 256, 262, 264⫺265, 290⫺292, 312, 392, 409, 541, 557, 613⫺614, 790, 932 Possessivum 302, 488, 744 Postalveolar 126, 147, 154, 263 postdeterminierender Typ 391, 460, 465, 550 Postposition/postposition 35, 50, 62, 90, 189, 242, 281, 353, 459, 574, 644, 709, 810, 840⫺842, 852⫺853, 857, 884, 890, 910, 914⫺915, 927, 929⫺930, 932, 940 Präaspiration 154⫺156, 270, 275 Prädermination, analytische ⫺ cf. analytische Prädermination prädeterminierender Typ 391⫺ 392, 460 Prädikativ 44⫺45, 76, 80, 86, 134, 142, 163⫺166, 265, 301, 514, 584, 590, 595, 643, 651, 654, 666, 676, 680⫺681, 721⫺722, 725, 792⫺793, 911, 915, 939 prädikativer Instrumental 80, 335, 606, 654, 722, 724, 820, 915
Präfigierung 75, 105, 110, 151, 281, 299, 313, 664⫺665, 677⫺678, 698, 803 Präfix 34, 77, 106, 111, 118, 146, 153, 156, 259⫺260, 265, 273, 298⫺299, 306, 313, 338, 376, 456, 513, 524, 536, 548⫺549, 555⫺556, 564, 578, 583, 587, 590, 594, 597, 604, 619⫺620, 626, 643, 662, 664, 677, 694, 696, 698, 761, 788, 802, 929, 938 Präfixoid 306, 376, 548 Präfixverb 77, 146 Präposition 32, 35, 45⫺46, 51, 53, 55, 77⫺79, 85⫺87, 90, 94⫺95, 113⫺116, 130, 140⫺ 141, 147, 168, 179, 257, 262⫺269, 271⫺272, 275, 280⫺281, 286, 290⫺294, 297⫺299, 301⫺306, 312⫺ 313, 332, 335, 337, 339⫺340, 346, 354, 356, 367, 377⫺378, 391⫺393, 451, 456, 458, 461, 471, 488⫺492, 508, 513, 515, 517, 523, 528, 540, 543⫺544, 546⫺547, 554⫺555, 557⫺ 559, 563⫺565, 567, 577⫺ 578, 583, 595, 606, 625⫺627, 629, 644, 665⫺666, 676, 680⫺681, 692, 694, 699, 709, 716, 720, 724, 731, 733, 736, 738, 745, 751, 788⫺789, 791⫺792, 802, 810, 812, 820⫺821, 910⫺911, 930 Präpositionalattribut 141 Präsens 33, 41⫺44, 55⫺56, 58⫺59, 76⫺77, 94, 109⫺ 110, 118, 127, 130, 142⫺143, 145, 152, 158, 169, 171, 176, 258⫺259, 261⫺262, 266, 268⫺269, 272, 280, 294⫺ 297, 302⫺304, 314, 320, 334, 336⫺337, 339, 350, 375, 390, 394, 471, 489, 497⫺498, 507⫺508, 512, 519, 521⫺ 522, 537, 542⫺545, 548, 556, 565, 589⫺591, 594⫺595, 607, 615⫺616, 626⫺629, 643⫺644, 646, 650, 652⫺ 653, 662⫺663, 673⫺675, 696⫺698, 708, 711, 715, 740⫺742, 755, 760⫺761, 763, 768⫺769, 771⫺778, 800, 802⫺806, 810⫺811, 816, 910⫺911, 914, 928, 931⫺932, 938⫺939, 941
Präsentierungskonstruktion ⫺ present perfect Präsentierungskonstruktion 138, 142⫺143, 145 Präsumptiv 543⫺545, 558, 565⫺566, 929, 939 predication base 4, 9, 12⫺15, 17⫺19, 21⫺22, 28⫺29, 96, 193⫺194, 196, 200, 202, 204⫺205, 207, 209, 212⫺ 214, 220, 223⫺225, 232⫺ 234, 236, 239, 246, 479, 602, 821, 824⫺825, 828, 832⫺ 834, 868, 870⫺871, 898, 902 predicational adverb 5, 16, 20⫺ 23, 27, 79, 88, 90, 93, 95, 116, 119, 137, 139, 141, 145⫺146, 164, 175, 187⫺ 189, 198, 203, 206, 209, 211⫺212, 214⫺215, 217⫺ 223, 225⫺227, 230, 237, 239, 241⫺242, 246⫺248, 261, 264⫺266, 268, 280, 286, 289⫺292, 294, 298⫺305, 315, 331⫺332, 349, 354, 356⫺357, 371, 375, 377, 391⫺392, 460⫺461, 489⫺ 492, 499, 512⫺514, 540, 543, 545⫺546, 549⫺550, 555, 559, 564⫺565, 578, 583, 595, 604, 608, 615, 620, 626, 629, 643, 663, 665⫺666, 674, 678, 680, 684, 698, 708⫺709, 716, 724, 781, 792⫺793, 802, 807, 809, 811, 820, 839⫺840, 842, 851⫺852, 860, 877, 885, 888⫺892, 897, 910, 914⫺ 915, 927, 929, 931, 933, 943 pre-focus position 3, 7, 9, 11, 18, 23⫺25, 27, 32, 45⫺46, 51, 53, 55, 73, 77⫺79, 83⫺ 86, 88, 93⫺94, 100, 102, 104⫺106, 109, 113⫺116, 118, 136⫺137, 140⫺142, 146⫺147, 154, 157, 168, 175, 179, 188, 190⫺191, 203, 205, 207, 210⫺211, 213⫺215, 217⫺219, 224⫺225, 227⫺ 231, 234, 239⫺244, 246, 254⫺255, 257, 262⫺273, 275, 280⫺281, 286, 289⫺ 294, 297⫺298, 301⫺306, 312⫺313, 315, 323, 327, 332⫺333, 335, 337, 339⫺ 341, 344, 346, 354, 356, 366⫺367, 377⫺378, 391⫺ 393, 397⫺398, 414, 449, 451, 453, 456, 458⫺459, 464, 467⫺468, 471, 473⫺474, 480⫺481, 483, 488⫺492,
494, 508, 513, 515, 523, 528, 536, 540, 543⫺547, 554⫺ 555, 557⫺559, 563⫺565, 567⫺568, 575, 577⫺578, 582⫺583, 591, 595, 606, 625⫺627, 629⫺630, 640, 642, 644⫺646, 654, 660⫺ 661, 665⫺666, 668, 676, 680⫺681, 684, 692⫺694, 698⫺700, 712, 716, 720⫺ 721, 724⫺725, 731, 733, 735⫺736, 738, 741, 743, 745, 751⫺754, 756, 758, 769⫺ 770, 788⫺789, 791⫺792, 800⫺802, 807, 812, 814, 820⫺821, 824, 826, 829⫺ 830, 839, 848, 855⫺856, 858, 861, 863, 868, 876, 878, 880, 882, 884⫺885, 887, 890⫺ 891, 902, 910⫺911, 931, 933, 940 preglottalization 236 preposition 4⫺5, 17, 19, 22, 29, 189, 196, 203, 206, 212, 214, 220, 222, 226, 230, 237, 242, 459, 746, 827⫺828, 834, 852, 882, 884, 890 prepositional case 3⫺5, 9⫺11, 13⫺15, 17, 19, 21⫺24, 26, 28, 107, 120, 148, 180, 182⫺ 187, 189⫺190, 192⫺197, 205⫺207, 209, 212⫺214, 222⫺223, 228, 230⫺231, 238⫺239, 242, 244, 246⫺ 247, 276, 288, 335, 355, 383, 398, 476, 545, 564, 746, 823⫺828, 831⫺832, 834⫺ 835, 837, 839⫺843, 845⫺ 846, 848⫺864, 866, 877, 882⫺884, 886 prepositional verb 4⫺5, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺42, 45, 47⫺63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺ 124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺ 180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺ 281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺ 316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺
999 347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺ 371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺ 421, 425, 427⫺428, 430⫺ 434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺ 461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺ 493, 495, 497⫺498, 500⫺ 502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺ 535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺567, 569⫺ 570, 574⫺580, 583, 585⫺ 598, 602, 604⫺608, 610⫺ 611, 613, 615⫺621, 625⫺ 631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺ 667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 882⫺891, 895⫺ 897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 920, 922⫺923, 927⫺935, 937 present 4⫺5, 7, 9, 11⫺13, 18⫺ 20, 22, 26, 28⫺29, 185⫺186, 188, 193⫺194, 196⫺197, 203⫺205, 207, 219, 225, 229, 231, 235, 237, 242, 276, 321, 323, 374, 396, 476, 478, 511, 521⫺522, 747, 823⫺824, 827, 832, 843⫺847, 857⫺ 858, 864, 866, 883⫺885, 896 present perfect 4⫺5, 7, 9, 11⫺ 13, 17⫺23, 26, 28⫺29, 185⫺ 186, 188, 193⫺194, 196⫺ 197, 203⫺205, 207⫺208, 219, 222, 225, 229, 231, 235, 237, 240, 242, 276, 321, 323, 374, 396, 471, 476, 478, 511, 518, 521⫺522, 537, 543, 546, 557, 562, 565, 747, 823⫺824, 827, 832, 835, 838, 843⫺847, 857⫺858, 861, 864, 866, 871, 877, 883⫺885, 896⫺899, 914
1000 present tense 4⫺5, 7, 9, 11⫺13, 17⫺22, 26⫺29, 185⫺186, 188, 193⫺194, 196⫺197, 202⫺205, 207⫺208, 217, 219⫺220, 225, 229, 231⫺ 232, 235, 237, 240, 242, 276, 321, 323, 334, 374, 396, 476, 478⫺479, 511, 521⫺522, 622, 747, 823⫺824, 826⫺ 827, 832, 835, 840, 842⫺847, 851⫺852, 856⫺858, 864, 866, 883⫺886, 896⫺899, 942, 944 presentational sentence 5, 17, 19⫺24, 26⫺28, 187⫺189, 196⫺198, 202, 207, 212, 217⫺219, 223⫺227, 230⫺ 231, 236, 239⫺240, 242⫺ 243, 245⫺248, 323, 476, 746, 827, 842⫺843, 847⫺849, 851, 856, 858, 860⫺864, 877⫺879, 885, 888, 891, 896 Primärendung 804⫺805, 816⫺817 primary accent 201 prime object 1, 5, 14⫺15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188, 195, 198⫺199, 203⫺204, 206⫺207, 209⫺ 215, 217⫺229, 231, 233⫺ 234, 239⫺240, 242, 244, 246, 381, 455, 465, 468, 473⫺475, 477, 479, 516, 524, 568, 746, 825, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺850, 852, 859, 861, 864, 883, 891 principle of markedness agreement 10, 12, 15, 26, 28, 183⫺184, 186⫺189, 194, 197, 199, 203, 206, 217, 221, 230, 232⫺233, 238⫺243, 478, 840, 842, 844, 847, 849, 855, 858⫺860, 871, 877, 892, 897, 929 principle of processing ease 15, 28, 184, 187⫺189, 194, 197, 199, 203, 217, 221, 228, 230, 233, 237⫺243, 246, 248, 478, 871, 877, 892, 897 processing 199, 228, 237⫺238, 240⫺242, 246, 248 pro-drop 173, 666, 709, 724, 827, 836, 842, 932 pro-drop Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 50⫺54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺87, 89,
present tense ⫺ pronominal morphology 91⫺96, 98⫺100, 102⫺103, 106⫺107, 110, 114⫺115, 117⫺123, 126⫺127, 130, 134, 136⫺137, 140, 142, 145⫺151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 192, 251⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺ 293, 297⫺298, 300⫺301, 303, 305⫺315, 319, 321⫺ 323, 325⫺336, 338⫺346, 348⫺350, 352⫺360, 363, 365⫺368, 371⫺375, 378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺ 394, 396⫺398, 400⫺401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺ 428, 430⫺434, 436⫺461, 463⫺465, 471⫺481, 483⫺ 490, 492⫺495, 500⫺503, 505⫺516, 518, 521⫺533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺ 544, 546⫺571, 573⫺580, 582⫺586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺ 630, 632⫺647, 649⫺652, 654⫺662, 666, 671⫺672, 683⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺ 725, 727⫺739, 741, 743⫺ 747, 749⫺750, 752⫺756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 827, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺924, 926, 930⫺932, 935⫺937, 939⫺ 940, 942 Progressiv/progressive 19, 21⫺ 22, 27, 108, 158, 176, 197, 205, 267, 297, 374, 407, 514, 610, 648⫺649, 660⫺661, 665, 770, 776, 779, 824, 839, 843, 854, 864, 885⫺886, 888⫺889, 923, 935, 937, 940 progressive aspect 17, 19⫺22, 27⫺29, 108, 110, 119, 190, 197, 203⫺205, 208⫺209, 213, 244, 247⫺248, 267, 276, 357, 374, 407, 447, 477, 529, 562, 610, 622, 648⫺649, 660⫺661, 824, 826, 829, 834⫺835, 837, 839⫺840, 843⫺844, 847, 851⫺852, 854, 856, 861⫺862, 864, 866, 885⫺886, 888⫺889, 897, 903, 923, 935, 937, 940, 942
prohibitive causative 17, 110, 208, 211, 220, 222, 474, 845 proklitischer Artikel 113, 130, 139, 149, 160, 257, 260, 306, 373, 378, 456, 487⫺488, 494, 496⫺497, 499, 507, 517, 526, 528, 538⫺539, 550, 553, 556, 563, 567, 701⫺702, 704, 719, 731, 739, 746, 785⫺788, 791⫺792, 811⫺812, 819, 910, 915 Prokosch’s law 9, 23, 234, 243, 285, 335, 828, 875, 897 Prominenztypologie 34, 931⫺ 932 Pronomen 78⫺79, 88, 115⫺ 116, 118, 130, 133, 141⫺142, 162, 165⫺168, 257⫺258, 261⫺262, 275, 280, 290⫺ 292, 298, 300, 302, 304, 337, 349, 353, 367⫺368, 372, 393, 465, 469, 471, 489, 492, 540⫺541, 545⫺547, 557, 559, 563⫺566, 584⫺586, 593, 613⫺614, 621, 626, 676, 693⫺696, 744⫺745, 760⫺ 761, 784, 789⫺790, 793⫺ 794, 807, 809, 811, 819⫺820 Pronomendoppelung 372 pronominal gender 10⫺11, 13⫺ 16, 23⫺24, 27, 29, 32, 36, 43, 45⫺46, 53, 79, 87, 93⫺ 94, 96, 120, 127, 132⫺134, 136, 138⫺142, 146⫺147, 158, 166⫺168, 180, 186⫺ 187, 192⫺196, 198, 205⫺ 207, 209, 213, 217, 222, 224⫺225, 230, 237, 240, 242, 247⫺248, 257, 262⫺265, 273, 291, 302, 316, 346, 353, 394, 463, 473, 477, 523, 538, 545⫺547, 574, 578, 584, 594, 608, 611⫺612, 644, 655, 664, 684, 692⫺695, 699⫺700, 716, 722⫺723, 743, 746, 780⫺781, 784, 787, 796, 832, 835, 840, 845, 882, 886, 891⫺892, 896, 911, 932, 942 pronominal morphology 1, 4, 9⫺11, 13⫺17, 23⫺24, 27, 29, 31⫺32, 36, 40, 43, 45⫺ 46, 53⫺54, 58, 60, 62, 66, 68, 75, 79, 81, 87, 92⫺94, 96, 102, 109, 111⫺112, 115, 123, 126⫺127, 130, 132⫺ 134, 136, 138⫺142, 146⫺ 148, 151, 158, 166⫺168, 179⫺181, 184, 186⫺187,
pronominal object ⫺ prosodic iconicity 192⫺196, 198, 202, 205⫺ 206, 209, 213, 217, 224⫺225, 237, 240, 242⫺243, 247⫺ 248, 253, 256⫺257, 261⫺ 265, 271, 273, 279, 286, 291, 298, 302, 313, 316, 319, 323, 330, 334, 338, 346, 353, 366⫺367, 371⫺373, 378, 383, 390, 394, 397⫺398, 412, 428, 454, 457, 460⫺463, 470⫺471, 473, 477, 487, 507, 510, 519, 523, 528, 537⫺538, 545⫺547, 556, 569, 574, 578, 582, 584⫺585, 594, 608, 611⫺612, 626, 628⫺629, 631, 635, 643⫺644, 649, 653, 655, 660, 662, 664⫺665, 672, 682⫺684, 692⫺695, 699⫺ 700, 707⫺708, 713, 716, 722⫺723, 726⫺727, 730, 739, 743, 747, 750, 760⫺762, 770, 776⫺777, 780⫺781, 784⫺787, 789, 796, 800, 802, 816, 821, 824, 827, 832⫺834, 837, 840, 842, 848⫺849, 856, 860, 865⫺866, 879, 882, 884, 886⫺888, 890⫺892, 894⫺ 896, 909⫺911, 913⫺914, 927, 932, 938, 942 pronominal object 1, 5, 10⫺11, 13⫺17, 19, 21, 23⫺26, 29, 32, 36, 43, 45⫺46, 53, 79, 87, 93⫺94, 96, 127, 132⫺ 134, 136, 138⫺142, 146⫺ 148, 158, 166⫺168, 180, 186, 188, 193⫺196, 198⫺199, 203⫺207, 209⫺215, 217⫺ 229, 231, 233⫺234, 237, 239⫺240, 242, 244, 246⫺ 248, 257, 262⫺265, 273, 291, 302, 316, 346, 353, 394, 463, 465, 473⫺474, 477, 479, 523⫺524, 538, 545⫺547, 574, 578, 584, 594, 608, 611⫺612, 644, 655, 664, 684, 692⫺695, 699⫺700, 716, 722⫺723, 743, 746, 780⫺ 781, 784, 787, 796, 827, 830, 834⫺835, 840, 845, 847⫺ 850, 852, 859, 861, 864, 883, 886, 891⫺892, 896, 911, 932, 942 pronominal reduplication 10⫺ 11, 13⫺16, 23⫺24, 29, 32, 36, 43, 45⫺46, 53, 79, 87, 93⫺94, 96, 127, 132⫺134, 136, 138⫺142, 146⫺147, 158, 166⫺168, 180, 193⫺
196, 198, 205⫺206, 209, 213, 217, 224⫺225, 237, 240, 242, 247⫺248, 257, 262⫺265, 273, 291, 302, 316, 346, 353, 394, 463, 473, 477, 523, 538, 545⫺547, 574, 578, 584, 594, 608, 611⫺612, 644, 655, 664, 684, 692⫺695, 699⫺700, 716, 722⫺723, 743, 780⫺ 781, 784, 787, 796, 886, 891⫺892, 896, 911, 932, 942 Pronominalflexion 134, 695 Pronominalobjekt 291, 302, 743 Pronominalsystem 53, 93, 346, 353, 394, 692, 781, 796 pronoun 4, 7⫺16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 147, 185⫺186, 189⫺ 196, 203, 205⫺207, 209, 217, 219, 223, 225, 227, 232⫺233, 236⫺237, 240⫺241, 243⫺ 244, 247, 322, 442, 474, 827, 829⫺831, 833⫺834, 838⫺ 839, 842, 845⫺846, 848, 850⫺851, 854, 856⫺858, 860, 863, 882, 885⫺887, 889, 891, 895⫺897, 902 pronoun exchange 4, 7⫺16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 147, 185⫺ 186, 189⫺196, 203, 205⫺ 207, 209, 217, 219, 223, 225, 227, 232⫺233, 236⫺237, 240⫺241, 243⫺244, 247, 322, 442, 474, 823, 827, 829⫺831, 833⫺834, 838⫺ 839, 842, 845⫺846, 848, 850⫺851, 854, 856⫺858, 860, 863, 882, 885⫺887, 889, 891, 895⫺897, 902 pronoun retention 4, 7⫺16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 147, 185⫺ 186, 189⫺196, 203, 205⫺ 207, 209, 217, 219, 223, 225, 227, 232⫺233, 236⫺237, 240⫺241, 243⫺244, 247, 322, 442, 474, 827, 829⫺831, 833⫺834, 838⫺839, 842, 845⫺846, 848, 850⫺851, 854, 856⫺858, 860, 863, 882, 885⫺887, 889, 891, 895⫺ 897, 902 pronoun, pleonastic 4, 7⫺16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 147, 185⫺186, 189⫺196, 203, 205⫺207, 209, 215, 217, 219, 223⫺225, 227, 232⫺233, 236⫺237, 240⫺241, 243⫺ 244, 247, 322, 442, 474, 827, 829⫺831, 833⫺834, 838⫺
1001 839, 842, 845⫺846, 848, 850⫺851, 854, 856⫺858, 860, 863, 882, 885⫺887, 889, 891, 895⫺897, 902 proper name 5, 9⫺10, 12, 15, 17, 19⫺20, 24, 26, 29, 65⫺ 66, 70, 73, 97, 111, 120⫺ 122, 148, 151, 174, 182, 198⫺199, 203, 205, 207, 209⫺210, 220, 229, 232, 237, 239, 242, 245, 276, 287, 307, 323, 333, 358, 384, 399, 401, 448, 453, 479, 481, 488, 504, 529, 571, 573, 582, 584, 604, 606, 611⫺612, 622, 629⫺ 630, 634⫺636, 643, 656, 658, 683, 685, 693, 703, 717, 730, 736, 747, 750, 784, 799, 812, 822, 824, 826, 832, 834, 836⫺837, 840, 847⫺849, 852, 855, 857, 860⫺862, 865, 868⫺869, 877⫺879, 885, 887⫺888, 892, 902, 904, 918, 937, 944 proposition field 22, 119, 176, 203⫺205, 207, 209, 212⫺ 213, 216⫺219, 223⫺226, 228⫺233, 237, 240⫺241, 261, 263, 267, 269, 323, 338, 830, 866, 874, 888, 897, 902 propositional adverb 5, 16, 20⫺23, 27, 79, 88, 90, 93, 95, 116, 119, 137, 139, 141, 145⫺146, 164, 175, 187⫺ 189, 198, 203⫺204, 206, 209, 211⫺212, 214⫺215, 217⫺ 223, 225⫺227, 230, 232, 237, 239, 241⫺242, 246⫺248, 261, 264⫺266, 268, 280, 286, 289⫺292, 294, 298⫺305, 315, 331⫺332, 349, 354, 356⫺357, 371, 375, 377, 391⫺392, 460⫺461, 489⫺ 492, 499, 512⫺514, 540, 543, 545⫺546, 549⫺550, 555, 559, 564⫺565, 578, 583, 595, 604, 608, 615, 620, 626, 629, 643, 663, 665⫺666, 674, 678, 680, 684, 698, 708⫺709, 716, 724, 781, 792⫺793, 802, 807, 809, 811, 820, 839⫺840, 842, 851⫺852, 860, 877, 885, 888⫺892, 897, 910, 914⫺ 915, 927, 929, 931, 933, 943 prosodic iconicity 189, 203, 205, 228, 233, 239⫺240, 243⫺244, 830, 848, 856, 864, 900
Prosodie ⫺ Raumgliederung, typologische
1002 Prosodie 31, 254⫺255, 333⫺ 338, 569, 573, 576, 642, 690⫺692, 801, 909, 925 Prosodik 39, 510 Prosodik 510 prosodisches Merkmal 30⫺31, 33, 35, 41⫺42, 49, 57, 59, 61⫺62, 69, 72, 82⫺83, 85, 91, 99⫺100, 102, 104, 107, 109, 116, 121, 139, 142, 145, 147, 156⫺158, 160, 173⫺ 175, 178, 252, 254⫺255, 259, 262, 270, 279, 281, 285, 306, 310⫺311, 313, 365, 368, 370, 389, 393, 404, 410, 437⫺439, 449⫺451, 455⫺456, 458⫺ 459, 462⫺466, 471, 484, 487, 490, 498⫺499, 511⫺513, 515, 517, 519, 533, 535, 537⫺538, 560⫺561, 581, 584, 586, 591, 598, 607, 636, 640, 643, 646, 648, 655, 661, 667⫺668, 670⫺671, 682, 702, 704, 707, 709, 713, 716, 719⫺720, 723, 727, 733⫺ 735, 738, 744⫺747, 750⫺ 754, 757⫺759, 761, 764, 774⫺776, 782, 784, 822, 908, 910, 920⫺921, 923, 926⫺ 927, 929, 936⫺937, 940, 942 prosody 31, 39, 148, 185, 201, 234⫺236, 240, 244⫺245, 247⫺248, 255, 333, 510, 569, 573, 576, 642, 690, 801, 876⫺878, 909, 925 Prospektiv 158, 178, 297, 928 proto-agent 2⫺3, 10, 19, 29, 100, 104, 159⫺161, 177, 199, 201, 207, 209⫺210, 213, 224⫺225, 228, 240, 244, 267, 335, 344⫺345, 356, 396, 404, 413, 451, 453, 459, 463, 481, 515, 555, 569, 602, 731, 735, 807⫺808, 812, 818, 848, 859, 862, 868, 874⫺875, 877, 885, 889, 892, 896, 931 Proto-Germanic 2⫺6, 10, 12, 14⫺15, 17, 24, 28⫺29, 64, 96, 100, 104, 147⫺148, 159⫺161, 181, 183, 185, 188, 199⫺201, 213, 217, 228, 234, 239⫺240, 244, 247, 249, 267, 335, 344⫺345, 396, 398, 404, 413⫺414, 451, 453, 459, 463, 481, 515, 569, 602, 728, 731, 735, 807⫺808, 812, 818, 868, 874⫺875, 877, 892
proto-patient 2⫺3, 10, 29, 100, 104, 137⫺138, 159⫺161, 172, 199, 201, 209, 213, 220, 228, 240, 242, 244, 267, 335, 344⫺345, 396, 404, 413, 451, 453, 459, 463, 481, 515, 569, 602, 731, 735, 807⫺808, 812, 818, 859, 868, 874⫺875, 877, 892 Protovokal 100, 104 proximal/distal opposition 14, 16, 37, 69, 74, 91⫺92, 107, 123, 125⫺126, 130⫺131, 134, 139, 204, 206, 239⫺240, 254⫺255, 259, 261, 270, 279, 282⫺284, 297, 310, 318, 322, 328, 336, 341, 346, 351⫺352, 365, 371, 387⫺388, 390, 392, 394, 425, 436, 467, 507, 509⫺510, 512, 514, 516⫺ 517, 519, 528, 533, 535, 539⫺540, 542, 546, 551, 553, 565, 567⫺568, 578, 580⫺ 582, 584, 586, 588, 590⫺591, 607⫺610, 619⫺620, 625, 641⫺642, 647⫺648, 651⫺ 652, 660⫺665, 667⫺669, 674, 691, 693⫺694, 701, 707, 711⫺712, 717⫺718, 729, 752, 754⫺755, 759, 766⫺ 767, 773⫺775, 778⫺779, 791, 839, 842⫺843, 849, 851, 853⫺854, 856, 858, 871, 884, 901, 910, 924 Psilose 815 puhekieli 873 Punisch 386⫺387, 452, 481 Puristisch 328⫺330, 439, 637, 688, 709, 725
Q qualitative gender 6, 10⫺11, 14⫺15, 27, 29, 39, 78, 120, 152, 156, 186⫺187, 192⫺ 194, 205⫺207, 209, 222, 230, 237, 247, 271, 333, 434, 451, 533, 624, 630, 669, 699, 710, 746, 756, 830, 832, 835, 840, 845, 877, 880, 882, 924 quantification, individuative 230⫺231, 903 Quantitätenkorrelation 333, 341, 344, 690 quantitative gender 6, 10⫺11, 14⫺15, 27, 29, 39, 78, 87,
120, 152, 186⫺187, 192⫺ 194, 205⫺207, 209, 222, 230, 237, 247, 333, 434, 451, 469, 475, 477, 488, 624⫺625, 669, 707, 746, 832, 835, 840, 845, 880, 882, 903, 916 Quantitätskorrelation 648, 908⫺909, 912 quantity of consonants 3⫺4, 6⫺9, 39, 70, 101, 105, 107⫺ 108, 152, 184⫺185, 190⫺ 191, 236, 306, 333⫺334, 341⫺344, 406, 451, 457, 460, 475, 493, 578, 580, 607, 609, 630, 641⫺642, 645⫺649, 666⫺667, 690, 708, 752, 754⫺755, 760, 791, 798, 800⫺801, 808, 812⫺813, 825⫺826, 829, 831, 834, 838⫺839, 853⫺854, 877⫺ 878, 883, 895, 901, 908⫺ 909, 912 questione della lingua 96, 329, 358, 360⫺361, 363, 368, 372⫺374, 379⫺384, 396⫺ 399, 414, 416⫺420, 423⫺ 424, 426, 441⫺442, 445⫺ 448, 505⫺507, 509, 529, 552, 570, 603, 687
R radoppiamento fonosintattico 371 raising 7, 180, 226, 229, 829⫺ 830, 839, 934 Raumgliederung, typologische 31⫺32, 37, 40, 44, 49⫺52, 54, 57, 59, 61⫺62, 64, 67, 82⫺83, 90, 94, 96, 103⫺104, 119, 121⫺123, 125, 139, 142, 146⫺148, 158, 251⫺252, 258, 272, 277, 311, 321, 323, 333, 339, 346, 356⫺357, 359, 361, 365, 367, 371, 377⫺380, 382⫺383, 388, 390⫺391, 394, 397⫺398, 449, 454⫺ 456, 458⫺459, 462, 465, 467⫺468, 471⫺473, 475, 478, 484, 487, 510, 514⫺515, 525, 528, 537, 550, 560, 575, 585, 605⫺608, 611, 625, 636, 683, 700, 704, 706⫺707, 722, 724, 727⫺730, 736, 738⫺ 739, 741, 744⫺745, 747, 768⫺769, 772, 775⫺776,
realis mood ⫺ regional variation 786, 792, 796, 903⫺904, 906, 911, 915 realis mood 4, 9, 11, 83, 93, 101, 106⫺107, 109, 123⫺ 125, 134, 155, 158, 173, 188, 191, 196, 199, 203⫺204, 207⫺208, 217, 219, 239, 246, 254, 256⫺257, 260, 262⫺ 263, 265, 267, 270⫺272, 279, 282, 284⫺285, 289⫺291, 297, 310⫺311, 319, 349, 400, 403, 413, 433, 450, 453, 456⫺457, 459⫺461, 463, 465⫺468, 471, 473, 487, 498, 501, 510, 516⫺519, 534, 536, 542, 548, 551, 553, 561, 567, 582, 622, 624, 630, 641⫺642, 649⫺650, 660⫺661, 663, 667⫺668, 705, 707⫺710, 712, 722, 724, 739, 751⫺753, 758⫺759, 839, 843, 851, 853⫺854, 857, 859, 863⫺ 864, 884⫺885, 913⫺914, 924, 926, 929, 931, 941 received pronunciation 3⫺4, 7⫺9, 184⫺185, 190⫺192, 194, 196, 199, 208, 234, 243, 310, 416, 439, 821, 824, 828⫺831, 835, 839, 859, 863, 880, 883, 936 rechtsdirektionale Linearisierung 137, 139⫺140, 146 ⫺ cf. emissiver Typ Rede, indirekte ⫺ cf. indirekte Rede Redundanz 69, 261, 271, 469, 567, 660 referentiality 205, 209 reflexive diathesis 10, 14, 24, 28⫺29, 167, 172, 203, 205, 208⫺209, 213, 219⫺220, 226⫺227, 234, 305, 543, 545, 554, 558, 566, 583, 587, 590, 604, 611, 614, 644, 663, 763, 789⫺790, 842, 850, 857, 860 reflexive Passiv 10, 14, 19, 21, 24, 28⫺29, 33, 42, 56, 61, 77, 88⫺89, 110, 119, 127, 129, 137, 142⫺148, 158, 167, 169, 172, 177⫺179, 182, 203, 205, 207, 209, 211, 213, 219⫺222, 224⫺227, 229, 233⫺234, 244, 246, 262, 280, 291, 302, 305⫺306, 327, 336⫺337, 373, 377⫺378, 390, 393, 461, 465, 471, 478, 481, 511, 543, 545⫺546, 554, 558, 566, 579, 583, 587,
1003 589⫺594, 598, 604, 606⫺ 607, 611, 614, 616, 618⫺619, 626⫺627, 643⫺644, 652, 662⫺663, 674, 679⫺681, 683, 688, 708, 711, 716, 724, 763⫺765, 767⫺768, 789⫺ 790, 802⫺804, 810, 820, 842, 845, 849⫺850, 857, 860, 862, 884⫺886, 897, 910⫺911, 915, 928, 931, 942 reflexive pronoun 4, 7⫺16, 21, 23⫺25, 27⫺29, 147, 167, 172, 185⫺186, 189⫺196, 203, 205⫺207, 209, 217, 219⫺220, 223, 225⫺227, 232⫺234, 236⫺237, 240⫺ 241, 243⫺244, 247, 305, 322, 442, 474, 543, 545, 554, 558, 566, 583, 587, 590, 604, 611, 614, 644, 663, 763, 789⫺790, 827, 829⫺831, 833⫺834, 838⫺839, 842, 845⫺846, 848, 850⫺851, 854, 856⫺ 858, 860, 863, 882, 885⫺887, 889, 891, 895⫺897, 902 reflexive relation 4⫺5, 10⫺11, 14, 17, 19, 21⫺22, 24, 28⫺ 29, 32⫺34, 36, 53, 141, 167, 172, 200, 203, 205, 209⫺211, 213, 219⫺220, 226⫺227, 234, 239⫺240, 242⫺243, 246⫺247, 268⫺269, 275, 305, 322, 337, 354, 357, 379, 403, 450⫺451, 457, 459, 464, 472, 490⫺491, 514, 543, 545, 549, 554, 558, 566, 583, 587, 589⫺590, 604, 611, 614, 616, 629, 644⫺645, 663, 666, 678, 699, 746, 763, 789⫺790, 825, 827⫺828, 842, 850, 857⫺ 860, 862, 867⫺868, 874, 882, 884, 886⫺888, 891, 897, 899, 903, 909⫺910, 931, 933 reflexivization 219 Reflexivpronomen 81, 114, 142, 166⫺167, 172, 290⫺291, 299, 541, 578, 585⫺586, 613, 663, 679, 698⫺699, 780, 789⫺790, 802, 809 Reflexivverb 587⫺588, 590, 597, 611, 615 Regiolekt 66, 68, 73, 75, 80⫺ 81, 91, 94, 331, 340⫺344, 348, 353, 355, 401, 404, 434, 674, 681 regional marker 1⫺5, 8⫺9, 11⫺27, 29⫺31, 36⫺43, 45⫺ 46, 48, 50⫺54, 57⫺60, 62,
64, 66, 68, 72, 81, 91, 94, 101, 103, 106, 108⫺109, 122, 124, 147, 149, 151, 156⫺157, 175, 192, 197, 200, 206, 212, 219, 226⫺227, 235, 240, 245, 270⫺271, 273⫺275, 281, 291, 294, 301⫺302, 325, 328, 330⫺331, 333, 340⫺341, 346, 348⫺349, 353, 355, 361, 363⫺366, 369⫺371, 374⫺ 378, 380, 384, 386, 401, 420⫺423, 427⫺428, 434⫺ 436, 438⫺440, 443, 453, 455, 457, 475, 483, 494, 497⫺498, 500⫺502, 508, 520, 523, 526, 529, 536, 563, 605, 648, 652⫺655, 659, 667⫺668, 670⫺671, 674⫺676, 678, 681⫺686, 689, 702, 704, 707, 710⫺713, 715⫺718, 721⫺ 722, 724⫺725, 727, 732, 823⫺825, 827⫺834, 858, 866⫺869, 882⫺883, 885, 895⫺896, 906⫺907, 912, 914⫺916, 922⫺923, 929, 934, 937 regional variation 1⫺3, 5, 8⫺9, 11⫺17, 19⫺20, 22⫺31, 36⫺ 46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺94, 101⫺ 104, 106, 108⫺109, 112⫺ 113, 115, 120⫺124, 126⫺ 128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺ 157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺ 190, 192, 194, 196⫺197, 199⫺200, 217, 234⫺235, 237, 239⫺240, 242, 245, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺276, 281⫺282, 285⫺ 287, 291, 294, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺341, 344, 346, 348⫺349, 351, 353, 355⫺356, 360⫺361, 363⫺ 366, 368⫺371, 373⫺378, 380⫺382, 384, 386, 389, 394⫺395, 401⫺406, 413, 416, 420⫺423, 427⫺428, 433⫺436, 438, 440⫺441, 443⫺445, 447, 453, 455, 457, 465, 470, 473⫺475, 478, 480, 483⫺484, 487, 493⫺494, 497⫺498, 500⫺503, 505⫺ 506, 508, 515⫺529, 536, 548, 550, 559⫺560, 562⫺563, 580, 582, 595, 605⫺606, 625,
1004 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666⫺672, 674⫺ 687, 689⫺690, 698⫺699, 701⫺702, 704, 707, 709⫺ 713, 715⫺725, 727, 732, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 823⫺834, 853, 856⫺ 859, 860, 862, 864, 866⫺869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 906⫺907, 911⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 regionale Ausprägung 30⫺31, 33, 36⫺43, 45⫺46, 48, 50⫺ 54, 57⫺62, 64, 66, 68, 72, 81, 91, 93⫺94, 101, 103, 106, 111, 119, 122, 124, 140, 142, 145, 149, 151, 156⫺157, 271, 274, 305, 325, 327⫺328, 330⫺332, 340⫺341, 349, 355, 361, 364⫺366, 369⫺ 370, 372, 376, 378, 395, 401, 404, 420, 422⫺423, 427⫺ 428, 434, 439⫺440, 443, 451, 453, 455, 459, 467, 475, 481, 483, 493⫺494, 497, 501, 508, 520, 563, 567, 587, 633, 648, 652⫺655, 659, 663, 665, 667⫺668, 670, 674⫺678, 681⫺686, 689, 702, 710⫺ 713, 715, 718, 721, 725, 727, 732⫺733, 738, 745, 752, 821, 906⫺907, 912, 914⫺916, 923, 934, 937 regionale Gliederung 30⫺31, 36⫺43, 45⫺46, 48, 50⫺54, 57⫺60, 62, 64⫺68, 72, 81, 91⫺92, 94, 101, 106, 119, 122, 124, 149, 151, 156⫺157, 244, 271, 274, 310⫺311, 325, 328, 330⫺332, 336, 340⫺ 341, 349, 355, 361, 365⫺366, 369⫺370, 376⫺377, 380, 386, 388, 401, 405, 419⫺420, 422⫺423, 427⫺428, 434, 440, 443⫺444, 453, 455, 475, 481, 483, 494, 497, 501, 508⫺509, 515, 520, 527, 532⫺533, 563, 605, 644, 648, 652⫺655, 658⫺659, 667⫺ 668, 670, 674⫺676, 678, 681⫺686, 689, 702, 710⫺ 713, 715, 718, 721, 723, 725, 727, 732, 734⫺735, 743⫺ 745, 750⫺751, 772, 788, 792, 799, 822, 906⫺907, 912, 914⫺916, 923, 931, 934, 937
regionale Ausprägung ⫺ relationale Typologie regionale Variation 1, 3, 5, 8⫺ 9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺ 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺ 94, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺124, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺276, 281⫺282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺341, 344, 346, 348⫺ 349, 351, 355⫺356, 360⫺ 361, 363, 365⫺366, 368⫺ 371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺382, 389, 394⫺395, 401⫺406, 413, 416, 420, 422⫺423, 427⫺428, 433⫺ 434, 440⫺441, 443⫺445, 447, 453, 455, 465, 470, 473⫺475, 478, 480, 483⫺ 484, 487, 493⫺494, 497, 500⫺501, 503, 505⫺506, 508, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562⫺563, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666⫺672, 674⫺687, 689⫺ 690, 698⫺699, 701⫺702, 709⫺713, 715, 718⫺721, 723, 725, 727, 732, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺ 857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 906⫺907, 911⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934⫺935, 937⫺940 regionale Varietät 28, 30⫺31, 36⫺43, 45⫺46, 48, 50⫺54, 57⫺60, 62, 64, 66⫺68, 72, 81, 91, 94, 101, 105⫺106, 119, 121⫺122, 124, 131⫺ 132, 139⫺140, 144, 146⫺ 147, 149, 151, 156⫺157, 252⫺254, 263, 271, 273⫺ 274, 310⫺311, 316⫺322, 325, 328, 330⫺332, 340⫺ 341, 349, 355, 359⫺366, 369⫺380, 382⫺383, 385,
388⫺389, 398, 400⫺407, 409⫺415, 417⫺434, 436⫺ 441, 443⫺445, 447, 450⫺ 451, 453⫺457, 461, 465⫺ 468, 471⫺473, 475, 477⫺ 478, 481, 483, 485, 493⫺501, 506, 508, 515⫺516, 519⫺ 520, 526⫺527, 533, 556, 562⫺563, 571, 638⫺640, 648, 652⫺655, 658⫺659, 666⫺668, 670⫺672, 674⫺ 676, 678⫺679, 681⫺686, 689, 702, 710⫺713, 715, 718, 721, 725, 727, 732, 796, 798, 904, 906⫺907, 912, 914⫺ 916, 919⫺923, 934⫺935, 937⫺939, 941 Reglementierung 49⫺51, 56⫺ 57, 175 regrammaticalization 206 regularisation 12, 14 Relatinisierung 532 Relation 4⫺5, 10⫺11, 14, 17, 19, 21⫺22, 24, 32⫺34, 36, 53, 141, 200, 209⫺211, 213, 239⫺240, 242⫺243, 246⫺ 247, 268⫺269, 275, 322, 337, 354, 357, 379, 403, 450⫺451, 457, 459, 464, 472, 490⫺491, 514, 549, 589, 616, 629, 645, 666, 678, 699, 746, 825, 827⫺828, 858⫺859, 862, 867⫺868, 874, 882, 884, 886⫺888, 891, 897, 899, 903, 909⫺910, 931, 933 ⫺ cf. grammatische Relation relational typology 1, 26⫺29, 33⫺36, 53, 62⫺67, 94, 96, 99, 103, 108, 147⫺148, 187, 198⫺200, 203, 207, 210, 213, 237, 240, 242, 244, 248⫺249, 259, 276, 311, 333, 339, 346, 357⫺358, 360, 379, 381⫺ 383, 389⫺390, 394, 397⫺ 398, 458⫺459, 473⫺479, 484, 487, 503, 508, 510, 514, 518, 544, 560, 567⫺570, 599, 613, 635, 645, 666, 683, 699⫺700, 706⫺708, 713, 715, 717⫺718, 722, 727⫺ 730, 736, 741, 744, 747, 771⫺772, 825, 865⫺866, 874⫺876, 899, 903⫺904, 917⫺918, 931, 942 relationale Typologie 33⫺36, 53, 66, 96, 276, 357, 381⫺ 382, 389⫺390, 397⫺398, 458⫺459, 474, 476⫺477,
Relationsadjektiv ⫺ right dislocation field 484, 487, 514, 544, 567, 569⫺571, 613, 635, 682⫺ 683, 699, 706⫺707, 717, 728, 736, 744, 771⫺772, 918, 931 Relationsadjektiv 549 relative clause 1⫺6, 9⫺15, 17⫺ 18, 20⫺21, 24⫺25, 27, 32, 42, 59, 85, 96, 115, 175, 181, 184, 189, 196, 202⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺ 220, 223⫺233, 237⫺239, 241⫺242, 254, 260, 302, 321⫺322, 358, 454, 473, 511, 513, 515⫺516, 531, 540, 545, 559, 623, 653, 682⫺683, 778, 801, 811, 823, 827, 832, 840, 844, 847⫺852, 858, 860, 863⫺865, 874, 876, 888, 907, 910, 942 relative clause formation 1⫺6, 9⫺15, 17⫺18, 20⫺21, 24⫺ 25, 27, 29, 32, 42, 59, 85, 96, 115, 175, 181, 184, 189, 196, 201⫺207, 209, 211⫺214, 216⫺217, 219⫺233, 237⫺ 239, 241⫺243, 247⫺248, 254, 260, 302, 321⫺322, 358, 402, 433, 442⫺445, 454, 473, 511, 513, 515⫺516, 531, 540, 545, 559, 623, 653, 673, 682⫺683, 729, 778, 801, 811, 823, 827, 832, 840, 844, 847⫺852, 858⫺860, 863⫺ 865, 874, 876, 888, 907, 910, 942 relative pronoun 1⫺18, 20⫺21, 23⫺25, 27⫺29, 32, 42, 59, 85, 115, 147, 175, 184⫺186, 189⫺196, 203⫺207, 209, 211, 213, 217, 219, 223⫺225, 227⫺228, 232⫺233, 236⫺ 238, 240⫺244, 247, 254, 260, 302, 322, 442, 454, 473⫺474, 511, 513, 515⫺516, 531, 540, 545, 559, 623, 653, 682⫺683, 778, 801, 811, 823, 827, 829⫺834, 838⫺840, 842, 844⫺846, 848, 850⫺852, 854, 856⫺858, 860, 863, 865, 874, 876, 882, 885⫺889, 891, 895⫺897, 902, 907, 910, 943 relativization 224 Relativpronomen 36, 50, 168, 266, 292, 294, 315⫺316, 373, 392, 492, 541, 546, 557, 564⫺565, 567, 614, 676, 694, 820
Relativsatz 69, 146, 174⫺175, 260⫺261, 264, 266⫺269, 306, 338, 392, 515, 546, 793⫺794, 933 representational field 216, 218 restrictive relative clause 1⫺6, 9⫺15, 17⫺18, 20⫺21, 24⫺ 25, 27, 32, 42, 59, 85, 96, 115, 175, 181, 184, 189, 196, 202⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺220, 223⫺ 233, 237⫺239, 241⫺242, 254, 260, 302, 321⫺322, 358, 454, 473, 511, 513, 515⫺516, 531, 540, 545, 559, 623, 653, 682⫺683, 778, 801, 811, 823, 827, 832, 840, 844, 847⫺852, 858, 860, 863⫺865, 874, 876, 888, 907, 910, 942 Resultativ 19⫺21, 169, 177⫺ 178, 204, 208, 211, 297, 336, 512, 619, 810, 820, 859, 938 resultative-construction 5, 11, 13, 17⫺23, 28⫺29, 147⫺ 148, 169, 177, 189, 196⫺198, 203⫺209, 211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 226⫺229, 240, 242, 244, 246⫺247, 338, 402, 429, 459, 474, 478, 619, 827, 832, 835, 847⫺848, 851, 859, 864, 875, 897, 943 Retroflex 9, 124⫺126, 147 rezeptiver Typ 1, 5, 9⫺12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺94, 96, 98⫺99, 103⫺104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺ 237, 239⫺245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺ 264, 266⫺270, 272⫺274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺379, 381⫺ 383, 388⫺392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺410, 412⫺ 413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺ 461, 463⫺465, 467⫺468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺
1005 487, 494⫺495, 497⫺498, 503, 507⫺508, 510, 512⫺ 519, 524⫺525, 538, 544⫺ 545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺ 599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺648, 654⫺ 655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678, 682⫺684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺ 730, 736, 738⫺741, 744⫺ 745, 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺764, 767⫺776, 778, 781⫺782, 785⫺786, 792⫺ 793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺ 857, 859, 862⫺866, 874⫺ 876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺ 908, 910⫺911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺ 929, 931⫺932, 935⫺937, 939 Rhema 79, 82⫺83, 86⫺88, 221, 224, 230, 274, 315, 322, 392⫺394, 492, 515, 537, 550, 559, 599, 621, 625, 629, 644, 698, 792, 848, 860⫺861, 931 Rhotazismus 519, 531, 556, 759, 785, 815 rhotic dialect 1⫺3, 5, 8⫺9, 12⫺ 15, 17, 22⫺24, 27⫺29, 100⫺ 102, 107, 120, 148, 189⫺201, 235⫺237, 239⫺240, 245, 275⫺276, 307, 323, 403, 407, 423, 426, 430⫺432, 436, 441, 443⫺444, 447, 450, 455⫺ 456, 473, 477⫺478, 503⫺ 504, 506, 529, 533, 569⫺571, 685, 701, 821⫺824, 828⫺ 839, 851, 853⫺871, 873⫺ 874, 894⫺895, 898⫺899, 902, 942 rhoticity 9 rhythmisches Gesetz 51, 95, 141, 151, 157, 278, 312, 343, 376⫺377, 387, 398, 414, 437, 450, 459, 473, 482, 489, 549⫺550, 556, 574, 578, 581⫺582, 629, 642, 648⫺ 649, 706, 727, 756, 777⫺778, 780, 800, 910, 913 right dislocation field 15, 22, 24⫺25, 119, 205, 207, 212⫺ 213, 216⫺219, 223, 225⫺
1006 226, 228⫺233, 235, 237⫺ 241, 338, 476, 830, 835, 839, 854⫺856, 860, 866⫺867, 874, 888, 897⫺898, 902 right-branching character 3, 5⫺ 6, 8, 15, 20, 24⫺26, 101, 110, 191, 197, 201, 207, 212, 215, 217, 222⫺223, 226, 228, 232⫺235, 237⫺243, 335, 823, 825⫺827, 829⫺830, 834⫺835, 838⫺839, 843, 847, 849, 854⫺857, 860⫺ 861, 866⫺868, 871, 874⫺ 876, 878⫺879, 887⫺888, 890, 892, 896, 898, 902 Riksma˚l 121⫺122, 127⫺134, 137, 139, 141 romance 9, 14, 27, 120, 331, 358, 396, 398, 449⫺450, 453, 457, 473⫺474, 476, 479, 503, 529, 569, 853⫺854, 858 romances peninsulares 449, 453⫺455, 457, 476, 503 romanische Komponente 66, 94⫺96, 98⫺100, 102⫺103, 105⫺106, 108⫺109, 111⫺ 112, 123, 148, 243, 254, 257, 279, 299, 325⫺328, 330⫺ 334, 336, 338⫺350, 352⫺ 361, 363, 365⫺368, 372, 375, 379, 381⫺387, 390, 392⫺ 394, 396⫺398, 400, 402, 405⫺406, 413, 433, 437⫺ 439, 441⫺448, 450, 455, 459, 461, 463, 473⫺480, 482, 484, 488⫺490, 492⫺493, 495, 503⫺504, 506⫺508, 511⫺ 512, 514⫺515, 518⫺519, 521⫺523, 525⫺527, 529⫺ 532, 536⫺538, 541, 543⫺ 544, 546, 548⫺554, 559, 563, 565⫺571, 580, 598, 601, 620, 684, 692, 696, 702, 707, 710, 712, 716, 725, 727, 733, 746⫺747, 750, 776 romanische Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 50⫺ 54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺ 73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺87, 89, 91⫺96, 98⫺100, 102⫺ 103, 106⫺107, 110, 114⫺ 115, 117⫺123, 126⫺127, 130, 134, 136⫺137, 140, 142, 145⫺151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 192, 251⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺
right-branching character ⫺ Schriftlatein 293, 297⫺298, 300⫺301, 303, 305⫺315, 319, 321⫺ 323, 325⫺336, 338⫺350, 352⫺361, 363, 365⫺368, 371⫺375, 378⫺388, 390⫺ 394, 396⫺398, 400⫺401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺ 428, 430⫺434, 436⫺461, 463⫺465, 471⫺490, 492⫺ 495, 500⫺516, 518⫺519, 521⫺533, 536⫺538, 540⫺ 541, 543⫺544, 546⫺571, 573⫺580, 582⫺586, 588⫺ 592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺630, 632⫺647, 649⫺ 652, 654⫺662, 666, 671⫺ 672, 683⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺ 725, 727⫺739, 741, 743⫺ 747, 749⫺750, 752⫺756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺924, 926, 930⫺ 932, 935⫺937, 939⫺940, 942 Romanisierung 341, 385⫺386, 388, 396, 401, 404, 452⫺453, 481, 530 rounded front vowel 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 27, 184⫺185, 187, 190⫺192, 198, 200⫺201, 234, 236, 245⫺246, 306, 334, 402, 423, 455, 457, 469, 506, 825⫺826, 828⫺831, 835, 838⫺840, 853⫺854, 859, 871, 876⫺878, 880⫺881, 885, 890, 892 Rumänisch 342, 347⫺348, 350, 353, 355, 365⫺366, 377, 385, 484, 515, 530⫺539, 541⫺ 555, 562⫺563, 565, 567⫺ 571, 704, 717, 731, 733, 735⫺738, 741, 743, 745⫺ 747, 782, 784⫺786, 796, 912 Rundung 57, 100, 153, 533, 624, 660, 751 ⫺ cf. gerundeter Vokal Russian 14, 244, 247, 867, 869, 878, 886⫺887, 898 Russisch 99, 106, 119, 284, 532, 576, 578, 588, 598, 602⫺603, 607, 623⫺635, 642, 644⫺ 645, 649⫺651, 654, 662, 688, 690, 692, 696, 709, 712, 725, 731, 733, 735, 739⫺740,
743⫺744, 747, 770⫺771, 787, 795, 810, 903, 906 rusticitas 325, 328
S Samnorsk 121 Sandhi 79, 236, 254, 323, 670 Sardinian 398 Sardisch 342, 353, 365, 385⫺ 397, 399, 484, 496⫺497, 552, 554 satellite-framed language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺ 64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺148, 180⫺181, 183⫺ 202, 210, 213⫺215, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺ 276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺ 853, 857⫺858, 860, 865⫺ 878, 882, 885⫺889, 891⫺ 904, 917, 942, 944 Satz, persönlicher ⫺ cf. persönlicher Satz Satzadverbial 137, 930⫺931, 941 Satzakzent 70, 263, 365, 625 ⫺ cf. Diakriton, sentence accent Satzbauplan 81⫺86, 144 Satzgefüge 492, 629, 793⫺794 Satzgliedstellung 31, 35, 49⫺51, 57, 82, 175, 263, 306, 514, 644, 793, 930⫺931 Satzintonation 365, 662 Satzklammer 49, 51⫺52, 57, 61, 679, 723 Satzrahmen 115 Satzstruktur 81⫺86, 88, 513, 515, 524⫺526, 538, 618, 632, 709, 917, 939 Satzumstellung 301⫺302 Satzverknüpfung 933⫺934, 941 Schlesisch 636, 639⫺640, 646⫺ 649, 653, 655, 659, 670, 675 Schriftlatein 325⫺328, 330, 332⫺341, 343, 346⫺352, 354
Schriftsprache ⫺ secondary passive Schriftsprache 36, 66, 78, 84, 121⫺122, 149⫺151, 160, 166, 173, 175⫺176, 179, 251, 253, 271⫺272, 274, 290, 292, 297, 301⫺302, 326⫺330, 332⫺338, 346, 352, 355⫺ 356, 361, 371⫺372, 381⫺ 382, 387, 396, 437, 440, 443⫺444, 453, 476, 482, 488, 501, 516, 523, 526, 528, 532, 559, 576⫺577, 583, 587, 589, 593, 600, 604⫺605, 609, 613, 632, 637⫺638, 646, 659, 671, 675, 684⫺689, 698, 700, 702⫺703, 729, 732, 735, 750, 773, 798, 906, 908, 913, 915, 919⫺921, 923⫺924, 941 schwa-assimilation 22, 38, 40⫺ 41, 43⫺45, 55, 57⫺61, 66, 70⫺71, 74, 76, 83, 87⫺88, 90, 92⫺94, 96, 101, 111, 127⫺130, 132, 134, 136, 144, 157, 159⫺165, 167, 169⫺ 171, 173, 175, 191, 200⫺202, 234, 236, 252, 254, 256⫺257, 259⫺261, 270, 272⫺273, 282, 285⫺286, 298, 333, 340, 359, 365⫺366, 370, 382⫺ 383, 387, 407, 411, 434, 447, 453, 461, 487, 495, 500, 507, 521, 536⫺537, 548, 556⫺ 559, 561, 567⫺568, 599, 610⫺612, 625, 630⫺631, 641, 645⫺646, 648, 655, 660⫺661, 668, 677, 680, 686, 698, 707, 713⫺714, 731, 735, 739⫺740, 752, 758⫺759, 779, 783⫺784, 798, 802⫺ 803, 814⫺815, 818, 839, 854, 877, 880, 885, 905, 909⫺911, 913, 934⫺936, 938, 942 schwache Deklination 34, 43⫺ 46, 55⫺56, 58, 60⫺61, 76, 79, 83, 92⫺94, 111, 127⫺ 130, 134⫺136, 144, 157⫺ 164, 169⫺171, 173, 175, 277, 287, 306, 332, 346⫺348, 371, 411, 485, 507, 511⫺512, 519, 521⫺522, 524, 563, 567⫺ 568, 578, 583⫺584, 608, 611, 613⫺614, 631, 643, 649⫺ 651, 653, 662, 664, 674⫺677, 708, 719⫺722, 735, 785⫺ 786, 802⫺803, 807⫺809, 818⫺819, 910⫺911, 914⫺ 915, 929 schwache Konjugation 33, 36, 40, 42⫺45, 55, 58, 60⫺61,
1007 76, 83, 92, 94, 110⫺111, 127⫺130, 134, 136, 144, 157, 159⫺164, 169⫺171, 173⫺ 175, 259, 280, 297, 304, 335⫺336, 349⫺351, 390, 411, 460⫺461, 489⫺490, 496⫺498, 511⫺512, 519, 521⫺522, 542, 544, 554, 557, 567, 615⫺617, 649⫺650, 662, 672⫺674, 708, 714, 735, 740⫺742, 755, 768⫺769, 771, 774⫺775, 802⫺804, 816, 818, 910⫺911, 914, 929, 942 Schwächung unbetonter Nebensilben 32, 39⫺47, 54⫺55, 58, 60⫺61, 70⫺71, 81, 90, 105, 112, 124, 151, 278⫺279, 339, 341, 354, 366, 390, 393, 471, 484, 488⫺489, 492, 494⫺497, 502, 517⫺518, 525⫺526, 534, 541, 552, 564, 582, 630, 642, 672⫺678, 753, 756, 759⫺760, 783, 908 Schwedisch 30, 85, 122⫺123, 127, 514 scope 5, 26, 204, 208⫺219, 239 scope position 3, 5, 7, 9, 11, 18, 23⫺27, 32, 45⫺46, 51, 53, 55, 73, 77⫺79, 83⫺86, 88, 93⫺94, 100, 102, 104⫺106, 109, 113⫺116, 118, 136⫺ 137, 140⫺142, 146⫺147, 154, 157, 168, 175, 179, 188, 190⫺191, 203⫺205, 207⫺ 208, 210⫺215, 217⫺219, 224⫺225, 227⫺231, 234, 239⫺244, 246, 254⫺255, 257, 262⫺273, 275, 280⫺ 281, 286, 289⫺294, 297⫺ 298, 301⫺306, 312⫺313, 315, 323, 327, 332⫺333, 335, 337, 339⫺341, 344, 346, 354, 356, 366⫺367, 377⫺378, 391⫺393, 397⫺398, 414, 449, 451, 453, 456, 458⫺459, 464, 467⫺468, 471, 473⫺ 474, 480⫺481, 483, 488⫺ 492, 494, 508, 513, 515, 523, 528, 536, 540, 543⫺547, 554⫺555, 557⫺559, 563⫺ 565, 567⫺568, 575, 577⫺ 578, 582⫺583, 591, 595, 606, 625⫺627, 629⫺630, 640, 642, 644⫺646, 654, 660⫺ 661, 665⫺666, 668, 676, 680⫺681, 684, 692⫺694, 698⫺700, 712, 716, 720⫺
721, 724⫺725, 731, 733, 735⫺736, 738, 741, 743, 745, 751⫺754, 756, 758, 769⫺ 770, 788⫺789, 791⫺792, 800⫺802, 807, 812, 814, 820⫺821, 824, 826, 829⫺ 830, 839, 848, 855⫺856, 858, 861, 863, 868, 876, 878, 880, 882, 884⫺885, 887, 890⫺ 891, 902, 910⫺911, 931, 933, 940 Sechstempussystem 40⫺41, 56, 61, 297 second infinitive 1, 4⫺5, 11, 13⫺15, 17, 23⫺24, 26, 169, 185⫺190, 195⫺197, 201⫺ 205, 207, 210⫺214, 217, 219⫺220, 222, 224⫺226, 229⫺230, 236⫺237, 239⫺ 241, 243⫺244, 332, 421, 444, 489, 512, 579, 587, 598, 681, 697, 700, 746, 830, 832, 834, 838⫺839, 842, 847, 853⫺ 856, 860⫺861, 866⫺867, 871, 876⫺878, 884, 888⫺ 890, 897 secondary accent 9, 27, 29, 185, 189, 192, 200⫺202, 210⫺ 211, 213⫺214, 219⫺220, 222, 225⫺226, 229, 235⫺ 236, 240, 243⫺245, 247⫺ 248, 275, 282, 325, 423, 824, 826, 831, 835, 839, 854⫺856, 861, 864⫺865, 878, 884 secondary nexus 189, 201, 204⫺205, 209⫺211, 213⫺ 214, 217⫺218, 220, 222, 225⫺226, 229⫺230, 240, 244, 493, 496, 498, 839, 878, 884 secondary object 1, 5, 14⫺15, 17, 19, 21, 23⫺26, 29, 96, 148, 180, 186, 188⫺189, 195, 198⫺199, 201, 203⫺204, 206⫺207, 209⫺215, 217⫺ 229, 231, 233⫺234, 239⫺ 240, 242, 244, 246, 465, 474, 479, 524, 746, 827, 830, 834⫺835, 839⫺840, 845, 847⫺850, 852, 859, 861, 864, 878, 883⫺884, 891 secondary passive 19, 21, 28, 177, 182, 189, 201, 203, 205, 207, 210⫺211, 213⫺214, 220⫺222, 224⫺226, 229, 233, 240, 244, 246, 306, 478, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 839, 842, 845, 849,
segment ⫺ Sibilanten-Phonem
1008 862, 878, 884⫺886, 897, 910, 931 segment 124, 134, 147, 189, 201⫺202, 205, 234, 244, 254, 262, 323, 334, 377, 471, 474, 492, 536, 701, 756, 826, 828, 830⫺831, 835, 838⫺839, 841, 853⫺855, 864, 929 segmental phonology 1, 3, 5, 9, 28, 63, 65, 68⫺69, 92, 96, 100, 119⫺120, 123⫺124, 147⫺148, 156, 181, 183⫺ 184, 189, 200⫺201, 234⫺ 236, 244, 248, 261, 275⫺276, 306⫺307, 311⫺312, 316, 319, 323, 330, 333⫺334, 365⫺366, 369, 378, 384, 402, 453, 457, 466, 475, 478⫺479, 576, 633, 635, 658⫺660, 671, 683, 689⫺690, 701, 703, 707, 727, 750⫺751, 800, 812, 824⫺825, 828, 830⫺832, 834, 837⫺839, 864⫺865, 868, 876⫺878, 917, 925, 935 segmentale Phonologie 63, 65, 68⫺69, 92, 96, 100, 119⫺ 120, 123⫺126, 147, 156, 275, 307, 311⫺312, 319, 330, 333⫺334, 365⫺366, 369, 378, 402, 444, 453, 457, 466, 475, 576, 633, 635, 658⫺660, 671, 683, 689⫺690, 701, 707, 727, 750⫺751, 800, 917, 925, 935 Sekundärendung 804⫺806, 816⫺817 semantic extension 5, 17, 19, 24, 27⫺29, 194, 205, 207, 215, 227, 230, 239, 247⫺248, 276, 306, 323, 338, 381, 383, 746, 833, 840, 849, 863, 891 semantic role 5, 17, 19, 24, 27⫺ 29, 194, 205, 207, 215, 227, 230, 239, 247⫺248, 276, 306, 323, 338, 381, 383, 746, 833, 840, 849, 862⫺863, 891 semi-communication 4, 18, 46, 71, 98⫺99, 102, 106, 108⫺ 109, 112, 147, 173, 183, 198, 201⫺202, 214, 216⫺217, 219⫺220, 228, 231, 235⫺ 236, 240, 275, 313, 332, 334, 357, 475, 578, 580, 582, 854, 865⫺866, 877, 896⫺897, 902 semifortis 201, 235 semitische Sprache 98⫺100, 102⫺103, 105⫺106, 108⫺ 109, 111⫺112, 243, 257, 275,
279, 299, 313, 349, 359, 363, 379, 390, 402, 406, 438⫺439, 450, 463, 526, 580, 598, 601, 620, 692, 696, 707, 710, 716, 776 sentence accent 5, 9, 17, 19⫺24, 26⫺29, 185, 187⫺189, 192, 196⫺198, 200⫺202, 207, 212, 217⫺219, 223⫺227, 230, 235⫺236, 239⫺240, 242⫺248, 275, 282, 323, 325, 423, 476, 746, 824, 826, 831, 835, 839, 842⫺843, 847⫺ 849, 851, 854⫺856, 858, 860⫺865, 877⫺879, 885, 888, 891, 896 ⫺ cf. Satzakzent sentence contour 5, 17, 19⫺24, 26⫺28, 187⫺189, 196⫺198, 202, 207, 212, 217⫺219, 223⫺227, 230, 235⫺236, 239⫺240, 242⫺243, 245⫺ 248, 323, 476, 746, 831, 839, 842⫺843, 847⫺849, 851, 856, 858, 860⫺864, 877⫺ 879, 885, 888, 891, 896 sentence intonation 5, 9, 17, 19⫺24, 26⫺28, 31, 116, 187⫺189, 196⫺198, 202, 207, 212, 217⫺219, 223⫺ 227, 230, 236, 239⫺240, 242⫺243, 245⫺248, 255, 275, 279, 323, 460, 476, 510, 537, 569, 582, 596, 602, 607, 645⫺646, 699, 713, 746, 793, 828, 831, 842⫺843, 847⫺ 849, 851, 856, 858, 860⫺865, 877⫺879, 885, 888, 891, 896, 908 sentence scheme 5, 17, 19⫺24, 26⫺28, 150, 187⫺189, 196⫺ 198, 202, 207, 212, 217⫺219, 223⫺227, 230, 236, 239⫺ 240, 242⫺243, 245⫺248, 323, 476, 746, 842⫺843, 847⫺849, 851, 856, 858, 860⫺864, 874, 877⫺879, 885, 888, 891, 896 sentence type 5, 9⫺11, 17, 19⫺ 24, 26⫺28, 33, 35, 63, 96, 126, 139, 147, 173, 185⫺190, 192, 194⫺199, 201⫺202, 207⫺209, 212⫺213, 215, 217⫺220, 222⫺227, 229⫺ 230, 232, 235⫺236, 239⫺ 243, 245⫺248, 258, 260, 263, 267, 274, 279, 292, 323, 378, 391, 420, 423, 446, 458, 460,
463⫺464, 472⫺473, 476, 513, 570, 579⫺580, 593, 644, 654, 666, 674, 706, 714, 729, 746, 752, 763, 769, 771, 793, 808, 824⫺825, 827⫺828, 835, 842⫺843, 847⫺849, 851, 855⫺856, 858, 860⫺ 864, 866, 874⫺875, 877⫺ 880, 885, 888, 891⫺892, 896⫺897, 899, 916 sentence-intertwining 5, 17, 19⫺24, 26⫺28, 187⫺189, 196⫺198, 202, 207, 212, 217⫺219, 223⫺228, 230, 236, 239⫺240, 242⫺243, 245⫺248, 323, 476, 746, 842⫺843, 847⫺849, 851, 856, 858, 860⫺864, 877⫺ 879, 885, 888, 891, 896 Serbisch 641, 655, 685, 691, 693, 696⫺697, 704⫺730, 731⫺732, 735, 741, 744, 747 Serbokroatisch 651, 655, 685, 688, 691, 703, 705⫺706, 728⫺729, 731, 736, 776, 906 Serialisierung 57, 391, 709, 723 Sexus 34, 927 s-genitive 10⫺11, 25, 49⫺50, 57, 59, 91, 93, 97, 120, 133, 136, 142⫺143, 159⫺160, 168, 189, 192⫺193, 206, 209⫺210, 224, 231, 233⫺ 234, 243, 246, 257, 260, 264, 266, 272, 301⫺303, 314⫺ 316, 319, 321, 367, 459, 477⫺478, 556, 561, 566, 587, 608, 629, 649, 682, 698, 700, 746, 764, 806, 826, 828, 830, 832⫺835, 841⫺843, 850⫺ 853, 857, 864, 866, 877, 880, 882⫺883, 887⫺889, 892, 894⫺896, 919 short vocalic stød 3, 6⫺7, 11, 184⫺185, 190, 200⫺202, 234⫺236, 239⫺245, 828, 837⫺838, 840, 867, 870⫺ 871, 876⫺878, 882, 889, 898 Sibilanten-Phonem 3, 6⫺8, 70, 72, 101⫺102, 104⫺105, 108⫺109, 119, 124⫺126, 147⫺148, 184⫺185, 191, 200⫺201, 253⫺254, 270, 281, 283, 285, 307, 309, 311⫺312, 317⫺318, 333⫺ 334, 341, 369⫺370, 394, 403, 450, 454, 457⫺458, 460, 466⫺468, 487, 494⫺495, 498⫺499, 510, 516, 518,
Silbe ⫺ SOV language 533⫺536, 552, 571, 581, 609⫺610, 624, 630, 639, 642, 645⫺649, 660⫺661, 666⫺ 670, 684, 690⫺691, 707, 711⫺713, 745, 751, 753, 755⫺756, 758, 772, 800⫺ 802, 808, 812, 814⫺815, 828, 832, 838⫺839, 853, 858, 871, 876, 878, 880, 912⫺913, 925, 934 Silbe 31⫺32, 37, 39, 70⫺71, 74⫺75, 78, 91⫺92, 105⫺ 106, 112, 123⫺124, 254, 259, 270⫺271, 273, 279, 282⫺ 286, 290, 334, 339, 341, 366, 370, 389, 407, 409, 411, 487, 510, 525, 533, 535⫺537, 551, 556, 560⫺561, 578, 580⫺ 582, 586, 607, 615, 624⫺625, 630, 642, 646, 648⫺649, 662, 668⫺669, 672, 677, 690, 692, 707⫺708, 710, 713, 734, 738, 740, 742, 752, 755⫺756, 759⫺761, 799⫺801, 807, 821, 908⫺909, 912⫺914, 925⫺927, 934, 937 Silbenakzent 581⫺582 Silbenbalance 123 Silbenschnitt 536 Silbenstruktur 74⫺75, 254, 259, 370, 536, 551, 625, 630, 755, 759, 926 simple present perfect 4⫺5, 7, 9, 11⫺13, 17⫺23, 26, 28⫺ 29, 185⫺186, 188, 193⫺194, 196⫺197, 203⫺205, 207⫺ 208, 215, 219, 222⫺223, 225, 229, 231, 235, 237, 240, 242, 276, 321, 323, 352, 355, 374, 396, 417, 442, 471, 476, 478, 511⫺512, 518, 521⫺522, 537, 543, 546, 557, 562, 565, 619⫺620, 747, 823⫺824, 827, 832, 835, 838⫺839, 841, 843⫺847, 853⫺855, 857⫺ 858, 861, 864, 866, 871, 876⫺878, 880, 883⫺885, 896⫺899, 914 simple tense 4, 11⫺13, 17⫺21, 27⫺29, 185, 188, 196⫺197, 202⫺205, 207⫺208, 215, 217, 219⫺220, 223, 232, 237, 240, 276, 321, 323, 334, 352, 355, 417, 442, 471, 479, 511⫺512, 521, 619⫺620, 622, 826⫺827, 835, 839⫺ 844, 846⫺847, 851⫺858,
1009 864, 871, 876⫺878, 880, 884⫺886, 942, 944 Singular/singular 4, 10⫺16, 32⫺34, 40, 43⫺44, 55, 78, 80, 102, 110⫺112, 127, 131, 133⫺134, 136, 158⫺162, 166⫺169, 172, 186, 195, 206, 209, 232, 256⫺259, 275, 280, 286⫺287, 289, 291, 293, 299, 313⫺316, 335⫺336, 348, 368, 380, 394, 411, 417, 468, 488, 511⫺513, 519⫺520, 535, 539, 544, 563, 577, 582⫺583, 606, 614, 643, 650, 664, 692⫺693, 702, 708, 711⫺714, 717⫺723, 729, 735⫺736, 739⫺742, 745, 761, 766, 769, 773, 782⫺786, 789, 791, 800, 802⫺811, 816⫺819, 826, 832, 834, 840, 855, 877, 880, 882⫺886, 888⫺889, 894⫺896, 910⫺ 911, 927, 930, 938 Singulativ 111, 287, 718 situatives Präteritum 42, 55, 58⫺60, 110, 169, 279, 320, 351, 589⫺590, 593, 595, 616, 653, 663, 672, 674, 740, 914 situativity 205 slang 640, 689, 833, 874, 904, 916 Slavic 98, 119⫺120, 685, 703, 729, 746 slavische Sprache 66, 94, 98⫺ 100, 102⫺103, 105⫺106, 108⫺112, 115⫺118, 243, 257, 279, 299, 349, 359, 363, 379, 390, 402, 406, 438⫺439, 450, 463, 526, 530, 533, 549, 553⫺556, 559, 573⫺574, 576⫺578, 580, 582, 584, 586, 588, 590, 592, 594, 596, 598⫺602, 620, 623⫺625, 627, 630, 634⫺637, 641⫺ 644, 652, 654⫺655, 661, 683⫺685, 687⫺688, 690, 692⫺693, 696⫺698, 703⫺ 704, 706⫺711, 715⫺716, 719, 721⫺722, 724, 727, 729⫺731, 733, 738⫺739, 741, 743⫺747, 749⫺750, 762⫺763, 776⫺777, 786, 791, 906 Slovak 103, 636⫺656, 685 Slovakisch 636⫺656, 685, 906, 916 Slovenian 703
Slowenisch 651, 684, 703, 731, 734⫺735, 741, 906, 916 social variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺ 93, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺276, 281⫺282, 285⫺ 287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺ 356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺ 382, 384, 389, 394⫺395, 399, 402⫺406, 413, 416, 420, 427, 433⫺434, 438, 440⫺441, 443⫺445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺ 506, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 635, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺ 687, 689⫺690, 698⫺699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873⫺874, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 soft mutation 6, 255⫺257, 260, 263, 266, 271, 275, 280, 284⫺285, 287, 289, 293⫺ 294, 301⫺303, 306, 312⫺ 313, 319⫺320, 323, 459, 688, 826, 880 Sondersprache 48, 151, 331, 337⫺338, 406, 446, 524, 659, 906 Sortigkeit 718 sound structure 838⫺839 SOV language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺ 20, 23⫺29, 35, 49, 51, 57, 59, 62⫺64, 93⫺96, 100, 115,
1010 119⫺120, 147⫺148, 180⫺ 181, 183⫺202, 210, 213⫺ 214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺ 249, 275⫺276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 337⫺338, 354, 356⫺358, 365, 383, 391, 394, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺ 459, 463, 473⫺479, 568⫺ 570, 621⫺622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺ 828, 831, 833⫺834, 836⫺ 838, 840, 842⫺843, 847⫺ 850, 852⫺853, 857⫺858, 860, 864⫺878, 882, 885⫺ 889, 891⫺904, 911, 917, 931, 942, 944 soziale Gliederung 30, 62, 65, 68, 91⫺92, 101, 119, 149, 244, 278, 285, 330, 333, 336, 377, 380, 386, 388, 400⫺401, 405, 417, 419⫺422, 426, 428⫺429, 434, 436, 438⫺ 440, 444⫺445, 453, 457, 481, 500, 502⫺503, 506, 509, 515, 520, 527, 532, 605, 632, 644, 649, 653, 655, 658⫺659, 670⫺671, 674, 676, 678, 681, 683⫺686, 689⫺690, 723, 734⫺735, 743⫺745, 772, 788, 792, 799, 822, 906, 916, 922⫺923, 931, 935⫺936, 938, 940, 942 soziale Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺ 93, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺276, 278, 281⫺282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺ 356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺ 382, 389, 394⫺395, 400⫺ 406, 413, 416⫺417, 419⫺ 422, 426⫺429, 433⫺434,
soziale Gliederung ⫺ Stammbildung 436, 438⫺441, 443⫺445, 447, 453, 457, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 500, 502⫺503, 505⫺506, 515⫺528, 532, 548, 550, 559⫺560, 562⫺567, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺ 655, 658⫺660, 666, 668⫺ 672, 674⫺687, 689⫺690, 698⫺699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺ 857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 906⫺907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934⫺941 soziale Varietät 28, 42, 48, 53, 62, 64, 67⫺68, 101, 105⫺ 106, 119, 121⫺122, 124, 131⫺132, 139⫺140, 144, 146⫺147, 149, 151, 252⫺ 254, 263, 271, 273⫺274, 278, 285, 310⫺311, 316⫺322, 330, 333, 359⫺365, 369, 371⫺380, 382⫺383, 385, 388⫺389, 398, 400⫺407, 409⫺415, 417⫺434, 436⫺ 441, 443⫺445, 447, 450⫺ 451, 453⫺457, 461, 465⫺ 468, 471⫺473, 477⫺478, 481, 483, 485, 493⫺496, 498⫺500, 502⫺503, 506, 508, 515⫺516, 519⫺520, 526⫺527, 532⫺533, 556, 562, 571, 632, 638⫺640, 649, 653, 655, 658⫺659, 666, 670⫺672, 674⫺676, 678⫺ 679, 681, 683⫺686, 689⫺ 690, 796, 798, 904, 906, 914, 916, 919⫺923, 935⫺936, 938 Soziativ 724, 820 Spaltsatz 77, 86, 304, 377, 515 Spanisch 75, 350, 352, 359, 366, 372, 377, 379, 381⫺382, 385⫺386, 388, 427, 437, 444, 449⫺452, 453⫺475, 477⫺ 479, 481⫺484, 487, 499, 502⫺504, 506, 508, 519, 522, 526, 536, 543, 554, 567, 570, 686 Spanish 14, 20, 215, 473⫺479, 837⫺839, 860, 878
speaker/hearer relationship 859⫺860 Spirantenverschiebung 38 Spirantisierung 293, 299, 345, 370, 496 Sprachbezeichnung 705, 750 Sprachkontakt 99, 102, 119, 262, 276, 341, 357, 398, 454, 499, 684, 702⫺703, 712, 717, 727, 943 ⫺ cf. language contact Sprachkultur 68⫺69, 253, 328 Sprachpflege 150, 178, 327⫺ 330, 500, 509, 688⫺690, 697⫺698, 700 Sprachtypologie 27, 29, 31, 63⫺64, 147⫺148, 244, 306, 356, 360, 380⫺383, 397⫺ 398, 440, 446, 458⫺459, 474⫺477, 503⫺504, 511, 514, 526, 569⫺570, 591, 623, 683, 706, 728, 903, 916 Sprachtypus 122, 147, 379, 381, 396⫺397, 458⫺459, 484, 490, 503, 569, 654 Sprachwandelprozess 364, 727 Sprechlatein 325⫺327, 330⫺ 331, 333, 336⫺337, 339⫺ 356, 702 Sprossvokal 90, 813 -s-suffix 4, 10⫺13, 17, 26, 34, 44⫺45, 48, 75⫺76, 80, 102, 106, 109, 111⫺112, 124, 129, 133, 147, 172, 186⫺187, 201, 204⫺206, 212, 215, 229, 237, 257, 259⫺260, 266, 271⫺ 272, 286⫺288, 292, 298⫺ 300, 327, 349, 355⫺356, 368, 375⫺376, 382, 412, 488, 491, 512⫺513, 524, 527, 532, 538, 542, 544⫺546, 548⫺549, 555⫺556, 559, 561, 568⫺ 569, 589, 594, 604, 626⫺628, 643, 652, 664, 677⫺678, 694, 698, 708, 722, 740, 746, 761, 783⫺784, 792, 802⫺805, 809, 818, 826, 832⫺835, 840⫺849, 851⫺860, 862⫺ 863, 866, 875⫺876, 878, 882, 884, 886⫺887, 889⫺891, 894, 896, 902, 908⫺910, 912, 914⫺915, 925⫺930, 933, 935, 938 Stadtsprache 114, 370, 436, 576, 582, 689, 727 Stammbildung 662, 673, 729, 775, 796, 802⫺803, 807, 809, 816, 818
stammflektierender Typ ⫺ starke Deklination stammflektierender Typ 1, 5, 9⫺12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺ 37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺ 67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺94, 96, 98⫺99, 103⫺ 104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺ 176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺ 230, 232, 235⫺237, 239⫺ 245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺264, 266⫺ 270, 272⫺274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺379, 381⫺383, 388⫺ 392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺410, 412⫺413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺461, 463⫺ 465, 467⫺468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺487, 494⫺ 495, 497⫺498, 503, 507⫺ 508, 510, 512⫺519, 524⫺ 525, 538, 544⫺545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺ 648, 654⫺655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678, 682⫺ 684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺730, 736, 738⫺741, 744⫺745, 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺ 764, 767⫺776, 778, 781⫺ 782, 785⫺786, 792⫺793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺857, 859, 862⫺866, 874⫺876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺908, 910⫺ 911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺929, 931⫺ 932, 935⫺937, 939 Standard Average European Language 1⫺5, 8⫺31, 34, 37, 39⫺46, 48, 50⫺53, 55, 59⫺65, 73, 91, 94, 96, 100⫺ 102, 108, 114⫺115, 119⫺
120, 122⫺125, 127, 130, 147⫺148, 180⫺181, 183⫺ 202, 210⫺211, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 234⫺249, 251, 253, 272, 275⫺276, 278⫺279, 285, 305⫺307, 310⫺312, 316, 321⫺323, 325, 327, 329, 331, 333, 337⫺338, 347, 356⫺ 358, 360⫺361, 364⫺370, 372⫺374, 376⫺379, 381⫺ 383, 397⫺398, 401, 404, 413⫺416, 420, 423, 425, 428, 432⫺434, 436⫺437, 439⫺ 440, 444⫺445, 447⫺448, 453, 456, 458⫺459, 463, 465⫺466, 468⫺469, 471, 473⫺479, 482, 488, 490, 494, 498, 500⫺501, 503, 506, 508⫺509, 515⫺517, 519⫺ 520, 523, 525⫺528, 533, 552, 560⫺563, 565⫺570, 573⫺ 580, 582⫺583, 585⫺587, 589⫺591, 599, 603⫺606, 608⫺613, 618, 622, 634⫺ 644, 646⫺649, 651⫺655, 658⫺661, 667⫺668, 670⫺ 672, 674⫺678, 680⫺683, 685, 688⫺693, 697⫺698, 700⫺718, 720⫺730, 739, 746⫺747, 751⫺753, 755⫺ 756, 758⫺760, 765⫺769, 771⫺773, 775⫺778, 780, 782⫺784, 787, 789⫺791, 794⫺795, 822⫺828, 830⫺ 831, 833⫺838, 840, 842⫺ 843, 847⫺850, 852⫺854, 857⫺858, 860⫺863, 865⫺ 878, 882, 885⫺889, 891⫺ 904, 906, 908, 910, 912, 916⫺917, 920⫺924, 931, 934 Standard Basque 838⫺853 Standard Danish 200⫺234 Standard Finnish 1, 3⫺4, 8⫺9, 11⫺22, 24⫺31, 34, 37, 39⫺ 46, 48, 50⫺53, 55, 59⫺62, 65, 73, 91, 94, 101⫺102, 108, 114, 122⫺125, 127, 130, 147, 184, 186, 189⫺191, 193⫺196, 198, 200⫺202, 211, 234⫺241, 245, 251, 253, 272, 275, 278⫺279, 285, 305, 307, 310⫺312, 316, 321, 327, 329, 333, 337, 347, 356⫺357, 360⫺361, 364⫺370, 372⫺ 374, 376⫺379, 381⫺382, 401, 404, 413⫺416, 420, 425, 428, 432⫺434, 436⫺437,
1011 439⫺440, 444⫺445, 447⫺ 448, 453, 456, 458, 463, 465⫺466, 468⫺469, 471, 482, 488, 490, 494, 498, 500⫺501, 503, 506, 508⫺ 509, 515⫺517, 519⫺520, 523, 525⫺526, 528, 533, 552, 560⫺563, 565⫺567, 573⫺ 580, 582⫺583, 585⫺587, 589⫺591, 599, 603⫺606, 608⫺613, 618, 622, 634, 636⫺644, 646⫺649, 651⫺ 655, 658⫺661, 667⫺668, 670⫺672, 674⫺678, 680⫺ 683, 685, 688⫺693, 697⫺ 698, 700⫺702, 704⫺718, 720⫺729, 739, 746⫺747, 751⫺753, 755⫺756, 758⫺ 760, 765⫺769, 771⫺773, 775⫺778, 780, 782⫺784, 787, 789⫺791, 794⫺795, 823⫺826, 828, 830, 834⫺ 835, 838, 842, 850, 854, 857, 861⫺863, 866⫺899, 901⫺ 904, 906, 908, 910, 912, 916⫺917, 920⫺924, 931, 934⫺941, 943 Standardisierung 73, 94, 305, 357, 367, 382, 413⫺415, 456, 503, 508⫺509, 917, 937 standardization 622 Standardsprache 34, 37, 39⫺46, 48, 50⫺53, 55, 59⫺62, 65, 94, 122, 125, 272, 278, 285, 367, 373, 401, 447⫺448, 500⫺501, 508⫺509, 516⫺ 517, 526, 533, 552, 560⫺563, 565⫺567, 573⫺580, 582⫺ 583, 586⫺587, 589⫺591, 599, 603⫺605, 608⫺609, 611⫺613, 618, 636⫺644, 646⫺649, 651⫺655, 658⫺ 659, 661, 667⫺668, 670⫺ 672, 674⫺678, 681⫺683, 685, 688⫺691, 697⫺698, 700⫺702, 704⫺718, 720⫺ 727, 729, 751, 753, 759, 772, 776, 780, 906, 908, 912, 916, 920, 922⫺924, 934⫺935, 938 starke Deklination 31, 34, 38⫺ 39, 41, 43⫺47, 52, 54⫺62, 66, 69, 72, 74, 76, 79⫺80, 83, 88⫺89, 91⫺94, 96, 111, 119, 124, 128⫺130, 134⫺ 136, 149, 158⫺164, 169⫺ 171, 177, 255, 264, 266, 277, 279, 283, 287, 293, 305⫺306, 310, 332, 346⫺348, 366,
starke Konjugation ⫺ stress group
1012 370⫺371, 378, 392, 401, 404, 428⫺429, 436, 438, 453, 456, 463, 485, 507, 510⫺512, 517, 519, 521⫺524, 530⫺532, 563, 568, 573, 575, 577⫺578, 583⫺584, 608⫺609, 611, 613⫺614, 630⫺631, 638, 643⫺644, 649⫺653, 662, 664⫺665, 674⫺678, 683, 685⫺686, 700, 708, 711, 719⫺722, 725, 727, 731, 735, 754, 760, 775, 785⫺786, 796, 802⫺803, 807⫺809, 818⫺ 819, 907, 909⫺910, 914⫺ 916, 921⫺922, 926, 929, 936 starke Konjugation 31, 33, 36, 38⫺45, 47, 52, 54⫺55, 57⫺ 62, 66, 69, 72, 74, 76, 80, 83, 88⫺89, 91⫺94, 96, 110⫺111, 119, 124, 128⫺130, 134, 136, 149, 159⫺161, 163⫺164, 169⫺171, 174, 177, 255, 259, 264, 266, 279⫺280, 283, 293, 297, 304⫺305, 310, 335⫺ 336, 349⫺351, 366, 370, 378, 390, 392, 401, 404, 411, 428⫺429, 436, 438, 453, 456, 460⫺461, 463, 489⫺490, 496⫺498, 507, 510⫺512, 517, 519, 521⫺523, 530⫺ 532, 542, 544, 554, 557, 563, 567, 573, 575, 577⫺578, 583, 609, 615⫺617, 630, 638, 644, 649⫺650, 652⫺653, 662, 665, 672⫺674, 678, 683, 685⫺686, 700, 708, 711, 714, 725, 727, 731, 735, 740⫺742, 754⫺755, 760, 768⫺769, 771, 774⫺775, 796, 802⫺ 804, 816, 818, 907, 909⫺911, 914, 916, 921⫺922, 926, 929, 936, 942 starkes Verb 4, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺45, 47⫺63, 69, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺ 105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺124, 126⫺ 130, 134, 136⫺138, 141⫺ 148, 151, 157⫺160, 163, 165⫺172, 174⫺180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺ 281, 283⫺284, 288⫺306, 310⫺311, 314⫺316, 319,
323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺ 357, 361, 364, 366⫺371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺ 386, 390⫺396, 398, 401⫺ 402, 404⫺405, 407, 409⫺ 411, 416⫺418, 420⫺421, 425, 427⫺428, 430⫺434, 436⫺440, 446⫺447, 450⫺ 451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺498, 500⫺502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺ 528, 531⫺532, 534⫺535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺ 562, 565⫺567, 569⫺570, 573⫺580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺611, 613, 615⫺ 621, 625⫺631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺ 727, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺796, 798, 800, 802⫺ 804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 818, 820⫺822, 827⫺ 828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺ 852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺ 891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 920⫺ 923, 927⫺935, 937 static passive 19⫺21, 28, 177, 182, 203, 205, 207⫺208, 211, 213⫺214, 220⫺222, 224⫺ 225, 229, 233, 244, 246, 306, 478, 481, 545⫺546, 554, 590, 606, 663, 681, 842, 845, 849, 857, 862, 884⫺886, 897, 910, 931 Stativitätsperiphrase 145 Steigerung 136, 280, 288⫺289, 300, 512⫺513, 540, 553, 559, 564, 583, 643, 665, 738, 781 ⫺ cf. Komparation Steigerungsform 540, 738, 781 stellungsabhängiges Pronomen 290⫺291 stem class 4⫺5, 9⫺12, 15⫺17, 23, 27, 126, 185, 187, 191, 193, 199⫺201, 203, 208⫺ 209, 211⫺212, 214, 223,
229⫺230, 232⫺234, 236⫺ 237, 239, 241, 247, 327, 402⫺403, 421, 442⫺443, 504, 529, 728⫺729, 746⫺ 747, 821, 823⫺824, 826⫺ 829, 833, 835, 837, 840, 844, 847, 850, 867, 874⫺875, 879⫺880, 882, 884⫺887, 889, 892, 898 Stilebene 533 stilul oral 18, 252, 279, 357, 409, 437, 457, 460, 465, 477, 487, 510, 562, 568, 630, 645, 660, 668, 753, 898⫺899, 903 Stilvarietät 533 stimmhafter Laut 31, 37⫺38, 73, 91, 101, 107⫺109, 125, 151, 154, 156⫺157, 254⫺ 255, 270, 272, 284, 310, 312, 318, 333, 344, 365⫺366, 460, 466⫺468, 487, 518⫺519, 535, 581, 625, 630, 642, 661, 670, 707, 713, 752, 757⫺759, 802, 814⫺815, 908⫺909, 913, 926, 929, 934 stimmloser Laut 31, 37⫺38, 91, 101, 107⫺109, 125⫺126, 151, 154⫺155, 157, 254, 270, 272, 283⫺284, 312, 316⫺ 318, 333, 344⫺345, 365, 370, 385, 466⫺468, 487, 518⫺ 519, 535, 584, 625, 661, 669⫺670, 713, 739, 752, 757⫺759, 802, 908⫺909, 913, 926 Stimmtonverlust 155⫺156, 272, 625 stød accent 9, 27, 29, 185, 189, 192, 200⫺202, 219, 234⫺ 236, 241, 243⫺245, 247⫺ 248, 275, 282, 325, 423, 824, 826, 831, 835, 839, 854⫺856, 861, 864⫺865, 878 Sˇtokavisch 704, 710, 727 stress 4, 9, 190, 201⫺202, 205, 214, 230, 234, 236, 244⫺245, 248, 276, 826, 828, 830⫺832, 835, 839, 853⫺857, 864, 875, 878 stress assignment 4, 9⫺10, 190, 201⫺202, 205, 214, 230, 234, 236, 244⫺245, 248, 276, 826, 828, 830⫺832, 835, 839, 853⫺857, 864, 875, 878 stress group 2⫺4, 9, 11, 17, 110, 148, 183⫺184, 186⫺ 187, 190⫺194, 199, 201⫺ 202, 205, 214, 230, 234, 236,
stress simplification ⫺ Subjekt 239, 241, 244⫺245, 248, 276, 826⫺828, 830⫺832, 835, 839, 853⫺857, 864, 866⫺ 869, 874⫺875, 878 stress simplification 4, 9, 11, 15, 190, 200⫺202, 205, 214, 230, 234⫺236, 244⫺245, 248, 276, 278, 826, 828, 830⫺832, 835, 839, 853⫺857, 864, 875, 878 strong conjugation 4, 10⫺13, 16⫺17, 24, 101, 187⫺188, 190⫺191, 202, 204⫺205, 235, 239, 241⫺242, 313, 825, 830, 832, 840, 842⫺845, 850⫺851, 857, 859, 861⫺ 862, 864, 880 strong mutation 4, 6, 10⫺13, 16⫺17, 24, 101, 187⫺188, 190⫺191, 202, 204⫺205, 235, 239, 241⫺242, 255⫺ 257, 260, 263, 266, 271, 275, 280, 284⫺285, 287, 289, 293⫺294, 301⫺303, 306, 312⫺313, 319⫺320, 323, 825, 830, 832, 842, 845, 850⫺851, 857, 862, 880 strong verb 4, 10⫺13, 15⫺17, 19, 21⫺24, 30⫺42, 45, 47⫺ 63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺ 119, 123⫺124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺ 172, 174⫺180, 183, 185⫺ 188, 190⫺191, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺242, 244⫺249, 252, 254⫺281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺ 306, 310⫺311, 313⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺ 357, 361, 364, 366⫺371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺ 386, 390⫺396, 398, 401⫺ 402, 404⫺405, 407, 409⫺ 411, 416⫺418, 420⫺421, 425, 427⫺428, 430⫺434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺ 451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺498, 500⫺502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺
1013 528, 531⫺532, 534⫺535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺ 562, 565⫺567, 569⫺570, 574⫺580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺608, 610⫺611, 613, 615⫺621, 625⫺631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺ 654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 825, 827⫺828, 830, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺852, 855, 857, 859, 861⫺862, 864⫺ 865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺ 911, 913⫺915, 920, 922⫺ 923, 927⫺935, 937 structure, phonotactic 2⫺5, 9, 23⫺24, 26, 29, 96, 126, 147, 180, 185, 188, 190, 197, 201, 205, 210⫺211, 213, 218⫺ 219, 224, 227, 230, 232, 234⫺236, 239, 243⫺249, 276, 306, 380, 436, 463, 473, 476, 703, 827⫺829, 834, 838⫺839, 843, 847, 849, 852, 858, 862⫺863, 865, 871, 874, 884, 888, 902, 943 struggle of dialects 1⫺2, 9, 12⫺ 15, 17, 22⫺24, 27⫺29, 101, 107, 148, 189⫺195, 197⫺ 200, 235⫺237, 239⫺240, 245, 276, 307, 323, 504, 685, 701, 821, 823⫺824, 828⫺ 835, 837⫺839, 851, 854⫺ 864, 868⫺869, 871, 873⫺ 874, 894⫺895, 902, 942, 944 strukturelle Variabilität 62, 82, 86, 90, 93, 95, 100, 109, 115, 122, 150, 263, 291, 294, 347, 356, 457⫺458, 461, 483, 502, 687, 690, 704, 706, 732, 750, 917, 943 s˘tu´rovs˘tina 638 st-Verb 172 sub-coordination 223, 229 subject 1, 5, 11⫺12, 14, 17, 19⫺20, 23⫺26, 64, 96, 186⫺ 189, 195, 198⫺199, 203⫺ 207, 209⫺214, 217⫺221, 223⫺231, 233⫺234, 239⫺
240, 242, 244, 246⫺247, 249, 464, 473⫺474, 476, 479, 746, 827, 836, 840, 847⫺852, 859, 862, 886, 888, 891, 898, 932, 942 subject prominence 1, 5, 11⫺ 12, 14, 17, 19⫺20, 22⫺26, 64, 96, 186⫺189, 195, 198⫺ 199, 203⫺207, 209⫺214, 217⫺221, 223⫺231, 233⫺ 234, 238⫺240, 242, 244, 246⫺247, 249, 464, 473⫺ 474, 476, 479, 746, 827, 836, 840, 847⫺852, 859, 862, 886, 888, 891, 898, 932, 942 subject/object symmetry 849⫺ 851 subjective mood 4, 11, 188, 196, 203⫺204, 206⫺208, 210, 212, 217, 219, 221, 225, 227, 231, 234, 239, 246, 622, 843, 851, 857, 859, 863⫺864, 884 subject-prominent language 1⫺ 5, 9⫺20, 22⫺29, 62⫺64, 82, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺207, 209⫺214, 217⫺221, 223⫺ 234, 237⫺249, 275⫺276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463⫺ 464, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 752, 754, 822⫺ 828, 831, 833⫺834, 836⫺ 838, 840, 842⫺843, 847⫺ 853, 856⫺860, 862, 865⫺ 879, 882, 885⫺889, 891⫺ 904, 917, 932, 942, 944 Subjekt 35⫺36, 49⫺50, 53, 57, 62, 67, 79, 82, 84⫺85, 87⫺ 89, 93, 95, 111, 116, 118, 126, 134⫺138, 142⫺143, 145⫺146, 167, 169, 173⫺ 175, 177, 247, 249, 258⫺259, 261, 263⫺264, 266⫺269, 273, 275, 280⫺281, 291⫺ 292, 294, 297⫺298, 301⫺ 302, 304, 306, 315⫺316, 337, 368, 372, 377, 381, 388, 449⫺451, 454, 456, 458, 461, 463⫺465, 469, 471, 473, 476⫺478, 489⫺490, 492, 508, 511, 513⫺515, 523, 525⫺526, 538, 541, 545⫺ 547, 550, 567, 582, 585, 588,
1014 591⫺595, 599, 614, 621, 629, 645, 654, 665⫺666, 674, 679⫺681, 699⫺700, 709, 713, 724, 739, 764⫺766, 774, 780, 792⫺796, 810⫺812, 820, 927⫺934, 939 ⫺ cf. doppeltes Subjekt subjektlose (desagentisierende) Konstruktion 32⫺33, 42, 46, 49, 51⫺53, 55, 61⫺62, 77, 116, 118, 126, 137, 139⫺ 140, 144⫺145, 173⫺176, 181, 261, 264, 267, 274⫺275, 292, 298, 301, 303, 315, 322, 327, 346, 349, 351⫺352, 354, 367, 377, 465, 469, 471, 473, 478, 489⫺490, 492, 514, 523, 526, 592⫺593, 595, 597, 606, 608, 612⫺613, 619⫺621, 654, 662⫺663, 665⫺666, 672, 674, 676, 679⫺683, 690, 701⫺702, 709, 724⫺725, 733, 737, 743, 763⫺764, 767, 770, 776⫺777, 791, 793⫺ 795, 911, 931⫺932, 939 Subjektposition 454, 463, 465, 473, 932 Subjektprominenz 665, 679, 681 Subjektpronomen 88, 126, 297, 372, 381, 450⫺451, 456, 458, 461, 463, 465, 469, 471, 541, 546, 699 Subjektstellung 118, 136⫺137, 377 Subjektstruktur 36, 53, 57, 62, 515, 525, 679 subjektstruktureller Typ 1, 5, 9⫺12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺ 37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺ 67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺94, 96, 98⫺99, 103⫺ 104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺ 176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺ 230, 232, 235⫺237, 239⫺ 245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺264, 266⫺ 270, 272⫺274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺379, 381⫺383, 388⫺
subjektlose (desagentisierende) Konstruktion ⫺ Substantivflexion 392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺410, 412⫺413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺461, 463⫺ 465, 467⫺468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺487, 494⫺ 495, 497⫺498, 503, 507⫺ 508, 510, 512⫺519, 524⫺ 525, 538, 544⫺545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺ 648, 654⫺655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678, 682⫺ 684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺730, 736, 738⫺741, 744⫺745, 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺ 764, 767⫺776, 778, 781⫺ 782, 785⫺786, 792⫺793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺857, 859, 862⫺866, 874⫺876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺908, 910⫺ 911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺929, 931⫺ 932, 935⫺937, 939 subjunctive 4, 11, 13, 17, 196, 203, 239, 827, 843, 851, 857, 859, 863 Subnorm 372⫺373, 375, 436, 440 subordinate clause 5, 17⫺18, 24⫺25, 27, 96, 181, 189, 202⫺203, 205⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺ 220, 223⫺233, 237⫺239, 242, 321, 358, 840, 846⫺847, 849⫺852, 857⫺858, 860, 863⫺864, 888, 942 subordinate taxis 5, 17, 189, 212, 217, 219, 223, 225, 227, 232, 239, 242, 846⫺847, 851⫺852, 857, 860, 863 subordinate-clause word order 4⫺5, 7, 9, 14, 16⫺19, 24⫺ 25, 27⫺28, 63, 87⫺88, 94, 96, 98, 107, 111, 115, 119⫺ 121, 127, 138, 143, 148, 175, 181, 183⫺191, 193, 197, 201⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺220, 223⫺233, 235⫺ 243, 245⫺248, 252, 256, 279,
300, 306⫺307, 316, 321⫺ 323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺372, 375, 377⫺379, 385⫺387, 389, 391, 393⫺ 394, 416⫺417, 428, 432⫺ 433, 436, 453, 456, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 569, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺827, 829⫺834, 839⫺840, 842, 844⫺858, 860, 862⫺865, 873, 875⫺880, 883, 888, 891⫺892, 896, 899, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941 subordinator 212, 217, 226, 260, 268 Substandard 74, 78⫺79, 81, 95, 238, 364, 369⫺372, 374⫺ 376, 378⫺379, 382⫺383, 392, 396, 404, 430, 438⫺440, 443, 445⫺446, 500⫺502, 533, 563, 565, 640, 655, 681, 685⫺686, 769, 775, 778, 783⫺784, 920, 922⫺924, 935⫺936, 941, 943 Substantiv 44⫺47, 55, 76, 111⫺ 112, 117, 127, 130⫺131, 134, 140⫺142, 158⫺162, 163, 165, 167⫺168, 175, 179, 223, 243, 249, 256, 259, 264⫺265, 271, 274, 277, 279⫺280, 285⫺292, 298⫺300, 306, 313⫺314, 316, 335, 346⫺ 347, 354, 367, 411, 460⫺461, 471, 487⫺492, 507, 510, 512⫺514, 522⫺525, 535, 538⫺540, 546⫺550, 553, 555⫺557, 559, 563⫺567, 578, 582⫺585, 593⫺594, 610⫺614, 621, 626⫺629, 631, 643, 650⫺651, 664⫺ 666, 676⫺678, 680, 693, 695, 698, 701, 708, 717⫺722, 736, 738⫺739, 745⫺747, 756, 760⫺761, 764, 775, 781⫺ 787, 789⫺791, 793, 800, 807, 809, 811⫺812, 910⫺911, 914, 927, 932 Substantivflexion 130⫺134, 314 ⫺ cf. Deklination
Substantivierung ⫺ suppletives Verb Substantivierung 47, 163, 175, 179, 487, 539, 564, 567, 584, 594, 784 Substrat 15, 22, 28, 120, 200, 340, 344⫺345, 369⫺370, 385⫺386, 452⫺453, 475, 494, 504, 527, 531⫺532, 727, 940 Substrateinfluss 340, 344⫺345 substratum theory 11, 22, 27, 82, 96, 100, 120, 148, 199⫺ 200, 214, 221, 233, 243⫺244, 246, 276, 308, 417, 446, 451, 474, 477⫺479, 486, 729, 762, 898 Südslavisch 623, 627, 632, 636, 641⫺642, 645⫺646, 651, 653, 685, 691, 700, 704, 707, 750 Suffigierung 75, 80, 102, 106, 112, 155, 164, 257, 271, 299, 338, 368, 375, 524, 555, 619, 664⫺665, 678, 698, 791, 803, 908 Suffix 4, 10⫺13, 17, 26, 34, 44⫺45, 48, 75⫺76, 80, 102, 106, 109, 111⫺112, 124, 129, 133, 147, 172, 186⫺187, 201, 204⫺206, 212, 215, 229, 237, 257, 259⫺260, 266, 271⫺ 272, 286⫺288, 292, 298⫺ 300, 327, 349, 355⫺356, 368, 375⫺376, 382, 412, 488, 491, 512⫺513, 524, 527, 532, 538, 542, 544⫺546, 548⫺549, 555⫺556, 559, 561, 568⫺ 569, 589, 594, 604, 626⫺628, 643, 652, 664, 677⫺678, 694, 698, 708, 722, 740, 746, 761, 783⫺784, 792, 802⫺805, 809, 816⫺819, 826, 832⫺ 835, 840⫺849, 851⫺860, 862⫺863, 866, 875⫺876, 878, 882, 884, 886⫺887, 889⫺891, 894, 896, 902, 908⫺910, 912, 914⫺915, 925⫺930, 933, 935, 938 suffixed article 1, 10, 14, 26⫺ 27, 185⫺186, 192⫺193, 205⫺206, 229⫺230, 232⫺ 233, 237, 246, 477, 569, 827, 834⫺835, 840⫺842, 844, 855, 857, 862⫺863, 883, 887, 891, 896 Suffixoid 34, 48, 376 Superlativ 4, 10⫺11, 17, 34, 80, 136, 153, 164⫺165, 206, 211, 257, 264, 266, 280, 288,
348⫺349, 460⫺461, 513, 540, 553, 564, 611, 626⫺628, 643, 665, 678, 694, 722, 738, 745, 781, 809, 910 superlative formation 4, 10⫺12, 17, 25, 29, 164, 201⫺202, 205⫺207, 211, 214, 221⫺ 224, 233, 241⫺243, 247⫺ 248, 402, 433, 442⫺445, 564, 673, 729, 859 Supernorm 361, 364, 367, 373 superordinate taxis 201, 223, 239⫺240, 242 Superstrat 531⫺532 supertype, speaker-oriented 3, 9, 14, 16, 19, 183⫺184, 189⫺193, 195⫺197, 199⫺ 200, 207, 210, 215, 218, 228⫺229, 243⫺244, 323, 822⫺826, 828, 830⫺836, 838⫺839, 854, 859⫺860, 867, 873, 877, 889, 898 supertypology 243 Supinum 127⫺129, 142⫺144, 543⫺545, 547, 554, 579, 587, 596, 617, 680⫺681, 697, 716, 770, 795 Suppletion/suppletion 4, 222, 260⫺261, 803 suppletive Bildung 34, 47⫺50, 52, 56, 61, 77⫺78, 80, 105, 110⫺112, 115, 133, 136, 138, 146, 149⫺150, 157, 160, 164, 166, 168⫺169, 172, 205⫺ 206, 208, 257, 260⫺262, 279⫺280, 284, 287, 293, 295, 298, 327⫺330, 332, 338, 349, 364, 366⫺367, 374, 376, 378, 382, 394, 425⫺427, 434, 437, 440, 461, 487⫺488, 490, 492, 498⫺499, 501, 505⫺506, 513, 516, 521⫺523, 532, 535, 538, 543, 545⫺546, 553⫺ 554, 558⫺559, 564⫺565, 567, 583, 586, 594, 616, 618⫺619, 633, 637, 644, 664⫺665, 671, 674, 676⫺ 677, 680, 684, 689, 698, 700, 715⫺716, 718, 722, 724⫺ 725, 733, 736⫺738, 740⫺ 743, 745, 755, 760⫺763, 766, 768, 770⫺771, 774, 777, 781⫺785, 791, 796, 802⫺ 803, 812, 817, 843, 859, 936, 938 suppletive Pluralform 45, 111⫺ 112, 133, 164, 166, 205⫺206, 208, 260⫺261, 288, 347, 497,
1015 512, 524, 535, 545, 586, 612, 664⫺665, 693, 718, 722, 761, 769, 781, 784, 843, 859, 910, 927 suppletives Verb 4, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺42, 45, 47⫺63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺ 86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺ 116, 118⫺119, 123⫺124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺ 148, 151, 157⫺158, 160, 163⫺172, 174⫺180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺ 281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺ 316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺ 347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺ 371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺ 421, 425, 427⫺428, 430⫺ 434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺ 461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺ 493, 495, 497⫺498, 500⫺ 502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺ 535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺567, 569⫺ 570, 574⫺580, 583, 585⫺ 598, 602, 604⫺608, 610⫺ 611, 613, 615⫺621, 625⫺ 631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺ 667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺ 897, 903, 905, 908⫺911,
1016 913⫺915, 920, 922⫺923, 927⫺935, 937 support verb construction 4⫺5, 11⫺13, 15, 17⫺23, 26, 28⫺ 42, 45, 47⫺63, 72⫺73, 75⫺ 78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺ 124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺ 180, 183, 185⫺190, 196⫺ 198, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺ 281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺ 316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺ 347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺ 371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺386, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407, 409⫺411, 416⫺418, 420⫺ 421, 425, 427⫺434, 437⫺ 440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺ 465, 467⫺474, 477⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺ 498, 500⫺502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺ 532, 534⫺535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺ 567, 569⫺570, 574⫺580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺ 608, 610⫺611, 613, 615⫺ 621, 625⫺631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺ 726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺796, 798, 800, 802⫺ 804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺ 840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺ 865, 875, 878, 880, 883⫺891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺ 911, 913⫺915, 920, 922⫺ 923, 927⫺935, 937 suprasegmental variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20,
support verb construction ⫺ SVO-Sprache 23⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺93, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 236⫺237, 239⫺240, 242, 245, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺276, 281⫺282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺ 349, 351, 355⫺356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺382, 389, 394⫺395, 402⫺406, 413, 416, 420, 427, 433, 440⫺441, 443⫺445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺ 506, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645⫺ 646, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺687, 689⫺690, 698⫺ 699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺800, 802, 807, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 Surselvisch 552 Svarabhakti 153 SVO-language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺ 20, 23⫺29, 35, 49, 51, 57, 59, 62⫺64, 66⫺67, 73, 88⫺ 89, 93, 95⫺96, 100, 115, 119⫺120, 146⫺148, 173, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228, 230, 237⫺239, 241⫺249, 275⫺276, 306⫺ 307, 322⫺323, 325, 327, 331, 337⫺338, 354, 356⫺358, 365, 377, 383, 391, 393, 396⫺398, 415, 423, 444⫺ 445, 449, 456, 458⫺459, 463⫺465, 473⫺479, 549, 559, 568⫺570, 622, 629, 635,
644, 655, 665, 679⫺680, 682⫺683, 698, 703, 709, 723, 727⫺730, 746⫺747, 792, 822⫺828, 831, 833⫺834, 836⫺838, 840, 842⫺843, 847⫺850, 852⫺853, 857⫺ 858, 860, 865⫺878, 882, 885⫺889, 891⫺904, 911, 917, 931, 942, 944 SVO-order 4⫺5, 14, 16⫺17, 19, 35, 49, 51, 57, 59, 63, 66⫺ 67, 73, 88⫺89, 93, 95⫺96, 146, 148, 173, 183⫺184, 187⫺189, 197, 205⫺207, 213, 217⫺220, 225, 227, 230, 239⫺243, 245⫺248, 306⫺ 307, 321⫺323, 337⫺338, 354, 358, 377, 391, 393, 396, 449, 456, 463⫺465, 473⫺ 478, 549, 559, 569, 629, 644, 665, 679⫺680, 682⫺683, 698, 709, 723, 728, 792, 827, 834, 840, 845, 847⫺848, 852, 854, 860, 862, 864⫺865, 888, 891, 896, 899, 911, 931, 943 SVO-Sprache 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18⫺20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 49⫺54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺89, 91⫺ 96, 98⫺100, 102⫺103, 106⫺ 107, 110, 114⫺115, 117⫺ 123, 126⫺127, 130, 134, 136⫺137, 140, 142, 145⫺ 151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 187, 192, 213, 251⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺293, 297⫺298, 300⫺301, 303, 305⫺315, 319, 321⫺323, 325⫺346, 348⫺350, 352⫺360, 363, 365⫺368, 371⫺375, 377⫺ 378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺394, 396⫺398, 400⫺ 401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺428, 430⫺434, 436⫺ 461, 463⫺465, 471⫺481, 483⫺490, 492⫺495, 500⫺ 503, 505⫺516, 518, 521⫺ 533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺544, 546⫺571, 573⫺ 580, 582⫺586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺630, 632⫺647, 649⫺ 652, 654⫺662, 665⫺666, 671⫺672, 679⫺680, 682⫺ 693, 696, 698, 700, 702⫺704,
SVO-Stellung ⫺ syntaktische Typologie 706⫺713, 715⫺725, 727⫺ 739, 741, 743⫺747, 749⫺ 750, 752⫺756, 758, 760⫺ 762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 837⫺838, 840, 842, 844, 846⫺848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 891, 903, 905⫺924, 926, 930⫺932, 935⫺937, 939⫺940, 942 SVO-Stellung 19, 35, 37, 39, 49⫺52, 57, 59⫺60, 62, 66⫺ 67, 72⫺74, 76, 80, 85, 88⫺ 89, 93, 95⫺96, 137, 146, 156, 163, 166, 173⫺175, 187, 213, 254, 256, 272, 280, 289⫺290, 292, 330, 337⫺ 338, 353⫺354, 367⫺368, 371, 376⫺377, 385, 390⫺ 394, 396, 411, 415, 422, 433, 438, 444, 449, 456, 463⫺465, 473⫺474, 476, 481, 483, 485, 487, 489, 492⫺493, 497, 500, 503⫺504, 508, 511, 513, 523, 525⫺526, 535, 541, 549⫺ 550, 552, 559, 574⫺575, 604⫺606, 608, 610, 624, 629⫺630, 633, 644, 654, 665, 668, 679⫺683, 690, 698, 700, 709, 723, 732, 735, 743⫺744, 751, 759, 761, 770, 780, 792⫺794, 796, 801, 811⫺ 812, 815, 847, 891, 911, 914, 919, 931, 940 Swedish 14, 183⫺198, 201, 204, 210, 236⫺237, 242, 867, 870⫺871, 874, 878, 887, 891, 898 syllabification 201, 234 syllable accentuation 4, 6, 9, 11, 185, 187, 190, 201⫺202, 219, 234⫺236, 243⫺245, 247⫺ 248, 825⫺826, 828, 831, 835, 838⫺839, 853⫺856, 864, 871, 875, 877⫺878, 880, 892, 895 syllable structure 2⫺6, 9, 11, 23⫺24, 26, 29, 96, 126, 147, 180, 185, 187⫺188, 190, 197, 201⫺202, 205, 210⫺211, 213, 218⫺219, 224, 227, 230, 232, 234⫺236, 239, 243⫺ 249, 276, 380, 436, 463, 473, 476, 703, 825⫺828, 831, 834⫺835, 838⫺839, 843, 847, 849, 852⫺856, 858, 862⫺865, 871, 874⫺875,
877⫺878, 880, 884, 888, 892, 895, 902, 943 synchronische Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺93, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 120⫺121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺ 157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺ 190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺276, 281⫺ 282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺ 377, 380⫺382, 389, 394⫺ 395, 402⫺406, 413, 416, 420, 427, 433, 440⫺441, 443⫺ 445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺506, 515⫺ 528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺687, 689⫺ 690, 698⫺699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺ 857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 906⫺907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 Synkopierung 39⫺40, 157, 332, 334, 339 Synkretismus 152, 160, 163, 262, 330, 335, 344, 346⫺350, 540⫺541, 545, 548, 567, 617, 650, 676, 692, 720 syntactic characteristic 888⫺ 892 syntactic classification 5, 10, 17, 19, 21, 23⫺24, 26⫺27, 29, 64, 96, 148, 187, 193, 197, 207⫺219, 224, 229, 239⫺240, 243, 245, 248, 728, 746, 823, 827, 834⫺835, 837,
1017 848⫺849, 855⫺856, 858, 860, 862, 864, 867, 875, 878, 888, 890⫺891, 896, 917, 942 syntactic variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺21, 23⫺29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺ 93, 96, 101⫺104, 106, 108⫺ 109, 112⫺113, 115, 120⫺ 121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺197, 199, 207⫺208, 217, 224, 229, 234, 237, 239⫺240, 242⫺243, 245, 248, 251⫺252, 254, 259, 262, 270⫺273, 275⫺276, 281⫺ 282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺ 377, 380⫺382, 389, 394⫺ 395, 402⫺406, 413, 416, 420, 427, 433, 440⫺441, 443⫺ 445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺494, 500, 503, 505⫺506, 515⫺ 528, 548, 550, 559⫺560, 562, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺687, 689⫺ 690, 698⫺699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 746, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 823⫺835, 848⫺849, 853, 855⫺858, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 878, 880, 882, 887⫺888, 890⫺897, 899, 907, 911⫺913, 915⫺ 917, 920, 922⫺926, 929⫺ 930, 934 syntacticization 229 syntaktische Domänenüberschreitung 137⫺139 syntaktische Typologie 31, 33⫺ 36, 49, 51⫺53, 61⫺62, 66, 68, 72, 87, 93⫺94, 96⫺97, 103, 115, 118, 122, 129, 133, 136⫺140, 145⫺146, 255, 257, 259⫺261, 265⫺267, 272⫺273, 275⫺276, 279, 301⫺302, 305, 315⫺316,
1018 320⫺322, 327, 337⫺338, 354, 356⫺357, 368, 376, 378, 381⫺382, 385, 389⫺395, 397⫺398, 407, 426, 449⫺ 450, 454, 456, 458⫺459, 463, 470, 474, 476⫺478, 484, 487, 489⫺492, 506, 514⫺516, 524⫺526, 544, 567, 569⫺ 571, 576, 579, 586, 591, 595, 608, 612⫺613, 620, 632⫺ 633, 635, 654⫺655, 663⫺ 666, 679, 681⫺683, 686⫺ 688, 690, 698⫺701, 706⫺ 707, 717, 721, 723, 728, 733, 736, 739, 743⫺745, 762⫺ 764, 767⫺768, 771⫺772, 780, 789, 796, 820, 909⫺911, 915, 918, 923, 931⫺932, 934, 939⫺940, 942, 944 syntaktische Variation 1, 3, 5, 8⫺9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺29, 31, 34⫺46, 48⫺54, 56⫺62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 87, 91⫺94, 97, 101⫺104, 106, 108⫺109, 112⫺113, 115, 118, 120⫺123, 126⫺ 129, 131, 133⫺134, 136⫺ 140, 145⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺ 174, 179, 181, 184⫺185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺ 197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺252, 254⫺255, 257, 259⫺262, 265⫺267, 270⫺273, 275⫺ 276, 279, 281⫺282, 285⫺ 287, 299, 301⫺302, 305⫺ 306, 308, 315⫺316, 319⫺ 322, 325⫺328, 330⫺333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺ 349, 351, 354⫺356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺378, 380⫺382, 385, 389, 391⫺395, 398, 402⫺ 407, 413, 416, 420, 426⫺427, 433, 440⫺441, 443⫺445, 447, 449⫺450, 454, 456, 463, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 489⫺494, 500, 503, 505⫺506, 514⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562, 567, 576, 579⫺580, 582, 586, 591, 595, 606, 608, 612, 620, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 663⫺666, 668⫺ 672, 674⫺683, 685⫺690, 698⫺701, 709, 713, 719⫺ 721, 723, 725, 733, 735⫺736,
syntaktische Variation ⫺ synthetische Form 738⫺739, 743⫺745, 755, 762⫺764, 767⫺768, 780, 789, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 909⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺932, 934⫺ 942, 944 Syntax/syntax 1, 5, 17, 19, 27, 29, 31, 34⫺36, 49, 56⫺57, 59, 61⫺63, 65⫺66, 68, 73, 76⫺77, 82⫺83, 87⫺88, 94, 96⫺99, 102, 115, 117⫺119, 123, 127, 148, 151, 173, 177, 179⫺181, 184, 187⫺189, 192, 197⫺198, 208, 229, 239, 243⫺247, 253, 263, 276, 280, 301, 305⫺307, 314, 316, 321, 323, 328, 330, 337⫺338, 340, 354, 357, 367⫺368, 375, 377⫺378, 383, 391, 397⫺ 398, 426, 429, 441, 457, 462⫺463, 474⫺477, 479, 490, 502, 507⫺508, 513, 524⫺525, 528, 546, 562, 570⫺571, 577, 579, 596, 620⫺621, 624, 629, 632, 635, 644, 654⫺656, 658, 660, 665, 679, 682⫺683, 686, 700, 702, 706, 709, 722, 726⫺727, 743⫺744, 747, 750, 792, 794, 796, 800, 809, 822, 824, 827, 834, 847, 849, 852, 897, 902, 911, 915, 917, 929⫺930, 939, 941⫺942, 944 Synthese 41⫺42, 46, 48, 55⫺56, 58⫺60, 98, 106, 486, 510, 519, 563, 644, 665, 673⫺674, 676, 678, 736, 821 Syntheseabbau 41⫺42, 55 Syntheseausbau 55 Syntheseerhaltung 55 synthesis 202, 237, 241, 828 synthetic incorporation 3, 13, 186, 192, 202⫺203, 205⫺ 207, 209, 213⫺214, 220⫺ 223, 233, 235, 237⫺238, 241⫺243, 247⫺248, 827, 840, 842⫺845, 847, 861⫺ 862, 875⫺876, 888, 892 synthetic language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 23⫺29, 62⫺64, 96, 100, 115, 119⫺120, 147⫺ 148, 180⫺181, 183⫺203, 205⫺207, 210, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225, 228,
230, 235, 237⫺239, 241⫺ 249, 275⫺276, 306⫺307, 322⫺323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺ 398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 473⫺479, 568⫺570, 622, 635, 655, 703, 727⫺730, 746⫺747, 822⫺ 828, 831, 833⫺834, 836⫺ 838, 840, 842⫺845, 847⫺ 850, 852⫺853, 857⫺858, 860⫺862, 865⫺878, 882, 885⫺889, 891⫺904, 917, 942, 944 synthetic type 3, 5, 9⫺11, 13, 21, 33, 35, 63, 96, 126, 139, 147, 173, 185⫺190, 192, 194⫺195, 199, 201⫺203, 205⫺209, 213, 215, 217⫺ 220, 222⫺225, 227, 229⫺ 230, 232, 235⫺243, 245, 258, 260, 263, 267, 274, 279, 292, 378, 391, 420, 423, 446, 458, 460, 463⫺464, 472⫺473, 513, 570, 579⫺580, 593, 644, 654, 666, 674, 706, 714, 729, 752, 763, 769, 771, 793, 808, 824⫺825, 827⫺828, 835, 840, 842⫺845, 847⫺848, 851, 855⫺856, 861⫺864, 866, 874⫺876, 878, 880, 885, 888, 891⫺892, 897, 899, 916 synthetic word formation 3, 13, 186, 192, 202⫺203, 205⫺ 208, 235, 237⫺238, 241, 243, 827, 840, 842⫺845, 847, 861⫺862, 875⫺876, 888, 892 synthetic word formation 207⫺ 208 syntheticism 875 synthetische Form 1, 3⫺4, 8, 10⫺15, 17, 19, 21⫺29, 31⫺ 34, 40⫺49, 51, 53⫺56, 58⫺ 61, 63⫺64, 67⫺68, 72⫺74, 76⫺81, 84, 89⫺90, 92⫺95, 98⫺99, 102, 104, 106⫺107, 109⫺115, 117⫺118, 121, 126⫺127, 129⫺131, 134⫺ 136, 142⫺144, 146⫺147, 149, 153, 156, 158, 160⫺164, 166, 168⫺173, 176⫺179, 184, 186⫺188, 190, 192⫺ 194, 196⫺199, 201⫺208, 213⫺215, 219, 221⫺225, 228⫺229, 233⫺234, 236⫺ 237, 239⫺244, 247⫺248, 251⫺253, 256⫺262, 264⫺ 269, 271⫺275, 278⫺280,
synthetischer Postdetermination ⫺ system of consonants 285, 287⫺288, 290, 292⫺ 304, 306, 308, 314, 316, 319⫺322, 326⫺328, 330, 332, 334⫺336, 338⫺340, 344, 346⫺356, 360⫺361, 363, 365, 367⫺376, 378⫺ 380, 383, 390⫺396, 399⫺ 400, 402⫺403, 406, 409⫺ 412, 414⫺416, 419, 427, 429, 433⫺436, 438, 440, 442⫺ 445, 453, 456, 459⫺461, 468, 471, 473, 475⫺477, 479⫺ 480, 484⫺492, 494⫺500, 503, 506⫺508, 510⫺515, 520⫺526, 528, 533⫺535, 537⫺545, 548⫺549, 553⫺ 558, 560⫺568, 571, 574⫺ 578, 580⫺581, 583⫺584, 586, 588⫺598, 603⫺604, 606⫺621, 624, 626⫺630, 632, 634⫺635, 640, 643⫺ 644, 650⫺653, 662⫺666, 668, 671⫺678, 680⫺684, 689⫺690, 692⫺698, 702, 705⫺706, 708⫺711, 714⫺ 725, 729, 731⫺733, 735⫺ 747, 750⫺751, 753, 759⫺ 782, 785⫺786, 788⫺796, 800, 802⫺811, 816⫺825, 827⫺829, 831⫺835, 839⫺ 847, 850⫺863, 866⫺867, 869, 871⫺874, 877, 880, 883, 885⫺890, 892⫺900, 908⫺ 910, 913⫺916, 920⫺921, 925, 927⫺933, 935⫺939, 943 synthetischer Postdetermination 40, 43, 46⫺47, 49, 55⫺56, 58⫺59, 61, 273⫺274, 280, 288, 295⫺297, 301⫺302, 306, 346, 353, 456, 461, 511, 528, 554, 663, 673, 675⫺677, 690, 738, 745⫺746, 775, 782, 910 synthetischer Sprachbau 32, 40, 43, 46⫺47, 49, 55⫺56, 58⫺ 61, 63, 273⫺274, 280, 288, 295⫺297, 301⫺302, 306, 330, 346, 353, 456, 511, 528, 554, 577⫺578, 606, 663⫺ 664, 673, 675⫺677, 690, 692, 738, 745⫺746, 771, 775, 782, 910 synthetischer Typ 1, 5, 9⫺12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺37, 40, 43⫺44, 46⫺47, 49⫺67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺ 94, 96, 98⫺99, 103⫺104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123,
125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺ 237, 239⫺245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺ 264, 266⫺270, 272⫺274, 276⫺277, 279⫺281, 288, 292, 294⫺297, 301⫺302, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺353, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺ 379, 381⫺383, 388⫺392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺ 410, 412⫺413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺461, 463⫺465, 467⫺ 468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺487, 494⫺495, 497⫺ 498, 503, 507⫺508, 510⫺ 519, 524⫺525, 528, 538, 544⫺545, 550, 554⫺555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺599, 604⫺608, 611, 613, 617, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺ 648, 654⫺655, 661, 663, 665⫺666, 673⫺678, 682⫺ 684, 690, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺ 730, 736, 738⫺741, 744⫺ 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺764, 767⫺776, 778, 781⫺782, 785⫺786, 792⫺ 793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺ 857, 859, 862⫺866, 874⫺ 876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺ 908, 910⫺911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺ 929⫺932, 935⫺937, 939 Synthetizität 126⫺127, 130, 142⫺143, 458 system 1, 3⫺4, 6⫺12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺24, 26⫺27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107, 109, 111⫺112, 124⫺126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺212,
1019 219, 221, 235, 237, 243, 246, 251⫺252, 254⫺255, 257⫺ 259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺ 670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824, 826⫺828, 830, 832⫺833, 838, 840⫺841, 850⫺854, 856⫺857, 859⫺860, 864, 871, 876⫺878, 880, 882⫺ 887, 894⫺895, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 system of consonants 1, 3⫺4, 6⫺12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺ 24, 26⫺27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107⫺109, 111⫺ 112, 124⫺126, 129, 131⫺ 132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺212, 219, 221, 235⫺237, 243, 246, 251⫺ 252, 254⫺255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 334⫺335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576,
system of diatheses ⫺ Tempusprofilierung
1020 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺ 670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824⫺834, 838⫺841, 850⫺ 854, 856⫺857, 859⫺860, 864, 871, 876⫺878, 880, 882⫺887, 894⫺895, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 system of diatheses 1, 3⫺4, 6⫺ 12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺24, 26⫺27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺ 104, 107, 109, 111⫺112, 124⫺126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺212, 219⫺223, 226, 233, 235, 237, 243, 246, 251⫺252, 254⫺255, 257⫺ 259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺ 670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824, 826⫺828, 830, 832⫺833,
838, 840⫺841, 850⫺854, 856⫺857, 859⫺860, 864, 871, 876⫺878, 880, 882⫺ 887, 894⫺895, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 system of vowels 1, 3⫺4, 6⫺12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺24, 26⫺ 27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107, 109, 111⫺112, 124⫺ 126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺ 212, 219, 221, 234⫺237, 243, 245⫺246, 251⫺252, 254⫺ 255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 334⫺335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺ 460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺ 648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824⫺833, 835, 838, 840⫺ 841, 850⫺854, 856⫺857, 859⫺860, 864, 871, 876⫺ 878, 880, 882⫺887, 892, 894⫺895, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944
T tag question 15, 17, 22, 24, 26, 37, 44, 70, 77, 80, 91, 127, 137, 150, 153, 157, 172⫺173, 175, 183⫺184, 188⫺189,
198, 202, 210, 219, 225, 229, 240, 264⫺265, 287, 289, 293, 309, 345, 352, 358, 360⫺361, 372, 382, 414, 419, 428, 440, 492, 508, 529, 552, 566, 570, 577, 580, 599, 605, 621, 686, 700, 736⫺737, 760, 783, 788, 791, 823, 826, 831, 839, 848, 851, 858, 860, 862, 891, 896 taxis 223⫺229, 239, 242 telic adverbial 5, 20⫺22, 90, 93, 95, 116, 119, 137, 141, 145, 187⫺189, 198, 206, 208⫺ 209, 211⫺215, 217⫺223, 225⫺227, 230, 237, 239, 241, 247⫺248, 261, 264, 266, 268, 291⫺292, 301, 304, 349, 354, 367, 489, 491⫺492, 499, 545⫺546, 549⫺550, 564, 578, 583, 595, 608, 663, 666, 680, 698, 708⫺709, 724, 793, 807, 809, 811, 842, 851⫺852, 860, 889, 892, 910, 914, 927, 929, 931, 933, 943 telic incorporation 202, 205, 207⫺209, 213⫺214, 220⫺ 223, 233, 241⫺242, 247⫺ 248, 367 temporaler Ausgleich 44, 60, 92, 167, 176⫺178, 268, 294⫺295, 316, 336, 350, 352, 370, 401, 492, 508, 608, 624, 630, 638, 650⫺651, 653, 688, 696, 719⫺720, 722, 741, 818, 907, 913 Tempus 3,12, 19⫺20, 22, 33, 40, 42, 44, 55, 77, 83, 89, 102, 110, 127, 142, 158, 169⫺170, 176, 178, 181, 197, 201, 204⫺205, 225, 232, 245⫺246, 256, 258⫺261, 272, 280, 294, 296, 301, 306, 314, 316, 321, 323, 327, 336, 346, 350⫺351, 371, 374, 390, 395, 414, 426, 428, 435⫺436, 471, 490, 492, 507⫺508, 511, 519, 521⫺522, 541⫺542, 544⫺545, 553, 578⫺579, 587, 589⫺591, 594, 606⫺ 607, 615⫺616, 618, 626⫺ 627, 644, 662, 672⫺673, 692, 696⫺697, 708, 714⫺716, 741⫺742, 746, 761⫺762, 767⫺769, 771, 773, 778, 802⫺803, 806, 810, 909⫺ 911, 914, 928⫺929 Tempusprofilierung 40
Tempussystem ⫺ Thema-Rhema-Opposition Tempussystem 33, 42, 158, 294, 336, 390, 511, 521⫺522, 644, 662, 672⫺673, 708, 742, 746, 778 tendency, diachronic ⫺ cf. diachronic tendency tense 4, 11⫺13, 17, 19⫺21, 27⫺ 29, 188, 196⫺197, 202⫺205, 207⫺208, 217, 219⫺220, 232, 237, 240, 276, 321, 323, 334, 479, 622, 826⫺827, 835, 840, 842⫺844, 846⫺847, 851⫺852, 856⫺858, 864, 884⫺886, 942, 944 tense-aspect system 1, 3⫺4, 6⫺ 17, 19⫺24, 26⫺29, 42, 52⫺ 53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107, 109⫺112, 119, 124⫺126, 129, 131⫺ 132, 134, 144, 147, 183⫺197, 199⫺209, 211⫺213, 217, 219⫺221, 232, 235, 237, 240, 243⫺244, 246⫺248, 251⫺ 252, 254⫺255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 321, 323, 329, 334⫺335, 342, 344⫺346, 351, 353, 357, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 447, 453, 456⫺460, 463, 466⫺467, 473, 477, 479, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528⫺529, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 622, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺ 721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺ 756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824, 826⫺830, 832⫺835, 837⫺ 838, 840⫺844, 846⫺847, 850⫺854, 856⫺862, 864, 866, 871, 876⫺878, 880, 882⫺887, 894⫺895, 897, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 942, 944
Terminativ 158, 176⫺177, 779, 910 tertiary accent 9, 27, 29, 185, 189, 192, 200⫺202, 219⫺ 220, 226, 235⫺236, 243⫺ 245, 247⫺248, 275, 282, 325, 423, 824, 826, 831, 835, 839, 854⫺856, 861, 864 text contour 2, 48, 52, 69, 79, 98⫺99, 137, 150, 173, 175, 179⫺181, 189, 194⫺195, 199, 202, 212, 230, 235⫺236, 240⫺244, 246, 252⫺254, 260⫺261, 277, 308⫺309, 325⫺327, 331⫺333, 347, 352, 354, 361, 373, 381, 391, 396⫺398, 400, 405⫺407, 409⫺412, 414, 423, 428⫺ 429, 431⫺432, 439⫺440, 442, 444, 446⫺447, 451⫺ 453, 455⫺456, 458⫺459, 464, 466, 473, 475, 477⫺478, 480⫺481, 483⫺486, 496⫺ 503, 509, 521, 529⫺530, 556, 562, 568, 577, 602⫺603, 624, 632, 636⫺638, 658, 675, 681, 685, 687⫺688, 690, 694, 696⫺702, 704⫺727, 731, 735, 752, 754, 777, 783, 787, 798⫺800, 807, 823⫺826, 829⫺832, 835, 839, 849⫺ 850, 857, 860, 863⫺865, 870⫺872, 882⫺884, 886⫺ 887, 891, 894⫺895, 897, 899, 903, 909, 911, 915, 921, 924, 934⫺935, 937, 939 text intonation 2, 9, 26⫺27, 31, 48, 52, 69, 79, 98⫺99, 116, 137, 150, 173, 175, 179⫺181, 194⫺195, 199, 202, 212, 230, 236, 240⫺246, 252⫺255, 260⫺261, 275, 277, 279, 308⫺309, 325⫺327, 331⫺ 333, 347, 352, 354, 361, 373, 381, 391, 396⫺398, 400, 405⫺407, 409⫺412, 414, 423, 428⫺429, 431⫺432, 439⫺440, 442, 444, 446⫺ 447, 451⫺453, 455⫺456, 458⫺460, 464, 466, 473, 475, 477⫺478, 480⫺481, 483⫺ 486, 496⫺503, 509⫺510, 521, 529⫺530, 537, 556, 562, 568⫺569, 577, 582, 596, 602⫺603, 607, 624, 632, 636⫺638, 645⫺646, 658, 675, 681, 685, 687⫺688, 690, 694, 696⫺702, 704⫺727,
1021 731, 735, 752, 754, 777, 783, 787, 793, 798⫺800, 807, 823⫺826, 828⫺832, 835, 849⫺850, 857, 860, 863, 865, 870⫺872, 877⫺878, 882⫺ 884, 886⫺887, 891, 894⫺ 895, 897, 899, 903, 908⫺909, 911, 915, 921, 924, 934⫺935, 937, 939 textualizing 242 Thema-Rhema-Gliederung 30, 36, 46, 65, 68, 77, 79, 82⫺ 88, 91⫺93, 119, 137, 139, 149, 173, 187, 221, 224, 230, 244, 258, 274, 315⫺316, 321⫺322, 336, 359, 377, 380, 386, 388, 392⫺394, 405, 419, 433, 443⫺444, 466, 481, 492, 500, 502, 509⫺510, 512, 514⫺516, 527⫺528, 537, 541⫺542, 544⫺545, 550, 554, 559, 569, 575, 599, 605, 621, 625, 629, 644, 658⫺659, 665⫺666, 679⫺683, 697⫺ 698, 723, 734⫺735, 743⫺ 745, 772, 788, 792, 799, 802⫺803, 805, 816⫺818, 822, 848, 860⫺861, 928, 931⫺932, 942 Thema-Rhema-Opposition 14, 16, 36⫺37, 46, 69, 74, 77, 79, 82⫺88, 91⫺93, 107, 123, 125⫺126, 130⫺131, 134, 137, 139, 173, 187, 204, 206, 221, 224, 230, 239⫺240, 254⫺255, 258⫺259, 261, 270, 274, 279, 282⫺284, 297, 310, 315⫺316, 318, 321⫺ 322, 328, 336, 341, 346, 351⫺352, 359, 365, 371, 387⫺388, 390, 392⫺394, 425, 433, 436, 443, 466⫺467, 492, 500, 502, 507, 509⫺510, 512, 514⫺517, 519, 528, 533, 535, 537, 539⫺542, 544⫺ 546, 550⫺551, 553⫺554, 559, 565, 567⫺569, 575, 578, 580⫺582, 584, 586, 588, 590⫺591, 599, 607⫺610, 619⫺621, 625, 629, 641⫺ 642, 644, 647⫺648, 651⫺ 652, 660⫺669, 674, 679⫺ 683, 691, 693⫺694, 697⫺ 698, 701, 707, 711⫺712, 717⫺718, 729, 752, 754⫺ 755, 759, 766⫺767, 773⫺ 775, 778⫺779, 791⫺792, 802⫺803, 805, 816⫺818,
1022 839, 843, 848⫺849, 851, 853⫺854, 858, 860⫺861, 871, 884, 901, 910, 924, 928, 931⫺932, 942 themastruktureller Typ 1, 5, 9⫺ 12, 19, 21, 24⫺29, 31⫺37, 40, 44, 46, 49⫺54, 57⫺67, 70, 72, 75, 82⫺83, 85, 90, 93⫺94, 96, 98⫺99, 103⫺ 104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125⫺126, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 160, 163⫺164, 170, 173, 175⫺ 176, 179, 183, 185⫺192, 194⫺201, 203, 207⫺209, 213, 215⫺225, 227, 229⫺ 230, 232, 235⫺237, 239⫺ 245, 247⫺249, 251⫺253, 255⫺256, 258⫺264, 266⫺ 270, 272⫺274, 276⫺277, 279, 281, 292, 306, 311, 314, 321, 323, 333⫺337, 339, 343, 346, 350⫺352, 357⫺361, 365, 367⫺368, 371, 374, 376⫺379, 381⫺383, 388⫺ 392, 394⫺398, 401, 405, 409⫺410, 412⫺413, 415, 420, 423, 431, 433, 446, 449, 454⫺456, 458⫺461, 463⫺ 465, 467⫺468, 471⫺479, 483⫺484, 486⫺487, 494⫺ 495, 497⫺498, 503, 507⫺ 508, 510, 512⫺519, 524⫺ 525, 538, 544⫺545, 550, 555, 560, 562, 567⫺571, 575, 578⫺580, 583⫺585, 588, 593, 597⫺599, 604⫺608, 611, 613, 619⫺620, 625, 635⫺636, 644⫺645, 647⫺ 648, 654⫺655, 661, 663, 665⫺666, 674, 678⫺679, 682⫺684, 694, 700, 704, 706⫺708, 710, 712⫺715, 717⫺718, 722⫺724, 727⫺ 730, 736, 738⫺741, 744⫺ 745, 747, 752⫺753, 756, 759, 762⫺764, 767⫺776, 778, 781⫺782, 785⫺786, 792⫺ 793, 796, 808, 812, 821, 824⫺828, 832⫺835, 838, 840, 848, 851⫺852, 854⫺ 857, 859, 862⫺866, 874⫺ 876, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 903⫺904, 906⫺ 908, 910⫺911, 914⫺918, 920⫺921, 923, 926, 928⫺ 929, 931⫺932, 935⫺937, 939
themastruktureller Typ ⫺ topological case Thematisierung 137, 315⫺316, 321, 665 Thematisierungsposition 137 Themavokal 510, 541⫺542, 544⫺545, 554, 575, 697, 803, 805, 816 thetic clause 5, 17⫺18, 24⫺25, 27, 96, 181, 189, 202⫺203, 205⫺207, 209, 211⫺213, 216⫺217, 219⫺221, 223⫺ 233, 237⫺239, 242, 248, 321, 358, 840, 847, 849⫺852, 858, 860, 863⫺864, 888, 942 thetic perspective 1, 5, 11, 14, 19, 23, 25⫺26, 29, 147, 192⫺194, 197, 203⫺204, 213, 221, 223, 228⫺229, 231, 244⫺246, 248, 358, 570, 866, 899, 943 thetic sentence 5, 17, 19⫺24, 26⫺28, 187⫺189, 196⫺198, 202⫺203, 207, 212⫺213, 217⫺219, 221, 223⫺231, 236, 239⫺240, 242⫺243, 245⫺248, 323, 476, 746, 842⫺843, 847⫺849, 851, 856, 858, 860⫺864, 877⫺ 879, 885, 888, 891, 896 third infinitive 1, 3⫺4, 11⫺12, 14, 17⫺18, 20, 23, 26, 119, 169, 186, 188, 195, 197, 203⫺205, 207, 212, 219, 224⫺226, 236, 489, 512, 579, 587, 598, 681, 697, 700, 746, 832, 851, 853, 866, 869, 874, 877⫺878, 886⫺890, 895 Thrako-Dakisch 531, 750 Tobler-Mussafiasche Gesetz 51, 95, 141, 151, 157, 278, 312, 343, 376⫺377, 387, 398, 414, 437, 450, 459, 473, 482, 489, 549⫺550, 556, 574, 578, 581⫺582, 629, 642, 648⫺ 649, 706, 727, 756, 777⫺778, 780, 800, 910, 913 Tonem 123⫺124, 147⫺148, 580, 582, 688, 690⫺691, 701 toneme 148, 580, 582, 691 Tonhöhe 32, 279, 283, 285, 537, 662, 691, 708, 710 topic 5, 17, 26⫺27, 64, 197, 213, 217, 223, 226⫺227, 229, 235, 240, 242, 244, 246⫺248, 465, 474⫺477, 698, 744, 827, 847⫺848, 864, 873 topicalizacio´n 465 topicalization 229, 474
topic-comment order 4⫺5, 14, 16⫺17, 19, 26⫺27, 63⫺64, 148, 183⫺184, 187⫺189, 197, 205⫺207, 213, 217⫺ 220, 223, 225⫺227, 229⫺ 230, 235, 239⫺248, 306⫺ 307, 321⫺323, 358, 427, 441, 463⫺465, 473⫺478, 569, 698, 728, 744, 825, 827, 834, 839⫺840, 844⫺845, 847⫺ 848, 852, 854, 859⫺860, 862, 864⫺865, 873, 888, 891, 896, 899, 943 topic-comment structure 2⫺5, 9, 17, 23⫺24, 26⫺27, 29, 64, 96, 126, 147, 180, 185, 188, 190, 197, 201, 205, 210⫺211, 213, 217⫺219, 223⫺227, 229⫺230, 232, 234⫺236, 239⫺240, 242⫺249, 276, 380, 427, 436, 441, 463, 465, 473⫺477, 698, 703, 744, 825, 827, 834, 838⫺839, 843⫺ 844, 847⫺849, 852, 858⫺ 859, 862⫺865, 871, 873⫺ 874, 884, 888, 902, 943 topic-prominent language 1⫺5, 9⫺10, 12⫺20, 22⫺29, 62⫺ 64, 82, 96, 100, 115, 119⫺ 120, 147⫺148, 180⫺181, 183⫺202, 210, 213⫺214, 217, 219⫺220, 223, 225⫺ 230, 232, 235, 237⫺249, 275⫺276, 306⫺307, 322⫺ 323, 325, 327, 331, 338, 356⫺358, 365, 383, 397⫺ 398, 415, 423, 444⫺445, 458⫺459, 463, 465, 473⫺ 479, 568⫺570, 622, 635, 655, 698, 703, 727⫺730, 744, 746⫺747, 752, 754, 822⫺ 828, 831, 833⫺834, 836⫺ 838, 840, 842⫺843, 847⫺ 850, 852⫺853, 856⫺858, 860, 864⫺879, 882, 885⫺ 889, 891⫺904, 917, 942, 944 Topikalisierung 86, 137⫺138, 146, 175, 304, 644, 682, 931 Topikalisierungsposition 138 topological analysis 4, 11, 19, 22⫺23, 119, 147⫺148, 184, 187, 194, 196, 202⫺203, 206⫺207, 209, 213, 217, 230, 233, 239, 241, 243, 245⫺248, 306, 459, 477, 826, 839, 858, 866, 942 topological case 3⫺4, 9⫺11, 13⫺15, 17, 19, 21⫺24, 26,
Topologie ⫺ typologische Einordnung 28, 107, 120, 148, 180, 182⫺ 187, 189⫺190, 192⫺197, 203, 205⫺207, 209, 212⫺ 213, 217, 223, 228, 230⫺231, 238⫺239, 242⫺244, 246⫺ 247, 276, 288, 335, 355, 383, 398, 476, 545, 564, 746, 823⫺828, 831⫺832, 834⫺ 835, 837, 839⫺843, 845⫺ 846, 848⫺864, 866, 877, 882⫺884, 886 Topologie 263, 465 Torlakisch 704, 711, 713, 722 Toskanität 370 Toskisch 750⫺751, 753⫺754, 756, 758⫺759, 763, 767, 770, 775, 777, 791, 794 total affectedness 19, 84, 96, 101, 163, 186, 213⫺214, 222, 228, 388, 419, 422, 456⫺457, 460, 536, 549, 553, 633, 791, 838, 848, 855, 876, 880, 910 trade jargon 429, 437, 442, 633, 825, 874 Transgressiv 644 transitive construction 5, 11, 13⫺14, 17⫺23, 28⫺29, 86, 147⫺148, 189, 196⫺198, 203, 205⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 226⫺229, 233, 240, 242, 244, 246⫺247, 249, 305, 338, 402, 429, 459, 463⫺464, 474, 478, 515, 547, 588, 663, 680, 709, 724, 827, 832, 835, 843, 845, 847⫺848, 851, 858, 864, 875, 897, 931, 943 translocational achievement 208, 215, 221, 233 Tregerieg 310⫺311, 318 Trema 70, 282 Triphthong 311, 410, 460, 534, 536, 551, 660, 756, 877 Tsakonian 823 Tschechisch 106, 579, 636⫺656, 661, 677, 688, 727, 744, 906, 916 Tschechoslovakisch 638, 656 Türkisch 32, 530⫺532, 556, 709, 712, 725, 727, 731, 740⫺741, 745⫺747, 750, 770, 779, 905⫺907, 919⫺ 921, 923, 925⫺926, 928⫺ 929, 935⫺938, 942 Turkish 23, 825, 874, 878, 942 Turzismus 727 Typ ⫺ cf. emissiver Typ
type 5, 9⫺11, 21, 33, 35, 63, 96, 126, 139, 147, 173, 185⫺190, 192, 194⫺195, 199, 201, 207⫺209, 213, 215, 217⫺ 220, 222⫺225, 227, 229⫺ 230, 232, 235⫺236, 239⫺ 243, 245, 258, 260, 263, 267, 274, 279, 292, 378, 391, 420, 423, 446, 458, 460, 463⫺464, 472⫺473, 513, 570, 579⫺ 580, 593, 644, 654, 666, 674, 706, 714, 729, 752, 763, 769, 771, 793, 808, 824⫺825, 827⫺828, 835, 848, 851, 855⫺856, 863⫺864, 866, 874⫺875, 878, 880, 885, 891⫺892, 897, 899, 916 typische Konstellation 54, 259, 268, 406, 458⫺459, 483⫺ 484, 517, 525, 576, 684, 689⫺690, 708, 752, 907, 914, 931, 942 typological characteristic 1, 3, 5, 11⫺12, 19, 21, 24, 26, 110, 147, 183, 185, 201, 207, 212⫺213, 216, 221⫺222, 234, 236, 241⫺243, 335, 383, 398, 450, 459, 473, 475, 477, 599, 728, 747, 826, 829⫺830, 832⫺833, 835, 838, 851, 856, 866, 868, 874, 876, 878⫺879, 888, 890, 892, 896 typological characterology 1, 3, 11⫺12, 19, 21, 24, 147, 183, 185, 207, 213, 216, 221, 236, 242⫺243, 335, 383, 398, 450, 459, 473, 475, 477, 599, 728, 747, 826, 832⫺833, 838, 851, 856, 866, 874, 876, 892 typological discourse analysis 1, 3⫺5, 11⫺12, 17, 19, 21⫺24, 96, 119, 147⫺148, 183⫺185, 187, 194, 196, 202⫺203, 206⫺207, 212⫺213, 216, 218, 221, 229⫺230, 233, 236⫺237, 240⫺248, 306, 323, 335, 383, 398, 450, 459, 473⫺477, 599, 728, 747, 826⫺827, 832⫺833, 838⫺ 839, 848, 851, 856, 858, 866, 874, 876, 892, 942, 944 typological factor 206⫺207 typological stratigraphy 874⫺ 876 typological tendency 1, 3, 9, 11⫺13, 16, 19⫺21, 24, 26, 110, 147, 183⫺185, 187, 190⫺191, 194, 197⫺198,
1023 207, 213, 216, 221, 235⫺236, 239⫺243, 335, 383, 398, 450, 459, 473, 475, 477, 599, 683, 728, 747, 826⫺827, 829⫺ 830, 832⫺835, 838, 851, 856, 866, 874⫺876, 892, 895 Typologie 33⫺36, 53, 66, 96, 276, 357, 381⫺382, 389⫺ 390, 397⫺398, 458⫺459, 474, 476⫺477, 484, 487, 514, 544, 567, 569⫺571, 613, 635, 682⫺683, 706⫺707, 717, 728, 736, 744, 771⫺772, 918, 931 typologische Ausprägung 31⫺ 33, 37⫺38, 40, 42, 44⫺46, 48⫺54, 57⫺62, 64, 67, 82⫺ 83, 90, 93⫺95, 96, 103⫺104, 111, 118⫺119, 121⫺123, 125, 139⫺148, 158, 251⫺ 252, 258, 272, 277, 305⫺306, 311, 321, 323, 327, 333, 339, 346, 356⫺357, 359, 361, 364⫺365, 367, 371⫺372, 377⫺380, 382⫺383, 388, 390⫺391, 394⫺395, 397⫺ 398, 404, 439⫺440, 449, 451, 454⫺456, 458⫺459, 462, 465, 467⫺468, 471⫺473, 475, 478, 481, 484, 487, 493, 510, 514⫺515, 525, 528, 537, 550, 560, 567⫺568, 575, 585, 587, 605⫺608, 611, 625, 633⫺634, 636, 655, 663, 665, 676⫺678, 681⫺683, 700, 704, 706⫺707, 722, 724, 727⫺730, 733, 736, 738⫺ 739, 741, 744⫺745, 747, 752, 768⫺769, 772, 775⫺776, 786, 792, 796, 821, 903⫺904, 906, 911, 915⫺917, 923 typologische Einordnung 31⫺ 32, 36⫺37, 40, 44, 46, 49⫺ 54, 57⫺62, 64⫺65, 67, 82⫺ 83, 90, 94, 96, 98⫺99, 103⫺ 104, 106, 108, 112, 119, 121⫺123, 125, 128, 134, 139, 142, 146⫺148, 158, 251⫺ 252, 258⫺259, 270, 272, 277, 292, 311, 314, 321, 323, 333, 339, 346, 356⫺357, 359, 361, 365, 367⫺368, 371, 377⫺ 379, 382⫺383, 388, 390⫺ 391, 394, 397⫺398, 449, 454⫺456, 458⫺459, 461⫺ 462, 465, 467⫺468, 471⫺ 473, 475, 478, 484, 487, 490, 510, 514⫺515, 518, 525, 528,
1024 537, 550, 560, 562, 567⫺568, 571, 575, 585, 605⫺608, 611, 625, 636, 645, 665, 683, 700, 704, 706⫺708, 713, 715⫺ 716, 718⫺719, 722⫺724, 727⫺730, 736, 738⫺739, 741, 744⫺745, 747, 756, 762⫺763, 768⫺769, 771⫺ 772, 774⫺776, 782, 785⫺ 786, 792, 796, 903⫺904, 906, 911, 915 typologische Klassifikation 31⫺ 32, 37, 40, 44, 49⫺52, 54, 57, 59, 61⫺62, 64, 67, 82⫺ 83, 90, 94, 96, 103⫺104, 119, 121⫺123, 125, 139, 142, 146⫺148, 158⫺159, 170, 251⫺252, 258, 268, 272, 277, 311, 318, 321, 323, 333, 339, 346, 356⫺357, 359⫺361, 365, 367, 371, 377⫺380, 382⫺383, 388⫺391, 394, 397⫺398, 449, 454⫺456, 458⫺460, 462, 465, 467⫺ 468, 471⫺476, 478, 484, 486⫺487, 508, 510, 514⫺ 515, 525, 528, 532, 537, 550, 560, 570, 575, 585, 605⫺608, 611, 623, 625⫺626, 636, 683, 700, 704, 706⫺709, 722, 724, 727⫺730, 736, 738⫺739, 741, 744⫺745, 747, 768⫺ 769, 772, 775⫺776, 786, 792, 796, 903⫺904, 906, 911⫺ 912, 915⫺917, 923, 944 typologische Tendenz 31⫺33, 35⫺37, 40⫺41, 43⫺44, 46⫺ 55, 57, 59, 61⫺64, 67, 74, 80, 82⫺83, 90, 92⫺96, 103⫺ 104, 118⫺119, 121⫺125, 131, 134, 139⫺140, 142, 146⫺148, 150, 156, 158, 162, 168, 176, 178⫺179, 251⫺ 252, 254⫺255, 257⫺258, 261, 263⫺264, 266, 272, 274⫺275, 277⫺278, 282⫺ 284, 288, 296⫺297, 299, 305⫺306, 311, 321⫺323, 325, 327, 329, 333, 339, 346, 348, 350, 353⫺354, 356⫺ 359, 361, 365⫺367, 369⫺ 371, 373⫺375, 377⫺383, 388, 390⫺391, 394⫺395, 397⫺398, 420, 425⫺427, 437, 445, 449, 454⫺456, 458⫺459, 462⫺463, 465, 467⫺469, 471⫺473, 475, 477⫺478, 484, 487, 493⫺
typologische Klassifikation ⫺ typology 495, 497, 500, 507⫺510, 514⫺515, 517, 522⫺523, 525, 528, 537, 542⫺543, 547, 550, 556⫺557, 560, 562⫺ 563, 567⫺568, 575, 578, 585, 593, 605⫺608, 611, 625, 630⫺631, 633, 636, 641, 643⫺646, 651⫺655, 659, 662⫺663, 665, 667, 669, 671⫺673, 675⫺678, 681, 683, 694, 700, 704⫺716, 718⫺720, 722, 724⫺725, 727⫺730, 734, 736⫺741, 744⫺747, 759⫺760, 765, 768⫺769, 772⫺776, 786, 792, 796, 821, 903⫺904, 906, 911, 913, 915⫺917, 921, 926⫺927, 934⫺935, 939 typologische Zeitgliederung 31⫺32, 37, 40, 44, 49⫺52, 54, 57, 59, 61⫺62, 64, 67, 82⫺83, 90, 94, 96, 103⫺104, 119, 121⫺123, 125, 139, 142, 146⫺148, 158, 251⫺252, 258, 272, 277, 311, 321, 323, 333, 339, 346, 356⫺357, 359, 361, 365, 367, 371, 377⫺380, 382⫺383, 388, 390⫺391, 394, 397⫺398, 449, 454⫺ 456, 458⫺459, 462, 465, 467⫺468, 471⫺473, 475, 478, 484, 487, 510, 514⫺515, 525, 528, 537, 550, 560, 575, 585, 605⫺608, 611, 625, 636, 683, 700, 704, 706⫺707, 722, 724, 727⫺730, 736, 738⫺ 739, 741, 744⫺745, 747, 768⫺769, 772, 775⫺776, 786, 792, 796, 903⫺904, 906, 911, 915 typologischer Grundzug 31⫺ 37, 40, 44, 49⫺52, 54, 57, 59, 61⫺64, 67⫺68, 82⫺83, 90, 94, 96, 100⫺104, 119⫺ 123, 125, 139, 142, 146⫺148, 158, 251⫺253, 258, 272, 277, 279⫺281, 306⫺307, 311⫺ 316, 321, 323, 333, 339, 346, 356⫺357, 359, 361, 363⫺ 368, 371, 377⫺380, 382⫺ 383, 388⫺394, 396⫺398, 449, 454⫺456, 458⫺465, 467⫺468, 471⫺473, 475, 478, 484, 487, 507⫺515, 525, 528, 533, 537, 550, 560, 569, 575, 577, 585, 605⫺608, 611, 624⫺625, 636, 640, 660, 682⫺683, 700, 704, 706⫺
707, 722, 724, 727⫺730, 735⫺739, 741, 744⫺745, 747, 768⫺769, 772, 775⫺ 776, 786, 792, 796, 800⫺812, 822, 903⫺904, 906, 908⫺ 911, 915⫺917, 924 typologischer Mischtyp 31⫺33, 35⫺37, 50⫺51, 54, 56⫺57, 61⫺62, 67, 96, 104, 119, 125, 139, 142, 158, 173, 252, 272, 279, 321, 394, 397, 454, 458, 465, 468, 471, 475, 514⫺515, 528, 537, 577, 585, 605, 645, 682⫺683, 706, 739, 745, 812, 906, 916 typologischer Schwerpunkt 94⫺95 typologischer Vergleich 67 typologischer Wandel 31⫺32, 37, 40, 44, 49⫺52, 54, 57, 59, 61⫺62, 64, 67, 82⫺83, 90, 93⫺96, 103⫺104, 119, 121⫺123, 125, 139, 142, 146⫺149, 158, 179, 251⫺ 252, 258, 272, 277, 288, 305, 311, 321, 323, 332⫺333, 339, 346, 353, 356⫺357, 359, 361, 365, 367, 371, 377⫺380, 382⫺383, 388, 390⫺391, 394, 397⫺398, 412⫺413, 426, 430, 433, 440, 449, 451, 454⫺456, 458⫺459, 462, 465, 467⫺468, 471⫺473, 475, 478, 484, 487, 510, 514⫺515, 518, 525, 528, 537, 550, 560, 568, 575, 585, 605⫺608, 611, 623⫺625, 630, 635⫺636, 645, 672, 682⫺683, 700, 704, 706⫺ 707, 710, 712, 722, 724, 727⫺730, 736, 738⫺739, 741, 744⫺745, 747, 759, 768⫺769, 772, 775⫺776, 786, 792, 796, 801, 812, 815, 903⫺904, 906, 911, 913, 915⫺917, 923, 935 typologisches Charakteristikum 690⫺701, 792⫺796 ⫺ cf. typologischer Grundzug typologisches Merkmal 311⫺ 316 typology 1, 26⫺29, 33⫺36, 53, 62⫺67, 94, 96, 99, 103, 108, 147⫺148, 187, 198⫺200, 203, 207, 213, 237, 242, 244, 248⫺249, 259, 276, 311, 333, 339, 346, 357⫺358, 360, 379, 381⫺383, 389⫺390, 394,
Umgangssprache ⫺ V1-Stellung/V1-order 397⫺398, 458⫺459, 473⫺ 479, 484, 487, 503, 508, 510, 514, 518, 544, 560, 567⫺570, 599, 613, 635, 683, 700, 706⫺708, 713, 715, 717⫺ 718, 722, 727⫺730, 736, 741, 744, 747, 771⫺772, 825, 865⫺866, 874⫺876, 899, 903⫺904, 917⫺918, 931, 942
U Umgangssprache 30, 40, 43⫺ 44, 46⫺48, 50⫺53, 59⫺62, 85, 149, 151, 253, 285, 294, 296, 302⫺303, 331, 337, 340⫺341, 347, 354, 356, 361, 376, 383, 438, 453, 500⫺502, 520⫺521, 523, 526⫺527, 533, 557, 562⫺566, 575⫺ 578, 586⫺587, 596⫺597, 605⫺606, 611, 631⫺633, 637, 639⫺641, 643⫺644, 647, 649, 651, 653, 655, 659, 671, 677⫺678, 681, 687, 690, 693⫺694, 701⫺702, 706, 739, 752, 759, 815, 906, 913, 916, 935, 941 Umlaut 6, 32⫺33, 45⫺46, 55, 57, 60, 72, 77, 81, 91⫺92, 95, 102, 112, 153⫺154, 158, 169, 185, 257, 279, 286⫺288, 295, 389, 394, 460, 646, 648, 650, 666⫺667, 669, 689, 734, 769, 783, 875, 909 unaccusative intransitive 36, 53, 57, 61, 173, 177, 182, 203, 207⫺208, 213, 215, 220⫺ 221, 229, 242, 281, 305, 314, 463⫺465, 514, 522, 566, 593, 598, 840, 843⫺846, 848⫺ 849, 857, 859, 862, 931 unbestimmter Artikel 34, 45⫺ 46, 49⫺51, 55⫺56, 71, 79⫺ 81, 92, 101, 105, 113⫺114, 124, 126, 130, 134, 139, 147, 149, 159⫺160, 162⫺163, 167, 173⫺174, 256⫺258, 264⫺265, 271, 280, 282, 289⫺290, 293, 306, 309, 314, 316, 349, 353, 366, 372⫺373, 378, 392, 409, 411, 415, 454, 456, 460, 487⫺488, 494⫺ 499, 507, 512, 517, 519, 528, 538⫺540, 546⫺550, 553, 556⫺557, 563, 567⫺568,
574, 583⫺584, 593, 598⫺ 599, 608, 611, 629, 634, 664, 672, 693, 701⫺702, 704, 708, 719, 731, 733, 736, 738⫺740, 745⫺746, 761, 781⫺782, 785⫺792, 809, 811⫺812, 819⫺820, 910⫺911, 915, 927 unergative intransitive 36, 53, 57, 61, 173, 177, 203, 207⫺ 209, 213, 215, 220⫺221, 242, 281, 305, 314, 463⫺465, 514, 522, 566, 593, 598, 840, 843⫺846, 848⫺849, 857, 859, 862 Ungarisch 514, 532, 545, 549, 554, 556, 559, 636, 638, 684, 702, 709, 725, 727, 770, 904⫺918 ⫺ cf. Hungarian unit accentuation 3, 23⫺24, 26, 148, 201, 219, 236, 243, 247⫺248, 361, 381, 405, 407, 730, 826, 835, 838⫺839, 853⫺854, 856, 864, 878 universal 27⫺29, 63, 136, 146⫺ 148, 197, 199, 208, 219, 230, 244⫺246, 306, 328, 397⫺ 398, 403, 432, 459, 463, 474⫺476, 514⫺515, 569, 728⫺729, 830, 863, 865 universal quantifier 27⫺29, 63, 136, 146⫺148, 197, 199, 203, 208⫺209, 219, 230, 237, 244⫺246, 306, 328, 397⫺ 398, 403, 432, 459, 463, 474⫺476, 514⫺515, 569, 728⫺729, 830, 840, 853, 863, 865 Universalie 27, 29, 63, 147⫺ 148, 397⫺398, 459, 463, 474, 476, 569, 728 unmarked order 4⫺6, 11, 14, 16⫺17, 19, 63, 148, 181, 183⫺184, 187⫺189, 197, 203⫺211, 213, 217⫺220, 225, 227, 230⫺232, 239⫺ 243, 245⫺248, 306⫺307, 321⫺323, 358, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺478, 569, 728, 827, 834, 840, 842, 845, 847⫺850, 852, 854⫺857, 860, 862, 864⫺865, 888, 891, 896, 899, 943 unpersönlicher Satz 31⫺32, 35, 49⫺53, 57, 61, 63, 67, 69⫺ 70, 78⫺79, 82⫺88, 93⫺96, 111, 115⫺116, 118⫺119, 137⫺139, 144⫺146, 150, 173, 175, 179, 244, 255,
1025 259⫺264, 266⫺269, 272⫺ 273, 275, 279⫺280, 290⫺ 291, 294, 301⫺304, 306, 309, 315, 321, 328, 335, 337⫺338, 345, 352, 354, 365, 367⫺368, 377, 391, 397, 402⫺403, 419, 456, 460⫺461, 463, 488⫺ 492, 508, 511, 513⫺515, 521, 523⫺526, 537⫺538, 541, 547⫺548, 550, 557, 566, 579, 582, 585⫺587, 589, 592⫺ 593, 595, 597⫺599, 614, 618⫺620, 625, 629, 632, 644, 654, 659, 662⫺663, 665⫺ 666, 674, 679⫺681, 698⫺ 700, 703, 709, 723, 725, 743⫺744, 764, 776, 779⫺ 780, 786, 788, 792⫺795, 810⫺812, 909, 911, 915, 917, 927, 929⫺933, 939, 941 unpersönliches Passiv 598 unregelmäßiges Verb 544⫺545 unrounded front vowel 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 27, 184⫺185, 187, 190⫺192, 198, 200⫺ 201, 234, 236, 245⫺246, 306, 334, 402, 423, 455, 457, 469, 506, 825⫺826, 828⫺831, 835, 838⫺840, 853⫺854, 859, 871, 876⫺878, 880⫺ 881, 885, 890, 892 unstressed accent 6, 9, 27, 29, 185, 189, 192, 200⫺202, 212, 217, 219, 230, 233, 235⫺236, 243⫺245, 247⫺248, 275, 282, 325, 423, 824, 826, 829⫺831, 835, 839, 854⫺ 856, 861, 864⫺865, 877, 880 urbanitas 328⫺329, 358, 413 Urrumänisch 530, 550 Urslawisch 573, 575, 602, 657, 666, 672, 676, 682 usage 14⫺15, 199, 202, 219, 236, 241, 323, 402, 417⫺420, 422⫺423, 425, 427⫺432, 439⫺445, 824⫺825, 834, 891
V V1-Stellung/V1-order 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 50⫺ 54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺ 73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺87, 89, 91⫺96, 98⫺100, 102⫺ 103, 106⫺107, 110, 114⫺ 115, 117⫺123, 126⫺127,
1026 130, 134, 136⫺137, 140, 142, 145⫺151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 192, 251⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺ 293, 297⫺298, 300⫺301, 303, 305⫺315, 319, 321⫺ 323, 325⫺336, 338⫺346, 348⫺350, 352⫺360, 363, 365⫺368, 371⫺375, 378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺ 394, 396⫺398, 400⫺401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺ 428, 430⫺434, 436⫺461, 463⫺465, 471⫺481, 483⫺ 490, 492⫺495, 500⫺503, 505⫺516, 518, 521⫺533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺ 544, 546⫺571, 573⫺580, 582⫺586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺ 630, 632⫺647, 649⫺652, 654⫺662, 666, 671⫺672, 683⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺ 725, 727⫺739, 741, 743⫺ 747, 749⫺750, 752⫺756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺924, 926, 930⫺ 932, 935⫺937, 939⫺940, 942 V2-Stellung/V2-order 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 50⫺ 54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺ 73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺87, 89, 91⫺96, 98⫺100, 102⫺ 103, 106⫺107, 110, 114⫺ 123, 126⫺127, 130, 134, 136⫺138, 140, 142, 145⫺ 151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 192, 251⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺ 293, 297⫺298, 300⫺301, 303, 305⫺315, 319, 321⫺ 323, 325⫺336, 338⫺346, 348⫺350, 352⫺360, 363, 365⫺368, 371⫺375, 378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺ 394, 396⫺398, 400⫺401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺ 428, 430⫺434, 436⫺461, 463⫺465, 471⫺481, 483⫺
V2-Stellung/V2-order ⫺ Varietätengliederung 490, 492⫺495, 500⫺503, 505⫺516, 518, 521⫺533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺ 544, 546⫺571, 573⫺580, 582⫺586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺ 630, 632⫺647, 649⫺652, 654⫺662, 666, 671⫺672, 683⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺ 725, 727⫺739, 741, 743⫺ 747, 749⫺750, 752⫺756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 903, 905⫺924, 926, 930⫺ 932, 935⫺937, 939⫺940, 942 V3⫺4 ⫺ cf. verb second language 35, 37, 39, 49⫺50, 52, 57, 59⫺60, 62, 67, 72, 74, 76, 80, 85, 137, 156, 163, 166, 173⫺175, 254, 256, 272, 280, 289⫺290, 292, 330, 338, 353, 367⫺368, 371, 376⫺ 377, 385, 390, 392, 394, 411, 415, 422, 433, 438, 444, 481, 483, 485, 487, 489, 492⫺493, 497, 500, 503⫺504, 508, 511, 513, 523, 525⫺526, 535, 541, 550, 552, 574⫺575, 604⫺ 606, 608, 610, 624, 629⫺630, 633, 644, 654, 665, 668, 679, 681⫺683, 690, 700, 732, 735, 743⫺744, 751, 759, 761, 770, 780, 792⫺794, 796, 801, 811⫺812, 815, 911, 914, 919, 940 valency 208⫺212, 214, 226, 234, 244, 246⫺247, 480⫺ 483, 493, 499, 504, 845, 862⫺863 Valenzänderung 89 Variation/variation 1, 3, 5, 8⫺ 9, 12, 14⫺17, 19⫺20, 23⫺ 29, 31, 36⫺46, 48⫺54, 56⫺ 62, 64, 66, 68, 72⫺73, 81, 91⫺93, 101⫺104, 106, 108⫺ 109, 112⫺113, 115, 120⫺ 121, 123, 126⫺128, 131, 134, 136, 139⫺140, 146⫺147, 149, 151, 156⫺157, 159, 168, 173⫺174, 179, 181, 184⫺ 185, 187, 189⫺190, 192, 194, 196⫺197, 199, 217, 234, 237, 239⫺240, 242, 251⫺254,
259, 262, 270⫺273, 275⫺ 276, 281⫺282, 285⫺287, 299, 301, 306, 308, 316, 319, 321, 325⫺326, 328, 330⫺ 333, 337⫺340, 344, 346, 348⫺349, 351, 355⫺356, 360, 363, 366, 368⫺371, 373⫺374, 376⫺377, 380⫺ 382, 389, 394⫺395, 401⫺ 406, 413, 416, 420, 427, 433, 440⫺441, 443⫺445, 447, 465, 470, 473⫺474, 478, 480, 484, 487, 493⫺503, 505⫺ 506, 515⫺528, 548, 550, 559⫺560, 562⫺567, 580, 582, 595, 606, 625, 630⫺633, 645, 648⫺655, 658⫺660, 666, 668⫺672, 674⫺683, 685⫺687, 689⫺690, 698⫺ 699, 701, 709, 713, 719⫺720, 723, 725, 735, 738⫺739, 743, 755, 796, 798⫺799, 802, 812, 816, 818, 820, 824⫺834, 853, 856⫺857, 860, 862, 864, 866⫺867, 869, 873, 880, 882, 887, 891⫺897, 899, 907, 911⫺913, 915⫺916, 920, 922⫺926, 929⫺930, 934 Variationslinguistik 31, 402 Variationstypologie 187, 325, 356, 360, 402, 413, 416, 420, 503, 528, 690 varieta` in tumulto 361, 363, 366, 377, 380, 382 Varietät 28, 42, 48, 53, 62, 64, 67⫺68, 105⫺106, 119, 121⫺ 122, 124, 131⫺132, 139⫺ 140, 144, 146⫺147, 149, 151, 252⫺254, 263, 271, 273⫺ 274, 310⫺311, 316⫺322, 330, 359⫺365, 369, 371⫺ 380, 382⫺383, 385, 388⫺ 389, 398, 400⫺407, 409⫺ 415, 417⫺434, 436⫺441, 443⫺445, 447, 450⫺451, 453⫺457, 461, 465⫺468, 471⫺473, 477⫺478, 481, 483, 485, 493⫺496, 498⫺ 500, 506, 508, 515⫺516, 519, 526⫺527, 533, 556, 562, 571, 638⫺640, 655, 658⫺659, 666, 670⫺672, 674⫺676, 678⫺679, 681, 683, 796, 798, 904, 906, 914, 916, 919⫺923, 935, 939, 941 Varietätengliederung 67⫺68, 149⫺151, 388⫺389, 639⫺ 640, 922⫺924
Verb ⫺ verb second phenomenon Verb 4, 11⫺13, 15, 17, 19, 21⫺ 23, 30⫺42, 45, 47⫺63, 72⫺ 73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺ 119, 123⫺124, 126⫺130, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺ 172, 174⫺180, 183, 185⫺ 188, 190, 196⫺198, 202⫺ 211, 213⫺215, 217, 219⫺ 222, 225⫺228, 230, 232⫺ 235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺ 306, 310⫺311, 314⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺ 357, 361, 364, 366⫺371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺ 386, 390⫺396, 398, 401⫺ 402, 404⫺405, 407, 409⫺ 411, 416⫺418, 420⫺421, 425, 427⫺428, 430⫺434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺ 451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺498, 500⫺502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺ 528, 531⫺532, 534⫺535, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺ 562, 565⫺567, 569⫺570, 574⫺580, 583, 585⫺598, 602, 604⫺608, 610⫺611, 613, 615⫺621, 625⫺631, 634⫺638, 643⫺647, 649⫺ 654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺676, 678⫺686, 690, 696⫺700, 702, 704, 706, 708⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731, 733, 736, 738⫺746, 750, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 815⫺817, 820⫺822, 827⫺ 828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺ 852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺ 891, 895⫺897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 920, 922⫺923, 927⫺935, 937 verb morphology 1, 4, 9, 11⫺ 13, 15⫺17, 19, 21⫺23, 27, 30⫺42, 45, 47⫺63, 66, 68,
1027 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺ 96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺ 119, 123⫺124, 126⫺130, 134, 136⫺138, 141⫺148, 151, 157⫺158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺181, 183⫺ 188, 190, 192, 194, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242⫺249, 252⫺281, 283⫺ 284, 286, 288⫺292, 294⫺ 306, 310⫺311, 313⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺ 357, 361, 364, 366⫺374, 376⫺380, 383, 385⫺386, 390⫺398, 401⫺402, 404⫺ 405, 407, 409⫺412, 416⫺ 418, 420⫺421, 425, 427⫺ 428, 430⫺434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺451, 453⫺ 454, 456⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺ 493, 495, 497⫺498, 500⫺ 502, 506⫺508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺ 535, 537⫺538, 541⫺550, 554⫺559, 561⫺562, 565⫺ 567, 569⫺570, 574⫺580, 582⫺583, 585⫺598, 602, 604⫺608, 610⫺611, 613, 615⫺621, 625⫺631, 634⫺ 638, 643⫺647, 649⫺654, 657, 660, 662⫺667, 671⫺ 676, 678⫺686, 690, 692, 696⫺700, 702, 704, 706⫺ 709, 711, 713⫺716, 718⫺ 719, 722⫺727, 730⫺731, 733, 736, 738⫺747, 750, 754⫺756, 759⫺782, 785⫺ 796, 798, 800, 802⫺804, 806⫺807, 810⫺813, 816, 820⫺822, 824, 827⫺828, 832⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855⫺ 856, 859⫺862, 864⫺866, 878⫺880, 882⫺892, 894⫺ 897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 920, 922⫺923, 927⫺935, 937 ⫺ cf. verbal inflection verb second language 1⫺5, 9⫺ 42, 45, 47⫺64, 72⫺73, 75⫺ 78, 81⫺86, 88⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112,
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Verb/Objekt-Stellung ⫺ verbal category 366⫺371, 373⫺374, 376⫺ 380, 385⫺386, 388, 390⫺ 396, 398, 401⫺402, 404⫺ 405, 407, 409⫺411, 415⫺ 418, 420⫺422, 424⫺425, 427⫺428, 430⫺434, 437⫺ 440, 444, 446⫺447, 450⫺ 451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 485⫺493, 495⫺498, 500⫺504, 506⫺ 508, 510⫺517, 519⫺528, 531⫺532, 534⫺535, 538⫺ 539, 541⫺550, 552, 554⫺ 559, 561⫺562, 564⫺570, 574⫺580, 582⫺583, 585⫺ 598, 602, 604⫺608, 610⫺ 611, 613, 615⫺621, 624⫺ 631, 633⫺638, 643⫺647, 649⫺655, 657, 660, 662⫺ 668, 671⫺676, 678⫺686, 690, 694, 696⫺700, 702, 704, 706⫺709, 711, 713⫺716, 718⫺719, 722⫺726, 731⫺ 733, 735⫺746, 750⫺751, 754⫺756, 759⫺782, 787⫺ 796, 798, 800⫺804, 806⫺ 807, 810⫺813, 815⫺816, 820⫺822, 827⫺828, 832, 834⫺835, 837, 839⫺840, 842⫺849, 851⫺852, 855, 859, 861⫺862, 864⫺865, 878, 880, 883⫺891, 895⫺ 897, 903, 905, 908⫺911, 913⫺915, 919⫺920, 922⫺ 923, 927⫺935, 937 Verb/Subjekt-Stellung 4, 11⫺ 13, 15, 17, 19, 21⫺23, 30⫺ 42, 45, 47⫺63, 67, 72⫺96, 99⫺100, 102, 104⫺105, 109⫺112, 114⫺116, 118⫺ 119, 123⫺124, 126⫺130, 134⫺138, 141⫺148, 151, 156⫺158, 160, 163, 165⫺ 180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 202⫺211, 213⫺ 215, 217, 219⫺222, 225⫺ 228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺249, 252, 254⫺281, 283⫺284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺ 311, 314⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺ 354, 356⫺357, 361, 364, 366⫺374, 376⫺381, 385⫺ 386, 388, 390⫺396, 398, 401⫺402, 404⫺405, 407,
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verbal domain ⫺ verbal system 733, 736, 739⫺741, 743⫺ 744, 746, 755, 762, 766, 768⫺773, 776⫺777, 779, 782, 792, 794⫺796, 800, 802⫺804, 810⫺811, 820, 826⫺827, 832, 834, 837, 839, 842, 845, 848⫺849, 857, 864⫺865, 875, 883⫺892, 895⫺897, 911, 914⫺915, 927⫺933, 935, 938, 940 verbal domain 3, 5, 11⫺13, 17, 19⫺22, 24, 35, 47, 52, 77, 81, 84⫺85, 90, 95, 102, 109, 111, 115, 118, 123, 142, 147, 158, 169, 175, 180, 196⫺197, 202⫺204, 208⫺209, 211⫺ 213, 215, 217⫺219, 223⫺ 228, 230⫺237, 239⫺243, 245⫺247, 249, 258⫺262, 266⫺267, 273, 275, 280, 291⫺292, 294, 297⫺298, 300⫺302, 305, 315⫺316, 323, 334⫺338, 346, 349⫺ 350, 352, 357, 374, 382, 390⫺391, 394⫺396, 415, 439, 447, 456, 458, 460⫺461, 468, 471, 474, 477, 488⫺490, 502, 507, 510⫺512, 515, 522, 528, 542⫺543, 548⫺549, 555⫺556, 558, 565, 574⫺ 575, 577⫺579, 583, 586⫺ 589, 592⫺593, 604, 606, 608, 611, 615⫺616, 618⫺620, 629, 663⫺664, 666, 675, 684, 696⫺697, 700, 708, 716, 723, 733, 736, 739⫺741, 743⫺ 744, 746, 755, 762, 766, 768⫺773, 776⫺777, 779, 782, 792, 794⫺796, 800, 802⫺804, 810⫺811, 820, 827, 832, 834, 837, 839, 842, 845, 849, 856⫺859, 864⫺ 866, 871⫺872, 874, 883⫺ 890, 892, 895⫺897, 902, 911, 914⫺915, 927⫺933, 935, 938, 940 verbal inflection 4⫺5, 9⫺13, 19, 21⫺22, 35, 47, 52, 77, 81, 84⫺85, 90, 95, 102, 109, 111, 115, 118, 123, 142, 147, 158, 169, 175, 180, 184, 187, 192, 196⫺198, 200, 202⫺ 204, 207⫺209, 211⫺213, 215, 217, 229⫺230, 232⫺ 235, 237, 240⫺242, 245⫺ 247, 249, 258⫺262, 266⫺ 267, 273, 275, 280, 291⫺292, 294, 297⫺298, 300⫺302,
1029 305, 315⫺316, 323, 334⫺ 338, 346, 349⫺350, 352, 357, 374, 382, 390⫺391, 394⫺ 396, 447, 456, 458, 460⫺461, 468, 471, 474, 477, 488⫺490, 502, 507, 510⫺512, 515, 522, 528, 542⫺543, 548⫺549, 555⫺556, 558, 565, 574⫺ 575, 577⫺579, 583, 586⫺ 589, 592⫺593, 604, 606, 608, 611, 615⫺616, 618⫺620, 629, 663⫺664, 666, 675, 684, 696⫺697, 700, 708, 716, 723, 733, 736, 739⫺741, 743⫺ 744, 746, 755, 762, 766, 768⫺773, 776⫺777, 779, 782, 792, 794⫺796, 800, 802⫺804, 810⫺811, 820, 827, 832, 834, 837, 839, 842, 845, 849, 857, 864⫺866, 874⫺875, 877, 883⫺890, 892, 895⫺897, 911, 914⫺ 915, 927⫺933, 935, 938, 940 ⫺ cf. verb morphology verbal participle 5, 11⫺13, 17, 19, 21⫺22, 35, 47, 52, 77, 81, 84⫺85, 90, 95, 102, 109, 111, 115, 118, 123, 142, 147, 158, 169, 175, 180, 196⫺197, 202⫺204, 208⫺209, 211⫺ 213, 215, 217, 221⫺222, 230, 232⫺235, 237, 240⫺242, 245⫺247, 249, 258⫺262, 266⫺267, 273, 275, 280, 291⫺292, 294, 297⫺298, 300⫺302, 305, 315⫺316, 323, 334⫺338, 346, 349⫺ 350, 352, 357, 374, 382, 390⫺391, 394⫺396, 447, 456, 458, 460⫺461, 468, 471, 474, 477, 488⫺490, 502, 507, 510⫺512, 515, 522, 528, 542⫺543, 548⫺549, 555⫺ 556, 558, 565, 574⫺575, 577⫺579, 583, 586⫺589, 592⫺593, 604, 606, 608, 611, 615⫺616, 618⫺620, 629, 663⫺664, 666, 675, 684, 696⫺697, 700, 708, 716, 723, 733, 736, 739⫺741, 743⫺ 744, 746, 755, 762, 766, 768⫺773, 776⫺777, 779, 782, 792, 794⫺796, 800, 802⫺804, 810⫺811, 820, 827, 832⫺835, 837, 839, 842⫺843, 845, 849, 852, 856⫺857, 859, 862, 864⫺ 865, 877, 883⫺890, 892,
895⫺897, 911, 914⫺915, 927⫺933, 935, 938, 940 verbal system 1, 3⫺17, 19⫺24, 26⫺27, 29, 35, 42, 47, 52⫺ 53, 56, 64, 68, 70, 77, 80⫺ 81, 84⫺85, 90, 95, 98, 100⫺ 104, 107, 109, 111⫺112, 115, 118, 123⫺126, 129, 131⫺ 132, 134, 142, 144, 147, 158, 169, 175, 180, 183⫺187, 189⫺198, 199⫺209, 211⫺ 213, 215, 217, 219, 221, 230, 232⫺235, 237, 240⫺243, 245⫺247, 249, 251⫺252, 254⫺255, 257⫺263, 265⫺ 267, 270⫺271, 273, 275⫺ 276, 279⫺280, 283, 285, 290⫺294, 297⫺302, 305⫺ 306, 310, 312, 315⫺316, 318⫺319, 323, 329, 334⫺ 338, 342, 344⫺346, 349⫺ 353, 357, 360, 367, 370, 372, 374⫺375, 378, 382, 387, 389⫺391, 394⫺396, 403⫺ 404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 447, 453, 456⫺461, 463, 466⫺468, 471, 473⫺474, 477, 483, 485, 488⫺490, 498, 502, 507, 510⫺512, 515, 520, 522⫺ 523, 528, 541⫺543, 548⫺ 549, 555⫺556, 558⫺559, 562, 565, 569, 574⫺580, 583, 586⫺589, 592⫺593, 596, 604⫺606, 608⫺612, 615⫺ 616, 618⫺620, 627, 629⫺ 630, 632, 635⫺636, 640⫺ 643, 645⫺648, 653, 657⫺ 658, 661, 663⫺664, 666⫺ 670, 673, 675⫺676, 683⫺ 684, 688, 690⫺691, 694, 696⫺698, 700⫺702, 706⫺ 708, 710, 712⫺713, 715⫺ 716, 720⫺721, 723, 726⫺ 727, 729, 733, 736, 739⫺741, 743⫺744, 746⫺747, 749⫺ 752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 766, 768⫺774, 776⫺780, 782⫺783, 785⫺ 786, 790, 792, 794⫺796, 800, 802⫺804, 807, 810⫺811, 820, 824, 826⫺828, 830, 832⫺834, 837⫺842, 845, 849⫺854, 856⫺857, 859⫺ 860, 864⫺865, 871, 876⫺ 878, 880, 882⫺890, 892, 894⫺897, 901, 903, 910⫺ 911, 914⫺915, 917, 922, 924,
Verbalaspekt ⫺ Vokalmetaphonie
1030 927⫺933, 935⫺936, 938, 940⫺942, 944 Verbalaspekt 619⫺620 ⫺ cf. Aspekt Verbaldeixis 89⫺90 Verbalkategorie 810, 820 ⫺ cf. Konjugation Verbalmorphologie 927⫺929 ⫺ cf. Konjugation, verb morphology Verbalpartikel 261, 292, 294, 301, 315 Verbalperiphrase 374, 461, 490, 511⫺512, 522, 528 Verbalphrase 391, 565, 700, 744, 811, 930, 932⫺933 Verbalpräfix 118, 911, 914 Verbalstamm 772, 803⫺804, 929 Verbalsystem 102, 109, 111, 280, 294⫺298, 305, 336⫺ 337, 349⫺353, 357, 471, 489, 579, 618, 684, 696⫺697, 733, 739, 741, 746, 755, 762⫺782 Verbdiathese 88⫺91 ⫺ sh. Diathese Verberstellung 116 Verbflexion 127⫺130, 258⫺263, 272, 280, 335⫺337, 511, 769, 802⫺806, 929 ⫺ cf. Konjugation Verbflexionsklasse 259 Verbfügung 142⫺145 Verbimport 262⫺263 Verbklammer 35, 51⫺52, 83, 86, 89, 94, 96, 368 Verbkomplex 78, 89, 95 Verbkompositum 75 Verbkonstruktion 301⫺302, 306, 700, 794 Verbletztstellung 51 Verbmedial-Sprache 315 verbo-nominal predicate 10, 14, 34⫺35, 46, 48, 51⫺53, 57, 75⫺76, 78, 80⫺82, 85, 92, 94⫺95, 104, 111, 137, 142, 144, 146, 158, 179, 187⫺188, 196, 201⫺205, 207⫺217, 221⫺223, 229, 232⫺234, 237, 241⫺244, 246⫺249, 256⫺259, 261⫺266, 268⫺ 269, 271, 275⫺276, 291⫺ 292, 299, 302, 305⫺306, 334⫺335, 337, 346⫺347, 354, 365, 377⫺378, 380, 383, 390⫺392, 394, 396, 417, 421, 457⫺458, 463, 465, 471, 477, 479, 483, 490, 513, 515, 525,
539, 543, 546, 578⫺579, 584⫺585, 594, 600, 602, 607⫺608, 610⫺611, 622, 626⫺627, 638, 643, 650⫺ 654, 665, 677, 684, 692, 699⫺701, 709, 714, 720, 723⫺725, 731, 733, 736, 739, 741⫺744, 746, 761, 770⫺ 771, 780⫺782, 784, 787⫺ 789, 791⫺792, 796, 800, 802, 807, 810⫺811, 818, 820⫺ 821, 827, 832⫺835, 840, 847, 851⫺852, 856, 859, 861, 864, 882, 887, 890, 892, 910, 927, 929⫺933, 938⫺939, 944 Verbpartikel 75, 90, 94, 175, 178, 261, 267 Vereinfachung 40⫺41, 101, 123, 125, 147, 149, 271⫺272, 305, 332, 364, 367, 375, 436, 485, 495⫺496, 509, 518, 521⫺ 522, 525, 542, 557, 563, 567, 610, 612, 647, 661, 672, 693, 815 Verkehrssprache 330⫺331, 340⫺341, 505, 634 Verkürzung 489, 567, 574 Verneinung 117, 280, 292, 303⫺ 304, 306, 377, 392, 491, 526, 596⫺597, 654, 779, 811, 911, 925 Verschlusslaut 109, 283, 385, 535, 552⫺553, 556, 925, 934 Verschriftlichungslogik 70 Verwaltungssprache 53, 364, 373, 378, 415, 530, 678, 700, 735, 919 Vierakzentsystem 708 Vierkasussystem 46, 60 vocalic conjugation 11, 187⫺ 188, 200⫺202, 236, 838, 840, 842⫺845, 857, 859, 861, 864, 878, 880 vocalism 200 vocative 230, 746, 828, 857 voiced consonant 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 101, 107⫺108, 185, 190⫺191, 201⫺202, 236, 306, 334, 381, 417, 825⫺826, 828⫺831, 834, 838⫺839, 853⫺854, 871, 875, 877⫺ 878, 880, 882, 885, 892, 895, 901 voiceless consonant 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 101, 107⫺108, 185, 190⫺192, 201⫺202, 236, 306, 334, 381, 417, 825⫺826, 828⫺831, 834, 838⫺839,
853⫺854, 871, 875, 877⫺ 878, 880, 882, 885, 892, 895, 901 Vokal 31⫺32, 36⫺39, 41, 54, 69⫺75, 78, 81, 90⫺91, 99⫺ 100, 102⫺107, 111⫺112, 123⫺125, 129, 131, 134, 143, 147, 151⫺153, 155⫺157, 162, 254, 256, 259⫺260, 262⫺263, 270⫺273, 279, 281⫺283, 285⫺286, 288⫺ 290, 292, 297, 310⫺312, 317⫺318, 332⫺335, 339⫺ 344, 357, 365⫺366, 370⫺ 371, 389, 394, 409⫺412, 447, 457⫺458, 460⫺461, 466, 468⫺470, 485, 487⫺489, 493, 496⫺498, 510, 512, 516⫺517, 519, 533⫺534, 536⫺539, 542, 544⫺545, 551⫺552, 560⫺561, 563, 568, 575, 578⫺580, 582, 586, 607, 609⫺610, 624, 627, 630, 639⫺642, 645⫺649, 660⫺ 662, 665⫺671, 682, 684, 688, 690⫺691, 701, 707⫺710, 712⫺713, 720, 734⫺736, 738, 740, 745, 751⫺756, 759⫺760, 768⫺769, 773, 782⫺784, 800⫺803, 805⫺ 806, 808⫺809, 812⫺816, 819, 908⫺909, 912⫺914, 924⫺927, 934 ⫺ cf. Vokalismus Vokaldehnung 37, 54, 75, 270, 273, 283 Vokaldissimilation 720 Vokalharmonie 32, 153, 281, 468, 740, 908, 912⫺913, 927, 935 Vokalinventar 31, 151, 551, 641, 667⫺668, 934 vokalische Alternation 534⫺ 535 Vokalismus 31, 36⫺37, 39, 72⫺ 73, 151, 153, 279, 283, 332⫺ 334, 340⫺342, 344, 357, 389, 409⫺412, 447, 493, 497⫺ 498, 516⫺517, 533, 551, 560, 578, 607, 630, 648⫺649, 660, 666⫺669, 682, 688, 690, 707, 709⫺710, 751, 754, 769, 800, 812, 908, 912, 935 Vokalkürzung 54 Vokallänge 70⫺71, 151, 162, 279, 311, 660, 668, 934, 936 Vokalmetaphonie 468
Vokalphonem ⫺ VS-Stellung Vokalphonem 69, 317⫺318, 460, 466, 469, 487, 533⫺534, 624, 630, 645, 647⫺648, 660, 667, 684, 701, 751, 753⫺754, 756, 760, 924 Vokalprojektion 468 Vokalqualität 70, 344, 457, 468 Vokalreduktion 660, 707 Vokalsystem 100, 103, 124⫺ 125, 153, 254, 311, 468, 510, 516, 580, 609, 624, 639⫺641, 645⫺647, 649, 666⫺667, 670, 691, 752⫺753, 756 Vokalverengung 668 Vokativ 34, 136, 257, 280, 335, 392, 513, 523, 532, 539, 553, 563⫺564, 577, 583, 606, 643, 651, 664, 666, 684, 708, 711, 719⫺720, 737, 739, 746, 786, 807⫺808, 810 VO-order 4⫺5, 14, 16⫺17, 19, 35, 63, 67, 96, 136⫺137, 140, 148, 174, 183⫺184, 187⫺189, 197, 205⫺207, 213, 217⫺220, 225, 227, 230, 239⫺243, 245⫺248, 306⫺ 307, 321⫺323, 358, 391, 394, 463⫺464, 469, 473⫺475, 477⫺478, 569, 728, 827⫺ 828, 834, 840, 845, 847⫺848, 852, 854, 860, 862, 864⫺865, 888, 891, 896, 899, 943 Vorname 156⫺157, 162, 179, 559, 582 VO-Stellung 35, 37, 39, 49⫺50, 52, 57, 59⫺60, 62, 67, 72, 74, 76, 80, 85, 96, 136⫺137, 140, 156, 163, 166, 173⫺175, 230, 240⫺242, 254, 256, 272, 280, 289⫺290, 292, 330, 338, 353, 367⫺368, 371, 376⫺ 377, 385, 390⫺392, 394, 411, 415, 422, 433, 438, 444, 469, 473, 481, 483, 485, 487, 489, 492⫺493, 497, 500, 503⫺ 504, 508, 511, 513, 523, 525⫺526, 535, 541, 550, 552, 574⫺575, 604⫺606, 608, 610, 624, 629⫺630, 633, 644, 654, 665, 668, 679, 681⫺683, 690, 700, 732, 735, 743⫺744, 751, 759, 761, 770, 780, 792⫺794, 796, 801, 811⫺ 812, 815, 828, 911, 914, 919, 940 Votic 868 vowel 3⫺4, 6⫺9, 11⫺12, 184⫺ 185, 187, 190⫺192, 200⫺ 201, 234, 236, 245⫺246, 306,
1031 334, 825⫺826, 828⫺831, 835, 838⫺840, 853⫺854, 859, 871, 876⫺878, 880⫺ 881, 885, 892 vowel harmony 3⫺4, 6⫺9, 11⫺ 12, 184⫺185, 187, 190⫺192, 200⫺201, 234, 236, 245⫺ 246, 306, 332, 334, 365, 478, 825⫺826, 828⫺831, 835, 838⫺840, 853⫺854, 859, 871, 876⫺878, 880⫺881, 885, 892, 926⫺927, 935 vowel system 1, 3⫺4, 6⫺12, 14⫺17, 19⫺20, 22⫺24, 26⫺ 27, 29, 42, 52⫺53, 56, 64, 68, 70, 80, 85, 98, 100⫺104, 107, 109, 111⫺112, 124⫺ 126, 129, 131⫺132, 134, 144, 147, 183⫺187, 189⫺195, 197, 199⫺207, 209, 211⫺ 212, 219, 221, 234⫺237, 243, 245⫺246, 251⫺252, 254⫺ 255, 257⫺259, 261, 263, 265, 270⫺271, 273, 276, 279, 283, 285, 290, 293, 299, 306, 310, 312, 318⫺319, 323, 329, 334⫺335, 342, 344⫺346, 351, 353, 360, 367, 370, 372, 375, 378, 387, 389⫺390, 395, 403⫺404, 406, 413, 416, 425, 433⫺435, 437, 453, 456⫺ 460, 463, 466⫺467, 473, 483, 485, 488⫺489, 498, 520, 523, 528, 541, 559, 562, 569, 575⫺576, 578⫺580, 583, 586, 589, 596, 605⫺606, 609⫺610, 612, 627, 630, 632, 635⫺636, 640⫺643, 645⫺ 648, 653, 657⫺658, 661, 663, 667⫺670, 673, 676, 683, 688, 690⫺691, 694, 696, 698, 701⫺702, 706⫺707, 710, 712⫺713, 715, 720⫺721, 726⫺727, 729, 736, 739, 741, 747, 749⫺752, 754⫺756, 758⫺759, 761⫺762, 768, 770, 774, 776⫺780, 783, 785⫺786, 790, 802, 807, 824⫺833, 835, 838⫺841, 850⫺854, 856⫺857, 859⫺ 860, 864, 871, 876⫺878, 880⫺887, 892, 894⫺895, 901, 903, 910, 915, 917, 922, 924, 927, 935⫺936, 944 vowel, stressed 3⫺4, 6⫺9, 11⫺ 12, 184⫺185, 187, 190⫺192, 200⫺201, 230, 234, 236, 245⫺246, 306, 334, 825⫺
826, 828⫺832, 835, 838⫺ 840, 853⫺855, 857, 859, 871, 876⫺878, 880⫺881, 885, 892 VP-Pronominalisierung 79, 82⫺ 83, 86, 88⫺89, 132⫺133, 137⫺138, 142⫺143, 146, 173⫺174, 207, 391, 848, 865, 911 VP-Topikalisierung 79, 82⫺83, 86, 88⫺89, 137⫺138, 142⫺ 143, 146, 173⫺175, 207, 304, 391, 644, 682, 848, 865, 911, 931 VS-Stellung 1⫺2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26⫺28, 30⫺36, 40, 49⫺54, 56⫺57, 59, 62⫺70, 72⫺73, 75, 80, 82⫺83, 85⫺87, 89, 91⫺96, 98⫺100, 102⫺103, 106⫺107, 110, 114⫺115, 117⫺123, 126⫺127, 130, 134, 136⫺137, 140, 142, 145⫺151, 158, 169, 171, 173, 178⫺180, 192, 251⫺258, 260⫺264, 266, 268, 270, 272, 274⫺281, 283, 285, 288⫺ 293, 297⫺298, 300⫺301, 303, 305⫺315, 319, 321⫺ 323, 325⫺336, 338⫺346, 348⫺350, 352⫺360, 363, 365⫺368, 371⫺375, 378, 380⫺383, 385⫺388, 390⫺ 394, 396⫺398, 400⫺401, 403⫺406, 412⫺424, 426⫺ 428, 430⫺434, 436⫺461, 463⫺465, 471⫺481, 483⫺ 490, 492⫺495, 500⫺503, 505⫺516, 518, 521⫺533, 536⫺538, 540⫺541, 543⫺ 544, 546⫺571, 573⫺580, 582⫺586, 588⫺592, 594, 596, 598⫺608, 611, 620⫺ 630, 632⫺647, 649⫺652, 654⫺662, 666, 671⫺672, 683⫺693, 696, 698, 700, 702⫺704, 706⫺713, 715⫺ 725, 727⫺739, 741, 743⫺ 747, 749⫺750, 752⫺756, 758, 760⫺762, 764, 766, 768⫺776, 778⫺790, 792, 794⫺798, 800, 802, 804, 811, 821⫺822, 837⫺838, 840, 842, 844, 846, 848, 850, 852, 854, 856, 858, 860, 862, 864, 891, 903, 905⫺924, 926, 930⫺932, 935⫺937, 939⫺ 940, 942
Vulgärlatein ⫺ word class
1032 Vulgärlatein 330, 385⫺387, 396, 413, 446⫺447, 449, 453, 457, 471, 481, 484, 493, 497, 515⫺516, 518, 521, 523, 554
W Walisisch 254, 277⫺289, 291⫺ 309, 311, 313⫺314, 321 Wallonisch 410⫺411 Warschauer Aussprache 64, 70, 72, 74, 104, 108⫺109, 121⫺ 123, 126, 151, 155⫺158, 175, 178, 284, 297, 333, 340, 345, 361, 364, 369⫺371, 382, 402, 419, 424, 453, 458, 466⫺467, 487, 495, 498⫺499, 508, 517, 534, 580, 582, 610, 630⫺633, 647, 659, 668, 670⫺672, 682, 688, 698, 711, 738, 812, 817, 908, 913, 920⫺921, 934⫺ 936, 939, 942 weak conjugation 4, 10⫺12, 24, 101, 187⫺188, 196, 201, 204, 235, 827, 834, 836, 840, 842⫺845, 848, 850, 857, 859, 861, 864, 880 ⫺ cf. weak verb weak verb 4, 10⫺13, 15, 17, 19, 21⫺24, 30⫺42, 45, 47⫺63, 72⫺73, 75⫺78, 81⫺86, 88⫺ 96, 99⫺102, 104⫺105, 109⫺ 112, 114⫺116, 118⫺119, 123⫺124, 126⫺130, 136⫺ 138, 141⫺148, 151, 157⫺ 158, 160, 163, 165⫺172, 174⫺180, 183, 185⫺188, 190, 196⫺198, 201⫺211, 213⫺215, 217, 219⫺222, 225⫺228, 230, 232⫺235, 237, 239⫺240, 242, 244⫺ 249, 252, 254⫺281, 283⫺ 284, 288⫺292, 294⫺306, 310⫺311, 314⫺316, 319, 323, 326, 328, 330, 332, 334⫺338, 341, 343⫺347, 349⫺350, 352⫺354, 356⫺ 357, 361, 364, 366⫺371, 373⫺374, 376⫺380, 385⫺ 386, 390⫺396, 398, 401⫺ 402, 404⫺405, 407, 409⫺ 411, 416⫺418, 420⫺421, 425, 427⫺428, 430⫺434, 437⫺440, 446⫺447, 450⫺ 451, 453⫺454, 456⫺461, 463⫺465, 467⫺474, 477, 479⫺481, 483, 486⫺493, 495, 497⫺498, 500⫺502,
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word order ⫺ Zweikasussystem 389, 391, 393⫺394, 402⫺ 403, 416⫺417, 421, 428, 432⫺433, 436, 442⫺443, 453, 456, 473⫺475, 477⫺ 478, 484⫺485, 493, 498, 504⫺505, 529, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺ 603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺729, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 821, 823⫺834, 837, 839⫺840, 842, 844, 847⫺848, 850, 853⫺856, 858, 860, 862, 864, 867, 873, 875⫺880, 883, 888, 891⫺892, 898, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 word order 4⫺5, 7, 9, 14, 16⫺ 17, 19, 27⫺28, 63, 87⫺88, 94, 98, 107, 111, 115, 119⫺ 121, 127, 138, 143, 148, 175, 183⫺191, 193, 197, 201⫺ 207, 211, 213, 217⫺220, 223, 225, 227, 229⫺230, 232, 235⫺237, 239⫺243, 245⫺ 248, 252, 256, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺ 372, 375, 377⫺379, 385⫺ 387, 389, 391, 393⫺394, 416⫺417, 428, 432⫺433, 436, 453, 456, 463⫺464, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 569, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺827, 829⫺834, 839⫺840, 842, 844⫺845, 847⫺848, 850, 852⫺856, 858, 860⫺862, 864⫺865, 873, 875⫺880, 883, 888, 891⫺892, 896, 899, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 word stress 4⫺5, 7, 9, 16⫺17, 19, 27⫺28, 87⫺88, 94, 98, 107, 111, 115, 119⫺121, 127, 138, 143, 175, 184⫺191, 193,
1033 197, 201⫺207, 211, 213⫺ 214, 217⫺219, 223, 225, 229⫺230, 232, 234⫺237, 239⫺241, 243⫺248, 252, 256, 276, 279, 300, 306⫺307, 316, 321⫺323, 325, 328, 331, 345, 356, 358, 360, 363⫺365, 368, 370⫺372, 375, 377⫺ 379, 385⫺387, 389, 391, 393⫺394, 416⫺417, 428, 432⫺433, 436, 453, 456, 473⫺475, 477⫺478, 484⫺ 485, 493, 498, 505, 574, 579, 583, 590, 592⫺594, 598, 602⫺603, 606, 617⫺618, 630, 646⫺647, 649, 654, 670, 684⫺686, 688, 690, 698, 700, 705⫺706, 712, 716, 721, 723, 725⫺728, 732, 734⫺735, 747, 750, 756, 763, 776, 780, 783, 786, 790, 816, 825⫺835, 839⫺840, 842, 844, 847⫺ 848, 850, 853⫺858, 860, 862, 864, 873, 875⫺880, 883, 888, 891⫺892, 902, 921, 924, 928, 934, 939, 941, 943 Wortableitung 76, 89 Wortakzent 32, 123⫺124, 255, 279, 281, 285⫺286, 334, 365, 412, 537, 578, 581, 607, 625, 642, 672, 692, 729, 913 Wortanfang 254, 263, 280⫺281, 284⫺285, 287, 293, 536⫺537, 708, 734, 800, 807, 812 Wortbetonung 760⫺761 Wortbildung 33⫺34, 39, 47⫺ 48, 55, 60, 63, 98⫺99, 102, 106, 146, 151, 153, 156, 172, 255⫺256, 262, 280, 298⫺301, 306, 325, 327⫺ 328, 338, 340, 355⫺356, 376, 381, 383, 390, 394, 426, 439, 446, 460⫺461, 510, 513, 519, 524, 532, 548⫺549, 555, 559, 566, 568⫺569, 575⫺576, 633, 644, 652, 655, 662, 664⫺665, 672, 677⫺678, 697⫺698, 707, 745, 750, 756, 759, 766, 787, 802, 811, 910, 927, 929, 938 Wortende 104, 273, 280, 284⫺ 285, 287, 537, 608, 642, 645, 649, 707, 734, 758 Wortfolge 34⫺35, 50, 115⫺116, 118, 167, 174, 280⫺281, 301, 337⫺338, 354, 377, 391, 393, 461, 463, 472⫺473, 477, 513⫺514, 579, 595⫺596,
599, 621, 665, 700, 709, 723, 743, 792, 911, 915⫺916, 941 ⫺ cf. freie Wortfolge, Wortstellung Wortfolgetypologie 34⫺35, 50, 280⫺281, 513 Wortgruppenlexem 124 Wortkürzung 48, 370 Wortschatz 90⫺91, 566⫺567, 709 ⫺ cf. Lexik Wortsemantik 90⫺91 Wortstellung 35⫺36, 49⫺50, 51, 93, 95⫺96, 99, 102⫺103, 115, 173, 315, 321, 354, 367⫺368, 380, 397⫺398, 463, 474, 478, 525, 549, 559, 567, 599, 621, 629, 632, 644⫺645, 654, 665, 679, 681⫺682, 743⫺744, 747, 792⫺794, 811⫺812, 820, 931, 940 ⫺ cf. Wortfolge Wortstruktur 75⫺76 Wortton 123⫺124 written Finnish 4, 9, 12⫺14, 17, 21, 27, 183⫺184, 186, 189⫺ 190, 193⫺196, 198⫺200, 205, 222, 239, 243, 245, 423, 824, 837⫺838, 848, 851, 854, 860, 865⫺899, 901⫺904, 944 written variety 869⫺873 Wurzelflexion 33, 41, 43, 279, 662⫺663, 682
Y Yiddish 2, 20, 100⫺101, 107, 110, 115, 119 yleiskieli 874
Z Zahlwort 80⫺81, 134, 280, 289, 293, 353, 545⫺546, 554, 676, 695, 699, 701 Zeitenfolge 115, 548, 568 ⫺ cf. Consecutio Temporum Zeitungssprache 175, 179, 372, 451 Zirkumflex 124, 282, 582, 602, 645, 691, 800, 808 Zischlaut 70, 91, 284, 625, 630, 642, 661 Zweikasusdeklination 553 Zweikasussystem 46, 59, 539
Namenregister A Aagesen, Henrik 243 Aasen, Ivar 121, 127, 131, 147, 148 Abad, L. 452, 472 Abascal, J. M. 452, 472 Abondolo, Daniel 871, 904, 905 Abraham, Werner 27, 31, 35, 62, 67, 68, 82, 83, 86⫺88, 90, 96, 97 Aceto, Michael 27 Adam, Jean-Michel 10, 247, 390, 406, 438, 440, 687, 932 Adamovic´, Milan 939, 943 Adams, D. Q. 326, 356, 357, 406 Admoni, Wladimir 49, 62 Agard, frederick B. 359, 380 ˚ gerup, Anita Mai 243 A Agostiniani, Luciano 370, 380 Aikhenvald, Alexandra Y. 207, 243 Aitchison, J. 306 Albrecht, Jörn 359, 367, 376, 379⫺380, 381, 440, 442, 444, 474, 475, 503, 568, 569 Alföldy, Geza 455, 472 Alfonzetti, Giovanna 374, 380 Allan, Robin 243, 247 Allen, W. Sidney 44, 613, 802, 821 Alonso Gonza´les, A. Althaus, Hans Peter 62, 63 Altube, Severo 839, 860, 864 Alvar, Manuel 27, 449, 450, 456, 457, 466⫺470, 472, 474⫺477, 479 ´ lvarez, Alexandra 456, 470, A 472 Ambrazas, Vytautas 599, 691, 703 Ammon, Ulrich 403, 441, 904 Andersen, Henning 199, 202, 204, 205, 207, 220, 221, 232, 236, 243, 648, 655 Andersen, Øivin 148 Anderson, John M. 239, 243
Anderson, Stephen R. 172, 179, 230, 243 Andersson, Lars-Gunnar 198 Anderwald, Lieselotte 15, 26, 27 Anic´, V. 727 Anker Jensen, Per 243 Antal, La´szlo´ 917 Antinucci, Francesco 391, 396 Antoine, Ge´rald 439, 441, 444, 446 Arends, Jacques 27 Arens, Arnold 381 Ariza Viguera, Manuel 455, 457, 462, 467, 472, 475 ´ rnason, Kristja´n 153, 158, A 176, 181 ´ rnason, MörÎur 158, 168, A 173, 174, 181 Arnuzzo-Lanszweert, Anna 441 Aronson, Howard I. 111, 119 Arvaniti, Amalia 826, 828, 835 Arvinte, Vasile 530, 568 Asenova, Petja 758, 796 Ashby, William J. 462, 464, 472 Asher, R. E. 356, 357, 703, 728, 730 Askedal, Jan-Ole 96, Askedal, John Ole 126, 136, 137, 144, 146, 147, 148, 450, 472 Auburger, Leopold 441 Austerlitz, Robert 868, 904 Auwera, Johan van der 28, 63, 64, 96, 181, 245, 247 Avanesov, R. I. 624, 634, 635 Avram, Andrei 568 Avram, Mioara 563, 568 Awbery, Gwenllian M. 279, 282, 285, 301, 302, 306 Ayres-Bennett, Wendy 429, 441, 447 Azkue, Resurreccio´n Marı´a 860, 864
B Babic´, S. 727 Bach, Emon 78, 89, 96, 131, 650, 725
Backus, Ad 941, 943 Baddeley, Suzan 401, 441 Badia i Margarit, Antoni M. 480, 486, 490, 492, 503 Badia Margarit, Antonio 503 Bahner, Werner 396, 405, 441 Bailey, R. W. 27 Baldi, P. 335, 357 Baldinger, Kurt 472, 486, 503 Ball, Martin J. 72, 176, 306, 307, 322, 323, 620, 942 Ballweg, Joachim 276, 944, 945 Bally, Charles 383, 402, 438, 446 Bandle, Oskar 156, 158, 168, 180 Banfi, Emanuele 364, 370, 374, 378, 380 Banjo, Ayo 27 Banniard, M. 356, 357 Bar, Francis 198, 429, 441 Barbe´, Pauline 27 Barbour, Stephen 62 Ba´rczi, Ge´za 917 Bardal, Johanna Baric´, E. 727 Baron, Ire`ne 207, 215, 230, 243⫺244 Barons, K. 621 Bartsch, Renate 35, 62, 391, 396 Barz, Irmhild 34, 63 Basbøll, Hans 201⫺203, 236, 243⫺244 Bauche, Henri 433, 438, 441 Bauer, Jaroslav 655 Bauer, Laurie 27 Bauer, Roland 404, 441 Baviskar, Vera 120 Bayer, Joseph 27 Bayer, K. 336, 357 Bazzanella, Carla 368, 380 Bec, Pierre 345, 357, 570 Beccaria, Gian Luigi 379, 380 Bechert, Johannes 62, 383, 398, 568, 727 Bednarczuk, Leszek 683 Behnke, Christine 437, 441 Behrens, Dietrich 407, 447
Beˇlic´ ⫺ Campbell Beˇlic´, Jaromı´r Benacchio, R. 398 Benediktsson, Hreinn 153, 168, 180 Beninca`, Paola 367, 377, 378, 380, 383 Benko˝, Lora´nd 917, 918 Bentivoglio, Paola 462, 464, 470, 472 Beranek, F. J. 100, 107, 119 Berger, Tilman 638, 646, 651, 654, 655, 656 Bergerac, Cyrano de 447 Bergsträsser, Gotthelf 943 Bergsveinsson, Sveinn 151, 181 Berna´rdez, Enrique 451, 464, 472 Bernhard, Gerald 64, 370, 380, 474, 821 Bernini, Giuliano 62, 377, 383, 396, 398, 568, 727 Berns, J. 28 Berrendonner, Alain 432, 441 Berretta, Monica 362, 367, 368, 374, 375, 380 Berruto, Gaetano 360, 362, 364, 369, 370, 372, 380 Berschin, Helmut 401, 441 Berschin, Walter 421, 441 ´ rpa´d 943, 944 Berta, A Bertinetto, Pier Marco 367, 380 Besch, Werner 62, 63, 64, 65, 383, 398, 447, 478, 613, 683, 799, 904, 905 Best, Otto F. 86, 100, 106, 119, 469, 470, 472 Betten, Anne 49, 63, 94, 383, 398, 478, 683, 904 Beyrer, Arthur 533, 535, 537, 568, 786, 796 Beza, Theodore 426, 441 Bierbach, Christine 438, 441 Bile, Monique 815, 820, 821 Binder, Vera 815, 820, 821 Birnbaum, Henrik 99, 119, 660, 661, 664⫺667, 669, 675, 683, 731, 747 Birnbaum, Solomon A. 110⫺ 111, 115⫺117, 119 Bjorvand, Harald 147 Blake, Barry J. 36, 64, 462, 476 Blanche-Benveniste, Claire 437, 441 Blank, Andreas 433, 438, 441 Blanken Horn, Virginia Blasco Ferrer, Eduardo 386, 387, 388, 389, 392, 393, 396, 397, 399, 472, 474
1035 Blass, Friedrich 815, 820, 821 Blochwitz, Werner 431, 441 Blümel, W. 352, 357 Bochmann, Klaus 533, 535, 537, 568, 796 ´ rni 153, 158, BöÎvarsson, A 168, 179 Boeschoten, Hendrik 924, 925, 943, 945 Bole´o, Manuel de Paiva 506, 516, 528, 529 Bolla, Ka´lma´n 918 Bolocan, Gheorghe 568 Bonaparte, Louis-Lucien 837, 838, 865 Bondarko, A. V. 796 Bondaruk, Anna 255, 275 Boor, Helmut de 64 Bordelois, Yvonne 474 Boretzky, Norbert 796 Bornemann, Eduard 802, 809, 812, 821 Borodina, Melitina 401, 441 Borrego Nieto, Julio 456, 474 Borunova, S. N. 632, 635 Bosley, Keith 904 Bossong, Georg 397, 449, 459, 462, 472, 474, 569 Botinis, A. 835 Bovelles, Charles de 414, 416, 446 Bovillus, Carolus 414, 420, 421, 423, 441 ´ lfar 180 Bragason, U Branch, Michael 886, 888, 899, 904 Brandt, Søren 205, 244 Branford, William 27 Braselmann, Petra 437, 441 Braun, Friederike 928, 943 Braun, Peter 49, 63 Braune, Wilhlem 36, 40, 63 Braunmüller, Kurt 142, 147 Bremmer, Rolf H. jun. 74, 96 Brendemoen, Bernt 922, 924, 932, 935, 939, 941, 942, 943 Brender, F. 600 Brettschneider, Günter 147, 459, 474 Breza, Edward 670, 674, 683 Bright, William 357, 904 Brink, Lars 247 Brito, Ana Maria 529 Brixhe, Claude 815, 820, 821 Brøndal, Viggo 244 Brøndsted, T. 703 Bronsert, Siegfried 533, 535, 537, 568, 796
Broudic, Fan˜ch 322 Brown, C. 96 Brown, Keith 23, 27 Browning, Robert 835 Brozovic´, D. 707⫺728 Brugmann, K. 577, 796 Bruinessen, Martin van 943 Brumme, Jenny 441, 503 Brun, Auguste 405, 441 Bruneau, Charles 401, 441 Bruni, Francesco 361, 367, 380 Brunner, Karl 14, 27 Brunot, Ferdinand 401, 406, 415, 421, 426, 427, 428, 441 Bubenik, Vit 462, 474 Buchholz, Oda 751, 756⫺757, 759⫺760, 762⫺764, 766⫺ 767, 769, 770⫺772, 775, 777⫺779, 783, 787, 789⫺ 791, 795⫺796 Büchner, K. 357, 358 Buck, Carl D. 800, 815, 820, 821 Budinsky, Alexander 441 Budinszky, A. 357, 405, 413 Bukevicˇiu¯te˙, Elvira-Julia 599, 609, 610, 613 Buksˇ, M. 605, 621 Bulut, Christiane 925, 943 Bulygina, T. 608, 621 Burchfiled, Robert Buridant, Claude 62, 383, 397, 398, 407, 441, 568, 727 Büring, Daniel 26⫺27 Burride, Kate 27 Burridge, K. 720, 728 Busch, B. 703 Buscha, Joachim 116, 119 Busetti, Antonio 754⫺755, 796 Buzuku, Gjon 749, 754, 763, 771, 773, 779, 784, 796 Bybee, Joan L. 21⫺22, 27, 145, 147
C C ¸ abej, Eqrem 752⫺753, 785, 796 Caferog˘lu, Ahmet 924, 943 Calboli, G. 358 Calleri, Daniela 359, 380 Calvo Pe´rez, Julio 465, 474 Caˆmara Junior, Joaquim Mattoso 529 Campbell, Lyle 199, 246, 462, 474
Camrie ⫺ Dulicˇenko
1036 Camrie, B. Canfield, D. L. 466⫺467, 474 Cano Aguilar, Rafael 453⫺454, 456, 474 Caput, Jean Pol 401, 441 Caragiu-Mariot¸eanu, Matilda 554, 569 Caravedo, Rocı´o 470, 474 Carbonero Cano, Pedro 478 Carls, Uwe 28 Caron, Philippe 429, 441 Carr, Gerald F. 148 Carter, H. 306 Casteleiro, Joa˜o Malaca 526, 529 Castellani, Arrigo 372, 380 Castellanos i Llorenc¸, Carles 502, 503 Castro Ramos, L. 397 Catach, Nina 401, 441 Caubulin¸a, D. 621 Causa, Marina 440⫺441 Ceplı¯tis, L. 621 Chamard, Henri 423, 442 Chambers, J. K. 27, 28, 29 Chantraine, Pierre 809, 815, 820⫺821 Chaurand, Jacques 401, 441 Cheshire, Jenny 27 Chevalier, Jean-Claude 426, 441 Chomsky, Noam 24, 27, 83, 96, 844 Christian, Donna 24, 27, 64, 147, 184, 198, 232, 338, 357, 382, 442, 444⫺448, 474, 477⫺478, 529, 569, 600, 839 Cinque, Guglielmo 359, 383 Cintra, Luı´s Filipe Lindley 449, 474, 506, 509, 515, 524, 526, 529 Ciolac, Marina 569 Clarke, Sandra 27 Clements, J. Clancy 465, 474 Cohen, Jean 438, 442 Cohen, Marcel 401, 423, 432, 442 Coleman, R. G. G. 326⫺328, 334, 335, 337⫺338, 357 Colo´n, Germa´n 503 Comrie, Bernard 25, 27⫺28, 219, 244, 357, 397, 462, 474, 569, 634, 635, 703, 706⫺707, 715, 725, 728, 904, 943, 945 Conte, M. E. 397 Contini, Gianfranco 360, 380 Contini, Michel 397 Contras¸, Eugenia 559, 569
Copceag, Dimitrie 563, 569 Corbett, G. G. 634⫺635, 703, 707, 715, 725, 728 Corbineau-Hoffmann, Angelika 444 Cortelazzo, Manilo 359, 371 Cortelazzo, Michele A. 364, 380, 382 Coseriu, Eugenio 123, 147, 199, 230, 244, 352, 357, 368, 379, 381, 397, 403, 440, 442, 474, 484, 490, 503, 568, 569, 728 Coteanu, Ion 353, 357, 553, 569 Coulmas, Florian 244, 245 Cowan, H. K. J. 74, 96 Coward, Gorgus 122, 147 Croft, William 63, 458, 459, 462, 474, 569, 706, 728 Crome, E. 634, 635 ´ gnes 925, 932, Csato´, E´va A 933⫺934, 941⫺945 Cunha, Celso 449, 474, 506, 515, 524, 526, 529 ´ upic´, D. 704, 706, 707, 728 C Curtius, Ernst Robert 331, 417, 421, 442, 799
D D’Achille, Paolo 372, 381 D’Agostino, Mari 380 Dahl, Östen 21, 22, 27, 943, 945 Dahmen, Wolfgang 398, 404, 439, 442, 446⫺447, 570 Dal, Ingerid 49, 63, 398, 399, 743 Daniele, A. 381, 398 Dante, Alighieri 359, 361, 379, 382, 414 Dardano, Maurizio 374, 376, 381 DascaIˆlu, Laurent¸ia 537, 569 Daugaard, Jan 210, 221, 244 Dauzat, Albert 442 Davidsen-Nielsen, Niels Gunnar Davies, Cennard 306 Davies, John 306 De Clerc, Jan 447 de Matteis, Mario 359, 381 De Mauro, Tullio 361, 362, 364, 374, 381 De Schutter, Georges 96 Debrunner, Albert 358, 800, 812, 815, 820, 821, 822
DeCesaris, J. 398 De´csy, Gyula 917⫺918 Dejna, Karol 683 Dekeyser, Xavier 27 Delanoy, Arnaud 315, 322 Delbecque, Nicole 462, 474 Delbouille, Maurice 400, 407, 442 Delbrück, Berthold 780, 796 Deloffre, Fre´de´ric 428, 442 Demir, Nurettin 935, 939, 943, 944 Denez, Per 315⫺316, 322⫺323 Denison, David 17, 27 Denniston, J. D. 812, 821 Deny, Jean 925, 943⫺945 Derbyshire, W. W. 703 Desbordes, Yann 312, 314, 322 Deschanel, Emile 433, 442 De´sirat, Claude 436, 442 Desnickaja, Agnija 771, 796 Devoto, G. 357 Devriendt, Betty 244, 245 Dezso˝, La´szlo´ 917, 918 Di Pietro, Robert J. 359, 380 Diaconescu, Paula 569 Diderichsen, C. Philip 221, 244 Diderichsen, Paul 217, 223, 244 Dietrich, Wolf 442, 447, 460, 461, 474 Dik, Simon 215, 244 Dimoudis, Nikolaos 821 Dingel, Irene 436, 442 Dixon, R. M. W. 207, 243, 848, 865 Dobrovsky´, Josef 655 Dodi, Anastas 754, 796 Dolet, Estienne 426, 442 Domenichelli, M. 397 Donali, Ingeborg 148 Donni de Mirande, Ne´lida E. 467, 468, 470, 474, 475 Dørum, Hallvard 127, 148 Downing, Pamela 462, 474 Dozy, R. 454, 474 Dressler, Wolfgang 31, 63 Dryer, Matthew S. 451, 462, 474 du Bellay, J. 442 Du Bellay, Joachim 442 Du Bois, John W. 462, 474 Duarte, Ineˆs 529 Dubois, Jacques 416, 442 Dubois, Laurent 815, 820, 821 Dukiewicz, Leokadia 660, 661, 662, 683 DulicÏaienko, A. D. Dulicˇenko, A. D. 688, 703
Duneton ⫺ Galle´e Duneton, Claude 433, 440, 442 Dürscheid, Christa 96 Durst-Andersen, Per DuWez, Giles 442 Dyhr, Niels-Jørn 236, 245
E Eaton, R. 27 Ebert, Robert Peter 49, 63 Eckert, Gabriele 397 Eckert, Rainer 573⫺574, 599, 602, 609⫺610, 613, 615, 622, 635 Eden, Vim Van 571 Edmont, Edmond 433, 443 Egerod, Søren 243, 245 Egerts, Gottfried 503 Egetmeyer, Markus 800, 821 Eggers, Eckhard 100, 108, 111⫺115, 119⫺120 Eggers, Hans 36, 40, 63 Eichenseer, C. 326, 356, 357 Einarsson, Stefa´n 168, 172, 181 Eisenberg, Peter 31, 33, 63 Ejskjær, Inger 207, 235⫺236, 245 Elbrich, Beate 441 Eleftheriades, Olga 835 Elert, Claes-Christian 184, 198 Ellega˚rd, Alvar 17, 27 Elmevik, Lennart 148 Elordieta, Arantzazu 855, 865 Elordieta, Gorka 847, 855, 865 Elsie, Robert 252, 275 Elvira Gonza´lez, Javier 472, 475 Elwert, Wilhelm Theodor 359, 379, 381 Emblin, Robert 277, 306 Endzelin, J. 603, 605, 609, 618, 621, 622 Engberg-Pedersen, Elisabeth 244, 247 Engel, Ulrich 33, 63, 728 Engelmann, Willem. 474 Engh, Jan 143, 148 Enrı´quez, Emilia V. 470, 475 Erben, Johannes 34, 63 Erdal, Marcel 932, 944 Erdmann Thomsen, Hanne 245 Erguvanlı-Taylan, Eser 943⫺ 944 Ernst, Gerhard 62, 64, 148, 306, 372, 377, 381⫺382, 401, 428, 433, 442⫺443, 447, 476,
1037 566, 569, 786, 796, 821⫺822, 918 Estienne, Henri 420, 426, 442, 445 Evang, Annette 428, 442 Evans, Simon 277, 306 Extra, G. 217, 703 Eynden, Nadine Van den 27 Ezawa, Kennosuke 728
F Faarlund, Jan Terje 123, 137, 144, 148 Fabra, Pompeu 481, 483, 503 Fabri, Pierre 421, 423⫺424, 443 Falc’hun, Franc¸ois 308, 310⫺ 311, 322 Falster, Jakobsen, Lisbeth 203, 227, 229, 245, 246 Fanselow, Gisbert 476, 666, 683 Faria, Isabel 529 Fasano, P. 397 Faust, M. 397⫺398 Favereau, Francis 311, 315, 319, 322 Felix, Sascha W. 666, 683 Felixberger, Josef 401, 441 Ferguson, C. A. 728, 824 Ferna´ndez-Soriano, Olga 465, 475 Fernow, Carl Ludwig 359, 362, 365, 366, 381 Ferrando, Antoni 503 Fici, F. 398 Fiedler, Wilfried 752⫺757, 759⫺760, 762⫺764, 766⫺ 767, 769, 770⫺772, 775, 777⫺779, 783, 786, 789, 790⫺791, 795⫺796 Fife, James 278, 280, 301, 305, 306, 314, 322, 323 Figge, Udo L. 359, 381 Figueroa, John Filppula, Markku 270, 275 Finck, Franz Nikolaus 33, 63 Finnbogason, Eirı´kur 180 Fintoft, Jan 123, 148 Fiorelli, P. 415, 443 Fiorentino, Giuliana 392, 397 Fioritto, Alfredo 364, 381 Fischer, Iancu 91, 202, 235, 245, 530, 549, 550, 569 Fischer-Jørgensen, Eli Fishman, Joshua 119 Fisiak, Jacek 27, 569
Fitzpatrick-Cole, Jennifer 8, 27 Fleckenstein, C. 634, 635 Fleischer, Wolfgang 34, 63 Fleuriot, Le´on 309, 322 Fleuriot, Sylvie 309, 322 Flitner, Andreas 63 Fløttum, Kjersti 148 Fodor, Istva´n 357, 622, 703, 918 Foisil, M. 428, 443 Foldvik, Kjell Arne 125, 148 Foley, William A. 205, 245 Foolen, Ad 96 Forssman, Bernhard 621, 800, 815, 820, 821 Fortescue, Michael 245, 247 Fourakis, M. 826, 835 Frago Gracia, Juan Antonio 465, 466, 475 Franc¸ois, Alexis 310, 322, 323, 401, 406, 413, 415, 417, 421, 423, 425⫺426, 429, 443 Fraˆncu, Constantin 531⫺533, 553, 569 Franz, Norbert 30, 33, 63, 68, 72, 76, 90, 283, 298, 310⫺ 312, 321, 322, 352, 365⫺368, 373, 375, 377, 378, 385, 397, 400⫺407, 411, 413⫺415, 417, 419⫺450, 456, 461⫺ 462, 465⫺466, 472, 476, 479, 481, 484, 486, 488, 489, 495, 510, 514, 532, 534, 536, 548, 553, 565, 570, 631, 633, 641⫺642, 661, 683, 907, 910, 937, 942 Frei, Henri 433, 438, 443 FriÎjo´nsson, Jo´n 158, 168, 172, 175, 176, 178, 181 Frisch, Helmuth 569 Frison, Lorenza 377, 380 Fromm, Hans 899, 904 Fuchs, August 286, 360, 381, 564 Fugger, Bernd 404, 443 Furdal, Antoni 659, 683 Fusco, F.
G Gabka, K. 635 Gachelin, Jean-Marc 21⫺22, 26⫺27 Gadet, Franc¸oise 433, 437, 443 Ga´ldı´, Ladislas 569 Galle´e, Johan Hendrik 63
Galli de’Paratesi ⫺ Hausenblas
1038 Galli de’Paratesi, Nora 369, 381 Galme´s de Fuentes, Alvaro 397 Galton, H. 746⫺747 Gambarara, Daniele 374, 381 Garcı´a de Diego, Vicente 485⫺ 486, 503 Garcı´a Larragueta, Santos 456, 475 Garcı´a Moreno, Luis A. 453, 475 Garcı´a Ramo´n, Jose´ Luis 800, 815, 820⫺822 Garcı´a Turza, Claudio 475 Gardette, Pierre 404, 443 Gardt, Andreas 148, 446 Gärtner, Eberhard 515, 520, 529 Ga¯ters, A. 605⫺606, 621 Gauger, Hans Martin 379, 381, 569 Gebauer, Jan 647, 655 Gebert, L. 398 Geckeler, Horst 360, 368, 381, 390⫺391, 397, 456, 460⫺ 461, 474⫺475 Geisler, H. J. 357 Gelderen, Elly van 14, 28, 96 Gelhaus, Hermann 63 Ge´nin, F. 442, 443, 445 Gennrich, Friedrich 407, 443 Georges, Karl Ernst 96, 402, 443, 444, 447, 865 Georgieva-Karvanbasieva, L. 742⫺743, 747 Ghet¸ie, Ion 569 Giacalone Ramat, Anna 364, 381, 384, 397, 822 Gianelli, Luciano Giegerich, H. J. 28 Giel, Klaus 63 Gier, Albert 444, 555 Gillie´ron, Jules 433, 443 Gimeno Mene´ndez, Francisco 453, 456, 475 Giorello, G. 358 Girke, Wolfgang 633, 635, 655 Gı´slason, IndriÎi 151, 156, 158, 181 Givo´n, Talmy 461⫺462, 475 Gjinari, Jorgji 751, 753⫺754, 756⫺757, 758, 796 Gladrow, Wolfgang 629, 635, 683 Glatigny, Michel 434, 443 Gleßgen, Martin-Dietrich Glismann, Otto 204, 237, 245
Glück, Helmut 40, 49, 63, 550, 580, 603, 610 Gluhak, A. 728 Goebl, Hans 401, 441 Gonza´lez Bachiller, Fabia´n 475 Gonza´lez Olle´, Fernando 397, 455⫺456, 475 Görlach, Manfred 27⫺28 Gorrochategui, Joaquı´n 837, 865 Gorter, D. 703 Görtz, Barbara 433, 443 Gossen, Carl Theodor 400, 406, 408, 443 Götz, Manfred 933, 944 Grab-Kempf, Elke 460, 475 Gramley, Stephan 28 Graur, A. 357, 554, 569, 745, 747 Grdina, I. 688, 690, 703 Greenberg, Joseph H. 35, 63, 136, 146, 148, 196, 280, 472, 475, 569, 703, 728, 847, 864, 865, 904 Greenberg, M. L. 692, 703 Greene, David 276 Gregersen, Frans 199, 237, 239, 245⫺246, 247 Greive, Artur 428, 443 Gretz, Marianne 404, 443 Grewendorf, Günther 31, 63 Griera, Antonio 486, 503 Griffiths, Bruce 300, 306 Gröber, Gustav 405, 407, 443 Grønnum, Nina 200⫺202, 234⫺236, 245 Gros, Jules 312, 322, 639 Grosse, Siegfried 36, 40, 49, 64 Grzegorczykowa, Renata 662⫺ 664, 666, 676, 683 Gsell, Otto 397 GuÎfinnsson, Björn 158, 180 Gudiksen, Asgerd 203, 207, 245 GuÎmundsson, Helgi 168, 180 GuÎmundsson, Valty´r 156, 168, 182 Guggenheim-Grünberg, F. 107, 119 Guillevic, A. 311, 323 Guiraud, Pierre 404, 436, 443 Guitart, Jorge M. 475, 478 Gulsoy, Josep 503 Gunnlaugsson, GuÎvarÎur Ma´r 153, 158, 180 Guski, Andreas 655 Gusmani, Roberto 397 Gussmann, Edmund 271, 275
Gutie´rrez Rodilla, B. 397 Gutschmidt, Karl 655 Gut¸u-Romalo, Valeria 569
H Haarmann, Harald 63, 281, 306, 325, 332, 340⫺341, 343, 352, 355⫺358, 569, 703, 875, 878⫺879, 880, 892, 903⫺ 905, 917⫺918 Haberland, Hartmut 204, 245⫺ 246 Habermehl, P. 331, 357 Hage`ge, Claude 357, 401, 443, 703 Hagiwara, Michio Peter 476 Haider, Hubert 84, 96 Haig, Geoffrey 934, 944 Hakulinen, Auli 879, 904 Hakulinen, Lauri 879, 904 Hale, Kenneth 96, 406 Halilovic´, S. 728 Hall, T. Alan 31, 63 Halldo´rsson, Halldo´r 153, 158, 176, 180 ´ skar O ´ . 180 Halldo´rsson, O Hamm, J. 691, 703 Hammarberg, Björn 188, 198 Hammer, Franc¸oise 317, 318, 323 Hammond, M. 357 Hammond, Robert M. 469, 475 Hannah, Jean 29 Hansen, Aage 246 Hansen, Erik 211, 223, 225, 226, 232⫺234, 245⫺249 Hansen, Klaus 28 Hara, Makoto 460, 475 Harder, Peter 204, 206, 214, 237, 246, 247 Hardie, David W. F. 312, 323 Haritschelhar, Jean 865 Harkins, Jean 28 Harris, Alice C. 199, 246 Harris, John 21, 28 Harris, Martin 569 Hartenstein, K. 635 Hartweg, Fre´de´ric 41, 63 Hashimoto, M. J. 243, 245 Haspelmath, Martin 10, 28⫺29, 31, 63, 476, 944 Hasselblatt, Cornelius 918 Haugen, Einar 121, 148, 151, 153, 180, 183, 198 Hausenblas, Karel 654⫺655
Hausmann ⫺ Jensen Hausmann, Franz-Josef 418, 434, 443, 447⫺448 Havas, Ferenc 918 Havers, W. 736, 747 Havra´nek, Bohuslav 636, 646, 655 Hawkins, John A. 240⫺241, 246, 451, 459, 462, 475 Hazai, György 925, 943⫺945 Heger, Klaus 569 Heggstad, Leiv 130, 148 Heine, Bernd 147 Heinecke, Johannes 313, 314, 321, 323 Heinrich, Wilma 63⫺64, 276, 381, 382⫺383, 444, 476, 486, 570, 601 Heinz, Sabine 96, 278⫺279, 282, 287⫺288, 293⫺294, 299⫺301, 303, 305⫺307, 399, 945 Heiss, Christiane 383 Helbig, Gerhard 116, 119 Hellan, Lars 246 Helling, Christa 359, 381 Heltoft, Lars 202⫺203, 205⫺ 206, 214, 217, 221, 229, 234, 239, 240⫺241, 245⫺246 Hemon, Roparz 312, 323 Hempen, Uta 81, 92, 96 Hengeveld, Kees 215, 244, 246 Henne, Helmut 62⫺63 Herman, Jo´szef 330, 357, 399, 474 Herna´ndez Alonso, Ce´sar 456, 475 Herring, Susan 245⫺246 Herrity, 688, 703 Herslund, Michael 206⫺207, 213⫺215, 220⫺221, 244, 245⫺246, 248 Herzog, Marvin 100, 104, 119⫺ 120 Hess, Zita 397, 460, 475 Hetzer, Armin 795⫺796 Heubeck, Alfred 800, 822 Heusler, Andreas 153, 168, 172, 180 Hewitt, Steve 310, 321, 323 Heyl, Sonja 683 Hiersche, Rolf 800, 822 Hilty, Gerold 407, 443 Hinchliffe, Ian 186, 198 Hincks, Rhisiart 306 Hinojo Andre´s, Gregorio 472, 475 Hinrichs, Uwe 357 Hinton, L. 836
1039 Hinze, Almut 815, 820, 822 Hinze, Friedhelm 599, 609, 610, 613, 621 Hirschbühler, Paul 479 Hjartardo´ttir, Tho´ra Björk 176, 182 Hoart¸a-Lazarescu, Luminit¸a Hoart¸aIˆ-LaIˆzaIˆrescu, Lumint¸ta 569 Hochberg, Judith 450, 469, 470, 475 Hodot, Rene´ 815, 820, 821, 822 Hoenigswald, Henry M. 800, 822 Hoffmann, J. B. 40, 49, 800 Hoffmann, Lothar 40, 49, 63 Hoffmann, Ludger 33, 65 Hoffmann, Otto 800, 822 Höfler, Manfred 446 Hofstra, Tette 35, 97 Holm, John 21, 28 Holman, Eugene 877, 879, 880, 882, 889, 903, 904 Holmberg, Anders 183, 198 Holmberg, Bente 246 Holmberg, Henrik 234, 246 Holmes, Philip 186, 198 Holton, David 835, 836 Holtus, Günter 357⫺358, 369, 373, 375⫺376, 380⫺383, 396⫺397, 440, 443⫺444, 446⫺447, 474, 477⫺478, 503, 529, 568⫺569, 570⫺ 571, 944 Hopper, Paul 124, 127, 130, 148, 220, 246, 570 Horde´, Tristan 436, 442 Horrocks, Geoffrey 800, 822, 835⫺836 Horst, Fritz 63, 307, 323, 381, 397⫺398, 474⫺475 Householder, Fred W. 835⫺836 Houtsma, M. T. 944⫺945 Hro´arsdo´ttir, Thorbjörg 175, 182 Hualde, Jose´ Ignacio 492, 503, 839, 854⫺856, 865 Hubschmid, Johannes 386, 397 Hudson, Richard 23, 28 Hulk, A. 96 Humbert, Jean 812, 821, 822 Humbert, Louis 419, 423, 426, 427, 442 Humboldt, Wilhelm von 32, 63, 706, 728, 771 Humphreys, Humphrey Lloyd 281, 286, 291, 293, 298, 301, 306, 308, 310, 323
Hundt, Marianne 28 Hunnius, Klaus 404, 428, 443 Hvilshøj, Ulrik 219, 226, 247
I Ihalainen, Ossi 12, 22, 28 Ikola, Osmo 871, 904 Iliescu, Maria 532, 553, 553, 557, 558, 569, 570⫺571 Iliescu, Vladimir 570 Imre, Samu 918 IndriÎason, Thorsteinn 156, 182 Ineichen, Gustav 63, 360, 367, 377, 381⫺382, 391, 397⫺ 398, 460, 476, 570, 665, 682⫺683, 728 Iordan, Iorgu 562⫺563, 570 Irimia, Dumitru 533, 562⫺563, 570 Isakovic´, A. 728 Iskra, A. 703 IvaIˆnescu, Gheorghe 530, 553, 562, 570 Ivic´, P. 707⫺728, 732, 747 Izzo, Herbert J. 467, 476, 707⫺ 728
J Jablonka, F. 404, 443 Jachnow, Helmut 633, 635, 655 Jackendoff, R. S. 26, 28 Jackson, Kenneth Hurlstone 277, 306, 308, 309⫺311, 323 Jacob, Georg 398, 458⫺459, 476, 861, 925, 944 Jacobs, Joachim 34, 63, 462, 476 Jacobsen, William H. Jr. 857, 865 Jaeggli, Osvaldo 472 Jagemann, Christian Joseph 365, 382 Jahr, Ernst Ha˚kon 20, 91, 123, 148, 153, 173, 175, 287, 333, 339, 487, 523, 551, 553, 583, 597, 639, 734, 784 Jakobson, Roman 209, 247, 707, 728 Jedlicˇka, Alois 636, 655 Jensen, K. Anne 212, 226⫺227, 247 Jensen, Martin Kloster 124, 148
Jo´hannsson ⫺ Lamprecht
1040 Jo´hannsson, Frosti F. 181 Johanson, Lars 920, 923, 925, 929⫺930, 932, 934, 936⫺ 937, 940, 942⫺945 Johnsen, Lars 247 Joliffe, J. W. 422 Jones, Dafydd Glyn 306 Jones, Glyn E. 306 Jones, Michael 395, 398 Jones, Morgan D. 306 Jo´nsdo´ttir, Margre´t 152, 181 Jørgensen, Henrik 202, 217, 235, 245, 247 Jörgensen, Nils 198 Joseph, Brian D. 27, 35, 63, 148, 280, 306, 382, 391, 397, 444, 475, 569, 826⫺828, 835⫺836, 850, 865, 904 Josephson, Folke 276 Jucker, Andrea 472, 476 Jul Nielsen, Bent 245, 247⫺248 Junghanns, Uwe 655 Jungmann, Josef 655
K Kaiser, Georg 465, 476, 481, 623 Kallen, Jeffrey L. 22, 24, 28 Ka´lma´n, Be´la 918 Kangrga, J. 729 Karadzˇic´, V. S. 728 Karahan, Leylaˆ 924, 945 Karaulov, J. N. 634⫺635 Kardela, H. 275 Karjalainen, Merja 905 Karker, Allan 247 Karlsson, Fred 875, 889, 904 Karlsson, Gunnar 153, 158, 180 Karlsson, Stefa´n 151, 153, 181 Karrebæk Hentze, Martha 211, 247 Kastovsky, Dieter 28, 29 Katicˇic´, R. 728 Katsaiti, M. 835 Katz, Dovid 100⫺101, 105⫺ 108, 110, 114⫺116, 120 Kazazis, Kostas 836 Keenan, Edward 25, 28, 462, 476 Keipert, Helmut 632, 633, 635, 655 Kelstrup, Søren 213, 247 Kemenade, A. v. 96 Kempgen, Sebastian 623, 625⫺ 628, 634⫺635
Kent, R. G. 2, 358 Kern, Peter Chr. 40, 63, 256⫺ 257, 260, 360, 368, 370, 594, 630, 735, 750, 803 Kervella, Fran˜sez 321, 323 Keszler, Borba´la 918 Keyzer, Samuel J. 96 Khelimskii, E. A. 868, 905 Kieckers, Ernst 800, 815, 820, 821⫺822 Kiefer, Ferenc 918 Kiefer, Ulrike 120 Kiesler, Reinhard 454, 476 King, Gareth 278, 279, 280, 306 King, Robert D. 99, 100, 102, 112, 120 Kinn, Torodd 148 Kiparsky, Valentin 888, 904 Kirchner, Mark 926, 945 Kirkness, Alan 358 Kirschmeier-Andersen, Sabine Kirschner, C. 398 Kiss, Jeno˝ 918, 919 Kiss, Katalin 918 Kissling, Hans Joachim 925, 942, 945 Kiuru, Silva 871, 904 Klein, Wolfgang 390, 444, 725 Kleiva, Turid 131, 148 Klemensiewicz, Zenon 657⫺ 658, 662, 666, 681, 683 Klemola, Juhani 28 Klenk, Ursula 381, 397 Kloss, Heinz 924, 945 Knoop, Ulrich 62 Koch Christensen, K. 148, 246 Koch, Peter 148, 246, 404, 437, 438, 444, 563, 570 Kock, Josse de 465, 476 Koerner, E. F. K. 728 Kohler, Klaus 31, 63 Kokla, Paul 918 Kolenic´, L. 728 Koma´rek, Miroslav 639, 646, 647, 655 König, Ekkehard 2, 14, 24, 28, 29, 63, 64, 96, 127, 181, 245, 247, 354, 456, 465, 476, 553, 618, 706, 712, 795, 944 König, Werner 64 Kononov, Andrej N. 925, 945 Konopka, Marek 683 Kontosopoulos, Nikos 835, 836 Koppelberg, Stephan 503 Korhonen, Mikko 868, 875⫺ 876, 904 Korkmaz, Zeynep 924, 945
Körner, Karl-Hermann 377, 381⫺382, 397⫺398, 570 Kornfilt, Jaklin 925, 932⫺933, 945 Kortmann, Bernd 16, 23, 25, 28 Korzen, Iørn 242, 247⫺248 Ko´sa, La´szlo´ 918 Kossuth, Karen C. 176, 181 Kosta, P. 629, 635 Kotschi, Thomas 445, 477 Koutsoudas, Andreas 836 Kowalski, Tadeusz 924, 945 Kral, Piet 924, 945 Kramer, J. 397 Krassin, Gudrun 444 Krefeld, Thomas 444 Kremer, Dieter 475⫺476, 478 Kress, Bruno 153, 156, 158, 168, 172, 175⫺176, 178, 181 Kretschmer, Anna 655 Kristiansen, Erik 235, 247 Kristinsson, Ari Pa´ll 153, 158, 168, 179 Kristoforidhi, Konstantin 752, 754⫺755, 765, 768, 777, 784, 795⫺796 Krug, Manfred 23, 28 Kruisinga, E. 14, 28 Krupa, Va´clav 876, 904 Krygier, Marcin 27 Krysin, L. P. 633, 635 Kuen, H. 454, 462, 472, 476, 486 Kukenheim, Louis 417, 444 Kunzmann-Müller, Barbara 707⫺708, 713, 715⫺722, 724, 726, 728, 730 Kurkowska, Halina 683 Kürschner, Wilfried 728 Kursı¯te, J. 605, 621 Kurzowa, Zofia 683 Kuusi, Matti 899, 904 Kyriatsoulis, Apostolos 821 Kytö, Merja 28
L La Fauci, Nunzio 398 Labov, William 8, 26, 28 Laclotte, Fauste 446 Lafitte, Pierre 838, 862, 865 Lafon, Rene´ 857, 865 Lakarra, Joseba 865 Lambley, K. 423, 444 Lambrecht, Knud 462, 476 Lamprecht, Arnosˇt 639, 652, 654⫺655
Landmann ⫺ Meigret Landmann, Salcia 116, 120 Lang, Ewald 31, 64, 706, 728, 918 Lang, Mervyn F. 461, 476 Langacker, Ronald 85, 96, 462, 476 Langenbacher-Liebgott, Jutta 433, 444 Langslet, Lars Roar 121⫺122, 148 Lanstya´k, Istva´n 918 Lapesa, Rafael 452⫺454, 456, 466⫺467, 470, 472, 476 Larsen, Gorm 198 Laskowski, Roman 683 Lass, Roger 28 Lauer, R. 728 Lausberg, Heinrich 342, 357, 359, 381, 382, 427, 444, 453, 476, 551, 570 Laut, Jens Peter 74, 145, 149, 155, 163, 284⫺285, 385, 437, 484, 494, 534, 536, 551, 579, 641, 735, 808, 914, 926, 936⫺938, 943, 945 Lazard, Gilbert 570 LaIˆzaIˆroi, Aurelian 571 Le Besco, Patrick 317⫺318, 323 Le Duˆ, Jean 321, 323 Le Goff, P. 311, 323 Le Roux, Pierre 309, 311, 323 Lebsanft, Franz 406, 444 Leemann-Bouix, Danielle 433, 444 Lefranc, Abel 443 Lehfeldt, W. 628, 635, 728 Lehikoinen, Laila 871, 904 Lehmann, Christian 147 Lehr-Spławin´ski, Tadeusz 683 Leikuma, L. 605, 621 Leira, Vigleik 124, 148 Lejeune, Michel 802, 815, 820, 822 Lencek, R. L. 688, 697, 703 Lepschy, Giulio C. 382, 383 Leskien, A. 577, 705, 729 Leumann, M. 334, 357 Leuvensteijn, J. van 28 Levin, Beth 848, 865 Lewicka, Halina 423, 444 Lewis, Ceri W. 306 Lewis, Geoffrey L. 925, 945 Lewis, Geraint 306 Lewis, Henry 306, 308, 309, 323 Lewy, Ernst 64, 281, 306, 365, 379, 382, 786, 796, 918
1041 Li, Charles 36, 64, 476, 492, 850, 857, 862 Lie, Svein 148 Lifanov, Konstantin V 638, 655 Liliana, Macarie 477, 570 Lindauer, J. 336, 357 Lindenbauer, Petra 515, 529 Linder, Peter 534, 571 Lioce, Nico 447 Lipski, John M. 28, 467, 476 Lisac, J. 706⫺707, 710⫺713, 715, 719, 729 Lleal Garcera´n, Coloma 503 Lleal, Coloma 453⫺455, 476, 503 Lloyd, Paul M. 306, 323, 453, 455, 466⫺467, 476, 945 Lockwood, W. B. 101, 106⫺ 107, 109⫺112, 115⫺118, 120 Lodge, R. Anthony 24, 401, 417, 428⫺429, 432, 444 Loey, A. van 96 Löffler, Heinrich 64 Löfstedt, E. 338, 357 Loncˇaric´, M. 707, 710⫺713, 715⫺716, 718⫺722, 724⫺ 725, 727⫺729 Lope Blanch, Juan M. 470, 476 Lo´pez Garcı´a, Angel 503 Lo´pez Morales, H. 466, 468, 474, 476⫺477 Lorentz, Ove 123, 148 Lotz, Ja´nos 918 Lucko, Peter 28 Lüdtke, Jens 440, 442, 444, 474⫺475, 482, 490, 503, 568 Ludwig, Klaus-Dieter 381, 434, 439, 444, 447, 451, 476 Lytkin, V. I. 905
M Macarie, L. 356, 357, 553, 554, 555, 570 Macaulay, Donald 323 Machan, Tim William 29 Mackridge, Peter 835, 836 Magendie, M. 429, 444 ´ sgeir 153, 179 Magnu´sson, A Magnu´sson, FriÎrik 175, 176, 180 Maiden, Martin 367, 382 Maitinskaia, K. E. 905 Majewicz, Alfred F. 683 Makkai, Adam 244, 247 Malic´, D. 727
Maling, Joan 176, 179⫺182 Mallinson, Graham 36, 64, 462, 476 Mallory, J. P. 326, 356, 357 Mancini, Federico 361, 371, 374, 381 Mangado Martı´nez, Javier 475 Manoliu-Manea, Maria 570 Mansurog˘lu, Mecdut 921, 945 Manzotti, Emilio 377, 382 Mara´cz, La´szlo´ 865 Marazzini, Claudio 360, 379, 382 Marchello-Nizia, Christiane 445 Marello, Carla 359, 380 Maretic´, T. 729 Marslen-Wilson, W. 96 Marti, Roland 638, 655 Martı´n Vide, C. 475 Martı´n Zorraquino, Marı´a Antonia 456, 476 Martin, Robert 23, 28, 63, 147⫺148, 269, 276, 306, 307, 322, 381⫺382, 401, 439, 441, 476, 569, 638, 943, 944 Martinet, Andre´ 432, 444, 570 Martı´nez-Gil, F. 865 Martinussen, Bente 198 Marzys, Zygmunt 427, 430, 439, 440, 444 Mascaro´, Joan 503 Mastrelli, Carlo Alberto 398 Matesˇic´, J. 729 Mateus, Maria Helena Mira 512, 514⫺515, 526, 529 Mathiassen, T. 622 Mathieu, Abel 425, 428, 444 Matore´, Georges 406, 444 Mattheier, Klaus 357, 358, 361, 382, 383, 446 Maurer, Th. 331, 406, 444 Mazur, Jan 658⫺659, 683 Mazzola, Michael L. 474 McArthur, Tom 29 McCloskey, James 252, 266, 276 McCone, Kim 276 McKenna, Malachy 258, 273, 317⫺320, 323 Mehlig, H. R. 635 Meid, Wolfgang 277, 306 Meier, Harri 405, 444, 453, 476 Meier-Brügger, Michael 800, 802, 809, 812, 815, 820⫺ 822 Meigret, Louis 418, 423, 425, 442, 444⫺445
Meillet ⫺ Palazzolo-Nöding
1042 Meillet, Antoine 357, 434, 444, 573 Meillet-Vaillant, A. 729 Meisel, Jürgen 465, 476 Meißner, Franz-Joseph Meisterhans, Konrad 815, 820⫺822 Mel’cˇuk, I. A. Mene´ndez Pidal, Ramo´n 453, 456, 477, 486, 503 Mengaldo, Pier Vicenzo 359, 382 Menz, Astrid 940, 945 Messner, Dieter 460, 477 Mesthrie, Rajend 29 Metzeltin, Michael 357, 396, 438, 444, 456, 474, 477⫺478, 485, 488, 503, 515, 529, 568, 569, 571 Meyer, Gustav 750, 796 Meyer, Wolf 120 Meyer-Hermann, Reinhard 438, 444, 449, 451, 454, 462, 464⫺465, 469⫺470, 472, 477, 479 Meyer-Lübke, Wilhelm 462, 477, 480, 484, 486, 504 Michelena, Luis 837, 853⫺855, 865 Miha˘escu, H. 332 Mikhailov, N. 703 Mikkelsen, Kristian 247 Mileticˇ, L. 734, 747 Miller, Jim 23, 29 Millet, Adrien 402, 444 Milroy, James 12, 16, 28, 29 Milroy, Lesley 12, 16, 28, 29 Mioni, Alberto M. 362, 366, 382 Miorit¸a, Ulrich 571 Mirambel, Andre´ 835⫺836 Mircˇev, K. 731, 747 Miron, Paul 570 Mladenov, S. 732, 734, 747 Moen, Inger 126, 148 Mogusˇ, M. 729 Mohrmann, C. 338, 358 Moignet, Ge´rard 441 Molas, Jerzy 660⫺662, 664⫺ 667, 669, 675, 683 Moll, Francesc de B. 486, 504 Mondejar, Jose´ Monro, David B. 815, 820⫺ 821, 822 Morales, Amparo 450, 465, 466, 468, 470, 477, 865 Moravcik, E. A. 728 Mørck, Endre 147
Moreno de Alba, J. 470, 477 Moreno Ferna´ndez, Francisco 456, 475, 477⫺478 Morgan, T. J. 285, 291, 306, 307 Morini, S. 358 Morvan, Michel 837, 865 Morvannou, Fan˜ch 309, 312, 322⫺323 Mosci Sassi, M. G. 358 Moser, Hugo 64, 117⫺118, 120 Mourin, Louis 570 Mrazovic´, P. 728⫺729 Mufwene, Salikoko 29 Mühlenbach, K. 605, 609 Mühlhäusler, Peter 29 Mulder, Jean 27 Mulisch, H. 634⫺635 Muljacˇic´, Zˇarko 361, 382, 396 Müller, Bodo 400, 403, 434, 437, 439, 445, Müller, Hans-Joachim 460, 477 Müller, Roman 445 Munske, Horst Haider 358 Mussafia, Adolfo 398 Muysken, Pieter 27, 865
N Nabrings, Kirsten 404, 445 Nadal, Josep M. 504 Nandris¸, Octave 570 Naylor, K. E. 729 Necak-Lük, A. Nedergaard Thomsen, Ole 202⫺203, 205⫺209, 212, 214, 217⫺218, 220, 235⫺ 236, 237, 239⫺242, 246⫺248 Ne´meth, Gyula 924, 945 Ne´meth, Julius 921, 937, 945 Nencioni, Giovanni 361, 382 Nesselrath, Heinz-Günther 822 Nesset, Trygve 148 Neto, Serafim da Silva 405, 447, 523, 529 Neumann, Günter 358, 800, 822 Neumann, Robert 120 Newmark, Leonard 774, 797 Newton, Brian 823, 835⫺836 Nichols, J. 836 Nicolaidis, K. 836 Nicolas, Miquel 503 Niculescu, Alexandru 570 Niedermann, M. 600 Nikolaeva, I. A. 868, 905
Nikulitjeva, Dina 242, 248 Nocentini, Alberto 393, 398 Noll, Volker 570 Noonan, Michael 462, 474 Norberg, D. 358 Noreen, Adolf 153, 168, 181 Nu´n˜ez Ceden˜o, Rafael A. 475, 478 Nu´nez, Alvarez, Marı´a del Pilar
O ´ Baoill, Do´nall P. 252, 258, O 275, 276 ´ Dochartaigh, Cathair 307 O ´ Murchu´, Se´amas 252, 276 O ´ Se´, Diarmaid 252, 276 O ´ Siadhail, Mı´chea´l 252, 274, O 276 O’Rahilly, Thomas F. 252, 276 Obediente, Enrique Oesterreicher, Wulf 28⫺29, 63, 140, 148, 391, 398, 404, 437⫺438, 444, 465, 476⫺ 477, 570 Offord, Malcolm 439, 445 Ohala, J. 836 Okuka, M. 703, 729 ´ lafsson, O ´ lafur M. 180 O Olloqui Montenegro, Liliana de 450⫺451, 477 Olsen, Susan 476 Orel, Vladimir 752, 797 Oresˇnik, Janez 156, 181 Oroz, F. 397 Orpustan, Jean-Baptiste 837, 865 Ørsnæs, Bjarne Ortiz de Urbina, Jon 852, 865 Östman, Jan-Ola 876, 905 Ott, Karl August 153, 172, 181, 429, 445 Øygarden, Helen 131, 148 Oyharc¸abal, Ben˜at 863, 865 Ozolin¸a, N. 621 Özsoy, Sumru 943⫺944
P Paddock, Harold 15, 29 Paepcke, Fritz 445 Pa´ez Urdaneta, Iraset 475, 478 Palazzolo-Nöding, Brigitte 437, 445
Palmer ⫺ Reichmann Palmer, Leonhard L. 800, 815, 820, 822 Palsgrave, John 420, 423⫺424, 442, 445 Pa´lsson, Gı´sli 180 Panhuis, D. 358 Panzer, Baldur 634⫺635, 657, 659⫺661, 666, 668, 672, 674, 683, 707⫺709, 711, 719, 729, 735, 747 Parent, Monique 441 Parenti, Alessandro 398 Parlange`li, Oronzo 360, 382 Pascual Rodrı´guez, J. A. 397 Pasquier, Estienne 426, 445 Passy, Paul 402, 428, 445 Pätzold, Kurt-Michael 28 Paufler, Hans-Dieter 443 Paul, Hermann 5, 11, 17, 36, 40, 49, 64, 117⫺118, 120, 148, 244, 246, 264, 307, 323, 402, 445, 476, 479, 529, 538, 546, 570, 918, 938, 945 Paulauskiene˙, Aldona 584, 591, 600 Pauliny, Eugen 636, 655 Paulis, Giulio 386⫺387, 398 Paya´n Sotomayor, Pedro M. 466, 469, 477 Payne, Doris L. 462, 477 Pazos i Noguera, Maria-Lluı¨sa 502⫺503 Peco, A. 729 Pedersen, Inge Lise 248 Pedersen, Karen Margrethe 248 Pedro, Emı´lia 477⫺478, 506, 508, 512, 514⫺515, 526, 529 Pekmezi, Georg 758, 775, 797 Peletier du Mans, Jacques 422, 425, 445 Penny, Ralph 454, 466⫺468, 470, 477 Pensado Ruiz, Carmen 455, 477 Penttilä, Aarni 905 Perkins, Revere D. 147 Peteghem, Marleen, Van 563, 571 Petek, B. 703 Petropoulos, Elias 825, 836 Pe´tursson, Magnu´s 180⫺181 Pfister, Max 373, 375⫺376, 381, 397, 400, 406, 445 Philippaki-Warburton, Irene 826, 835⫺836 Picoche, Jacqueline 445
1043 Piemontese, Maria Emmanuela 364, 382 Piette, Jean Raymond Franc¸ois 308⫺309, 323 Pilch, Herbert 279, 282, 285, 307 Pillot, Jean 422⫺424 Pisarek, Walery 683 Pischel, Susanne 578, 600, 607, 622 Placinskis, J. 621 Plag, Ingo 29 Plangg, Guntram 570 Plank, Frans 123, 148 Plath, Robert 800, 815, 820, 822 Platt, John 29 Platzack, Christer 176, 181, 183, 198 Ple¯suma, A. 621 Pöckl, Wolfgang 381, 445 Poggi Salani, Teresa 370, 382 Poghirc, Cicerone 570 Pohl, Heinz-Dieter 688, 700, 703 Pohl, Jacques 570 Polenz, Peter von 36, 40, 49, 64 Poletto, Cecilia 378, 380 Popelar, Inge 429, 445 Poplack, Shana 469, 478 Popovic´, I. 729 Popovic´, L. 729 Poppe, Erich 301, 306, 314, 322⫺323 Porter, Lambert C. 445 Posner, R. 331, 358 Pottier, Bernard 462, 465, 478, 570 Powell, J. G. F. 358 Pranjkovic´, I. 707, 715⫺716, 723⫺725, 729 Prat, Modest 504 Press, Ian 181, 309, 311⫺312, 314, 323 Preston, Denis R. 29 Price, G. 243, 248, 323, 358, 689, 703 Priestly, T. M. S. 684⫺686, 691, 693⫺695, 697⫺699, 701, 703 Primus, Beatrice 32, 64, 478 Prince, Glanville 188, 206, 414, 429 Prokosch, Eduard 168, 234, 924, 944 Prokosch, Erich 168, 234, 924, 944, 945
Pus¸cariu, Sextil 570 Putschke, Wolfgang 62, 120 Pütz, Herbert 85, 96
Q Quak, Arend 74, 96 Quesada, J. Diego 461, 465, 478 Quilis, Antonio 460, 478 Quintilian 329, 330, 405
R Radatz, Hans-Ingo 377, 382 Radke, G. 358 Radovanovic´, M. 706⫺707, 728⫺729 Radtke, Edgar 358, 360, 362, 365, 367⫺370, 372, 375⫺ 376, 380⫺383, 428, 437, 440, 443, 445⫺447, 944 Radtke, Hildegard 621 Raible, Wolfgang 28⫺29, 63, 148, 397⫺398, 476, 569 Ramage, E. S. 358 Ramat, Paolo 64, 352, 354, 358, 360, 364, 366, 377, 381, 383⫺384, 391, 396⫺398, 539, 550, 570, 729, 822 Rame´e, Pierre de la 445 Ramers, K. H. 96 Ranson, Diana L. 468⫺469, 478 Rauch, Irmengard 148 Raukko, Jarno 876, 905 Ravid, W. 119⫺120 Rebuschi, Georges 844⫺847, 850, 856, 865 Redecker, Andrea 438, 445 Re´dei, Ka´roly 905 Reershemius, Gertrud 119⫺120 Rehbein, Jochen 944⫺945 Rehder, Peter 634⫺635, 655⫺ 656, 683⫺684, 688, 693⫺ 694, 697, 703, 729 Rehkopf, Friedrich 815, 820⫺ 821 Reichenkron, G. 358 Reichler-Be´guelin, Marie-Jose´ 440, 445 Reichmann, Oskar 36, 40, 49, 63⫺64, 383, 398, 443, 446, 478, 683, 904
Reiter ⫺ Sgall
1044 Reiter, N. 745, 747 Renzi, Lorenzo 380, 382⫺383, 391, 398, 508, 529, 570⫺571 Resnick, Melvyn C. 467, 478 Re´zeau, Pierre 436, 445 Rheinfelder, Hans 407, 445 Rickard, Peter 401, 445, 447 Ricken, Ulrich 445 Rigamonti, Alessandra 377, 382 Rijk, Rudolf P. G. de 848, 865 Rijkhoff, Jan 232⫺233, 248 Rindler-Schjerve, Rosita 388, 398 Risch, Ernst 800, 802, 809, 812, 821, 822 Rischel, Jørgen 201, 235, 241, 248 Rissanen, Matti 28⫺29 Ristelhuber, P. 425, 442 Ristic´, S. 729 Rivarol, Antoine de 446 Rivero, Marı´a-Luisa 462, 478 Rix, Helmut 800, 802, 809, 815, 820, 822 Rockel, Martin 276⫺277, 307 Rodrı´guez-Izquierdo, Fernando 469, 478 Roelcke, Thorsten 30⫺31, 40⫺ 41, 50, 53, 64⫺65, 362, 368, 383, 398, 460, 478, 484, 504, 662⫺663, 673, 683, 867, 905, 918 Rögnvaldsson, Eirı´kur 153, 156, 158, 176, 180⫺181 Rohlfs, Gerhard 375, 377, 383, 386, 398, 405, 407, 446, 485 Röhrborn, Klaus 943, 945 Roma´n del Cerro, Juan L. 452, 478 Rona, Jose´ Pedro 457, 478 Ronsard, Pierre de 446 Rosengren, Per 451, 470, 478 Rosetti, Alexandru 534, 553, 556⫺559, 568, 570⫺571 Rosset, The´odore 446 Rossi, Annabella 381 Rotaetxe, Karmele 865 Rothe, Hans 655 Rousselot, Pierre 402, 428, 446 Rozenbergs, J. 621 Ruffino, G. 397 Russell, Paul 308⫺309, 314, 323, 476, 478 Rusu, Valeriu 571 Ruus, Hanne 248
S Sabatini, Francesco 371, 381, 383 Sadler, Louisa 290⫺291, 297, 301, 307 Saloni, Zygmunt 683 Salvador Salvador, Francisco 478 Salvador, A. 475 Salvador, Gregorio 467, 478 Salvi, Giampaolo 373, 377, 380, 382⫺383, 508, 529, 571 Salys, A. 577, 600 Samardzˇija, M. 726, 729 Sanchı´s Guarner, Manuel 504 Sandford, Pedersen, Bolette 215, 248 Sandøy, Helge 121, 148 Sanga, Glauco 376, 383 Sanjian, Avedis K. 922, 936, 944, 945 Santoli, Vittorio 359, 376, 383 Santorini, Beatrice 96 Sapir, Edward 64, 279 Sarasola, Ibon 837, 865 Sarmela, Matti 900, 905 Sasse, Hans-Jürgen 229, 248, 749, 755, 763, 775, 781, 797 Satkiewicz, Halina 683 Satrustegi, Jose M. 837, 865 Sauer, Wolfgang Werner 40, 49, 63 Saussure, Ferdinand de 402⫺ 403, 434, 446 Sauvageot, Aure´lien 434, 446, 918 Savoia, Leonardo M. 370, 381 Sawicka, Irena 660⫺662, 669⫺ 670, 683 Saxon, Leslie 462, 474 Scaliger, Julius Caesar 418, 423, 446 Scalise, Sergio 398 Schaaik, Gerjan van 935, 945 Schafroth, Elmar 392, 398 Schaller, Helmut 743, 747 Schenker, A. M. 703, 729 Scherer, Anton 800, 815, 820⫺ 822 Schick, I. 744, 747 Schirmunski, Viktor M. 64 Schlachter, Wolfgang 918 Schlegel, August Wilhelm von 32, 64, 127, 145, 147, 148, 459, 478, 706 Schlette, Friedrich 307
Schmidt, Karl-Horst 277, 307, 323, 398 Schmidt-Radefeld, Jürgen 447 Schmitt, Christian 398, 401, 403⫺406, 413⫺416, 421, 423, 426, 428, 429, 431⫺434, 436, 437, 439⫺440, 442, 444⫺448, 474, 477⫺478, 529, 568⫺569, 571 Schmitt, Rüdiger 800, 815, 820, 821, 822, 944, 945 Schneider, Edgar 27, 28, 29, Schneider, F. 441 Schöndorf, Kurt-Erich 148 Schönig, Claus 943 Schoolfield, George 898, 904, 905 Schøsler, Lene 246, 248 Schot-Saikku, Päivi 884, 905 Schrijnen, J. 338, 358 Schröbler, Ingeborg 117, 118, 120 Schröder, Christoph 935, 945 Schröder, Marianne 63 Schroeder, Klaus-Henning 571 Schuchard, Hugo Schütz, Istva´n J. 158, 178, 181, 182 Schütze, O. 357, 358 Schwan, Eduard 286, 407, 447 Schwarz, M. 96 Schwarze, Christoph 359, 383 Schweickard, Wolfgang 397, 398, 442, 447 Schweikle, Günther 64 Schwyzer, Eduard 802, 809, 812, 815, 820⫺822 Scott, Charles, T. 29 Sechehaye, Albert 402, 446 Sedano, Mercedes 472 Seefranz-Montag, Ariane von 462, 478 Seewald, Ute 372, 383 Segre, Cesare 359, 368, 375, 377, 379, 383 Se´guy, Jean 436, 447 Seiler, Hansjakob 147, 729 Seitz, E. 700⫺701, 703 Selig, M. 396 Senn, A. 600 Serianni, Luca 367, 373, 381, 383 Sestito, Francesco 367, 383 Settekorn, Wolfgang 428, 432, 447 Sezer, Engin 935, 945 Sfıˆrlea, Lidia 533, 571 Sgall, Petr 478, 707, 729
Shopen ⫺ Tiefenbach Shopen, Timothy 248 Siebs, Theodor 39, 64 Siemund, Peter 10, 14⫺15, 24, 27⫺29 Siewierska, Anna 248, 307, 462, 478 ´ rmann SigurÎsson, Halldo´r A 162, 168, 176, 180 Silic´, J. 710, 711, 712, 713, 720, 721, 722, 729 Silva, Helena Santos 405, 447, 516, 523, 529, 904 Silva-Corvala´n, Carmen 472 Simone, Raffaele 359, 364, 377, 383, 422 Simonsen, Hanne Gram 126, 148 Simonyi, Zsigmond 919 Simpson, J. M. Y. 356, 357, 703, 728, 730 Sipta´r, Pe´ter 918 Sirtautas, C. Grenda 596, 600 Sitta, Horst 63 Sittl, Karl 405, 447 Sivertsen, E. 728 Skafte Jensen, Eva 212, 248 Skalicˇka, Vladimı´r 64 Sˇkaljic´, A. 729 Skjærvø, Prods Oktor 944⫺945 Skjekkeland, Martin 124⫺126, 148 Skok, P. 729 Skytte, Gunver 242, 247⫺248 Sławski, Frantiszek 659, 683 S´liwin´ski, Władysław 683 Slobin, Dan I. 248, 944⫺945 Smith, Norval 27 Snoj, M. 703 Sobrero, Alberto A. 361, 373, 380⫺384, 570 Sola`, Joan 504 Söll, Ludwig 433⫺434, 436, 439, 447 Solnceva, N. V. 772⫺773, 797 Sonderegger, Stefan 36, 40, 49, 63⫺64, 383, 398, 478, 683, 904 S¸ora, Sanda 569⫺571 Sørensen, Finn 213⫺214, 221, 246 Söres, Anna 571 Sornicola, Rosanna 374, 377, 383 Sowinski, Bernhard 40, 49, 64 Spillner, Bernd 446 Sprouse, Rex A. 137, 148 Stabej, M. 688, 690, 703 Stafecka, A. 605, 621
1045 Staltmane, V. 608, 621 Stammerjohann, Harro 374, 383 Stammler, Wolfgang 119⫺120 Stang, Christian 575, 577, 600, 602, 622 Stanislav, Ja´n 639, 656 Stankiewicz, E. 685, 703, 714, 717, 729 Stanojcˇic´, Zˇ. 707, 723⫺725, 729 Stary´, Zdene˘k 637, 656 Stati, Sorin 550, 571 Stechow, Arnim von 63, 398 Steensig, Jakob 239, 248 Steenwijk, H. 689, 703 Stefenelli, Arnulf 398, 453, 478 Steger, Hugo 30, 65 Stegmann, Tilbert Dı´dac 504 Stehl, Thomas 404, 447 Stein, Dieter 27, 29, 286, 496, 534, 582, 599, 607, 610, 935 Steinmetz, Sol 119⫺120 Steinmeyer, Georg 447 Stengel, Edmund 428, 447 Stenson, Nancy 252, 276 Stephanus, Henricus 419, 423⫺ 428, 447 Stephens, Janig 323 Stephens, Meic 323 Sternefeld, Wolfgang 63, 398 Stevanovic´, M. 729 Stevenson, Patrick 62 Stieber, Zdzislaw 657, 662, 667⫺669, 672⫺675, 683 Stimm, Helmut 442, 446⫺447, 534, 571 Stoett, F. A. 97 Stojanov, S. 733, 739, 741, 747 Stojkov, S. 734, 747 Sˇtolc, Jozef 640, 649⫺651, 653⫺654, 656 Stolz, F. 358, 483 Straka, Georges 402, 447 Strang, Barbara 29 Strecker, Bruno 33, 65 Strosetzki, Christoph 447 Strunk, Klaus 398, 800, 822 Suchier, W. 407⫺408, 447 Suhonen, Seppo 875, 905 Sulkala, Helena 905 Sun˜er, Margarita 465, 478 Sunshine, Andrew 120 Svane, G. O. 697, 703 ´ sta 168, 176, Svavarsdo´ttir, A 179⫺180 Swan, Toril 147 S´widzin´ski, Marek 683 Swift, Lloyd B. 925, 937, 945
Swiggers, Pierre 447 Szabo´miha´ly, Gizella 918 Szantyr, A. 357 Szathma´ri, Istva´n 919 Szemere´nyi, Oswald 65, 358, 730 Szwedek, Aleksander 28
T Tagliavini, Carlo 345, 358, 508, 529 Tallerman, Maggie 304, 307 Talmy, Leonhard 214, 248⫺ 249, 475 Tasmowski, Liliana 570 Taube, Erika 943⫺944 Tavoni, Mirko 359, 383 Tchekalina, Elena 204, 249 Tejada, Paloma 451, 464, 472 Tejera, Marı´a Josefina 472 Tekavcˇic´, Pavao 376, 384, 535, 571 Telmon, Tullio 360, 384 Ternes, Elmar 31, 65, 308⫺311, 317⫺318, 323 Terrell, Tracy 468, 478 Tesnie`re, Lucien 65, 281 Te´vanian, Pierre 434, 447 Teyssier, Paul 525, 527, 529 Thelen, Udo 434, 447 Thielemann, Werner 147 Thieroff, Rolf 258, 276, 944, 945 Thir, Margit 515, 529 Thom, Franc¸oise 434, 447 Thom, Rene´ 346, 358 Thomas, Alan R. 278, 307 Thomas, Beth 278, 306, 307 Thomas, Peter Wyn 278, 306, 307 Thompson, Sandra A. 36, 64, 220, 246 Thorne, David 279⫺280, 282, 285, 292, 295, 298, 307 Thra´insson, Höskuldur 151, 181, 182 Thrane, Torben 207, 230, 244, 249 Thumb, Albert 800, 815, 820⫺ 822 Thümmel, Wolf 381 Thun, Harald 380⫺381, 440, 442, 444, 474⫺475, 568 Thurot, Charles 447 Tiefenbach, Heinrich 63
Tietze ⫺ Williams
1046
Uhlisch, Gerda 796 Ulvydas, K. 599 Underhill, Robert 925, 945 Untermann, Jürgen 358, 452, 478⫺479 Urban´czyk, Stanisław 659, 676, 683 Urien, Jean-Yves 315, 323 Ursu, Nicolae 571 Uruburu, Bidaurrazaga, Augustı´n 470, 479
Valdmanis, J. 621 Valin, Robert D. Van 205, 245 Vannebo, Kjell Ivar 145, 148 Vaquero, Marı´a 465, 470, 474, 476⫺477, 479 Varela, Soledad 461, 479 Varro, 329, 417 Vasconcelos, Jose´ Leite de 522, 529 Vasiliu, Emanuel 534⫺537, 571 Vater, Heinz 72, 84, 96, 111, 131, 141, 174, 256, 282, 285, 289, 291, 304, 316, 319, 391, 393, 487, 581⫺582, 591, 593, 598, 610, 621, 718, 765, 785, 787, 935, 943 Vaugelas, Claude Favre de 428⫺431, 437, 441, 445, 448 Vedovelli, Massimo 361, 371, 374, 381 Vena˚s, Kjell 121⫺122, 148 Vennemann, Theo 35, 62⫺63, 391, 396, 398 Veny, Joan 496, 504 Verdelho, Evelina 523, 526, 529 Verhoeven, Ludo 943, 945 ˚ ke 188, 198 Viberg, A Viitso, Tiit-Rein 869, 870⫺871, 905 Vikner, Sten 217, 249 Vikør, Lars 183, 198 Vilborg, Ebbe 815, 820⫺822 Vincenot, C. 693, 703 Vincent, Nigel 383 Vineis, Edoardo 384 Vintr, Josef 636, 639, 654, 656 Virgulti, Silvia 529 Virtaranta, Pertti 903, 905 Viudas, A. 475 Voghera, Miriam 361, 371, 374, 381 Volkart-Rey, Ramo´n 369, 384 Volodin, A. P. 905 Voltaire, Franc¸ois-Marie de 430, 448 Voroncova, V. L. 635 Vukadinovic´, Z. 729 Vulpe, Magdalena 533, 562, 571
V
W
Väänänen, Veikko 358, 405, 448, 453, 479 Vainio, R. 329, 358
Wackernagel, Jacob 217, 230, 239, 243, 398, 780 Wagner, Claudio 471, 479
Tietze, Andreas 922, 936⫺937, 941, 944⫺945 Timm, Lenora A. 315⫺317, 319⫺321, 323 Tissot, Sylvie 434, 447 Todoran, Romulus 530, 571 Togeby, Ole 206, 249 Tomlin, Russell S. 462, 476, 478 Tompa, Jo´zsef 919 Tornow, S. 625, 635 Torp, Arne 131, 142, 148 Tory, Geofroy 415, 421⫺424, 448 Tovar, Anton 397, 455, 474 Trabalza, Ciro 417, 448 Trabant, Jürgen 437, 448 Trask, Robert L. 837, 853, 865 Traugott, Elizabeth Closs 17, 29, 124, 127, 130, 147, 148, 570 Trautmann, R. 730 Tra´vnı´cˇek, Frantisˇek 639, 654, 656 Tre´pos, Pierre 312, 323 Trifone, Pietro 374, 381 Tristram, Hildegard 29 Tritter, Jean-Louis 448 Tronskij, I. M. 358 Trubetzkoy, Nikolaj S. 101, 120, 281, 307 Trudgill, Peter 13⫺15, 27⫺28, 29, 193, 198, 306, 478, 936, 945 Tserdanelis, Georgios 836
U
Wagner, Heinrich 252, 276 Wagner, Max Leopold 386, 398 Wales, K. 8, 22, 25, 29, 251, 277⫺279, 306, 308, 341 Walsh, Thomas J. 504 Walter, Henriette 74, 436, 441, 448, 486, 742⫺743, 747 Walton, Stephen 121, 148 Wandruszka, Mario 381, 434, 448 Wandruszka, Ulrich 398 Wanner, Dieter 398, 462, 479 Warner, R. 358 Wartburg, Walther von 360, 368, 375, 384, 405, 448, 486 Watkins, T. Arwyn 285, 307, 314, 323 Weber, Elizabeth 462, 472, 577 Wegener, Heide 31, 65 Wegera, Klaus-Peter 36, 40⫺ 41, 49, 63⫺64 Weigand, Gustav 755, 797 Weinberg, Bernard 422, 426, 448, 467, 475 Weinreich, Uriel 98⫺104, 107⫺ 108, 110, 115, 119⫺120 Weinrich, Harald 369, 384, 428, 448, 455, 460, 479 Weissberg, Josef 98, 101, 110, 115⫺118, 120 Weissenrieder, Maureen 465, 479 Welke, Klaus 147 Wellmann, Hans 63 Wells, John C. 8, 29 Wesch, Andreas 441 West, Paula 2⫺3, 15, 24⫺26, 28⫺29, 148, 200, 236⫺237, 238⫺239, 270, 413, 837, 869 Westmoreland, M. 471, 479 Westphal, Germa´n F. 462, 479 Westvik, Olaf Martin Jansen 147 Wexler, Paul 99⫺100, 120 Whaley, L. J. 730 Whatmough, Joshua 277, 307⫺ 308, 323 Wiegand, Herbert Ernst 62⫺63, 443 Wiehl, Peter 36, 40, 49, 64 Wiele, B. 358 Wiesinger, Peter 30, 36, 40, 65 Wigger, Arndt 252⫺253, 260, 262, 270, 276 Williams, Edwin B. 525, 529
Williams ⫺ Zybatow Williams, Glyn 307 Williams, Stephen J. 307 Wilmotte, M. 413, 448 Windisch, Rudolf 571 Winkelmann, Otto 432, 448, 456, 477 Winkler, Christian 64 Winterbottom, M. 358 Winther Ravn, Maria 242, 249 Wissendorffs, H. 621 Wiwel, H. G. 249 Wmffre, Iwan 316, 319, 321, 323 Wo´jcicki, Mieczysław 683 Wo´jtowicz, Janina 660⫺661, 683 Wolf, Barbara 442
1047 Wolf, Heinz Jürgen 386, 399 Wright, Roger 358, 455, 457, 476, 479 Wro´bel, Henryk 683 Wüest, Jakob 417, 448 Wurzel, Wolfgang Ullrich 281, 510, 578, 583, 587, 594⫺595, 706, 730, 750, 772, 800, 802⫺803, 809
Y Young-Davy, Belinda 29 Youssef, Valerie 29 Yüce, Nuri 939, 945
Z Zaenen, Annie 176, 179, 182 Zaliznjak, A. A. 625, 635 Zamboni, Alberto 387, 399 Zgusta, Ladislav 443 Zifonun, Gisela 31, 33, 64⫺65, 728, 730, 918 Zimmer, Karl 944, 945 Zimmer, Stefan 276 Zimmermann, Klaus 438, 448, 477 Zinsmeister, Hans 802, 809, 822 Zuazo, Koldo 838, 865 Zutt, Herta 40, 63 Zwart, C. Jan-Wouter 86, 94, 97 Zybatow, L. 633, 635