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German Pages 82 [84] Year 1911
QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR
SPRACH- UND CULTUME SCHICHTE DER
GERMANISCHEN VÖLKER.
HERAUSGEGEBEN VON
ALOIS BRANDL, ERICH SCHMIDT, FRANZ SCHULTZ.
CXIII. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DAS MITTELHOCHDEUTSCHE „BUCH DER RÜGEN".
STRASSBURG. KARL
J.
TRÜBNER.
1911.
UNTERSUCHUNGEN ÜBER DAS
MITTELHOCHDEUTSCHE
BUCH DER RÜGEN" VON
Dr. BRUNO WIESOTZKY.
STRASSBURG. KARL
J. T R Ü B N E R . 1911.
U. DnMont Schauberg, Straflburg.
DEM ANDENKEN MEINER LIEBEN ELTERN IN UNVERGESSLICHER DANKBARKEIT.
Vorwort. Die nachstehenden Untersuchungen, die dem in mancher Hinsicht, nicht zum wenigsten durch seine Sprache eigenartigen mittelhochdeutschen „Buch der Rügen" gewidmet sind, haben der Philosophischen Fakultät der Universität Jena als Dissertation vorgelegen. Einmal will diese Arbeit die Grundlage für eine künftige Ausgabe des Gedichtes schaffen, die, ohne damit den Wert der von Karajan hergestellten in Zweifel ziehen zu wollen, allein schon wegen der allmählich schwierig gewordenen Zugänglichkeit des auch für die Zeit- und Kulturgeschichte wichtigen Textes wünschenswert erscheint Den Kern bildet naturgemäß der sprachliche Teil, in dem ich bemüht war, dem verhältnismäßig geringen und deshalb oft nicht leicht zu beurteilenden Material „die sprachlichen Eigentümlichkeiten des Dichters, soweit sie überhaupt aus den Reimen erkennbar sind, möglichst vollständig abzuringen". Würde die Arbeit daneben an ihrem Teil dazu beitragen, die Lösung jener ebenso schwierigen wie hohen Aufgaben zu erleichtern, die der Deutschen Philologie auf dem Gebiete der mittelhochdeutschen Literatur für die Zukunft gestellt sind, so wäre ihr Zweck erfüllt. — Herrn Geheimrat Michels spreche ich auch an dieser Stelle meinen ehrerbietigen Dank für seine stete Hilfsbereitschaft aus. Ihm sowie dem Mitherausgeber der „Quellen und Forschungen", Herrn Prof. Dr. Schultz, bin ich ferner für die liebenswürdige Unterstützung bei der Überwachung des Druckes verbunden. Nicht geringen Dank schulde ich schließlich meinem lieben Freunde Dr. J. Klewitz für manchen Freundesdienst, den er mir erwiesen hat. Jena, Fastnacht 1911.
Bruno Wiesotzky.
Abkürzungen: Mhd. Gram.
Mittelhochdeutsche Grammatik von Karl Weinholcl. 2. Ausgabe. Paderborn 1883. Bair. Gram. Bairische Grammatik von K. Weinhold. Berlin 1867. Mhd. E.B. Mittelhochdeutsches Elementarbuch von Viktor Michels. Heidelberg 1900. Fisclier Zur Geschichte des Mittelhochdeutschen von Hermann Fischer. Universitätsprogramm Tübingen 1889. Abh. Abhandlungen zur germanischen Philologie, Festgabe für Richard Heinzel. Halle 1898. Darin: Das sogenannte IL Büchlein und Hartmanns Werke von G. Kraus; sowie Beobachtungen zum Reimgebrauch Hartmanns und Wolframs von K. Zwierzina. Zw. 44, Zw. 45 Zeitschrift für deutsches Altertum, Band 44, 45: Mittelhochdeutsche Studien von K. Zwierzina. Beitr. 28 Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Band 28: Zum Reimgebrauch Rudolfs von Ems von K. Zwierzina. — Was im übrigen an Schriften benutzt ist, wird an Ort und Stelle zitiert.
Druckfehlorberichtigung. Auf S. 8, Zeile 16 von unten ist war zu lesen, also o h n e Zirkumflex.
Inhaltsverzeichnis. Einleitung I. Das Buch der Rügen imd seine handschriftliche Überlieferung II. Sprache und Reimgebranch A. Zur Lautlehre § 1. Vokalismus a) Quantität b) Qualität c) Umlaut d) Kontraktion § 2. Konsonantismus a) Dentale b) Gutturale c) Labiale d) Liquiden e) Nasale B. Zur Flexionslehre § 3. Deklination a) Substantivum b) Adjektivum c) Adverbium d) Pronomen e) Zahlwort § 4. Konjugation a) Starkes Verbum b) Reduplizierendes Verbum c) Schwaches Verbum d) Präteritopräsentia e) Einzelne Verba (sin, wesen 29; wellen 29; tuon, Mn 30) C. Heimat III. Metrik § 1. Sprachliche Behandlung unbetonter Silben . . . . a) Apokope b) Synkope c) Elision und Hiatus d) Verschmelzungen § 2. Betonung a) Nicht zusammengesetzte Worte
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b) Zusammengesetzte Worte c) Eigennamen und Fremdworte d) Satzbetonung § 3. Vers und Takt A. Auftakt B. Das Innere des Verses a) Hebungen b) Senkungen 1. Zweisilbig 2. Fehlen der Senkung 3. Fehlen zweier Senkungen C. Ungewöhnlichere Verse a) Dreihebig stumpfe Verse b) Vierhebig klingende Verse § 4. Reim a) Allgemeines b) Besondere Reimarten 1. Rührende Reime 2. Grammatische Reime 3. Doppelreim 4. Erweiterter Reim 5. Mittelreim 6. Inreim 7. Pausen 8. Reimhäufungen 9. Stabreim § 5. Enjambement § 6. Reimbrechung IV. Zum Stil A. Lebendigkeit der Darstellung:
·. .
36 37 38 38 39 40 40 40 40 42 45 46 47 48 50 50 50 51 51 51 52 52 52 52 52 53 53 54 56
Anrede 56 — formelhafte Aufforderungen 56 — Ankündigungen 57 — Präteritio 57 — Beteurung 57 — vorsichtige Behauptung 57 — Berufungen 58 — Einwurf 58 — Fragen 58 — Ausruf 58 — Gebet 59 — kürzere direkte Reden 59.
B. Nachdruck und Fülle: zweigliedrige Ausdrücke 59 — dreigliedrige Verbindungen 61 — mehrgliedrige Ausdrücke 62 — Aufzählungen 62 — Paarung von Sätzen 62 — Wortwiederholungen (Anapher, Wortspiel, regellose Wiederholung, figura etymologica) 63.
C. Anschaulichkeit: Anhang
Vergleiche und Bilder 65 — Personifikationen 66 — Sprichwörter 67 — Pleonasmus 68 — Hyperbeln 68.
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EINLEITUNG. Wenn Karajan in der Einleitung zu seiner Ausgabe des Gedichtes, dem die folgenden Zeilen gewidmet sein sollen, unter feiner Abwägung der in ihm berührten geschichtlichen Verhältnisse die Entstehung in die Jahre 1276 oder 1277 setzt, den Verfasser für einen Geistlichen hält und den poetischen Wert des B. d. R. nur gering anschlägt, so wird sich dagegen kaum etwas einwenden lassen 1 ). Eingehender indes, als Karajan es getan hat, mußte einmal die Sprache des Gedichtes betrachtet und der Versuch gemacht werden mit den Kriterien, die sie uns an die Hand gibt, die bisher umstrittene Heimat festzustellen. Im Anschluß daran sollen die Metrik sowie die wichtigsten Erscheinungen· des Stils behandelt werden, da beide von Karajan nicht berücksichtigt wurden. Zum Schluß seien alle jene Stellen des deutschen Gedichtes aufgezählt, die irgendwie von dem lateinischen — sei es auch nur inhaltlich — beeinflußt sein könnten. Es wird aus der Gegenüberstellung hervorgehen, daß verhältnismäßig wenig als eigentliche Übersetzung angesprochen werden kann und der Verfasser im übrigen nicht selten von dem Bestreben geleitet erscheint, das, was er vorfand und für verwendbar hielt, zu erklären, es deutlicher oder anschaulicher zu gestalten. — *) Hingewiesen möge an dieser Stelle werden auf: Scriptores rerum Prussicarum Bd. II, S. 175 ff.; Karl Goedeke, Deutsche Dichtung im Mittelalter. Hannover 1854, S. 897.
QF. CXIII.
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I. DAS BUCH DER RÜGEN UND SEINE HANDSCHRIFTLICHE ÜBERLIEFERUNG. Das von Karajan mit seltenem Glück betitelte mittelhochdeutsche B. d. ß. — der Verfasser sagt selbst Y. 299: ich wil rüegen
. . . das an iu
— ist von ihm nebst seinem lateinischen Yorbilde im II. Bande der ZfdA. 1842, S. 15ff. nach einer bair.-östr. P e r g a m e n t h a n d s c h r i f t in Kleinoktav (im folgenden als Α bezeichnet) herausgegeben, die — „dem Alter nach an den Beginn des 15. Jahrhunderts reichend" — von ihm a. a. 0. S. 6 ff. eingehender beschrieben wird. Die Handschrift befand sich damals in der Privatsammlung des Wiener Antiquars M. Kuppitsch, die nach dessen Tode, wie mir seine Erben mitteilten, im Jahre 1849 verschleudert worden ist. Das zweite längere deutsche Gedicht der Sammlung „Von dem Antichrist" wurde von Haupt nach Karajans Abschrift ZfdA. Bd. VI, S. 369ff. ediert. Solange nicht ein Zufall dieses Manuskript wieder an das Tageslicht bringt, muß es als verschollen gelten, da Nachfragen bei den größten und an handschriftlichen Schätzen reichen Bibliotheken sowie dem Handschriftenkataloge der Berliner Akademie kein Ergebnis zeitigten. Die auf meine Anfrage hin in liebenswürdigster Weise von dem Vorstände der Handschriftenabteilung der Münchener Bibliothek, Herrn OberbibMothekar Dr. Leidinger, angestellten Nachforschungen waren indes wenigstens von einem Erfolge gekrönt: eine zweite, neue H a n d s c h r i f t unseres Gedichtes wurde gefunden, deren Benutzung mir in entgegenkommendster Weise gestattet wurde. Die Handschrift ist aus dem Kloster Wessobrunn bei der Säkularisation in die Münchener Bibliothek gelangt. Von be-
I. Das Buch der Rügen und seine handschriftliche Überlieferung.
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kannteren Stücken, die in ihr enthalten sind, ist vor allen Dingen der Münchener Freidank Η zu erwähnen. Der Einfachheit halber möchte ich deshalb, obschon wir es mit einer Papierhandschrift zu tun haben, diese Chriffre auch für die hier gebotene Überlieferung unseres Gedichtes wählen. "W". Grimm sagt in der Einleitung seiner Freidankausgabe2 S. Yf.: „in der Münchener P a p i e r h a n d s c h r i f t (cod. germ. 444 in Quart) ist eine große Anzahl von verschiedenen Händen geschriebener Stücke zusammen gebunden, deren eins die Jahreszahl 1422 trägt". Unter den verschiedenen Händen befinden sich besonders in der ersten Hälfte ausgesprochen schöne und deutliche, zu denen unser Schreiber allerdings keineswegs gezählt werden kann. Zunächst einiges über das Äußere. Daß unser Stück, welches nach einer späteren Gesamtnumerierung die Blätter 173—208 füllt, einst selbständige Existenz gehabt hat, beweist die dunkle Färbung der ersten und letzten Seite gegenüber der bedeutend helleren der inneren Blätter. Die Überschriften sind rot; die gleiche Farbe weisen die Initialen am Beginn jedes Abschnittes auf, nur daß sie außerdem mit grünen Verzierungen versehen sind; rot durchstrichen finden wir sodann die Anfangsbuchstaben der Verse, die in größeren Gruppen zuweilen durch rote Schlangenlinien umrahmt werden. Auf jeder Seite befinden sich 20—25 Zeilen. Den Schluß bildet eine rot geschriebene verunglückte Reimerei des (geistlichen ?) Schreibers1). Der Hauptunterschied, der zwischen beiden Schreibern besteht, kann kurz dahin zusammengefaßt Werden: Η ist kaum in ein engeres Verhältnis zum Inhalt unseres Gedichtes getreten im Gegensatz zu A, soweit wir das nach dem wenigen, was Karajan unter seinem Text bietet, beurteilen können. Die natürliche Folge ist, daß in Η ein Text vorliegt, der an ')
Hie hatt daz gedieht ein end Gott geh vnszen sei ein vil gut end Dez helff vnz maria mit aller engel schar Maid raine magt hilff vnz in die him'l tron dratt Daz wir nit verzagen in vnsern sündig gar 1*
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I. Das Buch der Rügen und seine handschriftliche Überlieferung.
offenbarer Oberflächlichkeit und Willkür nichts zu wünschen übrig läßt. Neben der Stelle 1614—1622, wo ein gleichartiger Keim Anlaß zum Überspringen war, fehlen nicht weniger als 10 andere Yerse in allen Teilen des relativ kurzen Gedichtes. Es kann selbstverständlich hier nicht meine Aufgabe sein, das Auslassen oder Hinzufügen höchst unnötiger "Worte, alle Umstellungen, sinnlos geschriebenen oder mißverstandenen Worte aufzuzählen, da es Dutzende von Seiten füllen würde, auch kaum einen Gewinn brächte. All das schließt selbstverständlich nicht aus, daß Η uns trotzdem manchmal, wie wir noch sehen werden, bei der Textgestaltung von Nutzen sein kann. Deshalb sowie zur Illustrierung der soeben geschilderten Yerhältnisse mögen folgende Lesungen von Η mitgeteilt werden1). 98 mit im·, 190 euch nit nenex 209 vaine] 210 gestreit] 266 dem arme; 310 als des goldes-, 322 mg' maniges·, 384 kaine; 463 lebens gunst; 464 nit gelust; 479 Clausnere; 481 maist'schüft] 490 gedenken] 494 vnd' schaid] 510 witib für umb] 550 also für alleswä; 578 ampt; 616 wolt tr; 678 gesprochen; 707 frotleich; 710 für juristen priester; 796 raup\ 824 fleiskhlich·, 857 peilf\ für bägen-, 877 lucz'l zucht] 882 rauehschwein·, 978 miselingf\; 988 liez] 1001 mus in dein'hant·, 1002 für maht kanst; 1003 stich] 1004 deine·, rieh·, 1017 dein] 1069 straffe für ze gräven] 1088 zolt; 1113 zu geringf\·, 1140 vil leicht] 1142 für unde schön an schäm,·, 1150 vnd zu de' pitterr\ helle kerf\·, 1151 got wil selbr' scherf\ nit·, 1228 mit ewren her'n zu helle kume] 1281 v'reter·, 1361 vö euch iagf\; 1438 für niht wol·, 1459 weiszhait] 1502 nemt die ecker (vielleicht η?); 1573 nye\ 1635 sein vngleieh·, 1651 nicht loszlich vnd. an pillich (l?)] 1652 dy arme (! ?). Eine sich auf gemeinsame Fehler gründende V e r w a n d t s c h a f t zwischen Α und Η läßt sich, soweit uns handschriftliches Material von Α durch Karajans Mitteilungen unter seinem Text zur Verfügung steht, nicht erweisen, ist auch ') Vgl. auch die im sprachlichen und metrischen Teil gelegentlich mitgeteilten Lesarten von H.
I. Das Buch der Rügen und seine handschriftliche Überlieferung.
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wenig wahrscheinlich, da die im Gegensatz zu Α umgekehrte Keihenfolge der Y. 557—590 und 591—622 in Η kaum vom Schreiber stammen wird. — Es erübrigt endlich einen Blick auf die S p r a c h e des S c h r e i b e r s von Η zu werfeu. Die mhd. i, u, iu sind in betonten Silben ausnahmslos diphthongiert, aber selbst -lieh kommt neben -leichen verhältnismäßig sehr selten vor. Der aus ί entstandene Diphthong wird mit ei (ey) bezeichnet zum Unterschiede von dem alten, der durchweg ai(ay) geschrieben wird; das diphthongierte mhd. ύ wird gleich dem alten ou durch au (aw), mhd. iu durch eu (ew) und — auf den bair. Wechsel von iu und ou zurückgehend (Mhd. Gram. § 125) — durch aw wiedergegeben. Einige Male wird ew zu ei entrundet (Bair. Gram. §79). — Einige i und u neben ie(ye) und wo sind nur eine oberdeutsche Schreibermode (Mhd. Gram.1 § 84). Für mhd. ä findet sich oft o, seltener ai, n i e aber nach schwäbischer Weise au; für mhd. ö häufig a (Mhd. Gram. § 8 8 ; Bair. Gram. §66). Altes ei ist oft durch α wiedergegeben (Mhd. Gram. §123). Der Umlaut wird zumeist nicht bezeichnet; einige Male stellen sich für ü und δ die geschloßnen i und e ein (Mhd. Gram. § 73; Bair. Gram. § 13). Vokallänge wird in weitem Umfang durch folgende Doppelkonsonanz angedeutet. Das ungeschützte e der Flektionssilben ist fast durchweg apokopiert; das iu der Endung ist in diu zu ye, y (aber sew), sonst zu e geworden (manchmal hingegen, ζ. B. Y. 347 armew, wie in Wurzelsilben zu ew entwickelt). e unbetonter Silben wird nicht gerade oft als i geschrieben (Mhd. Gram. § 81). Svarabhaktivokale, wie sie besonders im Bair.-Östr. beliebt sind (s. ebenda), stellen sich zuweilen ein: ζ. B. gepirig, kiriehen, geren für gern; zorinlich usw. — Der Wechsel von b und w, der in weitem Umfange in unserer Hs. anzutreffen ist, ist bair.-östr. Brauch, dem es auch am ehesten entspricht, wenn ausschließlich ρ für gewöhnliches b geschrieben wird (Bair. Gram. §§ 121 ff.).
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I. Das Buch der Rügen and seine handschriftliche Überlieferung.
An dem alten oberdeutschen ch ist nach Art der Gebirgsmundarten festgehalten: ζ. B. chind, mchert (aber natürlich vngert 1071) (Mhd. Gram. § 2 2 7 ; Bair. Gram. § § 1 8 0 , 186); für h findet sich stets ch (Mhd. Gram. §§ 233ff.). ch wird zuweilen assimiliert ζ. B. hoff art", der Guttural in niht fällt meist aus. Selten begegnet s für sch (Bair. Gram. § 154); seh für mhd. s ist nie zu bemerken. Auslautend stehen überwiegend Medien, für c oft ch (ζ. B. sluch) (Bair. Gram. § 186). Endlich sei summarisch darauf hingewiesen, daß ir flektiert; ew und eweh durcheinander geworfen; stets komm, meist hiet usw., schol neben seltnem sol gebraucht wird; daß unser Schreiber von schwierigeren Worten abgesehen ζ. B. vrum, swer usw., um, proklitisches en- nicht mehr kennt. — Nach dem, was soeben über die Sprache des Schreibers von Η kurz zusammenfassend gesagt ist, dürfte m. E. kaum Grund vorhanden sein, daran zu zweifeln, daß uns die "Worte ain Schluß der oben erwähnten Reimerei Jacobus denouo foro pro lincz den Namen des Schreibers und, was ungleich wichtiger ist, dessen Heimat richtig angeben.
II. SPRACHE UND REIMGEBRAUCH. A. ZUR LAUTLEHRE. § 1. Yokalismus. a) Q u a n t i t ä t . Die fast durchgehend strenge Scheidung von langen und kurzen Yokalen im Reim, wie sie von „rein" reimenden Alemannen und Franken mit Ausnahme der nicht gerade sehr häufigen Bindungen von i : i vor η und von e : e geübt wird, gilt besonders nicht beim a: Bindungen von α : ά, wie sie sich in großer Anzahl unter den 828 Reimpaaren finden, fehlen entweder den nichtbairischen Mundarten ganz oder sind, wenn sie überhaupt zugelassen werden, doch überaus selten (mit Ausnahme etwa Wolframs, seines Nachbars und Schülers Wirnt, Freidanks) wie z.B. bei Herbort (Zw. 44, 6; Zw.45, 99). -aht: -äht. V. 855 findet sich aht (Art und Weise): vollebraht. An Erscheinungen, welche die Kürzung des ά vor ht im Nhd. zuwege gebracht haben, wird hier kaum zu denken sein, denn in den übrigen 4 Reimen im Typus -aht(e) (aht: -aht 35 1001; -aht: -äht 1091 1339) wird α und ά streng geschieden. An einen literarischen Reim zu glauben, wird nicht angängig sein, da das e i n m a l i g e Vorkommen gegenüber der Zahl der quantitativ reinen Bindungen ausreichend erscheint. Neben den Baiern bringt Wolfram ebenfalls diese Bindung, während sie Wirnt fehlt (Zw. 44, 20 ff.). — -ac (-acke-) : -ac (-age-) findet sich e i n m a l V. 721 gitsac : tac gegenüber 7 Bindungen -ac (-age-) : -ac (-age-)
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II. Sprache und Reimgebrauch.
Y. 129 271 497 1023 1077 1225 1433, gegenüber einer von -at (-ate-) : -at (-ate-) Υ. 77 sowie dem völligen Pehlen eines Reimes von -at (-ade-) : -at (-ate-), so daß es zweifelhaft bleibt, ob in dieser Stellung schon Dehnung des α anzunehmen ist (Beitr. 28, 438 Anm. 2). — wäfen reimt 834 auf strafen (Mhd. Gram. § 88). — Alle andern Bindungen von α : d überwiegen bei weitem die im Typus -an. an, kan, man sowie dessen Komposita dienst-, kouf-, schächman und gewan reimen nicht weniger als 22 mal auf gdn, getdn, undertdn, bestdn, riffidn, hdn (Inf., Ind., Konj.). Vor η dürfte also α gedehnt worden sein: dafür sind auch die 9 in jener Zahl einbegriffnen Reime mit hdn in Anspruch zu nehmen. Wäre die den Alemannen und meisten Rheinfranken sowie Südfranken eigentümliche Nebenform hän anzusetzen, so dürfte nicht außerdem eine derartig hohe Zahl von Bindungen — dann aber doch nur ganz sporadisch — von an:dn im B.d.R. vorkommen, das auch hierin bairischem und von den Ostfranken Wolframs und Wirnts Brauch folgt (Zw. 44, 6ff., bes. 9 Anm., 11, 12, 20ff.; Abh. 156). — Sodann wird a : d vor r gebunden. Es reimt zwar dar: schar (Abteilung) 1229, gebar (3. Prät.): gar 1547 sowie hdr (Haar); offenbär 1145, war: offenbdr 1631, aber auch gar: offenbar 649, ungebdr (Dat.): wdr 1611. Den Zahlenverhältnissen angepaßt würde hier das B. d. R. außer den Baiern Wolfram und Wirnt nahe stehen (Zw. 44, 20ff.). — Für reguläres d erscheint 1209 in Satanas: baz die Kürze (Zw. 44, lOff.). — In der Anwendung von -at: -dt würde unser Dichter wieder eher noch Wolfram als Wirnt folgen, der einen Reim von stat: Mt 199 in seinem ungleich längeren Gedichte überhaupt nicht aufweist (Zw. 44, 22 f.). Ein ich hdn schließt doch wohl ein er hat aus. — Dem Versuch eine sichere Entscheidung zu treffen, ob dz anzusetzen ist oder das vor allem fränkische äz, steht die Kürze des Gedichtes entgegen. Aus dem einmaligen Vorkommen des Plurals dzen : vergdzen 63 und dem Fehlen von Bindungen mit dem 11 mal im Reim erscheinenden Typus -äz kann kaum der sichere Schluß auf das Präteritum mit
Α. Zur Lautlehre.
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langem Yokal gezogen werden, denn dann müßte der Plural oder Konjunktiv zum mindesten häufiger den Reim bilden. Die Gelegenheit, das Wort zu verwenden, ist überhaupt gering (Zw. 44, 18 ff.). β: Was die Form für nhd. „Herr" anbetrifft, so ist höre ausgeschlossen, da es an Reimmöglichkeiten natürlich auch im B. d. R. nicht mangelt. Anders herre und Mrre, wofür die entsprechenden Kuppelworte wie etwa verre, werre, merre, erre zu fehlen scheinen (Zw. 45, 26), so daß beiden Geltung zugestanden werden muß, was gegen fränkische, aber für bairische Herkunft spräche (Zw. 44, 302; Zw. 45, 24, 27; Abh. 475 f.). Für die Reime von e : 4 15 359 1211 sei auf den Abschnitt, in dem die Qualität zur Besprechung kommt, verwiesen. i: Die Endung -lieh erfährt bei Adjektiven und Adverbien in 6 Fällen — 269 395 645 1283 1541 1589 — Kürzung, wo sie auf mich, dich, sich reimt. In allen übrigen Fällen — ob einsilbig, ob zweisilbig — ist das Suffix (sicher auch in jenen, wo es in sich gebunden wird) mit langem Yokal anzusetzen. Sicher bezeugt ist er 1219 entwiche (3. Konj.): zornliche (Adv.) und 1195 geliehen (Inf.): sicherlichen·, ebenso 121 459 1107 1223 1257, wo -lich(e) auf Substantiva mit -rieh als zweitem Kompositionsgliede gebunden werden, denn diese reimen n i e mit den Akkusativen der Personalpronomina. Was endlich sollte den Dichter veranlaßt haben, 12 mal — 301 543 665 843 909 911 1123 1269 1441 1633 1635 1647 — gerade das Suffix in sich, aber 5 mal wieder mich, dich, sich, die Imperative rich(e), stich(e) — 203 453 825 981 1003 — untereinander zu binden? Warum sich einen lästigen und unbegründeten Zwang auferlegen, wenn quantitativ (und qualitativ!) ein -lich(e) einem -ich(e) unterschiedslos gleich war? Ähnlich {-lieh die Regel, selten -lieh) — außer
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II. Sprache und Reimgebrauch.
Heinr. v. Türlein, Dietr. Flucht, Rabenschlacht — Wolfram, Wirnt, Freidank. gdich(e) wie rtch(e) reimen wohl untereinander 237 1143 1291; gelich(e) : -Uch(e) 499 805 1009 1423; gelich(e) : rieh (Subst. Dat.) 1043 1583; auf ertrich (Dat.) 1345; aber gdich(e) und rteh(e) nie auf mich usw., sind also lang1). Kürze bevorzugen Süd- und Rheinfranken, Oberdeutsche hingegen geUch(e) und rich(e) (Zw. 45, 82 ff.). Der Yokal im Suffix -lin der Substantiva ist stets lang — 145 229 509 881 1311 1653 — im Reim auf din, sin (Inf.), siein, win (Zw. 44, 30). Dagegen wird 141 künegin mit sin (Nom.) gebunden, das, wenn man aus dem einmaligen Vorkommen überhaupt einen Schluß ziehen darf, dem Brauch Heinr. v. Türl. und Dietr. Flucht (beide östr.) entsprechen würde, während ζ. B. Fleck, Rudolf, Otto, Stricker, Trimberg sowie die Dichter des Mor. v. Craon, der Elisabeth, Erlösung ausschließlich -in kennen, Wirnt zwar häufiger künigin, im allgemeinen sonst aber -in hat (Zw. 45, 78ff.). Ein -inne, das nach Zw. a.a.O. allen Dichtern eigen sein soll, ist wohl auch nur zufällig nicht belegt. Das Metrum erfordert Y. 103 ein eselinne! (hin) in ist 243 im Reim auf sin (Nom.) als kurz bezeugt wie bei den meisten mhd. Autoren: ausschließlich in bei Wolfram, Hugo v. Trimb., Konrad, Gotf. v. Straß bürg sowie einigen Niederalemannen und Schwaben, ζ. B. in der Guten Frau und bei Ulr. v. Türh. (Zw. 45, 74). Ob drin oder drin gilt, ist nicht zu belegen. i: i reimt entsprechend dem Brauche der Österreicher, Baiern und Ostfranken niemals (Beitr. 28, 439), während derartige Bindungen alemannischen Dichtern durchaus nicht als anstößig galten (Zw. 44, 11; Zw. 45, 78ff.). Reime von ο : 6, die bei Alemannen vor rt nicht zu den Seltenheiten gehören (Zw. 44, 11), und u : ü fehlen: V. 309 findet sich bezeichnenderweise wort: hört (Schatz)! ') Also wohl auch 631 zu lesen
unwirdeclich: tägelich (Beitr.
28,446).
Α. Zur Lautlehre.
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Die Frage, warum Bindungen verschiedener Quantitäten bei bestimmten Vokalen zugelassen, bei anderen gemieden werden, führt zur Betrachtung der b) Qualität. Selbst „die Besten der guten mhd. Dichter" gestatten sich Reime von Länge und Kürze, so daß kaum angenommen werden kann, Quantitätsunterschiede an sich hätten im Reim dem feinen Ohr des mhd. Publikums für anstößig gegolten. So ist mit vollem Recht die Ansicht vertreten worden, „daß strenge Scheidung historischer Länge und Kürze immer anzeigt, daß die quantitativ historisch verschiedenen Vokale dann in der Mundart des betreffenden Dichters auch qualitativ verschieden waren" (Zw. 45, 68 bes. Anm. 2). "Wenn nun im B. d. R. α mit ά — in Anbetracht des geringen Umfanges — „in Massen" gebunden wird, hingegen Reime von i : i trotz beinahe ebenso großer Möglichkeiten wie beim α ängstlich gemieden werden, so ist daraus der Schluß zu ziehen, daß die verschiedenen Quantitäten des a in der Mundart des Verfassers qualitativ gleich waren, nicht hingegen jene des i, dessen Länge eben diphthongische Qualitäten hatte. Alemannischer und, was insonderheit das α anbetrifft, schwäbischer Herkunft kann das nicht sein, auch kaum elsässischer, «üd- und rheinfränkischer; während andererseits gleich den Baiern und Ostfranken selbst die meisten Südnnd Rheinfranken eine Scheu vor der Bindung i: ι (u : ύ) zeigen (Zw. 45, 68 ff.). — Was grob mundartliche Reime anbetrifft (vgl. Paul, Mhd. Gram.6 §§ 98ff.; Zw. 45, 68 usw.), so finden sich weder bair.östr., noch alem.-els., noch mitteldeutsche. — Eingehenderer Erwägung bedarf die Frage, wie sich die etymologisch qualitativ (und quantitativ!) gleichen und verschiedenen e-Laute zueinander verhalten. Zunächst kommt das kurze e mit seinen verschiedenen historischen Qualitäten in Betracht. Es mögen im folgenden deshalb die hierin vorhandenen Reimtypen aufgeführt werden, soweit nach dem Wortmaterial verschiedene Qualitäten zu erwarten gewesen wären:
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II. Sprache und Reimgebrauch.
e und e vor Liquida, geminierter Liquida und Liquida + Konsonanz: -er: beger (3. Konj.): der 573; (hin u.) her : der 1321; (iu ist) g'er : spSr 1497. -erbe(n): verderben (sw. Yerb.): ärben(Inf.) 835; erbe (Sbst. N.); verderbe (3. Konj. sw. Yerb.) 1331; aber verderben (st. V.) .· sterben (st. Verb. Inf.) 1473. -ern(e): nirn : verzern 347; swirn (schwören) : genern 1389 1399; davon streng geschieden Schern : gern (Adv.) 1149 und lerne (D. Sbst.): gerne 757. -ert(e): verzirt: vert 259; nert: wert (3. Präs. z. ahd. werju) 577; wert (dass.): ernert 861; ernert : enwert (dass.) 1599; gerte (Zweig) : herte 111; dagegen wert (dauert) .· swert (N. PI.) 219; unwert: gert (begehrt) 363; swert (D. Sg.) .· begert 1011; wert (dauert): schert 1147 ; wert (wert) : begert 1385. -eile, -eJt(en): helle : geselle 1207 ; erweit: gezilt (Part.) 293; wät (wollt): zeit (2. PI.) 1087 ; schelten : gelten 857. e und e vor Muta: In -ebe- waren wegen der sehr großen Seltenheit von -ebe- historisch ungleiche Qualitäten, zumal bei dem relativ 4 ) So ist in b e i d e n Handschriften überliefert. Karajans Eingriff in V. 836 zerstört zunächst die Lebendigkeit des Ausdruckes, die an dieser Stelle der Zusammenhang unbedingt erfordert. Weiterhin schließt seine Konjektur durch einen Reim verderben : warben einen argen Verstoß gegen die in dieser Stellung auch im B. d. R. streng beachtete bairische „e-Regel" in sich. Wenn nun vielleicht auch in späterer Zeit manchmal das st. verderben mit dem schw. verderben verwechselt wird (vgl. Zw. 45, 400), wenn ferner selbst werben — allerdings ganz ausnahmsweise! — neben würben gebraucht wird (Zw. 44, 272 Anm.), so hat es doch seine Bedenken, auf diesen Grund zu bauen, wo ein leichter erklärliches wes für waz Abhilfe schafft.
Α. Zur Lautlehre.
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geringen Umfang des B. d. R., kaum zu erwarten. 13 mal finden sich hier nur -geh-, -leb-, -streb-. Das überaus seltene -ede- erscheint nur e i n m a l Y. 70 und hier noch in der Kontraktionsform ei (vgl. d. Abschnitt ü. d. Kontraktion). Wo aber Bindung etymologisch ungleicher lautlicher Werte noch am ehesten möglich ist, im Typus -ege-, zeigt sie sich auch sofort. Und das ist bemerkenswert bei dem verhältnismäßig geringen Umfang des B. d. R., denn in k ü r z e r e n bair.-östr. Gedichten fehlt diese Art der Bindung gewöhnlich ganz und allein das gleichzeitige Fehlen der -egre-Bindungen in sich gibt ein Kriterium ab für deren Heimat (Zw. 44, 254 bes. Anm. 3). Unter den 4 hier in Betracht kommenden Reimen 521 667 1051 1127 sind trotzdem allein zwei — Ugen : under wegen 667 als auch· segen : phlegen 1127 — für die Bindung von -ege- : -ege- in Anspruch zu nehmen, da phlegen 1128 — so auch bei Seifried (Zw. 44, 271) — schwaches Yerbum nach bair.-östr. Art sein dürfte (Zw. 44, 390), denn sonst würde, abgesehen von dem Part, gephleit 1182, angesichts der massenhaften Reimmöglichkeiten ein bequemes phlac erwartet werden müssen 1 ). Das Ergebnis der Zusammenstellung der verschiedenen e-Laute in diesen besonders interessanten Stellungen ist dahin zusammenzufassen: e und e werden vor Liquiden oder Liquida -(- Konsonanz streng geschieden, haben hier also ihren etymologischen Lautwert behalten; dagegen ist, da e und e vor (b, d) g gebunden wird, ohne daß historisch reine Reime von 6 : e entgegenstehen, Zusammenfall der beiden Laute in dieser Stellung zu konstatieren, was beweist, daß e hier geschlossen ist (Zw. 45, 399). Yor andern Konsonanten und Konsonantengruppen werden beide Qualitäten, soweit das nicht an dem naturgemäß dürftigen Material liegt oder durch historische Verhältnisse bedingt ist, beachtet; sie dürften demnach also bewahrt geblieben sein. Nur 115 findet sich esten (D. PI.): gebresten, dessen e l ) Das V. 521 bezeugte Part, gephlegen im mindesten (Zw. 44, 390).
widerspricht dem nicht
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II. Sprache und Reimgebrauch.
aber in den Mundarten zwischen offner oder geschloßner Qualität schwankt (Zw. 44, 249 Anm.). — Das überoffne ä endlich erscheint einmal 137 geslähte : mähte, bezeichnenderweise aber nur im Reim in sich, nicht etwa auf 5 mal unter sich gebundenes reht(e), sieht (e), kneht(e), seht, jeht
(Zw. 44, 280 ff., 299). —
Der Gebrauch der e-Laute im B. d. R. ist s p e z i f i s c h bair.-östr. und erstreckt sich außerdem nur noch auf den größten Teil der Oberpfalz und Westböhmens. Was insonderheit έ und e vor Muta anbetrifft, so sind sie im 13. Jahrhundert auch im ostfränkischen Grenzgebiet gegen Baiern hin zusammengefallen, dagegen verschieden geblieben in einigen Teilen des engeren Baiern, vermutlich in den westl. und nordwestl., ans Ostschwäbische und Fränkische grenzenden Gebieten (Zw. 44, 259ff., 278; Zw. 45, 400, 407). Schwierig gestaltet sich die Frage nach der Qualität des langen e-Lautes. Έ und CP, reimen trotz massenhafter Möglichkeiten niemals, dürften also auf keinen Fall ihrem Lautwert nach gleich gewesen sein. Es hätte gewiß viel für sich zu glauben, ce habe analog den Verhältnissen von ä und e (s. o.) seinen überoffnen Wert bewahrt. Indes die Reime lern : wem 15 und fcern1): nern 1211 — vielleicht auch die zweimal 133 451 bezeugten Reime eines Fremdwort-^ : e (vgl. Zw. 44, 269) — sind geeignet, diese Ansicht zu erschüttern und ließen auch wohl den Schluß zu: δ wird deshalb nicht mit ce gebunden, weil jenes eben nach ost- und südfränkischer Art geschlossen, dieses hingegen offen ist (Zw. 45, 25). Dem widerspricht nun entschieden ein entirn : wundergem 359 sowie das vorhin erwähnte, wichtige Durcheinanderwerfen von e und e vor Muta und Scheidung von ä und e. Im Grenzgebiet zwischen offnem (Baiern-Ostschwaben) und geschloßnem (Hoch- und Niederalemannien) £ und in Nordbaiern machen sich aber Schwankungen in der Bindung von δ mit e und e bemerkbar (Zw. 45, ') kern reimend auf e ist auffallenderweise noch einige Male nachzuweisen in bair.-östr. Denkmälern: z.B. Heinrich v. d. Türlein, Krone 19002 hirt: geu>M; St. Christophorus (ZfdA. 26) 1057 bekert : vert, 1703 bekern : gendrn (Zw. 44, 274; Zw. 45, 408 f.).
Α. Zur Lautlehre.
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409). An wirklich unreine Bindungen, wie etwa bei Seifried (Zw. 45, 406 Anm. 1), zu denken, ist kein Grund vorhanden, denn, abgesehen von einigen fränkischen Spuren im B. d. R. muß es bei einem ausgeprägten Baiern Befremden erregen, wenn die Bindungen von -er- : -er- in so hohem Maße wie in unserem Gedicht zurückstehen gegen die quantitativ reinen Reime. Wäre bei einem spezifisch bairischen Autor nicht das gerade Gegenteil zu erwarten? Über die Qualität des ei vgl. Abschnitt d. c) U m l a u t : Das zur Verfügung stehende Material ist ziemlich dürftig. Kurzes α ist nicht umgelautet in gesatten (sw. tr.) .· blatten („Tonsur" A. PI.) 605. — Falls nicht ahd. gähöm zugrunde liegt, hat langes ά den Umlaut nicht erfahren in gähen (eilen) : hdhen 1361, wahrscheinlich dann auch nicht in versmähet (Part.): gahet (2. PI.) 809, dagegen findet er sich in rcet (3. Sg.) : stent 1447 und in geehe (Dat.):geschcehe (3. Konj. Prät.) 515 1085 (vgl. Mhd. Ε. B. § 74, 4a). Bezeugt ist der Umlaut ferner für heeret (3. Sg.) .· steeret (2. PI.) 1073. u und umlautfähiges u wird scharf geschieden: stunde : gründe 773,: munde 879; dagegen sünde : urkünde (Dat.) 1249. Ebenso gebunden : stunden 1105 1625 von sünden : künden 157 179, : schünden 1063. wolnust: gelust (3. Konj.) reimt 463'). Gegenüber Karajans Formen mit langem ύ ist 1263 gebriuwen (Part.); getriuwen (Inf.) oder mit speziell bairischem *) wollüste: gelüste, wie Karajan im Gegensatz zu seiner Hs. A lesen will, machen verschiedene Erwägungen höchst unwahrscheinlich. Einmal würden so (allerdings ja durch Apokope zu behebende) vierhebig klingende Verse sowie, was schon auffälliger wäre, ein durch keinen Bedeutungsunterschied gemilderter rührender Reim entstehen: beides ist im B. d. R. keineswegs beliebt (vgl. Teil III § 3 C b und § 4b 1). Ferner, mag der Schreiber von Η auch nicht besonders zuverlässig sein, wie sollte er aber dazu gekommen sein, gerade hier derartigen Unsinn, wie gunst es doch hier ist, zu schreiben ? Sicherlich nicht, wenn in seiner Vorlage ein so gebräuchliches und leicht verständliches Wort wie wollust gestanden hätte. Anders hingegen, wenn er ein noch so deutliches, ihm aber schon fremdes wolnust vorfand.
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II. Sprache und Reimgebrauch.
ou anzusetzen, da es daneben nur noch diese Partizipialform mit ou gibt (vgl. Mhd. Ε. B. §§ 145, lb; 201). Schließlich einmal trüege (3. Konj.); ungefüege 717. Über die Verhältnisse in den obliquen Kasus von iStämmen usw. vgl. S. 21 ff. d) Kontraktion: 1) von -adet und -edet zu -eit ist je einmal belegt: ungebeit (ungebadet) .· leit (ist l.) 1139; drivaltekeit: reit (redet) 69. Ist schon das — wenigstens für ei aus ade sonst überaus seltene — Erscheinen von Kontraktionsformen im Reim bemerkenswert, so dürfte daneben vielleicht die Art der Bindung — ei aus ade auf altes ei; ei aus ede auf ein in seiner Qualität schwankendes ei — nicht Zufall sein (Zw. 44, 390; Zw. 45, 416). gebeit aus gebadet ist allein auf bair.-östr. Gebiet (und in Teilen Schwabens?) zu finden, -eit aus -edet hingegen auch im Alemannischen verbreitet (Zw. 44, 375; Fischer bes. S. 65). 2) von -aget und -eget zu -eit findet sich in folgenden Fällen sicher bezeugt: kleit (Part.): reit (3. Prät. st. Yerb.) 103, .· treit (3. Sg.) 1317; gekleit (Part.): bosheit 27 und unbekleit: kristenheit 11; meit: reinekeit 361; verzeit (Part.): bereit 627; seit (3. Sg.): breit 113, : rehtekeit 411, : leit (wcere l.) 1243, : bosheit 1261, : wärheit 1619; seit (2. PI.) : kristenheit 163, : wärheit 1609; geseit (Part.) : treit (3. Sg.) 367, : bosheit 619, .· leit (wcere l.) 647; (ver)treit (3. Sg.) .· leit (noch durch l.) 3, : geseit (Part.) 367, .· kiuschekeit 465, : kleit (3. Sg.) 1317, : arbeit 1337 ; treit (3. PI.) .· geislicheit 545, : arbeit 1247 ; leit (3. Sg.) .· arbeit 1505; gephleit (Part.) : werdekeit 1181. Indifferent könnten dagegen nur sein: geseit (2. PL) .· verdeit (2. PI.) 153 (Karajan setzt die unkontrollierten Formen allein an dieser Stelle!); seit (3. Sg.) .· kleit (3. Sg.) 177; verseit (Part.) : kleit (3. Sg.) 1425.
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Α. Zur Lautlehre.
Der Verfasser bedient sich im Reim also — man darf "wohl sagen: durchweg — der bequemen ei-Formen. Daß er daneben in seiner Mundart die vollen gekannt hat, ist natürlich selbstverständlich (Zw. 44, 3 69 f.). Die Kontraktion zu ei aus unzweifelhaft sicherm age, wie sie im B. d. R. durch (ge)kleit, meit, verzeit bezeugt wird, ist eine fast ausschließlich bair.-östr. Eigenart, die höchstens etwa noch auf Grenzgebiete gegen Ostfranken hin übergreift (Abh. 471 f.; z.B. aber nicht bei Wolfram Zw. 44, 3551!). Dafür spricht auch das wiederholte Vorkommen von seit, besonders ir seit und ir treit (Fischer 25f., 66, 71 ff.; Zw. 44, 345ff., 352ff., 395ff. usw.). Qualitativ dürften die ei in seit und treit denen in Meit, meit, verzeit gleichstehen, also aus bair.-östr. -aget entstanden sein, da sie abgesehen von den Reimen auf -heit, (dem arbeit1 zuzuzählen ist) (vgl. Zw. 44, 385), mit qualitativ sicherm alten ei — einmal mit breit und 3 mal mit leit (Adj. Sbst.) — nach bair.-östr. Art gebunden werden (Zw. 44, 377ff., 396; Zw. 45, 414 ff.). ei aus ege reimt wieder bairischem Brauch gemäß zwar auf werdekeit, arbeit (vgl. Zw. 44, 385), n i e aber auf sicheres altes ei und nie auf ei aus age, freilich ebenfalls noch(?) nicht auf diphthongiertes i trotz größter Möglichkeit, wie es in Dichtungen aus Bair.-Östr. im letzten und vorletzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts üblich ist (Zw. 44, 391; Scherer, Lit. Zentralblatt, 1868, Sp. 978). Trotz der naturgemäß geringen Anzahl von Belegen für die Kontraktion von ege und ede müßte es jedenfalls ein merkwürdiger Zufall gefügt haben, daß das ei aus ede, ege und das ei aus ade, age im Reim nicht die gleiche Behandlung erfahren haben! 3) von -it aus -ibet ist 7 mal bezeugt im Reim von git (3. Sg.): zit und nit 471 977 1029 1079 1415 1463 1467. Zu beachten ist immerhin die für -ibet bestehende, große Reimnot (Abh. 471). *) Schon die gehemmten Umlaut wirkende Kraft dieses ei zeigt, daß es qualitativ dem aus i entwickelten Diphthong näher stehen mochte als altem ei; andrerseits hat es wohl mit dem ei in -heit den durch geminderte Betonung bedingten, eigentümlichen Wechsel gemein. QF. CXIII.
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II. Sprache und Reimgefcrauch.
von 4t aue -iget wird 6 mal für lit (3. Sg.), nicht für die 2. PL, auch nicht für das besonders ostmitteldeutsche phlU {Zw. 45, 419), belegt im Eeimauf git (Sbst.), nit, zit und zwar 287 291 421 759 885 1641. Bindungen von -iget kommen daneben — weder in der 3. Sg. noch 2. PI. — vor, ohne damit durchaus die Möglichkeit derartiger Formen für unser immerhin kurzes Gedicht bestreiten zu wollen. Die vorliegende, fast gleich häufige Verwendung von Mt im Reim, die sich als überaus bequem darbot, ist ζ. B. nicht nach Wolframs Art (Abh. 470; Zw. 44, 397ff.). § 2. Konsonantismus. a) Dentale. Das allen Baiern und Östreichern mit nur wenigen Ausnahmen — es sind dies Konr. v. Fußesbrunnen (!) und Herrand v. Wildonie (Zw. 45, 44) — sowie fast allen Rhein- und Ostfranken — so Wolfram, Wirnt usw. — fehlende Part, gesät mit erhaltenem germ, t erscheint im B. d. R. trotz leichter Reimbarkeit (etwa stat, bat 77 199) nicht, allerdings auch nicht das allen Dichtern gemeinsame, dafür aber schwierig zu bindende gesetzet (Abh. 484f.; Zw. 45, 43ff.). Für die Erweichung des t za. d nach η ist der Reim landen (D. PI.) .· erkanden 19 kein ganz zuverlässiges Zeugnis, denn -ande überwiegt -ante allzu sehr (Abh. 483). Außerdem kommt nur noch das Prät. von senden mit apokopiertem e (vgl. S. 28) als sant: lant (PI.) 83 vor. Über den Charakter des Dentals im Prät. von senden vgl. Zw. Abh. 483. Karajan setzt zwar neben wolte : solte (-et, -en) — 107 473 695 1593 553 669 355 — wolde: solde 919 1049, die Medien sind indes nie belegt, obwohl es an Kuppelworten im Yersinnem (z.B. golt 310 719; holt 893 usw.) keineswegs fehlt. Auch sonst ist Erweichung der Tenuis nach l nirgends bezeugt. Ebensowenig erscheint eine Bindung von -erde- : -erte(vgl. Mhd. Ε. B. § 152, 2b und c). Da dulden sich im Reim trotz der Häufigkeit des Typus -uld- (51 175 789 923 1213) nicht zeigt, könnte das Hartmann fremde dulten die Form unsers Gedichtes sein (Abh. 491).
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Α. Zur Lautlehre.
tt: t reimt nie: es findet sich spot (Dat.): got (Akk.) 1159; spot (Akk.) : got (Akk.) 1133 1375, : gebot (Dat.) 1577, : got (Dat.) 561 1115, ein gote : geböte 1617: nirgends indes ein gote : spotte. Analog hierzu ist drite (: site Dat. 469) mit einfachem Dental anzunehmen. t wird mit d weder nach langem noch nach kurzem Yokal gebunden, dagegen s .· ζ 6 mal: baz : was 373, : Satanas 1209 (vgl. Jüdas : was 1349); grundelds : groz 711; vridelos : bldz 991; hüs: ύζ 239 283 779. Es ist dies seltner mitteldeutsch als oberdeutsch (vgl. Mhd. Gram. § 204ff.). Schwund eines t ist für geislich (: weislich) 543 911 1633 zu verzeichnen. Wenn diese tatsächlich schon sehr früh allgemein auftretende Erscheinung (Mhd. Ε. B. § 123 Anm. 3) selbst wirklich eine rein alemannische Eigentümlichkeit wäre, wie 0. Jänicke (ZfdA. 16, 476ff.) glaubt, so wäre sie doch noch keineswegs ein Beweis für alemannische Heimat, denn geislich erweist sich durch die Behandlung seines Diphthongs im Eeim bair.-östr. Dichter als ein aus dem Alemannischen entlehntes Wort (Zw. 44, 396). b) G u t t u r a l e . Auslautendes g wird einmal mit altem k gebunden: gitsac: tac 721 (nicht bei späteren Alemannen Beitr. 28, 439), nach Konsonant indes nicht, denn ranc : twanc 85 steht einem gedanc : kranc 1655 gegenüber. Neben niht, das nicht weniger als 16 mal belegt ist, fehlt die Form niet, für die an Kuppelworten natürlich kein Mangel war {diet, riet u. Komp.). Für h zwischen Vokalen läßt sich bei der Dürftigkeit des Materials kaum etwas Bestimmtes sagen: versmähet: gähet und vaste gähen : hähen (Inf.) 809 1361 neben enphan (Inf.): getän 73 spricht eher für die oberdeutsche, gutturallose als mitteldeutsche, kontrahierte Form, denn die Reimmöglichkeiten auf -at wie auf -an (-an) wären unbegrenzt gewesen (Abh. 162 f.; Zw. 45, 47 ff. bes. 67). Durch die Behandlung des Präteritums erhalten wir keine Stütze: neben einmaligem vie : gie 1363, die gutturallosem νάη, gän entsprächen, reimen diese Präterita 2*
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II. Sprache und Reimgebrauch.
allerdings nie auf sicheres -ie, das aber in den Reimen des B. d. R. überhaupt nicht erscheint (ebenso bei Wolfram: die Unfähigkeit der ie, nie usw. den Reim zu tragen liegt hier nach Zw. an der stark beeinträchtigten Tonstärke). Auslautend dürfte ch anzusetzen sein, da gäch mit nahtschdch 1241, mit her nach 1513, hingegen nie mit da, Indid, Maria, Sodomä 79 507 1305 und vldch nur mit hoch 81 gebunden wird und niemals mit so, alsd, drö, wo 169 599 913 937 993 1343 1443 1487. ht: cht liegt vor in mähte (fecit) : trahte 1021. Es ist dies indes kein „sicheres" alemannisches Kennzeichen, wie Jänicke (ZfdA. 16, S. 477) will, sondern das fränkische, insonderheit südfränkische tf-Präteritum (Zw. 45, 23 Anm. 2). Von der Kontraktion über g ist bereits S. 16 ff. gehandelt. Karajans Schreibung endlich patriarken : arken (N. PI.) 313 steht an und für sich nichts entgegen (vgl. Mhd. Ε. B. § 129 Anm. 2). c) Labiale. Ausfall eines w, wie ihn Karajan in getriu : siu 539 annimmt, machen allein metrische Erwägungen wahrscheinlich (vgl. Teil III § 3Cb). Die allgemein häufiger als ihre Yollformen gebrauchten e (Dat.) und drö (A. PI.) reimen auf sicheres S (we 17 253) und 6 (alsö 169 599 937), nicht aber triuwe, niuwe, siuwe usw. (539) 1013 J.171 auf sicheres iu, das nur wieder in sich 299 455 1553 gebunden wird. Dagegen kommt ruo (A.): zuo 41 1481 vor. d) L i q u i d e n . r ist im Auslaut in mere erhalten geblieben: gegenüber der Bindung mit ere 417 671 1027 1495 vermissen wir die mit sonst häufigem $ (Subst. Adv.), wS, ste, NoS usw. Das Wort des Dichters für nhd. „Herr" dürfte mit Doppel-r anzunehmen sein, da trotz größter Reimmöglichkeit zu -ere (10 mal) das Wort im Reim gemieden wird. Im übrigen vgl. das zur Quantität o. S. 9 Gesagte. r in werlt könnte, wie es namentlich im Bair.-Östr. der Fall ist, geschwunden sein (s. Mhd. Ε. B. § 169). Daß es
Β. Zur Flexionslehre.
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trotzdem nicht im Reim auf weit und zeit 293 1087 erscheint (so ζ. B. bei Ostalemannen Beitr. 28, 451), verhinderte dann die bairische „e-Regel". e) Nasale. m : η erscheint 4 mal nach den kurzen Vokalen α und i: kam : man 109,: began 117 ; nimt : vint (3. Sg.) 971, : hint 575. Bei Hartmann, Gotfried, Rud. v. Ems finden sich derartige Bindungen — wenigstens nach Kürze — nicht. Sprachlich unrein müssen sie ebensowenig sein wie etwa bei "Walther, Konr. v. Fußesbrunnen, in den Nibelungen, mit denen unser Gedicht hierin das doch immerhin seltene Vorkommen gegenüber fränk.-alem. Denkmälern, die sich dieser Bindung bedienen, gemein hat: in der Guten Frau ζ. B. findet sich allein -am : -an 22 mal, im B. d. R., das ungefähr halb so lang ist, gerade 2 mal (Mhd. Gram. § 216; Zw. 45, 72 Anm. 1; Beitr. 28, 451).
B. ZUR FLEXIONSLEHRE. § 3. Deklination. a) S u b s t a n t i vum. Neben den stark flektierten Formen von erde (üf e. 43, üfdere. 387 1041 1167) kommt zweimal üf erden 381 475 vor wie bei Wolfram, aber nicht bei Hartmann (Abh. 490 f.). Nur im Dat. Sg. ist schar 1229 belegt. Die Bildung des Plurals starker Neutra erfolgt stets ohne das Suffix -er: kleit (A. PI.): arbeit 317; kirnt (Ν. A. PI.): sint 31 135 327 445 541 755 841,: nimt 575, Huden : vinden 419 501; swert (N. PL): wert (dauert) 219; imp (A. PI.): Up (A. Sg.) 697 1551, wiben : beliben 1053; lant (A. PI.); sant (apokop. 3. Prät.) 83, : hant 209 369 987 1033, : bekant(er-) 953 1307 1573, landen (Dat.PI.) .· erkanden 19; wort (A. PL); h&rt (Schatz) 309. Für man sind ausschließlich flexionslose Formen belegt: man (Dat. Sg.): kam 109; man (N. A. Pl.): kan 703, .· an 749, : hdn 1335,: getän 1507 1585; dienstman (Dat. Pl.): an 1069.
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II. Sprache und Reimgebrauch.
Für alle Feminina der i-Stämme sind, soweit sie im Reim erscheinen, in den obliquen Kasus unflektierte, eventuell umlautlose Formen sicher belegt. So wird -heit, -keit (sowie arbeit) im Gen. Dat. entweder mit sicherem -eit gebunden1) oder ist durch das Metrum gesichert2) (vgl. Teil III § 3 Vorbemerkung). Bei denen auf -schaft kommen ebenfalls ausschließlich unflektierte, umlautlose Formen des Singular vor, denn die Gen. Dat. reimen nie in sich, sondern, wo sie sich einstellen, stets auf Nom. Akk. (769 887 955 1019 1493 1517). Sodann sind, wie schon hervorgehoben, unflektierte Formen für alle hierher gehörigen und im B.d.R. im Reim überhaupt vorkommenden Feminina belegt: art (D.) : wart (3. Prät.) 57 123, : höchvart (N.) 1483; vart (D.): hart (Adv.) 1353 1397; höchvart (G. D.): wart (3. Prät.) 289 1491; stat (D.): hat 199 ; hant (D.) ; lant (A. PI.) 209 369 (sä ze hant : lant [A. PI.] 987), : gemant 225, : gesant 995; diet (D.) : riet (3. Sg. Ind.) 1197 1351; vrist (D.): ist 1289 1509; ztt (D. Sg., A. PI.) ; git (3. Sg.) 471 1029 1079 1415 1463 1467; n6t (D.) .· bröt (A.) 1471, : tot (Adj.) 1545; genuht (D.): vruht (A.) 127; gluot (D.) : behuot (Part.) 589; Ein tugent: jugent fehlt. — Sehr häufig ist das Endungs-e abgefallen nach langem Vokal oder Doppelkonsonanz: ζ. B. ungebdr (D.) .· war(nement w.) 1611; er (A. Sg.): her 939 (vgl. das unter b Gesagte); tcihtelin (D.): win (A. Sg.) 509; Ιόη (D.): trdn (A. Sg.) 753, trdn (D.) .· Ion (N. Sg.) 1419. louf (D.) : vürkouf (A. Sg.) 583; muot (D.) .· getuot (2. PI.) 777 ; ') 11 27 221 361 411 533 875 1005 1047 1061 1215 1247 1261 1337 1445 1453 1479 1505. s ) 69 493 503 513 751 801 831 943 1175 1235 1277 1279.
Β. Zur Flexionslehre.
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buoz (D.): muoz (Ind.) 925 usw. — swert (D.) : begert (3. Sg. Präs.) 1011; min (A. Sg.) 1 ): in (eum) 1015; list (D.): ist 1285; zorn (D.): verlorn (Part.) 1103; stunt (D.): munt (A. Sg.) 407; aht (D.); maht (2. Sg.) 1001, : vollebräht 855. — Das auf eine kurze Silbe folgende Flexi ons-e scheint außer nach den Liquiden nach t abgefallen zu sein, denn es werden die Dative got, spot, gebot mit den Akkusativen got, spot gebunden 561 1115 1159 1577 (also ist wohl auch 1617 got (D.): gebot zu lesen). — Mitteldeutsche Abweichungen in bezug auf das Geschlecht sind nicht wahrzunehmen. Wohin ictsät 1459 sowie undertdn 325 415 gehört, ist durch den Reim nicht zu entscheiden. undertän kann entweder durch Apokope oder durch Synkope entstanden sein, so daß es in jenem Fall starkes, in diesem schwaches Maskulinum wäre. Gegenüber dem normalen schwachen Gebrauch von gebüre ist es in unserm Gedicht stark flektiert: gebür (G. PI.): sür 1439. Für nicht belegtes ungebcerde findet sich 1611 das bequemere ungebär, ferner 1459 wlsat Die aus dem Lateinischen entlehnten Feminina erscheinen mit auslautendem i, nicht ie: jedenfalls wegen der leichteren Reimbarkeit. Zu den häufigen biblischen Eigennamen ist zu bemerken, daß 67 Abraham (D.): kam, 661 Kr ist (D.) : ist, 89 Νοέ (D.) : MatusaU (N.) reimt (Zw. 4 4 , 1 0 ff.). b) A d j e k t i v u m . Was die bei den -jo-Stämmen vorkommenden Doppelformen anbetrifft, so ist ein unflektiertes riche nicht belegt. Mit Karajan 939 vürste Mr (Yok.); er (A. Sg.) zu lesen ') Selbstverständlich ist mein eine Flüchtigkeit des Schreibers von A, der sich dazu durch die Formelhaftigkeit des triuwe min verleiten ließ. Die Stelle gibt einzig und allein Sinn, wenn man sie als eine in milde Form gekleidete Ermahnung auffaßt und übersetzt: „habe Liebe in bezug auf dein Pflichtverhältnis" (triuwe), d. h. „komm deiner Pflicht, den Papst zu unterstützen, gewissenhaft nach".
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II. Sprache und Reimgebrauch.
erscheint durchaus angebracht, da sonst vierhebig klingende Verse, die im B. d. K. nicht ein einziges Mal sicher bezeugt sind (vgl. Teil ΠΙ § 3 C b), entständen, Apokope des nominalen Flexions-e in unserem Gedicht aber, wie wir bereits Gelegenheit (S. 21 ff.) hatten zu beobachten und besonders bei Behandlung der Metrik noch sehen werden, ungemein häufig ist. Gegenüber hauptsächlich mitteldeutschem hart ist herte (: gerte N.) 111 belegt, neben gcehe (: spcehe) 1591 gäch 1241 1513; offenbär (: gar) 649, aber nutzebcere (: wcere) 849; neben bereite bereit (: phaffheit A.) 951. gar wird niemals — wie fast ausschließlich von Gottfried — prädikativ als reines Adjektiv gebraucht, selbst nicht einmal attributiv, dem Substantiv nachgestellt wie von Hartmann, so daß unser Gedicht auch hierin Wolfram sich nähert (Abh. 166 f.). Die Nebenform gir an Stelle von ger findet sich nicht. c) A d v e r b i u m . Neben den außer andern Dichtern auch vielen bair.-östr. Autoren eigenen Adverbialendungen -liehe (ζ. B. entwiche [3. Konj.] : zornliche 1219) und -liehen (ζ. B. geliehen [Inf.] : sicherlichen 1195) hat sowohl -lieh (ζ. B. kürzlich : mich 1283) wie -lieh (ζ. B. kurzlich [präd. Adj.] : vlizeclich [Adv.] 1647) der Neigung des B. d. ß . zur Apokope entsprechend Geltung (Zw. 45, 88, 95). Da rieh in der Formel arm noch rieh 237 einsilbig anzusetzen sein wird, ist Abfall des adverbialen e auch für gelich wahrscheinlich. Ein *geliehen ist natürlich nicht bezeugt (Beitr. 28, 447). Das alem.-fränk. garwe fehlt. Gottfrieds gär kommt 649 gar : offenbär nicht in Betracht, denn in unserem Gedicht werden sonst keineswegs wie bei ihm und den Alemannen und Franken die Quantitäten des α geschieden (Zw. 44, 1 ff.; vgl. auch S. 7 f.). Die Wolfram fremde, bei Hartmann übliche und leicht zu bindende Form mS zeigt sich nie (Abh. 130 f.). Außer dem temporalen her näch 1513 ist keine andere
Β. Zur Flexionslehre.
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Torrn bezeugt, obschon besonders für Hartmanns nd kein Mangel an Kuppelworten besteht (Abb. 165 Anm.). Daß weder ein sä noch ein sän (nur sä ze hant 987) sowie kein sit, sint, sider belegt ist, kann wenigstens bis auf sider bei den günstigen Reimverhältnissen kaum anders erklärt werden, als daß diese Adverbia eben schon veraltet waren (Abh. 439ff., 478; Zw. 45, 96ff.; Ehrismann AfdA. 26, 48ff.). nu (nu) wird mit dü (du) 1393 1401 gebunden, niemals etwa mit zw, ruo, vruo (41 707 1481), wie es bei Baiern und Alemannen vorkommt. Fränkisch - niederalemannisches dane und hine sowie alemannisch- süd- rheinfränkisches har für her kennt das B. d. R nicht, sondern nur dan, her (Zw. 44, 64 Anm. 1; Zw. 45, 24). Zu geren, das Y. 360 nicht ausgeschlossen ist, vgl. Teil III § 3 Ca Anmerkung. d) P r o n o m e n . Pronomina — selbst mit schwachem vokalischen Anlaut — sind in verhältnismäßig großer Zahl belegt. So ich, mir, mich; du (: nu, also mit demselben Recht auch dü), dich; ir (N. PL); in (eum); aber keine Form für nhd. sie (also s«"?); der D. PI. lautet iu 299 455 1553 (vgl. Beitr. 28, 430). min und din erscheint je 2 mal in prädikativer Stellung, jenes sodann 12 mal, dieses 2 mal nachgestellt. Von Demonstrativen ist der, diu (N. Fem.); ferner der Instrumental des Fragefürwortes ze wiu 299, schließlich einmal das indefinite ieman (: getän) 859 mit erhaltnem a bezeugt. e) Zahlwort. Das Zahlwort ist nur vertreten durch driu 455, drite 469 (vgl. S. 19); „tribus" zeigt sich im Reim nicht (s. S. 10).
§ 4. Konjugation. a) S t a r k e s Yerbum. Ein schrei oder ein bequemeres schrö war dem ganzen Inhalt nach bis auf eine Stelle, wo der Plural erforderlich ist, kaum zu erwarten.
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II. Sprache und Reimgebrauch.
began umschreibt einmal V. 118 in Verbindung mit dem Inf. blüejen den Aorist (Zw. 45, 29 Anna. 2), während es 1489 als selbständiges Yerb gebraucht wird. An Reimmöglichkeiten fehlte es nun ja an und für sich weder für began noch für begunde(n). Gleichwohl darf nicht übersehen werden, daß die Verhältnisse im Typus -an, -an unvergleichlich günstiger liegen. Derselbe Verdacht wie gegen began ist gegen kam zu schöpfen. Die α-Formen erscheinen zwar 4 mal im Reim (.· Abraham 67, : Adam 59, .· man (Dat.) 109, .· began 117), in Vergleich zu alem.-fränk. Gedichten aber bei weitem nicht häufig genug: die schon einmal herangezogene Gute Frau weist auf doppeltem Umfange d r e i u n d z w a n z i g kam, kceme, kamen auf (Abh. 466f., 500ff.; Zw. 44, 87)! — Ein durchaus zwingender Grund für das von Karajan gesetzte und von Weinhold (Mhd. Gram. § 371) sowie Jänicke (ZfdA. 16, 477) anerkannte e in der 2. Imp. Sg. riche : Stiche 1003 besteht nicht. Zu dem bair.-östr. Part, gephleit vgl. S. 13. Synkope in vint aus vindet und bet aus betet (2. PI. Imp.) wird bezeugt durch die Bindungen mit sint (3. PI.) 251, mit nimt 971, mit tet (3. Sg.) 1465. Die 3. PI. Präs. Ind. wird geschieden von der entsprechenden Konjunktivform: ζ. B. singent: twingent 449, aber vergezzen (3. Konj. PI.): vermezzen (Part.) 845. b) R e d u p l i z i e r e n d e s Verbum. Die Gründe, welche dafür zu sprechen scheinen, daß enphän 74 jedenfalls nicht als mitteldeutsch kontrahierte, sondern oberdeutsch gutturallose Form anzusehen ist, sind S. 19f. dargelegt. Einem aus dem einmaligen Vorkommen hervorgehenden Einwände ist entgegenzuhalten, daß dem ganzen Inhalt unseres Gedichtes nach wohl kaum Gelegenheit, geschweige ein Bedürfnis wie etwa im höfischen Epos vorhanden war, Worte dieses Stammes häufiger zu benutzen. Mengen : giengen 663 ist nicht zu verwerten. — Ohne daß wie bei Hartmann, Gottfried, Wolfram ein Bedeutungsunterschied zugrunde liegt (Abh. 158), findet sich
Β. Zur Flexionslehre.
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neben zweimaligem län (Inf.) 1377 1407 ein läzen (Inf.) 1253, das offenbar im Banne des ersten Reimwortes mäzen (Inf.) steht. Ein lie ist ebensowenig bezeugt wie ein liez, das etwa mit dem nur untereinander reimenden ividerdriez und geniez (1511) hätte gebunden werden können (vgl. S. 20 o.). — Die zweite schwierige Frage, ob bei den in Betracht kommenden Verben ä oder e anzusetzen sei, wird — und der Meinung scheint auch Karajan zu sein — dahin zu beantworten sein, daß der Mundart unsers Dichters die den Baiern und Ostfranken eigenen e-Formen gemäß sind. 5 Reimen von gän (Inf.): hän 267 973, : kan 687, : man 765, : an 737 und einem von gät (3. Sg.): hät (3. Sg. Präs.) 877 stehen 6 von (be-, ge-)stit (3. Sg., 2. PI.) : (be-)get (3. Sg., 2. PL)1) und einer von g$n (Inf.) :gestSn (Inf.) 983 gegenüber. Wenn unser Dichter gän, gät und stän, stät wie die Alemannen und mit wenigen Ausnahmen die Franken sprach (vgl. Abh. 467f.; Zw. 45, 67), was hätte ihn veranlassen sollen, angesichts der außerordentlich günstigen Verhältnisse in dem Typus -an, -än, -ät sich eine so unbequeme, jedes Grundes aber entbehrende Beschränkung in einer relativ so hohen Zahl von Fällen, die doch jeden Zufall ausschließt, aufzuerlegen? Baiern aber und einige Franken (ζ. B. Wolfram) mußten, „um diese unentbehrlichen Verba nicht immer nur wieder mit sich selbst zu binden, zu den für ihre Mundart gewiß nur entlehnten, literarischen d-Formen ihre Zuflucht zu nehmen" (Zw. 44, 269). Vom Konjunktiv ist die 3. Sg. 397 als sU : wS bezeugt. Partizipia fehlen im Reim. loufent (3. PI.): roufent (2. PI.) 525 muß nicht unbedingt alemannisch sein (vgl. Bair. Gram. § 284). Geschwunden ist ein Flexions-e in rät (1. Sg., 2. PI.) 49 161 (: hät 3. Sg. Präs.), in misserät (3. Sg.) : sät 211 sowie in rcet (aus rcetet): stcet 1447 (vgl. S. 15). c) S c h w a c h e s V e r b u m . gezalt (Part.) wird 965 mit gewalt (Akk.) gebunden, dem ein Präs. zellen entspräche, so daß man 1087 eigentlich wellet ') 345 767 839 1055 1065 1067.
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II. Sprache und Reimgebrauch.
(vultis) : seilet und 293 erwellet (erwählt): gezellet zu lesen hätte. In beiden Fällen enständen dann vierhebig klingende Verse, die im B. d. R. nirgends als sicher bezeugt gelten können (vgl. Teil III § 3Cb)! Ein *erwalt zu erwdlen aber gibt es nicht. Nach Art „oberdeutscher Dichter geringeren Kunstgrades" (Mhd. Gram. § 384) reimt das apokopierte Prät. sant: lant (A. PL) 83; das Part, gesant: hant 995. Sodann ist bezeugt erkanden : landen 19, (be-)erkant : brant (N.) 1239, : hant 1501, : lant 1307 1573,: gemant 1627 sowie in sich 3 mal unerkant: genant 29 1135 1549. Trotz dieser Belege für die kürzeren Formen wäre nicht ausgeschlossen, daß die längeren in der Mundart des Verfassers üblich gewesen wären, da die Reimmöglichkeiten sich hier bedeutend ungünstiger stellten. Synkopiertes e findet sich in bet (aus betet) : tet (3. Sg.) 1465; gestift (aus gestiftet): vergift (N. Sg.) 1075; getiht (getihtet) : übersiht (3. Sg.) 1; bereit (bereitet) : arbeit 1479; behuot (behuotet) : glmt (Dat.) 589. Ähnlich verfährt außer einigen Alemannen Wirnt, nicht Wolfram (Zw. 44, 86 Anm.; Abh. 485). Apokope liegt 463 wolnust: gelust vor (vgl. S. 15), ebenso in dem soeben erwähnten sant (3. Prät.): lant (A. PI.) 83. V. 1021 reimt enmahte (fecit) : trahte (3. Sg. Präs. Konj.) (vgl. S. 20). d) P r ä t e r i t o p r ä s e n t i a . Das Prät. zu wizzen findet sich nicht im Reim, obgleich es an Worten im Typus -este, -iste nicht mangelt. Es würde dies auf nur unter ganz besonderen Umständen und dann doch bloß vereinzelt zu bindende wesse, wisse hindeuten, die im allgemeinen Alemannen, Rhein- und Südfranken fremd, dagegen z.B. Wolframs, Wirnts Formen sind (Zw. 45, 95ff.; Abh. 444 u. 448; Beitr. 28, 432). An letzter Stelle wird zugleich auf einen gewissen Parallelismus im Gebrauch von muose mit wisse vorsichtig hingewiesen, von dem sonst für die 1., 3. Sg. muoz und als 1. PI. müezen im Reim belegt ist. Neben häufigem mac erscheint die 2. Sg. maht (: aht) 1001 (nicht bei Wolfram, vgl. Beitr. 28, 429) und die 3. Sg. Konj. zu namentlich bair. megen mähte (: geslähte) 137 (vgl. Mhd. Ε. B. § 222, Anm. 4).
Β. Zur Flexionslehre.
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solt 1295 ist 2. PI. Präs., als 2. Sg. fehlt es wohl zufällig im Reim. Das Prät. ist abgesehen von solte (vgl. S. 18) vertreten durch soltet 553 669 nnd sollen 355. e) E i n z e l n e Verba. sin, wesen. Als Infinitiv -wird im Reim ausschließlich und sehr oft das bequeme sin verwandt. Yom Präs. ist bezeugt: im Ind. bin, bist, ist, (wir sin fehlt auffallenderweise: galt etwa bair. bim? Vgl. Mhd. Ε. B. § 223 Anm. 3); 3. PI. sint. Einmal findet sich die 2. PI. und zwar scheinbar in der alem.-fränk. Form ir sint 541: im ursprünglichen Text wird vermutlich das durchaus und ausschließlich bair.-östr. ir bint (vgl. a. a. 0, § 223, 3 Anm. 3) gestanden haben, das selbst die beiden bair.-östr. Schreiber, deren Tätigkeit doch in den Beginn des 15. Jahrhunderts fällt, kaum noch gekannt haben werden, ir bint für das ihnen schon (Bair. Gram. § 296) geläufige ir sint (oder vielmehr ir seint) verschrieben hielten und im guten Glauben dieses für jenes einsetzten. Wesentlich gestützt wird diese Auffassung entschieden durch das soeben vermerkte auffällige Fehlen des bequemen wir sin. Außerdem wäre ir sint das einzig Unbairische in den 1656 Reimen, was ohnehin zu denken geben würde! Im Konj. ist öfter bezeugt die 3. Sg. st, ir sit 425, 3. PI. sin 623. Hätte das Part, gesin nach alem.(-md.) Art gelautet, so würde sich der Verfasser diese überaus günstige Gelegenheit es zu verwenden gewiß nicht haben entgehen lassen: bezeichnenderweise gebraucht er das viel schwerer zu bindende gewesen 263. wellen. Ungefähr gleich oft findet sich wil als 1. u. 3. Sg., die 2. Sg. einmal historisch richtig als du wil: vil 1403 wie etwa bei Wirnt (Beitr. 28, 429), die 2. PI. zeigt sich allein in dem Reime ir wellet : ir zellet (vgl. das zu den schw. Verbum Gesagte). In der 1. Prät. wird das e abgeworfen: ich woltiir solt
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II. Sprache und Reimgebrauch.
1295. Außer wolte (3. Prät.) ist woltet und molten (3. PI.) belegt (vgl. S. 18). tuon, hän. Für das Präs. ist nur die 3. Sg. u. 2. PI. tuot bezeugt; die 3. Prät. lautet tet (: bet [2. PI.]) 1465 (Abh. 491 Anm. 3, 495), das ζ. B. Hartmann, Gottfried, Ulr. v. Türh. fremd ist (Abh. 495; Zw. 44, 103ff.). Wie bei Wirnt etwa kann in diesem Falle Apokope vorliegen, da unser Autor nicht scheut das e nach dem t kurzer Stämme abzuwerfen (s. o. S. 23). Gegen täten : hdten 659 ist an und für sich nichts einzuwenden. Immerhin muß es auffallen, daß diese ungleich leichter als die außerdem in Betracht kommenden tceten, teten zu reimenden Formen in sich und nur an dieser Stelle gebunden werden (Abh. 491 ff.; Zw. 44, 101 ff.). han als Inf. und 1. Sg. ist häufig belegt, ebenso hät als 3. Sg. (über die Quantität des a s. S. 8); ir habt 399; habe als 3. Konj. erscheint zweimal 1169 1455.
C. HEIMAT. Daß die Reime des B. d. R. relativ „rein" sind, hat mit Recht schon Karajan in der Einleitung zu seiner Ausgabe (ZfdA. 2, 14) hervorgehoben, und mehr ein auf reicher Erfahrung beruhendes, instinktives Gefühl hat den verdienten Mann dahin geführt, den Verfasser des Gedichts unter den Baiern, zu denen er natürlich noch Wolfram rechnet, zu suchen, als wirkliche Gründe. Dieser Ansicht haben im Prinzip, um nur einige Namen zu nennen, W. Wackernagel (Deutsche Lit. Gesch.2 Band I, S. 356: Verfasser möglicherweise aus Steiermark), W. Scherer (Lit. Zentr.-Blatt 1868, Sp. 978), H. Fischer (Fischer S. 65) und in neuester Zeit K. Zwierzina (Zw. 44, 274; Zw. 45, 409: aus dem bairischen Teil des Winkels, wo das Alem., Frank., Bair. zusammenstößt) beigestimmt. Nicht hingegen 0. Jänicke (ZfdA. 16, 476ff.), der unser Gedicht einem Alemannen zuschreiben will, und von in Betracht kommenden Literarhistorikern folgt ihm allein W. Golther (Deutsche NationalLiteratur Bd. 163, 1, S. 291).
C. Heimat.
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Da Anspielungen lokaler oder sonstiger Natur wie in vielen mhd. Dichtungen im B. d. R. fehlen, kommen für eine Bestimmung der Herkunft ausschließlich sprachliche Kriterien in Betracht, die aber, soweit sie aus dem Yersinnern stammen, im Gegensatze zu Jänicke (der auf diese Art von Kriterien in Wirklichkeit mehr Gewicht legt, als er selbst zugibt) für diese Zwecke entschieden von vornherein abzulehnen sind, da hier stets mit Eingriffen örtlich und zeitlich dem Autor fernstehender Schreiber gerechnet werden muß. Zu den „sichern Zeichen" zählt Jänicke nun den Abfall des t in geislich sowie die Reime mähte (fecit) : trahte 1021 u n d comrnendür
: tür
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Nach den vorangegangenen Ausführungen (s. S. 19 u. 20) würde allein das dritte bestehen bleiben, gegen das sich doch aber sehr starke Bedenken geltend machen, da hier ein Fremdwort im Spiele ist, dessen lautliche Yerhältnisse immerhin singulär sein können und den in heimischen Worten wirksamen Lautgesetzen nicht so ohne weiteres in jedem einzelnen Falle unterworfen zu sein brauchen. Daß man darauf jedenfalls nie und nimmer eine Lokalisation gründen kann, versteht sich von selbst1). Die für einen Alemannen im weitesten Sinne (also auch Ostschwaben), selbst für einen Süd- und Eheinfranken geradezu „unerhörten", m a s s e n h a f t e n Bindungen von α : ά; die Behandlung der k u r z e n e-Laute im Reim; die nicht nur auf bestimmte Fälle beschränkten und ohne Bedenken verwandten Kontraktionen von ade, age zu ei sowie deren selbst in unserem k u r z e n Gedichte deutlich erkennbare Scheidung von ei aus ede, ege und Bindungsfähigkeit mit altem ei: all diese großen, überaus wichtigen Erscheinungen sind, mögen einzelne ä u ß e r s t e Grenzgebiete der westlichen Mundarten auch an diesem oder jenem einigen Anteil haben, in ihrer Gesamtheit doch s p e z i f i s c h bairisch 2 ). ') Schon H. Fischer, der ausgezeichnete Kenner des Alemannischen, hielt Jänickes selbst aus den Reimen hergenommene Gründe keineswegs für zwingend (vgl. Fischer S. 65)! s ) Nicht unerwähnt lassen möchte ich zwei weitere Punkte. Der Wortschatz eines mhd. Gedichtes hat m. E. für die Bestimmung seiner
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II. Sprache und Reimgebranch.
Wenn man die Eeime von e : e oder e : e nicht wie ζ. B. bei Seifried für unrein hält, wozu meiner Ansicht nach bei der sonst in unserem Gedichte beachteten Sorgfalt kein Anlaß vorliegt, so bietet eine gewisse Unsicherheit in der qualitativen Bewertung des e, wie sie dem B. d. E. eigen zu sein scheint, vielleicht einen Anhaltspunkt zu näherer Lokalisation. Nach Zwierzina kommen derartige Schwankungen im Grenzgebiet zwischen offnem (Baiern-Ostschwaben) und geschloßnem (Alem.-Franken) Gebiet als auch in Nordbaiern vor (Zw. 45, 409 ff.). Wegen der unzähligen Bindungen von α : ά könnte auf keinen Fall das Grenzgebiet von BaiernOstschwaben gegen Alem. in Betracht kommen, so daß nur die Wahl zwischen Nordbaiern und seiner Grenze gegen Franken bliebe. Während Zwierzina — bestimmt durch die Behandlung des $ — geneigt ist, die Heimat unseres Gedichtes in jenem Winkel, wo das Bair., Fränk., Alem. zusammenstößt, zu suchen, scheint mir das Buch der Rügen doch etwas nordöstlicher entstanden zu sein, da, wenn man Einzelheiten heranzieht, allein jenes mähte (fecit) mehr süd- als ostfränkisch ist, hingegen Berührungspunkte mit Wolfram und Wirnt öfter begegneten. Heimat keinen selbständigen Wert, da er in literarisch so produktiver Zeit unberechenbaren Wechselwirkungen unterliegen kann. Weist er, wie es nach den uns zu Gebote stehenden Hilfsmitteln im B. d. R. den Anschein hat (vgl. Karajans Anmerkungen), auf die gleiche Mundart hin wie die sprachlichen Kriterien, so bietet er eine willkommne Stütze.— Und weiter: angenommen, ein Gedicht wäre auf alemannischem oder fränkischem Gebiete entstanden, müßte es da nicht ein merkwürdiger Zufall gefügt haben, daß die beiden uns von seiner Überlieferung bekannten Handschriften gerade übereinstimmend bair.-östr. sind?
III. METRIK. § 1. SPRACHLICHE BEHANDLUNG UNBETONTER SILBEN. Wilmanns sagt in der Einleitung seiner Waltherausgabe 2 (S. 20): „Die Normalgestalt der "Worte zeigt sich da, wo sie in Pausa stehen, im Beim; im Innern des Verses, im Zusammenhang der Rede, kommt nicht jeder einzelne Laut zu voller Entfaltung; Elision und Synaloephe, Synkope und Apokope finden statt". Wenn wir nun bei der Untersuchung der Reime Gelegenheit hatten, schon hier eine im Verhältnis zum Umfange unseres Gedichtes recht ausgeprägte Neigung zur Apokope und Synkope zum Teil schwererer Art besonders bei der nominalen und verbalen Flexion wahrzunehmen, so ist es, zumal bei einem späteren Oberdeutschen, durchaus berechtigt, derartige Erscheinungen auch für das Innere des Verses, soweit rhythmische Verhältnisse es erfordern, in Anspruch zu nehmen. Kurz möge daher die Behandlung der unbetonten Silben im Versinnern besprochen werden. a) Apokope im Reim ist sowohl nach langer wie kurzer Silbe belegt. Ich kann mich hier mit einem Hinweis auf die vielen bei Besprechung der Flexion im vorigen Teile aufgezählten Beispiele begnügen. Im V e r s i n n e r n wird durch Apokope nach langer Hebungssilbe oft Einsilbigkeit der Senkung erzielt: ζ. B. öfte ze 1232 vdste «e 1356 Ithte so 1591 Ulle «e 1228 stcete ze 629 stra'fe, swie 838 meine die 655. Nach kurzer Silbe kann stets Verschleifung vorliegen, 3 QF. CXIII.
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III. Metrik.
trotzdem wird in Fällen wie an göt verztvffeU 1401, vride durch 953, müge geschahen 1165 ebenfalls das e ausgelassen worden sein. Nicht apokopiert wird unde oft bei Aufzählungen und formelhaften Ausdrücken: ζ. B. huor unde trünkenheit 637, vroüwen unde man 750; ebenso wenig umbe in Fällen wie dar timbe swern 1389. b) S y n k o p e der Verbalendung -d, wie sie nicht wenige Reime bezeugen (s.o. S. 26 — 29), ist natürlich ungemein häufig, so daß wenige interessantere Beispiele genügen dürften: ahtet der 633, gehörtet mit 1019, hüetet iuch 1063, vdstet und 1463. — Sie dient Y. 1464, wo leistet im Auftakt steht, zur Erleichterung desselben. Karajan dürfte sie manchmal ohne Not vorgenommen haben: ζ. B. bei mähtet ir 1194, snifdet drischet 1504, dienen öder 1521, haltet iuwer 1615 u. a. m. Das e des Präfixes ge- wird 1125 ir ze gna'den, 324 kristen glouben, 1655 bceser gdänc1) ausgestoßen sein; das von nominalen Endungen in Fällen wie sämelfchz enmdhte 1021, dllz in 1190, lihte eins 1312, ich einen 1327 (vgl. undertdn [A. PI.] : an 325), kiufelcem als& 1343, iuwerr bosheit 807, sünckers tot 825. Mit Synkope im F r e m d w o r t endlich ist vielleicht V.408: durch des e'wanglisten munt zu lesen, wenn man nicht durch dSs ewdngelisten munt vorzieht (vgl. die auf S. 40 erwähnten ähnlichen Fälle). Y. 75 ist Abrain anzunehmen. Im übrigen sei auf den Abschnitt „Kontraktion" im vorigen Teile verwiesen. •— c) E l i s i o n u n d H i a t u s . Abwerfung eines auslautenden, unbetonten e vor Vokal im Anlaut findet sich natürlich häufig. ') Oder etwa rhetorisches „bces