Unsere Predigt vom auferstandenen Heiland: Streiflichter und Richtlinien [Reprint 2019 ed.] 9783111697604, 9783111309392


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German Pages 91 [100] Year 1910

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Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
A. Darstellender Teil
B. Kritischer Teil
Schluß
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Unsere Predigt vom auferstandenen Heiland: Streiflichter und Richtlinien [Reprint 2019 ed.]
 9783111697604, 9783111309392

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Studien zur praktischen Theologie

Die wollen in zwangloser Folge wissenschaftlich bedeutende Arbeiten aus den verschiedensten Gebieten derselben darbieten, die unser Verständnis der betr. Fragen wirklich zu fördern imstande und doch zugleich für einen weiteren Kreis von unmittelbarem (nicht lediglich historischem) Interesse sind. Die einzelnen Hefte sollen in der Regel nur eine Abhandlung ent­ halten und werden einzeln abgegeben; außerdem sind sie auch im Jahres­ abonnement zu einem erniedrigten Preise erhältlich. Seit Frühjahr 1907 gelangten folgende Hefte zur Ausgabe: Prof. D. Dr. Giemen, Bonn: Zur Reform der praktischen Theologie. (I. Bd. 1. H.) IV, 8" S. M. 1.80; i. Abonn. M. 1.50 Prof. D. Eger, Friedberg i. H.: Die Vorbildung zum Pfarramt der Volkskirche. (I. Bd. 2. H.) IV, 72 S. M. 1.70; i. Abonn. M. 1.40 P. Haupt, North-Tonawanda, N. Y.: Die Eigenart der amerikani­ schen Predigt. (I. Bd. 3. H.) II, 46 S. M. i .20; i. Abonn. M. 1.— Prof. D. Dr. Schian, Gießen: Die evangelische Kirchgemeinde. (I. Bd. 4. H.) IV, 114 S. M. 2.70; i. Abonn. M. 2.25 P. Liebster, Leipzig: Kirche und Sozialdemokratie. (II. Bd. l.H.) IV, 128 S. M. 3.20; i. Abonn. M. 2.50 Ober-Kons.-R. Dr. von Rohden, Berlin: Probleme der Gefangenen­ seelsorge und Entlassenenfürsorge. (II. Bd. 2. H.) VIII, 144 S. M. 3.60; i. Abonn. M. 2.90 P. Fritze, Nordhausen: Die Evangelisation s ar beit der belgischen Missionskirche. (II. Bd. 3. H.) II, 60 8. M. 1.60; i. Abonn. M. 1.30 Prof.Lic.Matthes, Darmstadt: Aussichten u.Aufgaben d. e^Landes­ kirchen i. d. Gegenw. (III.Bd. l.H.)IV,96. M. 2.60; i. Abonn. M. 2.25 Prof. D. Dr. Giemen, Bonn: Der Religions- und Moralunterricht in Nordamerika. (III. Bd. 2. H.) VI, 54 S. M. 1.75; i. Abonn. M. 1.40 P. Haupt, North-Tonawanda, N. Y.: Staat und Kirche in Nord­ amerika. (III. Bd. 3. H.) IV, 76 8. M. 2.20; i. Abonn. M. 1.75 P. Lic. Dr. Boehm er, Fürstenfelde: Dorfpfarrer und Dorfpredigt (III. Bd. 4. H.) VIII, 193 8. _ _______ M. 5.20; i. Abonn. M. 4.50

Weiterhin sind die nach genannten Arbeiten angemeldet und zunächst zur Veröffentlichung in Aussicht genommen: Archidiak. Lic. Dr. Dibelius, Grossen: Das evang.-kirchliche Leben Schottlands. Prof. D. Eger, Friedberg: Der evang. Religionsunterricht in der Volksschule der Gegenwart und seine Reform. P. Gjessing, Stord: Das kirchliche Leben Norwegens. Pf. Dr. Grilli, Livorno: Das evang.-kirchliche Leben in Italien. Priv.-Doz. Lic. Günther, Marburg: Über Gesangbuchreform. Pf. Lachenmann, Leonberg: Das ev.-kirchl. Leben Frankreichs. Doz. Rodhe, Lund: Das kirchliche Leben Schwedens. Pf. Schmidt, Isselburg: Das evang.-kirchliche Leben Hollands. Prof. D. Simons, Berlin: Der Bußtag einst und jetzt. Pf. Stuckert, Schaffhausen: Das evang.-kirchl. Leben d. Schweiz. Außerdem haben sich zur Mitarbeit bereit erklärt: P. Lic. Dr. Becker, Friedenau. Sen. Prof. D. Bornemann, Frankfurt a. M. P. Lic. Brückner, Hoboken, N. J. Sup. Bürkner, Auma. Pf. Burggaller, Gr.-Strehlitz. P. prim. Burggraf, Bremen. Pf. Lic. Dick, Barmen. Prof. D. Drews, Halle a. 8. P. Geffken, Flammersfeld. Pf. Heine, Wörbzig. Oberl. Dr. Hennig, Zwickau. Kirch.-R.D. Dr. Katzer, Oberlößnitz-Dresd. P. D. Kirmß, Berlin. P. Kramer, Manchester. Prof. Marx, Frankfurt a. M. P. Prof. D. Mehlhorn, Leipzig.

Prof. Meinhof, Gr.-Lichterfelde. Oberl. Lic. Michael, Dresden. Rev. v. Petzold, Leicester. Pf. D. Richter, Schwanebeck. Geh. Kirch.-R. Prof. D. Rietschel, Leipzig. P. Rosenkranz, Liverpool. P. Schmidt, Schenefeld b. Kiel. Sup. Schöttler, Schöneberg. Oberl. Schuster, Frankfurt a. M. P. D. Sülze, Dresden. Kons.-R. D. Teutsch, Hermannstadt. P. Wardenberg, London. P. Weichelt, Zwickau i. 8. P. Wolff, Aachen. Prof. D. Dr. Zimmer, Zehlendorf.

Bitte iim Beachtung der Anzeigen auf dem Umschlag u. den S. 87—90.

Studien zur praktischen Theologie in Verbindung mit

Professor D. Karl Eger

und

Direktor b. prebigersem. in Zriebberg

d.

Dr. Martin Schlau

Professor ber Theologie in Gießen

herausgegeben von

, „

.

4. BanO

Professor D. Dr. Carl Giemen privatbozent ber Theologie in Bonn

c .. ,

Unsere Predigt vom auferstandenen Heiland Streiflichter und Richtlinien

Dr.

Ernst Schubert

Kaiser!. Botschaftsprebiger in Hom

Gießen 1910 Verlag von Alfred Töpelmann (vormals ). Nicker)

I 1

Druck von L. G. Höher G. m. b. tz., Leipzig.

Vorwort. Vie folgende Studie will keinen neuen theologischen Lösungsversuch des Gsterproblems darstellen; sie verzichtet auch von vornherein darauf, auf die literarkritischen und exegetischen Schwierigkeiten einzugehen; sie möchte vielmehr nur eine Hrtregung geben zu einem fruchtbareren Zu­ sammenwirken von Theorie und Praxis, von systematischer und homi­ letischer Arbeit. (Es fehlt nicht an Abhandlungen darüber, wie gepredigt werden soll, und dabei werden naturgemäß vorhandene predigten herangezogen, um als Beispiele oder Vorbilder zu dienen, so besonders von Niebergall (tote predigen wir dem modernen Menschen? 1905/06; Die moderne

predigt, Zeitschrift für Theologie und Kirche 1905, 203 ff.; Zur homile­ tischen Diätetik, To. Freiheit 1909, 389 ff. 421 ff. 461 ff.) und Hacken­ schmidt (Die Thristuspredigt unserer Zeit 1909). während aber in all diesen Darstellungen mehr oder weniger der ganze Predigtstoff berührt wird und infolgedeffen nur wenige Prediger und nur kurz zu toorte kommen, soll im folgenden nur an einem kleinen, aber nicht unwich­ tigen Ausschnitt der evangelischen Verkündigung der versuch einer syste­ matischen Darstellung der gegenwärtigen Predigtweise gemacht werden. Vie Sahl der wiffenschaftlichen Erörterungen des Gsterproblems ist groß; aber keine derselben, einschließlich der homiletischen, geht des Näheren systematisch auf die Gsterpredigt ein. Vie so zwischen Theorie und Praxis, und wohl zum Schaden beider, fehlenden Verbindungslinien versucht die vorliegende Arbeit zu ziehen, in der Überzeugung, daß diese Dogmatik und Homiletik verbindende Methode nicht nur für die Gster­ predigt, sondern für alle Festpredigtprobleme von Nutzen sein kann: sowohl zur besseren Grientierung und Verständigung der verschiedenen theologischen Richtungen als auch zur Erhöhung der Predigtwirksamkeit. Rom, im Januar 1910.

Ernst Schubert.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Einleitung

............................................................................................................

A. Darstellender Teil...............................................................................

1

4-39

I. Alter Predigttypus.............................................................. 4-23 a) Die Tatsächlichkeit der leibhaftigen Auferstehung bewiesen 4 1. durch die Schrift................................................................... 4 2. als prafanhistorisches Faktum .......................................... 5 3. durch die siegreiche Geschichte der Kirche......................... 6 4. durch die persönliche Erfahrung.......................................... 8 b) Die Zweifel an der leibhaftigen Auferstehung............................. 11 1. wegen ihrer unsittlichen Motive auf schärfste bekämpft. 11 2. milder beurteilt ....................................................................... 14 c) Die Bedeutung der leibhaftigen Auferstehung..............................16 1. indirekt ausgeführt: a) für Christus, ß) für uns . . 16,17 2. positiv dargelegt: a) für Christus, ß) für uns . . . 19,20 d) Die subjektive Aneignung und Folge des (vsterglaubens . . 22

n. vermittelnder Predigttypus.............................................. 23-30 a) Vas mit dem alten Predigttypus Gemeinsame............................. 23 Der Rückschluß vom apostolischen Zeugnis auf die Tatsäch­ lichkeit der leibhaftigenAuferstehung....................................23 Die Kritik des Zweifels...............................................................23 Vie maßgebende Bedeutung von1. Kor. 15............................. 24 b) Vie Differenzen................................................................................... 26 1. Vie Voranstellung des persönlichen (vstererlebniffes . . 26 2. Der Weg zum Glauben an den leibhaftig Auferstandenen 27 in. Neuer Predigttypus.................................................................. 31-39 a) Vie Stellungnahmegegenüber den biblischen (vstererzählungen 31 negativ........................................................................................... 31 positiv............................................................................................... 32 b) Unser Gsterglaubeals persönliches Erlebnis ................................33 c) Der Weg zum Gsterglauben................................................ . 35 d) Vie Bedeutung des Auferstehungsglaubens................................... 37 für die Jünger...............................................................................37 für uns........................................................................................... 38

VI Seite

B.

Kritischer Teil....................................................................................................40-78 I. Vas Verhältnis des I. und II. Predigttypus ....

40-50

a) Vie Zusammenfassung der Unterschiede............................................. 40

b) Die Stellung der in der Auferstehungsfrage gleichgesinnten Theologie zu diesen Unterschieden...................................................... 40 1. a) zur Schrift................................................................................. 41 ß) zur Auferstehung alshistorischem Faktum.........................41 2. zum Wunder......................................................................................42 z. zur Vedeutung derAuferstehung................................................44 c) Kritik des L Typus durch die gleichgesinnte Theologie ... 47 II. Das Verhältnis des HL zum I. und IL Predigttypus

51-78

a) Das Gemeinsame und die Unterschiede............................................. 51 b) Vie Stellung der Theologie zu den Unterschieden ..... 52 1. in bezug auf das wie der Auferstehung................................52 a) Allgemein: zum Wunder...................................................... 52 ß) Speziell: zur Auferstehung...................................................... 54 -f) Die Begründung der entgegengesetzten Anschauungen: leibhaftige Auferstehung - Visionshypothese .... 57 allgemein-vernünftige psychologische Gesichtspunkte 58 religiöse Motivierung...................................................... 61 d) Der religiöse consensus...................................................... 64 2. Die Stellung derTheologie zur Bedeutung der Auferstehung 66 a) Vie Auferstehung mit zum Grund des Glaubens gehörig 66 ßj Der Auferstehungsglaube die Krone des Glaubens . 68

Der religiöse consensus...................................................... 68 d) Die bleibende verschiedeneAuffassung des Osterfestes 70

t)

c) Kritik der drei Predigttypen auf Grund der theologischen Er­

örterung ....................................................................................................... 71 1. Das Wie der Gsterereignisse...................................................... 71 2. Die Bedeutung der Auferstehung............................................. 75

Schluß

...................................................................................................79

Einleitung.

r

Einleitung. Kn keinem andern Tage des Kirchenjahres kommt uns Theologen, und sicherlich wohl auch vielen Laien, die ganze Armseligkeit unseres gegenwärtigen Christentums so schmerzlich zum Bewußtsein wie zu Osten»; und niemals fühlen wir Prediger selber die Schwierigkeit unserer be­ rufsmäßigen Wortverkündigung so stark als am Auferstehungstag Christi, und zwar wir alle, gleichviel ob wir altgläubige oder moderne, positive oder liberale, bekenntnistreue oder grundstürzende Theologen sind. Die einen Können sich der Tatsache nicht verschließen, daß eine nicht geringe Zahl kirchlich interessierter und religiös lebendiger Christen an der traditionellen Gsterpredigt Anstoß nimmt; sie müssen sich deshalb fragen: „Sind wir etwa mit schuld daran?" oder zum mindesten: „Wie Können wir jenen nahekommen und Helsen?" Die andern wissen nur zu gut, daß sie durch ihre Auffassung bei vielen überzeugten Altgläubigen Anstoß erregen; sie müssen sich deshalb darüber klar werden: „Tun wir recht daran? Können wir es mit unserm Gewissen vereinen? Und wenn, wie vermögen wir dann jenen zu dienen?" Mag darum in der Theorie noch so oft die Möglichkeit einer Verständigung von vornherein abgelehnt werden, die homiletische Praxis zwingt einfach jeden zu immer

neuen versuchen. Auch wir möchten im folgenden einen Weg der Vermittlung an­ bahnen. Wir glauben in der Überzeugung nicht fehlzugehen, daß im großen und ganzen die Gegner, gerade auch die Theologen, sich nicht Kennen, oder wenigstens nicht gründlich genug; daß die positiven nur selten liberale Predigten studieren und umgekehrt. Wie aber ist dann eine Verständigung möglich? Müssen nicht dann die Gegensätze ver­ gröbert oder vertuscht werden? Cs erscheint uns deshalb nicht nur als eine interessante theoretische Aufgabe, sondern als eine notwendige prak­ tische Pflicht, vor allen Dingen einmal ein orientierendes Gesamtbild der gegenwärtigen Dsterverkündigung zu geben. Die Auswahl ist insofern willkürlich, als ich mich mit den mir zugänzlichen predigten begnügen mutzte, aber doch wohl insofern aus-

2

Schubert, Unsere Predigt vom auferstandenen Heiland,

reichend, als sie Keine Richtung unberücksichtigt lätzt.

Daß ich einige

bereits seit längeren Jahren verstorbene Prediger mit hinzugenommen habe, ist durch ihre noch heute vorhandene starke Wirkung gerecht­ fertigt. Sur allgemeinen Orientierung schicke ich das zeitlich angeordnete

Material voraus: Roegel: predigten, 1864; Brückner: predigten, in der Nikolaikirche in Berlin gehalten, 1894; Dhly-Rathmanns Pfarr­ bibliothek, Vd. 31/32,1894; Roegel: Das Evangelium Johannis, Bd.II, 1897; Dryander: Das Evangelium Marei, vd. II, 1897; Frommel: Das Evangelium £ucä, Bb. II, 1898; Spitta: Festpredigten, 1899; Baumgarten: predigten aus der Gegenwart, 1903; Doetries: Das Evangelium der Armen, 1904; Spoerri: Unvergessene Worte, 1904; (Ein evangelisches Gsterbuch, herausgegeben von L. Guandt, 1905; Rolffs: persönliches Leben, 1905; Roehler: wir find Gottes Rinder, 1906; Jhmels: Eins ist not, 1906; Der Dienst am Wort: Line Samm­ lung evangelischer predigten und Reden gläubiger Zeugen der Gegen­ wart, herausgegeben von Rump, vd. II, 1906; Cremer: Christus ist Mein Leben, 1906; Geyer und Rittelmeyer: Gott und die Seele, 1907; Rramm: Gsternachfeier predigt über Joh. 20, 29, in Lv. Frei­ heit, 1907; Smend; 12 Festpredigten in Moderne Predigtbibliothek VI. 1, 1908; Benz: In der Gewalt Jesu; vom Leben erfaßt, 1909; Hackmann: Hm Strande der Seit, 1909; Lahusen: Das apostolische Glaubensbekenntnis für unsere Zeit der Gemeinde ausgelegt, 1909; ohne Zeitangabe: Beyschlag: predigt über Joh. 14, 19 in Lv. PredigtSchatz Nr. 11; Berliner Lvangelienposttlle, herausgegeben von Evers? Da nach allgemein verbreiteter und herrschender Hnschauung an dem Für oder wider der leibhaftigen Huferstehung die Wege sich scheiden, war es zunächst unsere Hbsicht gewesen, danach die predigten in zwei Gruppen zu teilen. Die folgende Darstellung soll durch sich selbst dartun, daß dies nicht möglich war, sondern datz eine Dreiteilung vorge­ nommen werden mutzte, und zwar so, datz zwischen dem traditionellen Predigttypus, der die leibhaftige Huferstehung verficht, und dem neuen Predigttypus, der sie ablehnt, ein vermittelnder sich einschiebt, der ttotz des Festhaltens an der leihhafttgen Huferstehung starke Differenzen vom ersten und prinzipielle Ähnlichkeiten mit dem dritten Predigttypus auf­ weist. Dem darstellenden Teile lasten wir einen krittschen folgen, um bas gewonnene homiletische Bild mit den wistenschaftlichen Erörterungen des Gsterproblems zu vergleichen resp, durch sie zu prüfen, wir be­ urteilen zuerst den Gegensatz zwischen dem ersten und zweiten Predigttypus

* In den Zitaten sind belanglos« Auslassungen und durch die Lösung aus dem Zusammenhang verursachte unbedeutende Änderungen in der Regel nicht

markiert.

(Einleitung.

3

auf Grund der gleichgesinnten Theologie und erhalten dar Resultat, daß

letztere den ersten Predigttypus verneint. Sodann beleuchten wir die dem ersten und zweiten Predigttypus gemeinsamen Unterschiede vom dritten durch die in gleicher Weise in der theologischen Diskussion sich vorfindenden Differenzen. Insofern diese wiffenschaftlichen Differenzen trotzdem zu einem religiösen consensus führen, bestätigt sich unser erster Eindruck, daß wir auch zwischen dem zweiten und dritten Predigttypus keine Scheidewand ziehen dürfen. Ruf Grund deffen Kritisieren wir die gegen den religiösen consensus verstoßenden Fehler sowohl des ersten und zweiten ab auch des dritten Predigttypus. In einem Schlußwort stellen wir unsere Untersuchung in den größeren Rahmen des Verhältnisses von Theologie und Religion auf der Ranzel.

4

Schubert, Unsere predigt vom auferstandenen Heiland.

A. Darstellender Teil. I. Mter Predigttypur. a) DU Tatsächlichkeit der leibhaftigen Auferstehung. 1. In bezug auf die im Vordergründe des Interesses stehende Tat­ sachlichkeit der leibhaftigen Auferstehung gründen sich alle diese predigten stillschweigend oder berufen sich ausdrücklich auf die Schrift im allge­ meinen, wie auf das Zeugnis der Jünger im besonderen. Um nur ein paar Beispiele dafür anzuführen: Metzgers Wir sind für die Begründung unserer Überzeugung an die erwählten Urzeugen des Herrn, eben die Apostel, und ihr Zeugnis im Evan­ gelium gewiesen, wie der Apostel im Eingang unseres Textes (1 Kor. 15,1—8) chreibt. Deutlich hat hiernach der Apostel Paulus selbst sich nicht nur auf seine eigene Erfahrung von Christus gegründet, sondern sein Erleben in das der an­ dern Apostel eingereiht und auch mit der Weissagung der heiligen Schrift A. Ts. verglichen, um für sich selbst und vor allem auch seine Gemeinden nicht einen bloß eignen Christus, sondern den wahren geschichtlichen Christus zu haben. Noch viel mehr müssen wir uns statt nur an eigne Gedanken an dar Zeugnis aller Apostel halten. He6e:2 Mein lieber Christ! Bekehre dich zum Herrn! wende dich zu ihm, ganz, heute! verachte doch nicht die Wolke von Zeugen, die sein offnes Grab umsteht und beteuert: der Herr ist auferstanden! Zu den Lrauen gesellt sich Kephas und Jakobus, zu ihnen treten die Emmauspilger, die Apostel, die 500 Brüder; aus ihrem Kreis heraus tritt Thomas, der für uns zweifelte, da­ mit wir nicht zweifeln möchten; er erhebt seine Hand und spricht: Mit den Singern habe ich seine Nägelmale betastet, diese Hand habe ich in seine Seite gelegt, sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Difcelius:8 Jesus meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben! Dieses weiß ich! Woher diese Gewißheit? Nach Matth. 18 ist es evangelischer Grundsatz, daß alle Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Die ersten Jünger! hätten sie nur eine Vision gehabt? sie, die den Auferstandenen gesehen am frühen Morgen, am Hellen Mittag, am späten Abend, bald einzeln, bald 2 und wiederum 10 und 11 und 500 auf einmal? Ober sind sie leicht­ gläubige Leute gewesen? Wie jämmerlich scheitert diese Behauptung an dem

0 Dienst am Wort 110.

2) Lv. Dsterbuch 7.

3) ebd. 56.

A. I. Alter Predigttypus.

5

Bekenntnis des Thomas. (Vder willst du es wagen, Männer wie Betrüger an­ zusehen, die da hohn und Spott, Verfolgung und Gefängnis willig erduldet haben, weil sie bei ihrem Zeugnis blieben: Christ ist erstanden! Mutzt du dein Achselzucken nicht aufgeben angesichts ihres Märtyrertums, da sie mit ihrem Blut und Leben es besiegelt haben: (Er ist wahrhaftig auferstanden! ? Stoeckicht:4* * Datz Jesu Auferstehung keine Sinnestäuschung, kein MärIein ist, dafür haben wir eine grotze, zuverlässige Zeugenwolke. Nicht blotz etliche Frauen, auch Petrus und Johannes haben ihn an seinem Siegestage lebendig geschaut, zwei Jünger haben sich auf dem Wege nach Emmaus mit ihm unterredet; die Elfe vernahmen des Auferstandenen Friedensgrutz. Thomas legte seine Finger in seine wundenmale, mehr als 500 haben ihn gesehen. Mit den Jüngern verkehrte er 40 Tage lang. Jesu Widersacher konnten dies Ereignis nicht leugnen; auf die Juden machte dasselbe den tiefsten Eindruck, als ihnen Petrus ins Gewissen redete: den Fürsten der Lebens habt ihr getötet, den hat Gott auferweckt. Gemmell wie dünne Nebelschleier müssen unsere Zweifel schwinden: es ist kein Weibermärchen: der in dem Grab so fest verschlossen war, ist offenbar geworden, wenn auch nicht allem Volk, so doch uns, spricht der Apostel, den vorerwählten Zeugen von Gott; fürwahr, es war kein Hirngespinst von über­ reizten Sinnen, er war's leibhaftig, da wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden ist von den Toten. heydemann:8 wir wollen uns nicht irremachen lassen an dem, was uns die Schrift mit einstimmigem Zeugnisse bezeugt, was Apostel und Evange­ listen laut predigen: Jesus lebt; er ist siegreich auferstanden. Fort mit allem Zweifel, mit aller Herzensträgheit! Laßt uns vielmehr im Glauben die Kniee beugen, Loblieder singen und fröhlich bekennen: Ich weitz, datz mein Er­ löser lebt. Gmelin:4 (D datz wir alle ebenso glaubten dem Worte der Schrift, den kräftigen Zeugnissen der Apostel! weg unserm Herrn Christus gegenüber mit allen Bedenklichkeiten, Vorurteilen und Zweifeln, und wenn du sie schon jahre­ lang in dir gehegt hättest! Kaiser:6 Man sagt, die biblische Gstergeschichte sei nicht annehmbar, die evangelischen Berichte gingen viel zu weit auseinander. Aber könnt ihr euch denken, datz die Geschichte von der Auferstehung des Herrn erdichtet wor­ den ist? Ich kann das nicht annehmen, ich glaube diesen Berichten. Ich würde sie auch glauben, wenn ich kein Geistlicher wäre, wenn ich sie nicht zu ver­ kündigen hätte. Ich glaube, datz die Jünger Jesum gesehen haben auferstanden. Gott gebe uns allen eine rechte Dstergewitzheit, datz wir mit Freuden die Psalmen des Glaubens und die Lieder vom ewigen Leben singen.

2. Neben die Glaubensautorität der Schrift tritt als Beweismittel das verstandesmätzige geschichtliche Urteil. Vie Aussage der Schrift, das Zeugnis der Jünger ist auch profanhistorisch sichergestellt: Metzger:6 Den Eindruck macht doch auf jeden nachdenkenden und wahr­ heitsliebenden Leser unser Textkapitel (1. Kor. 15), daß hier solide Bausteine zu einem prächtig geschlossenen Gebäude aufgeführt sind; jeder Satz gleichsam ein fester Stein, etwas habhaftes, eine geschichtliche Tatsache: „Christus gestorben, *) ebd. 90. 2) ebd. 229. 8) (vhly-kathmanns Pfarrbibliothek Bb. 31/32, 222. 4) Dienst am Wort II, 12. 6) ebd. 69. 6) ebd. 112.

6

Schubert, Unsere predigt vom auferstandenen Heiland.

begraben, auferstanden, gesehen von Rephas, von den zwölfen, von mehr denn 500 Brüdern, von Jakobus, von allen Aposteln, zuletzt von mir". Da ist Grund, da ist Zusammenhang! Mit dieser einfachen Geschlossenheit klarer geschichtlicher Tatsachen vergleiche man Beweisführungen modernen Glaubens. Ihmels:x Die Auferstehung soll ich euch heut bezeugen, nicht beweisen; nur das laßt mich mit allem Nachdruck betonen, es ist eine einfache geschicht­ liche Tatsache, daß das Grab leer gewesen^ ist. Das Grab ist leer gewesen, und was das leere Grab bedeutet, das hat Cngelsmund den Frauen gesagt. Brückner:2 wenn man die umständliche Erzählung der Auferstehung in den Evangelien und die zahlreichen Beziehungen darauf in den apostolischen Briefen überblickt, so findet man, daß dieselben so beschaffen sind, daß jeder, der mit gesundem Urteil Wahrheit und Dichtung zu unterscheiden vermag, die unverkennbaren Merkmale einer unverfälschten Tatsache hier vorfindet. Und noch mehr. Jeder Renner der Altertums wird wissen, daß eine so folgenreiche Begebenheit wie die Auferstehung Jesu von den Toten durch keine Kunst der Erfindung in den Zusammenhang der Weltgeschichte hätte hineingedichtet werden können. Gewiß, wir hören nicht mehr die Frage des Engels: „was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?" wir sehen nicht mehr die Wächter des Grabes, die dahingestreckt sind, als wären sie tot. Uber die (Vsterbotschaft haben wir doch, und zwar in überwältigender Gewißheit. (Es ist gewiß, daß sie zu den beglaubigtsten Tatsachen der Weltgeschichte gehört. Dibeltus:8 Reine Tatsache der Weltgeschichte ist historisch besser beglaubigt als unsere Gstergeschichte. Reichard:*4 * Es gibt in der ganzen Geschichte der Menschheit kaum eine Tatsache, die so sicher beglaubigt wäre, als die der Auferstehung Jesu Christi. Boutemarb:6 Vie Auferstehung unsers Herrn und Heilandes ist eine der bestbezeugteften Tatsachen in der ganzen Weltgeschichte!

3. Das unanfechtbare profanhistorische Urteil über die Tatsächlich­ keit der leibhaftigen Auferstehung wird von der Geschichte der sieg­ reichen Kirche Christi bestätigt: Roegel:8 Gesetzt aber, Christus wäre nicht auferstanden, und die Apostel wären doch, befangen vom ärgsten Selbstbetrug, hinausgegangen mit ihrer (Vsterpredigt in alle vier (vrte der Welt - wie vergeblich wäre all ihre predigt ge­ wesen, weil der Geist der Wahrheit, den der Auferstandene zu seiner Verklärung zu senden versprach, ausgeblieben wäre! Nicht die Ausgießung des heiligen Geistes, vielmehr verzehrende Blitze Gottes würden die predigt von der Auf­ erstehung als ein falsches und lästerliches Zeugnis beantwortet haben. Nicht Heiligung und Herzenserneuerung würden die Früchte solcher Lüge und solches Irrtums heißen, man liest nun einmal nicht Trauben von den Dornen noch Feigen von den Disteln! während wir jetzt in der Apostelgeschichte einmal unmittelbar hintereinander lesen: „herodes starb und ward gefressen von den Würmern, das Wort Gottes aber wuchs und mehrte sich", so würde das Wort von der Auferstehung längst den weg des herodes gegangen sein als eine ver­ brecherische predigt, wenn Christus nicht auferstanden wäre. Brückner:? (Es ist gewiß, die neue Weltgestalt beruht auf der predigt von dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Und es hieße Gott ins Angesicht schlagen,

x) Eins ist not 101. 8) (Ed. (Vsterbuch 56. e) predigten 115. 116.

2) predigten 62 f. 4) ebb. 136. ’) predigten 63.

6) ebb. 218.

A. I. Alter Predigttypus.

7

wenn man von der Weltgeschichte behaupten wollte, er habe sie auf Lug und Trug sich gründen lassen. Stommel:1 Könntest du aber glauben, daß die ganze Geschichte seines Reiches in zwei Jahrtausenden mit allem, was der Herr je und je darin getan, glauben, daß, was seitdem von Liebe und Leben, von Trost in dieser Welt, nur Menschenbetrug und Erfindung sei, dann würdest du ein größeres Wunder glauben als das, daß der Herr auferstanden ist 4.. Leben aus Gräbern wecken, das ist seit jener Stunde [ber Auferstehung) das Tun des Herrn. Gehen sie nicht hinunter in die Katakomben, für den Herrn ihr Leben zu lassen, und steigt nicht aus der Tiefe ihres Kerkers und ihrer Gräber, aus den Flammen ihrer Scheiterhaufen eine neue Lebensschar herauf, die die vorangegangenen ersetzt? Siehe die Kirche im Mittelalter: Jesus gebunden und begraben, mit den Siegeln der Hohenpriester gefesselt, der lebendige Heiland zum Leichnam geworden, und Priester und Pilatushüter wachen an dessen Grabe, und niemand darf daran rühren. Da regfs sich mit einem Male, und der Stein vom Grabe des Herrn wird gehoben; die 95 Sätze Luthers läuten wie Osterglocken hinaus und rufen unserm Volk zu: wach auf, du deutsches Volk, das da schläft; stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten. Und sieh: welch ein Rauschen in den Totengebeinen und welch ein Osterfrühling! Und wiederum als der Un­ glaube im vorigen Jahrhundert den Heiland einbalsamiert hatte mit der Toten­ salbe schöner Worte vom weisen von Nazareth und sonstigen billigen Redens­ arten, da ist über die Schlachtfelder von Leipzig und Belle Alliance der Sturm­ wind gezogen, und hat vom Grabe des Herrn Stein und Siegel weggewälzt, und Frühling ist's geworden! Und wenn du heute hineinschaust in unser armes Volk und meinst, es stehe wie Israels Volk, Barrabam wählend zu seinem König und Heiland und Jesum kreuzigend, o daß du nicht verzweifeltest, sondern doch bedächtest: es kann unser Herr auch über die Totengebeine den Lebensodem wehen und wieder Ostern werden lassen. Witz-Oberlin:2 Der Gekreuzigte ist auferstanden. Der Auferstandene schreitet siegreich durch die Jahrhunderte als Herr und Christ. Und zwar als Herr im höchsten und tiefsten Sinne des Wortes. Auf einem Gebiete, wo die Herrschaft am schwersten zu erringen und zu behaupten ist, auf dem Gebiet des innersten, geistlichen Lebens. Seht doch! Der Gang des Christentums durch die Weltgeschichte ist ein stetiger Siegesgang. Und der Siegesgang des Christentums ist ein Triumphzug Jesu Christi, was das Griechentum für den Intellekt, das ist Christus für das innere, sittlich-religiöse Leben. Mit Christus hat für Geist, herz und Wille eine neue Seit begonnen ... vergegenwärtigt euch doch einmal das großartige Wachstum der evangelischen Mission!... wo ist ein Reich, das diesem gleicht? wo ist ein Herr, ein Herr des Lebens, der ihm ähnlich wäre? Die Welt widerspricht ihm, aber die Jahrhunderte geben ihm recht; und die Seit, die alle irdischen Größen stürzt, wird seine Rechtfertigung; je länger, je mehr. Hebe:3 3u den Augenzeugen tritt die Kirche mit ihrer Geschichte von 18 Jahrhunderten; sie hat es erfahren, daß er der Lebendige ist; die Wellen gingen hoch und warfen das Schifflein hin und her; er stand am Steuer; die Stürme brausten, er stillte sie. Die Feinde rotteten sich wider sie zusammen, in ihrem eignen Lager riß verderben ein und Verleugnung; er half, war bei ihr und rettete sie hindurch. Dar Fünklein, das man zertreten wollte, ward zur Hellen Leuchte, die zarte Pflanze, die man auszureuten hoffte, zum großen Baume. x) Luk.-Cv. 395. 95. 96. 8) Cv. Gsterbuch 7.

2) Dienst am Wort II, 172. 175 f.

8

Schubert, Unsere predigt vom auferstandenen Heiland.

Stoeckicht:* Wir können alte Zeugnisse entbehren, der sicherste Beweis für Jesu Ruferstehung ist der Bestand seines Reiches, die Erweisung seiner Lebens­ kraft im Bestehen der Rirche. Roemheld:2 (Es entsteht die Frage, ob das auch wirklich Tatsache ist? Daran kann gar nicht mehr gezweifelt werden. Wenn wir auch die Zeugen seiner Ruferstehung aus der damaligen Zeit nicht hätten, die ihn tot gesehen, die um den Toten geweint, und die ihn nachher vielmals wieder lebendig ge­ sehen haben: die Weltgeschichte gibt Zeugnis und jede Rirche gibt Zeugnis. . Dibelius: 8 (vb die Rirche des Herrn wirklich Bestand gehabt hatte schon bis an die 1900 Jahre, wäre sie auf eine Lüge gegründet? Gb das Haus der Rirche, sichtbar vom Herrn behütet, allem Sturm der Zeiten hätte trotzen können, wenn es so schlechten Baugrund gehabt? Gb der Sonntag, den die Rirche um der Ruferstehung Jesu willen als Feiertag proklamiert, aller Welt zum Segenstag geworden wäre, so daß auch der weltlichsten Dichter Mund - so mancher Pro­ phet wie Bileam darunter — diese Gottesgabe preisen muß, wenn entweder ein Betrug ihn an die Stelle des alttestamentlichen Sabbats gesetzt, oder doch lediglich der Unverstand beschränkter Fischer und Zöllner ihm seinen Glanz und seine Weihe gegeben hätte? Ja, ich weiß wohl, daß Gott Geduld hat mit den Toren und Langmut mit den Gottlosen, aber, daß er mit überschwenglichem Segen die Rirche krönen sollte, wie er'§ vom allerersten Pfingsttag an getan hat .bis auf diesen Gstertag, wenn sie mit falschem Evangelium die Welt er­ füllte, wenn sie mit unwahrer Gsterbotschaft die Menschen irreleitete — das glaube, wer spotten will; das halte für wahr, wer Gott leugnen will!

4. 3u dem Beweis, datz Christus in der siegreichen Geschichte seiner Rirche als der leibhaftig Kuferstandene sich gezeigt hat, tritt, nur in einigen predigten,* als weiteres und stärkstes Argument für die Tat­ sachlichkeit des sinnlichen Gsterwunders die persönliche Erfahrung der Gläubigen hinzu; Rebe:8 (Es nahen sich all die Millionen, die es an ihrem eignen Herzen, in ihrem kleinen Leben erfahren haben: (Er lebt! die aus der eigensten Erfahrung her­ aus singen: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt! (Er hat sich an mir nicht unbezeugt gelassen, sich mir als den lebendigen erwiesen. Er hat sich meiner Seele herz­ lich angenommen, mich errettet, gettöstet, mit Friede und Freude erfüllt, von seinem Leben habe ich Leben empfangen. (Er lebt! Stoeckicht:8 Der sicherste Beweis für Jesu Ruferstehung ist die Erweisung seiner Lebenskraft in den Herzen der Gläubigen, die erfüllt sind mit Trost, Frieden und Hoffnung. Roemheld:7 Daß ich es kurz sage, die Feinde mögen noch soviel be­ haupten, er sei nicht wieder auferstanden und lebendig geworden, es hilft ihnen nichts, sie richten nichts aus; sie verführen wohl einzelne, vielleicht tausende von einzelnen und rauben ihnen den Glauben, aber was ist das unter den vielen Millionen!? (Es bringt's kein Teufel und keine Welt fettig, den Glauben auszurotten, die Tatsache umzustoßen: Jesus ist erstanden! Jesus lebt! Denn x) ebd. 91. 2) ebd. 253. 3)4 ebd. * 56 f. 4) Damit soll ja nicht gesagt sein, daß etwa in den anderen das Moment der persönlichen Erfahrung des Gsterwunders fehle; nur erscheint es dort nicht als Begründung für die Tatsächlichkeit der leibhaftigen Ruferstehung. 6) Cv. Dsterbuch 8. 6) ebd. 91. 7) ebd. 253.

A. I. Alter Predigttypus.

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er beweist immer aufs neue sein Leben durch seine Hilfe und seinen Beistand. (Er gibt immer noch den heiligen Geist denen, die ihn bitten, und wer sehen will, der erfährt's immer aufs neue mit beglückender Gewißheit. Jesus ist kein toter Mann, sondern er lebt! Wenn ich das nicht aus Erfahrung wüßte, wenn ich's nicht in meinem Leben unzählige Male erfahren hätte — bloß der heiligen Schrift es nacherzählen, bloß der biblischen Erzählung es nachsprechen, nein, das würde ich nicht. Sondern: „Ich sag' es jedem, daß er lebt und auferstanden ist, daß er in unserer Mitte schwebt und ewig bei uns ist", das ist mir nicht ein auswendig gelernter Liedervers, das ist mein persönliches Bekenntnis, das ist die teuerste Erfahrung meines Lebens. Difoelius:1 Endlich aber die eigne Erfahrung. Meinst du denn, der Herr habe nur in den alten Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise sich den Vätern offenbart, aber uns behandle er wie Stiefkinder und offenbare sich uns nicht mehr? Ist er derselbe gestern, heute und in Ewigkeit, so will er noch heute mich und dich zu der Überzeugung führen, zu der er in den Tagen der ersten christ­ lichen Ostern dem einen seiner Jünger nach dem andern verhalfen hat. Den Vorgang der Auferstehung hat er auch damals niemanden schauen lassen, aber als Auferstandener, als Lebendiger hat er sich von den Seinen sehen lassen, die zuvor schon an sein Wort geglaubt. Wahrlich, wir nachgebornen Jünger, wir stehen hinter den allerersten keineswegs zurück, wir können dasselbe erfahren, uns Hilst der Herr noch heute das Gleiche erleben. Gelobt sei Gott, der noch heute lausende zu der Überzeugung bringt: Jesus meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben! Dieses weiß ich! Ihr meint, der Herr erweise sich lebendig in seinem Wort; ja gewiß, aber das nicht allein. Vas würden in gewissem Sinne o wie viele geistvolle Menschen mit ihm teilen, die in ihren Worten eine leuchtende Spur ihres Lebens hinterlassen haben. Der Herr vermag mehr, er kann uns von seiner wirklichen, persönlichen Gegenwart überzeugen. Wir haben Stunden zu durchleben, die uns gar dunkel erscheinen, ja zu den dunkelsten in unserm Pilgerlauf gehören, aber hintennach erkennen wir an dem innern Gewinn, den sie uns gebracht, an dem Segen, den sie uns zurückgelassen, an der Umwandlung, durch die sie uns zu andern Menschen gemacht, welch gött­ lichen Besuch wir gehabt; hintennach sehen wir ein: bei uns war der Herr! Derselbe Heiland, der einst die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Toten lebendig gemacht; er hat sein Werk an uns getan, wahrhaftig: er lebt! Dieses weiß ich! (Cremer:2 Ist es wirklich so, daß man dessen so gewiß sein kann, seiner Auferstehung, seines Lebens, seines handelns, so gewiß, wie die Jünger damals, ja daß wir doch erfahren können, daß er lebt? Was sagt denn unsere Er­ fahrung dazu? Unsere Erfahrung? Könn man denn Jesus erfahren? Gewiß! Christentum besteht nicht in Gedanken, die man hat über Jesus. Christentum heißt an Jesus den rettenden Heiland glauben! Christentum heißt: in Christo haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, aller Sünden. Christentum heißt: an Christo und von Christo etwas haben. Was sagt unsere Erfahrung dazu? Was sagt unsere Erfahrung dazu, daß wir des auferstandenen Heilandes geradeso gewiß sein können, wie die Jünger, die ihn auferstanden gesehen haben? Wenn wir ein Wort Jesu hören, wenn uns Jesu Name und durch Jesum unsere Erlösung verkündigt wird, machen wir die eigen­ tümliche Erfahrung, daß das ganz anders ist, als wenn uns von irgendeinem Manne der Vergangenheit, auch von unserm Heimgegangenen Vater und unserer L) ebd. 57 f.

*) Christus ist mein Leben 87 f.

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Schubert, Unsere predigt vom auferstandenen Heiland.

Heimgegangenen Mutter geredet wird. (Es ist ganz ganz anders. Was ist da­ bei ganz anders? Man fühlt ihm gegenüber etwas, was fühlt man ihm gegenüber? Etwas ganz anderes, als was man gegen all die fühlt, die vor uns gewesen sind und die Bedeutung für die Welt gehabt haben und noch für uns haben, durch die Nrbeit, die sie getan haben, und durch die Worte, die sie geredet haben. Etwas ganz anderes! was ist das? was ist das Besondere, das wir Jesu gegenüber fühlen? wir fühlen etwas ganz Bestimmtes, Klares. Ls ist eine Bewegung, die Jesu Name, Jesu Worte, Jesu Kreuz, Jesu Aufer­ stehung in uns hervorruft, eine unstillbare Bewegung! welche ist das? Daß alles das, was damals Jesu gegenüber die Menschenherzen bewegt hat, als sie ihn kreuzigten, ihn verließen, daß das heute noch in uns lebendig ist, daß heute noch ihm gegenüber unsere Sünde sich regt, das ist zunächst die Erfahrung, welche wir machen und welche uns beweist, daß wir es nicht mit einem ge­ storbenen, sondern lebendigen Heiland zu tun haben. Sonst würde sich unsere ganze Sünde gegen ihn nicht regen. Solltest du sagen: ich kenne solche Ab­ neigung gegen ihn nicht, dann laß dir sagen: Jedesmal, wo es sich für dich darum handelte, um Gottes und Jesu willen, um der Gemeinschaft mit ihm willen einer Sünde ihm zuliebe auch nur einmal zu entsagen, da merkst du, wie schwer das ist; das ist der tiefste Grund der Nbneigung gegen ihn. Das ist aber auch ein Beweis: wir haben es mit einem lebendigen Heiland zu tun. Über damit sagt zugleich auch unsere Erfahrung: wo sein Name uns verkündigt, das Evangelium von ihm uns gesagt wird, da handelt er selbst mit uns, wir wissen ganz genau, wie oft in unserm Leben er uns so nahe gewesen ist, daß wir nur zuzugreifen brauchten, um zu sagen: „Mein Jesus ist es", um zu glauben an sein Erbarmen, an unsere Erlösung, so daß wir wußten: wir brauchen zu ihm nur zu beten, und erhört es; wir brauchen zu ihm nur zu rufen: „Jesus erbarme dich meiner", und er erbarmt sich. (Es gibt keinen Menschen, von dessen Leben und von dessen Liebe und Macht wir so überzeugt sein können, und überzeugt sind, wie von ihm, wie von Jesus. Deshalb verbindet mit der Er­ fahrung der Nbneigung sich doch zugleich die Gewißheit, hier finden wir Ruhe für unsere Seele. (Es gehört erst etwas dazu, Überlegung über Überlegung ge­ hört dazu, um sich einzureden: das ist nicht der lebendige Jesus, das sind bloße Erinnerungen, das ist nur ein Erinnerungsbild, welches mit seiner ganzen Macht und Schönheit und Liebe uns ergreift. Über Erinnerungsbilder machen uns nicht selig, Erinnerungsbilder erwecken nur Stimmungen, schaffen nur Erinne­ rungen: sei es Erinnerung an unsere Schuld, sei es Erinnerung an vergangenes Glück, sei es Erinnerung an ein großes Gut, das wir hätten haben können. Über Erlösung, des Sünders Erlösung, Erlösung von allen Sünden, vom Code und von der Gewalt des Teufels, die finden wir nicht in einem Erinnerungs­ bild. Die finden wir in einem lebendigen Heiland, der selber dahintersteht, wenn sein Wort mir in den Sinn gerufen wird, uud mir in das herz hineingerufen wird: „Komm zu mir! wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen." Daß er selbst mit uns redet, das sagt uns unsere Erfahrung, und darum sagt sie uns auch, daß wir wirklich, auch ohne ihn gesehen zu haben, dennoch seiner ganz gewiß sein können, daß wir nun glauben dürfen und selig sind, weil wir es dürfen. Denn der Heiland, der uns unsere Sünde aufdeckt, wenn er mit uns redet, das ist auch der, der sie mit seinem Blute zudeckt, der ewig uns gehört, der aus dem Grabe zu uns gekommen ist und auch wieder zu uns kommen will, nachdem er den Himmel eingenommen hat bis auf die Zeit, wo das Evan­ gelium von ihm, von der Buße und von der Vergebung der Sünden in der Welt verkündigt worden ist.

A. L älter Predigttypus.

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b) Vie Zweifel an -er leibhaftigen Auferstehung. 1. Das Problem, das durch die heute weit verbreiteten Zweifel an der leibhaftigen Auferstehung gegeben ist, wird von vielen predigten (Brückner, Fromme!, Gmelin, Kaiser, Gielen) gar nicht weiter berührt; die predigten jedoch, die näher darauf eingehen, führen die Zweifel zumeist auf sündige, unsittliche Motive zurück; so Koegel:1 Du bist hierher gekommen nicht mit kindlicher Gsterfreude, sondern mit ungeheiltem Karfreitagsleiben. Aus falschen Büchern und losen Gesprächen, aus Iveltlust und aus Tatsünden, aus anderer und dem eignen Kerzen sind dir Zweifel wie Lascher und Totengräber aufgestiegen und haben deinen Qerrn, den Herrn einer fröhlichen Kindheit und eines seligen Sterbens, den Herrn der Taufe und des Abendmahls, den Herrn, der Gebete erhört und den Tod überwindet, hinweggenommen. Weib, was weinst du, wen suchst du? So redet auch heut der Herr seine Kirche in ihrer Einheit auf Erden an, sie, die von sovielen Feinden gehaßte und umdrängte, von soviel falschen Brüdern und Mietlingen verratene, oft von ihren eignen Kindern mißverstandene und gemißhandelte Gemeinde, die emporsieht und wie die Witwe im Gleichnis rufen muß: rette mich von meinem Widersacher! wenn die Kirche einer Maria Mag­ dalena gleich klagt: sie haben meinen Herrn weggenommen, die einen mit un­ reiner Lehre, die andern mit unreinem Wandel, die einen mit Unwissenheit und Unglauben, die andern mit Irrlehre und Aberglauben, die einen durch sadduzäische Freigeisterei, die andern durch pharisäische Satzungen und Fündlein, wo hole ich meinen Herrn wieder? — - meine nicht, es hat überwunden der Löwe aus Judas Stamm! — an einer andern Stelle:2 Geistlicher, bist du's im Glauben gewiß, daß keine hoffärtige Gelehrsamkeit kann mit ihren Macht­ sprüchen Jesu Gruft umzingeln, Iesu Grabstein versiegeln, Jesu Auferstehung rückgängig machen? Konnte in Bethlehem Herodes das Kind nicht töten, so wird auch kein falscher Priester, kein Kaiphas den Menschensohn, den Gottes­ sohn an der Auferstehung hindern können. Witz-Gberlin:8 Man hat Jesum freilich einmal in Wirklichkeit ge­ kreuzigt, und immer wieder finden sich überall in Wien, wie in Paris, in Berlin wie in Petersburg, Ueuyork oder Madrid Henkersknechte genug, die sich dieses gemeine Schergengewerbe als Ehrendienst erküren. Die angeblich Gebildeten, auch unter den oberen Zehntausenden, leisten Großartiges in diesem Höllengeschäst. Fort und fort sinnen sie auf neue Mittel, auf neue Arten, Jesum zu verkleinern, zu erniedrigen, zu fällen, sein Wort zu schmähen, sein Werk zu besudeln. Solche Bekämpfungen und Beschränkungen wiederholen sich durch alle Zeiten hindurch. Die unwissenden, verblendeten, stumpfsinnigen Fronknechte sind stets bereit, Nägel zu schmieden, Kreuze aufzurichten, Schläge zu versetzen und Hiebe auszuteilen. Kein Wunder! Die Lüge kann den Kampf nicht auf­ geben. Die Selbstsucht darf die Flagge nicht streichen. Die Afterweisheit will sich nicht belehren lassen. Solange Christus gegen Lüge, Selbstsucht und After­ weisheit kämpfet, werden die Fleisches- und Höllenmächte nicht aufhören, ihn zu verfolgen, zu verdrängen, zu martern, zu foltern. Der Haß gegen den König der Wahrheit und Herzog der Seligkeit ist ebenso erfinderisch als hartnäckig. Er weiß immer die Waffen zu führen, die der Zeitgeist erfordert. Er versteht cs ausgezeichnet, sein altes Eisen in neue Formen zu gießen. Und mit diesen *) Joh.-Cv. 343. 344.

2) ebd. 338.

Schubert, Unsere predigt vom auferstandenen Heiland.

8) Dienst am Wort H, 172. 2

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Schubert, Unsere predigt vom auferstandenen Heiland.

neuen netten Formen blendet, bezaubert er die Welt. Wie groß ist doch die Zahl der Getäuschten, der Geblendeten, der Oberflächlichen, die sich mit den abgesagten Feinden gegen Christum auflehnen und laut, leidenschaftlich wüten und schreien: kreuzigt ihn, kreuzigt ifpi!1 Dibelius:2 V über das unglückselige: Ich kann nicht glauben, das doch bei Licht besehen heißen muß: Ich will nicht glauben!