„Unser Verein ist judenfrei!“ Ausgrenzung im deutschen Sport: Eine Quellensammlung 9783110534733, 9783110532319

The voluntary adoption of Aryan-only clauses in many sports clubs as early as 1933 – before the establishment of the Nat

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German Pages 307 [308] Year 2017

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Table of contents :
Inhalt
Verzeichnis der Dokumente
Einleitung
1. Staatliche Institutionen
2. NS-Organisationen
3. Turn- und Sportbewegung
4. Presse
Namensregister
Ortsregister
Sachregister
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„Unser Verein ist judenfrei!“ Ausgrenzung im deutschen Sport: Eine Quellensammlung
 9783110534733, 9783110532319

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„Unser Verein ist judenfrei!“ Ausgrenzung im deutschen Sport

„Unser Verein ist judenfrei!“ Ausgrenzung im deutschen Sport Eine Quellensammlung Herausgegeben von Lorenz Peiffer und Henry Wahlig

ISBN 978-3-11-053231-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-053473-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-053256-2 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlagabbildung: Verbotsschild Schwimmbad Reichelsheim, 1935; Foto: Reinhard Grünewald. Satz: Konvertus, Haarlem Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt Verzeichnis der Dokumente  Einleitung 

 VII

  XLII

 1 1 Staatliche Institutionen  1.1 Reichsebene    1 1.1.1 Auswärtiges Amt    1 1.1.2 Beauftragter für den Vierjahresplan   2 1.1.3 Reichskanzler   2 1.1.4 Reichsminister des Innern   3 1.1.5 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda   12 1.1.6 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung   13 1.1.7 Reichssportführer   16 1.2 Länderebene   33 1.2.1 Bayerische Staatsregierung   33 1.2.2 Preußische Staatsregierung   36 1.2.3 Hochschulen   39 1.3 Regierungspräsidien   40 1.4 Kommunale Vertretungen   41 1.4.1 Deutscher Gemeindetag   41 1.4.2 Kommunen   49 1.5 Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc.   84 1.5.1 Gestapo   84 1.5.2 Politische Polizei Bayern   105 1.5.3 Reichssicherheitshauptamt   110 1.5.4 Polizeipräsidien   111  113 2 NS-Organisationen  2.1 NSDAP-Ortsgruppen   113 2.2 NSDAP-Kreisleitungen   115 2.3 Reichsführer SS   117 2.4 Reichsring für Propaganda und Volksaufklärung  2.5 Stellvertreter des Führers   120 3 3.1

 122 Turn- und Sportbewegung  Turn- und Sportverbände   122

 119

VI  3.2 3.3 3.4

 Inhalt

Turn- und Sportvereine   174 Deutscher Olympischer Ausschuß   199 Organisationskomitee der Olympischen Spiele 1936   204

4 Presse  Namensregister 

 216

Ortsregister 

 219

Sachregister 

 222

 202

Verzeichnis der Dokumente Dok. 1 Auswärtiges Amt an alle diplomatischen und berufskonsularischen Vertretungen im Ausland: Richtlinien zur Behandlung jüdischer Sportler bei Auslandsstarts, 21. März 1935   1 Dok. 2 Der Beauftragte für den Vierjahresplan: Erlass für ‚Judenbann‘ an gewissen öffentlichen Orten, z.B. Badeanstalten, 28. Dezember 1938   2 Dok. 3 Der Führer und Reichskanzler: Erlass zur Entscheidungsgewalt des Reichssportführers, 27. Juni 1934   2 Dok. 4 Reichsminister des Innern: Zeitungsbericht über Anweisungen betr. der Gleichschaltung des Sportwesens, 8. Mai 1933   3 Dok. 5 Reichsminister des Innern an sämtliche Landesregierungen, 20. Januar 1934   4 Dok. 6 Reichsminister des Innern: Anordnung zur Betätigung jüdischer Jugendverbände, 13. Oktober 1934   4 Dok. 7 Badischer Minister des Innern an die Bezirksämter, Polizeipräsidenten und Polizeidirektionen: Anordnung zur Entfernung judenfeindlicher Schilder an amtlichen Wegweisern (Weitergabe einer Anordnung des Reichsministeriums des Innern), 21. Juni 1935   5 Dok. 8 Brief von Reichsminister Frick an den Chef der Reichskanzlei Lammers, 31. August 1935   5

VIII 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 9 Reichsminister des Innern: Ausführliche Stellungnahme zum Umgang mit möglichen jüdischen Sportlern im deutschen Olympiakader, 3. September 1935   6 Dok. 10 Reichsminister des Innern an das Bayerische Innenministerium: Anordnung betr. Entfernung judenfeindlicher Schilder in und um Garmisch, 3. Dezember 1935   8 Dok. 11 Badischer Minister des Innern: Erlass Nr. 50478 betr. Badeverbote für Juden (Weitergabe einer Stellungnahme des Reichsministerium des Innern), 27. Mai 1936   9 Dok. 12 Reichsminister des Innern an die Landesregierungen, für Preußen: die Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten. Jüdische Kurgäste in Bädern und Kurorten, 24. Juli 1937   10 Dok. 13 Reichsminister des Innern: Verordnung über das Auftreten der Juden in der Öffentlichkeit, 28. November 1938   11 Dok. 14 Reichsminister des Innern an das Reichssportamt: Auswirkung der Nürnberger Gesetze auf Sportvereine, 11. Dezember 1939   11 Dok. 15 Reichspropagandaministerium an Pg. Tiessler: Brief betr. des Umgangs mit dem Eishockeyspieler Rudi Ball in der Wehrmacht, 1. Februar 1943   12 Dok. 16 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, 1. September 1934   13 Dok. 17 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: Richtlinien zur Betätigung der jüdischen Jugendverbände, 10. Juli 1935   14



 IX

Verzeichnis der Dokumente 

Dok. 18 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: Prüfungsordnung für Turn-, Sport- und Gymnastiklehrer(-innen) im freien Beruf, 24. Februar 1937   15 Dok. 19 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: ­Lehrgänge zur Ausbildung für jüdische Lehrkräfte in Turnen und Sport, 7. April 1937   15 Dok. 20 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an die Unterrichtsverwaltungen der Länder: Erlass E II e 1564 (b) betr. Auswirkungen des Reichsbürgergesetzes auf das Schulwesen, 2. Juli 1937   15 Dok. 21 Reichssportkommissar: Wortlaut einer Rundfunkansprache, 8. Mai 1933 

 16

Dok. 22 Deutscher Boxsport-Verband: Kommentar zur Rundfunkansprache der Reichssportkommissars, 15. Mai 1933   17 Dok. 23 Reichssportführung: Beauftragten-Besprechung betr. Bemerkungen zur Arierfrage im Golfsport, 24. Mai 1933   18 Dok. 24 Reichssportführung: Beauftragten-Besprechung betr. grundsätzlicher Bemerkungen zur Arierfrage, 24. Mai 1933   18 Dok. 25 Reichssportkommissar: Zeitungsbericht mit Ausschnitt aus einer Ansprache, 29. Mai 1933   18 Dok. 26 Reichssportkommissar: Wiedergabe eines Redemanuskriptes nach Zeitungsauszug, 11. Juni 1933   19

X 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 27 Reichssportkommissar: Wiedergabe eines Redemanuskriptes nach Zeitungsauszug, 27. Juni 1933   19 Dok. 28 Der Landesbeauftragte des Reichssportführers für Bremen: Bekanntmachung betr. der Einführung des Hitlergrußes bei Sportveranstaltungen, Oktober 1933   20 Dok. 29 Der Reichssportführer an die jüdischen Sportverbände: Sportbetätigung jüdischer Vereine, 23. November 1933   20 Dok. 30 Reichssportführer an den Oberbürgermeister der Stadt Hannover, 29. November 1933   21 Dok. 31 Reichssportführer: Wiedergabe einer Anordnung betr. Juden in bürgerlichen Sportverbänden, 30. November 1933   22 Dok. 32 Reichssportführer: Anordnung betr. Juden in bürgerlichen Sportverbänden mit erläuternden Zusätzen, 5. Dezember 1933   22 Dok. 33 Der Beauftragte des Reichssportkommissars bei der bayer. Staatsregierung an den Vorsitzenden der jüdischen Sportvereine Bayerns: Richtlinien zur (Wieder-)begründung jüdischer Sportvereine in Bayern, 15. Januar 1934   24 Dok. 34 Der Beauftragte des Reichssportführers in Bayern: Anordnung zur Schaffung von jüdischen Einheitsvereinen in Bayern, 8. März 1934   25 Dok. 35 Reichssportführer: Richtlinien für den Sportbetrieb von Juden und sonstigen Nichtariern, 18. Juli 1934   25



 XI

Verzeichnis der Dokumente 

Dok. 36 Reichssportführer: Verteiler IV. Richtlinien für den Sportbetrieb von Juden und sonstigen Nichtariern, 15. September 1934   27 Dok. 37 Reichssportführer: Anerkennung des Reichsausschusses jüdischer Sportverbände, 28. September 1934   27 Dok. 38 Reichssportführer: Interviewauszug, 5. Oktober 1934 

 28

Dok. 39 Guido von Mengden, Pressereferent des Reichssportführers: Zeitungskommentar, März 1935   28 Dok. 40 Reichssportführer: Einheitssatzung für die dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen angeschlossenen Vereine, 5. März 1935   29 Dok. 41 Reichssportführer, 24. September 1935 

 30

Dok. 42 Reichssportführer: Anordnung gemäß Zeitungsbericht, 14. März 1936 

 30

Dok. 43 Der Beauftragte des Reichssportführers in Bayern an den Oberbürgermeister von München: Antrag des Münchener Golf-Clubs auf Schaffung eines neuen Golfplatzes in München, 23. April 1936   31 Dok. 44 Reichssportführer: Neuordnung im jüd. Sport, 1. November 1938 

 32

Dok. 45 Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen: Erläuterungen zur Einheitssatzung der Sportvereine bzw. Sportgemeinschaften, 1940   33 Dok. 46 Bayerisches Ministerium für Unterricht und Kultus, 23. Juni 1933 

 33

XII 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 47 Bayerischer Staatsminister des Innern – Politischer Polizeikommandeur von Bayern an alle Polizeidirektionen: Genehmigung der Betätigung jüdischer Organisationen, 20. März 1934   33 Dok. 48 Bayerischer Innenminister an die Kreisleiter des Gaues München-Oberbayern: Beseitigung der Judenschilder und Stürmer-Kästen, 10. Januar 1936   35 Dok. 49 Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an sämtliche Regierungspräsidenten, 22. Mai 1933   36 Dok. 50 Preußischer Minister des Inneren: Zeitungsmeldung über Anordnung im Pferdesport, 11. Oktober 1933   36 Dok. 51 Preußischer Minister des Innern (zugleich: Reichsminister des Innern) an Oberbürgermeister Hannover, 17. Mai 1934   36 Dok. 52 Preußisches Innenministerium, Staatssekretär Pfundtner: Erlass zur Trennung der jüdischen von nichtjüdischen Gästen in Bädern und Kurorten, 10. August 1937   37 Dok. 53 Technische Hochschule Berlin an den Ruderverein jüdischer Studenten im K.J.V.: Erlass zur Selbstauflösung des Vereins, 10. Juli 1933   39 Dok. 54 Regierungspräsident Aurich an die Landräte und Oberbürgermeister des Bezirks: Anweisung zur Entfernung judenfeindlicher Schilder, 25. Juli 1936   40 Dok. 55 Regierungspräsident Erfurt an die Landräte und Oberbürgermeister des Bezirks: Zugangsverbot für Juden u.a. in städtischen Turnhallen, Sportplätzen und Badeanstalten, 21. November 1938   40



Verzeichnis der Dokumente 

 XIII

Dok. 56 Geschäftsführer des Deutschen Gemeindetags an Magistrat der Stadt Preußisch Friedland (als Antwort auf eine Anfrage vom 6. Juli 1933), 26. Juli 1933   41 Dok. 57 Geschäftsführer des Dt. Gemeindetages, Abteilung Weimar, an den Thüringischen Minister des Innern: Zutritt von Juden in öffentliche Bäder, 28. Juli 1934   42 Dok. 58 Deutscher Gemeindetag an die Gemeinden / Gemeindeverbände mit über 5000 Einwohnern: Vergebung kommunaler Übungsstätten an jüdische Organisationen, 19. September 1934   43 Dok. 59 Deutscher Gemeindetag an den Oberbürgermeister der Stadt Remscheid: Sportplätze für jüdische Vereine, 25. Oktober 1934   44 Dok. 60 Deutscher Gemeindetag an die Pressestelle im Hause: Vergebung kommunaler Übungsstätten an jüdische Organisationen, 16. November 1934   45 Dok. 61 Deutscher Gemeindetag an den Oberbürgermeister Stadt Ludwigshafen (Antwort auf Anfrage vom 20.5.1935) betr. der Ermöglichung von Badeverboten, 22. Mai 1935   46 Dok. 62 Deutscher Gemeindetag an den Oberbürgermeister von Stuttgart: Juden in städt. Bädern, 3. März 1936   46 Dok. 63 Deutscher Gemeindetag an die Provinzialdienstelle Rheinland u. Hohenzollern Düsseldorf: Hinweise zur Überlassung von Sportanlagen an den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, 8. April 1936   48 Dok. 64 Stadt Gelsenkirchen: Beschränkungen für jüdische Sportvereine, 1933 

 49

XIV 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 65 Amt für Leibesübungen der Stadt Köln an alle Turn- und Sportverbände und -vereine: Zutrittsverbot für Juden auf städtischen Sportanlagen / Aufforderung zum Ausschluss jüdischer Mitglieder, 31. März 1933   49 Dok. 66 Stadt Breslau: Beschränkungen für Bar Kochba Breslau (nach Literaturauszug), April 1933   50 Dok. 67 Stadtkommissar Krefeld: Befehl zum Ausschluss aller Juden aus Organisationen des Kulturlebens, 27. April 1933   51 Dok. 68 Zweiter Bürgermeister von Speyer: Besondere Badezeiten für Juden, 1. Mai 1933   51 Dok. 69 Stadtrat Plauen: Zeitungsbericht über Badeverbot, 5. Mai 1933 

 52

Dok. 70 Gemeinderat Tübingen: Zeitungsbericht über Badeverbot für Juden, 15. Mai 1933   52 Dok. 71 Jugendamt Hamburg: Zeitungsbericht über Aufnahmeverbote für Juden in Jugendgruppen, 22. Mai 1933   52 Dok. 72 Hauptausschuss der Stadt Düsseldorf: Zeitungsbericht über Nutzung städtischer Sportanlagen durch Makkabi Düsseldorf, 23. Mai 1933   53 Dok. 73 Magistrat der Stadt Hannover: Protokoll einer Magistratssitzung betr. der Nutzung städtischer Sportanlagen durch jüdische Vereine, 23. Juni 1933   53 Dok. 74 Stadt Preußisch Friedland an Deutscher Gemeindetag: Anfrage betr. einer Badebeschränkung für Juden, 6. Juli 1933   54



 XV

Verzeichnis der Dokumente 

Dok. 75 Stadtverwaltung Nürnberg: Zeitungsmeldung über Zutrittsverbot im Stadion, 3. August 1933   54 Dok. 76 Stadt Nürnberg: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 11. August 1933 

 54

Dok. 77 Bürgermeister Erlangen: Zeitungsbericht über Badeverbot, 11. August 1933   55 Dok. 78 Stadtrat Straubing: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 12. August 1933 

 55

Dok. 79 Magistrat der Stadt Hannover: Magistratsbeschluss betr. der ausschließlichen Unterstützung von Vereinen mit Ariernachweis, 15. August 1933   56 Dok. 80 Magistrat von Trebnitz (Schlesien): Zeitungsmeldung über Badeverbot, 17. August 1933   56 Dok. 81 Stadtrat von Lauf: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 18. August 1933 

 56

Dok. 82 Stadtverwaltung München: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 19. August 1933   57 Dok. 83 Zeitungsmeldung über diverse Badeverbote, 22. August 1933 

 57

Dok. 84 Strandbad Wannsee: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 25. August 1933  Dok. 85 Stadtrat Nördlingen: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 25. August 1933   58

 57

XVI 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 86 Strandbad Wannsee: Zeitungsmeldung über Aufhebung eines Badeverbotes, 29. August 1933   58 Dok. 87 Bürgermeister Stadt Trier an Ortsgruppenleiter der NSDAP: Schriftliche Ablehnung eines von der NSDAP vorgeschlagenen Badeverbotes für Juden, 29. August 1933   58 Dok. 88 Oberbürgermeister Stadt Trier, Februar 1934 

 59

Dok. 89 Stadtsportamt Düsseldorf: Weigerung der leihweise Überlassung von Turngeräten an Makkabi Düsseldorf, April 1934   59 Dok. 90 Stadtrat Bruchsal: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 29. Mai 1934 

 60

Dok. 91 Oberbürgermeister von Aschaffenburg an den Stadtkommissar Aschaffenburg: Einspruch gegen einzelne Mitgliedschaften im Jüdischen Turn- und Sportverein Aschaffenburg, 30. Mai 1934   60 Dok. 92 Stadtrat Bruchsal: Zeitungsmeldung über Zuteilung von Sportplätzen, 26. Juni 1934   61 Dok. 93 Stadtrat Bad Kissingen: Auszug aus dem Lagebericht Juli 1934 der Geheimen Staatspolizei Regierungspräsidium Unterfranken betr. Badeverbot für Juden, Juli 1934   62 Dok. 94 Oberbürgermeister Stadt Remscheid an den Deutschen Gemeindetag: Anfrage betr. Sportplätze und Turnhallen für jüdische Vereine, 20. Oktober 1934   62 Dok. 95 Stadtvorstand Gotha an den Thüringischen Minister des Innern: ­Strandbadbesuche durch Nichtarier, 2. November 1934   63



Verzeichnis der Dokumente 

 XVII

Dok. 96 Oberbürgermeister Stadt Darmstadt an Deutscher Gemeindetag: Beantwortung einer Anfrage zur Vergabe kommunaler Sportstätten an jüdische Organisationen, 5. Dezember 1934   63 Dok. 97 Oberbürgermeister Stadt Frankfurt an den Dezernenten des Sportamtes in dessen Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Sportfeld GmbH: Brief betr. der Häufung jüdischer Sportveranstaltungen in Frankfurt, 25. Februar 1935   64 Dok. 98 Sportamt der Stadt Frankfurt an den Oberbürgermeister Frankfurt: Antrag zur Einführung von Badebeschränkungen für Juden, 6. April 1935   64 Dok. 99 Oberbürgermeister der Stadt Ludwigshafen an Deutscher Gemeindetag: Anfrage betr. des Umganges mit Badeverboten für Juden, 20. Mai 1935   65 Dok. 100 Bürgermeister der Stadt Z: Anordung betr. judenfeindlicher Wegweiser, 8. Juni 1935   66 Dok. 101 Stadion Mülheim an der Ruhr: Badeverbot gemäß Lagebericht der Stapostelle Regierungsbezirk Düsseldorf, Juli 1935   67 Dok. 102 Bayrisch Politische Polizei: Auszug aus dem Lagebericht der Politischen Polizei betr. Bade- und Tanzbeschränkungen in Bad Kissingen, Juli 1935   67 Dok. 103 Oberbürgermeister Altenburg an den thüringischen Minister des Innern: Verhalten von Juden im städt. Freibad, Juli 1935   68 Dok. 104 Gemeindeverwaltung Eberstadt: Zeitungsbericht über Badeverbot, 15. Juli 1935   69

XVIII 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 105 Bürgermeister Lippstadt: Lagebericht für die Geheime Staatspolizei, Juli 1935, 19. Juli 1935   69 Dok. 106 Stadtverwaltung Augsburg: Zeitungsbericht über Badeverbot, 20. Juli 1935   70 Dok. 107 Stadt Stuttgart: Zeitungsmeldung über erstes Badeverbot in Bad Canstatt, 22. Juli 1935   70 Dok. 108 Rat der Stadt Rinteln: Ratsbeschluss betr. Badeverbot, 23. Juli 1935 

 71

Dok. 109 Oberbürgermeister Stadt München: Bekanntmachung betr. Badeverbot, 24. Juli 1935   71 Dok. 110 Oberbürgermeister Dortmund: Bekanntmachung betr. Badeverbot, 25. Juli 1935   72 Dok. 111 Verwaltung der städt. Badeanstalten Oldenburg: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 27. Juli 1935   72 Dok. 112 Stadtverwaltung Gladbeck: Zeitungsmeldung über Bade- und Sportplatzverbot für Juden, 5. August 1935   73 Dok. 113 Stadtbad Apolda: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 23. August 1935  Dok. 114 Badeanstalt Großer Segeberger See: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 23. August 1935   73

 73



Verzeichnis der Dokumente 

 XIX

Dok. 115 Stadt Münster / Westf: Zeitungsmeldung über Badeverbot, 27. August 1935   74 Dok. 116 Stadtbad Falkenstein: Zeitungsmeldung über Bade- und Aufenthaltsverbot, 27. August 1935   74 Dok. 117 Schwimmbad Kollnau: Zeitungsmeldung über Badebeschränkung, 27. August 1935   74 Dok. 118 Flußbadeanstalt Floriansmühle: Zeitungsmeldung über Badebeschränkung, 30. August 1935   74 Dok. 119 Oberbürgermeister Frankfurt/Main an den Bezirkswart der NSDAP-Ortsgruppe Frankfurt/M-Praunheim, 4. September 1935   75 Dok. 120 Bürgermeister Stadt Stade an die Turn- und Sportvereine der Stadt: Städtische Sportplätze nur für ‚arische‘ Vereine, 10. Oktober 1935   76 Dok. 121 Oberbürgermeister der Stadt Stettin: Verfügung betr. Badeverbot, 12. Dezember 1935   76 Dok. 122 Westdeutsches Eisstadion Düsseldorf: Zeitungsbericht fordert antijüdische Maßnahmen im Eisstadion, 17. Januar 1936   77 Dok. 123 Stadtverwaltung Düsseldorf: Zutrittsverbot für Städtische Schwimmbäder, 9. Februar 1936   78 Dok. 124 Stadtrat von Bad Kissingen: Zeitungsbericht über Badeverbot für Juden, 24. April 1936   78

XX 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 125 Oberbürgermeister Stadt Erfurt an Dt. Gemeindetag: Verweisung von Juden aus städtischen Flussbädern, 8. Mai 1936   79 Dok. 126 Stadtverwaltung Frankfurt/Main: Besprechung der Amtsleiter betr. Badebeschränkungen für Juden, 12. Mai 1936   79 Dok. 127 Stadtamt für Leibesübungen der Stadt Köln an Dt. Gemeindetag: Anfrage betr. der Nutzung der städtischen Bäder durch Juden, 25. Februar 1937   81 Dok. 128 Oberbürgermeister der Stadt Ulm an das Kreisorganisationsamt der NSDAP. Betreff: Stadtbad, 30. Juni 1937   81 Dok. 129 Sportamt und Oberbürgermeister Frankfurt / Main: Niederschrift einer Besprechung betr. Nutzung von Sportplätzen und Strandbädern durch Juden, 2. November 1938   82 Dok. 130 Oberbürgermeister an die Jüdische Gemeinde Frankfurt / Main: Nutzung des Strandbades Niederrad durch Juden, 23. Juni 1939   82 Dok. 131 Turn- und Sportverein Makkabi Düsseldorf an Amtsgericht Düsseldorf: Antrag auf Löschung aus dem Vereinsregister, 27. Oktober 1939   83 Dok. 132 Amtsgericht Düsseldorf: Löschung aus dem Vereinsregister, 30. Oktober 1939   83 Dok. 133 Oberbürgermeister Frankfurt / Main und Sportamt: Niederschrift einer Besprechung betr. Nutzung eines Sportplatzes durch das Philantropin, 13. Dezember 1940   83 Dok. 134 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin: Anordnung zur Überwachung jüdischer Vereine, 24. Juli 1933   84



Verzeichnis der Dokumente 

 XXI

Dok. 135 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an die Bundesleitung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten: Anmeldepflicht für alle Versammlungen jüdischer Vereine, 26. Juni 1934   85 Dok. 136 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an die Bundesleitung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Berlin: Anordnung betr. der Beschränkung der RjF-Mitgliedschaft auf ehemalige jüdische Frontkämpfer sowie ihre Angehörigen in Sportgruppen, 25. Juli 1934   86 Dok. 137 Inspekteur der Geheimen Staatspolizei nachrichtlich an die Ober- und Regierungspräsidenten: Arbeitsrichtlinie betr. des Auftretens jüdischer Jugendverbände, 2. August 1934   86 Dok. 138 Staatspolizeistelle Osnabrück an Polizeibehörden des Bezirks, 11. August 1934   88 Dok. 139 Stapostelle Regierungsbezirk Arnsberg: Lagebericht betr. der Aktivitäten jüdischer Sportvereine in Dortmund, September 1934   88 Dok. 140 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Staatspolizeistellen: Erlass betr. der Mitgliedschaft im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, 6. September 1934   89 Dok. 141 Polizeipräsident von Berlin: Beschränkungen für jüdische Jugendverbände, 20. September 1934   89 Dok. 142 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin: Auflösung der Arbeitsgemeinschaft der Automobilbesitzer Deutschlands wegen ihrer jüdischen Mitglieder, 27. Dezember 1934   90 Dok. 143 Staatspolizeistelle des Regierungsbezirks Minden: Anordnung betr. des Auftretens jüdischer Jugendverbände, 1935   90

XXII 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 144 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin: Lagebericht betr. des Auftretens von Juden im Sport, 19. Februar 1935   92 Dok. 145 Geheime Staatspolizei an alle Staatspolizeidienststellen: Vereinsabzeichen jüdischer Sportvereine, 21. Februar 1935   92 Dok. 146 Kommando der Schutzpolizei Berlin an die nachgeordneten Dienststellen: Regelung für Vereinsabzeichen jüdischer Sportvereine, 14. März 1935   93 Dok. 147 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Dienststellen: Versammlungstätigkeit der Juden, 31. Mai 1935   93 Dok. 148 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an den Reichsausschuss der jüdischen Sportverbände. Betrifft: Motorsportgruppen, 3. Juni 1935   94 Dok. 149 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin: Schriftlicher Bericht an Reinhard Heydrich über neue Pläne zur Diskriminierung der jüdischen Badebesucher in Berlin, 31. Juli 1935   95 Dok. 150 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Staatspolizeidienststellen: Jüdische Sportabteilungen und deren Betätigung, 9. August 1935   96 Dok. 151 Rundschreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin an alle Staatspolizeistellen: Tragen des Reichssportabzeichens und des ­Reichssportjugendabzeichens durch Juden, 23. Dezember 1935  Dok. 152 Geheimes Staatspolizeiamt Karlsruhe: Versammlungsverbot, 18. März 1936   98

 97



Verzeichnis der Dokumente 

 XXIII

Dok. 153 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin nachrichtlich an die Staatspolizeileitstellen sowie nachrichtlich an die Regierungs- und Oberpräsidenten in Preußen: Verbot jüdischer Versammlungen und Veranstaltungen, 21. Dezember 1936   98 Dok. 154 Geheime Staatspolizei Bielefeld an alle Außenstellen: Verbot aller jüdischen Veranstaltungen, auch sportlicher Art, 12. April 1937   99 Dok. 155 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an die Staatspolizeistelle Düsseldorf: Reisen von Juden zu einer alljüdischen Sportveranstaltung in Palästina, 9. Februar 1938   99 Dok. 156 Rundschreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin an alle Staatspolizeistellen und Regierungspräsidien: Betätigung des RjF, 10. März 1938   100 Dok. 157 Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Dienststellen: Richtlinien für die ­Betätigung jüdischer Sportvereine, 24. August 1938   100 Dok. 158 Geheime Staatspolizei Bielefeld: Verbot jeglichen Waffenbesitzes für Juden, 10. November 1938   104 Dok. 159 Bayerische Politische Polizei: Zeitungsmeldung über die Schließung der jüdischen Vereine Münchens durch die politische Polizei, 15. Mai 1933   105 Dok. 160 Bayerische Politische Polizei: Auszug aus dem monatlichen Lagebericht (Juli 1935) betr. antijüdischer Vorfälle in den Schwimmbädern von Bad Maria Einsiedel und Heigenbrücken, 14. Juli 1935   105 Dok. 161 Bayerische Politische Polizei: Vorläufige Genehmigung von RjF- und Makkabi-Sportgruppen in Bayern, 1. September 1935   106

XXIV 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 162 Bayerische Politische Polizei Außenstelle Garmisch-Partenkirchen: Erlass betr. Flaggenschmuck der Hotels während der Winterolympiade, 21. Januar 1936   107 Dok. 163 Bayerische Politische Polizei: Auszug aus dem Lagebericht im Juni 1936 betr. Neugründungen von Makkabi-Vereinen in Bayern, 1. Juli 1936   108 Dok. 164 Bayerische Politische Polizei an Stadtkommissar Reuter, Aschaffenburg: Verordnung über die Bildung jüdischer Einheitssportvereine in Bayern, 21. September 1936   108 Dok. 165 Bayerische Politische Polizei an die Staatspolizeistelle Ludwigshafen a. Rh: Umgang mit Zionisten in jüdischen Sportvereinen, 8. Dezember 1936   109 Dok. 166 Reichssicherheitshauptamt: Anordnung einer Sammelaktion für die Ostfront / Erzwungene Abgabe von Skiern und Bergschuhen durch Juden, 5. Januar 1942   110 Dok. 167 Polizeipräsident von Gladbach-Rheydt: Versammlungsverbot für jüdische Vereine, 15. Februar 1934   111 Dok. 168 Polizeipräsident Dresden: Auszug aus dem Lagebericht vom November 1934 betr. Sportveranstaltungen zwischen Juden und ‚Ariern‘, 5. Dezember 1934   111 Dok. 169 Polizeipräsident Berlin: Zeitungsmeldung über ‚Judenbann‘ u.a. auf dem Reichssportfeld und sämtlichen Sportplätzen, 5. Dezember 1938   112 Dok. 170 NSDAP-Ortsgruppenleiter Riederwald an die Kreisleitung: Beschwerde betr. des Auftretens von Juden auf Sportplätzen im Riederwald, 7. Mai 1934   113



Verzeichnis der Dokumente 

 XXV

Dok. 171 NSDAP-Bezirkswart Frankfurt-Praunheim an die Hauptverwaltung: Benutzung des Sportplatzes Praunheim an den jüdischen Verein Barkochba, 27. August 1935   114 Dok. 172 NSDAP-Ortsgruppenleiter Stade an den Bürgermeister: Prüfung des Ariernachweises in städtischen Sportvereinen, 1. Februar 1936   114 Dok. 173 NSDAP-Kreisleitung Karlsruhe: Denunziation von Carl Feuchter, nichtjüdisches Mitglied im jüdischen Turnclub Karlsruhe 1903, Mitte 1934   115 Dok. 174 NSDAP Kreisleitung Worms: Anschreiben an die Turn- und Sportvereine des Kreises, 9. April 1935   116 Dok. 175 NSDAP-Kreisamtsleiter an die Bad-Verwaltung in Bad Landeck: Beschwerde über Juden im Georgenbad, 7. Juli 1935   116 Dok. 176 NSDAP-Kreisleiter Niederrad an den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt/ Main: Beschwerden über Juden im Strandbad Niederrad, 27. Juli 1938   117 Dok. 177 Reichsführer SS: Verbot aller Tätlichkeiten gegen Ausländer und Juden, 23. Juni 1936   117 Dok. 178 Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei: Zeitungsbericht über polizeiliche Anordnung, 3. Dezember 1938   118 Dok. 179 Der Reichsring für Propaganda und Volksaufklärung an die Führer, Unterführer und Männer der SA: Empfehlungen für das Verhalten der SA gegenüber Ausländern und Juden während der Olympischen Spiele, 16. Juli 1936   119

XXVI 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 180 Stellvertreter des Führers: Anordnung zum sportlichen Verkehr mit Juden, 17. September 1934   120 Dok. 181 Stellvertreter des Führers an die Gauleiter: Verordnung zum Anbringen judenfeindlicher Schilder, 29. Januar 1936   121 Dok. 182 Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine: Zeitzeugenbericht von Robert Atlasz, stellvertr. Vorsitzender von Bar Kochba Berlin, Ende Februar 1933   122 Dok. 183 DT-Turngau Regnitz: Entschließung gefaßt auf Antrag des Deutschen Turnvereins 1861 Neustadt an der Aisch, 12. März 1933   123 Dok. 184 DT-Kreisturnrat Sachsen: Forderung nach Einführung des Arierparagraphen, 25. März 1933   123 Dok. 185 Deutscher Athletik-Sportverband, Kreis Ostpreußen und Danzig, 28. März 1933   123 Dok. 186 DT-Kreisturnrat Sachsen: Zeitungsbericht über Forderung des Kreisturnrates Sachsen, 30. März 1933   124 Dok. 187 Kreisblatt Thüringen der D.T: Forderung nach Einführung eines Arierparagraphen, 30. März 1933   124 Dok. 188 Akademischer Turnbund: Brieftelegramm betr. Einführung eines Arierpargraphen in der DT, 31. März 1933   125 Dok. 189 Deutscher Ski-Verband: Entschließung des Hauptvorstandes in Frankfurt/M., April/Mai 1933   126



Verzeichnis der Dokumente 

 XXVII

Dok. 190 DT-Mittelrheinkreis: Anordnung für die Gleichschaltung der Vereine / Auszug aus einem Formblatt mit Anweisungen zur politischen Gleichschaltung der Turnvereine im Mittelrheinkreis, April 1933   126 Dok. 191 DT-Kreisjugendwart Bayern: Weitergabe der Entschließung des Regnitzgaues, 1. April 1933   127 Dok. 192 DT-Turnkreis IV Norden / Hamburger Turnerschaft: Einführung eines Arierparagraphen, 2. April 1933   128 Dok. 193 Deutscher Reichsbahnsport-Verband: Auszug aus der Niederschrift der Bundesausschusssitzung in Tutzing betr. Einführung von Arierstatuten, 2. April 1933   129 Dok. 194 Verband Deutscher Faustkämpfer: Beschlüsse gegen Juden im Boxsport, 4. April 1933   130 Dok. 195 6. DT-Kreis Hannover-Braunschweig: Forderung nach Aufnahme eines Arierparagraphen, 5. April 1933   131 Dok. 196 DT-Kreis Schlesien: Forderung zur Aufnahme eines Arierparagraphen, 5. April 1933   131 Dok. 197 DT-Kreisblatt Thüringen: Kann ein Marxist oder ein Jude Angehöriger eines T­urnvereins der DT sein, 6. April 1933   132 Dok. 198 Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine: Rundschreiben des Geschäftsführers an die Vereine betr. Umgang mit jüdischen Mitgliedern, 8. April 1933   132

XXVIII 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 199 Hauptausschuss der Deutschen Turnerschaft: Sitzungsprotokoll: Aufnahme des Arierparagraphen, 8 / 9. April 1933   133 Dok. 200 Bund Deutscher Radfahrer: Vorstandsbeschlüsse betr. Einführung von Arierbestimmungen, 9. April 1933   133 Dok. 201 Turngau Ulm: Erlass betr. Umsetzung der ‚Vollarisierung‘, 10. April 1933 

 134

Dok. 202 Verband Deutscher Faustkämpfer: Verbandsorgan berichtet über die ersten Folgen der zehn antijüdischen Beschlüsse vom 4. April 1933, 11. April 1933   134 Dok. 203 Deutscher Reichsausschuss für Leibesübungen: Brief von Karl Jarres an Theodor Lewald nach dessen Rücktritt als Vorsitzender des DRL, 15. April 1933   135 Dok. 204 Bund Deutscher Radfahrer. Gelöbnis, 16. April 1933 

 136

Dok. 205 Deutscher Schwimm-Verband: Einführung des Arierprinzips, 16./17. April 1933   136 Dok. 206 Deutsche Turnerschaft: ‚Osterbotschaft‘ des DT-Führers Edmund Neuendorff zur Einführung eines Arierparagraphen, 18. April 1933   137 Dok. 207 DT-Kreis IIIb Brandenburg: Verbandszeitung begründet Notwendigkeit der Einführung eines Arierparagraphen, 18. April 1933   138 Dok. 208 DT-Kreis VII Oberweser: Begründung zur Notwendigkeit der Einführung eines Arierparagraphen, 18. April 1933   139



Verzeichnis der Dokumente 

 XXIX

Dok. 209 Deutscher Fußball-Bund / Deutsche Sportbehörde: Gemeinsame Erklärung, dass Juden in führenden Stellungen nicht länger tragbar sind, 19. April 1933   139 Dok. 210 Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine, 19. April 1933 

 140

Dok. 211 Deutscher Tennis-Bund: Beschluss zur Einführung eines ‚abgeschwächten‘ Arierpargraphen, 23. April 1933   140 Dok. 212 Deutscher Hockeyverband: Beschlüsse des Präsidiums betr. Einführung von Arierbestimmungen, 23. April 1933   142 Dok. 213 Westdeutscher Fußballverband: Weitergabe eines Vorstandsbeschlusses, 25. April 1933   142 Dok. 214 DT-Kreis Oberweser: Maßnahmen betr. Umsetzung der Osterbotschaft, 25. April 1933   142 Dok. 215 DT-Gauturnrat Fichtelgebirge: Ergebnisse einer außerordentlichen Gauturnratssitzung betr. Umsetzung des Arierparagraphen, 29. April 1933   143 Dok. 216 Reichsverband für Jiu Jitsu: Erklärung zum Ausscheiden des Vorstandsmitgliedes Walter Beck, Mai 1933   143 Dok. 217 Deutscher und Österreichischer Alpenverein: Hauptausschuss genehmigt Satzungsänderungen von Sektionen, Mai 1933   144 Dok. 218 Deutscher und Österreichischer Alpenverein: Neue Mustersatzung der Jugendgruppen, Mai 1933   144

XXX 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 219 Deutscher Ski-Verband: Erlass betr. Neuaufnahme jüdischer Mitglieder, Mai 1933   145 Dok. 220 Allgemeiner Deutscher Automobil-Club: Tagung des großen Verwaltungsrates betr. Arierprinzip im Verband, 5. Mai 1933   145 Dok. 221 Deutscher Ruderverband: Beschluss zur Einführung von Arierbestimmungen, 6. Mai 1933   145 Dok. 222 Süddeutscher Fußball- und Leichtathletikverband: Ausschlüsse jüdischer Vereine, 9. Mai 1933   146 Dok. 223 DT-Kreis Rheinland: Zeitungskommentar zur Einführung des Arierparagraphen in der DT, 10. Mai 1933   147 Dok. 224 DT-Kreis Rheinland: Anweisung an die Gauführer, 10. Mai 1933 

 147

Dok. 225 Deutscher Rugby Fußball-Verband: Bekanntmachung zum Umgang mit jüdischen Mitgliedern, 10. Mai 1933   148 Dok. 226 Sächsische Turnerschaft: Anweisung an die Vereine betr. restlose Einführung des Arierparagraphen, 11. Mai 1933   148 Dok. 227 Deutscher Kanu-Verband: Beschlüsse zur Gleichschaltung des Verbandes, 13. Mai 1933   149 Dok. 228 Westdeutscher Fußballverband: Rede des neuen Verbandsführers Josef Klein, 15. Mai 1933   150



Verzeichnis der Dokumente 

 XXXI

Dok. 229 Bayerische Turnerschaft: Stellungnahme im Verbandsorgan zur Einführung des Arierparagraphen in der DT, 15. Mai 1933   150 Dok. 230 Deutsche Turnerschaft: Neufassung der Arierbestimmungen in der DT, 23. Mai 1933   151 Dok. 231 DT-Turnkreis Oberweser: Anordnung des Turnkreis-Führers zur Umsetzung des Arierparagraphen in seinem Kreis, 23. Mai 1933   151 Dok. 232 Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine: Leichtathletik ohne Juden, 24. Mai 1933   152 Dok. 233 Deutscher Tennis-Bund: Zeitungsbericht über Neufassung der Bestimmungen zum Umgang mit jüdischen Mitgliedern, 24. Mai 1933   153 Dok. 234 Deutscher Reichsverband für Amateurboxen / Westfälisch-Hessischer Box-Verband: Zeitungsbericht über Entlassung des Gausportwartes Nussbaum ‚unter ausdrücklichem Bedauern‘, 25. Mai 1933   153 Dok. 235 Rede des DT-Führers Edmund Neuendorff in Wittenberge betr. Bedeutung des Arierparagraphen, 29. Mai 1933   154 Dok. 236 Westdeutscher Fußballverband: Anordnung des Verbandsführers Klein betr. der Erziehung zu ‚staatsbejahenden Volksgenossen‘, 30. Mai 1933   155 Dok. 237 Deutsche Sportbehörde: Anordnung über Mitgliedschaft von Juden in der DSB, 30. Mai 1933   155 Dok. 238 7. Deutscher Turnkreis (Oberweser): Anordnungen des Kreisleiters Bernhard André betr. Umsetzung der Vollarisierung, Juni 1933   156

XXXII 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 239 DT-Kreis Bayern: Stellungnahme des Kreisführers zur Judenfrage, 1. Juni 1933   156 Dok. 240 Weser-Jade-Verband: Wettkämpfe zwischen deutschen und holländischen Sportlern – Forderung zur Anerkennung des Arierparagraphen von deutscher Seite, daraufhin Absage der Gäste, 2. Juni 1933   157 Dok. 241 Norddeutscher Sportverband. Bezirk 3 (Groß Hamburg): Ausladung des Leichtathleten Hans Rothschild von den Hamburger Leichtathletik-­ Meisterschaften, 4. Juli 1933   157 Dok. 242 Großdeutscher Schachbund: Hauptversammlung in Bad Pyrmont beschließt Einführung eines Arierparagraphen, 9. Juli 1933   158 Dok. 243 Deutscher Ski-Verband: Verabschiedung der neuen Satzung auf der Führertagung in Würzburg mit Arierstatut, 8. September 1933   159 Dok. 244 Deutscher Postsport-Verband: Stellungnahme im Verbandsorgan zur kommenden Einführung von Arierstatuten, Oktober 1933   159 Dok. 245 Deutscher Automobil-Club: Bildung eines neuen Deutschen AutomobilClubs / Juden wird Aufnahme verweigert, 4. Oktober 1933   160 Dok. 246 Deutscher Fußball-Bund: DFB-Führer Felix Linnemann kommentiert Mustersatzung mit Frage nach rassischer Zugehörigkeit, 19. Oktober 1933   161 Dok. 247 Deutscher Golfverband: Weiterzulassung von Juden zu innerdeutschen Wettkämpfen, 7. November 1933   161



Verzeichnis der Dokumente 

 XXXIII

Dok. 248 Deutscher Golfverband: Internes Protokoll der Präsidial-Sitzung der Abteilung Golf im Deutschen Tennis- und Hockeyverband / Schutz jüdischer Mitglieder, die „als einwandfrei gelten“, 16. November 1933   162 Dok. 249 Deutscher Fechterbund: Zeitungsbericht über unterschiedliche Handhabung zur Arierfrage in Fechtklubs, 23. November 1933   162 Dok. 250 Deutscher Automobil-Club: Zwei Zeitungsberichte über Umgang mit jüdischen Mitgliedern im neuen Deutschen Automobil-Club, 27. November 1933   163 Dok. 251 Oberste Behörde für Trabrennen: Zwei Zeitungsberichte zur Umbildung der Behörde nach arischen Gesichtspunkten / Ausnahmen für Pferde aus jüdischen Gestüten, 27. November 1933   164 Dok. 252 Zeitschrift Sportvereins-Praxis: Kommentar zur Einführung von Arierparagraphen in Sportvereinen, Dezember 1933   165 Dok. 253 Deutscher Ruderverband: Einführung einer Mustersatzung für Rudervereine mit Arierpargraphen, 5. Dezember 1933   166 Dok. 254 Deutscher Schießsportverband: Arierparagraph bei den Kleinkaliberschützen, 1. Februar 1934   166 Dok. 255 Deutscher Sportärzteverband: Neufassung der Satzung mit Arierparagraphen, 25. Februar 1934   167 Dok. 256 Deutscher Fußball-Bund, Führer des Gaues III: Anordnung, dass Fußballspiele zwischen jüdischen und nichtjüdischen Mannschaften ‚nicht verboten‘ sind, 16. April 1934   167

XXXIV 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 257 Deutscher Automobil-Club: Ausweitung des Arierparagraphen im Verband, 19. April 1934   168 Dok. 258 Deutscher Fußball-Bund, Führer des Gaues III: Verweigerung einer Genehmigung für ein Spiel zwischen nichtjüdischer und jüdischer Mannschaft, 11. Oktober 1934   169 Dok. 259 Fachamt Leichtathletik: Zeitungsmeldung über die unterschiedliche Aufnahme jüdischer Sportler in die Bestenliste des Verbandes, 11. Januar 1935   169 Dok. 260 Leiter der DRL-Rechtsabteilung Stefan Nürck: Aufhebung der scharfen antijüdischen Satzungsbestimmungen in den Vereinen der DT, 21. April 1936   170 Dok. 261 Deutscher Golfverband: Ausschluss der noch verbliebenen jüdischen Mitglieder, 14. Dezember 1936   172 Dok. 262 Deutscher Reichsbund für Leibesübungen, Gauführer Pottag: Keine Mischlinge in den DRL-Vereinen, 7. Januar 1937   173 Dok. 263 Deutscher Motoryachtverband im DRL an alle Verbandsvereine: Ausschluss aller noch verbliebenen jüdischen Mitglieder nach Anweisung des Reichssportamtes, 2. August 1937   173 Dok. 264 Boxabteilung der SG Eintracht Frankfurt: Einführung eines Arierparagraphen, 2. April 1933   174 Dok. 265 Berliner Sportclub: Auszug aus dem Protokoll der Vorstandssitzung betr. Neuaufnahmen nur für arische Mitglieder, 6. April 1933   174



Verzeichnis der Dokumente 

 XXXV

Dok. 266 FC Schalke 04: Außerordentliche Mitgliederversammlung mit Rücktritt des 2. Vorsitzenden Dr. Paul Eichengrün, 7. April 1933   175 Dok. 267 Süddeutscher Fußball- und Leichtathletikverband: Stuttgarter Erklärung’ führender süddeutscher Fußballvereine zur „Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“, 9. April 1933   175 Dok. 268 Karlsruher FV: Austrittsgesuch des bisherigen Mitgliedes Julius Hirsch, 10. April 1933   176 Dok. 269 BEWAG-Sportgruppe Berlin: Beschluss der erweiterten Vorstandssitzung betr. Ausschluss der jüdischen Mitglieder, 10. April 1933   177 Dok. 270 Tennis Borussia Berlin: Protokoll der Mitgliederversammlung mit Bericht über Austritt der meisten jüdischen Mitglieder, 11. April 1933   177 Dok. 271 Leichtathletik-Abteilung der SG Eintracht Frankfurt: Abmeldung des jüdischen Vereinsmitglieds Dr. Paul Blüthenthal wird mit „größtem Bedauern“ beantwortet, 11. April 1933   178 Dok. 272 Außerordentliche Delegiertenversammlung des SC Charlottenburg, 13. April 1933   179 Dok. 273 Leichtathletik-Abteilung der SG Eintracht Frankfurt: Antwortbrief von Dr. Paul Blümenthal an die Eintracht, 22. April 1933   179 Dok. 274 VfL Halle 1896: Einführung eines Arierparagraphen, 25. April 1933 

 180

Dok. 275 Hamburger Schachklub von 1830: Vorsitzender Robinow gibt seinen Rücktritt bekannt, 25. April 1933   180

XXXVI 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 276 Turn-Klubb zu Hannover: Verwaltungsausschusssitzung betr. Umsetzung der Arisierungsvorgaben der DT, 26. April 1933   181 Dok. 277 1. FC Nürnberg: Beschluss des Verwaltungs-Ausschusses zum Ausschluss jüdischer Mitglieder, 27. April 1933   181 Dok. 278 1. FC Nürnberg: Brief des 2. Vorsitzenden des 1. FC Nürnberg, Rechtsanwalt Karl Müller, an das bisherige Mitglied Franz Anton Salomon, 28. April 1933   181 Dok. 279 Osternburger Turnverein von 1876 (heute TuRa 76 Oldenburg): Aufnahme eines Arierparagraphen in die Satzung des Vereins, 30. April 1933   182 Dok. 280 Vereinigte Turnerschaft Rinteln: Einführung des Arierparagraphen nach Vorgabe der DT-Führung, Mai 1933   182 Dok. 281 SpVgg Fürth: Verwaltungssitzung beschließt Ausschluss der noch nicht ausgetretenen jüdischen Mitglieder, 11. Mai 1933   183 Dok. 282 Bericht über die Einführung von Arierparagraphen in zwei Pfungstädter Turn- und Sportvereinen, 13. Mai / 30. Juni 1933   183 Dok. 283 Oldenburger Turnerbund: Außerordentliche Mitgliederversammlung beschließt Umsetzung der Arierstatuten, 15. Mai 1933   183 Dok. 284 VfL Hannover: Auf Mitgliederversammlung wird die Einleitung „notwendiger Schritte“ zur Arisierung verkündet, 18. Mai 1933   184 Dok. 285 Turngemeinde Worms: Bericht über Druck auf jüdische Mitglieder zum Selbstaustritt, 20. Mai 1933   184



Verzeichnis der Dokumente 

 XXXVII

Dok. 286 Hamburger Turnerschaft von 1816: Vereinsführer dankt jüdischen Mitgliedern für ihre geleistete Arbeit, Juni 1933   185 Dok. 287 SpVgg Fürth: Vorstandssitzung, 14. Juni 1933 

 185

Dok. 288 TV Glück-Auf Oldenburg-Osternburg: Vorstandsbeschluss mit Aufruf zum Selbstaustritt der jüdischen Mitglieder, 15. Juni 1933   186 Dok. 289 Turngemeinde zu Göttingen von 1848: Mitglieder werden zur Prüfung ihrer arischen Abstammung aufgerufen, Juli 1933   186 Dok. 290 Turn- und Sportverein Mannheim 1846: Mitteilung in den Vereinsnachrichten über Vollzug der Arisierung, Juli 1933   187 Dok. 291 SpVgg Fürth: Antwortschreiben der SpVgg an die Stadt Fürth bzgl. der beabsichtigten „Gleichschaltung“ der Vereine, 3. Juli 1933   187 Dok. 292 SpVgg Fürth: Verwaltungssitzung betr. Durchführung des Arierparagraphen, 31. Juli 1933   187 Dok. 293 Deutsch-Österreichischer Alpenverein, Sektion München: Hauptversammlung beschließt Einführung eines abgemilderten Arierparagraphen, 3. August 1933   188 Dok. 294 Karlsruher FV: Antwortbrief des Vereins an sein (ehemaliges) Mitglied Julius Hirsch, 4. August 1933   188 Dok. 295 SpVgg Fürth: Außerordentliche Hauptversammlung beschließt Einführung des Arierparagraphen, 14. August 1933   189

XXXVIII 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 296 DJK Döhren-Hannover: Verein bekennt sich gegenüber Stadt Hannover durch seine „rein konfessionelle Einstellung“ zu arischer Grundlage, Oktober 1933   189 Dok. 297 Berliner Tennisclub Rot-Weiß: Zeitungsbericht über Umstellung der Klubsatzung auf arische Grundlage, 11.Oktober 1933   190 Dok. 298 Elmshorner Männerturnverein: Abgeschlossene Implementierung des Arierparagraphen, 13. Oktober 1933   191 Dok. 299 Damen-Schwimm-Klub Linden: Erklärung zur Frage jüdischer Mitglieder im Verein, 31. Oktober 1933   191 Dok. 300 VfL Hannover: Briefliche Mitteilung an Mitglied Max Fraenkel, 1. Dezember 1933   192 Dok. 301 Potsdamer Ruderklub: Beschluss der Mitgliederversammlung betr. Arierparagraph, 1. Dezember 1933   192 Dok. 302 Eislauf-Verein Hannover e.V: Außerordentliche Mitgliederversammlung, 1. Dezember 1933   192 Dok. 303 Ski-Club Hannover von 1896 e.V: Zeitungbericht über bevorstehende Satzungsänderungen, 7. Dezember 1933   193 Dok. 304 Ruderverein Ketzin: Außerordentliche Hauptversammlung beschließt Arierpargaphen, 12. Dezember 1933   193 Dok. 305 Hannoverscher Sportverein von 1896: Neufassung der Satzung, 1. Januar 1934   193



Verzeichnis der Dokumente 

 XXXIX

Dok. 306 SC Askania 1910 Köpenick: Beschluss der Mitgliederversammlung betr. Neufassung der Klubsatzung, 27. Juni 1934   194 Dok. 307 SG Eintracht Frankfurt: Zeitzeugin Astrid Jannigje Roesler-Muns erinnert sich an die Aufnahme jüdischer Mitglieder, 1935   194 Dok. 308 Turn- und Spiel-Verein Hohenlimburg-Oege: Satzungsänderung Entspricht neuer Einheitssatzung für die dem DRL ausgeschlossenen DT-Vereine, 28.05.1935   195 Dok. 309 Fortuna 1895 Düsseldorf: Protokoll der Jahreshauptversammlung, 17. Juli 1935   195 Dok. 310 Schwimmsportklub Germania Braunschweig: Im Germaniabad sind Juden ­unerwünscht, 24. Juli 1935   195 Dok. 311 Schwimmverein Münster von 1891: Schwimmverein Münster von 1891 wünscht keine Juden, 11. August 1935   196 Dok. 312 Turnrat der Hamburger Turnerschaft von 1816: Sitzungsprotokoll, 4. Oktober 1935   196 Dok. 313 1. FC Kaiserslautern: Urteil des Kreisgerichtes Kaiserlautern der NSDAP gegen Ludwig Müller, (ehem.) Vorsitzender des FCK, 27. Oktober 1936   196 Dok. 314 Golfclub „Bergisches Land“ e.V. Neviges: Schriftliche Mitteilung an alle Mitglieder, 26. Dezember 1936   197

XL 

 Verzeichnis der Dokumente

Dok. 315 SG Eintracht Frankfurt: Zeitzeugin Gisela Hofmann erinnert sich an die Mitgliedschaft des Juden Julius Lehmann in der Fußballabteilung der Eintracht, 1937   198 Dok. 316 Motor Yacht Club von Deutschland, Berlin-Wannsee: Schriftliche Mitteilung an die Clubmitglieder, 2. August 1937   199 Dok. 317 Deutsche Mitglieder im Internationalen Olympischen Komitee: Wiener Erklärung’ der deutschen IOC-Mitglieder, 5. Juni 1933   199 Dok. 318 Deutscher Olympischer Ausschuss: Zeitungsmeldung betr. Teilnahme US-amerikanischer Sportler an den Olympischen Spielen 1936, 30. November 1933   200 Dok. 319 Ritter von Halt - Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele 1936 - an das Reichsministerium des Innern, Staatssekretär Pfundtner, 14. Mai 1935   202 Dok. 320 Beobachter für die Kreise Sonneberg und Hildburghausen: Artikelserie zur Mitgliedschaft von Dr. Cohn im Tennisverein Sonneberg, 1933   204 Dok. 321 Tennis-Jude Dr. Cohen, 10. Juni 1933 

 204

Dok. 322 Dr. Cohn ist immer noch im Tennisclub, 22. Juli 1933  Dok. 323 ...und der Tennisclub?, 12. August 1933 

 204

 205

Dok. 324 Unglaublich, aber wahr! Der Jude Cohn immer noch Mitglied des D.O.B., 16. September 1933   206



Verzeichnis der Dokumente 

Dok. 325 Der Stürmer: Artikel über den Turner Fritz Rosenfelder, Juli 1933 

 XLI

 207

Dok. 326 Hakenkreuzbanner Mannheim: Artikelserie zu Juden im Herweck-Bad Mannheim: Wir winken! – Ist das Herweck- Bad ein Judenbad, 1. August 1933   207 Dok. 327 Im Judenaquarium Herweck, 11. August 1933 

 208

Dok. 328 Das Volk fordert: Juden hinaus, 28. Juni 1935 

 209

Dok. 329 Der Stürmer: Der Berliner Polizei-Sportverein und seine Beziehungen zum ­jüdischen Sport, Juli 1935   210 Dok. 330 Der Stürmer: Leserbrief des Vereinsführers des Berliner Polizei Sportvereins, August 1935   211 Dok. 331 Das Schwarze Korps: Artikel über die Teilnahme von Richard Kalischer bei den deutschen Hochschulmeisterschaften im Kunstspringen, 3. Juli 1935   211 Dok. 332 Schaumburger Landeszeitung: Artikel über antijüdische Übergriffe in der Badeanstalt Bückeburg, 18. Juli 1935   212 Dok. 333 Aller Zeitung: Artikel über Auflösung des Zeltlagers eines jüdischen Rudervereins, 27. Juli 1935   214 Dok. 334 Wolfenbütteler Zeitung (wörtliche Übernahme aus ‚Das Schwarze Korps‘): ­Rechtliche Erläuterungen zur Festnahme ‚auffälliger‘ Juden u.a. in ­Badeanstalten, 10. August 1935   214

Einleitung 1 Vorwort Seit über zehn Jahren ist die Geschichte des jüdischen Sports in der Zeit des Nationalsozialismus ein besonderes Anliegen unserer Lehr- und Forschungstätigkeiten. Im Verlauf unserer Forschungen wurde immer deutlicher, in welcher Weise und mit welcher Intensität und Rigorosität der vermeintlich unpolitische Gesellschaftsbereich des Sports zur Diskriminierung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung im NS-Staat beigetragen hat. Zahllose bürgerliche Turn- und Sportvereine und ihre Verbände zählten bereits seit dem Frühjahr 1933 zu den ersten gesellschaftlichen Massenorganisationen in Deutschland, die ohne Druck der NS-Machthaber auf einen Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder drängten und damit ein politisches Exempel s­ tatuierten. Turn- und Sportvereine und ihre Verbände wurden zu Vorreitern des Arisierungsprozesses der deutschen Gesellschaft. Bevor sich die neue nationalsozialistische Sportführung überhaupt konstituiert hatte und Anordnungen seitens der NSRegierung vorlagen, starteten sie den Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder in vorauseilendem Gehorsam. Der Prozess der Selbstgleichschaltung des deutschen Sports begann mit der Einführung des Führerprinzips und damit mit der Aufgabe seiner demokratischen Tradition und Strukturen sowie der Aufgabe der parteipolitischen Neutralität und mündete in der Einführung des Arierparagraphen. Diese Erkenntnis war für uns Anlass und Begründung, Maßnahmen, unterschiedliche Anordnungen, vereins- und verbandsrechtliche Vorgaben zur Ausgrenzung der Juden aus dem deutschen Sport zusammenzutragen und in einer Quellensammlung zu veröffentlichen. Als ein Vorbild diente uns dabei die von Joseph Walk im Jahr 1981 herausgegebene Quellensammlung „Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat“, die die gesetzlichen Maßnahmen zur Entrechtung der jüdischen Bevölkerung auf verschiedensten politischen Feldern sehr eindrücklich zusammenfasst. Für den Bereich des Sports existiert eine solche Quellensammlung bis heute nicht. Zum Beginn unserer Forschungen war der Umfang dieser Edition nicht absehbar. Dies bezieht sich sowohl auf die Quantität der in Frage kommenden Quellen wie auch auf die Vielzahl der in den Prozess involvierten Handlungsträger. Neben den Sportverbänden und -vereinen und der Reichssportführung schalteten sich auch zahlreiche weitere staatliche und nichtstaatliche Akteure in den Prozess der Entrechtung jüdischer Sportlerinnen und Sportler ein. Gerade diesem, für den polykratischen Aufbau des NS-Staates typischen, Aspekt wollen wir in dieser Quellensammlung die nötige Aufmerksamkeit zukommen lassen. DOI 10.1515/9783110534733-204



2 Editorische Vorbemerkungen 

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Im Zuge unserer Recherchen haben uns zahlreiche KollegInnen und MitarbeiterInnen unterstützt. Ihnen allen wollen wir an dieser Stelle sehr herzlich danken! Ein besonderer Dank geht an Frau Dr. Julia Brauch und Monika Pfleghar vom Verlag de Gruyter, die uns bei der Finalisierung dieses Projekts mit Rat und Tat zur Seite standen und viele wegweisende Hilfestellungen gegeben haben. Bochum/Westerstede im Juli 2017

2 Editorische Vorbemerkungen 2.1 Fragestellung und Untersuchungsziele In dieser Edition soll die schrittweise rechtliche Ausgrenzung von Juden aus dem deutschen Sportleben nach dem 30. Januar 1933 anhand entsprechender Quellenzeugnisse aufgearbeitet werden. Die Quellensammlung konzentriert sich dabei primär auf die offiziellen Verordnungen und Beschlüsse, durch die die sportliche Bewegungsfreiheit von Jüdinnen und Juden nach der Machtübernahme der nationalsozialistischen Regierung eingeschränkt wurde. Sie erfasst die staatlichen Vorgaben (von der Reichs- bis zur kommunalen Ebene) sowie die Vorgaben und Verordnungen der Sportverbände. Auf diese Weise wird ein rechtlicher Rahmen abgesteckt, in dem sich Kommunen, Verbände, Vereine oder andere Handlungsträger bewegten. Es ist nicht Gegenstand dieser Sammlung, versteckten Freiräumen oder stillschweigenden Duldungen jüdischer Sportler in Vereinen und Verbänden nachzugehen. Dies wird Aufgabe spezifischer Einzeluntersuchungen sein. Selbstverständlich ist es bei der Fülle der in Frage kommenden Quellen keinesfalls realisierbar, einen Anspruch auf Vollständigkeit der dargestellten Dokumente zu erheben. Vielmehr soll die vorliegende Sammlung einen facettenreichen, möglichst repräsentativen, Querschnitt der Entwicklungen innerhalb des Sports widerspiegeln und dabei insbesondere die Vielfalt der in den Prozess involvierten Akteure aufzeigen. Eines der Hauptziele dieser Publikation ist es, das sehr unterschiedliche Verhalten verschiedener Institutionen im deutschen Sport im Umgang mit ihren jüdischen Mitgliedern nachzuzeichnen und zu dokumentieren. Die vorliegende Edition soll dazu beitragen, vorgefertigte und teilweise bis heute vertretene Pauschalauffassungen, welche die gesamte deutsche Sportwelt je nach Perspektive kollektiv be- oder entlasteten, zu entkräften und eine differenziertere Betrachtungsweise zu eröffnen. Die in dieser Publikation zusammengetragenen Quellen sollen darüber hinaus eine Grundlage für nachfolgende Forschungsarbeiten bereitstellen, die sich in ihren Untersuchungen mit dem Verhalten einzelner Vereine, Verbände

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 Einleitung

oder Kommunen in der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Diese Arbeiten können sich fortan an den in dieser Publikation dokumentierten rechtlichen Vorgaben orientieren und damit individuell ausloten, in welchem Maße die jeweiligen Akteure auf Basis rechtlicher Vorgaben zu ihrem Handeln gezwungen waren bzw. inwieweit sie individuelle Handlungsspielräume besaßen, die sie in eigener Verantwortung nutzen konnten.

2.2 Kriterien zur Auswahl der Dokumente Um die Auswahl der potenziell in Frage kommenden Dokumente zu begrenzen, mussten bei der Zusammenstellung dieser Quellensammlung klare Ausschlusskriterien definiert werden: Ein erstes Kriterium ist dabei der zeitliche Rahmen. Es wurden ausschließlich nach dem 30. Januar 1933 verfasste Dokumente berücksichtigt, auch wenn es natürlich bereits zuvor rechtliche Diskriminierungen von Juden auf Vereins- und Verbandsebene gab.1 Zweites Ausschlusskriterium ist der rechtliche oder zumindest quasi rechtliche Charakter der in Frage kommenden Dokumente – sie müssen in der Regel Anordnungen, Beschlüsse, Verbote oder ähnliches enthalten und dabei die weitere Stellung von Juden im deutschen Sportwesen betreffen. Einen Grenzfall bilden hierbei Zeitungsartikel, beispielsweise aus ‚Der Stürmer‘, die nur dann berücksichtigt wurden, wenn die Publikationen in unmittelbarer Folge antijüdische Beschlüsse oder Maßnahmen nach sich zogen. Ein drittes Kriterium ist der unmittelbare Sportbezug der in Frage kommenden Dokumente. Aus dem weiten Feld staatlicher und nichtstaatlicher Verordnungen und Beschlüsse gegen Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit wurden ausschließlich solche ausgewählt, die die Betätigungsmöglichkeiten von Juden im Gesellschaftsbereich des Sports einschränkten. Einen Grenzfall bilden Verordnungen, die im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936 erlassen wurden und beispielsweise 1 Vgl. zu der Zeit vor dem 30. Januar 1933 u.a. Borut, Jacob: Juden im deutschen Sport während der Weimarer Republik. In: Brenner, Michael/Reuveni, Gideon (Hrsg.): Emanzipation durch Muskelkraft. Juden und Sport in Europa. Göttingen 2006, 81–96; Wildmann, Daniel: Deutsche Turnerschaft bis 1933. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. Berlin 2012, 165–168; Schäfer, Ralf: Sportvereine bis 1933. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. Berlin 2012, 577–582; Schäfer, Ralf: Antisemitismus und Sport vor 1933. In: Förderverein Blindes Vertrauen e.V. (Hrsg.): Verdrängt – Verfolgt – Vergessen. Berliner Juden im Sport vor und nach 1933. Berlin 2016, 16–72.



2 Editorische Vorbemerkungen 

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die Aufstellung antijüdischer Schilder im Umfeld der Spiele regulierten. Auch wenn diese Dokumente lediglich peripheren Sportbezug aufweisen, wurden sie in dieser Sammlung berücksichtigt, da sie für die allgemeine Politik staatlicher Stellen im Vorfeld der Olympischen Spiele von elementarer Bedeutung sind. Keinen Eingang fanden schließlich Dokumente, die ausschließlich Aspekte des innerjüdischen Sportlebens nach 1933 berühren und keine unmittelbare diskriminierende Wirkung auf jüdische Sportler hatten. Diese zahlreichen Dokumente, die beispielsweise die interne Arbeit des Reichsausschusses jüdischer Sportverbände betreffen, sollten Gegenstand einer weiteren, separaten Darstellung sein. Sie werden daher an dieser Stelle nicht weiter berücksichtigt.

2.3 Quellenarten Alle Dokumente der folgenden Sammlung wurden im Zuge der Recherchen für das Forschungsprojekt „Jewish Sports“ an der Leibniz Universität Hannover recherchiert.2 Sie können in der Folge hinsichtlich der folgenden Quellenarten unterschieden werden: – „Klassische“ Primärquellen, – Zeitungsmeldungen über rechtliche Anordnungen, – Übernahmen aus bereits bestehenden Quellensammlungen, – Literaturzitate. „Klassische“ Primärquellen bilden Briefe, polizeiliche Anordnungen und weitere Quellen, die im Zuge der Forschungsarbeiten in Archiven recherchiert wurden. Sie werden in der Folge mit einer genauen Herkunftsangabe der Originalquelle belegt. Im Zuge unserer langjährigen Recherchen haben wir zahlreiche Zeitungsberichte über rechtliche Anordnungen in zeitgenössischen Periodika entdeckt. In 2 „Jewish Sports“ war ein Kooperationsprojekt des Instituts für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover (Leitung Prof. Dr. Peiffer) und dem Koebner Institut der Hebrew University Jerusalem (Leitung Prof. Dr. Zimmermann), das durch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen gefördert wurde. Ergebnisse dieses Projekt sind u.a. Peiffer, Lorenz/Wahlig, Henry: Juden im Sport während des Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen. Göttingen 2012; Peiffer, Lorenz/Zimmermann, Moshe (Hrsg.): Sport als Element des Kulturtransfers. Jüdische Sportler zwischen NS-Deutschland und Palästina. Göttingen 2013; Wahlig, Henry: Sport im Abseits. Die Geschichte der jüdischen Sportbewegung im nationalsozialistischen Deutschland. Göttingen 2015; Peiffer, Lorenz/Wahlig, Henry: Jüdische Fußballvereine im nationalsozialistischen Deutschland. Eine Spurensuche. Göttingen 2015; Peiffer, Lorenz: Zwischen Erfolg und Verfolgung. Deutsch-jüdische Fußballstars im Schatten des Hakenkreuzes (Deutsch/Hebräisch). Berlin 2016.

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 Einleitung

ihnen werden die entsprechenden Verordnungen meist detailliert und teilweise sogar im Wortlaut wiedergegeben. Daher werden sie auch im folgenden Quellenteil in der Regel ohne weiteren Zusatz im Wortlaut abgedruckt. Einige Dokumente haben wir in anderen, bereits veröffentlichten Quellensammlungen gefunden. Hier haben wir uns so weit wie möglich bemüht, die Originalquelle einzusehen und diese dann unter unseren eigenen editorischen Gesichtspunkten abzudrucken. In einigen Fällen ist dies trotz intensiver Recherchen nicht gelungen. In diesen Fällen wird die gefundene Überlieferung der Quellensammlung mit entsprechendem Hinweis („wiedergegeben nach: ...“) zitiert. Schließlich haben wir einige Dokumente in anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen gefunden, wo sie nur teilweise oder in einem größeren Zusammenhang zitiert werden. Auch in diesen Fällen haben wir uns bemüht, die Originalquelle einzusehen und in diese Sammlung aufzunehmen. Sofern dies nicht möglich war, wird auf ein Literaturzitat der entsprechenden Forschungspublikation zurückgegriffen, in dem die Wiedergabe der eigentlichen Quelle enthalten ist. Diese Quellen sind ebenfalls durch den Hinweis „wiedergegeben nach:...“ besonders gekennzeichnet.

2.4 Darstellung und Aufbau der Dokumente Die folgende Darstellung der Dokumente ist nach Provenienzen untergliedert, das heißt die Quellen sind nach ihrem jeweiligen Autor bzw. Urheber geordnet. Auf diese Weise können alle rechtlichen Diskriminierungen, die von einem bestimmten Entscheidungsträger erlassen wurden, übersichtsartig und schnell erfasst werden. In dieser Edition werden vier grundlegende Hierarchiestufen und Entscheidungsebenen, die den polykratischen Charakter des NS-Regimes widerspiegeln, unterschieden: Unter „1. Staatliche Organisationen“ sind alle Institutionen des NS-Staates zusammengefasst: unterschiedliche Reichsministerien inklusive der dem Innenministerium zugeteilten Reichssportführung sowie Landesministerien, Regierungspräsidien, Kommunalverwaltungen und die verschiedenen Polizeibehörden. Unter „2. NS-Organisationen“ sind die Parteiorganisationen der NSDAP samt ihrer Untergruppen zusammengefasst. Im Bereich des Sports übernahmen dabei vor allem Kreisleitungen und Ortsgruppen der NSDAP vor Ort eine wichtige Rolle bei der Verdrängung jüdischer Sportler. Unter „3. Turn- und Sportbewegung“ sind die verschiedenen Ebenen der nichtstaatlichen Turn- und Sportorganisationen mit ihren Verbänden und Vereinen erfasst. Hierbei ist grundsätzlich zu beachten, dass einige deutsche



2 Editorische Vorbemerkungen 

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Sportverbände bindende Anordnungen für ihre Regionalgruppen und Einzelvereine vorgaben, während andere Verbände zunächst auf solche einheitlichen Vorgaben verzichteten. Hier blieb es zunächst jedem Verein individuell überlassen, in eigener Verantwortung über das weitere Schicksal seiner jüdischen Mitglieder zu entscheiden. Unter „4. Presse“ sind schließlich Presseorgane erfasst, die im NS-Staat erschienen. Diese Zeitungen und Zeitschriften, die einer strengen Zensur durch Staats- und Parteistellen unterstanden, sind im vorliegenden Zusammenhang nicht als klassisch eigenständige Entscheidungsträger zu verstehen. Da sie jedoch keiner der vorher genannten Gruppen eindeutig zuzuordnen sind und sie darüber hinaus rechtliche Ausgrenzungen jüdischer Sportler in einigen Fällen eigenmächtig vorantrieben, sind sie hier in einer eigenen Gruppe zusammengefasst. Innerhalb dieser Provenienz-Gruppen und Untergruppen sind die Dokumente streng chronologisch gegliedert. Jedem Dokument ist eine fortlaufende Dokumenten-Nummer zugeteilt, auf die in den Indexen und in den internen Verweisen Bezug genommen wird. Einzelne Dokumente, die unmittelbar voneinander abhängen (z.B. Anschreiben und Antwort bei Briefen), werden durch eine interne Referenz aufeinander verwiesen. Darüber hinaus wird auf eine weitere Kommentierung der Dokumente weitestgehend verzichtet, da sie in aller Regel für sich selbst sprechen. Kommentierungen beschränken sich auf die genannten Verweise zu anderen verwandten oder folgenden Dokumenten sowie auf die fallweise Erläuterung einzelner, im Dokument lediglich angedeuteter, Sachverhalte oder Personen. Fehlende Satzteile oder Sachverhalte sind in einigen Dokumenten auch durch Wort- oder Satzergänzungen mit der Bemerkung „d.V.“ für „die Verfasser“ in Klammern ergänzt. Die Darstellung aller Dokumente erfolgt nach einheitlichen Gesichtspunkten: In der obersten Zeile findet sich – der chronologischen Reihung der Dokumente folgend – jeweils das Datum der im folgenden Dokument beschriebenen Handlung. Bei Zeitungsmeldungen, die kein näheres Datum aufwiesen, wird das Datum der Publikation berücksichtigt. Nur wenige Dokumente, für die kein genaues Datum ermittelt oder festgesetzt werden konnte, werden mit zeitlichen Annäherungen wie „Mai 1933“ beschrieben. Unter dieser Datumsangabe findet sich in der zweiten Zeile der Urheber des im Dokument beschriebenen Sachverhaltes, also die Provenienz. Bei einer Zeitungsmeldung über eine Satzungsänderung wird dabei also nicht die Zeitung, sondern der entsprechend thematisierte Verband / Verein angegeben. Bei Briefen, Rundschreiben etc. ist darüber hinaus an dieser Stelle der Empfänger des Dokumentes mit angegeben.

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 Einleitung

Zeile drei ist optional vergeben und beschreibt Typ und Inhalt des folgenden Dokuments. Hierbei handelt es sich um eine redaktionelle Ergänzung, die den Inhalt und Typ der Dokumente überblicksartig zusammenfasst (beispielsweise „Zeitungsbericht über Badeverbot“ oder „Vorstandsbeschluss betr. Einführung eines Arierparagraphen“). Diese Überschrift ist somit eine von den Autoren nachträglich verfasste Beschreibung und kein Teil des eigentlichen Dokumentes. Die Wiedergabe des eigentlichen Dokumentes beginnt in der Folge nach dem Ende des fett gedruckten Textes. In einigen Fällen steht auch hier nochmals eine Beschreibung / Zusammenfassung des kommenden Dokumentes, die nun aber Teil des Originals ist (z.B. bei Briefen oder Anordnungen mit der Zeile „Betrifft:“). Alle Dokumente wurden in orthographischer wie typographischer Hinsicht so dargestellt, dass sie mit dem Originaldokument so weit wie möglich übereinstimmen. Rechtschreibfehler wurden dabei genauso übernommen wie Sperrungen einzelner Wörter oder andere Hervorhebungen durch den Urheber des Dokumentes.

3 Inhaltliche Einführung Die Ausgrenzung und Diskriminierung von Juden durch die deutsche Gesellschaft nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahr 1933 und ihre Folgen ist zweifellos eines der besten dokumentierten Kapitel der jüngeren deutschen Zeitgeschichte. Die Rolle des Sports in diesem Prozess nimmt dagegen in der Fülle dieser Darstellungen allenfalls eine Randstellung ein. Diese Erkenntnis mag zunächst überraschen, denn der massenhafte Ausschluss jüdischer Mitglieder aus den Turn- und Sportvereinen Deutschlands setzte bereits im Frühjahr 1933 ein und stellte damit eine der ersten sichtbaren antijüdischen Maßnahmen nach der Machtübernahme durch die Regierung Adolf Hitlers dar. Die Beschlüsse der Turn- und Sportbewegung strahlten über den originär sportlichen Bereich auf andere gesellschaftliche Bereiche aus. Der deutsche Sport, seine Verbände und Vereine, wurden zu einem Vorreiter der Arisierung im nationalsozialistischen Deutschland. Durch den Ausschluss aus den bürgerlichen Sportverbänden und -vereinen waren die jüdischen Sportlerinnen und Sportler gezwungen, sich eigene Organisationen aufzubauen, die vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin von den neuen Machthaber geduldet wurden. Hervorzuheben ist dabei vor allem die Wirkung der erzwungenen Ausschlüsse für die Zehntausenden aktiven jüdischen Sportlerinnen und Sportler: Wie wohl keine andere Diskriminierung in dieser Frühzeit des NS-Regimes symbolisierte dieser Ausschluss für jeden Betroffenen ganz plastisch und unmittelbar



3 Inhaltliche Einführung 

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seine Hinausdrängung aus der nunmehr zur Staatsdoktrin erhobenen, rassisch definierten „Volksgemeinschaft“. In dieser Hinsicht bedeutete ihre Hinausdrängung aus dem Sportverein für die meisten Juden, die teils auf jahrzehntelange Mitgliedschaften in ihren Klubs zurückblicken konnten, vielfach nur in zweiter Linie die erzwungene Aufgabe eines lieb gewonnen Hobbys. Sie stellte in erster Linie den Verlust langjährig gewachsener sozialer Bindungen und die plötzliche Abkehr von wichtigen Freunden dar. Der häufig als „Selbstaustritt“ deklarierte Ausschluss aus dem Sportverein löste bei betroffenen Juden große psychische Belastungen aus, die in einigen Fällen bis zum Freitod führten.3 Diesem spezifischen Aspekt der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ist von der Geschichtswissenschaft bislang nur wenig Beachtung geschenkt worden. In den bis heute gängigen Standardwerken zur Ausgrenzung und Diskriminierung der Juden nach 1933 fand der Sport gar keine bzw. nur sehr wenig Berücksichtigung. Erst in den letzten Jahren, mit dem Aufblühen der Kultur- und Alltagsgeschichte innerhalb der Geschichtswissenschaft, rückte dann auch das Themenfeld ‚Ausschluss von Juden aus Sportvereinen‘ stärker in das Blickfeld historischer Forschungen. Den Ausgangspunkt hierfür bildeten vielfach Lokaluntersuchungen, in denen das Hinausdrängen jüdischer Sportler in einzelnen Städten oder Vereinen nachgezeichnet wurde. Das große Forschungspotenzial, das eine genaue Analyse dieser Thematik bis heute verspricht, hat unlängst der Historiker Michael Wildt in seiner viel beachteten Studie „Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung“ hervorgehoben: „Man kann kaum unterschätzen, was [...] der Ausschluss der jüdischen Mitglieder aus den örtlichen Vereinen, ob Sport-, Gesangs-, Schützenverein oder die lokale Feuerwehr, die allesamt im Laufe des Jahres 1933 den ‚Arierparagraphen‘ in ihr Vereinsstatut übernahmen, für die soziale Isolierung der jüdischen Familien im Ort bedeutete.“4 Auch die historisch forschende Sportwissenschaft hat sich lange Zeit mit der Aufarbeitung dieser Thematik schwer getan. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Pionierarbeiten des Bonner Sporthistorikers Hajo Bernetts, der 1978 unter anderem die erste Monographie über die Geschichte des jüdischen Sports im Dritten Reich veröffentlichte.5 Auch wenn in der Zwischenzeit die Aufarbeitung des jüdischen Sports in der Zeit des Nationalsozialismus große 3 Wahlig, Henry: Selbsttötungen jüdischer Sportler im Nationalsozialismus. Die Beispiele Fritz Rosenfelder und Nelly Neppach. In: Blecking, Diethelm/Peiffer, Lorenz (Hrsg.): Sportler im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, 241–274. 4 Wildt, Michael: Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung. Gewalt gegen Juden in der deutschen Provinz 1919 bis 1939, Hamburg 2007, 367. 5 Bernett, Hajo: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland. Schorndorf 1978.

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 Einleitung

Fortschritte gemacht hat,6 fehlt weiterhin eine zusammenhängende Überlieferung der rechtlichen Verordnungen und Diskriminierungen gegen jüdische Sportler in der Zeit ab 1933. Eine der Hauptursachen dafür ist sicherlich in der jahrzehntelangen Weigerung von Vereinen, Verbänden und andere sportliche Institutionen zu suchen, sich zu ihrer eigenen historischen Verantwortung zu bekennen und ihre Archive für die historische Forschung zu öffnen. Erst in den vergangenen 10 bis 15 Jahren ist in dieser Frage ein erfreulicher Wandel innerhalb der Sportwelt zu konstatieren. Sportverbände und -vereine haben begonnen, sich offensiv ihrer Vergangenheit im Nationalsozialismus zu widmen und in ihren Festschriften und Vereinsmagazinen über die Forschungsergebnisse und -erkenntnisse zu berichten. Auch die allgemeine Geschichtswissenschaft hat mittlerweile zunehmend den Sport und seine gesellschaftliche Relevanz als Thema entdeckt. Trotz der Vielzahl von Einzelveröffentlichungen zum Thema ‚Sport im Dritten Reich‘7 gibt es bis heute keine zusammenhängende, überblicksartige Untersuchung über die Durchsetzung des Arierprinzips im deutschen Sport. Die folgenden Abschnitte dienen zur Einführung in die Thematik dieser Quellensammlung. Im Mittelpunkt stehen dabei, wie im späteren Quellenteil, die verschiedenen Handlungsakteure. Ihr jeweiliges Verhalten im Prozess der Diskriminierung jüdischer Sportler soll quellennah und im historischen Gesamtkontext vorgestellt werden. Deshalb wurde beim Verfassen dieses Textes darauf geachtet, viele Quellen aus der Sammlung zu zitieren und diese damit entsprechend historisch einzuordnen. Sie werden in der Fußnote mit ihrer entsprechenden Dokumentennummer („Dok…“) zitiert.

3.1 Turn- und Sportbewegung Abschied vom Turnverein. Ich wandere den gewohnten Weg, meinen liebsten Abendspaziergang seit zwanzig Jahren. Genau eine halbe Stunde brauche ich immer dazu, denn ich bin gewohnt, rasch zu schreiten, während ich mir in der Vorfreude der kommenden Genüsse ein Liedchen summe. Diesmal ist es anders. Schwer und schleppend sind meine Schritte, und je näher ich meinem Ziele komme, desto langsamer wird mein Gang. Ich schelte mich kindisch oder selbstsüchtig. 6 Vgl. dazu Peiffer, Lorenz/Wahlig, Henry: Jüdischer Sport und Sport der Juden in Deutschland. Eine kommentierte Bibliografie. Göttingen 2009 sowie Peiffer, Lorenz/Wahlig, Henry: Jüdischer Sport und Sport der Juden in Deutschland. Eine kommentierte Bibliografie. Eine Weiterführung und Ergänzung. In: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 13 (2013) 2, 55–86. 7 Vgl. dazu Peiffer, Lorenz: Sport im Nationalsozialismus. Zum aktuellen Stand der sporthistorischen Forschung. Eine kommentierte Bibliografie. Dritte ergänzte und überarbeitete Auflage Göttingen 2015.



3 Inhaltliche Einführung 

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Was ist denn geschehen? Nichts. Mein Kummer schrumpft zu einer Belanglosigkeit zusammen gegenüber den Sorgen der zahlreichen Glaubensgenossen, an deren Tür die Not pocht, weil sie ihre Existenz verloren haben und gezwungen sind, neue, kärgliche Nahrungsquellen für sich und ihre Familien zu erschließen. Ich aber nehme es tragisch, weil ich als Nichtarierin aus einem Verein ausgeschlossen worden bin. Oder ist dies einer der kleinen Nadelstiche, die eine Seele tiefer verwunden können als die Faustschläge des Schicksals? Ich gebe es auf, mich gegen meine Gefühle zu wehren und gehe weiter, immer langsamer. Der leere Koffer in meiner Linken wiegt wie eine Zentnerlast. Bald wird er gefüllt sein und mir dann vielleicht bedeutend leichter scheinen als jetzt, denn – dann wird es überstanden sein. Widerstrebend biege ich um die letzte Ecke, denn nun bin ich fast angelangt. Ich möchte nicht aufblicken und tue es doch, um es nicht zu sehen, das große rote Haus mit den hohen, schlanken, hell erleuchteten Fenstern, aus denen um diese Abendstunde immer fröhlicher Gesang aus jugendlichen Kehlen erschallt. Endlich gebe ich mir einen Ruck und trete ein, bemüht, mir in Haltung und Gesichtsausdruck den Anschein ruhigen Gleichmuts zu geben. Unten, in dem behaglichen Vorraum, sitzt der Vereins-Kassierer, vor dessen gewohntem, freundlich jovialen Gruß ich heute flüchten möchte. Vergebens, er hat mich erkannt und begrüßt mich – wie immer. ‚Ich muß doch meinen Austritt anmelden. Kann ich das bei Ihnen tun?’ frage ich, ohne ihn anzublicken. Meine Stimme klingt mir fremd. ‚Bitte sehr’, antwortet er höflich und deutet auf einen kleinen Stoß von weißen Zetteln. ‚Das sind alle Abmeldungen. Da hat man mit den Leuten (er meint einige Herren vom Vorstand) schon so viele Jahre gut zusammengearbeitet, man ist an sie gewöhnt und jetzt... Es muß halt sein!’ flüstert er mir vertraulich zu.8

Dieser Brief, den die jüdische Turnerin Meta Fuß-Opet aus Breslau am 11. Mai 1933 im ‚Israelitischen Familienblatt‘ veröffentlichte, hätte in diesen Tagen und Wochen wohl an jedem Ort in Deutschland geschrieben werden können. Nur wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden Tausende Sportlerinnen und Sportler jüdischen Glaubens aus ihren bisherigen Vereinen ausgeschlossen. Sie waren die ersten Opfer der Rassenpolitik in der deutschen Turn- und Sportbewegung. Dieser Exklusionsprozess startete aus der Mitte der Gesellschaft.9 Die historische Forschung hat sich seit langem intensiv mit den verschiedenen Etappen der Judenverfolgung im NS-Staat auseinandergesetzt. In seinem Beitrag „Tendenzen und Perspektiven der Täterforschung“ stellt Peter Longerich 8 Fuß-Opet, Meta: Abschied vom Turnverein. In: Israelitisches Familienblatt, 11.05.1933, S. 12. 9 In den fünf großen bürgerlichen Turn- und Sportverbänden und ihren Vereinen (Deutsche Turnerschaft, Deutscher Fußball-Bund, Deutsche Sportbehörde für Leichtathletik, Deutscher Ruderverband und Deutscher Schwimmverband) waren im Jahre 1929 ca. 3,4 Millionen Sportlerinnen und Sportler in über 27.000 Vereinen in Deutschland organisiert (Diem, Carl : Jahrbuch der Leibesübungen 1930. Berlin 1930).

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 Einleitung

heraus, dass der Ausschluss der Juden aus der deutschen und später der europäischen Gesellschaft mittels einer rassisch definierten „Volksgemeinschaft“ von Beginn an der zentrale Ansatz der nationalsozialistischen Politik war. Dies macht – so Longerich weiter – die „Einzigartigkeit und Besonderheit des Nationalsozialismus als historisches Phänomen aus“ und war für die Nazis der „Schlüssel zur Beherrschung zunächst der deutschen Gesellschaft“. Bei der Durchsetzung dieses Ziels bedurften die Nazis nicht nur der „Hilfe bloßer Befehlsempfänger, (...) sondern (...) solcher Akteure, die Eigeninitiative entwickelten und intuitiv verstanden, was die Führung von Ihnen wollte.“10 Diese willfährigen Helfer fanden die Nazis bereits in den ersten Wochen und Monaten in deutschen Turnund Sportvereinen und ihren Verbänden. Vereine und gesellschaftliche Gruppierungen, in diesem konkreten Fall die Sportvereine, waren auch Anfang der 1930er Jahre zentrale Instanzen zur Sozialisation, Organisation und Identitätsfindung in der Gesellschaft. Im Vereinsleben vor Ort wurde weit mehr als Sport getrieben, hier wurden Weltbilder geformt und soziale Praxen wie in einem gesellschaftlichen Mikrokosmos beispielhaft eingeführt.11 Am 7. April erließ die neue nationalsozialistische Regierung das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Dieses Gesetz war gegen die „politisch Unzuverlässigen, hauptsächlich Kommunisten und andere Gegner der Nationalsozialisten, und gegen Juden gerichtet“.12 Nach § 3 des Gesetzes – dieser Paragraph wurde später als ‚Arierparagraph‘ bezeichnet und diente zahlreichen Organisationen und Verbände als Vorlage für ihre eigenen rassistischen Bestimmungen und Verordnungen – konnten „Beamte, die nicht arischer Abstammung sind“, in den Ruhestand versetzt werden. Die Einschränkung, dass „Beamte, die bereits seit dem 1. August 1914 Beamte gewesen sind oder die im Weltkrieg an der Front für das Deutsche Reich oder für seine Verbündeten gekämpft haben oder deren Väter oder Söhne im Weltkrieg gefallen sind“,13 ging zurück auf die Intervention des Reichspräsidenten von Hindenburg.14 „Nichtarisch“ wurde durch die 10 Longerich, Peter: Tendenzen und Perspektiven der Täterforschung. Essay. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 14–15/2007, 4f. 11 Borggräfe, Henning: Zwischen Ausblendung und Aufarbeitung. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in Vereinen und Verbänden kollektiver Freizeitgestaltung, in: Zeitgeschichte-online, Dezember 2012, URL: http://www.zeitgeschichte-online.de/thema/zwischen-ausblendung-undaufarbeitung-0. 12 Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. München 2000, 40. 13 Gerold, Horst (Hg.): Gesetze des Unrechts. Ein Faksimiledruck von Gesetzen des NS-Regimes von 1933–1943, der Kapitulationsurkunden sowie dem politischen Testament Hitler. St. Augustin 1979, 16. 14 Vgl. Benz, Wolfgang: Geschichte des Dritten Reiches. München 2000, 137.



3 Inhaltliche Einführung 

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erste Verordnung zu diesem Gesetz am 11. April 1933 folgendermaßen definiert: „Als nicht arisch gilt, wer von nichtarischen, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist“.15 Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums mit seinem „Arierparagraphen“ war das erste von einer deutschen Regierung erlassene Gesetz zur Diskriminierung der Juden „seit der Vollendung der Emanzipation der deutschen Juden im Jahre 1871“.16 Noch bevor dieses erste rassistische Gesetz von der NS-Regierung erlassen wurde, preschten deutsche Turn- und Sportvereine und ihre Verbände mit ersten Initiativen vor. Diese hatten zum Ziel, die jüdischen Mitglieder auszuschließen bzw. „auszuscheiden“, um den Jargon der Deutschen Turnerschaft (folgend: DT) aufzugreifen. Die DT war der Vorreiter des Arisierungsprozesses im deutschen Sport. Mit rund 1,6 Millionen Mitgliedern war sie im Jahr 1933 nicht nur die mit Abstand größte Sportorganisation, sondern zugleich eine der größten und einflussreichsten nichtstaatlichen gesellschaftlichen Organisationen in Deutschland. Mit 12.879 Vereinen in 10.753 Städten und Gemeinden war die DT bis hinunter in kleinste Landgemeinden nahezu flächendeckend in allen Teilen des Reiches vertreten und aktiv.17 In ihrer Verbandszeitung, der ‚Deutschen Turn-Zeitung‘, die alle 14 Tage als Pflichtbezugsexemplar allen Vereinen – teilweise in Mehrfachexemplaren – zugestellt wurde, kommunizierte die Verbandsführung alle wichtigen sportlichen und verbandspolitischen Entscheidungen. Zusätzlich versorgten die Untergliederungen der DT (Turnkreise) die Vereine mit ihren eigenen regionalen Verbandszeitungen. Damit war die Basis stets zeitnah über die Aktivitäten und Beschlüsse der Führungsspitzen informiert. Der Selbstgleichschaltungsprozess der DT mit den antidemokratischen, militaristischen und antisemitischen Zielen der Nationalsozialisten vollzog sich ab März 1933 in verschiedenen Schritten: Am 23. März 1933, also noch zwei Tage vor der Verabschiedung des sogenannten ‚Ermächtigungsgesetzes‘, bekannte sich der Vorstand der DT „aus vollem Herzen“ zur neuen NS-Regierung. Als äußeres Zeichen dieser Verbundenheit gestattete der Vorstand „das Tragen von Uniformen der SA., SS. oder des Stahlhelms bei Versammlungen und Veranstaltungen der DT“. Mit dieser Resolution gab die DT ihre in § 2 satzungsmäßig festgeschriebene parteipolitische Neutralität auf. Mit der Einführung des Führerprinzips verabschiedete sich der Verband von seinen demokratischen Prinzipien. In der Folgezeit bildeten Vereine vielerorts offizielle Arbeitsgemeinschaften mit der SA. 15 Zit. n. Friedländer, Das Dritte Reich, 40. 16 Friedländer, Das Dritte Reich, 40. 17 Jahrbuch der Turnkunst. Amtliches Jahrbuch der Deutschen Turnerschaft. Dresden 1934, 168.

LIV 

 Einleitung

Im Mai 1933 erklärte die Verbandsführung das Ziel, „Schulter an Schulter mit SA und Stahlhelm den Vormarsch ins Dritte Reich“ anzutreten.18 Der dritte und letzte Schritt der Selbstgleichschaltung war die Einführung des Arierparagraphen. Innerhalb der DT entwickelte sich in dieser Frage ein wechselseitig dynamisierender Prozess, der auf unterschiedlichen Ebenen – vom Verein über die Regionalverbände bis in die nationale Verbandsspitze – verlief. Die Initiativen kamen von der Vereinsbasis und aus regionalen Untergliederungen. Die erste eindeutige – bislang bekannte – Positionierung gegen die jüdischen Mitglieder in den Reihen der deutschen Turnbewegung datiert bereits vom 12. März 1933. Auf Antrag des Deutschen Turnvereins 1861 Neustadt an der Aisch begrüßte die anlässlich des „Gefallenengedenktag(es) tagende Gauversammlung des Regnitzgaues im Kreis XII Bayern (...) die nationale Erhebung aller deutschen Stämme aufs freudigste“ und stellte abschließend fest: „Vor allem haben die Ruhestörer in der DT., die als Anhänger irgendeiner Internationale oder fremden Rasse bewußt der völkischen Erneuerung in unseren Reihen hinderlich sind, keinen Platz mehr“. Diese Entschließung machte sich der Jugendwart des Kreises Bayern zu eigen und leitete sie an alle Bezirks- und Gaujugendwarte seines Kreises weiter mit der Aufforderung, „eure Zustimmung oder Ablehnung“ bis zum 10. April mitzuteilen. Das Ergebnis: Alle Jugendwarte stellten sich „einmütig“ hinter die Entschließung.19 Mit diesem Bekenntnis der bayerischen Turnerjugend wurden frühzeitig die Weichen für den Ausschluss der jüdischen Mitglieder gestellt.20 Zwei Wochen später kamen die ersten Forderungen zur Einführung eines „Arierparagraphen“ aus den Reihen der Kreisvorstände. Am 25./26 März 1933 forderte auch der Kreisturnrat der Sächsischen Turnerschaft die „Einführung des Arierparagraphen“.21 Einen Tag später berichtete das Nachrichtenblatt des Pfälzer Turnerbundes, der ‚Pfälzer Turner‘, über den Beschluss der sächsischen Turnbrüder und gab darüber hinaus als „wichtige Entscheidung des Kreisturnrates“ bekannt: „Bei der Unmöglichkeit, zur Zeit einen Kreisturntag abzuhalten, verpflichtet der Kreisturnrat die Gaue und Vereine dafür Sorge zu tragen, daß die Vereine Fremdrassige nicht aufnehmen“.22

18 Vgl. dazu Pfeiffer, Lorenz: „... unser Verein ist judenfrei“. Die Funktion der deutschen Turnund Sportbewegung in dem politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozess nach dem 30. Januar 1933. In: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 7 (2007) 2, 7–30. 19 Dok. 183 sowie Dok. 191. 20 Die gleichzeitige Forderung nach Ausschluss kommunistischer und sozialdemokratischer Mitglieder wurde in der Regel ebenso gestellt. 21 Dok. 184. Über diese Forderung des Kreisturnrates wurde auch in der überregionalen allgemeinen Presse berichtet: Dok. 186. 22 Pfälzer Turner. Nachrichtenblatt des Pfälzer Turnerbundes, 27.03.1933.



3 Inhaltliche Einführung 

 LV

Mit Thüringen,23 Schlesien,24 Hannover-Braunschweig25 und Norden26 stellten in den nächsten Tagen weitere Vorstände der Turnkreises die Forderung nach der Einführung eines „Arierparagraphen“ im Gesamtverband. Im Turnkreis Norden brachte ein Vertreter des ältesten deutschen Turnvereins, der Hamburger Turnerschaft von 1816, den Antrag auf Ausschluss der jüdischen Mitglieder ein. Dieser Verein, an dessen Gründung Juden entscheidend beteiligt waren und der tief im Hamburger Bürgertum verankert war, stellte sich an die Spitze der Antisemiten in der Hamburger Turnbewegung. Auf der Grundlage der Forderung des Vereinsvertreters beauftragte der Turntag des Turnkreises Norden am 2. April 1933 seine Vertreter, „angesichts der jüdischen Weltpropaganda gegen das nationale Deutschland“ die Einführung eines Arierparagraphen auf der kommenden Sitzung des Hauptausschusses der DT zu fordern.27 Alle diese Forderungen aus den Untergliederungen der DT wurden vor der Verabschiedung des Gesetztes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums gestellt. Der sogenannte „Arierparagraph“ (§ 3 des Gesetzes) konnte somit den Vertretern aus der deutschen Turnbewegung noch nicht als Wegweiser dienen. Die Vorgaben für die zukünftige Zusammensetzung der Mitgliedschaft im Verband, die verbunden war mit der Forderung nach dem Ausschluss der jüdischen Mitglieder, kamen aus der Mitte der deutschen Turnbewegung selbst. Am 7./8. April 1933 nahm die Führungsspitze der DT auf der Sitzung ihres Hauptausschusses in Stuttgart die Forderungen aus den Untergliederungen auf und bekannte sich einstimmig zum arischen Grundsatz. Nur noch zum Schein bemühten sich die Mitglieder des zweithöchsten Organs der DT um die Einhaltung demokratischer Grundsätze, indem sie die Einführung des Arierparagraphen erst „vorbehaltlich der Genehmigung durch den nächsten deutschen Turntag [...] in die Satzung der DT.“ aufnahmen.28 Nach dem Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden Alexander Dominicus übernahm auf dieser Sitzung Edmund Neuendorff die Führung der DT. Neuendorff war ein bekennender Nationalsozialist und hatte bereits zwei Jahrzehnte zuvor hatte als Leiter der Wandervogelbewegung seine rassistische und antisemitische Einstellung unter Beweis gestellt. Auf der Mitgliederversammlung des Wandervogels im Jahre 1913 hatte er die Einführung des Arierparagraphen beantragt, aber für seinen Antrag keine 23 Dok. 187. 24 Dok. 196. 25 Dok. 195. 26 Dok. 192. 27 Dok. 192. 28 Dok. 199.

LVI 

 Einleitung

Mehrheit erhalten.29 Nur wenige Tage nach seiner Berufung verkündete er als neuer DT-Führer in seiner sogenannten „Osterbotschaft“ die vollständige Arisierung seines Verbandes. Darum haben wir den A r i e r – P a r a g r a p h e n angenommen. Er verpflichtet alle Vereine, a l l e  j ü d i s c h e n  M i t g l i e d e r  a u s  i h r e n  R e i h e n  a u s z u s c h e i d e n . Mit dieser Ausscheidung ist sofort zu beginnen und sie ist so durchzuführen, daß es zur Zeit des Deutschen Turnfestes in Stuttgart keine jüdischen Turner mehr unter uns gibt. Der Begriff des Juden aber wird nicht durch den Glauben, sondern durch das Blut bestimmt. Jude ist, wer von jüdischen Eltern stammt. Dazu genügt, dass ein Teil der Großeltern jüdischen Blutes ist. Jüdische Turner, die am Weltkriege als Frontkämpfer teilgenommen haben oder deren Söhne oder Väter im Weltkriege gefallen sind, können in allen Ehren in der Turnerschaft bleiben.30

Entsprachen diese Bestimmungen noch weitgehend denen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, radikalisierte sich die antisemitische Politik der Turnerschaft wenige Wochen später nochmals, indem Neuendorff die „Ausnahmen“ aufhob und die Vereine aufforderte, die „Vollarisierung (...) spätestens bis zum Deutschen Turnfest“ im Juli 1933 vollkommen durchzuführen.31 Während die ursprünglichen Forderungen der Kreisvertreter nach der Einführung des Arierparagraphen ‚nur‘ das Verbot der Aufnahme von Juden umfasste, bedeutete die von Neuendorff verordnete vollständige Arisierung den Ausschluss aller jüdischen Mitglieder aus den Vereinen. Dank der schnellen Verbreitung über die DTZ wurde diese Botschaft innerhalb kurzer Zeit in allen Einzelvereinen der DT bekannt gemacht und angewendet.32 Damit war der reichsweite Ausschluss der jüdischen Mitglieder aus den deutschen Turnvereinen vorgezeichnet. Nur über diesen Weg konnte Neuendorff sein erklärtes Ziel erreichen, Gastredner Adolf Hitler beim Deutschen Turnfest in Stuttgart33 eine vollständig judenfreie Organisation zu präsentieren. Einige ausgewählte Beispiele zeigen, mit welcher Schnelligkeit und Akribie die Aufforderung zur Entfernung der jüdischen Mitglieder in den Untergliederungen der DT nicht nur ankam, sondern auch umgesetzt wurde: 29 Zu Neuendorff siehe Mogge, Winfried: Neuendorff, Gustav Rudolf Edmund. In: Neue Deutsche Biographie, 19. Band, Berlin 1999, 580–581. Kratz, Peter: Vom nationalsozialistischen Turnführer zum evangelischen Pfarrer. Der ungebrochene Weg des Edmund Neuendorff. In: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 13 (2013) 2, 97–102. 30 Dok. 206. 31 Dok. 230. 32 Eine Durchsicht der Kreisblätter vom April/Mai 1933 ergab, dass ausnahmslos in allen Kreisblättern die Bestimmungen des Führers der DT abgedruckt wurden. 33 Das Deutsche Turnfest fand vom 26.–31. Juli 1933 in Stuttgart statt.













3 Inhaltliche Einführung 

 LVII

Noch vor dieser Aufforderung wies der Ulmer Turngau am 10. April 1933 seine Vereine an: „Die Vollarisierung ist spätestens bis zum Deutschen Turnfest durchzuführen“.34 Der Mittelrheinkreis ordnete in einem Rundschreiben die Gleichschaltung der Vereine an. Das bedeutete u.a.: „Die vollkommene Arisierung, d.h. der Ausschluß aller Juden, wobei deutscharische Reinheit bis in die 3. Generation verlangt wird, Judenstämmlinge und jüdisch versippte (...) ist bis zum 20. Mai durchzuführen und dem Gaubevollmächtigten zu melden“.35 Die Führung des Fichtelgebirgs-Turngaues forderte ihre Vereine am 29. April 1933 auf, „umgehend mitzuteilen, ob die entsprechenden Richtlinien (‚wonach Fremdrassige und marxistisch Eingestellte aus den Turnvereinen auszuscheiden haben‘) restlos durchgeführt sind“.36 Im Mai ordnete der Turnkreis Oberweser die Vollarisierung der Vereine an: „Ab 15. Juni gibt es keine Fremdrassigen mehr in unseren Vereinen. Rückfragen und Ausnahmegesuche sind völlig zwecklos“.37 Am 10. Mai wies der Vertreter des Kreises Rheinland die Gauführer an, die „Einführung des Arierparagraphen (...) unverzüglich durchzuführen“.38

In den Turnvereinen entsprach die Aufforderung, die jüdischen Mitglieder „auszuscheiden“, offensichtlich stärker verbreiteten zeitgenössischen antisemitischen Grundhaltungen, als bislang angenommen. Bei der Umsetzung entwik­ kelten die Vereine unterschiedliche und teilweise subtile Strategien, wie einige Beispiele verdeutlichen. Beim VfL Hannover wurde den jüdischen Mitgliedern der Ausschluss direkt mitgeteilt. Der Brief des Vereinsführers Lange an das jüdische Mitglied Max Fraenkel vom 01.12.1933 schloss mit der Bemerkung: „Wir glauben annehmen zu können, dass sie sich mit diesem Beschluss einverstanden erklären werden, und danken Ihnen hiermit bestens für die in unserem Interesse geleisteten Dienste.“39 Andere Vereine forderten ihre jüdischen Mitglieder auf, durch freiwilligen Austritt dem Ausschluss zuvorzukommen wie der Oldenburger Turnerbund, der seinen jüdischen Mitgliedern einen „blauen Brief“ schickte, in dem sie zum Austritt aufgefordert wurden.40 Mit dem dann in der Regel erfolgenden

34 Dok. 201. 35 Dok. 190. 36 Dok. 215. 37 Dok. 231. 38 Dok. 224. 39 Dok. 300. 40 Frau C.S. In: Niemann-Witter, Dagmar (Hrsg.): „Also Langeweile gab es nicht“. Kindheit und Jugend in Oldenburg 1900–1950. Oldenburg 1992, 110.

LVIII 

 Einleitung

„freiwilligen“ Austritt der jüdischen Mitglieder, der wie beim MTV Treubund Lüneburg „schweigend“ zur Kenntnis genommen wurde,41 konnten die Vereine ihr Gesicht wahren. Andere Vereine wie z.B. der TV 48 Erlangen erklärten sich schon im April 1933 öffentlich für „judenfrei“.42 Mit der Einführung des Arierparagraphen in die neue Einheitssatzung im Frühjahr 1935 versuchte die Deutsche Turnerschaft den faktisch längst vollzogenen Ausschluss der jüdischen Mitglieder nachträglich auch vereinsrechtlich zu legitimieren. In einigen Einträgen in die Vereinsregister ist dieser Vorgang dokumentiert. Der Turn- und Spielverein Hohenlimburg-Oege führte diese Satzung am 28. Mai 1935 ein.43 Die Einheitssatzung galt zwar für alle Vereine, die Bestimmungen des Arierparagraphen lösten aber trotz ihrer Eindeutigkeit („§4. Mitglieder können nur unbescholtene Deutsche sein. Als Deutsche gelten nur Volksgenossen, deren Eltern und Großeltern Arier sind“) Nachfragen beim Führerstab der DT aus. Die Reaktion der Führung der Turnerschaft erfolgte prompt. In einer amtlichen Mitteilung in der „Deutschen Turn-Zeitung“ vom 9. September 1935 wies der Reichsdietwart der DT, Kurt Münch, – zuständig für die völkische Schulung – die Vereine auf die unzweideutigen Bestimmungen des Arierparagraphen hin. Darüber hinaus begründete er den Ausschluss bzw. die Nichtaufnahme von Juden in den Vereinen der Deutschen Turnerschaft aufgrund der Bestimmungen des § 2 der Einheitssatzung. Dieser Paragraph legte analog zur Einheitssatzung des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen (DRL) vom Sommer 1935 fest, dass der Verein die Aufgabe habe, „die leibliche und seelische Erziehung seiner Mitglieder im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates durchzuführen“. Diese klare Definition der Selbstverpflichtung der Turn- und Sportvereine schloss nach Münch auch aus, „daß in unseren Vereinen […] Männer und Frauen Mitglieder sein können, die mit Juden, Halbjuden oder sonstigen Nichtariern verheiratet sind, da es doch ausgeschlossen ist, daß in einer Familie, gegen die der Vorwurf der Rassenschande erhoben werden muß, das Volksbewußtsein gepflegt werden kann und die Angehörigen im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates erzogen werden können. Es ist somit vollkommen ausgeschlossen, daß in einzelnen Vereinen Ausnahmen insofern gemacht werden, als Juden, Halbjuden oder jüdisch Versippte noch weiterhin Mitglieder sind mit der Begründung früher erworbener Verdienste.“44

41 MTV Treubund Lüneburg (Hrsg.): Die Zukunft begann 1848. 150 Jahre MTV Lüneburg. Lüneburg 1998,104. 42 Beck, Wolfgang (Hrsg.): 150 Jahre Turnverein 1848 Erlangen. Erlangen 1998, 76. 43 Dok. 308. 44 Münch, Kurt: Arier-Bestimmungen der DT. In: Deutsche Turn-Zeitung, 09.09.1935.



3 Inhaltliche Einführung 

 LIX

Neben der DT taten sich auch zahlreiche andere deutsche Sportverbände frühzeitig mit antisemitischen Bestimmungen hervor. Ein besonders radikales Beispiel lieferte der Verband Deutscher Faustkämpfer (folgend: VdF), einer der Boxverbände. Er veröffentlichte bereits im April 1933 großformatig auf der Titelseite seiner Verbandszeitung die folgenden antisemitischen Resolutionen: 1. Sämtliche Juden, auch getaufte, sind von der Mitgliederliste zu streichen. Alle neu aufzunehmenden Mitglieder müssen arischer Abstammung sein. 2. Alle Juden, die sich im Besitz der Ehrenmitgliedschaft des VDF befinden, werden aufgefordert, diese umgehend niederzulegen. 3. Jeder deutsche Berufsboxer ist mit sofortiger Wirkung von der weiteren Erfüllung eines mit einem Juden eingegangenen Arbeits- oder Managervertrages entbunden. 4. Allen Juden ist das Betreten der Verbandsräume verboten. 5. Den lizensierten technischen Leitern ist es untersagt, sich bei Ausrichtung von Boxkampf-Veranstaltungen jüdischen Kapitals oder jüdischer Personen zu bedienen. 6. Den Verbandsmitgliedern ist verboten, jüdische Ärzte, Dentisten oder Rechtsanwälte in Anspruch zu nehmen. 7. Nicht reichsdeutsche Mitglieder und Funktionäre sind bis auf Weiteres zu suspendieren.45

Ebenfalls bereits im April 1933 führte der Deutsche Schwimmverband einen Arierparagraphen ein und ordnete seinen Vereinen an, dass Juden „bei allen repräsentativen Veranstaltungen und sportlichen Vertretungen […] nicht [mehr] in Erscheinung“ treten dürften.46 Auch u.a. der Deutsche Ruderverband,47 der Allgemeine Deutsche Automobil Club,48 die Deutsche Sportbehörde für Leichtathletik und weitere Verbände verkündeten in diesen Tagen die Anwendung der Bestimmungen des Berufsbeamtengesetzes für ihre Vereine. Damit war der weitere Verbleib in den Vereinen des Verbandes nur noch Juden gestattet, „die den Schutz des Beamtengesetzes“ genossen.49 Einen Monat zuvor hatten mit dem Sport-Club Charlottenburg und dem Berliner Sport-Club bereits zwei renommierte Leichtathletikvereine Arierparagraphen eingeführt.50 Dies unterstreicht, dass in vielen

45 Dok. 194. 46 Dok. 205. 47 Dok. 221. Ende 1933 wurde dies konkretisiert und eine neue Mustersatzung mit Arierparagraph im Ruderverband eingeführt. Dok. 253. 48 Dok. 220. 49 Dok. 237. 50 Dok. 272 und Dok. 265.

LX 

 Einleitung

Verbänden der Druck zur raschen Entfernung jüdischer Mitglieder auch von der Basis, also von einzelnen lokalen Vereinen, ausging. Auch im Deutschen Fußball-Bund (folgend: DFB) gab es schnell eindeutige Hinweise darauf, dass die jüdischen Mitglieder in den Vereinen und im Verband mit seinen Untergliederungen nicht mehr erwünscht waren. 14 Vereine aus dem Süden und Südwesten bekundeten am 9. April 1933, sich „der nationalen Regierung [...] freudig und entschieden“ zur Verfügung zu stellen und boten „insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“ ihre Mitarbeit an.51 Der Kreis der unterzeichnenden Vereine dieser sogenannten „Stuttgarter Erklärung“ liest sich wie das „Who is who“ des südwestdeutschen Fußballsports: Stuttgarter Kickers, Karlsruher FV, Phönix Karlsruhe, Union Böckingen, FSV Frankfurt, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg, SpVgg Fürth, SV Waldhof, Phönix Ludwigshafen, Bayern München, 1860 München, FC Kaiserslautern und FC Pirmasens. Es fehlten bei dem Treffen in Stuttgart die Vertreter des FSV Mainz 05 und des VfR Wormatia Worms. Deshalb finden sich diese Vereinsnamen auch nicht unter der Erklärung. Am 19. April 1933 veröffentlichten der DFB und die Deutsche Sportbehörde (der heutige Deutsche Leichtathletikverband) im Verbandsorgan ‚Der Leichtathlet‘ folgende Mitteilung: Der Vorstand des DFB und der Vorstand der Deutschen Sportbehörde halten Angehörige der jüdischen Rasse, ebenso auch Personen, die sich als Mitglieder der marxistischen Bewegung herausgestellt haben, in führenden Stellungen der Landesverbände und Vereine nicht für tragbar. Die Landesverbände und Vereine werden aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen, soweit diese nicht bereits getroffen wurden, zu veranlassen.52

Mit dieser Anordnung wurde ein reichsweiter Arisierungsprozess auf den Führungsebenen der Vereine und Untergliederungen des DFB und der Deutschen Sportbehörde in Gang gesetzt. Nur wenige Tage nach dieser Erklärung rief der Süddeutsche Fußball- und Leichtathletik-Verband (SFLV) am 23. April 1933 in der ‚Allgemeinen Sportzeitung‘ seine Vereine dazu auf, „die vom Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (...) erlassenen Bestimmungen bezüglich Angehörigen der jüdischen Rasse bzw. der marxistischen Bewegung (sofort) zur Durchführung zu bringen“.53 Auch der Westdeutsche Fußballverband druckte die Resolution nur wenige Tage später in seiner Verbandszeitung ab und forderte seine Vereine damit zur raschen Umsetzung der Maßnahmen auf.54 Eine generelle Anordnung der Führung des DFB an seine Vereine, alle jüdischen Mitglieder auszuschließen, ist bislang nicht nachgewiesen. Die dem 51 Dok. 267. 52 Dok. 209. 53 Allgemeine Sportzeitung, 23.04.1933. 54 Dok. 213.



3 Inhaltliche Einführung 

 LXI

Verband nahestehende Zeitschrift ‚Sportvereins-Praxis‘ veröffentlichte im Dezember 1933 eine Meldung, nach der „nirgends generell verlangt [werde], dass Vereine einen sogenannten Arierparagraphen in ihrer Satzung haben“.55 Überliefert sind jedoch regionale Initiativen der Landesverbände, die zunächst auf den schnellen Ausschluss der jüdischen Vereine aus dem DFB abzielten. So wurden die beiden jüdischen Mitgliedsvereine des Verbandes Berliner-Athletik-Vereine (VBAV), BK Hakoah und JTSC 05 Berlin, bereits Ende März / Anfang April 1933 aus dem bis dahin überkonfessionellen Verband gedrängt.56 Der SFLV, dem zu diesem Zeitpunkt immerhin noch sieben jüdische Vereine angehörten, zog nur wenige Wochen später nach. Die ‚Jüdische Rundschau’ vermeldete am 9. Mai 1933 den Ausschluss von insgesamt sieben jüdischen Vereinen, die bis dahin – teils über viele Jahre hinweg – dem Verband angehört hatten.57 Da auch die anderen Regionalorganisationen des DFB in diesen Wochen ähnliche Beschlüsse fassten, waren die wenigen zu diesem Zeitpunkt existierenden jüdischen Vereine Mitte 1933 zunächst faktisch ohne jede Spielmöglichkeit.58 Auch die Zentrale des DFB machte rasch deutlich, was sie in der Frage der Arisierung von ihren Vereinen erwartete. Unter der Überschrift „Wussten Sie das wirklich?“ veröffentlichte der Führer des DFB, Felix Linnemann, im Februar 1934 im ‚Reichssportblatt‘ die „Aufgaben des Deutschen Fußball-Bundes“. Demnach war es eine der wichtigsten Aufgaben des Verbandes, „seine Mitglieder zu staatsbejahenden, einsatzbereiten Volksgenossen des nationalsozialistischen Staates heranzubilden“.59 Doch wer konnte überhaupt „Volksgenosse“ im NS-Staat sein? Die „nationalsozialistische Volksgemeinschaft“ wurde von den Nazis rassistisch und politisch definiert: Rassistisch hieß, dass nur ‚gesunde‘ Angehörige der arischen Rasse Mitglieder der zukünftigen Volksgemeinschaft sein konnten, also keine Juden, Sinti und Roma, keine Homosexuellen, keine Behinderten – ob geistig oder körperlich, da machten die Nazis keinen Unterschied. Auch politische Gegner des Regimes waren nicht mehr zugelassen. 55 Dok. 252. 56 Vgl. Bernett, Hajo: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland. Schorndorf 1978, 20. 57 Dok. 222. 58 Innerhalb der jüdischen Verbände gab es bis Mitte 1933 fast keinen Spielverkehr. Der Deutsche Makkabikreis spielte seit der Saison 1928/29 zwar jährlich einen Reichsmeister aus, dieser wurde jedoch unter den wenigen fußballerisch aktiven Makkabi-Klubs im Rahmen eines Turniers an einem Wochenende ausgespielt. Einen jüdischen Ligabetrieb o.ä. gab es – wie beschrieben – bis dahin lediglich in Westdeutschland in der sog. VINTUS-Liga. Vgl. dazu Peiffer, Lorenz/ Wahlig, Henry: Geschichte des jüdischen Sports in Westfalen vor und während der NS-Zeit. In: Westfälische Forschungen 63/2013, 77–102. 59 Reichssportblatt, Nr.1/1934 (18.02.1934), 24.

LXII 

 Einleitung

Die Veröffentlichung der „Aufgaben des DFB“ in dem zentralen Organ der Reichssportführung ist damit als eine indirekte Aufforderung der Führung des DFB zu verstehen, die noch in den Vereinen verbliebenen jüdischen Mitglieder auszuschließen. Bereits wenige Monate zuvor hatte Felix Linnemann einen Entwurf für eine neue Mustersatzung der Vereine des DFB im ‚Deutschen Fußballsport“ vorgestellt, in dem eine Abfrage zur Religionszugehörigkeit der Mitglieder eingefügt und durch einen Kommentar ergänzt war: „Die Frage nach der Religion ist so auszubauen, daß die Abstammung rassenmäßig überprüft werden kann“.60 Damit hatte sich im DFB frühzeitig die nationalsozialistische Sichtweise, die Zugehörigkeit zum Judentum nicht mehr auf einer konfessionellen, sondern auf einer rassischen Grundlage zu definieren, durchgesetzt. Auch wenn die Erklärung der süddeutschen Vereine vom 9. April 1933 zunächst nicht mehr als eine allgemeine Absichtserklärung darstellte, führte sie in den beteiligten Vereinen zu sehr unterschiedlichen Reaktionen: Der 1. FC Nürnberg informierte seine jüdischen Mitgliedern nur wenige Tage später über ihren bereits vollzogenen Ausschluss.61 Eintracht Frankfurt dagegen, ebenfalls Unterzeichner der Stuttgarter Erklärung, verzichtete zunächst auf die Einführung radikaler judenfeindlicher Bestimmungen. So ist bekannt, dass der im Zuge der NS-Gleichschaltung gewählte Vereinsführer bis mindestens 1935 jüdische Mitglieder in seinen Reihen deckte und sogar nichtarische Mitglieder neu aufnahm, die aus anderen Vereinen ausgeschlossen worden waren.62 Die letzten jüdischen Mitglieder mussten den Verein demnach erst im Jahr 1937 verlassen.63 Den vorliegenden Quellen zufolge war dies alles andere als der Regelfall. Die in dieser Edition aufgeführten Beispiele machen deutlich, dass der Prozess der Arisierung in der deutschen Turn- und Sportbewegung bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele weitestgehend abgeschlossen war. Einzelne Verbände wie der Deutsche Golfverband, der Ende 1933 zunächst noch weitgehende ­Ausnahmegenehmigungen für seine jüdischen Spieler erreichen konnte64 oder der Deutsche Motoryachtverband65 blieben eine seltene Ausnahme. Beide konnten sich ihrer Arisierung bis kurz nach den Olympischen Spielen widersetzen.

60 Dok. 246. 61 Dok. 277 und Dok. 278. 62 Dok. 307. 63 Dok. 315. 64 Dok. 247 und 248. Eine umfassende Arisierung wurde erst nach den Olympischen Spielen erzwungen: Dok. 261. 65 Dok. 263.



3 Inhaltliche Einführung 

 LXIII

Es ist vielmehr davon auszugehen, dass bereits Ende 1933 der Ausschluss der meisten Juden aus den deutschen Turn- und Sportvereinen und ihren Verbänden geregelt und größtenteils auch vollzogen war. Dafür spricht die Implementierung unterschiedlicher Arierbestimmungen in die Satzungen verschiedenster Vereine und Verbände noch im Laufe des Jahres 1933, auch wenn sich diese in ihrer konkreten Form und in ihrem Umfang zunächst noch unterschieden.66 Auch die Gründung zahlreicher jüdischer Sportvereine und ihr explosionsartiges Wachstum im Laufe des Jahres 1933 sind als weiteres eindeutiges Indiz für den fortgeschrittenen Ausschluss der jüdischen Sportlerinnen und Sportler aus ihren ‚alten‘ überkonfessionellen Vereinen zu werten.67 Die oben genannten Ausnahmen zeigen deutlich, dass gesellschaftliche Massenorganisationen im Umgang mit ihren jüdischen Mitgliedern sehr wohl Freiräume hatten, die jedoch – zumindest im Bereich des Sports – nur in wenigen Fällen auch tatsächlich genutzt wurden. Der deutsche Sport war im Prozess der Arisierung der deutschen Gesellschaft kein bloßer Befehlsempfänger, sondern zählte seinerseits zu den Initiatoren und handelnden Akteuren. Für viele Sportfunktionäre eröffneten sich mit der NS-Machtübernahme „Ermöglichungsräume“,68 die sie nun bereitwillig gestalteten. Volksgemeinschaft bedeutete für sie auch eine Selbstermächtigung, die auf Rassismus basierende Öffnung neuer Handlungsoptionen. Der Ausschluss jüdischer Mitglieder war dabei jedoch nur der erste Schritt eines umfangreicheren Prozesses der Selbstgleichschaltung, der die Handlungsweisen im Alltag der Vereine ganz in den Dienst des NS-Staates und seiner Überzeugungen stellte.69 Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder aus der Gemeinschaft der Turn- und Sportvereine war gleichbedeutend mit der Auflösung bestehender sozialer Kontakte und Freundschaften. Bis 1933 war die religiöse Orientierung für die Mitgliedschaft in den Turn- und Sportvereinen in der Regel ohne Bedeutung gewesen. Umso drastischer wurde nach dem 30. Januar 1933 vor allem den assimilierten und in die deutsche Gesellschaft weitgehend integrierten Juden die Bedeutung ihrer jüdischen Herkunft vor Augen geführt. „Vorher waren wir ganz normale 66 Vgl. die entsprechenden Dokumente in Kapitel 3.1. und 3.2. der Sammlung. Unterschiede zeigen sich v.a. im Umgang mit sog. jüdischen Frontkämpfern und anderen bereits im Verein befindlichen, verdienten jüdischen Mitgliedern. Hier wurden von einigen Verbänden zunächst, analog zum „Berufsbeamtentum-Gesetz“, Ausnahmen definiert. 67 Im Laufe des Jahres 1933 stieg die Mitgliederzahl im Sportbund Schild von 7.000 auf 17.000 Sportler, der Makkabi verdreifachte seine Zahlen in gleicher Zeit von 3.000 auf 10.000 Athleten. Vgl. Wahlig, Sport im Abseits, 190. 68 Wildt, Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung sowie Caplan, Jane/Wachsmann, Nikolaus (Hrsg.): Concentration Camps in Nazi Germany. London 2010. 69 Vgl. dazu Borggräfe, Zwischen Ausblendung und Aufarbeitung.

LXIV 

 Einleitung

Deutsche, erst durch die Nazis wurden wir bewusste Juden“, beschreibt ein jüdischer Sportler den grundlegenden Bewusstseinswandel.70 Der frühe Zeitpunkt und die Initiativen zur Arisierung der deutschen Turnund Sportbewegung, für die die DT und andere Sportverbänden gleich in den ersten Monaten der NS-Herrschaft verantwortlich waren, strahlten in ihrer Wirkung weit über den sportlichen Kreis in die Gesamtgesellschaft aus. Die reichseinheitliche satzungsmäßige Aufnahme des Arierparagraphen erfolgte erst in der Einheitssatzung des Nationalsozialistischen Reichsbunds für Leibesübungen (NSRL) im März 1940. Diese Satzung legte in § 5 unmissverständlich fest: „Mitglieder können nicht Personen sein, die nicht deutschen oder artverwandten Blutes oder solchen gleichgestellt sind“.71 In der sportlichen Realität fasste diese Satzungsänderung jedoch nur noch nachträglich eine Praxis zusammen, die die deutsche Turn- und Sportbewegung bereits Jahre zuvor in eigener Verantwortung abgeschlossen hatte. Jüdische Mitglieder hatten spätestens nach Ende der Olympischen Spiele 1936 in deutschen Sportvereinen keine Chancen auf Mitgliedschaft mehr. Welche Folgen hatte diese sportpolitische Exklusion für die deutsche Gesamtgesellschaft? Im Vereinsalltag vor Ort wurde für viele der 6,5 Millionen Sportler – dies waren über 10% der gesamten deutschen Bevölkerung – erstmals abseits der hohen Politik ganz unmittelbar sicht- und fühlbar, welche Menschen fortan nicht mehr zu der ‚neuen‘ Gemeinschaft gehörten. Es konnte den Mitgliedern in den Tausenden Turn- und Sportvereinen nicht verborgen geblieben sein, dass ab dem Frühjahr 1933 ehemalige Vereinskameradinnen und -kameraden, Mitspielerinnen und Mitspieler von heute auf morgen einfach nicht mehr da waren. Die Lücke, die sie hinterließen, ließ sich nicht kaschieren. Die von Vereinen verkündeten Ausschlüsse, die vor Sportplätzen oder Schwimmbädern aufgestellten ‚Warntafeln‘, mit denen Juden öffentlich der Zutritt verweigert wurde, schufen unübersehbare Zeichen der Stigmatisierung, mit denen die neuen Trennlinien der Volksgemeinschaft zwischen Inklusion und Exklusion in der sozialen Praxis festgeschrieben wurden: „In dem Moment, in dem das Recht gegenüber einer Gruppe ohne Folgen für die Täter gebrochen wurde, war die Grenze der Volksgemeinschaft bereits gezogen“.72 Die beschriebenen Mechanismen zeigen, dass diese Form der Exklusion in aller Regel nicht von oben gesteuert, sondern von den Turn- und Sportvereinen 70 Boeti, Pascal: „Muskeljudentum“. Der Turn- und Sportverein „Hakoah Essen“ – ein jüdischer Sportverein. In: Barbian, Jan-Pieter/ Michael Brocke/Ludger Heid (Hrsg): Juden im Ruhrgebiet. Vom Zeitalter der Aufklärung bis in die Gegenwart. Essen 1999, 601–617. 71 Dok. 45. 72 Wildt, Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung, S. 372.



3 Inhaltliche Einführung 

 LXV

und ihren Verbänden als eine der größten gesellschaftlichen Organisationen im deutschen Reich in eigener Verantwortung initiiert und vorangetrieben wurde. Ihre Durchsetzungsmittel waren dabei keine unmittelbaren Gewaltaktionen, sondern eher stille und häufig eher im halböffentlichen Raum vollzogene Praktiken der Stigmatisierung und Ausgrenzung. Dieser Aspekt der Judenverfolgung, der gleichsam einen ersten wichtigen Schritt zur Schaffung einer rassisch definierten und bereinigten NS-Volksgemeinschaft bedeutete und in seiner Wirkung weit über den rein sportlichen Rahmen hinaus in die Gesamtgesellschaft ausstrahlte, ist von der Geschichtswissenschaft noch nicht hinreichend beachtet worden. Die auf dieser gesellschaftlichen Ebene begonnene Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung führte in einer geraden Linie über ihre zunehmende Separierung, Isolierung und Ghettoisierung hin zur Vernichtung der europäischen Juden.

3.2 Reichssportführung und andere Ministerien Am 28. April 1933 wurde der SA-Mann Hans von Tschammer und Osten zum Reichssportkommissar ernannt. Erst von diesem Zeitpunkt an kann von einer eigenen nationalsozialistischen Sportpolitik nach der Machtübernahme der NSDAP gesprochen werden.73 Wie im vorherigen Abschnitt ausführlich dargestellt worden ist, waren zahlreiche Sportverbände und -vereine zum Zeitpunkt der Ernennung Tschammers bereits in eigener Initiative mit judenfeindlichen Bestimmungen, vor allem mit der Aufnahme von Arierbestimmungen in ihre Satzungen, vorangeprescht. Vor diesem Hintergrund konnte der Reichssportkommissar – seit dem 19. Juli 1933 als Reichssportführer – zunächst einen ausgesprochen zurückhaltenden Kurs in der Frage der Mitgliedschaft von Juden in bürgerlichen Vereinen einschlagen. Zwar betonte Tschammer bereits in einer Rundfunkrede Anfang Mai 1933, dass der deutsche Sport künftig „durch den arischen Menschen […] und nicht den Juden“ bestimmt werden müsse,74 warnte jedoch zugleich mehrfach vor einem allzu übereilten Vorgehen beim Ausschluss jüdischer Mitglieder aus bürgerlichen Klubs. Die radikalen Kräfte in der DT rief er sogar öffentlich zur Mäßigung auf: Besondere Aufmerksamkeit verlangt auch die Behandlung der arischen Frage. Ganz plötzlich hat die Deutsche Turnerschaft mit unerwarteter Schärfe durchgegriffen, ­plötzlich – aber

73 Zur Person Tschammers, vgl. Steinhöfer, Dieter: Hans von Tschammer und Osten. Reichssportführer im Dritten Reich. Berlin 1973; Kluge , Volker: Hitlers Statthalter im Sport. Hans von Tschammer und Osten. In: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 7 (1993) 3, 29–42. 74 Dok. 21.

LXVI 

 Einleitung

früher sprach man dort anders darüber. Ich stehe auf dem Standpunkt, auch die Behandlung dieser Frage etwas diplomatisch zu besorgen. Gelingt das nicht, dann wollen wir schweigen über diese Frage. Ueberhitzte Temperamente mögen mich verschonen, denen verschließe ich die Türe.75

Auch in weiteren öffentlichen Verlautbarungen und Reden kündigte Tschammer in diesen Wochen mehrfach an, dass „bezüglich des Arierparagraphen […] im deutschen Sportleben [die] Bestimmungen des Beamtengesetzes nicht in jedem Falle“76 anwendbar seien und dass es durchaus möglich sei, dass „der eine oder andere Jude wieder zu der Sportart, in der er oft Jahrzehnte tätig war, zurückfindet“.77 Diese zunächst überraschend zurückhaltend scheinende Politik ist einzig und allein auf die bevorstehenden Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin zurückzuführen. Für die Nationalsozialisten war die Teilnahme der deutschen Mannschaft an den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam noch ein „Verbrechen am deutschen Selbststolz“ gewesen.78 Und noch wenige Jahre später verbreitete der ‚Völkische Beobachter‘ im Hinblick auf die kommenden Olympischen Spiele in Deutschland: Neger haben auf der Olympiade nichts zu suchen (...) so kann man heute leider erleben, daß der freie Mann oft sogar mit unfreien Schwarzen, mit Negern, um die Siegespalme kämpfen muß. (...) Die nächsten Olympischen Spiele finden im Jahre 1936 in Berlin statt. Hoffentlich wissen die verantwortlichen Männer, was ihre Pflicht ist. Die Schwarzen müssen ausgeschlossen werden.79

Im Gegensatz zu der nationalsozialistischen Propaganda gegen den Internationalismus der Olympischen Spiele hatte Hitler bereits im Jahr 1923 sein Interesse an einer Austragung der Spiele 1936 in Deutschland bekundet und diese Haltung auch nach der Machtübernahme nochmals bestätigt.80 Spätestens nach den Ereignissen des 1. April 1933, die der Welt die politische Willkür, Gewalt und Verfolgung der deutschen Juden unmissverständlich vor Augen führte, formierten sich in den USA und einigen europäischen Ländern 75 Dok. 26. 76 Dok. 25. 77 Dok. 22. 78 Völkischer Beobachter, 14.09.1928, zit. n. Ostler, Josef/Schwarz, Peter/Schwarzmüller, Alois/ Wörndle, Franz: Die Kehrseite der Medaille. Dokumentation zur Dauerausstellung in GarmischPartenkirchen. Garmisch-Partenkirchen 2016, 7. 79 Völkischer Beobachter, 19.08.1932, zit. n. Krüger, Arud: Die Olympischen Spiele 1936 und die Weltmeinung. Berlin 1972, 33. 80 Siehe dazu Teichler, Hans. Joachim: Das IOC und der Ausschluss der deutschen Juden von den Olympischen Spielen 1936. In: Bahro, Berno/Braun, Jutta/Teichler, Hans Joachim (Hrsg.): Vergessene Rekorde. Jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933. Berlin 2009, 124.



3 Inhaltliche Einführung 

 LXVII

Proteste gegen die Austragung der Olympischen Spiele in Deutschland.81 Vor dem Hintergrund der fortdauernden judenfeindlichen Aktionen sah sich das Internationale Olympische Komitee (folgend: IOC) letztlich genötigt, von der deutschen Reichsregierung bis zur kommenden Sitzung des IOC am 5. Juni 1933 in Wien eine Erklärung zu fordern, „dass die Spiele die Amateure aller Nationen auf dem Fuß der größtmöglichen Gleichheit vereinigen müssen, d.h. dass sie keinerlei politischen rassenmäßigen, nationalen oder konfessionellen Charakter haben dürfen“.82 In Wien gaben die deutschen Mitglieder eine vom Reichsminister des Innern autorisierte Erklärung ab, die die folgenden Kernsätze beinhaltete: „Alle olympischen Vorschriften werden auf das genaueste beachtet werden“ sowie „die deutschen Juden werden aus der deutschen Mannschaft für die IX. Olympischen Spiele nicht ausgeschlossen sein“.83 Diese Erklärung trug entscheidend zur vor­ übergehenden Beruhigung des IOC bei.84 Vor diesem Hintergrund mussten die NS-Behörden auch jüdischen Sportlerinnen und Sportlern wieder Partizipationsmöglichkeiten im Rahmen der Olympia-Vorbereitung einräumen, um ein erneutes Aufflammen der BoykottBewegung oder gar einen Entzug der Spiele zu verhindern. Auch in der Frage der Mitgliedschaft von Juden in bürgerlichen Vereinen musste die Reichssportführung nun offiziell Entgegenkommen zeigen. Im Herbst 1933 veröffentlichte der Reichssportführer daher eine entsprechende Anordnung. Diese wiederholte zunächst die bereits zuvor von Tschammer vertretene Politik, nach der Juden keine „Vorstands- oder sonstigen Vereins­ posten“ übernehmen durften, sofern sie nicht die Anforderungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erfüllten. In der Frage der einfachen Mitgliedschaft von Juden gewährte der Reichssportführer den Vereinen nun aber auch ganz offiziell neue Handlungsspielräume: So bestimmte diese Direktive, dass „der Erlaß von Vorschriften über die Aufnahme nichtarischer Mitglieder in anerkannten Sportvereinen den Fachverbänden und, soweit von diesen keine bindenden Vorschriften ergehen, den einzelnen Vereinen überlassen“ bleiben sollte.85 Diese Anordnung wurde im Dezember 1933 mit entsprechenden Ausführungsbestimmungen in offiziellen Verbandspublikationen deutscher 81 Siehe dazu Braun, Jutta: Der Boykott und „die Alibijuden“ – Zur Allianz von amerikanischen Sport, NS-Sportführung und IOC zur Sicherung der Spiele von Berlin 1936. In: Bahro, Berno/ Braun, Jutta/Teichler, Hans Joachim (Hrsg.): Vergessene Rekorde. Jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933. Berlin 2009, 138–145. 82 Zit. n. Teichler, Das IOC, 127. 83 Dok. 317. 84 Zu den Boykottdiskussionen in den USA siehe Krüger, Olympische Spiele 1936, 107ff. 85 Dok. 31.

LXVIII 

 Einleitung

Sportorganisationen veröffentlicht und war somit einer breiten Sportöffentlichkeit bekannt.86 Auch den jüdischen Sportorganisationen wurden neue rechtliche Möglichkeiten eingeräumt, um die Garantieerklärungen gegenüber dem IOC offiziell einzuhalten. Einen ersten Schritt in diese Richtung bedeutete die Direktive der Reichssportführung vom November 1933: Gegen sportliche Betätigung selbständiger jüdischer Vereine, gegen die keine polizeilichen Bedenken bestehen, habe ich nichts einzuwenden. Ich bin auch damit einverstanden, dass sich Vereine zu Verbänden zusammenschließen. Bezüglich etwaiger Vergünstigungen würden für jüdische Vereine sinngemäß die gleichen Vorschriften gelten, wie für sonstige Sportvereine und Verbände, die dem Reichssportführerring nicht angeschlossen sind.87

Obwohl diese Anordnung noch vollständig auf konkrete Anweisungen, beispielsweise entsprechende Direktiven an die Kommunen zur Rückgabe öffentlicher Sportplätze, verzichtete, bedeutete sie für die jüdischen Sportvereine einen erheblichen Fortschritt: Erstmals wurden sie von einer staatlichen Institution in NS-Deutschland anerkannt und ihre Arbeit legitimiert. Damit endete ein rechtlicher Schwebezustand, wie die ‚Jüdische Rundschau‘ am 1. Dezember 1933 erleichtert kommentierte: „Die Unsicherheit in der Sportausübung ist erst vor wenigen Tagen durch den Erlaß des Reichssportführers beseitigt worden.“88 Eine erste ausführliche Stellungnahme der Reichssportführung zur Zukunft des jüdischen Sports in NS-Deutschland folgte im Juli 1934, kurz vor der Reise des US-amerikanischen Sportführers Avery Brundage nach Deutschland. Diesem Besuch kam eine entscheidende Bedeutung für die Boykottdiskussionen in den Vereinigten Staaten zu. Nur vor diesem Hintergrund war die NS-Führung zu diesem Zeitpunkt zu besonderen Konzessionen gegenüber den jüdischen Sportvereinen bereit. Bis dahin war die Lage der Vereine und Verbände durch eine massive Widersprüchlichkeiten geprägt, da die rechtlichen Rahmenbedingungen je nach Gemeinde oder Land stark divergierten. Einheitliche Anordnungen von oben gab es, trotz erster Ansätze in der Direktive der Reichssportführung vom 17. November 1933, bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Erst diese Richtlinien definierten erstmals ausführlich und eindeutig die rechtlichen Handlungsspielräume, in denen sich jüdische Sportorganisationen in Deutschland von nun an entfalten konnten.89

86 Dok. 32. 87 Dok. 29. 88 Jüdische Rundschau, 1.12.1933. 89 Dok. 35.



3 Inhaltliche Einführung 

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Aus dem Katalog der Anordnungen besaßen für die jüdischen Sportverbände vor allem zwei Paragraphen entscheidende Bedeutung. Paragraph 3 bestimmte erstmals offiziell, dass es Vereinen des DRL wieder prinzipiell gestattet war, Freundschaftsspiele gegen jüdische Teams auszutragen. In der Praxis entschieden fortan die Sportverbände in eigener Verantwortung darüber, ob und wie solche Begegnungen zugelassen und durchgeführt wurden. Durch die Anordnung in Paragraph 4 wurden Kommunalverwaltungen erstmals konkret angewiesen, dass einer Nutzung öffentlicher Anlagen durch jüdische Vereine prinzipiell „nichts im Wege“ stehen dürfe. Diese Politik scheinbarer rechtlicher Zugeständnisse im Vorfeld der Olympischen Spiele lag nicht in der alleinigen Verantwortung der Reichssportführung, sondern wurde von höchsten Stellen der NS-Führung so vorgegeben. Da einer reibungslosen Durchführung der Olympischen Spiele mittlerweile größte Priorität beigemessen wurde, wachte die NS-Führung genauestens darüber, dass den Direktiven der Reichssportführung auf allen Ebenen entsprechende Beachtung geschenkt wurde. Im Juni 1934 erließ Adolf Hitler eine seiner sehr seltenen Direktiven zum Sport, in der er anordnete, dass „eigenmächtige Entscheidungen, die der Grundtendenz der bisher von mir anerkannten Arbeit des Reichssportführers zuwiderlaufen und die ohne seine Mitarbeit zustande kommen“, ab sofort „zu unterbleiben“ hätten.90 Auch der Reichsminister des Inneren als direkt übergeordnete Stelle des Reichssportführers schaltete sich mehrfach in laufende rechtliche Verfahren ein und verwies ausdrücklich darauf, dass den Anordnungen der Reichssportführung Folge zu leisten sei.91 Auch seine Direktive vom 3. September 1935, in der er die Politik gegenüber jüdischen Sportlern im Vorfeld der Olympischen Spiele umfassend vorstellte, entsprach genau dieser Linie und zitierte die vorherigen Vorgaben der Reichssportführung teils wortwörtlich.92 Andere Ministerien waren in die Diskriminierung jüdischer Sportler nur dort punktuell einbezogen, wo es einen konkreten inhaltlichen Bezug gab. So wies das Auswärtige Amt bereits im März 1935 seine Botschaften an, jüdische Athleten bei Wettkämpfen im Ausland zwar weiterhin prinzipiell zuzulassen, sie aber nicht wie andere deutsche Sportler zu behandeln und in ihren Fällen nicht länger auf die üblichen protokollarischen Zeremonien wie das Abspielen der deutschen Hymne zu drängen. Damit wurde den jüdischen Sportlern bereits zu diesem Zeitpunkt – ein halbes Jahr vor Einführung der Nürnberger Gesetze – faktisch die 90 Dok. 3. 91 Ein allgemeines Beispiel hierfür ist Dok. 4 oder als konkreter Fall Dok. 51, wo der Reichsinnenminister den Magistrat der Stadt Hannover anwies, sich nicht länger über die Anordnungen der Reichssportführung hinwegzusetzen. 92 Dok. 9.

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deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.93 Das Reichsministerium für Wissenschaft und Erziehung war für die Überwachung der jüdischen Jugendverbände zuständig, die häufig auch sportlich aktiv waren. In seinen Richtlinien vom 10. Juli 1935 ordnete das Ministerium eine umfassende Separierung der jüdischen Verbände an, die der allgemeinen Politik der ‚Unsichtbarmachung‘94 jüdischer Sportler entsprach: Jugendherbergen jüdischer Verbände durften nur noch dort fortbestehen, wo Volksgenossen dadurch „nicht beruflich benachteiligt oder sonst unangenehm berührt“ wurden.95 Diese und andere Richtlinien weisen darauf hin, dass die Politik der scheinbaren rechtlichen Zugeständnisse im Vorfeld der Olympischen Spiele nicht mit einer tatsächlichen rechtlichen Zurückhaltung oder gar Besserstellung jüdischer Sportorganisationen verwechselt werden darf. Bei diesen Anordnungen handelte es sich um taktische Maßnahmen, die ausschließlich dazu gedacht waren und nur insoweit formuliert waren, um ausländische Stellen und das IOC im Vorfeld der Olympischen Spiele temporär zu beruhigen und ihre Teilnahme an den Spielen zu sichern. Hinter den Kulissen arbeiten die Reichssportführung und andere staatliche Stellen auch in dieser Zeit bereits darauf hin, jüdische Sportler soweit wie möglich aus dem öffentlichen Erscheinungsbild zu verdrängen, wenn man deren sportliche Betätigung vorerst schon nicht gänzlich verhindern konnte. In diesen Zusammenhang ist beispielsweise die Anordnung vom 24. September 1935 einzuordnen, nach der Juden nicht länger die Prüfungen zum Reichssportabzeichen ablegen durften.96 Diese Anordnung wurde durch entsprechende Ausführungsbestimmungen der Geheimen Staatspolizei vom 23. Dezember 1935 ergänzt. Ihnen zufolge war Juden fortan auch das Tragen (bereits abgelegter) Reichssportabzeichen verboten.97 Ebenso wurde – trotz entgegengesetzter Bekenntnisse für die Weltöffentlichkeit – bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele massiver Druck auf diejenigen Vereine und Verbände ausgeübt, die sich ihrer Arisierung entzogen: Dies zeigt sich in der Mitte des Jahres 1935 eingeführten Einheitssatzung des DRL, die alle bürgerlichen Sportvereine in Deutschland zwangsweise annehmen mussten. Diese Satzung verzichtete zwar weiterhin offiziell auf die Einführung eines Arierparagraphen, um den Garantieerklärungen gegenüber dem IOC nicht zu widersprechen. Der neue §2 der Einheitssatzung legte als neuen Vereinszweck 93 Dok. 1. 94 Vgl. Wahlig, Sport im Abseits, 69ff. 95 Dok. 17. 96 Dok. 41. 97 Dok. 151.



3 Inhaltliche Einführung 

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jedoch zugleich die „leibliche und seelische Erziehung seiner Mitglieder im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates“ fest.98 In einem Kommentar, der den Sportvereinen bei der Anwendung der Satzung helfen sollte, interpretierte der Rechtsanwalt Dr. Werner Geibel diesen Passus dahingehend, dass dem „Geist der in der Einheitssatzung niedergelegten Grundsätze“ zufolge „Nichtarier und die ihm durch das Berufsbeamtengesetz Gleichgestellten von der Aufnahme grundsätzlich ausgeschlossen“ seien.99 Auch der offizielle Rechtsbeauftragte des Reichssportführers, Stefan Nürck, formulierte diese Rechtsauffassung in den offiziellen Ausführungsbestimmungen der Satzung etwas ‚diplomatischer‘, in der Sache aber nicht weniger deutlich: Da der Zweck des Vereins auf die Erziehung der Mitglieder im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates gerichtet ist, muß der Aufzunehmende die Voraussetzung mitbringen, die ihn befähigt, an dieser Erziehungsarbeit teilzunehmen. Er muß demgemäß eine freudige und positive Einstellung zur nationalsozialistischen Volksgemeinschaft erkennen lassen. […] Die Aufnahme von Personen nichtarischer Abstammung und von Personen, welche die deutsche Reichsangehörigkeit nicht besitzen, ist durch die Einheitssatzung nicht geregelt, der Verein ist daher an sich in seiner Entscheidung frei, soweit nicht bestehende Verbandsbindungen ihm den Weg weisen. Hinsichtlich der Nichtarier ergibt sich in dessen die Entscheidung bereits aus dem § 2 der Einheitssatzung von selbst.100

In der rechtlichen Praxis bedeutete dieser Passus die Einführung von Arierbestimmungen ‚durch die Hintertür‘. Er markierte das weitgehende Ende jüdischer Partizipation im bürgerlich-deutschen Sport. Von diesem Zeitpunkt finden sich nur noch sehr wenige Beispiele, in denen jüdische Mitglieder noch in bürgerlichen Sportvereinen verbleiben konnten. Die offizielle Arisierung aller DRL-Vereine hielt die Reichssportführung im Vorfeld der Olympischen Spiele aus taktischen Erwägungen weiterhin nicht für zweckmäßig: „Unmittelbar vor den Olympischen Spielen“, schrieb ein Beauftragter der Reichssportführung im Mai 1936, sei „der Zeitpunkt denkbar ungeeignet […], die Judenfrage in den Vereinen des D.R.L. zu lösen.“ Nach Ende der Spiele könne jedoch „sicher“ damit gerechnet werden, dass „die Judenfrage im D.R.L. restlos und durchgreifend geklärt“ werde.101 Nur wenige Monate nach Ende der Spiele folgten dieser Absichtserklärung Taten: Der Deutsche Golfverband102 und der Deutsche Motoryachtverband,103 zwei 98 Dok. 40. 99 Dok. 40. 100 Dok. 40. 101 Dok. 43. 102 Dok. 261. 103 Dok. 263.

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 Einleitung

Unterorganisationen des DRL, die bis dahin noch keine Arierstatuten erlassen hatten, erklärten nun gegenüber ihren Mitgliedern, dass das Reichssportamt die weitere Mitgliedschaft von Juden in DRL-Vereinen für „unmöglich“ erklärt habe. Auch aus den wenigen noch nicht arisierten Ballsportvereinen gibt es nun Belege dafür, dass hier nun die letzten noch verbliebenen jüdischen Mitglieder ausgeschlossen wurden.104 Auf diese Weise wurden im Laufe des Jahres 1937 auch die wenigen noch verbliebenen Reste jüdischer Teilhabe in der bürgerlichen Sportbewegung beseitigt. Da der deutsche Sport von diesem Zeitpunkt an vollständig ‚judenfrei‘ war, konnte sich die Reichssportführung Zeit lassen, bis sie einen offiziellen Arierparagraphen in den Statuten der Verbände festschreiben ließ. Dies erfolgte erst bei einer Neufassung der Einheitssatzung für alle Vereine des NSRL im Jahr 1940. In § 4 hieß es dort von nun an unzweideutig: „Mitglieder können nicht Personen sein, die nicht deutschen oder artverwandten Blutes oder solchen gleichgestellt sind“.105 Mit dem Ausscheiden der letzten Juden aus den bürgerlichen Vereinen hatte die Reichssportführung ihr Interesse an der Zukunft des jüdischen Sports in Deutschland weitestgehend verloren. Auch wenn diese Vereine weiterhin in Deutschland sportlich aktiv waren, fühlte sich die Reichssportführung offensichtlich nicht länger für sie zuständig. Nicht anders ist es zu verstehen, dass die im August 1938 erlassenen ausführlichen „Richtlinien für die Betätigung der jüdischen Sportvereine“ nicht mehr länger durch die Reichssportführung, sondern durch die Geheime Staatspolizei veröffentlicht wurden.106

3.3 Kommunalverwaltungen In neueren Forschungen zum Nationalsozialismus wird der große Einfluss herausgearbeitet, den auch Kommunalverwaltungen als formal untergeordnete Instanzen des NS-Staates auf die Radikalisierung der Judenverfolgung seit

104 Die vier als ‚Halbjuden‘ deklarierten Brüder der Familie Chotzen durften seit dem März 1937 nicht mehr an Handballspielen für den Berliner SV 92 teilnehmen, vgl. Schieb, Barbara: Zur Situation von ‚Mischlingen‘ in einem allgemeinen Sportverein in Berlin nach 1933. In: Niewerth, Toni/Jurek, Tomasz/Mattausch, Wolf-Dieter (Red.): Jüdischer Sport und Jüdische Gesellschaft. Jewish Sport and Jewish Community. Berlin 2010, 355–364. Auch die letzten verbliebenen ­jüdischen Mitglieder von Eintracht Frankfurt mussten den Klub in diesem Jahr verlassen, vgl. Dok. 315. 105 Dok. 45. 106 Dok. 157.



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1933 nahmen.107 Diese Erkenntnisse decken sich mit den hier aufgeführten Quellenzeugnissen zur Entfernung der Juden aus dem Gesellschaftsbereich des Sports. Während hochgestellte Instanzen des Regimes wie die Reichssportführung mit Rücksicht auf die bevorstehenden Olympischen Spiele vor allem in den Jahren 1933 bis 1936 zumindest nach außen hin vielfach eine zurückhaltende Wirkung auf die Judenverfolgung im Sport ausübten, trieben zahlreiche Kommunalverwaltungen in eigener Verantwortung die Entfernung sportlich aktiver Juden aus dem öffentlichen Stadtbild voran. Ein erster Schritt in dieser Richtung war bereits im Frühjahr 1933 der Ausschluss aller zu diesem Zeitpunkt bestehenden jüdischen Sportvereine aus den Stadt- und Bezirksausschüssen für Jugendpflege und Leibesübungen sowie die Streichung aller finanziellen Vergünstigungen wie Fahrpreisermäßigungen für Mitglieder jüdischer Klubs. Dieses vor Ort offensichtlich bereits schon länger praktizierte Vorgehen wurde am 22. Mai 1933 vom Preußischen Minister für Wissenschaft gegenüber den Regierungspräsidenten für verpflichtend erklärt.108 Durch diese Maßnahme verloren die jüdischen Vereine den Zugang zu einem wichtigen städtischen Gremium, das bis dahin ihre Teilhabe im kommunalen Sportleben garantiert hatte. Daneben erlitten die Vereine enorme finanzielle Einbußen, die nun den Mitgliedern aufgebürdet werden mussten. Eine weitergehende von den Kommunen verantwortete Maßnahme war der Entzug öffentlicher Sporteinrichtungen. Durch diesen Schritt wurden die meisten jüdischen Sportvereine quasi über Nacht heimatlos, da fast alle Klubs zu diesem Zeitpunkt auf die Nutzung öffentlicher Sportanlagen angewiesen waren. Nur sehr wenige jüdische Vereine besaßen im Jahr 1933 ausreichend finanzielle Mittel, um einen eigenen Sportplatz oder Sporthalle zu unterhalten.109 Bereits im Zuge der Boykott-Aktionen gegen jüdische Gewerbetreibende am 1. April 1933 hatten sich erste Stadtverwaltungen darum bemüht, diese Aktion auch auf jüdische Sportler und Sportvereine auszudehnen. Am Tag vor dem Boykott veröffentlichte das Amt für Leibesübungen der Stadt Köln eine Resolution, die dazu aufforderte, Juden und Marxisten von städtischen Sportplätzen auszuschließen.110

107 Vgl. Gruner, Wolf: Die NS-Judenverfolgung und die Kommunen. Zur wechselseitigen Dynamisierung von zentraler und lokaler Politik 1933–1941. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 1/2000, 75–126. 108 Dok. 49. 109 In einem Zeitungsartikel wird Ende 1933 erwähnt, dass es in ganz Deutschland nur „vier oder fünf“ jüdische Sportplätze gab. Jüdische Rundschau, 01.12.1933. 110 Dok. 65.

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 Einleitung

Während diese Resolution noch einen rein appellativen Charakter besaß und keine rechtlich bindende Wirkung hatte, gingen viele Kommunalverwaltungen in den folgenden Wochen zu einem schärferen Vorgehen über und kündigten den jüdischen Sportvereinen ihre Pachtverträge zur Nutzung öffentlicher Sportanlagen auf. So beschloss der Magistrat der Stadt Hannover bereits am 23. Juni 1933 die sofortige Kündigung aller Mietverträge mit den jüdischen Sportvereinen der Stadt.111 Keine zwei Monate später verpflichtete der Magistrat in einem weiteren Beschluss alle örtlichen Sportvereine darauf, einen Nachweis ihrer vollständig abgeschlossenen Arisierung zu erbringen. Andernfalls drohte man, den Vereinen keinerlei städtische Zuschüsse mehr zur Verfügung zu stellen.112 Eine solch rigorose, von öffentlicher Seite erzwungene, Entfernung aller jüdischen Sportler aus dem allgemeinen Sport widersprach dem zumindest nach außen hin zurückhaltenden Kurs der Reichssportführung und anderer staatlicher Stellen vor den Olympischen Spielen von 1936. Deshalb ordnete der Preußische Innenminister im Mai 1934 – natürlich nach der bereits fast vollständig durchgeführten Arisierung der Hannoveraner Sportvereine – die stillschweigende Rücknahme dieses Beschlusses an.113 Auch in anderen Stadtverwaltungen, wie zum Beispiel in Krefeld114 oder in Stade,115 sind ähnliche Anweisungen zur Arisierung an die örtlichen Sportvereine nachweisbar. Andere Kommunalverwaltungen wiederum konzentrierten sich in ihrer antijüdischen Sportpolitik zunächst auf die Bekämpfung der örtlichen jüdischen Sportvereine: So verhängte der Stadtrat von Trier – wohlgemerkt ohne eine entsprechende rechtliche Grundlage durch höhere Stellen – ein vollständiges Versammlungsverbot für jüdische Sportgruppen. Daraufhin existierten nach Mitteilung des Stadtverbandes für Leibesübungen Anfang 1934 „keine jüdischen Vereine mehr“.116 Im Juli 1934 veröffentlichte der Reichssportführer die bereits im vorherigen Abschnitt vorgestellte Direktive, die erstmals einen klaren Handlungsspielraum zur Betätigung jüdischer Sportvereine in NS-Deutschland absteckte. In dieser Richtlinie wurden Kommunalverwaltungen konkret angewiesen, künftig auch jüdischen Vereinen wieder Sportplätze und -hallen vor Ort zur Verfügung zu stellen, „sofern die Anlagen von den Schulen, den Sportvereinen des

111 Dok. 73. 112 Dok. 79. 113 Dok. 51. 114 Dok. 67. 115 Dok. 120. Der Bürgermeister arbeitete dabei eng mit der NS-Ortsgruppe zusammen, vgl. Dok. 172. 116 Dok. 88.



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Reichsbundes für Leibesübungen und den nationalen Verbänden nicht benötigt“ würden.117 Diese Formulierung ist ein Beispiel für die Doppelzüngigkeit der NS-Politik im Umgang mit jüdischen Sportlern: Sie gewährte den jüdischen Organisationen formal zwar mehr Rechte, öffnete durch die einschränkende Formulierung den NS-Behörden zugleich aber eine Hintertür, mit der die tatsächliche Einführung der Bestimmung in der Praxis leicht verhindert werden konnte. In der Folge gingen viele Kommunalverwaltungen zu einem neuen Vorgehen über: Sie stellten den jüdischen Sportvereinen zwar offiziell wieder öffentliche Sportstätten zur Verfügung, achteten dabei aber genau darauf, die Klubs soweit wie möglich aus dem Stadtbild zu verdrängen. So wurden den Klubs nun – wenn überhaupt – in der Regel nur noch abgelegene Sportanlagen an der Peripherie der Städte zugewiesen, um den direkten Kontakten mit der nichtjüdischen Bevölkerung auf ein Minimum zu beschränken. Sportlich aktive und durchtrainierte Juden hätten die nationalsozialistische Rassentheorie vom schwächlichen und körperlich degenerierten Juden konterkariert.118 Ziel dieser Maßnahmen war es, jüdische Sportler zumindest so weit wie möglich aus dem öffentlichen Erscheinungsbild zu entfernen, solange man deren Betätigung nicht völlig verhindern konnte. Mithilfe dieser Maßnahmen – die durch entsprechende Anordnungen der Reichssportführung und anderer staatlicher Stellen sowie Entscheidungen der Vereine und Verbände flankiert wurden – gelang es, die Aktivitäten jüdischer Sportler bereits vor den Olympischen Spielen in einen völlig separierten, der sonstigen deutschen Öffentlichkeit faktisch nicht mehr zugänglichen Raum zu verdrängen. Echte Berührungspunkte im sportlichen Alltag gab es zwischen jüdischen und anderen deutschen Athleten bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele kaum noch. Einen entscheidenden Einfluss besaßen Kommunalverwaltungen auch bei der ebenfalls ungewöhnlich frühzeitig in NS-Deutschland einsetzenden Verdrängung jüdischer Besucher aus öffentlichen Badeanstalten. Dieses Thema berührte tiefsitzende antisemitische Wahnvorstellungen vom vermeintlich ‚unreinen‘ Juden, der durch das Schwimmen das Wasser vergiftete. Nur noch übertroffen durch den sogenannten ‚Rasseschänder‘ symbolisierte der jüdische Badebesucher die Topoi der Verunreinigung und der sexuellen Gefahr, die von ihm für arische Schwimmerinnen ausging. In nationalsozialistischen Hetzschriften erschienen in den 1930er Jahren immer wieder Artikel, in denen von angeblichen Übergriffen männlicher jüdischer Badebesucher gegen deutsche Schwimmerinnen die Rede war.119 117 Dok. 35. 118 Vgl. Wahlig, Sport im Abseits, 77–83. 119 Für weitere Hintergründe zu dieser Thematik, vgl. Wahlig, Sport im Abseits, 91–98.

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 Einleitung

Durch diesen öffentlichen Druck bestärkt, griffen zahlreiche Kommunalverwaltungen bereits im Laufe des Sommers 1933 das Thema auf und erließen erste Badeverbote für jüdische Besucher. Folgt man der in dieser Dokumentensammlung zusammengetragenen Übersicht, die mit Sicherheit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, wurden im Laufe dieses Jahres mindestens 16 Gemeinden in dieser Hinsicht aktiv. Einige Kommunen wie Speyer, Plauen oder Tübingen dienten dabei offensichtlich als Vorbilder für andere, indem sie die Maßnahmen bereits mit Beginn der Freibad-Saison 1933 implementierten.120 In der rechtlichen Praxis waren solch pauschalen Verboten jedoch auch im NS-Staat zunächst enge Grenzen gesetzt, da ihnen eine klare gesetzliche Grundlage fehlte. Gemäß §17 der Deutschen Gemeindeordnung galten städtische Schwimmbäder als „öffentliche Einrichtungen“, die prinzipiell „für alle Einwohner ohne Unterschied, insbesondere ohne Berücksichtigung der Rassen- und Religionszugehörigkeit“, offen stehen mussten.121 Im September 1933 ordnete der Chef der Reichskanzlei Martin Bormann an, dass alle judenfeindlichen Maßnahmen – konkret nannte er hierbei Besuchsverbote in städtischen Bädern – nur noch nach „ausdrücklicher Genehmigung der Reichsleitung“ eingeführt werden durften. Dennoch finden sich auch in den folgenden Monaten weitere Beispiele aus allen Teilen des Reiches.122 Immerhin mussten einige Gemeinden oder Bäderverwaltungen, die bereits eigenmächtig Badeverbote für Juden erlassen hatten, diese zunächst noch einmal wieder stillschweigend zurücknehmen.123 Auf die Dauer konnten und wollten sich die Nationalsozialisten jedoch gerade in diesem sensiblen Bereich ihrer Judenpolitik keine Zurückhaltung mehr auferlegen. Die passende Gelegenheit für eine Radikalisierung in dieser Frage bot sich im Sommer 1935, als während der „zweiten antisemitischen Welle“124 zahlreiche Maßnahmen zur weiteren Exklusion und Isolation der Juden erlassen wurden. In diesem Zusammenhang wurden nun auch Badeverbote zu „einem vorrangigen Ziel der Partei“.125 Nachdem es bereits Anfang Juli in einigen Städten zu Übergriffen gegen jüdische Badegäste gekommen war, berichtete der ‚Völkische Beobachter‘ am 19. Juli in großer Aufmachung, dass der Oberbürgermeister der Stadt Breslau aufgrund des „schamlosen Treibens der Juden in Breslaus Freibädern

120 Dok. 68–70. Das Beispiel der Stadt Preußisch Friedland zeigt (Dok. 74), dass andere Städte diesen Vorbildern folgen wollten. 121 Bundesarchiv Berlin / R 36 / Nr. 2060 / DGT/Abt. I an OB Hannover, 13.8.1935 (Bl. 31–32). 122 u.a. Dok. 90, 95, 96 und 98. 123 Dok. 86 (Wannsee). Dok. 93 (Bad Kissingen). 124 Vgl. Longerich, Peter: Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. München 1998, 70–101. 125 Vgl. Friedländer, Das Dritte Reich, 139.



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[gegen] Frauen und Mädchen“ ein Besuchsverbot für jüdische Besucher in mehreren Badeanstalten erlassen habe.126 Im antisemitisch aufgeheizten Klima dieses Sommers reichte diese eine Meldung, um in den folgenden Tagen und Wochen eine ganze Welle ähnlicher Anordnungen auszulösen: Allein in den Monaten Juli und August wurden in mindestens fünfzig weiteren Städten und Gemeinden Badeverbote bzw. -beschränkungen für Juden erlassen, so dass zu diesem Zeitpunkt von einem regelrechten Dammbruch gesprochen werden muss.127 Auch die weiterhin ungeklärte Frage der rechtlichen Grundlage dieser Verordnungen wurde nun mit juristischer Hilfe durch die zuständigen Aufsichtsbehörden gelöst: Der Deutsche Gemeindetag empfahl den Kommunalverwaltungen, Juden statt eines kompletten Badeverbotes lediglich Beschränkungen hinsichtlich der von ihnen nutzbaren Badeanstalten und -zeiten aufzuerlegen. Mithilfe einer solchen Anordnung würde das auch Juden generell zustehende Benutzungsrecht „nicht schlechthin beseitigt“.128 Faktisch liefen auch diese Bestimmungen auf eine vollständige Separierung und Isolierung der jüdischen Badegäste hinaus: In aller Regel wurden Juden nun gesonderte Badezeiten in einem einzelnen Bad, in größeren Städten sogar eine komplett eigene Badeanstalt zugewiesen, während ihnen der Zutritt zu allen anderen Schwimmbädern verboten wurde. Auf diese Weise waren jüdische Schwimmer bereits vor Beginn der Olympischen Spiele aus fast allen Badeanstalten ausgeschlossen und an der regulären Ausübung ihres Sports gehindert. Ein Bericht des Jewish Central Information Office,129 das die internationale Boykott-Bewegung gegen die Olympischen Spiele propagandistisch unterstützte, unterstreicht, dass die Weltöffentlichkeit bereits Ende 1935 gut über diese Entwicklungen informiert war: Während des Winters 1934/35 konnten die jüdischen Schwimmer noch in vielen Orten in den städtischen Hallenbädern trainieren. Das hat mit der grossen antisemitischen Welle im Sommer 1935 praktisch vollständig aufgehört. Nicht nur die Hallenbäder wurden überall im Reich für Juden gesperrt, auch die Freiluftbadeanstalten mussten oft die bekannten Sperrschilder für Juden anbringen. Und selbst ein Training irgendwo in einem See wurde gefährlich, da schon eine Ansammlung von einigen badenden Juden, wie sie beim Training notwendig ist, die betr. Sportler in die Gefahr brachte, Opfer eines Überfalls zu werden, oder 126 Völkischer Beobachter, 19.7.1935. 127 Zahlreiche Dokumente in Kapitel 1.4.2. der Sammlung. 128 Dok. 62. In ähnlicher Weise argumentierte nun auch das Reichsministerium des Innern, Dok. 11. 129 Das Jewish Central Information Office wurde 1933 von Alfred Wiener und David Cohen in Amsterdam gegründet, um den Kampf gegen das NS-Regime auf publizistische Weise zu unterstützen. Das Archiv wurde 1939 nach London in Sicherheit gebracht und ist dort heute unter dem Namen Wiener Library bekannt.

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 Einleitung

der Ausgangspunkt einer neuen Zeitungshetze wegen ‚anmassenden Auftretens der Juden‘. […] Es kann als eine gegebene Tatsache angesehen werden, dass jüdische Schwimmsportler zur Zeit in Deutschland keine Trainingsmöglichkeiten haben.130

In der Zeit nach den Olympischen Spielen wuchs die Zahl der antijüdischen Badeverbote in Deutschland weiter.131 Parallel dazu gingen nun immer mehr Kommunalverwaltungen dazu über, jüdischen Vereinen pauschal gar keine Sportanlagen mehr zur Verfügung zu stellen,132 sodass diese häufig ihren gesamten Spielbetrieb einstellen mussten.133 Nach den Pogromen des 9. November 1938 waren die auf kommunaler Ebene tätigen Amtsgerichte für die rechtliche Liquidation der noch verbliebenen jüdischen Sportvereine zuständig. Mehrere Beispiele zeigen, wie hier in der Quellensammlung für Düsseldorf belegt werden kann,134 mit welch penibler bürokratischen Genauigkeit dieser Prozess von den Behörden vollzogen wurde. So mussten die Vorsitzenden der Vereine selbst vor Gericht erscheinen und „infolge fortfalls der Mitglieder“ selbst um Auflösung bitten. In einigen Fällen zog sich dieser Prozess bis ins Jahr 1942 (!) hin.135 Auf diese Weise wollte das NS-Regime, wie in vielen anderen Bereichen seiner Judenpolitik, trotz der eklatanten Rechtsbrüche nach außen hin die scheinbare Einhaltung bürgerlichen Rechtsordnungen demonstrieren. Von nun an wurden die wenigen noch existierenden jüdischen Schulen oder Hachschara-Zentren zu den letzten verbliebenen kleinen Inseln, auf denen junge Juden noch inmitten der einsetzenden Deportationen Sport treiben konnten. Das Dok. 133 der Sammlung zeigt, dass einige wenige Kommunen – wenn auch widerwillig und äußerst selten – noch bis in die Kriegszeit hinein solchen jüdischen Einrichtungen öffentliche Anlagen zur sportlichen Nutzung zur Verfügung ­stellten.136 Insgesamt verdeutlichen die aufgeführten Beispiele, dass zahlreiche Verordnungen zur Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung auch und gerade von Behörden auf der unteren Ebene des NS-Staates formuliert und exekutiert wurden. Diese wurden in älteren Werken zur NS-Geschichte eher noch als konservative Beharrungskräfte und bremsende Kräfte in der Judenverfolgung eingestuft. Diese

130 Wiener Library / Doc. 067-WL-1626 / Deutschland und die Olympischen Spiele. Tatsachen über die Behandlung der jüdischen Sportler, 18.10.1935. 131 Beispiele dafür sind Dok. 127 und 128. 132 U.a. Dok. 129. 133 Vgl. Wahlig, Sport im Abseits, 168. 134 Dok. 131 und 1932. 135 Vgl. Wahlig, Sport im Abseits, 213. 136 Dok. 133.



3 Inhaltliche Einführung 

 LXXIX

Sichtweise ist mittlerweile durch das Bild einer „arbeitsteiligen Politik“ abgelöst worden, die „durch eine wachsende Einigkeit unter den NS-Herrschaftsträgern gekennzeichnet war“.137

3.4 Polizeistellen Die Geheime Staatspolizei stand wie keine andere Institution für die totalitäre und alle Gesellschaftsbereiche durchdringende Terrorherrschaft der Nationalsozialisten.138 Der mit weitreichenden Kompetenzen ausgestatteten Gestapo gelang es, während der NS-Herrschaft „ganze Lebensbereiche der Zuständigkeit des Normenstaates zu entziehen und an den Maßnahmenstaat zu übertragen“.139 In der ersten Phase ihrer Existenz konzentrierte sich die Gestapo noch vornehmlich auf die Verfolgung politischer Gegner, vor allem von Kommunisten. Seit ihrer Gründung im April 1933 gehörte aber auch die Überwachung jüdischer Vereine und Verbände zu ihren Aufgaben. In einer Anordnung vom 24. Juli 1933 ließ die Gestapo-Zentrale in Berlin mit Hilfe ihrer Zweigstellen im Reich ein Verzeichnis aller politischen sowie „angeblich unpolitischen“ jüdischen Vereine anlegen, in dem auch die jüdischen Sportvereine erfasst wurden.140 Von diesem Zeitpunkt an mussten alle Sportveranstaltungen mindestens 48 Stunden zuvor schriftlich angemeldet werden, damit Gestapo-Mitarbeiter vor Ort überwachen konnten, ob von den Sportlern staatsfeindliche Propaganda betrieben wurde.141 Trotz dieser einsetzenden Überwachungen finden sich im Vorfeld der Olympischen Spiele noch relativ wenige Belege für unmittelbare Einschränkungen des Sportbetriebs durch die Dienststellen der Politischen Polizei. Stattdessen half die Gestapo-Führung dabei, die vom Reichssportführer verfügten temporären rechtlichen Zugeständnisse gegenüber jüdischen Sportorganisationen im Land zu verbreiten und zu erklären. In dieser Hinsicht ist unter anderem die vertrauliche Anordnung an alle Dienststellen vom 9. August 1935 zu erklären, die alle rechtlichen Vorgaben der Reichssportführung noch einmal thesenartig zusammenfasste.142 137 Zit. nach: Nolzen, Armin: Inklusion und Exklusion im ‚Dritten Reich‘. In: Bajohr, Frank/ Wildt, Michael (Hrsg.): Volksgemeinschaft. Neuere Forschungen zur Gesellschaft des Nationalsozialismus. Frankfurt/M. 2009, 71. 138 Vgl. Dams, Carsten/Stolle, Michael: Die Gestapo. Herrschaft und Terror im Dritten reich. München 2008, 9. 139 Zit. n.: Dams/Stolle , Die Gestapo, 9. 140 Dok. 134. 141 Vgl. Bernett, Der jüdische Sport, 95. 142 Dok. 150.

LXXX 

 Einleitung

Einen Vorgriff auf die spätere Verfügungsgewalt der Gestapo zeigte die Lage im Freistaat Bayern. Hier wurde der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, bereits im April 1933 zum Kommandeur der politischen Polizei ernannt, wodurch die Grenzen zwischen Normen- und Maßnahmenstaat in Bayern wesentlich früher verschwammen als in den übrigen Teilen des Reiches. Dies wirkte sich in erheblichem Maße auf die Entfaltungsmöglichkeiten des jüdischen Sports im Freistaat aus: Bereits im Mai 1933 wurde allen jüdischen Vereinen wegen ihrer angeblich „antinationalen Zielsetzung“ ein allgemeines Betätigungsverbot auferlegt.143 Eine Lockerung des Verbotes erfolgte erst im Frühjahr 1934. Auch in der Folge durften in Bayern aber nur jüdische Einheitsvereine gebildet werden. Makkabi und Schild blieb damit in diesem Teil Deutschlands jegliche Betätigung verboten. Dieses Verbot wurde im unmittelbaren Umfeld der Olympischen Spiele nur kurzzeitig außer Kraft gesetzt.144 Nach dem Ende der Olympischen Spiele wurden die Überwachungsmaßnahmen der Gestapo gegen den jüdischen Sport in ganz Deutschland massiv ausgeweitet: Ein Makkabi-Funktionär erinnert sich, dass die Arbeit der Vereine nun „von Monat zu Monat schwieriger [wurde], da sich die Gestapo in alles einmischte und schikanierte“.145 Bereits kleinste formale Ungenauigkeiten bei der polizeilichen Anmeldung oder geringste Verspätungen im Ablauf wurden zum Anlass genommen, jüdische Sportveranstaltungen komplett zu verbieten.146 Von nun an waren die Sportvereine auch von den vielen alltäglichen Diskriminierungen in der NS-Judenpolitik nicht mehr ausgenommen. Zwischen dem 10. April und 10. Juni 1937 verbot die Gestapo aufgrund der „systematischen Hetzjagd im internationalen Judentum gegen das Deutsche Reich“ alle jüdischen Veranstaltungen in Deutschland. Anders als in den vorherigen Jahren wurden jetzt auch Veranstaltungen „sportlicher Art“ in das Verbot einbezogen.147 Im August 1938 erließ die Gestapo „in Einvernehmen mit dem Reichssportamt“ neue umfassende Bestimmungen zur Zukunft des jüdischen Sports in Deutschland. Mit ihr sollten die Aktivitäten der jüdischen Sportvereine auf eine neue rechtliche Basis gestellt werden.148 Es ist bezeichnend, dass die Aktivitäten der jüdischen Vereine damit endgültig nur noch aus Sicht einer polizeilicher Überwachung gesehen wurden und kein originärer Gegenstand mehr der Sportpolitik waren. 143 Dok. 159. 144 Dok. 161. Rücknahme der Entscheidung in Dok. 164. 145 Das Zitat geht auf den Makkabi-Funktionär Günter Löwenstein zurück. Bar Kochba-Hakoah Nachrichten, Dezember 1988, 12. 146 Archiv Yad Vashem / 01-278 / Erinnerungsbericht Erich Alterthum: Das letzte Jahr des jüdischen Sports in Deutschland. Jerusalem 1960, 3. 147 Dok. 154. 148 Dok. 157.



3 Inhaltliche Einführung 

 LXXXI

Die fünfseitigen Richtlinien schrieben zum einen bereits seit längerem angewandte Praktiken zur Ausgrenzung jüdischer Sportler nachträglich rechtlich fest, verfügten partiell aber auch eine neue Dimension in der Entrechtung der jüdischen Sportvereine. Eine solche Neuerung betraf vor allem den § 2 der Richtlinien. Darin wurden alle jüdischen Vereine zur Eingliederung in den Reichsausschuss jüdischer Sportverbände sowie zur Einführung neuer Satzungsbestimmungen gezwungen. Die Satzungen mussten „ein Betätigungs- und Abberufungsrecht des gesamtes Vorstandes“ sowie „ein allgemeines Ausschlußrecht bezüglich einzelner Mitglieder“ für das Reichssportamt enthalten. Faktisch liefen diese Bestimmungen auf eine vollständige Entmündigung der jüdischen Sportvereine hinaus. Die von den Vereinen gewählten Funktionäre sollten selbst in ihren eigenen Reihen keine Befugnisse mehr besitzen, da alle Entscheidungen unmittelbar der staatlichen Aufsicht unterstanden. Diese Bestimmung markiert damit das endgültige Ende einer frei gewählten und sich im Prinzip selbst organisierenden jüdischen Sportbewegung in Deutschland. Die vorgesehene Zwangsaufnahme aller jüdischen Vereine in einen Einheitsverband sollte der Gestapo zugleich Kontrolle und Überwachung des jüdischen Sports erleichtern. Die bisherigen Verbandsstrukturen von Schild und Makkabi mussten aufgelöst oder in den neuen Dachverband eingegliedert werden. Historisch ist diese Bestimmung in andere Verordnungen der NS-Judenpolitik der Jahre 1938 und 1939 einzuordnen: Nur wenige Monate zuvor waren alle jüdischen Sportvereine in Wien nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an NS-Deutschland in einen ähnlichen Zwangsverband eingegliedert worden.149 Die faktische Implementierung dieser Richtlinien erfolgte nur noch ansatzweise, weil die Pogrome des 9. November 1938 die Existenz der jüdischen Sportvereine in Deutschland besiegelte. Das gesamte Leben der jüdischen Bevölkerung trat nun in eine neue Phase ein: Juden waren von nun an vollends wehrlos öffentlichen Übergriffen ausgeliefert und erhielten, wie in der Quellensammlung für die Reichshauptstadt Berlin belegt werden kann, ein allgemeines Zutrittsverbot zu „sämtlichen Sportplätzen, Eisbahnen“ sowie allen öffentlichen Bädern.150 Damit war an eine sportliche Betätigung wie zuvor nicht mehr zu denken. Aus Verfolgung und Diskriminierung wurde von nun an für deutsche Juden der Kampf um das nackte Überleben.

149 Vgl. Bunzl, John: Hoppauf Hakoah. Jüdischer Sport in Österreich. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Wien 1987, 130. 150 Dok. 169. Ähnlich ist auch die Anordnung des Regierungspräsidenten von Erfurt, Dok. 55.

LXXXII 

 Einleitung

3.5 NS-Organisationen und Zeitungen Ortsgruppen der NSDAP entwickelten sich seit 1933 zu einem „Dreh- und Angelpunkt antijüdischer Gewaltaktionen“. Ihre Aktionen trugen erheblich zur Stigmatisierung und Isolierung der jüdischen Bevölkerung bei.151 Auch im Bereich des Sports finden sich zahlreiche Belege dafür, wie NSParteiformationen auf lokaler Ebene massiven Druck ausübten, um jüdische Athleten aus dem allgemeinen deutschen Sportleben auszuschließen und den jüdischen Sport insgesamt zu unterdrücken. Lediglich die Form der Maßnahmen divergierte dabei je nach Ort und Zeit: Bereits seit dem Sommer 1933 begannen NS-Zeitungen auf lokaler Ebene, aber auch in reichsweiten Blättern, öffentlich bürgerliche Vereine anzuprangern, die es weiterhin wagten, jüdische Mitglieder in ihren Reihen zu dulden oder mit jüdischen Vereinen zu spielen.152 Besondere Bedeutung verdient dabei der Fall einer Damen-Handballmannschaft des Polizeisportvereins Berlin, die im Mai 1935 zu einem Freundschaftsspiel mit dem JTSC 05 Berlin antrat.153 Nachdem ‚Der Stürmer‘ in seiner Juli-Ausgabe in großen Lettern über diesen ‚Vorfall‘ berichtet hatte, schrieb der Vorsitzende des Vereins in einem Leserbrief, dass er „als überzeugter Antisemit“ die gesamte Abteilung aufgelöst und alle beteiligten Spielerinnen auf Lebenszeit aus dem Verein ausgeschlossen habe.154 Mit dieser gezielten Eskalationsstrategie gelang es der NS-Presse, die im Vorfeld der Olympischen Spiele eigentlich ausdrücklich genehmigten Begegnungen155 zwischen jüdischen und nichtjüdischen Vereinen öffentlich zu skandalisieren und in einen allenfalls noch halblegalen Rahmen abzudrängen. Von diesem Zeitpunkt an finden sich keine Hinweise oder Meldungen mehr über entsprechende Begegnungen. Das offizielle Verbot interkonfessioneller Spiele folgte unmittelbar nach Ende der Olympischen Spiele.156 Auch Ortsgruppen und Kreisleitungen der NSDAP übten massiven Druck auf die örtlichen Sportvereine aus, damit sie sich ihrer jüdischen Mitglieder 151 Vgl. Nolzen, Armin: ‚Totaler Antisemitismus‘. Die Gewalt der NSDAP gegen die Juden 1933– 1938/39. In: Schmiechen-Ackermann, Detlef (Hrsg.): „Volksgemeinschaft“: Mythos, wirkungsmächtige soziale Verheißung oder soziale Realität im „Dritten Reich“? Paderborn 2012, 182. 152 Beispielhaft für viele andere Aktionen sind hier Dok. 321–324 über die Mitgliedschaft eines Juden im Tennisclub Sonneberg. 153 Vgl. Peiffer, Lorenz: Berliner Polizeisportlerinnen trotzen der NS-Rassenpolitik. In: Blecking, Diethelm/Peiffer, Lorenz (Hrsg.): Sportler im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 183–189. 154 Dok. 329 und 330. 155 Die entsprechende Genehmigung für den DFB-Gau III findet sich in Dok. 256. 156 Vgl. Wahlig, Sport im Abseits, 85f.



3 Inhaltliche Einführung 

 LXXXIII

entledigten und Arierstatuten in ihren Satzungen einführten. Obwohl solche eigenmächtigen Vorstöße der allgemeinen Politik der Reichsportführung im Vorfeld der Olympischen Spiele widersprachen, finden sich u.a. in Stade und Worms entsprechende Versuche örtlicher NS-Formationen, in Verbindung mit den Kommunalverwaltungen verbindliche Arierparagraphen für alle Sportvereine des Ortes durchzusetzen.157 Ein weiteres Betätigungsfeld der NS-Ortsgruppen waren Eingaben, die sich gegen das fortgesetzte Auftreten jüdischer Sportler in der Öffentlichkeit richteten: Mithilfe entsprechender Beschwerdebriefe, die meist an die zuständigen kommunalen Behörden gerichtet waren, sollte Druck aufgebaut werden, damit Juden nicht länger Zugang zu bestimmten Sportplätzen oder Badeanstalten erhielten.158 So ereiferte sich der Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Frankfurt-­ Riederwald im Mai 1934, den „Erholung suchenden Volksgenossen“ sei es nicht länger zuzumuten, „irgendwo ein ruhiges Plätzchen zu finden, ohne von Knoblauchduft verjagt zu werden“.159 Immer wieder kam es dabei sogar zu unmittelbaren gewalttätigen Übergriffen gegen jüdische Sportler: So wurde bereits im Juli 1933 das Vereinsheim von Hakoah Essen durch Hitlerjungen überfallen und trotz des offensichtlichen Rechtsbruches 15 Monate lang besetzt gehalten.160 Zwei Monate später wurden die in Leipzig angesetzten Leichtathletik-Reichsmeisterschaften des Makkabi bereits nach zehn Minuten beendet, als SA-Männer auf den Sportplatz stürmten und die Sportler mit Knüppeln vom Platz vertrieben.161 Zu einer besonderen Eskalation der Gewalt kam es im Zuge der „zweiten antisemitischen Welle“ im Sommer 1935, als u.a. jüdische Besucher von Zeltplätzen162 oder aus Badeanstalten163 geprügelt wurden. Die SS-Zeitung ‚Das Schwarze Korps‘ ermunterte dabei sogar öffentlich zu entsprechenden Aktionen, indem sie unter der lakonischen Überschrift „Wann darf ich jemand festnehmen?“ Volksgenossen dazu aufrief, einen Juden, „der sich in deutschen Bädern lärmend und auffällig benimmt“, festzunehmen „und, wenn er sich zur Wehr setzt, Gewalt anzuwenden“.164

157 Dok. 172 (Stade) und Dok. 174 (Worms). 158 Dok. 170, 171, 175, 176. 159 Dok. 170. 160 Vgl. Friedler, Eric: Makkabi chai. Makkabi lebt. Die jüdische Sportbewegung in Deutschland 1898–1998. Wien 1998, 76. 161 Vgl. Atlasz, Robert (Hrsg.): Barkochba. Makkabi – Deutschalnd. 1898–1933. Israel 1977, 8. 162 Dok. 333. 163 Dok. 328. 164 Dok. 334.

LXXXIV 

 Einleitung

Die hier aufgeführten Aktivitäten von NS-Parteigruppen und -zeitungen waren gezielte Eskalationen, die den öffentlichen Druck gegen Juden erhöhen und die neuen Grenzen der NS-Volksgemeinschaft in der sozialen Praxis festschreiben sollten. In aller Regel zogen sie nur wenig später entsprechende rechtliche Verordnungen durch Kommunalverwaltungen, Polizeidienststellen oder andere Stellen des NS-Staatsapparates nach sich. Auf diese Weise arbeitete auch die lokale Parteiebene entscheidend daran mit, Juden aus dem deutschen Sportleben zu verdrängen und die rassistischen Prinzipen der NS-Volksgemeinschaft im Bereich des Sports frühzeitig an der Basis der deutschen Gesellschaft zu etablieren.

1 Staatliche Institutionen 1.1 Reichsebene 1.1.1 Auswärtiges Amt Dok. 1 21. März 1935

Auswärtiges Amt an alle diplomatischen und berufskonsularischen Vertretungen im Ausland Richtlinien zur Behandlung jüdischer Sportler bei Auslandsstarts [Quelle: Archiv Auswärtiges Amt, Gesandtschaft Bern, Bd. 2321.]

Gegen die Beteiligung der in jüdischen Sportverbänden organisierten jüdischen Sportler an Wettkämpfen im Ausland werden grundsätzlich keine Bedenken erhoben. Jedoch wird davon abgesehen, beim Start jüdischer Sportler im Ausland die gleichen Bedingungen zu stellen, die für den Start deutscher Nationalmannschaften verlangt werden. Die Befolgung irgend welcher Vorschriften in Bezug auf Hissen der deutschen Flaggen und Spielen der Nationalhymne ist daher von jüdischen Sportmannschaften nicht zu fordern. Aus dem Verzicht auf die Befolgung der für deutsche Sportmannschaften maßgeblichen Vorschriften durch jüdische Mannschaften ergibt sich andererseits, daß sich die deutschen Auslandsbehörden gegenüber jüdischen Sportmannschaften grundsätzlich völlige Zurückhaltung auferlegen müssen. Ich bitte daher von einer Betreuung jüdischer Sportmannschaften in sportlicher Beziehung abzusehen und nur solchen Anträgen jüdischer Sportler zu entsprechen, die mit dem kollektiven Auftreten der jüdischen Mannschaft nicht in Zusammenhang stehen und den Rahmen allgemeiner konsularischer Unterstützung nicht überschreiten (z. B. Paßfragen, Heimschaffung etc.). Eine Beratung der jüdischen Mannschaft über ihr Auftreten, eine Teilnahme von Mitgliedern deutscher Auslandsbehörden bei den Wettkämpfen oder damit im Zusammenhang stehenden Veranstaltungen, die Einführung bei Behörden oder Presse usw. ist daher abzulehnen. Über das Auftreten jüdischer Mannschaften im Ausland, insbesondere über eventuelle Zwischenfälle, bitte ich zu berichten. DOI 10.1515/9783110534 733-001

2 

 1 Staatliche Institutionen

1.1.2 Beauftragter für den Vierjahresplan Dok. 2 28. Dezember 1938

Der Beauftragte für den Vierjahresplan Erlass für ‚Judenbann‘ an gewissen öffentlichen Orten, z. B. Badeanstalten [Wiedergegeben nach: Longerich, Peter (Hrsg.): Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Bd. 1. München 1983, Dokument Nr. 13190.]

StM. Dev. 1763 g Schnellbrief Geheim! Der Führer hat auf meinen Vortrag hin folgende Entscheidungen in der Judenfrage getroffen: A. I. Unterbringung der Juden [...] Der Judenbann soll nur für gewisse, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtungen usw. ausgesprochen werden. Dazu gehören solche Hotels und Gaststätten, in denen die Parteigenossenschaft verkehrt (Beispiele: Hotel Kaiserhof, Berlin; Hotel Vierjahreszeiten, München, Hotel Deutscher Hof, Nürnberg, Hotel Drei Mohren, Augsburg etc.). Ferner kann der Judenbann für Badeanstalten, gewisse öffentliche Orte, Badeorte usw. ausgesprochen werden. Medizinische Bäder können im Einzelfall, soweit ärztlich verordnet, von Juden gebraucht werden, aber nur derart, daß kein Anstoß erregt wird.

1.1.3 Reichskanzler Dok. 3 27. Juni 1934

Der Führer und Reichskanzler Erlass zur Entscheidungsgewalt des Reichssportführers [Wiedergegeben nach: Longerich, Peter (Hrsg.): Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Bd. 3. München 1983, Dokument Nr. 30161.]

1.1 Reichsebene 

 3

Gewisse Entwicklungen bezüglich der Leibesübungen in verschiedenen Organisationen des Staates und der Bewegung, insbesondere aber in der HJ, zeigen mir, daß die von mir geforderte, durch den Reichssportführer eingeleitete Einheitlichkeit in den Leibesübungen in Deutschland nicht in der Form gewährleistet ist, wie ich es im Interesse der Gesamtentwicklung gewünscht und in meiner Verfügung vom 14. Dezember 1933 zum Ausdruck gebracht habe. In dieser Verfügung übertrug ich dem Reichssportführer die Pflege und alleinige Verantwortung über das gesamte Gebiet der Leibesübungen. Um nunmehr allen dieser meiner Willensmeinung widerstrebenden Auffassungen und Richtungen zu begegnen, ordne ich an, daß der Reichssportführer nicht nur im Interesse der oben geschilderten Einheitlichkeit der Leibesübungen, sondern auch wegen einer planmäßigen sportlichen Ausbildung im Hinblick auf die innen- und außenpolitischen Aufgaben des Sports und mit besonderer Rücksicht auf die Vorbereitungen zur Olympiade, von allem Organisationen des Staates und der Partei maßgeblich zu hören und zu beteiligen ist. Eigenmächtige Entscheidungen, die der Grundtendenz der bisher von mir anerkannten Arbeit des Reichssportführers zuwiderlaufen und die ohne seine Mitarbeit zustande kommen, haben zu unterbleiben. Der Reichssportführer hat mir bis zum 15. Juli zu melden, in welcher Form seine Mitarbeit nunmehr bei allen Organisationen sichergestellt ist. Berlin, den 27. Juni 1934 gez. Adolf Hitler

1.1.4 Reichsminister des Innern Dok. 4 8. Mai 1933

Reichsminister des Innern Zeitungsbericht über Anweisungen betr. der Gleichschaltung des Sportwesens [Quelle: Fußballwoche, 8. Mai 1933, S. 2.]

Nach den Feststellungen des Reichssportkommissars sind überall im Reiche Bestrebungen im Gange, die sportlichen Einrichtungen, insbesondere die einzelnen Spitzensportverbände, entsprechend der vom Reichskanzler in dem

4 

 1 Staatliche Institutionen

Regierungsprogramm vom 23.3. verlautbaren Richtlinien gleichzuschalten. Damit die unbedingte Gleichmäßigkeit aller sportlichen Bestrebungen und Maßnahmen im Reiche gewährleistet wird, ersuche ich, keinerlei Einzelunternehmungen irgendwelcher Art ohne vorherige ausdrückliche Zustimmung des Reichssportkommissars vorzunehmen. Es sind vielmehr die von dem Reichssportkommissar demnächst zu treffenden Maßnahmen und die Veröffentlichung seiner Richtlinien abzuwarten. Selbst notwendige Umformungen interner verbandlicher Natur dürfen nur vorläufigen Charakter tragen und auf keinen Fall darf das Eigenleben der sportlichen Vereine und Verbände irgendwie berührt werden.

Dok. 5 20. Januar 1934

Reichsminister des Innern an sämtliche Landesregierungen [Quelle: Staatsarchiv Osnabrück, Sta OS, Rep. 451 Lin Nr. 165, Jugendpflege im Kreis Lingen.]

Die Vorstände sämtlicher anerkannten Sportvereine müssen zumindest den Anforderungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums ­entsprechen.

Dok. 6 13. Oktober 1934

Reichsminister des Innern Anordnung zur Betätigung jüdischer Jugendverbände [Wiedergegeben nach: Sauer, Paul (Bearb.): Über die Verfolgung der jüdischen Bürger in Baden-Württemberg durch das nationalsozialistische Regime 1933–1945. Band I. Stuttgart 1966, S. 271 f.]

Auf Grund § 1 der Verordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 wird den jüdischen Jugendverbänden das öffentliche Tragen von einheitlicher Kleidung, die Veranstaltung gemeinsamer Auf- und Ausmärsche sowie geländesportlicher Übungen jeder Art und das Mitführen oder Zeigen von Fahnen, Bannern oder Wimpeln in der Öffentlichkeit untersagt. Unter das Verbot fällt auch das Tragen von Bundestracht oder einzelner Uniformteile und Abzeichen unter Verdeckung bürgerlicher Kleidungsstücke sowie jede sonstige einheitliche

1.1 Reichsebene 

 5

Bekleidung, die als Ersatz für die bisherige Bundestracht zu sehen ist. Der Verkauf und der Vertrieb von Presse-Erzeugnissen jeder Art, insbesondere von Flugblättern, und die Errichtung von jüdischen Jugendheimen wird verboten. Nicht unter das Verbot fallen die sportliche Betätigung sowie zwanglose Spaziergänge, Ausflüge und Wanderungen in kleinerem Rahmen, sofern ihnen jeder demonstrative Charakter fehlt, geschlossenes Marschieren ist dagegen unzulässig. Bei Zuwiderhandlungen finden die Strafbestimmungen des §4 Anwendung; Anlaß waren verschiedene Vorfälle der letzten Wochen, wo durch das geschlossene Auftreten jüdischer Jugendverbände in einheitlicher Uniform in Kreisen der Bevölkerung erhebliche Unruhe entstanden ist, die zu Protestkundgebungen führte.

Dok. 7 21. Juni 1935

Badischer Minister des Innern an die Bezirksämter, Polizeipräsidenten und Polizeidirektionen Anordnung zur Entfernung judenfeindlicher Schilder an amtlichen Wegweisern (Weitergabe einer Anordnung des Reichsministeriums des Innern) [Wiedergegeben nach: Sauer, Paul (Bearb.): Über die Verfolgung der jüdischen Bürger in BadenWürttemberg durch das nationalsozialistische Regime 1933–1945. Band I. Stuttgart 1966, S. 55.]

Der Herr Reichs- und Preußische Minister des Innern hat die Landesregierungen ersucht, dafür Sorge zu tragen, daß Schilder und Klebezettel mit der Inschrift „Juden sind unerwünscht“ oder mit ähnlichen Beschriftungen an amtlichen Wegweisern und den Richtungsschildern der Fernverkehrsstraßen unterbleiben.

Dok. 8 31. August 1935

Brief von Reichsminister Frick an den Chef der Reichskanzlei Lammers [Wiedergegeben nach: Bernett, Hajo: Sportpolitik im Dritten Reich. Schorndorf 1971, S. 62.]

Der Präsident des Organisations-Komitees der XI. Olympiade Staatssekretär a. D. Lewald hat mit meiner und des Reichssportführers Billigung bei der vorletzten Tagung des IOK. in Athen die Erklärung abgegeben, daß eine unterschiedli-

6 

 1 Staatliche Institutionen

che ­Behandlung von Juden bei den Olympischen Spielen nicht erfolgen werde, und daß die Annahme, jüdische Besucher der Olympischen Spiele würden in Deutschland nicht ausreichend Schutz genießen, eine Beleidigung Deutschlands darstellen würde. Der Reichssportführer hat zugesichert, daß jüdische Sportler in Deutschland ungestörte Trainingsmöglichkeiten hätten. Ich selbst habe in vollem Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers am 7. September 1934 dem Reichssportführer zur geeigneten Weitergabe mitgeteilt, daß der Erlaß, der Parteigenossen den Verkehr mit Juden untersagt, sich weder auf den sportlichen Verkehr im allgemeinen noch auf die bereits eingeleiteten Trainingskurse für jüdische Sportleute und deren Zulassung zu den alle Rassen der Erde umfassenden Olympischen Spielen erstrecken. An dieser Einstellung muß meines Erachtens bis zum Ablauf der Olympischen Spiele unter allen Umständen festgehalten werden.

Dok. 9 3. September 1935

Reichsminister des Innern Ausführliche Stellungnahme zum Umgang mit möglichen jüdischen Sportlern im deutschen Olympiakader [Wiedergegeben nach: Longerich, Peter (Hrsg.): Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Bd. 1. München 1983, Dokument Nr. 10488.]

Telephonische Ansage aus Berlin (Amtsrat Schulz) am 3.9.35 17.30 Uhr: Der Reichs- und Preussische Minister des Innern teilt unter dem 3.9.35 – Nr. VI A 15355 / 4150 1, betreffend Beteiligung von Juden an den Olympischen Spielen, folgendes mit: In meinem Schreiben vom 31.5.33 an den Präsidenten des Organisations-Komitees der XI. Olympiade Staatssekretär a. D. Lewald war in Ziffer 2 bemerkt, dass alle olympischen Regeln beachtet würden. In Ziffer 3 war erklärt, dass ein grundsätzlicher Ausschluss der Juden von den deutschen Mannschaften bei den Olympischen Spielen 1936 nicht erfolge. Mit Schreiben vom 7.9.1934 habe ich nach vorheriger Fühlungnahme mit dem Stellvertreter des Führers1 dem Reichssportführer eröffnet, dass das Verbot über den Verkehr von Parteigenossen mit Juden sich weder auf den sportlichen Verkehr im allgemeinen, noch auf die bereits eingeleiteten Trainingskurse für jüdi1 Der Stellvertreter des Führers veröffentlichte diese Anweisung am 17.9.1934, vgl. Dok. 180.

1.1 Reichsebene 

 7

sche Sportler und deren Zulassung an den Olympischen Spielen erstrecke. Es verbleibe daher auch bei der in meiner im Schreiben vom 31. Mai 1933 enthaltenen Erklärung, dass ein grundsätzlicher Ausschluss jüdischer Sportsleute von der deutschen Mannschaft nicht erfolge. General Sherril2 hat daher bei der Unterredung mit dem Führer und Reichskanzler an sich zutreffend darauf hingewiesen, dass sich die derzeitige deutsche Zusage nicht nur auf das Auftreten von Juden in ausländischen Olympia-Mannschaften, sondern auch auf die Aufnahme von Juden deutscher Staatsangehörigkeit in die deutsche Olympia-Mannschaft bezogen habe. Unrichtig ist die Behauptung Sherrills, dass er diese Zusage damals gemeinsam mit dem Gesandten Rieth ausgearbeitet habe. Die in der Unterredung zum Ausdruck gebrachte Auffassung des Führers und Reichskanzlers, dass sich unsere Zusage auf die Beteiligung der Juden allgemein bezogen hätte und keinesfalls etwa eine Verpflichtung übernommen worden sei, für eine jüdische Beteiligung innerhalb der deutschen Olympiamannschaft Sorge zu tragen, ist selbstverständlich dahin zutreffend, dass wir nicht verpflichtet sind, dafür zu sorgen, jüdische Sportler deutscher Staatsangehörigkeit in olympiareifen Zustand zu bringen. Dem Reichssportführer als Präsidenten des Deutschen Olympischen Ausschusses bleibt es überlassen, auf Grund der Leistungsprüfungen in allen Sportarten diejenigen Spieler deutscher Staatsangehörigkeit auszusuchen, die für die olympische Mannschaft in Frage kommen, wobei er allerdings die olympischen Regeln beachten muss. Unsere bisherige Übung in der Judenfrage ist in einem Aufsatz zutreffend wiedergegeben, den der Pressereferent des Reichssportführers in der Nr. 35 des Reichssportblattes vom 31. August 1935 unter der Überschrift: „Boykotthetze gegen die Olympischen Spiele. Eine Abrechnung und Richtigstellung“ veröffentlicht hat. Dort ist folgendes aufgeführt: „Um die vielfachen Behauptungen ausländischer Blätter richtigzustellen und um zu beweisen, dass Deutschland seine eingegangenen Verpflichtungen einhält, stellen wir folgendes fest: 1) Juden können sich ohne jede Einschränkung in jüdischen Sportvereinen zusammenschliessen. Als Vertretung der jüdischen Sportler hat der Reichssportführer den Bund jüdischer Frontsoldaten und den Makkabe-Bund [sic!] anerkannt. Die jüdischen Sportvereine haben die Wahl, sich einem dieser Verbände anzuschliessen. 2 Charles H. Sherill (1867–1936) war ein amerikanischer Diplomat und Sportfunktionär. Als Botschafter der Vereinigten Staaten war er u.a. in Argentinien und der Türkei tätig. Seit 1922 Mitglied des IOC, setzte sich Sherill Mitte der 1930er Jahre gegen einen Boykott der Olympischen Spiele in Berlin durch die USA ein.

8 

 1 Staatliche Institutionen

2) Die Juden besitzen teils eigene Sportanlagen, teils benutzen sie gemietete Anlagen. 3) Der Sportverkehr jüdischer Vereine untereinander unterliegt keiner Einschränkung, und der Sportverkehr mit anderen nichtjüdischen Vereinen ist staatlich nicht verboten. 4) Ein staatlicher Zwang für die deutschen Sportvereine, Juden nicht aufzunehmen, besteht nicht. 5) Für die als veranlagt gemeldeten jüdischen Sportler und Sportlerinnen sind besondere Olympia-Förderungskurse durchgeführt worden. 6) Die jüdischen Sportler und Sportlerinnen sind, soweit Olympia-Ausscheidungskämpfe durchgeführt worden sind, davon nicht ausgeschlossen worden.“ Diesen Standpunkt hat der Reichssportführer auch im September 1934 dem Präsidenten des Amerikanischen Olympia-Komitees, Avery Brundage,3 gegenüber zum Ausdruck gebracht, der persönlich nach Deutschland gereist war, um Unterlagen zur Entkräftung der amerikanischen Boykotthetze gegen die Abhaltung der Olympischen Spiele in Berlin zu sammeln. Der Inhalt dieser Besprechungen ist damals in allen amerikanischen Zeitungen veröffentlicht worden. – Ich stelle ergebenst anheim, Vorstehendes in dem Vortrag beim Führer und Reichskanzler zu verwerten. I. V. gez. Pfundtner

Dok. 10 3. Dezember 1935

Reichsminister des Innern an das Bayerische Innenministerium Anordnung betr. Entfernung judenfeindlicher Schilder in und um Garmisch [Wiedergegeben nach: Teichler, Hans Joachim.: „Juden betreten des Ort auf eigenen Gefahr“. Die schwierige Entfernung der antisemitischen Schilder vor den IV. ­Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen 1936. In: Lennartz, Karl/Lippert, Thomas (Hrsg.): Sonderheft 2011 der Internationalen Motivgruppen Olympiaden & Sport e. V. (IMOS) zum Jahreskongress in Frankfurt/ Main. Röderau 2011, 55.]

3 Avery Brundage (1887–1975) war ein amerikanischer Unternehmer und Sportfunktionär. Als Präsident der American Olympic Association engagierte er sich stark gegen einen Boykott der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. 1936 wurde er in das IOC aufgenommen. 1952 erfolgte seine Wahl zum IOC-Präsidenten, das er bis 1972 innehatte.

1.1 Reichsebene 

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Auf ausdrückliche Weisung des Führers ersuche ich mit Rücksicht auf die bevorstehenden Olympischen Winterspiele zu veranlassen, dass an der Straßen- und Eisenbahnstrecke zwischen München und Garmisch-Partenkirchen und in ihrer Nähe sämtliche Schilder, Transparente und ähnliche Hinweise, die die Judenfrage betreffen, beseitigt werden. Diese Anordnung bezieht sich auch für die Stürmerkästen. Den Vollzug der Anordnung ersuche ich mir bis 1. Januar 1936 zu ­berichten.

Dok. 11 27. Mai 1936

Badischer Minister des Innern Erlass Nr. 50478 betr. Badeverbote für Juden (Weitergabe einer Stellungnahme des Reichsministerium des Innern) [Wiedergegeben nach: Sauer, Paul (Bearb.): Über die Verfolgung der jüdischen Bürger in BadenWürttemberg durch das nationalsozialistische Regime 1933–1945. Band I. Stuttgart 1966, S. 87f., Dokument Nr. 71.]

Landratsamt Lörrach An die Bezirksämter. Der Herr Reichs- und Preußische Minister des Innern hat zu der Benutzung von gemeindeeigenen Badebetrieben durch jüdische Gemeindemitglieder in einem Einzelfall folgende Stellung genommen: „Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn eine Gemeinde jüdischen Einwohnern in der Benutzung der Badeeinrichtungen Beschränkungen auferlegt. Ebenso ist es einer Gemeinde nicht verwehrt, den Unterschied des Geschlechts und Alters bei Gewährung der Bademöglichkeit zu berücksichtigen, wird sie auch den Unterschied der Rasse tragen können. Eine solche Absonderung beim Baden setzt natürlich voraus, daß dabei nicht schikanös (z. B. durch Bestimmung unmöglicher Tageszeiten) verfahren wird. Auch die Zuweisung eines besonderen Bades an Juden unter Ausschluß von den übrigen städtischen Bädern ist zulässig. Gegenüber Mischlingen ist allerdings eine solche Absonderung unzulässig. Der Begriff der Mischlinge ergibt sich aus § 2 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 – RGBl. I S. 1333 – .“ Gemeinden mit gemeindeeigenen Badebetrieben sind, soweit erforderlich, hiervon zu verständigen.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 12 24. Juli 1937

Reichsminister des Innern an die Landesregierungen, für Preußen: die Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Rep. 16/1, Nr. 258, Bl. 230–231.]

Schnellbrief! Betrifft: Jüdische Kurgäste in Bädern und Kurorten Soweit für Bäder und Kurorte der Besuch auswärtiger jüdischer Kurgäste geregelt wird, sind von den staatlichen und gemeindlichen Trägern der Kureinrichtungen folgende Richtlinien zu beachten: 1) Jüdische Kurgäste sind in Heilbädern, in denen die Möglichkeit besteht, sie getrennt von den übrigen Kurgästen in jüdischen Kuranstalten, Hotels, Pensionen, Fremdenheimen oder dgl. unterzubringen, zugelassen; Voraussetzung ist dabei, daß in diesen Betrieben deutschblütiges weibliches Personal unter 45 Jahren nicht beschäftigt wird. Gemeinschaftseinrichtungen, die Heilzwecken dienen, z. B. Trinkhallen, Badehäuser, sind auch den Juden zur Verfügung zu stellen; es ist jedoch angängig, den Juden mit Rücksicht auf die nichtjüdischen Kurgäste angemessene örtliche und zeitliche Beschränkungen hinsichtlich der Benutzung aufzuerlegen, z. B. Beschränkungen auf bestimmte Badekabinen oder Badezeiten. Von den Gemeinschaftseinrichtungen, die nicht unmittelbar Heilzwecken dienen, z. B. von Kurgärten, Sportplätzen, Kurgaststätten, können die Juden ausgeschlossen werden. In allen übrigen Bädern und Kurorten können Juden von den Kureinrichtungen allgemein oder teilweise ausgeschlossen oder auf bestehende jüdische Betriebe (Ziff. 1 Abs. 1) beschränkt werden. Heilbäder im Sinne dieses Erlasses sind diejenigen Badeorte, in denen natürliche oder ortsgebundene Heilkräfte in geeigneter Weise der Öffentlichkeit zur Wiedererlangung der Gesundheit bereitgestellt werden. 2) Wer Jude ist, bestimmt § 5 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 (RGBI. I S. 1333). Eine Unterscheidung zwischen inund ausländischen Juden findet nicht statt. 3) Vor Erlaß einer Regelung sollen dem Reichsausschuß für Fremdenverkehr Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Ich ersuche, das Weitere zu veranlassen und im Benehmen mit dem Reichsausschuß für Fremdenverkehr dahin zu wirken, daß diese Richtlinien auch von den übrigen Trägern von Kureinrichtungen beachtet werden.

1.1 Reichsebene 

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In Zweifelsfällen ist meine Entscheidung einzuholen. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn zweifelhaft ist, ob ein Bad oder Kurort als Heilbad anzusehen ist.

Dok. 13 28. November 1938

Reichsminister des Innern Verordnung über das Auftreten der Juden in der Öffentlichkeit [Quelle: Reichsgesetzblatt I 1938, S. 1675.]

Auf Grund der Verordnung über die Polizeiverordnungen vom 14. November 1938 (RGBl. I, S. 1582) wird folgendes verordnet: § 1 Die Regierungspräsidenten in Preußen, Bayern und in den sudetendeutschen Gebieten, die ihnen gleichstehenden Behörden in den übrigen Ländern des Altreiches, die Landeshauptmänner (der Bürgermeister in Wien) im Lande Österreich und der Reichskommissar für das Saarland können Juden deutscher Staatsangehörigkeit und staatenlosen Juden [...] räumliche und zeitliche Beschränkungen des Inhalts auferlegen, daß sie bestimmte Bezirke nicht betreten oder sich zu bestimmten Zeiten in der Öffentlichkeit nicht zeigen dürfen. § 2 Wer den Vorschriften des §1 vorsätzlich oder fahrlässig zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bis zu 150 Reichsmark oder mit Haft bis zu sechs Wochen bestraft. § 3 Diese Polizeiverordnung tritt am Tage nach ihrer Verkündung in Kraft. In Kraft getreten am 29. November 1938

Dok. 14 11. Dezember 1939

Reichsminister des Innern an das Reichssportamt [Wiedergegeben nach: Longerich, Peter (Hrsg.): Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Bd. 2. München 1983, Dokument Nr. 24344.]

Betrifft: Auswirkungen der Nürnberger Gesetze auf Sportvereine Zu den Berichten vom 13. April 1938 – I7B 03762/38 – B – 45 – und vom 5. Januar 1939 – II 10730/38 – 45B -.

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 1 Staatliche Institutionen

Der Führer hat die Ermächtigung dazu erteilt, dass den Sportvereinen des ­Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen auf Grund des §6 Abs. 2 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 (RGBl. I S. 1333) gestattet werden kann, Anforderungen an die Reinheit des Blutes zu stellen, die über §5 der genannten Verordnung hinausgehen. Im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers wird demgemäss den Turnund Sportvereinen des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen gestattet, im Einzelfall schärfere Anforderungen an die Reinheit des Blutes zu stellen als in §5 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vorgesehen sind. Ich ersuche jedoch, die Turn- und Sportvereine darauf hinzuweisen, dass von dieser Möglichkeit nur dann Gebrauch gemacht werden soll, wenn im Einzelfall ein ganz besonderes Bedürfnis hierfür nachgewiesen werden kann. Diese Voraussetzung würde ich ohne weiteres bei den Vereinen für gegeben ansehen, die im Altreich vor der Machtübernahme oder in Österreich vor der Wiedervereinigung besondere Anforderungen an die Reinheit des Blutes ihrer Mitglieder gestellt haben. Abschrift dieses Schreibens zur Verständigung der Reichsführung des NSRL. liegt bei. F. d. R. d. A. Elis In Vertretung gez. Pfundtner.

1.1.5 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dok. 15 1. Februar 1943

Reichspropagandaministerium an Pg. Tiessler Brief betr. des Umgangs mit dem Eishockeyspieler Rudi Ball in der Wehrmacht [Wiedergegeben nach: Longerich, Peter (Hrsg.): Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Bd. 4. München 1983, Dokument Nr. 43840.]

Notiz für Parteigenossen Tiessler

1.1 Reichsebene 

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Betr. Mischlinge 1. Grades. Verfügung des OKW. bekanntgegeben durch die Parteikanzlei im Rundschreiben Nr. 164/42 Im Berliner Eissport ist seit der Olympiade der Mischling 1. Grades, Rudi Ball,4 als Eishockeyspieler tätig. Auf Grund einer vom Führer damals getroffenen Sonderregelung für die Olympiade, die sich im besonderen auf Helene Mayer bezog, erhielt Rudi Ball durch die Parteikanzlei bezw. damals durch den Stellvertreter des Führers die Genehmigung, bei der Olympiade zu starten. Rudi Ball war sicherlich z. Zt. der Olympiade einer der besten Eishockeyspieler. Nachdem der Führer entschieden hat, daß 50 % jüdische Mischlinge aus der Wehrmacht zu entfernen sind, von Rudi Ball jedoch nicht gesagt werden kann, daß für ihn eine ausdrückliche Ausnahmegenehmigung des Führers vorliegt, sondern sein Weiterverbleiben im deutschen Sport auf Grund einer ähnlich lautenden Entscheidung des Führers genehmigt wurde, bitte ich Sie, diese Frage noch einmal bei der Parteikanzlei anzuschneiden mit dem Ziel, daß Rudi Ball nunmehr aus dem Sport entfernt wird. Ich habe mich in dieser Angelegenheit bereits mit der Reichssportführung in Verbindung gesetzt, dort jedoch die Auskunft erhalten, daß sie nichts in der Angelegenheit tun könnten, da die oben genannten Voraussetzungen bestehen. Ich bin der Meinung, daß auf Grund der inzwischen vor sich gegangenen Entwicklung Ausnahmebestimmungen, die damals gerechtfertigt und nützlich waren, heute im besonderen auf Grund der immer sichtbar werdenden Tätigkeit des Weltjudentums, überholt sind. Berlin, den 1. Februar 1943 gez.

1.1.6 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Dok. 16 1. September 1934

Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Dep. 34c, Nr.137, Bl.69.]

4 Rudi Ball (1911–1975) zählte in den 1930er Jahren zu den besten Eishockeyspielern Europas. Er nahm als sogen. ‚Halbjude‘ für Deutschland an den Olympischen Spielen 1936 teil und spielte danach weiter in Berlin Eishockey. Nach Ende des Krieges emigrierte er nach Südafrika. Vgl. Wahlig, Henry: Rudi Ball. Abrufbar unter: http://juedische-sportstars.de/index.php?id=185, Stand: 21. April 2017.

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 1 Staatliche Institutionen

Streng vertraulich! Zum Schreiben vom 17. August 1934 Unter Hinweis auf meinen Erlaß U II C 30700/33 vom 30. Juli 1934 – Abs. 10 – bin ich damit einverstanden, daß den Jugendlichen der jüdischen Jugendverbände, die am Staatsjugendtag nicht beteiligt sind, am Sonntag Wanderungen unter der Voraussetzung gestattet werden, daß kein Geländesport betrieben wird.

Dok. 17 10. Juli 1935

Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Richtlinien zur Betätigung der jüdischen Jugendverbände [Wiedergegeben nach: Bernett, Hajo: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. Schorndorf 1978, S. 142f.]

Zwecks einheitlicher Behandlung der jüdischen Jugendverbände ersuche ich, in folgender Weise zu verfahren: 1. Die Errichtung von jüdischen Jugendherbergen ist zu gestatten, wenn diese nicht in unmittelbarer Nähe geschlossener Ortschaften oder von einzelnen Wohnungen liegen, so daß deren Bewohner durch die Nähe der jüdischen Jugendherberge sich nicht beruflich benachteiligt oder sonst unangenehm berührt fühlen können. Fernerhin ist dabei zu berücksichtigen, daß die Lage der jüdischen Jugendherbergen eine einwandfreie Beobachtung durch die zuständigen Polizeistellen gestatten muß. 2. Zeltlager für jüdische Jugendliche sind nicht zu gestatten. Auf jüdischen Privatgrundstücken sind sie nach vorausgehender Anmeldung erlaubt, sofern die Lage des Grundstücks den Bedingungen in Abschnitt 1 entspricht. 3. Wanderungen jüdischer Jugendlicher sind nicht zu erlauben, wenn die Zahl der Wandernden eine Gruppe von 20 Teilnehmern überschreitet. Gleich­ tracht und geschlossene Ordnung sind zu verbieten. An die Herren Oberpräsidenten, Herren Regierungspräsidenten und die Landesregierungen. In Vertretung gez.

1.1 Reichsebene 

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Dok. 18 24. Februar 1937

Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung [Wiedergegeben nach: Walk, Joseph (Hrsg.): Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat, Nr. 265 II, S. 183 / dort angegeben: Amtsblatt des Badisches Ministeriums für Kultus und Unterricht, Karlsruhe 1937, S. 51–59.]

Prüfungsordnung für Turn-, Sport- und Gymnastiklehrer(-innen) im freien Beruf (...) § 4 b) Bei der Meldung zur Prüfung ist der Nachweis der arischen Abstammung, gegebenenfalls auch des Ehegatten, beizufügen.

Dok. 19 7. April 1937

Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung [Quelle: Jüdische Rundschau, 25. Juni 1937, S. 11.]

Lehrgänge zur Ausbildung für jüdische Lehrkräfte in Turnen und Sport Die Schulabteilung der Reichsvertretung hat mit Genehmigung der zuständigen Behörden seit 1935 zwei Lehrgänge zur Ausbildung von jüdischen Turn- und Sportlehrern in Stuttgart durchgeführt. Nunmehr ist durch Erlaß des Herrn Reichs- und Preußischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 7. April 1937 (Aktenzeichen K I 8004/26 2. 37. E I b E II e M) die Anerkennung der Abschlussprüfung des ersten Lehrganges ausgesprochen worden. Die Teilnehmer des Lehrganges erhalten staatliche Zeugnisse, die sie zur Tätigkeit im jüdischen Schulwesen berechtigen. Der Herr Württembergische Kultusminister hat im Anschluss an einen Erlaß des Herrn Reichserziehungsminister vom 5. Mai 1937 (K I 8004) die Genehmigung zur Abhaltung eines weiteren Lehrganges erteilt. Der Lehrgang hat bereits begonnen.

Dok. 20 2. Juli 1937

Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an die ­Unterrichtsverwaltungen der Länder

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 1 Staatliche Institutionen

[Wiedergegeben nach: Sauer, Paul (Bearb.): Über die Verfolgung der jüdischen Bürger in ­Baden-Württemberg durch das nationalsozialistische Regime 1933–1945. Band 1. Stuttgart 1966, S. 253, Dokument Nr. 218.]

Erlass E II e 1564 (b) betr. Auswirkungen des Reichsbürgergesetzes auf das Schulwesen Die Vorschriften des Reichsbürgergesetzes vom 15. September 1935 und der Ersten Verordnung vom 14. November 1935 zum Reichsbürgergesetz (RGBl. I S. 1333) haben für die Rechtsstellung der Juden im deutschen Reichsgebiet eine grundsätzliche Klärung gebracht. (...)

IV. Lehrerausbildung 1. Juden können nicht Lehrer oder Erzieher deutscher Jugend sein. Auch jüdische Mischlingen sind künftig für den Beruf eines deutschen Jugenderziehers ungeeignet. Zur Ausbildung für den Beruf eines Lehrers oder Erziehers soll daher grundsätzlich nur zugelassen werden, wer sich und, falls er verheiratet ist, für seine Ehefrau den nach den beamtenrechtlichen Vorschriften erforderlichen Nachweis über die Reinheit des Blutes bringen kann. Den Voraussetzungen zu Ziffer 1 unterliegt insbesondere (...) c) die Zulassung zur Ausbildung als Gewerbelehrer(in), Handelslehrer(in), Landwirtschaftslehrer und andere Berufs- oder Fachschullehrer, als Lehrerin der landwirtschaftlichen Haushaltskunde, als Sportlehrer(in) (...) (...) 5. Zur Ausbildung jüdischer Turn- und Sportlehrer(innen) sowie jüdischer Kindergärtnerinnen und Jugendleiterinnen behalte ich mir vor, nach Maßgabe des vorhandenen Bedürfnisses von Fall zu Fall besondere Einrichtungen zuzulassen.

1.1.7 Reichssportführer Dok. 21 8. Mai 1933

Reichssportkommissar Wortlaut einer Rundfunkansprache [Quelle: Polizei Sport, Nr. 10/33, S. 130.]

1.1 Reichsebene 

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Ein ausschlaggebender Faktor bei der Neugestaltung des deutschen Sportlebens wird dessen völkische Grundlage sein. Die Leibesübungen des deutschen Menschen haben, wenn sie überhaupt kulturellen Wert gewinnen sollen, der Erhaltung und Förderung unserer Rasse und ihrer Eigenart zu dienen. Unter diesem Gesichtspunkt verdient allerdings die Mitgliedschaft von Nicht-Ariern bei Sport- und Turnorganisationen eine starke und durch nichts beeinflusste Prüfung. Ich denke nicht daran, in taktloser Art und über einen Leisten scherend, all denen den Stuhl vor die Tür zu setzen, die durch jahre- und jahrzehntelange Mitarbeit für die Leibesübungen der deutschen Jugend Sinn und Verständnis bewiesen haben. Dass sie heute an führender Stelle und mitbestimmend nicht wirken können, haben sie zum größten Teil selbst erkannt. Grundsätzlich bestimmt den deutschen Sport der arische Mensch und die deutsche Jugenderziehung der Deutsche und nicht der Jude. Lassen Sie mich, verehrte Hörer und Hörerinnen, diese Frage in Ruhe und Besonnenheit so prüfen, wie ich es als Nationalsozialist meinem Führer gegenüber verantworten muss.

Dok. 22 15. Mai 1933

Deutscher Boxsport-Verband Kommentar zur Rundfunkansprache der Reichssportkommissars [Quelle: Boxsport, 15. Mai 1933 (Nr. 659), S. 2.]

Nach den Erklärungen des Reichssportkommissars [dürfte es] möglich sein, dass der eine oder andere Jude wieder zu der Sportart, in der er oft Jahrzehnte tätig war, zurückfindet. Wir denken da besonders an einen, der heute als Mann von über 50 Jahren im Besitze des goldenen Sportabzeichens ist und einer von den Ersten war, die sich mit der Frage des Wehrsports beschäftigten, ehe noch der 30. Januar kam. Wahrscheinlich wird es wohl so kommen, dass der Reichsverband d i r e k t beim Reichssportkommissar die Prüfung einer neuen Eingliederung zu beantragen und zu vertreten haben wird. Man darf es mit vollem Vertrauen dem Sportkommissar überlassen, in welcher Richtung er hier grundsätzliche Bestimmungen schaffen wird.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 23 24. Mai 1933

Reichssportführung Beauftragten-Besprechung betr. Bemerkungen zur Arierfrage im Golfsport [Wiedergegeben nach: Quanz, Dietrich R.: 100 Jahre Golf in Deutschland. Band 2: Glanzzeiten/ Schattenseiten 1924–1949. Oberheching 2007, 70.]

Auf der am 24. Mai 1933 stattgefundenen Beauftragten-Besprechung über 16 Fachsäulen. Säule 6: Deutscher Tennis- und Hockeyverband Hier spielt die Arierfrage eine besondere Rolle, insbesondere im Golfsport, der schwer verjudet ist. Es muss also auch hier mit besonderer Vorsicht vorgegangen werden.

Dok. 24 24. Mai 1933

Reichssportführung Beauftragten-Besprechung betr. grundsätzlicher Bemerkungen zur Arierfrage [Wiedergegeben nach: Bernett, Hajo: Zur Vorgeschichte des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen. In: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 2/1995, S. 7–24, hier: S.11 ff..]

Arierfrage (...) wenn ein Verein sich weigert, Juden herauszunehmen, so ist mit Schärfe (mit des Messers Schneide) vorzugehen. (...) Wenn es sich um alt angesehene Juden handelt, ist mit Vorsicht zu verfahren. (...) Juden sind zu ausländischen Spielen nicht zugelassen (Prenn).5

Dok. 25 29. Mai 1933

Reichssportkommissar 5 Hier handelt es sich um den deutschen Tennisspieler Daniel Prenn, dem der weitere Einsatz bei internationalen Spielen verweigert wurde. Er flüchtete nach England und setzte hier seine Karriere fort. Vgl. Deiss, Julia: Der Emigrant. In: Deutscher Tennis Bund (Hrsg.): Tennis in Deutschland. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin 2002, 146–148.

1.1 Reichsebene 

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Zeitungsbericht mit Ausschnitt aus einer Ansprache [Quelle: Fußballwoche Nr. 22 vom 29.05.1933, 9.]

Bezüglich des Arierparagraphen könne man im deutschen Sportleben Bestimmungen des Beamtengesetzes nicht in jedem Falle anwenden.

Dok. 26 11. Juni 1933

Reichssportkommissar Wiedergabe eines Redemanuskriptes6 nach Zeitungsauszug [Quelle: Nordisches Turnblatt Nr. 941 v. 30. Juni 1933, 941; Turnen und Sport im Rheinland Nr. 24 vom 14. Juni 1933.]

Die Revolution ist noch nicht zu Ende. Man denke nicht, dass sie abgeschlossen ist mit öfteren Flaggenhissen. Wir werden noch einiges innerhalb des großen Ringens innerhalb unsrer Freiheitsbewegung erleben. Um so mehr haben Sie darauf zu achten, dass die Einheit Ihrer Verbände erhalten bleibt. Besondere Aufmerksamkeit verlangt auch die Behandlung der arischen Frage. Ganz plötzlich hat die Deutsche Turnerschaft mit unerwarteter Schärfe durchgegriffen, plötzlich – aber früher sprach man dort anders darüber. Ich steh auf dem Standpunkt, auch die Behandlung dieser Frage etwas diplomatisch zu besorgen. Gelingt das nicht, dann wollen wir schweigen über diese Frage. Ueberhitzte Temperamente mögen mich verschonen, denen verschließe ich die Türe.

Dok. 27 27. Juni 1933

Reichssportkommissar Wiedergabe eines Redemanuskriptes7 nach Zeitungsauszug [Quelle: Deutscher Polizeisport, Nr. 13/33, S. 167 sowie in kürzerer Fassung in Boxsport, 26. Juni 1933 (Nr. 665), S. 13.] 6 Hierbei handelt es sich um eine Rede vor den Rheinischen Turn- und Sportführern anlässlich des Endspiels um die Deutsche Fußballmeisterschaft in Köln am 11. Juni 1933. 7 Es handelte sich um ein Treffen mit Journalisten im Haus der Presse Berlin.

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 1 Staatliche Institutionen

Was ist nicht in den letzten Wochen und besonders seit Anbeginn meiner Tätigkeit und im Zusammenhang mit der Boykottbewegung über die Möglichkeit und Unmöglichkeit, die Olympiade 1936 in Berlin stattfinden zu lassen, geschrieben worden, wie viel wahres und unwahres hat man da zu Papier gebracht. (…) Sie sind mit uns eins, meine verehrten Herren, dass ich mich nicht weiter über die drei programmatisch niedergelegten Punke, die der Staatssekretär Lewald in Wien abgegeben hat,8 auslasse. Sie sind eingehend erörtert worden, und das gesamte IOK hat sich geschlossen und in voller Einmütigkeit mit diesen Punkten einverstanden erklärt. Meine Herren, damit ist der Boden für eine vertrauensvolle Weiterarbeit im internationalen Sportverkehr gewährleistet. (…) Kommt nun heute noch jemand und wünscht Auskunft über dieses oder jenes, dann erkläre ich ihm: die außenpolitische Linie des Reichssportkommissars ist geschaffen und man warte meine Taten ab.

Dok. 28 Oktober 1933

Der Landesbeauftragte des Reichssportführers für Bremen Bekanntmachung betr. der Einführung des Hitlergrußes bei Sportveranstaltungen [Quelle: Monatliche Mitteilungen des Segelvereins Bremen, Ausgabe Oktober 1933, S. 84.]

Der Unterzeichnete ordnet an, dass sämtliche Turner und Sportler mit dem heutigen Tage verpflichtet sind, mit „Heil Hitler“ unter gleichzeitigem Erheben des rechten Armes und ausgestreckter Hand zu grüßen. Der Landesbeaufragte für Sport Köwing Obersturmbannführer III/75

Dok. 29 23. November 1933

Der Reichssportführer an die jüdischen Sportverbände [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 23. November 1933, S. 5.] 8 Dok. 181.

1.1 Reichsebene 

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Auf entsprechende Eingaben des „Deutschen Makkabi-Kreises“ und des „Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten“ an den Reichssportführer Herrn v. Tschammer und Osten erhielten beide Verbände folgenden Bescheid: Auf die Eingaben vom 2. und 20. Oktober 1933 Betr. Sportbetätigung jüdischer Vereine Gegen sportliche Betätigung selbständiger jüdischer Vereine, gegen die keine polizeilichen Bedenken bestehen, habe ich nichts einzuwenden. Ich bin auch damit einverstanden, dass sich Vereine zu Verbänden zusammenschließen. Bezüglich etwaiger Vergünstigungen würden für jüdische Vereine sinngemäß die gleichen Vorschriften gelten, wie für sonstige Sportvereine und Verbände, die dem Reichssportführerring nicht angeschlossen sind. Der Reichssportführer gez. v. Tschammer

Dok. 30 29. November 1933

Reichssportführer an den Oberbürgermeister der Stadt Hannover9 [Quelle: Stadtarchiv Hannover, HR 15 Nr. 441.]

Mir ist von verschiedenen Seiten davon Mitteilung gemacht worden, dass Sie Ihre Sportübungsstätten künftig nur noch den Vereinen überlassen wollen, denen keine Juden oder jüdisch Versippte angehören. Ich mache aus diesem Anlass darauf aufmerksam, dass nach meinen Bestimmungen die Aufnahme von Juden den Vereinen freisteht. Es ist aus verschiedenen Gründen nicht erwünscht, dass irgendwelche amtlichen Stellen über meine auch in der Presse bekannt gegebenen Anordnungen hinausgehen und schärfere Bestimmungen erlassen. Ich bitte deshalb, Ihre diesbezüglichen Massnahmen sofort rückgängig zu machen. 9 Am 15. August 1933 hatte der Magistrat der Stadt Hannover beschlossen, Zuschüsse, Unterstützungen oder sonstige Zuwendungen an Vereine nur zu geben, wenn von dem Vereinsvorstand die Erklärung abgeben wird, dass sich in den Reihen des Vereins keine Juden oder Jüdisch-Versippte befinden“. Darüber hinaus wurde von den Vereinen die Aufnahme des „Arier-Paragraphen“ in die Satzung verlangt (Dok. 79).

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 31 30. November 1933

Reichssportführer Wiedergabe einer Anordnung betr. Juden in bürgerlichen Sportverbänden10 [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 30. November 1933, S. 11; Auch abgedruckt in: Wassersport, Nr. 48/1933, S. 954.]

Nichtarische Mitglieder in deutschen Sportverbänden Bei der Besetzung von Vorstands- und sonstigen Vereinsposten müssen die Anforderungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933 (RGBl I, S. 175) und der dazu ergangenen Ausführungsvorschriften sinngemäß erfüllt werden. Soweit weibliche Mitglieder für derartige Stellen vorgesehen sind, müssen im Falle des § 3 dieses Gesetzes die entsprechenden Anforderungen auch von Vätern oder Brüdern bzw. Ehemännern oder Söhnen erfüllt sein. Diese Anordnung findet auf alle deutschen Staatsbürger gleichmäßige Anwendung. Ausländer können zwar Mitglieder anerkannter Sportvereine sein, dürfen jedoch Vereinsämter irgendwelcher Art nicht innehaben. Auf vielfache Anfragen stelle ich in diesem Zusammenhang nochmals fest, dass der Erlaß von Vorschriften, über die Aufnahme nichtarischer Mitglieder in anerkannten Sportvereinen den Fachverbänden und, soweit von diesen keine bindenden Vorschriften ergehen, den einzelnen Vereinen überlassen bleibt. Der Reichssportführer gez. von Tschammer

Dok. 32 5. Dezember 1933

Reichssportführer Anordnung betr. Juden in bürgerlichen Sportverbänden mit erläuternden Zusätzen11 [Quelle: Der Kleinkaliber-Schießsport Nr. 16, 05.12.1933.] 10 Diese Anordnung wurde wenige Tage später mit erläuternden Zusätzen erweitert veröffentlicht (Dok. 32). 11 Dieses Dokument war Ende November ohne die entsprechenden Zusätze u.a. in jüdischen Zeitungen veröffentlicht worden (Dok. 31).

1.1 Reichsebene 

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Betr. Besetzung von Führerposten in Sportvereinen und Aufnahme nichtarischer Mitglieder Bei der Besetzung von Vorstands- und sonstigen Vereinsposten müssen die Anforderungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933 (RGBl. I S. 175) und der dazu ergangenen Ausführungsschriften sinngemäß erfüllt werden. Soweit weibliche Mitglieder für derartige Stellen vorgesehen sind, müssen im Falle des § 3 dieses Gesetzes die entsprechenden Anforderungen auch von den Vätern oder Brüdern, bzw. Ehemännern oder Söhnen erfüllt sein. Diese Anordnung findet auf alle deutschen Staatsbürger gleichmäßig Anwendung. Ausländer können zwar Mitglieder anerkannter Sportvereine sein, dürfen jedoch Vereinsämter irgendwelcher Art nicht innehaben. Auf vielfache Anfragen stelle ich in diesem Zusammenhang nochmals fest, daß der Erlaß von Vorschriften über die Aufnahme nichtarischer Mitglieder in anerkannte Sportvereine den Fachverbänden und, soweit von diesen keine bindenden Vorschriften ergehen, den einzelnen Vereinen überlassen bleibt. Der Reichssportführer. gez. v. Tschammer Zusatz 1. § 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933 nimmt von der Versetzung von Beamten nichtarischer Abstammung in den Ruhestand aus: Beamte, die im Weltkrieg an der Front für das Reich oder für seine Verbündeten gekämpft haben oder deren Väter und Söhne im Weltkrieg gefallen sind. 2. § 4 des Gesetzes bestimmt die Entlassung aus dem Dienst von Beamten, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten. 3. Nach Ziffer 2 der ersten Verordnung vom 11.4.1933 zur Durchführung des Gesetzes gilt als nicht arisch, wer von nichtarischen, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist. Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil der jüdischen Religion angehört hat. 4. Nach Ziffer 3 der 3. Verordnung vom 6.5.1933 zur Durchführung des Gesetzes gilt als Frontkämpfer im Sinne des Gesetzes, wer im Weltkrieg bei der fechtenden Truppe an einer Schlacht, einem Gefecht, einem Stellungskampf oder an einer Belagerung teilgenommen hat. Es genügt nicht, wenn sich jemand,

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 1 Staatliche Institutionen

ohne an den Feind gekommen zu sein, während des Krieges aus dienstlichem Anlaß im Kriegsgebiet aufgehalten hat.

Dok. 33 15. Januar 1934

Der Beauftragte des Reichssportkommissars bei der bayer. Staatsregierung an den Vorsitzenden der jüdischen Sportvereine Bayerns Richtlinien zur (Wieder-)begründung jüdischer Sportvereine in Bayern [Quelle: Staatsarchiv Würzburg; LRA Aschaffenburg 2259.]

An Herrn Rechtsanwalt Dr. Vorchheimer,12 Nürnberg, Treustraße 7/II. Auf mein Schreiben vom 28.11.33 hat mir die Bayer. Politische Polizei mitgeteilt, daß eine Wiederbetätigung der früheren jüdischen Vereine, denen ein Betätigungsverbot auferlegt ist, zur Zeit nicht genehmigt werden kann. Es besteht dagegen kein Einwand gegen die Einleitung von Verhandlungen über die Gründung jüdischer Sportvereine, die in einem Landesverband jüdischer Sportvereine zusammengeschlossen werden können. Danach ist also nicht daran zu denken, je die Bar Kochba Vereine wieder aufleben zu lassen oder Sportabteilungen des Bundes jüdischer Frontsoldaten, sondern die Bayer. Politische Polizei gibt nur die Erlaubnis ganz allgemeinen Sportvereinen, in denen alle Richtungen, sei es Bar Kochba, sei es Bund jüdischer Frontsoldaten, seien es an die Religionsgemeinschaften angeschlossene Abteilungen, vereinigt sind. Ein Beispiel wäre der jüdische Turn- und Sportverein München. Ich ersuche bei Ihrer Organisation diese Richtlinien zu befolgen, also überall jüdische Turn- und Sportvereine zu bilden, die alles umfassen. gez. Schneider. Der Beauftragte des Reichssportkommissars bei der bayer. Staatsregierung T. B. Nr. 177/34

12 Dr. Isidor Vorchheimer (1896–1969) war als Rechtsanwalt in Nürnberg tätig und übernahm 1934 die Leitung des bayrischen Einheitssportverbandes für Juden. Er floh 1935 nach Palästina. Vgl. Weber, Reinhard: Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933. München 2006, S. 295.

1.1 Reichsebene 

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Dok. 34 8. März 1934

Der Beauftragte des Reichssportführers in Bayern Anordnung zur Schaffung von jüdischen Einheitsvereinen in Bayern [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 8. März 1934, S. 12.]

Der Beauftragte des Reichssportführers bei der bayerischen Staatsregierung, Oberführer S c h n e i d er (München), hat R.-A. Dr. V o r c h h e i m e r in Nürnberg die Bildung und Leitung eines Verbandes der jüdischen Turn- und Sportvereine im rechtsrheinischen Bayern übertragen. An diesen Auftrag sind vor allem folgende Weisungen geknüpft: Es darf nur e i n einheitlicher Verband bestehen; an jedem Ort wird nur e i n einheitlicher Verband geduldet, der alle Richtungen umfaßt; es können somit weder Vereine des Deutschen Makkabi-Kreises, noch des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten ihre Tätigkeit fortsetzen oder neu aufnehmen. Die Vereinsleiter sollen womöglich F r o n t s o l d a t e n sein. Der Meldung der Vereine zu Veranstaltungen des Deutschen Makkabi-Kreises oder des RjF steht nichts im Wege; auch die Einzelmitgliedschaft bei diesen Organisationen ist gestattet. In München, Nürnberg und Fürth sind jüdische Turn- und Sportvereine dieser Art bereits gebildet worden. Vertreter des Leiters dieses Dachverbandes ist Herr Alex Ichenhäuser, Fürth in Bayern.

Dok. 35 18. Juli 1934

Reichssportführer [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 11. Oktober 1934, S. 11.]

Richtlinien für den Sportbetrieb von Juden und sonstigen Nichtariern In Zusammenfassung der bisher ergangenen Vorschriften und Einzelverordnungen über die Behandlung von Juden und sonstigen Nichtariern im Sport gelten zur Beseitigung wiederholt aufgetretener Zweifel künftig folgende Richtlinien:

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 1 Staatliche Institutionen

1. Die Bildung und Betätigung jüdischer usw. Sportvereine ist zulässig, wenn nicht im Einzelfall ein polizeiliches Verbot wegen staatsfeindlicher Betätigung erforderlich sein sollte. Die Vereine müssen ferner einer von mir anzuerkennenden Arbeitsgemeinschaft angeschlossen sein. Die gleichzeitige Zugehörigkeit der Vereine zu genehmigten weltanschaulichen Verbänden des Judentums wird hierdurch nicht berührt. 2. Die mir unterstehenden Sportfachverbände können, soweit dies erforderlich sein und gewünscht werden sollte, die Interessen der jüdischen usw. Organisationen in den internationalen Fachsportverbänden wahrnehmen. 3. Es bestehen keine Bedenken dagegen, dass die Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen, Trainings- und Gesellschaftsspiele sowie sonstige Wettkämpfe gegen die obenbezeichneten Vereine austragen. 4. Der Benutzung öffentlicher und privater Uebungs- und Kampfstätten (wie z. B. Turnhallen, Sportplätze, Schwimmbäder usw.) steht nichts im Wege, sofern die Anlagen von den Schulen, den Sportvereinen des Reichsbundes für Leibesübungen und den nationalen Verbänden nicht benötigt werden. 5. Im übrigen gelten die den Vereinen des Reichsbundes für Leibesübungen gewährten Vergünstigungen (z. B. Jugendpflegeermäßigung) für jüdische Vereine nur, soweit dies besonders bestimmt wird. Andererseits sind die jüdischen Vereine zu den Abgaben, die von den Vereinen für Leibesübungen erhoben werden (z. B. Hilfsfonds für den Deutschen Sport) nicht leistungspflichtig. Diese Richtlinien treten mit ihrer Bekanntgabe in Kraft. Die in gleichem Zusammenhang früher ergangenen Rundschreiben werden damit hinfällig. Berlin, den 18. Juli 1934 Der Reichssportführer i. V. gez. Breitmeyer F. d. R. gez. Lüttwitz

1.1 Reichsebene 

 27

Dok. 36 15. September 1934

Reichssportführer [Wiedergegeben nach: Bernett, Hajo: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland. Schorndorf 1978, S.142.]

Verteiler IV Richtlinien für den Sportbetrieb von Juden und sonstigen Nichtariern. In Anlage übersende ich einen Abdruck meiner Richtlinien über die Behandlung von Juden und sonstigen Nichtariern im Sport vom 18. Juli 1934,13 nachdem nunmehr als Arbeitsgemeinschaft im Sinne der Richtlinien der Reichsausschuss jüdischer Sportverbände vom Sportbund des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (Jüdischer Sportbund „Schild“) und dem Deutschen Makkabikreis e. V. gebildet worden ist. Die Richtlinien für jüdische Vereine sind also auf die diesen Verbänden angeschlossenen Vereine anzuwenden. Ich bemerke hierzu, daß das Reichsministerium des Innern, das Reichsministerium des Äußeren, der Stellvertreter des Führers und die Geheime Staatspolizei, den in den Richtlinien niedergelegten Gedankengängen zugestimmt haben. Weitere Erschwerungen, insbesondere auch örtliche Zwangszusammenschlüsse, sind zu vermeiden. Der Reichssportführer i. V. gez. Breitmeyer

Dok. 37 28. September 1934

Reichssportführer Anerkennung des Reichsausschusses jüdischer Sportverbände [Quelle: Der Schild, 5. Oktober 1934.]

Tgb. Nr. 7017 Berlin-Charl., den 28.September 1934 13 Vgl. Dok. 35. An dieser Stelle wurden die Richtlinien nochmals an den ‚Verteiler IV‘ weitergeleitet. Interessant ist der explizite Verweis, „weitere Erschwerungen […] zu vermeiden“.

28 

 1 Staatliche Institutionen

Hardenbergstr. 42/43 In Verfolg meines Schreibens vom 14. d. M. bestätige ich hiermit den Reichsausschuß Jüdischer Sportverbände, dem der Deutsche Makkabikreis e. V. und der Sportbund des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten angehören, als alleinige Vertretung des jüdischen Sports in Deutschland. Alle Verhandlungen über den jüdischen Sport in Deutschland werde ich nur mit dieser Organisation führen. J.B. gez. Breitmeyer

Dok. 38 5. Oktober 1934

Reichssportführer Interviewauszug [Quelle: Jüdische Rundschau, 5. Oktober 1934.]

In einem Interview, das der Reichssportführer einem DNA-Vertreter gewährte, äußerte er über den jüdischen Sport in Deutschland folgendes: Die Betätigung jüdischer Sportvereine in Deutschland und die Auswahl ihrer besten Leute für eine Beteiligung an den Spielen ist geregelt. In jeder Form wird hier korrekt nach dem Olympischen Statut gehandelt, und dieses Statut ist für uns, die wir in der Welt Sport treiben oder führend im Sportleben stehen, Gesetz.

Dok. 39 März 1935

Guido von Mengden14, Pressereferent des Reichssportführers Zeitungskommentar [Quelle: Deutscher Fußball Sport 3 (1935), S. 414–416.]

Es ist alleinige Angelegenheit des deutschen Volkes, zu bestimmen, in welchem Umfang Fremdrassige in seinem öffentlichen Leben eine Rolle spielen. Man kann 14 Guido von Mengden (1896–1982) war als Sportfunktionär in der NS-Zeit und in der BRD tätig. Seit 1935 war er als Pressereferent für den Reichssportführer tätig. Vgl. Bernett, Hajo: Guido von Mengden. „Generalstabschef“ des deutschen Sports. Berlin 1976.

1.1 Reichsebene 

 29

nicht erwarten, dass der Nationalsozialismus von seinem Glauben an die Kraft von Blut und Rasse [ablässt].

Dok. 40 5. März 1935

Reichssportführer Einheitssatzung für die dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen angeschlossenen Vereine [Quelle: Reichsministerialblatt Nr. 11 vom 16. März 1935, S. 100.]

§2 Der Verein bezweckt die leibliche und seelische Erziehung seiner Mitglieder im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates durch die planmäßige Pflege der Leibesübungen. Zugehörige Kommentierungen / Ausführungsbestimmungen [Quelle: Nürck, Stefan (Hg. im Auftrage des Reichssportführers): Sport und Recht. Die Leibesübungen in Gesetzgebung und Rechtsprechung. Berlin 1936.]

„Da der Zweck des Vereins auf die Erziehung der Mitglieder im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates gerichtet ist, muß der Aufzunehmende die Voraussetzung mitbringen, die ihn befähigt, an dieser Erziehungsarbeit teilzunehmen. Er muß demgemäß eine freudige und positive Einstellung zur nationalsozialistischen Volksgemeinschaft erkennen lassen. Dies ist von besonderer Bedeutung, wenn sich Personen melden, die früheren marxistischen, inzwischen der Auflösung verfallenen Turn- und Sportvereinen angehörten oder die sich sonst zu der heutigen Staatsauffassung feindlichen Anschauungen bekannten. Hier ist sorgsam unter enger Fühlungnahme mit der Partei zu prüfen, ob bei den Aufzunehmenden ein Wandel der Gesinnung eingetreten ist. Die Aufnahme von Personen nichtarischer Abstammung und von Personen, welche die deutsche Reichsangehörigkeit nicht besitzen, ist durch die Einheitssatzung nicht geregelt, der Verein ist daher an sich in seiner Entscheidung frei, soweit nicht bestehende Verbandsbindungen ihm den Weg weisen. Hinsichtlich der Nichtarier ergibt sich indessen die Entscheidung bereits aus dem §2 der Einheitssatzung von selbst.“ [Quelle: Geibel, Werner: Leibesübungen und Recht. Ein Wegweiser durch die gesetzlichen Bestimmungen unter besonderer Berücksichtigung der Anweisungen des Reichssportführers für Vereinsführer und Vereinsmitglieder. Mannheim 1936, S. 47.]

30 

 1 Staatliche Institutionen

Folgt man dem Geist der in der Einheitssatzung niedergelegten Grundsätze, dann ergibt sich, daß Nichtarier und die ihnen durch das Berufsbeamtengesetz Gleichgestellten von der Aufnahme grundsätzlich ausgeschlossen sind, während bei allen anderen Personen der Vereinsführer die Aufnahme ohne Angabe von Gründen ablehnen kann.

Dok. 41 24. September 1935

Reichssportführer [Quelle: Der Schild, 27. September 1935.]

Durch Bekanntmachung des Reichssportführers, veröffentlicht in dem amtlichen Organ des Fachamtes für Leichtathletik im DRfL vom 24.9.35 können von jetzt ab das Reichssportabzeichen nur Deutsche a r i s c h e r Abstammung erwerben. Neue Anträge zur Verleihung des Sportabzeichens sind daher nicht mehr zu stellen. gez. W. Beck Sportdezernent

Dok. 42 14. März 1936

Reichssportführer Anordnung gemäß Zeitungsbericht [Quelle: Jüdische Rundschau, 14. März 1936.]

Das Flaggen im Wassersport Nach der Verordnung über die Flaggenführung der Schiffe vom 17. Januar 1936 hat jetzt der Reichssportführer mit Zustimmung des Reichsinnen- und des Reichsverkehrsministers eine Bekanntmachung über die Flaggenführung der Wassersportfahrzeuge erlassen. Sie betrifft sämtliche Wassersportfahrzeuge einschließlich der Ruder- und Paddelboote. Danach dürfen die deutschen Wassersportfahrzeuge als deutsche Nationalflagge nur die Hakenkreuzflagge führen. Sie wird im allge­ ahnen meinen am Heck oder an der Gaffel gesetzt. An dieser Stelle dürfen die F der Länder, Provinzen oder Städte oder Vereinsflaggen nicht gesetzt w ­ erden.

1.1 Reichsebene 

 31

Binnenwasserfahrzeuge, deren Eigentümer oder Benutzer Juden im Sinne des Reichsbürgergesetzes bzw. des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes sind, dürfen die Hakenkreuzflagge nicht führen. Unzulässig ist auch das Setzen früherer deutscher Nationalflaggen und der schwarzweißroten Flagge mit dem Eisernen Kreuz.

Dok. 43 23. April 1936

Der Beauftragte des Reichssportführers in Bayern an den Oberbürgermeister von München [Wiedergegeben nach: Quanz, Dietrich R./Hrsg vom Deutschen Golf-Verband: 100 Jahre Golf in Deutschland. Band 2: Glanzzeiten/Schattenseiten. 1924 bis 1949. Oberhaching 2007, S. 114.]

Betreff: Antrag des Münchener Golf-Clubs auf Schaffung eines neuen Golfplatzes in München Der Vereinsführer des Münchener Golf-Clubs, Oberstleutnant von Becker, hat kürzlich wegen seines an die Stadt eingereichten Antrages auf Schaffung eines Golfplatzes bei mir vorgesprochen. Gelegentlich der Besprechung stellte sich nun heraus, dass der Münchener GolfClub noch eine verhältnismäßig große Anzahl von Juden als Mitglieder führt. In seinem Schreiben vom 22.4.36 an den Herrn Bürgermeister Dr. Tempel erklärte er, dass laut Verfügung des Herrn Reichssportführers früher jüdische Mitglieder im GolfClub belassen werden dürften. Mir ist von einer derartigen Verfügung des Herrn Reichssportführers nichts bekannt. Auch aus der im ersten Absatz der Verfügung des Deutschen Golf-Verbandes vom 12. November 1934 angezogenen Anordnung des Herrn Reichssportführers über Neuaufnahmen kann nicht ohne weiteres ein Zugeständnis der Belassung von Juden im Golf-Verband herausgelesen werden. Jedenfalls stehe ich grundsätzlich auf dem Standpunkt, dass eine Unterstützung von Vereinen, die noch jüdische Mitglieder in ihren Reihen führen und nicht von sich aus rechtzeitig für deren Ausmärzung besorgt waren, nicht am Platze ist. Selbstverständlich ist jetzt unmittelbar vor den Olympischen Spielen in Berlin der Zeitpunkt denkbar ungeeignet, die Judenfrage in den Vereinen des D.R.L. zu lösen und etwa dem Golf-Club den Befehl zu geben, die Juden zu entfernen. Es wäre dies auch deswegen unzweckmässig, weil der Herr Reichssportführer in einem anderen Fall kürzlich die Mitteilung mir zugehen hat lassen (Schreiben vom

32 

 1 Staatliche Institutionen

4.4.36 Nr I71 553/36 -4/1), dass die nach den Nürnberger Gesetzen zu treffenden Maßnahmen für Turn- und Sportvereine demnächst veröffentlicht werden. Solange müssten für führende Männer im Sport die grundlegenden Bestimmungen des Berufsbeamtentums zur Anwendung gebracht werden, das heisst arischer Nachweis bis zu den Grosseltern. Aus diesen Feststellungen ist also auch zu entnehmen, dass zwischen führenden Persönlichkeiten im Sport und gewöhnlichen Mitgliedern ein Unterschied gemacht wird. Auf Grund dieser Ausführungen des Herrn Reichssportführers habe ich dem Oberstleutnant geraten, die ganze Angelegenheit bis nach den Olympischen Spielen zurückzustellen, da dann sicher die Judenfrage im D.R.L. restlos und durchgreifend geklärt wird. Dann ist es auch besser möglich, die ganze Angelegenheit sachlich zu prüfen. Heil Hitler Schneider (Unterschrift)

Dok. 44 1. November 1938

Reichssportführer [Quelle: Der Schild, 4. November 1938.]

Neuordnung im jüd. Sport Mit Jahresende werden alle jüdischen Sportvereine in Deutschland unbeschadet ihrer bisherigen Verbandszugehörigkeit in sportlicher und organisatorischer Hinsicht dem Reichsausschuß jüdischer Sportverbände unterstellt. Der Reichsausschuß führt die Neuordnung entsprechend den Anordnungen des Reichssportamtes durch. Ausführungsbestimmungen ergehen hierzu an unsere Sportgruppen, Vereine und Funktionäre in diesen Tagen durch Rundschreiben des Sportbundes „Schild“ und des Reichsausschusses jüdischer Sportverbände.15 Berlin W 35, den 1. November 1938

15 Dies bezog sich auf die entsprechenden Richtlinien des Gestpo, Dok. 157.

1.2 Länderebene 

 33

Dok. 45 1940

Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen Erläuterungen zur Einheitssatzung der Sportvereine bzw. Sportgemeinschaften [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Vereinsregister Tennisverein Emden, Rep. 124, Nr. 5614.]

[...] Zu §4 [...] Absatz 6 ist wie folgt zu fassen: „Mitglieder können nicht Personen sein, die nicht deutschen oder artverwandten Blutes oder solchen gleichgestellt sind.“ Strengere Anforderungen können nur auf Grund einer besonderen Erlaubnis des Führers der NSRL gestellt werden.

1.2 Länderebene 1.2.1 Bayerische Staatsregierung Dok. 46 23. Juni 1933

Bayerisches Ministerium für Unterricht und Kultus Von der Vergünstigung der Fahrpreisermäßigung ausgeschlossen sind in Zukunft die artfremden (d. h. nichtarischen) Jugendvereine. [Wiedergegeben nach: Walk, Joseph (Hrsg.): „Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat“. 19962, I, Nr. 153 – Bayrisches Ministerium für Unterricht und Kultus (BayMUK) III 27995.]

Dok. 47 20. März 1934

Bayerischer Staatsminister des Innern – Politischer Polizeikommandeur von Bayern an alle Polizeidirektionen [Wiedergegeben nach: Mommsen, Hans: Polizeiakten zur Judenverfolgung vor 1938. In: VfZ 1/1962 (10), S. 68 – 87, hier: S. 77 f.]

Betrifft: Genehmigung der Betätigung jüdischer Organisationen Die Ausnahmen von dem Betätigungsverbot der Bayer. Polit. Polizei für jüdische

34 

 1 Staatliche Institutionen

Organisationen vom 19. VII. 193316 werden dahingehend erweitert, daß dem „Reichsbund jüd. Frontsoldaten“ und den jüdischen Jugendorganisationen, die einem der dem Landesausschuß Bayern des Reichsausschusses der jüd. Jugendverbände unterstellten jüd. Jugendverbände eingegliedert sind, eine Betätigung, jedoch nur unter Auflagen, wieder gestattet wird. Bei der Zulassung zur Betätigung sind allgemein folgende Auflagen zu machen, die nach den örtlichen Verhältnissen in engen Grenzen erweitert werden ­können. 1. Der Verein darf keinerlei politische Zwecke verfolgen. Die Vorstandschaft haftet ferner dafür, daß innerhalb des Vereins keine Politik getrieben wird. Falls einzelne Mitglieder trotz des Verbotes sich innerhalb des Vereins politisch betätigen, erfolgt Auflösung des Vereins. 2. Mitglieder des Vereins dürfen nur solche Personen sein, die ihrer Abstammung nach der jüdischen Rasse angehören. 3. Der Vorsitzende entscheidet über die Aufnahme der aktiven und passiven Mitglieder. Er hat von dieser Entscheidung die zur Aufnahme Angemeldeten unter Angabe von Familien- und Vornamen, Geburtszeit und -Ort, sowie Wohnort, der zuständigen Polizeibehörde zu melden und trifft seine Entscheidung erst dann, wenn ihm deren Stellungnahme bezüglich der Aufzunehmenden zugegangen ist. Die Liste der dem Verein angehörenden aktiven und passiven Mitglieder ist mit den oben angeführten Daten der zuständigen Polizeibehörde vorzulegen. 4. Der Austritt eines Mitgliedes aus dem Verein ist der Polizeibehörde mitzuteilen. 5. Die Vorstandschaft ist verpflichtet, Anträgen der Polizeibehörde auf Ausschluß von Mitgliedern bedingungslos nachzukommen. 6. Anordnungen der Polizeibehörde über Geschäftsführung, Vereinstätigkeit und Sportausübung sind unbedingt Folge zu leisten. Ferner besteht keine E r i n n e r u n g gegen die Gründung allgemeiner jüd. T u r n – und Sportvereine ohne innerjüdisch parteiliche Bindung, jedoch ist innerhalb eines Ortes nur ein Verein zuzulassen. Dem zu gründenden Verein sind die gleichen Auflagen wie den eingangs genannten Organisationen zu machen. Die Wiederzulassung der früher bestandenen jüd. Turn- und Sportvereine mit bestimmter innerjüdischer Richtung ist zu versagen. Vollständige Mitgliederlisten der hiernach zur Betätigung wieder zugelassenen

16 Im Frühjahr waren von der Bayerischen Politischen Polizei alle jüdischen Vereine in Bayern wegen ihrer „antinationalen Zielsetzung“ verboten worden. Vgl. Dok. 159.

1.2 Länderebene 

 35

jüd. Organisationen — nach Organisationen getrennt — u n t e r Beifügung der kurzen Personalien der einzelnen Mitglieder sind vorzulegen. Außerdem ist fortdauernd über den Stand der Mitgliederbewegung zu berichten. Der Beauftragte des Jugendführers des Deutschen Reiches für das Land Bayern, der Beauftragte des Reichssportführers bei der Bayer. Staatsregierung, die Geschäftsstelle des Landesausschusses Bayern des Reichsausschusses der jüd. Jugendverbände und der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern des „Reichsbundes jüd. Frontsoldaten“ werden über die für sie in Frage kommenden Punkte dieser Regelung von hier aus in Kenntnis gesetzt. gez. H e y d r i c h

Dok. 48 10. Januar 1936

Bayerischer Innenminister an die Kreisleiter des Gaues München-Oberbayern [Wiedergegeben nach: Schwarzmüller, Alois: Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger 1935. Abrufbar unter: http:members.gaponline.de/alois.schwarzmueller/juden_in_gap_ereignisse/1936.htm, Stand: 15. April 2017.]

Beseitigung der Judenschilder und Stürmer-Kästen – An die Pgg Kreisleiter des Gaues München-Oberbayern – Ich ordne hiermit an: Sämtliche Schilder, Transparente usw. mit der Aufschrift ‚Juden sind hier ­unerwünscht‘ oder ähnlich sind unverzüglich – längstens bis zum 15. Januar – zu entfernen. Grund: Die Judenfrage ist durch die Nürnberger Gesetze geregelt. Einer über die Nürnberger Gesetze hinausgehender Abwehr bedarf es im Augenblick nicht. (...) Die Ausländer, die unseren Gau bereisen, müssen, wenn sie immer wieder die oben gen. Schilder sehen, auf den Gedanken kommen, dass wir in der Judenfrage doch noch Schwierigkeiten haben. Dies ist unerwünscht. Mit Rücksicht auf den durch die Olympiade in den nächsten Wochen bedingten großen Fremdenverkehr wird in sämtlichen ‚Stürmer’-Kästen eine Ihnen noch zugehende Sondernummer ausgehängt.

36 

 1 Staatliche Institutionen

1.2.2 Preußische Staatsregierung Dok. 49 22. Mai 1933

Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an sämtliche Regierungspräsidenten [Quelle: Staatsarchiv Osnabrück, Sta OS, Rep. 451 Lin Nr. 165, Jugendpflege im Kreis Lingen.]

Ein Einzelfall gibt mir Veranlassung darauf hinzuweisen, dass alle Jugendpflege und Leibesübungen treibenden jüdischen Vereine und Organisationen aus den Orts-, Stadt-, Kreis- und Bezirksausschüssen auszuschließen sind und dass ihnen auch jegliche Vergünstigungen zu versagen sind. gez. Rust

Dok. 50 11. Oktober 1933

Preußischer Minister des Inneren Zeitungsmeldung über Anordnung im Pferdesport [Quelle: CV-Zeitung, 11. Oktober 1933.]

Keine Nichtarier als Jockeis oder Herrenreiter Das preußische Ministerium des Innern hat folgende Verfügung herausgegeben: Ich ersuche, Nichtarier künftig nicht mehr als Jockeis oder Herrenreiter und nicht mehr als Fahrer oder Herrenfahrer zuzulassen. Dagegen sind n i c h t a r i s c h e B e s i t z e r  v o n  R e n n p f e r d e n  i n  k e i n e r W e i s e  z u  b e s c h r ä n k e n. i. V. (gez) Grauert.

Dok. 51 17. Mai 1934

Preußischer Minister des Innern (zugleich: Reichsminister des Innern) an Oberbürgermeister Hannover

1.2 Länderebene 

 37

[Quelle: Stadtarchiv Hannover, HR 15 Nr. 441.]

Der Beschluss des Magistrats vom 15. August 193317 erscheint in seiner generellen Fassung und insbesondere in seiner Ausdehnung auf jüdisch-versippte Personen als zu weitgehend und wird deshalb aufzuheben sein. Ueber die Bewilligung geldlicher Zuwendungen, Zuschüsse oder Unterstützungen an Vereine mit nichtarischen Mitgliedern wird zweckmäßigerweise von Fall zu Fall nach Lage der besonderen Verhältnisse zu entscheiden sein. Bei der miet- oder pachtweisen Überlassung städtischer Gebäude, Räume, Plätze usw., insbesondere für sportliche Zwecke erscheint eine generelle Ausschliessung von Vereinen mit nichtarischen Mitgliedern ebenfalls nicht angängig, zumal da es sich dabei wohl fast durchweg um Einrichtungen handelt, die dem Wohl der gesamten Bürgerschaft zu dienen bestimmt und aus allgemeinen öffentlichen Mitteln hergestellt worden sind. Ganz allgemein muss ich hierbei bemerken, dass die Übertragung der Grundsätze der Rassengesetzgebung des Reiches auf Gebiete, für die sie nicht bestimmt sind, leicht zu Fehlgriffen führen kann. Die Gemeinden und Gemeindeverbände werden nicht immer in der Lage sein, die Auswirkungen derartiger Verallgemeinerungen in ihrer Tragweite voll zu überblicken und deshalb bei der Aufstellung genereller Anordnungen und Richtlinien besonders Vorsicht beobachten müssen.

Dok. 52 10. August 1937

Preußisches Innenministerium, Staatssekretär Pfundtner18 Erlass zur Trennung der jüdischen von nichtjüdischen Gästen in Bädern und Kurorten [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, S. 682f.] 17 Am 15. August 1933 hatte der Magistrat der Stadt Hannover beschlossen, Zuschüsse, Unterstützungen oder sonstige Zuwendungen an Vereine nur zu geben, wenn von dem Vereinsvorstand die Erklärung abgeben wird, dass sich in den Reihen des Vereins keine Juden oder Jüdisch-Versippte befinden“. Darüber hinaus wurde von den Vereinen die Aufnahme des „Arier-Paragraphen“ in die Satzung verlangt (Dok. 79). 18 Hans Pfundtner (1881–1945) war Verwaltungsjurist und arbeitete seit dem 3. Februar 1933 als Staatssekretär im Preußischen und Reichsinnenministerium. Er beging 1945 Suizid.

38 

 1 Staatliche Institutionen

Jüdische Kurgäste Der Herr Reichs- und Preußische Minister des Inneren hat mit Erlaß an die Landesregierungen (für Preußen: die Oberpräsidenten und die Regierungspräsidenten) vom 24. Juli 193719 – IB 31043 X/5012e – ausgeführt: Soweit für Bäder und Kurorte der Besuch auswärtiger jüdischer Kurgäste geregelt wird, sind von den staatlichen und gemeindlichen Trägern der Kureinrichtungen folgende Richtlinien zu beachten: 1) Jüdische Kurgäste sind in Heilbädern, in denen die Möglichkeit besteht, sie getrennt von den übrigen Kurgästen in jüdischen Kuranstalten, Hotels, Pensionen, Fremdenheimen oder dgl. Unterzubringen, zulassen; Voraussetzung ist dabei, daß in diesen Betrieben deutschblütiges weibliches Personal unter 45 Jahren nicht beschäftigt wird. Gemeinschaftseinrichtungen, die Heilzwecken dienen, z. B. Trinkhallen, Badehäuser, sind auch den Juden zur Verfügung zu stellen; es ist jedoch angängig, den Juden mit Rücksicht auf die nichtjüdischen Kurgäste angemessene ­örtliche und zeitliche Beschränkungen hinsichtlich der Benutzung aufzuerlegen, z. B. Beschränkungen auf bestimmte Badekabinen oder Badezeiten. Von den Gemeinschaftseinrichtungen, die nicht unmittelbar Heilzwecken dienen, z. B. von Kurgärten, Sportplätzen, Kurgaststätten, können die Juden ausgeschlossen werden. In allen übrigen Bädern und Kurorten können Juden von den Kureinrichtungen allgemein oder teilweise ausgeschlossen oder auf bestehende jüdische Betriebe (Ziff. 1 Abs. 1) beschränkt werden. Heilbäder im Sinne dieses Erlasses sind diejenigen Badeorte, in denen natürliche oder ortsgebundene Heilkräfte in geeigneter Weise der Öffentlichkeit zur Wiedererlangung der Gesundheit bereitgestellt werden. 2) Wer Jude ist, bestimmt § 5 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 (RGBI. I S. 1333). Eine Unterscheidung zwischen inund ausländischen Juden findet nicht statt. 3) Vor Erlaß einer Regelung sollen dem Reichsausschuß für Fremdenverkehr Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Ich ersuche, das Weitere zu veranlassen und im Benehmen mit dem Reichsausschuß für Fremdenverkehr dahin zu wirken, daß diese Richtlinien auch von den übrigen Trägern von Kureinrichtungen beachtet werden.

19 Dok. 12.

1.2 Länderebene 

 39

In Zweifelsfällen ist meine Entscheidung einzuholen. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn zweifelhaft ist, ob ein Bad oder Kurort als Heilbad anzusehen ist. Die vorstehenden Richtlinien, die der Herr Reichs- und Preußische Minister des Inneren mit Beziehung auf die staatlichen und gemeindlichen Träger von Kur­ einrichtungen erlassen hat, sind auch von den übrigen Trägern der Kureinrichtungen einzuhalten, soweit diese den Besuch auswärtiger jüdischer Kurgäste zu regeln wünschen. Berlin, 10. August 1937. I. A. Dr. Hessel.

1.2.3 Hochschulen Dok. 53 10. Juli 1933

Technische Hochschule Berlin an den Ruderverein jüdischer Studenten im K.J.V.20 Erlass zu Selbstauflösung des Vereins [Quelle: Makkabi Archiv Ramat Gan, Makkabi Germany 126 / 4-14-20.]

Auf Grund des Ministerialerlasses Nr. 21808 vom 27.7.1933 sind mit sofortiger Wirkung die an der hiesigen Hochschule etwa noch bestehenden Verbindungen oder Vereinigungen jüdischer Studenten aufzulösen, falls sie nicht von sich aus ihre Auflösung beschließen. Ich ersuche Sie binnen 8 Tagen um Mitteilung, daß Sie Ihre Auflösung beschlossen haben. Sollten Sie diesem Ersuchen nicht nachkommen bzw. mir innerhalb der gesetzten Frist keine Mitteilung zukommen lassen, werde ich Ihre Auflösung veranlassen.

20 Kartell Jüdischer Verbindungen.

40 

 1 Staatliche Institutionen

1.3 Regierungspräsidien Dok. 54 25. Juli 1936

Regierungspräsident Aurich an die Landräte und Oberbürgermeister des Bezirks Anweisung zur Entfernung judenfeindlicher Schilder [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Rep. 16/1, Nr. 258, Bl. 157.]

Sofort! [handschriftlicher Vermerk, d. V.] Aus Anlass der Olympischen Spiele werden Ende Juli und Anfang August ds. Js. zahlreiche Ausländer in Deutschland weilen und dabei auch den Regierungsbezirk Aurich aufsuchen. Unter Bezugnahme auf den Runderlass des Herrn Reichs- und Preussischen Minister des Innern vom 18. April d.Js. – I. A. 2884/5012 – [...] ersuche ich nochmals, sofort zu veranlassen, dass judenfeindliche Schilder, die den Grundsätzen des Stellvertreters des Führers widersprechen, entfernt werden. Ich habe noch kürzlich feststellen müssen, dass z. B. ein Stürmerkasten die Aufschrift trägt: „Der Vater des Juden ist der Teufel“. Derartige Schilder, Tafeln, Aufschriften usw. müssen [sofort – handschriftlich nachgefügt, d.V.] verschwinden. Falls sich mit den örtlichen Parteidienststellen Schwierigkeiten ergeben sollten, ist mit der Gauleitung in Verbindung zu treten und mir Kenntnis zu geben.

Dok. 55 21. November 1938

Regierungspräsident Erfurt an die Landräte und Oberbürgermeister des Bezirks Zugangsverbot für Juden u. a. in städtischen Turnhallen, Sportplätzen und Badeanstalten [Wiedergegeben nach: Bräu, Ramona / Wenzel, Thomas (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Thüringens. „ausgebrannt, ausgeplündert, ausgestoßen“. Die Pogrome gegen die jüdischen Bürger Thüringens. Erfurt 2008, S. 98 ff.]

Der Oberbürgermeister in Erfurt hat unterm 13.11.1938 folgende Anordnung erlassen:



1.4 Kommunale Vertretungen 

 41

Im Anschluss an die Verordnung, die der Beauftragte für den Vierjahresplan, Generalfeldmarschall Göring, am 12. November 193821 als Abrechnung mit den jüdischen Verbrechern gegeben hat, und zugleich im Anschluß an die Anordnung des Reichsministers Dr. Goebbels in seiner Eigenschaft als Präsident der Reichskulturkammer erlasse ich die folgende Verfügung. 1. Ich untersage den Leitern sämtlicher städtischer Kultureinrichtungen, wie Theater, Museen, Ausstellungen, Büchereien, Archiven, sonstigen Einrichtungen für Erwachsenen-Erziehung usw. jüdischen Personen den Besuch zu gestatten. 2. Ich untersage den Leitern sämtlicher städtischen höheren Mittel-, Volks-, Fach- und Berufsschulen, jüdischen Personen das Betreten der zugehörigen Gebäude zu gestatten und sie an irgendwelchen Veranstaltungen teilnehmen zu lassen. 3. Ich untersage alles Leitern und Verwaltern von städtischen Einrichtungen, die zur körperlichen Ertüchtigung dienen, wie Turnhallen, Sportplätzen, Badeanstalten u.dgl. jüdischen Personen das Betreten der Einrichtungen zu gestatten. [...] Meine Verfügungen sind als örtliche und vorläufige zu betrachten und sind außer Kraft gesetzt, sobald eine gesetzliche Regelung bzw. ministerielle Verfügung ergeht. Die Verfügung tritt sofort in Kraft. Ich stelle anheim, falls es dort für erforderlich gehalten wird, entsprechende Anordnungen zu erlassen. In Vertretung Gez. Werneburg i. V.

1.4 Kommunale Vertretungen 1.4.1 Deutscher Gemeindetag Dok. 56 26. Juli 1933

Geschäftsführer des Deutschen Gemeindetags an Magistrat der Stadt Preußisch Friedland (als Antwort auf eine Anfrage vom 6. Juli 1933)22 21 Eine entsprechende ähnlich lautende Folgeverordnung vom 28. Dezember 1938 findet sich in Dok. 2. Sie ähnelt den hier auf lokaler Ebene umgesetzten Anordnungen bzgl. eines ‚Judenbanns‘. 22 Dok. 74.

42 

 1 Staatliche Institutionen

[Quelle: Bundesarchiv, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.]

Bisher ist uns noch nicht bekannt geworden, dass für die jüdische Bevölkerung eine besondere Bade- und Besuchszeit in städtischen Badeanstalten festgesetzt worden ist. Wir sehen jedoch kein rechtliches Hindernis gegenüber einem derartigen Beschluss der Stadtverwaltung. Als Eigentümerin der Badeanstalt steht ihr das Recht zu, besondere Besuchszeiten zu regeln und für einzelne Gruppen besondere Besuchszeiten festzusetzen, wie dies nicht nur vielfach für die einzelnen Geschlechter, sondern auch für Schulen und Vereine geschieht. Denn da die Badeanstalt, sofern durch ihre Einrichtung nicht nur gesundheitliche Zwecke verfolgt werden, als gewerbliches Unternehmen der Gemeinde anzusehen ist (...), unterliegt sie nicht den für die öffentlichen Anstalten geltenden Normen des öffentlichen Rechts, sondern ihre Rechts- und Benutzungsverhältnisse regeln sich ausschliesslich nach den Bestimmungen des allgemeinen bürgerlichen Rechts.

Dok. 57 28. Juli 1934

Geschäftsführer des Dt. Gemeindetages, Abteilung Weimar, an den ­Thüringischen Minister des Innern [Wiedergegeben nach: Gibas, Monika (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Thüringens. „Arisierung“ in Thüringen. Entrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933–1945. Erfurt 2008, S. 60 f.]

Betreff: Zutritt von Juden in öffentliche Bäder Die Benutzung städtischer Freibäder ist, wie uns bekannt ist, den Juden verschiedentlich verboten. In einer Stadt wird neuerdings erwogen, den Juden auch zu verbieten, das Stadtbad mit Schwimmhalle, Wannen-, Brause-, Schwitz- und Lichtbädern und ähnliche Einrichtungen zu benutzen. Nach unserer Auffassung sind diese Maßnahmen zu begrüßen. Es ist ein erfreulicher Beweis völkischer Selbstbestimmung und erstarkenden Rassebewusstseins, dass die Bevölkerung mehr und mehr es sich nicht länger gefallen lassen will,



1.4 Kommunale Vertretungen 

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mit Fremdrassigen die gleichen Schwimmbecken und die gleichen anderen Einrichtungen wie Wannenbäder, Dampf- und Heisslufträume usw. zu benutzen. Dem müssten die Behörden Rechnung tragen. Es geht m.E. nicht, dass die Behörden länger die Mitnutzung solcher Einrichtungen durch Fremdrassige dulden, damit der Bevölkerung indirekt zeigen, dass ihre Ablehnung der fremden Rasse unberechtigt sei und schließlich dazu beitragen, dass durch dauerndes Zusammensein der Rassengegensatz wieder verwischt wird. Bevor wir anfragenden Gemeinden eine Empfehlung in dieser Richtung geben, ist zu klären: 1. die rechtliche Zulässigkeit im Hinblick auf §96 GKO. Wir bitten ergebenst um Mitteilung, ob das Ministerium Abweichungen von dieser Vorschrift stillschweigend dulden würde, 2. die etwaige Wirkung auf das Ausland. Es taucht die Frage auf, ob derartige gegen die Juden gerichtete Maßnahmen im Ausland Anlass zu neuer Hetze und neuem Kampf gegen Deutschland geben würden und ob sie im Augenblick vielleicht vermieden werden müssten.

Dok. 58 19. September 1934

Deutscher Gemeindetag an die Gemeinden / Gemeindeverbände mit über 5000 Einwohnern [Wiedergegeben nach: Bernett, Hajo: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1938. Schorndorf 1978, S. 137.]

Betr. Vergebung kommunaler Übungsstätten an jüdische Organisationen Der Herr Reichssportführer beabsicht, die Frage der Vergebung von Übungsstätten an jüdische Organisationen einheitlich zu regeln. Zu diesem Zwecke hat er mich gebeten, ihm eine Übersicht darüber zu beschaffen, in welchem Umfange, in welcher Weise und zu welchen besonderen Bedingungen die Gemeinden zurzeit Sport- und Spielplätze, Turnhallen, Schwimmhallen usw. an jüdische Vereine überlassen. Ich bitte daher um umgehende Beantwortung dieser Frage. Die Beantwortung ist auch dann, und zwar in Form einer Fehlanzeige erforderlich, wenn jüdische Vereine nicht vorhanden sind. Durch die Rundfrage soll unter keinen Umständen eine Änderung in dem bisher geübten Verfahren veranlasst werden, vielmehr kann es bis zu der einheitlichen Regelung bei dem bisherigen

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 1 Staatliche Institutionen

Zustande verbleiben; in Zweifelsfällen bitte ich jedoch die Stellungnahme des Beauftragten des Herrn Reichssportführers in den einzelnen Bezirken einzuholen oder sich an den Deutschen Gemeindetag zu wenden. Der Geschäftsführende Präsident In Vertretung Dr. Zeitler Verteiler: 1–5, 11 Vizepräsident

Dok. 59 25. Oktober 1934

Deutscher Gemeindetag an den Oberbürgermeister der Stadt Remscheid [Quelle: Bundesarchiv, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2051.]

betr. Sportplätze für jüdische Vereine Zum Schreiben vom 20. Oktober d. Js.23 Wie der Herr Reichssportführer mir kürzlich mitgeteilt hat, liegt eine völlige Verschließung der Übungsstätten für jüdische Vereine nicht in seinem Sinne. Denn da nach den geltenden Bestimmungen auch Nichtarier zur Beteiligung an den olympischen Spielen zugelassen werden müssen, muß ihnen die Möglichkeit geboten sein, sich auf die Teilnahme an den olympischen Spielen genügend vorzubereiten. Außerdem schweben zurzeit zwischen dem Herrn Reichssportführer und den maßgebenden Stellen wegen der jüdischen Sportbewegung Verhandlungen, die voraussichtlich in einem Abkommen ihren Abschluß finden werden. Deshalb hat der Herr Reichssportführer den Wunsch, daß auf keinen Fall in der nächsten Zeit den jüdischen Turn- und Sportvereinen und den jüdischen Turnern und Sportlern gegenüber ein geringeres Entgegenkommen gezeigt werde als bisher. Die Frage, welche Städte bisher den jüdischen Vereinen entgegengekommen seien, kann von hier aus leider nicht beantwortet werden, da das mit unserer

23 Dok. 94.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Rundfrage eingeforderte Material dem Herrn Reichssportführer zur Bearbeitung vorliegt. Ich habe daher Abschrift Ihres Schreibens dem Herrn Reichssportführer mit der Bitte um Stellungnahme übersandt. Der Geschäftsführende Präsident i. A.

Dok. 60 16. November 1934

Deutscher Gemeindetag an die Pressestelle im Hause [Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2051.]

Um Aufnahme folgender Notiz in die nächste Nummer des Nachrichtendienstes wird gebeten Vergebung kommunaler Übungsstätten an jüdische Organisationen Auf Vorschlag des Herrn Reichssportführers hat der Herr Reichsminister des Innern den Länderregierungen Richtlinien für den Sportbetrieb von Juden und sonstigen Nichtariern zugeleitet. Diese Richtlinien stellen die Zulässigkeit der Bildung und Betätigung jüdischer usw. Sportvereine vor, wenn nicht im Einzelfalle ein polizeiliches Verbot wegen staatsfeindlicher Betätigung erforderlich sein sollte. Die Vereine müssen außerdem einer von dem Herrn Reichssportführer anzuerkennenden Arbeitsgemeinschaft angeschlossen sein. Durch diesen Anschluß wird jedoch die gleichzeitige Zugehörigkeit der Vereine zu genehmigten weltanschaulichen Verbänden des Judentums nicht berührt. Die dem Herrn Reichssportführer unterstehenden Sportfachverbände können, soweit dies erforderlich sein und gewünscht werden sollte, die Interessen der jüdischen Organisationen in den internationalen Sportfachverbänden wahrnehmen. Gegen den Austrag von Wettkämpfen, Trainings- und Gesellschaftsspielen der Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen gegen jüdische Vereine bestehen keine Bedenken. Der Benutzung öffentlicher und privater Übungs- und Kampfstätten (wie z. B. Turnhallen, Sportplätze, Schwimmbäder usw.) steht nichts im Wege, sofern die Anlagen von den Schulen, den Sportvereinen des Reichsbundes für Leibesübungen und den nationalen Verbänden nicht benötigt werden. Im übrigen gelten die den Vereinen des Reichsbundes für Leibesübungen gewährten Vergünstigungen (z. B. Jugendpflegeermäßigung) für jüdische Vereine nur, so-

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 1 Staatliche Institutionen

weit dies besonders bestimmt ist. Andererseits sind die jüdischen Vereine zu den Abgaben, die von den Vereinen für Leibesübungen erhoben werden (z. B. Hilfsfonds für den Deutschen Sport) nicht leistungspflichtig. Als Arbeitsgemeinschaft im Sinne dieser Richtlinien gilt der Reichsausschuß jüdischer Sportverbände, der vom Sportbund des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten und dem Deutschen Makkabikreis e. V. gebildet worden ist. Zengerling

Dok. 61 22. Mai 1935

Deutscher Gemeindetag an den Oberbürgermeister Stadt Ludwigshafen (Antwort auf Anfrage vom 20.5.1935)24 betr. der Ermöglichung von ­ Badeverboten [Quelle: Bundesarchiv, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.]

Nach hier vorliegenden Zeitungsnachrichten aus dem Jahre 1933 hatte eine Reihe bayerischer Städte – u. a. Nürnberg, Erlangen, Straubing – ein Verbot erlassen. Da die Angelegenheit rein örtlich beurteilt werden muß, hat der Deutsche Gemeindetag von allgemeinen Empfehlungen absehen zu müssen geglaubt.

Dok. 62 3. März 1936

Deutscher Gemeindetag an den Oberbürgermeister von Stuttgart [Quelle: Bundesarchiv Berlin R 36 – 2060, Bl. 34.]

Betr.: Juden in städt. Bädern Zum Schreiben vom 21.2.1936- 7-E/941/22 Wegen der Benutzung der städtischen Bäder durch Juden hat der Deutsche Gemeindetag eine Eingabe an den Herrn Reichs- und Preussischen Minister des Innern gerichtet. Der Bescheid auf diese Eingabe steht noch aus. Die Stellungnah-

24 Vgl. Dok. 99.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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me des Deutschen Gemeindetages ersehen Sie aus dem in der Anlage beigefügten Auszug der Eingabe. Bekanntlich haben die zuständigen Reichsstellen ein Verbot aller Einzelaktionen in der Judenfrage ausgesprochen. Im Zusammenhang hiermit hat der Reichs- und Preussische Wirtschaftsminister unter dem 12.12.1935 mitgeteilt, dass sowohl der Stellvertreter des Führers als auch der Reichs- und Preussische Minister des Innern seiner Auffassung zugestimmt hätten, wonach unter Einzelaktion alle gegen Juden gerichteten Massnahmen zu verstehen seien, die nicht auf einer ausdrücklichen Anordnung der Reichsregierung oder der Reichsleitung der NSDAP beruhen. Der Deutsche Gemeindetag ist jedoch der Auffassung, dass durch dieses Verbot der Einzelaktionen die einzelnen Gemeinden nicht gehindert sind, die Benutzung von Bädern durch Juden besonders zu regeln. Diese Auffassung wird auch von den Sachbearbeitern im Reichs- und Preuss. Ministerium des Innern geteilt. Die räumliche und zeitliche Beschränkung der Benutzung für Juden gründet sich auf eine reichsgesetzliche Bestimmung (§ 17 DGO) sowie auf die Ausführungsanweisung zu § 17 Ziffer 2. Hiernach können die Gemeinden die Voraussetzungen, Bedingungen und die Art und Weise der Benutzung näher regeln. Die zeitliche und räumliche Absonderung der Juden bei der Benutzung von Badeanstalten der Gemeinde ist also keine Massnahme, die einer ausdrücklichen Anordnung der Reichsregierung entbehrt. Eine solche Handhabung bedeutet auch nicht schlechthin die Ausschliessung der Juden von der Benutzung. Welche Regelung die grösseren Städte im einzelnen getroffen haben, darüber liegt dem Deutschen Gemeindetag leider erschöpfendes Material nicht vor. Ich werde jedoch in Erwägung ziehen, zumal die Stellungnahme des Herrn Reichs- und Preuss. Ministers des Innern auf meine Eingabe noch immer aussteht, eine Rundfrage zu veranstalten. Soweit hier aus den Akten bekannt ist, beabsichtigt z. B. Frankfurt a. M. den Nichtariern ein besonderes städtisches Strandbad für die Sommermonate zur Verfügung zu stellen und sie von den sonstigen städtischen Strandbädern auszuschliessen. Ebenso hat Stettin die Benutzung bestimmter städtischer Schwimmbäder den Juden überhaupt verboten und im übrigen die Benutzung eines Bades den Juden nur an einem bestimmten Tage jeder Woche freigegeben. Der Geschäftsführende Präsident Im Auftrag gez. Schlempp

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 63 8. April 1936

Deutscher Gemeindetag an die Provinzialdienstelle Rheinland u. Hohenzollern Düsseldorf Hinweise zur Überlassung von Sportanlagen an den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten [Quelle: Bundesarchiv Berlin R 36 / 2051, Bl. 35.]

Zum Bericht vom 24. 3. 1936 _ KalSt. 61/615Hinsichtlich der Überlassung von Sportplätzen an den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten bestehen nach meinen Erkundigungen im Büro des Reichssportführers keinerlei Richtlinien, weder in der Richtung, dass die Überlassung zulässig noch in der Richtung, dass die Überlassung unzulässig sei. Es bleibt daher dem Ermessen der Gemeindeleiter überlassen, ihre Entscheidung gegebenenfalls unter Berücksichtigung der besonderen örtlichen Verhältnisse zu treffen. Der Sachbearbeiter des Reichssportführers wies darauf hin, dass nach seiner Auffassung jedenfalls die sportliche Betätigung deutscher Vereine nicht unter der Überlassung der Sportplätze an jüdische Vereine leiden dürfe. Wie bereits bekannt sein dürfte, hat der Deutsche Gemeindetag eine Eingabe an den Herrn Reichs- und Preussischen Minister des Innern gerichtet, in der um eine Stellungnahme zu verschiedenen, die Gemeinden interessierenden Fragen im Zusammenhang mit dem Judenproblem gebeten wurde. Der Bescheid auf diese Eingabe steht noch aus. Nach meinen Erkundigungen ist auch vorerst nicht mit weiteren zentralen Richtlinien der zuständigen Reichsinstanzen in der Judenfrage zu rechnen. Nach der aus Vorstehendem sich ergebenden Sachlage bin ich Ihrer Auffassung, dass die Veranstaltung der angeregten Rundfrage wenig praktischen Erfolg verspricht. Besondere Erfahrungen in der aufgeworfenen Frage, vor allem Material über das Verhalten der einzelnen Gemeinden bei Anträgen auf Überlassung von Sportplätzen an jüdische Vereine, liegen hier nicht vor. Der Geschäftsführende Präsident Im Auftrag (Schlempp)



1.4 Kommunale Vertretungen 

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1.4.2 Kommunen Dok. 64 1933

Stadt Gelsenkirchen Beschränkungen für jüdische Sportvereine [Wiedergegeben nach: Zebandt, Claudia: ...am Anfang stand das Reck. Geschichtliche Entwicklung des Sports in Gelsenkirchen. Gelsenkirchen 1990, S. 96. Da die Autorin keine Fußnoten verwendet, ist keine nähere Quellenerforschung möglich.]

Ein großes Problem lag in der Sperre sämtlicher Turnhallen und Sportstätten, die auch in Gelsenkirchen schon ab 1933 praktiziert wurde. So war dem Gelsenkirchener „HAKOAH“ ab 1933 nicht nur die städtische Turnhalle verschlossen, sondern auch die Benutzung der städtischen Badeanstalt verboten. Der „HAKOAH“ erfuhr hier Unterstützung durch den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, der dem Verein den Clubraum der „Bne-Bith-Loge“ über dem Kino Schaumburg in der Bahnhofstraße zur Verfügung stellte.

Dok. 65 31. März 1933

Amt für Leibesübungen der Stadt Köln an alle Turn- und Sportverbände und -vereine Zutrittsverbot für Juden auf städtischen Sportanlagen / Aufforderung zum Ausschluss jüdischer Mitglieder [Quelle: Westdeutscher Beobachter, 31. März.1933.]

An die Turn- und Sportverbände sowie an alle Vereine! (...) Kein Mittel, keine Handhabe, keine Lüge ist den unter der Führung des Weltjudentums stehenden Volksverrätern zu gemein, um das wiedererstandene deutsche Volk zu diffamieren und seine Ehren zu beschmutzen. Die jüdischen Drahtzieher der ins Werk geleiteten Welthetze und des Verleumdungsfeldzuges erblickten in dem in straffster Disziplin und in geordneten Bahnen vollzogenen Aufbruch der deutschen Nation den Zusammenbruch ihrer Weltmachtsträume. Unter der Führung der ins Ausland geflüchteten jüdischen Volksbetrüger glauben die Träger dieses Vernichtungsfeldzuges gegen das Erwachen des sich in der

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 1 Staatliche Institutionen

­ ationalen Idee wiedergefundenen deutschen Volkes, sich wieder als Deutsche n unter Deutschen zu fühlen und sich über alle Klassen, Stände und Parteien hinweg die brüderlichen Hände zu reichen, das Ohr der Welt für ihre Verleumdungen der deutschen Revolution zu finden, einer Revolution, die in ihrer vorbildlich durchgeführten Ordnung in der Weltgeschichte nicht ihresgleichen findet. Das gesamte deutsche Volk ist zum Abwehrkampf gegen diese Propaganda jüdischer Gemeinheit, in der sich die Inferiorität dieser Rasse ausdrückt, aufgerufen, um das höchste Gut, das ein in der Welt geachtetes Volk besitzt, seine Ehre, zu verteidigen. Es ergeht darum an alle Turn- und Sportverbände, sowie an die ihnen unterstellten Vereine die dringende Aufforderung, sämtliche jüdischen Mitglieder aus ihren Reihen zu entfernen. Das Amt für Leibesübungen erlässt hiermit ein allgemein zu beachtendes Verbot für den Zutritt aller jüdischen und marxistischen Turner und Sportler zu städt. Sportplätzen und Turnhallen. Es soll eine Ehrenpflicht sein, daß diesem Verbot allgemein Beachtung geschenkt wird. Köln, den 31. März 1933. Amt für Leibesübungen Köln I

Dok. 66 April 1933

Stadt Breslau Beschränkungen für Bar Kochba Breslau (nach Literaturauszug) [Wiedergegeben nach: Atlasz, Robert: Barkocha. Makkabi – Deutschland. 1898 – 1938. Tel Aviv 1977, S. 88.]

Der April 1933 brachte eine jähe Unterbrechung der blühenden Vereinstätigkeit. Die Turnhalle wurde entzogen, der Sportplatz von der Hitlerjugend übernommen. Es gelang der Leitung einige Turn- und Sportplätze von deutschen Stellen freizubekommen und so konnte ein notdürftiger Turnbetrieb in einer leerstehenden Halle aufrecht erhalten werden.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Dok. 67 27. April 1933

Stadtkommissar Krefeld Befehl zum Ausschluss aller Juden aus Organisationen des Kulturlebens [Wiedergegeben nach: Hangebruch, Dieter: Emigriert – Deportiert. Das Schicksal der Juden in Krefeld zwischen 1933 und 1945. In: Krefelder Juden (Krefelder Studien 2). Bonn 1980, S. 137–412, hier: S. 160.]

Kommissariatsbefehl an sämtliche Vereine und Organisationen des Krefelder Kulturlebens. Krefeld. Mit Rücksicht auf mehrere Anfragen ordne ich als Kommissar folgendes an: Sämtliche Vereine usw. haben in ihren Satzungen den Arier-Paragraphen aufzunehmen und dementsprechend alle nicht arischen Mitglieder sofort aus ihren Organisationen auszuschließen. Die Vereine sind gehalten, bei ihren übergeordneten Verbänden die Einführung des Arier-Paragraphen zu beantragen. Der Kommissar: Dr. Diehl25

Dok. 68 1. Mai 1933

Zweiter Bürgermeister von Speyer [Quelle: Jüdisch Liberale Zeitung, 1.5.1933.]

Besondere Badezeiten für Juden! Die ‚Pfälzische Rundschau‛ meldet aus Speyer: Im Interesse der öffentlichen Ruhe und Ordnung hat der kommissarische zweite Bürgermeister von Speyer angeord25 Der Kinderarzt Dr. Emil-Heinrich Diehl war am 24. April 1933 von der Stadtverwaltung und der Partei als ehrenamtlicher Kommissar für Kulturfragen eingesetzt worden. Diehl war von 1930–1931 NSDAP-Ortsgruppenleiter von Krefeld, danach Gaupropagandaleiter der Gauführung Düsseldorf, SA-Sanitätsstandartenführer und Parteiredner. Er starb am 4. November 1933 in Folge eines Autounfalls. Dieser Kommisariatsbefehl wurde in den in Krefeld erscheinenden Zeitungen veröffent­licht. Vgl.: Marzi, Britta: Theater im Westen – die Krefelder Bühne in Stadt, Region und Reich (1884–1944). Rahmen, Akteure, Programm und Räume des Theaters in der Provinz. Münster 2017, S. 112.

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 1 Staatliche Institutionen

net, dass im Sommer in den städtischen Badeanstalten besondere Badezeiten für Juden eingerichtet werden.

Dok. 69 5. Mai 1933

Stadtrat Plauen Zeitungsbericht über Badeverbot [Quelle: Jüdische Rundschau, 5. Juli 1933.]

Wie der ‚Vogtländer Anzeiger‘ mitteilt, hat der Plauener Stadtrat den Beschluss gefasst, jüdischen Personen den Zutritt zu allen städtischen Badeanstalten zu versagen. Dieser Beschluss ist, wie uns aus Plauen berichtet wird, bereits in Kraft getreten, und in den erwähnten Anstalten hängen Plakate gleichen Inhalts. Jüdische Schulkinder, die bisher Schwimmen als Unterrichtsfach hatten, sind nunmehr von diesem Unterricht ausgeschlossen.

Dok. 70 15. Mai 1933

Gemeinderat Tübingen Zeitungsbericht über Badeverbot für Juden [Quelle: Frankfurter Zeitung, 25. Mai 1933.]

Aus Tübingen wird berichtet: In der Tübinger Gemeinderatssitzung vom 15. Mai wurde von der NSDAP ein Antrag eingebracht, in dem es unter anderem heisst: „Juden und Fremdrassigen ist der Zutritt zu der städtischen Freibadeanstalt zu verwehren.“ Der Antrag wurde mit allen gegen drei Stimmen angenommen.

Dok. 71 22. Mai 1933

Jugendamt Hamburg Zeitungsbericht über Aufnahmeverbote für Juden in Jugendgruppen [Quelle: Boxsport, 22. Mai 1933 (Nr. 660), S. 23/24.]



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Hinweise des Norddeutschen Amateur Box Verbandes Hamburg Seitens des Jugendamtes Hamburg wird nochmals darauf hingewiesen, dass in den Jugendgruppen keine Personen jüdischen Glaubens aufgenommen werden dürfen. Sollte es dennoch bekannt werden, dass in den Jugendgruppen artfremde Elemente tätig sind, wird das Jugendamt den betreffenden Vereinen die Anerkennung als Jugendpflegeverein entziehen. Der Ausschluss bezieht sich auf Mitglieder, Erzieher und Führer. Wir ersuchen um Beachtung dieser Anordnung.

Dok. 72 23. Mai 1933

Hauptausschuss der Stadt Düsseldorf Zeitungsbericht über Nutzung städtischer Sportanlagen durch Makkabi Düsseldorf [Quelle: Jüdische Rundschau, 23. Mai 1933.]

Der Hauptausschuß der Stadt Düsseldorf hat dem Turnverein Makkabi die städtischen Turn- und Sporteinrichtungen, deren Benutzung ihm infolge der politischen Veränderungen eine Zeitlang entzogen worden war, wieder zur Verfügung gestellt.

Dok. 73 23. Juni 1933

Magistrat der Stadt Hannover Protokoll einer Magistratssitzung betr. der Nutzung städtischer Sportanlagen durch jüdische Vereine [Quelle: Stadtarchiv Hannover, HR 20 Nr. 803.]

Nach Vortrag des Bürgermeisters Müller beschloss der Magistrat, alle Abkommen sofort zu kündigen, wonach jüdischen Vereinen die Benutzung städtischer Grundstücke zu Sportübungen usw. gestattet ist. Den Anlass zu diesem Beschluss hatte eine Beschwerde der Einwohnerschaft gegeben, wonach der Schulhof der Bürgerschule 21 an der Edenstraße noch von einem jüdischen Sportverein benutzt wird.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 74 6. Juli 1933

Stadt Preußisch Friedland an Deutscher Gemeindetag Anfrage betr. einer Badebeschränkung für Juden26 [Quelle: Bundesarchiv, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.]

Die hiesige Ortsgruppe der NSDAP hat bei uns den Antrag gestellt, für die jüdische Bevölkerung besondere Bade- und Besuchszeit in der städt. Badeanstalt festzusetzen. Wir bitten ergebenst um Auskunft, ob ein entsprechender Beschluss der städt. Körperschaften rechtlich zulässig ist. Sind Ihnen ähnliche Fälle aus anderen Städten schon bekannt? Für eine baldige Auskunft wären wir sehr dankbar.

Dok. 75 3. August 1933

Stadtverwaltung Nürnberg Zeitungsmeldung über Zutrittsverbot im Stadion [Quelle: CV-Zeitung, 3. August 1933.]

Im Nürnberger Stadion: Juden Zutritt verboten Wie die ‚Fränkische Tageszeitung‘ mitteilt, ist laut einer Direktorialverfügung zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung allen Juden der Zutritt zum Stadion in Nürnberg verboten worden.

Dok. 76 11. August 1933

Stadt Nürnberg Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Die neue Welt/Wien Nr. 309 vom 11. August 1933, S. 8.]

26 Die Antwort findet sich in Dok. 56.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Als erste größere Stadt hat N ü r n b e r g angeordnet, dass Juden der Zutritt zu den Schwimmbädern der s ä m t l i c h e n s t ä d t i s c h e n B a d e a n s t a l t e n verboten ist. Auf die Wannen- und Brausebäder erstreckt sich das Verbot nicht.

Dok. 77 11. August 1933

Bürgermeister Erlangen Zeitungsbericht über Badeverbot [Quelle: Die neue Welt/Wien Nr. 309 vom 11. August 1933, S. 8.]

Der B ü r g e r m e i s t e r  v o n  E r l a n g e n A. Groß hat folgende Kundmachung erlassen: Das städtische Röthelheimbad ist bisher im wesentlichen von dem Besuch von Juden verschont geblieben, so dass sich ein Verbot des Betretens des Badegeländes durch Juden erübrigte. Da aber nunmehr in Nürnberg und anderwärts den Juden zu Bädern verboten wurde, ist zu b e f ü r c h t e n, dass aus der Umgebung in das Röthelheimbad J u d e n kommen. Ich ordne deshalb an: Zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung ist Juden der Zutritt zum Röthelheimbad mit s o f o r t i g e r  W i r k u n g  v e r b o t e n.

Dok. 78 12. August 1933

Stadtrat Straubing Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Frankfurter Zeitung, 12. August 1933.]

Straubing, im Aug. Nach dem Verbot, das andere Städte für Juden in ihren geschlossenen Bädern erlassen haben, hat jetzt der Stadtrat Straubing einstimmig beschlossen, den Juden auch das Baden in der Donau im Bereich des Stadtbezirkes zu untersagen.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 79 15. August 1933

Magistrat der Stadt Hannover Magistratsbeschluss betr. der ausschließlichen Unterstützung von Vereinen mit Ariernachweis [Quelle: Stadtarchiv Hannover, HR 15 Nr. 441.]

Nach Vortrag des Senators Stille und nach längerer Beratung beschloss der Magistrat, Zuschüsse, Unterstützungen oder sonstige Zuwendungen an Vereine nur zu geben, wenn von dem Vereinsvorstand die Erklärung abgegeben wird, dass sich in den Reihen des Vereins keine Juden oder Jüdisch-Versippte befinden und Vorlage der Satzungen oder Verfassungen nachgewiesen ist, dass in diesen eine Bestimmung enthalten ist, die die Aufnahme von Juden oder Jüdisch-Versippten ausschliesse.

Dok. 80 17. August 1933

Magistrat von Trebnitz (Schlesien) Zeitungsmeldung über Badeverbot [Wiedergegeben nach: Comité des Délégations Juives (Hrsg.): Das Schwarzbuch. Tatsachen und Dokumente. Die Lage der Juden in Deutschland 1933. Paris 1934, S. 469.]

Der Magistrat von Trebnitz in Schlesien hat angeordnet, dass Angehörigen der jüdischen Rasse die Benutzung des städtischen Schwimmbades nur Freitag von 10 bis 12 Uhr gestattet, während der übrigen Badezeiten aber verboten ist.

Dok. 81 18. August 1933

Stadtrat von Lauf Zeitungsmeldung über Badeverbot [Wiedergegeben nach: Comité des Délégations Juives (Hrsg.): Das Schwarzbuch. Tatsachen und Dokumente. Die Lage der Juden in Deutschland 1933. Paris 1934, S. 469.]



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Das ‚Israelitische Familienblatt‘ meldet: In Lauf (Oberfranken) ist Juden das Baden im städtischen Naturbad verboten. Da nun beobachtet wurde, dass trotz diesem Verbot Juden immer wieder das Bad aufsuchen, so warnt der Stadtrat vor Uebertretung dieser Vorschrift, da jeder, der erwischt wird, mit Unannehmlichkeiten verschiedener Art zu rechnen habe.

Dok. 82 19. August 1933

Stadtverwaltung München Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Frankfurter Zeitung, 19. August 1933.]

Die Stadtverwaltung München hat nunmehr nach dem Vorbild anderer Städte mit sofortiger Wirksamkeit Personen nichtarischer Abstammung den Besuch der städtischen Badeanstalten mit Ausnahme der Brause-, Wannen und medizinischen Einzelbäder untersagt.

Dok. 83 22. August 1933

Zeitungsmeldung über diverse Badeverbote [Quelle: CV-Zeitung, 7. September 1933.]

In folgenden Orten wurde ein Badeverbot (an Badestränden, öffentlichen Bädern usw.) für Juden ausgesprochen: Strandbad Berlin-Wannsee, Fulda, Beuthen, Speyer u. a.

Dok. 84 25. August 1933

Strandbad Wannsee Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Jüdische Rundschau, 25. August 1933.]

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 1 Staatliche Institutionen

Wir veröffentlichten in der letzten Nummer der J.R. eine Zuschrift der Leitung des Strandbades Wannsee, wonach der Besuch dieses Bades auch weiterhin Nichtariern erlaubt sei. Nunmehr haben verschiedene Tageszeitungen eine Notiz veröffentlicht, wonach, um für die Zukunft Unzuträglichkeiten, wie sie sich in der letzten Zeit wiederholt herausgestellt haben, zu verhüten, die Direktion der Strandbad Wannsee GmbH am 18. d. M. ein Schild hat anbringen lassen, daß Juden der Besuch des Bades verboten ist.

Dok. 85 25. August 1933

Stadtrat Nördlingen Zeitungsmeldung über Badeverbot [Wiedergegeben nach: Comité des Délégations Juives : Das Schwarzbuch. Tatsachen und Dokumente. Die Lage der Juden in Deutschland 1933. Paris 1934, S. 469.]

Der Stadtrat von Nördlingen veröffentlicht folgenden Beschluss: „Juden ist der Zutritt sowohl zum städtischen Freibad wie zum städtischen Volksbad in der Turnhalle verboten“.

Dok. 86 29. August 1933

Strandbad Wannsee Zeitungsmeldung über Aufhebung eines Badeverbotes [Quelle: Jüdische Rundschau, 29. August 1933.]

Das vor einigen Tagen veröffentlichte Verbot des Besuches des Freibads Wannsee durch Nichtarier ist aufgehoben worden. Das vor dem Freibad aufgestellte Verbotsschild ist entfernt worden.

Dok. 87 29. August 1933

Bürgermeister Stadt Trier an Ortsgruppenleiter der NSDAP



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Schriftliche Ablehnung eines von der NSDAP vorgeschlagenen Badeverbotes für Juden [Wiedergegeben nach: Schnitzler, Thomas: Trierer Sportgeschichte. Trier 1997, S. 110.]

Sehr geehrter Herr Ortsgruppenführer! Die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen geben keine Möglichkeit, Ihrem Antrage zu entsprechen und Nichtarier von Besuchen des Stadt- und Strandbades auszuschließen. Die nach Pressenachrichten anderswo getroffenen Anordnungen entbehren jeder gesetzlichen Grundlage. Bisher sind mir auch noch keinerlei Mitteilungen über in dieser Beziehung bestehende Uebelstände zugegangen. Sollten sich Misstände zeigen, so wird die Badeleitung selbstverständlich einschreiten. Mit deutschem Gruß und Heil Hitler Ihr sehr ergebener Dr. Weitz27

Dok. 88 Februar 1934

Oberbürgermeister Stadt Trier [Wiedergegeben nach: Schnitzler, Thomas: Trierer Sportgeschichte. Trier 1997, S. 109.]

Auf Anweisung von Oberbürgermeister Christ wurde der Sportabteilung Anfang Februar1934 jede weitere Versammlungstätigkeit untersagt „wegen der damit verbundenen Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“, da „sie ohne weiteres zu Zusammenstößen aller Art führen würden“. Kurze Zeit später existierten nach einer Mitteilung des Stadtverbandes für Leibesübungen „keine jüdischen Vereine mehr“.

Dok. 89 April 1934

Stadtsportamt Düsseldorf

27 Heinrich Weitz (1890–1962) war Politiker des Zentrums und Oberbürgermeister von Trier. Ende 1933 wurde er von den Nationalsozialisten abgesetzt.

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 1 Staatliche Institutionen

Weigerung der leihweise Überlassung von Turngeräten an Makkabi Düsseldorf [Wiedergegeben nach: Zielke, Heiko: „Unsere Kraft unserem Volk“. Makkabi und der jüdische Sport in Düsseldorf 1924 bis 1938. Düsseldorf 1997, S. 136.]

Dem Makkabi Düsseldorf [war] 1934 zwar die Benutzung der städtischen Tonhalle für sein jährliches Turnfest genehmigt worden, doch das Stadtsportamt verweigerte die dazu notwendige leihweise Überlassung von Turngeräten „aus grundsätzlichen Bedenken“. Die Veranstaltung fiel aus. (...) Erst mit der Einweihung der neuen, vereinseigenen Turnhalle in der Königsbergerstraße, einer umgebauten Fabrikhalle, erhielt der Makkabi 1936 einen Teil seiner Unabhängigkeit zurück.

Dok. 90 29. Mai 1934

Stadtrat Bruchsal Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Frankfurter Zeitung, 30. Mai 1934.]

Der Stadtrat von Bruchsal hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, für Nichtarier den Besuch des städtischen Schwimm- und Sonnenbades zu verbieten.

Dok. 91 30. Mai 1934

Oberbürgermeister von Aschaffenburg an den Stadtkommissar Aschaffenburg Einspruch gegen einzelne Mitgliedschaften im Jüdischen Turn- und Sportverein Aschaffenburg [Wiedergegeben nach: Zit. n. Schultheis, Herbert: Juden in Mainfranken 1933–1945. Bad Neustadt / Saale 1980, S. 124 f..]

Ich erhebe Einspruch gegen die Mitgliedschaft nachstehender Personen im jüdischen Turn- und Sportverein: 1. Kahn, Meier, Landgerichtsrat, Aschaffenburg [...] Begründung: An sich liegt schon darin, daß der Landgerichtsrat Meier Kahn ungeachtet der Tatsache, daß er im Staatsdienst belassen worden ist, sich an die Spitze eines jüdischen Vereins stellt, eine Brüskierung der nationalsozialistischen Öffentlichkeit und des Staates. Aus seiner früheren politischen Einstellung ist bemer-



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1.4 Kommunale Vertretungen 

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kenswert, daß Kahn Mitglied der jüdischen Loge hier gewesen ist und daß er wiederholt in größerer Gesellschaft sich darüber ausgelassen hat, daß jeder Nationalsozialist nicht als vernünftig bezeichnet werden und daß überhaupt nur ein dummer Mensch Antisemit sein könne. [...] Bloch, Dr. Fritz, Aschaffenburg, [...] Begründung: Das anmaßende und selbstbewußte Auftreten des Rabbiners Dr. Bloch wirkt heute noch bei einem Großteil der Bevölkerung nach. [...] Cahn, Dr. Erich, Aschaffenburg, Begründung: [...] Liebmann, Rudolf, Aschaffenburg [...] Hamburger, Paul, Aschaffenburg, Begründung: Beide bilden aus rasse-hygienischen Gründen eine Gefahr für den nationalsozialistischen Staat, da sie ihren Verkehr mit Mädchen deutscher Abstammung suchen. Freund, Anni, Aschaffenburg, [...] Begründung: Es handelt sich hier um die Tochter des Dipl. Ing. Freund des größten Hassers der Nationalsozialisten. Ich bin überzeugt, daß die Tochter nur vorgeschoben ist und daß dahinter der alte Freund steht. Außerdem ist es wenig wahrscheinlich, daß sich Anni Freund dem Einfluß ihrer Schwester Hilde entziehen kann, die dafür bekannt ist, daß sie sich gern an junge Angehörige der Hitlerjugend heranmacht. Abraham, Georg, Aschaffenburg, Begründung: [...]

Auch soll sich der berüchtigte Jude Max Goldmann schon häufiger auf dem neu errichteten Sportplatz herumgetrieben haben. Ich möchte nicht verfehlen, hierauf besonders hingewiesen zu haben.

Dok. 92 26. Juni 1934

Stadtrat Bruchsal Zeitungsmeldung über Zuteilung von Sportplätzen [Quelle: Jüdisch Liberale Zeitung, 26.6.1934.]

Die ‚Badische Presse‘ teilt mit, daß der Bruchsaler Stadtrat das Gesuch der dortigen Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten um einen Platz für sportliche Betätigung abgelehnt habe.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 93 Juli 1934

Stadtrat Bad Kissingen Auszug aus dem Lagebericht Juli 1934 der Geheimen Staatspolizei Regierungspräsidium Unterfranken betr. Badeverbot für Juden [Quelle: Bayerisches Hauptstaatsarchiv; StK 106 694. Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/ Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-Rom.]

Veranlaßt durch das anmaßende Verhalten verschiedener jüdischer Besucher der städtischen Bade- und Schwimmanstalt hat der Stadtrat Bad Kissingen auf Anregung der Kreisleitung eine Anordnung erlassen, daß der Besuch der städt. Badeanstalt durch Juden nicht erwünscht ist. Das Staatsmin. d. Inneren hat verfügt, daß diese Anordnung zurückzuziehen sei. In der Benützung des staatlichen Bades waren die Juden entgegen Auslandsmeldungen nicht beschränkt.

Dok. 94 20. Oktober 1934

Oberbürgermeister Stadt Remscheid an den Deutschen Gemeindetag Anfrage betr. Sportplätze und Turnhallen für jüdische Vereine28

[Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2051.]

In den letzten Wochen bemühen sich jüdische Turnabteilungen, bei uns städtische Turnhallen und Uebungsplätze zu bekommen. Wir haben uns bisher in dieser Frage stark zurückgehalten und irgendwelche Räumlichkeiten jüdischen Vereinen nicht zur Verfügung gestellt. Es wird uns aber mitgeteilt, dass der Herr Reichssportführer sich mit der Ueberlassung von Uebungsstätten an jüdische Vereine einverstanden erklärt hat. Ich bitte um gefl. Antwort, welche Städte bisher den jüdischen Vereinen in der Frage Entgegenkommen gezeigt haben und ob nicht demnächst durch den Städtetag eine grundsätzliche Regelung in dieser Angelegenheit erfolgt.

28 Die Antwort des Gemeindetages findet sich im Dok. 60.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Dok. 95 2. November 1934

Stadtvorstand Gotha an den Thüringischen Minister des Innern [Quelle: Thürinigisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Thür. Minister des Innern D 1402, Bl. 8.]

betr. Strandbadbesuch durch Nichtarier In der Stadt Gotha gibt es zwei Frei-Schwimmbäder, und zwar das der Stadt gehörige Südbad und das dem Schwimmverein Gotha e. V. gehörige Paul SauerbreiBad, sowie ferner das Stadtbad mit Schwimmhalle, Wannen-, Brause-, Schwitz-, Licht- usw. Bädern und das von Ingenieur Pätzold betriebene Ostbad mit Wannen-, Schwitz- und Lichtbädern. Die Benutzung des Südbades hat der Stadtvorstand Juden verboten. Der Schwimmverein Gotha e. V. hat für sein Paul Sauerbrei Bad ein solches Verbot nicht erlassen. In der Presse ist die Erwartung ausgesprochen worden, daß der Stadtvorstand Juden auch die Benutzung des Stadtbades nicht mehr erlaube, weil deutschen Volksgenossen nicht zugemutet werden könne, mit Fremdrassigen das gleiche Schwimmbecken und die gleichen anderen Einrichtungen, insbesondere also auch Wannen-, Dampf- und Heißlufträume usw., zu benutzen. Um einen ungestörten Betrieb im Stadtbad zu gewährleisten, hatte der Stadtvorstand dem Stadtrat vorgeschlagen, zu beschließen, daß im Stadtbad für die Gemeinschaftsbäder (Schwimm- und Schwitzbäder) Benutzungskarten nur für arische Personen abgegeben und daß nichtarischen Personen in der Wannen- und Brausebadabteilung stets dieselben besonderen Zellen zugeteilt werden. Der Hauptausschuß des Stadtrates hat für diesen am 23. Oktober 1934 demgemäß beschlossen. Diese Regelung soll den Charakter eines Teils einer Anstaltsordnung haben. [...] Ehe ich den Beschluß durchführe, berichte ich ihn dem Herrn Thüringischen Minister des Innern als Aufsichtsbehörde zur Kenntnis mit der Bitte um Bescheid, ob und welche Bedenken etwa die Aufsichtsbehörde dagegen hat.

Dok. 96 5. Dezember 1934

Oberbürgermeister Stadt Darmstadt an Deutscher Gemeindetag Beantwortung einer Anfrage zur Vergabe kommunaler Sportstätten an jüdische Organisationen [Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2051.]

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 1 Staatliche Institutionen

Wir teilen mit, daß hier städtische Sportplätze an jüdische Organisationen nicht überlassen sind. Ebenso steht es mit den Übungsstätten im städtischen Hallenschwimmbad. Lediglich in der Ohlyschule zu Darmstadt hat die jüdische Schule Darmstadt an den Mittwoch-Nachmittagen von 14.30 bis 16.30 Uhr die Turnhalle inne. Die Ministerialabteilung 2 des Hessischen Staatsministeriums hat diese Benutzung gestattet.

Dok. 97 25. Februar 1935

Oberbürgermeister Stadt Frankfurt an den Dezernenten des Sportamtes in dessen Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Sportfeld GmbH Brief betr. der Häufung jüdischer Sportveranstaltungen in Frankfurt [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

Mir fällt auf, dass in letzter Zeit verschiedene wichtige Entscheidungsspiele des Deutschen Makkabi-Kreises gerade hier in Frankfurt/M stattgefunden haben. Wenn die Stadt sich auch bemühen muss, mit allen Kräften Veranstaltungen ganz allgemein nach Frankfurt/M zu ziehen, so dürfen diese Bestrebungen doch nicht dahin führen, dass jüdische Sportverbände ihre Entscheidungsspiele gerade hier in Frankfurt/M stattfinden lassen, da sonst Frankfurt/M leicht wieder in den Ruf einer Judenstadt kommt. Ich bitte Sie in dieser Angelegenheit um Rücksprache.

Dok. 98 6. April 1935

Sportamt der Stadt Frankfurt an den Oberbürgermeister Frankfurt Antrag zur Einführung von Badebeschränkungen für Juden [Quelle: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

In der gestrigen Sportamtssitzung wurde von Herrn Stöhr der Antrag gestellt, die städtischen Bäder mit Einschluss des Sportfeldbades grundsätzlich für Juden nicht mehr zugängig zu machen. Lediglich ein städtisches Bad soll für Juden of-



1.4 Kommunale Vertretungen 

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fen gehalten werden. Hierfür in Frage kämen entweder das Hausener Bad oder das Strandbad Niederrad. Dieser Antrag wurde unterstützt von dem Bezirksbeauftragten des Herrn Reichssportführers, Sturmmann Topp, und dem Führer der hiesigen Ortsgruppe des Reichsbundes für Leibesübungen, Sturmführer Söhngen. Die Herren wiesen darauf hin, dass Störungen in den Bädern, falls die Juden überall Zutritt hätten, zu erwarten seien. Von dem Unterzeichneten wurde darauf hingewiesen, dass die Stadtverwaltung alsdann ein Bad, das aller Voraussicht nach nur noch von Juden besucht werden würde, mit städtischen Zuschüssen erhalten müsse. Hiergegen ­würde mit Einsprüchen aus Kreisen der Bürgerschaft zu rechnen sein. Da die ­Bäder zerstreut in den einzelnen Stadtbezirken lägen, sei auch, wie bereits früher in einer ähnlichen Angelegenheit, mit dem Widerstand der betreffenden Ortsgruppe der NSDAP zu rechnen. Auch wirtschaftliche und außenpolitische Gründe verlangten, dass die Entscheidung nicht vom Sportamt, sondern von dem Herrn Oberbürgermeister getroffen werden müsste. Hinzu komme insofern eine gewisse Schwierigkeit, als der Herr Reichssportführer den jüdischen Vereinen, soweit Platz vorhanden, Sportstätten, in diesem Falle Schwimmbahnen, zugesichert habe. Auch muss darauf hingewiesen werden, dass diese Regelung starke geldliche Einbußen bringen wird, weil der größte Teil der jüdischen Besucher dann voraussichtlich in die Privatbäder oder in die Strandbäder der Umgebung abwandern wird. Unter Bezugnahme auf die heutige fernmündliche Rücksprache in dieser Angelegenheit möchte ich Sie bitten, dass Sie mir zu diesem Punkt noch Gelegenheit geben, mündlichen Vortrag zu halten. Es wird m.E. wegen der Bedeutung der Sache notwendig sein, dass hier nicht die Entscheidung des Amtsleiters allein, sondern die des verantwortlichen Leiters der Gemeindeverwaltung vorliegt, wie in diesem Falle verfahren werden soll. Ich würde, falls Sie einen anderen Zeitpunkt nicht vorschlagen, sofort nach Rückkehr vom Urlaub an meinem ersten Sprechtage (23. April) bei Ihnen die Frage zur Aussprache bringen.

Dok. 99 20. Mai 1935

Oberbürgermeister der Stadt Ludwigshafen an Deutscher Gemeindetag Anfrage betr. des Umganges mit Badeverboten für Juden29 [Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.] 29 Die Antwort des Gemeindetages findet sich in Dok. 61.

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 1 Staatliche Institutionen

Badegäste der städt. Flußbäder, insbesondere Besucherinnen des städt. Frauenbades beantragen, Juden den Zutritt zum Bad zu verbieten und ihnen zu empfehlen, die Privatbäder zu benutzen. Ich ersuche um baldgefl. Mitteilung darüber, ob dort bekannt ist, wie die vorliegende Angelegenheit in anderen Städten behandelt wird, und welche Stellungnahme der Deutsche Gemeindetag der Stadt Ludwigshafen in diesem Falle empfiehlt.

Dok. 100 8. Juni 1935

Bürgermeister der Stadt Z30 Anordung betr. judenfeindlicher Wegweiser [Wiedergegeben nach: Sauer, Paul (Bearb.): Über die Verfolgung der jüdischen Bürger in BadenWürttemberg durch das nationalsozialistische Regime 1933–1945. Band I. Stuttgart 1966, S. 55, Dokument Nr. 39g.]

An den Aufseher-Stellvertreter G. In den Tauberanlagen, beiderseits der Straße, befinden sich je eine Tafel mit der Aufschrift: „Juden betreten diese Anlage auf eigenen Gefahr“. Aufgrund eines ministeriellen Erlasses müssen derartige Tafeln in Anbetracht der in diesem Jahr infolge der Olympiade anwesenden Fremden und Ausländer an Hauptverkehrsstraßen entfernt werden. Für u n a u f f ä l l i g e Entfernung, am besten wohl bei Nachtzeit, ist Sorge zu tragen und der Vollzug hierher anzuzeigen. Die übrigen Tafeln mit der gleichen Aufschrift (beim Haus Hodis, am Wasserreservoir, am Tennisplatz und beim Bahnwärterhaus am Höhlberg) bleiben unverändert ­aufgestellt.

30 Der vollständige Stadtname wird in der angegebenen Quelle nicht genannt.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Dok. 101 Juli 1935

Stadion Mülheim an der Ruhr Badeverbot gemäß Lagebericht der Stapostelle Regierungsbezirk Düsseldorf [Quelle: Geheimes Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz, Berlin; I. HA Rep. 90P, Bd. 9,5. Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NSStimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-Rom.]

An dem Eingang des Stadions Mülheim a. d. Ruhr wurde inzwischen ein Transparent mit folgender Aufschrift angebracht: „Juden sind hier nicht erwünscht! Jude, ich rate Dir, bade im Jordan, aber nicht hier!“ Ferner ist ein Brustbild angebracht, das einen badenden Juden darstellt.

Dok. 102 Juli 1935

Bayerisch Politische Polizei Auszug aus dem Lagebericht der Politischen Polizei betr. Bade- und Tanzbeschränkungen in Bad Kissingen [Quelle: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MWi 2763. Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-Rom.]

In Bad Kissingen hat nach einem Bericht des Stadtkommissärs Dr. Konrath vom 24.7.1935 in letzter Zeit ein auffallend starker Zustrom von Juden eingesetzt. In den Schwimmanstalten Bad Kissingen und Garitz wurden daher von der Bevölkerung entsprechende Schilder angebracht. Dr. Konrath befürchtet, daß der Ruf des Bades Kissingen schwer geschädigt würde, wenn diese von Kissingen weder verschuldete noch gewünschte Überschwemmung mit Juden so weitergeht. Er hat Schritte eingeleitet, daß auch den Staatsbädern die Möglichkeit gegeben wird, die Judenplage zu unterbinden, weil zu befürchten ist, daß sonst die Staatsbäder von den rassisch gesund empfindenden Kurgästen als „Judenbäder“ gemieden würden. Man sei es den in ein Staatsbad kommenden Kurgästen schuldig, daß sie nicht durch den dauernden Anblick der zahlreichen Juden verärgert und dadurch in ihrer Erholung und Wiedergenesung beeinträchtigt würden. Da es bei der in

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 1 Staatliche Institutionen

Bad Kissingen abgehaltenen großen Tagung des Einheitsverbandes deutscher Tanzlehrer undenkbar war, daß gleichzeitig offizielle Vertreter der nationalsozialistischen Organisation, darunter hochstehende Amtsträger in Uniform, in den mit den nationalen Symbolen geschmückten Räumen mit Juden zusammenkamen und dabei ernste Störungen mit Sicherheit zu erwarten waren, sah sich der staatliche Badkommissär Dr. Konrath gezwungen, den Zutritt von Juden zu dieser durchaus nationalsozialistisch gestalteten Versammlung zu unterbinden.

Dok. 103 Juli 1935

Oberbürgermeister Altenburg an den thüringischen Minister des Innern [Quelle: Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Thür. Minister des Innern D 1402, Bl. 21f. Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NSStimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-Rom.]

Verhalten von Juden im städt. Freibad Aus der beiliegenden Pressenotiz31 der Thüringer Staatszeitung / Altenburger Beobachter vom 22.7.1935 ist ersichtlich, daß auch im Städt. Freibad von Altenburg die Juden durch ihr anstößiges Verhalten Ärgernis erregen. Diese in der Presse veröffentlichte Meinung eines großen Teils der Bevölkerung wird noch verstärkt durch verschiedene Eingaben an die Stadtverwaltung Altenburg, in denen nachdrücklich gefordert wird, den Juden das Betreten des Städt. Freibades überhaupt zu verbieten. Diesem Wunsche der Öffentlichkeit möchte ich auch nachkommen, insbesondere im Hinblick darauf, daß der Betrieb des Städt. Freibades durch das unanständige Verhalten der Juden beeinträchtigt werden kann. Bevor ich weitere Anordnungen treffe, bitte ich um Mitteilung, ob dortseits Bedenken bestehen, daß den Juden generell der Zutritt zu dem Städt. Freibad in Altenburg untersagt wird. Vielleicht wäre auch daran zu denken, durch einen entsprechenden Aushang am Eingang des Freibades erkenntlich zu machen, daß der Besuch der Juden im Freibad unerwünscht ist.

31 Nicht angehängt.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Dok. 104 15. Juli 1935

Gemeindeverwaltung Eberstadt32 Zeitungsbericht über Badeverbot [Quelle: Mainzer Anzeiger, 15. Juli 1935.]

Eberstadt an der Modau. Die Gemeindeverwaltung hat an dem GemeindeSchwimmbad (Freibad im Mühltal) ein Schild angebracht, demzufolge Juden keinen Zutritt haben.

Dok. 105 19. Juli 1935

Bürgermeister Lippstadt Lagebericht für die Geheime Staatspolizei, Juli 1935 [Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NSStimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-ROM.]

Der hiesigen Kriminalpolizei war bekannt geworden, daß in der Wirtschaft Schamoni in Lippstadt, Rathausstraße 12 seit einiger Zeit ein jüdischer Kegelklub seine regelmäßigen Kegelabende abhielt. Bis vor einiger Zeit hatte dieser Kegelklub auf der Kegelbahn in der Wirtschaft Bernhard Bärtels, Karl-Sattlerstraße 2 getagt. Bärtels hatte jedoch das Weiterbestehen dieses Klubs in seinem Hause nicht mehr geduldet. Die Klubmitglieder trafen sich nunmehr regelmäßig auf der Kegelbahn von Schamoni. Die Wirtschaft Schamoni ist auch das Vereinslokal des NSDFB (Stahlhelm). Der auf der Kegelbahn dieser Wirtschaft tagende Kegelklub war als Sportklub anzusehen und konnte nach den gegebenen Bestimmungen nicht weiter geduldet werden. Da aber auch in der hiesigen Bevölkerung über das Weiterbestehen dieses jüdischen Kegelklubs Beunruhigung hervorgerufen wurde und von maßgebender Seite mitgeteilt wurde, daß man beabsichtige, diesen Klub gewaltsam zu sprengen, wurde der Klub am 2. Juli 1935 gegen 21 [Uhr] auf der genannten Kegelbahn aufgelöst. An diesem Abend waren 14 jüdische männliche Personen auf der Kegelbahn anwesend. Auf meinen Bericht vom 3. d.Mts. in dieser Angelegenheit nehme ich Bezug. Sonst ist über Juden Nennenswertes nicht zu berichten.

32 Heute: Darmstadt-Eberstadt.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 106 20. Juli 1935

Stadtverwaltung Augsburg Zeitungsbericht über Badeverbot [Quelle: Deutsche Allgemeine Zeitung, 20.7.1935.]

Die Stadtverwaltung Augsburg hatte, wie Rechtsrat Dr. Joerg in der Gemeinderatssitzung am Freitag bekanntgab, bisher von einem Badeverbot für Juden in den städtischen Bädern abgesehen. Da die Juden aber, besonders in den städtischen Familienbädern, die notwendige Zurückhaltung vermissen ließen, andererseits täglich Beschwerden bei der Stadtverwaltung über das Auftreten der Juden in den Badeanstalten einlaufen, sieht sich die Stadtverwaltung veranlaßt, mit sofortiger Wirkung den Juden das Baden in den städtischen Familienbädern, Familienfreibädern und im Sportbad zu verbieten.

Dok. 107 22. Juli 1935

Stadt Stuttgart Zeitungsmeldung über erstes Badeverbot in Bad Canstatt [Quelle: Stuttgarter NS-Kurier, 22.7.1935.]

Unsere schon oft ausgesprochene Forderung „Juden haben in unseren Freibädern nichts verloren“ hat nun die erste Frucht gezeitigt. Am Eingang des MombachFreibades in Bad Canstatt wurde am Samstag ein Schild angebracht: Juden haben keinen Zutritt. Damit ist auch in Stuttgart ein bescheidener Anfang gemacht. Andere Städte – wir meldeten erst in der Samstag-Abendausgabe das Badeverbot für Juden in Bädern der Stadt Augsburg – sind bereits einen Schritt weiter gegangen. Auch die Stadt Breslau will mit einem ähnlichen Mittel auf die Frechheiten der Juden antworten. In Stuttgart lassen die Juden, die in fast allen Bädern anzutreffen sind, die gebotene und notwendige Zurückhaltung vermissen. Uns liegen eine Reihe von Beschwerden vor, die sich mit dem herausfordernden Auftreten der Juden befassen. Wenn kürzlich ein paar Judenmädchen aus einem Mineralbad verwiesen werden mussten, so war das ein selbstverständlicher Akt der Selbsthilfe. Obwohl wir im „NS-Kurier“ oftmals genug gewarnt haben, sie haben ihr Verhalten nicht geändert.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Nun prangt das erste Verbotsschild an einem Stuttgarter Freibad. Wir hoffen, dass in Bälde alle Stuttgarter Freibäder mit diesem Schild versehen werden.

Dok. 108 23. Juli 1935

Rat der Stadt Rinteln Kommentierung: Ratsbeschluss betr. Badeverbot [Wiedergegeben nach: Klaus, Kurt.: Rinteln unterm Hakenkreuz. Rinteln 1989, S. 98.]

Unter Vorsitz des stellvertretenden Bürgermeisters, Beigeordneten Aldag, faßten die Ratsherren der Stadt Rinteln folgende Entschließungen: In der Erkenntnis des volksschädigen und verräterischen Verhaltens der Juden legen wir als berufene Vertreter der Stadt Rinteln allen deutschen Volksgenossen in der Stadt Rinteln und Umgebung dringend ans Herz: [...] 6. Die städtischen Badeanstalten an der Weser und in der Jugendherberge werden in Zukunft für Juden und Jüdinnen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Dok. 109 24. Juli 1935

Oberbürgermeister Stadt München Bekanntmachung betr. Badeverbot [Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.]

Die Stadtverwaltung München hat bereits im Jahre 193333 den Juden das Baden in den städtischen Bädern mit Ausnahme der städt. Brause-, Wannen- u. medizinischen Einzelbäder verboten. Erhebungen haben nun zu der Feststellung geführt, daß trotz dieses Verbotes Juden in widerrechtlicher Weise die städtischen Bäder inbes. die Familienbäder besuchen, ohne sich noch dazu auch nur im geringsten die nötige Zurückhaltung aufzuerlegen. Das Benehmen der Juden in den Bädern ist größtenteils so, daß die dort verweilenden deutschen Volksgenossen mit Recht daran Anstoß nehmen. Es ist zu erwarten, daß es in der nächsten Zeit, wie dies in einer Reihe anderer deutscher Städte infolge des unqualifizierbaren Auftretens 33 Vgl. Dok. 82.

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 1 Staatliche Institutionen

der Juden schon der Fall war, zu unerfreulichen Auftritten und einer erheblichen Störung der Ruhe und Ordnung in unseren städtischen Bädern kommen kann. Um dies zu vermeiden, mache ich mit allem Nachdruck erneut darauf aufmerksam, daß den Juden der Besuch der städtischen Bäder untersagt ist. Juden, die dieses Verbot nicht beachten, machen sich wegen Hausfriedensbruchs strafbar und sind durch die Aufsichtsorgane in den städtischen Bädern sofort unnachsichtlich zu entfernen und der gerichtlichen Bestrafung zuzuführen. Der Oberbürgermeister der Stadt München.

Dok. 110 25. Juli 1935

Oberbürgermeister Dortmund Bekanntmachung betr. Badeverbot [Wiedergegeben nach: central jewish information office (Hrsg.): Dokumentensammlung über die Entrechtung, Ächtung und Vernichtung der Juden in Deutschland seit der Regierung Adolf Hitler. Amsterdam 1936, S. 148.]

Dortmund: Juden wird das Betreten der öffentlichen Badeanstalten, Sporthallen u. dergl. verboten.

Dok. 111 27. Juli 1935

Verwaltung der städt. Badeanstalten Oldenburg Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Oldenburgische Staatszeitung, 27. Juli 1935.]

Juden der Zutritt zum Strandbad und den Flußbadeanstalten Oldenburgs verboten Die Verwaltung der städtischen Flußbadeanstalten und des Strandbades hat eine Bekanntmachung erlassen, in der u. a. angeordnet wird: Im Interesse der Ruhe, Ordnung und Sicherheit in den städtischen Flußbadeanstalten und dem städtischen Strandbad kann der Besuch des Flußbadeanstalten und des Strandbades nur noch Ariern gestattet werden. Dauerkarten, die infolge dieser Anordnung nicht mehr bis zum Ende der Badezeit benutzt werden können, werden zurückgenommen.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Dok. 112 5. August 1935

Stadtverwaltung Gladbeck Zeitungsmeldung über Bade- und Sportplatzverbot für Juden [Wiedergegeben nach: Buchholz, Wolfhard: Ausgrenzung der Juden aus der Tagespresse des Dritten Reiches (1933–1941). Eine Dokumentation. Frankfurt 2007, S. 141.]

Beschlüsse Gladbecks gegenüber Juden Essen, 3. Aug. In Gladbeck, einer Stadt von (1925) 60.175 Einwohnern, werden laut Mitteilung der Stadtverwaltung eine Reihe von Maßnahmen gegen die Juden durchgeführt. U. a. ist ihnen die Benutzung der städtischen Bäder, Sportund Tennisplätze untersagt, außerdem dürfen Juden keine Grundstücke und Häuser erwerben, jüdische Kinder nicht gemeinsam mit deutschen die Schule besuchen.

Dok. 113 23. August 1935

Stadtbad Apolda Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Jüdische Rundschau, 23. August 1935.]

Der Besuch des Stadtbades in Apolda durch Juden ist unerwünscht.

Dok. 114 23. August 1935

Badeanstalt Großer Segeberger See Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Jüdische Rundschau, 23. August 1935.]

In der Badeanstalt am Großen Segeberger See haben Juden keinen Zutritt.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 115 27. August 1935

Stadt Münster / Westf. Zeitungsmeldung über Badeverbot [Quelle: Jüdische Rundschau, 27. August 1935.]

In Münster wurde Juden die Benutzung der städtischen Badeanstalten und der Stadtbücherei verboten. Die Stadt nimmt hierbei keinerlei Grundstücksveräußerung mehr vor.

Dok. 116 27. August 1935

Stadtbad Falkenstein Zeitungsmeldung über Bade- und Aufenthaltsverbot [Quelle: Jüdische Rundschau, 27. August 1935.]

Im Falkensteiner Stadtbad wurde Juden der Aufenthalt wie das Baden verboten.

Dok. 117 27. August 1935

Schwimmbad Kollnau Zeitungsmeldung über Badebeschränkung [Quelle: Jüdische Rundschau, 27. August 1935.]

Im Kollnauer Schwimmbad sind Juden unerwünscht.

Dok. 118 30. August 1935

Flußbadeanstalt Floriansmühle Zeitungsmeldung über Badebeschränkung [Quelle: Jüdische Rundschau, 30. August 1935.]



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Die Flußbadeanstalt Floriansmühle in dem nördlich von München gelegenen Ort Freimann hat durch Anschlag bekanntgegeben, daß jüdische Badegäste unerwünscht sind.

Dok. 119 4. September 1935

Oberbürgermeister Frankfurt/Main an den Bezirkswart der NSDAP-Ortsgruppe Frankfurt/M-Praunheim [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 363 f.]

Das Hauptverwaltungsamt hat mir Ihr Schreiben vom 27.8. d.J.34 vorgelegt, worin Sie davon Kenntnis geben, daß die Einwohner Praunheims über die Benutzung des dortigen Sportplatzes durch den jüdischen Verein Barkochba ungehalten sind. Bei vollem Verständnis für Ihren Standpunkt muß ich demgegenüber doch darauf hinweisen, daß nach dem ausdrücklichen Willen des Führers auch den Juden die Möglichkeit zu geben ist, sich für die olympischen Spiele vorzubereiten. Bekanntlich werden zu dieser internationalen Veranstaltung, die im kommenden Jahre in Berlin stattfindet, Vertreter aller Völker und Rassen nach Deutschland kommen. Jede Beeinträchtigung des Übungsbetriebes und der Vorbereitungsmaßnahmen jüdischer Sportvereine, die wie Barkochba dem Reichsausschuß jüdischer Sportverbände angehören, könnte daher außenpolitisch unangenehmste Folgerungen (!) zeitigen. Um dies zu verhüten, ersuche ich Sie, Ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß eine Belästigung des jüdischen Vereins Barkochba vermieden wird. Ich verweise dieserhalb auch auf die klaren Anweisungen der NSDAP, die Ihnen als Pg. geläufig sind, wonach Juden gegenüber strengste Disziplin zu wahren und alles zu vermeiden ist, was auch nur den Anschein einer Herausforderung erweck­en könnte. Meistens werden derartige Unternehmen von Elementen durchgeführt, die weder der Partei noch ihren Gliederungen angehören und ­deren ­Verhalten geeignet ist, das Ansehen von Staat und Partei zu schädigen. Um die Einheitlichkeit des Handelns zwischen Verwaltung und Partei auch hierin zum

34 Dok. 171.

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 1 Staatliche Institutionen

Ausdruck zu bringen, bitte ich Sie, die wünschenswerte und auch erforderliche baldige Aufklärung der mit der Anwesenheit des jüdischen Vereins Barkochba unzufriedenen Kreise im Benehmen mit dem Ortsgruppenleiter, Pg. Volk, in die Wege zu leiten. Ich bitte Sie, mir von dem Ergebnis Ihrer Bemühungen zu gegebener Zeit Mitteilung zu machen. Über die Vermögensverhältnisse des jüdischen Vereins Barkochba bin ich nicht unterrichtet, sodaß ich mir ein Urteil darüber, ob der Verein in der Lage ist, sich einen Platz käuflich zu erwerben, nicht bilden kann.

Dok. 120 10. Oktober 1935

Bürgermeister Stadt Stade an die Turn- und Sportvereine der Stadt Städtische Sportplätze nur für ‚arische‘ Vereine [Quelle: Stadtarchiv Stade, StV, F. 33–36, Nr. 72.]

Auf einen Antrag der NSDAP und der NS-Hago habe ich u. a. folgendes angeordnet: Städtische Räume, insbesondere Sport- und Spielplätze dürfen lediglich solchen Vereinen überlassen werden, welche als Mitglieder satzungsgemäß nur Arier führen und den Nachweis erbringen, dass sie die Arisierungsbestimmungen hinsichtlich ihrer Mitglieder vollständig durchgeführt haben. Als Juden gelten auch jüdische Abkömmlinge und jüdisch versippte Personen. Ich bitte deshalb um Mitteilung, ob der Verein nur Arier als Mitglieder führt und ob die Bestimmungen restlos durchgeführt sind.

Dok. 121 12. Dezember 1935

Oberbürgermeister der Stadt Stettin Verfügung betr. Badeverbot [Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.]

Unter dem 20.7.1935 wurde für die Stadt Stettin folgende Verfügung erlassen: „Den Juden wird mit sofortiger Wirkung die Benutzung der städtischen Schwimmbäder Glombecksee und Martinsee verboten.“



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Begründung: Es ist in letzter Zeit mehrfach vorgekommen, dass die Erholungsstunden der badenden Volksgenossen im Schwimmbad Glombecksee durch das provozierende Auftreten von Juden gestört wurde. Das hat in einem Fall dazu geführt, dass erst anwesende SA-Leute den Frieden im Bad wieder herstellen mussten. In anderen Fällen widersetzten sich Juden den Anordnungen des Bademeisters. Im Interesse der erholungsbedürftigen Bevölkerung hat sich deshalb das oben stehende Verbot als notwendig erwiesen. Sollten sich in anderen städtischen Schwimmbädern ähnliche Vorkommnisse ereignen, sieht sich die Stadtverwaltung gezwungen, das Verbot evtl. auch auf diese Bäder auszudehnen. Ausser den Sommerbädern befindet sich in der Stadt Stettin das Stettiner Volksbad mit Wannen- und Schwimmhallenbetrieb unter Leitung der Stettiner Volksbad AG, deren Aktien die Stadt Stettin besitzt. Um in diesem Betrieb eine einheitliche Regelung der Badenutzung durch Juden herbeizuführen und Unzuträglichkeiten dabei zu vermeiden, ist seit dem 26.9.1935 folgende Bekanntmachung in Wirksamkeit: „Das Stettiner Volksbad ist für Juden am Freitag jede Woche zur Benutzung freigegeben.“ Diese Anordnung wurde am 29.9. in den Stettiner Tageszeitungen veröffentlicht.

Dok. 122 17. Januar 1936

Westdeutsches Eisstadion Düsseldorf Zeitungsbericht fordert antijüdische Maßnahmen im Eisstadion [Quelle: Jüdische Rundschau, 17. Januar 1936.]

Juden im Eisstadion Die „Rheinische Landeszeitung – Volksparole“ veröffentlicht einen Artikel, in dem dargelegt wird, daß das Westdeutsche Eisstadion in Düsseldorf eine große Bedeutung für das sportliche Leben der Stadt erlangt habe. Viele Besucher hätten allerdings Anstoß daran genommen, mit welcher Selbstverständlichkeit sich nichtarische Eissportler der Eisbahn bemächtigt haben. Sorgfältige Beobachter hätten zudem bemerkt, daß diese jüdischen Schlittschuhläufer sich mit echter jüdischer Manier freie Bahn schaffen, wobei sie die Ellbogen tüchtig zu gebrau-

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 1 Staatliche Institutionen

chen wissen. Es kommt eben auf ein paar „zufällige“ Rippenstöße gar nicht an. Die Mehrzahl der deutschen Volksgenossen habe bisher zu diesem Gebaren geschwiegen und sie würde wahrscheinlich noch länger schweigen, wenn nicht der Eindruck berechtigt wäre, daß sich diese Zustände allmählich zu einem offenen Skandal auswachsen. Wir richten deshalb, so heißt es in der Zeitung, an den Verein Freilicht-Kunsteisbahn e. V., an dem auch die Stadtverwaltung maßgeblich beteiligt ist, das dringende Ersuchen, diesen Dingen verschärfte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wir überlassen es dem Verein, für die jüdischen Eisläufer besondere Sportstunden anzusetzen. In jedem Fall muß baldigst eine saubere Trennung herbeigeführt werden.

Dok. 123 9. Februar 1936

Stadtverwaltung Düsseldorf Zutrittsverbot für Städtische Schwimmbäder [Quelle: Rheinische Landeszeitung, 9. Februar 1936.]

„Um Schwierigkeiten vorzubeugen“, wird Düsseldorfer Juden der Besuch städtischer Schwimmbäder ab sofort untersagt.

Dok. 124 24. April 1936

Stadtrat von Bad Kissingen Zeitungsbericht über Badeverbot für Juden [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, Dok. 260, 625 f.]

Neue Badeordnung fuer die staedtischen Flussbaeder. Der ‚Wuerzburger General-Anzeiger‘ (Nr. 96 v. 24.4.1936) meldet: Die Badeordnung fuer die staedtischen Flussbaeder vom 2. Mai 1930 und ihre Ergaenzung bedurften einer Neufassung, die in der gestrigen Ratssitzung vom Referenten Stadtrat Rolf Schmitt unterbreitet wurde. Aus den vorgelesenen 17



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Paragraphen sei hervorgehoben, dass Zuschauern, Hautkranken und Juden der Zutritt zu den staedtischen Flussbaedern nicht gestattet ist. Fuer jede angefangenen 3 Stunden ist eine Badekarte zu loesen.

Dok. 125 8. Mai 1936

Oberbürgermeister Stadt Erfurt an Dt. Gemeindetag Verweisung von Juden aus städtischen Flussbädern [Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.]

Im Sommer 1935 waren in einer Nacht von unbekannter Seite an den Eingängen der städtischen Flussbäder Schilder mit der Aufschrift „Juden sind hier nicht erwünscht“ (oder ähnlich) angebracht worden. Trotz dieses Schildes waren an einem Werktag-Nachmittag doch mehrere Juden in einem hiesigen städtischen Flussbad anwesend, die erst auf energische Aufforderung eines S.A.-Sturmbannführers hin die Anstalt verliessen.

Dok. 126 12. Mai 1936

Stadtverwaltung Frankfurt/Main Besprechung der Amtsleiter betr. Badebeschränkungen für Juden [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

Aus dem Protokoll der Amtleiterbesprechung vom 12.5.1936. Inhaltsangabe: Benutzung der städtischen Sommerbäder durch Juden. Vorgetragen in der Amtsleiterbesprechung am 12. d.M., Nachtragstagesordnung. Vorgelegen hat der Antrag des Sportamts vom 11.5. d.J., Tgb. Nr. 29, zu dem Erlasss des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers des Innern vom 2.2.d.J. – V a I 2518/36 –

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 1 Staatliche Institutionen

I. Es ergeht folgende Verfügung: Für den Badesommer 1936 wird den Juden das Strandbad Niederrad zunächst versuchsweise und unter Ausschluss von den übrigen städtischen Sommerbädern (mit Einschluss des Sportfeldbades) zur Benutzung gegen Zahlung der in den übrigen städtischen Strandbädern geltenden Benutzungsgebühren zugewiesen. Sonderwünsche in Bezug auf die Ausgestaltung des Niederräderbades können auf Kosten der Nutznießer erfüllt werden, soweit Bedenken vom Standpunkt der Bäderverwaltung nicht entgegenstehen. Den jüdischen Mischlingen, d. h. solche Personen, die von einem oder zwei der Rasse nach volljüdischen Großelternteilen abstammen, sofern diese nicht der jüdischen Religionsgemeinschaft angehört haben, bleibt der Besuch aller städtischen Sommerbäder mit Einschluss des Sportfeldbades freigestellt. II. Herr Stadtrat Bickendorf wird im Sinne der Aussprache in der heutigen Amtsleiterbesprechung gebeten, bei der Gau- bzw. Kreisleitung den Boden für die Regelung unter I vorzubereiten, insbesondere auch darauf hinzuwirken, dass von den Ortsgruppenleitern und namentlich der Ortsgruppe Niederrad, in deren Bezirk das Judenbad eingerichtet wird, etwas auftretende Schwierigkeiten in geeigneter Weise ausgeräumt werden. III. Nachricht an das Sportamt zur weiteren Veranlassung zu Ziffer I auch wegen Bekanntgabe an die Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft, der Israelitischen Gemeinde und der jüdischen Sportvereine, ferner wegen entsprechenden Aushangs in den Sommerbädern, ausgenommen Niederrad, in welchem unter Würdigung aller Umstände ein Aushang nicht angebracht werden soll. Wenn sich Zweifel oder Schwierigkeiten ergeben sollten, ist jeweils meine Entscheidung einzuholen. Dem von den Vertretern der vorbezeichneten jüdischen Einrichtungen in der Besprechung am 7.5. d.J. geäußerten Wunsche, die getroffene Regelung in den einzelnen Bädern in einer nicht verletzenden Form bekanntzugeben, ist zu entsprechen. Im übrigen muß dem Erlaß des Herrn Reichs- und Preußischen Minister des Innern – V  a I 2518/3635 – entsprechend sichergestellt und überwacht werden, dass bei Durchführung der angeordneten Absonderung der Juden nicht schikanös verfahren wird. Den einzelnen Bediensteten ist die erforderliche Weisung zu geben.

35 Dok. 11.



1.4 Kommunale Vertretungen 

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Dok. 127 25. Februar 1937

Stadtamt für Leibesübungen der Stadt Köln an Dt. Gemeindetag Anfrage betr. der Nutzung der städtischen Bäder durch Juden [Quelle: Historisches Archiv Stadt Köln, Bestand 671, Nr. 21, Bl. 7.]

Für die hiesigen Hallen- und Strandbäder ist ein offizielles Verbot zur Mitbenutzung durch Juden nicht erlassen worden. In diesen Bädern wird allerdings durch Anschlag darauf verwiesen, dass Juden nicht erwünscht sind. Um aber Juden die Möglichkeit zum Baden zu bieten, hat die Bäderverwaltung 2 Hallenschwimmbäder an bestimmten Tagen und Stunden für die Benutzung durch die Juden freigegeben. Für das Stadion-Schwimmbad ist ein Verbot [...] ausgesprochen worden. An die jüdischen Sportvereine sind zwei Sportplätze vermietet, so dass ein gleichzeitiges Üben mit arischen Sportlern nicht in Frage kommt. [...] Was die Benutzung der Bäder durch jüdische Sportvereine anbelangt, ist diesselbe derart geregelt, daß ein Hallenbad an einem Tag in der Woche und zwar in der letzten Stunde an dem betreffenden Badetage diesen Vereinen zur Verfügung gestellt worden ist.

Dok. 128 30. Juni 1937

Oberbürgermeister der Stadt Ulm an das Kreisorganisationsamt der NSDAP [Quelle: Stadtarchiv Ulm / B 743/19 Nr. 1.]

Betreff: Stadtbad Am Eingang des Stadtbades befindet sich ein Anschlag, wonach Juden zu den gemeinsamen Bädern nicht zugelassen sind. Nach den Feststellungen des Stadtverwalters werden auch die Einzelbäder von Juden nicht benützt. Auch in den Donaubädern sind Juden nicht zugelassen. Bei dieser Sachlage halte ich eine weitere Anordnung nicht für notwendig. Eine Ausnahme besteht lediglich bezüglich der jüdischen Schüler, die am klassenweisen Baden der hiesigen öffentlichen Schulen sich beteiligen, was von der

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 1 Staatliche Institutionen

Ministerialabteilung für die höheren Schulen gefordert wurde, weil es sich hier um einen Teil des Unterrichts handelt. Doch ist nach den bisherigen Wahrnehmungen diese Beteiligung eine außerordentlich geringe. Heil Hitler! Oberbürgermeister

Dok. 129 2. November 1938

Sportamt und Oberbürgermeister Frankfurt / Main Niederschrift einer Besprechung betr. Nutzung von Sportplätzen und Strandbädern durch Juden [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

Herr Oberbürgermeister entscheidet auf Vortrag, dass der Sportplatz an der Sondershausenstraße den Juden entzogen und als öffentlicher Spielplatz hergerichtet wird. Das Strandbad Niederrad soll im nächsten Jahr den Juden nicht mehr zur Verfügung gestellt werden.36 Falls der den Juden überlassene Platz am Bornheimer Hang für Sportgemeinschaften des DRL usw. benötigt werden sollte, soll auch dieser Platz von den Juden freigemacht werden. Mit der Entziehung dieses Platzes haben die Juden kein städtisches Gelände mehr in Benutzung. Wegen Überlassung von Sportplätzen an jüdische Vereine soll bei dem Herrn Reichssportführer angefragt werden.

Dok. 130 23. Juni 1939

Oberbürgermeister an die Jüdische Gemeinde Frankfurt / Main Nutzung des Strandbades Niederrad durch Juden [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

Nachdem die Genehmigung der Benutzung des Strandbades Niederrad durch Angehörige der Israelitischen Gemeinde im vergangenen Jahr aufgehoben worden 36 Vgl. die entsprechende vorherige Beschwerde der NSDAP-Kreisleitung (Dok. 176).



1.4 Kommunale Vertretungen 

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ist, besteht keine Möglichkeit, Ihnen ein anderes städtisches Gelände für Badezwecke zur Verfügung zu stellen.

Dok. 131 27. Oktober 1939

Turn- und Sportverein Makkabi Düsseldorf an Amtsgericht Düsseldorf Kommentierung: Antrag auf Löschung aus dem Vereinsregister [Quelle: Vereinsregister Stadt Düsseldorf, VR 3560.]

Als früherer Geschäftsführer des obigen Vereins gebe ich hiermit folgende Erklärung, deren Richtigkeit ich an Eidesstatt mache: Infolge Fortfalls der Mitglieder hat der Verein aufgehört zu bestehen. Die übrigen Mitglieder des eingetragenen Vorstandes sind zwischenzeitlich ausgewandert. Vermögen ist nicht vorhanden.

Dok. 132 30. Oktober 1939

Amtsgericht Düsseldorf Löschung aus dem Vereinsregister [Quelle: Vereinsregister Stadt Düsseldorf, VR 3560.]

Der Verein ist infolge Wegfalls sämtlicher Mitglieder untergegangen und daher von Amtswegen gelöscht.

Dok. 133 13. Dezember 1940

Oberbürgermeister Frankfurt / Main und Sportamt Niederschrift einer Besprechung betr. Nutzung eines Sportplatzes durch das Philantropin [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

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 1 Staatliche Institutionen

Über den Beauftragten der Geheimen Staatspolizei bei der Jüdischen Wohlfahrtspflege sind Anträge der israelitischen Waisenanstalt und des Philantropin auf Überlassung eines Sportplatzes für die jüdischen schulpflichtigen Knaben und Mädchen sowie jüdische Berufsschüler und -schülerinnen eingegangen. Die Anträge sind von verschiedenen Stellen vorgeprüft. Der Beauftragte der Geheimen Staatspolizei befürwortet den Antrag und schlägt den Sportplatz an der Dietrich Eckartschule (Bornheimer Hang) vor, der schon einmal im Sommer d.J. für denselben Zweck zur Verfügung gestellt worden war. Das Sportamt hat, solange die genannte Schule leer steht, keine Bedenken. Der Herr Oberbürgermeister erklärt sich auf jederzeitigen Widerruf und unter der Voraussetzung, dass genaue Benutzungsbedingungen vereinbart werden, mit der Überlassung des Sportplatzes an die jüdische Jugendpflege einverstanden.

1.5 Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 1.5.1 Gestapo Dok. 134 24. Juli 1933

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin Anordnung zur Überwachung jüdischer Vereine [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Dep. 34c, Nr.137, Bl.1.]

Der Polizeidirektor Staatspolizeistelle Wilhelmshaven Streng vertraulich! Eilt sehr! Das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin teilt mit: Mit Rücksicht auf das in letzter Zeit beobachtete besonders starke Eindringen marxistischer Elemente in jüdische, insbesondere national-jüdische Vereine und Verbände, ersuche ich bis zum 5.8.33 getrennte Nachweisungen in doppelter Ausfertigung aufzustellen über alle in ihrem Bezirke vorhandenen: a) jüdischen politischen Vereine pp., sowie ihrer Nebenorganisationen jeder Art, b) jüdischen angeblich unpolitischen Vereine und deren Nebenorganisationen, c) jüdischen Logen oder logenartigen Verbände, d) ausländischen Juden [sowie] e) inländischen Juden, die bisher in irgendeiner Form in politischer Hinsicht in Erscheinung getreten sind.



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Die Nachweisungen zu a bis c sind alphabetisch in der Form anzulegen, daß aus ihnen die genaue Adresse der Geschäftsräume, die Anzahl der Mitglieder und von den Vorstandsmitgliedern der Geburtsname, Vorname, Stand, Geburtsort-, Tag-, Monat- und Jahr, Staatsangehörigkeit, Wohnung und Straße, Familienstand, Glaubensbekenntnis und die evtl. politische Einstellung hervorgeht. In den Nachweisungen zu d bis e muß der Geburtsname, Wohnung und Straße, Familienstand, Glaubensbekenntnis und die politische Einstellung enthalten sein. Über den Verwendungszweck der Nachweisung behalte ich mir Entscheidung vor. Die genauste Innehaltung der angegeben Frist, sowie strengste Geheimhaltung mache ich zur besonderen Pflicht. Es wird gebeten, über das Ergebnis der Nachprüfungen listenmäßig bis zum 2.8.33 nach hier zu berichten.

Dok.135 26. Juni 1934

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an die Bundesleitung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Anmeldepflicht für alle Versammlungen jüdischer Vereine [Quelle: Central Archiv Jerusalem, TD/534.]

Aktenzeichen II 1 B, 2 24650 Von Angehörigen jüdischer Organisationen ist in letzter Zeit wiederholt die Pflicht zur Anmeldung jüdischer Versammlungen dadurch umgangen worden, daß von ihnen Zusammenkünfte in Ausflugsorten, Landhäusern und anderen Privaträumen vorbereitet und abgehalten wurden, ohne daß der für den Versammlungsort zuständigen Polizeibehörde hiervon rechtzeitig Mitteilung gemacht wurde. Dieses Verhalten steht im Gegensatz zu den gesetzlichen Bestimmungen und wird in Zukunft unter keinen Umständen geduldet werden. Ich mache den Vorstand dafür verantwortlich, daß alle Zusammenkünfte der Mitglieder der Organisation rechtzeitig und in schriftlicher Form der für den Versammlungsort zuständigen Polizeibehörde angemeldet werden. Für den Fall der Zuwiderhandlung gegen diese Anordnung behalte ich mir geeignete Maßnahmen zur Verhinderung der Wiederholung vor und ersuche, die angeschlossenen Unter- und Nebenorganisationen von dieser Anweisung in Kenntnis zu setzen. gez. H e y d r i c h

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 1 Staatliche Institutionen

Dok.136 25. Juli 1934

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an die Bundesleitung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Berlin Anordnung betr. der Beschränkung der RjF-Mitgliedschaft auf ehemalige jüdische Frontkämpfer sowie ihre Angehörigen in Sportgruppen [Quelle: Staatsarchiv Osnabrück, Dep. 50b Nr. 2078.]

Der RjF soll, wie der Name der Organisation besagt, jüdische Frontkämpfer umfassen. Ich habe jedoch festgestellt, dass Nicht-Frontkämpfer und sogar solche Juden, die nicht oder nur in der Vorkriegszeit Soldat waren, in den Reichsbund aufgenommen wurden. Ich ersuche daher, zu veranlassen, dass im RjF nur wirkliche jüdische Frontkämpfer die Mitgliedschaft erhalten und diejenigen Personen, die die erforderliche Voraussetzung nicht erfüllen, sofort aus dem Bunde entlassen werden. Von dieser Anordnung will ich insofern eine Ausnahme machen, als zur Sportgruppe des RjF nicht nur ehemalige Frontkämpfer, sondern auch solche Jugendliche gehören können, deren Angehörige als Frontkämpfer Mitglieder des RjF sind. Von dem Veranlassten erwarte ich umgehende Mitteilung. In Vertretung, Dr. Patschowski

Dok.137 2. August 1934

Inspekteur der Geheimen Staatspolizei nachrichtlich an die Ober- und Regierungspräsidenten Arbeitsrichtlinie betr. des Auftretens jüdischer Jugendverbände [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Rep. 16/1, Nr. 258, Bl. 9–11.]

Arbeitsrichtlinie 5 betreffend Jüdische Jugendverbände, unter Bezugnahme auf den Erlass II 1 16426 vom 29.5.1934. Aus Berichten zahlreicher Staatspolizeistellen habe ich entnommen, dass in letzter Zeit durch das geschlossene Auftreten jüdischer Jugendverbände in einheitlicher Uniform erhebliche Unruhe in Kreisen der Partei-Organisationen und der



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Bevölkerung im allgemeinen entstanden ist, die teilweise sogar zu Zusammenstössen geführt hat. Im Hinblick darauf, dass die jüdischen Jugendverbände zum weitaus grössten Teil gleichzeitig der sportlichen Betätigung dienen, von dem deutschen Olympia-Ausschuss den jüdischen Sportverbänden jedoch die Gleichberechtigung der Teilnahme an der deutschen Olympiade zugestanden ist, will ich zur Zeit von einem generellen Verbot der jüdischen Jugendorganisationen absehen. Aus staatspolitischen Erwägungen halte ich es auch für unzweckmäßig, die zersplitterten jüdischen Jugendorganisationen in einer Dachorganisation zusammenzufassen, weil hierdurch allzuleicht die Zersplitterung der Jugendverbände durch staatlichen Zwang beseitigt werden könnte. Um jedoch weiteren Zusammenstössen zwischen jüdischen Jugendverbänden und Parteiorganisationen vorzubeugen, ersuche ich im Einvernehmen mit der Reichsjugendführung, durch staatspolizeiliche Anordnung auf Grund des §1 der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28.2.1933 (RGB1. I S. 83) sowie auf Grund der §§ 14 und 58 des Polizeiverwaltungsgesetzes vom 1.6.1931 (Ges.- Sammlung, S. 77) den jüdischen Jugendverbänden das öffentliche Tragen von einheitlicher Kleidung (Kluft, Uniform usw.) zu untersagen. Unter diese Verbotsordnung fällt auch das Tragen von Bundestracht oder zur Kluft gehörender Kleidungsstücke und Abzeichen unter der Verdeckung durch zivile Kleidungsstücke (z. B. Mantel) sowie jede sonstige einheitliche Bekleidung, die als Ersatz für die bisherige Bundestracht anzusehen ist. Ferner ersuche ich das Mitführen oder Zeigen von Fahnen, Bannern oder Wimpeln in der Oeffentlichkeit zu untersagen. Zu verbieten sind auch Gelände- oder wehrsportliche Uebungen jeder Art sowie gemeinsame Auf- und Ausmärsche, insbesondere Ausmärsche in feldmarschmässiger Ausrüstung. Nicht unter dieses Verbot fallen dagegen die sportliche oder volkssportliche Betätigung sowie zwanglose Spaziergänge und Ausflüge bzw. Wanderungen in kleinerem Rahmen, sofern ihnen jeder demonstrative Charakter fehlt. Geschlossenes Marschieren ist dagegen unzulässig. Endlich ist der Verkauf und Vertrieb von Presseerzeugnissen jeder Art, insbesondere von Flugblättern zu untersagen. Für den Fall der Nichtbefolgung dieser Anordnung ist ein Zwangsgeld, im Falle der Nichtbeitreibbarkeit die Festsetzung einer Zwangshaft anzudrohen. Eine Strafverfolgung nach den einschlägigen Strafvorschriften wird durch die staatspolizeiliche Anordnung nicht berührt. In der Anordnung ist ferner darauf hinzuweisen, dass Zuwiderhandelnde in Schutzhaft genommen und unerlaubt

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 1 Staatliche Institutionen

getragene Kluft oder Abzeichen, unerlaubt geführte Fahnen, Banner oder Wimpel sowie unerlaubt zur Verteilung gelangende Presseerzeugnisse und Flugblätter beschlagnahmt werden können. Ueber das Veranlasste sehe ich bis zum 25.8.1934 einem Bericht entgegen. Abschrift der erlassenen Anordnung ist beizufügen.

Dok.138 11. August 1934

Staatspolizeistelle Osnabrück an Polizeibehörden des Bezirks [Quelle: Staatsarchiv Osnabrück, Dep. 50b Nr. 2078.]

Abschrift der dem RjF gegebenen Anordnung37 übersende ich mit dem Ersuchen, die Umstellung der Ortsgruppen des RjF zu überwachen und mir bis zum 20.8.34 über die restlose Durchführung der Anordnung zu berichten.

Dok. 139 September 1934

Stapostelle Regierungsbezirk Arnsberg Lagebericht betr. der Aktivitäten jüdischer Sportvereine in Dortmund [Quelle: Geheimes Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz, Berlin; I. HA Rep. 90P, Bd. 14,3; Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NSStimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-ROM.]

Nachdem von der Staatspolizeistelle Dortmund das ursprünglich erlassene Verbot der sportlichen Betätigung für die jüdischen Sportvereinigungen in Ausführung der Verfügung des Gestapa vom 2.8.34 (Der Inspekteur II 1 B.2 23929/672/R.5) wieder aufgehoben worden war, setzte erneut eine rege Sportbetätigung ein. Am 16. d. Mts. fand z. B. auf dem Sportplatz der D.J.K. in Dorstfeld ein Fußballspiel zwischen der 1. und 2. Mannschaft aus Dortmund der Sportgruppe im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten statt. An dem Spiel haben etwa 50 jüdische Zuschauer teilgenommen. Nach Beendigung des Wettkampfes verließen die Spieler sofort mittels Lastwagens den Sportplatz. In einer Sporthalle in Dortmund werden jetzt 37 Beigefügt ist eine Abschrift von Dok. 136.



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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wieder regelmäßig sportliche Übungen veranstaltet. Die zionistischen Sportgruppen sind dagegen z. Zt. ohne eine Turnhalle.

Dok. 140 6. September 1934

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Staatspolizeistellen Erlass betr. der Mitgliedschaft im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Dep. 34c, Nr.137, Bl.1.]

F.T. Berlin Nr. 50 vom 6.9.34 Im Nachgang zu meinem Erlass vom 25.7.3438 – III 1 B 2 6 Nr. 1519/426 Bei Reichsleitung des RJF ist veranlasst worden, Nichtfrontkämpfer sofort aus dem Bund und seinen Nebenorganisationen auszuschliessen, Ausnahme für jüdische Kriegsopfer, deren Betreuung dem RJF weiterhin obliegt. Bezüglich der Sportorganisation schweben noch Verhandlungen wegen genereller Regelung des gesamten jüdischen Sportwesens, insoweit wird Vollzug des Erlasses vom 25.7.34 einstweilen ausgesetzt. Gestapa Berlin röm 2/2 b.1

Dok. 141 20. September 1934

Polizeipräsident von Berlin Beschränkungen für jüdische Jugendverbände [Quelle: Reichsausschuss der Jüdischen Jugendverbände (Hrsg.): Gemeinschaftsarbeit der jüdischen Jugend: Aus der Arbeit des Reichsausschusses der jüdischen Jugendverbände 1933–1937, S. 94 ff.]

Anordnung I. O. 5308/34 III Das Zusammenleben in Wohngemeinschaften und jegliches gemeinsame Übernachten, insbesondere in Privaträumen und Zelten ist verboten. 38 Dok. 136.

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 1 Staatliche Institutionen

Dok. 142 27. Dezember 1934

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin Auflösung der Arbeitsgemeinschaft der Automobilbesitzer Deutschlands wegen ihrer jüdischen Mitglieder [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, Dok. 148, 395.]

Erlass des Gestapa (II 1 B 2 64964/1871), gez. Heydrich, Berlin, an die Arbeitsgemeinschaft der Automobilbesitzer Deutschlands e. V., Berlin 50, Tauentzien 4 vom 27.12.1934 in einem Runderlass an alle Staatspolizeistellen vom 27.12.1934 (Abschrift). Auf Grund des § 1 der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28.2.1933 (RGBl. I S. 83) in Verbindung mit § 14 des PolizeiVerwaltungsgesetzes vom 1.6.1931 löse ich hiermit die Arbeitsgemeinschaft deutscher Automobilbesitzer e. V. (A.A.D.) mit sofortiger Wirkung auf und untersage ihr jede weitere Betätigung. Ich ersuche, mir binnen 4 Wochen aufzuzeigen, dass die Auflösung sämtlicher Unterorganisationen durchgeführt ist. Gründe: Die A.A.D., deren Mitglieder sich zum grössten Teil aus Nichtariern zusammensetzen, hat sich Aufgaben gestellt, die bereits vom dem Autoklub 1927,39 der vom Geheimen Staatspolizeiamt allein (für) die Aufnahme nichtarischer zugelassen ist, wahrgenommen werden. Die Tätigkeit der Organisation, die merhfach zu Beanstandungen Anlass gegeben hat, kann im Staatsinteresse nicht geduldet werden.

Dok. 143 1935

Staatspolizeistelle des Regierungsbezirks Minden Anordnung betr. des Auftretens jüdischer Jugendverbände

39 Ursprünglich Deutscher Reichs-Auto Club, von 1934 Auto-Club 1927 e. V nur noch für jüdischen Autobesitzer. 1934 hatte dieser 1842 und im Jahre 1935 bereits 3 069 Mitglieder, denn der



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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[Wiedergegeben nach: Bernett, Hajo: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland. Schorndorf 1978, S. 142 f.]

Auf Grund des § 1 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. 2. 1933 (RGBI. 183) sowie auf Grund der §§ 14 und 58 des Polizeiverwaltungsgesetzes vom 1. 6. 1931 (Ges. S. 77) wird für den Bereich des Regierungsbezirk Minden folgende polizeiliche Anordnung getroffen: § 1 Den jüdischen Jugendverbänden wird jede politische Betätigung untersagt. Verboten ist ihnen das öffentliche Tragen von einheitlicher Kleidung (Kluft, Uniform usw.). Darunter fällt auch das Tragen von Bundeskluft oder zur Kluft gehörender Kleidungsstücke und Abzeichen unter der Verdeckung durch zivile Kleidungsstücke (z. B. Mantel) sowie jede sonstige einheitliche Bekleidung, die als Ersatz für die bisherige Bundestracht anzusehen ist. Verboten ist ferner, das Mitführen oder Zeigen von Fahnen, Bannern oder Wimpeln in der Öffentlichkeit. § 2 Untersagt sind Gelände- und wehrsportliche Übungen jeder Art sowie gemeinsame Auf- und Ausmärsche, insbesondere Ausmärsche in feldmarschmäßiger Ausrüstung. Nicht unter dieses Verbot fallen dagegen die sportliche oder volkssportliche Betätigung sowie zwanglose Spaziergänge, Ausflüge bzw. Wanderungen in kleinerem Rahmen, sofern ihnen ein demonstrativer Charakter fehlt. Geschlossenes Marschieren ist dagegen unzulässig. § 3 Untersagt ist der Verkauf und Vertrieb von Presseerzeugnissen jeder Art, insbesondere von Flugblättern. § 4 Zuwiderhandlungen gegen die Anordnung werden gemäß §§ 33, 55 und 56 des Polizeiverwaltungsgesetzes mit Zwangsgeld, im Falle der Nichtbeitreibbarkeit mit Zwangshaft, bestraft, Eine Strafverfolgung nach den einschlägigen Strafvorschriften wird durch diese staatspolizeiliche Anordnung nicht berührt. Zuwiderhandelnde können ferner in Schutzhaft genommen, unerlaubt getragene Kluft oder Abzeichen, unerlaubt geführte Fahnen, Banner oder Wimpel sowie unerlaubt zur Verteilung gelangende Presseerzeugnisse und Flugblätter beschlagnahmt werden. § 5 Der § 3 der staatspolizeilichen Anordnung über die Betätigung konfessioneller Organisationen vom 26. 6. 1934 wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben.

1933 gegründete Deutsche Automobil Club hatte 1935 alle „nichtarischen“ Mitglieder ausgeschlossen. 1936 musste der Auto-Club 1927 e. V. auf Geheiß der Gestapo in Jüdischer Auto-Club e. V. umbenannt werden, der dann Ende 1938 aufgelöst wurde (Gruner, Wolf: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, Dok. 148, Anmerk. 4, 395).

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 1 Staatliche Institutionen

Entsprechende Anordnungen sind in Königsberg (Pr,), Breslau, Osnabrück, Arnsberg, Erfurt, Schneidemühl, Köslin, Essen, Düsseldorf usw. erlassen worden.

Dok. 144 19. Februar 1935

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin Lagebericht betr. des Auftretens von Juden im Sport [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, 409f.]

Lagebericht des Gestapa (II1 B 2), ungez., vom 19.2.1935 (....) Die von dem Herrn Reichssportführer zugestandene uneingeschränkte sportliche Betätigung hat der jüd. Sportbewegung besonderen Auftrieb gegeben. Die dafür maßgebend gewesenen Gründe werden von der Bevölkerung nicht anerkannt und geben zu Mißdeutungen Anlaß, zumal die jüd. Sportverbände auch gemeindliche Einrichtungen (Sportplätze, Turnhallen, Schwimmbäder) benutzen dürfen. Unter Hinweis auf die erfolgreiche Tätigkeit jüdischer Flieger im Weltkriege versuchen die Juden neuerdings, ihre Jugend für die Segelfliegerei zu interessieren und Segelfliegergruppen zu bilden. Ich habe den Herrn Reichssportführer gebeten, die Bildung jü. Segelfliegergruppen zu verhindern.

Dok. 145 21. Februar 1935

Geheime Staatspolizei an alle Staatspolizeidienststellen [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Rep. 16/1, Nr. 258, Bl. 35.]

Betr. Vereinsabzeichen jüdischer Sportvereine B. Nr. 17422/35 I 1 B. Mit Rücksicht auf aussenpolitische Fragen hat der Herr Reichssportführer nach Einholung der Zustimmung des Herrn Reichsministers des Innern die Bildung



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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eines einheitlichen Reichsausschusses der jüdischen Turn- und Sportvereine angeordnet und den dem Reichsausschuß angeschlossenen Vereinen die Vorbereitung und Beteiligung an der Olympiade 1936 zugesichert. Gegen das Tragen von Vereinsabzeichen jüdischer Sportverbände durch aktive Mitglieder der der Reichsvertretung angeschlossenen jüd. Sportorganisationen sollen z. Zt. keine grundsätzlichen Bedenken erhoben werden. Bei Anfragen von Vertretern der in Frage stehenden Sportorganisationen sind diese gleichzeitig darauf aufmerksam zu machen, daß das öffentliche Zeigen dieser Vereinsabzeichen die Gefahr von Ausschreitungen gegen ihre Träger in sich birgt und daher tunlichst Zurückhaltung geboten ist. I. A. gez. Klein

Dok. 146 14. März 1935

Kommando der Schutzpolizei Berlin an die nachgeordneten Dienststellen Regelung für Vereinsabzeichen jüdischer Sportvereine [Quelle: Landesarchiv Berlin, Rep. 20, Acc. 1968, Nr. 7761.]

Auf eine Anfrage habe ich [zitiert wird hier der Reichsminister des Inneren, d.V.] dem Herrn Reichssportführer40 mitgeteilt, daß gegen das Tragen von Vereinsabzeichen jüdischer Sportverbände durch aktive Mitglieder der der Reichsvertretung angeschlossenen jüdischen Sportorganisationen z. Zt. keine grundsätzlichen Bedenken erhoben werden sollten und habe gleichzeitig darauf aufmerksam gemacht, daß das öffentliche Zeigen dieser Vereinsabzeichen die Gefahr von Ausschreitungen gegen ihre Träger in sich berge und daher tunlichst Zurückhaltung geboten sei.

Dok. 147 31. Mai 1935

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Dienststellen [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Dep. 34c, Nr.137, Bl.141.]

40 Dok. 145.

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 1 Staatliche Institutionen

Betrifft: Versammlungstätigkeit der Juden. II 1 B 2-J. 589/351 IV. In letzter Zeit ist eine erhebliche Steigerung der Tätigkeit der sogen. deutschjü­ dischen Organisationen (Assimilanten) beobachtet worden. Veranlassung hierzu gab ihnen insbesondere die Wehrgesetzgebung, bei der sie eine Gelegenheit erhofft hatten, sich wieder dem deutschen Volkstum zu nähern. Die starke Versammlungstätigkeit der Juden kann in Zukunft in dem bisherigen Maße nicht geduldet werden. Wo es die örtlichen Verhältnisse erforderlich machen, wird anheim gestellt, Versammlungen jüdischer Organisationen auf Grund des § 1 der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. 2. 1933 zu verbieten. Auf die Entschließung der Bayerischen Politischen Polizei vom 20. 2. 35 B. Nr. 17186/35 I 1 B wird hingewiesen. In Frage kommen hierbei in erster Linie die Veranstaltungen der deutschjüdischen Organisationen. Von einem allgemeinen Verbot sind auszunehmen: 1. Versammlungen und Veranstaltungen der örtlichen Kultur-Organisationen, soweit sie dem Reichsverband der jüdischen Kulturbünde in Deutschland angeschlossen sind. 2. Versammlungen der Mitglieder der Sportorganisationen und sportliche Veranstaltungen, soweit eine besondere Einschränkung nicht befohlen ist oder wird. 3. Versammlungen und Veranstaltungen der Zionistischen Organisationen. Sofern jedoch Veranstaltungen, insbesondere der vorstehend zu 1 u n d 2 genannten Verbände zur T a r n u n g benutzt werden und in i h n e n offen oder versteckt Propaganda für das Verbleiben der Juden in Deutschland gemacht werden sollte, sind auch sie sofort aufzulösen und bis auf weiteres zu verbieten. In Vertretung gez. Dr. B e s t

Dok. 148 3. Juni 1935

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an den Reichsausschuss der jüdischen Sportverbände [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Dep. 34c, Nr.137, Bl.121.]

Betrifft: Motorsportgruppen



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Auszugsweise Abschrift In letzter Zeit ist die Beobachtung gemacht worden, dass verschiedene jüdische Verbände, insbesondere die Sportgruppe “Schild“ im RjF. und der jüdische Turnund Sportverein “Bar Kochba“ Versuche machten, sich motorsportlich zu betätigen. Auch konnte festgestellt werden, dass bereits Veranstaltungen dieser Art ohne Genehmigung der Obersten Nationalen Sportbehörde stattgefunden haben. Hiermit untersage ich grundsätzlich jede Tätigkeit jüdischer Sportorganisationen im Automobil- und Motorradsport. Jüdische Kreise, die sich automobilistisch zusammenschliessen wollen, sind darauf hinzuweisen, dass für diese Bestrebungen allein der “Autoklub 1927“ zugelassen worden ist. In Vertretung gez. Dr. Best.

Dok. 149 31. Juli 1935

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin Schriftlicher Bericht an Reinhard Heydrich über neue Pläne zur Diskriminierung der jüdischen Badebesucher in Berlin [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, Dok. 183, 462f.]

3. Baden von Juden in städtischen Strandbädern Mit Rücksicht auf die Olympiade 1936 soll z. Zt. noch davon abgesehen werden, in den städtischen Freibädern Schilder anzubringen, durch die Juden der Besuch der städtischen Freibäder verboten wird. Der Badebetrieb wird aber in Zukunft von Streifen überwacht, die – mit besonderen Ausweisen versehen – berechtigt sind, bei ordnungswidrigem Verhalten Juden sofort aus dem Freibad auszuweisen. Bei städtischen Hallenbädern sollen dagegen Juden schon an der Kasse zurückgewiesen werden.41

41 Der Berliner OB hatte im Juli 1935 Juden den Zutritt zu allen städtischen Bädern verboten; Sopade-Bericht, Nr. 7 vom Juli 1935, S. 800. Seit Mitte Juli 1935 lief eine Pressekampagne für

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Dok. 150 9. August 1935

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Staatspolizeidienststellen [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Rep. 16/1, Nr. 258, Bl. 76–77.]

II 1 B2 -62202/J. 318/35 B e t r i f f t: Jüdische Sportabteilungen und deren Betätigung. Vertraulich! Geheim! Die antisemitischen Ausschreitungen der letzten Zeit sind in der ausländischen Presse aufgebauscht wiedergegeben worden. Das jüdisch beeinflußte Ausland hat diese übertriebenen Nachrichten zum Anlaß genommen, die Durchführung der Olympiade 1936 in Berlin in Zweifel zu stellen. So ist bereits aus interessierten Auslandskreisen dem Herrn Reichssportführer der Vorschlag zu Verhandlungen mit der versteckten Absicht gemacht worden, die Olympiade nach Rom oder in eine andere Weltstadt zu verlegen. Nach dem Willen des Führers soll die Olympiade 1936 jedoch unter allen Umständen in Berlin stattfinden. Um ihre Durchführung nicht zu gefährden, erscheint es angebracht, den dem Reichsausschuß jüdischer Sportverbände angeschlossenen Sportkreisen in Deutschland der von dem Herrn Reichssportführer zugesagten Betätigung bis zur Durchführung der Olympiade nach Möglichkeit Hindernisse nicht in den Weg zu legen. Es ist wiederholt berichtet worden, daß örtliche Stellen den jüdischen Sport durch Verbote und örtliche Auflagen unmöglich machten. Diese Behinderung erscheint im Hinblick auf die gegenwärtige Lage insbesondere bezüglich der dem Reichsausschuß angehörenden Vereine des Makkabi Kreises und des RjF. unangebracht. Zur Sicherung der Durchführung der Olympiade 1936 wird bezüglich der Sport­ ausübung der dem Reichssauschuß jüdischer Sportvereine angehörenden Sportkreise bestimmt:

Benutzungsbeschränkungen für Juden in städtischen Badeanstalten; siehe Völkischer Beobachter (Norddt. Ausg.) vom 19., 20., 24. und 27.7.1935 (Gruner, Wolf: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, Dok. 183, 463, Anmerk. 5).



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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1. Jüdischen Sportorganisationen soll die Betätigung auf eigenen Sportplätzen nicht behindert werden. Wo ermietete Hallen oder Plätze benutzt werden, ist im Einvernehmen mit den zuständigen Stellen eine Regelung dahin zu treffen, daß die sportlichen Übungen und der Zu- und Abgang zu den Sportstätten ohne nähere Berührung mit den Nichtjuden reibungslos gesichert ist. 2. Der Austragung von Meisterschaften und die Veranstaltung von Wettkämpfen jüdischer Sportvereine untereinander sollen polizeilicherseits nach Möglichkeit Schwierigkeiten nicht bereitet werden, sofern sich diese Veranstaltungen in angemessenen Grenzen halten, Nichtjuden hierzu keinen Zutritt haben und Störungen der öffentlichen Ruhe und Sicherheit nicht zu erwarten sind. 3. Jüdischen Schwimmabteilungen ist nach Möglichkeit eine beschränkte Betätigung etwa derart zu geben, daß ihnen an bestimmten Tagen bzw. Abenden die Benutzung von Schwimmgelegenheiten unter der Bedingung freigestellt wird, dass sich die Juden getrennt von Nichtjuden unter sich befinden. In Vertretung gez. Dr. Best

Dok. 151 23. Dezember 1935

Rundschreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin an alle Staatspolizeistellen [Quelle: Staatsarchiv Osnabrück, Sta OS, Dep. 75b Nr. 611.]

betr. Tragen des Reichssportabzeichens und Reichssportjugendabzeichens durch Juden Auf verschiedene Anfragen erwidere ich, dass das deutsche RSA nicht an Juden verliehen wird, sondern nach den geltenden allgemein verbindlichen Bestimmungen grundsätzlich nur von unbescholtenen Deutschen arischer Abstammung erworben werden kann. Jeder Bewerber hat vor Beginn der Prüfungen durch eigenhändige Unterschrift ausdrücklich zu erklären, dass er dieser Voraussetzung entspricht. Bei dem RS-Jugendabzeichen unter 18 Jahren hat die Schule bzw die Ortsgruppe, das Fachamt oder der Verein des RfL die arische Abstammung des Bewerbers im Leistungsbuch zu bestätigen. Es ist also Vorsorge getroffen worden,

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dass kein Fremdrassiger in den Besitz der Auszeichnung gelangen kann, ohne gegen das Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen zu verstoßen. Ich ersuche daher, gegen alle Juden, die das mit dem Hakenkreuz gezierte deutsche RSA bzw. RS-Jugendabzeichen tragen, einzuschreiten. in Vertretung, gez. Dr. Best

Dok. 152 18. März 1936

Geheimes Staatspolizeiamt Karlsruhe [Wiedergegeben nach: Walk, Joseph (Hrsg.): „Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat“. 19962, Nr. 132 II, S. 157.]

An jüdische Organisationen ergeht ein Versammlungsverbot.

Dok. 153 21. Dezember 1936

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin nachrichtlich an die Staatspolizeileitstellen sowie nachrichtlich an die Regierungs- und Oberpräsidenten in Preußen [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, S. 624.]

Betrifft: Verbot jüdischer Versammlungen und Veranstaltungen Im Hinblick darauf, daß in letzter Zeit wiederholt Meldungen über Anordnungen des Geheimen Staatspolizeiamts in der Judenfrage in entstellter Weise in ausländischen Blättern erschienen sind, besteht der dringende Verdacht, daß diese ­jüdischen Tendenzmeldungen von Vertretern der jüdischen Organisationen an die Auslandspresse weitergegeben worden sind. Ich ordne daher an, daß mit sofortiger Wirkung bis zum 1.2.1937 sämtliche jüdisch-politischen Veranstaltungen und Versammlungen (ausgenommen sind Versammlungen religiöser und kultureller Art) verboten werden.



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Dok. 154 12. April 1937

Geheime Staatspolizei Bielefeld an alle Außenstellen Verbot aller jüdischen Veranstaltungen, auch sportlicher Art [Quelle: Staatsarchiv Bückeburg, L 102a, Nr. 1765.]

Rundverfügung Nr. 89/37 Im Hinblick darauf, dass in letzter Zeit eine ausserordentlich rege Tätigkeit, insbesondere der assimilatorisch eingestellten jüdischen Organisation eingesetzt hat und im internationalen Judentum eine systematische Hetzpropaganda gegen das Deutsche Reich beobachtet werden konnte, die zum Teil ihre Quelle in den hiesigen jüdischen Organisationen haben dürfte, werden mit Wirkung vom 10.4.37 bis 10.6.37 sämtliche jüdische Veranstaltungen, auch solche sportlicher Art, und Versammlungen, verboten; Veranstaltungen rein religiöser und kultureller Art bleiben von dem Verbot ausgenommen.

Dok. 155 9. Februar 1938

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an die Staatspolizeistelle Düsseldorf [Wiedergegeben nach: Zielke, Heiko: Makkabi und der jüdische Sport in Düsseldorf 1924 bis 1938. In: Mahn- und Gedenkstätte (Hrsg.): In Düsseldorf und am Niederrhein. Aspekte jüdischen Lebens. Düsseldorf 1997, S. 130–141, hier: S. 138.]

Betrifft: Reisen von Juden zu einer alljüdischen Sportveranstaltung in Palästina Die Teilnahme von Juden aus Deutschland an jüd. Sportveranstaltungen im Auslande ist grundsätzlich unerwünscht. Ich ersuche daher, Anträge auf Teilnahme an der für April 1938 geplanten „Makkabiah“ Palästina abzulehnen. Im Übrigen kommt eine Passausstellung bzw. Verlängerung für Reisen zu sportl. Zwecken nach dem Passerlass vom 16. Nov. 1937 nicht in Frage. Gestapa Berlin Roem 2 B 4- R. 196 J+

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Dok. 156 10. März 1938

Rundschreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes Berlin an alle Staatspolizeistellen und Regierungspräsidien [Quelle: Staatsarchiv Osnabrück, Rep. 430 – 201 – 16B/65 Nr. 48 – Bd. 1.]

betr. Betätigung des RjF Bezug: Erlass vom 9.10.36 –S-PP (II B) 251/36 und Erlass des Geheimen Staatspolizeiamtes vom 24.7.37 – II B 4- 1177/36 – J. Anlagen: ohne Wie ich aus verschiedenen Eingaben gesehen habe, ist in mehreren Fällen die Betätigung der Sportgruppe des RjF untersagt worden. Durch die eingangs angeführten Erlasse sollte lediglich die Betreuung der jüdischen Frontkämpfer beschränkt werden, eine Einschränkung der Betätigung der Sportgruppe „Schild“ des RjF war nicht beabsichtigt. Ich ersuche daher, grundsätzlich die Veranstaltungen der Sportgruppe „Schild“ des RjF nicht zu behindern, es sei denn, dass im Einzelfall auf Grund besonderer Umstände polizeiliche Maßnahmen geboten sind. Die Beschränkung der Betätigung des RjF selbst muss auch aus besonderen Gründen gelockert werden, um eine sonst mit Sicherheit zu erwartende Selbstauflösung zu vermeiden, die nicht im Interesse staatspolitischer Überwachung liegt. In Zukunft ist daher monatlich einmal eine Mitgliederversammlung des RjF zu gestatten. An dieser dürfen aber nur Mitglieder teilnehmen und andere Personen, insb. Familienangehörige, soweit sie zur Begleitung Schwerkriegbeschädigter erforderlich sind. Ich habe die Leitung des RjF verständigt. Für die Einhaltung dieser Richtlinie ist Sorge zu tragen; über etwa beobachtete Verstöße ist zu berichten. Der Erlass ist zur Bekanntgabe an die Orts- und Kreispolizeibehörden geeignet. gez. Heydrich

Dok. 157 24. August 1938

Geheimes Staatspolizeiamt Berlin an alle Dienststellen [Quelle: Staatsarchiv Bückeburg, Judenslg. L 4, Nr. 7902, Bl. 59–63.]



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Betrifft: Richtlinien für die Betätigung jüdischer Sportvereine Unter Aufhebung des Runderlasses vom 21. 2. 193542 – 111 B 2 – 647001 J.236/35, betreffend Vereinsabzeichen jüdischer Sportvereine, und des Runderlasses vom 9. 8. 193543 – II 1 B 2 – 622061J. 318135 -, betreffend jüdische Sportabteilungen und deren Betätigung, sowie aller etwa entgegenstehenden Sonderanordnungen bestimme ich für die Betätigung jüdischer Sportvereine im Einvernehmen mit dem Reichssportamt folgendes: 1) Die Bildung und Betätigung jüdischer Sportvereine ist zulässig. Sie bedürfen der Zulassung durch das Reichssportamt. Die Zulassung kann jederzeit widerrufen werden. 2) Voraussetzungen der Zulassung ist: a) Der Nachweis tatsächlichen örtlichen Bedürfnisses, b) Einführung von Satzungsbestimmungen, die ein Betätigungs- und Abberufungsrecht des gesamten Vorstandes sowie ein allgemeines Aufsichtsund Auflösungsrecht und ein allgemeines Ausschlußrecht bezüglich einzelner Mitglieder für das Reichssportamt vorsehen. Die Satzung ist dem Reichssportamt zur Genehmigung vorzulegen. c) Unmittelbare Zugehörigkeit des Vereins zu einem zugelassenen jüdischen sportlichen Spitzenverband. Die gleichzeitige Zugehörigkeit des Vereins zu einem jüdischen Weltanschauungsverband wird dadurch nicht berührt. Jedoch darf die Aufnahme von Mitgliedern zu einem Sportverein nicht aus Gründen weltanschaulicher Art versagt werden. 3) Zugelassene jüdische Sportvereine können sich sportlich betätigen, sofern die Wahl des Ortes oder Zeitpunktes einer Veranstaltung nicht nach Auffassung der zuständigen Polizeibehörde eine Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung befürchten lässt. Sämtliche Veranstaltungen sind im Rahmen der von der Geheimen Staatspolizei erlassenen Bestimmungen anzumelden. 4) Gegen die Überlassung öffentlicher oder privater Übungsstätten, sowie die Verpachtung von Grundstücken an zugelassene jüdische Vereine bestehen grundsätzlich keine Bedenken. Öffentliche Übungsstätten sollen jedoch vor allem der deutschen Volksgemeinschaft zugute kommen. Ihre Überlassung an jüdische Vereine kann daher nur in Ausnahmefällen in Frage kommen.

42 Dok. 145. 43 Dok. 150.

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Neben den sonst zu fordernden Voraussetzungen ist hierfür Bedingung, daß die Anlagen nicht von Vereinen des deutschen Reichsbundes für Leibesübungen, Gliederungen der Partei oder Schulen voll ausgenutzt werden und dass ausserdem die Voraussetzungen der Ziffer 3 Absatz 1 dieser Richtlinien erfüllt sind. 5) Vor der Errichtung eigener jüdischer Sportanlagen ist im Hinblick auf die Voraussetzungen der Ziffer 3 Absatz 1 die Genehmigung der zuständigen Polizeibehörde einzuholen. 6) Auslandsstarts jüdischer Vereine und Starts ausländischer Vereine bei jüdischen Vereinen in Deutschland – diese unabhängig von der polizeilichen Veranstaltungsgenehmigung – unterliegen einer Genehmigung durch das Reichssportamt. Sie ist spätestens einen Monat vorher zu beantragen. Die Startgenehmigung ist der Paßbehörde zur Ausstellung eines Sammelpasses vorzulegen. 7) Die Anträge Ziffer 1, 2 und 6 sind durch den jüdischen Spitzenverband an das Reichssportamt, die übrigen Anträge durch den Veranstalter, und zwar zu Ziffer 3 und 5 an die zuständige Polizeibehörde, zu Ziffer 4 an den jeweiligen Besitzer zu richten. Ausführungsanweisung zu den Richtlinien für jüdische Sportvereine. Zu Ziffer 1 und 2a: Als jüdischer Spitzenverband wird der Reichsausschuß der jüdischen Sportverbände in Berlin W. 15, Meineckestrasse 10, bestimmt. Dieser jüdischen Spitzenorganisation sind alle jüdischen Sportorganisationen des gesamten Reichsgebietes ohne Ausnahme zu unterstellen. Der jüdische Spitzenverband hat von sich aus die Notwendigkeit des Vereins zu prüfen und in einem vorgeschriebenen Antrag in dreifacher Ausfertigung darzulegen. Dieser Antrag wird vom Reichssportamt seinem örtlich zuständigen Beauftragten zur sachlichen Prüfung und von diesem danach der zuständigen Staatspolizeistelle zugeleitet. Der Beauftragte und die Geheime Staatspolizei sollen dabei in Fühlung miteinander arbeiten. Die Staatspolizeistelle legt den Antrag mit ihrer Stellungnahme in doppelter Ausfertigung durch das Geheime Staatspolizeiamt dem Reichssportamt zur Entscheidung vor. Zu Ziffer 3: Die Genehmigung von Veranstaltungen unterliegt ausschliesslich dem pflichtgemäßen Ermessen der Staatspolizei. Die Genehmigung soll grundsätzlich nicht aus dem Grunde versagt werden, weil es sich um eine jüdische Veranstaltung handelt. Es ist jedoch darauf zu achten, dass keine störende Häufung jüdischer



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Veranstaltungen an einem Ort stattfinden oder dass zu grosse Massen jüdischer Personen öffentlich in Erscheinung treten. Im Zweifelsfalle ist wegen der Notwendigkeit solcher Veranstaltungen mit dem Beauftragten des Reichssportamtes und bei reichswichtigen Grossveranstaltungen über das Geheime Staatspolizeiamt mit dem Reichssportamt Fühlung zu nehmen. Zu Ziffer 4: Die Überlassung von Übungsstätten oder Gelände ist den Besitzern (Gemeinden usw.) anheimgestellt. Jedoch ist darauf zu achten, dass besonders bei Zu- und Abgang die jüdischen Teilnehmer und Zuschauer nicht mit denen der Veranstaltungen anderer nicht jüdischer Organisationen zusammentreffen. Dies gilt besonders für Badeanstalten. Weiterhin ist es selbstverständlich, dass in allen Fällen, in denen irgendwelche private oder öffentliche Übungsstätten sowohl von Vereinen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen usw. als auch ausnahmsweise von jüdischen Vereinen benutzt werden, die unbedingte Gewähr dafür geboten sein muss, dass keinesfal1s die deutschen Sportler mit Juden beim Training oder auf sonstige Weise in den gemeinsamen Anlagen in Berührung kommen. Bei Überlassung öffentlicher Übungsstätten sind den jüdischen Vereinen die Normalgebühren abzufordern. Ermässigungen wie für sonstige sporttreibende Organisationen sind nicht zu gewähren. Zu Ziffer 5: Grundsätzlich ist die Errichtung eigener jüdischer Sportplätze der Überlassung öffentlicher Übungsstätten vorzuziehen. Wegen der damit verbundenen erheblichen Kosten ist jedoch besonders sorgfältig zu prüfen, ob nach der Inbetriebnahme Schwierigkeiten und damit polizeiliche Bedenken entstehen können. Zu Ziffer 6: a) Vor Erteilung von Genehmigungen zum Start im Ausland wird das Reichssportamt eine Stellungnahme der Staatspolizei zur Person der Teilnehmer und erforderlichenfalls auch eine Stellungnahme der deutschen Auslandsvertretungen einholen. An Hand dieser Unterlagen wird das Reichssportamt im Einvernehmen mit dem Geheimen Staatspolizeiamt die Notwendigkeit jedes einzelnen Starts prüfen. Ohne Startgenehmigung sollen Auslandspässe nicht erteilt werden.

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Nach Möglichkeit sind nicht Einzelpässe, sondern nur Sammelpässe auszustellen. Devisenanträgen wird das Reichssportamt nur aus besonderen staatspolitischen Gründen im Einvernehmen mit dem Geheimen Staatspolizeiamt zustimmen. b) Beim Start ausländischer Vereine gegen jüdische Vereine in Deutschland wird das Reichssportamt die staatspolizeiliche Veranstaltungszustimmung nach Ziffer 3 seinerseits herbeiführen, um gegensätzliche Entscheidungen zu vermeiden. Eines nochmaligen unmittelbaren Antrages des Vereins an die Polizei bedarf es dann nicht mehr. Von der Genehmigung erhält die zuständige Staatspolizeistelle dann durch das Geheime Staatspolizeiamt Nachricht. Zu Ziffer 7: In Zweifelsfällen und Fällen von besonderer Bedeutung ist dem Reichssportamt zu berichten, das eine Klärung im Einvernehmen mit dem Geheimen Staatspolizeiamt und etwa sonst noch beteiligten Behörden herbeiführen wird. Veranstaltungen zwischen jüdischen und deutschen sporttreibenden Organisationen finden nicht statt. Bezüglich des aufgehobenen Runderlasses vom 21. Februar 1935, betreffend Vereinsabzeichen jüdischer Sportvereine, bemerke ich, dass das Tragen von jüdischen Sportabzeichen in der Öffentlichkeit nunmehr unzulässig ist. Auf den Übungsstätten können Verbands- oder Vereinsabzeichen getragen werden, da dort keine Zwischenfälle zu befürchten sind. In Vertretung: gez. Müller.

Dok. 158 10. November 1938

Geheime Staatspolizei Bielefeld Verbot jeglichen Waffenbesitzes für Juden [Quelle: Staatsarchiv Bückeburg, Judenslg. L 4, Nr. 7902, Bl. 66.]

Rundverfügung Nr. 221 / 38 Auf Anordnung des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei ist allen Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen als Juden gelten, jeglicher Waffenbesitz verboten. Zuwiderhandelnde werden in Schutzhaft genommen und in ein



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Konzentrationslager überführt. Ich ersuche um Beachtung; ggf. um entsprechende Veranlassung und Bericht.

1.5.2 Politische Polizei Bayern Dok. 159 15. Mai 1933

Bayerische Politische Polizei Zeitungsmeldung über die Schließung der jüdischen Vereine Münchens durch die politische Polizei [Quelle: Bayerisch-Israelitische Gemeindezeitung, 15.5.33 (Nr. 10), S. 153.]

Die jüdischen Vereine in München wurden am Freitag, 12. Mai, auf Grund des bayerischen Gesetzes zur Enteignung von zu antinationalen Zwecken bestimmtem Gut vom 4. April 1933 vorläufig durch die politische Polizei geschlossen; ihr Vermögen wurde beschlagnahmt. Da in keinem Fall die Voraussetzungen des genannten Gesetzes zutreffen, alle von den polizeilichen Maßnahmen betroffenen Vereine in ihren Zielen und in ihrer Betätigung vielmehr ausnahmslos in keinem Zeitpunkt ihres Bestehens den vaterländischen Interessen zuwiderliefen, kann wohl angenommen werden, dass in ganz kurzer Zeit Schließung und Beschlagnahme wieder aufgehoben werden, zumal auch die rein religiösen und charitativen, teilweise über 100 Jahre bestehenden Vereine von der polizeilichen Aktion nicht ausgenommen wurden. Die Vereinsankündigungen und die Mitteilungen des Lehrervereins können voraussichtlich in der nächsten Nummer der Gemeindezeitung nachgeholt werden.

Dok. 160 14. Juli 1935

Bayerische Politische Polizei Auszug aus dem monatlichen Lagebericht (Juli 1935) betr. antijüdischer Vorfälle in den Schwimmbädern von Bad Maria Einsiedel und Heigenbrücken [Quelle: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München; MWi 2763; Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-ROM.]

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In Bad Maria Einsiedel in München erregten am 14. Juli 1935 einige Juden, die sich mit arischen Mädchen im Bade aufhielten, öffentliches Ärgernis und den Unwillen arischer Badebesucher. Leider verwahrte sich die Badedirektion gegen polizeiliches Einschreiten mit der Begründung, daß die Juden sich ruhig verhielten und daß in erster Linie die Badedirektion selbst für Ruhe und Ordnung sorge. Am gleichen Tage (14.7.1935) kam es im Schwimmbad zu Heigenbrücken, BA Aschaffenburg, zu judenfeindlichen Kundgebungen. Etwa 15–20 jüngere Schwimmbadbesucher hatten von der zum Schwimmbad gehörigen Parkanlage aus durch Sprechchöre die Entfernung der Juden aus dem Schwimmbad verlangt. Die Sprechchöre lauteten: „Hier ist ein deutsches Bad, Juden haben keinen Zutritt, hinaus mit ihnen” und ähnliches. Eine erhebliche Anzahl sonstiger Schwimmbadbesucher hatte in diese Sprechchöre mit eingestimmt, so daß wohl die überwiegende Zahl der Schwimmbadbesucher die Entfernung der Juden verlangte. Mit Rücksicht auf diese allgemeine Empörung und die zu befürchtenden Unruhen hatte sich der zufällig im Schwimmbad anwesende Kreisleiter der NSDAP, Oberbürgermeister Wohlgemuth von Aschaffenburg, zu dem Bademeister begeben und die Hinausweisung der Juden durch diesen verlangt. Der Bademeister hat das Ersuchen abgelehnt mit der Begründung, daß er nur den Anordnungen der Badeverwaltung Folge zu leisten habe und zudem die Juden als solche auch nicht ohne weiteres erkennen könne. Wegen dieser Ansicht des Bademeisters kam es zwischen Oberbürgermeister Wohlgemuth und dem Bademeister zu einer geringfügigen Auseinandersetzung, die später durch die Badeverwaltung beigelegt wurde.

Dok. 161 1. September 1935

Bayerische Politische Polizei Kommentierung: Vorläufige Genehmigung von RjF- und Makkabi-Sportgruppen in Bayern [Wiedergegeben nach: Mommsen, Hans: Polizeiakten zur Judenverfolgung vor 1938. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 1/1962 (10), S. 68 – 87, hier: S. 86.]

B. Nr. 19625/35 I 1 B. Betreff: Jüdische Sportabteilungen u. deren Betätigung. Beilage: 1 Anweisung. Nach Mitteilung des Herrn Reichssportführers ist die den jüdischen Sportorganisationen zur Vorbereitung der Teilnahme an der Olympiade 1936 zugesicherte



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Sportausübung und Austragung von Wettkämpfen in Bayern dadurch behindert, daß dort der Reichsausschuß jüdischer Sportverbände nicht anerkannt und lediglich der Landesausschuß jüdischer Sportverbände für Bayern zugelassen ist, in dem Assimilanten und Zionisten zusammengefaßt sind. Dieser Landesausschuß ist von den internationalen jüdischen Sportorganisationen nicht anerkannt, so daß Wettkämpfe jüdischer Sportorganisationen mit den zum Landesausschuß gehörenden ausgeschlossen sind. Nach Ansicht des Herrn Reichssportführers stellt diese Maßnahme eine Behinderung der ihm aufgetragenen Durchführung der Olympiade 1936 dar. Um die reibungslose Abwicklung der Vorarbeiten für die Olympiade nicht zu hemmen, und um der jüdischen Auslandshetze den Boden zu entziehen, wird den MakkabiOrganisationen und dem Sportbund des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten in Bayern bis zur Olympiade 1936 die sportliche Betätigung erlaubt, ohne daß es einer Auflösung des Landesausschusses jüdischer Sportvereine in Bayern bedarf. Eine generelle Regelung des jüdischen Sports wird nach Ablauf der Olympiade erfolgen. I.V. gez. Stepp

Dok. 162 21. Januar 1936

Bayerische Politische Polizei Außenstelle Garmisch-Partenkirchen Erlass betr. Flaggenschmuck der Hotels während der Winterolympiade [Wiedergegeben nach: Schwarzmüller, Alois: Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger 1935. Abrufbar unter: http:members.gaponline.de/alois.schwarzmueller/juden_in_gap_ereignisse/1936.htm, Stand: 15. April 2017.]

Gaststätten-, Hotel- und Pensionsbesitzer können neben der deutschen Reichsflagge auch in den Farben jener Nationen flaggen, deren Vertreter sie beherbergen. Juden als Gaststätten-, Hotel- und Pensionsinhaber dürfen die deutsche Flagge nicht zeigen, wohl aber die Farben jener Nation, deren Vertreter bei ihnen untergebracht sind. gez. Häusler

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Dok. 163 1. Juli 1936

Bayerische Politische Polizei Auszug aus dem Lagebericht im Juni 1936 betr. Neugründungen von Makkabi-Vereinen in Bayern [Quelle: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München; StK 106687; Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-ROM.]

In der Berichtszeit ist der deutsche Makkabi-Kreis verschiedentlich mit Gesuchen um Neugründung von zionistischen Sportorganisationen an die Behörden herangetreten. Beim Makkabi-Kreis handelt es sich nicht um eine staatszionistische Sportorganisation; sondern um eine Sportorganisation allgemeiner zionistischer Natur. Nachdem der Zionismus im Gegensatz zu den assimilatorischen Bestrebungen zum Teil eine gewisse Unterstützung der staatlichen Behörden erfährt, wurde verschiedentlich diesen Neugründungen zugestimmt, soweit dies vom politischen Standpunkt aus tragbar erscheint. Nachdem aber der Zionismus letzten Endes eine alljüdische Bewegung ist, muß diesen Neugründungen mit Vorsicht begegnet werden.

Dok. 164 21. September 1936

Bayerische Politische Polizei an Stadtkommissar Reuter, Aschaffenburg Verordnung über die Bildung jüdischer Einheitssportvereine in Bayern [Wiedergegeben nach: Schultheis, Herbert: Juden in Mainfranken 1933–1945. Bad Neustadt / Saale 1980, S. 129.]

Im Benehmen mit dem Politischen Polizeikommandeur der Länder wird in Bayern an ein und demselben Ort nur noch ein jüdischer Turn- und Sportverein zugelassen und zwar ein Verein ohne innerjüdische politische Bindung (neutraler Verein). Demgemäss ist kein Raum mehr für Sportvereine des Makkabi-Kreises und den Sportbund des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten. Daraus folgt, dass auch in Aschaffenburg nur ein jüdisch-neutraler Sportverein zugelassen werden kann. Dieser Voraussetzung genügt aber der jüdische Turn- und Sportverein



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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Aschaffenburgs nach seinem Anschluss an den Sportbund des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten nicht mehr. Er gibt zwar vor, seine jüdische politische Einstellung bliebe neutral, doch ist dies nur eine leere Behauptung angesichts der stark assimilatorischen Einstellung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten. Den beteiligten Juden ist deswegen aufzugeben, den Verein wieder als wirklichen neutralen jüdischen Sportverein ohne Bindung zum Reichsbund jüdischer Frontsoldaten aufzuziehen, widrigenfalls der jetzige bestehende Verein aufgelöst wird.

Dok. 165 8. Dezember 1936

Bayerische Politische Polizei an die Staatspolizeistelle Ludwigshafen a. Rh. Umgang mit Zionisten in jüdischen Sportvereinen [Quelle: Stadtarchiv Landau, Akte AII 124/7.]

Betreff: Jüdische Sportvereine Vorgang: Entschl. v. 8.9. 36 Nr. 20210/36 Die Anordnung, dass künftig in Bayern an ein und demselben Ort nur noch ein jüdischer Turn- und Sportverein zugelassen wird, und zwar ohne innerjüdische politische Bindung (neutraler Verein) hat bei den zionistisch eingestellten Organisationen die Auffassung hervorgerufen, daß ihnen nunmehr in diesen Sportvereinen jede Betätigung im zionistischen Sinne verboten sei. Im Hinblick darauf, dass die staatspolizeilichen Maßnahmen auf eine Förderung der zionistischen Bestrebungen mit dem Ziele der Auswanderung nach Palästina abzustellen sind, werden in den neutralen Sportvereinen gegen eine Betätigung im zionistischen Sinne keine Bedenken erhoben, eine solche Betätigung ist vielmehr erwünscht. Ich ersuche die in dem dortigen Bereich bestehenden zionistischen Organisationen im vorherstehenden Sinne zu unterrichten und dafür Sorge zu tragen, dass die Leitung der neutralen jüdischen Sportvereine nach Möglichkeit in den Händen von Zionisten liegt. Über das Veranlasste ist zu berichten. i. V. gez. Unterschrift.

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1.5.3 Reichssicherheitshauptamt Dok. 166 5. Januar 1942

Reichssicherheitshauptamt Anordnung einer Sammelaktion für die Ostfront / Erzwungene Abgabe von Skiern und Bergschuhen durch Juden [Wiedergegeben nach: Sauer, Paul: Über die Verfolgung der jüdischen Bürger in Baden-Württemberg durch das nationalsozialistische Regime 1933–1945. Band II. Stuttgart 1966, S. 217, Dokument Nr. 429.]

Vermerk: Eilt sehr! Landratsamt Ravensburg Das Reichssicherheitshauptamt Berlin hat mit Erlaß vom 5.1.1942 Nr. IV B 4 – 7/42 – eine Aktion zur Erfassung der sich im jüdischen Besitz befindlichen Woll- und Pelzsachen, Skier und Ski-Schuhe im Zuge der Sammelaktion für die Ostfront angeordnet. Diese Aktion ist im dortigen Dienstbereich nach folgenden Gesichtspunkten durchzuführen: 1. Juden, die nach der Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden vom 1.9.1941 der Kennzeichnungspflicht unterliegen, haben die sich in ihrem Besitz befindlichen Pelz- und Wollsachen sowie Skier, Ski- und Bergschuhe bis zum 16.1.1942 abzuliefern. Die Aufforderung ist den Juden mündlich über den örtlichen jüdischen Vertrauensmann der Kultusvereinigung zu eröffnen. Die in der oben angeführten Polizeiverordnung bestimmte Altersgrenze von 6 Jahren bleibt in bezug auf die Sammlung unberücksichtigt. 2. Vergütungen sind in keinem Falle zu gewähren, desgl. sind keinerlei Bezugscheine für die abgelieferten Skistiefel ausstellen zu lassen. 3. Es ist dafür zu sorgen, daß unter keinen Umständen an bzw. in den abzuliefernden Gegenstände Hinweise des bisherigen Besitzers sowie Zettel, Briefsachen usw. sich befinden. 4. Der jüdische Funktionär hat die Gegenstände in einem von dort zu bestimmenden Raum zu sammeln, listenmäßig zu erfassen und alsdann der Kreis- oder Ortspolizeibehörde zu übergeben. Diese stellt das angefallene Material den örtlichen Dienststellen der NSDAP zur Verfügung. Bei der Übergabe haben die jüdischen Funktionäre nicht in Erscheinung zu treten. Auch bei der Sammlung selbst ist



1.5  Polizei – Geheime Staatspolizei, Politische Polizei etc. 

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es nicht erwünscht, daß Polizeibeamte oder sonstige arische Beauftragte mitwirken; dagegen ist den Juden bekanntzugeben, daß Verstöße gegen die Ablieferung unnachsichtig und mit schärfsten Maßnahmen geahndet werden. 5. Der Beginn der Aktion soll reichseinheitlich nicht vor dem 15.1.1942 sein. Kurzer Abschlußbericht mit der Liste der erfaßten Gegenstände in 3facher Fertigung bis spätestens 18.1.1942 hierher vorzulegen.

1.5.4 Polizeipräsidien Dok. 167 15. Februar 1934

Polizeipräsident von Gladbach-Rheydt Versammlungsverbot für jüdische Vereine [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 15. Februar 1934.]

Der Polizeipräsident von Gladbach-Rheydt hat zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit angeordnet, daß sämtlichen jüdischen Vereinen bis auf weiteres verboten ist, Zusammenkünfte in jeder Form, außer den Gottesdienst in einer Synagoge, zu veranstalten. Hierunter fällt auch die sportliche Betätigung der Sportvereine. Ebenso ist es untersagt, besondere Propaganda durch Rundschreiben usw. zu betreiben.

Dok. 168 5. Dezember 1934

Polizeipräsident Dresden Auszug aus dem Lagebericht vom November 1934 betr. Sportveranstaltungen zwischen Juden und ‚Ariern‘ [Quelle: Staatsarchiv Nürnberg; Pol. Dir. Nürnberg / Fürth 429; Wiedergegeben nach: Kulka, Otto Dov/Jäckel, Eberhard (Hrsg.): Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933–1945. Düsseldorf 2004 – beiliegende CD-ROM.]

Nachdem mit einer nicht zur Veröffentlichung bestimmten Verordnung des Arbeitsund Wohlfahrtsministeriums vom 18.10.34 Richtlinien für den Sportbetrieb von Ju-

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 1 Staatliche Institutionen

den und sonstigen Nichtariern festgelegt worden waren, fanden am 4. und 11.11.34 die ersten Sportveranstaltungen zwischen Juden und Ariern statt. Es handelt sich hierbei um Fußballspiele zwischen dem jüdischen Sportverein Schild und dem bürgerlichen Sportverein Gutemuts, die beide von den Juden gewonnen worden sind.

Dok. 169 5. Dezember 1938

Polizeipräsident Berlin Zeitungsmeldung über ‚Judenbann‘ u. a. auf dem Reichssportfeld und sämtlichen Sportplätzen [Wiedergegeben nach: Teuber, Werner: Als gute Unterthanen und Bürger... geduldet, verfolgt, vertrieben, ermordet: jüd. Schicksal 1350 – 1945. Vechta 1988, S. 128.]

Ab 6. Dezember für Juden verbotene Straßen Der Polizeipräsident hat für den Landespolizeibezirk Berlin zu der Reichspolizeiverordnung vom 28.11.38 über das Auftreten der Juden in der Oeffentlichkeit eine Erste Anordnung erlassen, die am 6. Dezember 1938 in Kraft tritt. Sie bestimmt, daß Straßen, Plätze, Anlagen und Gebäude über die der Judenbann verhängt wird, von allen Juden deutscher Staatsangehörigkeit und staatenlosen Juden nicht betreten oder befahren werden dürfen. [...] Der Judenbann erstreckt sich in Berlin auf 1. Sämtliche Theater, Kinos, Kabaretts, öffentliche Konzert- und Vortragsräume, Museen, Rummelplätze, die Ausstellungshallen am Messedamm einschließlich Ausstellungsgelände und Funkturm, die Deutschlandhalle und den Sportpalast, das Reichssportfeld, sämtliche Sportplätze einschließlich der Eisbahnen, 2. sämtliche öffentliche und private Badeanstalten und Hallenbäder einschließlich Freibäder, [...] Ausgenommen von Ziffer 1 bis 2 sind die Einrichtungen und Veranstaltungen, die nach entsprechender behördlicher Genehmigung für jüdischen Besuch freigegeben sind. Vorsätzliche oder fahrlässige Zuwiderhandlungen zieht Geldstrafe bis zu 150 RM oder Haft bis zu sechs Wochen nach sich.

2 NS-Organisationen 2.1 NSDAP-Ortsgruppen Dok. 170 7. Mai 1934

NSDAP-Ortsgruppenleiter Riederwald an die Kreisleitung Beschwerde betr. des Auftretens von Juden auf Sportplätzen im Riederwald [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

Bezugnehmend auf meine Meldung über die Vermietung von zwei Sportplätzen im Riederwald an jüdische Sportvereine überreiche ich hiermit eine weitere Meldung über Vorfälle, die sich während meiner Abwesenheit zugetragen haben. 1. Am Freitag, den 4.5.34, hatte der BDM Riederwald einen Appell auf dem Sportplatz und wurde von Mitgliedern des jüdischen Sportvereins vom Platz verjagt, und das nicht gerade mit zarten Worten. 2. Am Sonntag, den 6.5.34, fanden verschiedene Spiele statt, und waren mindestens 500 Juden mit Anhang auf dem Spielplatz und angrenzenden Waldgelände. Die Bänke und sonstigen Sitzgelegenheiten waren restlos von der Gesellschaft mit Beschlag belegt. Den Sonntag für Sonntag im Riederwald Erholung suchenden Volksgenossen war es nirgends möglich, irgendwo ein ruhiges Plätzchen zu finden, ohne von Knoblauchduft verjagt zu werden. Dabei soll das Auftreten dieser Juden derart provozierend gewesen sein, dass auch das kühlste Blut in Wallung gekommen sei. Einem Hitlerjungen wurde von einem Juden eine Ohrfeige verabfolgt, und es kam daraufhin zu verschiedenen ernstlichen und handgreiflichen Auseinandersetzungen. Die Polizei musste eingreifen, und dürfte die ganze Angelegenheit noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Des weiteren ist festgestellt worden, dass die Juden von Riederwälder Kommunisten stark sekundiert wurden. Von einer großen Anzahl Bewohner [!] aus dem Riederwald wurde ich gestern abend und heute morgen schon mit Protesten überschüttet. Ein schriftlicher Protest anbei. Die Bevölkerung empfindet es als unerhörte Provokation, dass die Juden ausgerechnet in den Riederwald verpflanzt werden. DOI 10.1515/97831105344 733-002

114 

 2 NS-Organisationen

Nach vieler Mühe und Arbeit war es mir endlich gelungen, wenigstens etwas Ruhe und Frieden in den Riederwald, der jahrelang ein Hexenkessel war, zu bringen, und wird diese Arbeit dadurch, dass das Stadtbauamt die Juden ausgerechnet nach dem Riederwald verpflanzt, vollkommen über den Haufen geworfen. Ich bitte um baldige Regelung der ganzen Sache und um Mitteilung, wie ich mich weiterhin verhalten soll.

Dok. 171 27. August 1935

NSDAP-Bezirkswart Frankfurt-Praunheim an die Hauptverwaltung1 [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 363 f.]

Betrifft: Benutzung des Sportplatzes Praunheim an den jüdischen Verein ­Barkochba Wegen obiger Angelegenheit werde ich seit gestern von den Einwohnern Praunheims dauernd angehalten und herrscht darüber eine große Mißstimmung. Die Volksgenossen wollen sich dieses nicht gefallen lassen, und es ist zu befürchten, daß ein Zusammenstoß mit den Juden unvermeidlich ist. In meiner Eigenschaft als Bezirkswart möchte ich die Stadt Frankfurt/M davon in Kenntnis setzen. Die Spieler des hiesigen Sportverein erklärten mir, daß der obengenannte Verein reich begütert sei und sollte sich einen Platz kaufen. Ich bitte Sie, mir wegen der Angelegenheit Antwort zu kommen zu lassen.

Dok. 172 1. Februar 1936

NSDAP-Ortsgruppenleiter Stade an den Bürgermeister Prüfung des Ariernachweises in städtischen Sportvereinen [Quelle: Stadtarchiv Stade, StV, F. 33–36, Nr. 72.]

1 Eine Antwort der Stadt Frankfurt (Oberbürgermeister) findet sich in Dok. 119.

2.2 NSDAP-Kreisleitungen 

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Ich bitte an sämtliche in Frage kommenden Vereinsführer die Aufforderung zu richten, Ihnen eine Liste der Vereinsmitglieder zu senden, die dann [hinsichtlich der arischen Abstammung der Mitglieder, d. V.] geprüft werden kann. Für die Prüfung dieser Listen bitte ich 2 Ratsherren zu ernennen. Ich schlage hierzu die beiden örtlichen Hoheitsträger die Ortsgruppenleiter Seidensticker und Ringleben vor. Heil Hitler! Gez. Ringleben

2.2 NSDAP-Kreisleitungen Dok. 173 Mitte 1934

NSDAP-Kreisleitung Karlsruhe Denunziation von Carl Feuchter, nichtjüdisches Mitglied im jüdischen Turnclub Karlsruhe 1903 [Wiedergegeben nach: Werner, Josef: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich. Karlsruhe 1990, S. 114.]

Carl Feuchter (1894–1957), Studienrat am Helmholtz-Gymnasium und über viele Jahre hinweg Geschäftsführer des Stadtausschusses für Leibesübungen und Jugendpflege war das einzige nichtjüdische Mitglied des TCK. Er war bei der jüdischen Jugend offenbar außerordentlich beliebt. […] Feuchter war wegen seiner Tätigkeit für den jüdischen Sportverein starken Anfeindungen ausgesetzt. Der im März 1933 an ihn ergangenen Aufforderung der NSDAP-Kreisleitung, die Tätigkeit im TCK 03 zu beenden, kam Feuchter nicht nach. Erst nach einer Mitte 1934 erfolgten Vorladung, bei der ihm die Entlassung aus dem Schuldienst angedroht wurde, mußte Feuchter wohl oder übel klein beigeben. Feuchter wurde von seinen jüdischen Freunden in der Turnhalle des Helmholtz-Gymnasiums offiziell verabschiedet, von nationalsozialistischer Seite noch lange als „Judenhöriger“ und „Judenknecht“ beschimpft.

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 2 NS-Organisationen

Dok. 174 9. April 1935

NSDAP Kreisleitung Worms Anschreiben an die Turn- und Sportvereine des Kreises [Wiedergegeben nach: Braun, Harald: 150 Jahre Turngemeine Worms, Alzey 1995, S. 142 f.]

Zur Vervollständigung unserer Akten benötigen wir von Ihrem Verein noch folgende Angaben: […] 2. Ist der Arier-Paragraph durchgeführt? a.) Gehören heute noch Juden Ihrem Verein an? b.) Wieviel? c.) Namen der Juden. d.) Gründe weshalb diese noch Ihrem Verein angehören. e.) Ist noch ein Jude im Vorstand tätig? Warum?

Dok. 175 7. Juli 1935

NSDAP-Kreisamtsleiter an die Bad-Verwaltung in Bad Landeck Schlesien Beschwerde über Juden im Georgenbad [Quelle: Bundesarchiv Berlin, Bestand Dt. Gemeindetag R 36 – 2060.]

Hierdurch gestatte ich mir auf die, von mir selbst beobachtete, Tatsache hinzuweisen, dass im Bassin des Georgenbades immer noch Juden, also Fremdrassige mit Deutschen zusammen baden. Es ist für mich, als deutscher Volksgenosse, unerträglich und hiermit gebe ich nicht nur meiner Meinung Ausdruck, sondern auch der von vielen anderen Volksgenossen, mit Juden, also Volksschädlingen und Feinden unseres dritten Reiches, gemeinsam zu baden und Heilung zu suchen. Ich beantrage hiermit, wenn die Juden aus politischen Gründen noch nicht ganz ausgeschaltet werden können, die Bassinbadebestimmungen für Fremdrassige nach den Badestunden für arische Menschen zu verlegen. (...) Ich hoffe, dass meine wohlberechtigte Anregung nicht unerhört verhallt, sondern der Bad-Verwaltung Anlass zur Abstellung dieses Uebelstandes gibt. Heil Hitler! Gez. Walter Bardy



2.3 Reichsführer SS 

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Dok. 176 27. Juli 1938

NSDAP-Kreisleiter Niederrad an den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt/Main Beschwerden über Juden im Strandbad Niederrad2 [Wiedergegeben nach: Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Hrsg.): Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Frankfurt 1963, S. 353.]

Die Beschwerden aus der Bevölkerung über die Benutzung des Strandbades Niederrad durch Juden nehmen Tag für Tag zu. Insbesondere führen die Bewohner von Niederrad und der in der Nähe des Bades gelegenen Stadtteile Klage darüber, dass sie gezwungen sind, einen verhältnismäßig weiten Weg zurückzulegen, wenn sie baden wollen, da das in ihrer Nähe befindliche Bad restlos von Juden benutzt wird. Auch sind an heißen Tagen die Straßenbahnen nach und von Niederrad derart von Juden angefüllt, dass es oft zu unliebsamen Zwischenfällen kommt. Mit Rücksicht auf die Tatsache, dass die hier vorhandenen Bäder für die deutsche Bevölkerung nicht vollkommen ausreichen, kann es nicht länger verantwortet werden, den Juden ein Bad zu überlassen. Ich bitte Sie daher, möglichst umgehend das Strandbad Niederrad für Juden zu verbieten. Von Ihren Maßnahmen wollen Sie mir bitte Kenntnis geben.

2.3 Reichsführer SS Dok. 177 23. Juni 1936

Reichsführer SS Verbot aller Tätlichkeiten gegen Ausländer und Juden [Wiedergegeben nach: Walk, Joseph (Hrsg.): Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat. 19962, Nr. 176 II, S. 166.]

2 Wenige Monate später entschied der Oberbürgermeister, Juden nicht länger das Strandbad Niederrad zur Verfügung zu stellen. Vgl. Dok. 129.

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 2 NS-Organisationen

Anläßlich der Olympiade (1.-16.8.36) sind der SS solche Tätlichkeiten verboten.

Dok. 178 3. Dezember 1938

Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Zeitungsbericht über polizeiliche Anordnung [Wiedergegeben nach: Teuber, Werner: Als gute Unterthanen und Bürger... geduldet, verfolgt, vertrieben, ermordet: jüd. Schicksal 1350 – 1945. Vechta 1988, S. 128.]

Allgemeines Kraftfahrverbot für die Juden Berlin, 3. Dez. Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern, Himmler, erläßt folgende vorläufige polizeiliche Anordnung über die Entziehung der Führerscheine und Zulassungspapiere für Kraftfahrzeuge von Juden: Die feige Mordtat des Juden Grünspan, die sich gegen das gesamte deutsche Volk richtete, läßt Juden als unzuverlässig und ungeeignet zum Halten und Führen von Kraftfahrzeugen erscheinen. Vorbehaltlich einer endgültigen Regelung wird daher folgendes angeordnet: 1. Aus allgemeinen sicherheitspolizeilichen Gründen und zum Schutze der Allgemeinheit untersage ich mit sofortiger Wirkung sämtliche in Deutschland wohnenden Juden deutscher Staatsangehörigkeit das Führen von Kraftfahrzeugen aller Art und entziehe ihnen hiermit die Fahrerlaubnis. 2. Den in Deutschland wohnenden Juden deutscher Staatsangehörigkeit ist das Halten von Personenkraftwagen und Krafträdern (mit und ohne Beiwagen) verboten. Für Lastkraftwagen bleibt weitere Anordnung vorbehalten. 3. Die in Deutschland wohnenden Juden deutscher Staatsangehörigkeit haben die Führerscheine aller Klassen sowie die Kraftfahrzeugscheine für Personenkraftwagen und Krafträder unverzüglich, spätestens bis zum 31. Dez. 1938, bei den zuständigen Polizeirevieren oder behördlichen Zulassungsstellen abzuliefern; die amtlichen Kennzeichen sind mit den Zulassungsscheinen zur Abstempelung vorzulegen. 4. Die zuständigen Polizei- und Verwaltungsbehörden haben das Erforderliche zu veranlassen. 5. Gegen Zuwiderhandlungen wird nach den bestehenden Strafvorschriften eingeschritten.



2.4 Reichsring für Propaganda und Volksaufklärung 

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6. Diese polizeiliche Anordnung tritt sofort mit ihrer Veröffentlichung durch die Tagespresse in Kraft. Eine weitere Mitteilung an die zuständigen Behörden auf amtlichem Wege ergeht nicht.

2.4 Reichsring für Propaganda und Volksaufklärung Dok. 179 16. Juli 1936

Der Reichsring für Propaganda und Volksaufklärung3 an die Führer, Unterführer und Männer der SA Empfehlungen für das Verhalten der SA gegenüber Ausländern und Juden während der Olympischen Spiele [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, S. 586 f.]

Erste Durchgabe des Reichsrings für nationalsozialistische Propaganda u. Volksaufklärung Am Sonnabend, den 11.7.1936 hat die Welt wieder einen neuen Beweis für die Friedensliebe des neuen Deutschland erhalten. Die deutsch-österreichische Verständigung ist wieder ein Schritt weiter auf dem Weg zur Sicherung des Friedens Europas und der Welt. Dieser neue Friedensbeweis ist so überzeugend, daß auch die böswilligsten Gegner hiergegen kaum etwas vorbringen können. Und dennoch ist es unsere Aufgabe, das gesamte Ausland weiter davon zu überzeugen, daß in Deutschland Ruhe, Ordnung und Sicherheit herrscht und daß das deutsche Volk von ganzem Herzen den Frieden wünscht. Eine nie wiederkehrende Gelegenheit, die ganze Welt in diesem Sinne aufzuklären, bietet sich in der vor uns liegenden Olympiade. Von fast allen Staaten der Welt kommen die Vertreter als Sportler oder als Zuschauer nach Deutschland und werden nach der Rückkehr in ihre Länder Bericht geben, über das, was sie

3  Der Reichsring für Propaganda und Volksaufklärung war eine NS-Organisation und unterstand dem Stabsleiter für der Reichspropagandaleitung der NSDAP.

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 2 NS-Organisationen

in Deutschland vorgefunden haben. Es ist daher die Aufgabe eines jeden einzelnen Deutschen, sich in den kommenden Wochen bewußt zu sein, daß es auch auf den letzten deutschen Volksgenossen ankommt, welchen Eindruck die Olympiade-Besucher mit nach Hause nehmen. Gerade jetzt hat ein jeder zu begreifen, daß auch er Propagandist des neuen Deutschland ist. Daher soll es besondere Aufgabe der SA sein, unauffällig aber doch eindringlich auf die Wichtigkeit der kommenden Wochen für die Zukunft und den Weiteraufbau Deutschlands in ihrem Bekanntenkreis hinzuweisen. Wir wollen in diesen Wochen der Olympiade dem Ausland beweisen, daß es Lüge ist, wenn dort immer wieder behauptet wird, dass in Deutschland Judenverfolgungen an der Tagesordnung sind. Die Olympia-Besucher sollen die Wahrheit erfahren, dass in Deutschland jeder Ausländer, einschließlich der Juden, unbelästigt leben kann. Aus diesem Grunde müssen wir alles vermeiden, was evtl. einen falschen Eindruck erwecken könnte. Daher sind auch Lieder aus der Kampfzeit vor der Machtübernahme, soweit aus ihnen evtl. ein falscher Eindruck in dieser Hinsicht entstehen kann, nicht zu singen, da ja die Ausländer nicht wissen, dass es sich lediglich hier um ein altes Kampflied handelt, sondern sich den Text dieser Kampflieder ganz anders erklären und daher daraus falsche Schlüsse ziehen. Ganz besonders aber muß sich ein jeder deutsche Volksgenosse darüber klar sein, dass allen Ausländern nicht nur mit der selbstverständlichen Höflichkeit entgegenzukommen ist, sondern daß auch dann, wenn evtl. irgendein Ausländer sich nicht korrekt benimmt, kein Volksgenosse das Recht hat, zur Selbsthilfe zu greifen, sondern sich in schwerwiegenden Fällen an die Polizeiorgane zu wenden hat. Wir erinnern in diesem Zusammenhang noch einmal an den Aufruf des Reichspropagandaleiters: „Nach dem Willen des Führers hat Deutschland für die Olympischen Spiele 1936 Vorbereitungen wie kaum ein anderes Land zuvor getroffen. Die Hunderttausende ausländischer Gäste sollen würdig empfangen werden und ein besonders glänzendes Beispiel deutscher Gastfreundschaft erleben. Ich bin gewiß, daß jeder Deutsche seine Ehre daran setzen wird, den ausländischen Besuchern, die alle unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehen, zuvorkommend gegenüberzutreten und, wenn sie einer Hilfe bedürfen, ihnen mit Rat und Tat Beistand zu leisten.“

2.5 Stellvertreter des Führers Dok. 180 17. September 1934

Stellvertreter des Führers Anordnung zum sportlichen Verkehr mit Juden [Quelle: Stadtarchiv Hannover, HR 15 Nr. 441.]



2.5 Stellvertreter des Führers 

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Der Stellvertreter des Führers hat durch Anordnung Nr. 35/34 u. a. bestimmt, dass den Parteimitgliedern ein Verkehr mit Juden in der Öffentlichkeit verboten ist. Auf Veranlassung des Herrn Reichsminister des Innern und im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers weise ich zur Vermeidung etwaiger Missverständnisse darauf hin, dass die erwähnte Anordnung sich weder auf den sportlichen Verkehr im allgemeinen, noch auf die bereits eingeleiteten Trainingskurse für jüdische Sportsleute und deren Zulassung zu den Olympischen Spielen erstreckt.

Dok. 181 29. Januar 1936

Stellvertreter des Führers an die Gauleiter Verordnung zum Anbringen judenfeindlicher Schilder [Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich, Rep. 16/1, Nr. 258, Bl. 151.]

Rundschreiben Nr. 18/36 Unter den Schildern und Tafeln, in denen Kreise, Gemeinden, Gasthäuser usw. darauf hinweisen, daß Juden unerwünscht seinen, befinden sich zum Teil oft wenig geschmackvolle Darstellungen. Ich bitte beim Anbringen solcher Schilder zu berücksichtigen, daß die in Deutschland reisenden Ausländer unsere Maßnahmen gegen die Juden aufmerksam verfolgen werden. Die Mehrzahl dieser Fremden begrüßen im Grunde genommen die deutschen Maßnahmen gegen das Weltjudentum. Das deutsche Ansehen im Auslande wird daher auch nicht durch die Tatsache unserer Judengesetzgebung, wohl aber durch eine im Einzelfall übertriebene und geschmacklose Darstellung oder Ankündigung geschädigt werden. Ich bitte deshalb darauf zu achten, daß nur solche Tafeln und Schilder angebracht werden, die ohne besondere Gehässigkeit zum Ausdruck bringen, daß Juden unerwünscht sind. (Etwa Schilder “Juden sind hier unerwünscht“ oder dergl.) Besonders bitte ich solche Aufschriften zu unterlassen, die mehr oder weniger deutlich auf die Möglichkeit einer strafbaren Handlung gegen die Juden hinweisen z. B.: „Juden betreten den Ort auf eigene Gefahr“ und ähnliche mit einer Drohung verbundene Aufforderungen. Heil Hitler! gez. R. Heß

3 Turn- und Sportbewegung 3.1 Turn- und Sportverbände Dok. 182 Ende Februar 1933

Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine Zeitzeugenbericht von Robert Atlasz, stellvertr. Vorsitzender von Bar Kochba Berlin [Quelle: Atlasz, Robert: Der jüdische Sport in Deutschland vor und nach 1933. Jerusalem 1958 – Yad Vashem Archive, 01/233.]

Nach dem 31. Januar 1933 erfolgte anfangs keinerlei Änderung. Die Makkabi-Vereine konnten am Hallen-Sportfest in Berlin teilnehmen und führten verschiedene Wettkämpfe mit arischen Vereinen durch. Nach dem Reichstagsbrand – Ende Februar 1933 – wurde ich vom Verband der Brandenburgischen Athletik Vereine angerufen und benachrichtigt, bei ihrem Vorsitzenden Schultze zu erscheinen. (...) Herr Schultze teilte mit, er habe den Auftrag erhalten, ihnen nahezulegen, den Austritt zu erklären, da die neue Politik auf die Ausschaltung der Juden aus dem öffentlichen Leben ausgehe. Er selbst mißbillige diese Haltung, er werde die Konsequenzen ziehen und zurücktreten, aber müsse diesen Beschluss mitteilen, und wir sollten unseren Austritt erklären. (...) Wir erklärten ihm, daß wir ihm persönlich zwar keine Schwierigkeiten machen wollten, daß wir aber nicht die Absicht hätten, es der Regierung so leicht zu machen. Wir hätten noch unsere vollen bürgerlichen Recht, und wir überließen es der Leitung, uns auszuschließen. Zwei Tage später erhielten wir ein Schreiben der deutschen Sportbehörde, in welchem mitgeteilt wurde, daß man sie ausgeschlossen habe. Das gleiche Schreiben erhielten alle anderen jüdischen Sportvereine. Von diesem Zeitpunkt ab stand uns die Benutzung fremder Sportplätze, inbesondere der städtischen Sportplätze, nicht mehr zur Verfügung. (...) Es gelang jedoch an den meisten Stellen, private Sportplätze zu mieten oder provisorisch zu bauen, es gab irgendwelche Notlösungen. Ähnlich war die Lage bei den Turnhallen. Die städtischen Turnhallen wurden in Berlin verweigert, der Bar Kochba Berlin baute sich eine eigene Turnhalle. Einige Schuldirektoren von privaten und städtischen Schulen stellten aber noch stillschweigend ihre Turnhallen zur Verfügung. DOI 10.1515/9783110534 733-003



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Dok. 183 12. März 1933

DT-Turngau Regnitz [Quelle: Der Bayerische Turner, 12. März 1933]

Entschließung gefaßt auf Antrag des Deutschen Turnvereins 1861 Neustadt an der Aisch: Die am Gefallenengedenktag tagende Gauversammlung des Regnitzgaues im Kreis XII Bayern begrüßt die nationale Erhebung aller deutschen Stämme aufs freudigste. Sie ersucht die DT. sich einmütig hinter die nationale Regierung unter der Führung des Reichspräsidenten von Hindenburg zu stellen und noch viel mehr als bisher an dem völkischen Wiederaufbau unseres Vaterlandes mitzuarbeiten. Vor allem haben die Ruhestörer in der DT., die als Anhänger irgendeiner Internationale oder fremden Rasse bewußt der völkischen Erneuerung in unseren Reihen hinderlich sind, keinen Platz mehr. […] Bamberg, den 12. März 1933 gez. Vilsmeier, 1. Gauvorsitzender gez. Linsenmeyer, 1. Vorsitzender des TV. Neustadt

Dok. 184 25. März 1933

DT-Kreisturnrat Sachsen Forderung nach Einführung des Arierparagraphen [Quelle: Der Turner aus Sachsen, 30.03.1933.]

Der Kreisturnrat beantragt beim Hauptausschuß der Deutschen Turnerschaft: a) die stärkere Betonung der Erziehung zur Wehrwilligkeit und Wehrhaftigkeit in der DT.-Satzung festzulegen; b) die Einführung des Arierparagraphen zu fordern.

Dok. 185 28. März 1933

Deutscher Athletik-Sportverband, Kreis Ostpreußen und Danzig

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 3 Turn- und Sportbewegung

[Quelle: Bundesarchiv Berlin R 43 II / 726.]

Der Deutsche Athletik-Sportverband, Kreis Ostpreußen und Danzig bittet den Reichskanzler mit Schreiben vom 28. März 1933 um die Stiftung eines Preises und weist darauf hin, „daß wir keine jüdischen Sportler in unseren Reihen haben“.

Dok. 186 30. März 1933

DT-Kreisturnrat Sachsen

Zeitungsbericht über Forderung des Kreisturnrates Sachsen1 [Quelle: Nachrichten aus Stadt und Land. Oldenburg 30.03.1933.]

Sachsen verlangt den Arierparagraphen Die Sächsische Turnerschaft stellt fest, dass die Zugehörigkeit von Marxisten zur DT. mit dem §2 der Satzung der DT. unvereinbar ist. Die Aufnahme von Vereinen, die auf marxistischer Grundlage Leibesübungen getrieben haben, ist in der Sächsischen Turnerschaft unmöglich. Der Kreisturnrat beantragt, die stärkere Betonung der Erziehung zur Wehrwilligkeit in der DT.-Satzung festzulegen und die Einführung des Arierparagraphen zu fordern.

Dok. 187 30. März 1933

Kreisblatt Thüringen der D.T. Forderung nach Einführung eines Arierparagraphen [Quelle: Kreisblatt Thüringen, 30.03.1933.]

Den Worten müssen Taten folgen! Als am 4. März am Vorabend der nationalen Willenskundgebung unseres Volks, die Feuerzeichen auf den Bergen aufflammten, als sich die Fackelzüge des nationalen Deutschland durch Städte und Dörfer bewegten, da haben wir schmerzlich eine Willensäußerung der D.T. vermißt. 1 Diese Meldung bezieht sich auf Dok. 184 und zeigt, dass über die Entschließung des sächsischen Kreisturnrates auch in anderen Teilen Deutschlands umgehend berichtet wurde.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Starke nationale Vereinsführer haben keinen Augenblick gezögert, ihre Vereine in den Reihen der nationalen Kämpfer marschieren zu lassen. (...) Das nationale Deutschland kann und muß mehr erwarten von einer Deutschen Turnerschaft, als nur eine Entschließung. Den Worten müssen ohne Zeitverlust die Taten folgen. Wir erwarten: Eine zielklare, starke und entschlossene nationale Führerschaft. Allgemeine Einführung des Wehrturnens als wertvolle Ergänzung des bisherigen Uebungsbetriebes. Aus- und Einbau der Volkstumskunde. Aufnahme des Arierparagraphen. Eindeutige Stellungnahme zu den Weltspielen. Vertiefung des Deutschen Turnfestes in Stuttgart zum „Turnfest der nationalen Erhebung“.

Dok. 188 31. März 1933

Akademischer Turnbund Brieftelegramm betr. Einführung eines Arierpargraphen in der DT [Quelle: Akademische Turnbunds-Blätter, Jg. 1933, Heft 5 (Mai), S. 1.]

Folgendes Brieftelegramm wurde auf Anregung von Herrn BBr Dinglinger am Abend des 31. März an die DT versandt: Der Akademische Turnbund erwartet von der Deutschen Turnerschaft im Einklang mit völkischem Erwachsen des Deutschen Volkes, Durchführung des Arierparagraphen und langersehnte Wiedervereinigung mit unseren deutschösterreichischen Brüdern im Deutschen Turnbund. Die ATB Suevia zu Stuttgart als Vorort des ATB, Pelargus Die Fachausschüsse des ATB, Dinglinger

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 189 April/Mai 1933

Deutscher Ski-Verband Entschließung des Hauptvorstandes in Frankfurt/M. [Quelle: Der Winter, 14/1933 (Ausgabe Mai), S. 543.]

Von den Unterverbänden wird erwartet, dass Neuaufnahmen von Rassefremden unterbleiben. Von den Vorständen und ihrer Vereine sind Rassefremde grundsätzlich ausgeschlossen. Für die endgültige Regelung der gesamten Frage werden die Richtlinien des Reichssportkommissar erwartet. Für die Ausschüsse im DSV gelten sinngemäß die gleichen Bestimmungen.

Dok. 190 April 1933

DT-Mittelrheinkreis Anordnung für die Gleichschaltung der Vereine / Auszug aus einem Formblatt mit Anweisungen zur politischen Gleichschaltung der Turnvereine im Mittelrheinkreis [Wiedergegeben nach: Rürup, Reinhard (Hrsg.): 1936. Die Olympischen Spiele und der Nationalsozialismus. Berlin 1996, S. 37.]

3. Die Vereine haben bis Samstag, den 13. Mai an den Bezirksbevollmächtigten zu melden, wen sie als Führer wählen wollen und wann die Vereinsvollversammlung stattfinden soll. 4. Als Führer kommen nur in Frage, die a) ein lebendiges Verhältnis zum Turnen haben, selbst noch turnen. b) nationalsozialistisch denken und handeln (Mitgliedschaft in der NSDAP ist nicht unbedingt erforderlich). c) Führereigenschaften besitzen, d. h. sich durchsetzen können, wenn es nötig ist, rücksichtslos. Sie selbst müssen das beste Beispiel eines deutschen Turners Jahn’schen Geistes sein. 5. Die Vollversammlungen müssen in der Zeit bis zum 27. Mai stattgefunden haben. Sie sind als nationale Kundgebungen durchzuführen. Die Versammlungsräume sind mit den Reichsfahnen zu schmücken. Ein Bild Jahns und ein Bild Adolf Hitlers muß sich jeder Verein selbst besorgen, wenn möglich bei Stiftungen.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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 6. Eine Rede muß in den Geist der nationalen Revolution einführen und die Aufgaben für den Turnverein im Rahmen der nationalsozialistischen Erziehung zu Deutschen Volksgemeinschaft aufzeigen.  7. Turnerlieder, Deutschlandlied und Horst-Wessel-Lied müssen zur Hochstimmung führen.  8. Die Wahl des vorgeschlagenen und vom Gaubevollmächtigten genehmigten Führers wird durch Aufstehen von den Plätzen vorgenommen. 13. Die vollkommene Arisierung, d. h. der Ausschluß aller Juden, wobei deutsch­ arische Reinheit bis in die 3. Generation verlangt wird, Judenstämmlinge und jüdisch versippte (nach beiliegender Anlage) ist bis zum 20. Mai durchzuführen und dem Gaubevollmächtigten zu melden. 14. Aktive Marxisten sind sofort auszuschließen, frühere Marxisten, S.P.D. – K.P.D. und Reichsbannermitglieder haben eine schriftliche Verpflichtung in Form von Anlage 2 zu unterzeichnen. Die Vereinsführer, die die politische Gleichschaltung nicht vollkommen durchgeführt haben, werden im Beschwerdefall zur Rechenschaft gezogen. Topp

Dok. 191 1. April 1933

DT-Kreisjugendwart Bayern Weitergabe der Entschließung des Regnitzgaues [Quelle: Der Bayerische Turner, 1. April 1933.]

An alle Bezirks- und Gaujugendwarte des Kreises XII der DT Der Regnitzgau hat am Gefallenengedenktag bei seiner Gauversammlung in Bamberg die vorstehend wiedergegebene Entschließung gefaßt.2 Ich fordere euch, liebe Turnfreunde, auf, umgehend dazu Stellung zu nehmen und mir längstens bis zum 10. April euere Zustimmung oder Ablehnung mitzuteilen. Wer nicht antwortet, von dem nehme ich Zustimmung an, doch bitte ich euch alle um Mitteilung. Als verantwortlicher Führer der bayerischen Turnerjugend erachte ich es als dringende Notwendigkeit, uns hinter diese Entschließung zu stellen. 2 Dok. 183.

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 3 Turn- und Sportbewegung

(...) Euer Kreisjugendwart Die Gaujugendwarte des Bezirkes Oberbayern haben sich mit dem Kreis- und Bezirksjugendwart einmütig hinter diese Entschließung gestellt. Gärtner

Dok. 192 2. April 1933

DT-Turnkreis IV Norden / Hamburger Turnerschaft Einführung eines Arierparagraphen [Quelle: Nordisches Turnblatt 1933, S. 198–199.]

Anträge und Beschlüsse […] 2. Ein Antrag und eine Empfehlung der Hbg. Tschft von 1816: b) Angesichts der jüdischen Weltpropaganda gegen das nationale Deutschland empfiehlt die Hamburger Turnerschaft v. 1816 künftig im Kreis 4 Norden der DT. Judenstämmige nicht mehr aufzunehmen. Da gegen die Behandlung dieser Anträge kein Widerspruch erhoben wird, werden sie als Dringlichkeitsanträge anerkannt und in die Tagesordnung unter Punkt 6 und Punkt 3a eingereiht. […] Punkt 3a der T.=O.: Anträge der H.T. von 1816. […] Dann leitet Dr. Schliack eine Aussprache über den zweiten Antrag, der als eine Empfehlung anzusehen ist, ein. In seiner Begründung führte er aus, dass eine berufliche und kulturelle Ueberfremdung durch das Judentum festzustellen ist und dass eine Gleichschaltung mit anderen Verbänden, die seit langer Zeit gegen diese Entwicklung auftreten, eintreten muß. Es ist notwendig, dass die DT. sich die Erfahrungen der studentischen Verbände zu eigen macht.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Nach sehr eingehender Aussprache wird dann mit großer Mehrheit der nachstehende Beschluß gefasst: Der Kreisvertreter wird vom Kleinen Kreisturntag beauftragt, beim Hauptausschuß der Deutschen Turnerschaft für die Einführung eines Arierparagraphen einzutreten.

Dok. 193 2. April 1933

Deutscher Reichsbahnsport-Verband Auszug aus der Niederschrift der Bundesausschusssitzung in Tutzing betr. Einführung von Arierstatuten [Quelle: Reichsbahn-Turn-und-Sportzeitung, Nr. 5/1933, S. 136.]

1. Der Bund der Deutschen Reichsbahn- Turn- und Sportvereine im Reichsverband der Eisenbahnvereine e. V., Kassel (…) ist der Zusammenschluss aller Leibesübungen treibenden Reichsbahn-Turn-und-Sportvereine auf nationaler Grundlage. (…) Der geschäftsführende Bundesvorstand wurde vom Bundesausschuß einstimmig ermächtigt, alle die aus dieser Neufassung des §1 sich ergebenden Maßnahmen sofort durchzuführen. (…) Mitglieder, die sich mit den nationalen, völkischen und staatsaufbauenden Zielen des Bundes nicht einverstanden erklären können, sind zum Austritt zu veranlassen. (…) Nichtarischen Mitgliedern ist der Ausschluss nahezulegen. Der Bundestag 1933 wird darüber zu beschließen haben, den Arierparagraphen in die Bundessatzung aufzunehmen. (…) Alle diese Maßnahmen sind sofort und mit aller Entschiedenheit, aber unter Wahrung der notwendigen Rücksichtnahme auf alte und bewährte Mitglieder durchzuführen. Wir setzen allerdings auch hier voraus, dass die betroffenen Mitglieder, die unbedingt notwendige Disziplin und Selbstzucht, die Vorausset-

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zung einer ordnungsgemäßen und reibungslosen Erledigung ist, zeigen werden. Über etwaige Schwierigkeiten und durch vorstehende Richtlinien veranlasste größere Mitgliederabgänge bitten wir zu berichten.

Dok. 194 4. April 1933

Verband Deutscher Faustkämpfer Beschlüsse gegen Juden im Boxsport [Quelle: Boxsport 653/1933 vom 04. April 1933.]

Der Kongress der Amateurboxer, der bereits am Sonntag tagte, […] beschloss, das Männer nichtarischer Abstammung nicht mehr Mitglieder des Verbandes sein können und bestätigte damit die vorher erfolgte Ausschließung der jüdischen Mitglieder und Funktionäre. Ebenso, aber in einer noch d e u t l i c h e r e n Form, entschied sich der Verband Deutscher Faustkämpfer, die Organisation unserer Berufsboxer. Die offiziellen zehn Beschlüsse lauten wie folgt: 1. Sämtliche Juden, auch getaufte, sind von der Mitgliederliste zu streichen. Alle neu aufzunehmenden Mitglieder müssen arischer Abstammung sein. 2. Alle Juden, die sich im Besitz der Ehrenmitgliedschaft des VDF befinden, werden aufgefordert, diese umgehend niederzulegen. 3. Jeder deutsche Berufsboxer ist mit sofortiger Wirkung von der weiteren Erfüllung eines mit einem Juden eingegangenen Arbeits- oder Managervertrages entbunden. 4. Allen Juden ist das Betreten der Verbandsräume verboten. 5. Den lizensierten technischen Leitern ist es untersagt, sich bei Ausrichtung von Boxkampf-Veranstaltungen jüdischen Kapitals oder jüdischer Personen zu bedienen. 6. Den Verbandsmitgliedern ist verboten, jüdische Ärzte, Dentisten oder Rechtsanwälte in Anspruch zu nehmen. 7. Nicht reichsdeutsche Mitglieder und Funktionäre sind bis auf Weiteres zu suspendieren. 8. Alle Vorstandsmitglieder, die keine nationale Gesinnung nachweisen können, sind aus Vorstands- oder Aufsichtsämtern zu entfernen. 9. Mitglieder, denen Zersetzungsbestrebungen gegenüber der nationalen Gesinnung des Verbandes nachgewiesen werden, sind von der Mitgliederliste zu streichen.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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10. In allen Orten Deutschlands, in denen Berufsboxkämpfe stattfinden, wird seitens des geschäftsführenden Zentralvorstands ein Vertrauensmann eingesetzt.

Dok. 195 5. April 1933

6. DT-Kreis Hannover-Braunschweig Forderung nach Aufnahme eines Arierparagraphen [Quelle: Turnblatt des 6. Kreises Hannover-Braunschweig der Deutschen Turnerschaft Nr. 14 vom 05. April 1933, S. 117.]

Am 23. März hat der Vorstand der DT. die bekannte Entschließung veröffentlicht. Sie enthält Selbstverständliches, was gar nicht erst gesagt werden müsste. Das nationale Deutschland kann und muß mehr erwarten von einer Deutschen Turnerschaft, als nur eine Entschließung. Den Worten müssen ohne Zeitverlust Taten folgen. Wir erwarten: Eine zielklare, starke und entschlossenen nationale Führerschaft. Allgemeine Einführung des Wehrturnens als wertvolle Ergänzung des bisherigen Uebungsbetriebes. Aus- und Einbau der Volkstumskunde. Aufnahme des Arierparagraphen. Eindeutige Stellungnahme zu den Weltspielen. Vertiefung des Deutschen Turnfestes in Stuttgart zum „Turnfest der nationalen Erhebung.

Dok. 196 5. April 1933

DT-Kreis Schlesien

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Forderung zur Aufnahme eines Arierparagraphen [Quelle: Schlesische Turnzeitung. Kreisblatt für den Kreis II, 12. April 1933.]

Die schlesischen Turnerführer fordern einstimmig vom Hauptausschuß die Aufnahme des Arierparagraphen in das Grundgesetz der DT.

Dok. 197 6. April 1933

DT-Kreisblatt Thüringen [Quelle: Kreisblatt Thüringen, 30.03.1933.]

Kann ein Marxist oder ein Jude Angehöriger eines Turnvereins der DT sein? Der § 2 der Satzungen der D.T. fordert die Pflege deutschen Volksbewußtseins und vaterländischer Gesinnung. Ich vertrete die Auffassung, daß die Zugehörigkeit von Marxisten und Juden zur Deutschen Turnerschaft mit diesem Paragraphen unvereinbar ist. […] Dr. Eilers

Dok. 198 8. April 1933

Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine Rundschreiben des Geschäftsführers an die Vereine betr. Umgang mit jüdischen Mitgliedern [Wiedergegeben nach: Bahro, Berno: „Den Verbandsvereinen wird ferner empfohlen, ihren jüdischen Mitgliedern das Ausscheiden nahe zu legen“ - Der Umgang Berliner Sportvereine mit jüdischen Mitgliedern im Jahre 1933. In: Bahro, Berno/Braun, Jutta/Teichler, Hans Joachim (Hrsg.): Vergessene Rekorde. Jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933. Berlin 2009, 102.]

Im Rundschreiben spricht Wiesener von „ungeklärten Verhältnissen auf sportlichem Gebiet“. Den angeschlossen Vereinen gab er „mit der dringenden Bitte um genaueste Beachtung im eigensten Interesse bekannt: – Die Verbandsvereine werden gebeten, ihre jüdischen Funktionäre zum Rücktritt zu veranlassen.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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– Die Verbandsvereine werden weiter gebeten, jüdische Mitglieder bei leichtathletischen Wettkämpfen und Spielen in ihrem eigenen Interesse von sofort an nicht mehr zu beschäftigen. – Den Verbandsvereinen wird ferner empfohlen, ihren jüdischen Mitgliedern das Ausscheiden nahe zu legen.

Dok. 199 8 / 9. April 1933

Hauptausschuss der Deutschen Turnerschaft Sitzungsprotokoll: Aufnahme des Arierparagraphen [Quelle: Deutsche Turn-Zeitung 78 (1933) 15, o.S., da Einlegeblatt.]

4.c) Der Hauptausschuß bekennt sich einstimmig zum arischen Grundsatz. Der Hauptausschuß beschließt, vorbehaltlich der Genehmigung durch den nächsten Deutschen Turntag, den A r i e r p a r a g r a p h e n in die Satzung der DT. aufzunehmen.

Dok. 200 9. April 1933

Bund Deutscher Radfahrer Vorstandsbeschlüsse betr. Einführung von Arierbestimmungen [Quelle: Radfahrer-Zeitung, 1. Mai 1933 (Nr.9), S. 2.]

Neuordnung im Berufssport [...] b) Der BDR hat in seiner Vorstandssitzung vom 9.4.33 den Arierparagraphen für Bundesmitglieder in leitenden Stellen als verbindlich beschlossen. Der VDR und der Berufssportgau sind Bundesvereine. Infolgedessen hat dieser Beschluss auch für diese Geltung. Er erstreckt sich auf alle in c) genannten Personen. Unter „leitenden Stellen“ sind zu verstehen: Die Vorstandsmitglieder von Aktiengesellschaften, GmbH oder Gesellschaften des öffentl. Rechts, Leiter von Sportstätten öffentlicher Hand, sämtliche Funktionäre des Veranstalters oder Bundes. […] Berlin, 21.4.33

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 201 10. April 1933

Turngau Ulm Erlass betr. Umsetzung der ‚Vollarisierung‘ [Quelle: Ulmer Tageblatt, 10. April 1933.]

Die Vollarisierung ist spätestens bis zum Deutschen Turnfest (Ende Juli in Stuttgart) durchzuführen.

Dok. 202 11. April 1933

Verband Deutscher Faustkämpfer Verbandsorgan berichtet über die ersten Folgen der zehn antijüdischen Beschlüsse vom 4. April 19333

[Quelle: Box-Sport, 11. April 1933 (Nr. 654), S. 4.]

Die ersten praktischen Folgen Nachdem der Verband Deutscher Faustkämpfer in seiner Sitzung beschloß, alle jüdischen Mitglieder zu streichen, und weiter die Verträge zwischen jüdischen Managern und deutschen Boxern aufzuheben, sind die ersten Folgen eingetreten. In Konsequenz der Streichungen sind die Titel, die Erich Seelig (Berlin) im Mittel- und Halbschwergeicht hielt, frei geworden. Der neue Meister im Halbschwergewicht wird in Hamburg im Kampfe Witt gegen Hartkopp ermittelt. Der Titel im Mittelgewicht ist vorläufig frei. Der Verband wird wahrscheinlich in allernächster Zeit zwei qualifizierte Bewerber bestimmen. Die erste Vertragslösung zwischen einem jüdischen Manager und einem deutschen Boxer ist nunmehr erfolgt. Wie uns der Düsseldorfer Schwergewichtler Paul Wallner mitteilt, hat er mit seinem früheren Manager Heinrich Seelig seinen Kontrakt schiedlich friedlich gelöst. Wallner zeigte sich dabei als ein besonders fairer Charakter, denn er zahlte seinem früheren Manager sämtliche Schulden, obwohl er sich das Geld von dritter Seite zusammenborgen mußte. Wallner ist

3 Dok. 194.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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im Augenblick ohne Manager, will sich doch bereits in den kommenden Tagen entscheiden. Er steht bereits in Verhandlungen. Der Berliner Federgewichtler Stegemann, der mit dem Juden Sternberg in einem nur losen Verhältnis geschäftlich verbunden war, ist nach der Neuregelung offiziell zu Adolf Böcker übergegangen, von dem er sich managen lassen will. Stegemann steht augenblicklich vor einer großen Chance, indem er als Herausforderer des Deutschen Federgewichtsmeisters Schiller anerkannt ist. Sein neuer Manager Böcker hat auch bereits das Depot von 150 Mark, das für die Meisterschaft notwendig ist, gestellt. Die anderen deutschen Boxer, die mit Juden Verträge oder vertragsähnliche Bindungen hatten, sind Riethdorf, Neusel, Hein Müller, Franz Dübbers, Jakob Domgörgen, Hopp, Katter II, Pott und Wieser. Wie diese sich mit ihren Managern auseinandersetzen werden, steht noch nicht fest. Der Vater der Gebrüder Katter besuchte uns übrigens am Wochenende auf der Redaktion und teilte uns mit, daß er die den Gebrüdern Seelig gehörende Sportschule in der Georgenkirchstraße käuflich erworben habe, und daß er sie unter der Bezeichnung „Sportschule Katter“ weiterführen wird.

Dok. 203 15. April 1933

Deutscher Reichsausschuss für Leibesübungen

Brief von Karl Jarres4 an Theodor Lewald5 nach dessen Rücktritt als Vorsitzender des DRL [Wiedergegeben nach: Gruner, Wolf: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, Dok. 34, 139 f.]

Hochverehrte Exzellenz!

4 Karl Jarres (1894–1951) war 1. stellvertretender Vorsitzender des DRA; darüber hinaus von 1914–1923 und von 1925–1933 Oberbürgermeister von Duisburg, 1923–1925 Reichinnenminister und Vizekanzler; Mitglied der DVP. 5 Theodor Lewald (1860–1947) war deutscher Sportfunktionär und bis zum April 1933 u. a. Vorsitzender des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde er von den Nationalsozialisten aus allen offiziellen Positionen im deutschen Sport verdrängt. Vgl. Krüger, Arnd: Theodor Lewald. Sportführer ins Dritte Reich. Berlin 1975.

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Der Verlauf der letzten Sitzung6 des Reichsausschusses war mit Ausnahme der Ihnen gebotenen Ehrung im höchsten Maße unerfreulich. […] Besonders peinlich war das Verlangen der Mehrheit, über das Anwesenheitsrecht der nicht vollarischen Vertreter abzustimmen. Ich konnte mich diesem Antrage in der stürmischen Form, wie er gestellt wurde, nicht wohl entziehen, obwohl mir bei nachträglicher Überlegung doch selbst noch ein ausweichender letzter Versuch möglich erscheint. Ich habe diesen Beschluß in tiefster Seele bedauert und bin darüber auch heute noch sehr bedrückt.

Dok. 204 16. April 1933

Bund Deutscher Radfahrer [Quelle: Radfahrer-Zeitung, 16. April 1933 (Nr.8), S. 1.]

Gelöbnis Als nationaler Verband, als Vorkämpfer der Leibesübungen und des Wehrsports bekennt der BDR sich als Anhänger der nationalen Erhebung. Die Einigung aller deutschen Stämme im neuen Deutschland ist dem BDR in seinem Bestreben, alle deutschstämmigen Radfahrer unter einem Banner zu vereinigen.

Dok. 205 16./17. April 1933

Deutscher Schwimm-Verband Einführung des Arierprinzips [Quelle: Der Schwimmer, 17/1933, S. 7.]

6 Die Sitzung fand als außerordentliche DRA-Hauptversammlung am 12.4.1933 statt, auf der Lewald „nach antijüdischen Zwischenrufen seinen Rücktritt als Vorsitzender“ erklärte, „worauf Jarres die Leitung der Sitzung übernahm. Nachdem Lewald ehrenvoll verabschiedet worden war, kam es zu der hier angesprochenen Abstimmung über die ‚Nichtarier‘“ (Gruner, Wolf: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 1: Deutsches Reich 1933–1937. München 2008, Dok. 34, 139, Anmerk. 4). Zu dieser Sitzung siehe auch Bernett, Hajo: Umbruch oder Kontinuität? Zur Vorgeschichte des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen. In: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 9 (1995) 2, 7–23.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Der Deutsche Schwimm-Verband hat sich auf seiner Ostertagung zum Arierprinzip bekannt. In welcher Form die Zugehörigkeit der Juden zu den Sportverbänden und dadurch auch zum DSV geregelt bzw. der Arierparagraph in die Satzungen aufgenommen wird, richtet sich nach den Bestimmungen, die die Regierung erläßt. Bis dahin bestimme ich, daß Juden von allen leitenden Stellen im Verbande zu entfernen und hinter die Front zu stellen sind; auch bei allen repräsentativen Veranstaltungen und sportlichen Vertretungen haben sie nicht in Erscheinung zu treten. Georg Hax

Dok. 206 18. April 1933

Deutsche Turnerschaft

‚Osterbotschaft‘ des DT-Führers Edmund Neuendorff7 zur Einführung eines Arierparagraphen [Quelle: Deutsche Turn-Zeitung Nr. 16/1933, vom 18. April 1933, S. 290.]

Darum haben wir den  A r i e r – P a r a g r a p h e n  angenommen. Er verpflichtet alle Vereine, a l l e  j ü d i s c h e n  M i t g l i e d e r  a u s  i h r e n  R e i h e n   a u s z u s c h e i d e n. Mit dieser Ausscheidung ist sofort zu beginnen und sie ist so durchzuführen, daß es zur Zeit des Deutschen Turnfestes in Stuttgart keine jüdischen Turner mehr unter uns gibt. Der Begriff des Juden aber wird nicht durch den Glauben, sondern durch das Blut bestimmt. Jude ist, wer von jüdischen Eltern stammt. Dazu genügt, dass ein Teil der Großeltern jüdischen Blutes ist. Jüdische Turner, die am Weltkriege als Frontkämpfer teilgenommen haben oder deren Söhne oder Väter im Weltkriege gefallen sind, können in allen Ehren in der Turnerschaft bleiben.

7 Edmund Neuendorff (1875–1961) stand seit 1933 an der Spitze des damals mitgliederstärksten Sportverbandes, der Deutschen Turnerschaft. Im Frühjahr 1933 sorgte er als bekennender Antisemit für eine besonders rigorose Umsetzung der Arisierung in seinem Verband. 1934 wurde er nach Auseinandersetzungen mit dem Reichssportführer von allen Ämtern enthoben und in den Ruhestand versetzt. Vgl. Peiffer, Lorenz: Die deutsche Turnerschaft – Ihre politische Stellung in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Ahrensburg 1976.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 207 18. April 1933

DT-Kreis IIIb Brandenburg Verbandszeitung begründet Notwendigkeit der Einführung eines Arierparagraphen [Quelle: Märkische Turn- und Sport-Zeitung. Amtliche Zeitschrift für den Kreis Brandenburg (IIIb), 18. April 1933.]

Alles für Deutschland (...) Daß unter den Zeitverhältnissen auch der sogenannte Arierparagraph Voraussetzung für die Zugehörigkeit zur Deutschen Turnerschaft werden mußte, bedarf überhaupt keiner Erörterung, und wir müssen sagen und mit Befriedigung sagen, daß endlich ein Kampf in der Geschichte der Deutschen Turnerschaft abgeschlossen ist, der die Deutsche Turnerschaft Jahre hindurch erschüttert und aufgewühlt hat. Manche Wunden sind der Deutschen Turnerschaft geschlagen, als wertvolle Teile der Deutschen Turnerschaft aus ihr austraten, weil ihr die Einstellung der Turnerschaft in völkischen und Rassefragen nicht genügte. Es ist gewiß einer der größten Fehler des sonst hochverdienten langjährigen Führers der DT., Dr. Ferdinand Goetz, gewesen, daß er auf dem Deutschen Turntag 1904 in Berlin nicht die Brücke fand, um den österreichischen Brüdern einen Verbleib in der Deutschen Turnerschaft zu ermöglichen. Damals gingen mehr als hunderttausend Turner von uns, damit 15 bis 20 000 Juden gehalten werden konnten. (...) Der Arierparagraph, den die Deutsche Turnerschaft zum Grundsatz erkoren hat, macht für die Zukunft die Neuaufnahme von Juden in die Deutsche Turnerschaft unmöglich. Sie können also nicht mehr aufgenommen werden und zwar schon von jetzt ab, denn die Zustimmung zum Arierparagraphen durch den Deutschen Turntag ist nicht viel mehr als eine reine Formsache; praktisch ist er durch Führerentscheid bereits jetzt eingeführt. Im übrigen erhebt sich die Frage nach einer genauen Formulierung des Arierparagraphen. Diese wird sich nach dem richten müssen, was die Reichsregierung für richtig und zweckmäßig hält. Jeder wird einsehen müssen, daß die Deutsche Turnerschaft keinen anderen Arierparagraphen haben kann als die Reichsregierung. Gewiß trifft die Annahme des Arierparagraphen in das Grundgesetz der DT. diejenigen Juden schwer, die der Deutschen Turnerschaft ergeben waren und ihre Anhänglichkeit durch Mitarbeit, durch Schaffung von Turngelegenheiten, Beihilfen usw. betätigt haben. Aber man wird mit Bestimmtheit annehmen können, daß die



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Liebe und Treue zur Turnsache, die sie bislang bewiesen, sie auch zu dem letzten und größten Opfer befähigt, aus der Deutschen Turnerschaft freiwillig auszuscheiden. Das ist in jedem Fall die beste Lösung für die Turnsache, so schmerzlich und man möchte sagen – so unverdient es im Einzelfalle sein mag; aber die Zielrichtung eines großen vaterländisch wirkenden Verbandes kann durch die Rücksichtnahme auf einzelne nicht gehemmt und umgestoßen werden. Wir leben in einer Zeit des Opfers, und demgemäß darf man auch nicht notwendig gewordene Opfer vermeiden wollen. (...) F. P. Wiedemann

Dok. 208 18. April 1933

DT-Kreis VII Oberweser Begründung zur Notwendigkeit der Einführung eines Arierparagraphen [Quelle: Turn-Kreisblatt für den 7. Deutschen Turnkreis (Oberweser), 18. April 1933.]

Zur Lage (...) Auch dem anderen Antrag der Sachsen, der mittlerweile durch den Beschluß des Hauptausschusses, vorbehaltlich der Genehmigung durch den nächsten Deutschen Turntag, für die gesamte DT. Gültigkeit bekommen hat, „Anerkennung des Arierparagraphen durch die Deutsche Turnerschaft“ ist ohne Aussprache zuzustimmen; es dürfte auch andrerseits nicht schwer sein, den Arierparagraphen in unserer Turnerschaft durchzuführen, da wir mit einer größeren Zahl fremdstämmiger Mitglieder in unserer DT. nicht belastet sind. In unserem VII. Turnkreis hat sich bereits der Tv. Hersfeld durch einen Turnratsbeschluß auf diesen Boden gestellt. Damer, Kreispressewart

Dok. 209 19. April 1933

Deutscher Fußball-Bund / Deutsche Sportbehörde Gemeinsame Erklärung, dass Juden in führenden Stellungen nicht länger tragbar sind

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 3 Turn- und Sportbewegung

[Quelle: Der Leichtathlet 16/1933 vom 19. April 1933, S. 3.]

DFB und DSB, die beiden unzertrennlichen Brüder, wenn es gilt, Resolutionen zu fassen, haben am Mittwoch den folgenden Beschluss gefasst: Die Vorstände des DFB und der DSB halten Angehörige der jüdischen Rasse, wie auch Personen, die sich in der marxistischen Bewegung herausgestellt haben, in führenden Stellungen der Verbandsinstanzen und der Vereine für nicht tragbar. Die Vereinsvorstände werden aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen, soweit diese nicht bereits getroffen sind, zu veranlassen. Der Völkische Beobachter sagt dazu: „Es wurde aber auch die höchste Zeit.“

Dok. 210 19. April 1933

Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine [Quelle: Der Leichtathlet 16/1933 vom 19. April 1933, S. 8.]

Der VBAV hat die ihm angeschlossenen Vereine gebeten, ihre jüdischen Funktionäre zum Rücktritt zu veranlassen, ihre jüdischen Mitglieder zu Sportfesten nicht mehr zu melden und ihnen darüber hinaus den Austritt nahe zu legen.

Dok. 211 23. April 1933

Deutscher Tennis-Bund Beschluss zur Einführung eines ‚abgeschwächten‘ Arierpargraphen [Quelle: Tennis und Golf 9/1933 vom 02. Mai 1933, S. 178.]

Wichtige Beschlüsse Am Sonntag, den 23. April fand in Berlin eine außerordentliche Vorstandssitzung im Kurfürstensaal des Landwehrkasinos am Zoo statt, an der sich eine große Anzahl von Vorstandsmitgliedern beteiligte. Von den Herren Dr. B. Fuchs, Dr. E. Juliusburger, Dr. G. Lehmann, Dr. P. Liebmann und Dr. H. O. Simon lagen freiwillige Austrittserklärungen aus dem Bundesvorstande und den Ausschüssen vor. Herr



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Dr. Weber sprach den ausgeschiedenen Herren namens des Bundesvorstandes den verbindlichsten Dank für ihre bisherige langjährige Mitarbeit aus. Herr Dr. Schomburgk gab einen vom Bundespräsidium unter freundlicher Mitwirkung des Herrn Staatssekretärs Grauert aufgesetzten Entwurf der Richtlinien für die Anwendung des Arierparagraphen bekannt, der einstimmig in folgender Form angenommen wurde und auch im „Amtlichen Teil“ dieses Heftes abgedruckt ist: [...] Der Bundesvorstand hat zur Regelung der augenblicklich schwebenden Fragen bis zur endgültigen Entscheidung durch den Staatssekretär des Reiches folgendes beschlossen: 1. Die Frage der Zugehörigkeit von Nichtariern zum Vorstand des Deutschen Tennis Bundes ist dadurch erledigt, dass die bisherigen nichtarischen Mitglieder des Vorstandes und seiner Kommissionen ihr Amt niedergelegt haben. 2. Die Aufstellung von Nichtariern für repräsentative Spiele (Davis Pokal, Länderwettkämpfe, Medenwettspiele) und für offizielle Verbandsspiele darf nicht vorgenommen werden. 3. Die Verbände und Vereine werden ersucht, dafür zu sorgen, dass Nichtarier in führenden bzw. repräsentativen Stellungen in ihren Vorständen nicht verbleiben. 4. Die weiteren Fragen der Mitgliedschaft von Nichtariern in den Vereinen usw. und ihre Betätigung bei Veranstaltungen und Ausübung des Sports sind den örtlichen Verhältnissen anzupassen bis zur Regelung durch den Staatskommissar. 5. Der DTB hält die Mitgliedschaft eines Vereins ausgesprochen jüdischen Charakters nicht für tragbar. 6. Bei Neuaufnahmen von Klubs in den Bund bzw. in die Verbände oder von Personen in Klubs wird eine besondere Prüfung dahingehend notwendig sein, ob die einzelnen Personen oder der Klub sich bisher in marxistischer oder sonst wie staatsfeindlicher Weise betätigt haben. Den Vorstandsmitgliedern, sowie der Tages- und Sportpresse ist noch am gleichen Tage durch die Bundesgeschäftsstelle diese Erklärung zugegangen. Das Präsidium wurde einstimmig beauftragt und ermächtigt, die notwendigen Verhandlungen mit dem Staatskommissar des Reiches zu führen und alle erforderlichen Erklärungen namens des Bundes in verbindlicher Form abzugeben, sowie die etwa notwendigen Maßnahmen zu treffen.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 212 23. April 1933

Deutscher Hockeyverband Beschlüsse des Präsidiums betr. Einführung von Arierbestimmungen [Quelle: Deutsche Hockeyzeitung, Nr. 17/33 (26. April 1933), S. 278.]

Entsprechend seiner Einstellung zu der von der Regierung der nationalen Erhebung geforderten Gleichschaltung auch der Turn- und Sportverbände hält das Präsidium des DHB die Tätigkeit von nichtarischen oder marxistischen Persönlichkeiten in der Leitung der Verbände und Vereine für untragbar. Wegen der Frage der Mitgliedschaft solcher Personen erwartet das Bundespräsidium die in Aussicht gestellte allgemeine Regelung. Berlin, den 23.4.1933, gez. Dr. Günther

Dok. 213 25. April 1933

Westdeutscher Fußballverband Weitergabe eines Vorstandsbeschlusses [Quelle: Fußball und Leichtathletik, 25. April 1933 (Nr. 17), S. 1.]

Die Vorstände des DFB und der Deutschen Sportbehörde haben beschlossen: Die Vorstände des DFB und der DSB halten Angehörige der jüdischen Rasse, wie auch Personen, die sich in der marxistischen Bewegung herausgestellt haben, in führenden Stellungen der Verbandsinstanzen und der Vereine für nicht tragbar. Die Vereinsvorstände werden aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen, soweit diese nicht bereits getroffen sind, zu veranlassen. Der WFV. seinerseits behält sich die Bestätigung aller Verbandsinstanzen nach diesem Gesichtspunkt in Übereinstimmung mit §7 der Verbandssatzungen vor.

Dok. 214 25. April 1933

DT-Kreis Oberweser



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Maßnahmen betr. Umsetzung der Osterbotschaft [Quelle: Turn-Kreisblatt für den 7. deutscher Turnkreis (Oberweser), 25.04.1933.]

Bezugnehmend auf ‚obige‘ Osterbotschaft8 werden wir die Gleichschaltung der Turnerschaft mit der nationalen Regierung [umsetzen], vor allem in den drei Punkten 1. Arisierung der Turnerschaft 2. Sofortige Einführung des Wehrturnens 3. Durchführung des Führerprinzips, gewissenhaft durchführen. Der Kreisvorstand Engelhardt Keitel

Dok. 215 29. April 1933

DT-Gauturnrat Fichtelgebirge Ergebnisse einer außerordentlichen Gauturnratssitzung betr. Umsetzung des Arierparagraphen [Quelle: Der Bayerische Turner, 15.05.1933.]

Die Aussprache war sehr anregend und es wurde einstimmig der Erlaß der DT., der des Hauptausschusses sowie des Bayerischen Turnerbundes, wonach Fremdrassige und marxistisch Eingestellte aus den Turnvereinen auszuscheiden haben, gutgeheißen. Die Gauvereine haben der Gauleitung umgehend mitzuteilen, ob die entsprechenden Richtlinien restlos durchgeführt sind.

Dok. 216 Mai 1933

Reichsverband für Jiu Jitsu

Erklärung zum Ausscheiden des Vorstandsmitgliedes Walter Beck9 [Quelle: Jiu Jitsu Sport, Ausg. 5/33, S. 11.]

8 Dok. 206. 9 Walter Beck war in den 1920er Jahren Jiu-Jitsu-Sportler in der RjF-Sportgruppe Berlin und bis Mai 1933 im Vorstand des bürgerlichen Reichsverband für Jiu Jitsu (RfJ). Im Mai 1933 übernahm er die hauptamtliche Geschäftsführung des Sportbundes Schild.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Herr Walter Beck hat – den Zeitverhältnissen Rechnung tragend – sein Amt als Beisitzer im Verbandsvorstand niedergelegt. Der Verbandsvorstand dankt Herrn Beck an dieser Stelle für die wertvolle und unermüdliche Arbeit, die er dem RfJ geleistet hat. Zur Übernahme der Geschäftsstelle des RfJ hat sich der Verbandskassierer Gerhard Schaefer bereit erklärt. (…) Die Jiu-Jitsu-Gruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten wird an öffentlichen Veranstaltungen des Verbandes (Meisterschaften) zunächst nicht mehr teilnehmen. Der Tag der Delegiertenversammlung und die Tagesordnung werden in der Juninummer bekannt gegeben.

Dok. 217 Mai 1933

Deutscher und Österreichischer Alpenverein Hauptausschuss genehmigt Satzungsänderungen von Sektionen [Quelle: Vereinsnachrichten des Hauptausschusses des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jg. 1933, Nr. 5–6 (Mai), S. 20.]

Die Einführung des sogenannten Arierparagraphen im Sinne des Rundschreibens des Hauptausschusses vom 14. Mai 1933 erfordert bei vielen Sektionen Satzungsänderungen. Gemäß Hauptvereinssatzuung sind alle Satzungsänderungen von Sektionen durch den Verwaltungsausschuss zu genehmigen. Um das Verfahren abzukürzen, erklärt der Verwaltungsausschuss alle Satzungsänderungen, die lediglich im Sinne jenes Rundschreibens liegen, schon jetzt als genehmigt gegen nachträgliche Vorlage der neuen Satzung in zwei Exemplaren.

Dok. 218 Mai 1933

Deutscher und Österreichischer Alpenverein Neue Mustersatzung der Jugendgruppen10

[Quelle: Vereinsnachrichten des Hauptausschusses des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Jg. 1933, Nr. 5–6 (Mai), S. 26.]

10 Die Einführung dieser Satzung basierte auf der in Dok. 217 zitierten Entscheidung des Hauptausschusses.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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§5 Mitglied […] kann jeder unbescholtene Jugendliche arischer Abkunft im Alter zwischen 6 und 20 Jahren werden.

Dok. 219 Mai 1933

Deutscher Ski-Verband Erlass betr. Neuaufnahme jüdischer Mitglieder [Quelle: Der Winter, 14/1933 (Ausgabe Mai), S. 543.]

Der SV hat in seiner Sitzung zu Frankfurt beschlossen: Von den Unterverbänden wird erwartet, dass Neuaufnahmen von Rassefremden unterbleiben. Von den Vorständen und ihrer Vereine sind Rassefremde grundsätzlich ausgeschlossen. Für die endgültige Regelung der gesamten Frage werden die Richtlinien des Reichssportkommissar erwartet. Für die Ausschüsse im DSV gelten sinngemäß die gleichen Bestimmungen.

Dok. 220 5. Mai 1933

Allgemeiner Deutscher Automobil-Club Tagung des großen Verwaltungsrates betr. Arierprinzip im Verband [Quelle: Jüdische Rundschau, 5. Mai 1933.]

Bei der Berliner Tagung des großen Verwaltungsrates des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs wurde „unter Berücksichtigung der besonderen Aufgaben des ADAC.“ das Bekenntnis zum arischen Prinzip beschlossen. Es wurden Durchführungsbestimmungen zu diesem Beschlusse getroffen.

Dok. 221 6. Mai 1933

Deutscher Ruderverband Beschluss zur Einführung von Arierbestimmungen [Quelle: Wassersport, Nr. 19/1933, S. 301.]

146 

 3 Turn- und Sportbewegung

Bericht über die 127. Ausschuss-Sitzung in Potsdam Für die innere Ausgestaltung des Deutschen Ruderverbandes, soweit sie durch die Änderung der politischen Lage bedingt ist, müssen die Richtlinien des Reichssportkommissars abgewartet werden. Der Ausschuss hält sich für ermächtigt, vorgreifend die als Folgerungen aus der politischen Lage notwendigen Maßnahmen zu treffen, auch wenn dieselben nach dem Grundgesetz zur Zuständigkeit des Rudertages gehören. Demgemäß wird für die Mitgliedschaft im DRV folgendes angeordnet: Nach der Bekanntmachung des Herrn Reichsminister des Innern vom 4. Mai wird die Arbeit des gesamten deutschen Sports in nächster Zeit nach einheitlichen Richtlinien neu geordnet werden. Bis dahin gilt für die Vereine des DRV: Die Vereine des DRV nehmen künftig nur Mitglieder arischer Abstammung auf. Für die vorhandenen jüdischen Mitglieder gelten die Bestimmungen des Gesetzes über die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Diese Regelung gilt nicht für die im Ausland ansässigen Mitgliedsvereine des Verbandes.

Dok. 222 9. Mai 1933

Süddeutscher Fußball- und Leichtathletikverband Ausschlüsse jüdischer Vereine [Quelle: Jüdische Rundschau, 9. Mai 1933.]

Der Vorstand des Süddeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes hat folgende jüdischen Mitgliedsverbände ausgeschlossen: Im Bezirk Bayern den Bar Kochba in Nürnberg und München, im Bezirk Württemberg-Baden den Sportklub Hakoah in Karlsruhe, im Bezirk Main-Hessen den Bar Kochba in Frankfurt a. M., den „Schild“ in Frankfurt a. M. den Sportklub Hakoah in Mainz und den Sportklub Hakoah in Wiesbaden. Den Mitgliedsverbänden ist jeder sportliche Verkehr mit den ausgeschlossenen Vereinen verboten worden.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Dok. 223 10. Mai 1933

DT-Kreis Rheinland Zeitungskommentar zur Einführung des Arierparagraphen in der DT [Quelle: Turnen und Sport im Rheinland, 10. Mai 1933.]

… und was geschieht in der Deutschen Turnerschaft? Von Willy Wagner Die deutsche Turnerschaft hat mit ihrem Bekenntnis zum heutigen Deutschland und mit der Annahme des Arier-Paragraphen und der Neugestaltung ihres Betriebes im wehrturnerischen Sinn den Schritt des marschierenden Deutschlands aufgenommen. Die Juden und die entwicklungsfeindlichen Elemente sind in einer gewaltigen Säuberungsaktion aus den Vereinen entfernt worden. Viele Führer haben in hoher Einsicht ihre Aemter abgegeben, um den Weg freizumachen. Die Mobilisierung der 1,6 Millionen Turnerarmee hat begonnen. Wer die ungebrochene Lebenskraft kennt, weiß, was das bedeutet. […] Die Deutsche Turnerschaft marschiert!

Dok. 224 10. Mai 1933

DT-Kreis Rheinland Anweisung an die Gauführer [Quelle: Turnen und Sport im Rheinland, 10. Mai 1933.]

Die Gauführer sind verpflichtet, die Richtlinien der DT. bezüglich der Gleichschaltung unverzüglich durchzuführen. Die Gleichschaltung erstreckt sich 1. auf die Einführung des Arierparagraphen und die Entfernung von Marxisten, 2. auf die Einführung des Wehrturnens, 3. auf die Durchführung des Führerprinzips auch nach unten hin. Pentrup, 1. Kreisvertreter

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 225 10. Mai 1933

Deutscher Rugby Fußball-Verband Bekanntmachung zum Umgang mit jüdischen Mitgliedern [Quelle: Deutsche Rugbyzeitung, Nr. 19/1933, S. 92.]

Amtliche Bekanntmachung Nr. 1 Der deutsche Rugbytag in Leipzig hat auf Vorschlag des Vorstandes folgende Beschlüsse gefasst: 1. Es wird festgestellt, dass sich weder im Vorstand des DRFV, noch in dem der Unterverbände Nichtarier oder solche Personen, die in marxistischer oder staatsfeindlicher Weise aufgetreten sind, befinden. 2. Sollten diese Voraussetzungen bei der Leitung der Vereine in einzelnen Fällen nicht zutreffen, so werden die Vereine aufgefordert, ihnen sofort Rechnung zu tragen. 3. Die fernere Betätigung von Nichtariern im deutschen Rugby wird von der Entscheidung des Sportkommissars des deutschen Reichs abhängig gemacht. Bis dahin sind Einzelaktionen zu unterlassen. 4. Der Vorstand des DRFV betrachtet es wie bisher als selbstverständliche Pflicht, die körperliche Ertüchtigung seiner Mitglieder in den Dienst des Vaterlandes zu stellen und mit allen Kräften an der nationalen Erhebung mitzuarbeiten.

Dok. 226 11. Mai 1933

Sächsische Turnerschaft Anweisung an die Vereine betr. restlose Einführung des Arierparagraphen [Quelle: Der Turner aus Sachsen, 11. Mai 1933.]

Zur Klärung / von Kvtr. Dr. Thiemer (...) Ich fasse nochmals kurz zusammen: Gleichschaltung für die Turnerschaft heißt:



3.1 Turn- und Sportverbände 

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1. Restlose Einführung des Arierparagraphen (im Original gesperrt gedruckt, d. V.). Ich nehme an, daß alle Vereine damit bald fertig sind und stelle als Endzeitpunkt den 15. Mai. 2. Entfernung der Marxisten (im Original gesperrt gedruckt, d. V.), selbstverständlich aus irgendwelchen Ämtern, selbstverständlich aber auch aus den Mitgliederlisten. Es können nicht allgemeine Richtlinien aufgestellt werden, wie man in dieser Richtung verfahren muß. Die Großstadtvereine werden anders verfahren müssen als der kleine Landverein, der seine Leute inwendig und auswendig kennt. Wie es ein kleiner Landverein gemacht hat, zeigt folgender Bericht: „Der Sitzungssaal ist in den Farben des neuen Reiches (Hakenkreuz und schwarzweißrot) und mit der Vereinsfahne geschmückt. In feierlicher Weise verpflichtet der Vorsitzende die Mitglieder des Turnrates für die nationale Regierung, nachdem alle Mitglieder die Erklärung abgegeben haben, keiner marxistischen Partei angehört, noch mit ihr paktiert zu haben und sich zur rein-arisch-völkischen Abstammung bekannt haben. Alle erheben sich vom Platze und sprechen die Erklärung mit erhobener Hand. Anschließend wird das Horst-Wessel-Lied gesungen. Dann werden die Richtlinien über das geplante Pflichtturnjahr bekanntgegeben.“

Dok. 227 13. Mai 1933

Deutscher Kanu-Verband Beschlüsse zur Gleichschaltung des Verbandes [Quelle: Kanu / Faltboot-Sport Nr. 13/1933 vom 13. Mai 1933, S. 125.]

[...] stellten mit Stolz und Genugtuung fest, dass im Deutschen Kanu-Verband und seinen Vereinen eine Umstellung nirgends erforderlich ist. Nunmehr folgten die Beschlüsse zur Vornahme der Gleichschaltung durch Annahme folgender Anträge: 1.) Rücktritt sämtlicher Kreisvorstände und Ernennung der Kreisführer durch den Verbandsleiter (…) (Führerprinzip!). 2.) Einführung des Arierparagraphen.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 228 15. Mai 1933

Westdeutscher Fußballverband

Rede des neuen Verbandsführers Josef Klein11 [Quelle: Fußballwoche, 15. Mai 1933 (Nr. 20), S. 20.]

Dr. Klein schnitt knapp auch die Arierfrage an. Teilnehmer an Spielen um Meisterschaften des WSV werden in Zukunft nur Deutschstämmige sein können, stellte er fest! Klein rief der Versammlung auch das schöne Wort zu: „Sorgen Sie dafür, dass auch Ihre Augen hell sind, damit Sie Ihrer Jugend in die Augen schauen und ein Beispiel sein können; so erziehen Sie.“(…) Dr. Klein (…) ist fest entschlossen, dass Führerprinzip im WSV bis hinunter zu den Vereinen konsequent zu verfolgen.

Dok. 229 15. Mai 1933

Bayerische Turnerschaft Stellungnahme im Verbandsorgan zur Einführung des Arierparagraphen in der DT [Quelle: Der Bayerische Turner, 15. Mai 1933.]

Weiterhin hat sie [die DT, d.V.] den Arierparagraphen eingeführt. Dieser Arierparagraph ist nicht dehnbar, sondern ist ganz eindeutig der gleiche, wie ihn die Reichsregierung aufgestellt hat. Künftig können also Nichtarier nicht mehr in der Deutschen Turnerschaft aufgenommen werden. Die bisherigen jüdischen Mitglieder müssen ausscheiden, und nur diejenigen dürfen in Ehren in der Turnerschaft bleiben, die auch von der Reichsregierung ausdrücklich vom Arierparagraphen ausgenommen werden, nämlich diejenigen, die den Weltkrieg als Frontkämpfer mitgemacht haben. Die Deutsche Turnerschaft hat also klipp und klar gesagt, was sie will und danach gehandelt. Diese Feststellung steht in erfreulichem Gegensatz zu den vielfach unklaren Bestimmungen anderer Verbände, die wohl Juden aus der Führung ausschalten wollen, im übrigen aber um den Kern der Dinge herausgehen.

11 Josef Klein (1890–1952) war seit 1930 NSDAP-Mitglied und seit 1932 in der SS. 1933 wurde er bis zur Auflösung des Verbandes im Jahr 1935 Führer des WSV.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Dok. 230 23. Mai 1933

Deutsche Turnerschaft Neufassung der Arierbestimmungen in der DT [Quelle: Deutsche Turn-Zeitung Nr. 21/1933, S. 401.]

Meine Bestimmung, dass bei der Durchführung der Arisierung der Deutschen Turnerschaft j ü d i s c h e F r o n t k ä m p f e r, jüdische Söhne oder Töchter von im Weltkrieg gefallenen Vätern und jüdische Väter und Mütter von im Weltkrieg gefallenen Söhnen in der Deutschen Turnerschaft bleiben könnten,12 hat zu einer großen Reihe von Zweifeln, Schwierigkeiten und Misshelligkeiten geführt. I c h  h e b e  d a h e r – übrigens in vollkommenem Einverständnis mit den am stärksten von der Arisierung betroffenen Kreisen – d i e  A u s n a h m e  a u f und bestimme, d a ß  a l l e  m ä n n l i c h e n  u n d  w e i b l i c h e n  M i t g l i e d e r  d e r  D e u t s c h e n T u r n e r s c h a f t, d i e  j ü d i s c h e r  A b s t a m m u n g  s i n d, diese bis zu den Großeltern gerechnet, a u s  d e r  T u r n e r s c h a f t  a u s s c h e i d e n  m ü s s e n.  D i e  V o l l a r i s i e r u n g  i s t  s p ä t e s t e n s  b i s  z u m  D e u t s c h e n T u r n f e s t  v o l l k o m m e n  d u r c h z u f ü h r e n. E d m u n d  N e u e n d o r f f, Führer der Deutschen Turnerschaft. Die Kreis-, Gau- und Vereinsblätter werden um sofortigen Abdruck dieser Bekanntmachung gebeten!

Dok. 231 23. Mai 1933

DT-Turnkreis Oberweser Anordnung des Turnkreis-Führers zur Umsetzung des Arierparagraphen in seinem Kreis [Quelle: Turn-Kreisblatt für den 7. deutscher Turnkreis (Oberweser), 23. Mai 1933.]

12 Vgl. ‚Osterbotschaft‘ (Dok. 206).

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 3 Turn- und Sportbewegung

Um die Weiterführung der Turnarbeit in unserem 7. Kreise auf alle Fälle zu gewährleisten, ordne ich folgendes an: 1. Der 7. deutsche Turnkreis Oberweser, als eine geschlossene Einheit der Deutschen Turnerschaft, unterstellt sich als völkisch-deutsche Gesinnungsgemeinschaft dem Führer Adolf Hitler. […] 2. Im Verfolge dieser Zielsetzung ist die Vollarisierung in den Vereinen des 7. Turnkreises bis zum 15. Juni durchgeführt. Die Gauvertreter überwachen diese Durchführung in ihren Gauen. Alle früheren Anordnungen sind hiermit aufgehoben. Ab 15. Juni gibt es keine Fremdrassigen mehr in unseren Vereinen. Rückfragen und Ausnahmegesuche sind völlig zwecklos. […] Bernhard André Führer des 7. Turnkreises Oberweser

Dok. 232 24. Mai 1933

Verband Brandenburgischer Athletik-Vereine [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 24. Mai 1933.]

Leichtathletik ohne Juden Der Vorstand des Verbandes Brandenburgischer Athletik – Vereine hat beschlossen, dass bis zur endgültigen Herausgabe der Richtlinien des Reichssportkommissars für die Mitgliedschaft von Juden in Verbandsvereinen die Bestimmungen des Beamtengesetzes anzuwenden sind. Dementsprechend ist s p o r t l i c h e   B e t ä t i g u n g  j e d e s  J u d e n (nicht konfessions-, sondern rassenmäßig) mit Ausnahme derjenigen, die den Schutz des Beamtengesetzes genießen, b e i  j e d e r  V e r a n s t a l t u n g mit s o f o r t i g e r Wirkung verboten.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Dok. 233 24. Mai 1933

Deutscher Tennis-Bund Zeitungsbericht über Neufassung der Bestimmungen zum Umgang mit jüdischen Mitgliedern [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 2. Juni 1933.]

Das Präsidium des Tennisbundes hat die beiden angekündigten Ergänzungsverordnungen zu seinen Richtlinien vom 23. April13 in Übereinstimmung mit den Anweisungen des Reichssportkommissars erlassen. Die entsprechenden Absätze lauten in der neuen Fassung: 1. In den Verbänden und Vereinen dürfen Nichtarier dem Vorstand und den Ausschüssen nicht mehr angehören. 2. a.) Den Klubs dürfen Nichtarier als Mitglieder nicht angehören, jedoch bleibt es den Vereinen überlassen, zu entscheiden, ob Angehörige alteingesessener, nicht- arischer Familien die Mitgliedschaft des Klubs behalten können. b.) Teilnahme von Nichtariern an repräsentativen oder genehmigungspflichtigen Wettkämpfen (Turnieren) hat zu unterbleiben. Der Bund bemerkt zu dem Erlass, dass diese Richtlinien als bindend bis zur endgültigen Einordnung des Tennissports in die staatlich kontrollierte Organisation des gesamten Sports zu betrachten sind. Gegenüber den ersten Anordnungen des Bundes bedeuten die Ergänzungen vom 24. Mai e i n e  e r h e b l i c h e  V e r s c h ä r f u n g  i n  d e r  F r a g e  d e r  A u s s c h a l t u n g  d e r  N i c h t a r i e r, d e n e n  j e g l i c h e  k a m p f s p o r t l i c h e B e t ä t i g u n g  k ü n f t i g  u n m ö g l i c h  ist. Dafür wird zum ersten Mal der Begriff der „alteingesessenen Familie“ geprägt. Er ermöglicht Unterscheidungen, die zur Milderung von Härten und gelegentlich zur Wahrung sportlicher Interessen nötig sind. Der Begriff des Nichtariers ist nicht näher – wie z. B. im Beamtengesetz – definiert worden.

Dok. 234 25. Mai 1933

Deutscher Reichsverband für Amateurboxen / Westfälisch-Hessischer Box­ Verband

13 Dok 211.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Zeitungsbericht über Entlassung des Gausportwartes Nussbaum ‚unter ausdrücklichem Bedauern‘ [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 2. Juni 1933.]

Eine große Anzahl Sportverbände haben Juden aus leitenden Stellungen entfernt und sie in vielen Fällen auch als Mitglieder ausgeschlossen. Daß das den sportlichen Leistungen wahrscheinlich nicht immer zum Vorteil gereichen wird, geht als Beispiel für viele aus dem nachstehend abgedruckten Schreiben hervor, dass unser Kamerad N u ß b a u m in Kassel vom Fulda-Weser-Gau des WestfälischHessischen Box-Verbandes im D.R.f.A.B.e.V. empfing: „Herrn M. Nussbaum Gausportwart des Fulda-Weser-Gaues Kassel Hohentorstraße 4 Lt. Kongreßbeschluß des Deutschen Reichsverbandes für Amateurboxen am 2. April d.J. in Berlin sind wir gezwungen, Sie Ihres Amtes als Gausportwart zu entbinden. Sämtliche Gauvorstandsmitglieder sind mit mir darin einig, dass wir einen unserer besten Funktionäre innerhalb des FWG verlieren, der in jahrzehntelanger Arbeit sein Bestes für den Kasseler Boxsport getan hat. Im Namen des Gauvorstandes kann ich Ihnen für Ihre aufopfernde Arbeit im Kasseler Boxsport auf das herzlichste danken. Ich wünsche und hoffe, Sie recht bald wieder im Boxsport tätig zu finden, damit Ihre boxsportliche Kraft nicht verkümmert im Interesse des Boxsports und des deutschen Vaterlandes. Mit sportlichem Gruß! Fulda-Weser-Gau Gez. (Unterschrift)“

Dok. 235 29. Mai 1933

Rede des DT-Führers Edmund Neuendorff in Wittenberge betr. Bedeutung des Arierparagraphen [Quelle: Märkische Turn- und Sport-Zeitung. Amtliche Zeitschrift für den Kreis Brandenburg (IIIb), 29. Mai 1933.]



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Erläuterte er [Neuendorff, d.V.] (...) schließlich den Arierparagraphen, der seine eigentliche Bedeutung nicht so sehr in der Bekämpfung des einzelnen Juden, sondern in der Austilgung des sogenannten jüdischen Ungeistes, der sich in den Nachkriegsjahren im ganzen deutschen Geistesleben so verderbenbringend breit gemacht habe.

Dok. 236 30. Mai 1933

Westdeutscher Fußballverband Anordnung des Verbandsführers Klein betr. der Erziehung zu ‚staatsbejahenden Volksgenossen‘ [Quelle: Fußball und Leichtathletik, 30. Mai 1933, S. 1.]

Gleichschaltung der Vereine 1. Mitglieder des WSV können nur solche Vereine sein oder werden, die volksgemeinschaftliche Gesinnung pflegen, die die Jugend mit den Mitteln der Leibesübungen und der Sportkameradschaft zu staatsbejahenden Volksgenossen erziehen und in ihrer Führung die Gewähr bieten, dass diese Grundsätze verwirklicht werden. 2. Bis zum 15. Juni sind die Satzungen der Vereine von den dafür zuständigen Vereinsorganen durch folgende Beschlüsse nach dem Führergrundsatz umzuformen: a.) Die HV der Vereine bestimmt den Vereinsführer. Dieser ist Vorstand im Sinne des BGB.

Dok. 237 30. Mai 1933

Deutsche Sportbehörde Anordnung über Mitgliedschaft von Juden in der DSB [Quelle: Der Leichtathlet, 30. Mai 1933, S. 14.]

Bis zu den endgültigen Richtlinien des Herrn Reichssportkomissars werden für die jüdischen Mitglieder der DSB-Vereine die Bestimmungen des Berufsbeamtengesetzes angewandt. Damit ist die sportliche Betätigung nur denjenigen Juden

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 3 Turn- und Sportbewegung

(nicht konfessions-, sondern rassenmäßig) bei Veranstaltungen gestattet, die den Schutz des Beamtengesetzes genießen.

Dok. 238 Juni 1933

7. Deutscher Turnkreis (Oberweser)14 Anordnungen des Kreisleiters Bernhard André betr. Umsetzung der Vollarisierung [Quelle: Monatsblätter der Turngemeinde Göttingen von 1848, Nr. 6/1933, S. 34.]

1. Der 7. Deutsche Turnkreis (Oberweser), als eine geschlossene Einheit der DT, unterstellt sich als völkisch-deutsche Gesinnungsgemeinschaft dem Führer Adolf Hitler. Er bleibt, gemäß seiner Tradition, der starke deutsche Volksblock für körperliche Ertüchtigung, für Wehrhaftmachung der Nation, für deutsches Volkstum, Volkseinheit und deutsche Geistesfreiheit. Er wird in diesem Sinne bewusst Kampfbund und vertraut der Führung des Reichskommissars v. Tschammer-Osten und unserem Bundesführer Edmund Neuendorff. 2. Im Verfolge dieser Zielsetzung ist die Vollarisierung (nach den Bestimmungen bis zu der Abstammung von Großeltern) in den Vereinen bis zum 15. Juni durchzuführen. Die Gauvertreter überwachen diese Durchführung in ihren Gauen. Alle früheren Anordnungen sind hiermit aufgehoben. Ab 15. Juni gibt es keine Fremdrassigen mehr in unseren Turnvereinen. Rückfragen und Ausnahmegesuche sind völlig zwecklos.

Dok. 239 1. Juni 1933

DT-Kreis Bayern Stellungnahme des Kreisführers zur Judenfrage [Quelle: Der Bayerische Turner, 1. Juni 1933.]

Judenfrage Wir dürfen in dieser Frage nicht nach links oder rechts schauen. Es ist für uns nicht maßgebend, wie dieser oder jener Verband diese Frage zu lösen versucht. 14 Siehe Dok. 231



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Die D.T. ist aus ihrer völkischen Grundeinstellung heraus mit den nationalsozialistischen Verbänden von der Geschichte beauftragt, den Vortrupp im Kampf um die restlose Lösung dieser Frage zu bilden. Wer in das echte Wesen der D.T. eingedrungen ist, für den gibt es in dieser Frage keine Schwierigkeit und keine Zweifel. Nad [Führer des Kreises Bayern, d.V.]

Dok. 240 2. Juni 1933

Weser-Jade-Verband Wettkämpfe zwischen deutschen und holländischen Sportlern – Forderung zur Anerkennung des Arierparagraphen von deutscher Seite, daraufhin Absage der Gäste [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 2. Juni 1933.]

Holländische Sportsleute und Arierparagraph Der Kreis Nordwest des Weser-Jade-Verbandes hatte dem Nordholländischen Athletikverband zu Groningen, der zu Wettkämpfen nach Varel-Wilhelmshaven eingeladen war, ein Schreiben gesandt, wonach an diesen Wettkämpfen k e i n e J u d e n  t e i l n e h m e n  d ü r f e n. Daraufhin hat der Vorsitzende des genannten niederländischen Verbandes in einer außerordentlichen Generalversammlung die Unmöglichkeit betont, diesen Forderungen zu entsprechen, da es sich neben anderen Gründen um eine E i n m i s c h u n g  i n  h o l l ä n d i s c h e  V e r h ä l t n i s s e   handle. Dieser Vorsitzende des Verbandes ist gleichzeitig Vorsitzender des Gesamtverbandes der niederländischen Athletikvereine und hat als solcher dann der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass wegen der von Deutschland erhobenen Forderung k e i n e  W e t t k ä m p f e  m i t  D e u t s c h l a n d  s t a t t f i n d e n  k ö n n e n und dass der Verband keine Zustimmung geben werde, solche Wettkämpfe auszutragen.

Dok. 241 4. Juli 1933

Norddeutscher Sportverband. Bezirk 3 (Groß Hamburg) Ausladung des Leichtathleten Hans Rothschild von den Hamburger Leichtathletik-­ Meisterschaften [Quelle: Archiv Maccabi World Union, Box 4.14.16.]

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 3 Turn- und Sportbewegung

Ausgangsschreiben von Hans Rothschild Loogestieg 11, Hamburg 14. Juni 1933 An die Geschäftsstelle des Bezirks 3 des NSV Betr. Meldung z. Hamb.Meistersch. Mit diesem Schreiben gebe ich auf Grund der Ausschreibung der Hamburger Leichtathletik Meisterschaften „Die Meisterschaften sind offen für alle Reichsdeutschen innerhalb des Bezirks 3 des NSV“ meine Meldung ab für 100m und 200m. Ich bin Gaumeister über 400m. Ich bitte Sie mir die Abgabe meiner Meldung mit beigefügtem Freikouvert zu bestätigen. Mit Sportgruss (vereinslos) Antwort Norddeutscher Sportverband. Bezirk 3 (Groß Hamburg) Hamburg, den 4. Juli 1933 In Beantwortung Ihrer Meldung zu den Hamburger Leichtathletikmeisterschaften, Schreiben vom 14.6.33, müssen wir Ihnen mitteilen, dass nach den neuesten Verfügungen Ihre Teilnahme an den Meisterschaften nicht mehr möglich ist. Wir bitten um gefl.Kenntnisnahme und zeichnen mit sportl. Grüssen Hamburger Leichtathletik-Verband

Dok. 242 9. Juli 1933

Großdeutscher Schachbund Hauptversammlung in Bad Pyrmont beschließt Einführung eines Arierparagraphen [Quelle: Jüdische Rundschau, 11. Juli 1933.]

Arierparagraph im Schach



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Der Berliner ‚Montag‘ vom 10. d. M. berichtet aus Bad Pyrmont vom 9. Juli: Bei der stark besuchten Hauptversammlung des bisherigen Deutschen Schachbundes e. V. gab der kommissarische Regierungsdirektor beim Oberpräsidium Brandenburg-Berlin, Otto Zander, zunächst bekannt, daß er von Reichsminister Dr. Goebbels mit der Leitung des Großdeutschen Schachbundes beauftragt worden sei. Darauf entwickelte Zander sein Programm. Die verhältnismäßig kleine deutsche Schachgemeinschaft müsse jetzt beweisen, daß sie etwas wert sei. Eine große Werbung müsse für das Schach einsetzen, mit dem Ziel, an der Überbrükkung der Klassengegensätze mitzuwirken. Es sei weniger wichtig, daß die ­neuen Männer alte Parteimitglieder seien, ausschlaggebend sei, daß sie fanatisch-national und fanatisch-sozialistisch eingestellt seien. Es sei selbstverständlich, daß der Arierparagraph durchgeführt werde. Dann erklärte der Redner den Deutschen Schachbund für aufgelöst, der Großdeutsche Schachbund sei von jetzt ab die einzige deutsche Schachorganisation. Bisher galt das Schachspiel als international; bekanntlich gibt es zahlreiche jüdische Schachmeister. Wenn auch in diesen Zweig harmloser spielerischer Betätigung politische Gesichtspunkte hereingetragen werden, zeigt dies, daß kein Winkel des deutschen Lebens von der durchgreifenden Politisierung, deren erster Ausdruck immer der Arierparagraph ist, unberührt bleibt.

Dok. 243 8. September 1933

Deutscher Ski-Verband Verabschiedung der neuen Satzung auf der Führertagung in Würzburg mit Arierstatut [Wiedergegeben nach: Falkner, Gerd: 100 Jahre Deutscher Skiverband. Chronik des deutschen Skilaufs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1. Planegg 2005, 119 f.]

Im § 14 der neuen Satzung wird festgelegt, „dass Nichtarier nicht in Führungspositionen des DSV berufen werden können. Für die Mitgliedschaft von Nichtariern in den Vereinen gelten zunächst sinngemäß noch die Festlegungen des § 3 des Reichsgesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 07.04.1933“.

Dok. 244 Oktober 1933

Deutscher Postsport-Verband

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 3 Turn- und Sportbewegung

Stellungnahme im Verbandsorgan zur kommenden Einführung von Arierstatuten [Quelle: Post Sport, Nr. 5/1933, S. 5.]

Grundsätzliches zur Neuordnung im deutschen Sport Die Satzungen aller in das Vereinsregister bei den Amtsgerichten eingetragenen Vereine werden demnächst eine grundsätzliche Abänderung erfahren. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass alle Organisationen schon jetzt dem Geiste nach alle bisher erlassenen Einzelbestimmungen für ihren Bereich strikt durchführen, dagegen erscheint es wünschenswert, dass die Abänderungen der Satzungen erst dann vorgenommen wird, wenn der Herr Reichssportführer die endgültige Fassung in ihren Grundsätzlichkeiten bekannt gegeben hat. (…) Der Arierparagraph muss in seiner endgültigen Fassung in den Satzungen verankert werden. (…) Auch an Fragen der Religion können die Vereine nicht mehr achtlos vorübergehen, wenn der Arier-Paragraph in die Satzungen mit aufgenommen worden ist und nachdem man dazu übergegangen ist, die Vereinsfahnen usw. in feierlicher Weise durch Beauftragte der Kirche und in Gotteshäusern zu weihen.

Dok. 245 4. Oktober 1933

Deutscher Automobil-Club Bildung eines neuen Deutschen Automobil-Clubs / Juden wird Aufnahme verweigert [Quelle: Jüdische Rundschau, 4. Oktober 1933.]

Arierprinzip im Automobilismus Der schon seit Juli geplante Zusammenschluß im deutschen Automobilsport ist durch den Zusammenschluß des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK.) und des Allgemeinen Deutschen Automobil Clubs (ADAC.) zu dem Deutschen Automobil Club (DDAC) erfolgt. Die Mitglieder des ADAC. treten jedoch nicht geschlossen zu der neuen Spitzenorganisation über, sondern die Nichtarier sind von dem Uebertritt ausgeschlossen. Diese Bestimmung wird zweifellos auch für die beiden anderen Automobil-Clubs gelten, dem Automobil-Club von Deutschland (AvD) und den Deutschen Touring-Club (DTC), deren Verschmelzung mit dem neugegründeten Club ebenfalls bevorsteht. Nichtarischen Automobilfahrern dürfte damit praktisch kaum noch eine Möglichkeit geboten sein, die Vorteile eines Zusammenschlusses zu genießen. Ob Ausnahmen im Sinne des Berufsbeamtengesetzes gemacht werden, ist noch nicht bekannt.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Dok. 246 19. Oktober 1933

Deutscher Fußball-Bund

DFB-Führer Felix Linnemann15 kommentiert Mustersatzung mit Frage nach rassischer Zugehörigkeit [Quelle: Deutscher Fußball Sport, 1. Jahrgang, Heft 2 vom 19. Oktober 1933, S. 13 ff..]

§5 Aufnahme von Mitgliedern Will jemand dem Verein beitreten, so hat er ein persönlich unterschriebenes Aufnahmegesuch einzureichen, das den Namen, Vornamen, Geburtstag und -ort, Beruf, Religion, Wohnung, früheren Verein (...) enthält. (...) Erläuterungen: Zu §5: Die Frage nach der Religion ist so auszubauen, daß die Abstammung rassenmäßig überprüft werden kann.

Dok. 247 7. November 1933

Deutscher Golfverband Weiterzulassung von Juden zu innerdeutschen Wettkämpfen [Quelle: Jüdische Rundschau, 7. November 1933.]

Jüdische Golfspieler wieder zugelassen Vor wenigen Wochen hat der Reichssportführer die rassenmäßige Gleichschaltung des Deutschen Golfverbandes, in dem Juden früher gesellschaftlich und sportlich eine bedeutende Rolle spielten, verfügt. Der neuernannte Führer des Deutschen Golfverbandes, Karl Henkell, hat an der Struktur des Verbandes und an den Wettspielbestimmungen insofern nichts geändert, als nichtarische Golfspieler auch in Zukunft an innerdeutschen Golfturnieren teilnehmen können. 15 Felix Linnemann (1882–1948) war von 1933 bis zum Aufgehen des Verbandes im DRL Führer des DFB. Als Direktor der Kriminalpolizei in Hannover war er im Holocaust an der Deportation von Sinti und Roma in Todeslager beteiligt. Vgl. Dwertmann, Hubert: Sportler – Funktionäre – Beteiligte am Massenmord: das Beispiel des DFB-Präsidenten Felix Linnemann. In: SportZeiten 1/2005, S. 7–46.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dagegen konnten infolge der Gleichschaltung jüdische Golfspieler nicht in die Ländermannschaften aufgenommen werden, die vor kurzem gegen Holland und gegen Schweden spielten.

Dok. 248 16. November 1933

Deutscher Golfverband Internes Protokoll der Präsidial-Sitzung der Abteilung Golf im Deutschen Tennis- und Hockeyverband / Schutz jüdischer Mitglieder, die „als einwandfrei gelten“ [Quelle: Deutsches Golfarchiv Köln / Sitzung des Führerkreises 16. November 1933.]

Im Zusammenhang mit der Gau-Einteilung kommt die Arierfrage zur Sprache. Der Führer hebt die bei seiner Amtsübernahme von dem Herren Reichssportführer gegebene Zustimmung hervor, wonach Golfer nicht-arischer Abstammung, solange sie in moralischer, gesellschaftlicher oder stadthistorischer Beziehung als einwandfrei gelten, selbstverständlich in den Klubs verbleiben bzw. aufgenommen werden können. Laut Verordnung sind sie jedoch aus den Vorständen und verantwortlichen Stellen zu entfernen, könnten aber unter besonderer Begründung zum Ehrenpräsidenten oder Ehrenmitglied des betr. Clubs ernannt werden.

Dok. 249 23. November 1933

Deutscher Fechterbund Zeitungsbericht über unterschiedliche Handhabung zur Arierfrage in Fechtklubs [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 23. November 1933.]

Wir haben vor kurzem darauf hingewiesen, dass Helene Mayer,16 die Olympiasiegerin des Jahres 1928, in Auswirkung des Arierparagraphen aus dem Klub, in dem 16 Helene Mayer (1910–1953) stammte aus Offenbach, lebte aber seit Anfang der 1930er Jahre in den USA. Im Sommer 1936 nahm sie unter dem Druck der NS-Machthaber als einzige deutsche ‚Halbjüdin‘ an den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin teil. Vgl. Braun, Jutta: Helene Mayer. Eine jüdische Sportlerin in Deutschland, in: Bauer, Theresia / Kraus, Elisabeth / Kuller, Elisabeth / Süß, Winfried (Hrsg.): Gesichter der Zeitgeschichte. Deutsche Lebensläufe im 20. Jahrhundert, München 2009, S. 85–102.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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sie ihre Ausbildung genoß und dessen Namen sie zu Weltruhm verhalf, austreten musste. Es wird nun bestätigt, dass der Offenbacher Fechtklub in der Tat die sämtlichen Mitglieder der Fechter-Familie Mayer, sowohl Frau Witwe Mayer, wie deren Sohn Dr. Eugen Mayer, den ehemaligen deutschen Hochschul-Meister im Florett und auch die Olympiateilnehmerin Helene Mayer aus seinen Reihen ausgeschlossen hat. Der Ausschluß ist rein formell betrachtet umso unverständlicher, als der Deutsche Fechter-Bund keineswegs den Arierparagraphen in seiner radikalen Form eingeführt und der Offenbacher Fechtclub selbst durchaus nicht alle nichtarischen Mitglieder, wie z. B. den getauften Juden H a l b e r s t a d t, auch einen deutschen Meister und Olympiakämpfer, ihrer Mitgliedsrechte für verlustig erklärt hat. Der gleichfalls ausgeschlossene Florettmeisterfechter Dr. Fritz S t a r k ist selbst seit Jahren auch Mitglied des Frankfurter Fechtklus „Hermannia“, der bisher seine nichtarischen Mitglieder in jeder Weise unterstützte. Dr. Stark beteiligt sich nach wie vor am Uebungsbetrieb der Hermannen und hat also Gelegenheit, im Waffengang mit den Meisterfechtern wie Casimir, Eissenecker und Rosenbaur seine Fähigkeiten zur Olympiareife zu steigern. Helene Mayer war bis zu ihrer Ausreise nach Amerika – sie ist bekanntlich Stipendiatin der Claremont University (Californien) – ebenfalls Mitglied der „Hermannia“. Zur Zeit ruht ihre Mitgliedschaft, aber es dürften in Kreisen ihrer Fechtkameraden und Kameradinnen in Frankfurt keine grundsätzlichen Bedenken dagegen bestehen, dass sie nach ihrer Rückkehr wieder aktiv bei den Hermannen das Fechten aufnimmt. Der Deutsche Fechter-Bund scheint übrigens auf dem Standpunkt zu stehen, dass H e l e n e M a y e r   nach wie vor Mitglied des DFB ist und dass sie also 1936 auch für Deutschland starten kann und wird. Wir verzeichnen diese auf maßgebenden Auskünften beruhenden Meldungen als eine erfreuliche Bestätigung der Tatsache, dass von einer „Nichteinhaltung“ der in Wien gegebenen Zusagen hinsichtlich der Beteiligung deutscher Juden an den Olympiakämpfen 1936 – wenigstens im Fechtsport, wo das nichtarische Element seit Jahren eine bedeutende internationale Rolle spielt – bisher keine Rede sein kann.

Dok. 250 27. November 1933

Deutscher Automobil-Club Zwei Zeitungsberichte über Umgang mit jüdischen Mitgliedern im neuen Deutschen AutomobilClub [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 27. November 1933.] [Quelle: CV-Zeitung, 30. November 1933.]

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 3 Turn- und Sportbewegung

Die Mitgliedschaft im „Deutschen Automobil Club“ Auf eine Anfrage hat „Der Deutsche Automobil-Club“, der die Zusammenfassung aller bisher bestehenden deutschen Automobilvereinigungen darstellt, geantwortet, dass „Nichtarier, die im Weltkriege auf deutscher oder verbündeter Seite an der Front gekämpft haben, Mitglied des DDAC bleiben können, wenn sie genaue Angaben darüber, wo und in welchem Truppenteil sie kämpften, machen, so dass allenfalls die Richtigkeit ihrer Angaben nachgeprüft werden könne.“ Die bisherigen jüdischen Mitglieder werden vom DDAC aufgefordert, Angaben über ihre Fronttätigkeit zu machen, um die Frage ihres Mitgliedschaftsverhältnisses endgültig klären zu können. Das Frontprinzip im Deutschen Autoclub Der Deutsche Autoklub, der einzige nach durchgeführter Gleichschaltung in Deutschland bestehende Automobilklub, nimmt Nichtarier als Mitglieder auf, wenn sie Frontkämpfer waren. Es können somit jüdische Automobilisten, die ehemalige Frontkämpfer sind, bei Fahrten ins Ausland wieder Carnets zu ermäßigten Preisen beziehen. Nichtarier, die keine Frontkämpfer sind, erhalten die erforderlichen Carnets, wenn sie eine erhöhte Verwaltungsgebühr von 20 RM bezahlen und die Bürgschaft einer Bank über den Zollbetrag nachweisen können.

Dok. 251 27. November 1933

Oberste Behörde für Trabrennen Zwei Zeitungsberichte zur Umbildung der Behörde nach arischen Gesichtspunkten / Ausnahmen für Pferde aus jüdischen Gestüten [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 27. November 1933.] [Quelle: CV-Zeitung, 30. November 1933.]

Juden und Rennsport Bei der Umbildung der Obersten Rennbehörde sind alle nichtarischen Mitglieder, in erster Linie der bekannte Rennstallbesitzer Geh.-Rat Dr. A. v. Weinberg und sein Schwiegersohn, Graf Spreti, der freilich selbst ebenso wie seine Gattin, eine Stieftochter Dr. v. Weinbergs, Arier ist, ausgeschieden. Nach einer neulich erlassenen Bestimmung dürfen Nichtarier auch als Reiter und Fahrer nicht mehr tätig sein. In Verfolg dessen setzt die Oberste Behörde für Trabrennen den Termin für den Nachweis arischer Abstammung auf den 1. Dezember fest. Der erfolgreiche Hindernisjo-



3.1 Turn- und Sportverbände 

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ckey W. Wolff erhielt die Erlaubnis, weiter seinen Beruf auszuüben, da sein Vater im Kriege gefallen ist. Er wurde an den Stall des Trainers E. v. Eckartsberg engagiert. Bei einer in Berlin-Hoppegarten veranstalteten Hengstschau wurden zwei Pferde mit den ersten Plätzen ausgezeichnet, die von nichtarischen Züchtern gezogen sind. Den ersten Preis erhielt der Vollblüter Theseus, gezogen von Leo Lewin im Gestüt Römerhof, den zweiten Preis Lützow, der im Gestüt Leutstetten gezogen wurde, dass sich zu jener Zeit ebenfalls im Besitz eines jüdischen Rennmannes befand. Die beiden Hengste wurden von der preußischen Landesgestütverwaltung angekauft. Der Arierparagraph im Rennsport Aus Hamburg wird der Jüdischen Telegraphenagentur (JTA) gemeldet: Bei der Umbildung der Obersten Rennbehörde sind alle nichtarischen Mitglieder, in erster Linie der bekannte Rennstallbesitzer, Geheimrat Dr. A. von Weinberg, und sein Schwiegersohn, Graf Spretti, ausgeschieden. Der erfolgreiche Hindernisjockei W. Wolf erhielt die Erlaubnis, seinen Beruf weiter auszuüben, weil sein Vater im Kriege gefallen ist.

Dok. 252 Dezember 1933

Zeitschrift Sportvereins-Praxis17 Kommentar zur Einführung von Arierparagraphen in Sportvereinen [Quelle: Die Sportvereins-Praxis. Fachzeitung für praktische Verwaltungsarbeit in Sportvereinen, 12/33, S. 12.]

Es ist [...] nirgends generell verlangt, dass Vereine einen so genannten Arierparagraphen in ihrer Satzung haben. Das ist der Paragraph, welcher die Mitgliedschaft von Juden ausschließt. Vereine, welche die Bestimmung treffen wollen, tun das freiwillig, von keiner Seite ist ein Verlangen nach einer solchen Einstellung gefragt. In einigen Verbänden ist nur die sportliche Betätigung in den ersten Mannschaften untersagt.

17  Die Zeitschrift wurde von Carl Koppehel, dem Pressewart des DFB, herausgegeben und wandte sich in erster Linie an die Vereine des DFB.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 253 5. Dezember 1933

Deutscher Ruderverband Einführung einer Mustersatzung für Rudervereine mit Arierpargraphen [Quelle: Wassersport, Nr. 49/1933, S. 959.]

Nachstehend gebe ich die Mustersatzung für die Vereine bekannt. Sie ist keine bindende Vorschrift, sondern eine Richtlinie. In ihr ist der Führergrundsatz mit zwingender gesetzlicher Vorschrift und wichtigstem Lebensinteresse der Vereinsmitgliedschaft in Einklang gebracht. Potsdam, den 5.12.33 Pauli (Führer des Dt. Ruderverbandes) (…) §6 (2) Die Mitglieder müssen arischer Abstammung sein. Die reichsrechtlichen Vorschriften über das Berufsbeamtentum finden für die Mitgliedschaft von Nichtariern Anwendung.

Dok. 254 1. Februar 1934

Deutscher Schießsportverband [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 1.Februar 1934.]

Arierparagraph bei den Kleinkaliberschützen Der Reichsverband Deutscher Kleinkaliberschützen Verbände hat sich bezüglich des Arierparagraphen die Bestimmungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums und der dazu ergangenen Ausführungsvorschriften zu eigen gemacht. In Anlehnung an die bekannte Ergänzung des Reichssportführers betreffend der Besetzung von Führerposten in Sportvereinen und Verbänden hat der Führer des Reichsverbandes bestimmt, daß darüber hinaus der Erlaß von Vorschriften über die Aufnahme nichtarischer Mitglieder in die Vereine des Deutschen Schießsportverbandes den einzelnen Vereinen überlassen bleibt.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Dok. 255 25. Februar 1934

Deutscher Sportärzteverband Neufassung der Satzung mit Arierparagraphen [Quelle: Reichssportblatt, 25. Februar 1934, S. 28.]

§3 Mitglied kann jeder unbescholtene Arzt (Ärztin) arischer Abstammung und deutscher Eltern werden.

Dok. 256 16. April 1934

Deutscher Fußball-Bund, Führer des Gaues III Anordnung, dass Fußballspiele zwischen jüdischen und nichtjüdischen Mannschaften ‚nicht verboten‘ sind [Quelle: Der Schild, 20. April 1934.]

Wettspiele zwischen arischen und jüdischen Sportvereinen Obersturmbannführer G l ö c k l e r, der Führer des Gaues III im Deutschen Fußballbund, hat an die Berliner Sportgemeinschaft im RjF folgendes Schreiben gerichtet: Deutscher Fußball-Bund, Gau III Brandenburg. Berlin NW 40, Kronprinzenufer 19. An die Berliner Sportgemeinschaft 1933 im Sportbund des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, Berlin – Gl/J – 16.04.1934. Der Spielverkehr mit den arischen Sportvereinen ist den jüdischen Sportvereinen zu Privatspielen im Gau III des DFB nicht verboten. Ich erwarte, dass die Privatspiele von beiden Seiten mit der gebotenen Zurückhaltung ausgetragen werden. Mit sportlichem Gruße Der Führer des Gaues III des DFB

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 3 Turn- und Sportbewegung

Gez. Glöckler,18 Obersturmbannführer. [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 26. April 1934.]

Ergänzende zugehörige Zeitungsmeldung Wieder Sportverkehr zwischen arischen und jüdischen Vereinen! Wie schon in Nr. 15 des ‚Israelitischen Familienblattes‘ vom 12. April berichtet, fand in Berlin kürzlich ein Spiel zwischen dem Jüdischen Turn- und Sport-Club 05 und einem Verein des Gau III des Deutschen Leichtathletik-Verbandes statt. Die prinzipielle Erlaubnis zum Austragen solcher Spiele wurde schon vor längerem erteilt. Der  D e u t s c h e M a k k a b i k r e i s erhielt sie von der Deutschen Sportbehörde bereits am 28. Februar d.J. und vom Deutschen Fußballbund am 19. März, so daß B a r K o c h b a – H a k o a h, Berlin, am 13. Mai mit drei Fußballmannschaften gegen C o r s o auf dem Berliner Sportplatz am Schäfersee spielen wird, während weitere Spiele vor dem Abschluß stehen. In Kürze wird jetzt auch die B e r l i n e r S p o r t g e m e i n s c h a f t 1933 im Sportbund des RjF. gegen arische Vereine antreten und Bestimmungen betreffs solcher Spiel für die ihr angehörenden Sportgruppen erlassen, nachdem ihr am 16. April vom Führer des Gaues III des Deutschen Fußball-Bundes folgende Mitteilung zugegangen ist: „Der Spielverkehr mit den arischen Sportvereinen ist den jüdischen Sportvereinen zu P r i v a t spielen im Gau III des DFB n i c h t verboten. Ich erwarte, dass die Privatspiele von beiden Seiten mit der gebotenen Zurückhaltung ausgetragen werden.“ gez. Glöckler, Obersturmbannführer.

Dok. 257 19. April 1934

Deutscher Automobil-Club Ausweitung des Arierparagraphen im Verband [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 19. April 1934.] 18 Oskar Glöckler (1883–1938) war bereits seit 1922 Mitglied der NSDAP und 1923 am HitlerPutsch in München beteiligt. Seit 1933 war er als NS-Funktionär für Sport- und Kunstorganisationen in Berlin tätig. Er beging 1938 Selbstmord, nachdem enttarnt worden war, dass er jahrelang zu Unrecht einen Professorentitel geführt hatte.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Die große, das gesamte private Kraftfahrwesen umfassende Organisation „Der Deutsche Automobil Club“ der aus dem „Allgemeinen Deutschen Automobil Club“ (ADAC) hervorgegangen ist, hat, wie wir schon meldeten, den Arierparagraphen mit der Maßgabe eingeführt, daß nichtarische Frontkämpfer in dem neuen Club verbleiben bzw. in ihn eintreten können. Allerdings verlautet jetzt clubamtlich, daß Nichtarier, auf die diese Aufnahme zutrifft – es handelt sich um den Satzungsparagraphen, der dem bekannten §3 des Reichsgesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entspricht – weder die DDAC-Sportkleidung tragen noch das Klubabzeichen führen dürfen; man kann sie also – bestenfalls – als Klubmitglieder „zweiter Klasse“ bezeichnen.

Dok. 258 11. Oktober 1934

Deutscher Fußball-Bund, Führer des Gaues III Verweigerung einer Genehmigung für ein Spiel zwischen nichtjüdischer und jüdischer Mannschaft [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 11. Oktober 1934.]

Das für den vergangenen Sonntag in Berlin angesetzte Gesellschaftsspiel der beiden Fußballvereine Birkenwerder – Ballspielklub und Bar Kochba – Hakoah Berlin wurde am Sonntagvormittag mit dem Bemerken abgesagt, dass Birkenwerder vom Gau III keine Genehmigung bekommen hätte.

Dok. 259 11. Januar 1935

Fachamt Leichtathletik Zeitungsmeldung über die unterschiedliche Aufnahme jüdischer Sportler in die Bestenliste des Verbandes [Quelle: Jüdische Rundschau, 11. Januar 1935.]

In der in Nr. 51 des „Leichtathlet“ aufgestellten Bestenliste, die die Strecken von 100 bis 400m umfaßt, finden wir: Sternlieb, Bar Kochba Breslau mit 10,9 Sekunden über 100m, und 22,5 Sekunden über 200m, sowie Franz Orgler, Hakoah

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 3 Turn- und Sportbewegung

Wuppertal, mit 51,1 Sekunden über 400 m verzeichnet. Werner Schattmann, Bar Kochba Berlin, der, wie bekannt, bei den Deutschen Makkabimeisterschaften Sternlieb mit 10,8 Sekunden geschlagen hat, ist, ebenso wie Dr. Lewin, der auf der gleichen Veranstaltung 10,9 Sekunden erreicht hat, nicht aufgeführt.

Dok. 260 21. April 1936

Leiter der DRL-Rechtsabteilung Stefan Nürck Aufhebung der scharfen antijüdischen Satzungsbestimmungen in den Vereinen der DT [Quelle: Deutsche Turn-Zeitung 1936, Folge 15, S. 5.]

Der §4 der Satzung für die dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen angeschlossenen Vereine der Deutschen Turnerschaft knüpft die Mitgliedschaft an die Bedingung, daß der Aufzunehmende arischer Abstammung sein muß.19 Diese Satzungsbestimmung hat seit dem 1. Januar 1936 ihre Gültigkeit verloren. Die nunmehr geltende Gesetzgebung über das Reichsbürgerrecht und über den Schutz des deutschen Blutes geht von dem Erfordernis des deutschen und artverwandten Blutes aus. [...] Im Endergebnis kommt die Regelung darauf hinaus, daß sogenannte Vierteljuden, d. h. Personen, die nur einen jüdischen Großelternteil aufweisen, unbeschränkt im deutschen Volke aufgehen können und sollen, und daß sogenannte Halbjuden, d. h. Personen, die zwei jüdische Großeltern aufweisen, von gewissen Ausnahmen abgesehen, die ihre Hinneigung zum Judentum erkennen lassen, vorläufig als Reichsbürger gelten. [...] Nur die außerhalb dieser Gruppe stehenden Personen jüdischer Rasse sind im Sinne des angezogenen Gesetzes Juden und stehen damit außerhalb der Reichsbürgerschaft. [...] Durch die Regelung ist die Frage, wer Jude ist oder als solcher gilt, einheitlich und bindend geregelt. Stärkere Anforderungen dürfen nur noch im Wege der Reichsgesetzgebung und im Bereich der NSDAP und ihrer Gliederungen gestellt werden. Der §6 der ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 (RGBl. I, Seite 13333) verbietet demgemäß, weitere Anforderungen an die Reinheit des deutschen Blutes zu stellen, es sei denn mit Zustimmung des Reichsminister des Innern und des Stellvertreters des Führers, und setzt alle schon bestehenden Anforderungen dieser Art mit dem 1. Januar 1936 außer Wirkung, sofern sie nicht durch die genannten Instanzen besonders zugelassen werden. Diese Vorschrift bezweckt zu verhin19  Dok. 308.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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dern, daß den dem Kreise der Halb- und Vierteljuden zugehörigen Personen jede Bewegungsmöglichkeit verbaut wird. Daraus folgt, daß auch die Arier-­Bestimmungen der Satzungen der Turnvereine hinfällig geworden und als Vorschriften, die einem gesetzlichen Verbot zuwiderlaufen, nichtig sind. Ein Anlaß, von der Möglichkeit der Zulassung Gebrauch zu machen, besteht zur Zeit jedenfalls nicht. Durch die Vorschrift ändert sich hinsichtlich der Aufnahme von Judenabkömmlingen in Turn- und Sportvereinen praktisch nichts. Das Recht der Aufnahme ist dem Vereinsführer anvertraut. Er übt dieses Recht selbständig und nach seinem freien Ermessen aus, kann also jede Person, die ihm vom Standpunkt seines Vereins aus nicht genehm ist, ablehnen. Nur darf er die Ablehnung nicht mit dem Fehlen der Ariereigenschaft begründen, was keine Schwierigkeit bedeutet, da Gründe anzugeben weder notwendig noch zweckmäßig ist. Ist eine Person, die als Jude gesetzlich gekennzeichnet ist, in einem Verein Mitglied, so folgt aus den vorstehenden Grundsätzen, daß eine Mitgliedschaft nicht einfach durch Streichung gelöscht werden kann. Denn die Entziehung der Mitgliedschaft ist satzungsmäßig geregelt und setzt eine schwere Verfehlung im Sinne des §7 der Einheitssatzung für die Vereine des Reichsbundes voraus; sie kann auch nur im Wege eines formellen Ausschließungsverfahrens herbeigeführt werden. In der rassischen Eigenschaft einer Person selbst kann aber niemals ein schwerer Verstoß in dem genannten Sinne erblickt werden. Die Streichung eines Juden um seines Judentums willen würde daher einen Verstoß gegen das Gesetz, nämlich den vorgenannten §6 der Verordnung vom 14. November 1935 bedeuten. Nur wenn das Mitglied den Verein bei der Aufnahme über seine Judenschaft arglistig getäuscht hätte, läge die Sache anders. Denn die Aufnahme ist als Rechtsakt des Personenrechts der Anfechtung fähig und die Anfechtung kann binnen Jahresfrist nach der Entdeckung der Täuschung erfolgen; sie hat die Wirkung der Nichtigkeit der Mitgliedschaft. Ebenso könnte ein Irrtum über die Eigenschaft als Jude eine Anfechtung rechtfertigen, und zwar unter Hinweis darauf, daß die Bedeutung der Zugehörigkeit des Mitgliedes zum Judentum erst mit dem Durchbruch der nationalsozialistischen Auffassung von der Wesensverschiedenheit der Rassen erkannt worden sei; jedoch nur unverzüglich nach der Entdeckung dieser Eigenschaft. Denjenigen Personen, die trotz jüdischer Blutmischung als vorläufige Reichsbürger gelten, muß auf jeden Fall die Mitgliedschaft verbleiben und sie kann ihnen nur durch Austritt oder durch ein Ausschließungsverfahren gemäß §7 der Einheitssatzung verloren gehen. Was die mit der vorläufigen Reichsbürgerschaft ausgestatteten Mischlinge betrifft, so kann heute weder eine Anfechtung noch eine Ausschließung um ihrer Abstammung willen in Betracht kommen. gez. Nürck

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 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 261 14. Dezember 1936

Deutscher Golfverband Ausschluss der noch verbliebenen jüdischen Mitglieder [Wiedergegeben nach: Quanz, Dietrich R, hrsg. vom Deutschen Golfverband: 100 Jahre Golf in Deutschland. Band 2: Glanzzeiten und Schattenseiten 1924–1949. Oberhaching 2007, S. 116.]

Einschreiben Wiesbaden-Bieberich, den 14. Dezember 1936 An die Clubführer der dem DGV angeschlossenen Clubs und die verantwortlichen Leiter der Bäder-Golfplätze Sehr geehrte Herren! Die Führung des Deutschen Golf Verbandes hat auf einer in Anwesenheit des Reichssportführers stattgefundenen Führerkreis-Sitzung folgende Regelung in der Nichtarierfrage beschlossen: a.) Clubmitglieder Zwecks erforderlicher Angleichung an die Bestimmungen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen ist ab 1. Januar 1937 für die Mitgliedschaft bei den dem DGV angeschlossenen Golfclubs die arische Abstammung gemäss der Nürnberger Gesetzgebung (Reichsbürgerbrief) massgebend. Infolgedessen scheiden mit dem 31. Dezember d.Js. alle diejenigen Golfclubmitglieder aus, die nach den Nürnberger Gesetzen keinen Anspruch auf die Erteilung des Reichsbürgerbriefes haben. b.) Gäste Auch der Besuch der Golfplätze oder Clubhäuser aufgrund von Gastkarten (Tages-, Wochen-, Monats-, Jahreskarten, Eintrittskarten ohne Spielberechtigung u.ähnl.) ist lediglich Reichsbürgerbrief-Berechtigten gestattet.



3.1 Turn- und Sportverbände 

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Sämtliche Clubs, auch diejenigen, die diese Maßnahmen bereits ganz oder teilweise durchgeführt haben, melden dem Deutschen Gold-Verband bis zum 15. Januar 1937 die erfolgte Durchführung dieser Bestimmungen, für die die Clubführer der einzelnen Clubs verantwortlich sind. Das Gleiche gilt für die verantwortlichen Leiter der Bäder-Golfplätze, die dem Deutschen Golf-Verband ihre Kenntnisnahme dieses Schreibens zum obigen Termin bestätigen müssen. Wir empfehlen allen Clubleitungen, sich von ihren örtlichen Behörden einen Auszug der in Frage kommenden Gesetze zu verschaffen. Ferner steht der Verbandsführer für telefonische Rückfragen an den Vormittagen der nächsten Tage unter der Nr. Wiesbaden 61444 gern zur Verfügung. Heil Hitler Gez. Karl Henkell Verbandsführer.

Dok. 262 7. Januar 1937

Deutscher Reichsbund für Leibesübungen, Gauführer Pottag [Quelle: Israelitisches Familienblatt, 7. Januar 1937.]

Keine Mischlinge in den DRL-Vereinen Da der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen eine Gliederung des nationalsozialistischen Staates ist, können künftig Mischlinge in den deutschen Turnund Sportvereinen nicht mehr geduldet werden; also auch Vierteljuden sind aus den Listen der Mitglieder zu streichen. Diese Mitteilung machte der schlesische Reichsbund-Gauführer Pottag bei einer Arbeitstagung seines Gaues.

Dok. 263 2. August 1937

Deutscher Motoryachtverband im DRL an alle Verbandsvereine Ausschluss aller noch verbliebenen jüdischen Mitglieder nach Anweisung des Reichssportamtes

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 3 Turn- und Sportbewegung

[Quelle: Makkabi Archiv Ramat Gan.]

Das Reichssportamt hat erklärt, dass Juden die Mitgliedschaft in Vereinen, die zum Reichsbund für Leibesübungen gehören, unmöglich ist. Ich sehe mich daher zu der Bitte veranlasst, mir bis zum 15. September d. Js. zu berichten, dass Ihr Verein keine Juden mehr als Mitglieder hat. Als Anhalt füge ich ein Muster des im Motor-Yacht-Club von Deutschland zur Erledigung dieser Angelegenheit gewählten Verfahrens bei. gez. Hopmann.

3.2 Turn- und Sportvereine Dok. 264 2. April 1933

Boxabteilung der SG Eintracht Frankfurt Einführung eines Arierparagraphen [Wiedergegeben nach: Thoma, Matthias: Wir waren die „Juddebubbe“. Eintracht Frankfurt in der NS-Zeit. Göttingen 2007, S. 46.]

Gemäß Beschlusses des R.B.-Kongresses vom 2. April 1933 können jüdische ­Mitglieder in unseren Reihen weder geführt, noch dürfen solche aufgenommen ­werden.

Dok. 265 6. April 1933

Berliner Sportclub Auszug aus dem Protokoll der Vorstandssitzung betr. Neuaufnahmen nur für arische Mitglieder [Wiedergegeben nach: Bahro, Berno: „Den Verbandsvereinen wird ferner empfohlen, ihren ­jüdischen Mitgliedern das Ausscheiden nahe zu legen“ – Der Umgang Berliner Sportvereine mit jüdischen Mitgliedern im Jahre 1933. In: Bahro, Berno/Braun, Jutta/Teichler, Hans Joachim (Hrsg.): Vergessene Rekorde. Jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933. Berlin 2009, S.105.]



3.2 Turn- und Sportvereine 

 175

Es wurde beschlossen in Zukunft nur noch Mitglieder aufzunehmen, die das Arierprinzip anerkennen und für ihre Person entsprechende Zusicherung geben, nicht jüdischer Abstammung, jüdisch versippt oder verschwägert sind und auch nicht von jüdischen Eltern oder Großeltern abstammen.

Dok. 266 7. April 1933

FC Schalke 04 Außerordentliche Mitgliederversammlung mit Rücktritt des 2. Vorsitzenden Dr. Paul Eichengrün20 [Wiedergegeben nach: Goch, Stefan: Zwischen Blau und Weiß liegt Grau. Der FC Schalke 04 im Nationalsozialismus. Essen 2005, S. 69.]

Auch Dr. Eichengrün habe zum größten Bedauern des Vereins sein Amt als 2. Vorsitzender niedergelegt, weil die Zeitverhältnisse dies als ratsam erscheinen ließen, bleibe aber Mitglied des Vereins. Auch die Verdienste dieses Vorstandsmitgliedes streicht Stolze heraus, auf dessen Mitarbeit man nur sehr schwer verzichten könne. (...) Herr Dr. Eichengrün begründete dann noch einmal kurz seinen Austritt (sic!). Er habe geglaubt, im Interesse des Vereins gehandelt zu haben, wenn er sein Amt schweren Herzens niederlege. Er sei aber bereit, dem Verein auch weiterhin als Mitglied mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Sturm, der das Schiff von Schalke 04 nun so lange Zeit hin und her geschleudert habe, bald einer ruhigeren Brise Platz mache. Er ermahnt die Versammlung, auch weiter nach der Devise zu handeln: Alles für Schalke 04.

Dok. 267 9. April 1933

Süddeutscher Fußball- und Leichtathletikverband ‚Stuttgarter Erklärung‘ führender süddeutscher Fußballvereine zur „Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“

20  Paul Eichengrün (1899–1985) war seit 1932 2. Vorsitzender des FC Schalke 04. Nach seinem erzwungenen Abschied dort wurde er Funktionär im Sportbund Schild. 1938 floh er in die USA. Vgl. Peiffer, Lorenz / Wahlig, Henry: Verlorene Helden. Die Vertreibung der Juden aus dem deutschen Fußball nach 1933. Beilage zum Magazin 11 Freunde Nr. 148, S. 14.

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 3 Turn- und Sportbewegung

[Quelle: Der Kicker, 11. April 1933 (Nr. 15), S. 565.]

Die Stuttgarter Kickers haben auf den gestrigen Sonntagvormittag die Vertreter der zurzeit an den süddeutschen Schlußspielen beteiligten Vereine zusammengerufen, um eine Aussprache über die Aenderung des Spielsystems beizuführen. Mit Ausnahme des VfR Wormatia Worms und des FSpV Mainz 05 waren sämtliche Vereine vertreten. Gleich zu Anfang der Besprechung kam man jedoch überein, daß es durch die Zeitverhältnisse bedingt sei, andere, wichtigere Fragen als das Spielsystem zu besprechen, die man in folgender, einheitlich gefaßter Entschließung zum Ausdruck brachte: „Die unterzeichnenden, am 9. April 1933 in Stuttgart anwesenden, an den Endspielen um die süddeutsche Fußballmeisterschaft beteiligten Vereine des Süddeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes stellen sich freudig und entschieden den von der nationalen Regierung auf dem Gebiete der körperlichen Ertüchtigung verfolgten Besprechungen zur Verfügung und sind bereit, mit allen Kräften daran mitzuarbeiten. Sie sind gewillt, in Fülle dieser Mitarbeit alle Folgerungen, insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen, zu ziehen. Sie betrachten es ferner als vaterländische Pflicht, den Wehrsport in ihr Jugenderziehungsprogramm aufzunehmen. Stuttgarter Kickers, Karlsruher Fußball-Verein, Phönix Karlsruhe, Union Böckingen, Fußball-Sportverein Frankfurt, Eintracht Frankfurt, 1. Fußball-Club Nürnberg, Spielvereinigung Fürth, Sportverein Waldhof, Phönix Ludwigshafen, Bayern München, 1860 München, Fußball-Club Kaiserslautern, Fußball-Club Pirmasens“.

Dok. 268 10. April 1933

Karlsruher FV

Austrittsgesuch des bisherigen Mitgliedes Julius Hirsch21

21 Julius Hirsch (1892–1945 für tot erklärt) gehörte Anfang des letzten Jahrhunderts zu den besten Fußballern in Deutschland. Er wurde mit seinem Heimatverein Karlsruher FV und der SpVgg Fürth je einmal deutscher Meister und bestritt 1911/12 insgesamt sieben Länderspiele für die deutsche Nationalelf. Er wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Vgl. Skrentny, Werner: Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet. Biografie eines jüdischen Fußballers. ­Göttingen 2012.



3.2 Turn- und Sportvereine 

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[Quelle: Privatarchiv Andreas Hirsch, Karlsruhe.]

Ich lese heute im Sportbericht Stuttgart, daß die großen Vereine, darunter auch der KFV, einen Entschluss gefasst haben, daß die Juden aus den Sportvereinen zu entfernen seien. Leider muss ich nun bewegten Herzens meinem lieben KFV, dem ich seit 1902 angehöre, meinen Austritt anzeigen. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß es in dem heute so gehaßten Prügelkinde der deutschen Nation auch anständige und vielleicht noch viel mehr national denkende und auch durch die Tat bewiesene und durch das Herzblut vergossene Juden gibt.

Dok. 269 10. April 1933

BEWAG-Sportgruppe Berlin Beschluss der erweiterten Vorstandssitzung betr. Ausschluss der jüdischen Mitglieder [Wiedergegeben nach: Brüggemeier, Franz-Josef / Borsdorf, Ulrich / Steiner, Jörg (Hrsg.): Der Ball ist rund. Katalog zur Fußballausstellung im Gasometer Oberhausen im CentrO anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Deutschen Fußball-Bundes 12. Mai bis 15. Oktober 2000. Essen 2000, S. 175.]

Alle jüdischen Mitglieder, sowie die infolge der nationalen Erhebung aus den Diensten der Bewag endgültig ausgeschiedenen Mitglieder, werden ab 1. April 1933 von der Mitgliederliste des Sportvereins gestrichen. (...) Der Gesamtvorstand des Sportvereins der Berliner Elektrizitätswerke e. V.

Dok. 270 11. April 1933

Tennis Borussia Berlin Protokoll der Mitgliederversammlung mit Bericht über Austritt der meisten jüdischen Mitglieder [Wiedergegeben nach: Buschbom, Jan: „Viele Juden hätten öffentlich gekämpft, wären sie nicht von der Umwelt im Stich gelassen worden“. In: Journal der Jugendkulturen 9/2003, S. 24–36, hier: S. 31.]

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 3 Turn- und Sportbewegung

Die stark besuchte Versammlung, 158 Mitglieder, wird von Herrn Rüdiger eröffnet, der in seiner Rede darauf hinweist, dass die Politik nunmehr auf den Verein Einfluss hätte und nicht nur die Herren jüdischer Konfession ihre Vorstandsämter zur Verfügung gestellt haben, sondern auch der größte Teil unserer jüdischen Mitglieder ihren Austritt erklärt haben. Er bedauert dies, da sich unter diesen auch einige sehr verdienstvolle Mitglieder befinden. Zugehöriger Zeitungskommentar [Quelle: Fußballwoche, 3. April 1933 (Nr. 14), S. 27.]

Sämtliche Mitglieder von Tennis-Borussia, die jüdischer Konfession oder Abstammung sind, haben dem Verein geschlossen ihren Austritt erklärt.

Dok. 271 11. April 1933

Leichtathletik-Abteilung der SG Eintracht Frankfurt Abmeldung des jüdischen Vereinsmitglieds Dr. Paul Blüthenthal wird mit „größtem Bedauern“ beantwortet22

[Wiedergegeben nach: Thoma, Matthias: Wir waren die „Juddebubbe“. Eintracht Frankfurt in der NS-Zeit. Göttingen 2007, S. 49 f.]

Sehr geehrter Herr Doktor! Zu unserem grössten Bedauern erhielten wir seitens des Hauptvorstandes davon Kenntnis, dass Sie infolge der derzeitigen politischen Verhältnisse in unserem geliebten Verlande ihren Austritt erklärt haben. Uns, der Sie der Leichtathletik-Abteilung so nahe gestanden haben und der Sie in früheren Jahren ihre ganze Kraft zur Verfügung stellten, trifft dies besonders hart. Wir benutzen den Anlass, Ihnen auch heute nochmals für alles das zu danken, was Sie für die Ihnen ans Herz gewachsene Abteilung getan haben und tun konnten.

22 Eine Antwort von Paul Blüthenthal folgt in Dok. 273.



3.2 Turn- und Sportvereine 

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Erscheint uns auch Ihr nun einmal getroffener Entschluss für die derzeitige Lage als das einzig Richtige, so werden wir uns trotzalledem gestatten, Sie über die Vorgänge innerhalb der Leichtathletikabteilung stets auf dem Laufenden zu halten. Mit ausgezeichneter sportlicher Wertschätzung L.A.Abtlg. der Sportgemeinde “EINTRACHT“ gez. 1. Vorsitzender

Dok. 272 13. April 1933

Außerordentliche Delegiertenversammlung des SC Charlottenburg [Wiedergegeben nach: Bahro, Berno: „Den Verbandsvereinen wird ferner empfohlen, ihren ­jüdischen Mitgliedern das Ausscheiden nahe zu legen“ – Der Umgang Berliner Sportvereine mit jüdischen Mitgliedern im Jahre 1933. In: Bahro, Berno/Braun, Jutta/Teichler, Hans Joachim (Hrsg.): Vergessene Rekorde. Jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933. Berlin 2009, S. 103.]

Der SCC [hat] eine Versammlung seiner Mitglieder für Donnerstag einberufen, die einen Beschluss über die Einführung des Arierparagraphen fassen soll. […] Auf der Mitgliederversammlung wurde der § 3a der Vereinssatzung ergänzt um den Passus: Es kann nur noch jede unbescholtene Person ordentliches Mitglied werden, ‚die arischer Abstammung ist und das 18. Lebensjahr vollendet hat‘. §3e: Der geschäftsführende Vorstand kann Ausnahmen von den Bestimmungen des §3a zulassen. Dok. 273 22. April 1933

Leichtathletik-Abteilung der SG Eintracht Frankfurt Antwortbrief 23 von Dr. Paul Blümenthal an die Eintracht

[Wiedergegeben nach: Thoma, Matthias: Wir waren die „Juddebubbe“. Eintracht Frankfurt in der NS-Zeit. Göttingen 2007, S. 49 f.]

23 Dok. 271.

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 3 Turn- und Sportbewegung

Liebe Sportkameraden! Die mir mit Eurem Schreiben vom 11. April 1933 bewiesene Treue will ich nach Kräften vergelten. Es ist mir in Zeiten schwerer seelischer Bedrängnis ein starker Trost, zu wissen, dass äussere Schranken innere Verbundenheit nicht zu trennen vermögen. So reiche ich Euch erneut die Hand – über alle künstlich errichteten Schranken hinweg – und bleibe, was ich stets war, Euer Euch innerlich verbundener Deutsch denkender und Deutsch fühlender Sportkamerad.

Dok. 274 25. April 1933

VfL Halle 1896 Einführung eines Arierparagraphen [Quelle: Der Leichtathlet 17/1933 vom 25. April 1933, 12.]

Der Hauptvorstand des VfL Halle 1896 hat im Einvernehmen mit den Abteilungsleitern beschlossen, nur nationaldenkende und deutschstämmige Mitglieder ­aufzunehmen und zu führen.

Dok. 275 25. April 1933

Hamburger Schachklub von 1830

Vorsitzender Robinow24 gibt seinen Rücktritt bekannt [Quelle: Hamburger Schachklub 175 Jahre – Aspekte aus seiner Historie. Abrufbar unter: http:// www.hsk1830.de/pages/infos/historie.htm, Stand 16.04.2017.]

Herr Walter Robinow versammelte am Klubabend, den 25. April 1933, die Mitglieder um sich, um die Erklärung abzugeben, dass er sich zu seinem Bedauern gezwungen sehe, sein Amt als Vorsitzender unseres Klubs, das er fast 25 Jahre lang innegehabt hätte, anlässlich der politischen Ereignisse in Deutschland, die sich auch auf die Schachverbände und Schachvereine ausgedehnt hätten,

24 Walter Robinow (1867–1938) war bis 1933 Vorsitzender des Deutschen Schachbundes sowie des Hamburger Schachklubs.



3.2 Turn- und Sportvereine 

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niederzulegen. Herr James Frankfurter sprach in längeren Ausführungen im Namen der Mitglieder des Klubs sein Bedauern über den Entschluss des Herrn Robinow aus.

Dok. 276 26. April 1933

Turn-Klubb zu Hannover Verwaltungsausschusssitzung betr. Umsetzung der Arisierungsvorgaben der DT [Quelle: Vereinsnachrichten Turn-Klubb zu Hannover, Nr.5/1933, S. 4.]

In der Verwaltungsausschussitzung vom 26.4. hat der Verwaltungsausschuss die vom Hauptausschuss der DT in Stuttgart gefassten Beschlüsse begrüßt und gelobt, ihnen treue Gefolgschaft zu leisten. Einstimmig wurde dann der Vorstand beauftragt, die Beschlüsse durchzuführen und wegen der nichtarischen Mitglieder nach den von der DT gegebenen Richtlinien zu verfahren.

Dok. 277 27. April 1933

1. FC Nürnberg Beschluss des Verwaltungs-Ausschusses zum Ausschluss jüdischer Mitglieder

Der 1. Fußball-Club Nürnberg streicht die ihm angehörenden jüdischen Mitglieder mit Wirkung vom 1. Mai 1933 aus seiner Mitgliederliste. Jüdische Mitglieder, die an der Front gekämpft haben oder die einen Sohn oder den Vater im Weltkrieg verloren haben, können auch weiterhin Angehörige des Vereins bleiben.

Dok. 278 28. April 1933

1. FC Nürnberg Brief des 2. Vorsitzenden des 1. FC Nürnberg, Rechtsanwalt Karl Müller, an das bisherige Mitglied Franz Anton Salomon [Quelle: Karola Sanders Collection, AR 10099, Leo Baeck Institute New York/USA.]

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 3 Turn- und Sportbewegung

Wertes Mitglied, Wir beehren uns, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass der Verwaltungs-Ausschuss in seiner Sitzung vom 27. April d.J. gemäß § 32 Ziff. II folgenden Beschluss gefasst hat: Der 1. Fußball-Club Nürnberg streicht die ihm angehörenden jüdischen Mitglieder mit Wirkung vom 1. Mai 1933 aus seiner Mitgliederliste. Jüdische Mitglieder, die an der Front gekämpft haben oder die einen Sohn oder den Vater im Weltkrieg verloren haben, können auch weiterhin Angehörige des Vereins bleiben. Wir geben Ihnen hiermit davon Kenntnis und teilen Ihnen mit, dass wir Sie diesem Beschluss gemäß ab 1. Mai 1933 aus unserer Mitgliederliste gestrichen haben. Mit sportlicher Hochachtung gez.

Dok. 279 30. April 1933

Osternburger Turnverein von 1876 (heute TuRa 76 Oldenburg) Aufnahme eines Arierparagraphen in die Satzung des Vereins [Wiedergegeben nach: Schachtschneider, Matthias: 125 Jahre TuRa’76, Oldenburg 2001, S. 74.]

4. Die Aufzunehmenden müssen arischer Abstammung sein und sich als nationale Deutsche bekennen.

Dok. 280 Mai 1933

Vereinigte Turnerschaft Rinteln Einführung des Arierparagraphen nach Vorgabe der DT-Führung [Wiedergegeben nach: Klaus, Kurt: Rinteln unterm Hakenkreuz... Zog ein Regiment von Hitler in ein kleines Städtchen ein. Rinteln 1989.]

Im Mai 1933 ordnet der Vereinsführer der Vereinigten Turnerschaft Rinteln, Pg. Orlopp, an, daß der sogenannte Arierparagraph im Verein Gültigkeit hat, d. h. die jüdischen Mitglieder werden ausgeschlossen. Ab sofort wird in der VTR das Wehrturnen eingeführt.



3.2 Turn- und Sportvereine 

 183

Dok. 281 11. Mai 1933

SpVgg Fürth Verwaltungssitzung beschließt Ausschluss der noch nicht ausgetretenen jüdischen Mitglieder [Wiedergegeben nach: Mau, Andreas: Die „Gleichschaltung“ der Spielvereinigung Fürth im Jahr 1933. In: Herzog, Markwart (Hrsg.): Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 40.]

Nach eingehender Aussprache wird beschlossen, die noch nicht ausgetretenen jüdischen Mitglieder infolge der Übernahme des Arierparagraphen aus den Mitgliederlisten zu streichen.

Dok. 282 13. Mai / 30. Juni 1933

Bericht über die Einführung von Arierparagraphen in zwei Pfungstädter Turnund Sportvereinen [Wiedergegeben nach: Stadtarchiv Pfungstadt (Hrsg.): Abschied ohne Wiederkehr. Jüdisches Leben in Pfungstadt. Pfungstadt 2007, S.18.]

Der Turnverein Pfungstadt und der RSV Germania 03 Pfungstadt vollziehen die Gleichschaltung. In beiden Vereinen werden die „Führer“ bestimmt sowie die Richtlinien des Arierparagraphen, der Jugendausbildung und des Wehrsports im nationalsozialistischen Sinne in den Satzungen festgelegt.

Dok. 283 15. Mai 1933

Oldenburger Turnerbund Außerordentliche Mitgliederversammlung beschließt Umsetzung der Arierstatuten [Wiedergegeben nach: Schachtschneider, Matthias: Oldenburger Sportgeschichte. Oldenburg 2006, S. 55.]

184 

 3 Turn- und Sportbewegung

In der Durchführung dieser Bestimmung [Osterbotschaft von E. Neuendorff, d. V.]25 haben alle Mitglieder jüdischer Abstammung mir bis zum 1. Juli d.J. ordnungsgemäß ihr Austreten aus dem Verein schriftlich anzuzeigen, damit von mir aus keine weiteren Maßnahmen gemacht zu werden brauchen.

Dok. 284 18. Mai 1933

VfL Hannover Auf Mitgliederversammlung wird die Einleitung „notwendiger Schritte“ zur Arisierung ­verkündet [Quelle: Vereinsarchiv VfL Hannover / Protokollbuch 1933. Die Archivalien des VfL Hannover befinden sich mittlerweile im Stadtarchiv Hannover.]

Durch die in unserem Vaterland eingetretene Aenderung der Machtverhältnisse ist auch die Deutsche Turnerschaft insofern betroffen worden, als sie die arische Abstammung als Grundbedingung zur Aufnahme in ihren Verband vorschreibt. Tb. Lange teilt mit, daß wir die in dieser Angelegenheit notwendigen Schritte bereits in die Wege geleitet haben.

Dok. 285 20. Mai 1933

Turngemeinde Worms Bericht über Druck auf jüdische Mitglieder zum Selbstaustritt [Wiedergegeben nach: Braun, Harald: Geschichte des Turnens in Rheinhessen. Band 3: 1919 bis 1950. Alzey 1990, S. 70.]

In der Turnratssitzung der TGW vom 16. Mai 1933 vertrat der Vereinsführer Zaiss die Ansicht, „den jüdischen Mitgliedern ihren Austritt nicht anzuzeigen.“ Er wollte in der Jahreshaupt- bzw. Gleichschaltungsversammlung am 20. Mai die „betr. Angelegenheit zur Sprache bringen“. Der Ausschluss der Juden aus der TGW ist aber offiziell nie beschlossen worden. „Die peinliche Angelegenheit“ wurde nach Aussage des Zeitzeugen Hans Emrich, 25  Dok. 206.



3.2 Turn- und Sportvereine 

 185

der bei jener Hauptversammlung anwesend war, vom Vereinsführer Zaiss und seinem Stellvertreter Kröhler insofern gelöst, als „in privaten Gesprächen die vielen jüdischen Mitglieder gebeten worden sind, von sich aus auszutreten, um die Schmach des offiziellen Ausschlusses zu umgehen.“ In den wenigen Wochen seit der Machtergreifung waren von insgesamt 73 aus der TGW ausgetretenen Personen 35 Jüdinnen und Juden gewesen. (...) Nach der Gleichschaltungsversammlung vom 20. Mai 1933 ist keine Austrittserklärung mehr von Juden in den Protokollen verzeichnet. Nach Aussage des Zeitzeugen Wilhelm Noll sind die Juden stillschweigend aus den Mitgliederlisten gestrichen worden, ohne in den Protokollen nochmals genannt zu werden, wie dies seit jeher sowohl bei Ein- als auch bei Austritten üblich war.

Dok. 286 Juni 1933

Hamburger Turnerschaft von 1816 Vereinsführer dankt jüdischen Mitgliedern für ihre geleistete Arbeit [Quelle: Vereinsnachrichten der Hamburger Turnerschaft von 1816, Ausg. 06/33, S. 2.]

Infolge der Einführung des Arierparagraphen haben eine Reihe von Mitgliedern ihren Austritt vollzogen; einige sind darunter, die mehr als 25 Jahre der H.T.V. 1816 angehört haben. Es ist eine selbstverständliche Pflicht diesen ehemaligen Mitgliedern zu danken für die Arbeit, die sie in unserem Verein geleistet haben und festzustellen, dass der engere Freundeskreis, dem sie angehörten, sie mit Bedauern scheiden sieht. Aber höher als die persönliche Rücksichtnahme steht die Rücksicht auf das Schicksal des Nation, das mit der Durchführung des Arierparagraphen aufs engste verknüpft ist.

Dok. 287 14. Juni 1933

SpVgg Fürth Vorstandssitzung [Wiedergegeben nach: Mau, Andreas.: Die „Gleichschaltung“ der Spielvereinigung Fürth im Jahr 1933. In: Herzog, Markwart (Hrsg.): Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 42.]

186 

 3 Turn- und Sportbewegung

Betreff der Arierfrage wird auf die Ausführungen des Reichssportkommissars verwiesen u. eine Entscheidung zurückgestellt.

Dok. 288 15. Juni 1933

TV Glück-Auf Oldenburg-Osternburg Vorstandsbeschluss mit Aufruf zum Selbstaustritt der jüdischen Mitglieder [Wiedergegeben nach: Schachtschneider, Matthias: 100 Jahre Turnverein Glück-Auf OldenburgOsternburg 1894–1994. Oldenburg 1994, S. 105.]

In der Durchführung dieser Bestimmungen [Osterbotschaft von E. Neuendorff, d.  V.]26 haben alle Mitglieder jüdischer Abstammung mir bis zum 1. Juli dieses Jahres ihr Austreten aus dem Verein schriftlich anzuzeigen, damit von mir aus keine weiteren Maßnahmen gemacht zu werden brauchen.

Dok. 289 Juli 1933

Turngemeinde zu Göttingen von 1848 Mitglieder werden zur Prüfung ihrer arischen Abstammung aufgerufen [Quelle: Monatsblätter der Turngemeinde Göttingen von 1848, Nr. 7/1933, S. 42.]

Amtlich! Eine ganze Reihe von Anfragen gibt uns Veranlassung, nachstehend noch einmal klar zu sagen, wie die Anordnung des Führers der DT inbezug auf die Vollarisierung aufzufassen ist. Jedes Mitglied muss prüfen, ob ein Elternteil oder Großelternteil jüdisch ist oder gewesen ist. Auch getaufte oder konfessionslos gewordene Juden sind im Sinne dieser Verordnung jüdisch. Es wird auch nicht angerechnet, ob etwa der Vater im Felde war. Treffen die eben genannten Fälle irgendwie zu, muss der Turner oder die Turnerin aus der Turngemeinde austreten. Ausnahmen sind in jedem Falle unmöglich. Mit dem 1. Juli gelten alle etwa noch infrage Kommenden als ausgeschlossen. Der Vorstand.

26  Dok. 206.



3.2 Turn- und Sportvereine 

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Dok. 290 Juli 1933

Turn- und Sportverein Mannheim 1846 Mitteilung in den Vereinsnachrichten über Vollzug der Arisierung [Wiedergegeben nach: Wieser, Lothar (Hrsg.): 150 Jahre Turnen und Sport in Mannheim. Mannheim 1996, S. 88.]

[Die] Vollarisierung der Deutschen Turnerschaft mußte nach der Verfügung unseres Führers in der DT. und damit auch in unserem Verein bis zum Deutschen Turnfest durchgeführt sein. Alle Nichtarier wurden aus der Mitgliederliste gestrichen. Falls dabei ein nichtarisches Mitglied übersehen wurde, handelt es sich um einen der Vereinsleitung unbekannten Fall. Sollte wider Erwarten ein solcher zu verzeichnen sein, hat das Betreffende sofort aus dem Verein auszuscheiden.

Dok. 291 3. Juli 1933

SpVgg Fürth Antwortschreiben der SpVgg an die Stadt Fürth bzgl. der beabsichtigten „Gleichschaltung“ der Vereine [Wiedergegeben nach: Mau, Andreas: Die „Gleichschaltung“ der Spielvereinigung Fürth im Jahr 1933. In: Herzog, Markwart (Hrsg.): Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 42.]

Durch unsere Stellungnahme in der Judenfrage27 sind die meisten Juden freiwillig aus dem Verein ausgetreten. Von den noch nicht ausgeschiedenen Juden sind vom Zeitpunkt der nationalen Revolution keine Vereinsbeiträge mehr abverlangt worden. Um die Angelegenheit endgültig zu einer vollen Klärung bringen zu können, müssen die demnächst erscheinenden Richtlinien des Herrn Reichssportkommissars abgewartet werden.

Dok. 292 31. Juli 1933 27  Dok. 281.

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 3 Turn- und Sportbewegung

SpVgg Fürth Verwaltungssitzung betr. Durchführung des Arierparagraphen [Wiedergegeben nach: Mau, Andreas: Die „Gleichschaltung“ der Spielvereinigung Fürth im Jahr 1933. In: Herzog, Markwart (Hrsg.): Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 45.]

Hr. Roll unterrichtet die Verwaltung vom dem Vollzug der Verw.-Sitzung v. 11.V.3328 beschlossenen (sic) Durchführung des Arierparagraphen. Zu dieser Angelegenheit teilt er gleichzeitig mit, daß Hr. Kom-Rat (Heinrich) Morgenstern die Ehrenförderschaft d. Sp.-Vg. niedergelegt hat. Betreff der Halbjuden wird die Durchführung der neuen Führung überlassen.

Dok. 293 3. August 1933

Deutsch-Österreichischer Alpenverein, Sektion München Hauptversammlung beschließt Einführung eines abgemilderten Arierparagraphen [Quelle: CV-Zeitung, 3. August 1933.]

Aus der Hauptversammlung der Sektion München des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins erfahren wir: […] Eine weitere Forderung betrifft den Arier-Paragraphen, wonach Personen jüdischer Abstammung nicht als Mitglieder in den Alpenvereinen aufgenommen werden sollen. Der Forderung radikaler Mitglieder, auch der Sektion schon angehörenden Nichtarier den Austritt nahezulegen, wurde nicht stattgegeben, da es sich dabei vielfach um Mitglieder handelt, die 25 und selbst 50 Jahre der Sektion die Treue gehalten haben.

Dok. 294 4. August 1933

Karlsruher FV

Antwortbrief des Vereins29 an sein (ehemaliges) Mitglied Julius Hirsch [Quelle: Privatarchiv Andreas Hirsch, Karlsruhe.]

28  Dok. 281. 29  Dieser Brief bezieht sich auf Dok. 268.



3.2 Turn- und Sportvereine 

 189

Wenn wir ihre Austrittserklärung bis jetzt noch nicht bestätigt haben, so geschah es deshalb, weil die von den Vereinen in Stuttgart gefasste Entschließung nicht so zu verstehen war, wie Sie sie auffassten. Wir haben immer noch die Richtlinien des Sportkommissars abgewartet, die aber bis heute noch nicht erschienen sind. Unserer Auffassung nach besteht vorerst kein Anlass für Sie, aus dem KFV auszutreten. Wir würden es sehr bedauern, wenn wir Sie als altes und bewährtes Mitglied verlieren würden und bitten Sie daher, Ihre Austrittserklärung als nicht geschehen zu betrachten.

Dok. 295 14. August 1933

SpVgg Fürth

Außerordentliche Hauptversammlung beschließt Einführung des Arierparagraphen [Wiedergegeben nach: Mau, Andreas: Die „Gleichschaltung“ der Spielvereinigung Fürth im Jahr 1933. In: Herzog, Markwart (Hrsg.): Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 46.]

In der Angelegenheit ‚Durchführung des Arierparagraphen‘ sanktioniert die Versammlung einstimmig das Vorgehen der Verwaltung und Vorstandschaft. Damit sind Juden von der Mitgliedschaft in der Spielvereinigung ­ausgeschlossen.

Dok. 296 Oktober 1933

DJK Döhren-Hannover

Verein bekennt sich gegenüber Stadt Hannover30 durch seine „rein konfessionelle Einstellung“ zu arischer Grundlage [Quelle: StA Hannover, HR 20, Nr. 314.]

30  Am 15. August 1933 hatte der Magistrat der Stadt Hannover beschlossen, Zuschüsse, Unterstützungen oder sonstige Zuwendungen an Vereine nur zu geben, wenn von dem Vereinsvorstand die Erklärung abgeben wird, dass sich in den Reihen des Vereins keine Juden oder Jüdisch-Versippte befinden“. Darüber hinaus wurde von den Vereinen die Aufnahme des „ArierParagraphen“ in die Satzung verlangt (Dok. 79). Dieses Schreiben ist eine Antwort auf diese Anordnung.

190 

 3 Turn- und Sportbewegung

Auf Grund unserer rein konfessionellen Einstellung (katholische Sportorganisation) war und ist uns eine Aufnahme jüdischer Rasseangehöriger von jeher verboten. Sollte jedoch die Forderung einer Satzungsänderung bzw. Hinzufügung auch für die konfessionellen Sportvereine bestehen bleiben, so sind wir gern bereit dieser Forderung Folge zu leisten, um so etwa zum Einheitsgedanken im deutschen Sport mitzuhelfen.

Dok. 297 11.Oktober 1933

Berliner Tennisclub Rot-Weiß Zeitungsbericht über Umstellung der Klubsatzung auf arische Grundlage [Quelle: Israelitische Familienblatt, 23. November 1933.]

Die Gleichschaltung im Berliner Rot-Weiß-Club Der bisher größte Berliner Tennis-Klub, der Lawn-Tennis-Turnier-Club Rot-Weiß, hat in seine Satzungen folgende Bestimmungen aufgenommen, die im genauen Wortlaut folgen lassen: Mitglieder können  n u r  sein: aa.) deutsche Reichsangehörige, wenn sie arischer Abstammung sind und nicht mit einer Person von nichtarischer Abstammung verheiratet sind. Für die Feststellung der arischen Abstammung und der arischen Ehe finden §1a des Reichsbeamtengesetzes vom 31. März 1873 in der Fassung vom 30. Juni 1933 (RGB. I. S. 438) und die in seiner Durchführung ergangenen Bestimmungen Anwendung. bb.) Personen, die die Mitgliedschaft vor dem Oktober 1933 erworben haben. D i e s  g i l t  n i c h t  f ü r  n i c h t a r i s c h e  M i t g l i e d e r, es sei denn, dass sie selbst oder deren Vater am Weltkriege als Frontkämpfer teilgenommen haben oder dass sie mit einem solchen Mitglied verheiratet sind, oder dass auf sie die Bestimmungen der § 4 Abs. 3 des Gesetzes gegen die Ueberfüllung deutscher Schulen und Hochschulen vom 25. April 1933 (RGBl. I. S. 225) zutreffen. cc.) Ausländer. Durch Beschluss des Vorstandes sind Mitglieder auszuschließen, die nicht den Erfordernissen des § IV Ziffer 1a entsprechen.



3.2 Turn- und Sportvereine 

 191

Dok. 298 13. Oktober 1933

Elmshorner Männerturnverein Abgeschlossene Implementierung des Arierparagraphen [Wiedergegeben nach: Kirschnick, Harald: Die Geschichte der Juden in Elmshorn 1918 bis 1945. Band 2. Norderstedt 2005, 55 f.]

Gleichschaltung im EMTV – die Richtlinien der DT schreiben vor 1. Marxisten sind in unseren Reihen nicht zu dulden. 2. Nur Arier können deutsche Turner sein. [...] Zu den Forderungen ist zu sagen, dass, sofern es überhaupt Marxisten bei uns gegeben hat, diese heute nicht mehr bei uns sein dürfen. Der bei uns gepflegte vaterländische Geist hat sie ferngehalten oder verscheucht. Einige Nichtarier sind aus unserem Verein ausgeschieden.

Dok. 299 31. Oktober 1933

Damen-Schwimm-Klub Linden

Erklärung zur Frage jüdischer Mitglieder im Verein31 [Quelle: Stadtarchiv Hannover, Akten des Sportamtes, Sp 335.]

Unterzeichneter Vereinsvorstand gibt hiermit die pflichtgemässe Erklärung ab, dass sich in den Reihen des Vereins keine Juden und jüdisch Versippte befinden und dass die Satzungen oder Verfassungen die Bestimmung enthalten, dass die Aufnahme von Juden und jüdische Versippten in dem Verein ausgeschlossen ist.

31 Am 15. August 1933 hatte der Magistrat der Stadt Hannover beschlossen, Zuschüsse, Unterstützungen oder sonstige Zuwendungen an Vereine nur zu geben, wenn von dem Vereinsvorstand die Erklärung abgeben wird, dass sich in den Reihen des Vereins keine Juden oder Jüdisch-Versippte befinden“. Darüber hinaus wurde von den Vereinen die Aufnahme des „Arier-Paragraphen“ in die Satzung verlangt (Dok. 79). Dieses Schreiben ist eine Antwort auf die entsprechende Eingabe der Stadt.

192 

 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 300 1. Dezember 1933

VfL Hannover

Briefliche Mitteilung an Mitglied Max Fraenkel [Quelle: Vereinsarchiv VfL Hannover, Akte 1933 (Archivalien des VfL Hannover lagern mittlerweile im Stadtarchiv Hannover).]

Wir glauben annehmen zu können, daß sie sich mit diesem Beschlusse [Ausschluss des Mitgliedes, d.V.] einverstanden erklären werden, und danken Ihnen hiermit bestens für die in unserm Interesse geleisteten Dienste.

Dok. 301 1. Dezember 1933

Potsdamer Ruderklub Beschluss der Mitgliederversammlung betr. Arierparagraph [Wiedergegeben nach: Bahro, Berno: Die Einführung des „Arierparagraphen“ in Berliner und Brandenburger Turn- und Sportvereinen. In: Herzog, Markwart : Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 130.]

Die Mitglieder haben bei ihrem Eintritt schriftlich zu erklären, dass sie arischer Abstammung sind. Hierbei finden die reichsrechtlichen Vorschriften über das Berufsbeamtentum für die Mitgliedschaft von Nichtariern Anwendung.

Dok. 302 1.Dezember 1933

Eislauf-Verein Hannover e. V. Außerordentliche Mitgliederversammlung [Quelle: Wintersport Nachrichten Hannover, Ausg. 21.12.1933, S. 58.]

Die Satzung erhielt ohne Widerspruch den Zusatz zu §2: Juden oder jüdisch Versippte dürfen nicht aufgenommen werden.



3.2 Turn- und Sportvereine 

 193

Dok. 303 7. Dezember 1933

Ski-Club Hannover von 1896 e. V. Zeitungbericht über bevorstehende Satzungsänderungen [Quelle: Wintersport Nachrichten Hannover, Ausg. 7.12.1933, S. 47.]

Es liegt ein Antrag vor, wonach die Hauptversammlung den Vereinsführer ermächtigt, die Satzungen den veränderten Zeitverhältnissen anzugleichen, also entsprechende Satzungsänderungen vorzunehmen. – Richtlinien hierzu werden vom Reichssportführer erwartet. Der Antrag wird ohne Widerspruch angenommen und zwar mit allen Stimmen.

Dok. 304 12. Dezember 1933

Ruderverein Ketzin Außerordentliche Hauptversammlung beschließt Arierpargaphen [Wiedergegeben nach: Bahro, Berno: Die Einführung des „Arierparagraphen“ in Berliner und Brandenburger Turn- und Sportvereinen. In: Herzog, Markwart (Hrsg.): Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 127.]

Eine neue Satzung wird verabschiedet: „Die Mitglieder müssen arischer Abstammung sein. Die reichsrechtlichen Vorschriften über das Berufsbeamtentum finden für die Mitgliedschaft von Nichtariern Anwendung“.

Dok. 305 1. Januar 1934

Hannoverscher Sportverein von 1896 Neufassung der Satzung [Wiedergegeben nach: Peiffer, Lorenz / Pilz, Gunter: Hannover 96. 100 Jahre Macht an der Leine. Hannover 1996, S. 84.]

§5 Das neu aufzunehmende Mitglied muß arisch sein.

194 

 3 Turn- und Sportbewegung

Dok. 306 27. Juni 1934

SC Askania 1910 Köpenick Beschluss der Mitgliederversammlung betr. Neufassung der Klubsatzung32 [Wiedergegeben nach: Bahro, Berno: Die Einführung des „Arierparagraphen“ in Berliner und Brandenburger Turn- und Sportvereinen. In: Herzog, Markwart (Hrsg.): Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 132.]

§ 2 Der Verein bezweckt die körperliche Ertüchtigung der Mitglieder und die Pflege der nationalen Weltanschauung. § 3 Der Verein steht auf dem Boden des Führerprinzips und der Vereinsführer führt den Verein nach eigenem Ermessen. § 4 Mitglied im Verein kann jeder werden, der unbescholten und arischer Abstammung ist. Über die Aufnahme entscheidet der Vereinsführer.

Dok. 307 1935

SG Eintracht Frankfurt Zeitzeugin Astrid Jannigje Roesler-Muns erinnert sich an die Aufnahme jüdischer Mitglieder [Wiedergegeben nach: Thoma, Matthias: “Wir waren die Juddebubbe“. Eintracht Frankfurt in der NS-Zeit. Frankfurt 2007, S. 89 f.]

1935 sind die Jacks und Kurd-Roland wegen ihrem jüdischen Großvater beim SC 1880 rausgeflogen. Die Eintracht war der einzige Club, der sie aufgenommen hat, obwohl in Frankfurt bekannt war, dass ihr Großvater jüdischen Glaubens war. Das hat Kurt-Roland immer sehr berührt, dass die Eintracht ihn hat mittrainieren lassen. Das war für ihn etwas Besonderes gewesen in der Zeit. Sie sind da ganz normal aufgenommen worden, obwohl ihre Familie in Frankfurt bekannt war.

32 Nach Bahro nahmen auch „die beiden Clubs Berliner Fußballverein Ost 1910 und Berliner Fußballclub Viktoria 1888 (...) jeweils im Jahr 1934 ‚Arierparagraphen‘ in ihre Satzung’ auf. Es ist bemerkenswert, dass sich diese DFB-Vereine - und darin unterscheiden sie sich vom Großteil der untersuchten Turn- und Rudervereine – im Prozess der vorgeschriebenen Verabschiedung der DRL-Einheitssatzung 1935 von den ‚Arierparagraphen‘ wieder befreiten“ (Bahro, Berno: Die Einführung des „Arierparagraphen“ in Berliner und Brandenburger Turn- und Sportvereinen. In: Herzog, Markwart : Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland. Stuttgart 2016, S. 132 f.).



3.2 Turn- und Sportvereine 

 195

Dok. 308 28.05.1935

Turn- und Spiel-Verein Hohenlimburg-Oege Satzungsänderung. Entspricht neuerer Einheitssatzung für die dem DRL angeschlossenen DT-Vereine [Wiedergegeben nach: Zabel, Herman (Hrsg.): Hohenlimburg unterm Hakenkreuz. Beiträge zur Geschichte einer Kleinstadt im Dritten Reich. Essen 1998, S. 88.]

§ 4 Mitglieder des Vereins können nur unbescholtenen Deutsche werden. Als Deutsche gelten nur Volksgenossen, deren Eltern und Großeltern Arier sind.

Dok. 309 17. Juli 1935

Fortuna 1895 Düsseldorf Protokoll der Jahreshauptversammlung [Quelle: Privatarchiv Bolten, Düsseldorf.]

Das Mitglied Peter Jäger ersuchte den Vereinsführer beim Bezirksbeauftragten den Antrag zu stellen, in der Satzung den Arierparagraphen aufnehmen zu dürfen. Der Vereinsführer wies darauf hin, daß die vom Reichssportführer herausgegebene Satzung für alle Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen maßgebend sei, man also uns eine Ausnahme in dieser Richtung nicht gestatten würde. Er würde jedoch in vorliegenden Fällen die Belange des Vereins zu vertreten wissen, um nichtarischen Mitgliedern die Mitgliedschaft im Verein zu entziehen und Neuaufnahmen zu verweigern.

Dok. 310 24. Juli 1935

Schwimmsportklub Germania Braunschweig [Quelle: Braunschweiger Tages-Zeitung Nr. 170 vom 24. Juli 1935.]

Im Germaniabad sind Juden unerwünscht.

196 

 3 Turn- und Sportbewegung

Das Sportbad des hiesigen Schwimmsportklubs „Germania“ hat als erstes der Braunschweiger Bäder den Besuch von Juden öffentlich abgelehnt, wie unser Bild zeigt. Diese Tatsache verdient schon allein deshalb hervorgehoben zu werden, weil sie – vorläufig wenigstens – in Stadt und Land Braunschweig einmalig ist.

Dok. 311 11. August 1935

Schwimmverein Münster von 1891 [Wiedergegeben nach: Möllenhoff, Gisela/Schlautmann-Overmeyer, R.: Jüdische Familien in Münster 1935–1945. Abhandlungen und Dokumente. Münster 2001, S. 981.]

Schwimmverein Münster von 1891 wünscht keine Juden In der herrlich gelegenen Flussbadeanstalt des Schwimmvereins Münster an der Werse findet der Besucher seit einigen Tagen ein großes Schild: Juden Zutritt verboten. Mitglieder und Gäste werden dem Verein, der seit seiner Gründung 1891 Juden als Mitglieder nie geführt hat, dankbar sein, dass bei ihm erholungsbedürftige deutsche Menschen von zudringlichen Juden befreit bleiben.

Dok. 312 4. Oktober 1935

Turnrat der Hamburger Turnerschaft von 1816 Sitzungsprotokoll [Quelle: Staatsarchiv Hamburg 614-1/11, Sitzung Turnrat HTV, 4.10.1935.]

Arierparagraph; es soll im Vereinsblatt noch mal auf die Bestimmung hingewiesen werden; wahrscheinlich wird dem Austritt noch einiger Vereinsmitglieder zu rechnen sein.

Dok. 313 27. Oktober 1936

1. FC Kaiserslautern Urteil des Kreisgerichtes Kaiserlautern der NSDAP gegen Ludwig Müller, (ehem.) Vorsitzender des FCK



3.2 Turn- und Sportvereine 

 197

[Wiedergegeben nach: Herzog, Markwart: Der „Betze“ unterm Hakenkreuz. Der 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus, Göttingen 2006, S. 44 f. und S. 52.]

Dem Angeschuldigten wird zur Last gelegt, er habe (...) mit dem Juden Max Jacob von Kaiserslautern persönlichen Verkehr gepflogen. (...) Kreisgerichtsbeschluss vom 20. November 1936 Dass der Angeschuldigte bei dem Juden Max Jacob gestanden hat, bestreitet er nicht. Lediglich will er von diesem angehalten und über Angelegenheiten des 1. FCK, dessen ehemaliger Vorstand der Angeschuldigte war, und welchem Verein der Jude als Mitglied angehört hatte, über Vereinssachen gefragt worden sein. Da der Jude sich um den Verein Verdienste erworben habe, habe ein gewisses Taktgefühl eine Abweisung des Juden, den er persönlich nur durch den Verein gekannt habe, nicht zugelassen. (...) Durch den Zeugen Pg. Jung steht fest, dass die Unterredung mindestens 10 Minuten gedauert hat und dass die gegenseitige Aussprache nach dessen Ansicht freundschaftlicher Art war. Das Benehmen des Angeschuldigten muss auf schärfste verurteilt werden. Bewertung durch den Autor Jedenfalls kann man aus den Prozeßunterlagen von 1936 folgende Schlüsse ziehen: erstens, daß die Vereinsführung auch nach 1933 zu einem menschlichen Umgang mit jüdischen Kameraden fähig war; zweitens, daß der 1. FCK Ende 1936 ‚judenfrei‘ war – wie der Reichsbahn-Turn- und Sportverein Kaiserslautern bereits im April 1933.

Dok. 314 26. Dezember 1936

Golfclub „Bergisches Land“ e. V. Neviges Schriftliche Mitteilung an alle Mitglieder [Wiedergegeben nach: Quanz, Dietrich R. (Hrsg.): 100 Jahre Golf in Deutschland. Band 2: Glanzzeiten/Schattenseiten 1924–1949. Oberhaching 2007, S. 117.]

Von dem Führer des deutschen Golfverbandes erhalte ich folgende Mitteilung: „Die Führung des Deutschen Golf-Verbandes hat auf einer in Anwesenheit des Reichssportführers stattgefundenen Führerkreis-Sitzung folgende Regelung in der Nichtarierfrage beschlossen:

198 

 3 Turn- und Sportbewegung

a) Clubmitglieder Zwecks erforderlicher Angleichung an die Bestimmungen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen ist ab 1. Januar 1937 für die Mitgliedschaft bei den dem DGV angeschlossenen Golfclubs die arische Abstammung gemäss der Nürnberger Gesetzgebung (Reichsbürgerbrief) maßgebend. Infolgedessen scheiden mit dem 31. Dezember d.J. alle diejenigen Golfclub-Mitglieder aus, die nach den Nürnberger Gesetzen keinen Anspruch auf die Erteilung des Reichsbürgerbriefes haben. b) Gäste Auch der Besuch der Golfplätze oder Clubhäuser auf Grund von Gastkarten (Tages-, Wochen-, Monats-, Jahreskarten, Eintrittskarten ohne Spielberechtigung u. ähnl.) ist lediglich Reichsbürgerbrief-Berechtigten gestattet. ……“ Demgemäß habe ich bis zum 15. Januar 1937 für unseren Club zu melden, dass ich die Bestimmung, für deren Durchführung ich verantwortlich bin, ausgeführt habe. Zu diesem Zwecke bitte ich diejenigen Clubmitglieder, die keinen Anspruch auf die Erteilung des Reichsbürgerbriefes haben, bis spätestens 30. Dezember 1936 ihr Ausscheiden aus dem Club dem Sekretariat anzuzeigen. Heil Hitler! Der Clubführer

Dok. 315 1937

SG Eintracht Frankfurt Zeitzeugin Gisela Hofmann erinnert sich an die Mitgliedschaft des Juden Julius Lehmann in der Fußballabteilung der Eintracht [Wiedergegeben nach: Thoma, Matthias: „Wir waren die Juddebubbe“. Eintracht Frankfurt in der NS-Zeit. Göttingen 2007, S. 128 f.]

1937 wurde wohl jemand darauf aufmerksam, dass Julius noch in einer Mannschaft bei der Eintracht spielte. Daraufhin wurde es ihm verboten. Max hat erzählt, der Julius hätte geweint wie ein Schlosshund. Seine Kameraden mussten ihn trösten, aber sie konnten an der Anweisung nichts ändern.



3.3 Deutscher Olympischer Ausschuß 

 199

Dok. 316 2. August 1937

Motor Yacht Club von Deutschland, Berlin-Wannsee Schriftliche Mitteilung an die Clubmitglieder [Quelle: Archiv der Maccabi World Union Ramat Gan / 4-14-39.]

Das Reichssportamt hat erklärt, daß Juden die Mitgliedschaft in Vereinen, die zum Reichsbund für Leibesübungen gehören, unmöglich ist. Ich sehe mich daher veranlaßt, alle Clubmitglieder zu bitten, die anhängende Erklärung bis zum 1. September d.Js. vollzogen an das Clubsekretariat zurückzusenden oder den Austritt aus dem Motor-Yacht-Club von Deutschland zu erklären. Nichtabgabe einer Erklärung muß Streichung aus der Mitgliederliste zur Folge haben. Wannsee, den 2. August 1937 HOPMANN An den Motor-Yacht-Club von Deutschland Berlin-Wannsee, Robert-Straße 10/11 Ich erkläre, daß ich im Sinne der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 nicht Jude bin. Datum / Unterschrift

3.3 Deutscher Olympischer Ausschuß Dok. 317 5. Juni 1933

Deutsche Mitglieder im Internationalen Olympischen Komitee ‚Wiener Erklärung‘ der deutschen IOC-Mitglieder [Wiedergegeben nach: Teichler, Hans Joachim: Das IOC und der Ausschluss der deutschen Juden von den Olympischen Spielen 1936. In: Bahro, Berno/Braun, Jutta/Teichler, Hans Joachim (Hrsg.): Vergessene Rekorde. Jüdische Leichtathletinnen vor und nach 1933. Berlin 2009, S. 124.]

1. Das Deutsche Olympische Comitee hat das ihm anvertraute Mandat einem besonderen Organisationsausschuß übertragen, der wie folgt zusammenge-

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 3 Turn- und Sportbewegung

setzt ist: Präsident: Dr. Th. Lewald, Mitglieder: Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg,33 Dr. von Halt, H. v. Tschammer und Osten als Präsident des Deutschen Olympischen Ausschusses, Oberbürgermeister Dr. Sahm34 und Dr. Diem35 als Generalsekretär. 2. Alle olympischen Vorschriften werden auf das genaueste beachtet werden. 3. Die deutschen Juden werden aus der deutschen Mannschaft für die XI. Olympischen Spiele nicht ausgeschlossen sein.

Dok. 318 30. November 1933

Deutscher Olympischer Ausschuss Zeitungsmeldung betr. Teilnahme US-amerikanischer Sportler an den Olympischen Spielen 1936 [Quelle: CV-Zeitung, 30. November 1933.] [Quelle: Israeltisches Familienblatt, 30. November 1933.]

Die amerikanische Amateur-Athletik-Union, in der die meisten großen amerikanischen Sportvereinigungen zusammengegefaßt sind, hat auf ihrer Tagung in Pittsburg vor wenigen Tagen den Beschluß gefasst, das amerikanische olympische Komitee aufzufordern, der Olympiade 1936 in Berlin fernzubleiben, wenn nicht der Boykott der jüdischen Sportler in Deutschland aufgehoben wird. Der deutsche olympische Ausschuß hat darauf an die amerikanischen Mitglieder des internationalen olympischen Komitees folgendes Telegramm gerichtet: „Mit Bezug auf den gestrigen Beschluß der Amateur-Athletik-Union erklären wir feierlich, dass die von der deutschen Regierung und vom deutschen Olympischen

33 Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg (1873–1969) war ein deutscher Politiker und Sportfunktionär. Von 1926 bis 1956 war er Mitglied des IOC, das ihn danach zum Mitglied auf Lebenszeit wählte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er von 1949 bis 1951 der erste Präsident des ­Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland. 34 Heinrich Sahm (1877–1939) war ein deutscher Politiker und Diplomat. Von 1920 bis 1931 war er Präsident des Senats der Freien Stadt Danzig, anschließend Oberbürgermeister der Stadt Berlin bis zu seinem Rücktritt am 18.12.1935. Danach war er bis zu seinem Tode deutscher Botschafter in Norwegen. 35 Carl Diem (1882–1962) war ein deutscher Sportfunktionär und -wissenschaftler. Er wirkte zu Zeiten des Kaiserreiches, in den Jahren der Weimarer Republik, in der NS-Zeit sowie in der BRD an verschiedenen führenden Stellen im deutschen Sport. Für den NS-Staat war er u.a. als Organisationschef der Olympischen Spiele von 1936 tätig. Vgl. Becker, Frank: Den Sport gestalten. Carl Diems Leben (1882–1962): Band III: NS-Zeit. Duisburg 2009.



3.3 Deutscher Olympischer Ausschuß 

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Ausschuß in Wien eingegangene Verpflichtung hinsichtlich der Teilnahme deutscher Juden an den Olympischen Spielen, wie sie von Garlane und Sherill als genügend anerkannt wurde, strikt eingehalten wurde und dass seit der Sitzung in Wien weder von der deutschen Regierung noch vom Olympischen Ausschuß irgendeine Anweisung oder Verordnung zum Nachteil jüdischer Athleten in Deutschland herausgegeben wurde. Wir vertrauen darauf, dass unsere amerikanischen Kollegen im IOC ihren in Wien eingenommenen Standpunkt beibehalten. Gez. Lewald Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, Dr. Ritter von Halt.“36 Nach amerikanischen Mitteilungen ist dieses Telegramm Gegenstand eingehender Diskussionen sowohl beim internationalen olympischen Komitee als auch bei der amerikanischen Amateur-Athletik-Union. Ergänzender Zeitungskommentar Auf Grund dieses Telegramms hat denn auch das amerikanische Olympische Komitee den Antrag der Amateur Athletic Union nach kurzer Debatte abgelehnt. Die Antragsteller zogen daraufhin auch ihre Entschließung zurück. In der Aussprache wandte sich General Sherill, einer der drei amerikanischen Mitglieder des Internationalen Olympia-Ausschusses, gegen den oben erwähnten Beschluß, in dem er besonders dabei geltend machte, daß die Entscheidung eine Drohung darstelle, die den deutschen Juden nur abträglich sein könne und außerdem den Antisemitismus in den Vereinigten Staaten entfachen würde. Die Sportsleute der Vereinigten Staaten würden für ihren Ausschluß von den Berliner Olympischen Spielen unbedingt die amerikanischen Juden verantwortlich machen. General Sherill erklärte, daß die ihm sowie dem Organisator der Spiele von Los Angeles, MacGarland, von Dr. Lewald gegebenen Versprechungen, die feste Hoffnung zulassen, daß alle angeblichen Einschänkungen von Rechten der deutschen jüdischen Sportler aufgehoben sein werden, bevor die Vereinigten Staaten an die Vorbereitung der nächsten Olympischen Spiele und die Auswahl ihrer Mannschaft gehen.

36  Karl Ritter von Halt (1891–1964) war seit 1929 deutsches IOC-Mitglied und im Nationalsozialismus aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu verschiedenen NS-Größen einer der wichtigsten deutschen Sportführer. Vgl. Heimerzheim, Peter: Karl Ritter von Halt. Leben zwischen Sport und Politik. Sankt Augustin 1999.

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 3 Turn- und Sportbewegung

3.4 Organisationskomitee der Olympischen Spiele 1936 Dok. 319 14. Mai 1935

Ritter von Halt – Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele 1936 – an das Reichsministerium des Innern, Staatssekretär Pfundtner [Wiedergegeben nach: Schwarzmüller, A.: Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger 1935. Abrufbar unter: http:members.gaponline.de/alois.schwarzmueller/juden_in_gap_ereignisse/1936.htm, Stand: 19. April 2017.]

Mit wachsender Sorge beobachte ich in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung eine planmäßig einsetzende antisemitische Propaganda. Wenn sie bis vor wenigen Monaten geschlummert hat und nur hin und wieder in Reden zum Durchbruch gekommen ist, so wird jetzt systematisch dazu übergegangen, die Juden in Garmisch-Partenkirchen zu vertreiben. Am 1. Mai hat der Kreisleiter Hartmann in seiner Rede dazu aufgefordert, alles Jüdische aus Garmisch-Partenkirchen zu entfernen. Ich war selbst Zeuge, wie derselbe Kreisleiter einen anscheinend jüdischen Gast aus der Garmischer Post entfernt hat. Ich sehe seit vergangenem Samstag an allen möglichen Stellen in Garmisch-Partenkirchen und vor allem auf der gesamten Landstraße von München nach Garmisch-Partenkirchen große Tafeln angebracht mit Inschrift ‚Juden sind hier unerwünscht‘. Der Leiter der Deutschen Arbeitsfront in Garmisch hat in einer Hotelier-Versammlung zum Ausdruck gebracht, daß jeder Gaststättenbesitzer aus der Partei ausgeschlossen würde, der einen Juden als Gast aufnehme. Sofern er nicht Parteigenosse wäre, würde mit anderen Mitteln gegen ihn vorgegangen werden. Ich könnte diese Beispiele durch eine Unzahl von Episoden vervollständigen, die sich in G.-P. ereignet haben. (...) Wenn die Propaganda in dieser Form weitergeführt wird, dann wird die Bevölkerung von Garmisch-Partenkirchen so aufgeputscht sein, daß sie wahllos jeden jüdisch Aussehenden angreift und verletzt. Dabei kann es passieren, daß Ausländer, die jüdisch aussehen und gar keine Juden sind, beleidigt werden. Es kann passieren, daß ein jüdisch aussehender Auslandspressevertreter angegriffen wird und dann sind die schlimmsten Konsequenzen zu befürchten. Das Olympia-Verkehrsamt weiß heute schon nicht mehr, wie es die Unterbringung vornehmen soll, wenn es sich um nichtarische Athleten handelt. (...)



3.4 Organisationskomitee der Olympischen Spiele 1936 

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Herr Staatsminister Wagner hat (...) die Erklärung abgegeben, daß er sofort Weisung geben wird, daß in der Judenfrage im Garmisch-Partenkirchner Gebiet und seinem Umkreis auf die Abmachung des Reiches mit dem IOC Rücksichten zu nehmen sind. Herr Staatssekretär, ich bitte davon überzeugt zu sein, daß ich diese meine Sorge nicht deshalb äußere, um den Juden zu helfen, es handelt sich ausschließlich um die olympische Idee.

4 Presse Dok. 320 1933

Beobachter für die Kreise Sonneberg und Hildburghausen Artikelserie zur Mitgliedschaft von Dr. Cohn im Tennisverein Sonneberg [Alle Beiträge wiedergegeben nach: Gibas, Monika (Hrsg.): „Arisierung“ in Thüringen. Entrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933–1945. Erfurt 2008, 37–42. Abrufbar unter: lzt-thueringen.de/files/risierung_bd1.pdf; zugriff 19.02.2017.]

Dok. 321 10. Juni 1933 [Quelle: Beobachter für die Kreise Sonneberg und Hildburghausen, 10.6.33.]

Tennis-Jude Dr. Cohen Wer des öfteren seine Schritte in der Köppelsdorferstraße am Spielplatz des ­Sonneburger Tennisvereins vorbeilenkt, muss mit Verwunderung feststellen, dass immer noch der Jude Dr. Cohen den Tennisplatz mit dazu geeigneten Füßen platt tritt. Wir richten hiermit an den Vorstand des Tennisclubs die uns stark interessierende Frage, ob der Jude Cohen etwa noch als Mitglied geführt wird und falls ja, warum noch nicht dem selbstverständlichen Beispiel anderer Geselligkeits- und Sportvereine gefolgt ist, um seinen eigenen Bau sauber zu halten. Nachdem wir den Tennisclub von der recht zweifelhaften Figur eines Dr. Schippel befreit haben, wird man uns hoffentlich recht dankbar sein, wenn wir einen weiteren Schönheitsflecken in der Person des Juden Cohen ausmerzen helfen.

Dok. 322 22. Juli 1933 [Quelle: Beobachter für die Kreise Sonneberg und Hildburghausen, 22.7. 33.]

DOI 10.1515/9783110534733-004

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Dr. Cohn ist immer noch im Tennisclub Die Ortsgruppe Sonneberg des D.-De.-Alpenvereins hat sich in ihrer letzten Hauptversammlung zum Führerprinzip bekannt und den Arierparagraphen in ihre Satzung eingeschaltet. Also auch hier, wie in den meisten besseren Vereinen: Juden haben keinen Zutritt! Der Sonneberger Alpenverein kann sich rühmen, keinen Hebräer in seinen Reihen zu führen, den er jetzt erst ausschließen müsste. Es bleibt aber nach wie vor sehr verwunderlich, daß ausgerechnet der vornehme Tennisclub sich immer noch nicht dazu aufraffen kann, den Juden Dr. Cohen aus seinen Reihen zu entfernen. Anscheinend hat man sich dort durch das ebenso umfangreiche wie freche Verteidigungsschreiben des „Frontkämpfers“ Cohn einschüchtern lassen und will ihm nun nicht zu nahe treten. Cohn war im Krieg Arzt und hat als solcher „hervorragenden Anteil an den den größten Schlachten des Weltkrieges“ nach seiner Schilderung. Hier in Sonneberg tauchte er nach dem Kriege auf und betreibt seitdem einen Spielwarenhandel. Seine Vorfahren waren in München Juristen und erhalten von ihm das höchste Prädikat für ihre Tüchtigkeit und Fähigkeit (im jüdisch-römischen Recht haben sich die Juden von jeher schon „wie zu Hause gefühlt!). Sogar hoffähig sollen die Cohns gewesen sein. Was soll das heißen? Der Arierparagraph steht für uns nicht nur auf dem Papier, bei uns wird mit Strenge darauf gehalten, dass die Nichtarier eine Gemeinschaft wohl unter sich bilden können, aber nicht mit uns. Dazu gehört endlich auch, dass der Tennisclub den Juden Dr. Coh(e)n aus seinen Reihen entlässt. Und wenn man ihn durchaus vornehm glaubt behandeln zu müssen, dann soll man ihm nahe legen, seinen Austritt selber zu erklären. Wir werden gelegentlich wieder Nachfrage halten. Wie sieht es übrigens mit der Vereinigung in dieser Hinsicht im Sportclub Sonneberg? Wann entlässt man [dort] die Bergheims und Neu’s?

Dok. 323 12. August 1933 [Quelle: Beobachter für die Kreise Sonneberg und Hildburghausen, 12.8.33.]

...und der Tennisclub? In unserer Ausgabe No. 29 vom 22. Juli d.Js. hatten wir so beiläufig gefragt, ob im 1. Sportclub 04 noch Juden als Mitglieder seien. Wir erhielten daraufhin das nachfolgende Schreiben: Betr. Zeitungsnotiz im Beobachter vom Freitag, den 28.7.33

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Wir geben Ihnen hiermit davon Kenntnis, dass im 1. SC Sonneberg 1904 Mitglieder nichtarischer Abstammung nicht mehr vorhanden sind. Neuaufnahmen von fremdstämmigen sind auf Grund einer Ergänzung unserer Vereinssatzung unzulässig. Heil Hitler! Mit deutschem Sportsgruß! 1. S.C. Sonneberg 1904 e.V. Von dieser Erklärung nehmen wir gerne Kenntnis und freuen uns, dass nunmehr auch der Sportclub 04 judenrein und somit als deutscher Sportclub anzuerkennen ist. Es bleibt also jetzt nur noch das Vorrecht und die hohe Ehre des Tennisclubs Sonneberg einen hundertprozentigen Juden als Mitglied führen zu dürfen. Wir sind tatsächlich gespannt, wie lange man der deutschgesinnten Bevölkerung Sonnebergs eine derartige Schande noch vorzuführen gedenkt.

Dok. 324 16. September 1933 [Quelle: Beobachter für die Kreise Sonneberg und Hildburghausen, 16.9.33.]

Unglaublich, aber wahr! Der Jude Cohn immer noch Mitglied des D.O.B. Der Tennisclub Sonneberg hat den Juden Cohen nun endlich abgeschüttelt. Es hat zwar etwas lange gedauert, und der Jude Cohen hat sich auch etwas auf seine platten Hinterfüße gestellt, aber genützt hat es ihm nichts: er ist aus einem deutschen Sport- und Geselligkeitsverein ausgebootet worden, in welchem er von allem Anfang an als Jude nichts zu suchen hatte. Wer aber nun glaubt, dass dieser Jude aus der gesellschaftlichen Atmosphäre Sonnebergs draußen sei, der hat sich schwer geirrt. Zwar haben wir im Beobachter immer wieder darauf hingewiesen, wie verfilzt diese Sippschaft in allen möglichen Vereinen und Verbänden drin sitzt, aber erst bei einer notwendigen Säuberungsaktion wird dann auch der breiten Öffentlichkeit klar, in welchem Ausmaße das Judentum seine Sicherungsposten in das Bürgertum hineingetrieben hatte. Der Jude Cohen ist heute immer noch Mitglied im D.O.B., im Deutschen Offiziers Bund.

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Dok. 325 Juli 1933

Der Stürmer

Artikel über den Turner Fritz Rosenfelder1 [Quelle: Der Stürmer, Juli 1933, Titelseite]

Der tote Jude Deutsche und jüdische Turnvereine / Fritz Rosenfelder ist vernünftig und hängt sich auf In Cannstatt in Württemberg wurde vor kurzem der Jude Fritz Rosenfelder aus dem dortigen deutschen Turnverein ausgeschlossen. Das ist eine Sache, so selbstverständlich, daß man darüber eigentlich gar kein Wort verlieren sollte. Juden sind Juden und haben deshalb in deutschen Turnvereinen nichts zu suchen. (…) Wenn sich nun die Juden das Recht herausnehmen, in Deutschland rein jüdische Turnvereine zu bilden, dann ist es schon eine bodenlose, echt jüdische Frechheit, wenn sie sich darüber beschweren, daß die Deutschen nunmehr auch ihrerseits Wert darauf legen, rein deutsche Turnvereine zu haben. (…) Sollte es aber in Cannstadt und sonst noch in Deutschland rührselige Hanswürste geben, die das Ende des Juden Rosenfelder ‚erschütternd‘ und unsere Worte ‚herzlos‘ finden, so haben wir denen zu sagen: Der Jude hat (um die nichtjüdischen Throne zu stürzen und die nichtjüdische Welt unter seine Finanzherrschaft bringen zu können) den Weltkrieg entfesselt.

Dok. 326 1933 / 1935

Hakenkreuzbanner Mannheim Artikelserie zu Juden im Herweck-Bad Mannheim 1. August 1933

1 Fritz Rosenfelder (1901–1933) war Mitglied im TV Bad Cannstatt. Als sich sein baldiger Ausschluss aus dem Verein abzeichnete, ging Rosenfelder am 6. April in den Suizid, um damit seine nichtjüdischen Vereinskameraden aufzurütteln. Vgl. Wahlig, Henry: Selbsttötungen jüdischer Sportler im Nationalsozialismus. Die Beispiele Fritz Rosenfelder und Nelly Neppach. In: ­Blecking, Diethelm / Peiffer, Lorenz (Hrsg.) Sportler im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, ­Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 241–247.

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[Quelle: Hakenkreuzbanner: das nationalsozialistische Kampfblatt Nordwestbadens, 1. August 1933.]

Wir winken! – Ist das Herweck-Bad ein Judenbad? Es mehren sich die Stimmen, die sich mit Empörung über das Breitmachen des Judentums im Rheinbad Herweck äussern. Auf Schritt und Tritt soll man dort den plattfüssigen und kraushaarigen Libanonern begegnen. Man nennt in Mannheim ein solches Bad „Judenaquarium“. Vielleicht wird es noch in dieser Badezeit notwendig, wie in dem badischen Städtchen Emmendingen, eine besondere Badezeit für Beschnittene einzuführen, damit das deutsche Badepublikum von dem Anblick der Jünger Moses verschont bleibt.

Dok. 327 11. August 1933 [Quelle: Hakenkreuzbanner: das nationalsozialistische Kampfblatt Nordwestbadens, 11. August 1933.]

Im Judenaquarium Herweck „Ich habe der Bevölkerung Mannheims ein Bad gebaut, um das Mannheim von sämtlichen Städten am Rhein beneidet wird.“ So erklärte Herr Herweck und setzte gleichzeitig hinzu, dass es ihm nicht möglich ist, die Hakenkreuzfahne zu hissen, weil 70 Prozent seiner Kundschaft aus Juden besteht. So sieht bei Herrn Herweck die Bevölkerung Mannheims aus. Er wusselt. Was nicht nach Palästina oder sonstwohin geflogen ist, wälzt sein faules Fett auf den Brettern in Herweck. Wer sich dorthin verirrt, steigt unentwegt über unappetitliche Klumpen, die rücksichtslos ständig im Wege liegen. Hier sitzt ein schlitzäugiger Judas auf der Treppe, als wäre er am Jordan. Mit Intelligenzhornbrillen sausen freche Judendirnen noch viel frechere Jünglinge im Wasser herum. Vor ihren Blicken kann das anständige Mädchen (es ist schon lange kein anständiges deutsches Mädchen mehr in diesem Bad zu sehen) nur aus dem Bade fliehen. Wir kennen diese geilen Mongolenaugen. Wir stellen Herrn Herweck nochmals anheim, sein Bad der Bevölkerung Mannheims freizumachen, indem er für bestimmte Stunden den Eintritt für Juden verbietet. Wir können nicht verhindern, dass Deutsche ihrer Antipathie gegen die Juden dadurch Ausdruck verleihen, indem sie einfach wegbleiben.

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Dok. 328 28. Juni 1935 [Quelle: Hakenkreuzbanner: das nationalsozialistische Kampfblatt Nordwestbadens, 28. Juni 1935.]

Das Volk fordert: Juden hinaus! Gestern nachmittag hat das Volk gesprochen, und sein Urteil ist klar und eindeutig ausgefallen. Schon seit Beginn der diesjährigen Badesaison war es kein Geheimnis mehr, daß auch in diesem Jahre das Rheinbad Herweck oberhalb der Rheinbrücke die Bezeichnung „Judenaquarium“ vollauf verdient. Denn schon beim ersten Blick konnte man feststellen, daß ein außerordentlich hoher Prozentsatz dieses Bades jener Rasse angehört, die in deutschen Landen und hoffentlich auch recht bald im übrigen Europa und in der Welt ein für allemal ausgespielt hat. Und dagegen lehnte sich der gesunde Sinn der Mannheimer Bevölkerung auf. Lehnte sich auf gegen diese Provokation und protestierte immer lauter und vernehmlicher. Wenn gewisse Leute nun davon nichts gemerkt haben wollen, muß man sie nur aufrichtig bedauern, denn damit mußte man von vorne herein rechnen, daß die Mannheimer Bevölkerung zu dieser Herausforderung auf die Dauer nicht schweigen konnte. Und so ist gestern nachmittag eingetreten, was wir längst vorausgesehen hatten: Die Mannheimer haben demonstrativ die Säuberung des Rheinbades Herweck von Juden gefordert! Und sie hat es erreicht! Gestern nachmittag gegen 5.15 Uhr verlangten die deutschbewußten Besucher des Bades immer lauter und deutlicher, daß die Juden das Bad zu verlassen haben. Da einige Juden sich dieser eindeutigen Aufforderung widersetzen zu können glaubten und eine Sprache führten, die höchste Erregung aller deutscher Volksgenossen hervorzurufen geeignet war, mußte ein Überfallkommando der Polizei auf dem Platz erscheinen. Die Polizei verhaftete sofort den frechsten Juden, der durch unflätige und unerhörte Bemerkungen gegen den Nationalsozialismus die Empörung und Wut der nach Hunderten zählenden Menschenmenge herausgefordert hatte. Immer wieder erschallte der alte Kampfruf der nationalsozialistischen Bewegung: „Deutschland erwache!“, Kampflieder wurden angestimmt, und während die Juden unbehelligt abzogen, erklang es immer wieder aufs neue: „Parole, die lautet: Die Juden hinaus!“

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Inzwischen waren am Eingang des Bades Schilder mit der Aufschrift „Juden sind hier unerwünscht!“ angebracht worden, und an verschiedenen Stellen war zu lesen: „Wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter!“ Von 6 Uhr ab aber war das Rheinbad Herweck vollkommen judenfrei, worüber bei den nunmehr zahlreichen Besuchern große Freude und Genugtuung herrschte. Alle Artikel wiedergegeben nach: Fliedner, Hans-Joachim: Die Judenverfolgung in Mannheim 1933–1945. Darstellung. Stuttgart 1991, 195 ff.

Dok. 329 Juli 1935

Der Stürmer [Quelle: Der Stürmer, Juli 1935.]

Der Berliner Polizei-Sportverein und seine Beziehungen zum jüdischen Sport2 Der jüdischen C.V.-Zeitung vom 16. Mai 1935 (!) entnehmen wir folgenden Bericht: Am 10. Mai bildete das überragende Ereignis des Berliner jüdischen Handballsports die Begegnung der Frauenmannschaft des JTSC05 mit dem Polizei-Sportverein, dessen 1. Frauenmannschaft in der vergangenen Saison in der obersten Gauklasse gespielt hat und zu den Besten Berlins zählt. Leider konnten die Gäste nur mit neun Damen antreten und mussten sich durch zwei JTSC-Spielerinnen vervollständigen. Trotzdem dürfte der ausgeglichene Spielverlauf und das unentschiedene 4:4 Endergebnis auch gegen diese Mannschaft ein schöner Erfolg und ein Ansporn zu neuen Aufgaben gewesen sein. Mit großem Tempo begann das Spiel, das in den ersten Minuten von JTSC, der durch ein Tor von Vera Goldwasser in Führung ging, diktiert wurde. Dann aber hatten sich die „Grünen“ gefunden. Bald hieß es 1:1, darauf 2:1, und kurz vor Schluss der Halbzeit 3:1. Nach der Pause drängte sich zunächst wieder der JTSC, der auf 2:3 verkürzte, kurz danach ist der alte Abstand wieder hergestellt. Fünf Minuten vor Schluss greifen die JTSC-Stürmerinnen noch einmal mit aller Macht an. Inge Mello schafft mit Bombenschuss das 3:4 und fast mit dem Schlusspfiff kann Gusti Weissbrot, die

2 Für weitere Hintergründe zu diesem Spiel und seinen Folgen in der NS-Zeit vgl. Peiffer, Lorenz: Berliner Polizeisportlerinnen trotzen der NS-Rassenpolitik. In: Blecking, Diethelm/Peiffer, Lorenz (Hrsg.): Sportler im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen 2012, S. 183–189.

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famose Polizei-Torsteherin überwinden und den viel bejubelten verdienten Ausgleich anbringen. Es ist also Tatsache, dass die Leitung des Berliner Polizei (!)-Sport-Vereins es fertig brachte, deutsche Frauen gegen Jüdinnen spielen zu lassen. Durch die Verstärkung der unvollständigen Polizeimannschaft durch zwei Jüdinnen ergibt sich sogar der kuriose Fall, dass fremdrassige Weiber in den Reihen der deutschen Frauen standen.

Dok. 330 August 1935

Der Stürmer Leserbrief des Vereinsführers des Berliner Polizei Sportvereins [Quelle: Der Stürmer, August 1935]

In Nummer 27 Ihrer Zeitschrift ‚Der Stürmer‘ veröffentlichen Sie unter der Rubrik „Der Berliner Polizeisportverein und seine Beziehungen zum Sport“ den kuriosen Fall, dass die Leitung des Berliner PSV es fertig brachte, deutsche Frauen gegen Jüdinnen spielen zu lassen. [...] Nachdem ich von dem Spiel erfuhr, habe ich wegen Mangel an völkischem Empfinden die Damenabteilung des PSV kurzerhand aufgelöst. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, dass ich selbstverständlich als Führer des PSV jeglichen sportlichen und gesellschaftlichen Verkehr meines Vereins und seiner Mitglieder mit Juden aufs schärfste verurteile. (...) Die Mitglieder der Berliner Polizeimannschaft, die mit einem jüdischen Sportverein ein Handball-Wettspiel durchführten, sind der Mitgliedschaft im Sportverein auf Lebenszeit verlustig erklärt worden.

Dok. 331 3. Juli 1935

Das Schwarze Korps Artikel über die Teilnahme von Richard Kalischer bei den deutschen Hochschulmeisterschaften im Kunstspringen [Quelle: Das Schwarze Korps, 3. Juli 1935.]

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Triumphierend meldet die jüdische Presse: „Das Mitglied der Schwimmabteilung des BKH, Berlin, Richard Kalischer, hat bei den Hochschulmeisterschafen des Gaues Kurmark der deutschen Studentenschaft das Kunstspringen gewonnen.“ Sie meldet das nicht etwa im Juni 1920 sondern – – – am 28. Juni 1935. Überall predigen Männer, die um das Wohl des Volkes besorgt sind: „Die Juden sind unser Unglück!“ Jahrzehnte haben bewiesen, daß dieses Wort nur zu wahr ist. Der Staat erläßt Rassengesetze. Dem Juden werden mit Recht das Heer und der Arbeitsdienst, als Schulen der deutschen Ehre, verschlossen. Aber Mitglieder einer so genannten deutschen Studentenschaft lassen zu ihren Hochschulmeisterschaften Juden zu, messen sich mit den Fremdrassigen im Wettstreit und sabotieren damit ganz offen alle jenen gesunden Bestrebungen, die dahin zielen, das deutsche Volk vom Juden und seinem Einfluss freizumachen. Wenn heute noch Volksgenossen, die jahrelang im Banne des Juden standen, in jüdische Geschäftshäuser ihr Geld tragen, dann haben wir doch immer noch Hoffnung, daß diese einst kuriert werden. Wenn aber Vertreter der jungen Generation, noch dazu auf deutschen Hochschulen, sich so, wie hier geschehen immer noch mit Juden liieren, dann scheint uns da etwas oberfaul zu sein. So oberfaul, daß einmal nach dem Rechten gesehen werden muß.

Dok. 332 18. Juli 1935

Schaumburger Landeszeitung Artikel über antijüdische Übergriffe in der Badeanstalt Bückeburg [Quelle: Schaumburger-Landeszeitung, 18.07.35.]

Juden raus! Jüdische Frechheiten und rassebewusste Arbeiter in der Badeanstalt Gestern ereignete sich in der hiesigen Badeanstalt ein Vorfall, der hoffentlich und endlich dazu beitragen wird, den Juden das Betreten der Badeanstalt zu verbieten. Der Jude Scheiberg und seine artvergessene arische Frau, weilten, wie so oft, in der Badeanstalt und legten ihr bekanntes aufreizendes Benehmen an den Tag, das nur von Menschen, die Disziplin besitzen, stillschweigend geduldet und ertragen werden kann. Weil dieser Jude und seine Frau zu den „Stammgästen“ der Badeanstalt gehören, lehnt es ein Teil der Bevölkerung ab – und zwar mit Recht

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– die Bückeburger Badeanstalt zu betreten. Gestern nun besuchten einige auswärtige Volksgenossen, rassebewußte deutsche Arbeiter, das Bückeburger Schwimmbad, in dem wegen des jüdischen Verbrechens in Hessisch-Oldendorf und der jüdischen Gemeinheiten in Berlin eine berechtigte Empörung herrschte. Als die hannoverschen Eisenbahnarbeiter sahen, daß ein Jude mit seiner nichtjüdischen Frau zu baden begann, verließen sie unter Protest das Wasser. Es kam zu einem Wortgeplänkel, das durch die Frechheit des Juden Scheiberg bedrohliche Formen annahm. Der Jude verstieg sich schließlich zu dem Satze: „Verteidigt ihr erst einmal euer Vaterland, wie wir!“ Nur durch die langmütige Disziplin der deutschen Arbeiter und der übrigen Bük­ keburger kam der Jude an einer gehörigen Tracht Prügel vorbei: Es ist eine typisch jüdische Unverschämtheit, als Gast im Dritten Reiche Kämpfer dieses Reiches, Nationalsozialisten und die Jugend dieses Reiches zu beschimpfen und zu beleidigen. Im Übrigen kennen wir das Vaterland der Juden! Auch wenn sie während des Krieges im Felde für Deutschland kämpften, so ist das kein besonderer Verdienst für sie, wie sie das immer in ihre Ueberheblichkeit hinstellen, sondern nur eine selbstverständliche Pflicht gegenüber dem Volke, das ihnen Gastrecht gewährte und sie nicht nur schützte, sondern sogar noch bevorzugt behandelte. Das Vaterland des Juden ist und bleibt das Judentum! Daß der Jude Scheiberg dieses, sein Vaterland in der SPD, im Reichsbanner und sonstigen deutschfeindlichen Verbänden verteidigt hat, braucht er nicht mehr zu betonen. Das wissen wir! Und vergessen es auch nicht! Den artbewußten deutschen Arbeitern danken wir für ihre Haltung am gestrigen Tage. Mögen alle Bückeburger sich an dem Rassestolz, dem Merkmal wahren Adels, den diese einfachen Volksgenossen an den Tag legten, ein Beispiel nehmen. Empfehlenswert dürfte im Interesse der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung sein, dem Juden Scheiberg das Betreten der Badeanstalt zu verbieten, da die Empörung unter den deutschen Badenden groß ist. – Außerdem stellen wir fest: Solange man den Juden erlaubt, in der Bückeburger Badeanstalt zu baden, bleibt ein großer Teil der deutschen Bevölkerung fern. Also: Juden raus! Ma.

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Dok. 333 27. Juli 1935

Aller Zeitung Artikel über Auflösung des Zeltlagers eines jüdischen Rudervereins [Wiedergegeben nach: Buchholz, Wolfhard: Ausgrenzung der Juden in der Tagespresse des Dritten Reiches (1933–1945). Frankfurt 2007, S. 30.]

Jüdische Frechheiten Am Donnerstag, 11. Juli ereignete sich in einem Zeltlager von Berliner Sommergästen am Großen Lychen-See folgender Vorfall: Einige Mitglieder des jüdischen Ruderklubs Welle Poseidon, Berlin, welche zwischen den Deutschen ihre Zelte aufgeschlagen hatten, waren seit einiger Zeit zu einer Plage des Lagers geworden. U a. steckten sie allabendlich trotz Verbots am See ihr Feuer an und sangen mitten auf dem Lagerplatz die zotigsten Lieder, so daß Eltern mit ihren Kindern es vorzogen fortzugehen. Als der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Heß, mit seinem Boot in der Nähe des Lagerplatzes vorüberfuhr, erlaubten sich die Juden einige freche Bemerkungen, die heftige Erregung unter den deutschen Zeltnachbarn hervorriefen. Diese benachrichtigten den Ortsgruppenleiter von Lychen, (...) der die Juden zwang, das Lager zu verlassen und nach Berlin zurückzufahren.

Dok. 334 10. August 1935

Wolfenbütteler Zeitung (wörtliche Übernahme aus ‚Das Schwarze Korps‘)

Kommentierung: Rechtliche Erläuterungen zur Festnahme ‚auffälliger‘ Juden u.a. in Badeanstalten [Wiedergegeben nach: Kumlehn, Jürgen: Jüdische Familien in Wolfenbüttel. Braunschweig 2009, S. 116f.]

Wann darf ich jemand festnehmen? [...] Ein Jude, der sich unter Mißbrauch seines Gastrechtes mit einer deutschen Frau in der Öffentlichkeit sehen läßt, ein Jude, der in einem öffentlichen Tanzlokal anmaßend Gliederverrenkungen vornimmt, ein Jude, der sich in deutschen Bädern lärmend und auffällig benimmt, erregt öffentliches Ärgernis und gefährdet dadurch den Bestand der öffentlichen Ordnung. [...] Jeder Volksgenosse,

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der einen Juden bei der Begehung einer nach § 360 Ziffer 11 des StGB strafbaren Handlung auf frischer Tat ertappt, oder ihn unmittelbar im Anschluß an die Tat verfolgt, ist berichtigt, ihn festzunehmen, und, wenn er sich zur Wehr setzt, Gewalt anzuwenden, unter der Voraussetzung, daß er sich nicht genügend ausweisen kann, etwa durch Vorlage amtlicher Ausweise, oder wenn trotz Legitimation Fluchtverdacht vorliegt. Fesseln oder Binden ist nur in äußersten Fällen zulässig. [...] Widersetzt sich der Betroffene bei der Festnahme, so handelt er rechtswidrig. Begeht er bei der Widerstandsleistung eine Körperverletzung, so macht er sich strafbar. Auf Notwehr kann sich der Festgenommene nicht berufen, da die vorläufige Festnahme unter den angeführten Voraussetzungen rechtmäßig ist.

Namensregister Abraham, Georg 61 Aldag, Heinrich 71 Andrė, Bernhard 152, 156 Atlasz, Robert 50, 122 Bahro, Berno 132, 174, 179, 192–194, 199 Ball, Rudi 12, 13 Bärtels, Bernhard 69 Bardy, Walter 116 Beck, W. 30 Beck, Walter 143, 144 Becker 31 Becker, Christian 31 Bernett, Hajo 5, 14, 18, 27, 43, 91 Best, Werner 95, 97, 98 Bickendorf, Heinz 80 Böcker, Adolf 135 Bolten, Michael 195 Bräu, Ramona 40 Braun, Harald 116, 136, 184 Braun, Jutta 116, 136, 184 Blecking, Diethelm 207 Bloch, Fritz 61 Borsdorf, Ulrich 177 Breitmeyer, Arno 26, 27, 28 Brüggemeier, Franz-Josef 177 Brundage, Avery 8 Buchholz, Wolfhard 73, 214 Buschbom, Jan 177 Cahn, Erich 61 Casimir, Erwin 163 Christ, Ludwig 59 Cohen, Dr. 204–206 Damer, Konrad 139 Diem, Carl 200 Dinglinger, Oskar 125 Domgörgen, Jakob 135 Dübbers, Franz 135 Eckartsberg, E. v. 165 Eichengrün, Paul 175

Eilers 132 Engelhardt, Bernhard 143 Falkner, Gerd 159 Feuchter, Carl 115 Fraenkel, Max 192 Frankfurter, James 181 Freund, Anni 61 Frick, Wilhelm 5 Fuchs, Dr. B. 140 Gärtner, Thaddäus 128 Geibel, Werner 29 Gibas, Monika 42, 204 Glöckler, Oskar 168 Goch, Stefan 175 Goebbels, Josef 41, 159 Goertz, Dieter Goldmann, Max 61 Goldwasser, Vera 210 Göring, Hermann 41 Grauert 36, 141 Groß, Alfred 55 Gruner, Wolf 37, 78, 90–92, 95, 96, 98, 119, 135, 136 Günther, Dr. 142 Halt, Karl Ritter von 200–202 Hangebruch, Dieter 51 Hartkopp, Helmut 134 Häusler, Gerhard 107 Hax, Georg 137 Henkell, Karl 161, 173 Herweck, Carl 208–210 Herzog, Markwart 183, 185, 187–189, 192–194, 197, 200, 201 Heydrich, Reinhard 90, 95, 100 Hirsch, Andreas 177, 188 Hirsch, Julius 176, 177, 188 Hofmann, Gisela 198 Hopmann 174, 199 Hopp (Boxer) 135 Ichenhäuser, Alex 25

Namensregister 

Jäckel, Eberhard 62, 67–69, 88, 105, 108, 111 Jacob, Max 197 Jäger, Peter 195 Jarres, Karl 135 Joerg 70 Juliusburger, Dr. E. 140 Kalischer, Richard 211, 212 Karl Graf von Spreti 164 Katter, Walter 135 Keitel, Karl 143 Klaus, Kurt 71, 182 Klein 93 Klein, Josef 150 Konrath 67, 68 Köwing 20 Kulka, Otto Dov 62, 67–69, 88, 105, 108, 111 Kumlehn 214 Lammers, Hans Heinrich 5 Lehmann, Dr. G. 140, 198 Lehmann, Julius 198 Lennartz, Karl 8 Lewald, Theodor 5, 6, 20, 127, 200, 201 Lewin, Kurt Dr. 170 Lewin, Leo 165, 170 Liebmann, Dr. P. 140 Liebmann, Rudolf 61, 140 Linsenmeyer 123 Lippert, Thomas 8 Longerich, Peter 2, 6, 11, 12 Mau, Andreas 183, 185, 187–189 Mayer, Eugen 163 Mayer, Helene 13, 162, 163 Mecklenburg, Herzog Adolf Friedrich von 200, 201 Meier Kahn 60 Mello, Inge 210 Mengden, Guido von 28 Möllenhoff, Gisela 196 Mommsen, Hans 33, 106 Morgenstern, Heinrich 188 Müller 53, 104

 217

Müller, Hein 135 Müller, Karl 181 Müller, Ludwig 196 Nad, Eugen 157 Neuendorff, Edmund 137, 154–156, 184, 186 Neusel, Walter 135 Noll, Wilhelm 185 Nürck, Stefan 29, 170, 171 Nussbaum, M. 154 Orgler, Franz 169 Orlopp 182 Patschowski, Günther 86 Pauli, Heinrich 166 Peiffer, Lorenz 193 Pentrup, Franz 147 Pfundtner, 8, 12, 37, 202 Pilz, Gunter 193 Pott (Boxer) 135 Pottag, Alfred 173 Prenn, Daniel 18 Quanz, Dietrich R. 18, 31, 172, 197 Reuter 108 Rieth 7 Riethdorf (Boxer) 135 Ringleben, Rudolf 115 Robinow, Walter 180, 181 Roesler-Muns, Astrid Jannigje 194 Roll 188 Rosenfelder 207 Rothschild, Hans 157, 158 Rüdiger 178 Rürup, Reinhard 126 Rust, Bernhard 36 Sahm, Heinrich 200 Salomon, Franz Anton 181 Sauer, Paul 4, 5, 9, 16, 66, 110 Schachtschneider, Matthias 182, 183, 186 Schattmann, Werner 170 Scheiberg, Hermann 212, 213 Schlautmann-Overmeyer, R. 196

218 

 Namensregister

Schlempp, Walter 47, 48 Schiller (Boxer) 135 Schmitt, Rolf 78 Schneider 24, 32 Schnitzler, Thomas 59 Schomburgk, Gerhard 141 Schultheis, Herbert 60, 108 Schulz 6 Schultze 122 Schwarzmüller, Alois 35, 107, 202 Seelig, Erich 134 Seelig, Heinrich 134 Seidensticker, Harry 115 Sherill 201 Söhngen, Hans 65 Stark, Frotz 163 Stegemann (Boxer) 135 Steiner, Jürg 177 Stepp, Walther 107 Sternberg (jüd. Boxer) 135 Sternlieb, Kurt 169, 170 Stöhr 64 Teichler, Hans Joachim 8, 199 Tempel 31 Teuber, Werner 112, 118 Thiemer, Johannes 148 Thomas, Matthias 8, 40, 59 Tießler, Walter 12 Topp 65, 127

Tschammer und Osten, Hans von 21, 22, 200 Vilsmeier, F. 123 Volk 76 Vorchheimer 24 Wagner, Willy 147, 203 Wahlig, Henry 207 Walk, Joseph 15, 33, 98, 117 Wallner, Paul 134 Weber, Gerhard 141 Weinberg, A 164, 165 Weinberg, Dr. Arthur von 164 Weissbrot, Gusti 210 Weitz, Heinrich 59 Wenzel, Thomas 40 Werneburg 41 Werner, Josef 29, 112, 115, 118, 170 Wiedemann, F. P. 139 Wieser (Boxer) 135 Wieser, Lothar 187 Wohlgemuth, Wilhelm 106 Wolf, W. 37, 78, 90, 92, 95, 98, 119, 135, 165 Zabel, Herman 195 Zebandt, Claudia 49 Zeitler 44 Zengerling 46 Zielke, Heiko 60, 99

Ortsregister Altenburg 68 Alzey 116, 184 Apolda 73 Arnsberg 88, 92 Aschaffenburg 24, 60, 61, 106, 108 Augsburg 2, 70 Aurich 10, 13, 33, 40, 84, 86, 89, 92–94, 96, 121 Bad Canstatt 70 Bad Kissingen 62, 67, 78 Bad Landeck 116 Bad Maria Einsiedel 105, 106 Bad Pyrmont 158, 159 Bad Neustadt 60, 108 Baden-Württemberg 4, 5, 9, 16, 66, 110 Baden 9, 55, 57, 70, 71, 74, 81, 95, 116, 117, 213 Bayern 11, 19, 24, 25, 31, 33–35, 105–109, 123, 127, 146, 156, 157, 176 Bergisches Land 197 Berlin 2, 3, 6, 8, 13, 18, 20, 22, 26, 29, 31, 32, 39, 45, 46, 48, 62, 63, 65, 67, 71, 75, 76, 79, 84, 85, 86, 88, 89, 90, 92–100, 102, 110, 112, 116, 118, 122, 124, 126, 132–134, 136, 138, 140, 142, 154, 167–170, 174, 177, 179, 199, 200, 203, 212–214 Bern 1 Beuthen 57 Bielefeld 99, 104 Böckingen 176 Brandenburg 138, 154, 167 Bremen 20 Breslau 50, 70, 92, 169 Bruchsal 60, 61 Bückeburg 99, 100, 104, 212 Danzig 123, 124, 203 Darmstadt 63, 64 Dorstfeld 88 Dortmund 72, 88 Dresden 111

Düsseldorf 41, 48, 53, 59, 60, 62, 67–69, 77, 78, 83, 88, 92, 99, 105, 108, 111, 195 Eberstadt an der Moldau 69 Elmshorn 191 Emden 33 Erfurt 40, 42, 79, 92, 204 Erlangen 46, 55 Essen 73, 92, 175, 177, 195 Falkenstein 74 Fichtelgebirge 143 Frankfurt 47, 64, 73, 75, 79, 82, 83, 113, 114, 117, 145, 146, 163, 174, 176, 178, 179, 194, 198, 214 Frankfurt-Praunheim 114 Freimann 75 Fürth 25, 111, 176, 183, 185, 187–189, 203 Fulda 57 Garmisch-Partenkirchen 8, 9, 35, 107, 202 Gelsenkirchen 49 Gladbach-Rheydt 111 Gladbeck 73 Gotha 63 Göttingen 156, 174, 178, 179, 186, 197, 198, 203, 207, 215 Großer Segeberger See 73 Halle 50, 180 Hamburg 52, 53, 134, 157, 158, 165, 196 Hannover 19, 21, 27, 36, 37, 53, 56, 120, 181, 184, 189, 191–193, 203 Hersfeld 139 Heigenbrücken 105, 106 Hildburghausen 204–206 Hohenlimburg 195 Hohenzollern 48 Holland 162 Jerusalem 85, 122 Kaiserslautern 176, 196, 197 Karlsruhe 15, 98, 115, 146, 176, 177, 188

220 

 Ortsregister

Ketzin 193 Kassel 129, 154 Köln 49, 50, 81, 112, 162 Königsberg 92 Köpenick 194 Köslin 92 Kollnau 74 Krefeld 51 Landau 109 Lauf 56, 57 Leipzig 148 Lingen 4, 36 Lippstadt 69 Lörrach 9 Los Angeles 201 Ludwigshafen 46, 65, 66, 109, 176 Mainz 146, 176 Mannheim 29, 187, 207, 208, 210 Minden 90, 91 Mittelrhein 126 Mühlheim an der Ruhr 67 München 2, 6, 9, 11, 12, 19, 24, 25, 31, 37, 57, 67, 71, 72, 75, 78, 80, 90, 92, 95, 98, 105, 106, 108, 119, 127, 135, 136, 146, 176, 188, 202, 203, 205 Münster 41, 74, 196 Neustadt an der Aisch 123 New York 181 Niederrad 65, 80, 82, 117, 121 Norden (Turnkreis) 128 Nördlingen 58 Nürnberg 2, 19, 24, 25, 46, 54, 55, 111, 146, 176, 181, 182 Oberhaching 31, 172, 197 Oberweser 139, 142, 143, 151, 152, 156 Österreich 11, 12 Oldenburg 72, 124, 182, 183, 186 Osnabrück 4, 36, 86, 88, 92, 97, 100 Ostpreußen 123, 124 Paris 56, 58 Pfungstadt 183

Pirmasens 176 Planegg 159 Plauen 52 Potsdam 146, 166 Preußen 10, 11, 38, 98 Preußisch Friedland 41, 54 Ramat Gan 39, 174, 199 Ravensburg 110 Regnitz 123 Remscheid 44, 62 Rheinland 19, 48, 147 Riederwald 113, 114 Rinteln 71, 182 Saarland 11 Sachsen 123, 124, 139, 148 Schalke 175, 203 Schaumburg 49 Schlesien 56, 116, 131 Schneidemühl 92 Schorndorf 5, 14, 27, 43, 91 Schweden 162 Sonneberg 204–206 Speyer 51, 57 Stade 76, 114 Stettin 47, 76, 77 Straubing 46, 55 Stuttgart 4, 5, 9, 15, 16, 46, 66, 70, 110, 121, 125, 131, 134, 137, 176, 177, 181, 183, 185, 187–189, 192–194, 203, 210 Tel Aviv 50 Thüringen 42, 124, 132, 204 Tübingen 52 Trebnitz 56 Trier 41, 58, 59 Tutzing 129 Ulm 81, 134 Unterfranken 62 Varel 157 Vechta 112, 118 Waldhof 176 Wannsee 57, 58, 199 Weimar 42, 63, 68

Ortsregister 

Weser-Jade 157 Wien 11, 20, 163, 201 Wiesbaden 146, 173 Wilhelmshaven 84 Wittenberge 154

Wolfenbüttel 214 Worms 116, 176, 184 Württemberg 207 Würzburg 24, 159 Wuppertal 170

 221

Sachregister Akademischer Turnbund 125 Allgemeiner Deutscher Automobil Club 145 Arierparagraph 51, 53, 56, 114f., 116, 123–199 Auslandsstarts von Juden 1 Automobilbesitzer, jüdische 90 Automobil- und Motorradsport 94f. Badeanstalt, Einschränkungen für Juden 2, 9, 10, 38, 41, 42, 52, 64f. Badeort, Einschränkungen für Juden 2, 9, 10, 38, 105f., 116f. Badeverbot für Juden 42, 52, 54, 55, 56ff., 60, 62, 65f., 67ff., 70ff., 76f., 78ff. Badezeiten für Juden 10, 38, 42, 51, 54 Bestenlisten 169 BEWAG-Sportgruppe 177 Bund Deutscher Radfahrer 133, 136 Deutsche Sportbehörde 139f., 155f. Deutsche Turnerschaft 19, 123ff., 126ff., 131, 133f., 137ff., 142f., 147, 148f., 150f., 154, 156f., 170f. Deutscher Automobil Club 160f., 163f., 168f. Deutscher Athletik-Sportverband 123 Deutscher Boxsport-Verband 17f. Deutscher Fechterbund 162f. Deutscher Fußball-Bund 139f., 161, 167, 169 Deutscher Golfverband 31f., 161f., 172f., 198f. Deutscher Kanuverband 149f. Deutscher Motoryachtverband 173f. Deutscher Olympischer Ausschuss 7, 199ff. Deutscher Postsport-Verband 159f. Deutscher Reichsausschuss für ­Leibesübungen 135f. Deutscher Reichsbund für ­Leibesübungen 173 Deutscher Reichsbahnsport-Verband 129f. Deutscher Reichsverband für Amateurboxen 153f. Deutscher Ruderverband 145f., 166 Deutscher Rugby-Fußball-Verband 148 Deutscher Schwimmverband 136f. Deutscher Schießsportverband 166 Deutscher Skiverband 145, 159

Deutscher Sportärzteverband 167 Deutscher Tennis- und Hockeyverband 18, 140f., 142, 153 Deutscher und Österreichischer Alpenverein 144f.; 188 Einheitssatzung 29f., 33 Einheitssportvereine, jüdische 108f. Eissport 13 Eisstadion, Nutzung durch Juden 77 Flaggen im Wassersport 30f. Flaggenschmuck 107f. Geländesport 14 Gesetz zur Wiederherstellung des ­Berufsbeamtentums 4, 22ff. Golfsport 18, 31f. Großdeutscher Schachbund 158f. Herrenreiter 36 Hitlergruß bei Sportveranstaltungen 20 Jockey 36 Judenbann 2, 11, 112. Juden in bürgerlichen Sportverbänden 22ff. Jugendverbände, jüdische 4, 14, 86ff., 89ff. Kegelverein, jüdischer 69 Kraftfahrverbot für Juden 118f. Makkabi, Deutscher Makkabikreis 7, 21, 26ff., 108 Makkabiah 99 Norddeutscher Amateur Box-Verband 53 Norddeutscher Sportverband 157f. Nürnberger Gesetze, Auswirkungen auf Sportvereine 11f., 32 NS-Reichsbund für Leibesübungen 12, 33 Oberste Behörde für Trabrennen 164f. Olympia-Ausscheidungskämpfe 8 Olympia-Förderungskurse  8

Sachregister 

Olympische Spiele (Olympiade) 3, 6, 7, 8f., 12, 20, 31, 35, 40, 96f., 106ff., 117f., 119f., 202f. Pferdesport 36 Reichsausschuss jüdischer Sportverbände 27f., 32 Reichsbund für Leibesübungen 26 Reichsbund jüdischer Frontsoldaten 7, 21, 27, 86, 88f. Reichsjugendsportabzeichen 97f. Reichssportabzeichen 30, 97f. Reichsverband für Jiu Jitsu 143f. Sächsische Turnerschaft 123f. Sammelaktion für die Ostfront 110f. Schilder, judenfeindlichen Inhalts 5, 8f., 35, 40, 66, 121 Schwimmbad, Benutzung durch Juden 26, 41, 43, 78 Segelfliegen 92 Ski 110f. Sportbund ‚Schild‘ des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten  27f., 100 Sportabzeichen 17 Sportplätze, Benutzung durch Juden 10, 26, 41, 43ff., 53, 54, 61f., 63, 73, 76, 82, 83f., 113f.

 223

Sportveranstaltungen, jüdische 64, 99 Sportverbände, jüdische 1, 26, 60f. Sportvereine, jüdische 7, 24f., 26, 32, 88, 96f., 101ff., 105, 106f. Strandbad 63, 82f., 95 Süddeutscher Fußball- und Leichtathletikverband 146f., 175 Turn-, Sport- und Gymnastiklehrer im freien Beruf 15 Turn- und Sportlehrer, jüdische 15f. Turnhallen, Benutzung durch Juden 26, 41, 43ff., 53 Verband Brandenburgischer Athletik Vereine 122, 132f., 140, 152 Verband Deutscher Faustkämpfer 130f., 134f. Versammlungsverbot 59, 94, 98f., 111. Vereine, jüdische 21, 33f., 36, 84f. Vereinsabzeichen, jüdische 92f. Vereinsregister 83 Waffenbesitz 104f. Wandern 14 Wehrmacht 12 Weser-Jade-Verband 157 Westdeutscher Fußballverband 142, 150, 155