Die Deutschen in Rumänien 1944-1953: Eine Quellensammlung 9783412218966, 9783412225285


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Die Deutschen in Rumänien 1944-1953: Eine Quellensammlung
 9783412218966, 9783412225285

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D I E D E U T S C H EN I N R U M Ä N I EN 1944 – 1953

S C H R I F T EN Z U R L A N D ES K U N D E S I EB EN B Ü RG EN S ERGÄNZUNGSREIHE ZUM SIEBENBÜRGISCHEN ARCHIV IM AUF TRAG DES ARBEITSKREISES F ÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE HERAUSGEGEBEN VON HARALD ROTH UND ULRICH A. WIEN

BAND 35

DIE DEUTSCHEN IN RUMÄNIEN 1944 – 1953 Eine Quellensammlung

Herausgegeben von Annemarie Weber unter Mitarbeit von Hannelore Baier

2015

BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: Deutsch-Zeplinger auf der Flucht 1944 (Fotograf unbekannt, Foto-Archiv des Siebenbürgen-Instituts Gundelsheim/N.).

© 2015 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-22528-5

INHALTSVERZEICHNIS Einleitung ....................................................................................................... Editorische Hinweise ...................................................................................... Abkürzungen ..................................................................................................

7 19 24

DOKUMENTE

1944 ............................................................................................................... 1945 ............................................................................................................... 1946 ............................................................................................................... 1947 ............................................................................................................... 1948 ............................................................................................................... 1949 ............................................................................................................... 1950 ............................................................................................................... 1951 ............................................................................................................... 1952 ............................................................................................................... 1953 ...............................................................................................................

27 74 135 193 228 264 289 322 340 362

Quellen und Literatur .................................................................................... 376 Verzeichnis der Dokumente ............................................................................ 389 Register .......................................................................................................... 397

EINLEITUNG Die vorliegende Dokumentensammlung ist die erste umfassende Edition von Quellen aus den staatlichen Archiven Rumäniens zur Zeitgeschichte der deutschen Minderheit. Sie bietet Aufschluss über deren Geschichte in den Nachkriegsjahren, die anders verlaufen ist als jene der deutschen Minderheiten in den anderen unter sowjetischen Einfluss geratenen Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas1: Die Rumäniendeutschen wurden nicht vertrieben und ausgesiedelt, sondern nach einigen Jahren der Entrechtung in den kommunistischen Transformationsprozess der Gesellschaft mit einbezogen. Für die deutschen Gemeinschaften in Rumänien sind es Jahre der Entwurzelung und tiefgehender Brüche in ihrem Selbstverständnis. Die Quellenedition dokumentiert die Lage der deutschen Minderheit in Rumänien in der Zeitspanne zwischen dem 23. August 1944 – als das Land nach der Absetzung des Staatsführers Marschall Ion Antonescu durch König Michael (Mihai) I. von der Seite der Achsenmächte auf jene der Alliierten wechselte und unter den direkten politischen Einfluss Moskaus geriet – und dem Jahr 1953, in dem der Tod Josef Stalins auf internationaler Ebene und die Auflösung des Deutschen Antifaschistischen Komitees für die Deutschen in Rumänien eine Wende markierten. Im darauffolgenden Jahr 1954 leitete der kommunistische Staat die Rückgabe der Häuser und Gärten an 1945 enteignete Bauern deutscher Volkszugehörigkeit ein. Das war eine Maßnahme, die zwar keine ausdrückliche Rehabilitierung, wohl aber eine Lockerung im Umgang des Staates mit den Angehörigen der deutschen Minderheit deutlich machte. Der angesichts der herannahenden Roten Armee vollzogene Seitenwechsel Rumäniens im August 1944 machte aus den Deutschen des Landes, einer bis dahin privilegierten Volksgruppe, schlagartig eine besonders verfemte und verfolgte Minderheit. Dank der Unterstützung durch das nationalsozialistische Deutschland war den Rumäniendeutschen nach dem Zweiten Wiener Schiedsspruch nicht nur zugesichert worden, sie mit den Rumänen „in jeder Weise gleichzustellen“, die rumänische Regierung verpflichtete sich überdies, ihre „Stellung […] zur Erhaltung ihres Deutschtums weiter auszubauen“2. In der Folge wurde ihnen eine Reihe von Sonderrechten gewährt. Im November 1940 erkannte die rumänische Regierung die „Deutsche Volksgruppe in Rumänien“ (DVR) als eine Körperschaft des öffentlichen Rechts an. Dieser nationalsozialistisch orientierte Verband konnte verpflichtende Bestimmungen für die Angehörigen der 1

Vgl. Douglas 2012; Beer 2009. Siehe: Das Volksgruppenabkommen. Deutsch-rumänisches Protokoll vom 30. August 1940, in: Dokumentation 1957, S. 127 E; Nachdruck in Wagner 1981, S. 297f. 2

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Einleitung

deutschen Minderheit erlassen. Das ging weit über alles hinaus, was die deutschen Minderheitenvertreter in der Zwischenkriegszeit gefordert hatten. Im Mai 1943 wurde zudem ein Abkommen zwischen der Reichsregierung und der rumänischen Regierung unterzeichnet, kraft dessen die rumäniendeutschen Wehrpflichtigen in deutsche Waffenverbände aufgenommen wurden3. Für kurze Zeit bildeten die Rumäniendeutschen eine herausgehobene Rechtsgruppe, quasi einen Staat im Staate, was freilich dem Einzelnen nicht mehr Freiheit einbrachte, sondern bloß die Unterordnung unter eine vom nationalsozialistischen Deutschland eingesetzte Führung. Mit dem Sturz des Antonescu-Regimes verloren die Deutschen ihren Sonderstatus, die Institutionen der Volksgruppe wurden verboten und aufgelöst. Ihre Mitglieder und damit fast alle Rumäniendeutschen verloren nicht nur die mit dieser Zugehörigkeit verbundenen Sonderrechte, sondern auch ihre bürgerlichen Rechte4. Rumänien war im Juni 1941 in den Krieg gegen die Sowjetunion eingetreten. Begründet wurde das Überschreiten der damaligen Ostgrenze des Landes mit der Rückeroberung der im Juni 1940 infolge des sowjetischen Ultimatums verlorenen Gebiete Bessarabien und Nordbukowina, verbunden mit der Hoffnung, auch das durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch im September 1940 an Ungarn verlorene Nordsiebenbürgen zurückzuerhalten5. Rumänien geriet während des Krieges politisch und wirtschaftlich zunehmend in den Einflussbereich des Deutschen Reiches6. Der Seitenwechsel erfolgte erst, als die sowjetische Armee im Osten des Landes stand, selbst wenn sowohl die Regierung als auch die Opposition mit den Westalliierten und der UdSSR die Möglichkeiten eines Waffenstillstandes schon seit 1943 sondiert hatten7. Der Waffenstillstandsvertrag wurde am 12. September 1944 in Moskau unterzeichnet8. Rumänien verpflichtete sich, den Krieg an der Seite der Alliierten fortzusetzen, und – in einer Zusatzbestimmung zum Vertragsartikel 18 – alle Anweisungen der Alliierten Kontrollkommission zu erfüllen, die sich aus dem Waffenstillstandsabkommen ergeben sollten. Diese Verpflichtung und die zwischen Churchill und Stalin im Oktober 1944 getroffene inoffizielle Vereinbarung bezüglich der prozentualen Festlegung der jewei3 Abkommen zwischen der Reichsregierung und der Rumänischen Regierung hinsichtlich der Einreihung rumänischer Staatsbürger volksdeutscher Zugehörigkeit in die deutsche Wehrmacht-SS. Unter diesem Titel vollinhaltlich veröffentlicht in: Dokumentation 1957, S. 147 E–150 E. Vgl. dazu Milata 2009, S. 145–163. 4 Eine erste Analyse dieser Entrechtung aufgrund von Berichten Betroffener aus der unmittelbaren Nachkriegszeit findet sich in der Dokumentation 1957, S. 62 E–64 E; Berichte insbesondere S. 63–375. 5 Vgl. u. a. Hitchins 1998, S. 465; Buzatu 2010, Bd. 1, S. 30f.; Giurescu 2003, S. 253. 6 Vgl. u. a. Hillgruber 1954,1965, S. 156–164; Aly 2005, S. 263–273. 7 Vgl. u. a. Hitchins 1998, S. 482–493. 8 In Rumänien erstmals am 22. September 1944 im Amtsblatt publiziert. Am 14. November wurde eine korrigierte Fassung und parallel zur rumänischen die beiden offiziellen Fassungen in russischer und englischer Sprache veröffentlicht: Convenţia de armistiţiu între guvernul român, pe de o parte, și guvernele Uniunii Sovietice, Regatul Unit și Statele Unite ale Americii, pe de altă parte [Waffenstillstandsabkommen zwischen der rumänischen Regierung auf der einen Seite und der UdSSR, Großbritannien und den USA auf der anderen Seite], in: M.O., I, Nr. 264 vom 14. November 1944, S. 7334–7340. Eine Analyse des Abkommens aus rumänischer Sicht u. a. bei Buzatu 2010, Bd. 1, S. 155–162.

Einleitung

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ligen Einflussnahme in den Staaten Südosteuropas ermöglichte das uneingeschränkte Eingreifen der Sowjetunion: In Rumänien sollte der Einfluss der Sowjets 90 Prozent und jener der Westalliierten 10 Prozent betragen9. Die rumänische Armee kämpfte nunmehr bis Kriegsende an der Seite der sowjetischen Armee. Auf der Friedenskonferenz von Paris wurde Rumänien indes nicht als ein auf Seiten der Antihitlerkoalition Krieg führender Staat anerkannt10. Der Eiserne Vorhang setzte den ohnehin beschränkten Einflussmöglichkeiten der Westalliierten in Rumänien ein Ende. Die Nachkriegszeit in Rumänien, genauer: die Zeitspanne zwischen dem Herbst 1944 und dem Tod Stalins 1953, verlief in zwei zeitlichen Abschnitten: Bis Ende 1947 war Rumänien formell eine konstitutionelle Monarchie mit einer Mehrparteienregierung, wobei mit sowjetischer Unterstützung der Einfluss der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP)11 rapide zunahm. Mit der erzwungenen Abdankung des Königs und der Ausrufung der „Rumänischen Volksrepublik“ (30. Dezember 1947) vollzog sich die Machtübernahme der Kommunisten. Ihre politische Alleinherrschaft basierte auf der Verstaatlichung der Wirtschaft, der Banken, des Schulwesens und der umfassenden Überwachung der Gesellschaft und des Individuums. Die Zwei-Phasen-Entwicklung lässt sich auch in Bezug auf die Rumäniendeutschen beschreiben12. Durch das Waffenstillstandsabkommen hatte sich Rumänien verpflichtet, sämtliche rassischen, konfessionellen und nationalen Rechtsdiskriminierungen aufzuheben. Die Regierung verabschiedete bereits im Frühjahr 1945 ein Minderheitenschutzgesetz, das sogenannte Nationalitätenstatut13. Die darin festgeschriebenen Rechte galten jedoch nicht für die deutsche Minderheit, die sich nach Aufhebung des Volksgruppengesetzes von 1940 in einer rechtlichen Grauzone befand14. Die deutschen Schulen wurden zumindest teilweise geduldet, Ende 1946 wurde das kirchliche Schulwesen, auch die Schulen der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen, wieder legalisiert15, ebenso konnten einige linke sowie kirchliche Periodika erscheinen, das kulturelle Leben erholte sich16. Erst 1948 wurden die Rumäniendeutschen als „mitwohnende Nationalität“ (naţionalitate conlocuitoare) politisch voll anerkannt, aber zugleich im kommunistischen System gleichgeschaltet, ihre Schulen wurden verstaatlicht, die Vereine aufgelöst, die zwei-drei noch erscheinenden Zeitungen eingestellt und durch 9 10

Vgl. Resis 1978. Zum Friedensabkommen vgl. u. a. Buzatu 2010 und die Dokumentensammlung von Mocanu

1996. 11

Die RKP, rumänisch Partidul Comunist Român, bezeichnete sich ab 1948, nach der von ihr forcierten Vereinigung mit der Sozialdemokratischen Partei, und bis 1965 als Rumänische Arbeiterpartei (RAP, rumänisch: Partidul Muncitoresc Român). 12 Vgl. Baier 2005a. 13 Legea Nr. 86 pentru Statutul Minorităților Naționale [Gesetz Nr. 86 über das Statut für nationale Minderheiten], in: M.O., I, Nr. 30 vom 7. Februar 1945, S. 819–821; dt. in: Dokumentation 1957, S. 151 E–155 E; Nachdruck in Wagner 1981, S. 339–342. 14 Vgl. Tontsch 1995, S. 155. 15 Siehe: Rundschreiben betreffend Wiederanerkennung des Schulrechtes der Evangelischen Schulen A. B., in: „Kirchliche Blätter“ vom 11. Dezember 1946, S. 246. 16 Vgl. Weber 2010, S. 21–71.

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wenige von der RKP kontrollierte Neugründungen ersetzt. Aber auch nach erfolgter politischer Gleichschaltung blieben die Rumäniendeutschen in dieser Zeit des von Moskau diktierten „sich zuspitzenden Klassenkampfes“ als „ehemalige Hitleristen“ und „ehemalige Ausbeuter“ weiterhin vielfacher staatlicher Willkür ausgesetzt. Die Quellensammlung beginnt chronologisch mit Dokumenten, die die Bemühungen der Leitung der DVR und deutscher militärischer Befehlshaber belegen, die rumäniendeutsche Bevölkerung nach dem Umsturz vom 23. August 1944 zu evakuieren. Die DVR verfügte über ein Informantennetz, das vor allem aus volksdeutschen SD-Offizieren bestand, und war über die in Rumänien herrschende Stimmungslage sowie über die hinter den Kulissen geführten Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten und mit der UdSSR im Bilde17. Dennoch wurde die Evakuierung erst zwei Wochen nach der Waffenumkehr Rumäniens angesichts der nahenden Roten Armee in Angriff genommen (Dokumente Nr. 2–4). Nur in Nordsiebenbürgen, das seit dem Zweiten Wiener Schiedsspruch zu Ungarn gehörte, wurde die Evakuierung auch tatsächlich durchgeführt. In Südsiebenbürgen, das zu Rumänien gehörte, war sie wegen der fehlenden Planung und der ungünstigen Kriegslage nicht mehr möglich und wurde von deutschen Beobachtern auch als illusorisch eingestuft (Dokument Nr. 5). Auf das Evakuierungsangebot der deutschen Generäle Johannes Frießner und Artur Phleps antwortete die rumänische Regierung wegen der Aussichtslosigkeit des Unterfangens und ihrer von den alliierten Kriegspartnern eingeschränkten Zuständigkeit hinhaltend, dabei einer Empfehlung ihres in Siebenbürgen stationierten Generals Nicolae Macici folgend. Einzelne Minister sprachen sich für die Vertreibung der Rumäniendeutschen aus, der Vertreter der Kommunistischen Partei im Ministerrat hingegen argumentierte aus taktisch-opportunistischen Gründen gegen eine Evakuierung: Der Kriegsfeind würde dadurch gestärkt, die Alliierten würden vor den Kopf gestoßen werden (Dokument Nr. 8). Mehr Erfolg versprach sich die damalige Regierung von der Ausbürgerung und Enteignung der rund 60.000 Rumäniendeutschen, die sich zum Zeitpunkt des Seitenwechsels im Dienst der deutschen Armee, der SS oder der deutschen Kriegsindustrie außerhalb Rumäniens befanden. Rumänien hatte sich zwar in dem Abkommen mit Deutschland vom 12. Mai 1943 verpflichtet, diesen die rumänische Staatsangehörigkeit nicht abzuerkennen, doch sei damals die rumänische Seite durch einen Erlass Hitlers vom 19. Mai 1943 getäuscht worden, der den kriegsverpflichteten „Volksdeutschen“ die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannte. Eine doppelte Staatsbürgerschaft war nach rumänischem Recht nicht zulässig. Die Abkehr vom ehemaligen Verbündeten Deutschland wurde deswegen von der rumänischen Regierung als günstiger Zeitpunkt erkannt, das Abkommen für hinfällig zu erklären, den Betroffenen ihre rumänische Staatsbürgerschaft abzuerkennen und ihren Besitz zu beschlagnahmen (Dokumente Nr. 1, 7). Mit dem Seitenwechsel Rumäniens vom 23. August 1944 wurde aus dem verbündeten Deutschland der Kriegsfeind Nummer eins, aus der privilegierten deutschen 17

Vgl. Traşcă 2011.

Einleitung

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Minderheit ein kollektiver Sündenbock für alle Vergehen und Verbrechen, die im Geiste und im Sinne des Nationalsozialismus während des Krieges verübt worden waren. Der Sonderstatus der DVR und das oftmals arrogante Auftreten ihrer „Führer“ wurden von den Rumänen vielfach als kränkend und demütigend empfunden, was nun, nach Aufkündigung des Waffenbündnisses mit Deutschland, zu Racheakten in der Bevölkerung und, bei den in der Regierung versammelten Spitzenvertretern der politischen Parteien, zu besonders emotionalen Debatten um geplante umfassende Vergeltungsmaßnahmen gegenüber den Rumäniendeutschen führte (Dokumente Nr. 11–13). Das am 12. September 1944 unterzeichnete Waffenstillstandsabkommen sah in Artikel 15 die sofortige Auflösung der „prohitleristischen Organisationen faschistischen Typs“ vor. Über die Auflösung der DVR und die Beschlagnahmung rumäniendeutschen Eigentums wurde Ende September 1944 im Ministerrat diskutiert (Dokument Nr. 12), am 8. Oktober 1944 erschien das einschlägige Gesetz18. Am 14. November 1944 kündigte das Gesetz Nr. 575 an, dass im Rahmen des Wirtschaftsministeriums ein Kommissariat für die Abwicklung des Vermögens der DVR eingerichtet werde. Das Kommissariat und eine weitere einschlägige Dienststelle im Landwirtschaftsministerium wurden tatsächlich aber erst durch das Gesetz Nr. 2 vom 3. Januar 1945 gegründet19. Während der dazwischen liegenden rechtsfreien Monate wurden Teile des ehemaligen Eigentums der DVR, darunter auch Archivalien20, vernichtet, geplündert oder als Kriegsbeute beschlagnahmt21. Aufgrund eines weiteren Gesetzes (Nr. 91 vom 10. Februar 1945) wurde die Casa de Administrare şi Supraveghere a Bunurilor Inamice – C.A.S.B.I. gegründet, eine Treuhandanstalt zur Verwaltung und Überwachung des Vermögens der Kriegsfeinde (Deutschland und Ungarn) auf dem Gebiete Rumäniens, das gemäß Waffenstillstandsabkommen der Sowjetunion als Kriegsbeute zugesprochen worden war22. Die C.A.S.B.I. verwaltete auch die ehemaligen Güter der DVR sowie die der Kriegsteilnehmer und Flüchtlinge (absenteişti), die aufgrund der rumänischen Gesetzgebung ihre rumänische Staatsbürgerschaft verloren hatten23, was de facto eine zumindest zeitweilige Enteignung war. 18 Decret-lege Nr. 485 pentru abrogarea legii nr. 830 din 21 Noiemvrie 1940, pentru constituirea Grupului Etnic German din România [Gesetz Nr. 485 betreffend die Aufhebung des Gesetzes Nr. 830/1940 über die Gründung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien], in: M.O., I, Nr. 233 vom 8. Oktober 1944, S. 6558f. 19 Legea Nr. 2 pentru înfiinţarea Comisariatului General pentru administrarea și lichidarea bunurilor grupului etnic german [Gesetz Nr. 2 zur Gründung des Kommissariats für die Abwicklung des Vermögens der DVR], in: M.O., I, Nr. 2 vom 3. Januar 1945, S. 16f. Vgl. auch Ciucă 2013, S. 47f. 20 Etliche Archive der DVR wurden bereits in den ersten Tagen nach dem Seitenwechsel vernichtet oder versteckt, so das Archiv der Hermannstädter Kreisleitung, über dessen Verbrennung bzw. Vergrabung Rudolf Schuller, der ehemalige Hermannstädter Kreisleiter, in seinen unveröffentlichten Memoiren berichtet. Vgl. Rudolf Schuller: Erkenntnisse und Bekenntnisse, S. 222. Über das Schicksal des Kronstädter DVR-Zentralarchivs vgl. Cloos 1988, S. 212f.; auch Niedermaier 2009, S. 171f. und 192f. 21 Vgl. Șandru 2009, S. 90. 22 Legea Nr. 91 pentru înfiinţarea Casei de Administrare și Supraveghere a Bunurilor Inamice [Gesetz über die Gründung der Treuhandanstalt zur Verwaltung und Überwachung des Feindvermögens], in: M.O., I, Nr. 33 vom 10. Februar 1945, S. 941–944. 23 Vgl. Șandru 2009, S. 90f.

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Das Ausmaß dieser Enteignungen zeigen die 1947 in mehreren Ausgaben des Amtsblattes veröffentlichten umfangreichen Listen der Eigentümer, deren Immobilien aus der Zwangsverwaltung der C.A.S.B.I. rückerstattet wurden24. Ab September 1944 begann man, alle Beamten deutscher Volkszugehörigkeit zu entlassen, was fünf Dokumente (Nr. 14–18) aus dieser Edition belegen. Der bürgerliche Politiker Hans Otto Roth intervenierte, die Banater Kommunisten und Gewerkschaftler protestierten. Das Innenministerium nahm schließlich, einer Empfehlung seiner Verwaltungsabteilung folgend, die Maßnahme zurück und ordnete im Dezember 1944 die Wiedereinstellung der Beamten an. Die Korrektur kam indes in vielen Fällen zu spät bei den Betroffenen an, die mittlerweile (im Januar 1945) in die Sowjetunion deportiert worden waren. Aus den Protokollen des Ministerrates geht hervor, dass die politischen Strafmaßnahmen stets auch eine starke wirtschaftliche Komponente hatten (Dokumente Nr. 11–13): Die Minister (gleich welcher parteipolitischen Couleur) hatten es auf die beachtlichen Vermögenswerte der Rumäniendeutschen abgesehen, die sie unter der eigenen Klientel aufzuteilen gedachten. Diesem Bestreben standen die Begehrlichkeiten der sowjetischen Besatzungsmacht entgegen. Der Beschlagnahme der deutschen Besitztümer durch die C.A.S.B.I. sowie der Deportation von arbeitsfähigen Deutschen in die Sowjetunion im Januar 1945 und dem von der sowjetischen Besatzungsmacht im Februar 1945 angeordneten Einsatz der im Land verbliebenen arbeitsfähigen Deutschen in Arbeitslagern innerhalb Rumäniens (Dokument Nr. 20) standen die rumänischen Politiker machtlos gegenüber. Die unter sowjetischem Druck eingesetzte Regierung unter Petru Groza führte dann die bereits im Herbst 1944 von den Ministern anvisierte große Umverteilung des Landbesitzes auf Grund des Agrarreformgesetzes als eine erste populistische Maßnahme durch. Die Enteignung des Landvermögens im März 1945 ist Thema einer Vielzahl von Texten dieser Dokumentensammlung. Es handelt sich um Protokolle von Verhandlungen in den höchsten Regierungs- und Parteigremien, um Polizeiakten, Eingaben und Stellungnahmen von Behörden oder um geheimdienstliche Berichte. Sie zeigen die Auseinandersetzung der Betroffenen, aber auch die der Behörden mit einem in sich widersprüchlichen Gesetz, das der Willkür Tür und Tor öffnete; sie vermerken Übergriffe; sie lassen einen aktiven Widerstand der Enteigneten erkennen, die über ihren Bischof oder über politische Vertreter in Denkschriften, Eingaben und Audienzen die Rücknahme der Maßnahmen verlangten, aber auch vor der direkten Konfrontation mit den Behörden und fallweise vor tätlicher Selbsthilfe nicht zurückschreckten. Die großangelegte Umverteilung des Landbesitzes bereitete den Behörden beträchtliche Schwierigkeiten und führte nicht nur wegen der freigesetzten Masse an erwerbs- und vielerorts auch obdachlos gewordenen Menschen zu sozialen Spannungen. In Dörfern mit gemischter Bevölkerung (Rumänen und Deutsche) kam es zu offenen Konflikten 24 Siehe z. B.: Comisia Română de Legătură cu Comisia Aliată de Control: Scoateri de bunuri rurale de sub prevederile legii nr. 91/1945 [Die Rumänische Verbindungskommission zur Alliierten Kontrollkommission: Die Aufhebung des Gesetzes Nr. 91/1945 für ländliche Besitztümer], in: M.O., I, Nr. 131 vom 12. Juni 1947, S. 4748–4761.

Einleitung

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zwischen den sogenannten Kolonisten, den von auswärts zwecks Bearbeitung der enteigneten Ackerflächen zugezogenen Neubauern, und den bodenständigen Rumänen, die sich gegenüber den Neuankömmlingen benachteiligt fühlten. Vielerorts kam es zur eigenmächtigen „Flurbereinigung“ durch die ansässigen rumänischen Bauern, die daran – wie das Protokoll einer Regierungssitzung von 1947 belegt – von den staatlichen Behörden nicht gehindert wurden (Dokument Nr. 84). Die großzügige Auslegung des Gesetzes durch die Behörden und Ortskommissionen verleitete zu wagemutigen Privatinitiativen, etwa jener von 1945 im Burzenland, wo die Regionalorganisation der Pflügerfront (Frontul Plugarilor) selbsttätig Enteignungen durchführte und 600 Siebenbürger Sachsen in Straf- und Arbeitslager sperrte. Das eigenmächtige Vorgehen veranlasste Innenminister Teohari Georgescu, persönlich einzugreifen; sein aufschlussreicher Bericht blieb im Bukarester Historischen Zentralarchiv erhalten (Dokument Nr. 46)25. Die Enteignung und Entwurzelung der sächsischen und schwäbischen Landbewohner brachte – neben katastrophalen Ernten und der Dezimierung des Viehbestandes – ein weiteres Problem mit sich, auf das die Regierung nicht vorbereitet war: Wohin mit den größtenteils aus ihren Häusern vertriebenen rumäniendeutschen Dorfbewohnern und wie sie ernähren? Landwirtschaftsminister Traian Săvulescu legte im Januar 1947 den Plan vor, die ihres Besitzes enteigneten Familien in die Donauauen sowie in andere Gebiete umzusiedeln, wo sie Arbeit finden könnten (Dokument Nr. 85). Die „Lösung der deutschen Frage“ wurde immer wieder hinausgeschoben; zu dieser Formulierung, einer ebenso formelhaften wie hilflosen Umschreibung, gerinnt die Problematik in den Sitzungsprotokollen der Regierung und des Politbüros. Die rumänischen Politiker brauchten das Einverständnis der Sowjets, die aber warteten die Entwicklung der sich zuspitzenden politischen Lage in Europa ab. Die „deutsche Frage“ bzw. „das deutsche Problem“ wurde schließlich durch Einbeziehung der Rumäniendeutschen in die politische Umgestaltung der Gesellschaft und durch ihre Gleichschaltung gelöst. Die entsprechenden Maßnahmen beschloss das Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei (RAP) auf seiner Vollversammlung im Juni 1948. Im Dezember desselben Jahres wurde die Resolution zur „nationalen Frage“ verabschiedet (Dokument Nr. 108). Zu diesem Zeitpunkt waren die Rumäniendeutschen offenbar nicht mehr die problematischste Minderheit. Mehr Redebedarf im Politbüro gab es zur sogenannten „jüdischen Frage“. Die rumänischen Kommunisten waren sich unklar darüber, wie der neuerdings aus Moskau propagandistisch vorgegebene Kampf gegen den Zionismus mit der noch im Mai erfolgten Anerkennung des Staates Israel durch die UdSSR (und im Juni durch Rumänien) in Einklang zu bringen sei; es war schwierig, Stellung zu beziehen und dabei nichts falsch zu machen, schließlich einigten sie sich auf den Vorschlag Gheorghiu-Dejs, die „jüdische Frage“ in einen größeren Kontext einzubetten und eine für alle Minderheiten geltende Entschließung zu verabschieden26 (Dokument Nr. 107). Die Rumäniendeutschen werden darin erstmals den anderen Nationalitäten gleichgestellt. Sie werden nicht mehr pauschal kriminalisiert, sondern sollen im Sinne des 25 26

Vgl. Weber 2012. Vgl. dazu Glass 2002, S. 178–181.

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Klassenkampfes durch weitreichende Umerziehungsmaßnahmen von ihrer „hitleristischen“ und „ausbeuterischen“ Vergangenheit befreit und als „Werktätige“ in die Gesellschaft integriert werden. Der sowjetischen Nationalitätenpolitik gemäß, die in der Resolution in einer langen Einleitung als Vorbild angeführt wird, sollte der gesellschaftspolitische Transformationsprozess in der jeweiligen Muttersprache stattfinden und von parteipolitisch geschulten Vertretern aus den Reihen der jeweiligen Minderheit geleitet werden. Zu diesem Zweck wurden für die deutsche „mitwohnende Nationalität“ im Februar 1949 das Deutsche Antifaschistische Komitee (DAK) und im März 1949 dessen publizistisches Sprachrohr „Neuer Weg“ gegründet. Die Dokumente aus der Gründungsphase bilden einen weiteren großen Themenblock in der vorliegenden Sammlung. In der Erinnerungsliteratur der Siebenbürger Sachsen wird das Deutsche Antifaschistische Komitee meist nur kurz angesprochen und als nicht repräsentativ bzw. als von außen oktroyiert eingestuft 27. Und doch lag die Ausgestaltung des öffentlichen kulturellen Lebens der Rumäniendeutschen in den frühen 1950er Jahren in den Händen der aus dem Arbeitermilieu rekrutierten mehr oder weniger fähigen und engagierten DAK-Aktivisten. Dass diese sich nicht nur für die neuen „sozialistischen“ Inhalte der Kulturarbeit einsetzten, sondern oft auch für die traditionellen Identitätsbedürfnisse der Rumäniendeutschen – etwa für den uneingeschränkten Gebrauch der Muttersprache, für die Anerkennung der Gruppe durch die rumänischen Behörden, für eine angemessene Zuteilung von Ressourcen – belegen mehrere Dokumente (Nr. 114, 118, 119, 125, 132, 135, 137) dieser Sammlung. Die Auflösung des DAK im Jahre 1953 stand im Zusammenhang mit der hysterischen Minderheitenfeindlichkeit und dem Antisemitismus Stalins in seinen letzten Lebensjahren, die sich die rumänischen Kommunisten zu eigen machen mussten. Die „demokratischen Komitees“ wurden unter den Generalverdacht des Chauvinismus und der „Spionage für den Imperialismus“ gestellt. Das DAK mutierte – in der Auffassung der unter sowjetischer Anleitung agierenden RAP – von einer ursprünglich als fortschrittlich eingestuften Institution zu einem Sammelbecken der Reaktionäre (Dokumente Nr. 138, 139). Nach Stalins Tod entspannte sich die Minderheitenpolitik, ohne dass jedoch das abgeschaffte DAK durch eine andere Institution ersetzt wurde28. Doch setzte nun mit der Rückgabe der enteigneten Bauernhäuser eine echte Wiedergutmachungsmaßnah27

Vgl. u. a. Müller 1995; Breckner 2011; Schmidt 1995. Bereits in den Regierungen Sănătescu II (4. November–5. Dezember 1944) und Rădescu (6. Dezember 1944 – 28. Februar 1945) gab es einen Minderheitenminister (Ministrul minorităților, ab 13. November 1944 Ministrul naționalităților minoritare) – es war Gheorghe Vlădescu-Răcoasa –, der auch in die erste Groza-Regierung (6. März 1945 – 30. November 1946) übernommen wurde, jetzt aber nur im Rang eines Unterstaatssekretärs (subsecretar de stat la Subsecretariatul pentru Minorități). Im zweiten Kabinett Groza (1. Dezember 1946 – 29. Dezember 1947) fehlt ein entsprechendes Ressort. Beginnend mit dem 30. Dezember 1947 (Kabinett Groza III) wird Ludovic Takács Unterstaatssekretär für die Minderheiten (subsecretar de stat pentru Minorităţi); 1948–1952 lautet seine Amtsbezeichnung Ministerstellvertreter beim Departement für die Probleme der mitwohnenden Nationalitäten (ministru adjunct al Departamentului pentru Problemele Naţionalităţilor Conlocuitoare). Am 28. Juni 1952 wird Takács durch Francisc Otrok ersetzt; das bedeutet, dass es ein Minderheitendepartement auch in 28

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me für die Rumäniendeutschen ein29. Desgleichen wurde der öffentliche Diskurs für ein paar Jahre liberaler, und die Minderheitenkultur erfreute sich größerer staatlicher Förderung 30. Bereits vor 1989 wurden in Rumänien Archivakten zur unmittelbaren Nachkriegszeit veröffentlicht, soweit sie die nationalkommunistische Geschichtsauffassung des Regimes von Nicolae Ceauşescu bestätigten oder nicht an ihre neuralgischen Punkte rührten. Die 1984 und 1985 in vier Bänden erschienene Dokumentensammlung zur Vorbereitung und Durchführung des Seitenwechsels Rumäniens im August 194431 enthält einige wenige Akten, die sich auf die Thematik unserer Sammlung beziehen, insbesondere Berichte und Telegramme im Zusammenhang mit den letzten Kriegstagen in Rumänien (Band 2). Band 4 bringt einen Nachdruck des Agrarreform-Gesetzes vom 23. März 1945 und der am 9. April 1945 in der kommunistischen Tageszeitung „Scânteia“ veröffentlichten Durchführungsverordnung. Eine weitere Dokumentensammlung zu jenem bedeutenden Ereignis in der neueren rumänischen Geschichte, die vor allem das Kriegsgeschehen anhand von Militärakten beleuchtet, erschien zwischen 1978 und 1985 in mehreren Bänden im Bukarester Militärverlag. In dem Band zur Zeitspanne 1.–3. September 194432 wurde ein Telegramm von Andreas Schmidt an das Auswärtige Amt über die geplante Evakuierung der Siebenbürger Sachsen (nicht ganz fehlerfrei) abgedruckt, das in die vorliegende Sammlung in einer neuen Transkription (vom Mikrofilm im Bukarester Historischen Zentralarchiv) aufgenommen wurde (Dokument Nr. 2). Die in den beiden Quellensammlungen aus nationalkommunistischer Zeit getroffene Auswahl konstruiert eine nationale Geschichte, in der einige Geschehnisse, die insbesondere die Minderheiten betreffen, ausgeklammert werden. Eine große Zurückhaltung diesbezüglich ist auch in den Publikationen der Nachwendezeit nicht zu übersehen. In Veröffentlichungen von Zeitdokumenten zur sowjetischen Besatzung aus rumänischen Archiven33 wird die Minderheitenproblematik nur gestreift. Bei der Auswertung der sowjetischen Archive, die in den 1990er Jahren auch für rumänische Forscher offen waren, wurde sie überhaupt nicht berücksichtigt34, ebenso wenig bei der Auswertung der englischen und amerikanischen Quellen35. In drei Dokumentenbänden zum politischen Geschehen der Jahre 1945–194736 finden sich lediglich zwei Texte zur Problematik der

der Struktur der ersten von Gheorghe Gheorghiu-Dej geführten Regierung (2. Juni 1952 – 27. Januar 1953) gegeben haben muss; Neagoe 1999, S. 151–170, erwähnt es allerdings nicht. 29 Gemäß dem (unveröffentlichten) Dekret Nr. 81/1954. Vgl. dazu Baier 2005, S. 137–161; Weber 2010, S. 212–215. 30 Vgl. hierzu Weber 2010, S. 177–222. 31 23 August 1944. Documente. 32 Savu 1980. 33 Stănescu, Zamfirescu 1998. 34 Buzatu 1996; Documente secrete 1997. 35 Buzatu 1992; Chiper, Constantiniu, Pop 1993. 36 Scurtu 1994, 1994a, 1996.

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Rumäniendeutschen37. Der Befund trifft auch für eine dreibändige Quellensammlung zum Waffenstillstandsabkommen und zur Pariser Friedenskonferenz38 zu, in der nur je ein Dokument in den beiden letzten Bänden vorkommt39. Eine 2001 erschienene Publikation von Akten aus dem französischen diplomatischen Archiv, die den Auseinandersetzungen der Siegermächte mit der territorialen Zuordnung Siebenbürgens am Ende des Krieges gewidmet ist, berührt die Minderheitenfrage, ohne sie zu fokussieren40. Ebenfalls nur am Rande kommen Minderheitenbelange in dem Dokumentenband vor, der als Anhang zu einem umfassenden, vom rumänischen Staatspräsidenten in Auftrag gegebenen Bericht41 über die kommunistische Diktatur herausgegeben wurde. Hier findet sich allerdings das interessante Protokoll einer Audienz rumänischer Parteiführer bei Stalin im Frühjahr 1946, in der sich der Kremlchef unter anderem für die Nichtausweisung der Rumäniendeutschen ausgesprochen hat. Dieses Gesprächsprotokoll wurde auszugsweise auch in die vorliegende Sammlung aufgenommen (Dokument Nr. 60). Im ersten „Weißbuch der Securitate“42, das 1997 unter der Federführung des damaligen Chefs des rumänischen Nachrichtendienstes (S.R.I.), Virgil Măgureanu, erschien, sind überraschenderweise etliche Dokumente über bzw. von Rumäniendeutschen aufgenommen worden (14 von insgesamt 406). In der einleitenden Studie – verfasst vom rumänischen Journalisten und Zeithistoriker Mihai Pelin – beschäftigt sich ein Unterkapitel mit der Arbeitsdeportation und Lagerinternierung der Sachsen und Schwaben nach dem 23. August 1944. Pelin hatte bereits 1988 ein Buch über die Verfolgung der Deutschen im Rumänien der Nachkriegszeit geschrieben und in Venedig unter dem Titel „Requiem auf die Genfer Konvention“ publizieren lassen43. Er bezeichnete darin den von ihm festgestellten Vergeltungsterror gegenüber den (Rumänien-)Deutschen, der auf einem allgemeinen gesellschaftlichen Konsens beruht habe, als maßlos und „im Grunde unfassbar in einer Welt, die sich für zivilisiert hält“44. Erste Archivdokumente zur Russlandverschleppung, die im Rahmen des Projektes zur Deportation von Siebenbürger Sachsen unter Leitung von Georg Weber recherchiert worden waren und in dem dreibändigen Standardwerk45 in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurden, machte Hannelore Baier in einer Publikation des Demokrati37 Scurtu 1994, Nr. 26, S. 159–162 (Bittschrift Rumäniendeutscher zur Rückführung der Russlanddeportierten), und Nr. 47, S. 229–232 (Polizeibericht über die Stimmung auf den Dörfern. Es wird über Konflikte auch in sächsischen Dörfern berichtet). 38 Mocanu 1994, 1995, 1996. 39 Mocanu 1995, Nr. 36, S. 149f. (Protestbrief des liberalen Parteichefs C. I. C. Brătianu an den Premierminister über die Russlanddeportation – dt. auch in Weber 1995, Bd. 3, Dokument Nr. 46, S. 101–103); Mocanu 1996, Nr. 14, S. 89–93 (Bittschrift Rumäniendeutscher an die rumänische Regierung). 40 Documente franceze 2001. 41 Vgl. Raport Final 2007 und den dazugehörigen Quellenband Berindei, Dobrincu, Goșu 2009. 42 Cartea Albă a Securităţii, 1997. 43 Pelin 1988. 44 Pelin 1988, S. 9. 45 Weber 1995.

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schen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) den rumänischen Lesern 1994 zugänglich46. Gut zehn Jahre später folgte in der gleichen Herausgeberschaft eine kleine Sammlung zu weiteren Verfolgungsmaßnahmen gegen die Rumäniendeutschen nach dem Krieg47. Nach der Jahrtausendwende erschienen in Klausenburg (Cluj-Napoca) umfangreiche Dokumentensammlungen zur Nachkriegsgeschichte der jüdischen und der ungarischen Minderheit48. Zur deutschen Minderheit fehlt noch immer ein ähnliches Werk, doch gibt es mittlerweile einige grundlegende Studien, die ein reiches Quellenmaterial auswerten. Dumitru Şandru49 veröffentlichte die erste zusammenfassende Arbeit über die Enteignung der Rumäniendeutschen durch die Agrarreform von 194550. Außer zahlreichen Akten aus dem Bukarester Historischen Zentralarchiv der Rumänischen Nationalarchive nutzte er auch die Bestände einiger, insbesondere Banater Regionalarchive. Mit diesem Buch vertritt Şandru als erster rumänischer Historiker die bisher nur aus der Sicht der Betroffenen bekannte Auffassung, dass die Agrarreform von 1945 „durch die Bestimmungen des Gesetzes und insbesondere jene ihrer Durchführungsverordnung, ebenso durch die Art und Weise ihrer Umsetzung in erster Linie gegen die Rumäniendeutschen gerichtet war und erst in zweiter Linie gegen die Großgrundbesitzer“51. Bereits einige Jahre zuvor hatte Şandru ein Buch über die Bevölkerungsverschiebungen in Rumänien zwischen 1940 und 1948 veröffentlicht52, das ebenfalls hauptsächlich auf der Auswertung von rumänischen Archivquellen beruht. Je ein ausführliches Kapitel ist darin der Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion und der Umsiedlung der Deutschen aus der Bukowina, aus Bessarabien und der Dobrudscha gewidmet. Demselben Autor ist zudem eine erste Synthesearbeit über die innerrumänische Lagerarbeit der Rumäniendeutschen zu verdanken53. 2010 erschien in Großwardein (Oradea) eine Quellensammlung, welche die unmittelbare Nachkriegsgeschichte der Rumäniendeutschen im Spiegel des dortigen regionalen Archivmaterials dokumentiert54. Veröffentlicht wurden hauptsächlich Polizeiakten aus den Beständen der Großwardeiner Filiale der Rumänischen Nationalarchive. Die Stadt stand in dieser Zeit als Grenzort wegen der Flüchtlinge aus und der illegalen Heimkehrer nach Rumänien unter besonderer polizeilicher Beobachtung. Nach Großwardein wurden ab Oktober 1945 die ersten Heimkehrer aus der sowje46

Baier 1994. Baier 2005. 48 Andreescu, Nastasă, Varga 2002, 2003, 2003a. 49 Dumitru Şandru (1934–2013), rumänischer Historiker und Universitätsprofessor, schrieb mehrere Standardwerke zur rumänischen Agrargeschichte, darunter zwei Bücher über die nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg in Rumänien durchgeführten Bodenreformen: Reforma agrară din 1921 în România (Şandru 1975) und Reforma agrară din 1945 în România (Şandru 2000). 50 Şandru 2009. Zach 1998 stellte diese damals noch unveröffentlichte Studie zum ersten Mal einer deutschen Leserschaft vor. 51 Șandru 2009, S. 13. 52 Șandru 2003. 53 Șandru 1995. 54 Crăciun 2010. 47

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tischen Zwangsarbeit repatriiert55, und in der Großwardeiner Festung gab es in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein Lager, in das illegale Heimkehrer interniert wurden56. Leider legte die Transkription der erfassten Dokumente keinen Wert auf genaue Namensschreibung. Auch fehlen Namen- und Ortsregister, so dass eine wissenschaftliche Auswertung der Dokumente schwierig ist. Kurz nach Beginn des neuen Jahrtausends begann das Bukarester Historische Zentralarchiv mit der Herausgabe der Sitzungsprotokolle des Politbüros des Zentralkomitees der RAP. Da alle wichtigen politischen Entscheidungen seit der Gründung der RVR in diesem Gremium getroffen wurden, finden sich in diesen Bänden57 etliche Bezugnahmen auch auf rumäniendeutsche Belange. Von den bislang in Deutschland erschienenen einschlägigen Veröffentlichungen sind als Standardwerke außer der genannten dreibändigen Untersuchung zur Deportation (Weber 1995) die 1957 vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte herausgegebene umfassende Dokumentation „Das Schicksal der Deutschen in Rumänien“ zu erwähnen, ebenso die von Ernst Wagner publizierten und in zwei Auflagen (1976 und 1981) erschienenen „Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191–1975“. Nach der politischen Wende des Jahres 1989 sind im deutschen Sprachraum Quellen zur Zeitgeschichte der Rumäniendeutschen bereits vielfach ausgewertet worden, wie die Literaturliste im Anhang belegt. Quellenbände, die rumänische Archive nutzen, sind jedoch kaum erschienen. Erwähnenswert ist in unserem Zusammenhang die Veröffentlichung des politischen Nachlasses von Hans Otto Roth58 sowie die Herausgabe der Erinnerungen von Bischof Friedrich Müller-Langenthal59 oder die Veröffentlichung des Tagebuchs von Bischof Viktor Glondys, allerdings in der von seiner Witwe überarbeiteten Fassung60. Die genannten Bücher werten halbprivate bzw. kirchliche Archive aus, die sich früher als die staatlichen Archive in Rumänien der Forschung geöffnet haben. Die vorliegende Quellensammlung konzentriert sich auf die Geschichte der deutschen Bevölkerung in den Transformationsjahren 1944–1953, die bislang weniger berücksichtigt worden ist, versteht sich aber gleichzeitig als eine Ergänzung der Dokumentarbasis für eine Gesamtgeschichte des Landes und der Region. Annemarie Weber

55 Die Heimkehrer des Jahres 1945 waren Arbeitsunfähige und Kranke. Viele, die über den Grenzort Sighet nach Rumänien rückgeführt wurden, mussten sich, um mit der Eisenbahn weiter nach Siebenbürgen fahren zu können, in Großwardein Entlassungsscheine ausstellen lassen. Vgl. Weber 1995, Bd. 1, S. 655. 56 Vgl. auch Müller 1995, S. 469f. 57 Stenograme 2002, 2003, 2004, Moraru 2012. 58 Popa 2003. 59 Müller 1995. 60 Glondys 1997.

EDITORISCHE HINWEISE Die Quellensammlung enthält überwiegend unveröffentlichte Akten zur Geschichte der Rumäniendeutschen aus den Jahren 1944 bis 1953, die in verschiedenen staatlichen Archiven Rumäniens aufbewahrt werden. Diese Akten wurden nach der politischen Wende im Dezember 1989 zunächst sehr zögerlich, seit Beginn der 2000er Jahre verstärkt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor allem das Historische Zentralarchiv der Rumänischen Nationalarchive (Arhivele Naţionale Istorice Centrale – A.N.I.C.) bemüht sich um größtmögliche Transparenz. Die geheimdienstlichen Archive wurden nach und nach aus dem Besitz des Rumänischen Nachrichtendienstes (Serviciul Român de Informaţii – S.R.I.) in das Archiv des 1999 nach dem Vorbild der damaligen Gauck-Behörde geschaffenen Nationalrates zur Aufarbeitung der Securitate-Archive (Consiliul Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii – C.N.S.A.S.) überführt. Das Diplomatische Archiv Rumäniens ist dem Außenministerium in Bukarest (Arhiva Ministerului Afacerilor Externe – M.A.E.) unterstellt. Die meisten der 140 in diese Sammlung aufgenommenen Akten befinden sich im Bukarester Historischen Zentralarchiv, wiedergegeben sind jedoch auch einige wenige Urkunden aus den zumeist in den Kreishauptstädten befindlichen Filialen der Rumänischen Nationalarchive (Serviciul Județean al Arhivelor Naționale – S.J.A.N.). Einen weiteren Bestand stellen Dokumente aus den Archiven der Sicherheitspolizei (Siguranţa und Securitate) dar, die zum Zeitpunkt ihrer Sichtung im Archiv des Rumänischen Nachrichtendienstes (S.R.I.) aufbewahrt wurden, zum Teil bereits von der Behörde zur Aufarbeitung der geheimdienstlichen Archive (C.N.S.A.S.) übernommen worden waren. Weitere hier erfasste Archivalien befinden sich im Diplomatischen Archiv des rumänischen Außenministeriums. Die Dokumentensammlung basiert auf einer Vorarbeit von Hannelore Baier, die 2009 in einem vom Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde angeregten und von der Bundesregierung unterstützten Projekt zur Dokumentation rumäniendeutscher Geschichte in den Jahren 1944–1953 geleistet worden ist. Einige der von ihr gesammelten Akten wurden bereits in Auszügen in rumänischer Sprache veröffentlicht. Die vorliegende Quellenedition umfasst außer diesen noch eine Reihe weiterer Dokumente, die von Annemarie Weber und Hannelore Baier in den genannten rumänischen Archiven recherchiert worden sind. Die Quellen wurden von Annemarie Weber in den Jahren 2010 und 2011 im Rahmen eines von Bernd Neumann, dem damaligen Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, geförderten Projektes zu Identitätsfragen der Siebenbürger Sachsen ausgewählt, fallweise ins Deutsche übersetzt und mit einem wissenschaftlichen Apparat versehen. Für die vorliegende Veröffentlichung wurde die

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Arbeit einer gründlichen Revision unterzogen, es wurden Korrekturen vorgenommen und zahlreiche Ergänzungen angebracht. Bei der Auswahl wurden vor allem Dokumente berücksichtigt, die die allgemeine Situation oder Fallbeispiele wiedergeben. Fokussiert wurden die Verhältnisse in Siebenbürgen, wobei Archivalien, die Zustände im Banat oder Persönlichkeiten aus dieser Region betreffen und von Relevanz für die gesamte deutsche Minderheit sind, mit aufgenommen wurden. Als Beispiele seien das Protokoll der Audienz genannt, die der damalige Ministerpräsident Petru Groza im Jahre 1946 Banater Sozialdemokraten gewährte (Dokument Nr. 61), sowie die Schreiben des Banater Gewerkschaftlers Coloman Müller an Ana Pauker und an Justizminister Lucreţiu Pătrăşcanu (Nr. 63). Bewusst ausgespart wurden weitgehend die bereits umfassend dokumentierte und wissenschaftlich ausgewertete Deportation zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion im Januar 1945 sowie die Deportation in die Bărăgan-Steppe im Juni 1951. Beide Maßnahmen kommen in den hier veröffentlichten Dokumenten nur am Rande vor. Gezielt aufgenommen – da weniger bekannt und bislang kaum erforscht – wurden hingegen Urkunden zur Arbeitsdeportation der Rumäniendeutschen innerhalb des Landes. Die Evakuierungen der Kronstädter Deutschen 1952 oder die zahlreichen Schikanen, die Enteignete regelmäßig erdulden mussten, werden in der Auswahl nur kurz erwähnt, sei es, weil es sich um Maßnahmen handelte, die im Zuge der „sozialistischen Umgestaltung“ der Gesellschaft nicht spezifisch die Rumäniendeutschen betrafen, sei es, weil die gefundenen Akten Persönlichkeitsrechte hätten verletzen können. In die Quellenedition aufgenommen wurden Schriftstücke verschiedener Emittenten und unterschiedlicher Textsorten: Ministerratsprotokolle, Sitzungsprotokolle aus dem Politbüro des Zentralkomitees der Rumänischen Kommunistischen Partei und der Rumänischen Arbeiterpartei, Dienstanweisungen von Ministern, Polizeiakten, Eingaben von kirchlichen Stellen und anderen Interessengruppen, Sitzungsprotokolle und Berichte des Deutschen Antifaschistischen Komitees, eine Kriegskorrespondenz über die geplante Evakuierung der Rumäniendeutschen aus dem August und September 1944, vertrauliche und geheime Berichte verschiedener staatlicher Stellen. Schriftstücke, die sich nur in Teilen auf die Problematik des Bandes beziehen, wurden nur auszugsweise aufgenommen. Die meisten Originale sind in rumänischer Sprache verfasst worden. Sie wurden für die vorliegende Edition ins Deutsche übersetzt. Ziel der Übersetzung war es, den Wortlaut der Akten möglichst verständlich ins Deutsche zu übertragen und sie damit auch Interessierten zugänglich zu machen, die des Rumänischen nicht mächtig sind. Einige wenige Dokumente in deutscher Sprache (insbesondere Telegramme aus dem Jahr 1944 zur geplanten Evakuierung der Rumäniendeutschen sowie Schriftstücke des Deutschen Antifaschistischen Komitees) wurden in der Originalfassung aufgenommen. Die deutsche Übersetzung orientiert sich am Sprachgebrauch, der in den rumäniendeutschen Medien jener Jahre (insbesondere in der ab 1949 erscheinenden Tageszeitung „Neuer Weg“) üblich war. So wird judeţ mit „Bezirk“ (bzw. „Verwaltungsbezirk“) übertragen, während „Kreis“ für die untergeordnete Verwaltungseinheit plasă benützt wird. Erst nach der Verwaltungsreform von 1968 bürgerte sich in den rumäniendeut-

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schen Zeitungen der auch heute übliche Begriff „Kreis“ für judeţ ein. Ebenso werden die Ortsnamen und die Namen der Verwaltungseinheiten auf die damals übliche Weise eingedeutscht. Eine Ortsnamenkonkordanz bietet das entsprechende Register am Ende des Bandes. Die deutsche Übersetzung lehnt sich möglichst eng an das Original an, sie versucht nicht, die zuweilen hölzerne Sprache des rumänischen Textes, verkürzte Gedankenführungen, elliptische Sätze und andere sprachliche Eigenheiten auszumerzen. Gleichzeitig ist sie um Lesbarkeit bemüht. Dieser Spagat mag nicht immer gelungen sein. Deutsch abgefasste Quellen wurden in ihrer originalen Orthographie abgedruckt, besonders auffallende bzw. relevante Sprachfehler durch ein Ausrufezeichen [!] kenntlich gemacht und nicht verbessert; die Zeichensetzung wurde gelegentlich heutigen Gepflogenheiten angepasst. Die Akten wurden samt Briefköpfen, Orts- und Verwaltungsbezeichnungen, Titel und Amtsbezeichnungen übersetzt. Bei Berichten aus den Polizei- und Sicherheitsbehörden ist nicht immer eindeutig feststellbar, um welche Textsorte es sich handelt. Relativ eindeutig zu übersetzen ist notă telefonică mit „telefonische Mitteilung“. Eine notă ohne weiteren Zusatz wurde in der Regel mit „Meldung“ übersetzt, eine notă informativă mit „Information“ oder mit „informativer Bericht“. Bei der notă handelt es sich ab 1946 (im Falle unseres Bestandes) um einen anonymen, meist kurzen Bericht aus der Sicht eines Informanten; die notă informativă ist ein amtliches Aktenstück mit einem in der Regel kenntlich gemachten Emittenten, mit Nummer und Datumsangabe, evtl. mit kurzen Zusammenfassungen am Rande und einer Bewertung der Information. Oft heißt ein solches Schriftstück aber auch einfach notă und wurde in diesem Fall ebenfalls mit „Information“ übersetzt. Texte dieser Art tragen meist das Merkmal „Geheim“, während das referat – übersetzt fallweise mit „Bericht“, „Sachstandsbericht“ oder „Gutachten“ – zwar auch nur für den innerbehördlichen Gebrauch abgefasst wurde, aber den (nicht immer erfüllten) Anspruch hatte, gesicherte Sachverhalte zu analysieren und systematisch zusammenzufassen. Bei der Wahl der Termini waren mir auch die Untersuchungen zur Sprache der Stasi hilfreich (Bergmann 1999, Suckut 1996). Wenn das DAK Missstände an übergeordnete Parteikader meldete, hieß so eine Eingabe auch notă, was in diesem Fall mit der im diplomatischen Verkehr und in Regierungskreisen durchaus üblichen „Note“ übertragen wurde. Die Dokumente sind chronologisch angeordnet und fortlaufend nummeriert. Die Regesten geben Aufschluss über Entstehungszeit, Betreff, Verfasser und fallweise Adressat des jeweiligen Dokuments. Am Ende des Textes werden unter „Quelle“ der Aufbewahrungsort des Originals und die Signatur vermerkt. Für die Quellenangaben werden die rumänischen Begriffe und Kürzel benutzt, um die Auffindbarkeit der Akten vor Ort zu erleichtern. Alle Kürzel und rumänischen Begriffe werden im Abkürzungsverzeichnis aufgeschlüsselt. Wurde eine Quelle bereits anderweitig abgedruckt, wird dies in der Quellenangabe vermerkt. Wenn die Originalquelle nicht eingesehen werden konnte und eine Druckfassung als Vorlage für die Übersetzung diente, wird dies angeführt. Das Schriftbild strebt Einheitlichkeit an und reproduziert nicht das Schriftbild des Originals. Datumsangaben sowie unterschiedliche Bezeichnungen derselben Institu-

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tion wurden nicht vereinheitlicht. In Redeprotokollen sind die Namen der Redner fett gedruckt, auf Titel und Höflichkeitsformeln wird dabei verzichtet, ebenso auf die Wiederholung der Vornamen oder Amtsbezeichnungen. Handschriftliche Zusätze, Eintragungen des (mutmaßlichen) Empfängers, Anweisungen oder Bemerkungen werden an entsprechender Stelle in den Fußnoten angeführt. Die im Originaldokument vorhandenen Unterstreichungen wurden berücksichtigt. Nachträglich eingetragene (handschriftliche) Bemerkungen oder Anweisungen wurden in den Anmerkungen wiedergegeben, so dass das jeweilige Aktenstück in seinem historischen und archivalischen Zusammenhang erschlossen werden kann. Die Anmerkungen weisen außerdem auf unleserliche Stellen und Zweifelsfälle beim Textverständnis hin, erläutern sachliche Zusammenhänge und nennen fallweise Veröffentlichungen zum Thema. Über die Lebensdaten und die innegehabten Ämter der meisten in den Akten genannten Personen wird i. d. R. bei der ersten Namensnennung in einer Anmerkung informiert. Im Personenverzeichnis wird die Seite mit den biografischen Kurzinformationen fett hervorgehoben. Häufig genutzte Quellen waren: für die deutschen Politiker, Diplomaten und Militärs die Aktenveröffentlichungen zur deutschen auswärtigen Politik, Serie E (Akten zur deutschen auswärtigen Politik) und das online verfügbare Munzinger-Archiv (https://www.munzinger.de); für rumänische Persönlichkeiten die nach der Wende erschienenen biografischen Nachschlagewerke (z. B. Crișan 2001, Membrii C.C. al P.C.R. 2004, Stoica 2008), ebenso die von Tănase 2005, 2008 veröffentlichten Lebensläufe mehr oder weniger prominenter RKP-Aktivisten, die Interviewbände und Untersuchungen von Lavinia Betea (Betea 2001 und Betea 2008) sowie die regelmäßig in der Zeitschrift „Arhivele Totalitarismului“ erschienenen Lebensläufe rumänischer Politiker und Militärs. Für die Amtszeiten der diversen Minister wurde auf die von Neagoe 1995 zusammengestellte und 1999 ergänzte Chronologie der Regierungen Rumäniens zurückgegriffen, für ehemalige rumäniendeutsche Parlamentarier auf das Handbuch von Balling 1991. In zahlreichen Fällen erwies sich bei der Personenrecherche das Internet als hilfreich; in vielen Fällen konnten die Lebensdaten von Siebenbürger Sachsen zuverlässig über die Todesanzeigen in der online zugänglichen „Siebenbürgischen Zeitung“, München, eruiert werden. Gelungen ist es leider trotzdem nicht, alle in den Quellen erwähnten Personen zu identifizieren und ihnen Lebensdaten zuzuordnen. Bei Ortsnamen wird, soweit vorhanden, die deutschsprachige Form angegeben. Die rumänischen Entsprechungen werden im Ortsnamenverzeichnis angeführt. Ergänzungen der Herausgeberin stehen in [eckigen] Klammern. Zweifelhafte Textstellen werden mit [?] gekennzeichnet, Hervorhebungen bestimmter unglaubwürdiger oder offensichtlich falscher Textstellen werden mit [!] vermerkt. Auslassungen in längeren Texten werden mit Punkten zwischen eckigen Klammern […] kenntlich gemacht. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der eingangs genannten Archive sei an dieser Stelle für ihre freundliche Hilfestellung herzlich gedankt. Für die Unterstützung bei der Auswahl der Dokumente, die Besorgung zahlreicher Kopien, für die Durchsicht und Korrektur des Typoskripts sowie für die Bereitstellung vieler zusätzlicher Informationen

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aus ihrem reichhaltigen persönlichen Archiv gilt mein besonderer Dank Hannelore Baier in Hermannstadt. Ebenso danke ich all jenen, die mir ihr Expertenwissen als Zeitzeugen oder Betroffene zur Verfügung gestellt haben, mich bei meinen Recherchen unterstützten bzw. mir bei der Korrektur der Übersetzungen behilflich waren. Mein Dank geht insbesondere an Dr. Vasile Ciobanu, Pfr. Hermann Rehner, die Archivarin Monica Vlaicu (alle Hermannstadt), Dr. Wolfram Theilemann (damals Hermannstadt, heute Nordhausen), Helga Lutsch (Heilbronn), Dr. Werner Klemm (Detmold), Hermann Schobel (Würzburg), Dr. Ulrich A. Wien (Landau) und meinen Mann, Horst Weber. Nicht zuletzt sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Siebenbürgischen Bibliothek und ihres Archivs in Gundelsheim am Neckar für die Bereitstellung vieler Bücher, Zeitschriften und Manuskripte gedankt. Der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, danke ich für die Förderung des Projektes, das diese Edition möglich gemacht hat, dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde und den Herausgebern der „Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens“ für die Aufnahme in diese Buchreihe. Annemarie Weber

ABKÜRZUNGEN A.D.B.

Arhivele Diplomatice [ale Ministerului Afacerilor Externe] Bucureşti (Diplomatisches Archiv des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten, Bukarest)

ANIC

Arhivele Naţionale Istorice Centrale (Historisches Zentralarchiv der Rumänischen Nationalarchive)

Anm.

Anmerkung (Fußnote)

ARLUS

Asociaţia Română pentru strângerea legăturilor cu Uniunea Sovietică (Rumänische Gesellschaft für die Festigung der Beziehungen zur Sowjetunion; in deutschen Publikationen auch ARLUS), 1944–1953

B.O.

Buletinul Oficial (Amtsblatt [der rumänischen Regierung]), ab 1. März 1949

BK des DAK

Bezirkskomitee des Deutschen Antifaschistischen Komitees

C.A.S.B.I.

Casa de Administrare şi Supraveghere a Bunurilor Inamice (Treuhandanstalt zur Verwaltung und Überwachung des Feindvemögens)

C.C.

Comitetul Central (Zentralkomitee)

C.D.E.

Comitetul Democratic Evreiesc (Jüdisches Demokratisches Komitee)

C.F.R.

Căile Ferate Române (auch CFR; Rumänische Eisenbahngesellschaft)

C.N.S.A.S.

Consiliul Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii (Nationalrat zur Aufarbeitung der Archive des rumänischen Geheimdienstes)

DAK

Deutsches Antifaschistisches Komitee (auch D.A.K.)

DAO

Deutsche Antihitleristische Organisation

DJ

Deutsche Jugend

DM

Deutsche Mannschaft

dosar

Akte, Dossier

Abkürzungen

25

dt.

deutsch

DVR

Deutsche Volksgruppe in Rumänien

ES

Einsatzstaffel

f.

und folgende (Seite), und folgendes (Blatt)

fol.

Folio (Blatt)

fond

Bestand, Fonds

geb.

geboren

Gen.

Genosse, Genossin

Hg.

Herausgeber

i. A.

im Auftrag

i. A. v.

im Auftrag von

IKUF

Idisher Kultur-Farband (Jiddischer Kulturverband)

JDK

Jüdisches Demokratisches Komitee

KP

Kommunistische Partei

KP (B)

Kommunistische Partei (der Bolschewiki)

KW

Kollektivwirtschaft(en)

l. J.

laufenden Jahres

LK des DAK

Landeskomitee des Deutschen Antifaschistischen Komitees

M.A.I.

Ministerul Afacerilor Interne (auch MAI; Innenministerium)

M.O.

Monitorul Oficial al României (Amtsblatt Rumäniens)

MADOSZ

Magyar Dolgozók Országos Szövetsége – Landesverband der Ungarischen Werktätigen

MTS

Maschinen- und Traktorenstation (rumänisch SMT – Staţiunea de Maşini şi Tractoare)

Nr.

Nummer

NSDAP

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

NSV

Nationalsozialistische Volkswohlfahrt

NW

„Neuer Weg“

o. J.

ohne Jahr

o. O.

ohne Ort

P.C.R.

Partidul Comunist Român (Rumänische Kommunistische Partei)

P.M.R.

Partidul Muncitoresc Român/Romîn – Rumänische Arbeiterpartei)

P.N.L.

Partidul Naţional Liberal (Nationalliberale Partei)

26

Abkürzungen

P.N.P.

Partidul Naţional Popular (Nationale Volkspartei)

P.N.Ţ.

Partidul Naţional Ţărănesc (Nationale Bauernpartei)

RAP

Rumänische Arbeiterpartei

RKP

Rumänische Kommunistische Partei

rum.

rumänisch

RVR

Rumänische Volksrepublik

S.

Seite

s.

siehe

S.R.I.

Serviciul Român de Informaţie (Rumänischer Nachrichtendienst)

SDP

Sozialdemokratische Partei in Rumänien

Securitate

rumänische Sicherheitspolizei (1948 gegründet als: Direcțiunea Generală a Securității Poporului, ab 1949: Direcțiunea Generală a Securității Statului)

Siguranța

rumänische Sicherheitspolizei (bis 1948)

SJAN/S.J.A.N. Serviciul Județean al Arhivelor Naționale UdSSR

Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

ung.

ungarisch

v

verso (Rückseite)

vol.

volum [Band]

VdWJ

Verband der werktätigen Jugend

Vgl.

Vergleiche

VLR

Vortragender Legationsrat

z. T.

zum Teil

ZAEKR

Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien

ZK

Zentralkomitee

DOKUMENTE 1944 1. Der Ministerratspräsident an den Generalstab zwecks Regelung der Staatsbürgerschaft rumäniendeutscher Angehöriger der deutschen Armee (31. August 1944) [Briefkopf:] Präsidentschaft des Ministerrates [Eingangsstempel:] Nr. 67 vom 12.IX.1944 [An:] Der Große Generalstab Abteilung I Büro 7 C.V. Notiz Nr. 423.715 vom 31. August 1944 Für Herrn General, den Chef des Großen Generalstabs

In Folge des „Abkommens zwischen der Rumänischen Regierung und der Regierung des Deutschen Reiches betreffend die Einreihung rumänischer Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit in die Deutsche Armee-SS“61 vom 12. Mai 1943 befinden sich heute etwa 60.000 Männer, Mitglieder der Deutschen Volksgruppe in Rumänien, im Dienst der deutschen Armee, der SS-Truppen oder der deutschen Kriegsindustrie. Kapitel I, Punkt 1, Absatz 2 des Abkommens vom 12. Mai 1943 sieht vor, dass „diejenigen, die der Deutschen Armee-SS beitreten, auf Grund des vorliegenden Abkommens ihre rumänische Staatsbürgerschaft beibehalten sowie alle daraus hervorgehenden Rechte“62 [es folgen mehrere handschriftliche Auslassungszeichen]. Die Entschließung des Herrn Ministerratspräsidenten: 61

„Abkommen zwischen der Reichsregierung und der Rumänischen Regierung hinsichtlich der Einreihung rumänischer Staatsbürger volksdeutscher Zugehörigkeit in die deutsche Wehrmacht-SS“. Vgl. Anm. 3. Nach Milata (2009, S. 151–155) fußte das Abkommen auf einer rumänischen Vorlage, aus der die falsche Übersetzung „deutsche Wehrmacht-SS“ (statt Waffen-SS) möglicherweise bewusst übernommen wurde, um eine Rekrutierung Rumäniendeutscher auch zur Wehrmacht nicht auszuschließen. Die im Abkommen zugesicherte Beibehaltung der rumänischen Staatsbürgerschaft habe dem Wunsch der rumänischen Seite entsprochen, „die rumäniendeutsche Minderheit langfristig nicht zu schwächen“, Regierungschef Antonescu habe zwar ein gespanntes Verhältnis zur Deutschen Volksgruppe in Rumänien (DVR), aber eine „generell positive Haltung zu den Rumäniendeutschen“ gehabt (ebenda, S. 153f.). 62 Vgl. auch Dokument Nr. 7.

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„Der Generalstab wird in Zusammenarbeit mit dem Justizminister das Gesetz abfassen“.63 Generaladjutant (gez.) Sănătescu64 Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Cabinet militar Sănătescu-Rădescu, dosar 38/1944–45 [Dokumente, die beim Ministerrat Ende August und September 1944 eingingen], fol. 15, 16, 43, 101, hier fol. 15.

2. Volksgruppenführer Andreas Schmidt an das Auswärtige Amt über eine etwaige Evakuierung der Rumäniendeutschen aus Südsiebenbürgen (2. September 1944) Telefonisch durchgegeben von VLR65 Wagner (Frl. Hermsen) 5.9. Mj.66 Telegramm von Schmidt67 (Ungarn) 3.9. 13.18 Uhr Nr. 1 vom 3.9. Für VLR Wagner (Neumark68 den 2.9.)

Durch Kurier festgestellt, daß Manoelescu69 in Braza Campina70,

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Das Gesetz über den Verlust bzw. den Erwerb der rumänischen Staatsbürgerschaft wird den Ministerrat hinfort beschäftigen, wurde aber hintangestellt bis nach den Friedensverhandlungen. Heimkehrende SS-Männer galten unter der Regierung Sănătescu als Deserteure, weshalb ihnen die rumänische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. 64 Constantin Sănătescu (1885–1947), Karriereoffizier mit Kriegserfahrung in zwei Weltkriegen, König Michael I. nahestehend (seit 1943 Chef des königlichen Militärstabs, seit Frühjahr 1944 Palastmarschall), war maßgeblich an der Waffenumkehr Rumäniens vom 23. August 1944 beteiligt. Ministerratspräsident vom 24. August bis zum 6. Dezember 1944. 65 Vermutlich der Vortragende Legationsrat (VLR) Horst Wagner, Leiter der Abteilung Inland II im Auswärtigen Amt, der u. a. für volksdeutsche Wirtschaftsfragen, den Einsatz der Volksgruppen für Kriegsaufgaben und die Umsiedlung von „Volksdeutschen und Fremdstämmigen“ zuständig war. 66 Deutsch im Original. 67 Andreas Schmidt (1912–1948), von der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi) eingesetzter und in der Hauptstadt des Deutschen Reiches bestens vernetzter Führer der Deutschen Volksgruppe in Rumänien (1940–1944). In Berlin heiratete er – Trauzeuge war Heinrich Himmler – die Tochter des Chefs des SS-Hauptamtes, SS-Obergruppenführers und Generals der Waffen-SS Gottlob Berger, der während des Krieges u. a. für die Rekrutierung von Volksdeutschen für die bewaffneten SS-Verbände zuständig war. Schmidt sorgte in seiner Amtszeit für die vollständige Unterordnung der Rumäniendeutschen unter die Interessen des Deutschen Reiches. Am 23. August 1944 hielt sich Schmidt in Deutschland auf, um die reichsdeutsche Führung vor einem bevorstehenden Umsturz in Rumänien zu warnen. In den Tagen unmittelbar danach versuchte er die Evakuierung der Siebenbürger Sachsen aus Südsiebenbürgen und einen bewaffneten Widerstand zu organisieren. Anfang 1945 geriet er in sowjetische Gefangenschaft und kam 1948 im Lager Workuta ums Leben. Vgl. Milata 2005; s. auch: Andreas Schmidt, in: Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, Nachlass Franz Herberth, BI 63, A–5095, Schachtel 5. 68 Korrekt: Neumarkt am Mieresch. 69 Vermutlich Mihail Manoilescu, Außenminister in der Regierung Ion Gigurtu, Unterzeichner des Wiener Schiedspruchs von Seiten Rumäniens. Die vielen Verschreiber bei Orts- und Personennamen dürften der telefonischen Durchgabe des Telegramms geschuldet sein. 70 Breaza bei Câmpina, Ferien- und Luftkurort am Südhang der Südkarpaten.

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Jugurcu71 in Predeal wohnt. Aufenthalt von Paler Pop72 und General Dragaluna73 unbekannt. V-Mann hat mit Frau Antonescu74 in Predeal gesprochen. Sie weinte, sei jedoch nicht mitteilsam. Mitteilte lediglich, daß ihr Mann75 festgesetzt sei. Stimmung in Siebenbürgen und Banat verschieden. In Kronstadt dominiert kommunistenfreundliche Siguranza76, in Hermannstadt die Militärs, in Banat Juden und freigelassene tausende russische Kriegsgefangene. Russisches Panzerkorps auf dem Weg Ploieşti – Kronstadt. Etwa 3 russische Divisionen befinden sich im Vitzu-Pass77 und südlichen Übergängen, um mit Kronstadt Zange zu bilden. Hauptkräfte landen angeblich auf serbischem Raum, zur Vereinigung mit Tito78 marschierend. Betrifft Volksgruppe. Verhandlungen über Parlamentär mit General Dumutrache79 zwecks Evakuierung der Deutschen aus Kronstadt und Bezirk negativ. Fahre am 3.9. nach Hermannstadt zwecks Verhandlungen mit General Machich80 wegen der Evakuierung der Deutschen aus Mittel-Siebenbürgen.81

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In der Lesart von Savu 1980, S. 306: Gigurtu. Ion Gigurtu (1886–1959), Ministerpräsident (4. Juli bis 4. September 1940). 72 Valeriu Pop (1891–1956), Vertrauter König Carols II., Minister in mehreren Regierungen zwischen 1932 und 1937, mit Manoilescu an den Verhandlungen zum Zweiten Wiener Schiedsspruch beteiligt. 73 Corneliu Dragalina (1887–1949), rumänischer General, Militärgouverneur der Bukowina (1943–1944). 74 Maria Antonescu (1892–1964), Gattin von Ion Antonescu. 75 Ion Antonescu (1882–1946), General – später Marschall – und Politiker, wurde am 4. September 1940 von König Carol II. nach den massiven rumänischen Gebietsverlusten an die UdSSR (Bessarabien und Nordbukowina), Ungarn (Nordsiebenbürgen) und Bulgarien (Süddobrudscha) zum Ministerpräsidenten mit unbeschränkten Vollmachten ernannt. Er regierte als „Staatsführer“ zunächst zusammen mit der faschistischen und antisemitischen Eisernen Garde, ab Januar 1941 – nachdem diese gegen ihn zu putschen versucht hatte – nur noch mit Unterstützung des Militärs. Antonescu führte Rumänien an der Seite Deutschlands in den Krieg gegen die Sowjetunion, duldete aber gleichzeitig Friedensgespräche der Opposition mit den Allierten. Wurde am 23. August 1944 während einer Audienz beim König verhaftet, in Gewahrsam kommunistischer Kräfte genommen, an die Sowjetunion ausgeliefert und 1946 in einem Schauprozess von einem „Volksgerichtshof“ in Bukarest als Kriegsverbrecher zum Tode durch Erschießen verurteilt. 76 Siguranţa, volkstümlicher Name der 1892 im Königreich Rumänien gegründeten geheimdienstlichen Staatssicherheitsbehörde (Direcțiunea Poliției și Siguranței Generale), die beginnend mit 1940 Serviciul Special de Informații hieß. Dessen 1948 gegründeter Nachfolger war die Generaldirektion der Volkssicherheit (Direcțiunea Generală a Securității Poporului), kurz „Securitate“ genannt. 77 Oituz-Pass in den Ostkarpaten. 78 Josip Broz (1892–1980), genannt Tito, Marschall der kommunistischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg, Ministerpräsident und Staatspräsident (1953–1980) von Jugoslawien. 79 General Ioan Dumitrache (1889–1977), kommandierender General der Gebirgsjägerdivision. 80 General Nicolae Macici (1886–1950), kommandierender General der 1. Armee (1941–1945). 81 Das Vorhaben dürfte nicht zustande gekommen sein, denn Macici wurde in Sachen Evakuierung der Siebenbürger Sachsen nicht von Schmidt persönlich, sondern von den Generälen Frießner und Phleps brieflich kontaktiert (vgl. Dokument Nr. 3). Zu den deutschen Umsiedlungsplänen jener Tage vgl. auch Baier 2011, Weber 2011.

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Andreas Schmidt Volksgruppenführer Sondereinsatz Ullrich Marosvasarhelyll82 Quelle: ANIC, fond Microfilme S.U.A., rola 280, Aufnahme-Nr. 370503-04. Abgedruckt in einer nicht ganz akkuraten Transkription und in rumänischer Übersetzung in: Savu 1980, S. 306–307 (Dokument 243). Nachdruck nach Mikrofilm.

3. General Nicolae Macici an Generalstabschef Gheorghe Mihail betreffend Evakuierung der „Volksdeutschen“ (4. September 1944) Kopie Telegramm Nr. 23.956 vom 4. September 1944, 22 Uhr General Nicolae Macici Befehlshaber der 1. Armee An Herrn Generaladjutant [Gheorghe] Mihail83 Generalstabschef

Anknüpfend an unser Gespräch von heute Abend sende ich Ihnen weiter unten in rumänischer Übersetzung den Brief zu, der mir durch einen deutschen Parlamentär, der heute beim Grenzposten an der Straße nach Schäßburg eintraf, zugestellt wurde. Hier der Text84: „[Kommandostelle]85, 2. Sept. 1944 Hiermit beauftrage und bevollmächtige ich Herrn Major von Schack86 und den SSUntersturmführer Dr. Otto Liess87, mit der höchsten Kommandobehörde der Königlichen Rumänischen Wehrmacht in Siebenbürgen Verhandlungen über folgende Angelegenheit zu führen: Da damit zu rechnen ist, dass in Kürze der siebenbürgische Raum Kampfgebiet wird, beabsichtigt die deutsche Reichsregierung, die in diesem Raum wohnhaften Volksdeutschen 82

Korrekt: Marosvásárhely. Gheorghe Mihail (1887–1982), Generalstabschef 1940 sowie vom 23. August 1944 bis 12. Oktober 1944. 84 Das deutsche Original dieses Briefes konnte nicht aufgefunden werden. Unsere Übersetzung lehnt sich stark an die mutmaßliche Urfassung dieses Schreibens an, das sich als Abschrift eines Telegramms erhalten hat, welches Frießner am 3. September an Ribbentrop schickte (veröffentlicht als Dokument Nr. 211 in: Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918–1945 aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes. Serie E. 1941–1945, Bd. 8, S. 408f.). Der evangelische Bischof Friedrich Müller referiert in seinen Erinnerungen diesen Evakuierungsantrag, als dessen „Auftraggeber“ er Himmler nennt. Berichtet habe ihm davon Hans Otto Roth, den Iuliu Maniu informiert habe. Die Sowjets hätten das Ansinnen der rumänischen Regierung harsch zurückgewiesen, „wolle man denn Hitler noch mehr Soldaten geben?“ (Müller 1995, S. 22; vgl. auch Dokument Nr. 8). 85 Unsichere Übersetzung. Im Original: „P.C.“, Abkürzung vermutlich für „Punct de Comandă“. 86 Hans-Marcel von Schack (1913–1978), Major, im September 1944 Befehlshaber des 16. Kavallerieregiments der 8. SS-Kavalleriedivision „Florian Geyer“, die der Heeresgruppe Südukraine unterstellt war. 87 Otto Rudolf Liess (1914–1994), von 1940 bis 1944 Leiter der Hauptabteilung Presse im Amt für Presse, Propaganda und Kultur der Volksgruppenführung (1940–1944). Vgl. Traşcă 2011. 83

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einschließlich ihres beweglichen Gutes in Trecks in nordwestlicher Richtung aus Rumänien herauszuführen. Deutscherseits wird dabei sichergestellt werden, dass sich das Herausziehen der volksdeutschen Gruppe in tadelloser Ordnung vollzieht und keine Provokationen und Übergriffe gegen die Königlich Rumänische Wehrmacht und Bevölkerung erfolgen. Die deutsche Regierung stützt ihr Anliegen auf den bekannten und wiederholten Wunsch der zuständigen rumänischen Kreise, die Volksdeutschen aus Siebenbürgen auf deutsches Gebiet zu verschieben. Wenn die Königliche Rumänische Regierung dem freien und geschützten Abzug der Volksdeutschen aus Siebenbürgen ihre Zustimmung erteilt, dann wird die deutsche Regierung im Einvernehmen mit der Königlich Ungarischen Regierung alle Maßnahmen treffen, um das Leben und das Eigentum des rumänischen Volkstums in Ungarn zu schützen und zu erhalten. Es wird dringend um eine zügige zustimmende Entscheidung zum Angebot der deutschen Regierung gebeten, weil eine Verspätung in dieser Sache die Durchführung des Abzuges wegen der Ereignisse in Rumänien vereiteln kann. Darüber hinaus würde ein Scheitern der deutschen Bemühungen zur Verschlechterung der Lage des rumänischen Volkstums in Ungarn führen. Der Beginn des Abzuges würde sodann durch Flugblätter durch meinen Beauftragten den Volksdeutschen bekanntgegeben werden, sobald die notwendigen Vorbereitungen für die planmäßige Durchführung der Bewegung abgeschlossen sind. Der deutsche Befehlshaber (gez.) Frießner88 Generaloberst Für die Bestätigung Beauftragter deutscher General für Siebenbürgen und Banat (gez.) Artur Phleps89 SS-Obergruppenführer und General[“] Das Originaldokument befindet sich bei diesem Befehlsstab. Der diesbezügliche Beschluss der Regierung soll ihnen [den Unterzeichnern] auf gleichem Wege zukommen. Meiner Ansicht nach ist das Angebot zwar sehr willkommen, wir halten es jedoch unter den gegebenen Umständen für nicht durchführbar. Befehlshaber der I. Armee, General des Armeekorps (gez.) N. Macici Nr. 23.956 vom 4. September 1944, 22 Uhr Quelle: A.D.B., fond 71 / România (Minoritatea germană), Bd. 384, fol. 497f. Veröffentlicht in: Baier 2005, S. 53–55. 88 Johannes Frießner (1892–1971), Befehlshaber der Heeresgruppe „Südukraine“, ab 23. September in „Süd“ umbenannt (25. Juli – 22. Dezember 1944). 89 Artur Phleps (1881–1944), siebenbürgisch-sächsischer Berufsoffizier, 1941 aus dem rumänischen Heer ausgeschieden und der Wehrmacht beigetreten. 1942 von Heinrich Himmler mit dem Zusammenstellen der aus Volksdeutschen bestehenden SS-Division „Prinz Eugen“ beauftragt; „Höherer SS- und Polizeiführer für Siebenbürgen“ (16.–21. September 1944); bei Frontinspektion in der Nähe von Arad vermutlich von Sowjets festgenommen und erschossen.

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4. Volksgruppenführer Andreas Schmidt an VLR Wagner über versuchte Kontaktaufnahme zur rumänischen Seite zwecks Evakuierung der Siebenbürger Sachsen (4. September 1944) Telefonisch durchgegeben von VLR Wagner (Frl. Hermsen) 5.9. Mj.90 Telegramm von Andreas Schmidt 4.9. Nr. 2 vom 4.9. Für VLR Wagner

Russen abwerfen Waffen für rumänische Kommunisten, welche Ortschaften Tag und Nacht bewachen, damit Deutsche und deutschfreundliche Rumänen nicht flüchten können. Einmarsch ungarischer Truppen nach Südsiebenbürgen wird nationale und reaktionäre Rumänen politisch unvorbereitet finden. Vorschlag: Sofortige Aufstellung rumänischer Kampfgruppe mit Bezeichnung „Cre Zelea Codeanu“91 und sofortige Proklamation bei Einmarsch durch Rundfunk und Flugblätter, gezeichnet Horia Sima92. Parlamentär Heeresgruppe Süd-Ukraine (1 General und 2 Offiziere93) konnte zwecks Besprechung einer Evakuierung Volksdeutscher nicht nach Süd-Siebenbürgen, da sie bei jedem Versuch durch rumänische Soldaten beschossen wurden94. Nächster Versuch heute früh in Gegend Chessburg95 wiederholt. Kommunistische und rumänische Presse verbreitet hier Gerücht, wonach sich Deutscher Gesandter von Killinger96 erschossen haben soll. Bitte obige Meldung auch Reichsführer vorzulegen. Andreas Schmidt Quelle: ANIC, fond Microfilme SUA, rola 280, Aufnahme-Nr. 370505. Eine weitere Kopie dieses Telegramms, ohne die durch die telefonische Übermittlung entstandenen Fehler, auch im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes (PA AA, R 100946). 90

Deutsch im Original. Corneliu Zelea Codreanu (1898–1938), Führer der nationalistischen und antisemitischen „Legion Erzengel Michael“. 1930 gründete er deren paramilitärischen Flügel, die „Eiserne Garde“; dieser Name ging später auf die gesamte „Legion“ über. 92 Horia Sima (1906–1993), seit 1938 Führer der „Eisernen Garde“ und Vizeministerpräsident im „Nationallegionären Staat“ (September 1940 – Januar 1941); floh 1941 ins Exil nach Deutschland. 93 Einer der drei Offiziere war Generalmajor Georg Heinrich Zwade (1893–1968), die Identität der beiden anderen ist nicht sicher. Vgl. Kriegstagebuch des Oberkommando[s] der Heeresgruppe Südukraine. Bd. 4, Teil 1. 20.8. – 5.9.1944. Bundesarchiv Freiburg RH 19V/36, Bl. 132f. 94 Zwade war am 2. September mit seiner Parlamentärsmission aus dem angegebenen Grund gescheitert, von Schack und Liess gelang es, am 4. September bei dem von Schmidt hier angekündigten Übergabeversuch den Brief von Frießner und Phleps einem rumänischen Offizier zur Weiterleitung auszuhändigen. Vgl. Dokument Nr. 3. 95 Korrekt: Schäßburg. 96 Manfred Freiherr von Killinger (1886–1944), Reichstagsabgeordneter und hoher SA-Führer, ab 1941 Gesandter des Deutschen Reichs in Rumänien (Selbstmord in Bukarest am 2. September 1944). 91

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5. Der deutsche Diplomat Karl Werkmeister zum Evakuierungsplan von Frießner und Phleps (4. September 1944) Nur als Verschlußsache zu behandeln [Stempelaufdruck:] 6. Sep. 1944 Telegramm97 (Geh. Ch. V.) Klausenburg, den 4. September 1944, 19.00 Uhr Ankunft, den 5. September 1944, 22.45 Uhr ohne Nummer vom 3.9.44 Citissime! Für Staatssekretär98

I. Da es auch gestern und heute vom Hauptquartier der Heeresgruppe aus nicht möglich war, mit dem Auswärtigen Amt oder Sonderzug Westfalen99 eine telefonische Verbindung zu erhalten, da ferner der bereits am 31. August von Budapest aus zu mir in Marsch gesetzte Funker bis heute nicht eingetroffen war, und ich bei der Absendung von Fernschreiben von Heeresgruppe aus bei ihrer Fassung dem Umstand Rechnung tragen muß, daß Oberbefehlshaber sie mitlesen kann, bin ich heute zur Absetzung dieses Telegramms nach Klausenburg gefahren. II. Mein Kontakt mit Heeresgruppe ist sehr locker. Mirbach100 und ich haben den Oberbefehlshaber bisher nur einmal gesehen, als wir uns bei ihm meldeten. Ich habe in der Zwischenzeit wiederholt angestrebt, daß Oberbefehlshaber mich bei Abfassung wichtiger Schriftstücke oder Befehle, bei denen auch politische Gesichtspunkte eine Rolle spielten, beteiligt, allerdings ohne Erfolg. So habe ich auch gestern dem Chef Heeresgruppe ausdrücklich sagen lassen, ich wäre gern bereit, ihm bei der Abfassung des Ultimatums betreffend …+)101 siebenbürgische Sachsen (vgl. meinen gestrigen Drahtbericht) behilflich zu sein. Er lehnte aber höflich ab. III: So wie sich Lage im rumänischen Raum augenblicklich darstellt, sehe ich keine Möglichkeit, Vorschläge für eine geeignete nationale rumänische Regierung zu machen, insbesondere nachdem wir auf Grund der Entscheidung des Reichsführers SS den Versuch machen wollen, die Volksdeutschen aus siebenbürgischem Raum herauszuführen und damit dokumentieren, daß wir diesen Raum aufgeben, und nachdem wir ferner in unserem Ultimatum den Rumänen ausdrücklich erklärt haben, wir rechneten damit, daß Süd-Siebenbürgen Kriegsgebiet werden würde. Hinzu kommt, daß sich auch diejenigen rumänischen Generäle, mit denen Obergruppenführer Phleps alte persönliche Beziehungen   97

Deutsch im Original. Verteiler am linken Rand aufgestempelt [Kürzel der Stellen einzeln untereinander]: St. S. Kappler; U.St. S. Pol; Botschafter Ritter; Botschafter Gaus; Leiter Abt. Pers.; [Leiter Abt.] Ha Pol; [Leiter Abt.] Recht; [Leiter Abt.] Kult Pol; [Leiter Abt.] Presse; [Leiter Abt.] Rundfunk; Chef Pol [?]; Dg. Pol; Gr. Leiter Inl. I; Gr. Leiter Inl. II; Arb.-Expl. bei [handschriftlich:] Pol IV.   99 Ribbentrops mobiles „Feldquartier“ während des Krieges. 100 Dietrich von Mirbach (1907–1977), deutscher Diplomat, war von 1939 bis 1943 in der Bukarester Gesandtschaft des Deutschen Reichs akkreditiert. 101 Anmerkung am linken Rand: „+) fehlt 1 Gruppe“. Die Stelle sollte vermutlich heißen: „die Evakuierung“.   98

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hatte, nicht auf unsere Seite gestellt haben, daß Horia Sima nach Wien zurückgefahren ist (anscheinend, weil auch er im Augenblick keine Chance für irgendeine Aktion sieht), daß Aktion ungarischer Truppen nach Süd-Siebenbürgen vorgesehen und daß vermutlich Heeresgruppe in diesen Tagen ihr Hauptquartier in alt-ungarischen Raum verlegen wird. In diesem letzteren Falle wäre für eine politische Beratung des Oberbefehlshabers m. E. in erster Linie der deutsche Gesandte in Budapest zuständig. Aus allem ziehen Mirbach und ich den Schluß, daß für eine ersprießliche und nützliche Tätigkeit unsererseits bei der Heeresgruppe Süd-Ukraine zur Zeit die Voraussetzungen fehlen. Werkmeister102

Schluß Telegramms Werkmeister Strack103 Quelle: ANIC, fond Microfilme SUA, rola 280, Aufnahme-Nr. 370507-08.

6. Bericht der Heeresgruppe Süd an Reichsaußenminister Ribbentrop über die unwahrscheinlich gewordene Evakuierung der Rumäniendeutschen, die Kontaktnahme Hans Otto Roths zur Regierung Sănătescu und dessen Bleibe-Aufruf an die Rumäniendeutschen (6. September 1944) Geheime Reichssache Nur als Verschlußsache zu behandeln [Stempelaufdruck:] 7. Sep. 1944 Telegramm104 (G-Schreiber) H. Gr. Südukraine, den 6. September 1944 17.35 Uhr Ankunft: 6. „…………………………………………..“ 20.10    " Nr. – ohne – vom 6.9. Geheime Kommandosache An den Herrn Reichsaußenminister105 Mitgehörter Funkspruch von Funkzentrale Anna. Abgegangen: 6.9. 13.00 Uhr Aufgenommen:  6.9. 16.45    " Anschluß Drahtbericht 3.9.44

1. Hatte Besprechung mit SS-Obergruppenführer Phleps. Dieser hält Bildung rumänischer nationaler Regierung nicht mehr möglich, zumal heute ungarische Truppen nach SüdSiebenbürgen einmarschierten. Kein namhafter Legionär wird sich nun für uns noch 102 Karl Werkmeister (1898–1976), deutscher Diplomat, war zwischen 1940 und 1944 an der Botschaft des Deutschen Reichs in Budapest tätig, von August bis September 1944 Vertreter des Auswärtigen Amtes beim Stab der Heeresgruppe Südukraine. 103 Dr. Hans Strack (1899–1987), deutscher Diplomat, 1943–1945 Konsul in Klausenburg. 104 Deutsch im Original. 105 Verteiler am linken Rand aufgestempelt [Kürzel der Stellen einzeln untereinander]: St. S. Kappler; U.St. S. Pol; Botschafter Ritter; Botschafter Gaus; Leiter Abt. Pers.; [Leiter Abt.] Ha Pol; [Leiter Abt.] Recht; [Leiter Abt.] Kult Pol; [Leiter Abt.] Presse; [Leiter Abt.] Rundfunk; Chef Pol; Dg. Pol; Gr. Leiter Inl. I; Gr. Leiter Inl. II; Arb.-Expl. bei [handschriftlich:] Pol IV.

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exponieren. Phleps ist erstaunt, daß kein rumänischer General sich uns angeschlossen hat. – 2. Rumänische Antwort auf Ultimatum betr. Rückführung Volksdeutscher aus Siebenbürgen heute noch zu erwarten. Phleps rechnet mit negativer Beantwortung, sodaß größere Teile Volksgruppe nicht herausgeführt werden können. Phleps und Volksgruppenführer Schmidt forderten deutsche Volksgruppe in Rumänien auf, Ruhe und Disziplin zu bewahren und mit Vertrauen Maßnahmen deutscher Führung abzuwarten. Gleichzeitiger Aufruf früheren Vertreters deutscher Volksgruppe im rumänischen Senat, Rechtsanwalt [Hans] Otto Roth106, an Deutsche Siebenbürgens, mit dem er Übernahme Volksgruppenführung mitteilte. Nach diesem Aufruf hat Roth mit Regierung Samatescu107 Fühlung genommen und Volksgruppe aufgefordert, in Treue beim rumänischen Staat zu verharren. Herausführung Volksgruppe dadurch sabotiert. Aufruf dürfte vor allem auf ältere Generation nicht ohne Wirkung sein. gez. Werkmeister H. Gr. Südukraine I A Nr. 3411/44 gKds. Dies ist Exemplar Nr. 12108 Quelle: ANIC, fond Microfilme S.U.A, rola 280, Aufnahme-Nr. 370506.

7. Aktenvermerk des rumänischen Außenministeriums betreffend den Vorschlag General Frießners zur Evakuierung der Volksdeutschen (7. September 1944) Außenministerium Dienstnotiz vom 7. September 1944

Betreffend den Vorschlag der Reichsregierung, übermittelt durch General Macici, die deutsche Volksgruppe aus Rumänien ins Reich zu übersiedeln, halte ich folgende Gedanken für überlegenswert: Selbst wenn die rumänische Regierung den Vorschlag annähme, würde das Umsetzen eines solchen Beschlusses im gegenwärtigen Augenblick auf beachtliche technische Schwierigkeiten stoßen.

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Hans Otto Roth (1890–1953), Jurist, einflussreichster Politiker der Rumäniendeutschen in der Zwischenkriegszeit: 1919–1938 Abgeordneter, später Senator auf Lebenszeit im rumänischen Parlament; Vorsitzender der deutschen Parlamentsfraktion in Bukarest (1922–1937), Sekretär des Verbandes der Deutschen in Rumänien, ranghöchster weltlicher Vertreter (Landeskirchenkurator) der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (1932–1948); Vorsitzender bzw. Vorstandsmitglied der wichtigsten Wirtschaftsunternehmen und Finanzinstitute sowie der bedeutendsten Tageszeitung der Siebenbürger Sachsen („Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt“). Roth vertrat eine vom Deutschen Reich unabhängige Volkstumspolitik. 1940 als Politiker von der nationalsozialistischen Volksgruppenführung kaltgestellt und 1943 aus der Volksgruppe ausgeschlossen, versuchte er nach dem 23. August 1944 ohne Erfolg, die politische Führung der Rumäniendeutschen erneut zu übernehmen. Roth wurde als „bürgerlicher“ Politiker inhaftiert und starb in der Haft. Zu den Umständen seines Todes vgl. Roth 1987, S. 10, 106–109. Zu Roths kirchenpolitischer Tätigkeit vgl. Wien 2014, S. 321–381; 469–482. 107 Gemeint ist Ministerratspräsident Constantin Sănătescu. 108 Handschriftlich.

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Der Transport nach Deutschland von ungefähr 600.000 Personen (300.000 Sachsen, 300.000 Schwaben) könnte in der von uns möglichst kurz gewünschten Zeitspanne nicht durchgeführt werden, weil das Auflösen der Wirtschaften sehr viel komplizierter sein würde als es bei der Umsiedlung der Deutschen aus Bessarabien und der Nordbukowina der Fall war, die Transportmittel aber benötigen wir mehr denn je für andere Zwecke. Was jedoch meines Erachtens sofort unternommen werden könnte und mit günstigen Folgen in vielen Bereichen, ist folgende Maßnahme: Das rumänisch-deutsche Abkommen vom 12. Mai 1943 über den Eintritt der Mitglieder der deutschen Volksgruppe in Rumänien in die Wehrmacht und die Waffen-SS sah vor, dass diese ihre rumänische Staatsbürgerschaft mit allen daraus resultierenden Rechten behalten. Entgegen dieser Vereinbarung verlieh ein am 19. Mai 1943 veröffentlichtes Dekret von Adolf Hitler allen in den Militärdienst und verschiedene paramilitärische Dienste eingetretenen Fremden die deutsche Staatsangehörigkeit.109 Da wir uns mit Deutschland im Kriegszustand befinden, kann das Abkommen vom 12. Mai 1943 zweifelsohne als gegenstandslos betrachtet werden. In einigen deutschen Einheiten, die die Waffen gegen uns gerichtet haben, dienten selbstverständlich auch viele Sachsen und Schwaben aus Transsilvanien110, die sich dadurch des Hochverrats schuldig gemacht haben. Das Abkommen müsste als hinfällig, seine Nutznießer als der Staatsbürgerschaft verlustig erklärt und ihr Eigentum gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen beschlagnahmt werden. Auf diese Weise würden ungefähr 65.000 Personen (50.000 Männer und 15.000 Mitglieder ihrer Familien) das Recht verlieren, ins Land zurückzukehren. Zur Lösung der deutschen Frage bei uns würde somit ein wichtiger Schritt getan werden, angesichts der Tatsache, dass die oben genannte Gruppe ausschließlich aus Elementen besteht, die einer Ideologie anhängen, welche den Interessen des Staates zuwiderläuft. Gleichzeitig sollten unsere Behörden Anweisungen erhalten, um die etwaige Rückkehr siebenbürgischer Frauen deutscher Volkszugehörigkeit, die mit deutschen Soldaten verheiratet sind und deren Männer an der Front fielen, zu verhindern. gez. G. Davidescu111 Quelle: A.D.B., fond Germania, Bd. 133, fol. 249–251. Veröffentlicht in: Baier 2005, S. 59–61.

109 Das rumänische Staatsbürgerrecht erlaubte keine doppelte Staatsbürgerschaft. Das war der deutschen Regierung offenbar bewusst. Hitler provozierte durch seinen Erlass, der den SS-Rekruten automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit zusicherte, ihre Ausbürgerung aus Rumänien. Damit war „der Option auf eine spätere Umsiedlung [der Rumäniendeutschen] Tür und Tor geöffnet“ (Milata 2009, S. 153f.). 110 Transsilvanien, rum. Transilvania, umfasste im damaligen rumänischen Sprachgebrauch alle 1918 an Rumänien angeschlossenen Gebiete innerhalb des Karpatenbogens, also auch das Banat, das Kreischgebiet, die Marmarosch, und nicht nur das Siedlungsgebiet der Sachsen und Szekler, das zwar auch Transsilvanien genannt wird, man aber genauer mit dt. Siebenbürgen, rum. Ardeal, ung. Erdély bezeichnet. 111 Gheorghe Davidescu (1892–1973), Diplomat, Generalsekretär im rumänischen Außenministerium (1941 – 1. Oktober 1944).

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8. Der Ministerrat debattiert über das deutsche Evakuierungsangebot, das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen und die Inhaftierung der rumäniendeutschen Nationalsozialisten. Auszüge aus einem Teilnehmerprotokoll (6., 8., 9. September 1944) Aufzeichnungen112 von den Debatten, die in den Sitzungen des Ministerrates von den Vertretern der vier Parteien (P.C.R. [Rumänische Kommunistische Partei], P.S.D. [Sozialdemokratische Partei], P.N.Ţ. [Nationale Bauernpartei] und P.N.L. [Nationalliberale Partei])113 in der Zeit vom 2. bis 14. September 1944 geführt wurden. Teilnehmer: Ich ? Aldea114 Buzeşti115 Maniu116 Racoviţă117 Negel118 Titel P.119 Potopeanu120 112

Das Titelblatt der Aufzeichnungen trägt den Stempel „Arhiva Biroului Politic al C.C. al P.M.R. Nr. 104/1944“. Die Identität des Urhebers dieser Aufzeichnungen, zweifelsfrei ein Vertreter der kommunistischen Partei, erschließt sich nicht aus der Lektüre. Auch dem Autor der wahrscheinlich zeitnahen maschinenschriftlichen Abschrift der Notizen scheint nicht bekannt gewesen zu sein, wer dieser Urheber war, sonst hätte er hinter das Wort „Eu“ (dt.: Ich) nicht ein Fragezeichen getippt. (Vermutlich beim Versuch, die Identität des „Ich“ zu entziffern, hat jemand mit Bleistift daneben vermerkt: „P.C.R.“; dt.: RKP). Der Vertreter der RKP im Range eines Staatsministers im ersten Kabinett Sănătescu war Lucreţiu Pătrăşcanu, doch dieser hielt sich zwischen dem 29. August und 14. September 1944 als rumänischer Delegationsleiter bei den Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten in Moskau auf. An Pătrăşcanus Stelle am Kabinettstisch in Bukarest saß in jenen Tagen Ion Gheorghe Maurer (1902–2000) – s. die Sitzungsprotokolle vom 30. und 31. August sowie vom 2. September 1944, in: Ciucă 2011, S. 18–81. Vgl. auch Betea 2001, S. 53 und Tănase 2008, S. 465. Maurer, von Beruf Rechtsanwalt und RKP-Mitglied seit 1937, der mit diesen Nachschriften offenbar seine Parteiführung über den Sitzungsverlauf informierte, hat in späteren Jahren in der rumänischen Politik eine bedeutende Rolle gespielt: 1957–1958 Außenminister, 1958–1961 Vorsitzender des Präsidiums der Großen Nationalversammlung – de facto das Staatsoberhaupt –, 1961–1974 Vorsitzender des Ministerrates. Zur Nominierung Nicolae Ceauşescus als Nachfolger des 1965 verstorbenen RKP-Chefs Gheorghiu-Dej hat Maurer maßgeblich beigetragen. Vgl. Membrii C.C. al P.C.R. 2004, S. 385; Betea 2008, S. 344. 113 Die vier Parteien hatten sich zu einem Zweckbündnis – dem Nationaldemokratischen Block – zusammengeschlossen, um Rumäniens Beteiligung am Krieg zu beenden. 114 General Aurel Aldea (1887–1949), Innenminister (23. August – 3. November 1944). 115 Grigore Niculescu-Buzeşti (1908–1948), Politiker der Nationalen Bauernpartei (Partidul Naţional-Ţărănesc – P.N.Ț.), Außenminister (23. August – 3. November 1944). 116 Iuliu Maniu (1873–1953), Vorsitzender der Nationalen Bauernpartei ( P.N.Ţ.), mehrfach Ministerpräsident in der Zwischenkriegszeit, Staatsminister (23. August – 3. November 1944). 117 General Ioan Mihail Racoviţă, Verteidigungsminister (23. August – 3. November 1944). 118 Dimitrie D. Negel, Landwirtschafts- und Domänenminister (23. August – 3. November 1944). 119 Constantin Titel Petrescu (1888–1957), Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei (PSD) Staatsminister (23. August – 3. November 1944). 120 General Gheorghe Potopeanu (1889–1966), Wirtschafts- und Finanzminister (23. August– 13. Oktober 1944).

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Sănătescu121 General Marinescu122 Brătianu123 General Mihail124 Gheorghiu (Luftstreitkräfte)125 Căpăţână126.

Ministerratssitzung vom 6. September 1944 Marinescu: Die rumänischen Arbeiter aus den deutschen Unternehmen haben beim Arbeitsministerium demonstriert, weil ihnen die Löhne nicht ausbezahlt wurden. Die Leiter dieser Betriebe sind geflüchtet und haben das gesamte verfügbare Bargeld mitgenommen. – Er fordert vom Ministerrat, dem Arbeitsministerium vorübergehend die Befugnis zu erteilen, aus seinen Mitteln die Zahlungen zu tätigen und nachträglich mit den erwähnten Betrieben abzurechnen. Der Rat beschließt in diesem Sinn. Marinescu: Die Arbeiter, die in die Hauptstadt zurückkehren, verlangen von den Unternehmen, die sie wegen der Bombardements verlassen haben, wieder aufgenommen zu werden. Die Wiedereinstellung der Arbeiter ist unter den gegebenen Umständen schwierig, weil einige Unternehmen keine Arbeit haben, andere an Stelle der alten Mitarbeiter neue eingestellt haben. Der Rat beschließt, für die Regelung dieser Angelegenheit eine Kommission zu berufen, der Vertreter des Arbeitsministeriums, des Industrie- und Handelsministeriums, des Generalverbandes der Unternehmer127 und des Allgemeinen Arbeiterbundes128 angehören sollen. (Achtung!) Niculescu-Buzeşti: Die deutsche Regierung hat durch Vermittlung einer Armeeeinheit, die General Măcici [richtig: Macici] unterstellt ist, der rumänischen Regierung [eine diplomatische Note gesandt,] in der diese aufgefordert wird, die Evakuierung aller Bewohner deutscher Herkunft aus Rumänien nach Deutschland samt ihrem beweglichen Eigentum zu genehmigen und zu gewährleisten, aus der Überlegung heraus, dass Siebenbürgen bald Kriegsschauplatz sein wird. Die Note fügt hinzu, dass, wenn die rumänische Regierung diesen Vorschlag annimmt, sich die deutsche Regierung verpflichtet, die rumänische Bevölkerung in Ungarn gut zu behandeln. Buzeşti vertritt die Ansicht, man solle diesen Vorschlag akzeptieren und anschließend die UdSSR, England 121

General Constantin Sănătescu, Vorsitzender des Ministerrats. General Dr. Nicolae Marinescu, Minister für Arbeit, Gesundheit und Sozialfürsorge (23. August – 3. November 1944). 123 Constantin I. C. (Dinu) Brătianu (1866–1950), Vorsitzender der Nationalliberalen Partei (P.N.L.), Staatsminister (23. August – 3. November 1944), Minister für die Kriegsproduktion (14. November 1944 – 5. März 1945). 124 Gheorghe Mihail, Generalstabschef. 125 General Ermil Gheorghiu, Unterstaatssekretär für die Luftstreitkräfte. 126 Aureliu Căpăţână, seit dem 7. September 1944 (bis 3. November 1944) Justizminister anstelle des zurückgetretenen Lucreţiu Pătrăşcanu. 127 U.G.I.R. im Original – Abkürzung für Uniunea Generală a Industriaşilor din România. 128 Rumänisch: Confederaţia Generală a Muncii. Alle Unterstreichungen gemäß Original. 122

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und Amerika davon in Kenntnis setzen und in der zu übermittelnden Note auch die Gründe mitteilen, die diesen Entschluss rechtfertigen (die Sicherheit der rumänischen Bevölkerung in Nordsiebenbürgen, die Säuberung Rumäniens vom volksdeutschen Element). Buzeşti weist des Weiteren darauf hin, dass diese Bevölkerungsgruppe den Deutschen nicht von Nutzen sein werde, weil Deutschland bis zu ihrem Abtransport besiegt sein wird. Maniu: Wir müssen sofort antworten, dass wir diesen Vorschlag grundsätzlich annehmen, wir müssen jedoch von Deutschland in entscheidenden Fragen Klarheit verlangen, wie zum Beispiel in der Frage, ob nur jene evakuiert werden, die das Land verlassen wollen, oder ob alle Volksdeutschen das Land zu verlassen haben. Wenn wir unsere grundsätzliche Zusage sofort geben, haben wir damit, im Sinne eines akzeptierten Angebots, das Recht erworben, nach Kriegsende die Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit aus Rumänien auszuweisen. Die siebenbürgischen Rumänen sind sehr unzufrieden mit den Sachsen und Schwaben und werden sie niedermachen, sobald sie dazu Gelegenheit haben. Die Regierung darf das Angebot nicht ablehnen, sonst wird der eine oder andere [Deutsche] den Vorwurf erheben, er habe weggewollt, doch man habe ihn aufgehalten, damit er niedergemacht werde. Während wir auf eine Antwort Deutschlands warten, werden wir Moskau und die Alliierten telegrafisch über unseren Standpunkt in Kenntnis setzen, und wenn die Alliierten uns ihr Einverständnis dazu nicht geben, werden wir schon einen Vorwand finden, die Verhandlungen abzubrechen. Ich: Die Antwort auf die deutsche Note kann nur ablehnend sein. Die Regierung kann dieses Angebot nicht annehmen, ohne die Interessen des Landes erheblich zu schädigen. In Deutschland wurde die totale Mobilmachung verfügt. Das bedeutet, dass die Männer bis zum 60. und die Frauen bis zum 50. Lebensjahr der deutschen Kriegsführung unmittelbar zugeführt werden. Die Bevölkerung, die wir nach Deutschland schicken (einige hunderttausend Seelen), würde letztlich nur die Schlagkraft des Feindes stärken, dem wir sowohl Arbeitskräfte für die Kriegsindustrie als auch Soldaten liefern. Darüber hinaus, so die Note, soll die zu evakuierende Bevölkerung das Land mit ihrem beweglichen Eigentum verlassen. Das würde bedeuten, dass Deutschland sofort in den Besitz materieller Güter gelangt (Vieh, Transportmittel, Geld usw.), was wiederum die deutsche Kampfkraft stärkt. Wie könnte die rumänische Regierung einer Maßnahme zustimmen, die nur dazu dient, die militärische Kraft eines Staates zu stärken, mit dem Rumänien sich im Krieg befindet? Und außerdem: Wie würden die Alliierten, deren Freundschaft und Vertrauen wir suchen, eine Maßnahme bewerten, die die Militärkraft Deutschlands stärkt? Gewiss würden sie darin den Ausdruck eines opportunistischen Verhaltens sehen. Das entspricht aber weder den politischen Grundlagen dieser Regierung noch den Interessen Rumäniens. Deswegen ist die RKP kategorisch gegen die Annahme des besagten Angebots in jedwelcher Form und unter jedwelcher Bedingung. Im Ministerrat wird eine sehr lebhafte Diskussion über diese Angelegenheit geführt. Dabei wird die Tendenz erkennbar, die Variante Maniu anzunehmen. Titel Petrescu ist dafür (er stimmt übrigens immer und in allen Angelegenheiten pro Maniu). Unter diesen Umständen schlägt Buzeşti eine Kompromissformulierung vor, und zwar: Die Regierung akzeptiert grundsätzlich den Vorschlag der deutschen Regierung zur Evakuierung der Volksdeutschen mit der Einschränkung, dass die Evakuierung dann durchgeführt wird, wenn die Umstände es erlauben. Er erläutert, dass wir somit eine prinzipielle Zusage gemacht haben, was bei

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Friedensschluss nicht dazu verwendet werden kann, bessere Bedingungen für die deutsche Minderheit zu erwirken; dennoch wird diese nicht evakuiert, weil es „die Bedingungen nicht zulassen“. Ich: Habe mich einverstanden erklärt mit dieser Formulierung. (N.B. Nach den von euch erhaltenen Anweisungen habe ich danach den Herren Maniu und Buzeşti erklärt, dass die KP nichts anderes als die Ablehnung des Angebotes akzeptiert, und Buzeşti und Maniu haben beschlossen, keine Antwortnote mehr mit der vom Rat beschlossenen Formulierung zu schicken.) Maniu: Fordert den Rat auf, einen General nach Capri zu General Wilson (dem Befehlshaber der anglo-amerikanischen Südfront) zu entsenden, um mit diesem das militärische Problem zu besprechen, das durch den deutsch-ungarischen Angriff auf Siebenbürgen entstanden ist. Der Antrag wurde von Maniu gestellt, weil es im Rat die Befürchtung gibt, dass die Rote Armee kein Interesse an Siebenbürgen hat, sondern dass ihr eigentliches Interessengebiet der Balkan ist, weshalb sie sich vorerst eine Abwehrfront an den Karpaten sichert. Ministerratssitzung vom 8. September 1944 Sănătescu: Informiert über seine Gespräche mit General Malinowski129. Er ist zufrieden mit diesen Gesprächen. Malinowski hat verlangt, dass er [Sănătescu] die Verwaltung der rumänischen Gebiete bis zu den Grenzen von 1940 übernimmt. Er hat der Regierung sogar die Möglichkeit und die Freiheit gegeben, den Verwaltungsapparat der besetzten rumänischen Bezirke auszutauschen, hat aber geraten, dorthin keine Leute des alten Regimes zu entsenden. Er fordert, dass jeder Verwaltungsposten durch eine verantwortungsbewusste Person besetzt wird. Potopeanu: Der sowjetische Oberst Iwan Stepanowitsch Sidorow, der Beauftragte von General Malinowski, war bei mir zwecks Klärung aller wirtschaftlichen und administrativen Fragen. Unsere Gespräche haben wir in einem Protokoll festgehalten. Maniu: Stellt dem Innenministerium eine Liste von Personen – Demokraten – zur Verfügung, die zu Präfekten bzw. Bürgermeistern ernannt werden können. Petrescu: Schlägt vor, dass die Liste Vertreter aller vier Parteien enthält. Gheorghiu: Beim Generalstab der Luftstreitkräfte haben sich zwei sowjetische Oberste gemeldet, um die Zusammenarbeit zu organisieren. Man arbeitet effektiv zusammen. Sănătescu: Meldet, dass der König den Wunsch geäußert habe, nach Bukarest zurückzukehren. Der Rat beschließt. Racoviţă: Die Rote Armee verlangt die Auslieferung der deutschen Kriegsgefangenen, auch derjenigen der rumänischen Streitkräfte.

129 Rodion Jakowlewitsch Malinowski (1898–1967), kommandierte als Armeegeneral die 2. und 3. Ukrainische Front, mit der er durch Rumänien und Ungarn bis in die Slowakei vorstieß. Im September 1944 zum Marschall befördert, nahm er die Kapitulation der rumänischen Truppen entgegen. Von April bis August 1945 der Vorsitzende der Alliierten Kontrollkommission für Rumänien.

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Maniu: Wir dürfen den Russen die deutschen Kriegsgefangenenen nicht ausliefern. Wir müssen sie behalten. Nur auf diese Weise können wir sicherstellen, dass die Rumänen, die derzeit noch in Deutschland sind, am Leben bleiben. Aldea: Die sowjetische Division in Târgovişte hat eine Liste angefordert mit den Flüchtlingen aus Bessarabien, den deutschen Untertanen und den Legionären aus dem Bezirk. Maniu: Kommt nicht in Frage! Das ist eine Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten. Außerdem dürfen wir insbesondere die Flüchtlinge aus Bessarabien nicht ausliefern, das sind unsere Leute. Halipa und Pelivan130 haben mich um Schutz gebeten. Ministerratssitzung vom 9. September 1944 Niculescu-Buzeşti: Hat von Pătrăşcanu131 telegrafische Nachricht bekommen132. Wyschinski133 habe ihn [Pătrăşcanu] aufgesucht und ihm mitgeteilt, dass die Sitzungen mit der rumänischen Delegation noch nicht stattfinden konnten, weil die Alliierten sich abstimmen mussten. Er habe ihm mitgeteilt, dass alle bei den sechs bekannten Punkten des Abkommens134 bleiben wollen. Er habe ihm ebenso die Absicht der sowjetischen Regierung mitgeteilt, die rumänische Armee mit der sowjetischen gleichzustellen im Kampf gegen den Hitlerismus. Die Unterzeichnung des Abkommens werde durch die Notwendigkeit einer vorherigen Abstimmung zwischen der UdSSR, England und Amerika verzögert. Aldea: Im Land halten die Übergriffe der Roten Armee an. Hat Maßnahmen ergriffen, damit die Generalinspektoren der Verwaltung sich vor Ort begeben können, um die lokalen Verwaltungsbehörden einzusetzen. Erwähnt eine Order von Gen[eral] Manafu, dem kommandierenden General des Armeekorps von Craiova, der den rumänischen Truppen den Befehl erteilt hat, wenn sie von den Russen aufgefordert werden, die Waffen 130 Ion Pelivan (1876–1954), Pan[telimon] Halipa (1883–1979), rumänische Publizisten und Politiker aus Bessarabien, die nach der Besetzung Bessarabiens durch die sowjetische Armee 1944 nach Rumänien geflohen waren. 131 Lucreţiu Pătrăşcanu (1900–1954), Rechtsanwalt, RKP-Mitglied seit 1921, maßgeblich beteiligt an den Vorbereitungen zum Umsturz vom August 1944; Mitglied des ZK der RKP (ab 21. Oktober 1945) und des Politbüros (ab 23. Juli 1946) bis zum 23. Februar 1948, Justizminister von 1944 bis 1948, danach verhaftet und nach einem Geheimprozess hingerichtet. 132 Vermutlich die in Mocanu 1994 reproduzierten Telegramme – Dokumente Nr. 172 (S. 291f.) und 176 (S. 294). 133 Andrei Januarjewitsch Wyschinski (1883–1954), erster Stellvertreter des Volkskommissars für die auswärtigen Angelegenheiten (seit 1940), sowjetischer Außenminister (1949–1953). 134 Die sowjetische Regierung hatte im April 1944 der rumänischen Regierung den Waffenstillstand in sechs Punkten vorgeschlagen: 1. Bruch mit Hitlerdeutschland und Teilnahme Rumäniens am Krieg gegen Deutschland auf Seiten der Alliierten; 2. Wiederherstellung der rumänisch-sowjetischen Grenze von 1940; 3. Entschädigungszahlungen an die UdSSR; 4. Auslieferung aller sowjetischen und alliierten Kriegsgefangenen und sowjetischen Zivilgefangenen; 5. freies Geleit für die sowjetischen Truppen auf rumänischem Gebiet; 6. die sowjetische Regierung unterstützt die Aufhebung des Wiener Schiedsspruchs und die Rückgabe Nordsiebenbürgens an Rumänien. Vgl. Mocanu 1994, Dokument Nr. 144 (Bericht von Radio Moskau, 27. August 1944), S. 265f. Siehe auch: Dokument Nr. 2 (US-Botschafter in Kairo an US-Außenminister in Washington, 8. April 1944) und Dokument Nr. 3 (RKP-interne Mitteilung), in: Weber 1995, Bd. 3, S. 27f. bzw. 28f.

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niederzulegen, sich nicht entwaffnen zu lassen, sondern zu schießen. Hat Gen[eral] Manafu darauf hingewiesen, dass sein Befehl taktlos sei. Ich: Habe in diesem Zusammenhang das Problem der feindlichen Elemente aufgeworfen, die sich weiterhin in der Armee und im Staatsdienst befinden. Ich habe auf die Gefahr, die das Beibehalten dieser Personen bedeutet, und auf die schlappe Haltung der Regierung in dieser Sache hingewiesen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Name von General Manafu im Zusammenhang mit antidemokratischen oder antisowjetischen Maßnahmen genannt wird. Das kann unserem Land nur schaden. Ich habe die dringende Notwendigkeit unterstrichen, den Staatsapparat zu säubern. Aldea: Meldet, dass es der Polizei gelungen ist, den Sekretär von Eugen Cristescu135 zu fassen und 40 Akten der Geheimpolizei zu beschlagnahmen. Das Material wird gesichtet. Der Rat diskutiert und beschließt die Festnahme der sächsischen und schwäbischen führenden Persönlichkeiten, die den Nationalsozialismus unterstützt haben. Beschlossen werden außerdem Sicherungsmaßnahmen am Wohnort der ungarischen politischen Führer. Racoviţă: Verliest den Vorschlag des Generalstabschefs über die Auflösung der Patriotischen Garden136 (siehe Kopie des Vorschlags137). Ich: Die Erörterung dieses Vorschlags möge verschoben werden, bis die vier Parteien einen gemeinsamen Standpunkt in dieser Frage gefunden haben. Maniu: Legt dem Rat den Bericht des Großen Generalstabs vor (siehe Kopie138) über die Bildung von Partisaneneinheiten in dem befreiten Siebenbürgen139. Ich: Verlange das gleiche wie beim vorigen Vorschlag. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 7/1944, fol. 1–10. Teilabdruck (6. September) in: Baier 2005, S. 57–59.

9. Verfügung des Innenministers über die Entwaffnung, Festnahme und Internierung von deutschen Staatsangehörigen und führenden Mitgliedern der Deutschen Volksgruppe in Rumänien (9. September 1944) Anhang Nr. 1140 Kopie des Originals Nr. 3009 vom 9. September 1944 des Ministeriums für Innere Angelegenheiten

Die gegen die Deutschen und Ungarn ergriffenen Maßnahmen, die sich am 23. August 1944 in Rumänien aufhielten, werden wie folgt ergänzt: I. Die Deutschen betreffend Die Listen der Deutschen, denen erlaubt wurde, zu Hause zu bleiben mit der Auflage, sich in zwei Stunden zu melden, werden überprüft. 135

Eugen Cristescu (1895–1950), Leiter des Informationsdienstes (SSI) (1940–1945). Von der KP aufgestellte paramilitärische Truppen. 137 Der untersuchten Akte lag diese Kopie nicht bei. 138 Der untersuchten Akte lag diese Kopie nicht bei. 139 Dabei könnte es sich um die volksdeutschen Partisanen handeln, die General Phleps im Auftrag von Himmler in Siebenbürgen mobilisieren sollte. Vgl. Weber 2011, S. 61. 140 Anhang zu Dokument Nr. 19. 136

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Diejenigen, die als gefährlich eingestuft werden können, werden sofort in das Lager von Tg. Jiu interniert, zusammen mit denjenigen, die derzeit in improvisierten Lagern verstreut sind. II. Die Deutsche Volksgruppe 1. Es werden gesucht und gefangen gesetzt: a) Der Führer der Deutschen Volksgruppe, Andreas Schmidt, zusammen mit seinen wichtigsten Mitarbeitern und mit den herausragenden Mitgliedern aller Unterorganisationen. Ebenso alle führenden Volksdeutschen, die öffentlich ihre antirumänische Einstellung unter Beweis gestellt haben. b) Die Führer der paramilitärischen Formationen der deutschen Jugend. Die Mitglieder dieser Formationen werden entwaffnet und die abgegebenen Waffen der nächsten Garnison übergeben. c) Das gleiche gilt auch für die Führer der „Hitler-Jugend“. d) Jugendliche deutscher Volkszugehörigkeit und rumänischer Staatsbürgerschaft, die in den Formationen der SS oder der regulären Armee gedient haben. Diese sind mit Waffen nach Rumänien zurückgekehrt und haben sie an verschiedenen Orten versteckt. e) Die kombattanten Elemente, die, auch wenn sie offiziell keine Anführer waren, aber als Führungsreserve anzusehen sind, müssen gefangen gesetzt werden, weil sie eine Gefahr für die öffentliche Ordnung sind. 2. In Reschitza, wo die Arbeiter in Gewerkschaften (deutsche und ungarische) organisiert sind, werden nur jene Gewerkschaftsführer gefangen gesetzt, die von Anfang an mit den Nazis in Verbindung standen bzw. von denen Sabotageakte zu befürchten sind. Der Vertreter der Sozialdemokratischen Partei vor Ort ist bei ihrer Identifizierung hinzuzuziehen. III. Die Ungarische Volksgruppe. Die Führer der ungarischen Gemeinschaften wie auch deren als gefährlich einzuschätzende Mitglieder werden einstweilen unter Hausarrest gestellt. IV. Personen, die zu einer der obigen Gruppen gehören, werden ausgesondert: a) in den Bezirken, die Kriegsschauplatz sind, von den Militärbehörden unter Mithilfe der Polizei bzw. der Gendarmerie und mit der Zustimmung auch der politischen Organisationen, die den derzeitigen Regierungsblock bilden; b) in den übrigen Bezirken von der Polizei bzw. der Gendarmerie, je nachdem ob sie sich im städtischen oder ländlichen Raum befinden, und mit der Zustimmung der gleichen politischen Organisationen vor Ort. V. Bitte erlassen Sie die entsprechende Order und weisen Sie die Polizei- und Gendarmeriebehörden darauf hin, dass sie bei der anstehenden Aussonderung sich nicht auf anonyme Beschwerden oder Rachegelüste einlassen. Eine Kopie dieser Anweisung habe ich dem Herrn Kriegsminister zukommen lassen mit der Bitte, den jeweils zuständigen Militäreinheiten die entsprechenden Befehle zu erteilen. Der Minister für Innere Angelegenheiten General gez. A. Aldea für die Richtigkeit

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Kommissar T. Roman [unleserliche Unterschrift] [Stempel des Informationsdienstes bei der Generaldirektion der Polizei] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Consiliul de Miniştri, dosar 95/1945, fol. 247, 248.

10. Aktenvermerk der Präsidentschaft des Ministerrates betreffend die Evakuierung der Rumäniendeutschen (22. September 1944) Rumänien [Staatswappen] Präsidentschaft des Ministerrates Dienststelle Informationserfassung Meldung141 22. September 1944

[Spalte links] Zusammenfassung: Deutschland schlägt vor, die rumänische Regierung möge die Evakuierung nach Nordosten142 aller Deutschen vom Territorium Rumäniens genehmigen; im Gegenzug werden das Leben und das Eigentum der rumänischen Bewohner Ungarns garantiert. [Spalte rechts:] Der Generalstab teilt mit143: Am 7. September l. J. wurde dem Herrn Außenminister Niculescu-Buzeşti bekannt gegeben, dass General Arthur Phleps, der Generalbevollmächtigte für Siebenbürgen, im Namen der deutschen Regierung verlangt hat, die rumänische Regierung möge die Evakuierung aller Deutschen vom Territorium Rumäniens nach Nordwesten144 genehmigen (es handelt sich um die gesamte Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit). Im Gegenzug werden die deutsche und die ungarische Regierung alle Maßnahmen treffen, um das Leben und das Eigentum der rumänischen Bewohner aus Ungarn zu schützen und zu bewahren. Der Herr Außenminister hat mitgeteilt: – Die Angelegenheit wird untersucht. – Eine Antwort ist vorerst nicht möglich, weil die Sache die Entscheidungsbefugnis Rumäniens überschreitet und die Zustimmung der Alliierten angefordert werden musste. Der Generalstab ist sich der Schwierigkeiten bewusst, die der Lösung dieser Angelegenheit entgegenstehen, ist jedoch der Ansicht, dass dieses der einzig günstige Moment ist, um die Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit nach Deutschland zu verschieben, und zwar auf Ansuchen der deutschen Regierung. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Cabinet militar Sănătescu-Rădescu, dosar 38/1944–45, S. 101–102.145 Veröffentlicht in: 23 August 1944. Documente / Bd. 3, Dokument Nr. 922, S. 96. 141

Zitiert und kommentiert von Pelin 1988, S. 95f. So im Original. 143 Unterstreichungen gemäß Original. 144 Nordosten handschriftlich in Nordwesten korrigiert. 145 S. 103 enthält die [kaum leserliche] fast gleich lautende Eingabe an die Präsidentschaft des Ministerrates, verfasst vom Großen Generalstab, Abteilung II, Abwehrdienst, mit Datum vom 21. Sep142

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11. Der Ministerrat verhandelt über ein Gesetz zur Auflösung der Deutschen Volksgruppe. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (26. September 1944) […] Constantin Sănătescu [Ministerratspräsident]146: […] Wir gehen zu Punkt 2 der Tagesordnung über: „Das Gesetz zur Auflösung der Organisation Deutsche Volksgruppe in Rumänien“147. Wie steht es damit? Sabin Mănuilă148 [Unterstaatssekretär bei der Präsidentschaft des Ministerrates]: Der Gesetzestext wurde redigiert und an die Herren Minister verteilt. Sănătescu: Was machen wir mit diesem Gesetz? Sie, meine Herren Minister, haben Sie es gelesen? Lucrețiu Pătrăşcanu [Staatsminister]: Der Gesetzesentwurf bedarf einiger Abänderungen, zum Beispiel der Absatz, in dem es heißt, die Güter [der Volksgruppe] gehen in Staatsbesitz über. Ich bin der Ansicht, dass diese Güter für die Kriegszahlungen verwendet werden sollten. Sănătescu: Welche Güter meinen Sie, weil nicht alle veräußert werden können. Pătrăşcanu: Ich beziehe mich nur auf die veräußerlichen Güter. Diese sollten als ein erster Fonds für die Kriegsentschädigungen genutzt werden. Sănătescu: Es handelt sich um Krankenhäuser, Schulen, Museen usw., die unter keinen Umständen veräußert werden dürfen. Ioan Georgescu [Unterstaatssekretär für die Marine]: Die Krankenhäuser, Museen, usw. werden in staatlicher Nutzung bleiben. Pătrăşcanu: Nur die veräußerlichen Güter sollten für Entschädigungszahlungen verwendet werden. Es muss präzisiert werden, dass sämtliche Güter, die der Deutschen Volksgruppe gehört haben, zu einem ersten Kriegsentschädigungsfonds zusammengefasst werden, wodurch wir die Belastungen, die auf die rumänischen Staatsbürger zukommen, verringern können. Ins Gesetz soll aufgenommen werden, dass all diese Güter fremder Provenienz, die der Deutschen Volksgruppe gehört haben, für Kriegsentschädigungen vorgesehen sind. Nicolae Marinescu [Minister für Arbeit, Gesundheit und Sozialfürsorge]: Es ist nicht angebracht, bereits jetzt den Fonds für die Kriegsentschädigungen festzulegen und die künftige Regierung daran zu hindern, jene Maßnahmen zu treffen, die sie für angemessen hält. Iuliu Maniu [Staatsminister]: Der Vorschlag ist gut, er kann aber nicht umgesetzt werden, weil diese Besitztümer eine gewisse Zweckbestimmung haben. Erst wenn wir diese tember 1944. In einem letzten Satz (der in die vermutlich für die Kabinettsmitglieder aufgesetzte Schreibtischvorlage nicht aufgenommen wurde) bitten die Unterzeichner, Generalstabschef Gh. Mihail und der Abteilungsleiter [Unterschrift unleserlich], den Ministerratspräsidenten um Mitteilung seiner Entscheidung, damit diese an die Zuständigen weitergeleitet werden könne. 146 Die jeweiligen Amtsbezeichnungen in eckigen Klammern reproduzieren die Angaben aus der Teilnehmerliste. 147 Unterstreichung im Original. 148 Sabin Mănuilă (auch Manuilă, 1894–1964), einer der Hauptideologen der ethnischen Säuberung und des Bevölkerungstransfers unter Ion Antonescu, Unterstaatssekretär für die Umorganisierung des Staates und für Statistik bei der Ministerratspräsidentschaft (13. September 1944 – 28. Februar 1945).

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kennen, werden wir über die Nutzung entscheiden können. Wir brauchen eine komplette Erfassung dieser Vermögen, um klären zu können, ob daraus Güter entnommen werden können oder nicht. Veräußerliches Vermögen gibt es nur wenig, weil es sich hauptsächlich um Museen, Schulen und ausgedehnte Wälder von zehntausenden Hektar handelt, die zum Teil zur Nutzung vergeben waren. Aus den Einnahmen wurden Annuitäten bezahlt. Die Museen, Krankenhäuser und Schulen wurden von den Gemeinschaften genutzt, die Gemeinschaften verfügen über sie, da diese Institutionen Teil der Gemeindeorganisation sind. Ich glaube nicht, dass wir über diese Einkommen bestimmen können, wir brauchen vielmehr eine Liquidierungskommission, die sie abwickelt. Wir benötigen einen genauen Überblick über diese Vermögen und ihre Zweckbestimmung, um danach zu beschließen, welche für die Kriegsentschädigung verwendet werden können. Unser Interesse liegt nämlich darin, diese Vermögen als Entschädigung für unsere Verluste einzusetzen. Wir werden versuchen, alles zu behalten, was man behalten kann, und werden nachher beschließen, welche dieser Vermögen den Reparationsfonds bilden können. Bevor wir darüber beschließen, müssen wir uns Klarheit über ihre Herkunft verschaffen. Wir sollten dieses Nationalgut vorerst zusammenhalten. Zum gegebenen Zeitpunkt wird die Staatsführung dann beschließen, welche dieser Besitztümer und Einnahmequellen als Kriegsentschädigung genutzt werden, und ob wir einen Teil davon für den von Herrn Minister Pătrăşcanu vorgeschlagenen Zweck abzweigen können. Grigore Niculescu-Buzeşti [Minister für Auswärtige Angelegenheiten]: Wie sind diese Vermögen in den Besitz der Deutschen Volksgruppe gelangt? Maniu: Auf unterschiedliche Weise: Zum Teil handelt es sich um kirchliches Eigentum, insbesondere der evangelisch-lutherischen Kirche, die ihren Sitz in Hermannstadt hat, ein anderer Teil des Vermögens stammt aus kaiserlichen Schenkungen – Kaiserin Maria Theresia hat den sächsischen Gemeinden Schenkungen gemacht –, einen weiteren Teil bildet der Gemeindebesitz, der auf ursprüngliche, territorial gebundene Siedlerrechte zurückgeht. Diese Besitztümer standen zu allererst den Sachsen zu ihrer ausschließlichen Nutzung zur Verfügung, nach einigen hundert Jahren konnten sie auch von den Rumänen genutzt werden. Das heißt, nach einer mehrhundertjährigen Entwicklung haben auch die rumänischen Dörfer das Recht, diese Vermögen zu nutzen. Es handelt sich um Besitztümer unterschiedlicher Herkunft, deretwegen es am kaiserlichen Hof in Wien zu außergewöhnlichen Prozessen kam. Die Situation dieser Güter ist ziemlich verworren. Die Deutschen in Siebenbürgen haben sich die totalitären politischen Ansichten Hitlers zu eigen gemacht und eine einzige totalitäre Organisation über diese Vermögen verfügen lassen, die Deutsche Volksgruppe. Diese hat Andreas Schmidt, der in Berlin tätig war, zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Dadurch haben die Deutschen die Hand auf diese Vermögen gelegt. Es handelt sich um riesige Vermögenswerte von hunderten Millionen, die unterschiedlicher Herkunft sind, unterschiedliche Bestimmungen hatten und unterschiedlichen Einrichtungen gehörten. Die Deutschen haben nichts anderes getan, als all diese Güter zu zentralisieren und totalitär zu verwalten.

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Niculescu-Buzeşti: Auf welche Weise und aufgrund welcher Dokumente sind diese Güter in den Besitz der Deutschen Volksgruppe gelangt? Maniu: Aufgrund eines enormen Fehlers von Marschall Antonescu, der falsch beraten war und sie den Deutschen überlassen hat. Übrigens, was immer für die Deutsche Volksgruppe verlangt wurde, er gewährte es ihr. Niculescu-Buzeşti: Auf gesetzlichem Weg? Maniu: Auf jedem Weg. Niculescu-Buzeşti: Ich habe diese Frage gestellt, weil die Deutsche Volksgruppe durch den Wiener Schiedsspruch gegründet wurde. Die Regierung Gigârtu149 hatte sich verpflichtet, die Deutsche Volksgruppe anzuerkennen. Maniu: Im Prinzip. Niculescu-Buzeşti: Die Deutsche Volksgruppe wurde grundsätzlich anerkannt, danach hat Antonescu ihr all die genannten Güter verliehen. Mit einem Teil der daraus erzielten Einnahmen wurden die Schulen, Kirchen usw. unterhalten. Maniu: Es handelt sich um Museen von großem künstlerischem Wert, die Hunderte Millionen wert sind, wie das Brukenthalmuseum in Hermannstadt. Ferner um Gebäude, die ebenfalls enorm viel wert sind. Mănuilă: In Temesvar150 befinden sich die Besitztümer der Schwaben, die ebenfalls sehr viel wert sind. Vorerst wäre es gut, wenn diese Vermögen in den Besitz des Staates gelangen und die Einkünfte dem Staat gehören. 149 In die Amtszeit des deutschfreundlichen Regierungschefs Ion Gigurtu (4. Juli – 4. September 1940) fällt der Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940, demzufolge Rumänien einen Teil Nordsiebenbürgens an Ungarn abtreten musste. In je einem Zusatzprotokoll mit der rumänischen und ungarischen Regierung verpflichteten sich diese Länder, der deutschen Minderheit eine besondere Rechtsstellung zu gewähren. Die rumänische Regierung verabschiedete unter Ministerpräsident Ion Antonescu im November 1940 das Gesetz über die Deutsche Volksgruppe in Rumänien (DVR), das bereits unter Gigurtu vorbereitet worden war. Das Gesetz sicherte der DVR weitreichende Autonomierechte zu. 150 Rum. Timișoara, deutsche Namensvarianten: Temeswar, Temesvar oder auch Temeschburg. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war ‚Temeschburg‘, weil von der DVR bevorzugt, verpönt. Die sozialdemokratische Zeitung „Freiheit“ wählte ‚Temeswar‘, während die „Temesvarer Zeitung“, die sich den Kommunisten rasch angenähert hatte, ihrem Namen treu bleibend ‚Temesvar‘ schrieb. Mit der Übernahme der SDP durch die RKP Anfang 1948 wurde die „Freiheit“ eingestellt und mit ihr die politisch kontaminierte Schreibweise ‚Temeswar‘ aus der Öffentlichkeit verbannt. 1949 wurde auch die „Temesvarer Zeitung“ aufgelöst; deren Redakteure und mit ihnen auch die Namensform ‚Temesvar‘ übernahm die Bukarester Tageszeitung „Neuer Weg“. Von 1948 bis 1971 war ‚Temesvar‘ die geltende Norm im öffentlichen deutschsprachigen Diskurs, alle deutsch abgefassten Schriftstücke in dieser Sammlung verwenden die Schreibweise ‚Temesvar‘, weswegen auch die Übersetzung diese Namensform wählt. 1972 kehrte ‚Temeswar‘ zurück und ist die bis heute am häufigsten genutzte, gängigste deutsche Namensvariante. Für sie entschied sich damals die „Neue Banater Zeitung“ (NBZ), vermutlich im Zusammenhang mit dem im Oktober 1971 von der Propagandaabteilung des ZK der RKP erlassenen Verbot, eigenständige deutsche bzw. ungarische Ortsnamen öffentlich zu gebrauchen. Die NBZ änderte ihren Erscheinungsort in ‚Temeswar‘, möglicherweise um Distanz zum ungarischen ‚Temesvár‘ zu markieren und um somit nicht genötigt zu sein, ‚Timișoara’ zu schreiben. Zu den historischen Namensvariationen s. Kottler 2007, S. 193–210; zum Verbot deutscher Ortsnamen vgl. Weber 2010, S. 289, Anm. 200.

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Pătrăşcanu: Herr Präsident, die Idee ist folgende: Wir haben es hier mit einem Eigentum der deutschen Volksgruppe zu tun. Wenn wir es Entschädigungsleistungen vorbehalten, wird es verkauft. Es wird jedoch weder den Engländern noch den Russen noch den Amerikanern verkauft, sondern es wird den rumänischen Staatsbürgern verkauft, die es kaufen wollen. Ich möchte den Gedanken unterstreichen, dass diejenigen, die direkt an dem Verderben Rumäniens beteiligt waren, diejenigen, die sich in diesen für uns tragischen Jahren besonders hervorgetan haben, unmittelbar für die Entschädigungen aufkommen müssen. Diese Güter werden nicht außer Landes gebracht, sondern sie werden den Grundstock eines Entschädigungsfonds bilden. Maniu: Ich wollte mit meinem Vorschlag in dieser Sache erreichen, dass durch die Veränderung der Besitzverhältnisse die deutschen Güter zu Gütern des rumänischen Staates werden, damit die Alliierten – die unsere Freunde sind – bei den Gesprächen mit uns diese Vermögenswerte nicht etwa als Eigentum der Deutschen Volksgruppe ansehen, statt, wie es sein sollte, als Eigentum des rumänischen Staates. Pătrăşcanu: Einverstanden. Maniu: Was die Zweckbestimmung dieser Güter angeht, so bleibt sie dem Staat überlassen; wenn er heute in einer bestimmten Weise entscheidet, wird er morgen möglicherweise anders entscheiden wollen. Warum sollten wir mit unseren Vorstellungen die Nachfolgeregierung auf etwas festlegen, was für sie keinen Wert hat? Lassen wir dieses Vermögen in den Besitz des rumänischen Staates übergehen, danach wird man weitersehen. Niculescu-Buzeşti: Gewisse Güter, wie Bilder und Kunstwerke aus den Museen, sollten nicht veräußert werden. Pătrăşcanu: Andererseits gibt es Anteile an Industriebetrieben sowie Landgüter, die verkauft werden können. Maniu: Die Rumänen werden keine teuren Gemälde kaufen, und es wäre schade, wenn dergleichen Kunstwerke ins Ausland gelangten. Aldea: Wir sollten auch in diesem Punkt die künftige Regierung nicht auf etwas festlegen, was sie eventuell anders entscheiden will. Sănătescu: Die nächste Regierung wird das Gesetz abändern. Maniu: Hier, wenn ich Sie bitten darf, zur Abänderung des vorangegangenen Entwurfs: Es wird eine Dreierkommission vorgeschlagen, die die Güter verwalten soll. Die ursprüngliche Idee war, einen einzigen Verwalter einzusetzen. Warum? Weil, wo es eine Kommission gibt, es auch Verzögerung, Gezeter und Streit gibt. Willst Du eine Sache abwürgen? Verpass ihr eine Kommission. Aldea: Die Kehrseite der Medaille: Ein einzelner bedeutet Diktatur. Maniu: Zum Glück hat der hiesige Diktator einen Herrn: die Regierung und die entsprechenden Behörden, die über ihm stehen. Wenn Sie drei Leute wollen, so habe ich nichts dagegen, bloß müssen wir drei Leute finden, die sich untereinander verstehen und die Sache voranbringen. Mănuilă: Bisher wurden zwei Leute vorgeschlagen: Diplom-Ingenieur Nicolau151, Professor am Polytechnikum, und Herr Ion Răchiţan. Herr Minister Pătrăşcanu hat Herrn Professor Nicolau vorgeschlagen. 151

Vermutlich Gheorghe Nicolau (1886–1950), Maschinenbauingenieur und Professor an der Bukarester Technischen Hochschule; Sozialfürsorgeminister in den Kabinetten Sănătescu II, Rădescu und Groza I (4. November 1944 – 30. November 1946).

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Maniu: Wir werden uns beraten. Mănuilă: Es wurde vorgeschlagen, dass zusammen mit dem Gesetz auch das Ernennungsdekret für diese Personen erscheint, damit sie sofort entscheidungsbefugt sind und keine anderen Arrangements gemacht werden können. Maniu: Zwei Leute aus Hermannstadt möchten etwas tun wegen der Liegenschaften, die dort völlig ungeschützt sind. Ich werde mich mit Herrn Brătianu und Herrn Pătrăşcanu ins Einvernehmen setzen, und wir werden etwas unternehmen. […] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 2/1944, fol. 103–110. Auszüge in: Baier 2005, S. 17–21.

12. Den Ministerrat beschäftigt die Lage in den von ihren deutschen Bewohnern verlassenen Dörfern Katzendorf und Draas. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (27. September 1944) […] Iuliu Maniu [Staatsminister]: Gestatten Sie mir, etwas bekannt zu geben, was für die Regierung und das Innenministerium von Interesse ist. Die deutsche Armee hat auf ihrem Rückzug alle Deutschen aus den Dörfern ausgehoben, durch die sie gezogen ist, und zwar unter Anwendung von Gewalt. Das wird wohl das Procedere in ganz Siebenbürgen sein. Aus Dauş152 und Caţa – zwei großen deutschen Gemeinden, außerordentlich stattlichen Gemeinden, wo viele angesehene Rumänen leben, wurden alle Deutschen ausgehoben – Männer, Frauen, Kinder, mit sämtlichen Möbeln und ihrem gesamten Vieh; protestierend und weinend zogen sie mit. Hätten sie sich geweigert, wären sie erschossen worden – dabei jubilierten die Rumänen vor Freude. In diesen beiden Gemeinden müssen Maßnahmen ergriffen werden. Der zuständige Herr Präfekt wird mit der Situation nicht fertig, folglich ziehen in die von Deutschen verlassenen Häuser Zigeuner ein, sie zerstören Fenster und Türen und machen den Hausrat kaputt. Deswegen würde ich den Herrn Innenminister sehr bitten, so schnell wie möglich Maßnahmen zu treffen, denn es gibt dort eine Menge Rumänen, die mit Freude und Vergnügen darauf warten, in die von den Deutschen verlassenen schönen Häuser einzuziehen. Andererseits bitte ich zu überlegen, welche Maßnahmen in Zukunft in dergleichen Fällen getroffen werden müssen. Und noch etwas. Abgesehen von den Häusern muss auch darauf geachtet werden, was mit dem Boden geschieht, den die Deutschen zurückgelassen haben und der nicht bestellt wurde. Hier müssten das Innenministerium und das Landwirtschaftsministerium gemeinsam umfassendere Maßnahmen treffen, denn es wäre schade um die brachliegenden Flächen. Andererseits werden die rumänischen Bauern sich auf diese Böden stürzen – ohne einen Plan und ohne besondere Sorgfalt, und es wird schwer sein, sie von dort wegzubekommen, weil sie diesen Grund als eine res nullius betrachten und ihn sich aneignen werden, ungeachtet dessen, dass andererseits infolge der genannten Ereignisse auch zahlreiche Rumänen kein Haus und keine Mittel zum Lebensunterhalt haben. 152

Vermutlich Drăuşeni, dt. Draas.

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Constantin Sănătescu [Ministerratspräsident]: Die Präfektur und die Landwirtschaftskammer werden den Leuten den Grund verpachten. Maniu: Wenn das Kommissariat153 geschaffen wird – ich weiß nicht, was Sie beschlossen haben –, vereinfacht das die Sache. Sănătescu: Bis wir soweit sind, sollen die Leute vor Ort diese Flächen pachten. Aurel Aldea [Minister für Innere Angelegenheiten]: Herr Maniu, haben Sie von den Gemeinden Caţa und Dăuş gesprochen? Maniu: Ja, sie liegen in der Nähe von Schäßburg. Zwischen Schäßburg und Mediasch154. Constantin Titel Petrescu [Staatsminister]: Werden die Ungarn nicht ausgehoben? Maniu: Nein. Petrescu: Schade. […] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 2/1944, fol. 150–152, 191–192. Veröffentlicht in: Ciucă 2011, S. 216–234.

13. Der Ministerrat debattiert den Gesetzesentwurf über den Entzug der rumänischen Staatsbürgerschaft und die Nationalisierung rumäniendeutscher Vermögenswerte. Auszüge aus den Sitzungsprotokollen (5., 10. Oktober 1944) Ministerratssitzung vom 5. Oktober 1944 […] Constantin Sănătescu [Ministerratspräsident]: Meine Herren Minister, wir haben noch ein paar Dekrete auf der Tagesordnung: das Dekret-Gesetz über die Säuberung der Anwaltskammer, das Dekret-Gesetz über die Enteignung eines Grundstücks, das für den Bau der Marineakademie in Konstanza benötigt wird, das Dekret-Gesetz betreffend die Maßnahmen gegenüber den Bürgern deutscher Volkszugehörigkeit. Valeriu Georgescu155 [Unterstaatssekretär für Industrie, Handel und Bergbau]: Was das Gesetz zu den Volksdeutschen betrifft, so muss seine Abfassung beschleunigt werden, weil sonst all ihre Vermögen verloren gehen. Dimitrie D. Negel [Landwirtschaftsminister und Justizminister ad interim]: Zuerst sollten wir prüfen, ob die Bestimmungen dieses Gesetzes verfassungsgemäß sind. Constantin I. C. Brătianu [Staatsminister]: Das ist nicht der Fall. Sabin Mănuilă [Unterstaatssekretär bei der Präsidentschaft des Ministerrates]: Es handelt sich hier um einen außerordentlich wichtigen Gesetzesentwurf, und wir sollten aufpassen, dass sein Text nicht an die Öffentlichkeit gelangt, bevor seine endgültige Formulierung feststeht. 153

Das Kommissariat für die Verwaltung des befreiten Nordsiebenbürgen (Comisariatul pentru administrarea Transilvaniei eliberate) war durch das Gesetz 487 vom 10. Oktober 1944 geschaffen worden, um die von Ungarn an Rumänien rückerstatteten Gebiete unter rumänische Verwaltung zu stellen. Faktisch stand das Gebiet aber bis 13. März 1945 unter sowjetischer Militärverwaltung. Vgl. Andreescu, Nastasă, Varga 2002, S. 49. 154 Ungenaue geografische Angabe. Katzendorf und Draas liegen in der Nähe von Reps. 155 Valeriu Georgescu, Unterstaatssekretär für Industrie, Handel und Bergbau (1. September – 3. November 1944).

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Wir beobachten hingegen, dass die Zeitungen Auszüge aus Gesetzen veröffentlichen, über die bis zu ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt absolute Diskretion herrschen müsste. Constantin Titel Petrescu [Staatsminister]: Man möge die Zensur beauftragen, die Veröffentlichung von unfertigen Gesetzesentwürfen nicht mehr zuzulassen. Aurel Aldea [Minister für Innere Angelegenheiten]: Die Zensur hat absolut keine Autorität, was übrigens auch der Herr Außenminister zugegeben hat. Mănuilă: Ich gehe anders vor: Ich verteile den Entwurf, der erst nach einigen Tagen diskutiert wird. So wird die Vorlage gelesen und kann entsprechend verändert werden. Valeriu Georgescu: In diesem Fall wurde der Entwurf von Ihnen im Ministerrat gelesen und danach hat man darüber diskutiert. Sănătescu: Wir werden ihn uns in unserer morgigen Sitzung vornehmen. Mănuilă: Die deutschen Unternehmen haben ihre Lager geleert. Große Fabriken, die im Besitz von Volksdeutschen sind, haben Waren im Wert von mehreren Hundert Millionen Lei verkauft. […] Ministerratssitzung vom 10. Oktober 1944 […] Constantin Sănătescu [Ministerratspräsident]: Ich erkläre die Sitzung für eröffnet. Wir beginnen die Debatte der Dekret-Gesetze. Ich weiß nicht, ob jeder von Ihnen in der Mappe den Entwurf des Dekret-Gesetzes hat betreffend die Maßnahmen, die gegenüber einigen rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit getroffen wurden und betreffend die Schulen der Deutschen Volksgruppe. Gheorghe Liteanu156 [Unterstaatssekretär im Innenministerium]: Der Entwurf dieses Dekret-Gesetzes wurde vor nunmehr fünf Tagen ausgeteilt. Constantin Titel Petrescu [Staatsminister]: Es wäre der Diskussion förderlich, wenn Herr Minister Mănuilă den Entwurf verliest. Sabin Mănuilă [Unterstaatssekretär bei der Präsidentschaft des Ministerrates]: Art. 1 sieht vor, dass von Rechts wegen die rumänische Staatsbürgerschaft157 verlieren: a) „Die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die in der Waffen-SS eingereiht waren oder in jedwelcher anderen zivilen, militärischen oder paramilitärischen Einheit der deutschen Armee oder des Deutschen Reiches, sei es auf Grund des Abkommens vom 12. Mai 1943, das zwischen der Regierung des Deutschen Reiches und der rumänischen Regierung geschlossen wurde, sei es auf Grund jedwelcher sonstigen freiwilligen Verpflichtung.“ b) „Die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die nach dem 30. August 1940 die Strukturen der Deutschen Volksgruppe in Rumänien organisiert oder geleitet haben, jene, die den Separatismus der deutschen Volksgemeinschaften im rumänischen Staat herbeigeführt oder propagiert haben, ebenso jene, die sich durch ihre Einstellung gegenüber den Behörden des rumänischen Staates im Vergleich 156

Gheorghe Liteanu (1888–1959), General, Unterstaatssekretär im Innenministerium (24. August – 3. November 1944). 157 Im Original wird der Begriff „naţionalitate“ (Nationalität) verwendet.

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zu den anderen Bürgern des rumänischen Staates wie privilegierte Staatsbürger verhalten haben.“ Dimitrie Iordan158 [Unterstaatssekretär im Finanzministerium]: Wenn die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit die rumänische Staatsbürgerschaft verlieren und als deutsche Staatsbürger gelten, fallen sie unter die Bestimmungen des Gesetzes über die Güterverwaltung. Ich denke aber, sie werden staatenlos. Sănătescu: Wann wurde die Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reich und dem rumänischen Staat getroffen? Mănuilă: Am 20. November 1940. Liteanu: Die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit werden durch den Verlust der rumänischen Staatsbürgerschaft „heimatlos“159. Sănătescu: Viele rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit haben sich an den Wahlen beteiligt. Mănuilă: Als die Volksbefragung für den „Anschluss“160 gemacht wurde, waren alle rumänischen Staatsbürger österreichischer Herkunft verpflichtet zur Wahl zu gehen. Petrescu: Es gab das Prinzip, dass die Österreicher, wo immer sie sich befinden, für den „Anschluss“ stimmen. Mănuilă: Die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, also die Sachsen, Schwaben usw., die in die deutschen militärischen und paramilitärischen Formationen eintraten, waren verpflichtet, einen Treueschwur auf den Führer Adolf Hitler zu leisten. Ich habe die Formulierung des Schwures nicht zur Hand, sie enthält aber auf jeden Fall den folgenden Satz: „Ich schwöre dem Führer Adolf Hitler Gehorsam …“ Die genannten rumänischen Bürger deutscher Volkszugehörigkeit haben also Adolf Hitler Gehorsam geschworen, somit stellt sich die Frage, ob wir nicht einen neuen Absatz einfügen können, in dem steht: „sowie all jene, die einen anderen Schwur geleistet haben als jenen, den sie dem rumänischen Staat schuldeten“. Petrescu: Die Idee ist nicht schlecht. Da unsere Verfassung jedem Bürger einen Eid auf König und Land abverlangt, haben diejenigen, die einen Eid auf einen fremden Staat geschworen haben, eine wesentliche Voraussetzung für den Besitz der rumänischen Staatsbürgerschaft missachtet. Sănătescu: Ergänzt den Artikel mit einem neuen Absatz. Mănuilă: „c) Die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die durch ihr Handeln gleich welcher Art sich als Feinde des rumänischen Staates oder Volkes erwiesen haben, ebenso diejenigen, die außer der rumänischen Staatsbürgerschaft auch die deutsche erhalten und bewahrt haben.“ Nach diesem Absatz müssten wir einen neuen Absatz einfügen, der folgendermaßen lautet: „d) Die rumänischen Staatsbürger, die einen Eid auf das Deutsche Reich oder den Führer Adolf Hitler geschworen haben, ganz gleich unter welchen Umständen und in welcher Eigenschaft.“ 158

Dimitrie Iordan, Unterstaatssekretär im Finanzministerium (1. September–3. November

1944). 159 160

Deutsch im Original. Deutsch im Original.

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Wir müssen uns zudem den Wortlaut des Treueschwures besorgen, er ist absolut notwendig für die Begründung des Gesetzes. Liteanu: Den Gesetzesentwurf, den wir hier besprechen, habe ich in der Zeitung Universul gelesen. Die davon betroffenen Deutschen haben begonnen, ihre Besitztümer zu verkaufen. Sănătescu: Wo kommt der Text her und wer hat ihn zur Veröffentlichung gegeben, bevor er im Ministerrat diskutiert wurde? Mănuilă: Herr Ministerpräsident, der Text stammt auf jeden Fall von einem Herrn Minister. Petrescu: Es muss ihn jemand zur Veröffentlichung gegeben haben, sonst wäre er nicht in der Zeitung Universul erschienen. Mănuilă: Bitte äußern Sie sich zu Artikel 1, dem Absatz d) hinzugefügt wurde. Der Rat genehmigt. Constantin I. C. Brătianu [Staatsminister]: Was ist mit dem Satz gemeint: „ebenso jene, die sich durch ihre Einstellung gegenüber den Behörden des rumänischen Staates im Vergleich zu den anderen Bürgern des rumänischen Staates wie privilegierte Staatsbürger verhalten haben“? Gheorghe Potopeanu [Wirtschaftsminister und Finanzminister ad interim]: Viele Deutsche in diesem Land haben sich gegenüber anderen wie privilegierte Bürger verhalten. Brătianu: Die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit haben einen Staat im Staate gebildet. In diesem Artikel sehe ich aber „oder gegenüber den rumänischen Staatsbürgern anderer Volkszugehörigkeit als der deutschen“. Potopeanu: Die letzten zwei oder vier Zeilen müssten gestrichen werden. Brătianu: [„…] die durch ihre Einstellung gegenüber den rumänischen Staatsbürgern anderer Volkszugehörigkeit als der deutschen …“ sollte wegfallen. Mănuilă: Die Deutschen hatten eine unzulässige Einstellung gegenüber allen Rumänen, ebenso gegenüber den Rumänen anderer ethnischer Herkunft und insbesondere gegenüber den Juden in Rumänien. Das ist der Sinn dieser Bestimmung. Potopeanu: Sie hat ihnen einiges gebracht. Maniu: Sie waren impertinent gegenüber den Rumänen und auf ständige Provokation aus. Sie haben die Anweisungen unserer Behörden missachtet, und sobald ein Deutscher einen Rumänen traf, tat er alles, um ihn zu verhöhnen. Jede Gelegenheit wurde genutzt, um zu provozieren und zu verhöhnen. Es müssten all jene irgendwie bestraft werden, die sich gegenüber den Rumänen dermaßen beleidigend benommen haben, ihr Verhalten war in der Tat abscheulich, und zwar dermaßen abscheulich, dass es unsere gesamte Öffentlichkeit provoziert hat. Wenn wir keine Maßnahmen ergreifen, um der Öffentlichkeit Genugtuung zu geben, wird sie sich diese Genugtuung selbst verschaffen. Brătianu: Der Absatz muss genauer formuliert werden. Es gibt ohne Zweifel Leute, die Konflikte hatten mit der einen oder anderen Person, was aber nicht verallgemeinert werden kann. Jeder könnte kommen und behaupten, dass der und der Deutsche dies oder jenes getan hat. Das ist nicht ausreichend, der Deutsche muss eine gewisse Einstellung allen rumänischen Staatsbürgern gegenüber gehabt haben, nicht bloß gegenüber dem einen oder anderen. Maniu: Diesen Artikel halte ich für notwendig nur in Bezug auf die Rumänen, wir brauchen andere Bürger nicht auch in Schutz zu nehmen. Was diese Menschen angeht, so glaube

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ich nicht, dass es Sinn macht mit einer Maßnahme zu kommen, zumal die Beweislage schwierig ist. Die Verfügung ist nicht verständlich genug. Sie müsste lauten: [„…] die eine beleidigende Haltung gegenüber den Rumänen oder gegenüber rumänischen Staatsbürgern anderer Volkszugehörigkeit als der deutschen hatten, sowie jene, die sich dem rumänischen Staat [und] gegenüber seinen Staatsbürgern als privilegiert im Vergleich zu den anderen Staatsbürgern verhalten haben.[“] Redigieren Sie den Artikel in diesem Sinn und lassen Sie „rumänische Staatsbürger anderer Volkszugehörigkeit“ weg. Mănuilă: Die Verfügung würde wie folgt lauten: „b) Die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die nach dem 30. August 1941161 die Strukturen der Deutschen Volksgruppe organisiert oder geleitet haben, jene, die den Separatismus der deutschen Volksgemeinschaften im rumänischen Staat herbeigeführt oder propagiert haben, ebenso jene, die sich durch ihre Einstellung den Behörden des rumänischen Staates gegenüber wie privilegierte Bürger verhalten haben.“ Im 2. Artikel steht, dass jene rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit ihre rumänische Staatsbürgerschaft behalten, die nach dem 23. August 1944 vom Deutschen Reich als Kriegsgefangene oder Bürger eines feindlichen Staates behandelt wurden, als Folge des Kriegszustandes zwischen Rumänien und dem Deutschen Reich, oder wegen ihrer Weigerung, weiterhin in der Armee oder bei den Behörden des Reiches zu dienen. „Desgleichen behalten jene die rumänische Staatsbürgerschaft, die innerhalb von zehn Tagen nach der Veröffentlichung dieses Gesetzes bei den Polizeipräfekturen der Munizipien, den Polizeistellen der Städte bzw. den Gendarmerieposten der Landgemeinden eine schriftliche Erklärung abgeben, dass sie jegliche Verpflichtung gegenüber dem Deutschen Reich aufkündigen und auf die deutsche Staatsbürgerschaft verzichten, unabhängig davon, auf welche Weise sie diese zusätzlich zur rumänischen Staatsbürgerschaft erworben haben.“ Sănătescu: Ich glaube, das ist keine gute Verfügung, sie annulliert die Verfügungen des vorangehenden Artikels. Petrescu: Alle Sachsen und Schwaben werden zu den Bürgermeisterämtern gehen und solche Erklärungen abgeben. Sănătescu: Dieser Artikel müsste ganz gestrichen werden. Liteanu: Man hat viele Deutsche162 zur militärischen Ausbildung nach Jilava eingezogen. Als die Aktion vom 23. August stattfand, haben sie Fahnenflucht begangen. Die Deutschen haben aus Mangel an Bestand rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit rekrutiert. Was machen wir mit diesen? Sănătescu: Wir ordnen sie unter Artikel 1 ein. Liteanu: Sie sind rumänische Staatsbürger, die unter Zwang in die deutsche Armee eingezogen wurden. Als sie sahen, dass es dort bergab geht, haben sie Fahnenflucht begangen und sind zu uns übergelaufen. Sănătescu: Sie fallen unter die Verfügungen von Artikel 1. Liteanu: Aber sie sagen, dass sie gezwungen wurden, den Militärdienst zu leisten. Der Beweis: Sie sind ja auch übergelaufen. 161 162

Schreibfehler, korrekt: 1940. Gemeint sind Rumäniendeutsche.

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Mănuilă: Meine Herren, ich würde vorschlagen, dass aus dem Text von Artikel 2 das Wort „weiterhin“ gestrichen wird, so dass der Text lautet: „in der Armee … zu dienen“. Petrescu: Meine Herren, ich halte die Unterscheidungen, die in Artikel 2 gemacht werden, für unangebracht, denn die Sachsen und Schwaben sind in die deutsche Armee eingetreten, sind mit ihr weitergezogen und haben gegen unsere Armee gekämpft. Wenn der Krieg zu Ende geht, werden sie sich bescheinigen lassen, dass sie gefangen genommen wurden. Sie werden nicht sagen, dass sie gegen uns gekämpft haben, und auch wir werden dies nicht beweisen können. Dumitru Dămăceanu163 [Unterstaatssekretär im Innenministerium]: Der gesamte Artikel sollte gestrichen werden. Liteanu: Ganze Dörfer wurden von den Sachsen und Schwaben bei der Evakuierung aufgegeben, und nun erklären sie, sie seien unter Zwang ausgehoben worden. Mănuilă: Es stimmt, dass sie zwangsevakuiert wurden. Jene, die nicht mitgehen wollten, wurden von ihren Leuten auf der Stelle erschossen. Petrescu: Akzeptieren wir doch den Vorschlag von General Fleischer164, der vorhatte, die gesamte Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit zu sammeln und nach Deutschland zu schaffen. Wir können jetzt behaupten: Wir hatten die Möglichkeit nicht, diese Menschen nach Deutschland zu schicken, aber grundsätzlich waren wir dafür. Liteanu: Und jetzt, mit diesem Artikel, wollen wir sie wieder zu rumänischen Staatsbürgern machen! Petrescu: Wir sollten uns dieses Vorschlags bedienen und ihnen die rumänische Staatsbürgerschaft nicht mehr erteilen. Sănătescu: Dann fällt der gesamte Artikel 2 weg. Liteanu: Diese Angelegenheit wird von der Friedenskonferenz geregelt werden. Petrescu: Ich weiß nicht, ob Sie alle die Debatten betreffend die Minderheiten in Mittel- und Südosteuropa nach dem Zerfall von Österreich-Ungarn verfolgt haben, das Problem war Gegenstand heftiger Diskussionen. In letzter Zeit hat man versucht, diese Angelegenheit durch Bevölkerungstransfer zu lösen, damit es keine Störfaktoren mehr innerhalb der Volksgrenzen gibt. Warum sollten wir uns nicht auch diesem Gedanken anschließen, den die Herren Roosevelt und Churchill fassten, gerade um in Zukunft allzu irritierende Minderheitenprobleme zu vermeiden? Warum gehen nicht auch wir zu neuen Prinzipien über? All jene, die mit der deutschen Armee mitgingen, sind schon mal weg. Wenn die Deutschen ihre gesamte höhere Rasse im eigenen Vaterland versammelt haben wollen, mögen unserethalben auch die Sachsen und Schwaben ungehindert nach Deutschland gehen. Wenn wir aber diesen Text so belassen, wie er verfasst wurde, werden die meisten versuchen, in unser Land zurückzukehren, und sie werden Rumänien als ihr Vaterland betrachten. Und dann wird sich für uns wiederum das Problem der uns in Bildung und Disziplin überlegenen Minderheiten stellen. 163 Dumitru Dămăceanu (1896–1978), Offizier, maßgeblich beteiligt am Staatsstreich vom 23. August 1944, Mitglied der rumänischen Delegation bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens und der Delegation bei den Friedensverhandlungen in Paris, Unterstaatssekretär bei der Ministerratspräsidentschaft, dem Innenministerium sowie dem Kriegsministerium (1944–1947). 164 Gemeint ist Frießner.

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Wenn wir die Sachsen und Schwaben nicht fortgehen lassen, wird man sich in Siebenbürgen und im Banat gegenseitig die Köpfe einschlagen. Die Rumänen werden versucht sein, gegenüber jenen Sachsen und Schwaben handgreiflich zu werden, die mit der rumänischen Bevölkerung übel umgesprungen sind. Statt dieses Gemetzel zuzulassen, sollten wir Maßnahmen treffen, die uns gegenüber Europa als zivilisierte Menschen erscheinen lassen. Mănuilă: Ich bin grundsätzlich dafür, dass Artikel 2 wegfällt. Dennoch wäre es gut, einiges daraus zu behalten für jene rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die offenkundig auf der Seite Rumäniens standen und die ganze Zeit über vom Deutschen Reich verfolgt wurden. Sănătescu: Sie fallen unter die Verfügungen von Artikel 1. Mănuilă: Es könnte sich um Kriegsgefangene der Deutschen handeln oder um Häftlinge. Es könnten Sozialisten darunter sein, die wegen ihrer Einstellung in Deutschland oder Österreich einsitzen. Wir müssen sie aufnehmen, selbst wenn sie die deutsche165 Staatsbürgerschaft nicht besitzen. Dămăceanu: Sie fallen unter Artikel 1. Wenn ein Deutscher beweist, dass er verfolgt wurde und dass er sich dem rumänischen Staat gegenüber so verhalten hat, wie Sie es schildern, verliert er die rumänische Staatsbürgerschaft nicht. Liteanu: Für diese Fälle brauchen wir keinen gesonderten Passus in das Gesetz einzubringen. Sănătescu: Insbesondere, weil dann alle versuchen werden, Bescheinigungen vorzulegen, dass sie Gefangene der Deutschen waren. Dămăceanu: Die Sache ist klar, so dass ich vorschlage, Artikel 2 wegzulassen. Der Rat stimmt zu. Mănuilă: Dann wird Artikel 3 zu Artikel 2. Es wird Artikel 3 gelesen, der zu Artikel 2 wird. Petrescu: Dem Wortlaut dieses Artikels zufolge werden alle Deutschen einer Überprüfung unterzogen. Allein, wir sind der Ansicht, dass die unter Absatz a) und b) von Artikel 1 genannten rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit ihre rumänische Staatsbürgerschaft von Rechts wegen verlieren. Jene, die davon ausgenommen sind, werden einen Nachweis erbringen müssen. Mănuilă: Das Wort „behalten“ wird an drei Stellen im Text dieses Artikels gestrichen. Die genannte Kommission sammelt alle Informationen, verfasst die Gutachten und unterbreitet sie dem Justizminister. Sănătescu: Das bedeutet, dass diese Kommission jahrelang arbeiten wird. Mănuilă: Die Kommission wird dezentral arbeiten auf Grund der Tabellen, die ihr aus den Ortschaften zugeschickt werden, aus denen die Deutschen fortgezogen sind. Petrescu: Ich möchte eine Frage der Dezentralisierung aufwerfen: Wenn eine einzige Kommission beim Justizministerium, in der Hauptstadt arbeitet, wird sie völlig überlaufen sein, und man wird mit dem Procedere sehr viel Zeit vergeuden. Deswegen glaube ich, sollten lokale Unterkommissionen in allen Zentren gegründet werden, wo wir Appellationsgerichte haben, unter dem Vorsitz des Präsidenten des jeweiligen Appellationsgerichts. Die Ergebnisse würden dann von der Kommission in der Hauptstadt 165

Offensichtlich ist die rumänische Staatsbürgerschaft gemeint.

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zusammengefasst. Auf diese Weise würden die Bürger aus Temesvar oder aus dem hintersten Siebenbürgen nicht verpflichtet sein, nach Bukarest zu kommen. [Es wird weiter über die Gründung der Kommission debattiert.] Sănătescu: Glauben Sie, dass die Kommissionen bei den Appellationsgerichten ausreichend sind? Ich meine, es sollten mehr sein. Petrescu: Es sind genug. Die Bukarester Kommission legt die Geschäftsordnung fest und schafft die rechtliche Grundlage für die Auslegung der Fälle. Sănătescu: Ganze Dörfer stehen leer. Nicolae Marinescu [Minister für Arbeit, Gesundheit und Sozialfürsorge]: Und die Arbeiter wissen nicht, wo wohnen. Sănătescu: Warum bringt ihr sie nicht dorthin? Marinescu: Mal sehn. Liteanu: Es gibt Leute, die behaupten, man habe sie unter Zwang verschleppt, die kommen jetzt zurück. Sănătescu: Aus Hermannstadt und Kronstadt, also von unserem Territorium, wurde niemand zwangsverschleppt. Unter Zwang weggeführt wurden die Deutschen aus den Regionen, wo jetzt militärische Operationen stattfinden. Potopeanu: Die Dörfer, die von den Deutschen bewohnt waren, sind sehr schön. Sie [die Deutschen] sind weggezogen und haben alles unversehrt zurückgelassen. Brătianu: Vor allem jene in Siebenbürgen. Sănătescu: Die schönsten sind bei Kronstadt und Hermannstadt. Mănuilă: Ich erlaube mir, eine Angelegenheit von besonderer Bedeutung anzusprechen. Wir haben die Erfahrung mit den Anwesen der Deutschen in der Südbukowina und in Bessarabien, die man nach dem Abkommen, das unter Antonescu zwischen dem Deutschen Reich und der rumänischen Regierung geschlossen wurde, evakuiert hat. Ebenso geschah es in der Dobrudscha. Es handelte sich um die schönsten Anwesen in der jeweiligen Region, sie wurden aus Fahrlässigkeit und aus Verantwortungslosigkeit der rumänischen Behörden völlig zerstört. Ich erlaube mir darauf zu beharren, dass unsere Regierung die energischsten Maßnahmen zum Schutz der evakuierten Dörfer trifft, damit sie nicht herrenlos bleiben. Denn die Bewohner der umliegenden Dörfer werden sich alle auf sie stürzen und nicht bloß das bewegliche Eigentum verwüsten, sondern auch das unbewegliche, sie werden die Türen herausreißen, die Fenster und alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Abgesehen vom Schaden macht das einen verabscheuungswürdigen Eindruck, und auf die verwalterischen Fähigkeiten der rumänischen Behörden fällt ein dunkler Schatten. Man sollte dieser Angelegenheit besondere Aufmerksamkeit schenken, jedes Haus sollte jemandem in Verwahrung gegeben werden. So ist in den Dörfern mit gemischter Bevölkerung zu verfahren, wo Rumänen zurückgeblieben sind. Die komplett evakuierten Dörfer sollten gut bewacht werden, damit es nicht zu Plünderungen kommt, was abgesehen vom Schaden auch die Würde des rumänischen Staates verletzt. Sănătescu: Einverstanden. Liteanu: Es soll vorkommen, dass die Russen plündern.

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Sănătescu: Ich wurde informiert, dass es Dörfer gibt, die komplett evakuiert wurden. In den Dörfern, in denen auch Rumänen leben, sollen ihnen die aufgelassenen Häuser in Verwahrung gegeben werden. Ich habe die Evakuierungen in Bessarabien nach dem Abkommen zwischen dem russischen und dem deutschen Staat gesehen, die Konvois zogen mit Schiffen auf der Donau dahin. Mănuilă: All die schönen Wirtschaften sind verfallen. Sănătescu: In Bessarabien gab es 27 Kolonien. Mănuilă: Ich erlaube mir Artikel 3 vorzulesen, der nun Artikel 2 ist und folgendermaßen lautet: „Für die Feststellung des Verlustes der Staatsbürgerschaft wird beim Justizministerium eine Feststellungskommission eingerichtet. Sie setzt sich zusammen aus einem Rat des Obersten Kassationsgerichts, der den Vorsitz innehat, und zwei Räten vom Appellationsgericht Bukarest als Mitglieder.“ Liteanu: Einem Rat des Appellationsgerichts und einem Delegierten des Innenministeriums. Mănuilă: Wir ergänzen den Artikel folgendermaßen: „… und setzt sich zusammen aus einem Rat des Obersten Kassationsgerichts, der den Vorsitz innehat, einem Rat des Appellationsgerichts Bukarest und einem Delegierten des Innenministeriums als Mitglieder.“ „Sämtliche Informationen, amtlichen Feststellungen und Erklärungen, die in Anwendung dieses Gesetzes erstellt werden, sind über das Justizministerium der Zentralkommission zu übermitteln, die dem Justizminister in jedem einzelnen Fall eine Begründung für den Verlust der Staatsbürgerschaft vorlegt. Der Verlust der rumänischen Staatsbürgerschaft wird gemäß den Bestimmungen dieses Gesetzes durch einen Ministerratsbeschluss auf Grund des Berichts des Justizministers festgestellt. Der Justizminister kann durch Ministerialverfügungen lokale Unterkommissionen einrichten.“ Liteanu: Was ist unter lokalen Kommissionen zu verstehen? Petrescu: Die lokalen Kommissionen müssen an die Appellationsgerichte angebunden werden. Marinescu: Oder auch an die kommunalen Gerichte. Es gibt nämlich viele rein deutsche Dörfer, dort wäre das Arbeitsvolumen zu groß. Petrescu: Die lokalen Kommissionen müssten so organisiert sein, dass das nicht passiert, was in Bessarabien geschehen ist, wo nämlich viele Hergelaufene sich Bescheinigungen besorgt haben und die rumänische Staatsbürgerschaft erhielten. Potopeanu: Dort wo es Appellationsgerichte gibt, sollte die Kommission aus zwei Vertretern des Appellationsgerichts und einem Vertreter des Innenministeriums zusammengesetzt sein. Die Zentralkommission in Bukarest fasst alle Arbeiten zusammen und erlässt die Durchführungsbestimmungen zu dem Gesetz. Sănătescu: Die meisten Fälle wird es in Kronstadt, Hermannstadt und Temesvar geben. Potopeanu: Das reicht nicht. Sănătescu: Wo es unbedingt notwendig ist, kann man bis auf die Ebene der Amtsgerichte hinuntergehen.

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Marinescu: Am besten ist eine allgemeine Regelung, die eine möglichst gleichmäßige Streuung ermöglicht. Mănuilă: Wir überlassen es am besten dem Justizministerium, die passende Lösung zu finden. Petrescu: Die Kommissionen sollten an die Gerichte der Bezirksvororte, also an die Amtsgerichte, angebunden werden. Marinescu: An die Amtsgerichte oder an die Appellationsgerichte. Petrescu: Wir haben eher eine Garantie, dass alles korrekt abläuft, wenn die Kommissionen mit Richtern besetzt werden. Mănuilă: Die lokalen Kommissionen bei den Gerichten der Bezirksvororte. Sănătescu: Eine Dezentralisierung ist notwendig, damit möglichst viele Kommissionen gebildet werden können, sonst wird diese Arbeit Jahre dauern. Mănuilă: Die von den lokalen Kommissionen erzielten Ergebnisse werden der Zentralkommission übermittelt, die sie abschließend zusammenfasst. Sănătescu: Wir brauchen eine Berufungsinstanz. Mănuilă: Die Zentralkommission ist keine Berufungsinstanz, sondern sie bereitet die Ergebnisse für den Justizminister auf, damit ein Ministerratsbeschluss über den Verlust der Staatsbürgerschaft veröffentlicht werden kann. Petrescu: Die Kommission ähnelt in ihrer Art und Funktion der Naturalisierungskommission166, deren Fachkompetenz in diesem Bereich liegt. Mănuilă: Absatz 3 von Art. 2 lautet folgendermaßen: „Das Justizministerium kann nach Bedarf durch Ministerialbeschluss lokale Unterkommissionen an den Gerichtshöfen gründen. Den Kommissionen gehört auch ein Vertreter des Innenministeriums an. Die Arbeitsergebnisse der lokalen Kommissionen werden der zentralen Kommission übermittelt, die sie zusammenfasst.“ Der Rat genehmigt. Art. 3: „Wer die rumänische Staatsbürgerschaft auf Grund des vorliegenden Gesetzes verliert, kann weder ländliche Güter noch Unternehmen jeglicher Art, die für die nationale Verteidigung von Belang sind, besitzen oder erwerben. Vom Zeitpunkt der Veröffentlichung des Ministerratsbeschlusses an, der den Verlust der rumänischen Staatsbürgerschaft feststellt, werden die ländlichen Güter und die Unternehmen jeglicher Art, die für die nationale Verteidigung von Belang sind, von Amts wegen gerichtlich beschlagnahmt und gemäß den Verfügungen der Steuerverfahrensordnung liquidiert. Die Erlöse werden in der Depositenkassa167 zur Verfügung des ehemaligen Besitzers hinterlegt. Vermögen wie die in Absatz 1 angeführten, die nach der Veröffentlichung dieses Gesetzes auf dem Erbweg von Personen erworben wurden, die die rumänische Staatsbürgerschaft verloren haben, werden sofort gemäß den Verfahrensregelungen aus dem vorigen Absatz liquidiert. Die Liquidierung des Vermögens ist endgültig, auch wenn der ehemalige Besitzer die rumänische Staatsbürgerschaft wiedererlangen oder ein Ministerratsbeschluss den Verlust im Sinne der Beibehaltung der Staatsbürgerschaft revidieren sollte.“ 166

Die Naturalisierung meint die Anerkennung der Juden als rumänische Staatsbürger. Entsprechende Kommissionen prüften die Voraussetzungen zur Erlangung der rumänischen Staatsbürgerschaft. 167 Im Original: „Casa de Depuneri şi Consemnaţiuni“.

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Sănătescu: Dieser Artikel ist zu lang, außerdem haben wir bereits ein Gesetz erlassen, das die Vermögenswerte der Deutschen betrifft. All jene, die infolge des Verlustes der rumänischen Staatsbürgerschaft Deutsche werden, fallen unter die Bestimmungen des besagten Gesetzes. Mănuilă: Es handelt sich um das Gesetz [zur Auflösung] der Deutschen Volksgruppe in Rumänien168. Liteanu: Durch das Aberkennen der rumänischen Staatsbürgerschaft werden die Betroffenen nicht automatisch zu Deutschen. Wenn die Deutschen ihnen die Staatsbürgerschaft verweigern? Sănătescu: Mögen sie gehen, wohin sie wollen, sie werden staatenlos. Petrescu: Sie werden heimatlos169, staatenlos, vaterlandslos. Liteanu: Das Gesetz muss von Juristen auf die Details geprüft werden. Brătianu: Dies ist eine Angelegenheit, die bei der Friedenskonferenz gelöst werden wird. Mănuilă: Wir wollen Tatsachen schaffen für den Zeitpunkt, wenn die Friedenskonferenz stattfindet. Sănătescu: Wird den hiesigen Tatsachen Rechnung getragen werden? Potopeanu: Es ist unser legitimes Recht, dergleichen Maßnahmen zu treffen. Valeriu Georgescu [Unterstaatssekretär für Industrie, Handel und Bergbau]: Was werden all diese Leute tun, wenn sie die rumänische Staatsbürgerschaft verlieren? Bleiben sie im Land? Potopeanu: Sie haben die Freiheit, deutsche, französische, türkische usw. Staatsbürger zu werden. Liteanu: Und ihre Familienangehörigen? Petrescu: Infolge des Verlustes der rumänischen Staatsbürgerschaft verlieren die Betroffenen auch das Recht, in Rumänien Vermögenswerte zu besitzen. Potopeanu: Geben Sie zu, man kann ihnen nicht alles wegnehmen. Petrescu: Die Immobilien. Sănătescu: Nehmen wir eine sächsische Familie, deren Kinder im Alter von 18 bis 20 Jahren in die deutsche Armee eingetreten sind und mit ihr fortzogen. Die Eltern aber haben sich nichts zuschulden kommen lassen. Liteanu: Wenn ein Ehemann die rumänische Staatsbürgerschaft verliert, was wird aus Frau und Kindern? Potopeanu: Sie werden heimatlos170. Petrescu: In diesem Fall greifen die Prinzipien des Staatsbürgerschaftsrechts. Wenn der Ehemann Vermögen besitzt, verliert er es in dem Augenblick, in dem ihm die rumänische Staatsbürgerschaft entzogen wird, die Kinder aber verlieren ihr eigenes Vermögen nicht. Sănătescu: Und die Ehefrau? Mănuilă: Ist in der gleichen Lage wie der Ehemann. Potopeanu: Wer sich für die SS bewarb, hätte auch an diese Folgen denken müssen. Wer das nicht getan hat, muss jetzt leiden! Lucrețiu Pătrăşcanu [Staatsminister]: All das sind die Folgen der deutschen Besatzung. 168 169 170

Gesetz Nr. 485, s. Anm. 18. Im Original „Heimatloşi“. Im Original „Heimatloşi“.

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Marinescu: Ich kenne keine sächsische Familie, in der die Frau und die Kinder eine andere Einstellung hätten als der Ehemann. Petrescu: Wir durchleben einen einzigartigen Augenblick der Geschichte, in dem wir unsere Bauern und Arbeiter mit den Immobilien der landesfeindlichen Sachsen und Schwaben, die unser Land verlassen haben, begütern können. Wir müssen von diesem historischen Augenblick profitieren. Sănătescu: Ich glaube, dieses ist die einzige Möglichkeit für eine Landvergabe, ansonsten wird der Ruf: „Land den Bauern!“ ergebnislos bleiben. Der gesamte Großgrundbesitz macht bei uns nur 14 Prozent aus. Aurel Aldea [Minister für Innere Angelegenheiten]: Getan werden muss etwas anderes: Wir können durch Eindeichung Millionen Hektar Land zurückgewinnen – zudem könnten die Gemeindeweiden bepflanzt werden. Sănătescu: Die rumänischen Dörfer in Siebenbürgen liegen in armen Gegenden, während sich die sächsischen Dörfer in den wohlhabenden und ertragreichen Regionen befinden. Deswegen müssen wir auch an eine Dislokation der rumänischen Bevölkerung aus Siebenbürgen in die sächsischen Dörfer denken. Aldea: Außerdem sind die Immobilien der Deutschen in Siebenbürgen hochwertig. Petrescu: Wenn die Deutschen den Krieg gewonnen hätten, wäre Siebenbürgen ein unabhängiger deutscher Staat geworden. Wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit, die Rumänen von jenseits der Gebirge mit Besitz auszustatten. Valeriu Georgescu: Dann muss zu Artikel 1 hinzugefügt werden: „… und ihre Familienangehörigen“ nach den Worten „rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit“. Petrescu: Das ist durch das Staatsbürgerschaftsgesetz geregelt. Mănuilă: Was die Heimatlosen angeht, so erscheint mir die Sache klar. Wir aberkennen gewissen rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit die rumänische Staatsbürgerschaft, weil sie Hitler und dem Deutschen Reich Gehorsam geschworen haben. Wenn das Deutsche Reich dies von ihnen verlangt hat, so soll es sie aufnehmen. Sănătescu: Sie haben sich von uns losgesagt. Liteanu: Diese Sache muss in der Gesetzesbegründung erklärt werden. Mănuilă: Ihre Lage ist nicht tragisch. Liteanu: Wir werden ihnen Bescheinigungen ausstellen, dass sie deutsche Staatsbürger sind, und sie über die Grenze bringen. Es wird Art. 4 verlesen: „Die Güter und Rechte jeglicher Art, die einer physischen oder juristischen Person deutscher Volkszugehörigkeit gehören, die das Land nach dem 21. November 1940 verlassen hat, werden von Rechts wegen und auf Grund dieses Gesetzes Eigentum des rumänischen Staates. Sonderkommissionen, die in den Dorfgemeinden bzw. Stadtvierteln von der Präsidentschaft des Ministerrates eingesetzt werden und der auch ein Vertreter der Steuerbehörde angehört, werden die betreffenden immobilen Güter feststellen und eine Bestandsaufnahme der Immobilien und Vermögenswerte durchführen sowie Maßnahmen treffen zu ihrer sorgfältigen Erhaltung und Nutzung. Die Grundbuchbehörde wird von Amts wegen die entsprechenden Eintragungen über den Besitztransfer durchführen.“

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Ion Boiţeanu171 [Kultur- und Kultusminister]: Warum von der Präsidentschaft des Ministerrates? Mănuilă: Meiner Ansicht nach sollte nicht die Präsidentschaft des Rates diese Kommission einsetzen, weil die Präsidentschaft tendenziell schrumpft und nur als Leitungsorgan bestehen bleiben wird. Sănătescu: Wer sonst käme in Frage? Mănuilă: Die Organe des Unterstaatssekretariats für die Rumänisierung, das Wirtschaftsministerium im Falle von Industrie- und Handelsgütern oder das Innenministerium. Sănătescu: Warum nicht das Landwirtschaftsministerium – für die Grundstücke und Immobilien im ländlichen Raum? Valeriu Georgescu: Bei der Abfassung dieses Artikels haben wir uns am Fall der Familie Schiel172 orientiert. Sănătescu: Die Industriebetriebe gehen zum Wirtschaftsministerium über. Liteanu: Dann wird doch die Präsidentschaft die Zuteilung der Güter an die entsprechenden Ministerien vornehmen. Petrescu: Es wäre sinnvoll, bei einem Ministerium eine Sonderdirektion für die Zuteilung dieser Güter zu gründen. Eine solche Spezialdirektion könnte beim Kommissariat für Siebenbürgen angesiedelt werden. Sănătescu: Ist nicht möglich. Das Kommissariat für Siebenbürgen hat begrenzte Befugnisse über das befreite Territorium. Außerdem könnte es sein, dass sich dergleichen Vermögen auch hier befinden. Mănuilă: Die Befugnisse des Kommissariats für Siebenbürgen sind auf das befreite Territorium Siebenbürgens begrenzt. Das Kommissariat für Siebenbürgen ist nur für die Sachsen aus dieser Region zuständig. Petrescu: Schaffen wir doch eine eigens dafür zuständige Direktion in einem Ministerium! Sănătescu: Hier schaffe ich nichts mehr. Es bleibt also dabei, dass die Ratspräsidentschaft die Zuteilung der Güter durchführt. (Zustimmung.) Es wird Art. 5 vorgelesen: „Die Ehefrau und die minderjährigen Kinder dessen, der die Staatsbürgerschaft aufgrund der Verfügungen von Artikel 1 verloren hat, behalten die rumänische Staatsbürgerschaft, falls kein anders lautender Ministerratsbeschluss vorliegt.“ Petrescu: Das Problem ist damit gelöst: Die rumänische Staatsbürgerschaft verliert, wer in den deutschen SS-Formationen gewirkt hat; dieser Staatsbürgerschaftsverlust wird aber nicht auf das minderjährige Kind ausgeweitet. Das Eigentum eines [rumänischen] Staat[sangehörigen]173, der die Staatsbürgerschaft verloren hat, geht in den Besitz des rumänischen Staates über, das Kind behält die rumänische Staatsbürgerschaft, nicht aber das Eigentum. Liteanu: In letzter Zeit haben die Deutschen gewaltige Gütertransfers durchgeführt. 171

Ion Boiţeanu (1885–1946), General, Minister für Kultur und Kulte (23. August – 3. November 1944). 172 Gemeint ist die Kronstädter Industriellenfamilie Schiel, die u. a. die Maschinenschlosserei in Blumenau und die Papierfabrik in Buşteni gegründet hatte. 173 Im Original: „Dacă un bun a aparţinut Statului, care şi-a pierdut naţionalitatea“. Offensichtlich ein Fehler im Stenogramm.

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Mănuilă: Wir müssen eine Formulierung finden, die deutlich macht, dass alle von Deutschen nach dem 23. August 1944 durchgeführten Gütertransfers ungültig sind. Pătrăşcanu: Ich würde hier formulieren: „Die Ehefrau und die minderjährigen Kinder dessen, der die Staatsbürgerschaft auf Grund von Artikel 1 verliert, verlieren ebenfalls die rumänische Staatsbürgerschaft, falls kein anders lautender Ministerratsbeschluss vorliegt.“ Brătianu: Wir sollten die äußerst komplizierten Vermögensfragen nicht vergessen. Ich verstehe, dass wir Maßnahmen für die Aberkennung der rumänischen Staatsbürgerschaft beschließen, aber in Sachen Eigentum? Wir könnten damit in Siebenbürgen eine Krise heraufbeschwören, deren Ausmaß wir nicht überblicken. Die Betriebe der Sachsen werden alle gleichzeitig stillgelegt, und wir haben niemanden, der die Produktion fortsetzen könnte. Pătrăşcanu: Nicht alle Sachsen waren bei der SS. Brătianu: Es könnten dennoch sehr viele betroffen sein. Wir müssen erfahren, wie viele es sind und was für eine Rolle sie vor Ort spielen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In Heltau gibt es eine Reihe von sächsischen Betrieben. Kann ein Industriezentrum dieser Größenordnung auf einen Schlag stillgelegt werden? Aldea: Ich glaube, es lassen sich Fachleute finden. Petrescu: Für die deutschen Betriebe in Siebenbürgen werden sich Rumänen finden, die sie weiterführen. Brătianu: Es ist nicht so einfach, die Arbeiter in den Fabriken zu ersetzen. Liteanu: Eine Seidenfabrik war funktionsunfähig, weil die deutschen Fachleute in ein Lager interniert worden waren. Der Präfekt bat mich telegrafisch sie freizulassen, weil der Betrieb stillstand. Ich habe ihnen Hausarrest in der Fabrik verordnet, so konnte der Betrieb seine Tätigkeit fortsetzen. Mănuilă: Im Kriegsgebiet wurde eine Reihe von Industriebetrieben gänzlich zerstört oder stark beschädigt, dadurch wurde eine große Zahl von Arbeitskräften freigesetzt. Diese Arbeitskräfte müssen neu verteilt werden. Auf diese Weise können wir die deutschen Fachleute aus all diesen Fabriken ersetzen. Pătrăşcanu: Bedauerlich, dass dieses Gesetz in der Presse erschienen ist, bevor es seine endgültige Form erhalten hat. Es muss möglichst bald verabschiedet werden, denn je mehr es verspätet, desto größer die Gefahren. Mănuilă: Art. 5 wird folgendermaßen formuliert: „Die Ehefrau und die minderjährigen Kinder dessen, der die Staatsbürgerschaft auf Grund von Artikel 1 verliert, verlieren die rumänische Staatsbürgerschaft ebenfalls, falls kein anders lautender Ministerratsbeschluss vorliegt.“ Somit können die Frau und die minderjährigen Kinder die rumänische Staatsbürgerschaft behalten, wenn dies im Interesse des Staates liegt. Es gibt Ehen zwischen Deutschen und Rumänen. Pătrăşcanu: Die sind wohl sehr selten. Potopeanu: Es gibt Fälle, in denen Rumänen deutsche Frauen geheiratet haben. Liteanu: Insbesondere Offiziere. Mănuilă: Wir müssen den Betroffenen eine schnelle Scheidung ermöglichen. Auch den mit Deutschen verheirateten Rumäninnen, die mit den sich zurückziehenden deutschen Truppen mitgezogen sind.

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Pătrăşcanu: Der Verlust der Staatsbürgerschaft muss auf die Kinder und die Ehefrau ausgeweitet werden. Petrescu: Die Kinder und die Ehefrau folgen der Staatsbürgerschaft des Vaters. Übrigens ist diese Angelegenheit durch das Gesetz betreffend den Erwerb und den Verlust der rumänischen Staatsbürgerschaft geregelt174. Mănuilă: Art. 5 wird folgendermaßen redigiert: „Die Ehefrau und die minderjährigen Kinder dessen, der die Staatsbürgerschaft auf Grund von Artikel 1 verliert, verlieren die rumänische Staatsbürgerschaft, falls kein anders lautender Ministerratsbeschluss vorliegt.“ „Art. 6. Bis zur Veröffentlichung der Ministerratsbeschlüsse, die den Verlust der rumänischen Staatsbürgerschaft feststellen, kann das Justizministerium auf Antrag des Wirtschaftsministeriums oder des Unterstaatssekretariats für die Versorgung im Kriegsministerium auf dem Verwaltungsweg die vorläufige Beschlagnahme jeden Betriebes anordnen, der von Interesse für die nationale Verteidigung ist und der rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit gehört.“ Potopeanu: Davon sind nun wieder alle betroffen! Mănuilă: Wir brauchen Sicherungsmaßnahmen, um dem vorzubeugen, was in Kronstadt geschehen ist, wo Warenbestände aus den Fabriken verschwanden. Kapitel II bezieht sich auf: „Beseitigung von rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit aus der Armee und anderen öffentlichen Ämtern.“ Artikel 7: „Das Kriegsministerium wird alle Offiziere, Unteroffiziere und Militärmeister deutscher Volkszugehörigkeit, die einen ihrem militärischen Grad entsprechenden Befehlsposten innehaben, aus der Armee entfernen. Im Falle von Offizieren deutscher Volkszugehörigkeit, die keinen Befehlsposten innehaben, sondern im technischen oder Fachdienst eingesetzt sind, ist die Beseitigung aus der Armee nach Ermessen vorzunehmen.“ Constantin Eftimiu175 [Minister für öffentliche Arbeiten und Verkehrswesen]: Es gibt Offiziere deutscher Volkszugehörigkeit, die gute Rumänen sind, wie zum Beispiel General Schmidt176. Potopeanu: Er ist Rumäne. Liteanu: General Schmidt wurde in Craiova geboren, er könnte österreichischer Herkunft sein. Es müsste sich eine Kommission mit den kleinen Chargen befassen. Ioan Mihail Racoviţă [Verteidigungsminister]: Fälle wie diesen gibt es nicht allzu viele. Der Artikel müsste folgendermaßen formuliert werden: „Das Kriegsministerium wird alle Offiziere, Unteroffiziere und Militärmeister deutscher Volkszugehörigkeit aus der Armee entfernen.“ Valeriu Georgescu: Es müsste heißen: „… deutscher bzw. ungarischer Volkszugehörigkeit“. Mănuilă: Das ist ein anderes Problem. 174

Legea Nr. 33 pentru dobândirea şi pierderea naţionalităţii române [Gesetz betreffend den Erwerb und den Verlust der rumänischen Staatsbürgerschaft], in: M.O., I, Nr. 16 vom 19. Januar, korrigiert in Nr. 17 vom 20. Januar 1939, abgeändert und ergänzt in Nr. 171 vom 27. Juli und Nr. 243 vom 20. Oktober 1939. 175 Constantin Eftimiu (1893–1950), General, Minister für öffentliche Arbeiten und Verkehrswesen (23. August – 3. November 1944). 176 Generalmajor Carol Schmidt (1886–1962), rumänischer General deutscher Herkunft, kämpfte im Zweiten Weltkrieg in der rumänischen Armee.

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Iordan: Die Ungarn haben anders als die Deutschen keine SS-Formationen und keine paramilitärischen Einheiten. Mănuilă: Der Name dieses Dekrets müsste abgeändert werden und lauten: „Dekret-Gesetz über die gegenüber einigen rumänischen Staatsbürgern deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit getroffenen Maßnahmen und betreffend die Schulen der Deutschen Volksgruppe und die ungarischen Schulen.“ Petrescu: Deutsche oder ungarische. Mănuilă: Deutsche und ungarische. Iordan: Wir müssten den Herrn Außenminister zu Rate ziehen, wenn die Maßnahmen auch im Falle der Ungarn gelten sollen, um Repressalien gegenüber unserer [rumänischen] Bevölkerung zu vermeiden. Petrescu: Wir legen einen Grundsatz fest unter dem Vorbehalt, den Außenminister diesbezüglich zu konsultieren. Herr Außenminister, es wurde ein Gesetzesentwurf verfasst mit Maßnahmen gegen die Deutsche Volksgruppe und rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die ihre Staatsbürgerschaft verlieren und deren Vermögen in der Folge beschlagnahmt wird. Man hat vorgeschlagen, diese Maßnahmen auch auf die Ungarn auszuweiten, die Mitglieder von paramilitärischen und antirumänischen Organisationen waren. Grigore Niculescu-Buzeşti [Minister für Auswärtige Angelegenheiten]: Hatten die Ungarn dergleichen Organisationen? Sănătescu: Sie befinden sich in einer anderen Situation. Petrescu: Sie hatten keine Volksgruppe. Sănătescu: Die Situation der Ungarn ist eine vollkommen andere. Petrescu: Wir halten das fest, und für die Ungarn machen wir ein eigenes Gesetz. Niculescu-Buzeşti: Wir werden Maßnahmen auf anderem Weg treffen, denn die Madjaren hatten solche Organisationen nicht. Pătrăşcanu: Die Deutschen hatten staatliche Organisationen. Niculescu-Buzeşti: Wie verlieren die Deutschen ihre Immobilien? Valeriu Georgescu: Sie gehen in Staatsbesitz über. Niculescu-Buzeşti: Die Sachsen können verpflichtet werden, ihre Güter selbst zu liquidieren und Eigentümer der erlösten Summen bleiben, weil sonst Folgendes geschieht: Das sächsische Vermögen, das aus der Liquidierung hervorgeht, fällt unter die Bedingungen des Waffenstillstandes, denen zufolge die Güter der Deutschen in Rumänien beschlagnahmt werden. Pătrăşcanu: Vor dem rumänischen Staat sind sie Personen, denen die Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Niculescu-Buzeşti: Wir können sie verpflichten, ihr Eigentum bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu liquidieren. Ein rumänischer Staatsbürger, der seine Staatsbürgerschaft verliert und eine andere hat, kann verpflichtet werden, seinen Besitz zu liquidieren. Petrescu: Dies ist die Folge ihrer antirumänischen Haltung. Durch den Vertrag von Trianon hatten sie das Recht zu wählen, und sie haben die rumänische Staatsbürgerschaft gewählt. Jetzt, auf Grund der Tatsache, dass sie sich antirumänisch verhalten haben, verlieren sie sowohl ihre Staatsbürgerschaft als auch ihr Eigentum.

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Niculescu-Buzeşti: Dann ist das Problem einfach zu lösen: Sie fallen unter die Verfügungen des Dekrets zur Novellierung des Verfassungsdekrets vom 31. August177, weil sie zum Zusammenbruch des Landes178 beigetragen haben. Es kann ein Gesetz verfasst werden, das besagt: Wer zum Zusammenbruch des Landes beigetragen hat, verliert seinen Besitz zugunsten des Staates. Auf diese Weise gehören alle dazu; und es gibt keine Verfassungswidrigkeit mehr. Liteanu: Was machen wir mit den Frauen und Kindern? Niculescu-Buzeşti: Auch sie verlieren ihre Staatsbürgerschaft. Ihr Besitz kann beschlagnahmt werden auf Grund des besagten verfassungskonformen Dekrets. Sie gelten als verantwortlich für den Zusammenbruch des Landes, und ihr Eigentum wird konfisziert. Petrescu: Zu Artikel 7 hat Herr General Racoviţă das Wort. Mănuilă: Der Herr Minister General Racoviţă ist einverstanden, dass dieser Artikel folgendermaßen erweitert wird: „Der Kriegsminister wird alle Offiziere, Unteroffiziere und Militärmeister deutscher Volkszugehörigkeit aus der Armee entfernen.“ Marinescu: Noch was: Was geschieht mit den Arbeitern? Alle deutschen und ungarischen Volksangehörigen sind bereits gekündigt worden. Valeriu Georgescu: Der Gesetzesentwurf ist bei Herrn Minister General Potopeanu. Marinescu: Ich sehe, hier beschränkt ihr euch nur auf gewisse Kategorien. Potopeanu: Im Falle der Arbeiter liegt das Problem anders. Liteanu: Die Offiziere, Unteroffiziere und Militärmeister deutscher Volkszugehörigkeit müssten auch unter die Säuberung fallen, nicht hierher. Mănuilă: Hier geht es nicht um Säuberung. Die in diesem Gesetz vorgesehenen Maßnahmen beziehen sich auf die Einstellung der Betroffenen. Das Gesetz hat allgemeinen Charakter. Liteanu: Das Gesetz regelt die Aberkennung der Staatsbürgerschaft. Während die Verfügung, in die sowohl die Ungarn als auch die Deutschen einbezogen werden können, in eine andere Richtung geht. Mănuilă: Das Gesetz betrifft die Deutschen im Allgemeinen, nicht bloß diejenigen, welchen die rumänische Staatsbürgerschaft aberkannt wird. Es betrifft sowohl das Eigentum als auch die Schulen. Es wird Art. 8 verlesen. „Alle Departements und jede öffentliche Behörde des Staates, des Bezirks oder der Gemeinde, die öffentlichen Regie- und Handelsunternehmen können aus dem Dienst jeden 177 Mit Dekret Nr. 1626 vom 31. August 1944, dem ein Ministerratsbeschluss vom 30. August vorausging, wurde die Verfassung von 1923 wieder in Kraft gesetzt. Das Dekret erschien am 2. September 1944 und wurde am 11. Oktober mit einem Zusatz nach Artikel 4 novelliert, der die Verfolgung, Bestrafung und Enteignung von Personen ermöglichte, die zum „Zusammenbruch des Landes“, insbesondere im Zusammenhang des Krieges mit den Alliierten „beigetragen haben“. Siehe: Decret Nr. 1626. Fixarea Drepturilor Românilor, în cadrele Constituţiunii din 1866 și cu modificările Constituţiunii din 29 Martie 1923 [Feststellung des Rechtsstatus der Rumänen gemäß der Verfassung von 1866 mit den Veränderungen durch die Verfassung vom 29. März 1923], in: M.O., I, Nr. 202 vom 2. September 1944, S. 6232; Decret Nr. 1849. Adăugire de alineat nou la finele art. IV din I.D.R. Nr. 1626 din 31 August 1944 [Hinzufügen eines neuen Absatzes hinter Artikel 4 des Königs-Dekretes Nr. 1626 vom 31. August 1944], in M.O., I, Nr. 235 vom 11. Oktober 1944, S. 6578. 178 Im Original: „dezastrul ţării“.

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Beamten oder jede Person deutscher Volkszugehörigkeit entlassen, wenn sie aufgrund der ihnen vorliegenden Informationen feststellen, dass diese als Mitglieder der Deutschen Volksgruppe eine unwürdige Einstellung ihrem Amt als Beamter oder Dienstleister der öffentlichen Behörden und Regien gegenüber hatten.“ Petrescu: Ich würde das Wort „Informationen“ durch „Beweise“ ersetzen. Eine einfache Information ist, glaube ich, in dergleichen Fällen nicht ausreichend; es bedarf gewisser Beweise. (Zustimmung des Rates). Valeriu Georgescu: Schwierig zu bekommen. Liteanu: Es gibt Titel, es gibt Beitragszahlungen. Beweise können gefunden werden. Der Rat genehmigt den derart veränderten Artikel 8. Es wird Art. 9 verlesen. „Kapitel III. Maßnahmen betreffend die Deutsche Volksgruppe und ihre Mitglieder im Zusammenhang mit dem Schulwesen. Artikel 9: Mit Datum vom 1. September 1944 wird das Gesetz Nr. 977/1941 über die Organisation des deutschen Unterrichts in Rumänien außer Kraft gesetzt samt den ihm später hinzugefügten Novellierungen durch das Gesetz 566/1943 sowie die Durchführungsverordnung des Gesetzes Nr. 977/1941 über die Organisation des deutschen Schulwesens in Rumänien, veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 119 vom 24. Mai 1943, mit Ausnahme von Beschluss Nr. 96.340/1942 zur Übergabe der deutschen Schulen der römisch-katholischen Kirche und der deutschen nationalen katholischen Schulen des römisch-katholischen Bistums Temesvar unter die Leitung und Verwaltung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien; von Beschluss Nr. 155.550/1942 betreffend die Übernahme der Schulen (Grundund Mittelschulen sowie Gymnasien), die der Autorität und Leitung der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien unterstanden, unter die Leitung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und von Beschluss Nr. 173.865/1942 betreffend die Überführung einiger römisch-katholischer Schulen mit deutscher Unterrichtssprache unter die Leitung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien.“ Petrescu: Warum steht da noch der 1. September 1944? Die Gesetze haben keinen rückwirkenden Charakter, sie wirken nur in die Zukunft. „Mit Datum vom 1. September 1944“ sollte gelöscht werden. Der Rat genehmigt Artikel 9 mit obiger Änderung. Es werden die Artikel 10, 11, 12, 13 und 14 verlesen und unverändert angenommen. Mănuilă: Meine Herren, ich erlaube mir noch einen Vorschlag zu machen, den mir einige unserer Beamten nahegelegt haben. Es handelt sich um Frauen, Staatsbeamte, die deutsche Ehemänner haben, die in verschiedenen Organisationen tätig waren und mit der deutschen Armee mitgezogen sind. Die Beamtinnen sind rumänischer Volkszugehörigkeit und wollen sich scheiden lassen. Die Scheidung dauert nach unseren Vorschriften monatelang. Wir müssten einen Artikel formulieren, der besagt, dass die Scheidung der Rumäninnen von rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit, die

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ihre rumänische Staatsbürgerschaft verloren haben, automatisch erfolgt, auf Grund eines einfachen Gesuches. Petrescu: Machen wir in diesem Sinn ein Gesetz mit einem einzigen Artikel. Mănuilă: Damit können wir auch das Problem der mit deutschen Frauen verheirateten Rumänen erledigen. Petrescu: Ich redigiere den Text am Nachmittag. Potopeanu: Meine Herren Minister, ich stelle Ihnen das Dekret-Gesetz über die Abschaffung der Rassengesetze im Entwurf vor. Bitte setzen Sie eine Ministerratssitzung für die Verhandlung dieser Angelegenheit an, nicht nur weil ich mich öffentlich dazu verpflichtet habe, sondern auch, weil es in unserem Interesse ist, die Sache je eher desto besser anzugehen; es handelt sich um ein Gesetz mit großem Widerhall im Ausland. Sie müssen mir eine Sitzung von ein, zwei Stunden geben, entweder morgen Vormittag oder morgen Nachmittag. Petrescu: Sie müssen uns Zeit lassen, damit auch wir den Entwurf prüfen können. Potopeanu: Ich habe all ihre Vorschläge berücksichtigt. Die Meinungsäußerungen aus den politischen Parteien und den Departements habe ich tabellarisch zusammengefasst bei jedem einzelnen Artikel. Petrescu: Wir werden unsere Bemerkungen während der Debatte einbringen. Die Sitzung wird fortgesetzt. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 3/1944, fol. 79, 80, 99–100, 206–245. Veröffentlicht in: Ciucă 2011, S. 295–305, 343–357, Auszüge in: Baier 2005, S. 22–28.

14. Vermerk der Verwaltungsdirektion im Innenministerium zur Kritik der RKP und der Gewerkschaften an der Kündigung der ungarischen und deutschen Beamten (14. Oktober 1944) Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung 59.330. 59331179

Gutachten180 14.X.1944 179

Von Hand hinzugefügt. Im Original: „Referat“. Das Dokument trägt drei handschriftliche Vermerke: oben links, unter dem Datum 16. Oktober 1944: „Se vor înlocui toţi“ (dt.: Es werden alle ersetzt). Ein weiterer Vermerk vom 17. Oktober trägt die gleiche Unterschrift (Paraphe) wie das Gutachten und enthält die Anweisung: „Se va trimite la Of. de studii pentru executare“ (dt.: An das Studienamt zwecks Umsetzung schicken). Der dritte Vermerk, am linken Blattrand, z. T. ins Dokument hineingeschrieben, enthält die Entscheidung mit unleserlicher Unterschrift – vermutlich ist es die des Innenministers Aurel Aldea –, ohne Datum: „Fără nici o excepţie toţi cei de origine etnică germană şi maghiară, vor fi înlocuiţi. – Se va întocmi un proiect de lege în acest sens, pentru ca să nu fim expuşi unor viitoare procese de despăgubire.“ (dt.: Es werden ausnahmslos alle ungarischen und deutschen Volksangehörigen ersetzt. In diesem Sinne ist ein Gesetzentwurf auszuarbeiten, um für die Zukunft etwaige Entschädigungsprozesse zu vermeiden). Vgl. auch die Dienstanweisung Nr. 59331 vom 17. Oktober 1944 (Dokument Nr. 15). 180

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Die kommunistische Partei Rumäniens und das Ortskomitee Arad der Vereinigten Gewerkschaften schlagen telegrafisch die Beibehaltung im Amt der Beamten deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit und rumänischer Staatsangehörigkeit vor, die unter der Diktatur eine antifaschistische Haltung bewiesen haben. In besagtem Telegramm wird darauf hingewiesen, dass die „Kündigung dieser Elemente eine unbegründete Verfolgung der Nationalisten bedeuten und die wirtschaftlichen Interessen des Landes gefährden würde“. Die Empfehlung des Unterzeichneten ist negativ. Hochachtungsvoll bitte ich Sie zu entscheiden. Generaldirektor, [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 24/1944, fol. 81.

15. Anweisung der Verwaltungsdirektion im Innenministerium zur Legalisierung der Dienstenthebung ungarischer und deutscher Beamter (17. Oktober 1944) [Briefkopf des Innenministeriums mit Landeswappen] Generaldirektion der Verwaltung Direktion für die Staatsverwaltung Entwurf Herrn Corneliu Rudescu, Generaldirektor des Studien- und Dokumentationsamtes Nr. 59331 vom 17. Oktober 1944

Auf Anweisung des Herrn Ministers, General Aurel Aldea, Nr. 55146 vom 15. September l. J. wurden die Verwaltungsbehörden angewiesen, die Dienstenthebung der Beamten ungarischer und deutscher Volkszugehörigkeit zu veranlassen, aus disziplinarischen Gründen im Falle jener, die ihre Pflichten als rumänische Staatsdiener verletzt haben, und wegen Haushaltseinsparungen bei allen anderen. Aufgrund eines Gutachtens dieser Direktion, das in Kopie beigelegt wird, hat der Herr Minister folgende Entscheidung gefällt: „Es werden ausnahmslos alle ungarischen und deutschen Volksangehörigen ersetzt. In diesem Sinne ist ein Gesetzesentwurf auszuarbeiten, um für die Zukunft etwaige Entschädigungsprozesse zu vermeiden.“ Mit obiger Mitteilung richten wir hochachtungsvoll die Bitte an Sie, einen Gesetzesentwurf zur Entfernung dieser Beamten auszuarbeiten; die Angelegenheit ist von extremer Dringlichkeit. Direktor, Dienststellenleiter181

1 Anlage182 Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 24/1944, fol. 83. 181 182

Die Unterschriften fehlen, da es sich um einen Entwurf handelt. Es handelt sich um Dokument Nr. 14.

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16. Protest des Senators Hans Otto Roth gegen die Entlassung der rumäniendeutschen Beamten (15. November 1944) [Briefkopf in rumänischer Sprache183:] Dr. Hans Otto Roth Senator von Amts wegen Bukarest, 15. November 1944 Herr Minister184

Im September l. J. wurden alle Beamten deutscher Volkszugehörigkeit in der kommunalen und Bezirksverwaltung ihres Dienstes enthoben, ihre Bezüge wurden eingestellt und in Hermannstadt hat man ihnen überdies Hausarrest erteilt. Durch diese Willkürmaßnahme wurden die betroffenen Beamten von heute auf morgen in eine unbeschreibliche Notlage versetzt, denn es handelt sich um Karrierebeamte, die kein anderes Einkommen als ihr Gehalt haben. Um dieser Situation Einhalt zu gebieten und Dutzende Prozesse zu vermeiden, bitte ich Sie, Herr Minister, die Bestrafung jener Beamter anzuordnen, die sich eventuell schuldig gemacht haben, und die Wiedereinstellung jener, die keine andere Schuld tragen als ihre sächsische bzw. schwäbische Volkszugehörigkeit. Empfangen Sie bitte, Herr Minister, den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung und Wertschätzung, [Eigenhändige Unterschrift:] Dr. Hans Otto Roth. Seiner Exzellenz Herrn N. Penescu185 Minister für Innere Angelegenheiten Bukarest [Fußzeile: Anschriften in rum. Sprache:] Bukarest II, Lutherana-Str. 19. Tel. 4-28-68 Hermannstadt, Friedenfelsstr. 19. Tel. 254. Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 24/1944, fol. 110.

183

Das Schreiben wurde unter dem Briefkopf mit zwei Stempelmarken zu je 20 Lei versehen. Oben rechts Eingangsstempel des Innenministeriums, Kabinett, Nr. 14397/30. November 1944; unten rechts Eingangsstempel der Direktion Staatsverwaltung im Innenministerium mit Nr. 016359 [?, nebenstehend handschriftlich korrigiert: 16369] vom 2. Dezember 1944. Das Dokument trägt weiterhin vier nicht eindeutig entzifferbare handschriftliche Vermerke, vermutlich Lesebestätigungen, verbunden mit kurzen Anweisungen von Beamten des Innenministeriums. 185 Nicolae Penescu (1896–1982), Minister für Innere Angelegenheiten (4. November – 5. Dezember 1944). 184

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17. Gutachten des Innenministeriums betreffend die Entlassung der deutschen und ungarischen Beamten (Dezember 1944) Ministerium für Innere Angelegenheiten Direktion für die Staatsverwaltung186

Gutachten187 Durch den verschlüsselten Dienstbefehl Nr. 55.146 vom 12. September 1944 hat das Ministerium für Innere Angelegenheiten alle Kommunalverwaltungen angewiesen, die Entlassung aller Beamten ungarischer und deutscher Volkszugehörigkeit zu veranlassen, und zwar aus disziplinarischen Gründen all jene, die Angehörige faschistischer Einrichtungen waren und damit gegen die Dienstpflicht der Beamten im öffentlichen Dienst verstoßen haben, und wegen Haushaltseinsparungen alle anderen. Die Beamten, mit denen gemäß dem obigen Befehl verfahren wurde, haben protestiert und verlangen die Wiederherstellung ihrer Rechte. Über die Angelegenheit berichte ich: Die Entlassung der Beamten ungarischer und deutscher Volkszugehörigkeit ist nach den mir zur Verfügung stehenden Informationen eine alleinige Maßnahme des Ministeriums für Innere Angelegenheiten. Die Maßnahme: 1. ist illegal188, weil: – gemäß den Artikeln 7 und 8 der Verfassung von 1866 mit den Veränderungen von 1923 alle rumänischen Staatsbürger ohne Unterschied der Volkszugehörigkeit, Religion und Sprache berechtigt sind, öffentliche Ämter zu bekleiden; – gemäß den Bestimmungen von Artikel 129 des Beamtengesetzes ist die Entlassung eine Disziplinarstrafe und kann im vorliegenden Fall nicht verallgemeinert werden; 186 Unten links Registraturstempel der Direktion Staatsverwaltung im Innenministerium mit Nr. 019689 22. Dezember 1944. 187 Das Dokument trägt vier handschriftliche Anweisungen: oben links: „Dnii miniştri […] Nistor şi T. Georgescu îşi vor da părerea“ (dt.: Die Herren Minister […] Nistor und T. Georgescu werden ihre Meinung dazu äußern). Dazu die Paraphe „NR.“, vermutlich von Ministerratspräsident Nicolae Rădescu. Oben rechts mit gleicher Schrift und Paraphe: „Vor fi reprimiţi şi apoi epuraţi“ (dt.: Sie werden wieder eingestellt, danach gesäubert). Am linken Blattrand: „15.XII.944. Punerea în disponibilitate nefiind conformă constituţiei, suntem de părere să fie reintegraţi toţi acei funcţionari de origine etnică maghiară şi germană care nu intră în prevederile legii epuraţiei. Teohari Georgescu“ (dt.: Weil die Entlassungen nicht verfassungskonform sind, sind wir der Ansicht, dass all jene Beamte ungarischer und deutscher Volkszugehörigkeit wieder eingestellt werden sollen, die nicht unter die Verfügungen des Säuberungsgesetzes fallen. [Unterschrift] Teohari Georgescu). Auf der letzten Seite unter der Unterschrift des Gutachters: „Constituţia nefăcând vre-o deosebire între cetăţenii Ţării din punctul de vedere al originii lor etnice, sunt de părere că licenţierea din serviciu (punerea în disponibilitate) a funcţionarilor citaţi, nu a avut nici un temei legal, de aceea ei urmează a fi reprimiţi în serviciile avute şi supuşi prevederilor legii epuraţiei. Subsecretar de Stat D. Nistor [?]“ (dt.: Da die Verfassung zwischen den Bürgern des Staates keinen Unterschied nach der Volkszugehörigkeit macht, bin ich der Ansicht, dass die Dienstenthebung (Entlassung) der genannten Beamten keine rechtliche Grundlage hatte. Deswegen sollen sie ihre alten Dienststellen wieder einnehmen und dem Säuberungsgesetz unterworfen werden. Unterstaatssekretär [unleserliche Unterschrift, vermutlich] D. Nistor). 188 Alle Unterstreichungen gemäß Original.

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2. schadet den nationalen Interessen, weil: – viele der Entlassenen, Männer wie Frauen, mittlerweile mit Rumänen verheiratet sind und Kinder haben, die im orthodoxen Glauben und rein rumänischen Geist erzogen wurden. [Es folgen vier Beispielfälle.] Das Problem der Entfernung aus dem Dienst der Beamten ungarischer und deutscher Volkszugehörigkeit wurde sowohl vom Studienamt des Ministeriums als auch von der Schlichtungsstelle desselben geprüft. Das Gutachten des Studienamtes stellt fest: 1. Die Maßnahme kann generell auch nicht auf dem Gesetzeswege ergriffen werden, weil damit Verfassungsprinzipien verletzt würden. 2. Die Maßnahme kann als Regierungsakt ausgeübt werden oder aufgrund des Säuberungsgesetzes vom 8. Oktober 1944189. Die Schlichtungsstelle kommt mit Stellungnahme Nr. 363/1944 zu folgenden Schlussfolgerungen: 1. Die Maßnahme kann auf dem Gesetzeswege nicht getroffen werden, weil damit gegen geltende Verfassungsgrundsätze verstoßen würde; die vom Studienamt vorgeschlagene Form des Regierungsaktes wiederum ist in diesem Fall nicht anwendbar. 2. Die Maßnahme kann nur aufgrund des Säuberungsgesetzes vom 8. Oktober 1944 ausgeübt werden. 3. Aus dem Gutachten des Studienamtes und der Stellungnahme der Schlichtungsstelle geht zweifelsfrei die Rechtswidrigkeit der Maßnahme hervor, die das Ministerium gemäß dem verschlüsselten Dienstbefehl Nr. 55.146 vom 12. September 1944 ergriffen hat. Angesichts des geschilderten Sachverhaltes und um die Legalität wiederherzustellen, schlage ich vor: 1. Die Widerrufung unseres Dienstbefehls Nr. 55.146 vom 12. September 1944 und die Wiedereingliederung aller wegen ihrer deutschen oder ungarischen Volkszugehörigkeit entlassenen Beamten in ihre alten Dienststellen. 2. Die sofortige Anwendung des Säuberungsgesetzes vom 8. Oktober 1944 und als Disziplinarstrafe die Entfernung aus dem öffentlichen Dienst aller Beamten ungarischer bzw. deutscher Volkszugehörigkeit, die unter Missachtung ihrer Dienstpflichten Mitglied einer faschistischen politischen Organisation oder militärischen Formation mit antinationalen Zielen waren bzw. in diesen tätig waren. Die Maßnahme kann übrigens auch auf die rumänischen Beamten angewandt werden, sie ist legal, gerecht und unparteiisch. Sie wird auch zu dem vom Ministerium angepeilten Ziel führen, denn es ist unbestreitbar, dass tatsächlich alle deutschen oder ungarischen Volksangehörigen bzw. solche mit deutschen oder ungarischen Sympathien sich in hitleristischen oder ungarisch-faschistischen Organisationen mit antirumänischen Zielsetzungen betätigt haben. 189 Legea Nr. 486 pentru purificarea administraţiilor publice [Gesetz Nr. 486 zur Säuberung der öffentlichen Verwaltung], in: M.O., I, Nr. 233 vom 8. Oktober 1944, S. 6558f. Es handelt sich um die korrigierte (unveränderte) Fassung des Gesetzes Nr. 461 (M.O., I, Nr. 216 vom 19. September 1944, S. 6348f.). Artikel 2, 4 und 7 wurden im November 1944 abgeändert. Die Änderungen erschienen als Gesetz Nr. 594 in: M.O., I, Nr. 273 vom 24. November 1944, S. 7613. Eine weitere Änderung von Art. 4 als Gesetz Nr. 31 in: M.O., I, Nr. 13 vom 17. Januar 1945, S. 315f. Der Termin zur Durchführung der Säuberungen wurde mehrfach verlängert, in: M.O., I, Nr. 25 vom 1. Februar 1945; Nr. 74 vom 30. März 1945; Nr. 121 vom 31. Mai 1945 (hier auch Ergänzungen); Nr. 165 vom 24. Juli 1945; Nr. 33 vom 8. Februar 1946.

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Der Direktor der Staatsverwaltung, [Unterschrift] Aurel Sfetcu [?] Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 24/1944, fol. 113, 113v, 114.

18. Das Innenministerium widerruft die Entlassung ungarischer und deutscher Beamter und mahnt ihre Säuberung an (Rundbefehl vom 22. Dezember 1944) Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung Nr. 19689 vom 22. Dezember 1944

Rundbefehl Das Ministerium für Innere Angelegenheiten widerruft seinen Befehl Nr. 55146 vom 12. September 1944, infolgedessen veranlassen Sie die Aufhebung der an die Beamten ungarischer und deutscher Volkszugehörigkeit erteilten Entlassungsbescheide. Falls die von den Beamten ungarischer oder deutscher Volkszugehörigkeit bis zu ihrer Entlassung besetzten Stellen inzwischen neu besetzt wurden, werden Sie diesen die freien Dienststellen in der Verwaltung zuweisen; falls die unbesetzten Stellen aus dem Haushalt gestrichen wurden, werden Sie unverzüglich die Wiedereinrichtung dieser Stellen anordnen und die dafür notwendigen Geldmittel aus den Einsparungen bei den Personalkosten decken. Gleichzeitig geben wir Ihnen bekannt, dass die Beamten ungarischer und deutscher Volkszugehörigkeit gemäß Gesetz Nr. 486/944 der Säuberung unterworfen werden, so wie die anderen Beamten auch und unter den gleichen Bedingungen. Diejenigen, die der Taten, die im Gesetz angeführt sind, für schuldig befunden werden, sind aus dem Dienst zu entlassen. Bestätigen Sie die Ausführung. Der Minister für Innere Angelegenheiten, Armeekorpsgeneral [Unterschrift] N. Rădescu190 [Rundstempel] Generaldirektor [Unterschrift unleserlich] Mitgeteilt Zur Ausführung: Den Herren Bezirkspräfekten, Bürgermeistern der Munizipien und Bezirksstädte, der anderen Städte und der Kurorte. Zur Kenntnisnahme: Den Generalinspektoren der Verwaltung, den Leitern der Verwaltungseinheiten. Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 24/1944, fol. 111.

190 Nicolae Rădescu (1874–1953), General; im Oktober 1944 Generalstabschef, danach Ministerratspräsident und Innenminister (6. Dezember 1944 – 28. Februar 1945); floh 1946 aus Rumänien und starb in den USA, wo er das exilrumänische Romanian National Committee mitgründete und zeitweilig anführte.

1945 19. Polizeibericht an den Ministerrat über die Maßnahmen zur Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und die Übernahme ihrer Güter (3. Januar 1945) [Briefkopf:] Rumänien [Landeswappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Staatssekretariat der Polizei Sonderdienststelle191 An die Präsidentschaft des Ministerrates192

Unsere Mappe und Zahl [handschriftl.:] 24.229 vom 3. Januar 1945193 Ich habe die Ehre, Ihnen folgende Daten und Informationen über die Deutsche Volksgruppe in Rumänien und die rumänischen Staatsbürger deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit in Rumänien im Zusammenhang mit den Verfügungen des Waffenstillstandsabkommens mitzuteilen: I. Die Rechtsgrundlage der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. Diese Organisation wurde formell durch das Gesetz Nr. 830 vom 20. November 1940, veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 275 vom 31. November 1940, gegründet. 1. Die Deutsche Volksgruppe in Rumänien bekam durch dieses Gesetz den Status einer juristischen Person des öffentlichen Rechts. 2. Gemäß Art. 2 des Gesetzes galten als Mitglieder der Deutschen Volksgruppe all jene, die als solche von der Führung dieser Organisation anerkannt wurden und „in den nationalen Kataster“ der Deutschen Volksgruppe in Rumänien eingetragen worden waren. 3. Innerhalb der Deutschen Volksgruppe in Rumänien wurde auch die „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) der Deutschen Volksgruppe in Rumänien“ gegründet. II. Organisationsstrukturen der Deutschen Volksgruppe. Die DVR hatte zwei unterschiedliche Organisationstypen: 1. Politisch-administrative Strukturen, bestehend aus: 191

Darunter Stempelaufdruck: „Secret“ (dt.: geheim). Eingangsstempel der Präsidentschaft des Ministerrates oben rechts mit Nr. 300157 vom 4. Januar 1945. 193 In gleicher Handschrift steht über dem Datum unterstrichen: „Extra-urgent“ (dt.: Sehr dringend). 192

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a) b) c) d) e)

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dem Kreisleiter194 dem Unterkreisleiter (Adjutant des Kreisleiters) dem Ortsgruppenleiter dem Blockleiter (Leiter eines Wohnviertels) dem Zellenmann (Leiter mehrerer Straßenzüge eines Wohnviertels).

Jeder Kreis hatte eine eigene, nach Bereichen organisierte Verwaltung, und zwar: – Amt für Presse und Propaganda, – Wirtschaftsamt, – Handel195, – Industrie, – Bauernamt, – Rechtsamt, – Amt für Volksgesundheit, – Schatzamt, – Schulamt. Jedes Amt196 hatte einen Leiter. 2. Paramilitärische Organisationen, und zwar: a) Die Einsatzstaffel197 mit folgenden hierarchischen Graden: – Obergruppenführer, – Gruppenführer, – Zugsführer, – Rottenführer, – Scharführer, – Unterscharführer. b) Die Deutsche Mannschaft mit folgenden hierarchischen Rängen: – Zugsführer, – Rottenführer, – Scharführer, – Unterscharführer. c) Die Deutsche Jugend mit folgenden hierarchischen Graden: – Bannführer, – Stammführer, 194

Alle Bezeichnungen unter Punkt II.1. deutsch (mit rumänischer Übersetzung in Klammern). Im Sprachgebrauch der DVR handelte es sich nicht um „Ämter“, sondern um die „Berufsgruppen“ Handwerk, Industrie und Handel, die 1942 in zehn „Wirtschaftsgruppen“ unterteilt wurden: 1. Nahrungs- und Genussmittel, 2. Textil, 3. Leder, 4. Bau, Steine, Erden, 5. Wald und Holz, 6. Eisen, Metall und Bergbau, 7. Chemie, 8. Druck und Papier, 9. Energie und Verkehr, 10. Banken und Versicherungen. Siehe: Jahrbuch der Deutschen Volksgruppe in Rumänien 1943, S. 119–123. 196 Im Jahrbuch 1944 werden als „Ämter“ der DVR aufgeführt (in der Reihenfolge ihrer Nennung): Schatzamt, Schulamt, Amt für Presse und Propaganda, Kulturkammer, Forschungsinstitut, Wirtschaftsamt, Rechtsamt, Amt für Leibesübungen, Amt für Volksgesundheit, Rasse- und Sippenamt, die Verbindungsstelle Bukarest. Siehe: Jahrbuch der Deutschen Volksgruppe in Rumänien 1944, S. 97–102. 197 Deutsch im Original, ebenso die Bezeichnungen der Grade, manchmal mit unsicherer Orthographie; gleiches gilt für Pkt. b) und c). 195

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– Gefolgschaftsführer, – Scharführer, – Unterscharführer. Folglich hatten die Leiter der politisch-administrativen Einheiten verschiedene Ämter inne, während die Führer der paramilitärischen Organisationen hierarchisch nach Rängen abgestuft waren. III. Die Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien Durch das Gesetz Nr. 485 vom 7. Oktober 1944, erschienen im Amtsblatt Nr. 233 vom 8. Oktober 1944, wurde Folgendes verfügt: 1. Die Bestimmungen des Gesetzes Nr. 830/1940 über die Gründung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien wurden außer Kraft gesetzt. 2. Der rumänische Staat wurde dadurch zum rechtmäßigen Eigentümer der Güter, die der Deutschen Volksgruppe in Rumänien gehört haben. Das hieß zunächst, dass diese Güter unveräußerlich waren. 3. Mit gleichem Datum (der Veröffentlichung des Gesetzes) wurden auf den rumänischen Staat gleichzeitig alle Rechte der Deutschen Volksgruppe in Rumänien übertragen. 4. Um diese Rechte zu wahren, waren die Grundbuchämter von Amts wegen verpflichtet, sie auf den neuen Rechtsinhaber, den rumänischen Staat, zu übertragen. 5. Die Entäußerung der mobilen und immobilen Güter und jede Gewährung von dinglichen Rechten bzw. der Verzicht auf jede Art von Rechten in der Zeit vom 23. August l. J. bis zum 8. Oktober l. J. (dem Erscheinungsdatum des Gesetzes) sind infolgedessen null und nichtig. 6. Das Ministerium für Innere Angelegenheiten hat, noch bevor das Gesetz über die Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien erschien, in Anwendung der Bestimmungen von Artikel 15 des Waffenstillstandsabkommens und vermutlich als allgemeine Vorsichtsmaßnahme den Rundbefehl Nr. 3009 vom 9. September 1944 erlassen. Darin wird die Verhaftung aller ranghohen politischen Führer der paramilitärischen Organisationen angeordnet, der jungen Leute aus der „Hitler-Jugend“ und aus den Einheiten der SS sowie aller militanten Elemente, die anschließend von bestimmten örtlichen Kommissionen gesichtet werden sollten […]. Der Befehl wurde von den Polizei- und den Gendarmeriebehörden ausgeführt. 7. Nach unseren Informationen hat der Herr Minister-Unterstaatssekretär Sabin Mănuilă ein Dekret-Gesetz verfasst, das zweierlei Verfügungen enthält: Eine Kategorie bezieht sich auf den Verlust der rumänischen Staatsbürgerschaft, die andere auf die geregelte Beschlagnahme der Güter, die bestimmten Mitgliedern der Deutschen Volksgruppe in Rumänien gehört haben. IV. Bemerkungen und Vorschläge 1. Das Ministerium für Innere Angelegenheiten verfügt nicht über eine zusammenfassende Darstellung aller bisher von der Regierung gegenüber der Deutschen Volksgruppe in Rumänien getroffenen Maßnahmen, ihren Ergebnissen und dem, was in Zukunft noch zu tun ist. Es ist indes anzunehmen, dass das Justizministerium mit dieser Sache befasst ist. In der Begründung zu dem von ihm erarbeiteten Dekret-Gesetz zur Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien heißt es, dass in einem späteren Gesetz auch andere Privilegien

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2.

3.

4.

5.

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der DVR-Mitglieder abgeschafft werden, die nicht zu den Eigentumsrechten gehören, die Gegenstand des Dekret-Gesetzes sind. Die erwähnte Überblicksdarstellung ist jedenfalls unabdingbar. Ebenso müssen die legislativen, administrativen und polizeilichen Maßnahmen von einem übergeordneten Organ koordiniert werden, wofür unseres Erachtens die Rumänische Kommission zur Erfüllung der Waffenstillstandsverpflichtungen am kompetentesten ist. Vor der Gründung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien am 20. November 1940 gab es folgende deutsche Organisationen: a) die Volksgemeinschaft der Deutschen in Rumänien198, b) die „Hitler-Jugend“, c) den „Selbstschutz“. Offenbar haben sich diese Organisationen offen zum Hitlerismus bekannt, was von unseren einschlägigen Organen durch Erkundigungen und Datenerhebung genau geprüft werden wird, so dass die Regierung einschätzen kann, ob auch sie unter die Bestimmungen des Artikels 15 aus dem Waffenstillstandsabkommen fallen und es folglich eines gesonderten Gesetzes zu ihrer Auflösung bedarf. Ebenso haben wir – noch genauestens zu überprüfende – Informationen darüber, dass es in Rumänien in den deutschen Siedlungen auch eine Organisation der deutschen Staatsangehörigen unter dem Namen NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei)199 gab. Falls sich diese Information bestätigt und wir genaue Daten haben über den Hauptsitz dieser Organisation, die Nebensitze, ihre Führung, Güter, politische Tätigkeit usw., wird man ebenso über die Anwendbarkeit des Artikels 15 aus dem Waffenstillstandsabkommen und über alle daraus folgenden Maßnahmen entscheiden können. Ein politisch und wirtschaftlich bedeutendes Problem ist der Umgang mit den Archiven, den Gütern, den Waffen, der Munition usw., die man in den Räumen der aufgelösten Deutschen Volksgruppe in Rumänien gefunden hat. Nach einigen Berichten der Bezirkspräfekturen wurden die Waffen und die Munition den Garnisonen übergeben, anderen Berichten zufolge werden diese von den Polizeistellen aufbewahrt. Was die Bestimmungen des Gesetzes zur Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien hinsichtlich der Bewahrung der Güter anbelangt, so sind unseres Erachtens die Grundbuchämter und die anderen gerichtlichen Instanzen vom Justizministerium mit entsprechenden Durchführungsverordnungen zu versehen; notwendig sind ebenso entsprechende Maßnahmen, damit diese Güter unter keinen Umständen veräußert werden. Ebenso ist es notwendig, sämtliche Archive, Güter und Werte der NSDAP in Rumänien, deren Mitglieder deutsche Staatsangehörige sind, zu identifizieren und über die Rumänische Waffenstillstandskommission bei dem Alliierten (sowjetischen) Befehlsstab um die Festlegung der Bedingungen anzusuchen, unter denen diese Archive und Werte gemäß Artikel 8 des Waffenstillstandsabkommens zu bewahren sind. Von der Rumänischen Waffenstillstandskommission müssen desgleichen durch Richtlinien, Anweisungen und Verfügungen folgende Probleme geklärt werden, die sich aus Artikel 1 des Gesetzes Nr. 654/1944 ergeben: 198 199

Die deutsche Bezeichnung in Klammern ist ungenau („Deutsche Gemeinschaft“). Deutsch im Original.

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a) Ob die Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien unmittelbar auch die Internierung ihrer Mitglieder in Lager zur Folge hat und wenn ja, müssen klare Kriterien festgelegt werden sowohl für die Personengruppen, die interniert werden, als auch für jene, die in Freiheit bleiben. b) Wenn die Lagerinternierung der Mitglieder der Deutschen Volksgruppe in Rumänien nicht eine Verpflichtung ist, die aus dem Waffenstillstandsabkommen resultiert, sondern ein Regierungsakt ist, der vom rumänischen Staat als allgemeine Sicherheits- und Vorbeugemaßnahme ergriffen wurde, muss dieser Regierungsakt durch einen Ministerratsbeschluss verfügt werden, der seine praktische Umsetzung präzise regelt, und zwar auf der Grundlage eines noch auszuarbeitenden Sondergesetzes. Dafür gibt es folgende Gründe: Durch das Gesetz Nr. 442/1944, veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 197 vom 24. August 1944200, wurden auf dem Gebiet unseres Landes sämtliche Internierungslager aufgelöst, die aufgrund jeglicher rechtlichen oder administrativen Verfügungen errichtet worden waren, ebenso wurden sämtliche die persönliche Freiheit einschränkenden Sicherheitsmaßnahmen abgeschafft, indem die Bestimmungen von Artikel 26 aus dem Dekret-Gesetz Nr. 236 vom 5. Februar 1941 und jene aus dem Dekret-Gesetz Nr. 552 vom 2. März 1943 aufgehoben wurden. Folglich muss sowohl politisch als auch juristisch erwogen und entschieden werden, ob nicht ein neuer Gesetzestext zwingend erforderlich ist, der das Ministerium für Innere Angelegenheiten dazu ermächtigt, diverse Personengruppen, die in den Anwendungsbereich der Artikel 2 und 15 des Waffenstillstandsabkommens fallen, in Lager zu internieren. Zwar wird das Innenministerium in der Durchführungsverordnung zur Einrichtung und zum Betreiben der Internierungszentren (veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 258 vom 5. November 1944201) dazu ermächtigt, durch eigene Entschließungen Internierungszentren einzurichten für Personen, „denen gemäß Artikel 2 und 15 des Waffenstillstandsabkommens Zwangsaufenthalt auferlegt wird“, jedoch stehen die Verfügungen der Durchführungsverordnung und jene des Gesetzes Nr. 442/1944 zur Auflösung der Internierungslager in krassem Widerspruch zueinander. Wie auf den ersten Blick zu erkennen ist, hat die Durchführungsverordnung keine rechtliche Grundlage und macht widersprüchliche Angaben zu den Begriffen „Zwangsaufenthalt“ und „Lagerinternierung“. Denn: – Die Lagerinternierung ist eine freiheitsberaubende Sicherheitsmaßnahme, der Lagerinsasse wird von zu Hause abgeholt und an den Ort verbracht, wo ein Lager eingerichtet wurde, er wird also seiner Bewegungsfreiheit völlig beraubt; – Zwangsaufenthalt ist eine freiheitsbeschränkende Sicherheitsmaßnahme, die dem Verbot gleichkommt, den Wohnort zu verlassen. c) Es muss eindeutig geklärt werden, ob gemäß den Bestimmungen der Artikel 2 und 15 des Waffenstillstandsabkommens rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die 200 Legea Nr. 442 pentru desființarea lagărelor de internare [Gesetz Nr. 442 zur Auflösung der Internierungslager], in: M.O., I, Nr. 197bis vom 24. August 1944; auch in: Legi şi Regulamente 22 (1944) 1.–31. August, S. 113; korrigiert in 12 (1944) 1.–30. September, S. 7. 201 Regulamentul pentru înfiinţarea şi funcţionarea centrelor de internare, in: M.O., I, Nr. 258 vom 6. November 1944, S. 7196–7199.

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nicht eingeschriebene Mitglieder der mittlerweile aufgelösten Deutschen Volksgruppe in Rumänien waren, interniert werden müssen und nach welchen Kriterien, denn: – Die Alliierte Kontrollkommission hat dieses Unterstaatssekretariat mit der Mitteilung Nr. 231 vom 26. November l. J.202 aufgefordert, 55 rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit aus Temesvar zu internieren. – Einige im Land stationierte sowjetische Kommandobehörden haben die Verhaftung auch der rumänischen Staatsbürger deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit gefordert. – Die Rumänische Waffenstillstandskommission hat uns mit dem Anschreiben Nr. 4036/1944 unter Punkt 7 Anweisungen in dem Sinne erteilt, dass alle rumänischen Staatsbürger deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit, die die rumänische Staatsbürgerschaft nach dem 21. Juni 1941 erworben haben, in Lager interniert werden müssen. […] Ab welchem Zeitpunkt werden die Namenslisten, die in diesen Anweisungen unter Punkt 7, Absatz 2 verlangt werden, erstellt? Müssen auch jene Angehörigen der deutschen und ungarischen Minderheit erfasst werden, die die rumänische Staatsbürgerschaft durch Geburt erworben haben oder durch die Gebietsanschlüsse von 1918? […] Diese Klarstellungen sind für das Ministerium für Innere Angelegenheiten von größter Wichtigkeit, weil es hierzulande einige Hunderttausend Angehörige der deutschen und der ungarischen Minderheit gibt, die ihre Staatsangehörigkeit durch Gebietsanschluss erworben haben, und wir glauben nicht, dass die Alliierte Kontrollkommission die Absicht hatte, die jeweilige Situation all dieser Personen überprüfen zu lassen, um festzustellen, wer ins Lager kommt und wer nicht. Unter den gegebenen Umständen ist das Erstellen der Listen faktisch nahezu unmöglich. – Die Rumänische Waffenstillstandskommission hat diesem Unterstaatssekretariat mit dem Anschreiben Nr. 8499/1944 mitgeteilt, sie sei für den Fall des „rumänischen Staatsbürgers deutscher Volkszugehörigkeit Ervin Brendorfer203, der wegen politischer Tätigkeit interniert ist, nicht zuständig. Einzig das Ministerium für Innere Angelegenheiten ist befugt zu entscheiden, ob die Freilassung des Genannten eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellt oder nicht.“ Aus dieser Mitteilung geht hervor, dass die Internierung bzw. die Entlassung aus dem Lager von rumänischen Staatsbürgern deutscher oder ungarischer Volkszugehörigkeit im Ermessen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten liegt und also nicht unter die Bestimmungen des Waffenstillstandsabkommens fällt. – In der Praxis wurden an das Ministerium für Innere Angelegenheiten zahlreiche Gesuche gerichtet, entweder aus wirtschaftlichen Nöten oder um ungerechte Internierungen rückgängig zu machen, und in einigen Fällen […] musste das Ministerium die Entlassung aus dem Lager anordnen, was es auch der Rumänischen Waffenstillstandskommission mitgeteilt hat. – Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten hat bei diesem Departement mit den Anschreiben Nr. 118566 und 119814/1944 für die Entlassung der katholischen 202 203

Gemeint ist 1944. Orthographie gemäß Original.

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Geistlichen aus Siebenbürgen und dem Banat interveniert, einige von ihnen sind rumänische Staatsbürger ungarischer Volkszugehörigkeit, andere ungarische und deutsche Staatsangehörige. […] – Sind die Ausnahmen von der Lagerinternierung, die im Anschreiben der Rumänischen Waffenstillstandskommission Nr. 4036/1944 angeführt sind, anwendbar auch auf rumänische Staatsbürger deutscher und ungarischer Volkszugehörigkeit, die bislang aufgrund des Befehls Nr. 3009/1944 des Ministeriums für Innere Angelegenheiten interniert waren? – Auf dem Landesgebiet leben den bislang eingelaufenen unvollständigen Angaben zufolge 461.538 rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit und 360.920 rumänische Staatsbürger ungarischer Volkszugehörigkeit; wenn freiheitsberaubende bzw. freiheitsbeschränkende Maßnahmen beschlossen werden, muss man auch diese statistische Sachlage vor Augen haben. d) Ebenso muss das Problem der Staatenlosen geklärt werden im Sinne des Anschreibens Nr. 26202 vom 28. Dezember 1944 dieses Departements an die Rumänische Waffenstillstandskommission. […] Mit obiger Mitteilung bitten wir Sie hochachtungsvoll verfügen zu wollen, dass uns Ihre Entscheidung und Ihre Vorschläge zu allen dargelegten Problemen schnellstmöglich mitgeteilt werden, damit dieses Unterstaatssekretariat in der Lage ist, zu den Verfügungen der Artikel 2 und 15 des Waffenstillstandsabkommens, für die es zuständig ist, den Polizei- und Gendarmeriebehörden neue Anweisungen zu erteilen. Minister-Unterstaatssekretär der Polizei. General V. Stănescu204 [Unterschrift unleserlich] [Stempel] Mitgeteilt: – der Präsidentschaft des Ministerrates – der Rumänischen Waffenstillstandskommission – dem Justizministerium. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Consiliul de Miniştri, dosar 95/1945, fol. 7–18.

20. General Winogradow an Ministerratspräsident Rădescu über die Internierung von Rumäniendeutschen in Arbeitslager (19. Februar 1945) Übersetzung – Kopie Die Alliierte Kontrollkommission in Rumänien 19. Februar 1945 Nr. A/192 Bukarest Dem Premierminister Herrn Armeekorpsgeneral Nicolae Rădescu 204 Virgil Stănescu, General, Unterstaatssekretär im Innenministerium (4. November 1944 – 30. November 1946).

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Während der Mobilisierung der Deutschen für ihren Arbeitseinsatz205 in der Sowjetunion, hat sich eine große Zahl deutscher Zivilisten und Militärangehörigen der Mobilisierung auf verschiedenste Weise entzogen, die derzeit unbehelligt auf dem Territorium Rumäniens leben. Angesichts dessen schlägt die Alliierte Kontrollkommission in Rumänien vor: 1. Die sofortige Mobilisierung aller arbeitsfähigen Deutschen und ihre Erfassung in Arbeitsbataillonen oder Arbeitskolonnen. 2. Die Arbeitsbataillone werden für Arbeiten von staatlichem Interesse im Landesinneren eingesetzt. 3. Bis zum 24. Februar 1945 ist der Mobilisierungsplan für die Deutschen vorzulegen, [mit Angabe] der Anzahl der Mobilisierten, der Bestandsgröße der aufgestellten Arbeitsbataillone, ihrer Einsatzorte und der Art der Arbeiten, die sie verrichten werden. 4. Erstatten Sie der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien jeden 1., 10. und 20. des Monats Bericht über den Fortgang der Mobilisierung der Deutschen und die Aufstellung der Arbeitsbataillone, unter Angabe der Gesamtzahl der Mobilisierten, davon wie viele Frauen und wie viele Männer, wo wie viele Bataillone gebildet wurden und mit welcher Bestandsgröße. Der Stellvertreter des Vorsitzenden der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien Divisionsgeneral (gez.) Winogradow206 Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 011695, fol. 00271. Veröffentlicht in: Baier 1994, Dokument 51, S. 97f. In deutscher Übersetzung auch in Weber 1995, Dokument 106, S. 216.

21. Anweisung des Innenministers an die Polizei, Rumäniendeutsche für Arbeitsbataillone auszuheben (23. Februar 1945) Kopie der Zuschrift Nr. 15.458 vom 23.II.1945 des Ministeriums für Innere Angelegenheiten an die Generaldirektion der Polizei, an die Polizeipräfektur der Hauptstadt und an das Generalinspektorat der Gendarmerie.

Gemäß Zuschrift Nr. A/192 vom 19.II.1945 der Alliierten Kontrollkommission, die wir in Kopie beifügen, bitten wir hochachtungsvoll, folgende Anweisungen unverzüglich durchzuführen: 1. Alle Deutschen, die in der Vergangenheit sich den Aushebungsmaßnahmen entzogen haben, werden mobilisiert. 2. Das Aushebungskriterium ist das Alter von 17–45 Jahren bei Männern und 18–30 Jahren bei Frauen. 3. Von der Mobilmachung ausgenommen sind: a) Facharbeiter und Fachangestellte in den Fabriken; über ihre Freistellung befindet eine Kommission, bestehend aus dem Befehlshaber der Gendarmerielegion, dem Polizeichef des Wohnortes, dem Delegierten der Fabrik bzw. des Unternehmens 205 Im rumänischen Original heißt es: „pentru exceptarea lor la lucru“ (dt.: für ihre Befreiung/ Ausnahme von der Arbeit), was offensichtlich ein Übersetzungsfehler ist. Vermutlich sollte es „expedierea“ (Verschickung) heißen. 206 Wladislaw Petrowitsch Winogradow (1899–1962), stellvertretender Vorsitzender der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien.

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und dem Delegierten der Arbeitergewerkschaft der Fabrik bzw. des Unternehmens, letzterer mit beratender Stimme; b) die mit Deutschen verheirateten Rumäninnen; c) die mit Rumänen verheirateten deutschen Frauen; d) die Mönche und Nonnen; e) die staatenlosen Deutschen aus dem Altreich, die vor 1916 ins Königreich Rumänien gekommen sind und großes Kapitalvermögen ins Land brachten, mit dem sie Industrie- oder Handelsunternehmen gründeten, die dem Land große Gewinne eingebracht haben; f ) Frauen mit Kindern unter einem Jahr; g) Personen, die aufgrund der vom Innenministerium erstellten und von der Alliierten Kontrollkommission genehmigten Listen bereits freigestellt wurden. 4. Die Mobilmachung der den obigen Verfügungen entsprechenden Personen wird in den Städten von der Polizei und im ländlichen Raum von der Gendarmerie durchgeführt. Die Zuteilung zu Bataillonen oder Arbeitskolonien ist vom Territorialoberkommando über die Territorialzentren durchzuführen. Zu diesem Zweck haben die Polizei und die Gendarmerie alle Mobilisierten mitsamt Namenslisten zu den jeweiligen Territorialzentren zu schicken. Die in Punkt III der Zuschrift der Alliierten Kontrollkommission erwähnte Durchführung [der Aktion], die Zusammenziehung [der Betroffenen] und der Arbeitsplan fallen in die Zuständigkeit des Territorialoberkommandos, das, wie unter Punkt IV derselben Zuschrift vorgesehen, periodisch Bericht erstatten wird. Der Premierminister207 und Minister für Innere Angelegenheiten Armeekorpsgeneral (gez.) Rădescu N. Quelle: Arhiva S.R.I., fond Documentar, dosar 3194, fol. 00272/169.

22. Anweisung des Befehlshabers des Territorialoberkommandos der rumänischen Armee an die Generaldirektion der Polizei, rumäniendeutsche Frauen zur Zwangsarbeit auszuheben (20. März 1945) Kopie Der Generalstab Der Befehlshaber des Territorialoberkommandos Abteilung 1 Telegramm [An das] Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Polizei

Betreffend Nr. 79.842 vom 28.II.1945 des Generalstabs, Abteilung 1, geben wir hochachtungsvoll bekannt: 1. Die Organe der Polizei und der Gendarmerie werden unverzüglich an die Territorialzentren jene deutschen Frauen mitsamt Namenslisten überstellen, die zu der vom Ministerrat festgelegten Alterskategorie gehören. 207 Die korrekte Amtsbezeichnung lautete „Președintele Consiliului de Miniștri“ (Ministerratspräsident). In manchen Akten wird Rădescu auch als Premierminister bezeichnet, so in Dokument Nr. 20.

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2. Die Territorialzentren werden diese Frauen unterbringen und sie in Arbeitseinheiten zu je 50–100 [Personen] einteilen. 3. Die Arbeitseinheiten der Frauen werden über die Präfekturen der Bezirke den staatlichen Behörden zur Verfügung gestellt, die sie bei Arbeiten an Bahnlinien, der Instandhaltung von Straßen, in Krankenhäusern, Fabriken, bei der Feldarbeit usw. einsetzen können. 4. Die Einheiten werden eine Lagerselbstverwaltung haben und nur über einen Einheitsleiter und die notwendige Wache verfügen. Es werden Vorschläge erwartet betreffend die Anzahl der benötigten Wachleute. 5. Während der Zusammenführung wird die Unterbringung durch das Territorialbezirkskommando gesichert, das bei Bedarf die hierfür notwendigen Gebäude requirieren kann; ebenso wird die Nahrungsversorgung gesichert, wobei später mitgeteilt wird, aus welchen Mitteln diese erfolgt. Nach der Arbeitszuteilung wird die Unterkunft und Versorgung von den Behörden gesichert, die sie den Anordnungen des Innenministeriums gemäß nutzen. 6. Die Territorialkorps und das 5. Armeekorps werden telefonisch jeweils am 5., 15. und 25. jeden Monats Bericht erstatten über die Anzahl der gebildeten Einheiten, ihren Bestand und darüber, wem sie zur Nutzung übergeben wurden. Erster Bericht am 28.III.1945. Die Territorialzentren nehmen sofort Verbindung auf zu den Organen der Polizei und der Gendarmerie. Wir bitten, entsprechend zu verfügen. Mitgeteilt: dem Innenministerium, dem Generalinspektorat der Gendarmerie, dem Generalstab, Abteilung 1, den Territorialkorps und dem 5. Armeekorps. Der Befehlshaber des Territorialoberkommandos, General (gez.) Aldea Nr. 786.033 vom 20. März 1945. Für die Übereinstimmung mit dem Original [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei – Central, dosar 5/1945, fol. 93.

23. Anfrage des Innenministers an den Ministerrat, ob die für den Arbeitsdienst in der Sowjetunion ausgehobenen rumäniendeutschen Beamten weiterhin als Lohnempfänger zu führen sind (22. März 1945) [Briefpapier] Rumänien [Staatswappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung An die Präsidentschaft des Ministerrates208 Nr. 28421 / 22. März 1945

208 Eingangsstempel des Empfängers oben links auf dem Blatt mit der Eingangsnummer 302695/23. März 1945.

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Das Generalinspektorat der Verwaltung Temesvar gibt dem Ministerium unter Nr. 635 / 1945 bekannt, dass die volksdeutschen Beamten von den sowjetischen Militärbehörden zur Arbeit ausgehoben wurden und bittet gleichzeitig um Mitteilung: 1. ob diese Beamten weiterhin entlohnt werden, sie selbst oder ihre Familien; 2. ob es nicht angezeigt ist, diese Beamten freizustellen. Ebenso hat die Generaldirektion der Rumänischen Eisenbahnen (C.F.R.) mit Nr. 13082 R.A. vom 17. März 1945 in der gleichen Sache in Bezug auf sein volksdeutsches Personal, das in Arbeitslager interniert oder in die UdSSR verschickt wurde, Auskünfte verlangt. Die vom Generalinspektorat der Verwaltung und von der C.F.R.-Generaldirektion gestellten Fragen überschreiten die Kompetenz dieses Departements, deswegen bitten wir Sie hochachtungsvoll zu verfügen, dass diese Angelegenheit vor den Ministerrat gebracht wird, so dass dieser darüber entscheidet, vor allem da auch andere Departements an einer Entscheidung interessiert sind. Der Minister [Unterschrift unleserlich] [Stempel der Verwaltungsdirektion] Direktor [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 24/1944, fol. 155.

24. Die Alliierte Kontrollkommission ermahnt das Innenministerium wegen mangelnder Berichterstattung über den Fortgang der Arbeitsmobilmachung von Rumäniendeutschen (26. März 1945) Die Alliierte Kontrollkommission in Rumänien 26. März 1945 Nr. 566/Verwaltung Bukarest209 [An das] Ministerium für Innere Angelegenheiten Herrn Teohari Georgescu210

Betr. Nr. 15.458 vom 23.II.1945. Die Alliierte Kontrollkommission in Rumänien hat mit Zuschrift Nr. A/192 vom 19.II. 1945, Absatz 3, den Mobilmachungsplan für die Deutschen angefordert, die Anzahl und den Bestand der zu bildenden Bataillone, die Einsatzorte dieser Bataillone und die Art der Arbeiten, zu welchen sie verwendet werden. Gemäß derselben Zuschrift, Absatz 4 war das Ministerium für Innere Angelegenheiten verpflichtet, am 1., 10. und 20. jeden Monats die Alliierte Kontrollkommission in Rumänien über die Mobilmachung der Deutschen und die Aufstellung der Arbeitsbataillone zu informieren mit genauen Angaben über die Anzahl der mobilisierten Personen, davon wie 209

Darunter handschriftlich: „Nr. 90 din 28 Martie 1945“. Teohari Georgescu (1908–1976), Mitglied im ZK der RKP/RAP sowie in dessen Sekretariat und Politbüro (1945–1952); Staatssekretär im Innenministerium (1944–1945) und Innenminister (1945–1952), danach wegen „Rechtsabweichlertums“ zusammen mit Ana Pauker und Vasile Luca aus allen Partei- und Staatsämtern entfernt, 1968 teilweise rehabilitiert. 210

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viele Frauen und wie viele Männer, darüber, wie viele Bataillone wo bereits gebildet wurden und ihre tatsächliche Bestandszahl. Ihre Zuschrift geht auf unsere Anfrage nicht ein, es wurden uns überhaupt keine Informationen über den Gang der Mobilmachung mitgeteilt. Deswegen bitte ich Sie anzuordnen, dass der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien sofort der Mobilmachungsplan der Deutschen mitgeteilt wird und zu den festgelegten Terminen regelmäßig die entsprechenden Informationen über den Fortgang der Mobilisierung der Deutschen und die Bildung der Arbeitsgruppen zugestellt werden. Der Chef des Generalstabs der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien Generalleutnant (gez.) Winogradow Der Leiter der Verwaltungsabteilung der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien Oberst (gez.) Borissow Quelle: Arhiva S.R.I., fond Documentar, dosar 2195, fol. 37.

25. Rundbefehl der Direktion für Öffentliche Ordnung im Innenministerium zur Überprüfung der Freistellungen von der Zwangsarbeit (12. April 1945) Kopie Ministerium für Innere Angelegenheiten Unterstaatssekretariat der Polizei Direktion für öffentliche Ordnung Nr. 278 Bukarest, 12. April 1945

Rundbefehl211 Bei der Aufstellung der Arbeitsformationen, die zwischen dem 10. und 20. Januar 1945 in die UdSSR verschickt wurden, hat das Generalinspektorat der Gendarmerie insgesamt 10.528 rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit von der Aushebungsmaßnahme freigestellt. Aufgrund der damals erteilten Anordnungen wurden freigestellt: 1. Fabrikarbeiter und Fachleute, die von einer Kommission, bestehend aus einem Offizier der Alliierten, einem Vertreter der Polizei oder Gendarmerie und einem Delegierten der jeweiligen Fabrik, benannt wurden; 2. mit Deutschen verheiratete Rumäninnen; 3. mit Rumänen verheiratete deutsche Frauen; 4. Pfarrer, Nonnen und Mönche deutscher Volkszugehörigkeit; 5. staatenlose Deutsche aus dem Altreich, die vor 1916 hierher kamen und die mit bekannten rumänischen Familien verwandt sind oder viel Kapital ins Land brachten, mit dem sie Industrie- und Handelsbetriebe gründeten, die dem Land große Gewinne eingebracht haben; 6. Frauen mit Kindern unter einem Jahr; 211

Der Befehl wurde von der Generaldirektion der Polizei mit Nr. 1795-S vom 12. April 1945 an die Polizeiinspektorate Temesvar, Karlsburg, Hermannstadt, Craiova, Konstanza, Galatz, Piteşti und Jassy weitergeleitet (ANIC, fond Direcţia Generală a Poliţiei, dosar 31/1945, S. 45–45v).

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7. Offiziere, Unteroffiziere, Militärmeister und Soldaten deutscher Volkszugehörigkeit – aktive oder in Reserve –, die unter Waffen stehen; 8. Kinder, die einen rumänischen Vater und eine deutsche Mutter haben; 9. arbeitsunfähige Behinderte, nicht transportierbare Kranke, die mit einem entsprechenden ärztlichen Zeugnis vom Primararzt der Stadt oder des Bezirks versehen sind. Da es klare Indizien gibt, dass nicht alle Freistellungen gemäß den erteilten Anordnungen erfolgt sind, habe ich eine strenge Überprüfung vor Ort durch eine gemischte Kommission angeordnet, bestehend aus einem Vertreter, den Sie als Präfekt des Bezirks zu nominieren haben, sowie den Vertretern der Gendarmerielegion und der Polizei des Wohnortes. Dabei wird überprüft: a) Ob die Facharbeiter in den Fabriken von einer Kommission freigestellt wurden, die aus einem sowjetischen Offizier und je einem Vertreter der Gendarmerie und der betreffenden Fabrik bestand. Festgestellt wird desgleichen, ob diese Arbeiter zurzeit von den Industriebetrieben noch dringend benötigt werden oder nicht. b) Ob die Kranken auf Grund eines ärztlichen Zeugnisses bzw. einer ärztlichen Untersuchung freigestellt wurden oder nicht. Ist dies der Fall, soll genau festgestellt werden, welcher Arzt das Zeugnis ausgestellt bzw. den Kranken besucht hat. Ob die Freigestellten tatsächlich krank waren und arbeitsunfähig. Ob ihr Zustand sich in der Zwischenzeit insoweit gebessert hat, dass sie Kriegsarbeit leisten können. Ab welchem Datum sie arbeitsfähig gewesen wären. c) Bei den Behinderten und Invaliden ist zu überprüfen, ob die Freistellungen nach einer Untersuchung der betreffenden Person durch einen befugten Arzt erteilt wurden oder nur auf Grund von Akten, die vorgelegt wurden, um die Invalidität oder die Arbeitsunfähigkeit zu bescheinigen. Anlässlich der Überprüfungen wird fallweise die Behinderung bzw. Invalidität vor der Kommission vom Oberarzt des Bezirks in einem Protokoll festgehalten. d) Bei Ehen zwischen ethnisch gemischten Partnern werden nur die Fälle in Betracht gezogen, in denen Rumäninnen mit Deutschen und deutsche Frauen mit Rumänen verheiratet sind. Bei anderen Mischehen können keine Ausnahmen zugelassen werden (zum Beispiel deutsche Männer, die mit Rumäninnen212, Ungarinnen, Jüdinnen usw. oder deutsche Frauen, die mit Ungarn, Juden usw. verheiratet sind). e) Kinder, die einen rumänischen Vater und eine deutsche Mutter haben, werden freigestellt. f ) Im Falle der Ausnahmen anderer Volkszugehörigkeit als der deutschen ist festzustellen, aufgrund welcher Unterlagen die Freistellung erfolgte und ob diese Unterlagen als Nachweis der Volkszugehörigkeit gesetzlich anerkannt sind. g) Im Falle der schwangeren Frauen ist festzustellen, ob die Schwangerschaft fortgeschritten ist und ob dadurch Arbeitsunfähigkeit besteht oder ob die Frau entbunden hat und wann. h) Im Falle der unter Waffen stehenden Militärangehörigen wird überprüft, wie die Einordnung in diese Kategorie vorgenommen wurde und welche militärischen Unterlagen 212 Vermutlich ein Fehler im Text. Deutsch-rumänische Ehepaare werden im ersten Satz unter Pkt. d) ausdrücklich als zu berücksichtigende Ausnahmen genannt.

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vorgelegt wurden, um zu bezeugen, dass die Betroffenen konzentriert oder an der Front mobilisiert sind. Zusätzlich zu den oben angeführten Fällen wird die Überprüfungskommission vor Ort jede weitere Untersuchung vornehmen, die notwendig ist, um die Wahrheit herauszufinden und fallweise Verantwortlichkeit oder Schuldhaftigkeit festzustellen. Desgleichen ist zu untersuchen, wie die übergeordneten Organe die Freistellungen kontrolliert haben, was sie anlässlich der Kontrollen festgestellt haben und welche Maßnahmen getroffen wurden. Die Überprüfung dauert 15 Tage. Die Namenslisten mit den Freigestellten werden von der Gendarmerielegion aufbewahrt. Alle durch Betrug oder Missbrauch Freigestellten werden sofort den Territorialzentren überstellt, um in die Arbeitsbataillone eingegliedert zu werden, die im Landesinneren gegründet wurden. Die an den ungerechtfertigten Freistellungen Schuldigen werden verhaftet und vor Gericht gestellt. Die Generalinspektion der Gendarmerie hat das Ergebnis der Überprüfungen dem Ministerium für Innere Angelegenheiten mitzuteilen. Mit obiger Mitteilung bitte ich Sie, dringend eine absolut vertrauenswürdige Person in die Kommission zur Überprüfung der von der Kriegsarbeit freigestellten Deutschen zu entsenden, damit diese unter strikter Einhaltung der Anweisungen ihre Arbeit durchführen kann. Ferner erwarte ich, dass Sie der Überprüfungskommission die benötigten Transportmittel zur Verfügung stellen, damit die Arbeiten vor Ort und in der kürzestmöglichen Zeit durchgeführt werden können. Der Minister für Innere Angelegenheiten gez. Teohari Georgescu Quelle: Arhiva S.R.I., fond Documentar, dosar 3406, fol. 41–43. Abgedruckt auch in: Baier 1994, S. 93–95.

26. Der Präfekt des Bezirks Großkokeln berichtet dem Innenministerium über Probleme mit den Kolonisten in Draas (13. April 1945) [Briefkopf mit Wappen] Rumänien Die Präfektur des Bezirks Großkokeln Dienststelle Verwaltung213 An das Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung Direktion lokale Verwaltung und Finanzwesen Bukarest214

Nr. 4073 vom 13. April 1945 213 Über dem Briefkopf rechts ein aufgestempeltes Feld mit dem handschriftlichen Eintrag: Nr. 347. 13.IV.945. 214 Oben rechts, neben der Anschrift handschriftlicher Vermerk: „25.IV.945. Tov Vasile Luca va referi. Teohari Georgescu“ (dt.: Gen[osse] Vasile Luca wird berichten. [Unterschrift:] Teohari Georgescu).

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Wir haben die Ehre Folgendes zu berichten: Infolge des Wiener Diktats215 wurde die Landgemeinde Draas aus dem Bezirk Großkokeln dem Bezirk Oderhellen zugeordnet. Die Gemeinde war zu 75 Prozent von deutscher Bevölkerung bewohnt, 25 Prozent der Bevölkerung waren Rumänen. Die deutsche Bevölkerung war wohlhabend, hatte die schönsten Wirtschaften und den besten Boden, während die rumänischen Bauern den Gegebenheiten entsprechend arm waren und von den Wohlhabenden herablassend behandelt wurden. Bei ihrem Rückzug nahm die deutsche Armee die gesamte deutsche Bevölkerung aus der Gemeinde mit, und im Ort verblieben nur die Rumänen. Im Laufe des Monates März l. J. haben die Behörden des Bezirks Oderhellen, ohne die in der Gemeinde Draas verbliebenen rumänischen Bewohner zu fragen, in den von den Deutschen verlassenen Häusern ungarische Bevölkerung aus den Gemeinden Vlăhiţa und Zetea im Bezirk Oderhellen angesiedelt, während die Rumänen aus der Gemeinde weiterhin in ihren ärmlichen Häusern verblieben. Mit diesem Vorgang wurde der rumänischen Ortsbevölkerung große Ungerechtigkeit zugefügt, umso mehr als auch der Boden an die Kolonisten verteilt wurde und für die Frontsoldaten aus dieser Gemeinde kein Boden mehr verfügbar ist. Mit vorliegendem Bericht bitten wir zu genehmigen und anzuordnen, dass die Kolonisten in ihre Herkunftsdörfer zurückgeschickt werden, damit die in Draas beheimateten Frontsoldaten begütert werden können und ebenso die Ortsansässigen. Da sie es waren, die den Boden der Deutschen in Pacht oder um einen Teilertrag bearbeitet haben, steht er ihnen laut Agrarreform-Gesetz216 rechtens zu. Präfekt Ingenieur Bazil Muntean [Stempel, Unterschrift unleserlich] Amtsleiter Deleanu Ioan [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Administrativ-Politică, dosar 1/1945, fol. 1–3.

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Gemeint ist der Zweite Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940, wegen der durch diesen verursachten massiven Gebietsverluste für Rumänien im rumänischen Sprachgebrauch „Dictatul de la Viena“ (Wiener Diktat) genannt. 216 Decret-Lege Nr. 187 pentru înfăptuirea reformei agrare [Dekret-Gesetz Nr. 187 zur Durchführung der Agrarreform], in: M.O., I, Nr. 68bis vom 23. März 1945, S. 2205–2208. Nachdruck in: 23 August 1944, Bd. 4, Dokument Nr. 1279, S. 331–334. Gleich nach Erscheinen des Gesetzes war in siebenbürgisch-sächsischen Kreisen eine erste deutsche Übersetzung im Umlauf (siehe: Dekret-Gesetz zwecks Durchführung der Agrarreform [Übersetzung nach dem am 27. März 1945 in der Tageszeitung „Scânteia“ veröffentlichten Text]. Typoskript in: Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, Nachlass Hellmut Klima, BI 62, Mappe Tagebuch, Beilagen 1946,). Dt.: Dekretgesetz Nr. 187 vom 23. März 1945, in: Wagner 1981, S. 343–347.

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27. Das Zentralaktiv der RKP sucht Lösungen für den Kolonisierungskonflikt in Draas. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (25. April 1945) Sitzung des Zentralaktivs217 [der RKP] vom 25., 26. und 27. April 1945 […] Vasile Luca218: Und der Konflikt zwischen Rumänen und Ungarn in Draas? Wie stehen sie zur Bodenaufteilung? Paul Lala [Kronstadt]: Hier wurde ein Fehler gemacht, weil man Leute von auswärts geholt und auf die Ortsansässigen keine Rücksicht genommen hat. Ion Vincze219: Ich selbst war dort. Die Lage war verworren, zeitweilig drohten ernsthafte Zwischenfälle. Das Dorf liegt nahe der alten Grenze, und die Rumänen waren drauf und dran, mit der Mistgabel für Gerechtigkeit zu sorgen. Zwei Männer mit Vollmacht aus Klausenburg waren dabei, die Agrarreform noch vor dem 6. März durchzuführen; sie haben die Reform über die Köpfe der Rumänen hinweg gemacht. Als noch Boden übrigblieb, haben sie Kolonisten aus anderen Gebieten gebracht. Das war der Grund der Unzufriedenheit … Luca: Dieses Draas gehörte zu Oderhellen. Vincze: Nein, nein, nach dem Wiener Diktat ja, aber jetzt nicht mehr. Ich war dort. Luca: Ich war auch dort. Vincze: Als du Oderhellen verlassen hast, ist der Präfekt dort aufgetaucht und hat die gesamte Gemeinde dem Bezirk Großkokeln zugeschlagen. Luca: Sie haben diese Rückführung beschlossen, das hatte ich zusammen mit ihnen ausgemacht. Vincze: Was die Sache mit dem Boden anbelangt. Die rumänischen Bauern hatten nichts gegen die Kolonisierung, sie haben ja auch Boden bekommen. Luca: Dort lebten doch 25 Prozent Rumänen und 75 Prozent Sachsen. Es wäre ungerecht gewesen, den ganzen Boden auf diese 25 Prozent aufzuteilen. Die Ansiedlung der Szekler war gerechtfertigt. 217 Das Zentralaktiv – „Die engagiertesten und politisch am höchsten stehenden Parteimitglieder, denen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen werden; die Gesamtheit der Parteianhänger, die, auch wenn sie nicht Mitglieder der Partei sind, sich mit ihren Zielen identifizieren und ihre Arbeit unterstützen und dadurch ein Bindeglied zwischen Partei und Masse bilden.“ (Dicționarul limbii romîne moderne 1958, S. 7.) 218 Vasile Luca (eigentl. Luka László) (1898–1963); laut Tănase 2005, 2008, S. 131–139, RKPMitglied seit 1922 und ZK-Mitglied erstmals seit 1928; im Krieg Annahme der sowjetischen Staatsbürgerschaft und Abgeordneter im Obersten Sowjet der Ukrainischen SSR; Rückkehr nach Rumänien im September 1944. Ab Oktober 1945 Mitglied im ZK, im Politbüro und im Sekretariat des ZK der RKP, Finanzminister (1947–1952) und stellvertretender Ministerratsvorsitzender (1949–1952), danach zusammen mit Ana Pauker und Teohari Georgescu politisch kaltgestellt und wegen „Untergrabung der Volkswirtschaft“ zu lebenslänglicher Haft verurteilt; starb im Gefängnis. 219 János Vincze (auch Ioan Vinţe oder Ion Vincze) (1910–1996), öffentlicher Ankläger des Volkstribunals (1945), stellvertretendes Mitglied des ZK der RKP/RAP (1948–1955), Mitglied und Vizevorsitzender des Zentralen Parteikollegiums (1955–1969), d. h. des Disziplinarausschusses der Partei; Minister der Forstwirtschaft (1948–1949) und der Lebensmittelindustrie (1949–1950), stellvertretender Innenminister und Befehlshaber der Securitate-Truppen im Rang eines Generalmajors (ab 1952).

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Vincze: Die Rumänen haben den Ungarn, also den Kolonisten, versichert, dass sie Rechte und Freiheiten haben werden. Es herrschte ein hohes Bewusstsein dort. […]. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Cancelarie, dosar 32/1945, fol. 2, 34.

28. Denkschrift aus siebenbürgisch-sächsischen Kreisen mit Einwänden gegen die Durchführungsverordnung zum Agrarreformgesetz (31. Mai 1945) Denkschrift220 I. Das Dekret-Gesetz zur Durchführung der Agrarreform vom 13. März l. J. sieht in Artikel 3 die Enteignung des Bodens und der landwirtschaftlichen Güter jeder Art vor, samt lebendem und totem Inventar aus dem Besitz jener rumänischen Staatsangehörigen deutscher Volkszugehörigkeit, die „mit Hitlerdeutschland kollaboriert“ haben. Gegen diese Verfügung hätten wir nichts einzuwenden, denn so streng man die „Kollaboration“ auch auslegen mag, sie setzt in jedem Fall einen Kontakt zu Hitlerdeutschland voraus; dieser wurde zu jener Zeit von der rumänischen Regierung und ihren Behörden aufrechterhalten. Von den rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit haben nur die Führer der ehemaligen nationalsozialistischen Partei in Rumänien diesen Kontakt unterhalten und könnten demnach als Kollaborateure bezeichnet werden.221 Indes verwandelt die Durchführungsverordnung222 alle rumänischen Bürger deutscher Volkszugehörigkeit in „Kollaborateure“, indem sie Artikel 3 des Gesetzes folgendermaßen auslegt: „Art. 3. – In der Kategorie der zu enteignenden Besitzer gelten als Kollaborateure im Sinne von Art. 3, Buchstabe a) des Gesetzes: a) rumänische Staatsbürger, die Angehörige der deutschen Waffen-SS waren, ebenso ihre Familienangehörigen in auf- und absteigender Linie; b) rumänische Staatsbürger, die mit der deutschen und ungarischen Armee das Land verlassen haben; 220

Abgefasst vermutlich von Hans Otto Roth oder ihm zumindest bekannt. In einem Brief Roths an den damaligen Ministerratspräsidenten Petru Groza vom 8. Juni 1945 gibt es zwei Textstellen, die nahezu identisch auch in der Denkschrift vorkommen (die Ausführungen über den sowjetischen Marschall Tolbuchin und die Bemerkung über die pompöse Gründung der nationalsozialistischen Partei in Mediasch). Nachlass Hans Otto Roth (Kopien) im Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, BI 107, Bd. 2, 12. Vgl. auch Popa 2003, Dokument Nr. 453, S. 714f. und Nr. 457, S. 719–731, hier besonders S. 731. Die Übersetzung der Stelle um Tolbuchin orientiert sich an der deutschen Textversion Roths. Şandru 2009 zitiert diese oder eine zumindest in Teilen textidentische Denkschrift (S. 99–102), die mit Datum vom 12. April 1945 vom Siebenbürgisch-Sächsischen Landwirtschafts-Verein Hermannstadt an den Ministerrat gerichtet worden sei. Eine Eingabe von Bischof Müller an den Ministerratspräsidenten vom 25. Mai 1946 enthält als Anhang Nr. 3 einen in großen Teilen mit dem vorliegenden übereinstimmenden Text. Tolbuchin wird darin nicht mehr genannt (s. ANIC, fond Consiliul de Miniştri, dosar 106/1946, fol. 64–67). 221 Alle kursiv gesetzten Textstellen sind im Dokument mit rotem Farbstift unterstrichen worden. 222 Regulamentul legii pentru înfăptuirea reformei agrare Nr. 187 din 1945 [Durchführungsverordnung des Agrarreformgesetzes Nr. 187], in: M.O., I, Nr. 85 vom 12. April 1945, S. 1980–1982.

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c) rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität / Volkszugehörigkeit, die Mitglieder der deutschen Volksgruppe waren …“ Die Definition unter Punkt c) verwechselt offensichtlich die ehemalige Deutsche Volksgruppe mit der nationalsozialistischen Partei in Rumänien, was die völlige Zerstörung der sächsischen und schwäbischen bäuerlichen Existenz in Rumänien zur Folge hat. Tatsächlich wurde die Deutsche Volksgruppe in Rumänien gemäß dem Gesetz vom 20. November 1940 gegründet. Dieses Gesetz sieht vor: Unter Art. 2: „Der ,Deutschen Volksgruppe in Rumänien‘ gehören alle rumänischen Staatsbürger an, deren deutsche Volkszugehörigkeit auf Grund ihres Bekenntnisses zum deutschen Volk von der Volksgruppenführung anerkannt wurde und dementsprechend in den nationalen Kataster der Deutschen Volksgruppe in Rumänien eingetragen wurden. Unter Art. 3: „Nationaler Willensträger der Deutschen Volksgruppe in Rumänien ist die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei …“. Aus den obigen Bestimmungen geht hervor, dass das „Bekenntnis“ nicht der Ausdruck einer politischen Überzeugung war, sondern die Volkszugehörigkeit meinte. Es wurde auch nicht durch eine schriftliche oder mündliche Erklärung abverlangt, sondern vorausgesetzt, weil der betreffende Bürger deutsch sprach, sich deutsch kleidete oder auf Grund anderer aufschlussreicher Tatsachen. Mit anderen Worten: Alle rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit (einschließlich der Demokraten, Sozialisten und Kommunisten) wurden ohne gefragt zu werden von Amts wegen in die deutsche Volksgruppe eingetragen, die – wie es ihr Name sagt – eine völkische Gemeinschaft und nicht eine politische Organisation war. Einzig die nationalsozialistische Partei, die am 9. November 1940 mit großem Pomp in Mediasch gegründet wurde, war im Wortsinne eine politische Organisation mit über 12.000 eingetragenen Mitgliedern. Wir können demnach feststellen: 1. Dass alle rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit von Amts wegen, auf Grund eines Gesetzes, der deutschen Volksgruppe angehörten; 2. Dass allein die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in Rumänien der Träger des nationalen Willens der deutschen Volksgruppe war und dass nur diese Organisation Politik betreiben durfte, während die restliche Bevölkerung von der Führung und jeder politischen Tätigkeit ausdrücklich ausgeschlossen war. Daraus geht hervor, dass die einfachen Mitglieder der deutschen Volksgruppe nicht verantwortlich gemacht werden können für die von der Führung der nationalsozialistischen Partei verübten Taten. Es ist demnach ein schwerer Irrtum, die Deutsche Volksgruppe mit der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei zu verwechseln, und es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, die sächsischen und schwäbischen Bauern nur deshalb zu enteignen, weil sie von Amts wegen Mitglieder der deutschen Volksgruppe waren. Das würde bedeuten, dass man das Eigentum dieser Menschen beschlagnahmt, nur weil sie als Deutsche geboren wurden. Marschall Tolbukin223 hat in seinem Aufruf an die Wiener Bevölkerung das Gerücht als Lüge bezeichnet, demgemäß die Rote Armee die Absicht habe, die gesamte Bevölkerung oder auch nur alle Mitglieder der nationalsozialistischen Partei in Wien zu bestrafen. „Die 223

Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin (1894–1949), Oberbefehlshaber der 3. Ukrainischen Front, die nach der Besetzung Bulgariens und Jugoslawiens sowie von Teilen Ungarns im April 1945 Wien eroberte.

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nationalsozialistische Partei“, sagte der Marschall, „wird aufgelöst, aber diejenigen, die bloß einfache Mitglieder der nationalsozialistischen Partei sind, werden nicht behelligt werden, wenn sie ihre Loyalität gegenüber den sowjetischen Truppen beweisen.“ Wenn die Rote Armee ausdrücklich die Straflosigkeit nicht nur der Wiener Bevölkerung, sondern sogar der gewöhnlichen Mitglieder der nationalsozialistischen Partei zusichert, besteht freilich kein Grund, eine friedliche Bevölkerung in Siebenbürgen und im Banat in ihrer Gesamtheit zu bestrafen, der niemand eine illoyale Haltung gegenüber der Roten Armee je vorgeworfen hat oder vorwerfen kann und die demnach gemäß den Worten von Marschall Tolbukin „ruhig ihrer friedlichen Arbeit nachgehen kann“. Die Erklärung von Marschall Tolbukin wird mit höchster Autorität von dem Appell, den Marschall Stalin am 1. Mai 1945 an das deutsche Volk richtete, bekräftigt. Die Durchführungsverordnung des Agrarreformgesetzes schließt in die Kategorie der Kollaborateure auch diejenigen mit ein, die sich in die deutsche Waffen-SS eingereiht haben. Dagegen hätten wir nichts einzuwenden, auch wenn ihre Rekrutierung nur dank der Zustimmung und Förderung durch die damalige Regierung und auf terroristischen Druck der Hitler-Agenten und der SS mit dem Wissen und der Unterstützung der staatlichen Behörden möglich war. Es ist jedoch nicht hinnehmbar und widerspricht jedem Rechtsprinzip, dass die Durchführungsverordnung dieser Kategorie der Kollaborateure, um sie vollständig enteignen zu können, auch ihre Familienangehörigen in auf- und absteigender Linie hinzufügt. Zudem: Die Durchführungsverordnung macht keinen Unterschied zwischen dem Verwandten in aufsteigender Linie eines Minderjährigen und dem eines Volljährigen, prüft nicht, ob der Vater eines jungen Mannes, der in die SS eingezogen wurde, für die Taten seines Sohnes verantwortlich gemacht werden kann, ob der minderjährige Sohn sich nicht ohne die Zustimmung des Vaters oder gegen seinen Willen hat einreihen lassen, oder, wenn der Rekrut volljährig war, die Zustimmung seines Vaters gar nicht brauchte, usw. Gemäß der Durchführungsverordnung wird der Verwandte in aufsteigender Linie – wiederum entgegen den Rechtsgrundsätzen – in jedem Fall für die Vergehen seines Abkömmlings haftbar gemacht. Durch die Enteignung der Verwandten in aufsteigender Linie schädigen die Bestimmungen in Wahrheit nicht nur diese und die Nachkommen der Kollaborateure, sondern auch die Seitenverwandten, weil durch die Enteignung des Vaters eines Kollaborateurs auch die Geschwister des Kollaborateurs bzw. deren Nachkommen das Recht auf ihr gesetzliches Erbe verlieren. Es ist in der Gesetzgebung weltweit einzigartig, dass für das Vergehen eines Menschen, und sei es ein gemeiner Verbrecher, dessen ganze Familie bestraft wird. Übrigens kennt die Durchführungsverordnung, von der hier die Rede ist, keine solchen Strafen in anderen Fällen – z. B. im Falle der Kriegsverbrecher, auch wenn diese zehntausende Menschen abgeschlachtet hätten. Die Bestrafung der Verwandten ist einzig und allein den rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit vorbehalten, die gewollt oder ungewollt bzw. im Falle der Minderjährigen mit oder ohne Zustimmung der Eltern in die SS eingezogen wurden. Die Kinder eines Kriegsverbrechers dürfen ihren Großvater beerben, die Kinder eines Kriegshelden, der in der rumänischen Armee gefallen ist, dürfen ihren Großvater nicht beerben, falls dieser ein Sachse oder Schwabe ist und einen Sohn hat, der sich in die SS einreihen ließ, selbst wenn der Sohn zu jenem Zeitpunkt volljährig war. Denn in diesem Fall würde das Vermögen des Großvaters beschlagnahmt.

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Wo kämen wir hin, wenn wir in unserer heutigen Zeit, wo Vater und Sohn häufig politische Gegner sind, den Sohn für die politische Einstellung des Vaters haftbar machen sollten oder umgekehrt? Ebenfalls beispiellos ist die Tatsache, dass die Bestrafung der Vor- und Nachfahren der Kollaborateure nicht im Gesetz selbst, sondern in der Durchführungsverordnung vorgesehen ist, und zwar in einem Artikel, dessen Bestimmung es ist, den Begriff des Kollaborateurs näher zu bestimmen, keinesfalls aber, das Gesetz zu verändern und durch Hinzufügen einer neuen Kategorie von Personen, die enteignet werden sollen, zu verschärfen. Eine weitere Veränderung bzw. Verschärfung der gesetzlichen Verfügungen enthält Absatz 5 unter Artikel 3 der Durchführungsverordnung, demzufolge auch die „Wälder und Weingärten, die aus der Anwendung von Artikel 3, Buchstabe a) des Gesetzes resultieren, in Staatsbesitz übergehen“. Die Durchführungsverordnung sieht folglich vor bzw. setzt im Falle der Bürger deutscher Volkszugehörigkeit als selbstverständlich auch die Enteignung der Wälder und Weingärten voraus. Aus der „Anwendung von Artikel 3“ können aber weder Wälder noch Weingärten hervorgehen, denn laut Artikel 23 sind Wälder und Weingärten von den Verfügungen dieses Gesetzes ausgenommen und werden „Gegenstand eines eigenen Gesetzes sein“ – selbstverständlich gilt dieses für alle Bürger, einschließlich für jene deutscher Volkszugehörigkeit. Nachdem die Durchführungsverordnung den Kreis der zu enteignenden rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit nicht mehr erweitern konnte, erweitert sie nun den Rahmen der zu enteignenden Güter. Und statt sich auf die Interpretation von Artikel 3 des Gesetzes zu beschränken, schafft sie im Vorübergehen eine Verfügung des Gesetzes ab – die Ausnahme der Wälder und Weingärten von der Enteignung –, die der Gesetzgeber für so wichtig hält, dass er ihr einen eigenen Artikel widmet. Zusammenfassend müssen wir feststellen, dass die Durchführungsverordnung zum Agrarreformgesetz auf der einen Seite den Begriff des Kollaborateurs auf absurde Weise auslegt, auf der anderen Seite im Falle der rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit weit über den Rahmen einer Durchführungsverordnung hinaus geht durch zwei Neuerungen, welche die Gesetzesbestimmungen verändern: 1. die Ausweitung der gesetzlich vorgesehenen Strafen nur für die Kollaborateure und 2. die Ausweitung der Beschlagnahme auch auf die Weingärten und Wälder, für die das Gesetz ausdrücklich eine Ausnahme machte. II. Die Lage unseres Volkes verschlechtert sich nicht nur, weil die Durchführungsverordnung, wie oben gezeigt, die Bestimmungen des Gesetzes zum Schaden des sächsischen und schwäbischen Volkes entscheidend verändert, sondern auch wegen der Nichtbeachtung der gesetzlichen Vorschriften bei der Durchführung der Agrarreform vor Ort. Wir stellen diesbezüglich fest: 1. Es werden kirchliche Güter und kulturelle Einrichtungen enteignet, obwohl diese Güter gemäß Artikel 8 des Gesetzes ausdrücklich von der Enteignung ausgenommen sind. 2. Innerörtliche Grundstücke (Baugrundstücke, Obstgärten) werden in den Städten und Dörfern enteignet. 3. Es wird lebendes und totes Inventar bis zum letzten Stück enteignet. Es wird keine Rücksicht darauf genommen, dass die Eigentümer der enteigneten Böden, die – auf

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Veranlassung der Behörden und aus eigenem Pflichtbewusstsein – von sich aus ausgesät haben, um die Produktion aufrechtzuerhalten, das Inventar brauchen, um die Saat pflegen zu können. Den Besitzern von Weingütern wird angedroht, als Saboteure verfolgt zu werden, wenn sie ihre Weinberge nicht bestellen. Diese Pflicht können sie aber ohne Zugtiere und entsprechende Karren für den Transport der Spritzmittel nicht erfüllen, usw. 4. In den sächsischen Bauernwirtschaften wurden Hausrat, Lebensmittel, Kleidung usw. zwecks Enteignung inventarisiert. In Großschenk im Bezirk Fogarasch wurde die sofortige Abgabe von Lebensmitteln, Kleidung, Bettwäsche, Besteck u. a. angeordnet. 5. Die enteigneten Besitzer werden von den Begüterten daran gehindert, die von ihnen mit Hackpflanzen bestellten Felder zu pflegen. Es steht generell zu befürchten, dass die Eigentümer daran gehindert werden, die Ernte von den Feldern einzubringen, die sie selbst bestellt haben. In diesem Sinne wird es zu großen Auseinandersetzungen zwischen Enteigneten und Begüterten kommen, wenn nicht rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. 6. Die sächsischen Bauern werden mitunter von den Agrarkommissionen auf Grund von Beschlüssen dazu gezwungen, in ihre Häuser und Höfe fremde Bauern aufzunehmen. Diese völlig illegale Vorgangsweise wird zu den allergrößten Konflikten zwischen den Bewohnern und Mitbewohnern führen und ist eine wahre Tragödie für unsere Bauern. In vielen Gemeinden der Verwaltungsbezirke Großkokeln, Kleinkokeln und Hermannstadt hat man bereits die totale oder partielle Räumung der Häuser angeordnet. In all diesen Fällen müsste dringend eingegriffen werden. Desgleichen müssten die Verfügungen der Durchführungsverordnung, die sich auf rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit beziehen, im Sinne der obigen Feststellungen abgeändert und mit dem Geist und dem Buchstaben des Gesetzes in Einklang gebracht werden. Bukarest, den 31. Mai 1945. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Cancelarie, dosar 373/1945, fol. 4–9.

29. Begleitschreiben zur Denkschrift vom 31. Mai 1945 von Landwirtschaftsminister Zăroni an Vasile Luca und Ana Pauker (undatiert) Nr. 1956224 Nr. 290/1945225 Freund Luca226 und Ana227, 224

Handschriftliches Dokument. Vermutlich die Eingangsnummer, in einem rechteckigen Stempel, mit Bleistift in anderer Handschrift als der Brief. Weitere Vermerke mit Bleistift am oberen Briefrand, wiederum in anderer Schrift: „Predat Tov. Ana“ (dt.: Genossin Ana überreicht), „ref. agr.“ (dt.: Agrarreform). 226 Vasile Luca. 227 Ana Pauker (1893–1960), dank Komintern-Tätigkeit (Frankreich, UdSSR) und mehrfacher Verhaftungen in der Zwischenkriegszeit auch international bekannte rumänische Kommunistin. 1940–1944 Aufenthalt in der Sowjetunion, dort Leiterin der rumänischen Abteilung des KominternRundfunks und zusammen mit Vasile Luca beteiligt an der Aufstellung von Freiwilligenbrigaden aus rumänischen Kriegsgefangenen (Divisionen „Tudor Vladimirescu“ und „Horia, Cloșca și Crișan“). 225

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Meine Reisen durchs Land und auch die Berichte, die ich bekomme, haben die Notwendigkeit deutlich gemacht, dass sich die NDF228 mit dem Problem der Sachsen und Schwaben auseinandersetzen und einen Entschluss in ihrer Sache fassen muss. Unsere Agrarreform hat sie massenhaft enteignet. Es gibt ständig Konflikte zwischen ihnen und den Landarbeitern, an die ihre Ländereien vergeben wurden. In Absprache mit den Herren Groza229 und Botnăraş230 habe ich hier einige diesbezügliche Eingaben mitgebracht, die ich Euch mit der Bitte überlasse, sie zu lesen und in der NDF zur Sprache zu bringen. Ich fahre nach Siebenbürgen, so dass ich Euch erst Dienstag, den 12. l. M.231, sehen kann. [Unterschrift] Zăroni232 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Cancelarie, dosar 373/1945, fol. 2.

30. Aktenvermerk betreffend Denkschrift zum Agrarreformgesetz (undatiert) Aktenvermerk233 Die Vertreter der Sachsen und Schwaben in Rumänien legen in dieser Denkschrift Folgendes dar: Nach ihrer Rückkehr nach Rumänien am 16. September 1944 an der Spitze der später so genannten „Moskauer Fraktion“ Blitzkarriere in der Partei: Mitglied im Provisorischen Komitee der RKP (September 1944 – Oktober 1945), sodann im Politbüro und im Sekretariat des ZK (Oktober 1945 – Mai 1952), Staatssekretärin im Außenministerium (ab November 1947), Außenministerin (April 1948 – Juli 1952), stellvertretende Vorsitzende des Ministerrats (April 1949 – September 1952). Ana Pauker wurde von der Parteipropaganda als De-facto-Parteiführerin dargestellt, aber den von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt stattfindenden Machtkampf innerhalb der Parteispitze gewann der nominelle Parteichef Gheorghiu-Dej: Ana Pauker verlor 1952 zusammen mit Vasile Luca und Teohari Georgescu alle Partei- und Regierungsämter; sie wurde festgenommen, verhört, aus der Partei ausgeschlossen, aber nicht eingesperrt. In ihren letzten Lebensjahren arbeitete sie als Übersetzerin im Politischen Verlag in Bukarest. 228 National-Demokratische Front. Im Original das rumänische Kürzel F.N.D. (Frontul Naţional Democrat). 229 Petru Groza (1884–1958), Jurist und Großgrundbesitzer, siebenbürgisch-rumänischer Politiker, in den 1920er Jahren zweimal Minister in Bukarester Regierungen, gründet 1933 die linksgerichtete Pflügerfront (Frontul Plugarilor); wird am 6. März 1945 Ministerratspräsident der ersten von den Kommunisten kontrollierten rumänischen Nachkriegsregierung. Bleibt bis 1952 in diesem Amt, danach Vorsitzender der Großen Nationalversammlung (1952–1958), d. h. Staatspräsident. 230 Emil Bodnăraş (1904–1976), Offizier der rumänischen Armee, aus der er 1932 für zwei Jahre in die Sowjetunion desertiert, von wo er vermutlich mit Spionageaufgaben zurückkehrt; RKPMitglied seit 1940, mitbeteiligt am Staatsstreich vom 23. August 1944 seitens der RKP; Inhaber höchster Partei- und Staatsämter bis zu seinem Tod: Mitglied des ZK der RKP/RAP (ab 1945), des Politbüros und seiner Nachfolgeeinrichtungen (ab 1948), Verteidigungsminister (1947–1955), Vizeministerratspräsident (1954–1967, mit Unterbrechung), Vizepräsident des Staatsrats (ab 1967). 1945 leitete Bodnăraş den Geheimdienstapparat der RKP und als Generalsekretär des Ministerrates die diesem unterstellten Geheimdienste (Raport final 2007, S. 787). 231 Vermutlich Dienstag, den 12. Juni. 232 Romulus Zăroni (1906–1962), Mitglied der von Petru Groza geführten Pflügerfront, Unterstaatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Domänen (6. Dezember 1944 – 28. Februar 1945), Landwirtschaftsminister (1945–1946), Minister für Genossenschaftswesen (1946–1948). 233 Rechts oben in aufgestempeltem Rechteck die gleiche Nr. 290/1945 wie beim Zăroni-Brief.

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Die Durchführungsverordnung zum Agrarreformgesetz geht über das Gesetz hinaus, weil sie: a) durch Auslegung den Begriff des „Kollaborateurs“ auch auf die Verwandten in auf- und absteigender Linie ausweitet, was eine juristische Anomalie ist; b) desgleichen alle rumänischen Bürger deutscher Volkszugehörigkeit, die auf Grund eines Gesetzes der Deutschen Volksgruppe angehörten, zu „Kollaborateuren“ erklärt, obwohl diese Organisation – wird behauptet – keinen politischen Charakter gehabt habe, nur die nationalsozialistische Partei; c) die Beschlagnahmung auch auf die Weingärten und Wälder ausweitet, die das Gesetz ausdrücklich ausnimmt234. Außer diesen Bemerkungen politischer Natur werden auch eine Reihe von Maßnahmen angeführt, die für „willkürlich“ gehalten werden. Die Angelegenheit wird dem Obersten Juristischen Rat des Staates vorgelegt werden.235 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Cancelarie, dosar 373/1945, fol. 3.

31. Angaben über den Personenkreis, der zur Pflichtarbeit ausgehoben und in Arbeitslager interniert wird. Auszug aus einem Dienstbefehl der Sicherheitspolizei (4. Juni 1945) Generaldirektion der Polizei Direktion der Sicherheitspolizei

Auszug aus dem allgemein orientierenden Dienstbefehl Nr. 9000-S vom 4. Juni 1945 in Bezug auf die Internierung in Lager und die Aushebung zur Pflichtarbeit: Kapitel 4, Punkt d) Es werden Volksdeutsche interniert, und zwar ehemalige Mitglieder der Deutschen Volksgruppe in Rumänien, die außerdem hitleristischen Formationen wie den folgenden angehört haben: – Parteigenossen236; – Parteianwärter (wenn sie sich bei der Unterstützung des Hitlerismus besonders hervorgetan haben); – die Mitglieder der Kronstädter Volksgruppenführung; – die Mitglieder des Kronstädter Stabsamtes; – die Kreisleiter; – die Ortsgruppenleiter; – die Blockleiter; – die Führer und Mitglieder der paramilitärischen Organisationen Deutsche Mannschaft, Selbstschutz, Sicherheitsschutz und Deutsche Jugend; – die Leiterinnen der Jungmädchenorganisation Glaube und Schönheit. Die einfache Eigenschaft als Mitglied der Deutschen Volksgruppe – Volksgenosse – ist kein Grund für die Polizeibehörden, Inhaftierungen bzw. Internierungen vorzunehmen, außer wenn der Betroffene eine bedeutende Tätigkeit zugunsten des Hitlerismus geleistet hat. 234

Am Rand mit Bleistift doppelt angestrichen. Am linken oberen Rand trägt das maschinenbeschriebene Blatt den handschriftlichen Vermerk: „Pentru dl ministru Zăroni să pregătească: politic, practic soluţie globală [Unterschrift:] P. Groza“ (dt.: Für Herrn Minister Zăroni, [er möge] politisch und praktisch eine umfassende Lösung vorbereiten.) 236 Der rumänischen Bezeichnung folgt in Klammern immer auch die deutsche. 235

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Ebenso sind bei der Internierung der Volksdeutschen die Ausnahmen zu beachten, die sich auf deutsche Staatsbürger beziehen. Kapitel VI Die Aushebung der Volksdeutschen für gemeinnützige Arbeiten erfolgt gemäß den Bestimmungen des Rundbefehls Nr. 3917 vom 21. Februar 1945. Die Regionalinspektorate der Polizei werden Maßnahmen treffen, damit die Namenslisten mit den Volksdeutschen, die den Territorialzentren zugeteilt wurden, telefonisch mitgeteilt werden, und zwar jeden 9., 19. und 29. des Monats. Die Polizeibehörden werden die Volkszugehörigkeit der zur gemeinnützigen Arbeit Ausgehobenen nach den Einträgen in das Hausbuch feststellen, die vor dem 23. August 1944 vorgenommen wurden. Diese Einträge können nur mit Originalakten, die ebenfalls vor dem 23. August 1944 ausgestellt wurden, angefochten werden. Die Volkszugehörigkeitszeugnisse, die gemäß dem Dekret-Gesetz über das Statut für nationale Minderheiten (Nr. 86, veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 30 vom 6. Februar 1945237) ausgestellt werden und auf der einfachen Erklärung des Antragstellers beruhen, haben keinen Einfluss auf die Verpflichtungen, die aus dem Waffenstillstandsabkommen in Bezug auf die Volksdeutschen resultieren, auch wenn auf dem Zeugnis eine andere Volkszugehörigkeit (jugoslawische, polnische, tschechische, französische usw.) angegeben ist. Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 011694, S. 206f. Kapitel VI veröffentlicht in: Cartea Albă a Securităţii 1997, Dokument Nr. 134, S. 208.

32. Vasile Luca über die Bestrafung der Sachsen durch die Agrarreform und ihre etwaige Vertreibung (7. Juni 1945) [Die Aussagen erfolgten auf der Konferenz mit den für die Landwirtschaft zuständigen RKP-Kadern (6.–7. Juni 1945). Die Konferenz wurde von den ZK-Mitgliedern Ana Pauker, Vasile Luca, Teohari Georgescu, Iosif Rangecz238 und Iosif Chişinevschi („Ioşca“)239 geleitet. Die Tagesordnung umfasste vier Punkte: 1. Berichte über die allgemeine Lage und über die Agrarreform; 2. das Wirtschaftsabkommen mit der Sowjetunion; 3. die wirtschaftlichen Maßnahmen der Regierung; 4. Verschiedenes. In seiner Eröffnungsrede nannte Vasile Luca den eigentlichen Zweck der Konferenz: die Vorbereitung des Kongresses der Pflügerfront240. Am zweiten Konferenztag antwortete Luca auf die Fragen der Teilnehmer.] Vasile Luca: […] Es wurde hier das Problem der Sachsen angesprochen. Die Zwistigkeiten zwischen Sachsen, Schwaben und Rumänen. Das Gesetz ist eindeutig, was die Böden der Sachsen und Schwaben anbelangt: Wer in den hitleristischen Organisationen aktiv 237

Eigentlich am 7. Februar 1945 veröffentlicht. Vgl. Anm. 13. Iosif Rangheţ (eigentlich József Rangecz) (1904–1952), Mitglied des ZK der RKP/RAP (1943–1952), stellvertretendes Mitglied des Politbüros (1948–1952), Kaderchef der Partei (1945– 1948); stellvertretender Leiter des Geheimdienstes SSI (1944–1948). 239 Iosif Chişinevschi (1905–1962), RKP-Mitglied seit 1928, Mitglied des ZK der RKP/RAP (1931, 1938, 1940, 1945–1960), des Politbüros (1948–1957) und des Sekretariats (1948–1954 und 1955–1957) und in diesen Ämtern zuständig für Propaganda, Kultur, Wissenschaft, Kaderpolitik, Außenpolitik u. a. 240 Frontul Plugarilor, von Petru Groza geführte und von der RKP gesteuerte Kleinbauernorganisation. Vgl. auch Anm. 229. 238

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war, dem wird der Boden weggenommen und an die rumänischen Bauern und an die Bauern anderer Nationalität verteilt. Ein Genosse: Ich wollte gestern nicht das sagen. Luca: Ich beziehe mich auf den Genossen, der das Problem der Sachsen aufgeworfen hat. Ganz klar, keine Nachsicht gegenüber den Hitleristen! Diese Bande hat unserem Land allergrößten Schaden zugefügt. Aus Ungarn, der Tschechoslowakei, Bulgarien, von überall werden sie vertrieben, warum sollten wir sie behalten?! Sie haben auf die rumänische Staatsbürgerschaft verzichtet, als sie der Volksgemeinschaft 241 beigetreten sind. Das war eine feindliche Zelle im Körper unseres Landes. Sie haben uns genauso ausgeraubt wie die deutschen Besatzer. Ich meine, wir müssen kein bisschen Mitleid mit ihnen haben. Ihr Boden muss enteignet werden, wie es im Gesetz steht, und die Bauern müssen den beschlagnahmten Grund verteidigen. Mit den Sachsen und Schwaben wird nicht diskutiert. Man muss die Linie von Polen, der Tschechoslowakei usw. verfolgen mit diesen Deutschen, sie mögen das Land verlassen, sie mögen sich zum Teufel scheren! (Beifall.) Andernfalls werden sie eine Gefahr für uns. Auf der einen Seite nehmen wir ihnen den Boden weg, also ihre Wirtschaftskraft, auf der anderen Seite gehen sie in die Wälder und Berge und rotten sich zu Räuberbanden zusammen. Wir brauchen sie nicht. Die Sache wird der Regierung vorgelegt, man muss mit ihnen verfahren wie in den anderen Ländern auch. Denn diese Zellen des deutschen Imperialismus müssen in ihr Land abhauen. […] Luca: […] Die Böden all jener, die mit dem deutschen Heer abgezogen sind, werden beschlagnahmt. In einigen Gegenden Nordsiebenbürgens geruhen die Herren Großgrundbesitzer zurückzukehren und verlangen 50 Hektar. Und die Kreiskomitees lassen sich mit ihnen ein und sprechen ihnen in vielen Fällen den Boden zu. Das geht nicht. Die Bezirkskomitees sind nicht dazu berufen, den landesflüchtigen Großgrundbesitzern, die heimkehren, zu ihrem Recht zu verhelfen. Zu den Großgrundbesitzern: Auch wenn sie nicht viel mehr als 50 Hektar hatten, müssen sie vollständig abgeschafft werden. Denn das Gesetz besagt, dass alles beschlagnahmt wird. Sie haben die Hitleristen unterstützt; als das Land befreit wurde, sind sie geflohen, somit soll ihnen keine Handbreit Land gegeben werden. […] Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 45, fol. 54f.

33. Anweisung der Präfektur Maramuresch zur Internierung der nach Rumänien zurückkehrenden Flüchtlinge (23. Juni 1945) Die Präfektur des Bezirks Maramuresch Verwaltungsdienst Nr. 2848/1945 Gegenstand: Internierung in Lager242 241

Begriff deutsch im rumänischen Original. Im Original: „internări în lagăr“. Darunter handschriftlich, vermutlich ein Eingangsvermerk: „Nr. 1497 / 27.VI.945“. Auf der Rückseite in gleicher Handschrift: „Referat / 27.VI.945. Domnule Sef, am luat cunostiintă de continutul ord. depe verso si m[-]oi conforma. Seful Bir. Sigh“ (dt.: Herr 242

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Sighet243, 23. Juni 1945244 An Die Polizei Sighet Die Kreispräturen 1–4 am [jeweiligen] Amtssitz Die Bahnstation Sighet Den Finanzdienst der Präfektur Sighet

Infolge der telegrafischen Anweisung des Regionalinspektorates der Polizei Großwardein Nr. 1263 vom 19. Juni 1945 und entsprechend den Anweisungen der Generaldirektion der Polizei Nr. 9000 S. vom 4. Juni 1945 über die rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, wird Ihnen Folgendes mitgeteilt: Die Anführer und all jene, die den Hitlerismus aktiv gefördert haben, werden in Lager interniert. – Die Bürger deutscher Volkszugehörigkeit und Nationalität, die niemals rumänische Staatsbürger waren, werden ohne Ausnahme interniert, um gemäß den Anweisungen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten ausgewiesen zu werden. – Die einfachen Mitglieder der deutschen Organisationen, die keine politische Tätigkeit zugunsten des Hitlerismus ausgeübt haben, werden nicht festgesetzt, sofern sie vor dem 30. August 1940245 rumänische Staatsbürger waren. – All jene, die sich freiwillig in die faschistische ungarische und deutsche Armee eingereiht haben, insbesondere in die Gruppierungen der Legionäre oder der Pfeilkreuzler246, und demnach die rumänische Staatsbürgerschaft verloren haben, werden in Lager interniert und gemäß den Anweisungen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten ausgewiesen. – Nachdem der Wiener Schiedsspruch aufgehoben wurde und null und nichtig ist, werden auch jene interniert, die seinerzeit illegal das Land verlassen haben, um ausdrücklich faschistische Propaganda zu machen. – Wegen der Fahrscheine wird die Polizei der Stadt Sighet Verbindung aufnehmen mit dem Stationsleiter Sighet, der seinerseits Verbindung aufnehmen wird zur Eisenbahngesellschaft, die Sonderfahrscheine für Repatriierte hat. – Die Kosten der Drucksachen trägt die Präfektur über ihren Finanzdienst. – Bezüglich der Einreise der Repatriierten wird das Regionalinspektorat der Polizei Großwardein Verbindung aufnehmen zu den ungarischen Behörden, um die Rückführung zu regeln.

Vorgesetzter, ich habe den Inhalt des umseitigen Befehls zur Kenntnis genommen und werde mich danach richten. Der Büroleiter Sighet). 243 Sighet – offizieller Name der Stadt bis Ende 1964, seit damals Sighetu-Marmației (s. Decret Nr. 799 privind schimbarea denumirii unor localităţi [Dekret Nr. 799 zur Namensänderung einiger Ortschaften], in: B.O. Nr. 20 vom 18. Dezember 1964). 244 Handschriftlich am oberen Rand rechts, vermutlich ein Eingangsvermerk: „Sig. [?] 30/VI/45 executare [Durchführung] [Unterschrift unleserlich]“. 245 Der Tag, an dem der Wiener Schiedsspruch in Kraft trat, demzufolge ein Teil des seit Ende des Ersten Weltkriegs zu Rumänien gehörenden Siebenbürgen wieder an Ungarn abgetreten werden musste. 246 Im Original „grup[ă]rile … salsiste“. Ferenc Szálasi (1897–1946) war in Ungarn Begründer einer rechtsradikalen Bewegung, die später als Pfeilkreuzler bekannt wurde. Szálasi wurde 1944 in dem mit Deutschland verbündeten Ungarn zum Ministerpräsidenten ernannt.

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– In den ländlichen Gebieten werden diese Anweisungen von den Herren Prätoren ausgeführt. Die betroffenen Personen werden der Polizei der Bezirkshauptstadt Sighet überwiesen. für [?]247 den Präfekten des Bezirks Th. Bocotei [Unterschrift unleserlich]248 Leiter des Finanzdienstes Gr. Holdiş [Unterschrift:] Grigore Holdiş

Durchzuführen: sofort. Quelle: ANIC, fond Direcţia Generală a Poliţiei, dosar 45/1945, fol. 37–37v.

34. Anweisung des Regionalinspektorates der Polizei Großwardein zur Internierung von Rumäniendeutschen in Tg. Jiu (3. Juli 1945) Fernmündliche Anweisung Nr. 2125 vom 3.VII.1945 Übermittelt: Kom[missar] Marcu Empfangen: Kom[missar] Mendelovits 17:30 Uhr249 Das Regionalinspektorat der Polizei Großwardein an die Polizei der Stadt Sighet250

Dem Befehl der Generaldirektion der Polizei Nr. 10449 vom 20. Juni 1945 zufolge und gemäß den telefonisch übermittelten Anweisungen geben wir Folgendes bekannt: 1. Volksdeutsche ehemalige Mitglieder der SS werden in Gefangenenlager interniert. Nehmen Sie Verbindung auf mit der Alliierten Kontrollkommission. 2. Volksdeutsche, die infolge ihrer Tätigkeit unter die Bestimmungen des Befehls Nr. 1111 / 45 fallen, werden ins Lager Tg. Jiu überwiesen. Die entsprechenden Listen werden Sie unverzüglich diesem Polizeiinspektorat schicken. Mit jeder Person wird dem Lager auch deren persönliche Akte überreicht. 3. Diejenigen, die nicht unter obige Kategorien fallen, aber die Bedingungen für den gemeinnützigen Arbeitseinsatz erfüllen, werden zu den Territorialzentren an ihrem jeweiligen Wohnsitz geschickt, damit sie zur Arbeit eingesetzt werden. 247

Im Original: „p. Prefectul Judetului“. Darunter Rundstempel des Bezirks Maramuresch. 249 Darunter handschriftlich, vermutlich ein Eingangsvermerk: „Nr. 1627 / 3.VII.945“. Auf der Rückseite, eigentlich die Vorderseite eines ungarischsprachigen Vordrucks, in gleicher Handschrift: „Referat / 3.VII.945. Domnule Sef, am luat cunostiinţă de conţinutul ord. depe verso si m[-]oi conforma. Seful Bir. Sig.“ (dt.: Herr Vorgesetzter, ich habe den Inhalt des umseitigen Befehls zur Kenntnis genommen und werde mich danach richten. Der Büroleiter Sighet). Gleiche Handschrift wie auf Dokument Nr. 33. 250 Am oberen Rand rechts der handschriftliche Vermerk mit unleserlicher Unterschrift: „Sig. 3/VII/45 Conformare întocmai“ (dt.: Sighet 3. Juni 1945, strikt befolgen). 248

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4. Kinder unter 15 Jahren werden, soweit sie nicht in der Obhut von Verwandten bleiben können, mit ihren Eltern mit interniert. Die zu Transportierenden werden sie zu den Bahnhöfen bringen, wo sie unter Polizeieskorte einwaggoniert werden. [handschriftlich:] Insp. Csiko Lorenz251

Der Befehl Nr. 575/1945 wird aufgehoben.252 Quelle: ANIC, fond Direcţia Generală a Poliţiei, dosar 45/1945, fol. 45–45v.

35. Stellungnahme der Präfektur Hermannstadt zu einer Denkschrift von Karl Gündisch und Richard Zintz (4. Juli 1945) Kopie der Anweisung der Präfektur Hermannstadt, Dienststelle Streitsachen, Nr. 6700/1945 vom 4. Juli 1945. Stellungnahme253 Herr Präfekt, den Anweisungen aus Ihrem Beschluss über die Eingabe der Herren Dr. Karl Gündisch254 und Dr. [Richard] Zintz255 folgend, geben wir uns die Ehre, zu den in der Denkschrift aufgeworfenen Fragen folgende Stellungnahme abzugeben: Unserer Ansicht nach hat es für die Anwendung des Agrarreformgesetzes keine Bedeutung, ob jemand nur Mitglied der deutschen Volksgruppe oder auch Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei war. Aus dem Gesetz Nr. 830/1940 geht nämlich eindeutig hervor, dass der nationale Willensträger der deutschen Volksgruppe in Rumänien die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war. Wenn aber alle Mitglieder der deutschen Volksgruppe von der besagten Partei vertreten wurden, haben folglich alle Mitglieder der deutschen Volksgruppe auch als Mitglieder der NSDAP zu gelten. Daraus folgt, dass nur jene Sachsen von der Enteignung ausgenommen werden können, die beweisen können, dass sie sich geweigert haben, in die deutsche Volksgruppe aufgenommen zu werden, sowie jene, die durch amtliche Akten oder andere vertrauenswürdige Beweise ihre antihitleristische Einstellung belegen können. 251 Lorenz (Lörinc, auch Laurenţiu, Lorant usw.) Csiko (auch Cziko), Polizeiinspektor, später Ministerialrat, Referent für das Minderheitenschulwesen im Bildungsministerium. Bischof Friedrich Müller berichtet, er (bei Müller: Czikó Lőrincz) sei „ein Csangó-Magyare aus der Moldau“ und habe sich gegenüber den sächsischen und schwäbischen Heimkehrern aus Krieg und Deportation schikanös benommen: „Sie [die Heimkehrer] wurden in der Großwardeiner Zitadelle interniert und einem Verfahren unterworfen, das so abschreckend wirken sollte, daß die illegale Heimkehr aufhöre.“ Csiko habe „uns nachher auch als Leiter des Minderheitenschulwesens im Unterrichtsministerium zu schädigen [getrachtet], wo er nur konnte“ (Müller 1995, S. 42, auch S. 75f.). 252 Dieser Vermerk – ebenfalls in Maschinenschrift – steht am linken Blattrand quer zum Text. 253 Dieses Dokument wird ausgewertet in Şandru 2009, S. 108f. 254 Karl Gündisch (1886–1962), Rechtsanwalt, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Hermannstädter allgemeinen Sparkassa. 255 Richard August Zintz (1891–1964), Rechtsanwalt, Mitglied in dem von Rudolf Mayer in Hermannstadt gegründeten Sächsischen Demokratisch-Antifaschistischen Volksverband. Vgl. auch Anm. 404.

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Die Besetzung der sächsischen Häuser durch Roma ist in der Tat ein Übergriff. Weil jedoch die Enteignung der Häuser auf dem Land noch nicht zufriedenstellend geregelt ist, haben wir durch unsere Anweisungen an die Kreiskommissionen Nr. 7290/1945 deutlich gemacht, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur Kolonisten in die sächsischen Häuser einquartiert werden dürfen. Was das Mähen von Klee und Luzerne anbetrifft, haben wir die Instruktionen der Zentralkommission mit unseren Anweisungen Nr. 5276 vom 16. Mai 1945 allen Ortskomitees und Kreiskommissionen zugeleitet. Um abschließend zu den Tieren zu kommen: Die Durchführungsverordnung besagt unter Art.3, letzter Absatz, dass im Falle der vollständigen Enteignung auch die Nutz- und Zuchttiere sowie das gesamte lebende und tote Inventar enteignet werden. Was demnach die Zug- und Nutztiere anbelangt, gibt es keinen Zweifel darüber, dass sie der Enteignung unterliegen, ob aber unter den Wörtern lebendes Inventar auch Milchkühe, Schweine, Schafe und Hühner zu verstehen sind, wird die zentrale Agrarreformkommission des Landwirtschaftsministeriums entscheiden. Der Büroleiter gez. Dr. I. Milea Für die Übereinstimmung mit dem Original [Unterschrift unleserlich] Hermannstadt, 7. Dezember 1945 Quelle: ANIC, fond Ministerul de Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 33/1945, fol. 77.

36. Der Präfekt von Hermannstadt an das Justizministerium zwecks Ausweitung der Enteignungen nach dem Agrarreformgesetz (6. Juli 1945) Die Präfektur des Bezirks Hermannstadt Rechtsabteilung Nr. 7290/945 Hermannstadt, den 6. Juli 1945 An das Justizministerium Bukarest256

Hochachtungsvoll bringen wir Ihnen zur Kenntnis, dass in einigen sächsischen Ortschaften in diesem Bezirk, in etwa 35 Gemeinden, nach der Begüterung der Berechtigten aus den rumänischen Nachbargemeinden mit Boden, der den Sachsen enteignet wurde, es noch verfügbare landwirtschaftliche Flächen gibt, mit welchen etwa 1600 Familienoberhäupter aus anderen rumänischen Dörfern dieses Bezirks und etwa 200 Familienoberhäupter, die aus anderen Landesgegenden zur Ansiedlung geschickt wurden, insbesondere aus den Bezirken Argeş, Muscel und der Süddobrudscha, begütert werden sollen. Obwohl es für diese Ansiedlungen genügend Boden gäbe, werden wir in unserem Vorgehen behindert, weil wir die Ansiedler nicht unterbringen können. Den Kolonisten könnten Höfe mitsamt dem toten und lebenden Inventar zugeteilt werden, unter der Bedingung, 256 Am unteren Rand der ersten Seite Eingangsstempel der Generalregistratur des Justizministeriums mit der Nummer 093155 und dem Datum 19. Juli 1945; oben links Eingangsstempel der Rechtsdirektion und der Nr. 18414 vom 20. Juli 1945. Im Feld „Dos.[ar] Nr.“ (dt.: Akte Nr.) ein unleserlicher handschriftlicher Eintrag.

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dass auch die Wohnhäuser der Sachsen samt den zugehörigen Wirtschaftsgebäuden als landwirtschaftliche Güter gelten. Artikel 4 der Durchführungsverordnung zum Gesetz erklärt aber nur die Gebäude auf den zur Gänze enteigneten landwirtschaftlichen Gütern als enteigenbar. Da aber die Wohnhäuser der enteigneten Sachsen sich nicht auf ihren enteigneten Gütern, sondern innerhalb der Gemeinde befinden, fallen sie nicht unter die Bestimmungen von Artikel 4. Die Wohnhäuser könnten eventuell mit Artikel 3, Absatz 5 zu Wirtschaftseinrichtungen der landwirtschaftlichen Güter der vollständig Enteigneten erklärt werden, da die Häuser und Höfe ja Wirtschaftseinrichtungen sind, die notwendig sind für das Einbringen und Aufbewahren der Ernte und für die Besorgung des Viehs, das zu den enteigneten Landwirtschaftsgütern gehört. Das oben geschilderte Problem ist aus folgenden Gründen von großer Bedeutung: In erster Linie haben die Sachsen nach der Enteignung der landwirtschaftlichen Flächen samt totem und lebendem Inventar kein Anrecht mehr, diese für ihren eigenen Bedarf zu bearbeiten, und haben deswegen auch kein Interesse mehr an ihrer Bestellung, was der Volkswirtschaft großen Schaden zuzufügen droht. Zweitens, wenn nicht auch die innerörtlichen Häuser und Höfe der Sachsen enteignet werden, haben wir keine Möglichkeit, ihre Arbeitskraft mit rumänischen Arbeitskräften aus den rumänischen Dörfern zu ersetzen, die nicht genügend Boden haben, aber berechtigt sind und auch willens, Boden zugeteilt zu bekommen und ihn zu bearbeiten. Wenn wir nicht die Möglichkeit haben, diesen ansiedlungswilligen Rumänen auch Häuser, Ställe und Scheunen zur Verfügung zu stellen, wären unsere Ansiedlungsbemühungen schließlich zum Scheitern verurteilt, weil die Siedler keinen Platz zum Wohnen, zum Einstellen ihres Viehs, zum Aufbewahren der landwirtschaftlichen Gerätschaften und zur Unterbringung der Ernte hätten. Aufgrund der oben geschilderten Sachlage bitten wir Sie hochachtungsvoll, uns entsprechende Anweisungen zu erteilen, und zwar ob gemäß Artikel 3, Absatz 5 der Durchführungsverordnung zum Agrarreformgesetz in den ländlichen Gebieten nicht auch die Häuser und die Höfe der Sachsen enteignet werden können. Wenn dies nicht möglich ist, bitten wir Sie hochachtungsvoll zu verfügen, dass das Agrarreformgesetz durch einen weiteren Artikel ergänzt wird 257, der festlegt, dass den nach Artikel 3, Absatz a, b, c, d, f, g des Gesetzes Enteigneten auch die Häuser, Höfe und sämtliche Wirtschaftseinrichtungen, die sich innerhalb der Ortschaften befinden, enteignet werden können. Oder im schlimmsten anzunehmenden Fall, dass den Sachsen, die sich in die deutsche Armee eingereiht haben wie auch ihren Verwandten in auf- und absteigender Linie in den Landgemeinden auch die Häuser und Wirtschaftseinrichtungen enteignet werden können. Bis zur Lösung des oben geschilderten Problems haben wir gemäß den telefonischen Anweisungen des Ministeriums für Landwirtschaft und Domänen nur Maßnahmen zur Einquartierung der aus anderen rumänischen Gemeinden zugezogenen Kolonisten in die sächsischen Häuser ergriffen. Für den Fall, dass die Enteignung der Wohnhäuser und Höfe der Sachsen gesetzlich geregelt wird, sind Maßnahmen notwendig für die Unterbringung der Sachsen, die ihre Wirtschaften verlassen müssen. Damit Sie für eine etwaige anderweitige Platzierung der Sachsen die nötigen Informationen haben, teilen wir Ihnen mit, dass die Zahl der Familienmitglieder 257

Kursiv gesetzte Textstellen sind im Original von Hand unterstrichen.

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in den etwa 6283 in diesem Bezirk enteigneten sächsischen Wirtschaften sich auf rund 24.000 Personen beläuft. Angesichts der außergewöhnlichen Bedeutung obiger Sachverhalte bitten wir Sie, schnellstmöglich eine Lösung des Problems anzuordnen. Der Präfekt, Dr. St. Cleja258 [Unterschrift unleserlich] Der Büroleiter Dr. I. Milea [Unterschrift unleserlich] [Stempel]. Quelle: ANIC, fond Reforma agrară 1945 – Judeţul Sibiu, dosar 5/1945–47, fol. 71f.

37. Das Regionalinspektorat Großwardein an die Polizei Zalău über die Aushebung, Bewachung und Verpflegung rumäniendeutscher Zwangsarbeiter (28. Juli 1945) Das Regionalinspektorat der Polizei Großwardein Dienststelle Sicherheitspolizei Nr. 3951 S. vom 28. Juli 1945 An [handschriftlich:] Die Polizei des Amtssitzes Zalău259

Laut Anordnung der Generaldirektion der Polizei Nr. 15777 S vom 19. Juli 1945 geben wir Ihnen bekannt, dass der Herr Minister für Innere Angelegenheiten beschlossen hat, dass bis 1. August l. J. 10 Arbeitseinheiten bei den Polizeiinspektoraten und eine bei der Polizeipräfektur der Hauptstadt gebildet werden, bestehend aus rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit, Männern zwischen 17 und 45, Frauen zwischen 18 und 30 Jahren. In erster Linie werden die kürzlich ins Land zurückgekehrten Deutschen erfasst. Bei deren Rekrutierung werden auch die von der Anordnung des Ministeriums für Innere Angelegenheiten Nr. 15458 vom 28. Februar 1945 angeführten Ausnahmen berücksichtigt, und zwar Frauen mit Kindern unter einem Jahr und Personen, deren Ehepartner rumänischer Volkszugehörigkeit ist. Jede Einheit wird 1000 Männer sowie 50 Frauen umfassen, die sich um die Essenszubereitung, die Wäsche usw. usf. kümmern werden. Das Regionalinspektorat der Polizei Großwardein wird 5 Einheiten, das Regionalinspektorat der Polizei Temesvar 3 Einheiten, das Regionalinspektorat der Polizei Hermannstadt 2 Einheiten und die Polizeipräfektur der Hauptstadt eine Einheit zusammenstellen. 258 Ștefan Cleja, Arzt, führendes Mitglied von Dr. Petru Grozas Pflügerfront, Präfekt des Bezirks Hermannstadt (1945), Abgeordneter von Hermannstadt (ab Spätherbst 1946), Sekretär der Abgeordnetenkammer (1946–1948), ab 1947 im Außenministerium tätig, Generalsekretär des Außenministeriums (1948), danach (bis 1973) Botschafter Rumäniens in mehreren europäischen und arabischen Ländern. 259 In anderer Schrift überschrieben: „Sighet“. Am oberen Blattrand gibt es etliche handschriftliche Vermerke (v.l.n.r.): „Nr. 2159/2 Aug 945“; zweimal in unterschiedlicher Schrift: „1.VIII.945 Reg. Dos. [Akte] Nr. 10“; „Urgent [dringend] Sig[het]“; „31/VII.945 executare [Durchführung]“. Auf der Rückseite des Dokuments gibt es außer einer „Notă [Bemerkung]“ zwei Ordnungsvermerke: oben rechts: „Nr. 831 din [vom] 2 Aug. 945“; unten rechts: „Dos. [Akte] Nr. 10“.

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Die Polizeiinspektorate Klausenburg und Neumarkt werden Gruppen zu je 50–100 Leuten zusammenstellen und sie dem Polizeiinspektorat Hermannstadt überstellen. Im ländlichen Bereich werden die Gendarmen die Leute einsammeln und sie den Polizeiinspektoraten der jeweiligen Region zur Vervollständigung der oben genannten Arbeitseinheiten überstellen. Die Regionalinspektoren werden Verbindung aufnehmen zu den Gendarmerieinspektoren, um die genannten Maßnahmen zu koordinieren und auszuführen. Die Bewachung jeder Arbeitseinheit sichert ein militärischer Zug bestehend aus zwei Offizieren, zwei Unteroffizieren und 40 bewaffneten Männern, die dem Inspektorat vom jeweiligen Territorialbezirk zur Verfügung gestellt werden. In diesem Sinne haben wir unser Territorialbezirkskommando angefragt. Sobald die oben angeführten Leute uns zur Verfügung gestellt werden, erhalten Sie von uns den Ausführungsbefehl mit folgender Order: „Führen Sie die Anweisungen unseres Dienstbefehls Nr. 3951 S vom 28. Juli 1945 aus“. Die für den Einsatz in Arbeitseinheiten eingesammelten Deutschen werden für ihre Verpflegung selbst aufkommen, bis vom Lagerdienst entsprechende Anweisungen zu ihrer Arbeitszuteilung ergehen und die Verpflegung und Unterbringung von den Institutionen bzw. Unternehmen gesichert werden, für die sie arbeiten. Für die Ausführung dieses Dienstbefehls sind Sie persönlich verantwortlich und werden gebeten, bis zum 1. August l. J. uns Namenslisten mit den für die Arbeitseinheiten konzentrierten Deutschen zukommen zu lassen, die zu diesem Inspektorat geschickt werden. Die Listen müssen folgende Rubriken enthalten: Name und Vorname, Alter, Beruf, Wohnort. Berichten Sie innerhalb der nächstfolgenden 5 Tage telefonisch, wie viele betroffene Bürger es im Einzugsbereich Ihrer Polizei und der untergeordneten Einheiten gibt. Der Regionalinspektor der Polizei Cziko Lorent [Unterschrift unleserlich] Dienststellenleiter Sicherheitspolizei Beauftragter Unterinspektor Szilagyi Iosif [Unterschrift unleserlich]260 Quelle: ANIC, fond Direcţia Generală a Poliţiei, dosar 45/1945, fol. 72–72v.

38. Die Vorbereitungskommission für die Friedensverhandlungen debattiert über einen etwaigen Bevölkerungsaustausch. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (24. August 1945) 19. Sitzung vom 24. August 1945261 260 Es folgt eine handschriftliche Bemerkung: „Notă: În baza raportului telefonic primit de către cercul teritorial Maramureş prin Plut. maj. Buşcă, germanii de cetăţenie română predat [?] C.T.M. au fost deja trimişi la lagărul Trg. Jiu. Sighet, 1. VIII.945. Com. Mendelovits [?]“ (dt.: Laut dem telefonischen Bericht des Territorialbezirks Maramuresch, übermittelt von Hauptfeldwebel Buşcă, sind die Deutschen rumänischer Staatsbürgerschaft, die dem T.B.M. [Territorialbezirk Maramuresch] übergeben wurden [?], bereits ins Lager Tg. Jiu abtransportiert worden. Sighet, 1.VIII.1945, Kommissar [?] Mendelovits). Darunter steht eine weitere Unterschrift. 261 Die „Kommission zum Studium der Friedensfragen“ war im Februar 1945 beim Außenministerium gegründet worden und bestand bis zum Dezember 1946, als der Text des Friedensvertrages mit Rumänien feststand. (Die Unterzeichnung erfolgte am 10. Februar 1947.) Der Kommission

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[…] Sabin Mănuilă: setzt die Ausführungen über den Bevölkerungsaustausch fort und bittet dann die Kommissionsmitglieder, einzeln ihre Standpunkte darzulegen, um zum Schluss zu einem offiziellen Standpunkt in dieser Frage zu kommen. […] Zenovie Pâclişanu262: findet, dass sich das Problem auf zwei Hypothesen reduzieren lässt: die Grenzkorrektur und den Bevölkerungsaustausch, selbstverständlich mit Ausgleich. Sicher, die ethnische Homogenität ist ein Ideal. Was die Grenzkorrektur anbelangt, so lehnt er diese These ab, es müssten zu viele Gebiete geopfert werden, dabei verbliebe im Landesinneren eine kompakte Masse Ungarn. Man würde Arad, Großwardein, Sathmar und Großkarol verlieren, so viele Städte, die trotz ihrer ungarischen Bevölkerung für das wirtschaftliche Leben Siebenbürgens absolut notwendige Absatzmärkte sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass man 1919 bestrebt war, aufgrund penibler technischer Gutachten eine möglichst angemessene ethnische Grenze zu ziehen, und nachdem wir damals zugestimmt haben, wäre es jetzt, 26 Jahre später, schwierig zu argumentieren, sie entspreche nicht mehr. Was die zweite These anbelangt, den Bevölkerungsaustausch, wird es auf der Friedenskonferenz sehr schwierig sein, die Bedenken und Diskriminierungen zu erklären, die Herr Mănuilă hinsichtlich der praktischen Umsetzung des Austauschs aufgeführt hat, z. B. Berufe, Alter usw. Glaubt, dass, wenn kein totaler Bevölkerungsaustausch möglich sein wird, wir mit den Szeklern bleiben sollten, die – isoliert von der ungarischen Bevölkerungsmasse – letztendlich jede Dynamik verlieren werden. […] Vintilă Petala263: glaubt, dass die Frage des Bevölkerungsaustauschs auch wiederum politisch gestellt werden muss. Der Frieden von 1919 stand im Zeichen des Minderheitenschutzes, der kommende Frieden wird den Schutz der Mehrheiten voranstellen. Deswegen glaubt er nicht, dass es opportun sei, dort [auf der Friedenskonferenz] die Grenzkorrektur oder den Bevölkerungsaustausch zu erwähnen. Versuchen wir doch etwas anderes: Entweder wir verteidigen die territoriale Integrität des Landes, indem wir an der geopolitischen Lösung von 1919 festhalten, oder wir plädieren für die Homogenisierung der Nation. Eine dritte Lösung gibt es nicht. Was die ethnische Homogenisierung anbelangt, sollten wir uns den Präzedenzfall der Tschechoslowakei zunutze machen, die diese einmalige historische Konjunktur dazu nutzt, die Deutschen auszuweisen. gehörten hochrangige Repräsentanten des Außenministeriums sowie einige ausgewiesene Fachleute für Territorial- und Bevölkerungsfragen an. Ihre Aufgabe bestand darin, einschlägiges Material zu sammeln und zu sichten und die rumänischen Vertreter bei der bevorstehenden Friedenskonferenz in Paris mit Informationen und Argumenten auszustatten. Vgl. Buzatu 2009a, Bd. 2, S. 63–70, und Buzatu 2009b, S. 240–247. Von Februar bis November 1945 hat die Kommission 30 Plenarsitzungen abgehalten, vier davon im Beisein der jeweiligen Außenminister Constantin Vişoianu und Gheorghe Tătărescu. Vgl. ebenda, S. 65 bzw. S. 242. 262 Zenovie Pâclişanu (1886–1958), griechisch-katholischer Priester, Leiter des Departements Minderheitenkirchen im Kultusministerium (1922–1948), auch Historiker; Mitglied des politischjuristischen Ausschusses der Delegation, die an der Friedenskonferenz von Paris (1946–1947) teilgenommen hat. 263 Vintilă Petala (1899–?), rumänischer Diplomat, Sohn des gleichnamigen Kriegsministers aus der Zwischenkriegszeit; 1951 Flucht nach Paris.

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Ist der Ansicht, dass wir in dieser Beziehung viel geringere Opfer bringen müssen; trotzdem sollten wir auf der Friedenskonferenz zu allen Thesen, die wir dort eventuell verteidigen müssen, vorbereitet sein. Ion Cristu264: Die einzige These, die wir auf der Konferenz vertreten sollten, ist die Grenzziehung von 1919. Das heißt, wir sollten keinen Quadratmeter vom Landesterritorium abtreten. Wir blieben auf diese Weise mit allen Minderheiten, was nicht so gefährlich wäre, zumal wir ihnen gleichzeitig ein Optionsrecht einräumen, einen Termin von sechs Monaten für die Ungarn. Was den Bevölkerungsaustausch anbelangt, sollten wir diese These nicht vortragen, es sei denn, man verlangt es von uns. Victor Brabeţianu265, Edmond Ciuntu266, Grigore Constantinescu267: sind mit dem Standpunkt von Cristu einverstanden. Radu Crutzescu268: ist mit Cristu einverstanden mit einer Ergänzung: Wenn man von uns den Bevölkerungsaustausch verlangt, muss es der totale sein. Mănuilă: unterstreicht in seiner Antwort, dass der Standpunkt der Kommissionsmitglieder politisch gesehen der komfortabelste ist, unter der Bedingung, dass die uns verbleibenden Minderheiten sich bis zum Verschwinden assimilieren; diese These ist allerdings auf die Ungarn bezogen sehr schwer nachvollziehbar, weil sie sich als Minderheitler etabliert haben und nicht zu erkennen geben, dass sie ihren Charakter in Zukunft auch nur im geringsten ändern wollen. Etwas anderes wäre Illusion. Nachdem er eine immense Anzahl englisch-amerikanischer Schriften über die Minderheitenproblematik gelesen hat, glaubt er, dass bei der nächsten Friedenskonferenz, wo die Engländer und Amerikaner in der Überzahl sein werden, die Frage des Bevölkerungsaustauschs massiv gestellt werden wird. Deswegen müssen wir sehr gut vorbereitet sein, um allen Varianten, die von uns verlangt werden, gerecht zu werden. Wir werden keinen Erfolg haben mit der These der territorialen Integrität. Wenn wir den totalen Austausch wollen, wird dies natürlich auch Opfer fordern, nämlich den Verlust des wirtschaftlich überlegenen ungarischen Elementes. Er referiert auch über die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Facetten und die Anhebung des Lebensstandards im Falle eines Bevölkerungsaustauschs. Eugen Filotti269: fasst die von den Kommissionsmitgliedern vertretenen Standpunkte zusammen. 264

Ion Cristu (auch Christu) (1895–1953), Diplomat, Außenhandelsminister (1940), Mitglied der Delegationen, die an der Waffenstillstandsunterzeichnung in Moskau (September 1944) und an der Friedenskonferenz von Paris (1946–1947) teilgenommen haben. 265 Victor Brabeţianu (auch Brabetzianu) (1897–?), Diplomat, u. a. Gesandter in Stockholm (1941–1943). Generalsekretär im Außenministerium (1946–1947). 266 Edmond Ciuntu (1894–1988), Diplomat, u. a. politischer Berater der Kommission, die die Waffenstillstandsbedingungen umsetzen sollte (1945). 267 Grigore Constantinescu (1896–1980), Diplomat; 1938 aus dem diplomatischen Dienst entfernt; wird im Oktober 1944 zurückberufen; geht 1948, nach Abdankung des Königs, ins Exil, stirbt in London. 268 Radu Crutzescu (1892–1947), Diplomat, u. a. Gesandter Rumäniens in Berlin (1939–1940); Mitglied der Vorbereitungskommission für die Friedenskonferenz von Paris. 269 Eugen Filotti (1896–1975), Diplomat und Publizist, Gesandter in mehreren europäischen Ländern, Generalsekretär des Außenministeriums (Oktober 1944 – 6. März 1945), Leiter der Ex-

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Bittet Herrn Minister Petala, eine Studie in Auftrag zu geben über die wirtschaftlichen Folgen des etwaigen Verlustes der vier Städte durch eine Grenzkorrektur. Quelle: A.D.B., fond Conferinţa Păcii de la Paris 1946, vol. 94, fol. 124–127.

39. Auszüge aus der Studie der rumänischen Vorbereitungskommission zur Friedenskonferenz (1945) Das Minderheitenproblem Das Minderheitenproblem wird eine herausragende Rolle bei der anstehenden Friedenskonferenz spielen, und es gibt Indizien, dass man sie effizienter regeln will als 1919. Die entscheidenden Faktoren sind: I. Die Ineffizienz des internationalen Schutzmechanismus, der durch die Verträge von 1919–1920 eingerichtet wurde. II. Die Ausschreitungen gegenüber den Minderheiten in den verschiedenen Ländern. III. Der Wunsch, gewisse Minderheitenpopulationen, die eine entscheidende Rolle bei der Auslösung des derzeitigen Konflikts gespielt haben, durch Abschiebung auszuschalten. IV. Die feste Absicht, die Ursachen für die zwischenstaatlichen Spannungen so weit wie möglich zu verringern. V. Die Teillösungen des Problems in einigen Regionen und für einige Minderheiten (der griechisch-bulgarische, griechisch-türkische, rumänisch-bulgarische Austausch, der Transfer der deutschen Minderheit usw.). Das Problem wurde während des Krieges häufig debattiert, sowohl von den politischen Entscheidungsträgern einiger Staaten als auch in der Publizistik des Auslands. Aus der Fragestellung kann der Schluss gezogen werden, dass der Bevölkerungsaustausch als Lösung ein Höchstmaß an Zustimmung hat. Wenn die Friedenskonferenz beschließt, dass das Problem auf dem Wege des Bevölkerungsaustauschs gelöst werden muss, wird sie aller Voraussicht nach auch die Richtlinien dazu erlassen. Wenn wir nur die größeren Minderheitengruppen in Europa in Betracht ziehen (mit Ausnahme der Juden, für die noch nicht geklärt wurde, ob sie als Minderheit behandelt oder vollständig vom Staatsvolk assimiliert werden sollen), können wir zwei Hauptzonen in Europa ausmachen, wo die Beschlüsse der Friedenskonferenz ihre Anwendung finden werden: I. Mittel- und Osteuropa, II. der Balkan. Die erste Zone umfasst: 1. die Deutschen in der Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Jugoslawien, 2. die Kroaten und Slowenen in Italien und Österreich (Kärnten), die Kroaten und Serben in Ungarn, 3. die Tschechen in Österreich, Deutschland und Polen, die Slowaken in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien, 4. die Polen in Deutschland und in der Tschechoslowakei, 5. die Wenden in Deutschland, pertenkommission der rumänischen Delegation bei den Friedensgesprächen in Paris (1946). Von 1957 bis 1965 Direktor des Bukarester Fremdsprachenverlags (später Meridiane-Verlag) und reiche Übersetzertätigkeit, vor allem aus dem Deutschen und Englischen.

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6. die Ruthenen (Ukrainer), Russen und Weißrussen in Polen, in der Karpatenukraine, in Rumänien und Ungarn, 7. die Ungarn in Rumänien, in der Tschechoslowakei und in Jugoslawien, 8. die Rumänen in Ungarn, in der Karpatenukraine, in der Nordbukowina und im HertzaGebiet. 1. Die Deutschen Ein Großteil der im Ausland lebenden Deutschen kommt aus dem Reich. Somit stellt sich das Problem nur noch für die Tschechoslowakei, Polen, Rumänien, Jugoslawien und Ungarn. Die tschechoslowakische Regierung hat sich in dieser Angelegenheit bereits geäußert und ihre Absicht kundgetan, die Räumung der Deutschen aus dem Staatsgebiet zu verlangen, was entweder durch Bevölkerungstransfer oder durch Bevölkerungsaustausch geschehen wird. Voraussichtlich strebt die polnische Regierung eine ähnliche Lösung an. Was die Deutschen in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien anbelangt, wäre es möglich: 1. dass der zukünftige deutsche Staat sie auf sein Gebiet zurücknimmt, um den durch den Krieg verursachten Verlust an Menschenmaterial auszugleichen; 2. dass die Vereinten Nationen diesen Bevölkerungstransfer vorschlagen, um die Vorhut des Germanentums aus Südosteuropa zu entfernen. […] Die Lösung des Minderheitenproblems Der rumänische Standpunkt Hinsichtlich der Beschlüsse, die zur allgemeinen Regelung des Minderheitenproblems gefasst werden, muss auch Rumänien seinen Standpunkt festlegen zu 1. den fremden Minderheiten auf seinem Gebiet, 2. dem Rumänentum im Ausland. Was die fremden Minderheiten in Rumänien anbetrifft, ist es vorzuziehen, uns an den Lösungen zu orientieren, die den Staaten mit den gleichen Minderheitenproblemen wie Rumänien auferlegt werden. Um das Problem der Auslandsrumänen zu lösen, hat Rumänien sechs Alternativen: 1. die Beanspruchung der von Rumänen bewohnten Nachbargebiete und für alle anderen rumänischen Volksgruppen eine der folgenden Lösungen; 2. die Aufkündigung des Interesses am Rumänentum im Ausland; 3. internationale Minderheitenschutzregelungen; 4. bilaterale Abkommen zum selben Zweck; 5. die Erlangung der Lokalautonomie; 6. der Bevölkerungsaustausch. [1.] Die erste Alternative verbietet sich von selbst, sie widerspricht der herkömmlichen Linie unserer Politik. Sodann würden Gebietsforderungen, abgesehen davon, dass sie aussichtslos wären, die Beziehungen zu unseren Nachbarn noch mehr vergiften. 2. Setzen wir voraus, wir würden das völlige Desinteresse am Rumänentum im Ausland zu unserer Leitlinie erklären und unsere Kräfte einzig und allein auf die Beibehaltung der derzeitigen Grenzen konzentrieren. Auf diese negative Einstellung muss von vornherein

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verzichtet werden, weil wir mit Sicherheit damit die Rumänen im Ausland opfern würden, ohne im Gegenzug irgendwelche Garantien zu bekommen: a) die rumänische Bevölkerung wird der Willkür der betreffenden Staaten überlassen, ihr Schicksal ist unschwer zu erraten; b) es wird einen ungehinderten Zustrom von ausländischen Staatsbürgern, Griechen, Jugoslawen, Bulgaren und Albanern, nach Rumänien geben dank der Wohnsitzabkommen; diese werden die heimischen Arbeitskräfte konkurrieren, sie werden die Früchte ihrer Arbeit aus dem Land schmuggeln, ja sie werden sich endgültig in Rumänien niederlassen. c) Unsere Einstellung wird als ein Zeichen der Schwäche gedeutet werden. Wir werden keine Gebietsansprüche stellen, wir werden auf die Balkanrumänen verzichten, aber andererseits den Forderungen unserer Nachbarn auf dem Balkan nachgeben. Kurz, wir würden auf die Rumänen verzichten, um einen Strom von Ausländern zu bekommen. 3. Uns völlig auf die internationalen Minderheitenschutzregelungen zu verlassen, hieße, die Erfahrungen eines Systems zu wiederholen, das seine Ineffizienz bewiesen hat. Es wird in der Tat auch in Zukunft nicht an Möglichkeiten mangeln, die unterzeichneten Verpflichtungen zu umgehen, wie es auch in der Vergangenheit daran keinen Mangel gab. Bislang gab es keinen Grund, auch nur die leiseste Hoffnung diesbezüglich zu hegen. Selbst wenn – durch ein Wunder – die internationale Kontrolle wirksam wäre, würde sie nur zu Spannungen führen, die auf dem Balkan leicht in offene Konflikte ausarten können. 4. Die bilateralen Abkommen haben die gleichen Unzulänglichkeiten wie die internationalen Schutzregelungen. Ein weiterer Nachteil liegt für uns darin, dass unser Gesetz über die nationalen Minderheiten keine Gegenseitigkeitsklausel enthält und deshalb nicht dazu genutzt werden kann, auf dem Verhandlungswege für unsere Minderheiten im Ausland Gleichbehandlung zu erzielen. 5. Es ist schwer vorstellbar, dass die Balkanstaaten ohne Druck von außen die Lokalautonomie gewähren, weil sie ihrer politischen Tradition zuwiderläuft. Andererseits ist es auch wenig wahrscheinlich, dass sie Staaten wie Jugoslawien oder Griechenland, die an der Seite der Alliierten am Krieg teilgenommen haben, aufgezwungen werden kann. Selbst wenn (beispielsweise in Jugoslawien) eine Provinzautonomie eingeführt würde, würde sie den Rumänen keinen Nutzen bringen. Diese wären weiterhin der Willkür der mitwohnenden Mehrheit ausgeliefert. 6. Der Bevölkerungsaustausch als radikale Lösung des Minderheitenproblems findet in den politischen Kreisen Englands und der USA immer mehr Anklang. Herr N. Politis270 zeigte aufgrund der von seinem Land gemachten Erfahrungen 1940 die Vorteile dieser Lösung auf: – Für die Minderheiten: ihre Integration in die Volksfamilie und das Ende der Verfolgungen. – Für die Staaten: die Beruhigung der inneren Konflikte und der internationalen Animositäten. 270

Nikolaos Politis (1872–1942), griechischer Politiker und Rechtswissenschaftler.

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– Innenpolitisch: die durch den Austausch erlittene wirtschaftliche Schwächung ist vorübergehend. Ihr folgt eine Zeit der Erholung und des Fortschritts. Der Bevölkerungsaustausch ist die einzige für uns erstrebenswerte Lösung, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die internationale Konjunktur ist günstig; 2. die Weltöffentlichkeit ist auf diese Lösung vorbereitet; 3. der chauvinistische Nationalismus kehrt in alle Balkanländer zurück; 4. wir haben bisher gezeigt, dass wir außerstande waren, das nationale Wesen der rumänischen Gruppen im Ausland zu bewahren. Für Rumänien hat der Bevölkerungsaustausch unbestreitbare Vorteile: a) Die Rückführung des Rumänentums aus dem Ausland wird einen der Hauptgründe für die Spannungen zwischen uns und den anderen Staaten beseitigen. Damit erledigt sich auch die leidige Angelegenheit der Besitztümer des Rumänischen Staates auf dem Balkan; b) damit haben wir die Möglichkeit, Elemente auszuweisen, die zu den Nachbarstaaten hinstreben; c) die vom Krieg gerissenen Lücken werden aufgefüllt; d) wir bekommen aktive, unbestreitbar konstruktive Elemente von großem demographischem Wert. Der Bevölkerungsaustausch kann zweierlei Art sein: 1. optional; 2. verpflichtend. Der optionale Tausch wird nicht zur Emigration der rumänischen Gruppen führen, denn: a) Es muss mit der natürlichen Heimattreue der auszusiedelnden Bevölkerung gerechnet werden. b) Es könnte Druck von Seiten der Aussiedlungsstaaten geben, um die als nützlich erachteten Minderheiten bzw. jene, die als fortgeschritten entnationalisiert gelten, zu behalten. Nur der verpflichtende Bevölkerungsaustausch kann das Problem lösen.271 […] Minderheiten in Rumänien, die ohne Bevölkerungsaustausch bereinigt werden können A. Die Deutschen Während des derzeitigen Krieges hat sich die deutsche Minderheit in Rumänien deutlich verringert durch: 1. die Umsiedlung aller Deutschen aus der Südbukowina und der Dobrudscha; 2. den Wegzug zahlreicher Deutscher zusammen mit den deutschen Truppen (August bis September 1944); 3. die von den sowjetischen Behörden durchgeführte Arbeitsdeportation in die UdSSR; 271 Der totale und obligatorische Bevölkerungsaustausch wurde von Sabin Mănuilă bereits 1940 dem damaligen Staatsführer Antonescu als vor allem in Siebenbürgen „ideale Lösung“ des Minderheitenproblems vorgeschlagen. Während die Rückeroberung Siebenbürgens zu einem blutigen Vernichtungskrieg zwischen Rumänen und Ungarn, die „genauso fanatisch sind wie wir“, führen würde, wäre der Bevölkerungsaustausch, so Mănuilă, eine zwar schmerzliche Lösung, würde aber weit weniger Opfer kosten. Die an Marschall Antonescu adressierte Studie von Mănuilă wurde veröffentlicht von Sorina und Ioan Bolovan in Mureşanu 1996, S. 125–131.

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4. die Kriegsverluste. Für die übrigen Deutschen im Land müssen wir uns der Lösung anschließen, die für die deutschen Siedlungen in Osteuropa generell, vor allem für jene in der Tschechoslowakei und in Polen, zur Anwendung kommen werden: 1. Entweder der deutsche Staat verlangt ihre Rücksiedlung oder 2. ihre Aussiedlung aus den jetzigen Wohnstaaten und ihre Ansiedlung in Deutschland wird beschlossen. […] (Emil Oprişanu272)

Quelle: A.D.B., fond Conferinţa Păcii de la Paris 1946, vol. 131, fol. 2–4, 10–15, 28f.

40. Der Ministerrat berät über Engpässe in der Schweine- und Viehzucht im Zusammenhang mit der Enteignung der Sachsen und Schwaben. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (27. August 1945) [Ministerratspräsident Petru Groza eröffnet die Sitzung des Ministerrates mit der Ankündigung, er habe sie einberufen, um einige äußerst wichtige und dringende Probleme zu besprechen. Zunächst geht es darum, dass nicht genügend Weizen für die Hauptstadt geliefert werden kann. Dann spricht Landwirtschaftsminister Zăroni einen Schweinemastvertrag der Regierung mit dem „Syndikat der Exporteure von Tieren und Frischfleisch“ an, der Anlaufschwierigkeiten hat.] Alexandru Alexandrini273: Hier stellt sich ein weiteres, noch schwerwiegenderes Problem: Womit werden wir diese Schweine mästen? Weil man für die Mast von 30.000 Schweinen 2.000 Waggons Mais benötigt. Petru Groza: Wir werden zehntausend mästen. Aber lasst uns sie endlich mästen! Romulus Zăroni: Über zehntausend sind bereits gemästet. Bucur Şchiopul274: An dieser Stelle möchte ich auch ein paar Dinge ansprechen: Man verlangt vom Finanzministerium Geld für den Ankauf von Schweinen und für den Stallbau. Alexandrini: Ich habe das abgelehnt. Şchiopul: Hier handelt es sich nicht um ein Problem des Finanzministeriums, sondern um ein Problem der rumänischen Wirtschaft: In Siebenbürgen hat man den Sachsen, im Banat den Schwaben Schweine und Schafe enteignet. Derzeit sind diese Tiere herrenlos und werden reihenweise abgeschlachtet, sie gehen in Scharen zugrunde. Auf dieseWeise wird eines der größten Vermögen der rumänischen Wirtschaft vernichtet. Nun zu den Stallungen: In der landesweit größten Anlage gab es 3000 Schweine, jetzt bläst dort der Wind. Zăroni: Wir haben eine Kommission gebildet, die sich vor Ort befindet, um die Tiere zu übernehmen. 272 Emil Oprişanu (1905–?) war Schriftführer der Kommission; ob auch Autor der Studie, ist nicht feststellbar. 273 Alexandru Alexandrini (1901–?), Mitglied des Gh. Tătărăscu-Flügels der Nationalliberalen Partei (P.N.L.), Finanzminister (1946–1947). 274 Bucur Şchiopul (auch Şchiopu) (1911–1991), Ökonom, Mitglied der rumänischen Delegation bei den Friedensgesprächen in Paris (1946), zwischen 1948 und 1969 mehrfach Minister oder Ministerstellvertreter (Wirtschaft, Handel, Staatsfarmen, Lebensmittelindustrie).

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Groza: Wie viele Schweine hat sie übernommen? Zăroni: Kann ich jetzt nicht sagen. Groza: Du berichtest mir morgen telefonisch, wie viele Schweine du von den Sachsen übernommen hast. Ihr nehmt also in die Verträge eine Klausel auf, dass sie keine neuen Stallungen bauen dürfen. Was die Mast anbelangt, muss eine Klausel hinein, dass die Preiskontrolle dem einschlägigen Generalkommissariat überlassen wird. Zăroni: Die Preise sind amtlich festgelegt. Groza: Außer in diesen Mastbetrieben gibt es denn keine anderen Schlachtschweine im Land? Alexandrini: Nein, gibt es nicht. Beim Waffenstillstand hatten wir schon Fehlbedarf, weil es keinen Mais gibt. Groza: Der Preis der Schweine ist gefallen, somit können wir anschaffen, so viele wir wollen. Mästet 10.000 Schweine, damit das Syndikat gegründet werden kann. Ziel ist, dass die Bauern mit ihrem Syndikat die Schweine mästen und die Gewinne einstreichen. Şchiopul: Das gleiche Problem haben wir auch mit dem Hornvieh. In Siebenbürgen waren wiederum die Sachsen die Züchter. Ich weiß nicht, wer diese Kühe, die zig, vielleicht hunderte Milliarden wert sind, weiterhin pflegt. Zăroni: Das ist das Problem mit den Sachsen, über das wir seit Montag diskutieren, ohne dass es gelöst wird. Groza: Hast du einen konkreten Vorschlag? Zăroni: Ich lege ihn morgen vor. Groza: Du kommst morgen mit der sächsischen Angelegenheit, und ich habe hier die Denkschrift von Hans Otto Roth. Ich habe in Hermannstadt zudem einen Anwalt beauftragt, der sich in dieser Sache gut auskennt. Wir brauchen Analysen und statistische Daten. Şchiopul: Bitte empfangen Sie auch mich morgen in dieser Angelegenheit, zusammen mit Herrn Minister Zăroni. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 8/1945, fol. 46–105, hier besonders 103–105. Auszüge in: Baier 2005, S. 99f.

41. Der Ministerrat plant die Evakuierung der rumäniendeutschen Landbewohner und die Neubesiedlung der Dörfer mit rumänischen Bauern. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (30. August 1945) […] Romulus Zăroni: Die Bauern können die ihnen zugewiesenen Grundstücke wegen der Anwesenheit der schwäbischen und sächsischen Eigentümer nicht in Besitz nehmen. Solange sie sich weiterhin dort befinden, kann die Zuteilung der ihnen enteigneten Flächen nicht gemacht werden, weil sie sie erheblich behindern. Wir haben alle Präfekten und politisch Verantwortlichen zum Landwirtschaftsministerium beordert, insbesondere unsere Repräsentanten, die des Landwirtschaftsministeriums [und] jene, [die] mit der Agrarreform [betraut sind]; wir haben auch die Vertreter des Innenministeriums eingeladen; wir haben sie alle gerufen, um einen gemeinsamen Plan auszuarbeiten dafür, wie wir unseren Bauern auf den Gütern der Deutschen Land zuteilen können.

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Wir mussten bei dieser Gelegenheit feststellen, dass die deutschen Dörfer, selbst wenn einige kompakt und ausschließlich von deutscher Bevölkerung bewohnt waren, zurzeit zum großen Teil völlig desorganisiert sind, sowohl die Dörfer als auch die Familien, die sie besiedeln. Aus diesem Grund ist die Bevölkerungszahl gering, insbesondere dort, wo die Mehrheit der Bewohner mit den deutschen Truppen abgezogen ist, zum Beispiel in Nassod und Temes-Torontal275. In den anderen siebenbürgischen Bezirken wurde ein Großteil der Männer und Frauen zur Arbeit in die Sowjetunion verbracht. Nachdem wir zusammen mit den Vertretern der Bezirke die Lage überprüft haben, sind wir zur Schlussfolgerung gelangt, dass die Schwaben ihr Territorium und ihre Wohnungen evakuieren müssen, damit die rumänischen Bauern dort Boden erhalten können. Petru Groza: Auch ihre Wohnungen? Zăroni: Ja. Wir haben vereinbart, dass für jeden Verwaltungsbezirk ein Plan ausgearbeitet wird, dass Listen erstellt werden mit allen Deutschen, die unter unser Agrarreformgesetz fallen. Es wurde sodann vereinbart, dass eine Bestandsaufnahme ihrer Häuser und ihres Eigentums gemacht und ein Plan zu ihrer Verbringung an bestimmte Orte, die ihnen eine Lebensgrundlage bieten, ausgearbeitet wird. Das heißt, man muss darauf achten, dass es dort Boden gibt, den sie pachten und bearbeiten können. Anstelle der Evakuierten werden die Rumänen begütert, entweder die aus den jeweiligen Verwaltungsbezirken oder – sollten sich dort keine finden, müssen wir darüber informiert werden, damit Bauern aus anderen Bezirken Boden erhalten. Einige Bezirke haben diese Pläne bereits ausgearbeitet und uns auch schon die Listen geschickt. Nun werden sie auch das Innenministerium informieren, unter dessen Mitwirkung diese Arbeiten durchgeführt werden. Im Bezirk Kronstadt ist man auf diese Weise vorgegangen. Vergangene Tage wurde mir von dort mitgeteilt, dass die Operation, bei der man nach einem eigens ausgearbeiteten Plan vorgegangen ist, sehr erfolgreich verlaufen sei und dass im Bezirk Kronstadt die Landzuteilung in kurzer Zeit abgeschlossen sein wird, sowohl faktisch als auch formal.276 Die anderen Bezirke haben telefonisch mitgeteilt, dass sie den Plan spätestens nächste Woche auch fertig haben werden, so dass sie ihn uns zur Genehmigung vorlegen können, um dann die Arbeiten fortzusetzen. Groza: Ist die Aussaat nicht in Gefahr? Zăroni: Alles läuft reibungslos; es wird gearbeitet, weil man die Felder der Evakuierten an arbeitsame Bauern vergeben hat.

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Rum. Timiș-Torontal; dt. Schreibweise gemäß „Temesvarer Zeitung“ (erschienen 15. Januar 1852 – 11. Oktober 1940; 27. September 1944 – 24. April 1949); die gleiche Schreibweise übernahm die im März 1949 gegründete Tageszeitung „Neuer Weg“. Die zwischen dem 17. August 1945 und dem 9. Februar 1948 ebenfalls in Temesvar erscheinende sozialdemokratische Tageszeitung „Freiheit“ schrieb „Temesch-Torontal“. 276 Möglicherweie wird hier von Zăroni als Erfolg verbucht, was später eine Untersuchungskommission unter Innenminister Teohari Georgescu als Willkürakt eines lokalen Parteifunktionärs bezeichnen wird (in Dokument Nr. 47). Vgl. auch Weber 2012.

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Constantin Agiu277: Herr Präsident, ich bitte ums Wort. Groza: Sie haben das Wort. Agiu: Herr Präsident, meine Herren Minister! Die Sache mit den Sachsen und Schwaben liegt nicht ganz so einfach, wie sie hier dargestellt wurde. Die in unserem Land lebenden Sachsen und Schwaben haben eine Vergangenheit, sie haben ihr Leben mit dem Leben des rumänischen Volkes verknüpft. Seit sie in unser Land gebracht wurden, sind die Sachsen und die Schwaben die entfernte Zelle des deutschen Imperialismus. Ich glaube nicht, dass es nötig ist, hier weiter darauf einzugehen, welche Rolle sie seit ihrer Ankunft in unserem Land gespielt haben – sei es in politischer oder in wirtschaftlicher Hinsicht. Worauf ich Sie hinweisen möchte und was wir dringend tun müssen, ist zu einem Beschluss zu kommen, damit wir das Provisorium in dieser Angelegenheit beenden. Meiner Meinung nach ist es unmöglich, dass wir als Regierung in dieser Frage zu keiner förmlichen, durchdachten, ausformulierten Meinung finden, zu keinem endgültigen Standpunkt, nach dem wir unser Handeln ausrichten können. Es muss ein einheitlicher Regierungsstandpunkt gefunden werden, weil diese Angelegenheit unsere Befugnisse, ob wir nun aus dem Landwirtschaftsministerium oder aus dem Innenministerium kommen, um vieles überschreitet. In nahezu allen Ländern, wo es eine ähnliche Lage gibt, in Polen, in der Tschechoslowakei, in Ungarn – wir hatten Gelegenheit dies festzustellen –, haben die Regierungen das Problem untersucht, einen Beschluss gefasst und diesen planmäßig umgesetzt. Für uns stellt sich das Problem folgendermaßen dar: Lassen wir diese Zelle des deutschen Imperialismus im Herzen des rumänischen Volkes und der mitwohnenden Völker fortbestehen, dass sie [die Deutschen] wiederholen, was sie in der Vergangenheit getan haben, oder was machen wir mit ihnen? Die Regierung muss beschließen, sie muss entscheiden, ob wir hier eine Auslese vornehmen, ob wir ihre Maßnahmen vergelten, ob wir das mit ihnen tun, was die Sachsen mit dem rumänischen Volk vorhatten – als sie sagten, wir seien in unserem Land in der Minderheit und also dazu bestimmt, für sie und für ihre Herren in Berlin und Wien zu arbeiten –, oder ob wir die Augen verschließen und alles so lassen, wie es ist. Meiner Meinung nach müssen wir innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, innerhalb einer Woche, dieses Problem prüfen, es mit aller Ernsthaftigkeit in einer Regierungskommission analysieren und zu einem Entschluss kommen. Dieser Entschluss wird nicht der meine sein oder der eines anderen Herrn Minister, sondern es wird der Beschluss der Regierung sein, und die Regierung und alle in der Regierung vertretenen politischen Parteien werden an der Umsetzung des Regierungsbeschlusses beteiligt sein.278 Lotar Rădăceanu279: Sehr richtig. 277 Constantin Agiu (1891–1961), Generalsekretär der Uniunea Patriotică (1944), Unterstaatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Domänen (1945–1948). 278 Absatz am Rand rot angestrichen, zum Teil auch rot unterstrichen. 279 Lotar (auch Lothar) Rădăceanu (1889–1955), ursprünglich Sozialdemokrat, danach Mitglied der RKP, Arbeitsminister bzw. Minister für Arbeit und Soziales (November 1944 – Juli 1952). Gehörte zu den Befürwortern der Vereinigung der sozialdemokratischen mit der kommunistischen Partei und bekam dafür hohe Parteiämter in der RAP: Mitglied des ZK (1948–1955), des Politbüros (1948–1952) und des Sekretariats (1948–1952). Von 1952 bis 1955 Germanistikprofessor und Lehrstuhlinhaber an der Bukarester Universität.

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Agiu: Wir haben keine [einheitliche] Meinung als Regierung, sondern die Parteien in der Regierung haben jede ihre eigene Meinung. Wir haben uns diesem für die Nation so bedeutsamen Problem noch nie gestellt. Deswegen, denke ich, müssen wir ab jetzt eine Kommission mit Vertretern aller Parteien beauftragen, eine Entscheidung zu treffen. Wie immer diese Entscheidung ausfallen wird, es muss eine Entscheidung der Regierung sein, und wir alle, die wir an dieser Entscheidungsfindung beteiligt waren, müssen sie umsetzen! Was unsere Landwirtschaft anbetrifft, so sind wir auf immense Schwierigkeiten gestoßen, wir mussten sogar Beleidigungen einstecken, gegen die wir uns nicht wehren durften. Wir mussten zusehen, wie Schwaben und Sachsen, die mit den deutschen Truppen mitgezogen waren, hundertprozentige Hitleristen, von unserem Mangel an Wachsamkeit profitierten, sich ins Land schlichen und die bodenständige Bevölkerung, Ungarn und Rumänen, die wir hier angesiedelt hatten, aus den Häusern prügelten, ohne dass wir ihnen immer die verdiente Entgegnung erteilen konnten. Wir haben die Gefahr erkannt und haben die Präfekten und Direktoren der Landwirtschaftskammern aus den Verwaltungsbezirken, die von Sachsen und Schwaben bewohnt werden, zusammengerufen, wir haben eine Konferenz abgehalten und gemeinsam das Problem unter allen Gesichtspunkten untersucht; an dieser Konferenz hat auch das Innenministerium teilgenommen, weil uns klar geworden ist, dass wir mit Zaubersprüchen oder ähnlichen Mitteln diese Hitleristen nicht dazu bewegen können, so zu sein, wie wir die demokratische Welt verstehen. Auch haben wir detaillierte Pläne ausgearbeitet, die jetzt fertig sind. Wenn wir beschließen, eine Kommission einzusetzen, so werden wir dieser Kommission unsere Pläne unterbreiten; sie dazu verpflichten, die Situation vor Ort sehr genau zu prüfen, einen Generalplan zu entwerfen und ein Übereinkommen mit allen Behörden zu erzielen, die bei der Durchführung dieses Planes zusammenarbeiten müssen, damit wir, sobald die Anweisung erteilt wird, zur Tat schreiten können. Dafür aber benötigen wir die Zustimmung der Regierung, wir brauchen eine einheitliche Haltung als Regierung in dieser Angelegenheit. So steht es um die Schwaben und Sachsen. Als Zelle des deutschen Imperialismus in der Brust des rumänischen Volkes und der mitwohnenden Völker in Siebenbürgen sind sie ein nationales Problem. Zusammenfassend bitte ich die hochwürdige Regierung, schnellstens die erforderlichen Maßnahmen zu treffen und den in dieser Angelegenheit direkt interessierten Behörden die Möglichkeit zu geben, den besagten Plan und die Vorbereitungen in die Praxis umzusetzen, für die Herstellung der Ruhe im Land und zum Nutzen des rumänischen Volkes. Rădăceanu: Ich bitte ums Wort. Groza: Sie haben das Wort. Rădăceanu: Herr Präsident, meine Herren Minister, ich pflichte dem Vorschlag von Herrn Minister Agiu bei, weil es tatsächlich notwendig ist, dass die Regierung in dieser Sache einen einheitlichen Standpunkt einnimmt und als Ganzes und organisiert eine Entscheidung fällt. Besonders in zwei Dingen müssten wir einen klaren Standpunkt finden. In erster Linie geht es um die Auslese dieser Menschen. Ich glaube indes nicht, dass wir es in den

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sächsischen Regionen mit einem besonders akuten Problem zu tun haben. Ich darf Sie außerdem daran erinnern, dass es unter den Schwaben schon immer eine starke sozialdemokratische und kommunistische Bewegung gegeben hat. Agiu: Seit dem 23. August sind alle Sachsen Sozialdemokraten. Groza: Unterbrechen Sie ihn nicht, er hat Sie auch nicht unterbrochen. Rădăceanu: Ich war Abgeordneter von Temes-Torontal und erzielte dort Stimmen fast nur in den schwäbischen Dörfern. Selbst die kommunistische Gruppierung wurde dort gewählt, mir scheint, Herr Pătrăşcanu war dort Kandidat. Lucrețiu Pătrăşcanu: Gewählt worden bin ich nicht in den Dörfern, sondern in den Städten. Rădăceanu: Sie haben die Wahlstatistik nicht gelesen. Ich kenne Dörfer in Temes-Torontal, die dem Versuch der Nazis, diese Gegend für ihre Bewegung zu vereinnahmen, widerstanden haben. Darüber sollten wir uns also klar sein. Zweitens geht es um das Prinzip, nach dem wir die Kolonisten auswählen. Wir müssen tüchtige Wirte dorthin schicken, Leute, die etwas von der Landwirtschaft verstehen. Wenn wir die dortige Landwirtschaftsproduktion aufrechterhalten wollen, sollten wir zusehen, gute Landwirte zu finden, denn vor allem die Sachsen haben dort die besten Böden. Deswegen muss ein Auswahlprinzip festgelegt werden, so wie man in der Tschechoslowakei vorgegangen ist. Dort werden von den 800.000 Deutschen nur 500.000 nach Deutschland verschickt und die restlichen 300.000 bleiben im Land, denn, wie es Marschall Stalin selbst sagte, es handelt sich nicht um die Vernichtung des deutschen Volkes, sondern um die Vernichtung des Hitlerismus. Aus diesem Grund begrüße ich den Vorschlag von Herrn Agiu und glaube, dass wir schnell zu einer einheitlichen Auffassung und zu einem einstimmigen Regierungsbeschluss zur Lösung dieser Angelegenheit gelangen werden. Gheorghe Gheorghiu Dej280: Ich bitte ums Wort. Groza: Sie haben das Wort. Gheorghiu Dej: Ich schließe mich der Ansicht sowohl von Herrn Agiu als auch von Herrn Minister Rădăceanu an. Sicher, wir müssen in dieser Frage schnell eine Lösung finden, um die wirtschaftliche Situation unseres Volkes zu festigen. Eliminieren wir das Element, das so viele bittere Jahre lang Zwietracht zwischen die mitwohnenden Nationalitäten gesät hat. Aber Obacht: nicht wahllos, weil es unter den Schwaben und auch unter den Sachsen Personen gibt, die Unannehmlichkeiten von Seiten der hitleristischen Organisationen und des Antonescu-Regimes erlitten haben. Es gibt dergleichen Leute, selbst wenn sie, wie es heißt, „weiße Krähen“ sind. Groza: Weiße Raben, ich darf Sie gelegentlich korrigieren. Zur Sache Folgendes: Halten wir den Vorschlag von Herrn Agiu fest. Richten Sie ein Schreiben an die Regierungsparteien mit der Bitte, ihre Vertreter zu benennen, die für 280 Gheorghe Gheorghiu-Dej (hier und in anderen Protokollen in der Schreibweise Gheorghiu Dej) (1901–1965), von Beruf Elektriker; KP-Mitglied seit 1930, ZK-Mitglied seit 1935, Politbüromitglied und Generalsekretär bzw. Erster Sekretär des ZK der RKP/RAP von 1945 bis zum Tod (mit Unterbrechung 1954–1955). Verkehrsminister (1944–1946), Industrie- und Handelsminister (1946–1948), Mitglied der rumänischen Delegation, die an der Friedenskonferenz von Paris teilnahm, Erster Stellvertreter des Ministerratspräsidenten Dr. Petru Groza (1948–1952), Ministerratspräsident (1952–1955), Vorsitzender des Staatsrates, d. h. Staatschef (1961–1965).

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eine Zusammenarbeit mit Ihnen am besten geeignet sind, und bilden Sie eine Kommission unter dem Vorsitz des Herrn Landwirtschaftsministers. Tun Sie dies gleich morgen. Dennoch sollten wir im Plenum des Ministerrates als unsere eigene Regel festhalten, dass wir nicht zu einer Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Rumänien tendieren. Unser Ziel ist vielmehr, den Hitlerismus zu zerstören, die kompakten hitleristischen Nester, die objektiven Bedingungen, die eine Wiedergeburt des Hitlerismus begünstigen würden. Wir möchten die Brandherde beseitigen, die es in gewissen kompakten Regionen der Sachsen und Schwaben gibt. Wir sprechen nicht von Bevölkerungsaustausch oder Vertreibung, sondern nur vom Zerstören der faschistischen und hitleristischen Nester. Ich finde den Vorschlag des Herrn Landwirtschaftsministers sehr gut, die Sachsen und die Schwaben in bestimmten Gemeinden zu konzentrieren und sie aus dem restlichen Land, wo es nur noch wenige gibt, zu evakuieren. Es bestünde noch eine Möglichkeit, nämlich wie in Jugoslawien vorzugehen. Dort sind alle arbeitsfähigen Männer – Sachsen und Schwaben – ausgehoben und in Arbeitskolonien konzentriert worden; sie werden gut bezahlt und versorgt, es steht ihnen aber nur das zu, was sie sich selbst erarbeiten. Sie sind in der Landwirtschaft tätig. In dieser Hinsicht wurde [dort] viel getan. Wenn man im Banat die Grenze überschreitet, verblüfft einen der Kontrast zwischen den ausgezeichnet bearbeiteten Feldern in Jugoslawien und den Feldern voller Unkraut im rumänischen Banat. Ich habe die Sachverständigen in Jugoslawien nach dem Grund dieses Unterschiedes gefragt, und sie haben mir geantwortet: Wir haben die Schwaben aus dem Banat geschlossen in Arbeitskolonien organisiert. Sie haben gute Arbeit geleistet, und das Resultat kann sich sehen lassen. Ich habe dergleichen Arbeitslager selbst gesehen, die Sachsen und die Schwaben waren gut gelaunt, weil sie gut bezahlt wurden und die Versorgung nichts zu wünschen übrig ließ. Wir haben diesseits [der Grenze] nichts bewegt, und das Unkraut wuchert auf unseren Feldern. Durch solche Maßnahmen bringt man [die Deutschen] dazu, in die Städte zu ziehen, in die Industriezentren, wo sie sich in den Fabriken und Unternehmen nützlich machen können. Demnach betreibt man mit diesem Lösungsansatz ihre Evakuierung aus den Dörfern. Agiu: Ihre Entwurzelung. Groza: Richtig, nicht ihre Vernichtung. Im Gegenteil. Wir erkennen das Recht jedes Bürgers dieses Landes auf Arbeit an, auch das der Sachsen und Schwaben. Dieses Recht darf aber nie wieder das werden, was es einmal war, nämlich eine ständige Gefahr für den Frieden unserer Völker in diesem Land. Damit, glaube ich, können wir auch vor der Geschichte bestehen und vor jeder Instanz, die uns moralisch oder rechtlich zur Verantwortung ziehen könnte. Man wird feststellen, dass unser Vorgehen gerechtfertigt war, bedenkt man die traurigen Erfahrungen, die wir in diesem Krieg gemacht haben, und die Verpflichtungen, die wir mit dem Waffenstillstand auf uns genommen haben, gleichzeitig aber haben wir das Recht jedes Bürgers auf Arbeit respektiert. Gheorghiu Dej: Die Kaufleute gibt es nach wie vor.

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Groza: Ich habe mich auf den Landwirtschaftssektor bezogen, die anderen Bereiche haben wir noch nicht berührt. Sicher ist auch dort ein planmäßiges Vorgehen notwendig. Wir müssen diese Planung vorantreiben, um die städtischen Nester, die wirtschaftlichen und finanziellen Gruppierungen zu vernichten, von wo, insbesondere im Banat, das hitleristische Treiben weiterhin gesteuert wird. Pătrăşcanu: Bezüglich der Sachsen und Schwaben ist folgendes Phänomen festzustellen: Zu einem gewissen Zeitpunkt hat die Hitler-Regierung versucht, alle Deutschen nach Deutschland zu holen. Tatsächlich wurden sie aus allen Regionen eingesammelt. Sie sollten in Polen angesiedelt werden. So sind die Deutschen aus der Dobrudscha in die deutsche Armee eingerückt und haben das Land verlassen. Jetzt kommen sie zurück. Diejenigen, die das Land verlassen haben und der deutschen Armee gefolgt sind, kommen jetzt ins Land zurück und nehmen ihre Beschäftigungen wieder auf, sie nehmen ihre Güter und Grundstücke wieder in Besitz, was den kommunalen Verwaltungen große Schwierigkeiten bereitet. Hier handelt es sich um ein generelles Problem, das ein einfacher Präfekt oder selbst ein Minister nicht lösen kann. Groza: So ist es. Pătrăşcanu: Deswegen muss dringend das Problem jener Deutschen gelöst werden, die zurückkehren, nachdem sie zunächst Hitlers Befehl gefolgt sind, um in Deutschland angesiedelt zu werden, d. h. in Polen, in den polnischen Gebieten. Sie müssen in bestimmten Zentren gesammelt werden, und wir dürfen es nicht zulassen, dass sie sich wieder in ihren angestammten Gebieten ausbreiten. Die zu gründende Arbeitskommission muss sich auch mit jenen Deutschen beschäftigen, die in andere Gegenden als nach Siebenbürgen zurückkehren und ihre alten Höfe wieder beziehen. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 8/1945, fol. 107–119, Auszüge auch in: Baier 2005, S. 100–107.

42. Brief von Coloman Müller an Ana Pauker zur deutschen Frage (13. September 1945) Timişoara, 13.IX.1945 Liebe Genossin Paucker!281 Der Überbringer dieser Zeilen, Gen. Prof. Pfaff 282, ist der Betraute und der Propagandist der Partei in deutschen Angelegenheiten. Es wäre gut, wenn Du Dich von ihm ausführlich informieren liessest. Er kann Dir – weil er dazu auch die Eignung hat – einen Querschnitt über die Lage des Banats in moralischer, wirtschaftlicher und politischer Beziehung geben. Das Banat ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes. Ich will diese Gelegenheit benutzen und Dir in Schnelligkeit einiges über die aktuellen Fragen sagen. Ich muss vorausschicken, dass ich noch immer nicht Mitglied der Partei bin. 281 Der Brief wurde in deutscher Sprache abgefasst und liegt in Handschrift und in Maschinenschrift vor. Die Abschrift hier behält die Orthographie des Originals bei, gleicht jedoch die Zeichensetzung heutigen Gepflogenheiten an. In der gleichen Akte gibt es auch einen auf Ungarisch verfassten Brief Müllers an Vasile Luca. 282 Michael (auch Mihai) Pfaff (1896–1962), Lehrer in Klausenburg, später in Temesvar, Mitglied in der DAO und Mitarbeiter der „Temesvarer Zeitung“, Inspektor für das deutschsprachige Schulwesen im Unterrichtsministerium (vgl. Dokument Nr. 115) (1948–1950).

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Das hat allerdings den Vorteil, dass ich meine Meinung ungeschminkt und ohne bürokratische Formeln mitteilen kann. Vor allem möchte ich die deutsche Frage berühren, die Ihr Nichtdeutschen niemals richtig beurteilen könnt und Eure diesbezüglichen Feststellungen und Verfügungen uns Deutschen immer unbegreiflich und rätselhaft erscheinen. Die vielen Erfahrungen, die ich in dieser Beziehung in mir aufgenommen habe, können den Menschen sehr leicht zu der Behauptung verleiten, dass ein Nichtdeutscher, auch wenn er Kommunist ist, den antisozialen Karakter [!] des Hitlerismus in seiner ganzen Tragweite nicht richtig begreifen kann. Überall sieht man nur als Massnahme gegen den Hitlerismus und seine Folgen: die Rache und die Zerstörungswut. Der geistige Inhalt des Hitlerismus und die Wirtschaftsprobleme, die von ihm aufgeworfen worden sind, werden einfach ignoriert oder bagatellisiert. Das ist aber eine derart vulgäre Behandlung der Frage, dass es gar nicht gar so [!] wunderlich erscheint, wenn dieses Unglück in anderer Form weiterlebt. Ihr glaubt beispielsweise, dass durch Enteignung, Ausplünderung und Verhöhnung des deutschen Volkes in Rumänien auch der Hitlerismus ausgerottet wird. Eure Naivität hat die Raublust verkommener Elemente allerdings wachgerufen, aber weder einen Deutschen noch aber einen Rumänen oder irgend einen Menschen einer anderen Nationalität von der grossen menschlichen Gefahr des Hitlerismus überzeugt. Die Auflösung der deutschen Antihitleristischen Organisation283, die allein bei uns in Rumänien die Eignung hatte, den Hitlerfaschismus in allen seinen Erscheinungen aus der Welt zu schaffen, war von Eurer Seite ein Missgriff, der nicht wieder gutzumachen ist. Was hat Euch zu dieser Auflösung veranlasst?! Von allem Anfang war es mir ein Rätsel und auch heute bin ich nicht weitergekommen. Man muss entweder dumm sein oder bürgerlich-konservativ eingestellt, um zu behaupten, dass ein Volk für die Taten seiner Quäler verantwortlich sei. Oder glaubt ihr vielleicht, dass das deutsche Volk durch den Hitlerismus nicht phisisch [!] gequält und geistig verkrüppelt worden ist?! Oder glaubt ihr vielleicht, dass der schaffende deutsche Mensch wirtschaftliche Vorteile durch den Hitlerismus erhalten hat?! Oder glaubt ihr vielleicht, dass das deutsche Volk auch ohne englisch-französische Machinationen dem verfluchten Nazismus in die Arme gefallen wäre?! – Irgendein[en] Anhaltspunkt musstet ihr doch haben, als ihr durch die Auflösung der Organisation verboten habt, die seelische und geistige Säuberung des deutschen Volkes vorzunehmen. Denn ihr waret ja mit dem im Reinen, dass durch den Akt der Auflösung die bisherige Misshandlung der Deutschen noch ärgere Formen annehmen wird. Oder soll tatsächlich die Behauptung eines unserer Grossen wahr werden, wonach Euch weder soziale noch politische Erwägungen geleitet haben und die ganze Vorgangsweise nichts anderes als ein ganz gewöhnlicher Racheakt ist?! Und habt ihr bei der ständig variierenden Behandlung der deutschen Frage die wirtschaftlichen Folgen nicht voraussehen können?! Heute ist das Banat zerstört, die Felder unbebaut, die Menschen demoralisiert. Die Partei verhasst und die schaffenden Menschen flüchten um Schutz zur Sozialdemokratischen Partei. Liegt darin Absicht oder ist es eine Folge ungenügender Erwägung? Ihr müsst endlich den moralischen Mut aufbringen und Euch in der deutschen Frage unzweideutig äussern. Sind die Deutschen gleichberechtigte Staatsbürger oder nicht. Das 283

Die Deutsche Antihitleristische Organisation (DAO) wurde am 25. August 1944 von KPMitgliedern aus den Reihen der Banater Schwaben gegründet und auf Beschluss der Parteiführung im Sommer 1945 aufgelöst.

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heisst, ihr müsst die juridische Frage der Deutschen klären. Und zwar in einer Weise, die keinerlei Streit und Kombinationen zulässt. Eure Halbheit in dieser Frage ist direkt unerträglich. Und Halbheit ist immer die Äusserung einer Unsicherheit. Mit was könnt ihr eigentlich eure Vorgangsweise begründen, dass man einzig bei uns in Rumänien die an dem Volk verübte[n] Verbrechen der Hitleristen übersieht und währenddessen das Volk in der ärgsten Weise brutalisiert wird?! Ich möchte nochmals betonen, dass das Wichtigste der deutschen Frage in Rumänien die Klärung der juridischen Lage der Deutschen ist!! Mit proletarischem Gruss Coloman Müller284 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Cancelarie, dosar 224/1945, fol. 4–7. Erstveröffentlichung in: „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ vom 24. Oktober 2001, S. 3.

43. Der Ministerrat beschäftigt sich mit den Landwirtschaftsproblemen im Banat. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (15. September 1945) Romulus Zăroni: Herr Präsident, meine Herren Minister, in Bezug auf die Landwirtschaft möchte ich Ihnen Folgendes zur Kenntnis bringen: Der einzige Landstrich, wo die Lage in der Landwirtschaft weiterhin zu wünschen übrig lässt, ist das Banat – beziehungsweise die Bezirke Temes285 und Arad. Dort gibt es derzeit eine besondere Situation, die unsere Aufmerksamkeit erfordert. Letztes Jahr hatten wir dort noch den Kriegszustand. Von der ehemals kompakt siedelnden deutschen Bevölkerung ist ein Teil mit der deutschen Armee geflohen und ein anderer Teil ist vor Ort geblieben. Die Ortsbewohner und die neu angesiedelten Kolonisten konnten den Anforderungen der Bodenbearbeitung wegen des fehlenden toten und lebenden Inventars nicht gerecht werden; hinzu kommt, dass die völlig desorganisierten Familien der rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit die Felder des Banats nicht mehr bearbeiten können. Es gibt ganze Dörfer, die verlassen sind, zerrissene Familien und Wirtschaften ohne Inventar. Eine Fläche von einigen hunderttausend Hektar Boden liegt brach. Petru Groza: Wir hatten beschlossen, Arbeitskolonien zu gründen; wurde etwas in dieser Hinsicht unternommen? Teohari Georgescu: Es wurden zehn Arbeitskolonien gebildet. Es müssen hunderttausende Menschen in Arbeitskolonien organisiert werden. Groza: Ich war in Jugoslawien und konnte einen Vergleich ziehen zwischen dem serbischen und dem rumänischen Banat; dort, wo die Felder bearbeitet waren, handelte es sich um serbischen Boden, wo sie brachlagen, das war rumänischer Boden. Dort habe ich sehen können, wie wunderbar die aus Deutschen zusammengestellten Arbeitskolonien den Boden bearbeiten.

284 Coloman Müller (1891–1957), Sozialdemokrat und Gewerkschaftsaktivist im Banat, mehrfach zu Gefängnisstrafen verurteilt. 285 Eigentlich Temes-Torontal. In der Diskussion auch weiterhin in dieser verkürzten Form benutzt.

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Es sollen unverzüglich Arbeitskolonien dieser Art gebildet und an Ort und Stelle geschickt werden. Ausgenommen Alte und Kinder, werden alle Männer in diese Kolonien eingegliedert. Zăroni: Mehr noch: Die faschistischen serbischen Komitadschi286 plündern in Banden die ortsansässige Bevölkerung, die ohne Arbeitsmittel dasteht und Hilfe braucht. Währenddessen wartet die Banater Tiefebene mangels Arbeitskräften vergebens auf ihre Bestellung. Im Banat hat sich die Anarchie breitgemacht, einerseits wegen der Komitadschi, andererseits wegen der Konflikte zwischen den Kolonisten und den Deutschen, die aus Deutschland zurückkehren. Das besagen die Berichte des Ministeriums für Landwirtschaft und Domänen. Das Banat war einst der reichste Landstrich dieser Erde. Es hat eine Ackerfläche von über 600.000 Joch, soviel wie zehn Bezirke im übrigen Land und, was die Erträge anbelangt, soviel wie zehn siebenbürgische Verwaltungsbezirke zusammen. Angesichts der traurigen Verhältnisse dort und auch weil wir den derzeitigen Zustand beenden möchten, haben wir die Ehre Sie zu bitten, die Ernennung eines Regierungskommissars für das Banat zu genehmigen. Tudor Ionescu287: Wir haben dort genügend Behörden, man muss keine weitere schaffen. Alexandru Alexandrini: Das Problem stellt sich nur für einen Teil des Bezirks Temes, nicht für das gesamte Banat. Zăroni: Das Kommissariat soll nur so lange tätig sein, bis die Agrarreform, die Kolonisierung und die Aussaat abgeschlossen sind und die Sicherheit wiederhergestellt ist. Der Kommissar sollte eine politische Persönlichkeit sein, wenn möglich Banater Herkunft, und persönlich für die Erledigung seiner Aufgaben verantwortlich sein: die Agrarreform, die Kolonisierung, die Aussaat und die Wiederherstellung der Sicherheit im Banat. Er sollte die Vollmacht haben, sofort alle Maßnahmen zu treffen, die er für notwendig hält und wann immer dies für die Erfüllung seiner Aufgaben notwendig ist, die Unterstützung aller Departements in den Ministerien anzufordern. Da die Frage der Landwirtschaft im Banat von großer Bedeutung ist und einer sofortigen Lösung bedarf, diese aber die Befugnisse eines einzelnen Ministeriums überschreitet, bitte ich Sie, aufgrund der Ihnen geschilderten Sachlage die Ernennung eines Generalkommissars für das Banat zu beschließen. Groza: Sie verlangen also die Ernennung eines Generalkommissars für das Banat. Zăroni: Einen in Landwirtschaftsfragen beschlagenen Mann, der die Verbindung zur Regierung aufrecht hält. Gheorghe Nicolau: Ich glaube, wir schaffen damit einen Präzedenzfall. Groza: Aus dem bisher Gesagten und aus Ihrer Einstellung dazu entnehme ich, dass niemand diesen Vorschlag gutheißt. Ich glaube, es würde die Dinge noch mehr durcheinanderbringen, wenn alle Behörden sich diesem Gouverneur aus dem Banat unterordnen müssten; das würde zu neuen Komplikationen in unserem Staatsapparat führen. Das ist keine Lösung. Werden Sie mehr Pflüge haben, wenn es einen Gouverneur gibt? Würden Sie mehr Arbeitskolonnen haben, als Sie haben könnten, wenn wir alle nur unsere Pflicht täten? 286

Mit dem Begriff „Komitadschi“ wurden im 19. Jahrhundert (bulgarische) Freischärler bezeichnet, die die osmanische Herrschaft bekämpften (von türk.: komita für [Revolutions-]Komitee). 287 Tudor Ionescu, Minister für Bergbau und Erdölförderung (1945–1948).

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Zăroni: Er wird mit den anderen Behörden zusammenarbeiten. Georgescu: Herr Präsident und meine Herren Minister, als ich vor einem Monat im Banat weilte, wurde mir ein schwieriger Fall zur Kenntnis gebracht, der vor allem deshalb schwierig war, weil man dort die Agrarreform um jeden Preis durchführen wollte. Im Bezirk Temes, wo 40 Gemeinden voller Deutscher sind – sie siedeln kompakt –, wollte man die Deutschen hinauswerfen und an ihrer Stelle Kolonisten ansiedeln. Da habe ich darauf hingewiesen, dass das Problem der Bodenbearbeitung Vorrang hat. Bis wir in der Lage sind, dort nach einem ausgeklügelten Plan Rumänen anzusiedeln, welche die Stelle der ehemaligen Bewohner dieser Banater Dörfer einnehmen könnten, stellt sich zuallererst die Frage der Bodenbearbeitung. Ich habe erklärt, dass die Deutschen, wenn sie den Boden nicht bearbeiten, interniert werden sollen. Aber jene, die arbeiten, möge man den Boden bearbeiten lassen. Zweitens haben wir in dieser Region ein weiteres Problem: Es gibt dort unbearbeitete Flächen. Dafür brauchen wir keinen Kommissar; wir brauchen die Dinge dort nicht zu komplizieren, solange die betreffende Landwirtschaftskammer tätig ist und wir von hier aus eine Kommission vor Ort schicken können mit all den Landwirtschaftsingenieuren, die derzeit in den Büros des Landwirtschaftsministeriums herumsitzen. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 9/1945, fol. 17f., 55–59. Gleicher Auszug auch in: Baier 2005, S.108–111.

44. Bericht der Hermannstädter Gendarmerie an ihre Bukarester Oberbehörde über Verhaftungen sächsischer Bewohner in Kreisch durch kommunistische „Bürgerwehren“ (24. September 1945) [Stempel als Briefkopf:] Nr. 1339 Jahr: 1945, Monat September; Tag: 24 Gendarmerieinspektorat Hermannstadt Polizeidienst An das: Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung Bukarest288

Wir haben die Ehre Ihnen Folgendes mitzuteilen: Die Gendarmerielegion Großkokeln berichtet unter Nr. 1403 vom 15. September 1945, dass am 11./12. September l. J. eine Gruppe Jugendlicher aus Schäßburg, Mitglieder der Kommunistischen Partei, in der Gemeinde Kreisch, Bezirk Großkokeln, Hausfriedensbruch begangen haben, um 14 Sachsen festzunehmen, die sie nach Schäßburg mitgenommen und dort der Polizei übergeben haben zur Verfügung der Kommunistischen Partei und der Staatsanwaltschaft. 288 Eingangsstempel oben links des Generalinspektorats der Gendarmerie, Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung mit dem handschriftlichen Eintrag der Nummer 40817 und des Datums: 27. September 1945. In derselben Akte wird ein fast identisches Schreiben aufbewahrt, das die empfangende Sicherheitspolizei am 4. Oktober 1945 dem Innenminister zuleitet (s. ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 27/1945, S. 206).

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Ebenfalls aus der Gemeinde Kreisch, Großkokeln, wurden am 20. September l. J. weitere 6 Sachsen ausgehoben, also insgesamt 20. Bis dato wurde keiner freigelassen. Sie werden in einer Wohnung in Schäßburg festgehalten und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Die oben genannten Jugendlichen waren von der Kommunistischen Partei nach Kreisch geschickt worden, um bei der Agrarreform zu helfen. Einige waren mit Pistolen bewaffnet. Die ausgehobenen Sachsen sind von den jungen Männern verprügelt worden. Der Befehlshaber der Gendarmerielegion Großkokeln hat Verbindung aufgenommen zum Präfekten, dem Subpräfekten und dem Polizeichef von Schäßburg. Es wurde vereinbart, die sächsischen Bewohner der Gendarmerielegion Großkokeln zwecks Überprüfung zu überweisen. Der Herr Subpräfekt hat in diesem Sinne bei der Kommunistischen Partei interveniert, trotzdem hat diese die betreffenden Sachsen der Legion bislang nicht ausgeliefert. Am 18. September 1945 haben die Bewohner Moldoveanu und Gălăţeanu aus Marienburg, Großkokeln, zusammen mit weiteren 12 jugendlichen Mitgliedern der Kommunistischen Partei aus Schäßburg in den Gemeinden Neithausen und Neustadt, Großkokeln, Hausdurchsuchungen verübt und sind zur Durchführung der Agrarreform geschritten. Die Festnahme der o. g. Sachsen hat den Bewohnern der Gemeinde Kreisch die Gelegenheit verschafft, in großem Stil zu rauben und zu plündern und die Häuser zu verwüsten. Wie die Legion berichtet, werden diese Jugendlichen von der Kommunistischen Partei immer wieder eingesetzt, seit der Gründung der ehemaligen „Bürgerwehren“289, wie sie auch heute noch heißen. Dies geht aus einer Bescheinigung hervor, die sie der Schäßburger Polizei vorgelegt haben und die der Herr Präfekt eingeholt hat. Die Organe der Schäßburger Polizei haben der Legion das Versprechen erteilt, hinsichtlich der Aktivitäten der jungen Leute eine gute Lösung zu finden. Die Untersuchungen auf dem Land wurden vom Bereichsleiter der Gendarmerie Schäßburg durchgeführt; die Ergebnisse werden der Justiz mitgeteilt. Der Herr Präfekt des Bezirks Großkokeln hat dem Befehlshaber der Legion mitgeteilt, dass er den Fall dem Generalinspektorat der Gendarmerie und der Generaldirektion der Polizei zur Kenntnis bringen wird, damit diese „Bürgerwehren“ aufgelöst werden, und dass er die Staatsanwaltschaft veranlassen wird, Ermittlungen gegen die Jugendlichen aus den Bürgerwehren der Kommunistischen Partei aufzunehmen, weil sie Festnahmen auf den Dörfern durchführen und sich damit die Rolle der Gendarmerie anmaßen. Für den Inspektor der Gendarmerie Hermannstadt Oberstleutnant Alexandrescu Aristotel [Unterschrift] Leiter der Dienststelle Sicherheit und öffentliche Ordnung Feldwebel M. Prescorniţă [Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 27/1945, fol. 207–207v. Veröffentlicht in: Baier 2005, S. 111–113.

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Im rum. Original „Gărzi cetăţeneşti“.

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45. Die Präfektur Hermannstadt teilt dem Innenministerium die restriktive Entscheidung der Präfektenkonferenz vom 13. Juli 1945 zur Enteignung der Rumäniendeutschen mit (25. September 1945) Die Präfektur des Bezirks Hermannstadt Dienststelle Streitsachen Nr. 9533 / 945290 Hermannstadt, 25. September 1945 An das Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung Direktion für die Staatsverwaltung291 Bukarest

Auf Ihre Anweisung Nr. 23.723 A./945 beehren wir uns, Ihnen die Anweisungen des Justizministeriums Nr. 84.317 vom 13. August 1945 zurückzuschicken, zusammen mit dem Gutachten Nr. 6700/945 unserer Dienststelle für Streitsachen. Desgleichen haben wir die Ehre, Ihnen über die Lage und die in der Sache ergriffenen Maßnahmen Folgendes zu berichten: Das Problem der Enteignung der Sachsen wurde auf der Konferenz der Präfekten gelöst, die im Ministerium für Landwirtschaft und Domänen am 13. Juli 1945 stattgefunden hat. Auf der besagten Konferenz wurde festgelegt, dass nur jene Sachsen von der Enteignung ausgenommen werden können, die mit Akten der Deutschen Volksgruppe beweisen können, dass sie dieser Organisation nicht angehört haben, aus ihr ausgeschlossen wurden oder eine bekannt antihitleristische Einstellung hatten. Desgleichen ausgenommen sind jene Sachsen, die in der rumänischen Armee an der Westfront gekämpft haben.292 Diese Soldaten können genauso wie die rumänischen Soldaten auch begütert werden. Was die Häuser der enteigneten Sachsen anbelangt, wurde veranlasst, dass – bis zur Klärung der Frage, ob auch die Häuser der Sachsen im ländlichen Raum enteignet werden oder nicht – die Berechtigten, die keine Häuser und keine Wirtschaftseinrichtungen besitzen, sowie die Kolonisten als Verwalter in die Häuser der mit der SS oder nach Deutschland weggezogenen Sachsen eingesetzt werden; in zweiter Linie werden sie als Mitbewohner in die Häuser der Verwandten in auf- und absteigender Linie der in Feindesland Geflüchteten einquartiert und nur in dritter Linie als Mitbewohner in die Häuser der enteigneten Sachsen, die der Deutschen Volksgruppe angehört haben, eingewiesen. Was die Tiere anbetrifft, so wurden Maßnahmen getroffen, dass die Berechtigten nur Zugtiere bekommen, während die Nutz- und Zuchttiere im Besitz der Enteigneten bleiben, solange sie die Landwirtschaftskammer nicht in ihre Obhut übernehmen kann. Aus dem zu enteignenden toten Inventar bekommen die Berechtigten nur die für die Landwirtschaft notwendigen Geräte. 290

Dieses Dokument wurde ausgewertet von Şandru 2009, S. 109. Das Dokument trägt zwei Eingangsstempel: oben links unter dem Absender den Registrierstempel der Direktion für die Staatsverwaltung im Innenministerium vom 6. Oktober 1945 und der Nummer 034329. Unter „Nr. precedent“ (dt.: vorangegangene Nummer) der handschriftliche Eintrag: 23723. In der Rubrik „Serviciu“ (Dienststelle) ebenfalls handschriftlich: I; unten links ein Eingangsstempel der Generalregistratur des Ministeriums mit dem handschriftlichen Eintrag: 56194 / 5.X.945. 292 Stellen in Kursivschrift sind im Original mit blauem Farbstift angestrichen. 291

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Präfekt [Unterschrift und Stempel unleserlich] Büroleiter [Unterschrift] Dr. Milea

Anlagen: 2293 Quelle: ANIC, fond Ministerul de Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 33/1945, fol. 76.

46. Die königliche Monopolbehörde an das Innenministerium zwecks Freistellung sächsischer Zwangsarbeiter aus Mühlbach (4. Oktober 1945) [Briefkopf mit königlichem Wappen] Autonome Monopolkasse des Königreichs Rumänien Direktion: General Dienststelle: MONT294, Abteilung Mobilisierung Telegrafische Anschrift: „CAM“ J.2077 / 1945 1264 – 4. Oktober 1945 [An das] Ministerium für Innere Angelegenheiten295

Wir beehren uns, Ihnen im Anhang in Kopie den Bericht unseres Amtes für den Tabakanbau in Mühlbach zu schicken, in dem mitgeteilt wird, dass die arbeitspflichtigen sächsischen Tabakbauern zur gemeinnützigen Arbeit ausgehoben wurden, gemäß Ihrer Anordnung, die alle Sachsen zu dieser Arbeit verpflichtet. Angesichts der Tatsache, dass unsere Institution mit der Tabakernte intensiv für die Erfüllung der Waffenstillstandsverpflichtungen arbeitet, bitten wir Sie ehrerbietig zu erlauben, dass die sächsischen Tabakbauern von der gemeinnützigen Arbeit bis zur Beendigung der Tabakernte freigestellt werden und dass die bereits ausgehobenen zurückkehren dürfen, um die Tabakernte von den Feldern einzubringen. Wir bitten Sie ehrerbietig, uns Ihre Entscheidung in oben geschilderter Angelegenheit mitzuteilen.296 293

Eine Anlage ist die Kopie der Anweisung der Präfektur Hermannstadt, Dienststelle Streitsachen, Nr. 6700/1945 vom 4. Juli 1945 (Dokument Nr. 36). 294 Abkürzung für Mobilizare şi Organizare a Naţiunii şi Teritoriului [Mobilisierung und Organisation der Nation und des Landesgebietes]. 295 Das Dokument trägt diverse Stempel und Vermerke: oben links, unter dem Briefkopf den Registraturstempel der MONT mit der Nummer 005566 und dem Datum 8. Oktober 1945; oben rechts handschriftlich: 2-X-945 [unleserliches Kürzel und Unterschrift], darunter Stempel: „Operat“ (dt.: bearbeitet); darunter Eingangsstempel der Registratur der Generaldirektion der Polizei vom 31. Oktober 1945 und ganz unten rechts Eingangsstempel der Registratur der Sicherheitspolizei, ebenfalls vom 31. Oktober 1945 und der Nummer 28718. 296 Handschriftliche Notizen auf der linken Blattseite: „19. Oct. 1945. La cunoştinţă dl. ministru Teohari Georgescu“ (dt: Herrn Minister T. G. zur Kenntnisnahme); darunter: „D3. Să trimeată tabel de germanii etnici cultivatori de tutun cari intră în condiţiunile de vârstă pt. Det. muncă; se va arăta epoca pt. care se cere scutirea. [unleserliche Unterschrift]“ (dt.: D[irektion?] 3. Schicken Sie Listen mit den volksdeutschen Tabakbauern, die in die Alterskategorie der Arbeitseinheiten fallen; Zeitspanne angeben, für die sie freigestellt werden sollen.)

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Generaldirektor [Unterschrift unleserlich] [Stempel] Studiendirektor [Unterschrift unleserlich] Abteilungsleiter [Unterschrift:] Nic. Dumitrescu Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 30/1945, fol. 178.

47. Innenminister Teohari Georgescu an Ministerratspräsident Groza über das eigenmächtige Vorgehen der Organisation „Frontul Plugarilor“ im Bezirk Kronstadt (7. Oktober 1945) [Briefkopf ] Rumänien [Wappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Das Kabinett des Ministers Nr. 1.079 Bukarest, den 7. Oktober 1945297

Herr Präsident298 Nach zahlreichen Anzeigen, Berichten des Polizeiinspektorates Hermannstadt und des Justizministers persönlich, dass im Bezirk Kronstadt die Organisation „Frontul Plugarilor“299 auf Initiative ihres Vorsitzenden Ion Podea und unter seiner unmittelbaren Anleitung mit Hilfe einer beachtlichen Zahl von bewaffneten Einheiten Taten vollführt, die gegen die Sicherheit und öffentliche Ordnung verstoßen, habe ich beschlossen, die geschilderte Lage vor Ort selbst zu untersuchen.300 297 Oben rechts auf der ersten Seite Eingangsstempel der Präsidentschaft des Ministerrates mit Nr. 308811 vom 31. Oktober 1945. Ebenfalls auf der ersten Seite oben ist das Dokument handschriftlich mit rotem Farbstift vom Ministerratspräsidenten Dr. Petru Groza abgezeichnet. Von gleicher Hand sind die Unterstreichungen (hier kursiv) und Anmerkungen am Rande. 298 Ion Podea (1884–1968), später Leiter des Kronstädter Kreismuseums (1952–1966). Zur Aktion Podea im Burzenland vgl. Weber 2012, dort auch der vollinhaltliche Abdruck vorliegenden Dokumentes (S. 161–164). 299 Wörtlich übersetzt: Pflügerfront. Die Übersetzung verzichtet bei diesem Dokument ausnahmsweise auf die Eindeutschung des Namens, um die im Original merkliche Distanz des Berichterstatters zu der Organisation kenntlich zu machen. Die linksorientierte Pflügerfront wurde von Petru Groza geführt. Sie unterhielt enge Beziehungen zum Landesverband der Ungarischen Werktätigen (MADOSZ), hielt aber Distanz zur deutschen Minderheit. Bei der legislativen Ausgestaltung der Agrarreform und ihrer Umsetzung waren ihre Vertreter für die radikale Enteignung der Rumäniendeutschen. Vgl. Ciobanu, Radu 2011. 300 Polizeiberichte über Podea und seine Kronstädter Aktion werden erwähnt auch in: Baier 1996, S. 68. In den Erinnerungen des damaligen evangelischen Bischofs Friedrich Müller kommt die „Gewalttat“ Podeas ohne weitere Einzelheiten vor, Müller berichtet aber von seinen, wie er schreibt,

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In Begleitung von Herrn Grigore Geamănu, dem Generalsekretär dieses Departements, der gleichzeitig Mitglied im Exekutivkomitee der „Frontul Plugarilor“ ist, bin ich am 5. und 6. Oktober l. J. nach Kronstadt gereist. Hier haben sich die Informationen, die unsere untergeordneten Behörden uns geliefert haben, die Übergriffe, die der lokalen Leitung der „Frontul Plugarilor“ angelastet werden, voll und ganz bestätigt. In Abwesenheit des Vorsitzenden der Organisation, Ion Podea, der sich im Bezirk aufhielt, haben wir der „Frontul Plugarilor“ in der Michael-Weiss-Straße Nr. 13, wo sich ihr Sitz und gleichzeitig der Sitz der Genossenschaft „Frontul Plugarilor“ und auch der Sitz der oben erwähnten Bürgerwehren befinden, einen unangemeldeten Besuch abgestattet. Wir wurden vom Befehlshaber der Bürgerwehren, Gheorghe Chiţu, persönlich empfangen, der berichtete, dass er tatsächlich etwa 60 Bürgerwehren befehligt, die mit Lebel-Gewehren301 ausgestattet sind und teils den Organen der „Frontul Plugarilor“ zur Verfügung stehen, teils zur Wache der vier Lager abgestellt sind, in denen etwa 600 Sachsen interniert wurden. Danach verlangten wir den Anwesenden die Gründungspapiere der Genossenschaft „Frontul Plugarilor“. Diese treibt in großem Stil Kartoffeln ein, um dann bei ihrer Zuteilung eine Gebühr von 10 Lei je Kilo zu erheben. Wir erfuhren, dass diese Genossenschaft nur de facto existiert, dass also all ihre Geschäfte [de jure] null und nichtig sind. In den Läden der Genossenschaft haben wir diverse Lebensmittel gefunden, die von den Bürgerwehren bei der sächsischen Bevölkerung beschlagnahmt worden waren und hier unter Missachtung aller Rechtsformen gelagert und genutzt wurden. Der aus dem Bezirk zurückgekehrte Ion Podea wurde zur Beratung in die Präfektur einbestellt und gab ohne Umschweife zu, dass er die Bürgerwehren geschaffen und bewaffnet habe, um die nötigen Instrumente für die Aushebung der Sachsen aus ihren Höfen zu haben, die erbitterten Widerstand leisten. Und dass er zur Erleichterung desselben Unterfangens Konzentrations- und Arbeitslager in Brenndorf, Rosenau, Marienburg und Kronstadt geschaffen habe. Ion Podea beruft sich bei all seinen tollkühnen Unternehmungen auf die Beschlüsse einer Konferenz beim Ministerium für Landwirtschaft und Domänen302, die es angeblich der lokalen Führung der „Frontul Plugarilor“ überlassen hat, selbst über alle Maßnahmen zur Durchführung der Agrarreform zu entscheiden. Ion Podea hat auch „kleine Übergriffe“ seiner bewaffneten Männer nicht geleugnet, wie er auch nicht gezögert hat, die Erhebung einer Gebühr von 10 Lei je Kilogramm Kartoffeln, die von der Frontul Plugarilor-„Genossenschaft“ erhoben wird, zu rechtfertigen. Schlussfolgernd ist festzuhalten: 1. Ion Podea, der Kronstädter Bezirksvorsitzende der Organisation „Frontul Plugarilor“, hat einen Plan zur Umsiedlung der Sachsen aus ihren Wohnorten entworfen, um sie mit den Rumänen aus den Nachbarorten zu ersetzen, wobei die Sachsen in die frei gewordenen rumänischen Höfe verschoben werden sollen. Zu diesem Zweck hat er die erwähnten bewaffneten Gruppen in der genannten Größenordnung geschaffen, die von gelungenen Bemühungen zur „Befreiung unserer Bauern aus der Internierung hinter Stacheldraht“ (Müller 1995, S. 18f.). 301 Im Original: „arme Löbel“. 302 Die Stelle wurde angestrichen und am Rand mit einem Fragezeichen versehen.

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der „Frontul Plugarilor“ einquartiert, bewaffnet, bezahlt und angeführt werden und die als Unterdrückungs- und Terrorinstrument dieser Organisation in Erscheinung treten, einerseits durch die Aushebung und Internierung der Sachsen, andererseits durch die Beschlagnahme und die Aneignung ihrer Güter. 2. Er hat eigenmächtig und mit der Unterstützung der bewaffneten Einheiten vier Konzentrationslager eingerichtet, wo er ohne rechtliche Grundlage etwa 400 bis 500 Sachsen, Männer und Frauen, zwischen 15 und 30 Tagen gefangen hält. Die Aushebung der Internierten hat zu Widerstand und Gewalttätigkeiten geführt, in deren Verlauf auch Schüsse fielen. 3. [Podea] hat willkürlich eine Gebühr von 10 Lei je Kilogramm Kartoffeln erhoben, von der die Hälfte der sogenannten Genossenschaft zugutekommt, die andere Hälfte der „Frontul Plugarilor“. All diese ungesetzlichen Maßnahmen haben heftige Kritik und Proteste vor Ort hervorgerufen, nicht so sehr durch ihre Art, vielmehr wegen ihrer Ungesetzlichkeit. Angesichts dieser Sachlage haben wir folgende Maßnahmen genehmigt: a) Die sofortige Überführung der bewaffneten Gruppen in den Machtbereich und unter die Kontrolle der Gendarmerielegion Kronstadt, mit der Auflage, dass sie nur nach deren Anweisungen agieren dürfen und im Einsatz stets von mindestens einem Gendarmen begleitet werden müssen. b) Selbst unter der Kontrolle der Gendarmerie dürfen diese Gruppen nur im Rahmen der von diesem Departement erlassenen Verfügungen und der geltenden Gesetze handeln. Für jede Gesetzesübertretung werden sie [ihre Mitglieder] wie gewöhnliche Verbrecher behandelt und entsprechend bestraft. c) Die Sammellager der Sachsen werden sofort unter die Kontrolle und die Aufsicht der Gendarmerielegionen gestellt, die je nach Bedarf ihre Beibehaltung oder ihre Auflösung empfehlen werden.303 d) Die Durchführung der Agrarreform ist ausschließlich Aufgabe der rechtmäßigen Behörden. Alle nicht autorisierten Nebeninitiativen werden gestoppt. e) Es wird unverzüglich eine lokale Konferenz einberufen, zu der der Bezirkspräfekt, der Befehlshaber der Gendarmerielegion, der Direktor der Landwirtschaftskammer und der Vertreter der „Frontul Plugarilor“ eingeladen werden. In dieser Konferenz werden so oft als nötig die Regeln und die der Region angemessenen Maßnahmen festgelegt, damit die Agrarreform abgeschlossen werden kann. f ) Die sofortige Abschaffung der Gebühren jeglicher Art, die bei der Kartoffelsammelaktion erhoben werden, bis zu ihrer Legalisierung durch das Versorgungsministerium. g) Das Ende aller Unternehmungen der Genossenschaft „Frontul Plugarilor“ bis zum Abschluss der Gründungsformalitäten und dem Erhalt der Betriebsgenehmigung. All diese Maßnahmen wurden von allen Behördenleitern, die an unserer Konferenz teilgenommen haben, als begründet und berechtigt anerkannt, einschließlich von Ion Podea, dem Vorsitzenden der Organisation „Frontul Plugarilor“. Der Minister für Innere Angelegenheiten, Teohari Georgescu 303 Handschriftliche Anmerkung (vermutlich von Groza) am linken Blattrand: „[a se] desfiinţa“ (dt.: sie sind aufzulösen).

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[Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Consiliul de Miniştri, dosar 136/1945, fol. 10–13. Dt. veröffentlicht in Weber 2012, S. 161–164.

48. Die Alliierte Kontrollkommission an den Innenminister über die massive Flucht deutscher Zwangsarbeiter aus dem Lager Roşiorii de Vede (12. Oktober 1945) Alliierte Kontrollkommission in Rumänien 12. Oktober 1945 Nr. A.1996 Bukarest304 Herrn Minister für Innere Angelegenheiten Teohari Georgescu305

Der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien wird aus dem Arbeitsbataillon der Rumänischen Eisenbahngesellschaft in Roşiorii de Vede, Bezirk Teleorman, eine massive Fluchtbewegung der deutschen Pflichtarbeiter gemeldet und dass die lokalen Behörden nichts unternehmen, um diese zu stoppen und die Flüchtigen zur Arbeit zurückzuholen. Mit dieser Mitteilung bitten wir Sie, entsprechende Maßnahmen zu treffen und sie der Alliierten Kontrollkommission zu melden.306 Der Generalstabschef der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien Generalleutnant gez. Winogradow Der Leiter der Verwaltungsabteilung der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien Oberst gez. Borissow307 Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 30/1945, fol. 46.

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Das Dokument ist eine Schreibmaschinenkopie, enthält aber originale Registereinträge und handschriftliche Bemerkungen. 305 Oben links Registraturstempel des Sicherheitsdienstes der Generaldirektion der Polizei mit der Nummer 27618 vom 22. Oktober 1945; darunter Stempelaufdruck „Operat“ (dt.: bearbeitet); das Datum 22.X handschriftlich auch am unteren Blattrand rechts. 306 Neben dieser unterstrichenen Textstelle steht am linken Blattrand folgende handschriftliche Bemerkung (in gleicher Handschrift wie auf Dokument Nr. 46: „D3 + S. Lagăre. Poliţia T. Măgurele relaţiuni. Intensificarea urmăririi. Serv. Lagăre va face o anchetă pt. a se cunoaşte împrejurările evadărilor şi cauzele. Se va insista asupra lipsurilor Serv. pază şi propuneri pt. remediere. [Paraphe unleserlich]“ (dt.: D[irektion] 3 + Dienststelle Arbeitslager. Polizei T[urnu] Măgurele Auskünfte [einholen]. Verfolgung intensivieren. Die Dienststelle Arbeitslager wird eine Untersuchung durchführen, um die Umstände und Gründe der Flucht zu erfahren. Mit Nachdruck auf den Mängeln des Wachdienstes und Vorschlägen zur Behebung). 307 Zwischen den beiden Unterzeichnern folgender handschriftlicher Eintrag: „21/X Dl. Comisar Şef Panaitescu pt. conf. [Unterschrift unleserlich]“ (Herr Chefkommissar Panaitescu für die Richtigkeit. [Unterschrift unleserlich]).

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49. Rundbefehl des Innenministers an die Präfekten, die Durchführung der Agrarreform einstweilen auszusetzen (16. Oktober 1945) Das Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung Direktion für die Staatsverwaltung Nr. 35.890 16. Oktober 1945 Vertraulich308 An 1. Die Präfekturen der Bezirke Alba, Arad, Bihor309, Bistritz-Nassod, Kronstadt, Kimpolung, Karasch, Ciuc, Klausenburg, Fogarasch, Hunedoara, Maramuresch, Muresch, Oderhellen, Radautz, Sălaj, Sathmar, Severin, Hermannstadt, Somesch, Suceava, Großkokeln, Kleinkokeln, Temes-Torontal, Drei Stühle, Thorenburg. 2. Die Generalinspektorate der Polizei Kronstadt, Klausenburg, Hermannstadt, Temesvar, Suceava. 3. Das Generalinspektorat der Gendarmerie

Nach dem Agrarreformgesetz Nr. 187/945 gehen folgende landwirtschaftlichen Güter samt lebendem und totem Inventar in Staatsbesitz über: 1. die landwirtschaftlichen Böden und Besitztümer aller Art, die deutschen oder rumänischen Staatsbürgern, physischen oder juristischen Personen deutscher Nationalität (Volkszugehörigkeit) gehören, die mit Hitler-Deutschland kollaboriert haben; 2. die Böden derjenigen, die in Länder geflohen sind, die mit Rumänien Krieg führen oder die nach dem 23. August 1944 ins Ausland geflohen sind; 3. die landwirtschaftlichen Böden und Besitztümer der Abwesenden. Die Umsetzung des o.g. Gesetzes und seiner Durchführungsverordnung in einigen Regionen mit Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit (Sachsen und Schwaben) in Siebenbürgen und im Banat war ganz und gar fehlerhaft und entspricht nicht dem vom Gesetz verfolgten Zweck. Aus diesem Grund ist ein Teil der Ackerböden aus obigen Kategorien unbestellt geblieben, während dort, wo die Frühjahrsarbeiten durchgeführt wurden, die Ernte nicht zur Gänze eingebracht und die Herbstaussaat nicht vollständig durchgeführt worden ist, obwohl wir uns dem Ende der Saatzeit nähern. Um diese Situation, die der Wirtschaft unseres Landes schwerwiegende Schäden verursachen kann, zu beenden und bis zur Abfassung von detaillierten Anweisungen seitens des Ministeriums für Landwirtschaft und Domänen betreffend die Böden der deutschen 308

Handschriftliche Notizen auf der linken Blattseite (gleiche Schrift und Paraphe wie auf den Dokumenten Nr. 46 und 48): „D3. Propuneri referitoare la adaptarea măsurilor referitoare la Detaşam. de muncă, dispoziţiunilor din ordinul circular de faţă“ (dt.: D[irektion?] 3. Vorschläge zur Anpassung der Maßnahmen betreffend die Arbeitseinheiten an die Anweisungen in vorliegendem Rundbefehl); „F. urgent“ (dt.: Sehr dringend); darunter: „Bir. Min – În copie Inspectoratelor de Poliţie Timişoara, Sibiu, Oradea, Iaşi şi Tg. Mureş spre ştiinţă. – Ordinul va fi predat dlor Inspectori regionali care se găsesc în conferintă“ (dt. Min[ister-]Büro – In Kopie den Polizeiinspektoraten Temesvar, Hermannstadt, Großwardein, Jassy und Neumarkt zur Kenntnisnahme. – Der Rundbefehl wird den Herren Regionalinspektoren ausgehändigt, die in der Konferenz sind). 309 Die in den Kreis Bihor gelangte Kopie wurde veröffentlicht in: Crăciun 2010, Dokument Nr. 166, S. 196–198.

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Volkszugehörigen, die mit Hitlerdeutschland kollaboriert haben, werden mit dem Empfang dieser Order im Falle der landwirtschaftlichen Güter aus dem Besitz von deutschen Volkszugehörigen alle Maßnahmen zur Durchführung der Agrarreform vor Ort ausgesetzt. Die vorbereitenden Feststellungsarbeiten werden weitergeführt. Die bisher durchgeführten vollständigen oder partiellen Enteignungen sowie die auf diesen Gütern bereits durchgeführten Bodenzuteilungen verbleiben in ihrem jetzigen Zustand. In Zukunft werden die Enteignungen und Zuteilungen ausschließlich von den gesetzlich zuständigen Behörden durchgeführt, unter strikter Einhaltung der Anweisungen des einschlägigen Ministeriums. Rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität (Volkszugehörigkeit), die noch im Besitz von landwirtschaftlichen Böden sind, die enteignet werden sollen, werden, bis die Situation dieser Böden endgültig geklärt ist, ihre Wirtschaften mit der Verpflichtung behalten, die Ernte einzubringen und die Herbstsaat auszubringen. Sie werden den Betroffenen mitteilen, dass unabhängig davon, welchen Maßnahmen diese Böden unterzogen werden, diejenigen, die gesät haben, auch in den Genuss der Ernte kommen werden. Die Herren Präfekten werden darauf hingewiesen, dass die totale oder partielle Enteignung eine Angelegenheit ist, die nicht oberflächlich behandelt und mechanisch durchgeführt werden kann, weil diese Maßnahme die Verantwortung des Staates nach sich zieht, den Enteigneten und ihren Familien den Lebensunterhalt zu sichern. Dieses Problem kann nicht durch deren Internierung in Arbeitslager gelöst werden. Ebenso wird Ihnen Folgendes bekanntgegeben: Vorangegangene Anweisungen bestimmten, dass deutsche Staatsangehörige und rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die mit den deutsch-ungarischen Truppen nach dem 23. August 1944 Rumänien verlassen haben, nach ihrer Rückkehr interniert und in Arbeitseinheiten zusammengefasst werden, während ihre Besitztümer vollständig enteignet werden, soweit sie keine Familienangehörigen zurückgelassen haben, die diese Güter weiterhin verwalten. Diese Bestimmung wird auch in Zukunft aufrechterhalten. Alle bisher gegründeten Arbeitseinheiten werden mit Empfang dieses Schreibens der Aufsicht und Kontrolle des Generalinspektorates der Gendarmerie unterstellt. Die Bauernwehren und alle vergleichbaren Formationen, die es in einigen Verwaltungsbezirken gibt, werden, soweit sie sich im ländlichen Bereich befinden, gleichfalls der Aufsicht und Kontrolle des Generalinspektorates der Gendarmerie unterstellt. Die Herren Generalinspektoren für die Verwaltung, die Präfekten der Bezirke, die Regionalinspektoren der Gendarmerien und die Befehlshaber der Gendarmerielegionen sind persönlich und unmittelbar für die exakte Ausführung dieses Befehls verantwortlich und werden sofort und auf schnellstem Wege über jeden Versuch, die gegebenen Anweisungen zu missachten, diesem Ministerium berichten. Minister Teohari Georgescu [Unterschrift, Stempel] Generaldirektor Stelian Tănăsescu [Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 30/1945, fol. 43, 43v, 44.

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50. Das Sekretariat des ZK der RKP plant, mit der Agrarreform die Solidarität der Rumäniendeutschen aufzubrechen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (19. Dezember 1945) Die Sitzung der Genossen aus dem Landwirtschaftsministerium vom 19. Dezember 1945310 Traian Săvulescu311 (präsentiert eine Studie312 über die Durchführung der Agrarreform): […] Das Landwirtschaftsministerium allein kann nichts erreichen. Das Landwirtschaftsministerium muss sich der neuen Politik zur Durchsetzung der Agrarreform fügen, und diese Politik muss zur Regierungspolitik werden.313 […] Zunächst werden die Invaliden, die Soldaten und die Witwen, die bis zu 3 Hektar besitzen, begütert, damit werden erst mal die Geister beruhigt. […] Dann müssen sofort die Bodenflächen unter 10 Hektar bereitgestellt werden, unabhängig von der Nationalität [des zu Begüternden], einschließlich den Deutschen. Wer über 10 Hektar besitzt, den schicken wir zu den Modellfarmen … Auf diese Weise und auch weil die deutschen Proletarier314 vor Ort bleiben dürfen, habe ich sie auf meiner Seite und nicht gegen mich, und es wächst auch der Anteil der Menschen – bisher 62 Prozent, die weniger als 10 Hektar Boden besitzen.

310 Rum.: „Ședința tovarășilor de la M.A.D. ținută la 19.XII.1945“. M.A.D. steht hier für Ministerul agriculturii și domeniilor – dt.: Ministerium für Landwirtschaft und Domänen). 311 Traian Săvulescu (1889–1963), Botaniker und Phytopathologe, Mitglied der Rumänischen Akademie (seit 1936); Landwirtschaftsminister (1946–1948), stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates (1948–1949). 312 Die Studie wird in diesem Verhandlungsprotokoll nicht referiert. Sie umfasst 21 Seiten, darin wird in ein paar Zeilen auch „Das Problem der Sachsen und Schwaben“ (so der Kapiteltitel) angeschnitten: „Dieses Problem wird von Tag zu Tag schwieriger, wenn nicht Maßnahmen ergriffen werden, um eine Gruppe von Bürgern aufzuspalten, die mit der Erholung der Wirtschaft gefährlich werden kann. Wenn die vom Gesetz vorgeschriebenen Staatsreserven rechtzeitig geschaffen worden wären, hätte man die Sachsen und Schwaben in Gruppen zu je 60–70 Familien jeweils einer Modellfarm zuweisen können. Auf diese Weise hätte man sie aus den Gegenden abschieben können, wo sie sich in Konkurrenz zum rumänischen Element befinden und wo sie bisher großen wirtschaftlichen und politischen Einfluss ausgeübt haben, und man hätte sie sehr nutzbringend in der Landwirtschaft und in den Handwerken einsetzen können, die auf den Modellfarmen der Staatsreserven, der Privaten oder der von der Enteignung ausgeschlossenen Institutionen hätten organisiert werden können.“ Siehe titelloses Dokument mit handschriftlichen Identifikationsmerkmalen: „Memoriu [Denkschrift von] Prof. Traian Săvulescu, Nr. 2683, Sit. agric. [Die Lage in der Landwirtschaft] Nr. 266/1946“, in: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Agrară, dosar 14/1946. 313 In der Diskussion macht Săvulescu Verbesserungsvorschläge und kritisiert, dass viele Frontheimkehrer ohne Boden bleiben, weil dieser inzwischen unter den Zuhausegebliebenen aufgeteilt wurde. Er plädiert für die Stärkung der geplanten interministeriellen Kommission, die Übergriffe korrigieren und unzureichend mit Fachpersonal ausgestattete lokale Kommissionen neu zusammensetzen muss. Der Plan Săvulescus ist mit seiner Personalie verbunden: Er wird von den Parteioberen bearbeitet, in die Führung des Landwirtschaftsministeriums aufzurücken (unter den Teilnehmern ist er der einzige Nicht-Genosse, ein respektvolles Herr steht vor seinem Namen).Vorerst soll er zwischen Minister Romulus Zăroni und Unterstaatssekretär Constantin Agiu vermitteln. In wenigen Sätzen wird die „deutsche Frage“ angeschnitten. 314 Vermutlich ein Verschreiber des Stenografen. Richtig: „proprietari“ (Besitzer) statt „proletari“.

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Anhand der mir bekannten Statistiken kann ich Ihnen sagen, dass die deutschen Grundbesitzer mit weniger als 10 Hektar eine Minderheit darstellen gegenüber denjenigen, die zwischen 15 und 30 Joch besitzen. Auf 5–6 Hektar macht kein Sachse vernünftig Landwirtschaft. Ihre guten Landwirte sind die Großbauern. Vasile Luca: Die gefährlichsten Großbauern sind die deutschen. Nicolae Celac315: Der deutsche Großbauer beginnt bei 5, nicht bei 10 Hektar. Luca: Fünf Hektar würde ich allen Deutschen lassen. Săvulescu: Herr Celac hat Recht, mit 5 Hektar ist [der Deutsche] ein Großbauer, weil er in das System gegenseitiger Hilfe integriert wird, er wird unterstützt mit Maschinen, Krediten. […] Săvulescu: In der Angelegenheit der Deutschen müssen wir einen Standpunkt formulieren. Ana Pauker: Bis zu 10 Joch? Darüber könnten wir nachdenken. Luca: Ich hab schon einmal darauf hingewiesen, dass man die Solidarität der Deutschen brechen und die armen Elemente [für uns] gewinnen muss. Săvulescu: Jawohl, diejenigen, die ihren Einfluss und ihre völkische Bedeutung verlieren, wenn sie aus der Gemeinschaft herausgebrochen werden: … Konert316, Stefani317… Luca: Um die Armen gegen die anderen zu gewinnen. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Cancelarie, dosar 121/1945, fol. 2f., 7, 21f.

315 Nicolae Celac (1915–?), technischer Sekretär (1946), danach Generalsekretär im Landwirtschaftsministerium (1947). 316 Möglicherweise Fritz Connerth (1883–1945), Diplomlandwirt, Verbandsdirektor des Siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschaftsvereins, Abgeordneter (1919–1937), danach Senator (1937–1939) im rumänischen Parlament, Mitglied des Landwirtschaftsrates rumänischer Regierungen, Gründungsmitglied der Rumänischen Akademie der Agrarwissenschaften (1942); „galt als der führende Agrarpolitiker der Siebenbürger Sachsen u. hatte auch in den rumän. Gremien großes Gewicht als Fachmann u. als Vertreter des mitgliedstarken Sieb.-Sächs. Landwirtschaftsvereins“ (Balling 1991, II, S. 618). War zum Zeitpunkt der Sitzung bereits tot. 317 Vermutlich Dr. Wilhelm Stephani (1884–1948), Diplomlandwirt, zeitweilig Direktor der Ackerbauschule Marienburg, Vorsitzender verschiedener landwirtschaftlicher Verbände, Mitglied der Rumänischen Akademie der Agrarwissenschaften. Dürfte zum Zeitpunkt der Sitzung noch interniert gewesen sein.

1946 51. Weisungen der regionalen Sicherheitspolizei Großwardein, bestimmte Rumäniendeutsche in Lager zu internieren bzw. ihnen die Einreise nach Rumänien zu verweigern (7. Januar 1946) Regionalinspektorat der Polizei Großwardein Dienststelle Sicherheitspolizei Nr. 16.667 S vom 7. Januar 1946 [An die] Polizei Sighet318

Auf Befehl Nr. 16.666/1945 des VI. Territorialkommandos geben wir uns die Ehre, Ihnen folgende Weisungen zu erteilen, betreffend: 1. Deutsche Minderheitler, die das Land mit den deutschen und ungarischen Truppen verlassen haben und denen es gelungen ist, ins Land zurückzukehren: a) jene, die die Altersbedingungen von 17–45 Jahren für Männer und 18–30 Jahren für Frauen erfüllen, werden zur Pflichtarbeit eingezogen; b) jene, die obigen zur Arbeit befähigten Alterskategorien nicht angehören, bleiben vor Ort unter polizeilicher Aufsicht. 2. Heimkehrende Minderheitler deutscher oder anderer Volkszugehörigkeit, die den SSTruppen angehört haben: a) jene, die die Altersbedingungen erfüllen, werden den Arbeitseinheiten zugeteilt; b) jene, die diese Bedingungen nicht erfüllen, werden in das Lager Turnu Măgurele interniert. Rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit, die 1940 durch ihren Umzug nach Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt haben, wird die Einreise verwehrt. Ebenso dürfen jene rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit nicht einreisen, die der deutschen Armee und den Waffen-SS-Truppen beitraten, sowie jene, die nach dem 23. August 1944 mit den sich zurückziehenden deutschen Truppen mitgingen. 318 Unten rechts Eingangsstempel des Sicherheitsamtes der Polizei Sighet: Nr. 6327 vom 14. Januar 1946. Etliche handschriftliche Vermerke. Am oberen Blattrand links: „14. Januar 1946, Dl. Costea va pune în vedere personalului de birou sub luare de semnătură şi va confirma primirea. [Unterschrift unleserlich]“ (dt.: Herr Costea, den Mitarbeitern vorlegen und unterschreiben lassen sowie den Erhalt bestätigen.); am oberen Rand rechts: „Spre ştire şi conformare“ [Unterschrift unleserlich]“ (dt. Zur Kenntnisnahme und Danachrichtung); unten links: „Am luat cunoştinţă: [fünf unleserliche Unterschriften]“ (dt.: Habe zur Kenntnis genommen); unten Mitte: „Referat 15.I.946. Domnule Şef, am onoare a referi că personalul a luat cunoştinţă de cuprinsul ordinului şi am confirmat primirea. [Unterschrift unleserlich]“ (dt.: Herr Vorgesetzter, ich habe die Ehre zu berichten, dass die Mitarbeiter den Inhalt des Befehls zur Kenntnis genommen haben, und bestätige den Erhalt.)

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Wir bitten, obige Weisungen den ihnen untergeordneten Einheiten mitzuteilen und den Erhalt dieses Befehls zu bestätigen. Regionalinspektor der Polizei Szilagyi Iosif [Unterschrift unleserlich] Leiter der Dienststelle Sicherheitspolizei Ilescu Sebastian [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond Direcţia Generală a Poliţiei, dosar 45/1945, fol. 166.

52. Bericht der Generaldirektion der Polizei über den Zwischenstand der von der Alliierten Kontrollkommission angeordneten Zwangsrekrutierung von rumäniendeutschen Arbeitskräften (10. Januar 1946) Generaldirektion der Polizei Direktion Internierungszentren Bericht 10. Januar 1946

Auf Antrag der Alliierten Kontrollkommission in Rumänien Nr. A 192/1945 wurden Arbeitseinheiten mit rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit gegründet. 1. Das Ministerium für Innere Angelegenheiten hat Arbeitseinheiten zusammengestellt, die der Generaldirektion der Eisenbahnen (C.F.R.) in den Ortschaften Roşiorii de Vede, Bezirk Teleorman, Valea Homorod, Bezirk Kronstadt, Boju und Stana, Bezirk Klausenburg, und der Sektion L.2 C.F.R. Neumarkt zur Verfügung gestellt wurden. Die Männer wurden bei Arbeiten an der Bahnlinie eingesetzt und die Frauen für die Bewirtschaftung der Arbeitsgruppen verwendet. Weiterhin wurden folgende Arbeitseinheiten gegründet: a) Eine Arbeitseinheit zum Einsatz in den Bergwerken Anina, Bezirk Karasch. b) Eine Einheit für die Werke in Hunedoara. c) Kleinere Arbeitsgruppen, bestehend aus 20 bis 100 Männern und Frauen, die bei gemeinnützigen Arbeiten, bei Reparaturen und beim Wiederaufbau von Fabriken, Brücken, Wegen usw. verwendet werden. d) Die Frauen deutscher Volkszugehörigkeit wurden zu gemeinnützigen Arbeiten in Spitäler, öffentliche Einrichtungen, zu verschiedenen Feldarbeiten u. a. m. zugeteilt. e) Die Männer wurden verschiedenen Industriebetrieben als Fachkräfte zugeteilt, weil diese für den reibungslosen Produktionsablauf und für die Verpflichtungen aus dem Waffenstillstandsabkommen bzw. für Arbeiten zugunsten der sowjetischen und rumänischen Armeen unerlässlich sind. 2. Bislang wurden 2561 Männer und 2106 Frauen, insgesamt 4667 Personen deutscher Volkszugehörigkeit, für den Arbeitseinsatz eingesammelt. Feststellungen: Den Erhebungen der 1941 vom Statistischen Generalinstitut durchgeführten Volkszählung zufolge lebten in Rumänien zu jenem Zeitpunkt 542.325 Bürger deutscher Volkszugehörig-

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keit, davon 171.865 in den Städten und 370.460 im ländlichen Raum, und stellten somit vier Prozent der Bevölkerung Rumäniens dar. Bei dieser Volkszählung wurde die Bevölkerung Nordsiebenbürgens nicht berücksichtigt. Ein Teil der Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit, insbesondere die Jugend, ging auf Grund des rumänisch-deutschen Abkommens nach Deutschland, um in die Waffen-SS einzurücken oder in den deutschen Waffenfabriken zu arbeiten usw. Die Anzahl dieser Personen ist nicht bekannt, weil zur Zeit der Antonescu-Diktatur ihre zahlenmäßige Erfassung nicht erlaubt war, wir glauben aber, dass ungefähr ein Viertel der gesamten Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit das Land verlassen hat. Ein weiterer Bevölkerungsteil zog sich mit den deutsch-ungarischen Truppen während der Kampfhandlungen zurück; davon sind bis zum jetzigen Zeitpunkt ins Land zurückgekehrt: Männer Frauen Kinder Gesamt

6.426 8.854 7.885 23.165

Schließlich wurden insgesamt 60.072 Personen zur Arbeit in die UdSSR geschickt. In oben angeführter Weise verließen insgesamt etwa 240.000 Personen das Land, so dass zirka 300.000 Bürger deutscher Volkszugehörigkeit in Rumänien verblieben. Wenn man davon ausgeht, dass ungefähr 200.000 Personen nicht das entsprechende Alter für den Arbeitseinsatz haben, so bleiben immer noch 100.000 Personen im Land, die zum Arbeitsdienst eingezogen werden können. Von dieser Zahl sind bisher jedoch nur 4.667 zur Arbeit konzentriert worden, ein recht geringer Prozentsatz gemessen an der im Land befindlichen geschätzten Anzahl von Personen deutscher Volkszugehörigkeit. 3. Ursachen für die nicht durchgeführten Aushebungen der verbliebenen Deutschen a) Die Mehrzahl hat ihren Wohnsitz wegen der Aushebungen zum Arbeitsdienst in der UdSSR bereits im Januar 1945 verlassen und hält sich weiterhin in bevölkerungsreichen Städten, in der Hauptstadt bzw. bei Verwandten oder Freunden versteckt. b) Die Polizeiinspektorate, insbesondere jene in Temesvar und Hermannstadt, schicken uns Befreiungs- und Ausnahmegesuche oder auch Arbeitszuteilungen für zahlreiche Personen deutscher Volkszugehörigkeit, ohne vorher Maßnahmen zur Arbeitsverschickung zu treffen, so dass diese Personen bis zum Eintreffen einer Antwort ungestört in Freiheit verbleiben. Die meisten Befreiungs- und Ausnahmegesuche bzw. Zuteilungen wurden nicht genehmigt, es sei denn, sie waren gut begründet; in einigen Fällen konnten jedoch die Personen, deren Gesuche abgelehnt worden waren, nicht mehr zur Arbeit ausgehoben werden, weil sie sich in anderen Ortschaften versteckt halten. c) Die ärztlichen Zeugnisse, die den Freistellungsgesuchen beigelegt sind und in dieser Dienststelle eintrafen, bezeugen, dass die Betreffenden an bestimmten inneren Krankheiten leiden, die schwer zu überprüfen sind; die unterzeichnenden Ärzte vergessen auch nicht anzuführen, dass die Personen keiner körperlichen Belastung ausgesetzt werden dürfen und den Einsatz in Arbeitseinheiten nicht vertragen. d) Diese Zertifikate und auch der körperliche Zustand der Betroffenen sind von den Organen der Polizei und der Gendarmerie nicht überprüft worden, nicht einmal oberflächlich,

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so dass sie sich kein wahrheitsgemäßes Bild vom tatsächlichen Gesundheitszustand der Betroffenen machen konnten. e) Viele derjenigen, für die eine Freistellung bzw. eine Ausnahme von der Arbeit beantragt wird, haben eine sehr gute materielle Lage, so dass festgestellt werden kann, dass die Arbeitseinheiten vor allem aus Minderbemittelten und Hilfsbedürftigen bestehen, denen sogar die für den Winter notwendige Kleidung fehlt. Angesichts der Tatsache, dass die Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit, und insbesondere die Sachsen, die fruchtbarsten und reichsten Regionen des Landes besiedeln, muss man sich schon fragen, wieso es in den Arbeitseinheiten nur arme Leute gibt, die nicht einmal Winterkleider haben. 4. Schlussfolgerungen Die Mobilmachung der rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit zur Arbeit hat die erwarteten Resultate aus folgenden Gründen nicht erzielt: a) Die Aushebung und Verschickung zur Arbeit erfolgte nur einen Monat nach den Verschickungen in die UdSSR, als die Volksdeutschen eine weitere Verschickung in die UdSSR befürchteten. b) Es hat vorher keine allgemeine Zählung der Volksdeutschen gegeben, so dass die Aushebungen eher zufällig erfolgten und je nachdem, wie man die Leute einfangen konnte. c) Nach ihrer Rückkehr aus Deutschland wurden jene, die den Bestimmungen des Rundbefehls Nr. 15.777/1945 entsprachen, nicht zur Arbeit verschickt. d) Es wurde versäumt, mit den Ministerien, die Arbeitskräfte benötigen, einen auf Baustellen und Ortschaften, Männer und Frauen differenzierten Arbeitsplan zu erarbeiten, in dem auch Möglichkeiten für den Einsatz zu leichteren Arbeiten für jene mit geringfügigen Leiden hätten vorgesehen werden können. e) Es wurden keine Strafen festgelegt für diejenigen, die sich der Arbeitsleistung entziehen, sowie für jene, die solche Personen beherbergen. f ) Es wurde keine Gesetzesgrundlage geschaffen für die Gründung, die Organisation und die Funktionsweise der Arbeitseinheiten. 5. Vorschläge In Anbetracht des oben Gesagten und angesichts der Tatsache, dass in den Monaten Januar und Februar wegen des ungünstigen Wetters, vermutlich sogar bis zum 15. März l. J., nicht gearbeitet werden kann, sind wir der Meinung, dass: a) bis zum 15. März vorübergehend die Verpflichtung zur Kriegsarbeit eingestellt wird; b) bis zu diesem Termin alle Bedingungen für die Rekrutierung, Verschickung und Verwendung der rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit geprüft und festgelegt werden; c) eine allgemeine Volkszählung der rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit angeordnet wird, die von den Bürgermeisterämtern im Land durchzuführen ist. Die Ergebnisse werden von den Bezirkspräfekturen zentralisiert. Es werden Strafen festgelegt für jene, die sich dieser Volkszählung entziehen, und für die Beamten, die nicht alle Personen dieser Kategorie aufnehmen. d) Die Bezirkspräfekten werden zusammen mit den Leitern der Polizeistellen und den Befehlshabern der Gendarmerielegionen einen Plan für das Einsammeln aller Personen aufstellen, die zur Arbeit verschickt werden sollen;

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e) der Zuteilungsplan für die einzelnen Ortschaften wird den Bezirkspräfekten zur Kenntnis gebracht, damit sie die Zuteilung zur Arbeit sofort durchführen können; f ) es werden zuvor Unterkünfte gesucht und es wird die Versorgung der Arbeitseinheiten mit Lebensmitteln, dem nötigen Kochgeschirr, mit Tischen, Stühlen usw. sichergestellt; g) die Aufsicht über die Organisation und die Funktionsweise der Arbeitseinheiten wird der Dienststelle Internierungszentren und Arbeitseinheiten übertragen und von den Bezirkspräfekten sowie den Polizei- und Gendarmerieinspektoraten der Region, in denen die jeweilige Einheit arbeitet, durchgeführt; h) nach dem Abschluss der Volkszählung hat die Aushebung und Verschickung zur Arbeit folgendermaßen zu erfolgen: Die Polizei- und Gendarmerieorgane heben aufgrund der Ergebnisse der von den Bürgermeisterämtern durchgeführten Volkszählung alle Personen aus, die den Aushebungsbestimmungen entsprechen, und ziehen sie in den Bezirksvororten zusammen. Hier kommen sie vor eine Auswahlkommission, deren Vorsitzender der Bezirkspräfekt ist und der weiterhin als Mitglieder angehören: der Befehlshaber der Gendarmerielegion, der Quästor oder Chef der Polizei, der Chefarzt des Bezirks, der Chefarzt der Stadt und der Garnisonsarzt sowie als Schriftführer der Leiter des Sicherheitsdienstes der Polizei. Dieser Kommission obliegt die letztgültige Entscheidung über die Aufnahme in die Arbeitseinheiten, nach Prüfung der Akten betreffend die Volkszugehörigkeit, den Gesundheitszustand usw.; sie wird auch die Zuteilung der Arbeitsfähigen je nach den Kräften und Fähigkeiten jedes Einzelnen vornehmen. Polizeiinspektor [Unterschrift unleserlich]319 Quelle: Arhiva S.R.I., fond Documentar, dosar 2195, fol. 27–30.

53. Die Generaldirektion der Sicherheitspolizei weist ihre Hermannstädter Unterbehörde an, rumäniendeutsche Heimkehrer zu melden (6. Februar 1946) Rumänien [Wappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Polizei Direktion der Sicherheitspolizei Nationalitätenabteilung Nr. 34518-S 6. Februar 1946 [An das] Regionalinspektorat der Polizei Hermannstadt

Telefonische Mitteilung320 Auf Ihren Bericht Nr. 23699-S vom 19. Dezember 1945 wird Ihnen mitgeteilt, dass rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität, die mit den sich zurückziehenden deutschen 319 In gleicher Handschrift die Randnotiz: „Se vor aduce modificări la limitele de vârste“ (dt.: Änderungen an den Altersgrenzen vornehmen). 320 Stempelaufdruck über dem Text: „Operat“ (dt.: bearbeitet), darunter ein unleserliches handschriftliches Zeichen bzw. eine Paraphe und ebenfalls handschriftlich die Nr. 42487.

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Truppen das Land verlassen haben und nun wieder zurückkehren und nicht unter die Verfügungen betreffend Arbeitsverschickung oder Lagerinternierung fallen, in verschiedenen Betrieben nicht eingestellt werden können. Ergreifen Sie die notwendigen Maßnahmen und schicken Sie uns eine Namensliste mit all diesen Deutschen. [Für den] Direktor der Sicherheitspolizei Hamangiu Es sendet: [unleserliche Unterschrift] Es empfängt: [handschrift.] Kommiss[ar] Georgescu

Quelle: Arhiva S.R.I., fond Documentar, dosar 3227, fol. 220. 54. Stimmungsbericht aus Blutroth mit der Meldung willkürlicher Beschlagnahme von Getreide (9. Februar 1946) Meldung 9. Februar 1946 Im Folgenden berichten wir über die Stimmung in der Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit in der Gemeinde Blutroth 321, Bezirk Alba. Die Maßnahmen zur Verstaatlichung der landwirtschaftlichen Güter aus dem Besitz dieser Bevölkerungskategorie waren nicht einheitlich, weswegen es zu Unmutsäußerungen kam. – Das lebende Inventar wurde an Bewohner aufgeteilt, die für die Versorgung der Tiere keine entsprechenden Möglichkeiten besitzen. – Diese verlangen vom Bürgermeisteramt Futtermittel unter der Begründung, wenn man ihnen Tiere gegeben habe, müsse man ihnen auch Futter geben. – Die Beschlagnahme des Korns wurde bei den Sachsen willkürlich durchgeführt, ohne Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der jeweiligen Haushalte, gemessen an der Anzahl der Familienangehörigen. – Derzeit geht ein Gerücht um, die Weinernte solle beschlagnahmt werden. Bericht an: – Ministerium für Innere Angelegenheiten – Kabinett. – Ministerium für Landwirtschaft und Domänen – Kabinett. Quelle: ANIC, fond Direcţia Generală a Poliţiei, dosar 58/1946, fol. 192.

55. Anweisungen der Zentralen Agrarreformkommission über die Handhabung des Begriffs „Kollaborateur“ (28. Februar 1946) Die Zentrale Agrarreformkommission

Instruktionen322 321

Mit blauer Tinte unterstrichen. Oben rechts auf der 1. Seite des Dokuments der Rundstempel des Landwirtschaftsministeriums und handschriftlich in ein rechteckiges Stempelfeld eingetragen: Nr. 351/28.II.946. Rundstempel auch auf Seite 2, oben links. 322

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Gemäß der Dienstanweisung Nr. 993 vom 18. Oktober 1945 an die Landwirtschaftskammern der Verwaltungsbezirke, in denen deutsche Volksangehörige (Sachsen und Schwaben) leben, wurden die dort angeführten Richtlinien zur Durchführung der Agrarreform unter Berücksichtigung der Herbstaussaat 1945 erlassen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird die Agrarreform gemäß den hier erteilten Anweisungen, die von den Gemeindekomitees, den Kreiskommissionen und den Beraterausschüssen in den betroffenen Bezirken zu befolgen sind, fortgesetzt. 1. Als Kollaborateure gelten a) die ehemaligen Angehörigen der SS oder einer paramilitärischen Organisation; b) all jene, die mit den deutschen Truppen mitgezogen sind; c) die ehemaligen Führer der nationalsozialistischen Partei, der deutschen Volksgruppe und anderer kollaborationistischer Organisationen sowie alle Mitglieder der nationalsozialistischen Partei; d) all jene, die in der deutschen Volksgruppe eingeschrieben und in ihrem Auftrag tätig waren. Wer zu einer der obigen Kategorien von Kollaborateuren gehört, wird gemäß Artikel 3 des Agrarreformgesetzes und Artikel 3 der Durchführungsverordnung vollständig enteignet. 2. Nicht als Kollaborateure gelten a) all jene, die aufgrund der gesetzlichen Gründung dieser Organisation als Mitglieder der deutschen Volksgruppe eingetragen waren, aber keine Beiträge gezahlt haben und sich den Organen und Beschlüssen jener Gruppe nicht unterworfen und demokratische Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben. b) alle Witwen, Waisen und Kriegsinvaliden,323 die aus dem rumänischen Heer hervorgegangen sind sowie die zum rumänischen Heer an der antihitleristischen Front Mobilisierten und Konzentrierten; c) Kinder unter 15 Jahren, die bereits vor dem 23. August 1944 Besitzer von landwirtschaftlichen Gütern waren. Den Beweis, nicht Kollaborateur gewesen zu sein, hat derjenige zu erbringen, der diesen Anspruch hat. Die Nicht-Kollaborateure werden fallweise den anderen Bestimmungen des Agrarreformgesetzes unterworfen. 3. Bei der Aufteilung der Güter werden berücksichtigt a) alle gegen den Hitlerismus eingesetzten Frontsoldaten deutscher Nationalität (Sachsen und Schwaben). Für die begüterungsberechtigten Bauern dieser Kategorie gilt das Agrarreformgesetz in dem Sinne, dass ihnen Taten, die sie zu Kollaborateuren stempeln würden, nicht zur Last gelegt werden. Alle Enteignungsbeschlüsse werden von den Organen gefasst und ausgeführt, die gemäß dem Agrarreformgesetz mit dessen Durchführung beauftragt wurden. Alle Berechtigten, die in die vom Ministerium für Landwirtschaft und Domänen enteigneten Wirtschaften eingesetzt wurden, bleiben bis zur endgültigen Lösung an Ort und Stelle. Ebenso werden

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Alle Stellen in Kursivschrift sind im Original mit Bleistift unterstrichen.

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Berechtigte, denen andere Landwirtschaftsgüter zugeteilt wurden, diese bis zur endgültigen Lösung nutzen. In Zukunft werden die neuen Besitzer erst nach Ausstellung der Besitzurkunden in die enteigneten Wirtschaften eingesetzt. Bei der Zuteilung der enteigneten Güter an die Berechtigten wird folgendermaßen verfahren: Die erstellten Listen und die von den Gemeindekomitees gefassten Beschlüsse werden entsprechend dem Gesetz, der Durchführungsverordnung und den Instruktionen nach ihrer Prüfung und Ratifizierung durch die Kreiskommissionen den Beraterausschüssen der Bezirke zur Überprüfung zugeleitet, ebenso wird mit allen Beschlüssen der Kreiskommissionen verfahren. Nach der Überprüfung der Beschlüsse betreffend die definitiv enteigneten Besitztümer werden gemäß Agrarreformgesetz umgehend die Eigentumsurkunden an die Begüterten ausgefolgt. Die Besitztitel werden gemäß dem Gesetz von den Bezirkspräfekturen ausgefolgt; diese nehmen auch die damit verbundenen Übergabeformalitäten vor. Die Einsetzung in die Wirtschaften und die Übergabe der entsprechenden Güter wird von den Gemeindekomitees vorgenommen. Der gesamte Vorgang der Zuteilung und Inbesitznahme wird in völligem Einvernehmen mit allen staatlichen, gemeindlichen und Bezirksbehörden durchgeführt. Dem enteigneten Eigentümer wird fallweise erlaubt, in seinem ehemaligen Haus zu wohnen, und zwar für eine begrenzte Zeit, die im Ermessen der Gemeindebehörden in Abstimmung mit den Bezirksbehörden liegt. In dieser Zeitspanne bekommt der Enteignete die Möglichkeit, eine Unterkunft für sich und seine Familie zu finden. Die Inbesitznahme ist dort, wo der Staat nicht eingreift, schrittweise, zeitlich und räumlich entzerrt, für kleine Gruppen von Berechtigten vorzunehmen, so dass die landwirtschaftliche Produktion nicht gefährdet wird und die öffentliche Ordnung gesichert ist. Die Kreiskommissionen, die Gemeindekomitees sowie fallweise die Beraterausschüsse werden die Durchführung der Agrarreform gemäß diesen Anweisungen zu Ende führen. Bukarest, 28. Februar 1946 Die Zentrale Agrarreformkommission Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Agrară, dosar 6/1946, fol. 1f.

56. Vertrauliche Warnung des Generalinspektors der Gendarmerie an seine Beamten, sich nicht auf eine Komplizenschaft mit den Rumäniendeutschen einzulassen (20. März 1946) Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung Mitgeteilt den Inspektoraten, Legionen, Sektoren und Gendarmerieposten in Siebenbürgen und im Banat324

Vertraulicher Rundbefehl325 Nr. 50.170 vom 20. März 1946 324 Handschriftlich vermerkt wird über dem Briefkopf (oben links) die Eingangsnummer 8 vom 9. April 1946 und mit gleichem Datum unter dem Briefkopf (im rumänischen Original): „Am luat cunoştinţă. Plut. [unleserliche Unterschrift]“ (dt.: Habe zur Kenntnis genommen. Feldwebel). 325 Gedrucktes Flugblatt.

1946

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Bezug nehmend auf den Rundbefehl Nr. 47.731 vom 18. Februar 1946 (an die Gendarmerieinspektorate), betreffend die von den Gendarmerieeinheiten zu treffenden Polizeimaßnahmen gegenüber der deutschen Bevölkerung, nehmen Sie freundlicherweise zur Kenntnis, dass die Anweisungen des o.g. Befehls besonderes Gewicht darauf legten, dass „die deutsche Bevölkerung die Autorität des Staates zu spüren bekommen muss, weil nur so den Deutschen die Möglichkeit genommen werden kann, gegen die Staatssicherheit und die Interessen des rumänischen Volkes zu agieren“ 326; diese Anweisungen wurden nicht nur nicht befolgt, es sind im Gegenteil Fälle bekannt geworden, in denen auf sträfliche Weise die Gendarmen mit den Sachsen paktiert haben. So geht aus den Informationen, die das Generalinspektorat vom Ministerium für Innere Angelegenheiten erhalten hat, hervor, dass viele Sachsen sich den restriktiven Maßnahmen, denen sie gemäß dem Waffenstillstandsabkommen und den geltenden Rechtsbestimmungen hätten unterzogen werden müssen, entziehen konnten, indem sie mit viel Geld das Gewissen einiger Gendarmen kauften. Gewiss werden jene, die eine derart schwere Straftat begangen haben, sich von den Sachsen bestechen zu lassen, mit exemplarischen Sanktionen, sowohl disziplinarischer als auch strafrechtlicher Art, belangt. Die entdeckten Fälle werden rechtzeitig gemeldet, damit die ganze Gendarmerie die Namen jener erfährt, die unter Missachtung jeglichen Pflichtgefühls mit den Deutschen, den Erbfeinden unseres Volkes, paktiert haben. Die Schuld fällt aber nicht nur auf diejenigen, die solch schwerwiegende Vergehen persönlich verübt haben. Die Verantwortung tragen auch die Inspektoren und Kommandanten der Legionen, die aus Fahrlässigkeit oder anderen Gründen die Ausführung der diesbezüglichen Befehle nicht kontrolliert haben. Ihre Schuld ist umso größer, als das Generalinspektorat vom Ministerium für Innere Angelegenheiten über diese Sachlage informiert werden musste. Ob es sich um Fahrlässigkeit oder Komplizenschaft handelt, wird durch die derzeit laufenden Untersuchungen ebenfalls geklärt werden. Mit dieser Mitteilung weise ich die Inspektoren, Kommandanten der Legionen und Sektoren sowie die Chefs der Polizeiposten in den Gebieten mit deutscher Bevölkerung noch einmal darauf hin, dass die Befehle, die sie hinsichtlich dieser Bevölkerung erhalten, nicht nur eine sehr verantwortungsvolle, sondern auch eine sehr vertrauensvolle Aufgabe darstellen. Folglich werden all jene, die dies nicht verstehen oder es auch in Zukunft wagen, das Ansehen unserer Institution so schwerwiegend zu beschädigen, unverzüglich den Kriegsgerichten überantwortet. Der Generalinspektor der Gendarmerie, General Anton327 Der Direktor für Sicherheit und öffentliche Ordnung, Oberst N. Stoicescu Quelle: ANIC, fond Inspectoratele regionale de Jandarmi, dosar 400, fol. 5. Veröffentlicht in: Crăciun 2010, Dokument Nr. 228, S. 240f.

326 327

Kursiv im Original. Constantin Anton (1894–?), Brigadegeneral, Generalinspektor der Gendarmerie (1944–1946).

144

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57. Bericht des Gendarmerieinspektorates Großwardein über handgreifliche Auseinandersetzungen bei der Umsetzung der Agrarreform in Saderlach, Sanktmartin, Baumgarten (24. März 1946) Nr. 300 vom 24. März 1946 Gendarmerieinspektorat Großwardein An das Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung328

Gemäß Ihrer Dienstanweisung Nr. 47362 vom 14. Februar 1946 betreffend den Unmut der Bevölkerung im Zusammenhang mit der Agrarreform, berichtet die Gendarmerielegion Arad: Die im Frühjahr 1945 begonnene Agrarreform wurde wegen mangelhafter Durchführung unterbrochen. Dies war eine kurzzeitige Maßnahme, so dass im Frühjahr dieses Jahres die Durchführung der Agrarreform fortgesetzt werden konnte, wobei sie wieder auf Schwierigkeiten stößt, weil den Mitgliedern der Agrarreform-Komitees die nötige Schulung fehlt und sie wegen Unfähigkeit oder Begehrlichkeit gegenüber den Gütern, die enteignet werden, Missbrauch betrieben haben, wodurch Misstrauen in der Bevölkerung geschürt wurde, sowohl bei jenen, die enteignet werden, als auch bei jenen, an die das Eigentum verteilt werden soll. Aus dergleichen Gründen kam es zu Zwischenfällen zwischen den Mitgliedern der Agrarreform-Komitees und den Kolonisten auf der einen Seite und den Deutschen, die enteignet werden sollen, auf der anderen Seite, dies in Fällen, wo die rumänischen Kolonisten, angeführt von den Mitgliedern der lokalen Agrarreform-Komitees, bei den Deutschen landwirtschaftliche Geräte oder Hausrat beschlagnahmen wollten oder versuchten, die Wirtschaften mit Gewalt zu besetzen. Um in dieser Situation ihr Besitzrecht zu verteidigen, haben sich die Deutschen zusammengerottet und gegen die Enteignung protestiert, insbesondere wenn jemand enteignet werden sollte, der nach dem Gesetz davon ausgenommen war, was sie als einen Übergriff der mit der Anwendung des Gesetzes Beauftragten ansahen. So haben sich in der von Deutschen bewohnten Gemeinde Saderlach – Arad die Deutschen zu mehreren oder einzeln widersetzt, als in der Zeit vom 19.–22. Februar 1946 den Kolonisten Häuser zugeteilt wurden. Es kam zu Zwischenfällen, insbesondere nachdem der Kommissionsvorsitzende angeordnet hatte, die Häuser notfalls mit Gewalt zu besetzen. In der Folge wurden acht Schlägereien, ein Diebstahl und 41 Fälle von Hausfriedensbruch nach Aufbrechen der Türschlösser verzeichnet. Am 6. Februar 1946 begab sich das Agrarreform-Komitee in der Gemeinde Sanktmartin – Arad unter der Leitung des Vorsitzenden des Kreiskomitees Curtici zum Haus des Deutschen Anton Posmaier, um die Bestandsaufnahme des zu Enteignenden vorzunehmen. Als sich das Komitee im Hof von Posmaier befand, versammelten sich dort die Deutschen in Gruppen von 8–10 Personen und wiegelten einander auf, in dem Sinne, man solle nichts hergeben.

328

Oben links Eingangsstempel mit handschriftlich eingesetzter Nummer und dem Datum: 50908/27.III.1946. Darunter handschriftlich: „Notă. Comisia pt. aplicarea reformei agrare [Unterschrift unleserlich]“ (dt.: Vermerk. Kommission für die Durchführung der Agrarreform).

1946

145

Bei dieser Gelegenheit kam es zu einem Handgemenge zwischen den Deutschen und den Mitgliedern des Agrarreformkomitees, das die Gendarmen beilegen mussten. Am 7. März 1946 erteilte der Vorsitzende des Agrarreformkomitees des Kreises Neuarad mit Namen Serb Ioan den Komiteemitgliedern der Gemeinde Baumgarten – entgegen den Anweisungen der interministeriellen Kommission in Bukarest über die Kolonisierung und Aushebung der Güter – den Auftrag, der zu enteignenden deutschen Bevölkerung die Pferde wegzunehmen und sie jenen zu geben, die begütert werden sollten. Mit diesem Auftrag ging das lokale Komitee zusammen mit 20 Kolonisten zunächst zum Haus des Bewohners Ioan Seglai, um von ihm die auf ihren Listen angeführten Pferde einzuziehen. Der Eigentümer widersetzte sich, da er vom Beschluss der interministeriellen Kommission Kenntnis hatte, dass jede Beschlagnahme von Gütern einzustellen und bis zu neuen Anordnungen keine Kolonisierungen mehr durchzuführen seien. Daraufhin schlug der Bewohner Ioan Nadiu auf den Deutschen Schlay mit einer Axt ein. Auf die Hilfeschreie seiner Schwester eilten etliche Deutsche mit Äxten, Heugabeln usw. herbei, es kam zu einer Schlägerei, die damit endete, dass die Rumänen, die in der Minderzahl waren, die Flucht ergriffen. Einige fuhren aber nach Arad und reklamierten den Fall bei der Pflügerfront. Bei dem Zwischenfall wurden zwei Kolonisten schwer verprügelt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Gegen die Deutschen wurden Ermittlungen eingeleitet; sie wurden mit weiteren 14 Schuldigen dem Kriegsgericht überstellt. Außer diesen Zwischenfällen wurde eine Reihe von Übergriffen verzeichnet, die in der Mehrzahl von Mitgliedern der Agrarreform-Komitees verübt wurden oder von den Kolonisten, die in den Gemeinden mit deutscher Bevölkerung angesiedelt worden waren. So zum Beispiel beachten die Mitglieder der Komitees bei der Bodenverteilung die Gesetzesbestimmungen betreffend das Vorrecht der ehemaligen Kriegsteilnehmer nicht. Beim Eindringen in die Häuser der Deutschen nehmen sie Durchsuchungen vor, stöbern nach Getränk und nehmen Dinge mit, die ihnen nicht zustehen. In Gegenden, in denen es keine zu enteignenden Ackerflächen gibt, drang die Bevölkerung, von anderen angestachelt, in die Wälder ein und holzte die Bäume ab, entgegen den gesetzlichen Bestimmungen. So geschehen in den Gemeinden Petriş, Corbeşti, Roşia Nouă, Mădrigeşti u. a. Es wurden Maßnahmen getroffen, um die Schuldigen vor die zivilen Gerichte oder das Kriegsgericht zu stellen. Die Gendarmerielegion Bihor meldet: – Die Einwohner Gheorghe Părcălab, Gavril Blidariu und Florian Pascu aus der Gemeinde Păuleşti sind unzufrieden, weil sie mit der Begründung, sie seien unverheiratet, keinen Boden erhalten haben, obwohl sie an der Front gewesen sind. – Pavel Pateaş aus der Gemeinde Păuleşti wurde nicht begütert, weil er zu dem Zeitpunkt, als die Bodenzuteilung vorgenommen wurde, nicht zu Hause war. – Vasile Damian aus der Gemeinde Păuleşti wurde nicht begütert, weil er nicht an der Front war und sich von seiner Frau getrennt hat. – Das Weib Irina Oros aus der Gemeinde Păuleşti, Witwe seit diesem Krieg, ist unzufrieden, weil der Acker, den sie bekommen hatte, gegen einen anderen ausgetauscht wurde, weil ihr Mann im Jahr 1942 an der sowjetischen Front verschollen ist. – In der Gemeinde Sîntion – Bihor wurde das Gut der Witwe von Stefan Toth enteignet. Die Kommission, bestehend aus den Herren Ludovic Hofman, Iuliu Sora und Sigismund Silaghi, hat nur die Ansprüche der ungarischen Einwohner bedient, während

146

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der Einwohner Gheorghe Tipomuţ, der einzige Rumäne im Ort und ohne eine Furche Ackerboden, höchst unzufrieden ist, weil er von der Bodenzuteilung ausgeschlossen wurde. – Wir berichten gleichzeitig, dass die übrigen Legionen im Laufe der Woche keine derartigen Fälle zu verzeichnen hatten. Gendarmerie-Inspektor Großwardein Oberstleutnant Gh. Nistor [Unterschrift unleserlich] Leiter des Polizeidienstes Maior Ioan Căproiu [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 65/1945, fol. 230f.

58. Anzahl und Einsatzorte rumäniendeutscher Zwangsarbeiter im Überblick (25. März 1946) România [Wappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Das Kabinett des Ministers

Zahlenbericht über die zur gemeinnützigen Arbeit im Landesinneren mobilisierten rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit vom 25. März 1946 Große Einheiten Kohlebergwerk Petroschen Kohlebergwerk Anina Bahnstrecke Ploieşti–Văleni Eisenhütte Hunedoara Kohlebergwerk Zeiden Gesamt Zuckerfabrik Freidorf Landwirtschaftliche Arbeiten Unternehmen Reparaturarbeiten [in] Fabriken, Regimentern, [an] Straßen, Gebäuden usw. Krankenhäuser Territorialzentren, Garnisonen Präfekturen und Bürgermeisterämter Polizei- und Gendarmerieeinheiten Sowjetische Befehlsstäbe Krankenurlaube Insgesamt

Männer 736 210 72 58 49 1125 252 595 411 249

Frauen – 35

141 114 592 188 51

Gesamt 736 275 72 134 49 1266 366 1187 599 300

1 265 53 58 1 916 3926

252 741 175 25 28 103 2410

253 1006 228 83 29 1019 6336

76

1946

Handwerker Unternehmen Landwirtschaftsmechaniker (Traktormechaniker) Insgesamt

147

Männer 411 595 1006

Frauen 188 – 188

Gesamt 599 595 1194

P.S. Diese [die Handwerker] sind in den Listen umseitig enthalten.329 Vorschläge Unserer Ansicht nach sollten Personen ausgehoben werden, die den Territorialzentren, den Garnisonen, den Präfekturen und Bürgermeisterämtern, den Polizei- und Gendarmerieeinheiten, für Reparaturarbeiten an Fabriken, Gebäuden, Regimentern, Straßen usw. zugeteilt wurden, um zu einer einzigen, größeren Arbeitseinheit zusammengefasst zu werden. Das ergäbe eine Anzahl von 625 Männern und 992 Frauen. Polizeiinspektor M. Nedelcu [Unterschrift]

Übersicht über die am 25. März 1946 bestehenden Arbeitseinheiten Zustandsbericht über den Arbeitseinsatz der Deutschen in Arbeitsbataillonen am 25. März 1946 Lfd. Bezeichnung der Arbeitseinheit Zahl 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.

Zuckerfabrik Freidorf Ingenieur Peto Gertjanosch Ziegelei Gertjanosch Genossenschaft „Victoria“ Temesvar Agronomische Fakultät Marienfeld Dienststelle Nationalstraßen Territorialbezirk T[emes-]Torontal Landwirtschaftsschule Tschakowa Landwirtschaftskammer Ing. Mucealov Kleinberegsau Holzindustrie Pankota Arbeitseinheit Cuvişdiaa Elektromechanische Werke Steinbruch Schuschanowitz Polizeiquästur Temesvar Gendarmerieinspektorat Farm Oberst Galgoţi I. Berittenes Artillerieregiment Militärlyzeum Mihai Viteazu

Verschickungsort Temesvar " " " " " " " " " " " " " " " " " "

Bestand Männer Frauen 252 20 77 14 33 – 59 – 33 – 30 – 102 304 – 15 67 157 – 20 19 – 43 3 20 2 23 1 30 14 11 – – 9 67 9 18 –

329 Die Aussage bezieht sich auf die Auflistung weiter oben, die im Original auf der Vorderseite des Blattes steht.

148

20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61.

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Konservenfabrik des Militärs Verschiedene kleinere Einheiten Regionales Polizeiinspektorat Gendarmerieposten Verschiedene landwirtschaftliche Einsatzbereiche Agronomiefakultät II. Husarenregiment Neue Kommission Pferdeankauf UdSSR C.F.R. [Rumänische Eisenbahnen] Temesvar Krankenurlaub Bekleidungsdienst Vereinigte Spinnereien Perjamosch Ambulatorium Rekasch Bürgermeisteramt Rekasch Krankenhaus Dr. Babeş II. Husarenregiment Feldbäckerei Temesvar Sanitätsdienst des Bezirkes Maschinenverleih Marienfeld Farm Dimitrie Chirvăsuţă Präfektur Temes-Torontal Versorgungsdienststelle Fabrik Rometex Altenheim Maschinenverleih Tschanad Flachs- und Hanffabrik Kleinkomlosch Farm Oberst Galgoţi Ziegelei Gertjanosch Farm Traian Granatir Bürgermeisteramt Tschanad Erzeugergenossenschaft Neu-Sanktpeter Landwirtschaftsschule Tschakowa Ambulatorium Tschene Militärkrankenhaus für Augenkrankheiten Garnisonsmesse Gebrüder Mecher Genossenschaft der Kriegsteilnehmer Rumänische Oper Lebensmittelfabrik Sowjetischer Führungsstab Elektromechanische Werke Temesvar Das Rote Kreuz

" " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

14 304 10 7 125 – 5 23 7 989 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

10 189 2 3 5 9 2 – – 275 15 1 1 1 – 1 3 1 1 2 6 7 10 4 2 2 9 8 1 18 2 31

– – – – – – – – –

11 8 1 1 1 54 25 7 2

1946

62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101.

Ambulatorium Perjamosch Garnison Temesvar Maschinenverleih Bogarosch Förderzentrum Apotheke Bogarosch Maschinenverleih Keglewitschhausen Delegation Umsetzung Waffenstillstandsabkommen Offizierskasino Büro der Armeedomänen Zuckerfabrik Militärlyzeum Farm Ing. Benedict Soldatenheim Bürgermeisteramt Hopsenitz Kinderklinik Farm Major Suciu Generalinspektorat des Gesundheitswesens Landwirtschaftsverein Armeekrankenhaus Temesvar Lebensmittelladen des Militärs Textilfabrik TEBA Zentrales staatliches Krankenhaus Krankenhaus Dr. Cândea Institut zur Bekämpfung der Tollwut Rumänische Buchhandlung Organisation für den Volkssport Fabrik Bonatin Maschinenverleih Billed Dienststelle Waldwirtschaft Spar- und Überweisungskasse Maschinenverleih Liebling Farm Dr. Spahia Niculescu Landwirtschaftskammer Bürgermeisteramt Marienfeld Bürgermeisteramt Grabatz [?] Landwirtschaftliche Verwaltungseinheit Detta Prätur Detta Farm Oberst Păcuraru Vinga Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Orzydorf Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Gertjanosch

149

" " " " " " "

– – – – – – –

1 1 4 56 1 2 1

" " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 21 3 1 2 3

2 1 94 5 2 3 1 11 3 1 1 11 30 2 14 14 1 1 1 2 3 26 4 1 2 49 65 33 3 – – –

"

2



150

102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137.

Dokumente

Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Kleinjetschab Elektrizitätswerk Tschakowa Farm Solmo Dollatz Farm Ocari Gemeinde Paratzc Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Sackelhausen Gutshof Oberstleutnant Dinculescud Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Keglewitschhausen Genossenschaft Victoria Trumorae Konservenfabrik Lowrin Farm Golati Bürgermeisteramt Bogarosch Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Perjamosch Landwirtschaftsschule Perjamosch Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Liebling Bürgermeisteramt Lowrin Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Bogarosch Zentrum für die Motomechanisierung der Landwirtschaft Alexanderhausen Erzeugergenossenschaft Hopsenitzf Ambulatorium Tschanad Bürgermeisteramt Groß-Schamg Territorialbezirk Arad Armeekrankenhaus Arad Garnisonslazarett 12 Kinderheim Nervenklinik Ambulatorium Matscha Kinderkollegh Hygienelabor Förderzentrum Kinderkrankenhaus Arad Kinderschutzzentrum Staatskrankenhaus Lugosch Armeekrankenhaus Nr. 467 Fabrik Muschongi Textilindustrie Sowjetischer Viehbestand Muschong

"

2



" " " "

1 1 10 3

– – 13 5

" "

2 4

– 14

" " " " "

18 – – – –

2 4 2 2 1

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– –

1 2

" "

– –

6 2

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1

" " " Arad

– – – – – – – – – – – – – – – – – – –

1 4 8 5 16 19 9 5 1 3 5 3 16 7 8 9 2 1 1

" " " " " " " " " " Lugosch " " " "

1946

138. 139.

Landwirtschaftskammer Lugosch Armeekrankenhaus Nr. 284

140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171.

Armeekrankenhaus 181 Polizei Karansebesch Arbeitseinheit 65 Câmpia Turziij V. Husarenregiment Präfektur des Bezirkes Hunedoara Bürgermeisteramt Deva Bürgermeisteramt Broos Industriegesellschaft „Titan, Nădrag, Călan“k Gesellschaft Petroschen Territorialbezirk Orawitza Förderzentrum Lebensmittelladen des Territorialbezirks Karasch Gendarmielegion Reschitza Krankenhaus für Sozialversicherte Reschitza Gefängnis Karasch Lehrlingsheim der Eisenwerke und Domänen Verschiedene Unternehmen Garnisonslazarett Nr. 129 Krankenhaus „Darul Ostaşului“ Fabrik Banatul Staatskrankenhaus 518 Garnisonslazarett 517 Bürgermeisteramt Temesvar Städtischer Gesundheitsdienst Temesvar Krankenhaus 401 Industriegesellschaft Mica Bergwerke Lupeni Eisenwerke und Domänen Garnison Garnisonsapotheke Krankenhaus Büro für Mobilisierung und Territorialangelegenheiten Arbeitseinheit Öffentliche und militärische Betriebe Verschiedene geringe Zuteilungen Landwirtschaftliche Arbeiten Krankenurlaub Arbeitseinheit Roşiorii de Vede

172. 173. 174. 175. 176. 177.

151

" Karansebesch

2 –

1 2

" " Deva

– – 2 2 – – 1 1 1 1 – – – – – – 35 – – – – –

1 1 – – 3 3 – – – 7 4 7 1 2 2 1 7 1 1 2 14 10

– – 2 6 13 1 – – –

1 11 – – – 1 1 1 2

210 55 17 1 5 75

65 6 10 – 21 1

" " " " " " Orawitza " " " " " Anina " Temesvar " " " " " " " Brad Lupeni Reschitza Orawitza " Anina Reschitza Anina " " " " Roşiorii de Vede

152

Dokumente

178.

Staatskrankenhaus Turnu Măgurele

179.

Staatskrankenhaus Roşiorii de Vede

180. 181. 182. 183. 184. 185.

C.F.R.-Werkstätte Gheorghiu Dej Präfektur des Bezirks Gorj Territorialbezirk Territorialbezirk Romanaţi Territorialbezirk Armeekrankenhaus

186. 187. 188. 189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197.

Arbeitseinheit Ploieşti-Văleni C.F.R.-Arbeitseinheit Brazi Gemeinnützige Arbeit in verschiedenen Betrieben Garnisonslazarett 310 Garnisonslazarett 199 Garnisonslazarett 357 Armeekrankenhaus Regina Elisabeta Garnisonslazarett 254 Garnisonslazarett 300 Krankenhaus Stamate Förderzentrum Brückenabteilung C.F.R.

198. 199. 200. 201.

Alliierte Kontrollkommission Sägewerk Bukowina Gemeindekrankenhaus Krankenhaus

202. 203. 204. 205.

Territorialbezirk Suceava Landwirtschaftskammer Poststelle Zellulosefabrik

206. 207. 208. 209.

Papierfabrik Tuchfabrik Eisenwerke 35. Artillerieregiment

210. 211. 212.

10. Grenzregiment Territorialbezirk Bihor 18. Infanterieregiment

Turnu Măgurele Roşiorii de Vede Târgovişte Craiova Vâlcea Romanaţi Mehedinţi Turnu Severin Prahova Ploieşti Bukarest



7 [?]



1

1 1 – – – –

– – 1 1 1 1

72



15

1

" " " " " " Fălticeni Baia Kimpolung Bukowina Fălticeni Kimpolung Paşcani Kimpolung Bukowina



– – – – 2 7

2 1 1 5 1 1 5 – –

1 1 – –

– – 1 1

" Fălticeni

12 1 – 1

14 – 1 –

" Buhuşi Hunedoara Großwardein

1 13 58 15

– 1 76 12

" " "

– – –

10 10 3

" Piatra Neamţ

1946

213. 214. 215. 216. 217. 218. 219.

Ungarischer Volksverband Territorialbezirk Covurlui Lyzeum Bârlad Territorialbezirk Tutova Krankenhaus Anton Cincu Apotheke Iovciulescu Staatskrankenhaus

220.

Polizei Neumarkt (Kantine)

221. 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228. 229.

Bürgermeisteramt C.F.R.-Abteilung L. 2 Ungarische Universität Gemeinde Birk Arbeitsbataillon 7 Straßenbau Territorialbezirk Bürgermeisteramt Malkotsch Garten des Territorialbezirks Farm des Gemeindekulturheims Malkotsch Krankenhaus der Gemeinde Regina Maria Kulturheim Ciucurova Schulinspektorat Tulcea Farm des Forstreviers Ciucurova Offiziersmesse der Garnison Elementarschule Ciucurova Staatskrankenhaus Offiziersmesse des Förderzentrums Ambulatorium Medgidia Ambulatorium Agighioll Ölfabrik Costel Ion Schiffswerft Agigea Gesellschaft Carpatina, Gemeinde Brezoi Großspeicher der Gemeinde Budeşti Garnisonskrankenhaus 251 Filiale des Förderzentrums Bethlenm Bischofsgut der Gemeinde Nuşenin Abkommandiert zu Bürgermeisterämtern Landwirtschaftskammer Deva Internierungszentrum Mintia [?]o Bürgermeisteramt Crişenip Bürgermeisteramt Aurel Vlaicu Bürgermeisteramt Teliucu Inferiorq

230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252.

153

" Galatz Bârlad " Tecuci " SächsischRegen Neumarkt a. Mieresch " " " " Konstanza Tulcea " " " " " " " " " " " " " Konstanza " Vâlcea Ilfov Bihor Somesch " " Hunedoara " " " "

– 5 – – 1 – –

2 – 2 2 1 1 1



3

23 93 – 1 2 2 2 – 2

11 20 14 – – – – 3 –

– – – – – – – – – – 8 4 4 3 – 3 5 4 3 3 – – –

2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 12 – – – – 3 2 3 – – 3 3 1

154

253. 254. 255. 256. 257. 258. 259. 260.

Bürgermeisteramt Wolkendorf Bürgermeisteramt Băiţa Bürgermeisteramt Rumesr Bürgermeisteramt Grohots Arbeitseinheit Valea Homorod Kohlebergwerk Petroschen Kohlebergwerk Zeiden Territorialbezirk

– – – – 92 485 49 60

1 1 1 1 30 – – –

261.

Institut für Geburtshilfe – " Insgesamt 6336 Deutsche (3926 Männer und 2410 Frauen).

6

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s

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" " " " Fogarasch Petroschen Kronstadt Hermannstadt

Richtig: Cuveşdia. Im Original: „Idea Mică“ – vermutlich ein Tippfehler (statt Iecea Mică). Ungesicherte Lokalisierung. Im Original: „Ferma Ocari, com. Pata“. Ort nicht ermittelbar, im Original: „com. Cera“. Ort nicht ermittelbar. Unsichere Übersetzung, im Original „Ocseniţa“ (Ofseniţa?). Im Original „Zamul Mare“, heute Jamul Mare. Wörtliche Übersetzung, im Original: „Colegiul de Copii“. Unsichere Zuordnung, im Original: „Mosong“. Vermutlich handelt es sich um Besitzteile der Lugoscher Dampfziegelwerke J. Muschong & Comp. Arbeitseinheit bei der Rumänischen Eisenbahngesellschaft (C.F.R.). Vgl. Grecu 2003. Im rumänischen Original verballhornt zu „Totan Nădlag Călan“; Inhaber des Konsortiums waren die Brüder Osias und Max Auschnitt. Im rumänischen Original: „Aghitiol“. Im rumänischen Original: „Betlean“, vermutlich ein Tippfehler, richtig: Beclean. Im rumänischen Original: „Nusenu“. Unverständlicher Text im Original: „Centrul de Ernare Miniţia“ – sollte vermutlich heißen: Centrul de iernare Mintia (Winterquartier). Im rumänischen Original: „Crifeni“, vermutlich ein Tippfehler. Im rumänischen Original: „Delincul Inferior“. Im rumänischen Original: „Romas“, richtig: Romos. Unsichere Lesart; im rumänischen Original: „Grabot“.

Quelle: Arhiva S.R.I, fond Documentar, dosar 2195, fol. 11–18.

59. Protokoll einer Beratung von Ministerpräsident Petru Groza mit Regierungsmitgliedern über das „Problem der Sachsen und Schwaben“ (26. März 1946) Protokoll330

330

Ministerpräsident Petru Groza nennt dieses Protokoll während einer Audienz, die er einer Banater Abordnung der Sozialdemokratischen Partei gewährt, ein Geheimdokument. Er liest es seinen Gästen abschnittweise vor. Vgl. Dokument Nr. 61. Das hier verwendete Exemplar trägt auf der ersten Seite, am linken Rand, eine durch den Kopiervorgang abgeschnittene, deswegen unentzifferbare kurze Bemerkung mit einer Unterschrift und dem Datumsstempel 2. April 1946. Darüber wurde mit rotem Farbstift „c. d. armistiţiu“ notiert, womit möglicherweise die Waffenstillstandskommission gemeint ist.

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Heute, am 26. März 1946, fand im Saal des Ministerrates eine Beratung der Vertreter der in der Regierung vertretenen politischen Parteien über das Problem der Sachsen und Schwaben in Siebenbürgen331 statt. Herr Minister Lotar Rădăceanu hat dieses Problem aufgeworfen und gebeten, die Situation der Sachsen und Schwaben in Siebenbürgen so zu lösen, dass man uns nicht vorwerfen kann, diese Nationen der ethnischen Diskriminierung ausgesetzt zu haben. Er beantragt, sie nach dem politischen Kriterium zu behandeln, und zwar ob sie ideell oder reell mit dem Hitlerismus kollaboriert haben. Herr Premierminister Groza erklärte, dass die Regierung grundsätzlich keinen Unterschied zwischen den mitwohnenden Nationen macht; die allgemeinen Maßnahmen richten sich nur gegen diejenigen, die sich als Handlanger des Hitlerregimes erwiesen haben, mit den Feinden des Vaterlandes paktiert und das diktatorische antidemokratische Regime unterstützt haben. Er schlägt vor, die Einstellung der Ministerien diesbezüglich zu überprüfen, damit diese die geltenden Gesetze genauestens befolgen und Begünstigungen oder Ausschreitungen eingestellt werden. Nach der Erörterung der allgemeinen Maßnahmen in Bezug auf die jeweils zuständigen Departements wurde Folgendes festgestellt und beschlossen: Im Agrarbereich: Die Agrarreform wird nach dem Wortlaut des Gesetzes durchgeführt, und alle Vergünstigungen, die durch Sonderregelungen geschaffen wurden, werden aufgehoben. Die Sonderregelungen werden dahingehend revidiert, dass sie dem Geist des Gesetzes angepasst werden. Im Unterrichtswesen: Die verschiedenen Schultypen können sich im gesetzlichen Rahmen des Nationalen Bildungsministeriums frei entfalten. Es wurde beschlossen, dass der Verkauf der Schul- und Kirchengüter an die „Volksgemeinschaft“ gültig bleibt und der bestehenden Rechtslage entsprechend zu behandeln ist.332 Bezüglich der Kulte: Es wird festgestellt, dass die Sachsen und Schwaben sich voller Religionsfreiheit erfreuen und die kirchlichen Angestellten, die nach der Säuberung beibehalten wurden, sich der gleichen Rechte erfreuen wie die Vertreter der anderen Kulte. Es wurde beschlossen, eine interministerielle Kommission, bestehend aus Vertretern der Ministerien für Inneres, Volkswirtschaft, Justiz und Arbeit, mit der Ausarbeitung eines Dekret-Gesetzes zu betrauen, das die Maßnahmen bündelt, die in dieser Beratung beschlossen wurden. [Es folgen die Unterschriften von – in dieser Reihenfolge v. o. n. u.:]

331

Im Original unterstrichen. Gemeint ist vermutlich die „Deutsche Volksgruppe in Rumänien“ (DVR). Die Schulgebäude waren in der Auffassung der Evangelischen Kirche A. B. nach der Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien wieder ihr Eigentum. Dieser Auffassung nach hätten sie nicht enteignet werden dürfen. Als Güter der aufgelösten DVR unterlagen sie der Enteignung gemäß Dekret-Gesetz Nr. 485 (s. Anm. 18). 332

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Petru Groza, Petre Constantinescu-Iaşi333, Teohari Georgescu, Anton Alexandrescu334, [unleserlich], Gheorghe Vlădescu-Răcoasa335, Aurel Potop336, Tudor Ionescu337, Gheorghe Nicolau. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri. – Consiliul de Miniştri, dosar 53/1946, fol. 1, 1v.

60. Spitzenvertreter der RKP lassen sich in Moskau von Stalin über den Umgang mit den Minderheiten beraten und testen ihren Wunsch, die Rumäniendeutschen des Landes zu verweisen. Auszüge aus dem Gesprächsprotokoll (3. April 1946) [Das Gespräch vom 3. April 1946 fand in Moskau zwischen N. (Stalin), Al. und Ol. (Wjatscheslaw Molotow338 und Georgi Malenkow339), Fe. (Gheorghe Gheorghiu-Dej) und Cr. (Teohari Georgescu)340 statt.] […] 3. April 1946 [Hauptthema sind die anstehenden Wahlen. Stalin „berät“ hinsichtlich des Wahlprogramms und verspricht eine Million Dollar zur Finanzierung der Wahlkampagne. In diesem Kontext wird die Frage der „mitwohnenden Nationalitäten“ angesprochen.] N.: […] Was die mitwohnenden Nationalitäten betrifft, seid ihr für deren Gleichheit. Die Gleichheit der Nationalitäten ist eine Utopie. Man kann nicht von einer Gleichheit unter den Nationen sprechen. Belgien z. B. ist ein unabhängiger Staat, man kann aber trotzdem nicht von einer Gleichheit zwischen Belgien und den USA sprechen. Es hat 333 Petre Constantinescu-Iaşi (1892–1977), Historiker, Gründungsmitglied der RKP, Vorsitzender (1947–1949) der 1946 aus der Uniunea Patriotică hervorgegangenen Nationalen Volkspartei (Partidul Naţional Popular), einer Satellitenpartei der RKP; Propaganda- bzw. Informationsminister (März 1945 – November 1946), Vizepräsident des Präsidiums der Großen Nationalversammlung (1948–1953), Kultusminister (1953–1957). 334 Anton Alexandrescu (1905–1984), Ökonom, Vorsitzender einer nach ihm benannten Abspaltung der Nationalen Bauernpartei (P.N.Ţ. – Alexandrescu), die 1948 in der „Pflügerfront“ aufging; Minister für Genossenschaftswesen im Kabinett Groza I (1945–1946), Mitglied im Präsidium der Großen Nationalversammlung (1948), Rektor des Instituts für Wirtschaftswissenschaft und Planung (1949–1951). 335 Gheorghe Vlădescu-Răcoasa (1895–1989), mit den Kommunisten sympathisierender Sozialdemokrat, Minderheitenminister unter Rădescu (1944–1945) und Unterstaatssekretär für Minderheitenfragen im Kabinett Groza I (1945–1946). 336 Aurel Potop, Mitglied der Nationalen Bauernpartei (P.N.Ţ.), Unterstaatssekretär im Bildungsministerium im Kabinett Groza I (1945–1946). 337 Tudor Ionescu, Unterstaatssekretär im Wirtschaftsministerium im Kabinett Rădescu (1944– 1945), danach Minister für Bergbau und Erdölförderung in den Kabinetten Groza I, II und III (März 1945 – April 1948). 338 Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (1890–1986), Mitglied im Politbüro der KPdSU (1926–1957), Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, d. h. Ministerpräsident (1930–1941), Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten (1939–1949), Außenminister (1953–1956). 339 Georgij Maksimilianowitsch Malenkow (1902–1988), persönlicher Sekretär Stalins (1938), Vollmitglied des Politbüros der KPdSU und stellvertretender Ministerpräsident (ab 1946), später Ministerpräsident (1953–1955). 340 Die Zuordnung der Kürzel gemäß Dobrincu 2008. Vgl. auch Weber 2011 und Baier 2011.

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weder deren Macht noch deren Möglichkeiten. Auch zwei Leute sind nie gleich, der eine ist klüger, fähiger, kräftiger usw. als der andere. Umso mehr gilt das für zwei Nationen. Man kann aber von „gleichen Rechten für die mitwohnenden Nationalitäten“ sprechen341. „Gleichheit“ und „gleiche Rechte“ sind nicht ein und dasselbe. […] Über die Ungarn könnt ihr nichts [ins Wahlprogramm] aufnehmen? Haben die Ungarn bei euch Schulen? Cr.: Sie haben sogar eine ungarische Universität. N.: Tatsächlich? Und vor Gericht, in welcher Sprache wird da gesprochen? Cr.: In den Regionen mit über 30 Prozent ungarischer Minderheit wird in beiden Sprachen gesprochen: Rumänisch und Ungarisch. Ol.: Und in den öffentlichen Ämtern und Behörden? Cr.: Genauso. In Großwardein z. B., einer Stadt mit ungarischer Mehrheit, sind 85–90 Prozent der Beamten Ungarn. Sie müssen allerdings auch die rumänische Sprache beherrschen. Ol.: Selbstverständlich. N.: Im Programm sollte stehen: „Der ungarischen Bevölkerung in Rumänien wird das Recht zugesichert, die Muttersprache frei zu gebrauchen, sie in den Schulen zu unterrichten und sie vor Gericht zu verwenden.“ N.342: Wir haben ein Nationalitätenstatut343, das all diese Rechte umfasst. Ol.: Dann müsste es heißen: „Die konsequente Anwendung des Nationalitätenstatutes“. […] N.: […] Habt Ihr noch Fragen? Fe.: Wir haben rund 500.000 Sachsen und Schwaben im Land. Sie waren bei uns schon immer die Vorhut des deutschen Imperialismus und ein Herd der Reaktion. Sie haben nun wieder begonnen die Köpfe zu heben. Wir möchten sie ausweisen.344 N.: Der Krieg ist aus. Ausweisen ist schwierig geworden. Haben sie das Recht zu wählen? Fe.: Genau daran haben auch wir gedacht. Wir möchten sie vom Wahlrecht ausschließen. N.: Sind sie rumänische Staatsbürger? Fe.: Ja. N.: Dann ist es schwierig, sie vom Wahlrecht auszuschließen. Es sei denn, ihr habt einen guten Grund dafür. Fe.: Die Mehrheit waren Mitglieder der Deutschen Volksgruppe, einer hitleristischen Organisation. Wir könnten diesen das Wahlrecht entziehen. N.: Sehr wohl, wenn Ihr diese Möglichkeit habt, nutzt sie. Ihr braucht kein Mitleid mit ihnen zu haben. Sonst noch was? Quelle: Berindei, Dobrincu, Goşu 2009, Dokument Nr. 5, S. 47–59, hier bes. S. 54–56. Erstveröffentlichung in Dobrincu 2008; auch in Cătănuș, Buga 2012, Dokument Nr. 8, S. 46–69, bes. S. 59–63.

341 342 343 344

Hervorgehoben im Nachdruck. Vermutlich die Antwort von Cr. (Georgescu). Gesetz Nr. 86/1945. Siehe Anm. 13. Im Original: „Am vrea să-i expulzăm.“

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61. Audienz von Banater Sozialdemokraten bei Ministerpräsident Petru Groza. Auszüge aus dem Gesprächsprotokoll (16. April 1946) [Die Abordnung, bestehend aus neun Parteimitgliedern aus dem Banat und aus dem Bukarester Delegationsleiter, dem Generalsekretär der SDP, Teodor Iordăchescu345, wird von Petru Groza in Audienz empfangen. Groza hatte dazu auch den Arzt Dr. Georman, Generalsekretär im Landwirtschaftsministerium, eingeladen, den er zum Kommissar für das Banat aufbauen wollte.] […] [Simion] Cotoşman346: […] Wir vertreten alle das Prinzip, dass der gesamte Boden bestellt werden muss. Jedoch gibt man den Deutschen in den deutschen Gemeinden nicht die geringste Gelegenheit zu arbeiten.347 Mehr noch: Die Kolonisten werden nicht etwa in die leer stehenden Häuser einquartiert, nein, in einem Dorf mag es noch so viele leer stehende Häuser geben, die ankommenden Kolonisten betreten sie nicht, sondern sie belagern die Deutschen, sie richten sich in deren Häusern ein. Die Deutschen werden entweder hinausgeworfen oder bleiben an Ort und Stelle, aber es wird ihnen alles weggenommen, so dass schließlich auch sie ihr Haus verlassen und sich woanders einrichten. […] Sie sollten eine Untersuchung im Bezirk Temes348 anordnen, wo wir es mit besonderen Verhältnissen zu tun haben: Von 231 Gemeinden werden 81 von Deutschen bewohnt – die Behörden könnten vor Ort feststellen, dass viele landwirtschaftliche Flächen unbestellt sind und es weiterhin bleiben werden. Die Folge wäre, dass das Banat, das immer vorne war, nun zu den Hungergebieten gezählt werden muss. Das will natürlich niemand. Herr Premierminister, bitte glauben Sie nicht, wir wären hier, um die Deutschen in Schutz zu nehmen. Ich wiederhole: Wir sind für die Vollendung der Agrarreform, jedoch möchten wir Sie bitten, Maßnahmen zu treffen, damit auch die Deutschen die Möglichkeit bekommen zu arbeiten. Es müssten Rundbefehle ausgegeben werden, dass in den kolonisierten Gemeinden die Gesetze nicht übertreten werden. In der Tat ist noch keine der je beschlossenen Maßnahmen eingehalten worden. […] Diejenigen, die nach Gutdünken verfahren, behaupten: Es herrscht Demokratie, wir können es uns erlauben. Wenn wir aber wahrhafte Demokraten sind, müssen wir uns einsetzen für jene Deutschen, die – im Bezirk Temes-Torontal gibt es zahlreiche davon – seit 20 oder 30 Jahren Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei sind, das können wir beweisen; sie haben die Verbindung zu uns stets aufrechterhalten, während der Hitlerherrschaft und während der Illegalität. Bei der Durchführung der Agrarreform wird aber kein Unterschied zwischen den Deutschen gemacht. Es gibt für keinen eine Ausnahme, obwohl wir für unsere Leute garantieren können; wir können Listen zusammenstellen mit

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Teodor Iordăchescu (1884–1958), Sozialdemokrat, nach Vereinigung der SDP mit der RKP Mitglied im ZK der RAP (1948–1958) und im Politbüro (1948–1952); Unterstaatssekretär für die Staatsverwaltung im Innenministerium (1947), Minister für öffentliche Arbeiten (1947–1949) und Bauwesen (1949). 346 Simion Cotoşman, Sekretär der Temesvarer Bezirksorganisation der Sozialdemokratischen Partei. 347 Alle kursiven Stellen sind im Original mit rotem Farbstift angestrichen. 348 Verkürzt für Temes-Torontal.

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den Namen der Leute, die bereits früher Mitglieder unserer Partei waren und die sich ihre demokratische Gesinnung dauerhaft bewahrt haben.[…] Die Bezirkskommission für die Durchführung der Agrarreform hat mit Rundschreiben Nr. 91 die Waisen, Witwen und Frontkämpfer ausdrücklich von der Enteignung ausgenommen; wer bereits enteignet worden war, sollte wieder begütert werden. Diese Anweisung wird ignoriert. […] Es gibt viele ehemalige Soldaten, die an der Westfront gekämpft und kein Land bekommen haben. […] Dann zirkulieren Tag für Tag die unterschiedlichsten Gerüchte: dass alle Deutschen ausgehoben und nach Sowjetrussland verschleppt würden, dass man sie aus dem Land ausweisen würde. Titel Petrescu berichtete in einem Brief an Novac349, der vor dem 10. März350 geschrieben und in den Zeitungen Freiheit351 und Făclia abgedruckt wurde, über eine Unterredung mit Ihnen, in deren Verlauf Sie ihm versichert hätten, dass von einer Aussiedlung der Deutschen keine Rede sei, dass ihnen nicht ihr ganzes Hab und Gut weggenommen würde. Diese Nachricht hat die Deutschen mit Genugtuung erfüllt. Doch danach gab es wieder Gerüchte über Gerüchte. Dann ist der Umgang mit ihnen [den Deutschen] nicht immer angemessen. Ich habe nichts dagegen, dass man noch einige Hundert Leute ausgehoben und in die Kohlegruben von Petroschen auf Arbeit geschickt hat. Wir sind darauf angewiesen, dass die Kohleproduktion steigt. Wie ist man aber in diesem Fall vorgegangen? Mitten in der Nacht haben die Gendarmen die Häuser der Deutschen umstellt, sind eingedrungen und haben die für Petroschen vorgesehenen Männer ausgehoben – genauso wie die Henker in den Städten die Hunde mit der Schlinge einfangen. Am nächsten Tag hat man sie mit dem Gepäck auf dem Rücken im Tross abgeführt, während die Frauen und die Kinder weinend hinterherliefen. […] [Petru] Groza: […] Meine Herren, ich hatte in diesen Saal, in dem wir uns befinden, am 26. März die Vertreter aller Regierungsparteien zu einer Ministerkonferenz einberufen. Hier ist das Sitzungsprotokoll, das im Panzerschrank aufbewahrt wird, weil es geheim ist, das aber für alle Parteien, deren Vertreter es unterzeichnet haben, verbindlich ist.352 Wie Sie sich selbst überzeugen können, wurde das Protokoll unterzeichnet von den Herren: Lotar Rădăceanu, P. Constantinescu-Iaşi, Anton Alexandrescu, Aurel Potop,

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Vermutlich Traian Novac (1882–1969), führender Banater Sozialdemokrat. Am 10. März 1946 fand ein außerordentlicher Parteitag der Sozialdemokratischen Partei statt, wo es um die Art der Beteiligung der Partei an den bevorstehenden Parlamentswahlen ging: Sollte sie zu den Wahlen allein – wie es u. a. der Parteivorsitzende Constantin Titel Petrescu wünschte – oder auf gemeinsamen Listen zusammen mit der RKP antreten? Die Mehrheit der Delegierten entschied sich für ein Zusammengehen mit den Kommunisten, worauf Petrescu und seine Anhänger aus der SDP ausgeschlossen wurden und diese eine Unabhängige Sozialdemokratische Partei gründeten. 351 „Freiheit“ – sozialdemokratische Tageszeitung, vgl. Anm. 275. 352 Vgl. Dokument Nr. 59. Nicht alle von Groza genannten Unterzeichner sind auf der Variante des Protokolls vertreten, die im Bukarester Historischen Zentralarchiv aufgefunden wurde und die der Übersetzung zugrunde lag. 350

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Pfarrer I. Burducea353, Gh. Vlădescu Răcoasa, Gh. Nicolau, Ștefan Voitec354, M. Ralea355, Romulus Zăroni und Teohari Georgescu. Die Konferenz wurde einberufen, um die Prinzipien festzulegen, aufgrund derer wir die Situation der Sachsen und Schwaben in Siebenbürgen legalisieren können. Hören Sie, was hier steht: „Herr Premierminister Groza erklärte, dass die Regierung grundsätzlich keinen Unterschied zwischen den mitwohnenden Nationen macht; die allgemeinen Maßnahmen richten sich nur gegen diejenigen, die sich als Handlanger des Hitlerregimes erwiesen haben, mit den Feinden des Vaterlandes paktiert und das diktatorische, antidemokratische Regime unterstützt haben. Er schlägt vor, die Einstellung der Ministerien diesbezüglich zu überprüfen, damit diese die geltenden Gesetze genauestens befolgen und Begünstigungen oder Ausschreitungen eingestellt werden. Nach der Erörterung der allgemeinen Maßnahmen in Bezug auf die jeweils zuständigen Departements wurde Folgendes festgestellt und beschlossen: Im Agrarbereich: Die Agrarreform wird nach dem Wortlaut des Gesetzes durchgeführt und alle Vergünstigungen, die durch Sonderregelungen geschaffen wurden, werden aufgehoben. Die Sonderregelungen werden dahingehend revidiert, dass sie dem Geist des Gesetzes angepasst werden.356 Der Text der Durchführungsverordnung zum Agrarreformgesetz wird revidiert, um den Begriff des Kollaborateurs präziser zu fassen. Vor Ort ist sicherzustellen, dass das Prinzip der politischen Diskriminierung genauestens befolgt wird, so dass die Bürger deutscher Volkszugehörigkeit, die keine politische Schuld trifft, allen anderen Bürgern gleichgestellt werden.“ Das heißt, die Tatsache, dass jemand als Deutscher in diesem Land geboren wurde, zieht allein noch keine außergewöhnlichen, gegen ihn gerichteten Maßnahmen nach sich.357 Er gilt mit allen anderen Bürgern des Landes gleichberechtigt. Denn wir behandeln alle Nationalitäten gleich, sie haben die gleichen Rechte wie die rumänische Nation. Was die notwendige Diskriminierung anbelangt, so wird sie nur nach der Prüfung der politischen Einstellung des Betroffenen vorgenommen: war er Kollaborateur oder nicht; war er auf militärischem Gebiet auf Seiten der Hitleristen tätig oder nicht. Das Gesetz macht diesen Unterschied zwischen rumänischen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit, also zwischen Deutschen und Deutschen. 353 Constantin Burducea, orthodoxer Priester, Kultusminister von März 1945 bis November 1946 (Kabinett Groza I). 354 Ştefan Voitec (1900–1984), Generalsekretär der Sozialdemokratischen Partei (1944–1948), Mitglied im ZK (1948–1984) und im Politbüro (1948–1952) der RKP, stellvertretendes Politbüromitglied (1955–1965), Mitglied des (Politischen) Exekutivkomitees des ZK der RKP (1965–1984); Bildungsminister (1944–1947), Vizepräsident des Ministerrates (1948–1949 und 1956–1961), Minister für Binnenhandel (1955–1956) und Konsumgüterindustrie (1957–1959); Vorsitzender der Großen Nationalversammlung (1961–1974), Vizepräsident des Staatsrates (1961–1965 und 1974–1984). 355 Mihail Ralea (1896–1964), Soziologe; Arbeitsminister (1938–1940); gründet 1943 zusammen mit dem Sozialdemokraten Lothar Rădăceanu die Soziale Bauernpartei (Partidul Social Ţărănesc), die 1944 in der „Pflügerfront“ (Frontul Plugarilor) aufgeht; Minister der Künste (1945–1946), Botschafter in den USA (1946–1948). 356 Bis hierher wortgetreues Zitat aus Dokument Nr. 59. 357 Am Rande dieses und der zwei folgenden Absätze steht mit rotem Farbstift: „da“ (dt. ja). In den zwei folgenden Absätzen sind die ersten Sätze unterstrichen, die weiteren am Rand angestrichen.

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Wenn ein Deutscher eingetragenes Mitglied der Volksgruppe war, ist dies kein Grund zur kompletten Enteignung, denn wir wissen, dass es ein Gesetz gab, das alle Deutschen verpflichtete, von Amts wegen Mitglieder der deutschen Volksgruppe zu werden. Alle Deutschen waren Mitglieder der Volksgruppe358, aber allein auf dieser Grundlage können keine gegen sie gerichtete Maßnahmen ergriffen werden, sondern es muss untersucht und belegt werden, ob jemand außer dieser Mitgliedschaft auch militärisch oder auf sonstige Weise an der Seite der Hitleristen gewirkt hat; ob er in diesem Sinne agiert hat oder nach Deutschland gegangen ist, um sich in die Hitlerarmee einzureihen, oder ob er zu Hause geblieben und hier in einer bewaffneten Einheit mitgemacht hat, ob er also in irgendeiner Weise in diesem Sinne tätig war. Kurz, dies ist der Standpunkt der Regierung, der in der Ministerkonferenz vom 26. März l. J. nach eingehenden Debatten angenommen wurde. Dies sind zusammengefasst die Ergebnisse der Debatte, die ich bewusst angestoßen habe, weil ich in dieser Angelegenheit im Banat Ordnung schaffen will. „Im Unterrichtswesen: Die verschiedenen Schultypen können sich im Rahmen der Gesetze des Nationalen Bildungsministeriums frei entfalten. Die Einzelheiten werden vom Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit dem Nationalitätenministerium geregelt.“359 Das Nationalitätenstatut ist Ihnen bekannt: Ich sage es noch einmal, das Statut legt die Gleichberechtigung aller Nationalitäten und die Gleichbehandlung aller, einschließlich der Deutschen, fest. „Es wurde beschlossen, dass der Verkauf der Schul- und Kirchengüter an die ‚Volksgemeinschaft‘ gültig bleibt und der bestehenden Rechtslage entsprechend zu behandeln ist.[“] Wir erkennen die entsprechenden Akten an; die getätigten Verkäufe bleiben gültig. Diese Bestimmung schafft nun aber keine tragische Situation für das deutsche Volk schlechthin, weil dieses dem Nationalitätenstatut unterliegt, das in einem demokratischen Geist verfasst ist. Demnach wird die Nutzung dieser Schulen nicht behindert, bloß gehören sie nicht mehr den Kirchen, sondern der deutschen Gemeinschaft generell. „Bezüglich der Kulte: Es wird festgestellt, dass die Sachsen und Schwaben sich voller Religionsfreiheit erfreuen und die kirchlichen Angestellten, die nach der Säuberung beibehalten wurden, sich der gleichen Rechte erfreuen wie die Angehörigen der anderen Kulte.“ Wir geben den Pfarrern, die in den schwäbischen und sächsischen Kirchen Dienst tun, sogar Gehälter. Wir erkennen ihre Gleichberechtigung mit den rumänischen, ungarischen usw. Pfarrern an. „Im Bereich des Genossenschaftswesens: Die Auflösung des Landesverbandes der deutschen Genossenschaften360 in Hermannstadt361.“ 358

Deutscher Begriff im Original. Der erste Satz entspricht wörtlich dem zitierten Protokoll. Der zweite ist darin (in der aufgefundenen Variante) nicht enthalten. 360 Eigentlich: Landesverband der deutschen Genossenschaften in Rumänien „Raiffeisen“. 361 Diese Aussage enthält das zitierte Protokoll in der erhalten gebliebenen Variante nicht. Der Genossenschaftsverband war bereits am 11. Dezember 1945 aufgelöst worden. Dagegen hatte die Verbandsleitung Einspruch eingelegt, und Dr. Gustav Adolf Klein, Verbandspräsident und Generaldirektor der Hermannstädter und Kronstädter allgemeinen Sparkassa, hatte einen Hermannstädter Vertreter der INCOOP gebeten, sich bei der Bukarester Zentrale für die Beibehaltung und zeitgemäße Reorganisation des Verbandes zu verwenden. Doch dort sei, so berichtet Klein am 20. Februar 1946, 359

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Das war ein Legionärsnest, deswegen haben wir diese Maßnahme ergriffen. Die Leute dort können aber weiter mit dem INCOOP362 zusammenarbeiten. [„]Es wurde beschlossen, eine interministerielle Kommission, bestehend aus Vertretern der Ministerien für Inneres, Volkswirtschaft, Justiz und Arbeit, mit der Ausarbeitung eines Dekret-Gesetzes zu betrauen, das die Maßnahmen erfassen soll, die in dieser Beratung beschlossen wurden.“ Sie sehen also, wir haben ein fertiges Gremium, das das Notwendige in Gesetzesform bringen wird. Von diesem Gremium werden Maßnahmen angeregt werden, die endlich dazu führen werden, dass wir in dieser Landesgegend den Rechtszustand wiederherstellen. […] Kraft meines Amtes muss ich Anteil nehmen an den Sorgen jeden Bürgers, und ich muss alles dafür tun, um ihm sein Schicksal zu erleichtern. Bitte glauben Sie mir aber, dass auch meine Lage nicht leicht war und nicht leicht ist. Wir müssen die Dinge durch das Prisma der historischen Volksentwicklung sehen. Wir haben die große Tragödie des Krieges erlebt. Diejenigen, die sich heute darüber beklagen, dass ihnen der Grund, die Häuser, der Hausrat weggenommen wird, dass man ihnen die Speisekammern zusperrt und ihren Kindern und Alten das Essen wegnimmt – was freilich bedauerlich ist –, sollten zum Vergleich an die Tragödie und die Leiden denken, die das deutsche Volk und der Hitlerstaat so vielen Menschen zugefügt haben. […] Nicht zu reden von den Massenexekutionen, die Deutsche in den Vernichtungslagern verübt haben, oder von all den Verbrechen dieses Krieges, verursacht von einem Irren, der ganze Völker hypnotisiert zu haben scheint. Wenn Sie nun, nachdem diese schreckliche Tragödie überstanden ist, an meiner Stelle sitzen und auch die anderen, die auf der anderen Seite standen, anhören würden, könnten Sie auch die Kehrseite der Medaille sehen und Sie wären möglicherweise bereit, etwas objektiver zu sein, die Dinge anders einzuschätzen. Diejenigen, die zu Hause, bei Ihnen im Banat geblieben sind, die Deutschen dort sollten bitte ihre derzeitigen Nöte mit den Leiden vergleichen, die so vielen Menschen von den Nationalsozialisten zugefügt wurden. Und trotz allem, was in unserem Land geschehen ist, bei allen Ungesetzlichkeiten, die geschehen sind, waren wir doch das einzige Land, das eine blutige Vergeltung, die sich abzeichnete und der Logik der Dinge zufolge zu erwarten gewesen wäre, abwenden konnte. Wir haben innere Kämpfe, einen Bürgerkrieg, auch unter uns Rumänen, abwenden können. Und schließlich sind wir das einzige Land, in dem keiner umgebracht wurde. Sogar im Falle der zum Tode Verurteilten wurde die Todesstrafe umgewandelt. […] Was die nach Sowjetrussland Deportierten anbelangt, so lag diese Maßnahme nicht an mir. Wir haben einen Krieg verloren und leben heute unter den Bedingungen des Waffenstillstands. Die besagte Maßnahme wurde von der Alliierten Kontrollkommission getroffen, wir konnten uns nicht dagegen wehren, weil es nicht in unserer Macht lag, dies zu tun. Man wird aber irgendwann erfahren, dass die Leute, die dorthin verbracht „die Ingangsetzung der Liquidierung […] in verschärfter Form verfügt worden“. Siehe: Dr. Gustav Adolf Klein: Akt[en]notiz Betreff: Situation unseres Genossenschaftswesens. Kopie im Privatarchiv von Hermann Schobel (Würzburg). 362 Abkürzung für: Institutul Naţional Român al Cooperaţiei (Rumänisches Nationalinstitut für das Genossenschaftswesen).

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wurden, gut behandelt werden und gesund zurückkehren werden, außer jenen, die zum Teil auch hier an ihren Leiden oder eines natürlichen Todes gestorben wären. Dort ist jeder an seinem Arbeitsplatz, der Arzt ist als Arzt tätig, der Apotheker als Apotheker, der Maurer baut, und alle werden wahrscheinlich besser behandelt, als man sie hier behandelt hätte. Und nun vergleichen Sie diese Lage mit der Einstellung mancher Lagerkommandanten gegenüber den sowjetischen Kriegsgefangenen. Sie wissen es selbst, in welchem körperlichen Elend und wie ausgehungert diese Gefangenen in unseren Lagern waren. […] Als wir die Agrarreform in Angriff nahmen, standen wir vor vollendeten Tatsachen. Lange vor der Ausarbeitung des Gesetzes habe ich in vielen Ministerratssitzungen darauf gedrängt, diese Reform zu beschleunigen, weil sonst Bauernunruhen hätten ausbrechen können363, die nicht zu beherrschen gewesen wären. Ich habe die Parteien gebeten, sich mit diesem Gesetz zu beeilen, um nicht in eine gefährliche Situation zu geraten. Auf diese Weise verging der Winter 1944/1945 und das Frühjahr zog ins Land. In dieser Zeit ist vieles vor Ort entschieden worden. Die Agrarreform war eine Revolution: Die landwirtschaftlichen Güter wurden beschlagnahmt, sie wurden nicht enteignet. Und doch wurde in dieser Revolution niemand getötet, die Gutshäuser wurden nicht angezündet, die Bojaren wurden nicht am nächstbesten Baum aufgeknüpft. Jetzt heilen wir die Wunden und versuchen, die Auswüchse und Fehler so gut es geht zu beseitigen, die bei der Durchführung der Agrarreform vor Ort gemacht wurden. Wir haben eine Sonderkommission gegründet, die all diese Fälle auf Landesebene prüft. Die Papiere, die Sie mitgebracht haben, werde ich zum Protokoll hinzufügen, und ich werde ein Gremium schaffen, das Sofortmaßnahmen vor Ort ergreift, Strafmaßnahmen, die Aushebung und Inhaftierung jener, die weiterhin das Gesetz brechen. Wenn mancherorts hart durchgegriffen wird, gilt das als ernsthafte Warnung für all jene, die nicht begreifen, dass wir eine demokratische Regierung sind und dass unter dieser Herrschaft die Demokratie Ordnung und nicht Anarchie heißt. Wer sich diesem Prinzip nicht unterwirft, ist kein Anhänger der Regierung. Er mag ein Parteigänger von Maniu oder der Legionäre sein, unser Anhänger ist er nicht. Diese These sollten Sie kennen und sie über Ihre Presse im Banat verbreiten. […] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Consiliul de Miniştri, dosar 149/1946, fol. 2–32.

62. Der Innenminister informiert die Präfekten per Blitztelegramm, dass kurz zuvor ergangene „Anweisungen“ zur Anwendung der Agrarreform außer Kraft gesetzt werden (27. April 1946) Entwurf 364 [Briefkopf:] Rumänien 363

Im Original: „s’ar putea declara o mişcare ţărănească“ – offensichtlich ein Tippfehler, richtig: „s’ar putea declanşa …“. 364 Es handelt sich offenbar nicht mehr um einen Entwurf, denn die vage Datumsangabe am Ende des Dokuments (April 1946) wurde um eine Nummer und ein exaktes Datum ergänzt: 22545/27. April 1946, links daneben ein Registrierstempel des Innenministeriums/Direktion Staatsverwaltung mit dem gleichen Datum.

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[Landeswappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung Direktion Staatsverwaltung Dienststelle Allgemeine Verwaltung Den Herren Präfekten der Bezirke im ganzen Land

Blitztelegramm Wir geben bekannt, dass die „Anweisungen“, die wir Ihnen mit unserem Rundbefehl Nr. 11165 vom 13. April 1946 bezüglich der Anwendung der Agrarreform auf die Sachsen und Schwaben zugeschickt haben, von der Zentralen Agrarreformkommission im Ministerium für Landwirtschaft und Domänen außer Kraft gesetzt wurden, was Ihnen vom genannten Departement mit Telegramm Nr. 159606 vom 26. März 1946 direkt mitgeteilt wurde[.] Stop Daraus folgt, dass die sächsischen und schwäbischen rumänischen Staatsbürger deutscher Nationalität der Agrarreform laut Gesetz und Durchführungsverordnung unterzogen werden[.] Stop Der Minister für Innere Angelegenheiten, i. A. [Radovean] Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 99/1946, fol. 18.

63. Protestbrief von Coloman Müller an Justizminister Pătrăşcanu über die Diskriminierung der deutschen Bevölkerung im Entwurf des Wahlgesetzes (12. Juni 1946) [handschriftlich:] Gen. Ana! Ich habe an Gen. Pătrăşcanu folgenden Protest gerichtet365: An Justizminister Lucreţiu Pătrăşcanu366

Genosse Pătrăşcanu Es ist eine höchst charakteristische Entscheidung der nachfaschistischen Zeit, dass die fortschrittlichen Parteien der deutschen Frage nahezu verständnislos gegenüber stehen. Und es ist doch eines der Grundprobleme der Gegenwart. Die Reacktion [!] hat sich von den schweren moralischen und physischen Erschütterungen viel eher erholt und hat die Atmosphärepolitik, die die kollektive Schuld des gesammten [!] deutschen Volkes propagierte, aufgegeben. In Rumänien haben die Vertreter der Arbeiterparteien, die Kommunisten mit Begeisterung, die Sozialdemokraten nach einigem Zögern diese unglückliche Atmosphärepolitik sich zu eigen gemacht und auch angewendet. Der Effekt war geradezu jämmerlich. Der fleissige und tüchtige deutsche Kleinbauer wurde enteignet, ausgeraubt und 365

Das Schreiben liegt in deutscher und rumänischer Fassung vor. Hier die deutsche Originalfassung mit einem handschriftlichen Vermerk für Ana Pauker. Offensichtliche Tippfehler wurden stillschweigend ausgemerzt, die Interpunktion an heutige Gepflogenheiten angepasst, die Orthographie beibehalten. 366 Der rumänische Text trägt auf der ersten Seite oben rechts die Eingangsnummer (?) 763/12. VI.946.

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misshandelt, während der eigentliche Träger der Idee der Herrenrasse und auch tatsächlicher Nutzniesser der faschistischen Zeit – besonders in der Zeit der Judenverfolgung –, der deutsche Bürger, unberührt blieb. Die Parteien betreiben keine antihitleristische, sondern ausdrücklich eine antideutsche Politik, welche praktisch natürlich weiter erstarkend und auch auf andere Gebiete übergreifend in ungesunder nationalistischer Tendenz ausartet. Die Arbeiterparteien sind heute nahezu ebenso stark vom Chauvinismus durchtränkt wie die historischen Parteien. Bezeichnend für diesen Zustand ist die von den Arbeiterparteien jetzt veranstaltete Feierlichkeit für die gefallenen Helden. Beim Rückzug des geschlagenen faschistischen Heeres sind insgesammt [!] 8 antifaschistische Kämpfer hingerichtet worden. Ein serbischer Kommunist und sieben deutsche Sozialisten und Kommunisten. Bei der Feierlichkeit hat man diese Helden und das an ihnen verübte Verbrechen nicht nur nicht erwähnt, sondern nicht einmal angedeutet.367 Nun soll durch Dein Wahlrechtsprojekt die Atmosphärepolitik neuerdings angewendet werden. Es soll die Entrechtung einiger Hunderttausend Bauern, Arbeiter, Techniker, Handwerker, Knechte, Dienstboten und einiger weniger hochnasigen [!] und ausgefressenen Bürger ausgesprochen werden. Ich betrachte dieses Projekt als die grundsätzliche Stellungsnahme des Juristen und Kommunisten in der Frage und protestiere daher ganz entschieden gegen die Verwirklichung dieser antisozialistischen Absicht. Dem Projeckte [!] zufolge werden ungefähr 99,50 % der deutschen Männer und Frauen, in ihrer überwiegenden Zahl werktätige Menschen, entrechtet für die Tat einiger Hundert Verbrecher, die grösstenteils frei und unbelästigt auch heute ihr Unwesen treiben. Das knappe halbe Prozent – wir werden nicht mehr als einige Hundert Seelen zählen, weil unerschütterliche Sozialisten und Kommunisten – werden voraussichtlich auf eine derartige unehrenhafte Bevorzugung freiwillig Verzicht leisten. Somit wird die rumänische Arbeiterregierung den rühmlichen Rekord aufweisen können, ausnahmslos alle im Lande seit Jahrhunderten lebende Deutsche gemassregelt zu haben. Selbst Benes368, die Hebam[m]e des Rachegedankens, und die ungarische Regierung, die auf Grund [der] Potsdamer Konvention die gewaltsame Aussiedlung der Deutschen vornehmen musste, haben hunderttausenden Personen den Ausnahmepass eingehändigt. Dein Vorschlag, Gen[osse] Pătrăşcanu, kann nur die Folge einer oberflächlichen Prüfung der Frage der Deutschen Volksgruppe sein. Vor allem war sie keine freiwillige, sondern eine Zwangsorganisation. Die Mitglieder wurden nicht angeworben, sondern zum Beitritt verpflichtet. Sie war ein den Hitleristen gesetzlich eingeräumtes Privilegium, um das deutsche Volk der Reaktion gefügig zu machen. Nicht zum Vorteil, sondern zum Nachteil des Volkes. Bei Erörterung der Frage sagte mir einmal ein intelligenter Jude – ein Bürgerlicher freilich: Die Juden und die Deutschen haben ein gemeinsames geschichtliches Schicksal. Sie präsentieren sich bei den Völkern als Freunde und benehmen sich als Feinde, und dafür 367

Es handelt sich um die sogenannten „Sieben von Hatzfeld“. Vgl. dazu Weber 2010, S. 147–149. Edvard Beneš (1884–1948), Mitbegründer, Außenminister (1918–1935), Ministerpräsident (1921–1922) und Staatspräsident (1935–1938 sowie 1945–1948) der Tschechoslowakei. Mitverfasser der nach ihm benannten „Beneš-Dekrete“, auf Grund derer die Deutschen aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden. Auf der Potsdamer Konferenz (17. Juli – 2. August 1945) stimmten die drei alliierten Siegermächte in Artikel 13 des Abkommens der „Überführung“ der Deutschen in „ordnungsgemäßer und humaner Weise“ zu. 368

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haben sie zu büssen. Diese These scheint sehr geistreich zu sein, ist aber faul und unwahr. Alle Völker können idiotische Geistesprodukte aufweisen, die von politischen Strebern und Charlatanen [!] ausgenutzt werden. Ein Marxist kann sich jedoch niemals von solchem Idiotismus beeindrucken lassen. Soziale Krankheitserscheinungen können nicht verallgemeinert und als normal qualifiziert werden. Der sogenannte Beitritt zur Volksgruppe war einfach eine Vergewaltigung. In sehr vielen Fällen hat man selbst das Befragen der Interessierten für überflüssig gehalten. Sie wurden einfach in Evidenz genommen und der Beitrag eingetrieben. Dabei war die Mitgliedschaft praktisch der Ausweis des Staatsbürgerrechtes. Wer seine Zugehörigkeit nicht bescheinigen konnte, war einfach ausserhalb aller rumänischen Gesetze gestellt. Der bei der Einschreibung ausgeübte Terror unter rücksichtsloser Mithilfe der rumänischen Verwaltungs- und Sicherheitsbehörden ist einem Unbeteiligten, besonders Nichtdeutschen, einfach unvorstellbar. Ich bin sicherlich kein Mensch, der auf ein ruhiges und bequemes Leben zurückblicken kann. Ich kann Dich aber versichern, dass die Zeitperiode seit der Konstituirung [!] der Volksgruppe zu den schwersten Zeiten meines Lebens und auch für meine Kinder gehört. Der Deutsche war vor die Alternative gestellt, entweder sich zu fügen oder aber alle Konsequenzen der Entrechtung und der Verfolgung auf sich zu nehmen. Die Lage der Bauern war natürlich die schwierigste. Und wenn trotzdem bis zur Befreiung – und dafür müssen auch wir Deutsche dem Volke der Sovietunion [!] unseren Dank aussprechen – einige hundert Personen ungebrochen Widerstand leisteten, so ist das nur ein Beweis für die unbesiegbare Kraft des sozialistischen Gedankens. Die verständnislose Behandlung des deutschen Problems seitens der Nichtdeutschen ist wohl darauf zurückzuführen, dass sie sich über das Ausmass und die Wirkung des hitleristischen Terrors auf die deutsche Volksmasse wirklich keine richtige Vorstellung machen können. Die angewendete Technik des moralischen und fizischen369 Terrors war so andauernd und so überwältigend, dass das ausersehene Opfer nicht so sehr seiner Widerstandskraft als vielmehr besonders günstigen Umständen sein eventuelles Entrinnen zu verdanken hatte. Ein Beispiel über den Eindruck des Terrors auf die grosse Masse lieferte die Volksabstimmung für oder gegen die Diktatur des Antonescu-Regimes. Nach der Kundmachung des Termins des Volksentscheides haben sich eine Anzahl entschlossener Gesinnungsgenossen aller Nationalitäten vor mir für eine energische Ablehnung des Regimes ausgesprochen. Beim Annähern des Tages hat die Mehrzahl ihren Standpunkt revidiert und sich für die Enthaltung entschieden. Und am Wahltag bin ich auch in dieser Sache allein geblieben. Und die Bedrohung der Wähler war nicht einmal so erschreckend. Das Fernbleiben vom Wahlakt sollte mit 500 Lei Geldstrafe belegt werden. Wie geringfügig und dilettantisch war doch diese Androhung im Verhältnisse zu der hitleristischen Einschüchterungstechnik. Und wie wenige waren es doch, die nein sagten oder sich der Abstimmung enthielten. Würden die Russen die grosse Beteiligung am Wahlakt und das beschämende Resultat in dem Sinne behandeln wie Du das deutsche Problem, so müsste das ganze rumänische Volk zu einigen Jahren Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschickt werden. Denn die Volksabstimmung gab praktisch der Antonescuklikke [!] die Vollmacht zum gewaltsamen Überfall der Sowjetunion. Die Entrechtung der Deutschen kann also nur eine ungerechte und unsoziale Tat sein. Schliesslich, Gen[osse] Pătrăşcanu, vergiss eins nicht! Dein Wahlrecht ist allgemein und hebt jede volkswidrige Beschränkung und jede Bevorzugung auf. Der Grossgrundbesitzer ist 369

Korrekt: „physischen“.

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ebenso Wähler wie der Knecht, der Faule wie der Fleissige, der Unehrliche ebenso wie der Ehrliche, der Parasit ebenso wie der produktive Mensch, und während Du Hunderttausende wertvolle Arbeitsmenschen ausschliessen willst, darunter viele Tausende Sozialisten und Kommunisten, bist Du genötigt, vielen Hunderttausenden von Parasiten und erbärmlichen Volksschädlingen das volle, unbeschränkte Wahlrecht einzuräumen. Timişoara, 12. Juni 1946. Mit kommunistischem Gruss: Koloman Müller [Unterschrift370, Stempel] Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Administrativ-Politică, dosar 5/1946, fol. 1–1v.

64. Das Innenministerium empfiehlt der Präsidentschaft des Ministerrates, die Beschwerden von Bischof Müller über die Aushebungen der Rumäniendeutschen zur Zwangsarbeit zu ignorieren (3. Juli 1946) [Briefkopf ] Rumänien [Landeswappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Das Kabinett des Generalsekretärs Nr. 514 3. Juli 1946371 An die Präsidentschaft des Ministerrates Direktion Sekretariat372

Auf Ihr Anschreiben Nr. 302545 betreffend die Aushebung von Bürgern deutscher Volkszugehörigkeit für gemeinnützige Arbeiten, haben wir die Ehre, Ihnen Folgendes mitzuteilen: Die Aushebung von Bürgern deutscher Volkszugehörigkeit zu Arbeitszwecken erklärt sich aus ihrer Schuld an der Unterstützung des kriminellen Antonescu-Regimes und am Krieg und somit an den Kriegsschäden. Übrigens werden die Deutschen in ganz Europa zum Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Länder verwendet. In Rumänien befinden sich vorläufig etwa 1200 Deutsche im Arbeitsdienst, also eine äußerst geringe Zahl im Vergleich zur Gesamtzahl dieser Bevölkerung; in Zukunft werden alle arbeitsfähigen Deutschen Aufbauarbeit leisten. Ergänzend weisen wir darauf hin, dass alle Pflichtarbeiter entlohnt und gut betreut werden. Zu obiger Mitteilung meinen wir, dass die Beschwerden des Bischofs Müller nicht mehr beachtet werden sollten, sie sind sowohl was die Form als auch den Inhalt anbelangt, unverschämt. Das Ministerium für Innere Angelegenheiten wird Herrn Bischof Müller nicht antworten. 370

Vorname in der Unterschrift „Coloman“, ebenso im Brief an Ana Pauker (Dokument Nr. 42). Datum als Stempelaufdruck. Rechts oben roter Stempelaufdruck „EVIDENTA“ (dt.: Registratur). Darunter der Eingangsstempel der Präsidentschaft des Ministerrates mit der Nr. 304321 und dem Datum 3. Juli 1946. Links oben ein Vermerk von gleicher Hand: „S/ev. [Serviciul evidență – dt.: Registratur] 13.IV.1946“. 372 Am Rand links ein V. (von „Văzut“, dt.: Zur Kenntnis genommen) und eine Unterschrift. 371

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Für den Minister für Innere Angelegenheiten A[vram] Bunaciu373 Generalsekretär [Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Consiliul de Miniştri, dosar 112/1946, fol. 3.

65. Bericht der Hermannstädter Sicherheitspolizei über die zwiespältige Einstellung der Rumänen gegenüber den Sachsen (16. Juli 1946) [Briefpapier Vordruck] Rumänien [Wappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Polizei Regionalinspektorat der Polizei Hermannstadt Dienststelle Sicherheitspolizei Nr. 3223 S. vom 16. Juli 1946

Gegenstand: Ergebnis Ihres Dienstbefehls Nr. 4172 S. vom 27. Mai 1946 betreffend die regierungsfeindliche Einstellung der sächsischen Elemente. An die Generaldirektion der Polizei Direktion der Sicherheitspolizei, Zimmer 5 – Nationalitäten Bukarest374

Auf Ihren Dienstbefehl Nr. 4172 S. vom 27. Mai 1946 haben wir die Ehre, Ihnen zu berichten, dass wir gemäß den von uns bisher durchgeführten Recherchen in unserem Zuständigkeitsbereich festgestellt haben, dass die Bemerkungen zur Einstellung der Sachsen in dem informativen Bericht, der Ihrem obigen Dienstbefehl beigefügt war, nur zum Teil der Wahrheit entsprechen. So konnte in Hermannstadt festgestellt werden, dass die sächsische Minderheit, die bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt in den meisten Fällen ihrer städtischen Besitztümer nicht enteignet worden ist, sich passiv verhält und sich in keiner Hinsicht offen äußert. In Schäßburg konnte nicht festgestellt werden, dass die sächsischen Elemente Kontakt aufgenommen hätten zu den reaktionären Maniu- und Brătianu-Elementen oder dass sie Nazipropaganda gemacht hätten, trotzdem konnte beobachtet werden, dass sie von den Anwälten Vasile Pintea, Sekretär des Maniu-Flügels der Nationalzaranistischen Partei,

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Avram Bunaciu (1909–1983), Rechtsanwalt; Stellvertretendes Mitglied (1948–1955) und Vollmitglied (1955–1969) des ZK der RAP/RKP; Chefankläger des Volkstribunals (1945), Generalsekretär des Innenministeriums (1945–1947), Justizminister (1948–1949 und 1957–1958), Erster stellvertretender Außenminister (1950–1952), Außenminister (1958–1961). 374 Registrierstempel des Siguranţa-Archivs oben rechts auf der ersten Seite mit der Nummer 15484 vom 20. Juli 1946 und der Aktennummer 108. Unleserliche Bemerkung neben Adressat links. Weitere handschriftliche Bemerkung am linken Blattrand: „5/8 / La dosar / Chestiunea este cunoscută“ [dt.: 5/8 zu den Akten. Die Angelegenheit ist bekannt] [Unleserliche Paraphe]“.

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Victor Stirbet375, dem Vorsitzenden der Brătianu-Liberalen, und Ioan Balthes376, Sachse, unterstützt werden, die, indem sie die Interessen der enteigneten hitleristischen Sachsen verteidigen, das von der Regierung geplante Werk der Agrarreform zu sabotieren trachten. Gegen die Genannten fand aus diesem Grund am 12. Juni l. J. eine Protestkundgebung von etwa 1000–1500 Bauern vor dem Amtsgericht Großkokeln statt, worüber wir der Generaldirektion unter Nr. 3707 S. am 12. Juni und Nr. 4275 S. am 26. Juni 1946 berichtet haben. In Mühlbach, einer Stadt, in der zahlreiche Sachsen leben, konnte festgestellt werden, dass diese gegen die aktuelle Regierung sind. Vor allem wegen der gegen sie ergriffenen Zwangsmaßnahmen. Die meisten Heimkehrer vom Arbeitseinsatz in der UdSSR erzählen im engsten Kreise, dass sie während ihres dortigen Aufenthaltes viel zu leiden hatten und äußern sich kritisch über die Zustände in der UdSSR. Ebenfalls in Mühlbach und ebenso in Blasendorf konnte außerdem beobachtet werden, dass die reaktionären Elemente die Sachsen in Schutz nehmen, sie bemitleiden und ihnen versprechen377, dass, wenn sie an die Macht kommen sollten, sie diesen, vor allem den Enteigneten, zu ihrem Recht verhelfen werden. Die Beamten und auch die Arbeiter sind sehr unzufrieden damit, dass die reichen Sachsen – Eigentümer, Händler und Industrielle – ihrer beweglichen Besitztümer nicht enteignet wurden, auch wenn sie bekanntermaßen in der Vergangenheit die Anführer der sächsischen Bauern waren, die ihrerseits enteignet worden sind. Im Zusammenhang mit der regierungsfeindlichen Haltung der Sachsen hält es ein Teil der rumänischen Bevölkerung in dieser Region für richtig, die tschecho-slowakische Vorgehensweise anzuwenden und alle Sachsen und Ungarn, die schon immer gegen die rumänisch-demokratischen Interessen waren, des Landes zu verweisen. Polizeiinspektor I. Armean [Unterschrift und Dienststempel] Dienststellenleiter C. Berlescu [Unterschrift]

Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 3414, fol. 40.

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Vermutlich Ştirbeţ. Richtig: Dr. Hans Balthes (1887–1966), Schäßburger Anwalt. Er selbst wurde seiner landwirtschaftlichen Grundstücke enteignet und wehrte sich nach gewalttätigen Einschüchterungsmaßnahmen und erfolglosen Gerichtsprozessen im Dezember 1946 mit einer Eingabe an den Landwirtschaftsminister. Als Argument führte er seine mit Zeugenaussagen und anderen Belegen dokumentierte antifaschistische Haltung an. Trotzdem entschied die Zentralkommission, dass die Enteignung seiner Güter, die der Schäßburger Gewerkschaft des Methangas-Unternehmens zugeteilt worden waren, rechtens sei. (Die einschlägigen Akten werden aufbewahrt im Bukarester Historischen Zentralarchiv: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947.) 377 „und ihnen versprechen“ von Hand hinzugefügt. 376

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66. Gutachten der Hermannstädter Gendarmerie über die tätlichen Auseinandersetzungen zwischen zwei Bukarester ARLUS-Vertretern und drei sächsischen Bürgern in Heltau (19. Juli 1946) 19. Juli 1946

Gutachten Aufgrund des mir vom Herrn Befehlshaber der Gendarmerielegion Hermannstadt mündlich erteilten Dienstauftrags habe ich am 17. und 18. Juli 1946 den Heltauer Gendarmerieposten assistiert bei der Untersuchung des Zwischenfalls zwischen den Herren Dr. Hanţ Petri378, Ernst Petri379 und Ernest Bocer380 als Beklagte und den Herren David Vitenek und Huma Vitenek, Vertreter des Vereins ARLUS381 Bukarest, und Rudolf Bendik aus der Gemeinde Hammersdorf als Kläger. Ich war die ganze Zeit über bei den Untersuchungen zugegen und habe Folgendes festgestellt: Dr. Hanţ Petri, ein kluger und gebildeter Herr, hat sich über eine ungestempelte ARLUS-Quittung für ein Abonnement der Zeitschrift „Veac Nou“ die Bemerkung erlaubt, mit solch einer Quittung würde er sich das Gesäß abwischen. Als die ARLUS-Delegierten am 17. Juli, 15 Uhr in der Marktgasse von Dr. Petri eine Erklärung zu der Verunglimpfung des Vereins verlangten, antwortete er erneut mit Beschimpfungen, indem er ihnen sagte, sie seien Rüpel und er wolle in Ruhe gelassen werden. Diese Beschimpfungen wurden von einem Passanten namens Rudolf Bendik aus Hammersdorf vernommen, der in den Disput eingriff und Dr. Petri und die beiden ARLUSDelegierten in den Hof der RKP bat, vor dem sie sich befanden, damit sie dort miteinander sprechen. Dr. Petri war einverstanden. Unter dem Torbogen angekommen, äußerte einer der Delegierten, die Tat von Herrn Dr. Petri sei so schwerwiegend, dass er festgenommen werden müsse. Als Dr. Petri dies vernahm, riss er sich von den drei los, schlugt Rudolf Bendik ins Gesicht und versuchte durch das Tor zu entkommen. Dr. Petri gestand auch diese dritte Tat, also den Schlag ins Gesicht, und dass er als erster zugeschlagen habe, mit der Begründung, er habe Angst gehabt totgeschlagen zu werden. Während er zum Tor lief, schrie Dr. Petri „Hilfe!“382. Daraufhin kamen Ernest Petri und Ernest Bocer herbei. Die drei gingen auf der Straße zur Offensive über. Viele weitere Sachsen und Arbeiter kamen zum Tatort. Sie alle zettelten eine Schlägerei an. Einer der drei Sachsen, und zwar Ernest Bocer, riss einem Lehrling eine Flasche Öl aus der Hand und schlug damit David Vitenek auf den Kopf, wodurch er ihn am Kopf verletzte; den zweiten Schlag verpasste er Huma Vitenek, auf dessen Kopf die Flasche zerbrach, was das Öl auf seinen Haaren und die verschmutzten Kleider beweisen. Als Ernest Bocer die Flasche Öl hochhob um zuzuschlagen, floss Öl über seinen rechten Arm, weil die Flasche offen war. 378

Dr. Hans Petri, ein bekannter Arzt in Heltau. Hier ausnahmsweise in deutscher Schreibweise, sonst „Ernest“. 380 Ernst Botscher. 381 Abkürzung für Asociaţia Română pentru Strângerea Legăturilor cu Uniunea Sovietică (dt.: Rumänischer Verein für die Festigung der Beziehungen zur Sowjetunion, 1944–1964), eine von der UdSSR unterstützte Organisation mit weitreichenden kulturell-propagandistischen Befugnissen. Die ARLUS unterhielt u. a. einen Verlag (Cartea Rusă) und gab etliche Publikationen heraus, darunter auch die im Dokument erwähnte Zeitschrift „Veac nou“. 382 Deutsch im Original. 379

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Dies kann an seinem Jackenärmel (rechts) beobachtet werden. Die Angegriffenen wurden von den Arbeitern und dem Gendarmen, Feldwebel Hold, befreit, der mit der Pistole eingriff. Schlussfolgerung: Die Taten der drei Sachsen: Dr. Hanţ Petri, Ernest Petri, Fabrikdirektor, und Ernest Bocer, Privatangestellter, haben zwei Seiten: eine politische und eine strafrechtliche. I. Politisch: Durch seine Behauptungen hat Dr. Hanţ Petri die Delegierten von ARLUS beleidigt, der Organisation, die für die Unterstützung der rumänisch-sowjetischen Freundschaftsbeziehungen gegründet wurde. Es muss noch hinzugefügt werden, dass Dr. Hanţ Petri gesteht, dass die zwei Delegierten sich ordentlich vorgestellt und mit einem amtlichen Schreiben ausgewiesen haben, d. h. er wusste, mit wem er es zu tun hat und wen er beschimpft. Er hat die beiden ARLUS-Delegierten auf offener Straße und vor aller Ohren als Rüpel bezeichnet. II. Strafrechtlich: Dr. Petri und Begleiter haben Rudolf Bendik und die ARLUS-Delegierten als erste ins Gesicht geschlagen. Zu bemerken ist weiterhin, dass Ernest Petri sich während der gesamten Untersuchungen aufbrausend aufführte. Als er darauf hingewiesen wurde, die Stimme nicht mehr zu erheben, weil man ihn andernfalls auch mit erhobener Stimme befragen könne, antwortete er kühn: Ich habe keine Angst vor einer lauten Stimme. Die Schriftstücke wurden von dem Gendarmerieposten Heltau ausgefertigt. Die Akte sowie die Beklagten wurden heute, 19. Juli l. J., der Legion überstellt zwecks Auslieferung an die Staatsanwaltschaft zur Urteilsfindung. Der stellvertretende Kommandant der Abteilung Erziehung, Kultur und Propaganda Hauptmann Tatu [Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 30.

67. Die Hermannstädter Gendarmerie berichtet ihrer Bukarester Oberbehörde über die tätlichen Angriffe sächsischer Bürger in Heltau auf zwei Bukarester ARLUS-Vertreter und schlägt Zwangsarbeit als Strafmaßnahme vor (20. Juli 1946) [Registrierstempel der Gendarmerielegion für den ländlichen Bereich Hermannstadt mit handschriftlichem Eintrag von Nummer und Datum] Nr. 728 20. Juli 1946 An das Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung383

Nach unserem gestrigen Telefonbericht Nr. 769 vom 18. Juli 1946 geben wir uns die Ehre, Ihnen in Kopie den Bericht des Heltauer Polizeichefs und des Stellvertretenden Kommandanten der Abteilung Erziehung, Kultur und Propaganda dieser Legion über den Zwischenfall, der am 17. Juli 1946 zwischen den Herren Huma Vitenek und David 383 Oben links Eingangsstempel mit handschriftlichem Eintrag u. a. der Nummer und des Datums: Nr. 153897, 28. Juli 1946.

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Vitenek, den Vertretern von ARLUS, und den Herren Dr. Hantz Petri, Ernest Petri und Ernest Botscher aus Heltau als Beklagte stattgefunden hat. Die Ereignisse haben sich so abgespielt, wie sie in den zwei beigelegten Berichten dargestellt werden384. Die Gesetzesübertretung durch die Beschuldigten hat zwei Seiten und muss folglich einer zweifachen Bewertung unterzogen werden: a) einer strafrechtlichen; hier haben wir es mit einer einfachen Körperverletzung zu tun (Art. 474 Strafgesetzbuch) und mit dem Tatbestand der Beleidigung (Art. 512 Strafgesetzbuch), wobei erschwerend hinzukommt, dass die Beleidigung auf einen Verein zielt, der politisch die harmonischen Beziehungen zwischen uns und der UdSSR pflegt; b) einer politischen; angesichts des Ablaufs der Ereignisse sind sie politisch bewertet besonders schwerwiegend, wofür es folgende Gründe gibt: – Die drei Sachsen haben durch die Beleidigung und ihre Einstellung gegenüber den ARLUS-Vertretern den Geist der politischen Solidarität zwischen uns und der UdSSR verletzt. – Sie haben nicht nur dreist die demokratische Einstellung verletzt, die ihren politischen Zielen entgegensteht, sondern die Wirksamkeit der gegebenen und anwendbaren Strafgesetzordnung des Staates selbst in Frage gestellt. Deswegen hatte ihre Tat einen sofortigen Widerhall in den Arbeitermassen vor Ort und hatte zwei Straßendemonstrationen zur Folge. Die Arbeiter verlangten einstimmig Genugtuung für die Schmach, die ihren Vertretern und ihren Idealen zugefügt worden war; die Arbeiter haben es nämlich verstanden zu zeigen, dass sie mit den beiden ARLUS-Vertretern durch dasselbe politische Schicksal eng verbunden sind. Weil die strafrechtlichen Sanktionen in diesem Fall sehr gering sind und in keinem Verhältnis zur Schwere der Tat stehen, welche die drei Sachsen als Exponenten der sächsischen Bewegung vor Ort verübt haben: – sollten die drei oben genannten Sachsen entsprechend ihrer Einstellung und des politischen Anstrichs ihrer Tat bestraft werden; – sollte den Arbeitermassen, die noch aufgebracht sind infolge der dreisten Beleidigung der ARLUS-Vertreter und eines Mitglieds der kommunistischen Partei durch die drei Sachsen, die verdiente Genugtuung verschafft werden; – sollte eine etwaige Lynchjustiz durch die in die Gemeinde zurückkehrenden Arbeiter vermieden werden; wir haben ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass die Arbeiter versuchen werden, sich selbst Gerechtigkeit zu verschaffen, wenn sie mit ihren Anliegen nicht Gehör finden. – Wir schlagen vor, dass hierarchisch beim Ministerium für Innere Angelegenheiten darauf hingewirkt wird, damit dieses die Internierung der Genannten in Arbeitslager als politisch-administrative Maßnahme billigt und anordnet, was außerdem auch die wegen des Vorfalls anhaltenden Arbeiterproteste beruhigen wird. Der Befehlshaber der Gendarmerielegion Hermannstadt Hauptmann V. Trăistaru [Unterschrift] [Stempel] 384 Handschriftliche Bemerkung am Rand: „S’a primit și dela Insp. Sibiu un raport identic (în original)“ – dt.: Einen identischen Bericht auch vom Hermannstädter Inspektorat erhalten (im Original).

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[handschriftlicher Zusatz des Unterzeichnenden:] N.B. Bericht mit gleicher Nummer und gleichem Inhalt auch ans Insp. Hermannstadt. Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 24.

68. Der Generalinspektor der Gendarmerie berichtet dem Innenminister über die tätlichen Auseinandersetzungen in Heltau und empfiehlt als Abschreckungsmaßnahme die Festnahme und Verschickung zur Zwangsarbeit von zehn Heltauer Sachsen (20. Juli 1946) [Registrierstempel des Generalinspektorates der Gendarmerie mit handschriftlichem Eintrag der Nummer und des Datums:] Nr. 35743 20. Juli 1946 [An das] Ministerium für Innere Angelegenheiten – Kabinett Ministerium für Innere Angelegenheiten – Generalsekretariat der Polizei

Ich habe die Ehre Folgendes zu berichten: Am Nachmittag des 17. Juli l. J. gab es in der Gemeinde Heltau, Bezirk Hermannstadt, einen Zwischenfall zwischen Hanu Witeng385 und David Witeng, beide Mitglieder der ARLUS in Bukarest, sowie Rudolf Bendik, Mitglied der rumänischen kommunistischen Partei, der den Auftrag hatte, das ARLUS-Organ „Veac Nou“ zu platzieren, auf der einen Seite, und den Sachsen Dr. Hans Petre386, Ernest Petre und Ernest Batter387 aus Heltau auf der anderen Seite. Anlass war eine Diskussion über das Abonnement der genannten Zeitschrift. Der Zwischenfall artete in eine Schlägerei aus, die gegenseitige Blessuren und leichte Verletzungen zur Folge hatte. Der Konflikt hat einen politischen Hintergrund. Zwischen 21 und 22 Uhr desselben Tages fand eine Demonstration der Arbeiter statt, um das gewaltsame Vorgehen der drei sächsischen Exponenten zu brandmarken. Bei dieser Gelegenheit haben die Teilnehmer an der Demonstration einige Fenster an den Wohnhäusern der Sachsen eingeschlagen und einen von ihnen verprügelt. Der Fall wird von der Gendarmerielegion Hermannstadt untersucht. Da der Zwischenfall aus politischen Gründen herbeigeführt wurde, schlägt das Gendarmerieinspektorat Hermannstadt vor, als Sofortmaßnahme zehn Sachsenführer aus Heltau festzunehmen und in Arbeitslager zu verschicken, auch wenn sie von dieser Maßnahme gemäß den Bestimmungen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten freigestellt sind. [Handschriftlicher Zusatz:] Wir bitten Sie, den Vorschlag des Gendarmerieinspektorates wohlwollend zu prüfen und eine Entscheidung zu treffen. Der Generalinspektor der Gendarmerie, General Anton Berichtet dem: – Ministerium für Innere Angelegenheiten – Kabinett – Ministerium für Innere Angelegenheiten – Generalsekretariat der Polizei Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 31. 385 386 387

Vitenek. Petri. Botscher.

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69. Die Generaldirektion der Sicherheitspolizei fordert von der Generaldirektion der Gendarmerie Aufklärung über die in der Presse bekannt gewordenen Vorfälle in Heltau (25. Juli 1946) [Briefpapier Vordruck] Rumänien [Wappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Polizei Direktion der Sicherheitspolizei Dienststelle II, Zimmer 5 Nr. 16546 S 25. Juli 1946 [An das] Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung388

Ehrerbietig bitten wir Sie zu verfügen, dass dieser Generaldirektion die Umstände mitgeteilt werden, unter denen am 17. Juli l. J. in der Gemeinde Heltau – Hermannstadt die Belästigung der beiden ARLUS-Delegierten stattgefunden hat. Von dem Vorfall berichtet die Zeitung „Momentul“ Nr. 419 vom 21. Juli l. J. Direktor [Unterschrift unleserlich] [Stempel] Dienststellenleiter [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 21.

70. Die Generaldirektion der Polizei verfügt die Internierung zur Zwangsarbeit von zehn Heltauer Sachsen (26. Juli 1946) Generaldirektion der Polizei Dienststelle Arbeitseinheiten [An das] Generalinspektorat der Gendarmerie Sonderdienst389

Nr. 2699 26. Juli 1946 388 Oben links unleserlicher Eingangsstempel (?) mit Nummer und Datum: 36237/27.VII.1946. Handschriftlicher Vermerk des Empfängers (?) am linken Blattrand Mitte: „28.VII.1946: Se va raporta DGP cele raportate M.A.I.“ (dt.: Der Generaldirektion der Polizei ist zu berichten, was dem Ministerium für Innere Angelegenheiten berichtet wurde). 389 Das Dokument wurde zweimal beim Empfänger registriert: am 27. Juli in der Generalregistratur (Stempelaufdruck oben rechts) und unter Nr. 36331 am 29. Juli 1946 in der Registratur des Sicherheitsdienstes (blasser Stempelaufdruck über dem Adressaten). Der Text trägt zwei Vermerke, in zwei unterschiedlichen Handschriften, darunter einer (am Blattrand links) entzifferbar: „2.VIII.946. Ordin Insp. Sibiu de executare [Unterschrift unleserlich]“ (dt.: Ausführungsbefehl an Hermannstädter Inspektorat).

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Zu Nr. 35.743/1946 Auf Anweisung des Herrn Innenministers treffen Sie sofortige Maßnahmen zur Aushebung und Verschickung von 10 führenden Sachsen aus der Gemeinde Heltau, Bezirk Hermannstadt, zu den Staatlichen Eisenwerken Hunedoara, auch wenn einige unter ihnen von dieser Maßnahme freigestellt sind oder auch wenn sie die Altersgrenze überschritten haben. Bei ihrer Ablieferung zum Arbeitsdienst ist die Weisung zu befolgen, dass sie unter strenger Bewachung gehalten werden und nur mit Genehmigung dieses Departements aus dem Arbeitsdienst entlassen werden. Wir bitten um die Namensliste der Verschickten. Polizeiinspektor [Unterschrift unleserlich] [Rundstempel: Ministerium für Innere Angelegenheiten – Kabinett des Unterstaatssekretariats] Dienststellenleiter [Unterschrift unleserlich] TR/EB. Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 20.

71. Das Politbüro der RKP debattiert über die etwaige Aussiedlung der Rumäniendeutschen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (9. August 1946) Sitzung des Politbüros vom 9. August 1946 […] Ab Blatt 14 des Protokolls wird die Sitzung des Politbüros zur Sitzung der Einheitsfront.390 Daran nehmen außer den genannten [RKP-Mitgliedern] die sozialdemokratischen Genossen Voitec, Rădăceanu und Burcă teil. […] Emil Bodnăraş: […] Wir haben einen weiteren Tagesordnungspunkt, zu dem wir noch keinen Standpunkt formuliert haben: jenen zur deutschen Minderheit391. Groza hat seine Meinung präzisiert, die Sozialdemokraten haben sich nicht geäußert, wir haben uns vorbehalten abzuwarten, wie sich die Diskussion bei uns entwickelt. Tătărescu392 blieb unentschieden. Groza hat folgenden Standpunkt: Der Transfer der deutschen Bevölkerung ist ein generelles Problem und hat derzeit Konjunktur. Millionen Deutsche verlassen Polen, aus der Tschechoslowakei werden sie entfernt. Warum sollten wir von dieser Konjunktur nicht profitieren, fragt Groza. Warum sollten wir nicht ein für allemal diese Säulen des „Drangs nach Osten“393 liquidieren, die morgen oder übermorgen, wenn Deutschland wieder erstarken sollte, erneut zu Trägern der imperialistischen Expansion werden können. Wir sollten demnach das Problem ganz entschieden so 390

Im Original unterstrichen. Punkt 7 der Tagungsordnung: „Problema populației germane din Romînia“ (dt.: das Problem der deutschen Bevölkerung in Rumänien). 392 Gheorghe Tătărescu (1886–1957), Mitglied der Nationalliberalen Partei und Chef einer nach ihm benannten Abspaltung dieser Partei (P.N.L.-Tătărescu, 1944–1947), mehrfach für kurze Zeit Ministerpräsident in der Zwischenkriegszeit, Außenminister (1945–1947) unter Ministerpräsident Petru Groza, Leiter der rumänischen Delegation bei der Friedenskonferenz in Paris. 393 Zitat deutsch im Original. 391

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stellen, dass wir die Ausweisung der Deutschen und ihre Aussiedlung nach Deutschland befürworten, so der Standpunkt Grozas. Wir haben unseren Standpunkt noch nicht festgelegt und warten das Ergebnis unserer Gespräche mit den Genossen aus der Einheitsfront ab, um auch in dieser Frage zu einem Standpunkt zu finden. Gheorghe Gheorghiu-Dej394: Wer hat dazu etwas zu sagen? Vasile Luca: Ich bin mit Grozas Meinung einverstanden. Das wäre die beste Lösung der Deutschenfrage. Und ich glaube, dass man diese Lösung verlangen kann, obwohl ich Zweifel habe, dass man sie zum jetzigen Zeitpunkt zulassen wird. (Die Genossen Rădăceanu und Voitec sind einige Minuten zuvor angekommen.) Lotar Rădăceanu: Wie viele Deutsche gibt es denn jetzt hierzulande? Luca: Wir sollten einfach ihre Ausweisung verlangen. Wenn wir damit keinen Erfolg haben, werden wir das Problem auf irgendeine Weise intern lösen. Miron Constantinescu395: In dieser Frage bin ich grundsätzlich dafür, dass wir die Ausweisung fordern und darauf bestehen. Gelingt es uns – gut, gelingt es uns nicht – muss das Problem hierzulande gelöst werden. Ich möchte Sie indes auf etwas hinweisen: In den letzten sechs bis acht Monaten sind eine Reihe von Deutschen heimgekehrt, Angehörige der SS, die mit der Hitler-Armee geflohen waren. Sie haben im Banat und in Nassod zum großen Teil ihre Wirtschaften wieder übernommen, was zu großen Spannungen mit der rumänischen und ungarischen Bevölkerung geführt hat. Und das ist umso schwerwiegender, als am Anfang weitaus weniger schuldige Elemente ausgehoben und in die Sowjetunion verschickt wurden, während diese SS-ler, die mit der deutschen Armee geflohen sind, sich frei herumtreiben, provozieren, die Ernte anzünden, Attentate verüben usw. Ich schlage vor, unverzüglich Lager einzurichten um darin alle Deutschen, die mit der Hitler-Armee geflohen sind und aus Deutschland zurückkehren, zu internieren. Luca: Das ist eine innere Angelegenheit, über die wir später noch reden werden. Jetzt sollten wir die Frage nur außenpolitisch diskutieren. Constantinescu: Wie ist Ihre Meinung zu diesem Punkt? Teohari Georgescu: Für die Entfernung. Ion Gheorghe Maurer396: Das Problem hat zwei Seiten. Die eine hängt mit dem allgemeinen Problem der Deutschen in Rumänien zusammen, für dessen Lösung der hier gemachte Vorschlag unterbreitet werden kann. Eine zweite Frage ergibt sich, wenn sich die Friedenskonferenz diese Lösung nicht zu eigen machen sollte. Weil der Entwurf des Friedensabkommens in Artikel 4 festlegt, dass Rumänien verpflichtet wird, all seine 394

Schreibweise gemäß Original. Miron Constantinescu (1917–1974), Soziologe; Mitglied im ZK der RKP/RAP (1945–1960 und 1969–1974) und dessen Politbüro (1948–1957), stellvertretendes Mitglied des Politischen Exekutivkomitees (1970–1974), Sekretär des ZK (1952–1954 und 1972–1974), Minister, u. a. für das Bildungswesen (1957–1957 und 1969–1970), Vorsitzender der staatlichen Planungskommission (1949–1955), Vizeministerpräsident (1954–1957). Nach einem gescheiterten Versuch, die Entmachtung des Parteichefs Gheorghiu-Dej herbeizuführen, 1957 Verlust aller Partei- und Staatsämter; politisches Comeback unter Ceauşescu Ende der 1960er Jahre. 396 Ion Gheorghe Maurer – s. auch Anm. 112 – war zu jenem Zeitpunkt, wie auch Bodnăraş, nicht Mitglied des Politbüros der RKP; sie waren jedoch enge Vertraute des Parteichefs Gheorghiu-Dej. 395

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Bürger gleich zu behandeln. Freilich bietet Artikel 4, so wie er redigiert wurde, Spielraum für Auslegungen. Aber gerade weil er diesen Spielraum bietet, hat auch die Meinung derjenigen Platz, die behaupten: Das Friedensabkommen verpflichtet dich, mich wie jeden anderen Bürger zu behandeln. So wie es mir den Spielraum lässt zu sagen: Nein, dich ordnet das Friedensabkommen in eine andere Kategorie ein. Wir haben unsere eigene Einstellung gegenüber der deutschen Minderheit, und zwar betrachten wir sie nicht als deutsche Minderheit, sondern als eine Gruppe, die in bestimmte Handlungen faschistischer Art verwickelt war. Durch die Agrarreform haben wir die Beschlagnahme ihres gesamten Vermögens beschlossen. Aufgrund des Artikels 4 kann man die Frage stellen, und ich glaube, man wird sie zukünftig stellen, ob man dieses Problem nicht vernünftig lösen kann, auch die Frage der Rechtsgrundlage der Reformmaßnahmen, die wir etabliert haben. Denn in Artikel 4 heißt es … (liest vor). Es ist wahr, man könnte entgegnen, Artikel 4 beziehe sich in der Form, in der er redigiert wurde, nur auf die Maßnahmen gegenüber denjenigen, die mit den Vereinten Nationen sympathisiert haben, aber weil hier auch steht: „oder wegen ihrer Rassenzugehörigkeit“, könnte man meinen, die deutsche Bevölkerung würde enteignet, weil … (Genosse Burcă397 trifft ein.) Wir haben sie vollständig enteignet … Luca: Nicht vollständig. Maurer: Also, was die erste Seite des Problems anbelangt, bin ich mit Genossen Luca einer Meinung, dass wir ihre Ausweisung nach Deutschland unterstützen sollten. Wenn das nicht akzeptiert werden sollte … es gibt viele Schwierigkeiten im Zusammenhang damit. Wenn in Bezug auf die Landbevölkerung die Dinge sich relativ einfach lösen lassen, ist das bei der Stadtbevölkerung sehr viel schwieriger. Weil fast 30 Prozent des Handels und der Industrie in Siebenbürgen sich in den Händen der Sachsen befinden. Dann müssen wir Acht geben, wie wir Artikel 4 formulieren, damit aus den Formulierungen für uns keine Schwierigkeiten entstehen bei der Anwendung der Agrarreform. Luca: Bei der Agrarreform gelten sie nicht als Nationalität, sondern als Kollaborateure. Gheorghiu-Dej: Ich bin mit dem Vorschlag von Genossen Luca einverstanden. Übrigens entspricht er der bereits viel früher festgelegten Position unserer Partei. Wir haben eine Untersuchung über das Problem der Deutschen vorgenommen, über die Rolle der deutschen Bevölkerung als Vorposten des deutschen Faschismus auf dem Boden unseres Landes. Das ist ein ernstzunehmendes Problem. Wir sind damit ein wenig in Verzug geraten, haben es anfangs nicht mit der nötigen Entschiedenheit angepackt. Hätten wir es nur während des Krieges angegangen, als die Polen und die Tschechen es gelöst haben! Ich bin demnach damit einverstanden, dass wir diesen Vorschlag unterbreiten. Weiter, ein anderer Punkt?398 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 44/1946, fol. 2f., 14–16.

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Ion Burcă, für die Staatsverwaltung zuständiger Unterstaatssekretär im Innenministerium (6. März 1945–29. Dezember 1947). 398 Das Dokument wurde ausgewertet von Baier 2011.

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72. Die Hermannstädter Gendarmerie teilt ihrer Bukarester Oberbehörde die Namen der zur Zwangsarbeit auszuhebenden Heltauer mit (23. August 1946) 975. Gendarmerieinspektorat Hermannstadt Polizeibüro An das Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung Bukarest399

Auf Ihren Befehl Nr. 36.331 vom 6. August 1946 geben wir uns die Ehre, Ihnen in der Anlage in doppelter Ausführung die Liste der zehn führenden Sachsen aus der Gemeinde Heltau – Hermannstadt zu übermitteln, die am 21. August 1946 an die Gendarmerielegion Hunedoara überstellt wurden, damit sie den Staatlichen Eisenwerken Hunedoara zur Pflichtarbeit übergeben werden. Es wurde angeordnet, dass sie unter strenger Bewachung gehalten werden und nur mit Genehmigung des Ministeriums für Innere Angelegenheiten entlassen werden dürfen. Gendarmerieinspektor Hermannstadt Hauptmann Emil Dop [Unterschrift] [Stempel]

Namensliste der zehn Heltauer Bürger, die zur Strafarbeit ausgehoben werden sollen Gendarmerieinspektorat Hermannstadt Gendarmerielegion Hermannstadt Namensliste der Sachsen, die zur Arbeit verschickt werden sollen gemäß dem Befehl des Gendarmerieinspektorates Hermannstadt Nr. 975/946 Lfd. Name und Vorname Zahl 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Gromen Victor Lautmann Frederich Ongherth Ernest Gromen Ernest Taute Emil Gromen Artur Gross Iohan Fleischer Eduard

Geburtsjahr

Beruf

1905 1909 1907 1902 1893 1907 1897 1900

Fabrikant " " " " " " "

Wohnort Gemeinde Bezirk Heltau Hermannstadt " " " " " " "

" " " " " " "

399 Rechts oben Registrierstempel mit handschriftlichem Eintrag der Nummer 975 und des Datums: 23. August 1946; links oben Eingangsstempel [unleserlich] mit handschriftlichem Eintrag der Nummer 37691 und des Datums: 28. August 1946. Quer darüber der Stempelaufdruck (in Großbuchstaben): „Registratura Speciala“. Mit gleichem Datum ein handschriftlicher Vermerk quer über das Blatt, in die ersten Zeilen des Anschreibens hinein: „Se va înainta un exemplar la D.G.P. – Serv. Detaşamentelor de muncă [dt.: Ein Exemplar geht an die Generaldirektion der Polizei, Dienststelle Arbeitseinheiten] [Unterschrift unleserlich]“.

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9. 10.

Sill Carol Peresta Carol

1905 1898

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" "

" "

Wir beglaubigen obige Namensliste: Der Befehlshaber der Gendarmerielegion Hermannstadt Hauptmann V. Trăistaru [Unterschrift] [Stempel] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 15f.

73. Die Generaldirektion der Polizei weist das Generalinspektorat der Gendarmerie an, die drei auffällig gewordenen Heltauer Sachsen zur Zwangsarbeit in den Eisenwerken Hunedoara auszuheben (September 1946) [Briefkopf ] Rumänien [Wappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Polizei Dienststelle Arbeitseinheiten Nr. 3221 [An das] Generalinspektorat der Gendarmerie Sonderdienst400

Zu Nr. 153718/946 bitten wir Sie, Maßnahmen zu ergreifen, dass die Genannten Dr. Hantz Petre, Ernest Petre und Ernest Botscher aus der Gemeinde Heltau zum Arbeitsdienst in die Staatlichen Eisenwerke Hunedoara verschickt werden, falls sie von den Gerichten freigesprochen werden sollten bzw. die Strafe verbüßt haben. Polizeiinspektor [Unterschrift unleserlich] [Stempel: Ministerium für Innere Angelegenheiten – Kabinett des Unterstaatssekretariats] Dienststellenleiter [Unterschrift unleserlich] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 14.

74. Brief von Rudolf Mayer an Vasile Luca mit der Bitte, den von Mayer geleiteten Sächsischen Demokratisch-Antifaschistischen Verband zu unterstützen (10. September 1946) [Zweisprachiger Briefkopf:] Uniunea Democrată Săsească Antifascistă 400

Das Dokument wurde zweimal beim Empfänger registriert: am 5. September in der Generalregistratur (Stempelaufdruck oben rechts) und unter Nr. 155101 und dem handschriftlich eingetragenen Datum: 5. September 1946 bzw. dem aufgestempelten: 2. September 1946, in der Registratur des Sicherheitsdienstes (Stempelaufdruck darunter, über dem Adressaten). Am linken Blattrand ein handschriftlicher Vermerk vom 8. September 1946, vermutlich des Inhaltes, dass die Anordnung an die Gendarmerie Hermannstadt weitergeleitet wurde.

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Sächsischer Demokratisch-Antifaschistischer Volksverband Sibiu – Hermannstadt, 10. September 1946401 Herrn Generalsekretär der Nationaldemokratischen Front Genossen Vasile Luca Bukarest402

Herr Generalsekretär, Der unterfertigte Sächsische Demokratisch-Antifaschistische Volksverband, vertreten durch seinen Vorsitzenden, Gen[osse] Rudolf Mayer403 – ein alter sozialistischer Vorkämpfer, dessen Geschichte Sie kennen –, richtet sich mit diesem Schreiben an Sie mit der Bitte, uns nach der genauen Kenntnisnahme der Materie die gebührende Unterstützung zu geben in unserem Bestreben, von nun an noch weiter fortzuschreiten auf dem Wege der Demokratisierung unseres Volkes.404 Unser Verband wurde bereits im September 1944 gegründet und ging aus dem Verband der Patrioten405, Filiale Hermannstadt, hervor. Unser Programm ist das Programm der Nationaldemokratischen Front, von dem wir nicht abgewichen sind. Gegenwärtig gilt für uns die Programmplattform des Blocks der Demokratischen Parteien, denn unsere Mitglieder sind gleichzeitig eingetragene Mitglieder der im Block zusammengefassten Regierungsparteien. Damit wir in unserer propagandistischen Tätigkeit, der Erziehung und der Demokratisierung des sächsischen Volkes, bei der Eingliederung seiner Elemente in das demokratische Leben Rumäniens voranschreiten können, bitten wir Sie um eine kleine, aber effektive Unterstützung, damit unseren Bemühungen von Anbeginn ein sicherer Erfolg zuteil wird. Seit dem 23. August und fortdauernd bis heute gibt es im sächsischen Volk vier Strömungen, die wir Ihnen ganz offen darstellen wollen: 1. Die tätigen Demokraten, d. h. die aktive Opposition gegen die ehemalige Deutsche Volksgruppe, verstärkt durch diejenigen, die nach dem 23. August 1944 sich dem Verband der Patrioten sowie den demokratischen rumänischen Parteien angeschlossen haben und die seither an der Seite der rumänischen Brüder und der anderen überzeugten Demokraten kämpfen. Sie haben sich auf einem von widrigen Umständen begrenzten Tätigkeitsfeld auch unserer Bewegung angeschlossen, die wir mit Ihrer tatkräftigen Hilfe auszuweiten wünschen. 2. Die Demokraten, die sogenannten „Altsachsen“, aus dem Umkreis von Dr. Hans Otto Roth, die sich zum Großteil abwartend verhalten und sich nicht den rumänischen demokratischen Parteien angeschlossen haben, obwohl sie keine Anhänger der ehemaligen Volksgruppe waren. Diese Gruppe stellt das „historische“ Element unter den Sachsen 401

Eingangsnummer über der Datumsangabe (?): Nr. 760/1946. Diese Adressangaben stehen auf der ersten Seite unter dem Text. 403 Rudolf Mayer (1876–1952), Sozialdemokrat seit 1901, RKP-Mitglied seit 1947, kämpfte in der Roten Armee (1916–1919), Organisator der Hermannstädter Sektion der Sozialdemokratischen Partei; Gründer und Präsident des Sächsischen Demokratisch-Antifaschistischen Volksverbands (1944, zwangsaufgelöst 1946). Eine Selbstdarstellung Mayers unter dem Titel „Biografia unui vechiu luptător cunoscut, al tovarășului Mayer Rudolf“, datiert 24. Juli 1947 wird im Hermannstädter Nachlass von Erhard Andree aufbewahrt (ZAEKR, Bestand 541/3, fol. 113f.). 404 Über den Sächsischen Demokratisch-Antifaschistischen Volksverband siehe Baier 1996. 405 Im Original: „U.P. [Uniunea Patrioţilor] Sibiu“. 402

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dar und ist der stärkste Opponent der sächsischen Demokraten aus den Regierungsparteien. Sie sind das eigentliche Gravitationszentrum der sächsischen Innenpolitik und verhindern eine schnelle Demokratisierung im Sinne eines Anschlusses an die Blockparteien, indem sie die sächsischen Volksmassen dazu bewegen, auf die „wahre Demokratie“ zu warten, der sie sich dann freiwillig anschließen werden. Sie bremsen also die Aktivierung der Sachsen für den demokratischen Block und sind schlechthin die Vertreter des passiven Widerstands. 3. Die große indifferente Masse, die jedoch eher unter dem Einfluss der traditionellen „Altsachsen“ um Dr. Hans Otto Roth steht, weil diese Gruppierung, wie ich sagte, der Gravitationspunkt im öffentlichen Leben der Sachsen darstellt und mangels Unterstützung der sächsischen Block-Aktivisten nicht wirksam bekämpft werden konnte, also in ihren herkömmlichen Festungen blieb, von wo sie die demokratische sächsische Block-Strömung angreift und die unentschiedene Masse dahingehend beeinflusst, dass sie in Wartestellung, in Lethargie verharrt, in Erwartung von Richtlinien von Seiten ihrer früheren Anführer. Diese Masse konnte in den sächsischen Block-Demokraten in der Tat keine Vorzüge erkennen, weil die Block-Demokraten von der Regierung nicht herausgestellt werden, sondern überall gleich behandelt werden mit allen anderen, ja sogar so behandelt werden wie die Hitleristen. Die fehlende Hervorhebung und Wertschätzung dieser Aktivisten aus dem Block der Demokratischen Parteien führt dazu, dass ihre Arbeit weniger Vertrauen einflößt, als wirkungslos gilt und nur opportunistischen Zielen zu dienen scheint. 4. Die ehemaligen und heute isolierten Hitleristen: Deren Großteil ist entweder mit den sich zurückziehenden deutschen Truppen geflohen oder wurde mit Internierung bestraft; ein großer Teil gehört auch zu den zur Aufbauarbeit in die UdSSR Deportierten. Die wenigen, die, von den Ereignissen überrumpelt, inmitten des sächsischen Volkes verblieben sind, suchen den Anschluss an den neuen Weg des Landes, an die Volksmassen. Sie verhalten sich genauso wie der Großteil der Rumänen, die sich vom totalitären Regime haben verführen lassen: Sie zeigen Assimilationsbestrebungen, um die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen. Sie sind es, die der demokratischen Umerziehung unterzogen werden sollten. Sie verlieren sich heute in der Masse der übrigen Bevölkerung, sie haben nichts zu sagen und werden gemieden: sowohl von den „Altsachsen“ als auch von den demokratischen Aktivisten; sie gehören zum großen Teil der unter Punkt 3) beschriebenen Kategorie an, sie sind ein farbloses, eingeschüchtertes Element. Herr Generalsekretär, wir bitten Sie angesichts der Ihnen nun bekannten Sachlage, uns öfter zu erlauben, Ihr Wohlwollen in Anspruch zu nehmen im Hinblick auf Folgendes: a) Ihre Informationen und Direktiven sollten die öffentliche Meinung darüber aufklären, dass es heute keine aktiven „hitleristischen Sachsen“ mehr gibt, sondern eine starke Bewegung mit neuer Ausrichtung, ganz abgesehen von den alten Opponenten der ehemaligen Volksgruppe, die von Anfang an in ihren Rechten bestätigt und auch nicht durch die Agrarreform enteignet wurden. Damit könnte die Böswilligkeit und der Mangel an konkreten Informationen über die tatsächliche Lage bekämpft und die Herausstellung der sächsischen Demokraten auch in der Öffentlichkeit ermöglicht werden. (In der Anlage406 finden Sie eine diesbezügliche Arbeit.) 406

Siehe Dokument Nr. 75.

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b) Im Rahmen dieser Informationen über die sächsischen Demokraten, die es gibt und auch in der Illegalität gegeben hat, wäre es gut, die konstruktive Tätigkeit derjenigen hervorzuheben, die seit über einem Jahr beispielhaft in den Regierungsparteien des demokratischen Blocks arbeiten, was für sie eine reelle Hilfe wäre und ihre Position festigen würde, so dass sie alle sächsischen Elemente zu sich heranziehen könnten – was die Regierung und die rumänische Demokratie sicherlich erwägen wird im Hinblick auf die Aktivierung eines reellen Wiederaufbaus des Landes. c) Ebenso wäre es gut, wenn auch einige Arbeiten der sächsischen Aktivisten aus den Blockparteien zum Nutzen der Gemeinschaft stärker zur Geltung kommen würden, weil es sich um schöpferische Elemente handelt, auf die das sächsische Volk stolz ist und die das Antlitz des Landstrichs, in dem sie leben, auf fortschrittliche Weise geprägt haben, sei es auf landwirtschaftlichem, wirtschaftlichem oder kulturellem Gebiet. Angesichts dieser Leistungen könnten wir ohne Schwierigkeiten und wirkungsvoll diese mitwohnende Nation befrieden und sie, unter der Obhut der demokratischen Blockparteien, der demokratischen Masse des rumänischen Volkes zugesellen; wir versichern unserer Regierung, bei dem großartigen Werk der Wiedererrichtung und des Wiederaufbaus unsere seit Jahrhunderten als konstruktiv bekannte Arbeitsleistung freiwillig und effizient einzusetzen. Wenn bei den großen Reformen dieses Element mit eingesetzt würde, mit seinem spezifischen Sinn für Ordnung und der Fähigkeit, große gesellschaftliche Aufgaben zu meistern, würden ihre Ergebnisse über den optimistischsten Erwartungen liegen, denn wir kennen den konstruktiven Geist, der diese Bevölkerung beseelt, wenn sie erst einmal in einen kreativen Rhythmus eingegliedert wird. Empfangen Sie, Herr Generalsekretär, den Ausdruck unserer besonderen Hochachtung und Wertschätzung, Der Vorsitzende: [Unterschrift:] Mayer Rudolf [Stempel]407 Generalsekretär: [Unterschrift:] Galter408 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 58/1946, fol. 1–3.

75. Denkschrift von Rudolf Mayer über die missliche Lage der sächsischen Demokraten (September 1946) Die sächsische Opposition unter der Diktatur409 In der Presse von Maniu sind gleich nach dem 23. August 1944 eine Reihe von Artikeln verschiedener Autoren erschienen, die in systematischer Weise die sächsische Bevölkerung anschwärzen, ganz allgemein und aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das hat uns insoweit getroffen, als die Autoren keinen Unterschied machen zwischen den Sachsen, die die neuen Zeiten noch nicht verstanden haben, und den alten Demokraten, die bereits unter 407

Handschriftlicher Zusatz unter den Unterschriften: „1 anexă“ (dt. 1 Anlage). Sekretär und Vertrauter Mayers. Im Hermannstädter Nachlass von Erhard Andree (ZAEKR, Bestand 541/3–4) liegen etliche handschriftliche Briefe von Galter, dessen Vorname und Lebensdaten leider nicht ermittelt werden konnten. 409 Anlage zum Brief Mayers an Luca vom 10. September 1946 (Dokument Nr. 74). 408

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der Herrschaft von Antonescu und Andreas Schmidt eine rege Tätigkeit entfalteten, dafür gelitten haben und in Konzentrationslager gesteckt wurden und die heute den Kern der sächsischen demokratischen Bewegung in allen Parteien der Demokratischen Einheitsfront bilden. Diese demokratischen Sachsen sind nicht gering an Zahl, wie die Autoren der oben genannten Beiträge glaubhaft machen wollen. Wir wollen keine unbegründeten Behauptungen aufstellen und deshalb ein einziges Beispiel anführen, das für viele steht und nicht der Parteilichkeit bezichtigt werden kann. Es handelt sich um einen Artikel von Andreas Schmidt, den er unter dem Titel „Unsere Sorgen – Ihre Interessen“ im September 1943 in der gesamten deutschen Presse Rumäniens veröffentlicht hatte. In diesem Artikel greift der ehemalige „Volksgruppenführer“410 jene sächsischen Elemente an, die – unbeeindruckt von der hitleristischen Propaganda – sich versammelten, um gegen die nationalsozialistische Partei und den Führer der Deutschen Volksgruppe zu agitieren. Weiterhin weist er ihnen die Schuld daran zu, dass Tausende von Sachsen aufgrund dieser Agitationen den Eintritt in die SS-Truppen verweigerten, ebenso hätten sie den Kontakt zu ihren alten Freunden „fremder Sprache“, also zu den rumänischen Freunden, aufrechterhalten, um in der Voraussicht der deutschen Katastrophe dem sächsischen Volk eine friedlichere Zukunft zu sichern. Er beschuldigt sie weiterhin der Tatsache, dass sie in jüngster Vergangenheit nicht in Berlin Rat und Hilfe geholt, sondern auf die internationalen Minderheitenabkommen gesetzt hätten. Sie wären zu Gesprächen nach Bern gereist, um durch Koalitionen mit Fremden ihre Ziele in Genf zu erreichen. Er beschuldigt sie, zu den Feinden des Hitlerismus übergelaufen zu sein, mit dem sie die gleichen Leitgedanken teilten, besonders in dem Sinne, dass für sie die Beteiligung des Reiches an sächsischen Angelegenheiten eine Einmischung Fremder sei. Die Entwurzelung der deutschen Gefühle unter den Sachsen sei ihre Schuld. Und endlich droht Andreas Schmidt offen diesen „reaktionären Sachsen“, wie er sie nennt, sie würden vom Erdboden weggefegt werden, sie würden zu Fall gebracht werden, bevor sie das neue Deutschland Hitlers sehen könnten, denn Hitler könne in seinem Kampf keine gegnerischen oder zweiflerischen Elemente dulden. Diese Drohungen waren keine leeren Worte. Mit Hilfe von Antonescus Schergen begann Schmidt die Opposition auszuschalten und diejenigen, die ihm gefährlich schienen, zum Schweigen zu bringen und zu internieren. Durch den Boykott ihrer Geschäfte und Kanzleien, durch ihre Anschwärzung in der Presse, durch die Zurückweisung ihrer Kinder aus den sächsischen Schulen trachtete er danach, einen solchen Druck auf sie auszuüben, dass sie, um nicht gänzlich ruiniert zu werden, letztendlich schweigen mussten. Es versteht sich von selbst, dass all diese demokratischen Elemente heute, nach dem Sieg der Demokratie in Rumänien, nicht weniger geworden sind, im Gegenteil, es haben sich ihnen bald weitere Anhänger der Demokratie angeschlossen. Sie verstärken die Reihen der Regierungsparteien in jeder Stadt und sind mit all ihren Kräften für die Entfaschisierung und den Wiederaufbau des Landes tätig. Die ausgewiesenen Demokraten stellen mit Bedauern fest, dass sie in der Presse und vor allem in den erwähnten Beiträgen aus der Zeitung „Dreptatea“ völlig ignoriert werden, was auf die uneingeweihten Leser den Eindruck machen muss, alle Sachsen seien Hitleristen und würden nur darauf warten, dass „das Rad zurückgedreht“ wird. 410

Deutsch im Original.

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Die Wahrheit ist eine andere: Die Sachsen mussten in den letzten vier Jahren [des Krieges] lernen, ihren „Führern“ blind zu folgen. Sie wurden einer intensiven, gezielten Propaganda ausgesetzt und sind heute aus diesem Grund völlig orientierungslos. Es fehlen ihnen sowohl eine Leitlinie als auch eine für ihre demokratische Umerziehung notwendige Presse in ihrer Muttersprache. Auf keinen Fall sind sie jedoch Hitleristen oder Feinde des derzeitigen politischen Regimes. Sie befinden sich in der gleichen Lage wie die Rumänen nach dem Fall Antonescus, mit dem Unterschied, dass die Umerziehung der Rumänen sofort durch die Presse und auf Versammlungen einsetzen konnte, während die Sachsen in beiderlei Hinsicht im Dunkeln gelassen wurden. Jene Sachsen wiederum, die dank ihrer Bildung die Möglichkeit hatten, an der Aufklärung in rumänischer Sprache teilzuhaben, und das in beachtlicher Zahl, sind bereits Mitglieder der Demokratischen Front, deren Ziele sie teilen und deswegen entschieden die Bestrafung der sächsischen Verführer verlangen, d. h. der Clique von Andreas Schmidt und seinen Helfern; sie fordern die Entlarvung der sächsischen Verräter der Demokratie, die auch heute noch abseits stehen und unter der Maske ihrer „splendid isolation“ mit den Untätigen den Tätigen im Wege stehen, sie fordern die Aburteilung aller Verantwortlichen vor dem Volkstribunal als Komplizen derer, die den Zusammenbruch des Landes verursacht haben. Diese wahrhaftig demokratischen Sachsen, die entschiedener noch als die Rumänen die Bestrafung derjenigen fordern, die die althergebrachte sächsische Demokratie in Komplizenschaft mit Antonescu verraten und dank der Unterstützung Hitlers zusammen mit den Anhängern Antonescus den Zusammenbruch des Landes verschuldet haben, diese Sachsen weisen empört ihre Gleichstellung mit den Verrätern zurück, sie verlangen ihre Wertschätzung auch in der Presse und bekräftigen ein übriges Mal ihre Solidarität mit dem Programm der Regierung. Sie wollen Zugang zur Presse haben, um jene Bevölkerungsschichten, welche die neue Richtung, den neuen Weg, den das Land eingeschlagen hat, noch nicht wahrnehmen konnten, aufzuklären, und sie verlangen Ermutigung in dem Sinne, dass ihre Bemühungen anerkannt und sie den – zahlenmäßig stetig abnehmenden – Elementen, welche die wahre Demokratie nicht verstehen, entgegengestellt werden. [Handschriftlich:] Für die Übereinstimmung: Mayer Rudolf [Stempel des Sächsischen Demokratisch-Antifaschistischen Volksverbandes] Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 58/1946, fol. 4f.

76. Die Sicherheitspolizei verlangt von der Gendarmerie Aufklärung über die zehn Heltauer Zwangsarbeiter, weil es in Heltau zu Produktionsschwierigkeiten gekommen sei (11. September 1946) Sicherheit411 Telef. Nr. 25448 vom 11. September 1946 von der Generaldirektion der Polizei 411 Eigentlich Generaldirektion der Gendarmerie. Dienststelle für Sicherheit und öffentliche Ordnung.

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Direktion der Sicherheitspolizei412

In einem an die Präsidentschaft des Ministerrates adressierten Telegramm beanstandet die Hermannstädter Filiale der Generalunion der Industriellen Rumäniens, dass in Heltau – Hermannstadt zehn sächsische Fabrikbesitzer festgenommen wurden. Da es sich um die unterschriftsberechtigten Personen der Firmen handelt, können diese keine legalen Abschlüsse mehr machen, die Unternehmen leiden, die Produktion sinkt, wodurch der Wirtschaft des Landes großer Schaden entsteht. Bezugnehmend auf die Anweisung der Präsidentschaft des Ministerrates Nr. 305.374 vom 26. August l. J. bitten wir Sie, dieser Direktion noch im Laufe des heutigen Tages über die Betroffenen und die Gründe für ihre Inhaftierung detaillierte Mitteilung zu machen.413 Der Direktor der Sicherheitspolizei gez. Zanfir414 Gesendet: Chefkommissar Ioniţă Empfangen: Oberfeldwebel Drăgulănescu 10:30 Uhr Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 11.

77. Informativer Bericht der Gendarmerie Fogarasch über den besorgniserregenden Beitritt einer großen Anzahl von Sachsen in die Nationale Volkspartei (18. September 1946) Die Stimmungslage der Bevölkerung Sonderregistratur: 26. September 1946415 Information Nr. 966 vom 18. September 1946 Wir berichten Folgendes: Der Nationalen Volkspartei416, die in Fogarasch geleitet wird von Herrn Reservegeneral Radovici, ist es aufgrund der massiven Propaganda, die sie unter der sächsischen Bevölkerung im Einzugsbereich dieser Legion betrieben hat, gelungen, die Mehrheit der Sachsen zu überzeugen, dieser Partei beizutreten. Die Einschreibungen wurden beim Sitz dieser Partei in Fogarasch vorgenommen aufgrund von Einschreibelisten, die von Delegierten aus den von Sachsen bewohnten Gemeinden vorgelegt wurden. Die Mehrheit dieser Delegierten waren Sachsen, die sich in der Deutschen 412

Handschriftlicher Vermerk am linken Blattrand: „11.IX.46. Se va comunica D.G.P. datele pe care le avem la dosar cu menţiunea că ridicarea acestor saşi s’a făcut pe baza ord. dlui Ministru al Af. Int. [Unterschrift unleserlich]“ (dt.: Der Generaldirektion der Polizei sind die Informationen aus unserer Akte mitzuteilen mit dem Vermerk, dass die Aushebung dieser Sachsen auf Anweisung des Herrn Innenministers vorgenommen wurde). 413 Ein entsprechendes Antwortschreiben der Gendarmerie (Nr. 38517 vom 13. September 1946) wird als fol. 10 in der gleichen Akte aufbewahrt. 414 Vermutlich Laurian Zamfir. 415 Handschriftlich an dieser Stelle das Kürzel für das Innenministerium (M.A.I.) und eine unleserliche Unterschrift. 416 Im Original: „Partidul Naţional Popular“, vgl. Anm. 333.

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Volksgruppe hervorgetan haben. Hier sei nur ein konkreter Fall angeführt: Aus Bekokten wurden beim Sitz der Nationalen Volkspartei die Sachsen Mihai Glatz und Ioan Untch vorstellig, der erste war Bürgermeister, der zweite Bürgermeisterstellvertreter zu der Zeit, als die Deutsche Volkgruppe sich in voller Aktion befand. Die rumänische Bevölkerung, insbesondere die Berechtigten der Agrarreform, an die in dieser Region, wie man weiß, die Böden der Sachsen verteilt wurden, sind sehr unzufrieden, ja besorgt, sie meinen, die Hitleristen hätten wieder begonnen, den Kopf zu heben und wären bald wieder an der Macht. Die Bevölkerung kann nicht glauben, dass aus den ehemals großen Hitleristen nun überzeugte Demokraten geworden sind, sondern dass vielmehr persönliche Interessen, insbesondere materielle dahinter stecken. Die Sachsen glauben, dass, wenn sie sich in die Partei einschreiben und darin aktiv sind, man ihnen die enteigneten Güter zurückerstattet, insbesondere den an die Berechtigten verteilten Boden. Wir schlagen vor, dass die Einschreibungen in die Nationale Volkspartei nur Sachsen gestattet sein soll, die nicht der Deutschen Volksgruppe angehört haben. Die Information ist sicher. Der Befehlshaber der Gendarmerielegion Fogarasch Leutnant [unleserliche Unterschrift] [Stempel] Berichtet an: – das Generalinspektorat der Gendarmerie – das Gendarmerieinspektorat Kronstadt und – [unleserlich]

Zusammenfassung417 Die rumänischen Bewohner, insbesondere die Begüterungsberechtigten, sind unzufrieden, weil die Nationale Volkspartei alle Sachsen aufnimmt, sogar jene, die in der Deutschen Volksgruppe tätig waren. Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 62.

78. Protestschreiben Rudolf Mayers an den Landwirtschaftsminister wegen der unrechtmäßigen Enteignung zahlreicher namentlich genannter Sachsen (5. November 1946) [Zweisprachiger Briefkopf:] Uniunea Democrată Săsească Antifascistă Sächsischer Demokratisch-Antifaschistischer Volksverband Sibiu – Hermannstadt, 5. November 1946418

Herr Minister, Bezug nehmend auf Ihr Anschreiben Nr. 193383 vom 19. Oktober l. J.419 geben wir uns die Ehre, Ihnen anbei einige konkrete Fälle von Übergriffen und Willkürakten mitzuteilen, die von untergeordneten Verwaltungsbehörden bzw. den Agrarreformkommissionen verübt 417 418 419

Am Rand links, neben dem Haupttext angeordnet. Das Dokument wurde ausgewertet von Şandru 2009, S. 224. Im Original unterstrichen.

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wurden. Es handelt sich nur um einige Fälle unter Tausenden, die uns bekannt sind: Wir bringen Sie Ihnen zur Kenntnis in der Hoffnung, dass der Gerechtigkeitssinn, der bisher all Ihre Entscheidungen geprägt hat, auch in Zukunft die Maßnahmen begleiten wird, die Sie zur Beseitigung der verübten Fehler ergreifen werden und ebenso die notwendigen Anweisungen für die Lösung zukünftiger Beschwerden. Empfangen Sie, Herr Minister, die Versicherung unserer vorzüglichsten Hochachtung. Vorsitzender [Unterschrift:] Mayer Rudolf Sekretär [Unterschrift:] Galter

An das Ehrw. Ministerium für Landwirtschaft und Domänen, Direktion für staatliches Eigentum und staatliche Güter, Bukarest.420 Bezirk Kronstadt Rosenau: Es wurden folgende Kriegswitwen enteignet: Kasper Marta, Nr. 1037 Kasch Emma, Nr. 1088 Schnabel Ecat., Nr. 1101 Gagesch Ecat., Nr. 1108 Gagesch Anna, Nr. 1399.

Enteignete antihitleristische Kämpfer, die an der Westfront im Einsatz waren: Truetsch Gheorghe, Nr. 1042 Kraft Willi, Nr. 1025 Porr Ioan, Nr. 1032 Eiwendt Gheorghe, Nr. 750 Porr Mihail, Nr. 1105 Schnabel Gheorghe, Nr. 1070 Buhmes Mihail, Nr. 1059 Truetsch Iosif, Nr. 1363 Marzell Ioan, Nr. 1303 Krafft Willi, Nr. 1385 Kurmes Andrei, Nr. 1351 Gober Ioan, Nr. 6 Bruss Petre, Nr. 16 Bergel Andrei, Nr. 21 Bergel Gheorghe, Nr. 31 Marzell Gheorghe, Nr. 65 420 Oben links Stempelmarke zu 200 Lei. Daneben zwei Eingangsstempel, links derjenige der Registratur für Eingaben mit Nr. 29409 (?) vom 11. November 1946, rechts jener der Registratur der angeschriebenen Direktion mit Nr. 53724 vom 12. November 1946. Links über dem Text ein Vermerk, vermutlich des Ministers, in der Kopie unleserlich.

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Streitfert Otto, Nr. 229 Grün Petre, Nr. 1429 Bergel Ioan, Nr. 1365 Porr Willi, Nr. 1366 Krafft Ioan, Nr. 1376 Steffes Gh., Nr. 1398 Kasper Petre, Nr. 1407 Gagesch Andrei, Nr. 1416 Truetsch Mihail, Nr. 1417 Krauss Gherghe, Nr. 1249 Krafft Petre, Nr. 1302 Marzell Ioan, Nr. 1436 Bartesch Martin, Nr. 1349 Marzell Rudolf, Nr. 1436 Gagesch Mihai, Nr. 1454 Bartesch Martin, Nr. 1461 Krafft Mihail, Nr. 1466 Truetsch Ioan, Nr. 240 Philipp Ion, Nr. 261 Geltsch Ion, Nr. 34

Die Ernte des Jahres 1945 wurde zur Gänze requiriert. Die des laufenden Jahres teilweise. Der Weizen wurde zum Höchstpreis bezahlt, die restlichen Erntefrüchte wurden überhaupt nicht bezahlt. Neustadt: Der Kleinbauer Daniel Martin, Hausnummer 54, wurde enteignet, weil er angeblich einen Sohn bei der SS hatte. Sein Sohn ist aber erst zehn Jahre alt. Ein Kommentar erübrigt sich. Zeiden: Aus ihren Häusern evakuiert und zur entschädigungslosen Abgabe von Futter, Lebensmitteln, Haushaltsgeräten u. a. gezwungen wurden: Barf Ion, Nr. 227 Roth Gheorghe, Nr. 350 Grätsch Gheorghe, Nr. 350 Müll Martin, Nr. 620 Zerwes Rosa, Nr. 596 Christel Klara, Nr. 507 Hiel Andrei, Nr. 177 Plaier Petru, Nr. 387 Stolz Andrei, Nr. 359 Barf Ion, Nr. 265 Mieskes Gh., Nr. 356 Wenzel Rudolf, Nr. 522 Deppner Ion, Nr. 579 Reimesch Franz, Nr. 124 Mieskes Ion, Nr. 122 Istok Thoma, Nr. 419

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Wenzel Ion, Nr. 300 Stoof Petre, Nr. 1010 Königes Kath[arina], Nr. 354 Prömm Ion, Nr. 303 Weidenfelder I., Nr. 275 Zerwes Anna, Nr. 216 Adam Simon, Nr. 198 Plaier Ion, Nr. 4

Bezirk Großkokeln Hetzeldorf, Niemesch: Der Notar beider Gemeinden hat sich Vieh, Schweine, landwirtschaftliche Geräte, Ackergrund und einen Weingarten angeeignet, ohne berechtigt zu sein. In den Gemeinden Bußd und Frauendorf wurde auch der evangelische Friedhof enteignet. Gemeinde Marktschelken: Die Enteignung und Entrechtung der Sachsen ging so weit, dass sie von ihrem Hausrat nichts behalten durften, nicht einmal einen einzigen Löffel. Gemeinde Pretai: Die Rassekühe wurden an die Zigeuner verteilt. Ein Teil verendete mangels Pflege, ein Teil wurde als Schlachtvieh verkauft. Bezirk Kleinkokeln Gemeinde Bonnesdorf: Außer landwirtschaftlichen Gütern wurde auch Hausrat requiriert, so z. B. Nähmaschinen. Bulkesch: Der Gemeindenotar hat die Möbel der Sachsen eingesammelt und sie auf dem Lastwagen aus dem Dorf geschafft. Bezirk Fogarasch Schirkanyen: Den sächsischen Bewohnern Mihail Müller, Hausnummer 183, und Anna Kliesch, Nr. 106, wurden fünf Schweine weggenommen, die nicht auf der Requirierungsliste standen. Kerz: Der Kriegswitwe Ecaterina Ongyert, Hausnummer 109, wurden alle landwirtschaftlichen Güter weggenommen, nachdem sie von dem Mitglied der lokalen [Agrar-]Kommission Halmagyi brutal misshandelt worden war. In der ganzen Gemeinde hat der Vorsitzende der lokalen Kommission, Nic[olae] Munteanu, den Sachsen auch Futter, Kartoffeln und Hausrat weggenommen, so dass die Requisition eher einem großangelegten Raubzug gleichkam. Bezirk Alba Kelling: Folgende sächsischen Landwirte, die nach dem 23. August 1944 rekrutiert wurden und gegen den Hitlerismus gekämpft haben, wurden enteignet: Schunn Mihail Penkert Matei Wolff Pavel Gross Pavel Klusch Gheorghe

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Salmen Toma Wuorner Pavel Klusch Mihail

Petersdorf: Enteignete Kriegsteilnehmer an der Westfront: Probstdorfer Simion Fackner Matei Binder Andrei Pfaff Simion Reinerth Ion Schön Mihail Binder Matei Connert Ion Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Sibiu, dosar 5/1945–47, fol. 14–16.

79. Die Gendarmerie Hermannstadt berichtet an die Bukarester Oberbehörde, dass die gesuchten drei Heltauer Sachsen abgetaucht seien (28. November 1946) 1619 Nr. 1619 28.XI.1946 Gendarmerieinspektorat Hermannstadt Polizeibüro An das Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung Bukarest421

In Ihrem Befehl Nr. 155.101 vom 9. September 1946 weisen Sie uns an, dass auf Anordnung der Generaldirektion der Polizei Nr. 3221/964 die Volksdeutschen Dr. Hantz Petre, Ernest Petre und Ernest Botscher aus Heltau – Hermannstadt nach Hunedoara zur Arbeit in den Staatlichen Eisenwerken geschickt werden sollen, falls sie von den Gerichten freigesprochen werden oder ihre Strafe verbüßt haben. Wir haben die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass das Inspektorat Ihre obige Anordnung der Gendarmerielegion Hermannstadt mit Nr. 1295/946 zur Durchführung weitergeleitet hat. – Die Gendarmerielegion Hermannstadt teilt uns mit Nr. 5829 vom 28. September l. J. mit, dass sie, als sie die drei Sachsen zur Arbeit ausheben wollte, festgestellt hat, dass diese von zu Hause verschwunden waren. – Angesichts dieser Tatsache erteilte das Inspektorat mit Nr. 1295 vom 8. Oktober 1946 der Gendarmerielegion Hermannstadt erneut die Anweisung, ihre Verfolgung fortzusetzen zwecks Gefangennahme und Verschickung zu den Eisenwerken Hunedoara. – Diese Sachlage haben wir mit Nr. 1295 vom 4. Oktober 1946 auch der Generaldirektion der Polizei, Dienststelle Arbeitslager, mitgeteilt, die uns diese Information mit Nr. 3291 vom 25. September 1946 verlangt hatte. 421

Oben links Registrierstempel des Empfängers mit handschriftlichem Eintrag der Nummer: 157969 und des Datums: 30.XI.1946, schräg darüber der Stempelaufdruck: „Registratura Specială“ (dt.: Sonderregistratur).

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– In der Folge422 bittet die Generaldirektion der Polizei mit Nr. 4241 vom 24. Oktober 1946 uns, ihr die Gründe mitzuteilen, warum die drei Sachsen nicht bis zum 25. September l. J. ausgehoben wurden. Das Inspektorat hat der Gendarmerielegion am 31. Oktober 1946 mit Nr. 1619 den Befehl erteilt zu begründen, warum die Betroffenen nicht rechtzeitig ausgehoben wurden, diese berichtete uns aber erst am 8. November 1946 mit Nr. 1220, dass die drei Sachsen sofort nach der Verübung ihrer Tat, die in dem an das Inspektorat gerichteten Bericht Nr. 975 vom 20. Juli l. J. festgehalten wurde, festgenommen worden waren, aber vom Präfekten des Bezirks Hermannstadt auf freien Fuß gesetzt wurden unter der Bedingung, nicht mehr nach Heltau – Hermannstadt zurückzukehren. – Später, als der Dienstbefehl für ihre Verfolgung, Festnahme und Arbeitsverschickung ausgegeben wurde, waren sie nicht mehr auffindbar. – Derzeit gibt es in Heltau ein Kommissariat der Polizei, und die Gendarmen haben keine Befugnisse mehr. – Wir berichten Obiges zu Ihrer Kenntnisnahme. Gendarmerieinspektor Hermannstadt Oberst Sachelarie Teodorescu [unleserliche Unterschrift] [Stempel] Leiter der Polizeidienststelle Major Emil Dop [Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 229.

80. Informativer Bericht der Gendarmerie Großkokeln über die unter der ländlichen Bevölkerung um den enteigneten sächsischen Besitz entstandenen Streitigkeiten (9. Dezember 1946) Gendarmerielegion Großkokeln Problem: „Faschistisch antidemokratisch“

Information Nr. 1319 vom 9. Dezember 1946423 Auf dem Gebiet des Bezirks Großkokeln, insbesondere in den Gemeinden mit sächsischer Bevölkerung, gibt es Spannungen zwischen Rumänen und Zigeunern, die zu Randalen und Schlägereien ausarten können. 422 Dieser Absatz ist angestrichen und hat folgende Randbemerkung: „Insp. Jand. Sibiu a comunicat D.G.P. [gestrichen] cu [Nr.] 1619 din 28.XI.946 ca răspuns la adresa D.G.P. Nr. 4241 din 24. X/946. Plot. Maj. Prescorniţă Mihai [Unterschrift unleserlich]“ (dt.: Das Gendarmerieinspektorat Hermannstadt hat der Generaldirektion der Polizei mitgeteilt [gestrichen] [mit Nr.] 1619 vom 28. November 1946 der Generaldirektion der Polizei auf ihr Anschreiben Nr. 4241 vom 24. Oktober 1946 geantwortet. Oberfeldwebel Mihai Prescorniţă). Ein weiterer handschriftlicher Vermerk befindet sich am unteren Blattrand: „Baza: Dosar Insp. Sibiu Fila 835.“ (dt.: Basis: Akte Inspektorat Hermannstadt, Blatt 835). 423 Stempelaufdruck links oben: „Reg[istratura] Specială“ (dt.: Sonderregistratur); rechts oben Datum (aufgestempelt): 15. Dezember 1946.

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Diese Spannungen zwischen Rumänen und Zigeunern sind zum Teil eine Folge der Streitigkeiten infolge der Agrarreform oder der Nutzung von Staatseigentum, das aus der Enteignung der Sachsen resultiert, wobei die Zigeuner sich für berechtigter halten als die Rumänen, weil sie die ersten waren, die den demokratischen Parteien beigetreten sind. Andererseits bedrängen die Zigeuner die Sachsen und fordern – unter Androhung von Prügel und der vollständigen Enteignung, insbesondere der Haushaltsgegenstände – Getränk, und wenn sie betrunken sind, zetteln sie Streit mit den Passanten an, seien es Sachsen oder Rumänen. Streit zwischen Rumänen und Zigeunern gibt es weiterhin, weil einige Sachsen, um sich an den Zigeunern zu rächen, Rumänen zu sich rufen, ihnen Getränk anbieten und sobald diese angetrunken sind, sich bei ihnen über die Verfolgungen beklagen, denen sie von Seiten der Zigeuner ausgesetzt sind. Unter Alkoholeinfluss weisen die Rumänen die Zigeuner, denen sie begegnen, wegen der Dinge zurecht, die sie den Sachsen antun, es kommt zum Streit, der in Randale und Schlägereien ausartet. Vorschläge Wir schlagen vor, dass die Bezirkspräfektur die Gemeindekomitees für die Durchführung der Agrarreform über die Agrarreform-Bezirkskommission anweist, die Güter umsichtig und gerecht und nur an die Berechtigten zu verteilen. Die Präfektur des Bezirks Großkokeln wird über den Block der Demokratischen Parteien den Rumänen und den Zigeunern zur Kenntnis bringen, dass die einen wie die anderen sich durch die geschilderte Verhaltensweise vor den Sachsen kompromittieren und dass es im allgemeinen Interesse liegt, in perfekter Harmonie zu leben, da vor dem Gesetz alle die gleichen Rechte haben. Der Befehlshaber der Gendarmerielegion Großkokeln Major Simion Raţiu [Unterschrift unleserlich] [Stempel] Berichtet an: – das Generalinspektorat der Gendarmerie424 – das Gendarmerieinspektorat Hermannstadt – die Präfektur des Bezirks Großkokeln.

Zusammenfassung425 Auf dem Gebiet des Bezirks Großkokeln, insbesondere in den Gemeinden mit sächsischer Bevölkerung, gibt es Spannungen zwischen Rumänen und Zigeunern, die zu Randalen und Schlägereien ausarten können. Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 154/1946, fol. 333.

424 Handschriftlicher Vermerk am linken Blattrand: „IGJ. Evidenţa / S’a dat ordin Insp. să rap. situaţia de ansamblu [unleserliche Unterschrift]“ (dt.: Generalinspektorat der Gendarmerie. Die Inspektorate wurden angewiesen, über die Gesamtsituation zu berichten). 425 Die Zusammenfassung wurde an den linken Rand getippt.

1947 81. Der Landwirtschaftsminister verfügt per Eiltelegramm die Aussetzung der Wohnungsräumungen während des Winters (3. Januar 1947) Ministerium für Landwirtschaft und Domänen Kabinett des Ministers Konto 2 T Eiltelegramm426 Nr. 5694. 3. Januar 1947 Herrn Agronomieingenieur Inspektor Topor Landwirtschaftsinspektorat der Region Kronstadt

Setzen Sie die Evakuierungen der Sachsen aus ihren Häusern während des Winters aus. Minister Tr. Săvulescu. Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947, fol. 42.

82. Die 5. Vollversammlung des ZK der RKP debattiert „die deutsche Frage“. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (8. Januar 1947) […] Gheorghe Gheorghiu-Dej: Ich eröffne die fünfte Vollversammlung des Zentralkomitees unserer Partei. Auf der Tagesordnung stehen die Bewertung der Art und Weise, wie die Wahlen stattgefunden haben, und die Zukunftsaufgaben unserer Partei. […] Drăgan427: Ich möchte ein Problem ansprechen, das bei der Festlegung der Aufgaben und der Standpunkte unserer Partei in den innenpolitischen und Wirtschaftsfragen des Landes außen vor geblieben ist. Es handelt sich um eine Frage, die wir öfters angesprochen haben, ohne indes einen klaren Standpunkt gefunden zu haben. Da wir in unserer Arbeit mit diesem Problem konfrontiert werden, sind wir der Ansicht, dass der Zeitpunkt gekommen ist, unseren Standpunkt in dieser Sache klarzulegen, zumal ich der Ansicht bin, dass es sich um eine wirtschaftliche und politische Angelegenheit handelt, die auch im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Reaktion in unserem Land gesehen werden muss. Es geht um die Deutschen und um die Frage, wie gehen wir mit dieser Bevölkerung um, die sich immerhin bei uns im Land befindet. Wirtschaftlich 426 Bischof Friedrich Müller erwähnt dieses Telegramm in seinen Erinnerungen. Vgl. Müller 1995, S. 469. 427 Vermutlich Ilie Drăgan, stellvertretendes Mitglied im ZK der RKP/RAP (1945–1948), führender KP-Funktionär in Temesvar (1942–1947).

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gesehen gibt es wegen ihr eine Reihe von Störungen, und auch was die Agrarreform betrifft, ist nicht alles klar. Ebenso andere Dinge im Zusammenhang mit den Deutschen. Der wirtschaftliche Aspekt ist von großer Bedeutung insbesondere im Banat. Das Problem ist schwierig und noch lange nicht gelöst. Aber außer dem wirtschaftlichen Aspekt haben wir es dabei auch mit einem ziemlich ernsthaften politischen Problem zu tun. Diese Minderheit steht da ohne jede Beschäftigung, sie wurde ihrem Schicksal überlassen, es gibt keine klare Position ihr gegenüber, vor allem nicht in unserer Partei. Somit bleibt sie weiterhin dem faschistischen Einfluss ausgesetzt. Ich habe einige Daten mitgebracht und wollte diese Sache weiter ausführen. Da gibt es zum Beispiel die katholische Mission, die wegen allem Möglichen interveniert, selbst im Ausland und selbst bei der Regierung, und der es mehrere Male gelungen ist, Probleme zu lösen, zum Beispiel für die Leute, die [nach Rumänien] zurückgekehrt sind. Ganz zu schweigen von der Sache mit der Sozialdemokratischen Partei, die dem ZK bekannt ist. Wir haben ihretwegen vor Ort große Schwierigkeiten. Über zehn-, zwölftausend Deutsche sind in der Sozialdemokratischen Partei. Die angesprochene Frage wurde auch von unseren Genossen in den regionalen und Bezirksorganisationen mehrfach gestellt, und ich glaube, dass jetzt, beim Festlegen unserer Aufgaben für die Zukunft, auch ausgesprochen werden sollte, wie wir uns in dieser Angelegenheit verhalten und wie wir uns um diese Nationalität, die es bei uns gibt, kümmern sollen. Es wäre an der Zeit, dass das ZK sich jetzt mit dieser Frage beschäftigt und einen beschlussfähigen Standpunkt formuliert. Anfangs hatten wir eine antihitleristische deutsche Organisation, in die freilich sofort viele Leute hineindrängten, gerade auch solche, die im Dienst des Faschismus aktiv gewesen waren, aber auch andere, die dem Faschismus weniger gedient hatten. Später wurde diese Organisation aufgelöst und die Leute wurden ihrem Schicksal überlassen. Solange unsere Partei nicht Position bezieht, werden die Deutschen als Manövriermasse verwendet gegen die demokratischen Kräfte; dafür gibt es unter ihnen immer noch eine ernst zu nehmende Basis. Ich wollte diese Frage aufwerfen. Ich glaube, es wäre gut, auch wieder in Form eines Vereins eine Möglichkeit zu finden, um … Da sie [die Deutschen] nun nicht mehr hinausgeworfen werden können, sie also hierbleiben, sollten wir eine Lösung finden. Dies ist meine Meinung, die auch einige von ihren Genossen teilen, dass ein Kulturverein gegründet werden sollte oder etwas in dieser Art, damit wir uns um diese Leute kümmern können. Miron Constantinescu: Ein Verein zum Holzhacken im Wald. Drăgan: So nun auch wieder nicht … Es gibt einen Haufen aus Deutschland zurückgekehrter SS-Leute, die ihrem Schicksal überlassen werden. Sie machen uns Schwierigkeiten und werden von der Reaktion benutzt, um die demokratischen Kräfte zu bekämpfen. Andere Kreise widmen sich ihnen sehr ernsthaft, z. B. die Katholiken und die Sozialdemokraten. Ich bin der Ansicht, dass hier ein Problem vorliegt, dessen wir uns annehmen müssen. Wir können diesbezüglich noch keinen klaren Standpunkt formulieren, aber ich bin der Ansicht, dass es an der Zeit ist, dass das ZK sich damit befasst und eine präzise Lösung findet. […]

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Vasile Luca: Noch eine Sache, die Frage der Deutschen, die hier gestellt worden ist. Wir sollten uns nicht von den Sozialdemokraten beeinflussen lassen, die auf unser Mitgefühl pochen angesichts der Krokodilstränen der Deutschen. Wir betrachten dieses Problem aus marxistisch-leninistischer Sicht, beurteilen eine Nationalität nach ihrem Kampf und ihrem Ziel. Unterstützen oder bekämpfen eine nationale Bewegung ihrer Einstellung gemäß. Es gibt nationale Bewegungen, die zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt der Demokratie und dem Volk dienen und andere, die ihnen keinen Dienst erweisen. Dafür kann man tausende und abertausende Beispiele anführen. Die Deutschen in unserem Land, auch jene in Ungarn und wo immer in Europa waren Vorposten des deutschen Imperialismus, und ihre Rolle war es stets, Unruhe im Staat zu stiften, in dem sie angesiedelt wurden. Folglich lösen wir das Problem, so wie wir damit begonnen haben, durch ihre Enteignung. Das ist übrigens eine Aufgabe der Regierung. Das ZK wird sich mit diesem Problem befassen, und wir werden uns dafür einsetzen, dass es von der Regierung gelöst wird. Eine demokratische Organisation [der Deutschen] oder dergleichen wäre hingegen nichts anderes als ein Versuch, die verlorene Position zu retten, die sie im nationalen und demokratischen Interesse verlieren müssen. Folglich, versucht nicht, diese Frage lokal zu lösen, sie muss von oben gelöst werden. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 1/1947, fol. 3, 6f., 41f. Auszüge in: Baier 2005, S. 29–31.

83. Anordnung des Großkokler Präfekten, die Evakuierungen während des Winters auszusetzen (8. Januar 1947) Die Präfektur des Bezirks Großkokeln Verwaltungsdienst Nr. 124/1947 An die 1. Präturen der Verwaltungskreise 2. ländlichen Bürgermeisterämter 3. Kreiskommissionen für die Agrarreform Am Amtssitz

Auf unsere Anordnung Nr. 11763 vom 30. Dezember 1946 kommen wir wegen des schrecklichen Frostes, der unseren Bezirk betroffen hat, zurück mit folgender Verfügung: 1. Unser Rundbefehl Nr. 11763 vom 30. Dezember 1946 wird 30 Tage lang vom heutigen Tag an gerechnet ausgesetzt.428 2. Die Evakuierungen bzw. Einquartierungen, die bisher durchgeführt wurden, bleiben bestehen. Schäßburg, den 8. Januar 1947 Der Präfekt: gez. Roman Robu Der Leiter des Verwaltungsdienstes: gez. Pop Aurel

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Unterstreichung von Hand im Original.

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Der Direktor der Landwirtschaftskammer: gez. Ing. Sergiu Vrejba Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947, fol. 39.

84. Im Ministerrat wird die Umsiedlung der rumäniendeutschen Bauern innerhalb der Landesgrenzen erwogen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (10. Januar 1947) […] Traian Săvulescu, Minister für Landwirtschaft und Domänen: Meine Herren Minister, ich möchte Ihnen zwei Probleme unterbreiten: ein erstes steht im Zusammenhang mit der Agrarreform, es geht um eine Folgeerscheinung der Agrarreform, die von uns eine Lösung erfordert, eine Lösung, die im Gesetz zur Durchführung der Agrarreform nicht aufgezeigt wird; und ein zweites Problem ist die Lebensmittellage, über die ich berichten werde. Vielleicht sind viele von Ihnen über diese Angelegenheiten informiert, andere werden in ihren Departements weniger Berührungspunkte dazu haben. Ich werde versuchen, sehr kurz zu sein, da ich bei der Präsidentschaft des Ministerrates eine detaillierte und mit Tabellen versehene Denkschrift hinterlegen werde, die Sie einsehen können. Petru Groza, Ratspräsident: Vertrauter mit diesen Dingen sind die Herren Minister aus dem Wirtschaftsdepartement, weil wir eine längere Konferenz hatten zu den Fragen der Lebensmittelversorgung, aber die anderen sind nicht auf dem Laufenden. Deswegen habe ich es für notwendig befunden, dass sie dieses Problem im Ministerrat erfahren, und sei es in einer Zusammenfassung. Săvulescu: Durch die Agrarreform haben wir 1.440.000 Hektar von 143.219 Eigentümern enteignet. Gemäß der Agrarreform sind 1.133.000 Bürger als Bodenempfänger berechtigt. Wir können Boden aber nur an 789.764 Bürger verteilen. Besitztitel haben bisher 610.000 erhalten, wir müssen also noch 180.000 vergeben. Die Urkunden sind fast alle geschrieben und werden im Laufe der Monate Januar und Februar ausgefolgt, so dass im März ihre Vergabe endgültig abgeschlossen sein wird. In 32 Verwaltungsbezirken wurde die Ausfolgung der Besitztitel abgeschlossen, in 23 werden wir die Titel im Januar vergeben, in zweien im Monat Februar und in weiteren zwei im Monat März. Alle Streitfälle zwischen den Enteigneten und dem Staat haben den Weg durch unsere Agrarreform-Instanzen durchlaufen bis hinauf zur Zentralkommission. Wenn wir also sagen, dass die Agrarreform abgeschlossen wurde, heißt das, dass die Prozesse alle Gerichtsinstanzen durchlaufen haben und in allen Fällen das Urteil endgültig ist. Im Grunde haben wir die Agrarreform abgeschlossen. Die beiden Bezirke, die für den März geblieben sind, sind Temes429 und Arad. Hier haben wir es mit komplizierteren landwirtschaftlichen Problemen zu tun, außerdem sind hier Dinge vorgefallen, die eine abschließende Lösung verzögert haben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Maßnahmen zur Herstellung der Ordnung und Zufriedenheit der Bürger in diesen beiden Bezirken abgeschlossen. Das Landwirtschaftsproblem ist in dieser Region mit einem besonderen Aspekt verbunden, nämlich mit dem Problem der Sachsen und Schwaben, also der rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit. Die Agrarreform besagt, dass die Sachsen 429

Eigentlich Bezirk Temes-Torontal; in der Debatte wird auch weiterhin die Kurzform benutzt.

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und Schwaben vollständig enteignet werden, auf Grund von Art. 3 des Gesetzes und der Durchführungsverordnung. Wir haben bisher 143.000 Sachsen und Schwaben enteignet. Die meisten – 54.000 – im Bezirk Temes, es folgt der Bezirk Muresch mit 25.000 und Arad mit 17.000 Enteignungen, im Bezirk Großkokeln sind es 15.000, im Bezirk Kleinkokeln 10.000, in Hermannstadt 6.000 und so weiter. Die von den Sachsen und Schwaben enteignete Gesamtfläche macht 804.000 Joch aus, der größte Teil davon ist Ackerfläche, und zwar 544.000 Joch; 51.000 Joch sind Weideflächen, 17.000 Joch Obstgärten, 147.000 Joch Wälder usw. Die Größe der enteigneten Besitztümer lässt sich aus den Enteignungszahlen errechnen. 316.000 Joch wurden 106.000 ehemaligen Besitzern von 10 bis 20 Joch enteignet. Es folgen jene mit Flächen zwischen 5 und 10 Joch, von denen 133.000 Joch enteignet wurden, und schließlich sind 2.273 Personen enteignet worden, die über 20 Joch besaßen. Auf Grund der Agrarreform sind 95 Prozent aller Flächen enteignet worden, die den Sachsen und Schwaben gehört haben. Dennoch stieß die Landvergabe auf große Schwierigkeiten, und der Vorgang konnte noch nicht beendet werden. Außer einer gewissen Anzahl von Ortsbewohnern haben auch eine Anzahl von Ortsfremden, sogenannte Kolonisten, hier Boden erhalten; einige unter ihnen haben keinen Bezug zur Landwirtschaft, wie zum Beispiel Rechtsanwälte, Reserveoffiziere, Staatsbeamte, andere haben eine natürliche Abneigung gegenüber der Feldarbeit, zum Beispiel: die Zigeuner, die Löffelschnitzer, die Kesselflicker, die Pferdehändler. Ohne Plan und ohne Vorbereitung wurden allein im Bezirk Temes 12.000 Familien aus folgenden Gegenden angesiedelt: 2.500 sind Evakuierte aus der Süddobrudscha, 3.000 sind Bessarabier, 2.500 Bukowiner, 1.500 Siebenbürger, 2.000 stammen aus dem Altreich und 500 stammen aus dem jugoslawischen Banat. Die Ansiedlung der Kolonisten in den ehemals sächsischen und schwäbischen Siedlungen bereitete große Schwierigkeiten und verursachte eine Reihe schwerwiegender Konflikte, die bis heute anhalten. In sehr vielen Fällen wurde der Kolonist zum Diener des Sachsen oder Schwaben, weil er unfähig war selbständig zu arbeiten und niemand da war, um ihm zu helfen. Groza: Es hat auch den umgekehrten Fall gegeben, dass der Kolonist im Haus im Warmen saß und der Deutsche für ihn auf dem Feld arbeitete. Săvulescu: Es kam mitunter auch zu Konflikten, wenn der Sachse auf die Straße geworfen wurde. Da hat es schwere Ausschreitungen gegeben. Einige Kolonisten haben sich zu Plünderungen hinreißen lassen. Viele haben sich ohne Genehmigung und Kontrolle irgendwo niedergelassen. Einige haben Privathäuser oder staatliche Häuser besetzt und verwüstet, sie haben den Hausrat beschlagnahmt und das meiste daraus verschleudert. Bei der Überprüfung wurde nun festgestellt, dass einige Kolonisten ihre Wirtschaften verlassen haben, um andere widerrechtlich zu besetzen. Groza: Dies selbstverständlich, nachdem sie dort alles aufgebraucht bzw. zerstört hatten. Romulus Zăroni, Minister für Genossenschaftswesen: Sie haben ihre Wirtschaften in den Heimatorten verlassen. Groza: Ich meinte vielmehr die Wirtschaften, die sie auf Grund der Agrarreform zugeteilt bekommen haben.

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Zăroni: Anfangs gab es auch solche Fälle. Săvulescu: Die Reformkomitees und selbst die Behörden haben zahlreiche Übergriffe verübt, und zwar sowohl auf Kosten der Enteigneten als auch auf Kosten der Begüterten. Wir sahen uns gezwungen, einen Sonderbeauftragten des Landwirtschaftsministeriums dazu abzustellen, Ordnung in das Chaos im Banat zu bringen, damit diese Provinz möglichst bald in den Produktionsprozess eingegliedert werden kann. Ich muss Ihnen sagen, meine Herren, dass die bestellte Fläche in diesem Jahr keine 77 Prozent ausmacht, obwohl das Banat über genug Saatgut verfügte; das Banat war bislang die Kornkammer des Landes und ist nun seine schwächste Region. Wenn wir in spätestens einem Monat das Problem der Enteigneten und Kolonisten im Banat gelöst haben werden, bleibt immer noch die Frage, wie wir die Sachsen und die Schwaben nutzen können. Zurzeit führen wir eine strenge Überprüfung der Kolonisten durch. Die Berechtigten behalten wir, die anderen schicken wir dorthin zurück, von wo sie gekommen sind. Wenn wir also bis zum März das Problem der Enteignung und der Kolonisierung abschließen, so haben wir dennoch die Frage der Sachsen und Schwaben nicht gelöst. In dieser Frage ist es, so glaube ich, notwendig, dass die Regierung ihre politische Linie festlegt, weil diese Frage einen politisch-wirtschaftlichen Charakter hat und wir dieses Problem nicht allein auf der Grundlage der derzeitigen Gesetzesbestimmungen lösen können. Eine Lösung dieses Problems wird von Tag zu Tag schwieriger. Es wäre einfacher gewesen, die Frage der Sachsen und Schwaben vor einem Jahr zu lösen. Seither wurde die Lage der Sachsen und Schwaben von Tag zu Tag schwieriger, akuter und unübersichtlicher, verglichen mit dem, was wir am Anfang vor uns hatten und hätten realisieren können. Die Frage der Sachsen und Schwaben kann nicht durch ihren Ausschluss430 gelöst werden, aber auch nicht, indem wir sie vor Ort behalten, wo sie keinerlei Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir können sie nicht über die Grenze schicken, aber wir können sie auch nicht in der derzeitigen Situation belassen, zusammen mit den Kolonisten, wie bisher als kompakt siedelnde Masse. Andererseits können wir die Enteignung auch nicht rückgängig machen, das wäre Leichtsinn, wir können sowas nicht machen. Weder die Landverteilung noch die Enteignung können wir rückgängig machen, weil wir 150.000 Bewohner auf diese Flächen geholt haben. Da es jedoch noch verfügbare Böden gibt, können die Kriegsinvaliden unter den Sachsen und Schwaben, die an der Westfront gekämpft haben, ebenso die landlosen Witwen und Waisen unter den gleichen Bedingungen Boden zugeteilt bekommen wie die anderen hierzu berechtigten Bürger. Zăroni: Es gibt einen Beschluss hierzu. Săvulescu: Es gibt keinen Beschluss hierzu. Wir haben bisher keinen Sachsen und keinen Schwaben begütert. Zăroni: Es gibt einen Beschluss der Zentralkommission auf Antrag des Ministerrates. Groza: Wir wollten die Deutschen kolonisieren. Ion Ciolan431, Unterstaatssekretär im Genossenschaftsministerium: Sie waren davon ausgenommen. 430 431

Im Original: „printr’o exceptare“. Ion Ciolan, Unterstaatssekretär im Genossenschaftsministerium (1946–1947).

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Groza: Sind Ihnen, Herr Minister Zăroni, Fälle von Sachsen oder Schwaben bekannt, an die Boden vergeben wurde? Zăroni: Ich kenne sehr viele Fälle, wo sächsische oder schwäbische Invalide bzw. Witwen zunächst enteignet wurden und dann an anderer Stelle Boden zugeteilt bekamen. Bucur Şchiopul, Unterstaatssekretär im Wirtschaftsministerium: Das waren die Ausnahmen. Sachsen und Schwaben, die weniger als fünf Joch besitzen, gibt es ganz wenige. Die Ausnahmen gehören zu dieser Kategorie. Groza: Sie wurden von der Enteignung ausgenommen, aber nicht begütert. Zăroni: Es war so: Sie wurden enteignet und bekamen dann anderswo Boden zugeteilt, und zwar handelt es sich um Männer, die an der Westfront gekämpft haben. Groza: Nenne mir ein Dorf, wo es sowas gab! Zăroni: Ich kenne solche Fälle an der Kokel, bei den Sachsen. Groza: Aber nicht bei den Schwaben. Zăroni: Die Schwaben sind in einer ganz besonderen Situation. Săvulescu: Die erste Schlussfolgerung lautet demnach, dass an die erwähnte Kategorie Sachsen und Schwaben Boden verteilt werden muss. Es muss diesbezüglich ein kategorischer Beschluss gefasst werden. Die übrige [deutsche] Bevölkerung wird zu öffentlichen Arbeiten verwendet, beim Straßenbau, bei der Melioration von unfruchtbaren Böden; wo es möglich ist, können diese Böden danach an sie verteilt werden. Wir holen also diese Menschen aus den Orten heraus, wo sie nicht mehr verbleiben können und schicken sie in die Überschwemmungsgebiete der Donau, wo sie auf den trocken gelegten Flächen Boden erhalten. Die dritte Kategorie, die Facharbeiter und Handwerker, können auf den Staatsfarmen eingesetzt werden, auf den Farmen der Institutionen, die von der Enteignung ausgenommen wurden, oder auf den Farmen von privaten Einrichtungen. Auf diese Weise glaube ich, meine Herren Minister, können wir dieses Problem, das sozial und wirtschaftlich von Tag zu Tag gravierender wird, noch im Laufe des kommenden Jahres einer endgültigen Lösung zuführen. Jedenfalls können wir diese Frage nicht ungelöst lassen, weil sie sowohl für die neuen Eigentümer wie auch für die bodenständige Bevölkerung eine ständige Quelle von Zwist und Unzufriedenheit ist. Groza: Unzufriedenheit gibt es auf beiden Seiten. Daraus entstehen die Spannungen, denen wir ein Ende bereiten müssen. Săvulescu: Ich habe ihnen dieses Problem benannt, damit Sie darüber nachdenken können. Wir sind unmittelbar an seiner Lösung interessiert, weil es ungelöst ein großes Hindernis darstellt für die Beruhigung und Befriedung dieser Region. Wir können mit der Produktion nicht beginnen. Drei Dinge sind festzuhalten: Erstens, dass wir die Enteignung nicht rückgängig machen können, weil das schwerwiegende Folgen hätte. Wer Land bekommen hat – die Rumänen, Ungarn und andere Nationalitäten – behält den Boden. Wir verfügen aber über genügend Reserven, um Boden auch an die Kämpfer der Westfront oder deren landlose Witwen und Waisen zu vergeben. Groza: Landlos auch, weil sie enteignet worden sind. Lotar Rădăceanu, Arbeitsminister: Sie sollten eigentlich nicht enteignet worden sein. Groza: Aber wenn doch? Săvulescu: Sie sind enteignet worden, ihre Grundstücke und die Besitztitel dazu bekamen andere.

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Zweitens schlage ich die Umsiedlung dieser Bevölkerung in das Überschwemmungsgebiet der Donau vor. Und zwar muss sie so aufgeteilt werden, dass sie sich dort nützlich machen kann. Drittens sollten Handwerker und Facharbeiter in kleinen Familienverbünden auf den staatlichen und privaten Farmen bzw. auf den Gütern der von der Enteignung ausgenommenen Institutionen eingesetzt werden, wo sie in der Tat einen wesentlichen Beitrag leisten können für den Fortschritt der Landwirtschaft in der betreffenden Region. Groza: Sofern diese Prinzipien feststehen, werden wir in der Regierung eine engere Kommission mit der Lösungsfindung beauftragen. Grundsätzlich bin ich auch der Ansicht, dass es schwierig wäre, die Enteignung rückgängig zu machen. Was die Bodenzuteilung anbelangt, hätte ich keine Furcht vor einer Revision. In Fällen, wo der Boden widerrechtlich an nicht Berechtigte verteilt wurde oder der Kolonist das Inventar zerstört hat und den erhaltenen Boden nicht bearbeitet, kann die Zuteilung rückgängig gemacht und können die widerrechtlichen Nutznießer vertrieben werden. Săvulescu: Die müssen weg! Groza: Aber du holst nicht die Deutschen zurück, sondern setzt andere Berechtigte ein. Du sagtest, du hättest noch 154.000 Menschen, denen Boden zusteht. Folglich gibt es genug Leute, die du statt dem Faulen, dem Rosstäuscher und dem Kneipenwirt begütern kannst, all jenen, die kein Recht auf den Boden hatten und ihn fälschlicherweise zugeteilt bekamen und deswegen jetzt verjagt werden. Was nun die Deutschen angeht, die ohne Boden bleiben, aber für die Wirtschaft des Landes unabdingbar sind, weil sie ausgezeichnete Landwirte sind, so bin auch ich der Ansicht, dass sie im Land verstreut werden sollten; schaffen wir sie dorthin, wo ihre Arbeit gebraucht wird! Sie werden nicht nur die Äcker gut bestellen, sondern auch gute Lehrmeister für die Bauern sein, in deren Mitte sie angesiedelt werden. Wir haben folgende Erfahrung gemacht: Dort, wo sächsische oder schwäbische Bauern Kontakt hatten zu rumänischen Bauern, haben diese mehr gelernt als auf der Landwirtschaftsakademie. Und ich kenne Gegenden, wo unsere Bauern sich haben anstecken lassen von der Art der sächsischen und schwäbischen Bauern zu wirtschaften. Das sind sehr fleißige Leute, und ihr System der landwirtschaftlichen Entwicklung ist ungleich fortgeschrittener als unseres; es lässt nichts zu wünschen übrig. Außerdem verdient ihre Art zu arbeiten und zu leben und die Sauberkeit in ihren Häusern und Ställen Beachtung. Zăroni: Die Elektrifizierung ihrer Dörfer. Groza: Ihr Städtebau. Deswegen bin ich für diese Lösung. Gheorghe Vântu432, Minister für öffentliche Arbeiten: Es sollten nur nicht zu viele am selben Ort angesiedelt werden. Groza: Darauf möchte ich auch eingehen. Ich habe vor einem Jahr ihre Vertreter empfangen.433 Damals habe ich ihnen den Gedanken nahegelegt, dass sie [die Deutschen] eventuell im ganzen Land verstreut und wieder begütert werden, damit sie Arbeitsplätze finden, und ich habe hinzugefügt: Diese Zerstreuung wird familienweise durchgeführt und heißt nicht, dass sächsische oder schwäbische Siedlungen im Altreich gegründet werden. Die Abgeordneten der Sachsen und Schwaben haben mir geantwortet, sie seien 432

Gheorghe Vântu, Unterstaatssekretär im Innenministerium (1945), Minister für öffentliche Arbeiten (1946–1947). 433 Vgl. Audienz vom 16. April 1946, Dokument Nr. 61.

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damit nicht einverstanden, einzeln im Land verstreut zu werden.434 Jetzt aber, als ich anlässlich der Feiertage durch Temesvar fuhr, wurde mir eine schwäbische Abordnung vorgestellt, die mir erklärte, ihre Volksgenossen hätten ihre im vorigen Jahr geäußerte Ansicht revidiert. Sie haben freilich festgestellt, dass es keine Chancen mehr gibt, zu den alten Zeiten und Gegebenheiten zurückzukehren und erklärten sich nun geneigt, einer Umsiedlung im Landesinneren zuzustimmen. Wenn wir also grundsätzlich für diese Lösung sind, dann wiederhole ich meinen Vorschlag, eine Kommission zu bilden aus den Herren Ministern, die an dieser Frage Interesse haben; die Kommission wird die Details ausarbeiten und umgehend einen Gesetzesentwurf vorbereiten. Zăroni: Ebenso einen Umsiedlungsplan. Groza: Wir werden den Gesetzesentwurf dem Parlament vorlegen und dieses Problem lösen. Şchiopul: Meine Herren, ich möchte einen weiteren Aspekt dieser Angelegenheit ansprechen. Sie kennen die sächsischen Dörfer und wissen, wie die Höfe der Rumänen und wie die Höfe der Sachsen angelegt sind. Daraus ergeben sich zwei große Probleme, was die Wohnsituation anbelangt. In einigen Ortschaften sind auch die Wohnhäuser enteignet worden. Die sächsischen Anwesen sind für einen Landbesitz von durchschnittlich 30–40 Joch oder gar 60–70 Joch ausgelegt. Wer aber bekommt nun diese Höfe? Leute, die mit nur acht Joch Ackerland ausgestattet werden. Man kann sich unschwer vorstellen, in welchem Maß das tote Inventar dieser Wirtschaften verkommen wird. Das zweite Problem hat sozialen Charakter: Ein Teil der Rumänen hat keinen Boden zugeteilt bekommen – das sind mehrheitlich die Mittelbauern. Das bedeutet, dass die Rumänen außerhalb des Dorfes geblieben sind, nämlich dort, wo sie vorher gesiedelt haben, während die Kolonisten mitten ins Dorf einzogen. Das führt zu Unstimmigkeiten. Die Rumänen werden weiterhin auf den Bergen bleiben, sieben bis acht Kilometer vom Dorf entfernt, und die Neusiedler, deren Besitz von ursprünglich nur einem Joch aufgestockt wurde, nisten im Dorfkern. Ausgerechnet die bodenständigen Rumänen, fleißige und arbeitsame Mittelbauern, drohen außen vor zu bleiben. Ich wollte Sie auf dieses Problem hinweisen, weil es in vielen Dörfern gelöst worden ist. Die Häuser wurden von den Kolonisten besetzt. Werden die Kolonisten sie besetzt halten? Und jene Dörfer, die nicht besetzt worden sind, werden sie so bleiben, wie sie sind? Oder gehen sie in das Eigentum der neuen Bodenbesitzer über? Das Gesetz hat keine Regelungen diesbezüglich. In anderen Dörfern haben die Leute auf die Hanglagen verzichtet und haben den Boden im Dorf mit der Schnur untereinander aufgeteilt. In einer Art primitiver Flurbereinigung. Deswegen sollten wir die regionalen Eigentümlichkeiten kennen, weil es tatsächlich zu großen Reibereien kommt. Zăroni: Darüber kann der Herr Landwirtschaftsminister Näheres berichten. Die Flurbereinigung hat bereits begonnen. Săvulescu: Wir haben bei der Bodenzuteilung darauf geachtet – was nicht überall möglich war – durch Kauf und Verkauf [die verstreuten Ackerflächen, die sich im Besitz der 434

Die Gefahr der Umsiedlung war den Rumäniendeutschen bewusst. Der ehemalige evangelische Bischof Viktor Glondys berichtet am 25. Oktober 1947 ausführlich über ein Gespräch in seinem Hause zum Thema „Aufstreuung“ (rum. „dispersare“. Vgl. Glondys 1997, S. 491f.).

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bodenständigen Bevölkerung befinden,] mit Parzellen auf den sächsischen Äckern auszugleichen und diese Parzellen zusammenzulegen435. Wir sind in Hermannstadt, Kronstadt, an der Kokel und im Banat wie geschildert vorgegangen – im Rahmen der Möglichkeiten mit dem Einverständnis der Interessenten, denn es gab auch etliche, die diese Vorgehensweise ablehnten mit der Begründung: Das Eigentum, das ich gekauft habe, gehört mir, ganz gleich wo es sich befindet, und es ist im Grundbuch eingetragen; das Eigentum, das ich zugeteilt bekomme, wird mir aufgrund eines Besitztitels übergeben; für mich ist die Eintragung im Grundbuch indes wichtiger, denn ich kann meinen Boden verkaufen, tauschen usw. und er ist frei von Belastungen. Es gab auch solche Fälle, aber in Siebenbürgen konnten wir die Zusammenlegung doch größtenteils durchführen, [die Bauern] haben den Boden zusammengelegt, aber nicht nur die eigenen Parzellen, sondern alle Flächen, so dass Ackerfelder gemacht werden konnten. Insbesondere im Bezirk Hermannstadt hat man damit gute Ergebnisse erzielt; die Leute haben von sich aus die Zusammenlegung verlangt, weil dem Siebenbürger der Gemeinschaftssinn und die Genossenschaftsarbeit nicht fremd sind und er über einschlägige Erfahrung verfügt. In vielen Bezirken konnte dieser Vorgang einvernehmlich durchgeführt werden. Es gibt nicht viele Fälle, in denen die Rumänen randständige Parzellen behalten haben. Was die von Herrn Bucur Şchiopul aufgezeigten Fälle anbelangt, so hat er Recht. Gemeinhin verlässt man sein Haus nicht, selbst wenn es schlechter ist als jenes, das man im Tausch bekommt, aber sobald sich der neue Eigentümer im Haus des Sachsen oder Schwaben eingerichtet hat, begehrt auch der Sesshafte dieses Haus. Anfangs hatten die Leute kein Vertrauen in die neue Reform. Sie waren aufgewühlt und nahmen die Sache nicht ernst. Groza: In vielen Gegenden verhielten sich die führenden Wirte ängstlich, während die Zigeuner mehr Mut zeigten. Ion Pas436, Minister für Kunst: Die hatten nichts zu verlieren. Groza: Das Problem kann gelöst werden. Ich glaube, wir sollten uns im Ministerrat nicht um jeden einzelnen Fall kümmern. Es wird eine Kommission gebildet, bestehend aus den Herren Lotar Rădăceanu, Bucur Şchiopul, Teohari Georgescu und Lucreţiu Pătrăşcanu und unter dem Vorsitz des Herrn Ministers für Landwirtschaft und Domänen, Traian Săvulescu. Dieser Kommission kann auch Herr Zăroni angehören, der mit dem Problem vertraut ist.437 Ich bitte Sie festzuhalten, dass Ihnen diese Kommission zur Verfügung steht und dass man regionsweise vorgehen kann, so dass die Missstände bereinigt werden. Bringen Sie mir einen Gesetzesentwurf, aber zögern Sie nicht zu lange, dann werden wir diesen Entwurf dem Parlament vorlegen, wo er ausführlich diskutiert wird und wir eine Problemlösung finden werden. 435 Freie Übersetzung einer im Wortlaut schwer verständlichen Aussage: „Am ținut seama la împroprietărire, cum n’am putut ține seama în tot restul țării, de strângerea foștilor proprietari, pe bază de cumpărare și de vânzare și comasarea lor pe pământurile Sașilor“. 436 Ion Pas (1895–1974), Mitglied im ZK der RKP/RAP (1948–1969), Minister für Kunst (1946–1948). 437 Möglicherweise ist der Bericht über die Lage der deutschen Minderheit vom 11. Juni 1948 (Dokument Nr. 105) ein Arbeitsergebnis der hier angekündigten Kommission.

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Săvulescu: Wir können die deutsche Frage nicht in der Art lösen, wie wir die ungarische Frage gelöst haben. Groza: Es tut mir leid, dass wir in der deutschen Frage nicht genauso vorgegangen sind. Zăroni: Die Situation war nicht so gefährlich wie bei den Deutschen. […] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 1/1947, fol. 46f., 60–72. Auszüge in: Baier 2005, S. 119–127.

85. Keisder Sachsen beschweren sich beim Landwirtschaftsministerium über ihre Evakuierung mitten im Winter (11. Januar 1947) Geehrtes [Ministerium] für Landwirtschaft und Domänen438

Die unterfertigten sächsischen Bewohner der Gemeinde Keisd, Bezirk Großkokeln, rumänische Staatsbürger, bringen Ihnen mit größter Hochachtung Folgendes zur Kenntnis: Dem Agrarreformgesetz haben wir uns mit größter Ergebenheit unterworfen und ohne zu zögern sämtlichen landwirtschaftlichen Grund und sämtliches lebende und tote Inventar, das wir besaßen, abgegeben. Außerdem wurden die neu Begüterten, die keine landwirtschaftlichen Einrichtungen besaßen, in unsere Höfe zugeteilt, so dass alle zufrieden waren. In letzter Zeit wollen einige Aufwiegler, die gern stehlen und plündern, uns vollends aus unseren Häusern werfen, obwohl wir unterstreichen möchten, dass in all unseren Häusern je ein Berechtigter mit seiner Familie wohnt, während uns Sachsen darin ein bis zwei Zimmer zur Verfügung stehen. Mit der Entfernung von unseren Höfen bezwecken diese Individuen nichts anderes, als uns unserer letzten Habseligkeiten, wie der Kleidung usw., zu berauben. Wenn es ein Gesetz oder eine Verfügung diesbezüglich gibt, bitten wir Sie, uns diese zur Kenntnisnahme mitzuteilen, wenn es aber Ihrerseits keine Anordnung zu unserer Evakuierung gibt, bitten wir Sie gütigst zu gestatten, dass die betreffende Präfektur davon in Kenntnis gesetzt wird, um mit dem Gesetz gegen alle Aufwiegler vorzugehen, damit die Übergriffe aufhören. Denn es ist ganz unmenschlich, dass wir mitten in diesem harten Winter aus den Häusern geworfen werden und obdachlos auf der Straße landen, samt den kleinen Kindern, deren Eltern in der UdSSR sind und die in der Obhut alter, hilfloser Menschen zurückgelassen wurden. Wenn Sie aber die Räumung angeordnet haben, bitten wir Sie zu gestatten, dass wir mit unseren Familien wie bisher in einem bis zwei Zimmern unserer Häuser wohnen dürfen bis in den Mai, wenn das Wetter wieder besser sein wird. Genehmigen Sie bitte, Herr Minister, die Versicherung unserer Hochachtung. Keisd, den 11. Januar 1947 [Es folgen 18 Unterschriften auf der ersten Seite. Zwei weitere Seiten mit Unterschriften sind angefügt.] Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947, fol. 8–10.

438 Handschriftliche Adressierung. Das Dokument trägt oben links vier Steuermarken: je zwei zu 40 und zu 60 Lei; oben Mitte den Eingangsstempel des Landwirtschaftsministeriums mit der Nr. 1853 und dem Datumseintrag 1941 (!) STRU 17. Quer über dem Text eine [unleserliche) handschriftliche Erledigungsanweisung („referat“), gezeichnet von Minister Traian Săvulescu.

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86. Das Schäßburger Bezirkskonsistorium der Evangelischen Kirche an den Landwirtschaftsminister wegen der anhaltenden Räumungsaktion in mehreren Dörfern (31. Januar 1947) Evangelische Kirche A. B. in Rumänien Landeskonsistorium Hermannstadt439 Bezirkskonsistorium Schäßburg 34/1947 31. Januar 1947 Herrn Minister für Landwirtschaft und Domänen Bukarest440

Herr Minister! Wir, das unterfertigte Schäßburger Bezirkskonsistorium der Evangelischen Kirche A. B., wenden uns an Sie im Namen und im Interesse unserer sächsischen Gläubigen, die mitten im Winter von der Evakuierung aus ihren Häusern bedroht sind, und bitten Sie die Güte zu haben, die Bezirkspräfektur in Schäßburg anzuweisen, dass sie die Evakuierung der Sachsen aus ihren Häusern stoppt. Im schlimmsten Fall sollte die Evakuierung bis in den Mai verschoben werden. Der Herr Präfekt des Bezirks Großkokeln hat in seiner Verfügung Nr. 11763 vom 30. Dezember 1946 unter anderem angeordnet: „Die genannten ausführenden Behörden werden einvernehmlich die enteigneten Besitzer innerhalb von 15 Tagen evakuieren und unterbringen.“ Nach unserer Fürsprache bei den in Schäßburg vertretenen politischen Parteien, und zwar bei der kommunistischen Partei, der sozialdemokratischen Partei und der liberalen Partei (Tătărescu) hat der Herr Präfekt des Großkokler Bezirks durch seine Anordnung Nr. 124 vom 8. Januar 1947 die Ausführung des Evakuierungsbefehls für 30 Tage ausgesetzt, d. h. bis zum 9. Februar l. J. Trotzdem wurde die Evakuierung in den Gemeinden Scharosch, Neustadt, Neithausen, Henndorf und Hundertbücheln durchgeführt, und die zuständigen Behörden sind trotz der Bemühungen der Betroffenen im Sinne der oben erwähnten Aussetzungsverfügung nicht eingeschritten, um diese Übergriffe zu verhindern. Die genannten Verfügungen heften wir diesem Bittgesuch an. Der Evakuierung unserer sächsischen Gläubigen fehlt jede rechtliche Grundlage. Bekanntlich haben selbst Herr Premierminister Groza und ebenso Herr Justizminister L. Pătrăşcanu vor Längerem erklärt, dass die Wohnhäuser nicht enteignet werden; das Agrarreformgesetz erlaubt die Enteignung nur jener Häuser, die sich auf einem enteignungsberechtigten außergemeindlichen landwirtschaftlichen Grundstück befinden.

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Briefkopf des Landeskonsistoriums. Rechts oben unter dem Datum Eingangsstempel des Landwirtschaftsministeriums mit Nr. 4507 und Datum 5. Februar 1947. Links oben (nicht vollständig entzifferbare) handschriftliche Resolution mit der Unterschrift Săvulescus: „[…] 3. 2. […] Din ordinul dlui Ministru evacuările saşilor din casele lor pe timpul iernei sunt sistate. Se va scri[e] [?] Prefectului şi Dir. [?] Cam. agricole“ (dt.: Auf Anordnung des Herrn Ministers werden die Evakuierungen der Sachsen im Winter ausgesetzt. Dem Präfekten und dem Direktor der Landwirtschaftskammer mitteilen [?]). 440

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Die Anordnung Ihres Ministeriums Nr. 121 vom 30. Januar 1946 untersagt jede Evakuierung ohne endgültigen Enteignungstitel441, ein solcher Titel lag aber in keinem der oben angeführten Fälle vor. Außerdem verletzen die Großkokler Evakuierungen die Menschenrechte, weswegen wir uns, die Vertreter der lutherischen Kirche, an Sie wenden. Überdies laufen die Evakuierungen auch den Verfügungen des Nationalitätenstatutes hinsichtlich der Gleichbehandlung aller mitwohnenden Nationalitäten zuwider. Aus all diesen Gründen bitten wir Sie ehrerbietig, eine Generalanordnung verfügen zu wollen im Sinne Ihrer Anordnung Nr. 1416 vom 17. Januar 1947 betreffend die Evakuierungen im Bezirk Großkokeln. Empfangen Sie, Herr Minister, die Versicherung unserer besonderen Hochachtung. Das Bezirkskonsistorium Schäßburg der Evangelischen Kirche A. B. Dechant: [Unterschrift] Schullerus442 Schriftführer: [unleserliche Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947, fol. 37–37v.

87. Telegafisch übermittelte Anweisung des Landwirtschaftsministers an den Großkokler Präfekten, die Evakuierung der Sachsen im Winter einzustellen (4. Februar 1947) Kopie443 Konto 2 T Telegramm 603298 – 4. Febr. 1947 Dem Herrn Präfekten des Bezirks Großkokeln

Auf Anordnung von Herrn Minister Traian Săvulescu wird die Evakuierung der Sachsen aus ihren Häusern während des Winters ausgesetzt. Ergreifen Sie entsprechende Maßnahmen. Direktor Chiţulescu Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947, fol. 36.

88. Anweisung des Innenministeriums an die Repatriierungskommission in Berlin über den Personenkreis, dem die Rückkehr nach Rumänien nicht gestattet wird (14. Februar 1947) Rumänien Ministerium für Innere Angelegenheiten Zentrale Repatriierungskommission [Stempelaufdruck:] Geheim 441

Unterstreichungen im Original. Friedrich Wilhelm Schullerus (1886–1985). 443 Das Dokument ist der auf dünnem Papier ausgeführte Durchschlag einer Maschinenschrift. Nummer und Datum wurden auf den Durchschlag aufgestempelt. Am oberen Rand des Dokuments mit schwarzer Tinte eingetragene Nummern: 4507/947; 2/52/947. 442

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An die Repatriierungsmission in Berlin444 Nr. 409/14. Februar 1947

Auf Ihre Anfrage beim Herrn Generaldirektor der Polizei bezüglich der Bestimmungen zur Repatriierung von Personen, die zu einer der unten stehenden Kategorien gehören: 1. Kinder aus Mischehen, deren Eltern beide rumänische Staatsbürger sind, einer jedoch deutscher oder ungarischer Volkszugehörigkeit ist, wenn der zur Wiedereinbürgerung berechtigte Elternteil zur Repatriierung zugelassen wird; 2. Kinder aus Mischehen, deren Vater deutscher oder ungarischer Staatsbürger oder Nationalität ist und die Mutter ehemalige rumänische Staatsbürgerin rumänischer Nationalität, wenn der Vater tot, vermisst oder geschieden ist und die Mutter zusammen mit ihren minderjährigen Kindern die Repatriierung verlangt; 3. Ehefrauen deutscher oder ungarischer Volkszugehörigkeit, deren Ehemänner rumänische Staatsbürger anderer als deutscher oder ungarischer Volkszugehörigkeit sind, teilen wir Ihnen hochachtungsvoll mit, dass der Herr Generaldirektor der Polizei folgenden Durchführungsbefehl erteilt hat: „Die Familien der Deutschen und Ungarn rumänischer Staatsangehörigkeit, die im Dienste der deutsch-ungarischen Armeen bzw. dieser Staaten gestanden haben oder das Land wegen der Kriegsereignisse verlassen haben, werden nicht nach Rumänien repatriiert.“445 Bitte nehmen Sie diese Anordnungen und Durchführungsmaßnahmen zur Kenntnis. Der Vorsitzende der Zentralen Repatriierungskommission Stellvertretender Generaldirektor, [Unterschrift] Florentin Cernăianu Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 29/1944, fol. 8. Abgedruckt in: Stănescu, Zamfirescu 1998, S. 202.

89. Die Landwirtschaftskammer Großkokeln an das Landwirtschaftsministerium über die Beschwerde der Keisder Sachsen (27. Februar 1947) Die Landwirtschaftskammer Großkokeln Dienststelle für Staatliche Besitztümer und Güter Nr. 541 vom 27. Februar 1947 [An das] Ministerium für Landwirtschaft und Domänen Direktion für Staatliche Besitztümer und Güter446 Bukarest

Auf Ihre Verfügung Nr. 601416/1947, der Sie auch das Bittgesuch mehrerer Bewohner aus der Gemeinde Keisd, eingetragen unter Nr. 1853/1947, beilegten, geben wir uns die Ehre, Ihnen Folgendes mitzuteilen: 1. Die Berechtigten wurden bislang in den enteigneten Wirtschaftsräumen untergebracht. Das Verhalten der enteigneten Sachsen hat zu Streitigkeiten geführt, die sich bis zu Mordfällen steigerten. 444 Handschriftlicher Vermerk oben links: „S’au aplicat şi se vor aplica întocmai. [Unleserliche Unterschrift]“ (dt.: Wurde und wird exakt ausgeführt). 445 Unterstreichung im Original. 446 Das Dokument trägt zwei Eingangsstempel: den der allgemeinen Registratur des Ministeriums (10. März 1947) und den der angeschriebenen Dienststelle (Nr. 10076 vom 14. März 1947).

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2. Aus diesem Grund haben das Bezirkskomitee des Blocks der Demokratischen Parteien und der Politische Rat der Präfektur die Evakuierung der Enteigneten in Häuser der Rumänen beschlossen, auch durch das Zusammenlegen von zwei bis drei enteigneten Familien. 3. Wegen der Kälte wurden die Evakuierungen durch eine von dem Herrn Präfekten und dem Direktor der Landwirtschaftskammer gezeichnete Verfügung ausgesetzt und einen Monat lang aufgeschoben. 4. Übrigens liegt es in der Natur der Dinge, dass die Enteigneten unzufrieden sind und sich über jede gegen sie getroffene Maßnahme beschweren. Generell geht alles über den Block der Demokratischen Parteien und den Politischen Rat der Präfektur. Der Direktor: Agrar-Ing. S. Vrejba [unleserliche Unterschrift] Dienststellenleiter: Agrar-Ing. Bellu Const. [unleserliche Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947, fol. 7.

90. Bericht der Sicherheitspolizei über Gerüchte, die in Bukarest über eine neue Deportation der Rumäniendeutschen in die UdSSR zirkulieren (6. März 1947) [Briefkopf:] Rumänien [Landeswappen] Ministerium für Innere Angelegenheiten Präfektur der Hauptstadtpolizei Direktion der Sicherheitspolizei Brigade III Sicherheit447 Vertraulich Nr. 2710 6. März 1947 An die Generaldirektion der Polizei Direktion IV der Sicherheitspolizei.448

Wir haben die Ehre, Ihnen Folgendes zu berichten: Wir haben in letzter Zeit Hinweise von unseren untergeordneten Behörden erhalten, dass in den Reihen der deutschen Minderheit in Bukarest sich eine alarmierende Stimmung breit gemacht hat, weil das Gerücht umgeht, die Regierung würde beabsichtigen, in Kürze alle arbeitsfähigen volksdeutschen Männer und Frauen auszuheben und in die UdSSR zu verschicken. 447

Rumänisch: „Siguranţa“. Rechts neben dem Briefkopf Eingangsstempel des Sicherheitsarchivs der Generaldirektion der Polizei mit der Nummer 55436 und dem Datum 8. März 1947. Weitere handschriftliche Nummerneinträge, z. T. nicht eindeutig entzifferbar. 448

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Aufgrund der bisherigen Recherchen konnte Folgendes festgestellt werden: Das Gerücht über die Arbeitsverschickung der Volksdeutschen in die UdSSR zirkuliert in dieser Bevölkerungsgruppe in zwei Formen: 1. Es heißt, man habe unter Einsatz aller Mittel eine Feststellungsaktion aller rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit begonnen, weil sie sich in großer Zahl den Pflichten entzogen hätten, die ihnen das „Waffenstillstandsabkommen“ auferlegt, und in der Folge würden sie aufgrund eines Abkommens zwischen der rumänischen und der sowjetischen Regierung erneut zur Wiederaufbauarbeit in die UdSSR verschickt. 2. Deutsche Passinhaber würden in die Sowjetzone Deutschlands zurückgeschickt und dort repatriiert, was deren Unwillen erregt, weil sie dorthin zurückzukehren wünschen, um repatriiert zu werden, wo ihre Familien leben und keinesfalls in die Sowjetzone. Diese Gerüchte, die von noch nicht identifizierten Personen unter der deutschen Bevölkerung ausgestreut wurden, haben sich indes aus folgenden Gründen verdichtet: – Weil man bislang zu keinen positiven Ergebnissen in den Friedensverhandlungen mit Deutschland gelangt ist. – Die Gendarmerieposten haben in den Vorstädten und sogar in einigen Provinzstädten eine Zählung jener rumänischer Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit durchgeführt, die in Arbeitseinheiten im Inland bzw. in der UdSSR waren, und sie sind dabei nicht mit dem nötigen Taktgefühl vorgegangen, was diese Bürger zu der Annahme verleitet hat, dass es zu neuen Zwangsmaßnahmen gegen sie kommt. – Die C.A.S.B.I.-Vertreter, oft in Begleitung der Gemeindepolizei, haben bei ihrer Suche nach feindlichen Gütern durch ihr Benehmen ihre Befugnisse überschritten und somit dem Alarmismus den Boden bereitet. Wegen dieser Gerüchte sind die Bürger deutscher Volkszugehörigkeit in Panik geraten, viele haben ihre Wohnungen verlassen und sind ohne Hinterlassung ihrer Anschrift zu Freunden und Bekannten umgezogen. Dadurch haben sie unsere Behörden in eine schwierige Lage versetzt, weil diese nun nicht mehr genau Buch über die zur wöchentlichen Meldung verpflichteten Heimkehrer aus den Arbeitseinheiten im Inland oder in der UdSSR führen können. In letzter Zeit ist außerdem eine Zunahme der Ansuchen um Freistellung von der wöchentlichen Meldepflicht festzustellen; oft kommen die Bittsteller nicht persönlich vorbei aus Angst, dass ihr Wohnsitz bekannt wird oder sie zu den Gründen des Freistellungsgesuchs befragt werden. Eigentlich wollen sich die deutschen Staatsbürger und auch die rumänischen Bürger deutscher Volkszugehörigkeit wegen der zirkulierenden Gerüchte dadurch nur der polizeilichen Überwachung entziehen. In Anbetracht des oben Geschilderten schlagen wir Folgendes vor: – Den Organen der öffentlichen Ordnung und der Gendarmerie sollen im Zusammenhang mit der Zählung der Volksdeutschen und der Kontrolle der feindlichen Güter präzise Verhaltensregeln angewiesen werden. – Von der wöchentlichen Meldepflicht sollen nur folgende Kategorien von Volksdeutschen befreit werden:

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a) deutsche Staatsangehörige, die sich in Rumänien mit Aufenthaltsgenehmigung aufhalten, weil diese der Fremdenpolizei bekannt sind, ihrer Meldepflicht also nachkommen; b) rumänische Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, die bei verschiedenen Unternehmen als Fachkräfte angestellt sind, und zwar nur in dem Fall, wenn das Unternehmen sich verpflichtet, die Polizeibehörden sofort zu verständigen, wenn ein solcher Angestellter das Unternehmen verlässt; c) ebenso sollen Volksdeutsche, die das 65. Lebensjahr überschritten haben, von der Meldepflicht befreit werden. Wir bitten Sie, gütigst zu verfügen. Der Direktor der Sicherheitspolizei [Unterschrift unleserlich] [Stempel] Dienststellenleiter [Unterschrift unleserlich] Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 11701, fol. 209–209v.

91. Das Generalinspektorat der Gendarmerie an das Innenministerium über Konflikte im Bezirk Nassod wegen der Umverteilung des Wohnraums (19. März 1947) Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung Nr. 46480 19. März 1947 An das Ministerium für Innere Angelegenheiten Direktion für die Staatsverwaltung449

Hochachtungsvoll berichte ich Folgendes: Bei den Bewohnern des Bezirks Nassod, die in den Gemeinden mit abwesender Bevölkerung begütert wurden, ist eine gewisse Unruhe festzustellen, weil in letzter Zeit die Agrarreformkommission in diese Gemeinden gekommen ist, um die Bewohner aus den Häusern der Abwesenden zu evakuieren, in denen sie sich gemäß den Maßnahmen der Agrarreform eingerichtet hatten. Die Evakuierungen wurden in einigen Fällen innerhalb von 48 Stunden durchgeführt, die Wohnungen wurden an die öffentlichen Einrichtungen und die Beamten vergeben. Einige Dorfbewohner haben ihre Unzufriedenheit darüber ausgedrückt, dass sie aus einem Haus ins andere umziehen mussten, andere, dass sie sogar von den Listen der Berechtigten gestrichen wurden. Die Maßnahme der Streichung wurde gegenüber jenen angeordnet, die, obwohl die Häuser in ihrem Besitz sind, die Sachsen wegen der Wohnungsnot weiter darin wohnen lassen. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden waren in einigen Fällen genötigt, bei der Präfektur die Verlängerung des Evakuierungstermins zu beantragen. 449 Eingangsstempel der Direktion oben links mit Eintrag: Nr. 008477 vom 19. März 1947; unten links Eingangsstempel der Generalregistratur des Innenministeriums mit gleichem Datum.

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Im Allgemeinen wird uns signalisiert, dass die Bevölkerung solche Maßnahmen kritisch beurteilt und sie als Zeichen der Unsicherheit in der Anwendung der Agrarreform darzustellen versucht. i. A. des Direktors für Sicherheit und öffentliche Ordnung, General Stoicescu [Unterschrift unleserlich] Dienststellenleiter für Sicherheit und öffentliche Ordnung Major M. C. Duţă [Unterschrift unleserlich] Berichtet an: Innenministerium – Generalsekretariat der Polizei Innenministerium – Direktion für die Staatsverwaltung Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 87/1947, fol. 58.

92. Der Ministerrat verhandelt die Finanzierung der deutschen Schulen. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (26. März 1947) [Der Ministerrat debattiert den Haushalt, u. a. auch den des Bildungsministeriums.] […] Ştefan Voitec, Bildungsminister: Was die Subventionierung des deutschen Unterrichts angeht, hätte ich folgende Ergänzung: Wir haben bisher den Unterricht der ungarischen, slawischen, polnischen, tschechischen, armenischen und jüdischen Minderheit subventioniert, nur jenen der Deutschen nicht. Durch die Unterzeichnung des Friedensvertrages haben wir auch diesbezüglich Verpflichtungen, so dass im Haushalt des Bildungsministeriums auch eine Subvention für den deutschen Unterricht vorgesehen sein müsste. Ich habe diese Subvention auf mindestens fünf Milliarden Lei geschätzt. […] Voitec: Was machen wir nun mit der Subventionierung des deutschen Unterrichts? Alexandru Alexandrini, Finanzminister: Es handelt sich um eine politische Frage, nicht um ein finanzielles Problem. Fünf Milliarden Lei stellen kein finanzielles Problem dar. Ion Gheorghe Maurer, Unterstaatssekretär im Wirtschaftsministerium: Erlauben Sie mir, in der Angelegenheit der Subventionierung der deutschen Schulen einen Vorschlag zu machen. Die Frage der Deutschen in Rumänien ist ein politisch äußerst komplexes Problem. Deswegen denke ich, sollten wir es jetzt weder in der einen noch in der anderen Richtung zu lösen versuchen, damit die Genehmigung dieser Subvention nicht gleichzeitig ein Engagement zur Lösung der deutschen Frage bedeutet. Wahrscheinlich werden wir mit dieser Problematik schon sehr bald konfrontiert werden, vielleicht in sehr akuter Form. Wenn wir im Budget die Summe von fünf Milliarden einplanen, bei einem Haushalt von 25.000 Milliarden, der – wenn wir die Preis- und Lohnanhebungen in Betracht ziehen – weitaus größer sein wird als geplant, so ist das finanzielle Problem von geringster Bedeutung. Weitaus gravierender wäre das politische Problem, das ausgelöst würde, wenn auf diese Weise die rumänische Regierung die Verpflichtung einginge, die Frage der Deutschen in Rumänien zu lösen.

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Deswegen, glaube ich, gehört unser Anliegen in das Gesamtpaket der deutschen Frage. Wenn dieses verhandelt wird, werden wir es mit diskutieren und lösen. Ich glaube, dies ist die beste Lösung. Gheorghe Tătărescu, stellvertretender Ministerratspräsident: Ich stimme Herrn Maurers Vorschlag voll zu. Die Frage der Deutschen in Rumänien hat vier Aspekte: einen innenpolitischen, einen außenpolitischen, einen wirtschaftlichen und einen kulturellen. Wie Herr Maurer treffend bemerkte, ist die Debatte dieser Frage und die Lösung ihrer unterschiedlichen Aspekte eine komplexe und sehr heikle Angelegenheit. Diese Frage wird dem Ministerrat später zur Debatte vorgelegt werden. Ich habe mit dem Herrn Ratspräsidenten darüber gesprochen – wenn er da wäre, würde er dieses Gespräch bezeugen –, dass zum gegebenen Zeitpunkt, wenn man es für angebracht hält, dieser Unterricht subventioniert wird, ich sehe keinen Nachteil darin, es wird nichts ausmachen, wenn man die betreffende Subvention erteilt. Deswegen sollten wir die Diskussion für heute beenden und unser Problem auf ein anderes Mal vertagen, wenn es in seinem Zusammenhang aufgerollt werden wird. […] Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Stenograme, dosar 3/1947, fol. 182f., 208, 211–213, Teilabdruck in: Baier 2005, S. 32f.

93. Stellungnahme des Innenministeriums zu den von Bischof Müller reklamierten Übergriffen bei der Durchführung der Agrarreform (28. März 1947) Ministerium für Innere Angelegenheiten Zentraldirektion der Verwaltung Dienststelle für die Allgemeine Verwaltung Gutachten 28. März 1947

Es liegt das Anschreiben der Präsidentschaft des Ministerrates Nr. 7279-S.-947, registriert unter Nr. 8162/947, vor, außerdem ein Schreiben des evangelischen Bischofs A. B., in dem er unten stehende Vorschläge macht im Zusammenhang mit der Anwendung der Agrarreform auf seine sächsischen und schwäbischen Gläubigen.450 1. „Die Rückerstattung der unter Missachtung des Gesetzes enteigneten Güter und die künftige Vermeidung der Enteignung von: a) landwirtschaftlichen und nichtlandwirtschaftlichen Gütern der evangelischen und katholischen Kirche; b) innerörtlichen Grundstücken (nach den Verwaltungsregeln) und Obstgärten; c) Wohnhäusern (Evakuierungen rückgängig machen).“ 2. „Die Invaliden, Waisen und Kriegswitwen jener Männer, die nach dem 23. August 1944 an der Westfront gekämpft haben, sollen von der Enteignung ausgenommen werden. Die dieser Gruppe enteigneten Güter sollen rückerstattet werden.“ 3. „Die Revision der Maßnahmen, durch die unsere Bauern daran gehindert werden, auf dem Feld als Lohnarbeiter oder Pächter (einschließlich als Hälftler) zu arbeiten.“ Gemäß der Anweisung auf dem o.g. Schreiben berichte ich hochachtungsvoll: 450

Einen Hinweis auf die Intervention des Bischofs findet sich in Müller 1995, S. 467–475.

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1. a) Hinsichtlich des Vorschlags zur Rückerstattung der unter Punkt 1 weiter oben genannten Güter, die widerrechtlich enteignet wurden, ist es erforderlich, dass der Bittsteller konkrete Fälle nennt, damit diese untersucht und gelöst werden können, falls tatsächlich illegale Enteignungen vorgenommen wurden. b) In Bezug auf die Wohnhäuser hat das Ministerium für Innere Angelegenheiten durch den telegrafischen Befehl Nr. 2240 vom 1. Februar 1947 die Evakuierung der Sachsen bis auf Widerruf ausgesetzt.451 2. Was die Ausnahmen von der Enteignung unter Punkt 2 weiter oben und die Rückerstattung der dieser Kategorie enteigneten Güter anbelangt, enthält das Agrarreformgesetz diesbezüglich keine Bestimmungen. Wenn zugunsten einer positiven Lösung dieses Ansuchens entschieden wird, kann die Lösung nur auf dem Gesetzeswege geschehen. 3. Unsere Erkundigungen haben ergeben, dass von der Direktion für die Staatsverwaltung keine Anweisungen erteilt wurden, um die genannten Bauern davon abzuhalten, auf dem Feld zu arbeiten. Der Bittsteller hätte anführen müssen, wo und durch wen solche Maßnahmen getroffen wurden. Die Anliegen unter Punkt 1 und 2 weiter oben in Zusammenhang mit der Agrarreform fallen in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Landwirtschaft und Domänen, das gemäß Artikel 25 des Agrarreformgesetzes mit der Durchführung dieses Gesetzes betraut ist. Stellvertretender Direktor [unleserliche Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 87/1947, fol. 91–91v. Abdruck in: Baier 2005, S. 130–132.

94. Die Generaldirektion der Polizei informiert das Generalinspektorat der Gendarmerie über die Aufgaben der Wachmannschaften in den neu gegründeten Arbeitslagern Ferdinand, Nadrag und Kalan (21. Juni 1947) Kopie Generaldirektion der Polizei Dienststelle Arbeitseinheiten An das Generalinspektorat der Gendarmerie Büro für Sicherheit und öffentliche Ordnung

Nr. 1180 vom 21. Juni 1947 Aufgrund des Befehls Nr. 1180 vom 20. Juni 1947, unterzeichnet von Herrn Generalsekretär der Polizei A[vram] Bunaciu, in dem er anordnet, dass bei den neu gegründeten Arbeitseinheiten Wachmannschaften eingesetzt werden, haben wir die Ehre Folgendes mitzuteilen: In den unten angeführten Ortschaften sind in den ortsansässigen Betrieben drei Arbeitseinheiten gegründet worden mit den dort angegebenen Personenzahlen. Die eingerichteten Wachmannschaften haben folgende Aufgaben: 451 Diese Anweisung habe Groza in seiner Anwesenheit (am 3. Februar!) erteilt, berichtet Müller 1995, S. 469.

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1. Sie bewachen, beaufsichtigen und kontrollieren den Bestand, sowohl während der Arbeit als auch während der Ruhephasen. 2. Sie führen Buch über die Bestandsstärke und erstatten dieser Dienststelle wöchentlich Bericht darüber, auch über etwaige Bestandsveränderungen. 3. Jedes Ereignis im Zusammenhang mit den Pflichtarbeitern wird sofort und in kürzester Zeit dieser Dienststelle mitgeteilt. 4. Der Befehlshaber der Wachmannschaft erteilt Urlaub oder die Erlaubnis zur Arbeitsunterbrechung nur nach vorheriger Genehmigung durch diese Dienststelle. 5. In Zusammenarbeit mit dem Personalbüro des betreffenden Werkes werden Personalakten eingeführt, in die die persönlichen Daten, Kennzeichen, der vorherige Wohnort und jede Feststellung zur Person eingetragen werden. 6. Im Falle einer Flucht wird dieser Dienststelle sofort Bericht erstattet, wobei eine Kopie der Personalakte dem Bericht beigelegt wird. Neu gegründet wurden folgende Arbeitseinheiten: I. Ferdinands-Werk in der Gemeinde Ferdinand, Bezirk Severin, 200 Menschen; II. Werk Nadrag in der Gemeinde Nadrag, Bezirk Severin, 50 Menschen; III. Werk Kalan in der Gemeinde Kalan (Crişeni), Bezirk Hunedoara, 50 Menschen Polizeiinspektor gez. M. Adam Dienststellenleiter, gez. I. Clinciu Für die Übereinstimmung, [Unterschrift] Clinciu. Quelle: SJAN Caraş-Severin, fond Legiunea Jandarmi Severin, dosar 78/1947–1949, fol. 70.

95. Der Siebenbürgisch-sächsische Landwirtschafts-Verein beanstandet beim Landwirtschaftsministerium seine unrechtmäßige Enteignung (Juli 1947) Oberverwaltung des Siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschafts-Vereins Sibiu-Hermannstadt König-Ferdinand-Ring Nr. 19 Telefon Nr. 230452 Gegründet 1845. Eingetragen als Person des öffentlichen Rechts beim Hermannstädter Amtsgericht Nr. 49/1924. Bestätigt vom Ministerium für Landwirtschaft und Domänen durch die Entschließung Nr. 24283/1925. U.Z. 36/1947 Bei Antwort bitte diese Nummer angeben. Herrn Minister für Landwirtschaft und Domänen Bukarest453

452 Rumänischer Briefkopf. Die Übersetzung hält sich an die vom Verein verwendete Schreibweise des Vereinsnamens. 453 Adressat auf der letzten Seite. Auf der ersten Seite links eine Steuermarke und rechts der Eingangsstempel der Direktion für Staatliche Besitztümer und Güter (Nr. 30471 vom 10. Juli 1947).

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Geehrter Herr Minister454, Der unterfertigte Siebenbürgisch-sächsische Landwirtschafts-Verein, mit Sitz in Hermannstadt, Salzgasse 22, ein gemeinnütziger Verein, eingetragen unter Nr. 49/1924 beim Amtsgericht Hermannstadt, Abt. I, und bestätigt vom Ministerium für Landwirtschaft und Domänen durch die Entschließung Nr. 24283/1925, geben uns die Ehre Ihnen Folgendes455 mitzuteilen: Der Siebenbürgisch-sächsische Landwirtschafts-Verein wurde 1845 gegründet und stand mehr als hundert Jahre lang im Dienste der landwirtschaftlichen Entwicklung ganz Siebenbürgens. Unsere Tätigkeit erstreckte sich auf alle Zweige der Landwirtschaft. Hervorzuheben ist die Gründung einer Schulungsabteilung, die durch Kurse und Vorträge den Landwirten die notwendigen Kenntnisse für die Rationalisierung, Intensivierung und Verbesserung der rumänischen Landwirtschaft vermittelt hat. In seiner ein Jahrhundert umfassenden Geschichte wurde der Siebenbürgisch-sächsische Landwirtschafts-Verein kontinuierlich von den führenden Stellen unterstützt. Wir haben unsere Tätigkeit im Sinne der Gesetze zur Organisation und Ermutigung der rumänischen Landwirtschaft entfaltet. Unser Verein pflegte stets die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Domänen, unsere Versuchsfelder wurden von diesem oft genutzt. Am 10. Januar 1938 erhielt die Verkaufshalle unseres Vereins vom Ministerium für Landwirtschaft und Domänen die Berechtigung, mit Saatgut für Futter- und Gartenpflanzen Handel zu treiben, und am 14. März 1938 bekamen wir die Genehmigung für die Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten sowie für den Handel damit. Das Landwirtschaftliche Forschungsinstitut Rumäniens erteilte dem Landwirtschafts-Verein die Lizenz zur Einrichtung einer Kleesamenreinigungsanlage – der ersten Maschine dieser Art in ganz Rumänien. In Anerkennung unserer Leistungen für die rumänische Landwirtschaft hat das Finanzministerium uns einen Nachlass des Rentabilitätskoeffizienten von 50 Prozent bei der Besteuerung gewährt, wodurch wir mit den landwirtschaftlichen Syndikaten gleichgestellt wurden. Während unserer gesamten Existenz war das alleinige Leitprinzip sowohl unserer Mitglieder als auch der Vereinsleitung die Förderung der rumänischen Landwirtschaft. Ungeachtet unserer für die Landwirtschaft erbrachten Leistungen und der Bedeutung dieser in Rumänien einzigartigen Einrichtung und unter Missachtung des Agrarreformgesetzes und seiner Durchführungsverordnung, die nicht nur die Enteignung unseres Vereins nicht vorsehen, sondern uns im Gegenteil vor dieser schützen, haben die Agrarreformbehörden im Bezirk Hermannstadt unsere vollständige Enteignung verfügt und damit die mehr als hundertjährige Tätigkeit des Landwirtschafts-Vereins zur Entwicklung der rumänischen Landwirtschaft beendet. Im Einzelnen: Am 15. April 1945 hat das Hermannstädter Orts-Enteignungskomitee die mobilen und immobilen Güter aus dem Besitz des sächsischen Vereins enteignet, unabhängig vom Standort und unabhängig davon, ob es sich dabei um landwirtschaftliche Güter handelt, und zwar: 454

Ein [nicht vollständig entzifferbarer] Vermerk des Ministers vom 13. Juli [1947] verlangt Aufklärung über die Art der Enteignung der im Schreiben angeführten Immobilien. 455 Diese und die folgenden Unterstreichungen gemäß Original.

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1. die Räumlichkeiten der sogenannten Maschinenabteilung in der Salzgasse mit sämtlichem Inventar an Maschinen, Gerätschaften, Werkzeug und Möbeln; 2. die Räumlichkeiten der sogenannten Verkaufshalle in der König-Michael I.-Gasse mit der gesamten Einrichtung und den vorrätigen Agrarartikeln; 3. das Gebäude und das dazugehörige Grundstück auf dem Alten Viehmarkt Nr. 11, das von unserem Verein als Landwirtschaftsschule genutzt wurde, samt dem ganzen Mobiliar; 4. die der Siebenbürgischen Vereinsbank gehörenden Räumlichkeiten neben dem Bahnhof, die vom Siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschafts-Verein als Saatgutreinigungsanlage genutzt wurde, samt allen Einrichtungen; 5. die für die Molkerei vorgesehenen Räumlichkeiten auf dem Alten Viehmarkt Nr. 14–16, samt Grundstück und der ganzen Einrichtung; 6. der Ackergrund von insgesamt 27 Joch und 500 Klafter, den unser Verein als Musterwirtschaft genutzt hat. Betont werden muss, dass selbst ein Gebäude enteignet wurde, das sich nicht in unserem Besitz befand, sondern das der Verein auf Grund eines Vertrags angemietet hatte. Am 17. Mai 1945 bestätigte die Hermannstädter Kreiskommission im Protokoll Nr. 153/1945 die Enteignungsverfügung des Hermannstädter Ortskomitees mit der Begründung, der Verein habe als Rechtsperson nicht den Beweis erbracht, dass er nicht unter die Bestimmungen des Artikels 3 des Agrarreformgesetzes falle. Die Kreiskommission erkannte indes den beabsichtigten Fehler des Ortskomitees und befreite von der Enteignung alle oben angeführten innerörtlichen und Geschäfts-Gebäude aus dem Besitz des Landwirtschaftsvereins als nichtlandwirtschaftliche Besitztümer. Trotzdem verständigte uns die Hermannstädter Kreiskommission am 5. November 1946 in ihrem Anschreiben Nr. 4823/1946, dass die in der Verfügung des Ortskomitees angeführten Immobilien endgültig enteignet seien und dass die Enteignung auch von der Hermannstädter Bezirkskommission in ihrer Sitzung vom 2. Oktober 1946 bestätigt worden sei. Mit gleichem Anschreiben wird uns das Recht abgesprochen, Mietzins für diese Güter zu erheben. Am 18. Februar 1947 werden in einem Protokoll des Ministeriums für Landwirtschaft und Domänen, aufgesetzt von den Abgeordneten der Vermögensdirektion aufgrund der Verordnung Nr. 187.686 vom 10. September 1946, die enteigneten und inventarisierten Güter unserem Verein überlassen, indem die Verfügung der Kreiskommission nicht als endgültig anerkannt wird, und wir erhalten die Erlaubnis, unsere Arbeit fortzusetzen, bis die Vermögensdirektion eine endgültige Entscheidung bezüglich dieser Güter trifft. Am 21. Mai 1947 weist uns die Hermannstädter Landwirtschaftskammer in ihrem Anschreiben Nr. 4468/1947 an, sämtliche Immobilien, die zur Maschinenabteilung gehören, samt lebendem und totem Inventar dem Delegierten der R.E.A.Z.I.M.456 zu übergeben. Tatsache ist, dass am 30. Juni 1947 die Delegierten der Hermannstädter Landwirtschaftskammer beim Sitz des Landwirtschaftsvereins vorstellig wurden und ein Protokoll aufgesetzt haben, in dem unsere Evakuierung verfügt wird und uns eine Frist von 10 Tagen 456 Regia Autonomă a Exploatărilor Agricole, Zootehnice, a Industriilor Agricole şi Maşinilor – staatlicher Zulieferbetrieb unter der Kontrolle des Landwirtschaftsministeriums für die Bereitstellung von Saatgut, Zuchtvieh, Maschinen, Räumlichkeiten usw. (gegründet durch Gesetz Nr. 939 vom 27. November 1946, in: M.O., I, Nr. 275 vom 27. November 1946, S. 12238–12245).

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für die Räumung und die Abgabe des vereinseigenen mobilen und immobilen Inventars eingeräumt wird. Angesichts des oben Geschilderten, angesichts der großen Ungerechtigkeit, die an uns verübt wurde, bitten wir Sie, Herr Minister, ehrerbietig, die Untersuchung dieses Falls zu genehmigen und anzuordnen und die rechtswidrigen Enteignungsverfügungen aufzuheben. Bis zum Abschluss der Untersuchungen bitten wir Sie gütigst zu verfügen, dass jegliche Räumungsmaßnahme und die Umsetzung aller illegal genehmigten Enteignungen ausgesetzt werden. Empfangen Sie, sehr geehrter Herr Minister, unsere vorzügliche Hochachtung. 16 Anlagen [unleserliche Unterschrift] Dr. A[dolf ] Eitel457 Vorsitzender [unleserliche Unterschrift] Agr.-Ing. M[artin] Roth Hauptsekretär [Stempel der Vereins-Oberverwaltung mit rumänischem Text] Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Sibiu, dosar 6, fol. 3, 3v, 4.

96. Die Hermannstädter Bezirksdienststelle des Landwirtschaftsministeriums informiert ihre Bukarester Oberbehörde über die enteigneten Immobilien des Siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschafts-Vereins (17. Juli 1947) Rumänien [Staatswappen] Ministerium für Landwirtschaft und Domänen Bezirksdienststelle Hermannstadt [Nr.] 7034 vom 17. Juli 1947 Geehrtes Ministerium für Landwirtschaft und Domänen Direktion für Staatliche Besitztümer und Güter Bukarest458

Auf ihre Anweisung Nr. 625.492/1947 459 berichten wir hochachtungsvoll: Die Besitztümer des Siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschafts-Vereins in Hermannstadt sind von allen Gerichtsinstanzen entsprechend dem Agrarreformgesetz als landwirtschaftliche Güter bzw. Güter für den landwirtschaftlichen Bedarf enteignet worden. 457

Adolf Eitel, Arzt in Hermannstadt. Eingangsstempel der angeschriebenen Behörde rechts oben mit dem Eintrag (mit roter Tinte): Nr. 32879, 28. Juli 1947. Zwei weitere handschriftliche Einträge mit roter Tinte am oberen Blattrand. Oben rechts handschriftlicher Vermerk mit schwarzer Tinte: „2/ SOf/947 [?]. Cabinetul Secretarului Gl. Nr. 89 din 23 Iulie 947“ (dt.: Kabinett des Generalsekretärs. Nr. 289 vom 23. Juli 1947). Zwischen Absender und Adressat handschriftlicher Vermerk mit blauer Tinte: „Dlui […] Ghiţulescu [?] [unleserliche Unterschrift]“. 459 Handschriftliche Korrektur der Zahl 25.492 zu 625.492. Handschriftlich unterstrichen. 458

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Diese Besitztümer befinden sich mit Ausnahme der ehemaligen Sächsischen Schule460 auf dem Gebiet der Stadt Hermannstadt. Es handelt sich um folgende Objekte und Nutzungen: 1. Die Musterwirtschaft der ehemaligen sächsischen Schule in einer Größe von 27 Joch, 500 Klafter, die der Rumänischen Eisenbahngesellschaft (C.F.R.) für die Zeitspanne von acht Jahren durch einen Ministerratsbeschluss aus dem Jahr 1946 verpachtet wurde.461 2. Die Räumlichkeiten der ehemaligen sächsischen Landwirtschaftsschule, Alter Viehmarkt Nr. 11, wurden dem Veterinärdienst des Bezirks für die notwendige Einrichtung einer Poliklinik zugesprochen. 3. Die Saatgutreinigungsanlage, die sich in den nicht enteigneten Räumlichkeiten der Phönix-Werke befindet, steht vor der Übernahme durch die Bezirksdirektion der R.E.A.Z.I.M.462 4. Die Räumlichkeiten der sogenannten Verkaufshalle für Saatgut, König Michael I.-Gasse, die sich in einem nicht enteigneten Gebäude befinden, wurden nicht übernommen. Es wird nur das Inventar übernommen werden. 5. Die Räumlichkeiten der sogenannten „Maschinenabteilung“ in der Salzgasse wurde übernommen und dem Maschinenzentrum der R.E.A.Z.I.M. bereitgestellt. Der Landwirtschaftsverein wird sein Unternehmen abwickeln und uns die Kontenentwicklung vom Zeitpunkt der Veröffentlichung des Agrarreformgesetzes an gemäß den Registereinträgen vortragen. Die Molkerei auf dem Alten Viehmarkt Nr. 14–16, die der Agraria-Genossenschaft Temesvar enteignet wurde, ist vom Ortskomitee übernommen und der Bezirksdirektion der R.E.A.Z.I.M. übergeben worden. Dieses Unternehmen war nicht im Besitz des Landwirtschaftsvereins. Mit obigem Bericht bitten wir Sie gütigst zu verfügen. Direktor, Agr. Ing. Inspektor M. Revencu [Unterschrift] Stellvertretender Direktor, Agr. Ing. V. Bostan [Unterschrift]. Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Sibiu, dosar 6, fol. 2.

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Gemeint ist wohl die Landwirtschaftsschule. Die sächsischen Landwirtschaftsschulen waren bereits Ende 1945 als angebliche Besitztümer der aufgelösten DVR der Verwaltung und Aufsicht des Landwirtschaftsministeriums unterstellt worden. Siehe die einschlägigen Beschlüsse des Landwirtschaftsministeriums (Deciziunile Ministerului Agriculturii și Domeniilor) Nr. 3604 (Ackerbauschule Mediasch) und 3607 (Landwirtschaftsschulen Marienburg, Hermannstadt und Bistritz), in: M.O., I, Nr. 13 vom 15. Januar 1946, S. 276. 462 Diese und die folgenden Unterstreichungen entsprechen handschriftlichen Unterstreichungen im Original. 461

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97. Bericht des Sicherheitsinspektorats der Region Kronstadt über angebliche Umsiedlungspläne ins Burgenland und über die Stimmungslage der sächsischen Bevölkerung (28. August 1947) Sicherheitsinspektorat der Region Kronstadt Sicherheitsdienst Nr. [keine] 28. August 1947 Betreff: das sächsische Problem Bewertung: sicher

Quelle: Informant Information Im Zusammenhang mit den aus Österreich, München [!], ausgegebenen Weisungen des ehemaligen nationalsozialistischen Bischofs Städel463, das Terrain für eine Aussiedlung der Sachsen in die Region Burgenland in Österreich vorzubereiten, verlautet aus den Kreisen der eingeweihten Sachsen, dass diese Aktion die volle Unterstützung von Rudolf Brandsch464, dem ehemaligen Unterstaatssekretär in der Regierung Maniu, hat. Brandsch hat über Sachsen, die schwarz ins Land kommen, um ihre Familien zu besuchen, Kontakt sowohl zu Städel als auch zu Scheiner465, einem landesflüchtigen Naziführer, ebenso zu Molitoris466, dem ehemaligen Bistritzer Stadtpfarrer. Über letzteren heißt es, dass er über Mittelsmänner mit der österreichischen Regierung über die Ansiedlung der Sachsen und Schwaben in Österreich verhandelt. In den bürgerlichen sächsischen Kreisen wird darüber gesprochen, Brandsch vertrete die Ansicht, dass über die österreichische Regierung der UdSSR vorgeschlagen werden soll, ihre 463 Wilhelm Staedel (1890–1971), nationalsozialistisch beeinflusster evangelischer Pfarrer; wegen der Weigerung, das Verbot politischer Betätigung zu befolgen, 1937 amtsenthoben. 1940 Leiter des Kulturamtes der DVR. 1941 auf Betreiben und mit Unterstützung der DVR zum Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien gewählt, im Oktober 1944 zum Rücktritt gezwungen; nach der Flucht (1946) nach Westdeutschland dort Krankenhausseelsorger. 464 Rudolf Brandsch (1880–1953), rumäniendeutscher Politiker, 1910–1918 Abgeordneter im ungarischen, 1919–1933 Abgeordneter im rumänischen Parlament, 1931–1932 Unterstaatssekretär für Minderheitenfragen in den Kabinetten N. Iorga und A. Vaida-Voevod. Nach dem Ausscheiden aus dem Parlament politisch nicht mehr in der Öffentlichkeit aktiv. Politischer Gegenspieler von Hans Otto Roth. 465 Herwart Scheiner (1899–1971), Apotheker und Journalist, Mitherausgeber der „Deutschen Tageszeitung“ in Kronstadt und Chefredakteur des deutschsprachigen „Bukarester Tageblattes“ (1936–1938), 1939 bis Februar 1944 Presseattaché der rumänischen Gesandtschaft in Budapest (Siebenbürgisches Schriftstellerlexikon 2012, S. 240). War in den 1930er Jahren in der zunehmend nationalsozialistisch beeinflussten Erneuerungsbewegung aktiv und 1935 Mitbegründer der Deutschen Volkspartei in Rumänien. Laut Müller 1995, S. 29 „nach Waldemar Gust der Hauptschuldige an den politischen Verirrungen durch die D.V.R.“ Auf der Gründungssitzung des von Rudolf Mayer geführten Sächsischen Demokratisch-Antifaschistischen Volksverbands hielt Scheiner die „Programmrede“ (ebenda). Floh 1946 mit seinem Schwager Wilhelm Staedel nach Westdeutschland, wo er sich exilpolitisch und journalistisch betätigte. 466 Carl Molitoris (1887–1972), Stadtpfarrer und Bezirksdechant von Bistritz, Generaldechant des „Deutsch-Evangelischen Generaldekanats A. B. in den siebenbürgischen Landesteilen Ungarns“ (1940–1944). Lebte nach dem Krieg in Österreich und später in der Bundesrepublik Deutschland.

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Schuldforderungen gegenüber Österreich mit den Besitztümern der Sachsen und Schwaben in Siebenbürgen und im Banat zu verrechnen, dass also ein Dreierabkommen zwischen Österreich, Rumänien und der Sowjetunion abgeschlossen wird über die Abwicklung von beweglichem und unbeweglichem Eigentum im Zusammenhang mit der von Rumänien der Sowjetunion geschuldeten Kriegsentschädigung. Obwohl es zwischen den sächsischen bürgerlichen Kreisen um Hans Otto Roth und denen um Brandsch ständig Spannungen gibt, haben erstere, als sie von den Absichten des ehemaligen Unterstaatssekretärs für Minderheiten erfuhren, diese wohlwollend aufgenommen und versuchen nun, sie unters Volk zu bringen. Ein paar wohlhabendere Sachsen, die, wie es heißt, vom Vorhaben ihrer Führer bereits erfahren haben, insbesondere Fabrikanten und Großkaufleute, spielen mit dem Gedanken, ihre Fabriken zu verkaufen – wie es die Besitzer der Karres-Fabrik in Mediasch getan haben –, oder aber damit, eine Verbindung zu einer westlichen Firma einzugehen und sich ins Ausland abzusetzen. Ein sehr kleiner Teil der etwas linker orientierten Sachsen, darunter der alte Sozialist Rudolf Maier467 und der von den Hitleristen pensionierte Bischof Dr. Victor Glondys468 in Hermannstadt, Dr. Erhard Andree469 in Großprobstdorf, Bezirk Großkokeln, und der junge Rechtsanwalt [Udo] Falk in Kronstadt, zeigten sich über die Absichten der Kreise um Brandsch und Hans Otto Roth zunächst schockiert.470 Sie sind auch schon dabei, die geplante Aktion des sächsischen Großbürgertums, dem es dank seiner materiellen Möglichkeiten überall im Westen gut ginge, zu vereiteln. Vor allem Dr. Erhard Andree schreibt in der einheimischen Presse und auch in der österreichischen Presse der sowjetischen Zone, dass die sächsischen Bauern zu ihrer ehemaligen landwirtschaftlichen Organisation zurückkehren müssen, die der russischen MIR gleicht und der Zadruga471 der Südslawen, nämlich zu dem Genossenschaftswesen. Letztere beklagen sich über das sächsische Großbürgertum, wegen seiner kompromittierenden Politik in der Vergangenheit hätte heute kein Sachse mehr politischen Kredit, und obwohl die demokratischen Sachsen über den „Sächsischen Antifaschistischen Volksverband in Hermannstadt“472 der Regierung eine Denkschrift geschickt und ihr einige praktische Vorschläge sowohl zugunsten der Volkswirtschaft als auch zugunsten der armen Sachsen unterbreitet haben, hätten sie bis heute keine Antwort gekriegt. 467

Rudolf Mayer. Vgl. Anm. 403. Viktor Glondys (1882–1949), Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (1932– 1941), von den Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen. 469 Erhard Andree (1911–1972), Mitglied der Nationalen Volkspartei (Partidul Naţional Popular, 1946) und anderer politischen Gruppierungen, Volkswirt und Hobby-Volkskundler, gründete 1957 das Harbachtal-Museum in Agnetheln. Von Andree und seinen Angriffen auf die Evangelische Kirche ist bei Müller 1995 mehrfach die Rede; in einem positiven Licht beschreibt ihn Glondys 1997, S. 380–388, 482–488. 470 Über die Attacken der genannten, links orientierten Sachsen auf Hans Otto Roth gibt der Hermannstädter Nachlass von Erhard Andree Aufschluss (ZAEKR, Bestand 541/3–4); vgl. auch Baier 1997. 471 MIR – landwirtschaftliches Genossenschaftssystem in der Sowjetunion; Kmetijska Zadruga – landwirtschaftliche Genossenschaft in Jugoslawien. 472 Richtig: Sächsischer Demokratisch-Antifaschistischer Volksverband. 468

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Es konnte nicht festgestellt werden, inwieweit das Verhalten der Sachsen, die sich als Demokraten bezeichnen, ehrlich ist oder nicht, sicher ist hingegen, dass die wohlhabenden Sachsen in all ihren Gesprächen über sie herziehen. Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 11701, fol. 297f.

98. Das Gendarmerieinspektorat Hermannstadt informiert seine Bukarester Oberbehörde über landesflüchtige Sachsen (24. September 1947) 1719 Nr. 1719 24.IX. 1947 Gendarmerieinspektorat Hermannstadt Polizeibüro An das Generalinspektorat der Gendarmerie Direktion für Sicherheit und öffentliche Ordnung Bukarest473

Ihrem Auftrag zur Informationsgewinnung474 Nr. 66 vom 23. August 1947 entsprechend in Bezug auf die deutsche Bevölkerung und insbesondere die sächsischen Jugendlichen, die beabsichtigen, schwarz über die Grenze zu gehen, um nach Österreich zu gelangen, haben wir die Ehre zu berichten, dass auf dem Gebiet des Bezirks Hermannstadt tatsächlich einige Sachsen, insbesondere diejenigen, die in der SS und in der Wehrmacht waren, das Land in Richtung Ungarn, Österreich usw. verlassen. Ein konkreter Fall ereignete sich, wie Ihnen im informativen Bericht Nr. 813 vom 23. Juli 1947 der Gendarmerielegion Kleinkokeln475 bereits berichtet, auf dem Gebiet der Legion Kleinkokeln, als drei Sachsen aus dem Einzugsgebiet der Legion, zwei davon Angehörige der deutschen Armee, aus ihrem Dorf in Richtung ungarische Grenze und von hier nach Österreich verschwanden, wo ihre Ankunft in der amerikanischen Zone bestätigt wurde. Die Gründe des Grenzübertritts konnten nicht mit Gewissheit geklärt werden, aber man vermutet, weil sie hier Pflichtarbeit verrichten müssen, in Lager interniert, enteignet werden und einige von ihnen Familienangehörige in Österreich und Deutschland haben, die von den deutschen Truppen auf ihrem Rückzug mitgenommen wurden. Andere Fälle als der geschilderte wurden nicht festgestellt. Gendarmerieinspektor Hauptmann Dumitru Penescu [unleserliche Unterschrift eines Majors] Leiter des Polizeidienstes Major Dop Emil [unleserliche Unterschrift eines Oberfeldwebels] Quelle: ANIC, fond Inspectoratul General al Jandarmeriei, dosar 105/1945, fol. 338, 338v.

473 474 475

Registraturstempel des Empfängers links oben mit Nr. 38084 und Datum 26. September 1947. Im Original: „ordinul de informații“. Von Hand unterstrichen.

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99. Das Sicherheitsinspektorat Kronstadt an die Bukarester Oberbehörde über den Stimmungswechsel unter den Sachsen in Bezug auf ihre etwaige Aussiedlung (1. Oktober 1947) Sicherheitsinspektorat der Region Kronstadt Sicherheitsdienst Nr. 5570 vom 1. Oktober 1947 An die Direktion der Sicherheitspolizei Dienstelle 1, Zimmer 6 476 Bukarest477

Auf Ihre [geheime] Anweisung Nr. 25195 S vom 12. September l. J. bezüglich der Absicht der Sachsen, ins Burgenland/Österreich auszusiedeln, geben wir uns die Ehre zu berichten, dass sich ihre Einstellung in der Folge neuer Tatsachen geändert hat, und zwar: Ein Teil, insbesondere die Familien derjenigen, die sich in Deutschland befinden, dazu sehr viele unverheiratete Sächsinnen, wollen auswandern. Ein anderer Teil indes, und dieser umfasst die Mehrheit der Bevölkerung, möchte nicht mehr wegziehen. Die erste Gruppe möchte wegziehen, einige Transporte wurden mit Rot-Kreuz-Zügen bereits zu Frühjahrsbeginn durchgeführt, weitere fast 200 Personen haben sich im Mai über die Polizeiquästur für einen weiteren Transport vormerken lassen, der aber bis heute aus ungeklärten Gründen noch nicht stattgefunden hat. Diese Transporte fanden unabhängig von den Anweisungen Städels statt, kaum hatten die Sächsinnen indes Wind bekommen, dass man sich um die Aussiedlung der sächsischen Bevölkerung bemüht, begannen sie auch schon mit den Reisevorbereitungen. Eine gewisse Sorge bereitet die unlängst ausgestreute Nachricht, dass nur die Familien der Sachsen und Schwaben, die sich derzeit in Österreich aufhalten, ausreisen dürfen und nicht auch jene derer, die heute in Deutschland sind. Eine weitere Kategorie Sachsen – und das ist die Mehrzahl – will nicht mehr ausreisen. Dieser Stimmungswechsel hat verschiedene Gründe, einer davon könnte die Behauptung sein, dass führende Sachsen mit zuständigen russischen Stellen Kontakt aufgenommen hätten und dass diese ihnen eine Verbesserung ihrer materiellen und auch ihrer politischen Lage zugesichert hätten. So heißt es, dass Dr. Stefani478 aus Bodendorf unlängst in Bukarest einen sowjetischen Agronomen gesprochen hätte, der sich in Rumänien als landwirtschaftlicher Beobachter aufhält. Diesem habe er die prekäre Lage der sächsischen Bauern geschildert und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass eine vollständige Verarmung der sächsischen Bauernschaft unmittelbare Auswirkungen auf die Wirtschaft in Siebenbürgen hätte und 476

Unterstreichungen gemäß Original. Rechts neben dem Briefkopf Eingangsstempel des Sicherheitsarchivs der Generaldirektion der Polizei mit der Nummer 31910 und dem Datum: 3. Oktober 1947. Stempelaufdruck links neben dem Adressaten: „Secret“ (dt.: Geheim). Zwei handschriftliche Einträge am Rand von Seite 1 dokumentieren die Kenntnisnahme: „B 6 urmărim problema“ (dt.: wir verfolgen das Problem); darunter (unter einem Datumsstempel und einem handschriftlichen Datumseintrag vom 6. Oktober 1947: „La dosar s’a luat nota pt. evid. [Unterschrift] I. S.“ (dt.: Bericht wurde der Akte zur Kenntnisnahme hinzugefügt). 478 Wilhelm Stephani, siehe Anm. 317. 477

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demnach auch auf die Möglichkeiten Rumäniens, seinen aus dem Friedensabkommen erwachsenen Verpflichtungen ordnungsgemäß nachzukommen. Der sowjetische Ingenieur hätte die Dörfer mit sächsischer Bevölkerung im Burzenland und die schwäbischen Gemeinden im Banat besucht und hätte Dr. Stephani479, nachdem er sich von der Richtigkeit seiner Angaben überzeugt hatte, versprochen, bei den zuständigen sowjetischen und rumänischen Stellen zu intervenieren, damit die rumänische Seite ihre Einstellung in der Frage der sächsischen Landwirte revidiert und ihnen die Möglichkeit gibt, zusammen mit den neuen Besitzern auf ihren ehemaligen Feldern zu arbeiten und den Ernteertrag miteinander zu teilen. Diese Geschichte sowie der Umstand, dass aus unbekannten Gründen Hans Otto Roth in einer Sitzung des evangelischen Landeskonsistoriums480 in Hermannstadt die Order zurückgenommen hat, die Aussiedlungsabsichten mit Wohlwollen zu sehen, haben zum Verzicht der Aussiedlungsabsicht geführt. Hans Otto Roth, der „Landeskirchenkurator“481 (oberster Ratgeber des Bischofs in nichtreligiösen Angelegenheiten), erklärte, dass er zum jetzigen Zeitpunkt die Aussiedlung der Sachsen nicht mehr für angebracht halte und dass sie, die seit 800 Jahren in diesem Landstrich leben, hier weiter bleiben müssen, ganz gleich, welche unangenehmen Überraschungen das Schicksal für sie noch bereit hält. In der gleichen Sitzung haben die Laienvertreter der anderen sächsischen Pfarreien auch die Frage der Rückerstattung der sächsischen Schulgebäude aufgeworfen, die derzeit von rumänischen Schulen bzw. anderen Institutionen oder von den alliierten Truppen besetzt sind, woraus wiederum geschlossen werden kann, dass die Sachsen grundsätzlich die Aussiedlung nicht mehr in Betracht ziehen. Was die Initiatoren im Land und die etwaigen Organisatoren der Frauenaussiedlung anbelangt, so konnte bisher nichts Genaues in Erfahrung gebracht werden. Anfangs lag die Organisation – wie auch die Zählung – in den Händen der sächsischen Pfarrer. Als man erfuhr, dass nicht mehr von einer geschlossenen Aussiedlung die Rede ist, haben die Pfarrer (zumindest diejenigen im Burzenland) auf jedes weitere Vorgehen in dieser Angelegenheit verzichtet. Allem Anschein nach geben jedoch die „Nachbarschaften“482 (die Gemeinschaften, die alten Organisationen der Sachsen, die es vor der Gründung der deutschen Volksgruppe gab), die nach dem Ende des Hitlerkrieges erneut gegründet wurden, hier eine gewisse Hilfestellung. Wir verfolgen die Angelegenheit und werden jede eingeholte Information Ihnen umgehend weiterleiten. Generalinspektor, Gluvacov Andrei [Stempel] Dienststellenleiter, [Unterschrift:] Petre Frânculescu F/Sz. Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 11701, fol. 320f. 479 Im Original: Staphani. Die unterstrichenen Namen in diesem Dokument sind im Original in Großbuchstaben getippt. 480 Wort deutsch im Original. 481 Deutsch im Original. 482 Deutsch im Original.

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100. Maßnahmenplan der Sicherheitspolizei für 1947/1948 Generaldirektion der Polizei Direktion Staatssicherheit

Gesamtplan der Informationsmaßnahmen für das Jahr 1947/1948 Sicherheits-Problembereiche483 I. Die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung II. Politische Probleme III. Wirtschaftliche Probleme IV. Soziale Probleme V. Verwaltung und öffentliche Ordnung VI. Mitwohnende Nationalitäten VII. Kulte und Sekten VIII. Presse IX. Ausländische Gesandtschaften in Rumänien Anmerkung: Die Anordnung entspricht der landesweiten Bedeutung der Problembereiche. […] Mitwohnende Nationalitäten Die Sicherheitspolizei hat die Aufgabe, die Tätigkeit der nationalen Minderheiten zu überwachen, um die übergeordneten Behörden zu informieren, wenn Taten verübt werden oder Zustände entstehen, welche die Harmonie, die zwischen allen mitwohnenden Nationalitäten auf dem Gebiet unseres Staates herrschen muss, trüben bzw. die den guten Beziehungen unseres Staates mit dem Ausland schaden könnten. Die Reaktionäre einiger mitwohnender Nationalitäten – wie auch die rumänischen Reaktionäre – provozieren oder verüben rassistische, chauvinistische bzw. irredentistische Taten. Die Sicherheitspolizei wird ihre Mission im Rahmen strikter Objektivität erfüllen und solche Taten mit gleichbleibender Ernsthaftigkeit verfolgen, ganz gleich, ob sie von Reaktionären einer anderen Nationalität oder von rumänischen Reaktionären ausgehen. Unter Wahrung der einzig rechtmäßigen Objektivität wird dem ganzen Volk die für das Demokratisierungswerk notwendige Ruhe gesichert werden. Die mitwohnenden Nationalitäten sind: Ungarn Deutsche Juden Serben Armenier Griechen Ukrainer Polen Türken Bulgaren Lipovener. 483

Diese und die folgenden Unterstreichungen im Original.

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Zu diesen Zielobjekten kommen weiterhin ausländische Staatsbürger unterschiedlicher Nationalität hinzu, deren für die Staatssicherheit relevante Überwachung zum Aufgabenbereich der Sicherheitspolizei gehört. [Es folgt das erste Kapitel, das die ungarische Minderheit betrifft.] II. Kapitel Die Deutschen Die von den Behörden getroffenen freiheitsbeschränkenden Maßnahmen, wie die Internierung in Lager, die Aushebung zur Kriegsarbeit in der UdSSR, die Eingliederung in Arbeitseinheiten im Inland, die Nichtgewährung des Wahlrechts an die ehemaligen Mitglieder der Deutschen Volksgruppe usw., haben dazu geführt, dass diese Nationalität eine abwartende Haltung einnimmt und sich von jeder legalen oder illegalen Organisationstätigkeit fernhält. Die Deutschen sind jedoch im Allgemeinen dem derzeitigen Regime gegenüber feindlich eingestellt, sie führen mitunter Sabotageakte aus oder sie entziehen sich den Regierungsmaßnahmen. Die hitleristische Erziehung und Geisteshaltung sind demnach weiterhin lebendig bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Die Sicherheitspolizei wird die antidemokratische Tätigkeit der ehemaligen hitleristischen Elemente genauestens überwachen müssen, insbesondere wird sie folgende Bereiche verfolgen: – die soziale Tätigkeit – die wirtschaftliche Tätigkeit – die kulturelle und religiöse Tätigkeit – die politische (legale und illegale) Tätigkeit. a) Soziale Tätigkeit Es wird eine anhaltende Hilfsaktion der deutschen Bevölkerung für die Familien der zur Arbeit in die UdSSR oder in inländische Arbeitslager Verschickten festgestellt. Zu diesem Zweck hat die deutsche Kirche zahlreiche Kollekten gesammelt und sie in erster Linie zur Unterstützung der Heimkehrer von der Arbeit in der UdSSR sowie für die Familien derjenigen verwendet, die sich noch in Kriegsgefangenschaft oder in Arbeitseinheiten befinden. Einige Hilfsgüter, vor allem Lebensmittel, kamen auch aus dem Ausland, geschickt von Deutschen, die in Amerika, Irland usw. ansässig geworden sind, durch Vermittlung des „Internationalen Roten Kreuzes“. Der Zusammenhalt der deutschen Bevölkerung zeigt sich auch im nationalen Sinne, es wurden nämlich zahlreiche Fälle aktenkundig von zahlreichen deutschen Soldaten, die, nach dem Rückzug der deutschen Truppen im Land zurückgeblieben, versteckt und über lange Zeit verpflegt wurden. Die Sicherheitspolizei wird in der Folge die soziale Tätigkeit, die von der deutschen Bevölkerung ausgeübt wird, genau beobachten, um rechtzeitig informiert zu sein über: – die Handlungsmethoden der Leiter der verschiedenen sozial orientierten Organisationen; – ihre Vorgeschichte und politische Orientierung; – die Verwendungsweise der Mittel und ihre Herkunft.

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b) Wirtschaftliche Tätigkeit In dieser Beziehung ist die deutsche Bevölkerung, insbesondere die Stadtbevölkerung, hauptsächlich damit beschäftigt, die angesammelten Güter um jeden Preis zu bewahren, was sie zur Anwendung verschiedener Tricks zu ihrer Sicherstellung verleitet. So gehen die Besitzer großer Handelsunternehmen mit Nichtdeutschen Vereinbarungen ein, die es ihnen ermöglichen, sowohl das Eigentum an den Gütern zu behalten als auch an den erzielten Gewinnen beteiligt zu werden. Das am häufigsten genutzte Mittel, die Besitztümer, vor allem die landwirtschaftlichen Güter, der Enteignung zu entziehen, besteht darin, dass die Besitzer ihre Nationalität wechseln. Gemäß Gesetz Nr. 86/1945484 haben zahlreiche Sachsen und Schwaben ihre Zugehörigkeit zu einer anderen Nationalität als der deutschen erklärt und dieses mit alten Personenstandsurkunden zu beweisen versucht. Viele erklären sich als Ungarn und schreiben sich in den Ungarischen Volksverband ein. Im Banat wurde eine großangelegte Aktion dieser Art festgestellt, die von dem am 30. Juni 1945 gegründeten „Verband der Nachfahren der ehemaligen französischen Kolonisten des Banats“485 angeleitet wird. Die Sicherheitsbehörden haben die Pflicht, die wirtschaftliche Tätigkeit der Bevölkerung deutscher Nationalität zu beobachten, um Kenntnisse zu erlangen über: – die Stimmung im Zusammenhang mit der Durchführung der Agrarreform und anderer staatlicher Maßnahmen; – die Bemühungen der antidemokratischen Elemente, die Unzufriedenheit der Deutschen zu nutzen, indem sie sie aufwiegeln und zu Sabotageakten und zu Unruhen anstiften; – die von diesen Elementen verfolgten Absichten und verwendeten Mittel. c) Kulturelle und religiöse Tätigkeit Auch in dieser Hinsicht verhält sich die Bevölkerung deutscher Nationalität zurückhaltend. Es wurden keine besonderen Vorkommnisse verzeichnet, trotzdem kann festgestellt werden, dass die sächsischen und schwäbischen Intellektuellen, insbesondere die Pfarrer und die Lehrer, sich bemühen, die gesamte deutsche Bevölkerung um sich zu scharen, und versuchen, das Nationalbewusstsein wachzuhalten, in der Hoffnung, die Zeiten würden sich ändern. Eingedenk der in der Vergangenheit ausgeübten hitleristischen Tätigkeit sowohl der deutschen Kirchen als auch der deutschen Schulen wird die Sicherheitspolizei Folgendes beobachten: – Die politische Orientierung und die etwaige organisatorische und propagandistische Tätigkeit des deutschen Klerus und des deutschen Lehrkörpers; – die Einstellung der deutschen Pfarrer und Lehrer gegenüber den restriktiven Maßnahmen, die der Bevölkerung deutscher Nationalität auferlegt wurden; – die Beziehungen der deutschen Lehrer und Pfarrer zu den Vertretern des Klerus und der Lehrkörper der anderen Nationalitäten; – die Beziehungen zum Ausland.

484 485

Es handelt sich um das sogenannte Nationalitätenstatut. Siehe Anm. 13. „L’association des descendants d’anciens colons français du Banat“, 1949 zwangsaufgelöst.

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d) Politische Tätigkeit Zu Beginn des Jahres 1946 konnte unter den Sachsen eine neue Tendenz zur Gruppenbildung festgestellt werden, deren Ziel die Wiedereingliederung in das legale politische Leben des Staates war. In diesem Sinne wurde die Gründung von sächsischen demokratischen Vereinigungen in mehreren Städten – u. a. in Schäßburg, Mediasch, Hermannstadt – geplant, welche die Interessen der Bevölkerung deutscher Nationalität wahren sollten. Weil diese Initiativen nicht ehrlich gemeint waren, wurden sie von der Regierung nicht anerkannt und in der Folge aufgelöst. In letzter Zeit kann festgestellt werden, dass die sächsische Stadtbevölkerung, insbesondere die Arbeiter, sich in die Parteien des Blocks der Demokratischen Parteien einschreiben; die meisten in die Sozialdemokratische Partei, in die Nationale Volkspartei, in die Nationalliberale Partei Tătărescu oder in den Ungarischen Volksverband. Ein bedeutendes Problem stellt auch die Heimkehr gewisser Kategorien von Deutschen dar, deren juristischer Status noch ungeklärt ist, und zwar: – die ehemaligen SS- und Wehrmachtangehörigen; – Landesflüchtige, die freiwillig mit den sich zurückziehenden deutschen Truppen mitgegangen sind; – Personen, die 1940/1941 freiwillig nach Deutschland umgesiedelt sind und auf die rumänische Staatsbürgerschaft verzichtet haben. All diese Kategorien stehen noch unter dem Einfluss der hitleristischen Erziehung und üben in den Reihen der deutschen Bevölkerung einen für die Interessen des Landes schädlichen Einfluss aus. Die Sicherheitspolizei muss aus diesem Grund ihre Informationstätigkeit intensivieren, um: – jede Tendenz der deutschen Elemente, Gruppen zu bilden, welche die am 23. August 1944 unterbrochene hitleristische Tätigkeit wieder aufnehmen, zu entlarven; – die Beziehungen zwischen den führenden Elementen der antidemokratischen Organisationen im In- und Ausland [aufzudecken]; – die verstreuten ehemaligen Kader der deutschen Armee und der NSDAP, die sich in Berghütten, Klöstern, Krankenhäusern, römisch-katholischen Kirchen, auf Farmen, in Industrieunternehmen usw. weiterhin versteckt halten, festzustellen. – die derzeitige Beschäftigung aller Elemente zu verfolgen, die Führungsposten in der Deutschen Volksgruppe innehatten bzw. einer paramilitärischen Organisation angehörten, wie der Deutschen Mannschaft mit ihren Untereinheiten Selbstschutz und Sicherheitsschutz sowie Deutsche Jugend, einer Organisation, die der Hitlerjugend in Deutschland gleichkommt486; – die notorischen Hitleristen der Vergangenheit zu entlarven, die derzeit in den Parteien des Blocks der Demokratischen Parteien oder in diversen Arbeitergewerkschaften eingeschrieben sind mit dem Zweck, die Einheit der Arbeiter und der Gewerkschaften zu sprengen; – die Einstellung und die Tätigkeit der aus der UdSSR und aus Deutschland heimgekehrten Sachsen und Schwaben zu beobachten; 486

Alle Bezeichnungen deutsch im Original.

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– jene Elemente festzustellen, die alarmierende Gerüchte über die Situation der Deutschen in Rumänien mit dem Zweck verbreiten, deren feindselige Einstellung gegenüber dem derzeitigen Regime und der UdSSR aufrechtzuerhalten. Quelle: ANIC, fond Direcţia Generală a Poliţiei, dosar 92/1947, fol. 5f., 122–126.

1948 101. Die Sicherheitspolizei der Region Banat berichtet an die Bukarester Oberbehörde über die Stimmungslage der deutschen Bevölkerung, Aussiedlungsbestrebungen und fehlendes Wahlrecht (13. März 1948) Regionales Sicherheitsinspektorat, Temesvar Zimmer I – Abteilung 6 Nr. 10960 S 13. März 1948 An die Generaldirektion der Staatssicherheit487 Dienststelle I – Zimmer 6 Bukarest488

Bezug nehmend auf unseren Bericht Nr. 10960 S vom 11. Februar 1948 über gewisse Sorgen der Bevölkerung deutscher Nationalität in dieser Region, haben wir die Ehre, Folgendes zu berichten: Obwohl in den Reihen der Bevölkerung deutscher Nationalität in letzter Zeit verschiedene für sie ungünstige Gerüchte zirkulierten, und zwar, dass man erneut Deutsche für den Arbeitsdienst in der UdSSR ausheben würde, auch dass die Deutschen nach Deutschland zwangsausgesiedelt würden usw., mussten diese doch feststellen, dass sich ihre Situation gebessert hat im Vergleich zu den Maßnahmen, die in der Vergangenheit gegen sie getroffen wurden.

487 Im Original: „Direcțiunea Generală a Siguranței Statului“. Es handelt sich um die bereits im Juni 1947 von der Polizei abgespaltene, nach und nach gesäuberte und der Kommunistischen Partei untergeordnete geheime Sicherheitspolizei (die sogen. Siguranța), deren Umwandlung in einen eigenen Apparat zu diesem Zeitpunkt bereits fortgeschritten war. Am 30. August 1948 wurde sie stillschweigend von der „Direcțiunea Generală a Securității Poporului“ (kurz: Securitate) abgelöst (1949 in „Direcțiunea Generală a Securității Statului“ umbenannt). Siehe: Decret Nr. 221 pentru înființarea și organizarea Direcțiunii Generale a Securității Poporului [Dekret Nr. 221 zur Gründung und Organisation der Direktion für die Sicherheit des Volkes], in: M.O., I, Nr. 200 vom 30. August 1948, S. 7245f. Zur Umwandlung von Siguranța in Securitate vgl. Oprea 2008, S. 30–36, 47–60. 488 Über der Anschrift Eingangsstempel des Adressaten, Dienststelle Information, mit dem Datum 16. März 1948 und der von Hand eingetragenen Nummer 162 g (?). Weitere handschriftliche Einträge (mit gleichem Bleistift): rechts neben der Anschrift „S1“; zwischen Anschrift und Text: „J 63565-14-II“; mit rotem Stift am rechten Blattrand „B6“; mit schwarzer Tinte am rechten Rand oben „Germani 290“ (dt.: Deutsche 290), unten, teils wegen der Papierlochung unleserlich, „18. III. Din toate lucrările [să se] exe[cu]te o notă [co]nce[pu]tă pentru a fi prezentată Dlui Dir. Carol. [Unterschrift:] I. S.“ (dt.: Aus allen vorliegenden Informationen einen zusammenfassenden Bericht für Herrn Direktor Carol erstellen).

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Die verschiedenen wirtschaftlichen Maßnahmen, denen diese Bevölkerung unterworfen wurde, aber vor allem die Übergriffe einiger mit der Umsetzung dieser Maßnahmen betrauten Elemente, haben Unzufriedenheit in ihren Reihen hervorgerufen. Die Agrarreform ist für die Deutschen zweitrangig geworden, so schmerzhaft sie gewesen sein mag, was darauf zurückzuführen ist, dass die davon Betroffenen die Hoffnung aufgegeben haben, ihre Felder je wieder zurückzubekommen, und nach anderen Beschäftigungen suchen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die meisten Sorgen bereiten dieser Bevölkerungsgruppe: – das Schicksal der zur Arbeit in die UdSSR Verschickten; – die Rückkehr derjenigen, die sich bereits auf deutschem Staatsgebiet befinden; – die Zukunft der deutschen Bevölkerung in Rumänien allgemein. Die Siebenbürger Sachsen haben in der Vergangenheit über die evangelische Kirche und das Internationale Rote Kreuz einiges zur Rückholung der zur Arbeit in die UdSSR Verschickten unternommen, allerdings hatte diese Aktion einen rein sozial-karitativen Charakter, und nachdem sie nicht das geringste positive Ergebnis brachte, hat die deutsche Bevölkerung vorläufig keine Hoffnung mehr, dass die Deutschen, die sich noch in der UdSSR befinden, ins Land rückgeführt werden, insbesondere seit diejenigen, die in der UdSSR erkrankten, nach Deutschland verbracht wurden, wo sie sich zusammen mit [ihren Landsleuten] aufhalten, die nach dem 23. August 1944 zusammen mit den sich zurückziehenden deutschen Truppen geflohen sind. In der deutschen Bevölkerung heißt es, dass die rumänische Regierung zwar Repatriierungskommissionen nach Deutschland und Österreich geschickt habe, um die Situation ihrer sich dort aufhaltenden Landsleute zu prüfen, dass jedoch durch den vorfristigen Abzug der Kommissionen die von ihnen erhofften Ergebnisse ausgeblieben seien, so dass in der Folge zahlreiche Deutsche schwarz ins Land zurückkehrten, später den Justizbehörden überstellt wurden und neuerdings zum Sicherheitsinspektorat der Region Großwardein und ins Großwardeiner Sammelzentrum überführt werden. Unter dem Eindruck der gegen sie seit dem 23. August 1944 ergriffenen Maßnahmen sieht sich die deutsche Bevölkerung in ihrer Existenz gefährdet, so dass die arbeitsfähigen Deutschen mit dem Gedanken spielen auszuwandern, was jedoch, da keine rechtmäßige Autorität diese Idee unterstützt, bloß ein unerfüllter Wunsch bleibt. Nach unseren Informationen hat es verschiedene Aussiedlungsversuche in bestimmte westeuropäische Staaten gegeben, wie Frankreich, Deutschland und Österreich. Die Aktion zur Aussiedlung nach Frankreich wird von einem Komitee mit Sitz in Württemberg/ Deutschland geleitet. Es besteht zur Gänze aus Intellektuellen, die aus Rumänien geflohen sind und die aufgrund der Tatsache, dass die Schwaben, die im Banat angesiedelt wurden, aus dem Elsass und aus Lothringen stammen, mit Frankreich Fühlung aufnehmen, um die [Zuzugs-]Genehmigung für eine große Anzahl Schwaben zu erzielen. Die Aktivitäten dieses Komitees bleiben aber auf die schwäbischen Flüchtlinge aus Rumänien begrenzt, es genießt nicht auch das Vertrauen der im Land verbliebenen und hier lebenden Schwaben. Ein ähnliches Komitee gibt es auch in Bayern. Es besteht aus landesflüchtigen Siebenbürger Sachsen, die im Unterschied zu den Schwaben die Aussiedlung sämtlicher in Rumänien verbliebenen Sachsen zum Ziel haben. Auch dieses Komitee wird von – sächsischen – Intellektuellen geführt, allen voran der ehemalige Bischof von Siebenbürgen.

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Mit dieser Gelegenheit haben wir die Ehre weiterhin zu berichten, dass im Zusammenhang mit den Wahlen für die Große Nationalversammlung bei der Bevölkerung deutscher Nationalität eine gewisse Unzufriedenheit festzustellen ist, weil sie kein Wahlrecht hat und sich daher im Vergleich zu den anderen Nationalitäten als völlig geringgeschätzt sieht. Regionalinspektor der Sicherheitspolizei Ambrus Coloman489 [Unterschrift i. A.] [Stempel] Chef des Sicherheitsdienstes, Mois Aurel490 [Unterschrift i. A.] Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 11701, fol. 382f.

102. Anweisung der Gendarmerie Karansebesch an ihre Posten, volksdeutsche Handwerker für die Eisenwerke Hunedoara auszuheben (17. März 1948) An die Posten 1–8 Rundbefehl Nr. 1.488491 vom 17. März 1948

1. Die Legion gibt uns unter Nr. 8793/948 mit Bezug auf Nr. 14703/948 des Bezirksinspektorates Temes bekannt, dass gemäß der Anweisung Nr. 2681/948 des Innenministeriums, Generaldirektion des Staates, Dienststelle Arbeitseinheiten, alle Deutschen, die von der Arbeit in der UdSSR schwarz die Grenze überschreiten, auch jene, die mit russischen Dokumenten aus Deutschland kommen, festgesetzt und zum Sammelzentrum Großwardein geschickt werden müssen. Demnach werden alle Gesetzesbrecher der oben genannten Kategorien zusammen mit ihren Akten der Legion überstellt, die sie zum Sicherheitsinspektorat Temesvar schickt, damit dieses gemäß dem o.g. Befehl mit ihnen verfährt. […] 4. [Die Legion] hat uns unter Nr. 14943 vom 20. Februar 1948 ebenso angewiesen: Ergreifen Sie entsprechende Maßnahmen, um in Ihrem Einzugsgebiet Volksdeutsche auszuheben, die folgenden Kriterien entsprechen: – sie sind Fachhandwerker, – 18–45 Jahre alt, – gesund, – sie waren in den Einheiten der SS Wehrmacht492, der SS-Polizei, der Feldpolizei oder in den deutschen Armeeeinheiten. 489 Coloman Ambruş (1907–1987), Oberst der Securitate, Leiter der Sicherheitspolizei der Region Banat (1948–1952). 490 Aurel Moiş (1918–1998), 1946 Leiter des Büros Staatssicherheit der Polizeiquästur Temesvar; Oberst der Securitate, ab 1948 stellvertretender Leiter und ab 1952 als Nachfolger von Ambruş Leiter der regionalen Sicherheitspolizei in Temesvar, 1953 in gleicher Eigenschaft nach Kronstadt versetzt. Tat sich zusammen mit Ambruş durch besondere Grausamkeit bei der Partisanenbekämpfung hervor. Später in der Auslandsspionage tätig (vgl. Oprea 2002, S. 561f.). 491 Unterstreichungen im Original. 492 „SS Wermacht“ im Original.

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Diese sind zur Pflichtarbeit in die Eisenwerke Hunedoara zu verschicken; sie werden Verpflegung für drei Tage mit sich führen. Ich erwarte größte Konzentration bei der Ausführung dieses Befehls und weise Sie darauf hin, dass ich jede Nachlässigkeit mit größter Härte bestrafen werde. Ausführungstermin: bis zum 20. März 1948, dem Tag, an dem sie der Legion überstellt werden. Der Befehlshaber der Gendarmeriesektion Karansebesch Oberfeldwebel [?] Smarandache [Unterschrift unleserlich] Quelle: SJAN Caraş-Severin, fond Legiunea Jandarmi Severin – Postul Caransebeş, dosar 51/1948, fol. 37. Teilabdruck in: Baier 2005, S. 78–79.

103. Anonyme Vorschläge zur Beseitigung der „hitleristischen“ evangelischen Kirchenleitung in Hermannstadt (undatiert) Information493 Die deutsche Bevölkerung in der R.V.R. zählt ca. 400.000 Seelen (etwa 200.000 sind Sachsen und leben in Siebenbürgen, der Rest sind die Schwaben im Banat). Die schwäbische Bevölkerung hat sich nach dem 23. August 1944 in großer Zahl in die ungarische Bevölkerung eingefügt. In Teilen ist sie dem Ungarischen Volksverband beigetreten und hat somit ein politisches Führungsorgan. Die Sachsen in Siebenbürgen aber haben sich infolge des von der Regierung erlassenen Verbots jeglicher politischen und kulturellen sächsischen Organisation um die lutherische Kirche gesammelt, ihrer einzigen Führungs- und Vertretungsinstanz vor den Regierungsbehörden. Der lutherisch-evangelischen Kirche gehört die Gesamtheit der Sachsen an. Ihre Leitung besteht aus reaktionären kirchlichen und weltlichen Elementen. Sie hält die sächsische Bevölkerung zur völligen Teilnahmslosigkeit an, verhindert ihre Eingliederung in demokratische Organisationen und die Zusammenarbeit mit den anderen Nationalitäten im Kampf gegen die reaktionären Kräfte. Die lutherische Kirche hat ihre Rolle als einziges Vertretungsorgan voll ausgenutzt und alles getan, um die Gründung einer demokratischen Organisation in den Reihen der Sachsen zu verhindern. Der „Sächsische Antifaschistische Volksverband“494, der 1945 von Rudolf Maier495 aus der ehemaligen sozialistischen Bewegung heraus gegründet wurde und dem es anfangs gelang, eine gewisse Anzahl demokratischer Elemente um sich zu versammeln, sah sich zur Auflö493 Titel („Notă“) handschriftlich, ebenso der Eintrag in einem Stempelaufdruck: Nr. 671/1948. Das Dokument trägt keine Unterschrift, stammt aber mit großer Wahrscheinlichkeit von Erhard Andree, der damals mit Rudolf Mayer eng zusammenarbeitete, oder zumindest aus deren Umkreis. Es liest sich wie die Zusammenfassung einer umfassenden Denkschrift, die Andree und Mayer bereits 1947 verfasst und dann immer wieder neuen Entwicklungen und Opportunitäten angepasst hatten. Zeitweilig setzten sie auch auf die Unterstützung sowjetischer Stellen, juristischen Rat holten sie sich vom befreundeten Kronstädter Anwalt Udo Falk. Siehe Nachlass Erhard Andree im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, Bestand 541/3, S. 155–160, 164–168. 494 Eigentlich Sächsischer Demokratisch-Antifaschistischer Volksverband. 495 An anderer Stelle Mayer geschrieben. Unterstreichung im Original.

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sung gezwungen, nachdem die Leitung der evangelischen Kirche den Sachsen den Beitritt zu dieser Organisation verboten hatte. Desgleichen hat die Kirche die Gründung des demokratischen „Kulturverbands“ hintertrieben, die der ehemalige Bischof Glondys in Hermannstadt angeregt hatte. Mit Hilfe der Pfarrer aus den sächsisch bewohnten Gemeinden und unter Nutzung der weltlichen Elemente aus den Leitungen der Pfarrämter sowie der Professoren und Lehrer aus den kirchlichen Schulen, den einzigen Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, hat die evangelische Kirche die gesamte Bevölkerung deutscher Nationalität aus Siebenbürgen um sich geschart und hält sie von jeder demokratischen Veranstaltung fern. Ungeachtet des großen Einflusses der Kirche haben demokratische Elemente, ehemalige Mitglieder des „Antifaschistischen sächsischen Verbandes“, nach und trotz dessen Auflösung die Gründung einer neuen sächsischen politischen Organisation angeregt, um die sächsische Volksmasse dem Einfluss der Kirche zu entziehen und sie in den demokratischen Umerziehungskampf einzubeziehen, um damit auch diese Bevölkerung in das Wiederaufbauwerk einzugliedern. Um die Umtriebe der lutherischen Kirche zu vereiteln, an deren Leitung auch heute noch hitleristische Elemente tätig sind, um ebenso einen Teil der sächsischen Bevölkerung zu gewinnen, in Anbetracht auch der Tatsache, dass junge Generationen heranwachsen und erzogen und umerzogen werden können, schlagen wir vor: 1. Die Leitung der lutherischen Kirche auszuwechseln und sie dem Einflussbereich von Hans Otto Roth, dem weltlichen Führer der Kirche, zu entziehen. 2. Eine politische und kulturelle Organisation zu gründen, die für die Befreiung der sächsischen Volksmasse vom Einfluss der Kirche kämpft und die Demokratisierung dieser Bevölkerung vorantreibt. Aus den Äußerungen einiger führender Persönlichkeiten, die auf die Notwendigkeit einer solchen Organisation hingewiesen haben, und in Anbetracht der Tatsache, dass die Mehrheit der sächsischen Bevölkerung infolge der von der Regierung in den ländlichen Gebieten durchgeführten Enteignungen proletarisiert wurde, glauben wir, dass eine derartige Organisation von der sächsischen Bevölkerung trotz der Opposition der Kirche gut aufgenommen werden wird. Die Mehrheit der demokratischen Elemente lebt in Hermannstadt, und es besteht die Möglichkeit, gute Kontakte zu ihnen herzustellen und sie zu konkretem Handeln anzuleiten. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 118/1948, fol. 1–12.

104. Denkschrift zur Lage der deutschen Bevölkerung (Mai? 1948) Denkschrift496 Die deutsche Bevölkerung der RVR befindet sich nach der Vernichtungskampagne, die noch von den historischen Parteien nach dem 23. August 1944 gegen sie entfesselt wurde und die mit der gleichen Härte heute fortgesetzt wird, in einer verzweifelten Lage. Infolge der Agrarreform hat sie in ihrer überwiegenden Mehrheit ihr bewegliches und unbewegliches Eigentum verloren, ihr wurden die bürgerlichen Rechte entzogen, sie wurde 496

Ohne Datum, Adressat und Unterschrift. Befindet sich als Anhang in einer Akte mit Eingaben zu den Nachwirkungen des Agrarreformgesetzes an den Vorsitzenden der Großen Nationalversammlung, C. I. Parhon.

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aus der Produktion entfernt, besitzt also kein Recht auf Arbeit und steht somit heute in unserem Land nicht unter dem Schutz der Gesetze. Die deutsche Bevölkerung musste von Seiten der staatlichen Machthaber unzählige Demütigungen und Entbehrungen erdulden, die mitunter zu Formen der Leibeigenschaft führten – diese Bevölkerung gilt nicht wie die Ungarn und Juden als mitwohnende Nationalität, sondern nur als ein faschistisches Überbleibsel, das zerstreut und somit liquidiert werden muss. Alle Ersuchen und Eingaben bei den zuständigen Behörden zwecks Behebung der tragischen Situation, in der sich die ausgesprochen arbeitsame und wertvolle deutsche Bevölkerung befindet, wurden mit dem Vorbehalt beschieden, die „deutsche Frage“ würde gleichzeitig mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Deutschland gelöst werden. Da nun aber der erwähnte Vertrag in naher Zukunft nicht unterzeichnet werden wird, heißt das, dass die derzeitige Lage anhalten und das Schicksal der deutschen Nationalität in der RVR endgültig besiegelt sein wird. In der derzeitigen Schicksalsstunde wendet sich die deutsche Bevölkerung mit letzter Hoffnung auf einen Ausweg aus ihrer unerträglichen Lage an den neuen Verfassungsgeber, der unsere Volksrepublik nach den Prinzipien der im Grundgesetz verankerten neuen Demokratie und auf der Grundlage der Menschenrechte führen wird. Hier die Fakten: I. Die rumänische Repatriierungskommission, die in Deutschland und Österreich tätig war, hat ihre Arbeit eingestellt497, so dass zehntausende rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität keine legale Möglichkeit mehr haben, nach Hause zurückzukehren. Das größte Unrecht geschieht dabei jenen Menschen, die im Januar 1945 zu Wiederaufbauarbeiten in der UdSSR ausgehoben wurden, dort unter Aufopferung ihrer Gesundheit eine enorme Arbeitsleistung zum Wiederaufbau des befreundeten Nachbarlandes abgeliefert haben und jetzt über Deutschland nach Hause zurückkehren. Die jungen Mütter beispielsweise, die vor mehr als drei Jahren von ihren kleinen Kindern getrennt wurden und sich vor Sehnsucht nach ihnen verzehren, werden am Grenzübergang aufgehalten oder sie werden, kaum zu Hause angekommen, erneut von ihren Kindern getrennt, ausgehoben und in das Sammellager Großwardein – oft sogar in Ketten, wie gemeine Verbrecher – abgeführt und von dort aus zu verschiedenen Zwangsarbeiten eingesetzt. Ähnlich ergeht es all jenen jungen Männern, die in deutschen Heeresformationen aufgrund des Militärabkommens gedient haben, das 1943 zwischen dem rumänischen und dem deutschen Generalstab geschlossen wurde; viele wurden von ihren rumänischen Einheiten ohne gefragt zu werden direkt den deutschen Heeresformationen überstellt. Wenn diese jungen Männer es wagen, nach Hause zurückzukehren, werden sie – drei Jahre nach Kriegsende498 – als Kriegsverbrecher behandelt und es droht ihnen die Beschlagnahme ihres ganzen Vermögens, der Verlust der Staatsbürgerschaft sowie endlose Entbehrungen und Zwangsarbeit im Bergwerk, im Zuchthaus oder in diversen Arbeitslagern. 497 Die Zentrale Repatriierungskommission war im Mai 1948 rückwirkend zum 10. November 1947 aufgelöst worden. Siehe: Jurnalul Consiliului de Miniștri [Ministerratsbeschluss] Nr. 735 [vom 11. Mai 1948], in: M.O., I, Nr. 114 vom 19. Mai 1948, S. 4414f. 498 Unterstreichungen gemäß Original.

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II. Der ländliche Bereich. Die deutsche Landbevölkerung hat durch die Anwendung der Durchführungsverordnung zur Agrarreform nahezu ihr gesamtes bewegliches und unbewegliches Vermögen verloren und ist ein Volk von Proletariern geworden. Da sie von der landwirtschaftlichen Produktion ferngehalten wird, befindet sie sich in einem unerträglichen Zustand. Der sächsische bzw. schwäbische Hausbesitzer wurde in seinem eigenen Haus, das er ererbt oder mit seiner Hände Arbeit sich verdient hat, samt seiner ganzen Familie in einen einzigen Raum zurückgedrängt – die anderen Räume werden vom „neuen Besitzer“ besetzt, dem er nun rückwirkend für die letzten zwei Jahre Miete für dieses eine Zimmer in seinem eigenen Haus zahlen muss. Überaus entmutigend ist auch die Tatsache, dass die Agrarreform nicht als eine abgeschlossene, sondern als eine fortwährende Maßnahme angesehen wird, derzufolge den Sachsen immer wieder Kühe und Schweine weggenommen werden, die sie nach der Enteignung angeschafft haben. Zu diesen Entbehrungen kommen verschiedene erniedrigende persönliche Dienste hinzu, die der deutschen Dorfbevölkerung von der Gendarmerie, der Polizei, diversen lokalen Organisationen abverlangt werden, so dass sie in ihren Rechten heute auf eine Art Leibeigenschaft reduziert ist, ohne indes das Recht auf Arbeit zu besitzen. Für dieses fleißige Volk, dessen Arbeitsethos einer Religion gleichkommt, ist die härteste Strafe nicht der Verlust des Bodens und des Besitzes, sondern sein Ausschluss aus dem Arbeitsprozess. Die besten Bauern des Landes – Züchter von Saatgut, von Industrie- und Heilpflanzen, Rassetierhalter und berühmte Weinbauern – werden heute tatsächlich daran gehindert, ihre Kenntnisse und ihre Arbeitskraft zu nutzen. III. In den Städten ist die Lage der deutschen Bevölkerung ebenfalls äußerst kritisch. Die deutschen Arbeiter und Beamten werden nur in Ausnahmefällen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, in den Produktionsprozess aufgenommen und können sich somit auch in den Berufsorganisationen nicht betätigen. Die Rückkehrer von der Pflichtarbeit in der UdSSR können gemäß einer Verfügung des Allgemeinen Arbeiterbundes, die von dessen Vorsitzenden Gheorghe Apostol bei seinem letzten Besuch in Kronstadt persönlich bekräftigt wurde, nicht an ihre alten Arbeitsplätze zurückkehren, von wo sie vor dreieinhalb Jahren ausgehoben wurden, weil sie als gekündigt bzw. ihres Dienstes enthoben gelten. Dieser Gruppe von Arbeitern und Beamten wird demnach zum zweiten Mal, ohne dass sie die geringste Schuld trifft, brutale Gewalt angetan. IV. Die deutschen Schulen in der RVR – bisher konfessionell gebunden – werden im Unterschied zu den Schulen aller anderen Nationalitäten – nicht vom Staat subventioniert. Obwohl die deutsche Bevölkerung völlig verarmt ist, muss diese Nationalität, um ihren Bildungsstand zu halten, unvorstellbare Opfer bringen. V. Besonders bitter für die deutsche Bevölkerung ist der Verlust jeder Möglichkeit, sich als Gruppe zu betätigen, sei es auf kulturellem, künstlerischem, touristischem oder sportlichem Gebiet – was alle anderen mitwohnenden Nationalitäten frei tun dürfen. Der deutschen Nationalität wird allenthalben Misstrauen entgegengebracht, ihr wird der Eintritt in die demokratischen politischen Parteien und somit der Zugang zum politischen Geschehen verwehrt und trotzdem wird ihr immer wieder der Vorwurf gemacht, sie würde sich bis heute der Einordnung in den politischen Rhythmus des fortschrittlichen Staates verweigern und auf einer antidemokratischen, reaktionären Haltung beharren.

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Bar aller materiellen und kulturellen Mittel, ohne das Recht auf Arbeit und ohne den Schutz der Landesgesetze, befindet sich die deutsche Nationalität in einer verzweifelten Lage und droht zu erlöschen. Aus der geschilderten Situation heraus richtet die deutsche Bevölkerung folgende Bitten an den Verfassungsgeber: 1. Sich bei den zuständigen Behörden – der Regierung, der RAP, dem Allgemeinen Arbeiterbund – dafür zu verwenden, dass endlich die Lösung der sogenannten „deutschen Frage“ in Angriff genommen wird. Diese Lösung muss der derzeitigen Situation ein Ende setzen in dem Sinne, dass die deutsche Nationalität als mitwohnende Nationalität der RVR anerkannt, auf neuer demokratischer Grundlage organisiert und in die Aufbauarbeit, die heute für die Hebung unseres Landes geleistet wird, eingegliedert wird. 2. Sich bei den zuständigen Behörden der UdSSR für eine Repatriierung der im Januar 1945 ausgehobenen deutschen Bevölkerung auf direktestem Wege zu verwenden. 3. Einen Regierungskommissar zu ernennen, der vor Ort alle Übergriffe und die drückendsten Entbehrungen, welche die Bevölkerung erdulden muss, untersucht und zu beheben versucht, indem er diese Nationalität unter den Schutz der Gesetze stellt, was ihr derzeit versagt ist. 4. Sich bei den zuständigen Behörden dafür zu verwenden, dass die Repatriierungskommissionen in Deutschland und in Österreich ihre Tätigkeit wieder aufnehmen, um die rumänischen Staatsbürger, die sich noch auf dem Gebiet dieser Staaten befinden, zu repatriieren. 5. Die deutschen Schulen – die einzigen, die nicht vom Staat finanziert werden – müssen in den Staatshaushalt aufgenommen werden. 6. Vor allem bittet die deutsche Bevölkerung in ihrer bekannten Loyalität mit größtem Nachdruck, als mitwohnende Nationalität in einem neuen, demokratischen Rahmen organisiert und von neuen Persönlichkeiten geführt zu werden, die sich an die Prinzipien und Methoden der Landesregierung halten, damit die deutsche Bevölkerung mit voller Arbeitskraft, organisiert und konstruktiv an dem Aufschwung der Rumänischen Volksrepublik mitwirke! Quelle: ANIC, fond Reforma Agrară 1945, Centrală, dosar 60/1948, fol. 15–17.

105. Sachbericht über die angespannte Lage im Banat und in Siebenbürgen mit dem Vorschlag zur teilweisen Umsiedlung der rumäniendeutschen Landbevölkerung (11. Juni 1948) Bericht499 über die wirtschaftliche Lage, die Stimmung in der Bevölkerung und die erforderlichen Lösungen in den Regionen mit enteigneter deutscher Bevölkerung 499 Im Dokument wird kein Urheber oder Adressat genannt. Auf Seite 1 mit Tinte geschrieben die Registriernummer 645/1948 und mit Bleistift hinzugefügt das Datum 11.6.1948. Es ist anzunehmen, dass das „Referat“ (so der Titel im Original) im Hinblick auf die durchzuführenden Schritte zur „Lösung der deutschen Frage“ regierungsintern angefordert wurde. Es zeigt auf, warum die von Landwirtschaftsminister Traian Săvulescu Anfang Januar 1947 dem Ministerrat vorgeschlagene vollständige Umsiedlung der enteigneten sächsischen und schwäbischen Landbevölkerung (Dokument Nr. 84) nicht durchführbar ist und schlägt eine Teilumsiedlung vor.

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Auf Grund des Agrarreform-Gesetzes sind in den Bezirken Temes-Torontal, Arad, Hermannstadt, Kronstadt, Kleinkokeln und Großkokeln rund 47.650 Familienoberhäupter aus der deutschen Landbevölkerung enteignet worden. Die Situation sieht folgendermaßen aus: [Anzahl der Familien] 18.547 7.200 5.490 4.533 8.100 3.780 Gesamt: 47.650

Bezirk Temes-Torontal Arad Hermannstadt Kronstadt Großkokeln Kleinkokeln

Außer in den genannten Bezirken wurden auch in den Bezirken Karasch, Severin und Nassod einige Familien enteignet. Die Enteignungen in den beiden erstgenannten Bezirken stellen vom praktischen Gesichtspunkt aus kein nennenswertes Problem dar, sie sind gering an Zahl und ziemlich verstreut über das gesamte Gebiet der genannten Bezirke. Jene aus dem Bezirk Nassod bedürfen einer aufmerksameren Untersuchung. Diese wird unmittelbar nach der Datenerhebung, die derzeit getätigt wird, erfolgen. Der Großteil der den Deutschen enteigneten Flächen in den Bezirken Temes-Torontal, Arad, Hermannstadt, Kronstadt, Kleinkokeln und Großkokeln wurde an hierfür berechtigte Personen aus den betreffenden Bezirken vergeben, bedeutende Flächen sind indes auch an Landarbeiter verteilt worden, die aus der Dobrudscha, der Bukowina und aus einigen Bezirken mit Bevölkerungsüberschuss stammen. Allein in Temes-Torontal überschreitet die Anzahl der Kolonisten den Wert 15.000. Mit der Zuteilung des Bodens wurde den Kolonisten auch das Nutzungsrecht über die Häuser der ehemaligen deutschen Eigentümer verliehen. Diese Sachlage sollte nachträglich rechtlich geregelt werden. Die deutsche Bevölkerung verblieb in ihren Häusern, wo sie zusammen mit den Kolonisten wohnt. Diese Situation hat sich bis heute nicht verändert. Die Wohnhäuser der deutschen Bevölkerung, die den Neusiedlern zur Nutzung übergeben wurden, sind geräumig und stabil gebaut. Sie sind von Gärten umgeben, die die zugeteilten Anbauflächen vergrößern. Wir sind der Ansicht, dass diese Häuser nicht weiter unentgeltlich den Begüterten zur Verfügung stehen sollten. Wir meinen, dass die derzeitige Lage legalisiert werden muss, so dass die Häuser endgültig aus der einfachen Nutzung in den Besitz der Begüterten übergehen. Sobald die Güterschätzung abgeschlossen ist, sollte der entsprechende Geldwert innerhalb von fünf bis sechs Jahren beglichen werden. Als Zahlungsmöglichkeit könnte man auch die Erlöse aus der Ernte festlegen. Mit den Kolonisten, die berechtigt waren, Grund zu erhalten, kamen in die genannten Bezirke und insbesondere ins Banat auch mehrere Tausend Bürger ohne Bezug zur Landarbeit. Dazu gehören Entlassene aus der Armee, Kulaken und Gutsbesitzer aus Bessarabien, Staatsbeamte aus allen Ecken des Landes und insbesondere aus der Bukowina, der Dobrudscha und der Moldau, die betriebsbedingt freigestellt oder als Gegner des gegenwärtigen Regimes gesäubert wurden.

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Ein guter Teil dieser Elemente hat im ersten Kolonisierungsjahr von den beauftragten Behörden Boden erhalten. Später wurde die Situation überprüft und in der Folge wurden mehr als 4.000 unrechtmäßige Nutznießer von der Kolonisierung ausgeschlossen. Trotz aller Maßnahmen, die der Staat gegenüber diesen Elementen ergriffen hat, damit sie das Banat verlassen, streunen mehr als 3.500 Individuen dieser Art durch die Region, sie vergiften die Atmosphäre und verursachen Spannungen zwischen der deutschen Bevölkerung und den rumänischen Nutznießern der Agrarreform. Die berechtigten Personen verfügten 1946, als sie aufgrund provisorischer Besitztitel Boden bekamen, nicht über genügend Kapital und Inventar und waren bei der Bodenbewirtschaftung auf die Hilfe der deutschen ehemaligen Besitzer angewiesen. Im Herbst des Jahres 1947 jedoch und im Frühjahr des Jahres 1948 fühlten sich die neuen Bodenbesitzer infolge guter Ernten und nachdem sie die Besitzurkunden erhalten und die endgültig festgelegten Parzellen in Besitz genommen hatten, zu einem guten Teil fähig, den Boden selbst zu bearbeiten, ohne weiterhin die Hilfe der deutschen Bevölkerung beanspruchen zu müssen. Auch nach dem Beginn dieser Veränderung in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen der deutschen Bevölkerung und den begüterten und kolonisierten Bewohnern verblieb indes ein bedeutender Teil der Wirtschaftskraft in den Händen der deutschen Bevölkerung. Diese Wirtschaftskraft wird von jenen Deutschen verstärkt, die von den lokalen Behörden von der Enteignung ausgenommen wurden, weil sie nicht Mitglieder der Deutschen Volksgruppe waren oder aus anderen Gründen, so dass es zurzeit deutsche Familien oder anonyme deutsche Gesellschaften gibt, die zehn, zwanzig, hundert Hektar500 Ackerfläche besitzen. Es ist davon auszugehen, dass die genannten deutschen Landeigentümer zahlreichen Volksgenossen Unterhaltsmittel zur Verfügung stellen. Dieser Umstand könnte die Erklärung dafür sein, dass die deutschen Enteigneten in manchen Verwaltungsbezirken den Arbeitseinsatz auf den Staatsfarmen verweigern, obwohl sie mehrfach dazu eingeladen und ihnen die besten Bedingungen geboten wurden. Außer der geschilderten wirtschaftlichen Lage der deutschen Bevölkerung und dem damit angedeuteten politischen Problem muss auch auf die schlechten Beziehungen im Zusammenleben dieser Bevölkerung mit den rumänischen Nutznießern der Reform und den Kolonisten hingewiesen werden, die zusätzlich gestört werden durch eine feindliche Propaganda gegenüber dem heutigen Regime, betrieben von Elementen, die von der Landvergabe ausgeschlossen waren. Wir konnten folgende Tatbestände feststellen: Streitigkeiten zwischen den im selben Haus lebenden Deutschen und den neuen Eigentümern, Diebstähle, die Deutsche bei den neuen Eigentümern verübten usw. Diese Beziehungen verschlechtern sich in dem Maße, wie die Deutschen ihren wirtschaftlichen Rückhalt einbüßen. Deutsche Elemente, die aus der Haft oder aus den Arbeitslagern entlassen werden und die Zahl der Unzufriedenen vergrößern, verschärfen zusätzlich das Problem. Um der oben dargestellten Situation ein Ende zu bereiten, schlagen wir folgende Maßnahmen vor: 1. Die Hinführung der neuen Landbesitzer und der neu angesiedelten Landarbeiter zu einer rationellen Landwirtschaft, damit das Wirtschaftspotential der genannten Bezirke nicht sinkt. Wer den ihm zugeteilten Boden nicht vernünftig bebaut – wie es der Fall ist bei einigen Nutznießern im Banat, die die Ackerflächen in Weideflächen umgewandelt 500

Alle Unterstreichungen gemäß Original.

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haben – wird bestraft, wobei die Strafe bis hin zum Verlust der erworbenen Ackerfläche gehen kann. 2. Das Entfernen all jener Elemente aus den betreffenden Verwaltungsbezirken, die nicht regulär angesiedelt wurden, Elemente, die dem Regime gegenüber feindlich gesinnt sind und die Ursache für die Zwistigkeiten sind. 3. Die Überprüfung der nicht enteigneten Deutschen. 4. Das Entfernen der enteigneten deutschen Dorfbevölkerung aus diesen Bezirken, in ihrer Gesamtheit oder nur teilweise. Die Durchführung dieser vier Maßnahmen wird zur vollständigen Lösung der in den Regionen mit enteigneter deutscher Bevölkerung aufgetauchten Probleme führen. Gemäß einer Studie über die Umsetzbarkeit dieser Maßnahmen sind die ersten drei Punkte vollständig durchführbar. Bei der Umsetzung von Punkt vier ist im Falle der Umsiedlung der gesamten deutschen Bevölkerung in andere Bezirke mit Schwierigkeiten zu rechnen, und zwar aus folgenden Gründen: a) Die 47.650 Familien aus den Bezirken Temes-Torontal, Arad, Hermannstadt, Kronstadt, Großkokeln und Kleinkokeln ergeben zusammen rund 180.000 Personen, die umgesiedelt werden müssten; b) Die Ansiedlung dieser Menschen in 33 Verwaltungsbezirke und auf die Staatsfarmen erfordert etwa 12.000 Hektar Boden, wenn jede Familie nur ein Viertel Hektar für die Gründung einer neuen Wirtschaft bekommt; c) Der Transport dieser Menschen vom Aussiedlungs- zum Ansiedlungsort und ihre Bewachung bereiten große Schwierigkeiten. Rechnet man mit einem Waggon für zwei Familien, werden ca. 24.000 Waggons für den Transport benötigt, was ca. 480 Züge zu 50 Waggons ausmacht. Für eine etwaige Gesamtlösung wurden die Familienoberhäupter und die Familienmitglieder namentlich angeführt, ebenso das Dorf, aus dem sie wegziehen und jenes, in dem sie angesiedelt werden sollen.501 Auch die für die Ansiedlung notwendigen Flächen (ein Viertel Hektar pro Familie) wurden ausfindig gemacht, wobei auf die gleichmäßige und zur bodenständigen Bevölkerung in der Oltenia, Muntenia, Dobrudscha und Moldau verhältnismäßige Streuung der deutschen Neusiedler geachtet wurde. Die erarbeitete Studie ist ein Jahr alt. Seither sind einige Veränderungen eingetreten. Wir sind dennoch der Ansicht, dass die Gesamtlösung unter Punkt vier angesichts der aufgezeigten Schwierigkeiten nicht angezeigt ist. Mehr noch, eine so radikale Lösung wird gar nicht mehr nötig sein, wenn folgende Maßnahmen getroffen würden: In die Oltenia, die Muntenia, die Dobrudscha und die Moldau werden nur jene Familien umgesiedelt und verstreut, deren Familienoberhäupter vom wirtschaftlichen und politischen Standpunkt eine führende Stellung unter der Bevölkerung des Banats und Siebenbürgens einnehmen. Die Anzahl dieser Familien beträgt nach oberflächlicher Schätzung nicht mehr als 6000– 7000. 501 Die hier erwähnten Namenslisten befinden sich im Bukarester Historischen Zentralarchiv: ANIC, fond M.A.I. – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 43–59/1948.

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Hinsichtlich der praktischen Umsetzung ist diese Menge leichter zu identifizieren, einzuwaggonieren, zu bewachen und anzusiedeln. Die Operation muss in allen Bezirken mit deutscher Bevölkerung gleichzeitig durchgeführt werden. Nach Ablauf einer gewissen Zeit wird die Stimmung geprüft. Wenn sie nicht zufriedenstellend ist, wird eine neue Aktion dieser Art durchgeführt. (Es ist anzunehmen, dass sich die Stimmung zunehmend verbessern wird. Bereits heute gibt es deutsche Elemente mit gutem Verhalten.) Wir sind der Ansicht, dass die oben aufgezeigten Maßnahmen die Probleme, die in den Regionen mit enteigneter deutscher Bevölkerung aufgetreten sind, zufriedenstellend lösen können. 11. Juni 1948. [Tabelle 1: Aus- und Ansiedlungsbezirke sowie Zahl der zur Umsiedlung vorgesehenen Familien] Ansiedlungsbezirke Botoşani Baia Neamţ Iaşi Bacău Vaslui Tutova Tecuci Putna Covurlui Tulcea Konstanza R. Sărat Buzău Brăila Ialomiţa Prahova Ilfov Dâmboviţa Muscel Vlaşca Teleorman Argeş Olt

TemesTorontal – 3.143 – – – 1.566 – 703 899 654 962 – 140 – 381 1.323 1.831 441 1.494 953 – – – 901

Arad 566 735 933 1.240 – – – 220 – – 320 1.208 – – – – – – 300 144 – – 200 723

Aussiedlungsbezirke HermannKronstadt stadt – – – – – – – – – – – 568 – – – – – – 254 – – – 1.030 – – – 919 – 434 – – – – 424 – 1.001 – – – – 767 – – 370 600 – – –

Großkokeln – – 353 – – – – – – – – – 1.130 – – – 470 2.580 – – – 929 – –

Kleinkokeln – – – 2.000 – 1.300 – 180 – – – – – – – – – – – – – – –

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Rm. Vâlcea Romanaţi Dolj Gorj Mehedinţi Ciuc Sălaj Satu Mare Maramuresch diverse Farmen in allen Bezirken Gesamt a

644 285 – – – – 700 108 381 1.048 18.547a

– – 327 284 – – – – – –

37 – 408 483 558 – – – – –

– – – – – – 712 1.458 – –

1.649 – – – – 772 – 217 – –

– – – – – 300 – – – –

7.200

5.490

4.533

8.100

3.780

Eigentlich 18.557.

Zusammenfassung Bezirk Temes-Torontal .................................. 18.547 Bezirk Arad ..................................................   7.200 Bezirk Hermannstadt ...................................   5.490 Bezirk Kronstadt ..........................................   4.533 Bezirk Großkokeln .......................................   8.100 Bezirk Kleinkokeln .......................................   3.780 Gesamtzahl ................................................... 67.650

Familien502 Familien Familien Familien Familien Familien Familien503

[Tabelle 2: Bevölkerung deutscher Muttersprache, gemäß der Volkszählung vom 25. Januar 1948] Bevölkerung mit deutscher Muttersprache in Rumänien: in den Städten in den Dörfern Insgesamt

89.571 254.342 343.913

Oltenia: Dolj Gorj Mehedinţi Romanaţi Vâlcea

256 11 137 10 32

Muntenia Argeş Brăila Buzău Dâmboviţa Ialomiţa Ilfov 502 503

Eigentlich 18.557. Eigentlich 67.660 Familien.

44 111 18 43 11 5.386

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Muscel Olt Prahova Rm. Sărat Teleorman Vlaşca

241

17 5 485 22 42 27

Dobrudscha Konstanza Tulcea

254 208

Moldau Bacău Baia Botoşani Covurlui Dorohoi Fălciu Iaşi Neamţ Putna Roman Tecuci Tutova Vaslui

28 27 53 115 15 2 109 85 30 46 5 22 2

Bukowina Kimpolung Radautz Suceava

2.253 930 1.006

Siebenbürgen Alba Kronstadt Ciuc Klausenburg Fogarasch Hunedoara Muresch Nassod Odorhei Sălaj Hermannstadt Somesch Großkokeln Kleinkokeln Drei Stühle Thorenburg

4.900 23.399 44 429 8.614 2.917 2.162 5.370 41 610 45.376 129 47.000 16.424 134 166

Banat Karasch Severin Temes[-Torontal]

14.780 13.689 108.481

Kreischgebiet – Maramuresch Arad

34.072

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Bihor Maramuresch Sathmar

346 1.615 1.368

Munizipium Bukarest

5.348

[Fragebogen] 1. Wie viele Deutsche leben im Bezirk? 2. Wie viele davon sind Arbeiter, wie viele Bauern und wie viele gehören anderen sozialen Kategorien an? 3. Wie ist ihre materielle Lage? 4. Wie wohnen sie? 5. Äußern sie sich politisch? 6. Wurden auf den Grundstücken der Deutschen Kolonisten angesiedelt und wenn ja, von wo? 7. Welches ist deren politische Einstellung? 8. Was schlagen die Parteiorganisation und die Behörden zur Lösung des Problems mit den Deutschen im Bezirk vor? Banat: Bezirke Temes504, Karasch, Severin. Siebenbürgen: Bezirke Großkokeln, Kleinkokeln, Hermannstadt, Kronstadt, Fogarasch, Nassod, Alba. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 118/1948, f. 1–10.

106. Geheimdienstlicher Bericht über die geplante Gründung einer Organisation der deutschen Bevölkerung (Juli? 1948) Das Deutsche Problem Bewertung: sicher505 Information506 Überlegungen zur geplanten politischen Organisation der Sachsen Die Nachricht, dass das ZK der RAP es für notwendig erachtet, die deutsche Bevölkerung auf demokratischer Basis neu zu organisieren507, wurde von der überwiegenden Mehrheit der sächsischen Bevölkerung mit Genugtuung aufgenommen.

504

Verkürzt für Temes-Torontal. Ohne Absender, Anschrift und Datum. 506 Unterstreichungen im Original. 507 Es handelt sich um die Resolution des Zweiten ZK-Plenums der RKP/RAP vom 10.–11. Juni 1948, wo zum ersten Mal (in Artikel 10) eine Aussage dieser Art gemacht wurde: „Das Problem der deutschen Bevölkerung im Banat und in Siebenbürgen müssen wir auf demokratische Weise lösen, indem wir die Gründung einer Organisation der werktätigen deutschen Bevölkerung aufgrund der Klassendifferenzierung unterstützen werden.“ Siehe: Rezoluția Plenarei a Doua a Comitetului Central al Partidului Muncitoresc Român (10–11 iunie 1948). Editura Partidului Muncitoresc Român [o. O., o. J.]; Artikel 10 auch in: Baier 2005, S. 43f. Dt.: Der Beschluss der zweiten Vollsitzung des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei (10.–11. Juni 1948), in: „Temesvarer Zeitung“ vom 24. Juni 1948, S. 1–3. 505

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Die oben [!] stehenden Informationen wurden in verschiedenen Ortschaften gesammelt, so in: Kronstadt, Hermannstadt, Schäßburg, Bukarest sowie in den Dorfgemeinden. 1. Seit dem 23. August 1944 und bis heute, vor allem seit der Aushebung der Sachsen im Januar 1945 und seit der Agrarreform, konnte eine zunehmende Lethargie in der sächsischen Bevölkerung festgestellt werden, die sich mit der Ausschöpfung der letzten materiellen Reserven und der zunehmenden Arbeitslosigkeit in den Dörfern und Städten in einer verzweifelten Lage befindet. Ihre erste Reaktion war der offene Hass gegenüber den ehemaligen hitleristischen Führern, die, wenn sie im Land geblieben wären, sicherlich von der aufgebrachten und in ein unbeschreibliches Elend geratenen sächsischen Bevölkerung selbst zur Verantwortung gezogen worden wären. Es hat sich herausgestellt, dass diese Führer unter dem Vorwand, „Anweisungen“ bekommen zu haben, große Summen für verschiedene Organisationen herausgepresst haben, während sie selbst ein Leben im Luxus führten, große Autos fuhren und sich der Bevölkerung gegenüber arrogant und provokativ verhielten. Die Rekrutierung junger Sachsen in die SS geschah unter Druck und Drohungen und war vollkommen unpopulär, vor allem unter den Bauern. Trotz dieser Aktion kam es nicht selten vor, dass sich die jungen Männer der Einreihung entzogen, selbst mit dem Risiko, mit einer entsprechenden Aufschrift, die über Nacht auf dem Haustor auftauchte, oder auch durch offene Beschimpfungen als „Volksverräter“ gebrandmarkt zu werden. Infolge der Aushebungen für den Arbeitsdienst in der UdSSR blieben die kleinen Kinder ohne Eltern zurück und die alten Leute ohne Unterstützung, und nach der Agrarreform hatten die Bauern kein Auskommen mehr, weil ihnen nicht einmal die Arbeit auf den Feldern der neuen Besitzer gestattet wurde. Gleichzeitig begannen die Entlassungen der Sachsen, die in verschiedenen Privatunternehmen und Fabriken angestellt waren; insbesondere durch die Komprimierungen508 wurde die Zahl der Arbeitslosen noch einmal erhöht, so dass ein wahres sächsisches Proletariat in den Städten entstand. Die Sachsen fragten sich freilich, warum sie so hart bestraft wurden, wo sie doch zum größten Teil als fleißige und geschickte Bürger harmonisch mit dem rumänischen Volk zusammengelebt hatten, vor allem auf dem Land. In den Städten erkannten die jungen Leute, anders als einige ältere Elemente, dass die Sachsen nicht mehr abwartend und isoliert sein dürfen, sondern sich in die neue demokratische Ordnung einreihen müssten. Bei den zuständigen Stellen wurde versucht, für sie die Erlaubnis einer ähnlichen Organisation, wie es der Ungarische Volksverband ist, zu erwirken, aber sie wurden beschieden, dass dafür die Zeit noch nicht gekommen sei. Daraufhin wurden Verhandlungen aufgenommen im Hinblick auf ihre Aussiedlung nach Amerika, Australien, Kanada usw., die aber insgesamt ergebnislos verliefen. Nach der Nationalisierung der Industriebetriebe509 halten die Sachsen ihre Enteignung für abgeschlossen, da sie nichts mehr besitzen außer den Stadthäusern, die indes nichts einbringen, im Gegenteil eine Steuerlast darstellen. 508

Propagandistische Umschreibung der Entlassungen. Die Industriebetriebe wurden am 11. Juni 1948 verstaatlicht. Siehe: Legea Nr. 119 pentru naționalizarea întreprinderilor industriale, bancare, de asigurări, miniere și de transporturi [Gesetz 509

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Sie halten den Augenblick für gekommen, sich ein neues Leben auf einer neuen Grundlage aufzubauen. 2. Was sagen die Zahlen über dieses zwar kleine Volk, das indes ein recht großer Wirtschaftsfaktor ist? Man geht davon aus, dass heute etwa 150.000 Deutsche (Sachsen und Schwaben) in Siebenbürgen und im Banat leben. Vor dem Krieg gab es in Rumänien etwa 2.500.000 Sachsen [!], von denen noch etwa 150.000 im Land sind. Die anderen befinden sich in der UdSSR (etwa 40.000), in Österreich und Deutschland (etwa 30.000), und der Rest ist tot. Etwa 60–70 Prozent waren [Landwirte], zum Teil ausgezeichnete Fachkräfte im Landbau, der Viehzucht, dem Weinbau usw. Der andere Teil lebte in den Städten als Handwerker, Händler, Industrielle, Beamte usw., fast alle mit solider Ausbildung in ihrem Fach, ein Teil studiert und mit Auslandserfahrung. Diese Leute sind es gewohnt zu arbeiten, und sie suchen nun ein neues Betätigungsfeld. 3. Als praxisorientierte Menschen haben sie erkannt, dass die alten Zeiten nicht mehr zurückkehren, sie sehen die Realität und versuchen, sich in die neue Staatsordnung einzugliedern. Ihrer allgemeinen Ansicht nach wird Rumänien endgültig im sowjetischen Einflussbereich bleiben, eine Realität, die nicht einmal mehr von etwaigen weitreichenden internationalen Ereignissen verändert werden kann. Eingedenk ihrer Arbeitskraft und ihres Organisationstalentes sind sie der Überzeugung, dass sie sich in einer sozialistischen oder kommunistischen Welt genauso gut entwickeln werden wie in der kapitalistischen Welt der Vergangenheit. Sie glauben, dass ihre Leistungsfähigkeit an die Bedingung gebunden ist, zusammen, in der Gemeinschaft, zu leben, und dass viele ihrer Fähigkeiten verloren gingen, wenn sie verstreut und mit anderen Völkern vermischt würden, weil sie zu einer schnellen Assimilierung neigen. Dieses Phänomen konnte im Altreich beobachtet werden, wo die Sachsen nach ihrer Romanisierung in ihrer Leistung schnell nachließen. Die Bauern sind weiterhin der Ansicht, dass ihre Erfahrungen und ihre Fähigkeiten dem siebenbürgischen Boden entsprechen, den sie mehrere hundert Jahre lang bebaut haben. Damit erklärt sich auch die Tatsache, dass die Sachsen sich an den Gedanken gewöhnt haben, im Land zu bleiben und sich in die neue Welt einzugliedern, und die Überzeugung hegen, dass sie als loyale Staatsbürger sich eine neue Existenz schaffen können. 4. Welches waren und welches sind die politischen Exponenten der Sachsen? Nach dem 23. August 1944 hat sich die alte Garde unter den Politikern, die nahezu ein politisches Monopol besaß (Dr. Hans Otto Roth, Hermannstadt, Dr. W. Depner510, Kronstadt, Dr. W. Seiffert511, Mediasch-Schäßburg, Dr. Hans Hedrich512, Mediasch, Connerth513, Mediasch), nach und nach zurückgezogen und ist mit der Zeit in völlige Nr. 119 zur Nationalisierung der Industriebetriebe, Banken, Versicherungen, der Bergbau- und Transportunternehmen], in: M.O., I, Nr. 133bis vom 11. Juni 1948, S. 5047–5066. 510 Der Arzt Dr. Wilhelm Depner (1873–1950). 511 Vermutlich Wilhelm Seiffert, Anwalt. 512 Hans Hedrich (1889–1954), Anwalt, Abgeordneter (1922–1933) und Senator (1933–1940) im rumänischen Parlament. 513 Fritz Connerth (1883–1945), Abgeordneter, danach Senator im rum. Parlament. Vgl. Anm. 316.

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politische Inaktivität verfallen. [Diese Männer] waren es gewohnt, mit jeder rumänischen Regierung zu paktieren, sie standen in Verbindung zu den historischen Parteien. Ein Außenseiter war der Hermannstädter Rudolf Brandsch, ein Politiker, der in der Opposition blieb und sich großer Sympathien erfreute, weil er breitere und ärmere Bevölkerungsschichten vertrat. Dr. Hans Otto Roth hat teilweise mit Unterstützung seines Schwagers Fritz Copony514, Kronstadt, mehrmals versucht, mit Dr. Petru Groza Verbindung aufzunehmen, wurde aber kategorisch abgewiesen und bekam keine Audienz. Nach dem Scheitern der alten Garde hat ein alter Hermannstädter Sozialdemokrat namens Mayer515 bei Dr. Petru Groza den Versuch unternommen, den Grundstein für eine Zusammenarbeit mit den Sachsen zu legen. Mayer ist ein alter anerkannter Kämpfer, er hat vor dem Krieg aus Idealismus in Russland gelebt, und weil er Arbeiter ist, hat er in Hermannstadt die sozialdemokratische Partei der Sachsen organisiert. Er scheint zu alt für die Leitung eines derartigen Unterfangens gewesen zu sein, denn dieses ist gescheitert. Erst in letzter Zeit sind neue Persönlichkeiten aufgetaucht, die sich für die politische Lage der Sachsen zu interessieren scheinen: die Anwälte Falk, Kronstadt (Vater und Sohn516), Ing. Roth517, Kronstadt, Anwalt Zink518, Hermannstadt, Anwalt Leonard519, Hermannstadt, Dr. Hans Bruckner520, Bukarest. Letzterer wurde von Premierminister Dr. Petru Groza zu einer Audienz empfangen. Unter den Pfarrern ist Dr. Möckel521, Kronstadt, der Ansicht, dass sich die Kirche nicht in die Politik einmischen darf, während der Hermannstädter Pfarrer Dr. Hermann522 auch an der politischen Organisation der Sachsen interessiert zu sein scheint. Es gibt auch noch eine kleinere Gruppe von Sachsen, die in die rumänischen demokratischen Parteien eingetreten sind (zu den Sozialdemokraten, in den Verband der Patrioten, die Nationale Volkspartei) und die für eine möglichst enge Annäherung an das rumänische Volk sind, mit dem sie als progressive Intellektuelle zusammenleben und arbeiten. In Bukarest haben sich in letzter Zeit ein gewisser Andree523 und Dr. Fuss524 hervorgetan, die sich damit brüsten, Beziehungen zu verschiedenen Behörden zu unterhalten. Ihre Tätigkeit bestand aber vielmehr aus Interventionen, sie wurden weder geschätzt noch ernst genommen. Die Hoffnung des Volkes richtet sich anscheinend auf jene jungen Leute, die noch in der UdSSR sind, deren baldige Rückkehr aber erwartet wird und die nicht der überholten 514

Fritz Copony (1890–1966), Generaldirektor der Maschinenbaufabrik „Schiel“. Rudolf Mayer. 516 Dr. Hermann Falk (1884–1971) und Udo Falk (1909–1987). 517 Fritz Roth (1889–1979), Kurator der Honterus-Gemeinde. 518 Möglicherweise ist Richard Zintz gemeint. 519 Konnte nicht identifiziert werden. 520 Hans Bruckner, Anwalt, Bezirkskirchenkurator in Bukarest (1948–1952). 521 Konrad Möckel (1892–1965), Stadtpfarrer von Kronstadt (1933–1958). 522 Alfred Herrmann (1888–1962), Stadtpfarrer von Bukarest (1937–1946), danach Hermannstadt (1946–1961), Bischofsvikar (1954–1961). 523 Erhard Andree. 524 Johann Adolf Fuss (Fuß), Rechtsanwalt in Bukarest. 515

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Mentalität der alten Welt verhaftet sind 525. Ebenso scheint die nach den Aushebungen im Land verbliebene Jugend, die mittlerweile erwachsen ist, von einem neuen Geist erfüllt zu sein, voller Sehnsucht und Enthusiasmus, sich in die demokratische Zeit einzugliedern. Man berichtet von jungen Leuten, die nach ihrem Abitur zum Studium an die Universität Moskau gehen wollten. Vorläufig gibt es noch keine konkreten Hinweise auf eine politische Organisation der Sachsen. Ohne Informationsmittel, insbesondere ohne Presse, werden sie unfähig sein, Propaganda zu machen, umso mehr, als die traurigen Folgen ihrer Mitgliedschaft in der Volksgruppe526 noch nicht vergessen sind. Zudem ist jeder mit der Sorge für das tägliche Brot beschäftigt und lebt ohne Verbindung zu seinen Volksgenossen, die er bloß am Sonntag in der Kirche sieht. Um den Gedanken einer neuen politischen Organisation der Sachsen unter das Volk zu bringen, sind von Seiten der Regierung klarere Aussagen erforderlich sowie verlässliche Garantien, dass die Mitgliedschaft in einer solchen Organisation nach einer gewissen Zeit nicht weitere Leiden nach sich zieht. Der Sachse will überzeugt werden. Ist er einmal überzeugt, so ist er gewöhnlich ein diszipliniertes, positives, pflichtbewusstes Element von sehr großer Arbeitskraft und Organisationsfähigkeit. Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 11701, fol. 436–438.

107. Das Politbüro des ZK der RAP debattiert die jüdische und die deutsche Frage. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (15. November 1948) [Nachdem zum Tagesordnungspunkt 1 – „Entwurf einer Resolution zum jüdischen Problem“ – viel und kontrovers diskutiert wurde, fasst der Sitzungsleiter die Debatten zusammen und bringt einen Kompromissvorschlag ein.] Gheorghe Gheorghiu Dej527 weist darauf hin, dass im Politbüro mehrere Stunden lang der vom JDK528 vorgelegte Bericht und die ergänzenden Vorschläge von Gen. Miron [Constantinescu] diskutiert wurden, dass von vornherein unterstrichen wurde, dass die Frage nur vom Klassenstandpunkt aus zu stellen ist. Es wurden Anweisungen für die Abfassung der Resolution erteilt, um die prinzipielle und praktische Position unserer Partei in dieser Frage bekannt zu machen. Unabhängig von der Bezeichnung muss der Inhalt, der veröffentlicht wird, alle Aspekte der Frage umfassen, weil sie die gesamte Bevölkerung des Landes angeht. Die informativen Bulletins der Securitate-Organe weisen auf gefährliche Aktionen der Untergrundorganisationen hin, die den Antisemitismus anheizen, und auch auf Aktionen der zionistischen Organisationen. Es ist klar, dass die Partei eine Stellungnahme abgeben muss, um in erster Linie die Parteimitglieder aufzuklären, sie zu wappnen im Kampf gegen den Chauvinismus, gegen den Antisemitismus und auch gegen die zionistischen Organisationen. 525 526 527 528

Von Hand unterstrichen und mit einem Fragezeichen versehen. Deutsch im Original. Schreibweise gemäß Original. Abkürzung für Jüdisches Demokratisches Komitee.

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Wir sollten ein breit angelegtes Dokument veröffentlichen und die Position unserer Partei darlegen; damit werden wir vielen Parteimitgliedern, in deren Köpfen Verwirrung herrscht, zur Klarheit verhelfen, und die Partei wird durch die Auswertung des Dokuments in ihrer Tätigkeit besser gewappnet sein. Wir würden das Problem herunterspielen, wenn wir es nur in Zeitungsartikeln behandeln, ein Dokument hat mehr Autorität als ein Artikel, ganz gleich wer ihn schreibt. Wenn wir keine Klarstellung bringen, wird die jüdische Bevölkerung weiterhin den Diversionen ausländischer Organisationen zum Opfer fallen, denn die zionistischen Organisationen gehorchen den Direktiven aus dem Ausland. Schlägt vor, das Dokument als Arbeitsgrundlage zu betrachten und daraus alles, was zu Diskussionen führen könnte, zu entfernen, am besten durch die Behandlung der nationalen Frage im Allgemeinen. Heikle Angelegenheiten, wie zum Beispiel das Thema der Emigration, sollten nicht in die Resolution aufgenommen werden, das JDK soll in dieser Frage indes Stellung beziehen. Auf Parteilinie soll die Resolution alle chauvinistischen Strömungen, [insbesondere] den Antisemitismus, gezielt angreifen, damit die Antisemiten unter unseren Parteimitgliedern zur Besinnung gebracht werden, denn ein Parteidokument hat einen ganz anderen Wert, es ist für die Parteimitglieder Gesetz. An der Resolution muss gearbeitet werden, damit sie nicht so trocken ist, sie muss ein politisches Dokument sein, sie muss die Strömungen nennen, die es in den Reihen der jüdischen Bevölkerung gibt, sie muss Zionisten und Antisemiten in gleicher Weise angreifen. Bei genauerem Hinsehen werden wir feststellen, dass die zionistischen Organisationen und die Untergrundorganisationen Kontakt zueinander haben; gewisse Geheimorganisationen, die sich mit Menschenhandel befassen, verwandeln nämlich Rumänen in Juden, um sie über die Grenze zu schaffen. Sie haben sich alle gegen unser Regime verschworen. In diesem Dokument müssen die nationalistisch-chauvinistischen Strömungen und ihre Tätigkeit bekämpft werden. Vasile Luca weist darauf hin, dass das Dokument zu Beginn die Erfolge unserer Partei in der nationalen Politik aufzeigen muss, danach sollen die Mängel, die es in der Frage der Juden, der Deutschen usw. noch gibt, angeführt werden; es soll ein Dokument zur nationalen Frage sein. Wir werden darin sowohl Kritik als auch Selbstkritik üben, wir werden die Frage des Klassenkampfes stellen und zeigen, wer der Feind ist und wer sein Verbündeter, das Dokument soll also die Haltung der Partei in der nationalen Frage darstellen. Das Politbüro beschließt auf Vorschlag von Gen. Gheorghiu, dem Dokument zur jüdischen Frage einen breiteren Charakter zu verleihen und es in eine Analyse der Ergebnisse der Parteiarbeit umzuwandeln, in eine Resolution zur nationalen Frage, in der die Erfolge, die Mängel, die Abweichungen, die Strömungen und die Bekämpfung aller nationalistischen und chauvinistischen Strömungen dargelegt werden.

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[Das Politbüro] beauftragt eine Kommission unter Leitung von Gen. M. Constantinescu, der weiterhin die Genossen Moghioroşi529, Răutu530, Feldman531 und Bányai532 angehören, damit, eine Vorlage im Sinne des Diskutierten auszuarbeiten und zunächst dem Sekretariat zu unterbreiten. Die Aktivisten des JDK werden in ihrer täglichen Arbeit im Sinne des Besprochenen wirken. Unter Punkt 2 schildert Gen. M. Constantinescu die Lage der deutschen Bevölkerung in der Vergangenheit sowie nach den Ergebnissen der Volkszählung von 1948. In der Einschätzung ihrer allgemeinen Einstellung stellt er fest, dass das deutsche Bürgertum mit einem neuen Krieg rechnet, dass es zum großen Teil von der amerikanischen Propaganda beeinflusst wird, insbesondere über die Schiene der Religion. Die Jugend erhält in den katholischen Organisationen dieselbe chauvinistische Erziehung wie vormals in der Hitlerjugend. Die Arbeiter haben eine abwartende, einige sogar eine feindselige Einstellung. Die heimgekehrten ehemaligen Angehörigen der SS schreiten zu offenen Aktionen; in den letzten Jahren haben sie eine Reihe von Aggressionen verübt, ein Genosse ist dabei getötet worden. Die deutschen Parteimitglieder besuchen mit großer Regelmäßigkeit die Sitzungen, ergreifen aber nicht das Wort, ihre Haltung ist reserviert. Die deutsche Bevölkerung schart sich um die katholische Kirche533; es war ein Fehler, dass wir uns vier Jahre lang um dieses Problem nicht gekümmert haben, wenn wir weiter zögern, wird sie bald zu einer fünften Kolonne des amerikanischen Imperialismus. Schlägt vor, dass auf Grund der Entschließung der Vollversammlung aus dem Juni, in der die Gründung einer Organisation zur antihitleristischen Erziehung nach Klassengrundsätzen festgelegt wurde, diese Organisation gegründet wird. Schlägt vor, dass die armen Arbeiter und Bauern [in ihren Wohnorten] bleiben dürfen, dass hingegen die Großbauern und die Händler in andere Regionen verbracht und zur Pflichtarbeit eingesetzt werden. In organisatorischer Hinsicht schlägt er die Gründung eines Initiativkomitees vor, dem ausschließlich deutsche, gründlich überprüfte Parteimitglieder angehören; dieses wird 529 Alexandru Moghioroş (hier Moghioroşi), ursprünglich Magyaros (1911–1969), Mitglied im ZK der RKP/RAP (1945–1968) und dessen Politbüro (1948–1968), Sekretär des ZK der RKP/ RAP (1948–1954 und 1965–1968); Vizeministerpräsident (1954–1965, mit Unterbrechungen). 530 Leonte Răutu (1910–1993), Mitglied (1948–1958, 1960–1984) und stellvertretendes Mitglied im ZK der RKP/RAP (1958–1960), stellvertretendes Mitglied im Politbüro (1955–1965) bzw. im Exekutivkomitee (1965–1981), als Vorsitzender der ZK-Kommission für Propaganda, Agitation, Kultur und Unterricht (ab 1948), für diese Bereiche zuständiger ZK-Sekretär (1965–1969) und Rektor der Parteiakademie „Ştefan Gheorghiu“ (1972–1981); einflussreicher und längst gedienter Ideologe der Partei. (Ausführliche biografische Angaben bei Tismăneanu, Vasile 2008.) 531 Bercu Feldman (1915–?), RKP-Mitglied seit 1934; Generalsekretär (ab 1949) des Jüdischen Demokratischen Komitees; Abgeordneter in der Großen Nationalversammlung (1948–1961). 532 László (auch Ladislau) Bányai (1907–1981), Mitglied der kommunistischen Bewegung seit 1933; Politiker des Ungarischen Volksverbands (MNSZ), Ministerialrat (1950–1952), Rektor der ungarischsprachigen Bolyai-Universität in Klausenburg (1952–1956). 533 So im Original. Unklar, ob es sich um eine Verwechslung mit der evangelischen Kirche handelt oder tatsächlich die katholische Kirche gemeint war, die nach der Aufkündigung des Konkordats mit Rom in das Visier der Parteiführung und der Sicherheitspolizei geraten war.

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einen Appell an die deutsche Bevölkerung richten, in den verschiedenen Verwaltungsbezirken werden Kommissionen gegründet, eine Landeskonferenz wird einberufen und es wird eine Organisationsform geschaffen. Stoica Chivu534 fragt, ob die deutsche Bevölkerung als mitwohnende Nationalität gilt und ob die Frage der deutschen Bevölkerung nicht gemäß der Linie unserer Partei in der nationalen Frage gelöst werden kann. Luca zeigt, dass in Folge unserer Politik, alle in den gleichen Topf zu werfen, die deutsche Bevölkerung geeint geblieben ist, dass Bürgertum und Arbeiterschaft zusammenhalten. Das Problem muss im Rahmen des Klassenkampfes gelöst werden, dafür müssen wir den Klassenkampf provozieren und die Klassendifferenzierung unterstützen. Wenn wir jetzt nur das deutsche Bürgertum ausheben, die anderen Bürgerlichen aber nicht, so würde man darin eine Maßnahme gegen die deutsche Bevölkerung im Allgemeinen sehen. Ein Teil der [deutschen] Arbeiter ist erwacht, viele kamen umerzogen aus der Sowjetunion zurück. Wir müssen die Einstellung der Sowjetunion gegenüber den Deutschen berücksichtigen. Obwohl sie mehr gelitten hat als wir, behandelt sie die Frage vom Klassenstandpunkt aus. Die Zerstreuung der gesamten deutschen Bevölkerung war ein abenteuerlicher Versuch, das Problem anzugehen, denn es ist nicht möglich, dreihundert bis vierhundert Tausend Menschen zu entnationalisieren. Bezeichnet es als Fehler, dass man auf den Dörfern gegen die Großbauern und gegen die Armen in gleicher Weise vorgegangen ist; das muss repariert werden. Desgleichen war die Ansiedlung einiger Kolonisten, die sich als Banditen erwiesen haben, ein Fehler; sie müssen entfernt werden, damit wir den armen Bauern die Möglichkeit geben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es muss für diese eine Klassenbasis geschaffen werden, eventuell in Form von Artels535. Verlangt, dass der Kampf gegen die Pfarrer aufgenommen und das Schulwesen umorganisiert wird; wir müssen eine demokratische Politik führen nach dem gleichen Prinzip des Klassenkampfes; in den Städten müssen wir zusehen, dass wir die Arbeiterschaft vom Gift des Faschismus befreien und das Bürgertum bekämpfen, und auf den Dörfern sollten wir ohne jede Furcht die arme Bauernschaft gegen die Großbauern und die Banditen unter den Kolonisten unterstützen. Ist mit dem Schaffen einer Organisation nicht einverstanden, weil wir den Masseneintritt der gesamten deutschen Bevölkerung nicht werden verhindern können; die Feinde würden [die Organisation] als ihre Plattform benutzen. Schlägt die Gründung eines Parteikomitees und von speziellen Parteikommissionen vor, die mit der Aufklärungsarbeit beginnen sollen. Es soll kein separates Parteiorgan geben, die Arbeiterschaft und die arme Bauernschaft müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Partei und der Sozialismus ihr Problem im Interesse der Werktätigen lösen.

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Stoica Chivu (1908–1975), Mitglied im ZK der RKP/RAP (1945–1975) und im Politbüro bzw. Politischen Exekutivkomitee (1945–1948 und 1952–1969, zwischenzeitlich und 1974–1975 nur stellvertretendes Mitglied), Sekretär des ZK (1961 sowie 1967–1969), Vorsitzender der Zentralen Revisionskommission (1969–1974); zwischen 1948 und 1955 Minister diverser Industriezweige, Ministerpräsident (1955–1961), Vorsitzender des Staatsrates (1965–1967). 535 Im zaristischen Russland genossenschaftlicher Zusammenschluss ländlicher Arbeitskräfte.

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Chişinevschi ist mit den Vorschlägen von Genossen Luca einverstanden, ist jedoch der Ansicht, dass das deutsche Bürgertum mehr als jedes andere Bürgertum der Exponent des Faschismus war, deshalb muss man gegen dieses entschiedener vorgehen, die entsprechenden Maßnahmen müssen beschleunigt werden, vor allem da es sich um die eigentlichen Drahtzieher der terroristischen und Spionage-Netzwerke handelt. Stimmt der Auffassung zu, dass die Gründung einer Organisation ein Fehler wäre und schlägt vor, ein Parteikomitee aus einem Kollektiv deutscher Genossen zu bilden, die in einer Parteischule geschult werden, ihre eigene Zeitung haben und mit der Aufklärungsarbeit beginnen. Iosif Rangheţ macht darauf aufmerksam, dass gegen die Legionäre und die ungarischen Faschisten Maßnahmen ergriffen wurden, nicht aber gegen die ehemaligen SS-Angehörigen, die als erste heimgekehrt sind. Schlägt vor, dass die Kommissionen, die gebildet werden sollen, auch bei der Identifizierung der frei herumlaufenden SS-Banditen helfen. Lotar Rădăceanu wünscht, dass dieses Komitee die Massen mobilisiert, dass es als ein Anliegen der Werktätigen in Erscheinung tritt. Vasile Vaida536 weist darauf hin, dass sich unter den Kolonisten auch feindliche Elemente, UdSSR-Flüchtlinge, befinden und schlägt ihre Überprüfung vor. Chivu erklärt bezüglich der Schulfrage, dass die dreiste Forderung nach Schulen in deutscher Sprache gestellt worden sei, jedoch nicht von Seiten der Arbeiter. Schlägt vor, dass die aktiven und identifizierbaren SS-Elemente für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden; andere Gruppen sollen zu Arbeiten im öffentlichen Interesse verwendet werden, bei Tunnel- und Kanalarbeiten; die Armen müssen wir umerziehen und organisieren. Alexandru Moghioroş stellt klar, dass wir nach dem Klassenprinzip vorgehen werden. Wir müssen die Bevölkerung von den kriminellen Elementen säubern und sie entnazifizieren. In der Praxis haben wir damit größere Schwierigkeiten auf dem Dorf, weil wir das Bauerntum ohne jeden Unterschied enteignet haben. Fordert, dass die Kolonisten entfernt werden, weil sie die Landwirtschaft zerstören und sich die Spitzen der Legionäre und Kriegsverbrecher unter sie geflüchtet haben. Schlägt vor, dass unabhängig davon, wie der armen Bevölkerung geholfen wird, wir die Deutschen nicht absondern, sondern mit anderen Nationalitäten zusammentun; ein Teil von ihnen soll auf den Staatsfarmen eingesetzt werden. Emil Bodnăraş weist darauf hin, dass es praktisch noch eine Reihe unbekannter Details gibt, wenn wir uns aber über das Prinzip einig sind, so soll das Politbüro neben den notwendigen administrativen und politischen Maßnahmen sich der Kommission widmen, damit diese Informationen besorgt und die Lage der verschiedenen Gruppen prüft, so dass gemäß der grundsätzlich festgelegten Linie die richtigen Maßnahmen getroffen werden können. Gheorghiu Dej erinnert daran, dass in der Debatte um die jüdische Frage festgehalten wurde, dass wir damit auch die politischen Direktiven und die Position unserer Partei zur Lösung der deutschen Frage verbinden können. Wenn sie also grundsätzlich nur unter Berücksichtigung des Klassencharakters betrachtet werden kann, heißt das für die Umsetzung der Maßnahmen in der Praxis: Anleitungen, 536

Vasile Vaida (1909–1987), Mitglied (1945–1955, 1960–1974) und stellvertretendes Mitglied (1955–1960) im ZK der RKP/RAP, stellvertretendes Mitglied des Politbüros (1948–1952); Landwirtschaftsminister (1948–1952).

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Pflichten, ein Aktionsplan, die Gründung eines Komitees, dessen Bezeichnung seinen Zweck benennen muss – den Kampf für die Entnazifizierung. Damit wären wir dann auf der Linie der Sowjetunion. In der sowjetischen Zone Deutschlands hat man die Leute genommen, wie sie waren; die Verbrecher mussten Rechenschaft ablegen, es wurden Reformen durchgeführt, es wurden Maßnahmen getroffen gegen die aktiven Führungselemente, während die demokratischen Elemente aus der Arbeiterschaft gefördert wurden, man hat Überzeugungs- und Umerziehungsarbeit geleistet. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands hat ziemlich viele Mitglieder. Es war ein Fehler, dass wir das Problem dem Landwirtschaftsministerium überlassen und uns nicht damit auseinandergesetzt haben, dass wir die faschistoiden Organisationen haben gewähren lassen. Die Kirche ist zum Gravitationszentrum geworden, scheinbar, denn es gibt Untergrundorganisationen, deren Führer weitreichende Verbindungen haben, und Weisungen erhalten; es gibt Anzeichen dafür, dass die gesamte deutsche Bevölkerung unter dem Einfluss der amerikanischen Propaganda steht, dass die Fünfte Kolonne bereits aufgestellt ist. Wir hatten überlegt, die deutschen Arbeiter aus Reschitza zu entfernen, weil die Lage dort besorgniserregend geworden war, wie in vielen anderen Betrieben auch; es fehlte uns die Klarheit, wir haben es versäumt, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, so dass nun die deutsche Bevölkerung als kompakte Masse in Erscheinung tritt, der Klassenaspekt verwischt ist, ein krasser Nationalismus zu Tage tritt. Was nicht bedeutet, dass die materielle Basis für die Klassendifferenzierung nicht gegeben ist. Die ehemaligen SS-Männer sind mit gewissen Aufträgen im Land geblieben, andere sind mit Aufträgen heimgekehrt, und es stimmt, wir haben die ungarischen Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen, nicht aber die deutschen. Zu den praktischen Maßnahmen muss ein Tätigkeitsplan hinzukommen, nach dem die feindlichen Elemente eingesammelt und Maßnahmen gegen sie getroffen werden. Schlägt vor, dass dieselbe Kommission, die den Entwurf der Resolution in der jüdischen Frage verfasst, in groben Zügen auch die prinzipielle Orientierung in der deutschen Frage darin aufnimmt und dass auf Grund der Materialien, die beim Innenministerium vorliegen, ein Tätigkeitsplan zusammengestellt wird. Ist einverstanden, dass Genosse Stoffel537 Mitglied der Kommission wird. Schlägt vor, dass die Genossen aus dem Innenministerium ein Material über die Einstellung der deutschen Bevölkerung vorbereiten – die Haltung der Arbeiter, der Kirche; wir müssen wissen, wo mehr Arbeiter konzentriert sind, welche Aktionsformen sie benutzen, welche Maßnahmen getroffen wurden, und auf Grund dieser Zusammenstellung müssen wir unser Vorgehen abstimmen, denn wenn es nicht angemessen ist, kann das die richtigen Prinzipien auf den Kopf stellen. Schlägt desgleichen vor, dass, wie auch für die Juden, ein Tätigkeitsplan ausgearbeitet wird. 537 Emmerich Stoffel (1913–2008), RKP-Mitglied seit 1934, Mitglied des RKP-Bezirkskomitees Kronstadt und zuständig für Kaderfragen (1945–1947), Sekretär (d. h. Vorsitzender) des Deutschen Antifaschistischen Komitees (1949–1951), Ministerialrat im Staatssekretariat für Nationalitäten (ab 1947), Botschafter Rumäniens in der Schweiz (1951–1956); Mitglied im ZK der RKP (1965–1974); langjähriger Chefredakteur der Bukarester Zeitschrift „Neue Literatur“ (1959–1985).

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Schlägt vor, dass die Bezeichnung des Komitees „Deutsches Antifaschistisches Komitee“538 sein soll, wir sollen ihm den Charakter des antifaschistischen Kampfes geben; es soll eine Zeitung haben, Broschüren veröffentlichen und durch sie die Klassendifferenzierung vorbereiten. Dieses Komitee soll desgleichen Konferenzen veranstalten und Schulbücher mit demokratischem Inhalt drucken. Wir brauchen von Seiten der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands Orientierung in dieser Sache und Broschüren, ebenso werden wir die in der Sowjetunion in deutscher Sprache erschienene Literatur verwenden. Auf diese Weise wird das Komitee als eine seriöse Einrichtung erscheinen und Autorität in der deutschen Bevölkerung gewinnen. Die Kommission soll mit der Arbeit am grundlegenden Teil beginnen, Genosse Teohari soll das Material für die praktische Seite vorbereiten, und für das JDK sollen Aufgaben und Anweisungen für die konkrete Umsetzung der Beschlüsse erteilt werden. Das Dokument soll in 10 Tagen fertig sein. Das Politbüro genehmigt die Vorschläge des Genossen Gheorghiu. Constantinescu schlägt vor, eine kurze Analyse der ukrainischen Frage vorzunehmen und fragt, ob das Politbüro es für opportun hält, einen ukrainischen Kulturverband zu gründen, oder ob die ARLUS in den Gebieten, wo es Ukrainer gibt, für den Vertrieb der Materialien eigene Abteilungen ins Leben ruft. Das Politbüro beschließt auf Grund des Vorschlags von Genossen Gheorghiu, dass das Dokument eine politische Grundsatzanalyse enthalten wird, aus der die praktischen Aufgaben betreffend die Ukrainer abzuleiten sind; es soll kein ukrainischer Kulturverband gegründet werden, sondern die ARLUS soll das Material vertreiben. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 56/1948., fol. 3–13. Abgedruckt in: Stenograme 2002, Dok. 42, S. 365–373, Auszüge in: Baier 2005, S. 35–41.

108. Resolution des Politbüros des ZK der RAP zur nationalen Frage (Dezember 1948) Resolution des Politbüros des ZK der RAP zur nationalen Frage539 538

Unter diesem Namen wird das Komitee offiziell am 13. Februar 1949 gegründet. Das Dokument ist in zwei Typoskripten überliefert, das eine (dosar 230/1949) hat keinen Titel und trägt auf der ersten Seite links oben den handschriftlichen Vermerk „Secret“ (dt.: Geheim). Die zweite Fassung (dosar 90/1948) hat Titel und Untertitel und wurde mit dem handschriftlichen Vermerk „Dec. 1948“ versehen. Es handelt sich bei dieser zweiten Fassung offensichtlich um eine spätere Abschrift (nach 1953, als eine Rechtschreibreform das „â“ weitgehend aus dem Schreibgebrauch entfernt und durch „î“ ersetzt hatte). Am 6. Dezember stand die Resolution auf der Tagesordnung im Sekretariat des Politbüros, Gheorghiu-Dej blockierte ihre Verhandlung mit der Bemerkung, es müssten im Text „noch einige Dinge verändert werden“. Er machte den Vorschlag, sie bis „zur nächsten Sitzung“ zu vertagen. (Siehe: Proces verbal nr. 26, al şedinţei Secretariatului din 6 decembrie 1948 [Protokoll Nr. 26 der Sekretariatssitzung vom 6. Dezember 1948], in: Stenograme 2002, S. 395–397, hier S. 397). Im Historischen Zentralarchiv in Bukarest werden auch Sitzungsprotokolle des Politbüros vom 7., 8., 9. und 10. Dezember 1948 aufbewahrt. In keinem wird dieses Thema weiter angesprochen, so dass angenommen werden muss, dass die Resolution ohne ihre förmliche Verabschiedung durch das Politbüro zur Veröffentlichung in der Parteizeitung freigegeben wurde. Die Verabschiedung des Dokuments ist auch im Zusammenhang mit der Deklaration der Menschenrechte zu sehen, die zu jenem Zeitpunkt von der UNO in Paris verhandelt wurde. Der sowjetische Verhandlungsführer A. J. Wyschinski kritisierte am Entwurf, dass die Ausübung der nationalen Kultur und der Gebrauch der Muttersprache im Unterricht, in der Öffentlichkeit und vor den Behörden nicht garantiert seien. 539

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Dieser Tage fand eine Sitzung des Politbüros des ZK der RAP statt, die sich im Auftrag der Vollversammlung des ZK der RAP den Aufgaben der Partei in der nationalen Frage widmete. Das Politbüro hat folgende Resolution gefasst: Das Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei ist sich dessen bewusst, dass die Arbeiterklasse und das ganze Volk in der Übergangszeit zwischen Kapitalismus und Sozialismus vor großen Aufgaben stehen und erachtet es als notwendig, dass im Sinne einer konsequenten Anwendung der demokratischen Politik auf die nationale Frage sich die gesamte Partei mit dieser Angelegenheit gründlich auseinandersetzen muss. Unter den derzeitigen Bedingungen des sich zuspitzenden Klassenkampfes werden wir durch die konsequente Anwendung der Parteilinie in der nationalen Frage die politische und moralische Einheit des werktätigen Volkes ohne Unterschied der Nationalität beim Aufbau des Sozialismus noch fester zementieren. Gleichzeitig entreißen wir dem Feind, der Reaktion und dem Imperialismus eine gefährliche Waffe. I Die Lösung der nationalen Frage ist eine bedeutende politische Aufgabe des Proletariats. Die Partei des Proletariats, die einzige politische Kraft, die konsequent und zielstrebig die vollständige Lösung der nationalen Frage in Einklang mit den grundlegenden Interessen der Arbeiterklasse und des gesamten Volkes verfolgt, wird geleitet von den Lehren des Marxismus-Leninismus. Die Lehren von Marx – Engels – Lenin und Stalin gehen davon aus, dass ein Volk nicht frei sein kann, wenn es andere Völker unterdrückt, und sie zeigen uns, dass das Proletariat und seine revolutionäre Partei die führende Kraft im Kampf für Freiheit und Gleichberechtigung aller Nationalitäten, für die internationale Solidarität der Werktätigen werden müssen. Die Klassiker des Marxismus haben deutlich gemacht, dass die nationale Frage im Zusammenhang mit den Aufgaben der Arbeiterklasse gesehen werden und dass sie stets der Hauptaufgabe der Arbeiterklasse untergeordnet werden muss: der Abschaffung der kapitalistischen Ausbeutung und der Einführung der sozialistischen Ordnung, denn ohne die Gewährleistung der völligen Gleichheit unter den Nationalitäten kann das Proletariat die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen nicht abschaffen. Lenin und Stalin haben sowohl gegen den großrussischen Chauvinismus gekämpft als auch gegen den reaktionären Nationalismus der Bourgeoisie der unterdrückten Nationalitäten. Die bolschewistische Partei hat in glänzender Weise vorgeführt, wie das nationale Problem im Rahmen der sozialistischen Revolution gelöst werden kann. Aus dem Russland der Zaren, das ein Gefängnis der Völker war, hat die bolschewistische Partei die großartige gemeinsame Heimat aller von jeglicher Ausbeutung und Unterdrückung befreiter sowjetischen Völker geschaffen. Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken wurde nach dem Prinzip der Gleichheit und Willensfreiheit der Völker geschaffen. Den Sieg der leninistischen nationalen Politik erklärt Stalin folgendermaßen: „Das Fehlen von Ausbeuterklassen, die die Hauptorganisatoren der Zwietracht zwischen den Nationen sind; das Fehlen der Ausbeutung, die gegenseitiges Misstrauen züchtet und nationalistische Leidenschaften schürt; die Tatsache, dass die Arbeiterklasse an der Macht ist, die ein Ebenso kritisierte er, dass Großbritannien und die USA sich der Aufnahme in die UNO von Ungarn, Bulgarien und Rumänien widersetzten. Die Stellungnahmen Wyschinskis werden von der „Scânteia“ am 10., 11. und 12. Dezember 1948 abgedruckt. Der Text der Resolution liest sich in diesem Zusammenhang wie ein Beweis, den Rumänien erbringen wollte, dass es seine Hausaufgaben in puncto Minderheitenrechte gemacht hatte.

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Feind jeglicher Versklavung und der treue Träger der Ideen des Internationalismus ist; die tatsächliche Verwirklichung der gegenseitigen Hilfe der Völker auf allen Gebieten des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens; schließlich das Aufblühen der nationalen Kultur der Völker der Sowjetunion, der Form nach national, dem Inhalt nach sozialistisch – alle diese und ähnliche Faktoren haben dazu geführt, dass sich die Physiognomie der Völker der Sowjetunion völlig verändert hat, dass das Gefühl gegenseitigen Misstrauens in ihnen geschwunden ist, das Gefühl gegenseitiger Freundschaft sich bei ihnen entwickelt hat und somit die wahrhaft brüderliche Zusammenarbeit der Völker im System eines einheitlichen Bundesstaates zustande gekommen ist.“540 Die nationalistische, rassistische und chauvinistische Politik der Imperialisten will die internationale Solidarität der werktätigen Massen in ihrem Kampf gegen den Imperialismus und für Demokratie und Sozialismus untergraben und führt zum Verlust der Unabhängigkeit und der nationalen Souveränität der Völker. Die sowjetische Politik der Gleichberechtigung bringt auch auf dem Gebiet der Außenpolitik die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Völkern zur Geltung, die auf der Achtung der Freiheit und der Unabhängigkeit aller Nationen beruhen. Stalin lehrt uns: „Die Sowjetmenschen sind der Ansicht, dass jede Nation, ob groß oder klein, ihre qualitativen Besonderheiten besitzt, ihre Eigenart, die nur ihr gehört und die andere Nationen nicht besitzen. Diese Besonderheiten sind jener Beitrag, den jede Nation zum gemeinsamen Schatz der Weltkultur leistet und mit dem sie ihn ergänzt, ihn bereichert. In diesem Sinne sind alle Nationen, die kleinen und die großen, in der gleichen Lage, und jede Nation ist jeder beliebigen anderen Nation gleichbedeutend.“541 Die Verwirklichung dieser Politik durch die UdSSR sowohl im Inneren als auch nach außen hin beweist die völlige Richtigkeit der marxistisch-leninistischen Auffassung in der nationalen Frage. II Die Politik des bürgerlichen Nationalismus ist eine Politik der Entzweiung, der Unterjochung und der Unterdrückung der Völker. Der Nationalismus ist der gefährlichste Feind der im Kampf für ihre Klasseninteressen geeinten Werktätigen, wohingegen der proletarische Internationalismus die stärkste Waffe der Arbeiterklasse und aller Werktätigen gegen jede nationale Unterdrückung und Klassenausbeutung ist. Lenin sagt: „Deshalb handelt der Arbeiter, der die politische Einigung mit der Bourgeoisie ‚seiner‘ Nation höher stellt als die feste Einheit mit den Proletariern aller Nationen, seinen eigenen Interessen, den Interessen des Sozialismus und den Interessen der Demokratie zuwider.“542 Der Nationalismus der verräterischen Clique aus der Führung der Jugoslawischen Kommunistischen Partei hat zu einer Politik geführt, die den Klassenkampf verlässt und die Werktätigen vor dem Klassenfeind demobilisiert und entwaffnet. Diese niederträchtige Gruppe hat sich vom Marxismus-Leninismus entfernt und mit der UdSSR, den volksdemokratischen Ländern und der internationalen Arbeiterbewegung 540

Wörtliches Zitat aus: Stalin: Über den Entwurf der Verfassung der UdSSR, in: Stalin 1945,

S. 17f. 541

Zitat aus Stalins Rede auf dem Diner zu Ehren der finnischen Regierungsdelegation vom 7. April 1948, dt. in: Stalin 1979, S. 83f., hier S. 83. 542 Zitat aus Lenins Thesen zur nationalen Frage, dt. in: Lenin 1962, S. 233–241, hier S. 235.

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gebrochen. Sie verneint die führende Rolle der UdSSR in der sozialistischen Einheitsfront und schlittert damit in den Abgrund des Verrats am proletarischen Internationalismus. Diese Bande hat einen wilden Terror entfacht gegen die besten Söhne der jugoslawischen Arbeiterklasse, die dem marxistisch-leninistischen Internationalismus treu geblieben sind, sie hat die Verfolgung der Nationalitäten aufgenommen, und sie versucht, auch in den benachbarten volksdemokratischen Ländern trotzkistische, terroristische Spionagezentren zu schaffen. Sie gefährdet damit nicht nur die sozialen Errungenschaften, sondern die Existenz der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien schlechthin, die sie dem englisch-amerikanischen Imperialismus ausliefert. Die Unabhängigkeit und die Souveränität der volksdemokratischen Länder sowie der Aufbau des Sozialismus in diesen Ländern können nur durch den geschlossenen Kampf der werktätigen Massen ohne Unterschied der Nationalität im Inneren jeden Landes im Sinne der Brüderlichkeit zwischen den Völkern und der internationalen Solidarität der Werktätigen gesichert werden, nur durch die gegenseitige Unterstützung der Volksdemokratien und ihren Schulterschluss mit der Sowjetunion, der stärksten Bastion des Friedens und der Freiheit der Völker. Die Anlehnung an die UdSSR, das Land des Sozialismus, und die entschiedene Bekämpfung der antisowjetischen Einstellung in jeder Form ist der Prüfstein für das Gedeihen und Aufblühen der volksdemokratischen Länder, für die Festigung ihrer Freiheit und nationalen Unabhängigkeit. III Nach dem Ersten Weltkrieg haben die westlichen Imperialisten in den reaktionären Nachbarstaaten der Sowjetunion eine tollwütige Hasspropaganda gegenüber der Sowjetunion unterhalten, sie haben Zwietracht und nationale Feindseligkeiten geschürt. Um sich die Ausbeutung der werktätigen Massen zu sichern, haben die rumänische Bourgeoisie und die rumänischen Gutsherren in Hörigkeit zum Imperialismus und in Kumpanei mit der Bourgeoisie und den Gutsherren der nationalen Minderheiten eine hasserfüllte Unterdrückungs- und Entnationalisierungspolitik geführt und in den von den Nationalitäten bewohnten Gebieten ein wahres Kolonialregime eingeführt. Im bürgerlich-gutsherrlichen Rumänien war die Rumänische Kommunistische Partei die einzige Partei, die eine konsequente Politik zur demokratischen Lösung der nationalen Frage geführt hat. Vom ersten Augenblick ihrer Existenz an hat die RKP den Kampf gegen die nationale Unterdrückung und für die völlige wirtschaftliche, politische und kulturelle Gleichberechtigung der zusammenwohnenden Nationalitäten als eine grundlegende Aufgabe festgelegt. Die nationale Unterdrückung durch die herrschenden Klassen hat auch die Ausbeutung und Unterdrückung der arbeitenden Massen des rumänischen Volkes erleichtert, sie hat die Widerstandskräfte des Volkes geschwächt und hat solcherart den Verrat der rumänischen Faschisten ermöglicht, die das Land dem deutschen Hitlerimperialismus in die Arme getrieben haben. Die Befreiung unseres Landes durch die siegreiche Sowjetarmee und der Sturz der widerwärtigen faschistischen Antonescu-Diktatur durch die demokratischen Kräfte mit der RKP an der Spitze haben die Bedingungen zur Sicherung der Unabhängigkeit unseres Landes und für die demokratische Lösung der nationalen Frage geschaffen. Die Rumänische Kommunistische Partei ist nie einen Kompromiss in der nationalen Frage eingegangen und ist mit Entschiedenheit der chauvinistischen Strömung entgegengetreten,

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die von den bürgerlichen Parteien genährt und unterhalten wurde. Dank der marxistischleninistischen Prinzipientreue konnte sie die Grundlagen eines dauerhaften brüderlichen Zusammenlebens zwischen dem rumänischen Volk und den mitwohnenden Nationalitäten legen. Die rumänische und die ungarische Reaktion haben im Dienste der englisch-amerikanischen imperialistischen Kreise versucht, in der Siebenbürgen-Frage Unstimmigkeiten zwischen der rumänischen und der ungarischen Bevölkerung und zwischen Rumänien und Ungarn zu schaffen. Die entschlossene Stellungnahme der Sowjetunion und unsere richtige Politik in der nationalen Frage haben indes die Manöver der Imperialisten, die einen Herd nationalen Hasses und die Spaltung der demokratischen Front der Völker in diesem Teil Europas bezweckten, zunichte gemacht. Ebenso hat unsere Partei entschlossen den Antisemitismus bekämpft, der, ein niederträchtiges Instrument der Diversion in den Händen der Ausbeuterklassen, zur Vergiftung des Bewusstseins der werktätigen Massen eingesetzt wurde. Das demokratische Regime hat die Bedingungen für die wirtschaftliche, soziale, politische und nationale Entwicklung und den Fortschritt sowohl des rumänischen Volkes als auch der mitwohnenden Nationalitäten geschaffen. Auf Initiative der RKP hat das demokratische Regime jede nationale und Rassendiskriminierung unterdrückt und den mitwohnenden Nationalitäten gleiche Rechte eingeräumt und materielle Möglichkeiten zur Ausübung dieser Rechte geschaffen. Die Gleichbehandlung der bedürftigen Bauern jeder Nationalität bei der Agrarreform, der Unterhalt der Schulen mit Unterricht in den Sprachen der mitwohnenden Nationalitäten vom Kindergarten bis zur Hochschule durch den Staat, die Herausgabe von Zeitungen und Literatur in den Nationalitätensprachen, die Gründung zahlreicher Kultur- und Kunsteinrichtungen für die Nationalitäten, die Verwendung der Muttersprache in Verwaltung und Justiz, die Anwesenheit der Nationalitätenvertreter in der Großen Nationalversammlung, die Anwesenheit der mitwohnenden Nationalitäten in den staatlichen Behörden aller Stufen, die Teilnahme der Nationalitäten und ihrer demokratischen Organisationen am politischen Leben, das alles sind die Errungenschaften der richtigen Politik der Partei in der nationalen Frage. Die Politik der Gleichberechtigung steht in engem Zusammenhang mit der Politik der Verbrüderung zwischen dem rumänischen Volk und den mitwohnenden Nationalitäten, „das brüderliche Zusammenleben auf der Grundlage der Gleichberechtigung gilt als eines der Hauptmittel zur Konsolidierung und Entwicklung der rumänischen Demokratie“ (Gh. Gheorghiu-Dej). IV In der Rumänischen Volksrepublik, die ein einheitlicher Staat ist, leben neben dem rumänischen Volk auch andere Völkerschaften: Ungarn, Juden, Russen, Ukrainer, Bulgaren, Griechen, Albaner, Serben, Deutsche usw. Unter den Erfolgen, die unsere Partei erzielt hat, nehmen die zur Lösung des nationalen Problems erbrachten Leistungen eine Spitzenposition ein. Die Schläge, die wir der gutsherrlichen Klasse und der Klasse der Kapitalisten versetzt haben, sowie die faktische, nicht nur rechtliche Umsetzung der Gleichberechtigung der beisammen wohnenden Völker haben gleichzeitig die Wurzeln des Chauvinismus und des Nationalismus getroffen.

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Unsere Partei hat beachtliche Ergebnisse in der Erziehung der Volksmassen im Geiste des brüderlichen Zusammenlebens und des proletarischen Internationalismus erzielt. Es wäre allerdings ein Fehler, die nationalistischen Umtriebe, den Einfluss der bürgerlichen nationalistischen Ideologie sowohl in den Reihen der rumänischen Bevölkerung als auch unter den mitwohnenden Nationalitäten zu unterschätzen. Diese Umtriebe werden angefacht und genährt vom Klassenfeind im In- und im Ausland, von den ausbeuterischen Elementen in Stadt und Land, von den Agenten des englisch-amerikanischen Imperialismus, unter ihnen den Agenten des Vatikans. Die Überreste der Ausbeuterklassen versuchen unter der rumänischen Bevölkerung chauvinistische, antisemitische und antiungarische Strömungen zu schaffen und die Vorurteile gegenüber der Sprache, den Volksbräuchen und der nationalen Eigenart der mitwohnenden Nationalitäten aufrechtzuerhalten. Obwohl das Zentralkomitee unserer Partei bereits in der Vollversammlung vom 6. Juli 1946 der gesamten Partei die konkrete Aufgabe erteilt hat, gegen jene Elemente aus dem Staatsapparat Stellung zu beziehen, die direkt oder indirekt das Schüren von Zwietracht zwischen der rumänischen Bevölkerung und den mitwohnenden Nationalitäten unterstützen, haben bis heute einige Elemente aus dem öffentlichen Dienst ihre chauvinistische Einstellung als Hinterlassenschaft der verrotteten Mentalität des ehemaligen Staatsapparates beibehalten. Diese Elemente legen Gleichgültigkeit und Unverständnis gegenüber den Bedürfnissen der Masse der mitwohnenden Nationalitäten an den Tag. Im Gegensatz zur Politik der Partei und der Regierung legen diese Elemente der Verbrüderung zwischen dem rumänischen Volk und den mitwohnenden Nationalitäten Hindernisse in den Weg und versuchen die Organe des volksdemokratischen Staates zu kompromittieren. Was der chauvinistische Einfluss bewirkt, zeigt der Fall Pătrăşcanu543, der zu einem Vertreter der Ideologie und der Interessen der rumänischen Bourgeoisie geworden ist und die alte Hetzpolitik gegenüber den Nationalitäten fortsetzt. Seine verräterische Einstellung wurde entlarvt und von unserer Partei entschieden abgelehnt. Ebenso versuchen die Überreste der Ausbeuterklassen auch unter den mitwohnenden Nationalitäten nationalistische, chauvinistische und antisemitische Gesinnungen zu verbreiten und Isolationsbestrebungen, die kulturelle Abschottung, die Abwendung vom demokratischen Kampf der Völker zu pflegen. All dies unter der verlogenen Theorie der sogenannten „nationalen Einheit“544, welche die Politik des Klassenkampfes durch eine Politik der Klassenzusammenarbeit ersetzen will. Stalin sagt: „Das Wesen der Abweichung zum lokalen Nationalismus besteht in dem Bestreben, sich abzusondern und sich in den eigenen nationalen Grenzen abzukapseln, in dem Bestreben, die Klassengegensätze innerhalb der eigenen Nation zu vertuschen, in dem Bestreben, nicht zu sehen, was die werktätigen Massen einander näher bringt und vereinigt, und nur das zu sehen, was geeignet ist, sie voneinander zu entfernen.“545

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Lucreţiu Pătrăşcanu wurde 1948 verhaftet und u. a. des „bürgerlichen Nationalismus und Chauvinismus“ angeklagt. Im April 1954 hingerichtet, wird er 1968 rehabilitiert. 544 Unterstrichen in der Variante aus dosar 90/1948. 545 Leicht vom Original abweichendes Zitat aus: Politischer Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees an den XVI. Parteitag der KPdSU (B) vom 27. Juni 1930. Dt. in: Stalin 1954, S. 125–188, hier S. 186f.

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Eine besonders gemeine Form des Nationalismus ist der von den Agenten des englischamerikanischen Imperialismus unternommene Versuch, den Antisowjetismus zu schüren, sowohl unter der rumänischen Bevölkerung als auch unter den mitwohnenden Nationalitäten. Die Bekämpfung und Ausrottung der Überreste des Antisowjetismus ist eine grundlegende Aufgabe unserer Partei. Das Zentralkomitee der RAP stellt fest, dass die Parteiorganisationen Fortschritte gemacht haben bei der Aneignung der marxistisch-leninistischen Linie in der nationalen Frage. In einigen Bereichen bleibt aber noch viel zu tun, um den Einfluss der nationalistischen bürgerlichen Ideologie auszumerzen und die Mängel in der Beschäftigung mit der nationalen Frage zu beheben. Der falsche Hang zur Selbstzufriedenheit in dieser Angelegenheit, so als handele es sich um ein bereits vollständig gelöstes Problem, muss aufs Energischste bekämpft werden. Es gibt in einigen Parteiorganisationen Genossen, die der Arbeit mit den Nationalitäten, die in ihrem Tätigkeitsraum leben, bis heute nicht genügend Aufmerksamkeit schenken und sich nicht bemühen, die chauvinistischen Rückstände in den Reihen der Parteimitglieder zu beseitigen. Andere Genossen, die in den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten tätig sind, kämpfen nicht konsequent genug gegen die eigene nationalistische Bourgeoisie, die die Einheit des werktätigen Volkes zu untergraben versucht. Die in den Massenorganisationen oder in den demokratischen Komitees der Nationalitäten tätigen Genossen müssen erkennen, dass sie Parteiaktivisten der betreffenden Organisationen bzw. Komitees sind und diese entschieden unter der Führung der Partei und im Geiste des Klassenkampfes anleiten. Die Kommunisten aus den Reihen der rumänischen Bevölkerung werden, den großen Lehren von Lenin und Stalin in der nationalen Frage folgend, den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit zur Erziehung der Volksmassen auf die Vollendung der Gleichberechtigung legen und den Chauvinismus in den Reihen der rumänischen Bevölkerung energisch bekämpfen; die Kommunisten aus den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten haben die Pflicht, den Schwerpunkt auf die Verbrüderung und die Vereinigung mit dem rumänischen Volk zur Konsolidierung der Rumänischen Volksrepublik zu legen und die Selbstabgrenzung und nationalistische Isolation zu bekämpfen. Auf diese Weise werden das gegenseitige Vertrauen und die Solidarität gefestigt, die Grundlage des geeinten Kampfes für die Entwicklung der Volksdemokratie und für die Errichtung des Sozialismus. Die spezifische Lösung des nationalen Problems in der UdSSR hat zum hohen Patriotismus aller Sowjetvölker beigetragen. Diesbezüglich sagt Stalin: „Die Kraft des Sowjetpatriotismus liegt darin, dass ihm nicht rassenmäßige oder nationalistische Vorurteile zu Grunde liegen, sondern die tiefe Hingabe des Volkes an seine Sowjetheimat und seine Treue zu ihr, die brüderliche Gemeinschaft der Werktätigen aller Nationen unseres Landes. Im Sowjetpatriotismus paaren sich harmonisch die nationalen Traditionen der Völker und die gemeinsamen Lebensinteressen aller Werktätigen der Sowjetunion.“546

546 Zitat aus Stalin: Der 27. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Bericht des Vorsitzenden des staatlichen Verteidigungskomitees in der Festsitzung des Moskauer Sowjets der Deputierten der Werktätigen gemeinsam mit den Partei- und gesellschaftlichen Organisationen der Stadt Moskau, 6. November 1944. Dt. in: Stalin 1946, S. 171–191, hier S. 181.

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V Das Zentralkomitee der RAP hat die Parteiarbeit in den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten unter den Bedingungen der Zuspitzung des Klassenkampfes analysiert und festgestellt, dass außer einer Verbesserung dieser Arbeit die Prüfung der Situation jeder einzelnen Nationalität notwendig ist. a) Die Arbeit innerhalb der ungarischen Bevölkerung beschäftigte die Partei angesichts der Bedeutung dieses Problems ständig und nachhaltig. Dank der richtigen und energisch angewandten Politik der Partei können wir auf diesem Gebiet große Erfolge verzeichnen. Indem die Partei ihre Linie gegenüber den Nationalitäten auch in die Staatspolitik übernommen hat, konnte sie die hinterhältigsten Verschwörungen der rumänischen und ungarischen Reaktion im Dienste des englisch-amerikanischen Imperialismus eine nach der anderen zunichtemachen und das brüderliche Miteinander der Rumänen und Ungarn in Siebenbürgen auf der Grundlage der tatsächlichen Gleichberechtigung sichern und damit zur Festigung des Friedens zwischen den Völkern beitragen. Was der Klassenfeind in den Reihen der ungarischen Bevölkerung mit seinen Machenschaften angerichtet hat, sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Die Ausbeuterelemente, die sich in die lokalen Leitungsgremien des Ungarischen Volksverbandes, der demokratischen Organisation der ungarischen werktätigen Massen, eingeschlichen hatten, wurden erst kürzlich entfernt. Der Kampf gegen die Befürworter der sogenannten „ungarischen Einheit“, d. h. der Geschlossenheit aller Ungarn des Landes, der Unterdrücker wie der Unterdrückten, muss mit großer Entschiedenheit fortgesetzt werden. All jene müssen konsequent bekämpft werden, die die leitende und führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse abstreiten. Der rückschrittliche Geist und die Isolationstendenzen der nationalistischen ungarischen Bourgeoisie sind in einigen Kultur- und Wirtschaftseinrichtungen noch spürbar. Es muss die nötige Unterstützung geleistet werden, damit diese Institutionen wahrhaftig fortschrittlich werden und sich wirkungsvoll dem Rhythmus der Aufbauarbeit unserer Volksdemokratie anschließen. Eine weitere Hauptaufgabe liegt in der Entlarvung der hinterhältigen Machenschaften der Agenten des Vatikans in den Reihen der ungarischen Bevölkerung, die Aufdeckung der Bemühungen zur Unterminierung der demokratischen Aufbauarbeit, der Verunglimpfung des Regimes und der chauvinistischen Aufhetzung. Der Ungarische Volksverband muss seine Anstrengungen zur Erziehung der ungarischen Volksmassen, zur Bekämpfung der nationalistischen bürgerlichen Ideologie und zur Eindämmung des Einflusses der reaktionären Vatikan-Politik intensivieren. b) Die Ausbeuterklassen unseres Landes haben schon immer das „jüdische Problem“ als verbrecherische Diversion eingesetzt, um ihre Vorherrschaft zu erhalten und zu festigen, um das arbeitende Volk auszubeuten. Während die imperialistischen Staaten die rassistische antisemitische Diversion zur Organisation von Pogromen und zur Einrichtung neuer Ghettos einsetzen, beweist die Lösung des nationalen Problems in der UdSSR, dass in der sozialistischen Gesellschaft, wo die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft wurde, die Juden den Völkern, in deren Mitte sie leben, gleichgestellt sind und dass es kein wie auch immer geartetes „jüdisches Problem“ gibt. Der Versuch der nationalistischen bürgerlichen Juden, die Idee der „jüdischen Einheit“, einer klassenlosen jüdischen Bevölkerung, zu verbreiten, ist eine Diversion, mit deren

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Hilfe sie die werktätige jüdische Masse im Dienste der englisch-amerikanischen Imperialisten vor den Karren des reaktionären jüdischen Großbürgertums spannen wollen. Im volksdemokratischen Regime erfreut sich die jüdische Bevölkerung der gleichen Rechte wie das rumänische Volk und alle anderen mitwohnenden Völkerschaften. In dieser Hinsicht wurden folgende Leistungen erbracht: Die gesetzlich geregelte Verfolgung der Rassismus-Vergehen; die Einleitung von Gerichtsverfahren gegen die Kriegsverbrecher und die Verurteilung all jener, die sich des Mordes und der Plünderungen schuldig gemacht haben; die gesetzliche Regelung der Staatsbürgerschaft; die Freiheit der Religionsausübung, die während des Faschismus einen herben Rückschlag erlitten hatte; Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt; die Erteilung von Vergünstigungen, wie sie den Invaliden, Waisen und Witwen der Kriegsteilnehmer547 gewährt werden, an jene Juden, die während der faschistischen Diktatur zu leiden hatten; staatliche Unterstützung für die sozialen und kulturellen Einrichtungen; die Sicherung des Muttersprachenunterrichts für die jüdische Bevölkerung (in jiddischer, rumänischer bzw. ungarischer Sprache) in den staatlichen Schulen; die Existenz des IKUF, des Kulturvereins für all jene, die die jüdische Kultur kennenlernen wollen; das jüdische Staatstheater, die Presse usw. Die jüdischen Werktätigen haben am Kampf gegen den Faschismus teilgenommen und haben darin ihre besten Söhne geopfert. Der Eingliederungsprozess der jüdischen Masse in den demokratischen Aufbauprozess wurde von den Umtrieben der jüdischen Zionisten und Nationalisten aufgehalten, die einen Teil der jüdischen Bevölkerung durch ihre verheerende Propaganda täuschen konnten. Dabei leisteten den Zionisten auch andere Agenturen des amerikanischen Imperialismus auf verschiedene Weise Schützenhilfe. Der Zionismus mit seinen verschiedenen Schattierungen ist eine nationalistische, reaktionäre Strömung der jüdischen Bourgeoisie, welche die werktätige jüdische Bevölkerung von den Völkern, in deren Mitte sie lebt, zu isolieren und daran zu hindern trachtet, in den Reihen der fortschrittlichen Kräfte gegen den Kapitalismus und die eigene Bourgeoisie zu kämpfen. Innerhalb des Jüdischen Demokratischen Komitees (JDK) haben die Zionisten eine Erstarkung des Komitees stets zu sabotieren versucht, sie haben die Eingliederung der werktätigen jüdischen Bevölkerung in die produktive Arbeit verhindert, sie haben eine anhaltende nationalistische Agitation zur Abschottung dieser Bevölkerung betrieben und sich damit aus dem JDK ausgeschlossen. Einige Parteimitglieder im JDK haben – bei allen positiven Aspekten ihrer Arbeit – nicht mit genügend Nachdruck die nationalistische Bewegung in den jüdischen Organisationen bekämpft, sie haben dadurch den in dieser Bevölkerung vorhandenen kulturellen und nationalen Isolationsbestrebungen Vorschub geleistet und sind damit auf eine bundistische Linie abgeglitten. Eine Reorganisation des JDK mit progressiven Elementen, die fähig sind, die jüdischen Werktätigen für den Kampf zur Festigung der Volksdemokratie und gegen die Klassenausbeuter und die Agenten des englisch-amerikanischen Imperialismus zu mobilisieren, ist notwendig. c) Die demokratische Lösung des Problems der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen und im Banat muss im Sinne der Resolution der Plenartagung des ZK der RAP vom 547

Im Original: „încadrarea în regimul I.O.V.R. [Invalizi, Orfani, Văduve de Război]“.

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Juni548 auf der Grundlage der Klassendifferenzierung unter den Bedingungen der Zuspitzung des Klassenkampfes verwirklicht werden, und ihre erstrangige Aufgabe besteht darin, die Überreste des schädlichen Einflusses, den der Hitlerismus auf die deutsche Bevölkerung ausübte, zu beseitigen. Die großen sozialen Reformen unserer Volksdemokratie haben die seit Jahrhunderten bestehenden Klassenvorrechte der Ausbeuterschicht in der deutschen Bevölkerung beseitigt und den deutschen Werktätigen dasselbe Recht auf Arbeit und gleichen Lohn für gleiche Arbeit gesichert. Ebenso hat das volksdemokratische Regime der deutschen Bevölkerung den Unterricht in der Muttersprache gesichert. Man muss den deutschen werktätigen Massen zeigen, dass ihre Interessen identisch sind mit jenen des gesamten werktätigen Volkes in unserem Land und dass sie die Pflicht haben, wirksam beizutragen zur Entlarvung der faschistischen Elemente sowie der Verkünder der sogenannten „deutschen Einheit“549, welche die Solidarität zwischen den Werktätigen zu untergraben trachten und der Klassenpolitik der reaktionären Bourgeoisie dienen. Eine besondere Aufmerksamkeit muss der deutschen Jugend gewidmet werden, die im faschistischen Geist erzogen wurde und auf die auch heute noch die Faschisten unter dem Deckmantel verschiedener kirchlicher Vereine Einfluss ausüben wollen. Unter den deutschen werktätigen Massen im Land muss eine beharrliche Aufklärungsarbeit geleistet werden, um sie davon zu überzeugen, dass es in ihrem eigenen Interesse liegt, gegen ihre eigene Bourgeoisie zu kämpfen, die sie als Manövriermasse im Dienste des englisch-amerikanischen Imperialismus benutzen will. Die Politik der UdSSR muss popularisiert werden, die das Zustandekommen eines demokratischen, geeinten und friedliebenden Deutschland bezweckt, im Gegensatz zu den amerikanisch-englischen Imperialisten, die versuchen, aus Deutschland wieder ein Kriegsarsenal zu machen und damit nicht nur die Sicherheit anderer Völker, sondern die Zukunft des deutschen Volkes selbst gefährden. Die deutschen werktätigen Massen müssen sich zur Rumänischen Volksrepublik bekennen und ein aktiver Faktor in der demokratischen Aufbauarbeit werden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, erachtet das ZK der RAP die Gründung eines deutschen Antifaschistischen Komitees für notwendig. Der Kampf gegen die eigene Bourgeoisie, die aus einem Vorposten des Hitler-Imperialismus eine englisch-amerikanische Agentur geworden ist, die vollständige Beseitigung der faschistischen Überreste, die Bekämpfung der Hetzpolitik des Vatikans werden der deutschen werktätigen Bevölkerung unseres Landes einen neuen Weg an der Seite der werktätigen Massen des rumänischen Volkes und der anderen mitwohnenden Nationalitäten eröffnen.

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Vgl. Anm. 507. „Deutsche Einheit“ bzw. „die Parole von der ‚deutschen Einheit‘“ – Sprachfertigteile aus dem propagandistischen Vokabular der RAP. Gemeint ist die angebliche Leugnung des Klassenkampfes innerhalb der deutschen Nationalität, also die Leugnung des ideologischen Postulates, dass es zwischen den sogenannten Ausbeutern und den sogenannten Werktätigen der Rumäniendeutschen keine Solidarität, keine „Einheit“ geben kann und darf. Die Entrüstung über die „deutsche Einheit“ wurde im öffentlichen Diskurs zu einer Art rituellen Säuberung von der „hitleristischen“ Vergangenheit. Der Vorwurf der „deutschen Einheit“ diente in den 1950er Jahren auch dazu, Rumäniendeutsche als „Nationalisten“ bloßzustellen und zu inhaftieren (vgl. Weber 2010, S. 151–154). 549

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d) Die russische und ukrainische Bevölkerung unseres Landes, die zum großen Teil aus werktätigen Bauern besteht, hat an der Seite des gesamten werktätigen Volkes entschieden gegen die von den bürgerlich-gutsherrlichen Regimen ausgeübte Politik der Ausbeutung, der nationalen Unterdrückung und der Aufhetzung gekämpft. Diese Bevölkerung ist durch ihre Herkunft und ihre Traditionen dem großen russischen und dem ukrainischen Volk verbunden und legt eine tiefe Verbundenheit gegenüber der Demokratie und gegenüber der RVR und ihrer Freundschaftspolitik gegenüber der UdSSR an den Tag. Die russische und ukrainische werktätige Bevölkerung war aktiv beteiligt am Kampf der Arbeiterklasse in unserem Land zum Sturz des kapitalistisch-gutsherrlichen Regimes und zur Errichtung und Festigung unseres volksdemokratischen Regimes. Trotzdem versucht der Klassenfeind, großbäuerliche, nationalistische Elemente, durch verschiedene Manöver Isolierungsbestrebungen hervorzurufen und die Einheit und brüderliche Zusammenarbeit zwischen den Werktätigen jeder Nationalität in unserem Land zu sprengen. Wir müssen feststellen, dass einige Staatsorgane sich vieler Probleme, welche die russische und ukrainische werktätige Bevölkerung beschäftigen, vor allem im Bereich der kulturellen Entwicklung dieser Bevölkerung, nicht angenommen haben. Einige Parteiorganisationen haben diesen Teil ihrer Tätigkeit vernachlässigt und damit die Unterminierungsbestrebungen der nationalistischen, reaktionären, antisowjetischen Elemente begünstigt. Das ZK der RAP ermahnt die betroffenen Parteiorganisationen ernsthaft, die russische und ukrainische Bevölkerung zum Kampf gegen diese niederträchtigen Elemente zu mobilisieren, damit das Gefühl der brüderlichen Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem rumänischen Volk und den anderen mitwohnenden Nationalitäten gefestigt werde. Die Parteiorganisationen, Bezirks- und lokalen Zentren der ARLUS haben die Pflicht, die Presse und Literatur in der Muttersprache der russischen und ukrainischen Bevölkerung zu verbreiten und intensiv an der Anhebung des kulturellen und politischen Niveaus dieser Bevölkerung zu arbeiten. e) Ebenso muss den Problemen der bulgarischen werktätigen Bevölkerung Aufmerksamkeit geschenkt werden, die unserer Volksdemokratie aufrichtig zugetan ist. f ) Die werktätigen Massen der serbischen Bevölkerung des Banats haben an der Seite der anderen demokratischen Kräfte unseres Landes gegen den Faschismus und für die Errichtung des volksdemokratischen Regimes gekämpft. Trotz der feindlichen Agitation durch die nationalistischen Emissäre der Tito-Clique haben die serbischen werktätigen Massen entschieden Stellung bezogen gegen die antisowjetische Politik dieser Bande und gegen den Verrat des proletarischen Internationalismus. Die Parteimitglieder, die unter der serbischen Bevölkerung des Banats, in ihren kulturellen Organisationen und Einrichtungen arbeiten, müssen die Aufklärungsarbeit und Tätigkeit zur Entlarvung der nationalistischen Elemente fortsetzen, die versuchen, Nester von Provokateuren zu schaffen. Diese Elemente stehen der Freundschaft zwischen dem serbischen und dem rumänischen Volk feindlich gegenüber, sie sind die Feinde der Sowjetunion, der großen Unterstützerin der Volksdemokratien auf ihrem Weg zum Sozialismus.

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g) Ein besonderes Augenmerk ist auf die griechische Bevölkerung im Land zu richten. Die „Föderation der Demokratischen hellenistischen Verbände in der RVR“ hat nicht in genügendem Maße Massenarbeit zur Anleitung der werktätigen griechischen Bevölkerung geleistet. Die Parteiorganisationen haben die Pflicht, diese Organisation zu unterstützen, damit sie ihre wahre Rolle ausüben kann: die Festigung der Verbundenheit der griechischen werktätigen Bevölkerung mit unserem volksdemokratischen Regime und die Bekanntmachung des Kampfes, den das griechischen Volk und die demokratische griechische Armee für ein freies Griechenland führen. h) Ebenso müssen die Parteiorganisationen den „Volksverband der Albaner in Rumänien“ unterstützen, damit dieser tatsächlich eine Organisation der albanischen werktätigen Bevölkerung unseres Landes wird und sich der heuchlerischen bürgerlichen Elemente entledigt. i) In gleicher Weise muss auch die türkische werktätige Bevölkerung angeleitet werden, damit sie vollständig vom Einfluss der eigenen nationalistischen Reaktion, die sich im Dienst der englisch-amerikanischen Imperialisten befindet, befreit wird. VI Im Kampf für die Entwicklung unserer Volksdemokratie, für einen dauerhaften Frieden und gegen den Imperialismus und die Reaktion ist die Lösung der nationalen Frage eine der Hauptaufgaben der Arbeiterklasse unter der Führung ihrer Partei, und die Aufgaben, die daraus erwachsen, sind von vordringlicher Bedeutung. Die Unabhängigkeit und nationale Souveränität, der Aufbau des Sozialismus in unserem Land können nur durch die Einheit aller Werktätigen, ohne Unterschied der Nationalität, gesichert werden. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, müssen sich die Parteimitglieder die marxistischleninistischen ideologischen Materialien zur nationalen Frage aneignen; das Studium der Geschichte der Kommunistischen Allunions-Partei (Bolschewiki) muss intensiviert werden, es muss beharrlich an der Erziehung der Massen im Sinne der Prinzipien des proletarischen Internationalismus gearbeitet werden. Die großen Errungenschaften der Sowjetunion in Bezug auf die Verbrüderung, die Solidarität und die freie Entwicklung der Sowjetvölker müssen möglichst breit popularisiert werden. Es muss sichergestellt werden, dass alle Nationalitäten sich Seite an Seite mit dem rumänischen Volk an der Festigung der RVR und der Untermauerung der Einheit des werktätigen Volkes im Kampf für die Beseitigung des nationalistischen, chauvinistischen und antisemitischen Einflusses der Ausbeuterklassen beteiligen. Das Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei ist der Ansicht, dass alle Organisationen und alle Parteimitglieder ihre Kräfte sammeln müssen, um die Parteilinie in der nationalen Frage entschieden durchzusetzen, um alle Überbleibsel des bürgerlichen Nationalismus zu zerschlagen, um die werktätigen Massen in ihrem geeinten Kampf zur Festigung der Volksdemokratie, auf dem Wege des sozialistischen Aufbaus zu neuen Siegen anzuspornen. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 90/1948, fol. 1–14; dosar 230/1949, fol. 1–12. Veröffentlicht in: „Scânteia“ vom 12. Dezember 1948, S. 6. Teilabdruck in: Baier 2005, S. 44–47.

1949 109. Bittschrift von Hermannstädter Frauen und Männern an das Innenministerium, ihre Befreiung von der Meldepflicht betreffend (16. Februar 1949) Herrn Minister für Innere Angelegenheiten Bukarest550

Geehrter Herr Minister551, Unterfertigte bitten Sie die Güte zu haben, uns von der wöchentlichen bzw. monatlichen Meldepflicht bei der Staatssicherheit552 zu befreien. In den Jahren 1944–1945 hatten wir Zwangsaufenthalt in verschiedenen Internierungszentren des Landes und müssen uns seither wöchentlich wegen des Visums melden. Wir sind zum überwiegenden Teil werktätig und verlieren sehr viel Arbeitszeit mit der Meldung. Aus diesem Grund bitten wir Sie, uns von dieser Pflicht zu befreien. Es leben die Rumänische Volksrepublik und ihre Erbauer! Hermannstadt, den 16. Februar 1949. [Unterschriften.]553 Quelle: C.N.S.A.S., fond Documentar, dosar 014477, fol. 68.

550 Das Dokument trägt zwei Eingangsstempel: der eine mit dem Datum 2. März 1949, ohne erkenntliche Zugehörigkeit, der zweite vermerkt den Eingang des Dokuments am 10. [?] März 1949 in der Registratur der Generaldirektion der Polizei. 551 Handschriftlicher Vermerk vom 5. März 1949: „Cu adresă Se va trimite la Dir. g-lă a Securităţii, pentru a dispune, rezolvarea nefiind de competenţa noastră [Paraphe]“ (dt.: Mit Anschreiben zur Generaldirektion der Securitate schicken, damit diese verfügt; für die Lösung [des Problems] sind wir nicht zuständig). 552 Von Hand unterstrichen. 553 Sechs Unterschriften, vier davon entzifferbar: „Friedrich Schneider; Hutter [?] August, Hermel Rudolf, Durst Michael [?]. Es folgen elf weitere Unterschriften auf der Rückseite, neun davon entzifferbar: „Mihail Fischer, Maria Scheiner, Brandsch Hedwiga, Martha Briebrecher, Ongyerth Alfred, Kraemer Petru, M. Klein, Mihail Orend, M. A. Sauer“.

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110. Das Staatssekretariat für Minderheiten an das Innenministerium über den Gebrauch der Muttersprache in der Verwaltung (21. Februar 1949) Das Staatssekretariat für die Minderheiten554 An das Ministerium für Innere Angelegenheiten Kabinett des Ministerstellvertreters, Herrn Stelian Tănăsescu

Das Recht auf den Gebrauch der Muttersprache in den Verwaltungseinheiten, die auch von einer Bevölkerung anderer Nationalität als der rumänischen bewohnt werden, gehört zu den wesentlichen Errungenschaften des volksdemokratischen Regimes der RVR im Bereich seiner Politik gegenüber den mitwohnenden Nationalitäten. Unser Departement fasst die Daten zusammen, welche die Maßnahmen des Regimes in der nationalen Frage und die praktische Umsetzung der Gleichberechtigung zwischen den mitwohnenden Nationalitäten und dem rumänischen Volk belegen, und wertet diese aus. Deswegen bitten wir Sie, uns aus den Bezirken mit mitwohnenden Nationalitäten nach Beamtenkategorie (Generalinspektoren der Verwaltung, Präfekten, Unterpräfekten, Dienststellenleiter und andere Verwaltungsbeamte, Bürgermeister und Bürgermeisterstellvertreter in den Städten, Dorfbürgermeister, Prätoren, Notare und andere Kategorien von Angestellten Ihres Ministeriums und der untergeordneten Behörden) Folgendes mitteilen zu wollen: a) Die Anzahl der am 1. Januar 1949 beschäftigten Beamten, die bis zu diesem Zeitpunkt aus den Reihen der jeweiligen mitwohnenden Nationalität ernannt wurden. b) Die Anzahl der rumänischen Beamten bzw. jener anderer Nationalität als der ansässigen Bevölkerung, welche die Sprache der Bevölkerung, in deren Mitte sie wirken, beherrschen. Die angeforderten Daten sollen veranschaulichen, wie den mitwohnenden Nationalitäten das Recht auf den Gebrauch der Muttersprache in den Verwaltungseinheiten, in denen sie leben, gesichert wird. Zur Erleichterung der Datenerhebung und der Listenerstellung schicken wir im Anhang eine Liste der Bezirke, in denen die mitwohnenden Nationalitäten kompakt siedeln oder in großer Zahl wohnen. Falls Ihr Ministerium diese Daten nicht gesammelt hat, bitten wir Sie, durch einen Rundbefehl an die betreffenden Bezirke ihre unverzügliche Erhebung anzuordnen. Ministerstellvertreter, L. Takats555 [Unterschrift] Direktor, T. Bugnariu [Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei Generale de Stat, dosar 14/1949, fol. 1. 554

Oben rechts Registraturstempel des Nationalitätendepartements mit der Datumsangabe 21. Februar 1949. 555 Ludovic (eigentlich Lajós) Takács (gelegentlich Takáts) (1908–1982), Unterstaatssekretär für die Minderheiten bzw. Ministerstellvertreter beim Departement für die Probleme der nationalen Minderheiten beim Ministerrat (1947–1952, vgl. Anm. 28), Stellvertretendes Mitglied des ZK der RKP (1965–1979), Mitglied des Staatsrates (1961–1975).

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111. Das Innenministerium an die Präfekten betreffend die Anzahl der Beamten, die einer nationalen Minderheit angehören bzw. deren Sprache sprechen (1. März 1949) Ministerium für Innere Angelegenheiten Generaldirektion der Verwaltung Direktion für die Staatsverwaltung Nr. 3440 A. vom 1. März 1949 Rundbefehl an die Herren Präfekten der Verwaltungsbezirke

Auf Ansuchen des Unterstaatssekretariats der Nationalitäten und um einen klaren Überblick über die Art und Weise zu bekommen, wie die Minderheiten in den Verwaltungsgebieten, in denen sie leben, sich des Rechtes auf den Gebrauch der Muttersprache erfreuen, bitten wir Sie, uns spätestens bis zum 10. März 1949 eine Liste mit folgenden Angaben in Zahlen zu übermitteln: a) die Anzahl der Beamten aus den Reihen der jeweiligen Minderheit, die am 1. Januar 1949 angestellt waren; b) die Anzahl der rumänischen Beamten oder der Beamten, die einer anderen Nationalität angehören als jener, die im jeweiligen Verwaltungsgebiet lebt, die aber der Sprache dieser Bevölkerung kundig sind. Wir bitten Sie, gütig zur Kenntnis zu nehmen, dass das Ministerium dieser Angelegenheit eine besondere Bedeutung beimisst und bitten Sie demnach, persönlich darüber zu wachen, dass die Angaben absolut der Wahrheit entsprechen und zum festgelegten Zeitpunkt mitgeteilt werden. Die Liste wird nach beiliegendem Muster erstellt. Generaldirektor, Direktor, Struktur und Personal der Staatlichen Institutionen gez. Studenichin. Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei Generale de Stat, dosar 14/1949, fol. 2, 2v.

112. Zahlenübersicht der mitwohnenden Nationalitäten in einzelnen Verwaltungsbezirken (1. März 1949) Nationalitätendepartement Anhang zum Anschreiben Nr. 401/1949

Liste der Verwaltungsbezirke mit einem nennenswerten Anteil an mitwohnenden Nationalitäten bzw. wo sie kompakt siedeln Von Interesse sind insonderheit die Regionen und Ortschaften mit einem hohen Anteil an Bewohnern, die den mitwohnenden Nationalitäten angehören.

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Lfd. Bezirk Zahl 1. Karasch

2.

Severin

3.

Temesa

4.

Arad

5.

Bihor

6.

Maramuresch

7.

Sathmar

8.

Alba

9.

Kronstadt

10. 11. 12.

Ciuc Klausenburg Hunedoara

13.

Muresch

14.

Nassod

15. 16.

Oderhellen Sălaj

Muttersprache deutsch serbisch, kroatisch, slowenisch tschechisch, slowakisch ungarisch ungarisch deutsch ruthenisch, ukrainisch tschechisch, slowakisch serbisch, kroatisch, slowenisch deutsch ungarisch serbisch, kroatisch, slowenisch bulgarisch tschechisch, slowakisch ungarisch deutsch tschechisch, slowakisch ungarisch tschechisch, slowakisch ruthenisch, ukrainisch ungarisch jüdisch deutsch ungarisch deutsch ungarisch deutsch ungarisch deutsch ungarisch ungarisch ungarisch deutsch ungarisch deutsch ungarisch deutsch ungarisch ungarisch tschechisch, slowakisch

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Anzahl 14.780 12.703 5.148 4.685 14.145 13.689 3.876 2.694 1.730 108.470 81.417 27.493 8.575 3.692 82.081 34.072 9.315 164.896 7.200 21.723 14.349 3.072 1.615 104.419 1.368 19.507 4.900 37.511 23.399 127.481 119.647 23.178 2.917 166.735 2.158 7.289 5.370 123.959 140.459 4.422

268

Dokumente

17.

Hermannstadt

18. 19.

Somesch Großkokeln

20.

Kleinkokeln

21. 22. 23. 24.

Turda Ialomiţa (Gemeinde Borduşani) Teleorman (Gemeinde Găuriciu) Konstanza

25.

Tulcea

26.

Bacău

27.

Baia

28. 29. 30. 31.

Botoşani Dorohoi Jassy Neamţ (Frumoasa)

32. 33. 34.

Putna (Focșani) Roman Kimpolung

35.

Radautz

36.

Gemeinde Climăuţi Suceava

(Gemeinde Lipoveni) a

deutsch ungarisch ungarisch deutsch ungarisch ungarisch deutsch ungarisch russisch bulgarisch türkisch, tatarisch russisch griechisch armenisch russisch türkisch, tatarisch jiddisch ungarisch jiddisch russisch jiddisch jiddisch jiddisch jiddisch ungarisch jiddisch jiddisch jiddisch ruthenisch, ukrainisch deutsch ruthenisch, ukrainisch jiddisch russisch jiddisch polnisch deutsch russisch

45.376 6.803 37.422 47.000 17.614 32.347 16.909 30.784 649 3.103 24.950 3.015 1.990 1.604 33.041 2.129 6.249 4.936 3.152 1.747 11.285 6.234 13.865 3.965 864 2.705 3.338 3.164 3.078 2.253 6.175 5.063 1.412 2.963 1.850 1.007 645

Verkürzt für Temes-Torontal.

Quelle: ANIC, fond Ministerul Afacerilor Interne – Direcţia Administraţiei Generale de Stat, dosar 14/1949, fol. 5–7.

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113. Bericht eines Parteiaktivisten an das ZK der RAP über Schwierigkeiten bei der Gründung der Kollektivwirtschaft in Neppendorf (8. Mai 1949) Bericht556 Zusammen mit der ZK-Kommission, die in der Angelegenheit der Kollektivwirtschaften nach Hermannstadt geschickt wurde, habe ich mich zwei Tage vor Ort aufgehalten und dabei eine Reihe von Beobachtungen gemacht, die meiner Ansicht nach so schnell wie möglich dem ZK zur Kenntnis gebracht werden müssen. Bei unserer Ankunft konnten wir feststellen, dass das Bezirksparteikomitee nicht erkannt hat, welche Bedeutung die Gründung von zwei Kollektivwirtschaften im Bezirk hat. Obwohl das ZK Anweisungen erteilt hatte, dass Montag, 8 Uhr früh beim Sitz des Bezirksparteikomitees der Landwirtschaftsingenieur, der Ingenieur vom Kataster und drei Parteiaktivisten bereitstehen sollen, damit sie sofort auf die Dörfer geschickt werden können, in denen Kollektivwirtschaften gegründet werden, habe ich erfahren, dass niemand einberufen worden war. Erst nach der Ankunft des Genossen Mara beim Bezirksparteisitz berief der Bezirksparteivorsitzende das Leitungsbüro ein, um die zu ernennenden Genossen zu bestimmen. Damit haben wir fast einen halben Tag verloren und kamen erst zu Mittag in der Gemeinde Neppendorf an. Zum Vertreter des Bezirksparteikomitees in der Kommission wurde Genosse Munteanu ernannt, ein Instrukteur, der sich in den zwei Tagen, die ich mit ihm in Neppendorf verbracht habe, als schwaches Element und als unfähig erwiesen hat, die Parteiorganisation vor Ort entsprechend zu unterstützen. Genosse Mara hat gemäß den Anweisungen des ZK zwei Genossen damit beauftragt, zwei bis drei Monate in Neppendorf und Schellenberg557 zu verbringen, um bei der Gründung der Kollektivwirtschaften behilflich zu sein. Nach Schellenberg wurde Gen. Barbu beordert, der, wie mir Genossin Mihalca berichtet, seine Fahrt nicht angetreten hat, weil er [kein]558 Geld für seinen Unterhalt erhalten hatte. Nach Neppendorf wurde ein Genosse geschickt, der gerade erst aus der Produktion (in der Fabrik „Independenţa“) abgezogen worden war und nicht die geringste Erfahrung in der Landarbeit hatte. Wir waren kaum in Neppendorf angekommen, da sagte er mir, er wolle hier nicht bleiben, seine Frau sei krank und er werde abhauen. Er hat in Neppendorf keine Arbeit geleistet. Später habe ich erfahren, dass die Bezirksorganisation reorganisiert wird und über nur wenige vertrauenswürdige Elemente verfügt. Ich glaube trotzdem, dass wenn nicht sofort Maßnahmen zur Unterstützung der politischen Arbeit im Bezirk und insbesondere in Neppendorf und Schellenberg ergriffen werden, die Reaktion ernsthaft zuschlagen wird. Bei den Genossen in der Bezirksorganisation ist ein gewisses Gefühl der Selbstzufriedenheit festzustellen, das umso gefährlicher ist, als die Katholiken und die Sekten sehr geschickt agieren; die Dörfer sind voller Sachsen und Banditen, Großbauern, Legionären und Anhängern von Maniu. Als ich den Genossen, der in der Bezirksorganisation für die Propaganda und Agitation zuständig ist, auf die konkreten Kampfarten der Reaktion ansprach, war er außerstande mir eine Antwort zu geben. 556 Handschriftlicher Vermerk auf der ersten Seite, am oberen Blattrand links: „Tov. Murgescu R: 2–3 exempl.“ (dt.: Genossen Murgescu R: 2–3 Exemplare). Der Text ist vier Seiten lang und wurde an vielen Stellen mit blauer Tinte unterstrichen. 557 „Selimberg“ im Original, rum. Şelimbăr. 558 Handschriftliche Einfügung an dieser Stelle: „nu (?)“ (dt.: kein [?]).

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In Neppendorf hatte man mir versichert, ich möge unbesorgt sein, es handle sich um eine Spitzengemeinde, und alle Vorbereitungen seien getroffen worden. Passiert ist Folgendes: Die Parteigrundorganisation der Gemeinde zählt 161 Mitglieder. Die Anträge zur Gründung der Kollektivwirtschaft wurden von 30 Parteimitgliedern und von 15 Mitgliedern der Pflügerfront verfasst. Am Montagmittag wurde in einer Sitzung der Grundorganisation die Satzung diskutiert. Daran nahmen etwa 50 Genossen teil. Für 8 Uhr abends waren alle 50 werktätigen Bauern, die den Antrag an das ZK zur Gründung der Kollektivwirtschaften unterzeichnet hatten, eingeladen worden. Es kamen aber vielleicht 13–15 Leute, die zusammen mit anderen werktätigen Bauern, insgesamt 30, die Gründungsurkunde der Kollektivwirtschaft unterschrieben. (Erst am nächsten Tag, in einer weiteren Sitzung, haben sich noch weitere 11 Bauern eingeschrieben.) Was war geschehen? Zwischen der Mittagssitzung und der Abendsitzung machten drei Parteimitglieder, die an der Sitzung teilgenommen hatten, unter den Bauern reaktionäre Agitation: Sie schleppten sie ins Wirtshaus und redeten auf sie ein, sich aus der Kolchose zurückzuziehen. Sie erzählten ihnen, dass in der Sitzung der Abgeordnete des Landwirtschaftsministeriums erklärt habe, dass sie als Kolonisten nicht berechtigt seien, Häuser sowohl in Neppendorf als auch dort, wo sie herkommen, zu besitzen. Danach haben sie das Gerücht mit dem „Kessel“ ausgestreut usw. Der größte Bandit unter den drei ist Dumitru Stroia. Er besitzt sechs Rinder und hat unlängst ein Haus in Hermannstadt für 100.000 Lei gekauft. (Offenbar will die Bezirksorganisation ihn aus der Partei ausschließen.) Festzustellen ist, dass sich etliche Kolonisten zurückgezogen haben, die, als sie nach Neppendorf zuzogen, in einem bedauernswerten Zustand waren und nun zu Großbauern aufsteigen wollen. In einem Randviertel Neppendorfs, wo einheimische Rumänen, viele Legionäre und Maniu-Anhänger leben, kursiert das Gerücht, dass auch sie eine Kollektivwirtschaft gründen wollen, aber nur untereinander und dass sie ihre Führer selbst wählen wollen … Die Grundorganisation wurde von der Bezirksorganisation nicht darauf vorbereitet, entsprechende Maßnahmen zur Verstärkung der Agitation zu ergreifen, die großbäuerlichen Elemente zu entlarven und die Wachsamkeit ihnen gegenüber zu verschärfen. Und dies, obwohl Neppendorf nur 2 km von Hermannstadt entfernt liegt und ernsthafter unterstützt werden müsste, vor allem jetzt. Angesichts dieser betrüblichen Lage hat Genossin Eliza Mihalca, die vom ZK mit der Leitung der Kommissionstätigkeit betraut wurde, Dienstagvormittag den Genossen aus der Bezirksorganisation klargemacht, dass, wenn sie nicht sofort entsprechende Maßnahmen ergreifen, sie das ZK anruft. Noch am selben Tag kam Genosse Mara nach Neppendorf (er war auch am Vortag anwesend), desgleichen die Genossen Covaci, der organisatorische Verantwortliche, Banu, der Vorsitzende des Provisorischen Komitees des Bezirks, die Sekretärin der Bezirksorganisation des Demokratischen Frauenverbandes, der Sekretär der Bezirksorganisation des VdWJ usw. Eine sehr peinliche Angelegenheit war die Ansprache von Gen. Covaci am Dienstagabend vor den versammelten Bauern, die der Bearbeitung der Satzung beiwohnten. Gen. Covaci war betrunken. Er sprach eine Viertelstunde lang über alles, was ihm so durch den Kopf ging, und benutzte dabei eine Reihe von radikalen Ausdrücken und „volkstümlichen“ Wendungen, so dass die Leute nichts verstanden. Ebenso bediente er sich chauvinistischer Ausdrücke gegenüber den Sachsen und Ungarn (obwohl er selbst Ungar ist). Die Genossen Aranici und Covaci, Instrukteure des ZK, die bei der Sitzung anwesend waren, meinten, dass er sofort abgezogen werde. Vor der Sitzung hatte Gen. Covaci, der organisatorische

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Verantwortliche, begonnen, sich bei Genossin Mihalca zu beklagen. Ich näherte mich, um zu lauschen. Obwohl einige Aussagen wegen der Trunkenheit unzusammenhängend waren, konnte ich eine Reihe von Dingen entschlüsseln, die gewiss nicht die heilige Wahrheit sind, aber doch Gegenstand einer ZK-Untersuchung sein sollten. So ging aus den Aussagen von Gen. Covaci hervor, dass er entmutigt sei, weil es in der Bezirksorganisation befehlshaberische Methoden gebe (er nannte keine Namen), man arbeite sektiererisch, einige wollten wie Tito der „Nabel der Welt“ sein, es gebe Vertraulichkeiten und Grüppchen, er selbst habe einen Hungerlohn und eine kranke Frau, „einige“ gingen essen, ohne ihn mit einzuladen, in der Bezirksorganisation herrsche eine chauvinistische Stimmung, „einige“ gingen mit Offizieren und Bojaren auf die Jagd usw. (Genossin Mihalca fügt hinzu, sie habe Dienstagfrüh, als sie zur Bezirksorganisation gekommen sei, um Bericht zu erstatten, dass die Sache in Neppendorf schieflaufe, dort zwei Genossen beim Reinigen eines Jagdgewehrs beobachtet.) So wie Gen. Covaci uns diese Dinge erzählt hat, hätte er sie im Suff auch anderen Leuten erzählen können. Vielleicht steckt in zehn Prozent des Gesagten ein Körnchen Wahrheit.559 Tudor Olaru Mittwoch, 8. Mai.

P.S. Gen. Breitenstein560, der verantwortliche Redakteur der „Neuen Welt“561, mit dem zusammen ich im Zug gereist bin, hat mir erzählt, dass sich in Hermannstadt eine SiebentenTag-Adventistensekte im Aufbau befindet, die gegen den Papst und die Amerikaner predigt. Ihrer Ansicht nach ist die UdSSR ein Werkzeug in der Hand Gottes, um eine allgemeine Krise und das Ende der Welt herbeizuführen. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Agrară, dosar 47/1949, fol. 13–16.

114. Die Vollversammlung des Deutschen Antifaschistischen Komitees zieht eine erste Bilanz seiner Tätigkeit. Auszüge aus dem Verlaufsprotokoll (28. und 29. Mai 1949) Protokoll Nr. 8 der Vollversammlung des Deutschen Antifaschistischen Komitees vom 28.–29. Mai 1949

559

Erst am 28. Juli 1949 berichtete die Tageszeitung „Neuer Weg“ über die erfolgreiche Gründung der Kollektivwirtschaft „Zorile“ (dt. Morgenröte) in Neppendorf. Siehe: Die erste Kollektivwirtschaft in Neppendorf (Hermannstadt) gegründet! In: „Neuer Weg“ vom 28. Juli 1949, S. 3. 560 Ernst Breitenstein (1923–1990), Schriftleiter der RKP-nahen Zeitung „România Viitoare“ in Hermannstadt (Pseudonym: Cornel Petraru), Chefredakteur des „Neuer Weg“ (1949–1954 und 1976–1988, zwischenzeitlich stellvertretender Chefredakteur), Mitglied des DAK (1950–1953); stellvertretendes Mitglied des ZK der RKP (1979–1989), stellvertretender Vorsitzender des Rates der Werktätigen deutschen Nationalität in Rumänien. Über Breitensteins Beteiligung an den kirchenfeindlichen Umtrieben in den 1940er Jahren vgl. Müller 1995, Baier 1997. 561 Eigentlich „Neuer Weg“. Im März 1949 in Bukarest als Sprachrohr des DAK gegründete deutschsprachige Tageszeitung. Erschien unter wechselnder Herausgeberschaft unter diesem Namen bis zum 31. Dezember 1992; seit 5. Januar 1993 „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“. Zur Struktur der Redaktion, die im Banat und in Siebenbürgen ein Dutzend Lokalredaktionen unterhielt, siehe: Schmidt 1995, S. 256–262; vgl. auch Weber 2010, S. 313f., passim.

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Anwesend waren die Genossen aus dem Komitee562, außer Gen. William Melas563, Kronstadt, und Gen. Rozalia Kiefer564, Reschitza, beide krank. Weitere Teilnehmer: Gen. Breitenstein, Verantwortlicher der Tageszeitung „Neuer Weg“, und die DAK-Aktivisten Weidle565 und Tänzer566. Die Tagesordnung wird mit folgenden Punkten angenommen: 1. Die Bearbeitung der Parteiresolution zur Bauernfrage; 2. Berichte der DAK-Bezirkskomitees und des Sekretariats; 3. Aussprache; 4. Schlussfolgerungen und Aufgaben, die das DAK zu erfüllen hat. Nach der Darlegung der Resolution durch Genossen Stoffel567 wurden Fragen gestellt, und zwar: Genosse Chrestel568 aus Kronstadt stellte die Frage nach der Art der Entlohnung in den Kollektivwirtschaften, Genosse Szekler569 fragte nach der Situation der landlosen mitwohnenden deutschen Bevölkerung und damit im Zusammenhang nach der Möglichkeit ihres Eintritts in die Kollektivwirtschaften und Genosse Klapka570 danach, wo die Grenze 562 Komitee (rum. „comitet“) bedeutet hier Landeskomitee, im (rumänischen) DAK-Gründungsdokument eigentlich „comitet central“ (vgl. Regulament de funcționare al Comitetului Antifascist German din Republica Populară Română, in: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 40/1950, fol. 1–3). Das DAK übersetzte nicht „Zentralkomitee“ (das der RAP vorbehalten blieb), sondern „Landeskomitee“ (siehe: Das Deutsche Antifaschistische Komitee, die Vertretung der werktätigen deutschen Bevölkerung in der Rumänischen Volksrepublik. In: „Neuer Weg“ vom 13. März 1949, S. 3). Die Lebensdaten der DAK-Funktionäre in den Anmerkungen folgen im Wesentlichen den Angaben, die in ihren „Charakterisierungen“ enthalten sind, die das ZK der RAP vor ihrer Nominierung ins Amt im Hinblick auf ihre politische Zuverlässigkeit hatte anfertigen lassen (Caracterizări. Comitetul Antifascist German, in: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 105/1949, fol. 1–18). 563 Wilhelm (auch William) Melas (1894–?), Arbeiter in der Maschinenfabrik „Schiel“ in Kronstadt, in der Zwischenkriegszeit in der SDP und als Gewerkschaftsaktivist tätig; RKP-Mitglied seit 1945, Gründungsmitglied des Landeskomitees (LK) des DAK und des Bezirkskomitees (BK) Kronstadt. 564 Rozalia Kiefer (1895–?), Arbeiterin und Marktfrau in Reschitza, Mitglied der SDP, ab 1944 der RKP; Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauenorganisation in Reschitza (1935–1937); Mitglied im LK des DAK bei dessen Gründung, später ausgeschlossen (vgl. Dokument Nr. 119). Hromadka 1993, S. 105, erwähnt, dass „Rosa Kiefer“ 1942 bei der Betreuung sowjetischer Kriegsgefangener in Reschitza mitgewirkt habe. 565 Jakob Weidle, Buchdrucker, Gründungsmitglied des BK Temesvar. 566 Stefan Tänzer (auch Täntzer), Schlosser; Mitglied des LK des DAK (1950–1952). 567 Emmerich Stoffel, Sekretär des DAK. Vgl. auch Anm. 537. 568 Andreas Chrestl (auch Chrestel, Andrei Crestl) (1913–?), Arbeiter u. a. in der Tuchfabrik „Scherg“ in Kronstadt, Zwangsarbeit in der UdSSR (1945–1948), wo er eine Parteischule besuchte; RKP-Mitglied seit 1945, Gründungsmitglied des LK des DAK und ebenso des BK Kronstadt, 1950 ausgeschlossen (vgl. Dokument 119). 569 Johann (auch Ioan) Szekler (1902–1997), RKP-Mitglied seit 1944, Zwangsarbeit in der UdSSR (1945–1948), Gründungsmitglied des LK des DAK und Sekretär des BK Temesvar; Direktor des Deutschen Staatstheaters Temesvar (1956–1971). 570 Arpad (Árpád) Klapka (1893–?), von Beruf Schneider, Gewerkschaftsaktivist mit kommunistischen Sympathien, 1941 wegen Besitzes von Manifesten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, Mitglied im DAO (1944–1946), Direktor einer Hutfabrik in Temesvar (1948); RKP-Mitglied seit 1945, Mitglied im LK des DAK und im BK Temesvar.

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zwischen einem Großbauern und einem Mittelbauern liege. Im Anschluss wurde anhand von Fragen zu den wichtigsten Problemen nahezu der ganze Text debattiert. […] Aus den Berichten der Bezirkskomitees bringen wir nachstehend kurze Auszüge. Aus dem Bericht des Bezirkskomitees Temesvar, vorgetragen von Genossen Szekler: Der vom Bezirkskomitee aufgestellte Plan wurde nicht ganz erfüllt. Es wurden 21 Gemeinden und einige Temesvarer Industriebetriebe besucht. In Hatzfeld ist die Zusammenarbeit mit den Deutschen auf kulturellem Gebiet recht gut, sie begann bereits vor der Gründung des DAK. Es wurde das Stück „Der Löwe auf dem Marktplatz“ von Ilja Ehrenburg aufgeführt. In Großsanktnikolaus und in Lippa unterstützen die Parteiorganisationen diese Arbeit aktiv, es gibt dort auch einige [deutsche] Aktivisten in der Partei und im Demokratischen Frauenverband in Rumänien571. In Tschakowa ist die Arbeit etwas schwächer. Mit einigen etwas weiter fortgeschrittenen demokratischen Elementen hat man damit begonnen, im Kulturheim ein Stück aufzuführen. Es hatte Erfolg, obwohl es recht schwach war. In Perjamosch macht die deutsche Jugend beim Sport mit, und es gibt eine gute Zusammenarbeit mit der rumänischen Jugend. In Kleinbetschkerek stellen wir eine schlechte Zusammenarbeit fest. Die Parteiorganisation und die dortigen Behörden haben die Linie der Partei in der nationalen Frage nicht verstanden. So konnte es geschehen, dass außer dem katholischen Priester niemand die Zulassung zur Wahl der Volksbeisitzer bekam, noch nicht einmal der Lehrer, der Parteimitglied ist und außerdem ein sehr aktives Element. In Lowrin gibt es eine Reihe von guten Elementen, ein Genosse Jacob Jung wurde für die Parteischule gewonnen. In Detta ist die Arbeit schwach, es gibt Arbeitslosigkeit unter der deutschen Bevölkerung. In Kleinbetschkerek, wo wir anfangs eine deutliche Trennung der Bevölkerung nach Nationalitäten und sogar eine Trennung zwischen einheimischen Bauern und Kolonisten feststellen konnten, hat sich die Lage einigermaßen gebessert, dank der Bemühungen des deutschen Lehrers. In Orzydorf, wo in der Vergangenheit der Maschinen- und Traktorenstation (MTS) eine Reihe von feindlichen Elementen vorstanden und sich hier auch SSLeute eingeschlichen hatten, hat sich die Situation nicht gebessert, trotz unseres Berichtes an das Parteikomitee. In Nitzkydorf hat ein Genosse vom Kreisparteikomitee Busiasch die Deutschen zur Gründung einer antifaschistischen Organisation zusammengetrommelt, was bekannt wurde und eingestellt werden konnte. Beispielhaft ist die deutsche Schule in Billed, was sich auf das kulturelle Niveau der gesamten Bevölkerung [positiv] auswirkt. In der MTS gibt es hingegen weiterhin negative Elemente. Die Billeder Schulkinder haben über die ARLUS Verbindung aufgenommen zu den Schülern der Schule Nr. 146 in Moskau und haben ihnen Briefe und ein Fotoalbum geschickt. In Sanktandreas gibt es im Rahmen des Kulturheims u. a. eine sehr gut organisierte deutsche Tanzgruppe. In Temesvar hat die deutsche Mittelschule mehrere Theaterstücke zur Aufführung gebracht, zuletzt „Kabale und Liebe“ von Schiller, das bei den Arbeitern großen Beifall fand. In zahlreichen Gemeinden kann festgestellt werden, dass die Deutschen nicht zur Kulturarbeit in den Kulturheimen herangezogen werden, ja es werden ihnen von einigen nicht überzeugten Elementen sogar Hindernisse in den Weg gelegt. So hat man in der Gemeinde Schag den deutschen Volkstanz 571 Uniunea Femeilor Democrate din România (U.F.D.R.), 1948 gegründete und unter dem Ehrenvorsitz von Ana Pauker stehende Frauenorganisation, 1953 aufgelöst.

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in der Volkstracht nicht erlaubt, mit der Begründung, diese Tracht sei eine Wiederbelebung der hitleristischen Uniform. Was die Verbreitung der Zeitung „Neuer Weg“ anbelangt, so konnte man 6.900 Exemplare absetzen, davon gehen 3.900 im Abonnement in die Provinz. ARLUS entfaltet eine rege Tätigkeit unter allen Nationalitäten und versucht in letzter Zeit, auch die mitwohnende deutsche Bevölkerung besser zu erfassen. Der Demokratische Frauenverband unternimmt nichts, um die deutschen Frauen an die Organisation heranzuführen. Die Verbandsleitung meint, dass sie keine deutschen Aktivistinnen hätte und verlangt vom DAK, dass es Aktivistinnen bereitstellt. Im VdWJ gibt es Unklarheiten, was die Parteilinie anbelangt. So konnte es geschehen, dass bei der Gründung der ersten Pioniergruppe in einer deutschen Schule der VdWJDelegierte den Anspruch erhob, dass die ganze Feier in rumänischer Sprache abgehalten werde. Erst nachdem man ihm überzeugend dargelegt hatte, dass die Festveranstaltungen in der ungarischsprachigen und in der serbischsprachigen Schule in der jeweiligen Sprache abgehalten worden waren, stimmte er einer teilweise deutschsprachigen Veranstaltung zu. Das DAK wird vom Bezirksvolksrat voll unterstützt, aber ein Genosse von dort berichtet, dass man mit den lokalen Behörden noch große Schwierigkeiten habe, diese lehnen die Anliegen deutscher Bürger meist von vornherein ab und verwenden in ihren Berichten statt des Ausdrucks „deutsche Bevölkerung“ ungeachtet der Klassendifferenzierung die Formulierung „deutsche Hitleristen“. Das Bezirksparteikomitee leitet die Arbeit mit dem DAK nicht straff genug. So konnte es geschehen, dass ein Genosse von der Propaganda, namens Gerö, erklärte, dass zum 1. Mai keine deutschen Spruchbänder zugelassen seien, weil dies die oberen Gremien verboten hätten, die politische Situation sei jedenfalls nicht dergestalt, dass man solche Äußerungen zulassen dürfe. Aus dem Bericht des Komitees für die Bezirke Großkokeln und Kleinkokeln: Genosse Tausch572 stellt von Anfang an klar, dass das Bezirkskomitee der RAP der Arbeit in den Reihen der Deutschen besondere Aufmerksamkeit schenkt und die Tätigkeit des DAK voll unterstützt. Es wurden 23 Gemeinden besucht, hier hat man Verbindung aufgenommen zu der jeweiligen Parteiorganisation und hat ein Vertriebsnetz für die Zeitung „Neuer Weg“ aufgebaut. Das war die Hauptaufgabe, weil bis dahin keine einzige Zeitung in diese Dörfer gelangte. Man hat den Vertrieb von 2000 Zeitungsexemplaren erreicht. Ebenso wurden 896 Broschüren und Bücher in deutscher Sprache abgesetzt. Es kann allgemein festgestellt werden, dass die Schulen in Ordnung sind. Es gibt aber auch Fälle von alten und feindlich gesinnten Lehrern, die die Erziehung nicht im neuen Geiste vollziehen, so z. B. in [Meschen]573. Man hat eine Reihe von Werken besucht, in denen Arbeiter deutscher Nationalität beschäftigt sind. Es wurden Versammlungen abgehalten, so in Schäßburg mit Unterstützung der Pädagogischen Mittelschule; diese war in der Vergangenheit komplett isoliert, aber nach der Intervention des Deutschen Antifaschistischen Komitees hat man 572 Martin Tausch (1904–?), Schuster, Gewerkschaftler, zeitweise in Haft (1941–1943), nach dem 23. August 1944 zeitweilig in der Verwaltung des Bezirks Großkokeln tätig, stellvertretender Vorsitzender des Rayonsvolksrates Hermannstadt (1952); RKP-Mitglied seit 1945, Gründungsmitglied des LK des DAK, Sekretär der DAK-Bezirksorganisation Großkokeln und Kleinkokeln. 573 Im Original: „Meşem“, vermutlich ist Moşna, dt. Meschen, gemeint.

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begonnen, zu den Arbeitern und zu den Bauern aus den umliegenden Dörfern Kontakt aufzunehmen. In den Mediascher Demokratischen Frauenverband wurde bislang keine einzige deutsche Frau aufgenommen, dort heißt es, man erwarte diesbezügliche Instruktionen. Hingegen gibt es in dem VdWJ eine Reihe von organisierten deutschen Jugendlichen, die eine recht gute Arbeit leisten, vor allem was den freiwilligen Arbeitseinsatz anbelangt. Was die Wahlen der Volksassessoren anbelangt, haben wir eine Reihe von Eingaben seitens der Fabrikarbeiter erhalten, die sich darüber beschweren, dass keine deutschen Arbeiter in die Wählerlisten aufgenommen wurden, auch nicht die Gewerkschaftsaktivisten oder Parteimitglieder, und zwar lautet die Begründung, die Deutschen hätten insgesamt kein Wahlrecht, weil sie in der Vergangenheit automatisch Mitglieder der Deutschen Volksgruppe waren. Der Bürgermeister von Mediasch, Genosse Buta, den wir auf dieses Problem angesprochen haben, erklärte, dass dies die Anweisungen des Bezirksvolksrates seien, denen er sich fügen müsse, weswegen er keine Deutschen zu den Wahlen zulassen könne. Zu der Tatsache, dass heute viele deutsche Arbeiter für ihre Arbeitsleistung ausgezeichnet werden, dass sie in den Gewerkschaften sind und hier an den Wahlen teilgenommen haben und dass sogar die Regierung an die Verdienstvollen Orden verliehen hat, äußerte er seine persönliche Meinung, dass man möglicherweise mit all diesen Auszeichnungen und Ordensverleihungen einen Fehler gemacht habe. Anlässlich der Ausfahrten in die Gemeinden Hetzeldorf und Mediasch konnte folgendes festgestellt werden: Die Gemeindebehörden ließen austrommeln, dass die ganze Bevölkerung zu den Wahlen der Volksassessoren kommen solle außer den Deutschen, die kein Wahlrecht haben. In diesen beiden Gemeinden konnten die Wahlen nicht nach dem festgelegten Programm beginnen, nämlich mit der Hymne der Rumänischen Volksrepublik, weil die jeweiligen Chöre mehrheitlich aus Deutschen bestehen und ihre Dirigenten auch wiederum deutsche Lehrer sind. Als man sich dessen gewahr wurde, hat man die Chormitglieder herbeigetrommelt und sie nach dem Absingen der Hymne wieder des Saales verwiesen. Nachträglich wurde diese Auffassung aufgrund der Intervention des Justizministeriums zwar revidiert, aber Tatsache ist, dass die deutsche Bevölkerung diese Begebenheit negativ kommentiert hat und auch weiterhin negativ einschätzt. Aus dem Bericht von Genossen Schmutzer574, „Oţelul Roşu“575: Genosse Schmutzer kann keinen Bericht über die Tätigkeit des DAK-Komitees Severin abgeben, weil er zu diesem Komitee keinen Kontakt hat. Er berichtet aus „Oţelul Roşu“, wo die Zeitung „Neuer Weg“ eingeführt und gut angenommen wurde. Weiterhin berichtet er, dass die deutsche Jugend in den VdWJ aufgenommen wurde, ebenso die deutschen Frauen in den Demokratischen Frauenverband und dass in den Gewerkschaftssitzungen auch deutsch gesprochen wird, damit die Arbeiter die Probleme besser verstehen. Zum Deutschen Antifaschistischen Komitee hat er keine organische Verbindung, weil sich dieses in Lugosch befindet und er, obwohl er Parteiaktivist ist und für diesen Zweck von 574 Adolf Schmutzer (1912–?), Stahlwerker, Gewerkschaftler; RKP-Mitglied seit 1944, Gründungsmitglied des LK des DAK und ebenso des BK Severin. Wurde 1950 aus dem DAK ausgeschlossen (vgl. Dokument Nr. 119). 575 Ferdinand, auch Ferdinandsberg, 1948 in Oţelul Roşu (dt.: Roter Stahl) umbenannt.

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der Arbeit freigestellt wurde, keine Anweisung diesbezüglich von dem Bezirkskomitee der RAP erhalten hat. Aus dem Bericht des Bezirkskomitees Arad, Berichterstatter Genosse Lanzinger576: In den Arader Industriebetrieben wurde eine Reihe von Arbeitstreffen mit den halb-proletarischen deutschen Arbeitern abgehalten, man hat mit ihnen die Resolutionen der Partei in deutscher Sprache durchgearbeitet. Das RAP-Komitee hat rumänische und deutsche Genossen zu Agitatoren geschult und sie in eine Reihe von Dörfern geschickt, um die Bevölkerung über bestimmte tagesaktuelle Fragen aufzuklären, wie die Vorbereitung der Feldarbeiten, zu Fragen der Milchsammlung usw., was positive Resultate gezeitigt hat. Die Versammlung am 22. Mai in Neu-Arad zum Friedensproblem wurde von der deutschen Bevölkerung gut aufgenommen. In den Gemeinden Saderlach577 und Sanktanna, wo sich die Spannungen zwischen den begüterten Kolonisten und der enteigneten deutschen Bevölkerung zugespitzt hatten, hat die Partei eingegriffen und auch hierher rumänische und deutsche Genossen geschickt, damit sie gemeinsam die Zwistigkeiten beilegen. In Sanktanna möchte die deutsche Jugend in den VdWJ eintreten, wurde aber abgewiesen. In Semlak gibt es eine sehr gute Kulturarbeit mit der deutschen Jugend. Auch in Guttenbrunn578 wurden im Rahmen des Kulturheims ein gemischter Chor und eine Volkstanzgruppe gegründet. In den Kulturheimen fehlt es allenthalben an einschlägigen Materialien. In der MTS von Sanktanna sind die entlarvten Hitleristen weiterhin an der Führung; sogar die dortigen Arbeiter sagen, dass dies nur mit Unterstützung des lokalen Parteikomitees möglich ist. [Der Berichterstatter] macht auf einen seltsamen Fall aufmerksam: Die Arader Organisation des Ungarischen Volksverbandes nimmt derzeit Deutsche auf. Er berichtet weiterhin, dass sich in Arad eine Gruppe Deutscher aufhält, die aus der Dobrudscha vor Beginn des Krieges nach Deutschland rückgeführt wurden, um daraufhin von der Hitler-Regierung in der sowjetischen Ukraine und in Polen „angesiedelt“ zu werden; als sie von dort vertrieben wurden, erklärten sie sich plötzlich als rumänische Staatsbürger und wurden nach Rumänien entlassen. Die Situation dieser Deutschen ist unklar, sie arbeiten nicht, betteln und fallen bei der Bevölkerung unangenehm auf; es wäre angebracht, entsprechende Maßnahmen zu treffen. Bei den Wahlen der Volksbeisitzer hatten die deutschen Arbeiter das Recht zu wählen und gewählt zu werden. So wurden etliche bewusste und hingebungsvolle Arbeiter und Arbeiterinnen zu Volksbeisitzern gewählt. [Der Berichterstatter] hebt weiterhin hervor, dass die Genossen aus dem Bezirksvolksrat wie auch jene aus den Volksräten der Gemeinden, in denen es eine deutsche Bevölkerung gibt, rechtzeitig unter den armen und ehrlichen Bauern [Kandidaten] ausgewählt und für den Zeitpunkt vorbereitet haben, wenn die Provisorischen Komitees eingesetzt werden.

576 Anton Lanzinger (1897–?), Arbeiter mit kommunistischen Sympathien; RKP-Mitglied seit 1945, Gründungsmitglied des LK des DAK. 577 Im Original „Saderlac“; rum. Zădăreni. 578 Im Original „Gutenbrunn“; rum. Zăbrani.

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Aus dem Bericht des Bezirkskomitees Karasch – Reschitza, Berichterstatter Genosse Focht579: In Erfüllung ihres Arbeitsplans hat [das DAK] eine lebhafte Tätigkeit in jenen Abteilungen des Werks580 durchgeführt, wo es eine größere Zahl von deutschen Arbeitern gibt, die die rumänische Sprache nicht so gut verstehen. Es wurden eine Reihe von Gewerkschaftsfragen und die Parteiresolution in deutscher Sprache durchgearbeitet. Derzeit gibt es 1396 Abonnenten des „Neuen Weg“ im Werk. Die deutschen Arbeiter sind gewissenhaft. Die Prämiierungen und Auszeichnungen wurden ohne Unterschied der Nationalität vorgenommen, sehr viele deutsche Arbeiter bekamen Auszeichnungen und Prämien. Kulturarbeit gibt es keine, weil die Gewerkschaft die Kulturarbeit abteilungsweise organisiert und keine Abteilung über genügend deutsche Kräfte verfügt. Im zentralen Gewerkschaftschor gibt es wiederum rumänisch-chauvinistische Tendenzen, weil dieser übrigens sehr gute Chor von Beamten und Elementen geleitet wird, die bislang in den nationalistischen Chören der Vergangenheit und im Kirchenchor mitgewirkt haben. In den Reihen des Kleinbürgertums und der Arbeiterfrauen, die übrigens nicht im Demokratischen Frauenverband erfasst sind, nimmt die Bigotterie zu und es greift eine gewisse Ängstlichkeit um sich. Unter den Reaktionären und Unerwünschten, die aus der Stadt ausgewiesen wurden, gab es nämlich auch einige kompromittierte hitleristische Elemente; nun flüstert man sich zu, heute seien die an der Reihe und morgen werde mit allen Deutschen so verfahren. Sehr gut aufgenommen hat man die Tatsache, dass bei der Demonstration zum 1. Mai auch deutsche Spruchbänder getragen wurden und ebenso, dass die neuen Wohnungen im Neubauviertel Lunca Ponosului581 an verdienstvolle kinderreiche Arbeiter ohne Unterschied der Nationalität verteilt wurden. Von den Broschüren und den Ausgaben der Parteiresolution wurden zu viele Exemplare in deutscher Sprache, nämlich 1300 Stück, nach Reschitza geschickt. Als die Mitglieder des Komitees diese Broschüren verteilten, erklärten zahlreiche Arbeiter, dass sie das Material bereits in der rumänischen Fassung gelesen hätten, dass sie es aber, weil es ihnen angeboten wurde, kaufen und auch nach Hause mitnehmen werden. Es wurden etliche Gemeinden besucht: Tirol, Weidenthal, Steierdorf, Doman, Sekul; man hat hier Überzeugungsarbeit geleistet und den Vertrieb der Zeitung „Neuer Weg“ organisiert. [Der Berichterstatter] betont weiterhin, dass das Parteikomitee keine klaren Anweisungen erteilt. Aus diesem Grund wurde bei einer gemeinsamen Feier mit dem Ungarischen Volksverband eine kurze Ansprache in deutscher Sprache nicht zugelassen, während auf einer großen Versammlung im Zusammenhang mit dem Friedenskongress von Paris – Prag Genosse Focht ohne vorherige Verständigung mitten in der Veranstaltung zu einer Wortmeldung im Namen des Antifaschistischen Komitees aufgefordert wurde. Er konnte sich nur mit einigen improvisierten Worten der Zustimmung aus der Verlegenheit helfen. Die deutschen Teilnehmer an der Veranstaltung hatten indes erwartet, dass sich das Komitee besser präsentiert, als es der Fall war. 579 Julius Focht (1910–?), Stahlwerker, SDP-Mitglied seit 1934, RKP-Mitglied seit 1944, Gründungsmitglied des LK des DAK, Sekretär des BK Reschitza. 580 Bei dem hier nicht namentlich genannten „Werk“ handelt es sich um die Eisenwerke (Uzinele de fier) Reschitza, vor der Nationalisierung im Jahre 1948: Uzinele de Fier şi Domeniile din Reşiţa (deutsch: Eisenwerke und Domänen von Reschitza). 581 Eigentlich Lunca Pomostului, ein ursprünglich für sowjetische Besatzungsoffiziere errichtetes Wohnviertel. Die Information verdanke ich Werner Kremm, Reschitza.

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Aus dem Bericht des Kronstädter Komitees: Das Bezirkskomitee hält seine wöchentlichen Sitzungen regelmäßig ab. Anhand des Arbeitsplans wird die geleistete Arbeit besprochen und die geplante Arbeit aufgeteilt. Es wurden etliche Industriebetriebe besucht, wo mit den deutschen Arbeitern die nationale Frage, der Friedenskampf u. a. durchgearbeitet wurde. Die Arbeiter und Arbeiterinnen lassen sich jedoch sehr schwer zu Fragen und Diskussionen bewegen. Kulturarbeit im Rahmen der Gewerkschaft wird zunehmend auch in deutscher Sprache gemacht. Es gibt einen gemischten Chor und eine gemischte Tanzgruppe im Werk „Partizanul Roşu“582, wo eine gute Zusammenarbeit herrscht. Es wird festgestellt, dass in drei von acht besuchten Gemeinden in den Kulturheimen auch ein Teil der deutschen Jugend mitmacht. In den anderen gibt es dafür entweder kein Verständnis seitens der Deutschen, die sich zurückhalten, oder die Deutschen wurden zur Kulturarbeit nicht herangezogen. In Kronstadt ist die Jugend in dem VdWJ aktiv. Es gibt auch eine erste Pioniergruppe mit 45 deutschen Pionieren. Die Schüler und der Professor der deutschen Mittelschule haben auf Grund der Kontaktaufnahme seitens des DAK ihre Kulturarbeit intensiviert. Die Zeitung erreicht alle Gemeinden, jedoch in nicht ausreichender Anzahl von Exemplaren. Bei den Industriearbeitern gibt es Schwierigkeiten mit dem Abonnement, weil sie bereits drei bis vier Zentral- und Lokalzeitungen in rumänischer und ungarischer Sprache beziehen und materielle Schwierigkeiten angeben. Was die Wahl der Volksbeisitzer anbelangt, gab es anfangs gewisse Unklarheiten darüber, ob die deutschen Arbeiter Volksbeisitzer wählen dürfen, das Parteikomitee hat indes die Dinge sofort zu ihren Gunsten klargestellt. Tatsache ist, dass kein einziger deutscher Arbeiter zum Volksbeisitzer gewählt wurde, weil das Problem verspätet gemeldet wurde und man die Überprüfungen und Vorschläge nicht mehr vornehmen konnte. [Der Berichterstatter] weist auf die Schwierigkeiten des Komitees hin, dessen Mitglieder alle berufstätig und auch mit anderen sozialen Tätigkeiten beschäftigt sind. Das Parteikomitee hat mit den Genossen vom Deutschen Antifaschistischen Komitee nicht eng genug zusammengearbeitet und trotz wiederholt gemachter Versprechen diese nicht unterstützt, was die Ausfahrten anbelangt und die Bereitstellung eines bescheidenen Sitzes für die [Lokal-]Redaktion des „Neuen Weg“ und das Komitee. Aus dem Bericht des Bezirkskomitees Hermannstadt, erstellt von Genossen Berger583: Das Komitee hat insgesamt sieben Arbeitsberatungen abgehalten und einen Arbeitsplan erstellt. Trotzdem wird die Arbeit sektiererisch gemacht und liegt auf den Schultern eines einzigen Genossen, weil die anderen im Produktionsprozess stehen und mit anderen Tätigkeiten beschäftigt sind. [Die Genossen] wollten ein Kulturkomitee gründen, das auch Materialien für die Abendschule vorbereiten sollte, was auf Intervention des Sekretariates eingestellt wurde. Auch mangelnde Wachsamkeit wird festgestellt, so konnten sich kompromittierte 582

Dt.: Der rote Partisan. Vormals Tuchfabrik Wilhelm Scherg & Cie. Victor Berger (1903–?), von Beruf Schuster, Eintritt in die RKP 1939, 1945–1948 Zwangsarbeit in der UdSSR, Gründungsmitglied des LK des DAK, Sekretär des BK Hermannstadt (1949– 1951), Inspektor im Regierungsdepartement für die Probleme der mitwohnenden Nationalitäten (1949–1951). Zusätzliche Angaben zur Person bei Schmidt 1995, S. 200: „1952 wurde er wegen ,Verrat‘ seiner Ämter enthoben und in die Produktion strafversetzt. Berger verstarb in den siebziger Jahren.“ 583

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Elemente wie Göllner584, Oschanitzky und andere annähern, die nach Intervention des DAK-Sekretariats jedoch ausgeschieden wurden. Sie [die Genossen vom DAK] waren mit Verwaltungsfragen der Zeitung sehr beschäftigt und haben damit viel Zeit verloren, so dass sie nicht viele Dörfer im Bezirk erfassen konnten. Es gibt heute noch Dörfer, in die kein einziges Zeitungsexemplar geschickt wird. In Hermannstadt wurden hingegen mit Hilfe der Schulkinder wiederholt Straßenverkaufsaktionen der Zeitung organisiert, die schöne Ergebnisse erzielt haben, sowohl was die Beteiligung der Schüler anbelangt als auch den Verkaufserfolg an sich. Sonntags werden derzeit über 3500 Exemplare verkauft. Das Komitee steht in engem Kontakt zu den Industrieunternehmen, wo es unter den deutschen Arbeitern eine Reihe von hervorragenden Gewerkschaftsaktivisten gibt. Trotzdem sind die Arbeiter und vor allem die Arbeiterinnen der Fabrik „Areca“585 unzufrieden, weil es offensichtliche Diskriminierungen bei der Auszeichnung der Bestarbeiter gab. So wurde die Liste der fünf „Areca“-Bestarbeiter, die ursprünglich auch Arbeiter deutscher Nationalität enthielt, drei Mal abgeändert, bis kein einziger deutscher Arbeiter mehr auf der Prämienliste stand. Beispielhaft für das gegenseitige Verständnis und für die Zusammenarbeit zwischen den Nationalitäten ist die Gemeinde Neppendorf, wo es ein perfektes gegenseitiges Vertrauen zwischen den Kolonisten und den enteigneten Deutschen gibt. In den meisten Gemeinden herrschen jedoch Misstrauen und Feindschaft. Die Versammlung des DAK in der Gemeinde Heltau anlässlich des Friedenskongresses hat großen Anklang bei der deutschen Bevölkerung im Ort selbst und in den umliegenden Dörfern gefunden. In Hermannstadt ist ein Teil der Frauen im Demokratischen Frauenverband, ebenso ein Teil der deutschen Jugend im VdWJ; derzeit wird Überzeugungsarbeit in ihren Reihen geleistet. [Der Berichterstatter] führt weiterhin aus, dass der evangelische Stadtpfarrer Herman586 sich anzunähern versucht, aufgrund seiner demokratischen Einstellung aus der Vergangenheit und weil er sich in Dauerfeindschaft zum evangelischen Bischof Müller befindet, einem notorischen Hitleristen der Vergangenheit, der auch heute große Schwierigkeiten macht. Berichte über die Tätigkeit des DAK-Sekretariats lieferten Genosse Breitenhofer587 – über die organisatorischen und die Kaderfragen, Genosse Geltz588 über Fragen der Propaganda 584

Vermutlich Dr. Carl (auch Karl) Göllner (1911–1995), Historiker, Leiter des Hermannstädter Forschungszentrums der rumänischen Akademie (1956–1981) und Schriftleiter der „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“ (1959–1981). 585 Strumpfwarenfabrik in Hermannstadt. 586 Alfred Herrmann (1888–1962), u. a. evangelischer Stadtpfarrer von Bukarest (1937–1946) und Hermannstadt (1946–1961), Bischofsvikar (1954–1961). 587 Anton Breitenhofer (1912–1989), Arbeiter in den Eisenwerken von Reschitza; RKP-Mitglied seit 1939 oder 1941; Zwangsarbeit in der Sowjetunion (1945–1946); Mitglied des Sekretariats des DAK (1949–1953), stellvertretender Leiter der Abteilung Führungsorgane der Partei im ZK der RAP (1952–1954); Mitglied des ZK der RAP (1955–1979); Chefredakteur der Tageszeitung „Neuer Weg“ (1954–1976); Mitglied des Staatsrates (1961–1969). Schriftstellerische Tätigkeit, zahlreiche Romane aus dem Reschitzaer Arbeitermilieu. 588 Filip (auch Philip) Geltz (1901–1994), Tischler, RKP-Mitglied seit 1923, für die Rote Hilfe in Moskau tätig (1933–1935); Sekretär des Arader Lokalkomitees der RKP und des Regionalkomitees Kronstadt (1939–1941), Zwangsarbeit in der Sowjetunion (1945–1946); Mitglied des Sekretariats des DAK (1949–1951) und als Nachfolger Stoffels Sekretär des DAK (1951–1953); Minister für Kom-

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und Agitation, mit besonderer Berücksichtigung der Gründungsprobleme der Zeitung „Neuer Weg“, und Genosse Schuster589, der über die Verwaltungsangelegenheiten berichtete. Unter dem Tagesordnungspunkt Aussprache ergriffen fast alle Genossen das Wort. Außer dem Genossen Kuvak590, der die Berichte einer eingehenden kritischen und positiven Analyse unterzog, beschränkten sich die anderen Genossen auf Probleme, die sie selbst berichtet hatten. In der Zusammenfassung der Berichte und in der Aufgabenverteilung für die Zukunft weist Genosse Stoffel erneut auf die ständigen Aufgaben hin, die dem Komitee aus der Resolution des ZK-Büros der RAP zur nationalen Frage erwachsen. Er analysiert die geleistete Arbeit im Lichte der Verpflichtungen, die man gegenüber der Partei übernommen hat und die im Telegramm der Gründungsversammlung des DAK festgehalten wurden. Er unterstreicht gewisse positive Seiten der geleisteten Arbeit und kritisiert die Vergehen. Weiterhin unterstreicht er die Bedeutung des Erfahrungsaustauschs zwischen den Genossen aus den einzelnen Verwaltungsbezirken einerseits und zwischen ihnen und dem Sekretariat andererseits, unterstreicht aber auch, dass die geringe Beteiligung an den Diskussionen zeigt, dass die Genossen nicht das Niveau einiger Mitglieder des Landeskomitees erreicht haben, weil sie sich nur mit der Situation und den Problemen aus ihrem eigenen Bezirk beschäftigt haben. Ein weiterer Schwachpunkt war auch, dass sie nur allgemeine und keine konkreten Probleme angesprochen und keine Vorschläge zur konkreten Verbesserung der Arbeit gemacht haben. Er nennt gewisse Strömungen, die beweisen, dass es weiterhin faschistische Überreste in der deutschen Bevölkerung gibt und zeigt auf, dass die Entlarvung der Machenschaften der Agenten der englisch-amerikanischen Imperialisten und des Vatikans noch ein allgemeiner Schwachpunkt unserer Arbeit ist. Er warnt die Genossen eindringlich vor einem Abgleiten in den nationalistischen Revanchismus und ebenso vor den sogenannten Gleichberechtigungsforderungen für die mitwohnende deutsche Bevölkerung. Denn es ist klar, dass die Arbeiterklasse in der RVR und die Regierung der RVR unter der Leitung der Rumänischen Arbeiterpartei den Weg frei machen für die Lösung der sozialen Probleme und des nationalen Problems. In dieser Arbeit und in diesem Kampf hat das Deutsche Antifaschistische Komitee in der RVR seine klar definierte Rolle, die man aber gut kennen muss, um dementsprechend handeln zu können. Er schließt mit der Verpflichtung gegenüber der deutschen werktätigen Bevölkerung der RVR und den munalwirtschaft (1956–1957); Mitglied der Zentralen Revisionskommission der RAP (1955–1960); Mitglied im Präsidium der Großen Nationalversammlung (1957–1961). 589 Michael Schuster (1908 oder 1911–1984), Arbeiter in den Schiel-Werken in Kronstadt; RKP-Mitglied seit 1935; Zwangsarbeit in der Sowjetunion (1945–1948); Mitglied des Sekretariats des DAK (1949–1953), stellvertretender Vorsitzender des Regionsvolksrates Kronstadt (1956–1960). 590 Tippfehler, gemeint ist Josef Puvak, Gründungsmitglied des DAK und Sekretariatsmitglied (1949–1953). Puvak (auch Puwak) (geb. 1913), war Arbeiter in den Reschitzaer Eisenwerken; RKPMitglied seit 1933; 1943 im Zusammenhang mit einer von Kommunisten geplanten Sabotageaktion zu mehrjähriger Haft verurteilt; Stellvertretender, dann Generaldirektor von Sovrommetal, eines Teils der in zwei rumänisch-sowjetische Unternehmen aufgespaltenen Reschitzaer Eisenwerke (1949–1954), danach (1954–1956) Generaldirektor der zum Metallurgischen Kombinat Reschitza wiedervereinigten Unternehmensteile; Botschafter in der DDR (1956–1960); bis zur Verrentung 1975 Direktor mehrerer Bukarester Großbetriebe. Verfasser zahlreicher Tier- und Jagdgeschichten.

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Bezirkskomitees, sie voll zu unterstützen und gegenüber der RAP im Sinne der Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen. E. Stoffel591 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Comitetul Antifascist German, dosar 1, fol. 21–29. Eine kürzere deutschsprachige Fassung des Protokolls von derselben „Plenarsitzung“ fol. 16–20.

115. Problembericht des Referenten für das Minderheiten-Schulwesen im Unterrichtsministerium an den Ministerrat über den Abschluss der Schulreform (8. Juni 1949) Probleme im Zusammenhang mit dem Schulwesen der mitwohnenden Nationalitäten592 1. Die Lage bis 1. Mai 1948 Im Frühjahr 1947 wurde das Sekretariat für das ungarische Schulwesen gegründet.593 Dieses Sekretariat wurde von einem Generalsekretär geleitet und bestand aus folgendem Kollektiv: vier Verwaltungsbeamte und fünf Inspektoren. Das Sekretariat war nur für Fragen des ungarischen Schulwesens zuständig und pflegte keine besonders engen Beziehungen zu den anderen Direktionen des Ministeriums. Im Ministerium herrschte eine abweisende (feindliche) Einstellung gegenüber diesem Sekretariat, und die Lösung und Erledigung der Probleme im Zusammenhang mit dem ungarischen Schulwesen waren sehr schwierig, weil die Anweisungen und die Anschreiben häufig zwischen den einzelnen Inspektoraten „verloren gingen“. Beginnend mit dem Monat April 1946 wurde der Lehrkörper der ungarischen Schulen vom Ministerium entlohnt, unabhängig davon, ob es sich um eine konfessionelle oder eine staatliche Schule handelte. Im Jahr 1947/1948 gab es 273 Kindergärten mit 11.723 Kindern, 1809 Elementarschulen mit 176.699 Schülern, 178 Schulen vom Typ Lyzeum, Gymnasium, Normalschule und Berufsschule mit insgesamt 34.170 Schülern. [Weiterhin gab es] die Bolyai-Universität in Klausenburg mit vier Fakultäten, die Fakultät für Medizin und Pharmazie in Neumarkt, das Konservatorium für Musik und dramatische Kunst in Klausenburg, die Ingenieursfachschule in Klausenburg, elf Landwirtschaftsschulen, davon vier konfessionelle, 35 unabhängige Berufsschulen und 13 Abteilungen in rumänischen Schulen des Arbeitsministeriums. Nicht nur die Schulen, sondern auch die Leitung des Sekretariats standen sehr stark unter dem Einfluss des Klerus. 2. Die Neuorganisation des Kabinetts594 und der gesamten Dienststelle Am 1. Mai 1948 wurde die Leitung des Sekretariats neu besetzt und seine Befugnisse wurden neu geordnet. Beginnend mit diesem Datum wurde das Sekretariat auch mit der Neuorganisation und der Koordination des Schulwesens der anderen Nationalitäten betraut. Am 1. Mai [1948] bestand das Mitarbeiterkollektiv des Sekretariats aus fünf Verwaltungsangestellten und fünf Inspektoren für das ungarische Schulwesen.

591 592 593 594

Eigenhändige Unterschrift. Diese und die folgenden Unterstreichungen im Original. Innerhalb des Ministeriums für das Öffentliche Schulwesen. Es handelt sich um das Kabinett für das Nationalitätenschulwesen im Unterrichtsministerium.

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Nach der Neuorganisation des Sekretariats folgte eine Übergangsphase, [davon betroffen waren] vor allem die Inspektoren, die zum Großteil den neuen Anforderungen im Schulwesen nicht genügten. Die Suche nach entsprechenden Leuten für die Inspektorenstellen im Nationalitätenschulwesen gestaltete sich sehr schwierig, weil das Ministerium über keine Namen verfügte, auf die man hätte zurückgreifen können. Beispielsweise für die Inspektorenstellen der serbischen, deutschen, russischen und ukrainischen Schulen. Wir wurden bei der Suche unterstützt von den Parteiorganisationen der betreffenden Verwaltungsbezirke und vom Kaderdienst, der gerade zu jenem Zeitpunkt eingerichtet wurde. Die Ernennungen wurden allesamt von der Personaldirektion getätigt und von den Genossen Ministern bestätigt. Derzeit stehen dem Ministerium folgende dem Kabinett für das Nationalitätenschulwesen angeschlossene Inspektoren zur Verfügung: Prof. Banyai Margareta für das ungarische Schulwesen, Rada Fenlachi für das serbische, kroatische und slowakische Schulwesen, Polia Baraş für Jiddisch, Teofila Gospodinov für Bulgarisch und Polnisch, Nicolae Coţiuba für Russisch und Ukrainisch und Mihail Pfaff 595 für die deutschen Schulen, Seit A. Muracea für die türkischen, griechischen und armenischen Schulen. Hinzu kommen zwei Verwaltungsangestellte. 3. Lehrbücher Bei der Kabinettsumbildung stellte sich auch das Problem der Übersetzung und Redaktion der Lehrbücher für alle Nationalitäten. Das größte zu überwindende Hindernis war die Tatsache, dass wir zwar den ungarischen Lehrkörper kannten, nicht aber die anderen. Die Überprüfung der Lehrkräfte für das Übersetzerkollektiv war schwierig, weil es sich um eine verantwortliche politische Tätigkeit handelt und man im Ministerium entsprechende Leute noch nicht kannte. Auch darin wurden wir von den Parteiorganisationen unterstützt. Trotzdem haben sich in das serbische Kollektiv Tito-freundliche Elemente einzuschleichen versucht, so Gavrilovici, der sofort abgewiesen wurde. Die Übersetzerkollektive haben ihre Arbeit wie folgt begonnen: am 20. Juni 1948 die Ungarn, am 27. Juli die Bulgaren, am 3. August die Deutschen, am 5. August die Serben und Kroaten, am 11. August die Türken, am 20. August die Polen und die Russen-Ukrainer, am 25. die Tschechen und Slowaken, am 1. September die Griechen und Armenier und am 15. Januar 1949 das jiddische Kollektiv. In diesen Kollektiven haben 323 Personen mitgearbeitet, darunter 36 Daktylografinnen. Ihre Zahl schwankte je nach Bedarf, in Abhängigkeit davon, wie die Lehrbücher von der Studiendirektion geliefert wurden. Das Problem der Schreibmaschinenbeschaffung hat das Tippen der übersetzten Texte etwas verzögert (Schreibmaschinen mit russischen, ukrainischen, serbischen, jiddischen, türkischen und griechischen Schriftzeichen). Nach der Zusammenstellung der Übersetzerkollektive hatten wir das Problem der Unterbringung und Entlohnung der Lehrkräfte zu lösen. Anfangs, als ihre Zahl noch gering war, haben sie in zwei Zimmern in der Cobălcescu-Straße 34 gewohnt, in einem Appartement, das der ehemalige Generalsekretär für die Unterbringung der ungarischen Inspektoren, die im Ministerium arbeiteten oder auf Dienstreise in Bukarest waren, angemietet hatte. Diese Unterkunft ließ viel zu wünschen übrig. 595

Michael Pfaff, s. Anm. 282.

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Später, als die Anzahl der Kollektive zunahm, zog man mit Hilfe der Direktion für Assistenz596 ins Internat Elena Doamna nach Cotroceni um. Im August erfolgte dann der Umzug in die Handelsakademie. Hier gab es vor allem politische Schwierigkeiten, der Verwalter drohte den Mitgliedern der Kollektive täglich mit dem Rauswurf. Oft versteckte er die Glühbirnen, damit sie nicht arbeiten konnten. Die Mitglieder der Kollektive, die mit den Lehrbüchern fertig waren, fuhren nach Hause, die restlichen wurden im Schülerheim der ehemaligen Zentralschule597 untergebracht. Auch hier wurden wir wiederholt mit dem Rauswurf bedroht. Die häufigen Umzüge und das Fehlen einer entsprechenden Unterkunft waren in hohem Maße für die verzögerte Fertigstellung der Lehrbücher verantwortlich. Ich muss hinzufügen, dass die Zusammenarbeit mit der Studiendirektion zu wünschen übrig ließ. Die Manuskripte für die Übersetzungen wurden uns mit großer Verspätung zugestellt und nur in einem einzigen Exemplar, so dass jede Gruppe ein paar Seiten aus dem Lehrbuch bekam, was die Arbeit sehr erschwert hat. Oft erfuhren wir von der Redaktion eines Lehrbuchs erst von den Mitarbeitern der verschiedenen Bukarester Druckereien, in denen diese Bücher gedruckt wurden. Vielleicht war es auch unsere Schuld, dass wir die Genossen von der Studiendirektion nicht davon überzeugen konnten, dass die Redaktion und die zeitgerechte Drucklegung der Lehrbücher für die Nationalitäten nicht ein Problem der Nationalitäten, sondern eines des Ministeriums sind. Außer den Fibeln, die nicht übersetzt werden können, sind alle andern Lehrbücher Übersetzungen der rumänischen Lehrbücher, mit Ergänzungen, die die Besonderheiten der jeweiligen in der RVR lebenden Nationalität widerspiegeln. Die bulgarischen, tschechischen und slowakischen Lehrbücher werden in den jeweiligen Ländern gedruckt, alle anderen in verschiedenen Städten des Landes, was ihren Druck verzögert. Der Versand der Bücher nach Sofia und Prag wurde vom Ministerium für Äußere Angelegenheiten erledigt. Aus der Tschechoslowakei sind die ersten Bücher eingetroffen und befinden sich in der Überarbeitungsphase; aus Sofia wurde uns versichert, dass die Bücher bis 1. September in Rumänien eintreffen werden. Aus den Geldmitteln, über die wir in Sofia verfügen – sie stammen aus dem Verkauf einiger Dinge aus dem Nachlass des dortigen ehemaligen rumänischen Instituts – haben wir 250.000 Lewa für die Korrektur und Überarbeitung angezahlt. Aus der Tschechoslowakei haben wir noch keine Informationen darüber bekommen, wie viel die Lehrbücher kosten werden. Die Schwierigkeiten im Staatsverlag sind bekannt: fehlende Planung, Lettern, Setzer, Schwierigkeiten mit der Auflage der Lehrbücher, verspätete Abgabe des Papiers an die Übersetzer usw., sie haben sich sämtlich auf die Übersetzerarbeit und die Drucklegung ausgewirkt. In Anbetracht der Zusammensetzung der Übersetzergruppen haben wir jeden Samstagnachmittag gemeinsame Sitzungen mit dem ganzen Kollektiv abgehalten, wo jede Gruppe 596 „Direcţia Asistenţei“ – verkürzt für: „Direcţiunea asistenţei şi igienei şcolare“ (dt.: Direktion für soziale Assistenz und Schulhygiene). 597 „Şcoala centrală“ – verkürzt, vermutlich für „Şcoala centrală de fete“, die einst renommierte Schule für höhere Töchter in Bukarest.

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außer den Schwierigkeiten ihrer Arbeit auch das Problem der jeweiligen Nationalität in der RVR und seine Lösung heute gegenüber der Lage in der Vergangenheit durcharbeitete. Wir glauben, dass diese Arbeit, die einen politischen Inhalt hatte, recht erfolgreich war und dass die Mitglieder der Übersetzerkollektive mit neuen Erkenntnissen über die Lösung der nationalen Frage nach Hause zurückgekehrt sind. Die Tatsache, dass bis zum 14. Mai 1949 für die verschiedenen Nationalitäten immerhin 893.140 [Stück] Lehrbücher gedruckt werden konnten, ist zu einem guten Teil auch den Verantwortlichen zu danken, die nahezu täglich die Druckereien aufsuchten, und ihrem ständigen Bemühen, den Kontakt mit dem Staatsverlag und den Druckereien in der Hauptstadt und in der Provinz und ebenso mit den jeweiligen Inspektoraten aufrechtzuerhalten. […] Nach der Übersetzung der Lehrbücher und ihrer Überarbeitung vor der Drucklegung wurde festgestellt, dass in den deutschen Übersetzungen Begriffe aus dem 14. Jahrhundert598 verwendet worden waren. So wurde statt Odorhei Oderhellen599 verwendet, statt Criş wurde Kreisch600 übersetzt, statt Turda Thorenburg601. Die Überzeugungsarbeit, die wir gegenüber den Mitgliedern der Kollektive geleistet haben, führte zu einer Einsparung des Ministeriums von …… Lei. 4. Die Verstaatlichung der Schulen stellte eine neue Phase in der Tätigkeit unserer Dienststelle dar. Angesichts der großen Anzahl von konfessionellen Schulen – 1185 Elementarschulen, also 45 Prozent aller Schulen [dieses Typs], und 135 Sekundarschulen oder 47,5 Prozent aller Schulen [dieses Typs] –, wurden in Absprache mit der Kaderdirektion Maßnahmen zur Übernahme des gesamten Vermögens der ehemals konfessionellen Schulen in Staatsbesitz ergriffen. Die Übernahme der Schulen fand in perfekter Ordnung statt; es liegen uns keine Informationen über die etwaige Entwendung von Sachwerten vor, wir nehmen aber an, dass gleich nach dem Abschluss des Schuljahres 1947/1948 einige Laboreinrichtungen entwendet wurden. Gleichzeitig mit der Übernahme der Schulen wurde auch ihre Umstrukturierung vollzogen, in dem Sinne, dass theoretische Schulen zu technischen Schulen umgewandelt wurden oder dass einige von ungarischen konfessionellen Schulen besetzte Gebäude an rumänische Schulen abgegeben wurden; in anderen Ortschaften wurden in den Gebäuden der rumänischen Schulen ungarische technische Schulen als Abteilungen gegründet. Diese Tätigkeit wurde in Zusammenarbeit mit der Direktion für den Mittelschulunterricht durchgeführt. In diesem Punkt hatten wir einige Schwierigkeiten, weil wir die reelle Situation der Gebäude nicht kannten. So passierte es, dass in Sf. Gheorghe und in Zalău in Gebäuden des Lehrkörpers technische Schulen eingerichtet wurden. 5. Die Organisation der Schulen […] Deutsche Schulen

598 599 600 601

Sollte vermutlich heißen: 19. Jahrhundert. Im Original verballhornt zu „Odărehelle“. Im Original verballhornt zu „Kraise“. Im Original verballhornt zu „Tomrburg“.

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Bis zur Schulreform standen die deutschen Schulen nicht unter der Aufsicht und Kontrolle des Ministeriums. Die Mehrzahl der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache waren konfessionelle Schulen. In Siebenbürgen wurden sie von der evangelischen Kirche unterhalten und standen unter ihrer Aufsicht, im Banat von der katholischen Kirche und dem Orden Notre Dame602. Der Orden Notre Dame, der auch Schulen in Arad besaß und das ungarische Marianum in Klausenburg, hat sein geistliches Zentrum in München. Wenn unmittelbar nach der Reform eine Einflussnahme durch den Klerus, insbesondere den katholischen, nicht festzustellen war, so hat in letzter Zeit der deutsche Klerus begonnen, ähnlich wie in den ungarischen Schulen, Einfluss auf die Lehrerschaft zu nehmen. Im Monat Februar hat Bischof Müller in Hermannstadt versucht, einen Teil der Lehrerschaft einzuschüchtern, indem er sie vor ein Konsistorium zitierte, das über die Strafe für Mitglieder des Lehrkörpers zu entscheiden hatte, die von dem Lohn, den sie vom Ministerium erhalten, die dem Bischofsamt zukommende Abgabe nicht geleistet hatten.603 Die deutsche Lehrerschaft von Hermannstadt hat die lokalen Gewerkschaften um Hilfe gebeten, das Ministerium hat den Verband der Lehrerschaft angehalten, Hilfe zu leisten und der Lehrerschaft zu empfehlen, nicht vor diesem Konsistorium zu erscheinen. Die Hilfestellung hat sich positiv auf die Lehrerschaft ausgewirkt, was jedoch nicht heißt, dass wir den wachsenden Einfluss des Katholizismus604 verhindern konnten. Die Lehrer nehmen keine eindeutige Haltung ein. Einerseits freuen sie sich über die neuen Löhne, die nicht zu vergleichen sind mit denen, die sie von den Kirchen erhielten, zudem oft mit großer Verspätung, andererseits steht ein Teil der Lehrerschaft unter dem Einfluss der Kirche und der Bourgeoisie. Sie [die Lehrer] sind unzufrieden damit, dass sie keine Partei haben, sondern nur ein antifaschistisches Komitee. Außer den jungen Elementen und den wenigen Lehrern, die aus der Sowjetunion heimgekehrt sind, versteht der größte Teil der Lehrerschaft den Auftrag und die Rolle der neuen Schule nicht. Die meisten Lehrer begnügen sich damit, einen neutralen Standpunkt einzunehmen. Wenn eine gewisse Veränderung in der Einstellung des Lehrkörpers festzustellen ist, so ist dies ein Ergebnis der Gewerkschaftsarbeit, weil alle Lehrer den Gewerkschaften beigetreten sind und in jüngster Zeit auch begonnen haben, in dieser Richtung tätig zu sein. Eine weitere Organisation, die einen gewissen, vielleicht auch nur scheinbaren Einfluss auf die Lehrerschaft hat, ist die ARLUS.

602 Die Armen Schulschwestern Notre Dame, eine 1858 in Temesvar gegründete Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche, 1948 aufgelöst. 603 Vierzehn Hermannstädter Lehrer weigerten sich, die vom Landeskonsistorium gezahlten Bezüge für das Schuljahr 1947/1948 zurückzuzahlen, nachdem sie für diese Zeit nachträglich auch staatliche Gehälter bekommen hatten. Die Lehrer suchten bei der Gewerkschaft und dem Bildungsministerium Schützenhilfe und ließen sich anwaltlich beraten. Der Konflikt bekam schnell eine politische Färbung, die Lehrer machten sich das neue politische Vokabular zunutze und bezeichneten sich im Schriftverkehr als „fortschrittlich“ im Unterschied zur Kirchenleitung, die als „reaktionär“ dargestellt wurde. Vgl. Weber 2014. 604 Es handelt sich eigentlich um die Evangelische Kirche A. B.

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Der Mangel an erzieherischem und propagandistischem Material in deutscher Sprache hat die Umerziehung des Lehrkörpers sehr erschwert, ebenso die Tatsache, dass die deutschen Lehrer bislang nicht zu den I.C.D.-Kursen605 eingeladen wurden. In Siebenbürgen gehört kein einziger Lehrer der RAP an, hingegen ist im Banat die Situation etwas günstiger, weil hier eine recht große Anzahl von deutschen Lehrern sozialdemokratischer Herkunft in der RAP erfasst sind. Die Inspektionen in den deutschen Schulen lassen viel zu wünschen übrig, ebenso die Einstellung unserer Inspektoren, die kein Interesse am Fortgang dieser Schulen haben. Ein Beispiel dafür, wie das Hermannstädter Inspektorat die deutsche Schule in seinem Einzugsgebiet anzuleiten und zu organisieren versteht, ist die Elementarschule Nr. 5, wo drei Klassen in einem einzigen Raum untergebracht sind, eine Klasse nur zweimal die Woche Unterricht hat und die anderen nur viermal. Der Direktor der Elementarschule Nr. 2 ist gleichzeitig Direktor der rumänischen Schule, die sich in einem anderen Stadtviertel befindet; die deutsche Abteilung ist isoliert, ihr fehlt jede verwaltungsmäßige wie pädagogische Aufsicht. Als Aufsichtsbehörde der deutschen Schulen verfügt das Ministerium derzeit über einen Inspektor und je einen Unterinspektor in den Bezirken Großkokeln und Temes-Torontal, was im Hinblick auf eine ständige Aufsicht über das deutsche Schulwesen unzureichend ist. Nun, nach dem Beschluss des Zentralkomitees zur nationalen Frage606, bin ich der Überzeugung, dass auch das Ministerium eine effizientere Aufsicht über die deutschen Schulen einrichten und gleichzeitig den Lehrern und den Schülern das notwendige Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen muss. Von den geplanten 418 Schulen haben wir derzeit 255 Elementarschulen mit den Klassen 1–4 und 113 Schulen mit den Klassen 1–7 und zusammen mit 38.030 Schülern und 1270 Lehrkräften. In der Vergangenheit gab es zehn theoretische Schulen (Lyzeen), heute haben wir zwei. Anstelle von [früher] vier Schulen für die Ausbildung von Lehrern und Kindergärtnerinnen reichen heute zwei gemischte für die Ausbildung des Lehrkörpers, dazu kommt eine technische Mittelschule mit Wirtschaftsprofil. In den Gesprächen mit den Vertretern des Deutschen Antifaschistischen Komitees haben diese für das Schuljahr 1949/1950 keine Mittelschulen verlangt. Trotzdem glaube ich, dass neben den zwei Berufsschulen und den sieben Abteilungen an rumänischen Berufsschulen das Ministerium technische Mittelschulen mit Agrarprofil für die deutschen Schüler einrichten sollte. Die materielle Situation der deutschen Schulen lässt sehr viel zu wünschen übrig, es mangelt an Mobiliar und an Unterrichtsmaterialien, außerdem sind sie sehr schlecht untergebracht. Es konnten nicht überall deutsche Schulen eröffnet werden, teils mangels Lehrkräften, teils wegen der Einstellung der Inspektoren in den Bezirken Nassod, Sathmar und Sălaj. Möglicherweise ist dies auch dem Umstand geschuldet, dass das deutsche Problem zu Anfang des Schuljahres noch nicht geklärt war. 605 Cursuri I.C.D., Cursuri pentru îndrumarea corpului didactic – politische Fortbildungskurse für Lehrer, nach der Schulreform von 1948 eingeführt, in denen sie mit der neuen Ideologie und den neuen politischen Zielen des Unterrichts vertraut gemacht wurden. 606 Gemeint ist die „Resolution des Politbüros des ZK der RAP in der nationalen Frage“ vom Dezember 1948. Vgl. Dokument Nr. 108.

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Der Bezirk Sathmar unterscheidet sich bezüglich des deutschen Problems sehr stark von den anderen Bezirken. Hier ist der Großteil der schwäbischen Bevölkerung madjarisiert. In den vier Jahren607 und auch schon vorher haben die deutschen Kreise versucht, sie erneut in die deutsche Gruppe zu integrieren. Dies ist unter dem faschistischen Regime nur in sehr geringem Maße gelungen. Heute versucht das Deutsche Antifaschistische Komitee unseren Informationen nach die Deutschen zu integrieren. Unsere Dienststelle hatte die Aufgabe, die deutschen Schulen mit der notwendigen Lehrerschaft auszustatten. Die vormaligen Säuberungskommissionen haben aus Unkenntnis der besonderen Situation der deutschen Lehrerschaft in der Volksgruppenzeit ziemlich schwerwiegende Fehler begangen und Elemente im Schulwesen behalten, die in führender Stellung für die Volksgruppe gearbeitet und auch eine intensive faschistische Tätigkeit entfaltet haben. Die Personalakten der Lehrerschaft waren unvollständig und oft schablonenhaft erstellt, auf dieser Grundlage konnte keine Diskriminierung gemacht werden. Möglicherweise haben einige interessierte Leute im Ministerium diese Akten bewusst als Makulatur verwendet, wir haben einige auf den Fluren des Ministeriums gefunden, wo sie herumlagen. Zu jener Zeit wurde die Kaderdirektion des Ministeriums erst aufgebaut, ein antifaschistisches Komitee gab es nicht, unsere Inspektorate kannten die Situation der Lehrerschaft nicht, all das hat unsere Arbeit stark behindert, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei der Lehrereinstellung sich auch bekannte faschistische Elemente in die Schulen eingeschlichen haben. Einige [deutsche] Lehrer, die der ungarischen Sprache mächtig sind, konnten, weil die Leiter des ungarischen Schulwesens nicht wachsam genug waren, in das ungarische Schulwesen eintreten. Wir nehmen an, dass wir all diese Elemente, die wir nachträglich entdeckten, entfernen konnten. Seit der Neuordnung unserer Dienststelle wurde uns kein neuer Fall von im Schulwesen verbliebenen deutschen faschistischen Elementen gemeldet. Wegen der besonderen Situation, in der wir uns befanden, wurden in einigen Schulen Lehrkräfte eingestellt, die die Unterrichtssprache nicht zur Genüge beherrschen, einige gar nicht, so dass auf Rumänisch unterrichtet wird, wie z. B. in [den Bezirken] Hermannstadt, Karasch und Severin. Besondere Aufmerksamkeit sollten wir den Kindergärten schenken, insbesondere den Leiterinnen dieser Kindergärten. Wie auch bei den anderen Nationalitäten haben wir auch für die deutschen Leiterinnen keine speziellen Lehrgänge, und ich mache diesbezüglich den gleichen Vorschlag wie für die Ungarn608. In einigen Bezirken sind die Schulen ausreichend mit Lehrern versorgt, in anderen gibt es einen Lehrermangel, der nicht entsprechend gelöst wurde. In diesen Schulen wurden nämlich Hilfslehrer eingestellt, die aus Bessarabien geflüchtet sind.

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Gemeint sind die Jahre 1940–1944. Der Vorschlag (S. 52 des Typoskripts) lautete, in den höheren Klassen der pädagogischen Mittelschulen unterschiedliche Lehrgänge für Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen anzubieten. Dieser Vorschlag wurde daraufhin auch umgesetzt. 608

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Die geflüchteten Lehrer, insbesondere jene, die im Grenzgebiet zu Jugoslawien und zu Ungarn eingesetzt wurden, stellen meiner Ansicht nach ein Problem dar, mit dem sich unsere Kaderdirektion beschäftigen muss. Auch in den deutschen Schulen wurde der Unterricht durch die mit großer Verspätung eingetroffenen Lehrbücher erschwert, vielleicht mehr noch als in den anderen Schulen, bedenkt man die Einstellung der deutschen Lehrerschaft, ihre Beeinflussung durch den Klerus sowie ihre bis zur Befreiung unseres Landes genossene Erziehung. Um Abhilfe zu schaffen und um die Umerziehung des Lehrkörpers zu erleichtern, haben wir in Absprache mit dem I.C.D. geplant, die deutsche Lehrerschaft im Sommer zu diesen Lehrgängen einzuladen. Zum ersten Mal wurden den Lehrern Liederhefte und ein Kulturheft an die Hand gegeben, und für das Schuljahr 1949/1950 ist die Herausgabe des Lehrerhandbuchs für den Grundschulunterricht vorgesehen. Ebenso ist die Zuteilung von Büchern an die Bibliotheken der deutschen Schulen vorgesehen. Diese werden bis Anfang des nächsten Schuljahres verschickt werden. […] Ich schlage vor: Die Überprüfung des ernannten Lehrkörpers. Lehrkräfte, die nicht Deutsch können, sollten ausgetauscht werden. Die Einrichtung selbständiger deutscher Schulen. Die Ernennung von Inspektoren in den betreffenden Verwaltungsbezirken, die speziell damit beauftragt werden, die Schulen zu überprüfen und zu festgelegten Terminen Berichte abzuliefern. Eine enge Zusammenarbeit mit dem VdWJ in der Erziehung der deutschen Jugend. Die Erlaubnis für die deutschen Schulen zum Singen demokratischer Lieder auch in deutscher Sprache. Eine engere Zusammenarbeit mit dem Deutschen Antifaschistischen Komitee, damit wir bei Schwierigkeiten Unterstützung haben. Wenn möglich sollten alle Mitglieder des Lehrkörpers die I.C.D.-Sommerkurse mitmachen. […] Bukarest, den 8. Juni 1949 Ministerialrat, Cziko Laurentiu609 [unleserliche Unterschrift] Quelle: ANIC, fond Consiliul de Miniştri, dosar 128/1950, fol. 44–58.

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Zur Person s. Anm. 251.

1950 116. Ministerratsbeschluss über die Einrichtung von Arbeitskolonien zur Umerziehung von „feindlichen Elementen“ (14. Januar 1950) Ministerratsbeschluss Der Ministerrat

Beschluss Nr. 2 610 über die Einrichtung von Arbeitseinheiten Zum Gesetzesvorschlag des Genossen Minister für Innere Angelegenheiten Nr. 57 vom 13. Januar 1950 611 beschließt [der Ministerrat] aufgrund Art. 55 der Verfassung der Rumänischen Volksrepublik: Art. 1: Der Dekretentwurf über die Einrichtung von Arbeitseinheiten wird angenommen. Art. 2: Der Genosse Minister für Innere Angelegenheiten wird autorisiert, ihn dem Präsidium der Großen Nationalversammlung zur Beratung zuzuleiten. [16 Unterschriften612].

Wortlaut des Dekrets Nr. 6/1950 über die Einrichtung von Arbeitseinheiten Das Präsidium der Großen Nationalversammlung der Rumänischen Volksrepublik erlässt aufgrund von Art: 44, Absatz 2, und Art. 45 der Verfassung der Rumänischen Volksrepublik und nach Kenntnisnahme des Ministerratsbeschlusses Nr. 2 vom 13. Januar 1950 folgendes Dekret Nr. 6 613 über die Einrichtung von Arbeitseinheiten614 Art. 1: Für die Umerziehung der feindlichen Elemente in der Rumänischen Volksrepublik und im Hinblick auf ihre Vorbereitung für und die Integration in das gesellschaftliche Leben unter den Bedingungen der Volksdemokratie und des Aufbaus des Sozialismus werden Arbeitseinheiten gegründet. Art. 2: Den Arbeitseinheiten können zugewiesen werden: 610

Nummer von Hand eingefügt. Nummer, Tag und Monat von Hand eingefügt. 612 Entzifferbar die Unterschriften von Petru Groza, Gheorghe Gheorghiu-Dej, Teohari Georgescu, Lotar Rădăceanu, Vasile Luca, Avram Bunaciu, Vasile Malinschi, Ana Pauker, Alexandru Sencovici, Niculae Profiri, Stelian Niţulescu. 613 Nummer des Dekrets von Hand eingefügt. 614 Das Dekret Nr. 6/1950 wurde nicht veröffentlicht und zwei Jahre später durch einen ebenfalls geheimen Ministerratsbeschluss (Nr. 1554/1952) noch weiter verschärft. Vgl. Dokument Nr. 134. 611

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a.) jene, die durch ihre Taten oder Äußerungen unmittelbar oder mittelbar das volksdemokratische Regime gefährden oder zu gefährden trachten, den Aufbau des Sozialismus behindern oder zu behindern trachten, sowie jene, die auf die gleiche Weise die Staatsmacht bzw. ihre Organe diffamieren, soweit diese Taten keine Gesetzesübertretungen sind oder als solche eingestuft werden können; b) jene, die für Delikte gegen die Staatsmacht der Rumänischen Volksrepublik verurteilt wurden und nach der Abbüßung ihrer Strafe sich als nicht umerzogen erweisen. Art. 3: Die Zuweisung in Arbeitseinheiten geschieht aufgrund einer Verfügung des Ministeriums für Innere Angelegenheiten. Art. 4: Die Dauer des Aufenthalts in den Arbeitseinheiten beträgt zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Sie kann je nach dem Erfolg der Umerziehungsmaßnahme verkürzt oder verlängert werden, ohne indes fünf Jahre zu überschreiten. Art. 5: Das Verlassen der Arbeitseinheiten ohne vorherige schriftliche Erlaubnis wird mit einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. Art. 6: Im Ministerium für Innere Angelegenheiten wird eine für die Arbeitseinheiten zuständige Abteilung geschaffen. Art. 7: Organisation und Betrieb der Arbeitseinheiten werden durch Beschluss des Ministerrates geregelt. Erlassen in Bukarest am 14. Januar 1950.615 [Unterschrift C. I. Parhon616] [Unterschrift M. F. Ionescu617] Minister für Innere Angelegenheiten: [Unterschrift Teohari Georgescu] Justizminister: [Unterschrift S. Niţulescu618]. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 78/1950, fol. 3–5. Dekret veröffentlicht in: Duţu 2002, Dokument Nr. 5, S. 30f.

117. Bericht eines Informanten über eine sächsische Tanzveranstaltung in Großpold (16. Januar 1950) Gegenstand: Äußerungen der aus der UdSSR zurückgekehrten Sachsen. Information Nr. 5619 vom 16. Januar 1950 615

Satz in Handschrift. Constantin Ion Parhon (1874–1969), angesehener Endokrinologe und Neuropsychiater mit kommunistischen Sympathien; nach der erzwungenen Abdankung von König Michael I. am 30. Dezember 1947 bis zum 13. April 1948 Mitglied eines mit Präsidialattributen versehenen fünfköpfigen Präsidiums der Großen Nationalversammlung, danach – bis 2. Juni 1952 – Vorsitzender des Präsidiums der Großen Nationalversammlung, d. h. Staatspräsident. 617 Marin Florea Ionescu (1999–?), 1948–1953 Sekretär des Präsidiums der Großen Nationalversammlung. 618 Stelian Niţulescu (1893–1985), Justizminister (1949–1953), Vorsitzender des Obersten Gerichtshofes (1953–1954). 619 Handschriftliche Bemerkung am linken Blattrand oben: „S. I. Fiind cunoscută şi Dir. reg. de sec. clasare [Unterschrift]“ (dt. etwa: Dienststelle I. Weil auch der Regionaldirektion der Securitate bekanntgemacht – Ablage). 616

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Wir wurden informiert, dass die kürzlich von der Arbeit aus der UdSSR zurückgekehrten Sachsen angeben, sie hätten ihre Strafe abgebüßt, und Ansprüche erheben, wie die übrigen Bürger der Gemeinde wieder in ihre Rechte eingesetzt zu werden; desgleichen versuchen sie derzeit, sich von den Rumänen und Roma in Großpold abzusondern. Am Abend des 15. Januar 1950 veranstalteten die aus der UdSSR zurückgekehrten Sachsen mit der Genehmigung des provisorischen Lokalkomitees eine Feier, an der auch Rumänen und Roma teilnahmen. Als eine rumänische Tanzmelodie gespielt wurde, haben nur die Rumänen und die Roma getanzt, die Sachsen tanzten nicht mit, weil sie es nicht konnten; H[ans] Schneider, ein aus der UdSSR zurückgekehrter Lehrer, versuchte, die Musiker zum Aufhören zu bewegen, damit sie keine rumänischen Tänze mehr spielen, und zwar mit der Begründung, ein Teil der Rumänen und Roma hätten keinen Eintritt bezahlt und hätten kein Recht zu tanzen. Die Rumänen und die Roma empörten sich, aber der Skandal konnte befriedet werden. Dieser Lehrer sagte ferner, dass sie in der UdSSR frei feiern durften und niemand sich in ihre Vergnügungen und Unterhaltungen eingemischt hätte. Sichere Quelle. Agentur620 Nr. 11 Mitgeteilt der: – Direktion der Regions-Sicherheit Hermannstadt – Bezirksmiliz Hermannstadt – Kreismiliz Reußmarkt Quelle: SJAN Sibiu, fond Miliţia Sibiu, dosar 466, fol. 25.

118. Jahresbericht des Sekretariats des Deutschen Antifaschistischen Komitees für das Jahr 1949 (1. Februar 1950) Bericht des Sekretariats des Deutschen Antifaschistischen Komitees in der RVR für das Jahr 1949621 Aufgrund des Beschlusses der Plenartagung des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei vom 9.–11. Juni 1948 und der Resolution des ZK der RAP zur nationalen Frage von Dezember 1948 ist das Deutsche Antifaschistische Komitee gegründet worden und hat seine Tätigkeit aufgenommen. […] 620 Agentur (rum.: „agentură“ – Gesamtheit der Informanten und Mittel, die einem SecuritateOffizier bzw. einer Securitate-Einheit zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Verfügung standen. Der Begriff wurde vor allem in den ersten beiden Jahrzehnten häufig gebraucht. Vgl. Anisescu 2007. 621 Dokument in rumänischer Sprache. Auf der ersten Seite oben rechts steht die handschriftliche Notiz: „V[ăzut] 21 I 50/ M[iron] C[onstantinescu]“ (dt.: Gesehen 21. Januar 1950. Miron Constantinescu). Miron Constantinescu war im Politbüro für die Nationalitäten zuständig (s. Sekretariatssitzung des ZK vom 21. April 1949 in: Stenograme 2003, Dokument Nr. 34, S. 241–246, insbesondere S. 243). Die Datierung auf dem letzten Blatt – 1. Februar 1950 – widerlegt die frühe Datierung der Notiz nicht. Eine Vorprüfung eines Grundsatzpapiers durch ein Mitglied des Politbüros, bevor es zum offiziellen Dokument wurde, war nicht ungewöhnlich.

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Mit seiner Gründung hat das Deutsche Antifaschistische Komitee gemäß den Anleitungen der RAP folgende Hauptaufgaben übernommen: – Die schnelle und gründliche Beseitigung der faschistischen Überreste in der deutschen Bevölkerung. – Den Kampf gegen die eigene Bourgeoisie und ihre Agenten, darunter jene des Vatikans, welche die deutsche Bevölkerung zu isolieren trachten, um sie erneut in eine Manövriermasse der Imperialisten zu verwandeln. – Die Erziehung der deutschen werktätigen Massen im Geiste der brüderlichen Verbundenheit mit dem rumänischen werktätigen Volk und den mitwohnenden Nationalitäten zur Stärkung des gemeinsamen Vaterlandes und für den Aufbau des Sozialismus. – Eine breit angelegte und tief greifende Erziehung der deutschen werktätigen Massen und der Jugend auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus und im Geiste des proletarischen Internationalismus gegen die kriegstreibenden Imperialisten und für die Festigung des demokratischen und antiimperialistischen Lagers mit der Sowjetunion an der Spitze. In unserer fortgesetzten Arbeit zur Erfüllung der oben genannten Aufgaben wie auch in der Erfüllung der uns neu erteilten Aufgaben, so der derzeitigen zentralen Aufgabe des Kampfes für den Frieden, können wir eine Reihe von Erfolgen verbuchen. Ebenso sind auch unsere Schwächen zum Vorschein gekommen. Im Folgenden bringen wir eine kurze Analyse unserer Arbeit. Der Kampf zur Ausrottung der faschistischen Überreste in den Reihen der deutschen Bevölkerung […] Die politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die nach dem 23. August [1944] zur Zerstörung des Hitlerismus in den Reihen der deutschen Bevölkerung ergriffen wurden, hatten einen allgemeinen Charakter und behandelten die deutsche Bevölkerung als ein Ganzes und nicht vom Standpunkt der Klassendifferenzierung unterschiedlich […]. Da sie sich (mit wenigen Ausnahmen) einzig am Kriterium der Mitgliedschaft aller in Rumänien lebenden Deutschen in der Deutschen Volksgruppe orientierten, konnten die ergriffenen Maßnahmen gewisse soziale Kategorien nicht entsprechend treffen. Andererseits hätte gegenüber anderen Kategorien mehr Gewicht gelegt werden müssen auf ihre Erziehung und Unterstützung, damit sie sich schnell und für immer des Einflusses entledigen, den der Hitlerismus auf sie ausgeübt hat. So wurden gegenüber den Schutzherren des Hitlerismus in unserem Land, gegenüber den deutschen Großfabrikanten, keine radikalen Maßnahmen ergriffen, sondern sie durften ihre wirtschaftliche Grundlage behalten, die Unternehmen, die Banken usw., die erst verstaatlicht wurden, als alle Großbetriebe nationalisiert wurden. Die Tatsache, dass die verbrecherischen hitleristischen Führer und die hitleristischen Industriellen nicht vor das Volksgericht gestellt und verurteilt wurden, hat die Wirkung der anderen Maßnahmen abgeschwächt, so dass viele einfache Leute unter den Deutschen sagten: „Wir weniger Schuldigen haben den Schaden, während die Führer straffrei geblieben sind und frei herumlaufen.“ Die Bauernschaft wurde in ihrer Gesamtheit enteignet, sowohl die Großbauern, die Unterstützer des Hitlerismus auf dem Lande, als auch die mittleren und Kleinbauern. Durch unsere Kontaktnahme zur deutschen Bauernschaft haben wir einige interessante Beobachtungen hinsichtlich der bei der Agrarreform gemachten Ausnahmen machen können, und

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zwar befindet sich darunter kein einziger Kleinbauer, dafür konnten zahlreiche Großbauern ihren Status bewahren, indem sie sich von korrupten Elementen des alten Staatsapparates Zertifikate als „Demokraten“ und „Nicht-Mitglied der Volksgruppe“ ausstellen ließen. Die Arbeiter deutscher Nationalität aus den Fabriken und Werken waren stets mit den Arbeitern anderer Nationalität gleichgestellt, was das Recht auf Arbeit, Lohn, gewerkschaftliche Organisation usw. anbelangt. […] Was das geringere Klassenbewusstsein der deutschen Arbeiter angeht, die zum guten Teil auch mit dem Gift des Hitlerismus infiziert sind, so wurde nicht genug Nachdruck und Aufmerksamkeit auf ihre Erziehung im Geiste des Klassenkampfes gelegt, es wurden nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um eine größere Zahl von kämpferischen Kräften aus den Reihen der ehrlichen deutschen Arbeiter auszuwählen und zu formen. Vielerorts wurden die deutschen Arbeiter von gewerkschaftlichen und politischen Aktivitäten ferngehalten, was dazu beigetragen hat, dass zum derzeitigen Zeitpunkt die deutschen Arbeiter in den Fabriken zwar im Produktionsprozess aktiv sind, viele eine hohe Qualifikation, dafür aber ein äußerst niedriges politisches Niveau haben. Worin bestehen heute die faschistischen Überreste in der deutschen Bevölkerung? Wenn man von den erwiesen feindlichen und hitleristischen Elementen absieht, die es auch heute noch gibt, verurteilt die deutsche werktätige Bevölkerung der RVR im Allgemeinen den Faschismus und Hitler, aber mehr aus dem Gefühl heraus, dass Hitler den Krieg verloren hat und dadurch die deutsche Bevölkerung in Rumänien in eine „schwierige“ Lage geraten ist. Die deutschen Bauern und das deutsche Kleinbürgertum in der RVR leben auch heute unter dem Druck der „Verlierer“-Psychose, in der Vorstellung, „passiv die Schicksalsschläge erdulden zu müssen ohne Recht auf Auflehnung“. Im Verlauf der Jahre hat sich der deutschen Bevölkerung die Vorstellung eingeprägt, dass die Deutschen in der RVR „außerhalb des Gesetzes“ stehen, dass sie völlig rechtlos sind und ihre wirtschaftliche Notlage der sogenannten nationalen Unterdrückung der Deutschen in der RVR geschuldet ist. Gleichfalls von faschistischen Überresten zeugen Äußerungen von Verachtung gegenüber der rumänischen Bevölkerung und gegenüber dem rumänischen Staat und der rumänischen Regierung, die indes nur unter der Hand gegenüber anderen, „vertrauenswürdigen“ Deutschen gemacht werden. Diese Einstellung rührt aus der alten Mentalität der Abgeschiedenheit und aus dem Gefühl der „Höherwertigkeit“ der Deutschen im Vergleich zu den anderen Nationalitäten, einem Gefühl, das der Hitlerismus benutzte und bis zum Rassismus und zur Intoleranz gegenüber den anderen Nationalitäten gesteigert hat. Die nationale Solidarität geht so weit, dass auf den Dörfern die gefährlichsten Feinde bis hin zu ehemaligen Ortsgruppenführern622 sich unter dem Schutz der Bevölkerung versteckt halten können. Und dies, obwohl gerade sie den armen Bauernfamilien so viel Elend gebracht haben, indem sie die deutsche Jugend für die SS rekrutiert und zum Eintritt gedrängt haben (80 Prozent fanden einen ruhmlosen Tod) und also unmittelbar verantwortlich sind für die Verheerungen, die der Faschismus in den eigenen Reihen angerichtet hat. Somit konnten diese Elemente ungestraft und unentdeckt bleiben, einige kamen wieder zu Wohlstand und haben unter der deutschen Landbevölkerung sogar wieder an Einfluss gewonnen. Das Deutsche Antifaschistische Komitee hat die genannten faschistischen Überreste in der deutschen Bevölkerung festgestellt und eine dauerhafte Tätigkeit zu ihrer Bekämpfung entfaltet. In erster Linie hat das Deutsche Antifaschistische Komitee sich die Richtlinie 622

„Ortsführeri“ im Original.

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gegeben, keinem Problem auszuweichen und nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, es will keine billigen Erfolge einheimsen und nicht unbegründete und gefährliche Illusionen unter den politisch zurückgebliebenen Massen wecken. Es hat vielmehr in Versammlungen, in persönlichen Überzeugungsgesprächen, in der Presse usw. darauf hingewiesen, dass die Sowjetunion unser werktätiges Volk unabhängig von seiner Nationalität befreit und das deutsche Volk vom verbrecherischen Hitlerismus gerettet hat und dass weder die Sowjetunion noch die RVR eine Politik der Vernichtung der Deutschen betreiben, sondern ihnen den Weg weisen, damit sie durch den Arbeitskampf ihre Rehabilitation in einer für alle Werktätigen lichtvollen Zukunft erlangen. Weiterhin haben wir den Weg und die Leistungen der Rumänischen Volksrepublik aufgezeigt, die führende Rolle der RAP, der führenden Kraft auch der deutschen werktätigen Massen in der RVR, und haben eine billige Selbstanpreisung des Komitees sorgfältig vermieden. In dieser Tätigkeit konnten wir beachtliche Ergebnisse verzeichnen. So werden die Rumänische Arbeiterpartei, insbesondere ihre Leitung, sowie die Rumänische Volksrepublik und ihre Regierung in der gesamten deutschen mitwohnenden Masse als Autorität anerkannt. Die deutsche werktätige Bevölkerung schätzt alle Maßnahmen und alle Gesetze als richtig und gerecht ein und ist davon überzeugt, dass von den höheren Gremien keine Diskriminierungspolitik gegenüber der deutschen Bevölkerung ausgeht und dass für die rumänischen Staatsbürger deutscher Nationalität die gleichen Rechte gelten wie für alle anderen Bürger. Wir müssen hingegen feststellen, dass es nur in einer kleinen Zahl von Dörfern gelungen ist, eine Zusammenarbeit mit der rumänischen Bevölkerung zu schaffen und Beziehungen herzustellen, die auf dem Vertrauen und der Unterstützung der Behörden beruhen. In vielen Orten unterscheidet sich die Einstellung der deutschen Bevölkerung zu der Regierung und der RAP, die im allgemeinen auf Achtung und Vertrauen beruht, von ihrer Einstellung zu den lokalen Behörden und den lokalen Parteiorganisationen, die weiterhin von verdeckter Feindseligkeit, Misstrauen und Passivität gekennzeichnet ist. Die Willkürakte mancher Dorfelemente werden unterschiedslos auf dem Konto der sogenannten „Unterdrückung der Deutschen“ verbucht. Das Deutsche Antifaschistische Komitee hat in einer Reihe von Aktionen Hitleristen entlarvt, Fabrikanten in den Städten und Großbauern in den Dörfern (in den Bezirken Temes-Torontal, Arad, Hermannstadt, Nassod u. a.). Diese Entlarvungsaktionen wurden sehr gut angenommen und unterstützt von den Industriearbeitern in Heltau, Hermannstadt, Lugosch, Reschitza u. a. Die Arbeiter bringen ihren Hass gegenüber den Ausbeutern und Hitleristen zum Ausdruck, sie dulden sie nicht in ihren Reihen und lassen sie auf keinen Fall in bedeutendere Positionen aufrücken. Auf dem Dorf hingegen musste die Entlarvung einiger faschistischer und großbäuerlicher Elemente von den Antifaschisten persönlich vorgenommen werden und geschah ohne die Beteiligung der Massen. Zu erreichen, dass die Werktätigen der Dörfer von sich aus die richtige kämpferische Haltung gegenüber den Klassenfeinden einnehmen und sie offen entlarven, ist uns nicht gelungen. Der Kampf gegen die eigene Bourgeoisie und ihre verschiedenen Agenten […] In der Zeit, als die Expansions- und Eroberungspolitik des Hitlerismus auf Hochtouren lief, wurde die Bourgeoisie zum Agenten des deutschen Imperialismus, während die deutsche Bevölkerung in Rumänien, die an der Bourgeoisie hing und von ihr geführt wurde,

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zum Stützpunkt der hitleristischen Politik, zur Manövriermasse in der Hand jener wurde, die für eine fünfte deutsche Kolonne agitierten, sie diente somit der Vorbereitung und der Unterstützung des antisowjetischen Krieges und der Unterwerfung des rumänischen Volkes, das seine nationale Unabhängigkeit einbüßte. Bedenklich ist, dass in der ganzen Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg politische Kräfte, die zur Bourgeoisie der deutschen Bevölkerung in Rumänien gehörten, dafür sorgten, dass die Masse der Deutschen geeint blieb und dass sie diese Masse den jeweils regierenden rumänischen bürgerlichen und gutsherrlichen Parteien verfügbar machen konnten. Zu dieser Reaktion gehören in ihrer Gesamtheit auch die Vertreter der Kirchen, die katholischen Priester im Banat und die lutherischen Pfarrer in Siebenbürgen, die die Abschottungspolitik des Bürgertums kräftig unterstützt haben. Nach dem 23. August 1944 hat das zur deutschen Nationalität gehörende Bürgertum sich plötzlich demokratisch und antihitleristisch aufgeführt und dabei seine Politik der Ausbeutung und der Aufhetzung des werktätigen Volkes fortgesetzt; es kämpft um die Beibehaltung seines Einflusses im Bestreben, dadurch seine Haut zu retten. Die bürgerlichen Agenten haben erklärt, dass die zehn Jahre Hitlerismus ein vorübergehendes Unglück in der jahrhundertealten Geschichte der Deutschen in Rumänien gewesen seien, dass diese Periode also „nicht zähle“ und die Deutschen von nun an desto nachdrücklicher die „gute“ Politik aus der Vergangenheit fortsetzen müssten. Jetzt, wo alle Deutschen betroffen sind, müssten sie noch enger um die mit besonderem „Weitblick“ ausgestatteten und vorsichtigen alten, konservativen Politiker zusammenstehen, die nun urplötzlich ihre antihitleristische Haltung aus der Vergangenheit entdeckten. Diese bestand darin, dass sie sich mit verschiedenen hitleristischen Führern um Posten und um die Verteilung der Beute gestritten haben. Auch die Agenten der Kirchen haben die beschriebene Wende vollzogen. Im Grunde haben sie danach eine noch erbittertere Politik gegen die Sowjetunion, gegen die Arbeiterklasse und gegen die Partei der Arbeiterklasse geführt. […] Nachdem sie ihren Dienstherrn gewechselt, den deutschen Imperialismus gegen den amerikanischen ausgetauscht haben, propagierten und propagieren sie [die Kirchenvertreter] nun nach innen den amerikanischen Imperialismus und machen die politisch zurückgebliebenen Volksmassen glauben, dass sie Rettung und eine hoffnungsvolle Zukunft nur in der Kirche und in der englisch-amerikanischen Demokratie finden. Diese tollwütigen Feinde ermahnen die deutschen Werktätigen, abseits und unbeteiligt zu stehen und sich dem Kampf und den Leistungen der Arbeiterklasse unseres Landes gegenüber feindlich zu verhalten, weil sie sich nur so der englisch-amerikanischen Unterstützung als würdig erweisen würden. Durch die Enteignung des Bodenbesitzes und die Nationalisierung der Unternehmen haben die Ausbeuterklassen indes schwere wirtschaftliche Rückschläge erlitten. Ein ernsthafter politischer Rückschlag [für die Ausbeuterklassen] war die Gründung des Deutschen Antifaschistischen Komitees, weil dadurch ihr Spielraum innerhalb der deutschen Bevölkerung eingeengt wurde. Sie gingen nun zu anderen Manövern über. Während der Gründungsvorbereitungen haben wir Agenten der Bourgeoisie abgewehrt, die sich gewieft und koste es, was es wolle, in das Komitee hineinzudrängen versuchten. Sie wollten ihre verheerende Politik ausgerechnet in diesem neuen politischen Forum fortsetzen, von dem sie wussten, dass es eine wichtige Rolle im Leben der deutschen Massen in der RVR spielen werde. Die sofortige Entlarvung dieser niederträchtigen Elemente, die verjagt wurden, hat dazu geführt, dass die Bourgeoisie und ihre Agenten heute eine feindliche Politik gegenüber dem

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Deutschen Antifaschistischen Komitee führen, wenn sie auch vorsichtiger geworden sind und raffiniertere Methoden anwenden, von der Doppelzüngigkeit bis hin zur Heuchelei. (In einigen evangelischen Kirchen predigen die Pfarrer die Unterstützung des Deutschen Antifaschistischen Komitees.) […] In der Anfangszeit wurde das Komitee und nach ihrer Gründung die Bezirkskomitees von den Klagen einiger Bürger überschüttet, die größtenteils von reaktionären Elementen dazu gedrängt worden waren, sich an das Komitee zu wenden. Dabei wurde folgender Zweck verfolgt: Entweder sollte das Deutsche Antifaschistische Komitee zu einer „Interventionspolitik“ für die Wahrung sogenannter „Rechte“ bewegt werden, also dazu, sich auf die Seite der Bourgeoisie zu stellen und damit in Widerspruch zur Regierung und zur Partei geraten, oder es sollte, wenn es die Anliegen nicht löste, genauso kompromittiert werden, um seine Autorität bei den Massen zu verlieren. So haben die reaktionären Elemente versucht, das Deutsche Antifaschistische Komitee von seinem Weg abzubringen und es bei der Verwirklichung der ihm gestellten Aufgaben zu behindern. Wir müssen feststellen, dass – auch wenn die Deutschen Antifaschistischen Bezirkskomitees von ehrlichen Elementen gegründet wurden, in der Mehrzahl von Arbeitern und ausgewiesenen Antifaschisten – sich doch einige Genossen haben beeinflussen lassen, politisch nicht entschieden genug waren und sich zu einer ungerechten, prinzipienlosen Politik haben hinreißen lassen. Das Sekretariat des Deutschen Antifaschistischen Komitees hat diese Gefahr erkannt, die beschriebene Haltung kritisiert und gleichzeitig den Genossen geholfen, sich die Linie der Partei zu eigen zu machen, damit sie besser vorbereitet und für jedes Problem gewappnet sind. Den Mangel an Wachsamkeit haben wir auch in einigen Bezirkskomitees beobachten können (Hermannstadt), wo einer Reihe von zweifelhaften Elementen, auch mit faschistischer Vergangenheit, erlaubt wurde, sich im Umfeld des Bezirkskomitees zu bewegen. Angesichts dieser Situation hat das Sekretariat bereits einmal eingegriffen und sieht sich nun erneut genötigt, entschieden einzugreifen. Die Entlarvung der reaktionären Elemente des Vatikans und der evangelischen Kirche gestaltet sich schwierig. Wenn wir Teilerfolge in Bezug auf die evangelische Kirche verzeichnen konnten, wo wir bei den allgemeinen Kirchenwahlen die Stellung einiger demokratischer Kräfte festigen konnten und sogar ein Teil der Pfarrer gegen die reaktionären Spitzen der evangelischen Kirche positioniert werden konnte623, ist die Aktion zur Entlarvung der reaktionären Machenschaften der Agenten des Vatikans in der katholischen Kirche äußerst schwach, ja es gibt sie kaum. Es ist uns noch nicht gelungen, die gesamte Tätigkeit dieser Feinde zu erkunden und noch viel weniger, eine systematische Tätigkeit zu ihrer Entlarvung zu führen. Die politische Erziehung der deutschen Bevölkerungsmassen zur Bekämpfung des Aberglaubens und zur Festigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse befindet sich erst am Anfang. Wir können aber feststellen, dass das Interesse der werktätigen Bevölkerung an den popularisierten Fragen der Wissenschaft sehr groß ist, so wie wir auch feststellen konnten, dass die Bevölkerung mit großem Interesse die Rubrik „Wissen für’s Volk“ in der Zeitung „Neuer Weg“ liest.

623 Zum Versuch der Wahlbeeinflussung aus der Sicht des damaligen Bischofs vgl. Müller 1995, S. 89–93.

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Die Tätigkeit zur Erziehung der deutschen werktätigen Massen Die deutschen Arbeiter nehmen an der Seite der Arbeiter anderer Nationalitäten immer mehr am Aufbau des Sozialismus in der RVR teil. Ihr Beitrag zur Erfüllung des Staatsplanes, konkret zur Erfüllung der Produktionspläne in den jeweiligen Fabriken ist groß. Die Einstellung der deutschen Landarbeiter, die zum überwiegenden Teil auf den Staatsfarmen und in den Maschinen- und Traktorenstationen in den von Deutschen bewohnten Gebieten arbeiten, ist sehr positiv. Sie sind ein wirtschaftlicher und politischer Faktor von zunehmender Bedeutung, sie entwickeln sich zu bewussten Trägern des Regimes. […] In unserer Tätigkeit zur Erziehung der deutschen werktätigen Massen haben wir großes Gewicht auf die Verbrüderung aufgrund gemeinsamer Interessen mit dem rumänischen werktätigen Volk gelegt. Unser wichtigstes Instrument in dieser Tätigkeit ist die Zeitung „Neuer Weg“, über die wir einen gesonderten Bericht vorlegen. Wir wollen indes auch hier betonen, dass die Zeitung „Neuer Weg“ sich zu einer Zeitung entwickelt hat, die ihre Rolle erfüllt. Wir konnten mit ihrer Hilfe die mitwohnenden deutschen Massen in großem Maße erfassen. Die Anleitung der Zeitungsredaktion und die Organisation des Vertriebs auf dem Lande gehören zu unseren ständigen Aufgaben. Wir haben uns kontinuierlich mit der Arbeit und dem Fortschritt der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache befasst. Es ist bekannt, dass diese Schulen in der Vergangenheit zum guten Teil den Kirchen gehörten und dass ihre Professoren624 und Lehrer die Träger des Hitlerismus waren. Nach der Schulreform kann eine grundlegende Veränderung beobachtet werden. Auf Vorschlag des Deutschen Antifaschistischen Komitees wurden im Sommer 1949 zum ersten Mal die deutschen Professoren und Lehrer in die ICD-Kurse625 aufgenommen, und in einigen dieser Kurse wurden die Lehrveranstaltungen auch in deutscher Sprache angeboten. Die hier gebotene Einführung in den Marxismus-Leninismus hat auch den deutschen Lehrern neue Horizonte eröffnet. In den meisten Lehrern steckt noch die alte Mentalität, sehr viele stehen noch völlig fremd der Sache der Arbeiterklasse gegenüber oder haben ein sehr niedriges politisches Bewusstsein. Trotzdem haben die Kinder in den meisten Schulen eine richtige und positive Einstellung, sie zeigen ihre ehrliche Liebe zur Sowjetunion, zur Rumänischen Volksrepublik und zur Rumänischen Arbeiterpartei. Wir haben uns vor allem für eine Verbesserung der Arbeit in den Mittelschulen und in den Pädagogischen Schulen eingesetzt. […] In den Schulen muss noch viel zur Verbesserung des betrieblichen Ablaufs und zur Bekämpfung des Nationalismus getan werden, der sich in Reibereien zwischen den Lehrern wegen Schulräumen, Posten usw. äußert. Es muss noch viel Arbeit in die Auswahl des Lehrkörpers und seine politische Bildung investiert werden. Bis zur Gründung des Deutschen Antifaschistischen Komitees gab es für die deutsche Bevölkerung überhaupt keine Kulturarbeit in deutscher Sprache. Wir haben uns dieser Sache angenommen und es uns zur Aufgabe gemacht, Kulturarbeit in deutscher Sprache für die deutsche Bevölkerung im Rahmen der existenten Kultureinrichtungen zu initiieren, bei den Gewerkschaftsgruppen, in den Kulturheimen usw. Wir haben nicht zugelassen, dass selbständige deutsche Kulturvereine entstehen, um die deutsche Bevölkerung nicht durch

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Als „Professor“ wird in Rumänien auch ein Gymnasiallehrer betitelt, während die Bezeichnung „Lehrer“ für die Grundschullehrer gilt. 625 ICD = I.C.D. – Cursuri pentru îndrumarea corpului didactic, s. Anm. 605.

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eine separatistische Kulturarbeit von der rumänischen, ungarischen usw. Bevölkerung zu isolieren. Wir müssen weiterhin viel Überzeugungsarbeit leisten gegenüber Elementen, die sich das Grundprinzip des Marxismus-Leninismus in der Frage der Kultur, nämlich „sozialistisch im Inhalt und national in der Form“ nicht zu eigen gemacht haben. Das Heranziehen der deutschen Bevölkerung zur Kulturarbeit heißt in diesem Fall, dass sie zwar in gemischte Chöre, Theater- und Tanzgruppen usw. aufgenommen wird, dass aber die deutsche Muttersprache und auch die Volkstänze in der Volkstracht nicht gestattet werden, weil das angeblich die rumänische Bevölkerung gefährdet und den Hitlerismus wiederbelebt. Für die Kulturarbeit haben uns fortschrittliche Materialien in deutscher Sprache völlig gefehlt. Das Komitee hat sich erfolgreich für deren Herausgabe eingesetzt, so dass erste Beiträge für die Kulturarbeit erscheinen konnten, im „Neuen Weg“, aber auch als eigenständige Publikationen: die „Kulturhefte“626 im Verlag des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes und der „Kulturelle Wegweiser“627 im Kunstministerium. Wir haben politisch und moralisch auch eine Reihe von Schülerdarbietungen der Mittelschulen in Temesvar und Schäßburg unterstützt, die ein recht hohes politisches und künstlerisches Niveau erreicht haben. Das Publikum ist begierig, ja es ist regelrecht hungrig nach kulturellen Veranstaltungen in deutscher Sprache, ohne indes den deutschen Teil des Programms offen zu bevorzugen oder sich ablehnend gegenüber den Liedern, Vorträgen usw. zu verhalten, die in rumänischer Sprache dargeboten werden. In den ländlichen Kulturheimen ist die kulturelle Tätigkeit derzeit in voller Entwicklung. Vielen Kulturheimen stehen deutsche Lehrer vor. Die Kulturarbeit auf dem Lande ist fast in jedem Dorf anders. Es gibt Dörfer mit einer breiter angelegten Kulturarbeit, die unter großer Beteiligung sowohl der rumänischen als auch der deutschen Bevölkerung und in gutem Einvernehmen abläuft. In anderen Dörfern konnte der Klassenfeind die bestehende Kulturarbeit stören, wiederum in anderen wird die deutsche Jugend nicht zugelassen und in wiederum anderen verweigert sie, obwohl dazu eingeladen, ihre Teilnahme. Es gibt auch Dörfer, in denen überhaupt keine kulturelle Tätigkeit stattfindet. Die Kulturheime sind ein Feld, auf dem sowohl wir tätig sind als auch der Klassenfeind agiert und wo es mitunter wegen grober chauvinistischer Fehler, sei es von Seiten deutscher Hitleristen, sei es von Seiten rumänischer Chauvinisten, zu Spannungen kommt, zu Konflikten und sogar zu Tätlichkeiten. Nach dem dann nötigen Eingreifen muss die Anwerbung und Überzeugungsarbeit für die Teilnahme an der Kulturarbeit neu beginnen. Die Kulturarbeit auf dem Dorf ist ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den Chauvinismus und für die Festigung der brüderlichen Verbundenheit zwischen den Nationalitäten, weswegen wir ihr auch in Zukunft unsere ganze Aufmerksamkeit schenken werden. Das Deutsche Antifaschistische Komitee hat die Herausgabe, breite Bekanntmachung und den Vertrieb von Büchern und Broschüren in deutscher Sprache gefördert. Wir haben 626 Gemeint ist die Heftreihe „Für Feierabende“, 1949 auch deutsch vom Allgemeinen Gewerkschaftsbund herausgegeben mit Vortragsmaterial für die Arbeiterklubs und Kulturhäuser. 627 „Kultureller Wegweiser“ – Bukarester Monatsschrift mit Repertoire-Material für die ländlichen Kulturheime und städtischen Kulturhäuser. Zunächst eine deutsche Übersetzung der rumänischen Zeitschrift „Îndrumătorul cultural“, später mit eigenem Profil, ab 1956 unter dem Namen „Volk und Kultur“, ab 1986 Beiheft der Mantelzeitschrift „Cântarea României“, 1990 letzte Nummer als „Volk und Kultur“.

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regelmäßig für die Lektüre der verschiedenen sowjetischen Zeitschriften geworben, für den Bezug im Abonnement von „UdSSR im Bau“, „Neue Zeit“, „Sowjetliteratur“ usw. Ebenso für den Vertrieb der in der RVR gedruckten Bücher. Trotz bedeutender Erfolge, die in diesem Bereich erzielt wurden, so dem Erscheinen von Dutzenden Titeln in den Verlagen der RAP sowie im Staatsverlag usw., verfügt die deutsche werktätige Bevölkerung nicht über genügend Lesestoff. Generell werden die Bibliotheken, beginnend mit jenen der Gewerkschaften über jene der Kulturheime und bis zu den Schulbibliotheken, nicht mit genügend Büchern in deutscher Sprache beliefert. Viele Bibliotheken haben kein einziges deutsches Buch, weil die Bibliotheksverantwortlichen die große Bedeutung dieser Angelegenheit nicht verstehen. Vielfach fehlt es auch an den nötigen Geldmitteln. Dazu kommt das Problem mit der Auflage. Die bisher erschienenen Broschüren hatten eine begrenzte Auflage und sind heute völlig vergriffen, weil die Verlage den finanziellen Aspekt und nicht die breite Verteilung der deutschsprachigen Broschüren im Blick hatten. Die Losungen und Wandzeitungen aus dem Kunstministerium, die zahlreichen von der ARLUS in deutscher Sprache herausgegebenen Materialien haben ihre Wirkung auf die deutsche Bevölkerung nicht verfehlt, trotz der zahlreichen Mängel und vor Ort festgestellten Schwierigkeiten, dass sie nämlich in manche Orte nicht gelangt sind oder nicht gezeigt wurden. Die Teilnahme des Komitees an den politischen Kampagnen [Einleitend wird über die Teilnahme an politischen Kampagnen von gesamtrepublikanischem Interesse berichtet, u. a. an der politischen Agitation anlässlich des 70. Geburtstags von Stalin.] Außer den oben angeführten Kampagnen hat das Deutsche Antifaschistische Komitee auch zwei Sonderkampagnen geführt: die Bearbeitung der Resolution des Politbüros der RAP in der nationalen Frage in Zusammenhang mit der Gründung und den Aufgaben des Deutschen Antifaschistischen Komitees sowie die Kampagne zugunsten der rumänischen Staatsbürger deutscher Nationalität, die im Laufe des Jahres 1949 in großer Zahl aus der UdSSR heimgekehrt sind. Auch wenn die Resolution des Politbüros des ZK der RAP von allen Parteiorganisationen bearbeitet wurde und sie das grundlegende Dokument für die Ausrichtung unserer Arbeit ist und wir ständig mit ihr arbeiten, müssen wir feststellen, dass es auch heute noch große Defizite gibt, was ihre Aneignung anbelangt und vor allem ihre praktische Umsetzung vor Ort. So gab es anfangs, weil man das DAK nicht kannte, den wiederholten Versuch, Organisationen bzw. Unterkomitees auf den Dörfern zu gründen. Ein anderes Missverständnis besteht in folgender Ansicht einiger Genossen: Die Resolution ist gut, aber es ist nicht der Zeitpunkt, in ihrer Umsetzung so weit zu gehen, dass die Überzeugungsarbeit und die Kulturtätigkeit tatsächlich in deutscher Sprache „erlaubt“ werden kann. Manche Genossen haben nicht verstanden, dass die Partei der Motor in der Lösung der nationalen Frage ist und dass somit viele Probleme von den Parteiorganisationen gelöst werden müssen; sie geben vor, dass für die gesamte Arbeit in den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten das Komitee zuständig ist und sie somit ausschließlich von den Aktivisten des Deutschen Antifaschistischen Komitees geleistet werden muss.

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Einige Aktivisten der Antifaschistischen Bezirkskomitees haben die führende Rolle der Partei nicht ausreichend verstanden und haben nicht regelmäßig die nötigen Anweisungen verlangt, sie zogen es vor, separatistisch zu arbeiten, nur um sich dann wegen der mangelnden Verbindung zur Partei zu beklagen oder sich gar zu nichtparteilichen Äußerungen hinreißen zu lassen, d. h. gegenüber Bezirks- oder Kreisorganen der RAP ausfällig zu werden. Auch gibt es die latente Gefahr der Unzufriedenheit bei einigen Aktivisten der Deutschen Antifaschistischen Bezirkskomitees, weil sie sich gegenüber manchen Organen der lokalen Staatsbehörden, die bestimmte Probleme nicht im neuen Geiste lösen, aufregen und in unpassender Weise ausfällig werden. Wo immer wir solche Vergehen feststellten, haben wir eingegriffen und konnten durch aufbauende Kritik die Situation entschärfen. […] In Zusammenhang mit den Heimkehrern aus der Sowjetunion hat das Deutsche Antifaschistische Komitee eine rege Tätigkeit entwickelt. In den Empfangszentren von Großwardein und Sighet waren wir ständig anwesend, um Propaganda unter den Heimkehrern zu machen. Die Heimkehr von mehreren Zehntausend Bürgern deutscher Nationalität ist ein erstrangiges politisches Problem im Leben der deutschen Nationalität in der RVR und stellt somit einen bedeutenden Faktor unserer Tätigkeit dar. Am Anfang unserer Existenz wurde das Deutsche Antifaschistische Komitee andauernd gebeten, sich für die schnelle Rückkehr derjenigen einzusetzen, die auf Arbeit in der UdSSR waren oder die nach Deutschland geschickt worden waren. Durch ihre Rückkehr wird in Tausenden von Familien das Familienleben wiederhergestellt und damit eine weitere Kriegsfolge bereinigt, was vom politischen und psychologischen Standpunkt betrachtet die Stimmung in der deutschen mitwohnenden Nationalität insgesamt verändert. Diese Bürger sind in ihrer überwiegenden Mehrheit mit einer sehr positiven Einstellung gegenüber der Sowjetunion heimgekehrt, was sehr bemerkenswert ist, weiß man doch, dass die deutsche Bevölkerung der Sowjetunion gegenüber feindlich gesinnt war und dass danach, als diese große Menschengruppe in der Sowjetunion arbeitete, die Familien zuhause mangelndes Vertrauen gegenüber der UdSSR zeigten und ständig neue Ansprüche sowohl gegenüber der UdSSR als auch gegenüber der RVR anmeldeten. Durch die Heimkehrer aus der Sowjetunion hat die deutsche Bevölkerung der RVR ihre Überzeugung festigen können, dass ihr Zusammenleben mit den anderen Nationalitäten gesichert ist, und sie lässt sich nicht mehr von den Gerüchten verunsichern, die die Reaktion geschickt zu streuen versteht, dass nämlich die Situation der Deutschen in der RVR nicht entschieden sei und die Deutschen in ihrer Gesamtheit nach Deutschland ausgesiedelt oder aus ihren Wohngebieten umgesiedelt würden. Die Heimkehr der mehreren Tausend Bürger führt zu einer sofortigen Verbesserung der materiellen und sozialen Lage der deutschen mitwohnenden Bevölkerung, weil viele Familien dank des Einkommens ihres Hauptverdieners erstarkt sind. Das Einbeziehen dieses massiven Arbeiterkontingents in den Produktionsprozess unseres Landes hat auch für die Erfüllung unseres Staatsplanes und für die Beschleunigung des sozialistischen Aufbaurhythmus in unserem Land eine große Bedeutung. Die Mehrheit der Heimkehrer hat es gelernt, gut zu arbeiten und hat sich verschiedene fachliche Qualifikationen angeeignet. Damit geht auch eine Veränderung der sozialen Struktur der deutschen Bevölkerung der RVR einher. Die Arbeiterschaft wächst zahlenmäßig und damit wächst auch ihr politischer Einfluss in der deutschen Bevölkerung.

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Das Problem der schnellen Wiedereingliederung der heimgekehrten Arbeiter wurde von den Behörden und den Unternehmensleitungen richtig verstanden, so dass die Arbeiter massiv in die Industriebetriebe eintreten konnten. Eingliederungsschwierigkeiten gab es bei den Frauen, die nicht alle in die Produktion aufgenommen werden konnten. Ein Teil der Heimkehrer will zu Hause allerdings auf eines leichtes Leben umschwenken, versucht eine leichtere Arbeit zu finden und meidet die Förderindustrie, obwohl viele in der UdSSR in diesem Bereich gearbeitet haben. Unsere Anstrengungen, sie zu diesem Arbeitssektor zu lenken, haben sehr schwache Ergebnisse gezeitigt. Die Reaktion und insbesondere die Pfarrerschaft versucht, die Heimkehrer aus der UdSSR auf jede Weise zu beeinflussen, sei es in Versammlungen und Sondergottesdiensten, sei es indem sie von Haus zu Haus geht mit dem Zweck, der positiven Einstellung gegenüber der UdSSR gegenzusteuern und die sozialen Verhältnisse in der RVR schlechtzumachen, die Heimkehrer und ihre Familien zu demoralisieren und zu beweisen, dass sich die deutsche Bevölkerung in der RVR in einer üblen Lage befindet. Wir konnten feststellen, dass die Reaktion die Unkenntnis der hiesigen Verhältnisse bei den Heimkehrern mitunter erfolgreich ausnutzen und bei den Heimkehrern folgende Einstellung durchsetzen konnte: In der Sowjetunion wurden sie menschlich behandelt, ohne Hass, sie erfreuten sich der Gleichbehandlung, wohingegen in der RVR die Deutschen der nationalen Unterdrückung ausgesetzt und nicht gleichberechtigt sind. Wir müssen feststellen, dass hinsichtlich der ständigen Bearbeitung der Heimkehrer aus der Sowjetunion unsere derzeitigen Kräfte, die des Deutschen Antifaschistischen Komitees, nicht ausreichen. Deswegen schlagen wir vor, die Heimkehrer insbesondere auf dem Dorf, wo die Komitee-Mitglieder nur sporadisch hinkommen, über die ARLUS heranzuziehen und zu aktivieren. Das Deutsche Antifaschistische Komitee kann sie auch gar nicht organisieren, da es nicht eine Organisation mit eingeschriebenen Mitgliedern ist. Die Tätigkeit des Antifaschistischen Komitees im ländlichen Bereich Obwohl uns von Anfang an klar war, dass unsere Tätigkeit schwerpunktmäßig die schwierigsten Zielgruppen erfassen muss, die Bauernschaft auf dem Lande und das Kleinbürgertum in den Städten, und dass wir dafür werktätige Aktivisten benötigen, haben einige Bezirkskomitees (Kronstadt u. a.) den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Werktätigen in den Fabriken gelegt. Wir haben diese falsche Einstellung korrigiert und haben stets auf die erstrangige Bedeutung der Arbeit auf dem Dorf hingewiesen. Wie wir am Anfang unseres Berichtes bereits gezeigt haben, befinden sich die deutschen Bauern durch die fast völlige Enteignung ihres Bodenbesitzes in einer Sondersituation. Dies hat zu ständiger Unruhe und Unzufriedenheit in den Reihen der Bauern geführt, die durch die Gründung und den Tätigkeitsbeginn des Komitees noch deutlicher zu Tage getreten sind. Es hat sich unter den enteigneten Deutschen eine bestimmte Einstellung herausgebildet, manche nährten die Illusion, und das Großbürgertum rechnete damit, dass das Deutsche Antifaschistische Komitee ihnen dabei behilflich sein werde, ihren enteigneten Landbesitz zurückzubekommen. Andererseits hat die Angst einiger Kolonisten, der ihnen zugeteilte Boden werde den Deutschen zurückgegeben, auf der einen Seite zur Zuspitzung der Feindschaft gegenüber den enteigneten Deutschen geführt, auf der anderen Seite einige von ihnen dazu bewogen, die erhaltenen Landgüter freiwillig zu verlassen und in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Wir haben diese Einstellungen sehr aufmerksam registriert

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und dazu eine eindeutige Haltung eingenommen, indem wir es nicht zugelassen haben, dass die versuchte Meinungsmache zur gefährlichen Zuspitzung der Gegensätze und zur Erhärtung chauvinistischer Verhaltensweisen bei der deutschen Landbevölkerung führt. Infolge der Agrarreform ist der Lebensstandard der deutschen Landbevölkerung rapide gefallen. Sie besaß keine wirtschaftliche Grundlage mehr und auch die Wohnsituation hatte sich durch die Enteignung ihrer Wohnhäuser und die Unterbringung der Kolonisten darin derart verschlechtert, dass auch heute noch mitunter zwei bis drei Familien zusammengedrängt in einem Abstellraum leben müssen. Aus dieser Situation heraus entstehen auch heute noch häufig Konflikte zwischen den enteigneten deutschen Bauern und den neuen Besitzern, von denen einige die Enteignung als Dauervorgang verstehen und sich auch nach der Beendigung der Agrarreform mit Haushaltsgegenständen, Lebensmitteln und sogar Vieh bedienen, das von den deutschen Bauern nach der Agrarreform gezüchtet bzw. gekauft wurde. Im Laufe der Zeit haben sich folgende Verhältnisse herauskristallisiert: Die Lage der deutschen Bauern verbesserte sich dank der Arbeitsverhältnisse, die einige neue Besitzer mit den deutschen Bauern eingingen, sie verpachteten die Felder, die Bauern bearbeiteten sie, und man teilte sich die Ernte. Die Bauern beanstanden beim Deutschen Antifaschistischen Komitee, dass ihre Arbeitskraft und ihre Fähigkeiten nicht genutzt würden, dass ihre Höfe verfallen und die Wohnungen verwahrlost und unhygienisch seien. Durch unsere Überzeugungsarbeit haben wir die deutschen werktätigen Bauern zu den staatlichen Landwirtschaftsbetrieben, zu den Maschinen- und Traktorenstationen (MTS) und zu den Industriebetrieben gelenkt. Die Angestellten der Staatsfarmen und der MTS in den von Deutschen besiedelten Gebieten bestehen mehrheitlich aus Deutschen, die ordentlich arbeiten und zufrieden sind mit dieser Art von Broterwerb. Die Saisonkräfte der Staatsfarmen und MTS sind materiell nach wie vor in einer schwierigen Situation. Sie würden gern in größerer Zahl in den Staatswirtschaften angestellt werden, aber die Zahl der festen Stellen ist begrenzt. Andererseits fühlen sich die Bauern ihrem Dorf verbunden, auch wenn die Lebensbedingungen hier hart sind, und es ist schwierig, sie zu Staatswirtschaften oder auch zu Unternehmen und Baustellen in Regionen zu vermitteln, die von den Verwaltungsbezirken, in denen die deutsche Bevölkerung heute lebt, weiter entfernt liegen. Wir erklären dann, dass das Recht auf Arbeit in der RVR gesichert ist, aber nicht immer nach Wunsch im jeweiligen Dorf gewährt werden kann. Was die Konflikte wegen der Hälftlerarbeit und wegen des Zusammenlebens in den oben geschilderten Wohnverhältnissen anbelangt, halten wir die deutschen Bewohner an, sich vertrauensvoll an die örtlichen Behörden zu wenden und keine negativistische Haltung einzunehmen, sondern mit den rumänischen werktätigen Bauern die Zusammenarbeit aufgrund des gegenseitigen Verständnisses und der gegenseitigen Achtung zu suchen, weil das die Bedingung zur Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse ist, wenn sie weiterhin im Dorf bleiben wollen. Ein weiteres bislang ungelöstes Problem sind die Steuern auf die Mietrückstände für den 1945 bestellten Boden, auf die Hausmieten aus der gesamten Zeitspanne, d. h. vom Zeitpunkt der Enteignung und bis zur Übergabe an den neuen Besitzer, und auch die geldlichen Belastungen für Rinder, die seit der Viehzählung unmittelbar nach 1944 abhanden gekommen sind. Die fehlende Stückzahl wird von den Bürgern oft damit begründet, dass die Tiere zugunsten des Waffenstillstands oder zugunsten der örtlichen Agrarreformkomitees

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abgegeben wurden, ohne dass sie eine Quittung dafür bekommen hätten, was damals nicht zählte, während man heute hohe Entschädigungssummen von ihnen verlangt. Die Zahlungsanforderungen auf den Dörfern werden mit Summen zwischen einigen hunderttausend Lei bis zu 1,5 Millionen Lei beziffert. Tatsache ist, dass die deutschen Werktätigen diese Zahlungsanforderungen als ungerecht einschätzen und dass sie, ob sie nun als Angestellte von Farmen, als Saisonarbeiter oder Hälftler arbeiten, außerstande sind, die festgesetzten Summen zu bezahlen. Auch wenn die Zahlungen ausgesetzt wurden, flackert das Problem mal hier mal dort wieder auf durch den Versuch einiger örtlichen Behörden, diese Rückstände einzutreiben. Eine endgültige Lösung dieses Problems, das sich lange hinzieht und die deutsche Dorfbevölkerung belastet, ist wünschenswert. Die deutschen werktätigen Bauern zeigen ein reges Interesse an der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Da sie heute keinen Boden mehr besitzen und aus der Erfahrung der Kolchose in der Sowjetunion wissen, dass in den Kollektivwirtschaften die Arbeitsleistung entlohnt wird, äußern sie den Wunsch, in die bestehenden oder die gerade gegründeten Kollektivwirtschaften einzutreten und fragen nach dem Grund, dass sie nicht angenommen werden und ob es sich dabei um eine Diskriminierung handelt. Wir erklären, dass der Grund für das Ausbleiben einer massiven Anwerbung der deutschen Bevölkerung in die Kollektivwirtschaften der fehlende Boden ist, denn ohne Boden kann keine Landwirtschaftliche Kollektivwirtschaft gegründet werden. Die Tatsache, dass einige deutsche Bodenbesitzer vollkommen gleichberechtigte Mitglieder in bestehenden Kollektivwirtschaften sind, zeigt, dass jeder werktätige Bauer, gleich welcher Nationalität, Mitglied der Kollektivwirtschaft werden kann. Der Beitritt mit allen Rechten auch der landlosen Bauern wird sich in Zukunft stellen, wenn die Kollektivwirtschaften größere Flächen zur Verfügung haben werden und wenn auch die Bauern darauf besser vorbereitet sein werden, d. h. wenn sie bereits im Vorfeld die Bedingung erfüllen, genau zu wissen, was eine Kollektivwirtschaft ist und wenn sie die Beziehungen zu den Kollektivbauern gefestigt und vertieft haben werden, wodurch auch die Politik der gegenseitigen Annäherung der Nationalitäten gewährleistet ist. Auf ihren Einwand, dass dadurch der Eintritt in die Kollektivwirtschaft zu einer langwierigen Angelegenheit wird und dass sie bereits heute mehr arbeiten wollen, antworten wir mit dem Hinweis, dass sie sich andernorts bei einer Staatswirtschaft bewerben und vor allem, dass sie in das Bauwesen und in die Schwerindustrie gehen mögen. […] Der organisatorische Rahmen und das innere Leben des Deutschen Antifaschistischen Komitees Seit seiner Gründung vor nahezu einem Jahr arbeitet das Deutsche Antifaschistische Komitee in der RVR gemäß dem damals festgelegten Rahmen mit einem zentralen Komitee und neun Bezirkskomitees628. Das Sekretariat des Deutschen Antifaschistischen Komitees hat in unvollständiger Besetzung, mit nur vier Mitgliedern, gearbeitet, weil uns nicht genehmigt wurde, ein Mitglied des 628 Die neun DAK-Bezirkskomitees waren zu jenem Zeitpunkt: Arad (gegründet am 19. Februar 1949), Karasch (gegründet als BK Reschitza am 20. Februar 1949), Temesvar (25. Februar 1949), Kronstadt (26. Februar 1949), Severin (6. März 1949), Hermannsadt (7. März 1949), Fogarasch, Großkokeln und Kleinkokeln (ein BK), Nassod.

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Sekretariats (Genosse Puvak629) hauptamtlich beim Deutschen Antifaschistischen Komitee zu beschäftigen. All unsere Vorschläge zur Anwerbung eines weiteren Genossen, z. B. der Genossen Klein630 oder Baierle631, wurden desgleichen abgelehnt, weil beide andernorts unabdingbar sind. Auch die Tätigkeit der Bezirkskomitees hat ernsthaft gelitten, weil weder die Sekretäre noch die Mitglieder der Bezirkskomitees hauptamtlich im Komitee gearbeitet haben, sondern nur in ihrer Freizeit, gemäß den diesbezüglichen Direktiven, kein Mitglied der Bezirkskomitees aus der Produktion abzuziehen. Trotzdem konnten wir einen guten Teil der Mitglieder der Bezirkskomitees zu Ausfahrten auf die Dörfer und zu anderen Tätigkeiten bewegen, was zu guten Ergebnissen geführt hat. Ein Teil der Mitglieder der Bezirkskomitees kann indes keine Tätigkeit aufweisen, weshalb sich das Problem stellt, sie ersetzen zu müssen. Die Bezirkskomitees haben aufgrund der Anweisungen eine Reihe von ehrlichen antifaschistischen Arbeitern und Intellektuellen um sich scharen können, mit deren Hilfe sie ihre Arbeit ausweiten konnten. Mit einigen Dörfern konnten verlässlichere Beziehungen hergestellt werden durch die Kontaktpflege zu ehemals armen und nicht kompromittierten Bauern, die von den Grundorganisationen der RAP vor Ort oder den Volksräten empfohlen worden waren. Wir konnten bestimmte Bürger mit dem Verteilen der Zeitung auf den Dörfern beauftragen. In einigen Dörfern konnten wir kleine Kollektive zusammenstellen, die Gruppenabonnements für die Zeitung einwerben. Mit all diesen uns nahestehenden Elementen wurde auch Überzeugungsarbeit geleistet. […] Ungesunde Äußerungen, vor allem in den Bezirkskomitees Temes632 und Kronstadt, wurden bekämpft. Am Anfang haben wir die Waffe der konstruktiven Kritik nicht recht genutzt. Vor allem einige Genossen in den Bezirkskomitees haben lieber den Weg der Verteidigung ihrer Person und der Rechtfertigung ihrer Fehler gewählt oder fehlende Arbeitsleistung mit den Arbeitsbedingungen begründet oder anderen die Schuld zugeschoben. In letzter Zeit wurde die Methode der Selbstkritik und der konstruktiven Kritik auch in den Bezirkskomitees angewandt. Der Kadermangel ist sehr ausgeprägt, während die Vergrößerung des Kaders sehr langsam vorankommt und, gemessen an der großen Zahl der deutschen werktätigen Bevölkerung und den Arbeitsaufgaben, unzureichend ist. Wir konnten feststellen, dass vielen Parteimitgliedern deutscher Nationalität und vor allem den VdWJ-lern aus den Reihen der deutschen werktätigen Jugend, auch wenn sie an allgemein politischen Tätigkeiten mitwirken, das Problem der deutschen Bevölkerung völlig unbekannt ist; sie können demnach keine führenden Persönlichkeiten der deutschen Bevölkerung sein, auf welchem Gebiet sie auch immer arbeiten mögen, denn sie sondern sich vollständig ab von der Masse ihrer eigenen Nationalität. Dies betrifft umso mehr die 629

Josef Puvak leitete ab 1949 hauptamtlich Sovrommetal in Reschitza. Vgl. Anm. 590. Franz Klein, Reschitzaer Gewerkschaftsführer. 631 Josef Bayerle (auch Baierle) (1914–1986), Schlosser, Reschitzaer Gewerkschaftler; seit 1932 oder 1938 Mitglied der RKP; stellvertretendes Mitglied (1955–1969) und Vollmitglied des ZK der RKP (1969–1974), stellvertretender Leiter der organisatorischen Abteilung des ZK (1957–1958), danach diverse Parteiämter in Temesvar. 632 Verkürzt für Temes-Torontal. 630

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deutschen VdWJ-ler, die den Anschein erwecken, als seien sie durch eine chinesische Mauer von der Masse der deutschen Jugend getrennt, und dies nicht nur auf dem Dorf, sondern auch in der Stadt. Auf die deutschen Stadtfrauen hat der Demokratische Frauenverband so gut wie keinen Einfluss. Weder die werktätigen Frauen aus den Fabriken noch die Lehrerinnen sind Mitglieder des Verbandes, und bei der politischen Arbeit von Haus zu Haus werden die deutschen Frauen gemieden. Somit wird diese Masse der zerstörerischen Tätigkeit der Reaktion und der reaktionären Pfarrer überlassen. Die zunehmenden Aufgaben, die das Deutsche Antifaschistische Komitee zu bewältigen hat, sein Beitrag zur politischen Schulung der deutschen werktätigen Massen, zu ihrer Mobilisierung für den Friedenskampf, für ihre politische und moralische Einheit mit dem rumänischen Volk und den mitwohnenden Nationalitäten, für die Festigung unseres volksdemokratischen Regimes und die Erfüllung des Staatsplanes, machen eine Intensivierung der Arbeit des Deutschen Antifaschistischen Komitees notwendig und erfordern gleichzeitig die Vergrößerung und Stärkung seines Kaders. Wir stehen vor der Reorganisation und Erweiterung des Deutschen Antifaschistischen Komitees in der RVR und der Bezirkskomitees, um in Zukunft unseren Aufgaben noch besser gerecht zu werden, um größere Erfolge und weniger Mängel und Fehler in unserer Arbeit verzeichnen zu können. Wir sind uns der Bedeutung unserer Arbeit und unseres Kampfes unter der Führung der RAP bewusst und werden mit verstärkten Kräften an der Erfüllung aller Aufgaben, die dem Deutschen Antifaschistischen Komitee in der RVR gestellt werden, arbeiten. Angenommen in der Sitzung des DAK-Sekretariats vom 1. Februar 1950. Sekretär [handschriftliche Unterschrift:] Emeric Stoffel Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 109/1950, fol. 2–22.

119. Das Sekretariat des DAK an die Verwaltungs- und Finanzdirektion des ZK der RAP zwecks Erweiterung seines Kaders und seines Budgets (1. Februar 1950) Bukarest, 1. Februar 1950 An die Verwaltungs- und Finanzdirektion des ZK der RAP

Als Antwort auf unseren Bericht, den wir am 13. Dezember 1949 an das Politbüro des ZK der RAP geschickt haben, wurden wir verständigt, dass unser Vorschlag zur Ausweitung der Tätigkeit des Deutschen Antifaschistischen Komitees grundsätzlich genehmigt wurde. In der Folge schicken wir einen Haushaltsentwurf mit den entsprechenden Abänderungen. Der Haushalt des Deutschen Antifaschistischen Komitees für Februar 1950 Bestand Gehälter Provinz Reisekosten ZK DAK Transportkosten ZK DAK

Alter Haushalt 135.000 80.000 15.000 15.000

abgeänderter Betrag 740.000 360.000 30.000 35.000

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Propaganda Unterhaltskosten Auto Unterhaltskosten Heim, Hauptsitz Schreibutensilien und Vordrucke Sozialfonds Kultur- und Sportfonds Zeitung „Neuer Weg“ Verschiedenes Gesamtsumme in Lei

50.000 20.000 50.000 8.000 8.000 2.000 1.500.000 15.000 1.898.000

80.000 20.000 50.000 15.000 70.000 10.000 1.500.000 20.000 2.930.000

Deutsches Antifaschistisches Komitee in der RVR Aktuelle Zusammensetzung seit der Gründung am 13. Februar 1949633 1. Emeric Stoffel 2. Filip Geltz 3. Anton Breitenhofer 4. Mihai Schuster 5. Iosif Puvak 6. Iuliu Fochta 7. Rozalia Kiefer 8. Adolf Schmutzer 9. Ioan Szekler 10. Arpad Klapka 11. Anton Lanzinger 12. Victor Berger 13. Andrei Crestl 14. Wilhelm Melas 15. Martin Tausch a

Sekretär Mitglied des Sekretariats " " " Sekretär, Bezirk Karasch Mitglied Mitglied, Bezirk Severin Sekretär, Bezirk Temes Mitglied Sekretär, Bezirk Arad Sekretär, Bezirk Hermannstadt Mitglied, Bezirk Kronstadt Mitglied, Bezirk Kronstadt Sekretär, Bezirk Großkokeln und Kleinkokeln

Bukarest " " " " Reschitza " Oţelul Roşu Temesvar " Arad Hermannstadt Kronstadt " Mediasch

Julius Focht, Schlosser, Gründungsmitglied des BK Reschitza (später Karasch).

Wir schlagen die Entfernung aus dem Komitee vor von: 1. Rozalia Kiefer, Reschitza 2. Adolf Schmutzer, Oţelul Roşu 3. Andrei Crestl, Kronstadt

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Grund: Fehlende Aktivität. Obwohl sie öfter aufgefordert wurde, Arbeit für das Komitee zu leisten, hat sie darauf nicht reagiert. Grund: Fehlende Aktivität. Obwohl man ihn darauf hingewiesen hat, hat er keine Tätigkeit geleistet. Grund: Fehlende Aktivität. Er ist ein ungesundes Element, das Schwierigkeiten macht. Er ist unfähig und ständig unzufrieden. Man hat ihm die Fehler gezeigt, aber er hat sich nicht gebessert.

Das Blatt mit der Liste trägt oben rechts die handschriftliche Notiz: „V 20 I 50/ M.C.“ (dt. vermutlich: Gesehen: 20. Januar 1950. Miron Constantinescu). Vgl. auch gleiche Notiz auf Blatt 1 des zugehörigen Berichts.

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Vorschläge zur Anwerbung neuer Mitglieder zwecks Erweiterung des Deutschen Antifaschistischen Komitees in der RVR 1. Ioan Schotsch, Schäßburg

RAP-Mitglied. Er ist Mittelbauer, bekam nach dem 23. August 1944 ein Standardgrundstücka. Vertreibt derzeit die Zeitung „Neuer Weg“. 2. Ioan Bach, RAP-Mitglied. War Lehrer an der Deutschen Schule in Hatzfeld. Temesvar Derzeit Aktivist der Bezirkparteiorganisation Temes-Torontal. 3. Ana Unterstein, RAP-Mitglied. Textilarbeiterin. War Antifaschistin während der Temesvar Illegalität [der RKP]. 4. Mihai Lillin, RAP-Mitglied. Tischler. Arbeiter in der Fabrik Flamura Roşie. Arad War während des Krieges Mitglied des VKJ. Vor Kurzem aus der UdSSR heimgekehrt. 5. Bela Sonntag, Mitglied des VKJ während der Illegalität. War 1941–1944 im TeReschitza mesvarer Gefängnis. Vor Kurzem aus der UdSSR heimgekehrt. Ist derzeit bei der Zeitung „Neuer Weg“ als Propagandist angestellt. 6. Magda Lillin, Parteimitglied aus der Illegalität. Ihre Parteisituation vor der Bukarest Kontrollkommission des ZK.b Ist Arbeiterin. Vor Kurzem aus der UdSSR heimgekehrt. Derzeit Aktivistin des Deutschen Antifaschistischen Komitees in der RVR. RAP-Mitglied. Derzeit Aktivist des Deutschen Antifaschistischen 7. Stefan Täntzerc, Komitees in der RVR. Bukarest 8. Ernst Breitenstein, Journalist. Derzeit verantwortlicher Redakteur der Zeitung „Neuer Bukarest Weg“. 9. Heinrich Simonis, RAP-Mitglied. Intellektueller. Derzeit Verantwortlicher [ReBukarest dakteur] der Zeitschrift „Îndrumătorul Cultural“ in deutscher Sprached. 10. Robert SemanRAP-Mitglied. Arbeiter. Derzeit bei der Zeitung „Neuer Weg“ als ciake, Kronstadt Propagandist angestellt. 11. Carol Schneider, Arbeiter. War während der Illegalität [der RKP] für die Rote Hilfe Lugosch tätig. War Kriegsgefangener in der UdSSR von 1942 bis 1948. Als Kriegsgefangener war er politischer Propagandist. Derzeit vertreibt er die Zeitung „Neuer Weg“. 12. Wilhelm Klein, Handelsangestellter. Derzeit Lohnempfänger der C.F.R.-KooperaFogarasch tive. Hat für das Komitee intensiv gearbeitet. 13. Mihail Penteker, Arbeiter. RAP-Mitglied. Derzeit Angestellter der Fabrik „Cometa“ Bistritz in Bistritz. a b c d e

Rumänisch: „lot tip“. Gemäß Artikel 15 des Agrarreformgesetzes (Nr. 187/1945) bekamen mittellose Landbewohner höchstens 5 Hektar Boden zugeteilt. Bedeutet: Ihre Parteisituation ist in der Schwebe und wird z. Z. von der Kontrollkommission, d. h. dem Disziplinarausschuss des ZK, geprüft. Stefan Täntzer (auch Tänzer), s. Anm. 566. „Kultureller Wegweiser“, s. Anm. 627. Robert Semanciak (auch Semantschak, Szemantschak) (1908–?), RKP-Mitglied seit 1944, Zwangsarbeit in der Sowjetunion, Sekretär des DAK-Komitees Kronstadt (1950–1953), „danach Leiter des Büros ‚Geheimdokumente‘ des Kronstädter Volksrates“ (Schmidt 1995, S. 242; ein ausführlicher Rückblick auf das DAK aus der Sicht Szemantschaks ebenda, S. 242–247).

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Wir schlagen die Entpflichtung von Genossen Iosif Puvak, derzeit stellvertretender Direktor bei Sovrommetal, aus dem Sekretariat des Komitees vor, da er wegen seines Arbeitsverhältnisses nicht effektiv im Sekretariat des Komitees mitarbeiten kann. Wir schlagen vor, in das Sekretariat des Komitees Genossin Magda Lillin zu wählen, die unter Punkt 6 weiter oben charakterisiert wird. Das Deutsche Antifaschistische Komitee in der RVR Reorganisiert und erweitert 1. Emeric Stoffel 2. Filip Geltz 3. Anton Breitenhofer 4. Mihai Schuster 5. Magda Lillin 6. Iosif Puwak 7. Iuliu Focht 8. Ioan Szekler 9. Anton Lanzinger 10. Victor Berger 11. Wilhelm Melas 12. Martin Tausch 13. Carol Schneider 14. Wilhelm Klein 15. Ernst Breitenstein 16. Mihai Lillin 17. Ioan Schotsch 18. Anna Unterstein 19. Bela Sonntag 20. Stefan Täntzer 21. Ioan Bach 22. Heinrich Simonis 23. Robert Semanciak 24. Arpad Klapka 25. Mihai Penteker

Sekretär Mitglied des Sekretariats Mitglied des Sekretariats Mitglied des Sekretariats Mitglied des Sekretariats Mitglied " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

Bukarest "

RAP-Mitglied RAP-Mitglied

Beamter Arbeiter

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RAP-Mitglied

Arbeiter

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RAP-Mitglied

Arbeiter Arbeiterin

" " Reschitza Temesvar Arad Hermannstadt Kronstadt Mediasch Lugosch Fogarasch Bukarest Arad Schäßburg Temesvar Reschitza Bukarest Temesvar Bukarest Kronstadt Temesvar Bistritz

RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied – – – RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied – RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied RAP-Mitglied

Arbeiter Arbeiter Arbeiter Arbeiter Arbeiter Arbeiter Arbeiter Arbeiter Beamter Intellektueller Arbeiter Bauer Arbeiterin Arbeiter Arbeiter Intellektueller Intellektueller Arbeiter Arbeiter Arbeiter

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Vorschlag für drei Instrukteure als Angestellte des Deutschen Antifaschistischen Komitees in der RVR634 1. Bela Sonntag, Reschitza 2. Ioan Sterz, Bukarest

3. Carol König, Câmpina 4. Ioan Bach, Temesvar a b

Schlosser. VKJ-Mitglied während der Illegalität. War von 1941 bis 1944 im Temesvarer Gefängnis. Vor Kurzem aus der UdSSR zurückgekehrt. Derzeit angestellter Propagandist der Zeitung „Neuer Weg“. Arbeiter. Nicht Parteimitglied. Früher illegales Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas. Ist Antifaschist. Seine Akte befindet sich bei der Stadt, Untersuchungsabteilung oder [Abteilung] ZK-Kader. Derzeit Angestellter der Flugzeugfabrik Bukaresta. Arbeiter. RAP-Mitglied. AgitProp-Verantwortlicher in den Atelierele Centrale Câmpinab. Derzeit Angestellter dort. Intellektueller. RAP-Mitglied. Derzeit Parteiaktivist des Bezirkparteikomitees Temes-Torontal.

„I.C.A.R.“ im Original (= Întreprinderea de Construcții Aeronautice Românești [Rumänisches Flugzeugbau-Unternehmen]). Atelierele Centrale Câmpina –1898 in Câmpina gegründete „Zentrale Werkstätten“ zur Herstellung von Zubehör für die Förderindustrie im Prahovatal.

Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 107/1949, fol. 2, 4–7.

120. Stellungnahme des ZK der RAP zum Bericht des DAK über die deutsche Landbevölkerung (undatiert) ZK der RAP Abteilung leitende Organe der Partei, Gewerkschaften und VdWJ Bereich Massenorganisationen635 Anmerkungen zu dem Bericht des Deutschen Antifaschistischen Komitees über die deutsche Landbevölkerung Der Bericht des Deutschen Antifaschistischen Komitees beschäftigt sich mit dem Problem der deutschen Bevölkerung im Allgemeinen und dem der deutschen Bauernschaft im Besonderen. Das Material enthält zwei Teile: erstens die Darlegung des Problems und zweitens Vorschläge. Der erste Teil ist ein abstrakter Problemaufriss, die aufgestellten Behauptungen werden nicht mit konkreten Angaben belegt. Aus diesem Grund wurden Schlüsse aufgrund von isolierten Fällen gezogen, die verallgemeinert werden, wiederum andere sind aus der Luft gegriffen. Es ist durchgängig von einer Agrarreform die Rede, was völlig falsch ist, weil es sich nicht um die Agrarreform handelt, sondern um die Enteignung der deutschen Bauernschaft in ihrer Gesamtheit, mit wenigen Ausnahmen.

634 Die drei Vorschläge aus dem Titel sind eigentlich vier, vermutlich handelt es sich um einen Tippfehler. 635 Ohne Datum. Vermutlich handelt es sich um eine Kritik am Kapitel über die Tätigkeit im ländlichen Bereich im Jahresbericht des DAK (Dokument Nr. 118), das zu einem Grundsatzpapier des ZK zur Frage der deutschen Dorfbevölkerung führte (Dokument Nr. 125).

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Der Bericht beginnt mit dem unrichtigen Gedankengang, dass die Einstellung unserer Partei gegenüber der deutschen Bevölkerung erst 1948 festgelegt wurde. Dann werden einige neue Feststellungen zu dieser Bevölkerung gemacht. Es wird behauptet, dass die deutschen Dorfbewohner verschiedenen fortschrittlichen Organisationen nicht angehören. Im Gegenteil, es gibt deutsche Bauern in den fortschrittlichen Organisationen auf den Dörfern. Ja, es gibt sogar Parteimitglieder unter ihnen, einige sind Mitglieder in den Büros der Grundorganisationen. Im Bezirk Temes beispielsweise sind 2000 [Deutsche] Parteimitglieder und 400 Mitglieder der Pflügerfront (das sind Landbesitzer). Im Bezirk Severin sind 700 [Deutsche] Mitglieder der Pflügerfront. Die meisten [deutschen] Mitglieder haben indes die Gewerkschaften der Landwirtschaftsangestellten. Das vorgelegte Material setzt sich nicht kritisch und selbstkritisch mit dem Problem auseinander, sondern so, als hätte es ein außenstehender Beobachter verfasst. Es zeigt nicht, was alles für die deutsche Bevölkerung getan wurde und welches die Stimmung in ihren Reihen ist. Die Genossen aus dem Deutschen Antifaschistischen Komitee haben die irrige Einstellung, die politisch mangelhafte Lage nicht ihrer Arbeit anzulasten, sondern der politischen Vergangenheit der deutschen Bevölkerung, ja sogar den Unzulänglichkeiten und der falschen Einstellung der Verwaltungsorgane zuzuschreiben. Der Bericht widerspiegelt demzufolge eine gewisse Selbstzufriedenheit. Die Vorschläge gehen mehr darauf ein, wie die Anliegen der deutschen Landbevölkerung befriedigt werden könnten. Der Bericht enthält nichtsdestotrotz einige wichtige Angaben zur Lage der deutschen Dorfbevölkerung und macht einige Vorschläge, mit denen wir einverstanden sind. In unserem Bericht zu dieser Frage werden die Vorschläge aufgezeigt, mit denen wir einverstanden sind. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 109/1950, fol. 43f.

121. Das Sekretariat des ZK der RAP beschließt die Anerkennung der in der Sowjetunion geleisteten Pflichtarbeit bei der Rentenberechnung. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (8. Februar 1950) […] [Tagesordnungspunkt 17] Beschluss: Die Arbeitszeit wird nur den Rückkehrern aus der Sowjetunion anerkannt. […] [Lotar] Rădăceanu: Die Deutschen, die aus der Sowjetunion zurückgekehrt sind, sind heute mehrheitlich Lohnangestellte. Werden ihnen bei der Berechnung der Rente die in der UdSSR abgeleisteten Arbeitsjahre als Anspruchszeiten anerkannt? Viele sind dort gestorben, und die Nachfolger stellen Rentenansprüche, andere verlangen Unfallrenten. Sie hätten kein Recht darauf, aber politisch, glaube ich, wäre es gut … Sie haben dort gearbeitet. [Vasile] Luca: Die Arbeitszeiten sollen ihnen anerkannt werden. Ana [Pauker]: Aber nicht auch jenen, die aus den amerikanischen Lagern zurückkehren. Luca: Wir müssen das deutsche Problem endlich einmal lösen. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 9/1950, fol. 1–8 (hier 5), 16. Veröffentlicht in: Stenograme 2004, Dokument Nr. 5, S. 99–111.

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122. Bericht eines Informanten aus Großpold über Roma, die ihren Boden von Sachsen bearbeiten lassen (8. Mai 1950) Information Nr. 14 vom 8. Mai 1950636 Wir berichten, dass in der Gemeinde Großpold einige Roma ihre Äcker gegen einen Anteil am Ernteertrag zur Bearbeitung weitergegeben haben.637 Andere wiederum haben den Boden für die Frühjahrsaussaat an Sachsen verpachtet, weil sie kein Saatgut hatten bzw. den bei der Agrarreform erhaltenen Boden nicht bearbeiten wollen. Konkret ist dies bei Cornel Goia und Gheorghe Goia der Fall, die ihren Boden den Sachsen verpachtet haben, während Gligor Găurus den Acker für einen Ernteanteil dem Sachsen zur Aussaat übergab. Die Genannten werden folglich im Herbst die geforderte Abgabequote nicht liefern können. Agentur Nr. 11 Miliz des Bezirks Hermannstadt Berichtet: Miliz Reußmarkt Quelle: SJAN Sibiu, fond Miliţia Sibiu, dosar 466, fol. 103.

123. Bericht eines Informanten aus Alzen über Pfarrer Hans Traugott Ungar (21. Mai 1950) Information Nr. 4638 vom 21. Mai 1950 Am 18. Mai 1950 haben in der Gemeinde Alzen sächsische Kinder sich geweigert, zum Unterricht in die Schule zu kommen, obwohl der Unterricht angekündigt worden war. Aus diesem Grund musste an der Elementarschule der Gemeinde Alzen der Unterricht ausfallen. Nach Erkundigungen unter den Schülern sagen diese, dass sie Anweisungen vom evangelischen Pfarrer Ungar639 in Alzen gehabt hätten, nicht in die Schule zu gehen, weil ein großer Feiertag sei (Christi Himmelfahrt). Nach unseren Informationen hat dieser Pfarrer auch schon in der Vergangenheit der Schule Schwierigkeiten gemacht, indem er die Kinder aufgerufen hat, dem Naturkundeunterricht 636 Am oberen Blattrand Registraturstempel der Hermannstädter Bezirksmiliz mit der Nummer des Geheimvorgangs („intrare secretă“) 786 und dem Datum 18. Mai 1950. Links daneben die handschriftliche Anweisung: „S. Secret. La [?] Com prov. Jud. Secţiunea agricolă cu rugămintea de a lua măsuri. [unleserliche Unterschrift]“ (dt.: Streng geheim. Dem Provisorischen Bezirkskomitee, Landwirtschaftsdirektion, mitteilen, mit der Bitte, Maßnahmen zu ergreifen). 637 Laut Artikel 20 des Agrarreformgesetzes (Nr. 187/1945) war es den Neubesitzern verboten, den Boden zu verpachten. 638 Rechts oben die handschriftliche Notiz: „Circ. Mil. Nocrich“ (dt.: Milizbezirk Leschkirch). Darunter der Registraturstempel der Hermannstädter Bezirksmiliz mit der Nummer des geheimen Berichts („intrare secretă“) 836 und dem Datum 26. Mai 1950. Links oben enthält das Dokument eine handschriftliche Anweisung, die nicht vollständig entziffert werden konnte. Sie enthält den Hinweis auf die Bezirksschulbehörde, die „Maßnahmen ergreifen“ müsse. 639 Hans Traugott Ungar, evangelischer Pfarrer in Alzen zwischen 1946 und 1973.

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in der Schule keinen Glauben zu schenken und nicht mit „Gut’ntag“640 zu grüßen, gemäß den Anweisungen aus der Schule, sondern mit dem religiösen Gruß „Kris Gott“641. Die Lehrer der Schule beanstanden, dass sie von dem Einfluss, den dieser Pfarrer auf die Schüler ausübt, behindert werden, weil die Kinder ihnen nicht mehr das gewünschte Gehör schenken. Dieser [Pfarrer] nimmt zu den Schülern Verbindung in den Religionsstunden auf, die er mit den Schülern in der Kirche abhält oder sogar bei sich zu Hause. Information erhalten vom Vorsitzenden des provisorischen Komitees. Ag[entur] Nr. […] 30 642 Berichtet: der Bezirksmiliz Hermannstadt.

Resümee643 Der evangelische Pfarrer Ungar in der Gemeinde Alzen macht der Schule Schwierigkeiten. Quelle: SJAN Sibiu, fond Miliţia Sibiu, dosar 469, fol. 109.

124. Das Minderheitendepartement der Regierung stellt die Ergebnisse einer Studie über den öffentlichen Gebrauch der Muttersprache vor. Auszüge aus dem Bericht (Juni 1950) Departement für die Probleme der mitwohnenden Nationalitäten Dienststelle Auskünfte Der Gebrauch der Muttersprache der mitwohnenden Nationalitäten im täglichen Umgang mit den staatlichen Behörden644 Einige Untersuchungsergebnisse aus 33 Bezirken und neun Städten mit Bezirksstatus Juni 1950 […] Ziel unserer Untersuchung war es, zu prüfen, inwieweit die Verwaltung und die Justiz den Volksmassen der mitwohnenden Nationalitäten die Möglichkeit bieten, im alltäglichen Umgang mit den Verwaltungs- und Justizbehörden, zu denen sie unmittelbar Zugang haben, und auch in anderen Lebensbereichen, sich ihrer Muttersprache zu bedienen. Die Möglichkeit der mündlichen Verständigung in Verwaltung und Justiz geht aus der Untersuchung unseres Departements über die Anzahl der aus den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten ernannten bzw. der ihrer Sprache mächtigen Beamten hervor. Deswegen haben wir in vorliegender Studie unser Augenmerk auf die übersetzten Druckwerke in den Sprachen der mitwohnenden Nationalitäten gerichtet: Verfügungen, Instruktionen, amtliche Verlautbarungen der Lokalbehörden, Vorladungen der Gerichte, der Finanz- und Verwaltungsämter, Vordrucke für Steuererklärungen, Zahlungsaufforderungen, Rechnungs640

Schreibweise im Original. Schreibweise im Original. 642 Zahl von Hand eingefügt. 643 Die Zusammenfassung (das Resümee) befindet sich am linken Blattrand. Darunter eine handschriftliche Notiz, die wegen der Abheftung des Schriftstücks in einem größeren Aktenkonvolut nicht vollständig lesbar ist. Sie lautet vermutlich: „Urmare la [No]ta Nr. 3 ag. Nr. 33“ (Folge des Berichts Nr. 3, Agentur Nr. 33). 644 Auf dem Titelblatt mit rotem Farbstift und unterstrichen: „Confidenţial“ (dt.: Vertraulich). 641

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vordrucke, Protokolle über die Feststellung der Einkommensteuer, anderer Steuern und Abgaben, Einzahlungsbelege der Sparkasse, Sparkassenbelege und Sparbücher, Vordrucke für die Volkszählung durch die Verwaltung bzw. das Zentrale Statistikinstitut, Formulare für die Erfassung der Aussaat, der Ernte, der Korn-, Milch- und Wollsammlung, Benachrichtigungen der Post sowie andere Vordrucke, die einer besseren Verständigung zwischen Bürgern und Behörden bzw. zwischen den Kommunalbehörden und den vorgesetzten Behörden dienen, sei es, dass sie die Bürger über ihre Pflichten informieren und aufklären, sei es, dass sie im Interesse der Bürger von diesen selbst ausgefüllt werden. Unsere Untersuchung wurde in allen 23 Bezirken Siebenbürgens und des Banats durchgeführt, außerdem in den Bezirken Konstanza, Tulcea, Kimpolung, Suceava, Baia, Radautz, Dorohoi, Covurlui, Jassy und Botoşani sowie in den den Bezirken gleichgestellten Städten Neumarkt, Klausenburg, Großwardein, Arad, Sathmar, Temesvar, Hermannstadt, Kronstadt und Konstanza. In all diesen Bezirken stellen die mitwohnenden Nationalitäten einen hohen Prozentsatz bzw. eine bedeutende Zahl der Gesamtbevölkerung dar, und die Übersetzung der oben genannten häufig von der Verwaltung verwendeten Vordrucke in die von dieser Bevölkerung gesprochenen Sprachen ist auch im Interesse eines reibungslosen Ablaufs der Verwaltung selbst. […] Die Prozentangaben und Zahlen sind jene der Volkszählung aus dem Januar 1948, mit Ausnahme der Angaben zu der ukrainischen und russischen Sprache, die von den Zuständigen in unserem Departement korrigiert wurden. […] In deutscher Sprache Im Bezirk Großkokeln645 mit einem Anteil von 29,4 Prozent Bewohnern deutscher Muttersprache (47.000 Personen), dem Bezirk Temes-Torontal (20,5 Prozent bzw. 108.470 Personen) und im Bezirk Fogarasch (9,7 Prozent bzw. 8614 Personen) wurden eine Reihe von Verfügungen und amtlichen Verlautbarungen der Behörden auch ins Deutsche übersetzt (z. B. solche, die den Personen- und Familienstand betreffen und die Zuteilung der verfügbaren Arbeitskräfte). Im Bezirk Hermannstadt, wo die Bevölkerung deutscher Muttersprache 21,6 Prozent (845.376 Personen) der Gesamtbevölkerung ausmacht, wurde nichts in diese Sprache übersetzt, mit der Begründung durch das Provisorische Komitee, „die Sachsen in diesem Bezirk können alle gut Rumänisch und haben sich nicht für die Übersetzung und Drucklegung [der erwähnten amtlichen Papiere] ins Deutsche ausgesprochen“. Die gleiche Situation (keine Übersetzungen) liegt auch in folgenden Bezirken vor: Kronstadt (mit 11,5 Prozent – 23.399 Personen deutscher Muttersprache), Arad (8,2 Prozent – 34.072 Personen), Karasch (7,9 Prozent – 14.780 Personen), Severin (5,9 Prozent – 13.689 Personen), Nassod (3,6 Prozent – 5370 Personen), Kimpolung (2,6 – 2253 Personen), Alba (2,3 Prozent – 4900 Personen). In der Bezirksstadt Temesvar mit 16.139 Bewohnern deutscher Muttersprache wurde die Verfügung der Miliz in Bezug auf die Personalausweise auch ins Deutsche übersetzt, wobei der deutsche Text jedoch in einer sehr viel kleineren Schrift gedruckt und kürzer war als der rumänische oder der ungarische Text. In Hermannstadt mit 16.359 Bewohnern deut645

Alle Unterstreichungen gemäß Original.

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scher Muttersprache wurde nichts in dieser Sprache veröffentlicht. In der Erklärung des Provisorischen Komitees heißt es: „Die Bevölkerung, die den mitwohnenden Nationalitäten angehört, beherrscht die rumänische Sprache und es gab keine Reklamationen nach der Veröffentlichung“ der Verfügungen und Verlautbarungen „nur in dieser Sprache“. Auch in Kronstadt mit 8480 Personen deutscher Muttersprache wurde keine einzige Verlautbarung in deutscher Sprache veröffentlicht. Von den amtlichen Verfügungen und Mitteilungen der lokalen Behörden wurden demnach nur einige übersetzt und gedruckt, und auch dies nur in den Bezirken Großkokeln, TemesTorontal und Fogarasch sowie in der Stadt Temesvar. Was die Prozente und Zahlen zu dem deutschsprachigen Bevölkerungsanteil anbelangt, so liegen diese heute in Wahrheit wesentlich höher als noch vor zwei Jahren, dank der Rückkehr der deutschen Bevölkerung, die im Krieg bzw. wegen des Krieges außerhalb der Landesgrenzen verschoben worden war. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Consiliul de Miniştri, dosar 128/1950, fol. 96–119.

125. Bericht des ZK der RAP über die Lage der deutschen Dorfbevölkerung (14. Juli 1950) ZK der RAP Abteilung für die leitenden Organe der Partei, der Gewerkschaften und des VdWJ Bereich Massenorganisationen Bericht über die Lage der deutschen Bevölkerung auf den Dörfern646 14. Juli 1950647 Unsere Partei ging vom Gedanken aus, dass „ein Volk nicht frei sein kann, das andere Völker unterwirft“, und kämpfte für die vollkommene Gleichberechtigung, und – später, unter den neuen Bedingungen der Legalität, als sie Regierungspartei wurde – gewährte sie die vollkommene Gleichberechtigung den mitwohnenden Nationalitäten und also auch der deutschen Bevölkerung in der RVR. Unsere Partei, die in ihrer gesamten Tätigkeit von den marxistisch-leninistischen Lehren und dem leuchtenden Beispiel der KP (B) geleitet wurde, war sich der Tatsache bewusst, dass der Kampf für den Sozialismus nicht geführt werden kann ohne die Herstellung der völligen Gleichheit aller mitwohnenden Nationalitäten. Seit Dezember 1948 basiert die gesamte Tätigkeit der Partei in den Reihen der deutschen Bevölkerung auf der Resolution des Politbüros des ZK der RAP, in der es heißt: „Die demokratische Lösung des Problems der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen und im Banat muss im Sinne der Resolution des ZK der RAP aus dem Juni 1948 auf der Grundlage

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Das Dokument weist zahlreiche Unterstreichungen mit rotem Farbstift auf, die hier nicht kenntlich gemacht werden. Eine erste Variante des Textes befindet sich in der Akte Nr. 109/1950 desselben Archivbestandes. Darin gibt es handschriftliche Korrekturen, die offensichtlich in die vorliegende Endfassung übernommen wurden. 647 Das Titelblatt trägt oben rechts zweimal den gleichen Nummerneintrag (690/1950), einmal in einem Registraturstempel des Archivs des Politbüros der RAP (hier: 690/770/1950).

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der Klassendifferenzierung unter den Bedingungen der Zuspitzung des Klassenkampfes verwirklicht werden.“648 Dieser Linie folgend wurden der deutschen Arbeiterschaft dieselben Rechte auf Arbeit und auf gleiche Entlohnung für die gleiche Arbeit gesichert. Der gesamten deutschen Bevölkerung wurde der Unterricht in der Muttersprache gesichert und die Entwicklung einer Kultur, die national in der Form und sozialistisch im Inhalt ist. Seit dem 1. Januar 1950 gibt es für die deutsche Jugend insgesamt 496 Schulen, angefangen mit Tagesstätten und Kindergärten bis zu den Grund- und Mittel- sowie Berufsschulen, wodurch das Recht dieser Bevölkerung auf Unterricht in der Muttersprache gewährleistet ist. Bücher und ideologische Broschüren zur Verbreitung der Wissenschaft und fortschrittlichen Literatur wurden in steigender Anzahl gedruckt. Wenn bis Januar 1950 insgesamt 150 Buchtitel in einer Auflage von 650.000 Exemplaren gedruckt wurden, so waren es allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 1950 bereits 50 Titel in einer Auflage von über 200.000 Exemplaren. Für die deutsche Bevölkerung in der RVR erscheint die Zeitung „Neuer Weg“ in einer Auflage von 30.000 Exemplaren. In deutscher Sprache werden desgleichen das „Kulturheft“649 und der „Kulturelle Wegweiser“ herausgegeben. Die Dorfbevölkerung hat die Möglichkeit, sich in den Kulturheimen kulturell zu entwickeln, wo die Veranstaltungen entweder ausschließlich in deutscher Sprache oder gemischtsprachig stattfinden. Es gibt mehr als 300 Kulturheime dieser Art. Die Resolution des Politbüros der RAP vom Dezember 1948 schreibt als Hauptpflichten die Entwurzelung des Hitlerismus in den Reihen dieser Nationalitäten fest sowie den Kampf gegen die sogenannte „deutsche Einheit“ und gegen die nationale Isolation. Dank der Arbeit der Parteiorganisationen und der deutschen antifaschistischen Komitees gibt es einige Erfolge auf diesem Gebiet. […] Verglichen mit den großen Aufgaben, welche die Resolution des Politbüros festschreibt, sind die Verwirklichungen noch unzureichend und die Stimmung in den Reihen der deutschen Landbevölkerung ist noch nicht zufriedenstellend. Es gibt auf dem Dorf, ja auch in der Stadt häufig die Tendenz zur Isolation, zur kulturellen Autonomie. Beispiel Reschitza mit einer deutschen Kulturgruppe im Rahmen der Gewerkschaft, was einer künftigen Spaltung der Gewerkschaft auf Nationalitäten Vorschub leistet. In Arad gibt es Sitzungen der Grundorganisation nur mit den deutschen Parteimitgliedern usw. Daher rühren auch die chauvinistischen und nationalistischen Äußerungen auf beiden Seiten. Die Deutschen wollen nicht zu den Kulturveranstaltungen der Rumänen gehen und umgekehrt. In fortgeschrittener Form reichen diese Äußerungen bis hin zu Randalen. Fälle dieser Art wurden in den Bezirken Temes650, Arad und Hermannstadt verzeichnet. Auf dem Dorf herrscht nach wie vor ein ziemlich starkes Gefühl von „nationaler Einheit“, was zu all diesen feindlichen Handlungen führt; selbst die Parteimitglieder deutscher Nationalität sind noch nicht durchdrungen vom Geist des Klassenkampfes und zeigen vielmehr „nationale Einheit“. 648 649 650

Text der genannten Resolution in Dokument Nr. 108. Es handelt sich vermutlich um den Publikationstitel „Für Feierabende“, s. Anm. 626. Verkürzt für Temes-Torontal.

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Es gibt Anfänge von [Klassen-]Differenzierung, die vertieft werden müssen. Was die Bauernschaft kennzeichnet, ist nicht ihre Teilnahme an der politischen Arbeit, obwohl es diesbezüglich einige Fortschritte gibt, sondern ihre passive Haltung gegenüber den großen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Errungenschaften in unserem Land. Der Großteil der deutschen Bauern, insbesondere diejenigen römisch-katholischen Glaubens, steht unter dem Einfluss der reaktionären Pfarrerschaft. Die derzeitige Lage der deutschen Bauernschaft, die Nichterfüllung der von der Resolution des Politbüros gestellten Aufgaben sind auf mehrere Ursachen zurückzuführen, einige sind objektiver, andere subjektiver Natur: 1. In die Reihen der deutschen Bevölkerung konnte der Hitlerfaschismus über Jahre tief eindringen. 2. Die Befreiung unseres Landes durch die Sowjetarmee führte dazu, dass das gesamte Volk seine Kräfte auf die Vernichtung des faschistischen Deutschlands richtete. Angesichts der politischen Einstellung der deutschen Bevölkerung im Land war es im allgemeinen Interesse des Proletariates, das darin bestand, den Rücken der Front zu sichern, notwendig, die gesamte deutsche Bauernschaft mit einigen wenigen Ausnahmen zu enteignen. Die Notwendigkeit der Enteignung hat damals keine Klassendifferenzierung zugelassen, was die deutschen Großgrundbesitzer und Großbauern später im Sinne der „deutschen Einheit“ zu ihren Gunsten auszunutzen versuchten, insbesondere da die Organisationsarbeit in den Reihen der armen und mittleren Bauernschaft in Verzug geraten war. Die Tatsache, dass die Aufklärungsarbeit nicht zeitgerecht einsetzte, hat dazu geführt, dass die grundsatzlose Einheit andauerte und dass auch heute ein bedeutender Teil der armen und mittleren deutschen Bauernschaft sich unter dem Einfluss der Kulaken befindet. 3. Die heute von der Partei und der Regierung getroffenen Maßnahmen zur Einschränkung des Großbauerntums treffen die deutschen Großbauern nicht mehr und bieten somit der werktätigen deutschen Bauernschaft nicht die Möglichkeit, gegen ihr eigenes Bürgertum zu kämpfen. Außerdem werden die ehemaligen deutschen Großbauern nicht als solche behandelt, sondern besetzen im Gegenteil heute Posten in der Verwaltung der Kollektivwirtschaften, wo sie als „Fachleute“ gelten. 4. Die mazedonischen Kolonisten (in der Mehrzahl ehemalige Legionäre) und jene, die vor dem Sowjetregime geflohen sind und Boden und Häuser aus den Enteignungen erhielten, haben der gesamten deutschen Bauernschaft gegenüber eine feindliche Haltung (ohne Klassenunterschied), was es uns erschwert, die armen und mittleren deutschen Bauern zu uns heranzuziehen. Viele dieser Kolonisten lassen den Boden von den deutschen Bauern bearbeiten und werden damit zu Profiteuren und Parasiten. Ihre Einstellung führt zu zahlreichen Konflikten mit den Deutschen, die von der deutschen Reaktion ausgenutzt werden. 5. Die Arbeit der Partei- und der Massenorganisationen in den Reihen der deutschen Bevölkerung ist noch sehr schwach. Die Parteiorganisationen orientieren sich nicht immer richtig und treffen vor allem keine konkreten Maßnahmen gegen den Nationalismus und den Chauvinismus, von welcher Seite er auch immer kommen mag. Man versucht die Dinge zu verschleppen bzw. sie zu „übersehen“. Insbesondere unten, in den Massenorganisationen, fehlt es an der nötigen Bereitschaft zum Klassenkampf.

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Das DAK hat angesichts der Bedeutung der Aufgaben, mit denen es betraut wurde, keine gründliche Demokratisierungsarbeit geleistet, nicht genug zur Zerschlagung der sogenannten „deutschen Einheit“ getan und es versäumt, die werktätige deutsche Bauernschaft für die aktive sozialistische Aufbauarbeit zu gewinnen. Dies ist auch der Tatsache zu verdanken, dass in der Leitung des DAK die Tendenz zur Selbstzufriedenheit besteht und der Glaube, dass bestehende Mängel beispielsweise der falschen Einstellung einiger Verwaltungsorgane zuzuschreiben sind und nicht dem ungesunden geistigen Zustand, der die deutsche Bevölkerung weiterhin beherrscht. 7.651 Einige Elemente aus der Verwaltung der Kreise und Gemeinden – unserem Regime feindlich gesinnte Elemente – führen eine Aktion zur Verhinderung der Verbrüderung zwischen dem rumänischen Volk und den mitwohnenden Nationalitäten, insbesondere im Banat durch, wo in den Staatsapparat zweifelhafte Elemente eingedrungen sind, die aus verschiedenen Teilen des Landes zugezogen sind. Diese bewahren Überreste der alten chauvinistischen und nationalistischen Mentalität. 8. Nicht ihren Möglichkeiten entsprechend genutzt wurden die aus der UdSSR zurückgekehrten Deutschen, die gegenüber der UdSSR Gefühle der Freundschaft und Anerkennung hegen. Dies ist dem Fehlen einer nachhaltigen Tätigkeit des ARLUS, insbesondere in den betreffenden Dörfern, geschuldet. Da sie nicht planmäßig eingesetzt wurden, wanderte ein guter Teil von ihnen in die Landwirtschaft ab und kann nicht für die Industrie, in erster Linie für die Schwer- und Förderindustrie gewonnen werden. Die Prüfung der Lage der deutschen Dorfbevölkerung hat ergeben, dass die von der Resolution des Politbüros des ZK der RAP 1948 festgelegten Aufgaben noch nicht zur Gänze erfüllt worden sind. Angesichts dieser Tatsache wie auch angesichts der durch die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik neu geschaffenen Lage und eingedenk des von Genossen Stalin aus diesem Anlass verfassten Briefes652, sind wir der Ansicht, dass Maßnahmen zur Verbesserung unserer Arbeit in den Reihen der deutschen werktätigen Bauernschaft getroffen werden müssen, damit sie in das sozialistische Aufbauwerk der RVR mit einbezogen wird. Damit alle Probleme erfasst werden, schlagen wir folgende Maßnahmen vor: a) Die Vertiefung der Arbeit der Parteiorganisationen in den Reihen der deutschen Dorfbevölkerung. Die Auseinandersetzung mit der Resolution des Politbüros des ZK der RAP zur nationalen Frage in den Parteigrundorganisationen und Massenorganisationen der Regionen mit deutscher Bevölkerung. b) Das Einbeziehen von Aktivisten deutscher Nationalität in die Partei- und Massenorganisationen der Bezirke und Kreise mit deutscher Bevölkerung. Das gleiche gilt für die provisorischen Komitees653. In den Gemeinden sollen die Grundorganisationen für die Agitationsarbeit die deutschen Antifaschisten nutzen, insbesondere die Heimkehrer aus der UdSSR. 651

Kein Punkt 6 im Dokument. Vermutlich wird hier auf das Telegramm Stalins vom 13. Oktober 1949 angespielt, in dem er die Gründung der DDR begrüßte. (Siehe Dokumente zur Deutschlandpolitik II/2, S. 202.) 653 Die Provisorischen Komitees als lokale und Bezirksvertretungen der Staatsgewalt lösten 1949 die vormaligen Gemeinderäte, Präturen und Präfekturen ab. Nach den Wahlen vom 3. Dezember 1950 wurden sie durch die Volksräte ersetzt (s. Legea Nr. 17 asupra Consiliilor Populare [Gesetz Nr. 17 zu den Volksräten]. In: M.O. Nr. 12 vom 15. Januar 1949, S. 551–556.) 652

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c) Das Deutsche Antifaschistische Komitee braucht bessere organisatorische Voraussetzungen. Stärkung des Kampfgeistes in der zentralen Leitung, mehr Aktivisten in der Zentrale und in den Bezirken. Die Bezirksparteikomitees müssen die Deutschen Antifaschistischen Komitees effektiv leiten und ihre Arbeit kontrollieren. d) Für die seit 1945 angehäuften Zahlungsrückstände (115 Millionen Lei) aus der Pacht und dem als verloren gemeldeten Vieh in Folge der Enteignung muss eine Lösung gefunden werden in dem Sinne, dass die Schulden der armen und mittleren Bauern getilgt und nur für die Großbauern aufrechterhalten werden. Falls es unter den Privilegierten ehemalige hitleristische Führer geben sollte, werden diesen weder ein Nachlass noch die Schuldentilgung gewährt. e) Die großbäuerlichen Elemente sollen aus den Staatsfarmen und Maschinen- und Traktoren-Stationen (MTS) entfernt und einige in andere Betriebe, in entferntere Bezirke, verschickt werden, damit ihre Verbindungen zu den Heimatdörfern durchtrennt werden. f ) Die armen und mittleren deutschen Bauern sollen in den Staatsfarmen und den MTS beschäftigt werden. Besonders jene, die keine Möglichkeit haben, Facharbeiter in der Industrie zu werden. g) Die armen und mittleren Bauern sollen für die Industrie geworben werden, insbesondere die Jugend. Um dies zu erleichtern, müssen in den Regionen mit deutscher Bevölkerung deutsche Abteilungen an den Berufsschulen eingerichtet werden. Besonders die Heimkehrer aus der UdSSR, mehrheitlich Fachkräfte in verschiedenen Berufen, sollen für die Industrie gewonnen werden. h) Das Wohnungsproblem muss zugunsten der Staatsbürger deutscher Nationalität gelöst werden, die infolge der Enteignung nur einen Raum für je zwei bis drei Familien zur Verfügung gestellt bekommen haben. Sonderkommissionen für Wohnraumfragen sollen gegründet werden. Der Wohnungsbestand geht aus der Verwaltung des Landwirtschaftsministeriums in die Verwaltung der provisorischen Komitees über. Das Wohnrecht muss de jure und de facto geregelt werden, ebenso die Pflichten der Bewohner, wenn in demselben Haus Begüterte und Enteignete zusammenwohnen. Das Nutzungsrecht des an das Haus anschließenden Gartens und der Wirtschaftsgebäude, um die es viele Streitigkeiten gibt, muss geklärt werden. i) Grundsätzlich gilt, dass die Enteignung infolge der Agrarreform, wenn es sich nicht um Großgrundbesitzer und Großbauern oder ehemalige Hitleristen in Führungspositionen handelt und nicht um Personen, die schwere Straftaten begangen haben, die deutsche werktätige Bevölkerung nicht diskriminierend belasten darf. Dies ist von Bedeutung, weil zum Beispiel gemäß den Anleitungen zur Rentenneuberechnung die Verfügung, dergemäß „eine Neuberechnung nicht in Frage kommt bei jenen, die enteignet wurden“, auf besitzlose Invalide und Witwen aus dem Ersten Weltkrieg angewandt wird, die damals Land bekommen haben und bei der letzten Agrarreform wieder enteignet wurden, ebenso auch auf Familien mit vier oder mehr Kindern, die eigentlich die von unserem Regime festgelegten Unterstützungsleistungen erhalten müssten. j) Das Wahlrecht wird der deutschen werktätigen Bevölkerung durch die Abänderung jener Verfügung im Wahlgesetz erteilt, die den Mitgliedern der Deutschen Volksgruppe das Wahlrecht versagte.

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Mit einigen Vorschlägen des DAK sind wir nicht einverstanden, da sie politisch nicht richtig sind. Zum Beispiel glauben wir nicht, dass es der geeignete Zeitpunkt ist, die Großbauern in Massen aus ihren Dörfern auszuheben, um sie andernorts zu Arbeitsdiensten zu verpflichten. Ebenso lehnen wir den Einsatz der deutschen werktätigen Bauern als Hälftler ab, u. a. m. Wir sind der Ansicht, dass die oben vorgeschlagenen Maßnahmen bessere Bedingungen schaffen werden für die politische Tätigkeit innerhalb der deutschen Nationalität, für die politische Tätigkeit, die heute, unter den Bedingungen des sich zuspitzenden Klassenkampfes und des Aufbaus des Sozialismus in unserem Vaterland von großer Notwendigkeit ist. Die Arbeit in den Reihen dieser Bevölkerung ist auch deshalb wichtig, weil ein großer Teil an der Grenze zu Jugoslawien lebt. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 49/1950, fol. 3–10.

126. Informativer Bericht über unzufriedene Kolonisten in Marpod (26. Juli 1950) Information Nr. 14 vom 26. Juli 1950654 Wir berichten Folgendes: In der Gemeinde Marpod – Hermannstadt, wurden aufgrund des Agrarreformgesetzes aus dem Jahr 1945 mehrere Familien aus der Gemeinde Corbeni, Bezirk Argeş, den Gemeinden Valea Drăganului, Lunca-Vişagului und Tra[n]iş, Bezirk Klausenburg, mit Landbesitz versehen. Nun hat der Drusch begonnen, und für die Mehrheit dieser Bewohner wird wenig Weizen übrigbleiben, für andere gar keiner, so hört man, dass sie im Herbst dieses Jahres die Gemeinde Marpod verlassen werden, um in ihre Herkunftsorte zurückzukehren. Sichere Information. Agentur Nr. 32 Berichtet: – der Miliz des Bezirks Hermannstadt – der Kreismiliz Leschkirch.

Zusammenfassung: Die Begüterten in Marpod sind unzufrieden. Quelle: SJAN Sibiu, fond Miliţia Sibiu, dosar 469, fol. 151.

654 Handschriftlicher Vermerk oben links: „Secret. S[trict] Secret. La com. prov. jud. secţiunea agricolă spre ştiinţă şi […] [Unterschrift]“ (dt.: Geheim. Streng Geheim. Dem provisorischen Komitee des Bezirks Hermannstadt, Landwirtschaftsabteilung, zur Kenntnisnahme und […]). Oben rechts ebenfalls handschriftlich: Nr. 1171/28.07.950.

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127. Kronstädter Werktätige an das ZK der RAP und die Regierung der RVR zwecks Umbenennung ihrer Stadt in Stalinstadt (August 1950) Dem Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei, Der Regierung der Rumänischen Volksrepublik655

Liebe Genossen, Auf Initiative der C.F.R.656-Arbeiter haben wir, die Werktätigen der Stadt Kronstadt, beschlossen, dass unsere Stadt umbenannt wird und ihr der Name des großen Genies der werktätigen Menschheit verliehen wird, der Name des teuren und geliebten Freundes des werktätigen Volkes unseres Landes, unseres Lehrers und Befreiers – der Name des großen Stalin. Unsere Stadt ist eines der größten Industriezentren des Landes. Ihre großen Betriebe, wie das Traktorenwerk Sovromtractor, der metallverarbeitende Betrieb Steagul Roşu und viele andere, sind wohlbekannt unter den Werktätigen im ganzen Land. In unserer Stadt leben brüderlich zusammen, arbeiten und kämpfen Seite an Seite die rumänischen Arbeiter mit den ungarischen Arbeitern und den Arbeitern anderer Nationalität. Der Fünfjahresplan eröffnet der Stadt und der Region Kronstadt neue wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungsperspektiven. Die Kronstädter Arbeiter unternehmen große Anstrengungen, um die Planvorhaben erfolgreich zu erfüllen. Im ersten Semester des Jahres 1950 haben die Kronstädter Betriebe den Plan zu 114 Prozent erfüllt. Wir sind davon überzeugt, dass die Führung der Partei und Regierung der Rumänischen Volksrepublik unserem leidenschaftlichen Wunsch nachkommen und unserer Stadt die große Ehre erweisen werden, den Namen Stalinstadt zu tragen. Wir verpflichten uns gegenüber der Partei, der Regierung und gegenüber dem großen Stalin, keine Mühe zu scheuen, um neue Erfolge in der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Konsolidierung unseres Vaterlandes im Kampf für Frieden und Sozialismus zu erringen und uns dieser Ehre würdig zu erweisen. Es lebe unser Vaterland, die Rumänische Volksrepublik, das Land, in dem der Sozialismus aufgebaut wird! Es lebe der große Führer des sowjetischen Volkes, der geniale Lehrer der werktätigen Menschheit, Genosse Stalin!

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Oben rechts Arhivstempel des Politbüros: „Arhiva Biroului Politic al C.C. al P.M.R.“, mit dem handschriftlichen Eintrag der Nummer 382/403/1950; darunter in einem weiteren aufgestempelten Viereck die Nummer 403/1950. In der gleichen Akte („dosar“) wird auch der Durchschlag des gemeinsamen Antwortschreibens der beiden Adressaten aufbewahrt (es unterzeichnen Petru Groza und Gheorghe Gheorghiu-Dej), die Durchschlagkopie eines Schreibens an den sowjetischen Botschafter und die Begründung des daraufhin erlassenen Dekretes Nr. 211, erschienen in: B.O. Nr. 71 vom 22. August 1950, auch in: Legi şi Regulamente 28 (1950) 1.–31. August, S. 44. Der Schriftvorgang will suggerieren, dass es sich tatsächlich um eine Arbeiterinitiative handelt, die von Partei und Regierung aufgegriffen und umgesetzt wurde. Siehe auch: Die Kronstädter Arbeiterschaft verlangt die Umbenennung ihrer Stadt in „Stalinstadt“, in: „Neuer Weg“ vom 20. August 1950, S. 1 u. 3. 656 C.F.R. – Căile Ferate Române – Rumänische Eisenbahnen.

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Das Schreiben657 wurde in den Versammlungen der Werktätigen aller Betriebe in Kronstadt einstimmig angenommen. Im Namen der Kronstädter Werktätigen, [3 Seiten Unterschriften]658 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 179/1950, fol. 1–4.

657 Dieses Schreiben, das sich nur durch vier geringfügige Merkmale vom hier übersetzten unterscheidet, darunter durch die Nummer (382/403/1950), wurde ohne die Unterschriften und ohne Angabe der Quelle veröffentlicht in: Chirițoiu 2000, S. 99f. 658 Die Unterzeichner sind: der Vorsitzende des (städtischen?) Provisorischen Komitees, der Erste Sekretär des Bezirkskomitees der RAP, der Vorsitzende der Bezirksgewerkschaft, der Generaldirektor der Steagul Roșu-Werke, der Direktor der Strungul-Werke, der Direktor der Fabrik Temelia, der Regionaldirektor der Rumänischen Eisenbahnen und eine Gruppe Eisenbahner, mehrere Industriearbeiter, die sich auch als Neuerer oder Bestarbeiter bezeichnen, der Bezirksvorsitzende des Ungarischen Volksverbandes, die Bezirkssekretärin der Vereinigung der Demokratischen Frauen in Rumänien, der Kunstmaler Mattis Teutsch, der Dekan des Wirtschafts- und Planungsinstituts, Ştefan Tăşiedanu, der Krankenhausdirektor, der Direktor der Bela-Brainer-Fabrik, ein Theatermaler, der Direktor des Knabenlyzeums, der Bezirkssekretär des Jüdischen Demokratischen Komitees, der Journalist und Abgeordnete Dinu Moisescu, ein Sekretär der Pflügerfront, der Direktor der Metrom-Werke, I. Schotsch als Sekretär des DAK, der Vorsitzende des Bezirkskomitees für Körperkultur und Sport, der Abgeordnete Dumitru Munteanu, ein Ingenieur, Professoren, eine Lehrerin, der Vorsitzende des Kronstädter Gerichtshofs Anton Dobrescu, „ausgezeichnet mit der Arbeitsmedaille“, zuletzt der Vorsitzende des Provisorischen Bezirkskomitees.

1951 128. Interner Bericht des ZK der RAP über die problematische Lage der rumäniendeutschen Dorfbevölkerung, verbunden mit Vorschlägen zu ihrer Wiederbeschäftigung und zur Säuberung der Grenzregion zu Jugoslawien von „feindlichen Elementen“ (Januar/Februar 1951) Interner Bericht659 über die wirtschaftliche Lage der Bürger deutscher Nationalität in der RVR, die 1945 enteignet wurden, und Vorschläge zur Problemlösung Am 27. Januar 1951 fand beim ZK der RAP eine Beratung der Büromitglieder mit den Regions- und Rayonssekretären des Deutschen Antifaschistischen Komitees im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Lage der deutschen werktätigen Bauernschaft statt. Aus den vorgestellten Berichten und den nachfolgenden Diskussionen ging Folgendes hervor: 1945 wurde die Mehrheit der deutschen Dorfbevölkerung – die Großbauern, aber auch die werktätigen Bauern –, enteignet, so dass nur wenige Bauern heute Boden besitzen, und zwar jene, die von der Maßnahme ausgenommen, und jene, an die Land verteilt wurde. Schätzungen zufolge haben etwa 6000 deutsche Familien Landbesitz. Festzuhalten ist, dass sich darunter zahlreiche Großbauern befinden. Zum Beispiel wurden in der Region Temesvar 94 Großbauern mit insgesamt mehr als 2.000 Hektar von der Enteignung ausgenommen. Die infolge der Enteignung landlose deutsche Bevölkerung suchte nach Verdienstmöglichkeiten und fand diese mehrheitlich in der Industrie, zum Teil auch in den Maschinen- und Traktorenstationen und den Staatswirtschaften. Ein anderer Teil wiederum einigte sich mit den Kolonisten und nahm Boden in Pacht oder bearbeitete ihn für den Zehnten. Der von der deutschen Bevölkerung für den Zehnten bearbeitete Boden kann in zwei Kategorien eingeteilt werden: 1. Staatsreserven, die von den Volksräten verwaltet werden. 2. Grundbesitz der Kolonisten, der nicht von ihnen selbst bearbeitet wird. 659 Auf dem Deckblatt wurde das undatierte Dokument mit einem Eingangsstempel versehen: „Intrare Secret“ (dt.: Eingang geheim). Von Hand mit schwarzer Tinte eingefügt wurde die Nummer 76 und das Datum: 22. Februar 1951. In gleicher Handschrift steht oben links der Adressat (?): „Tov. Gheorghiu-Dej“. Mit blauem dickem Farbstift und in einer anderen Handschrift steht über dem Titel des Dokuments: „La ord. de zi a C.C.“ (dt.: Auf der Tagesordnung des ZK). Darüber hat sich der gleiche Schreiber den Titel und den Autor eines Romans notiert: „Zorii robilor de Galan“. Es handelt sich um den ersten Roman (Die Morgendämmerung der Geknechteten) des rumänischen Prosaschriftstellers Valeriu Emil Galan (1921–1995), der damals gerade erschienen war (1950). Ein Handschriftenvergleich mit den Notizen auf Dokument Nr. 132 legt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Notiz von Miron Constantinescu handelt. Viele Textstellen im Dokument wurden von Hand, mit rotem und mit blauem Farbstift, unterstrichen, was hier nicht kenntlich gemacht wurde. Die Unterstreichungen entsprechen daktylografierten Unterstreichungen im Original.

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Bei den Zehntverhältnissen gibt es folgende Kategorien: a) Arbeiter aus der Region, die Land erhalten haben, aber weiterhin in den Fabriken arbeiten (z. B. 60 Familien in der Gemeinde Billed, Region Temesvar). b) Kolonisten, die in die Herkunftsdörfer zurückfahren (sie haben auch dort Wirtschaften) und in der Ortschaft ein Familienmitglied zurücklassen. Ihr Anteil beträgt etwa 10–15 Prozent der Fälle. c) Kolonisten, die im Dorf wohnen und den Boden für den Zehnten bearbeiten lassen, entweder die gesamte Fläche (die Roma), andere einen Teil davon (die Mazedonier). d) Die mit dem „Mihai Viteazu“-Orden ausgezeichneten Offiziere (die Mehrheit sind Reaktionäre), die 5 bzw. 10 Hektar Land erhalten haben. – Etwa 5 Prozent der Kolonisten, die Landbesitz zugeteilt bekamen, haben die Gemeinde endgültig verlassen, ihr Boden wird von den Volksräten verwaltet. – Unter den Kolonisten gibt es eine stattliche Zahl Bessarabier, vor allem in den Regionen Temesvar und Arad, die ihren Boden in der Regel selbst bearbeiten. Es handelt sich mehrheitlich um ehemalige Großbauern und andere feindliche Elemente, die vor dem sowjetischen Regime geflohen sind.660 – Im letzten Jahr sind dank verstärkter Bemühungen der Parteiorganisationen über 800 deutsche Familien, mit und ohne Grundbesitz, den Kollektivwirtschaften beigetreten. Die neuen Kollektivbauern haben sich als gute Arbeiter erwiesen. Verglichen mit der Anzahl der werktätigen Bauern, die Boden besitzen, ist die Anzahl der Kollektivbauern klein. Obwohl einige positive Resultate erzielt wurden, gibt es immer noch Widerstand gegen den Beitritt in die Kollektivwirtschaft, und fälschlicherweise wurde die Gründung auch von Kollektivwirtschaften nur für Deutsche gefordert. Andererseits gibt es auch unter den Kolonisten, die Mitglieder der Kollektivwirtschaften sind, die falsche Einstellung, dass keine Deutschen in die Kollektivwirtschaften aufgenommen werden sollen. – Die Häuser, in denen die ehemaligen deutschen Eigentümer mit den Neusiedlern zusammenwohnen, sind ungepflegt, weil keine der beiden Parteien eine klare Verantwortlichkeit hat. Wenn es bis vor einem Jahr häufig Meinungsverschiedenheiten zwischen den Deutschen und den Kolonisten bis hin zu Schlägereien gab, ist in der letzten Zeit eine neue Situation zu beobachten: Weil einige Kolonisten bei den Deutschen Getreide verstecken, das abgabepflichtig ist, kam eine gewisse interessengeleitete Harmonie zustande. Desgleichen kann in letzter Zeit ein Einvernehmen zwischen den Kolonisten aus Bessarabien und den deutschen Großbauern auf Grund der gemeinsamen Klasseninteressen festgestellt werden. Aus den bei der Beratung vorgestellten Berichten ging hervor, dass das Großbauerntum wie auch die katholische Kirche immer noch großen Einfluss in der deutschen werktätigen Bauernschaft haben.

660 Nach der Besetzung Bessarabiens und der Bukowina 1940 und erneut Bessarabiens 1944 durch die sowjetische Armee waren Hunderttausende Rumänen auf das verbliebene rumänische Staatsgebiet geflohen. Viele Familien waren hier rechtmäßig angesiedelt worden. Doch galten sie nun, in dem von der UdSSR kontrollierten Rumänien, als „feindliche Elemente“.

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Was die sogenannte nationale Einheit zwischen den Kulaken und den werktätigen deutschen Bauern anbelangt, gab es einen ersten Ansatz zur Klassendifferenzierung bei den Wahlen vom 3. Dezember 1950661. Angesichts des oben Dargelegten schlagen wir Folgendes vor: 1. Die Aufklärungsarbeit muss intensiviert werden, um die deutsche werktätige Bauernschaft zum Eintritt in die Kollektivwirtschaften zu motivieren. – In die Kollektivwirtschaften werden auch Bauern ohne Boden aufgenommen, sie bringen das lebende und tote Inventar mit, das sie besitzen; Ziel ist es, Brigaden für die anspruchsvollen, arbeitsintensiven Kulturen zu schaffen. – Der Boden der Kolonisten, die das Dorf endgültig verlassen haben, wird den Kollektivwirtschaften übereignet, damit sie auch deutsche werktätige Bauern ohne Bodenbesitz aufnehmen können. – Von der Anwerbung in die Kollektivwirtschaften jener Deutschen, die bereits in Industriebetrieben, Staatswirtschaften, Maschinen- und Traktorenstationen arbeiten, wird abgesehen. 2. Die deutsche werktätige Bevölkerung wird auch in Zukunft der Industrie, den Staatswirtschaften sowie den Maschinen- und Traktorenstationen zugewiesen. Nach der Vergrößerung der Gemüsegärten in den Staatswirtschaften werden die [im Gemüsebau] erfahrenen deutschen werktätigen Bauern in möglichst hoher Zahl (vor allem die Frauen) diesem Arbeitssektor der Staatswirtschaften zugeführt, um hier als Lohnarbeiter fest angestellt zu werden. Qualifizierte Gemüsebauern werden auch für die Staatswirtschaften in Regionen angeworben, wo dergleichen Fachleute fehlen, und hier als Abteilungs- oder Brigadeleiter und Meister angestellt. 3. In den Genossenschaften bzw. Kollektivwirtschaften werden Abteilungen zur Herstellung von Flechtarbeiten aus Maislieschen gegründet; dies ist ein besonderes Handwerk, das die deutschen Frauen in der Region Temesvar beherrschen. Die Volksräte und die Genossenschaften werden sich dort, wo es Gemüsebau gibt, um die Anstellung von deutschen Bauern bemühen. 4. Die den Deutschen enteigneten Häuser, die sich derzeit in der Verwaltung des Landwirtschaftsministeriums befinden, gehen in die Verwaltung der Volksräte über; diese werden Maßnahmen zur Instandhaltung der Häuser ergreifen. Die Bewohner dieser Häuser, die Deutschen wie auch die neuen Landbesitzer, zahlen Miete; deren Höhe wird nach dem Prinzip der Klassendifferenzierung festgesetzt. 5. Die deutsche werktätige Bevölkerung wird verstärkt in die Massenorganisationen, die kommunistische Jugendorganisation, die Union der Demokratischen Frauen in Rumänien, die Pflügerfront, herangezogen. Diese Organisationen haben die Arbeit in den Reihen der deutschen Bevölkerung vernachlässigt, obwohl ihnen bekannt war, dass das Deutsche Antifaschistische Komitee weder allgemeine noch Jugend- oder Frauenorganisationen hat. 661 Das im September 1950 angenommene Wahlgesetz verweigerte in Artikel 5 den ehemaligen Großbauern ausdrücklich das Wahlrecht. Diese soziale Kategorie sowie die ehemaligen Angehörigen der Großbourgeoisie wurden zusammen mit den Kriegsverbrechern und Staatsfeinden zu „unwürdigen“ Bürgern erklärt. Siehe: Legea Nr. 6/1950 pentru alegerea deputaţilor în Sfaturile Populare [Gesetz über die Wahl der Abgeordneten in die Volksräte], in: B.O. Nr. 77 vom 8. September 1950.

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Zu den Kaderschulen der Partei und insbesondere jenen der Massenorganisationen sollen ehrliche Elemente aus den Reihen der deutschen werktätigen Bevölkerung herangezogen werden. 6. Das Deutsche Antifaschistische Komitee soll sich in erster Linie auf die deutschen Abgeordneten in den Volksräten stützen. Aus den Abgeordneten soll eine Gruppe gebildet werden, welche die werktätige deutsche Bauernschaft zu den von der Partei initiierten und organisierten Aktionen mobilisiert. Die Zeitung „Neuer Weg“ soll die vorgeschlagenen Maßnahmen und die Errungenschaften publik machen und auf die Anliegen der Dorfbevölkerung stärker eingehen. 7. Die Kolonisten aus Bessarabien, die vor dem sowjetischen Regime geflüchtet sind und in ihrer Mehrzahl in der Grenzregion zu Jugoslawien leben, sollen aus dieser Region entfernt werden. Ebenso ist es notwendig, die deutschen Großbauern – darunter diejenigen, die von der Enteignung ausgenommen waren – aus dem Grenzgebiet zu Jugoslawien zu entfernen. Im Anhang sind die Dörfer angeführt, in denen auch deutsche werktätige Bauern leben und in denen die Intensivierung der politischen Arbeit im Hinblick auf die Gründung von Kollektivwirtschaften vorgeschlagen wird. [Unterschrift:] Miron Constantinescu [Unterschrift:] Emeric Stoffel Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 110/1951, f. 1–5.

129. Tätigkeitsbericht des Minderheitendepartements der rumänischen Regierung für das Jahr 1950 (2. Mai 1951) Zusammenfassender Bericht über die Tätigkeit des Departements für die Probleme der mitwohnenden Nationalitäten im Jahr 1950662 Die Tätigkeit des Departements umfasste plangemäß: I.  Feldstudien in den Gebieten, die von den verschiedenen Nationalitäten bewohnt werden bzw. über gewisse konkrete Anliegen einer bestimmten Minderheit. II. Studien zu generellen Fragen der konkreten Umsetzung der Nationalitätenpolitik. III. Synthesearbeiten über die Errungenschaften des Regimes in der nationalen Frage und die einschlägigen Entwicklungen in der RVR. IV. Hinweise und Eingaben an verschiedene Gremien des Staatsapparates, damit Unzulänglichkeiten in der Umsetzung der Nationalitätenpolitik des Regimes behoben werden. V.  Datenerhebung und Dokumentation. VI. Berichte für verschiedene Institutionen und Organe des Staates, um sie über die Situation der mitwohnenden Nationalitäten in der RVR zu informieren. Im Jahr 1950 wurden somit:

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Auf dem Deckblatt über dem Titel ein aufgestempeltes Datum: 29. August 1951 und der handschriftliche Vermerk: „Dir. gen. văzut [Unterschrift Groza]“ (dt.: Generaldirektor [oder Generaldirektion?] gesehen).

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I. sechs Feldforschungen in folgenden Gebieten durchgeführt:663 1. Bihor – Arad (28. Februar – 15. März), Temes – Severin (16.–27. Mai) mit dem Hauptziel, die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Bedingungen, in denen die tschechische, slowakische und bulgarische Nationalität in diesen Regionen leben, zu untersuchen. 2. Im ehemaligen Bezirk Kronstadt (20.–28. Juni) mit dem Hauptziel, die Zusammenarbeit zwischen der rumänischen, ungarischen und zigeunerischen664 Bevölkerung in diesem Teil des Landes zu prüfen. 3. Im Gebiet Temes – Arad (15. August – 8. September) mit dem Hauptaugenmerk auf der serbischen Nationalität, im Rahmen einer größeren von der Partei initiierten und angeleiteten Aktion. 4. Im ehemaligen Bezirk Maramuresch (17.–22. August) mit dem Hauptziel, das Leben der ukrainischen Bevölkerung in diesem Gebiet zu untersuchen. 5. Im Gebiet des Donau-Schwarzmeerkanals (5.–8. August), um Verbrüderungsaspekte, vor allem in der hier geleisteten Kulturarbeit, zu prüfen. 6. In der Region Konstanza (8.–18. Dezember) mit dem Hauptziel, die Bedingungen zu untersuchen, unter denen die Schulen mit tatarischer Unterrichtssprache funktionieren. Die Feldforschung hat die Mängel dieses Unterrichts ans Tageslicht befördert; diese Mängel werden vom Klassenfeind ausgenutzt und müssen dringend behoben werden. […] II. Im Rahmen des Forschungsvorhabens zu generellen Fragen des Nationalitätenproblems wurden folgende Studien erstellt: – eine Arbeit über die Verwendung der Muttersprache in der staatlichen Verwaltung und im Umgang mit den Massen der mitwohnenden Nationalitäten. Es wurden Erhebungen in 33 Bezirken und in neun Städten mit Bezirksstatus durchgeführt. Die Ergebnisse wurden dem Justiz-, Innen-, Finanz-, Gesundheits-, Landwirtschafts- und Binnenhandelsministerium sowie der mit der Durchführung des Gesetzes über die Volksräte beauftragten Staatskommission mitgeteilt, ebenso dem Komitee für die Kultureinrichtungen, der Staatlichen Kommission für landwirtschaftliche Abgaben, dem

663 Nach der Verwaltungsreform von 1950 waren die ehemaligen Bezirke aufgelöst und das Land nach sowjetischem Muster in Regionen und diese wiederum in Rayons eingeteilt worden. Die Regionen hießen: Arad, Argeș, Bacău, Baia Mare, Bârlad, Bihor, Botoșani, București, Buzău, Cluj, Constanța, Dej, Galați, Gorj, Hunedoara, Ialomița, Iași, Mureș, Prahova, Putna, Rodna, Severin, Sibiu, Stalin, Suceava, Teleorman, Timișoara, Vâlcea. Siehe: Legea Nr. 5 pentru raionarea administrativ-economică a teritoriului Republicii Populare Române [Gesetz über die administrativ-wirtschaftliche Gebietseinteilung der RVR], in: B.O. Nr. 77 vom 8. September 1950. Die Verfasser des vorliegenden Berichtes haben merkliche Schwierigkeiten, die Ergebnisse ihrer noch in den alten Bezirken durchgeführten Untersuchungen ins Raster der neuen Verwaltungseinteilung einzupassen, im allgemeinen Teil beziehen sie sich auf „Gebiete“ und geographische „Regionen“, die nicht mit den Verwaltungsregionen identisch sind. Sie vermeiden es auch, den noch ganz ungewohnten Namen Stalin für Kronstadt zu verwenden. Für das Maß und die Form der Eindeutschung dieser Namen in der Öffentlichkeit war das Publikationsorgan des DAK, die Tageszeitung „Neuer Weg“, maßgeblich – die Übersetzung folgt ihr. 664 Im Original: „țigănească“. „Ţigani“ war damals auch im offiziellen Sprachgebrauch die übliche Bezeichnung für Roma.

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Statistischen Zentralinstitut usw., unter Angabe der aufgedeckten Mängel im jeweiligen Bereich und konkreten Vorschlägen [zu ihrer Behebung]. Eine Untersuchung darüber, wie der Unterricht der rumänischen Sprache in den Schulen der nationalen Minderheiten zu verbessern ist. Die Studie basiert auf der breiten Diskussion, die in der UdSSR über den Unterricht der russischen Sprache in den nichtrussischen Schulen geführt wird, an der sich Fachleute und Minister des öffentlichen Unterrichts aus den Unionsrepubliken beteiligt haben. Die Studie wurde zusammen mit dem übersetzten Material dem Unterrichtsministerium überreicht. Für die Mitglieder der Volksräte wurde als Orientierungshilfe ein Leitfaden entworfen, der nach einer kurzen theoretischen Einleitung die Fragen anspricht, die im täglichen Umgang mit den Nationalitäten auftauchen. Zur Entwicklung der sozialen Lage der jüdischen Bevölkerung in Rumänien wurde ein reiches Quellenmaterial zusammengetragen und geordnet, angefangen mit den ältesten Quellen, die sich auf diese Bevölkerung beziehen, und bis zum Jahr 1950. Eine Forschungsarbeit über die positiven und negativen Seiten der kulturell-erzieherischen Tätigkeit in den Reihen der jüdischen Bevölkerung in der Zeitspanne Juli 1949 – Juli 1950, dem Jahr, das den Ausreisebestrebungen, welche diese Bevölkerung gepackt haben, vorausging. Eine Forschungsarbeit über den Prozess der Integration der jüdischen Bevölkerung in produktive Tätigkeiten. Es wurden Erhebungen in 61 Ortschaften durchgeführt. Es wurde Dokumentationsmaterial über die zigeunerische Bevölkerung, insbesondere über die nomadisierenden Zigeuner, zusammengetragen. Seine Auswertung im Hinblick auf die Erarbeitung von Lösungen wurde in Angriff genommen und ist ein Planziel des Jahres 1951.

III. Von den Synthesearbeiten über die Errungenschaften des Regimes in der nationalen Frage und die einschlägigen Entwicklungen in der RVR erwähnen wir: – Eine Überblicksdarstellung aller diskriminierenden Verfügungen aus der Gesetzgebung […] des bürgerlich-gutsherrlichen Staatsapparates wurde erstellt. Zu diesem Zweck wurden Auszüge aus über 400 Texten zusammengetragen, die sich auf die mitwohnenden Nationalitäten beziehen, von 1866 angefangen und bis zum 23. August 1944. Der zweite Teil der Arbeit bringt einen Überblick über die Gesetze und Normativakte, die das volksdemokratische Regime zu Reparationszwecken und zur Gewährleistung der Gleichberechtigung der mitwohnenden Nationalitäten seit dem 23. August 1944 und bis heute erlassen hat. – Die Synthesearbeit „Die Politik der RVR in der nationalen Frage“ wurde ergänzt und mit den Ergebnissen bis 1. Juli 1950 aktualisiert. Diese Studie wurde in vielen Vorträgen, Artikeln u. a. Materialien, die 1950 zur nationalen Frage erstellt wurden, als Quelle genutzt. IV. Hinweise und Vorgänge zur Behebung von Unzulänglichkeiten in der praktischen Umsetzung der Nationalitätenpolitik des Regimes. – Die Überprüfung vor Ort, in Absprache mit dem Landwirtschaftsministerium, der Zahlungsrückstände, die auf der deutschen Bevölkerung als Folge der Agrarreform lasten. Es wurden 18.050 Fälle in 132 Gemeinden überprüft. Die Summe der überprüften Rückstände beträgt 124.953.208 Lei (Anhang III).

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– Interventionen beim Ministerium für das öffentliche Schulwesen sowie beim Arbeitsund Binnenhandelsministerium zur Behebung der Maßnahmen, die mechanisch angewandt, die Kleinbauern und Mittelbauern geschädigt haben; diese galten als enteignet und wurden somit dem Bürgertum, den Gutsherren und den deutschen Großbauern gleichgestellt (bei der Gewährung von Stipendien, Familienbeihilfen, Renten, Lebensmittelkarten usw.; Anhang IV). – Interventionen von Fall zu Fall für die Behebung von lokalen Übergriffen auf die deutsche werktätige Bevölkerung (Requirierungen, illegale Evakuierungen usw.). – An unser Departement wurde in zahlreichen Ansuchen die Forderung gestellt, die nötigen Schritte zur Erledigung der Rentenansprüche deutscher Bewohner der RVR zu unternehmen, die ihre Ernährer bei der Wiederaufbauarbeit in der UdSSR verloren oder hier ihre Invalidität erworben haben. Das Problem wurde zusammen mit der Rentendirektion im Arbeitsministerium geprüft und in dem Sinne einer Lösung zugeführt, als jeder Fall einzeln in Abstimmung mit dem Deutschen Antifaschistischen Komitee untersucht und dessen Gutachten berücksichtigt wird. Eine ganze Reihe solcher Fälle wurde mittlerweile gelöst, ein Teil der Opfer von Arbeitsunfällen ist bereits im Genuss der Rechte. – Ebenfalls im Zusammenhang mit der von der deutschen Bevölkerung in der UdSSR geleisteten Wiederaufbauarbeit wurde unser Departement auch um Unterstützung in der Frage der Anerkennung der dort verbrachten Zeit als reguläre Arbeitszeit gebeten. Das Problem wurde in den Fabriken auf zwei gegensätzliche Arten gehandhabt bzw. gelöst. In einigen Betrieben wurde diese Zeit anerkannt, in anderen nicht. Die Kommission für die Einhaltung des Arbeitsrechtes hat einen Fall ablehnend beschieden, ist aber nach der Kenntnisnahme der verschiedenen Seiten des Problems bereit, diesen Fall noch einmal zu prüfen. – Eingaben bei der Rentendirektion des Arbeitsministeriums zwecks Anerkennung der Rechte von Bürgern, die vom bürgerlich-gutsherrlichen Regime wegen ihrer Nationalität oder unter dem Vorwand der „Nichtbeherrschung der rumänischen Sprache“ entlassen worden waren. Das Problem wurde auf der Grundlage der Klassendifferenzierung gelöst. – Bemühungen zur Anerkennung der Waisen, Witwen und Kriegsversehrten aus den Reihen der ehemaligen ukrainischen Freiwilligen an der antihitleristischen Front als I.O.V.R.-Berechtigte665. Die ukrainischen Freiwilligen haben aufopferungsvoll im Krieg gekämpft, waren aber nicht Angehörige der rumänischen Armee. Da sie nicht im Besitz der erforderlichen Unterlagen sind, haben sie bis zum Herbst 1950 keine Bezüge bekommen. Betroffen sind etwa 130 Personen auf dem Gebiet des ehemaligen Bezirks Maramuresch. Das Problem wurde gelöst, ein Teil der Betroffenen erhält bereits eine Rente. – Vorgänge und vorbereitende Arbeiten für die Herausgabe des Amtsblattes „Buletinul Oficial“ in ungarischer Sprache. Dieses erscheint seit dem 20. November 1950. – Vorschläge an das Justizministerium, gewisse chauvinistische und rassistische Straftaten in das Strafgesetzbuch aufzunehmen.

665 I.O.V.R. (Abkürzung für: Invalizi, Orfani, Văduve de război) – Sozial- und Rentenversicherung für Kriegsversehrte, Kriegswaisen und -witwen.

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– Wiederholte Vorgänge zur Lösung des Staatsbürgerschaftsproblems, das besonders einen Teil der ungarischen, deutschen, griechischen und serbischen Bevölkerung betrifft. Das Problem konnte nicht gelöst werden (Anhang V). – Aufgrund der Feststellung, dass in der Hauptstadt die Schulen mit ungarischer, deutscher, bulgarischer, jiddischer und griechischer Unterrichtssprache unter materiellen Bedingungen funktionieren, die der Nationalitätenpolitik des Regimes nicht angemessen sind, wurden entsprechende Schritte unternommen und zum Teil Abhilfe geschaffen. Diesem Problem werden wir auch in Zukunft unsere Aufmerksamkeit schenken. – Das Ministerium für das Öffentliche Schulwesen wurde auf die mangelhafte Belieferung der Nationalitätenschulen mit den Einheitslehrbüchern für das Fach Rumänisch aufmerksam gemacht. Diese Lehrbücher wurden Anfang des [Schul-?]Jahres gleicherweise in Regionen mit und ohne mitwohnende Nationalitäten geschickt, ohne dass der Lehrkörper davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass es diese Bücher gibt.666 – Beim Ministerium für das Öffentliche Schulwesen und bei anderen einschlägigen Ministerien wurde dahingehend gewirkt, im Schuljahr 1950/51 die Zahl der Mittelschulen, insbesondere der technischen Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache zu erhöhen. In der Folge wurden weitere drei theoretische und zehn technische Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache ins Leben gerufen. – Bemühungen zur Gewährung von Studienplätzen für Schüler russischer, ukrainischer und serbischer Nationalität in den technischen und Berufsschulen mit rumänischer Unterrichtssprache. Aus Gründen der kulturellen Zurückgebliebenheit, der Mängel im Schulwesen und des Desinteresses der lokalen Behörden an der Anwerbung, Erziehung und Förderung von jungen Kadern aus den Reihen der genannten Nationalitäten wurden diese Schüler den erwähnten Schulen nicht zugeführt. Nach unseren Interventionen wurden für die Abgänger der Elementarschulen mit ukrainischer Unterrichtssprache in den von dieser Nationalität bewohnten Regionen Plätze an verschiedenen technischen Mittelschulen reserviert. – Unterstützung des Kultusministeriums bei der Ausrichtung der Lehrgänge zur Anleitung der reformierten und evangelischen Pfarrer in Neumarkt, Großwardein, Klausenburg und Stalinstadt. V. Datenerhebung und Dokumentation – Die Anpassung der Fragebögen zu den Nationalitäten und Regionen an die neuen wirtschaftlich-administrativen Einheiten und die ständige Aktualisierung der Datenbanken. – Die Daten der Volkszählung von 1948 betreffend „die Muttersprache“ wurden für die neu eingeführten Verwaltungseinheiten neu berechnet. – Für die verschiedenen Behörden wurden Karten und Kartogramme über die nationale Zusammensetzung der Landesbevölkerung erstellt. VI. Öffentlichkeitsarbeit – Den verschiedenen Institutionen und Organen wurde Informationsmaterial über die Errungenschaften in der nationalen Frage zur Verfügung gestellt (der Presseagentur „Agerpres“, dem Radio, dem Rumänischen Institut für die kulturellen Beziehungen mit 666

Dieser Absatz wurde mit rotem Farbstift an verschiedenen Stellen angestrichen.

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dem Ausland, der Presseagentur „Tass“, den Zeitungen „Scânteia“, „România Liberă“, „Scânteia Tineretului“ usw.). – Die Presseschau der mitwohnenden Nationalitäten (das wöchentliche Mitteilungsblatt) wird regelmäßig der „Scânteia“, „Scânteia Tineretului“, „România Liberă“, dem Radio, dem ZK des Demokratischen Frauenverbandes zur Verfügung gestellt. Angaben zum Aufbau des Departements Das Departement hatte am 1. Dezember 1950 56 Mitarbeiter, davon 42 Beamte und 14 andere: Dienstpersonal, Kuriere, Magazinverwalter, Pförtner, Fahrer. Außer dem Genossen Ministerialrat E[mmerich] Stoffel gibt es drei technische Räte für die russisch-ukrainische Nationalität (Gen. E. Nicolaev), die jüdische (Gen. P. Iscovici667) und die serbische Nationalität (Gen. M[ilorad] Blagoev). Der Haushalt des Departements wurde im Jahre 1950 auf 20.200.000 Lei festgesetzt, davon wurden 1.805.695 Lei bei den Gehältern und 2.089.215 Lei bei den Sachmitteln eingespart. Gemäß Ministerratsbeschluss Nr. 278/1951 wurde der Apparat auf 40 Angestellte verkleinert. Dieser Mitarbeiterstab ist vor allem dank der Räte und einiger Genossen Angestellten mit hohem politischem und beruflichem Niveau in der Lage, den aktuellen Anforderungen zu entsprechen. Die Parteigrundorganisation zieht die Belegschaft zu Wettbewerben, u. a. auch zur Planerfüllung des Departements, heran. Sie kämpft für die Festigung der Arbeitsdisziplin und für die Beseitigung von Überresten der bürgerlichen Mentalität bei einigen Angestellten, einer Mentalität, die mitunter den Betriebsablauf stört. 2. Mai 1951 [Unterschrift] Takáts Lucaci Stellvertretender Minister

Anhang III – Das Problem der Zahlungsrückstände (Pacht, Mieten, Einrichtungen) aus den Jahren 1945–1946, die als Folge der Agrarreform die deutsche Bevölkerung belasten Die deutsche Bevölkerung, die aufgrund des Agrarreformgesetzes von 1945 nach dem Kriterium der Mitgliedschaft in der ehemaligen Deutschen Volksgruppe668 enteignet wurde, ist zur Zahlung relativ hoher Geldsummen verpflichtet worden. Diese setzen sich aus dem Pachtzins für den Grundbesitz und dem Mietzins für die Häuser zusammen, die ihnen zwar enteignet wurden, aber eine Zeitlang weiterhin von ihnen genutzt wurden. Die Rückstände erhöhten sich um den Wert des lebenden und toten Inventars, das ihnen überlassen oder ihnen ohne Übernahmeprotokoll weggenommen wurde bzw. das zum Teil aus Gründen höherer Gewalt verloren ging. Nach der Geldstabilisierung wurden diese Rückstände nach einem anderen Verhältnis als 1 : 20.000 neu berechnet, was dazu führte, dass sie, auch wenn sie reell bestanden, im Verhältnis zu den Zahlungsmöglichkeiten der meisten Schuldner völlig überzogen waren. Die Situation wurde von der deutschen Reaktion zur Aufwiegelung der armen deutschen Bevölkerung ausgenutzt. Deswegen wurde gemäß der Parteilinie hinsichtlich der Lösung der deutschen Frage im Geiste der Klassendifferenzierung die Aussetzung der Zahlungen verlangt und bis zur Überprüfung und Revision vor Ort und

667 668

Generalsekretär des Jüdischen Demokratischen Komitees. Gemeint ist die Deutsche Volksgruppe in Rumänien (DVR).

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der gemeinsamen Lösungsfindung durch das Landwirtschafts- und das Finanzministerium auch gewährt. Die Überprüfung wurde von Fall zu Fall und von Ort zu Ort durch eine gemeinsame Abordnung unserer Vertreter und der Vertreter des Landwirtschaftsministeriums vorgenommen, die vom Deutschen Antifaschistischen Komitee empfohlen wurden. Es wurden 18.050 Fälle in 131 Gemeinden vor Ort überprüft; die angehäuften Zahlungsrückstände von insgesamt 124.951.936 Lei erwiesen sich zum größten Teil als nicht reell. In jeder Gemeinde wurde die Einschätzung der lokalen politischen und Verwaltungsorgane eingeholt. Aufgrund der zusammenfassenden Beurteilung der Feststellungen vor Ort, des Syntheseberichts und der Lösungsvorschläge verfügte das Finanzministerium die Abschreibung der Zahlungsrückstände. Diese Verfügung wurde mit Anschreiben Nr. 311 vom 26. Januar 1951 der Direktion für die Staatseinnahmen im Finanzministerium den Finanzabteilungen der Regionen Arad, Stalin, Hermannstadt, Temesvar, Severin, Hunedoara, Muresch und Klausenburg mitgeteilt. Es wurde darin verfügt, die betreffenden Summen aus den Steuerregistern zu streichen und die Verfolgung der säumigen Zahler einzustellen. Bei den Wohnungsmieten wurden nur Rückstände annulliert, die für eine Zeit berechnet worden waren, die vor der Übernahme der betreffenden Gebäude durch die Volksräte liegt. Mit der Übernahme in ihre Verwaltung haben die Volksräte die gesetzlichen Mieten festgelegt und eingenommen. Anhang IV – Klärung einiger Sonderfälle, die in der deutschen werktätigen Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Status der „Enteigneten“ aufgetreten sind Einige Maßnahmen allgemeiner Natur, die nach dem Klassenkriterium gegenüber den ehemaligen Gutsbesitzern, Bankiers, Großbauern u. a. Kategorien ergriffen wurden, haben durch ihre formelle Auslegung durch eine Reihe von Organen des Staatsapparates für einige Elemente aus der deutschen werktätigen Bevölkerung Unannehmlichkeiten mit sich gebracht. Im Laufe des Jahres 1950 hat unser Departement zusammen mit dem Ministerium für das Öffentliche Schulwesen, dem Arbeits- und Binnenhandelsministerium sowie in Zusammenarbeit mit anderen Behörden an der Klärung und Vermeidung solcher Sonderfälle gearbeitet. Die bedeutendsten Fälle dieser Art waren: 1. Die Aberkennung des Rechtes auf Rente durch die Anwendung der Bestimmungen des Dekrets Nr. 3/1950, die sich auf die Enteigneten (ehemalige Gutsbesitzer, Bankiers, Industrielle usw.) beziehen, hat unter den Rentnern deutscher Nationalität eine Sondersituation geschaffen. In der Tat gibt es unter den deutschen Rentnern zahlreiche Enteignete, denn die Agrarreform von 1945 hat nahezu die ganze deutsche Bevölkerung betroffen, weil nicht nur die Größe des Grundbesitzes, sondern auch die Mitgliedschaft in der ehemaligen Deutschen Volksgruppe zählte. Die Zuschreibung „Enteignet“ bedeutet unter der deutschen Bevölkerung folglich nicht, dass es sich notwendigerweise um einen ehemaligen Gutsbesitzer oder Großbauern handelt. Die mechanische Übertragung der genannten Verfügung zur Aberkennung des Rechts auf Rente auf die „enteigneten“ deutschen Rentner hat mittellose Bürger deutscher mitwohnender Nationalität bzw. solche mit bescheidenem Auskommen geschädigt, die weder Gutsbesitzer noch Großbauern waren, sondern denen lediglich ein kleiner Landbesitz enteignet wurde. Nachdem diese Situation der Rentendirektion aufgezeigt und erläutert wurde, kam man überein, dass all diese Fälle nach einer vorherigen Untersuchung durch die Organe des

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Deutschen Antifaschistischen Komitees überprüft werden und dass dieses fallweise zu Rate gezogen wird. 2. Auf der gleichen Linie wurde unser Departement über den Ausschluss der Schüler deutscher Nationalität von der Stipendienvergabe informiert, weil die Instruktionen des Ministeriums für das Öffentliche Schulwesen besagen, dass „den Söhnen der Enteigneten keine Stipendien erteilt werden“, und die Mehrheit der deutschen Landbevölkerung 1945 auf Grund ihrer Mitgliedschaft in der Deutschen Volksgruppe in Rumänien enteignet wurde. Um Irrtümern durch eine mechanische Anwendung dieser Verfügung vorzubeugen, wurde beim Ministerium für das Öffentliche Schulwesen dahingehend gewirkt, dass die erwähnte Restriktion gemäß dem Kriterium der Klassendifferenzierung nur jene deutschen Schüler betrifft, die Nachkommen von enteigneten Gutsbesitzern und Großbauern, Industriellen und Bankiers sind, nicht aber alle deutschen „Söhne der Enteigneten“. Das Kriterium „Nachkomme eines Enteigneten“ wird im Falle der deutschen Schüler nach dem Besitzstand der Eltern vor der Enteignung festgelegt, also Nachkomme eines Großbauern, eines Mittelbauern, eines Mittellosen. 3. Die Verfügungen des Binnenhandelsministeriums Nr. 100 vom 10. Dezember 1949 und Nr. 1720/1950 über die Grundsätze der Ausfolgung von Lebensmittelkarten für die Jahre 1950 und 1951 besagen, dass „Rentner, die nach dem Agrarreformgesetz selbst bzw. deren Familien enteignet wurden“, nicht berechtigt sind, Lebensmittelkarten zu bekommen. Diese Einschränkung bezieht sich selbstverständlich auf die enteigneten ehemaligen Ausbeuter in ihrer Eigenschaft als Gutsbesitzer oder Großbauern. Trotzdem haben diese Verfügungen in ihrer Umsetzung vor Ort eine Reihe armer deutscher Rentner getroffen, denen die Lebensmittelkarten entzogen bzw. keine neuen ausgefolgt wurden, weil sie als ehemalige Mitglieder der Deutschen Volksgruppe in Rumänien enteignet worden waren. Das Binnenhandelsministerium hat die klärenden Stellungnahmen unseres Departements prinzipiell akzeptiert, eine Übereinkunft über das praktische Verfahren, mit dem den enteigneten Rentnern aus den Reihen der mittelosen deutschen Bevölkerung gemäß den allgemein geltenden Grundsätzen und ohne weitere Einschränkungen Lebensmittelkarten ausgefolgt werden, steht noch aus. Obwohl diese Sondersituationen, in die deutsche Werktätige allein aufgrund ihrer Enteignung geraten sind, geklärt wurden, in der Regel von Fall zu Fall, bleibt das Problem generell bestehen, dass bei der Umsetzung der Maßnahmen, die sich auf die „ehemaligen Enteigneten“ beziehen, die besondere Situation der deutschen werktätigen Bevölkerung berücksichtigt werden muss. Denn der enteignete einstige arme oder Mittelbauer darf nicht mit dem enteigneten einstigen Gutsbesitzer, Bankier, Industriellen oder Großgrundbesitzer verwechselt werden. In den Durchführungsbestimmungen dieser Normativakte und bei der Umsetzung der Maßnahmen muss im Sinne der Klassendifferenzierung darauf geachtet werden, dass die einschlägigen Bestimmungen zu den „Enteigneten“ bzw. den „Nachkommen der Enteigneten“ auch bei den deutschen Rentnern, Schülern usw. nur auf die ehemaligen Gutsbesitzer, Großbauern, Bankiers usw. bezogen werden und nicht auf die armen und Mittelbauern oder auf die Handwerker und Intellektuellen mit kleinem Landbesitz. […]

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Anhang V – Die Frage der deutschen Staatenlosen in der Region Rodna und andere ungeklärte Fälle von Staatsbürgerschaftsverlust 1. Im Laufe des Jahres 1950 sind in unserem Departement über 150 Ansuchen von deutschen Bewohnern aus der Region Rodna zum Wiedererwerb der rumänischen Staatsbürgerschaft, die sie in Folge der Kriegsereignisse verloren haben, eingelaufen. Es handelt sich um Bewohner deutscher Nationalität, die vor dem Wiener Schiedsspruch rumänische Staatsangehörige waren und sich entweder aus dem Frontgebiet zurückgezogen haben, mit den abziehenden faschistischen Truppen evakuiert wurden oder während des Horthy-Regimes in Nordsiebenbürgen in der ungarischen Armee gedient haben. Als die Bürgermeisterämter die Staatsbürgerschaftslisten gemäß Gesetz Nr. 261/1945, den Durchführungsbestimmungen zu diesem Gesetz und den Instruktionen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten Nr. 46.886 A vom 15. Oktober 1945 zusammengestellt haben, wurden diese Leute als Kollaborateure in die „B“-Listen eingetragen, also in die Kategorie derjenigen, die die rumänische Staatsbürgerschaft verloren haben. Sie gelten als „staatenlos“ und werden den Kontrollmaßnahmen für Ausländer unterworfen. Aus den Recherchen, die unserem Departement zugingen, geht hervor, dass sie in ihrer Eigenschaft als „staatenlos“ Einschränkungen bei der Arbeitssuche und bei der Anstellung unterworfen werden, ebenso bei der Eheschließung (wenn einer der Partner die rumänische Staatsbürgerschaft besitzt, muss der andere die Erlaubnis des Präsidiums der Großen Nationalversammlung einholen), ihre Kinder bekommen keine Stipendien, sie bekommen keine Familienbeihilfe, sie haben kein Wahlrecht u. a. m. Unseren Erkundungen nach beläuft sich die Zahl der besagten Bewohner des ehemaligen Bezirks Nassod auf einige Tausend. Unser Departement hat die Führungsorgane über diese Situation informiert und auch das Justiz- und das Ministerium für Innere Angelegenheiten davon in Kenntnis gesetzt. Gleichzeitig wurden Maßnahmen getroffen, damit das Verschicken solcher Gesuche sich nicht zu einer Massenagitation auswächst. Nachdem sich das Problem auch im Zusammenhang mit der Beteiligung der in der geschilderten Lage befindlichen deutschen Bevölkerung an den Volksratswahlen stellte, wurde der Vorschlag gemacht, die lokalen Behörden anzuweisen, die „staatenlosen“ ehemaligen rumänischen Staatsbürger deutscher Nationalität in die Wahlregister einzutragen, insofern sie nicht vor dem Gesetz als „unwürdig“ gelten. Der Vorschlag wurde umgesetzt. Das Problem bleibt bestehen und erfordert zusammen mit anderen ungeklärten Staatsangehörigkeitsfällen eine Gesamtlösung auf dem Gesetzeswege. In Angelegenheiten der Staatsangehörigkeit war unser Departement im Jahr 1950 auch in Zusammenhang mit der ungarischen, griechischen und serbischen Bevölkerung tätig. 2. Zahlreiche Deutsche aus der Bukowina und aus der Dobrudscha, die 1940 im Rahmen des damaligen rumänisch-deutschen Abkommens nach Deutschland repatriiert wurden, kamen nach 1945 nach Rumänien zurück. Nach den Informationen des Regionsvolksrates Suceava kehrten allein in jene Region 2405 Personen zurück, die nur zum geringen Teil als rumänische Staatsbürger, die meisten hingegen als „staatenlos“ gelten. In einigen Rayons haben diese Deutschen Personalausweise und Staatsangehörigkeitsnachweise bekommen, in anderen nicht. Diese ungeklärte Situation macht sowohl der Verwaltung Schwierigkeiten als auch den Betroffenen. Die Stellungnahme der Region Konstanza zu den „Staatenlosen“ dieser Kategorie steht noch aus. Die Sachlage wurde dem Mi-

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nisterium für Innere Angelegenheiten zur Kenntnis gebracht, um bei der Vorbereitung der Neuregelung der Staatsbürgerschaft in Betracht gezogen zu werden. 3. Die Bestimmungen des Abkommens vom 10. Februar 1949 zwischen der RVR und der Ungarischen VR zur Regelung der Staatsangehörigkeit aufgrund des Wohnortes wurden in den Sprachen der mitwohnenden Nationalitäten nicht ausreichend bekannt gemacht. In der Folge wurde unser Departement nach Ablauf des im Abkommen festgelegten Termins, also nach dem 31. März 1950, in zahlreichen Fällen gebeten, sich für die Verlängerung dieses Termins einzusetzen. Der Demokratische Ungarnverband, der dieses Anliegen unterstützt, hat über seine Organisationen vor Ort ermittelt, dass allein in der ungarischen Bevölkerung die Zahl der Personen, die nicht rechtzeitig über das Abkommen informiert waren und ihre Staatsangehörigkeit nicht zeitgerecht regeln konnten, sich auf über 3600 beläuft. Die Sachlage wurde dem Justizministerium und dem Ministerium für Innere Angelegenheiten zur Kenntnis gebracht, ohne dass bislang eine Lösung gefunden wurde. 4. Unser Departement wurde angefordert, sich dafür einzusetzen, dass die Dienstverhältnisse der griechischen Matrosen in den rumänischen Häfen aufrechterhalten werden. Dabei wurde es auch gebeten, sich für die raschere Erledigung von Staatsbürgerschaftsansuchen aus den Reihen der griechischen Bevölkerung einzusetzen. Die Zahl der Bewohner griechischer Nationalität mit ungeklärter Staatsbürgerschaft beläuft sich – nach Informationen des Griechischen Demokratischen Komitees – auf einige Tausend. Das Problem der Staatsbürgerschaft ist eng mit dem Problem der Eingliederung in den Produktionsprozess verbunden, weil die Arbeitsaufnahme unter der ungeregelten Staatsbürgerschaft leidet. Die sich lange hinziehenden Verfahren zum Erwerb der Staatsbürgerschaft durch die in unserem Land, der RVR, sesshaft gewordenen Griechen, die den Wunsch geäußert haben, auch Bürger des Landes zu werden, in dem sie leben und arbeiten, werden von der griechischen Reaktion, ehemaligen Bankiers, Großindustriellen und anderen Agenten des königlich-faschistischen Regimes in Griechenland ausgenutzt. 5. Zu erwähnen ist, dass sich das Problem ähnlich auch für eine Reihe von Elementen aus den Reihen der serbischen Bevölkerung stellt, für Menschen, die in der Produktion arbeiten, jugoslawische Staatsbürger sind und um die rumänische Staatsbürgerschaft angesucht haben. Quelle: ANIC, fond Preşedinţia Consiliului de Miniştri – Consiliul de Miniştri, dosar 10/1950, f. 1–9; 21–27.

130. Bericht über die Arbeit der Regionalredaktionen der Tageszeitung „Neuer Weg“ (Oktober 1951) Referat669 über die Regionalkonferenzen mit den Provinzredaktionen, gehalten in Hermannstadt und Temesvar am 26. und 29. Oktober 1951

669 Deutsch abgefasstes Dokument, das hier in der Orthographie des Originals leicht gekürzt wiedergegeben wird. Handschriftliche Bemerkung über dem Titel: „Referat wurde diskutiert in Okt[ober-]Sitzung des Redak[tions-]Collegiums. 1. November. Gen[ossen] Libal [Unterschrift von Filip Geltz]“. Daneben hat Libal unterzeichnet.

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Nach längerer Unterbrechung hat die Leitung der Zentralredaktion die Wiederaufnahme und regelmässige Abhaltung von Regionalkonferenzen mit den Provinzredaktionen Siebenbürgens und des Banats beschlossen. Mit der Abhaltung der Regionalkonferenzen für Monat Oktober wurde Gen. Austerlitz670 betraut. Die Konferenz der Siebenbürgener [!] Redaktionen wurde in Hermannstadt abgehalten. Vertreten waren die Redaktionen Hermannstadt, Stalinstadt und Bistritz. Da Gen. Scheel671, Mediasch, erkrankt ist und Gen. Göldner die Kaderschule besucht, war seitens der Mediascher Redaktion niemand anwesend. Dafür nahm Gen. Otto Schneider, freiwilliger Korrespondent für den Rayon Rakosch, an der Sitzung teil. Unter den drei Tätigkeitsberichten, die zur Verlesung gelangten, nahm der Hermannstädter insofern eine Sonderstellung ein, als darin von Gen. Roth der Versuch unternommen wurde, gewissermassen mit der Vergangenheit abzurechnen. Anbetrachts [!] der Krise, zu der sich die Dinge in der letzten Zeit in der Hermannstädter Redaktion zugespitzt hatten, mag dies ein verständliches Bedürfnis insbesondere für die Genossinnen Nowak und Wagner gewesen sein, doch erwies sich der Versuch bis zuletzt als eine billige Verurteilung alles Gewesenen, ohne für die Zukunft konkrete Vorschläge zu machen, wie die Arbeit wesentlich verbessert werden könnte. Diese Kritik an der Vergangenheit, die sich insbesondere gegen Gen. Bossert672, aber auch gegen Gen. Zein673 und die Zentralredaktion richtete, nahm bei einem Referat von 11 ½ Seiten mehr als ein Drittel ein, während sich die sehr allgemein gehaltenen Zukunftspläne auf 12 Zeilen beschränkten. Ich habe diese Einstellung scharf zurückgewiesen, ohne dabei die Schuld des Gen. Bossert mildern zu wollen, der in der Tat grobe Fehler in seinem Verhalten gegenüber den Mitarbeiterinnen begangen hat. Doch werden in diesem Bericht die beiden Genossinnen Nowak und Wagner von Anfang bis Ende als Opfer dargestellt, was eine nicht minder grobe Verzerrung der Tatsachen darstellt und – da hier von 10 Monaten Tätigkeit des Gen. Zein die Rede ist, dem gewiss kein ungenossenschaftliches Verhalten vorgeworfen werden kann – den Beweis dafür liefert, wie wenig Mühe sich Gen. Roth gegeben hat, den Dingen auf den Grund zu gehen und ernstlich eine Lösung der objektiven Schwierigkeiten, die sich für ihn nicht minder als für seine Vorgänger ergeben werden, zu suchen. Die an der R[edaktion] geübte Kritik besteht insofern zu recht, als in der Tat der jetzt geübte Eingriff schon einen Monat früher hätte erfolgen und auch Gen. Austerlitz der H[ermannstädter] Redaktion mehr Aufmerksamkeit [hätte] schenken sollen. Doch sind die objektiven Schwierigkeiten, mit denen wir hier zu kämpfen hatten, bekannt. In Hermannstadt haben wir es heute faktisch mit einer Wiederholung des Falles Temesvar zu tun, wie er sich vor ungefähr 3 Monaten dort stellte. Wenn die H[ermannstädter] Redaktion nicht dringend eine Verstärkung erhält, wird sie nicht in der Lage sein, den mannigfaltigen Verpflichtungen nachzukommen. […]

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Joachim Austerlitz, NW-Redakteur. Vermutlich Grete (Margarethe) Scheel (1934–?). 672 Werner Bossert (1918–?), kurze Zeit NW-Lokalkorrespondent, auch Kulturfunktionär und Bibliothekar. Verfasser mehrerer Gedichtbände. 673 Hugo Zein (1915–2004), NW-Lokalkorrespondent; schrieb humoristisch-satirische Reime, oft von dem NW-Hauskarikaturisten Helmut Lehrer (1908–1985) illustriert. 671

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Mit aller Dringlichkeit stellt sich daher das Kaderproblem. Gen. Roth schlägt die Gen. Schorsten674 und Pollatschek675 aus Hermannstadt sowie Genossin Maria Fröhlich aus Agnetheln vor, alles freiwillige Korrespondenten, deren Lebensläufe sich bereits hier bei der Kaderabteilung befinden. Zur Regelung der Situation in Mediasch wird es notwendig sein, dass sich Gen. Austerlitz persönlich nach dort begibt und mit den evtl. als zeitweiliger Ersatz für Gen. Scheel in Frage kommenden Genossen Fühlung nimmt. Desgl. mit Gen. Kamilli676, Schässburg, der seinen Lebenslauf bereits eingereicht hat und um den Posten eines Mitarbeiters angesucht hat. Wenn Gen. Fröhlich die Berichterstattertätigkeit für Agnetheln übernimmt und Gen. Otto Schneider für die Rayons677 Rakosch, Fogarasch und ebenfalls Schässburg, so wäre die gegenwärtige Schwierigkeit vorläufig überbrückt. Die Zusammenarbeit von Zeitung und Komitee678 in H. ist zufriedenstellend. Wir haben die Genossen erneut zu engster Zusammenarbeit ermahnt und auf die sich ganz natürlich aus solchem gemeinsamen Vorgehen ergebenden Vorteile hingewiesen. Auch die Beziehungen mit der Lokalzeitung sind sehr gut. Das Studium wurde vernachlässigt. Da dies so ziemlich allgemein der Fall ist, wird Gen. Austerlitz noch in diesen Tagen von jedem Redaktionsverantwortlichen eine klare Situation über die Studienmöglichkeiten und die Art, wie dieselben ausgenutzt werden, einverlangen. Auf eine engere Verbindung zwischen Theorie und Praxis in dem Sinne wurde hingewiesen, dass die zahlreichen in der „Scânteia“ und „România Liberă“679 erscheinenden Analysen über bestehende Mängel in der Produktion oder in der Arbeit der Volksräte auf ihre Methode hin studiert und als Muster für eigene Arbeiten genommen werden sollen. Stalinstadt. Die Tätigkeit der St. Redaktion hat den Forderungen der Z[entral]R[edaktion] nach Material in der letzten Zeit in zufriedenstellender Weise entsprochen, was besonders hervorzuheben ist, da Gen. Helm680 von Gen. Konnerth nur sehr geringe Unterstützung erhält. Dies will jedoch nicht besagen, dass das Kaderproblem in St. auch nur annähernd befriedigend gelöst wäre. Selbst wenn wir im Moment davon absehen, neben Gen. Helm einen der sozialen Herkunft und politischen Einstellung nach entsprechenden Genossen zu stellen, so ist auch hier Verstärkung der Redaktion umso mehr erforderlich, als Gen. Konnerth wahrscheinlich nur als Maschinenkraft wird brauchbare Dienste leisten können und schon selbst um ihre Neueinteilung gebeten hat. Gen. Helm schlägt Gen. Arnold Toth aus Honigberg vor, dessen Gesundheitszustand sich soweit gebessert haben soll, dass er als Mitarbeiter in Frage käme. Gen. Helm hat es am besten von allen Mitarbeitern verstanden, die freiwilligen Korrespondenten zur Mitarbeit heranzuziehen, weshalb von St. auch im allgemeinen genügend 674 Simon Schorsten (1931–2014) war einer von zahlreichen „Volkskorrespondenten“, d. h. freien Mitarbeitern, die die Zeitung „Neuer Weg“ (NW) in den 1950er Jahren hatte. Ihre Beiträge erschienen in der Regel als Leserbriefe in der Rubrik „Leser und Volkskorrespondenten haben das Wort“ oder dienten als Ausgangspunkt für journalistische Recherchen der hauptamtlichen Redakteure. 675 Hans Pollatschek. 676 Helmut Kamilli, später NW-Redakteur. 677 Von Hand unterstrichen. 678 Gemeint ist das Deutsche Antifaschistische Komitee. 679 Es handelt sich um die beiden größten rumänischen Tageszeitungen jener Zeit. Die rumänischen diakritischen Zeichen fehlen im Originaldokument, da offensichtlich der Schreibmaschine die entsprechenden Typen fehlten. 680 W. Helm.

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Material in der ZR681 einlief. Gegenwärtig wird seitens der Lokalzeitung „Drum Nou“ ein Korrespondentenkurs abgehalten, für den Gen. Helm auch 5 deutsche Korrespondenten eingeschrieben hat. Leider lässt das Niveau und die Organisierung des Kurses zu wünschen übrig. Die Zahl der Abonnements im Rayon Stalin hat zugenommen. Da dieses Ergebnis ohne jede Werbearbeit erreicht wurde, ist die Vermutung berechtigt, dass eine organisierte Werbetätigkeit Erfolg haben würde. […] Wichtig ist, dass bestimmte Personen damit betraut werden, die sich dann auch persönlich für den guten Gang der Werbung verantwortlich fühlen. Bistritz. Anbetrachts [!] der Tatsache, dass der Bericht des Gen. Roth in seiner allgemeinen Einschätzung der Lage in der Region stark an der Oberfläche blieb und nur zu sehr vagen und allgemein gehaltenen Schlussfolgerungen gelangte, muss der Bericht des Gen. Zehschnetzler682 als zweifellos besser hervorgehoben werden. Der Bericht ist sehr selbstkritisch gehalten und ermangelt leider einer optimistischen Einstellung der allgemeinen Lage und den Dingen gegenüber. Es macht sich sehr stark bemerkbar, dass Gen. Z. als – wenn auch vielversprechender – Anfänger sich selbst überlassen ist und durch die Schwierigkeiten in der politischen Arbeit, die er in enger Zusammenarbeit mit Gen. Göllner vom Komitee miterlebt, oft niedergedrückt ist. Ich halte es unter diesen Umständen für unverantwortlich, Gen. Zehschnetzler auch weiterhin ohne eine feste ideologische Schulung und Leitung sich selbst zu überlassen. In seiner täglichen Arbeit beweist Gen. Z. seine Ergebenheit unserem Regime gegenüber und legt auch im übrigen eine solche Reife und solchen Ernst und Verantwortungsbewusstsein an den Tag, dass ich hier entschieden die Meinung vertreten möchte, dass Gen. Z. Anspruch auf unsere Unterstützung hat, um die er schon des öfteren gebeten hat. Ich schlage vor, dass die Schulung des Gen. Z. ernstlich in Erwägung gezogen wird. Gen. Lutsch683 hat mit Hilfe des Gen. Z. Fortschritte in der Arbeit gemacht und war in der Lage, während der einwöchigen Abwesenheit in Regen selbständig Material an die ZR zu liefern, das auch erschienen ist. Allgemeine Lage. Die allgemeine Lage in den Gebieten, die den Tätigkeitsbereich der zur Regionalkonferenz erschienen[en] Genossen bilden, ist nicht die beste und durch Versorgungsschwierigkeiten gekennzeichnet. In Stalinstadt kamen von den programmierten 350 Waggon Kartoffeln erst 138 zur Verteilung. In Hermannstadt wird seit 2 Monaten kein Zucker und Öl ausgeteilt, Fleisch gibt es überhaupt nicht und die Gemüseversorgung durch die Aprozar684 liess sehr zu wünschen übrig. Es gehen Gerüchte um, dass die deutsche Bevölkerung ausgesiedelt wird; in Hermannstadt spricht man von der Dobrudscha, in Stalinstadt vom Reich. Letzteres Gerücht wurde durch die Radiomeldung hervorgerufen, derzufolge Wilhelm Pieck seit seinem jüngsten Besuch in Prag seitens der tschechischen Regierung die Zusicherung erhielt, dass die Umsiedlung der dort lebenden Deutschen beschlossen sei. In den Fabriken Hermannstadts herrscht z. T. Rohmaterialmangel (z. B. Independenţa und Republica), und die Arbeiter werden zu Regiearbeiten eingesetzt. In den Kollektivwirtschaften hat die Nutzenverteilung685 nicht immer die gleichen Wirkungen hervorgerufen. In der Region Hermannstadt, wo die KW nicht zum besten abschlossen, 681 682 683 684 685

Zentralredaktion. Ernst Zehschnetzler, damals Lokalkorrespondent, später NW-Redakteur. Johann Lutsch. Staatliches Unternehmen für den Handel mit Gemüse und Obst. Die Verteilung der je nach Arbeitsleistung bemessenen Anteile an der Ernte.

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flaute die Arbeitslust nach der Nutzenverteilung merklich ab und die Leute kamen nicht zu den Herbstanbauarbeiten, weswegen die Region Hermannstadt auch stark zurückgeblieben ist. Die KW stehen dabei an letzter Stelle. In der Region Stalin und besonders [im] Rayon Stalin dagegen führte die Nutzenverteilung ganz im Gegenteil zu einer belebteren Teilnahme an der Arbeit, und in Weidenbach z. B. sind eine ganze Reihe neuer Aufnahmegesuche eingereicht worden. Die neuen Mitglieder kommen regelmässig zur Arbeit und betreiben den Herbstanbau. Auf den Staatsgütern herrscht nach wie vor der chronische Mangel an Arbeitskräften. In der Region Rodna waren die Ernteergebnisse der KW sehr schwach – Jaad zahlte für eine Tagesleistung 1,40 kg Weizen – und entsprechend macht sich eine starke Unlust der deutschen Bevölkerung bemerkbar, was den Eintritt in die KW anbelangt. Regionalkonferenz Temesvar Der Temesvarer Regionalkonferenz ging eine Korrespondentenbesprechung voraus, die vom Komitee und der Redaktion für Sonntag einberufen worden war und an der Aktivisten und Korrespondenten teilnahmen. Sowohl die Tatsache, dass Gen. Breitenhofer bei dieser Gelegenheit das Wort ergriff, als auch die angeregte Aussprache, die am Ende der Besprechung folgte, haben den gewünschten nachhaltigen Eindruck auf die Teilnehmer gemacht. Wertvoll war für uns von der Zeitung unter anderem die Bemerkung von Gen. Dietz, Kollektivbäuerin in St. Andreas, dass die s. Z.686 in unserer Zeitung erschienene Arbeit des Gen. Zweier687 gut aufgenommen worden war, dass man jedoch noch viel zu wenig kritisiert hätte. Es stellte sich heraus, dass die Tagesleistungen nicht unterschiedlich verbucht werden, sondern dass ein gewisses Begünstigungssystem praktiziert wird, das selbstredend lähmend auf den Arbeitseifer wirkt. Gen. Zweier hatte diesen so wichtigen Missstand nicht entschieden genug aufgedeckt. Bei der darauf am Montag stattgefundenen Konferenz der Banater Redaktionen waren die Auswirkungen der im Banat im allgemeinen vorherrschenden Schwierigkeiten spürbar und kamen in einer rasch zur Entmutigung neigenden Stimmung unserer Mitarbeiter zum Ausdruck. Tatsächlich ist die redaktionelle Arbeit im Banat durch eine ganze Reihe äusserer Umstände recht erschwert. Unsere Genossen aus Temesvar benötigen für ihre Überlandfahrten Bewilligungen (Zonenscheine), die jedoch einzig und allein Gen. Kazinczy besitzt. Fabriksreportagen waren in der ganzen letzten Zeit durch den Umstand, dass die Rohmateriallieferungen infolge der Manöver fast ganz eingestellt wurden, beinahe unmöglich gemacht. Die Versorgungsschwierigkeiten in Temesvar und Reschitza sind gross. Gen. Pototschnik688 kennzeichnet die Lage, indem er darauf hinwies, dass der Reschitzaer Arbeiter seinen Lebensstand nach dem Schwein misst, das er im Winter schlachten kann. Dieses Jahr wäre dies mit grossen Schwierigkeiten verbunden und bei vielen ganz unmöglich. Gerüchte sind wie üblich im Umlauf, und das Schlangestehen ist zur Gewohnheit geworden. Trotzdem gibt es eine Reihe positiver Aspekte. Die Aussiedlung der grossbäuerlichen und sonstigen unzuverlässigen Elemente hat teils aus Furcht, teils aus Überzeugung, weil viele unerwünschte Elemente dadurch entfernt wurden, zu einem Zustrom von Deutschen zu den Massenorganisationen und KW geführt. Die Stellung der deutschen Angestellten in 686

Die Abkürzung steht vermutlich für „seinerzeit“ – in der Vergangenheit. Ewalt Zweier (geb. 1932), Redakteur des „Neuer Weg“ (1949–1968), damals zuständig hauptsächlich für Landwirtschaftsfragen, später Chefreporter dieser Zeitung (1974–1990), zwischendurch Chefredakteur der 1968 gegründeten „Hermannstädter Zeitung“. 688 Willi Potocsnik, NW-Redakteur. 687

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den Staatswirtschaften hat sich gefestigt und Deutsche, wie der Mechaniker Josef König aus Hatzfeld oder der Traktorist Josef Knab aus Tolvadia, wurden für ihre gewissenhafte Arbeit während der Anbaukampagne ausgezeichnet. Auch im kulturellen Leben sind Fortschritte zu verzeichnen (siehe Neupetscher Chor, Rekascher Tanzgruppe, Grossjetschaer Blaskapelle). Die Temesvarer Redaktion. Die T. Redaktion besteht heute infolge des Wegganges des Gen. Brandt faktisch nur aus zwei Genossen, da die Mitarbeit der Gen. Kramer noch nicht ins Gewicht fällt. Die Genossen können den Anforderungen nur mit Mühe gerecht werden. Der Kontakt mit den freiwilligen Korrespondenten wurde nicht regelmässig aufrechtgehalten, was sich in einem Abflauen der Berichterstattertätigkeit bemerkbar machte. Trotzdem hatte in dieser Beziehung die Korrespondenzabteilung der ZR einige Erfolge aufzuweisen, da deren direkter Briefwechsel zu positiven Resultaten führte. Trotz der Schwierigkeiten hat die T. Redaktion verhältnismässig gutes Material, wenn auch nicht immer in entsprechender Menge, an die ZR eingesandt. Um die Genossen in ihrer Arbeit zu unterstützen, wird die ZR die Beschaffung von Zonenbewilligungen betreiben müssen, damit in allererster Reihe Gen. Henrich689 die Möglichkeit erhält, sich in der Region frei zu bewegen. Dann wird auch nach Temesvar Verstärkung geschickt werden müssen. Ich habe den Genossen empfohlen, unter den dortigen Korrespondenten Umschau zu halten und uns evtl. in Frage kommende Mitarbeiter zu empfehlen. Gen. Austerlitz musste leider die Feststellung machen, dass es sämtlichen auf dieser Konferenz versammelten Genossen noch sehr an dem Empfinden für journalistische Aktualität mangelt und dass sogar so elementare Dinge wie das tägliche Zeitungslesen nicht regelmässig vorgenommen werden, sei es aus Zeitmangel, sei es aus Interesselosigkeit. So hatte z. B. keiner der dort Anwesenden die Note der Sowjetregierung bzgl. der Verbesserung der Beziehungen zwischen den Grossmächten gelesen. Entsprechend lau ist auch die Behandlung des Friedenskampfproblems. Quelle: ANIC, fond Comitetul Antifascist German, dosar 16, f. 95–99.

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Vermutlich Udo Henrich (1928–1987), NW-Korrespondent für den Bezirk Hermannstadt, „danach Angestellter einer Reederei in Basel/Schweiz, 1987 in Stein am Rhein verstorben“. (Schmidt 1995, S. 256.)

1952 131. Bericht des Deutschen Antifaschistischen Komitees über das deutsche Literaturund Kunstschaffen in Hermannstadt (Januar 1952) Tätigkeitsbericht690 vom 23.XII.1951 – 2.I.1952 (Libal691) Hermannstadt, 23.–27. Dez[ember] 1951. Aufgabe: Analisierung692 [!] der Tätigkeit der Kulturschaffenden (deutscher Nationalität) sowie der kulturellen Tätigkeit der deutschen Bevölkerung im allgemeinen. Während meines Aufenthaltes nahm ich zusammen mit Gen. Schuster693 direkte Fühlung mit dem Verantwortlichen des Verbandes der plastischen Künstler694 des Kulturheimes Stefan Gheorghiu, des Schriftstellerverbandes und Gen. Oschanitzk[y]695, der Philharmonie des Staatstheaters sowie dem Kulturverantwortlichen des regionalen Gewerkschaftsrates. Nachdem wir uns die Arbeit teilten, nahm ich Verbindung mit der zentralen Bibliothek des Kulturheimes [auf ], mit einigen Buchhandlungen der Stadt sowie mit der Landeszentralstelle für den Verschleiss696 des deutschen Buches. Aus all diesen Begegnungen und Besprechungen, über die wir eingehend auch mit den Gen[ossen] aus dem D.A.K besprachen [!], kann folgendes von Wichtigkeit festgestellt werden. Was die Schriftsteller anbelangt, so können wir selbe, was ihre schriftstellerische Tätigkeit und politische Einstellung anbelangt, in positive und negative Gruppen teilen.

690 Deutsch abgefasstes Dokument. Über dem Titel steht der handschriftliche Vermerk: „Gen. Schneider und Szekler. [Unterschrift von Filip Geltz]“. Bei der Transkription wurden auch die von Hand gemachten Korrekturen berücksichtigt. Die Zeichensetzung wurde hier korrigiert. Textkorrekturen, die notwendig schienen, um den Lesefluss zu erleichtern, stehen in eckigen Klammern. 691 Libal (auch Liball, Vorname und Lebensdaten unbekannt), wird als Mitglied des DAK bzw. Vertreter des Departements für Nationalitäten erwähnt. 692 Analyse. 693 Michael Schuster (1908–?), s. Anm. 589. 694 Plastische Künstler = bildende Künstler. 695 Vermutlich Josef Oschanitzky (1898–1958), Journalist, gab 1926 ein „Handels- und Industrie-Register und Einwohnernachweis der Stadt Hermannstadt mit einem Stadtplan“ heraus. Von nennenswerten literarischen Hervorbringungen ist nichts bekannt. 696 Verkauf.

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Positive: Oschanitzky, Brekner R.697, Otto Roth, Bossert698, Jekelius699, Heidel (Frau)700 und Maly Theil701. Von diesen sind die ersten 3 die fachmännisch Fähigsten und aktivsten, welche auch zeitgemäss schreiben, Bossert – zwar fähig – schreibt aber nicht, was er soll. Jekelius sehr produktiv, aber mehr für Kurzarbeiten (Kultureller Wegweiser, Zeitung), Heidel dichterisch schwach, während Maly Theils Arbei[t] mehr aus Eitelkeit entsteht und weniger verwendbar ist. Von den oben erwähnten stehen fast nur Oschanitzky und Heidel mit dem D.A.K. in Verbindung. Negative: Kapesius702, Krasser703, Roth Hermann704, Székely705 und Tullner706. Von all diesen sind Krasser und Sze[k]ely die fähigsten, wirklich aktiv ist aber nur Prof. Krasser. Im allgemeinen suchen diese Leute nur Übersetzungen zu machen, sich politisch nicht zu exponieren und halten Verbindung zu reaktionären Kreisen, wie Kirche und gewesene [G]rossindustrielle, Kaufleute u. a. Der bestehende Schriftstellerkreis in Hermannstadt setzt sich zum grösseren Teil aus den negativen Elementen zusammen. Im allgemeinen ist aber keiner von ihnen noch offiziell als „Schriftsteller“ anerkannt und diese Frage noch offen. Laut Gen. Avram707 halten die verschiedenen Verl[a]ge keine Verbindung mit der Leitung der Hermannstädter Filiale des Schriftstellerverbandes, und so kommt es, dass gerade solche Leute mit Arbeiten (Übersetzungen, Korrekturen usw.) betraut werden, die nicht zu unterstützen sind. Im allgemeinen sind die aufgezählten Literaturschaffenden fast ausschliesslich Leute vorgeschrittenen Alters und es fehlt an einer gesunden Nachkommenschaft. Über diese An697 Richard Breckner (1900–1979), veröffentlichte Aphorismen, Gedichte, Skizzen und Kurzgeschichten, Novellen, Theaterstücke. Von ihm erschien 1956 im Bukarester Jugendverlag „Der Hirte und die tausend Zauberer“. 698 Werner Bossert, s. Anm. 672. 699 Gemeint ist vermutlich Otto Fritz Jickeli (1888–1960), Kaufmann, Unternehmer, Politiker, nach 1948 Privatier, Schriftsteller (anfangs unter dem Pseudonym O. Fr. Krasser). Veröffentlichte ab 1956 außer zwei Dramen und einer längeren Erzählung über die Afrika-Forschungen seines Vorfahren Carl F. Jickeli den Roman „Auf der Großen Bach“ (auch unter dem Titel „Siebenbürgisch-sächsische Familienchronik“). 700 Maria Haydl (1910–1969), Verfasserin vor allem von Theaterstücken in siebenbürgischsächsischer Mundart. 701 Christine Maly-Theil (1893–1973), Gelegenheitsdichterin, verfasste meist Mundartreime. 702 Bernhard Capesius (1889–1981), literarisches Schaffen zwischen 1915 und 1933, danach nur noch sprach- und literaturwissenschaftliche Veröffentlichungen, Herausgeber literarhistorischer Werke und Übersetzer aus dem Rumänischen. Ab 1956 Mitarbeiter und Leiter der Arbeitsstelle Siebenbürgisch-Sächsisches Wörterbuch im Hermannstädter Forschungszentrum der rumänischen Akademie. 703 Harald Krasser (1906–1981), Literaturwissenschaftler, Herausgeber (Friedrich Krasser, Schuster Dutz), Kunsthistoriker; 1957–1963 Universitätsprofessor (Germanistik) in Klausenburg. 704 Herman Roth (1891–1959), Übersetzer aus dem Rumänischen und Herausgeber (u. a. der Schriftenreihe „Sächsische Selbstbesinnung“ 1945–1948). 705 Gisela Székely (1919–?), veröffentlichte unter dem Pseudonym Gertrud Sander 1956 den Roman „Spur in die Sonne. Die Geschichte einer Sportlerin“. 706 Vermutlich Hedwig Irmgard Thullner (1901–1989). 707 Mircea Avram (1923–1999), Kulturfunktionär, Bibliothekar (Brukenthalmuseum, ASTRABibliothek), zeitweilig Dramaturg am Hermannstädter Staatstheater, auch Schriftsteller.

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gelegenheit haben wir eingehend mit Gen. Avram und Oschanitzky gesprochen und auf die diesbezüglich zu leistende Arbeit gewiesen. Plastische Künstler: deutscher Nationalität sind an die 18, die im bestehenden Kreis schaffen. Hervorzuheben sind durch ihre Leistung und positiven Bestrebungen Adam708, Schulerus709, Hermann710, Masanek711 und Klosius712. Alle diese Leute nehmen im Rahmen dieses Kreises an fachmännischer und politischer Schulung teil, nur fehlt in ihren Arbeiten das politisch[e] und spezifische. Im allgemeinen ist ihre Einstellung eine bessere als bei den Schriftstellern und [es] manifestiert sich nichts [R]eaktionäres. Philharmonie: [hier] sind viele Musiker deutscher Nationalität tätig, so bei Instrumentalmusik wie im Chor. Die Einstellung dieser Leute unserem Regime gegenüber ist eine gute, die aus der Hilfe und Fürsorge unseres Regimes gegenüber den Musikern entstand. Politisch sind diese jedoch auch nicht tätig. Lehrerschaft. Unter der Lehrerschaft gibt es eine Reihe Genossen, die mit dem D.A.K. Verbindung halten und auch verschiedene Aufträge verrichten (Vorträge, Radioprogramme u. a.). So Loydl713, Klobs714, Toth715, Schuster, Heidel716, Weihrauch717, Borger718, Schobel719, Plattner (Frau)720. Doch sind viele von ihnen auch gewesene Nazis und so unzuverlässig, andere wieder ideologisch schwach. Der einzige verlässliche und mit gesunder Klassenposition ist Loydl. Die Schulinspektoren Köffer721 und Binder halten wie vordem kei[n]e Verbindung zum D.A.K., entziehen sich von ihren [!] wichtigsten Arbeiten und sind 708

Albert Johann Adam, bildender Künstler (1911–2000). Trude Schullerus (1889–1981), freiberufliche Malerin vor allem siebenbürgisch-sächsischer Motive (bäuerliche Porträts, Landschaften, Blumen). 710 Hans Hermann (1885–1980), Zeichenlehrer, Maler und Grafiker, gestaltete vor allem siebenbürgische Landschaften und Stadtansichten. 711 Ferdinand Mazanek (1901–1980), Grafiker. 712 Karl Eduard Closius (1893–1959), Werbegrafiker. 713 Viktor Loidl (1905–1970). 714 Vermutlich Friedrich Wilhelm Klopps (1893–1973?). Klopps war zunächst Pfarrer, 1922– 1933 in Pintak, 1933–1936 in Kleinbistritz, danach Lehrer in Hermannstadt, wo er 1947/48 eine Lehrerrevolte gegen den evangelischen Bischof Friedrich Müller anführte. Vgl. Weber 2014. 715 Vielleicht Georg That. 716 Vermutlich Maria Haydl. 717 Vermutlich Rolf Weyrauch (1906–1984). 718 Vermutlich Gustav Borger (1885–1967). 719 Vermutlich Josef Schobel (1899–1983), akademischer Wanderlehrer des SiebenbürgischSächsischen Landwirtschafts-Vereins (1923–1946), zwischen 1930 und 1945 auch Schulleiter der Landwirtschaftlichen Winterschule Hermannstadt, 1951–1954 Fachlehrer an der Mittelschule für Landwirtschaftsmechaniker ebenda. (Freundliche Mitteilung seines Sohnes Hermann Schobel.) 720 Vermutlich Eva Klamfoth-Plattner (geb. 1920), damals Musiklehrerin in Hermannstadt, u. a. an der Pädagogischen Mittelschule. 721 Der vormalige Neppendorfer Lehrer Andreas Köffer (1918–2009); ab 1951 Hermannstädter Regionalschulinspektor für die deutschen Schulen (s. Hellmut Klima: Tagebuch 1944–1953 (Loseblattsammlung), Einträge vom 26. Oktober 1949 und 2. Juni 1951, in: Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, Nachlass Hellmut Klima, BI 62). Anfang der 1960er Jahre leitete Köffer die Allgemeinschule Nr. 2, später war er Grundschullehrer an der Allgemeinschule Nr. 4 in Hermannstadt. (Freundliche Auskunft von Samuel Beer, Stuttgart.) 709

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nicht verlässlich (so war Köffer auch nicht bei der Kom[m]ission zwecks Einkadrierung722 der Lehrer). Lehrer Behr723 und Schuster (genannt Piko)724 sind der erstere Chauvinist und Rohling (prügelt die Kinder öffentlich), während Schuster ein Nationalist und reaktionär ist. Hier wäre notwendig, beide letztgenannte aus ihrem Posten zu entfernen und auch die Inspektoren auszutauschen. Kulturelle Tätigkeit in Hermannstadt. Die lokale Radiosendestation ist sozusagen die einzige Stelle, welche der deutschen Bevölkerung Hermannstadts ein politisch-kulturelles Material in ihrer Muttersprache bringt. So ist diese deutsche Stunde sehr beliebt, und es wird auch viel darüber diskutiert. Im Rahmen dieser Sendungen sei zu bemerken, dass das deutsche Redaktionskollektiv das einzige ist, welches ständiges und organisiertes Programm liefert, da die anderen nicht aktivieren. Im Athen[ä]um Stefan Gheorghiu ist ein Chor tätig, welcher früher 50 % Mitglieder deutscher Nationalität umfasste. Da jedoch fast keine deutschen Lieder gesungen wurden (von 14 Liedern nur 4 deutsche) und der damalige Verantwortliche in dieser Hinsicht eine unrichtige Position beibehielt, so verblieben bis heute nur noch 1 Deutscher im Chor. Wir besprachen eingehend diese Lage des Chors mit dem Kulturverantwortlichen des Athen[ä]ums, welcher sich bereit erklärte, entsprechend auch deutsche Lieder einzuschalten, nur soll ihm das D.A.K. Sänger rekrutieren. I[n] Bezug [auf den] Chorleiter sind Schwierigkeiten, die am besten zu lösen wären durch das Heraufbringen des Musikers Mild (aus Arad), da dieser fachmännisch auf der Höhe ist und sich auch der nötigen Sympathie erfreut, doch wir lehnten dies entschieden ab. Eine deutsche Theatergruppe gibt es im Rahmen des Athen[ä]ums auch nicht mehr, da die zur Zeit [A]ktiven eingerückt sind und keine [N]euen herangezogen wurden. Wir besichtigten die Räumlichkeiten des Athen[ä]ums und stellten fest, dass die Pavoasierung725 nur in rumänischer Sprache vorhanden war. Der Verantwortliche vertrat die irrige Meinung, dass zuerst die Deutschen ins Athen[ä]um kommen müssten und dann die Pavoasierung auch in deutscher Sprache gemacht wird. In Hermannstadt gibt es auch einen Lehrer-Gewerkschaftschor, dessen Sänger zu 75 % Deutsche waren. Doch sang man auch hier seit 1948 nur 3 deutsche Lieder. Dieselbe Situation trifft man in Hermannstadt in fast allen Gewerkschaftskulturgruppen, das heisst, dass die Werktätigen deutscher Nationalität sich kulturell betätigen, dies aber nicht in ihrer Muttersprache. So ist es in der „Independenţa“, Steaua Roşie, IRES, Centrul Poligrafic und anderen Betrieben der Fall, wo die Kulturaktivisten bis zu 50 % deutscher Nationalität sind. Nach unserer diesbezüglichen Aussprache mit dem Kulturverantwortlichen des regionalen Gewerkschaftsrates fanden wir dies vollauf bestätigt. Nach diesem sind die deutschen Werktätigen jene, welche den Kern – die Hauptkraft – der Kulturgruppen bilden (bis zu 70 % der [A]ktiven sind Deutsche) und oft nur dank deren Aktivität [es] möglich war, an den Wettbewerben der Kulturgruppen überhaupt teilzunehmen, dass aber trotzdem in

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Aufnahme in den Schuldienst. Vermutlich Josef Beer (1914–2005). Richard Schuster (1900–1983). Rumänisch: „pavoazare“ – Ausschmückung, hier mit Spruchbändern und Plakaten.

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deutscher Sprache nichts geleistet wurde. Dies aus dem Grunde, wie Gen. Meţiu726 sagte, da sie praktisch die politischen Richtlinien (in Sache der nat[ionalen] Frage) in der kulturellen Tätigkeit nicht anzuwenden verstanden, diesbezüglich keine klaren organisatorischen Richtlinien vorhanden waren, die vorhandenen verschiedentlich ausgelegt wurden (auch von seiten der Parteiverantwortlichen) und schliesslich auch kein Kulturmaterial in deutscher Sprache [vorhanden] wäre. Wir klärten Gen. Meţ[i]u über all diese Fragen auf, auch von wo das nötige Material zu besorgen wäre. Er versicherte, dahin zu wirken, das[s] es zu einer kulturellen Betätigung auch in deutscher Sprache kommt, aber das[s] sie diesbezüglich auf [der] Linie der Gewerkschaft praktische Richtlinien erwarten und anfordern. Da zur Zeit unseres Aufenthalts in Hermannstadt diese anlässlich des 72. Geburtstags Gen. Stalins pavoasiert war und dies gleichfalls nur in rumänischer Sprache – so sprachen wir auch darüber mit Gen. Meţ[i]u. Übrigens kommt bei der vi[s]uellen Propaganda sowie bei den of[f ]iziellen Anschlägen in der Stadt nicht der demokratische und spezifische Charakter ihrer nationalen Zusammensetzung zum Ausdruck, an manchen Stellen vielmehr das Gegenteil. So gibt es noch Haltestellen-Anzeiger der Strassenbahn, welche früher in rumänischer u[nd] deutscher Sprache geschrieben waren, heute aber über dem Wort „Haltestelle“ darüber gestrichen wurde (stellenweise doch noch etwas leserlich blieb), was sich im Gegensatz zu unserer Nationalitätenpolitik auswirkt. Ebenso nachteilig wirkt sich die Tatsache im Brukent[h]al-Museum aus, wo ausser der Abteilung „Volkstrachten“, die auch deutsch beschriftet ist, in allen anderen Abteilungen (wie z. B. Bildergalerie u. a.) die Benennung der Objekte nur in rumänischer Sprache ist. Theater. Der Direktor des Staatstheaters zeigte uns, das[s] dem Bestehen einer deutschen Abteilung des Staatstheaters in Hermannstadt hauptsächlich das Bu[d]get zugewiesen werden muss und die nötigen von ihnen vorgeschlagenen Fachkräfte genehmigt und von der Provinz nach Hermannstadt versetzt werden müssen. Er ersuchte das D.A.K. in Bukarest, bei „Comitetul pentru Artă“727 dahin[gehend] zu wirken, um beides raschest zu erwirken. Unserem Vorschlag, ihre deutschen Übersetzungen der vom Puppentheater aufgeführten Stücke auch anderen deutschen Sektionen des Puppentheaters zur Verfügung zu stellen, sagte er zu, so dass diese auch ihre Verbreitung in anderen Städten finden können. Städtische Bibliothek Man konnte mir hier die Zahl der deutschen Bücher nur schätzungsweise mitteilen (5–10 Tausend?). Nach dem, was ich gesehen habe, nehme ich an, dass die meisten davon alte Bücher sind und, wie der Sachverständige erklärte, ein grosser Teil nur Dokumentarmaterial, den Massen nicht zugänglich. Es sind aber auch Neuerscheinungen vorhanden. Das grösste Übel jedoch ist, das[s] sehr wenig deutsche Leser sind und die Jugend fast vollkommen fehlt. Wir versprachen, mit den Schulen in Verbindung zu treten, um Rezensionen zu veranstalten. 726 Vermutlich Vasile Meţiu. Dieser war 1940–1943 Sekretär der RKP-Organisation von Hermannstadt gewesen, war 1943 verhaftet und zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt und im August 1944 aus der Haft entlassen worden. Danach scheint er bei seinen Genossen in Ungnade gefallen zu sein und hat nur noch niedrige Führungspositionen bekleidet. (Freundliche Auskunft von Dr. Vasile Ciobanu, Hermannstadt.) 727 Comitetul de Stat pentru Artă – Staatskomitee für Kunst, eine dem Kulturministerium gleichgestellte Behörde. Sein Vorsitzender hatte Ministerrang und gehörte zum Ministerrat.

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Die Bibliothek war auf keine Sowjetzeitschrift in deutscher Sprache abon[n]iert, was sie eiligst versprachen nachzuholen, auch haben sie keine DDR im Bau728. Buchhandlungen. [D]ie Situation des deutschen Buches [ist] sehr verschieden und hängt eng mit den Interessen und Kenntnissen des Verkäufers zusammen. In den meisten Fällen kennt der Verkäufer den Inhalt des Buches nicht und kann deshalb nicht überzeugend empfehlen. Auch widmen sie den Kunden zu wenig Interesse, da sie – und dies besonders in kleineren Buchhandlungen – mehrere Arbeiten verrichten. So sind auch Preisdif[f ]erenzen beim Verkauf noch vorhanden, die sich nachteilig auswirken. Im Zentrum der Stadt geht der Bücherverkauf besser, der Popularisierung in Schaufenstern schenkt man aber auch nicht genügend Beachtung. Das D.A.K. in Hermannstadt hat auch zu wenig und nur periodische Verbindung mit den Buchhandlungen. So wurde denn auch der Verkauf des Buches „Neuland unterm Pflug“729 nicht organisiert und koordiniert. Centru de difuzare a cărţii730. In Hermannstadt [befindet sich] das Vertriebssystem des deutschen Buches für das ganze Land. Ich nahm einen Einblick in die von ihnen belieferten Gebiete und stellte fest, dass sie diese auf Grund der Bevölkerungsstatistik beliefern. Nahm auch einen Einblick in die Situation des in den verschiedenen Zentren liegenden Materials (stoc de traseu). Auf Grund [dieses Einblicks] stellte ich fest, dass die frühere Zuteilung, die durch Bukarest geschah, schlechter orientiert war. Es ist zu erhoffen, dass die Genossen dieser Institution ihre Arbeit verbessern, da sie den Verschleiss erst seit 6 Monaten koordinieren, es müsste nur mit ihnen eine nähere und ständige Verbindung gehalten werden. Ich fand noch 300 „Neuland unterm Pflug“ vor und verlangte deren sofortige Versendung nach Temesvar u. a., was man mir auch zusagte. D.A.K. Hermannstadt. Wir teilten dem Komitee die Ergebnisse unserer Arbeit mit und hielten eine Instruktage in Bezug der Kulturtätigkeit in den Wintermonaten731. Die Gen[ossen] studieren Gen. Stalins kurze Biographie in 3 Teilen, von welchen der 2. Teil auch schon vortragsbereit war. Ausserdem wird noch Russisch gelernt. Auf dem Gebiete der organisierten Popularisierung des Buches, der Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen wurde wenig getan. Das D.A.K. hatte sich selbst seit langer Zeit keine neuen Bücher angeschafft. Propagandamaterial (von der Arlus) war im Komitee mehr für Fensterverdecken benutzt als in der Stadt sichtbar. Die Illustrierte DDR im Bau waren grösstenteils verteilt. Für Ausstat[t]ung der Kulturheime mit Sowjetzeitschriften hatte das Komitee keine besondere[n] Aktionen [durch]geführt. [Unterschrift Libal]. Quelle: ANIC, fond CC al PCR – Comitetul Antifascist German, dosar 16, fol. 160–163.

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Vermutlich ist die Zeitschrift „Deutsche Demokratische Republik im Aufbau“ gemeint. Roman von Michail Scholochow. 730 Staatliches Buchhandelsunternehmen. 731 Instruktion/Unterweisung darüber, wie die Kulturtätigkeit in den Wintermonaten zu organisieren sei. 729

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132. Das Deutsche Antifaschistische Komitee an ZK-Mitglied Miron Constantinescu mit der Bitte, die Gründung deutscher Theaterabteilungen zu unterstützen und sich für die bessere Finanzierung der Zeitung „Neuer Weg“ einzusetzen (30. April 1952) Deutsches Antifaschistisches Komitee in der Rumänischen Volksrepublik An Gen. Miron Constantinescu732

Note Am 24. April l. J. wurden wir, die Genossen Takacs Ludovic, stellvertretender Minister des Nationalitätendepartements, Juhasz Ludovic, Sekretär des Ungarischen Volksverbandes, und der Unterfertigte Geltz Filip von Genossen Rodan, dem Vizepräsidenten des Komitees für Kunst beim Ministerrat, empfangen, um die Angelegenheit der ungarischen Theater und der deutschen Sektionen an den Staatstheatern in Hermannstadt und Temesvar zu besprechen. Genosse Rodan teilte uns mit, dass die Gründung einer deutschen Abteilung am Staatstheater in Hermannstadt vom Komitee für Kunst beschlossen wurde, aber jene in Temesvar noch in Frage stehe und wahrscheinlich nicht verwirklicht werde. Das Deutsche Antifaschistische Komitee in der RVR wies in seinem Bericht an das ZK der RKP vom Mai 1951 auf die Notwendigkeit der Gründung einer deutschen Abteilung auch am Staatstheater in Temesvar733 hin und begründete diese Notwendigkeit mit politischen und kulturellen Argumenten. Wir bitten Sie, den Vorschlag des DAK zur Gründung einer deutschen Abteilung am Staatstheater in Temesvar auch beim Komitee für Kunst zu unterstützen, denn Genosse Rodan machte die Bemerkung, er sei prinzipiell damit einverstanden, wenn die zuständigen politischen Gremien der Ansicht seien, dass eine deutsche Abteilung auch im Banat notwendig sei. Ferner bitten wir Sie, uns in der Angelegenheit zu unterstützen, die wir Ihnen weiter unten zur Kenntnis bringen. Am 3. März 1951 haben wir den Haushaltsplan für die monatliche Subvention der Zeitung „Neuer Weg“ eingereicht, worauf uns die Verwaltungsabteilung mitteilte, dass die Summe von 2.000.000 (zwei Millionen) Lei pro Monat genehmigt wurde. Die Berechnung ging von einer Auflage von 30.000 Exemplaren täglich und einem Personalbestand von 84 Stellen aus. Später erhielt die Leitung der Zeitung von der Presse- und Propagandaabteilung des ZK den Auftrag, eine Reihe weiterer Ressorts zu gründen, und die Genehmigung für 119 Stellen.

732 S. 1 ganz oben rechts der Bleistiftvermerk: „Declasat S. Org. Cond.“ (dt. sinngemäß vermutlich: Ad acta Organisatorische Abteilung, Leitung). Darunter die Registriernummer 2026/1952. Am Rand links von oben nach unten mit grüner Tinte: „Comunicaţi Secţiei de Agitaţie şi Propagandă şi Tov. Rodan că sunt de acord cu propunerea [dt.: Teilt der Agitations- und Propaganda-Abteilung und Gen. Rodan mit, dass ich einverstanden bin mit dem Vorschlag]. Miron Constantinescu. 30.IV.52. Rog pe tovarăşul Babenco să cerceteze situaţia ziarului din pdv financiar şi să reexamineze chestiunea reducerii din Aprilie [dt.: Ich bitte den Genossen Babenco, die finanzielle Situation der Zeitung zu untersuchen und die Kürzung vom April zu überprüfen]. Miron Constantinescu. 30.IV.52“. 733 Textstelle von Hand unterstrichen.

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Dieser Auftrag konnte nicht verwirklicht werden aus Mangel an dem erforderlichen Kader und dem notwendigen Geld. Ab 1. Januar dieses Jahres wurde die Subvention von 2.000.000 Lei auf 1.400.000 herabgesetzt. Die Leitung der Zeitung legte uns anhand eines Referats die Aufgaben und Möglichkeiten dar, die sie mit dieser monatlichen Subvention von 1.400.000 Lei gewährleisten kann. Ab 1. April d. J. wurde die Subvention weiter gesenkt, auf 50.000 Lei (1 Million alte Lei). Wir erwähnen, dass wegen der Umstellung auf die Vorauszahlung der Zeitungs-Abonnements und aus anderen Gründen die Auflage seit Dezember, Januar gefallen ist, was eine Belastung des Haushaltes zur Folge hat. Das Deutsche Antifaschistische Komitee und die Leitung der Zeitung sind der Ansicht, dass die derzeitige Subvention unzureichend ist und bitten, die Kürzung rückgängig zu machen. Bukarest, 30. April 1952 [Unterschrift] Geltz Filip Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Organizatoric, Dosar 18/1952, fol. 43f.

133. Das Politbüro des ZK der RAP beschließt Richtlinien für die „Verbesserung der sozialen Zusammensetzung der Schülerschaft“ (28. Juli 1952) Protokoll Nr. 21 der Sitzung des Politbüros des ZK der RAP vom 28. Juli 1952 Auszüge aus dem Verhandlungsprotokoll [Tagesordnungspunkt 2. Verbesserung der Klassenzusammensetzung der Schüler- und Studentenschaft] […] [Gheorghe Gheorghiu-Dej:] Das zweite Problem betrifft ebenfalls das Schulwesen, und auch hier müssen wir uns grundsätzlich dazu äußern, und zwar zu den Maßnahmen, die zur Verbesserung der Klassenzusammensetzung der Schüler- und Studentenschaft ergriffen werden müssen. Die Lage war verworren und ist es weiterhin. Das vorgelegte Referat und die Vorschläge zeigen eine Reihe von besorgniserregenden Aspekten. In erster Linie hat man eine Reihe von ehemaligen Ausbeutern in die Schulen gesteckt, großbäuerliche, feindliche, vorbestrafte Elemente. Es gab keine Kontrolle über die soziale Zusammensetzung und keine Sorgfalt diesbezüglich. Die Hauptverantwortung liegt beim Ministerium für das Öffentliche Schulwesen und bei der Abteilung für Agitation und Propaganda, in deren Zuständigkeit dieser Bereich fällt; hier hat man sich nicht ausreichend mit dem Problem der sozialen Zusammensetzung auseinandergesetzt. Der vorliegende Bericht stellt fest, nachdem er von der Tätigkeit in den Jahren 1949, 1950, 1951 und 1952 berichtet und in allgemeinen Bemerkungen die erzielten Erfolge erwähnt, dass die gegenwärtige soziale Zusammensetzung [der Schülerschaft] nicht zufriedenstellend ist. (Liest vor.) Welche Garantien bieten diese Elemente, wenn sie unsere Schulen verlassen? Es wird sich erneut das Kaderproblem stellen, das Problem der sozialen Zusammensetzung

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im Staatsapparat, der nicht imstande sein wird, sein Kader zu sichern. Das heißt, dass wir ein paar Jahre verloren haben, dass wir die Parteipolitik hinsichtlich der sozialen Zusammensetzung nur im Prinzip und nur deklarativ erfüllt haben […]. Gab es keine Linie, keine Direktiven? Doch. Aber es gab keine Bemühungen, sie in die Praxis umzusetzen. Ich glaube, dass wir das sehr ernst nehmen sollten und die Leitung des Ministeriums für das Öffentliche Schulwesen, die Abteilung für Agitation und Propaganda zur Verantwortung ziehen müssen. Wir sollten nicht nur Kritik üben, sondern gewisse Maßnahmen ergreifen gegenüber denjenigen, die hier Verantwortung tragen. Die Situation ist sehr ernst! […] Die Vorschläge, die [im Bericht] gemacht werden, finde ich sehr gut, aber sie müssen noch präziser formuliert werden. Ich glaube, wir machen einen großen Fehler, wenn wir die verschiedenen Kategorien in einzelne Artikel aufspalten. Die Einteilung in die Kategorien I, II, III und IV orientiert sich an den Direktiven zur Aufnahme neuer Parteimitglieder. Wir sollten die Dinge auseinanderhalten. Und wir sollten nicht ins andere Extrem fallen. Das ist typisch für Situationen, in denen wir gewisse Missstände bereinigen wollen. Ich bin mit dieser Art der Problemstellung nicht einverstanden, weil sie einengt. Wir waren bislang sehr streng, aber nur auf deklarativer Ebene, während sich in der Praxis auch verschiedene Elemente in die Schulen eingeschlichen und Stipendien bekommen haben, die uns nun Kopfzerbrechen bereiten und unsere gesunde Jugend verderben. Und nun springen wir ins andere Extrem und gruppieren sie in völlig realitätsfremde Kategorien. Es muss uns bewusst werden, dass das Hauptreservoir, das die Industrie, alle Wirtschaftszweige, die Landwirtschaft mit dem entsprechenden Kader speist, die werktätige Bauernschaft ist. Warum sollten wir ihr also einen Rang nach den Satzungen der RAP zuweisen? […] Leonte Răutu: Es geht hier auch um Prioritäten. Gheorghiu-Dej: Für mich haben die fähigen Leute Priorität, diejenigen, die ihre Prüfungen bestehen, gut lernen und Lust am Lernen haben. Ihr Lernhunger muss gefördert werden. Das Hauptreservoir ist die werktätige Bauernschaft. Wir müssen die Lernfähigkeit zum Kriterium machen. Keiner von uns wird so dumm sein darauf zu bestehen, dass ein Arbeitersohn, der ein Trottel ist, unbedingt die Schule besucht. Das muss abgeschafft werden, denn sowas hält sich hartnäckig. Die Verdienstvollen müssen Vorrang haben, die Wertvollsten, die Lernfähigsten. Das muss zum Kriterium werden. Wir brauchen keine Analphabeten! […] Um die praktische Umsetzung dieser Linie zu erleichtern, sollten Stipendien und andere Hilfen den Söhnen und Töchtern der Arbeiter mit unzureichenden materiellen Möglichkeiten gewährt werden, dann den Söhnen und Töchtern der Kollektivbauern, den Söhnen und Töchtern der werktätigen Bauern aus den MTS usw. usf., man muss hier alle aufzählen. Dies ist eine Vergünstigung, durch die man die Eltern dazu motiviert, in den MTS und Staatswirtschaften zu bleiben. Es folgen die Söhne und Töchter der werktätigen Kleinbauern. […] Ebenso würde ich zur Orientierung der Schulen ein weiteres Kriterium hinzufügen: Sobald jemand in der Schule mit einer feindlichen Äußerung auffällt, wird er rausgeschmissen, unabhängig von der Kategorie, der er angehört, er wird aus allen Schulen entfernt, ganz gleich, welchen Schultyp er besucht und in welchem Studienjahr er ist.

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Dass einer Arbeitersohn oder Offizierssohn ist, berechtigt also nicht zu rüpelhaftem, feindseligem Verhalten und zur Teilnahme an regimefeindlichen Aktionen. In einigen, seltenen Fällen gibt es auch Großbauernsöhne in den Schulen, hier muss man sehen, ob es für sie dort Platz gibt, generell sollte es keinen geben, trotzdem müssen diese Kinder gewissen Beschäftigungen, gewissen Berufsschulen zur Ausbildung von Facharbeitern zugeführt werden, damit sie an die Produktion herangeführt werden, die dann den sozialökonomischen Status verändert. In der gegenwärtigen Etappe sind wir wegen der Existenz der Klassen gezwungen, diese Klassendifferenzierung zu machen. Und wenn wir sie der Produktion zuführen, ändern wir auch ihre Mentalität. Es gibt – seltene – Fälle, in denen die Söhne mit der Familie brechen oder der Sohn die Einstellung seiner Eltern beeinflusst. Wir müssen sie also an gewisse Tätigkeitsbereiche, und zwar an die produktive Arbeit heranführen. Damit werden wir den Umbauprozess, den Wechsel, die Abschaffung des Großbauerntums befördern, und zwar nicht durch Gewalt, sondern auf natürlichem Wege. […] Was die Söhne der Kriegsverbrecher, Spione usw. anbelangt, halte ich es im Sinne der Staatsinteressen für richtig, diese nicht in die Schulen zuzulassen. Das sollte aber irgendwie nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Genosse Stalin hat bei einer Gelegenheit darauf hingewiesen, dass die Kinder für die Verbrechen ihrer Eltern nicht verantwortlich gemacht werden können, und umgekehrt. Dies gilt auch bei uns. Trotzdem erachte ich es als für die gegenwärtige Zeit angemessen, sie Bereichen der produktiven Arbeit zuzuführen, sonst verstärken wir noch die feindlichen Reihen. Um die praktische Umsetzung der festgelegten Kriterien sowie der Parteilinie zur Verbesserung der sozialen Zusammensetzung und um die Durchsetzung der Klassenpolitik der Partei im Schulwesen zu erleichtern, wurde die Ausarbeitung eines Zeugnisvordrucks vorgeschlagen, in dem die Exekutivkomitees der Volksräte die soziale Kategorie [der die Eltern angehören] eintragen. (Er liest vor.) Ich finde, diese Sache ist sehr vernünftig und gut. Aber achten Sie bitte darauf, wie dieses Zeugnis formuliert wird, damit wir dem Feind kein Wasser auf die Mühle gießen. Das Finanzministerium, das Statistikamt und die Leute vom Innenministerium müssen unbedingt zu Rate gezogen werden. Die Ausfolgung des Zeugnisses muss protokolliert werden, oder es muss von den Organen des Innenministeriums gegengezeichnet werden, denn der Betreffende kann guter sozialer Herkunft und doch ein Bandit sein, oder er hat vernünftige Eltern, und er ist ein Bandit. Wenn aber ein derartiges Zeugnis verlangt wird, dazu die Bestätigung durch das Innenministerium, dann werden die Eltern und die jungen Leute selbst es sich gut überlegen, ob sie an subversiven und staatsfeindlichen Handlungen teilnehmen oder doch eher nicht. Quelle: Stenograme 2007, Teilband 2, Dokument 33, S. 292–304, hier 297–301.

Auszug aus dem Ergebnisprotokoll […] [Tagesordnungspunkt] II. Die Verbesserung der Klassenzusammensetzung der Schüler- und Studentenschaft

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Das Politbüro 1. stellt fest, dass das Ministerium für das Öffentliche Schulwesen und die Abteilung für Agitation und Propaganda des ZK der RAP nicht Sorge getragen haben für die Verbesserung der sozialen Zusammensetzung der Schüler- und Studentenschaft und verlangt, dass diejenigen, die die Parteilinie und die Direktiven der Parteiführung in dieser Angelegenheit außer Acht gelassen haben, scharf kritisiert werden. 2. beauftragt die Abteilung für Propaganda und Agitation des ZK der RAP, Maßnahmen zu ergreifen, um die Führung des Ministeriums für das Öffentliche Schulwesen und das Komitee für das Hochschulwesen mit parteilichen und dynamischen Elementen zu verstärken, die die Durchsetzung der Parteilinie und der Parteibeschlüsse gewährleisten; 3. genehmigt die interne Direktive betreffend die Aufnahmekriterien der Schulen und Universitäten mit der Anmerkung, dass der Text aufgrund folgender Anweisungen verbessert wird: a) Die Söhne und Töchter der Industriearbeiter, der werktätigen Bauern, der Armeeangehörigen, der Beamten und der Genossenschaftshandwerker werden zu einer Kategorie zusammengefasst. Vorrang haben die Verdienstvollen. b) Stipendien werden in erster Linie den verdienstvollen Söhnen und Töchtern der Industriearbeiter, der Arbeiter in den MTS und Staatswirtschaften und der Kollektivbauern gewährt, deren materielle Lage nicht ausreichend ist für den Unterhalt ihrer Kinder in den Schulen, danach den Söhnen der Kleinbauern. c) Die Kinder der Großbauern werden den Berufsschulen zugeführt, damit im Produktionsprozess ihre sozioökonomische Situation und damit ihre Mentalität verändert werden. d) Die Söhne und Töchter der Kriegsverbrecher, Verräter und Spione sowie der Landesflüchtigen usw. werden nicht in die Mittelschulen und Hochschulen aufgenommen, sondern produktiven Arbeiten zugeführt. e) Im landwirtschaftlichen Mittel- und Hochschulwesen wird den Söhnen und Töchtern der Kollektivbauern, der Agrotechniker und Zootechniker Vorrang eingeräumt. f ) Das vorgedruckte Zeugnis, das die Schüler und Studenten bei ihrer Aufnahme vorlegen müssen, wird von den Exekutivkomitees der Volksräte ausgefolgt und wird gegengezeichnet von den lokalen Behörden des Finanz- und des Innenministeriums. g) Das Komitee für das Hochschulwesen wird Maßnahmen treffen zur Bekanntmachung und Entwicklung des Abendunterrichts. h) Die Aufgaben der Parteiorgane und der Organe des VdWJ werden genau festgelegt. i) Die Direktive wird nach obigen Anweisungen verbessert und wird die interne Direktive des Politbüros des ZK der RAP sein, nach der sich das Ministerium für das Öffentliche Schulwesen und das Komitee für das Hochschulwesen zu richten haben. […] [Unterschriften von – in dieser Reihenfolge v. o. n. u.:] Gheorghe Gheorghiu-Dej, Alexandru Moghioroş, Miron Constantinescu, Iosif Chişinevschi, Gheorghe Apostol, Emil Bodnăraş, Petre Borilă, [links v. o. n. u.:] Constantin Pârvulescu, Chivu Stoica. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 66/1952, fol. 1–24, hier bes. 1–5.

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134. Beschluss des Ministerrates zur Verschärfung des Gesetzes über Zwangsarbeit und Wohnsitzpflicht (22. August 1952) Der Ministerrat der Rumänischen Volksrepublik734 Beschluss Nr. 1554 735 zur Einrichtung von Arbeitskolonien und Arbeitsbataillonen und über die Wohnsitzpflicht736 Der Ministerrat der Rumänischen Volksrepublik beschließt Kapitel I Artikel 1. Angesichts des wachsenden Widerstandes der feindlichen Elemente und der Tatsache, dass diese andauernd und in organisierter Weise die Maßnahmen der Partei und der Regierung zur Festigung der Diktatur des Proletariates und zum erfolgreichen Aufbau des Sozialismus zu sabotieren trachten; um die Überwachung der Tätigkeit der feindlichen und der Arbeiterklasse fremden Elemente zu erleichtern und um sie an die gesellschaftlich nützliche Arbeit heranzuführen, ebenso um die wichtigsten vitalen Zentren des Landes von feindlichen Elementen zu säubern, wird ausnahmsweise und vorübergehend die Maßnahme der verwaltungsmäßigen Internierung zwecks Ausübung von Pflichtarbeiten gestattet. Im Hinblick darauf werden eingerichtet: 1. Arbeitskolonien 2. die Wohnsitzpflicht 3. Arbeitsbataillone. Kapitel II Arbeitskolonien Artikel 2. In den Arbeitskolonien werden all jene festgehalten und interniert, die durch ihre Taten oder Äußerungen direkt oder indirekt das volksdemokratische Regime gefährden oder zu gefährden trachten, die den Aufbau des Sozialismus in der Rumänischen Volksrepublik behindern oder zu behindern trachten, sowie jene, die auf die gleiche Art und Weise die Staatsmacht bzw. ihre Organe verleumden, soweit diese Taten keine Straftaten sind oder ihnen gleichgestellt werden können. Und zwar: 734

Stempelaufdruck oben links: „Strict Secret“ (dt. Streng geheim). Das Dokument ist der Durchschlag einer Maschinenschrift mit handschriftlichen Unterstreichungen und Einträgen. 735 Nummer von Hand eingefügt. 736 Auf einem dem Dokument bei der Archivierung vorangestellten Deckblatt (fol. 10) steht der handschriftliche Vermerk: „Data: 3 August 1952. Atât H.C.M. cât şi Decretele sunt interioare, nu se publică nicăieri. 22.08.952. [Unterschrift:] Ion Gheorghe Maurer [?]“ (dt.: Datum: 3. August 1952. Sowohl der Ministerratsbeschluss als auch die Dekrete sind nur für den internen Gebrauch, sie werden nirgendwo veröffentlicht). Darunter mit Bleistift in anderer Handschrift: „A se cere Instrucţiunile dezvoltătoare, vezi pag. 6, art. 19“ (dt.: Die weiterführenden Anweisungen verlangen, siehe Seite 6, Art. 19). Die hier erwähnten Dekrete befinden sich als fol. 19 und 21 in derselben Akte mit dem aufgedruckten Vermerk „Strict secret“ (dt.: Streng geheim). Es handelt sich um die Dekrete Nr. 257 und 258 – letzteres regelte in Artikel 1 das Strafmaß bei Verstoß gegen die Wohnsitzpflicht (15–20 Jahre), in Artikel 2 bei Arbeitsverweigerung (3–5 Jahre) und in Artikel 3 bei Flucht aus den Arbeitsmannschaften (5–10 Jahre).

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a) Diejenigen, die alarmierende, tendenziöse, feindliche Gerüchte in Umlauf setzen oder verbreiten; die schamlose Propaganda der imperialistischen Radiosender hören und verbreiten. b) Diejenigen, die die Rumänische Arbeiterpartei, ihre Regierung, die Sowjetunion und ihre Führer sowie die volksdemokratischen Länder verunglimpfen. c) Jene rumänischen Staatsbürger, die freundschaftliche Beziehungen zu den imperialistischen Gesandtschaften unterhalten, die die propagandistischen Veranstaltungen der imperialistischen Gesandtschaften besucht haben oder besuchen, sowie all jene, die Beziehungen zu den Familien der Angestellten der imperialistischen Botschaften unterhalten, soweit ihre Taten nicht Straftaten sind oder diesen gleichgestellt werden können. d) Diejenigen, die zu rassistischen oder chauvinistischen Äußerungen anstacheln. e) Die Anstifter zu Nichtunterwerfung und Nichtumsetzung – diejenigen, die auf dem Dorf oder in der Stadt feindliche Handlungen gegen die Maßnahmen der Regierung unternehmen, insbesondere in Bezug auf: – landwirtschaftliche Kollektivwirtschaften, landwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaften, landwirtschaftliche Abgaben, Anbaupläne, Kommassationen usw. – Elemente mit einer bekannten reaktionären Vergangenheit oder ehemalige Ausbeuter, die weiterhin verantwortungsvolle Posten in der Produktion innehaben und deren Einstellung dauerhaft auf eine grobe Fahrlässigkeit hindeutet, die nicht mit beruflicher Unfähigkeit gerechtfertigt werden kann – wenn diese Fahrlässigkeit zu offensichtlichen Störungen oder zur Behinderung der Produktion führt. f ) All jene, die unter der Maske der Religion Proselytismus betreiben (verschiedene Religionen und Sekten) und die religiösen Gefühle der Menschen ausnutzen, um sie zu feindlichen und regimefeindlichen Äußerungen (Wunderglauben) zu bewegen, Vorträge mit feindlichem, chauvinistischem Hintergrund usw.737 g) Diejenigen, die in ihrer Korrespondenz mit dem In- und Ausland eine feindliche Haltung einnehmen, tendenziöse, alarmierende, feindliche, reaktionäre Nachrichten verschicken und instigieren. h) Aktive Kader der ehemaligen faschistischen und bürgerlich-gutsherrlichen Gruppierungen und Parteien, wie da sind: die ehemaligen Kader der Legionäre, der Cuzisten, Imredisten, Nylasisten738, der hitleristischen Parteien, der Nationalen Bauernpartei (Gruppe Maniu), der Liberalen Partei (Brătianu), der Splittergruppen von Titel [Petrescu], Tătărescu, Bejan739.

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Unvollständiger Satz im Original. Alexandru C. Cuza (1857–1947), rumänischer Politiker. Imrédy Béla (1891–1946), ungarischer Politiker. Beide Protagonisten rechtsradikaler, antisemitischer Parteien. Nylas – ungarisches Kurzwort für die rechtsextreme Pfeilkreuzlerpartei in Ungarn (Nyilaskeresztes Párt – Hungarista Mozgalom). Gemeint sind die noch lebenden ehemaligen führenden Mitglieder der zu jenem Zeitpunkt längst zerschlagenen rechtsextremen ungarischen und rumänischen Parteien. 739 Petre Bejan (1896–1978), Finanzminister in der ersten Regierung Groza von Seiten der Liberalen Partei, Splittergruppe Tătărescu (6. März 1945 – 29. November 1946). Übernimmt 1947 die Parteiführung. Wird 1950 verhaftet und 1951 in einer Arbeitskolonie festgehalten, 1952–1955 Haftstrafe in Sighet. Bis 1960 Zwangsaufenthalt in einem abgelegenen Dorf bei Brăila. 738

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i) Die einstige Agentur des ehemaligen Sondernachrichtendienstes740, die einstige Agentur des Großen Generalstabs, der Sicherheitspolizei, der Polizei, die deutsche und die ungarische Spionage- und Gegenspionageagentur. j) Die ehemaligen für illegalen Grenzübertritt Verurteilten, ab dem Jahr 1945. k) Die Großbauern, die die Regierungsmaßnahmen sabotieren. l) Die ehemaligen für das Delikt der Sabotage Verurteilten, ab dem Jahr 1945. m) Die ehemaligen Verurteilten für Schwarzmarktgeschäfte, ab dem Jahr 1945 und mit Haftstrafen ab drei Jahren. n) Die Familienangehörigen der Vaterlandsverräter und Spione, die seit 1945 landesflüchtig sind (der Vater und die erwachsenen männlichen Kinder). o) Die Familienangehörigen der unserem Regime feindlich gesinnten Elemente, die vor 1944 landesflüchtig wurden (der einstigen Legionärskader, der führenden Mitglieder der ehemaligen bürgerlich-gutsherrlichen Parteien, die eine Tätigkeit zur Verunglimpfung unseres Regimes ausüben); der Vater und die erwachsenen männlichen Kinder. p) Die für Delikte gegen die Sicherheit der Rumänischen Volksrepublik Verurteilten, die nach der Verübung ihrer Haftstrafe durch ihr Verhalten Zweifel an ihrer Nützlichkeit für die Gesellschaft aufkommen lassen. r) Die rückfällig gewordenen gemeinen Straftäter, die mehr als dreimal verurteilt wurden und eine Gefahr für die öffentliche Ruhe und das Eigentum der Werktätigen darstellen. Artikel 3. Die Dauer der Umerziehung in den Arbeitskolonien beträgt sechs Monate bis fünf Jahre. Artikel 4. Die Internierung in Arbeitskolonien wird auf Verfügung einer Sonderkommission vorgenommen, die im Rahmen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten ins Leben gerufen wird; [die Kommission] fällt ihre Beschlüsse gemäß den Vorschlägen der Generaldirektion der Staatssicherheit und der Generaldirektion der Miliz.741 Artikel 5. Das Verlassen der Arbeitskolonie gilt als Flucht und wird gemäß den geltenden Gesetzen bestraft. Kapitel III Artikel 6. Die Wohnsitzpflicht und die Arbeitsplatzpflicht werden feindlichen und verdächtigen Elementen in den Städten und Arbeiterzentren auferlegt, an Orten, die von der Regierung benannt werden. Sie gelten für: a) Alle ehemaligen Ausbeuter: die ehemaligen Gutsbesitzer, Bankiers, Großhändler (im Einzel- oder Großhandel), die enteignet wurden oder deren Besitztümer aufgrund der geltenden Gesetze nationalisiert wurden, die ehemaligen Fabrikanten, deren Unternehmen nach dem Gesetz vom 11. Juni 1948 oder später verstaatlicht wurden. Ausgenommen sind die ehemaligen Besitzer der Apotheken, Drogerien, kleinen Ateliers und kleinen Verkaufsläden. b) Die Familienangehörigen der Vaterlandsverräter und Spione, die seit 1945 landesflüchtig sind (Mutter, Schwester, Vater).

740 741

Im Original: „Serviciul Special de Informaţii – S.S.I.“. Kursivschrift entspricht Unterstreichungen von Hand im Original.

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c) Die Familienangehörigen der Vaterlandsverräter, der Elemente, die unserem Regime feindlich gesinnt sind und vor 1944 das Land durch Flucht verlassen haben und die eine feindliche Tätigkeit zur Verunglimpfung unseres Regimes ausüben (Mutter, Schwester, Vater). d) Die Familienangehörigen der für Verbrechen wie Vaterlandsverrat und Spionage Verurteilten. Artikel 7. Aus den in Absatz a, b, c, d angeführten Kategorien sind ausgenommen die großen Künstler, Bildhauer, Maler, Komponisten, Akademiemitglieder, wenn sie den Beweis erbracht haben, dass sie ehrlich arbeiten und der Gesellschaft nützlich sind. Artikel 8. Ebenso gilt die Wohnsitzpflicht nicht für Eltern, deren Sohn in der Armee dient, bis die militärische Situation des Sohnes geklärt wird. Artikel 9. All jene, die den Pflichtwohnsitz verlassen, werden vor Gericht gestellt und müssen mit einem Strafmaß von 15 bis 20 Jahren Haft rechnen.742 Artikel 10. Personen mit Pflichtwohnsitz und Pflichtarbeitsplatz, die die Arbeit unter den gegebenen Bedingungen und am festgelegten Ort verweigern, werden vor Gericht gestellt und müssen mit einem Strafmaß von drei bis fünf Jahren Haft rechnen.743 Nach Abbüßen der Strafe werden sie an den Arbeitsplatz zurückgeschickt, von wo sie geflohen sind. Artikel 11. Der Pflichtwohnsitz wird von einer regionalen Kommission festgelegt, die aus dem Parteisekretär, dem Regionalchef der Staatssicherheit und dem Regionalchef der Miliz zusammengesetzt ist und die Akten und Vorschläge prüft, die ihnen von der Securitate744 bzw. der Miliz vorgelegt werden (je nach Zuständigkeitsbereich). Nach der Genehmigung durch die Regionalkommission werden alle Unterlagen, samt den Schlussfolgerungen und Vorschlägen dieser Kommission an die Zentralkommission weitergeleitet, die beim Ministerium für Innere Angelegenheiten gebildet wird. Nach der Genehmigung durch die Kommission des Ministeriums für Innere Angelegenheiten ist der Beschluss rechtsgültig und wird durch Verfügung dieser Kommission von den zuständigen Organen durchgeführt. Kapitel IV Die Arbeitsbataillone Artikel 12. In die Arbeitsbataillone, die je nach Bedarf des Staates eingerichtet werden, werden alle arbeitsfähigen Männer verpflichtet, die nachweislich sechs Monate im Jahr nicht arbeiten bzw. keine bestimmte und dauerhafte Beschäftigung haben. Artikel 13. In die Arbeitsbataillone werden folgende Elemente eingezogen: Makler, kleine Spekulanten, Handwerker ohne Berufsgenehmigung und ohne Anstellung, Personen, die vom Verkauf angehäufter persönlicher Dinge leben und keinen Arbeitsplatz annehmen, usw.

742 743 744

Artikel 9 entspricht Artikel 1 des Dekrets Nr. 258. Artikel 10 entspricht Artikel 2 des Dekrets Nr. 258. Im rumänischen Text verwendete Bezeichnung für den Staatssicherheitsdienst.

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Artikel 14. In die Arbeitsbataillone werden die Leute unter Bewachung eingezogen, und sie arbeiten unter Bewachung.745 Artikel 15. Sie erhalten einen Lohn, der dem Lohn der Arbeiter, die die gleiche Arbeit verrichten, vergleichbar ist. Artikel 16. Entlassen werden die zur Arbeit in den Arbeitsbataillonen Eingezogenen nach Abschluss der Arbeiten bzw. wenn sie sich Verdienste bei der Arbeit erworben haben. Artikel 17. Der Beschluss zur Verschickung in Arbeitsbataillone wird von der gleichen Kommission gefasst, die für den Pflichtwohnsitz eingerichtet wurde. Zusätzlich wird diese Kommission ihren Beschluss an eine weitere Kommission weiterleiten, die gebildet wird aus: dem Vertreter des Regionsvolksrates, dem Vertreter der Regions-Securitate und der Regions-Miliz. Diese Kommission hat den Auftrag, den betroffenen Bürger zu stellen, ihm den Mobilisierungsbeschluss mitzuteilen, ihn auf der Stelle der jeweiligen Arbeitseinheit zuzuweisen und ihn einzuziehen. Artikel 18. All jene, die aus den Arbeitsbataillonen fliehen, werden vor Gericht gestellt und müssen mit einem Strafmaß von fünf bis zehn Jahren Haft rechnen. Kapitel V Schluss- und Übergangsverfügungen Artikel 19. Das Ministerium für Innere Angelegenheiten wird weiterführende Anweisungen zur Durchführung der Anordnungen des Dekretes kraft seiner Befugnis erarbeiten, Arbeitskolonien und Arbeitsbataillone einzurichten, und als einschlägiges Führungs- und Koordinationsorgan. Artikel 20. Die gemäß Dekret-Gesetz Nr. 6/1950 gegründeten Arbeitseinheiten werden automatisch in Arbeitskolonien umgewandelt. Erlassen in Bukarest, am 22. August 1952.746 Der Vorsitzende des Ministerrates der Rumänischen Volksrepublik gez. Gheorghe Gheorghiu-Dej. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 78/1950, f. 10–17, 19, 21.

135. Eingabe des Deutschen Antifaschistischen Komitees an das ZK der RAP wegen der Diskriminierung rumäniendeutscher Schüler bei der Aufnahme in den zweiten Zyklus der Elementarschulen (11. September 1952) Deutsches Antifaschistisches Komitee in der Rumänischen Volksrepublik Bukarest – Pitar Moşi No. 18.747 Bukarest, den 11. September 1952 Telefon: 2-98-31

745 746 747

Artikel 14 und 17 wurden am Rand angestrichen. Datum von Hand eingefügt. Zweisprachiger, rumänischer und deutscher, Briefkopf.

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An das Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei748 Bukarest

Note Das Deutsche Antifaschistische Komitee in der RVR hat die Aufgabe, unter anderem zur Umerziehung der Angehörigen der deutschen nationalen Minderheit beizutragen, auf die Erziehung der Kinder in den Schulen mit deutscher Unterrichtssprache 749 zu achten und die Schulbehörden dabei wirksam zu unterstützen. Die Kader des DAK verlieren diese von unserer Partei gestellten Aufgaben in ihrer Arbeit nicht aus den Augen und melden die in den Schulen mit deutscher Unterrichtssprache festgestellten Abweichungen von der Linie unserer Partei und Regierung. Das DAK in der RVR wurde im Vorfeld des Schulanfangs von den Mitgliedern des Exekutivbüros und von den zentralen Instrukteuren, die vor Ort in den Regionen Temesvar und Arad tätig sind, auf einige Probleme hingewiesen, die wir dem ZK der RAP zur Kenntnis bringen. Für das Schuljahr 1952/53 hat unsere Partei und Regierung zur Sicherung einer guten Funktionsweise der Schulen und der Erziehung der Kinder im neuen Geiste eine Reihe von Maßnahmen getroffen. Gleichzeitig wurden auch Maßnahmen getroffen, damit die Einschulung, in erster Linie der Arbeiter- und Bauern-Kinder, unter den besten Bedingungen erfolgen kann; auf der anderen Seite wurden Maßnahmen zur Entfernung der Kinder von ausbeuterischen und feindlichen Elementen aus dem Mittel- und Hochschulwesen getroffen. Die Maßnahmen sind willkommen, sie wurden rechtzeitig angeordnet, und sie werden von der Klasse der Arbeiter und werktätigen Bauern ohne Unterschied der Nationalität unterstützt. Trotzdem muss darauf hingewiesen werden, dass manche Stellen im öffentlichen Schulwesen diese Maßnahmen, die sich auf eine strenge Klassendifferenzierung beziehen, nicht entsprechend umzusetzen vermögen, sondern sie völlig bürokratisch und mechanisch umsetzen, wodurch sie einen nationalistischen und einseitigen Anstrich bekommen. In der Verfügung des Ministeriums für das Öffentliche Schulwesen heißt es: „Den Kindern der Ausbeuter, Enteigneten usw. ist die Aufnahme in den zweiten Zyklus der Elementarschulen750 und in die Mittelschule nicht gestattet.“ Nun meinen die Inspektorinnen für das öffentliche Schulwesen in der Region Temesvar, die Genossinnen Câmpeanu und Gandelmann, dass auch die Kinder der enteigneten Bauern aus den Reihen der deutschen nationalen Minderheit ohne Klassendifferenzierung in den zweiten Zyklus der Elementarschule nicht aufgenommen werden dürfen. Es ist indes hinlänglich bekannt, dass die Landbevölkerung deutscher Nationalität aufgrund des Enteignungsgesetzes von 1945 ohne Klassendifferenzierung enteignet wurde, ohne Rücksicht darauf, wie viel Boden oder Häuser man besaß. Zweitens ist auch den Kindern der Landesflüchtigen und Vaterlandsverräter die Aufnahme in den zweiten Zyklus der Elementarschule nicht gestattet. Auch dieser Punkt wird so ausgelegt, dass die Kinder, deren Eltern im Ausland sind, nicht in die II. Stufe aufgenommen werden. 748 Auf der ersten Seite unten Eingangsstempel der Kanzlei des Sekretariats [des ZK der RAP] mit dem handschriftlichen Eintrag der Nummer 1282 und dem Datum 13. September 1952. 749 Textstelle von Hand unterstrichen. 750 Nach der Schulreform von 1948 gab es in Rumänien die verpflichtende Elementarschule, die aus einem sogenannten ersten Zyklus (Klassen 1–4) und einem zweiten Zyklus (Klassen 5–7) bestand.

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Auch hierzu muss man wissen, dass aus fast allen Familien der deutschen Minderheit ein Mitglied im Ausland weilt. 1943 wurden aus unserem Land freiwillig oder gezwungenermaßen aufgrund eines Abkommens zwischen Hitler und Antonescu etwa 40–42.000 Männer deutscher Nationalität im Alter von 18–35 Jahren in die Wehrmacht bzw. SS der deutschen Faschisten eingereiht. Es muss betont werden, dass diese Männer in der Mehrzahl arme Bauern und Mittelbauern bzw. Arbeiter waren, weil die Großbauern und Bürgerlichen vom Wehrdienst befreit waren. Heute ordnen die Schulbehörden all jene, die in die faschistische deutsche Armee oder die SS eingereiht wurden oder sich freiwillig eingereiht haben und nicht heimgekehrt sind oder keine Möglichkeit haben zurückzukehren, als landesflüchtig ein und schließen deren Kinder von der zweiten Grundschulstufe aus. Ebenso die Kinder derjenigen, die sich im Ausland befinden, weil sie von der Wiederaufbauarbeit in der UdSSR aus Krankheitsgründen nach Deutschland geschickt wurden und sich von dort nicht repatriieren konnten. Ein drittes Problem ergibt sich daraus, dass aufgrund der Verfügung den Kindern der faschistischen Elemente, die für Delikte gegen die Interessen des werktätigen Volkes und des Staates in Lager interniert waren, der Zugang zur zweiten Grundschulstufe verwehrt ist. Die Schulbehörden stellen hier alle Angehörigen der deutschen nationalen Minderheit, die Wiederaufbauarbeit in der UdSSR geleistet haben, den Faschisten, die nach dem 23. August 1944 in Lager gesteckt wurden, gleich, folglich wird auch ihren Kindern der Zugang zur II. Stufe des Grundschulunterrichts verwehrt. Alles oben Aufgezeigte wurde von Genossen Szekler Ioan751, dem stellvertretenden Sekretär des Exekutivbüros des DAK in der RVR, bestätigt, der diese Probleme mit den Inspektorinnen für das öffentliche Schulwesen in der Region Temesvar, den Genossinnen Câmpeanu und Gandelmann, diskutiert hat. Anwesend war auch Genosse Miclescu, Instruktor des ZK der RAP für die Region Temesvar. Andererseits hat Genossin Paulovits, die Instruktorin des ZK des DAK in der RVR, bei einem Aufenthalt in der Region Arad festgestellt, dass in der Gemeinde Guttenbrunn, Rayon Lippa, über 300 Kinder aus den Reihen der deutschen nationalen Minderheit in den zweiten Zyklus der Elementarschule nicht aufgenommen worden sind. Das DAK in der RVR gründet seine Tätigkeit auf die Resolution des Politbüros des ZK der RAP in der nationalen Frage vom Dezember 1948, wo es heißt, dass die demokratische Lösung des Problems der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen und im Banat „auf der Grundlage der Klassendifferenzierung unter den Bedingungen der Zuspitzung des Klassenkampfes verwirklicht werden“ muss. Und weiter, dass die „faschistischen Elemente sowie die Verkünder der sogenannten ‚deutschen Einheit‘, welche die Solidarität zwischen den Werktätigen zu untergraben trachten und der Klassenpolitik der reaktionären Bourgeoisie dienen“752, entlarvt werden müssen. Das Exekutivbüro des DAK erachtet die Verfügung der Regierung und der Partei bezüglich der Reinhaltung des öffentlichen Schulwesens auf der Grundlage der Klassendifferenzierung und im Interesse der Arbeiterklasse und unseres Vaterlandes als richtig und willkommen, ist aber gleichzeitig der Ansicht, dass ihre bürokratische und mechanische Umsetzung durch die Schulbehörden in den Reihen der deutschen nationalen Minderheit sehr viel Schaden anrichtet und nicht im Sinne der Resolution unserer Partei ist. 751 752

Johann Szekler, s. Anm. 569. Vgl. Dokument Nr. 108.

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Deswegen macht das DAK in der RVR folgende Vorschläge: 1. Bei der Einschreibung der Kinder in die Schulen mit deutscher Unterrichtssprache sollen die Schulbehörden bei den enteigneten Eltern deren einstige soziale und politische Situation berücksichtigen, also ob sie werktätige Bauern, Klein- und Mittelbauern oder Ausbeuter bzw. Exponenten des Hitlerismus waren. 2. Bei den Landesflüchtigen sollen sie die soziale Situation der Eltern des Schülers in der Vergangenheit berücksichtigen und darauf achten, ob diese führende Mitglieder einer faschistischen Organisation waren (NSDAP, ES, DM, DJ, Frauenwerk, Volksgemeinschaft, NSV usw.753) und in diesem Fall die Verfügungen strikt anwenden. Ebenso soll darauf geachtet werden, ob die im Ausland lebenden Eltern oder ein Elternteil von der Wiederaufbauarbeit in der UdSSR ohne ihren bzw. seinen Willen nach Deutschland oder Österreich geschickt wurden. 3. Was die Wiederaufbauarbeit in der UdSSR anbelangt, muss berücksichtigt werden, dass etwa 45–50.000 Bürger aus den Reihen der deutschen nationalen Minderheit Wiederaufbauarbeit in der UdSSR geleistet haben und dass die Mehrheit der Heimkehrer Freunde der UdSSR sind und nicht als Faschisten eingestuft werden können, die in Konzentrationslagern waren, und auch ihre Kinder können nicht wie die Kinder der Faschisten behandelt werden, wenn die Eltern Arbeiter, werktätige Bauern oder Mittelbauern sind. 4. In den Regionen, Rayons und Gemeinden mit deutscher Bevölkerung sollen die Schulbehörden eine engere Verbindung zu den regionalen und rayonalen DAK-Komitees pflegen, ebenso zu den aktiven Antifaschisten und zu den Abgeordneten der Gemeindevolksräte, um einige für sie unklare Fälle zu klären. Das DAK in der RVR ist der Ansicht, dass, wenn die Schulbehörden weiterhin auf einer bürokratischen und mechanischen Umsetzung der Verfügungen beharren, dies die Auflösung des zweiten Zyklus an den Elementarschulen wie auch aller Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache nach sich ziehen wird, weil die Eltern der Kinder aus den Reihen der deutschen mitwohnenden Nationalität in eine der betreffenden Kategorien fallen. [Zweisprachiger Stempel] [Unterschriften:] Geltz Filip, Dezsu Ch.754 Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 148/1952, fol. 4–7.

136. Das Politbüro des ZK der RAP debattiert das Problem der Wohnungsräumungen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (16. September 1952) Protokoll Nr. 27 der Sitzung des Politbüros des ZK der RAP vom 16. September 1952 […] Gheorghe Gheorghiu-Dej: Ich möchte noch ein Problem aufwerfen, ohne dass wir hier ins Detail gehen mit den Diskussionen, weil wir dazu eine vorbereitende Studie brauchen. Es handelt sich um die Evakuierungen. Wir müssen hier unbedingt eine Regelung finden, sonst werden eines schönen Tages alle Institutionen, die zentralen wie die regionalen, aus Mangel an Wohnraum auf die Räumung von ausbeuterischen Elementen zurück753 754

Alle Kürzel und Bezeichnungen deutsch im Original. Christine Dezsu, Mitglied des DAK (Bukarest).

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greifen. Und mit diesem Begriff – ausbeuterische und feindliche Elemente – kann wer immer bezeichnet werden. Ich habe das gestoppt und die Leute im Innenministerium gewarnt, dass ich das, was im Schiltal passiert ist, für eine Provokation halte. Zu allererst hat man dafür nicht den passenden Zeitpunkt gewählt: Geradewegs während der Debatten um die Verfassung755 fällt uns ein, in die Häuser einzudringen und den Leuten 48 Stunden Zeit zu geben, ihr Hab und Gut zu packen und zu verschwinden. Ohne zu fragen, wer sie sind, ohne Rücksicht darauf, dass die Verfassung diskutiert wird, wo von der Unverletzlichkeit der Wohnung die Rede ist, wo wir vom Eigentum sprechen. In grober und unerlaubter Weise wurde eine Reihe von Vorschriften verletzt. Es wurden Prinzipien unserer eigenen Verfassung und Gesetze unseres Landes verletzt. Und wie verhext: Nach unserer Beratung mit den Bergarbeitern im Schiltal, nachdem wir feststellen konnten, dass der Eifer angefacht wurde und Interesse an der Produktionssteigerung besteht und es auch gute Ergebnisse gibt, fällt uns diese Maßnahme ein, die von der Führung nicht unter Kontrolle gehalten werden konnte und die uns vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Vielleicht gibt es einen Beschluss dazu, mal sehen, wo er gefasst wurde. Nur sollten wir uns darüber einig sein, dass wir entweder Beschlüsse erlassen, in denen die Dinge klar und präzise benannt werden, damit nur das, was dort steht, umgesetzt werden kann, oder aber, wenn es sich um einen Beschluss genereller Art handelt, muss bei seiner Anwendung klar sein, wie er in der Praxis umgesetzt wird. Sonst riskieren wir, vor Tatsachen gestellt zu werden, die böse Folgen haben können. Außerdem ist zu beachten, dass wir prinzipiell nicht den Weg der Evakuierung gehen können. Ich verstehe, dass wir aufgrund einer gründlichen Analyse, die mit größter Diskretion durchzuführen ist, die ehemaligen ausbeuterischen und feindlichen Elemente unter Beobachtung halten, damit wir wissen, wen wir zuerst drannehmen. Man kann einen Händler auf die Liste setzen, weil er nichts zu suchen hat im Schiltal, oder einer war Legionär – für seine Taten sind staatliche Organe zuständig, die wissen, was sie zu tun haben. Man packt ihn, haut ihn, und wenn es ein entsprechendes Gesetz gibt, kann ihm nach dem Gesetz das Haus beschlagnahmt werden. Und so kann man verschiedene Lösungen finden, um die Schieber zu treffen. Dieses Argument und diese Aktion werden den breiten Massen des werktätigen Volkes gefallen. Aber Leute aus ihren Häusern auszuheben und auch noch in der Art, wie das geschehen ist, ist – finde ich – ein Abenteuer. Die Evakuierungen dieser Art wurden eingestellt. Wir müssen die Leute aus dem Innenministerium, die im Bereich der Volksräte tätig sind – vor allem die Mitarbeiter des Inneren und aus dem Ministerium für Staatssicherheit – in die Pflicht nehmen, lassen Sie uns eine Direktive ausgeben zur Orientierung dieser Ministerien, eine Direktive für Evakuierungen, damit weder das Innenministerium nach eigenem Gutdünken handelt noch die lokalen Partei- und Staatsorgane sich Initiativen leisten, die dann den Einsatz der Parteiorgane zur Beruhigung der Dinge, zum Löschen des Feuers erfordern. 755 Die Presse veröffentlichte den Verfassungsentwurf bereits im Juli des Jahres (siehe: Entwurf der Verfassung der Rumänischen Volksrepublik, in: „Neuer Weg“ vom 18. Juli 1952, S. 1–3). Die neue Verfassung der RVR wurde am 24. September von der Großen Nationalversammlung angenommen und am 27. September im Amtsblatt publiziert (Constituția Republicii Populare Române, in: B.O. Nr. 1 vom 27. September 1952).

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[…] Oder aber wir schlagen die Nationalisierung aller Häuser vor, dann kann wann immer evakuiert werden, aber per Gesetz, aufgrund einer Verfügung. Es müsste sich jemand damit befassen, eine Direktive auszuarbeiten. Ich würde vorschlagen, dass einige Genossen aus der Parteiführung sich dieses Problems annehmen. Wen schlagen Sie vor? Iosif Chişinevschi und Miron Constantinescu: Genossen Moghioroş. Emil Bodnăraş: Und Genossen Coliu. Gheorghiu-Dej: Ich schlage Coliu756 und Drăghici757 unter der Anleitung von Moghioroş vor. Jedenfalls, auch wenn es den Evakuierungsbeschluss gibt, solange es dazu keinen Ausführungsbefehl gibt, wird nichts unternommen. Alexandru Moghioroş: Von uns gibt es einen Beschluss, den sie abgeändert haben. Es gibt ein Protokoll … Gheorghiu-Dej: Bringt mir dieses Protokoll. Gab es für das Schiltal einen Beschluss? Moghioroş: Es gab einen generellen Beschluss für die großen Städte. […] Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 83/1952, fol. 3–22. Veröffentlicht in und übersetzt nach: Stenograme 2007, Teilband 2, Dokument Nr. 40, S. 353–365, hier S. 354, 363f.

137. Stellungnahme des ZK der RAP zur Eingabe des DAK wegen der Diskriminierung rumäniendeutscher Schüler bei der Aufnahme in den zweiten Zyklus der Elementarschule (18. September 1952) Rumänische Arbeiterpartei Zentralkomitee Abteilung Leitungsorgane der Partei, der Gewerkschaften und des VdWJ Bereich Massenorganisationen

Referat zur Note des DAK im Zusammenhang mit dem zweiten Zyklus der Elementarschule Bezug nehmend auf gewisse Maßnahmen der Regierung zur Sicherung guter Bedingungen für den staatlichen Unterricht durch die Beseitigung der Kinder der ausbeuterischen und feindlichen Elemente aus dem Mittel- und Hochschulwesen, erklärt sich das DAK mit den Regierungsmaßnahmen einverstanden, ist indes der Ansicht, dass diese Maßnahmen nicht bürokratisch und mechanisch umgesetzt werden sollten, ohne Beachtung der Klassendiffe-

756 Dumitru Coliu (1907–1979), von Beruf Offizier, zu jener Zeit Leiter der Sonderabteilung für militärische Probleme des Ministerrates; Mitglied im ZK der RKP/RAP (1938–1979), stellvertretendes Politbüromitglied (1952–1969), Vorsitzender des obersten Disziplinarausschusses der Partei (1960–1969). 757 Alexandru Drăghici (1913–1993), stellvertretendes Mitglied (1945–1948) und Vollmitglied (1948–1968) im ZK der RKP/RAP, Mitglied im Organisationsbüro (1950–1952) des ZK, stellvertretendes Mitglied (1954–1955) und Vollmitglied im Politbüro (1955–1968), langjähriger Innenminister (1952–1965) und Chef der gefürchteten „Securitate“. 1968 aller Partei- und Staatsämter enthoben und vom General zum einfachen Soldaten degradiert..

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renzierung unter den Schülern, wie dies die Inspektorinnen Câmpeanu und Gongelmann758 vom Schulinspektorat der Region Temesvar ausgelegt und umgesetzt haben. Zu den obigen Hinweisen des DAK stellen wir Folgendes fest: 1. Das Ministerium für das Öffentliche Schulwesen hat einen Inspektor nach Temesvar geschickt, der Maßnahmen getroffen hat in dem Sinne, dass die genannten Verfügungen gemäß dem Prinzip der Klassendifferenzierung umgesetzt werden. 2. Der Verweis des DAK, dass in Guttenbrunn, Rayon Lippa, über 300 Kinder aus den Reihen der deutschen Minderheit keine Aufnahme in den zweiten Zyklus der Elementarschule gefunden habe, stimmt nicht mit der Realität überein. In Wahrheit wurden nur neun Kinder, Söhne von Großbauern oder feindlichen Elementen, nicht in den zweiten Zyklus aufgenommen, was rechtmäßig ist. 3. Aus anderen Regionen mit zahlreicher deutscher Bevölkerung, so aus den Regionen Stalin und Arad, wurden isolierte Fälle gemeldet, die beigelegt wurden. [Unterschrift:] Rădulescu

18.IX.1952 EC/2 Ex. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 148/1952, fol. 3.

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In der Eingabe (Dokument Nr. 135) lautete der Name „Gandelmann“.

1953 138. Das Politbüro des ZK der RAP verhandelt über die Auflösung der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten (14. Januar 1953) Auszug aus dem Ergebnisprotokoll Protokoll Nr. 1 der Sitzung des Politbüros des ZK der RAP vom 14. Januar 1953759 [Gheorghe] Gheorghiu-Dej schlägt als Tagesordnung vor: 1. Bericht über den derzeitigen Stand und die in der aktuellen Situation anstehenden Maßnahmen betreffend die Pflügerfront, den Demokratischen Verband der Frauen760, den Ungarischen Volksverband761 und die Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten. (Der Bericht wurde verfasst von einer Kommission, bestehend aus den Genossen I[osif ] Chişinevschi, Al[exandru] Moghioroş und P[etre] Borilă, auf Grund der Beauftragung durch das Politbüro in seiner Sitzung vom 20. Dezember 1952.) Das Politbüro genehmigt die Tagesordnung. 1. Der Bericht über die Pflügerfront und den Demokratischen Frauenverband wird von Genossen Moghioroş präsentiert. Der Bericht betreffend den Ungarischen Volksverband und die Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten wird von Genossen Borilă vorgestellt und von Genossen Chişinevschi ergänzt, der Bezug nimmt auf die Tschechische Kolonie und das Polnische Haus. Auf Grund der Darlegungen und Diskussionen beschließt das Politbüro: a) Der Entwurf „Beschluss über die Anleitung der gesamten Tätigkeit der Pflügerfront im Rahmen der Volksräte“ wird genehmigt. b) Der Entwurf „Beschluss über die Festigung der Tätigkeit der Partei in den Reihen der Frauen“ wird mit folgenden, in der Sitzung vorgenommenen Änderungen angenommen: […]. c) Der Entwurf „Beschluss über die Überleitung der gesamten Tätigkeit des Ungarischen Volksverbands und der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten auf

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Stempelaufdruck oben links: „Intrare strict secret“ (dt.: Eingang streng geheim), mit handschriftlichem Eintrag der Nummer und des Datums: Nr. 2/14. Januar 1953, oben links Registrierstempel des Politbüros des ZK der RAP mit dem handschriftlichen Nummerneintrag 5/1953. 760 Im rumänischen Original wird das Kürzel U.F.D.R. für Uniunea Femeilor Democrate din România – Demokratischer Frauenverband in Rumänien verwendet. Vgl. Anm. 571. 761 Im rumänischen Text wird das Kürzel U.P.M. für Uniunea Populară Maghiară verwendet.

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die Volksräte und die anderen Massen- und Kulturorganisationen“ wird mit folgenden Bemerkungen genehmigt: – Das Demokratische Armenische Komitee wird ebenfalls aufgelöst, genauso wie die anderen Komitees der nationalen Minderheiten, wonach ein Klub (eine armenische kulturelle Institution) gegründet wird. – Gründlich untersucht und mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht werden soll durch die Partei- und Staatsorgane die Arbeit in den Reihen der deutschen, türkischen und tatarischen Bevölkerung, um die Klassendifferenzierung zu vertiefen, die Äußerungen von „nationaler Einheit“ ohne Klassenunterscheidung zu entlarven und die werktätige Bevölkerung dieser Minderheiten zum Kampf für die Konsolidierung der RVR und gegen den Nationalismus und Chauvinismus, gegen die Spione und anderen Agenten des Imperialismus zu mobilisieren. (Die drei Beschlussentwürfe werden beigefügt.) d) Die Umsetzung sämtlicher Maßnahmen aus den Beschlüssen betreffend die Pflügerfront, den Demokratischen Frauenverband, den Ungarischen Volksverband und die Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten wird auf der Grundlage eines konkreten Planes erfolgen, der Folgendes enthalten wird: – Sitzungen der Zentralkomitees dieser Organisationen, in denen die vom Politbüro angezeigten organisatorischen Maßnahmen beschlossen und begründet werden; – die politische Schulung der unteren Masse der Mitglieder aus diesen Organisationen, damit sie die Richtigkeit der Maßnahmen verstehen und sie unterstützen; – die richtige Umverteilung der Kader aus diesen Organisationen, so dass niemand auf der Strecke bleibt; – die rationelle Verteilung der Sitze und des gesamten Eigentums dieser Organisationen. e) Das Politbüro beauftragt die Genossen Chişinevschi, Moghioroş und Borilă: – die Umsetzung aller Maßnahmen bis zum 1. April 1953 sicherzustellen, mit Unterstützung der Leitungskader der betreffenden Organisationen; – dem Politbüro bis zum 15. Februar Vorschläge vorzulegen betreffend die Presse und die Publikationen dieser Organisationen; – für das Politbüro Vorschläge vorzubereiten betreffend die Schulen, Theater und anderen Kulturinstitutionen der nationalen Minderheiten. 2. Auf Vorschlag von Genossen Gheorghiu-Dej beschließt das Politbüro: a) In einer nächsten Sitzung sollen die Lehren analysiert werden, die aus dem Prozess von Prag gegen das staatsfeindliche Verschwörungszentrum von Slansky762 und aus dem kriminellen Wirken der Mörderärzte763, das kürzlich in der UdSSR entdeckt wurde, für unsere Partei gezogen werden müssen. 762 Rudolf Slánský (1901–1952), Generalsekretär der KP der Tschechoslowakei (1945–1951), wurde als Leiter einer angeblichen „Bande von Trotzkisten, Titoisten und Zionisten“ 1952 in einem Schauprozess abgeurteilt und hingerichtet. 763 Die „Schädlingsärzte“ oder „Mörderärzte“ hatten sich angeblich vorgenommen, durch Fehlbehandlung die sowjetische Parteiführung zu eliminieren. Die Ärzteaffäre, die mit dem Tod Stalins am 5. März 1953 für die Verfolgten glimpflich endete, stellte den Höhepunkt von Stalins virulentem Antisemitismus dar.

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b) Im Licht dieser Lehren wird die Tätigkeit des Joint764 in unserem Land und das zwischen dieser Organisation und Luca geschlossene Abkommen überprüft. c) Desgleichen wird die Frage der jüdischen Gemeinschaften in unserem Land untersucht und es werden dem Politbüro Vorschläge in dieser Angelegenheit vorgelegt. […] Es unterschreiben: [Unterschriften in dieser Reihenfolge v. o. n. u.:] Gheorghiu-Dej, Chişinevschi, Borilă, Moghioroş, Pârvulescu, Chivu, Constantinescu, Bodnăraş.

Auszug aus dem Diskussionsprotokoll Stenogramm der Sitzung des Politbüros des ZK der RAP vom 14. Januar 1953765 [Gheorghe] Gheorghiu-Dej: Auf der Tagesordnung steht das Problem einiger Massenorganisationen. Die Genossen Chişinevschi, Moghioroş und Borilă wurden angewiesen, einen Bericht vorzubereiten über die Situation dieser Organisationen – die Front der Pfüger, den Demokratischen Verband der Frauen, den Ungarischen Volksverband, das Jüdische Demokratische Komitee, das Deutsche, das Russisch-Ukrainische, das Griechische, das Albanische, das Bulgarische, das Serbische und das Armenische Demokratische Komitee – über ihre Situation, über die Notwendigkeit ihres Bestehens in Anbetracht des Entwicklungsstadiums und der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage, in der sich unser Land befindet, und um konkrete Vorschläge zu diesen Organisationen zu machen. Sind sie notwendig? Haben sie noch einen Sinn in der Form, in der sie gewirkt haben? Welche Maßnahmen müssten wir im Hinblick auf diese Organisationen oder einen Teil davon treffen? […] [Petre] Borilă: Wir haben die Situation der Organisationen der nationalen Minderheiten untersucht und kamen zu dem Schluss, dass bei uns neben dem rumänischen Volk etwa 17 Nationalitäten, größere oder kleinere nationale Minderheiten, leben, zusammen rund 2.470.000 [Bewohner]. Wir verfügen über keine genauen Zahlen, weil einige nicht als Juden, Roma usw. eingetragen sind. Die nationalen Minderheiten sind insbesondere in der Autonomen Ungarischen Region sowie in den Regionen Stalin, Klausenburg, Temesvar, Großwardein, Galatz, Jassy, Konstanza, Bacău usw. ansässig. Die Mehrheit, insbesondere die Mehrheit der Ungarn und Deutschen (über 65 Prozent), leben auf dem Land. Von den anderen Minderheiten leben 90 Prozent in den Städten, und von den Juden, Griechen, Albanern gar 95 Prozent. Die gerechte Lösung der nationalen Frage durch unsere Partei ermöglichte es insbesondere in der aktuellen Phase der Entwicklung unseres Landes, dass allen nationalen Minderheiten Rechte gesichert wurden. Dies widerspiegelt sich in der Verfassung766 764 Joint – in jener Zeit gebräuchliches Kurzwort für die international tätige amerikanische Hilfsorganisation American Jewish Joint Distribution Committee. 765 Stempelaufdruck auf S. 1, oben rechts: „Intrare strict secret“ (dt.: Eingang streng geheim), mit handschriftlichem Eintrag der Nummer und des Datums: Nr. 3/14. Januar 1953. 766 Im September 1952 war eine neue Verfassung in Kraft getreten, die den nationalen Minderheiten kulturelle Rechte einräumte; die ungarische Minderheit erhielt auch das Recht auf regionale Selbstverwaltung (in der damals gegründeten Autonomen Ungarischen Region). Siehe: Constituţia

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und in der breiten Volksstruktur der Volksräte, den breitesten Massenorganisationen überhaupt, die sowohl den Bestrebungen der Minderheiten als auch den fundamentalen Interessen des rumänischen Volkes entsprechen. In Anbetracht dieser Tatsache sind wir der Ansicht, dass die Bedingungen geschaffen wurden, die genannten Organisationen der nationalen Minderheiten aufzulösen, weil sie geradezu ein Hindernis geworden sind für die Entwicklung der Arbeit unserer Partei, ein Hindernis für die Erziehung der Massen im Geiste des proletarischen Internationalismus und Patriotismus. Sie haben im Gegenteil begonnen, die Völker gegeneinander aufzuhetzen. Es gibt wenige Parteigremien, die uns erklären können, wie sie diese Organisationen geleitet haben, wie es in diesen Organisationen aussieht; die Organisationen haben sich von unserer Partei isoliert, obwohl in ihnen auch Parteimitglieder sitzen. Es ist schlimmer als bei den Frauen, insbesondere in einigen Organisationen, etwa bei den Juden, die sich stark von der Partei isoliert haben. Wir leiten sie zwar, aber wir wissen nicht, was sich überall zuträgt. Sie haben sich zum großen Teil zu Gefälligkeitsorganisationen für Kaufleute und Großbauern gewandelt; die Parteimitglieder aus diesen Organisationen kommen dauernd mit Interventionen. Diese Organisationen können und werden wahrscheinlich auch ausgenutzt, insbesondere die, die als legale Organisationen legale Arbeitsmöglichkeiten für die imperialistischen Spione bieten. In der Zeit der Illegalität haben wir sehr viele Organisationen dieser Art benutzt, religiöse, sportliche, Organisationen aller Arten. Auch sie [die Spione] nutzen diese Möglichkeiten. Die genannten Organisationen sind demnach in dieser Hinsicht eine Gefahr geworden. Die Bulgaren haben für ihre Schule keine Bulgaren gefunden und haben Serben und Albaner angehalten, Bulgarisch zu lernen. Die nationalen Minderheiten verfügen zudem über eine eigene Presse, was nicht gerechtfertigt ist. Zum Beispiel haben die Juden eine Zeitung in ungarischer Sprache in Klausenburg, eine in rumänischer und eine in jiddischer Sprache in Bukarest. Es gab auch einige gesonderte Kulturheime der Nationalitäten, die wir aufgelöst haben. Wenn wir eine Verbindung herstellen zu dem, was sich in der Tschechoslowakei zugetragen hat, was beim Slánský-Prozess herauskam, kann im Allgemeinen eine Verbindung zu allen hergestellt werden, was aber den Zionismus angeht, so ist erwiesen, dass der Zionismus ein[e] der wichtigsten Agenturen des amerikanisch-britischen Imperialismus war und weiterhin ist. Der Zionismus war hierzulande sehr stark, es gab ihn viele Jahre lang, er war von oben bis unten durchorganisiert, er wurde vom ausländischen, vom amerikanischen und englischen Imperialismus subventioniert, und er wurde von Imperialisten geleitet. Wir haben wenige Parteimitglieder, die nicht durch die zionistischen Organisationen oder jene der zionistischen Jugend gegangen sind. Es gibt wenige, die da nicht durchgegangen sind. Nicht zu reden von den neuen Parteimitgliedern, die den Pass in der Tasche haben, um nach Israel auszureisen. [Iosif ] Chişinevschi: Es gibt da einen stellvertretenden Staatsanwalt, eine Frau, die 1948 in die zionistische Organisation eingetreten ist. Borilă: Ich würde auch folgendes Problem aufwerfen: den von Legionären und Zionisten geprägten Nationalismus. Auf der letzten Vollversammlung im Mai wurden den AbRepublicii Populare Române, in: B.O. Nr. 1 vom 27. September 1952; deutsch in: „Neuer Weg“ vom 26. September 1952, S. 1–3.

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weichlern767 viele Fragen gestellt, auf die sie bis heute die Antworten schuldig geblieben sind. Ana Pauker hat den Vertreter Israels empfangen; dann wären da die Häftlinge, die Teohari Georgescu befreit hat, was auch Ana Pauker wusste; dann die massive Ausfolgung von Pässen für die Ausreise nach Israel, selbst erzwungenermaßen. All dies ist höchst bedenklich. Wir müssen die Abweichler und die Zionisten im Zusammenhang sehen, das erklärt vieles. Wir vergessen das, und nur wenn in dem einen oder anderen Land etwas passiert, geht uns ein Licht auf. Wir müssen ständig darauf achten. Wir haben diese Frage nicht vertieft, sie muss aber vertieft werden. Gheorghiu-Dej: Auf die Tagesordnung des Politbüros müssen wir die Analyse der Erfahrungen mit dem Prozess in der Tschechoslowakei und mit den jüngsten Geschehnissen um die „Ärzte“-Bande in der UdSSR setzen. Diese Probleme müssen wir eingehend diskutieren. Borilă: […] Ich nutze die Gelegenheit, um zu sagen, dass Ana Pauker im Ministerrat, im Büro für Leichtindustrie, nichts zu suchen hat. Ich finde, wir sollten sie sofort von dort entfernen, sie ist eine Gefahr. Man kann niemanden empfangen, denn sie sitzt im Nebenraum, sie kommt sehr regelmäßig ins Büro. Sie benutzt den Haupteingang und sieht, wer ein und aus geht. Wir schlagen die Auflösung all dieser Organisationen der nationalen Minderheiten vor. Nicht geklärt wurde die Situation des Armenischen Demokratischen Komitees, wir konnten hier keinen konkreten Vorschlag machen, ob man es umwandeln oder so lassen soll, wie es ist, es ist ein spezieller Fall. [Emil] Bodnăraş: Man kann ja fragen. Borilă: Wir sollten zunächst mit den Genossen768 sprechen. Wir haben zwar nicht so viele Armenier, aber das armenische Komitee vertreibt die sowjetische Presse auch im Ausland. Gheorghiu-Dej: Die anderen löst du auf. Borilă: Viele haben Chöre. Sie werden zu Abteilungen anderer Chöre; ich habe einen Plan ausgearbeitet. Gheorghiu-Dej: Nachher – nicht sofort – sollen sie einen Klub bilden. Borilă: Dieser Klub wird dem Komitee für Kunst unterstellt oder dem Volksrat, aber sie haben nichts verloren als Komitee. Ich schlage demnach die Auflösung all dieser Komitees vor. Es gibt ein noch viel gefährlicheres Problem, und zwar die jüdischen Gemeinden, die religiösen Charakter haben. Chişinevschi: Das gefährlichste Problem! Dort wird Spionagepolitik betrieben, wir haben es mit einer Form der kompletten Isolation zu tun. Borilă: Es gibt landesweit etwa 112 Gemeinden. Die Zahl der jüdischen Bewohner im Land beträgt etwa 260.000. Gheorghiu-Dej: Die Höchstzahl unter den volksdemokratischen Staaten. Borila: Sie besitzen Tempel, Bethäuser, Synagogen, etwa 603. Chişinevschi: Die Bethäuser sind kapitalistische und Spionage-Unternehmen.

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Ana Pauker, Vasile Luca und Teohari Georgescu waren 1952 wegen angeblicher Abweichung von der Parteilinie aus den Führungsgremien der Partei entfernt worden. 768 Gemeint sind die sowjetischen Genossen.

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Borilă: Die Gemeinden verfügen über Schlachthäuser für Geflügel, über Friedhöfe, sie halten Katechisationskurse, Talmud-Unterricht mit 1100 Kindern bis zum Alter von 7–8 Jahren. Früher waren es 3000 Kinder. Wir haben uns gedacht, ihnen die Synagogen und die Bethäuser zu lassen, aber die Geflügel-Schlachthäuser sollen zu den Volksräten übergehen, die Friedhöfe ebenfalls – so wie alle Friedhöfe; bei den Bädern muss man sehen, etwa 20 davon werden als Volksbäder genutzt. Wir sind der Ansicht, dass die Schlachthöfe und die Friedhöfe sofort übernommen werden können. Die nationalen Minderheiten gehen mit all ihren Anliegen zu ihren Organisationen, nur die Rumänen gehen zu den Volksräten. Der Volksrat ist für die Rumänen zuständig und diese Organisationen für die nationalen Minderheiten. Hier gibt es noch eine Sache, die ich gebeten habe zu untersuchen. Die Gemeinden haben per Gesetz im Jahr 1949 die Verfügung erhalten, das Hab und Gut der ehemaligen Organisation Joint zu liquidieren; heute wird immer noch liquidiert, und immer noch gibt es irgendein Fetzenzeug zu verteilen. [Constantin] Pârvulescu: Es muss ein Termin festgesetzt werden. [Miron] Constantinescu: Das ist seit Langem geschehen. Borilă: Es besteht die Tendenz, die Sache zu verzögern. Es werden immer noch Sachen verteilt. Wo kommen die denn alle her? Wir müssen dem ein Ende setzen. Es wurde der Vorschlag gemacht, bis zum 15. Februar zu klären, welche Zeitungen bestehen bleiben und welche nicht. Ein Teil kann sofort eingestellt werden. Im Juni wird ein Plan vorgelegt darüber, welche Schulen es in Zukunft noch geben soll. Es gibt zum Beispiel bulgarische Schulen, die aus Mangel an Schülern andere zwingen, Bulgaren zu werden. Die Griechen und Türken haben auch Schulen, in denen Tataren lernen. Chişinevschi: Ich hätte eine informative Ergänzung zu machen über das „Polnische Haus“ und die „Tschechoslowakische Kolonie“. Diese wurden zu Spionagezwecken geschaffen. 1945/46 wurde dem Sekretariat ein Projekt über ein „Polnisches Haus“ unterbreitet, dieses wurde abgelehnt, trotzdem gibt es das „Polnische Haus“. Gemäß der Volkszählung von 1948 leben in unserem Land 28.000 rumänische Staatsbürger tschechischer und slowakischer Nationalität, darunter 20 % Tschechen und 80 % Slowaken. Sie sind in 60 Dörfern und 12 Städten verstreut, wir können uns vorstellen, was für ein Netz das sein kann. […] „Das Polnische Haus“ ist eine nationale Organisation der Polen, die auf dem Territorium unseres Landes leben, ganz gleich ob sie rumänische oder polnische Staatsbürger sind, es ist eine vom vorigen Regime geerbte Institution […]. Sie steht in enger Beziehung zur polnischen Botschaft, es gibt ein Komitee in Bukarest mit Verbindungen zu den lokalen Komitees, etwa 20 Zweigstellen, denen man Material in polnischer Sprache schickt. In den letzten drei Monaten wurden Maßnahmen getroffen, das „Polnische Haus“ in den „Polnischen Volksverband“ umzuwandeln, dann in das „Demokratische Polnische Komitee“, was aber von unseren Gremien nicht akzeptiert wurde. 1948 gab es in Rumänien 6750 Bürger polnischer Nationalität, von denen 3700 auf dem Dorf lebten. Die Mehrheit der Polen ist in produktive Arbeit eingegliedert. Sie haben sechs Schulen mit polnischer Unterrichtssprache. […]

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Constantinescu: Was das „Polnische Haus“ und das tschechische angeht, so wurde bereits vor zwei Jahren die Auflösung dieser Organisationen gefordert. Diese Sache ist vom Außenministerium wahrscheinlich den Botschaften nicht mitgeteilt worden, oder es gab eine andere Vereinbarung mit den Botschaften. Obwohl die Organisationen nicht rechtmäßig eingetragen sind und ohne staatliche Genehmigung arbeiteten, wurden sie bewahrt und toleriert. Möglicherweise wurden diese Organisationen gerade von den feindlichen Kreisen in der Tschechoslowakei, Slánský, Gomulka769 usw. erhalten. Was das Demokratische Armenische Komitee betrifft, so ist der Hinweis von Genossen Borilă richtig, dass es sich um eine Sondersituation handelt. Von allen Nationalitäten ist die armenische die einzige, deren Volk in der UdSSR lebt und die außerdem eine beachtliche Tätigkeit in den kapitalistischen Ländern ausübt, wohin sie Zeitungen und verschiedene Publikationen mit sowjetischen Inhalten verschickt. Ich bin einverstanden mit dem Vorschlag, die Organisation später als Klub neu zu gründen, aber wir müssen uns vorher mit den sowjetischen Genossen beraten. Sie waren es, die die Umwandlung in ein Komitee vorgeschlagen haben. Ich glaube, sie werden damit einverstanden sein, dass man die Organisation eher für die Arbeit außerhalb der Landesgrenzen braucht, dafür sollte es einen Klub geben, eine Zeitung, eine Zeitschrift. Was den Ungarischen Volksverband und die anderen derartigen Organisationen angeht, sind diese nachgerade eine öffentliche Gefahr, denn es besteht die Tendenz zur Isolation, zum Separatismus, sie verbirgt sich unter der Maske der nationalen Einheit, so dass deren Auflösung notwendig ist. Gewiss muss man auch hier wie mit der Pflügerfront vorgehen. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich um die größte Massenorganisation nach der Pflügerfront handelt, muss eine Sitzung des ZK einberufen werden, in der sich [der Volksverband] selbst auflöst. […] Gheorghiu-Dej: Klare Sache. Wir sollten die Dinge auseinanderhalten: Auf der einen Seite haben wir die Komitees und die Massenorganisationen der Nationalitäten, auf der anderen Seite die jüdischen Gemeinden und was in Zusammenhang damit gesagt wurde. Eine Gleichbehandlung wäre falsch in Anbetracht der Tatsache, dass die Komitees der Nationalitäten auf Initiative unserer Partei gegründet wurden, als ein Instrument gegen den bürgerlichen Nationalismus jeder Nationalität, auch der rumänischen. Die mit steigendem Fortschritt zunehmenden und komplexen Aufgaben unserer Partei, die Veränderungen in unserem Land haben dazu geführt, dass sich mit der Zeit für die Organisationen der nationalen Minderheiten wie auch für die Pflügerfront die Frage ihrer Auflösung stellte, wiewohl unter Beachtung der Besonderheiten dieser Massenorganisationen und ihrer spezifischen Entwicklung. Uns ist es in der Zeit unserer Illegalität nicht gelungen, so viele [Menschen] in einer Massenorganisation zu versammeln wie dies der Madosz770 gelang. Sie hat eine fort769

Władisław Gomułka (1905–1982), polnischer Kommunist, zeitweilig Generalsekretär der Partei. Wurde 1948 wegen angeblicher rechtsnationalistischer Abweichung von der Stalin-treuen Fraktion seiner Partei gestürzt und 1951 inhaftiert. Für die rumänischen Politbüromitglieder eignete sich der so Gebrandmarkte Anfang 1953 neben Slánský als Sündenbock für ihre vormalige liberalere Nationalitätenpolitik. 770 MADOSZ – Magyar Dolgozók Országos Szövetsége – Landesverband der Ungarischen Werktätigen (1934 gegründet, geriet mit der Einführung der Diktatur Carols II. am 11. Februar 1938 in die Illegalität).

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schrittliche Rolle gespielt, eine bedeutende Rolle. In dieser Organisation trafen sich für gewöhnlich die Arbeiter und Bauern ungarischer Nationalität. In der Zeit, als das rumänische Bürgertum, die Reaktion, dem ungarischen Bürgertum die Hand reichte und sie gemeinsam die ungarische Bevölkerung unterjochten und unterdrückten, hat diese Organisation eine bedeutendere Rolle gespielt als die Pflügerfront. Die Madosz hatte Klassencharakter; mehr noch, im Kampf gegen nationale Unterdrückung und Verfolgung vereinte sie auch Elemente des kleinen Bürgertums, insbesondere die Bauern [sic], sowie die Arbeitermassen ungarischer Nationalität. Damals war diese Organisation gerechtfertigt, und es wäre gut gewesen, wenn die Partei auch in der jüdischen Bevölkerung eine ähnliche Organisation vorgefunden hätte, ebenso auch in der serbischen und deutschen Bevölkerung. Nur bei den Bulgaren, den Ungarn und den Russen hat es sie gegeben. Es ist interessant und bezeichnend, dass unsere Partei nur schwache Verbindungen zu der deutschen Bevölkerung in unserem Land aufbauen konnte. Kennzeichnend für die deutsche Bevölkerung in unserem Land in der Vergangenheit und nach dem 23. August ist, dass sie ein Vorposten des deutschen Imperialismus war, seines Geistes, mit seiner Einstellung und seiner Dreistigkeit. Ich mache auf die spezielle Situation dieser Bevölkerung aufmerksam. Es stellt sich die Frage: Warum konnte sich unsere Partei hier nicht durchsetzen? Es gab ja auch deutsche Arbeiter, nicht bloß Kleinbürger, Händler, Fabrikanten und Handwerker. Es ist uns nicht gelungen, eine Organisation zu schaffen, erstens weil unsere Partei schwach war und sich nicht überall verzetteln konnte, und weil diese Organisation771 von einem nationalistisch-chauvinistischen Geist durchdrungen war, Verbindungen hatte zu gewissen Organisationen in Deutschland und benutzt wurde; einige waren auch in der SS, das waren die gefährlichsten. Glaubt nicht, [die Deutschen] seien heute weniger gefährlich. Bildet Euch nicht ein, es habe im Bewusstsein dieser Bevölkerung so ernsthafte und grundlegende Veränderungen gegeben, dass unsere Wachsamkeit nicht mehr notwendig wäre. Wir haben es mit einer geschlossenen Masse zu tun. Die Zustände nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und die Situation, in der sich die deutsche Bevölkerung damals befand, haben eine Weile den Prozess der Klassendifferenzierung unterdrückt, auch weil wir uns diesem Problem nicht eingehend gewidmet haben und keine ernstzunehmende politische Arbeit in ihren Reihen geleistet haben. Auch heute noch verhält sich die Mehrheit der Deutschen reserviert. Constantinescu: Umso mehr, als wir sie alle enteignet haben. Gheorghiu-Dej: […] Wer kann uns garantieren, dass terroristische Organisationen, wie sie kürzlich in Deutschland entdeckt wurden, nicht auch hier entstehen, dass die diversen Führer der Spionageorganisationen ihre alten Verbindungen nicht wieder aufnehmen und die Spionagedienste aus der Zeit der Hitleristen nicht erneut aktivieren? Im Zusammenhang mit der Auflösung des Deutschen Demokratischen Komitees [!] und der anderen Betätigungsformen der deutschen Bevölkerung werden wir sehr vorsichtig sein müssen. Ich habe aus der Diskussion mit Genossen Walter Ulbricht772 etwas behalten, was er im Zusammenhang mit dem, was wir für die deutsche Bevölke771

Vermutlich sind hier die Deutschen im Allgemeinen, nicht das DAK gemeint. Walter Ulbricht (1893–1973), Generalsekretär des ZK der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) (1950–1971), stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates der DDR, später (ab 1960) Vorsitzender des Staatsrates der DDR. 772

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rung tun – Schulen usw. – gesagt hat: Passt auf, dass ihr keine Überraschungen erlebt! Nicht viel mehr. Was ich daraus geschlossen habe, ist, dass sie nicht begeistert sind von unserer liberalen Art, gar der fehlenden Wachsamkeit im Umgang mit der deutschen Bevölkerung. Wir müssen sehr ernsthaft darüber nachdenken. Wir lösen das Deutsche Demokratische Komitee [!] auf, das ein Deckmantel geworden ist für den legalen Einsatz der reaktionären Elemente, wie das auch bei der ungarischen Bevölkerung der Fall ist. […] Die Idee von der nationalen Einheit schwelt und flammt gelegentlich wieder auf, wir haben sie oberflächlich behandelt, diesen Äußerungen nicht genügend Beachtung geschenkt. Als ich mit der Delegation in Moskau war, hat man uns Fragen gestellt773 über die Schulen und was wir alles getan haben, die Druckwerke und die Bücher, die kulturellen Tätigkeiten, ob sie sich dort mit ihren nationalistischen Angelegenheiten beschäftigen und vielleicht über die Grenzen gucken. All diese Fragen wurden uns von einem so hohen Gremium gestellt. Zur jüdischen Bevölkerung. Die RVR hat die zahlreichste jüdische Bevölkerung unter den Ländern mit Volksdemokratie. Trotz der massiven Abwanderungen haben wir etwa 300.000 Seelen. Die Lage bei uns kann keineswegs mit der in Bulgarien verglichen werden, dort gibt es dieses Problem nicht. Sie hatten 40–50.000 [Juden], und alle sind weg. Wir haben mehr als Ungarn. Auch Polen hat weniger als wir. […] Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 2/1953, fol. 4–39. Abgedruckt in: Moraru 2012, Dokument 1, S. 23–44. Fragmente auch in: Baier 2005, S. 48–52.

139. Beschluss des ZK der RAP zur Auflösung der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten (14. Januar 1953) Beschluss774 des ZK der RAP über die Überleitung der gesamten Tätigkeit des Ungarischen Volksverbandes und der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten zu den Volksräten und anderen Massen- und Kulturorganisationen Dank der konsequenten leninistisch-stalinistischen Politik der Rumänischen Arbeiterpartei ist die nationale Frage in der RVR im Geist des proletarischen Internationalismus, der Verbrüderung zwischen dem werktätigen Volk aller Nationalitäten und der vollkommenen Gleichberechtigung der nationalen Minderheiten mit dem rumänischen Volk gelöst.

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Im Original steht an dieser Stelle: „nu s’au pus întrebări“ (dt.: … wurden keine Fragen gestellt), was – aus dem Zusammenhang zu schließen – ein Tippfehler ist. Richtig müsste es heißen: „ni s-au pus întrebări“ (dt.: … wurden uns Fragen gestellt). 774 Stempelaufdruck: „Intrare strict secret“ (dt.: Eingang streng geheim), mit handschriftlichem Eintrag der Nummer und des Datums: Nr. 6/14. Januar 1953, darunter Archivstempel des Politbüros des ZK der RAP mit dem handschriftlichen Nummerneintrag: 8/1953. Zahlreiche Stellen des Textes wurden mit rotem Farbstift unterstrichen oder am Rand angestrichen, was hier nicht wiedergegeben wurde.

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Die neue Verfassung der Rumänischen Volksrepublik bestätigt die auch auf diesem Gebiet vom rumänischen Volk in brüderlicher Zusammenarbeit mit den nationalen Minderheiten erzielten großen Erfolge. Unter diesen Bedingungen ist die Existenz der Organisationen und Komitees der nationalen Minderheiten, die bei der Mobilmachung der Massen der nationalen Minderheiten im gemeinsamen Kampf mit dem rumänischen Volk zur Schaffung und Festigung des volksdemokratischen Regimes eine positive Rolle gespielt haben, nicht mehr notwendig. Die Bevölkerung aus den Reihen der nationalen Minderheiten ist zum größten Teil in die Tätigkeit der Gewerkschaften, des VdWJ, der Kulturheime sowie in andere öffentliche, kulturelle und wissenschaftliche Organisationen und Institutionen eingegliedert. Die den nationalen Minderheiten angehörenden Werktätigen nehmen zusammen mit den rumänischen Werktätigen an der Tätigkeit der Volksräte teil, die mit Hilfe der ständigen Kommissionen und der Bürgerkomitees alle wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Probleme des gesamten werktätigen Volkes, gleich welcher Nationalität, erfolgreich lösen können. Gleichzeitig leistet das Fortbestehen dieser Organisationen einigen Äußerungen mit nationalistischem Charakter unter der Losung der sogenannten „nationalen Einheit“ Vorschub und gibt den nationalistischen, chauvinistischen, zionist-bundistischen u. a. Elementen die Möglichkeit, sie zu ihren feindlichen Zwecken zu nutzen. Das ZK der RAP beschließt: 1. Der Ungarische Volkverband, das Deutsche Antifaschistische Komitee, das Jüdische Demokratische Komitee, das Demokratische Komitee der russischen und ukrainischen Bevölkerung, das Albanische Demokratische Komitee, das Griechische Demokratische Komitee, das Bulgarische Demokratische Komitee, das Serbische Demokratische Komitee, das Demokratische Komitee der tatarischen und türkischen Bevölkerung und die Kulturorganisationen „Polnisches Haus“ und „Tschechoslowakische Kolonie“ stellen ihre Tätigkeit ein. 2. Das lokale Komitee Konstanza des Armenischen Demokratischen Komitees wird aufgelöst. Beibehalten wird ein repräsentatives Zentralkomitee des Armenischen Komitees in Bukarest, das im In- und Ausland eine Tätigkeit zur Bekanntmachung des sowjetischen Armenien entfaltet. 3. Die regionalen, rayonalen und die Grundorganisationen der Partei werden ihre politische Tätigkeit in den Reihen der werktätigen Bauernschaft zur Heranziehung der Werktätigen aus den Reihen der nationalen Minderheiten in den Massenorganisationen (Gewerkschaften, VdWJ, ARLUS u. a.) sowie in den ständigen Kommissionen und Bürgerkomitees der Volksräte intensivieren. 4. Die Exekutivkomitees der Regions-, Rayons-, Stadt- und Gemeindevolksräte werden dort, wo es nationale Minderheiten gibt, unter der Leitung der Parteiorgane ihre Bemühungen zur Lösung aller Probleme, die das Kulturleben der nationalen Minderheiten betreffen, verstärken. 5. Die zentrale Führung und die Vorsitzenden der Regions- und Rayonskomitees des Ungarischen Volksverbands sowie die Führung der Komitees der nationalen Minderheiten erhalten Instruktionen zu den Maßnahmen, die getroffen werden müssen, um den vorliegenden Beschluss umzusetzen. Bei dieser Gelegenheit werden die Leitungsorgane des Ungarischen Volksverbandes auf Rayonsebene den Vorsitzenden und Mitgliedern der Dorfkomitees darlegen, dass die

372

Dokumente

Aufgaben, die sich der Verband gestellt hatte (Kampf für die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft, Kulturalisierung der Massen, Vorbereitung der Anbaukampagnen) ständige Aufgaben der Volksräte sind. 6. Nachdem die Maßnahmen zur Eingliederung und Aktivierung aller Mitglieder der Dorforganisationen des Ungarischen Volksverbandes in die Tätigkeit der Volksräte und der Massenorganisationen umgesetzt wurden, werden die Rayons-Parteikomitees die Rayonskomitees des Verbandes dahingehend anleiten, dass sie die Beendigung der Tätigkeit der Dorforganisationen des Verbandes beschließen. 7. Nach Beendigung der Tätigkeit der Dorforganisationen des Ungarischen Volksverbandes in einem Rayon, werden die Parteikomitees die Beendigung der Tätigkeit der Rayonskomitees des Verbandes und anderer Komitees der nationalen Minderheiten beschließen; nach Beendigung der Tätigkeit der Rayonskomitees wird das Regionsparteikomitee die Beendigung der Tätigkeit des Regionskomitees des Ungarischen Volksverbands und der anderen Regionskomitees der nationalen Minderheiten beschließen, wonach auch die jeweiligen zentralen Komitees ihre Tätigkeit einstellen. 8. Die angestellten Aktivisten des Ungarischen Volksverbandes und der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten werden in den Apparat der Partei, der Volksräte, der Genossenschaften, der Kulturheime und in die Produktion eingegliedert, jeder seinen Fähigkeiten entsprechend. 9. Für die Übernahme der beweglichen und unbeweglichen Güter des Ungarischen Volksverbandes und der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten wird in jeder Region beim Regionsparteikomitee eine regionale Kommission gegründet und in Bukarest eine zentrale Kommission, die dem ZK der RAP Vorschläge zu deren Zuteilung unterbreiten. 10. Die Propaganda- und Agitationsabteilung des ZK der RAP wird dem Zentralkomitee der RAP bis zum 15. Februar d. J. einen Beschlussentwurf betreffend die Presse der nationalen Minderheiten vorlegen. 11. Die Abteilung Wissenschaft und öffentliches Schulwesen des ZK der RAP wird dem ZK der RAP bis zum 15. Juni d. J. einen Beschlussentwurf betreffend die Neuorganisation des staatlichen Schulwesens der nationalen Minderheiten vorlegen. 12. Die Abteilung für die Leitungsorgane der Partei, der Gewerkschaften und für den VdWJ des ZK der RAP hat den Auftrag, den vorliegenden Beschluss bis zum 30. April d. J. umzusetzen. Das ZK der RAP 13.I.1953775 ER 5 Ex. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 2/1953, fol.52–54.

775

Durchgestrichen, von Hand korrigiert: 14.I.1953.

1953

373

140. Die aufzulösenden Minderheitenorganisationen und die Minderheitenbevölkerung im Zahlenüberblick (14. Januar 1953) Anhang Nr. 1776 Tabelle mit der Bevölkerungszahl der nationalen Minderheiten in der RVR und ihrer Organisationen 1. Ungarischer Volksverband777 Anzahl der ungarischen Einwohner Zentralkomitee Regionskomitees des Verbands Rayonskomitees Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter in ZK, Regionen und Rayons

1.499.780 100 Mitglieder 7 13 211

2. Deutsches Antifaschistisches Komitee778 Anzahl der deutschen Bewohner Zentralkomitee Regionskomitees Rayonskomitees Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter in ZK, Regionen und Rayons

384.522 15 Mitglieder 2 5 104

3. Jüdisches Demokratisches Komitee779 Anzahl der jüdischen Bewohner Zentralkomitee Regionskomitees Lokalkomitees Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter in ZK, Regionsund Lokalkomitees

260.000 41 Mitglieder 13 58 122

4. Demokratisches Komitee der russischen und ukrainischen Bevölkerung780 Anzahl der russischen Bewohner Anzahl der ukrainischen Bewohner Zentralkomitee Rayonskomitees

47.889 10.000 15 Mitglieder 6

776 Anhang zu Dokument Nr. 138. Stempelaufdruck auf der ersten Seite: „Intrare strict secret“ (dt.: Eingang streng geheim), mit handschriftlichem Eintrag der Nummer und des Datums: 7/14. Januar 1953. 777 Rumänisch: Uniunea Populară Maghiară. 778 Rumänisch: Comitetul Antifascist German. 779 Rumänisch: Comitetul Democrat Evreesc. 780 Rumänisch: Comitetul Democrat al Populaţiei ruse şi ucrainiene.

374

Dokumente

Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter im ZK und in den Rayonskomitees

44

5. Bulgarisches Demokratisches Komitee781 Anzahl der bulgarischen Bewohner Zentralkomitee Regionskomitee Lokalkomitees Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter

13.410 13 Mitglieder 1 58 1

6. Armenisches Demokratisches Komitee782 Anzahl der armenischen Bewohner Zentralkomitee Regionskomitee Lokalkomitees Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter in ZK, Regionsund Lokalkomitees

6.986 17 Mitglieder 1 2 14

7. Albanisches Demokratisches Komitee783 Anzahl der albanischen Bewohner Zentralkomitee Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter

740 9 Mitglieder 2

8. Griechisches Demokratisches Komitee784 Anzahl der griechischen Bewohner Zentralkomitee Lokalkomitees Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter im ZK und in den Lokalkomitees

12.000 17 Mitglieder 10 35

9. Demokratisches Komitee der türkischen und tatarischen Bevölkerung785 Anzahl der türkischen und tatarischen Bewohner Regionalkomitee Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter

28.851 17 Mitglieder 1

10. Demokratisches Komitee der serbischen Bevölkerung in der RVR786 Anzahl der serbischen und kroatischen Bewohner Zentralkomitee 781 782 783 784 785 786

Rumänisch: Comitetul Democrat Bulgar. Rumänisch: Comitetul Democrat Armean. Rumänisch: Comitetul Democrat Albanez. Rumänisch: Comitetul Democrat Grec. Rumänisch: Comitetul Democrat al Populaţiei turcă şi tatară. Rumänisch: Comitetul Democrat al Populaţiei Sârbe din R.P.R.

44.833 5 Mitglieder

1953

Gesamtzahl der entlohnten Mitarbeiter des ZK

375

13

Die polnische Bevölkerung Anzahl der polnischen Bewohner

6.799

Der Botschaft der Volksrepublik Polen ist als Kulturverband das „Polnische Haus“787 angeschlossen.

Die tschechische und slowakische Bevölkerung Anzahl der tschechischen und slowakischen Bewohner Der Gesandtschaft der Tschechoslowakischen Volksrepublik ist als Kulturorganisation die „Tschechoslowakische Kolonie“788 angeschlossen.

14. Januar 1953 sb / 5 Ex. Quelle: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 2/1953, fol. 55–57.

787 788

Rumänisch: Casa Polonă. Rumänisch: Colonia Cehoslovacă.

27.695

QUELLEN UND LITERATUR Quelleneditionen 23 August 1944. Documente: Direcţia Generală a Arhivelor Statului, Centrul de Studii și Cercetări de Istorie și Teorie Militară (Hg.): 23 August 1944. Documente 1944–1945. Bucureşti 1984 (Bd. 1 u. 2), 1985 (Bd. 3 u. 4) Akten zur deutschen auswärtigen Politik. Göttingen. Serie E 1941–1945, insbesondere Bd. 5 (Januar – April 1943) 1978, Bd. 6 (Mai – September 1943), 1979 und Bd. 8 (Oktober 1944 – 8. Mai 1945), 1979 Andreescu, Nastasă, Varga 2002: Andreea Andreescu, Lucian Nastasă, Andrea Varga (Hg.): Maghiarii din România (1945–1955) [Die Ungarn in Rumänien (1945–1955)]. ClujNapoca 2002 (Minorităţi etnoculturale. Mărturii documentare 3) Andreescu, Nastasă, Varga 2003: Andreea Andreescu, Lucian Nastasă, Andrea Varga (Hg.): Maghiarii din România (1956–1968) [Die Ungarn in Rumänien (1956–1968)]. ClujNapoca 2003 (Minorităţi etnoculturale. Mărturii documentare 6) Andreescu, Nastasă, Varga 2003a: Andreea Andreescu, Lucian Nastasă, Andrea Varga (Hg.): Evreii din România (1945–1965) [Die Juden in Rumänien (1945–1965)]. Cluj-Napoca 2003 (Minorităţi etnoculturale. Mărturii documentare 5) Anisescu, Moldovan, Matiu 2007: Cristina Anisescu, Silviu B. Moldovan, Mirela Matiu (Hg. i. A. v. Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securității [Nationalrat zur Aufarbeitung der Securitate-Archive]): „Partiturile“ Securității. Directive, ordine, instrucțiuni (1947–1987). Documente [Die „Partituren“ der Securitate. Direktiven, Befehle, Weisungen (1947–1987). Dokumente]. București 2007 Baier 1994: Hannelore Baier (Hg.): Deportarea etnicilor germani din România în Uniunea Sovietică 1945. Culegere de documente de arhivă [Die Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion. Archivdokumente]. Sibiu 1994 Baier 2005: Hannelore Baier (Hg.): Germanii din România 1944–1956. Culegere de documente de arhivă [Die Deutschen in Rumänien 1944–1956. Archivdokumente]. Sibiu 2005 Berindei, Dobrincu, Goșu 2009: Mihnea Berindei, Dorin Dobrincu, Armand Goșu (Hg. i. A. v. Comisia prezidenţială pentru analiza dictaturii comuniste din România [vom Staatspräsidenten eingesetzte Kommission für die Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien]): Istoria comunismului din România. Documente. Perioada Gheorghe Gheorghiu-Dej (1945–1965) [Die Geschichte des Kommunismus in Rumänien. Dokumente aus der Ära Gheorghiu-Dej (1945–1965)]. Bucureşti 2009 Buzatu 1992: Gheorghe Buzatu (Hg.): Românii în arhivele Americii. Comunismul trece Nistrul (1944–1947). Studiu, documente, comentarii [Die Rumänen in den amerikanischen Archiven. Der Kommunismus quert den Dnjestr (1944–1947). Aufsätze, Dokumente, Kommentare]. Iași 1992 (Românii în istoria universală 22) Buzatu 1996: Gheorghe Buzatu (Hg.): Românii în arhivele Kremlinului [Die Rumänen in den Archiven des Kreml]. București 1996 (Românii în istoria universală 31) Buzatu, Chiriţoiu 1998: Gheorghe Buzatu, Mircea Chiriţoiu (Hg.): Agresiunea comunismului în România. Documente din arhivele secrete: 1944–1989 [Die Gewaltherrschaft

Quellen und Literatur

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Quellen und Literatur

Veröffentlichte Quellen 13. Oktober 1949. Telegramm des Vorsitzenden des Ministerrats der UdSSR, Stalin, an den Präsidenten der DDR, Pieck, und an den Ministerpräsidenten der Provisorischen Regierung der DDR, Grotewohl. In: Dokumente zur Deutschlandpolitik II/2, S. 202 Das Deutsche Antifaschistische Komitee, die Vertretung der werktätigen deutschen Bevölkerung in der Rumänischen Volksrepublik. In: „Neuer Weg“ vom 13. März 1949, S. 3 Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Südukraine Frießner an Reichsaußenminister von Ribbentrop. In: Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918–1945 aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes. Serie E. 1941–1945, Bd. 8, Nr. 211, S. 408f. Dokument 2. Der Botschafter der USA bei der jugoslawischen Exilregierung in Kairo, MacVeagh, an den amerikanischen Außenminister, Washington. In: Weber 1995, 3, S. 27f. Dokument 3: Von der UdSSR vorgeschlagene Waffenstillstandsbedingungen für Rumänien. In: Weber 1995, 3, S. 28f. [Dokument Nr.] 66. 1950 august, București. Scrisoare adresată de C.C. al P.M.R. și Guvernul R.P.R. domnului S. I. Kavtaradze, ambasador extraordinar și ministru plenipotențiar al U.R.S.S., prin care îl înștiințează de propunerea cetățenilor orașului Brașov de a schimba denumirea localității lor în Orașul Stalin [Schreiben des ZK der RAP und der Regierung der RVR an den sowjetischen Botschafter in Bukarest mit der Ankündigung der Umbenennung von Kronstadt in Stalinstadt]. In: Duțu 2002, S. 242 [Dokument Nr.] 144. 1944 august 27, „Moscova“. Comunicate ale postului de radio Moscova asupra situației politice și militare din România, controlate de regele Mihai I și de șeful Guvernului, general Sănătescu, care urmează să semneze armistițiul cu Aliații, conform condițiilor formulate de Moscova în aprilie [Moskau, 27. August 1944. Berichte von Radio Moskau über die von König Michael I. und dem Regierungschef General Sănătescu kontrollierte politische und militärische Lage in Rumänien und die anstehende Unterzeichnung des Waffenstillstands mit den Alliierten gemäß den von Moskau im April formulierten Bedingungen]. In: Mocanu 1994, S. 265f. [Dokument Nr.] 172. 1944 septembrie 7, Moscova. Comunicare telegrafică a delegației române la Moscova, în legătură cu insistențele acesteia de a începe odată tratativele pentru armistițiu [Moskau, 7. September 1944. Telegramm der rumänischen Delegation aus Moskau über deren anhaltende Bemühungen zur Aufnahme der Waffenstillstandsverhandlungen]. In: Mocanu 1994, S. 291f. [Dokument Nr.] 176. 1944 septembrie 8, Moscova. Comunicarea delegației române la Moscova în legătură cu pregătirile în vederea începerii tratativelor de armistițiu [Moskau, 8. September 1944. Bericht der rumänischen Abordnung aus Moskau über die Vorbereitungen zur Aufnahme der Waffenstillstandsverhandlungen]. In: Mocanu 1994, S. 294 [Dokument Nr.] 453. 8. Juni 1945, Bukarest. Abschrift des Briefs von Roth, der einen „Notschrei“ seines Volkes an den Ministerpräsidenten Petru Groza darstellt. In: Popa 2003, S. 714f. [Dokument Nr.] 457. Nach 9. Juli 1945 [Kapitel 15]. Aus zwei an den Ministerpräsidenten Herrn Dr. Petru Groza am 8. Juni bezw. 9. Juli 1945 gerichteten Briefe[n]. 1. Aus dem Brief vom 8. Juni 1945. In: Popa 2003, S. 730f. Entwurf der Verfassung der Rumänischen Volksrepublik. In: „Neuer Weg“ vom 18. Juli 1952, S. 1–3 Proces verbal nr. 26, al ședinţei Secretariatului din 6 decembrie 1948 [Protokoll Nr. 26 der Sekretariatssitzung vom 6. Dezember 1948]. In: Stenograme 2002, S. 395–397 Rezoluția Plenarei a Doua a Comitetului Central al Partidului Muncitoresc Român (10–11 iunie 1948). Editura Partidului Muncitoresc Român [o. O., o. J.]; dt.: Der Beschluss der zweiten Vollsitzung des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei (10.–11. Juni 1948). In: „Temesvarer Zeitung“ vom 24. Juni 1948, S. 1–3

Quellen und Literatur

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Rundschreiben betreffend Wiederanerkennung des Schulrechtes der Evangelischen Schulen A. B. in: „Kirchliche Blätter“ vom 11. Dezember 1946, S. 246 Stenograma şedinţei Secretariatului C.C. al P.M.R. [din 21 aprilie 1949] [Protokoll der Politbürositzung des ZK der RAP vom 21. April 1949]. In: Stenograme 2003, Dokument Nr. 34, S. 241–246

Unveröffentlichte Quellen Andreas Schmidt. In: Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, Nachlass Franz Herberth, BI 63, A–5095, Schachtel 5 Biografia unui vechiu luptător cunoscut, al tovarășului Mayer Rudolf, 24. Juli 1947 [Biografie eines bekannten Veteranen, des Genossen Rudolf Mayer] (Typoskript). In: ZAEKR, Nachlass Erhard Andree, Bestand 541/3, fol. 113f. Caracterizări. Comitetul Antifascist German [Kurzbiografien der DAK-Funktionäre]. In: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 105/1949, fol. 1–18 [Dr. Hans Balthes – Eingaben, Berichte, Bescheide zu seiner Enteignung]. In: ANIC, fond Reforma Agrară 1945 – judeţul Târnava Mare, dosar 124/1947 Dr. Gustav Adolf Klein: Akt[en]notiz Betreff: Situation unseres Genossenschaftswesens (Kopie). In: Privatarchiv Hermann Schobel (Würzburg) Dekret-Gesetz zwecks Durchführung der Agrarreform (Typoskript). In: Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, Nachlass Hellmut Klima, BI 62, Mappe Tagebuch, Beilagen 1946 Expunere de motive [a Decretului pentru schimbarea numelui orașului Brașov în orașul Stalin] [Begründung des Dekrets zur Umbenennung von Kronstadt in Stalinstadt]. In: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 179/1950, fol. 9 Klima, Hellmut: Tagebuch 1944–1953 (Loseblattsammlung). In: Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, Nachlass Hellmut Klima, BI 62 Kriegstagebuch des Oberkommando[s] der Heeresgruppe Südukraine. Bd. 4, Teil 1. 20.8.– 5.9.1944. In: Bundesarchiv Freiburg RH 19V/36, Bl. 132f. Memoriu [Denkschrift von] Prof. Traian Săvulescu, Nr. 2683, Sit. agric. [Die Lage in der Landwirtschaft]. Nr. 266/1946. In: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Agrară, dosar 14/1946 [Namenslisten mit den umzusiedelnden rumäniendeutschen Landbewohnern]. In: ANIC, fond M.A.I. – Direcţia Administraţiei de Stat, dosar 43–59/1948 Răspunsul Comitetului Central al Partidului Comunist Român și al guvernului Republicii Populare Române la scrisoarea oamenilor muncii din orașul Brașov [Antwortschreiben des ZK der RKP und der Regierung der RVR an die Kronstädter Werktätigen. August 1950]. In: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Cancelarie, dosar 179/1950, fol. 5f. Reforma agrară. Anexa Nr. 3 [Denkschrift zur Agrareform als Anhang eines Schreibens von Bischof Friedrich Müller an Ministerratspräsident Petru Groza]. In: ANIC, fond Consiliul de Miniștri, dosar 106/1946, fol. 64–67 Regulamentul de funcționare al Comitetului Antifascist German din Republica Populară Română [Satzung des Deutschen Antifaschistischen Komitees in der Rumänischen Volksrepublik]. In: ANIC, fond C.C. al P.C.R. – Secţia Organizatorică, dosar 40/1950, fol. 1–3 Schuller, Rudolf: Erkenntnisse und Bekenntnisse. Autobiographie (Typoskript, Kopie). In: Siebenbürgische Bibliothek Gundelsheim

Periodika und Presse Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (Bukarest)

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Quellen und Literatur

Arhivele Totalitarismului (București) Freiheit (Temesvar) Jahrbuch der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. Hermannstadt 1943 (1942), 1944 (1943) Kirchliche Blätter (Hermannstadt) Legi și Regulamente. Consiliul Legislativ (Hg.): Colecţiune de Legi și Regulamente. Ediţiune oficială întocmită de Consiliul Legislativ Secţia IV, în conformitate cu art. 3 de Legea sa de organizare [Sammlung von Gesetzen und Durchführungsbestimmungen. Amtliche Ausgabe, zusammengestellt vom Legislativrat, Abteilung IV, gemäß Art. 3 seines Organisationsgesetzes]. Bucureşti. Ab 26 (1948) 1.–31. März mit dem Untertitel: Ediţiune oficială; ab 26 (1948) 1.–30. April: Colecţiune de Legi, Decrete, Regulamente și Dispoziţiuni Normative. Ediţiune oficială [Sammlung von Gesetzen, Dekreten, Durchführungsbestimmungen und Normativbestimmungen. Amtliche Ausgabe]. Ab 27 (1949): Colecţiune de Legi, Decrete, Hotărîri și Deciziuni [Sammlung von Gesetzen, Dekreten, Beschlüssen und Entscheidungen] Memoria. Revista gândirii arestate (București) Monitorul Oficial al României; ab 1. März 1949 unter dem Titel: Buletinul Oficial al Republicii Populare Române; 27. September 1952 – 20. August 1965: Buletinul Oficial al Marii Adunări Naționale a Republicii Populare Române Neuer Weg (Bukarest) Revista 22 (Bukarest) Scânteia (Bucureşti) Siebenbürgische Zeitung (München) Temesvarer Zeitung (Temesvar)

Archive Archiv der Siebenbürgischen Bibliothek, Gundelsheim am Neckar Historisches Zentralarchiv der Rumänischen Nationalarchive, Bukarest (Arhivele Naţionale Istorice Centrale) Bezirksarchiv Karasch-Severin der Rumänischen Nationalarchive, (Serviciul Județean al Arhivelor Naționale Caraș-Severin) Bezirksarchiv Hermannstadt der Rumänischen Nationalarchive (Serviciul Județean al Arhivelor Naționale Sibiu) Diplomatisches Archiv des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten, Bukarest (Arhivele Diplomatice [ale Ministerului Afacerilor Externe]) Archiv des Rumänischen Nachrichtendienstes, Bukarest (Arhiva Serviciul Român de Informaţii) Bundesarchiv – Militärarchiv, Freiburg i. Br. Nationalrat zur Aufarbeitung der Archive des rumänischen Geheimdienstes, Bukarest (Consiliul Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii) Privatarchiv Hermann Schobel Würzburg Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, Hermannstadt

VERZEICHNIS DER DOKUMENTE 1944 1. Der Ministerratspräsident an den Generalstab zwecks Regelung der Staatsbürgerschaft rumäniendeutscher Angehöriger der deutschen Armee (31. August 1944) ........................................................................................... 2. Volksgruppenführer Andreas Schmidt an das Auswärtige Amt über eine etwaige Evakuierung der Rumäniendeutschen aus Südsiebenbürgen (2. September 1944) ........................................................................................ 3. General Nicolae Macici an Generalstabschef Gheorghe Mihail betreffend Evakuierung der „Volksdeutschen“ (4. September 1944) ................................. 4. Volksgruppenführer Andreas Schmidt an VLR Wagner über versuchte Kontakt-aufnahme zur rumänischen Seite zwecks Evakuierung der Siebenbürger Sachsen (4. September 1944) ............................................................... 5. Der deutsche Diplomat Karl Werkmeister zum Evakuierungsplan von Frießner und Phleps (4. September 1944) ....................................................... 6. Bericht der Heeresgruppe Süd an Reichsaußenminister Ribbentrop über die unwahrscheinlich gewordene Evakuierung der Rumäniendeutschen, die Kontaktnahme Hans Otto Roths zur Regierung Sănătescu und dessen BleibeAufruf an die Rumäniendeutschen (6. September 1944) ................................. 7. Aktenvermerk des rumänischen Außenministeriums betreffend den Vorschlag General Frießners zur Evakuierung der Volksdeutschen (7. September 1944) .. 8. Der Ministerrat debattiert über das deutsche Evakuierungsangebot, das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen und die Inhaftierung der rumäniendeutschen Nationalsozialisten. Auszüge aus einem Teilnehmerprotokoll (6., 8., 9. September 1944) .............................................................................. 9. Verfügung des Innenministers über die Entwaffnung, Festnahme und Internierung von deutschen Staatsangehörigen und führenden Mitgliedern der Deutschen Volksgruppe in Rumänien (9. September 1944) ............................. 10. Aktenvermerk der Präsidentschaft des Ministerrates betreffend die Evakuierung der Rumäniendeutschen (22. September 1944) ....................................... 11. Der Ministerrat verhandelt über ein Gesetz zur Auflösung der Deutschen Volksgruppe. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (26. September 1944) .......... 12. Den Ministerrat beschäftigt die Lage in den von ihren deutschen Bewohnern verlassenen Dörfern Katzendorf und Draas. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (27. September 1944) ...................................................................................... 13. Der Ministerrat debattiert den Gesetzesentwurf über den Entzug der rumänischen Staatsbürgerschaft und die Nationalisierung rumäniendeutscher Vermögenswerte. Auszüge aus den Sitzungsprotokollen (5., 10. Oktober 1944) 14. Vermerk der Verwaltungsdirektion im Innenministerium zur Kritik der RKP und der Gewerkschaften an der Kündigung der ungarischen und deutschen Beamten (14. Oktober 1944) ..........................................................................

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15. Anweisung der Verwaltungsdirektion im Innenministerium zur Legalisierung der Dienstenthebung ungarischer und deutscher Beamter (17. Oktober 1944) 16. Protest des Senators Hans Otto Roth gegen die Entlassung der rumäniendeutschen Beamten (15. November 1944) ....................................................... 17. Gutachten des Innenministeriums betreffend die Entlassung der deutschen und ungarischen Beamten (Dezember 1944) .................................................. 18. Das Innenministerium widerruft die Entlassung ungarischer und deutscher Beamter und mahnt ihre Säuberung an (Rundbefehl vom 22. Dezember 1944)

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1945 19. Polizeibericht an den Ministerrat über die Maßnahmen zur Auflösung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und die Übernahme ihrer Güter (3. Januar 1945) .............................................................................................. 20. General Winogradow an Ministerratspräsident Rădescu über die Internierung von Rumäniendeutschen in Arbeitslager (19. Februar 1945) ........................... 21. Anweisung des Innenministers an die Polizei, Rumäniendeutsche für Arbeitsbataillone auszuheben (23. Februar 1945) ....................................................... 22. Anweisung des Befehlshabers des Territorialoberkommandos der rumänischen Armee an die Generaldirektion der Polizei, rumäniendeutsche Frauen zur Zwangsarbeit auszuheben (20. März 1945) ...................................................... 23. Anfrage des Innenministers an den Ministerrat, ob die für den Arbeitsdienst in der Sowjetunion ausgehobenen rumäniendeutschen Beamten weiterhin als Lohnempfänger zu führen sind (22. März 1945) ............................................. 24. Die Alliierte Kontrollkommission ermahnt das Innenministerium wegen mangelnder Berichterstattung über den Fortgang der Arbeitsmobilmachung von Rumäniendeutschen (26. März 1945) ....................................................... 25. Rundbefehl der Direktion für Öffentliche Ordnung im Innenministerium zur Überprüfung der Freistellungen von der Zwangsarbeit (12. April 1945) ......... 26. Der Präfekt des Bezirks Großkokeln berichtet dem Innenministerium über Probleme mit den Kolonisten in Draas (13. April 1945) ................................. 27. Das Zentralaktiv der RKP sucht Lösungen für den Kolonisierungskonflikt in Draas. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (25. April 1945) ............................. 28. Denkschrift aus siebenbürgisch-sächsischen Kreisen mit Einwänden gegen die Durchführungsverordnung zum Agrarreformgesetz (31. Mai 1945) ................ 29. Begleitschreiben zur Denkschrift vom 31. Mai 1945 von Landwirtschaftsminister Zăroni an Vasile Luca und Ana Pauker (undatiert) ............................ 30. Aktenvermerk betreffend Denkschrift zum Agrarreformgesetz (undatiert) ....... 31. Angaben über den Personenkreis, der zur Pflichtarbeit ausgehoben und in Arbeitslager interniert wird. Auszug aus einem Dienstbefehl der Sicherheitspolizei (4. Juni 1945) ...................................................................................... 32. Vasile Luca über die Bestrafung der Sachsen durch die Agrarreform und ihre etwaige Vertreibung (7. Juni 1945) ................................................................. 33. Anweisung der Präfektur Maramuresch zur Internierung der nach Rumänien zurückkehrenden Flüchtlinge (23. Juni 1945) ................................................. 34. Anweisung des Regionalinspektorates der Polizei Großwardein zur Internierung von Rumäniendeutschen in Tg. Jiu (3. Juli 1945) ................................... 35. Stellungnahme der Präfektur Hermannstadt zu einer Denkschrift von Karl Gündisch und Richard Zintz (4. Juli 1945) ....................................................

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36. Der Präfekt von Hermannstadt an das Justizministerium zwecks Ausweitung der Enteignungen nach dem Agrarreformgesetz (6. Juli 1945) ........................ 37. Das Regionalinspektorat Großwardein an die Polizei Zalău über die Aushebung, Bewachung und Verpflegung rumäniendeutscher Zwangsarbeiter (28. Juli 1945) ................................................................................................ 38. Die Vorbereitungskommission für die Friedensverhandlungen debattiert über einen etwaigen Bevölkerungsaustausch. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (24. August 1945) ........................................................................................... 39. Auszüge aus der Studie der rumänischen Vorbereitungskommission zur Friedenskonferenz (1945) ............................................................................... 40. Der Ministerrat berät über Engpässe in der Schweine- und Viehzucht im Zusammenhang mit der Enteignung der Sachsen und Schwaben. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (27. August 1945) ....................................................... 41. Der Ministerrat plant die Evakuierung der rumäniendeutschen Landbewohner und die Neubesiedlung der Dörfer mit rumänischen Bauern. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (30. August 1945) ....................................................... 42. Brief von Coloman Müller an Ana Pauker zur deutschen Frage (13. September 1945) ...................................................................................... 43. Der Ministerrat beschäftigt sich mit den Landwirtschaftsproblemen im Banat. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (15. September 1945) ................................ 44. Bericht der Hermannstädter Gendarmerie an ihre Bukarester Oberbehörde über Verhaftungen sächsischer Bewohner in Kreisch durch kommunistische „Bürgerwehren“ (24. September 1945) ............................................................ 45. Die Präfektur Hermannstadt teilt dem Innenministerium die restriktive Entscheidung der Präfektenkonferenz vom 13. Juli 1945 zur Enteignung der Rumäniendeutschen mit (25. September 1945) ............................................... 46. Die königliche Monopolbehörde an das Innenministerium zwecks Freistellung sächsischer Zwangsarbeiter aus Mühlbach (4. Oktober 1945) .......................... 47. Innenminister Teohari Georgescu an Ministerratspräsident Groza über das eigenmächtige Vorgehen der Organisation „Frontul Plugarilor“ im Bezirk Kronstadt (7. Oktober 1945) .......................................................................... 48. Die Alliierte Kontrollkommission an den Innenminister über die massive Flucht deutscher Zwangsarbeiter aus dem Lager Roşiorii de Vede (12. Oktober 1945) ......................................................................................... 49. Rundbefehl des Innenministers an die Präfekten, die Durchführung der Agrarreform einstweilen auszusetzen (16. Oktober 1945) ......................................... 50. Das Sekretariat des ZK der RKP plant, mit der Agrarreform die Solidarität der Rumäniendeutschen aufzubrechen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (19. Dezember 1945) ......................................................................................

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1946 51. Weisungen der regionalen Sicherheitspolizei Großwardein, bestimmte Rumäniendeutsche in Lager zu internieren bzw. ihnen die Einreise nach Rumänien zu verweigern (7. Januar 1946) ....................................................................... 135 52. Bericht der Generaldirektion der Polizei über den Zwischenstand der von der Alliierten Kontrollkommission angeordneten Zwangsrekrutierung von rumäniendeutschen Arbeitskräften (10. Januar 1946) ..................................... 136 53. Die Generaldirektion der Sicherheitspolizei weist ihre Hermannstädter Unterbehörde an, rumäniendeutsche Heimkehrer zu melden (6. Februar 1946) ....... 139

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54. Stimmungsbericht aus Blutroth mit der Meldung willkürlicher Beschlagnahme von Getreide (9. Februar 1946) ....................................................................... 55. Anweisungen der Zentralen Agrarreformkommission über die Handhabung des Begriffs „Kollaborateur“ (28. Februar 1946) .............................................. 56. Vertrauliche Warnung des Generalinspektors der Gendarmerie an seine Beamten, sich nicht auf eine Komplizenschaft mit den Rumäniendeutschen einzulassen (20. März 1946) ............................................................................ 57. Bericht des Gendarmerieinspektorates Großwardein über handgreifliche Auseinandersetzungen bei der Umsetzung der Agrarreform in Saderlach, Sanktmartin, Baumgarten (24. März 1946) ..................................................... 58. Anzahl und Einsatzorte rumäniendeutscher Zwangsarbeiter im Überblick (25. März 1946) .............................................................................................. 59. Protokoll einer Beratung von Ministerpräsident Petru Groza mit Regierungsmitgliedern über das „Problem der Sachsen und Schwaben“ (26. März 1946) . 60. Spitzenvertreter der RKP lassen sich in Moskau von Stalin über den Umgang mit den Minderheiten beraten und testen ihren Wunsch, die Rumäniendeutschen des Landes zu verweisen. Auszüge aus dem Gesprächsprotokoll (3. April 1946) ................................................................................................ 61. Audienz von Banater Sozialdemokraten bei Ministerpräsident Petru Groza. Auszüge aus dem Gesprächsprotokoll (16. April 1946) ................................... 62. Der Innenminister informiert die Präfekten per Blitztelegramm, dass kurz zuvor ergangene „Anweisungen“ zur Anwendung der Agrarreform außer Kraft gesetzt werden (27. April 1946) ...................................................................... 63. Protestbrief von Coloman Müller an Justizminister Pătrăşcanu über die Diskriminierung der deutschen Bevölkerung im Entwurf des Wahlgesetzes (12. Juni 1946) ............................................................................................... 64. Das Innenministerium empfiehlt der Präsidentschaft des Ministerrates, die Beschwerden von Bischof Müller über die Aushebungen der Rumäniendeutschen zur Zwangsarbeit zu ignorieren (3. Juli 1946) ................................. 65. Bericht der Hermannstädter Sicherheitspolizei über die zwiespältige Einstellung der Rumänen gegenüber den Sachsen (16. Juli 1946) ................... 66. Gutachten der Hermannstädter Gendarmerie über die tätlichen Auseinandersetzungen zwischen zwei Bukarester ARLUS-Vertretern und drei sächsischen Bürgern in Heltau (19. Juli 1946) ................................................................... 67. Die Hermannstädter Gendarmerie berichtet ihrer Bukarester Oberbehörde über die tätlichen Angriffe sächsischer Bürger in Heltau auf zwei Bukarester ARLUS-Vertreter und schlägt Zwangsarbeit als Strafmaßnahme vor (20. Juli 1946) ................................................................................................ 68. Der Generalinspektor der Gendarmerie berichtet dem Innenminister über die tätlichen Auseinandersetzungen in Heltau und empfiehlt als Abschreckungsmaßnahme die Festnahme und Verschickung zur Zwangsarbeit von zehn Heltauer Sachsen (20. Juli 1946) ..................................................................... 69. Die Generaldirektion der Sicherheitspolizei fordert von der Generaldirektion der Gendarmerie Aufklärung über die in der Presse bekannt gewordenen Vorfälle in Heltau (25. Juli 1946) .................................................................... 70. Die Generaldirektion der Polizei verfügt die Internierung zur Zwangsarbeit von zehn Heltauer Sachsen (26. Juli 1946) ...................................................... 71. Das Politbüro der RKP debattiert über die etwaige Aussiedlung der Rumäniendeutschen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (9. August 1946) ....................

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72. Die Hermannstädter Gendarmerie teilt ihrer Bukarester Oberbehörde die Namen der zur Zwangsarbeit auszuhebenden Heltauer mit (23. August 1946) 73. Die Generaldirektion der Polizei weist das Generalinspektorat der Gendarmerie an, die drei auffällig gewordenen Heltauer Sachsen zur Zwangsarbeit in den Eisenwerken Hunedoara auszuheben (September 1946) ........................... 74. Brief von Rudolf Mayer an Vasile Luca mit der Bitte, den von Mayer geleiteten Sächsischen Demokratisch-Antifaschistischen Verband zu unterstützen (10. September 1946) ...................................................................................... 75. Denkschrift von Rudolf Mayer über die missliche Lage der sächsischen Demokraten (September 1946) ....................................................................... 76. Die Sicherheitspolizei verlangt von der Gendarmerie Aufklärung über die zehn Heltauer Zwangsarbeiter, weil es in Heltau zu Produktionsschwierigkeiten gekommen sei (11. September 1946) ............................................................... 77. Informativer Bericht der Gendarmerie Fogarasch über den besorgniserregenden Beitritt einer großen Anzahl von Sachsen in die Nationale Volkspartei (18. September 1946) ...................................................................................... 78. Protestschreiben Rudolf Mayers an den Landwirtschaftsminister wegen der unrechtmäßigen Enteignung zahlreicher namentlich genannter Sachsen (5. November 1946) ........................................................................................ 79. Die Gendarmerie Hermannstadt berichtet an die Bukarester Oberbehörde, dass die gesuchten drei Heltauer Sachsen abgetaucht seien (28. November 1946) ...................................................................................... 80. Informativer Bericht der Gendarmerie Großkokeln über die unter der ländlichen Bevölkerung um den enteigneten sächsischen Besitz entstandenen Streitigkeiten (9. Dezember 1946) ...................................................................

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1947 81. Der Landwirtschaftsminister verfügt per Eiltelegramm die Aussetzung der Wohnungsräumungen während des Winters (3. Januar 1947) ........................ 82. Die 5. Vollversammlung des ZK der RKP debattiert „die deutsche Frage“. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (8. Januar 1947) ...................................... 83. Anordnung des Großkokler Präfekten, die Evakuierungen während des Winters auszusetzen (8. Januar 1947) ............................................................. 84. Im Ministerrat wird die Umsiedlung der rumäniendeutschen Bauern innerhalb der Landesgrenzen erwogen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (10. Januar 1947) ............................................................................................ 85. Keisder Sachsen beschweren sich beim Landwirtschaftsministerium über ihre Evakuierung mitten im Winter (11. Januar 1947) ........................................... 86. Das Schäßburger Bezirkskonsistorium der Evangelischen Kirche an den Landwirtschaftsminister wegen der anhaltenden Räumungsaktion in mehreren Dörfern (31. Januar 1947) .............................................................................. 87. Telegafisch übermittelte Anweisung des Landwirtschaftsministers an den Großkokler Präfekten, die Evakuierung der Sachsen im Winter einzustellen (4. Februar 1947) ............................................................................................ 88. Anweisung des Innenministeriums an die Repatriierungskommission in Berlin über den Personenkreis, dem die Rückkehr nach Rumänien nicht gestattet wird (14. Februar 1947) .................................................................... 89. Die Landwirtschaftskammer Großkokeln an das Landwirtschaftsministerium über die Beschwerde der Keisder Sachsen (27. Februar 1947) ..........................

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Verzeichnis der Dokumente

90. Bericht der Sicherheitspolizei über Gerüchte, die in Bukarest über eine neue Deportation der Rumäniendeutschen in die UdSSR zirkulieren (6. März 1947) ................................................................................................ 91. Das Generalinspektorat der Gendarmerie an das Innenministerium über Konflikte im Bezirk Nassod wegen der Umverteilung des Wohnraums (19. März 1947) .............................................................................................. 92. Der Ministerrat verhandelt die Finanzierung der deutschen Schulen. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (26. März 1947) .................................................... 93. Stellungnahme des Innenministeriums zu den von Bischof Müller reklamierten Übergriffen bei der Durchführung der Agrarreform (28. März 1947) .............. 94. Die Generaldirektion der Polizei informiert das Generalinspektorat der Gendarmerie über die Aufgaben der Wachmannschaften in den neu gegründeten Arbeitslagern Ferdinand, Nadrag und Kalan (21. Juni 1947) ................. 95. Der Siebenbürgisch-sächsische Landwirtschafts-Verein beanstandet beim Landwirtschaftsministerium seine unrechtmäßige Enteignung (Juli 1947) ...... 96. Die Hermannstädter Bezirksdienststelle des Landwirtschaftsministeriums informiert ihre Bukarester Oberbehörde über die enteigneten Immobilien des Siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschafts-Vereins (17. Juli 1947) ......... 97. Bericht des Sicherheitsinspektorats der Region Kronstadt über angebliche Umsiedlungspläne ins Burgenland und über die Stimmungslage der sächsischen Bevölkerung (28. August 1947) .................................................... 98. Das Gendarmerieinspektorat Hermannstadt informiert seine Bukarester Oberbehörde über landesflüchtige Sachsen (24. September 1947) ................... 99. Das Sicherheitsinspektorat Kronstadt an die Bukarester Oberbehörde über den Stimmungswechsel unter den Sachsen in Bezug auf ihre etwaige Aussiedlung (1. Oktober 1947) ....................................................................... 100. Maßnahmenplan der Sicherheitspolizei für 1947/1948 ...................................

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1948 101. Die Sicherheitspolizei der Region Banat berichtet an die Bukarester Oberbehörde über die Stimmungslage der deutschen Bevölkerung, Aussiedlungsbestrebungen und fehlendes Wahlrecht (13. März 1948) ................................. 102. Anweisung der Gendarmerie Karansebesch an ihre Posten, volksdeutsche Handwerker für die Eisenwerke Hunedoara auszuheben (17. März 1948) ....... 103. Anonyme Vorschläge zur Beseitigung der „hitleristischen“ evangelischen Kirchenleitung in Hermannstadt (undatiert) ................................................... 104. Denkschrift zur Lage der deutschen Bevölkerung (Mai? 1948) ........................ 105. Sachbericht über die angespannte Lage im Banat und in Siebenbürgen mit dem Vorschlag zur teilweisen Umsiedlung der rumäniendeutschen Landbevölkerung (11. Juni 1948) ........................................................................... 106. Geheimdienstlicher Bericht über die geplante Gründung einer Organisation der deutschen Bevölkerung (Juli? 1948) .......................................................... 107. Das Politbüro des ZK der RAP debattiert die jüdische und die deutsche Frage. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (15. November 1948) ................................ 108. Resolution des Politbüros des ZK der RAP zur nationalen Frage (Dezember 1948) ............................................................................................

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Verzeichnis der Dokumente

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1949 109. Bittschrift von Hermannstädter Frauen und Männern an das Innenministerium, ihre Befreiung von der Meldepflicht betreffend (16. Februar 1949) ....... 110. Das Staatssekretariat für Minderheiten an das Innenministerium über den Gebrauch der Muttersprache in der Verwaltung (21. Februar 1949) ................ 111. Das Innenministerium an die Präfekten betreffend die Anzahl der Beamten, die einer nationalen Minderheit angehören bzw. deren Sprache sprechen (1. März 1949) ................................................................................................ 112. Zahlenübersicht der mitwohnenden Nationalitäten in einzelnen Verwaltungsbezirken (1. März 1949) ................................................................................. 113. Bericht eines Parteiaktivisten an das ZK der RAP über Schwierigkeiten bei der Gründung der Kollektivwirtschaft in Neppendorf (8. Mai 1949) .............. 114. Die Vollversammlung des Deutschen Antifaschistischen Komitees zieht eine erste Bilanz seiner Tätigkeit. Auszüge aus dem Verlaufsprotokoll (28. und 29. Mai 1949) ................................................................................................. 115. Problembericht des Referenten für das Minderheiten-Schulwesen im Unterrichtsministerium an den Ministerrat über den Abschluss der Schulreform (8. Juni 1949) ......................................................................................

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1950 116. Ministerratsbeschluss über die Einrichtung von Arbeitskolonien zur Umerziehung von „feindlichen Elementen“ (14. Januar 1950) ........................ 117. Bericht eines Informanten über eine sächsische Tanzveranstaltung in Großpold (16. Januar 1950) ........................................................................... 118. Jahresbericht des Sekretariats des Deutschen Antifaschistischen Komitees für das Jahr 1949 (1. Februar 1950) ...................................................................... 119. Das Sekretariat des DAK an die Verwaltungs- und Finanzdirektion des ZK der RAP zwecks Erweiterung seines Kaders und seines Budgets (1. Februar 1950) ............................................................................................ 120. Stellungnahme des ZK der RAP zum Bericht des DAK über die deutsche Landbevölkerung (undatiert) .......................................................................... 121. Das Sekretariat des ZK der RAP beschließt die Anerkennung der in der Sowjetunion geleisteten Pflichtarbeit bei der Rentenberechnung. Auszug aus dem Sitzungsprotokoll (8. Februar 1950) ........................................................ 122. Bericht eines Informanten aus Großpold über Roma, die ihren Boden von Sachsen bearbeiten lassen (8. Mai 1950) .......................................................... 123. Bericht eines Informanten aus Alzen über Pfarrer Hans Traugott Ungar (21. Mai 1950) ................................................................................................ 124. Das Minderheitendepartement der Regierung stellt die Ergebnisse einer Studie über den öffentlichen Gebrauch der Muttersprache vor. Auszüge aus dem Bericht (Juni 1950) ................................................................................. 125. Bericht des ZK der RAP über die Lage der deutschen Dorfbevölkerung (14. Juli 1950) ................................................................................................ 126. Informativer Bericht über unzufriedene Kolonisten in Marpod (26. Juli 1950) 127. Kronstädter Werktätige an das ZK der RAP und die Regierung der RVR zwecks Umbenennung ihrer Stadt in Stalinstadt (August 1950) ......................

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1951 128. Interner Bericht des ZK der RAP über die problematische Lage der rumäniendeutschen Dorfbevölkerung, verbunden mit Vorschlägen zu ihrer Wiederbeschäftigung und zur Säuberung der Grenzregion zu Jugoslawien von „feindlichen Elementen“ (Januar/Februar 1951) ............................................. 322 129. Tätigkeitsbericht des Minderheitendepartements der rumänischen Regierung für das Jahr 1950 (2. Mai 1951) ...................................................................... 325 130. Bericht über die Arbeit der Regionalredaktionen der Tageszeitung „Neuer Weg“ (Oktober 1951) ..................................................................................... 334

1952 131. Bericht des Deutschen Antifaschistischen Komitees über das deutsche Literatur- und Kunstschaffen in Hermannstadt (Januar 1952) ........................ 132. Das Deutsche Antifaschistische Komitee an ZK-Mitglied Miron Constantinescu mit der Bitte, die Gründung deutscher Theaterabteilungen zu unterstützen und sich für die bessere Finanzierung der Zeitung „Neuer Weg“ einzusetzen (30. April 1952) ........................................................................... 133. Das Politbüro des ZK der RAP beschließt Richtlinien für die „Verbesserung der sozialen Zusammensetzung der Schülerschaft“ (28. Juli 1952) .................. 134. Beschluss des Ministerrates zur Verschärfung des Gesetzes über Zwangsarbeit und Wohnsitzpflicht (22. August 1952) .......................................................... 135. Eingabe des Deutschen Antifaschistischen Komitees an das ZK der RAP wegen der Diskriminierung rumäniendeutscher Schüler bei der Aufnahme in den zweiten Zyklus der Elementarschulen (11. September 1952) .................... 136. Das Politbüro des ZK der RAP debattiert das Problem der Wohnungsräumungen. Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll (16. September 1952) ............... 137. Stellungnahme des ZK der RAP zur Eingabe des DAK wegen der Diskriminierung rumäniendeutscher Schüler bei der Aufnahme in den zweiten Zyklus der Elementarschule (18. September 1952) .....................................................

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1953 138. Das Politbüro des ZK der RAP verhandelt über die Auflösung der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten (14. Januar 1953) ................... 362 139. Beschluss des ZK der RAP zur Auflösung der Demokratischen Komitees der nationalen Minderheiten (14. Januar 1953) .................................................... 370 140. Die aufzulösenden Minderheitenorganisationen und die Minderheitenbevölkerung im Zahlenüberblick (14. Januar 1953) ................................................ 373

PERSONENREGISTER Die fett gesetzte Seitenzahl verweist auf die biographische Notiz zu der betreffenden Person. Achim, Viorel 379 Adam, Albert Johann 342 Adam, M. (Polizeiinspektor) 213 Adam, Simon 189 Agiu, Constantin 115–118, 133 Aldea, Aurel 37, 41–43, 48, 50, 51, 61, 63, 68, 69, 83 Alexandrescu, Anton 156, 159 Alexandrescu, Aristotel 124 Alexandrini, Alexandru 112, 113, 122, 210 Aly, Götz 8, 379 Ambrus (auch Ambruș), Coloman 230 Andree, Erhard 180, 182, 219, 231, 245, 387 Andreescu, Andreea 17, 50, 376 Anisescu, Cristina 291, 376, 379 Anton (General der Gendarmerie) 143, 173 Antonescu, Ion 7, 27, 29, 45, 47, 57, 111, 183, 184, 357, 377, 381, 382 Antonescu, Maria 29 Apostol, Gheorghe 234, 350 Aranici 270 Armean, Ion 169 Auschnitt, Max 154 Auschnitt, Osias 154 Austerlitz, Joachim 335, 336, 339 Avram, Mircea 341, 342 Babenco, Simion 346 Bach, Ioan 307, 308, 309 Baier, Hannelore 9, 15, 16–17, 19, 23, 29, 31, 36, 42, 49, 68, 81, 87, 113, 119, 123, 124, 127, 156, 177, 180, 195, 203, 211, 212, 219, 231, 242, 252, 263, 271, 370, 376, 379 Balling, Mads Ole 22, 134, 379 Balthes, Hans (auch Ioan) 169, 387 Banu (Provisorisches Bezirkskomitee Hermannstadt) 270 Bányai, Ladislau 248 Banyai, Margareta 282 Baraș, Polia 282 Barbu 269 Barf, Ion 188

Bartesch, Martin 188 Bayerle (auch Baierle), Josef 304 Beer, Josef 343 Beer, Mathias 7, 379 Beer, Samuel 342 Bejan, Petre 352 Bellu, Constantin 207 Bendik, Rudolf 170, 171, 173 Benedict (Ingenieur) 149 Bergel, Andrei 187 Bergel, Gheorghe 187 Bergel, Ioan 188 Berger, Gottlob 28 Berger, Victor 278, 306, 308 Bergmann, Christian 21, 379 Berindei, Mihnea 16, 157, 376 Berlescu, C. 169 Betea, Lavinia 22, 37, 380 Beyrau, Dietrich 379 Binder, Andrei 190 Binder, Matei 190 Bîrlădeanu, Alexandru 380 Blagoev, M. 330 Blidariu, Gavril 145 Bocotei, Th.100 Bodnăraş, Emil 95, 175–176, 250, 350, 360, 364, 366 Böhm, Johann 377 Boiţeanu, Ion 62 Bolovan, Ioan 111, 380 Bolovan, Sorina 111, 380 Borger, Gustav 342 Borilă, Petre 350, 362, 363, 364–366, 367, 368 Borissow 85, 130 Bossert, Werner 335, 341 Bostan, V. 217 Botscher (auch Bocer; Batter), Ernst (auch Ernest) 170, 171, 172, 173, 179, 190 Brabețianu, Victor 107 Braeg, Dieter 377 Brandsch, Hedwiga 264 Brandsch, Rudolf 218, 219, 245

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Register

Brandt (NW Temesvar) 339 Brătianu, Constantin I. C. 16, 38, 49, 50, 53, 57, 60, 63, 352 Breckner, Kurt 14, 380 Breckner, Richard 341 Breitenhofer, Anton 279, 306, 308, 338 Breitenstein, Ernst 271, 272, 307, 308 Briebrecher, Martha 264 Bruckner, Hans 245 Brunner, Georg 380, 383 Bruss, Petre 187 Buga, Vasile 157, 377, 381 Bugnariu, Tudor 265 Buhmes, Mihail 187 Bunaciu, Avram 168, 212, 289 Burcă, Ion 175, 177 Burducea, Constantin 160 Burger, Ulrich 380 Buta (Bürgermeister Mediasch) 275 Buzatu, Gheorghe 8, 9, 15, 106, 376–377, 380 Câmpeanu (Schulinspektorin) 356, 357, 360 Cândea, Dr. 149 Căpăţână, Aureliu 38 Capesius, Bernhard 341 Căproiu, Ioan 146 Carol (Direktor Staatssicherheit) 228 Carol II. von Hohenzollern-Sigmaringen 29, 368, 381 Cătănuș, Dan 157, 377, 381 Ceaușescu, Nicolae 15, 37, 176, 380 Celac, Nicolae 134 Cernăianu, Florentin 206 Chiper, Ioan 15, 380 Chiriţoiu, Mircea 321, 376–377, 380, 383 Chirvăsuţă, Dimitrie 148 Chişinevschi, Iosif 97, 250, 350, 360, 362, 363, 364, 365, 366, 367 Chiţu, Gheorghe 128 Chițulescu (Direktor Landwirtschaftsministerium) 205 Chivu Stoica 249, 250, 350, 364 Chrestl (auch Chrestel, Crestl), Andreas (auch Andrei) 272, 306 Christel, Klara 188 Chruschtschow, Nikita 381 Churchill, Winston 8, 55, 382 Cincu, Anton 153 Ciobanu, Vasile 23, 127, 344, 377, 380 Ciolan, Ion 198 Ciucă, Marcel Dumitru 11, 37, 50, 68, 377 Ciuntu, Edmond 107 Cleja, Ștefan 104 Clinciu, I. (Polizeibeamter) 213

Cloos, Fritz 11, 380, 382 Closius, Karl Eduard 342 Codreanu, Corneliu Zelea 32 Coliu, Dumitru 360 Connert, Ion 190 Connerth (Mediasch) 134, 214 Constantinescu, Grigore 107 Constantinescu, Miron 176, 194, 246, 248, 252, 291, 306, 322, 325, 346, 350, 360, 364, 367, 368, 369 Constantinescu-Iași, Petre 156, 159 Constantiniu, Florin 15, 380 Copony, Fritz 245 Costel Ion 153 Coțiuba, Nicolae 282 Cotoșman, Simion 158 Covaci (Neppendorf) 270, 271 Covaci (ZK-Instrukteur) 270 Crăciun, Corneliu 17, 131, 143, 377 Crișan, Gheorghe 22, 380 Cristescu, Eugen 42 Cristu, Ion 107 Crutzescu, Radu 107 Cuza, Alexandru C. 352 Czikó (auch Csiko), Lőrincz (auch Lorenz, Laurențiu, Lorant) 101, 105, 288 Dămăceanu, Dumitru 55, 56 Damian, Vasile 145 Daniel, Martin 188 Davidescu, Gheorghe 36 Deleanu, Ioan 88 Depner, Wilhelm 244 Deppner, Ion 188 Dezsu Christine 358 Dietz (Bäuerin in St. Andreas) 338 Dinculescu (Oberstleutnant) 150 Dobre, Florica 377, 381 Dobrescu, Anton 321 Dobrincu, Dorin 16, 156, 157, 376, 380–381, 382 Dobrinescu, Valeriu Florin 377 Dop, Emil 178, 191, 220 Douglas, Ray. M. 7, 381 Dragalina, Corneliu 29 Drăgan, Ilie 193, 194 Drăghici, Alexandru 360 Drăgulănescu (Gendarm) 185 Dumitrache, Ioan 29 Dumitrescu, Nic[olae] 127 Durst, Michael (?) 264 Duţu, Alesandru 290, 377, 381, 386 Eftimiu, Constantin 64 Ehrenburg, Ilja 273

Personenregister

Eitel, Adolf 216 Eiwendt, Gheorghe 187 Enache, Smaranda 377 Engel, Walter 381 Engels, Friedrich 253 Fackner, Matei 190 Falk, Hermann 245 Falk, Udo 219, 231, 245 Feldman, Bercu 248 Fenlachi, Rada 282 Filotti, Eugen 107–108 Fischer, Mihail 264 Fleischer, Eduard 178 Focht, Julius 277, 307, 308 Frânculescu, Petre 222 Frießner, Johannes 10, 29, 30, 31, 32, 33, 35, 55, 386 Fröhlich, Maria 336 Fuss, Johann Adolf 245 Gagesch, Andrei 188 Gagesch, Anna 187 Gagesch, Ecat[erina] 187 Gagesch, Mihai 188 Galan, Valeriu Emil 322 Galgoţi [Alexandru] 147 Galter (Sächsischer Demokratisch-Antifaschistischer Volksverband) 182, 187 Gandelmann (Schulinspektorin) 356, 357, 360 Găuruș, Gligore 311 Gavrilovici (Lehrbuchübersetzer) 282 Geamănu, Grigore 128 Geltsch, Ion 188 Geltz, Filip (auch Philip) 279, 306, 308, 334, 340, 346, 347, 358 Georgescu, Ioan 45 Georgescu, Nicolae 377 Georgescu, Polizeikommissar 140 Georgescu, Teohari 13, 71, 84, 87, 89, 95, 97, 114, 121, 123, 126, 127, 129, 130, 132, 156, 157, 160, 176, 202, 289, 290, 366 Georgescu, Valeriu 50, 51, 60, 61, 62, 64, 65, 66, 67 Gerö 274 Gheorghe Părcălab 145 Gheorghiu, Ermil 38, 40 Gheorghiu-Dej, Gheorghe 13, 15, 37, 95, 117, 118, 152, 156, 157, 176, 177, 193, 246, 247, 250, 252, 256, 289, 320, 322, 347, 348–349, 350, 355, 358–359, 360, 362, 363, 364, 366, 368–370, 377 Gigurtu, Ion 28, 29, 47 Glass, Hildrun 13, 381 Glatz, Mihai 186

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Glondys, Viktor 18, 201, 219, 232, 377 Gluvacov, Andrei 222 Gober, Ioan 187 Goia, Cornel 311 Goia, Gheorghe 311 Göldner, Anni (NW Mediasch) 335 Göllner (DAK Bistritz) 337 Göllner, Carl (auch Karl) 279 Gomułka, Władysław 368 Gospodinov, Teofila 282 Goşu, Armand 16, 157, 376 Granatir, Traian 148 Grätsch, Gheorghe 188 Gromen, Artur 178 Gromen, Ernest 178 Gromen, Victor 178 Gross, Iohan 178 Gross, Pavel 189 Groza, Petru 12, 14, 20, 48, 90, 95, 96, 97, 104, 112, 113, 114, 115, 116, 117–118, 119, 121– 122, 127, 129, 154, 155, 156, 158, 159–163, 175, 176, 196, 197, 198, 199, 200–201, 202, 203, 204, 212, 245, 289, 320, 325, 386, 387 Grün, Petre 188 Grütters, Monika 23 Gündisch, Karl 101 Halipa, Pan[telimon] 41 Halmagyi (Kerz) 189 Hamangiu (Sicherheitspolizei) 140 Haydl, Maria 341, 342 Hecker, Hellmuth 381 Hedrich, Hans 244 Helm (Kronstadt) 336, 337 Henrich, Udo 339 Herberth, Franz 28, 381, 387 Hermann, Hans 342 Hermel, Rudolf 264 Herrmann, Alfred, 245, 279 Hiel, Andrei 188 Hillgruber, Andreas 8, 381 Himmler, Heinrich 28, 30, 31, 42 Hitchins, Keith 8, 381 Hitler, Adolf 10, 30, 36, 46, 52, 61, 119, 183, 184, 293, 357, 379, 381, 382 Hofman, Ludovic 145 Hold (Gendarm) 171 Holdiş, Grigore 100 Hromadka, Georg 272, 381 Hutter, August 264 Ilescu, Sebastian 136 Iliescu, Ion 380 Imrédy, Béla 352

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Ioan, Serb 145 Ioanid, Radu 377 Ionescu, Marin Florea 290 Ionescu, Tudor 122, 156 Ioniță (Sicherheitspolizei) 185 Iordăchescu, Teodor 158 Iordan, Dimitrie 52, 65 Iovciulescu 153 Iscovici, P. 330 Istok, Thoma 188 Jachomowski, Dirk 381 Jickeli, Carl F. 341 Jickeli, Otto Fritz 341 Jung, Jacob 273 Kaltenegger, Roland 381 Kamilli, Helmut 336 Kasch, Emma 187 Kasper, Marta 187 Kasper, Petre 188 Kazinczy, Francisca (NW) 338 Kiefer, Rozalia 272, 306 Klamfoth-Plattner, Eva 342 Klapka, Arpad 272, 306, 308 Klein, Franz 304 Klein, Gustav Adolf 161–162, 387 Klein, M. 264 Klein, Wilhelm 307, 308 Klemm, Werner 23 Kliesch, Anna 189 Klima, Hellmut 88, 342, 387 Klopps, Friedrich Wilhelm 342 Klusch, Gheorghe 189 Klusch, Mihail 190 Knab, Josef 339 Köffer, Andreas 342, 343 König, Carol 309 König, Josef 339 Königes, Kath[arina] 189 Konnerth (NW Kronstadt) 336 Kottler, Peter 47, 381 Kraemer, Petru 264 Krafft, Ioan 188 Krafft, Mihail 188 Krafft, Petre 188 Krafft, Willi 187 Kramer (NW Temesvar) 339 Krasser, Harald 341 Krauss, Gherghe 188 Kroner, Michael 381 Kurmes, Andrei 187 Lanzinger, Anton 276, 306, 308

Register

Lautmann, Frederich 178 Lenin, Wladimir Iljitsch 253, 254, 258, 378 Leonard (Anwalt Hermannstadt) 245 Libal 334, 340, 345 Liess, Otto Rudolf 30, 32 Lillin, Magda 307, 308 Lillin, Mihai 307, 308 Liteanu, Gheorghe 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 62, 63, 64, 66, 67 Loidl (auch Loydl), Viktor 342 Loth, Wilfried 381 Luca, Vasile 84, 87, 89, 94, 95, 97, 98, 119, 134, 176, 177, 179, 180, 182, 195, 247, 249, 250, 289, 310, 364, 366 Lutsch, Helga 23 Lutsch, Johann 337 Macici, Nicolae 10, 29, 30, 31, 35, 38 Măgureanu, Virgil 16 Malenkow, Georgi 156 Malinowski, Rodion Jakowlewitsch 40 Malinschi, Vasile 289 Maly-Theil, Christine 341 Manafu, Marin 41, 42 Mănescu, Corneliu 380 Maniu, Iuliu 30, 37, 39, 40, 41, 42, 45–46, 47, 48, 49, 50, 53–54, 163, 168, 182, 269, 270, 352 Manoilescu, Mihail 28, 29 Mănuilă (auch Manuilă), Sabin 45, 47, 48, 49, 50– 51, 52–53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66–68, 76, 106, 107, 111, 379, 380 Mara (RAP-Aktivist) 269, 270 Marcu (Polizeikommissar) 100 Maria Theresia von Österreich 46 Marineasa, Viorel 381 Marinescu, Nicolae 38, 45, 57, 58, 59, 61, 66 Marx, Karl 253 Marzell, Gheorghe 187 Marzell, Ioan 187 Marzell, Ioan 188 Marzell, Rudolf 188 Maurer, Ion Gheorghe 37, 176, 177, 210, 211, 351, 380 Mayer, Rudolf 101, 179, 180, 182–184, 186–187, 218, 219, 231, 245, 387 Mazanek, Ferdinand 342 Melas, Wilhelm (auch William) 272, 306, 308 Mendelovits (Polizeikommissar) 100, 105 Mețiu, Vasile 344 Michael (Mihai) I. von Rumänien 7, 28, 290, 386 Miclescu (Instrukteur des ZK der RAP) 357 Mieskes, Gh. 188 Mieskes, Ion 188 Mihai, Florin-Răzvan 381

Personenregister

Mihail, Gheorghe 30, 38, 45 Mihalca, Eliza 269, 270, 271 Milata, Paul 8, 27, 28, 36, 382 Mild [Kurt] 343 Milea, I. 102, 104 Mirbach, Dietrich von 33, 34 Mocanu, Marin Radu 19, 16, 41, 378, 386 Möckel, Konrad 245 Moghioroș (auch Magyaros), Alexandru 248, 250, 350, 360, 362, 363, 364 Moiș, Aurel 230 Moisescu, Dinu 321 Moldovan, Silviu 376, 379 Molotow, Wjatscheslaw 156 Moraru, Camelia 18, 370, 378 Moraru, Constantin 18, 370, 378 Mucealov (Ingenieur Kleinberegsau) 147 Müll, Martin 188 Müller, Friedrich Müller, Friedrich (Bischof ) 14, 18, 30, 90, 101, 127–128, 167, 193, 211, 212, 218, 219, 271, 279, 285, 296, 342, 382, 383, 387 Müller, Koloman (auch Coloman) 20, 119–121, 164–167 Müller, Mihail 189 Muntean, Bazil 88 Munteanu (RAP-Instrukteur) 269 Munteanu, Dumitru 321 Munteanu, Nicolae 189 Muracea, Seit A. 282 Mureșanu, Camil 111, 380, 382 Murgescu 269 Nadiu, Ioan 145 Nastasă, Lucian 17, 50, 376 Neagoe, Stelian 15, 22, 382 Nedelcu, M. 147 Negel, Dimitrie D. 37, 50 Neumann, Bernd 19 Nicolaev, E. 330 Nicolau, Gheorghe 48, 122, 156, 160 Niculescu, Spahia 149 Niculescu-Buzești, Grigore 37, 38–39, 41, 44, 46, 47, 48, 65, 66 Niedermaier, Brigitte 11, 382 Nistor, Dimitrie 71 Nistor, Gheorghe 146 Nițulescu, Stelian 289, 290 Novac, Traian 159 Nowak (NW Hermannstadt) 335 Olaru, Tudor 271 Ongherth, Ernest 178 Ongyert, Katharina 189

401

Ongyerth, Alfred 264 Oprea, Marius 228, 230, 378, 382 Oprişanu, Emil 112 Orend, Mihail 264 Oros, Irina 145 Oschanitzky, Josef 279, 340, 341, 342 Pâclișanu, Zenovie 106 Parhon, Constantin Ion 232, 290 Pârvulescu, Constantin 350, 364, 367 Pas, Ion 202 Pascu, Florian 145 Pateaş, Pavel 145 Pătrășcanu, Lucrețiu 20, 37, 38, 41, 45, 46, 48, 49, 60, 63, 64, 65, 117, 119, 164, 165, 166, 202, 204, 257, 380 Pătroiu, Ion 377 Pauker, Ana 20, 84, 89, 94, 95, 97, 119, 134, 164, 167, 273, 289, 310, 366 Paulovits (auch Paulowitsch), Magdalena (DAKInstrukteurin) 357 Pelin, Mihai 16, 382 Pelivan, Ion 41 Penescu, Dumitru 220 Penescu, Nicolae 70 Penkert, Matei 189 Penteker, Mihail 307, 308 Peresta, Carol 179 Petala, Vintilă 106, 108 Peto (Ingenieur Gertjanosch) 147 Petraru, Cornel, s. Breitenstein, Ernst Petrescu, Constantin Titel 37, 39, 40, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 159, 352 Petri (auch Petre), Ernst (auch Ernest) 170, 171, 172, 173, 179, 190 Petri (auch Petre), Hans (auch Hantz) 170, 171, 172, 173, 179, 190 Pfaff, Michael (auch Mihai) 119, 282 Pfaff, Simion 190 Philipp, Ion 188 Phleps, Artur 10, 29, 31, 32, 33, 34, 35, 42, 44, 381 Pintea, Vasile 168 Plaier, Ion 189 Plaier, Petru 188 Podea, Ion 127, 128, 129 Polian, Pavel 382 Politis, Nikolaos 110 Pollatschek, Hans 336 Pop, Adrian 15, 380 Pop, Aurel 195 Pop, Valeriu (auch Paler) 29 Popa, Klaus 18, 90, 378, 386 Popescu, Alexandru 382

402

Register

Porr, Ioan 187 Porr, Mihail 187 Porr, Willi 188 Posmaier, Anton 144 Potocsnik (auch Pototschnik), Willi 338 Potop, Aurel 156, 159 Potopeanu, Gheorghe 37, 40, 53, 57, 58, 60, 63, 64, 66, 68 Prescorniţă, Mihai 124, 191 Probstdorfer, Simion 190 Profiri, Niculae 289 Prömm, Ion 189 Puvak (auch Puwak), Josef 280, 304, 306, 308 Răchiţan, Ion 48 Racoviță, Ioan Mihail 37, 40, 42, 64, 66 Rădăceanu, Lotar (auch Lothar) 115, 116–117, 155, 159, 160, 175, 176, 199, 202, 250, 289, 310 Rădescu, Nicolae 14, 48, 71, 73, 80, 82, 156, 377 Radovici (Reservegeneral) 185 Radu, Sorin 127, 377, 380 Rădulescu (Funktionär des ZK der RAP) 361 Ralea, Mihail 160 Ranghecz (auch Rangheț), Iosif 97, 250 Rațiu, Simion 192 Rauh, Cornelia 379 Răutu, Leonte 248, 348, 383 Rehner, Hermann 23 Reimesch, Franz 188 Reinerth, Ion 190 Reinerth, Karl M. 380, 382 Resis, Albert 9, 382 Revencu, M. 217 Ribbentrop, Joachim von 30, 34, 386 Robu, Roman 195 Rodan, Eugen 346 Roman, T. 44 Roosevelt, Franklin Delano 55 Roth (NW Hermannstadt) 335, 336, 337 Roth, Fritz 245 Roth, Gheorghe 188 Roth, Hans Otto 12, 18, 30, 34, 35, 70, 90, 113, 180, 181, 218, 219, 222, 232, 244, 245, 378 Roth, Harald 383 Roth, Herbert 382 Roth, Herman 341 Roth, M[artin] 216 Roth, Otto 341 Rudescu, Corneliu 69 Rusan, Romulus 379 Salmen, Toma 190 Sămînţă, Valentin 381

Sănătescu, Constantin 14, 28, 34, 35, 37, 38, 40, 45, 48, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 65, 377, 386 Sander, Gertrud, s. Székely, Gisela Șandru, Dumitru 11, 17, 90, 101, 125, 186, 382, 383 Sauer, M. A. 264 Savu, Al. Gh. 15, 29, 30, 378 Săvulescu, Traian 13, 133, 134, 193, 196–197, 198, 199–200, 201–202, 203, 204, 205, 235, 387 Schack, Hans-Marcel von 30, 32 Scheel, Grete (Margarethe) 335, 336 Scheiner, Herwart 218 Scheiner, Maria 264 Scherer, Anton 378 Şchiopul (auch Şchiopu), Bucur 112, 113, 199, 201, 202 Schlay (Gemeinde Baumgarten) Schmidt, Andreas 15, 28, 29, 30, 32, 35, 43, 46, 183, 382, 387 Schmidt, Carol 176 Schmidt, Reinhold Simon 14, 271, 278, 307, 339, 382 Schmutzer, Adolf 275, 306 Schnabel, Ecat[erina] 187 Schnabel, Gheorghe 187 Schneider, Carol 307, 308 Schneider, Friedrich 264 Schneider, H[ans] 291 Schneider, Otto 335, 336, 340 Schobel, Hermann 23, 162, 342, 387, 388 Schobel, Josef 342 Schön, Mihail 190 Schorsten, Simon 336 Schotsch, Ioan 307, 308, 321 Schuller, Rudolf 11, 387 Schullerus, Friedrich Wilhelm 205 Schullerus, Trude 342 Schunn, Mihail 189 Schuster, Dutz (Gustav) 341 Schuster, Michael (auch Mihai) 280, 306, 308, 340 Schuster, Richard 342, 343 Schuyler, Cortlandt Van R. 383 Scurtu, Ioan 15, 16, 378 Seglai, Ioan 145 Seiffert, Wilhelm 244 Semanciak (auch Semantschak, Szemantschak), Robert 307, 308 Sencovici, Alexandru 289 Sfetcu, Aurel 73 Sidorow, Iwan Stepanowitsch 40 Silaghi, Sigismund 145 Sill, Carol 179

Personenregister

Sima, Horia 32, 34 Simonis, Heinrich 307, 308 Slánský, Rudolf 363, 365, 368 Smarandache (Gendarmerie) 231 Solomon, Flavius 380 Solonari, Vladimir 382 Sonntag, Bela 307, 308, 309 Sora, Iuliu 145 Stalin, Josef Wissarjonowitsch 7, 8, 9, 14, 16, 92, 117, 156, 253, 254, 257, 258, 299, 317, 320, 344, 345, 349, 363, 368, 377, 378, 379, 380 381, 382, 386 Stănescu, Flori 15, 206, 378 Stănescu, Virgil 80 Steffes, Gh. 188 Stephani (Stefani), Wilhelm 317 Sterz, Ioan 309 Stirbet (Știrbeț), Victor 169 Stoffel, Emmerich (auch Emeric) 251, 272, 279, 280, 281, 305, 306, 308, 325, 330 Stoica, Stan 22, 383 Stoicescu (General der Gendarmerie) 210 Stoicescu, N. 143 Stolz, Andrei 188 Stoof, Petre 189 Strack, Hans 34 Streitfert, Otto 188 Stroia, Dumitru 270 Suciu (Major) 149 Suckut, Siegfried 21, 383 Székely, Gisela (Pseudonym Gertrud Sander) 341 Szekler, Johann (auch Ioan) 272, 273, 306, 308, 340, 357 Szilagyi, Iosif 105, 136 Takáts (auch Takats, Takács, Takacs), Ludovic (Lajós) 14, 265, 330, 346 Tănase, Stelian (Historiker) 22, 37, 89, 383 Tănase, Stelian (Regierungsbeamter) 132, 265 Tänzer (auch Täntzer), Stefan 272, 307, 308 Tăşiedanu, Ştefan 321 Tătărescu, Gheorghe 106, 175, 204, 211, 226, 352 Tatu (Hauptmann) 171 Tausch, Martin 274, 306, 308 Taute, Emil 178 Teodorescu, Sachelarie 191 Teutsch, Mattis 321 That, Georg 342 Theilemann, Wolfram 23 Thullner, Hedwig Irmgard 341 Tipomuţ, Gheorghe 146

403

Tismăneanu, Vladimir 248, 382, 383 Tito, Josip Broz 29, 262, 271, 282 Toth, Arnold 336 Tolbuchin (auch Tolbukin), Fjodor Iwanowitsch 90, 91, 92 Tontsch, Günther H. 9, 380, 383 Topor (Inspektor) 193 Toth, Stefan 145 Trăistaru, V. 172, 179 Traşcă, Ottmar 10, 30, 383 Truetsch, Gheorghe 187 Truetsch, Ioan 188 Truetsch, Iosif 187 Truetsch, Mihail 188 Ungar, Hans Traugott 311, 312 Untch, Ioan 186 Unterstein, Ana (auch Anna) 307, 308 Vaida, Vasile 250 Vântu, Gheorghe 200 Varga, Andrea 17, 50, 376 Vasile, Cristian 248, 382, 383 Vătăman, Dan 378 Vighi, Daniel 381 Vincze, János (auch Ion) 89, 90 Vitenek, David 170, 171–172 Vitenek, Huma 170, 171 Vlădescu-Răcoasa, Gheorghe 14, 156, 160 Vlaicu, Monica 23 Voitec, Ștefan 160, 175, 176, 210 Volokitina, Tatiana 383 Vrejba, Sergiu 196 Wagner (NW Hermannstadt) 335, 379 Wagner, Ernst 7, 9, 18, 88 Wagner, Horst 28, 32 Weber, Annemarie 9, 13, 15, 18, 19, 23, 29, 42, 47, 114, 127, 130, 156, 165, 261, 271, 285, 342, 383 Weber, Georg 16, 18, 41, 81, 379, 386 Weber, Horst 23 Weber, Wilhelm 383 Wolff, Pavel 189 Wuorner, Pavel 190 Wyschinski (auch Vâşinski), Andrej Januarjewitsch 41, 252, 253, 377 Zach, Krista 17, 383 Zamfirescu, Dragoş 15, 206

ORTSNAMENREGISTER Ortsnamen mit einer in diesem Buch verwendeten deutschen Namensvariante werden deutsch angesetzt, die offizielle rumänische, fallweise ungarische Bezeichnung wird in Klammern angeführt. Bei Toponymen mit Mehrfachnutzung (die z. B. als Orts- und Bezirksname in dieser Sammlung vorkommen) wird in Klammern darauf verwiesen. Agigea 153 Agighiol 153 Agnetheln (rum. Agnita, auch Rayon ab 1950) 219, 336, 380 Alba (Bezirk bis 1950) 131, 140, 189, 241, 242, 267, 313 Alexanderhausen (rum. Şandra) 150 Alzen (rum. Alţâna) 311, 312 Anina 136 146, 151 Arad (auch Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 31, 69, 106, 121, 131, 141, 144, 145, 150, 196, 197, 236, 238, 239, 240, 241, 267, 276, 279, 285, 294, 303, 306, 307, 308, 313, 315, 323, 326, 331, 343, 356, 357, 361 Argeş (Bezirk bis 1950 u. Region 1950–1952) 102, 239, 240, 319, 326 Aurel Vlaicu (dt. Benzenz, rum. früher Binținți) 153 Bacău (auch Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 239, 241, 268, 326, 364 Baia Mare (auch Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 152, 239, 241, 268, 313, 326 Baumgarten (rum. Livada) 144, 145 Băiţa 154 Bârlad (auch Region ab 1950) 153, 326 Bekokten (rum. Bărcut) 186 Berlin 28, 46, 107, 115, 183, 205, 206, 378, 383 Bern 183 Bethlen (rum. Beclean) 153 Bihor (Bezirk bis 1950 u. Region 1950–1952) 131, 145, 152, 153, 242, 267, 326 Billed (rum. Biled) 149, 273, 323 Birk (rum. Petelea) 153 Bistritz (rum. Bistriţa, auch Rayon ab 1950) 217, 218, 307, 308, 335, 337, 384 Bistritz-Nassod (rum. Bistrița-Năsăud, Bezirk bis 1950) 131 Blasendorf (rum. Blaj) 169

Blutroth (rum. Berghin) 140 Bogarosch (rum. Bulgăruş) 149, 150 Boju 136 Bonn 377, 380 Bonnesdorf (rum. Boian) 189 Borduşani 268 Botoşani (auch Bezirk bis 1950 u. Region 1950– 1952) 239, 241, 268, 313, 326 Brad 151 Brazi 152 Brăila (auch Bezirk bis 1950) 239, 240, 352 Breaza bei Câmpina 28 Brenndorf (rum. Bod) 128 Brezoi 153 Broos (rum. Orăştie, auch Rayon ab 1950) 151 Budapest 33, 34, 218, 382 Budeşti 153 Buhuşi 152 Bukarest (rum. Bucureşti) 13, 15, 17, 18, 19, 24, 29, 32, 33, 35, 37, 40, 47, 48, 57, 58, 70, 75, 80, 84, 85, 87, 94, 95, 102, 108, 115, 123, 125, 127, 130, 142, 145, 152, 158, 159, 161, 168, 169, 170, 171, 173, 178, 180, 187, 190, 204, 206, 207, 213, 216, 218, 220, 221, 228, 238, 242, 243, 245, 251, 252, 264, 271, 279, 280, 282, 283, 288, 290, 298, 305, 306, 307, 308, 309, 326, 341, 344, 345, 347, 355, 356, 358, 365, 367, 371, 372, 376, 377, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 386, 388 Bulkesch (rum. Bălcaciu) 189 Busiasch (rum. Buziaş) 273 Bußd (rum. Buzd) 189 Buzău (auch Bezirk bis 1950 u. Region 1950–1952) 239, 240, 326 Câmpia Turzii (auch Bezirk bis 1950) 151 Câmpina (auch Rayon ab 1950) 28, 309 Ciuc (Bezirk bis 1950) 131, 240, 241, 267

Ortsnamenregister

Ciucurova 153 Climăuţi 268 Corbeni 319 Corbeşti 45 Covurlui (Bezirk bis 1950) 153, 239, 241, 313 Craiova (auch Region ab 1952) 41, 64, 85, 152 Crişeni 153, 213 Curtici 144 Cuveşdia 154 Dâmboviţa (Bezirk bis 1950) 239, 240 Dej (auch Region 1950–1952) 326 Detmold 23 Detta (rum. Deta) 149, 273 Deva 151, 153 Dinklage 377 Dolj (Bezirk bis 1950) 240 Dollatz (rum. Dolaţi) 150 Doman 277 Dorohoi (auch Bezirk bis 1950) 241, 268, 313 Dortmund 378 Draas (rum. Drăuşeni) 49, 50, 87, 88, 89 Essen 379, 381 Fălticeni 152 Ferdinand, auch Ferdinandsberg (rum. Oţelu Roşu) 212, 213, 275 Focşani 268 Fogarasch (rum. Făgăraş, auch Bezirk bis 1950 u. Rayon ab 1950) 94, 131, 154, 185, 186, 189, 241, 242, 303, 307, 308, 313, 314, 336 Frankfurt am Main 378, 379 Frauendorf (rum. Axente Sever) 189 Freidorf 146, 147 Frumoasa 268 Galatz (rum. Galaţi, auch Region ab 1950) 85, 153, 326, 364 Găuriciu 268 Genf 16, 183, 382 Gertjanosch (rum. Cărpiniş) 147, 148, 149 Gorj (Bezirk bis 1950 u. Region 1950–1952) 152, 240, 326 Göttingen 376, 379, 381 Grabatz (rum. Grabaţ) 149 Graz 378, 381 Grohot 154 Großkarol (rum. Carei) 106 Großkokeln (rum. Târnava Mare, Bezirk bis 1950) 87, 88, 89, 94, 123, 124, 131, 169, 189, 191, 192, 195, 197, 203, 204, 205, 206, 219, 236, 238, 239, 240, 241, 242, 68, 274, 286, 303, 306, 313, 314

405

Großpold (rum. Apoldu de Sus) 290, 291, 311 Großsanktnikolaus (rum. Sânnicolau Mare, auch Rayon ab 1950) 273 Groß-Scham (rum. Zamul Mare, heute Jamul Mare) 150 Großschenk (rum. Cincu) 94 Großwardein (rum. Oradea, auch Region ab 1952) 17, 18, 99, 100, 101, 104, 106, 131, 135, 144, 146, 152, 157, 229, 230, 233, 300, 313, 329, 364 Gundelsheim am Neckar 23, 28, 88, 90, 342, 387, 388 Guttenbrunn (rum. Zăbrani) 276, 357, 361 Hamburg 381 Hammersdorf (rum. Guşteriţa, seit 1951 Ortsteil von Hermannstadt) 170 Hatzfeld (rum. Jimbolia) 165, 273, 307, 339 Heilbronn 23 Heltau (rum. Cisnădie) 63, 170, 171, 171, 172, 173, 174, 175, 178, 179, 184, 185 190, 191, 279, 294 Henndorf (rum. Brădeni, auch Hendorf) 204 Hermannstadt (rum. Sibiu, auch Bezirk bis 1950, Region 1950–1952 u. Rayon ab 1950) 11, 23, 29, 46, 47, 49, 57, 58, 70, 85, 90, 94, 101, 102, 104, 105, 13, 123, 124, 125, 126, 127, 131, 137, 139, 154, 161, 168, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 178, 179, 180, 182, 185, 190, 191, 192, 197, 202, 204, 213, 214, 215, 216, 217, 219, 220, 222, 226, 231, 232, 236, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 264, 268, 269, 270, 271, 274, 278, 279, 285, 286, 287, 291, 294, 296, 306, 308, 311, 312, 313, 315, 319, 326, 331, 334, 335, 336, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 383, 384, 388 Hetzeldorf (rum. Aţel) 189, 275 Hopsenitz (rum. Ofşeniţa) 149, 150 Hundertbücheln (rum. Movile) 204 Hunedoara (auch Region ab 1950) 131, 136, 146, 151, 152, 153, 175, 178, 179, 190, 213, 230, 231, 241, 267, 326, 331, 381 Ialomiţa (Bezirk bis 1950 u. Region 1950–1952) 239, 240, 268, 326 Jaad (rum. Livezile) 338 Jassy (rum. Iaşi, auch Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 85, 131, 239, 241, 268, 313, 326, 364, 376, 380, 382 Jilava 54 Kairo 41, 386 Kalan (rum. Călan) 151, 154, 212, 213

406

Register

Karansebesch (rum. Caransebeş, auch Rayon ab 1950) 151, 230, 231 Karasch (rum. Caraș, Bezirk bis 1950) 131, 136, 151, 236, 241, 242, 267, 277, 287, 303, 306, 314 Karasch-Severin (Bezirk ab 1968) 213, 231, 388 Karlsburg (rum. Alba Iulia) 85 Katzendorf (rum. Caţa) 49, 50 Keglewitschhausen (rum. Cheglevici) 149, 150 Keisd (rum. Saschiz) 203, 206 Kelling (rum. Câlnic) 189 Kerz (rum. Cârţa) 189 Kimpolung (rum. Câmpulung, auch Câmpulung Moldovenesc) 131, 152, 241, 268, 313 Klausenburg (rum. Cluj, auch Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950; seit 1974 Cluj-Napoca) 17, 33, 34, 89, 105, 119, 131, 136, 241, 248, 267, 281, 285, 313, 319, 326, 329, 331, 341, 364, 365 Kleinberegsau (rum. Beregsăul Mic) 147 Kleinbetschkerek (rum. Becicherecu Mic) 273 Kleinjetscha (rum. Iecea Mică) 150 Kleinkokeln (rum. Târnava Mică, Bezirk bis 1950) 94, 131, 189, 197, 220, 236, 238, 239, 240, 241, 242, 268, 274, 303, 306 Kleinkomlosch (rum. Comloşul Mic) 148 Köln 379, 382, 383 Konstanza (rum. Constanţa, auch Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 50, 85, 153, 239, 241, 268, 313, 326, 333, 364, 371 Kreisch (rum. Criş) 123, 124, 284 Kronstadt (rum. Braşov, 1950–1960 Stalinstadt, rum. Orașul Stalin, auch Bezirk bis 1950) 11, 20, 29, 57, 58, 62, 64, 89, 96, 114, 127, 128, 129, 131, 136, 154, 161, 186, 187, 193, 202, 218, 219, 221 230, 231, 234, 236, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 251, 267, 272, 278, 279, 280, 301, 303, 304, 306, 307, 308, 313, 314, 320, 321, 326, 329, 335, 336, 337, 384, 386, 387 Landau 23 Leschkirch (rum. Nocrich) 311, 319 Liebling 149, 150 Lippa (rum. Lipova, auch Rayon ab 1950) 273, 357, 361 Lipoveni 268 Lowrin (rum. Lovrin) 150, 273 Lugosch (rum. Lugoj, auch Rayon ab 1950 [?]) 150, 151, 154, 275, 294, 307, 308 Lunca-Vişagului 319 Lupeni 151 Malkotsch (rum. Malcoci) 153 Maramuresch (Bezirk bis 1950) 98, 100, 105, 131, 240, 241, 242, 267, 326, 328

Marienburg bei Kronstadt (rum. Feldioara) 128, 134, 217, 384 Marienburg bei Schäßburg (rum. Hetur, Hetiur) 124 Marienfeld (rum. Teremia) 147, 148, 149 Marktschelken (rum. Şeica Mare) 189 Marosvásárhely, s. Neumarkt Marpod 319 Matscha (rum. Macea) 150 Mădrigeşti 145 Medgidia 153 Mediasch (rum. Mediaş, auch Rayon ab 1952) 50, 90, 91, 217, 219, 226, 244, 275, 306, 308, 335, 336, 384 Mehedinţi (Bezirk bis 1950) 152, 240 Meschen (rum. Moşna) 274 Mintia 153, 154 Moskau 7, 8, 10, 13, 37, 39, 41, 95, 107, 156, 246, 258, 273, 279, 370, 377, 378, 386 Mühlbach (rum. Sebeş, auch Bezirk bis 1950, Rayon ab 1950) München 22, 126, 169, 218, 285, 377, 381, 382, 383, 388 Muresch (rum. Mureș, Region ab 1950) 98, 100, 105, 131, 197, 240, 241, 242, 267, 326, 328, 331 Muscel (Bezirk bis 1950) 102, 239, 241 Nadrag (rum. Nădrag) 151, 212, 213 Neamţ (Bezirk bis 1950) 239, 241, 268 Neithausen (rum. Netuş) 124, 204 Neppendorf (rum. Turnişor, seit 1951 Ortsteil von Hermannstadt) 269, 270, 271, 279, 342 Neumarkt (ung. Marosvásárhely, rum. Târgu-Mureş, auch Tg. Mureş) 28, 30, 105, 131, 136, 153, 281, 313, 329, 377 Neupetsch (rum. Peciu Nou) 339 Neu-Sanktpeter (rum. Sânpetru Nou) 148 Neustadt bei Kronstadt (rum. Cristian) 188 Neustadt bei Agnetheln (rum. Noiştat) 124, 204 Niemesch (rum. Nemşa) 189 Nitzkydorf (rum. Niţchidorf) 273 Nuşeni 153 Oderhellen (rum. Odorheiu Secuiesc, auch Bezirk bis 1950) 88, 89, 131, 267, 284 Olt (Bezirk bis 1950) 239, 241 Orawitza (rum. Oraviţa) 151 Orzydorf (rum. Orţişoara) 149, 273 Pankota (rum. Pâncota) 147 Paratz (rum. Parţa) 150 Paris 19, 16, 55, 106, 107, 108, 112, 117, 175, 252, 277, 378 Paşcani152

Ortsnamenregister

Păuleşti 145 Perjamosch (rum. Periam) 148, 149, 150, 273 Petersdorf (rum. Petreşti) 190 Petriş 145 Petroschen (rum. Petroşani, auch Petroşeni) 146, 151, 154, 159 Piatra Neamţ 152 Piteşti 85 Ploieşti (auch Region und Rayon ab 1952) 29, 146, 152 Prag 277, 283, 337, 363 Prahova (Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 152, 239, 241, 326 Predeal 29 Pretai (rum. Brateiu) 189 Putna (Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 239, 241, 268, 326 Râmnicu Sărat (auch R. Sărat, Rm. Sărat, Bezirk bis 1950) 239, 241 Radautz (rum. Rădăuți, auch Bezirk bis 1950) 131, 241, 268, 313 Rakosch (rum. Racoș, auch Rayon ab 1950) 335, 336 Regina Maria (auch Ortachioi, seit 1947 Horia) 153 Rekasch (rum. Recaş) 148, 339 Reps (rum. Rupea, auch Rayon ab 1950) 50 Reschitza (rum. Reşiţa, auch Rayon ab 1952) 43, 151, 251, 272, 277, 279, 280, 294, 303, 304, 306, 307, 308, 309, 315, 338 Reußmarkt (rum. Miercurea Sibiului) 291, 311 Rodna (Region 1950–1952) 326, 333, 338 Romanaţi (auch Bezirk bis 1950) 152, 240 Rosenau (rum. Râşnov) 128 187 Roşia Nouă 145 Roşiorii de Vede 130, 136, 151, 152 Rumes (rum. Romos) 154 Sächsisch-Regen (rum. Reghin) 153 Sackelhausen (rum. Săcălaz) 150 Saderlach (rum. Zădăreni) 144, 276 Sankt Augustin 380 Sanktandreas, auch St. Andreas (rum. Sânandrei) 273 Sanktanna (rum. Sântana) 276 Sanktmartin (rum. Sânmartin) 144 Sathmar (rum. Satu Mare, auch Bezirk bis 1950) 106, 131, 242, 267, 286, 287, 313 Sălaj (Bezirk bis 1950) 131, 240, 241, 267, 286 Schag (rum. Şag) 273 Scharosch (rum. Şaroş) 204 Schäßburg (rum. Sighişoara, auch Rayon ab 1950) 30, 32, 50, 123, 124, 168, 169, 195, 204, 205, 226, 243, 244, 274, 298, 307, 308, 336 Schellenberg (rum. Şelimbăr) 269

407

Schirkanyen (rum. Şercaia) 189 Schuschanowitz (rum. Sanoviţa) 147 Sekul (rum. Secul) 277 Semlak (rum. Semlac) 276 Severin (Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 131, 213, 231, 236, 241, 242, 267, 275, 287, 303, 306, 310, 313, 326, 331 Sfântu Gheorghe (auch Sf. Gheorghe) 284 Sighet (seit 1964 Sighetu Marmației) 18, 99, 100, 104, 105, 135, 300, 352, 379, 380 Sîntion 145 Stalin (Region u. Rayon ab 1950) 326 Stalinstadt, s. Kronstadt Stana 136 Steierdorf (heute Stadtteil von Anina) 277 Suceava (auch Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 131, 152, 241, 268, 313, 326, 333 Süddobrudscha (rum. Cadrilater, Bezirk bis 1950) 102 Târgovişte 41, 152 Târgu Jiu (auch Tg. Jiu) 43, 100, 105 Tecuci (Bezirk bis 1950) 153, 239, 241 Teleorman (Bezirk bis 1950 u. Region ab 1950) 130, 136, 239, 241, 268, 326 Teliucu Inferior 153 Temes-Torontal (auch Temesch-Torontal, rum. Timiș-Torontal, Bezirk bis 1950) 114, 117, 121, 122, 123, 131, 148, 158, 196, 197, 230, 236, 238, 239, 240, 241, 242, 267, 268, 286, 294, 304, 306, 307, 309, 310, 313, 314, 315 Temesvar, auch Temeswar, Temeschburg (rum. Timişoara, auch Region ab 1950) 47, 57, 58, 67, 79, 84, 85, 104, 119, 131, 137, 147, 148, 149, 151, 158, 167, 193, 201, 217, 228, 230, 272, 273, 285, 298, 303, 304, 306, 307, 308, 309, 313, 314, 322, 323, 324, 326, 331, 334, 335, 338, 339, 345, 346, 356, 357, 360, 361, 364, 381, 388 Thorenburg (rum. Turda, auch Bezirk bis 1950) 131, 241, 268, 284 Tirol 277 Traniş[u] 319 Tschakowa (rum. Ceacova) 147, 148, 150, 273 Tschanad (rum. Cenad) 148, 150 Tschene (rum. Cenei) 148 Tulcea (auch Bezirk bis 1950) 153, 239, 241, 268, 313 Turnu Măgurele 130, 135, 152 Turnu Severin 152 Tutova (Bezirk bis 1950) 153, 239, 241 Valea Drăganului 319 Valea Homorod 136, 154

408

Register

Vaslui (Bezirk bis 1950) 239, 241 Văleni 146, 152 Vâlcea (Bezirk bis 1950 u. Region 1950–1952) 152, 153, 240, 326 Vinga 149 Vlaşca (Bezirk bis 1950) 239, 241 Vlăhiţa 88 Washington D.C. 41, 382, 386 Weidenbach (rum. Ghimbav) 338

Weidenthal (rum. Brebu Nou) 277 Wien 7, 8, 10, 28, 29, 34, 41, 46, 47, 88, 89, 91, 92, 99, 115, 333, 379 Wiesbaden 381 Wolkendorf (rum. Vulcan) 154 Würzburg 23, 162, 387, 388 Zalău 104, 284 Zeiden (rum. Codlea) 146, 154, 188 Zetea 88

SCHRIF TEN ZUR LANDESKUNDE SIEBENBÜRGENS ERGÄNZUNGSREIHE ZUM SIEBENBÜRGISCHEN ARCHIV HERAUSGEGEBEN VON ULRICH A. WIEN, ARBEITSKREIS FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE E.V. UND HARALD ROTH

EINE AUSWAHL

BD. 32 | GEORGE MICHAEL GOTTLIEB VON HERRMANN

BD. 27 | RICHARD SCHULLER

DAS ALTE KRONSTADT

DER SIEBENBÜRGISCH-SÄCHSISCHE

EINE SIEBENBÜRGISCHE STADT- UND

PFARRER

LANDESGESCHICHTE BIS 1800

EINE KULTURGESCHICHTE

HG. VON BERNHARD HEIGL UND

NACHDRUCK DER AUSGABE

THOMAS SINDILARIU

SCHÄSSBURG 1930

2010. XXX, 417 S. 10 S/W-ABB. MIT CD-

2003. XVIII, 396 S. GB.

BEILAGE. GB. |  ISBN 978-3-412-20439-6

ISBN 978-3-412-10203-6 BD. 33 | PAUL BRUSANOWSKI BD. 28 | KRISTA ZACH (HG.)

RUMÄNISCH-ORTHODOXE

SIEBENBÜRGEN IN WORT UND BILD

KIRCHENORDNUNGEN 1786–2008

2004. XXII, 631 S. 250 S/W-ABB. GB.

SIEBENBÜRGEN – BUKOWINA –

ISBN 978-3-412-15303-8

RUMÄNIEN

BD. 29 | ANNEMARIE WEBER, PETRA

ULRICH A. WIEN

HG. VON KARL W. SCHWARZ UND JOSTING, NORBERT HOPSTER (HG.)

2011. XII, 611 S. GB.

RUMÄNIENDEUTSCHE KINDER- UND

ISBN 978-3-412-20698-7

JUGENDLITERATUR 1944–1989 EINE BIBLIOGRAPHIE

BD. 34 | FRANZ ZIMMERMANN

2004. XIV, 415 S. MIT CD-ROM. GB.

ZEITBUCH

ISBN 978-3-412-19003-3

AUTOBIOGRAPHISCHE AUFZEICHNUNGEN EINES

BD. 30 | KARL W. SCHWARZ,

HERMANNSTÄDTER ARCHIVARS

ULRICH A. WIEN (HG.)

(1875–1925)

DIE KIRCHENORDNUNGEN DER

HG. VON HARALD ZIMMERMANN

EVANGELISCHEN KIRCHE A. B. IN

2013. 262 S. 20 S/W-ABB. AUF 16 TAF.

SIEBENBÜRGEN (1807–1997)

GB. |  ISBN 978-3-412-21025-0

2005. IX, 414 S. GB. ISBN 978-3-412-13405-1

BD. 35 | ANNEMARIE WEBER (HG.) DIE DEUTSCHEN IN RUMÄNIEN

BD. 31 | GEORG SOTERIUS

1944–1953

»CIBINIUM«

EINE QUELLENSAMMLUNG

EINE BESCHREIBUNG HERMANNSTADTS

UNTER M ITARBEIT VON

VOM BEGINN DES 18. JAHRHUNDERTS

HANNELORE BAIER

HG. VON LORE POELCHAU

2015. 408 S. GB.

2006. XX, 284 S. GB.

ISBN 978-3-412-22528-5

RB190

ISBN 978-3-412-21505-7

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

SIEBENBÜRGISCHES ARCHIV ARCHIV DES VEREINS FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE IM AUF TRAG DES ARBEITSKREISES FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE E. V. HERAUSGEGEBEN VON ULRICH A. WIEN UND HARALD ROTH

EINE AUSWAHL

BD. 40 | HARALD ROTH (HG.) DIE SZEKLER IN SIEBEN BÜRGEN

BD. 36 | HEINZ HELTMANN,

VON DER PRIVILEGIERTEN

HANSGEORG VON KILLYEN (HG.)

SONDERGEMEINSCHAFT ZUR

NATURWISSENSCHAFTLICHE FOR-

ETHNISCHEN GRUPPE

SCHUNGEN ÜBER SIEBENBÜRGEN VI

2009. VIII, 280 S. 16 S/W-ABB. IM TEXT. BR.

BEITRÄGE ZUR GEOGRAPHIE, BOTANIK,

ISBN 978-3-412-20240-8

ZOOLOGIE UND PALÄONTOLOGIE 2000. X, 305 S. 32 S/W-ABB. BR.

BD. 41 | ULRICH A. WIEN (HG.)

ISBN 978-3-412-03800-7

REFORMATION, PIETISMUS, SPIRITUALITÄT

BD. 37 | ULRICH A. WIEN,

BEITRÄGE ZUR SIEBENBÜRGISCH-

KRISTA ZACH (HG.)

SÄCHSISCHEN KIRCHEN GESCHICHTE

HUMANISMUS IN UNGARN UND

2011. VIII, 316 S. BR.

SIEBENBÜRGEN

ISBN 978-3-412-20697-0

POLITIK, RELIGION UND KUNST IM 16. JAHRHUNDERT

BD. 42 | KONRAD GÜNDISCH (HG.)

2004. X, 240 S. 14 S/W-ABB. BR.

GENERALPROBE BURZENLAND

ISBN 978-3-412-10504-4

NEUE FORSCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN ORDENS

BD. 38 | WALTER KÖNIG

IN SIEBENBÜRGEN UND IM BANAT

»SCHOLA SEMINARIUM

2013. 278 S. 62 S/W-ABB. BR.

REI PUBLICAE«

ISBN 978-3-412-21094-6

AUFSÄTZE ZU GESCHICHTE UND GEGENWART DES SCHULWESENS IN

BD. 43 | JOACHIM VON PUTTKAMER,

SIEBENBÜRGEN UND IN RUMÄNIEN

STEFAN SIENERTH, ULRICH A. WIEN (HG.)

2005. XVI, 391 S. 1 S/W-ABB. AUF TAF. BR.

DIE SECURITATE IN SIEBENBÜRGEN

ISBN 978-3-412-17305-0

2014. 432 S. BR. ISBN 978-3-412-22253-6

BD. 39 | PAUL PHILIPPI LAND DES SEGENS? FRAGEN AN DIE GESCHICHTE SIEBENBÜRGENS UND SEINER SACHSEN 2008. XII, 394 S. BR.

RB094

ISBN 978-3-412-20048-0

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

STU­D IA­TR AN­S YL­VA­N I­C A ER­G ÄN­Z UNGS­B ÄN­D E­DES­­ SIE­B EN­B ÜR­G I­S CHEN­ARCHIVS HE­R AUS­G E­G E­B EN­VON­ HA­R ALD­ROTH­UND­UL­R ICH­A.­WIEN



EINE AUSWAHL

BD. 34 | PAUL MILATA ZWISCHEN HITLER, STALIN UND

BD. 31 | GE R ALD VOLK M ER

ANTONESCU

DIE SIE BEN BÜR GI SCHE FRAGE

RUMÄNIENDEUTSCHE IN DER

(1878–1900)

WAFFEN-SS

DER EIN FLUSS DER RU MÄ NI SCHEN

2., DURCHGES. AUFL. 2009. XII, 349 S.

NATIO NAL BE WEGUNG AUF DIE

6 S/W-ABB. AUF 4 TAFELN. GB.

DIP LO MATI SCHEN BE ZIE HUN GEN

ISBN 978-3-412-13806-6

ZWI SCHEN ÖS TER REICH-UN GARN UND RU MÄ NI EN

BD. 35 | CORNELIA SCHLARB

2004. X, 390 S. GB.

TRADITION IM WANDEL

ISBN 978-3-412-04704-7

DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHEN GEMEINDEN IN BESSARABIEN 1814–1940

BD. 32 | JO HANN SCHNEI D ER

2007. X, 669 S. MIT 2 KARTEN. GB.

DER HER MANN STÄDTER METRO PO LIT

ISBN 978-3-412-18206-9

AND REI VON S¸ AGU NA RE FORM UND ER NEU E RUNG DER

BD. 36 | PAUL NIEDERMAIER

ORTHO DOXEN KIRCHE IN SIE BEN BÜR-

STÄDTE, DÖRFER, BAUDENK MÄLER

GEN UND UN GARN NACH 1848

STUDIEN ZUR SIEDLUNGS- UND

2005. XIII, 258 S. GB.

BAUGESCHICHTE SIEBENBÜRGENS

ISBN 978-3-412-13505-8

2008. XXX, 470 S. 159 S/W-ABB. GB. ISBN 978-3-412-20047-3

BD. 33 | BI AN CA BI CAN DIE RE ZEP TI ON PAUL CEL ANS IN

BD. 37 | DIRK MOLDT

RU MÄ NI EN

DEUTSCHE STADTRECHTE IM MITTEL-

2005. VI I, 230 S. GB.

ALTERLICHEN SIEBEN BÜRGEN

ISBN 978-3-412-16605-2

KORPORATIONSRECHTE – SACHSENSPIEGELRECHT – BERGRECHT 2009. IX, 259 S. GB.

RC008

ISBN 978-3-412-20238-5

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

STU­D IA­TR AN­S YL­VA­N I­C A ER­G ÄN­Z UNGS­B ÄN­D E­DES­­ SIE­B EN­B ÜR­G I­S CHEN­ARCHIVS BD. 38 | TAMÁS SZŐCS

BD. 42 | ANDREAS MÖCKEL

KIRCHENLIED ZWISCHEN PEST UND

UMKÄMPFTE VOLKSKIRCHE

STADTBRAND

LEBEN UND WIRKEN DES EVANGELISCH-

DAS KRONSTÄDTER KANTIONAL I.F. 78

SÄCHSISCHEN PFARRERS KONRAD

AUS DEM 17. JAHRHUNDERT

MÖCKEL (1892–1965)

2009. XII, 437 S. MIT CD-ROM-BEILAGE. GB.

2011. XIV, 393 S. 30 S/W-ABB. AUF 16 TAF.

ISBN 978-3-412-20239-2

GB. | ISBN 978-3-412-20662-8

BD. 39 | BERNHARD BÖTTCHER

BD. 43 | THOMAS FRÜHMESSER

GEFALLEN FÜR VOLK UND HEIMAT

HANS OTTO ROTH

KRIEGERDENKMÄLER DEUTSCHER

BIOGRAPHIE EINES RUMÄNIEN-

MINDERHEITEN IN OSTMITTEL EUROPA

DEUTSCHEN POLITIKERS (1890–1953)

WÄHREND DER ZWISCHENKRIEGSZEIT

2013. 332 S. 19 S/W-ABB. GB.

2009. VIII, 440 S. 106 S/W-ABB. GB.

ISBN 978-3-412-21026-7

ISBN 978-3-412-20313-9 BD. 44 | ULRICH A. WIEN, JULIA BRANDT, BD. 40 | ANNEMARIE WEBER

ANDRÁS F. BALOGH (HG.)

RUMÄNIENDEUTSCHE?

RADIKALE REFORMATION

DISKURSE ZUR GRUPPENIDENTITÄT

DIE UNITARIER IN SIEBENBÜRGEN

EINER MINDERHEIT (1944–1971)

2013. 397 S. GB. | ISBN 978-3-412-21073-1

2010. VIII, 342 S. 5 FARB. ABB. AUF 2 TAF. GB. | ISBN 978-3-412-20538-6 BD. 41 | EDDA BINDER-IIJIMA, HEINZ- DIETRICH LÖWE, GERALD VOLKMER (HG.) DIE HOHENZOLLERN IN RUMÄNIEN 1866–1947 EINE MONARCHISCHE HERRSCHAFTSORDNUNG IM EUROPÄISCHEN KONTEXT 2010. V, 196 S. GB.

RC008

ISBN 978-3-412-20540-9

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HARALD ROTH

KLEINE GESCHICHTE SIEBENBÜRGENS

Siebenbürgen, das im deutschen Sprachraum als die Herkunftsregion der Siebenbürger Sachsen bekannt ist, hat mit seiner Völker-, Konfessionen- und Kulturenvielfalt eine Geschichte aufzuweisen, von der ein modernes, zusammenwachsendes Europa viel lernen kann. Sie wurde bestimmt von Sonderentwicklungen gegenüber den Nachbarregionen, gleichwohl das Land nur auf anderthalb Jahrhunderte staatlicher Selbständigkeit zurückblicken kann. Am Schnittpunkt mehrerer Machtblöcke und Kulturen gelegen, sind in seiner Geschichte ostmitteleuropäische genauso wie südosteuropäische und orientalische Einflüsse präsent, so dass eine eindeutige Zuordnung stets umstritten bleiben wird. Harald Roth stellt die Geschichte Siebenbürgens als Ganzes dar und versucht, die Positionen der verschiedenen nationalen Historiographien der Rumänen, Ungarn und Sachsen auf dem Wege einer Synthese zu überwinden. Der historische Überblick wird ergänzt durch ein Kapitel zum Forschungsstand, einen bibliografischen Essay, eine Zeittafel und einige Karten. Das Buch wird hier bereits in 4., durchgesehener und aktualisierter Auflage vorgelegt. 4., DURCHGESEHENE UND AKTUALISIERTE AUFLAGE 2012. 198 S. 30 S/W-ABB. BR. 135 X 210 MM | ISBN 978-3-412-20861-5

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DETLEF BRANDES, HOLM SUNDHAUSSEN, STEFAN TROEBST (HG.)

LEXIKON DER VERTREIBUNGEN DEPORTATION, Z WANGSAUSSIEDLUNG UND ETHNISCHE SÄUBERUNG IM EUROPA DES 20. JAHRHUNDERTS

Das „Lexikon der Vertreibungen“ ist das erste Nachschlagewerk zu einem Thema, das in letzter Zeit sowohl in der Forschung wie in der breiten Öffentlichkeit heftig diskutiert worden ist. Es hat zum Ziel, den derzeitigen Stand der Forschung zur Geschichte der Deportationen, Zwangsaussiedlungen und ethnischen Säuberungen in Europa zwischen 1912 und 1999 zu bilanzieren. Pressestimmen: „Den Autoren ist ein Standardwerk gelungen.“ Deutschlandfunk „Europäisches Aufarbeiten und Erinnern sowie nationales Gedenken müssen sich nicht ausschließen; Grundvoraussetzung ist eine natürliche Offenheit und Neugier, auch die anderen Blickwinkel kennenlernen und verstehen zu wollen. Das vorliegende Opus leistet dazu einen epochalen Beitrag, es ist ein Meilenstein.“ Die Zeit 2010. 801 S. GB. 170 x 240 MM. ISBN 978-3-205-78407-4

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