Und der Herr wohnt in Zion (Joel 4,21) [1 ed.] 9783788732813, 9783788731250


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Und der Herr wohnt in Zion (Joel 4,21) [1 ed.]
 9783788732813, 9783788731250

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Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament Begründet von Günther Bornkamm und Gerhard von Rad Herausgegeben von Cilliers Breytenbach, Martin Leuenberger, Johannes Schnocks und Michael Tilly

150. Band Monika Müller Und der HERR wohnt in Zion (Joel 4,21)

Vandenhoeck & Ruprecht

Monika Müller Und der HERR wohnt in Zion (Joel 4,21) Literaturwissenschaftliche und theologische Untersuchungen zu Joel 3 und 4

2017

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978–3–7887–3281–3 Weitere Angaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de © 2017, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D – 37073 Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.sonnhueter.com Satz: Nadine Breitbarth

Vorwort

till we have built Jerusalem ... “ (William Blake, Jerusalem) Die große Eröffnungsshow der Olympischen Sommerspiele in Lon­ don 2012 startete mit einem Jerusalem-Motiv. Die allererste Einspielung vor einem Milliardenpublikum war der Hymnus „Jerusalem“ nach dem gleichnamigen Gedicht von William Blake aus dem 19. Jahrhundert, der offensichtlich heute noch als so identitätsstiftend für Großbritannien empfunden wird, dass es sich damit der ganzen Welt vorstellt: Der Traum, Jerusalem aufzubauen in England, das damit für ein ideales Land steht, in dem Gott gegenwärtig ist: „And did those feet in ancient time walk upon England’s mountains green?“ So be­ ginnt der Hymnus, und das waren die ersten Worte nach der Eröff­ nungsglocke in London. Jerusalem als Zeichen der Gegenwart Gottes unter den Menschen ist ein Traum, der nicht ausstirbt und der auch in einem Land, das - wenn überhaupt - mehr eine traditionelle als eine christliche Prägung hat, mit biblischen Bildern von Jerusalem und der Gegenwart Gottes wachgehalten wird. Orte, die Zeichen der Gegenwart Gottes sind, sei es nun Jerusalem oder wie im letzten Joelvers Zion, haben ihre Wirkkraft nicht verloren und rühren an der Sehnsucht der Menschen nach der Nähe Gottes, die einen sichtbaren Ausdruck hat und darüber hinaus einen Ewigkeits­ wert. Darin liegt die Dynamik des Endes der Joelschrift, das themen­ gebend und leitend für diese Doktorarbeit war. Dass biblische Texte weiterhin eine fundamentale Möglichkeit sind, um diesem manchmal so fernen Gott zu begegnen, darf ich in meiner Arbeit als Geistliche Mentorin mit Studierenden immer wieder erleben. Biblische Texte zugänglich zu machen und die Studierenden als kompetente Leserin­ nen und Leser auszubilden ist eine meiner zentralen Aufgaben in der Pastoral und war es für sechs Jahre als wissenschaftliche Mitarbeite­ rin in der Abteilung Altes Testament an der Katholisch-Theolo­ gischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Diese sechs Jahre waren für mich eine intensive Fortbildung in Sachen biblischer Exegese und besonders in der Auseinandersetzung mit dem Zugang der „Biblischen Auslegung“. Die textzentrierte und leserorientierte Methode hat für mich in meinem pastoralen Kontext

VI

Vorwort

und ganz persönlich in der geistlichen Betrachtung neue, unerwartete Dimensionen eröffnet. Dass ich dazu die Möglichkeit hatte, verdanke ich zum einen meinem Arbeitgeber, dem Bistum Mainz, das mir eine Stellenreduktion genehmigte, und meinem Doktorvater Prof. Dr. Thomas Hieke, der mich als seine Mitarbeiterin übernahm. Dass wei­ ter die vertiefte Auseinandersetzung mit der „Biblischen Auslegung“ in meiner Dissertation zu einem vorlegbaren Ergebnis kam, ist seiner Geduld, seiner Hilfsbereitschaft und seiner kompetenten Begleitung zuzuschreiben, für die ich ganz herzlich danke, ebenfalls für die Er­ stellung des Erstgutachtens. Viele Stunden des Austauschs, hilfreiche und weiterführende Rückmeldungen und Diskussionen haben mir den Weg durch dieses Großprojekt entscheidend vereinfacht, darüber hinaus die angenehme und kollegiale Atmosphäre am Lehrstuhl. Meine Arbeit wurde im Frühjahr 2016 in der Katholisch-Theolo­ gischen Fakultät in Mainz als Dissertation angenommen und für den vorliegenden Druck an einigen Stellen leicht überarbeitet. Für die Aufnahme in die Reihe „Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament“ beim Verlag Vandenhoeck & Ruprecht danke ich den Professoren Dr. Johannes Schnocks und Dr. Martin Leuenberger. Meinem Lektor Dr. Volker Hampel sei für die äußerst freund­ liche und kompetente Begleitung zum Druck meines Erstlingswerkes gedankt. Das Zweitgutachten übernahm Prof. Dr. Konrad Huber, der mit seinen differenzierten Rückmeldungen, seinem wohlwollenden, kriti­ schen Blick und aufmunternden Worten eine wichtige Horizont­ erweiterung in der Betrachtung der Arbeit war. Herzlichen Dank da­ für! Das Team der KHG hat mein Promotionsprojekt mit viel Ver­ ständnis, vor allem in der Prüfungsphase, mitgetragen, danke schön für dieses Zeichen der Verbundenheit. Weiterer Dank gebührt den Korrekturleserinnen Frau Dr. Simone Ehmig, Dr. Andrea Klug und Dipl. Theol. Ute Hengstbach für Präzi­ sion und hilfreiche Hinweise, ebenfalls meinen Freunden und meiner Familie, die mein Jammern und Klagen ausgehalten haben. Frau Nadine Breitbarth sei für die Erstellung der Druckvorlage gedankt. Diese Arbeit ist entstanden in Verbundenheit mit meiner Mutter, mit der ich die Liebe zum Alten Testament teile und die sicherlich auch diese Arbeit gelesen hätte - dann eben im himmlischen Jerusa­ lem! Mainz, im Mai 2017

Monika Müller

Inhalt

Vorwort ............................................................................................. V Inhalt................................................................................................VII

Teil I: Die Joelschrift im Überblick 1. Einführung.................................................................................... 3 1.1 Vorgehensweise und M ethodik.............................................. 4 1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift ............. 8 1.2.1 Monographien zu Joel .................................................. 9 1.2.1.1 Anna Karena Müller, Gottes Zukunft (2008) ......... 9 1.2.1.2 John Strazicich, Joel’s Use o f Scripture and the Scripture’s Use o f Joel (2007) ................ 10 1.2.2 Thematisch ausgerichtete Monographien, die Joel mit einbeziehen............................................. 11 1.2.2.1 Martin Roth, Israel und die Völker im Zwölfprophetenbuch (2005) ................................. 11 1.2.2.2 Bernd Biberger, Endgültiges Heil innerhalb von Geschichte und Gegenwart (2010) ................ 12 1.2.2.3 Anselm C. Hagedorn, Die Anderen im Spiegel (2011) ................................................. 13 1.2.3 Datierung und Verortung der Joelschrift.................... 14 1.2.4 Einheitlichkeit und Aufbau......................................... 17

VIII

Inhalt

1.2.5 Joel innerhalb des Zwölfprophetenbuches eine redaktionsgeschichtliche Einordnung................. 18 1.2.5.1 Hypothesen über eine mögliche Entstehung des Zwölfprophetenbuches ................................... 18 1.2.5.2 Einheitlichkeit der Joelschrift auf dem Hintergrund des Zwölfprophetenbuches ..............23 2. Die Joelschrift in synchroner Leserperspektive .........................27 2.1 Die Überschrift (Joel 1,1)..................................................... 27 2.2 Redesituation in der Joelschrift ............................................ 28 2.3 Der Adressat und die Frage der Unüberbietbarkeit..............32 2.4 Dimensionen der Z e it........................................................... 34 2.5 Zeitliche Perspektiven der Joelschrift im Überblick ............36 2.6 Das Gottesbild...................................................................... 39

Teil II: Joel 3 und 4 3. Die Verheißung (Joel 3) .............................................................45 3.1 Struktur und Inhalt ............................................................. 45 3.1.1 Übersetzung ............................................................... 45 3.1.2 Bemerkungen zu Übersetzung, Text- und Literarkritik ................................................................ 46 3.1.3 Gliederung.................................................................. 47 3.1.4 Beschreibung.............................................................. 47 3.1.4.1 3.1.4.2 3.1.4.3 3.1.4.4 3.1.4.5 3.1.4.6

Makrostruktur ...................................................... 47 Geistausgießung .................................................. 48 Wunderzeichen ..................................................... 50 Tag JHWHs .......................................................... 54 Die Rettung ......................................................... 54 Auswertung zentraler Fragestellungen ................57

IX

Inhalt

3.2 Sprechaktanalyse ................................................................. 61 3.2.1 Tabellarische Übersicht zur Sprechaktanalyse........... 62 3.2.2 Auswertung der Sprechaktanalyse ............................. 64 4. Gericht und Heil (Joel 4) ...........................................................67 4.1 Struktur und Inhalt ............................................................... 67 4.1.1 Übersetzung ............................................................... 67 4.1.2 Bemerkungen zu Übersetzung, Textund Literarkritik ......................................................... 69 4.1.2.1 4.1.2.2 4.1.2.3 4.1.2.4

Joel 4,1 ................................................................. 69 Joel 4,8 ................................................................. 70 Joel 4,11 ............................................................... 70 Joel 4,21 ............................................................... 71

4.1.3 Gliederung ................................................................. 74 4.1.4 Beschreibung.............................................................. 75 4.1.4.1 Joel 4,1-8 Gerichts- und Rettungsankündigung .......................................... 75 4.1.4.2 Joel 4,9-21 Die Redesituation (Tabelle) .............. 84 4.1.4.3 Joel 4,9-11 Kriegsrhetorik................................... 87 4.1.4.4 J oel 4,12 Gerichtsankündigung .......................... 91 4.1.4.5 Joel 4,13 Aufruf Gottes ........................................ 93 4.1.4.6 Joel 4,14-17 Gottes Plan und sein Ziel ............... 94 4.1.4.7 Joel 4,18-21 Die verheißene Zukunft................... 97 4.1.4.8 Bewegungen im Text ............................................ 98 4.2 Sprechaktanalyse ................................................................ 100 4.2.1 Tabellarische Übersicht zur Sprechaktanalyse........100 4.2.2 Auswertung der Sprechaktanalyse ........................... 104 4.3 Verbindungen zwischen Joel 3 und Joel 4 ......................... 111 4.4 Resümee und offene Fragestellungen................................ 117

X

Inhalt

5. Bezüge zwischen Joel 1-2 und Joel 3-4 und gemeinsame Motive ................................................................. 119 5.1 Wörtliche Bezüge .............................................................. 119 5.1.1 Der Tag JHWHs (Joel 1,15; 2,1; 2,11; 3,4; 4,14; [4,18]) .................................................... 119 5.1.1.1 Der Tag JHWHs in Joel (tabellarische Übersicht) ................................... 119 5.1.1.2 Der Tag JHWHs in Joel 1 und 2 ....................... 122 5.1.1.3 Der Tag JHWHs in Joel 3 und 4 ....................... 128 5.1.2 „Groß und gefürchtet“ (Joel 2,11; 3 ,4 )..................... 129 5.1.3 Verdunkelung der Himmelskörper (Joel 2,10; 4,15; Joel 2,2; 3,4) .................................. 132 5.1.4 Erkenntnisformel (Joel 2,27; 4,17)........................... 136 5.2 Motivische Bezüge ............................................................. 139 5.2.1 „Wer kann ihn bestehen?“ (Joel 2,11)...................... 140 5.2.2 Schöpfung und Natur ............................................... 144 5.2.3 Die Gnadenformel (Joel 2,13; 4,21)......................... 150 5.2.4 Die Völker und Nationen ......................................... 153 5.3 Die Zionsthematik im Kontext einer Analyse des Raumkonzepts.............................................................. 154 5.4 F azit.................................................................................... 169 6. Der Schluss der Joelschrift ........................................................ 173 6.1 Joel 4,21a.aR..................................................................... 173 6.1.1 Altsprachliche Übersetzungen des letzten Verses ........................................................... 174

Inhalt

XI

6.1.2 Neusprachliche Übersetzungen des letzten Verses ........................................................... 175 6.1.3 Begründung der vorliegenden Arbeitsübersetzung.................................................... 179 6.2 Joel 4,21b .......................................................................... 181 7. Schlussfolgerungen ................................................................... 187

Teil III: Intertextuelle Bezüge innerhalb der Endpunkte ausgewählter prophetischer Schriften Vorbemerkungen ............................................................................ 195 8. Joel - Amos 9 ............................................................................ 196 8.1 Kontextbezüge.................................................................... 196 8.2 Wörtliche Übereinstimmungen mit Joel 3 und 4 ................ 202 8.3 Auswertung ........................................................................ 204 9. Joel - Sacharja 8 ........................................................................ 209 9.1 Kontextbezüge ................................................................... 209 9.2 Wörtliche Übereinstimmungen mit Joel 3 und 4 ................ 213 9.2.1 Zeit ........................................................................... 213 9.2.2 Ort ............................................................................ 215 9.3 Auswertung ........................................................................ 218 10. Joel - Ezechiel 47 und 48 ....................................................... 223 10.1 Kontextbezüge ................................................................ 223 10.2 Vergleich der abschließenden Teilverse..........................230 10.2.1 Die Verbformen ..................................................230

XII

Inhalt

10.2.2 Die Ortsangaben................................................... 231 10.2.3 Der Name derOrte ................................................ 233 10.3 Auswertung .....................................................................235 11. Sprechaktanalytische Auswertung der ausgewählten Endverse (Joel 4,21; Am 9,15; Sach 8,23; Ez 48,35)..............................237 11.1 Analyse............................................................................ 237 11.2 Auswertung .................................................................... 239 11.2.1 Joel 4,21 ............................................................... 239 11.2.2 Am 9,15 ................................................................240 11.2.3 Sach 8,23 .............................................................. 241 11.2.4 Ez 48,35 ............................................................... 243 12. Fazit ........................................................................................ 245

Teil IV: Theologischer Ertrag ....................................................... 249 Literaturverzeichnis

259

Teil I Die Joelschrift im Überblick

1.

Einführung

Nur vier Kapitel hat die Joelschrift und dennoch wirft sie, wenn über­ haupt gelesen, bei intensiver Betrachtung viele Fragen auf. Brüche im Textverlauf, eine unklare zeitliche Struktur der Erzählung und ein hohes Maß an nicht eindeutig auflösbaren Bildern haben zu einem Diskussionsreichtum in der wissenschaftlichen Literatur über den nicht allzu langen Text geführt. Trotz all der Schwierigkeiten endet das Buch mit einer wunderschönen Zusage an alle, die sich davon ansprechen lassen: „Und der HERR wohnt in Zion“ (Joel 4,21b). Die­ ses Ende bleibt allerdings, wie die ganze Joelschrift, keine leicht ent­ schlüsselbare Lektüre. Taucht hier doch kurz vor Schluss und unver­ mittelt das Thema der Schuld auf, das die ganzen Kapitel vorher, trotz der vielfältigen Notlagen des Gottesvolkes, nicht erwähnt wurde, und dann sehr knapp anschließend mit der Gegenwart Gottes auf Zion verknüpft wird. Wie kommt es dazu, dass dieser Gott, der in Joel 2 einem zerstörerischen Heer gegen sein Volk vorgeht, am Ende der heilbringende JHWH ist? Welche vielseitigen Aspekte im Gottesbild, das Verhältnis von Rettung und Heil, sowohl für das Gottesvolk als auch für die Fremdvölker, sind in der Schrift zu entdecken und wie können die zentralen theologischen Fragen, die damit verbunden sind, entschlüsselt werden? Wie lassen sich die verschiedenen zeitlichen Dimensionen des Tages JHWHs zusammenbringen, wie beeinflussen die vorangegangenen Erzählungen die Darstellung in den letzten bei­ den Kapitel der Joelschrift? Der Leser1 bleibt bei der Lektüre mit einigen Fragen zurück, auch beim intensiven Durchgang des Textes. So ist diese prophetische Schrift auf vielen Ebenen eine Herausforderung an den Leser, und dieser Herausforderung wird in der vorliegenden Arbeit nachgegan­ gen. Leitend soll dabei ein detaillierter Blick auf den Text sein, der

1 Der Begriff „Leser“ wird hier auf dem Hintergrund einer leserorientierten Ausle­ gung des Textes als „Modell“ verstanden und steht somit in dieser Studie nicht für ein bestimmtes Geschlecht. Es handelt sich um eine textinterne Strategie, die es wissenschaftlich reflektiert aufzuzeigen gilt. Der Begriff „Modell-Leser“ wurde geprägt von U. E co, vgl. z.B. in seinen Werken Lector in fabula (1998); Ders ., Grenzen (1999).

4

1.1 Vorgehensweise und Methodik

mit Hilfe von literaturwissenschaftlichen Analysen neue Gesichts­ punkte erhebt, die in einen theologischen Gesamtrahmen eingeordnet werden. 1.1 Vorgehensweise und Methodik „Literaturwissenschaftliche und theologische Untersuchungen zu Joel 3 und 4“ - dieser Untertitel beschreibt knapp, mit welchem methodi­ schen Zugang die folgende Studie zur Joelschrift arbeitet. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den letzten beiden Kapiteln der Joelschrift, vor allem mit Blick auf den letzten Satz „Und der HERR wohnt in Zion“ (Joel 4,21b). Mit literaturwissenschaftlichen Methoden im Sinne einer Rezeptionsästhetik sind diese beiden Kapi­ tel in ihrer Endgestalt erarbeitet worden (Kapitel 3 und 4 der Studie). Die Fokussierung auf die letzten beiden Kapitel der Joelschrift bot sich dahin gehend an, dass 2008 von Anna Karena Müller eine Mo­ nographie zu den ersten beiden Kapiteln erschien.2 Daran anschlie­ ßend entscheidet sich diese Studie dafür, einen markanten Einschnitt nach Joel 2,27 zu setzen, auch wenn, insofern von einer Zweiteilung der Schrift ausgegangen wird, Joel 2,18 ebenfalls als möglicher neuer Einsatz diskutiert wird (vgl. Kap. 1.2.4). Verschiedene Verständnismöglichkeiten der beiden Kapitel sollen erhoben werden, die der Text dem Leser im Lektürevorgang anbietet. Biblische Texte sind oft mehrdeutig und vielstimmig, selten gibt es eine einzige „richtige“ Deutung. Als Beispiel dafür soll hier die The­ matik der möglichen Schuld des Gottesvolkes an seiner Notsituation in den ersten beiden Kapiteln genannt sein. Sie wird in der Joelschrift nicht ausdrücklich aufgeführt und kommt erst im letzten Vers der Schrift überhaupt und dort auch nur sehr unklar zur Sprache. Wessen Schuld ist eigentlich gemeint, die des Gottesvolkes oder die der Fremdvölker? Wird die Schuld des Volkes einfach in der Joelschrift vorausgesetzt oder wie ist sie in den Lektürevorgang der Schrift und auch der ganzen Bibel einzuordnen? Als eine entscheidende Ver­ ständnishilfe dient dem Leser eine detaillierte Strukturanalyse der beiden letzten Joelkapitel (Kapitel 3 und 4 dieser Arbeit), sie bildet einen wichtigen Ausgangspunkt in der ausführlichen Darlegung der Strukturelemente und somit eine zentrale Grundlage der Erarbeitung des Textes.

2 Vgl. A.K. Müller, Zukunft (2008). Auch wenn hier ein anderer methodischer Zugang vorliegt, sind Erkenntnisse von Müller aufgegriffen und mit Blick auf Joel 3 und 4 weiter geführt worden.

1.1 Vorgehensweise und Methodik

5

Ein weiterer, wesentlicher Schritt ist die Sprechaktanalyse von Joel 3 und 4. Sie eröffnet die unterschiedlichen sprachlichen Klassifi­ kationen der einzelnen Äußerungseinheiten, die gerade bei Joel, wie so oft in prophetischen Texten, in einer beachtlichen Vielschichtigkeit auftreten. Mögliche verschiedene Intentionen des Textes werden so­ mit erhoben und im Textverlauf miteinander in Verbindung gebracht. Die führende Fragestellung war bei der Untersuchung, wie litera­ rische und theologische Grundlinien durch die letzten beiden Kapitel hindurch - und eben auch in der Einbeziehung der ganzen Joelschrift - auf diesen letzten, markanten Satz „Und der HERR wohnt in Zion“ hin zulaufen. Verständlicherweise kann gerade in synchroner Arbeitsweise zu den letzten beiden Kapiteln der Joelschrift nicht gearbeitet werden, ohne dass die ersten beiden Kapitel mit in den Blick genommen wer­ den. Aus der Analyse der Kapitel 3 und 4 ergaben sich grundlegende Beobachtungen, die mit der ganzen Schrift verknüpft werden mussten und entscheidende Implikationen für die Schrift als Ganze haben. So werden am Beginn der Studie (Kapitel 2) die Hinweise für den Leser aus der Überschrift (Joel 1,1), die Frage der Adressaten, der Zeitdi­ mension und des Gottesbildes erörtert und geprüft, welche Relevanz sie für die Leserlenkung haben. Als weitere Aspekte der innertextlichen Kohärenz zur Joelschrift werden nach der Analyse von Joel 3 und 4 im anschließenden Teil (Kapitel 5) Motive und Bezüge, die durch die ganze Joelschrift ge­ hen, aufgegriffen. Es wird näher auf die unterschiedlichen Dimensio­ nen des Tages JHWHs mit den dazu gehörigen Motiven eingegangen, die in den ersten beiden Joelkapiteln da sind, aber in den beiden letz­ ten Kapiteln noch verstärkt werden. Ein nächster auffälliger Marker in der Leserlenkung ist die Wiederholung der Erkenntnisformel in beiden Teilen der Schrift. Motivische Bezüge wie rhetorische Fragen, der Reichtum an Naturbildern, die Anklänge an die Gnadenformel und Völkerthematik sind weitere Elemente, die durch alle Kapitel der Schrift führen. Es sind nicht historisch-kritische Fragestellungen, wie z.B. die Traditionsgeschichte, erkenntnisleitend, sondern die Text­ Leser-Relation. Als letzter Schritt wird eine Analyse des Raumkon­ zepts (Kapitel 5.3) vorgestellt, um die Zionsthematik innerhalb der Joelschrift im Rahmen der Orte, die unterschiedlich in ihrer Bedeu­ tung gesetzt werden, aufzuarbeiten. Der Fokus auf den Schlusssatz der Joelschrift (Joel 4,21) fasst die entscheidenden Ergebnisse zusammen und vertieft die Erkenntnisse, wie die Schrift auf diesen Satz hinführt (Kapitel 6 und 7). Im letzten Teil der Studie (Kapitel 8) findet sich ein Vergleich mit anderen Schlusspunkten innerhalb ausgewählter prophetischer Schrif­ ten: zunächst innerhalb des Zwölfprophetenbuches bei Amos und

6

1.1 Vorgehensweise und Methodik

Sacharja und dann innerhalb des prophetischen Korpus am Beispiel von Ezechiel. Alle drei haben wie Joel die Gegenwart Gottes im Schlussteil entweder der ganzen Schrift oder eines entscheidenden Abschnitts verankert. Dies war der Grund dafür, diese Endabschnitte miteinander zu vergleichen. Dabei galt es zu überprüfen, welche Ähn­ lichkeiten und welche Unterschiede es gibt und welche theologischen Konzepte in diesen Kapiteln deutlich werden, in denen die Präsenz Gottes so markant den Endpunkt bildet. Zudem ist es eine Aufgabe zu reflektieren, welche Sinnpotentiale sich ergeben, wenn ein Modell­ Leser aufgrund der diversen Berührungen zwischen diesen Schluss­ abschnitten intertextuelle Beziehungen wahrnimmt und auswertet. Die vorliegende Arbeit ist ein synchroner Zugang zur Joelschrift. Die Text-Leser-Relation steht im Fokus, während das Verhältnis Au­ tor-Text in den Hintergrund tritt. Damit wird der Versuch unternom­ men, durchaus schwierige Passagen des Textes in der synchronen Lesart für den Leser zugänglich zu machen. Die Auseinandersetzung mit der Joelschrift fordert von ihrem Modell-Leser ein biblisch fun­ diertes Wissen und interpretatorische Kreativität ein. Die nicht uner­ heblichen Brüche in der Joelschrift werden dezidiert im Kontext der sie umgebenden Textwelt analysiert und ausgewertet. So muss in dieser Arbeit auch letztlich offen bleiben, ob der so eindrucksvolle letzte Satz der Joelschrift bewusst von einem Autor oder Redaktor an das Ende gesetzt wurde. Überprüft werden kann dagegen, welche Elemente der Text als Leserlenkung bietet, die auf diesen Schluss­ punkt hinsteuern. Die Wichtigkeit und Notwendigkeit redaktionsgeschichtlicher Diskussion der Joelschrift wird damit keineswegs in Abrede gestellt. Sie begleitet die Schrift, seitdem sie wissenschaftlich bearbeitet wird, und bietet weiterhin spannende Rätsel. Die Frage nach der Entste­ hung der Texte und die Leseweise vom Endtext her sind sich ergän­ zende Zugänge der Exegese. Da der zweite Zugang in der Exegese bisher nur in kleinen Ansätzen in wissenschaftlichen Publikationen zu Joel vorkam, möchte die vorliegende Arbeit einen Beitrag hierzu leisten und daher die entstehungsgeschichtlichen Fragestellungen hintanstellen bzw. nur an ausgewählten Stellen in die Diskussion einbringen. Die Joelschrift gerade einmal aus diesem Blickwinkel zu lesen und auszulegen, die Hürden, die die Brüche im Text anbieten, dabei zu anzugehen, hat den Reiz dieser Auseinandersetzung mit dem Text ausgemacht. Sinnpotentiale haben sich daraus ergeben, die bis­ her in der Literatur wenig beachtet waren, und sie eröffnen neue An­ knüpfungspunkte für eine theologische Diskussion der Joelschrift.

1.1 Vorgehensweise und Methodik

7

Gearbeitet wird mit dem methodischen Zugang der „Biblischen Auslegung“ bzw. der „textzentrierten und leserorientierten“3 Lese­ weise der ausgewählten Kanonausprägung der Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS), mit dem Codex Leningradensis als Grundlage. Die schon genannte Text-Leser-Relation ist das prägnanteste Merkmal dieses methodischen Zugangs. Der biblische Endtext ist im Fokus (textzentriert) und der Rezepti­ onsvorgang des Lesers wird analysiert (leserorientiert), dabei entste­ hen verschiedene Sinnpotentiale. Die hier ausgewählten literaturwis­ senschaftlichen Methoden, wie z.B. Sprechaktanalyse, Aufarbeitung der Zeitebenen, die sehr komplexe Redesituation (vor allem im vier­ ten Kapitel des Joel) und kontextbildende Elemente, die die verschie­ denen Textteile miteinander verbinden, ermöglichen einen diversen Zugang und Durchgang des Textes mit sich wandelnden Blickwin­ keln. Die sehr detaillierte Beschäftigung dieser Arbeit mit so einer kurzen biblischen Schrift lässt erkennen, was textzentriert meint: Ein dominierendes Leserinteresse, das die Sprache des Textes übertönt, wird daher ausgeschlossen. Weiter wird dadurch exemplarisch ein Leser deutlich, der vor einer Auseinandersetzung mit einem anstren­ genden und herausfordernden Text nicht Halt macht. Gerade bei ei­ nem solch mehrdimensionalen und komplexen Text wie der Joel­ schrift eröffnen sich unterschiedliche Perspektiven, so dass auch am Ende dieser Arbeit wieder neue Fragen, die nicht beantwortet werden können, stehen werden. Am deutlichsten wird diese Methodik sicherlich am Ende der Stu­ die, wenn intertextuell der Bezug zu anderen prophetischen Büchern erschlossen wird. Gefragt ist hier die Leserperspektive, durchaus eines „idealen“ oder Modell-Lesers, der geschulte Kenntnisse der biblischen Texte und die literarische Kompetenz hat, Verbindungen zwischen den jeweiligen Texten zu sehen, auszuwerten und dadurch neue Sinnpotentiale erheben kann. Mögliche vorhanden redaktionelle Intentionen der Textkonnexe sollen im Sinne einer synchronen Frage­ stellung in diesem Teil nicht ausgewertet werden. Die Textwelt der ausgewählten Schriften soll der Deutungshorizont sein, dem sich der Leser, der sich in seinem je eigenen Kontext und Wissen dem ver­ schriftlichten Material nähert. Die Relecture dieser Kapitel eröffnet, mit dem jeweils neuen Hintergrund der anderen Schrift, neue Sinn3 Die Darstellung und Auseinandersetzung mit den Begrifflichkeiten findet sich in T. Hieke/T. N icklas, Worte (2003). Eine ausführliche Diskussion des methodischen Ansatzes der „Biblischen Auslegung“ haben T. H ieke, Verstehen biblischer Texte (2003) und T. N icklas, Leitfragen (2007). Der Singular von „Leseweise“ soll hier eben nicht eine einzige mögliche Leseweise andeuten, das ist vom Verständnis von „leserorientiert“ her nicht möglich, da es ja nicht den einen Leser gibt, sondern wie weiter ausgeführt wird, sich verschiedene Deutungen korrigieren können und sollen.

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1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

dimensionen, die vorher so nicht auf der Hand lagen. Stichwortbezü­ ge, Paradigmen oder Signalwörter können Relationen herstellen und der Vergleich der sprechaktanalytischen Auswertung verdeutlicht Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Art und Weise, wie von der Gegenwart Gottes gesprochen wird. Der Gefahr einer zu individualis­ tischen Lesung bei der textzentrierten und leserorientierten Ausle­ gung wird durch die fortführende Auseinandersetzung mit Zugängen anderer Leserinnen und Leser, gerade auch im Verständnis einer Glaubensgemeinschaft, entgegen gewirkt. Letztlich ist eine ernsthafte Würdigung des Textes, die versucht, ihn nicht zu instrumentalisieren, sondern ihn wirklich sprechen zu lassen, das entscheidende Korrektiv jeder Auslegung der Bibel.4 1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift In den letzten Jahren sind im deutsch- und englischsprachigen Raum nur wenige Monographien zu Joel erschienen und keine spezifisch zu den Kapiteln Joel 3 und 4. Auch aktuelle Kommentare sind wenig zu finden, der einzig Neuere stammt von Elie Assis (LHBOTS) aus dem Jahr 2013. Davor wurden die Kommentare von David Hubbard (TOTC) von 2009, Jörg Jeremias (ATD) von 2007 und Ulrich Dahmen (NSKAT) von 2001 veröffentlicht. In der Diskussion um die Datierung, Einheitlichkeit und Aufbau der Joelschrift hat sich im 20. Jahrhundert eine entscheidende Wende in der Forschung vollzogen. Lag jahrzehntelang ein Schwerpunkt der Diskussion auf der Frage, in welchem vorchristlichen Jahrhundert denn die Schrift entstanden sein mag, kamen mit dem neuen Blick der alttestamentlichen Wissenschaft auf das Zwölfprophetenbuch als Ganzes neue Fragestellungen auf: Inwieweit waren die zwölf kleinen Prophetenschriften als zusammenhängende Einheit gedacht, was heißt das für die Eigenständigkeit der jeweiligen Schrift und welche Ent­ stehungsprozesse und Verbindungen sind innerhalb der Schriften wahrnehmbar? So war in den 1990ern in der neu erwachten Diskussion um das Zwölfprophetenbuch und die Auseinandersetzung darum, wie denn die einzelnen Schriften sich in dieses Buch eingefügt haben, auch die Joelschrift Thema. Hierbei ging es vor allem in entstehungsgeschicht­ lichen Erörterungen um die Frage, in welchen Stufen das Zwölfpro­ phetenbuch zusammengesetzt wurde und welche Teile der Joelschrift Eingang jeweils in die Schrift und dann auch in das Korpus des Zwölfprophetenbuches fanden. 4 Zur angesprochenen Problematik s. J. Taschner, Spiel (2007).

1.2.1 Monographien zu Joel

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Als Auswertung des Forschungsstandes wird nach der Vorstellung von Monographien zur Joelschrift und solchen, die diese unter einem bestimmten Aspekt bearbeiten, anschließend zunächst ein Blick in die ältere Forschung geworfen, die in der Regel von einer relativen Ei­ genständigkeit der Schrift ausgeht und auf diesem Hintergrund die Entstehung, Einheitlichkeit und den Aufbau diskutiert. Hier und in der Auseinandersetzung mit Joel 4,21 sind die zentralen Kommentare zu Joel eingearbeitet. In Kapitel 1.2.5 werden dann die Zugänge zur Entwicklung des Zwölfprophetenbuches und die möglichen Konse­ quenzen für die Joelschrift in Kürze dargelegt. 1.2.1

Monographien zu Joel

Im Folgenden werden einige Monographien zu Joel der letzten Jahre vorgestellt, die sich unter spezifischen Aspekten mit der Schrift be­ schäftigen. 1.2.1.1

Anna Karena Müller, Gottes Zukunft (2008)

Anna Karena Müllers Studie fokussiert sich auf den Tag JHWHs in den ersten beiden Kapiteln der Joelschrift. Kapitel 3 und 4 streift sie in einem Ausblick am Ende ihrer Arbeit. Unter der Perspektive der Möglichkeit der Rettung stellt sie die unterschiedlichen Vorstellungen des Tages JHWHs, wie er in den ersten beiden Joelkapiteln präsen­ tiert wird, fest. Dazu erarbeitet sie jeweils ihre verschiedenen bib­ lisch-literarischen Hintergründe. Hier spielen vor allem Ex 10; 32-34, Jes 13 und Jer 4-6 eine Rolle. So hält sie fest, dass „durch die Texte, auf die Joel anspielt, eine Art zweite Ebene entsteht, auf der das Buch gelesen werden kann, und die der Tag JHWHs-Theologie ihre Tie­ fendimension gibt.“5 Dabei geht sie davon aus, dass diese zweite Ebene verfasserintendiert ist und nicht nur in einem leserorientierten Rezeptionsprozess wahrzunehmen ist.6 In diesem Kontext diskutiert sie auch die verschiedenen zeitlichen Dimensionen, die sich den Tag JHWHs betreffend in der Joelschrift finden. Sie legt dar, dass es beim Tag JHWHs nicht nur um ein von JHWH initiiertes Ereignis geht, sondern dass der Tag das Kommen Gottes selbst beinhaltet. Dazu gehören dann auch Entgrenzung im Sinne von Universalität und zeit­ licher Mehrdimensionalität des Tages und weiter die Rettungsmög­ lichkeit im Kontrast zur Vernichtung aller.7 Raum-Zeit-Grenzen wer­ den aufgelöst. 5 A.K. Müller, Zukunft (2008), 15. 6 Vgl. A.K. Müller, Zukunft (2008), 17. 7 Vgl. A.K. Müller, Zukunft (2008), 196.

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1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

In Bezug auf Joel 3 und 4 betrachtet A.K. Müller Joel 4 als eine erste und Joel 3 als eine zweite Fortschreibung der ersten beiden Ka­ pitel. Für Joel 4 sieht sie gegenüber Joel 1f eine Einschränkung der Universalität und der Mehrdimensionalität der zeitlichen Ebene, da auf einen konkreten Abschlusspunkt hin gedacht wird. Ebenso sei die Ambivalenz des Kommens und der Gegenwart Gottes aufgehoben.8 Deutlich betont sie die in Kapitel 4 verstärkte Zionsthematik, die sie traditioneller behandelt sieht als in Joel 2, da der Zion in Joel 4 wie­ der zum Schutzraum wird, was er in Joel 2 in einem unkonventionel­ len Zugang nicht gewesen sei. Generell seien Anspielungen zu ande­ ren biblischen Texten nicht so deutlich wie in Joel 1 und 2. Die Ret­ tungsmöglichkeit für die Völker, die sie vor allem in der Verbindung zur Jonaschrift in Joel 2 feststellt, wird ihrer Ansicht nach in Joel 4 zurückgenommen. Der Tag JHWHs ist ausschließlich ein Gerichtstag für die Völker.9 Diese Punkte werden in der vorliegenden Arbeit dis­ kutiert werden. Im Nachgang bringt A.K. Müller dann die Perspektiven, die Joel 3 anspricht. Es ist etwas schwierig, dies nachzuvollziehen, da damit in ihrer Betrachtung der letzte Teil der Joelschrift sehr auseinandergeris­ sen wird. Sie erwähnt, dass durch Joel 3 eine offenere Rettungs­ möglichkeit für die Völker angeboten wird, die sie deutlich als Unter­ schied zu Joel 1f und 4 sieht, und dass Zion hier eindeutig als Heilsort bestimmt wird. Weitere Themen aus Joel 3 und 4, die sie kurz an­ schneidet, sind die Ablehnung eines Rettungsautomatismus und der Heilsperspektive für Einzelne. 1.2.1.2 John Strazicich, Joel ’s Use o f Scripture and the Scripture ’s Use o f Joel (2007) Strazicich untersucht in seinem Werk, wie Joel ihm bekannte bibli­ sche Texte einsetzt und wie nachfolgende biblische Schriften seinen Text verwenden. Ein Schwerpunkt in der Analyse liegt auf dem NT. Als hermeneutische Zugänge benennt er Intertextualität, Dialogismus (nach Bakhtin) und vergleichender Midrasch, mit denen er sowohl diachron als auch synchron arbeiten möchte. Zuordnende Begriffe sind dabei „approbation“ und „resignification“ 10 Er stellt sich die Aufgabe, die Hermeneutik der betreffenden Bezugsstellen zu er­ schließen, um festzustellen, wie innovativ Joel mit den vorliegenden Texten gearbeitet hat.11 Strazicich differenziert die Verwendung an­ 8 Vgl. A.K. Müller, Zukunft (2008), 201. 9 Vgl. A.K. Müller, Zukunft (2008), 204. 10 J. Strazicich, Use of Scripture (2007), 2ff. 11 Vgl. J. Strazicich, Use of Scripture (2007), 8.

1.2.2 Thematisch ausgerichtete Monographien, die Joel mit einbeziehen

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derer biblischer Texte deutlich innerhalb des ersten und des zweiten Joelteils. Während er in Teil 1 einen „prophetic critique“ sieht, der sich im Tag JHWHs auf Jes 13 und Ez 30 beziehe, erkennt er im zweiten Teil einen Propheten, der konstituierend Heil verspricht und ankündigt. Dabei stützt er sich auf Berglers Aussagen zu Joel als Schriftpropheten.12 Strazicich geht in seiner Arbeit die Joelschrift in der vorliegenden kanonischen Form am Text entlang durch. Er benennt die Texte, die seiner Meinung nach Joel - eindeutig autorenintendiert - verwendet und wie er sie, entweder der Intention der Vorlage entsprechend oder innovativ, bearbeitet hat. Schwierig daran ist sicherlich, dass er viele Annahmen über die Datierung einzelner Texte als sicher ansetzt und damit durchgängig davon ausgeht, dass sie Joel auch in der heute überlieferten Form vorlagen. Die im achten Kapitel der hier vorliegenden Untersuchung bear­ beiteten Bezugstexte für den Joelschluss finden in der Studie von Strazicich nur wenig Beachtung. Sach 8 und das Ezechielende wer­ den nur kurz gestreift, die stärker wörtlichen Bezüge zu Am 9 sind präsenter.13 1.2.2 Thematisch ausgerichtete Monographien, die Joel mit einbe­ ziehen 1.2.2.1 Martin Roth, Israel und die Völker im Zwölfprophetenbuch (2005) Roth vergleicht in seiner Arbeit die Ankündigungen über das Schick­ sal der Völker in den Schriften Joel, Jona, Micha und Nahum. Er geht dabei von einem Diskurs der Schreiber und der jeweiligen zugeordne­ ten Gruppen über unterschiedliche Themen aus, darunter auch die Völkerthematik, die sich im Zwölfprophetenbuch findet. Zeitlich verortet er diesen Austausch während des Zweiten Tempels.14 Me­ thodisch geht er nach einer Einordnung der jeweiligen Schriften in den Forschungsstand anhand von religions- und theologiegeschichtli­ chen Fragestellungen vor. Ziel der Untersuchung ist es, „einen Schritt auf dem Weg zu einer ,Topographie der religiösen Orientierungsräume‘ der Zeit des Zweiten Tempels [zu] gehen.“15 So führt er zunächst 12 Vgl. J. Strazicich, Use of Scripture (2007), 30, bezugnehmend auf S. Bergler, Schriftinterpret. 13 Ein Stellenindex mit relativ hoher Fehlerrate macht die Suche nach konkreten Bibelstellen leider sehr schwierig. 14 Vgl. M. Roth, Völker (2005), 9. 15 Vgl. M. Roth, Völker (2005), 11.

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1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

in die Religions- und Theologiegeschichte ein, bevor er sich der Völ­ kerthematik innerhalb der ausgewählten Schriften widmet. Hier findet sich jeweils eine Untersuchung der Schriften als Ganzes, z. T. mit Ausführungen zur Struktur oder Komposition und dann eine Analyse zu den Völkern, bevor er die Schriften entstehungsgeschichtlich ein­ stuft. Die Joelschrift betrachtet er unter der Perspektive des Tages JHWHs als Völkergericht. Nach einem Überblick zur Struktur Joels bearbeitet er unterschiedliche Aspekte des Tages JHWHs und der Völkerthematik. Den Schwerpunkt bildet dabei ausgehend vom For­ schungsinteresse das vierte Kapitel Joels. Abschließend mit Blick auf den Tag JHWHs kommt er zum Ergebnis, dass sich drei Sichtweisen in der Joelschrift finden: In den ersten beiden Kapiteln bildet der Tag JHWHs den möglichen katastrophalen Endpunkt für Israel, wenn es nicht umkehrt. In Joel 3 sieht ROTH ein „kosmisches Vemichtungsgeschehen“16, während nun Joel 4 das Völkergericht beschreibe, das Israel nicht mehr beträfe. Roth ordnet seine Ergebnisse anderen Tag-JHWHs-Erwähnungen im Zwölfprophetenbuch zu und folgert daraus, dass zum einen die Amosschrift wohl der Ausgangspunkt war, es zum anderen zwei rich­ tungsweisende Verarbeitungen der Thematik gab: den Aufruf zur Umkehr und die Deutung des Tages als das Gericht über die Völker. Später in der traditionsgeschichtlichen Entwicklung sieht er die Deu­ tung als schon vollzogenes Gericht. Eine abschließende traditions­ und religionsgeschichtliche Einordnung das ganze Zwölfpropheten­ buch betreffend hält er für nicht möglich.17 In seiner religionsge­ schichtlichen Einordnung einzelner Aspekte der Joelschrift wagt er sich weiter vor, wenn er z.B. Joel 4,18-21 in der hellenistischen Zeit verankert, da er hier eine Gegenbewegung zur ptolemäischen Vor­ macht sieht.18 1.2.2.2 Bernd Biberger, Endgültiges Heil innerhalb von Geschich­ te und Gegenwart (2010) Biberger erarbeitet in seiner Untersuchung Zukunftskonzeptionen in Ez 38-39, in Joel und in Sach 12-14. Als verbindendes Element der ausgewählten Texte benennt er das Völkersturmmotiv.19 Für die Auswahl von Joel war ausschlaggebend, dass die Schrift zum ersten Mal im Zwölfprophetenbuch von den Völkern spricht und die Tag16 17 18 19

Vgl. M. Roth, Völker (2005), 87. Vgl. M. Roth, Völker (2005), 98f Vgl. M. Roth, Völker (2005), 108. Vgl. B. Biberger, Heil (2010), 15.

1.2.2 Thematisch ausgerichtete Monographien, die Joel mit einbeziehen

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JHWHs-Thematik prominent setzt. Die unterschiedlichen Zukunfts­ konzeptionen analysiert er unter den Perspektiven der zeitlichen, räumlichen und personalen Dimensionen und möchte zusammenfas­ send diskutieren, ob die Texte als protoapokalyptisch zu verstehen sind.20 Seinen methodischen Zugang beschreibt er als synchron im Ausgangspunkt und diachron anhand von Spannungen, die synchron nicht erklärbar sind.21 Zentral ist dabei in seiner Auslegung der Texte eine Analyse der Struktur derselben, bevor er sich dann der Frage der Entstehung und redaktionsgeschichtlichen Fragestellungen zuwendet. Dann folgt der Blick auf die Konzeption der Zukunft des jeweiligen Textes. So legt Biberger auch für Joel nach seiner Auslegung der Ab­ schnitte der Schrift eine Struktur aller vier Kapitel und weiter entstehungs- und theologiegeschichtliche Thesen vor und führt dann seine Ausarbeitung zur Joelschen Zukunftskonzeption vor. Diese richtet sich vor allem am Tag JHWHs aus, der das zentrale Thema der Joel­ schrift sei. Biberger stellt fest, dass es keinen zeitlichen Ablauf für den Tag und dazu unterschiedliche Vorstellungen über den Tag gibt, der unter der Frage steht, wie Israel ihn denn überstehen kann und wie er für es letztlich zum Heil wird.22 Neben der Bedeutung der ver­ schiedenen Orte und das Verhältnis zu den Völkern beschreibt Biberger den Tag auch als veränderte Schöpfungsordnung, die den ganzen Kosmos betrifft. Als entscheidende Bezugstexte für Joel bearbeitet er Ez 33-39 und Ez 7. Der letzte Schritt ist eine Einordnung ins Zwölf­ prophetenbuch. Als Zukunftskonzept für Joel formuliert er die Per­ spektive des endgültigen Heils und nicht die unmittelbare Zukunft. Die Tag-JHWHs-Vorstellungen der folgenden Schriften im Zwölf­ prophetenbuch sind dann seiner These nach Auslegungen zu Joel. 1.2.2.3 Anselm C. Hagedorn, Die Anderen im Spiegel (2011) Hagedorns Monographie behandelt „Israels Auseinandersetzung mit den Völkern in den Büchern Nahum, Zefanja, Obadja und Joel“, so sein Untertitel. Er geht dabei die ausgewählten Schriften durch und legt die Forschungsgeschichte, eine Übersetzung mit philologischen Anmerkungen und eine literarische Analyse dar. Der letzte Schritt ist jeweils die Auswertung der Völkerthematik. Sein Forschungsinteres­ se ist zum einen, durch den Fokus auf die Völker Erträge für die Re­ daktion des Zwölfprophetenbuches zu erarbeiten, zum andern die

20 Vgl. B. Biberger, Heil (2010), 18f 21 Vgl. B. Biberger, Heil (2010), 32. 22 Vgl. B. Biberger, Heil (2010), 232.

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1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

anthropologische Funktion der Völker zu klären.23 Hagedorn setzt sich in seiner Arbeit auch mit Thesen von Roths Werk auseinander, der zu einem ähnlichen Thema gearbeitet hat. Für Joel nimmt Hagedorn eine vierstufige Entstehungsgeschichte an, die er in seiner Übersetzung auch drucktechnisch bis in einzelne Halbverse deutlich macht. Die vier Stufen, von denen er ausgeht, sind der älteste Bestandteil (Grundschicht), die Fremdmachterweiterung der Naturkatastrophe, die Erweiterung/Konkretisierung des Völkerge­ richts und die letzte Erweiterung unter der Perspektive der Universalisierung der JHWH-Gemeinde.24 Die literarische Analyse folgt dann auch entlang seiner Vorgabe der zeitlichen Entwicklung der Joel­ schrift. Ebenso verfährt er mit der sein Joelkapitel abschließenden Auswertung der Völkerthematik. In der Grundschicht sieht er kein Unheilshandeln Gottes verankert, hier verortet er auch den fehlenden Schuldaufweis Israels in der Joelschrift.25 Der Heuschreckenschwarm wird aus seiner Sicht in der zweiten Entstehungsphase als Heer um­ gedeutet, das die Funktion des Gerichts hat. Auch hier spielt die Schuld Israels keine Rolle, die Umkehr geschehe allein aufgrund der Erkenntnis über die Unvergleichlichkeit des Tages JHWHs.26 In einer weiteren Fortschreibung in Joel 4 wird dann der Tag JHWHs aus­ schließlich zum Gerichtstag für die Völker. Die dritte Schicht lasse keine Möglichkeit der Rettung für die Völker zu, es gehe allein um die Wendung des Geschicks für Israel. Die ethnische Unbestimmtheit der Völker - die Differenzierung der Völker in Joel 4,4-8 sei eine spätere Ergänzung - „eröffnet universale Perspektiven“27 und erst Amos präzisiere im Folgenden das Gericht über die Völker. 1.2.3 Datierung und Verortung der Joelschrift Seit langem begleitet die Joelschrift die Diskussion über ihre Datie­ rung. Schon Calvin machte sich Gedanken um die Sinnlosigkeit eines Datierungsversuchs.28 Einen guten Überblick über die unterschiedli­ chen Ansätze zur Bestimmung der Entstehungszeit, die von einer frühen Festlegung im 8. oder 9. Jahrhundert v. Chr. bis in die nach23 Vgl. A.C. Hagedorn, Spiegel (2011), 2. 24 Vgl. A.C. Hagedorn, Spiegel (2011), 235-244. 25 Vgl. A.C. Hagedorn, Spiegel (2011), 282f 26 Vgl. A.C. Hagedorn, Spiegel (2011), 284. 27 A.C. Hagedorn, Spiegel (2011), 288. 28 „Caeterum quia nihil certi constat, satius est tempus quo docuit in medio relinquere: et non magnopere etiam hoc ad rem facit, quemadmodum videbimus. Weil im Übrigen nichts sicher feststeht, ist es besser, die Zeit, in der er lehrte, unentschieden zu lassen. Und es trägt außerdem nichts Erhebliches zur Sache bei, wie wir sehen werden.“ J. Calvin , Joel, Sp. 515.

1.2.3 Datierung und Verortung der Joelschrift

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exilische Zeit reichen, bietet Hubbard.29 Da die Schrift selbst keine Angaben zu historischen Ereignissen macht, gibt es nur indirekte Anhaltspunkte für eine mögliche zeitliche Einordnung, die damit letztlich immer spekulativ bleibt. Die Platzierung in der Hebräischen Bibel30 zwischen Hosea und Amos bietet, anders als es die ältere Literatur angenommen hat, kei­ nen Hinweis auf eine Datierung, da das Arrangement des masoretischen Textes nicht die Entstehungsgeschichte der einzelnen Schriften in chronologischer Reihenfolge widerspiegelt. So wird innerhalb der Anordnung der Hebräischen Bibel sogar auf der Erzählebene keine zeitliche Abfolge vorgelegt, weil in dieser die nicht datierbaren Schriften Joel, Obadja und Jona einen möglichen geschichtlichen Bogen von Hosea, Amos und Micha innerhalb der assyrischen Zeit unterbrechen. In der Kanonanordnung der Septuaginta31, in der Amos und Micha zusammenrücken und vor Joel gesetzt werden und mit Hosea das Dodekapropheton32 eröffnen, ist der genannte Bogen der Geschichte Israels dagegen klarer erkennbar. An die drei schließen sich Joel, Obadja und Jona an, bevor die auf der Erzählebene wieder verortbaren Einheiten folgen: Nahum, Habakuk, Zefanja für die babylonische Zeit und Haggai, Sachaija und Maleachi für die persische Zeit.33 Durch die Umstellung sind die Unterschiede im Adressatenkreis der prophetischen Schriften ebenfalls deutlicher umrissen: Hosea, Amos und Micha richten sich an das Nordreich, ab Joel sind Juda und die Völker der thematische Fokus.34 29 D.A. Hubbard, TOTC (2009), 23-28. Eine neuere Darlegung gibt E. A ssis, Date (2011), 163-167 und Ders. in LHBOTS (2013), 2-8, wo er jeweils für eine Datie­ rung im Exil optiert. In seinem Kommentar spricht er dezidiert davon, dass Joel als Prophet, d.h. als Person in dieser Zeit lebte, vgl. E. A ssis, LHBOTS (2013), 3. 30 Im Folgenden wird sich beim hebräischen Text auf die Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS) mit dem Codex Leningradensis als Grundlage bezogen. 31 Als Basis für die Arbeit mit der Septuaginta dient die Ausgabe von A. RAHLFS, Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum und den darin getroffenen Entscheidun­ gen für die Auswahl der griechischen Handschriften. Abweichende Handschriften werden gegebenenfalls genannt. 32 Im Anschluss an A. Schart und J. N ogalski wird der Begriff „Dodekapropheton“ nur für die griechische Fassung verwendet. Von der Einheit der Zwölf wird als „Zwölfprophetenbuch“ und von den einzelnen, kleinen Propheten als „Schriften“ gesprochen. Vgl. A. Schart, Großeinheit (2008), 228. 33 Vgl. P. Brandt, Endgestalten (2001), 86. 34 Vgl. A. Schart, Kommentar zur Septuaginta Deutsch II (2011), 2276. A. Schart geht von einer gezielten Umstellung für die Septuaginta aus, vgl. ebd., 2278. Eine weitere differente Reihung findet sich in Qumran in 4QXIIa mit der Folge Hosea, Joel, Amos, Obadja, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi und Jona. Vgl. M.A. Sweeney, Place (2003), 134. Die Entwicklung des Zwölfpro­ phetenbuches und seine Reihung sowohl in den griechischen Handschriften als auch

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1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

Wird von einer weitgehend zusammenhängenden Entstehung der Joelschrift ausgegangen, dann datiert heute das Gros der jüngeren Forschung die Schrift in die nachexilische Zeit, einige bestimmen konkreter das beginnende 4. Jahrhundert v. Chr.35 Grundlage für diese Entscheidung ist der literarische Stil der Joelschrift, der eine Fülle von älteren Prophetenworten aufgreift, so dass diese Werke möglich­ erweise Vorgelegen haben. Hier sticht vor allem der „Tag JHWHs“ als zentrales Thema hervor. Für die Endgestalt der Joelschrift ist als terminus post quem das judäische Exil anzusetzen, da in Joel 4,2 wohl von einer breiten Diasporasituation des Volkes Gottes ausgegangen wird: „das [das Volk Gottes] sie zerstreut haben unter die Nationen“ (Joel 4,2cR). Als terminus ad quem wird die Eroberung Sidons durch Artaxerxes‘ 343 v. Chr. mit Verweis auf Joel 4,4-8, wo von Handelsverbindungen zwischen Tyrus, Sidon und den Philisterstädten ausgegangen wird, angeführt. Mit Artaxerxes Eroberung endeten diese handelspoliti­ schen Bündnisse.36 Weitere gängige Begründungen für die Spätdatie­ rung sind: kultische Vollzüge wie die täglichen Trank- und Speiseop­ fer (1,9.13; 2,14), das Fehlen eines Königs, dagegen die Ältesten und Priester als Führungspersönlichkeiten (1,2.13f; 2,16f), Aramaismen und andere Begrifflichkeiten aus der Spätzeit (1,8; 2,7f).37 Auch geht die Schrift von einem ummauerten Jerusalem aus (2,7.9), was auf die Zeit Nehemias und die folgende Epoche hinweisen könnte.38 Joel als Person bleibt völlig im Hintergrund. Das Einzige, was der Leser über ihn in der Überschrift erfährt, ist sein Name und der seines Vaters Petuel. Der erste Vers ist zugleich der einzige Ort, an dem beide Namen fallen, so dass sich aus der Schrift keine weiteren In­ formationen über Vater oder Sohn eruieren lassen. Im Verlauf der Schrift tritt Joel als Sprachrohr Gottes auf und verschwindet völlig hinter dieser Rolle.39 Als möglicher Entstehungsort lässt sich durch die thematische Fo­ kussierung auf Jerusalem eine Nähe zu Juda/Jerusalem ableiten. So zielt der Aufruf zur Trauer und zum Fasten auf das Haus Gottes (Joel in weiteren lateinischen Übersetzungen sind sehr kompliziert. Einen Überblick dar­ über bietet P. Brandt, Endgestalten (2001), 80-87. 35 Vgl. J. Jeremias, ATD Joel (2007), 2; vgl. E. Zenger, Einleitung (2012), 639. 36 H.W. Wolff, BK Joel (2004), 3. 37 H.W. Wolff führt als Beispiele u.a. abtf (klagen, Joel 1,8) und nba* (Wurfspeer, Joel 2,8) an, vgl. H.W. W olff, BK Joel, (2004) 4. 38 Vgl. J. Jeremias, ATD Joel, (2007), 2. 39 Diese Beobachtung kann neben den vielen Bezügen zu anderen Propheten ein Grund dafür sein, dass von der Joelschrift als „literarischer Prophetie“ gesprochen wird, die zugleich eine schriftgelehrte Prophetenauslegung ist. Vgl. E. Zenger, Einleitung (2012), 638.

1.2.4 Einheitlichkeit und Aufbau

17

1,13f) als Ort der Umkehrriten. Der Begriff Zion fällt in Joel 2,1 zum ersten Mal und kommt dann wiederholt vor. Vor allem die direkte Anrede der Adressaten als „Söhne Zions“ (Joel 2,23) weist auf Jeru­ salem als literarischen Ort hin. In Joel 3 und 4 schließlich sind Jerusa­ lem und Juda so zentral, dass man es sich kaum anders vorstellen kann, als dass die Schrift dort entstanden ist. 1.2.4

Einheitlichkeit und Aufbau

Während H.W. Wolff für die literarische Einheitlichkeit der Schrift eintritt,40 geht J. Jeremias mit anderen von zwei Entstehungsstufen aus. Dabei wird ein Schnitt zwischen dem zweiten und dritten Kapitel angenommen, da die ersten beiden Kapitel zum einen einer Klageli­ turgie nachgebildet seien und sich damit als Einheit erwiesen, und sich zum anderen auch ein Themenwechsel nach diesem Schnitt festmachen ließe: Während Joel 1-2 von vergangenen Erlebnissen berichte, gehe es ab Joel 3 um zukünftige, eschatologische Verhei­ ßungen. Hierbei könnte Joel 3 noch als späterer Einschub, der Joel 12 und Joel 4 theologisch verbindet, abgesetzt werden.41 In aller Regel wird Joel 4,4-8 als sekundärer Zusatz bewertet. Ähnliches wird bei Joel 4,18-21 diskutiert.42 Die Kapitelzählung der Septuaginta und im Anschluss daran der Vulgata zeugen von einem anderen Verständnis der Einheit des Bu­ ches. Hier wird erst das vierte Kapitel als eigener Abschnitt gesetzt, während das dritte Kapitel an das zweite angeschlossen wird und die Verszählung weiterläuft, so dass nur drei Kapitel in der Joelschrift aufgeführt werden. Diese Zählweise ist in angloamerikanischen Bi­ belausgaben noch heute zu finden. Unabhängig von der redaktionsgeschichtlichen Diskussion wird im Blick auf die Grobstruktur der Joelschrift erörtert, ob der nicht weitaus prägnantere Einschnitt innerhalb der Schrift nach Joel 2,17 zu ziehen sei. Der deutliche Wendepunkt sei dann durch die Sprechersi­ tuation markiert, da man vorher von einer Klage des Volkes und ab 2,17 von der Gottesrede als Antwort auf die Klage ausgehen könne.43 Ein weiteres Argument dafür, den Einschnitt nach Joel 2,17 zu setzen, ist auch, dass danach der Modus Verheißung einsetzt, der sich bis 40 H.W. Wolff, BK Joel (2004), 5-12, so auch E. A ssis, LHBOTS (2013), 30. 41 So z.B. A.K. Müller, Zukunft (2008), 21, B. Biberger, Heil (2010), 231, der auch eine letzte redaktionelle Bearbeitung in hellenistischer Zeit in Betracht zieht. Auch Ebach spricht sich für Kapitel 3 als späteren Einschub aus, vgl. R. Ebach, Joel 3 (2015), 44. 42 Vgl. J. Jeremias, ATD Joel (2007), 3f 43 Vgl. L. A llen, NICOT Joel (2008), 39; H.W. Wolff, BK Joel (2004), 6, E. A ssis, LHBOTS (2013), 54.

18

1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

zum Ende der Schrift weitgehend durchhält. Zenger macht sich für eine Zweiteilung mit Joel 2,18 als Zentrum der Schrift stark, aus der sich dann für ihn (im Anschluss an H.W. Wolff)44 eine Symmetrie im Aufbau ergibt. So stünden sich zwei prophetische Aufrufe (1,5-20; 2,1-17) und zwei Gottesreden (2,19-27; 3,1-4,17) gegenüber. Joel 4,18-21 bildete somit eine Zusammenfassung, die Stichwortverbin­ dungen zur ganzen Schrift aufnehme.45 Gegen einen solchen Schnitt spricht sich Sweeney aus, der Joel 2,15-17 sowohl als Zusammenfassung des vorherigen Teils benennt, als auch im vorausschauenden Blick auf eine mögliche Änderung des Handeln Gottes in der Zukunft eine Nähe zum folgenden Verhei­ ßungsteil sieht. Das waw-Consecutivum bestätige diese Verbindung. Er setzt damit einen Einschnitt auf der Ebene der Grobstruktur nach Joel 2,14.46 Die vorliegende Arbeit orientiert sich an der Einteilung der Joel­ schrift durch die Kapitelnummerierung der BHS, die sich, außer im angloamerikanischen Bereich, durchgesetzt hat. Zwar sind der Spre­ cherwechsel und die Heilsthematik als wichtige Einschnitte innerhalb des zweiten Kapitels nicht von der Hand zu weisen, jedoch spricht die enge Verbindung der Bilderwelt von Joel 2,18-27 mit dem ersten Kapitel gegen eine Teilung innerhalb des zweiten Kapitels.47 Zudem kommt mit Kapitel 3 mit der Geistsendung ein völlig neuer Aspekt im Blick auf das Heil in den Fokus, während Joel 2,27 mit der Erkennt­ nisformel als veritabler Abschluss der vorhergehenden Einheit gese­ hen werden kann. 1.2.5 1.2.5.1

Joel innerhalb des Zwölfprophetenbuches - eine redaktions­ geschichtliche Einordnung Hypothesen über eine mögliche Entstehung des Zwölfpro­ phetenbuches

Innerhalb der alttestamentlichen Forschung ist das Zwölfpropheten­ buch im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und zum Beginn des neuen Jahrtausends verstärkt in den Blick genommen worden, wenn

44 H.W. Wolff, BK Joel (2004), 6f 45 E. Zenger, Einleitung (2012), 636f. 46 M.A. Sweeney, Place (2003), 141. M.E. allerdings sind die oben genannten Ar­ gumente für einen Schnitt nach Joel 2,17 tragfähiger, wenn man überhaupt das zweite Kapitel teilen möchte. 47 Vgl. Kapitel 5.2.2 Schöpfung und Natur.

1.2.5 Joel innerhalb des Zwölfprophetenbuches

19

das Forschungsinteresse auch in jüngster Zeit wieder abgeflaut ist. Dabei hat sich die Ansicht entwickelt, dass das Zwölfprophetenbuch in seiner Endgestalt keine zufällige Aneinanderreihung von kleineren, prophetischen Schriften bildet, sondern dass hier redaktionell zu­ sammengestellt und überarbeitet wurde. Deshalb wurden diese Ein­ zelschriften auch vermehrt als Teil dieser größeren Einheit betrachtet und daraufhin ausgelegt. So wurden und werden redaktions- und tra­ ditionsgeschichtliche Themen, die sich durch das Zwölfpropheten­ buch ziehen, unter dieser Perspektive bearbeitet.48 Dabei findet immer mehr auch die unterschiedliche Reihenfolge der einzelnen Schriften im masoretischen Text und der Septuaginta Beachtung.49 Eine große Diskussion über den Prozess der Zusammensetzung des Korpus des Zwölfprophetenbuches hat verschiedene Entste­ hungshypothesen herausgebildet, die hier nur kurz angerissen werden sollen. Federführend war J. Nogalski, dessen Thesen von A. Schart und R. Albertz weitergeführt wurden.50 Weiterhin ist noch J. Wöhrle in die Diskussion eingestiegen, der grundlegende Beobachtungen formuliert hat, die in vielen folgenden Beiträgen anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgegriffen wurden.51 Im Anschluss an A. Schart und J. Wöhrle und soll im Folgenden zwei mögliche Thesen vorgestellt werden, die exemplarisch vorfüh­ ren, wie komplex die Diskussion um die Redaktionsphasen innerhalb des Zwölfprophetenbuches geworden ist.52 A. Schart geht von drei Phasen im Entstehungsprozess aus: dem D-Korpus, der Joel-Sach 14-Schicht und der Endredaktion. Das D-Korpus beinhaltet nach dieser These Vorformen von Hos, Am, Mi und Zef und soll als ein redaktionell bearbeitetes Mehrpro­ phetenbuch die Grundlage für das Zwölfprophetenbuch gebildet ha­ ben. Signal für die Einheit dieses kleinen Korpus sind die Übereinst­ immungen bei den Überschriften. Der von Schart kreierte Begriff DKorpus verweist auf deuteronomistisch geprägte Zugänge innerhalb der vier Schriften. Er hat den Umfang des Korpus auch detailliert rekonstruiert, der von R. Albertz und J. Wöhrle jeweils noch einmal verändert wurde. Nach J. Wöhrle wurde dieses Korpus in Anlehnung 48 Z.B. M. Beck , Tag YHWHs (2005); R. Scoralick, Gottes Güte (2002); M. Roth, Völker (2005). 49 Z.B. Jones, Study in Text (1995) oder M.A. Sweeney, Place (2003). 50 J. N ogalski, Precursors (1993); A. Schart, Entstehung (1998); R. Albertz (2001), Exilszeit; J. W öhrle, Sammlungen (2006); Bosshard-Nepustil, Rezeptio­ nen (1997). 51 J. Wöhrle, Formation (2010), 127ff, bietet eine Übersicht über die Entwicklung der Diskussion. In neuerer Zeit legt A.C. Hagedorn seinen Entwurf dar in A.C. Hagedorn, Spiegel (2011). 52 Vgl. A. Schart, Großeinheit (2008), Sp. 233-243.

20

1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

an 2 Kön komponiert.53 Thematische Akzente, die das D-Korpus setzt, sind zum einen die Propheten als Mahner innerhalb der Tora als Direktive für Israel und zum anderen die erforderliche Umkehr des Gottesvolkes. Sollte diese nicht erfolgen, werden die Strafandrohun­ gen aus der Tora wirksam werden. Eine mögliche historische Verortung dieser Redaktionsphase könnte das Exil sein. Bei der Fragestel­ lung, was denn bei dieser Redaktionsstufe schon vorlag, kann von einer schon miteinander verbundenen Schriftenkombination von Hosea und Amos ausgegangen werden, einem sogenannten Zweiprophe­ tenbuch. Für die Rekonstruktion der nächsten Erweiterungsstufe hin zum Zwölfprophetenbuch hat sich die allgemein angenommene These als führend erwiesen, dass die Einfügung der Joelschrift weitreichende Konsequenzen für die endgültige Zusammensetzung des Zwölfpro­ phetenbuchs hatte. J. Nogalski spricht von einem „Joel-related layer“, der viele Verbindungen zwischen den einzelnen Schriften ermöglicht, die vorher so nicht denkbar waren, und der hilft, die einzelnen Schrif­ ten als Einheit zu lesen.54 Dass Joel besonders starke Verbindungen zu den anderen Schriften hat, wurde schon oft festgehalten. Dies geht sogar so weit, dass von Joel als schriftgelehrter Prophetenauslegung gesprochen wurde.55 „Nogalski geht davon aus, dass der Joel­ Redaktor das D-Korpus mit Nah*, Hab* und dem Hag 1-Sach 8Korpus zusammenführte und aus vorgefundenem Spruchmaterial die Schriften Joel und Obadja speziell für ihre Verwendung im Zwölf­ prophetenbuch schuf.“56 Maleachi sei in diesem Prozess dann ange­ hängt worden. Vorherrschendes Thema sei nun der Tag JHWHs, und Joel werde zu einem „literary anchor“ für dieses Elfprophetenbuch. Änderungen an dieser These nimmt A. Schart vor, der Maleachi zur Endredaktion, dafür aber Sach 9-14 zu der Schicht zählt, die mit Sach 14 einen zusammenfassenden Abschluss erhält. Dieser Rekonstrukti­ on eines Zehnprophetenbuches schließen sich P.-G. Schwesig und M. Beck mit eigenen Modifikationen an.57 A. Schart betont aber aus53 J. Wöhrle, Sammlungen (2006), 269. Für J. W öhrle, Formation (2010), 129, ist zumindest auch die grundlegende Schicht der Joelschrift zeitlich viel näher an das Vierprophetenbuch anzulegen. 54 Vgl. J. N ogalski, Process (1993), 275-278. Leider gibt er keine inhaltliche Rich­ tung vor, in der diese Redaktionsschicht gewirkt haben mag, vgl. J. W öhrle, Samm­ lungen (2006), 390 Anm. 11. 55 Vgl. U. Dahmen, NSKAT Joel (2001), 14, oder das grundlegende Werk von S. Bergler, Schriftinterpret. 56 A. Schart, Großeinheit (2008), Sp. 238. So auch J. Jeremias, ATD Joel (2007), 14, der die These aufstellt, dass Joel eigens für das Zwölfprophetenbuch und seine Position zwischen Hosea und Amos geschrieben wurde. 57 P.-G. Schwesig, Tag JHWHs-Dichtungen (2006), 78-236; M. Beck , Tag YHWHs (2005), 241. M. Beck ordnet Joel 4 zeitlich der Eroberung durch Ptolemäus

1.2.5 Joel innerhalb des Zwölfprophetenbuches

21

drücklich die Wahrscheinlichkeit, dass Joel samt Joel 4* und Sach 14 zu dieser Schicht dazugehörten und der Tag JHWHs sowohl als Ende der Geschichte als auch als Schwerpunktthema diente. Historisch ist diese Schicht wohl in der hellenistischen Periode zu verorten. Als letzte Entwicklungsstufe wird von A. Schart die Endredaktion gesetzt, die sowohl Jona einfügte als auch Maleachi anhängte. Beide Schriften bringen Spannungen in den Gesamtkorpus ein, Jona die Frage der Rettungsmöglichkeit für die Fremdvölker und Maleachi die nun überraschend fehlende Naherwartung in Abgrenzung zu Sach 14. Treibendes Thema war hier die Rolle der Völker im Verhältnis zu Israel und dem JHWH-Bekenntnis. Diese Überarbeitungsschicht muss auf jeden Fall vor Sirach entstanden sein, da dieser bereits von zwölf Schriften ausgeht.58 Wahrscheinlichste Bearbeitungszeit sind die letzten Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts v. Chr. J. Wöhrle nimmt in seiner ersten Analyse der frühen Sammlung des Zwölfprophetenbuches59 drei Blöcke innerhalb des Buches an, die unterschiedlichen Entstehungsphasen zuzuordnen sind: Das exilische Vierprophetenbuch (Hos, Am, Mi, Zef), das Haggai-Sachaija-Korpus und das spätere Joel-Korpus (Joel, Am, Mi, Zef). Er bearbeitet je­ weils die einzelnen Schriften auf ihren redaktionsgeschichtlichen Gehalt hin und sucht dann buchübergreifende Verbindungen inner­ halb dieser Schriften. In seiner zweiten prägnanten Monographie erweitert er die Untersuchung des Zwölfprophetenbuches auf spätere Sammlungen und die darin zu entdeckenden Redaktionsprozesse.60 J. Wöhrle erarbeitet in seinem ersten Werk, dass es das exilische Vierprophetenbuch als frühe Komposition gab, in der durch redaktio­ nelle Bearbeitung der vier Schriften, in der eine Auseinandersetzung mit DtrG stattfindet, eine gemeinsame inhaltliche Botschaft entwi­ ckelt wurde, die u.a. die in der Exilszeit im Land Israel Verbliebenen als legitimen Rest des Gottesvolkes in Abgrenzung zu den Exulanten konstituiert.61 Das Haggai-Sachaija-Korpus ist als frühnachexilische (erste Hälfte des 5. Jahrhunderts) Reaktion zu sehen und hat die Um­ kehr des Gottesvolkes als thematischen Schwerpunkt, denn erst durch I. 302 v. Chr. und Joel 3 dem 3. Jh. v. Chr. zu, vgl. M. Be c k , Schlüsselbild (2013), 29f. 58 Sir 49,10 spricht von den zwölf Propheten und benennt sie damit als eine Einheit. Nach J. Ma r b ö c k , Einleitung/Sirach (2012), 497-507, gehört dieser Teil von Sirach zu einer selbständigen Einheit, die am Anfang des Entstehungsprozesses von Jesus Sirach gestanden haben könnte. Dieser Prozess zog sich wohl über mehrere Jahre. Als Gesamtwerk kann das Buch durch den Prolog der Übersetzung durch seinen Enkel um 132 v. Chr. verortet werden. 59 Vgl. J. Wö h r l e , Sammlungen (2006). 60 Vgl. J. Wö h r l e , Abschluss (2008). 61 Vgl. J. Wö h r l e , Sammlungen (2006), 241-284.

22

1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

die Umkehr, die sich auch im sozial verantworteten Handeln zeigt, werden die Gnade Gottes und die damit verbundenen Verheißungen im vollen Umfang möglich.62 Die Hoseaschrift nimmt eine herausra­ gende Position in der Entstehung des Zwölfprophetenbuches ein, sie wurde in einer weiteren Überarbeitungsphase des Vierprophetenbu­ ches von diesem abgetrennt, dafür wurde die Grundschicht von Joel mit den drei verbleibenden Prophetenschriften verknüpft. In diesem nun entstandenen Joel-Korpus mit den Schriften Joel, Amos, Micha und Zefanja wird erneut die Umkehr-Thematik als einziger Ausweg aus der durch Verfehlungen entstandene Notsituation des Volkes gedeutet. J. Wöhrle setzt diese theologische Auseinandersetzung als Antwort auf die Erfahrungen des 5. Jahrhunderts an.63 Als spätere Erweiterungs- und Kombinationsschritte in der Ent­ stehung des Zwölfprophetenbuches nimmt J. Wöhrle einen Fremd­ völkerkorpus I an der Wende vom 5. zum 4. Jahrhundert, die Davids­ verheißungen, das Fremdvölkerkorpus II am Wechsel vom 4. ins 3. Jahrhundert gemeinsam mit der Integration der Habakukschrift, das Heil-für-die-Völker-Korpus (erste Hälfte des 3. Jahrhunderts) und zuletzt das Gnadenkorpus (Mitte oder zweite Hälfte des 3. Jahrhun­ derts) an. Ganz am Ende wurde die Hoseaschrift, die vorher abge­ trennt worden war, wieder aufgenommen.64 Jede neue Bearbeitungs­ phase hat eigene theologische Schwerpunkte. Was das im Detail hei­ ßen kann, wird anhand der Joelschrift im nächsten Kapitel durchge­ spielt. Beide Theorien entwickeln viele Anhaltspunkte, die für verschie­ dene Entstehungsphasen sprechen und dezidiert Verknüpfungen unter den Schriften des Zwölfprophetenbuches aufzeigen. Die Nähe von Amos, Micha und Zefanja sind bei beiden Analysen nicht zu überse­ hen, ebenfalls die Sonderrolle von Joel. So lässt sich abschließend festhalten, dass die These einer redakti­ onellen Zusammensetzung des Zwölfprophetenbuches in mehreren Bearbeitungsphasen nicht mehr aus der alttestamentlichen Exegese wegzudenken ist.65 Es ist wohl keine zufällige Sammlung von kleine­ ren prophetischen Schriften, die völlig unabhängig voneinander ent­ standen sind. Dabei bedürfen aber die Details noch einer längeren Diskussion, wie die Unterschiede in den verschiedenen Theorien zeigen. Es ist sicherlich gut, wenn sowohl die einzelnen Schriften genauer in den Blick genommen werden, als auch gleichzeitig die 62 Vgl. J. Wö h r l e , Sammlungen (2006), 367-385. 63 Vgl. J. Wö h r l e , Sammlungen (2006), 447-446. 64 J. Wö h r l e , Abschluss (2008), 440-446. 65 Kritisch gegenüber einem Zugang, das Zwölfprophetenbuch als Einheit zu lesen, äußert sich E. Be n Zv i , Twelve Prophetic Books (l996), 130.

1.2.5 Joel innerhalb des Zwölfprophetenbuches

23

Gesamtheit der Zwölf nicht aus demselben verloren wird. Inwieweit davon ausgegangen werden kann, dass einzelne Schriften eigens für das Zwölfprophetenbuch geschrieben wurden, wird sich nur schwer klären lassen.66 Sicherlich muss hier auch noch die unterschiedliche Position der Joelschrift in den verschiedenen Kanonausprägungen intensiver beachtet und ausgewertet werden.67 Für die vorliegende Studie ist eine Herausarbeitung der Bezüge von Joel zu anderen aus­ gewählten, prophetischen Schriften wichtiger, was im achten Kapitel vorgelegt werden soll. Dabei ist in der Regel die Reihenfolge von MT gemeint. Abweichungen werden gegebenenfalls benannt. 1.2.5.2 Einheitlichkeit der Joelschrift auf dem Hintergrund des Zwölfprophetenbuches Im Zuge eines erweiterten Zugangs zur möglichen Entwicklung des Zwölfprophetenbuchs mit der Diskussion um die Zuordnung etwaiger redaktioneller Schichten ist auch die Frage nach der Einheitlichkeit der Joelschrift neu in den Blick gekommen. J. Wöhrle findet vier Schichten bei Joel: Die Grundschicht bein­ halte Joel 1,1-3.5.8-20; 2,1.2*.3.6.10.11b.15-17.21.24.26a und sei durchgehend mit Bezügen zu Amos, Micha und Zefanja verbunden, weshalb J. Wöhrle davon ausgeht, dass diese vier Schriften die Grundlage für das Zwölfprophetenbuch bilden. Er rechnet Hosea nicht dazu, der wohl ursprünglich dazu gehörte, dann aber wegen der Priorität Joels herausgenommen wurde.68 So ließen sich die vielen Verbindungen Joels zu den anderen Prophetenschriften und gleichzei­ tig die fehlenden zu Hosea sinnvoll erklären. Als mögliche Datierung dieses sogenannten Joel-Korpus setzt er das Exil, aber noch eher die nachexilische Zeit an.69 Thematisch geprägt sei diese Schicht von der Dürrenot und dem Tag JHWHs, ihr Durchgang vom Gericht zum Heil findet sich auch in Am, Mi und Zef wieder. Die Grundschicht lag wohl schon schriftlich vor, habe aber auf vorgegebenes Gut zurückgegriffen.70 Zur nächsten Phase, der Fremdvölkerschicht I, gehöre Joel 1,4.6­ 7; 2,2*.4-5.7-9.11a.18-20.25.26b.27; 4,1-3.9-17, eine Überarbei66 Dies diskutiert z.B. im Fall der Obadjaschrift J. Ba r t o n , Joel and Obadiah (2001), 17, im Anschluss an E. Be n Zv i , während J. Wö h r l e , Formation (2010), 133, für Joel statuiert, dass die Schrift nie außerhalb des Zwölfprophetenbuches existiert hätte. 67 So verfährt z.B. M.A. Sw e e n e y , Place (2003), 152ff. 68 Vgl. J. W ö h r l e , Formation (2010), 133. Ausführlicher in J. W ö h r l e , Sammlun­ gen (2006), 428ff 69 Vgl. J. Wö h r l e , Formation (2010), 134. 70 Vgl. J. Wö h r l e , Sammlungen (2006), 428f.

24

1.2 Grundlegende Fragen der Forschung zur Joelschrift

tungsschicht, die über mehrere Schriften hinweg thematische Einar­ beitungen vorgenommen habe, wobei ein Thema eben die Orakel seien, die das Völkergericht ankündigen. Weitere zu dieser Schicht gehörende Stellen im Zwölfprophetenbuch seien z.B. Mi 5,7-18.14; Sach 14,3.12.14b.15.71 Im Komplex dieser Schriften wird thematisch die Schuld des Gottesvolkes dargestellt, die zur Notsituation durch die Völker führt. Gleichzeitig gehört auch die Verheißung der Ver­ nichtung der Völker dazu. Diese Redaktion habe in der persischen Zeit gearbeitet und Nahum, Haggai, Sachaija, und Deutero-Sachaija zu den vier Schriften hinzugefügt. Eine weitere Überarbeitungsphase in Form der Fremdvölker­ schicht II ergänzte in hellenistischer Zeit Joel 4,4-8.18-21 und sei eine aktualisierte Erweiterung als Reaktion auf weitere Bedrohungen durch Völker, die in diesen Teilen explizit genannt werden, so z.B. in Joel die Ptolemäer (Ägypten) und Griechen. Diese Schicht sei auch verantwortlich für die Ergänzung von Obadja und Maleachi.72 Das dritte Joelkapitel (ohne 3,5e) dagegen, so J. Wöhrles These weiter, gehöre zu einer noch späteren Bearbeitungsschicht, die im Gegensatz zu den anderen Kapiteln die Chance eröffne, dass auch die Rettung für die Völker möglich sei. Zu dieser Schicht, die er Heil-fürdie-Völker-Korpus nennt, seien auch z.B. Mi 4,1-4, Sach 8,20-23 und vor allem die Jonaschrift zuzurechnen. Diese Redaktion habe in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts gearbeitet.73 Als letzte Schicht innerhalb des Zwölfprophetenbuchs setzt er die Gnaden-Redaktion an, die in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts gewirkt und Joel 2,12-14 zudem noch Mi 7,18-20; Nah 1,2b.3a; Mal 1,9a eingefügt habe. Grundlage dafür sei die Gnadenformel aus Ex 34 gewesen. Diese Redaktion habe die Vorstellung der Vergebung für das Gottesvolk und die Fremdvölker in das Zwölfprophetenbuch ein­ gebracht. Erst ganz am Schluss seien Mal 3,22-24 (als Verbindung zur Tora und den vorderen Propheten) und Hosea als die beiden letz­ ten Schriften hinzugekommen.74 Die aufgeführten und weitere Wissenschaftler haben durch ihre Ar­ beiten viele neue Erkenntnisse in Bezug auf das Zwölfprophetenbuch weitergegeben, allerdings macht der obige Aufriss schon deutlich, wie sehr die Meinungen divergieren und wie weit man noch von ei­ nem Konsens entfernt ist. Das Grundproblem bei allen Thesen inner­ halb der redaktionsgeschichtlichen Diskussion ist, dass letztlich nicht 71 72 73 74

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

J. Wö h r l e , Zwölfprophetenbuch (2013), 5. J. Wö h r l e , Formation (2010), 135. J. Wö h r l e , Zwölfprophetenbuch (2013), 5. J. Wö h r l e , Formation (2010), 135f.

1.2.5 Joel innerhalb des Zwölfprophetenbuches

25

zu eruieren ist, welche Bezüge wirklich bewusst von Redaktionen gesetzt wurden und welche einfach zufällig entstanden sind.75 Noch schwieriger ist dann in diesem Prozess festzulegen, aus welcher Quel­ le die Einschübe stammen und welche Intention dahinter steht. Aus diesem Grund sollen diese Diskussionen im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit zurück gestellt werden, da das dritte und vierte Kapitel und ihre Auslegung in Verbindung mit der ganzen Joelschrift hier im Fokus stehen.

75 Vgl. A. Schart , Reconstructing (2000), 43.

2.

Die Joelschrift in synchroner Leserperspektive

Im Folgenden werden zentrale Motive und Fragestellungen, die sich durch die ganze Joelschrift ziehen und nicht nur einzelne Kapitel betreffen, näher untersucht. Dabei wird deutlich, dass schon zu Be­ ginn der Schrift starke Akzente in der Leserlenkung gesetzt werden, auf die immer wieder im Verlauf zurückgegriffen wird.76 Die hier ausgewählten Aspekte berücksichtigen zum einen die Frage nach dem Sprecher, die dazugehörende Redesituation und den Adressaten der Joelschrift insgesamt, die an dieser Stelle von der Anfangssituation der Schrift her betrachtet werden soll. Das Problem nach der zeitli­ chen Perspektive der Joelschrift ist eines der zentralen in der Bearbei­ tung des Textes. Nicht umsonst wird in der Literatur z.B. diskutiert, ob, wann und sogar wie oft denn Tag JHWHs stattgefunden hat. Die Schrift endet mit dem Gottesnamen als letztem Wort, dabei sind im Verlauf der Kapitel verschiedene Dimensionen des Gottesbildes zu erkennen. Es soll an dieser Stelle eine Übersicht geboten werden, damit der Leser erkennen kann, welche Dimensionen jeweils im Text deutlich im Vordergrund sind oder aus anderen Textteilen noch mit­ schwingen. Alle hier aufgeführten Elemente werden in diesem Abschnitt im Überblick dargestellt, allerdings in der Analyse des dritten und vier­ ten Kapitels der Joelschrift auf diese konkreten Texte hin erneut zur Sprache kommen. Die erarbeitete Zusammenschau wird dafür hilf­ reich und grundlegend sein. 2.1

Die Überschrift (Joel 1,1)

Gleich im ersten Vers der Joelschrift wird das ganze Werk als Wort Gottes deklariert, der Vers setzt damit eine Leserlenkung für die im­

76 Gute Hinweise für diesen Zugang hat A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008) geliefert, die nun im Nachstehenden aufgegriffen, aber eben auch ausgeweitet werden. Der Blick auf die Joelschrift als Ganze ist in der Literatur noch nicht sehr stark vertreten, da bisher redaktionsgeschichtliche Fragestellungen und die schriftenübergreifende Traditionsgeschichte im Vordergrund standen.

28

2.2 Redesituation in der Joelschrift

mer wieder auftauchende Frage des Sprechers, aber auch des Adres­ saten. Joel 1,1: Das Wort des He r r n , das an Joel, den Sohn Petuels, erging.

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Joel selbst als literarische Figur tritt in der ganzen Schrift nicht expli­ zit auf,77 nur anhand von markierten und unmarkierten Sprecher­ wechseln ist er manchmal mehr oder weniger als der Redende aus­ zumachen, an den die Botschaft Gottes direkt ergeht. So ist in dieser Schrift das Verhältnis vom Propheten, der im Auftrag Gottes spricht, zu Gott als dem, der den Auftrag gibt, besonders eng, und beide sind selten wirklich voneinander zu trennen. Dadurch, dass in Joel 1,1 deutlich die ganze Schrift zum Gotteswort erklärt wird, kann selbst bei Stellen mit unklarer Relation im Sprecher-Adressaten-Verhältnis Bezug auf den ersten Vers genommen werden, der die Schrift als Ganze als Offenbarung Gottes definiert. Denn Joel 1,1 fungiert als Überschrift über die ganze Joelschrift und ist in der Prägnanz und Kürze ein entscheidender Hinweis, wie eng Joel und JHWH als text­ liche Figuren (Aktanten) im Verlauf der Joelschrift miteinander ver­ woben sind. 2.2

Redesituation in der Joelschrift

In diesem Kapitel soll ein Überblick über die Redesituation der Schrift als Ganze gegeben werden, um das Ineinander von Gottes­ und Prophetenwort bei Joel zu analysieren. Es werden in der Auswer­ tung der Tabelle zunächst schwerpunktmäßig Hinweise auf Fragestel­ lungen im ersten und zweiten Kapitel gegeben. Die Redesituation des dritten und vierten Kapitels wird an anderer Stelle dann intensiver besprochen, vor allem die schwierige Passage Joel 4,9-11.78 Kap.

J H W H als S p recher

P rop h et als S p recher

1

2-5 zum Volk

77 So auch M.A. Sw e e n e y , Place (2003), 138. 78 Vgl. Kapitel 4.1.4 Beschreibung.

Sp rech er un m ark iert

T hem atik

1 beschreibend

Einleitung Aufforderung Wei­ tergabe + Trauer

29

2.2 Redesituation in der Joelschrift Kap.

JH W H als S p recher

1

6-7 zum Volk79 8 zum Volk

P rop h et als S p recher

Sp rech er unm ark iert

Zerstörung 8 möglicherweise Prophet

Aufforderung Trauer

in Anschluss an V 5 9-12 zum Volk 13-18 zum Volk/Priester 19f zu JHWH 2

Zerstörung Aufforderung Trauer + Fasten Zerstörung Aufforderung Trauer

1a-b zum Volk 1c-1180 beschreibend 12 zum Volk

T hem atik

Gottesrede vom Propheten zitiert 13-17 zum Volk81 17 Priester zu JHWH (als Zitat)

Zerstörung Aufforderung Um­ kehr Aufforderung Um­ kehr

79 Hier ist es möglich, den Propheten als Sprecher zu setzen, da das zerstörte Land ja auch sein Land ist. Mit U. Da h m e n , NSKAT Joel (2001), 45, sehe ich aber in Rück­ griff auf Joel 2,18; 4,2 und der in diesen Passagen ausgedrückten Nähe Gottes zu den Leidenden das schlagkräftigere Argument, dass hier JHWH als der Sprecher zu sehen ist. Er kann sehr wohl über die Zerstörung des Landes klagen, für das er in Leiden­ schaft entbrennt und das er in Joel 4,2 eindeutig als „sein Land“ beschreibt. Auch J. Cr e n s h a w tendiert eher zu JHWH als Sprecher, allerdings in größerer Nähe zum Propheten, wenn er schreibt: „he more likely slips momentarily into the divine per­ sona“ (J. Cr e n s h a w , AncB [1995], 96). 80 J. Cr e n s h a w , AncB (1995), 117, sieht JHWH in Joel 2,1-10 als möglichen Spre­ cher an, dann wäre nur Joel 2,11 eine prophetische Antwort. Allerdings unterscheidet J. Cr e n s h a w in seinem Kommentar nicht klar genug zwischen dem Propheten als Aktanten und der Joelschrift, die er auch mit Joel bezeichnet. So sind seine Aussagen zur Redesituation teilweise ungenau und er lässt die Möglichkeit der Gottesrede in Joel 2,1-10 unbegründet stehen. Die strukturelle Rahmung durch den Tag JHWHs in Joel 2,1 und Joel 2,11 erweist sich für mich als das bedeutendere Argument für die Einheitlichkeit in der Redesituation. Weiterhin folgt in Joel 2,12 eine klar markierte Gottesrede, so dass nur Joel 2,11 dann als Prophetenrede, die nicht markiert ist, die Gottesrede unterbrechen würde. Auch im Blick auf das ganze Kapitel fällt auf, dass diese Struktur (ein kurzer prägnanter Einwurf von JHWH und ein Weiterführen dieser Rede, entweder markiert vom Propheten oder eben in beschreibender Form) erneut auftaucht: Joel 2,12 Gottesrede, dann Joel 2,13-17 Prophetenrede, Joel 2,1819b Einschub, Joel 2,19c-20 Gottesrede, Joel 2,21-24 Prophetenrede. Für die hier vorgeschlagene Aufteilung optiert auch R. Sc o r a l i c k , Auch jetzt noch (2002), 50. 81 Mit J. Wö h r l e , Sammlungen (2006), 400, kann man hier noch Joel 2,15-17 vom Adressaten her abtrennen, da eine unbestimmte Gruppe, vielleicht die Priester, das Volk zusammen rufen sollen.

30 Kap.

2.2 Redesituation in der Joelschrift J H W H als S p recher

P rop h et als S p recher

2

Sp rech er un m ark iert

T hem atik

18-19ab82 beschreibend

Umkehr Gottes

19c-20 zum Volk

Verheißung 21-24 zum Volk

3

Verheißung Verheißung

25-27 zum Volk 1-3 zum Volk

Verheißung 4-5 beschreibend

4

1-8 zum Volk und anderen Völkern 9-11 wörtliche Rede mit Sprecher­ wechseln als Zitate

Tag JHWHs + Rettung Rettung + Strafe

Kriegsaufruf

11d zu JHWH 12-13 14-16 beschreibend 17 zum Volk 18-20 beschreibend 21a.aR 21b beschreibend

Kriegsaufruf Tag JHWHs + Rettung Rettung Verheißung + Strafe Unschuldserklärung Wohnen Gottes

Zunächst einmal fällt auf, dass die Koinzidenz von Gotteswort und Prophetenrede in den ersten beiden Kapiteln der Joelschrift weitaus ausgeprägter ist als in den nachfolgenden Kapiteln. In den Kapiteln 3 und 4 findet sich keine markierte Prophetenrede, allerdings mehrfach Gottesrede. In der Regel sind die beschreibenden Elemente wohl dem Propheten zuzuordnen, durch den narrativen Duktus sind sie aber innerhalb der Textwelt auf keinen klaren Adressaten hin ausgerichtet. So bilden ausschließlich sie im letzten Teil der Schrift (Kapitel 3 und 82 J. Wö h r l e , Sammlungen (2006), 403ff, sieht in Joel 2,18-27 zwei Schichten, die sich in der Sprechrichtung, der Zeitebenen und der inhaltlichen Fokussierung unter­ scheiden. Dabei bilden für ihn die Verse 18-20.25.27 und die Verse 21-24.26 jeweils eine Schicht. Er nimmt Letztere als die Grundschicht der Einheit Joel 2,18.27 an, der Rest sind spätere Ergänzungen.

2.2 Redesituation in der Joelschrift

31

4) das Pendant zu den Teilen der Gottesrede, während in den ersten beiden Kapiteln gemeinsam mit den prophetischen Anteilen eine stärker verwobene Struktur festzustellen ist. Keine der inhaltlichen Schwerpunkte der Joelschrift finden sich al­ lein in der Prophetenrede, immer sind sie rückgebunden an eine Got­ tesrede, z.B. die Aufforderung zur Umkehr, die sogar durch Gott eingeleitet wird (Joel 2,12) - verstärkt noch durch die in der Joel­ schrift einmalige Verwendung der Gottesspruch-Formel83 - oder die Verheißungen, die überwiegend von Gott verkündet, aber in Joel 2,21-24 durch eine Prophetenrede unterbrochen werden. Den Auffor­ derungen des Propheten zum Fasten und Trauern schließt sich JHWH in Joel 2,1 an. Selbst die beschreibenden Teile über die Zerstörung oder die Rettung des Volkes Israel und die Bestrafung der Feinde haben immer ihre Wurzel oder eine Verstärkung in der Gottesrede. So wird im Ineinander der verschiedenen Redesituationen die Überschrift, die die ganze Schrift als Wort Gottes bestimmt, im Ver­ lauf der Joelschrift bestätigt. Joel 1,1 fällt von der Redesituation hier aus dem Setting heraus, da der Vers den Propheten von außen ein­ führt und ihn vorstellt. Die Koinzidenz von Gottes- und Propheten­ wort steigert sich bis dahin, dass an zentralen Stellen wie Joel 2,12 der Prophet völlig in den Hintergrund tritt. Hier in Joel 2,12 ist seine Funktion die Einleitung der Gottesrede, die markant als Zitat gekenn­ zeichnet wird, und diese Stelle macht besonders die Verwobenheit von Propheten- und Gottesrede deutlich. Nur an zwei Stellen wird dies unterbrochen: in Joel 1,19 und Joel 4,11d. Dort richtet sich ein nicht markierter Sprecher, in Joel 1,19 wohl eindeutiger der Prophet als in Joel 4,11d, direkt mit einer Bitte an JHWH. Damit wird an diesen Stellen aus der oben beschriebenen Einheit herausgetreten. Der Sprecher verhält sich als ein Gegenüber JHWHs und wird zugleich zum Fürsprecher für die Adressaten der Schrift, das Volk Gottes. Eine ähnliche Funktion hat dann auch Joel 4,11d innerhalb der nicht markierten Prophetenrede Joel 4,9-11, wenn JHWH zur Führung der Kämpfer aufgefordert wird, was letzt­ lich die Rettung Israels bewirkt. Ein auffälliger Sprung im Lesevorgang ist zwischen Joel 2,17 und Joel 2,18 vorhanden, der nicht umsonst auch zu Spekulationen über Einschnitte in der Strukturierung der Joelschrift geführt hat. Nach der Prophetenrede, die mit einer Frage endet, erwartet der Leser eine Antwort oder eine wie auch immer geartete Reaktion auf die Auffor­ derungen des Propheten. Automatisch stellt sich im Lesevorgang eine Pause ein, denn weder wird die Frage beantwortet, noch die Ausfüh­ rung der Anweisungen berichtet. Dagegen vollzieht sich eine sehr 83 Vgl. U. Da h m e n , NSKAT Joel (2001), 66.

32

2.3 Der Adressat und die Frage der Unüberbietbarkeit

überraschende Wende, indem nun beschreibend die Verheißungsrede Gottes eingeleitet wird. Hier hat der Erzählplot eine Leerstelle, die der Leser nun füllen muss. 2.3

Der Adressat und die Frage der Unüberbietbarkeit

Eine durchgehende Schwierigkeit der Joelschrift ist die Bestimmung der Adressaten. Im Aufmerksamkeitsruf und der Erzählaufforderung in Joel 1,2f werden zum einen die Ältesten als Leitende der angespro­ chenen Gemeinschaft genannt, aber auch die „Bewohner des Lan­ des“. Joel 1,2ab: Hört her, ihr Ältesten, horcht alle auf, ihr Bewohner des Landes!

aupfri riN'rwgti' fl? ? ’i t p U’rsrn

Hier wird eine Frage markiert, die das ganze Buch durchzieht: Wer sind die Betroffenen der jeweiligen Unheils- und Heilverheißungen? Joel 1,2 lenkt den Blick zunächst einmal, wenn man f “lN als Land im Sinne von Israel versteht, eingeschränkt auf das Volk Israel. Verstärkt wird dies durch den Titel der Ältesten, die das Gremium der leitenden Autorität im israelitischen Kontext sind.84 Allerdings kann f “lN (Land) jedoch auch als Erde und damit in einem umfassenderen, uni­ versaleren Sinn verstanden werden85 und ermöglicht so eine Öffnung im Zuge der Rezeption. Aus der Leserperspektive ist durch diesen Begriff eine Doppelbödigkeit angelegt, durch die der ganze Text durchaus „universalisiert“ gelesen werden kann. Damit klingt die Problematik des Verhältnisses von Universalität und Partikularität der Joelschrift86 schon hier im zweiten Vers an und warnt davor, zu schnell eine zu einseitige Position einzunehmen.

84 M.A. Sw e e n e y , Place (2003), 138, liest diesen Vers als Anzeichen dafür, dass Joel in seinen Verheißungen letztlich nicht in eine eschatologisch weit entfernte Zeit verlagert ist, sondern immer wieder neu die aktuelle Zuhörer- oder Leserschaft an­ spricht. 85 A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008), 30f. 86 Dieses Verhältnis wird vor allem im Blick darauf diskutiert, ob die Joelschrift, dann oft im Gegensatz zur Jonaschrift gesetzt, von der völligen Zerstörung der Völ­ ker ausgeht und nur die partikulare Rettung Israels bestimmt. Dies wird im Kontext der Völkerthematik diskutiert werden.

2.3 Der Adressat und die Frage der Unüberbietbarkeit

33

Im selben Vers Joel 1,2 findet sich in Frageform ein starker Hin­ weis auf die Unüberbietbarkeit dessen, was nun in der Schrift be­ schrieben werden wird: Joel 1,2c: Gab es solches in euren Tagen oder in Tagen eurer Väter?

Mit der rhetorischen Frage, ob so etwas vormals schon geschehen sei, die zunächst ein „Nein“ zu implizieren scheint,87 wird die Unvorstell­ barkeit der Ereignisse vorbereitet und wirklich wird die Beschreibung des Geschehens immer wieder an ihre Grenzen geraten. Die Ebene der Bilder und Metaphern, die eingesetzt wird, um das Unbeschreibli­ che doch auszudrücken, wird damit auf diese Lesart festgelegt: Wenn etwas Unvorstellbares dargestellt wird, kann das nur in bekannten Formen geschehen, weist aber immer schon auf das Mehr und das Größere hin, auf das es ausgerichtet ist. So ist die Diskussion, inwie­ fern denn die in der Schrift beschriebenen Nöte einen realen Hinter­ grund haben, wenn überhaupt eine zweitrangige und hilft wenig, der Pragmatik der Joelschrift auf die Spur zu kommen. Immer wieder wehrt sich das Erzählte dagegen, sich auf etwas Konkretes, genau Fassbares festlegen zu lassen. Scheint eine Metapher klar lesbar zu sein, stellt sie vielleicht schon der nächste Vers in Frage. So wird in der Darstellung der Zerstörung im ersten Kapitel mit unterschiedlichen Zugängen und Bildern gearbeitet. In Joel 1,4 wer­ den Insekten aufgeführt, die die angebauten Nahrungsgrundlagen fressen. In Joel 1,6 dagegen wird ein Volk genannt, das mit Löwen verglichen wird: „seine Zähne sind Zähne von Löwen, sein Gebiss ist das Gebiss einer Löwin“. Anschließend in Joel 1,7 wird beschrieben, dass Weinstock und Feigenbaum kahl gefressen werden. Diese Pflan­ zen sind nun nicht die typischen Nahrungsmittel für Löwen. Hier geht die Bildebene wieder zurück auf Joel 1,4 und die Insekten. Es finden also mehrfach Katachresen, Bildbrüche, statt, die die genaue Be­ schreibung offen lässt. Als weiteres Element kommt in Joel 1,19f nach vorheriger angedeuteter Dürre das Feuer als Ursache für die Verwüstung hinzu, für das nur schwer ein Bezug zu den Insekten hergestellt werden kann. Hingegen ist dies möglicherweise schon eine Überleitung zur zweiten Darstellung einer Eroberung im zweiten Kapitel, in der das Feuermotiv vorkommt. Ähnliches gilt für den Verkauf des Gottesvolkes im vierten Kapi­ tel. In Joel 4,2 spricht JHWH von Israel als seinem Besitz, während in 87 In einem zweiten gedanklichen Durchgang kann die Frage durchaus mit „Ja“ beantwortet werden. Gerade der Exodus, der in meist einhelliger Meinung eine Folie für das erste Kapitel Joels bildet, fordert dazu auf, die immer wiederkehrenden Erfah­ rungen Israels mit dem rettenden Gott miteinzubeziehen. Vgl. R. Sc o r a l i c k , Gottes Güte (2002), 170.

34

2.4 Dimensionen der Zeit

Joel 4,5 von Silber, Gold und Kostbarkeiten die Rede ist, die entwen­ det wurden. Joel 4,6 schließt dann mit dem Verkauf der Kinder Judas und Jerusalems wieder auf der Ebene der Menschen an. Es bleibt offen, ob die Gegenstände symbolisch den Wert des Gottesvolkes verkörpern oder ob auf einen wirklichen Tempelraub angespielt wird. Der Übergang in immer andere Ebenen lässt eine klare Zuordnung nicht zu. Wie eine Warnung vor zu großer vermeintlicher Einfachheit im Lesen und wie eine wiederkehrende Aufforderung, die Weite des Handelns Gottes auch im eigenen Denken nicht zu sehr einzuschrän­ ken, erscheint das Ineinander der Bilder, Motive und Metaphern. 2.4

Dimensionen der Zeit

In Joel 1,3 wird ein weiterer Signalpunkt für eine offene Leseweise der Joelschrift gesetzt und zwar auf der Ebene des zeitlichen Ver­ laufs. Joel 1,3: Erzählt euren Kindern davon, und eure Kinder sollen es ihren Kindern und deren Kinder dem folgenden Geschlecht.

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Vier Generationen werden in der Erzählaufforderung angesprochen, die vom Geschehen berichten sollen, damit die Ereignisse an das folgende Geschlecht weitergegeben werden. Auf der anderen Seite wird innerhalb der Joelschrift der Tag JHWHs aber als absolutes En­ de und für die Menschen als nicht entrinnbar dargelegt, zum Teil als zur Gegenwart gehörend oder wie in der Beschreibung der Insekten­ plage als vollzogenes Ereignis gesehen. Die Teile der Joelschrift, die von der uneingeschränkten Unausweichlichkeit des Tages sprechen wie Joel 2,11, sind mit der Erzählaufforderung in Joel 1,3 zu lesen: Zum einen ist zu bemerken, bliebe es bei der Unentrinnbarkeit in der Not, gäbe es niemanden mehr, der davon berichten könnte, alle wären wirklich in ihr umgekommen. So wird gleich zu Beginn der ganzen Schrift bei aller Dramatik des beschriebenen Leids deutlich gemacht, dass es ein „Danach“ geben wird,88 ohne den Ernst der Lage zu mi­ nimieren. Zum anderen wird hier für den Leser schon eine Zukünftigkeit in Bezug auf den Tag JHWHs eröffnet, die weiterhin mit­ schwingt, auch wenn vom Tag JHWHs als einem Ereignis der Ver­ gangenheit oder Gegenwart erzählt wird. Denn dieser Tag ist nicht 88 Vgl. A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008), 84.

2.4 Dimensionen der Zeit

35

festzulegen auf eine bestimmte zeitliche Ebene: Zunächst wird er als Gericht über Israel dargestellt, um dann in eschatologisch ausgerich­ teter Vieldeutigkeit zum Gerichtstag für die Völker zu werden. Dies vollzieht die Joelschrift in solcher Deutlichkeit, dass es in der wissen­ schaftlichen Diskussion sogar die Vorschläge gab, von mehreren „Tagen“ JHWHs auszugehen.89 Aus der Perspektive des Lesers wird dieser in die Bedrohlichkeit des Tages hineingeführt, er kann sie als eigene Bedrohung in der eigenen Gegenwart erkennen, die die Impe­ rative der Schrift auch für ihn relevant machen. Er wird aber ebenfalls mit hineingenommen in die Zukünftigkeit der Gefahr und der ver­ sprochenen Rettung. Diese Gleichzeitigkeit der Ereignisse, die durch die Schilderung der Zerstörung durch die Insekten in Joel 1,4 - kontrastreich nach der erfolgten Erzählaufforderung - verstärkt wird, führt vor Augen, dass es nicht um ein lineares Nacheinander geht: Eine Begebenheit folgt nicht unbedingt auf die andere oder der Leser muss sich nicht für ein Entweder-Oder entscheiden, sondern die Wahrnehmung wird auf die Mehrdimensionalität des Textes gelenkt,90 die die menschlichen Vor­ stellungen von Raum und Zeit übersteigt. Die anthropologischen Denkkategorien von Raum und Zeit werden textlich aufgesprengt und damit der menschlichen Logik entzogen, was auf dem Hintergrund des göttlichen Heilshandelns durchaus beabsichtigt sein könnte.91 So ist der Tag JHWHs in Joel 1,15 immer noch nah, während in Joel 1,16 wieder von der gegenwärtigen Not, die auf schon geschehe­ nen Ereignissen gründet, berichtet wird. In 2,11 dagegen wird erneut die Zukünftigkeit des Tages JHWHs an der schrecklichen Verfinste­ rung der Himmelskörper und dem bedrohlichen Heer JHWHs fest­ gemacht. Es gibt keine klare zeitliche Abfolge, Katastrophe und Er­ wartung des Tages JHWHs gehen ineinander über, sie zeigen sich im Vergangenen, sind in der Gegenwart erfahrbar, aber nicht auf sie beschränkt.92 Durch das Erfahrene erhält der Tag JHWHs einen Ver89 So z.B. R. Re n d t o r f f , Tag Jahwes (2002), 3; P.R. H o u s e , Endings (2003), 323, und jüngst R. Eb a c h , Joel 3 (2015) 48. 90 A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008), 21. Damit erübrigt sich auch die Frage nach einer historischen Grundlage für die Heuschreckenplage in Joel. U. Da h m e n stellt dies richtig dar, wenn er im Sinne der Pragmatik der Heuschreckenerfahrung davon spricht, dass sie ein „die Realität hinter sich lassendes literarisches Modell totaler Vernichtung aller Lebensgrundlagen“ (U. Da h m e n , NSKAT Joel [2001], 42) sei. 91 So endet die Stichwortverbindung “117 (Generation), die über Joel 1,3 zu Joel 2,2 (vgl. U. Da h m e n , NSKAT Joel [2001], 27) geht, in Joel 4,20 im heilvollen Wohnen Judas und Jerusalems über die Generationen hinaus und füllt damit die Erzählauffor­ derung von Joel 1,3 neu mit Bedeutung. Gleichzeitig wird das noch nie in dieser Dimension gesehene kriegerische Volk von Joel 2,2 positiv kontrastiert. 92 Zu ähnlichen Ergebnissen kommt B. B i b e r g e r , Heil (2010), 234f, in seiner zeitli­ chen Konzeption des Tages JHWHs innerhalb der Joelschrift.

36

2.5 Zeitliche Perspektiven der Joelschrift im Überblick

gangenheitsaspekt, aber er ist ebenfalls bleibend angekündigt und erwartet. Die menschlichen Kategorien von Zeit und Raum werden damit überschritten.93 Der Leser wird immer wieder zwischen die drei zeitlichen Ebenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesetzt, er steht zwischen diesen Dimensionen und mittendrin.94 2.5

Zeitliche Perspektiven der Joelschrift im Überblick

In der nachfolgenden Tabelle wird versucht, das Verhältnis der ver­ schiedenen zeitlichen Perspektiven innerhalb der Joelschrift nachzu­ zeichnen. Dabei werden Marker wie Fragen und Aufrufe aufgeführt, die eine Änderung der Perspektive herbeiführen können. Die Pfeile signalisieren eine deutlichere Ausrichtung in die angezeigte Zeitebene und kennzeichnen somit die Verbundenheit verschiedener Ebenen. Deutlich wird durch die Tabelle, dass die Joelschrift bei aller Offen­ heit der zeitlichen Dimensionen vor allem im letzten Teil mit zwei Zukunftsebenen agiert. Es werden Ereignisse angekündigt, auf die in einem zweiten Schritt noch weitere Begebenheiten folgen werden. R ü ck b lick

G egen w art

1,2 Frage

1,2 Aufruf

Z u k u n ft I

1,3 1,4 1,5 Aufruf 1,6f 1,8 Aufruf 1,9-12 1,13f Aufruf 1,15 Tag JHWHs ^ als Folge 1,16-20 2,1 Aufruf 2,3-11 2,12f Aufruf

2,1f Tag JHWHs — als Folge von 2,1f —— 2,14

2,15f Aufruf 2,17

93 Vgl. A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008), 197. 94 Vgl. A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008), 84.

Z u k u n ft II

37

2.5 Zeitliche Perspektiven der Joelschrift im Überblickt R ü ck b lick

G egenw art

Z u k u n ft I

2,1895

—— 2,19f —— 2,24-27

2,21-23 Aufruf 2,25 als Rückbezug auf 1,4

Z u k u n ft II

3,1-596 4,1f 4,2cR-3 ——

4,4a-c

4,4d

4,5f 4,7f 4,9-11 — 4,12 4,13f — 4,15 4,16— 4,17-21a.aR 4,21b

Im ersten Kapitel sind alle Ebenen der Zeitperspektive zu finden. Alle Aufrufe, die stellenweise längere Teile eines Rückblicks kurz unter­ brechen, führen in die Gegenwart, wenn ihr Ziel auch zukünftig aus­ gerichtet sein kann (z.B. Joel 1,14) oder im Blick auf die Vergangen­ heit retrospektive Aspekte enthalten sind (z.B. Joel 1,5). Die Aufrufe sind durch die Imperative immer auch Bezugspunkte des Lesers, sie zielen in ihrer direktiven Form aus dem Erzählrahmen der Joelschrift hinaus und lassen (wie Fragen) eine spontane Reaktion des Lesers zu, wenn sie sie nicht sogar einfordern. Die Darstellungen der Not (Joel 1,9-12) sind im Hebräischen wie die Verbformen vorher im Perfekt gesetzt, aber nicht so endgültig 95 Vgl. A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008), 150 Anm. 4, die schlüssig begründet, warum sie hier das Im pf. cons. nicht als Narrativ versteht, sondern im Sinne eines deutschen Präsens übersetzt, das eine Ausrichtung auf eine futurische Zeit hat. Für sie ist der konsekutive Charakter entscheidend, da der weitere Textverlauf auf eine Zukunft hinweist und auch in Joel 4,18 schon enthalten ist. „Die Doppelmöglichkeit ist im Deutschen nicht wiederzugeben, ich habe hier Präsens nicht als strikt verstandene Gegenwart gewählt, sondern als die ,Zwischenzeit‘“ (ebd.). Anders argumentiert U. Da h m e n , NSKAT Joel (2001), 37, der die vier Verben vor der wörtlichen Gottesrede als vergangenheitlich einordnet. Allerdings bezeichnet er Joel 2,18 als einen mögli­ chen „Erfahrungssatz“(ebd., 72), der auch auf eine künftige Fortsetzung hoffen lässt. R. Tr o x e l , Problem of Time (2013), 77-95, stellt fest, dass die zeitliche Einordnung der Verse Joel 2,18-19a hoch diskutiert ist. Er stellt einen Abriss der verschiedenen Positionen dar. 96 Vgl. Kapitel 3.1.4 Beschreibung.

38

2.5 Zeitliche Perspektiven der Joelschrift im Überblick

abgeschlossen wie Joel 4,6f. Vergleichbar mit dem englischen Present Perfect97 werden hier Dinge beschrieben, die bis in die Ge­ genwart hineinreichen und dort noch wirken, aber eine Folge der Vernichtung sind, die schon abgeschlossen ist. So sind Vergangenheit und Gegenwart letztlich nicht klar voneinander zu trennen, sondern miteinander verbunden, wie es in der Auflistung der Konsequenzen in Joel 1,16-20 deutlich vor Augen geführt wird. Kapitel 2 oszilliert zwischen Gegenwart und Zukunft. Durch die Bilder der Eroberung, die rückgebunden sind an die Not aus Joel 1, wird der Bogen zurück in die Vergangenheit geschlagen. Die Beschreibung der Eroberung (Joel 2,3-11) wechselt im Heb­ räischen zwischen Perfekt und Imperfekt, wobei das Imperfekt stärker vorkommt. Letztlich ist der Part damit zeitlich nicht eindeutig einzu­ ordnen, hat aber eine deutlichere Ausrichtung in die Zukunft als Joel 1,9-12, was auch das nnyDll (auch jetzt noch, Joel 2,12) kenntlich macht. In der Regel wird der Teil präsentisch übersetzt, ist aber durch Joel 2,1, in dem der Tag JHWHs als zukünftig gesetzt wird, eben auch gleichzeitig in der Zukunft verankert.98 Der Sprecher erscheint dann wie ein Reporter, der live beim Geschehen dabei ist (oder sein wird), deshalb ist der Abschnitt in der Tabelle in die Gegenwart ge­ setzt, während der Pfeil die Tendenz in die Zukunft anzeigt. Die Ge­ fahr rückt durch dieses Changieren zwischen Gegenwart und Zukunft sehr viel näher und wird auch für den Leser greifbarer und bedrohli­ cher. Es gibt somit keine eindeutige zeitliche Einordnung der Gesche­ hen, wenn auch die Tendenz in Richtung Zukunft von Kapitel 1 zu Kapitel 2 klar erkennbar ist. Der Text legt sich letztlich nicht fest und fordert den Leser heraus, sich damit auszueinander zu setzen, dass Gottes Handeln und somit auch der Tag JHWHs nicht festlegbar sind. Gleiches gilt für die Verheißungen ab Joel 2,18, die immer wieder in Aufrufen (Joel 2,21-23) an die Gegenwart rückgebunden werden. Die Beschreibung des Heils in Joel 2,21-24, die mit den Aufrufen verbunden ist, ist jeweils in den Begründungen durch die Verbformen im Perfekt in die Gegenwart gesetzt, berichtet also von im Moment erlebbaren Wohltaten Gottes.99 So führen diese Aufrufe den Leser nicht nur aus der Vergangenheit hinaus, sondern auch aus der Verhei­ ßung zurück in seine eigene Gegenwart und fordern ihn auf, seine 97 Durch die lange Aufzählung der einzelnen Elemente der Katastrophe kommt der Aspekt des P re se n t P e rfe c t C ontinuous (Progressive) mit hinein, der besonders die Dauer einer Handlung im Blick hat. 98 Vgl. A.K. Mü l l e r , Zukunft (2008), 63, die wie H.W. Wo l f f , BK Joel (2004), 43f, und die EÜ präsentisch übersetzt. Auch für J. Je r e m i a s , Tag Jahwes (2000), 136, steht Joel 2,1-11 noch bevor, was das mehrheitliche Imperfekt anzeige. 99 Vgl. U. Da h m e n , NSKAT Joel (2001), 74.

2.6 Das Gottesbild

39

eigene Position zu überdenken und in Bezug zu den Darstellungen der Joelschrift zu setzen. Kapitel 3 ist durch das „Und danach“ in einer gesteigerten Zukunft anzusiedeln, da es nach den verheißenen Geschehnissen aus Joel 2 angekündigt wird.10010Deshalb ist das ganze Kapitel in der Tabelle auf der Ebene Zukunft II eingeordnet. Joel 4 agiert wie Joel 1 auf allen drei Ebenen der zeitlichen Per­ spektiven, ist aber durch Joel 4,1 grundsätzlich in der Zukunft ange­ setzt. Es finden sich retrospektive Elemente in den Rückblicken auf die Taten der Feinde. Die Gottesrede mit den Fragen in Joel 4,4a-c hat einen Aspekt der Gegenwart, der in Joel 4,4c in die Zukunft ge­ richtet ist. Die Verse Joel 4,9-11.13 haben als Aufforderungen in der wörtlichen Rede, analog zu den Aufforderungen in Joel 1 und 2, zwar eine präsentische Verankerung, beziehen sich aber so deutlich auf die Zukunft, dass sie deshalb auch dort in der Tabelle angesiedelt sind. Da das Richten JHWHs in Joel 4,12cd auf die Versammlung folgt, wird dies in die zweite Zukunftsebene eingetragen, während 4,13 wieder in die erste Zukunftsebene zurückkehrt. Joel 4,14 bleibt weiter in der Zukunftsebene, bringt aber gemeinsam mit Joel 4,15 durch die Nominalstruktur und das Perfekt andere Zeitebenen mit hinein. Die Gegenwart Gottes in Joel 4,16 wird präsentisch erzählt, ist aber natür­ lich auch in der Zukunft anzusiedeln, die sich chronologisch nach den Geschehnissen der vorherigen Verse ereignen wird und deshalb ein wenig eingerückt steht. Im Duktus der Verheißung klingt die Joel­ schrift ab Joel 4,17 prospektiv aus, setzt aber einen zeitübersteigen­ den Schlusspunkt in Joel 4,21b, erneut in der Gegenwart Gottes.10 2.6

Das Gottesbild

Genauso ambivalent wie der zeitliche Rahmen ist auch das Gottesbild in den ersten beiden Kapiteln der Joelschrift, und diese Ambivalenz wird in Joel 3 und 4 weitergeführt werden. JHWH ist derjenige, der Joel mit seinem Wort beauftragt, JHWH ist derjenige, der im Nahen seines Tages die Bedrohung auslöst und dessen Gegenwart in Joel 2,11 voll Schrecken ist. Zugleich wird in Joel 1,19 aber in der Not zu JHWH gerufen, und es ist JHWH selbst, der in Joel 2,12 zur Umkehr in Fasten, Weinen und Klagen aufruft. Auch schon vorher klingt die­ se Ambivalenz an, wenn in Joel 1,6f JHWH vom angegriffenen Ge­ biet als „mein Land“ spricht, es somit als seinen Besitz markiert und die enge Verbindung vorwurfsvoll deutlich macht. 100 Vgl. Kapitel 3.1.4 Beschreibung. 101 Vgl. Kapitel 6.2 Joel 4,21b.

40

2.6 Das Gottesbild

Nicht zuletzt ist JHWH voll Erbarmen und wendet sich im zweiten Kapitel seinem Volk heilvoll zu, indem er die Not durch Wiederbele­ bung der Natur und reiche Ernte beendet. Unheil und die Möglichkeit des Heils gehen von JHWH aus, sogar in der von ihm ausgelösten Gefahr ist er für die Menschen trotzdem der HERR, zu dem sie sich in der Bitte um Hilfe hinwenden. Dies kann in der synchronen Lesewei­ se die Frage eröffnen, inwieweit die Trennung des strafenden Gottes für die Nationen und des heilvollen Gottes für Israel im vierten Kapi­ tel im Sinne einer möglichen Rettung für die Feinde Israels weiterge­ dacht werden kann. Das Gottesbild in der Spannung von Bedrohung und Heil B ed roh lich

1,15

2,1-10 2,11

H eilvoll

Tag JHWHs 1,19

Anrufung JHWHs mit Hoff­ nung auf Hilfe

2,12

2,18 2,19-27 3,1-2

Aufforderung JHWHs zur Umkehr Hoffnung auf gnädigen Gott Anrufung JHWHs mit Hoff­ nung auf Mitleid Gottes Erbarmen für sein Volk Verheißung für sein Volk Verheißung

3,5 4,1

Rettung Rettung für Israel

4,7a

Rettung für Israel

4,16

JHWH als Zuflucht für sein Volk Gotteserkenntnis + Gegenwart Gottes

Tag JHWHs JHWH als Heerführer

2,13f 2,17

3,3f

Tag JHWHs

4,2-6

Gericht für Nationen

4,7b.8 4,9-11 4,12-16

Strafe für die Nationen Kriegsankündigung Gericht für Nationen + Tag JHWHs

4,17f 4,19

Öde für Ägypten und Edom 4,20f

Verheißung

2.6 Das Gottesbild

41

In der obigen Tabelle wird deutlich, dass erst mit Joel 1,15 Gott als ein auslösender Faktor für die Not des Volkes greifbar wird. In der vorherigen Beschreibung der Notsituation ist „ein Volk“ als die Ursa­ che genannt, die sehr im Unbestimmten bleibt. Unterbrochen werden die dunklen Leidbeschreibungen durch die Anrufung JHWHs in Joel 1,19, die in Joel 2,17 wieder aufgegriffen wird. Interessanterweise sind diese beiden Stellen auch durch die Redesituation miteinander verbunden. In Joel 1,19 liegt eine von zwei Reden des Propheten zu JHWH vor, während in Joel 2,17 in einem Zitat in der Prophetenrede sich das Volk an JHWH wendet. Hat die erste Bitte des Propheten noch keine Veränderung bewirkt, impliziert der Fortgang des zweiten Kapitels einen Erfolg der zweiten Bitte. Dazwischen liegen in Joel 2,11 und 2,12 direkt hintereinander die gegensätzlich agierenden Seiten Gottes: der Heerführer und derjeni­ ge, der selbst zur Umkehr aufruft. Mit der zweiten Seite verlässt die Joelschrift die Ambivalenz Gottes in Bezug auf das Gottesvolk, die sich in den „gegensätzlichen Aspekte(n) des härtesten göttlichen Ge­ richts und des göttlichen Mitleids mit seinem Volk und seinem Land“102 zeigt. Ab jetzt geht es konsequent auf die Verheißung für sein Volk zu, die in der versprochenen Rettung in Joel 4 konkret wird. Ab Joel 4 verlagert sich die Ambivalenz Gottes weg von seinem Umgang mit seinem eigenen Volk hin zu Bestrafung und Gericht der Nationen im Gegensatz zur Rettung Israels. Auch wenn in Joel 2,12 Gottes Aufruf zur Umkehr sehr abrupt er­ scheint, findet anschließend eine Entwicklung hin zu den Verheißun­ gen statt, die schon durch die Possessivpronomen in Joel 1,6f („mein Land“, „mein Weinstock“) als Zeichen der engen Verbundenheit Gottes mit dem geschundenen Land angedeutet werden.103 Gottes Erbarmen ist zwar himmlisch, fällt aber nicht vom Himmel, sondern bedarf der Entfaltung und der Aktion der Menschen durch die Um­ kehr. Die Joelschrift endet für die Nationen analog zur Situation des Gottesvolkes in Joel 2,11 - JHWH ist der Heerführer, der darüber hinaus noch zugleich Ankläger und Richter ist. Damit ist die Umkeh­ rung der Verhältnisse innerhalb der Joelschrift zunächst einmal abge­ schlossen. Es bleibt zu fragen, ob nicht auch für die Nationen die

102 J. Je r e m i a s , ATD Joel (2007), 14. 103 Vgl. J. Je r e m i a s , ATD Joel (2007), 23.

42

2.6 Das Gottesbild

Chancen bestehen, die Schritte, die sich in Joel 2,12 anschließen, zu erleben: 1. Aufforderung zur Umkehr, 2. Hoffnung auf einen gnädigen Gott und 3. seine Anrufung, 4. Gottes Erbarmen.

Voraussetzung ist natürlich, dass die Offenheit der Joelschrift bezüg­ lich des genauen Schicksals der Fremdvölker in Betracht gezogen wird, nämlich dass keine endgültige Vernichtung berichtet wird. Zumindest innerhalb des Zwölfprophetenbuches finden sich genau diese Schritte in Bezug auf ein Fremdvolk wieder, nämlich in der Jonaschrift.104 Hier wird der Aufruf zur Umkehr nicht von JHWH formuliert, sondern der König übernimmt diese Aufgabe als Autorität seines Volkes. Der Aufruf steht in Jona 3,8, die Hoffnung auf den gnädigen Gott und seine Anrufung in Jona 3,9 und Gottes Erbarmen in Jona 3,10. Die Jonaschrift hat also die Offenheit der Joelschrift aufgegriffen und an diesem Punkt im Sinne einer möglichen Univer­ salität des Heils konkretisiert.

104 In Bezug auf das Gottesvolk ist dieser Verlauf ein Motiv, das sich immer wieder im Zwölfprophetenbuch findet, vgl. J. N o g a l s k i , Process (1993), 25.

Teil II Joel 3 und 4

3.

Die Verheißung (Joel 3)

3.1

Struktur und Inhalt

3.1.1 Übersetzung 3,1

2 3 4 5

a105 Und danach wird es geschehen, dass ich ausgießen werde meinen Geist über alles Fleisch. Und als Propheten sprechen werden eure Söhne und eure Töchter, eure Alten werden Träume träumen, eure jungen Männer werden Visionen sehen. Und auch über die Knechte und über die Mägde in diesen Tagen werde ich ausgießen meinen Geist. a Und ich werde geben Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen. a Die Sonne wird sich verwandeln in Finsternis b und der Mond in Blut, c bevor der Tag des He r r n kommt, der große und gefürchtete.105106 a Und es wird geschehen: b Jeder, bR der den Namen des He r r n anruft, b wird gerettet werden. c Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, d wie der He r r gesagt hat, und unter den Entronnenen, e eR die der He r r ruft.107 b c d e a

105 Die Gliederung der Arbeitsübersetzung folgt im Ansatz der Gliederung in Satz­ grenzen nach der Biblia Hebraica transcripta von W. R i c h t e r (BHt [1993] 76ff), da die klarere Strukturierung der einzelnen Verse die Zitierweise präzisiert. Das bedeu­ tet, dass die Satzgrenzen innerhalb eines Verses jeweils durch die Prädikate definiert und die Satzeinheiten mit Kleinbuchstaben alphabetisch gegliedert werden. Weitere mögliche Einheiten werden durch Großbuchstaben gekennzeichnet: R = Relativsatz; I = Interjektion; V = Vokativ. Anders als in der BHt werden Infinitive nicht benannt, dafür aber, wenn sie erweitert sind, als eigene Satzeinheit abgegrenzt. Da die Gliede­ rung die deutsche Übersetzung wiedergibt, fallen Merkmale, die R i c h t e r am hebräi­ schen Text setzt, teilweise weg oder werden anders aufgelöst, damit die deutsche Grammatik und Syntax im Fokus stehen. Vernachlässigt wird die bei R i c h t e r übli­ che Angabe von Fortführungen aus dem letzten Satz des vorhergehenden Verses, dies wird durch die Kleinschreibung im Deutschen deutlich. 106 Im Hebräischen ist diese Einheit eine Infinitivkonstruktion und in der BHt auch so gekennzeichnet. In der deutschen Übersetzung ist sie als temporaler Nebensatz aufgelöst, der eine eigene Satzeinheit bildet.

46

3.1.2

3.1 Struktur und Inhalt

Bemerkungen zu Übersetzung, Text- und Literarkritik

Der hebräische Text der Joelschrift ist insgesamt gut erhalten,107108 so dass es wenige Diskussionspunkte in Bezug auf die Überlieferung gibt. In den zu behandelnden Kapiteln 3 und 4 ist es vor allem das Buchende, das näher in den Blick zu nehmen ist. Im dritten Kapitel ist nur der letzte Vers zur Diskussion zu stellen. Der textkritische Apparat der BHS schlägt zu Joel 3,5 vor, dass ab^lT O ! (und in Jerusalem) in Joel 3,5c vor D’THü (Entronnene) in Joel 3,5e, zu setzen sei. Der Text wäre dann wie folgt zu übersetzen: „Denn auf dem Berg Zion wird Errettung sein, wie der HERR gesagt hat, und in Jerusalem unter den Entronnen, die der HERR ruft.“ Näher führt E. Sellin diese Möglichkeit aus, der davon ausgeht, dass durch Haplographie abOTTai (und in Jerusalem) zunächst ausge­ fallen und dann in Joel 3,5e nachgetragen worden sei.109 Für H.W. Wolff wirkt der ganze Versteil 3,5e wie ein Nachtrag, der nach n m TöN T^X3 (wie der HERR gesagt hat) als eigentlichem Abschluss der Einheit eher isoliert dastehe.110 Dass es Schwierigkeiten mit die­ sem Versteil gab, zeigt auch die Septuaginta, die anders übersetzt: Kai suaYYSÜZöpsvoi obg Kupro Hin? a i9a T i/rraE h w ie fo lg t darlegt:

232

10.2 Vergleich der abschließenden Teilverse

mn? Ort

ara

-pyrr

Name Zeit Ort

a$i Name

D am it w ie d e rh o lt sich die S tru k tu r „N am e - O rt“ , u n d in d e r M itte steh t die Z eitan g ab e, die, w ie sch o n au sg efü h rt, eben d er W e n d ep u n k t ist. D as, w as d en O rt allein u n d e n tsch eid en d d eterm in iert, ist dann d e r G o ttesn am e als erste B estim m u n g im z w eiten N am e-O rt-P aar. K ein an d e re r N am e w ird d e r S tad t, die die G e g en w art G o ttes anzeigt, geg eb en . S ie ist allein d u rc h JH W H d efin iert. D am it w ird in diesem letzten V e rste il des E zec h ie lb u ch e s an g ezeigt, w as sich in der E n tw ick lu n g d es g a n z e n B u ch es v o llz ie h t: W e n n sich das G o ttesv o lk vo n G o tt b estim m en lässt, sich allein an ih m ausrich tet, d an n ist es n ic h t m e h r g e tre n n t v o n ihm . D an n g ib t es w ie d e r ein en O rt, an dem G o ttesb eg eg n u n g stattfin d en k an n , w e il G o tt z u rü ck k eh rt zu seinem V olk. D ie d o p p elläu fig e B ew eg u n g , in d e r sich zum ein en das V o lk a u f G o tt zu b ew eg t, ih n zu m Z ie lp u n k t sein es H an d eln s m ach t, un d zum an d e re n G o tt a u f sein V o lk zu g e h t u n d sich w ie d e r in ihm b e ­ heim atet, fin d e t in d iesem letzten V ers sein en A usdruck. E zech iel a rb eitet im G e g e n sa tz zu Jo e l seh r stark m it k o n k reten V o rstellu n g en , w ie d e r T em p el u n d die A n o rd n u n g d er S ta d t a u sz u ­ seh en h ab en , u n d d a m it au ch w o JH W H in n erh alb d er g en au en A n ­ g ab en zu m T em p el in se in e r G e g e n w a rt zu fin d en ist. D ad u rch w äc h st die G efah r, dass die M en sc h e n den k en, G o tt sei an einem O rt festzu m ach en u n d d a h e r auch festzu h alten . D eshalb ist d e r letzte V ers ein g u tes G eg en g ew ich t zu d ie se r G efahr. Im F eh len vo n fin iten V e r­ ben, die a u f d e r H a n d lu n g seb en e eine O ffen h eit lassen u n d som it diesen E in d ru c k d e r m a c h b a re n V e ro rtu n g G ottes in m en sch lich en V o rstellu n g en en tg eg en w irk en , w ird d e r C h a rak ter d e r U n en d lich k eit G o ttes gew ahrt. B ei Jo el ist w ie b ei E zech iel eine B ew eg u n g a u f die O rtsangabe h in festzu stellen . E s fehlt, w ie sch o n b em erk t, eine zeitliche A ngabe. D as P artizip in Jo el 4,2 1 b stellt a u c h eine U n b estim m th eit dar, die m it d e r U n fa ssb a rk e it G ottes k o rreliert. A u sg a n g sp u n k t ist in d iesem Satz d e r G o ttesn am e, d e r das G e g e n g e w ic h t zum O rtsn am en „Z io n “ b il­ det. E r steh t als E rstes u n d c h a ra k te risiert d am it die A u ssage des V e r­ ses, d.h. das, w as das Z en trale an Z io n ist: E s ist d e r W o h n o rt G ottes. D u rch das (w o h n en d ) b e k o m m t d e r Satz eine N o te, die sow ohl g ram m atik alisch als auch in h altlich etw as B leib en d es, K o n tin u ie rli­ ches tra n sp o rtie rt. G o tt w o h n t, lässt sich n ied er, ist d au erh aft da. Es w erd e n d a m it an d ere E m o tio n en g e w e c k t als b eim A b sch lu sssatz von E zechiel. D ie se r h a t ein en e h e r sta k k ato h aften K lan g , in d em die e in ­ zeln en S atzelem en te seh r u n v e rb u n d e n h in te rein an d er g e se tz t sind.

10.2.3 Der Name der Orte

233

D er letzte Jo e lsa tz h a t ein en m e h r flie ß e n d e n u n d d am it b eru h ig en d en C h arak ter.442 B eide Sätze sind k la r in ih re r ä h n lich en B otschaft, b rin ­ gen zen trale A u ssa g e n d e r je w e ilig e n S ch rift k u rz u n d k n ap p a u f den P un k t, u n d d o ch sin d u n tersch ied lich e S tim m ungen in ih n en fe stz u ­ m ach en . D iese m ü sse n sich n ic h t g eg en seitig au ssch ließ en , sondern erg än zen sich in ih re r U n tersch ied lich k eit. 10.2.3

D e r N am e d e r O rte

D er d ritte V e rg le ic h sp u n k t ist, d ass in b e id e n F ä lle n d e r N am e d er Stadt, die d u rch die G e g e n w a rt G o ttes a u szeich n et w ird, n ic h t Je ru sa ­ lem ist. W ie b ei d e r R au m an aly se zu Joel h e rau sg earb eitet w u rd e,443 g ib t es in n erh alb d e r S ch rift die B ew eg u n g , die Z io n im m er m e h r a u f G o tt h in festleg t, w ä h ren d Je ru sa le m als R au m d e r M en sch en g ez e ic h n et w ird. D a m it b le ib t ein R au m allein G o tt vo rb eh alten , die b eid e n B ereich e g e h en n ic h t ein fach in e in a n d er ü b er, so n d ern es sind beso n d ere M a ß n a h m e n zu treffen , w en n d e r M en sch in d en g ö ttlich en B ereich ein tritt. A ls e in B eisp iel d a fü r im b ib lisch en K o n te x t sei die B esch reib u n g v o n Y o m K ip p u r in L ev 16 aufgeführt. In E zechiel 47,1 2 b e g e g n e t die Q u alifizieru n g „h o ch h eilig “ fü r das G eb iet d er P riester, a u f d em au ch d e r T em p el lieg t,444 a b e r eb en n ic h t die Stadt. D iese fin d e t sich im Süden, a n g ren zen d an das G eb iet d e r L eviten. Es w e rd e n also eb en so w ie b ei Jo el territo riale u n d sp rach lich e G renzen fü r d en O rt g ezo g en , d e r die G e g e n w a rt G o ttes anzeigt. D ie G ründe, w aru m Jeru salem b ei E zech iel u n m ö g lich als O rt d e r G eg en w art G o ttes b e z e ic h n et w e rd e n k an n , sin d h ie r ein d eu tig n eg a tiv e r als bei Joel. In d en G erich tsan sag en im e rsten T eil d es E zech ielb u ch es w ird Jeru salem „in p o le m isc h e r A n k lag e d u rc h das S tilm ittel d e r P e rso n i­ fik atio n (16; 2 3 )“445 zu m in k a rn ie rte n N e g a tiv b ild fü r das G o ttesvolk, das sich v o n JH W H a b g e k e h rt hat. So ist es n ic h t ü b errasch en d , dass d ie se r N am e n ic h t zum S in n b ild fü r die ern eute A n w esen h eit G ottes in d e r S tad t w e rd e n kann. E s w ird k ein e M ö g lich k eit bei E zechiel au fg ezeig t, d ass d e r N am e b leib en , n u r in h altlich n eu g e fü llt w erd en k ön n te. M an b e n ö tig t ein en n e u e n N am en , d e r allein d u rch den G o ttesn am en b e stim m t ist. H ie rin ze ig t sich d er N eu b eg in n aufs G a n ­ ze, in k la re r A b g ren zu n g zu d em , w as v o rh e r w a r.446

442 Siehe Auslegung zu Joel 4,21 und die anschließende Sprechaktanalyse, Kapitel 4.2.2 Auswertung der Sprechaktanalyse. 443 Vgl. Kapitel 5.3 Die Zionsthematik im Kontext einer Analyse des Raumkonzepts. 444 Vgl. F. Se d l m e i e r , NSKAT Ezechiel 2 (2013), 331. 445 F. Se d l m e i e r , NSKAT Ezechiel 2 (2013), 334. 446 Auch in Sach 8,3 erfolgt eine Namensgebung. Hier wird ausdrücklich Jerusalem neu betitelt als „Stadt der Treue“. Der alte Name wird nicht ausgelöscht, sondern

234

10.2 Vergleich der abschließenden Teilverse

A u ffallen d ist dab ei n ach S ed lm eier, d ass die klare E in teilu n g v o n P ro fan u n d H eilig in n erh alb d e r z w eiten T em p elv isio n , die eine d e u t­ liche G renze z w isch en T em p el (h eilig ) u n d Stadt (profan) zieht, in d iesem letzten V ers d u rch b ro ch en w ird .447 D ies ist ein w e ite re r H in ­ w eis darau f, d ass eine E in en g u n g d e r G e g e n w art G ottes a u f einen (von M en sch en ) b estim m ten P u n k t h in a u f je d e n Fall au sg ew eitet un d en tg ren zt w e rd e n m uss. So w ie Joel m it d e r U n tersch eid u n g v o n Z io n als W o h n o rt G ottes u n d v o n Jeru salem als d em m e n sc h lic h e n B ereich eine G renze zieht, d am it sich M en sch lich es u n d G ö ttlich es n ich t m itein an d er v e rm i­ schen, so n d ern die n o tw en d ig e A b g ren zu n g zw isch en d em P ro fan en u n d d em H e ilig e n g e w a h rt b leib t, so stellt E zechiel die no tw en d ig e G eg en b ew eg u n g dar. D as G ö ttlich e m u ss z u g än g lich sein - n ich t u n b e d in g t u n d n ic h t v o n M en sc h e n m a c h - u n d steu erb ar, a b e r d e n ­ n o c h m u ss die fu n d am en tale b ib lisch e A u ssag e, dass G o tt d er G o tt alle r M en sch en ist u n d d am it alle M en sch en zu sich fü h ren m öchte, g ew a h rt b leib en . S y m b o lisch d eu tlich w ird es bei E zech iel in der Stadt, die m it 12 T o ren in allen v ie r H im m elsrich tu n g en o ffen fü r M en sch en v o n allen E n d en d e r E rde ist. D as g rößere G eb iet d e r S tadt im G e g en satz zum en g e re n u n d seh r b e g re n z ten T em p elareal zeig t an, dass sich G o tt n ic h t a u f ein k lein es G e b ie t e in g ren zen lässt, sondern seine G e g e n w a rt in d e r g an zen S tadt, u n te r allen M en sch en m it ihrem gan z p ro fa n e n L eb en u n d A lltag sp ü rb a r ist. D e r V ers k n ü p ft also die V erb in d u n g z w isch en d em T em p el u n d d er S tadt, die in d e r V o rste l­ lun g des E zech iel g e tre n n t v o n e in a n d e r lieg en, d a sich d er T em pel n ic h t in n erh alb d e r S tadt b efin d et. D as „H ier T em pel = G o tt“ un d das „D o rt S tad t = M e n sc h e n “ w ird d a m it au fg eb rochen. D ad u rch w ird in diesen b eid e n O rten au ch die B eg eg n u n g G o ttes m it den M en sch en in den b e id e n m ö g lic h e n P ersp ek tiv en v e rd e u tlich t.448 Im T em p el b e ­ steh t w e ite r die E in lad u n g G o ttes, sich zu ih m au fzu m ach en u n d ihm d o rt zu b eg eg n en . In d e r S tad t w ird die B ew eg u n g G ottes a u f die M en sch en zu d eu tlich - e r ist m itte n u n te r ihnen, w ie e r es seinem V o lk im m e r w ie d e r v e rsp ro c h e n h a t.449 Im m an en z u n d T ran szen d en z G o ttes sin d so m it in d en b eid e n E lem en ten T em pel u n d S tadt in eine ausg ew o g en e R elatio n geb rach t. V e rstä rk t w ird d iese D eu tu n g n o c h d u rch den F luss aus E z 47. A u ch h ie r n im m t d as H eil sein en A n fan g im T em p el, a b e r es b reitet

ausschließlich die Gegenwart Gottes in Jerusalem und Zion (nun als „Berg der Hei­ ligkeit“) neu gekennzeichnet. 447 Vgl. F. Se d l m e i e r , NSKAT Ezechiel 2 (2013), 334. 448 Vgl. D. Bl o c k , NICOT Ezechiel 2 (1998), 740. 449 Eine Weiterführung dieser Thematik findet sich in der Offenbarung des Johannes, wenn dort in Offb 21 von der Stadt die Rede ist, die selbst das Heiligtum ist und keinen Tempel mehr hat, weil Gott in ihr wohnt. Vgl. T. Hi e k e , Seher (2004), 13f.

10.3 Auswertung

235

sich im Ü b erflu ss in E tap p en aus, b is es in d er V erw an d lu n g von to te m in leb en d ig es W a sse r im S a lz m e e r en d et.

10.3

A u sw ertu n g

E ine zen trale G em e in sa m k e it v o n Jo e l u n d E zechiel ist die B ew e­ gun g , die b eid e S ch riften zeich n en , w en n es u m die V erw irk lich u n g d er R e ttu n g d es G o ttesv o lk es geht. In b e id e n ist d er zentrale W e n d e ­ p un k t, d ass G o tt sich w ie d e r an ein em k o n k re ten O rt beh eim atet, der eine w ich tig e V e rb in d u n g m it seinem V o lk d arstellt. E s w urde zu v o r ang ek ü n d ig t, dass JH W H m itte n u n te r seinem V o lk sein w ird, dann w e rd e n in Joel 4 ,1 6 f Z io n u n d Jeru salem k o n k re t als die O rte g e ­ n an n t, an d en en JH W H sich b efin d et. In E z 43 ist es d e r T em p el, d er zum W o h n o rt G o ttes u n d A u sg a n g sp u n k t d e r h eilv o llen V erw an d lu n g w ird. Im B ild d e r Q uelle, v o n d e r aus sich reich lich W a sse r in F orm e i­ nes F lu sses in das T al u n d in das L an d v erteilt, w ird v erd eu tlich t, dass das H eil n ic h t an ein em O rt b leib t, so n d ern es sich v erm eh rt un d v e r­ breitet. E s v e rw a n d e lt das L an d , das n u n w ie d e r b lü h t u n d F ru ch t b rin g t, w ie es beid e P ro p h eten b esch reib en . B eide P ro p h eten b leib en bei d ieser V o rstellu n g in n erh alb d e r israelitisch en L an d esg ren zen .450 E s g e h t p rim ä r u m d as L an d des G o ttesv o lk es, das d am it in die V e r­ w an d lu n g m ite in b e z o g e n ist. D ie T rias, die d en B und au sm acht, ist d am it w ie d e r m ite in a n d e r verk n ü p ft: G o tt g e h t eine neue V erb in d u n g m it sein em V o lk ein, sch en k t d as L an d u n d lä sst es w ie d e r p a ra d ie ­ sisch ersch ein en . A b e r b eid e T ex te b le ib e n n ic h t b ei d e r A u sb reitu n g stehen, so n ­ d ern h a b e n eine ab sch ließ en d e B ew eg u n g , die d u rch eine R ück k eh r zu ein em k o n k re te n O rt g e k e n n z e ich n e t ist. D am it ist n ach d e r K o n ­ zen tratio n a u f ein en P u n k t u n d d e r A u sw e itu n g a u f eine b reite E bene w ie d e r die K o n z e n tra tio n a u f ein en P u n k t erfolgt. F ü r Joel ist dies au sd rü ck lich Z io n , fü r E zech iel in e in e r d e u tlich en V ersch ieb u n g des O rtes die S tad t (und n ic h t m e h r d e r T em p el). B leib t m an im B ild des fließ en d en W assers, en tsteh t in d e r B ew eg u n g ein K reislau f, d er im ­ m er w ie d e r n e u zu G o tt als A u sg a n g sp u n k t zu rückführt. E r ist u n d b le ib t die Q uelle d e r R ettu n g u n d d e r V erw an d lu n g . E ine R ü ck k eh r zu ih m als U rsp ru n g ist im m e r w ie d e r n e u n o tw en d ig , d a es kein en

450 Ez 47 ist dabei nah an Num 34 und Jos 15,2-4 angelegt, das aber noch ausführli­ cher in der Beschreibung ist, vgl. W. Zi m m e r l i , BK Ezechiel 2 (1979), 1213ff. Nicht alle Orte sind heute mehr lokalisierbar. Zimmerli, BK Ezechiel 2, 1215, geht davon aus, dass „Idealvorstellungen vom Umfang des Israels verheißenen Landes“ vorlie­ gen.

236

10.3 Auswertung

A u to m atism u s d e r R ettu n g g ib t.451 D ie H in w en d u n g zu ihm ist die en tsch eid en d e m e n sch lich e B ew eg u n g , die A n tw o rt a u f sein G e ­ sch en k d e r E rn eu eru n g ist, die im m e r w ie d e r erfo rd erlich e V e ra n k e ­ rung in ih m selbst. D en n diese H in w en d u n g zu G o tt ist es, die d er R ettung v o ra u s­ geht. Sie ist n ic h t n o tw en d ig erw eise B ed in g u n g dafür, dass G o tt a u f sein V o lk zugeht. Seine G n ade sch en k t e r a u f die W eise, w ie e r es fü r rich tig hält. A b e r die ern eu te H in w en d u n g zu G o tt ist die no tw en d ig e B ed in g u n g v o n S eiten d e r M en sch en , dass d e r B und b esteh en bleibt, dass d e r o b en b esch rieb en e h eilv o lle K re is la u f n ic h t endet. D as w ar sch o n g e sc h e h e n u n d h a t zu d e n U n h eilsan k ü n d ig u n g en , d er N o t und zum E x il, w ie es die P ro p h eten b e sch reib en , geführt. D e r P ro zess d e r U m k e h r fin d e t sich n ic h t in d er Jo elsch rift, es w ird n u r z u r U m k e h r au fg eru fen . A u s d e n H eilsan k ü n d ig u n g en kan n m an sch ließ en , dass sich das G o tte sv o lk e rn e u t an G o tt au sg erich tet hat. A b e r es b le ib t eine L ücke d e r E rzäh lu n g, die d er L eser füllen m uss. H ierb ei ist E zech iel ein e H ilfe, d e r in u n tersch ied lich en S ch rit­ te n u n d F acetten b esch reib t, w ie sich die E rn eu eru n g des V o lk es v o ll­ zieht. L etztlich g e h t d iese a u ch v o n JH W H aus, w en n G o tt zusagt, sich e rn eu t u m sein V o lk zu k ü m m ern , es z u rü ck zu fü h ren (E z 3 4 ,1 — 11), die L eb en sb ereich e des V o lk es zu tra n sfo rm ieren (E z 3 4 ,2 5 -3 1 ; 3 6 ,1 -1 5 ) u n d d e n E in zeln en (E z 3 6 ,1 6 -2 8 ) u n d das V o lk (E z 37) neu zu ersc h a ffen .452 G o tt g ib t in sein em G e ist die K ra ft d er E rn euerung. D er ein zeln e G läu b ig e u n d d as V o lk als G an zes m ü ssen n u n danach leb en u n d sich d am it im N eu b e g in n G o tt w ie d e r zuw enden. Indem G o tt d an n m itte n u n te r seinem V o lk W o h n u n g nim m t, ist d er B u n d e s­ schluss erneuert: E r ist d e r G o tt seines V o lk es, das ihn als alleinigen G o tt anbetet. S tad t u n d T em p el sin d d a m it die b eid en g eo g rap h isch en O rte, die d ieses V erh ältn is sy m b o lisieren . A n b etu n g u n d h e ilig e r O rt G o ttes w e rd e n e rg ä n z t u n d k o m p le m e n tie rt d u rch den g e leb ten G o t­ te sg la u b e n im k o n k re te n alltäg lich en L eb en d er M enschen.

451 Einen ähnlichen Schutz vor solchem Automatismus der Rettung findet sich auch in Joel 3, wenn die Anrufung Gottes allein noch nicht die Rettung garantiert. Es bedarf noch des Rufes JHWHs, womit der gleiche Kreislauf eröffnet wird wie hier in Ezechiel. 452 Vgl. F. Se d l m e i e r , NSKAT Ezechiel 1 (2002), 68.

11. Sprechaktanalytische Auswertung der ausgewählten Endverse (Joel 4,21; Am 9,15; Sach 8,23; Ez 48,35)

Im F o lg e n d e n so llen die je w e ilig e n S ch lu ssverse d er v ie r p ro p h e ti­ schen S ch riften sp rech ak tth eo retisch an a ly sie rt w erden, u m die b ish e ­ rigen e x eg etisch en B eo b ach tu n g en zu v ertiefen . D u rch d iesen A r ­ b eitssc h ritt w e rd e n die u n te rsc h ie d lic h en o d e r ab er äh n lich en K o n n o tatio n en , m it d en en die S ch riften en d en , v e rg leich b ar g em acht. In ih re r S ch lu ssp o sitio n h a b en sie eine zen trale B ed eu tu n g u n d ev o z ie ­ ren g eg e b e n e n falls starke E m o tio n en . D iese lassen sich in d er S p rech ak tan aly se k la re r b e stim m e n u n d d ifferen zieren . W ich tig e P un k te w u rd e n sch o n in d en ein zeln en K a p ite ln der A u sleg u n g a n g e ­ sp ro ch en u n d so llen h ie r ern eu t, u n te rstü tz t v o n d iesem M e th o d e n ­ schritt, z u sa m m e n g e fü h rt w erden.

1 1 .1

A naly se

W ie sch o n b ei d e r S p rech ak tan aly se zu Jo el 3 u n d 4 g ilt au ch hier, dass, w en n m eh rere S prechakte in n erh alb e in e r Ä u ß eru n g sein h eit au ftreten , n u r e in e r d e r A kte als d o m in a n t m a rk iert w ird .453 Joel 4,21b

b

Und der He r r

:ito 15$ mn’i wohnend in Zion. [assertiv/repräsentativ-prädiktiv] /feststellen/, [kom m issiv-initiativ-positiv] /verh eiß en /

453 Zur Vorgehensweise der Sprechaktanalyse vgl. die Anmerkungen in Kapitel 3.2. Sprechaktanalyse.

238

11.1 Analyse

A m 9,15

□ri™-1?? cp.nytOT rnn;™ nto n^inj? nS] □n1?’nnj :^’5^S mmtön a Dann werde ich sie einpflanzen [assertiv/repräsentativ-prädiktiv] in ihren Boden /feststellen/, [kom m issiv-initiativ-positiv] b und sie sollen nicht mehr heraus­ /verh eiß en / gerissen werden aus ihrem Bo­ den, bR den ich ihnen gab, [assertiv/repräsentativ-narrativ] /feststellen mit Blick in die Vergangenheit/ c spricht der H , dein Gott. [assertiv/repräsentativ-prädiktiv] /feststellen/, e r r

[deklarativ] /als G ottesw ort au torisie­ ren/

S ach 8 ,2 3 e -g □;a? n ;? rcyatf ’? :a;a? □’rfrs

e

Wir wollen mit euch gehen,

[assertiv/repräsentativ-prädiktiv] /behaupten/, [kommissiv-initiativ-positiv] /versprechen/, [expressiv-volitiv] /W u n sch äu ß ern , A b sich t erk lären/

f g

denn wir haben gehört: Gott mit euch.

[konnektiv] /begründen/ [assertiv/rep räsen tativ-p räd ik tiv] /b eh au p ten /,

[kommissiv-initiativ-positiv] /versprechen/ [expressiv-emotiv-positiv] /Hoffnung bekunden/ E z 4 8 ,3 5 b □ra m s r r ^ l :natÿ mm

Und der Name der Stadt vom Tag an: [assertiv/repräsentativ-prädiktiv] /ankündigen/, [assertiv/repräsentativkonstativ] /feststellen/, [deklarativ] /N am en verk ü n d en /

Der He r r hier.

[assertiv/repräsentativ-konstativ] /feststellen/, [expressiv-exklamativ] /ausrufen/, [expressiv-emotiv-positiv] /Hoffnung be­ kunden/, [kom m issiv-in itiativ-p ositiv] /verh eiß en /

11.2.1 Joel 4,21 11.2 11.2.1

239

A u sw ertu n g Jo el 4,21

W ie in K ap itel 4 .2 .2 in d e r A u sw ertu n g d e r S prechakte zu Joel 4 sch o n e rarb eitet, v o llz ie h t sich in Jo el 4,21 ein S p recherw echsel, d a h ie r n ic h t m e h r das Ich G o ttes spricht, so n d ern eine F eststellu n g ü b e r G o tt g e tro ffe n w ird. D e m S atz k o m m t so m it eine an d ere A u to rität zu, als w e n n e r eine g ö ttlich e S elb stau ssag e w äre. D er L e se r fü h lt sich n ic h t d ire k t an g esp ro ch en , so n d ern w ird in d er A u ssage ü b e r G o tt in eine g rö ß ere D istan z zu d ie se r A u ssag e g esetzt. W ü rd e G o tt selbst v o n sich sprech en , w äre die F rag e, m it w e lch er A u to rität den n die V erh eiß u n g des W o h n e n s G o ttes a u f d e m Z io n au sg estattet ist, n ic h t zu d isk u tieren - G o tt selb st h ätte dies zugesagt. N u n sp rich t w ohl d er P ro p h et, u n d die R e d e situ a tio n w ird n ic h t d u rch eindeutige M a rk e r angezeig t. D ie se r h a t in d e r Jo e lsc h rift eine starke V erb u n d en h eit m it JH W H als d e sse n S prachrohr. D u rch diese enge V erb in d u n g , die dad u rch an g ezeig t w ird , dass d e r g ro ß e T e il d er Jo elsch rift G ottesrede ist, k a n n a u ch d er letzte V e rste il als V erh e iß u n g q u alifiziert w erden, die n o rm a le rw e ise G o tt als S p rech er v o rb e h a lten ist, da n u r e r M a c h t hat, diese V erh e iß u n g w irk lich einzu lö sen . W eg en d er b eleg ten A u to ­ ritä t G o ttes, die d u rch g än g ig h in te r d e m P ro p h eten in seinen eigenen R ed ean teilen steht, w ird in Jo el 4,21 die V erh eiß u n g als d o m in an ter S p rech ak t m ark iert. H ie r flie ß e n au ß erd em die v o rh erig en V erse Joel 4 ,2 0 .2 1 a m it ein, die d eu tlich als V erh eiß u n g zu v ero rten sind und d am it a u f die D o m in an z im letzten V ersteil h in führen. A u ch die z e it­ liche P ersp ek tiv e m it dem B lick in die Z u k u n ft (prädiktiv) ist do rt sch o n zu finden. D ie S p rech h an d lu n g des V erses g e h t w e it ü b e r die g ru n d leg en d e F estste llu n g h in au s, da in ih m die th e o lo g isch e B o tsch aft des Jo el zu sa m m e n g e fasst w ird : G o tt w o h n t in Z io n . D ie E in o rd n u n g als prädiktive K lassifik atio n , also ein e, die d en B lic k in die Z u k u n ft richtet, erfasst n ic h t die g an ze D im en sio n d ieses V erses. W ie schon d a rg e ­ legt, h a t das P artizip ein en ze itlo se n C h arak ter, d er den A b sch lu ssv ers viel stärk er als eine fu n d am en tale A u ssag e ü b e r G o tt w irk en lässt, als dies e in fin ites V erb erreich en k ö n n te. G o tt w ird in Z u k u n ft, also p räd ik tiv , a u f Z io n w o h n en , a b e r d a m it w ird auch im p liziert, dass er dies a u f ew ig tu n w ird u n d so m it eine E ig e n sc h a ft vo n sich selbst e rn e u t k u n d tu t: E r ist schon im m e r u n d im m er w ied er n e u d er G ott, d er m itte n u n te r d en M e n sc h e n ist; d e r an sässig ist, sich d am it auch den M en sc h e n au ssetzt, d e r in Z io n tro tz d e m sein en e ig en en O rt hat. In d e r Jo e lsc h rift ist JH W H d e r G o tt, d e r sich d u rch die N o t u n d K a ­ tastro p h e , d u rch das G erich t h in d u rc h an seinem V o lk festm acht. U n d

240

11.2 Auswertung

w en n d ies eine d e r fu n d a m e n ta le n E ig en sch aften G ottes ist, h a t diese ew ig e G ü ltig k eit, ist also je d e r zeitlich en D im en sio n entzogen. 11.2.2

A m 9,15

A u fg ru n d d e r R e d esitu atio n k a n n d e r letzte T eilv ers aus A m 9,15 n ich t, w ie b ei Jo e l o d e r E zech iel, als k u rz e r V ers v o n den v o rh erig en T eilen ab g e g re n z t w erd en . D en n die letzten drei W orte m ark ieren die ab sch ließ en d e V erh e iß u n g d e r A m o ssc h rift als G o ttesred e und sind u n tre n n b a r m it d iesen V e rse n verb u n d en . W ie in d en letz te n b e id e n E zech ielk ap iteln ist h ie r au ch v o n d er L an d g ab e die R ede. In ih rem n a rra tiv e n R ü ck sch lu ss a u f die schon vo llzo g en e Ü b erg ab e des L an d es an das G o ttesv o lk b ek o m m t die p räd ik tiv e V erh eiß u n g , d ass sie d ieses L a n d auch n ich t m e h r v e rla s­ sen w e rd e n m ü ssen , eine B o d en h aftu n g . So w ird a u f d er sprach lich en E ben e das v o llzo g en , w as eb en falls a u f d er B ildebene g ezeich n et w ird , w e n n v o m E in p fla n z e n u n d n ic h t m e h r v o m A u sre iß e n g esp ro ­ ch en w ird. D en n e in T eil d e r V erh e iß u n g ist schon v o llzo g en und d am it e in G a ra n t dafü r, dass sich a u ch d e r R est d e r V erh eiß u n g n o ch erfü llen w ird. A n d e rs als b ei Jo el h a t die letzte V erh eiß u n g eine n ich t zu h in terfrag en d e A u to rität, die in d e r T atsache, d ass die ganze S ch rift m it e in e r v e rb a le n F o rm d e r B o ten sp ru ch fo rm el en det, b e ­ g rü n d e t liegt. So w e rd e n d rei v ersch ied en e A sp ek te h ie r m itein an d er v erk n ü p ft: Z u m ein en d as v e rh eiß en e H an d e ln G ottes, das als H e ils­ an k ü n d ig u n g q u a lifiz ie rt ist; zum z w eiten das schon vollzo g en e H an ­ deln, das als Z eu g n is d a fü r g e n o m m e n w e rd e n k ann, dass G o tt seine V ersp re c h u n g en e in lö st; zum d ritte n die au sd rü ck lich e M ark ieru n g als G o ttesred e, die eine n ic h t zu ü b erb ieten d e G ü ltig k eit d er V e rh e i­ ß u n g setzt. D e r ü b errasch en d e A d re ssa te n w e ch sel v o n d er d ritten P e rso n P lu ­ ral z u r d irek ten A n red e des L esers im D u im letzten T eilvers erzeu g t eine N äh e, die d en L e se r u n m itte lb a r m it in die V erh eiß u n g m it h in ­ ein nim m t. A u c h w e n n d e r L e se r v ie lle ic h t n ic h t d irek t v o n d e r Z u si­ cheru n g d es B leib en s im v o n G o tt g e sc h e n k te n L and b etro ffen ist, so g ilt die B o tsch aft, die d a h in te r steht, d o ch a u ch fü r ihn. D e r V ersteil h a t m ö g lich erw eise n ic h t die th eo lo g isch e D im en sio n w ie die E n d verse v o n Jo el u n d E zech iel, die die G e g e n w art G ottes an ein em O rt p o stu lieren , d en n die G ru n d fo rm d e r F o rm el in A m 9 ,15c k o m m t j a h äu fig e r im A T vor. A llerd in g s ist die V arian te m it d er E rgänzung „dein G o tt“ h ie r an d iesem O rt ein zig artig . G erade die E in zig artig k eit in d e r E rg än zu n g d e r F o rm el m a c h t d e u tlic h : Es ist d er G o tt des L e­ sers, d e r d iese V erh e iß u n g trifft, d e r G ott, d e r m it ihm eine g an z p e r­ sönliche V erb in d u n g eingeht. E r als g lä u b ig e r M en sch ist m it h in e in ­ g en o m m en in d en an g e d e u te ten B u n d essch lu ss, d er sich in „m ein

11.2.2 Am 9,15

241

V o lk “ in A m 9,14 u n d dem „d ein G o tt“ in A m 9,15 au sd rückt. D as zeig t sich im A m o ssch lu ss n ic h t n u r a u f d e r in h altlich en E bene, so n ­ d ern a u ch in d e r S atzstru k tu r. W ä h re n d alle drei an d eren p ro p h e ti­ schen S ch riften m it e in e r N o m in a lstru k tu r en den, die ein en m a rk a n ­ ten u n d fa st au tark en C h a ra k te r h ab en , ist d e r letzte Satz b ei A m o s in sein en E in zelelem en ten in e in a n d e r v erw o b en . D ie do p p elte V e rh e i­ ßun g , d e r im R e la tiv sa tz an g esch lo ssen e B lick in die V erg an g en h eit, d er als A b sich eru n g gilt, u n d als drittes E lem en t die zw eifach v a riie r­ te B o ten sp ru ch fo rm el lassen sich n ic h t v o n e in an d er trennen. So en d et A m o s m it d e r d irek ten A n sp rach e d er L esersch aft du rch das P o sse ssiv p ro n o m e n in d e r 2. P e rso n a u f ein er seh r p ersö n lich en E ben e, die ein en em o tio n alen B ezu g en tsteh en lässt, d em sich d er L e se r n ic h t en tzieh en k ann. V e rstä rk t w ird d ies n o ch d u rch die z w e i­ fache G o ttesb ezeich n u n g (JH W H , d e in G ott) am Schluss. D a es in d er T h eo lo g ie des A m o s p rim ä r um ein g o ttg erech tes L eb en d er M e n ­ schen g eht, das sich v o r allem im eth isch en H an d eln zeig en soll, w ird in d iesem S c h lu ssp u n k t im v erh e iß u n g sv o llen H an d eln G o ttes ein A b sch lu ss g esetzt, d e r d en M e n sc h g e stä rk t fü r sein an G o tt au sg e ­ rich tetes H a n d e ln en tlässt. D ie B ezieh u n g zu G o tt ist n ic h t n u r A n ­ spru ch an d en M en sch en , so n d ern z u e rst u n d zu letzt Z u sp ru ch G ottes, d er sich in seinem h e ilv o lle n T u n , m it d em e r a u f den M en sch en z u ­ geht, zeigt. M it d en drei an d eren S tellen g em ein sam h a t A m os den A sp e k t d er B estä n d ig k e it in d e r V ero rtu n g . Ist es b e i Joel u n d E zech iel G o tt in Z io n u n d in d e r S tadt, b ei S ach arja d as M itse in G ottes bei den M e n ­ schen, so ist es b e i A m o s das B leib en d e r M en sch en im G elo b ten L and. E ine w eitere G em e in sa m k e it ist, d ass d u rch den G o ttesn am en jew eils JH W H selb st als G a ra n t fü r die V erh eiß u n g gerad e im S chlussteil des letzten V e rse s au fg e fü h rt w ird. G o tt selb st ist h ie r im m er das S iegel fü r die H eilsb o tsch aft, d eren U rh eb er u n d d am it F u n d a m e n t je d e r m en sch lich en H o ffn u n g e r ist. 11.2.3

Sach 8,23

In d e r A n aly se des A b sch lu sses des e rsten T eils d e r S ach arjasch rift sollen die T eilv erse in d en B lick g en o m m en w erd en , die die w ö rtlich e R ede d e r M ä n n e r aus d e n V ö lk e rn u m fassen . D iese V ersteile w ie d e ­ rum sin d in n erh alb d e r d u rch die erw eiterte B oten sp ru ch fo rm el „So sp rich t d e r H ERR Z e b a o t“ m a rk ie rte n G o ttesred e p o sitioniert. D ie R ede b eg rü n d et, w aru m sich die V ö lk e r a u f den W eg m ach en un d in ein e r Je ru sa le m w a llfah rt zu JH W H ziehen, um ih n zu ih ren G u n sten zu b esän ftig en . D iese V ö lk e rw a llfa h rt ist d e r letzte T eil d er V e rh e i­ ßun g , die im a c h te n K ap itel au sg e sa g t w ird. D iese v erw ick elte R e ­ d esitu atio n im In e in a n d e r v o n G o ttesred e u n d R ede d er F rem d en

242

11.2 Auswertung

m a c h t die E ig e n a rt d ieses A b sc h n ittse n d e s v o n P ro to sach arja aus. D ie letzte, seh r starke A u ssag e „G o tt m it e u c h “ h a t n atü rlich aus dem M u n d v o n F rem d en eine an d ere R elev an z, als w en n sie direkte G o t­ tesred e w äre o d er aus d em M u n d d es P ro p h eten käm e. D eshalb ist als d e r d o m in an te S p rech ak t v o n S ach 8,23g au ch „n u r“ die B eh au p tu n g m ark iert.454 S elb st d e r u n terg eo rd n ete S p rech ak t ist led ig lich ein V e r­ sprech en u n d k a n n n ic h t als eine au ssch ließ lich G o tt vorb eh alten e V erh eiß u n g d e k la rie rt w erd en . D e n n die F rem d v ö lk er k ö n n en zw ar beh au p ten , dass d e r G o tt d e r Israeliten ein „ G o tt-m it-u n s“ ist, a b e r sie h ab e n zu n ä c h st n ic h t die A u to ritä t ein es P ro p h eten , d er n ic h t h in te r­ frag t w e rd e n m u ss, w en n e r im A u ftrag G o ttes spricht. Ihre B eh au p ­ tu n g m u ss e rst b e stä tig t w erd en . E in w eiteres A rg u m en t, d ass die Z usag e „G o tt m it e u c h “ zu n ä c h st als eine B eh au p tu n g zu g e lte n hat, ist die B eg rü n d u n g , die in S ach 8 ,2 3 f g e n a n n t w ird: N u r v o m H ö re n ­ sag en k en n e n sie diese A u ssag e, n ic h t ein m al eigene E rfah ru n g kan n sie v erifizieren . Sie h a b en d iesen G ott, d e r m it seinem V o lk ist, no ch n ic h t selb st erlebt. A b e r w as sie a n tre ib t u n d d as d am it a u ch d er dom in an te S prech ak t am A n fan g ih re r R ed e au sd rü ck t, ist d e r W u n sch , sich dem G o tte s­ v o lk a n z u sc h lie ß e n u n d d en G o tt Israels k en n en zu lern en . D en n in dem H ö ren v o n d iesem G o tt, d e r diese enge V erb in d u n g m it seinem V o lk ein g eh t, lieg t a u ch das V ersp rech en , dass dem w irk lich so ist. In dem , w as sie g e h ö rt h ab en , lie g t die B eg rü n d u n g dafür, d ass sich die B eh au p tu n g als V e rsp re c h en erw eist, das ein g elö st w ird. D en n in der V erb in d u n g dam it, d ass die V ö lk erred e in eine G o ttesred e e in g e b u n ­ den ist, b e ste h t die b eg rü n d ete H o ffn u n g darauf, dass das, w as sie m it seh r g e rin g e r W irk k ra ft n u r als V e rsp re c h en setzen k ö n n en , sich le tz t­ lich als v o n G o tt g eg eb en e V erh eiß u n g erw eist. D ass diese V e rh e i­ ß u n g n ic h t e rst in d e r Z u k u n ft e rfü llt w ird , d a ra u f lassen die E rz ä h ­ lu n g en des G o ttesv o lk es h o ffen . Sie h a b e n o ffen sich tlich diesen „G o tt m it u n s “ e rle b t u n d h a b e n in ih ren E rzäh lu n g en eine S trahlkraft, die so g ar die F re m d v ö lk e r a u f die F üße u n d in die G änge bringt. A llerd in g s h a t d u rch die feh len d e A u to ritä t d e r S p rech er des le tz ­ te n V ersteils n ic h t die A u sstrah lu n g , die die an d eren ab sch ließ en d en N o m in a lstru k tu re n b e i Joel u n d E zech iel h aben. E s h a t eine R elevanz,

454 Man kann hier darüber diskutieren, ob die leitende Aussage, auch im Sinne der Textpragmatik, nicht die Bekundung der Hoffnung der Gegenwart Gottes ist, die daher auch dominant zu setzen wäre. Die literarische Gestaltung in Sach 8,23, dass es gerade die Fremdvölker sind, die solch einen Satz über die Gegenwart Gottes spre­ chen, ist sicherlich das Alleinstellungsmerkmal von Sach 8 im Vergleich der Texte und in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen. Die folgende Analyse bleibt aller­ dings zunächst nah an der Redesituation, ohne die Tragweite als Verheißung in der Zukunft in der Interpretation zu vernachlässigen.

11.2.4 Ez 48,35

243

w e r d en Satz spricht, die K ra ft k o m m t n ic h t aus dem Satz alleine. E r m u ss v o m S p re c h e r h e r au ch g e fü llt w erden. So w ird in d e r S p rech ak tan aly se d eu tlich , dass sow ohl d e r erste (S ach 8,23e) als a u ch d e r letzte T eil (S ach 8,23g) zw ei p arallele Sprechakte b ein h a lte n : das B e h a u p te n u n d V ersp rech en . B eid es m uss erst e in g e lö st w erd en , allerd in g s v o n u n te rsc h ied lich en A k teu ren . D ie V ö lk e r m ü ssen ih rem W u n sc h fo lg en , m it d em G o ttesv o lk m itz u g e ­ hen , sie m ü sse n au s d ie se r B eh a u p tu n g ein e T atsach e w erd en lassen. W e n n sie dies tu n , erfü llen sie ein w ich tig es C h arak teristik u m des G o tte sv o lk e s: die W a llfa h rt n a c h Jeru salem , die A u sd ru ck d e r tä g li­ ch en B e w eg u n g des M e n sc h e n a u f G o tt h in ist, die in d e r A n b etu n g G o ttes gipfelt. D ie zw eite B eh au p tu n g , „G o tt m it e u c h “ , k an n n u r v o n JH W H selb st ein g elö st w erd en . N u r e r k a n n sich au ch den F rem d v ö lk ern als d er zeig en , d e r m it „ e u c h “ u n d d a n n in diesem K o n tex t eb en auch m it den V ö lk e rn ist. N u r G o tt h a t die W irk m ach t, d iesem N o m in alsatz die Stärke zu g eb en , die e r in sich träg t, die a b e r h ie r no ch n ic h t zu r v o l­ len E n tfaltu n g k o m m t u n d k o m m e n k an n , d a das W o rt n ich t zu gleich E rfah ru n g ist. So fin d en sich au ch hier, w ie in Jo el, A m o s u n d E zechiel, beide Seiten d e r B ew eg u n g , die d e n B u n d G o ttes m it den M e n sch en a u s­ m ac h e n : das Z u g e h e n G o ttes a u f die M e n sc h en un d d eren A n tw o rt darauf. 11.2.4

E z 48,35

D ie b e id e n le tz te n T eilsätze des E zech ielb u ch es h ab en den C h arak ter ein e r P ro k lam atio n . V o m D u k tu s d e r S atzstru k tu r ist es g u t v o rste ll­ b ar, dass ein H e ro ld diese W o rte ausruft. Sie sind so kurz, k la r und p rä g n a n t fo rm u liert, d ass sie sinnvoll eine zuh ö ren d e M en g e d u rc h ­ dringen. A u ch a u f d e r la u tm a le risc h e n E b ene w irk t die A n k ü n d ig u n g rund, d a sie m it D$j am A n fan g u n d am E nde m it seh r ähn lich en K län g en u m ra h m t ist. D iese B o tsc h a ft k o m m t n ic h t n u r in h altlich g u t bei den Z u h ö rern an. D as a i9a (vom T ag an) am S ch lu ss des ersten T eils m a c h t den im ag in ären Z u h ö rern d eu tlich , w ie sig n ifik an t d ieser A u g en b lick ist, den sie in d iesem M o m e n t erleben. Sie sind b eim W e n d e p u n k t fü r diese bis je tz t n a m en lo se S tad t d ab ei, w esh alb d e r A sp e k t d er G e ­ g en w a rt in d en feststellen d en S p rech ak ten u n b ed in g t dazu gehört. A u f d e r E rzäh leb en e g ib t es ein H ie r u n d Jetzt, das im T eilv ers in te n ­ d ie rt ist, g erad e je tz t v e rä n d e rt sich etw as zentral fü r die Stadt, sie b ek o m m t ein en N a m e n m it e n tsc h e id e n d e r B o tsch aft: G o tt h ie r! D ie ­ se b e id e n W o rte sin d so kurz, d ass sie die K o n n o tatio n eines A u sru fes

244

11.2 Auswertung

im Sinne ein es ex p re ssiv e n S p rech ak tes h ab en. M an k an n sich das A u sru fe z e ic h en d a h in te r v o rstellen . D ie w irk lich k eitsv erän d ern d e R elev an z d er D ek laratio n lä sst o f­ fen, ob sich e rst in d iesem M o m e n t v o llzieh t, w as an g ek ü n d ig t w ird, n äm lich d ass G o tt in d ie se r S tad t ist, o d e r ob d e r v erän d ern d e C h a ­ rak te r d arin b esteh t, dass die S tad t sich G o ttes G eg en w art n u n sicher sein k a n n u n d sich ih re r b e w u sst ist, w eil es so v e rk ü n d et ist. V o llzu g u n d In h a lt d e r B o tsc h a ft lassen sich h ie r n ic h t v o n ein an d er tren n en .45 W ie die drei an d eren p ro p h e tisc h e n E n d en h a t auch d er letzte T eilsatz d es E zech ielb u ch es eine v erh eiß en d e P ointe. D en n n atü rlich h a t die Z u sag e d e r G e g e n w a rt G o ttes g erad e innerhalb d er E rz ä h l­ stru k tu r des E zech ielb u ch es eine n ic h t zu ü b ertreffen d e R elevanz, h ab e n die L e se r d o ch v o m W e g g a n g G o ttes aus T em pel u n d Stadt g eh ö rt - eine bis d ah in u n v o rstellb are V o rstellu n g . In d iesem V ersteil w ird w ie b ei Jo el a u ch k ein e Z eitan g ab e gesetzt. D ie zeitlose N o m i­ n alstru k tu r w ird g e fü llt v o n d e r Z e itlo sig k e it G ottes, die je tz t n ach sein er W ie d e rk e h r die H o ffn u n g d a ra u f b eg rü n d et, dass seine G e ­ g en w a rt v o n D a u e r ist. D am it g re ife n diese zw ei letzten W o rte den B lick in die Z u k u n ft des v o rh e rig e n T eilv erses a u f u n d fü llen diese m it d e r E w ig k eit G o ttes, die die K o n tin u itä t d er B o tsch aft v o n seiner A n w e se n h e it leg itim iert. H a t d e r letzte V ersteil b e i Joel n ach d e r v o rau sg eh en d en , b e u n ru ­ h ig e n d e n F rag e d e r S ch u ld v erg eb u n g ein en seh r b e ru h ig en d en C h a­ rakter, in itiie rt E z 48,35 an d ere E m o tio n en . D as B u ch en d et m it ein er F an fare, die in p räzisen T ro m p e te n stö ß e n eine d er zen tralen A u ssa ­ gen d es E zech ielb u ch es verk ü n d et: G o tt ist w ie d e r bei seinem V olk. 45

455 Gerade das ist das charakteristische Merkmal von deklarativen Sprechakten: In

ihrem Vollzug realisiert sich die angekündigte Wirklichkeit, wie es z.B. an der Tauf­ formel deutlich wird. Vgl. auch die Erläuterungen zu Joel 3,5 in Kapitel 3.2 Sprech­ aktanalyse.

12.

Fazit

D ie A n aly se d e r v e rsc h ie d e n en S ch lu ssseg m ente v o n Joel, A m os, P ro to sa c h a ija u n d E zech iel h a t g ezeig t, dass es Ä h n lich k eiten in den M o tiv e n g ib t, m it d en en die S ch riften o d e r S chriftteile im K o n tex t v o n V erh eiß u n g en en d en . Jo el 4 E sch atologie (m it N a tu r als A u sdruck) E th ik

m en sch lich e R eak tion G ottesb ild

O rt der G e­ gen w art G ottes V ölk er

ewiges Heil

A m os 9

kein heilloser Zustand mehr Fülle der Natur Fülle der Natur (utopische Züge) (mit menschl. Arbeit) Alles allein in Einbindung der Gottes Hand Menschen

S ach arja 8

Einbindung der Menschen Fülle der Natur (realis­ tische Züge) Aufruf zu gerechtem Handeln Gotteserkenntnis Anklänge an die Anklänge an Bundesformel die Bundes­ formel ambivalent ambivalent ambivalent (Gericht und (Not und Ret­ (Not und Heil) tung) Rettung) Zion Zion (Handeln Got­ tes) Gegenspieler Ausruf des Wallfahrt zu Namens JHWH JHWHs über sie

E zech iel 47­ 48

„vom Tag an“ (punktuell) Fülle der Natur (utopische Züge) Alles allein in Gottes Hand Alles geht allein von Gott aus. nur positiv (nur Heil) Tempel auf Gottes Volk be­ schränkt

D as M o tiv , das sich am ein h e itlic h ste n u n d d eu tlich sten du rch alle v ie r S ch riften zieht, ist d as d e r N atu re rn e u eru n g , die m it d e r V e rh e i­ ß u n g e in h e rg e h t. A u ch w en n sich dies auf u n tersch ied lich em L evel v o llzieh t, sp ielt es in allen P ro p h e te n te x te n eine en tsch eid en d e R olle im le tz te n K a p ite l. D e r A sp e k t d e r F ü lle, d e r sich in d er N a tu r u n d d er N ah ru n g , die d em M e n sc h e n in d e r H e ilsz e it zu r V erfü g u n g steht, zeigt, fin d e t sich in allen v ie r S chriften. In Jo el 4,18 u n d E zech iel 47 h a t es ein d eu tig u to p isch e Z üge, w o b ei E zech iel Jo el in den A u sfü h -

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12. Fazit

ra n g e n w e it ü b ertrifft. A m o s ist in d e r Z e ich n u n g etw as z u rü c k h a l­ ten d er, tro tz d e r w ö rtlic h e n P a ra lle le n zu Jo el, d a die M en sch en d u rch A rb e it m it ein g e b u n d e n sind. S a c h a rja b le ib t am eh esten in ein er re a ­ listisch en B e sch reib u n g d e r N atu r. A lle n v ie r g em ein sam ist w ie d e ­ rum , dass ein d eu tig G o tt d e r S p e n d e r d ie se r V e rw an d lu n g ist. E s ist n ich ts allein d u rc h M en sch en M ach b ares, sie k ö n n en h ö ch sten s w ie bei A m o s A n teil d aran h ab en . In d e n B e sc h re ib u n g en k lin g en jew eils parad iesisch e Z u stän d e an. D arau s lässt sich fo lg ern , dass m it der E rn eu eru n g des B u n d es, die sich in d e r T ran sfo rm atio n des V e rh ä lt­ n isses v o n G o tt u n d M en sch zeigt, sich d iese E rn eu eru n g au ch in d er T ran sfo rm atio n d e r N a tu r w id ersp ieg elt. D abei w ird k eine neue E rde ersch affen , so n d ern G o tt k n ü p ft an die Z e it in E den n ach d er S c h ö p ­ fung d e r W e lt a n ; das P arad ies d ie n t d a h e r als F olie fü r die neue H eilszeit. D ie H eilu n g d es G o tte sv e rh ä ltn isses b ein h altet so m it eine H eilu n g d e r g an z k o n k re te n L e b e n sw e lt fü r d en M en sch en .456 Ä h n lich e A b stu fu n g en lassen sich in n erh alb d er v ie r P ro p h e te n ­ texte eb en falls fü r die F rag e d e r zeitlich en A u srich tu n g des H eils feststellen . W ä h re n d Joel am d eu tlic h ste n m it d e r A u ssich t a u f ew iges H eil arb eitet, setzt E zech iel m it d em „vom T ag a n “ ein en A n fa n g s­ p u n k t des H eils, d e r in die E w ig k e it g e ric h tet ist. A m os v erw en d et eine V ern ein u n g , die d eu tlich m ach t, dass es in d er Z u k u n ft kein en h e illo se n Z u stan d m e h r g e b e n w ird. W ie d e r ist es S ach arja, d er am d eu tlich sten in d e r Je tz tz e it v e ra n k e rt ist. D ie Z e it d er N o t ist no ch seh r g re ifb a r u n d eine u to p isch ere Z eiteb en e k o m m t n u r d u rch die ang ek ü n d ig te V ö lk e rw a llfa h rt in d e n B lick, die ja erst eine A u sw ir­ kun g d e r e rsten P hase d e r H e ilsz e it ist, in d e r das G o ttesv o lk w erb en d a u f N ich tg läu b ig e au sstrah lt. E in w e ite re r F a k to r fü r den R ealism u s in S a c h a rja ist, dass die M en sch en g an z k o n k ret du rch ih r ethisches H an d e ln m it ein g e b u n d e n sind. S ie w erd en d azu au fg efo rd ert, diese W e n d e h a t sich also n o c h n ic h t v o llzo g en . D en n o ch w ird schon d a ­ vo n au sg eg an g en , dass ih r n eu es eth isch es T u n au sstrah lt, w en n die V ö lk e rw a llfa h rt d av o n m o tiv ie rt ist, dass das G o ttesv o lk v o n seinem G o tt b e g le ite t w ird. In d e r F o k u ssieru n g a u f die E thik, die eine w ichtige E rgänzung zum Jo e lte x t b ietet, ist S a c h a rja w ie d e r seh r n ah an A m os. D ie se r ru ft zw a r n ic h t im le tz te n K ap itel zu g o ttg erech tem T u n d e r M en sch en auf, a b e r d ie se r A p ell ist seine th eo lo g isch e L inie du rch die ganze S ch rift h in d u rch . Im letzten A m o sk a p ite l sind die M en sch en a lle r­ ding s a u ch in die V erw a n d lu n g d e r W e lt m it ein g eb u n d en , indem sie b au e n u n d p fla n z e n - ein w e ite re r A sp e k t fü r die R ealitätsn äh e d ieser Schrift. G o tt lä sst sie an sein em H an d e ln p artizip ieren , w äh ren d bei Joel u n d E zech iel alles allein in G o ttes H a n d liegt.

456 Vgl. M. St e p h e n s , Annihilation, 33.

12. Fazit

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E ine w eitere zen trale F acette d e r m e n sc h lich en R eak tio n a u f die H eilsw en d e ist in d en S ch riften eb en falls u n tersch ied lich gew ichtet. W ä h re n d Jo el die G o tte se rk e n n tn is als ein K e n n zeich en d ie se r Z eit setzt, fin d e t sich in A m o s u n d S a c h a ija in d en A n k län g en d er B u n ­ d esfo rm el ein ä h n lic h e r Z u g an g , d e r d as v erän d erte V erh ältn is d er M e n sc h e n zu G o tt au sd rü ck t. D as M ite in a n d e r vo n M en sch u n d G o tt ist V o ra u sse tz u n g dafü r, dass die S tad t z u r Stadt G ottes w ird, dass JH W H w e ite r d er G o tt des V o lk e s b le ib t u n d die S tadt zum A n z ie ­ h u n g sp u n k t fü r die V ö lk e r w ird. N u r E zech iel, d e r b e k a n n t ist fü r die E rk en n tn isfo rm el, setzt diese ü b e rrasch en d erw eise in d en le tz te n b eid e n K ap iteln n ic h t ein. N o ch ein m al w ird h ie rin deu tlich , w ie stark b ei E zechiel die T ra n sfo rm a ti­ on zu d iesem Z e itp u n k t allein v o n G o tt ausgeht. A lle S chlusskapitel sprech en n ic h t v o n d e r U m k e h r d e r M e n sch en , auch w en n es v o rh er ein T h e m a w ar. D a g eg en w ird b ei S a c h a ija 8,15 u n d Joel 2 ,1 4 -1 8 die U m k e h r JH W H s als e n tsc h e id e n d e r W e n d e p u n k t in d er N o t b e sc h rie ­ b en u n d so m it ein w e ite re r F a k to r fü r G o tt als In itia to r d er R ettung b esch rieb en . E in zu sätzlich es g em ein sam es M erk m al fü r die H e ilszeit ist die R ü ck fü h ru n g des G o ttesv o lk es ins eig en e L and o d e r die L andgabe. D ie V ertre ib u n g ins E xil ist b e e n d e t u n d d e r g o ttg esch en k te L e b e n s­ rau m fü r Israel e rn e u t greifbar. Z u g leich w ird d ieser L eb en srau m au ch w ie d e r in d e r E rn eu eru n g d e r N a tu r zu einem L eb en e rm ö g ­ lich en d en G e b ie t u n d d e u te t in d e r F ülle E d ens ein E nde d er V e rtre i­ b u n g aus dem P arad ies an. U n tersch ied lich w ird in d en v ie r S ch riften die H altu n g zu den V ö lk e rn u n d die K o n seq u en z d e r W en d e fü r sie eingestuft. W äh ren d Joel sie als k lare G e g e n sp ie le r zeich n et, die h ö ch sten s m ö g lic h e r­ w eise eine C h an ce a u f R ettu n g h ab en , w en n sie JH W H anrufen, sind sie in S ach arja die R e zip ien ten des p ro p h e tisc h en W irk en s Israels un d streb en eine W a llfa h rt zu JH W H an. D a m it sind sie in das H eil ein g e­ bunden, in so fern sie sich d am it zu JH W H als dem HERRN bekennen. In A m o s 9 w ird die A u sru fu n g d es N a m e n s JH W H s ü b e r T eile d er V ö lk e r an g ek ü n d ig t, w o b e i o ffen b leib t, ob d a m it n u r eine B e sitz n a h ­ m e, letztlich a u ch fü r d as G o ttesv o lk , g e m e in t ist o d er ob es au ch die B efreiu n g fü r diese V ö lk e r bedeutet. D a n u r T eile des G ottesv o lk es in die R ettu n g m it ein b ezo g en w erd en , w ird in A m os a u f je d e n Fall kein H eilsu n iv e rsa lism u s ang estreb t. In E zech iel b leib t die W an d lu n g der U m stän d e ein d eu tig a u f das G e b ie t des G o ttesvolkes beschränkt, allerd in g s sin d F rem d e, die sich in te g rie rt h aben, p o sitiv d av o n m it betro ffen . D as G o ttesb ild ist in d en drei S ch riften des Z w ö lfp ro p h eten b u ch es bis in die letz te n K ap itel h in ein am b iv alen t. Joel h a t im d ritten u n d v ie rte n K ap itel zw a r d en B lick des rich ten d en G o ttes d eu tlich a u f die

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12. Fazit

V ö lk e r au sg erich tet, a b e r die B e d ro h lic h k e it d er ersten K ap itel fü r das G o ttesv o lk sch w in g t n o c h ein d eu tig m it. B ei A m o s u n d S acharja lieg en N o t u n d R ettu n g n ah b eiein an d er. A u c h h ie r w ird ein am b iv a ­ len tes G o ttesb ild bis zum S chluss v o r A u g en g efü h rt. In b eid en S ch riften ist G o tt m it sein er R eak tio n a u f das V erh alten des G o tte s­ v o lk es d e r V e ru rsa c h e r d e r N o t. E r h atte sich vo rg en o m m en , B öses zu tu n (S ach 8), e r v e rtre ib t in das E xil (A m 9). N u r E zech iel h a t ein a u sg e p rä g t p o sitiv es G o ttesb ild im S chlussteil. V o n JH W H g e h t in d ie se r E n d p h ase d es B uch es n u r H eil au s, je d w e d e A m b iv alen z ist h ie r ausgelöscht. O rte als Z e ic h e n d e r G e g e n w a rt G o ttes sind in d en v ie r S ch riften ­ den eb en falls u n te rsc h ie d lic h g esetzt. B ei A m os sp ielt d e r Z io n keine R olle, h ie r fä llt au ch n ic h t die V o k ab el „ in m itten “ als S ig n alw o rt fü r die A n w e se n h e it G ottes. G en erell ist die P räsen z JH W H s bei seinem V o lk am E nde d e r A m o ssc h rift n u r seh r in direkt, eb en d u rch sein H an d eln , an g ed eu tet. D ie V e rb u n d e n h e it zw isch en G o tt u n d G o tte s­ v o lk ze ig t sich m e h r d u rch ih r je w e ilig e s V erh alten , das au fein an d er b ezo g en ist, als d u rch O rte, zu m al die O rtsn am en in A m o s eb enfalls fü r die M en sch en , die d o rt leben, stehen. D e r T em p el als h e ra u sra g e n d er O rt d e r A n w esen h eit JH W H s h at n u r b ei E zech iel zen trale B ed eu tu n g . D en Z io n n e n n t e r n ich t, w ie sich j a au ch die S tad t in den letzten b e id e n K ap iteln bis zum S chluss du rch ihre N a m e n lo sig k e it au szeich n et. D ie Stadt ist d am it b e i E z e ­ chiel n e u in ih re r B ed eu tu n g zu füllen. D as alte „Jeru salem -K o n zep t“ trä g t n ic h t m eh r, m an k a n n n ic h t m e h r h in te r das G esch eh en e zurück. D er N eu b e g in n ist so stark n o tw en d ig , d ass au ch fü r die S tadt ein n e u e r N am e b e n ö tig t w ird. F ü r Joel u n d S ach arja ist Z io n das sig n ifikante Z eich en d e r P rä ­ senz G ottes. H ie rh e r k e h rt JH W H b ei S ach arja zurück, h ie r n im m t JH W H b ei Joel sein en W o h n sitz ein. Jeru salem g e h ö rt m it dazu, es ist d e r au sg ew eitete R ah m en d e r G eg en w art, in d er sich die M en sch en b ew e g e n könn en . D ie R elev an z d e r M en sch en , d u rch die spü rb ar w ird , w as das S ein G ottes u n te r sein em V o lk h eiß t, w ird am d e u t­ lich sten in S acharja, w e n n die V ö lk e r d ieses neue V erh ältn is e rk e n ­ n en u n d b en en n en . D e r n eu e B u n d strah lt aus un d n im m t n eu e M e n ­ schen, die b ish e r n ic h t a u f d e r B ild fläch e w aren , m it hin ein , g e h t ü b e r territo riale u n d th eo lo g isch e G ren zen h in w e g in die W eite des von G o tt g esc h e n k te n H eils.

Teil IV Theologischer Ertrag

D ie Jo e lsc h rift stan d in d e r E x eg ese u n te r v e rsch ied en en literark ritischen, tra d itio n s- u n d red a k tio n sg e sc h ic h tlich en F rag estellu n g en im F o k u s. D ie V e rlag e ru n g d e r S ic h t auf Joel d u rch die D isk u ssio n u m die E n tsteh u n g des Z w ö lfp ro p h e te n b u c h es in n erh alb d e r alttestam en tlich en E x eg ese h a t viele w eitere T h e m e n h e rv o rg e b ra ch t. S ich diesen zu stellen u n d sie w e ite r zu b e a rb e ite n sin d w ich tig e A u fg ab en in der F o rsc h u n g . A llerd in g s w a re n sie n ic h t leiten d fü r die vo rlieg en d e U n te rsu c h u n g . D ie Jo e lsc h rift fo rd e rt d en L e se r in v ielem h e ra u s. D ie e n tsp re ­ ch en d en S te lle n w e rd e n seh r o ft als D efizite des T ex tes ein g estu ft u n d in d e r R eg el v e rsu c h t m an , an die S ch w ie rig k eiten m it h isto risc h ­ k ritisc h e n M e th o d e n h era n z u g e h en . S o w a r es d e r R e iz d ie se r A rbeit, sich d iesen H era u sfo rd e ru n g e n m it n e u e r P ersp ek tiv e, n äm lich te x t­ zen trie rt u n d lesero rien tiert, zu zu w e n d e n . In d e r v o rlie g e n d e n S tudie m it d em S ch w erp u n k t a u f K apitel 3 u n d 4 d e r Jo e lsc h rift w u rd e m it H ilfe v o n literatu rw issen sch aftlich en M eth o d en , die die E n d g estalt d e r Jo e lsc h rift als G ru ndlage h atten , syn ch ro n g e a rb e ite t u n d th eo lo g isch e F rag estellu n g en v erfo lg t. Z e n t­ rale m eth o d isch e Z u g än g e w a re n dab ei eine differen zierte S tru k tu r­ analy se, die B earb eitu n g d e r R ed esitu atio n , die A u sfü h ru n g en zu r Z eitstru k tu r, die S p rech ak tan aly se d e r au sg e w äh lten T exte u n d eine V o rstellu n g d es R a u m k o n zep ts d e r letzten b eid en Jo elkapitel. D ie u n te rsc h ie d lic h en lite ra tu rw isse n sc h a ftlich e n Z u gänge erm ö g lich en eine d etaillierte A u sleg u n g des T ex tes. D u rch ihre v ielfältig en A n ­ k n ü p fu n g sp u n k te w e rd e n v e rsch ied en e E b en en des T ex tes an g e g a n ­ gen u n d die D iv erg en zen , a b e r au ch die g e m ein sam en A sp ek te d e u t­ lich gem acht. L e itlin ie n w aren d abei die L ese rle n k u n g u n d v o r allem die A u s ­ rich tu n g a u f d e n le tz te n Satz d e r Jo e lsc h rift („u n d d er H ERR w o h n t in Z io n “ , Jo el 4,2 1 b ), d e r d e r U n tersu ch u n g ih re n T itel gab. D ie Jo e lsc h rift m a c h t v o n A n fan g an d eu tlich , dass sie in v ielen A sp e k te n n ic h t fe stle g b a r ist. G erad e an d e r Z eitstru k tu r w ird dies vo n d en e rsten V e rse n an o ffen sich tlich , w en n g leich in Joel 1,2 die F rag e n a c h d e r U n ü b e rb ie tb a rk eit d e r fo lg en d en E reignisse g estellt w ird. D e r L e se r w ird d am it zu B eg in n g ew arn t, vo rsch n ell D inge festzu leg en , zu sch n ell zu v iel zu w issen u n d d am it leich t in die V er-

Theologischer Ertrag

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zw eiflu n g zu g eraten , w en n diese D inge im n ä ch sten V ers, im n ä c h s­ te n K ap itel in Z w eifel geraten. B e so n d ers k la r w ird d ies am T ag JH W H s, einem w ich tig en th e o ­ log isch en T o p o s d e r Schrift. V iele h a b en sich den K o p f d arü b er z e r­ bro ch en , w ie d en n die u n te rsc h ie d lic h en zeitlich en Stufen, die v e r­ sch ied en en b ild lic h e n E b en en in E in k lan g zu b rin g en sind. D eu tlich w ird das an V e rsu c h e n d e r d y n am isch en K ateg o risieru n g w ie z.B. „Z e rd e h n u n g “ (J. Jerem ias) o d e r „w o rk in p ro g re ss“ (U . D ahm en). D er T e x t w e h rt sich im m e r w ie d e r g e g en eine klare Z u o rd n u n g : E r g re ift M o tiv e u n d B ild e r w ie d e rh o lt auf, setzt sie in B ezieh u n g , lä sst sie sich g eg en seitig k o rrig ie re n u n d ergänzen. H ie r w ird die a n g e ­ spro ch en e U n ü b erb ie tb a rk eit b e so n d e rs d eu tlich : E in E reig n is w ie das K o m m en G o ttes lä sst sich n ic h t fassen. E s k an n n u r ansatzw eise in m e n sc h lic h e n V o rste llu n g e n b e sc h rie b e n w erden, ab er diese w erd en im m er w ie d e r v o n d e r R e a litä t G o ttes, die n ic h t e in g ren zb ar ist, ü b e r­ tro ffe n w erd en . D as m ag d e n L e se r fru strieren , ist ab er eine zu tiefst th eo lo g isch e A u ssa g e : M it d e r U n fa ssb a rk e it G o ttes m u ss geru n g en w erd en , sie m u ss au ch au sg e h a lte n w erden. A n alo g d azu ist das G o tte sb ild zu sehen, das die Jo elsch rift in aller A m b iv alen z v o rstellt. In teressan terw eise trifft diese A m b ig u ität auch a u f die an d eren b e id e n an aly sierten T e x tp assag en aus dem Z w ö lfp ro ­ p h e te n b u c h zu (A m 9 u n d S ach 8). In allen diesen S ch riften ist JH W H V e ru rsa c h e r d e r N o t, a b e r au ch R etter. H eil u n d R ettung lie ­ gen te x tlic h jew eils n ah b ei einander. JH W H s R o lle g e g e n ü b e r Israel re ic h t v o m K rieg sh errn u n d d am it V e ru rsa c h er des U n h eils ü b e r d e n R ic h te r b is zu r Z u flu ch t, die R e t­ tu n g g aran tiert. In d e r Jo e lsc h rift w ird ein G o tt p räsen t, d e r in v o lv iert ist, in G efäh rd u n g u n d in d e r R ettung. M it allen seinen F acetten, die tex tlic h in e in a n d e r v erw o b en sind, w ird d e r L eser ko n fro n tiert. D iese V e rw o b e n h e it m ark iert, dass die a m b iv a le n ten Seiten G o ttes sich letztlich n ic h t w id ersp rech en , so n d ern k o m p lem en tär u n d d am it a u f­ ein a n d e r b ezo g en sind. D ie h eilv o lle Seite G ottes kan n n ic h t von seinem A u ftre te n als R ic h te r u n d u m g e k e h rt g e tren n t w erden. A u f d iesem H in te rg ru n d b e h ä lt d e r sch o n b ild lic h „triefen d e“ (Joel 4,18), heilv o lle S chluss d e r S chrift, so seh r e r au ch in e sch ato lo g isch er F e r­ ne lie g e n m ag, ein e realistisch e, an die G e g e n w art des L esers g e b u n ­ dene B asis. H ie r w ird d eu tlich , w ie w ich tig es ist, an zu erk en n en , dass die d u rch au s em o tio n ale F ü h ru n g d es T ex tes, die den L eser m it h in ­ ein n im m t in H u n g e rsn o t, K rieg sszen en , A u sein an d ersetzu n g m it M en sch en h an d el, ein em G o tt als K rieg sh errn , n ich t ein fach durch ein en h eilv o llen , esc h a to lo g isc h e n S chluss en tw ertet w ird. D afü r k lin g en diese K ata stro p h e n v iel zu seh r n ach , fa st bis in die letzten V erse h in ein , u m ein „b illig er T ro st“ zu sein, d er w enig m it d e r e ig e ­ n en L e b e n sre a lität des L esers zu tu n h ätte. D ie Jo elsch rift b ietet

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Theologischer Ertrag

H o ffn u n g , starke H o ffn u n g an, a b e r es b le ib t d er N ach g esch m ack der K atastro p h en , d e r A n g st u n d d e r B ed ro h u n g w e ite r g reifbar. H eil un d H eilu n g w e rd e n d am it zu ein em p ro z e ssh a fte n G esch eh en , in das der L e se r in sein er je eig en en L eb en ssitu atio n m it ein b ezo g en ist. E x em p larisch steh t d a fü r d e r T ag JH W H s. In fü n fm alig er B e ­ sch reib u n g d es T ag es JH W H s (1,15; 2 ,1f; 2,10f; 3,4; 4,14f; 4,18), die im m er w ie d e r m it g le ic h e n o d e r v e rg le ic h b a ren E lem en ten arbeitet, w u rd e die d ram atisch e L inie b ezü g lich d ieses T ag es aufgebaut. D er E in d ru ck d e r B ed ro h u n g fü r Israel au s d e n ersten b eid en K ap iteln un d die M e h rd e u tig k e it des T ag es im d ritten K apitel lassen sich n ich t ab sch alten , w ie m an ein en H e b e l um leg t. E b enso ist die B edrohung fü r Israel n o c h n ic h t in eine n ic h t m e h r v o rstellb are F ern e gerü ck t, w en n die M o tiv e des T ag es JH W H s, die sich d u rch die ganze Jo e l­ sch rift zieh en , k u rz v o r den H eilsv e rk ü n d ig u n g en in Joel 4 ,1 4 f ste­ hen. Z u stark ist d ies a u ch m it d e r A m b iv a le n z des G ottesb ild es v e r­ knüpft. D ie W ende v o m U n h eil zum H eil, v e rstä rk t d u rch ein en G ott, d er z u r U m k e h r b e re it ist, ist eine zen trale B o tsc h aft d er Joelschrift. D a ­ m it ist sie m it v ie le n an d eren p ro p h e tisc h e n S ch riften zu verg leich en . Im K o n te x t des Z w ö lfp ro p h e te n b u c h es stellt sich je d o c h die F rage n ac h d em S chick sal d e r V ö lk er, das Jo el 4 eben falls th em atisiert. In d e r R eg el w ird v o n ein em v ern ich ten d en E nde fü r die F rem d v ö lk er als F einde Israels au sg eg an g en . V ie lle ic h t sollte m an ab er ob der eig en tlich u n v o rste llb a re n V o rstellu n g , dass JH W H u m k eh ren kann, n ic h t zu sch n ell die M ö g lic h k e it d e r R ettu ng fü r die V ö lk e r a u s ­ schließen. H ie r k a n n d as d ritte Jo elk ap itel eine en tsch eid en d e R olle sp ielen : W erd en alle M en sc h e n des V o lk es G ottes P ro p h eten , dann kan n sich das ereig n en , w as S ach 8 b e sc h re ib t - die V ö lk er sehen das, sind b e re it, sich zu JH W H zu b e k e n n e n , u n d k ö n n en d am it in die H eilsv erh eiß u n g v o n Joel 3,5 m it ein b ezo g en w erden. D ie S elb stb e­ stim m th eit d e r M en sch en in ih re r E n tsch eid u n g zu G o tt u n d G ottes S ouverän ität, die je d e m H e ilsa u to m a tism u s e n tg eg en w irk t, h ab en in d iesem K ap itel ihre W u rzel. In d iesem Z u sam m en h an g sp ielt die K ü rze d er Schrift eine R olle, die d em L e se r k ein e lan g e E rzäh lu n g in d e r E n tw ick lu n g d e r H e ils­ zeit v o rg ib t, so n d ern ih n v o n ein em E x trem schnell ins andere fallen lässt, so dass eine w ech selw eise B eein flu ssu n g d er b e id e n A spekte n ic h t zu v erm eid en ist. D e r T e x t k a n n a u ch an d ers als m it d e r k laren E in teilu n g „H eil au ssc h lie ß lic h fü r Israel - U nheil au ssch ließ lich fü r die V ö lk e r“ g elesen w erd en , u n d dies w ird j a in n erh alb des Z w ö lf­ p ro p h eten b u ch es n o c h v erstärk t, w ie d e r eb enfalls an aly sierte T ex t S ach 8 u n d die Jo n a sc h rift zeigen. G ru n d sätzlich b ie te n die le tz te n b e id e n K apitel v ersch ied en e A n ­ k n ü p fu n g sp u n k te d e r Id en tifizieru n g fü r d en L eser. W äh ren d in K api-

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tel 3 die in d iv id u elle B eru fu n g zu m P ro p h e te n u n d die dazu g eh ö rig e E ntsch eid u n g fü r JH W H T h e m a ist, g e h t es in K ap itel 4 m e h r u m die K o llek tiv e, so w o h l um Israel als a u ch die V ö lk er, un d darum , w as G o tt m it ih n en v o rh a t. L ie st m a n die b eid en letzten Joelk ap itel n ich t u n te r en tste h u n g sg e sc h ic h tlic h er F rag estellu n g , so n dern im R ezep ti­ onsp ro zess, d an n n im m t m a n als L e se r die A spekte des d ritten K ap i­ te ls m it ins vierte. D ie E n tsch eid u n g fü r JH W H als B ed in g u n g fü r die R ettu n g w ird d a m it eine eb en falls d en k b are M ö g lic h k e it fü r A n g eh ö ­ rige d e r N atio n en . In d iesem K o n te x t w ird Joel 4 ,2 1 a.aR („U nd ich w erd e fü r u n sch u ld ig erk lä re n ih r B lut, das ich [z u v o r] n ic h t fü r un­ sch u ld ig e rk lä rt h a b e “) m it d e r S chuldfrage k la re r v erstän d lich . A uch w en n die S ch u ld Israels v o rh e r n ic h t an g esp ro ch en w ar, schw ang diese T h em atik in d e r G e fä h rd u n g des V o lk es m it. D er L e se r ist du rch g än g ig m it d e r u n au sg esp ro ch en en F rage ko n fro n tiert, w as das V o lk G o ttes d en n e ig e n tlic h g e ta n hat, d ass es m it d e r K atastrophe b ed ro h t w ird. E ine A n tw o rt d arau f g ib t d e r T ex t n ich t, a b e r durch Joel 4 ,2 1 a .a R w ird a u f die g an ze T h em atik w ie d e r an g esp ielt, m itten in die V erh e iß u n g h in ein , u n d d e r T e x t m a h n t v o r zu v erm ein tlich sich eren H eilsv o rstellu n g en . In d iesem Z u sam m en h an g w ird deutlich, w aru m Jo el 4 ,2 1 a .a R in B ezu g a u f Israel zu lesen ist, w en n es auch fü r die D eu tu n g im R a h m e n d e r V ö lk e rth e m atik eben falls sinnvolle A rg u m en te gibt. E in w ich tig es B in d eg lied zw isch en d en A m b iv alen zen des T extes in B ezu g au f d e n T ag JH W H s u n d d as G o tte sb ild ist die E rk en n tn isfo r­ m el, die auf u n te rsc h ie d lic h en E b en en die b e id en T eile d er Jo elsch rift m ite in a n d e r v e rk n ü p ft (Joel 2,27 u n d Joel 4 ,17). A lle b esch rieb en en E reig n isse h a b en das Z iel, dass das G o tte sv o lk erkennt, dass JH W H sein G o tt ist, u n d eb en d ie se r G o tt ist n ic h t le ich t fassbar. E r b le ib t bis zum S ch lu ss in sein em H a n d e ln n ic h t ein d eu tig u n d n ic h t b erech en ­ bar. Im K o n te x t d e r E rk en n tn isfo rm el k lin g t die B un d esfo rm el an. D iese fin d e t sich w eitau s p ro m in e n te r in A m 9,14 (m ein V o lk ), A m 9,15 (dein G o tt) u n d S ach 8,8, eb en falls als M an ife st fü r das v e rä n ­ derte G o ttesv erh ältn is, das a n g e stre b t w ird. D as E zech ielb u ch d ag e­ gen arb eitet am E n d e n u r n o c h m it d e r P ersp ek tiv e G ottes, e r ist d er allein ig e A kteur. In d e r Jo e lsc h rift ist d e r sch ließ lich letzte A u fw eis, w as Z iel d ieser G otteserk en n tn is ist, im le tz te n S atz v eran k ert. D ieser G ott, d er e r­ k an n t w e rd e n soll, ist je n e r JH W H , d e r m itte n u n te r seinem V o lk ist (eben falls Joel 2 ,2 7 u n d Joel 4 ,1 7 in Z io n ), u n d k o n k re te r O rt d ieser G eg e n w a rt JH W H s ist eb en Z io n , so das letzte W o rt d e r Schrift. A u f diese W eise sin d das G o ttesb ild , die F o rd eru n g n ach d e r G o tte se r­ ken n tn is u n d die G e g e n w a rt G o ttes d u rch die ganze S chrift h in d u rch m ite in a n d e r v erw o b en , und die G o ttesb ezieh u n g , sei es die des Indi-

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Theologischer Ertrag

v idu u m s, des G o ttesv o lk es o d e r d e r V ö lk er, ist so m it ein w ich tig es M o m e n t d e r Jo elsch rift. A lle d iese E lem en te h ab en im letzten Satz ihre K u lm in atio n , auf d iesen O rt Z io n u n d seine B o tsch aft lau fen sie zu. A n ih m fin d e t alles seine A u sric h tu n g u n d in d e r G eg en w art G o t­ tes die en d g ü ltig e B eg rü n d u n g u n d V erw irk lich u n g . Z io n w ird d am it zum o rig in ä re n O rt des H eils, w ä h ren d sich das U n h eil an allen O r­ ten , so g ar an d en n am en lo sen , e reig n en kann. D ie G e g e n w a rt G o ttes u n te r d e n M en sch en ist ein zen trales M otiv, das alle v ie r b e a rb e ite ten S ch riften (Joel 21, A m 9, S ach 8, E z 4 7 -4 8 ) m ite in a n d e r v erb in d et. B ei A m o s ist das M o tiv v o r allem d u rch G o t­ tes H an d e ln p rä se n t u n d d u rch die die S ch rift ab sch ließ en d e u n d die V erh eiß u n g b estätig en d e S p ru ch fo rm el. D ie W ah rn eh m u n g d er V ö l­ ker, d ass JH W H m it sein em V o lk ist, b rin g t die M en sch en der fre m ­ den N a tio n e n in B ew eg u n g , sie w o lle n d aran au ch A n teil h aben. In E zech iel 48 w ird deu tlich , w as die erneute G eg en w art G o ttes im T em p el fü r h eilv o lle K o n se q u e n z e n h a b e n w ird. In Jo el d rü c k t sich die G e g e n w a rt G o ttes in sein er B estän d ig k eit aus. S ein W o h n e n ist, g ra m m a tik a lisc h als P artizip au sg ed rü ck t, z e it­ lich o ffen b esch rieb en . E r e rw e ist sich als u n v errü ck b are F estu n g fü r sein V o lk , als S ch u tzrau m , u n d b le ib t d am it ew ig G aran t fü r V e rh e i­ ßung. D ie th e o z e n trisc h e G ru n d au ssag e, m it d e r die S ch rift in Joel 4,21 au ch en d et, ist d eutlich: G o tt ist zu a lle re rst u n d zu letzt d e r H a n ­ deln d e, selb st im W o h n en . E in w eiteres fü h ren d es E le m e n t ist das M o tiv d e r N atu r, das sich du rch die Jo e lsc h rift bis zum S chluss d u rch zieht. D ie N a tu r w ird z e r­ stö rt u n d w ird zum d eu te n d e n S in n b ild fü r die an sch ließende K rieg serzäh lu n g in d en ersten b e id e n K ap iteln . Sie w ird h eilv o ll w ie ­ d e r h erg estellt, b is sie in K ap itel 4 m it p ara d iesisch en M etap h ern in ih re r B ed eu tu n g esch ato lo g isch au sg e w e ite t w ird. D ieses M o tiv fin ­ d et sich in allen drei V e rg le ic h ste x ten (A m 9, S ach 8, E z 4 7 -4 8 ). O ffe n sic h tlic h g e h ö rt z u r S ch ick salsw en d e zum H eil, das die H eilu n g des G o ttesv erh ältn isses b ein h altet, eb en falls die T ran sfo rm atio n der N a tu r als A u sd ru c k d e r A n k n ü p fu n g an p arad iesisch e Z u stän d e. S o ­ m it w ird h ie r ein in n e re r u n d äu ß e re r P ro zess b esch rieb en u n d m ite i­ n a n d e r ins V e rh ä ltn is g esetzt. In Joel allerd in g s w ird in stark er te x tlic h e r N äh e zu r D arstellu n g des Ü b e rflu sse s eb en falls in G erich tsb ild ern g esprochen. A u ch h ie r lö st sich d e r L e se r n ic h t so sch n ell v o n dem u n g u ten G efü h l d er B e ­ dro h u n g , die sich a u ch fü r Israel an die E rfah ru n g aus den ersten b e i­ den K a p ite ln z u rü ck b in d en lässt. D e r Ü b erflu ss, v o n dem in Joel 4,18 b e ric h tet w ird, h a t sein en U r­ spru n g im H a u s d es HERRN u n d w ird d a m it w ie d e r m it dem letzten W o rt d e r Jo e lsc h rift v erk n ü p ft. D as alle V o rstellu n g en übersteig en d e

Theologischer Ertrag

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neu e L eb en h a t dort, in d e r G e g e n w a rt G ottes, ohne dass es direk t au sg esp ro ch en ist, seine W u rzeln . D u rch das B ild des F ließ en s w ird eine in teressan te E rg än zu n g z u m b e stä n d ig e n W o h n en JH W H s g e ­ setzt. S ein W o h n e n ist v o n D au er, sein H eil fließ en d u n d d am it u n a b ­ g esc h lo sse n u n d en d lo s, p o sitiv g e sp ro c h e n „ ew ig “ . M it „ Z io n “ als letztem W o rt d e r S ch rift erw ies sich eine A nalyse des R au m k o n zep tes, h ie r v o r allem fü r die O rte Ju d a, Jeru salem un d Z io n , als sinnvoll. G erad e Z io n m a c h t in n erh alb d er S ch rift eine E n t­ w ick lu n g d u rch , die a b e r n ic h t so g e b ro c h e n ist, w ie m an es o ft in d er L ite ra tu r d arstellt, w en n sc h em atisch d av o n au sg eg an g en w ird, dass Joel 1 u n d 2 m it U n h eil fü r Israel u n d Joel 4 m it U n h eil fü r die N a tio ­ n en e in zu o rd n en ist. A u s d e r A n aly se ergab sich, dass Jeru salem als R ep rä se n ta n t fü r M e n sc h e n ein g e se tz t w ird u n d als B eg rifflich k eit d o rt steht, w o die M e n sc h e n v o r O rt g e m e in t sind. E s kan n im K o n ­ n e x m it Z io n a u ch als O rt d e r S ch ick salsw en d e ein g ereih t w erden. Ju d a d ag eg en ist d e r au sg ew eitete B eg riff fü r die B e w o h n e r des L a n ­ des, es ist k e in O rt d e r W e n d e , so n d ern b e sc h reib t die M en sch en , die v o n d e r W e n d e b e tro ffe n sind. D ies ist äh n lich bei A m 9 zu finden. Z io n k a n n v o r allem im z w eiten K a p ite l d u rchaus M en sch en m e i­ nen , allerd in g s ist es d a zu g le ic h O rt d e r B ed rohung. A b Jo el 4,17 ist Z io n je d o c h ein d eu tig n u r n o c h JH W H zu g eordnet. H ie r lieg t a ller­ din g s k e in so stark er B ru ch zu d em V o rh e rg e h en d en vor, d a die A m ­ b iv a le n z des O rtes d u rch das B rü llen JH W H s u n d die starken K o sm o ­ szeich en d u rch au s erh alten b leib t. E rst ab d ieser A k tio n G ottes, die den g efah rv o llen Im p etu s b eh ält, w erd en in Joel 4,17 Jeru salem un d Z io n zu m O rt des F riedens. D an ach fin d e t die inh altlich e T ren n u n g zw isch en Jeru salem u n d Z io n statt - Z io n w ird zum O rt a u ssc h lie ß ­ lich fü r JH W H , w äh ren d Je ru sa le m d e r retten de O rt fü r die M en sch en ist, d eren H eil v o m Z io n ausg eh t. A u ch fü r S ach 8 ist d er Z io n d er O rt d e r P rä se n z G o ttes, Jeru salem ist d o rt eb en falls d er A k tio n srau m fü r die M en sch en , die sich fü r d en G lau b en an JH W H entsch eid en . Ez 48 b ric h t m it d ie se r V o rstellu n g . D ie S tad t b le ib t n am en lo s, b is sie als Z eich en d e r n e u en Z e it ein en n e u en N a m e n erhält. G ottes G eg en w art ist d ag eg en g an z d eu tlich im T em p el vero rtet. So zeig en die v ie r P ro p h e te n sc h rifte n , w ie einseitig es ist, G o tt auf ein en O rt festleg en zu w o llen , sei es a u f d en T em pel, Z io n o d er Je ru ­ salem . L ie st m a n die S chlussteile d e r v ie r T exte, ergänzen sich die u n te rsc h ie d lic h en K o n zep te u n d v erd eu tlich en , dass ein P latz b en ö tig t w ird , d e r die E in z ig a rtig k e it G o ttes als A llein stellu n g sm erk m al v e r­ k ö rp ert, a b e r d ass es n ie d aru m g eh t, d ass sich G o tt vö llig aus dem L eb en u n d d em A llta g d e r M e n sc h e n zu rü ck zieht. So w ie es d e r B e ­ w eg u n g d e r M e n sc h e n a u f G o tt h in b ed arf, im G ebet, im A n ru fen , im g o ttg e w o llte n H an d eln , g ib t es eb en falls die frei gesch en k te, n ich t d u rch T u n erw o rb en e Z u w en d u n g G o ttes a u f die M en sch en hin. A uch

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Theologischer Ertrag

h ie r setzen die P ro p h eten sch riften u n tersch ied lich e A kzen te u n d fü h ­ ren v o r A u g en , w ie n o tw e n d ig es ist, d ass diese D inge m itein an d er v e rk n ü p ft u n d im m e r w ie d e r g e g e n g e le se n w erden, u m n ic h t in E in ­ seitig k eiten im G o ttesb ild u n d in th e o lo g isc h en A u ssag en zu v e rfa l­ len. F ü r Joel 4 ,2 1 b als S ch lu sssatz d e r g a n z e n Jo e lsch rift lassen sich v e r­ sch ied en e A sp ek te zu sa m m e n fü h re n . D ie verg leich en d e S p rech ­ aktan aly se h a t d eu tlich g em ach t, d ass d ieses E nde w eitau s m e h r ist als eine lak o n isch e F eststellu n g ü b e r d en W o h n o rt JH W H s. D er B e ­ g rif f „ Z io n “ ist d u rch die v o rh e rig e n K ap itel h ö c h st b ed eu tu n g sv o ll au fg elad en u n d v e rk ö rp e rt eine E n tw ick lu n g im V erh ältn is G ottes zu den M e n sc h e n . JH W H ist ä u ß e rst in v o lv iert, b ed ro h lich w ie rettend, e r b ie te t d e n M e n sc h e n ein en S ch u tzrau m , a b e r h a t au ch seinen ganz eig en en R aum , d e r ih m v o rb e h a lte n ist. D as P artizip als S ignal d e r Z e itlo sig k e it v erd eu tlich t, dass n ach dem stark en em o tio n a le n A u f u n d A b d e r Jo elschrift, im rätselh aften u n d m eh rd eu tig en A u ftre te n G o ttes, n u n am E nde eine B e stän d ig k eit u n d S ich erh eit e rre ic h t w ird. A u ch w en n sich G o tt den M en sch en g eh eim n isv o ll zeigt, ist die letzte u n d alles ab sch ließ en d e Z u sa g e : „E r b le ib t“ u n d w ird sich d en M en sch en n ic h t entziehen. D am it fa sst d ie se r S atz die th e o lo g isc h e B o tsch aft d er Jo elsch rift zu sam m en : G o ttes G e g e n w a rt ist d e r G aran t dafür, dass die H e ilsb o t­ sch aft sich realisiert. Sie ist n ic h t zeitlich fix iert, den n sie b eru h t a u s ­ sch ließ lich d arau f, dass G o tt ih r U rh e b e r ist. A u fg ab e des M en sch en ist es, zu d ie se r E rk en n tn is zu g elan g en . So triv ial dies k lin g en m ag , ist es g e n a u die H erau sfo rd eru n g , die dem k o n k re te n L e se r d e r S chrift, d e r sich b e w u sst ist, w ie w e it er vom M o d e ll-L e se r e n tfe rn t ist, g erad e in d e r U n ab g esch lo ssen h eit des T ex tes en tg eg en tritt. E r m u ss sich m it d e r O ffen h eit des T ex tes a u se i­ n an d ersetzen , sich v o n sc h e in b a r ein d eu tig en L esew eisen em an z ip ie ­ ren u n d die S p annung, die die S ch rift erzeu gt, aushalten. D ie Jo e l­ sch rift fo rd e rt ein en erw a c h se n en L eser, d e r sein eigenes G o ttesb ild re fle k tie rt u n d es in F rag e stellen lässt; sie fo rd ert d am it ein en selb st­ b ew u sste n L eser, d e r in eine A u se in a n d e rse tz u n g m it d er V ielfalt der Im p lik a tio n e n g eh t, o hne in eine B e lie b ig k e it d e r A u sleg u n g zu v e r­ fallen. E r tritt d ad u rch in die P ro z e ssh a ftig k e it des T ex tes ein, in die P erp etu ieru n g d e r F rag en , die d e r T e x t au fw irft u n d die ein E in lassen a u f diese F rag en ab v erlan g en . D e r F acetten reich tu m , d er sich in den je w e ilig e n S p rech ak ten d e r ein zeln en V erse findet, b le ib t als A n ­ spru ch an d en L e se r d e r g a n z e n S ch rift b e ste h en : W as ist d e r d o m i­ n an te S p rech ak t in d e r A rt u n d W eise, in d e r e r die Jo elsch rift re z i­ piert: V erh e iß u n g o d e r D ro h u n g ? W e lc h e m A d ressaten k reis o rd n et e r sich zu? Ist e r sich d e r M eh rd im en sio n alität, die seinen p ersö n lich en

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G lau b en sv o llzu g , sein e S uche n a c h d e r G o tteserk en n tn is k e n n z e ic h ­ net, b ew u sst? D an n n im m t e r die O ffen h eit d e r Jo elsch rift ernst, so w ie e r als e ig e n v e ra n tw o rtlic h e r L e se r e in e r p ro p h etisch en S chrift ern st g en o m m en w ird , die au ch n a c h v ie le n Jah rh u n d erten d er R e z e p ­ tio n n ic h t ein fach b e ise ite g e le g t w e rd e n k an n .

Literaturverzeichnis

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