Ueber eine Kretische Kolonie in Theben: Die Göttin Europa und Kadmos den König [Reprint 2022 ed.] 9783112635629


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Ueber eine Kretische Kolonie in Theben: Die Göttin Europa und Kadmos den König [Reprint 2022 ed.]
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Ueber

eine Kretische Kolonie in Theben die Göttin Europa und Kadmos den König.

Von

Friedrich Gottlieb Welcker Professor in Bon«.

bey

Bonn Adolph Marrn1824.

lauter den Griechischen Mondgvttinnen, die nur in legendenartiger oder in dichterischer Metamorphose noch bekannt sind, ijt nicht leicht eine der Aufmerksamkeit

mehr werth als Europa, weil ihr Name auf den Welttheil, wie doch höchst wahrscheinlich ist, nicht

übergcgangcn seyn kann ohne bedeutende Völker- und Ortsverhältnisse in einer vorgeschichtlichen Zeit.

Spu­

ren von dem Dienste der Europa finden wir an meh­ reren Orten, nirgendwo bestimmter als in Gortyn,

der ältesten Kretischen Hauptstadt, wo ein sichres An­ denken dcfielbcn, als längst auch dort die alte Naturbedeutung der Gebräuche sich verloren hatte, in der weitberühmten Platane, unter welcher Zeus dep Eu­

ropa genaht-seyn sollte *), sich erhielt. Sehr alte Münzen von Gortyna deuten einfältig bescheiden an: Europa sitzt auf einem Stierkopf und an sie schmiegt

sich der Adler. Ein Wasser war neben dem Baum, worin sie darauf das Bad genommen 1 2), wie Here in

Samos nachdem Zeus, wie Demeter wenn der Roß1) Theophr. H. PL I, 15. Plin. XII, 5. numism. T. II, 1817. p. 22. 2) Antig. Caryst. 179.

Sestini Leitete

4

Poseidon ihr beygewohnt hat im Ladon

); nnd wer

bey dem Wasser war wurde vom Regen nicht nass, und die Platane ließ niemals die Blätter, sagte man nnd glaubte es, und glaubte ohne Zweifel auch, daß

der heilige Baum zu keiner Zeit absterben werde. So­ lin (Xl, 9) nennt einen Fluß bey Gortyna, wo der

Stier die Europa auf dem Rücken getragen habe, Lethacus, wahrscheinlich der Dach des Bades der Vergeffenheit (wie Parthenios, worin Here badet, der

Jungfräulichkeit,

worin sie wieder Jungfrau wird),

übereinstimmend mit Jliufuyv (wie J/A;. .. b; 1 «> u. s.

w.).

An dem Feste, das ihr an demselben Orte ge­

schert ward, führte man einen Myrtenkranz von zwan­ zig Ellen im Umfang im Zug auf, bräutlich vermuth­ lich zuerst, nach der mythischen oder historischen Auf­ fassung aber, und in ziemlich gewaltsamer Umdeutung,

der Europa Gebeine enthaltend ■'•).

In Rom wurde

an der Hauöthüre des Bräutigams am Hochzeitstage ein Kranz aufgehängt von der Größe "der ganzen Thü­

re; und diese Sitte ist auch altgriechisch 5 3 ). 4

Auf einer

Base bey Millin 6) mit dein Sticrzeuö ist Europa zwi­ schen beyden Dioskuren, der eine, wie es scheint, als

3) Es ist das Bad der Indischen Baghavadi, der Rüglschen

Hertha, der Phrygischen

Kybcle, der Slawischen Mar-

ziana, der Römischen Venus ». s. w.

4) Selene, ap. Athen. XV, p. 6*8. 5) Cainil. Epithal. Pelei 291.

A. Hesych. 'EXXoiris.

Alte Münzen von Gortyn

sind mit dem Myrtenkranz eingefaßt.

Taylor Combo Nu-

mi Mus. Brit. p. 146 sq.

6) T. IE tab. 12 nnd Gal. mythol. LIV , 225.

5

niedergehend

allein

mit

genommen,

der

andere stehend

der Dioskurcnmntzc bedeckt,

und

und

jeder

von beyden halt einen Myrtenkranz ; der eine scheint ihn Enropeu zu reichen,

wie auf einer Bcgerschen

Wie vielfältig die Dioskuren

Gemme der Liebesgott.

mit Mondgöttinnen gesellt werden, ist hierbcy nicht zu vergessen.

Der Stier ist mit Bitten nm den Hals

geschmückt, welches einen mimischen Festgebrauch zu

verrathen scheint 7),*

Nach der Erzählung des Hcsio-

dus und des Baechylideö n) wird Europa wie sie mit Nymphen, gleich der Kora, die Brautblumen pflückt,

vom Stierzens,

welcher

Safran

aus

dem

Munde

haucht, davon getragen , gerauscht wie Kora 9). Zeus

selbst ist es bey Hesiodns, welcher sich in den Stier wahrend Spatere, des Sin­

verwandelt

nes vergessen und Mahrchen fabelnd, einen wirklichen

Stier setzen, welchen Zeus sendet'O), aus dem daun end­

lich ein Kretischer König Tauros hervorgeht, der nach ei­ ner Seeschlacht Tyrus erobert- und Europa wegführt.

Der gewöhnliche Gang; so Ziege Amalthea, Nymphe Ämalthea

mit einer Ziege

endlich die Nymphe

allein. 7) Millin- Erklärung, daß cm Opferstier mit einer Ginge-

weiheren als Amme des Dionysos, sodann Hephästos Axieros, Ares Axiükcrst's und Dionysos Androgyn voraestellt

seyen, ist eine gelehrte taudr Nuß-

6). Schul. II, XI i, 307, 9J Im Hymnus des Hie», »nicht durch Violen, sonder» Narcissen.« Pa«san IX, 51, 6.

10; Eurip. Phrix. Acusil. ap. Apqllod. II, 5, 7. u) Ovid. Fast- V, 115.

6 Auch die Andeutung der Sterne fehlt bey der Eu­

ropa nicht.

Wenn die Jo vom Sternenhund Argos

gehütet wird, so erhält jene den Sternenmann Qiog (bey Diodor) oder ’Aoteg/ojv, so wie der Lydi­

,

sche Endymion das Sternennzeib,

zum

Gemal 12); und indem die Hesiodische Dichtung die

12) Pausan. V, 1, 2.

Auch 1 vloTEQoß&ta ,

Aeetes, Apollon. Pth. Iir, 242.

als Weib des

Die Form ö/« und

auch in ^Q-dta, Bov&ja (Athene).

Sonst -0-sa,

als

sisv'ÄO&tT], JEido frta (JEtduj ) , ’ Vlp-a.XO'Eia , auch KaXXt&ta aus KaXUOvta

und

und

oder in alter Schreibung rsia, wie

verdorben, Dionysos, Itt-

XaTf-ia d. i. ^Xa^Eia, oder Dorisch 40.

Die Legenden

und gar die jämmerlichen Hypothesen der Grammatiker zur

11 tin unzweydcutig bestätigt.

Hier aber hieß sie mit ei­

nem allgemeineren Namen, welcher nicht minder wie der der Artemis dem besondern der Göttin unbekann­ terer Orte, zur Bezeichnung ihrer Natur im Allge­

meinen oder zur Anschließung an Bekanntes beygege­

ben worden ist, Athene Hellotis, womit die Chryse als Athene und Athene Tritogeneia zu vergleichen ist. So spricht auch Herodot (I, 175) und aus ihm Stra-

bon (XIII, p. 611) von einer Athene der Leleger,

welche nichts anders «13- ihre Mondgvttin (Onga) zu seyn scheint; und für eine solche wurde die Korinthi­ sche Hcllotis auch von Böckh anerkannt.

Gleichhedem

tenb mit dieser Hellotis scheint Athene ‘E/.asoU; bey Hesychius, d. i. VEXXe-tHv. (Not. 12) und Athene El-

Xtvia

in Italien 22), dem bezeichnenden Beynamen

nach auch Artemis

E / /.

it e 11;,

ElXsEXvia, Licht-

wandlerin; oder wird jemand mir widerlegen, daß dieß ein Griechischer Name, und daß er in den bishe­ rigen Erklärungen auch aus dem Griechischen falsch genommen sey? 23)

NelMich von i'z»;, EiXrt, "EXXq,

historischen Ableitung des Festes find , wie tausend andere der Art, nicht der Rede werth. Die Athene Helloris in Marathon scheint blos auf der Etymologie «ttö töS X’Xolu (wie Demeter lv tXu Paus, vnr, 36, 4) zu beruhen, die eben so falsch ist, als die von iXet» tov 'ctirov (des Deller rephonres), oder von einem erdichtet und unverschämt an­ genommenen Phönizischen iXXoria, die Jungfrau. Sollte aber in Marathon die Hellotis gewesen seyn, so sind in Athen auch Heraen und der Karische Jeus bekannt. 22) Etym. M. p. 298.

20) "jsXi/, giebt und, was es mit sich führt, Wärme. Daher

12 y-lka (yeko&VTia , ^XioS'tioia A Hesyclü FejUx'rcop und 'EkdwwQ) im Deminutiv auch o-eVermuthlich Hephästoö ’JEkjos bey. den Dorern, und Zeus,» auf welchen alles in der Natur zurückweist, Ws in The-

dett, 'jExatQvc in Zypern, und ’Ela^voas seine Opferstätte (Hesych. wie nach Pausanias Uq.o^wpv ein Tempel tu Messenien).

Dasselbe mögen die Lakoner verstanden haben,

wenn sie den Tempel zu Dodona “Eka, “Ella nannten

(Hesycli.); wenigstens nicht eia, xatis^a, s-ella, einen Sitz unter der heiligen Eiche / wie der ehrliche Clavier •ur ks orades x. 15 meynte.

In dem Namen der Göttin

ward vermuthlich die erste Bedeutung Licht verstanden;

Müller de Minerva Pol. p. 7» von der Attischen Athene ausgehend,, erklärte auch 'Eilavis von der andern.

Ist

aber &17 Mond und die Mondgöttin, von welcher die Ge­ burtshülfe erfleht ward, so stimmt es genau überein mit

der Aityj ev yovaoi, der Lucina itt Tegea, welche gleichfalls Licht ist (durch

wird von den Lexikographen ely er­

klärt), und das Licht verleiht

wie Eileithyia (J&fyaye

tpowsSs ttdl qsllov ifisv a vy a s

Jl. XVI, 188),

als

'ExtyavTia (Epigr. Gr. Spicil. alter, x. 7), UNd tv yovaoi. ist Auge, weil mit angestemmten Knieen geboren wurde, auch

nach den Bildern der Damia und Auxesia, welche Herr-

dot nicht verstand, indem er iedoch die Legenden über den Grund dieser Stellung verwirft; und stemmend die Kniee auf den blühenden Anger,, umschlingend die heilige Palme

rang Leto die

önrt aus (Hom. h. in Apoll. 117).

Die

Legende freylich macht auch in Tegea die Mondgöttiu Auge zur Priesterin der dortigen Hauptgöttin^dcr Athene, wie Io

der Here.

Doch auch in ihrem. Sohn t?;Ie^q$ liegt wie­

der ihr eigentliches Wesen ausgedrückt.

Ela (unaspirirt)

ward statt Auge gesagt in Messenien und in Cypern; und

dort wird diese Ela als Artemis, hier als Here gedeutet

Xr/vi] 24) (wie r'EM.w und SUoO» Lichtglanz. Allein die Form des Namens '£üw^ fügt sich nicht

(Jiesych. 'A2e/'a), vermuthlich von zwey Verschiedenen,

und mit Bezug auf Geburt-H^e, welche Here und Arte­ mis beyde gewähren.

Dieß &?/, sFA?; nun nimmt

zn

sich, wie andre Namen Not. 12, und statt EiXfövia (Callim. in Del. 152.

Ti, 5, 5. Hesych.) ward auch ausge­

sprochen ’Elti&vta

(bei). Pindar)

und ElXeldua.

Die

Umwandlung in 'EUvOw bey Pindar 01. Vi> 72 ist fal­

scher Wortwitz, welcher aber wenigstens die wahre Be­ deutung nicht ändert.

24) Diese bisher (auch von Spohn de extrema Odyss. patte) übersehene Deminutivendung, welche Plutarch Thes. 14

anmerkt: xal

t^v

‘ExaXiyv tTt^uiv, *ExaXi]VT]V

vttoxo^^o-

^vot, trifft zusammen mit der in tv?), welche Fischer ad

Weller T. II, p. 29 anführt / und 'ExaXivy findet sich auch wenigstens in Liner Ausgabe.

Ausser SnXlvu, "Hqlv-

va und KoQiwa, welche Fischer ansührt, gehören dahin KaXJ.lv?],

EvxoXlv?] ,

Hekate

(Callim. fr. 62),

teXXIv?^

Mtxxlv?] ( von Mlxxa, WXt [iixvXi7), (jlvqqIvt]] von der an­

dern Endung aber avO-(>?]v?], Biemein Gvß?]V7] (Poll. VII ,

Ttfhrp^

155), GVßlVT] (XtO - GvßlQV, Str'^17 ),

JIvXyvt] (II. II, 659), HeXX?]V?], MvriXtjvr] (wie aus den

Münzen geschrieben ist), MeüoVp^, vielleicht Kv^v-q, von xvQij (Koq-xvqu, Xenias).

Für 'Eliva\ wie aus einem

sehr alten Stein geschrieben ist bey Eckhel pl. 40, und bey Hesychius (’EXiv?],

utX.iv?] t>7to .ztaxomov, wenn man

2'$Ziv?] emendirr nach der Stellung des 2 gleich dem M in

alter Schrift), womit übereinkommt ^tXivous, iß ausgekommen ‘EXiva, eben wie zwischen den häufigen Deminutiven

in ct/.os und tZos die Forrn ’IxeXos, niytXu. (ein Ionisches

Städtchen), in Phrygien BaxiXaS, Alexand. Aet. ep. 2,

14 derselben

Ableitung

und eine andre Erklärung

wie sich unten erweisen wird, der

auch verlängert Bdx^XoSy

Sache

, wie

AiattQoc , röthlich , .KvZZcepos, rdXZaQos , hXelgt^q^?,

ist,

ebenfalls

und Ze^x7^p-/k,

TtxTctfpo* und Aig^ttos , ’AexocZayos und ’Aff-

xXipttos (wie ’AZ^z/yzos uiit) 'AXih’^rtoc').

Die Endungen

w, so wie die entgegengesetzt bedeutenden in J’aZ-

fiojVEus C^Xfivjv'), Tvcpumi'S, AZirrwrfivs und ’ATporiJrv, GvujVrj , cTumj,

Lato na ( A^toi ) ,

Carpona

( Katrin» ) ,

Hippona ^Itctt’ü)) hat das ItaiienLsche in one und ino, so wie andre, aus der al^n Sprache beybehalten; wir

haben ursprünglich (was Rask in seiner Vergleichung der Griechischen und der Germanischen Sprache entgangen ift) für 4>qi)vlzos (was gleichfalls von dem alten Grammatiker

m Becker. AueccL T. H. p. 856 unter den Deminutiven

noch übersehn, von König ad Greg. Cor. p. 290 sq. zahl­ reich belegt ist) Frösch ich en, im Aeolischen Mt^xos für

Mvql‘/o$ , und für qjdyos , (pdyiXos , yoiQiXog, Fresser le , Schwein le in, wovon

das zweyte

als Name nur aus

Hochachtung gegen große Dichter Xoi^Xos, Xo^iXXos ge­

schrieben wird.

NavriXos schreibt jener Grammatiker rich­

tig von vavTTjs, Fischer (p. 29) und Schneider vavrlXoe,

obgleich daneben

hovtiXos.

So XatyuZo?, MvqglXos (nicht

MvqoiXog , es sey denn um den Eigennamen zu unterschei­

den, wie die Schreiber, aber schwerlich die Sprechenden thaten, und Nixip^e, za zog und Xdzos u. s. w. Eustatli. ad 11. I, 593), ”Aqyi,XXor/zvs, ySvs

15 sollkommeNaiigcmessen j sie ist von l'Xoi, elXi«, i’XXto, mit dem Hauch nach älterer Aussprache (wie

"Hqh,

tou ), von dem Umwinden mit X-vyos 25).

Auch der Name EvQwrty ist vom

Lichtblick des

Mondes abzuleiten, dieser Ev^mmj wenigstens; denn

Kosmos Utld ftixxos QvjluXog ( Paus. I, 20, 1), ’HdvXoe, Xi/wXog t

ttojjjti'Xog

, UftxxtXoG ( Etym. M. ) und MtxxvXos.

Arkadios p. 55 sq. hat diese natürliche Regel nicht be­ merkt und

zum Theil Wörter von

untereinander

genrischt.

Uebrigens

verschiedener Natur

beyde Formen,

sind

zugleich patronymisch (was an sich ein Ver­ hältniß des Kleineren zum Größeren ausdrückt, weßhalb wvt]

denn auch MvqgIXog HeroJ. I) 7 O Mvqoov genannt wird, und ein Bastard des

655), ’Axqlgiujvt)

Kodros Kv^Xos, Strab. xiv, p.

Utld 'A8q7]gtltt] ,

Nygtvy , ^Sixsavlvij ,

Xotgivj] (bey dem Komiker das Weib KÖxxclXIvt] (Demosth. p.

319, und Priseian bey Fischer p. 7;

männliche Endung T^v

diesen

treffen

nberein die

eben so hat die

doppelten

von selbst einleuchtendem Grunde. tiven

des Euripides),

1517), cf. Eust. ad 11. XIV,

Mit

Gebrauch aus den Deminu­

Formen von Possessiven, als

xidgwoG , IvXtvos , ylvcxoG , te/vixo? und im Deut­ schen güldin, golden, durstig, auch «wapoe und

eisern, so wie dort Deminutiv, ^vioxos, hier Possessiv weib i s ch.

25) Wirklich gebraucht AthenäuS von dieser LygoSumwicklung des Götterbildes TttgiEiX^oai.

DaS Fest ‘EXXw

also wie die ‘AXt/ma, Pausan. VIII, 47, 3 , von aXiaxw gebildet.

16

dasselbe Wv^t läßt auch einen andern Sinn zu 26). 2.6) Demeter Ev&wify irr Lebadea, als Ämme des Trophor

nios, die dunkle, so wie Eursps als Vater des Hemion, theil in Hermivne Demerer

unterirdisch

Müllers Orchomenos S. 155. 263.; zug auf der Unterwelt owia

Soph, Aj. 1167

tc’ufov

thius ad Dionysw 170:

(il. xx, 65. cf;

Ev(xoE'VTax/. evqio?t6v

Oppian 07ityatov EVQornöv. t

i(l>

also mit Be­

HesychiuS und Eusta-

* w.otewov , irXavv.

Aber

falsch ist

es,

Bey

wenn

Schneider die Bedeutung TrXaTu nicht will gelten lasten, da doch nach der einen so gut wie nach der andern das Endwort seine Geltung schwinden läßt, eben so wie in

heXavinTrö?, Aewmiivg , oivoynoG, otvow , «X^cuttog ,

H0G, T^küJTCOG, 7TVQMTtOG 9 (f>XoyVJ7l(JG , UvXuAttG ,

gtevoj-

auch in

KAAOIIA, KoMnti, wie auf einer Vase bey Milliügen Taf. 20 Eriphyle genannt ist, in

(«i#wttu xüev&u,

Manetho iv, 168) itt ApoTWTtos, Krotalist, Tän­

zer oder Saiten sch lager,

ein mythischer Küustname,

welcher in der Sage von Argos dem Linos oder der Pfei­

fenmusik an die Seite tritt, und vhaXgwog, der ein AX-

frvw ist, oder nach Kretischer und Dorischer Aussprache,

welche auch im Namen des Krethiden, des Vaters des

Jason, herrscht,

aXgw.

Eustathius ad 11. iv, p. 372,

26 hält dieß mit 'laowv für eins, was schon darum irrig ist, weil Vater und Sohn nicht denselben Namen trugen. Unser AXöojv, AToü)7roG kann auf zwiefache Art gedeutet werden.

In der Ilias ist Löwe,. Rind und'Roß aXOwv;

daß aber der Fuchs inobesoudre so geheissen habe, und

darum Odysseus sich Odyss. XIX, 185 (cf. Lycophr.

432) diesen Namen beylege, ist eine richtige Bemerkung Creuzers in den Briefen an Hermann S. 52 (Pind. 01.

Xi, 20 ai&üjv aXtoTTT^). Es könnten aber Lyder, Phryger und Griechen den Kreis der Thierfabeln überhaupt nach



17

-

Das männliche E-uQwip 27 ), auch EvQwitas 28) ist

dem Reineke benannt und diesen ferner im Aesopvs perso»ifieirt haben, wie die Gegeugesänge im AnliphoS, die Klagweise im Linos n. s. w. Einigen Unterschied begrün« det daneben auch die Wertform: und es ist bekannt, daß die alte Sprache zwischen List, Witz, Weisheit und Kunst weniger unterscheidet, so daß auch Qä/tv^e (0«>vp) mit &äfug, Fuchs, im Begriff der nvKivai trifft. Uns klingt nicht besser oder nach einer in Namen sehr häufigen Verschreibung Brand­ hund, welches doch zum Dichternamen, als Sirius den Alten wohlgefiel; und der Bedeutung nach dem Wort Zoroaster, welches als lebendiger Stern erklärt wird, äh­ nelt. Als einen Schlauen verstand einen andern H?, Bruder des wer ihm nofa-wfy rum Weibe gab. Apollod. I, 9, 16.

Tzetz ad Lycophr. 872. •—

Dann bleibt aber auch die andre Bedeutung von Jt-Oxw, jTgwkos, dl&ioy, der Schwarze, zu prüfen, wonach die Fabelpoefie als ein Kind des äussersten Osten sich zu erkennen gäbe, so wie die Perser den Lokman einen Habaschi und schwarzen Sklaven nennen sollen. Jablonsky lei­ tete den Aesop vom Phrygischen Strom ab; wenn nicht der Bedeutung, doch dem Worte nach vielleicht rich­ tig. Denn dieser Fluß kann-, so wie der bey Kroton, von der rothen Farbe benannt worden seyn, so wie auch 4>om£ ein Flußname ist; «1'oa^oe röthlich, wie wassricht. Die Erklärung des Aesop von Asaph u. a. wies schon Harleß ab; an Joseph, Jsup glaubt auch Reiske, nach dem Gel. Briefwechsel zwischen Reiste, Schmidt und Lessing. 77) Pausan. 11, 5, 5. Sohn des Aegialeus. 28) Paus. II» 15, 6.

18

auch

eins mit iVQiwip, tvavwta;

Q'utoiy 29 ). 30

Man könnte

als

Name Ev-

es verdorben halten aus

, wie Evqvios aus "Eqviog " j. wovon 'E->tomi] oder 'E und

selbst

Arkadien

einen früheren

Zusammenhang mit

Kreta während der Minoischen Thalasiokratie verra­

then.

Der Homerische Hymnus zwar, oder die Del­

phische Tempelsage behauptet, daß als Pytho gestiftet

ward die Stätte von Theben noch Wald bedeckte (in­ dem vielleicht Teumessos statt Theben berühmt war). Doch im Nangstreite eines

adelnden höheren Alters

der Orte und Heiligthümer sind die heiligen Sagen

durchaus unglaubhaft.

Auch die Angabe, daß Rha-

damanthys, der Bruder

des Minos, nach Böotien

gekommen und Alkmenes Gemal in Okealea und Ha-

liartos geworden sey 10°), spricht stark für die An-

99) Kreter iu Pylos, Hymn. in Apoll. 397. 470. cf. 4.53. ioo) Apollod, II, 4, 11. III, 1, 2. Plutarch. Lysand.28. De Daem. Socr. 5. cf. Phetecyd. ap. Anton. Lib. 33. Epigr. Cyzic. 20. Scliol. Lycophr. 50. Die ßbpflCt kennt ihn in Luböq, VII, 323. Strab. tx p. 423.

44

«ahme dieser Kolonie.

In Haliartos berief man sich-

sogar auf hierher verpflanzte Kretische Styrarbäume, deren Harz ohne Zweifel als Weihrauch diente und zu einem bestimmten mit eingeführten Opferdienst er­

forderlich war.

Ein Beweis, daß jener an Grotten

mit. Quellen geknüpfte Mondsdienst an sich alterthümlicher als die Tempel der Letoiden sey, ist kaum nö­

thig.

Doch kommt uns der Umstand sehr zu Statten,,

welcher, in der Legende des Homerischen Hymnus so deutlich vor Augen liegt (244 ff. 379 ff.), daß Apol­ lon, tun seinen Orakelbezirk zu erweitern, nicht von.

Anfang und auf einmal, sondern nachdem er zuvor sich festgesetzt hatte, und sogar brechend ein früheres

Abkommen, das Heiligthum der Tilphossa ohnweit

Theben aufhob, und, wie ein Fürst den Titel eineseroberten Landesbezirks, den Namen Tilphoffios sek

6er

anzunehme»

geruhte, «dieweil er der

heiligen

Tilphusa Gewässer zu Schanden gemacht» (V. 387): wogegen er nach dem Hymnus auf Hermes die Me­ lissen - Thrieen oder Drcymelissen unter dem Parnaß,

als Volksorakel fortduldete; denn er will sie dem Her­

mes , welchem er doch die von Zeus ihm selbst allein verliehene Wahrsagung,

die

auf den Willen

und

Rath des ZeuS geht, abschlägt,, als gleichgültig ab­

treten, und die altväterliche und niedrigere Gestalt dieses Orakels verräth sich aus der Wendung, daß.

bey diesen Thrieen Apollon die Wahrsagung gelernt als

Knabe bey den

Heerdcn 101) geübt habe, ohne daß

sich sein Vater

(und

diesen

kleinen

Anfang)

ioi) Dem Python, als der damals dem Orakel der Themis Vorstand, weidet er die Kühe. Argum. 1. find. Pyth.,

45 Zeus- von dem alle Wahrsagung ausgeht

yaioQ), nur darum bekümmerte.

Im Vergleich hier­

mit gewinnt Tilphoffa mit ihrem Orakel ein höheres

Ansehn; bey welchem auch nach der Thebaide deS Ti-

resias Grab war 102).

Und was ist nun diese Fern-

leuchterin, TijXscpdy], T^Xi^, TqXtspdeGGa, TtX-

yovGa, TiXsfovoaa, TiXcpwoa, TiXrpwijaa, auch 06'2sio-vaa und /feXyovGa 103) anders als eine Selene-

102)

Apollod. III, 7,4.' Aristoph. Bys. ap. Athen. II,

p. 42 E. 103)

Diod. IV, 67.

Pausan. IX, 33, 1.

18, 8.

Eine Quelle Tilphussa auch in Arkadien, Polyb. IV»

43, und eine Stadt ausgesprochen ©^ovaa, nach den

Münzen und Pausan. VUI, 24, 5. 25, 3 (wie die Arkader auch näv sagen und HaviTTjG, Herod. VI, 52 , für

äuri/), und dsXtpovGia, die Quelle, Steph. V. JtXyoi. Ein yojQtov TdcpujGGcuov itt Thessalien, b. Steph. B. Auch

nach Pytho ist dieser Quellname versetzt worden mit der Schreibung Jettpovoa,

wie Stephanus und auch im H.

in Apoll. 247 mehrere Handschriften für

t^ovgu

lasen,

und so (Apollon) jdtpovGi^s 386, was Ruhnkenius un­ angefochten ließ.

Dagegen will er V. 496 die Lesart aller

Handschriften ächten, wo der Dichter auf die hier ent­ wickelte Bedeutung anspielt und auf keine Weise zu andern ist: atmxp 6 ßojpos Avtog StZfpstOG nal 6

o e (Epepe-

gests wegen des veraltet hieratischen Ausdrucks) laoEtat

aUu

Daraus aber folgt, daß JeX^og so viel ist als

Beyspiele, daß 3 mit 7 verwechselt werde, kommen

mehrere vor.

t^Xe-

Sylburg und Ilgen p. 296 Faben TiX^oa»

erklärt von aiX^, die Schabe, welches Sinnbild gewiß für eine Orakelgöttin schlecht paßt.

Zur Rechtfertigung der

obigen Erklärung ist nur zu bemerken, daß d eselbe Zusam­

menziehung auch in TaX&vßios t>. t. TqXTÜßioG, von tuba,

40 Europa mit Orakelrecht, welches auch den Grotten

zu Teumessos, am Amnisos und alle« ähnlichen wahr-

vorkommt, wen» ich nicht irrt, auch in jd&lvioi (Steph.), ( Ev&ifiat eine Stadt in Ka*

Ttl^viot , d. t.

rien wie ’AO-ifii? und ’A^vat ) ,• -und daß die Namen

(um alte Aussprache und'Schreibung kennen zn lernen, vor allem andern wichtig) uns noch häufig das alte be­

sonders Aeolische 7 für ? aufstellen.

In den von Thiersch

S. 22 der Griechischen Grammatik

angeführten/ womit

auch die Wörter, welche r statt r haben, Pey Matthia

S. 23 zu verbinden sind, kommen außer Tifydsaaa hinzu

*ip,tQa, mit

wechselnd auf Münzen dieser Stadt

(Eckh. D. N. I, 217; nicht die Göttin des Tagö ist das

Strahlenhaupt, sondern EoS; daher früher der Hahn an ihrer Stelle), KU™, die Spartische Grazie (Paus. IX,

35, 1, auch KU}™, d. i. KXUta geschrieben in, 18, 4),

Ai'xo/udat (Paus. IV, 1, 4,

wo Sylburgs Aenderung

unglücklich, IX, 27, 2

Mosqu.) und ’A yapidifi,

Cod,

wie Midu,a (am Kopais, 11. II, 50*, und das von Perseus erbaute, Apollod, II, 4, 5. Theocr. XXIV, 1, und

Midtta, PhylaS Tochter, Paus. I, 5, 2.

X, 10, 1, bey

Sch. Soph. Tr. 464 M?)da), Midifi, Midas, Phrygisch nnd Makedonisch (also ein Myduv, wie in Argos nach

Abschaffung der Könige der Staatsobere hieß (Pauj. II, 19, 2), Midüjv — wie Stadt Msdwjp Vater des Baechylides, Rath, wie

Mtidoiv, so der

aus «^ös) ,

MiU)v von fiifla, Niqevs eins nut Nyytis,

kUtoqis

fer bey Euphorion), Mivwtuvqos (von

^v, wie auch

(Pfei­

TavQopiviov), Qißa, die Amazvuenstadt (Steph. B. Plin. VII, 2.

Plut. Sympos. V, 7. Schob Dionys. 428, das­

selbe Wort auch Gioßi]), und G>}ß??; auch in andrer Be­

deutung &i]ßi] Ullt> -Oißn Hesych.), ^rvfttpiUts (Mnas. ap. Sdr.

Apoll. Rh. II, 1054), ‘AZfivdtaoös ,

TEkpwvds

47 scheinlich angehaftet haben wird? Was Teumeffos be­

trifft, so bestätigt uns diese Vermuthung ein Zeugniß, zwar nur bey Tatianus (c. Gr. 1) und Clemens, aber von geschichtlichem Anschein und Gehalt.

Die ange­

sehensten der Telmiffeer, heißt es, erfanden die Traum­

orakel 10'*).

( Steph, vv. 'QqoiitcS , FaXtömii Utlb TtXfiicoös), sticht ilt Tilft-yaoös ju andern, wie neulich vvrgeschlagen ward),

'll(ioufooio, ulvia für usji’iv (Jonisch, Tzetz. in II. p. 50), onXtjTES

und ÖTtXöcai ,

xvq?(1lov

und xvQißiov, JBf LOTIOt

(Hesych. und eine Inschrift) und “Htyawtios, xXiaiov bey Hesych. xXyotov , Paus. IV ,1,5, rl&i/ UNd ttj&ij (cf.

Lobeck. ad Phryn. p. 154), /ilxXui (Hesych. aTytf, NehlNlt(f) ftijxäÜES) , e'ioTtviXos, oxlllt’tol, oxlmov, Scipio , und

ox/.TTto, axipcTQov, oxtjvof, oxivaQ, formica und fivgfiijl;,

’ixo) und

v.vl.

Daher die Deminutivsorm

eigentlich nur Eine.

und

Zuweilen ging auch das lange r in

ij über, wie itt JitvfQifSi» statt Ht^giSo), von e«tXos aber steht unter den an­ der» wie ’A'/gcos bey Hcsiodus neben dem Latinvs, und wie vielleicht auch, nur als Beywort der andern und ohne

63 niker mit den Kadmcern und

Kilikern

in

dieselbe

Reihe (andre setzen den ThasoS und den PhinenS Hin-

Bezug auf einen bestimmten Volksstamm, ursprünglich nur irgend einer Ebenmäßigkeit im genealogischen System nregen tsovtf-oc zwischen Doros und AeoloS. Buttmann (Berl. Akad. 1820. S. 217) nimmt Xuthen an: aber müßten diese nicht ihren Brüdern an Bedeutendheit eini­ germaßen entsprochen haben, so daß sie nicht ganz verschollen seyn könnren? Daß diese Söhne des Agenor nicht auf den Hesioduö zurückgehn, ist gewiß, da der Scholiast sagt, was er von diesem angeführt, sey auch bey Pherekydes, so wie bey andern. Nun giebt aber Pherekydes die Nach­ kommen des Agenor ganz anders an, Sch. Apoll. Rh. ui, 1185, nach der Ansicht, daß die Aegypter mit den Phönikern ursprünglich verwandt seyen, von der Io her. Em. Phoen. 681. VactZ^, die Schwester des Phönir und Gemalin des Aegyptos, ist vom Isisdienst, Aa^vw, die Belostochter, als Weib des Agenor, von weitverbreiteter Herrschaft, 'A^yconti oder 'Avtiott^ das Nilkind, als sein zweytes Weib und Mutter des Kadmos, von dem Avdcnrühm Thebens verstanden (Kadmos führt daher die Laute ein, Nicom. Enchir. liarmon. II p. 30): *A^yioin] ist auch Philammons Weib. Eine Tochter des Nils ist auch 'Ayzivöi]. Bey Stephanos V. sind Prötos, Belos und Aegyptos Söhne des Agenor. Mit so armseligen neblichten Dichtungen über Völkervenvandrschaft verbin­ den sich dann oft auch gelehrte Combinationen, wie die, daß die Phvniker, weil sie in Böotien ein Theben ge­ gründet, Theben in Aegypten vorher eingenommen und zu ihrem Konigssitz gemacht haben müßten (Conon. 37; cf. Apollod. II, 1, 4. Diod. I, 23. Nonn. V> 86) Z vder daß Jo - Isis die^ Stammmutter Aegyptens sey. Ei­ ner erfindet, bedeute im Syrischen Kuh. Schol.

6» Zlt) und giebt ihnen den Agenor zum Vater, der zu­ gleich mit einer Telephaeffa (die vom Kadmos auf ihn

übergegangen ist) die Europa in Europa zeugt; die­

sem Agenor aber zum Bruder Belos, den Baal des Orients, mit beit

Söhnen Aegyptos und Danaos,

wofür Euripides attgemessener Phineus und Kephcus setzte

Hellanikos nennt de» Agenor Bruder des Pe-

laSgos.

Zuletzt ward auf den Agenor aus der Bibel

Kanaan, 6 ‘.Xväg, bezogen, indem Phönike das Land

Kanaan, ’O/vu, genannt wird 135 * * ). **

Seit dem Zeitalter der Völkergenealogiern bilde­ ten sich zugleich die Vorstellungen von Abstammung

Griechischer

Staaten

von

ausländischen

Kolonieen

mehr und mehr aus, trotz dem, daß die Geringschätz­

ung gegen die wirklichen und gleichzeitigen Phönizier und Aegypter, wegen des größeren Abstandes Helleni­

scher Bildung zunehmen mußte.

Vielleicht dürfen was

Theben betrifft, die Phöniffen des Aeschylos als ein

Zeichen gelten von dem zunehmenden Wohlgefallen an

der gefabelten Verwandschaft mit Phönizien, in wel­

cher Art des Ahnenstolzes die Theber mit • den Atti­

schen Mythen von Aegyptischer Abkunft zu wetteifern scheinen-

Seit den Zeiten des Mythographen Diony­

sios stand unter den Gelehrten die Verwandtschaft fest.

Phoeniss.

641.

Ei» andres Beyspiel etymologischer Au-

toschediasmen dieser Art sahen wir Not. 21.

So soll nach

Agakhemer c. 1. Lidya vom Löwen im Phönizischen be­ nannt seyn.

135) Choroboskos bey Buttmann in den Abhandlungen der

Akad. für 1816. S. 160.

65

inbtitt dieser 136) die Schrift, welche in Ionien die

Phönizische hiesi/ und dorthin, wie Müller (Orchom. G. 115) sehr gut bemerkt hat, durch den Jonischen

Handelsverkehr gekommen war,

aus der Heimath der

nach Ionien mit eingewanderten Kadmeer mit herlei­ tete, und demnach diese selbst für Phönizier nahm. Ein

einziger Fehlschluß dieser Art, wenn nichts

anderes

gewesen-wäre, hätte für solche Historiker zügereicht, um Völkerabstammung zu behaupten. wandschaft

hatte

ihren

Doch jene Ver­

Scheingrnnd

schon

in den

beyden von Kretern nach Theben verpflanzten Sagen: Europa ist Tochter des Phönir, und Europa wird

gesucht von dem Kadmos oder König.

Ist sie Tochter

des Phönir, so ist sie vom Lande der Phöniker aus­

gegangen, legte man in das erste; und ist sie gesucht worden/ so wird sie von Land zu Land geirrt seyn/

so stellte man das andre dar;

ist aber beydes der

Fall gewesen, so muß auch der/ welcher sie suchte, aus Phönike gekommen und mit den Agenoriden ver­

wandt seyn 157); so folgerte man zuletzt gleich un­ wahr.

Denn die ältere Sage enthält davon nichts;

bey Apollodor ist Europa in Kreta, und die Kretische

Ursage mußte natürlich ihrem König ein einheimisches Wesen zur Mutter' geben; Euripides

und

Herodot

sind die ersten/ welche von Sidon und von Tyrus

sprechen 133);

Doch nach der Sage suchte Kadmos

136) Diod. in, 66. Heröd. V, 58; 13y) Eurip. Phoen. 6. 225. 298. *138) Die Stellen itt Müller- Orchomenös S. 114.

Einser-

standen mit vielen vortrefflichen Bemerkungen dieser Schrift

5

66 mir allein; jetzt aber ließ man die von einer andern

Seite an ihn geknüpften Autochthonen fallen,

und

setzte, was einer mit dem natürlichen Geiste des Vol­ kes selbst übereinstimmenden und alten lebendigen Sa­

gendichtung geradezu

widersteht,

an deren

Stelle

von Kadmos eingcführte Barbaren.

Nun

ihn nicht blos Phönizier,

Theil abgesetzt

die zum

begleiten

werden in Thasos, in Thcra, 'in Jalysos lj9),

son­

dern Völker, welche mau wollte, z. B. Araber 140 )< Die späte Thcbische Sage bey Pausanias (IXz 5, 1.

12, 1) läßt den Kadmos geradezu mit einem Heer ankommen, und die Aoncr mit sich verbinden; und in

solchem Glauben ist. selbst Karthago Kadmeisch genannt worden 141). Es ist oben behauptet worden, daß das mythi­

sche Suchen derEuropa von Land zu Land seinen

über die Phönizische Kolonie, muß ich gegen die Aeus­

serung auf derselben Seite, daß die ältesten Dichter eine Phönikerin Europa kennen, wiederholen,

daß sie

nur

Tochter des Phönix sey, was, wie ich gezeigt zu haben

hoffe, einen ganz andern Sinn hat.

Sidonierin ist Eu­

ropa auch im Phrixvs des Euripides (aus Tyros dagegen

in den Ärerern), ferner b. Ovid. » ast. v, 610.

35.

Auch noch in der läppischen Fabelcy

Anacr.

bey Herodot

sind die Hellenen, welche die Europa aus Tyrus geraubt, Kreter. t39)

Herod. II, 44.

IV, 147.

149) Strab. x p. 447.

Diod. V, 58.

So wird Kassiepeia, die Mutter

der Kretischen Karme, Tochter des Arabivs genannt. An­ ton. Liber. 40.

141) Steph. B.

Grund in einem Gebrauch habe, der au jedem Ort, wo sie ein Heiligthum gehabt hatte, damit verbunden

war.

Don demselben hier in der mythischen Erzäh­

lung versteckten Festgebrauch haben wir anderweitige

unmittelbare Kunde in Bezug auf andre Göttinnen. So berichtet Ephoros 142), daß noch zu seiner Zeit in Samothrake Harmonia an den Festen gesucht werde.

Die Legende, wenn nicht erst historische Eregese setzt

zwar, sie werde gesucht, weil Kadmos, bey ®ditto#

thraks vvrüberschiffend> sie entführt habe; alleist solche Spielercyen täuschen nicht über den wahren und ur­ sprünglichen

Charakter von

religiösen

Jahresfesteu.

So wurde/ wie sich bey Paläphatos (43) erhalten

hat/ I o von den Bewohnern von Argos gesucht, und

wo sie sie fanden in Bande gethan; welcher Zug schon

äst sich nicht Mythischer Erfindung, sondern treuer, un­ absichtlicher Ueberlieferung gleich sicht.

Auch hier hef­

tet die Geschichtssage ist der gleichen Weise wie in

Theben sich an: in Tarsos nehmlich erzählten sie, die

Stadt sey von den Argciern gestiftet worden, als sie die Jo suchend zur Stelle gelangt seyen 143).

In

Italien wurde Anna Perenna, welche sie unter

andern für Luna und für Jo 'hielten, geraubt vom gehörnten Numicius, mit großem Geschrey in den Fel­

dern gesucht 144).

Zum Hochzeitfeste der Here in

14a) Sch. Eurip. Phoen. 7. 143) strab. xiv p. 673. Eine

andre Stiftungssage, von Sardanapal her, lauft daneben, ibid. p. 672. Hellan.

p. 92. 144) Ovid. Fast» III, 619.

68 Samos gehörte dieselbe Ceremonie: das Holzbild ver­

schwand (als entführte Braut) aus dem Tempel, und wurde am Meeresgestade, nachdem es vom Volke ge­ sucht und gefunden worden war, an einen Lygosstamm

befestigt nnd mit den längsten herabgezogenen Zweigen

desselben ganz umwunden; darauf empfieng es das hochzeitliche Bad und zuletzt den hochzeitlichen Sesamoskuchen 145).

In Sparta war die, sogenannte Tau­

rische Göttin, Artemis Tauropolos, also die dor­

tige Europa oder Jo, jlvyoSiafia beybenamt, weil sie, heißt es, im Lygosbusch gefunden (vorher gesucht und

dann gebunden oder umwunden) worden war 146 ). Auch die Nemesis Rhamnusia ist zuerst eine solche Ar­ temis ‘PctfwoWofia gewesen.

Wer deutet nunmehr

sich nicht die Bande der Jo? wer findet nicht im Ly­

gosbusch oder Lygosbaum die Platane von Gortyna

wieder, wo Zeus die Europa beschlief, die darauf das Bad im Fluß der Vergessenheit nimmt?

So wie die

Göttin als Königstochter gefaßt ward, mußte die Ent­ führung nothwendig in die Weite gehn; das Wunder­ bare der Ferne die Stelle des Bedeutsamen einnehmen.

Der Sinn ist klar:

allein da auf die heilige Ehe der

in der Natur zeugenden Gottheit sonst die wirklichen Hochzeitsgebräuche in aller Einfalt übergetragen sind,

so ist zum weiteren Verständniß noch dieses zu wissen, daß der scheinbare Raub der Braut ein wirklicher al­ ter Heirathsgebrauch war.

Plutarch 147) erzählt von

146) S. Anhang tu Schmucks Andeutungen S. 277. 146) Paus. III, 16, 7. 147) Lycurg. p. 48 D.

69 den alten Lakedämoniern, sie heyratheten durch Ent­ führung ; und daß die Sitte auch in Kreta gewesen, folgt daraus, daß sie auf die Jünglinge übergetrage» war*148 ). Nach dieser Sitte (womit die weiberrauben­ den Satyrn und Kentauren auf sehr alten Münzen in

keiner Verbindung stehn) ist die Hochzeit des Hades und der Kora in der heiligen Dichtung gestaltet; nach

ihr der Raub der Leukippiden zu beurtheilen, welchen auch Pausanias (I, 18, 1) Ehe nennt; sie berührten auch die, welche den Kadmos die Harmonia entführen

ließen. Diese alterthümliche Sache (siwvon Herodor 1,4 keine Kunde verräth) findet sich wieder in Rom149), ■'

-

-

148) Strab, X p, 483 5 «c italovfieves dgitaypof. Plutarch. de lib, educ, p. 11. >49) Festus: Rap i eimulaciir virgo ex gremio matris, aut ei ea non eat, ex proxima nccessitudine, cum ad virum traliitur, quod videlicet ea res feliciter Romulo cessit. Umgekehrt, wie immer bey solchen historischen Ablei­ tungen der Gebräuche, die Sage vom Sabinnerraub be­ zieht sich auf den alten Gebrauch; was aus andern Ver­ gleichungen mein geehrter College Hüllmann in dem Pro­ gramm über die Consualien h'ergeleitet (wt Apulej* Met am. IV. p. 88 Bip. Tum me gremio suo inater infelix tolerans, mundo nuptiali decenter ornabat: me 1litisque saviia crebriter ingestis, jam spem futuram liberorum votia anxiis propagabat. Cum irruptionis subi tae gladiatorum impetus ad belli faciem saeviens, nudis ec

exsertis mucronibus coruscana, non caedi, non rapinae manus afFerunt, sed denso conglobatoque cuneo cubiculum nostrum invadunt protimu, Nec ullo de familiaribus nostria repugnante, ac ne tantillum quidem resis­ tente, miaeram, exanimem eaevo navore „ tr^idae de

70 auch bey Slavischem Volk 150 * * *) * *und * * * *in* Wales 151). Wenn nun an der Jahreshvchzeit

die verschwundne Braut gesucht wurde,

der Europa

so. giengen

wahrscheinlich der König und die ©einigen voran, und man konnte die Ceremonie in der Sage lckcht durch den Ausdruck bezeichnen, der Kadmos sucht die

Europa.

Aber mit diesem Zug der Thebischen Sage

hat sich, wie cs scheint, eine andre an sich bestehendeunter allerley Gestalten wiedcrkchrende Vvlksmähre, die Stadt steht da, wo die Kuh den ersten König hingelcitct Hai, verschlungen und so iene bekannte Er­

zählung sich gestaltet.

Diese Erzählung

muß einen Theil der Europee

des Eumelvs und der des Stesichoros ausgemacht ha­

ben; sie war in der Musäischen Tiranographie ent-

medio matris gremio rapuere. Sic instar Aethracidis et Piritlioi, dispectae disturbataeque nuptiae. Ter tu 11. de spectac ulis sagt vom Sabinerraub: Probum sane Consilium et nunc quoque apud ipsos Romanos justum ac licitum. (Die Stellen bey Rosini). Hier aus? vermuth­ lich auch der Gebrauch, daß die Braut beym Einzug die Schwelle ihrer neue» Wohnung

nicht berühren durfte,

sondern von dem führenden Jüngling darüber weggehoben

wurde, obgleich man auch einen symbolischen Sinn damit

Qu. Rom. 29. 150) Der Bräutigam holt, von bewaffneten Begleitern um­ verbinde» kann. Plutarcli.

geben , zu Pferde die Braut ab.

Brentano Gründung

Prags S. 445.

151) In Roberts Cambrian populär antiquities ist die selt­ same Vorstellung, die dortige Brautentführung schreibe

sich auch vom Sabinerraub her.

71 halte« 151 152), * und schwebte auch dem Dichter der Theogerne vor, da er dem Kadmos die Tochter von Ares

und Aphrodite giebt.

Hellanikos (p. 66. 1'04) berich­

tet dieseS: Agcnor schickt den Kadmos aus um Europa

zu suchen t5j).

Er kommt bis Delphi, fragt das Ora­

kel Apollons und vernimmt, er solle Europa aufge­ ben, und einer Kuh als Führerin folgen, und wo sie zuerst das Knie beugen würde sich niedcrzulegen, eine

Stadt bauen.

So geht er durch Phokeerland, findet

die Kuh, welche ihn leitet,

bey

König

Pelagons

Heerden, folgt ihr durch Böotien, gründet Kadmea, will die Kuh der Athene opfern,

und

sendet

nach

Wasser aus zu der Quelle des Ares, die vom Dra­ chen gehütet wird.

Der Drache bringt die meisten der

Abgesandten um, Kadmos tobet den Drachen, und

säet auf Athenes Eingebung 154) und auf des Ares Geheiß, welchen Zeus begütigt, die ihm

von.Ares

selbst geschenkten Drachenzahne, aus welchen die fünf

Erdgebornen erwachsen.

Hierauf empfängt er Harmo­

nia, die Tochter des Ares und der Aphrodite, nach­ dem er zuvor, wegen der Erlegung des Drachen ein

151) Sch. Apoll. Rh. HI, 1179. 153) 2spollodor und Diodor (IV, 2) setzen die Sohne nebst der Mutter Telephaffa; die Söhne, Kilix und Thasos,

um rugleich andre Völker von de» Phönikern herjuleite». Der Vater sagt, sie sollen nicht wiederkehre», wenn sie

nicht. Europa gefunden; so daß sie sich an verschiedenen Punkten niederlaffen. 154) I» der Europee des Stesichoros saete Athene selbst die Zähne. Schot Pjioeii. 674.

72 altes großes Jahr, eine Enneateris 155), als Knecht

gedient hat.

Bey der Hochzeit singen die Musen und

alle Götter bringen der Harmonia Hochzeitsg^schenke. Die Kuh hat nach den Orakelversen, die vielleicht

von Eumelos, wenigstens altepisch stab156), an jeder Seite ein weißes Zeichen des Vollmonds.

Diese Füh­

rerin des Kadmos scheint, wie schon gedacht, nicht ursprünglich zu ihm und zu der gesuchten Europa zu

gehören, die der ältesten Symbolik zwar auch (wie Jo) als Kuh vorschwebte (wie die Demeter des Roßposeidon

Pferdegestalt, Leto mit dem Zeus

Wachtelgestalt

hat); sondern erst mit dem Namen der später cingewanderten Böoter gekommen und dann mit dem Uebrigen verschmolzen worden zu seyn.

Es giebt eine

Art phonetischer Symbole der Städte und Gebiete, wonach ein mit ihnen -gleichlautendes Thier oder Pflanze

gleichsam ihr Wapen abgiebt, im Gebiete des Bildes längst aus den Münzen anerkannt, die aber auch in

mythischer Gestalt häufig vorkommt,

und in dieser

zum Theil sich in das fernste Alterthum verliert,

Um

defapol zu deuten, sagte man in Gestalt eines deXtpig, Sektplv hat Apollon die Kreter nach Pytho geführt;

so erzählt der Homerische Hymnus (494) 157), obwohl in ihm selbst (Not. 103) auch die wahre Bedeutung

des Wortes berührt ist,

Nach Kv^vy aber hat deq

155) Bey Phot. Lex. v. KaS/itia , 7/ l’vt]. 156) Ap. Sch. Phoeniss. 641. Sch. Aristoph. Ran. 12-25, Das weiße VollinvndSteichea erwähnt auch Pausan. IX, 22, 1 und Hygin. 178. 15/) Dgl. die Stellen bey Ilgen p. 341 k,

73 Battos der xop«s geführt158) (ö und v hatte» frü­ her sogar nur Einen Buchstaben); nach Kvfitj die

Chalkidier eine Taube oder nächtlicher ErzeSklang wie an den Demeterfesten 159 ), weil nehmlich »vpFq, ttvpßi], xö/ußq sowohl ein Vogel (dort Taube, bey

den Polyrrheniern in Kreta eine Krähe) wie auch die Becken () bedeutet 160); an den Fluß "Otpis

die Antinoe eine Schlange 161); nach Picenum die

durch ein ver sacrum ausgeschlossenen

Sabiner ein

picas 162); den Karanos (d. i. Karnos, Widder), er­

funden in der Schule von Alexandria als Stifter des Makedonischen Reichs 163), und zwar vermuthlich in Bezug auf die Ammonshörner des Alexander Dsulcar-

nein und der Makedonischen Könige, ziehen Ziegen

im Nebel sich nach bis Edessa, der Grabstätte der Kö­ nige, damit sie fortan Atyai heiße 164).

Diese Ziegen

führte Karanos auch in den Feldzeichen, so wie auch

158) CaBim. in Apoll. 66.

Als Apollons Vogel meyntk

der Scholiast. 169) Vellej. 1,4. 160) S. Hesych. Die Taube ist auch auf Parthenope über­

getragen, Stat. Silv. III, 5, 78.

Salej. Bass. Panegyr,

79 (Wernsdorf. P. L. Min. T. IV. P. 1. cf. exc.), 161) Pausan, VIII, 8,3.

162) Strab. V p. 240 cf. Plin. III, 18,

163) Mauuert» Geographie Th. VII G. 423.

164) Justin. VII, 1. Steph. B. Plin. IV, 10. Solin. 9 und vorzüglich Euphorien in einem Scholion zum Cle­ mens in der Hall. Lit. Zeit. 1824. N. 43. Daneben die Sag«, daß die Ziege de» Heraklideu Archelaos fährt, um Aegä zu stifte». Hyg. 219.

74 gndre Völker die Thiersymbole ihrer Götter.

Es giebt

dann noch andre Formen solcher phonetischen Stadt­ mythen, vorzüglich diese: Aegion in Achaja hqt den

Namen von Äcgis, Sohn des Zeus, welcher genährt ward von einer Ziege 165); so wie Pie Römischen Zwil­

linge die Wölfin säugt (weil der Wolf das Thier des Mars ist).

Nach der ersten Formel nun, die in den

Sagen sehr beliebt war 16S), scheinen die Bouaioi ih­ ren Namen von der führenden Kuh hergcschriehen zu

haben 167); obgleich nicht zu laugnen ist, daß auch die Führung eines Thiers ohne Bezug auf Namen als eine Formel wunderbaren Zufalls zuweilen vorkommt, wie wenn in Samos den Mandrobulos der Stier zu Metalladern, wenn nach Griechischer Sage der Esel die dürstenden Juden zur Trinkquelle 168), in Pfeffers

das Reh den, Jäger zur verborgnen Warmquelle ge­ leitet; oder nach inneren symbolischen Beziehungen,

wie wenn in Gestalt von Bienen, als wahren Koly-

165) Eckh. N. Änecd. p. 118.

166) Ilos baut' wo die Kuh sich legt, Apollod. Hi, 12, I; so Lriptvlemos in Tarsos (wo sie die Jo suchen), die Sabeller, wo der Stier niedergefalle« ist, so wie die Jtali, nad? einer Etrurischen Mü»;e, Lanzi Saggio in, 802 cf, 586; so Euander, Prop. IV, 1,4, und Aencas, wo die vom Ida ihm gefolgte Kuh brüllt. Con, 46. Nach Latium versetzt Hellanikvs die Sage m der Geschichte des Herakles, 167) Auch die Bövtischcn Gephyräer erfreut der Delphische Apollon mit einem Spruch, welcher dieß Zeichen enthielt. Apostel. VII, 34. 168) Grenz. Comment. Herod. T. I p. 272.

75 Pisten, die Musen Attisches dem Homer schon Vorspiel lendes Volk nach Ephesos bringen 169).

Daß aber

nun die Böotische Kuh durch Mondszeichcn (nach den

alten Orakelversen)-gleichsam geheiligt ward (wie auch der Gottstier der Europa bey Moschus einen silber­

nen, mondscheingleichen Kreis auf der Stirne hat),

konnte zu einer Verwechselung mit der Mondkuh füh­

ren; und in einer solchen Vermischung liegt vielleicht der Grund, warum die Apkader ihre Artemis als Bä­

rin gefaßt haben, indem sie durch den Bären («pr^os, aQHos, «QXTjkog) zuerst ihren eigenen Namen ’Aoz«-

dsg verherrlichten; und dann den Arktos, ihren Stamm­ vater von Kallisto (mythisch als Königstochter nur

der Artemis Mitjägerin) als Bärin geboren werden ließen 170).171 Doch kaun das Symbol der hochschönen

Göttin,

KA./Jgd; ,

lammt dem Verbären (aqinsveiv)

der Brauronischen Jungfrauen auch aus Värenopfern (wie nach Phanodemos 1/1) an der Stelle der Jphigenia) entsprungen seyn.

Mit der obigen Deutung

aber läßt sich sehr wohl verknüpfen, daß Zeus als «’(>r/;p den KaottoQ d. i. "Aarwo, als Wachtel die Le-

tviden zeugt, wovon hier umgekehrt deren Heiligthum

Ortygia genannt worden ist.

Denn durch keine be­

sondre Natureigenschaft ist dieses Thier

bedeutsam;

qbcr daß es zufällig vor andern Vögeln oqvuI, aus

do&ög (wie in Theben der Hahn d^rä/.i/og) heißt,

169) Philostr. Imag. II, 8. Den Bvos führt nach Boa in de» Myttenbufch ein Hase. Pausan. in, 22, 9. 170) Hesiod, ap. Sch. German. 24. 171) Etym, M. p. 748.

76 macht es zu einem Symbol des Zeus als Jthyphallikos, wie auch der Dämon ’OQ&dvqg und das Kraut zugleich

können.

und ort/.trpot'Qog

genannt beweisen

Dieß aus den Mysterien zu verrathen, ist

um so erlaubter, als kein alter Schriftsteller es ge­

heimnißvoll angedeutct hat: obwohl Pinvar (Nem. I, 3) leise darauf anspielt, indem er ’Otmiyia der Ar­

temis Nest nennt.

Ein plastisch-phonetisches Symbol

ist die Aegis; äniov, Eppich, ist Zeichen des mysti­

schen Apisblutes; ei« mythisch-phonetisches mag hier noch stehn. Nehmlich Tithonos schrumpft ein zur Grille; die Göttin Hemera, die Zeit, macht ihn selber dazu 172), weil man unthätige und schwatzhafte Greise

Grillen im Volke nannte, wie die Ilias (III, 150)

die Troischen.

Hellanikos (beym Scholiasten) irrt,

indem er den Dichter auf eine Verwandschaft der Troer mit dem Tithottos als Grille anspielen läßt.

Doch es sind noch einige wichtige Züge der Kadmossage, wenn überhaupt sehr alte und weltbekannte Sa­ gen etwas wichtiges und der Zergliederung würdiges

enthalten, zu erläutern übrig. Are s in derselben schreibt sich (mit Here) von Karischen Urbewohnern her.

König

Pelagon, welcher in den Orakelversen und sonst ge-

17«) Freylich ein einfacher Sinn: Doch wenn Eos den schö­ ne» Orion raubt, den KephaloS

(Kviq>aXos, Finsterling,

weßhalb Kepheus der Astronomie Erfinder genannt wird, vgl. Not. 5i) entführt, so war es auch zuerst nicht mehr,

als daß mit dem Morgenroth der Sterne.Licht verschwin­ det, und von demselben das Dunkel

wird.

hinweggenommen

77 riarint wird, deutet leise auf eine (Kretischen) Herrschaft

indem die Form

der Kadmeischcn

vorangegangnc Pelasgische,

.IleXäymv eins zn seyn scheinr mit

IleXäoywv oder IIsXaoyo$.

Durch Jdeenverblndung

nennt daher derselbe alte Dichter die Göttin, welcher die Kuh geopfert werden soll, die Erde;

denn Gä-

Themis oder Demeter ist die Pelasgische HauptgötDie Athene, welche andre an deren Stelle

tin 173).

setzen, ist überhaupt diejenige, welche den Heden im

Kampfe beysteht.

Das große Dienstjahr des Kö­

nigs beym Ares stimmt überein mit der Delphischen

Sage,

in

welcher

Apollon nach der Erlegung des

Drachen ein großes Jahr dem Admetvs dienen muß 17(), worauf er die Reinigung erhält.

Die fünf erdge-

173) Daher auch die Thebischen und Tanagrischen Gephynäer, Verehrer der Demeter Achäa, welche bey der An­ kunft der Bvoter verdrängt werden (llei-od. v, 57, Strab. IX p. 404, Steph. B.), eher von den früheren, als von den Kadmeischcn Einwohnern abzuleircn sind. Demeter und Kora haben Theben erbaut (Eurip. Phoen. 687, cf. Euphor. ap. Schol.), d. h. sollen dort (mir Zeus dem' Allerhöchsten, “Ttyiaros, ‘'Ttraros) der älteste Cultus segn, so wie in nörviai, das ihren Namen trägt, von mehre­ re» Alten für das Homerische rerstörte Theben 'T-xö&rßai, gehalten ward, und mit dem Pelasgische» Dodsna Ge­ meinschaft unterhielt. Pausan. IX, 8, 1. Ueber Pelasger in Böotie» s. Orchvmenvö S. 124. Auch sollen PelaSger nebst Thraker» nach dem Epigonenkrieg die Kadmeer auf «ine Zeit lang wieder nach Lheffalie» verdrängt haben. rab. IX p. 401. 174) Anaxandridas ( her Delphkk) ap. Sch. Eurip. Phoen. 2.

78 öornen Drachensöhne, 'Eyjwv, Ovdaibg, X&6vios, 1 /t'/Mo und ‘Tvteoiiov drücken aus, was sie sind,

der erste, Schlangcnmann d. i. nach

einer bekannten

Bedeutung des Schlangensymbols Autochthon, wie ihn denn

auch

Euripides (Bacch. 533) x^vtos nennt;

die beyden folgenden gleichfalls Erdmann, Bodenmann,

die andern die Gewaltigen; also Urgeschlechter, Eupatriden, welche sich gewöhnlich (z. Bt in Athen) für

Autochthonen ausgaben, wahrscheinlich fünf bcvorrecl-

tete.Familien 175), welche durch die Abstammung vost

dem Erddrachen ihre unbestreitbare Legitimität, durch die Zähne desselben ihre eigene Wehrhaftigkeit ausdrückten.

Und dieß scheint mir das Einzige, was sich bey

dieser Saat im Sinne einer rohen Tropensprache mit

Wahrscheinlichkeit denken laßt; Männer wie Drachen­ zähne ,

darum

erwachsen aus Drachenzähuen

1761

i'5) So sagt auch Pausanias IX, 5, 1 ausdrücklich. Heynd

ad ApoHod. p. 225: Quhique Spart!, ad quos totidem familiae Tlicbaiiae reserebant. 176) Hiernach müßte man die Bedeutung des Drachen, wel­ chen Kadmos und in ähnlicher Fabel Jason tobtet, von

dem Pythischeu unterscheiden.

Jener wäre ei« Symbol

der Einwohnerschaft, wie in der Erzählung Herodots l, 78, wo dem Roß als den Fremden der Drache als die

Einheimischen

gegenübergestellt

ist;

die Ueberwindung

desselben also bedeutete die Besitznahme des Landes, und

indem die neuen Urgeschlechter aus den Zähnen des alten

Drachen erwachsen, würden verschiedne Bilder roh ver­ bunden seyn, bas große Dienstjahr des Kadmos aber sich

als Buße zur Sühnung der Blutschuld, welche er durch LuSrvttimg der ganzen Einwohnerschast auf fich geladen

79

Dieß Kriegerische giebt sich denn auch in dem Zusatz zu erkennen, daß ihrer zuerst zwar viele gewesen seyen; hatte, erklären. Doch gerade bei4 Zorn des Ares wegert der Tödtung des Dtachen, seines Sohnes, verräth, daß dieser sonst auch in Theben dem Heiligthum angehort und die grausen Opfer empfangen haben muß. Lelephassa (als altes Landesheiligthum) wird die Mutter des Drachen genannt (ich weiß nicht, ob mit Grund, oder nur in der Poesie mit Ares verbunden), und zwar mit dem Beynamen Crinnys, die Zürnende (Sch. Soph. Amig. 117), Opfer lodernde, worin sie mit dem Vater des Drachen ubereinstimmt (Müller Orchom. S. 122 nimmt Tilphosa, die Mutter des Thebischett Drachen, mit der Arkadischen Demeter ErinNys/ die dem Poseidon zürnt, in Thelpusa oder Tilphofa, für dieselbe; mir scheint das Zusammentreffen der Namen hier durchaus zufällig). Das Iüngüngsopfer, welches in der Sage von den Sieben gegen Theba der alte Drache heischt, nalaiuv Ia TW , Eurip. Plioen. 941, Philostr. Im. 1,4), verrath

uns, daß aus der Kadmossage nur die Legende oder my­ thische Herkitung für einen furchtbaren Gebrauch, die Versöhnung des Drachen int Heiligthum, welcher bey öf­ fentlicher Noth als deren Urheber betrachtet wurde, her­ genommen war; und daß also das Dienstjahr des Äadmos auch eine ganz andre Beziehung gehabt haben kann. — In Delphi, wo die Erlegung des Drachen mit der Einführung der neuen Herrschaft ebenfalls zusammenttifft (vgl. Not. ioi, 104), scheint zugleich das alte Recht des Drachen durch Apollons Einfluß gänzlich abgcschafft wor­ den zu seyn, und es blickt im Homerischen Hymnus et­ was feindseliges gegen das unterdrückte Erdorakel der Themis durch. Dieses sprach auch vermittelst des Erd­

sohns Drache (welcher dem Melampus die Ohrey leckte.

80

über sie hätten sich aufgerieben, oder seyen durch Kadi mos, welcher sie fürchtete "7) (wie mancher König ihres Gleichen), wieder vertilgt worden, bis auf diese fünf. Vielleicht war der König.gehalten, aus einem dieser Geschlechter zu heyrathen, wie denn PolydoroS, des Kadmos Sohn, eine Enkelin des Chtonios heyrathet, während Kadmos seine eigene Tochter dem Echion giebt 178). Die Gesäeten, Sna^ioi, ist also ihr Eh«ach dm Töt«, Sein Apollon. 1, 118, Apoliod. 1, 9, 11), oder unterhielt ihn wenigstens als Diener, wie «ach Hesiodus die Demeter r« Eleusis that (Strab. IX p. 393, Äoß Mythol. Br. ri, 123), und dieser- Drache ward nunilichr, als wenn er Schafe und Rinder frommer Hekalvmbenbringer (D. 303. 365) Nicht ehrlich und anstän­ dig, wie bey de« jetzigen Lpfermahlzeiten geschah, verrehrt, sondern als ei» Lyphou und Sohn der bösen Here (in sei, «er Höhle) verschlungen hätte, dem Aberglauben zum Abscheu gemacht. Die Zeit, wo man dergleichen, selbst mitten iit hieratisch-epische» Pocsteen, als reinerem philologischem Kunstgefühl ungenießlich, gleich bey der Hand war, auch für «nächt zu erklären, war dieselbe, worin die ganzen Fa­ beln von Jo und von Europa aus Schiffszeichen entstau­ ben seyn sollten (Ruhnken. Opusc. p. 262), was frey­ lich Lactantius und Eusebius und zum Theil Apollodor p. 432 auch gemeynt hatte». Die Herleitung des Na­ mens im Homerischen Hymnus 363 von dem Fau­ len des getödete» Drachen ist grundlos, da er ohne alle» Zweifel von dem Srakelftagen herrührte (Strab. IX p. 419), wovon auch der Monat ni&ios, örtlich ausgespro­ chen Bimos, hieß. Plutarch. Qu. Gr. 9‘ 177) Pherecyd. p. 113. 178) Eurip. Beech. 1265,

81 renbeyname, und es ist in diesem Fall so verkehrt wie in vielen andern gewesen, daß man die Fabel aus dem

Namen erdichtet glaubte.

Das Säen, um so unbe­

stimmter, als es die Griechen leicht tropisch verstan­

den 179), ist nicht das Auszeichnende, sondern die Drachenzähne; wäre von diesen der Name genommen,

dann dürfte man aus ihm die Fabel herleiten. gens findet sich

Uebri-

die Sage von Spartiaten auch in

Kreta 18°), eben so wir die vom Apollon Pythios,

diese in Gortyna 181). Das so eben angedentete Verhältniß der Sparten,

das einzige Erhebliche,

was

von der Kadmeischen

Verfassung sich verräth, scheint, um auch dieß im Vorbeygehn zn bemerken, die vielen Vormundschaften in

der Thebischen Königssage zu erklären.

Noch Kreon

hatte von väterlicher und von mütterlicher Seite reine

Ahnen aus diesen Geschlechtern 182)..

Aber es kam bis

zn gewaltsamen Herrschaftswechscln, und das Haus

Chtonios, d. h. wenigstens die Sparten überhaupt,

führte (wenn nicht die Sage, welche bey aller Un­ vollständigkeit und bey dem Schein des Gemachten in

Vielem, im Wesentlichen guten Zusammenhang hat , dennoch täuscht), indem cs den Kadmos stürzte, eine Diar ch ie ein; eine Form, die Obergewalt zu theilen

179) Aesch. Eumen. 412. i'uäs 3* öfioias oiStvl &r«pr