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German Pages 153 [160] Year 1820
Ü b e r
des
Sophokles A I A S • HMD II'
Eine kritische Untersuchung, nebst zwei Beilagen von
F r i e d r i c h Osann* Doctor der Philosophie und Privatlehrer «h der Universität zu JBerlin,
Berlin gedruckt
1820,
u n d v e-x l e g t
b e i G. Reimer.
Seiner dem
Excellenz Freiherrn
Stein von Altenstein, K o n i g l . Preufsischen w i i k l i c l i e n Geheimen Sta&tsministei und M i n i s t e i dei geistlichen, Unterrichts- u n d M r d i c i n a l - Angelegenheiten, Ritter des rothen A d l e i o i d e n s eistet K l a s s e , des eisernen Kreuzes u. s, vr.
D a E\T. Excellenz iedes Erzeugnifs der Wis* senschaft a n d Kunst mit gleicher Aufmerksamkeit zu betrachten und zu würdigen gewohnt sind: so durfte ich hoffen, dafs Hochdieselben vornehmlich denienien wissenschaftlichen Bestrebungen Ihre Theilnahme angedeihen lassen würden, die auf einer Hochdero Aufsicht anvertrauten öffentlichen Lehranstalt entstanden, zugleich im Stande sind von dem Standpunkt und dem Wirken einer ihrer Glieder Rechenschaft zu geben. Indem zu dieser Überzeugung sich noch der Wunsch gesellte, die öffentliche Meinung, die mir auf hiesiger Universität Vorlesungen halten zu dürfen gestattet, durch ein öffentliches Zeugnifs möglichst zu rechtfertigen: so entstand ein Gefühl von Pflicht, nur in Dessen Namen und Dessen Schutz dieses Bekenntnifs abzulegen , durch dessen väterliche Pflege und Fürsorge die An* stalt blüht und gedeiht. Zur Erreichung dieses Zwecks schien nichts i\ngemeLner als vpn denienien Vorlesungen, die im Verlauf dieses akademischen Winter-
Halbepifthrs auf li«siger Universität wirklich gehalten worden, wenn auch nur einige Bruchstücke mitzutbeilen, von denen ich hoffen konnte durch die Neuheit der Untersuchungen auch bei einem gröfsern als dem hörenden Publicum f ü r meine wissenschaftlichen Bemühungen einige Theilnajime zu erregen. Möchte es so diesen Bruchstucken, von denen der gröfste Theil eine fast wörtliche Wiederholung meiner Vorlesungen ist, gelingen Ew, Excellenz Aufmerksamkeit zu verdienen, und so ihren Hauptzweck zu erreichen, einen öffentlichen Beweis 1er tiefsten Achtung und reinsten Verehrung zu geben, von welcher sich aufrichtig durchdrungen bekennt
Ew. E x c e l l e n z Berlin, im Mar« 1820.
gehorsamster Friedrich
Osann.
w enn das Leben eines ieden Menschen, -wie e» die Natur in ihrem sich ewig wiederholenden Wechsel täglich neu erzengt, richtig nnr dann beurtheilt und "verstanden wird, wenn ihm die Z e i t , in der es sich entwickelt, emporgestiegen und abgelaufen, als eigner Mafsstab angelegt wird: so mag wol die Behauptung noch weniger auffallen, dafs ein Kunstwerk, das die in die W i r k lichkeit herausgetretene Idee eines in seiner Zeit wahrhaft begeisterten Menschen äufserlich darstellt, nur aus dem Sinn und Charakter seiner Zeit will aufgefafst, verstanden und genossen werden. Denn so wie ein iedes Denkmal der W i s senschaft oder Kunst ein sprechender Zeuge und heller Wiederschein seiner Zeit ist, auf deren Standpunct es mit sicherem Finger hindeutet, also bedingt auch wiederum die Zeit ihre eignen Erzeugnisse und läfst nur solche entstehen, die sie zu veranlassen Kraft und Eigentümlichkeit genug besitzt. Mag dieses einzig gültige Gesetz eines ieden Richterspruchs über Erscheinungen im Gebiete der Kunst und Wissenschaft noch so klar A
s vor Aller Augen liegen, dafs man es nie verkannt zu haben meinen sollte, so ist es doch von denen, die sich ein Richteramt angemafst, am •eltensten beachtet worden, sei es aus Unerfahrenheit oder frechem Dünkel, der auf Kosten einer frühern Zeit nur nach der anerkannten Wahrheit seiner Zeit und nach deren Stempel die Vorzeit um zu prägen und zu wägen sich vermafs. Einen neuen Beweis dieses thörichten Verfahrens liefert die gangbare Beurtheilung des Sophokleischen Aias, der von einer Seite den unverdienten Tadel Mancher, wie auf der andern eine unstatthafte Verteidigung veranlafst hat. So verschiedenartig mufste sich die Ansicht beider Theile gestalten: der eine verfiel auf die Antastung eines Geistes, dem sich noch kein zweiter gegenüber stellen konnte; der andere suchte zu rechtfertigen, was über iede Verteidigung erhaben stand, und gebrauchte dazu Waffen, die nicht trafen: weil keinen von Beiden bei ihrer Beurtheilung dieienie Ansicht leitete, die dem erhabnen Geist unsers Dichters nur vorgeschwebt haben konnte. Um die Sache von der wir reden nicht weiter hinauszurücken, wir meinen den Anstofs, den der erstmalige, zu wenig mit dem Geist der alten Tragödie vertraute Leser nehmen dürfte an der weit über das Argument der Tragödie, wie man es gewöhnlich annimmt, hinaus"esponnenen Endscene, die wol durch ihre schein-
o bare Breite und Ausführlichkeit, die er k a u m ein« n o t h w e n d i g e , geschweige eine angenehme nennen möchte, den schönen, tragischen Eindruck, den der herrlich motivifte Tod des Aias h e r v o r b r i n g t , eher vernichten als erhalten dürfte. Bei einer e r s t e n , flüchtigen Übersicht der T r a g ö d i e könnte man leicht zu wünschen sich veranlafst f ü h l e n , der Dichter möchte die Katastrophe in dem Tod des Aias finden lassen und nach d e r Abschiedsrede des Aias und vielleicht den Klagen des C h o r s , die Tragödie geschlossen haben. Diese B e m e r k u n g , die sich bei Iiintenanstellung eines t i e f e r n , w e i t e r n Eindringens in den Bau des Gänsen so leicht einem Ieden a u f d r i n g t , dafs w o l M e h r e als d i e , die diesen Anstois wirklich ausgesprochen, denselben gefühlt haben werden, mag auch wol einen der neuesten gelehrten Bearbeiter dieser Tragödie zu einem so h a r t e n als unbilligen Uitheil die Veranlassung gegeben haben x ). W i r ubergehen Andere, die auf ähnliche W e i s e über diese verdächtige Stelle im Aias ihr Urtheil ausgesprochen h a b e n , da es n u r von einer modernen Ansicht geleitet w u r d e , und wenden uns y.ur Gegenpartliei, die als Anwalt des Dichters seine Yertheidigung führt. Bernhardi glaubt eine Rechtfertigung in, der Annahme zu finden, Sophokles habe bei der Anlage seines Aias den Gliederbau der H o m e r i schen llias v o r Augen gehabt und diesen im Aias w i e d e r zu geben gesucht. So w i e die beiden let?A 2
4 ten Gesänge der Ilias sich nnr durch eine« los-en Zusammenhang än die Vorhergehenden iufKUig anknüpften als Epilogus, die beiden ersten den folgenden nur als einleitender Prologus vorausgeschickt würden: eben so schlöfsen sich im Aias nach der Scene, die den Tod des Helden enthielt e , die folgenden, ohne nothwendig bedingt zu sein, an das Ganze der Handlang an. Erwägt man den ähnlichen Inhalt beider Endscenen der Ilias und des Aias, indem hier Telamons Sohn, dort Patroklos, beide als Helden, Einer N o t wendigkeit unterliegend, gefallen und ieder vön beiden von seinem Freunde und Gefährten, dieser vom Achilleus, iener vom Teukros, feierlich bestattet werden: so dürfte diese Annahme wol einigen Schein der Wahrscheinlichkeit für sich gewinnen, indem die Anlage der Ilias in einer Z e i t , wo dieselbe allgemein verbreitet als Nationalepos iedes dichterische Streben belebte und ihm seine Richtung gab, wol auch bei Anordnung einer Tragödie als Vorbild gedient haben könnte. Allein abgesehn davon, ob sich ein solches mehr sclavisches als freies Verfahren bei Schaffung eines Kunstwerks, das aus einer unbedingten, freien, lebendigen Ergreifung des Stoffs erzeugt sein will, auf Kosten einer weniger passenden Ausführung des Gegebnen rechtfertigen lasse; abgesehh davon, dafs sich diese Annahme durchaus auf keinen historischen Beweis gründe, was der geistreiche Urheber iener Meinung selbst
5 gestehen mufste, da er es mit sieinen angeführten Paralelstellen ans der Ilias und dem vorliegenden D r a m a , die nichts beweisen als den Zusammenhang der Homerischen und Soph okleischen Sprach« eigenthümlichkeit in einzelnen Erscheinungen, und sich wenn es darauf ankäme, um ein gutes Theil noch vermehren liefsen, gewifs nicht so ernstlich gemeint hatte: so fällt die Vergleichung u^id das mögliche Wechselverhältnifs beider Gedichte weg, indem eine nähere U utirsucliung die beiden letzten Gesänge der Ilias als nothwendige Schlufstheile des ganzen Epos erkennen l ä f s t , was eine oberflächliche Übersicht in den Sophokleischen Schlufsscenen nicht wieder finden kann. D i e b e i den letzten Gesänge der Ilias stehen mit den frühern in so genauem Zusammenhange, dafs sie nur auf Kosten des Ganzen hätten wegbleibea können, was Bernhardi übersehn zu haben scheint. Gestehen wir auch zu daf« mit dem zwei und zwanzigsten Gesänge sich die Haupthandlung der Ilias s c h l i e f e , indem Patroklos Tod mehr als genug gerochen i s t : so ist doch nicht zu verkennen, dafs in diesem Schlufsereignisse zwei Momente enthalten sind, die nach der Ansicht der Alten nothwendig eine weitere Darstellung verlangten um das ganze Gedieht, das als solches wenigstens dieienien ansahen, die Homeros Gedichte sammeilen, -\\ ürdig in sich zu beschließen. W i r finden nämlich durch da« ganze Hellenische Alterthum iene sittliche Ansicht verbreitet, nach
c welcher der Freund wie der Teind in dem Abgeschiedenen den Menschen ehrt, und diesäii, der allgemeinen Mutler Erde, die ihn zuerst gegeben, feierlich wieder zurück zu geben sich gezwungen fühlt. Dieser religiöse Glaube w a r so mächtig und allgemein, dafs nicht bestattet zu w e r den für die gröfste Strafe der Gotter, die diese über einen Sterblichen verhängen konnten, ange« sehn wurde j dafs sogarrbnr der bestattete Todte Buhe erhalten, d. h. nach christlichen Begriffen seelig werden konnte, die unbestattete Seele dagegen in einem dem katholischen Fegefeuer ähnlichen Mittelzustande zwischen Tod und Auferstehung ruhelos umhe£ zu irren verurtheilt w a r : weswegen wer irgend einen unbegrabenen Leichnam fand, über ihn nach einem Attischen Gesetze wenigstens eine Hand voll Erde w a r f , und ihm hierdurch, wenn auch nur eine schwache Andeutung einer Beerdigung angedeihen liefs 3 ). Daher wurden den im Meere Ertrunkenen, deren Leichname man nicht habhaft werden konnt e , leere Grabmäler gesetzt 4 ). Die Sache ist zu bekannt, um einer w e i t e m Ausführung zu bedürfen: w i r erinnern n u r an den Schatten des Poiymestor in der Hekabe des Euripides und an die Bede des wehklagenden Patroklos, die uns zunächst h e g t , wo der Schatten des Patroklos dringend die Bestattung vom Achilleus fordert. Diese Betrachtung führt uns auf die Ilias selbst zurück, vro wir zwei Todte gegeben finden, die su beer-
7 digen von beiden Seiten Freundes Pflicht hieischt e , die des Patroklos nnd de« Hektor: eiji Ge-genstand der bei iedem Dichter auf eine Darstellung gerechte Ansprüche machte, und dem Epiker zumal Stoff zu einer erlaubten, ausführlichen Darstellung willig bot. Dafs der Mahnung des Freundes zu gehorsamen *), Achilleus mit Aufwand eines ganzen Gesanges den Patroklos beerdiget, liegt wol sehr in der Natur des Epos i aus demselben Grunde wird auch die Darstellung im letzten Gesänge gerechtfertigt. Das theilnehmende Gemüth wird durch die an dem H e k tor vom Achillens ausgeübte Raoh* nicht versöhnt, sondern wenn nicht beleidigt, gewif» schmerzlich beunruhigt: gestraft w o l , aber nicht geschändet, noch unbeweint und grablos könnt« der Hellene den Hektor ertragen. Hierzu w a r die Auslösung des Todten nöthig, welche bei dem erzürnten Achilleus zu bewerkstelligen, selbst Zeus die Mittel angeben mufste. Der grofsherzige Achilleus wollte nur den geliebten Todten r ä c h e n , um dann den mit dem Tode gestraften Mörder dem unglücklichen Vater Priamos zur Bestattung zurück zu geben: denn auch bei den Hellenen sühnt der Tod iedes Verbrechen, iede Schuld mit dem Leben aus» So verstummt mit dem letzten Laute an den Gräbern zwei gefallener Helden auch der des unsterblichen Sängers, dem diese letzten Bestattungen der Schwaneng«sang des eignen Liedes werden mufsten.
8 Versuchen wir nnn einen andern W e g , nm das Auffallende in der Anlage de« Sophokhis-chen Aias zu erklären, so wird sich ergeben, im das wahrscheinliche Resultat unsers Forschens gleich voraus zu nehruen, dafs der Aias das Mittels tück einer Trilogie ist und als solches b e d i n g mit seinem Anfang und Ende sich dem vorausgehenden und nachfolgenden Stücke genau anscbliefsen mufste. Doch hiervon abgesehn, mufs eil ieder Theil der Trilogie als ein zum Ganzen gehöriger so auch als einzelner betrachtet keine der Forderungen unbefriedigt lassen, die ein Kunstwerk als ein in sich abgeschlossenes Ganze, an sich ergehen läfst. Hier begegnen wir der Ansicht wiederum, von welcher wir ausgiengen, dafs man d®n Aias bis jetzjt weniger im Geiste des Alterthums gefafst und darum mißverstanden h a b e , indem man ihm den Kunstmafsstab unserer Zeit anzupassen versucht. Bemühen wir uns dagegen den Aias nach dem Charakter des Alterthums zu beurtheilen und zq erklären, so scheint «s nicht zwecklos zu sein, uns erst über den hervortretenden Unterschied der Tragödie in alter find neuer Zeit zu verständigen, der sich am deutlichsten mittelst der Darstellung ihrer Fortschreitung in der Zeit, mittelst ihrer Geschichte finden läfst. Gehen wir zurück auf die erste Erscheinung der Tragödie, so finden wir nach den ersten oft fast willkührlichen Vorgriffen und Spielen der
9 K u n s t , die wie einzelne Kristtalspitzen ans dem zitternden, bewegten Wasser hervortauchen und nach und nach zu einem Ganzen aueinanderschiefsen, als Anfangspunct der ausgebildete!! T r a gödie ¿en gefesselten Prometheus des Aischylos: in welcher kolossalen Bildung Melpomene, die Mutter der Tragödie bei ihrer ersten Geburt sich ganz erschöpft und ihr höchstes Ideal, ihr Ebenbild zum Musterbild aller ihrer folgenden Erzeugnisse aufgestellt hat. Dieselbe Erscheinung findet sich überhaupt auch in den andern Gattungen der Poesie und Kunst auf eine auffallende W e i s e wiederholt und bestätigt, so dais sie auf ein tiefer liegendes, allgemeines Gesetz schliefsen läfst. S o sieht Prometheus, von dem A. W . Schlegel treffend s a g t , er sei nicht eine Tragifdie, sondern die Tragödie selbst, als Choryphäe der ganzen Tragödie d a , wie sie nur bei einem Volke oder zu irgend einer Zeit sich gestaltet hat. Die Grundidee, die Aischylos in ihm ausgesprochen, war für den Character der ganzen T r a gödie insonderheit der Griechischen, bestimmend und entscheidend. W i r meinen die in der Griechischen Tragödie durchgehende Idee des Schicks a l s , die so schroff und hart sie auch dem von ienef Zeit entfernten, ruhigen Beschauer erschei« nen mag, doch ihren notwendigen Grund in dem damals herrschenden Glauben eines noch in der Kindheit begriffnen Volkes findet, der der ersten Darstellung des Lebens noch keine andere Farben
io zu leihen vermochte. Denn ie weniger der kindliche, noch sinnliche Mensch seiner Individualität bewufst geworden, und von der auf ihn einstürmenden Macht einer noch wenig verstandenen Aufsenwelt fast überwältigt w i r d : um so ungebildeter und roher ist seine Idee eines Alles lenkenden W e s e n s , einer Gottheit, die «r sich n n r als eine nach zufälligen und willkührliclien Gesetzen schaltende Herrscherinn denken kann und sie mit dem Namen des Schicksals bezeichnet. Sobald der Mensch in ein freieres Bewufstsein seiner selbst getreten, wodurch er aus den Banden des ihm noch mit einem geheimnisvollen, ahndungsreichen Dunkel mütterlich umgebenden Schoofses der Natur erlöst w i r d , in seinem eignem freiem Willen sein fesselloses Ich gewinnt: so geräth er durch diesen Gegensatz in einen noth wendigen Kampf mit der N a t u r , die ihm das Schicksal ist, in welchem er entweder siegen oder unterliegen mufs. Dies ist der Stoff der T r a g ö d i e , der sich ie früher gedacht, um so roher gestalten mufs, wie w i r ihn auch im Aischylos noch finden, wo der Mensch im Kampf mit den Göttern einer spätem Dynastie erscheint, die noch dem unabänderlichen Willen der Moira unterworfen sind, von welcher iedes Loos den Sterblichen wie den Unsterblichen zuTheil wird ' ) . So wie durch das Fortbilden einer ieden Kunst die kolossale, rauhe Erhabenheit des ersten Ansatzes herabgezogen wird zur geschlossenen Ilar-
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monie des Ungeheuern und Anmuthigen zu einem G a n z e n , so stieg auch die Tragödie bei i h r e m l'ortschreiten von i h r e r kaum erreichbaren, ü b e r menschlichen Hohe herab in die Wohnungen ein e r heilerem Menschheit, wo der freie W i l l « des Einseinen sich durch die Umstände des L e bens mehr begränzen und mildern läfst. Die Moira verschwindet mit ihrem f r ü h e m unmittelbarem Erscheinen, n u r unsichtbar fortwaltend in ihrem an die Unsterblichen abgetretenen Reiche. Historisch in Uberlieferungen ihres W i l l e n s lebt sie f o r t , die verkündet werden als uralte, weissagende Traditionen , Orakclsprüche, die dag Schicksal des Einzelnen bestimmen. Mit den Göttern selbst erscheint der Mensch n u r im Kampf und weil diese das Schicksal selbst sind, kann er sie in seinem Streit nicht mehr besiegen, w i e v o r h e r Prometheus, sondern mufs unterliegen. So finden wir die Idee des Schicksals im Sophokles dargestellt. Der Kampf ist leichter, weil der Mensch nicht gegen die E i n e , sondern die u n t e r viele Gottheiten vertheilte K r a f t zu kämpfen hat. Gewinnt endlich der Mensch dieienie Freiheit des Bewufstseins, die ihn den sonst so hoch gedachten W e s e n einer übersinnlichen W e l t nicht untergiebt, sondern gegenüberstellt und ihn von den Banden los lost, mit welchen der Kinderzeit frommer Glaube ihn sonst an iene e r h a bene W e s e n gekettet hatte: so löst sich mit der Z e r r ü t t u n g der politischen Existenz ¿ e r alten
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W e l t auch die Idee der alten Tragödie auf, w e i l die sie sonst leitende Idee aufgegeben wird. Es ist derienie Standpunct des menschlichen Geiste«, wo der eigne W i l l e , der Character eines Menschen, sein Geschick, s e i n e N a t u r wird, wie Herakleitos der Dunkele sagt 7 ). Die schon merklichen Spuren dieser Auflösung in politischer, wie in moralischer Hinsicht, die dem Christenthum als Vorbereitung taothwendig vorausgehen mufste, finden sich deutlieh in den Tragödien des Euripides, die durch ihre moralische Tendenz ganz auf der Gränze der alten W e l t wie der alten Tragödie stehen. Hellas gieng unter im Kampf der Zeit und des Glaubens, mit ihm die alte Tragödie; eine e i g e n t ü m l i c h e Römische gab es nicht und konnte es nicht geben. Die ganz umgestaltete Idee lind W e l t a n s i c h t , wie sie sich in der veränderten Religion nothwendig aufdrang, w a r zu mächtig ergreifend, die Freiheit des Geistes zu sehr fesselnd, um dem Einzelnen in seinem Ringen nach festen Glauben und sicherer Überzeugung noch Z e i t , Empfängnifs, oder Genufs eines freien poetischen Gefühls zu verstatten. Die positiven, damals zu oft mißverstandenen Satzungen des Christenthums und dessen Ausleger hinderten die Menschen an eigner Freiheit des Gefühls wie de« Gedankens. W e n i g e Ausgezeichnete erhoben sich über ihre Z e i t : ohne die Erscheinung des Riltert h u m s , das der Poesie wenigstens einig« leichte,
13 spielende Versuche abgewann, die fast nur lyrischen CharacterS sind, wie gröfstentheils auch die Epopöen dieser Z e i t , wurde das Mittelalter keine Stelle haben können in ein«r Geschichte der Poesie. Dafs aber in dieser Zeit eine T r a gödie auf keine W e i s e entseben konnte, bedarf des Beweises nicht, da sie ia nur das Product ist eines ungebundenen, in keine Fesseln weder de* Gedankens noch der Zeit gebannten Geistes. So entschlief sie» herüber zu der hellen Morgenröthe unserer Zeiten, wo sie durch eines Manne« unübertroffene K r a f t wie durch Einen Schlag ins Leben zurück gezaubert wurde. Shakespear« zeigte, dafs unsere Z e i t für die Tragödie wieder reif sei. Aber sie wachte als eine andere in einer andern Zeit a u f , als in der siö entschlafen. Ihre antike Tendenz gieng nach Shakespeare ganz u n t e r , dessen tragischer Geist sich unwillkührlich noch den alten Vorbildern annäherte. In ihm erscheint der letzte Kampf der neuen und alten Zeit um den Inhalt der Tragödie. Die neue mufste siegen: denn nur die Zeit behält Recht. Einige nothwendige Mittelglieder traten nach Shakespeare auf, die die itzige Epoche der Tragödie vorbereiteten , endlich herbeiführten, ilnd leider dürfen w i r uns nicht verhehlen, dafs w i r itzt lebenden Zeitgenossen schon wieder hinter dem Ablauf einer Epoche der zeitig vollendeten Tragödie stehen. Viele Iahrreihen werden vorübergehen müssen, bis die Zeit den Cha-
»4 racter einer neuen Tragödie gestalten -wird!, die •wir nicht erleben. Das innere W e s e n der kaum erst verschiedenen Tragödie hat sich fest d u r c h die Idee des Christenthums bestimmt. Die Idee des Schicksals mufste untergehen mit dem Emporsteigen der im Christenthum als Hauptsatz ausgesprochenen Idee der göttlichen Vorsehung, die die Stelle des Schicksals in der allen T r a g ö die nicht einnehmen konnte, indem die christliche Deniuth einen Heros neben, nicht unter der Gottheit, unmöglich gemacht hätte. So ändert sich das ganze Princip der Tragödie. Der Mensch erscheint nun nichtjmehr im Kampf m i t der Gotth e i t , sondern mit den Menschen f ü r die Gottheit. Aufsere Umstände wollen den Einzelnen zum Abfall von sich selbst bringen: aber sie überw m lend opfert er sich als Sieger der Gottheit. So wird Stoff der Tragödie das Gemüth, die Empfindung des Einzelnen, die in den verschiedenartigsten Lagen und Gestalten dargestellt werden •oll. Das Leben des Einzelnen im Ringen und Kämpfen um die Sicherang der eignen Freiheit und des Bewufstseins im Streit mit der Außenwelt ist Stoff der neuesten Tragödie. Man versuchte einigemal sie der antiken wieder naher zu bringen dnreh Zurückführung der Idee des Schicksals ; aber diese Erscheinungen stehen als fremde Gewächse in unserer Zeit da und tragen keinen Saamen in sich um neue zu befruchten. W i r erinnern von wenigen an die Braut von Messina,
*5 die auch der unsterbliche Dichter nur als Versuch einer möglichen Erneuerung der antiken Tragödie aufstellte. Der Zeit gemäfser war die indirecle Darstellung des Schicksals in der Idee des traditionellen Fluches, wie sie W e r n e r im vier und zwanzigsten Februar dargestellt hat: aber auch diese Annäherung an die antike Tragödie •\var mehr eine gewaltsame Aufnöthigung einer uns fremden Idee, als ein freies organisches Product unserer Zeit- darum vermochte es auch die Gemiither nur weniger zu treffen, und blieb ohne entscheidenden Erfolg. Iedoch wollen wir keineswegs so verstanden sein, als ob wir diese indirecte Darstellung des Schicksals aus der neuen Tragödie ganz verbannt wissen wollten: so bald es, worunter wir den Fluch, Ahndungen, Träume, genug das unmittelbare Einwirken einer übersinnlichen W e l t verstehen, in der Tragödie nicht leitendes und gebietendes Hanptprincip wird, das an die Stell« des unvermeidlichen Schicksals tritt, kann es mit grofaer Wirkung gebraucht werden, nur mufs es immer der freien Kraft des Menschen untergeordnet bleiben »). Diese Versuche stehen in demselben Mifsverhältnifs zu ihrer Zeit, wie einst in einer andern Hinsicht die Perser des Aischylos 9 ) oder die Erörterung von Miletos I 0 ) , oder die Phönissen I J ) des Phrynichos. Selbst unsere Zeit verschmäht mit Recht Darstellungen aus der unmittelbar verflofsnen Gegenwart, >o sehr man uns auch itzt Undinge dieser Art
i6 aufdringen will: denn nür In der Darstellung der Vergangenheit erhält »ich dar rein poetische Eindruck der Tragödie. Fassen w i r das eben Gisagte unter allgemeine Gesichtspuncte > so ergiebt sich leicht der Wesentliche Unterschied der alten und neuen Tragödie. W u r d e in der alten Tragödie, vom allgemeinsten Gesichtspunkt aufgefafst, der Kampf des freien Menschen um seine Freiheit mit dem Schicksal ringend dargestellt, in der neuen dagegen der Kampf eines mit anfsern und iunern moralisbhen Fesseln gebündenen Menschen, in welchem er nur strebt die verlorne, oder noch nicht besessene eigene Freiheit wieder zu erlangen, oder sich anzueignen, nicht im Streit mit der Gottheit, weil dfese ihm nicht als unabwendbar e s , widerwärtiges Schicksal, sondern als gnädige, hülfreiche, tröstende Mutter erscheint, die Bich des in dem Unglück des Lebens nach Selbständigkeit und Freiheit ringenden Menschen ann i m m t : so ergiebt sich klar, dafs in dieser der Kampf um die Behauptung einer besondern Idee enthalten, in jener der Mensch ringend um eine allgemeine dargestellt wird. Die neue Tragödie scheidet sich sonach von der alten dadurch aus, dafs ein Lebensmoment eines Menschen, eine einzelne That Gegenstand der Tragödie w i r d , in sofern dieses Motiv von der Bekämpfung einer von aufsen einwirkenden Macht, die gewohnl.:h unter der Gestalt der Leidenschaft auftritt, b stiw
17 stimmt wird. Aus dieser Darstellung «imer be» sondern Begebenheit soll sich dann erst (die B e ziehung auf eine allgemeine Idee ergebien; sie selbst aber ist nie rein ausgesprochen, ho-chstens leicht angedeutet, damit sie dem -verständigen Zu*schauer nicht entgehe. Dagegen wird in 'dir a l ten Tragödie eine allgemeine Idee selbst rein dargestellt Und eine besondere Begebenheit eines Menschenlebens oder auch Volksereignisses wird nur als V o r w u r f oder Unterlage zür nähern E r klärung des Allgemeinen gebraucht." Dieses ist daher ienem ganz Untergeordnet nnd seine D a r stellung wird von ienem allgemeinen Princip einzig bedingt. Hieraas bestimmen sich von selbst die Grenzen der Handlung, Wie sie das antike D r a m a erfordert. Der plötzliche, durch irgend ein gewaltsames Durchhauen des Knotens herbeigeführte Abschlufs einer Handlung, wie er « u r augehblicklichen Erschütterung und Ergreifung des Gemiiths wol genügend wirken könnte, reiölit selten aus zur vollkömmnen Darstellung einer allgemeinen Idee, wie s i e im Griechischen Drama ausgesprochen werden soll. Indem die Folgen einer T h a t in der That selbst liegen und wesentlich noch au ihr gehören, weil man eine ursächliche Begebenheit nie ohne ihre W i r k u n g betrachten k a n n , so erfordert die darzustellende allgemeine Idee, wenn sie ihrem Umfange nach -vollkommen würdig und bis auf den GrUnd erschöpft Warden soll, [gewöhnlich diese Ausdehnung der
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18 Handlung bis auf ihre n o t w e n d i g e n darzisttellenden Folgen hinaas zur völligen Beruhigin^j und Zufriedenstellung des von f e r n h e r theiln einsenden Gemüthes, sollte auch dabei der sogenannte theatralische Effect scheinbar aufgeopfert werden. Denn dj« vollkommne Einheit der Handlang in in ihrer Ursache und W i r k u n g ist ein cathwendiges Erfordernifs in der antiken Tragödie I 3 ) . Hierin unterscheidet sich die neue Tragödie von der antiken, indem in iener mit der unmittelbar abgeschiofsnen Hapdlung auch die Tragödie endiget, eben weil es ihr ia nicht obliegt eine allgemeine Idee durch eine besondere That oder Handlung auszudrücken, sondern nur die Handlung selbst an sich genommen. Diefs ist aber eben auch der Punct> den man von dem Cfcaracier der n e u e m Tragödie ausgehend, in der alten bei ihrer Würdigung meistens übersehen hat, und durch welchen wir den Schlufs des Sophol l e i s c h e n Aias retten au müssen glauben, auf welchen Uns unsere Untersuchung nun zurückführt« Geben wir nun zuvörderst den gesammten Inhalt tmserer Tragödie an, damit w i r über die i n ihr ausgedprochne Idee ein Urtheil gewinnen k ö n n e n , von der die innere Anordnung der ein« zelnen Glieder nothwendig abhängt. Achilleus war vor Troia durch die Hinterlist des klugen Paris gefallen* Den Helden den man bei seinem Leben oft verkannt, ehrte man im Tode 40 sehr, dafs man seine Waffen als Ehren-
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geschenk nur dem Würdigsten im ganzen Hell«« nischen Heere zuerkennen wollte. Die beiden Atriden, Agamemnon and Menelaos, konnten «ich diese Ehre nicht anmafsen, da sie, Hauptanführer des Heer«s, als solche in dem Wettstreit um die Achilleischen Waffen als Richter selbst saften und übef did Ahsprüche der Bewerber zu entscheiden hatten; so wurden tinter den übrigen PreifsbewerWn nur Aias, der Sohn des Telamon und der Eriboia I 3 ) und Ödysseu« Würdig CÄannt de« Achilleus Waffen zu erhaltftn. In Rücksicht de* ausübenden Macht ihrer Feldherrn4t«ll6n hatte keiner von beiden vor dem andern einen V o r a u f , indem der eine dem Hellenischen Heere so viöl Schiffe angeführt- hatte als der andere Ovidius *') lärst beide in dem Gerickt vor den Atriden' mit langen declamatorischen Reden auftreten und ieden von beideö seine Ansprüche und Rechtsgründe weitläufig auseinanderlegen. Odysseus, dem sein Gegner Arglist in W o r t und T h a t , und Feigheit wol nicht ohne Grund vorwirft) sucht durch Aufzählung seiner Heldeatliaten sein Recht an dem Ehfenpreifse zu erhärten. Dagegen durfte wol sein Mitbewerber, wettn e i auch wo es auf Überlegung und Klugheit ankam, ienem weit nachstand, gerechtere Ansprüche haben, zumal bei einem Ehrengeschenk, dgs in Waffen bestand; denn nach Achilleus hatte das Hellenische Heer wol nie einen tapferem und braveren Kämpfer als den Telamonier unter B
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sich gezählt l 6 ) . So stellt ihn auch Homeros in der Ilias dar, ihn immer als den tapfersten Streiter aufführend *"). Da tu kam noch dafs die über den Tod des geliebten Sohns betrübte Mutter ,The£ia selbst demienien die kampfeswerthen 'Waffen bestimmt hatte, der den Leichnam ihres Sohnes gerettet * ' ) , und diefs war kein anderer als Aias selbst gewesen, der die um den todten Achill e s kämpfenden Troer veriagte und den Leichnam aus dem Kampfe »og 1 9 ) , obwol sich derselben That auch Odysseus r ü h m t * 0 ) , weichin ab§r Aias sogleich widerlegt a i ) . Z u diesem gerech« .ton Anspruch« gesellte sich noch der der nahen , Verwandschaft mit dem Todten, indem die Väter beider Helden Brnder gewesen waren * 3 ) . Das < angestammte Recht des Aias an den W a i k n seines Verwandten scheinen nach dem Tod« des Aias die Götter selbst anerkannt au* haben, indem nach einer Sage 9 a ) diese- bestrittenen W a f fen , die bei einem Schiffbruch des heimfahrenden Odysseus dem Meere anheim gefallen waren, von den Wellen an die Küste von Salamis angetrieben wurden, wo Teukros den geliebten Bruder begraben haben sollte. Dennoch, ohnerachtet dieser gerechten Ansprüche entschiede die partheiischen Atriden aus besonderer Gnnsf für den Laertiaden, und wie es scheint auf Antrieb und Vermittelutig der P a l l a s , die dem A£as ob alter Vergehungen an ihr zürnte 3 4 ) . Aach mochte eich Aias eben er«t noch den Groll d«s
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Agamemnon zugezogen haben, indem e r gegen das Gebot des Agamemnon den Palamedes beerdigt'hatte 3 ' ) . So gewifs Aias überzeugt war, die Waffen des Achilleus erhalten zu müssen, so schmerzlich mufste er sich gekränkt fühlen, sich in seinen Hoffnungen getäuscht zu sehn. Diese 'Beeinträchtigung durch blofse persönliche Gunst veranlagt, mufste ihm nach den Begriffen de» Alterthums die schmachvollste Entehrung dünk e n , deren Bitterkeit er nur durch eine augenblickliche, frei gewählte Entsagung des Lebens oder durch genügende Rache überwinden konnte.' Nach diesen beiden Motiven trennt sich hier der Mythos des Aias in zwei verschiedene Sag'en* nach deren einer Aias sich nach Entscheidung des Waffengerichts sogleich entleibt habe 2 i ) . Die andere, der Sophokles gefolgt, Iäfst ihn den Tod erst später finden, nachdem er blutige Hache an den Hfeerden des Hellenischen Heers, das er für das Heer nebst den Atriden und den Qdysseu« selbst hält, genommen hat. Der über die unverdiente Schmach erzürnte Aias gedenkt in der Nacht nach dem Waffen berichte durch schwere Rache sein erregtes Gemüth zu beruhigen. Mit entblöfstem Schwerdte stürzt er in die Nacht hinein, um blutige Rache am ganzen Argivischen H e e r , vornehmlich an dem tief gehalsten Odysseus und den beiden Atriden »u nehmen i,*7)» Da tritt ihm aber die für ihren Liebling besorgte Athene in den W e g , ihm die Sinne rerwir»
«a rend, und führt ihn statt zu dem Heere der Hellenen unter die Heerden des Heeres, w o er in •einem Wahnsinn eine gräuliche Niederlage anrichtet , s ) . Viele der Schaafe schleppt er geknebelt in »ein Zelt, von denen er vorzüglich •inen Bock seiner besonderen Rache auszeichnet, den er für don Odysseus hält Gerade gegen den Odysseys trieb ihn sein Rachgefühl am meisten t welches nach der Sage noch über da» zeitliche lieben hinausdauerte in die friedlichen Wohnungen de« unterirdischen Hades, wo Aias, den diese Wohnungen des Todes besuchenden Odysseus weder sehen mochte, geschweige anreden konnte 3 °), Mit dem Morgen, der auf diese Schreckensnacht folgte, beginnt die Sophokleische Tragödie. Odysseus, der von der Begebenheit in der Nacht schon dunkle Kunde erhalten, achleicht Bm das Gezelt des Aias umher, um die Wahrheit des Ereignisses auszukundschaften. Hier trifft ihn Athene, die ihn von dem wahren sammenhang der Sache unterrichtet. Durch «in Gespräch der Athene mit dem aus dem Zelte herausgerufenen Aias, dessen Augen durch die Macht der Göttin verfinstert seinen Feind nicht sehen, wird die Begebenheit dem Odysseus vpllend« klar gemacht. Nachdem beide die Bühne verlass e n , tritt der Chor aus Salaminischen Schiffsgefährten bestehend auf, zu welchem das Gerficht von der durch den Aias bewirkten Niederlage un-
25 ter dier Heerde ebenfalls gelangt ist. E r ergiefst •ich hi rüber, ungläubig an die erhaltene Kunde in ahnlungsvotllen Muthmafsungen, die er vom Aias .sebst entweder widerlegt oder bestätigt h a ben w i l . Tekmessa, Tochter eine* Phrygischen Königs Teleutas 3 ' ) , Geliebte des Aias, t r i t t heraus a m bestätigt durch eine ausführliche Erzählung den Chor die ganze That. W ä h r e n d Tekmessa ind d e r Chor noch über das Schreckliche des Erdgnisses «ich äufsern, w i r d ihr Gespräch durch cen Aias selbst unterbrochen, den man im Zelte Magen aujstohnen und um Beistand rufen h ö r t , nachdem er wieder zur Besinnung gekommen und das W a h r e und Ehrlose seines Zustandes erkennt. Die Scene öffnet sich endlich m i t telst des Ekkyklema's und man erblickt den Aias im Zelte mit noch blutigen Händen mitten] u n t e r den genordeten Thieren sitzend, der nun in bittern Klagen und Verwünschungen sich an seine Salamiiischen Kampfgenossen wendet. Psychologisch richtig stellt der Dichter den Aias anfangs weich vor, ohnmächtig, niedergebeugt von dem ganz vernichtenden Schmerz über die unverschuldete und unbewufst begangene Missethat, der auch •wol bei einem Helden für Thränen nicht zu klein sein dürfte i a ) . Sein Gemüthszustand w i r d erst im Verlauf des Gesprächs gewaltsam, ie mehr Aias seines Elends bewufst wird. Itzt erst reift der nothwendige Entschlufs des eigenmächtigen T o d t s , der »ich seiner bald bemächtigt and ihn
24 einzig beschäftigt. Keine Trostesgründk des Chors noch der Tekmessa, die ihm in einer herzzerreissendcn Rede das Elend des altei d u r c h seinen Tod dann verwaisten Vaters unt Mmtter und ihr eignes trostloses Unglück b e w e gend vorstellt, vermögen den gereitzten L ö w e n zu besänftigen. Aias verlangt nach seinem Söhne Eurysakes, den er mit einem väterlichen W u n sche begrüßend der Obhut des eben abwesenden Teukros anvertraut, der ihn den alten Vater T e lamon bringen solle. Darauf hebt der Ch»r von Neuem ergreifende Klagen an um Salamis und die daselbst lebenden bekümmerten Altern des Aias. Nichts vermag aber den Entschlofs de« Helden wankend zu machen, der iedoch nnr dun» kel angedeutet wird. Aias giebt dem Chor noch Aufträge wegen des Eurysakes und der Seinigen, und unter dem Vorwand sich durch ein Stthnungsbad von Meerwasser zu reinigen und den Z o r n der Gottheit zu versöhnen M), und sein Scbwerdt tief in die Erde zu vergraben, wo es niemand sähe, und an sich nehmen könne, geht er ab. Mit einem Chorgesang wird die Scene beschlossen. Indefs ist Teukros von einem Zuge in die Gebirge Mysiens zurückgekehrt, und hat sich mit Mühe gegen die Beleidigungen des Argivischen Heeres, das ihn als den Bruder seines wüthenden Feindes und Verrhthers zu steinigen droht, schützen können. Durch die weissagende Rede de* Kalchqs, der ihm den Frevel des Aias eröff-
25 net hat, ahndungsvoll beunruhigt, schickt er ei-? nen Buten voraus mit dem Auftrag, auf den Aia$ Acht 20 haben , und ihn nicht eher als er selbst angekommen, aus dem Zelte zu lassen. Iedoch zu spat. Der Chor und Tekmessa beeilen sicll min den verschwundenen Aias aufzusuchen. Die Scene vor dem Zelt des Aias verwandelt sich in die Meeresküste, w o Aias, nachdem er von der W e l t Abschied genommen den Tod selbst zuletzt noch anredet und sich dann in das ihm vom Hektor geschenkte Schwerdt stürzt p e r Chor in zwei Hälften getheilf und Tekmessa tret«n von verschiedenen Seiten a u f , den verschwundenen Freundängstlich suchend; die Trauer und die Klage um den gefundenen Todten unterbricht der endlich angelangte Teukros, der nachdem er seinen Schmerz in Klagen ausgesprochen, vom Cher zur Bestattung des Todten aufgefordert wird. Das Gerücht vom Tode des Aias hat sich indefr schon verbreitet, und Menelaos} tritt nun auf, dem Teukros die Bestattung des Bruders zu verbieten, weil Aias ein Feind und Verräther des Hellenischen Heers gewesen. Heftiger Wortwechsel zwischen Teukros und Menelaos, welcher sich) mit dem Weggänge de» letztern schliefst, der mit Gewalt droht. Deimoch bereitet sich Teukros vom Chor ermuntert zur Bestattung vor; während der Anstalten daz» tritt Agamemnon auf , vom Menelaos herbeigerufen , der nach einem heftigen Wortwechsel
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mit dem Teukros für and wider die Bestattung des Aias, iedoch endlich vom hinzugdtommren Odysseus besänftigt wird. Dieser der heftigst« Feind des lebenden Aias spricht für den Todten mit W o r t e n , die die edelste Gesinnung verrathea. Er sucht sein Vergehen an des» Lebenden durch die Ehre und Rechtfertigung des Todten wieder auszusöhnen 3 '). Agamemnon vom Odysseus überredet gestattet endlich die Beerdigung , zu der (ich sogleich Teukros und der Chor anschicken, der mit einem kurzen Gesang«, worin der in der Gegenwart irrende Sterbliche quf die in der Zukunft erst t u enthüllend« W a h r heit verwiesen wird, würdig die ganze Handlung schliefst 3< ). Haben wir nun den Gang vorgezeichnet, den die Sophokleische Tragödie nimmt, so sind wir auch im Stande, über die in ihr ausgesprochne allgemeine Idee ein Urtheil zu fällen. W i r haben den Helden auftreten gesehen, verletzt durch Geringschätzung seiner Rechte, deren Gedanke in dem Kopfe des Aias sich bis zur moralischen Entehrung gesteigert hat. So ergiebt sich als Stoff der Tragödie das tief verletzte Ehrgefühl eines edlen grofsen Mannes, dessen Kränkung durch keine andere Rechtfertigung ausgeglichen werden kann als durch die eigenste Sühne, die er sich allein n u r geben kann, durch eigenmächtige Entsagung des Lebens, das ihm keine Freude m t h r zu bieten vermag Sein Selbstmord ist eine
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f r « {fevählte, bewufste Handlung, wozu ihn der Schmers über die nicht aussühnbpre, beleidigte Ehre nach der Ansicht der Alten nothwendig bew e g e n inufste. Aach gewinnt Aias die Idee des Selbstmordes erst, nachdem sein völliges Bewufstsein z u r ü c k g e k e h r t , sein Selbstmord ist kein im VVahnsinn des Schmerzes ergriffenes letztes, verzweifelndes Mittel, noch gröfserm Schmerz da-" durch zu entgehen, sondern eine Handlung die aus voller tlberzeugung des n o t w e n d i g e n Todes entsprungen ist. Und sonach liefse sich die Grundidee des Sophokleischen Aias als das männliche Ehrgefühl in seiner ganzen Grüfse bestimmen 3 8 ). Hält man aber diese Idee für die einzige Grundlage des Aias, so dürfte unsere Tragödie sich ihrem Princip nach wol eher an die moderne Gattung, als an die antike anscblie/sen, w a s bei Euripides wol in eisigen Fällen statt findet, bei Sophokles noch nie. Der Held in der modernen Tragödie tritt auf in einer fleckenlosen, menschlich-moralischen Grüfte, um welche er ringend gegen den Andrang äusserer Umstände, die ihn durch die |\Iacht des Irdischen zu überwältigen suchen, kämpft, im Vertrauen auf seine ihm bewufste, innere Kraft, und endlich im Kampf für die Gottheit seinen Untergang als Triuinpf seines Sieges feiert, der nur für die W e l t aU Besiegung erscheint. Dagegen zeigt sich der antike Held nicht als moralisches Ideal, welches keinen Stoff für die Tragödie geboten hätte. Auf den
38 Helden mtafc ein antik-moralischer Makel haften, sei es nun dafs dieser sich ihn selbst zu Schulden kommen gelassen, was seltener, oder dafs dieser ihm wie durch eine sich in Geschlechtern fortpflanzende Ansteckung von den Vergehungen irgend eines Ahnherrn angeerbt worden ist. So entsteht die durch die alte Tragödie überall hin. durch geflochtene Idee der Dike und der Nemesis, welche Gestalten in ieder Griechischen T r a gödie mehr oder weniger mit ihrem Richteramte aus ihrem bis zur Zeit und Reife der Sühoung verschlossenen Dunkel hervortreten. In dem einem Falle, ie weiter in die Vorzeit die Vergebung eines Glieds der Familie, zu der der tragische Held gehörend selbst zum Schuldigen wird, hinausgerückt wird, um so reiner und gröfser erscheint der Held, der mit seinem Unterganj eine Schuld su biifsen hat, die er nicht verschuldet, und um desto mehr wird die unbestochene Theilaahme des Zuschauers erregt, der sich gern des leidenden , unschuldigen Schlachtopfers annehmen und ihm eine Thräne des Mitleids weinen will. Auf der andern Seite, ist der Held der vertchuldet habende selbst, so mufs sein Vergehen st motivirt sein, dafs es sich durch ein menschliches und darum verzeihliches Verbrechen, das aus dem Gefühl der Stärke, des Ubermuths, der C-röfse oder auch der Schwäche entstehen kann, laturlich erklären lassen mufs. Denn nur so k a m J? Mitleiden und die Theilpahme für ihn erregl w '
25 den. So Ungefähr bestimmt auch Aristoteles da« W e s e n des tragischen Helden, der nicht fehles müsse durch Schlechtigkeit, sondern durch einen grofsen Irrthum 1 9 ). Diese in der Natur der Saehe gegründete Ansicht des tragischen Heldeo, läfst 6ich nun aber keineswegs dem Sophokleischen Aias anpassen, sobald -wir diesen aus reinem Schmerz über das gekränkte, sittlichc Ehrgefühl leiden und untergehen lasnen sondern er entspricht im Gegentheil ganz der modernen Idee. Denn -wir werden von der einen Seite tbeils vop dem unschuldigen Leiden de« Aias, fobald solches als ein gan« unverschuldete» erscheint, t u heftig und wehmüthig ergriffen und e a . s e h r a n d e n bliorden Zufall erinnert, der willkührlich mit den Leiden und Freuden eines Menschen spiele, von der andern Sei^e wird die Erbitterung ÄU groß} gegen die Werkzeuge dieses Geschick«, gegen den Odysseu» .und die beiden Atriden, die als eigenmächtige Usurpatoren zu gewaltsam in die Rechte eines Menschen eingreifen, um nicht den allgemeinen H a l s , Verachtung, Erbitterung der Zuschauer erregen zu sollen j wenn gleich schon Aristoteles die Tragödien im Alterthum, die den Mythos des Aias zum Gegenstande hatten, unter die Art der Tragödie zählte, die er naS-tjrixy nennt 4 0 ) . Versuchen wir auf eine andere W e i s e den Aias als wirklich antiken Helden der Tragödie zu retten. Bei einer aähern Betrachtung unserer Tra-
3* gödie und ihres ganzen historischen Stoffs, finden w i r äbch h i e r , wie in allen antiken T r a g ö dien das Ganze von einzelnen Fäden der Idfee eine« nothwendigen Verhängtiisses durchwoben nnd Äusanimen gehalten, wodurch das Ganze erst Einheit «rliält. Dieses Unvermeidliche Geschick be-ruht wirkKfcli auf eine* Sfchuld od6r Vergehung des Aid« gegten die Athene, wodurch ein Verhältnifs entsteht, das wenn attch in Einern weit kleinern Mafsstabe* mit dem Schickaalsmythos des Habseft der Atfiden tind des Oitfipns vergleichbar ist, wo anch eine früher^ Schuld feine langte Zeit hindurch von dfer unentfltehftaren Nemesis Gescfhlechter hindurch gerochen» und hbr durch die schwerste, opferreichste Sühne endlich ausgeglichen Wird.- tedocti ist' der Üihfatrg des Mythos beim Aiafi viel kleiber und Aias die einzige schuldig« Persoft die zur Versöhnung dieser Schuld mit dem Schicksal als Opfer und Strafe das eigne Leben zu bringen hat. Durch ein frevelhaftes W o r t des t j b e r m u t h s , das aus dem übermäfsigen Gefühl der angebornen eignen Kraft entsprang, hatte Aias den Zorn der Götter und insonderheit den rächenden Groll der Athene auf sich geladen denn den frevelnden t)bermuth der Sterblibhen, die sich zu den Unsterblichen kühn hinanfheben und sich neben dieselben zu stellen vermessen, -strafen die Götter schwer * x ); So singt der Deutsche Sophokles acht a n t i k :
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Denn mit Gottern Soll sich nicht messen Irgend ein Mensch. H e b t er sich aufwärts Und berührt M i t dem Scheitel Die Sterne, Nirgends haften dann Die unsichern Sohlen, Und mit ihm spielen W o l k e n und W i n d e . K a l t e s , erzählt der ,Eote, weissagt« dem auf dem W e j e zum Aias begriffenen T e u k r o s , dafs an diesen^ Tage Aias untergehen müsse Wegen einer f r ü h e m an der Athene begangnen Schuld des Ubermuths A2 ). Auf diesen Vorfall beziehen sich auch die dunkeln W o r t e ¿ e r Athene^ diö vor frechem TJbermuthe gegen die G ö t t e r w a r n e n d , ohne dem Odysseus verständlich zu sein, das Verbrechen des Aias rügen *'). Als Urheber i n seines Elend« erkennt Aias selbst die Athene Gleich mit dem Anfange der ganzen Tragödie t r i t t daher Athene auf, und ihr Erscheinen geht n i c h t blos aus einem günstigen W o h l w o l l e n f ü r den Odysseus hervor, den sie über die nächtliche Begebenheit im Lager zu unterrichten v o r giebti S i e hat in iener bedeutungsvollen N a c h t die Siiläe des nach blutteer Rache dürstenden Aias bicht rein aas schützender Vorliebe für da«
5* Hellenische rieer, dife beiden Atriden uhd insonderheit deu Odyiseus v e r w i r r t , damit sein Plaa fehlschlage, sondern die beleidigte Göttin steigt vom Olympos liernifeder, um als rächende Nemesis oder als strafende Dike den schuldigen Frevl e r zu züchtigen. Dafs unser Dichter beide Motive der Göttin, sich des verfolgten Odysseus anzunehmen und eine Schuld auszusühnen, so glücklich einer Idee zu verbinden verstand, kann ihm nicht hoch genug; angeschlagen weiden. Durch die Idee einer rächenden Nemesis in der Gestalt der Athene, dife den verübten, unbändigen, aber in der Kraftfülle des Aias ganz natürlichen Übermuth s t r a f t , erhalten wi¥ einen acht antiken tragischen Stoff, der kaum besser erfunden werden konnte, als ihn der Mythos des Aias darbot, in Welchem gewifs aüch sein Frevfei, über deti Unsere Traditionen leider rchweigten, ausführlicher enthalten und allgemein bekannt wafc\ >— Und so finden Wir wie in allen antiken Tragödien, auch hier di6 das Ganze leitende Idee der Nemesis, aus der sich die im Aias ansgesprochne Grundidee leicht gewinnen läfst. Soll sie kurz aufgefafst w e r d e n , so möchten w i r in ihm die Strafe und Aussühnung eines durch kecken, sich auf das natürliche angeborne Gefühl der eignen schaffenden Kraft gründenden Übermuth gegen eine Gottheit verübten Frevels dargestellt firiden. Halten wir diese Ansicht über urisere Tragödie f e s t , $o erscheinen alle einzelne Theile derselben
33 selben neu belebt und in einem ganz andern L i c h te, weil nun für ieden einzelnen Strahl der B r e n n punet aufgefunden
worden.
Iedes einzelne M o -
tiv der Handlung bekommt nun erst seine E r k l ä rung in seiner Beziehung
auf
iene
allgemeine
I d e e , die dem Drfinia zum Grunde liegt.
Aach
itzt sind wir erst im Stande über den sogenannten Anhang des Aias ein rechtfertigendes Urthetl s u fällen.
Dfts Verbrechen des Aias an der Athe-
ne und desselben Strafe mufs hart und grell dargestellt werdien, gröfser
damit
die Aussöhnung
desto
erscheine und der Theilnahme der
schauer ganz genüge.
Seinen
menschlich
Aias
sündigende
Frevel büfst der mit
der
härtesten
•Strafe, mit dem Verlust der Ehre und des bens,
Zu-
Le-
Aber mit ausgelittener Strafe beginnt auch
sogleich das Versöhnungsy.-erk, das der Zusohauer nicht blo* ahnden, sondern dargestellt und k l a r ausgesprochen haben will, der an plastische V e r sinnlichuug gewohnte Gricche.
W a r aber Aias
Schuld eine schwere Vergehung an einer
Gott-
heit selbst, so konnte die Versöhnung
derselben
auch nur auf einem langsamen W e g e
gewonnen
werden.
Denn eine beleidigte Gottheit zürnt lan-
g e , ist nicht sogleich aussohiibar.
Daher verzö'*-
gert in unsrer Tragödie Athene die völlige
Ver-
söhnung durch das Verbot der Bestattung,
wozu
die beiden
Atriden
braucht werden.
als blinde W e r k z e u g e
ge-
Hierbei ist nicht zu überse-
hen die grofse Kunst unsers D i c h t e r s , der C
gera-
34 de zu diesem Zwecke die Atriden auftreten Iär»t, 'um beide, die eigentlich die mittelbare Ursache des Wahnsinns und Tode» des Aias gewesen, getäfsig und unmenschlich darzustellen, damit das äufserliche Vergehen des Aias an beiden weniger schuldvoll erscheine. So wird die moralische Ausgleichung der Schuld des Aias vorbereitet. Sölbst nach der Strafe noch soll Aias die Rache der gereitzten Göttin empliuden durch das unstete , ruhelose Umherirren seiner Seele, ohne in dem Hades aufgenommen zu werden; denn in diesem Zustande glaubte man befänden sich die unbeerdigten Leichname Verstorbener. Die Bemühungen des Teukros um die Beerdiguhg des geliebten Bruders reichten gegen den kräftigen W i l l e n der grausamen Atriden nicht aus: bis endlich Athene besänftigt durch die Leiden des Aias indirect mittelst des Odysseus, der zu ihrem Organ wird, die vollkommene Aussöhnung durch die Erlaubnifs der Bestattung ausspricht. Supho^ kies läfst die Gottheit, deren unmittelbare Erscheinung Aischylos und Euripides, beide iedoch aus andern Motiven, am Ende des Drama'« zur völligen Vermittelung der Mifsvechältnifse gewifs bewerkstelligt haben würden, nicht selbst alftret e n , um die Aussöhnung selbst zu verkünden^ sondern er deutet ihre Willensmeinung durch einen Dritten in unmittelbarer Beziehung auf sie und das Drama stehenden indirect an. Die Gottheit ist volikommtn ausgesöhnt, so d&fs sie selbst
35 durch den Odysseus an der Bestattung liülfreiche und theilnchinende Iland anlegen Will. Die K a tastrophe des Aias erhält erst durch diese Ansicht der Bestattung eine ästhetische N o t w e n digkeit; ohne dieselbe möchten wir nicht im Stande sein, däs Vielen so anstöTsige Verweilen des Dichters bei dem Kampf beider Partheien um die Bestattung des Helden zu rechtfertigen, was A. W . Schlegel schon möglich glaubte durch die alleinige Idee der nothrtendigen Beerdigung iedcs Todten im Alterthum 4 ' ) . Sehr schön hat übrigens noch der Dichter die Beerdigung motivirt durch die eigne Bitte des sterbenden Aias a m Bestattung «*). An diese aus der innern Anordnung des D r a ma entwickelten Gründe, durch welche, wie w i r glauben, die hinausgedehnte Katastrophe des Aias genugsam gerechtfertigt worden, knüpfen wir noch eine Hypothese a n , die durch ihre Wahrscheinlichkeit unsere Ansicht noch mehr bestätigt. Schon oben äufserten w i r die Vermnthung, dafs die K a tastrophe im Aias wol durch die Annahme des Aias a'Js eines IMittelstücks einer Trilogie, wodurch der Anfang und das Ende des Aias bedingt srt, einfc Rechtfertigung erhalte. Denn liefse sich historisch erweisen, dafs der Aias das Mittelglied einer Trilogie gewesen, auf welches ein drittfes dann gefolgt, und dafs die Katastrophe des Aias' sich dergestalt an den Anfang des folgenden Stücks' angeknüpft h a b e , dafs der Inhalt des letzteren C 2
36 ^lurch ienes vorbereitet und motivirt worden sei, wie es in mehren Dramen der Alten wirklich statt gefunden * f ) : dann würde wol niemand die [Einheit des Sophokleischen Aias bezweifeln, sondern den weniger befriedigenden Eindruck des Stücks in dpr Vereinzelung des Glieds aus dem Zusammenhange der ganzen dramatischen Kette aufzusuchen haben. Jtzt bat die Zeit aber iriir gewollt, dafs ein einzelnes Glied einer Sophokleischen Trilogie oder vielmehr einer Tetralogie, spätem Geschlechtern aufbewahrt werde, damit sie in dem vereinselten Drama schon die Grüfte des Dichters erkennen and bewundern möchten, der unnachahmlich hoch nach innigster Einheit der einzelnen Theile strebend, auch in einem herausgerissenem Stücke, das nothwendig zu mehren gehörte, und nur durch die Auffassung der ganzen dramatischen Gruppe vollkommen, wie der Dichter wollte, verstanden werden konnte und sollte, die einzeln Bestandtheile so zn einem Ganzen zu vereinigen wufste, dafs auch dai vereinzelte Stück als ein harmonisches Gauze erscheinen mufste. Denn die einzelnen Stücke eines antiken dramatischen Ganzen, einer Tetralogie, müssen sich ihrem Wesen nach ebenso zu einander verhalten wie die einzelnen Figuren einer Gruppe: eine iede, obwol Theil eines Ganz e n , mufs doch als solcher ein für sich beschlossenes Ganze ausmachen, das eine eigne Idee harmonisch und vollkommen au»mdrücfc«n ver-
57 mag. — Allein weil sich diese Hypothese z u r historischen Gewilshcit nicht bringen lafst, haben \yir unsere Vermuthung auch nicht als Rechtfertigungsgrund iener Katastrophe aufführen wollen, sondern wir behalten es der Zeit vor, ob sie unsere Hypothese die itzt nur Wahrscheinlichkeit h a t , einmal durch eine spätere Offenbarung bestätigen, oder durch ihr ewige» Schweigen widerlegen, wenigstens entkräften wolle. Ehe wir iedoch weiter gehen, glauben w i r gleich einem Einwarf begegnen za müssen, den man uns machen könnte mit dem vernichtenden Ausspruche, Sophokles habe keine Tetralogie melir gearbeitet» Beisitzen wir auch freilich f e i ne Tetralogie von ihm mehr und scheint es auch sogar in der Natur der Sache zu liegen, dafs die für solche grüftere dramatische Compositionen, dergleichen Tetralogien sind, passeiidö Vorwürfe aus der Griechischen "Mythologie voh d6n frühern Tragikern so verbraucht worden, dafs spätem n u r wenige mehr zur Bearbeitung geblieben: so darf diefs iedoch keineswegs dahin bestimmt werden, dafs zu Sophokles Zeiten durchaus keine Tetralogien mehr bearbeitet worden waren. In Zweifel über diesen Gegenstand war selbst nochr Lessing * 4 ) begriffen, sich auf die verfängliche Autorität des Suidas stutzend: beide hat iedoch nun Böckh widerlegt und erläutert unumstüfslich klar ejnigc Tetralogien des Sophocles nachweisend. Hatte ia doch selbst in noch spä-
58 terer Zeit Piaton, ehe er sich der Philosophie ganz ergeben, eine Tetralogie geschrieben, die er iedocb, ob vvol sie schon von den Schauspielern eingelernt wurde, vor ihrer Auffuhrun* noch vernichtete , 0 ) . Für unsere Hypothese haben wir als innern Grund nun anzuführen die geuaue Inhaltsverknüpfung der gleich näher ari&ujebenden vier Dramen, Nach unserer Vermnthnng nämlich schrieb Sophokles eine Tetralogie p die ans den der Zeitfojge ihrer Aufführung nach geordneten Dramen, aus den Tragödien, dem Waffengericht, dem rasenden Aias, Tenkros und dem satyrischen Drama Salamis ' x ) bestand, deren innere V e r bindung nach ihrem Inhalte nachzuweisen uns obliegt. Der Inhalt des Waffengtsrichts ist schon oben b e r ü h r t werden und zu oft von alten Dichter« und Künstlern benutzt worden um nicht bekannt zu sein. Der Beweis, dafs Sophokles, eine Tragödie dieses Namens wirklich geschrieben b e r u h t freilich nur auf einer Annahme, indem, der Titel des Sophoklpischen Waffengerichts nicht auf uns gekommen ' 3 ) . Allein das gewifs nicht un» gefähre Zusammentreffen der andern zwei Dra* Dien Teukros und Salamis lass«n diese Annahme nicht ohne allen Schein der Wahrscheinlichkeit Übrigens mufs bemerkt w e r d e n , dafs die vielen Nachahmungen dieses Gegenstandes bei den Körnern auf mehre ursprüngliche Bearbeitungen
33 bei den Griechen scliliefsen lassen, als die Titel davon aufbewahrt worden; denn aus dem glänzen Griechischen Allerthumc ist nur die eine Bearbeitung des Aischylos ausdrücklich bekannt Vielleicht gehen wir auch nicht zu weit, w e n n Wir zur Aufhülfe unserer Hypothese, den Umstand herbeirufen, dafs von den zwei dramatischen Römischen Bearbeitungen des Pacuviijs und des Attius, iene als eine Übertragung des Aischylischen Waffengerichts erwiesen werden kann, wodurch also diese, die zumal mit dem yon uns angegebenen Argument" des Sophokleiscben W a f fengerichts übereinzustimmen scheint, leicht auf eine Sophokleische Bearbeitung dieses Gegenstandes schliefsen läfst. Denn anzunehmen, dafs diese beiden Römischen Dichter, von denen Cicero sagt sie ahmten den Aischylos, Sophokles und Euripides (der keine Tragödie dieses Gegenstandes geschrieben) nach, dieselbe Aischylische T r a gödie zu ihrem Vorbild gewählt hätten, lieget aufaerhalb aller Wahrscheinlichkeit, Das auf das WafFengericht in der Sophokleischen Tetralogie folgende Drama war der rasende Aias, dessen Stelle der Inhalt desselben genugsam rechtfertigt. An dieses knüpfte sieb als Endstück der Trilogic TeuLros an, dessen wahrscheinliches Argument itzt kurz angegeben werden mufs. Nachdem Troia zerstört, u n d i e d e r Grieche nach so langer Entbehrung das Vaterland wieder suchte, ieder auf seinem W e g » , s t -
40 gelte auch Teukros, Halbbruder des Aias 5 *) heim «um väterlichen Heerde auf Salamis, von wo er zwölf Iahre lang entfernt gewesen, weshalb er atlch von den Seinigen anfangs nicht wieder erkannt Wurde, wie Livius Andr'onlcus es nach einem Griechischen Vorbilde dargestellt hatte 5 7 ) ; so auch Pacuvius 5 8 ). Aber seiner Sehnsucht nach dem Vaterhause entsprach nicht die Aufnahme daselbst. Der Schmerz des alten Vaters Telamon um den bei Troia gefallenen heftlemiJutliTgen Suhn, an welchen der allein heimgekehrte n u r noch schmerzlicher erinnern mnfste, war zu grofs, um Gründen des Trustes und der Vernunft Raum zu gestalten. Der höchste Schmerz verwandelte sich in Zorn gegen den ohne dem Tirnder zurückgekehrten Teukros, wozu Telamon sich vollkommen berechtigt fühlte, indem er den nach Troia ziehenden beiden Söhnen zur Bedingung gemacht hatte, dafs keiner von beiden ohne den andern wiederkommen sollte ' 9 ) . Diesei? verletzte Vertrag und andere Gründe, worunter gehört dafs t e u k r o s den entehrten Bruder nicht hinlänglich gerochen, noch auch sich dessen Sohns Eurysakes und dessen Mutter Tekmessa väterlich angenommen, waren so mächtig wirkend auf das erzürnte Gemüth Telamons, dafs dieser den Teukros gar picht aufnahm, sondern ihn für immer von Salamis verbannte 6 q ). Das Argument des Sophokleischen Teukros scheint hiernach die Ank u n f t des Teukros auf Salamis, dessen Empfang
4* voni Teliinon, Veratofsung und Verbannung voii£ Vaterlamie gewesen zu Sein; welche Vermuthung durch dlit richtige Erklärung der erhaltenen Fragmente idiiser Tragödie ihre Bestätigung erhält 4 l ), So weüt lie Behandlung des Mythos im Sophokleischen T e u k r o s , auf welchen endlich das satyrische Vach spiel und Schlnfsdrama folgte, die Sälamis , mit welchem sich der ganze mythische Kyklos der Sophbkl'eischen Tetralogie schliefst. Te nkros vom Telamon wrotofsen, vertief« niit seinen Warfengefährten da» Vaterland, um ein neues x u suchen, wo er sich niederlassen könnte welches Fragment w i r in der Schleierniacherischen Sammlung ( W o l f
Museum
der
A l t e r t l i n m S k ü n d e 1, 3.) nebst andern vergebe lieh gesucht haben. 8. V g l . Blümner a. a. 0 . S. i54. folg.
£inen
W u n s c h der bei dieser Betrachtang entsteht, un» Erdrücken w i r nicht, d«f« dooh bald e i a
*rnat»»,
48 ausführliches aber gründliches W ö r t Tön irgend einem als competenten Richter gekannten Manne mit Nachdruck gesprochen werden möchte gegen die unsinnige Tendenz der Tragödie in neuester Z e i t , die durch die Einführung hirnloser Träumereien, Ahndungen, Kinder- und Ammenmährchen und ieder Art Gespensterspuksi die itzt schoa eo sehr in üUem Geschmack und neuem AJicr-glauben begriffene, irrende Menge fcu irgend ej^ ner Erschüttrung, nur zu keinen» poetischen Eindruck zu zwingen sucht. Wenn itzt in Deutschland regierende Kunstrichter zur Einsicht dieser an sich unpoetischen, ünd durch sich Geschmack und moralische Bildung untergrabenden Dramatik zu verblendet sind, so möchte man dieselben nur die Urtlieile andrer Nationen über die dramatischen Unarten unsref Zeit vergleichen lassen, die freilich nicht ganz competente, aber einsichtsvolle, eu benutzende Richter sind. Aber wir brauchen ein Deutsches Wort an Deutsche gegen Deutschen dramatischen Unfug, gegen welchen wir ein eben so kräftiges wünschen, als mit welchen man itzt dem politisch-moralischen zu begegnen weifs. 9. Dafs die Perser bei ihrer Aufführung in Athen, wie in Sparta (vgl. Vita Aeschyli cod. Guelph. bei Hermann de Choro Eurnenidum Aeschyl. diss. IL p> XIII.') wirklich mit einem, solchen Beifall aufgenommen wurden, dafs der Dichter in dem musischen Wettkampf zu Athen den Preis errang
49 rang, wie der Verfasser des Arguments fctt den Pefrsern erzählt, kann man gewifs nur dem an« mittelbaren Eindrück zuschreiben^ den das erregte, lebhafte, eitle Athenervolk bei der Dar* Stellung seiner eignen HelJenthaten empfinden xnufste. Vgl. Blümner a. a. 0. S. C3. A. W . Stille* gel V ö r i e s , ü b e r d r a m a t . K u n s t u n d L i t t e r a t u r Th. 1. S. 16a. Also läfst ia auch den Aischylos Aristoplianes selbst reden, Ran. 1053. Inv. jßha
hidalas TOVs IltQatts,
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iSiäaia vlxCtv atei tovg ui>Tina)ovg, xoo/iyoue ¿'gyov uqizov* JIONTSOZ r v
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Als Rechtfertigung der in dieser Stelle vorgenommenen Veränderungen mögen folgende Bemerkungen dienen. V. io53. öehmen wir die Vulgata gegen Porson Vorr. zu Eurip. L I V — L V L Lips., der den Artikel rovs nach Autorität Von drei Handschriften herauswerfend (was hier unmöglich) t u lesen vorschlägt, eha V ¿wi&vjusit*
in Schutz > nicht als ob wir den Daktylos in der Viertin Stelle und die Trennung der Präposition von seinem Hauptwort durch die Cäsur als musterhaft ausgeben wollten« Aber keinem Dichter D
5° ist in keiner Zeit nicht etwas Ähnliches begegnet, und von ienen beiden Fällen finden sich Beispiele, wenn auch natürlich nur w e n i g e , die nur eine freche Hand verbessern wollen mag. Von jener Nachlässigkeit führen wir als Beweisstelle an Nub. 325. wtf ov
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rijv t'isodov ' Y&t] vvv xäl fiöXig e(oQ(ov,
Aach W o l f s richtiger Herstellung, die durch den Cod. Victor. in Thiersch. A c t . P h i l . M o n . j, 5. S. 331., der die Glosse tiSov in den Text genommen , bestätigt wird. Mehr Beispiele hat Hermann H a n d b . d e r M e t r . $. 286. S. 160. und E l e m e n t . D o c t r . m e t r . S. 4ua. Porsons strenge Meinung theilte heuerdings wiederum Reisig C o n i e c t a n . i n A r i s t o p h . Lib. I. c. 4. S. 131., ob mit Recht uhd Glück, bezweifeln wir. In Betreff der durch die Cäsur vom Hauptwort getrennten Präposition im Tetram. anapaest. catal., was nach Porson S. LVI. auch Hermann. Eiern. D o c t r . m e t r . S. 3g8. für unstatthaft erklärt, zweifeln •wir sehr mit Gerhard L e c t . A p o l l o 11. S. »37. an der Allgemeinheit dieser Regel, zumal da sich aus dem Aristophanes selbst drei Beispiele auffinden lassen, die nur mit Gewalt weggebeit&t werden können. Auch kann man hier noch eine andere Trennung durch die Cäsur anführen, die zwar iener unähnlich, aber nach iener Ansicht eben so unstatthaft «ein muffte. Vesp. 576,
5i OixtitQov ¡x , w ndrep,
ahovjiiut
a,
et
xiti'tog'
nwnod-* v 4ßi. flg., wenn gleich cnderfe Griechische Grammatiker durch den gangbaren Sprachgebrauch v e r f ü h r t iene verkannte Form aus i h r e r Grammatik als ungebräuchlich ganz ausschlössen, wie Plirynichos Eclog. v. EvQua&tti S. 56« ed. Pauw. Diesen Rest des alten Ionismoi
53 ans dem Herodo loa, selbst aus den Attikern wo e r sich einigemal erhalten zu haben acheint, ganz v e r drängen *u wollen, weil er nicht in die Grammatik Mancher pafst, halten wir für ein Zeichen von wenig Achtung gegen das Recht alter Denkmale,die nicht mehr als
eigne Anwalde für
i h r e Sache
reden
W i r nehmen daher in Schnta die zwei
können. aus dem
Euripides
angeführten
Stellen,
denen
noch dazu durch Verbesserungsmittel aufgeholfen werden s o l l , die eine aashalten.
genauere
Prüfung
nicht
So coniicirte Hermann in der Leipz.
L i t t . Z e i t . 1807. S. 1754. in des Euripides Troad. 292. statt ngogensaa
das zu unserer Verwunde-
rung auch von Seidler gebilligte Tigogenatpu.
Wi«
aber dvgxvytsuTw ngoginataa
oder
xA^pw erklärt
vertheidigt werden könne, hat Keiner dargethan; dagegen ist di« Vulgata in dem Griechischen, insonderheit Euripidischen Sprachgebrauch genügsam begründet.
Vorsichtig
und Matthiä n^ogeneaov men.
aber haben
Seidler
in den T e x t aufgenom-
Eben so unzulüffig ist Hermanns
a. a. 0»
und Seidlers zu der Stelle der Troad. Torgesphla-» gene Änderung in Alcest. 465. JC&uiv tnävw neaov, welche
oi yv'vai,
durch das unveränderbare
Antintrophe sich selbst widerlegt.
Metrum d«r
Dasselbe Straf-
gericht hat auch, um diefs noch hinzu zu setzen, die Form evQct/.tqv betroffen, die man eben so wonig aus den Altikern verdrängen sollte, wo sie sich vorfindet, wie es neulich noch geschehen in
64 P l a t . P h a e d r , 4g. her
geschehen,
etratos,
Vit.
S o lassen
wir,
unangetastet
Sophist.
2,
wie
auch bei
EI"QUTO
2. p.
12,
bis-
Philo-
5g3.
Vgl.
M a t t h i ä a, a. 0 . S, 231. d ' O r v i l l . zu C h a r i t . S . 402. 4q3, L ü b e c k zum Aias 280. S . 262, 11,
Vgl.
Hermarin
de
Aeschyli
Persis.
L i p i , I 8 I 4 , 4 , K a n n g i e f s c r a, a. 0 , S . g l . 12,
S o h l e g e l a. a. 0 , T h , 2. Abth. 1, S . 88.89.
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