Trübners Deutsches Wörterbuch: Band 3 G – H 9783110858761, 9783110158762


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German Pages 519 [520] Year 1954

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Trübners Deutsches Wörterbuch: Band 3 G – H
 9783110858761, 9783110158762

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Trübners

Deutsches Wörterbuch Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Wortforschung herausgegeben von

Alfred Götze

Dritter Band

1939

Walter de Gruyter 182. — 2 F. Holthausen, Altengl. etym. Wb. (1934) 124. — ' T. Toblei, Appenz. Spiachsch. (1837) 211. — < SchmeNei.Flvmmllnn, Bayer. Wb. 1 (1872) 874. — ° B. Waldis, Esopus (1548) Buch 2, 28, 5N Tittmann. — ' Rud. Hildebiand 1878 DWb. 4,1,1,1137; Boichllldt'Wustmann, Splichwörtl. Redensarten (1925) 34. — ' Uhland, Vollst. 1 (1844) 642. — » Hei Teutschen Spr. Stammt,. 602. — » Sämtl. Weile 9, 307 Gruber (Eldenglück). — " Iub.'Ausg. 13,139 (Faust I V. 3200). — " das. 13, 38 (Faust I V. 873).

Glhnaffe s. Maulaffe. gähnen schw. Ztw. I m nhd. gähnen hat eine md. Form den Vorzug vor mehreren Nebenformen er» halten. Ein germ. Verbalstamm "tzi» erscheint mit Präsens-u in ahd. ßiueii, mhd. FMku, asächs. ßiuou, ags.ssiu(i)l»!,anord. Ana, ohne n in ahd. ßlen 'gähnen'. Der den Gähnlaut nachahmende Verbalstamm idg. *ßul- kehrt wieder in lat. kiäie, ulzoere 'klaffen, gähnen', aslav. 2ijati 'gähnen', lit. «iöti 'den Mund aufsperren'. Neben " M l - steht "HIM- in amd. vi-kz^g, 'Luftraum', " M o i - in ahd. ßeinön, mhd. Feinen, schweiz. ßainen und ags. ßknian (engl. ^avu 'gähnen' von Abgründen). Ein verwandter Verbalstamm idg. "Ma- zeigt sich in griech x»lvt>v (aus *x«v^iv), X^oKkiv 'klaffen'. Dazu stimmt mnd. jänen 'gähnen'. Außer dem Präsens-n zeigen die Wurzeln seit alters auch Erweiterung durch >?. Sie erscheint in griech. xü»5 (aus *x»^°5) 'leerer Raum'. Hierher gehören ahd mhd. Fl^eu, ßtzven, bau. ßsu(v)eu, ^euvein 'den Mund aufsperren', mnl. ßkeveu, nnl. ßeeu^en, sauerland. «dei^u 'gähnen' (s. Geifer). Vor die einfachen Ztw. treten Vorsilben in ags. tä-Finan 'klaffen', mnd. up-izneu 'üiäie'^ und (seit dem 15. Jh.) mnd. IiSjänen^ münsterl. N2,uoliäun, meckl. nüjänen, dem münsterl. auch daujappeu, pomm. uüjllppeu (s. gaf fen) entspricht'. Es ist ursprünglich 'hoch gähnen', wie durch die Buchung Hochgehnen/ozoitatio^ bewiesen wild. Neben mhd. ^msn findet sich ein seltneres ^eueu, dessen Stammvokal nicht sicher erklärt ist. Es ist md u. rhein., lhm entspricht mnl. ^k'nsn. M i t breiterer Aussprache ergab es nhd. gähnen mit seiner mundartlichen Nebenform jähnen, d,e aber noch von Gottsched, Herder, Hermes und Musäus schriftsprachlich gebraucht wurdet I m Obd. zeigen sich Spuren einer durch Umlaut entstandenen Form mit », auf der die

gelegentlich bezeugte Form göhnen beruht. I n obd. Mundarten hat sich das alte ßiuen bis heute gehalten; dazu (wie sich vergaffen): „Sich in eine Weibsperson verzinnen"'. Ginaff 'Gähnaffe' s.u. Maulaffe. Hauptbedeutung von gähnen ist heute wie seit langem 'aus Müdigkeit unwillkürlich den Mund aufsperren'. Seltener bedeutet es 'nach etwas den Mund aufsperren': „Meine Sehl, schwach, schwer, betrüebet, Göhnet, sehnet, dehnet sich"'. Daneben hält sich in Wendungen wie gähnender Abgrund die alte Bedeutung 'klaffen': „Und schwarz aus dem weißen Schaum Klafft hinunter ein gähnender Spalt'". l L. Diefenbach,0!o«5. lat.-ßeim. (1857) 276e.— «das.— ' Hub. Glimme, Plattdt. Mundaiten (1910) 1b2. —« Nas. Fabel, 1°ke». eius. selial. (Haina 1587) ». v. — » ^ P ^ l , Dt. Gramm. 1 (1916) 314. —«Fl. Stelzhamel bei Schmellei» Fiommann, Bayer. Wb. 1 (1872) 919. — ' G. R. Weckhei» lm, Ged. 2,129 Fischer. — « Schill« 1797 Sät.'Ausg. 1, 86 (Taucher V. 39).

galant Adj. Adv. Mnl. ^ale 'Reichtum' wird im 13. Jh. entlehnt zu frz. F^Ie 'Freude', wozu ein Ztw. ßaisi 'sich erfreuen, unterhalten' gebildet wird, dessen Part. Präs. ßaiaiir in frz. Texten des 14. Jh. erscheint. Bei uns tritt zuerst 1660 mit Hinweis auf frz. Verhältnisse ß^uts vauis auff, offenbar mit fremder Aussprache. Seither wird galant (wie brillant, frappant, pikant) ungenäselt gesprochen (anders die jüngeren Entlehnungen Changeant, Gourmant, Volant). Zu erwägen ist, daß im 17. Jh. auch span. galante eine Rolle spielte, mindestens am Wiener Hof mit seiner span. Sitte u. Gala; auch Galan 'Liebhaber' war aus span. ^alano um 1600 ins Deutsche gelangt. Frz. galant bedeutet 'höflich gegen weibl. Wesen, alamodisch, fein gekleidet' und ist schließlich Modewort für alles Mögliche zu gleicher Zeit. Es atmet Hofluft und Höflichkeit; später sinkt es aus der Welt der Dame in die der gebildeten Bürgerin, aber im Bereich des Mädchens aus dem Volke kennt man es nicht: eine Lady Milford ist galant, Luise Millerin nicht. Denn dieses galante Wesen war nur äußerlich, eine Sache der hohlen Form. Der ^laut-üomin« war bestenfalls Be» Herrscher der Ooutenaiioe und klopiets des Körpers und der Manieren bei Tisch und in der Unterhaltung. Das galante Zeitalter gefiel sich nach Schopenhauer' in „affenwürdiger Weiberveneration, von der ein noch vorhandener Rest, die Galanterie, mit wohlverdienter Weiberarroganz bezahlt wird". Galant wurde zum Modewort in doppeltem Sinn: ausgehend von der Bedeutung der Kleidermode (Gala) wurde es bald zum modischen Beiwort (ähnlich unserm nett) für alle möglichen Dinge. So konnte Gottsched^ klagen: „Sprachmischer haben es zu einem Scherwenzel gemacht, der überall gelten muß: galante Mannspersonen, Frauenzimmer, Hunde, Pferde, Katzen, Affen; Paar Stiefel; Ragout, Fricassee, Hammel-, Kälberbraten, westphälische Schinken kurz alles, was man sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen und empfinden oder sich auf irgend einige Weise ersinnen und vorstellen kann, muß galant, überaus galant und vollkommen galant heißen". Noch Goethe konnte „die Fidibus so galant kneifen wie ein süß

Galgen—Galle

Zettelchen (billet-äoux)". Hiermit vergleiche man Rondeau 1740° unter den Stichwörtern 32i2ut. 32lantieer, 32lluiteiie, 32l2miueiit, die die Entwicklung vom 'Wohlanständigen' bis zum eindeutig schlimmen Sinn deutlich nachweisen. Kaum in einem anderen Wort spiegelt sich so die Geschichte des frz. Einflusses, auch in seinen Ausartungen bis ins Widerliche (galante Krankheit, Galanterie 'Syphilis'). Die Zus.-Setzung Galanteriewaren 'Nippsachen' (s.d.) birgt heute kaum noch die Erinnerung an eine Artigkeit, die der Herr der Dame erweist. Der Galanteriedegen, der nur zum Schein eine Waffe vorstellte, ist mit den Fürstenhöfen verfchwunden: ihm wie der ganzen Wortgruppe weinen wir leine Träne nach. l E. Gamillscheg, Etym. Wb. d. frz. Sprache (1928) 452.— ' Schupp, Corinna 25. — ' Über Religion 294. — < Ver< nünft. Tadl. 1, 79. — « Nauv. viot. 428; Galanteriewaren das. 98 und H . Schulz, Fremdwb. 1 (1913) 232.

lett. 22I32 'lange Rute, Angelrute'". Die Bedeutung 'Stamm, Ballen' hat die Ableitung anord. 3«Ißj2 F . So konnte das gemeingerm. Wort (got. afries. 32132, anord. 32I31, ags. ßealßa, asächs. ahd. 32I30, mnl. ßal^Iie, nnl. 32I3) auch für das Hinrichtungswerkzeug der Römer gebraucht werden, das in der Hauptsache ein senkrechter Pfahl war. Unbedenklich verwandte man das heimische Wort in allen germ. Sprachen für das Kreuz Christi, bis sich in ahd. Zeit das fremde Kreuz durchsetzte. Zusammensetzungen^ sind Galgenfrist (seit 1539) 'dem Verbrecher unter dem Galgen gewählter Aufschub', Galgenhumor 'verzweifelter Humor' und Galgenphysiognomie 'Verbrechelgesicht', die beide erst dem 19. Jh. angehören, sowie Galgenvogel, ursprünglich eine Bezeichnung des Raben, der die Leichen der Gehenkten frißt (vgl. Rabenstein), seit 1542 auf den Verbrecher selbst übertragen. Überhaupt beschäftigte sich der Humor jener Tage, in denen jede Hinrichtung zugleich ein Volksfest war, gern mit dem Galgen. Dieser hieß scherzhaft Feldglocke: damit wurde der Verbrecher zum „Schwengel in einer Feldglocken"^; mhd. ßÄ^euzvou^el 'galgemeifer Schelm' ist seit 1300 allgemein. Heute ist die Bedeutung abgeschwächt (wie bei Schalk, Schelm, Spitzbube). Dasselbe gilt von Galgenstrick und -Vogel. Mhd. ist ssalßsnztrie die Schnur, mit der der Verbrecher an den Galgen geknüpft wird, 1582 bedeutet es 'galgenreifer Schelm', heute kann jeder unnütze Bengel so genannt werden. Daraus abgekürzt ist: „du bist ein rechter Strick". Der Verbrecher hielt mit Jungfer Strick oder des Seilers Tochter Hochzeit. Ahnliche Scherze waren: ein hänfen Halsband bekommen, durch ein hänfenes Fenster sehen, mit den vier Winden zu Tanze gehen, fliegen lernen, den dürren Baum reiten, auf einem hänfenen Pferd zum Himmel reiten, des Henkers Tauben (den Raben) zum Futter vorgeworfen weiden. Feststehende Verbindungen sind Galgen und R a d und der lichte G a l g e n " . Übertragen wird unser Wort, wenn der Teil des Webstuhls, an dem die Weblade hängt, Galgen genannt wird. Auch der lange Hebel eines Schöpfbrunnens heißt so, und danach der ganze Brunnen Galgbrunnen.

Galgen M . Die ursprüngliche Form des Galgens ist nicht die des Mittelalters gewesen, bei der drei senkrechte Balken oben durch Querhölzer verbunden waren, die jedes Platz für zwei Verbrecher boten, während in der Mitte ein höheres Gerüst des Erzdiebs wartetet E l heißt dahei das „dieibeinigte Tier"°°. Einfachere Galgen bestanden aus einem Pfahl mit Querholz. Auf dem Galgenberg blieb das Gerüst dauernd stehen: es jedesmal neu zu errichten, ging nicht an, denn wer dabei Hand anlegte, wurde unehrlich. Nur mit größter Mühe, vielem Zureden und indem die Behörde selbst Hand anlegte, brachte man die Zimmerleute dazu, einen schadhaften Galgen auszubessern oder einen neuen zu bauen. Er wurde ständig gebraucht: in Reutlingen fanden von 1563 bis 68 über 32 Hinrichtungen statt, im Fürstentum Ansbach bei etwa 100000 Einwohnern zwischen 1575 und 1603 im Jahresdurchschnitt sechszehn'. Auf der Gestalt jenes großen Galgens beruht die Redensart „Sieben machen einen Galgen voll"«. I n alt ster Zeit henkte man die Verbrecher ohne Vorbereitung an einen Baum: pioMoie» et trau»t u ^ arboribus 8U8peuäuiit°. Das ist in neuerer Zeit auf Kriegszügen Mich geblieben, wobei es als Verschärfung galt, wenn man einen abgestorbenen Baum wählte: „an einen dürren Baum hängen und keinen grünen"'. Gelegentlich wird aber gerade auch ein grüner i Benele, Von unehrlichen Leuten (1863) 224. — 2 Schiller empfohlen'. Ein solcher Baum hieß ahd. ^iM2um^, 1781 Säk..AuZg. 3, 27 (Räuber 1, 2). — ' E . Angstmann, v i ^ i ^ o ' (zum ersten Bestandteil ahd. vl^(^)i 'Strafe' Der Henker in der Vollsmeinung (1928) 105. — < Schrader, s. Verweis). Der am Baum Gehenkte war in vor- Bilderschmuck 0. dt. Sprache (1901) 495. — » Tacitus, 6snu. christlicher Zeit zugleich ein Opfer für Wodan, den 12. — « Andr. Reutter v. Speir, Knegsordn. (1594) 74f.; 1878 DWb. 4, 1, 1, 1167. — ' Reutter 1121,32306", den vlliäi 3213a 'Herr der Galgen'". Rud.a. O.Hildebiand 47. — « E . G . Graff, Ahd. Sprachsch. 1 (1834) Der Gott hängt sich selbst als Opfer für sich selbst: a.1118; . Giimm, Rechtsalteit.- 682. — » Giaff a. a. O. 4 „Ich weiß, daß ich hing am windbewegten Baum tat. tel, lelli», aslav. «lücü, M U , avest. 2212, 'Galle'. Benannt ist sie nach ihrer gelbgrünen Farbe; das Wort ist verwandt mit gelb, Gold, glühen, Glut^. Der Gallensaft sammelt sich in der Gallenblase, die manchen Tierarten fehlt, so den meisten Huftieren, einigen Nagem, den Tauben und Papageien. Daher heißt es mhd. von der Jungfrau Maria, aber auch von andern sanften Frauen: Nö» 2ns äoiu, ein tübe «uuäer Fallend Dasselbe hielt man auch beim Menschen für möglich: ?üiiiu3 äei Lpriout, 625 stielen leut niodt Fallen iillben (isäoon vinäe man i i Genien) un lat. 2V2 oder nizra diliz) bezeichnete man dunkle Ausscheidungen aus den Nebennieren oder der Milz, die man für verbranntes Blut hielt (s. Geblüt). Der

Eintritt dieser Flüssigkeit ins Blut sollte Trübsinn her. vorrufen, der daher griech. >«>»»!«, lat. m«> llmoulla 'Schwarzgalligkeit' heißt; vgl. nl. 2^21-1FalliF. Seit Mitte des 14. Jh. erscheint das Wort als mhd. meiaueoli F., daneben sagte man 8vai2s oolora; vgl. „willst du, daß ich deinen schwarzlebrigen Grillen zu Gebot steh'?"" Auf die gelbe Galle führte man dascholerischeTemperament zurück: ital. 00U812, span. oolera 'Galle, Zorn', frz. «olere 'Zorn', früher auch 'Galle'. Ahd. entspricht koleio, mhd. kolie, nl. koläei, nhd. Koller (s.d.). Griech. x»^p» bezeichnet die Gallenbrechiuhr und wird als Cholera vom 15. bis 18. Jh. dafür auch in Deutschland gebraucht. Erst im 19. Jh., als eine asiatische Seuche nach Europa gelangte, wurde der Name wegen der Ähnlichkeit mancher Erscheinungen auf diese übertragen. Sachgemäß unterscheidet man (Holei2 2312602 von der älteren, heimischen Art, der ^ l ^ 2. Galle 'Geschwulst' ist ein ganz anderes Wort,

Zu'l« idg. Wurzel *Fel- 'ballen', die z. B . in Globus

leb ebt und zu der mnd. koi(ie) 'Kopf' als germ. Ableitung gehört, stellt sich lat. Falla F . 'Gallapfel'«, das im 13. Jh. gleichbed. frz. Falls ergibt" und bei uns spätmhd. als Falls 'Geschwulst am Pferdebein' erscheint. Von den Gelenk» und Sehnengallen des Pferds wird das Wort noch heute gebraucht, früher bezeichnete es auch ganz verschiedene Geschwülste, Schwielen, Hautbläschen, Gerstenkörner u. ä. Daneben blieb die alte Verwendung für die Eichengallen bestehen, die durch den Stich der Gallwespe hervorgerufen werden und für die Tintenbereitung wichtig find. Seltner sind andere Übertragungen. So heißen unfruchtbare Stellen im Ackerboden E i d - , B r a n d - , S a n d - , Wassergallen. Windgalle ist eine Wind anzeigende, besonders helle Stelle am Wolkenhimmel. l Walde, Vgl. Wb. d. idg. Spl. 1 (1930) 624; Kluge. Götze, Etym. Wb. mu. lßnim(1567) 54^. — " Rittell. Reuteilunst (1584) 35«,; Dilich, Kiiegsbuch (1608) 71; Liebe, Reitbuch (1665) 20. — « v. Hohbelg, c-eoiz. °ui. 2 (1682) 132. — °» Giamm.-liit. Wb. 2, 398. — »° Gioth, Die diei Kanonieie (1900) 56. — " Seutei, Bißbuch (1584) H, 3d. — '2 Stoppe, Dt. Ged. 114. — " Feld. Raimund, Sämtl. Welle 423 Castle. — " Schling, Meine Maschmengc wehl» komp. 80. — °° Sachs. Culios.^abinet (1748) 144. — «« Heinse, I n s 8 (1776) 904. — " K. Sontag, Vom Nacht< Wächter zum tüll. Kaiser 1 (1875) 23. —««U. Sander, Jim» gens (1935) 122. — °« Hugo v. Hofmannsthal, Briefe 162 (an den Vatei 6. Aug. 1895). — " Schmellei-Flommann,

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Galosche—Gang

Naher. Wb. 1 (1872) 1234; Jos. Müller a. a. 0.991; K. Al> brecht, Leipz. Ma. (1881) 118. — " Gläser, Lotte Glimmer (1910) 17. — " Paula Busch, Wasserminna (1933) 17. — " Stllcklen, Das Tulipanenschiff (1928) 122. — " Sämtl. Werke 7,8 Meiner.—" Schöpfen, Thomas Imgarten 50. — " Theatl. Weile 4, 265 f. — " H. Sohnrey, Grete Lenz (1911) 263. — '« Geoigy, Bell. Range 8 (1901) 55. — " Brennessel 5 (1935) 571. — «»I. Chr. Bock, Geschwind eh' es jemand erfährt 1777 Hamb. Theater 2, 272. — " Fr. Müll« 1781 Dicht. 2, 89 Hettner (Golo u. Genouefa). — " Jak. Burckhardt, Kaphahn 395 (Brief von 1877). — «' Berth. Auerbach, Dorfgesch. 2 (1845) 70. — " Wh. Raabe, Eulenpfingsten (1879) 139. — « H. A. Klüger, Sohn u. Vater (1922) 107. — " Korr.»Bl. f. nd. Svrachf. 16 (1892) 91. — « Amaianthes, Frauenz..Lex." 1 (1773) 1106 (fehlt noch -1739). — « Wh. Hauff 182? Werke 3, 23 Mendheim. — " v. Raumer, Bilder aus Paris 2 (1839) 14. — "> A. Kestner, Rom. Studien (1850) 63. — « E. v. Wolzogen, Die lühle Blonde 1 (1891) 118. — " N . v. Münchhausen a. a. O. 200. — " Sax, Gemütl. a. Sachsen 1 (1878) 56. — " Moritz, Hallorengesch. 2 (190?) 58. — »° Am Urquell 2 (1891) 211. — « R. Herzog, Hanse, aten (1909) 174. —»' K. v. Scherzer, Aus d. Natui> u. Völ» lerleben (1864) 318. Galosche F . Giiech. ««xüiwu; 'Holzfuß, Schusterleisten' (elfter Wortteil xä>«,v 'Brennholz' zu ««lkiv 'brennen'; den zweiten s. u. Fuß) ergibt über gleichbed. lat. 02I0PU8 mlat. *o2lopi3, Holzschuh', das Grundwort von ital. 32I0801S, frz. 32I00IW3 'Schuhe aus Leder mit Holzsohlen', das im 15. J h . zu uns gelangt. Nachdem die groben Schuhe für Leute, die viel im Nassen zu stehen haben, die Namen P a n t i n e n und P a n toffeln erhalten hatten, wurde Galosche zum Überschuh aus Leder, der am Absatz mit einem Schnepper befestigt wurde. Als 1839 der Amerikaner Goodyear die Vulkanisierung des Kautschuks erfunden hatte, wurde Galosche zu 'Gummischub'. Seither durchdringen sich die Geltungsbereiche der beiden Wörter: Galoschen wurde von Petersburg bis Livland und wird noch in manchen nord-, Mittel- und süddeutschen sowie österreichischen Orten gebraucht. I n anderen Orten derselben Gebiete heißt es Gummischuhe. Dieses Wort ist nord> wie süddeutsch und fehlt nicht ganz in der Schweiz und Österreich, hat aber stets den nüchternen Klang der jungen Zusammensetzung. I n Andersens Märchen „Die Galoschen des Glücks" wäre es nicht erträglich. A. Götze, Nomiu» «nt« n« (191?) 8; P . Kretschmer, Wortgeogl. d. hd. Umgangsspl. (1918) 37. 61. 222. 357; Kluge.Göhe, Etym. Wb. (1934) 183 f. Gamander M . Das Kraut 'leuorium heißt wegen seiner eichenahnlichen Blätter giiech. x«ll«lkpu5 'Bodeneiche'. I n Anlehnung an üvLpn Männer' entsteht früh eine Form *x«»»üvLpv5, die im Neugriech. fortlebt und mlat. en2M2u6io3 ergeben hat. Hieraus mhd. ß2M2u6ie: der Gedanke an ahd. 32M211, mhd. ßklweu 'Freude' hat das ungewöhnliche oti des Anlauts nicht zu 3 weiden lassen, wie in Kamille. Die fremde Betonung ist geblieben. Gamasche F . I n der tripolitanischen Stadt Ghadames hart an der algerischen Grenze wurde nach alten Belichten eine besondere Art Leder hergestellt^. Arab. ä 8 l 'Leder aus Ghadames' gelangte mit den

Mauren nach Spanien und ergab span. ß 'gepreßtes Leder>, dazu 30H0U12203 'große Reiterstiefel (aus solchem Leder)', weiterhin nprov. 32(12)maolio, das im 16. J h . frz. 32iu20Q» 'lnöpfbare Über« strümpfe' liefertet Bei uns erscheinen "Gammachen oder zugeschnierte wullin Strimpff" zuerst 1615'. Gebucht wird das Wort seit 1637*. Die Friedensvorschriften der stehenden Heere des 18. J h . legen großen Wert auf genaues Sitzen der Gamaschen. Daher heißt ein übereifriger Friedenssoldat 1792 GamaschenHeld«, später auch Gamaschenknopf. M i t dem Blick auf die überalterten Friedensgenerale des preußischen Heers prägt Friedlich v. Colin 1806 das Schlagwort Kamaschendienst', das Görres 1814 aufnimmt: „als sich bald ergeben, daß derselbe Mechanism, in dem die Verfassung erstarrt, auch in nichtigem Kamaschendienst und eiteln Paradelünsten Geist und Muth verkrüppelte"'. l E. Gamillscheg, Etym. Wb. d. frz. Spi. (1928) 456. — « E. Littmann, Moigenländ. Wolter im Dt. (1924) 94; K. Lolotsch, Wb. d. euiop. Wültel onent. Ursprungs (1927) N l . 633. — ' Gg. Fr. Messelschmidt, 8»pieiu Ltultiti» 2, 157. — « H. Schulz, Flemdwb. 1 (1913) 235. — » Knigge, Reise 288. — ' Veittaute Briefe 1 (1807) 112; O. Laden« doif, Schlagwb. (1906) 159; H . Schulz a. a. O. — ' Teutschland (1819) 166. Ganelbe M . Die Gesamtheit der zu einem Erbe Berufenen heißt lat. oolleieäe». I n beioen Wortteilen entsprechen ahd. ßHU2ip(e)o, asächs. ß2ueiv(i)o, mnd. ßllueivo. Die alte Schreibung ßeaneivoii zeigt die Vorsilbe ße- vor lm-. I m 13. Jh. begegnet die Umstellung ÄueFSlve (aus ahd. '"aua-Fi-eibo). Als im 15. Jh. die Vorsilbe und ihr Sinn verdunkelt wurden, bildete man (zuerst 1416) Mitganerbe. Gleichbedeutend ist Gemeiner (auch als Familienname). Heute sind Wort und Sache nur aus rechtsgeschichtlicher Kenntnis noch vertraut. Gang M . Unser Ztw. gehen, ging, gegangen vereinigt Formen von zwei unverwandten Stämmen gleichen Sinns: gehen (s. d.), ahd. mhd. asächs. afries. ags. ßäu, führt mit aind. jädäti 'er geht weg' und giiech. ()ü 'ich erreiche' (/)x ch ch auff idg. g *ßbe(i)'. ß ( ) Dagegen gg b auf eine weisen ging, gegangen undd gangbar idg. Wurzel z Dusu^nD ^ 'schreiten', s c h , die auch ch in aind. ^ ,». NN. 'Schritt', 'Schit' avest. st 221132. 'Knöchel', 'Köchl' giiech. ich x i F- 'Stelle zwischen den Schenkeln', lit. isiissii 'schreiten' erscheint^. Die oft» und nordgerm. Sprachen haben die Entsprechung zu unserem gehen verloren, so daß got. 3233211, anord. 321132 und Folgeformen weithin gelten. Westgerm, hat sich der Stamm gehen breit behauptet, doch wird er durch Formen des Stammes ^32113- ergänzt. Zu ihm stellt sich das Verbalnomen, für das got. 3233 'Gasse', anord. 32231 'Gang, Gehen' gemeingerm. Geltung erweisen und das westgerm. nirgends fehlt: ags. 3223 M . N . 'Gang, Reise; Spur, Fluß; Weg, Pfad; Lauf, Ereignis; Abort; Bühne'?, a^jes. 32113, 3003 'Gang", anl. 321,3, mnl. 32U0 (3b), nnl. 32113*, asächs. ahd. 3223, mhd. 3iui. — " das. 1,99 (1797>. — " Lexn, licher, als das ganz außer sich gesehte Hausgesinde Mhd. Handwb. 2 (1876) 1272? DWb. 10, 4,355. — " E. G . sie in einen dunklen Gang mit fortriß"". Hierher die Giaif, Ahd. Spiachsch. 4 (1838) 103. — " F i . Theod. Vi> Kiit. Gänge, Tüb. 1844. — " Schiller 1787 Säl.> unterirdischen Gänge. Wie Kanäle (mhd. va-Mi-Fano) schei, Ausg. 4, 288 (Don Carlos 5, 11). — " Hans Wh, Kirchhof, wurden auch die Gefäße des Menschenleibs Gänge ziiljtüng vigciplina (Franks, a. M . 1602) 245. — '« Schiller genannt. So wird ma^aiu: (eigentlich 'Speisegang', 1784 Säk.»Ausg. 3, 410 (Kab. u. Liebe 5, 7». — " Goethe s. Mettwurst) zu 'After'": es ßsnet... in äen bauen, 1811 Iub..Ausg, 22,32 (Dicht, n. Wahrh. 1,1), — " Lexer, vnä Asket 2U8 äuiok 6en natürlichen FkNF, äer alle Mhd. Handwb. 1 (1872) 2066. — " Luther 1534 M a i l . 7, LM8L auslast". Hieran schließt sich die Bedeutung 19. — -° Märe vom Feldbauer, Germ. 1, 346ff,, 52. — 'Erzgang' (vgl. Erzader). I n diesem Sinn ist das " Luther 1534 Ies. 59, 8. — 22 Walther o. d. Vogelweide Wort auch in rom. Sprachen entlehnt: nordital. 32NF2, 94, 18 Lachmann. — " Fischart, Garg. (1575) 82 Ndr. — frz. ßanAie 'Mineralgang'. Zuweilen scheint man sich «' Goethe 1798 Iub.-Ausg. 13, 12 (Faust I V . 246). — Schiller ch g 1798, Säk,.Ausg. s 1,171 (Eleus. Fest 54). — °» I . solche Gänge doch auch als selbst wandelnd gedacht zu " Fisch Tschl Wb 1 (1741) 741 316 " 5^ n^b L. Frisch, Teutsch'lat, Wb. 316a. haben: Lin ^ano über äen anäeieu ßst Oi-iu^vßi» mit 1, 2, 816 Chmel. — -' Haltaus, 0Io«5. ^eim. meä. eins! b l i ^ (1758) 585. — " Waissel, Chron. (1559) 105.

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gäng—Gans

gLng Adj. Zum ahd. Ztw. ßanßan (s. Gang) gab ' T. Tobler, Appenz. Spiachsch.