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German Pages 274 [324] Year 2011
Solveig Möllenberg Tradition und Transfer in spätgermanischer Zeit
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer
Band 76
De Gruyter
Solveig Möllenberg
Tradition und Transfer in spätgermanischer Zeit Süddeutsches, englisches und skandinavisches Fundgut des 6. Jahrhunderts
De Gruyter
ISSN 1866-7678 ISBN 978-3-11-025579-9 e-ISBN 978-3-11-025580-5 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Möllenberg, Solveig. Tradition und Transfer in spätgermanischer Zeit : süddeutsches, englisches, und skandinavisches Fundgut des 6. Jahrhunderts / Solveig Möllenberg. p. cm. -- (Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände, ISSN 1866-7678 ; Bd. 76) Includes bibliographical references and index. ISBN 978-3-11-025579-9 (hardcover : acid-free paper) -- ISBN 978-3-11-025580-5 (electronic) 1. Germany, Southern--Antiquities. 2. England--Antiquities. 3. Scandinavia-Antiquities. 4. Material culture--Germany, Southern--History--To 1500. 5. Material culture--England--History--To 1500. 6. Material culture--Scandinavia--History-To 1500. 7. Cultural relations--History--To 1500. 8. Exchange--History-To 1500. 9. Social archaeology. 10. Ethnoarchaeology. I. Title. DD784.5.M65 2011 303.48’24009021--dc23 2011023213 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar © 2011 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ÜGedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Vorwort
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Vorwort Ausgehend von der Beschäftigung mit der süddeutschen Runenprovinz, über die Theorien zu einem möglichen skandinavischen Ursprung einiger süddeutscher Fundkomplexe, führte der Weg zu einer grundlegenden Beschäftigung mit der Forschungsgeschichte zu diesen Themenbereichen und schließlich zur Suche nach übergreifenden theoretischen Ansätzen, die neue Perspektiven in Hinsicht auf die Fragen zu Kulturaustausch und Kulturtransfer versprachen. Vorliegender Band ist als vorläufiges Ergebnis dieser Suche zu betrachten. Die Arbeit wurde als Dissertation an der Fakultät für Geschichtswissenschaften der Ruhr-Universität Bochum im Jahre 2010 angenommen. Sie erscheint in nur redaktionell überarbeiteter Fassung. Literatur und Funde die nach 2009 publiziert worden sind, wurden nicht mehr berücksichtigt. Vom ersten Gedanken bis zur Publikation einer Arbeit ist es ein langer Weg, der sich über mehrere Jahre erstreckt. Dass nachfolgende Arbeit nun in gedruckter Form vorliegt, ist nicht zuletzt einer langen Reihe von Menschen und Institutionen zu verdanken. Ein Kurzzeitstipendium des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes ermöglichte mir grundlegende Recherchen im Runenarchiv der Universität in Oslo. An dieser Stelle ist nun endlich Gelegenheit Herrn Professor James Knirk und Frau Professor Eldrid Straume für ihre Unterstützung in dieser Zeit zu danken. Ebenso mit in die Dankesworte einzubeziehen ist Frau Dr. Siv Kristoffersen vom Archäologischen Museum in Stavanger, die sich die Zeit nahm, verschiedene Probleme vor Ort mit mir zu diskutieren. Mein ganz besonderer Dank gilt den Betreuern und Gutachtern, die meine Dissertation von Anfang an begleiteten. Frau Prof. Dr. Else Ebel und Herr Prof. Dr. Wolfgang Ebel-Zepezauer berieten mich über Jahre und nahmen sich die Zeit, Probleme und Fragen mit mir zu erörtern. Ebenso soll an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Beck gedankt sein, der meiner Arbeit Interesse entgegenbrachte und mir mit wertvollen Hinweisen half. Darüber hinaus sei hier den vielen Menschen gedankt, die mich in den unterschiedlichsten Formen unterstützten. Ohne diese Unterstützung – so zahlreich und vielfältig sie war – wäre diese Arbeit nie zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Insbesondere Herrn Thorsten Rabsilber M. A. möchte ich für das Erstellen der Tafeln danken, Frau Ursula Möllenberg für die mühevolle Arbeit
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Vorwort
des Korrekturlesens, sowie Frau Dr. Astrid van Nahl für die redaktionelle Überarbeitung des Textes. Zu guter Letzt sei an dieser Stelle auch den Herausgebern sowie dem Verlag de Gruyter gedankt, die das Erscheinen dieser Arbeit möglich machten. Esslingen a. N., im Dezember 2010
Solveig Möllenberg
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2 Theoretischer Teil: Was ist ein Kulturraum? . . . . . . . 2.1 Raumtheorie in der Soziologie . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Der Kulturraum in der Ethnologie . . . . . . . . . . . . 2.3 Der Kulturraum in der Archäologie . . . . . . . . . . . 2.4 Der Kulturraum als Kommunikations- und Symbolraum
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3 Gemeinsame Fundgattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß (sog. „nordischer Typ“ Taf. 1) . . . . . . . . . 3.1.1 Die „jütländische Fibelgruppe“ nach Günther Haseloff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1.1 Die „jütländische Fibelgruppe“ . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1.2 Beschreibung der „jütländischen Fibelgruppe“ . . . . . . 3.1.1.3 Datierung der „jütländischen Fibelgruppe“ . . . . . . . . 3.1.1.4 Die Herkunftsfrage der „jütländischen Fibelgruppe“ auf dem Kontinent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1.5 Fibeln vom kontinentalen Typ mit Stil I . . . . . . . . . . 3.1.1.6 Zusammenfassung und Kritik an Günther Haseloffs Stilanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Bügelfibeln in Süddeutschland . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.1 Definition der sog. „Bügelfibeln vom nordischen Typ“ . . 3.1.2.2 Datierung der Bügelfibeln . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.3 Die einzelnen Funde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.4 Zusammenfassung: Bügelfibeln im süddeutschen Gebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Bügelfibeln aus Skandinavien. . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3.1 Beispiele für datierte Grabfunde mit Relieffibeln . . . . . 3.1.3.2 Zusammenfassung: skandinavische Bügelfibeln (Relieffibeln) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4 Bügelfibeln in England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhaltsverzeichnis
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4 Nordischer Einfluss in Süddeutschland?. . . . . . . . . . . . . 4.1 Allgemeiner Abriss der Forschungsgeschichte. . . . . . . . . . . 4.1.1 Archäologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.2 Runologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Beispiele für als „nordisch“ klassifizierte Beigaben aus Grabfunden im süddeutschen Raum. . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Bopfingen, Grab 1 (Kat.-Nr. 6a und Taf. 31) . . . . . . . 4.2.2 Pleidelsheim, Grab 229 (Kat.-Nr. 43b) und Pleidelsheim, Grab 238 (Kat.-Nr. 43c und Taf. 35) . . . . 4.2.3 Pleidelsheim, Grab 244 (Kat.-Nr. 43d) . . . . . . . . . . 4.2.4 Schretzheim, Grab 7 (Kat.-Nr. 46a und Taf. 39,1) . . . .
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3.2
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3.1.4.1 Beispiele für datierte Grabfunde . . . . . . . . . . . . 3.1.4.2 Zusammenfassung: Bügelfibeln in England . . . . . . . 3.1.5 Schlussbetrachtung: Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß . . . . . Brakteaten und Pressbleche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Brakteaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1.1 Die sog. nordischen Goldbrakteaten in Süddeutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1.2 Die sog. kontinentalen Brakteaten. . . . . . . . . . . . 3.2.1.3 Andere kontinentale Brakteatenanhänger . . . . . . . . 3.2.1.4 Zusammenfassung: Brakteaten . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Pressbleche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ringschwerter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Ringschwerter in Süddeutschland . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Ringschwerter in England und Skandinavien . . . . . . 3.3.2.1 Ringschwerter in England . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2.2 Ringschwerter in Skandinavien . . . . . . . . . . . . . 3.3.2.3 Schlussbetrachtung: Ringschwerter . . . . . . . . . . . Runen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 Die Runensitte in Süddeutschland. . . . . . . . . . . . 3.4.2 Die Runensitte in Skandinavien . . . . . . . . . . . . . 3.4.3 Die Runensitte bei den Angelsachsen . . . . . . . . . . 3.4.4 Zusammenfassung: Runen. . . . . . . . . . . . . . . . Webschwerter und Westlandkessel (Vestlandkessel) . . . . . . . 3.5.1 Webschwerter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.2 Westlandkessel (Vestlandkessel) . . . . . . . . . . . . . 3.5.3 Zusammenfassung: Webschwerter und Westlandkessel (Vestlandkessel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlussbetrachtung Kapitel 3: „Gemeinsame Fundgattungen“ .
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IX
Inhaltsverzeichnis
4.3 Skandinavierinnen in Süddeutschland? . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Altenerding, Grab 421 (Kat.-Nr. 2 und Taf. 40,1) . . . 4.3.2 Neresheim, Grab 20 (Kat.-Nr. 34 und Taf.45) . . . . . 4.3.3 Schretzheim, Grab 177 (Kat.-Nr. 46f und Taf. 44,1) . . 4.3.4 Zusammenfassung Kapitel 4: „Nordischer Einfluss in Süddeutschland?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5 Die Grab- und Beigabensitte im 6. Jahrhundert . . . . . . . . . 5.1 Alamannen und Franken („Reihengräberzivilisation“) . . . . . . . 5.2 Nordgermanen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Angelsachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Schlussbetrachtung Kapitel 5: „Die Grab- und Beigabensitte im 6. Jahrhundert“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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6 Die Kommunikation im 6. Jahrhundert: Sprache, Schrift und Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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7 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . .
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8 Katalog: Runenfunde und Funde mit „nordischem Einfluss“ in Süddeutschland . . . . . . . . . . . .
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Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Register . . . . . . . Forscher . . . . . . Fundstätten . . . . Funde . . . . . . . Völker und Stämme Sachbegriffe . . . .
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Tafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
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1 Einleitung In der Auseinandersetzung mit der römischen Mittelmeerkultur entsteht das materielle Substrat, das gemeinhin als „germanische Kultur“ der Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters bezeichnet wird. Archäologen und Historikern ist seit langem bekannt, dass es „die Germanen“ nicht gegeben hat. Sie waren zu allen Zeiten ihres geschichtlichen Auftretens in viele Gruppen geteilt, die sich selbst andere Namen gaben. Der Name „Germanen“ war vor allem Fremdbezeichnung. Trotzdem lassen sich im archäologischen Fundgut teils große Ähnlichkeiten feststellen, die von archäologischer Seite eine – wie auch immer geartete – Verwandtschaft zu belegen scheinen. Es steht die Frage im Raum, welcher Art diese Verwandtschaft war und welche Bedingungen zu diesen Gemeinsamkeiten führten. Was ist Tradition – also Überlieferung und von alters her überkommene Handlung –, was ist Transfer – also übertragene und umgewandelte Handlung? Aber auch die Frage nach der Anwendbarkeit dieser Begriffe in der frühgeschichtlichen Archäologie führten zur Auseinandersetzung mit den Fragenkomplexen zum Thema „Einfluss“ und „ethnischer Deutung“. Folgende Arbeit beschäftigt sich mit drei verschiedenen Fundgebieten, die in der späten Völkerwanderungszeit und am Übergang zum frühen Mittelalter, als von „Germanen“ besiedelt gelten. Hierfür ausschlaggebend war die Beobachtung, dass bestimmte Fundgattungen aus diesen Regionen Gemeinsamkeiten aufweisen, die auf dem Kontinent bislang einem „nordischen Einfluss“ zugeschrieben wurden. Mittlerweile wird diese Theorie als etwas zu kurz gefasst erachtet. Gewisse Gemeinsamkeiten im archäologischen Fundgut der Germanen in Nordeuropa, der Germanen in der ehemaligen römischen Provinz Britannien und der Germanen des mitteleuropäischen Bereiches sorgten in der Vergangenheit für die Annahme, es sei ein maßgeblicher Einfluss aus dem skandinavischen Bereich in die Gebiete Süddeutschlands und Englands vorauszusetzen. Vor allem wurde dies für die Fundregionen der als Thüringer und Alamannen bezeichneten Siedlungsverbände in Anspruch genommen (Martin 1977; Koch 1999). Verschiedene Phänomene des archäologischen Kulturgutes wurden auf diese Weise erklärt: die Runenschrift bei den Alamannen, die weite Verbreitung der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischen/barockem Fuß usw. Darüber hinaus wird oft die Tatsache vergessen, dass gerade für die Gebiete in England und Süddeutschland ein Verbleiben von Romanen anzunehmen ist, das
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Einleitung
sich maßgeblich auf neue Formen der materiellen und ideellen Äußerung ausgewirkt haben wird. Das Erklärungsmodell zum „nordischen Einfluss“ hat viele Unzulänglichkeiten, da es keinen eindeutigen Hinweis auf Zuzug von Skandinaviern im süddeutschen Raum gibt. Zumindest können keine größeren Gruppen nachgewiesen werden, die genügend Ausstrahlungskraft besessen hätten, um solch einen Einfluss plausibel zu machen. Drei Skandinavierinnen sollen im süddeutschen Gebiet ihre letzte Ruhe gefunden haben. Auf den zweiten Blick ist diese Aussage jedoch – wie im Folgenden zu zeigen sein wird – nicht zweifelsfrei aufrecht zu erhalten. Auch Handel und Wanderhandwerker bleiben eher Behelfsmodelle. Die Lösung des Problems sah man zwischenzeitlich bei den Thüringern. Für das Gebiet der Thüringer ließen sich, wenn auch nur spärlich, eindeutig dem skandinavischen Gebiet entstammende Funde zuweisen (Schmidt 1961, S. 133, 174) sowie mit Runenschrift versehene Objekte. Schließlich ließen sich mitteldeutsche Fundensembles auf dem Gräberfeld von Schretzheim, in Bayern, ausmachen, auf dem man Runenschrift sowie vermeintliche skandinavische Elemente verorten konnte (Koch 1977; Koch 1999). So schien endlich eine Erklärung für bestimmte Phänomene gefunden. Doch muss dieses „Thüringermodell“, trotz aller Logik, als vordergründig betrachtet werden. Handelt es sich doch bei den eindeutig skandinavischen Funden allenfalls um zwei Fibeln. Auch die Runenfunde, die auf thüringischem Gebiet gemacht wurden, sind an einer Hand abzuzählen. Sie können nicht einmal eindeutig in die Zeit vor der Eroberung durch die Franken, in den Jahren 531/2, datiert werden, so dass die Beweislage in diesem Fall alles andere als eindeutig ist. Klar scheint die Tatsache, dass die Dinge bei diesem Phänomen sehr viel komplizierter liegen, als früher angenommen wurde. Viel zu selten wurde der Blick in den Westen gewendet. Schon Ende der 1950er Jahre bemerkte G. Behm-Blancke zu den bekannten Funden zweier Frauenbestattungen in Mühlhausen, dass hier augenfällige Gemeinsamkeiten mit dem angelsächsischen Gebiet vorliegen, die nach 531/2 über den rheinfränkischen Raum vermittelt worden sein könnten. Es handelt sich hier um eine kreuzförmige Fibel mit Tierkopffuß, um Ringfibeln sowie um eine Scheibenfibel, die sämtlich aus Bronze gearbeitet wurden (Behm-Blancke 1959). Ziel dieser Arbeit soll sein, anhand der Untersuchung von Fundgut aus drei geographischen Bereichen – aus Süddeutschland, England und Skandinavien – Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten, um zu einer Aussage darüber zu gelangen, in welcher Weise diese drei von germanischen Gruppen besiedelten Gebiete miteinander in Kontakt standen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser drei Bereiche sollen klar nebeneinander gestellt werden, um die festgefahrene Diskussion um die These des nordischen/skandinavischen Einflusses weiter zu entwickeln. Es steht zu vermuten, dass andere Erklärungsansätze, die weniger stark an eine ethnische Zuweisung gebunden sind, in diesem speziellen Falle besser greifen. Aus diesem Grunde werden Anleihen bei der
Einleitung
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Raumdiskussion der Soziologie und dem Symbolbegriff der Kulturphilosophie gemacht. Diese sollen helfen, die in diesem Falle nicht zu einer eindeutigen Aussage führenden Einflussmodelle aufzubrechen. Diese Arbeit soll einen Beitrag zur Diskussion um Alternativen liefern. Dabei soll ganz zu Anfang die Bemerkung stehen, dass trotz aller berechtigten Kritik, die in den letzten Jahren am Germanenbegriff geübt wurde (Jarnut 2004), an dieser Stelle die traditionellen Bezeichnungen als Arbeitsbegriffe weiterhin verwendet werden.
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Theoretischer Teil: Was ist ein Kulturraum?
2 Theoretischer Teil: Was ist ein Kulturraum? 2.1 Raumtheorie in der Soziologie Die soziologische Raumtheorie befasst sich mit dem gesellschaftlichen Raum, der entsteht, sobald Menschen zusammenleben (sozialer Raum). Im Gegensatz dazu steht der physikalische Raum, der ein Behältnis bezeichnet (Läpple 1992, S. 189 ff. und 194 ff.). Die Grenzen des sozialen Raums werden zunächst naturräumlich – durch Gewässer, Wälder und Höhenzüge – gezogen (Löw 2001, S. 191 ff.). Dieser Aspekt ist vor allem für die Ur- und Frühgeschichtsforschung von Bedeutung, da in diesem Bereich die Naturräume stärker ins Gewicht fallen als in modernen Zeiten. Interessant ist hierbei, dass auch der soziale Raum natürliche Grenzen besitzt, die ihn von vornherein auf ein bestimmtes Areal einschränken. Zum sozialen Raum gehören, neben den natürlichen Grenzen, die Verkehrswege sowie symbolische Identifikationspunkte und Merkzeichen (Riege und Schubert 2005, S. 46). Es lassen sich drei Bereiche des sozialen Raums hervorheben: der „Aktionsraum“ zwischen Wohnstätte und weiteren wichtigen Orten (z. B. der Arbeitsplatz), die „Lebenswelten“, die die individuellen räumlichen Bezüge beschreiben, sowie „die Kennzeichnung räumlicher Bereiche durch „Symbole, aus denen sich der Zusammenhang von physischer Raumstruktur, sozialen Nutzungen, Bewohnerkulturen und sozialen Mentalitäten bildhaft und kohärent erschließt“ (Riege und Schubert 2005, S. 49).Vor allem der dritte Bereich des sozialen Raums sollte für die Ur- und Frühgeschichtsforschung verwertbar sein, da gerade in vormodernen Gesellschaften die Kommunikation mit Hilfe von Symbolen verläuft. Kommunikation ist sozusagen „Symbolkommunikation“. Als Pionier der soziologischen Raumtheorie, kann Georg Simmel gelten. Für Simmel war der Raum eine „Tätigkeit der Seele“ mit der „unverbundene Sinnesaffektionen zu einheitlichen Anschauungen“ verbunden werden (Simmel 1992 (1908), S. 688 f.). Simmel stellt fest, dass es der Mensch ist, der aktiv seinen Lebensraum gestaltet und ihm Grenzen setzt (Simmel 1992 (1908), S. 694 ff.). Nach H. Lefebvre gilt Raum als soziales Produkt, der sozial produziert wird. Er entsteht durch die sozialen Beziehungen und Interaktionen (Lefebvre 1974; Schubert 2005, S. 175) der in ihm lebenden Menschen, die ihn sozusagen durch ihr Handeln, Denken und Fühlen erschaffen. Der soziale Raum tritt auch materiell in Erscheinung durch die für ihn typischen Kulturlandschaften und die für
Raumtheorie in der Soziologie
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ihn typischen handwerklich hergestellten Objekte (Läpple 1992, S. 191; Schubert 2005, S. 178). Diese Sichtweise hat sich auch in der Kulturgeographie durchgesetzt: hier gilt der Raum als durch einen „Prozess von Interaktionen konstituiert“ (Massey 2003, S. 31). Bei D. Massey basiert der Raum auf Pluralität und stellt das Produkt von Wechselbeziehungen dar. Er ist ein Bereich der Vielfältigkeit (Massey 2003, S. 32). Durch Auswahl und Platzierung von „sozialen Gütern“ wird der Raum erst konstituiert (Löw 2001, S. 169). Hervorzuheben ist die Bedeutung der Symbole, die innerhalb der gesellschaftswissenschaftlichen Diskussion für die Entstehung und Begrenzung von Raum postuliert werden. Dem Sozialwissenschaftler Dieter Läpple zufolge – der als Begründer der modernen soziologischen Raumdiskussion gelten kann – gibt es raumstrukturierende Artefakte, wie z. B. Behausungen, Verkehrswege und Kommunikationswege (Läpple 1992, S. 196 f.). Über das Symbolsystem der Artefakte werden Verhältnisse vermittelt und kommuniziert (Schubert 2005, S. 178). Nach H. Schubert überlagern angesammelte Symbole den physikalischen Raum und „verfestigen sich zu Mustern gelebter Räumlichkeit“ (Schubert 2005, S. 178; Schubert 2000) und bilden so Symbolräume. Dieter Läpple verwies auf die Notwendigkeit, „Raummodelle“ auszuarbeiten, um Geschichts- und Sozialwissenschaft miteinander zu verbinden. Diese Notwendigkeit lag für ihn auf der Hand, nachdem schon vor längerer Zeit erkannt wurde, dass Geschichte „nicht nur eine Verflechtung der Zeiten, sondern auch der Räume“ ist (Vilar 1977 bei Läpple 1992, S. 159). Nach Läpple soll die Struktur des Sozialraumes durch das materielle Substrat der ökonomisch-sozialen Funktionszusammenhänge erklärt werden, um einer „banalen Raumauffassung“ zu entgehen (Läpple 1992, S. 193). Die „banale Raumauffassung“ zeichnet sich durch die Vorstellung aus, politischer Raum, ökonomischer Raum und sozialer Raum würden in jedem Falle übereinstimmen (Läpple 1992, S. 189). Dies ist jedoch nicht unbedingt der Fall; da gesellschaftliche Beziehungen sehr komplex sind, trifft dies ebenso auf den gesellschaftlichen Raum zu. Es kristallisieren sich lokale Untersysteme heraus (Läpple 1992, S. 197). Um den sozialen Raum per definitionem vom physikalischen, neutralen „Behälter-Raum“ abzusetzen, entwirft Läpple das Konzept des „Matrix-Raumes“. Der „Matrix-Raum“ bezieht die gesellschaftlichen Kräfte mit ein, da sie es sind, die den sozialen Raum mitgestalten (Läpple 1992, S. 194 ff.). Zum gesellschaftlichen Raum („Matrix-Raum“) gehört das gesellschaftlich produzierte Substrat. Dieses stellt die materielle Erscheinungsform des gesellschaftlichen Raumes dar. Dazu zählt alles, was der Mensch erschafft oder durch sein Handeln formt. Ein weiterer Aspekt im „Matrix-Raum“ sind die menschlichen Handlungsstrukturen bzw. die gesellschaftliche Praxis der Produktion des Raumes (Läpple 1992, S. 196). Ebenso gehört dazu ein „Regulationssystem“, das aus Eigentumsformen, Macht- und Kontrollbeziehungen, rechtlichen Regelungen sowie sozialen
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Theoretischer Teil: Was ist ein Kulturraum?
und ästhetischen Normen besteht, sowie ein mit dem materiellen Substrat verbundenes räumliches Zeichen-, Symbol- und Regulationssystem. Damit ist gemeint, dass das materielle Substrat (die raumstrukturierenden Artefakte) durch ihre funktionale oder ästhetische Gestaltung als Symbol- oder Zeichenträger fungieren. Hierdurch erhalten sie eine soziale Funktion. Sie sind die Vergegenständlichung des gesellschaftlichen Handelns (Läpple 1992, S. 197). Mit Bezug auf Maurice Halbwachs spricht Läpple von der „materiell-räumlichen Struktur des gesellschaftlichen Raumes“ die „zusätzlich den Charakter kristallisierter Geschichte“ hat (Läpple 1992, S. 197). Die materiell-räumliche Struktur besitzt dabei die Eigenschaft eines kollektiven Gedächtnisses. Wir könnten ohne sie die Vergangenheit nicht „wiedererfassen, wenn sie nicht tatsächlich durch das materielle Milieu aufbewahrt würde, das uns umgibt“ (Halbwachs 1985 bei Läpple 1992, S. 197). Neben den „Matrix-Raum“ stellt Läpple den körpernahen „Mikro-Raum“, der den Menschen und seinen Körper umgibt, den „Meso-Raum“, der die direkte Lebensumgebung des Menschen beschreibt, und den „Makro-Raum“, der durch die nationalstaatlich verfasste Gesellschaft repräsentiert wird (Läpple 1992, S. 197). Ethnologische Studien belegen, dass der körpernahe „MikroRaum“ besonders wichtig bei den Naturvölkern ist, da deren Raumvorstellungen immer menschen- bzw. gruppenzentriert sind (Läpple 1992, S. 201). Den „Raum als (An)Ordnung“ definiert die Soziologin Martina Löw (Löw 2001, S. 131). „Raum ist eine relationale (An)Ordnung sozialer Güter und Menschen (Lebewesen) an Orten“ lautet die Kernaussage von Löws Raumbegriff bzw. Raumtheorie (Löw 2001, S. 224). Hierunter versteht Löw: die Konstituierung des Raumes durch unaufhörlich sich bewegende Körper in relationaler „(An)Ordnung“, die dadurch selbst ständig verändert wird. Sowie die Konstituierung des Raumes in der Zeit, wie auch eine Verflechtung von Raum und Körperwelt. Räume haben nach Löw eine „Ordnungsdimension“, wie auch eine „Handlungsdimension“ (Löw 2001, S. 131). Der Raum wird als „bewegte Anordnung von Körpern“ verstanden (Löw 2001, S. 132). Der Raumbegriff nach Martina Löw, soll auf die „soziale Dimension der Lageverhältnisse“ eingehen (Löw 2001, S. 134). Ebenso spielen die „sozialen Güter“, d. h. die materiellen Güter, eine Rolle. Der Raum kann ebenso als „relationale (An)Ordnung sozialer Güter“ definiert werden, wie als relationale (An)Ordnung sich bewegender Körper. Die „sozialen Güter“ erfüllen bei Löw die Funktion, welche bei Dieter Läpple durch die sozialen Artefakte übernommen wird (Löw 2001, S. 153 f.). Das Konstituieren des sozialen Raumes durch die handelnden Menschen nennt Löw „Spacing“. In der Regel kann hiermit sowohl eine konkrete Handlung – wie z. B. das Platzieren von Gütern im Raum – als auch eine symbolische Abgrenzung bezeichnet werden. Löw beschreibt diesen Vorgang als „Positionieren in Relation zu anderen Platzierungen“ (Löw 2001, S. 158). Das Pendant zum „Spa-
Der Kulturraum in der Ethnologie
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cing“ ist die „Syntheseleistung“. Dieser Begriff umschreibt die Zusammenfassung von Gütern und Menschen zu einem Raum über Prozesse der Wahrnehmung, Vorstellung und Erinnerung (Löw 2001, S. 159). Eine sehr wichtige Feststellung Löws ist, dass soziale Räume dem Menschen dazu dienen einzubeziehen oder auszuschließen (Löw 2001, S. 228). Die Soziologie sieht den Raum als ein von Menschen im sozialen Handeln geschaffenes Gebilde. Der Raum wird durch eine Anordnung von „sozialen Gütern“ oder Artefakten erschaffen und durch seine „Teilnehmer“, also durch die Menschen, die sich in ihm bewegen, wahrgenommen. Der Raum ist ohne seine „sozialen Güter“ und Artefakte nicht fassbar. Er ist aufs engste mit ihnen verbunden. Im Gegensatz zum Raum als sozialem Gebilde wird der Ort als natürlich vorgegebenes Gebilde definiert (Löw 2001, S. 198 ff. und 204).
2.2 Der Kulturraum in der Ethnologie Dass der Kulturbegriff der ethnologischen Wissenschaft absolut prägend auf den archäologischen Kulturbegriff wirkte und noch wirkt, ist bekannt (Eggert 1978). Im Jahre 1993 erschien eine Einführung in die Ethnologie mit dem Titel „Ethnologie – die Wissenschaft vom kulturell Fremden“ (Kohl 1993). Hieran allein lässt sich schon der große Stellenwert, den der Kulturbegriff in der Ethnologie hat, ablesen. „Kultur“ stellt – neben der Ethnie – den Hauptkristallisationspunkt ethnologischer Theoriebildung dar (Beer 2006, S. 53 und 61), indem versucht wird, die Einheit bzw. die Verschiedenheit der menschlichen Kultur zu erklären. Dabei können die Gemeinsamkeiten oder die Unterschiede betont werden (Kohl 1993, S. 130 ff.; Beer 2006, S. 62). Innerhalb der ethnologischen Wissenschaft gilt die „Kultur“ als Grundvoraussetzung der menschlichen Existenz überhaupt (Rudolph 1983, S. 52 f.; Kohl 1993, S. 131; Beer 2006, S. 53). Sie ist überall da zwangsweise vorhanden, wo Menschen sind. Die „Kultur“ gilt als soziale Grundvoraussetzung beim Menschen, mit Hilfe derer er sich an seine Umwelt anpasst und in sie einfügt, bzw. sie zu beherrschen sucht. Laut ethnologischer Theorie ist die Kultur beim Menschen nötig, um eine „Instinktarmut“ auszugleichen und stellt so eine „Selbstdomestikation“ des Menschen dar (Rudolph 1983, S. 53 ff.; Kohl 1993, S. 130 ff.). Die Begriffe „Kultur“ und „Ethnie“ stehen in der ethnologischen Forschung zwar sehr nahe beieinander, sind jedoch nicht deckungsgleich. Es handelt sich um zwei wissenschaftliche Konzepte, denen beiden das Hauptaugenmerk in der Ethnologie gewidmet ist (Beer 2006, S. 60). Der erste Wissenschaftler, der Kultur im Sinne der ethnologischen Forschung definierte, war im Jahre 1871 der britische Ethnologe Edward B. Tylor (Tylor 1871). Für Tylor war „Kultur“ alles das, was nicht von Natur aus vorhanden ist,
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Theoretischer Teil: Was ist ein Kulturraum?
sondern das, was der Mensch, in Gesellschaft lebend, mit anderen entwickelt und sich aneignet (Tylor 1871, S. 1). Diese Definition kann in ihren Grundsätzen als bis heute in der Ethnologie gültig betrachtet werden. Die drei wichtigen Schulrichtungen der Ethnologie – Diffusionismus, Funktionalismus und Strukturalismus – haben sich der Kulturfrage gewidmet. Die älteste dieser Richtungen, der Diffusionismus, hat die über die Grenzen des Faches bekannte „Kulturkreislehre“ hervorgebracht, die eng mit dem Namen des Kulturgeographen Friedrich Ratzel verbunden ist. Der Begriff „Kulturkreis“ geht auf Leo Frobenius zurück (Kohl 1993, S. 134). Hinter der „Kulturkreislehre“ steht die Vorstellung, anhand der räumlichen Verbreitung von Artefakten (Kulturgütern) die Geschichte von Völkern zu rekonstruieren, die selber keine, oder nur sehr spärliche, schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen haben (Kohl 1993, S. 134). Die Methode der „Kulturkreislehre“ lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es wird versucht, einen Komplex aus verschiednen Elementen der materiellen – und auch aus der nicht materiellen Kultur – herauszufiltern, der charakteristisch für ein bestimmtes, räumlich begrenztes Gebiet ist. Wichtig dabei ist, dass die charakteristischen Formen funktionsunabhängig sind. Diese charakteristischen Formen sollten in einem bestimmten Gebiet möglichst zahlreich und über einen langen Zeitraum hinweg vorkommen. Dieses „Quantitätsund Kontinuitätskriterium“ (Kohl 1993, S. 134) wurde als Hinweis auf einen „Kulturkreis“ verstanden. Da sich jedoch eher selten derartig klar voneinander abgrenzbare „Kulturkreise“ ausmachen lassen und es sehr oft zu Vermischungen und Überlagerungen kommt, galt dies als eindeutiger Hinweis auf Migrationen, Eroberungen usw. Es steht außer Zweifel, dass gerade die „Kulturkreislehre“ und ihre Methode eine enge Parallele zur Arbeitsweise der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie aufweist und diese maßgeblich beeinflusst hat. Während der Funktionalismus nach Ursachen dafür sucht, warum verschiedene Kulturen, die schon allein aufgrund der geographischen Gegebenheiten niemals Kontakt zu einander hatten, trotzdem ähnliche Erscheinungen hervorgebracht haben, und eine Begründung in der äußeren Umwelt findet, sieht der Strukturalismus hier die Universalität des menschlichen Geistes als Erklärung. Im Evolutionismus werden die sog. „primitiven“ Gesellschaften als „lebende Fossilien“ angesehen (Kohl 1993, S. 153). D. h. konkret, die als naturnah lebend erachteten Völkerstämme werden als Ausgangspunkt einer Entwicklung gesehen, die immer ähnlich verläuft. Daraus wurde der Schluss gezogen, man könne diese Völkerstämme als in einem Urzustand der Menschheit verharrend betrachten. Der sog. „ethnographische Vergleich“ ist bis heute eine wichtige Grundlage der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Rezente Stämme dienen dazu, auf mögliche Verhältnisse in der Urgeschichte rückzuschließen sowie bestimmte Techniken und Wirtschaftweisen zu erschließen. In der jüngeren Entwicklung der Ethnologie gewann die Vorstellung eines „Kulturkerns“ an Bedeutung.
Der Kulturraum in der Archäologie
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Diese von Julian Hayes Steward entwickelte Vorstellung geht davon aus, dass in jeder Kultur bestimmte Elemente aus religiösen Vorstellungen, sozialen und technischen Gegebenheiten aufs engste mit den Formen der Umweltbedingungen und des Lebenserwerbs verbunden sind (Steward 1955; Kohl 1993, S. 157 f.). Für die Ethnologie zählt zur Kultur Materielles wie auch nicht Materielles (Rudolph 1983, S. 53). Dies ist der entscheidende Unterschied zwischen dem archäologischen und dem ethnologischen Kulturbegriff. Im Gegensatz zur archäologischen Wissenschaft beschäftigt sich die Ethnologie größtenteils mit mehr oder weniger rezenten Kulturen. Aus diesem Grunde kann die ethnologische Wissenschaft auf eine andere Basis zurückgreifen als die archäologische. Ihr liegen nicht nur die überlieferten materiellen Dinge, die vorher einer Auslese unterzogen wurden, vor, sondern meistens ist es möglich, auch die Sprache und Aspekte der geistigen Kultur, wie Sitten und religiöse Vorstellungen, mit einzubeziehen. Diese geistigen Aspekte ebenfalls der Betrachtung zu unterwerfen, ist sogar erklärte Aufgabe der ethnologischen Forschungen (Rudolph 1983, S. 58). Und so kann es zu der Forderung der fachverwandten Volkskunde kommen, dass „man primär nach den sozialen Gruppen, die hinter einer Kulturprägung stehen“, fragen soll (Wiegelmann 1984, S. 7). Der Ethnologe Alfred Kroeber und der Anthropologe Clyde Kluckhohn lieferten 1952 eine Geschichte und Analyse des Kulturbegriffes (Kroeber und Kluckhohn 1967 (1952)). In diesem Werk konnten sie weit über einhundert Definitionen des Begriffes „Kultur“ aufzeigen, die sich verschiedenen Untergruppen zuordnen lassen (Kroeber und Kluckhohn 1967 (1952), S. 81–154). Grundsätzlich wird „Kultur“ als „Daseinsform“ verstanden. Der Ethnologe Wolfgang Rudolph definiert Kultur als „Gesamtheit der Ergebnisse von Innovationen“, wobei „Innovation“ für einen Vorgang steht, bei dem der Natur zielgerichtet etwas Neues hinzugefügt wird (Rudolph 1983, S. 51 f.). Für den amerikanischen Ethnologen Clifford Geertz, der der Schule der Cultural Anthropology zuzurechnen ist, ist „Kultur“ ein Bedeutungsgewebe, das sich aus verschiedenen Symbolen zusammensetzt (Geertz 1973, S. 5 f.; Beer 2006, S. 64; Feest 2006, S. 239).
2.3 Der Kulturraum in der Archäologie Zum Kulturbegriff in der prähistorischen bzw. frühgeschichtlichen Archäologie ist schon an anderer Stelle in einiger Ausführlichkeit geschrieben worden.1 Aufgrund der zeitlichen Ausrichtung dieser Arbeit sei der Schwerpunkt folgender 1
Sangmeister 1967; Eggert 1978; Hachmann 1987; Wendowski 1995; Siegmund 2000, S. 55–80; Brather 2004, S. 52–76; Eggert 2005, S. 283–296.
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Theoretischer Teil: Was ist ein Kulturraum?
Betrachtungen auf die getroffenen Aussagen zur frühgeschichtlichen Archäologie konzentriert und an dieser Stelle nur auf Literatur verwiesen, die sich dem Kulturgedanken innerhalb älterer Zeiträume widmet (Fischer 1956, S. 248 ff.; Lüning 1972; Strahm 2001). Innerhalb der Ur- und Frühgeschichtsforschung ist der „Kulturbegriff“ eng mit der Frage nach Stämmen und Völkern verbunden, die als Träger einer bestimmten Kultur – als „Kulturträger“ – fungieren. Dieser Sachverhalt spiegelt sich in den Titeln zum Thema veröffentlichter Arbeiten wieder, wo stets die Herausarbeitung eines Kulturbegriffes mit der Frage der ethnischen Deutung verbunden war und ist: Bergmann 1972: „Ethnos und Kulturkreis“; Wendowski 1995: „Archäologische Kultur und ethnische Einheit. Möglichkeiten und Grenzen der Identifikation“; Siegmund 2000: „Franken und Alemannen“; Brather 2004: „Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie“ (Auswahl). Von großer Bedeutung für den archäologischen Kulturbegriff waren Gustaf Kossinna und Vere Gordon Childe (Veit 1984). Der national gesinnte und völkisch geprägte Prähistoriker Gustaf Kossinna – eigentlich ein Germanist – prägte im Jahr 1911 den Begriff der „archäologischen Kulturprovinz“ (Kossina 1911 (1920), S. 3). Eine genaue Definition dieses von ihm gebrauchten Begriffes, der keinen zentralen Punkt seiner Forschungen bildet (Adler 1987, S. 52), liefert Kossinna selbst allerdings nicht (Adler 1987, S. 36). Es ist herauszulesen, dass er eine Kombination von verschiedenen Merkmalen zu einer „Kulturprovinz“ zusammenfasst (Kossinna 1911 (1920), S. 11) – eine Forderung, der er selbst nicht immer nachkommt (Kossinna 1905; Adler 1987, S. 37; Grünert 2002, S. 72ff.). Zu diesen verschiedenen Merkmalen zählt er charakteristische Beigaben und Grabritus sowie durchaus auch „Rassenzugehörigkeit“. Kossinna betont die Übereinstimmung von archäologischer Kultur und Rasse und spricht sich vehement gegen Handel als Möglichkeit der Übermittlung bestimmter Kulturgüter aus (Kossinna 1911 (1920), S. 11). Fest steht für Kossinna der Grundsatz „Kulturgebiete sind Volksgebiete“ (Kossinna 1911 (1920), S. 4) bzw. „Kulturgebiete sind Völkerstämme“ (Kossinna 1911 (1920), S. 17). Diese Zitate machen deutlich, dass für Kossinna ein typologischer „Kulturkreis“ gleichbedeutend mit Volk ist. Es scheint, dass Kossinna von der ethnologischen „Kulturkreislehre“, nach Friedrich Ratzel, beeinflusst war, auch wenn er sich nicht direkt auf ihn bezieht (Grünert 2002, S. 72). Für den hier in Frage kommenden Zeitraum stellt Kossinna in seinem wichtigen Werk über die Methode der Siedlungsarchäologie fest, dass man anhand der archäologischen Hinterlassenschaften feststellen könne, „wo überall während der sogenannten germanischen Völkerwanderung Germanen eingedrungen sind und sogar welche germanischen Stämme jedes Mal in Frage kommen“ (Kossina 1911 (1920), S. 3). Eine Sichtweise, die trotz der umstrittenen Stellung Kossinnas in der Prähistorie im Grunde bis heute ihre Geltung besitzt.
Der Kulturraum in der Archäologie
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Der britische Prähistoriker Vere Gordon Childe hatte seinen Kulturbegriff eng an denjenigen von Gustaf Kossinna angelehnt: Haben wir erst einmal ein paar gut verbundene Ansammlungen untersucht um festzustellen, daß etwa ein bestimmter Keramiktyp charakteristisch ist für eine Kultur oder Gesellschaft, dann wissen wir, wann immer wir ihm in einem anderen Grab oder Fundament eines Hauses begegnen, daß die Menschen, die dort bestattet worden sind oder gelebt haben, derselben Gesellschaft angehörten. (Childe 1951 (1968), S. 43)
Eine Ansammlung bestimmter Merkmale der materiellen Kultur, stellen für Childe den Spiegel einer sozialen Welt dar (Childe 1951 (1968), S. 42f.). Der Unterschied zu Kossinnas „Kulturprovinz“ – mag er auch klein erscheinen, so ist er doch bedeutend – ist der Versuch eines Abrückens von Begriffen wie „Stamm“ und „Volk“, die eine ethnische Intention haben, hin zur Gesellschaft, womit der soziale Aspekt mehr in den Vordergrund gerückt werden soll. Die verschiedenen Kulturen bzw. Gesellschaften sollen möglichst zusammen mit ihren historischen Bedingungen und Umweltbedingungen betrachtet werden (Childe 1951 (1968), S. 44). „Denn jede Kultur ist eine Anpassung an eine bestimmte Umgebung“ (Childe 1951 (1968), S. 47). Dieses Zitat lässt Einflüsse der darwinschen Evolutionstheorie erkennen. Childe versucht, auf diese Art und Weise den „Kulturbegriff“ von der ethnischen Interpretation loszulösen und einen größeren Kontext für das Werden von verschiedenen menschlichen Gesellschaften herzustellen. „Kulturhöhe“ ist keine Frage der Abstammungsgemeinschaft, sondern ein Ergebnis geographischer Voraussetzungen. Dies zeugt von Childes Fortschrittlichkeit.2 Zugegebenermaßen dürfte dieser Anspruch in der prähistorischen Archäologie nicht immer leicht zu erfüllen sein; sicherlich ist es jedoch nicht unmöglich. Childes Verwendung des Begriffs „Gesellschaft“ ist einige Male kritisiert worden. Kern dieser Kritik war, dass man Childe vorwarf, den Begriff „Gesellschaft“ nur gegen den des Volkes ausgetauscht zu haben (Wotzka 1993, S. 30ff.; hier auch weitere kritische Literatur zu Childe). Dies mag vielleicht in früheren Arbeiten Childes zutreffen, in späteren Arbeiten ist dies eindeutig nicht mehr der Fall.3 Mag es sich auch bei der Ersetzung des „Volks“ durch die „Gesellschaft“ lediglich um eine Entwicklung in Childes Werken handeln, so war es doch eine bedeutende Entwicklung, die der Forschung neue Möglichkeiten bot. 2
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Childe 1951 (1968), S. 47: „Denn jede Kultur ist eine Anpassung an eine bestimmte Umgebung.“ Ähnliche Gedanken verfolgt der US-amerikanische Geograph Jared Diamond in seinem 1997 erschienenen Buch „Guns, Germs and Steel: The Fates of Human Societies“ (auf Deutsch unter dem Titel „Arm und Reich: Die Schicksale menschlicher Gesellschaften“, 1999 erschienen). Vgl. Childe 1951 (1968), S. 60 f.: „Es wäre übereilt, die Kultur der Archäologen mit dem Stamm der Ethnographen gleichzusetzen, wenn unter Stamm eine einzige politische Führung, der Ausschluß von Kriegen (die über Blutsfehden hinausgehen) und sogar anerkannte Rechte der Wechselheirat subsumiert werden.“
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Ebenso ungenau und vage, wie der kossinnasche Begriff der „Kulturprovinz“ ist, ist auch der an der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert viel gebrauchte Begriff des „Formenkreises“ niemals genau definiert worden. Hier konnte genauso die Verbreitung einer einzelnen Fundgattung gemeint sein wie das gemeinsame Vorkommen verschiedener Fundgattungen in einem bestimmten geographischen Gebiet (Eggert 2005, S. 273 ff.). Der Begriff des „Formenkreises“ wird u. a. von K. H. Jacob-Friesen gebraucht. Er versteht darunter die Unterteilung eines Kulturkreises; d. h. ein „Kulturkreis“ besteht aus verschiedenen „Formenkreisen“. Jacob-Friesen verweist auf die Bedeutung der Ethnologie in diesen Fragen. In diesem Zusammenhang bezieht er sich direkt auf L. Frobenius (Jacob-Friesen 1928, S. 138). Wie vormals schon erwähnt ist der „Kulturkreis“ eine Entlehnung aus der Ethnologie (Eggert 2005, S. 274). Neben dem „Kultur-“ bzw. „Kulturkreisbegriff“, der eine ethnische Intention aufweist – wie es wohl für die meisten Fälle vorauszusetzen ist – existiert jedoch eine Vorstellung von Kreisen, die sich im archäologischen Fundgut abzeichnen, ohne dass eine ethnische Intention dahinter steht. So spricht Joseph Bergmann von „Bewaffnungs- oder Kampfesartkreisen“ bzw. „Gesittungskreisen“ (Bergmann 1968, S. 233 ff.; Bergmann 1970, S. 59; Bergmann 1972, S. 105 ff.), die er hauptsächlich anhand von Grabfunden definiert, wobei er Hortfunde und Einzelfunde jedoch nicht völlig außer Acht ließ (Bergmann 1970, S. 13). Im Unterschied zur Abgrenzung eines Kulturkreises durch Verbreitung von Einzeltypen sollten die „Sitten“, wie sie anhand von Grab- und Hortfunden fassbar werden, miteinbezogen werden (Bergmann 1970, S. 59). Hier werden zwar auch Stämme vorausgesetzt, jedoch eher als politisches Gebilde denn als rein ethnische (Bergmann 1972, S. 105 ff.). Stämme als eher politisch geprägte Gebilde zu betrachten denn als rein ethnische, wird durch den Historiker Reinhard Wenskus Anfang der 1960er Jahre angeregt. Er schuf mit seinem Werk „Stammesbildung und Verfassung“ eine umfangreiche und oft zitierte Arbeit zum Thema der frühmittelalterlichen Ethnogenese (Wenskus 1961). Ein weiterer Begriff zur Charakterisierung von bestimmten kulturellen Erscheinungen in der Ur- und Frühgeschichtsforschung ist der von Hans Jürgen Eggers geprägte Begriff des „Grabsittenkreises“ (Bergmann 1972, S. 105 ff.). Mit diesem Begriff umschrieb Eggers ein geographisches Gebiet, in dem die Beigabensitte in etwa gleichförmig war. Walter Torbrügge benutzte die Begriffe „Verhaltens- und Brauchtumskreis“. Sein Konzept entwarf er im Zusammenhang mit Flußfunden; er wies darauf hin, dass es wichtig sei, nicht nur die Fundgegenstände zu betrachten, sondern ebenso Fundorte und Fundumstände in die Betrachtungen mit einzubeziehen (Torbrügge 1970/71, S. 123). Dies sollte sicherlich nicht nur für die in der Regel als Einzelfund auftretenden Flußdeponierungen in Anspruch genommen werden, sondern ist für alle archäologischen Fundgattungen von Belang.
Der Kulturraum in der Archäologie
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Auffällig an in der Ur- und Frühgeschichtsforschung gebräuchlichen Begriffen zur Erfassung von bestimmten geographischen Kulturerscheinungen ist, dass sie meistenteils der Ethnologie entstammen oder zumindest stark von ihr beeinflusst wurden. Volker Bierbrauer entwarf Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die beiden sich gegenüberstehenden Kulturmodelle „christlich-mediterranromanisch“ und „heidnisch-fränkisch“ (Bierbrauer 1996). In klassischer Art und Weise liegen diesen Kulturmodellen Grabfunde zu Grunde. Die regelhafte Beigabenlosigkeit ist kennzeichnend für das romanische Kulturmodell, die regelhafte Beigabensitte weist auf ein fränkisches Kulturmodell hin. Hinzu kommen bei den Romanen die Sitte, Gräber mit Steinen auszumauern oder Bestattungen im Sarkophag sowie Mehrfachbestattungen der ausgemauerten Gräber bzw. Sarkophage. Frank Siegmund untersuchte in seiner im Jahre 2000 erschienen Habilitationsschrift die Frage nach der archäologischen Bestimmbarkeit von ethnischen Gruppen im frühmittelalterlichen Mitteleuropa (Siegmund 2000). Das als erstaunlich zu bezeichnende Ergebnis seiner Untersuchung zeigt, dass sich die benachbarten „Alemannen und Franken“ über einen längeren Zeitraum hinweg anhand von kleineren Unterschieden der Beigabensitte bzw. Unterschiede in der Technologie klar voneinander absetzen ließen, dieses jedoch nicht im gleichen Umfang für Sachsen, Thüringer und Bajuwaren gilt (Siegmund 2000, S. 301–313). Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, bildete Siegmund verschiedene Kulturgruppen anhand der Grabfunde und ihrer Beigaben und achtete dabei auf Unterschiede in der Bestattungssitte, der Tracht und der Gefäß- sowie Waffenbeigabe. Es stellte sich heraus, dass es in der Frauentracht kaum regionale Unterschiede gab, dafür aber Unterschiede bei der Gefäß- und Waffenbeigabensitte (Siegmund 2000, S. 301ff.). So ließen sich zwei Kulturgruppen über einen längeren Zeitraum hinweg klar voneinander absetzen, die Siegmund als Kulturgruppe West und Kulturgruppe Süd bezeichnete, welche mit den Franken und Alamannen zu identifizieren seien. Wobei sich die Kulturgruppe West durch eine Akkulturation römischer Kulturelemente auszeichne, die Kulturgruppe Süd eine starke germanische Tradition fortsetze (Siegmund 2000, S. 307ff.).4 Diese Einteilung in Kulturgruppen, die eine Form der ethnischen Deutung darstellt, wurde von Sebastian Brather und Hans-Peter Wotzka kritisiert, da sich immer wieder feststellen lässt, dass sich die gesuchte weitgehende Einförmigkeit der materiellen Hinterlassenschaften meist nicht ausreichend belegen lässt. Unterscheide im Material jedoch auch anders als ethnisch interpretiert werden können (Brather und Wotzka 2006). 4
Weiterhin gibt es noch eine Kulturgruppe Nord (Sachsen) und eine Kulturgruppe Ost (Thüringer), doch lassen diese sich teilweise nicht so klar und über einen längeren Zeitraum verfolgen. Darüberhinaus werden beide Kulturgruppen stark von der Kulturgruppe West (Franken) beeinflusst.
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Der frühgeschichtliche Kulturbegriff ist bis in die neueste Forschung an historisch überlieferte Völker und Stämme gebunden. Es wird versucht, den historisch bekannten Germanenstämmen eine bestimmte Reihe von archäologischen Funden zuzuweisen. Dies geschieht meist über die Inventare der Frauengräber, da Männergräber in der Regel als zu wenig spezifisch ausgestattet gelten und andere Fundkategorien, wie z. B. Siedlungen und Hortfunde, selten oder gar nicht vorhanden sind. Die Grabfunde sind bis heute die wichtigste Quelle zur Bildung eines archäologischen Kulturbegriffes. Die Arbeit von Frank Siegmund zeigt, wie absolut nötig es ist, nicht nur einzelne Fundtypen zu betrachten, sondern möglichst mehrere Aspekte, zu denen neben spezifischen Sitten auch Fragen der Technologie und Produktionsweise zählen (Siegmund 2000, S. 303 und 359), mit einzubeziehen. Ebenfalls Abstand von der Fundtypenverbreitung als grundlegendes Mittel der archäologischen Kulturgruppen-Bestimmung nimmt Sebastian Brather (Brather 2004, S. 74). Gerade für die frühgeschichtliche Archäologie gilt ein von der Frage nach dem dahinterstehendem Volk oder Ethnos geprägter Kulturbegriff. Ein Umstand, der durch die für diese Epoche existierenden historischen Quellen geradezu aufgezwungen wird, da in ihnen von „gentes“ etc. berichtet wird. Nebenher existiert jedoch auch in Bezug auf die frühen Slawen die Feststellung, dass die frühmittelalterlichen Stämme als relativ unstabil zu gelten haben, was sich an einer fehlenden Deckung der Stammesterritorien mit materieller Kultur sowie an der nicht vorhandenen Übereinstimmung von Mundarten mit politischer Organisation zeige (Procházka 1966, S. 1082). Kritisiert wurde diese generelle Ausrichtung der frühgeschichtlichen Archäologie auf Fragen der Ethnizität von Sebastian Brather (Brather 2004). Er führt für seine Kritik einleuchtende Argumente an, die hier kurz in zusammenfassender Form referiert seien: 1. Der Wunsch nach ethnischer Zuordnung von frühgeschichtlichem Fundmaterial entspringt der Zeit der Konstituierung moderner Nationalstaaten. 2. Das Modell des modernen Nationalstaates kann nicht ohne weiteres auf die Frühgeschichte übertragen werden. Uns überlieferte Völkernamen sind von außen auferlegte „Ordnungsbegriffe“, die uns eine Homogenität vormachen, die höchstwahrscheinlich nicht vorhanden war. 3. Ethnische Gruppenidentität wird über ein „Ausschlussverfahren“ der Mitglieder von innen heraus erzeugt. 4. Zugang zu Identitätsgruppen ist nur über ihre Symbole möglich, und 5. die Verbreitungsräume „Archäologischer Kulturen“ sind meist zu groß, um bei ihren Trägern ein wirkliches Gemeinschaftsgefühl voraussetzen zu können (Brather 2004, S. 616 f.). Zugleich betonte Brather die Relevanz von sozialen
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Gruppen, denen Symbole zugeordnet werden könnten, die vormals als ethnisches Merkmal galten. Im großen Ganzen geht er von einer viel geringeren Bedeutung der „ethnischen Zugehörigkeit“ in der Frühgeschichte aus als in modernen Zeiten (Brather 2004, S. 622). Den meisten „Kulturbegriffen“ innerhalb der Ur- und Frühgeschichtsforschung liegt der Grabfund als Grundlage vor. Für die meisten Abschnitte trifft es zu, dass uns nur aus den Grabfunden ein breiteres Spektrum der materiellen Kultur überliefert ist. Und somit trifft die Eggerssche Begrifflichkeit des „Grabsittenkreises“ im Sinne eines „Beigabensittenkreises“ oftmals den Sachverhalt sehr genau (Eggers 1959, S. 274 ff. und Abb. 25). Es bleibt festzuhalten, dass der archäologische Kulturbegriff nur auf einer Auswahl der materiellen Kultur fußen kann. Sprache und mit ihr zusammenhängende Aspekte einer Kultur bleiben der Archäologie weitgehend verschlossen. Auch für den germanischen Bereich der späten Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters gilt, dass die große Fülle der sprachlichen und schriftlichen Überlieferung erst dort beginnt, wo die archäologischen Funde weniger werden und schließlich gänzlich verschwinden. Auch für die frühgeschichtliche Zeit ist der archäologische Kulturbegriff ausschnitthaft und auf wenige Aspekte einer „Kultur“ beschränkt.
2.4 Der Kulturraum als Kommunikations- und Symbolraum In der frühgeschichtlichen Archäologie werden bestimmte Fundtypen mit bestimmten historisch bekannten Volksgruppen identifiziert. Als Beispiel seien hier die Zangenfibeln genannt, die als typisches Merkmal der Thüringerin gilt. Derartige Zuweisungen von bestimmten Fundtypen an historisch belegte Volksgruppen funktionieren meist nur im Falle der Trachtbeigaben aus Frauengräbern, da diese spezifischer sind, als Trachtbeigaben aus Männergräbern. Dass diese Vorgehensweise problembehaftet ist, zeigt sich fast regelmäßig, wenn man versucht sie anzuwenden. Manche uns aus Gräbern bekannte Fundstücke scheinen zwar eine Besonderheit darzustellen, doch zeigen diese Fundstücke teilweise eine derart weite und häufige Verbreitung, dass es schwierig wird, sie einem aus den historischen Quellen überlieferten Volksstamm zuzuweisen. Als Beispiel sollen uns hier die Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem/ barockem Fuß dienen. Dieser Fibeltyp wird, wenn er auf dem Kontinent gefunden wird, als direkter oder indirekter Fremdeinfluss erklärt. Im Falle der weniger qualitätvollen Exemplare spricht man von Kopien. Die beiden sehr qualitätvollen silbervergoldeten Bügelfibeln aus Grab 78 vom Gräberfeld in Donzdorf, die sehr diffizilen Tierstil I zeigen und mit einigen Steineinlagen verziert wurden, gelten als Import aus Skandinavien oder aus dem angelsächsischen Gebiet
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Theoretischer Teil: Was ist ein Kulturraum?
(Neuffer 1972). Doch das paarige Auftreten der Donzdorfer Fibeln fügt sich hervorragend in die Trachtsitte der Germanen Süddeutschlands ein. Weder im skandinavischen noch im angelsächsischen Bereich kommen derartige Fibeln – die ohne Frage in diesen Bereichen beheimatet sind – als Paar vor. Sie sind hier stets als einzeln getragene Fibel anzutreffen, welche wahrscheinlich als Mantelverschluss zu interpretieren sind. Aus diesem Sachverhalt ist zu folgern, dass eine simple Einflusserklärung, wie sie z. B. durch Handel oder Exogamie gegeben wird, nicht zur Erklärung derartiger Phänomene ausreicht. Hier scheint der Hintergrund sehr viel komplizierter zu sein, der zur Ausdeutung ein sehr viel komplexeres Erklärungsmodell benötigt. Hervorzuheben ist der Umstand, dass anscheinend nicht alle Elemente der spätvölkerwanderungszeitlichen/frühmittelalterlichen „Tracht“ eine ethnische Zuweisung in derart eingegrenztem Sinn erlauben, wie es bisher angenommen wurde. Schon zu Beginn der 1960er Jahre wurde durch den Historiker Reinhard Wenskus auf die Probleme der ethnischen Bedeutung der germanischen Stämme in den historischen Quellen hingewiesen. Er konnte zeigen, dass die starke ethnische Intention der Stämme, im Sinne einer Abstammungsgemeinschaft mit gleicher Sprache, eine Idee vor allem des 19. Jahrhunderts ist, es sich bei den Stämmen in den historischen Quellen jedoch meist um politische Siedlungseinheiten handelt (Wenskus 1961, S. 44 ff. und 46 ff.). Vor allen Dingen soll an dieser Stelle die in jüngster Zeit vorgebrachte und berechtigte Kritik an der eindimensionalen ethnischen Deutung nicht verschwiegen werden (Brather 2004; Rummel 2007; Fehr 2008). Hierauf soll in einem späteren Kapitel noch einmal Bezug genommen werden. In Betracht zu ziehen ist, dass es sich bei den untersuchten Fundgebieten um einen größeren Kommunikationsraum gehandelt hat, der mehr oder weniger in engem Austausch miteinander stand. Es wird der Frage nachzugehen sein, wie dieser Austausch ausgesehen haben könnte. Nicht zu unterschätzen ist der Stellenwert von Symbolen, die in der vormodernen Gesellschaft eine wahrscheinlich größere Bedeutung hatten als heute. Wenn man von der heutigen Zeit – als eher rational und aufgeklärte – immer noch behaupten kann, dass Symbole eine bedeutende soziale Rolle erfüllen, lässt sich dies sicherlich für die Welt der Frühgeschichte ebenso behaupten. Dem Kulturphilosophen Ernst Cassirer ist es zu verdanken, dass wir den Menschen als ein „animal symbolicum“ definieren können (Cassirer 2007, S. 51 ff.). Dieser Begriff steht für ein Wesen, das sich durch den massiven Gebrauch von Symbolen auszeichnet, sozusagen über eine Symbolkommunikation verfügt. Wobei als Symbol „ein Teil der menschlichen Bedeutungswelt“ zu verstehen ist (Cassirer 2007, S. 58), der sich aus Sprache, Mythos, Kunst und Religion zusammensetzt. Diese Elemente bilden zusammen ein „Symbolnetz, das (ein) Gespinst menschlicher Erfahrung“ (Cassirer 2007, S. 50) bündelt. Bei diesen Überlegungen Ernst Cassirers stehen im Grunde genommen ganz ähnliche Vorstellungen im Raum,
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wie bei den Thesen der Soziologie zum Sozialraum: der Mensch kommuniziert ständig mit Hilfe von Symbolen. Hierzu zählen die Sprache, die Architektur, die Sitten und Gebräuche ebenso wie die alltäglichen materiellen Kleinigkeiten, die jeder Mensch tagtäglich gebraucht. Die Soziologie hat uns gezeigt, das Gruppen von Menschen sich mit der Anordnung von Dingen soziale Räume erschaffen, um ein- oder auszuschließen. Diese sozialen Symbole der vergangenen Zeiten sind es, die in der Archäologie als „materielle Kultur“ bezeichnet werden. Das archäologische Material hinterlässt eine Botschaft der Symbolwelt aus der Zeit, aus der es stammt. Hier sollte sich die Frage beantworten, ob es möglich ist, die soziale Welt einer Gesellschaft fern der Schrift zu erfassen. Sicherlich bleibt dies schwierig – ein altbekanntes Problem vor allem der Archäologie, der keinerlei Schriftquellen zur Verfügung stehen – auf den Versuch sollte jedoch niemals verzichtet werden. Hierzu scheint es sinnvoll, den Ansatz zu überprüfen und einen neuen Ansatz zu wählen. Die materiellen Hinterlassenschaften in der Archäologie nicht nur als Material zu sehen, sondern auch als Hinterlassenschaften einer ehemals real existierenden sozialen Welt, die diese Dinge als Symbole gebrauchte, könnte als solch ein Ansatz dienen. Eine Ahnung des großen Stellenwertes und der wichtigen sozialen Funktion, die Symbole in vormodernen Zeiten einnahmen, lässt sich anhand der sehr strengen Kleidervorschriften des Mittelalters erkennen (Vavra 1991, bes. Sp. 1198; Raudszus 1985, S. 183–194). Für das Mittelalter ist es zweifelsfrei belegt, welch symbolischer Wert der Kleidung beikam. Sie war nicht nur Gewand, das vor Witterung schützte, sondern vor allem auch Mittel der Kommunikation. Materieller Reichtum lässt sich z. B. durch die Verwendung von kostbaren Farben und Schmuckstücken sehr gut vor Augen führen (Raudszus 1985, S. 183 ff.). Im frühmittelalterlichen Byzanz waren bestimmte Schmucksteine der Familie des Kaisers vorbehalten. Nicht jeder, der es sich hätte erlauben können, durfte diese Steine tragen, auch wenn er durchaus angesehen war. Perlen, Amethyste, Smaragde usw. waren nur der kaiserlichen Familie vorbehalten und somit Symbol für die kaiserliche Würde, auf die nicht jeder ein Anrecht hatte. Der Historiker Walter Pohl stellte schon vor längerer Zeit fest, dass die gentes der Völkerwanderungszeit über eine Symbolsprache verfügten, die ihre eigentliche Sprache war. Also eine Sprache, die es ermöglichte, andere Gruppen schnell zu integrieren (Pohl 1985, S. 97 f.). Diese Symbole der frühgeschichtlichen germanischen Lebenswelt gilt es zu erkennen. Sie bezeichnen die soziale Welt und den Kommunikationsraum, der sozusagen Symbolraum ist. Es steht zu vermuten, dass sich in der sehr weitläufigen Verbreitung einiger Fundgattungen, wie z. B. Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, Ringschwertern und Brakteaten, ein derartiger Symbolraum abzeichnet.
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Gemeinsame Fundgattungen
3 Gemeinsame Fundgattungen 3.1 Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß (sog. „nordischer Typ“ Taf. 1) Bei den Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß handelt es sich um eine auffällig weit verbreitete Fibelform, die ihren Ursprung unbestreitbar im skandinavischen Gebiet besitzt. Ihr Verbreitungsraum erstreckt sich nicht nur über die drei Arbeitsgebiete Süddeutschland, Skandinavien und dem angelsächsischen Gebiet, sondern auch über das westfränkische Gebiet. Vereinzelte Funde gibt es im norditalienischen Raum und in Ungarn.1 Kaum eine Fibelform des Arbeitszeitraums besitzt eine größere Variationsbreite. Im Folgenden seien Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß aus den drei Arbeitsgebieten Süddeutschland, Skandinavien und dem angelsächsischen Gebiet betrachtet. Zuvor soll aufgrund der großen Bedeutung für die Forschung hinsichtlich der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß – und in Bezug auf deren skandinavische Herkunft – ein kurzer Abriss über die „jütländische Fibelgruppe“ Günther Haseloffs geliefert werden.
3.1.1 Die „jütländische Fibelgruppe“ nach Günther Haseloff Die von Günther Haseloff 1981 veröffentlichte dreibändige Arbeit „Die germanische Tierornamentik der Völkerwanderungszeit“ ist als wichtige, weil äußerst detaillierte, Grundlage zum Thema der völkerwanderungszeitlichen Kunst anzusehen. Es ist eine Weiterführung der Gedanken Bernhard Salins und Nils Åbergs und bis heute ein Grundlagenwerk geblieben. Es ist die ausführlichste Arbeit zum Stil I. Dennoch ist Haseloffs Werk in einigen Punkten kritisch zu betrachten, wie sich weiter unten herausstellen wird. Es soll nicht verschwiegen werden, dass die Arbeit schon kurz nach ihrem Erscheinen kritisiert wurde (Frey 1983; Holmqvist 1983; siehe auch bei Koch 1998, S. 318 ff.). 1
Auch das Frauengrab von Ulpiana, im Kosovo, verfügt über zwei Bügelfibeln des besagten Typs, womit man das Verbreitungsgebiet auf den Balkan ausdehnen könnte.
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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Wichtige Ergebnisse der Arbeit Haseloffs sind die Herausarbeitung der „jütländischen Fibelgruppe“ sowie die Unterteilung des Stil I in vier verschiedene Stilphasen. Bei der „jütländischen Fibelgruppe“ handelt es sich um ganz bestimmte Fibelfunde vom sog. nordischen Typ, die von verschiedenen Fundorten aus dem skandinavischen, angelsächsischen oder kontinentalen Bereich herstammen. Sämtlichen Fibeln dieser Gruppe wurde durch Haseloff aufgrund ihrer Ornamentik ein gemeinsamer Ursprung in Jütland unterstellt.
3.1.1.1 Die „jütländische Fibelgruppe“ Seine „jütländische Fibelgruppe“ (Haseloff 1981, S. 18 ff.)2 bestimmte Haseloff anhand von vier Bügelfibelbruchstücken aus dänischen Brakteatenhortfunden und zwei weiteren Bügelfibeln skandinavischer Provenienz3 sowie anhand von neun Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, die auf dem Kontinent oder auf angelsächsischem Gebiet gefunden wurden.4 Er geht davon aus, dass der geringe Fundbestand nicht den ursprünglichen Sachverhalt widerspiegelt und in Dänemark zur behandelten Zeit sehr viele Bügelfibeln verbreitet waren. „Gleichwohl ist unsere Kenntnis darüber so gering, dass man zu einer Aussage hierüber kaum kommen würde, wäre uns nicht eine beachtliche Zahl von Fibeln aus außerdänischem Gebiet erhalten, die u. E. nach in Jütland hergestellt und von hier aus sowohl nach Kent als auch auf den Kontinent exportiert worden sind“ (Haseloff 1981, S. 21). Die Grundlage, die zur Bestimmung der „jütländischen Fibelgruppe“ gegeben ist, ist vorwiegend nicht dänisch, sondern angelsächsisch oder kontinental. Dennoch hält Haseloff am jütländischen Ursprung dieser Fibeln fest. Er begründet dies mit stilistischen Erwägungen: Stil I ist aus dem Nydam-Stil entstanden; dieser findet sich auf Gegenständen aus dänischen Mooropferfunden, also müssen zumindest die frühen Stil I-Fibeln ebenfalls aus Dänemark stammen (Haseloff 1981, S. 26). Zur weiteren Untermauerung seiner These vom dänischen Ursprung der hier besprochenen Bügelfibeln verweist Haseloff auf die zahlreichen Brakteatenfunde aus Dänemark, die die Bedeutung Dänemarks in der späten Völkerwanderungszeit unterstreichen und somit einen weiteren Hinweis auf den dänischen Ursprung des Stil I und der damit verzierten Bügelfibeln darstellen sollen (Haseloff 1981,
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Es sind folgende Fibeln bei ihm aufgeführt: Galsted, Agerskov, Skonager, Finglesham D3, Engers, Basel-Kleinhüningen Grab 74, Tveitane, Canterbury, Åkers sjö, Donzdorf Grab 78, Bifrons Grab 41, Pompey, Gilton Grab 48, Richborough und Tranum Klit. Dies sind die Bügelfibel aus Tveitane in Norwegen und die Bügelfibel aus Åkers sjö in Schweden. Fünf Bügelfibeln aus angelsächsischem Gebiet und vier kontinentale Fundstücke.
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S. 18 f.). An späterer Stelle beruft sich Haseloff zum Nachweis der skandinavischen Abkunft der Bügelfibeln vom nordischen Typ auf Bernhard Salin, welcher eine nordische Herkunft dieses Fibeltyps aus typologischen Gründen postulierte (Haseloff 1981, S. 281; Salin 1904).
3.1.1.2 Beschreibung der „jütländischen Fibelgruppe“ Nach Haseloff sind bei der „jütländischen Fibelgruppe“ drei Untergruppen auszumachen: Gruppe A, die Haseloff anhand eines einzigen Fibelfragmentes aus Dänemark (Fibelfragment aus Galsted) bestimmte (Haseloff 1981, S. 22, Taf. 9), Gruppe B mit dem Bügelfibelpaar von Basel-Kleinhünigen, Grab 74, und Gruppe C (Tafel 3), der das Fibelpaar aus Donzdorf, Grab 78 (Tafel 4), zugerechnet wird (Haseloff 1981, S. 22 ff.). Gruppe A bezeichnet gleicharmige Fibeln mit Verzierung im Stil I. Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß sind also nur den Gruppen B und C zuzurechnen. Gemeinsames Merkmal dieser Fibeln ist die rechteckige Kopfplatte und der rhombische Fuß mit eingeschwungenen Seiten sowie die Verzierung in Stil I, wobei Gruppe C, im Gegensatz zu Gruppe B, so gut wie nie geometrische oder Spiralrankenmuster zeigt (Haseloff 1981, S. 33 ff.). Die rechteckige Kopfplatte hat nur ein Verzierungsfeld mit einem äußeren Rahmen, das bei Gruppe B meist geometrisch verziert ist, bei Gruppe C meist Randtiere zeigt. Das Innenfeld der Kopfplatte zeigt bei Gruppe B geometrische oder Spiralrankenmuster, bei Gruppe C ist eine Menschenmaske zwischen zwei Tiermenschen oder Tieren an dieser Stelle (Haseloff 1981, S. 34 ff.). Der Bügel kann längs oder quer laufende Riefen zeigen sowie in vielen Fällen ein Medaillon, das meist eine menschliche Maske oder einen Profilkopf zeigt (Haseloff 1981, S. 36 ff.). Die Fußplatte zeigt verschiedene Formen der Verzierung, wobei eine rautenförmige Grundstruktur im Zentrum der Fußplatte vorherrscht, die u. a. mit einem kauernden Tier ausgefüllt sein kann. Wichtigstes Element der Fußplatte sind die hängenden Tierköpfe (seltener menschliche Profilköpfe5), die, von dem Bügelansatz herabhängend, bei allen Fibeln der „jütländischen Fibelgruppe“ vorkommen. Ein weiteres Charakteristikum der besprochenen Fibelgruppe stellen die Rundeln dar, die an der Fußplatte angebracht sind und in vielen Fällen eine Maske oder ein Profil zeigen. Des Weiteren zeigen sich an den unteren Rändern der Fußplatte oft kauernde Randtiere oder Tiermenschen,
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Bei den Donzdorfer Fibeln finden sich hängende menschliche Köpfe anstatt der Tierköpfe.
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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wobei die sog. Tiermenschen6 (kauernde Tierkörper mit Menschenkopf) nur auf Fibeln der „jütländischen Fibelgruppe“ anzutreffen sind (Haseloff 1981, S. 38 ff.).
3.1.1.3 Datierung der „jütländischen Fibelgruppe“ Die Datierung der „jütländischen Fibelgruppe“ führte Haseloff anhand von kontinentalen und angelsächsischen Fundkomplexen durch. Es sind diese: Finglesham, Grab D 3; Basel-Kleinhünigen, Grab 74; Donzdorf, Grab 78, und Bifrons, Grab 41 (Taf. 9) (Haseloff 1981, S. 142 ff.). Diese Grabfunde wurden ausgewählt, weil es sich um geschlossene Grabfunde handelt, die alle eine oder zwei der sog. jütländischen Fibeln enthalten. Die Datierung dieser Grabfunde folgt den Bearbeitern der Gräber (Haseloff 1981, Finglesham D 3, S. 142 ff., BaselKleinhünigen, Grab 74, S. 146 ff., Donzdorf, Grab 78, S. 151 ff., Bifrons, Grab 41, S. 156 ff.), die für Finglesham D 3 (Taf. 10) und Basel-Kleinhünigen, Grab 74, im ersten Viertel des 6. Jahrhunderts, für Donzdorf, Grab 78, im zweiten Viertel des 6. Jahrhunderts und für Bifrons, Grab 41, in der Mitte des 6. Jahrhunderts liegt (Haseloff 1981, S. 142 ff. und 172). Die Fibeln selbst werden von Haseloff ein zweites Mal anhand von „stilgeschichtlichen Erwägungen“ datiert, um einen möglichst genauen Herstellungszeitpunkt zu erhalten (Haseloff 1981, S. 170 ff.). Auf diese Weise werden die Bügelfibeln vom nordischen Typ mindestens 30 Jahre älter als die Grablegung und der Herstellungszeitraum mit Jahreszahlen abgegrenzt (Haseloff 1981, S. 173).
3.1.1.4 Die Herkunftsfrage der „jütländischen Fibelgruppe“ auf dem Kontinent Zur Klärung dieser Frage stellt Haseloff die Frage nach dem Kriterium des „reinen oder verdorbenen Tierstils“, nicht ohne dabei die Schwierigkeiten dieser Vorgehensweise aufzuzeigen bzw. dieselbe wieder in Frage zu stellen (Haseloff 1981, S. 286). Außerdem vermutet Haseloff die Existenz von skandinavischen Wanderhandwerkern, die eine Erklärung dafür bieten könnten, dass sich die seiner Meinung nach jütländischen Fibeln sowohl auf dem Kontinent als auch im angelsächsischen Gebiet finden (Haseloff 1981, S. 287). Haseloff konstatiert, dass alle Forscher sich darin einig seien, diese Fibelform mit rechteckiger Kopfplatte und barockem Fuß als auf dem Kontinent plötzlich auftauchende und ohne bodenständigen Vorläufer zu betrachten (Haseloff 1981, S. 287). Darauf-
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Tiermenschen finden sich ebenfalls auf dem Donzdorfer Fibelpaar.
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Gemeinsame Fundgattungen
hin stellt Haseloff die Frage nach dem kulturellen Strom aus Skandinavien und kommt auf die Goldbrakteaten zu sprechen, die diesen Strom beweisen könnten, da diese in jedem Falle eindeutig skandinavisch seien (Haseloff 1981, S. 287). Daraufhin kehrt Haseloff wieder zu den skandinavischen Fibeln und zu der Frage zurück, ob sich eine importierte skandinavische Bügelfibel eindeutig von einer kontinentalen Nachahmung unterscheiden würde und weist in diesem Zusammenhang wieder auf die schlechte Vergleichsbasis innerhalb Dänemarks hin, aus der sich ein grundsätzlicher Unsicherheitsfaktor ergibt (Haseloff 1981, S. 287). An dieser Stelle gilt die Frage, ob bei qualitätsvollen, im Stil I verzierten Fibeln vom Kontinent ein Import vorliegt oder eine Nachahmung, für Haseloff sogar als unlösbar (Haseloff 1981, S. 287).
3.1.1.5 Fibeln vom kontinentalen Typ mit Stil I Von der „jütländischen Fibelgruppe“ mit Stil I unterscheidet Haseloff die Fibeln vom kontinentalen Typ mit Stil I (Haseloff 1981, S. 540 ff.). Unter Fibeln vom kontinentalen Typ versteht er Fibeln mit halbrunder Kopfplatte, ovaler Fußplatte und Tierkopfabschluss, wobei die Kopfplatte auch eine rechteckige Form aufweisen kann, die Haseloff auf einen nordischen Einfluss zurückführt (Haseloff 1981, S. 542 ff.). Bei der Beurteilung der Fibeln mit halbrunder oder rechteckiger Kopfplatte und ovalem Fuß mit Tierkopfabschluss bezieht er sich auf die Arbeit von Nils Åberg aus dem Jahre 1922 (Åberg 1922). Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist Åbergs Datierung zum Aufkommen der Tierornamentik auf derartigen Fibeln nicht vor der Mitte des 6. Jahrhunderts, die G. Haseloff übernimmt (Haseloff 1981, S. 543). Die wichtigste These Haseloffs für das zu bearbeitende Thema an dieser Stelle ist: die Tierornamentik im Stil I sei vor allen Dingen im alamannischen Raum zu finden, wohingegen im fränkischen Raum andere Verzierungsarten vorherrschen (Haseloff 1981, S. 545). Fibeln mit entsprechender Ornamentik, die nördlich des alamannischen Raumes gefunden werden, gelten ihm als Exporte oder Filiationen (Haseloff 1981, S. 545). Nach Haseloff kommt in der Mitte des 6. Jahrhunderts im alamannischen Raum der Stil I in der Stilphase D in hervorragender Qualität auf einheimischen Fibeln als nordischer Einfluss vor (Haseloff 1981, S. 568). Die Tatsache, hervorragend gearbeiteten Stil I auf alamannischen Fibeln zu finden, kann laut Haseloff nur mit skandinavischen Wanderhandwerkern in Verbindung zu bringen sein (Haseloff 1981, S. 568).
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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3.1.1.6 Zusammenfassung und Kritik an Günther Haseloffs Stilanalyse Haseloff geht davon aus, dass der germanische Tierstil I in Jütland, ungefähr im letzten Viertel des 5. Jahrhunderts, entstanden ist. Ausgangspunkt seiner Vermutung ist der vorhergehende Nydam-Stil, der sich auf Gegenständen in jütischen Mooropfern findet. Laut Haseloff geht der Stil I direkt aus dem NydamStil hervor, auch wenn er diesen Sachverhalt nicht ausreichend mit jütischen Funden belegen kann (Haseloff 1981, S. 26). Die vor Haseloffs Stilanalyse gängige Ansicht, der Tierstil sei im angelsächsischen Gebiet entwickelt worden, wird von Haseloff abgelehnt, da nur ein vorhergehender Nydam-Stil diese Entwicklung rechtfertigen würde (Haseloff 1981, S. 26). Die gleicharmigen sächsischen Fibeln, die in ihrer Ornamentik auf römische Vorbilder zurückgehen und durchaus auch Randtiere zeigen können, werden von Haseloff nicht als eigene Entwicklung der germanischen Sachsen anerkannt. Er geht davon aus, dass die Entwicklung mit der Übersiedlung eines Großteils der Bevölkerung nach England zum Erliegen kam. Eine Auswirkung auf das kunsthandwerkliche Schaffen der Angelsachsen hält Haseloff für ausgeschlossen (Haseloff 1981, S. 6ff.). Sein Hinweis, dass auch vor allem im alamannischen Raum Fibeln mit Tierstil I auftreten, passt nicht so recht zu seiner Argumentationskette, da er selbst angibt, die Alamannen hätten „den nordischen Stil nicht über die importierten skandinavischen Fibeln aufgenommen“ (Haseloff 1981, S. 709), da der Tierstil auf den importierten Fibeln nicht mit dem auf einheimisch produzierten übereinstimme. Wäre dies nicht eher ein Anzeichen dafür, dass auch in anderen Gebieten als nur in Jütland Ansätze mit Tierstil ausgebildet bzw. weiterentwickelt wurden, was wiederum die Beurteilung der Herkunft von Gegenständen nur aus stilgeschichtlichen Erwägungen heraus in Frage stellen würde? Die Stilanalyse Haseloffs (Haseloff 1981), die einen „reinen“ Tierstil I. in kennerhafter Ausführung als Kriterium für eine Herkunftsbestimmung vorgibt, darf nicht als alleiniges Kriterium zur Herkunftsbestimmung herangezogen werden. Haseloff selber betonte die Schwächen seiner Methode, die auf mangelnden Vergleichsmomenten innerhalb des dänischen Raumes beruhen (Haseloff 1981, S. 18 und 167 ff.) und räumte ein, dass anhand des norwegischen Vergleichsmaterials erhebliche Qualitätsunterschiede, besonders den Tierstil betreffend, festzustellen seien (Haseloff 1981, S. 286). Zumal sich die Verzierung der Bügelfibeln im skandinavischen Raum sehr vielseitig gestaltet und eben nicht nur Tierstil I zur Anwendung kommt. Auch Alexander Koch verwies 1998 auf die Probleme, die sich diesbezüglich aus der Fundverbreitung, die in Dänemark viel geringer ist als z. B. in England, ergeben, und vermutete den Ursprung, zumindest der Bügelfibeln vom nordischen Typ, die im westfränkischen Gebiet gefunden wurden, im angelsächsischen Bereich (Koch 1998, S. 319). Zumindest bei der Sichtung von nordeuropäischem Fundmaterial ist festzustellen, dass sich
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der größte Teil der Umrisse der Bügelfibeln meist von den Umrissen der kontinentalen und angelsächsischen Vergleichsstücke unterscheidet. Aus diesem Grund ist eine Vergleichsbasis vorzuziehen, die neben der Stilanalyse (Tierstil I) eine Formanalyse mit einbezieht. Selbst wenn der germanische Tierstil im südlichen Skandinavien entstanden ist, was die wahrscheinlichste Möglichkeit ist, darf nicht daraus geschlossen werden, dass alle Fibeln des behandelten Typs mit Tierstil einen direkten Import aus Jütland darstellen. H. W. Böhme befasste sich 1974 mit den Anfängen des germanischen Tierstils auf dem Kontinent (Böhme 1974a, S. 295ff.). Seine Untersuchung zeigte, dass es durchaus eine kontinentale Tierstilentwicklung gab, die sich direkt an römische Vorbilder der Spätantike anschloss. Die Beispiele, die H. W. Böhme anführt, stammen fast sämtlich aus fränkischem Gebiet und datieren in die Mitte oder in die 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts (Böhme 1974a, S. 301ff.). Es handelt sich hierbei vorwiegend um Gürtelbeschläge (Böhme 1974a, S. 302, Abb. 5 und S. 303, Abb. 6) und Gürtelschnallen (Böhme 1974a, S. 307, Abb. 9 und S. 308, Abb. 10), doch sind auch Scheibenfibeln (Böhme 1974a, S. 306, Abb. 8) belegt. Dieser Umstand zeigt, wie schwer es letztendlich sein dürfte, den Ursprung des germanischen Tierstils des Kontinents allein in Jütland zu suchen. Denn es wird kaum undurchlässige Grenzen für die Vermittlung und den Austausch derartigen Ideenreichtums gegeben haben, wie uns Beispiele des Sösdalastils zeigen. Denn ist auch der Sösdalastil vorwiegend im südskandinavischen Raum sowie in seinem Ausstrahlungsgebiet verbreitet, so finden sich dem Sösdalastil vergleichbare Elemente auf provinzialrömischen Gürtelschnallen mit Stempelverzierung (Geißlinger 1959/61, S. 179). Ebenso wie im Falle des Nydam-Stils zeigt der ältere Sösdalastil, wie gut die Vermittlung von Forminhalten der spätantiken Handwerkskunst bis weit in den Norden funktionierte. Aus diesem Grunde ist die einseitige Herleitung der Fibeln nordischen Typs mit Verzierungen im Tierstil I nur aus Jütland, ohne bedeutende Fundgrundlage, nur schwer nachvollziehbar.
3.1.2 Bügelfibeln in Süddeutschland Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß kommen in Süddeutschland recht häufig in Frauengräbern von einigem Wohlstand vor. Meist werden sie als Paar in der Beckengegend oder im Bereich der Oberschenkel gefunden. Am auffälligsten sind diejenigen Fibeln, die über eine beachtliche Länge verfügen und mit Stil I verziert wurden.7 7
Längen bis zu 17 cm; in Skandinavien kommen – jedoch selten – Fibeln vor, die länger als 20 cm sind.
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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Da traditionell Bügelfibeln mit bestimmter ethnischer Zugehörigkeit und Identität in Verbindung gebracht werden (Koch 1998, S. 560 ff; Spiong 2006) und der Ursprung der hier behandelten Fibelform augenscheinlich in Skandinavien zu suchen ist, galt gerade die Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß als Import aus dem skandinavischen Raum, insbesondere wenn diese mit Stil I verziert waren, da man in Zweifel stellte, dass die festländischen Germanen die Voraussetzungen hatten, um Stil I zu interpretieren (Haseloff 1981). Nicht selten gelten Funde von Fibeln dieses Typs in Frauengräbern als Indikator einer möglichen Fremdherkunft der Bestatteten. Wie eng diese Fibelform mit Skandinavien in Verbindung gebracht wird, lässt sich an der in der deutschen Fachliteratur gebräuchlichen Bezeichnung „Bügelfibel vom nordischen Typ“ ablesen. Alexander Koch führt noch „Bügelfibeln skandinavischen Typs“ und „Bügelfibeln skandinavisch-angelsächsischen Typs“ als gebräuchliche Umschreibungen auf (Koch 1998, S. 318). Günter Haseloff fasste – wie oben dargelegt – einige Exemplare von mit Stil I verzierten Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, die von verschiedenen Fundorten in Europa stammen, als „jütländische Fibelgruppe“ zusammen, da er davon ausging, dass besagte Exemplare Exporte aus Jütland darstellen (Haseloff 1981, S. 18ff.). Diese Ansicht Haseloffs muss jedoch durch Alexander Koch als relativiert betrachtet werden, da dieser eher eine Verbindung zum angelsächsischen Raum sehen möchte (Koch 1998, S. 556ff.). Dieser Standpunkt leitet sich aus der Beobachtung ab, dass es für einige Fibelfunde des besprochenen Typs – gerade für die älteren Exemplare – auffällige Parallelen im angelsächsischen Gebiet gibt (Koch 1998, S. 319ff.) Auch Ursula Koch sah im Jahre 1977 den ausschlaggebenden Impuls für die Fertigung des hier behandelten Fibeltyps auf dem Kontinent aus dem angelsächsischen Gebiet kommend (Koch 1977, S. 55). Ähnliche Aussagen finden sich bei Herbert Kühn (Kühn 1940, S. 162). Kühn hält die Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß jedoch sämtlich für lokale Produktionen (Kühn 1974, S. 1148f.). Ursula Koch und Alexander Koch knüpfen somit an ältere Forschungsergebnisse an. Schon Joachim Werner, Herbert Kühn und Eva Nissen Fett gingen davon aus, dass die Form der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß aus dem angelsächsischen Gebiet zum Kontinent hin vermittelt wurde (Werner 1935, S. 47f.; Kühn 1940, S. 162; Nissen Fett 1941, S. 58f.). Nissen Fett hält jedoch auch den direkten Weg aus Skandinavien zum Kontinent nicht für ausgeschlossen (Nissen Fett 1941, S. 59). Für eine Herleitung des hier besprochenen Fibeltyps direkt aus dem skandinavischen Raum, sprachen sich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bernhard Salin und Nils Åberg aus (Salin 1904, S. 147 und S. 293;. Åberg 1922, S. 101). In der letzten großen Abhandlung über Bügelfibeln, die im Jahr 1998 von Alexander Koch vorgelegt wurde und sich den Bügelfibeln im westfränkischen
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Raum widmet (Koch 1998), wird hervorgehoben, dass es zumindest im westfränkischen Gebiet niemals zu einer umfangreicheren Produktion des behandelten Fibeltyps gekommen sei und gerade die frühen Exemplare sehr singulär seien (Koch 1998, S. 318). Er unterteilt die „Bügelfibeln vom nordischen Typ“ in mehrere Gruppen, von denen die kleine Gruppe der „jütländisch-angelsächsischen Bügelfibeln“ die ältesten Vertreter repräsentieren. Diese mit Tierstil verzierten Bügelfibeln sind laut Koch echte Importe, da sie nach „formalen und ornamentalen Details“ im westfränkischen Merowingerreich – und überhaupt im Einflussgebiet des Merowingerreiches – ohne Analogien sind. Sie stellen den Ursprung einer Entwicklung dar. Er weist dieser Gruppe aus seinem Arbeitsgebiet drei Exemplare zu; darunter die bekannte Bügelfibel aus Pompey, Meurthe-et-Moselle, Frankreich (Koch 1998, S. 318). Neben anderen kontinentalen Untertypen der sog. „Bügelfibeln vom nordischen Typ“ unterscheidet Alexander Koch – ähnlich wie Günter Haseloff – kontinentale Nachahmungen von südskandinavischen Bügelfibeln. Diese Gruppe ist ebenso wie ihre skandinavischen Vorbilder äußerst heterogen in ihrer Ausgestaltung (Koch 1998, S. 350 ff.). Als Erklärung für eine derartige Heterogenität der Bügelfibeln im westlichen Frankenreich, sieht Alexander Koch eine große Vielfalt der germanischen Siedler im westlichen Frankenreich, die zahlenmäßig als eher gering im Vergleich zur romanischen Bevölkerung einzuschätzen ist. Dennoch hält er das Gros der Bügelfibeln in diesem Raum für lokale Anfertigungen, wenn er auch mit echten Importen rechnet und diese von Lokalproduktionen unterscheidet (Koch 1998, S. 560 f.). Eine Erklärung für einzelne Importe durch Exogamie oder einfachen Handel möchte Koch nicht ablehnen, misst ihnen jedoch weniger Bedeutung bei als oft in der Forschung der vergangenen Jahre geschehen (Koch 1998, S. 561).
3.1.2.1 Definition der sog. „Bügelfibeln vom nordischen Typ“ Ursula Koch definiert diese Fibelgruppe im Jahre 1977 wie folgt: als skandinavisch-angelsächsischen Typ, der sich durch eine rechteckige Kopfplatte ohne Knöpfe und mit untergliederndem Stegwerk auszeichnet, sowie durch abwärts geneigte Tierprotomen. Desweiteren sei Stil I als Verzierungsart gewählt, wohingegen die kontinentalen Exemplare meist mit stereotyper Spiralornamentik verziert wurden (Koch 1977, S. 55). Ursula Kochs Definition unterscheidet sich in gewissen Feinheiten von der Definition, die Eva Nissen Fett im Jahre 1941 für die „Relief-Fibeln vom nordischen Typ in Mitteleuropa“ lieferte (Nissen Fett 1941). Sie stellte fest, dass die älteren Exemplare der skandinavischen Fibeln des besagten Typs meist über Knöpfe an der Kopfplatte verfügen, dies jedoch nicht für die kontinentalen Exemplare zuträfe, ebenso wie es bei den kontinentalen
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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Stücken keine umlaufenden Friese von Dreiecken mit Rundeln an der Spitze gebe, dafür aber nur bei diesen ein wellenartiges Motiv in der Borte der Kopfplatte (Nissen Fett 1941, S. 49 f.). Dies stimmt zwar mit der Aussage Ursula Kochs überein, jedoch unterscheidet Nissen Fett genau die älteren skandinavischen Exemplare mit Knöpfen von den kontinentalen ohne Knöpfe, während Ursula Koch generell den Fibeltyp ohne Knöpfe bestimmt. Des weiteren, zählt Nissen Fett den kontinentalen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß nicht nur diejenigen zu, die mit Rankenornament verziert sind, sondern auch diejenigen, die mit Stil I verziert wurden (Nissen Fett 1941, S. 10 ff.), wenn sie auch bemerkt, dass nur die kontinentalen Fibeln Degenerationserscheinungen bei Stil I aufweisen und wirklich gute Verzierungen dieser Art eher selten auf dem Kontinent anzutreffen sind (Nissen Fett 1941, S. 56). Strichverzierungen kommen laut Eva Nissen Fett nur an kontinentalen Fibeln vor, bei skandinavischen Exemplaren allenfalls vereinzelt bei späten Stücken (Nissen Fett 1941, S. 51 und 56). Für Ursula Koch sind Bügelfibeln des besagten Typs mit Stil I angelsächsische oder skandinavische Exemplare, während „die kontinentalen Fibeln häufiger mit stereotyper Spiralornamentik versehen“ (Koch 1977, S. 55) wurden. Das Kriterium der stereotypen Verzierung ist bei Nissen Fett ein zeitliches Phänomen und kein lokales (Nissen Fett 1941, S. 51). Sie stellt mehrere Besonderheiten der kontinentalen Stücke heraus, die über eine Negativauswahl verläuft; z. B. keinen verbreiterten Bügel, keine Tierkopfabschlüsse bei den Seitenaussprüngen der Fußplatte und, mit einer Ausnahme, keine Dachfußfibeln,8 und weist daraufhin, dass die kontinentalen Fibeln des behandelten Typs nicht so variantenreich sind wie die skandinavischen (Nissen Fett 1941, S. 51 ff.). Eva Nissen Fett betont das Sondergepräge der mitteleuropäischen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß (Nissen Fett 1941, S. 51). Im Jahre 1998 definierte Alexander Koch die Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß als „Bügelfibeln vom nordischen Typ“ (Koch 1998, S. 318 ff.), die sich durch „eine rechteckige Kopfplatte, eine rhombische bzw. rhomboide Fußplatte und seitlich vom Bügelansatz herabhängende Randtiere …“ auszeichnen (Koch 1998, S. 318). Er weist darauf hin, dass diese Bügelfibeln zwar aufgrund ihrer Fußplatte einem Typ zugeordnet würden, der seinen Ursprung in Skandinavien hätte, jedoch ihr konkreter Ursprung im Einzelfall nicht im skandinavischen Raum zu suchen sei (Koch 1998, S. 318 Anm. 1).
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Inzwischen sieht die Fundlage anders aus: Dachfußfibeln sind mittlerweile nicht nur mehr aus Testona, in Italien, bekannt, sondern es liegt ebenfalls ein Exemplar aus Szolnok-Szanda, in Ungarn, sowie zwei Stücke aus Aschheim, in Bayern, vor.
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Gemeinsame Fundgattungen
3.1.2.2 Datierung der Bügelfibeln Alexander Koch verwies 1998 darauf, wie schwierig die absolutchronologische Einordnung seiner Gruppe der „jütländisch-angelsächsischen Bügelfibeln“ ist. Ebenso schwierig wie die Frage nach ihrer Herkunft, die immer noch nicht gelöst scheint (Koch 1998, S. 324). Eine Datierung in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts ist nach Alexander Koch vertretbar. Er legt sich jedoch nicht fest, ob die Herstellung dieser Fibeln schon in Stufe AM I begann oder erst am Beginn der Stufe AM II (Koch 1998, S. 324). Die Gruppe der sog. „Bügelfibeln des nordischen Typs“ – mit sämtlichen Untergruppen – hat nach Alexander Koch eine Laufzeit vom Beginn des 6. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts (Koch 1998, S. 318ff.). Ebenfalls in die erste Hälfte bis Mitte des 6. Jahrhunderts datiert Günter Haseloff die Grablegung seiner „jütländischen Fibelgruppe“. Er geht allerdings von einer langen Laufzeit aus und setzt die Herstellung dieser Fibeln schon an das Ende des 5. Jahrhunderts bzw. an den Beginn des 6. Jahrhunderts (Haseloff 1981, S. 170ff.). Ältere Datierungen siedeln die Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß eher in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts – teils sogar bis um 700 – an (Nissen Fett 1941, S. 47f.; Kühn 1974, S. 1148; Koch 1977, S. 56f.). Ursula Koch setzt die Bügelfibeln vom „nordischen Typ“ in die SD-Phasen 4–6, was einer Laufzeit fast durch das gesamte 6. Jahrhundert entspräche. Die Bügelfibeln dieser Phase sind laut Koch bis zu 8,5 cm lang (Koch 2002, S. 74 Abb. 14 und S. 75ff.). Von den Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß der SD-Phase 4–6 setzt Ursula Koch die Bügelfibeln entsprechenden Typs der SDPhase 7 ab, die nun länger werden als 9 cm (Koch 2002, S. 79 Abb. 17 und 46).
3.1.2.3 Die einzelnen Funde Aschheim, Grab 166/167 (Kat.-Nr. 3 und Taf. 1,5 und Taf. 2) Bei Grab 166/167 aus Aschheim, in Oberbayern handelt, es sich um eine Doppelbestattung zweier Frauen, die jeweils eine gussgleiche Relieffibel mit Dachfuß als Beigabe mitbekommen hatten. Die beiden silbervergoldeten Fibeln sind 13 cm lang und zeigen eine Besonderheit: die aus dem Bügel herauswachsenden Tierköpfe haben mit Almandin eingelegte Rundeln bzw. Augen. Die Fibel aus Grab 166 zeigt eine Runeninschrift (Reimann, Düwel und Bartel 1999, S. 83 ff.; Gutsmiedl 2005). Datiert wurde die Bestattung durch Doris Gutsmiedl in das 3. Viertel des 6. Jahrhunderts (Gutsmiedl 2005, S. 202). Den Dachfußfibeln wurde ein skandinavischer Ursprung nahegelegt (Reimann, Düwel und Bartel 1999, S. 84; Martin 2004, S. 179; Gutsmiedl 2005,
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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S. 205). Dachfußfibeln, die zur Gruppe der Fibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem/barockem Fuß gehören, sind auf dem Kontinent sehr selten. Außer den beiden Stücken aus Aschheim gibt es einen Fund in Italien9 und einen in Ungarn10 sowie einen in Frankreich, der als versprengtes kentisches Stück gilt (Dép. Charente: Nissen Fett 1941, S. 46.). Diese Fibeln treten alle einzeln in Erscheinung und nicht als Paar wie in Aschheim. Natürlich darf in Frage gestellt werden, ob das Aschheimer Fibelpaar tatsächlich als solches gelten kann, da jede der bestatteten Frauen eine der beiden Fibeln bei sich trug. Im skandinavischen sowie im angelsächsischen Bereich ist diese Fibelform häufiger anzutreffen (Nissen Fett 1941, S. 46. Vgl. dazu Gutsmiedl 2005, Abb. 9). Auffällig und außergewöhnlich an den Aschheimer Dachfußfibeln sind die jeweils rechts und links vom Mittelgrad angebrachten, strichmännchenartigen Menschenköpfe mit Stehhaaren in den Ausbuchtungen im unteren Teil der Fußplatte (Gutsmiedl 2005, Abb. 3 und Abb. 8,a). Die Menschenköpfe sind etwas in die Länge gezogen und wirken auf den Betrachter dreieckig. Diese en face gesehenen Menschenköpfe sind fraglos aus den en face gesehenen Menschenköpfen in Rundeln hervorgegangen, wie sie zum Beispiel auf der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem/barockem Fuß von Täbingen (Haseloff 1981, Taf. 54) zu sehen sind. Die Menschenköpfe der Täbinger Fibel sind jedoch rund und pausbäckig. Sie zeigen auch keinerlei Ansätze von Haaren. Deutlich erkennt man bei den Köpfen der Täbinger Fibel die nahe Verwandtschaft zum Kopf der Galsteder Fibel (Haseloff 1981, Taf. 9), der im Rückenknopf derselben zu sehen ist und äußerst rund und pausbäckig ausgearbeitet wurde. Strichmännchenhaft wirkende, dreieckige Menschenköpfe kommen auf skandinavischen Bügelfibeln nicht vor. Menschenköpfe in seitlich angebrachten Rundeln sind bei den skandinavischen Bügelfibeln relativ selten zu finden. Bei den skandinavischen Stücken finden sie sich meist am Fußende; noch häufiger allerdings kommen Mensch- und Tierköpfe hier nicht in Rundeln vor, sondern sind stark ausgearbeitet und schließen als Ende ab – wie bei den Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und kreuz-förmigem Fuß.11 In ihrer 9
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Die Fibel von Testona: Salin 1904, Abb. 89; Nissen Fett 1941, S. 46; Hessen 1971, S. 10, 53 und Taf. 1,3. Otto von Hessen spricht diese Fibel als skandinavischen Import an, datiert sie in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts und ordnet sie einem gotischen Grab zu. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um ein Altstück in einem langobardischen Grab aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts handelt. Die Fibel von Szolnok-Szanda (Szandaszöllös, Grab 124): Csallány 1961, S. 211 und Taf. CCXLVI,1; Bóna 1976, Abb. 20 und Taf. 26; D. Csallány und I. Bóna schreiben die Fibel aufgrund des weit östlich gelegenen Fundplatzes den Gepiden zu. Reimann, Düwel und Bartel 1999, S. 84; Gutsmiedl 2005, S. 204 f. und Abb. 7,b. Eine neuere Zusammenstellung von skandinavischen Relieffibeln mit übersichtlichem Tafelteil findet sich bei Sjøvold 1993.
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Gemeinsame Fundgattungen
dreieckigen Form erinnern die Menschenköpfe der Aschheimer Fibel an die Menschenköpfe der Dachfußfibel von Duston, England (Hines 1997, Taf. 11,b), die ebenfalls Stehhaare zu haben scheinen. Diese Menschenköpfe sind allerdings vollplastisch ausgearbeitet. Die Menschenköpfe auf den in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts datierten, kerbschnittverzierten Riemenverteilern aus Veszkény in Ungarn weisen ebenfalls Stehhaare auf (Germanen 1987, Taf. 89, XIV,56.a und S. 579, Kat.Nr. 56.a). Zwei Gürtelbeschläge aus Éprave in Belgien zeigen ebenfalls menschliche Gesichter mit Stehhaaren, eines der Gesichter zeigt darüber hinaus sogar eine leicht dreieckige Form (Haseloff 1981, Taf. 91,1 und 2). Aus dem langobardenzeitlichen Italien sind derartige menschliche Gesichter an Fibeln oder Beschlägen ebenfalls überliefert, wenn auch nicht in so extremer Ausführung wie an den Aschheimer Fibeln. Gesichtsdarstellungen auf Pressblechen und Beschlägen kommen aus dem östlichen Raum nach Mittel- bzw. Nordeuropa und entstammen ursprünglich dem reiternomadischen Milieu (CarnapBornheim und Anke 2007). Auf der Verbreitungskarte bei Doris Gutsmiedl lassen sich im Wesentlichen drei Verbreitungsschwerpunkte für Dachfußfibeln erkennen. Es sind zum einen der skandinavische Raum und der angelsächsische Raum, wo sich klare Häufungen erkennen lassen, sowie die drei Fundorte Testona/Italien, Aschheim/Bayern und Szolnok-Szanda/Ungarn, die beinahe auf einer Linie liegen, wobei Aschheim nach Norden ausreißt (vgl. Gutsmiedl 2005, Abb. 9). Zumindest die Funde von Szolnok-Szanda und Testona könnten eventuell mit Langobarden in Zusammenhang stehen. Gutsmiedl stellte fest, dass beide Aschheimer Fibeln ähnliche Abnutzungserscheinungen aufweisen und – wenngleich einzeln an zwei Frauen im Grab aufgeteilt – wahrscheinlich als Paar getragen wurden, wohingegen diese Fibeln im skandinavischen Bereich einzeln, als Mantelfibeln, getragen worden sind (Gutsmiedl 2005, S. 205 f.). Dies trifft ebenso auf den angelsächsischen Bereich zu, und auch die Fibeln von Testona und Szolnok-Szanda sind Einzelfibeln. Die Auffindung der Fibeln im Beckenbereich12 verweist auf einen typisch kontinentalen Kontext. Dass die beiden in Aschheim, Grab 166/167, bestatteten Frauen nicht aus Skandinavien stammten, konnte inzwischen zweifelsfrei nachgewiesen werden (Gutsmiedl 2005, S. 207). Die Datierung derartiger Fibeln in Skandinavien fällt in die Zeit um 500 n. Chr. Aus diesem Grund wurde bezüglich der Aschheimer Fibeln nahegelegt, sie seien vererbte Altstücke (Reimann, Düwel und Bartel 1999, S. 84 f.). Die Fibel von Testona wurde durch Otto von Hessen aufgrund der Datierungsproblematik einem rekonstruierten „gotischen Grab“ zugewiesen (Hessen 1971, S. 9 f.). 12
Wobei nicht ganz geklärt ist, ob die Fibeln sichtbar an der Kleidung der Bestatteten befestigt war – vgl. hierzu Reimann, Düwel und Bartel 1999, S. 85.
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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Doch zeigt sich nun, dass derartige Fibeln auf dem Kontinent noch bis in die 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts im Umlauf waren. Die runologische Beurteilung ist durch Klaus Düwel erfolgt (Reimann, Düwel und Bartel 1999, S. 85. Düwel 2001 (2003) S. 11f. Gutsmiedl 2005, S. 20f.). Die Runeninschrift der Fibel aus Grab 166 besteht aus zwei Komplexen: Der erste Komplex zeigt zwei klar erkennbare einzeln stehende o-Runen, eine dritte o-Rune, die weniger klar erkennbar ist, sowie eine einzeln stehende d-Rune. Der zweite Komplex besteht aus drei aneinandergebundenen d-Runen: ddd (Reimann, Düwel und Bartel 1999, Abb. 82. Gutsmiedl 2005, Abb. 10). Düwel weist in seiner Besprechung der Aschheimer Inschrift darauf hin, dass Binderunen innerhalb der südgermanischen Inschriftengruppe selten sind und Binderunen in aller Regel in Verbindung mit einem Vokal auftreten. Er bemerkt weiterhin, dass rein konsonantische Inschriften aus dem angelsächsischen Bereich bekannt seien – wie etwa die Folge dd auf der Knochenplatte von Derby (Düwel 2001 (2003), S. 11). Die Deutung der Inschrift ist nicht leicht, da keine Wörter oder Wortbruchstücke vorliegen. Düwel hält eine Kennzeichnung der Fibel als Erbbesitz durch die o-Runen für möglich (Düwel 2001 (2003), S. 12). Als weitere Möglichkeiten gibt er eine Namensabkürzung oder das Ende der älteren Runenreihe an (Reimann, Düwel und Bartel 1999, S. 85; Nytt om runer 16 (2001, publ. 2003), S. 12).
Basel-Kleinhüningen, Grab 74 (Kat.-Nr. 5a und Taf. 3) Das Grab 74 von Basel-Kleinhüningen in der Schweiz wurde im Jahre 1992 von Ulrike Giesler-Müller publiziert (Giesler-Müller 1992). Das in diesem Grab enthaltene Paar silbervergoldeter Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem/barockem Fuß von 8,5 cm Länge, wurde von Günther Haseloff zu seiner jütländischen Fibelgruppe gezählt (Haseloff 1981, S. 21 ff.). Ursula Koch wies in ihrem im Jahre 1999 erschienenem Aufsatz darauf hin, dass derartige Fibeln auch in Kent vorkämen und die Kleinhüninger Beispiele ein Paar bildeten, was für skandinavische und angelsächsische Bügelfibeln dieses Typs nicht zuträfe, da sie stets als Einzelstücke getragen wurden. Der Umstand zwei Fibeln im Grab anzutreffen, weise daraufhin, dass es sich bei der Bestatteten nicht um eine Jütin oder Angelsächsin handele (Koch 1999, S. 176). Das Relieffibelpaar aus Basel-Kleinhüningen Grab 74 wurde in der Becken- bzw. Bauchgegend aufgefunden (Giesler-Müller 1992, S. 68 und Taf. 11 und 12). Der Grabfund ist ungestört und aus diesem Grunde ist nicht mit einer Verlagerung der Fibeln zu rechnen. Außer dem Relieffibelpaar wurde noch ein silbervergoldetes Kleinfibelpaar im Bereich des Oberkörpers gefunden. Dies weist auf die typische Vierfibeltracht des westlichen Reihengräberkreises hin und dürfte zu Lebzeiten der in Grab 74 Bestatteten weiter kaum auffällig gewesen sein. Der silberne Armrei-
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Gemeinsame Fundgattungen
fen mit verdickten Enden sowie der silberne Fingerring, der silberne Sieblöffel, als auch vor allem die goldenen Ohrringe lassen die Wohlhabenheit der hier Bestatteten erahnen. Anhand der kerbschnittverzierten Dreiknopffibeln mit rautenförmigem Fuß, des Armreifens mit verdickten Enden sowie anhand des doppelreihigen Kammes mit profilierten Seiten lässt sich die Bestattung in Kochs SD-Phase 3 datieren, was ungefähr mit dem Ende des 5. und Anfang des 6. Jahrhunderts gleichzusetzen wäre (Koch 1999, S. 176; Koch 2002, S. 70 ff.). Als parallele Stücke sind die Fibel aus Engers und die Fibel aus Finglesham, D3, in Kent, zu nennen (Haseloff 1981, Taf. 12). Die Fibeln von Basel-Kleinhüningen zeigen auf ihrem Bügel eine menschliche Maske im Profil, die durch ein Medaillon eingefasst ist. Die Bügelfibel aus Engers zeigt ebenfalls eine menschliche Maske in einem Medaillon auf ihrem Bügel, hier ist jedoch die Maske frontal abgebildet. Die Fibel aus Finglesham, D3, zeigt auf ihrem Bügel Reste von einem Medaillon, das wahrscheinlich ursprünglich eine Maske zeigte, doch ist der Bügel an besagter Stelle durch häufiges Tragen sehr stark abgeschliffen. Das Medaillon bildet die auffälligste Gemeinsamkeit, die diese Fibeln auszeichnet. Kopf- und Fußplatte sind in Details unterschiedlich gestaltet. Die Fibeln aus Basel-Kleinhüningen zeigen auf ihrer Kopfplatte kauernde Tiergestalten. Zum einen befindet sich eine derartige Gestalt im Zentrum der Kopfplatte, zum anderen ist auch der umlaufende Zierfries aus kauernden Tiergestalten gebildet. Die Fußplatten der Fibeln zeigen ebenfalls im Zentrum eine kauernde Tiergestalt, die sich auf den Beispielen aus Engers und Finglesham, D3, nicht finden. Die Fibeln aus BaselKleinhüningen zeigen aus dem Bügelansatz heraushängende Masken von Tiermenschen, die Vergleiche aus Engers und Finglesham zeigen an dieser Stelle eine kauernde Tiergestalt. Alle Fibeln weisen jedoch im unteren Bereich der Fußplatte kauernde Randtiere sowie einen nach unten beißenden Tierkopf auf (Haseloff 1981, Taf. 12 und 13). Das Baseler Fibelpaar ist nicht absolut gussgleich. Beide Fibeln unterscheiden sich durch kleine Details (Haseloff 1981, Taf. 13). Wie oben schon angedeutet wurde, fügt sich das Grabinventar von BaselKleinhüningen, Grab 74, sehr gut in die am Ort übliche Trachtsitte ein. Der Umstand, ein recht außergewöhnliches Bügelfibelpaar anzutreffen, verhält sich wenig außergewöhnlich zum relativen Reichtum der übrigen Beigaben, wenn man bedenkt, dass sich reiche Gräber oft genug dadurch auszeichnen, ungewöhnliche oder auch importierte Stücke zu beinhalten.
Donzdorf, Grab 78 (Kat.-Nr. 8 und Taf. 4) Der Grabfund 78 von Donzdorf wurde von Eduard M. Neuffer im Jahre 1972 vorgelegt (Neuffer 1972). Es handelt sich um einen reichen Grabfund, der durch ein auffälliges Paar Bügelfibeln vom Typ mit rechteckiger Kopfplatte und baro-
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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ckem/rhombischem Fuß mit Runenritzung ausgezeichnet wird, dem ein skandinavischer – genauer jütländischer – Ursprung nahegelegt wurde.13 Günther Haseloff zählte das Donzdorfer Fibelpaar zu seiner „jütländischen Fibelgruppe“ und nutzte den geschlossenen Grabfund zur Datierung derselben (Haseloff 1981, S. 23 und 151 ff.). Nicht zuletzt die Runeninschrift mit einer h-Rune mit nur einem Querstab – eho – wurde als ein Argument für eine skandinavische Herkunft der Fibeln angeführt (Jänichen 1967, S. 234; Krause 1981; Opitz 1987, S. 17). Hans Jänichen sah neben der h-Rune in der Technik des Tremolierstiches, in dem die Runenschrift ausgeführt wurde, einen Hinweis auf eine skandinavische Herkunft, da sie im alamannischen Raum unbekannt sei. Dies ist sicherlich nicht richtig, da es sich um eine lange Zeit und räumlich weit verbreitete, wenn auch nicht häufige Form der Verzierung handelt. Es sind uns Beispiele von Bronzeschmuck aus Olympia bekannt, die mit dieser Technik verziert wurden (Philipp 1981, S. 203 und Taf. 46,745; S. 282 und Taf. 61,1014; S. 373 und Taf. 81,1344 und 1345). Auch der Dolch des Fürsten von Hochdorf trägt Verzierungen dieser Art (Biel 1985, Abb. 38a). Als Beispiel aus der römischen Kaiserzeit ist ein tremolierstichverzierter Deckel eines römischen Importgefäßes aus Unterfranken zu nennen (Hoffmann 2004, S. 125 und Taf. 41,19). Als letztes und zeitnahes Beispiel sei eine ovale Bronzeschnalle mit dreieckigem Scharnierbeschlag vom frühmittelalterlichen Gräberfeld Gondorf I genannt, die ebenfalls mit Tremolierstich verziert wurde (Schulze-Dörrlamm 1990, S. 159,1488 und Taf. 50,8). Weiterhin sah Jänichen in dem Inschriftenwort eho ein Formelwort, das den in Skandinavien häufig belegten Formelwörtern verwandt sei (Jänichen 1967, S. 234; hier ist das Formelwort ehu, ehwe belegt). Die Annahme, dass es sich bei der Donzdorfer Inschrift um ein Formelwort handeln könnte, wurde widerlegt, als Wolfgang Krause einen südgermanischen Männernamen identifizieren konnte (Krause 1981; Düwel 2001, S. 60). Auch Deutungen als jütischer Männer- oder Frauenname liegen vor, sind wohl aber eher Rückschlüsse aus der vorausgesetzten jütländischen Herkunft der Fibel als aus der vorliegenden grammatikalischen Form (Düwel und Roth 1977, S. 412 f.; Peterson 1994, S. 144 f.; Düwel 2001, S. 60). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Klaus Düwel auf eine – zwar erst aus späterer Zeit belegte – angelsächsische Namensform Eoh hinweist (Düwel und Roth 1977, S. 412; Page 1999, S. 148). Bei der h-Rune mit nur einem Querstab handelt es sich nach allgemeiner Ansicht nicht um eine kontinentale Runenform, sondern um eine skandinavische bzw. gotische (Krause 1981). Bei den südgermanischen Inschriften kommen h-Runen mit zwei Querstäben vor. Ebenso verhält es sich im angelsächsischen Futhorc (Page 1999, S. 39). Berücksichtigt man allerdings die angelsächsischen 13
(Jänichen 1967, S. 234; Düwel und Roth 1977; Haseloff 1981, S. 21 ff.; Martin 2004, S. 179)
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Gemeinsame Fundgattungen
Runenfunde des 5. und 6. Jahrhunderts, ist zu bemerken, dass die h-Rune hier ebenfalls nur einen Querstab aufweisen kann – so bei der Inschrift auf der Urne von Loveden Hill (Page 1999, S. 18; Page 2001). Weitere Beispiele sind der Wirbelknochen aus Urne N 59 in Caistor-by-Norwich (Myres und Green 1973, S. 160; Wilson 1981), die Fibel von Wakerley und der Kupferbeschlag von Watchfield (Page 1999, S. 18f. und Abb. 6; Wilson 2006). Unter diesen Umständen ist in Betracht zu ziehen, dass die h-Rune mit nur einem Querstab in der frühen angelsächsischen Runenperiode im angelsächsischen Gebiet ebenso in Gebrauch war wie im nordgermanischen Bereich. Als Beweis für eine zwingende skandinavische Herkunft ist die h-Rune mit nur einem Querstab also nicht zulässig. Neuffer weist bei der Beschreibung der beiden Fibeln auf feine Bohrungen, Reste eines Silbernietes und auf „geringe Spuren einer weichen, weißlichen Masse“ am Bügel hin, die sich bei Freilegung der Fibeln fanden (Neuffer 1972, S. 17). Dieser Umstand weist auf einen ehemals an dieser Stelle vorhandenen Rückenknopf hin, der nach der Beschreibung Neuffers wohl aus Knochen bestanden haben dürfte. Neuffer betont die nahe Verwandtschaft zwischen den Donzdorfer Fibeln und der Fibel von Bifrons, Grab 41. Beide Fibeln hätten die gleiche Grundkonzeption: die Spiralplatte sei mit wenig durchbrochenem Kerbschnitt verziert und durch niellierte Stege in ein rechteckiges Mittelfeld und ein umlaufendes Zierfeld mit kauernden Tiergestalten gegliedert. Im Mittelfeld der Spiralplatte sei in beiden Fällen dasselbe Motiv dargestellt: eine menschliche Maske zwischen zwei Tieren. Die Hakenplatten dieser Fibeln, die im durchbrochenen Kerbschnitt gestaltet sind, seien annähernd dreieckig, im Umriss geschlossen und zeigten die Ausbildung eines Tierkopfes am Bügelansatz. Ebenfalls zeigten die Fibeln von beiden Fundorten ähnliche Randtiere zwischen Endmedaillon und Seitenmedaillons (Neuffer 1972, S. 19 ff. und Abb. 5). Außergewöhnlich an den Donzdorfer Fibeln sind die fehlenden hängenden Tierköpfe, die bei ihnen durch zwei, von Neuffer als menschliche Masken charakterisierte Gestalten ersetzt wurden (Neuffer 1972, S. 17). Birgit Arrhenius leitet die Herkunft des Donzdorfer Fibelpaars aufgrund der Goldblechverzierung mit Almandineinlage aus dem Norden her und stellt eine Verbindung u. a. mit der Fibel von Fonnås, Norwegen, her (Arrhenius 1981, S. 715 f.). Sie stellte fest, dass die Almandinen der Donzdorfer Fibeln unregelmäßig und nicht geschliffen sind, wie es bei den skandinavischen Funden der Zeit vorkommt. Sie verweist ebenso darauf, dass die Kastenfassung der Almandine der gotisch-pontischen Schmuckkunst entstammt, die nur im Norden bis zum Ende der Völkerwanderung, weiter existiert hätte (Arrhenius 1981, S. 714). Gleichzeitig konnte Arrhenius aber auch Verbindungen zum angelsächsischen Raum – wie z. B. anhand der eingefassten kleinen Goldbleche – herausstellen (Arrhenius 1981, S. 715).
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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Abgesehen von den außergewöhnlichen Bügelfibeln fällt das Inventar des Donzdorfer Grabes im kontinentalen Kontext nicht aus dem Rahmen und weist laut Eduard Neuffer einen eher fränkischen Charakter auf (Neuffer 1972, S. 18). Hierzu passt, dass auch die Trageweise der beiden Bügelfibeln – im Bereich der Oberschenkel, ohne praktische Funktion – der kontinentalen Trageweise entspricht. Eduard Neuffer datierte das Donzdorfer Grab anhand der großen Bügelfibeln an den Übergang vom ersten Viertel zum zweiten Viertel des 6. Jahrhunderts (Neuffer 1972, S. 26). Dem widersprechen Hermann Ament und Max Martin, in jüngerer Zeit auch Kathrin Vielitz.14 Ament verweist darauf, dass derartige Bügelfibeln in kontinentalen Kontexten in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts gehören und auch die übrigen Beigaben – wie Knickwandtopf, Fingerring und Millefiorianhänger – diese Datierung untermauern würden. Nicht zuletzt spreche die innere Chronologie des Gräberfeldes gegen eine Datierung in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts (Ament 1972, S. 317 f.). Martin führt stilistische Erwägungen gegen Neuffers Datierung an (Bonnet und Martin 1982, S. 217 f.). Vielitz kann in ihrer Abhandlung über die merowingerzeitlichen Granatscheibenfibeln die frühe Datierung Neuffers ebenfalls nicht bestätigen. Alle drei Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass das Frauengrab 78 von Donzdorf in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert werden müsse (Ament 1972, S. 317; Bonnet und Martin 1982, S. 217; Vielitz 2003, S. 81 f.). Ursula Koch setzt Donzdorf Grab 78 in ihre SD-Phase 7, also ganz an das Ende des 6. Jahrhunderts (Koch 2002, S. 59 und 79.). Die Autorin dieser Zeilen spricht sich ebenfalls für eine Datierung in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts aus, und zwar aufgrund der zwei kleinen almandinverzierten Scheibenfibeln, der Filigranperlen, der Gehängeplättchen sowie aufgrund des Knochenrings in SD-Phase 6. Abschließend lässt sich zum Frauengrab 78 von Donzdorf sagen, dass eine skandinavische Herkunft der Fibel oder gar der Bestatteten (so von M. Martin 2004, S. 197, vermutet) nicht so einfach herzuleiten ist wie bisher geschehen. Bei der Verzierung mit Tremolierstich handelt es sich nicht um eine skandinavische Verzierungstechnik. Die h-Rune mit nur einem Querstab kommt im 6. Jahrhundert nicht allein in Skandinavien vor, sondern ist ebenso im angelsächsischen Raum belegt. Die Herleitung der Fibeln aus Skandinavien über technische Details konnten von Arrhenius nur nahe gelegt, nicht aber mit letztendlicher Sicherheit postuliert werden, da gleiche oder ähnliche Techniken ebenso im angelsächsischen Gebiet zur Anwendung kamen (Arrhenius 1981, S. 715 f.). Die vorhandene Argumentationsbasis ließe genauso den Schluss zu, es handle sich
14
(Ament 1972, S. 316 ff.; Bonnet und Martin 1982, S. 217 f.; Vielitz 2003, S. 81 f.)
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Gemeinsame Fundgattungen
um ein Fibelpaar, das aus dem angelsächsischen Raum herzuleiten sei. Trageweise und paariges Auftreten der Fibeln unterstreichen den kontinentalen Fundzusammenhang.
Eltville, Grab 144 (Kat.-Nr. 12 und Taf. 5) Bei Grab 144 auf dem Gräberfeld von Eltville im Rheingau-Taunus-Kreis handelt es sich um eine leicht gestörte Frauenbestattung, die als Beigabe eine silbervergoldete Bügelfibel mit Verzierung in Stil I, von 8,5 cm Länge, enthielt, welche als Fibel skandinavischer Herkunft gilt (Haseloff 1981, S. 417 ff.; Blaich 2006, S. 419 f.). Als weitere Beigaben fanden sich unter anderem zwei Pferdchenfibeln, ein silberner Ohrring Typ Irlmauth, sowie einige Perlen, Keramikgefäße und eine Glasschale (Blaich 2006, S. 419 ff. und Taf. 73 und 74). Markus Blaich geht davon aus, dass die Bestattete eine anglische Frauentracht trug. Wobei die Pferdchenfibeln zum Verschluss eines Peplosgewandes an den Schultern dienten und die große Bügelfibel als Mantelverschluss (Blaich 2006, S. 114). Diese Art der Frauentracht ist viele Male aus dem nördlichen angelsächsischen Gebiet belegt und wird durch ein kleineres Fibelpaar und eine größere Einzelfibel ausgezeichnet. Das kleinere Fibelpaar kann stark im Typ variieren, die große Mantelfibel wird entweder durch eine große kreuzförmige Fibel oder durch eine große Relieffibel repräsentiert (Vierck 1978a, S. 245). Da das Grab jedoch gestört ist und eventuell auch beraubt wurde (Blaich 2006, S. 419), ist nicht mit letztendlicher Sicherheit zu sagen, ob das Fibelpaar tatsächlich im Schulterbereich angelegt worden war und ob sich tatsächlich nur eine Bügelfibel im Grab befand. Im Falle einer anglischen Frauentracht würde man die große Mantelfibel im Bereich des Oberkörpers – und nicht in der Beckengegend, wie es typisch für den kontinentalen Bereich ist, – erwarten (Vierck 1978a, Abb. 6 und Abb. 10), auch wenn dies nicht zwingend der Fall gewesen sein muss und mit einer Verlagerung der Fibel aufgrund der Störung gerechnet werden kann. Die weiteren Trachtbeigaben, d. h. bis auf die große Relieffibel, sind für den kontinentalen Bereich nicht weiter auffällig und fügen sich gut in die dort übliche Trachtsitte. Markus Blaich setzt Grab 144 in Phase 1 des Gräberfeldes, was zeitlich dem Ende des 5. Jahrhunderts bis um 510/20 entspricht, bzw. der SD-Phase 4 nach Ursula Koch (Koch 2002, S. 53; Blaich 2006, S. 144, 420 und S. 70, Abb. 32). Blaich verweist auf eine Verbindung des Gräberfeldes in Phase 1 zum thüringischen Milieu, die sich anhand verschiedener Merkmale ablesen lässt. So finden sich auf dem Gräberfeld von Eltville besondere handgemachte Keramikgefäße, die in die mitteldeutsche Region verweisen (Blaich 2006, S. 237). Aber auch die nachweisbaren Textilien, wie auch Merkmale des Bestattungswesens weisen in das Gebiet der Thüringer (Blaich 2006, S. 237 f.). Aus dem Gebiet der Thüringer sind Frauenbestattungen
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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bekannt, die ebenfalls nur eine große Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß beinhalten. Als Beispiel sei hier die Frauenbestattung von Beuchte am Harz (heute ein Stadtteil von Schladen im Landkreis Wolfenbüttel) genannt, in der eine einzelne große silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß mit Runeninschrift gefunden wurde. Als weitere Beigaben fanden sich vier bronzene Zierschlüssel und ein eiserner Hakenschlüssel, eine blattvergoldete Nadel aus Eisen, Scherben eines Tongefäßes, ein Bronzering und ein Spinnwirtel aus Ton (Krause und Niquet 1958, S. 82). Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß werden im thüringischen Gebiet in die Mitteldeutsche Phase 4, nach Christina Hansen datiert, die der Mitte des 6. Jahrhunderts entspricht (Hansen 2004, S. 35 ff. und Abb. 137 und 145). Blaich interpretiert die silbervergoldete Bügelfibel aus Grab 144 des Gräberfeldes von Eltville mit Blick auf die Aussagen von Günter Haseloff als skandinavischen Import (Blaich 2006, S. 116 und 273 ff.). Dies geschieht nicht zuletzt aufgrund der guten Qualität der Fibel, welche, mit Günter Haseloff, als Kriterium einer Herkunftsbestimmung aus Skandinavien herangezogen werden darf. Es wird die Nähe zu Mitteldeutschland betont, und den Bewohnern dieser Region wird in der Frühgeschichtsforschung eine starke Affinität zum Skandinavischen nahe gelegt. Markus Blaich nimmt auch für die Gürtelschnalle mit Tierstilverzierung – eben aufgrund dieser – aus Grab 336 des Eltviller Gräberfeldes eine skandinavische Herkunft an. Dieses Grab wird ebenfalls in Phase 1 des Gräberfeldes datiert (Blaich 2006, S. 468 f.) und somit in die Nähe zum mitteldeutschen Gebiet gesetzt. Eine Beziehung der Relieffibel und der Gürtelschnalle zum angelsächsischen Raum wird nicht ausgeschlossen, jedoch zu Gunsten einer skandinavischen Herkunft der Objekte nicht näher untersucht (Blaich 2006, S. 116 f.). Blaich verweist ebenfalls auf „sogenannte sächsische Funde“ im Rhein-Main-Gebiet und die Möglichkeit, hinter diesen Funden eine Beteiligung von Siedlern aus dem sächsischen Gebiet an der Aufsiedlung der Region zu vermuten (Blaich 2006, S. 272). Als mögliche Vermittler von „nordischen Einflüssen“, die hier von Markus Blaich vorausgesetzt werden – in Form der Relieffibel aus Grab 144 oder der Tierstilschnalle aus Grab 336 –, werden diese jedoch außen vor gelassen.
Engers, Kr. Neuwied (Kat.-Nr. 13 Taf. 1,1) Bei der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß aus Engers handelt es sich um ein einzelnes Stück, das seinerzeit aus dem Kunsthandel angekauft wurde (Kühn 1940 (1965), S. 395 f.). Hierbei könnte es sich ursprünglich um eine Frauenbestattung des 6. Jahrhunderts gehandelt ha-
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ben, deren Fundzusammenhänge nicht überliefert sind. Ob es sich ursprünglich um ein Fibelpaar gehandelt hat, wie es im süddeutschen Bereich mehrheitlich der Fall ist, ist nicht mehr festzustellen. Die Fibel ist silbervergoldet und mit 12,5 cm ein größeres Exemplar der entsprechenden Fibelgruppe. G. Haseloff zählt die Bügelfibel von Engers zu seiner „jütländischen Fibelgruppe“ (Haseloff 1981, S. 22). Die Bügelfibel von Engers weist einen sehr starken Abrieb auf, was auf eine lange und intensive Tragezeit hinweist. Die Kopfplatte zeigt eine Verzierung mit Spiralranken und ist durch zwei Niellobänder in zwei Zonen eingeteilt. Um die Kopfplatte scheint ursprünglich ein Zierfries verlaufen zu sein, welches aber durch den starken Abrieb nicht mehr eindeutig zu bestimmen ist. Der Bügel trägt ein Medaillon mit einer Maske en face. Die Fußplatte ist ebenfalls sehr stark abgenutzt. Der Bügelansatz zeigt zwei kauernde nach vorn blickende Tiergestalten, die jeweils auf einem Seitenmedaillon sitzen, Die Seitenmedaillons sind so stark abgerieben, dass kaum eine Aussage darüber möglich ist, wie sie ursprünglich gestaltet waren. Das rechte Medaillon ist noch soweit erhalten, dass man vermuten möchte, diese hätten keine Masken gezeigt sondern eine einfache Kreisverzierung. Das Zentrum der Fußplatte zeigt eine Palmettenzier, die von Nielloleisten sternförmig eingerahmt ist. Die Fußplatte wird von einem nach unten beißenden Tierkopf abgeschlossen. Zwischen Tierkopf und Ziermedaillons sind an jeder Seite kauernde Tiergestalten angebracht. Die Bügelfibel aus Engers weist eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu der Bügelfibel aus Finglesham, D3 in Kent auf (Haseloff 1981, Taf. 12). Haseloff ordnet beide Bügelfibeln seiner Stilphase A zu (Haseloff 1981, S. 174 ff.). Für die Bügelfibel von Engers wurde vor allem in der älteren Forschung ein Bezug zum angelsächsischen Gebiet hergestellt (Werner 1935, S. 47 und 54; Nissen Fett 1941, S. 12 ff.). Grund hierfür war die augenscheinliche Verwandtschaft zur Bügelfibel von Finglesham, D3. Haseloff selber vermutete den Ursprung beider Fibeln im jütischen Raum (Haseloff 1981, S. 22 ff.). Aufgrund der überaus starken Übereinstimmungen der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß von Engers und Finglesham, D 3 kann von einer etwa zeitgleichen Datierung ausgegangen werden. Dies dürfte sowohl für die Zeit der Herstellung als auch für die Zeit der Niederlegung gelten, da beide Fibeln stark abgenutzt sind und mit einer langen und intensiven Tragezeit gerechnet werden muss. Seiner Zeit datierte Günter Haseloff den Grabfund von Finglesham, Grab D 3 in das erste Viertel des 6. Jahrhunderts (Haseloff 1981, S. 142 ff. und 172 f.). Diese Datierung kann auch nach neueren Erkenntnissen zur kentischen Chronologie als zutreffend erachtet werden (Brugmann 1999, S. 42 und 54). Erwähnt werden sollte jedoch, dass die Bügelfibel aus Finglesham kleiner als 10 cm ist. Will man hier Ursula Koch folgen spricht die Größe der Bügelfibel aus Engers eher für eine Datierung in SDPhase 7.
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Kirchheim unter Teck, Grab 85 (Kat.-Nr. 24b und Taf. 1,6) Bei Kirchheim unter Teck handelt es sich um eine Frauenbestattung die eine einzelne Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß beinhaltete. Die Fibel zeigt auf ihrer Rückseite eine Runeninschrift (Opitz 1987, S. 29; Martin 2004, S. 201). Außerdem fanden sich in dem Grab noch eine Goldscheibenfibel, ein Goldblattkreuz, drei goldene Münzanhänger, zwei bronzene Riemenzungen, eine Eisenschnalle, Perlen und Keramikscherben (Opitz 1987, S. 29). Der Grabfund wurde durch Ursula Koch in die SD-Phase 7 datiert (Koch 2002, S. 60), was dem Ende des 6. Jahrhunderts entspricht. Die Bügelfibel aus dem Kirchheimer Grab ist ebenso wie die anderen hier besprochenen Fibeln silbervergoldet. Sie hat eine Länge von 14 cm. Max Martin postulierte für die Bügelfibel aus Kirchheim unter Teck eine „nordische Herkunft“, im Sinne einer Herstellung der Fibel in Skandinavien. Er hielt die skandinavische Herkunft der Bestatteten selbst für möglich (Martin 2004, S. 179). Für Günter Haseloff stellte die Kirchheimer Bügelfibel einen skandinavischen Prototyp dar, der als Vorbild für eine kontinentale Fibelentwicklung im gleichen Stil gedient hatte (Haseloff 1981, S. 288 ff.). Die Kopfplatte der Kirchheimer Bügelfibel zeigt in ihrem Zentrum jeweils rechts und links spiegelbildlich einen Menschenkopf im Profil mit Stehhaaren. Die menschlichen Gesichter scheinen an einem Daumen zu saugen, der ihnen in den Mund ragt. Der Daumen gehört zu einer Hand die aus einem Arm hervorgeht, der aus der oberen Bildecke herauszuwachsen scheint. Unter dem Arm und der Hand befindet sich – jeweils in der linken und rechten unteren Bildecke – ein weiteres Menschliches Gesicht. Dieses zentrale Bild wird durch ein Nielloband eingerahmt. Das Nielloband wird durch eine Art Kerbschnittrahmen umgeben, welcher wiederum von einem Nielloband umrahmt wird. Darauf folgt ein durchbrochenes Zierfries das aus kleinen Dreiecken mit obenständiger Rundel gebildet wird. Insgesamt weist die Kopfplatte auf diese Weise drei verschiedene Zierzonen auf. Die Stelle, an der Kopfplatte und Bügel aufeinander treffen, ist mit einem gekerbten Silberdraht umwickelt. Der Bügel ist durch ein Nielloband in zwei Zierzonen unterteilt. Rechts und links am Bügelrand ist ebenfalls ein Nielloband zu erkennen. Die Motivik des Bügels ist sehr stark zergliedert und scheint fast schon abstrakt. Haseloff kann jedoch noch eine Tiergestalt erkennen und charakterisiert dies als „abgekürzte Tiergestalten“ (Haseloff 1981, S. 290). Die rhombische Fußplatte der Fibel weist an ihrem Ansatz zwei aus dem Bügel heraushängende Tierköpfe auf. Sehr gut sind die heraushängenden Zungen zu erkennen, da die Fußplatte an dieser Stelle durchbrochen ist. Jeweils an der Zungenspitze scheint noch ein weiterer kleiner Tierkopf zu sitzen. Unter diesen kleinen Tierköpfen befindet sich jeweils eine Rundel, die mit Kreisen ausgefüllt wurde. Im unteren Bereich der Fußplatte befindet sich am linken und rechten
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Rand jeweils eine kauernde Tiergestalt. Diese Tiergestalten sitzen auf einer Rundel, die die Fußspitze bildet und eine menschliche Maske en face zeigt. Das Zentrum der Fußplatte wird durch einen bandförmigen Vierwirbel ausgefüllt und von einer rautenförmigen, quergerieften Zierleiste gebildet. Diese Zierleiste bildet im oberen Bereich der Fußplatte die Hälse der hängenden Tierköpfe. Im unteren Bereich der Fußplatte ist die Zierleiste punziert (Haseloff 1981, Taf. 39, Abb. 192,1 und 2).
Täbingen, Zollernalbkreis (Kat.-Nr. 51 und Taf. 6) Die Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß aus Täbingen stammt aus einem Frauengrab. Sie ist silbervergoldet und weist die ziemlich beachtliche Länge von 16,6 cm auf. Die Täbinger Bügelfibel wurde nicht als Paar, sondern als Einzelfibel getragen. Außerdem wurden in dem Grab noch eine engzellig cloisonnierte Scheibenfibel mit 4,5 cm im Durchmesser, eine bronzene Gürtelschnalle mit trapezförmigem Beschläg, vier goldene Anhänger mit Filigranverzierung und Almandineinlagen, eine bronzene Zierscheibe mit Silber- und Goldtauschierung, eine Reihe Perlen sowie eine Bronzeflasche und Reste eines weiteren Bronzegefäßes gefunden (Veeck 1932, S. 59.). Anhand der großen engzellig cloisonnierten Scheibenfibel, der Filigranhänger und der Gürtelschnalle mit trapezförmigem Anhänger lässt sich das Frauengrab von Täbingen in SD-Phase 7 datieren, und ist somit an das Ende des 6. Jahrhunderts zu setzen. Die Bügelfibel aus Täbingen ist sehr reich mit Ornamentik im Stil I ausgestaltet. Die durch Niellobänder in drei Zierzonen eingeteilte Kopfplatte zeigt im Kern ein Feld mit Palmettenzier. Das mittlere Zierfeld der Kopfplatte ist durch bandförmige Tierleiber gestaltet, das äußere Zierfeld ist als durchbrochener Fries gestaltet, der in den oberen beiden Ecken Masken erkennen lässt. Der Bügel ist beiderseits durch Niellobänder eingerahmt, ein weiteres Nielloband verläuft auf dem oberen Grad des Bügels und teilt ihn somit in zwei Felder, die mit geflochtenen Tierleibern ausgestaltet sind. Vom Bügelansatz der Fußplatte hängen zwei Tierköpfe herab und stoßen mit ihrer Stirn jeweils auf eine Rundel, die eine menschliche Maske en face zeigt. Darunter befindet sich an jeder Seite eine kauernde Tiergestalt, die mit ihrer Nase von unten an die Rundel stoßen und den unteren Rand der Fußplatte bilden. Die Fußspitze der Fibel wird durch eine Rundel gebildet, die mit Kerbschnittverzierung ausgefüllt ist. Das Zentrum der Fußplatte, das eine durch Tierornamentik eingerahmte Menschenmaske zeigt, wie auch die hängenden Tierköpfe und die Rundeln werden durch ein Nielloband eingerahmt, das auf diese Weise die Fußplatte in zwei Zonen teilt (Veeck 1932, Taf. 4; Christlein 1978, Taf. 69).
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Schon Walther Veeck hielt die Bügelfibel des Täbinger Frauengrabes für ein Einfuhrstück. Den Ursprung derartiger Fibeln sah er im „germanischen Norden“, wenn er es auch für möglich hielt, dass die Täbinger Fibel in einer fränkischen Werkstatt des Rheinlandes gefertigt wurde (Veeck 1932, S. 59 f.).
3.1.2.4 Zusammenfassung: Bügelfibeln im süddeutschen Gebiet Es bleibt festzustellen, dass im süddeutschen Gebiet Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß sowohl paarig als auch einzeln vorkommen. Diese Erscheinung scheint jedoch nicht zeitlich parallel zu verlaufen. Ursula Koch stellte im Jahre 2002 fest, dass sowohl in SD-Phase 4–6 als auch in SD-Phase 7 Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß auftreten, dass die Bügelfibeln des besagten Typs in SDPhase 4–6 jedoch kleiner seien als die in SD-Phase 7, wo sie eine Länge über 10 cm erreichen können (Koch 2002, S. 74 und 79). Zu dieser Auffälligkeit muss hinzugefügt werden, dass die Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, die den Gräbern der SD-Phase 7 zugeordnet werden können, einzeln getragen werden, wie dies im nordgermanischen, angelsächsischen und auch im thüringischen Milieu üblich ist. Leider ist keine Aussage darüber zu machen, an welcher Stelle im Grab die großen Bügelfibeln von Kirchheim unter Teck, Grab 85, oder Täbingen aufgefunden wurden, und ob die einzeln getragene Bügelfibel im Bereich des Oberkörpers, wie es im nordgermanischen oder angelsächsischen Milieu üblich ist, oder ob sie immer noch im Bereich des Beckens angebracht wurde, wie es der kontinentalen Sitte entsprach. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts werden Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischen Fuß als Paar in der Bauch- bzw. Beckengegend getragen. In diesem Falle findet sich stets noch ein weiteres, kleineres Fibelpaar im Grab, was auf die zu dieser Zeit auf dem Kontinent übliche Vierfibeltracht zurückzuführen ist.
3.1.3 Bügelfibeln aus Skandinavien Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß sind in Skandinavien eine bodenständige Form, die seit dem 5. Jahrhundert in Skandinavien anzutreffen ist. Sie gehört zu den variationsreichsten Fibeln, die es gibt, und man trifft sie gerade im skandinavischen Gebiet in einer sehr großen Vielfalt an. Wie groß diese Vielfalt ist, stellte Agneta Lundström 1972 vor (Lundström 1972). Anhand von zahlreichen Gussformfunden für Relieffibeln auf der Insel Helgö legt sie dar, dass keine Fibel in einer einzigen Form gegossen wurde.
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Kopfplatte, Bügel und Fußplatte konnten getrennt voneinander angefertigt werden. Allein 635 Gussformfragmente für Fibeln mit rechteckiger Kopfplatte wurden in Helgö gefunden (Lundström 1972, S. 134). In Skandinavien nennt man diese Fibeln Relieffibeln, und sie kommen hier in weiteren zahlreichen Grundformen vor, d. h., neben der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß gibt es weitere Fibelformen, wie z. B. Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte und rhombischem Fuß oder Bügelfibeln mit schaufelförmigem Fuß, die mit Stil I oder später auch mit Stil II verziert wurden und zur Gruppe der Relieffibeln gezählt werden. Skandinavische Relieffibeln wurden sowohl aus Silber als auch aus Bronze gefertigt, wenn auch der Anteil der Silberfibeln überwiegt, was auf das gehobene Milieu der Bestattungen mit Relieffibeln verweist. Gold kommt – ebenso wie im kontinentalen Gebiet – nur in Form von Vergoldung oder als Filigranverzierung vor (Sjøvold 1993, S. 10). Die Länge der Relieffibeln ist ebenso variabel wie ihre äußere Form und ihre Verzierungen. Thorleif Sjøvold gibt die Längendifferenz zwischen 5 und 23,5 cm an, wobei die durchschnittliche Länge bei ca. 11 cm liegt (Sjøvold 1993, S. 11). Eine erste Abhandlung über skandinavische Relieffibeln lieferte in den 1930er Jahren Eva Nissen Meyer (Nissen Meyer 1934). In den 1970er Jahren erschien ein Aufsatz zu skandinavischen Relieffibeln von Agneta Lundström, der sich auf die Werkstattfunde von Helgö bezieht. Nun war es möglich, die Relieffibeln vor dem Hintergrund ihrer Herstellung zu untersuchen (Lundström 1972). Eine neuere Zusammenstellung von skandinavischen Relieffibeln wurde 1993 von Thorleif Sjøvold geliefert (Sjøvold 1993). Eva Nissen Meyer teilte die skandinavischen Relieffibeln in zwei Hauptgruppen ein. Die erste Hauptgruppe ist die der Dachfußfibeln; die zweite Hauptgruppe bilden die Planfußfibeln (Nissen Meyer 1934, S. 4 ff.). Die Dachfußfibeln leiten ihren Namen von ihrem dachförmigen Fuß her, was soviel heißt, dass ihr Fuß einen hoch stehenden Mittelgrat hat und sich die Seiten von diesem aus links und rechts nach unten neigen, also abgeschrägt sind. Die Planfußfibeln zeichnen sich hingegen durch eine ebene Fußplatte aus. Als direkte Vorläufer der Relieffibeln sind die Silberblechfibeln anzusehen, die ebenfalls eine rechteckige Kopfplatte und einen dachförmigen Fuß aufweisen (Nissen Meyer 1934, S. 4 ff.). Insgesamt unterscheidet Eva Nissen Meyer 6 Stadien bei den Relieffibeln. Das 1. Stadium wird durch die Silberblechfibeln abgedeckt. Im 2. Stadium tauchen erste gegossene Relieffibeln auf. Es herrschen Spiralverzierungen und geometrische Muster vor. Die Tierornamentik ist noch nicht voll entwickelt. Das Material der Fibeln ist noch dünn, und viele Motive werden angelötet. Den Fußabschluss bildet eine Rundel, die ein Gesicht en face zeigen kann. Das 3. Stadium zeichnet sich durch das Auftauchen der ersten Planfußfibeln aus. Das Material wird dicker und ist von besserer Qualität. Es kommen weiterhin Spiralmuster zur Anwendung, die Tierornamentik ist jedoch stilisierter. Alle Zierleisten der
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Fibel besitzen einen Abschluss in Gestalt eines Tierkopfes. Im 4. Stadium nimmt der Fuß der Fibel eine Kreuzform an, der mit Köpfen abgeschlossen wird, die nicht von einer Rundel umschlossen sind. Dafür beginnen die Leistenköpfe des 3. Stadiums wegzufallen. Das 5. Stadium nach Nissen Meyer zeichnet sich durch Tierornamentik mit bandförmigen Tieren aus, während die lang gebräuchliche Spiralverzierung nun völlig wegfällt. Die Fibeln haben weiterhin den kreuzförmigen Fuß, während nur noch einige wenige Planfußfibeln den rhombischen Fuß aus Stadium 1 bis 3 aufweisen. Das 6. Stadium der Relieffibeln nach Nissen Meyer ist gleichzeitig das letzte der verschiedenen Stadien. Neuerungen dieses Stadiums sind Bügelknöpfe, Planfußfibeln mit kreuzförmigem Fuß sowie das Auftreten von Stil II. In diesem Stadium werden Relieffibeln laut Nissen Meyer Massenware und es treten nur noch einige wenige qualitätvolle Stücke in Erscheinung (Nissen Meyer 1934, S. 99 ff.). Mit dem 6. Stadium bricht die Entwicklung der Relieffibeln ab. Eva Nissen Meyer datierte den Abbruch in den 1930er Jahren in die Zeit um 600 (Nissen Meyer 1934, S. 103 f.). Thorleif Sjøvold unterzog im Jahre 1993 die skandinavischen Relieffibeln – insgesamt 158 Exemplare, von denen die meisten Beschädigungen aufweisen – einer erneuten Untersuchung, bei der er auch Fundstücke aus Finnland mit einbezog. Sjøvold verwies darauf, dass die meisten Relieffibeln Skandinaviens aus dem heutigen Norwegen stammen (Sjøvold 1993, S. 10). Dieser Umstand hat sicherlich mit den Überlieferungsbedingungen zu tun, die im Norwegen der Völkerwanderungszeit aufgrund der dort geübten Körperbestattung günstiger waren als in den übrigen skandinavischen Gebieten. Sjøvold liefert folgende Definition für Relieffibeln: The term relief brooch (or relief fibula) designates a cast silver or bronze brooch, with or without gilding, combining three distinct parts: the headplate, the bow and the foot. The ornamentation is moulded and displays one or more of the following elements: geometric chip-carving, spirals, interlacing, naturalistic or stylized renderings of animals, parts of animals, or human beings. (Sjøvold 1993, S. 8)
Er unterteilte die Relieffibeln Skandinaviens in zwei Gruppen. Die erste Gruppe nannte er Gruppe A. Gruppe A bildet die Hauptgruppe der skandinavischen Relieffibeln. Zu Gruppe A gehören Bügelfibeln mit rechteckiger oder halbrunder Kopfplatte und mit rhombischem oder kreuzförmigem Fuß. Es werden sowohl Dachfußfibeln als auch Fibeln mit planem Fuß zu Gruppe A gezählt. Der Bügel der Fibeln kann sowohl gerade Ränder als auch ausgezogene Ränder haben (Sjøvold 1993, S. 17 f. und Abb. 4). Die zweite Gruppe nannte Sjøvold Gruppe B. In Gruppe B werden die weniger häufigen Formen der skandinavischen Relieffibeln zusammengefasst, zu der u. a. Bügelfibeln mit schaufelförmigem Fuß gehören (Sjøvold 1993, S. 18 f. und Abb. 5). Beide Fibelgruppen sind in weitere Untergruppen eingeteilt. So bilden Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und
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rhombischem Dachfuß Untergruppe A-1. Derselbe Fibeltyp mit planem Fuß bildet die Untergruppe A-2. Weitere Untergruppen werden durch Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem Dachfuß oder Planfuß und ausgezogenem Bügel gebildet (A-3 und A-4). Ebenso wurden die Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte und rhombischem Dach- oder Planfuß in jeweils zwei Gruppen geteilt (A-5 und A-6) (Sjøvold 1993, S. 17 ff.). Gruppe A-2 mit ihren Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem Planfuß entspricht dabei der Bügelfibelform die auf dem Kontinent als sog. „nordischer Typ“ bezeichnet wird. Zu Gruppe A hat Sjøvold noch sechs Untergruppen gebildet, die durch Kleinbuchstaben gekennzeichnet werden. Die Untergruppen beziehen sich auf die Gestaltung der Fußplatte. Untergruppe a besitzt drei Rundeln, Untergruppe b besitzt an den Seiten Rundeln, an der unteren Spitze ein Menschen- oder Tiergesicht. Untergruppe c zeichnet sich durch drei aus den markanten Punkten der Fußplatte herauswachsende Menschen- bzw. Tiermasken aus. Untergruppe d zeigt an den markanten Punkten der Fußplatte Dreiecke, bei denen die Spitze zum Inneren hin zeigt und die Basis nach außen gekehrt ist, während bei Untergruppe e die seitlich markanten Punkte der Fußplatte als nach unten blickende Vogelköpfe sowie der untere Fußplattenabschluß als Menschen- oder Tiermaske gestaltet ist. Die letzte Untergruppe – mit Buchstaben f gekennzeichnet – zeigt an den Seiten keine Besonderheiten, wobei der untere Fußabschluss durch eine Tier- oder Menschenmaske gestaltet wird (Sjøvold 1993, S. 18).
3.1.3.1 Beispiele für datierte Grabfunde mit Relieffibeln Kvåle, Sognedal, Norwegen (Taf. 7) Im westnorwegischen Kvåle im Sognedal wurden zwei reiche Frauenbestattungen mit Relieffibeln aufgedeckt. Zuletzt vorgestellt und datiert wurden die Bestattungen von Siv Kristoffersen (Kristoffersen 2000a; Kristoffersen 2000b). Bei beiden Gräbern handelt es sich um überhügelte Steinkisten, die zwischen vier und fünf Metern Länge aufwiesen. Die ältere der beiden Bestattungen ist B13954. Hierbei handelt es sich um zwei verschiedene Individuen, die beide in der gleichen Steinkiste bestattet wurden, welche durch eine Steinplatte in zwei Kammern geteilt ist. Beide Toten wurden zusammen im größeren Teil der Grabkammer beigesetzt. Die kleine Kammer barg die „echten“ Beigaben, die durch Dinge des häuslichen Bedarfs repräsentiert werden; als Beispiel seien hier verschiedenerlei Gefäße und Eisenschlüssel genannt. Als weitere Beigaben, direkt bei den Toten, fanden sich unter anderem eine silbervergoldete Relieffibel mit Verzierungen im Stil I, eine Bronzenadel, zwei kreuzförmige Fibeln aus Silber,
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zwei kreuzförmige Fibeln aus Bronze, eine bronzene Ringfibel mit Vogelkopfverzierungen, silberne Ärmelhaken sowie zahlreiche weitere persönliche Gegenstände, wie Webschwert und Messer. Die Datierung der Bestattung Kvåle B13954 fällt in die Stufe D2a (Kristoffersen 2000a, S. 362 f.), also in die Zeit des letzten Viertels des 5. Jahrhunderts bis erstes Viertel des 6. Jahrhunderts. Die Dachfußfibel zeigt neben Stil I Spiraldekor und weist eine Länge von 12,3 cm auf. Die ausgezogenen Seiten werden durch zwei Rundeln (ohne Maske?) abgeschlossen, der Fußabschluss wird durch einen Tierkopf gebildet, aus dem nach oben zwei Tierköpfe wachsen, die eine Alternative zu kauernden Randtieren darzustellen scheinen und die mit ihren Schnauzen auf den Rand der Fußplatte aufliegen. Der Bügel wird durch eine Längsleiste in zwei Felder geteilt, die mit Spiraldekor verziert sind. aus dem Bügel heraus wachsen zwei hängende Tierköpfe die ebenfalls mit Spiraldekor verziert sind. Das Spiralmotiv setzt sich in einer Borte fort, die um die Fußplatte herum verläuft und so ein inneres rautenförmiges Feld bildet. Die Kopfplatte besteht aus zwei Feldern. Eine äußere Zierborte wird durch Menschenköpfe in Stil I gebildet. Das innere Zierfeld ist mit Spiraldekor versehen. Borte und Zierfeld sind durch eine Leiste getrennt, die am unteren Kopfplattenrand in Tierköpfe ausläuft (Sjøvold 1993, Taf. 3, N 80; Kristoffersen 2000a, S. 364). Siv Kristoffersen setzt die Fibel ins Stadium 3 oder 4 nach Eva Nissen Meyer (Kristoffersen 2000a, S. 363). Nach Thorleif Sjøvold gehört sie zu Typ A 1-b (Sjøvold 1993, Abb. 7 und Taf. 3, N 80). Die jüngere Bestattung B6516 aus Kvåle wurde ebenfalls in eine Steinkiste mit zwei Kammern eingebracht, enthält aber nur ein Individuum. Wie auch in Grab B13954 wurde die Tote in der größeren Kammer bestattet, während die kleinere der beiden Kammern den „echten“ Beigaben vorbehalten blieb. Als persönliche Gegenstände am Leib hatte die Tote eine große silbervergoldete Relieffibel mit rechteckiger Kopfplatte und kreuzförmigem Fuß, zwei kleinere silbervergoldete Relieffibeln mit rechteckiger Kopfplatte und spatenförmigem Fuß sowie zwei gleicharmige sehr schlichte Bügelfibeln aus Bronze und sechs Glasperlen. In Höhe der Hände lagen zwei silbervergoldete Ärmelhaken, ein Messer und ein Schlüsselring mit Bronzeschlüsseln. Als „echte“ Beigaben sind hier ein Webschwert, verschiedene Gefäße, Reste von Spinnrocken, ein Spinnwirtel sowie ein pfriemähnliches Werkzeug zu nennen. Die Bestattung Kvåle B6516 fällt in die Stufe D2b (Kristoffersen 2000a, S. 362), also in das zweite bis dritte Viertel des 6. Jahrhunderts. Die große silbervergoldete Relieffibel ist mit Ornamentik in Stil I verziert und hat eine Länge von 12,5 cm. Sie trägt auf ihrem Bügel einen Bügelknopf, der mit Rankenornamenten bedeckt ist. Aus dem Bügel heraus wachsen zwei nach unten blickende Vogelköpfe. Der kreuzförmige Fuß zeigt an den seitlichen Auswüchsen und am unteren Fußabschluss menschliche Masken mit Bart. Aus dem Kinn der Masken wächst jeweils ein Dreieck heraus, wobei die seitlichen Masken
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durch den Gebrauch stark verrieben wurden. Die große Relieffibel stellt eine lokale Form der Provinz Sogn dar (Kristoffersen 2000a, S. 360 f.; Kristoffersen 2000b, S. 509; Sjøvold 1993, Taf. 15, N 55). Die große Relieffibel aus Kvåle ist dem Stadium 6 nach Eva Nissen Meyer und dem Typ A 2-c nach Thorleif Sjøvold zuzuordnen (Nissen Meyer 1934; Sjøvold 1993, S. 35 und Taf. 15, N 55).
Hauge, Rogaland, Norwegen Beim Grabfund von Hauge im südwestnorwegischen Rogaland handelt es sich um die Körperbestattung zweier Frauen in einer überhügelten Steinkiste. Außer einer großen silbervergoldeten Relieffibel fanden sich im Grab noch ein Webschwert, zwei Goldbrakteaten, Fragmente von bronzenen Kleinfibeln, zehn Glasperlen sowie Fragmente eines Schlüsselringes und Fragmente von verschiedenen Keramikgefäßen usw. Der Grabfund wird in die Stufe D2b datiert (Kristoffersen 2000a, S. 316), also in das zweite bis dritte Viertel des 6. Jahrhunderts. Die sehr große, beschädigte silbervergoldete Relieffibel mit einer bewahrten Länge von 16 cm, zeigt außerdem Filigranbleche mit teilweise ausgefallenen Steineinlagen und Tierritzungen auf der Rückseite. Sie besitzt einen Dachfuß, der sich schon sehr der kreuzförmigen Fußplattengestaltung annähert. Die Ornamentik zeigt sowohl Menschen- als auch Tiergestalten in bandförmiger Ausführung. Bemerkenswert ist die Ausfertigung des Bügels, der durch eine kreuzförmige Leiste in vier gleichgroße, leicht rechteckig geformte, Felder eingeteilt ist. Diese Felder sind mit jeweils einem Filigranblech mit Steineinlage belegt. Diese Art der Bügelgestaltung ist recht außergewöhnlich, in Skandinavien jedoch noch an zwei weiteren Beispielen zu beobachten. Es sind dies die Relieffibel von Søtvet in Norwegen (Sjøvold 1993, Taf. 4, N 17) – wobei hier der Querschenkel der kreuzförmigen Bügeleinteilung nicht als schlichte Leiste gestaltet ist, sondern tierkopfartig – und die Relieffibel von Overhornbæk in Jütland (Sjøvold 1993, Taf. 7, D 6). Filigranbleche finden sich außer auf dem Bügel noch eines im Zentrum der rechteckigen Kopfplatte und zwei im Zentrum der Fußplatte, von denen jeweils eines rechts und links von der Mittelleiste angebracht wurde. Die Kopfplatte wird durch eine Borte aus Köpfen mit schnauzenförmigen Mäulern gesäumt, deren sämtliche Köpfe im Profil dargestellt sind. Die oberen Ecken dieser Borte werden durch kauernde Tiergestalten gebildet. Die Borte ist an der oberen Seite der Kopfplatte beschädigt. Die Kopfplatte hat ein Zierfeld mit zwei Zonen. Die innere Zone wird durch ein Filigranblech gebildet. Die äußere Zierzone zeigt eine Anordnung von Menschen- und Tiergestalten mit bandförmigen Leibern. Zwei große Profilmasken sind links und rechts vom Bügelansatz zu sehen. Ihr Blick ist dem Bügelansatz zugewandt, während ihr Bart eine Schlaufe bildet, die auf dem Bügelansatz aufliegt und so eine Durchbruchs-
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arbeit bildet. Die durch eine Längsleiste gegliederte, dachförmige Fußplatte zeigt an ihrem oberen Ansatz zwei herabblickende Tierköpfe, die eine gewisse Ähnlichkeit zu Pferdeköpfen aufweisen. Das innere, rhombische Feld der Fußplatte wird durch zwei Filigranbleche mit zum Teil ausgefallenen Steinen eingenommen, die links und rechts der Leiste angebracht wurden. Dieses innere Feld wird durch eine Borte mit bandförmigen Tier- und Menschengestalten umgeben. Nur der linke Zipfel der Fußplatte ist erhalten und zeigt eine Maske en face. Die Zierleiste der Fußplatte entspringt einem Feld, das eine optische Stützfunktion für den Bügel darstellt und zwei bandförmige Menschengestalten zeigt (Sjøvold 1993, Taf. 6, N 34; Kristoffersen 2000a, S. 315 ff.). Sjøvold teilt die Fibel von Hauge dem Typ A 1-c zu (Sjøvold 1993, 24, N 34 und Taf. 6, N 34). D. h., es ist davon auszugehen, dass das fehlende Seitenstück sowie der fehlende Fußabschluss ebenso mit einer Tiermaske abgeschlossen wurden wie die linke Seite der Fußplatte. Aus Hauge ist noch ein weiterer Grabfund mit Relieffibel bekannt, der in die Stufe D1, und zwar in die Zeit um 450 n. Chr., datiert wird (Kristoffersen 2000a, S. 313). Es handelt sich, wie bei den Bestattungen der Stufe D2, um eine Körperbestattung in einer überhügelten Steinkiste. Neben der stark beschädigten Relieffibel waren noch zwei Fragmente einer kleineren silbervergoldeten Relieffibel vorhanden sowie zwei Fragmente zweier silberner Figuren, Fragmente einer kreuzförmigen Fibel aus Silber und ein goldener schildförmiger Anhänger (Kristoffersen 2000a, S. 312 ff.). Die silbervergoldete, stark fragmentierte Relieffibel lässt noch ihren dachförmigen Fuß erkennen. Die wohl ehemals rechteckige Kopfplatte ist durch eine kreuzförmige Leiste in vier Felder geteilt; sowohl die Kopfplatte als auch der Bügel und der Fuß der Fibel lassen erkennen, dass die Fibel hauptsächlich mit Spiralornamentik und Voluten verziert war. Die auf dem Grat der Fußplatte verlaufende Leiste zeigt vier Tierköpfe. Jeweils einer bildet den Abschluss bzw. Anfang der Leiste, zwei Köpfe ragen jeweils links und rechts aus der Leiste auf Höhe des Zentrums der Fußplatte heraus. Die Fußplatte wird nach unten hin durch einen Tierkopf abgeschlossen (Kristoffersen 2000a, S. 312 ff.; Sjøvold 1993, S. 76 Taf. 6, N 33). Die Fibel ist nach Thorleif Sjøvold dem Type A 1-c zu zuordnen (Sjøvold 1993, S. 24 ff. und 76 Taf. 6, N 33).
Skjerum, Sogn og Fjordane, Norwegen Wie breit das Spektrum der skandinavischen Relieffibeln ist, zeigt als Beispiel die große 7,9 cm lange, silbervergoldete Relieffibel aus dem Körpergrab von Skjerum in der Provinz Sogn og Fjordane in Norwegen. Die Bestattung wird der Stufe D2a zugerechnet. Als absolute Datierung wird das Ende des 5. Jahrhun-
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Gemeinsame Fundgattungen
derts bzw. der Beginn des 6. Jahrhunderts angegeben (Kristoffersen 2000a, S. 355). Die Bestattung wurde in einer Steinkiste, jedoch in einem natürlichen Hügel vorgenommen. Als weitere Beigaben wurden eine kreuzförmige Fibel aus Bronze, vier Glas- und eine Bernsteinperle sowie Scherben eines Hängegefäßes und eines eimerförmigen Gefäßes geborgen (Kristoffersen 2000a, S. 354 f.). Die große Relieffibel hat eine halbrunde Kopfplatte, einen an den Seiten ausgezogenen Bügel sowie eine leicht oval-längliche Fußplatte. Die Fibel wurde mit Stil I verziert.15 Im Zentrum der Kopfplatte ist ein großes kauerndes Tier zu erkennen. Die Kopfplatte wird durch eine Borte aus vogelartigen Köpfen umgeben. Aus dem Bügelansatz wachsen zwei große hängende Tierköpfe hervor. Ihre Zungen berühren die Zungen zweier kleinerer Tierköpfe, die von unten aus dem Abschluss der Fußplatte herauswachsen. Unter dem Bügelansatz – zwischen den hängenden Tierköpfen – ist eine stilisierte Maske en face zu erkennen. Umrahmt wird diese Maske durch zwei Leisten, die, spitz nach unten zulaufend, bis an die Spitze der Fußplatte reichen.16 Nach Thorleif Sjøvold ist die Fibel von Skjerum zwar dem Typ B zuzuordnen, stellt jedoch ein sehr außergewöhnliches Exemplar dar, das nicht genauer in eine der Untergruppen einzuordnen ist (Sjøvold 1993, S. 59 f. und 103, Taf. 33, N 58).
3.1.3.2 Zusammenfassung: skandinavische Bügelfibeln (Relieffibeln) Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß gehören in Skandinavien zur großen Gruppe der Relieffibeln. Diese Fibelgruppe zeichnet sich durch eine große Varianz aus, die dadurch zu erklären sein könnte, dass Relieffibeln nicht in einem Stück gearbeitet wurden und verschiedene Gussformelemente für die Herstellung einer Fibel angewandt wurden. Bei den großen Relieffibeln handelt es sich in Skandinavien um eine traditionelle Form, die die ganze Völkerwanderungszeit hindurch (Stufen D1, D2a und D2b) vorkommt und so gut wie in allen wohlhabenden Frauengräbern anzutreffen ist. In Stufe D1 treten neben den Silberblechfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem Fuß die ersten Relieffibeln auf, die Ornamentik im Nydam-Stil zeigen und sich langsam über florale Elemente und einzelne Tier- und Maskendarstellung zum klassischen Stil I hin entwickeln. Sie sind dem Stadium 2, nach Eva Nissen Meyer, zuzurechnen. Relieffibeln der Stufe D1 zeigen eine große Vielfalt in Bezug auf die äußere Form, wie uns der bekannte Grabfund von Ommundrød (Taf. 8) in Norwegen vor Augen führt, in dem uns zwei silbervergoldete Relieffibeln von verschiedener Gestaltung entgegentreten. Die eine der beiden Fibeln 15 16
Kristoffersen 2000a, S. 353 Taf. 32,5; Sjøvold 1993, S. 103 Taf. 33, N 58. Kristoffersen 2000a, S. 354 f.; Sjøvold 1993, S. 103 Taf. 33, N 58.
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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hat eine halbrunde Kopfplatte mit drei aus dem Rand herausragenden Rundeln und einen länglich-ovalen Fuß mit Steineinlage, die andere besitzt eine Art kleeblattförmige Kopfplatte mit einem Zentralfeld, auf dem ein rückwärts blickendes Tier dargestellt ist, sowie einen an den Seiten ausgezogenen Bügel mit einem Medaillon und eine rhomboide Fußplatte, die mit einer Tiermaske en face abgeschlossen wird. Beide Fibeln sind mit Spiralverzierungen geschmückt (Kristoffersen 2000a, S. 352ff.; Straume 2002). In der Stufe D2 vereinheitlicht sich die äußere Form der Fibeln. Dennoch bleiben sie variantenreich und bilden in Art und Weise der ornamentalen Gestaltung lokale Gruppen (Kristoffersen 2000a). Die Stufe D2a wird durch Relieffibeln im Stadium 3 und 4 nach Eva Nissen Meyer, die nur noch Stil I zeigen, charakterisiert. In Stufe D2b schließlich kommen Relieffibeln im Stadium 5 und 6 auf. Die Fibeln sind immer noch im Stil I verziert. Als neues Element tauchen in Stufe D2b Relieffibeln mit schaufelförmigem Fuß auf (Nissen Meyer 1934; Kristoffersen 1999; Kristoffersen 2000a).
3.1.4 Bügelfibeln in England Ebenso wie in Skandinavien sind Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß – mit ihren diversen anverwandten Ausformungen – im angelsächsischen Gebiet verbreitet. Das Gebiet der Angelsachsen ist mit Skandinavien zum Hauptverbreitungsgebiet dieser Fibeln zu zählen. Eine erste Zusammenstellung von angelsächsischen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte ist durch Edward Thurlow Leeds, im Jahre 1949, erfolgt (Leeds 1949). Eine neue Bearbeitung dieser Fibelart erfolgte im Jahr 1997 durch John Hines (Hines 1997). Hier konnte neben einer kompletten Aufnahme aller bekannten angelsächsischen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte auch eine Feinchronologie derselben erstellt werden (Hines 1997, S. 198ff.; Hines 1999, S. 27). Durch E. Thurlow Leeds wurden die angelsächsischen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß wie folgt definiert: „It is composed of three elements, a rectangular head-plate, an arched bow, and a lozenge- or diamond-shaped foot-plate.“ (Leeds 1949, S. 1 f.) Leeds teilte die angelsächsischen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte in drei Gruppen ein. Es sind dies class A: Fibeln mit nicht unterteiltem Fuß, class B: Fibeln mit unterteiltem Fuß (Dachfuß) und class C: Fibeln mit kreuzförmigem Fuß. Alle drei Gruppen sind in sich noch einmal in verschiedene Untergruppen unterteilt. Die größte Gruppe ist class B mit acht Untergruppen, darauf folgen class A mit fünf Untergruppen und als kleinste class C mit nur drei Untergruppen. Sämtliche Untergruppen der drei Fibelklassen werden – bis auf class A1 – durch Fibeln repräsentiert, die absolut typisch für den angelsächsischen Bereich sind, auch wenn Leeds immer wieder kontinentale Einflüsse postuliert (Leeds 1949,
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Gemeinsame Fundgattungen
S. 9 f. 102 f.). Nur class A1 (Kentish group) findet Parallelen auf dem Kontinent oder in Skandinavien, wenn man von einigen Funden angelsächsischer Bügelfibeln im heutigen Frankreich absieht – als Beispiel sei hier der Fibelfund von Herpes (Leeds 1949, B4, 83) genannt. Class A1 wird von Leeds als Vorläufergeneration der eigentlichen angelsächsischen Bügelfibeln betrachtet (Leeds 1949, S. 103). Die meisten angelsächsischen Bügelfibeln werden durch eine ihnen eigene Form der Kopfplatte ausgezeichnet. In vielen Fällen nimmt sie eine geradezu quadratische Form an. Andere Bügelfibeln zeigen Kopfplatten deren Seiten nicht gerade sind, sondern schräg nach unten zulaufen, „Auswucherungen“ an den Ecken haben oder deren Seiten durchzuhängen scheinen. Eine ausgesprochen angelsächsische Form bilden die Fibeln der class C2 (Kenninghall II type) und C3 (East Midland group) nach Leeds.17 Diese Fibeln zeichnen sich durch ihre besondere Fußgestaltung aus. Sie verfügen nicht über eine rhombische oder „diamantförmige“ Fußplatte und sind – auch wenn Leeds sie als Fibeln mit kreuzförmigem Fuß bezeichnet hat – in keiner Weise mit den Bügelfibeln mit kreuzförmiger Fußplatte aus Skandinavien zu vergleichen, welche eine enge Verwandtschaft zur rhombischen Fußplatte nicht verleugnen können. Diese angelsächsische Sonderform, zeigt Fußplatten, die zwar über hängende Tierköpfe am Ansatz derselben verfügt, jedoch entfallen sämtliche rhombischen Elemente genauso wie seitliche Rundeln oder Masken. Unter einer kleinen quadratischen Platte, die von hängenden Tier- oder Menschenköpfen flankiert wird, befindet sich eine meist menschlich anmutende Maske, aus deren Mund sich ein „Endstück“ zu ergießen scheint. Dieses Endstück ist oft halbrund geformt. Die nach oben gebogenen Enden sind oft als Tierköpfe gebildet. In vielen Fällen zeigen diese Endstücke ein dreieckiges Zentralfeld, dessen Spitze in den Mund der Maske hineinragt (Leeds 1949, C2, S. 130 ff. und C3, S. 138 ff). Dieses Element kann zwar auch an skandinavischen Fibeln vorkommen, doch sind hier Maske und Dreieck meist klein, dafür aber an drei Seiten der Fußplatte vorhanden. Exemplare der class C nach Leeds wurden bis jetzt ausschließlich im angelsächsischen Bereich gefunden. Im Jahre 1997 bildete John Hines 25 Hauptgruppen sowie sechs Sondergruppen aus 209 damals bekannten Fibelfunden aus dem angelsächsischen Gebiet. Er konnte drei verschiedene Entwicklungsphasen unterscheiden und setzt dies in den zeitlichen Rahmen der Jahre 500 bis 570 n. Chr., wobei er sowohl kontinentale Parallelen als auch die Beifunde der angelsächsischen Fibeln mit in seine Betrachtungen einbezieht, woraus sich eine absolute Chronologie ableiten lässt (Hines 1997, S. 198 ff., 223 ff. und 235 ff.). Hines lieferte folgende Definition der Bügelfibeln: 17
John Hines (1997, S. 14) stellte fest, dass die class C2 nach Leeds nicht im eigentlichen Sinne zu den great square-headed brooches zu zählen ist.
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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It is a bow brooch, with pin fixed at one end behind a quadrangular headplate, seperated by a bow from a rhomboidal footplate behind which is the catch for the pin (…). These zones, which are often elaborately decorated, are the compositional elements of the face of any individual brooch. A number of these compositional elements are optional: a squareheaded brooch will not necessarily, for instance, have separate zones of ornament in the headplate corners, or a footplate bar. (Hines 1997, S. 4)
Die drei verschiedenen Entwicklungsphasen der angelsächsischen Bügelfibeln setzen sich jeweils aus mehren der Fibelgruppen zusammen. Im Einzelnen gliedern sich die einzelnen Phasen nach John Hines wie folgt: Phase 1, die sich aus den ältesten Horizonten der Gruppe I, Gruppe III, Gruppe IV usw. zusammensetzt, ist etwa in die Zeit um 500 bis 520 zu setzen. Die zweite Phase, welche die meisten Fibelgruppen umfasst, u. a. späte Formen der Gruppe 1, beginnt um 510 und läuft bis in die Mitte des 6. Jahrhunderts. Die Schlussphase der angelsächsischen Bügelfibeln wird durch Phase 3 repräsentiert. Sie beginnt in der Mitte des 6. Jahrhunderts und läuft bis ca. 570 (Hines 1997, S. 198 ff. und 223 ff.). Beide Autoren betonen die Beziehungen zwischen dem westskandinavischen Raum und dem angelsächsischen Gebiet an der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert, die sich gut an den great square-headed brooches (große Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte) nachvollziehen lassen (Leeds 1949, S. 4 f.; Hines 1997, S. 2, 15, 227 ff.). Hines betont außerdem die starke Parallelität der angelsächsischen Bügelfibeln der Phasen 2 und 3 mit denen der norwegischen Küstenregion (Hines 1997, S. 232). Im Folgenden sollen zwei datierbare Grabfunde besprochen werden, die oft im Zusammenhang mit Parallelen aus dem alamannischen Bereich genannt werden. Es handelt sich dabei um Bifrons, Grab 41, und Finglesham, D3.
3.1.4.1 Beispiele für datierte Grabfunde Bifrons, Kent, England (Taf. 9) Der Grabfund 41 aus Bifrons in Kent, England, beinhaltet fünf Fibeln: eine große silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte (great squareheaded brooch), von 13 cm Länge, ein Fibelpaar kleiner silbervergoldeter, kentischer Bügelfibeln sowie eine einzelne vogelförmige Kleinfibel. Des Weiteren befanden sich eine Schilddornschnalle mit schildförmigem Gürtelbeschlag, eine Ringfibel, ein gläserner Sturzbecher, Perlen, Münzen sowie weitere Gegenstände in dem Grab (Chadwick Hawkes 1981, S. 718 ff.). Der Grabfund 41 von Bifrons fällt aufgrund der vogelförmigen Kleinfibel sowie der Schilddornschnalle in die Phase Kent II, die in etwa der SD-Phase 3 und der frühen SD-Phase 4, nach Ursula Koch, entspricht (Brugmann 1999,
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Gemeinsame Fundgattungen
S. 41, 46 f., 51 und 53) und fällt somit in das Endes des 5. bzw. an den Anfang des 6. Jahrhunderts. Günther Haseloff und Eduard Neuffer wiesen beide auf die stilistische Verwandtschaft zwischen der großen Bügelfibel aus Bifrons und dem Bügelfibelpaar aus Grab 78 in Donzdorf, Süddeutschland, hin (Neuffer 1972, S. 19 ff.; Haseloff 1981, S. 157). Die große Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und „diamantförmiger“ (Leeds 1949, S. 1 f.)18 Fußplatte zeigt auf ihrem Bügel ein sehr großes Medaillon mit Menschenmaske en face. Das große Medaillon ist nicht – wie oft der Fall bei großen Medaillons bzw. Rückenknöpfen – auf den Bügel der Fibel aufgesetzt, sondern ist, wie bei den kleineren Bügelmedaillons, mit dem Bügel verschmolzen. Im Falle von Bifrons, Grab 41, ist das Medaillon so groß, dass in der Draufsicht der Bügel nicht zu sehen ist und das Medaillon den Bügel zu ersetzten scheint. Die knopflose rechteckige Kopfplatte besteht aus zwei Zierzonen, die mit Stil I ausgeschmückt sind. Die innere Zone zeigt eine große Tiermaske, die rechts und links von zwei kauernden Tiergestalten flankiert wird. Die äußere Zone wird durch ein Band kauernder Tiergestalten gebildet. Diese Zierzonen sind durch Niellobänder umschlossen. Außen, um die Kopfplatte herum, verläuft eine stark abgenutzte Zierborte. Die „diamantförmige“ Fußplatte zeigt ein rhombisches Mittelfeld, das ebenfalls durch ein Nielloband umfasst ist. Im Zentrum des Mittelfeldes befindet sich ein rautenförmiges Zierelement von nicht gegenständlicher Form. Dieses wird von kauernden Tierleibern umgeben. Direkt unter dem Bügelansatz – zwischen den hängenden Tierköpfen – sitzt eine Tiermaske, die von oben in das Mittelfeld hinein zu beißen scheint. Über den hängenden Tierköpfen sind zwei kauernde Tiergestalten zu sehen, die mit ihren Hinterläufen auf den Hälsen der hängenden Tierköpfe zu stehen scheinen und sich mit ihren Vorderläufen auf deren Köpfe abstützen. Ihre Nasen stoßen dabei an die Seitenmedaillons, in denen eine menschliche Maske en face zu sehen ist. Die unteren Seiten der Fußplatte werden ebenfalls durch kauernde Tiergestalten flankiert. Diese stützen sich mit ihren Hinterläufen auf den die Fußplatte abschließenden Tierkopf, wobei ihre Nasen an die Seitenmedaillons reichen (Haseloff 1981, S. 158, Abb. 90 und Taf. 18 ff.). Die große Bügelfibel aus Grab 41 in Bifrons wurde von E. T. Leeds zu seiner kentischen Gruppe, mit nicht unterteiltem Fuß (class A1), gerechnet (Leeds 1949, S. 7 ff.).
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Leeds stellte fest, dass neben der rhombischen Fußplatte in England die „diamantförmige“ Fußplatte vorzufinden ist, wie uns das Beispiel Bifrons, Grab 41, zeigt. Dabei ist die „diamantförmige“ Fußplatte als Sonderform der rhombischen Fußplatte zu betrachten. Die „Diamantform“ entsteht durch die Hinzufügung zweier Tierleiber, die auf den hängenden Tierkörpern, unter dem Bügelansatz kauern. Auf diese Weise stehen die Seitenmedaillons (Rundeln) nicht hervor.
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Finglesham, Kent, England (Taf. 10) Grab D 3 aus Finglesham in Kent, England, beinhaltet fünf Fibeln: eine große Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, ein vogelförmiges Kleinfibelpaar und ein Paar Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte mit fünf Laternenknöpfen und gleichbreitem Fuß. Sämtliche Fibeln sind silbervergoldet. Weitere Beigaben sind u.a. ein Rüsselbecher aus Glas, ein Webschwert, drei Goldbrakteaten (D-Brakteaten), eine Schilddornschnalle sowie ein schildförmiger Gürtelbeschlag (Chadwick 1958, S. 11ff.; Haseloff 1981, S. 142ff.). Die Datierung des Grabfundes fällt in das Ende der Phase Kent II, Übergang zu Phase Kent III, also in das erste Viertel des 6. Jahrhunderts und entspricht der SD-Phase 4, nach Ursula Koch (Brugmann 1999, S. 42, 46, 53 und 54). Die große silbervergoldete Bügelfibel hat eine Länge von 9,5 cm und ist an der Kopfplatte, dem Bügel und den Rändern der Fußplatte stark abgenutzt. Die Kopfplatte zeigt florale Zierelemente und Kerbschnitt sowie eine stark verschliffene Nielloleiste. Der ebenfalls stark verschliffene Bügel lässt noch florale Zierelemente erahnen. In der Mitte des Bügels ist ein Medaillon zu erkennen, dessen Ausschmückung jedoch nicht mehr richtig zu identifizieren ist. Aufgrund der großen Ähnlichkeit der Fibel aus Finglesham mit derjenigen aus Engers, vermutete Sonia Chadwick hier eine Profilmaske (Chadwick 1958, S. 16).19 Die Fußplatte zeigt ein floral gestaltetes, rhombisches Zentralfeld. Hängende Tierköpfe sind nicht vorhanden, stattdessen sind zwei kauernde Tiergestalten zu erkennen, die auf den Seitenrundeln zu sitzen scheinen und mit ihren Nasen an den Bügelansatz stoßen. Die Seitenmedaillons der Fußplatte sind stark verschliffen und zeigen Profilmasken (Chadwick 1958, S. 16). Die Fußplatte wird durch einen Tierkopf abgeschlossen. Die Seitenränder zwischen Seitenmedaillons und Tierkopfabschluss werden durch zwei kauernde Menschengestalten gebildet, die eine Hand mit gespreiztem Daumen zeigen (Haseloff 1981, S. 144, Abb. 87,7 und Taf. 12,2). E. T. Leeds, der die Bügelfibel aus Finglesham D3 zu seiner Gruppe class A1 rechnete, hielt dieselbe für einen Import aus dem Rheinland (Leeds 1949, S. 7ff. und 9f.). Veranlasst zu dieser Annahme hat Leeds sowohl die enge Verwandtschaft der Bügelfibel aus Finglesham zu der Bügelfibel aus Engers als auch die starken fränkischen Anklänge des restlichen Grabinventars, wie die Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte und gleichbreitem Fuß, die Vogelfibeln und der Rüsselbecher. Während die großen Bügelfibeln von Bifrons, Grab 41 und Finglesham, D3 von Edward Thurlow Leeds seiner class A, also den Fibeln mit nicht unterteiltem Fuß, zugerechnet werden, führt John Hines die beiden Exemplare nicht an (Leeds 1949, S. 7 ff.; Hines 1997).
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Die Bügelfibel aus Engers zeigt jedoch eine Maske en face.
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Gemeinsame Fundgattungen
3.1.4.2 Zusammenfassung: Bügelfibeln in England Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem Fuß bzw. ihre diversen verwandten Formen, wie z.B. Bügelfibeln mit rechteckig Kopfplatte und kreuzförmigem Fuß, kommen im angelsächsischen Gebiet fast das gesamte 6. Jahrhundert hindurch vor. Die ersten Exemplare dieser Gattung tauchen in diesem Gebiet gegen Ende des 5. Jahrhunderts bzw. um 500 auf. Zu dieser Zeit ist ein starker Bezug der archäologischen Kultur des angelsächsischen Gebietes zum skandinavischen Raum fassbar, der sich auch an den Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte nachvollziehen lässt. Mit dem fortschreitenden 6. Jahrhundert wird die Entwicklung der angelsächsischen Bügelfibeln eigenständiger, bis hin zu speziellen angelsächsischen Sonderformen der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte, wie Leeds class c.20 Im Bezug auf die Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem Fuß sind die Beziehungen zum skandinavischen Raum intensiver als diejenigen zum Kontinent; auch wenn dies, auf das gesamte archäologische Material bezogen, sicher nicht generell der Fall gewesen sein wird. Die bekannten Bügelfibeln von Bifrons, Grab 41, und Finglesham, D3, die von Günther Haseloff seiner „jütländischen Fibelgruppe“ zugeordnet wurden, werden von Hines nicht seinen Fibelgruppen zugeteilt.21 Der Grund hierfür ist, dass beide Fibeln dem frühen Horizont der angelsächsischen Bügelfibeln zuzurechnen sind, die nur vereinzelt auftreten und als Importe oder Nachahmungen von skandinavischen Fibeln gelten. Sie stellen sozusagen einen überregionalen Typ dar, der ebenso auf dem Kontinent, wie auch in Skandinavien bzw. im heutigen England verbreitet war, doch nirgendwo besonders häufig auftritt.
3.1.5 Schlussbetrachtung: Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß Die Form der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß und ihre verwandten Formen sind durch eine überaus weit gestreute Verbreitung ausgezeichnet. Ihr Vorkommen reicht von Skandinavien über England bis auf den Kontinent. Hauptverbreitungsgebiet ist neben Skandinavien, wo ihr Ursprung zu suchen ist, das Gebiet der Angelsachsen. Beide Regionen zeichnen sich durch eine besondere Formenvielfalt der hier besprochenen Fibelform aus und bringen mit der Zeit regionsspezifische Untergruppen hervor. Diese Vielfalt fehlt im kontinentalen Gebiet weitgehendst. 20
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Hines wies 1997, 14, darauf hin, dass Leeds Gruppe C2 nicht im eigentlichen Sinne zu den great square-headed brooches zu zählen sei. Leeds 1949 schlägt sie seiner class A zu.
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß
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Die Datierung der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß ist vorwiegend in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts zu setzen. In Skandinavien tauchen Vorläufer besagter Fibelform und ihre diversen verwandten Ausformungen schon zu Beginn des 5. Jahrhunderts auf und kommen bis fast zum Ende des 6. Jahrhunderts vor. Sie gehören hier zum typischen Formenspektrum der völkerwanderungszeitlichen materiellen Kultur und decken diese vollständig ab. Im angelsächsischen und kontinentalen Bereich tauchen Bügelfibeln besagten Typs frühestens zum Ende des 5. Jahrhunderts hin auf und beginnen im dritten Viertel des 6. Jahrhunderts wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Die süddeutschen Grabfunde von Kirchheim unter Teck, Grab 85, und Täbingen stellen zwei späte Vergesellschaftungen dar und gehören bereits in das letzte Viertel des 6. Jahrhunderts. Hier wurde die sonst für den süddeutschen Kontext typische Paarigkeit derartiger Fibeln bereits aufgegeben, was im Zusammenhang mit der Aufgabe der Vierfibeltracht im Zusammenhang stehen dürfte. Generell ist sich die Forschung darüber einig, dass es sich bei den beiden Fibeln um Altstücke handeln muss. Dies würde jedoch in gewisser Diskrepanz zu Ursula Kochs Erkenntnis stehen, dass in SD-Phase 7 durchaus Fibeln des „nordischen Typs“ verbreitet seien, diese jedoch größer seien als die Fibeln des selben Typs in den SD-Phasen 4–6. Als sicher ist jedoch anzusehen, dass die Fibeln aus Kirchheim unter Teck, Grab 85, und Täbingen auf die allgemein zu Beginn des 6. Jahrhunderts verbreitete sog. „jütländische Fibelgruppe“ zurückgehen. Zur Zeit ihrer Niederlegung waren derartige Fibeln im Gebiet der Angelsachsen langsam aus der Mode gekommen und im nordgermanischen Raum nur noch späte Formen verbreitet, da sich in beiden Gebieten um ca. 570 die materielle Kultur stark verändert. Dieser Umstand unterstreicht die relative Eigenständigkeit der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß auf dem Kontinent. Hier wurde eine ursprünglich fremde Fibelform aufgegriffen und konserviert, währenddessen sie an ihren Hauptverbreitungspunkten in England und Skandinavien einer weiteren Entwicklung unterworfen waren. Die kontinentale Entwicklung war dagegen geringfügig und beschränkte sich auf die Reproduktion. Lokale Gruppen wie sie in Skandinavien oder im angelsächsischen Gebiet anzutreffen sind, können im kontinentalen Zusammenhang kaum ausgemacht werden. Zwar kommt es auch zu Typenbildungen – wie sie durch Herbert Kühn charakterisiert wurden (Kühn 1974) – diese bleiben jedoch stets sehr nahe der Ursprungsform verbunden und zeigen je kaum Veränderung in ihrer äußeren Umrissgestaltung. Günther Haseloffs „jütländische Fibelgruppe“ stellt eine kleine, frühe Gruppe überregional verbreiteter Fibeln dar, deren Ursprünge im südskandinavischen Raum zu suchen sind. Haseloff betont die Herkunft dieser Fibeln aus dem jütischen (südskandinavischen) Raum, wobei er ihre Verbreitung konkret durch Import erklärt sehen möchte. Hier soll die Betonung auf den überregio-
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Gemeinsame Fundgattungen
nalen Charakter dieser Fibeln gesetzt werden. Wie sich diese Fibelform verbreitet hat, ob über Exogamie, Wanderhandwerk oder Ideentransfer, kann im Grunde genommen nur Spekulation bleiben. Festzuhalten gilt jedoch, dass sich ausgerechnet diese Fibelform so weit verbreitet hat und in verschiedenen Gebieten in die heimische materielle Kultur integriert wurde. Die Forschung hielt die Ausbreitung der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß auf den Kontinent auf zwei Wegen für möglich: Der eine Weg, der von Forschern wie Bernhard Salin (1904) oder Günther Haseloff (1981) für wahrscheinlich erachtet wurde, ist der direkte Weg von Skandinavien auf den Kontinent. Der andere Weg, repräsentiert z. B. durch Joachim Werner (1934), vermutet den Umweg von Skandinavien über das Gebiet der Angelsachsen. Auffällig ist die Tatsache, wie zahlreich die Parallelen zwischen der angelsächsischen und skandinavischen Bügelfibelentwicklung sind, auch wenn beide Entwicklungen getrennt voneinander betrachtet werden sollten, da neben den Gemeinsamkeiten auch die Eigenständigkeit der Entwicklung in beiden Regionen ins Auge fällt. Im angelsächsischen Gebiet bekommt die Kopfplatte im Laufe des 6. Jahrhunderts eine charakteristische Form, die fast ausschließlich hier anzutreffen ist, wenn man von wenigen Beispielen im heutigen Frankreich absieht. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass der Fund eines Models für eine Bügelfibel, eben dieses Typs, in Genf als bemerkenswerter Fund gilt (Bonnet und Martin 1982). Gussformen und Modeln sind generell seltene Funde und kaum je in größerem Umfang, außer auf Helgö, bekannt geworden. Unter diesen Umständen ein Model, ausgerechnet für eine typisch angelsächsische Bügelfibel, fernab vom eigentlichen Verbreitungsgebiet vorzufinden, regt zum Nachdenken darüber an, wie ethnisch aufgeladen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß tatsächlich waren oder in welchem alternativen Kontext sie außerdem gesehen werden könnten. John Hines und Siv Kristoffersen betonen die soziale Funktion der Bügelfibeln (Hines 1997, S. 294 ff.; Kristoffersen 2000a, S. 127 ff.). Traditionell werden Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß einer stilistischen Analyse unterzogen, um sich ihrer Herkunft zu nähern (Vorgehen bei Günther Haseloff 1981, aber auch bei John Hines 1997). Diese Methode beschränkt sich meist darauf, Unterschiede und vor allem auch Gemeinsamkeiten im Stil der Darstellungen zu finden und so abgestufte Verwandtschaftsgrade zu erstellen. Die äußere Form, d. h., die genaue Form der Kopf- oder Fußplatte bzw. des Bügels, bleiben dabei meist weniger beachtet. Doch gerade auch die äußere Form, als die grundsätzliche Herangehensweise, eine Fibel zu gestalten, kann zusätzlich viel über Beziehungen der Fibelgruppen untereinander aussagen. So lässt sich z. B. für den kontinentalen Bereich eine auffällige Armut an äußerer Form bei den Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß feststellen, während sich
Brakteaten und Pressbleche
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der angelsächsische und skandinavische Bereich hier durch eine große Formenvielfalt auszeichnet. Die klassische Form der Bügelfibel „nordischen Typs“, also der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß ist, sowohl in Skandinavien wie auch im Gebiet der Angelsachsen und auf dem Kontinent verbreitet. Diese kleine Fibelgruppe – im Sinne von Günther Haseloffs „jütländischer Fibelgruppe“ – ist in allen drei Gebieten als frühe, ca. um 500/erstes Viertel 6. Jahrhundert, und überregionale Erscheinung zu werten. Nur auf dem Kontinent wird diese klassische Form „konserviert“, während sie sich in den anderen Gebieten weiterentwickelt. Gemeinsamkeiten zwischen den Fibeln des hier behandelten Typs in Skandinavien und England sind z. B. das häufigere Vorkommen von Dachfußfibeln als auf dem Kontinent, wo uns gerade drei Exemplare überliefert sind. Auch Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte, bei denen sich die rhombische Fußplatte zu einer kreuzförmigen Gestalt entwickelt hat, kommen in beiden Verbreitungsgebieten vor, wohingegen sie auf dem Kontinent nicht zu finden sind. Auch der Formenreichtum des besagten Fibeltyps im skandinavischen und angelsächsischen Gebiet übertrifft den des Kontinents um Längen. Trotzdem muss eingestanden werden, dass der Typ der Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß auf dem Kontinent bzw. in Süddeutschland in eine eigene Tradition eingebunden war. Man trug sie paarig als Schmuck, später wahrscheinlich auch als Einzelfibel, wie in ihrem Ursprungsgebiet. Die scheinbare Angleichung steht jedoch mit der Aufgabe der Vierfibeltracht in Verbindung und nicht mit einer Angleichung der Trachtsitte. Das Einbinden der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß in den üblichen Verwendungskontext zeigt, wie wenig fremd diese Fibeln waren, auch wenn sie auf dem Kontinent relativ selten sind und ihr Ursprung im südskandinavischen Raum liegt. In nördlicher gelegenen Gebieten, die zum thüringischem Einflussbereich zu zählen sind, werden Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß nicht selten als Einzelstücke getragen, was die größere Nähe dieses Raumes zum nordgermanischen und angelsächsischen Milieu unterstreicht.
3.2 Brakteaten und Pressbleche 3.2.1 Brakteaten Als Brakteaten werden gemeinhin runde Amulettanhänger bezeichnet, die aus Goldblech getrieben wurden und auf römische Münzvorbilder des 4. bis 6. Jahrhunderts (Pesch 2007, S. 375) zurückzuführen sind. Die größte und meist untersuchte Gruppe der Brakteaten ist die der sog. nordischen Brakteaten (zuletzt
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von Axboe 2004 und Pesch 2007 umfassend untersucht), das sind Brakteaten deren Ursprung im skandinavischen bzw. heutigen norddeutschen Raum liegt. Daneben existiert noch eine kleinere Gruppe von kontinentalen Brakteaten, die aller Wahrscheinlichkeit nach, nach byzantinischen Münzvorbildern gearbeitet wurden (z. B. ein Anhänger aus Welschingen, bei Ellmers 1971 (1974), Taf. 98,2; Clauß 1978, S. 135). Diese Gruppe ist jünger und schließt sich in ihrem Erscheinen zeitlich an die Gruppe der nordischen Brakteaten an (Klein-Pfeuffer 1993, S. 64). Die Gruppe der nordischen Brakteaten bleibt auf die Völkerwanderungszeit beschränkt und läuft im zweiten Drittel des 6. Jahrhunderts aus (Axboe 2004, S. 260, 266 ff. und 275). Im angelsächsischen Raum existiert außerdem eine kleine Gruppe von dort hergestellten silbernen Brakteaten, die eng mit den skandinavischen Stücken verwandt sind und diesen nachempfunden wurden (Axboe 2004, S. 28). Außer den „anglischen“ Silberbrakteaten und den kontinentalen Brakteaten finden sich im angelsächsischen Raum und im kontinentalen Gebiet auch die sog. nordischen Goldbrakteaten, die wohl als Importe aus Skandinavien oder dem norddeutschen Raum anzusprechen sind. Jedoch fällt hierbei als interessanter Aspekt ins Auge, dass Funde der sog. nordischen Brakteaten aus dem mitteleuropäischen Gebiet oft weniger wiegen als ihre Verwandten in Skandinavien.22 Dies könnte auf eigene Fertigung im kontinentalen Gebiet verweisen, wie es für einige Stücke bereits vorausgesetzt wird (Pesch 2007, S. 125 ff., 321 ff. und 351 ff.). Die Brakteaten aus kontinentalen und angelsächsischen Funden sind meist in Grabfunden – in Frauengräbern – überliefert. In Skandinavien, d. h. vor allem in Norwegen, kommen Brakteaten auch in Grabfunden vor, doch hauptsächlich sind sie hier in Form von Deponierungen überliefert. Vor allem in Skandinavien und Norddeutschland tragen Brakteaten auch Runeninschriften. Um sich nicht zu sehr in den sehr speziellen Fragen z. B. der Brakteatenikonologie zu verlieren, sei an dieser Stelle auf andere Arbeiten verwiesen, die auch die Darstellung der sehr umfassenden Forschungsgeschichte zur Brakteatenforschung und die Fragen zur Chronologie hier übernehmen sollen.23
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Axboe 1985. M. Axboe konnte feststellen, dass 40 % der mitteleuropäischen Brakteaten weniger als 1,5 Gramm wiegen, in Skandinavien wiegen nur 1,5 % des Fundmaterials weniger als 1,5 Gramm (Axboe 1985, S. 101). Mackeprang 1952; Axboe 1992; Axboe 2004; Pesch 2007. Zur Ikonologie vgl. verschiedene Beiträge von K. Hauck in den Frühmittelalterlichen Studien sowie Axboe et al. 1985 zu den B-Brakteaten und Axboe et al. 1989, zu den C-Brakteaten; insbesondere zu Fragen der Ikonologie sei auf den Ikonologischen Katalog „Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit“, hg. von K. Hauck et al., München 1985–1989, verwiesen.
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3.2.1.1 Die sog. nordischen Goldbrakteaten in Süddeutschland Freilaubersheim, Grab 68, Rheinland-Pfalz (Kat.-Nr. 14b) Aus einem Kindergrab in Freilaubersheim (Laut Kühn 1974, S. 998: Kindergrab 68) sind zwei sog. nordische Goldbrakteaten bekannt. Mogens Mackeprang ordnete die beiden Anhänger den B-Brakteaten zu (Mackeprang 1952, S. 185). Beide Stücke zeigen im Zentrum einen Kopf, um den herum Gliedmaßen angeordnet sind. Den Rand ziert eine Reihe runder Punzen. Der Durchmesser mit Öse beträgt 2,4 cm (Lindenschmit 1880–1889, Taf. VII,15; Clauß 1978, Taf. 24,3 und 4). Das Grab beinhaltet ansonsten das typische Inventar einer wohlhabend ausgestatteten Frauenbestattung in der Mitte des 6. Jahrhunderts; mit einer Vogelfibel mit Almandineinlagen, einer S-Fibel, zwei Bügelfibeln, die sich durch kleine rechteckige Kopfplatten mit sieben Knöpfen und ovalem Fuß sowie nach unten beißendem Tierkopf und Kerbschnittzier auszeichnen. Weitere Schmuckstücke: darunter vier Ohrringe, Keramikbeigaben und ein Metall beschlagener Holzeimer sowie Fragmente eines Glasgefäßes und eines Elfenbeinringes (Mackeprang 1952, S. 185; Kühn 1974, Nr. 76 und Taf. 166, Fib. 76; Clauß 1978, S. 136). Anhand der Beigaben kann die Freilaubersheimer Bestattung an das Ende der SD-Phase 5 oder an den Anfang der SD-Phase 6 datiert werden.
Hohenmemmingen, Baden-Württemberg (nicht im Katalog, Taf. 11) Aus Grab 7 in Hohenmemmingen ist ein Goldbrakteat (Fundberichte aus Baden-Württemberg 2, 1975, S. 246 und 247, Abb. 145 (W. Kettner); Axboe 1985, S. 98 ff. und Taf. II, 4a) bekannt, der wohl eine Nachprägung eines nordischen Brakteaten darstellt (Clauß 1978, S. 134 und Anm. 20). Der Durchmesser des Hohenmemminger Stückes beträgt ca. 2 cm. Zum weiteren Inventar des Grabes gehören zwei silbervergoldete S-Fibeln mit Nielloaugen, ein Glaswirtel, mehrere Perlen sowie eine grauschwarze Rippenschale (Fundberichte aus Baden-Württemberg 2, 1975, S. 246 und 247, Abb. 145 (W. Kettner). Axboe 1985, Taf. I). Aufgrund dieser Beigaben kann das Grab in die SD-Phase 5, also in das zweite Drittel des 6. Jahrhunderts datiert werden (Zur Datierung siehe auch Axboe 2004, S. 333). Der Hohenmemminger Brakteat zeigt als Motiv im unteren linken Bereich einen runden Menschenkopf – eventuell mit stilisierter Haartracht oder mit Helm –, statt eines Körper ist unter dem Kopf ein stilisiertes Tier mit aufgesperrtem Maul zu sehen, das den Menschen zu verschlingen scheint. Im Zentrum des Bildfeldes sind einzelne menschliche Gliedmaßen verstreut, die mit
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Ringschmuck versehen sind. Die dargestellten Hände zeigen einen abgespreizten Daumen. Am rechten Bildrand ist wohl ebenfalls ein Tier mit aufgesperrtem Maul dargestellt. Unter der Öse scheint noch ein Vogelkopf dargestellt zu sein (Axboe 1985, S. 100 f. und Taf. III). Laut Morten Axboe nimmt der Brakteat aus Hohenmemmingen eine Sonderstellung ein, weil seine Gestaltung recht einmalig ist. Axboe spricht sich am ehesten für eine Sortierung unter die B-Brakteaten aus (Axboe 1985, S. 100 f.).
Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz (Kat.-Nr. 27) Aus Bad Kreuznach ist aus einem Frauengrab ein kleiner Goldbrakteat bekannt, der hier mit zwei Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte und Vogelkopfknöpfen sowie gleich breitem Fuß mit Zickzackbändern vergesellschaftet war (Clauß 1978, S. 133 und Anm. 11 sowie Taf. 23, 3–5). Herbert Kühn ordnet die Fibeln seinem Typ von Laon zu, der als Verbreitungsschwerpunkt den westfränkischen Raum hat (Kühn 1940 (1965), S. 236 ff.). Alexander Koch führt einige Fibeln dieses Typs als „Fibeln mit strichverzierter Kopfplatte und vogelförmigen Knöpfen“ von westfränkischen Fundorten auf und datiert diesen Typ in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts (Koch 1998, S. 92 ff. und Taf. 13,1–5. Zur Datierung siehe auch Axboe 2004, S. 332). Der Brakteat ist sehr klein, sein Durchmesser beträgt mit Öse gerade 1,6 cm und sein Gewicht liegt unter einem Gramm. Der Kreuznacher Brakteat stellt die degenerierte Form eines D-Brakteaten dar, seine einzelnen Motivelemente bilden kein ganzes verschlungenes Tier mehr (Clauß 1978, S. 133 f.).
Meckenheim, Rheinland-Pfalz (Kat.-Nr. 31) Zwei Funde von Brakteaten dürften aus einem Frauengrab in Meckenheim stammen (Jacob-Friesen 1957, S. 97). Es handelt sich hierbei um einen A-Brakteaten, mit einem Durchmesser von 5,8 cm (mit Öse) und einem Gewicht von 17, 5 g, und einem C-Brakteaten, mit einem Durchmesser von 3 cm und mit einem Gewicht von 3,7 g (Jacob-Friesen 1957, S. 96). Beide Brakteaten-Typen sind so weit südlich sehr außergewöhnlich und es ist zu bedauern, dass kein genauerer Fundzusammenhang überliefert ist (Jacob-Friesen 1957, S. 97). Der A-Brakteat zeigt im Zentrum einen Menschenkopf im Profil mit abstehendem Haar. Über der Nase ist ein kleines Hakenkreuz angebracht. Ansonsten ist der Brakteat mit abstrakten Ornamenten verziert, die sich in kreisförmigen Feldern um den Kopf herum finden, wenn man von einem Feld absieht, in dem eine Borte von menschlichen Köpfen im Profil gebildet wird. Die breite Öse
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scheint mit einem dreieckförmigen Fortsatz in das Medaillon hineinzugreifen. Dieser Fortsatz ist mit Granulationskörnchen ausgefüllt (Jacob-Friesen 1957, S. 96, Abb. 1). Der kleinere C-Brakteat zeigt als Zentralmotiv einen großen menschlichen Kopf im Profil über einem Pferd. Vor der Stirn des menschlichen Kopfes ist ein Hakenkreuz zu sehen. Das ganze Motiv wird von einer Zierborte umgeben (Jacob-Friesen 1957, S. 97, Abb. 2).
Schretzheim, Grab 33, Bayern (Kat.-Nr. 46d und Taf. 12) Aus Grab 33 aus Schretzheim sind, neben einer Perlenkette, einer silbernen S-Fibel, zwei Bronzeschnallen, einer scheibenförmigen Perle, einem Wirtel aus Bergkristall, einem Messer und einem einreihigem Kamm, gleich fünf Goldbrakteaten bekannt geworden (Koch 1977, S. 18 und Taf. 13). Anhand seiner Beigaben kann das Grab in die SD-Phase 5, also in das zweite Drittel des 6. Jahrhunderts, datiert werden (zur Datierung siehe auch Axboe 2004, S. 335). Alle fünf Brakteaten waren mit derselben Matrize hergestellt worden und werden zu den degenerierten D-Brakteaten gezählt (Koch 1977, S. 72). Das Motiv zeigt ein zergliedertes Tier, vielleicht sogar mehrere (Koch 1977, Taf. 13,9). Ursula Koch spricht sich dafür aus, dass die Schretzheimer Exemplare aus Thüringen stammen, da in Öbermöllern in Thüringen ebenfalls degenerierte Exemplare von D-Brakteaten vorkämen und eine enge Verbindung zwischen Thüringen und dem Gräberfeld von Schretzheim bestünde (Koch 1977, S. 73).
Straubing-Bajuwarenstraße, Grab 150 und Grab 817, Bayern (Kat.-Nr. 50a und 50b sowie Taf. 13 und 14) Von dem bajuwarischen Gräberfeld in Straubing sind sogar zwei Grabfunde mit sog. nordischen Brakteaten bekannt. In Grab 150, einem Frauengrab, wurde ein goldener B-Brakteat gefunden, der im Zentrum eine menschliche Gestalt mit langem Haar in Hockerstellung von der Seite zeigt. Die Gestalt wird von einer Zierborte umgeben, die mit Strichen angefüllt ist. Zu der Gestalt gehört ein Unterarm mit Hand, deren Daumen weit abgespreizt ist (Geisler 1998, Taf. 37,1 und Taf. 354,150 (1); Hauck 1998, S. 331). Der Durchmesser beträgt mit Öse 2,5 cm, sein Gewicht liegt bei 1,5 g. Weitere Funde waren zwei silbervergoldete rautenförmige Kleinfibeln mit Granateinlagen, ein Paar silbervergoldeter Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte mit fünf Knöpfen und trapezförmigem Fuß (Geisler 1998, S. 39). Aufgrund dieser Beigaben kann die Bestattung in die SD-Phase 4, also in das erste Drittel des 6. Jahrhunderts datiert werden (Zur Datierung siehe auch Axboe 2004, S. 336).
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Der zweite Brakteat ist aus dem Kindergrab 817. Es handelt sich hierbei um einen goldenen C-Brakteaten der zusammen mit einer Perlenkette und zahlreichen weiteren Perlen, einem gläsernem Sturzbecher, einem bronzenen Löffel, einer Hirschhornscheibe, dem Bügel einer bronzenen Zangenfibel usw. aufgefunden wurde. Aufgrund der unverzierten Geweihscheibe, dem Sturzbecher und dem lanzettförmigen Zahnstocher24 kann das Grab in die SD-Phase 5 bis 6, also in das zweite Drittel bis in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert werden (Zur Datierung siehe auch Axboe 2004, S. 336). Der Brakteat hat mit Öse einen Durchmesser von 2,7 cm und ein Gewicht von 1,7 g (Geisler 1998, S. 304 f. und Taf. 308). Der Brakteat zeigt einen großen Menschenkopf im Profil mit Stirnband und nach oben stehenden Haaren, der über einem Pferdekörper schwebt. Vor der Stirn des Menschenkopfes ist ein Hakenkreuz zu sehen. Das Zentralmotiv wird von einer Zierborte umgeben, die aus runden Punzen besteht (Geisler 1998, Taf. 308,1 und Taf. 354,817 (1); Hauck 1998, S. 331 f.).
Wörrstadt, Rheinland-Pfalz (Kat.-Nr. 56 und Taf. 15) Aus einem Frauengrab von einem Gräberfeld in Wörrstadt ist ein sog. nordischer Goldbrakteat bekannt geworden. Weitere Beigaben waren ein silbervergoldetes Bügelfibelpaar mit kerbschnittverziertem ovalem Fuß und nach unten beißenden Tierköpfen sowie kleiner kerbschnittverzierter rechteckiger Kopfplatte mit sieben Knöpfen, zwei kleine Rosettenfibeln mit Almandineinlage, ein gläserner Sturzbecher, eine gelochte Silbermünze Valentinians III. sowie noch verschiedene kleinere Gegenstände (Clauß 1978, S. 133 und Taf. 21). Aufgrund der eben beschriebenen Fibeln, der unverzierten Geweihscheibe sowie des Sturzbechers kann das Grab in die SD-Phase 5, also in das zweite Drittel des 6. Jahrhunderts datiert werden (Clauß 1978, S. 135 f.; zur Datierung siehe auch Axboe 2004, S. 337). Die einzonigen Almadinscheibenfibeln, die beiden Bügelfibeln, der Sturzbecher und das Hackmesser sprächen für eine Einordnung in das Ende der Niederrheinischen Phase 4 bzw. an den Anfang der Niederrheinischen Phase 5, nach Frank Siegmund, und somit in die Mitte des 6. Jahrhunderts (Siegmund 1998, S. 206). Der Goldbrakteat hat mit Öse einen Durchmesser von 2,7 cm und wiegt 2,3 g. Der Brakteat gehört mit seiner verschlungenen Tierdarstellung zu den D-Brakteaten (Clauß 1978, S. 133). Gisela Clauß führt als Vergleichsfunde, neben skandinavischen Stücken, den Brakteatenfund aus Grab 20 von Obermöl24
Geisler 1998, S. 304. Bei U. Koch 2001, S. 45, taucht solch ein Gegenstand unter der Nummer FCode33 als lanzettförmiger Anhänger auf.
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lern, einen Brakteaten aus Grab 15b aus Schönebeck (beide Sachsen-Anhalt), der nach Hayo Vierck aus dem angelsächsischen Raum stammt (Vierck 1970), sowie die Funde aus Grab 33 in Schretzheim an (Clauß 1978, S. 133).
3.2.1.2 Die sog. kontinentalen Brakteaten Hüfingen, Grab 318, Bayern (Kat.-Nr. 22) Aus dem Grabfund 318 von Hüfingen sind uns fünf goldene Anhänger bekannt, von denen vier als Kleinbrakteaten bezeichnet werden und nach byzantinischen Münzvorbildern gefertigt wurden. Außerdem fanden sich noch ein Paar Bügelfibeln mit kleiner rechteckiger Kopfplatte, mit sieben geschlossenen Knöpfen und ovaler Fußplatte, mit nach unten beißenden Tierköpfen und Niello- sowie Kerbschnittverzierung, eine S-Fibel mit Almandineinlagen und einer blauen Glaseinlage, ein bronzener Knotenring, eine große bronzene Zierscheibe und noch weitere Gegenstände (Fingerlin et al. 1998, S. 792 ff. und Abb. 2, 3, 4, und 5). Anhand dieser Beigaben kann der Hüfinger Grabfund in das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts (Fingerlin et al. 1998, S. 792 ff.) bzw. in SD-Phase 6 bis 7 datiert werden. Die als Kleinbrakteaten bezeichneten Anhänger tragen außerdem eine Runeninschrift, die gute Vergleiche auf nordischen Brakteaten in Skandinavien finden (Fingerlin et al. 1998; Heizmann 2004). Bei den Runeninschriften handelt es sich um die Formelworte ota und alu (ota bei 318/9 und 7, alu 318/5 und 8). Die Formel ota ist ansonsten nur von Brakteaten mit skandinavischen Fundorten bekannt (Heizmann 2004, S. 374). Das Formelwort alu hingegen ist außer von skandinavischen Fundorten – wo es nicht nur auf Brakteaten zu finden ist – auch aus dem angelsächsischen Gebiet bekannt; hier findet sich das Wort auf Urnen, die vom Gräberfeld Spong Hill stammen (Heizmann 2004, S. 373 f.). Wilhelm Heizmann sieht die Vorbilder dieser Formelworte ebenfalls auf römischen Münzen, genau wie auch Brakteaten selbst aus solchen abzuleiten sind. Als Entsprechungen zeigt er SALVS für alu und VOTA für ota auf (Heizmann 2004, S. 376). Heizmann führt noch weitere Vergleiche der Ikonologie an, die den nordischen Brakteaten vergleichbar sind (Heizmann 2004, S. 378 f. Vgl. auch Pesch 2007, S. 126 f.). Jedoch aufgrund der signifikanten Unterschiede der Kleinbrakteaten zu den nordischen Brakteaten ist für einen kontinentalen Fertigungsort zu plädieren, wahrscheinlich sogar der alamannische Raum (Fingerlin et al. 1998, S. 806 ff.; Heizmann 2004, S. 380 ff.). Alexandra Pesch stellt die Hüfinger Stücke als Vergleiche zu ihrer Formularfamilie B7, einer kleinen Brakteatengruppe, deren Ursprung sie im altthüringischen Gebiet vermutet (Pesch 2007, S. 125 ff., 351 und 358).
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3.2.1.3 Andere kontinentale Brakteatenanhänger Aus Welschingen bei Konstanz ist ein Brakteatenanhänger bekannt, der mit ziemlicher Sicherheit auf byzantinische Münzvorbilder zurückgeht (Ellmers 1971 (1974)). Ein ähnlicher Brakteatenanhänger ist von einem unbekannten süddeutschen Fundort bekannt. Auch aus dem mitteldeutschen Bereich sind zwei vergleichbare Stücke bekannt (aus Oberwerschen und Großfahner, alle abgebildet bei Klein-Pfeuffer 1993). Ein weiteres Stück ist aus dem dänischen Gudme bekannt geworden (Pesch 2007, S. 125 ff.). Alle Anhänger zeigen im Zentrum eine stehende Gestalt mit Diadem, die dem Betrachter ihr Gesicht zuwendet und in einer Hand oder in beiden Händen ein Kreuz oder einen kreuzförmigen Stab hält (Ellmers 1971 (1974), Taf. 98, 1–4). Diese Darstellung wird als christliche Herrscherin oder sogar als Maria in Herrscherpose (Ellmers 1971 (1974), S. 236) gedeutet, was unschwer einen christlichen Hintergrund vermuten ließe. Allerdings weist die neuere Forschung noch eine andere Möglichkeit der Deutung auf. So wird die dargestellte Frauengestalt, im Sinne einer vorausgesetzten germanischen Umdeutung, als Göttin Fríja-Frigg gedeutet, die eine Spindel hält (Pesch 2007, S. 127; an dieser Stelle auch weitere Literaturhinweise). Der Welschinger Brakteat bildet zusammen mit seinen vormals aufgezählten Vergleichsfunden, die Formularfamilie B7 („Frauenbrakteaten“), nach Alexandra Pesch, die sich für einen Ursprung dieser Brakteaten im kontinentalen bzw. altthüringischen Gebiet ausspricht (Pesch 2007, S. 127; an dieser Stelle auch weitere Literaturhinweise). Zu einer anderen Gruppe von Brakteatenanhängern, die nach spätrömischen bzw. byzantinischen Münzvorbildern geprägt wurden, gehören der Einzelfund vom Goldberg im Ries sowie der Brakteatenanhänger aus einem Frauengrab in Stuttgart-Bad Cannstatt (Dannheimer 1967, Taf. 89,2 und 3). Beide Exemplare zeigen zwei Figuren, die frontal dargestellt sind. Sie scheinen nebeneinander zu stehen; es ist jedoch wahrscheinlicher, dass Sitzende dargestellt werden sollen. Das Bildfeld des Brakteaten aus Stuttgart-Bad Cannstatt ist mit einer gepunzten Punktreihe umgeben. Für diese beiden Brakteaten sieht Hermann Dannheimer die Vorbilder in einem Aureus des Valens (Prägung aus Konstantinopel), der ein sitzendes Paar auf einem Thron zeigt (Dannheimer 1967, Taf. 89,1b). Der Brakteat aus dem Frauengrab25 von Stuttgart-Bad Cannstatt war mit einem Paar goldener Bommelohrringe vergesellschaftet, die Uta von Freeden ihrem „Typ mit zylindrischem Mittelteil“ zuordnet (Freeden 1979 (1980), S. 429 ff., Liste 6,39 und Taf. 81,1) und die von ihr in die Stufe JM II (zweites Drittel des 7. Jahrhunderts) datiert wurden (Freeden 1979 (1980), S. 373). Auf dem Gräberfeld von 25
Klein-Pfeuffer 1993, S. 451 verweist auf die Möglichkeit, dass hier die Beigaben zweier Frauenbestattungen, die vermischt wurden, vorliegen könnten.
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Schretzheim gehören paarweise getragene kleine Ohrringe zu den Leitformen der Stufe 5 (Koch 1977, S. 29). Auch in Phase 2 der Gräberfelder von Bargen und Berghausen treten Ohrringe als neue Form hinzu (Koch 1982, S. 23). Als weitere Beigaben waren noch eine Scheibenfibel mit silberner Pressblechauflage (Klein-Pfeuffer 1993, Taf. 64,298) und ein Goldblechvierpaß mit Drahtauflagen (Veeck 1931, Taf. 27,12 und Taf. 28,A-8; Dannheimer 1967, S. 201) vorhanden. Das Pressblech der Scheibenfibel zeigt eine Art von geschwungener Swastika mit vier Tierkopfenden, wobei das Zentrum der Tierdarstellung – die in Tierstil II ausgeführt wurde – von einem Ring umgeben wird und so ein kleines gleichschenkeliges Kreuz darstellen könnte. Margarete Klein-Pfeuffer setzt die Pressblechfibel von Stuttgart-Bad Cannstatt zur Gruppe der Pressblechfibeln mit umgebördeltem Rand, die in der Mitte der Periode JM II aufkommen und teilweise über eine sehr lange Laufzeit bis in das 8. Jahrhundert verfügen (KleinPfeuffer 1993, S. 48 ff.). Bei Margarete Klein-Pfeuffer sind zahlreiche Pressblechanhänger ähnlicher Machart aufgeführt. Ihre Verbreitung geht über den süddeutschen Raum, über Hessen bis nach Mitteldeutschland sowie bis an den Mittelrhein. Die zeitliche Einordnung zeigt zwei Schwerpunkte: einmal von der Mitte des 6. bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts und von der Mitte des 7. bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts, wobei die späten Anhänger auf den alamannischen Raum beschränkt bleiben (Klein-Pfeuffer 1993, S. 60 ff.).
3.2.1.4 Zusammenfassung: Brakteaten Die auf dem Kontinent gefundenen Brakteaten – wie Stuttgart-Bad Cannstatt und Straubing-Bajuwarenstraße, Grab 817 – zeigen oft eine um das Bildfeld laufende gepunzte Punktreihe. Dies ist eine Gemeinsamkeit, die diese Stücke mit vielen Brakteaten aus dem angelsächsischen Raum haben (Pesch 2007, S. 350). Ebenfalls eine Gemeinsamkeit der beiden Regionen ist, dass Brakteaten in aller Regel aus Grabfunden bekannt sind, wohingegen in Skandinavien und Norddeutschland Brakteaten meist als Einzelfunde oder Horte überliefert sind. Einige Grabfunde mit Brakteaten sind jedoch auch aus Skandinavien (vor allem Norwegen) bekannt. Egil Bakka teilt die Brakteatenfunde aus norwegischen Grabfunden in drei Brakteatenperioden ein (Bakka 1973). Er verweist darauf, dass in den norwegischen Grabfunden fast keine D-Brakteaten vorkämen, sondern diese nur in Einzel- und Hortfunden nachweisbar sind. Weiterhin stellt Bakka fest, dass sich die Sitte der Beigabe von Brakteaten in Gräbern weitgehend auf die Stufen III und IV der Völkerwanderungszeit nach Böhner begrenzt, d. h. also weitgehend in die Zeit des 6. Jahrhunderts. Einen Schwerpunkt kann Bakka auf die Stufe III und somit in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts
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legen (Bakka 1973, S. 70 f.). In der skandinavischen Chronologie entspricht diese Einordnung in die Stufe D2 nach Straume oder D2a und b nach Kristoffersen (Straume 1987; Kristoffersen 2000a). Im angelsächsischen Raum kommen sowohl Goldbrakteaten wie auch Silberbrakteaten vor. Die goldenen Stücke werden meist als dänische Importe betrachtet, es kommen allerdings auch lokal produzierte Goldbrakteaten vor (Vierck 1970, S. 336; Chadwick Hawkes und Pollard 1981, S. 320). Die Silberbrakteaten gelten als anglische Besonderheit, die, bis auf eine Ausnahme aus thüringischem Gebiet,26 nur im Bereich weit nördlich der Themse verbreitet sind (Chadwick Hawkes und Pollard 1981, Fig. 2). Sie sind als Rezeption der nordischen Brakteaten zu betrachten und werden in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert (Chadwick Hawkes und Pollard 1981, S. 351 f.). Die Brakteatenfunde aus angelsächsischem Gebiet stammen meist aus Grabfunden, die der ersten Hälfte bis Mitte des 6. Jahrhunderts angehören. Die meisten sog. nordischen Goldbrakteaten werden den D-Brakteaten zugerechnet. Alexandra Pesch benennt zwei Formularfamilien – B7 und F1 – die einen kontinentalen, wahrscheinlich altthüringischen, Ursprung haben. Der Formularfamilie B7, den „Frauenbrakteaten“, werden zwei süddeutsche Fundstücke zugerechnet. Es handelt sich zum einen um den Fund aus Welschingen, der zweite Brakteat stammt von einem unbekannten Fundort in Süddeutschland. Bei beiden Brakteaten ist keine genauere Datierung möglich, da keine datierbaren Fundzusammenhänge überliefert sind. Funde der Formularfamilie F1 sind aus Süddeutschland nicht bekannt geworden. Die meisten sog. nordischen Brakteaten, die in süddeutschen Grabfunden vergesellschaftet sind, werden in die SD-Phase 5 bis 6, also in das zweite Drittel bzw. zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts, datiert. Nach Morten Axboe sind die D-Brakteaten allgemein bis zum Ende der Völkerwanderungszeit um 575 verbreitet (Axboe 2004, S. 207). Zwei Grabfunde mit D-Brakteaten – Schretzheim und Wörrstadt – sind in die SD-Phase 5, also in das zweite Drittel des 6. Jahrhunderts, zu datieren. Der Grabfund von Bad Kreuznach, der ebenfalls einen D-Brakteaten enthielt, wird schon der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts zuzurechnen sein. Die zwei Grabfunde mit B-Brakteaten – Freilaubersheim und Hohenmemmingen – sind dem zweiten Drittel bis zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts zu zurechnen. Der Grabfund 150 von Straubing wird der SD-Phase 4 zugerechnet und liegt so noch in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Der einzige C-Brakteat in Süddeutschland, der aus einem sicher zu datierenden Grab stammt, ist derjenige aus dem Grab 817 in Straubing. Dieser Grabfund wird ebenfalls der SD-Phase 5 bis 6 zugerechnet. Der A-Brakteat sowie der C-Brakteat aus Mecken26
Der vormals erwähnte Brakteat aus Schönebeck, in Sachsen Anhalt: Vierck 1970, S. 337; Chadwick Hawkes und Pollard 1981, S. 320.
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heim sind ohne sicheren Grabverband überliefert, so dass sie an dieser Stelle leider nicht weiter ausgewertet werden können. Es ergibt sich ein Fundschwerpunkt – die sehr dünne Fundbasis sei hier außen vorgelassen – für die sog. nordischen Goldbrakteaten in der Mitte des 6. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts. Dabei kann es auch schon in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts zu Niederlegungen von sog. nordischen Goldbrakteaten gekommen sein. Diese Sitte bleibt jedoch, insgesamt betrachtet sehr selten. Seit dem späten 6. Jahrhundert kommen Brakteaten kontinentaler Formen, wie sie von Alexandra Pesch in den Formularfamilien B7 charakterisiert wurden, im süddeutschen Raum vor und bilden somit eine eigene kontinentale Brakteatentradition. Alexandra Pesch deutet die Sitte des Brakteatentragens und Brakteatenherstellens als Ausdrucksform einer überregional vernetzten germanischen Elite. Wobei die Brakteaten nur ein Aspekt eines von ihr als „Corporate Design“ bezeichneten überregionalen Ausdrucksstiles sind, der sich auch auf weitere Aspekte der materiellen Kultur, wie auch der geistigen Kultur bezieht. Dieses „Corporate Design“ sei Ausdruck einer gewissen Stabilität innerhalb der völkerwanderungszeitlichen germanischen Gesellschaft, sowie eines gewissen Gefühls der Zusammengehörigkeit, was sich auch anhand der über weite Gebiete ähnlichen Grabausstattung ablesen lasse (Pesch 2007, S. 381 ff.). Abschließend ist zu bemerken, dass die Sitte der Brakteatenbeigabe in Gräbern in allen drei Untersuchungsräumen als relativ selten anzusehen ist. In Norwegen kommen fast gar keine D-Brakteaten in Gräbern vor. Im angelsächsischen und süddeutschen Raum hingegen finden sich meist nur D-Brakteaten. Die norwegischen Grabfunde mit Brakteaten haben ihren Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Im angelsächsischen Gebiet liegt der Schwerpunkt der Grabfunde mit Brakteaten auf der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts bis zur Mitte desselben. Im süddeutschen Raum liegt der Schwerpunkt auf der Mitte bzw. zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Nachdem die Brakteatenbeigabe, und überhaupt die Produktion von Brakteaten, in Skandinavien endet, beginnt im angelsächsischen und kontinentalen Gebiet in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts eine lokale Produktion mit einer eigenen Brakteatentradition.
3.2.2 Pressbleche Es gibt einige Beispiele von Pressblechen, an denen sich eine Verbindung zwischen dem skandinavischen, dem angelsächsischen und süddeutschen Raum ablesen läßt. Zu nennen sind hier die zur Fibel umgearbeitete Zierscheibe von Pliezhausen im Kreis Reutlingen, in Baden-Württemberg, das Pressblech von Obrigheim, in Rheinland-Pfalz, sowie das Zierblech der Schwertscheide von Gutenstein im Kreis Sigmaringen, Baden-Württemberg.
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Gemeinsame Fundgattungen
Die Schwertscheide von Gutenstein (Taf. 16) Das Pressblech der Schwertscheide von Gutenstein zeigt einen Krieger mit Wolfsmaske, der in der rechten Hand eine Lanze hält, deren Spitze gegen den Boden gerichtet ist. In der linken Hand hält der Krieger ein deutlich erkennbares Ringschwert, dessen Spitze ebenfalls gegen den Boden zeigt (Garscha 1970, Taf. 31,9). Das Pressblech wurde in sekundärer Verwendung auf die Schwertscheide aufgebracht. Karl Hauck konnte zeigen, dass bei dem Gutensteiner Pressblech davon ausgegangen werden kann, dass es sich um ein zurechtgeschnittenes Blech in sekundärer Verwendung handelt, welches ursprünglich noch einen zweiten Wolfskrieger sowie einen Waffentänzer zeigte (Hauck 1957, S. 12).27 Der dargestellte Wolfskrieger hat sein Schwert abgeschnallt und trägt es in der Hand, mit der Spitze nach unten. Sein Kopf ist leicht nach unten gebeugt. Offensichtlich ist dieser Krieger in einer Demutshaltung dargestellt (Hauck 1957, S. 12 ff.).
Das Pressblech von Obrigheim (Taf. 16) Das Pressblech von Obrigheim stammt aus der Bestattung 139 von einem Gräberfeld in Obrigheim, in der Pfalz. Das Grab 139 kann in die erste Hälfte bis in das mittlere Drittel des 7. Jahrhunderts datiert werden (Polenz 1988, S. 334; Engels 2002). Das Pressblech zierte in sekundärer Verwendung eine Holzschale und zeigt einen Waffentänzer mit Hörnerhelm, der von Kriegern mit Wolfsmaske begleitet wird.28 Der linke Wolfskrieger zeigt – soweit erkennbar – Ähnlichkeit mit dem Wolfskrieger29 auf der Schwertscheide von Gutenstein. Er hält in der linken Hand eine Lanze, deren Spitze nach unten zeigt, in der rechten Hand ein Ringschwert, dessen Spitze ebenfalls gegen den Boden gerichtet ist. Sein Kopf, ist wie bei dem Wolfskrieger von Gutenstein, nach unten geneigt. Das Motiv des Waffentänzers, der von einem Krieger mit Wolfsmaske begleitet wird, ist uns ebenfalls aus dem skandinavischen Raum, von einem Pressmodel aus Torslunda, auf Öland, bekannt. Auf dem Torslundaer Model ist der Wolfkrieger jedoch in Kampfpose gezeigt: sein Kopf ist nicht geneigt und er ist im 27
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Böhner 1991 (1995), S. 717, vermutet hier lediglich die Darstellung einer schnellen Bewegung. Deutlich zu erkennen ist nur der linke Wolfskrieger; der auf der rechten Seite ist weitgehend abgeschnitten und kann nur rekonstruiert werden. Engels 2002, Abb. 67; Böhner 1991 (1995), S. 717, Abb. 29; Quast 2002a, S. 269 und Abb. 2b. Hier wird möglicherweise auch von zwei Wolfskriegern ausgegangen werden müssen, die einem Waffentänzer zur Seite stehen, wie bei Quast 2002a, Abb. 2,3b, nach Hauck 1957 rekonstruiert.
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Begriff, sein Schwert zu ziehen (Hauck 1957, S. 12; Axboe 1987, S. 18, Abb. 4; Hagberg 1976, Abb. 5,4.). Es muss angenommen werden, dass ein solches Motiv ursprünglich auch auf der anderen Seite des Blechs, an der Schwertscheide von Gutenstein, zu sehen war.
Die Goldscheibe von Pliezhausen (Taf. 17) Die Goldscheibe von Pliezhausen stammt aus einem Frauengrab von einem kleinen alamannischen Gräberfeld, auf dem sich Bestattungen des 7. Jahrhunderts sowie aus dem Beginn des 8. Jahrhunderts befanden. Die Goldscheibe, die möglicherweise ursprünglich zu einem Pferdegeschirr gehörte, war zu einer Fibel umgearbeitet worden. Sie zeigt als Motiv einen Reiter, der über einen Feind hinweg reitet. Der Reiter hält eine Lanze, die in einem Vogelkopf endet. Hinter dem Reiter ist eine kleinere Gestalt dargestellt, die ebenfalls an die Lanze greift (Klein-Pfeuffer 1993, S. 432 f. und Taf. 56,261; Böhner 1991 (1995), S. 707 ff. und Abb. 20,3; Zeller 2003). Diese kleine Gestalt wurde von Karl Hauck als göttlicher Siegeshelfer identifiziert. Im römischen Milieu entspricht diesem die Allegorie des numen victoriae- (Hauck 1957, S. 6). Der am Boden liegende Feind stößt sein Schwert in die Brust des Pferdes. Die Motivik der Reiterscheibe von Pliezhausen ist aus dem mediterranen Milieu herzuleiten.30 Bereits Walther Veeck bemerkte zu Beginn der 1930er Jahre die Ähnlichkeit des Pliezhausener Stückes mit z. B. römischen Reitergrabsteinen, wie sie im provinzialrömischen Bereich zu finden sind (Veeck 1931, S. 45; Klein-Pfeuffer 1993, S. 174 f. und Abb. 54,2). Auch die Darstellung zweier Löwen über dem Reiter sind ursprünglich aus dem mediterranen Bereich übernommene Elemente, selbst wenn Kurt Böhner hier eine Zutat des alamannischen Goldschmieds sieht (Böhner 1991 (1995), S. 709). Erste bildliche Darstellungen von Lanzenreitern im germanischen Milieu finden sich zwar schon um 400 auf den Goldhörnern von Gallehus (Quast 2002a, S. 271 f. und Abb. 5), die Darstellung auf der Pliezhausener Scheibe entspricht jedoch sehr stark ihren römischen Vorbildern (Hauck 1957, S. 6), die mit germanischen Vorstellungen überprägt wurden. Der göttliche Sieghelfer, der die Lanze mit Vogelkopf führt, sowie der unterlegene Feind, der dem Pferd des siegreichen Reiters den Todesstoß versetzt, sind germanische Zugaben bzw. Umdeutungen und lassen aus dem Triumph des römischen Kaisers, einen nur kurzzeitigen Sieg für den germanischen Reiter werden. Karl Hauck erkannte in dieser Darstellung die Weihung des Kriegers an den Gott Wodan, der seinen Günstlingen den Sieg schenkt, aber als Gegenleistung den Schlachtentod fordert (Hauck 1957, S. 6 f.). 30
Klein-Pfeuffer 1993, S. 176 ff. zu den Reiterheiligen als Herleitungsmotiv; hier auch weitere Literatur.
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Heinrich Beck sah in dieser Darstellung einen Hinweis auf die germanische Schicksalsgläubigkeit. Nach germanischer Vorstellung unterlagen alle Geschöpfe – auch die Götter – dem Schicksal, das ihnen vorherbestimmt war (Beck 1964, S. 43 ff.). Das gleiche Motiv ist ebenfalls aus der Bestattung von Sutton Hoo (Böhner 1991 (1995), Abb. 22), in England, von einem Helmblech (Taf. 17) bekannt sowie von den Helmblechen aus den Gräbern 7 und 8 in Valsgärde (Taf. 18) (Zu Grab 8: Arwidsson 1954, S. 22–28. Zu Grab 7: Arwidsson 1977, S. 22–33; Böhner 1991 (1995), Abb. 23–27) in Schweden. Das Umfeld dieses Motivs ist somit in der höhergestellten Gesellschaft der Merowingerzeit anzusiedeln (Hauck 1957). Anfang der 1990er Jahre konnte herausgearbeitet werden, dass das Pliezhausener Pressblech seitenverkehrt zu den Abbildungen von Sutton Hoo und Valsgärde dargestellt ist. Daraus lässt sich eine Kopie des Pliezhausener Bleches nach einem Blech wie Sutton Hoo und Valgärde ableiten (Böhner 1991 (1995), S. 710; Klein-Pfeuffer 1993, S. 173). Doch ein Detail ist auffällig: während die Bleche von Valsgärde den Reiter mit Vogel- bzw. Eberhelm zeigen, wie z. B. auch der Reiter auf den Helmblechen von Vendel dargestellt ist, ist der Reiter auf den Blechen von Sutton Hoo und Pliezhausen ohne Helm, dafür aber mit langen Haaren dargestellt. Während die Reiter der schwedischen Pressbleche von Valsgärde und Vendel gerade nach vorn blicken, richten die Reiter von Sutton Hoo und Pliezhausen ihren Blick leicht nach oben (Böhner 1991 (1995), S. 712 ff. Abb. 20,3, Abb. 22 und Abb. 23–28). Aus diesem Umstand ergibt sich eine formal engere Beziehung zwischen den Blechen von Sutton Hoo und Pliezhausen. Dies ist sicherlich daraus zu erklären, dass der süddeutsche und vor allem auch der englische Raum ehemals römische Provinzen waren, in denen der Bezug zum mediterranen Lanzenreiter noch direkter ist als im skandinavischen Gebiet. Hier sind anhand der Vogel- bzw. Eberhelme noch sehr viel mehr archaische Details erkennbar. So zeigt sich bei der Reiterscheibe von Pliezhausen über dem Reiter ein Löwenpaar als eher mediterranes Element, während sich bei dem skandinavischen Lanzenreiter aus Vendel ein Vogelpaar als Begleitung zeigt.
Zusammenfassung: Pressbleche Karl Hauck konnte in den 1950er Jahren vier Gruppen von bildlicher Darstellung im alamannischen Gebiet belegen: 1) das Schleudern des Sieg- und Fluchspeeres, wie es auf dem Goldblech von Pliezhausen dargestellt ist. 2) den Waffentanz, 3) den Tanz mit der Wurm- bzw. Schlangen-„Kappe“ und 4) die Übergabe der Hauptwaffe des besiegten Toten an den Totengott als seinen neuen Gefolgsherrn, wie es auf den Pressblechen von Gutenstein und Obrigheim dargestellt ist (Hauck 1957, S. 5). Dieter Quast unterschied für die Alaman-
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nia im Jahre 2002 drei Gruppen der Darstellung auf Pressblechen des 7. Jahrhunderts: 1) den Reiter mit erhobener Lanze und göttlichen Sieghelfer, der über einen Feind hinwegreitet, wie es auf der Goldscheibe von Pliezhausen dargestellt ist. 2) den Waffentänzer, der von Wolfskriegern flankiert wird, und 3) den Lanzenreiter mit gesenkter Lanze (Quast 2002a). Sicherlich ist davon auszugehen, dass das Reitermotiv aus dem mediterranen Milieu abzuleiten ist, welches mit germanischen Vorstellungen angereichert wurde. Während sich die Reitergestalten aus Sutton Hoo und Pliezhausen noch mehr mit ihren mediterranen Vorbildern verbinden lassen, entfernen sich die skandinavischen Beispiele mehr von ihnen. Sicherlich ist das Motiv des Lanzenreiters ursprünglich in den ehemals römischen Provinzen, wie England und Süddeutschland, zuerst anzutreffen. So finden sich im Grab von Sutton Hoo auch byzantinische bzw. mediterrane Elemente, die sich anhand der byzantinischen Schale oder den beiden Silberlöffeln mit lateinischer Inschrift zeigen. Gestalten wie die Waffentänzer und die Wolfskrieger, ebenso wie die Vogel- und Eberhelme, scheinen hingegen weniger mediterranen Vorbildern zu unterliegen, sondern entspringen eher germanischen Vorstellungen. Noch 1991 konnte Kurt Böhner darauf verweisen, dass Darstellungen von Kriegerprozessionen, wie sie auf dem Helm von Vendel oder auch auf dem Pressmodel C von Torslunda zu sehen sind (Böhner 1991 (1995), Abb. 30; Axboe 1987, Abb. 3), nur im Norden zu finden wären (Böhner 1991 (1995), S. 718). Seit 2001 ist jedoch ein Fund aus dem süddeutschen Raum bekannt, wo ebenfalls eine solche Prozession zu erkennen ist. Es handelt sich hierbei um die Leier aus Grab 58, vom Gräberfeld in Trossingen, Kreis Tuttlingen (Klug-Treppe 2002 (2003); Theune-Großkopf 2002 (2003)). Dieses Leiergrab, Grab 58, aus Trossingen, ist ein reich ausgestattetes Männergrab, das dendrochronologisch, anhand der Bodenbretter der Grabkammer, sowie chronologisch, anhand der beigegebenen Lanzenspitze, in das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts datiert werden kann (Theune-Großkopf 2002 (2003), S. 151 f.). Diese Darstellung ist uns nur überliefert, weil die Erhaltungsbedingungen für Holz im Gräberfeld von Trossingen außergewöhnlich gut sind. Bei den meisten anderen Gräberfeldern wären die feinen Ritzungen auf der hölzernen Leier entweder nicht mehr erkennbar oder die Leier überhaupt nicht mehr erhalten. Barbara Theune-Großkopf wirft die Frage auf, wie viele von feinen Ritzzeichnungen auf Leiern, die in der Vergangenheit gefunden wurden, nicht entdeckt werden konnten, weil die technischen Möglichkeiten fehlten. Ist es doch so, dass sehr viele der hölzernen Funde, die auf dem benachbarten Gräberfeld von Oberflacht im 19. Jahrhundert gemacht wurden, nicht erhalten werden konnten (Theune Großkopf 2002 (2003), S. 154). An die Entdeckung von sehr feinen Ritzlinien, die heutigentags nur unter bestimmten Bedingungen gesehen werden können, war zu früheren Zeiten sicher nicht zu denken.
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Gemeinsame Fundgattungen
Ein hessischer Grabfund aus Eschwege erbrachte drei Funde von Silberphaleren eines Pferdegeschirrs, von denen zwei die Abbildung einer Gestalt zeigen, die zwischen zwei Tieren steht. Kurt Böhner vermutet die Herstellung dieser Phaleren im alamannischen Gebiet (Böhner 1991 (1995), S. 727). Die abgebildeten Tiere werden als Löwen interpretiert. Womit ein Bezug der beiden Phaleren zu den burgundischen Danielschnallen hergestellt werden kann (Böhner 1991 (1995), S. 695 ff. und Taf. 55,3–4). Das Motiv einer von zwei Tiergestalten flankierten Person ist jedoch auch in anderen Zusammenhängen relativ häufig nachzuweisen. So ist es u. a. auch für den westfälischen Raum, mit einem Fund aus Balhorn, für das 7. Jahrhundert belegt (Bunte 2008, Abb. 7 und Kat. 57.1). Aber auch wiederum aus Torslunda und Sutton Hoo sind uns derartige Motive bekannt. Kurt Böhner vermutet die Vorlagen für die Wolfskrieger auf schwedischen Pressblechen ebenfalls im alamannischen Raum. Als Belege führt er die Motive auf den Blechen von Obrigheim und Gutenstein an (Böhner 1991 (1995), S. 717 f). Zur Deutung der Wolfskrieger (altnord. Úlfhejnar) konnte im Jahre 2001 eine interessante These durch Karen Høilund Nielsen vorgelegt werden. Sie verweist auf die Erwähnung der Wolfskrieger in altnordischen Quellen als Elitesoldaten. Diesen Sachverhalt sieht sie durch die Darstellung der Wolfskrieger mit Ringschwert auf den Pressblechen weiter untermauert. Darüber hinaus stellt sie die Wolfskrieger in einen sakralen Kontext: die Weihung des Wolfskriegers an Odin (Høilund Nielsen 2001, S. 478 ff.). Die Datierung der hier abgehandelten Pressbleche des süddeutschen Raumes in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts ist aufgrund der sekundären Verwendung ebenfalls als sekundär zu betrachten. Dies würde für die Aussage Kurt Böhners sprechen, wenn die nicht sekundär verwendeten Funde aus Sutton Hoo, Valsgärde usw. in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert werden und die süddeutschen Funde schon ins 6. Jahrhundert datiert werden könnten. Diese Datierung ist aber nicht mit Sicherheit zu gewährleisten, da für die süddeutschen Funde nur die Sekundärverwendung zu datieren ist. So können Aussagen, in welchem Raum welches Motiv zuerst auftauchte und vielleicht sogar entwickelt wurde, weiterhin nur spekulativ bleiben. Was aber mit Sicherheit zu sagen ist, ist, dass in allen drei Arbeitsgebieten dieses Motiv in einer mehr oder weniger eigentümlichen Ausführung umgesetzt wurde. Auch ist mit Sicherheit darauf zu verweisen, dass sich dieses Motiv in ein wohlhabendes Milieu setzen lässt. Auch lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den drei Arbeitsgebieten feststellen, wie die größere Übereinstimmung des Reitermotivs zwischen Sutton Hoo und Pliezhausen sowie die Tatsache, dass es sich bei den Gräbern mit behandelten Pressblechen im Falle von Sutton Hoo und Vendel um Nekropolen mit Bootsgräbern handelt. Solche Bestattungen kommen im süddeutschen Raum jedoch überhaupt nicht vor.
Ringschwerter
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3.3 Ringschwerter Die Fundgattung der Ringschwerter31 ist zu den Gattungen von Funden zu zählen, die in weiten Teilen des frühmittelalterlichen Europas verbreitet sind. Unter anderem ist sie in den drei hier besprochenen Fundräumen Skandinavien, angelsächsisches England und Süddeutschland nachzuweisen. Es handelt sich dabei um Spathen, die an ihrem Knauf zwei ineinandergehängte Ringe zeigen. Die Bedeutung dieser besonderen Form der frühmittelalterlichen Spatha lässt sich unter anderem an der häufigen bildlichen Darstellung auf zeitgleichen Preßblechen ablesen; in dänischen Hortfunden, die im Zusammenhang mit den völkerwanderungszeitlichen Reichtumszentren stehen, sind separat niedergelegte goldene Ringe belegt, die ursprünglich zu Ringschwertern gehörten (Thrane 1994). Die Ringschwerter zeichnen sich durch einen pyramidenförmigen Knauf aus, der zu den langlebigen Formen zu rechnen ist (Menghin 1983, S. 64). Heiko Steuer konnte in seinem 1987 erschienen Aufsatz vier Gruppen von Ringschwertern abgrenzen (Steuer 1987, S. 208 ff.). Die erste Gruppe zeichnet sich durch einen festen senkrechten Ring, in den ein zweiter beweglicher Ring eingehängt wurde, aus. Die Ringe und die Knäufe sind großenteils aus Silber gefertigt. Die meisten Funde, die dieser ersten Gruppe zuzurechnen sind, wurden in Südengland gefunden, mit wenigen Ausreißern zum Kontinent und nach Skandinavien. Als zeitlicher Ansatz ist hier das erste Viertel bis zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts zu setzen. Die zweite Gruppe hat ineinander gehängte – jedoch nicht mehr bewegliche – Ringe und ist das gesamte 6. bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts hindurch nachweisbar. Die Verbreitung liegt vor allen Dingen auf dem Kontinent. Hinzu kommen Funde aus Skandinavien und Italien. Die Ringe dieser zweiten Gruppe können aus Gold gefertigt sein. Die Knäufe sind teils aus Gold mit Almandinverzierung oder auch aus vergoldeter Bronze. Die dritte und vierte von Steuer gebildete Gruppe der Ringschwerter bleiben auf England und den Norden begrenzt. In der dritten Gruppe sind die Ringpaare zusammen gegossen und völlig starr. Die vierte Gruppe, die fast ausschließlich in Finnland verbreitet ist, ist bereits in das fortgeschrittene 7. und frühe 8. Jahrhundert zu datieren. Ebenfalls zu dieser Gruppe gehört das Ringschwert von Kyndby, das aus einem der seltenen Grabfunde Seelands stammt. Hier sind Schwertknauf und Ringpaar zusammen gegossen. So zeichnen sich insgesamt vier Teilräume ab, in denen Ringschwerter bekannt waren und sich im Fundspektrum niederschlagen. Es sind dies Südengland, das (nordöstliche) Frankenreich, Südskandinavien und Italien (Steuer 1987, S. 211). Dabei ist auffällig, dass Ringschwerter des 6. Jahrhunderts unabhängig von den Ringen hergestellt wurden, d. h. Ringe konnten
31
Zu unterscheiden von „Ringknaufschwertern“; siehe dazu Steuer 2003.
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Gemeinsame Fundgattungen
nachträglich an das Schwert angebracht oder wieder abgenommen werden. Beide Fälle sind im Fundspektrum nachgewiesen.32 Bei den späteren skandinavischen Exemplaren war dies nicht möglich, da Knauf und Ringpaar in einem Stück gegossen waren. Mitunter werden die Ringschwerter aus Beckum (Westfalen), Orsoy (Niederrhein), Schretzheim, Grab 79 (Bayern) und Kösching (Bayern) als nordische Spathen bezeichnet (Martin 1977, S. 125 und Anm. 30; Koch 1999, S. 185 ff.). Die Bezeichnung der vormals aufgezählten Ringschwerter als nordische Spathen impliziert eine konkrete skandinavische Herkunft, die in den meisten Fällen jedoch nicht haltbar sein wird.
3.3.1 Ringschwerter in Süddeutschland Kösching (Taf. 19) Bei dem Ringschwert aus Kösching, Grab C2, handelt es sich um eine eiserne Spatha mit damaszierter Klinge und zwei Griffplatten aus vergoldeter Bronze, deren Enden mit gewölbten und vergoldeten Bronzenieten besetzt sind. Ebensolch ein Bronzeniet befindet sich auch an der Knaufplatte. Die andere Seite der Knaufplatte zeigt einen ehemals vergoldeten Ring, der aus einer Silber-KupferLegierung gegossen wurde. Dieser Ring ist durch einen Bogen mit dem vergoldeten Bronzeknauf des Schwertes verbunden. Sowohl Knauf wie auch Bogen tragen eine Stempelverzierung. Die Stempelverzierung des Ringes ist von der Art, wie sie auf verschiedenen zeitgleichen Fundstücken aus dem schwedischen Raum zu finden ist. Es handelt sich um einen dreigliedrigen, leicht Y-förmigen Stempel nach Art eines stilisierten Rindes – wie es aus dem Neolithikum und der Bronzezeit bekannt ist –, der mit sechs Punkten ausgefüllt ist (Dannheimer 1974, S. 449ff. und Abb1. und Taf. 54ff.). Diese Stempelornamentik entspricht der bei Mogens Ørsnes 1966 erschienener Stilstudie dargestellten Stempelornamentik (Ørsnes 1966, S. 64 Taf. 8,3). Der vergoldete Bronzeknauf hingegen zeigt eine halbmondförmige Stempelverzierung. Er wird von Wilfried Menghin dem Typ Orsoy-Niederstotzingen zugeordnet, der sich durch seine Pyramidenform mit abgesetzten Tierkopfenden, ohne Nietvorrichtung auszeichnet (Menghin 1983, S. 317,109), innerhalb der Pyramidenknäufe jedoch als Sonderform zu betrachten ist (Menghin 1983, S. 71). Der Knauftyp Orsoy-Niederstotzingen ist im kontinentalen Gebiet verbreitet und weist neben den alamannischen und niederrheinischen Vorkommen einen westfränkischen sowie langobardischen Fundort auf 32
Vgl. Steuer 1987, Abb. 10: Ringschwerter mit abgenommenem Ring, die vor allem in Südengland gefunden wurden.
Ringschwerter
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(Menghin 1983, Karte 3). Zwar zeigen auch manche zeitnahe alamannische Lanzenspitzen eine Y-förmige Verzierung, diese lässt jedoch die Punktgliederung der skandinavischen Vergleiche vermissen (Dannheimer 1974, S. 451). Hermann Dannheimer verwies 1974 darauf, dass ein ganz ähnlicher Schwertring von Gotland bekannt sei, bei dem jedoch keine Stempelgleichheit mit dem Köschinger Ring nachgewiesen werden konnte. Aufgrund des zahlreichen Auftretens dieser Art der Stempelverzierung auf Gotland33 sprach sich Dannheimer 1974 für einen „direkten skandinavischen Import“ aus (Dannheimer 1974, S. 453). Heiko Steuer sieht zumindest bei dem Köschinger Ringpaar einen skandinavischen Hintergrund. Auch der bronzevergoldete Knauf würde nach Steuer für eine skandinavische Herkunft sprechen, da diese Materialwahl an skandinavischen Ringspathen sehr häufig ist. Er spricht sich aber im Falle von Kösching für eine kontinentale Herkunft des Knaufes aus (Steuer 1987, S. 211 und 217), was durch die Zuteilung zum Typ Orsoy-Niederstotzingen mit seiner vor allem kontinentalen Verbreitung unterstützt wird. Auch die Klinge des Köschinger Schwertes ist nach Steuer eher ein kontinentales Fabrikat, das aus dem Oberrheingebiet stammt (Steuer 1987, S. 217). Von dänischen Fundorten sind Halsringe bekannt, die ebenfalls Stempel zeigen, wie sie auf dem Köschinger Schwertring zu erkennen sind. Es handelt sich um goldene Halsringe, die wohl der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts zuzurechnen sind. Vereinzelt finden sich diese Halsringe auch im Gebiet südlich der Ostsee (Corsten 1989). Als weitere Funde aus Grab C2 von Kösching liegen noch drei kleine ovale Eisenschnallen mit Beschläg vor. Eine kleine Schnalle mit rundem Beschläg und drei Nieten, eine größere Schnalle mit ebenfalls rundem Beschläg und drei Nieten sowie eine größere Schnalle mit rechteckigem Beschläg und zwei Nieten (Dannheimer 1974, S. 450 und Abb. 1,2–4; Menghin 1983, Abb. 34). Im Jahre 1983 datierte Wilfried Menghin die Köschinger Spatha in die Zeit um 600, was seiner Zeitgruppe D entspricht (Menghin 1983, S. 71). Die Formen der beiden größeren Schnallen – die ovale Schnalle mit rundem Beschläg und drei Nieten sowie die Schnalle mit rechteckigem Beschläg und zwei Nieten – können diese Datierung unterstützen, da beide Formen in SD-Phase 7, also gegen Ende des 6. Jahrhunderts, vorkommen. Wie vormals darauf verwiesen wurde, gilt das Köschinger Ringschwert als skandinavischer Import. Dies gilt zumindest für Einzelteile des Schwertes. Wie bereits erwähnt konnte Letzteres von Heiko Steuer wahrscheinlich gemacht werden, der lediglich für den Ring eine skandinavische Herkunft postulierte. Der Schwertring ist der Teil der Köschinger Spatha, der mit dem vormals erwähnten Schwertring von Gotland – einem Einzelfund – direkte Analogien hat. Da je33
Einen Vergleich kann H. Dannheimer auch aus Norwegen anführen: Dannheimer 1974, Taf. 55,5.
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Gemeinsame Fundgattungen
doch auch aus dem Raum südlich der Ostsee Gegenstände mit derartiger Stempelung bekannt geworden sind, ist es zumindest nicht völlig auszuschließen, dass der Köschinger Schwertring aus diesem Raum nach Bayern gelangt ist.
Niederstotzingen (Taf. 20) Aus Grab 9 des Gräberfeldes von Niederstotzingen, in Baden Württemberg, kam ein Ringpaar zu Tage. Das Ringpaar wurde jedoch separat gefunden und es ist nicht ersichtlich, ob es zur Spatha des Grabes gehört oder zu sonst einem Gegenstand in dem Grab. Möglich ist auch, dass das Ringpaar separat für sich beigegeben worden ist (Steuer 1987, S. 213). Die Bestattung eines älteren Mannes in einer Holzkammer mit zahlreichen Beigaben, zu denen u. a. Zaumzeug und zwei Bronzegefäße sowie eine Schwertperle aus Magnesit mit goldcloisonniertem Ösenknopf gehörten, wird zu den Adelsbestattungen gezählt (Paulsen 1967). Aufgrund seiner sehr reichlichen Ausstattung ist dieses Grab zeitlich gut einzuordnen. Wilfried Menghin ordnet die Spatha aus Niederstotzingen seiner Zeitgruppe D zu (Menghin 1983, S. 174). Damit korrespondiert die Einordnung des Grabes nach seinen Beigaben in die SD-Phase 7 bis 8 nach Ursula Koch, die diesen Grabfund aufgrund seiner reichhaltigen Beigaben als stufendefinierenden Fund auswerten konnte. Damit ist als zeitliche Einordnung die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert anzunehmen. Als datierend können hier der Schildbuckel mit Kalotte und Spitzenknopf, die Gürtelgarnitur mit Zellendekor, der verzierte Schmalsax, die dünnen Saxscheidenniete, die große stempelverzierte Lanze, die kastenförmigen Riemenbeschläge und der große einreihige Kamm gelten (Koch 2001, S. 70; Menghin 1983, S. 253 und Kat. Nr. 104. Siehe auch Paulsen 1967, Taf. 1,23, Taf. 3,6, Taf. 4,2, Taf. 5,2, Taf. 6,3, Taf. 8,27, Taf. 9,4, Taf. 10,6–8, Taf. 12,1, Taf. 15,2, Taf. 17,3, Taf. 19,3 und Taf. 20,5.). Der Knauf des Niederstotzinger Schwertes ist von flach-dreieckiger Form und wird zu den Pyramidenknäufen gezählt, welcher in diesem Falle mit verschlungenen Tiermotiven in Stil II verziert ist. Das Material ist vergoldetes Silber auf nielliertem Grund. Menghin ordnet den Knauf von Niederstotzingen zur Gruppe des Typs OrsoyNiederstotzingen, für die er namengebend ist und gehört so mit der Ringspatha von Kösching in eine Gruppe (Menghin 1983, S. 317).
Schretzheim (Taf. 21) Das Ringschwert aus Schretzheim, Grab 79, zeigt neben dem silbervergoldeten Pyramidenknauf mit Tierstilverzierung, an dessen rechter Seite ein fester Ring sitzt, der aus massivem Silber gefertigt wurde, ein in die Klinge eingearbeitetes
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Runenkreuz. Ein ähnliches Runenkreuz findet sich auf der Rückseite der Cloisonnéscheibenfibel aus Soest in Westfalen. Als weitere Funde waren in Grab 79 ein Schildbuckel mit kurzem, konischem Spitzenknopf, eine Lanzenspitze mit langem, spitzovalem Blatt und runder Tülle sowie ein flacher Bronzering vergesellschaftet (Klingenberg und Koch 1974; Koch 1977, S. 25 f. und Taf. 25). Wilfried Menghin wies die Schretzheimer Spatha seiner Zeitgruppe D zu. Den Knauf der Schretzheimer Spatha aus Grab 79 ordnete Menghin seinem Typ Krefeld-Gellep-Stora Sandviken zu, den er ebenfalls zu den Sonderformen zählt. Diese Knaufform zeichnet sich durch ihre hervorragenden Materialien, wie Gold und Silber, aus. Seine Verbreitung beschränkt sich auf die Flussräume an Rhein und Donau sowie den süd- und mittelschwedischen Raum (Menghin 1983, S. 67 f., 174, 311 und Karte 2). Anhand der Beifunde des Grabes 79 kann eine Einordnung in die SD-Phasen 6 bis 7 vorgenommen werden, womit ein zeitlicher Rahmen in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts gesetzt wird, wobei die Zeitgruppe D, nach Menghin, eher den Wechsel des 6. zum 7. Jahrhundert bezeichnet und in etwa noch die beiden letzten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts abdeckt. Das Ringschwert aus Grab 79 von Schretzheim wurde einige Male mit Beziehungen nach Skandinavien in Verbindung gebracht (Martin 1977, S. 127 Anm. 30; Koch 1999, S. 186 und Abb. 7). Die Verwandtschaft bzw. Gemeinsamkeiten, zwischen dem Schretzheimer Ringschwert mit dem Ringschwert von Beckum in Westfalen oder das Runenkreuz, das in ähnlicher Art und Weise an einer zeitgleichen Fibel aus Soest/Westfalen zu finden ist, würden eher für Verbindungen in den westfälischen Raum sprechen (siehe auch entsprechende Aussagen bei Klingenberg und Koch 1974, S. 124). Jedoch sollte im Auge behalten werden, dass besondere Funde, wie Ringschwerter mit wertvollen Knäufen und Runenkreuze, generell in kleinräumigen Gebieten vereinzelt vorkommen und sich Parallelen nur über größere Entfernungen finden lassen.
Die sog. „nordischen“ Ringschwerter von Beckum und Orsoy (Taf. 22) Von zwei Fundorten aus dem heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen – aus Beckum in Westfalen und Orsoy am Niederrhein – sind zwei Ringschwerter bekannt geworden, die mitunter als „nordische Spathen“ bezeichnet wurden (Martin 1977, S. 125 und Anm. 30). Das Ringschwert aus Orsoy stammt aus Grab 3 des fränkischen Gräberfeldes und war mit weiteren Beigaben vergesellschaftet; dazu gehörten u. a. ein Sturzbecher, ein Schmalsax mit Bronzeknauf sowie weitere Teile der Bewaffnung und Teile von Pferdegeschirr (Böhner 1949, S. 160 ff. und Taf. 10 und 11; Menghin 1983, S. 250 Kat.-Nr. 101). Wie oben erwähnt ordnet Menghin das Orsoyer Schwert seiner Zeitgruppe D zu, also der Wende vom
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Gemeinsame Fundgattungen
6. zum 7. Jahrhundert, und Frank Siegmund setzt dieses Grab in die Niederrhein-Phase 6, also ungefähr in das dritte Viertel des 6. Jahrhunderts (Menghin 1983, S. 174; Siegmund 1998, 526). Der vergoldete Bronzeknauf mit festem Ring ist dem Typ Orsoy-Niederstotzingen zuzuordnen, der – wie oben bereits erläutert – eine Verbreitung im westlichen Zentraleuropa hat. Sämtliche Knauffunde dieses Typs zeichnen sich durch Ringpaare aus (Menghin 1983, Karte 3 sowie 71). Was mit einer von Kurt Böhner 1949 postulierten skandinavischen Herkunft des Schwertes nur schwer in Einklang zu bringen ist, wenn auch die Wahl des Materials – vergoldete Bronze – nach Heiko Steuer dafür sprechen könnte. Kurt Böhner meinte 1949 aufgrund der Tierköpfe an den beiden Knaufseiten eine Verwandtschaft des Orsoyer Knaufes zum Knauf aus Snartemo, Grab 2, in Norwegen feststellen zu können. Diese Verwandtschaft ist allerdings eher rudimentärer Art, da die seitlichen Tierköpfe bei Snartemo sehr groß gestaltet sind. Die pyramidale Mitte des Snartemoer Knaufes ist sehr steil und mit geraden Seiten gefertigt. Wohingegen der Orsoyer Knauf leicht eingeschwungene Seiten hat, die Tiergestalten an den Knaufseiten sind hingegen eher klein.34 Siv Kristoffersen datiert den Grabfund II aus Snartemo in die Phase D2b, also in die Mitte bis zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts (Kristoffersen 2000a, S. 276). Böhner meinte außerdem, in den niellierten Spiralmustern am Knauf eine Verwandtschaft zu der Bügelfibel aus Indre Arne in Norwegen feststellen zu können, da diese eben in ganz ähnlicher Weise verziert sei (Böhner 1949, S. 167). Kurt Böhner nahm an, dass es sich bei dem Orsoyer Ringschwert um das Geschenk eines Nordgermanen an einen lokalen fränkischen Machthaber am Niederrhein handele, und dass diese Beziehungen mit dem Rheinhandel in Verbindung zu bringen wären (Böhner 1949, S. 170). Böhner gibt als Grund für die vermutete Herkunft aus Skandinavien die Verwandtschaft des Knaufes mit dem von Snartemo Grab II an. Da diese Verwandtschaft jedoch eher ganz allgemeiner Art ist und der Orsoyer Knauf zum Typ Orsoy-Niederstotzingen zu zählen ist, der über ein kontinentales Verbreitungsbild verfügt, ist eine skandinavische Herkunft des Orsoyer Schwertes nicht weiter zu unterstützen. Das Ringschwert aus dem sog. Fürstengrab von Beckum in Westfalen, wurde ebenfalls mit skandinavischen Verbindungen in Zusammenhang gebracht (Martin 1977, Anm. 30; Koch 1999, S. 186 f.). Heiko Steuer verwies 1987 auf die Verwandtschaft der Beckumer Spatha mit dem Ringschwert aus Schretzheim, Grab 79. Beide Schwerter sieht er in Zusammenhang mit nordfranzösischen Schwertern (Steuer 1987, S. 221). Das Schwert aus Beckum war u. a. mit einem grünen Sturzbecher mit Fadenauflage, mit zahlreichen Pressblechbeschlägen mit Tierstil II, mit einem Bronzebecken und einem Holzeimer vergesellschaftet. 34
Böhner 1949, Taf. 10 zeigt beide Knäufe nebeneinander; außerdem zeigt Menghin 1983, S. 200, den Grabfund von Snartemo II.
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Der Knauf des Beckumer Ringschwertes ist aus Silber gearbeitet, zeigt ebenfalls Tierstil II und gehört zum Typ Beckum-Vallstenarum, der eine Verbreitung über den angelsächsischen, kontinentalen (mit langobardischem Italien) und vor allem auf Gotland und im Mälarseegebiet hat (Menghin 1983, Karte 3). Die starke Verbreitung in diesem Raum spricht jedoch nicht für eine Entstehung in diesem Gebiet, sondern ist laut J. Werner auf langobardische Vorbilder zurückzuführen (Werner 1950, S. 65 ff.). Wilfried Menghin betont für alle Verbreitungsgebiete die Traditionslinien aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, die in dieser Knaufform weitergeführt werden (Menghin 1983, S. 74). Die Schwertringe sind ebenfalls aus Silber gefertigt. Menghin ordnet das Ringschwert von Beckum seiner Zeitgruppe D zu. Frank Siegmund datiert das Grab in seine NiederrheinPhase 6 (Menghin 1983, S. 174 und Kat.-Nr. 103; Siegmund 1998, S. 526). Womit das Beckumer Schwert ebenfalls in die weit fortgeschrittene zweite Hälfte bzw. an das Ende des 6. Jahrhunderts gehört. Ebenfalls im westfälischen Raum gefunden ist das Ringschwert von Wünnenberg-Fürstenberg, Grab 61 (Melzer 1991). Das Ringschwert von Wünnenberg-Fürstenberg hat einen silbervergoldeten Pyramidenknauf des Typs Bifrons-Gilton (Melzer 1991, S. 22), zu dem ein massivsilbernes Ringpaar gehört, deren eingehängter Ring beweglich ist und so, nach Heiko Steuer, der Gruppe von Schwertringen, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in Südengland hat (Steuer 1987, S. 208), angehört. Walter Melzer datiert die Beigaben des Grabes 61 von Wünnenberg-Fürstenberg in die Mitte des 6. Jahrhunderts, hält aber aufgrund der starken Abnutzung der Gegenstände eine spätere Grablegung für wahrscheinlicher und spricht sich für eine Enddatierung um 600 aus, womit das Grab zeitlich in die Nähe des „Fürstengrabes“ von Beckum rückt (Melzer 1991, S. 22 f und 38).
Zusammenfassung: Ringschwerter in Süddeutschland Die hier besprochenen drei Beispiele von Ringschwertern bzw. Ringpaaren aus dem süddeutschen Raum werden allesamt in die fortgeschrittene zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts bzw. in die Zeit um 600 datiert werden müssen. Ältere Funde gibt es im kontinentalen Bereich aber an anderer Stelle. So wird der Fund eines Ringschwertes mit festem Ring und silbernem Knauf aus Mainz-Kastel, in Hessen, von Wilfried Menghin der Zeitgruppe C, also dem mittleren Drittel des 6. Jahrhunderts zugeordnet (Menghin 1983, S. 174 und 246 Kat. Nr. 93). Diese Einordnung würde den SD-Phasen 5 bis 6 entsprechen. Durch die mitgefundene Lanzenspitze mit kleinem Blatt und überlanger geschlitzter Tülle sowie dem ebenfalls mitgefundenen Schildbuckel mit konischer Kalotte und flachem, bronzeplattiertem Schildknopf kann der Zeitraum jedoch auf die SD-Phase 6
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eingegrenzt werden, die dem Beginn der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts entspricht. Ebenfalls in die Zeitgruppe C datiert Menghin das Ringschwert aus Grab 1782 in Krefeld-Gellep (Taf. 23). Anhand einer fränkischen Nachprägung eines Solidus Anastasius I. kann das Grab von Krefeld-Gellep in die Niederrhein Phase 4 (Siegmund 1998, S. 524) datiert werden, was der ausgehenden ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts entspräche. Der ebenfalls niederrheinische Fund von Orsoy, Grab 3, wird von Menghin schon seiner Zeitgruppe D zugeordnet und gehört der Niederrhein Phase 6 an (Siegmund 1998, S. 526), was der fortgeschrittenen zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts entspricht. Der Fund von Beckum in Westfalen gehört bereits in die Zeit um 600. Auch die Ringschwerter von Nocera Umbra gehören in diesen Zeithorizont (Menghin 1983, S. 174). Die Funde der Ringschwerter von weiter im Westen, schon im heutigen Frankreich, gelegenen Fundorten werden noch der Zeitgruppe C zugeordnet. Dieses Bild legt eine Verbreitung von Westen nach Osten und weiter in südlichere Gegenden nahe. Heiko Steuer konnte in Bezug auf die Ringschwerter zwei Phasen herausstellen.35 Der erste Horizont ist um 520/30 anzusetzen und wird durch Funde aus dem „Fürstengrab“ von Krefeld-Gellep, Petersfinger, Grab 21, in Kent, sowie Sturkö und Väsby,36 in Schweden, repräsentiert. Wobei Steuer von einer fränkischen Fertigung der Ringknäufe ausgeht (Steuer 1987, S. 217). Dem zweiten Horizont sind Funde, wie die Ringspathen aus Schretzheim und Beckum, zuzuordnen. Hier liegt der zeitliche Ansatz in der Zeit um 600. Die hier besprochenen süddeutschen Funde sind generell dem zweiten Ringschwerthorizont, nach Steuer, zuzuordnen. Bei allen hier untersuchten kontinentalen Ringschwertern sind die Ringpaare fest, bis auf den Fund von Wünnenberg-Fürstenberg, Grab 61, das über einen beweglichen Ring verfügt und so eine Gemeinsamkeit mit den südenglischen Schwertern aufweist. Bei den Knäufen herrscht vergoldetes Silber vor. Nur die Ringschwerter aus Kösching und Orsoy verfügen über vergoldete Bronzeknäufe – nach Heiko Steuer ein mögliches Indiz für eine Verbindung nach Skandinavien –, die jedoch in beiden Fällen zu einem kontinentalen Knauftyp gerechnet werden. Die oben angesprochene, einige Male angenommene skandinavische Herkunft einiger als „nordisch“ titulierter Ringschwerter ist nicht sehr wahrscheinlich. Am ehesten ließe sich dies für das Schwert von Kösching nachweisen, da die an diesem Schwert zu sehenden Stempelungen des Ringes und des Knaufes recht auffällige Parallelen im Ostseeraum besitzen, und entsprechende Funde im süddeutschen und angelsächsischen Raum ausstehen.
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Steuer 1987, S. 237. Zwei weitere Horizonte sind lediglich in Skandinavien verbreitet und zeitlich später anzusetzen. Es handelt sich lediglich um Einzelfunde.
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3.3.2 Ringschwerter in England und Skandinavien Wie bereits zur Sprache kam, gibt es auch in Südengland und Skandinavien zahlreiche Funde von Ringschwertern oder Ringpaaren, die zu Schwertern oder sonstigen prestigeträchtigen Gegenständen gehörten. Erwähnt seien hier die oben erwähnten Ringpaarfunde aus Dänemark oder das Ringpaar aus dem Grab von Sutton Hoo, das nicht an einem Schwertgriff befestigt war, sondern an einem Schild. Auch Pressbleche und Modeln mit Darstellungen von Ringschwertern,37 die im vorhergehenden Kapitel behandelt worden sind, sind hier nachzuweisen.
3.3.2.1 Ringschwerter in England Bifrons, Grab 39 In Grab 39 des Gräberfeldes von Bifrons kam ein Schwert mit Ringpaar am Knauf zum Vorschein. Der pyramidenförmige Knauf ist aus Silber gearbeitet und teilweise vergoldet. Auf der einen Seite des Knaufes ist ein Hakenkreuz zu sehen, die andere Seite trägt niellierte Dreiecksbänder. Der Knauf wird von Wilfried Menghin seinem Typ Bifrons-Gilton zugeordnet, zu deren Charakteristika abgeschnürte Enden, profilierte Seitenflächen und Nieten in Niethülsen gehören. Die Verbreitung dieses Knauftyps liegt vor allem in Südostengland und im heutigen Frankreich. Menghin sieht hier eine spezifische südenglische Variante des Pyramidenknaufes vorliegen (Menghin 1983, S. 312ff. und Karte 2 sowie S. 67 und 74). Das Ringpaar ist ebenfalls mit Dreiecksbändern verziert. Der eine Ring ist locker in den anderen gehängt und nicht starr, wie bei den kontinentalen Vergleichsstücken. Außerdem gehören zu dem Grabinventar noch drei silbervergoldete Schwertgurtbeschläge und zwei silbervergoldete Gegenbeschläge sowie zwei laschenförmige Riemenendbeschläge. Eine Lanzenspitze, ein Schildbuckel mit Schildfessel und Schildbeschlägen, eine Schilddornschnalle und vier schildförmige Gürtelhaften sowie ein silberner Rechteckschnallenbügel und weitere Gegenstände. Wilfried Menghin ordnet das Ringschwert von Bifrons, Grab 39, seiner Zeitgruppe C zu (Menghin 1983, S. 173 und Kat.-Nr. 89).
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Z. B. ein Model aus Torslunda oder als Pressblechmotiv an dem Helm aus Vendel, Grab XIV.
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Chessell Down (Taf. 25,3) Das Ringschwert von Chessel Down, auf der Isle of Wight, besitzt einen pyramidenförmigen Knauf aus Bronze, der von Wilfried Menghin dem Typ Chessell Down-Friedrichsthal zugeordnet wird. Dieser einfach gestaltete Knauftyp ist relativ flach und hat eingezogene Seiten sowie Nietlöcher an den Schmalseiten. Der Typ ist relativ selten und ist neben einem Fund von der Isle of Wight auch in Skandinavien und auf dem Kontinent nachgewiesen. Das Verhältnis ist dabei relativ ausgeglichen (Menghin 1983, S. 308 f. und Karte 2). Das Ringpaar ist zwar nicht überliefert, jedoch zeigt der Knauf eine entsprechende Durchbohrung (Evison 1967, Abb. 10,c). Wilfried Menghin datiert das Schwert, das aus einem Grabfund stammt, dessen nähere Fundumstände jedoch unbekannt sind, in seine Zeitgruppe A (Menghin 1983, S. 173 und Kat.-Nr. 32).
Dover, Grab C (Taf. 24) Aus Grab C des Gräberfeldes von Dover ist ebenfalls ein Ringschwert bekannt geworden, das einen pyramidenförmigen silbervergoldeten Knauf besitzt, der mit drei niellierten konzentrischen Kreisen verziert ist und außerdem Ritzungen zeigt. Der Knauf wird von Wilfried Menghin dem Typ Bifrons-Gilton zugeordnet (Menghin 1983, S. 312ff. und Karte 2). Das Ringpaar ist mit Zichzackbändern verziert und der eingehängte Ring wie üblich, bei den angelsächsischen Fundstücken, beweglich. Außerdem gehören zu dem Grabfund eine Lanzenspitze mit Schlitztülle der Gruppe H 3, nach Swanton (Swanton 1973, S. 203f. und Abb. 81), ein hoher konischer Schildbuckel mit fast senkrechtem Hals, flachem Kragen und leicht gewölbtem Spitzenknopf der Gruppe 3, nach Heinrich Härke, eine bronzene Schnalle mit gerieftem Bügel und trapezförmiger Dornbasis, eine schildförmige Gürtelhafte sowie drei Spielsteine, vierzehn römische Münzen und, als besonders hervorzuheben, eine bronzene Waage (Evison 1967, Abb. 4 und 5). Menghin ordnet das Ringschwert von Dover seiner Zeitgruppe C zu (Menghin 1983, S. 173 und Kat.-Nr. 90). Schildbuckel und Lanzenspitze ermöglichen eine Einordnung in Datierungsgruppe 4, nach Heinrich Härke, womit der Grabfund von Dover, Grab C, in die Mitte bis zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts zu setzen ist.
Faversham Ein weiteres Ringschwert ist aus Faversham, Kent, bekannt geworden. Auch hier findet sich ein silberner Pyramidenknauf, der teilweise vergoldet ist. Auch das Ringpaar – mit beweglichem eingehängtem Ring – ist silbervergoldet. Der
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Knauf wird von Wilfried Menghin dem Typ Bifrons-Gilton zugeordnet. Das Ringschwert von Faversham gehört in die Zeitgruppe B nach Menghin (Menghin 1983, S. 312 ff. Karte 2, 173).
Finglesham, Grab 204 Das Ringschwert aus Grab 204 von Finglesham, in Kent, hat einen silbervergoldeten Pyramidenknauf, der mit drei niellierten konzentrischen Kreisen auf der einen Seite und einem Hakenkreuz auf der anderen Seite verziert ist. Auch die beiden Schmalseiten des Knaufes zeigen jeweils einen konzentrischen Kreis. Der Knauf wird von Wilfried Menghin dem Typ Bifrons-Gilton zugerechnet (Menghin 1983, S. 312 ff. und Karte 2). Auch das Ringpaar, von dem der eingehängte Ring beweglich ist, ist mit Querriefen verziert. Das Scheidenmundblech ist aus Silber gearbeitet. Außerdem konnten dem Grab 204 noch ein Rüsselbecher sowie eine Eisenschnalle mit nierenförmigem Beschläg, welches verschiedene Einlagen aus Glas und Almandinen trägt, zugeordnet werden. Menghin ordnet das Ringschwert von Finglesham seiner Zeitgruppe B zu (Menghin, 1983, S. 173 und Kat.-Nr. 52).
Petersfinger, Grab 21 (Taf. 25,6) Als ältestes Grab mit einem Ringschwert gilt im angelsächsischen Raum das Grab 21 aus Petersfinger. Das Ringpaar selbst ist nicht erhalten, bzw. wurde aller Wahrscheinlichkeit nach vor der Grablegung vom Schwert abgenommen. Alles was am Knauf des Schwertes noch auf ein ehemals vorhandenes Ringpaar hinweist, ist ein angeschnittenes Ringloch am pyramidenförmigen Bronzeknauf. Der Knauf wird von Wilfried Menghin dem Typ Brighthamton-Ciply zugeordnet, der meist eine spärliche Verzierung zeigt und an den eingezogenen Seiten flache Nietführungsösen angesetzt hat. Der Typ Brighthampton-Ciply ist als älteste Form der Pyramidenknäufe zu betrachten (Menghin 1983, S. 74). Die Verbreitung verteilt sich mehr oder weniger gleichmäßig über Südengland, das westliche Mitteleuropa und Skandinavien (Menghin 1983, S. 308 f. und Karte 2). Als weitere Beigaben waren im Grab noch eine Schaftlochaxt, ein konischer Schildbuckel mit leicht eingezogenem Hals, der relativ breit und niedrig angelegt ist, sich durch einen leicht hochgewölbten Spitzenknopf auszeichnet und der Gruppe 1, nach Heinrich Härke zuzurechnen ist, eine Lanzenspitze mit Schlitztülle, Typ H 1, nach Swanton, eine bronzene Pinzette mit Punzverzierung und eine eiserne Gürtelschnalle mit rechteckigem Beschläg mit Alamandinverzierung (Leeds und Shortt 1953, S. 16 ff.; Evison 1967, Abb. 3,a–f.; Swanton 1973,
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S. 195 und Abb. 78; Menghin 1983, Kat.-Nr. 18; Härke 1992, S. 82 ff.). Lanze und Schildbuckel gehören, nach Härke, in die Datierungsgruppe 2, die in der Mitte des 5. Jahrhunderts anzusetzen ist und bis in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts läuft. Wilfried Menghin zählt das Schwert zu seiner Zeitgruppe A, die bis in das Ende des 5. Jahrhunderts läuft. Ole Stilborg setzt die Lanzenform, H 1, nach Swanton, sowie die Schildbuckel der Gruppe 1 (bei Stilborg SKD) in seine Phase III, was dem ersten Viertel des 6. Jahrhunderts entspricht (Stilborg 1992). Das bronzene Scheidenmundstück des Schwertes von Petersfinger, Grab 21, weist mit seinen charakteristischen Zungen- und Blattmustern u. a. Verbindungen nach Krefeld-Gellep auf (Werner 1956, S. 158).
Sarre, Grab 88 (Taf. 25,4) Auch aus Sarre, Grab 88, in Kent, ist ein Ringschwert bekannt. Der Pyramidenknauf ist aus Silber gefertigt und zeigt, neben Resten von Vergoldung, auch Nielloverzierungen. Beide Ringe des Ringpaares wurden einzeln hergestellt und durch Lötung miteinander verbunden. Sie zeigen Spuren häufiger Berührungen, so dass der obere Ring völlig abgewetzt ist (Evison 1967, S. 89 und Abb. 10,d).
Zusammenfassung: Ringschwerter in England Zusammenfassend kann bemerkt werden, dass die meisten der Ringpaare, die von Schwertern aus angelsächsischen Fundkomplexen stammen, einen beweglichen Ring zeigen, der in einen zweiten eingehängt wurde. Es hat den Anschein, dass Ringschwerter im angelsächsischen Gebiet schon früh auftauchen, d. h. mindestens zeitgleich mit den frühen rheinländischen Funden wie dem von Krefeld-Gellep, Grab 1782. Allerdings verwies schon Heiko Steuer 1987 auf die lange Laufzeit einiger Gegenstände in angelsächsischen Männergräbern, darunter auch die Ringschwerter (Steuer 1987, S. 222). Das heißt, die frühe Datierung der angelsächsischen Ringschwerter ist mit Vorbehalt zu betrachten. Der Grabfund von Sutton Hoo enthielt zwar kein Ringschwert, jedoch fand sich hier ein Ringpaar an einem Schild. Ähnliche Befunde sind auch aus Skandinavien und vom Kontinent bekannt. So wurde in Vendel ein Ringpaar, in Zusammenhang mit einem Trinkhorn, gefunden und auch einzelne Funde von Ringpaaren sind in Skandinavien recht häufig. In Niederstotzingen war das Ringpaar ebenfalls nicht am Schwert befestigt.
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3.3.2.2 Ringschwerter in Skandinavien Kylver, Gotland (Taf. 26) Aus dem Grabfund von Kylver, auf Gotland, wurde ein Ringpaar bekannt, das allerdings ebenfalls nicht am Knauf gefunden wurde. Der pyramidenförmige Knauf ist – ebenso wie das Ringpaar – aus Bronze gefertigt und mit Stil B verziert. Ebenso gehören zum Grabfund zahlreiche Beschläge, die teils reich verziert sind, wie Schildbuckel und Ringtrense. Auch ein gläserner Rüsselbecher ist dem Inventar zuzurechnen. Der Grabfund von Kylver wird in die Nordische Stufe II, nach Anne Nørgård Jørgensen, datiert (Nørgård Jørgensen 1999, Kat.-Nr. 325 und Taf. 135).
Kyndby, Seeland Das Ringschwert aus Grab 2 von Kyndby, auf Seeland, stammt aus einem der seltenen dänischen Grabfunde dieser Zeit. Im heutigen Dänemark sind Schwertringe meist nur einzeln, ohne Schwert, überliefert. Das Ringschwert von Kyndby war vor seiner Niederlegung verbogen worden. Der pyramidenförmige Knauf war aus vergoldeter Bronze gefertigt und mit Tierornamentik geschmückt, die schon dem späten Stil II, Stilphase C, zugeordnet wird (Ørsnes-Christensen 1956, S. 110 ff. und Abb. 19 ff.). Das pyramidenförmige Mittelstück des Knaufes und das Ringpaar sind in einem Stück gegossen. Dies verweist auf die späte zeitliche Stellung dieses Ringschwertes. Unter dem Knauf und über der Parierstange sind zwei Griffbeschläge angebracht, die ebenfalls mit Tierornamentik bzw. Flechtbandmotivik bedeckt sind. Außerdem waren geringe Reste der Schwertscheide, wie das metallene Ortband, anzutreffen. Beim Grabfund von Kyndby handelt es sich um eine Körperbestattung, die unter einer fast kreisförmigen Steinpackung angelegt war. Als weitere Funde waren in dem Grab noch ein halbkugelförmiger, eingedrückter Schildbuckel ohne Spitzenknopf mit flachem Kragen und hohem, gradem Hals, der Form SBB2, nach Anne Nørgård Jørgensen (Nørgård Jørgensen 1999, S. 79 ff.: Schildbuckel mit eingezogenem Hals und gewölbter Haube), ein Messerfragment und zwei Perlen (Ørsnes-Christensen 1956, S. 82 ff. und Abb. 15 ff.; Nørgård Jørgensen 1999, Kat.-Nr. 117). Grab II von Kyndby wird in die Nordische Stufe III/IV datiert und gehört damit in das 7. bis Anfang des 8. Jahrhunderts.
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Lilla Bjärges, Gotland (Taf. 27) Aus Lilla Bjärges, auf Gotland, ist ein Grabfund bekannt, der ein Ringschwert enthielt. Der Knauf des Schwertes ist aus Bronze und mit Tierstil II verziert und wird von Wilfried Menghin dem Typ Beckum-Vallstenarum zugeordnet, der seinen Verbreitungsschwerpunkt im schwedisch-finnischen Ostseeraum hat, darüber hinaus aber auch im kontinentalen und angelsächsischen Gebiet verbreitet ist. Zu seinen Charakteristika zählen die stark eingezogenen glatten Seitenflächen mit hohen Niethülsen sowie die starke Verzierung, die in einigen Fällen aus Cloisonné besteht (Menghin 1983, S. 69 und Karte 3). Die Ringe sind starr, wie es im skandinavischen und kontinentalen Gebiet allgemein üblich ist. Unter anderem enthielt das Grab noch Reste von Pferdezaumzeug sowie weitere Bewaffnungsteile, wie z. B. einen Schildbuckel, aber auch Spielsteine und zahlreiche weitere Gegenstände (Nørgård Jørgensen 1999, Kat.-Nr. 238 und Taf. 102). Anne Nørgård Jørgensen datiert den Fund von Lilla Bjärges in die Nordische Stufe II, was dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts, bis zum ersten Viertel des 7. Jahrhunderts entspricht.
Sandegårda, Gotland Ein weiteres Ringschwert kam in Sandegårda, auf Gotland, zu Tage. Auch in Sandegårda sind bronzener Pyramidenknauf und bronzenes Ringpaar nicht im Verband aufgefunden worden. Der Knauf trägt eine Punzverzierung. Neben Beschlägen, die teilweise einem Schild zugeordnet werden können, enthielt der Grabfund noch einen Sax und einen Helm. Der Grabfund wird nach, Anne Nørgård Jørgensen, in die Nordische Stufe II datiert (Nørgård Jørgensen 1999, Kat.-Nr. 323 und Taf. 134).
Snartemo, Grab V, Norwegen (Taf. 28) Der bekannte Grabfund V von Snartemo enthält ein Schwert, das zwar nicht direkt zu den Ringschwertern gezählt werden kann, dennoch eine Betrachtung in diesem Zusammenhang verdient. Der Knauf und die Parierstange des Schwertes aus Snartemo bestehen aus vergoldetem Silber. Der Griff ist mit verziertem Goldblech überzogen, das Blech zeigt Verzierungen in Stil I. An der einen Seite der Parierstange sind zwei kleine ineinandergehängte Ringe angebracht. Der Knauf des Schwertes ist nicht, wie bei den sonstigen Ringschwertern, pyramidenförmig, sondern gehört zu den bootförmigen Knäufen des Typs SnartemoBlucˇina, nach Wilfried Menghin. Dieser relativ seltene Knauftyp ist vor allem in
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Skandinavien verbreitet, wenn man von zwei Fundorten im heutigen Frankreich und Tschechien absieht (Menghin 1983, S. 306, Kat.-Nr. 25 und Karte 1). Der Snartemoer Knauf zeigt zwei kauernde Tiere im frühen Stil I, die ihre aufgerissenen Mäuler auf das pyramidenförmige Zentrum des Knaufes gerichtet haben (Hougen 1935, Pl. I und II). Außer dem Schwert fanden sich noch weitere außergewöhnliche Funde in diesem Grab, das als überhügelte, steinkistenartige Anlage gebaut war.38 Hierzu gehören eine silbervergoldete hohl gegossene Gürtelschnalle, deren Dorn in der Form eines stilisierten Tieres ausgeführt ist (Hougen 1935, Pl. IV), ein Glas mit Facettenschliff und mit vergoldeter Silberfolie belegt, die Motive im frühen Sjørupstil zeigt (Straume 1987, S. 98 und Taf. 61,2 und 3), ein Vestlandkessel, eine Münzwaage, weitere Bewaffnungsteile usw. Der Grabfund von Snartemo V wird in die Stufe D2a datiert (Straume 1987, S. 98; Kristoffersen 2000a, S. 278 f.) und gehört somit in die Zeit um 500 bis in das erste Viertel des 6. Jahrhunderts. Damit liegt Snartemo, Grab V, noch vor der Nordischen Stufe I, nach Anne Nørgård Jørgensen, die um 520/30 n. Chr. anzusetzen ist.
Vallstenarum, Gotland Auch aus Vallstenarum, auf Gotland, ist ein Grabfund mit Ringschwert bekannt. Bei dem Fund von Vallstenarum handelt es sich um ein sehr reich ausgestattetes Grab der Nordischen Stufe II – also aus dem ausgehenden 6. bzw. beginnenden 7. Jahrhundert.39 Das hier vergesellschaftete Ringschwert verfügt über einen mit Goldblech verzierten Knauf mit Granateinlagen, der ebenso wie der Knauf von Lilla-Bjärges von Wilfried Menghin dem Typ Beckum-Vallstenarum zugeordnet wird (Menghin 1983, S. 68 und Karte 3). Auch das Ringpaar ist aus Gold gefertigt. Die Griffbeschläge des Schwertes sind mit Goldfiligran und Stil II bzw. mit Silberblech und Niello verziert. Außerdem haben sich die silbervergoldeten Beschläge der Scheide erhalten, die teilweise mit Flechtbandverzierungen geschmückt sind. Weitere Funde waren Teile eines Schildbuckels mit bronzevergoldeten Beschlägen und Teile von Pferdegeschirr. Vor allem auch die Funde von Sattelbeschlägen und einem Helmbeschlag unterstreichen die Wohlhabenheit dieser Bestattung (Nørgård Jørgensen 1999, Kat.-Nr. 333 und Taf. 139).
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Laut Hougen 1935, S. 5 ff. hatte das Grab nur Boden- und Deckplatten. Die genaue Datierung der Nordischen Stufe II, nach Nørgård Jørgensen 1999, S. 143, ist von 560/70 bis 610/20 n. Chr.
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Gemeinsame Fundgattungen
Valsgärde, Grab 8, Schweden In dem schwedischen Bootsgrab von Valsgärde, Grab 8 (Arwidsson 1954), kam ebenfalls ein prunkvoll gestaltetes Ringschwert zu Tage, das starke Abnutzungsspuren zeigt. Der Griff des Schwertes besteht aus vergoldeter Bronze. Weitere Materialien, die beim Griff Verwendung finden, sind Horn und Holz. Die Scheide des Schwertes ist aus Holz mit Schnitzverzierungen, jedoch ohne Metallbeschläge. Der Pyramidenknauf besitzt vier Felder, die in Kerbschnittechnik verziert sind. Das Ringpaar besteht aus massiver vergoldeter Bronze und ist nicht beweglich (zum Ringschwert Arwidsson 1954, S. 61–67, Abb. 48 und Taf. 19–21). Das prunkvolle Schwert passt zu der übrigen Ausstattung des Grabes, das als weitere Beigaben u. a. Helm, Harnisch und Schild enthielt sowie Pferdegeschirr. Das Grab 8 ist das älteste Bootsgrab in Valsgärde und wird an den Beginn der Vendelzeit datiert, der in das Ende des 6. bzw. an den Beginn des 7. Jahrhunderts zu setzen ist und somit ebenfalls in die Nordische Stufe II fällt.
Zusammenfassung: Ringschwerter in Skandinavien Die ältesten Ringschwerter im skandinavischen Raum werden in die von Anne Nørgård Jørgensen definierte Nordische Stufe II datiert. Eine Ausnahme bildet hier das norwegische Schwert von Snartemo, Grab V, das jedoch nicht zu den typischen Ringschwertern mit Pyramidenknauf zu zählen ist und eine gewisse Sonderrolle spielt. Der Grabfund von Snartemo wird bereits in die Zeit um 500 n. Chr. bis in das erste Viertel des 6. Jahrhunderts datiert und liegt damit vor dem eigentlichen Aufkommen der Ringschwerter. Es ist nicht wenig wahrscheinlich, dass das Schwert von Snartemo mit den Ringschwertern aus Krefeld-Gellep, Grab 1782, und Petersfinger, Grab 21, in einen Zeithorizont gehört, auch wenn die Grablegung des Schwertes von Krefeld-Gellep einige Jahre später erfolgte. Die bootsförmige Knaufform scheint jedenfalls eine eher skandinavische Erscheinung als kontinental oder angelsächsisch zu sein. In England kommt sie gar nicht vor, und der Kontinent zeigt weitaus weniger Funde als der skandinavische Raum. Die skandinavischen Ringschwerter werden reich ausgestatteten Gräbern zugeordnet. Ihr Ring ist starr wie die Ringpaare der zeitgleichen kontinentalen Beispiele und nicht beweglich wie diejenigen der angelsächsischen Ringschwerter. Diese Tatsache kann als Hinweis auf die von Anne Nørgård Jørgensen bemerkte vorbildhafte Funktion des merowingischen Gefolgschaftswesens auf die nordische Gesellschaft gesehen werden (Nørgård Jørgensen 1999, S. 164 ff.). Eine Ausnahme bildet hier wieder Snartemo, dessen eingehängter Ring locker ist. Ein symbolischer Wert dieses kleinen, an der Parierstange befestigten Ringes
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muss nicht unbedingt vorausgesetzt werden. Es kann sich hierbei um einen Ring mit einer praktischen Funktion handeln, der angebracht wurde, um eventuell eine Perle daran zu befestigen. Die Knäufe von Lilla Bjärges und Valsgärde, Grab 8, sind aus vergoldeter Bronze, wohingegen das Beispiel aus Vallstenarum ganz aus Gold gefertigt wurde. Hierin ist das Schwert von Vallstenarum dem rheinländischen Beispiel von Krefeld-Gellep, Grab 1782, vergleichbar, das ebenfalls einen goldenen Knauf und ein goldenes Ringpaar besitzt. Aufgrund der Cloisonnéarbeiten am Knauf von Vallstenarum setzt Heiko Steuer eine enge Beziehung des Schwertes von Vallstenarum zum fränkischen Herrschaftsgebiet voraus, da er die schwedischen cloisonnierten Arbeiten generell aus dem fränkischen Gebiet herleitet (Steuer 1987, S. 216 f.). Goldene Knäufe mit goldenem Ringpaar sind in skandinavischen Grabfunden selten, jedoch finden sich einige goldene Ringpaare als Einzelfunde in den Reichtumszentren Dänemarks. Auch aus dem schwedischen Gebiet sind einige Funde, teilweise auch ganze Knäufe, bekannt geworden (Vgl. dazu auch die Listen bei Evison 1967). Dies ist eine recht auffällige Diskrepanz. Die späten Formen der Ringschwerter, die nur in Skandinavien vorkommen und sich durch einen komplett in einem Stück gegossenem Knauf mit Ringpaar auszeichnen, wurden hier nicht weiter behandelt (S. dazu Steuer 1987).
3.3.2.3 Schlussbetrachtung: Ringschwerter In seiner Untersuchung zu Helmen und Ringschwertern konnte Heiko Steuer 1987 die soziale Bedeutung dieser Bewaffnungsteile nachvollziehen und, vor allem in Bezug auf die Ringschwerter, eine weite Verbreitung festmachen, die sich über große Teile Europas erstreckt und für ungefähr zweihundert Jahre nachweisbar bleibt. Es handelt sich demnach bei den Ringschwertern nicht um eine lokale, sondern um eine soziale Besonderheit. Heiko Steuer sieht in den Ringschwertern einen der wenigen greifbaren Nachweise für das Gefolgschaftswesen. Als traditionsbildenden Raum konnte Steuer in dieser Beziehung das Frankenreich benennen, das über die Vergabe von Ringen und Ringschwertern lokale Machthaber in seinen Kontext miteinzubinden versuchte. Siv Kristoffersen verwies im Jahre 2000 auf die Bedeutung, die der Geschenkaustausch für die völkerwanderungszeitliche und frühmittelalterliche Gesellschaft hat. Diese Geschenke gelten als Symbole der Zugehörigkeit und sollen Loyalität ausdrücken (Kristoffersen 2000a, S. 22 ff, 39 ff. und 43 ff.). Dieses Erklärungsmodell beruft sich auf Vorstellungen des völkerwanderungszeitlichen und frühmittelalterlichen Gefolgschaftswesens, die in diesem Modell vorausgesetzt werden und für welche die ineinandergehängten Ringe als Symbol betrachtet werden (Steuer
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1987, S. 218). Für die späte große Phase der Ringschwerter, die in das 7. Jahrhundert zu datieren ist, nahm Steuer das Traditionszentrum in Schweden an (Steuer 1987, S. 220). In dieser zweiten Phase kam diese Sitte jedoch nicht mehr zu solch einer weiten Verbreitung und beschränkte sich auf den Norden. Als Verbreitungsgebiet tritt in dieser Zeit der finnische Raum hinzu. Darüberhinaus ist eine lange Laufzeit der Ringschwerter – und nicht nur der Sitte – zu berücksichtigen (Steuer 1987, S. 222). An der Ringschwertsitte lassen sich die engen Kontakte zwischen dem kontinentalen Frankenreich und dem angelsächsischen England hervorragend nachvollziehen (Evison 1967; Steuer 1987, S. 208, 211, 213 und bes. 218 f.; Lohaus 1974, S. 104 ff.). Die ältesten Ringschwerter tauchen in Südengland sehr früh, schon im ersten Viertel des 6. Jahrhunderts im Grab 21, von Petersfinger (Leeds und Shortt 1953, S. 16 ff.; Menghin 1983, Kat.-Nr. 18; Steuer 1987, S. 225) auf. Allerdings muss hier die sehr lange Laufzeit der Beigaben berücksichtigt werden. Ebenso sind im Rheinland sehr frühe Exemplare von Ringschwertern nachgewiesen. Hier sei als Beispiel das Ringschwert von Krefeld-Gellep in Erinnerung gerufen (Pirling 1974, S. 61 ff., Taf. 121–139 und Taf. 154; Menghin 1983, Kat.-Nr. 84; Steuer 1987, S. 225), das laut Heiko Steuer den Beginn der Ringschwertsitte markiert (Steuer 1987, S. 218). Einen frühen Vorläufer der Ringschwerter könnte der Fund von Snartemo, Grab V, darstellen. Wahrscheinlicher ist es jedoch, hier eine Nachahmung von frühen fränkischen Ringschwertern zu sehen. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich in Snartemo ein später Reflex auf fränkische Goldgriffspathen zeigt. Zumal die Waffenentwicklung Skandinaviens in Teilen synchron zur Entwicklung auf dem Kontinent verläuft (Nørgård Jørgensen 1999, S. 15). Die Funde von Ringschwertern sind nicht besonders zahlreich. Sie stellen eine Besonderheit des merowingischen Sachgutes in der Zeit am Übergang von der Völkerwanderungszeit zum frühen Mittelalter dar. Gerade auch aus dem süddeutschen Raum sind wenig entsprechende Funde bekannt geworden. Neben diese wenigen Funde treten Darstellungen von Ringschwertern, wie sie z. B. auf dem Pressblech an der Schwertscheide von Gutenstein zu sehen sind. Hier ist ein Krieger in Wolfsverkleidung (oder ein Halbwesen?) mit leicht gesenktem Kopf dargestellt, der vor sich ein Ringschwert hält. Nicht zuletzt aus solcher Art Abbildungen wurde auf die Bedeutung der Ringschwerter zurückgeschlossen. Die Geste des Darbietens mit leicht gesenktem Kopf, die eine Konnotation der Unterordnung zu enthalten scheint, mag auf diese Weise so ausgedeutet werden, dass es sich hierbei um eine Unterwerfungsgeste unter den Gefolgsherren handelt. Nicht zuletzt auch deshalb, da auch aus der literarischen und historischen Überlieferung die große Bedeutung des Gefolgschaftswesens für die Völkerwanderungszeit überliefert ist. Als älteste historische Quelle, die uns Hinweise auf das Gefolgschaftswesen bei den Germanen liefert, muss die Germania des
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Tacitus aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gelten (Tacitus Germania, S. 20 ff.; vgl. dazu auch Hedeager 1990 und Nørgård Jørgensen 1999, S. 158 ff.). Ebenso überliefert uns die Literatur Beispiele für die große Bedeutung des Schwertes. Jeder Held hat sein Schwert, das einen Namen trägt und dem nicht selten besondere Eigenschaften zugesprochen werden. Schwerter sind nicht einfach ein gewöhnlicher Gebrauchsgegenstand, sondern ein Gegenstand von nahezu magischem Charakter, der oftmals über lange Zeit weitervererbt wird und deswegen einen Teil des „Sippenheils“ in sich trägt (Behmer 1939, S. 11 ff.). Ein sprechendes Beispiel aus der Literatur ist das Schwert Ættartangi (Vgl. zu Schwertnamen auch Düwel 2006 und Davidson 1962, S. 104 ff.), das in der Vatnsdœla saga erwähnt wird und über Generationen weitervererbt wurde. Diese Tatsache drückt sich schon im Namen aus, der „Schwert von Generationen“ bedeutet. Sicherlich ist es nicht unverfänglich, die Literatur des hohen Mittelalters als beispielgebend für die Verhältnisse der Merowingerzeit anzuführen. Andererseits wurden in der Merowingerzeit die Grundlagen für die Verhältnisse des mittelalterlichen Europa gelegt, und die Bedeutung von Schwertern werden in einer „Kriegergesellschaft“, wie die Merowingerzeit es war, sicherlich nicht weniger bedeutend als im hohen Mittelalter gewesen sein. Interessant ist auch, dass in dem Eddalied Helgakvija Hjörvarjssonar, das uns aus dem 13. Jahrhundert überliefert ist, die Beschreibung eines Ringschwertes zu begegnen scheint (Vgl. hierzu auch Behmer 1939, S. 12). So spricht die Walküre Swawa in Strophe 9, als sie das besondere Schwert beschreibt, das dem Helden Helgi zugedacht ist: Hringr er í hjalti, … (‘Ein Ring ist am Griff, […]’; Neckel 1962, S. 143). Erwähnenswert ist die Stelle deswegen, weil es im hohen Mittelalter keine Ringschwerter mehr gegeben hat und sich die Frage stellt, ob sich hier die Erinnerung an eine vergangene Tradition niedergeschlagen hat. Andererseits ist bekannt, dass auch hochmittelalterliche Schwerter geschmückt sein konnten und es sich bei dem erwähnten Ring lediglich um die hochmittelalterliche Schmückung eines Schwertknaufes handeln könnte, die somit hochmittelalterlich wäre. Da das Lied literaturwissenschaftlich als jüngeres Eddalied gilt, ist die zweite Möglichkeit als wahrscheinlicher anzunehmen. Auch im altenglischen Heldenepos von Beowulf, aus dem 8. Jahrhundert, ist an einigen Stellen von „Schwertern mit Ringzeichen“ und „beringten Schwertern“ die Rede (Lehnert 2004, S. 99 und 101). Sämtliche Knäufe der Ringschwerter sind Pyramidenknäufe. Teilweise werden die bei Ringschwertern vorkommenden Pyramidenknäufe zu den Sonderformen gezählt, was die hervorragende Stellung der Ringschwerter weiter unterstreicht. Die einzige Ausnahme bildet hier das Schwert aus Grab V in Snartemo, das jedoch ohnehin eine Sonderstellung als sehr frühes Beispiel hat. Auch kann Snartemo nicht wirklich als Ringschwert im Sinne der Definition gelten, da hier das sehr kleine Ringpaar nicht am Knauf, sondern an der Unterseite der Parierstange befestigt wurde. Die Pyramidenknäufe zählen laut Wilfried Menghin zu
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den langlebigsten und am weitestverbreiteten Formen, die sich vor allem an Schwertern in überdurchschnittlich ausgestatteten Gräbern finden lassen. Es liegt also mit den Pyramidenknäufen eine ebenso „intereuropäische“ Erscheinung vor, wie bei der Ringsitte. Das Material der Knäufe der Ringschwerter reicht von Bronze bis Gold. Gold ist natürlicherweise recht selten anzutreffen. Hier sind zwei Exemplare bekannt geworden. Eines aus Krefeld-Gellep, Grab 1782, und eines aus Vallstenarum auf Gotland. Bei beiden Gräbern handelt es sich um überdurchschnittlich wohlhabende Bestattungen. Das Material Bronze kommt in allen drei Untersuchungsgebieten vor. Im skandinavischen Bereich ist es das häufigste Material, Silber kommt hier nicht vor. Auf dem Kontinent und im angelsächsischen Gebiet ist Bronze weitaus weniger vertreten, hier herrscht vergoldetes Silber vor. Ein Bezug des Knaufmateriales zur Qualität der Grabausstattung scheint, außer bei Gold, kaum zu bestehen. Sämtliche Gräber mit Ringschwertern sind von überdurchschnittlicher Qualität. Zwischen der Ausstattung von Gräbern mit Bronzeknauf und derjenigen mit Silberknauf kann kaum ein gravierender Unterschied festgemacht werden. Auch eine zeitliche Dimension in Bezug auf die Materialwahl scheint keine Rolle zu spielen. Bei den Ringschwertern handelt es sich um ein weit verbreitetes Phänomen, das sich über weite Teile des europäischen Raumes erstreckt. Auf dem Kontinent, im Gebiet der Angelsachsen sowie in Skandinavien tauchen in der Zeit kurz nach 500 n. Chr. entsprechende Fundkomplexe auf, die sich durch eine überdurchschnittliche Ausstattung auszeichnen. Nicht selten wird den entsprechenden Grabkomplexen Pferdezaumzeug zugerechnet. In allen drei Fundgebieten sind die in Frage kommenden Fundkomplexe ähnlich ausgestattet. Es wird davon auszugehen sein, dass sich hier ähnliche Verhältnisse abzeichnen, bzw. vorauszusetzen sind. Diese These kann durch das Vorkommen von Pressblechen mit Darstellungen von Ringschwertern in ebenfalls allen drei Fundgebieten unterstützt werden.
3.4 Runen Auch die Runenschrift gehört zu den Elementen, die als gemeinsame Fundgattung der Räume Süddeutschland, England und Skandinavien zu gelten hat. Sie ist in Skandinavien seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar, in England seit dem 5. und in Süddeutschland seit dem 6. Jahrhundert. Im heutigen Nord- und Ostdeutschland sind mit den Funden von Wremen, Liebenau und Dahmsdorf auch ältere Funde aus der römischen Kaiserzeit bekannt geworden. Auch außerhalb der drei Arbeitsräume finden sich zur Zeit der Völkerwanderung und am Übergang zum frühen Mittelalter vereinzelte Runenfunde. Hier sind die sog. gotischen und langobardischen Funde aus der heutigen Ukraine und Ungarn zu
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nennen. Auch in Nordfrankreich und in Mitteldeutschland oder Westfalen kommen vereinzelte Funde mit Runen vor. Als eigentliche Schwerpunkte sind jedoch Skandinavien und England mit dem friesischen Küstenbereich (sog. anglofriesische Inschriften) und vor allem, für das 6. Jahrhundert, Süddeutschland zu nennen, wo inzwischen um die neunzig Funde mit Runen für die Zeit des 6. und den Anfang des 7. Jahrhunderts nachgewiesen werden konnten. In Skandinavien lassen sich dagegen nur ungefähr zwanzig Runenfunde in die Zeit des 6. und 7. Jahrhunderts n. Chr. sicher datieren. Beinahe ebenso viele englische Runenfunde gehören in die Zeit vor 650 n. Chr.40 Bei einer Betrachtung der zahlenmäßigen Überlieferung von Runenfunden sollte nicht unerwähnt bleiben, dass davon auszugehen ist, dass ein Großteil der ursprünglich existierenden Inschriften nicht überliefert wurde, da er z. B. auf organisches Material geritzt wurde. Im süddeutschen Raum lässt sich die Sitte des Runenritzens vor allem auf Fibeln aus den zahlreichen Grabfunden nachweisen. Die Sitte, Runen zu ritzen, beschränkt sich in der frühen Zeit zunächst nur auf lose Gegenstände, wie Waffen und Fibeln. Später sind in England und Skandinavien auch sog. Runensteine verbreitet. Im 6. und 7. Jahrhundert wird das gemeingermanische, ältere Futhark (Runenreihe), benutzt; d. h., dass im gesamten germanischen Raum, in dem Runen benutzt werden, die gleichen Zeichen vorkommen. Die einzige Ausnahme bildet hier die H-Rune. In Skandinavien und England zeigt die H-Rune nur einen Querstab, im süddeutschen Raum hat sie zwei Querstäbe. Im 7. Jahrhundert entwickelt sich im angelsächsischen Bereich das spezielle Futhork heraus (Parsons 1999). Seit dieser Zeit hat auch die angelsächsische H-Rune zwei Querstäbe.
3.4.1 Die Runensitte in Süddeutschland Die Sitte des Runenritzens ist, wie oben bereits erwähnt wurde, seit dem 6. Jahrhundert in Süddeutschland nachweisbar. In diesem Raum handelt es sich um eine recht kurzzeitige Erscheinung, die maximal über einhundert Jahre nachweisbar bleibt. Max Martin konnte in einem 2004 erschienenen Aufsatz zeigen, dass die Sitte, Runen zu ritzen, im süddeutschen Raum um ca. 530 n. Chr. auftaucht und gute einhundert Jahre nachweisbar bleibt (Martin 2004, S. 175ff.). Die ältesten sicher datierbaren Funde sind München-Aubing, Grab 303, Basel-Kleinhüningen, Grab 115, Pleidelsheim, Grab 20, und Hohenstadt, Kr. Göppingen. Es handelt 40
David Parsons führt 1999 sechzehn frühe angelsächsische Runenfunde an, daneben existieren noch vier Funde, die nicht eindeutig zu dieser frühen Gruppe gezählt werden können, vgl. Parsons 1999, S. 70 ff.
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sich bei diesen Beispielen um Fibeln mit halbrunder Kopfplatte und gleichbreitem Fuß (Martin 2004, S. 178, 199 und Abb. 4). Fibeln bleiben über die gesamte Laufzeit der süddeutschen Runen hinweg, das beliebteste Trägerobjekt für Runeninschriften (Taf. 29). Da sie die häufigste und gleichförmigste Erscheinung unter den süddeutschen Runenfunden darstellen, werden sie an dieser Stelle nicht besprochen. Wie bereits festgestellt werden konnte, sind es meist Fibeln, die mit Runen versehen wurden. Daneben sind Runen auch auf Waffen, Beschlägen oder sonstigen Gegenständen nachweisbar. Sämtliche Gegenstände sind beweglich und stammen aus Grabfunden. Funde, die als Einzelfunde nachgewiesen sind, werden aller Wahrscheinlichkeit nach aus zerstörten Grabfunden stammen. Als Beispiel sei hier der Halsreif von Aalen vorgestellt.
Der Halsreif von Aalen (Baden-Württemberg) Der Halsreif von Aalen ist aus vergoldetem Silber gefertigt und mit Almandinen belegt. Auf der Rückseite findet sich die in Runen geritzte Inschrift noru, dabei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Frauennamen (Düwel 2000). Der Halsreif wurde als Einzelfund zur Zeit des zweiten Weltkriegs aufgefunden und gelangte über den Kunsthandel in das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Frankfurt. Egon Wamers datierte den Halsreif seiner Form nach in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts (Wamers 2000; Fundberichte Baden-Württemberg 28/2, 2005, S. 281). Dieser Datierung nach wäre der Halsreif von Aalen der älteste Runenfund in Süddeutschland, der zeitlich weit vor den üblichen Funden mit Runen in Süddeutschland liegen würde. Ein ähnlicher Halsreiffund (Oeftiger und Dollhopf 2000 (2001), Abb. 127 und 128) kam aus Grab 413 des Gräberfeldes „Zwerchweg“ bei Herrenberg, im Kreis Böblingen, zu Tage. Es handelt sich hierbei um die ungestörte Bestattung einer Frau in einem Grab mit Nische und Holzsarg, die überdurchschnittlich reich ausgestattet war. Neben einem in der Nische niedergelegten Perlrandbecken aus Bronze befanden sich außerdem noch eine Kugelbauchflasche aus grünlichem Glas, ein silberner Haarpfeil mit Vogelkopf, zwei silbervergoldete Fünfknopf-Bügelfibeln mit Almandinen, zwei silbervergoldete S-Fibeln mit Almandineinlagen und zahlreiche weitere Gegenstände sowie besagter Halsreif. Der Halsreif ist ebenfalls, wie der Aalener, silbervergoldet und mit Almandinen belegt. Daneben enthält er außerdem noch einige Meerschaumperlen und wurde sehr lange getragen. Das Grab 413 von „Zwerchweg“ wird an das Ende des 5. Jahrhunderts bzw. in die Zeit um 500 datiert werden müssen (Oeftiger und Dollhopf 2000 (2001), S. 141 f.). Somit steht zumindest zu überlegen, ob auch der Aalener Halsreif bis in das 6. Jahrhundert hinein getragen worden ist, und erst am Ende seiner Tra-
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gezeit mit Runen versehen wurde. Diese Vermutung wird von der durch Birgit Arrhenius durchgeführten Analyse der Granatsteine des Halsreifens unterstützt (Arrhenius 2000, S. 15). Weitere erwähnenswerte Funde sind:
Die Kleinbrakteaten aus Hüfingen (Baden-Württemberg) Die oben bereits besprochenen Kleinbrakteaten aus Grabfund 318, in Hüfingen, im Schwarzwald, zeigen bis jetzt die einzige urnordische Runenformel unter den süddeutschen Inschriften. Es handelt sich um die Runenfolge alu, die bei den Runeninschriften aus skandinavischen Mooropferfunden oftmals belegt ist. Der Hüfinger Grabfund wird in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert (Fingerlin et al. 1998).
Die Schnalle von Pforzen (Bayern) (Taf. 30) Neben einem Elfenbeinring mit Runenritzung aus dem Frauengrab 255, der als Einfassung für eine bronzene Zierscheibe diente, ist aus Grab 239 des Gräberfeldes von Pforzen, im Ostallgäu, ohne Frage eines der interessantesten Fundstücke mit Runeninschrift bekannt geworden. Es handelt sich hierbei um eine aus einem Männergrab stammende silberne Gürtelschnalle, die auf ihrer Schauseite eine längere Inschrift trägt. Die Anbringung der Inschrift ist für eine Runenritzung außergewöhnlich, da diese in den meisten Fällen auf der nicht sichtbaren Rückseite angebracht wurden. Der ovale Schnallenbügel ist mit einer heute ausgefallenen Nielloverzierung versehen gewesen, der rechteckige Gürtelbeschlag ist Träger der Inschrift. Die Schnalle ist nicht nur aufgrund der Runeninschrift hervorzuheben. Sie gehört einer recht seltenen, wohl dem mediterranen bzw. dem Balkanraum entstammenden Form an, für die es jedoch nur wenige Vergleichsfunde gibt. Ein vergleichbarer Fund stammt aus dem sog. germanischen Frauengrab in Ulpiana (Taf. 43),41 wo er mit weiteren recht außergewöhnlichen Funden vergesellschaftet ist. Allgemeine Charakteristika der Schnalle, wie der rechteckige Beschlag und die endständige Vernietung, verweisen allgemein in das romanische Milieu (Babucke 1999, S. 22 f.). Die Bestattung des Mannes aus Grab 239 gehört mit ihrer silbernen Gürtelschnalle und der vollständigen Waffensaustattung zu den wohlhabenden Gräbern 41
Heute Gracˇanica im Kosovo. Dieser Fundort und weitere vergleichbare Funde bei Babucke 1999, S. 22 ff. Zu Ulpiana siehe auch Milinkovic´ 2006 und Milinkovic´ 2003.
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des Bestattungsplatzes (Babucke 1999, S. 15ff., ab S. 17ff. erfolgt eine Abbildung des Grabinventars). Volker Babucke ordnet das Grab der Qualitätsgruppe B, nach Rainer Christlein, zu (Babucke 1999, S. 20). Die Datierung konnte aufgrund der Beigaben in das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts erfolgen (Babucke 1999, S. 22). Die Inschrift ist mit Klaus Düwel als aigil : andi : aïlrun (Zeile I) und itahu : gasokun (Zeile II) zu lesen (Düwel 1999, S. 41 ff.). Er fasst die Inschrift als Abschwörungsformel an heidnische Gebräuche auf, die mit „Aigil und Ailrun haben die Hirsche verflucht“ (Düwel 1999, S. 51) übersetzt werden könnte. Düwel beruft sich dabei auf aus historischen Quellen bekannte heidnische Riten, die eine Verkleidung mittels einer Hirschhaut zu Neujahr beinhalteten und aus christlicher Sicht als verwerflich zu betrachten waren.42 Darüber hinaus ist die Inschrift der Schnalle von Pforzen nicht nur der zweitälteste bekannte germanische Stabreim, sondern auch eine der wenigen längeren süddeutschen Inschriften mit Satzgefüge bzw. das einzige Beispiel einer vershaltigen Inschrift aus dem südgermanischen Gebiet. Interessant ist auch, dass sich in dieser Inschrift sowohl ostgermanische wie auch westgermanische Sprachmerkmale unterscheiden lassen (Düwel 1999, S. 52 ff.; Nedoma 2004, S. 340). Eine andere Lesart der Inschrift von Pforzen schlägt Robert Nedoma vor (Nedoma 2004). Er liest die Inschrift: aigil : andi : aïlrun (Zeile I) itahu : gasokun (Zeile II), was er mit ‘Aigil und Ailrun kämpften/stritten zusammen an der I/Alzach’ (Nedoma 1999, S. 99 ff.; Nedoma 2004, S. 344 und 362) übersetzt. Diese Sequenz kann als frühes Zeugnis germanischer Heldensage gedeutet werden. Ein Meisterschütze Egil ist, zusammen mit seiner Frau Olrun, in der Wielandsage überliefert. Hier stellt sich die Frage nach einer ursprünglich eigenen Sage des Protagonisten Egil, die inzwischen verloren und nur noch als Randepisode, stark verfremdet, innerhalb der Wielandsage überliefert ist. Zeugnisse hierfür wären die Schnalle von Pforzen, das um 700 in England entstandene Franks Casket (Runenkästchen von Auzon) sowie einige Pfeilkenningar (d. h. dichterische Umschreibungen für Pfeile), die in den altnordischen Sagas überliefert sind und eindeutig auf Egil als Bogenschützen Bezug nehmen (Nedoma 2004, S. 354 ff.). Das englische Franks Casket, das aus Walbein geschnitzt wurde, zeigt eine entsprechende Episode als Abbildung auf seinem Deckel: man sieht einen Mann in einem Haus, der sich der anstürmenden Feinde mit Pfeil und Bogen erwehrt und mit einer Runeninschrift als ægili bezeichnet wird. Weiter hinten im Haus sieht man eine kauernde Frau, die den Mann zu unterstützen scheint (Hauck 1973 und Taf. 42; Becker 1973, S. 81 ff. und Abb. VII; Nedoma 2004, S. 357 f.). 42
Düwel 1999, S. 48 ff. Zu einer weiteren Deutung kommt Ottar Grønvik 2003, S. 174 ff.: „Aigil und Ailrun kämpften (stritten) zusammen, zusammen mit dem Hirsch“, wobei der Hirsch als Symbol Chritsi gedeutet wird.
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Inschriften auf Waffen Im Vergleich zu den zahlreichen Runeninschriften auf Fibeln und anderen Gegenständen, die der weiblichen Lebenswelt zugeordnet werden, sind Inschriften auf Waffen im süddeutschen Raum recht selten (Düwel 1981, S. 154 ff. und Karte 1). Aus diesem Grunde seien diese hier genauer vorgestellt.
Die Runenspatha aus Schretzheim (Bayern) (Taf. 21) Aus Grab 79 des Gräberfeldes in Schretzheim, Kr. Dillingen, wurde eine Spatha43 geborgen, in deren Klinge ein Runenkreuz eingearbeitet wurde, das als arab gelesen wird (Düwel 2008, S. 62). Der Grabfund wird in SD-Phase 6 bis 7 datiert. Auffällig ist das Runenkreuz, weil außer dem Fund in Schretzheim nur noch ein weiteres Mal solch ein Runenkreuz belegt ist. Es handelt sich bei diesem zweiten Fund, um eine Scheibenfibel aus Soest in Westfalen, deren Rückseite ebenfalls ein Runenkreuz trägt. Die Inschrift wird atano gelesen (Düwel 1981, S. 159 f.; Krause 1993, S. 89; Düwel 2008, S. 61). Gefunden wurde die Fibel in einem Frauengrab, das in das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts zu datieren ist (Melzer 1999) und so als zeitgleich mit der Schretzheimer Spatha angesehen werden kann. Lesungsversuche deuten in beiden Fällen in die Richtung von Namen, die vielleicht den oder die Besitzerin bezeichnen oder auch Hersteller oder Schenker der Gegenstände bezeichnen könnten (Düwel 2008, S. 61 f.).
Der Sax von Steindorf (Bayern) Der Sax von Steindorf, Kr. Fürstenfeldbruck, ist eines der wenigen Beispiele unter den Funden mit Runen, bei dem schon im Zuge der Herstellung, in der zweiten Hälfte oder dem 3. Drittel des 6. Jahrhunderts, die Runeninschrift angebracht wurde. Die Inschrift wird als husibald?? gelesen und als Besitzer- oder Herstellername aufgefasst (Düwel 1981, S. 158f.; Düwel 2008, S. 62). Ein ähnlicher Fund ist der Sax aus Grab 381 von Hailfingen, Stadt Rottenburg am Neckar, in Baden-Württemberg, der ebenfalls über eine tief eingeschnittene und eindeutig zuerkennende Runeninschrift verfügt und als Herstellername gedeutet wird. Der Sax von Hailfingen war mit einem einreihigen Beinkamm, einer großen Eisenschnalle mit Schilddorn und kreisrundem Beschlag und einer rechteckigen eisernen Gürtelplatte sowie weiteren Beigaben vergesellschaftet (Moltke 1934, S. 36 43
Es handelt sich dabei um dasselbe Schwert, das bei den Ringschwertern, unter dem Stichwort Schretzheim, abgehandelt wurde.
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und Taf. 6; Stoll 1939, S. 29f. und Taf. 31), so dass das Grab in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert werden kann. Ein später Vergleichsfund zu den Saxinschriften von Steindorf und Hailfingen kann aus dem angelsächsischen Gebiet für das 9. Jahrhundert genannt werden. Es handelt sich hierbei um das sog. Themse-Kurzschwert. Auch hier treten Inschrift – es handelt es sich auch hier um einen Besitzer- oder Herstellernamen (Düwel 2008, S. 71 f.) –und Ornament gemeinsam auf.
Das Lanzenblatt von Wurmlingen (Baden-Württemberg) Einer der wenigen Waffenfunde mit Runen ist das Lanzenblatt aus Grab 2 des Gräberfeldes von Wurmlingen, Kr. Tuttlingen. Die Lanze ist 27 cm lang, hat ein rautenförmiges Blatt mit kräftiger Mittelrippe und vierkantiger Tülle (Veeck 1931, S. 82 und Taf. O,8a und b). Der Fund wird an die Wende des 6. zum 7. Jahrhundert datiert und trägt eine mit Silberdraht eingelegte Runeninschrift, die als :dorih gelesen wird. Die Deutung geht ebenfalls in die Richtung Hersteller- oder Besitzernamen (Krause und Jankuhn 1966, S. 304f. Krause liest hier idorih. Düwel 1981, S. 157f.; Krause 1993, S. 42 und Taf. III; Düwel 2008, S. 62). Im Falle von Wurmlingen wurde die Inschrift ebenfalls bei der Herstellung angebracht. Gleichzeitig sind noch weitere Symbole, die ebenfalls mit Silberdraht auf die Lanzenspitze aufgebracht wurden, zu erkennen. Es sind einige Lanzenspitzen mit Runeninschriften überliefert, die jedoch in die römische Kaiserzeit datiert werden müssen. Hier sind, neben den skandinavischen Funden, die Lanzenspitze von Dahmsdorf, in Brandenburg, oder die, dem Wurmlinger Fund aufgrund ihrer Tauschierungen recht nahe stehende, Lanzenspitze von Kowel, in der Ukraine, zu nennen (Krause und Jankuhn 1966, Taf. 15,31, 16, 17 und 18; Krause 1993, Taf. III).
3.4.2 Die Runensitte in Skandinavien Die erste Auffälligkeit, die bei einem Vergleich zwischen Runenfunden aus dem skandinavischen und dem süddeutschen Raum ins Auge fällt, ist die große Menge der aus süddeutschem Gebiet vorliegenden Runenfunde und die hingegen eher spärlich bezeugten skandinavischen Runenfunde desselben Zeitraumes. Dieser Umstand wird sich aus der, im Vergleich mit den kontinentalen Verhältnissen, relativ dürftigen archäologischen Überlieferung der späten Völkerwanderungszeit und der frühen Merowingerzeit in Skandinavien erklären lassen. Was die Fundzusammenhänge und den Fundstoff anbelangt, so sind hier einige Unterschiede zu bemerken. Stammen die Runenfunde – meistenteils sind es Fibeln – aus Süddeutschland vorzugsweise aus gesicherten und gut datierbaren Grabfunden, so
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finden sich auf skandinavischem Gebiet vor allem Runensteine. Handelt es sich aber um Gegenstände, die den süddeutschen an die Seite zu stellen sind, wie z.B. Fibeln, so stammen diese nicht selten aus schlecht beobachteten Grabfunden (Altgrabungen) oder ähnlich unsicheren Fundzusammenhängen.44
Runensteine und Felsritzungen Runensteine und Felsritzungen sind nur für den skandinavischen Raum belegt.45 Sie sind vor allem als Träger des jüngeren Futhark bekannt und somit der späten Vendelzeit und der Wikingerzeit zuzuordnen. Es gibt zwar auch einige ältere Runensteine,46 die mit den Runen des älteren Futhark beschriftet wurden, es ist jedoch so gut wie unmöglich, die Runensteine archäologisch zu datieren. Eine Datierung erfolgt hier meist über sprachliche Kriterien, die sich in anderen Fällen auf archäologische Datierungen stützen. Aufgrund dieser Probleme sowie der fehlenden Vergleichsbasis auf süddeutschem und englischem Gebiet wird auf eine genauere Auseinandersetzung mit dieser Fundgruppe verzichtet.
Fibeln Es finden sich in Skandinavien einige Fibeln, die dem Arbeitszeitraum zugeordnet werden. Es handelt sich dabei um Relieffibeln. Eine dieser Fibeln, die Fibel von Eikeland, Rogaland, in Norwegen, stammt aus einem reichen Frauengrab. Das Fibelbruchstück von Strand, Sør-Trøndelag, in Norwegen, stammt ebenfalls aus einem Frauengrab. Die Fibel von Bratsberg, Telemark, Norwegen,47 sowie die Fibel von Fonnås, Hedmark, ebenfalls in Norwegen, sind Einzelfunde.
Die Fibel von Bratsberg (Norwegen) Bei der Fibel von Bratsberg handelt es sich um eine 13,8 cm lange silberne Relieffibel, die Spuren von Vergoldung zeigt. Die Datierung erfolgt über stilistische Merkmale, d. h. stilisierte, aber noch nicht aufgelöste Tierfiguren (Krause und
44
45
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Z. B. Bügelfibeln von Bratsberg und von Fonnås, als Einzelfunde, und der Kamm von Setre der in einem „Müllhaufen“ aufgefunden wurde. Düwel 2008, S. 34: Eine Inschrift in der älteren Runenreihe, die in der Höhle „Kleines Schulerloch“ bei Kehlheim an der Donau entdeckt wurde, wird der Fälschung verdächtigt. Eggja und die sog. Blekinger Steine. Die genauen Fundumstände dieser Fibel sind nicht bekannt.
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Gemeinsame Fundgattungen
Jankuhn 1966, S. 43; Birkmann 1995, S. 83). Wolfgang Krause und Herbert Jankuhn datieren die Fibel auf etwa 500 (Krause und Jankuhn 1966, S. 44; Birkmann 1995, S. 151). Thomas Birkmann gibt ebenfalls diesen Zeitraum als Datierung an (Birkmann 1995, S. 84). Die Runeninschrift befindet sich auf der Rückseite der Kopfplatte.48 Die Inschrift ist von Randlinien eingefasst (Krause und Jankuhn 1966, S. 43; Birkmann 1995, S. 84). Sie wird ek erilar („ich Eril“) gelesen und zeigt mehrere Binderunen. Eril wird als Standesbezeichnung aufgefasst, die einen vornehmen Runenmeister bezeichnen könnte (Krause und Jankuhn 1966, S. 43; Birkmann 1995, S. 84 und 156). Inschriften, welche die Sequenz ek erilar beinhalten, kommen einige Male in Skandinavien vor (Birkmann 1995, S. 151–159).
Fibel von Eikeland (Norwegen) Die Fibel von Eikeland ist aus Bronze gefertigt und vergoldet. Sie stammt aus einem Frauengrab und wurde auf etwa 550–600 datiert. Für die Datierung war die Keramik des Grabes, aber auch die Fibel selbst (Stilistische Methode), ausschlaggebend (Birkmann 1995, S. 84). Die Runeninschrift ist hier ebenfalls auf der Rückseite der Kopfplatte angebracht. Auch hier wurden Binderunen verwendet (Birkmann 1995, S. 84). Die Inschrift wird als ek wiR wiwio writu i runoR asni (‘Ich, Wir, für Wiwia [ ? ] ritzte ein die Runen. Jetzt [oder: hier?]’; Krause 1993, S. 69) gelesen (Krause und Jankuhn 1966, S. 47 f.).
Die Fibel von Fonnås (Norwegen) Bei der einzeln gefunden Fibel von Fonnås handelt es sich um eine Relieffibel, die eine Länge von 17,5 cm hat. Sie besteht aus Silber. Ihre Vorderseite ist vergoldet und hat auf der Kopfplatte drei kleine runde Einlagen mit Halbedelsteinen (Krause und Jankuhn 1966, S. 44 f.; Birkmann 1995, S. 87. Jedoch ist nur noch ein Stein vorhanden). Die Fibel wird durch Wolfgang Krause und Herbert Jankuhn in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert (Krause und Jankuhn 1966, S. 47). Thomas Birkmann legt sich nicht fest und diskutiert mehrere Zeitansätze verschiedener Archäologen und Runologen, die von der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts bis zur zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts reichen (Birkmann 1995, S. 87 ff.). 48
Bei Krause und Jankuhn 1966 ist „Fußplatte“ angegeben (S. 43), die Abbildung (Taf. 10, 16) zeigt jedoch deutlich die Inschrift auf der Kopfplatte.
Runen
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Die Runeninschrift ist, wie in den Fällen der Fibel von Bratsberg und der Fibel von Eikeland, auf der Rückseite der Kopfplatte angebracht. Es ist jedoch nicht in allen Fällen der Ritzungen sicher, dass es sich um Runen handelt, und die Lesung der Inschrift ist strittig (Krause und Jankuhn 1966, S. 45 f.; Birkmann 1995, S. 87 f.
Das Fibelbruchstück von Strand (Norwegen) Das bronzene Fibelbruchstück von Strand stammt aus einem Frauengrab, das außerdem noch einen tönernen Spinnwirtel enthielt (Krause und Jankuhn 1966, S. 48. Wolfgang Krause und Herbert Jankuhn datieren die Fibel in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts (Krause und Jankuhn 1966, S. 49). Die Inschrift ist nicht direkt auf der Fibel eingeritzt worden, sondern auf einem Bleiplättchen, das auf die Fußplatte der Fibel aufgelegt wurde (Krause und Jankuhn 1966, S. 48). Die Inschrift wird als siklisnahli (‘Der Schmuck ist Schutz gegen Tote’) gelesen (Krause und Jankuhn 1966, S. 49; Axboe 2004).
Brakteaten Die Brakteaten in Skandinavien nehmen im gegebenen Arbeitszeitraum nur einen kleinen Teil ein, da sie in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts außer Gebrauch kommen und nicht mehr in vendelzeitlichen (Schweden) bzw. merowingerzeitlichen (Norwegen) Grabfunden vorkommen (Birkmann 1995, S. 68 f.; Axboe 2004). Brakteaten kommen sowohl in völkerwanderungszeitlichen Grabfunden als auch als Einzel- oder Schatzfunde vor. Eine genauere Datierung ist allerdings nur bei den Grabfunden möglich. Nur ein kleiner Teil der Brakteaten trägt eine Runeninschrift. Diese Inschriften scheinen einen meist formelhaften Charakter zu haben. Die häufigsten Formelwörter sind: alu, auja, (e) eh(w) . . . und laukaR (Krause und Jahnkuhn 1966, S. 239 ff., vgl. a. Axboe 2004; Pesch 2007. Eine Liste der skandinavischen Brakteaten mit der Formel alu findet sich bei Pieper 1986, S. 194 ff.). D-Brakteaten, die den spätesten Brakteatentyp darstellen, tragen keine Runeninschriften (Birkmann 1995, S. 68).
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Gemeinsame Fundgattungen
Andere Fundgattungen Die Perle von Lousgård (Bornholm) Bei der Perle von Lousgård handelt es sich um eine Holzperle aus dem Körpergrab 10 des Friedhofes in Lousgård, auf Bornholm. Das Grab enthielt außerdem eine bronzene Fibel mit Tierornamentik, eine weitere Bronzefibel, zwei bronzene Armbänder, ein Eisenmesser und weitere Perlen. Der Grabfund wird in die 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert (Birkmann 1995, S. 89). Bei der Lesung der Inschrift ergeben sich Probleme, zumal es so zu sein scheint, als kämen schon jüngere Runenformen vor. Am ehesten ist hier, laut Thomas Birkmann, der Genitiv eines Frauennamens „AshiltaR“ anzunehmen (Birkmann 1995, S. 89 f.).
Der Kamm von Setre (Norwegen) Der Kamm von Setre, Insel Bømlo, Norwegen, wurde in einem „Abfallhaufen“ in einer Felsenhöhle, zu Beginn der 1930er Jahre, aufgefunden (siehe auch Olsen und Shetelig 1933). Es handelt sich um einen Knochenkamm mit Kreisornamenten von 14,6 cm Länge, wie er für die Völkerwanderungszeit und die Merowingerzeit gut belegt ist (Krause und Jankuhn 1966, S. 89; Birkmann 1995, S. 93). Er wurde von Haakon Shetelig in das 6./7. Jahrhundert datiert (Olsen und Shetelig 1933, S. 24 ff. und 31). Der Kamm trägt auf beiden Seiten Runenritzungen. Sie werden wie folgt wiedergegeben: A1: hal maR A2: mauna B: alunaalunana (Birkmann 1995, S. 93. Bei Krause und Jankuhn 1966, S. 89 unter AI, AII und B zu finden.) Die Deutung der Inschriften ist schwierig und geht in die Richtung Schutz- oder Liebeszauber (Krause und Jankuhn 1966, S. 90 f.; Birkmann 1995, S. 93 ff.).
Der Würfel von Vallentuna (Schweden) Das Fragment eines Würfels tauchte als Beigabe einer reichen Brandbestattung, in einem vendelzeitlichen Grabhügel bei Rickeby, Vallentuna, Schweden, auf. Weitere Beigaben waren u. a. ein Helm, ein Schwert, Kämme, Zaumzeug und Trinkgefäße (Birkmann 1995, S. 91). Anhand der Beigaben wurde das Grab in den Zeitraum um 600 datiert (Birkmann 1995, S. 91 f.). Aufgrund der Fragmentierung des Würfels sind nicht alle Runen lesbar (Birkmann 1995, S. 92).
Runen
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3.4.3 Die Runensitte bei den Angelsachsen Auch in England gibt es seit dem 5. Jahrhundert Funde mit Runen. Die ähnlich dürftige Fundsituation, wie in Skandinavien, ist mit der weitaus schlechteren Überlieferungslage als auf dem Kontinent zu erklären.
Runeninschriften auf Waffen (Düwel 1981, Karte 3) Chessel Down/Isle of Wight (Taf. 25,5) Aus dem reichen Grabfund 76 des Gräberfeldes bei Chessel Down, auf der Isle of Wight, ist ein silbernes Schwertscheidenmundblech (Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 6 f., Fig. 2 und Pl. II,b; Evison 1967, S. 89 und 114, Fig. 11) mit der rechtsläufigen Inschrift æco : sœri bekannt geworden, die zwar klar lesbar ist, jedoch in der Deutung äußerst unklar ist. Als sicher anzusehen ist der Personenname Æco oder Acca (Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 6; Düwel 1981, S. 150 f.). Außerdem befanden sich noch weitere Bewaffnungsteile, wie Schildbuckel und Lanzenspitzen, in dem Grab. Das Scheidenmundblech weist gewisse Ähnlichkeiten mit skandinavischen Scheidenmundblechen auf, weswegen eine mögliche Herkunft des Stückes aus dem skandinavischen Raum diskutiert wurde. Diese Möglichkeit scheint jedoch nicht zwingend notwendig, da die skandinavischen Mundbleche dieser Art49 aus Goldblech gefertigt wurden und eindeutigen Tierstil zeigen. Das Stück aus Chessell Down ist hingegen Silber und zeigt zumindest keinen typischen Tierstil, da hier bärtige Menschenköpfe dominieren, deren Haare ineinander geflochten zu sein scheinen; Tierleiber sind soweit gar nicht erkennbar (Evison 1967, S. 88 f. und Fig. 11; Parsons 1999, S. 48 ff. und Fig. 7).
Faversham, Kent Das oben bereits besprochene Ringschwert aus Faversham in Kent, zeigt an seinem Schwertknauf ein Niellomotiv, das als Begriffsrune gedeutet werden kann. Will man das Zeichen als Rune auffassen, so handelt es sich um eine T-Rune, die den Himmelsgott Tiwaz (Ty´r) bezeichnet (Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 7 ff. und Fig. 3; Düwel 1981, S. 151).
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Z. B. aus Högom, in Schweden, oder Snartemo, in Norwegen.
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Gemeinsame Fundgattungen
Gilton (Ash pommel), Kent (Taf. 25,1) In einem Grab von Gilton, Ash, in Kent, kam ein Schwert mit silbernem Pyramidenknauf (Ringschwert?) zu Tage, auf dessen Knauf eine deutlich erkennbare, längere Runeninschrift eingeritzt wurde (Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 3 f. und Pl. I; Evison 1967, S. 88, 97 ff., 113, Fig. 10,a und Pl. IX; Page 1999, S. 167 und Fig. 58). Die Lesung ist mit sigi mci ah versucht worden, was als Besitzerinschrift ‘Sigi besitzt mich’ gedeutet wurde (Düwel 1981, S. 150 nach B. Odenstedt).50 Der Typ des Schwertknaufes gehört zu einer in Kent verbreiteten Gruppe und wird dem späten 6. Jahrhundert zugerechnet (Parsons 1999, S. 43). Ebenfalls aus Gilton ist ein weiterer silbervergoldeter Schwertknauf zu nennen, der ein einzelnes Runenzeichen trägt –, wohl eine Algiz-Rune – das als Begriffsrune „Schutz/Verteidigung“ aufgelöst wird (Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 7 und Pl. III, a. Düwel 1981, S. 151).
Holborough Die Speerspitze von Holborough zeigt ebenfalls keine lange Inschrift, sondern nur ein einzelnes Zeichen, das als Rune, aber auch als sonstiges Symbol oder schlichtes Ornament aufgefasst werden kann (Düwel 1981, S. 151 f.).
Sarre, Kent Aus Grab 91 von Sarre, in Kent, ist ein bronzevergoldeter Schwertknauf mit schlecht erhaltener Runeninschrift bekannt geworden, der dem 6. Jahrhundert zuzuordnen ist. Der Knauf war der einzige Teil des Schwertes, der in dem Grab gefunden wurde, sodass vermutet worden ist, er sei pars pro toto oder als Amulett beigegeben worden (Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 3; Düwel 1981, S. 150). Ray Ian Page versuchte eine Lesung der Zeichen, kam jedoch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis. Die Möglichkeit, dass es sich um einen heute nicht mehr lesbaren Hersteller- oder Besitzernamen handeln könnte, wurde aber durchaus in Betracht gezogen (Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 1 ff., Fig. 1 und Pl. II,a; Evison 1967, S. 89 und 113, Fig. 10,b; Düwel 1981, S. 149 f.).
50
Hierzu bei Chadwick Hawkes und Page 1967, S. 3 f.: R. W. V. Elliot las eicsigimernemde „Sigimer named the sword“, diese Deutung ist weitgehend aufgegeben worden. Dazu auch Page 1999, S. 167 f.
Runen
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Weitere Runeninschriften Boarley, Kent Als Detektorfund in Kent wurde eine Scheibenfibel gefunden, die an das Ende des 6. oder an den Anfang des 7. Jahrhunderts datiert wird und zu einer gut belegten Gruppe kentischer Scheibenfibeln gehört (Parsons 1999, S. 46). Die Inschrift ist nicht eindeutig entzifferbar. David Parsons spricht sich für liota aus, was als kontinentalgermanischer Frauenname belegt ist. Damit hätte man einen kontinentalgermanischen Namen auf einer typisch kentischen Fibelform und einen sehr bildhaften Beleg für die engen Beziehungen zwischen England und dem Kontinent zur Zeit des 6. und 7. Jahrhunderts. Ray Page verweist jedoch darauf, dass noch keine wirklich befriedigende Lesung gelungen ist (Parsons 1992, S. 7 f.; Page 1999, S. 28 und 94; Parsons 1999, S. 47).
Caistor-by-Norwich, Norfolk Aus Caistor-by-Norwich stammt der runenbeschriftete Wirbel eines Wildtieres (Reh?), der aus Urne N 59 stammt. Hierbei handelt es sich um eine der ältesten bekannten angelsächsischen Runeninschriften, die in das späte 4. bis frühe 5. Jahrhundert datiert wird und von einem Gräberfeld stammt, auf dem noch die Brandbestattung ausgeübt wurde. Außerdem lassen sich anhand des archäologischen Materials einige Bezüge zum Schleswiger Raum bzw. nach Fünen feststellen. Die Inschrift kann sehr eindeutig als raïhan gelesen werden, was vielleicht mit Rentier oder Reh übersetzt werden könnte und somit eine Bezeichnung des Tierknochens wäre. Solch eine „Sachbezeichnung“ findet sich ansonsten noch auf dem norddeutschen Schemelfund von Wremen, der ebenfalls in das 5. Jahrhundert zu datieren ist (Düwel 2008, S. 56 und 66). Diese frühe Inschrift zeigt noch enge Bezüge zu skandinavischen Runeninschriften, was bei der Betrachtung des archäologischen Materials wenig überrascht. So findet sich hier die in Skandinavien übliche H-Rune mit nur einem Querstab, und nicht die spätere angelsächsische H-Rune mit zwei Querstäben, wie sie in England seit dem 7. Jahrhundert üblich wird und sich schon im 6. Jahrhundert bei den süddeutschen Inschriften findet (Myres und Green 1973, S. 160 und Abb. 5 und Taf. 19b; Wilson 1981; Page 1999, S. 12, 18 f. und Abb. 6, S. 21, 28, 34, 179 ff. und 228 ff.; Parsons 1999, 47 f.; Düwel 2008, 71).
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Gemeinsame Fundgattungen
Chessell Down, Isle of Wight Ebenfalls von dem Gräberfeld Chessell Down, auf der Isle of Wight, ist aus Grab 45 ein kupferlegierter Eimer bekannt, der eine Runeninschrift trägt, die in einem „Rahmen“ angebracht wurde. Der Eimer entstammt dem ostmediterranen Milieu und wird in das 6. Jahrhundert datiert. Die Inschrift wird als . . . bw(s) . . . ekkkaaa gelesen und ist soweit nicht weiter deutbar. Die häufige Nennung der gleichen Buchstabenfolgen hintereinander könnte vielleicht auf einen magischen Hintergrund schließen lassen, wie er augenscheinlich bei einigen skandinavischen Inschriften belegt scheint. David Parsons verweist in diesem Zusammenhang auf den Fund eines Amuletts aus Lindholmen (Parsons 1999, S. 51 f. und Fig. 8).
Cleatham, South Humberside Von dem frühangelsächsischen Gräberfeld Cleatham, Manton parish, South Humberside, ist eine kupferlegierte Hängeschale aus dem Frauengrab 20, das dem späten 6. oder dem frühen 7. Jahrhundert zugeordnet wird, bekannt geworden. Die Schale, die einem keltischen Typ zugeordnet wird, trägt Runen und/ oder runenähnliche Zeichen. John Hines liest hier die letzten vier Runen edih. Die H-Rune zeigt hier ebenfalls noch die ältere Form mit dem einzelnen Querstab. Der Beginn der Inschrift ist nicht mehr lesbar (Hines 1989, S. 14; Page 1999, S. 29; Parsons 1999, S. 52.).
The Dover rune brooch (Buckland Cemetery), Kent Bei dieser Runenfibel handelt es sich um eine silberne Scheibenfibel, die aus Grab 126 vom angelsächsischen Gräberfeld Long Hill, Buckland bei Dover, Kent, bekannt geworden ist. Die Fibel ist mit gelben und blauen Glas- sowie Muscheleinlagen und Filigranverzierung, einer Außenborte mit Niellozier und einer kreisförmig angelegte Cloisonnézier, die um eine zentral angelegte runde Muschelscheibe herumläuft, versehen. Die Fibel zeigt auf ihrer Rückseite zwei Ritzungen: die eine Ritzung ist schwer deutbar, auch wenn es sich eindeutig um Runen handelt, die andere zeigt die Folge i w d (Page 1999, S. 12, 181 f. und Fig. 64). Die Inschriften wurden in eine Art Rahmen gesetzt, d. h. die Runen stoßen oben und unten an Linien. Die Datierung der Fibel wird an das Ende des 6. Jahrhunderts zur Wende des 7. Jahrhunderts angesetzt (Evison 1964; Evison 1987, S. 39 ff., Fig. 7,126/1 und S. 323, Fig. 52,126; Parsons 1999, S. 52 f.).
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Harford Farm, Norfolk Von dem Gräberfeld “Harford Farm”, ebenfalls bei Caistor-by-Norwich, Norfolk, gelegen, ist eine Fibel aus Grab 11 bekannt geworden, die dem 7. Jahrhundert zugeordnet wird. Sie ist mit Tierstil II verziert. Erwähnenswert ist, dass neben der Inschrift, auf der Rückseite der Fibel, weitere Ritzungen angebracht sind, die ornamentalen Charakter haben. Die Inschrift wird von John Hines als luda : gibœtæsigilæ gelesen und mit „Luda repaired the brooch“ übersetzt (Hines 1991, S. 6 f.; Page 1999, S. 166). Der Charakter der Inschrift wird von David Parsons als außergewöhnlich für die frühen Inschriften bezeichnet, da es sich hierbei eindeutig um einen altenglischen Text handelt (Parsons 1999, S. 53 f. und Fig. 9).
Heslerton brooch, North Yorkshire Aus einem Grabfund von dem frühen angelsächsischen Gräberfeld von West Heslerton, in North Yorkshire, ist eine kreuzförmige Fibel überliefert, die auf ihrer Rückseite eine Runeninschrift neim ( ? ) trägt. Genauere Fundumstände sind leider nicht bekannt, die Form der Fibel kann jedoch allgemein in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert werden. Die Inschrift ist nicht weiter zu deuten (Parsons 1999, S. 54 f.).
Loveden Hill, Lincolnshire Im angelsächsischen Raum sind auch Urnen mit Runeninschriften bekannt geworden. Eine davon ist die Urne von Loveden Hill, in Lincolnshire, die in das 6. Jahrhunderts n. Chr., vielleicht schon an das Ende des 5. Jahrunderts, datiert wird. Die meisten Bestattungen des Gräberfeldes waren Brandbestattungen, neben einigen Körperbestattungen. Anhand der Keramik lassen sich anglische, sächsische und friesische Elemente feststellen, Beziehungen bestehen allerdings auch zu dem angelsächsischen Gräberfeld von Spong Hill. Ray Page liest die Inschrift als siPab×d // Picw // hla×, diese ist allerdings nur schwer zu deuten. Aber auch hier zeigt sich die H-Rune mit nur einem Querstab. Die Runen wurden vor dem Brand in den feuchten Ton eingeritzt (Page 1999, S. 11, 18, 28, 45, 108, 114 f. und Fig. 29, S. 181 f., 217 und 228; Page 2001; Parsons 1999, S. 55 ff. und Fig. 10).
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Gemeinsame Fundgattungen
Spong Hill, Norfolk Aus Spong Hill, in Norfolk, sind Inschriften mit Spiegelrunen bekannt geworden. Es handelt sich dabei um gleiche Inschriften, die auf drei verschiedenen Urnen (Nr. 1224, 1564 und 2167) angebracht wurden. Vom Gräberfeld in Spong Hill sind sowohl Brand- als auch Körperbestattungen belegt, die vom 5. bis weit in das 6. Jahrhundert hinein angelegt wurden. Die Brandbestattungen überwiegen den Teil der Körperbestattungen bei weitem51 und werden eher dem 5. Jahrhundert zuzuordnen sein. Auch auf diesem Gräberfeld können Beziehungen zur Nordseeregion der Niederlande bis zur jütischen Halbinsel nachvollzogen werden. Die Runeninschriften aus Spong Hill wurden nicht eingeritzt, sondern eingestempelt. Die Stempelungen wurden nicht nur einmal in die jeweilige Urne eingedrückt, sondern gleich mehrere Male. Alle Inschriften sind stempelgleich und werden alu gelesen. Damit ist auch im angelsächsischen Raum eine der häufigsten nordischen Runenformeln bekannt, wie auch das Phänomen der Spiegelrunen aus Skandinavien bekannt ist (Pieper 1986; Pieper 1987, S. 67–72; Page 1999, S. 93 und Fig. 25; Hills und Pieper 2005; Parsons 1999, S. 60 ff. und Fig. 12; McKinnell, Simek und Düwel 2004, S. 90 ff.).
Undley bracteate, Suffolk Bei dem sog. Undley bracteate handelt es sich um einen goldenen A-Brakteatenanhänger – gearbeitet nach einer römischen Münze des 4. bis 5. Jahrhunderts – der als Einzelfund überliefert ist. Er ist wohl der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts zuzuordnen. Nach John Hines handelt es sich bei dem Undley Brakteaten nicht um ein angelsächsisches Fabrikat, sondern um eines aus Südskandinavien oder Schleswig-Holstein, da hier die ihrer Dekoration am nahestehensten Vergleichsstücke gefunden wurden. David Parsons meint, den Herkunftsort des Brakteaten auf Schleswig-Holstein näher eingrenzen zu können (Parsons 1999, S. 66). Auffällig ist das Vorkommen einer anglofriesischen O-Rune auf dem Brakteaten zu dieser frühen Zeit. Es ist jedoch denkbar und muss nicht der Herkunftsthese widersprechen, da davon auszugehen ist, dass in diesen Gebieten ein ähnlicher Dialekt herrschte (Hines und Odenstedt 1987; Hills 1991; Page 1999, S. 183 f. und Fig. 67; Düwel 2008, S. 71; Parsons 1999, S. 62 ff. und Fig. 13). Die Inschrift wird mit gægogæ mægæ medu transliteriert. Hier sieht Ray Page möglicherweise eine Verbindung zur Inschrift von Kragehul, auf Fünen (Page 1999, S. 184). 51
Pieper 1986, S. 181: es stehen 2322 Brandbestattungen nur 57 Körperbestattungen gegenüber.
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Wakerley, Northamptonshire Aus Grab 80 des Gräberfeldes von Wakerley, in Northamptonshire, ist eine Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte bekannt geworden, deren Runeninschrift buhu oder buhui gelesen wird. Auch hier findet sich die H-Rune mit nur einem Querstab (Page 1999, S. 19). Es waren dem Grab außerdem noch bronzene Ringfibeln, zwei silberne Ohrringe, zwei bronzene Ärmelhaken und zahlreiche Bernstein- und Glasperlen beigegeben. Das Grab wird in die Mitte bis in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert (Parsons 1999, S. 67).
Watchfield, Oxfordshire Aus Grab 67 des Gräberfeldes von Watchfield, in Oxfordshire, ist der Kupferbeschlag eines Lederkästchens bekannt geworden, das als Grabbeigabe einem jungen Mann beigegeben war und in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert wird. Die Inschrift wird haribo×i:wusa gelesen und zeigt ebenfalls noch die H-Rune mit nur einem Querstab (Scull 1990; Page 1999, S. 19, 182 und Fig. 66; Wilson 2006; Parsons 1999, S. 68 ff. und Fig. 14).
Welbeck Hill bracteate, South Humberside Aus Grab 14 des Gräberfeldes von Welbeck Hill ist ein silberner Brakteat bekannt geworden, der nur schwer zu klassifizieren ist. Fest steht, dass es sich um ein lokales Produkt handelt, das in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts zu datieren ist. Die Runeninschrift wird law gelesen, was als verderbtes lapu interpretiert werden könnte. lapu kommt auf einigen skandinavischen Brakteaten mit Runeninschrift vor (Parsons 1999, S. 70).
3.4.4 Zusammenfassung: Runen Es lassen sich in den drei Untersuchungsgebieten, in Bezug auf die Runeninschriften, gemeinsame Traditionen feststellen. Andererseits sind auch gravierende Unterschiede zu vermerken. Als ein generelles Problem muss die Überlieferungssituation angesehen werden, die nicht alle ehemals vorhandenen Inschriften konservierte und in allen drei Arbeitsgebieten als recht unterschiedlich zu betrachten ist. Schon allein die Grabsitte und die Erhaltungsbedingungen der Gräber, die ja den archäologischen Hauptbestand des 6. Jahrhunderts ausmachen, sind in allen drei Untersuchungsgebieten nicht völlig übereinstimmend. Für den süddeutschen
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Gemeinsame Fundgattungen
Raum sind uns zahlreiche Grabfunde für das 6. und 7. Jahrhundert überliefert, was sich in entsprechend zahlreichen Funden mit Runenschrift widerspiegelt. Auch im angelsächsischen Gebiet sind zahlreiche Bestattungen in diesen Zeitraum zu datieren. Hier stehen neben den Körperbestattungen lange Zeit jedoch Brandbestattungen, ganz ohne oder mit nur spärlichen Beigaben, im Vordergrund. Ähnlich wie im norddeutschen Raum wird die Zahl der potenziellen Inschriftenträger dadurch stark eingegrenzt. Im skandinavischen Raum ist die Situation im Untersuchungszeitraum durch generell sehr wenige Grabfunde charakterisiert, wenn auch Norwegen einige Körperbestattungen mit reichen Beigaben liefert. Funde mit Runen sind hier trotzdem recht selten und oftmals eben nicht aus geschlossenen Grabfunden, sondern nur als Einzelfunde auf uns gekommen. Ebenfalls auffällig ist, dass in allen drei Fundgebieten das Formelwort alu belegt ist. In Skandinavien kommt es am weitaus häufigsten vor. Hier findet sich die Formel meist auf Brakteaten, aber auch auf Runensteinen und verschiedenen anderen Trägern (Pieper 1986, S. 194ff.). In England und Süddeutschland ist die Formel jeweils einmal belegt. Bei dem süddeutschen Fund aus Hüfingen handelt es sich um einen brakteatenähnlichen Anhänger (sog. Kleinbrakteat), im angelsächsischen Gebiet ist die Formel auf drei Urnen aus dem 5. Jahrhundert zu finden. Sämtliche Funde mit der Formelinschrift alu sind entweder dem Totenkult zuzuordnen (Urnen oder Grabsteine) oder besitzen Amulettcharakter (Brakteatenanhänger). Es ist sicher auszuschließen, dass es sich bei den Urnen aus England oder den Hüfinger Brakteaten um Importe handelt. Diese Funde belegen, auch wenn es sich, im Gegensatz, zu den skandinavischen Funden mit der Inschrift alu, um eine verschwindend geringe Menge handelt, dass dieses Formelwort und damit verbundene Vorstellungen aus dem Totenkult und der Welt der Magie in allen drei Arbeitsräumen mehr oder weniger entsprechend vorhanden waren. Die Runeninschriften sind oft nicht mehr deutbar, teilweise sogar nicht einmal mehr lesbar. Dieses trifft vor allen Dingen auf die Inschriften aus dem angelsächsischen Milieu zu. Die auf uns gekommenen Inschriften sind hier besonders schlecht geritzt und sehr kurz. Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass im süddeutschen Bereich und im angelsächsischen Gebiet Besitzer- bzw. Herstellerinschriften vorherrschen. Im skandinavischen Raum sind diese weitaus weniger belegt. Hier finden sich eher als magisch (formelhaft) zu beschreibende Inschriften. Derartige Inschriften kommen zwar auch im süddeutschen und angelsächsischen Bereich vor, doch sind sie hier weitaus seltener belegt. Ebenfalls recht häufig belegt sind Zueignungsinschriften. Mit dem Wildtierknochen aus Caistor-by-Norwich liegt mit raihan eine Sachbezeichnung vor, wie sie auch von dem Holzschemel ksamella lguskapi, von der Fallward in Wremen, aus dem frühen 5. Jahrhundert, bekannt geworden ist (Düwel 2008, S. 66). Als besonders bemerkenswerte Inschrift tritt hier diejenige auf der Schnalle von Pforzen hervor. Nicht nur die Länge der Inschrift ist bemerkenswert, son-
Runen
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dern auch die Möglichkeit, dass hier einer der ältesten Hinweise auf germanische Heldensagen vorliegt. Gut einhundert Jahre später finden sich Hinweise zur selben Heldensage auf dem angelsächsischen Walrosselfenbeinkästchen von Auzon (Franks Casket), das ebenfalls mit Runen beschriftet wurde. Aussagen zur Sprache der Inschriften lassen sich nur schwer und wenn, nur in Ansätzen, machen, da hier die Zeugnisse zu dünn, die Inschriften zu fragmentarisch sind. Auch wenn sich eine Differenzierung der germanischen Einzelsprachen seit dem 5. Jahrhundert in einzelnen Fällen an den Runeninschriften nachvollziehen lässt (Parsons 1999, S. 72 ff.; Düwel 2008, S. 14 f.). Was die Runeninschriften auf Waffen betrifft, ist abermals ein Blick in die Literatur des Mittelalters lohnend, wie schon Davidson und Klaus Düwel feststellen konnten (Davidson 1962, S. 104 ff.; Düwel 1981, S. 163 ff.). So scheint im altenglischen Beowulf, aus dem 8. Jahrhundert, ein Hinweis auf runische Besitzerinschriften an Teilen des Schwertgriffes beschrieben zu stehen: Swa¯ wæs on d-æm scennum scı¯ran goldes Purh ru¯nstafas rihte gemearcod, geseted ond gesæd, hwa¯m pæt sweord geworht, ¯ırena cyst ærest wære, wreopenhilt ond wyrmfa¯h … (Klaeber 1950, S. 63)
‘So war auf dem Griffbeschlag aus reinem Gold am Schwert, Richtig geritzt in Runenstäben, Gesetzt und gesagt, für wen das Siegesschwert, das erlesenste Eisenschwert, einst zuerst gefertigt worden war, Drachenverziert und mit gewundenem Griff ’ (Lehnert 2004, S. 107) Diese literarische Stelle belegt zumindest, dass im Mittelalter die Sitte bekannt gewesen ist, in der „Vorzeit“ Runen auf Waffen anzubringen, und dass diese Inschriften oftmals den Namen des Besitzers bezeichnen. Auch die Anbringung dieser Inschriften auf dem Griff, wie sie bei den Beispielen aus dem englischen Raum vorkommen, sind hier mehr oder weniger beschrieben, denn nach Beowulfs Kampf mit Grendel ist nicht mehr als der Griff von dem Schwert übriggeblieben. Auch für die Verwendung von magischen Runen bei Waffen bzw. Schwertern gibt es Belege in der mittelalterlichen Literatur. In der „Erweckung der Walküre“, dem Sigrdrífumál, spricht Sigridrifa in Strophe 6 zu Sigurd: Sigrúnar skaltu kunna, ef pú vilt sigr hafa, ok rísta á hjalti hjörs, sumar á véttrimum, sumar á valböstum, ok nefna tysvar Ty´. (Neckel 1962, S. 191)
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Gemeinsame Fundgattungen
Siegrunen musst du kennen, wenn du Sieg haben willst, und auf den Griff des Schwerts ritzen, einige auf die Spitze, einige auf das Schwertblatt und nennen musst du zweimal Tyr. (Krause 2001, S. 120) Die Anbringung von Runen auf Waffen ist für alle drei Untersuchungsgebiete belegt, in Skandinavien sind jedoch keine sicher datierbaren Waffen mit Runen für den Arbeitszeitraum bekannt. Dennoch ist die Sitte für Skandinavien grundsätzlich anzunehmen, da sie in der Kaiserzeit häufig geübt wird und wahrscheinlich auch bis in die Völkerwanderungszeit weiter in Gebrauch war, wie zahlreiche Waffenfunde aus Mooropfern zeigen, die zwar nicht ganz eindeutig datierbar sind, aber generell bis in das 6. Jahrhundert hineinreichen (Birkmann 1995, S. 152 ff.). In allen drei Gebieten kommen Fibeln als Inschriftenträger vor, sind aber niemals die alleinige Trägergruppe, auch wenn sie in Süddeutschland als Trägergruppe vorherrschen. Auffällig ist die Form der H-Rune, die in skandinavischen und angelsächsischen Funden mit nur einem Querstab belegt ist, bei süddeutschen Inschriften jedoch stets zwei Querstäbe zeigt. Diese Eigenart wird seit dem 7. Jahrhundert in dem sich entwickelnden angelsächsischen futhork übernommen. Die Frage ist, wie es dazu kam, da wohl kaum von einem Zufall auszugehen ist. David Parsons geht davon aus, dass es im 6. und 7. Jahrhundert zu einem maßgeblichen kontinentalen Einfluss auf die Runenschrift gekommen ist, in dessen Rahmen auch die H-Rune mit zwei Querstäben übernommen wurde. Aus diesen Entwicklungen ging Ende des 7. Jahrhunderts das reformierte angelsächsische futhork hervor (Parsons 1999, S. 106 ff.). David Parsons konnte glaubhaft herausarbeiten, dass die frühe angelsächsische Runenkultur des 5. und 6. Jahrhunderts in der Tradition der südskandinavischen und wenigen bekannten norddeutschen Inschriften steht (Parsons 1999, S. 101 ff.). In welcher Beziehung die süddeutschen Inschriften hierzu zu setzen sind, ist nicht einfach zu beurteilen. Fest dürfte stehen, dass es bei den süddeutschen Inschriften eigene Traditionslinien gibt, wie bereits Stephan Opitz in den 1970er Jahren nachweisen konnte (Opitz 1987. Siehe hierzu auch Kapitel 4.1.2) und auch die besondere Form der H-Rune nahe legt.52 Opitz verweist in diesem Zusammenhang auf eine oftmals belegte zweiteilige Bauform der südgermanischen Inschriften, die überaus häufige Nennung von Privatnamen sowie auch eine oftmals zu erkennende inhaltliche Nähe zum Christentum (Opitz 1987, S. 111, 143 und 214 ff.). Die kontinentalen Runentraditionen konnten sich offen-
52
Die einzige bekannte Ausnahme von der Regel stellt hier die oben bereits besprochene Bügelfibel von Donzdorf, aus Grab 78, dar.
Webschwerter und Westlandkessel (Vestlandkessel)
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sichtlich zu gegebener Zeit auf die angelsächsische Runentradition auswirken. Nur im südgermanischen Bereich sind Frauen als Runenritzerin überliefert (Opitz 1987, S. 222).53 Neben diesen gesonderten Traditionen sind auch immer Gemeinsamkeiten festzustellen. In diesen Bereich fallen das Vorkommen von Begriffsrunen, Formelworten und Futharkfolgen (Opitz 1987, S. 222). Theorien zur Vermittlung der Runenschrift von Skandinavien nach Süddeutschland über die Thüringer scheinen nicht aufzugehen (Martin 1977; Martin 1997; Koch 1999). Dem Gebiet der Thüringer zuzuordnende Inschriften sind eher selten und nicht eindeutig vor das Aufkommen der süddeutschen Inschriften zu datieren (Düwel 1996, S. 549). Fest steht jedoch, dass auch hier diese Sitte nicht unbekannt war.
3.5 Webschwerter und Westlandkessel (Vestlandkessel) Zu den gemeinsamen Fundgattungen der Gebiete von Nordgermanen, Angelsachsen und Südgermanen gehören auch Webschwerter und Westlandkessel. Diese beiden Gattungen seien hier nur kurz vorgestellt.
3.5.1 Webschwerter Die Beigabe von eisernen Webschwertern ist aus nordgermanischen, angelsächsischen, thüringischen und langobardischen Grabfunden bekannt. Im süddeutschen Bereich scheint diese Beigabe etwas seltener belegt und wird aus diesem Grund oftmals durch Zuzug von Menschen aus den Gebieten erklärt, in denen diese Sitte häufiger verbreitet war (Koch 1990, S. 171; Banck-Burgess 1997, S. 373 f.). Zwei Funde sind für den süddeutschen Bereich, aus Grab 33 und Grab 36 des Gräberfeldes von Klepsau, im Hohenlohekreis, bekannt geworden. Ursula Koch möchte das Auftreten der beiden Webschwerter in Klepsau durch langobardischen Einfluss erklären (Koch 1990, S. 171, Taf. 28,22 und Taf. 30,30.). Vier weitere Funde von eisernen Webschwertern sind aus dem alamannischen Gräberfeld von Unterthürheim, in Bayerisch-Schwaben, bekannt geworden (Grünewald 1988, S. 128 ff. Taf. 16,1, Taf. 36,1 und Taf. 54,6; BanckBurgess 1997, S. 375, Abb. 422). Auch von dem alamannischen Gräberfeld von Schretzheim, Kr. Dillingen, sind fünf Frauenbestattungen mit eisernen Webschwertern belegt (Koch 1977, aus Grab 22 (Taf. 9,16), aus Grab 26 (Taf. 11,17),
53
Als Beispiel sei hier der Holzstab von Neudingen im Schwarzwald (Kat.-Nr. 35a) genannt, der in das späte 6. Jahrhundert datiert wird: Düwel 2008, S. 58.
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Gemeinsame Fundgattungen
aus Grab 36 (Taf. 13,8), aus Grab 126 (Taf. 31,12) und aus Grab 579 (Taf. 151,9)). Angesichts dieser Befundlage könnte man davon ausgehen, dass eiserne Webschwerter im süddeutschen Gebiet nicht so ganz selten sind, wie oftmals behauptet wurde. Dabei muss beachtet werden, dass die Beigabe von eisernen Webschwertern als Statussymbol gedeutet wird. Diese Funktion könnten sie bei einem regelhaft häufigen Auftreten wohl nicht gehabt haben. Wie bereits angesprochen, werden eiserne Webschwerter in der Regel in reicher ausgestatteten Frauengräbern gefunden, weswegen man im Allgemeinen davon ausgeht, dass es sich um ein Statussymbol der Hausfrau von gehobenem Stand gehandelt haben wird (Chadwick 1958, S. 35; Koch 1977, S. 169 f.; Grünewald 1988, S. 129; Banck-Burgess 1997, S. 373 f.). Arno Rettner behandelt die Webschwerter generell als typisch „germanische Beigabe“, die ihm hilft, Grabfunde aus Bayern einem germanischen oder romanischen Umfeld zu zuteilen (Rettner 2004, Karte 1 und S. 157 f.). Bei den eisernen Webschwertern von süddeutschen Fundorten handelt es sich nicht selten um umgearbeitete Waffen (Grünewald 1988, S. 129; Banck-Burgess 1997, S. 375), weswegen sie eventuell nicht immer leicht als Webschwerter zu identifizieren sind; z. B. wenn sie nicht vollständig erhalten sind und außerhalb von reich ausgestatteten Frauengräbern aufgefunden werden. Der Verbreitungszeitraum von eisernen Webschwertern in Süddeutschland zieht sich durch das ganze 6. Jahrhundert, wobei sie zwar ab der ersten Jahrhunderthälfte in Grabfunden nachweisbar werden, ihr eigentlicher Schwerpunkt jedoch erst in der zweiten Jahrhunderthälfte liegt (Koch 1977, S. 168 ff.; Grünewald 1988, S. 129). Aus dem angelsächsischen Bereich sind als Beispiel von den bekannten Gräberfeldern von Chessel Down, Grab 15, und aus Finglesham, Grab D3 – welches als stark kontinental orientiert gilt und aus dem auch die bekannte Bügelfibel vom sog. nordischen Typ stammt –, eiserne Webschwerter bekannt geworden (Evison 1958, S. 11 ff. und 13, Fig. 7). Beide Webschwertfunde werden bei Vera Evison, zusammen mit einem Webschwert aus dem Gräberfeld von Herpes, in Nordfrankreich, abgebildet. Ein Gräberfeld, das auch bei anderen Fundgruppen, wie z. B. beim Fibelmaterial, enge Beziehungen zu den kentischen Gräberfeldern zeigt (vgl. dazu auch Brugmann 1999, S. 52). In den norwegischen Grabfunden der Völkerwanderungszeit kommen Webschwerter aus Eisen ebenfalls regelmäßig vor. Ein besonderer Schwerpunkt ergibt sich dabei in Stufe D2b, also der Mitte des 6. Jahrhunderts. Die Formen der norwegischen Webschwerter unterscheiden sich nicht von den englischen oder kontinentalen Funden. Großenteils wird auch für die norwegischen Funde eine Umarbeitung von Schwertern zu Webschwertern vorausgesetzt (Kristoffersen 2000a, S. 105, 199 ff. und 124 ff.).
Webschwerter und Westlandkessel (Vestlandkessel)
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3.5.2 Westlandkessel (Vestlandkessel) Bei den sog. Westlandkesseln handelt es sich um Kessel aus Kupfer oder Kupferlegierung mit steilem, abgesetztem oder einziehendem Rand, mit gewölbtem Boden und dreieckigen Attachen. Der Name der Westlandkessel leitet sich vom norwegischen Vestland (Vestlandkessel) her. In diesem norwegischen Landesteil wurden sehr viele dieser Kessel gefunden und lange Zeit schien es, als wenn hier ihr Hauptverbreitungsgebiet läge. Doch spätestens seit in einigen Depotfunden der Kaiser- und Völkerwanderungszeit viele dieser Kessel auch auf dem Kontinent hinzukamen, hat sich der Fundschwerpunkt auf den Kontinent verschoben (Hoeper 1999, S. 235 und Abb. 2.). Der Ursprung der Westlandkessel liegt zweifelsohne im römischen Gebiet, wo sie ursprünglich als Kochgefäße dienten. Ihr Vorkommen in Depot- oder Flußfunden weist auf einen gewissen Wert hin, den diese Metallgefäße gehabt haben. Als Prestigeobjekt finden sich die Westlandkessel in germanischen Fundzusammenhängen wieder. Hier treten sie als Grabbeigabe oder als Urnengefäß in wohlhabenden Bestattungen auf. Die Westlandkessel werden in die Gruppen Hauken 1 (ältere Gruppe) und Hauken 2 (jüngere Gruppe) eingeteilt (Hauken 1984). Die dreieckigen Attachen kommen an den Westlandkesseln nur bei der hier relevanten jüngeren Gruppe (Hauken 2) vor. Die jüngere Gruppe, zu der hier noch verschiedene Weiterentwicklungen – wie Gotlandkessel oder eimerförmige Kessel – gezählt werden sollen, datiert in die Zeit des 4. bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts, auf dem Kontinent teilweise bis in das 7. Jahrhundert. Die Chronologie ist jedoch schwierig, da sowohl der Typ Hauken 1 wie auch Hauken 2 im Fundmaterial des Flußfundes von Neupotz zusammen vorkommen (Hauken 1984; Künzl 1993; Straume und Bollingberg 1995, 132 ff.; Hoeper 1999, S. 235 ff.). Enge Verwandte der Westlandkessel sind die sog. Gotlandkessel, die, im Unterschied zu den typischen Westlandkesseln, einen runden Gefäßkörper besitzen und vor allem in das 6. und 7. Jahrhundert zu datieren sind. Gotlandkessel sind hauptsächlich in England verbreitet, tauchen daneben auch in Körpergräbern auf Gotland auf, woher sich ihr Name ableitet. Ihr Produktionszentrum wird allerdings in England vermutet. Ebenfalls eine Weiterentwicklung des Westlandkessels vom Typ Hauken 2 sind die „eimerartigen Kessel“, die über die typischen dreieckigen Attachen verfügen, jedoch eine gerade Wandung zeigen (Hoeper 1999, Abb. 1,4). Ein typischer Vertreter dieser Gattung ist der Kessel aus dem Frauengrab 78 von Donzdorf aus dem 6. Jahrhundert. Michael Hoeper konnte für die kontinentalen Grabfunde feststellen, dass die eigentlichen Westlandkessel des Typs Hauken 2 nur bis in das frühe 6. Jahrhundert, als Beigabe, vorkommen. Im 6. und 7. Jahrhundert sind es hingegen weniger Grabfunde, die einen Westlandkessel als Beigabe führen; diese gehören dann ohnehin den späteren Formen der Gotlandkessel oder der „eimerartigen Kessel“ des Typs Donzdorf an (Hoeper 1999, S. 240).
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Gemeinsame Fundgattungen
In England und Skandinavien kommen die Westlandkessel vor allem als Urnenbehältnis, aber auch als Grabbeigabe vor, daneben sind einige Moorfunde zu bemerken. Als Grabbeigaben finden sich diese Kessel in den reichen Bestattungen von Högom, Medelpad, in Schweden, und in Snartemo, Vest-Agder in Südnorwegen. Auf dem Kontinent sind Westlandkessel als Beigabe in Körperbestattungen – dies im Vergleich zu England und Skandinavien relativ selten – und in Fluß- bzw. Schatzfunden zu finden.54
3.5.3 Zusammenfassung: Webschwerter und Westlandkessel (Vestlandkessel) Bei beiden besprochenen Fundgattungen handelt es sich um als Statussymbol definierte Gegenstände, die nicht besonders häufig, jedoch mit einer gewissen Regelmäßigkeit in besser situierten Bestattungen, innerhalb aller drei Untersuchungsräume vorkommen.
3.6 Schlussbetrachtung Kapitel 3: Gemeinsame Fundgattungen In Kapitel 3 „Gemeinsame Fundgattungen“ wurden Fundgruppen diskutiert, die sowohl im süddeutschen Raum wie auch im englischen oder skandinavischen Bereich vorkommen. In der Regel werden diese Gemeinsamkeiten gerne mit dem Schlagwort „Einfluss“ erklärt sowie hergeleitet. Kapitel 3 sollte zeigen, dass dieser Erklärungsversuch, der einer simplen Herleitung – auch wenn „simpel“ hier sicherlich nicht im Sinne von einfach verstanden werden muss, sondern eher im Sinne von monokausal – nicht ausreichend ist. Zumal sich Vertreter dieser Fundgruppen in allen drei Untersuchungszeiträumen zumeist gleichzeitig verbreiten und eine zeitliche Staffelung nur selten nachweisbar bleibt und dann kaum weiter ins Gewicht fällt. Sämtliche hier besprochenen Gruppen von Fundgattungen gehören der gehobenen Ausstattungssphäre an. Die im vorhergehenden Kapitel angestellten Betrachtungen legen nahe, dass Material der gehobenen Ausstattungssphäre nicht regional begrenzt, sondern über sehr große Entfernungen hinweg ähnlich oder sogar gleich war. Diese Erkenntnis ist sicherlich nicht neu. Schon lange wird darauf verwiesen, welchen Stellenwert z.B. Importgegenstände in besser ausgestatteten Gräbern besitzen, die diesen eine gewisse „Internationalität“ verleihen. Doch scheint sich diese Internationalität eben nicht nur auf Importe aus weit entfernten Gebieten zu beziehen, sondern auch – in kleinerem Rahmen – auf gewisse Fundkategorien, die lokal gefertigt werden konnten und innerhalb ihres Verbreitungsraumes nicht als exotisch galten. 54
Vierck 1972, S. 30 ff.; Straume und Bollingberg 1995, S. 130 ff.; Hoeper 1999, hier findet sich auch ein Katalog der kontinentalen Funde mit Westlandkesseln; Hoeper 2006.
Allgemeiner Abriss der Forschungsgeschichte
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4 Nordischer Einfluss in Süddeutschland? 4.1 Allgemeiner Abriss der Forschungsgeschichte Die Forschungsgeschichte zur Frage nach einem „nordischen Einfluss“ in Süddeutschland, muss zwei verschiedene Wissenschaftszweige berücksichtigen. Zum einen die archäologische Wissenschaft, die sich mit den materiellen Hinterlassenschaften des süddeutschen Raumes befasst, zum anderen die Runologie, die nicht nur die Sprache der Runenschrift zu rekonstruieren versucht, sondern die sich auch mit der Entstehung der Runenschrift sowie mit ihrer Epigraphik auseinandersetzt. Die Runologie soll behandelt werden, da die Runenschrift an sich in weiten Kreisen als direkter „Einfluss“ aus dem skandinavischen Raum betrachtet wird.
4.1.1 Archäologie Die Vorstellung, alamannische Runendenkmäler seien auf einen nordischen Kultureinfluss zurückzuführen, der ebenso an weiteren Beispielen der materiellen Hinterlassenschaften greifbar werde, wird zuerst von dem schwedischen und kunstgeschichtlich ausgebildeten Reichsantiquar Bernhard Salin in seiner Arbeit über die Kunst der Völkerwanderungszeit, in der er den germanischen Tierstil I definierte, vorgebracht (Salin 1904, S. 147). Als stützendes Argument zu seiner These dienten Salin die von ihm als „nordisch“ bezeichneten Fibeln, die durch eine rechteckige Kopfplatte und abwärts gerichtete Tierköpfe gekennzeichnet sind (Salin 1904, S. 55, 57f. und 77). Ihr Hauptverbreitungsgebiet sah Salin in Skandinavien und England (Salin 1904, S. 58). Diese „nordischen Fibeln“ seien durch einen „nordischen Einfluss“ nach Mitteleuropa gelangt (Salin 1904, S. 147). Die Erkenntnis, dass ein nicht unwesentlicher Anteil der wenigen damals bekannten südgermanischen Runeninschriften auf Fibeln mit rechteckiger Kopfplatte, also einem Fibelbestandteil, den er als typisch „nordisch“ identifizierte, gefunden wurde, ließ Salin vermuten, dass die Runenschrift mit dem selben „nordischen Einfluss“, der seinen Weg über den hannoveranischen Raum genommen habe, nach Mitteleuropa gelangt sei (Salin 1904, S. 148). Zugleich bemerkte er allerdings, dass die Sprache der südgermanischen Runeninschriften nicht in Beziehung zu Skandinavien stehen müsse (Salin 1904, S. 148). Ebenso sei es nicht
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Nordischer Einfluss in Süddeutschland?
zwingend notwendig, hinter den besagten „Kulturströmungen“ auch „Volksströmungen“ zu vermuten (Salin 1904, S. 145f.). Im Gegensatz zur „nordischen Fibel mit rechteckiger Kopfplatte“ stehen die Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte, die laut Salin eine typisch südgermanische Form darstellen (Salin 1904, S. 132). In die gleiche Richtung wie Salin geht die Arbeit über die Franken und Westgoten in der Völkerwanderungszeit von Nils Åberg, aus dem Jahre 1922 (Åberg 1922, S. 91 ff.). Er stellt fest, dass sich Fibeln mit rechteckiger Kopfplatte und „nach unten beißenden Tierköpfen zwischen Bügel und Fuß“, die er „Fibeln vom skandinavischen Typus“ nennt, erst seit dem 6. Jahrhundert auf kontinentalgermanischem Gebiet finden, während sie im skandinavischen Raum schon früher existieren (Åberg 1922, S. 91). Den Umstand, dass sich auf dieser Art Fibeln manchmal Runenritzungen befinden, sieht er als weiteren Beweis für eine skandinavische Herkunft an (Åberg 1922, S. 98). Auch das damalige Fehlen der „fränkischen Cloisonnétechnik“ an besagten Fibeln galt Åberg als Hinweis auf eine nichtkontinentale Herkunft. Anfang der 1960er Jahre verfasste Berthold Schmidt sein Standardwerk über die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland (Schmidt 1961), in dem er nachweisen konnte, dass es seit dem 5. Jahrhundert immer wieder zu einem Austausch zwischen dem skandinavischen Ostseeraum und Mitteldeutschland gekommen sein musste. Vor allem für die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts konnte Schmidt ostskandinavische Fibeltypen1 nachweisen. Auch zwei Brakteatenanhänger und zwei Anhänger mit menschlicher Maske rechnete Schmidt diesem Austausch zu (Schmidt 1961, S. 139 und 174). Joachim Werner wies Ende der 1960er Jahre auf eine mögliche skandinavische Abkunft der in Grab 421 von Altenerding bestatteten Frau hin (Werner 1970, S. 78 ff.), die aufgrund ihrer Trachtausstattung mit einer Pseudoarmbrustfibel, einer Fibel vom Typ Ozingell, einem Halsreif und zwei Pilzkopfnadeln (Sage 1984, S. 120 f. und Taf. 54) aus dem üblichen Spektrum der süddeutschen Grabfunde herausfällt. In entsprechendem Aufsatz diskutiert Werner verschiedene mögliche Ursachen für fremdartiges Fundgut, wobei neben Handel und Wanderhandwerk weitere Erklärungsansätze, wie z. B. Exogamie, geliefert werden (Werner 1970). Mit Max Martin fand Bernhard Salins These von einer nordischen Abkunft der kontinentalen Runen im Jahre 1977, anhand eines Aufsatzes zu einem Schweizer Runenfund (Martin 1977), Eingang in die neuere Forschung. Martin bezieht sich in diesem Aufsatz in Bezug auf die Herkunft der alamannischen Runen bewusst auf Salin (Martin 1977, S. 124) und versucht eine genaue Rekonstruktion des Verbreitungsweges, wobei die Rolle der Thüringer als Vermittler nordischen
1
Fischfibeln, Krötenfibeln und eine gleicharmige Fibel.
Allgemeiner Abriss der Forschungsgeschichte
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Einflusses und als Vermittler der Runen nach Süddeutschland hervorgehoben wird (Martin 1977, S. 125f.). Als Fundkategorien, an denen ein nordischer Einfluss nachzuweisen sei, bzw. die Importe nachweisen, gelten bei ihm: Goldbrakteaten, einige Spathen (vgl. Martin 1977, Anm. 30) und eiserne Webschwerter. Ausgehend von Bernhard Salin und Nils Åberg gelang es Günther Haseloff 1981 die skandinavische Herkunft der Fibeln mit rechteckiger Kopfplatte und rhombischem/barockem Fuß und ihrer Verzierung mit germanischem Tierstil I, anhand einer Stilanalyse, weiter zu untermauern (Haseloff 1981). Darüber hinaus bezeichnete er eine nicht unwesentliche Anzahl derartiger Fibeln, die auf dem Kontinent und in England gefunden worden waren, als jütländische Importe (Haseloff 1981, S. 21 ff.). Nach Günther Haseloff gilt die Qualität der Verzierung im germanischen Tierstil I als Kriterium für die Beurteilung der Herkunft eines Stückes. Ist die Verzierung mit „guter Kenntnis“ ausgeführt, so stellt dies für Haseloff einen Hinweis auf die echt nordische Abkunft eines Stückes dar. Ist der Tierstil mit „schlechter Kenntnis“ ausgeführt, kann es sich, nach Haseloff, nur um eine kontinentale oder angelsächsische Nachahmung handeln (Haseloff 1981, S. 286). Eine erste Aufstellung von als nordisch oder nordisch beeinflusst – worunter in diesem Falle auch angelsächsisches Material zählt – definiertem Fundmaterial auf süddeutschen Reihengräberfriedhöfen findet sich im 1999 erschienenen Aufsatz von Ursula Koch (Koch 1999). Koch bezieht sich auf Max Martin und greift seine Thesen zum Ausbreitungsweg eines nordischen Einflusses über die Thüringer auf. Bei Koch treten noch andere Fundkategorien zu den Goldbrakteaten, Spathen und eisernen Webschwertern – die bei Koch jedoch keine Rolle spielen – hinzu: Pferdegeschirr, weitere Bewaffnung, wie z. B. Schildbuckel, Gürtelteile sowie Bügelfibeln „nordischen Typs“ gelten als skandinavischer Einfluss. Ringfibeln sieht Koch eher als angelsächsischen Einfluss (Koch 1999, S. 177 ff.). Bei der Beurteilung der Fibeln lehnt sich Koch stark an Günther Haseloff an (Koch 1999, S. 179). Auch Ursula Koch sieht die Runenschrift als „nordische Schrift“ an; als einen durch die Thüringer in den süddeutschen Raum transferierten skandinavischen Einfluss (Koch 1999, S. 191). Die Vorstellung vom nordischen Einfluss und seinem Ausbreitungsweg ist zuerst noch unspezifisch und allgemein. Er wird zwar als existent vorausgesetzt und immer wieder in der archäologischen Forschung bemüht, um auffällige Fundensembles zu erklären, doch existierten lange keine einheitlichen Vorstellungen darüber, wie sich diese Einflüsse ausgebreitet haben. Diesbezüglich existiert eine Vielzahl von Vorstellungen, die von Handel (Roth 1971, S. 351ff.) und fahrendem Handwerker (Bakka 1958; Neuffer 1972) über Exogamie (Werner 1970, S. 78) bis hin zu nordischen Gefolgschaften (Martin 1977, S. 126; Koch 1999, S. 191) reicht. Letztendlich wird den Thüringern, bei denen konkret skan-
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Nordischer Einfluss in Süddeutschland?
dinavische Fundgegenstände nachgewiesen werden konnten, eine Vermittlerrolle für skandinavische Einflüsse in den süddeutschen Raum zugeschrieben (Martin 1977; Martin 1997; Koch 1999; Düwel 2008, S. 56). Inzwischen verwies unter anderem Frank Siegmund, mit Hinweis auf Christina Hansen, auf die Problematiken, die von einem Exodus der Thüringer in den süddeutschen Raum ausgehen. Da im Stammgebiet der sog. Thüringer die Grabfunde nach der Eroberung durch die Franken nicht zurückgehen, ist die Frage zu stellen, ob es sich wirklich um „Thüringer“ auf süddeutschen Gräberfeldern handelt, oder um eine zeitliche Mode, die Elemente aus diesem Raum aufgreift (Siegmund 2004, S. 152f.). Seit den späten 1990er Jahren scheint die These von den skandinavischen Runen im süddeutschen Raum als archäologisch bewiesen zu gelten (Vgl. Martin 1997; Martin 2004; Koch 1999.), da Alternativvorschläge schwer zu finden scheinen. Zuletzt zeugte ein im Jahre 2001 an der Universität Zürich stattgefundenes interdisziplinäres Symposium, „Alemannien und der Norden“,2 von dem großen Interesse, das dieser Frage, nicht nur von Seiten der Archäologie, entgegengebracht wird.
4.1.2 Runologie Innerhalb der Runologie ist die Herkunftsfrage der südgermanischen Inschriften – sofern sie überhaupt angesprochen wird – stark an die jeweils favorisierte Ursprungstheorie der Runenschrift gebunden. Runologen, die eine Entstehung der Runenschrift aus den norditalischen Alphabeten befürworten, gehen in der Regel von einer Ausbreitung der Runenschrift aus dem Süden in den Norden aus. Wobei ein Fehlen von Inschriften in Süddeutschland vor dem 6. Jahrhundert mit den Fundumständen erklärt wird.3 Anhänger der „Lateinthese“ gehen von einem Entstehen der Runenschrift im Bereich der dänischen Inseln aus, wobei sich die Runenschrift von dort aus weiterverbreitet. In der älteren Forschung findet sich noch die „Griechisch-These“ (Salin 1904, S. 146 f.). Dieser These liegt die Vermutung zugrunde, die Goten hätten die Runenschrift aus dem klassischen griechischen Alphabet entwickelt. Das Auftauchen von Runenfunden aus dem 2. Jahrhundert in Skandinavien widerlegte diese These jedoch (Krause 1993, S. 35; Düwel 2008, S. 176 f.). Es muss festgehalten werden, dass die Zahl der bekannten süddeutschen Runeninschriften vor allem in den letzten dreißig Jahren rasant angestiegen ist, hier 2 3
Vgl. den gleichnamigen Tagungsband, der von H.-P. Naumann herausgegeben wurde. Vgl. Arntz 1935. Hier findet sich auch eine ergiebige Zusammenfassung der älteren Literatur.
Allgemeiner Abriss der Forschungsgeschichte
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also für genauere Forschungen zu dieser Frage lange Zeit eine denkbar schlechte Ausgangssituation bestand. Helmut Arntz und Hans Zeiss konnten in ihrer Abhandlung über die festländischen Runendenkmäler von 1939 (Arntz und Zeiss 1939) sechzehn Inschriften für den süddeutschen Raum benennen,4 wobei der Runenfund von Kärlich als Fälschung entlarvt wurde (Düwel 2008, S. 214). Für die Inschriftensammlung von Wolfgang Krause und Herbert Jankuhn aus den 1960er Jahren (Krause und Jankuhn 1966) kommen nochmals zehn Inschriften dazu, so dass also zu diesem Zeitpunkt sechsundzwanzig Inschriften für den süddeutschen Raum bekannt waren.5 In der heutigen Zeit ist die Zahl vor allem der süddeutschen Inschriften sprunghaft nach oben geschnellt, so finden sich inzwischen an die neunzig Inschriften aus der Zeit des 6. und frühen 7. Jahrhunderts. Die Runologie ist als Fach in Deutschland überhaupt immer sehr klein gewesen, wenn man die ernsthafte Runenforschung zu Grunde legt (Ebel 1981; Hunger 1984). Der Giessener Runologe Helmut Arntz, der Göttinger Runologe Wolfgang Krause sowie auch sein Schüler Klaus Düwel haben sich nicht eingehender zu der hier behandelten Frage geäußert. Stephan Opitz vermutete bei den süddeutschen Runeninschriften einen engen Bezug zur Christianisierung im Frühmittelalter. Er stellte anhand seiner Aufstellung der südgermanischen Runenfunde der Merowingerzeit (Opitz 1987) fest, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Inschriften sowohl eine Auseinandersetzung mit dem vorchristlichen Glauben als auch vor allem rein christliche Anklänge zeigt (Opitz 1987, S. 57 ff.). Darüber hinaus konnte Opitz eine eigene Tradition der süddeutschen Inschriftenkultur herausarbeiten (Opitz 1987, S. 143 ff.) und sie von der urnordischen Runentradition absetzen. Nachdem Klaus Düwel sich für eine durch nordischen Einfluss neu belebte Runenkenntnis bei den Alamannen ausgesprochen hatte (Düwel 1991, S. 283) schließt er sich in der letzten Auflage seiner „Runenkunde“ der Thüringerthese von Max Martin an (Düwel 2008, S. 56). In diesem Zusammenhang sei kurz erwähnt, dass in den 1940er und 50er Jahren, in der Sprachforschung, zur möglichen Verwandtschaft von Alemannisch und Nordgermanisch geforscht wurde (Maurer 1942 (1943); Kolb 1957), die Ergebnisse in neuerer Zeit jedoch als nicht besonders aussagekräftig angesehen werden (Udolph 1994, S. 932 ff.; Seebold 2004).
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Hier sind die damals bekannten Inschriften von hessischen Fundorten mit einbezogen. Außerdem waren damals für Deutschland die Weimarer Funde, die Fibel aus Soest und eine Reihe friesischer Funde sowie die Lanzenspitze von Dahmdorf bekannt. Die bis heute in ihrer Echtheit umstrittene Inschrift vom Kleinen Schulerjoch wurde nicht miteinbezogen. Die als Fälschung erkannte Inschrift von Kärlich wird nicht mit aufgeführt.
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Nordischer Einfluss in Süddeutschland?
4.2 Beispiele für als „nordisch“ klassifizierte Beigaben aus Grabfunden im süddeutschen Raum 4.2.1 Bopfingen, Grab 1 (Kat.-Nr. 6a und Taf. 31) Das silberne Spathascheidenmundblech aus Bopfingen, Grab 1, wurde 1954 durch Helmut Arntz und Kurt Böhner als skandinavisches Einfuhrstück angesprochen (Arntz und Böhner 1954, S. 145). Die Vorderseite des Scheidenmundbleches ist dachförmig ausgestaltet, die Rückseite trägt schriftähnliche Ritzungen, von denen Arntz und Böhner vermuteten, es könnte sich vielleicht um Runen oder runenähnliche Zeichen handeln (Arntz und Böhner 1954, S. 145). Zu der Meinung, das Scheidenmundblech könnte ein skandinavisches Einfuhrstück sein, wurden Arntz und Böhner aufgrund der sich an der Rückseite befindlichen Öse (Taf. 32,1) veranlasst, die wahrscheinlich zur Aufhängung einer Schwertperle diente (Arntz und Böhner 1954, S. 145 f.). Als skandinavische Vergleiche nannten Arntz und Böhner die goldenen Scheidenmundbleche aus Egge/Norwegen, Etne/Norwegen (Taf. 32,5) und aus Tureholm/Schweden, da diese ebenfalls durch derartige Ösen ausgezeichnet würden (Arntz und Böhner 1954, S. 145 f.; Behmer 1939, Taf. XL,4, 5 und 6b). Abgesehen von den Ösen haben die prachtvollen skandinavischen Scheidenmundbleche aus Gold, die mittels Granulation und Tierstil verziert wurden, wenig mit dem schlichten silbernen Scheidenmundblech aus Bopfingen, Grab 1, gemeinsam; selbst die Ösen sind nicht gut vergleichbar. Eine bessere Vergleichmöglichkeit findet sich bei den vergoldeten Mundblechen aus Dover/Kent, Grab 96b (Taf. 32,2), und Gilton/Kent (Taf. 32,3), die Wilfried Menghin abbildet (Menghin 1983, S. 337,25 und 26). Beide Mundbleche werden von Menghin dem Typ Kempston-Mitcham zugeordnet, der sein Hauptverbreitungsgebiet im angelsächsischen Raum besitzt (Menghin 1983, Karte 12) und Menghins Zeitgruppe C angehört (Menghin 1983, S. 98). Bei den Mundblechen vom Typ Kempston-Mitcham handelt es sich um quergeriefte und kräftig profilierte Exemplare, die meist aus vergoldeter Bronze gefertigt wurden (Menghin 1983, S. 336.). Wilfried Menghin setzt den Grabfund von Bopfingen an das Ende seiner Zeitgruppe C, also in das dritte Viertel des 6. Jahrhunderts (Menghin 1983, S. 59). Er ordnet das Scheidenmundblech den glatten Exemplaren vom Typ Chassemy-Pfullingen zu, der durch spärliche Verzierung und Silber als Material ausgezeichnet wird (Menghin 1983, S. 98 f., 338 und Karte 12,3). Menghin äußert sich nicht zu der Öse am Bopfinger Mundblech, erwähnt solche aber für den früher anzusetzenden Typ Högom-Selmesteon, wobei er darauf verweist, dass derartige Ösen „nur in Ausnahmefällen außerhalb Skandinaviens und Englands auftreten“ (Menghin 1983, S. 96). Diese Aussage kann eine skandinavische Herkunft des Scheidenmundbleches aus Bopfingen jedoch nicht weiter erhär-
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ten, da eine Herkunft aus dem angelsächsischen Bereich ebenso vermutet werden könnte, wenn nicht die von Menghin erfolgte Datierung6 und Typenzuordnung hierzu in Widerspruch stünde. Viel eher ist anzunehmen, dass es sich beim Bopfinger Exemplar um eine der erwähnten Ausnahmen handelt. Zumal sich das behandelte Mundblech in seiner Schlichtheit sehr gut zu den einfachen, aus dem Westen beeinflussten Formen gesellt, die im Verlauf der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts üblich werden (Menghin 1983, S. 102). Weitere kontinentale Beispiele für Mundbleche mit Ösen sind Férébrianges/Frankreich (Taf. 33,1) (Menghin 1983, S. 334,23), Friedrichsthal/Kr. Angermünde (Taf. 32,4) (Menghin 1983, S. 334,24), die dem Typ Högom-Selmeston angehören und Daganzo de Arriba, Grab 2, Spanien (Taf. 33,2), das dem gleichen Typ wie Bopfingen, Grab 1, zugerechnet wird (Menghin 1983, S. 338,5). Die Inschrift des Bopfinger Scheidenmundbleches besteht aus zwei Komplexen, wovon jeweils einer links und rechts des gerieften Silberblechstreifens auf der Rückseite angebracht wurde (Arntz und Böhner 1954, Taf. 16). Der runische Charakter dieser Ritzungen konnte nicht zweifelsfrei festgemacht werden (Arntz und Böhner 1954, S. 147 f.). Jedoch ist kaum in Frage zu stellen, dass bei diesen Ritzungen Schriftzeichen nachgeahmt werden sollten. Ritzungen an Scheidenmundblechen, wenn auch ohne inschriftlichen Charakter, sind bekannt von der Spatha aus Kichheim unter Teck, Grab 135 (Fiedler 1962, S. 32 und Taf. 47,c) und von Basel-Bernerring, Grab 9, das in die Mitte des 6. Jahrhunderts datiert wird (Martin 1976, S. 136 und 222 ff.). Ein Scheidenmundblech mit Runenritzung, ebenfalls aus dem 6. Jahrhundert, ist von dem angelsächsischen Gräberfeld Chessel Down, Grab 76, bekannt (Taf. 25,5) (Hines 1990, S. 438 f. und Abb. 2; Page 1999, S. 10 f. und Abb. 5). Das Vorhandensein einer Öse, reicht zur Herleitung des Bopfinger Scheidenmundbleches aus dem skandinavischen Raum nicht aus. Derartige Ösen sind ebenfalls im angelsächsischen Gebiet verbreitet und kommen darüber hinaus, wenn auch sehr selten, auf kontinentalem Gebiet vor. Der Typ Chassemy-Pfullingen, dem das Bopfinger Mundblech zugeordnet wird, hat eine mittel- bis westeuropäische Verbreitung (Menghin 1983, Karte 12). Es ist an sich – mit seiner dachförmig ausgearbeiteten Vorderseite – recht außergewöhnlich und findet kaum Parallelen (Arntz und Böhner 1954, S. 145). Ohne diese ist eine genauere Herkunftsbestimmung schwierig, wenn man überhaupt davon ausgehen möchte, dass diese nötig ist, da es kein Argument dagegen gibt, warum ein außergewöhnliches Stück nicht auch in der Region gefertigt wurde, in der es aufgefunden wird.
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Menghin datiert den Typ Högom-Selmeston in die Jahrzehnte um 500 bzw. in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts: vgl. Menghin 1983, S. 96.
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4.2.2 Pleidelsheim, Grab 229 (Kat.-Nr. 43b) und Pleidelsheim, Grab 238 (Kat.-Nr. 43c und Taf. 35) Bei Pleidelsheim, Grab 229, handelt es sich um die Bestattung eines jungen Mannes, der als Beigabe eine Lanzenspitze (Taf. 36,1) enthielt, die durch ein geschweiftes und lanzettförmiges Blatt, das auf beiden Seiten verziert wurde, ausgezeichnet ist. Das Lanzenblatt hat eine Schlitztülle mit eingeschlagenen eisernen Stiften und kugeligen Knöpfen und einen breit ausgeschmiedeten Blattansatz (Koch 2001, S. 516). Diese Lanzenspitze findet laut Ursula Koch ihre besten Parallelen in der ältesten Vendelperiode Gotlands (Taf. 36,2; Koch 1999, S. 185; Koch 2001, S. 321 f.). Sie weist aber außerdem darauf hin, dass derartige Lanzenspitzen ebenfalls im angelsächsischen Raum anzutreffen sind sowie auch in Orsoy am Niederrhein (Taf. 36,3; Koch 2001, S. 321). Koch hält den Bestatteten aufgrund dieser Lanzenspitze für einen „Mann aus dem Norden“ (Koch 2001, S. 321). Grund zu dieser Vermutung bieten ihr – neben den gotländischen Parallelen – die Lanzenspitzen aus Orsoy, die als Einzelfunde in der Nähe eines Grabes, das mit einem „nordischen Ringschwert“ ausgestattet war, gefunden wurden (Koch 2001, S. 321). Der Knauf des Orsoyer Ringschwertes gehört dem Typ Orsoy-Niederstotzingen, nach Wilfried Menghin (1983), an. Die Verbreitung dieses Knauftyps liegt im kontinentalen Gebiet (Menghin 1983, Karte 3) bzw. im fränkischen Einflussbereich, so dass die Frage berechtigt ist, ob es sich tatsächlich um ein „nordisches Ringschwert“ handelt. Ursula Koch datiert die Lanzenspitze aus Grab 229 in die SD-Phase 7, also ungefähr an das Ende des 6. Jahrhunderts (Koch 2001, S. 322). Sie verweist auf die enge Verwandtschaft der Lanzenspitze aus Grab 229 mit den Lanzenspitzen vom Typ „Dünzling“, die allgemein in die SD-Phase 4 datiert werden (Koch 1999, S. 185; Koch 2001, S. 171) und sich durch einen breit ausgeschmiedeten Blattansatz und eine Länge von meist mehr als 30 cm auszeichnet (Koch 1999, S. 185; Koch 2001, S. 171). Dieser Lanzenspitzentyp ist zwar älter als die hier besprochene Lanzenspitze, dennoch sollte aufgrund der nahen Verwandtschaft zwischen beiden erwähnt werden, dass sich Lanzenspitzen vom Typ „Dünzling“ in der Regel an kontinentalen Fundplätzen belegen lassen und eine weite Streuung von Ost nach West aufweisen (vgl. Koch 1969, S. 174 ff.; Koch 2001, S. 171 und 573). Ein Beispiel dieses Typs aus Pleidelsheim, Grab 40 (Taf. 34), weist analog zu dem Stück aus Grab 229, eine geschlitzte Tülle auf (Koch 2001, Taf. 17,2.). Wenn der Typ „Dünzling“ auch in der Regel früher zu datieren ist als die Pleidelsheimer Lanzenspitze aus Grab 229, so sollte doch nicht außer Betracht gelassen werden, dass die Lanzenspitzen aus Orsoy aufgrund ihrer Zierniete von Koch in die SD-Phase 7 gesetzt werden (Koch 2001, S. 321) und somit zeitgleich mit Pleidelsheim, Grab 229, sind. Hier stellt sich die Frage, ob die Lanzenspitzen vom Typ „Dünzling“ auf das frühe 6. Jahrhundert beschränkt blei-
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ben oder ob es möglich ist, dass Derivate dieses Typs bis an das Ende des 6. Jahrhunderts weiterlaufen. Was nicht völlig ausgeschlossen erscheint, wenn man berücksichtigt, dass die verwandten angelsächsischen Lanzenspitzen vom Typ H3 eine sehr langlebige Form darstellen (Härke 1992, S. 95, Abb. 6). Bei der Pleidelsheimer Lanzenspitze kann weder eine kontinentale Herkunft noch ein Bezug zum angelsächsischen Raum ausgeschlossen werden. Es ist zwar richtig, dass der hier behandelte Lanzentyp zur Zeit der frühen Vendelperiode auf Gotland zu finden ist,7 Koch weist jedoch auch darauf hin, dass die gotländischen Lanzenspitzen – anders als das Pleidelsheimer Stück – keine geschlitzten Tüllen haben. Was nicht verwundert, wenn man mit Kurt Böhner davon ausgeht, dass es sich bei der geschlitzten Tülle um einen Einfluß durch römische Formen handelt, der sich zwar an westdeutschen Lanzenspitzen schon in der frühen römischen Kaiserzeit feststellen lässt, im Norden jedoch nicht heimisch wird (Böhner 1958, S. 146). Nach Anne Nørgård Jørgensen werden nordische Lanzenspitzen durch eine geschlossene Tülle ausgezeichnet (Nørgård Jørgensen 1999, S. 88). Die geschlitzte Tülle der Pleidelsheimer Lanzenspitze ist eine Gemeinsamkeit mit den angelsächsischen Lanzenspitzen vom Typ H3 (Swanton 1973, S. 110, Abb. 41; Härke 1992, S. 95, Abb. 6); die Schlitztülle ist jedoch auch bei den Lanzenspitzen vom Typ „Dünzling“ vereinzelt nachzuweisen (z. B. Pleidelsheim, Grab 40; vgl. auch die Liste bei Koch 201, S. 573). Die eine der beiden Lanzenspitzen aus Orsoy, die Koch als Vergleich angibt, hat eine geschlossene Tülle. Bei der zweiten ist die Tülle leider nicht erhalten (Böhner 1949, S. 192 und Taf. 13, 4 und 5), so dass keine Aussage darüber möglich ist, ob eine geschlitzte oder geschlossene Tülle vorhanden war. Auf demselben Gräberfeld, im Knabengrab 238 (Taf. 35), wurde eine Lanzenspitze gefunden, die derjenigen in Grab 229 in gewisser Weise sehr ähnelt. Hier findet sich ebenfalls der breit ausgeschmiedete Blattansatz (Koch 1999, S. 185, Abb. 6; Koch 2001, S. 171 und 520). Allerdings ist sie mit ihren 24,4 cm fast um die Hälfte kürzer als die Lanzenspitze aus Grab 229, was damit erklärt werden könnte, dass es sich um eine Kinderlanze handelt (Koch 2001, S. 171). Die vierkantige Tülle ist geschlossen (Koch 2001, S. 520). Ursula Koch datiert dieses Grab in die SD-Phase 6 (Koch 2001, S. 351) und somit ein wenig früher als Grab 229. Koch betont die Ähnlichkeit mit Lanzenspitzen aus dänischen Moorfunden des 3. Viertels des 5. Jahrhunderts und mit Lanzenspitzen aus Ostengland, weist aber gleichzeitig auf die Problematik der Datierung hin (Koch 1999, S. 184 f.), denn das Pleidelsheimer Grab 238 ist sicher einhundert Jahre jünger als die Mooropferunde (Koch 1999, S. 185, Anm. 73). 7
Nerman 1934, Taf. 58, 555, 556 und 557. Die Entwicklung dieser Lanzenspitzen ist laut Ursula Koch jedoch anhand der wenigen Grabfunde nur schwer nachzuvollziehen, vgl. Koch 2001, S. 171.
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Zum Schluß bleibt festzustellen, dass sich auf dem Gräberfeld von Pleidelsheim drei in ihrer Art verwandte Lanzenspitzen finden. Die Lanzenspitze aus Grab 40 wird dem Typ „Dünzling“ zugerechnet, der in die SD-Phase 4 – also in das erste Drittel des 6. Jahrhunderts –– datiert wird. Zwei dem Typ verwandte Lanzenspitzen finden sich in den Gräbern 229 und 238. Sie gehören schon der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts an. Ebenfalls diesem Zeithorizont gehören die zwei Lanzenfunde aus Orsoy an. Der verwandte angelsächsische Lanzentyp H3 ist so langlebig, dass in Betracht zu ziehen wäre, Derivate des Typs „Dünzling“ noch bis an das Ende des 6. Jahrhunderts weiter laufen zu lassen. Eine nordische Herkunft der Lanzenspitzen aus den Gräbern 229 und 238 wird somit recht unwahrscheinlich. Im Falle der Lanzenspitze aus Grab 229 ist sie sogar auszuschließen, da diese eine Schlitztülle aufweist, welche an nordischen Lanzen nicht vorkommt.
4.2.3 Pleidelsheim, Grab 244 (Kat.-Nr. 43d) Grab 244 vom Pleidelsheimer Gräberfeld enthielt einen Schildbuckel mit gewölbter, hoher Kalotte und einer ausgezogenen, trichterförmigen Spitze sowie bronzenen und verzinnten Nieten, die eine Stempelverzierung zeigen (Taf. 37,1 und 38,1) (Koch 2001, S. 326 f., 327, Abb. 130, S. 523 f. und Taf. 91). Der Schildbuckel kann der Form II, nach Wolfgang Hübener, zugeordnet werden (Hübener 1989). Dieser Schildbuckel ist laut Ursula Koch aus Skandinavien beeinflusst und hat Parallelen in Kobbeå, Grab 1, auf Bornholm (Taf. 37,2 und 38,2), Gotland und in Norwegen (Koch 1999, S. 184; Koch 2001, S. 326 ff.). Ausschlaggebendes Argument für diese Sichtweise sind die stempelverzierten Nieten am Rand und an der Spitze des Schildbuckels (Koch 1999, S. 184; Koch 2001, S. 327 f.). Koch erwähnt auch Analogien aus dem sog. „Fürstengrab“ von Morken (Taf. 37,3 und 38,3), im Rheinland, und aus Grab 1 von Hódmezövásárhely-Kishomok (Taf. 37,4), in Ungarn (Koch 1999, S. 184; Koch 2001, S. 328). Kurt Böhner betrachtete den Morkener Schildbuckel mit seinem bronzevergoldeten Spitzenknopf als Einfuhrstück aus Südschweden; Ursula Koch schließt sich dieser Meinung an (Böhner 1959, S. 18; Koch 1999, S. 184). Birgit Arrhenius behandelt den Morkener Schildbuckel in ihrem Aufsatz zur Chronologie des Gräberfeldes von Vendel, spricht sich allerdings eher für eine Verbindung zum gepidisch-langobardischen Raum aus, da der Fund von Hódmezövásárhely-Kishomok, Grab 1, einen sehr guten Vergleich liefert (Arrhenius 1983, S. 46). Sowohl der Morkener als auch der Schildbuckel aus Hódmezövásáhely-Kishomok tragen vergoldete, hochgewölbte Bronzenieten auf dem Rand des Schildbuckels. Bei beiden findet sich auf der Spitze ein punzverzierter, vergoldeter Bronzeknopf, der flach ist (Böhner 1959, Abb. 8,6c; Hunnen 1988, S. 249, V,97.c). Die hochgewölbten
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Randnieten unterscheiden die beiden Schildbuckel von dem Pleidelsheimer Stück, das flache, stempelverzierte Randnieten aufweist. Koch verweist auf die Verwandtschaft der Pleidelsheimer Schildniete mit den vergoldeten Bronzenieten aus Rommersheim, Grab 54 (Koch 1999, S. 184; Oexle 1992, Taf. 137,9). In beiden Fällen sind die Bronzeniete stempelverziert und flach. Auch die zu einem Pferdezaumzeug gehörenden, stempelverzierten Bronzenieten aus Eichloch, in Rheinhessen, sind den Pleidelsheimer Schildnieten verwandt (Werner 1935, S. 95 und Taf. 22,30; Werner 1950a, Abb. 4). Die kupfervergoldeten Zierniete des nur fragmentarisch erhaltenen Schildbuckels aus Offanengo, Grab 3, zeigen Dreieckspunzen. Trotz der starken Beschädigung ist der relativ lange, abgeschrägte Hals gut zu erkennen. Auch aus Grab 1 sind derartige Zierniete bekannt geworden (Hessen 1965, Taf. 3, 5 und 6). Einen Zusammenhang mit langobardischen Schildbuckeln für den Pleidelsheimer Fund hält Koch nicht für wahrscheinlich, da die langobardischen Schildnieten meist aus vergoldeter Bronze seien; auch stimme die Form der Schildbuckel an sich nicht gut mit dem Pleidelsheimer Stück überein, da die hohen langobardischen Schildbuckel durch einen konischen Kragen und einen breiten aufgesetzten Spitzenknopf ausgezeichnet seien (Koch 2001, S. 328.). Die zuletzt beschriebenen Schildbuckel entsprechen Typ VII, nach Wolfgang Hübener (Hübener 1989, S. 89, Abb. 3,VII). Als besonders enge Parallele benennt Ursula Koch den Schildbuckel aus dem norwegischen Torgård, Sørtrøndelag (Koch 2001, S. 328). Hier sind die flachen Bronzeniete ebenfalls stempelverziert und verzinnt (Nørgård Jørgensen 1991, S. 220; Nørgård Jørgensen 1999, S. 234; Koch 1999, S. 184.). Dieser Grabfund wird von Anne Nørgård Jørgensen in die Nordische Phase II datiert und entspricht somit zeitlich dem hier behandelten Grab 244 von Pleidelsheim sehr gut. Der Schildbuckel von Torgård wird durch Nørgård Jørgensen dem Typ SBA zugeordnet (Nørgård Jørgensen 1999, S. 234). Dieser Typ, der durch einen Spitzenknopf (Parierniet) mit Bronzeniet und flachen, runden Bronzenieten am Kragen ausgezeichnet wird, bildet laut Nørgård Jørgensen einen Ableger der kontinentalen Form Böhner A1/A2 (Nørgård Jørgensen 1999, S. 78). Nahe verwandt mit dem Schildbuckel aus Grab 244 in Pleidelsheim sind auch Schildbuckel, wie der aus Pocking-Inzing, Grab 85, der zeitlich dem Pleidelsheimer Buckel entspricht. Beide Schildbuckel besitzen die konisch gewölbte Kalotte, einen Spitzenknopf, der im Falle von Pocking-Inzing mit einer Bronzescheibe belegt ist und bronzene Niete am Rand zeigt (Bertram 2002, S. 102 f. Taf. 6,2). Im süddeutschen und rheinischen Raum sind einige dieser Schildbuckel belegt (Böhner 1958, S. 175 f.; Ament 1970, S. 34 und Taf. 4,1; Bertram 2002, S. 102 f.). Auch silberplattierte Nieten können neben einfachen Bronzenieten vorkommen, wie in dem reichen Grab 1 von Flonheim (Ament 1970, 22 und Taf. 2,1).
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Der Pleidesheimer Schildbuckel aus Grab 244 entspricht der Form 3 der Datierungsgruppe 4 – also der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts –, den angelsächsischen Schildbuckeln, bei denen zuweilen platte, bronzene und verzinnte Schildbrettbeschläge vorkommen können (Härke 1992, S. 84.). Diese Schildbuckelgruppe, die in Kent sehr häufig ist, wird mit einem starken merowingischen Einfluss in Zusammenhang gebracht (Dickinson und Härke 1992, S. 16; Härke 1992, S. 83). Gemeinsamkeiten, die der Pleidelsheimer Schildbuckel ausschließlich mit den skandinavischen Schildbuckeln hat, lassen sich somit nicht erkennen. Verzinnte Bronze findet sich auch im kontinentalen Bereich, wie bei den einfachen Nieten von Rommersheim (Eichloch) oder an zahlreichen Gürtelschnallen und Beschlägen aus dem französischen Gebiet festzustellen ist (Oexle 1992, S. 211 und Taf. 137, 10; Neumayer 2002, Tafelteil) sowie an den vormals erwähnten Nieten von angelsächsischen Schildbuckeln. Auch die Stempelverzierung der Niete ist kein typisch skandinavisches Merkmal. Ist sie auch nicht häufig an Schildnieten zu finden, so findet sie sich recht häufig als Verzierung an verschiedener Art Metallgegenständen über weite Teile des frühmittelalterlichen Europas. Aus dem skandinavischen Bereich lassen sich sechs Grabfunde mit punzverzierten Nieten aufführen. Es sind dies: Elmelunde, Møn und Bækkegård, Bornholm für die Nordische Stufe I, also 520/30 bis 560/70, nach Nørgård Jørgensen, sowie Torgård, Norwegen, Glasergård, Bornholm, Stora och Lilla Ihre, Gotland und Bjerstafs, Gotland, die der Nordischen Stufe II, also um 560/70 bis 610/20, zugeordnet werden.8 Doch entsprechen die skandinavischen Schildbuckel in ihrer Form nicht völlig dem Pleidelsheimer Buckel. So zeigt keiner der skandinavischen Schildbuckel den trichterförmigen Spitzenknopf den der Pleidelsheimer Buckel aufweist und wie er für die Form II und III, nach Hübener, typisch ist (Hübener 1989, S. 88). Die Stempelverzierung der Schildniete allein genügt jedoch nicht, um skandinavische Kontakte zu belegen.
4.2.4 Schretzheim, Grab 7 (Kat.-Nr. 46a und Taf. 39,1) Bei Schretzheim, Grab 7 handelt es sich um eine Männerbestattung, zu der eine Pferdebestattung – Schretzheim, Grab 8 – gezählt wird (Koch 1977, S. 10 f.; Koch 1999, S. 187). Hier ist es eine silbervergoldete Gürtelgarnitur (Taf. 39,1), der eine nordische Herkunft nahe gelegt wird (Koch 1999, S. 187). Die Gürtelschnalle besitzt einen mit Stil I-Kerbschnitt verzierten Rahmen und einen triangulären Beschlag mit Punzverzierung in vier verschiedenen Mustern sowie noch 8
Nørgård Jørgensen 1999, S. 234 und Taf. 56, S. 236 f. und Taf. 60, S. 238 und Taf. 62, S. 241 und Taf.67, S. 285 f. und Taf. 119, S. 271 und Taf. 132.
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zwei – von ehemals drei – vorhandenen Silbernieten, die mit einem vergoldeten Kerbdraht umgeben sind. Die ungewöhnliche Dornbasis der Schnalle ist rund (Koch 1977, S. 10 f. und Taf. 4,5 und Taf. 200,8a–c). Eine runde Dornbasis zeigt, außer der Schnalle aus Schretzheim, die Schnalle aus Grab 143 in Nocera Umbra. Auch diese Schnalle hat einen triangulären, jedoch durchbrochenen Beschlag. Der Schnallenbügel ist jedoch nur aus Eisen gefertigt und stark korrodiert (Menghin 1983, Kat.-Nr. 121). Der rechteckige und kerbschnittverzierte Gegenbeschlag der Schretzheimer Schnalle besteht ebenfalls aus feuervergoldetem Silber und trägt vier Nieten, die wiederum mit vergoldetem Kerbdraht (Taf. 39,1) umlegt sind (U Koch 1977, S. 10 f. und Taf. 4,6 und Taf. 200,7). Ursula Koch erwägt eine nordische Herkunft aufgrund der Verzierung in Stil I, die auf dem Bügel angebracht wurde und eindeutig menschliche Gliedmaßen, wie Arme und Beine, zeigt (Koch 1977, S. 159, Abb. 16 und Taf. 200,7, 8a und 8b). Am eindeutigsten aufzulösen sind die Hände, die in jedem Fall mit einem abgespreizten Daumen dargestellt sind. Dort wo außerdem ein Arm zu sehen ist, hat dieser einen Armreifen um das Handgelenk geschlungen (Koch 1977, S. 159, Abb. 16). Diese Darstellung ist sehr typisch für den angelsächsischen und skandinavischen Stil I (Bakka 1958, S. 14 f.; Koch 1977, S. 158). Neben dem Stil I gilt das abwechslungsreiche Stempeldekor auf dem triangulären Beschlag als möglicher Hinweis auf eine Verbindung zum skandinavischen Raum (Koch 1999, S. 187). Die aufwendige Gestaltung des Bügels kennt nicht viele Parallelen. Ursula Koch verweist auf die Schnalle aus Grab XIV von Tuna i Alsike, Uppland, Schweden (Taf. 39,4), die ebenfalls aus Silber gearbeitet wurde und auf dem Schild Granateinlagen trägt. Der Bügel dieser Schnalle zeigt frühen Stil II (Arne 1934, S. 73; Koch 1999, S. 187). Zu sehen sind zwei Tiergestalten mit jeweils zwei rückwärtsgewandten Köpfen und jeweils einem Schenkel. Der Beschlag ist allerdings oval und mit Flechtmotiven verziert (Arne 1934, S. 47f. und Taf. XXI,1–3). Als Parallele genannt sei hier außerdem noch die aus Bronze gearbeitete Gürtelschnalle aus dem Frauengrab 358 des Gräberfeldes von Morning Thorpe, Norfolk (Taf. 39,5), die eine auffällige Verzierung im Stil I besitzt. Hier liegt ebenfalls keine anthropomorphe Ausformung vor. Deutlich erkennt man jeweils rechts und links neben dem Dorn ein vierfüßiges, kauerndes Tier (Green at al. 1987, Abb. 410). Aus Montcornet in Frankreich (Taf. 39,7) gibt es den Fund einer bronzenen Gürtelschnalle mit triangulärem Beschlag, deren Bügel ebenfalls auffällig verziert ist. Allerdings ist hier keine genaue Aussage darüber zu treffen, ob es sich noch um Stil I oder schon um Stil II handelt (Neumayer 2002, S. 194 und Taf. 44,11). Auch von dem ostpreußischen Gräberfeld in Daumen ist aus Grab 148 (Taf. 39,9) eine Schnalle mit ovalem Beschlag und im Stil I verziertem Bügel bekannt (Åberg 1919, S. 113 und Abb. 162; Arne 1934, S. 73). Ein Vorläufer dieser figürlich verzierten Schnallenbügel könnte die Prunkschnalle von einem unbekannten Fund-
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ort in Pannonien (Taf. 39,6) sein, die sich heutigentags im ungarischen Nationalmuseum, in Budapest, befindet. Sie wird in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert. Sie ist aus vergoldetem Silber gearbeitet und trägt rote Steineinlagen; Bügel und Dorn sind in Kerbschnitttechnik verziert, die Beschlagplatte ist von dreieckiger Grundform und von dicht aneinander gereihten Vogelköpfen umgeben. Den Abschluss bildet ein nach unten beißender Tierkopf, der ebenfalls von zwei Vogelköpfen umrahmt wird. Jeweils links und rechts neben dem Dorn befindet sich ein Tierkopf, der einen Eber darstellen könnte (Bóna 1976, S. 120 und Taf. 39–40). Ebenfalls aus Ungarn ist die silbervergoldete Gürtelschnalle aus Frauengrab B-173 des Gräberfeldes in Kölked-Feketekapu B, in Südpannonien (Taf. 39,2), die auf dem Beschlag Tierornamentik zeigt und dessen Bügel ebenfalls mit verschlungenen Tierleibern verziert wurde. Der Dorn bildet in der Aufsicht einen Vogelkopf (Kiss 2001, S. 74ff. und Taf. 46,5 und Taf. VII, 1). Das Grab wurde von Attila Kiss in die Zeit um 600 gesetzt (Kiss 2001, S. 261). Der trianguläre Beschlag der Gürtelschnalle aus Schretzheim, Grab 7, besitzt eine Form, die häufig im kontinentalen oder angelsächsischen Gebiet zu finden ist. In Skandinavien haben Gürtelschnallen mit triangulärem Beschlag keine weite Verbreitung. Hier sind einfache Schnallen ohne Beschlag oder mit ovalem bzw. rundlichem Beschlag häufiger (Ørsnes 1966, S. 288ff.; Nørgård Jørgensen 1999, S. 114ff.). In Grab 10 des Gräberfeldes von Nocera Umbra findet sich eine Bronzeschnalle mit triangulärem Beschlag, bei der sowohl der Beschlag, als auch der Bügel mit Punzverzierung bedeckt ist (Lindquist 1926, S. 180, Abb. 226). Die silbervergoldete Schnalle mit triangulärem Beschlag von Faversham, in Kent (Taf. 39,8), zeigt drei Nieten, die mit einem gekerbten Draht umlegt sind sowie einen kerbschnittverzierten Bügel. Das Zentrum des Beschlags ist mit Tierstil verziert (Lindquist 1926, S. 78, Abb. 99a). Schon dem 7. Jahrhundert zugerechnet wird eine silberne Gürtelschnalle aus Crundale Down, in Kent, die ebenfalls einen triangulären Beschlag sowie drei mit Kerbdraht umwickelte Nieten besitzt. Auf der Rückseite der Schnalle von Crundale Down ist ein den Schnallenumriss umlaufendes Band aus Stempelverzierung zu sehen (Bruce-Mitford 1978, S. 561, Abb. 412a). Auch die bekannte Bronzeschnalle aus Finglesham, Grab 95, in Kent, die auf ihrem triangulärem Beschlag eine menschliche Gestalt zeigt, besitzt drei große Nieten, die mit einem gekerbten Draht umlegt sind (Chadwick Hawkes at al. 1965, Taf. IV,a). Der leicht rechteckige, silberne Gegenbeschlag ist mit Kerbschnittverzierung in der Art von verschlungenen Ranken versehen und trägt vier Nieten, die jeweils mit einem vergoldeten Kerbdraht umgeben sind (Koch 1977, Taf. 200,7). Gegenbeschläge mit Kernschnittverzierungen, die teilweise in Stil I ausgefertigt wurden, finden sich u.a. auf angelsächsischem Gebiet (Marzinzik 2003, Taf. 84 und 85). Allerdings zeigen diese Beschläge keine Nieten. Ein rechteckiger kerbschnittverzierter Beschlag aus Alfriston, Grab 21, zeigt auf jeder der Längsseiten drei kleine Nieten (Marzinzik 2001, Taf. 86,3).
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Ein Gürtelbeschlag, wie er in Schretzheim, Grab 7, aufgefunden wurde, ist von so außergewöhnlicher Form, dass es schwierig ist, eine direkte Parallele zu finden. Ähnliche Gürtelbeschläge, vor allem ähnliche Bügel, weisen jedoch eine weite Streuung, die vom skandinavischen über den ostpreußischen und ungarischen Raum bis in das zentraleuropäische und westeuropäische Gebiet reicht, so dass es nicht möglich ist, einen genauen Ursprung derartiger Schnallen bzw. Schnallenbügel auszumachen.
4.3 Skandinavierinnen in Süddeutschland? 4.3.1 Altenerding, Grab 421 (Kat.-Nr. 2 und Taf. 40,1) Der Grabfund 421 von Altenerding, in Oberbayern, gilt als die Bestattung einer Frau aus Schweden. Joachim Werner sah hier einen konkreten Fall von Exogamie als bewiesen an. Er meinte, die Grabbeigaben als schwedisch identifizieren zu können (Werner 1970, S. 78 ff.). Diese Ansicht konnte sich innerhalb der deutschen Forschung durchsetzen (Koch 1999, S. 180; Losert und Pleterski 2003, S. 93). Der Bearbeiter des Gräberfeldes, Walter Sage, wies auf die Ansicht Werners hin, bemerkte aber dazu, dass die Einschätzung des schwedischen Archäologen Wilhelm Holmquist eher in Richtung „südlicher Ostseeraum“ ginge (Sage 1973, S. 260). Grund zu diesen Vermutungen bot die Trachtausstattung der Toten mit einer bronzevergoldeten Armbrustfibel mit Kerbschnittdekor, einer bronzenen Fibel vom Typ Ozingell (Taf. 41), einem bronzenen Halsreif und zwei bronzenen Pilzkopfnadeln sowie die außergewöhnliche Lage der Fibeln an den Schultern und nicht, wie sonst üblich, im Beckenbereich (Sage 1984, S. 120 f. und Taf. 54,421). Die Bestattung wurde durch ein jüngeres Grab gestört (Sage 1973, S. 264 Abb. 21,1). Die Datierung der Beigaben muss, nach Hans Losert, im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts bzw. um 500 angesetzt werden (Losert und Pleterski 2003, S. 60, 85 und 92). Das Grab 421 von Altenerding nimmt in Bezug auf die Diskussion um den skandinavischen Einfluss eine sehr wichtige Stellung ein. Joachim Werner sprach sich seinerzeit für eine Datierung in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts aus (Werner 1970, S. 78). Die bronzevergoldete Armbrustfibel mit tierkopfförmigem Fibelfuß der Bestattung 421 wurde in der älteren Forschung als „Armbrustfibel mit germanischer Ornamentik“ bezeichnet (Sˇturms 1950, S. 22 Anm. 14. Kühn 1956, S. 107). Bente Magnus wies jedoch unlängst daraufhin, dass es sich hierbei nicht um germanischen Tierstil I handelt, sondern nur um einzelne Elemente, wie sie auf skandinavischen Relieffibeln vorzukommen pflegen. Hierzu zählen u. a. die in Kerbschnitt-Technik ausgeführten Spiralverzierungen (Magnus 2004, S. 278).
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Die Altenerdinger Armbrustfibel hat ihre auffälligsten Parallelen in den zwei Fibeln von Daumen (Taf. 42,2 und 4),9 in der Fibel der Pisanski-Sammlung (Taf. 42,1) (Nowakowski 1998, S. 40; 55, Abb. 17,172; S. 56 und Taf. 31 und 629) aus Masuren, die sich heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin befindet, und in der Fibel von der Gråborg auf Öland (Werner 1970, Taf. 8,3). Diese wurde von Nils Åberg als „masurgermanischer“ Import erkannt, da derartige Fibeln keine regelhafte Erscheinung auf Öland darstellen.10 Häufiger kommen Armbrustfibeln dieser Art im ehemals ostpreußischen und baltischen Gebiet vor (Vgl. Sˇturms 1950a, Abb. 1; Bitner-Wróblewska 2001, S. 85, Abb. 17). Aus eben genannten Gebieten können einige Fibeln beigebracht werden, die dem Altenerdinger Stück sehr gut vergleichbar sind. Hierzu gehören die schon oben genannten Fibeln von Daumen und diejenige der Pisanski-Sammlung; einen weiteren Vergleichsfund stellt die Fibel von Grobin (Taf. 42,5; Kat. Riga 1896, Taf. 6,7. Werner 1970, S. 78; Losert und Pleterski 2003, S. 93), aus Lettland, dar. Ebenfalls aus Lettland ist ein Grabfund bekannt, in dem eine entsprechende Fibel gefunden wurde. Es handelt sich um Grab 2 des Gräberfeldes von Rucava, einem Männergrab, bei dem die Beigaben gesondert niedergelegt wurden, eine wohl ortsübliche Besonderheit des dortigen Bestattungsbrauches (Sˇturms 1950b). Auch aus Grab 2 von Geistauti, in Litauen, ist eine derartige Fibel bekannt (Bitner-Wróblewska 2001, S. 239). Es handelt sich hierbei um eine Fibelform, die uns aus Männergräbern überliefert ist (Sˇturms 1950, Abb. 1. Werner 1970, S. 79; Bitner-Wróblewska 2001, S. 88). Eine ähnliche Fibel ist aus Plinkaigalis (Taf. 42,6), in Litauen, die ebenfalls in einem Männergrab gefunden wurde (Kazakevicˇius 1983, S. 190), bekannt. Der Fibeltyp wurde von Anna Bitner-Wróblewska als Daumen/Tumiany-Typ bezeichnet. Eine genaue Datierung ist schwierig, da dieser Fibeltyp in den wenigen vorliegenden Grabfunden mit Fundtypen vergesellschaftet ist, die eine lange Laufzeit haben. Bitner-Wróblewska datiert den Fibeltyp in die späte Völkerwanderungszeit. Die absolute Datierung ist jedoch nur über den Grabfund von Altenerding möglich (Bitner-Wróblewska 2001, 87). Eine von Werner diesem Fibeltyp zugerechnete Gussform wurde allerdings auf Helgö (Taf. 40,3; Werner 1970, Taf. 8,1), in Schweden, gefunden. Mittlerweile konnte diese Gussform um ein weiteres Teil ergänzt werden (Magnus 2004, S. 275 Abb. 2) und es zeigt sich, dass es sich um eine Gussform für eine andere Form der späten Armbrustfibeln handeln könnte, die sog. Krabbenfibel (Magnus 2004, S. 279 Abb. 4). 9
10
Heydeck 1895, Taf. II,3 und Taf. IX,2; Åberg 1919, S. 95, Abb. 131; Kühn 1956, Taf. XXVII und Taf. VIII,1; Jacobson 2009, S. 43, Taf. 24 und Taf. 82,13. Åberg 1953, S. 190. Volker Hilberg spricht sich unter Berufung auf Joachim Werner 1970 für eine Fertigung dieser Fibeln in Schweden aus (Hilberg 2009, S. 340).
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Bei der Bronzefibel vom Typ Ozingell (Taf. 41) handelt es sich um einen relativ seltenen Fibeltyp mit einer sehr weiten Streuung, die vom angelsächsischen Gebiet über Mitteleuropa bis zu einem einzelnen Fund auf Öland reicht (Vgl. Losert und Pleterski 2003, S. 92, Verbreitungskarte 2; S. 178, Abb. 25). Zwei Fibeln dieses Typs stammen aus Kent.11 Dem Altenerdinger Stück wurde von Mechthild Schulze-Dörrlamm, aufgrund seines ovalen Bügelumrisses, eine skandinavische Provenienz zugewiesen (Schulze-Dörrlamm 1986, S. 620). Während die beiden bronzenen Pilzkopfnadeln einem in Schweden und Finnland vorkommenden Nadeltyp zugeordnet werden können (Losert und Pleterski 2003, S. 84 f.), gehört der bronzene Halsreif einer Form an, für die sich nicht leicht exakte Parallelen anführen lassen. Die Nadeln sind den beiden Gewandnadeln aus Vörå, Österbotten (Finnland), vergleichbar, die Jutta Waller abbildet (Waller 1972, S. 55, Abb. 16,1–2) und die der Gruppe der Wulstnadeln zugeordnet werden (Waller 1996, 4 S. 8, Abb. 23,I.1). Bente Magnus erwähnt die ebenfalls ähnlichen Nadeln, die sich in Grab 6 und Grab 48 des Gräberfeldes von Empingham II, Rutland, fanden (Magnus 2004, S. 277); allerdings muss beachtet werden, dass diese Nadeln bald die doppelte Länge der Gewandnadeln aus Altenerding aufweisen (Timby 1996, S. 100 und 172, Abb. 94; S. 109 und 191, Abb. 113,48) und wahrscheinlich, einzeln getragen, einen Mantel verschlossen. Paarig getragene Nadeln, die in ihrer Länge eher den Beispielen aus Altenerding entsprechen, finden sich ebenfalls auf angelsächsischen Gräberfeldern, wie z. B. die beiden Bronzenadeln von Wasperton, Grab 85 (Taf. 44,2; Scheschkewitz 2006, S. 304 f. und Taf. 49), die ebenfalls bronzenen Nadeln aus der Brandbestattung 31 vom Gräberfeld Caistor-by-Norwich (Taf. 44,3; Myres und Green 1973, S. 228 f. und Taf. 62) sowie auch die beiden kupferlegierten Nadeln aus Brandbestattung 16 des Gräberfeldes Didcot Power Station (Taf. 44,5; Boyle at al. 1995, S. 217 und Taf. 96). Vor allem die beiden zuletzt genannten Beispiele erinnern auf Grund ihres runden Kopfes an die Altenerdinger Nadeln. Der Halsreif mit seiner abgeplatteten und punzverzierten Vorderseite und der rundstabigen Hinterseite findet in dieser Hinsicht, laut Magnus (Magnus 2004, S. 277), eine Parallele im bronzenen Halsreif aus Halikko-Mustamäki, in Finnland (Kivikoski 1973, Taf. 83, Abb. 730). Die außergewöhnliche Seitenschließe des Altenerdinger Stückes bleibt jedoch ohne Analogien. Außerdem sollte erwähnt werden, dass der finnische Halsreif erst in die Wikingerzeit datiert wird. Der Typ des Halsringes ist laut Ella Kivikoski estnischen Ursprungs und hat in Estland eine 11
Eine Fibel vom namengebenden Fundort Ozingell, vgl. Werner 1955, Abb. 1,1 und Losert und Pleterski 2003, S. 178, Abb. 25,1. Die zweite Fibel in Mill Hill, Grab 73, vgl. Parfitt und Brugmann 1997, S. 36, Abb. 13,d. Diese Fibel weist eine frappante Ähnlichkeit mit dem friesischen Fundstück aus Hoogebeintum auf (abgebildet bei Losert und Pleterski 2003, S. 178, Abb. 25,5).
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Jahrhunderte währende Laufzeit (Kivikoski 1973, S. 100. Magnus 2004, S. 277). Hans Losert nennt als Vergleichsfund einen bronzenen Armreif aus einer Körperbestattung in Liebenau (Taf. 40,2; Häßler 1983, Taf. 2,4; Losert und Pleterski 2003, S. 60), der in der Tat die größte Ähnlichkeit mit dem Altenerdinger Halsring aufweist und auch mit seiner Datierung in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts (Brieske 2001, S. 229) in eine zeitliche Nähe zu Altenerding rückt. Der Armring zeigt nicht nur eine ähnliche Schließe, sondern ist auch in der Art der Verzierung vergleichbar. Allerdings ist der Liebenauer Armreif ebenfalls völlig flach und hat keinerlei rundstabige Elemente. Es sei noch auf zwei Halsreiffunde von dem eben erwähnten Gräberfeld aus Empingham II, Rutland, hingewiesen (Timby 1996, S. 214, Abb. 136; S. 224, Abb. 146,96c). Diese sind ebenfalls völlig flach und zeigen keine rundstabigen Elemente, haben aber Punzverzierung. Die von Joachim Werner als Vergleichsstücke angeführten (Werner 1970, S. 80, Anm. 37) gotländischen Halsringe sind, wie die angelsächsischen Stücke, flach (Nerman 1935, Taf. 39,393). Wenn man für den Altenerdinger Grabfund eine Datierung in das letzte Viertel des 5. Jahrhunderts oder um 500 annimmt, ist der Fund eines bronzenen Halsreifs im süddeutschen Gebiet nicht unbedingt ungewöhnlich (Losert und Pleterski 2003, S. 60). Im völkerwanderungszeitlichen Grab 97 von Kipfenberg findet sich ebenfalls ein bronzener Halsring, bei dem die Vorderseite abgeplattet ist, die Hinterseite bis auf den birnenförmigen Verschluß jedoch rundstabig (Dannheimer 1962, S. 27 und Taf.48,10). Für alle Grabbeigaben des Grabes 421 wurde – begonnen bei Joachim Werner und zuletzt bei Hans Losert12 – eine skandinavische Herkunft postuliert und damit die Herkunft der Bestatteten aus eben diesem Raum für eine Tatsache erklärt. Die Beigabenausstattung der im Altenerdinger Grab 421 Bestatteten ist in der Tat für den gegebenen Raum bemerkenswert. Für den Ostseeraum – hier gemeint sind insbesondere Gotland und Öland – sind Armbrustfibeln, Gewandnadeln und Halsreifen als Bestandteil der weiblichen Tracht durchaus belegt (Vgl. Nerman 1935) und dieser Umstand wurde auch zur Bekräftigung der Skandinavienthese immer wieder angeführt (Werner 1970, S. 78ff.; Losert und Pleterski 2003, S. 60, 84f. und 91ff.). Bente Magnus wies jedoch in ihrem im Jahre 2004 erschienenen Aufsatz (Magnus 2004) darauf hin, dass sich für die Altenerdinger Funde keine genauen Vergleiche im schwedischen Bereich finden lassen. Exakte Vergleiche, wie die Fibel vom Typ Ozingell aus Sättra, auf Öland, und die Armbrustfibel mit Kerbschnittdekor und Tierkopfabschluß von der Gråborg, ebenfalls auf Öland, sind im schwedischen Bereich nur Einzelfunde und hier somit fremd (Werner 1951, S. 60 Anm. 13; Åberg 1953, S. 190). Gleichzeitig betonte Magnus, dass derartige Trachtbestandteile, wie sie in Altenerding, Grab 421, zu 12
Werner 1970, S. 78 ff.; Koch 1999, S. 180 f. und Abb. 2; Losert und Pleterski 2003, S. 60, 84 f. und 91 ff.
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finden sind, auch im baltischen sowie im angelsächsischen Bereich für das Ende des 5. Jahrhunderts und den Beginn des 6. Jahrhunderts nachzuweisen sind (Magnus 2004, S. 274ff.). Die Armbrustfibel mit Kerbschnittdekor und Tierkopffuß findet ihre meisten und besten Vergleichsstücke, wie oben erwähnt, im baltischen Raum, wo sie als Beigabe in Männerbestattungen vorkommt. Ob es ausreicht, der Fibel vom Typ Ozingell aus Altenerding, Grab 421, und der Fibel vom gleichen Typ aus Sättra, auf Öland, nur aufgrund ihres ovalen Bügels eine schwedische Herkunft zu unterstellen, obwohl es nur einen einzigen Fund einer derartigen Fibel aus diesem Raum gibt, muss in Frage gestellt werden. Hans Losert wies 2003 darauf hin, dass kontinentale Fundorte des Fibeltyps Ozingell sich zu häufen beginnen und aus diesem Grund eine friesische oder elbgermanische Entwicklung naheliegend wäre (Losert 2003, S. 92). Abschließend lässt sich zum Grabfund 421 aus Altenerding bemerken, dass sich für seine außergewöhnliche Beigabenausstattung nur schwer Vergleiche finden lassen. Sämtliche Beigaben sind mehr oder weniger selten. Das Grabinventar scheint eine beinahe willkürliche Auswahl von – nicht nur für den bayerischen Raum – außergewöhnlichem Trachtzubehör zu bilden. Meines Erachtens dürfte es sich aus diesem Grund recht schwierig gestalten, die Herkunft der Bestatteten anhand ihrer Grabbeigaben exakt zu ermitteln. Die Trachtsitte mit Gewandnadeln, Halsreif und zwei Fibeln, die anscheinend an den Schultern getragen wurden und möglicherweise auf ein Peplosgewand hinweisen, ist in der späten Völkerwanderungszeit nicht nur im Ostseebereich, sondern ebenso im angelsächsischen (Vierck 1978a, S. 246) sowie auch im altsächsischen Bereich zu finden (Vierck 1978b, S. 231 ff.; Böhme 1998, S. 435 ff.; Brieske 2001, S. 261 ff.); ein weiteres Beispiel für den süddeutschen Raum findet sich in Schretzheim, Grab 177 (Koch 1977, 41 und Taf. 38). In einem 2005 erschienenen Aufsatz, der sich Ritzlinien auf Nadelhaltern widmet, weist Stephanie Zintl darauf hin, dass die Armbrustfibel vom Typ Daumen/Tumiany aus Grab 421, in Altenerding, Ritzlinien auf ihrem Nadelhalter aufweist (Zintl 2005, S. 326). Dieses Phänomen, das vor allem im süddeutschen Donauraum des ausgehenden 5. Jahrhunderts belegt ist, widerlegt zwar nicht die Herkunft der Bestatteten aus dem Ostseeraum, doch gesellt sich zu den außergewöhnlichen Grabbeigaben eine einheimische Sitte (Zintl 2005, S. 328 und Abb. 2). Wenn man beachtet, dass die Fibeln vom Typ Ozingell und die Armbrustfibel mit Kerbschnittdekor keine bodenständige Form im schwedischen Ostseebereich darstellen, sondern hier lediglich als Einzelfunde vorkommen, so wird eine Herkunft der Bestatteten aus dem schwedischen Ostseebereich unwahrscheinlich. Läßt man die Fibel vom Typ Ozingell außer Acht, so ließe sich eine Herkunft aus dem baltischen Raum vermuten. Abgesehen von der Frage, wie wahrscheinlich es ist, aufgrund des eher willkürlich zusammengestellten Trach-
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tinventars die Herkunft der in Altenerding, Grab 421, bestatteten Frau erschließen zu können, bleibt die Vermutung, dass es für eine Baltin nicht akzeptabel war, eine baltische Männerfibel zu tragen. So sind uns aus der Archäologie zwar Beispiele bekannt, bei denen anthropologisch als männlich identifizierte Tote Aspekte aus der sonst weiblichen Sphäre aufweisen (Wilson 1992, S. 96 f.; Wiermann 2002, S. 117. Vgl. dazu Wiermann 2000). Der umgekehrte Fall, also als männlich klassifizierte Beigaben in weiblichen Fundzusammenhängen, ist jedoch nicht ohne die vorherige Loslösung aus dem üblichen kulturellen Kontext bekannt. So finden sich Astragalröhren römischer Militärgürtel in sekundärer Verwendung als Nadelbüchsen in germanischen Frauengräbern des 5. Jahrhunderts (Böhme 1974b, S. 47 und dort auch Anm. 128). Auch die um 400 n. Chr. bestattete, mit einem römischen Militärgürtel bekleidete alamannische Dame aus Schleitheim-Hebsack, Grab 363, konnte diesen wohl nur tragen, weil sie Alamannin war und keine Römerin (Martin 1991, S. 673 f.). Allerdings bleibt uns der Nachweis in diesem Falle aus, da die Beigabensitte bei Romanen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr üblich war und Militärgürtel nur aus germanischen Grabfunden überliefert sind. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Trachtausstattung der in Grab 421 von Altenerding beigesetzten Toten einen beinahe willkürlich zusammengestellten Eindruck macht. Es ist wohl eher ein spätes Beispiel der Experimentierfreudigkeit der völkerwanderungszeitlichen Germaninnen als ein greifbares Beispiel für Exogamie.
4.3.2 Neresheim, Grab 20 (Kat.-Nr. 34 und Taf.45) Bei dem Grabfund 20 von Neresheim handelt es sich um eine, durch ein später angelegtes Kindergrab, gestörte Frauenbestattung, die unter den wenigen Beigaben eine für den süddeutschen Raum außergewöhnliche Bronzefibel beinhaltete (Taf. 45, 1 und 2; Knaut 1985; Knaut 1993, S. 47 ff. und 248). Diese Fibel zeichnet sich durch drei blütenförmige Ansätze an der Kopfplatte aus (Knaut 1993, S. 47 f. und Abb. 19). Es handelt sich um ein den sog. Filigranfibeln verwandtes Stück (Knaut 1993, S. 47 f.), die von Günther Haseloff behandelt wurden und deren Ursprünge in Dänemark vermutet werden (Haseloff 1981, S. 236 ff.; Knaut 1993, S. 47 f.). Die Neresheimer Fibel stamme – genau wie ihre Trägerin – aus Dänemark; so die Meinung von Matthias Knaut (Knaut 1985, S. 97 ff.; Knaut 1993, S. 47 ff.; Koch 1999, S. 180 ff.), dem Bearbeiter des Gräberfeldes. Diese Überlegung resultiert daher, dass mögliche Vergleiche für die Neresheimer Fibel aus dänischen Hortfunden bekannt sind. Knaut nennt die Fibeln von Kitnæs, Skodborghus, Adslev, Elsehoved und Nørre Tranders (Knaut 1985, S. 97; Knaut 1993, S. 48 f.). Bei den vormals genannten Fibeln handelt es sich um goldene
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Prachtfibeln, die in der späten Völkerwanderungszeit, vergesellschaftet mit Brakteaten und römischen Goldsolidi, niedergelegt wurden (Jensen 2004, S. 65, 111 und 125). Weiterhin hielt Knaut, in Anlehnung an die Thesen von Joachim Werner (Werner 1970), die Neresheimer Fibel für nicht wertvoll genug, als dass sie verhandelt sein könnte und für zu singulär im süddeutschen Raum, um sie einem Wanderhandwerker zuzuschreiben; unter diesen Umständen sei es am wahrscheinlichsten, eine persönliche Mobilität der Bestatteten anzunehmen. Er bemerkt zwar, dass die Lage der Fibel – in der Beingegend – eine sehr „bodenständige“ sei, und somit keine nordische Trachtsitte erkennbar, doch sei die wahrscheinlichste Annahme, die Bestattete habe sich im Laufe der Zeit der am Ort herrschenden Trachtsitte angepasst (Knaut 1985, S. 99; Knaut 1993, S. 215). Die weiteren Beigaben des Grabes – die zugegebenermaßen sehr wenige sind – weisen allerdings keine Bezüge zum Norden auf, sondern eher zum Westen, wie der Glaswirtel, oder dem Osten, wie die polyedrische Bronzeperle (Knaut 1993, S. 215). Datiert wurde Neresheim, Grab 20, von Knaut in die Mitte des 6. Jahrhunderts (Knaut 1993, S. 49). In der Tat sind Fibeln von der Form des Neresheimer Stückes beinahe nur aus dem dänischen Raum bekannt (Haseloff 1981, S. 236ff.), wo sie in Hortfunden vorkommen (Taf. 45,3). Es handelt sich um entsprechend wertvolle Stücke aus Gold, bzw. aus Bronze, mit Goldfolie belegt, farbig verziert mit Steineinlagen und Filigran (Haseloff 1981, S. 236f.; Jensen 2004, S. 65, 111 und 125). Es gibt keine direkten Vergleiche zur Neresheimer Fibel aus Bronze, die ebenso schlicht sind. Die am besten vergleichbaren Stücke sind die aus den dänischen Hortfunden. Vor diesem Hintergrund ist es sehr gut denkbar, dass die Herkunft der Neresheimer Fibel im dänischen Bereich zu suchen ist, auch wenn keine entsprechenden dänischen Grabfunde als Vergleichsbasis herangezogen werden können. Aus Ulpiana, im Kosovo, ist uns ein Grabfund überliefert (Taf. 43) –, es handelt sich um das sog. germanische Frauengrab – in dem ein Paar almadin- und kerbschnittverzierter sowie silbervergoldeter Rückenknopffibeln von ähnlicher Form, die auf ihrer Rückseite umlaufende Ritzverzierungen zeigen und in situ, im Brustbereich aufgefunden wurden (Milinkovic´ 2003; Milinkovic´ 2006). Hier fehlen allerdings die blütenförmigen Auswüchse an der rechteckigen Kopfplatte. Ob es sich bei der Bestatteten in Grab 20 vom Neresheimer Gräberfeld nun tatsächlich um eine Dänin handelt, wird nicht so einfach zu bestätigen sein. Die uns überkommenen Grabbeigaben sind spärlich, und die bronzene Fibel ist der einzige Gegenstand, der eine Beziehung zum nordeuropäischen Raum nahe legt. Die Lage der Fibel ist typisch für den süddeutschen Raum. Die Argumente Michael Knauts entbehren nicht der Plausibilität. Jedoch ist es nicht mit Sicherheit zu klären, ob die Tote aus Neresheim selbst aus dem dänischen Gebiet stammte, wie von Knaut angenommen wird (Knaut 1985, S. 99; Knaut 1993, S. 215), oder eben nur ihre Fibel. In Anlehnung an Joachim Werners 1970 er-
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schienenen Aufsatz zur Verbreitung frühgeschichtlicher Metallarbeiten (Werner 1970) argumentiert Knaut, eine Bronzefibel sei als Handelsware nicht wertvoll genug und gegen einen Wanderhandwerker spräche das singuläre Auftreten im süddeutschen Raum (Knaut 1985, S. 99; Knaut 1993, S. 215). Dieser Argumentation ist durchaus zuzustimmen, allerdings sollte bedacht werden, dass eine außergewöhnliche Fibel einen Wert für sich darstellen kann, den sie eben aus dieser singulären Stellung bezieht. Die Möglichkeit, dass es sich bei der Fibel um ein Erbstück handeln könnte, wurde bei Knaut nicht in Betracht gezogen. Leider ist es nicht möglich, die dänischen Filigranfibeln genauer als an das Ende des 5. Jahrhunderts und in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts zu datieren (Knaut 1985, S. 97f.; Knaut 1993, S. 49). Für die Möglichkeit einer Beerbung ist so jedoch ein zeitlicher Spielraum gegeben. In jedem Falle ist hier ein weiteres Mal die Wertschätzung außergewöhnlicher Dinge bzw. Accessoires festzustellen.
4.3.3 Schretzheim, Grab 177 (Kat.-Nr. 46f und Taf. 44,1) Mit Schretzheim, Grab 177, liegt die Bestattung einer Frau vor, die – wie im Falle von Altenerding, Grab 421 – aufgrund der Trachtausstattung als Skandinavierin gilt (Koch 1977, S. 187 f.; Koch 1999, S. 180). Zu ihrer Trachtausstattung gehörte neben zwei Bronzenadeln, die in der Schultergegend gefunden wurden, auch eine „Ringfibel“ aus Weißmetall, die an der Hüfte lag sowie verschiedene Perlen, die ebenfalls in der Schultergegend aufgefunden wurden. Außerdem wurde noch ein Bronzering in der Beckengegend gefunden sowie oberhalb des Beckens ein Messer (Koch 1977, S. 41 und Taf. 38). Die eine der beiden Gewandnadeln zeigt unter ihrer Öse eine Wulst, aufgrund derer diese Nadelform Wulstnadel genannt wird (Waller 1996, S. 47 ff.). Es handelt sich dabei um eine Form, die vor allem im Mälargebiet, in Schweden, und in Österbotten, in Finnland, verbreitet ist (Waller 1972, S. 50 Abb. 8 und 9; Koch 1999, S. 180). Die andere der beiden Gewandnadeln ist von äußerst schlichter Form und kann keiner besonderen Nadelgattung zugewiesen werden. Bei der „Ringfibel“, die im Bereich des Beckens aufgefunden wurde, wird es sich vielleicht weniger um eine tatsächliche Fibel als um einen Schlüsselring, o. ä. gehandelt haben. Derartige Schlüsselringe sind sowohl aus dem skandinavischen Gebiet wie auch aus englischen Körperbestattungen bekannt, wo sie ebenfalls in der Gegend des Beckens zu finden sind (Vierck 1978a, Abb. 10; Kristoffersen 2000a; Solberg 2003, Fig. 44). Allerdings fehlen beim Schretzheimer Grabfund die im englischen und skandinavischen Gebiet üblicherweise zugehörigen Schlüssel. Die Ausstattung der Toten aus Grab 177 vom Schretzheimer Gräberfeld ist für den süddeutschen Raum so außergewöhnlich wie die Ausstattung der Toten aus Altenerding, Grab 421, die ebenfalls zwei Wulstnadeln beinhaltet.
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Ursula Koch setzt die Bestattung in die Stufe 1 des Gräberfeldes (Koch 1977, S. 40), womit es zur Gründergeneration gehört und in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts zu datieren ist (Vgl. zu den Chronologieproblemen in Schretzheim auch Koch 2004).
4.3.4 Zusammenfassung Kapitel 4: Nordischer Einfluss in Süddeutschland? Nach der Betrachtung einiger ausgesuchter Grabfunde, die als in irgendeiner Weise als mit Skandinavien in Beziehung stehend betrachtet werden, zeichnet sich ab, dass es außergewöhnliche Funde oder Befunde sind, die aus dem üblichen Spektrum herausragen, welchen man geneigt ist, eine fremde Herkunft zu zuschreiben. Auf den ersten Blick scheint eine Herleitung aus dem skandinavischen Raum möglich und folgerichtig zu sein. Der zweite Blick ermöglicht jedoch oft noch andere Sichtweisen oder lässt Probleme in den Vordergrund treten, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind und mehr neue Fragen hervorrufen als Antworten geben. Bei den vorhergehenden Betrachtungen konnte festgestellt werden, dass es sich bei dem Grabkomplex 421 von Altenerding, in Bayern, um ein außergewöhnlich zusammengestelltes Inventar zu handeln scheint, das Elemente aus verschiedenen Gegenden Europas in sich vereinigt. In dieser Beziehung ist das Frauengrab von Altenerding dem „germanischen Frauengrab“ von Ulpiana, im Kosovo, sehr gut vergleichbar. In Ulpiana fand sich ebenfalls ein zusammengestelltes Inventar, das in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts zu datieren ist. Die Tote trug im Bereich ihrer Schultern und des Halses ein Paar Rückenknopffibeln, deren Ursprünge in Skandinavien zu vermuten sein werden, eine sog. langobardische Bügelfibel und zwei mediterrane Kleinfibeln (Milinkovic´ 2003; Milinkovic´ 2006). Auch eine ebenfalls dem mediterranen Milieu zuzuordnende Gürtelschnalle entstammt diesem Grabfund. Es handelt sich um eine ähnliche Schnalle, wie es das vormals besprochene Männergrab von Pforzen enthielt. Neben der Zusammenstellung der Gegenstände aus verschiedenen Regionen Europas in einem Grabfund, zeigt sich auch in Ulpiana die Kombination von weiblichem und männlichem Trachtschmuck. Diese in einigen Fällen festzustellende kreative Auslese in Grabfunden am Ende der Völkerwanderungszeit kann durchaus als ein Ergebnis eben dieser Völkerwanderung verstanden werden. Welche Umstände zu dieser kreativen Auslese führten, die zugegebenermaßen nur selten nachzuweisen ist, kann bisweilen nur vermutet werden. Ein weiteres Element des völkerwanderungszeitlichen und frühmittelalterlichen Formenspektrums, das als „nordischer“ oder skandinavischer Einfluss, gilt ist der Tierstil I. Die im vorhergehenden Kapitel angestellten Betrachtungen zu diesem Problem sollten zeigen, dass mit Sicherheit davon ausgegangen wer-
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Nordischer Einfluss in Süddeutschland?
den kann, dass der typische Tierstil I im südskandinavischen Raum entstanden ist – sowie auch die Runenschrift – nicht zuletzt, da hier das entsprechende Umfeld für seine Entwicklung vorauszusetzen ist. Daraus wiederum zu schließen, sämtliche Objekte die Tierstil I „in kenntnisreicher Ausführung“ zeigen, seien skandinavischer Herkunft, ist sicherlich über das Ziel hinausgeschossen. Ebenso ist es um die sog. Nordischen Bügelfibeln bestellt, die mit oder ohne Runeninschrift, sicherlich nicht zwingend einen Import aus Skandinavien darstellen. Des Weiteren haben die vorhergehenden Betrachtungen Parallelen zwischen dem Kontinent und England gezeigt, die ebenso wenig als unbedingte Importe anzusprechen sind. Festzustellen sind jedoch in jedem Fall die Gemeinsamkeiten, die sich bei bestimmten, als außergewöhnlich anzusprechenden Fundgattungen abzeichnen. Wo bisher die Außergewöhnlichkeit im Vordergrund stand, die mit Hilfe der Importfrage gelöst werden sollte, müssen nun die Gemeinsamkeiten zwischen drei verschiedenen Fundregionen betrachtet werden, die sich ganz klar nachvollziehen lassen.
Alamannen und Franken („Reihengräberzivilisation“)
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5 Die Grab- und Beigabensitte im 6. Jahrhundert 5.1 Alamannen und Franken („Reihengräberzivilisation“) Die Grab- und Beigabensitte des 6. Jahrhunderts im süddeutschen Raum sowie in seinen Nachbargebieten wird durch die sog. Reihengräbersitte charakterisiert. Die archäologischen Kulturen, in denen diese Reihengräbersitte geübt wird, werden mitunter als „Reihengräberzivilisation“ bezeichnet (Werner 1950b; Quast 1997, S. 172). Sowohl der Begriff der Reihengräbersitte als auch der Begriff Reihengräberzivilisation werden mittlerweile durchaus kritisch betrachtet, da weder diese Form der Grablegung nur in der Merowingerzeit verbreitet ist, noch während dieser Zeit ist die Reihengräberfriedhöfe die einzige Form der Grablegung.1 Die eigentliche Vielseitigkeit der Bestattungen in der Merowingerzeit lässt sich sehr gut an dem süddeutschen Gräberfeld von Pleidelsheim, in Baden-Württemberg, ablesen, wo auf einem einzigen Gräberfeld sehr viele Aspekte des Bestattungsbrauchtums der Zeit zusammen vorkommen. So finden sich in Pleidelsheim Grabgruben und –schächte von ganz unterschiedlicher Form, Sarg- und Kammerbestattungen, Doppelgräber und weitere Sonderbestattungen sowie auch Tierbestattungen (Koch 2001, S. 89 ff.). Sind die Reihengräberfriedhöfe auch nicht die einzige Form der Grablegung, so sind sie jedoch fast die einzige archäologische Quelle für große Teile Mitteleuropas2 in der Merowingerzeit. Es kommen zwar neben den zahlreichen Grabfunden auch Siedlungsfunde3 vor, diese bilden innerhalb des archäologischen Materials der Völker- und Merowingerzeit jedoch die Ausnahme und lassen wenig allgemeingültige Aussagen zu. Seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts und verstärkt seit der Zeit um 500 n. Chr. bilden sich die ersten Reihengräberfriedhöfe und ein neues archäologisches Material heraus (Werner 1950b, S. 23; Quast 1997, S. 189; Fehr 2006). Mehr oder weniger in west-ost-gerichteten Reihen liegen die unverbrannten
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Schon bei Lindenschmit vermerkt: Lindenschmit 1880–1889, S. 82 f. Zur zusammenfassenden Kritik mit weiterer Literatur: Ament 2003; Fehr 2008, S. 68. Sebastian Brather 2009, S. 250 gibt als „Reihengräberkreis“ den Raum zwischen Nordgallien und der oberen Donau an. Absolut selten sind archetektonische Hinterlassenschaften; diese kommen ohnehin nur auf ehemals römischem Reichsgebiet vor.
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Die Grab- und Beigabensitte im 6. Jahrhundert
Individuen in gestreckter Rückenlage bestattet und werden mit Beigaben versehen. Die Beigabensitte des 6. Jahrhunderts ist als auffällig verschwenderisch bezeichnet worden, da einer breiten Masse der Bevölkerung zahlreiche Beigaben zuteil wurden (Fehr 2006, S. 250). Diese auffällig ausgeprägte Beigabensitte wurde von Sebastian Brather als Ausdruck der damaligen sozialen Verhältnisse bezeichnet, die nicht nur als ein simples Abbild der Verhältnisse zu sehen ist, sondern auch als Mittel, diese sozialen Verhältnisse herzustellen bzw. zu untermauern. Hierbei wird der Begriff der „Identität“ gegen den vormals üblichen der „Realität“ gesetzt, weil letzterer zu kurz greift, da es sich bei den Grabbefunden durchaus um bewusst verzerrte Realität handeln kann (Brather 2009, S. 249 und 251 ff.). Zum einen tragen die Toten ihre „Tracht“, zum anderen werden ihnen nicht selten Speise und Trank mit dazugehörigem Geschirr aus Ton, Metall und Glas ins Grab mitgegeben. Auch werden die männlichen Toten mit ihren Waffen bestattet, wenn es ihrem sozialen Stand entspricht. Daneben können sich weitere verschiedenerlei Beigaben im Grab befinden, wie z. B. Spielsteine, Kästchen zur Aufbewahrung von Utensil oder in einigen Fällen auch Möbel und Musikinstrumente.4 Oft finden sich in den Grabgruben Reste von Holz, die von Totenbrettern oder Särgen stammen. Gräber mit sozial gehobenem Niveau verfügen meist über eine größere Holzkammer, in der außerdem noch ein Sarg stehen kann, in den der Leichnam gebettet wurde. Solch ein Kammergrab fand sich beispielsweise bei dem „Herrn von Morken“, im Rheinland, in Nordrhein-Westfalen (Böhner 1959, S. 10 und Abb. 3). Vor allem bei den Grabbeigaben lässt sich nicht nur zwischen geschlechtspezifischer Ausstattung unterscheiden, sondern auch einer Ausstattung die den sozialen Stand innerhalb der Gesellschaft anzeigen soll (Brather 2009, S. 253 ff.). Die ältesten Friedhöfe, die dem sog. Reihengräberhorizont zuzurechnen sind, finden sich in den nordgallischen Provinzen; aber auch im süddeutschen Raum sind seit dem Beginn des 5. Jahrhunderts größere Gräberfelder nachgewiesen, die sich von der vorher geübten Sitte der separat gelegenen Einzelgräber abheben (Quast 1997, S. 172). Man meint auch feststellen zu können, dass die Zeit der frühen Gräberfelder im südwestdeutschen Raum durch zahlreiche, vor allem donauländische „Fremdeinflüsse“ geprägt wird (Quast 1997, S. 172 ff.). Eine der wichtigsten Forschungsfragen, die mit den Reihengräberfeldern in Verbindung stehen, die sich am Ende der Völkerwanderungszeit herausbilden, ist die Frage nach dem Ursprung dieser Sitte. Das Auftauchen der großen frühmittelalterlichen Gräberfelder des Kontinents wird als plötzlich charakterisiert; 4
Da die ohnehin selten Möbel aus Holz gefertigt waren, ist ihre Erhaltung an günstige Umstände gebunden. Dies ist z. B. auf dem Gräberfeld von Oberflacht in Baden-Württemberg der Fall.
Alamannen und Franken („Reihengräberzivilisation“)
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ihr Auftauchen in der älteren Forschung mit den Zwangsumsiedlungen von Laeten erklärt, die in den ihnen zugeteilten Gebieten auf römischem Reichsboden ihre Gräberfelder anlegten (Werner 1950b, S. 24). Als charakteristisches Anzeichen germanischer Sitten innerhalb der Reihengräber wird traditionellerweise die Waffenbeigabe in Männergräbern sowie die Beigabe von „germanischen“ Fibelsätzen, also paarweise getragenen Fibeln mit in der Regel vier Fibeln, gesehen.5 Zumindest in der deutschen Frühmittelalterforschung ging man davon aus, dass das Auftauchen der Reihengräberfelder mit einer Landnahme germanischer Stämme auf ehemaligen Reichsboden ausgelöst wurde und somit anhand der Reihengräber eine germanische Bevölkerung zu fassen sei. Begründet wurde diese Auffassung damit, dass eine romanische Bevölkerung nicht mit Beigaben bestattet würde, sondern die Bestattung mit Beigaben eine typisch germanische „Sitte“ sei, wobei dieser Auffassung aus dem Ausland schon länger Kritik entgegengebracht wurde, da man das Phänomen des Reihengräberfeldes nicht für ein ethnisches hielt (Zeiss 1936; Fehr 2001, 370 ff.; Rummel 2007, S. 59 ff.; Fehr 2008, S. 71 f.). Zuletzt wurde die traditionelle Sichtweise der deutschen Frühmittelalterforschung von Hubert Fehr zur Diskussion gestellt (Fehr 2001, S. 375; Fehr 2006, S. 253 ff.; Fehr 2008). Die Sitte der Körperbestattung ist bei den als Germanen bezeichneten Volksstämmen6 vor der Völkerwanderungszeit nicht üblich gewesen, sondern war nur in Ausnahmefällen höher gestellten Verstorbenen zugedacht.7 Diese Neuerung im Bestattungsbrauchtum am Übergang von der Völkerwanderungszeit zum frühen Mittelalter, die sich in weiten Teilen Mitteleuropas ausbreitet, ist auf Kontakte mit der römischen Mittelmeerkultur zurückzuführen, in der schon seit längerem keine Brandbestattung mehr üblich war. Die regelhafte Bestattung auf dem Kontinent in der Merowingerzeit ist die Körperbestattung in gestreckter Rückenlage, wobei jeder Tote in einer eigenen Grabgrube liegt. Diese Regel bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch Doppelbestattungen oder sogar Mehrfachbestattungen – also Bestattungen mit zwei oder mehr Leichnamen in einer Grabgrube – vorkommen können. Dies ist z. B. im vormals behandelten Beispiel von Aschheim, in Bayern, der Fall, wo zwei Frauen in einer Grabgrube bestattet wurden, nachdem sie beide an einer Seuche gestorben waren (Gutsmiedl 2005). In den Fällen der Doppelbestattungen wird oft eine besondere Beziehung zwischen den Toten vorausgesetzt. Diese Beziehung lässt sich in den meisten Fällen am Befund ablesen. Im Fall von Aschheim 5
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Brenner 1912 (1915), S. 255 f.; H. Zeiss, 1936; Zeiss 1941; Werner 1950b, S. 25 ff. und 28; Quast 1997, S. 183, Abb. 190. Hiermit sind vor allem die sog. Elbgermanen und Rhein-Wesergermanen gemeint, deren Grabsitte über Jahrhunderte die Brandbestattung war. Sog. Fürstengräber der RKZ: z. B. Gommern und Haßleben in Mitteldeutschland.
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Die Grab- und Beigabensitte im 6. Jahrhundert
trägt jede der beiden Toten eine Bügelfibel mit sich, die ursprünglich als Paar angefertigt worden waren. Ein weiteres sehr eindrucksvolles Beispiel für eine Doppelbestattung mit vorauszusetzender Beziehung der Toten, ist ein Doppelgrab aus Bad Schönborn-Mingolsheim, in Baden Württemberg, in dem die beiden Leichen so niedergelegt wurden, dass sie mit ihren Armen untergehakt waren (Banghard 1993, S. 220 und Abb. 130). Ein sehr bekanntes Beispiel einer Bestattung von mehreren Personen, die einander untergehakt waren, ist Grab 3 auf dem nur 12 Bestattungen umfassenden Separatgräberfeld von Niederstotzingen in Baden-Württemberg (Kat.-Nr. 36), in dem drei Männer in einer Grabgrube bestattet wurden. Die Grablege von Niederstotzingen stellt – wie bereits erwähnt – keines der größeren Reihengräberfelder der Zeit dar, sondern gehört zu den sog. Separatfriedhöfen, wie sie für den Übergang der Zeit des späten 6. und frühen 7. Jahrhunderts in einigen Fällen belegt ist und die in der Tradition gesonderter Bestattungsareale auf oder bei größeren Gräberfeldern stehen.8 Die ausgesuchte Kleinheit dieses Sonderbestattungsareals wird durch die Existenz von auffälligen Gräbern weiter unterstrichen. So finden sich hier u. a. eine weitere (jedoch gestörte) Dreifachbestattung und zwei Gräber von Reitpferden. Sämtliche – meist männliche Tote – wurden in großen Holzkammern bestattet. Neben der Exklusivität des Bestattungsplatzes steht eine kurze Nutzungsdauer, die in etwa eine Generation am Übergang vom 6. zum 7. Jahrhundert umfasst. Sämtliche Indizien einer sog. Adelsgrablege konnten in Niederstotzingen verzeichnet werden. So finden sich hier sowohl ein Lamellenhelm nebst einem Lamellenpanzer als auch Reitpferde, Importe aus dem italischen Raum und Metallgefäße. Grab 3 von Niederstotzingen wird als archäologischer Niederschlag des völkerwanderungszeitlichen und frühmittelalterlichen Gefolgschaftswesens gedeutet. So ging Rainer Christlein davon aus, dass es sich bei den drei Toten um einen Gefolgschaftsherrn nebst seinem Mundschenk und seinem Marschall handle, die anhand ihrer Standesindizien Halfterkette und Trinkhornbeschlag erkennbar seien. Alle drei Toten wurden mit voller Waffenausrüstung ausgestattet. Der Tote aus Grab 3a, der aufgrund der Beigabe, unter anderem eines Bronzebeckens, von Christlein als Gefolgschaftsherr bezeichnet wurde, trug einen Gürtelbeschlag mit Runeninschrift bei sich.9 Der Umstand, der in jüngster Zeit gemachten Entdeckung, dass es sich bei dem einen Toten, um eine Frau handelte, die wie ein Mann ausgestattet worden war (Brather 2009, S. 261 und Abb. 4), sollte zum Nachdenken über oft getroffene Aussagen anregen. In zahl8
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Hier sei als Beispiel Fridingen, Kr. Tuttlingen, in Baden-Württemberg, genannt, wo ein Separatfriedhof mit Kriegerbestattungen des frühen 6. Jahrhunderts, abseits des großen Gräberfeldes nachgewiesen ist; s. hierzu: Schnurbein 1987. Paulsen 1967, S. 16 f., 45 f. und Abb. 20, Taf. 67 und 77; Ament 1970, S. 134 und Abb. 12; Christlein 1978, S. 59 f. und 89, Abb. 61; Quast 2002b.
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reichen Fällen werden immer wieder dieselben Erklärungen für Befunde angeführt, die offenbar eher unseren Vorstellungen entsprechen als den tatsächlich dahinter stehenden Verhältnissen. Im Falle von Niederstotzingen, Grab 3 scheint der gewaltsame und gemeinsame Tod der hier Bestatteten der Grund für die gemeinsame Grablegung gewesen zu sein (Brather 2009, S. 261). Warum die Frau mit Waffen bestattet wurde, wie es unter „normalen“ Umständen nicht vorkommt, entzieht sich zunächst den Aussagemöglichkeiten aus dem archäologischen Befund und der historischen Quelle. Neben dem Unterhaken der Arme konnten in den Bestattungen auf den Reihenfriedhöfen weitere Gesten der Verbundenheit beobachtet werden. So waren bei einigen Doppelbestattungen die Köpfe der Toten einander zugewandt, als würden sie sich anblicken. In einigen Fällen ist zu beobachten, dass Kinder einem Erwachsenen in den Arm gelegt worden sind (Lüdemann 1994, S. 433ff.). Ausführlich mit dem Phänomen der Doppel- und Mehrfachbestattungen, die eine gar nicht so seltene Randerscheinung innerhalb der Merowingerzeit sind, befasste sich Heide Lüdemann in der Mitte der 1990er Jahre (Lüdemann 1994). Lüdemann unterscheidet zwischen Mehrfachgräbern und Mehrfachbestattungen, in denen bis zu vier Toten bestattet worden sind. Mehrfachgräber meint hierbei ein Grab, in dem zwei oder mehrere Individuen bestattet wurden, bei denen jedoch keine Gleichzeitigkeit vorauszusetzen ist. Der Terminus Mehrfachbestattungen beschreibt hingegen ein Grab, in dem gleichzeitig zwei bis mehrere Individuen bestattet wurden (Lüdemann 1994, S. 431ff.). Als vermutliche Gründe für eine derartige, besondere Totenbehandlung konnte Lüdemann im Falle der Mehrfachbestattungen einen gemeinsamen Tod von einander nahe stehenden Personen wahrscheinlich machen, der durch verschiedene Ereignisse wie kriegerische Auseinandersetzungen oder Krankheiten ausgelöst wurde. Auch sieht sie in manchen Fällen eine soziale Abhängigkeit von Toten, für die kein „eigenes“ Grab angelegt wurde. Dies war sicherlich bei einigen Kindern der Fall sowie eventuell bei verstorbenen Unfreien. Einen gemeinsamen Tod durch die aus anderen Zusammenhängen bekannte Totenfolge schließt Lüdemann weitgehend aus (Lüdemann 1994, S. 454ff., 475, 495f., 498, 513ff., 518ff. und 535ff.). Auch die sog. Adelsgräber gehören zu den Erscheinungen der Merowingerzeit. Als ein Beispiel kann die vormals erwähnte Grablege des „Herrn von Morken“ im Rheinland gelten, die in die Zeit um 600 datiert wird. Der in einer Holzkammer beigesetzte Tote war mit seinen Waffen und Kleidungsaccessoires beigesetzt worden. Dazu gehörten unter anderem eine Spatha, ein Schild, ein Ango und eine almandinverzierte Schwertperle aus Meerschaum sowie die Teile einer tauschierten Gürtelgarnitur. Auch weitere auffällige Dinge waren dem Toten beigegeben worden, die auf ein gehobenes Lebensmilieu verweisen: neben Bronzegeschirr und Glasbecher auch die Beigabe von Pferdegeschirr. Als besonders herausragend ist das Vorkommen eines Helmes zu werten, der ursprünglich
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Die Grab- und Beigabensitte im 6. Jahrhundert
aus dem Mittelmeerraum stammen dürfte (Böhner 1959; Nieveler 2002). Weitere bekannte außerordentlich reich ausgestattete Gräber sind – neben dem vormals abgehandelten Niederstotzingen – die sog. „fränkischen Adelsgräber“, die unter einer Kirche in Flonheim, in Rheinhessen, aufgedeckt wurden. Diese Grabgruppe wird einem separaten Bestattungsplatz am Rande eines größeren Reihengräberfeldes zugerechnet, auf dem offensichtlich die Mitglieder einer vornehmen Familie über gut einhundert Jahre hinweg ihre Toten bestatteten. In Grab 5 – dem ältesten Grab des Bestattungsplatzes – fand sich u.a. eine der Zeit um 500 zuzurechnende Goldgriffspatha mit Almandinverzierungen, die hier stellvertretend für die sehr reiche Ausstattung der Gräber von Flonheim genannt sei (Ament 1970; Ament 1995). Hermann Ament unterschied im Jahre 1970 zwischen den „reinen Adelssepulturen des Typs Arlon-Niederstotzingen und den großen Reihengräberfeldern mit Adelsgräbern“ (Ament 1970, S. 140), deren Unterschied im wesentlichen ein zeitlicher ist, da die Adelsgräber auf den großen Gräberfeldern in die frühe Merowingerzeit zu datieren sind und nicht bis zum Ende der großen Friedhöfe nachzuweisen sind. Wohingegen die separaten Adelsgrablegen in der frühen Zeit – d.h. in der Zeit um 500 und in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts – zwar schon vereinzelt nachweisbar sind, jedoch erst gegen Ende des 6. Jahrhunderts prägnant hervortreten. Eine zweite Blüte der Separatfriedhöfe wird in der zum Ende der sog. Reihengräbersitte hin fassbar, also in der Zeit um 700 n. Chr., die oft im Zusammenhang mit Kirchen stehen (Ament 1970, S. 140f.). In dieser späten Zeit werden die reichen Beigaben, die vormals ein prägnantes Zeichen der Adelsgrablegen waren, zusehends weniger und verschwinden schließlich ganz, so dass die Wahl des Bestattungsortes – eben in einer separaten Adelsgrablege – selbst als Kriterium gilt (Die Bestattung in der Kirche ist ein Vorrecht des Adels). Dies soll nicht dahingehend verstanden werden, dass sämtliche spätmerowingerzeitlichen Separatgrablegen in Kirchen angelegt wurden, aber in häufigen Fällen wurden Kirchen über diesen besonderen Begräbnisplätzen angelegt und die Bestattungen quasi nachträglich in eine Kirche verlegt (Ament 1970, S. 158f. und 163). Im belgischen Arlon befand sich eine Adelssepultur unter einer romanischen Kirche, in deren Grab 17 eine silberne Amulettkapsel mit Runeninschrift gefunden wurde (Roosens und Alenus-Lecerf 1965, Fig. 48 und Fig. 75ff.; H. Ament 1970, S. 131ff. und Abb. 11.). Eines der reichsten bekannten Gräber des alamannischen Gebietes stellt das in das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts zu datierende sog. Fürstengrab von Gammertingen dar, das u. a. einen Helm und einen Ringpanzer barg. Die vergangene hölzerne Grabkammer war mit Geröllsteinen befestigt (Christlein 1978, Abb. 63). Diese Bestattung gehörte wahrscheinlich ebenfalls einem Sonderbestattungsareal oder Separatfriedhof an, zu dem auch ein etwa zeitgleiches Mädchengrab gezählt wird, in dem sich eine Elfenbeinbüchse mit Runeninschrift befand (Gröbbels 1905; Stein und Düwel 1998); Kat.-Nr. 15). Aufgrund seiner
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überaus großen Bedeutung und seines hohen Bekanntheitsgrades soll an dieser Stelle das sog. „Fürstengrab“ (Grab 2) von Wittislingen nicht unerwähnt bleiben. Anders als der Name es nahe legt, handelt es sich bei dem Fürstengrab um die Bestattung einer alamannischen Dame aus dem 7. Jahrhundert. Diesem Grab entstammt die bekannte Bügelfibel, die auf ihrer Vorderseite mit Almandineinlagen und Filigran verziert wurde, auf ihrer Rückseite, neben einer plastisch ausgearbeiteten Schlange, eine silbertauschierte Inschrift in lateinischen Kapitalislettern zeigt, welche die einzige Lateininschrift auf einer Bügelfibel darstellt. Auch sämtliche weitere Beigaben des Grabes sind von außerordentlicher Kostbarkeit und stehen für weit reichende Beziehungen, wie z. B. das Goldblattkreuz, welches allerdings als lokales Produkt gilt, die silberne Amulettkapsel und die sog. „koptische Bronzepfanne“ (Werner 1950c, Taf. 1, Taf. 10, Taf. 11 und Taf. 15; Böhner 2007). In der neueren Forschung zum Themenkreis der merowingerzeitlichen Reihengräber werden einige Grundüberzeugungen der älteren Forschung teilweise grundsätzlich in Frage gestellt. An dieser Stelle sei Hubert Fehr zitiert, der das Problem des Ursprungs der sog. Reihengräberzivilisation bzw. der Reihengräbersitte ganz neu aufrollt (Fehr 2006, S. 253 ff.; Fehr 2008). Fehr verweist auf die problembehaftete Zuweisung der merowingerzeitlichen Reihengräberfriedhöfe an eine germanische Bevölkerung, die die romanische Bevölkerung so gut wie ganz ausblendet. Wesentliche Kritikpunkte sind hierbei: 1. keine schriftliche Überlieferung, die eine größere Einwanderungswelle von germanischen Volksgruppen in das Reihengräbergebiet belegt (Fehr 2008, S. 71), 2. die Entstehung zahlreicher Reihengräberfelder, lange Zeit vor der schriftlichen Erwähnung bestimmter germanischer gentes, dafür aber die belegte Fortexistenz der romanischen Bevölkerung (Fehr 2008, S. 74), 3. die Körperbestattung – sowie die Ost-West-Orientierung, die sich auf altorientalische Gebräuche zurückführen lässt – stellt ein römisches Erbe dar, ist in den „Heimatgebieten“ der Germanen eher selten und hier genauso von römischen Vorbildern ableitbar (Fehr 2008, S. 77 ff.), 4. die Beigabe von Angriffswaffen in Männergräbern lässt sich nicht eindeutig genug aus germanischen Gräbern herleiten, besitzt aber auch im römischen Grabritus nicht wirklich eine Tradition (Fehr 2008, S. 81 ff.; siehe auch Fehr 2006, S. 253), 5. die für den Reihengräberkreis typische Vierfibeltracht ist eine Neuschöpfung des 5. Jahrhunderts (Fehr 2008, S. 89 ff.) – eine Feststellung, die schon Max Martin in seinem 1991er Aufsatz zur fibelgeschmückten Frauenkleidung machen konnte (Martin 1991 (1995), S. 674). Fehr setzt der traditionellen germanischen
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Ursprungsthese der Reihengräberfriedhöfe das Modell einer offenen Ranggesellschaft entgegen, in der zur Zeit des 5. Jahrhunderts etwas Neues entstanden war (Fehr 2008, S. 97 ff. und Abb. 5.).
5.2 Nordgermanen Das 6. Jahrhundert fällt in Skandinavien noch weitgehend in die archäologische Epoche der Völkerwanderungszeit. Erst im letzten Viertel des 6. Jahrhunderts ändert sich die archäologische Kultur in solcher Weise, dass man eine neue Stufe ansetzt. In Norwegen beginnt dann die Merowingerzeit, in Schweden die Vendelzeit und in Dänemark die jüngere Germanische Eisenzeit. In der Völkerwanderungszeit ist – neben den Ostseeinseln Bornholm und Gotland – Norwegen das Land, in dem der Großteil der Bestattungsfunde vorkommt. Sowohl in Schweden wie auch in Dänemark sind Funde von Gräberfeldern oder einzelnen Bestattungen im 6. Jahrhundert selten, wenn man von den wenigen, dafür aber herausgehobenen und offensichtlich als königlich einzuschätzenden Bestattungen in der schwedischen Landschaft Uppland absieht. In Norwegen hingegen gibt es einzeln gelegene Grabhügel – diese meist in exponierter Lage – und sogar kleinere Gräberfelder mit einigen Grabhügeln über das Land verteilt. Nur in Ostnorwegen sind derartige Funde selten. Diese Bestattungsplätze liegen oft in der Nähe von Siedlungsplätzen oder an alten Wegführungen. Der Grabhügel besteht in der Regel aus einer Steinkammer mit Seiten- und Deckenplatten sowie einem Steinmantel, der den Grabhügel in seiner Form stabil hält. Diese Grabhügel können in ihrer Größe beträchtlich variieren. Der Durchmesser beträgt zwischen einem und dreißig Metern. Grabsteinförmige Markierungen der Gräber kommen in Norwegen ebenfalls vor. Meistenteils befindet sich in jedem Hügel nur eine Körperbestattung, es kommen jedoch auch Doppelbestattungen vor. Daneben wurde auch weiterhin die Brandbestattung geübt, und es können beide Bestattungsformen in einem einzigen Grabhügel vorkommen (Solberg 2003, S. 135). Die Ausstattung dieser Gräber ist als recht aufwendig zu bezeichnen, so finden sich häufig große Westlandkessel und Glasgefäße als Beigaben. Die Toten wurden in voller „Tracht“ bestattet. Bei den Frauen sind Fibelsätze mit bis zu fünf Fibeln die Regel. Meist handelt es sich um kreuzförmige Fibeln, aber auch Bügelfibeln aus vergoldetem Silberblech sind anzutreffen. Sie werden als große Mantelfibel gedeutet. Es kommen aber auch s-förmige, gleicharmige und weitere Varianten von Kleinfibeln vor. Die Männer sind mit kompletten Waffensätzen ausgestattet worden. Auch bei den Männern finden sich Mantelfibeln, meist gleicharmige Fibeln; auch Schmuck, wie Fingerringe, kann vorkommen. Bei beiden Geschlechtern gibt es die verschiedensten Gefäße: neben oben erwähnten Gläsern und Bron-
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zegefäßen, wie den Westlandkesseln oder Perlrandbecken, gibt es den eimerförmigen Topf aus Ton (Kristoffersen 2000a, S. 19; Solberg 2003, S. 135). Es ist sicherlich nicht zu viel Interpretation, wenn man hier die Bestattungen der gesellschaftlichen Spitzen vermutet. Der andere Teil der Bevölkerung übte offensichtlich einen nicht einfach nachzuweisenden Bestattungsritus (Solberg 2003, S. 148 f.). Wie bereits eingangs erwähnt wurde, ist der Nachweis von Bestattungen des 6. Jahrhunderts in den Landschaften Schwedens und Dänemarks als selten zu bezeichnen. Vor allem in Schweden grenzt sich der Nachweis von Bestattungen auf wenige Beispiele von reichen Gräbern ein. Hier sind die bekannten Namen der herausragenden Grablegen von Vendel, Valsgärde und Alt-Uppsala zu nennen. Alle Fundorte sind in der schwedischen Landschaft Uppland gelegen. Vormals genannte Grabfunde haben ihren Schwerpunkt in der Zeit am Ende des 6. Jahrhunderts und vor allem im 7. Jahrhundert, wohingegen die norwegischen Grabfunde ab dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts bis zum Einsetzen der Wikingerzeit selten werden. In Vendel liegt uns ein völkerwanderungs- bis wikingerzeitliches Gräberfeld mit Brandbestattungen vor, von dem sich vierzehn Körperbestattungen in Booten absetzen. Diese Bootsgräber lagen sämtlich in der Nähe der Kirche von Vendel und bildeten zusammen ein kleines Sonderareal, da sie sämtlich dicht beisammen lagen und so eine Einheit bildeten. Ihr Beginn wird in der Mitte des 6. Jahrhunderts angesetzt (Stolpe 1927; Arrhenius 1983; Arrhenius 2006). Die Beigaben der Bootsgräber von Vendel, ebenso wie die aufwendige äußere Form der Bestattungen, zeigen deutlich, dass sie zu den Adelsgräbern zu rechnen sind. Die unverbrannten Körper der Toten waren in Booten niedergelegt, bzw. wurden in das Boot hineingesetzt. Zu den Beigaben gehörten prächtige mit Stil II, nach Salin, verzierte Waffen, und der berühmte Helm von Vendel, Grab XIV (Stolpe 1927, Pl. XLI,1), der über figürlich verzierte Zierbleche verfügt, auf denen Krieger beim Kampf sowie eine Kriegerprozession dargestellt sind. Als weitere Beigaben sind u. a. Pferdegeschirr, Glasund Metallgefäße sowie zahlreiche Beigaben von Haustieren belegt. Dabei ist interessant, dass nicht nur Pferd und Hund vorkommen, wie es auf dem Kontinent oder in England anzutreffen ist, sondern darüber hinaus auch Speisetiere wie z. B. ein halbes Kalb und sogar Jagdvögel.10 Älter als die Bootsgräber mit ihren Körperbestattungen ist der Grabhügel Ottarshög, der auf demselben Gräberfeld gelegen ist, jedoch schon in die Zeit um 500 datiert wird. Der große Grabhügel, der eine Höhe von acht Metern und einen Durchmesser von vierzig Metern erreicht, birgt die Reste einer Brandbestattung. Die verbrannten Überreste eines Mannes und einer Frau konnten hier nachgewiesen werden, wobei nur die 10
Ein ähnlicher Befund ist aus einem vendelzeitlichen Hügelgrab aus Rickeby, ebenfalls in Uppland, bekannt: Sjösvärd, Vretemark und Gustavson 1983, Fig. 5.
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Männerbestattung erwähnenswerte Beigaben enthielt, wie z. B. einen goldenen Stab und Spielsteine. Eventuell ist in diesem Falle von einer Totenfolge auszugehen, bei der eine sozial niedrig gestellte Frau ihrem Herrn in den Tod begleiten musste. Der Leichenbrand war in einem hölzernen Eimer mit Bronzebeschlägen bestattet worden. Es ist überlegt worden, ob es sich beim Ottarshög um das Gründergrab des Gräberfeldes von Vendel handelt (Lundqvist 1936, S. 37 ff. und 162 ff.; Arrhenius 2002). Ebenso wie in Vendel sind auch in Valsgärde Bootsgräber nachgewiesen worden, die überhügelt waren. Auch in sonstiger Hinsicht ist das Grabfeld von Valsgärde mit der Nekropole von Vendel vergleichbar. Die Bootsgräber sind ebenfalls sehr reich ausgestattet und verfügen über so bemerkenswerte Beigaben, wie den Helm aus Grab Valsgärde 7, der wiederum ebenfalls über figürliche Zierbleche verfügt, auf denen die aus Vendel bekannten Kriegerprozessionen dargestellt sind, sowie das eindrucksvolle Motiv eines Reiters mit sog. Sieghelfer.11 In Grab Valsgärde 8 fand sich ein Ringschwert des Typs Sp3b, nach Anne Nørgård Jørgensen, das sich durch einen verzierten Knauf auszeichnet und in die Nordische Stufe II gehört. Valsgärde 8 gilt als das älteste der Bootsgräber, das in das Ende des 6. oder in das frühe 7. Jahrhundert zu datieren ist.12 Im Gegensatz zu den Bootsgräbern von Vendel und Valsgärde, in denen die Leichname unverbrannt beigesetzt waren, sind aus Alt-Uppsala zwei Grabhügel bekannt, in denen die Überreste von Brandbestattungen aufgefunden wurden, die dem 6. Jahrhundert zugerechnet werden und somit mit dem Ottarshög vergleichbar sind Es handelt sich dabei um die drei sog. Königsgrabhügel, die, dicht beieinander liegend, wie auf einer Kette aufgereiht scheinen, wobei der dritte Hügel älter zu sein scheint. Der älteste Grabhügel ist in der Mitte gelegen und wird von dem sog. Osthügel, der in die erste Hälfte bis Mitte des 6. Jahrhunderts datiert wird, sowie dem sog. Westhügel, der der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts zugerechnet wird, umgeben. Die Beigaben dieser Bestattungen wurden mit auf dem Scheiterhaufen verbrannt und sind deswegen sehr stark zerstört, lassen aber ihre einstige Pracht noch erahnen. Die Auswahl der Beigaben ist denen aus Vendel und Valsgärde durchaus vergleichbar, so fanden sich ebenfalls Reste eines Helmes, der mit entsprechenden Pressblechen ausgestattet war. Auch die reichhaltige Auswahl von beigegebenen Haustieren schien dieselbe zu sein wie bei den Körperbestattungen von Valsgärde und Vendel (Duczko 1998). In allen diesen herausragenden Bestattungen Mittelschwedens werden häufig auch Hinweise auf Brettspiele gefunden, die den dort bestatteten Personen bei11
12
Siehe hierzu auch Kapitel 3.2: Brakteaten und Pressbleche. Arwidsson 1977, Abb. 25 und 26. Arwidsson 1954, S. 131 ff. und Taf. 21; Nørgård Jørgensen 1999, S. 71 und 142 ff.; Ljungkvist 2007.
Nordgermanen
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gegeben worden waren.13 Die mittelschwedischen Prachtgräber des 6. und frühen 7. Jahrhunderts bieten fast so gut wie gar keine Hinweise auf bestattete Frauen; sämtliche Grabfunde waren die Bestattungen von Männern, wenn man vom Ottarshög absieht. Hier konnte die Frau jedoch nur anhand des Knochenmaterials nachgewiesen werden und war bei den Beigaben nicht fassbar. Dieses Szenario ist natürlich für andere Grabplätze genauso vorstellbar (Vgl. hierzu auch Norr und Sundkvist 1995, S. 411 f.). Eines der seltenen Gräberfelder der jüngeren germanischen Eisenzeit im dänischen Ostseeraum ist der Grabplatz von Jeppeshoje bei Norup, auf Nordfünen, der in das fortgeschrittene 6. bis in das frühe 7. Jahrhundert zu datieren ist. Dieses Gräberfeld umfasst gerade einmal fünf Körperbestattungen, deren länglich ovale Grabgruben mit einer Steinpackung versehen waren. Es kommen sowohl Frauen- als auch Männerbestattungen vor: drei Frauengräber und zwei Männergräber. Als exemplarisch für die Frauengräber soll das ungestörte Grab A beschrieben werden, da sich die Ausstattung aller Frauengräber, soweit es ersichtlich ist, ähnelt. In Frauengrab A fanden sich einige Perlen, ein Messer, Pinzette und Ohrlöffel, ein bronzener Armring sowie zwei Gewandnadeln, die an den Schultern lagen und an denen die Perlen befestigt waren, und drei Fibeln, sämtlich aus Bronze gefertigt. Die Fibeln waren wie folgt an der Toten arrangiert: Zwei der drei Fibeln waren gleicharmige Fibeln von übereinstimmender Form. Diese beiden lagen im Brustbereich, jeweils links und rechts. In der Mitte und etwas höher zum Hals hin liegend, lag die dritte Fibel, bei der es sich um eine Fibel mit Tierkopf handelt. Von den beiden Männergräbern war Grab C zwar leicht gestört, jedoch am reichsten ausgestattet. Es enthielt eine eiserne Gürtelschnalle mit ovalem Beschlag und bronzenem Schilddorn sowie einen rechteckigen Gegenbeschlag aus Eisen, einen Riemenläufer aus Bronzeblech, einen weiterern Gürtelbeschlag aus Eisen, der mit einer vergoldeten und stempelverzierten Bronzeplatte belegt war, sowie eine stempelverzierte Riemenzunge aus Bronze mit vielleicht verzinnter oder versilberter Vorderseite. Außerdem fanden sich Bruchstücke einer hölzernen Tasse, die einen Beschlag aus dünnem Bronzeblech aufwies. Auch ein Messer und ein Kurzsax, ein Wetzstein, Flintstücke als Feuerzeug und ein holzgeschäfteter Pfriem gehörten zu den Beigaben. Das Männergrab E verfügte nur über spärliche Beigaben, jedoch gehören auch hier ein Messer und ein 24,7 cm langer Kurzsax zur Ausstattung (Albrectsen 1950). Schon diese kurzen Beschreibungen der Grab- und Beigabensitten in Skandinavien sollten veranschaulicht haben, dass nicht von einer Einheitlichkeit des nordgermanischen Bestattungsbrauchtums ausgegangen werden kann. Es lässt sich eine westskandinavische und eine ostskandinavische Sphäre beschreiben, 13
Lundqvist 1936, S. 166 f. und Fig. 79; Arwidsson 1954, S. 93 f.; Arwidsson 1977, S. 79 f. und Taf. 27.
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die sich nicht nur anhand der Fibelmode abzeichnen lässt. So wird im ostskandinavischen Bereich im 6. Jahrhundert noch teilweise eine intensivere Brandbestattung geübt als im Westen, wo die Körperbestattung vorherrscht. Natürlich können die Übergänge hier fließend sein. Bei dem kleinen nordfünischen Gräberfeld mit nur fünf Bestattungen war die Körperbestattung geübt worden, die Fibelmode der Damen ist als ostskandinavisch zu beschreiben: mit kleineren Bronzefibeln wie den gleicharmigen Fibeln mit und ohne Tierkopf. Die westskandinavische Sitte hingegen lässt sich vor allem durch überhügelte, in Steinkisten angelegte Körperbestattungen charakterisieren. Die Frauen trugen vor allem Kreuzfibeln mit Tierkopf und große Prachtfibeln, die einen Mantel verschlossen. Dabei handelt es sich meist um große Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, wie sie auch in England und auf dem Kontinent vorkommen. Diese Fibelform ist auch von den Ostseeinseln Bornholm und Gotland belegt. Diese beiden Inseln stellen einen gewissen Sonderfall unter den skandinavischen Gebieten dar. Hier finden sich sehr ergiebige Grabfunde über lange Zeit hinweg, die sich durch ihre Wohlhabenheit auszeichnen. Ein Umstand, der mit dem schon seit der römischen Kaiserzeit belegten Seehandel in Verbindung stehen dürfte. Diese Weltoffenheit zeichnet sich auch in den Grabfunden ab. Zumindest für die Männergräber konnte zweifelsfrei ein enger Bezug – sowohl bei den Beigaben, wo kaum ein namhafter Unterschied zu machen ist, als auch bei der Grabform – zum Merowingerreich nachgewiesen werden (Nørgård Jørgensen 1991, S. 203). Doch alle Bestattungen im Skandinavien des 6. Jahrhunderts scheinen eines gemeinsam zu haben: in den meisten Fällen kann entweder eine Steinpackung des Grabbaus oder eine steinerne Umfassung der Grabgrube nachgewiesen werden. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob es sich um eine Brand- oder Körperbestattung, eine Männer- oder Frauenbestattung handelt. Eine Steinpackung ist Bestandteil sowohl der Grabhügel in Norwegen, als auch der großen Grabhügel im schwedischen Uppland, wie z. B. beim Ottarshög (Lindqvist 1936, Fig. 37). Selbst bei dem kleinen Grabfeld von Jeppeshoje, in Norfünen, konnte bei jedem der fünf Gräber eine Steinpackung dokumentiert werden. Auch auf dem bornholmischen Friedhof von Kobbeå konnten Steineinfassungen der Gräber freigelegt werden (Nørgård Jørgensen 1991, Fig. 5), obwohl Bornholm und Gotland eine gewisse Sonderstellung im skandinavischen Raum einnehmen.
5.3 Angelsachsen In der frühen Zeit der angelsächsischen Besiedlung Englands herrscht die Brandbestattung in Urnen vor, wobei von Anfang an auch Körperbestattungen nachgewiesen sind. Dieser Umstand scheint wenig verwunderlich, wenn bedacht
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wird, dass die Körperbestattung die Bestattungsart darstellte, die von der romanischen Bevölkerung der britannischen Provinz geübt wurde, auch wenn die Brandbestattung in Teilen weiterhin vorkam. Die Urnen der Brandbestattungen, die den germanischen Siedlern zugeschrieben werden, zeigen zum Teil frappante Ähnlichkeiten mit Urnen aus den Ursprungsgebieten der germanischen Siedler aus dem heutigen Norddeutschland. Das ganze 6. Jahrhundert bis in das 7. Jahrhundert hinein existieren Brand- und Körperbestattungen gleichzeitig nebeneinander her, bis sich im Laufe des 7. Jahrhunderts endgültig die Körperbestattung wieder als alleinige Bestattungsform durchsetzen kann. Reihengräberfriedhöfe, wie sie auf dem Kontinent anzutreffen sind, kommen in England zunächst nicht vor. Interessant ist das Beispiel des Gräberfeldes von Wasperton in Warwickshire, das einen Umfassungsgraben zeigt. Das so abgesteckte Areal, das schon zu römischer Zeit angelegt wurde, wurde in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts verlassen und die Bestattungen auch außerhalb dieses Areals angelegt. Die Orientierung der Gräber lässt keine Einheitlichkeit erkennen und darüber hinaus scheint die Anlage der Gräber eher zu Gruppenbildung zu neigen als zu einer Reihung (Scheschkewitz 2006, Karte 2 und S. 175 ff.). Die typische Reihung der Gräber, wie sie vom Kontinent bekannt ist, tritt in England erst mit dem Fortschreiten des Frühmittelalters auf; d. h., erst im 7. Jahrhundert kann man eine derartige Reihung auch auf Gräberfeldern in England beobachten.14 An der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert kommt es in England in Bezug auf die Adelsbestattungen zu vergleichbaren Phänomenen wie im skandinavischen und auch kontinentalen Gebiet. Hier ist an erster Stelle Sutton Hoo zu nennen, aber auch weitere Bestattungen, wie z.B. Snape und Benty Grange, gehören zu den herausragenden Funden. Neben den schon fast allgemein üblichen Ausstattungen mit Waffensätzen, wie Schild, Schwert und Lanze, finden sich in diesen Bestattungen die selteneren Helme, wie in Benty Grange, dem Grab mit dem berühmten Eberhelm, oder, im Falle von Snape und Sutton Hoo, Leiern. Bei dem Gräberfeld von Snape, in Suffolk, handelt es sich um ein als typisch für den angelsächsischen Raum anzusehendes gemischtes Gräberfeld, auf dem sowohl Brandbestattungen wie auch Körperbestattungen vorgenommen wurden. Besonders ist hier eine Körperbestattung in einem Schiff hervorzuheben, die zwar nicht die einzige in Snape ist, aber die nicht nur wegen der räumlichen Nähe in eine Beziehung zum bekannteren Schiffsgrab von Sutton Hoo zu setzen ist; auch wenn es scheint, dass das Schiffsgrab von Snape etwas früher – nämlich an das Ende des 6. Jahrhunderts – zu datieren ist als dasjenige von Sutton Hoo (Wilson 2005a). Ebenfalls zu den sehr reichen Bestattungen gehört das Grab von Swallowcliffe Down, in Wiltshire. Hierbei handelt es sich um eine angelsächsische 14
Hierzu sei der Tafelteil bei Härke 1992 empfohlen, der einen schnellen Überblick zu dieser Frage verschafft.
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Nachbestattung in einem bronzezeitlichen Grabhügel, die sich durch ausgesuchte Grabbeigaben auszeichnet. Interessant dabei ist, dass es sich, im Gegensatz zu den Bestattungen von Benty Grange, Sutton Hoo oder Snape, nicht um die Beisetzung eines männlichen Toten handelt, sondern um die Grablege einer Frau. Die Tote war buchstäblich zur letzten Ruhe gebettet worden, da sie auf einem Bett liegend beerdigt wurde (Speake 1989, Fig. 81). Als weitere Beigaben fanden sich, neben zwei Messern und einem metallbeschlagenen Eimer, noch ein Metallgegenstand, eine besondere Form des Siebs – ein sog. „sprinkler“, der besonders hervorzuheben ist (Speake 1989, Fig. 29ff.). Die Reste eines metallbeschlagenen Holzkästchens bargen weitere Funde, z.B. einen Silberlöffel, wie er auch aus dem bekannten Grab von Sutton Hoo belegt ist. Als „Trachtbeigaben“ trug die Tote sechs außergewöhnliche Silberfibeln, die ihrer Form nach sehr stark an Sicherheitsnadeln erinnern. Außerdem fanden sich noch wenige Perlen – eine aus Bernstein – und ein Kamm sowie zwei weitmundige Glasschälchen (Speake 1989, Figs. 38, 43, 48ff. und 71f.). Erwähnenswert ist außerdem eine metallbeschlagene Tasche, die unter anderem mit einer filigranverzierten Zierscheibe besetzt war (Speake 1989, Fig. 52ff.). Die Bestattung aus Swallowcliffe Down wird allerdings schon in das späte 7. Jahrhundert datiert werden müssen (Speake 1989, S. 124ff.; Wilson 2005b). Im Schiffsgrab von Sutton Hoo, Hügel 1 – dem sog. Königsgrab –, war ein Schiff niedergelegt worden, das die ansehnliche Länge von 27 Metern aufwies. In der Mitte des Schiffs war eine Holzgrabkammer errichtet worden, die eine Zeltform hatte und über eine Größe von 5,35 × 4,50 Metern verfügte (Vierck 1972, Abb.1,2 und 3). Sämtliche Grabbeigaben waren in dieser Kammer untergebracht worden. Dieser Umstand unterscheidet das Schiffsgrab von Sutton Hoo von den uppländischen Schiffsgräbern in Schweden, bei denen der gesamte Schiffsraum ausgenutzt wurde (Vierck 1972, S. 21). Es konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich beim Schiffsgrab von Sutton Hoo um eine Körperbestattung, eine Brandbestattung oder um ein Kenotaph handelt, da die möglichen Knochenreste aus der mediterranen Anastasius-Schale nicht einmal mehr eindeutig als Knochenreste identfiziert werden konnten; auch Reste der Kleidung konnten nicht in entsprechender Lage angetroffen werden (Vierck 1972, S. 24 ff., Abb. 2a und 41). Das Schiffsgrab von Sutton Hoo erfreut sich nicht zuletzt wegen des Helms mit Gesichtsmaske einer großen Bekanntheit, sondern auch wegen zahlreicher weiterer wertvollen Beigaben, von denen mehrere einen Bezug zum mediterranen Milieu haben: Hier sei als Beispiel der oft zitierte Silberlöffel mit griechischer Inschrift genannt. Außer Zweifel steht, dass dieses Grab aus dem ersten Viertel des 7. Jahrhunderts für eine sehr hoch stehende Persönlichkeit errichtet wurde, die nicht selten mit dem ostanglischen König Redwald in Verbindung gesetzt wurde (Vierck 1972, S. 46 f.; Evans und Williams 2005). Entsprechend wertvoll sind die Beigaben dieser Beisetzung. So
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enthielt das Grab eine goldene Gürtelschnalle, die in Stil II verziert ist, zahlreiche gold- und granatverzierte Beschläge sowie einen goldenen und cloisonnéverzierten Schwertknauf. Außergewöhnlich ist auch das „Szepter“, das von einer Hirschfigur bekrönt wird (Bruce-Mitford 1975; 1978; 1983). Das Königsgrab von Sutton Hoo ist nicht das einzige Grab an der Stelle, es handelt sich um ein ganzes Gräberfeld mit zum Teil älteren Brandbestattungen. Im Gräberfeld von Sutton Hoo konnten in einigen Bestattungen Spielsteine nachgewiesen werden, ein ganzes Brettspiel mit Spielsteinen im sog. Fürstengrab von Taplow (Vierck 1972, S. 26 f. und Abb. 2b). Auch die Beigabe von mehreren Tieren, wie Pferd, Hund und Ochse, konnten auf dem Gräberfeld von Sutton Hoo und in weiteren Brandgräbern von verschiedenen englischen Fundorten nachgewiesen werden (Vierck 1972, S. 34). Auch Bestattungen, die aufgrund ihrer Abweichungen von der Norm als Sonderbestattungen bezeichnet werden, kommen im angelsächsischen Raum vor. So konnte in Snape eine Doppelbestattung aufgedeckt werden. Nicht nur aufgrund seiner vollständigen Untersuchung sondern auch wegen der außergewöhnlich guten Knochenerhaltung, ist das Gräberfeld von Wasperton, in Warwickshire, ein hervorragendes Beispiel für ein Gräberfeld im angelsächsischen Raum, auch um die verschiedensten Bestattungslagen und besonderen Totenbehandlungen zu beschreiben. So sind Bestattungen nachgewiesen, die sich einwandfrei als Bauchbestattungen identifizieren lassen, ebenso finden sich mehrere enthauptete Individuen und auch Mehrfachbestattungen sind hier belegt (Scheschkewitz 2006, S. 33 f., Abb. 18, 19 und 48 ff.). Aber auch Brandbestattungen sind in Wasperton nachgewiesen. Besonders betonenswert in Wasperton sind die Traditionen des Gräberfeldes, die bis in die römische Zeit hineinreichen. Das Gräberfeld wird bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts genutzt und lässt so eine Entwicklung des Grabbrauchs über bis zu 350 Jahre hinweg beobachten (Scheschkewitz 2006, S. 179 ff. und 204 ff.). Ähnlich wie bei dem Gräberfeld von Krefeld-Gellep werden hier römische Bestattungsplätze über die Spätantike hinaus weitergenutzt. Was die Fortführung von spätantiken Traditionslinien anschaulich vor Augen führt und den zu früherer Zeit angenommenen krassen Kulturbruch der Völkerwanderungszeit abmildert. Zur Beigabensitte im angelsächsischen Raum lässt sich zusammenfassend bemerken, dass vor allem für die Frauengräber Unterschiede in den verschiedenen Regionen ausgemacht wurden. Für den südenglischen Raum in Kent gilt im 6. Jahrhundert eine starke Beeinflussung der Beigabensitte aus dem fränkischen Merowingerreich. In diesem Zusammenhang wird oft das Gräberfeld von Finglesham zitiert, für das dieser Umstand im beispielhaften Maße zuzutreffen scheint. So findet sich in Grab D3 eine sonst aus dem kontinentalen Bereich gut belegte Bügelfibel mit halbrunder Kopfplatte mit fünf Knöpfen und gleichbreitem Fuß, wie ein Paar kleiner Vogelfibeln (Chadwick 1958, Fig. 9) oder ein
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Ringschwert in Grab 204. Für die nordenglischen Gebiete konnte John Hines Mitte der 1980er Jahre auffällige Parallelen zum westskandinavischen Raum nachweisen, die vor allem bei Bestandteilen der Frauenkleidung gelten: Hier sind Ärmelhaken, kreuzförmige Fibeln mit Tierkopf und große Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß anzuführen (Hines 1984; Hines 1993). Auf dem Gräberfeld von Wasperton kommen in den meisten Frauengräbern Fibelpaare vor, die in Schulterlage im Grab aufgefunden wurden und auf das für den angelsächsischen Raum als typisch anzusehenden Peplos hinweisen. Die häufigste Beigabe in den Frauengräbern in Wasperton sind jedoch Perlen. Ärmelhaken kommen hier selten vor (Scheschkewitz 2006, S. 54 f.). In den Männergräbern sind Waffen die häufigste Beigabe, wobei Lanzen und Messer am stärksten belegt sind (Scheschkewitz 2006, S. 55 f.). Die häufige Beigabe von Lanze und Schild sind als typische Merkmale der angelsächsischen Männergräber zu beurteilen (Härke 1992, S. 222). Insgesamt kann die Waffenbeigabe in Männergräbern aber nur rund der Hälfte aller Männerbestattungen in England zugeordnet werden, was ein ähnliches Ergebnis wie auf dem Kontinent ist und als Ausdruck eines sozialen Unterschiedes interpretiert wird (Härke 1992, S. 217 ff.). An Fibelformen finden sich auf dem Gräberfeld von Wasperton im 6. Jahrhundert (Wasperton Phase 2) die großen Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, die stets einzeln vorkommen und wohl als Mantelverschluss dienten. Daneben kommen gegossene Schalenfibeln sowie kleine Bügelfibeln mit trapezoidem oder spatelförmigem Fuß und Bügelfibeln mit kleeblattförmig gelappter Kopfplatte vor (Scheschkewitz 2006, S. 160 ff.).
5.4 Schlussbetrachtung Kapitel 5: „Die Grab- und Beigabensitte im 6. Jahrhundert Vergleicht man die Grabsitten der Fundregionen Skandinavien, England und Süddeutschland bzw. dem Rheinland, so zeichnet sich eine Abstufung ab, die wie folgt beschrieben werden kann. In Süddeutschland und dem Rheinland herrschen seit dem frühen 6. Jahrhundert die sog. Reihengräber vor, die als eine völlig neue Erscheinung am Ende der Völkerwanderungszeit entstehen. Hier treffen sich verschiedene Traditionsstränge und bilden ein ganzes Neues. Die bei den Germanen übliche Brandbestattung ist hier relativ selten anzutreffen, dafür existiert auf den Körpergräberfeldern meist eine auffällige Reihung, was als Phänomen mit dem Namen „Reihengräberzivilisation“ belegt wird. Allerdings heißt das nicht, dass nicht eine gewisse Variationsbreite der einzelnen Gräber anzutreffen wäre. Auch scheint es so zu sein, dass ein relativ guter Durchschnitt der sozialen Lebenswelt des 6. Jahrhunderts auf den großen Gräberfeldern vertreten
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ist. Es sind längst nicht alle Gräber mit Beigaben ausgestattet, auch wenn die Zeit des 6. Jahrhunderts generell als sehr beigabenfreudige Epoche zu gelten hat. Natürlich ergibt sich hieraus wiederum eine gewisse Unsicherheit in der Datierung, da beigabenlose Gräber bestenfalls durch die umliegenden Beigaben führenden Gräber datiert werden können. Über die ganze Epoche der großen Gräberfelder, also seit dem späten 5. Jahrhundert, sind außerordentlich reiche Gräber zu beobachten, die als „Fürstengräber“ bezeichnet werden. An der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert kommt es zu einer Separierung dieser Gräber, entweder in gesonderten Arealen eines großen Gräberfeldes, oder in Form von kleinen Sonderfriedhöfen, die wohl in Verbindung mit Kirchengründungen zu sehen sind. Dieses Phänomen der „Fürstengräber“ ist in allen Untersuchungsräumen zu konstatieren. In Skandinavien stellen sie streckenweise die einzige Form der Grabfunde dar, was nicht heißt, dass sämtliche Mitglieder der Gesellschaft eine reiche Bestattung erhielten. Im Gegenteil scheint es so zu sein, dass nur die Spitzen der Gesellschaft eine auf uns gekommene Bestattung – also eine nachweisbare und datierbare – Bestattung erhielten, der Rest bleibt unsichtbar oder nur schwer fassbar. Gerade die reichsten Bestattungen scheinen in allen Arbeitsgebieten über starke Gemeinsamkeiten zu verfügen. Oft kann bei den sehr reichen Bestattungen eine Überhügelung des Grabes festgestellt werden; zum Teil gehen diese Hügel ins Monumentale, wie die bekannten Hügel von AltUppsala. Das Inventar dieser Gräber, die meistens von Männern belegt wurden, ist in vielen Punkten vergleichbar. Oft wird hier ein starker Bezug zum fränkischen Merowingerreich vorausgesetzt, der sich in Fundensembles wie den Gürtelbestandteilen oder den Ringschwertern niederschlägt. Diese Attribute finden sich in allen drei Untersuchungsgebieten. Die monumentale Überhügelung der Gräber diente der Annahme nach der „Sichtbarmachung“ der Vorfahren und der sich daraus herleitenden Herrschaftsansprüche. Zu diesem Zweck scheint es auch zur „Erfindung von Tradition“ gekommen zu sein. In diesem Zusammenhang führt Sebastian Brather den hallstattzeitlichen Grabhügel von Bräunlingen, in Baden-Württemberg, an, der im Frühmittelalter zur Nachbestattung genutzt wurde (Brather 2009, S. 263 und Abb. 5.). Interessant ist die Tatsache, dass sich anhand dieser Adelsgrablegen auch eine Staffelung der Beziehungen der Räume untereinander abzumalen scheint. So findet sich sowohl in England als auch in Mittelschweden das Phänomen der Bootsbestattungen, nicht jedoch in Süddeutschland oder im Rheinland. Offensichtlich spielt hier eine Beziehung zum Wasser eine Rolle, die vor allem in Süddeutschland nicht gegeben war. Dafür gibt es Parallelen zwischen den englischen und süddeutschen Adelsgrablegen, z. B. in folgenden Punkten: In Sutton Hoo und in Snape konnten Leiern in den Gräbern nachgewiesen werden. Ein guter Vergleichsfund stammt von dem Gräberfeld in Oberflacht. Dort konnten Bettgestelle, als Alternative zum Sarg, nachgewiesen werden. Hier findet sich eben-
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falls eine Parallele in England, in Swallowcliff Down. Auch die Beigabe eines aus dem mediterranen Milieu stammenden Silberlöffels ist in England und auf dem Kontinent häufig belegt, nicht jedoch in Skandinavien. Auch wenn hier mediterranes Importgut nicht generell unbekannt war. Auch der Fund einer Leier oder eines Bettgestells blieb bis jetzt für den entsprechenden Zeitraum aus.15 Zu beachten ist dabei allerdings – was diese Fundgattungen angeht –, dass zwischen dem angelsächsischen Raum und dem Kontinent zu zeitlichen Verwerfungen kommt. Für Skandinavien sind die Steinpackungen der Gräber, die verschiedenste Formen haben können, eine wohl als charakteristisch zu betrachtende Erscheinung. Ein Grund hierfür dürfte der außerordentliche Felssteinreichtum der skandinavischen Landschaften sein. Auf dem Kontinent sind Steinsarkophage, die auf römische Traditionen zurückzuführen sind, fast die einzige vergleichbare Erscheinung. Eine der wenigen Ausnahmen stellt das Fürstengrab von Gammertingen dar, das eine Grabumfassung von Feldsteinen aufwies. Ansonsten finden sich im merowingischen Gebiet zahlreiche Formen von hölzernen Einbauten in Gräbern. Auch in England stellen Steineinfassungen der Gräber eher eine Randerscheinung dar. Zu guter letzt ließe sich zu den Grabsitten bemerken, dass es Verbindungen zwischen England und Skandinavien und zwischen England und dem Kontinent gibt. Wobei England eventuell eine Vermittlerrolle spielt. In Skandinavien gibt es bei den wohlhabenden Männergräbern Parallelen zum Merowingerreich. Wobei nicht aus dem Auge verloren werden darf, dass es sich bei den wohlhabenden Bestattungen an der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts um ein Phänomen handelt, dass mit gewissen Variationen in allen drei Untersuchungsgebieten in dieser Zeit auftritt.
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Hier sind entsprechende Funde erst aus der Wikingerzeit belegt: z. B. das Frauengrab von Oseberg in Norwegen.
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6 Die Kommunikation im 6. Jahrhundert: Sprache, Schrift und Bild In früherer Zeit wurde einige Male die Frage nach einer engen sprachlichen Verwandtschaft zwischen dem Alemannischen (vor allem dem Schweizerdeutschen) und den germanischen Sprachen Skandinaviens untersucht. Hier ist allen voran der Philologe Friedrich Maurer zu nennen, der mittlerweile selbst Gegenstand von Untersuchungen geworden ist (Maurer 1942 (1943); Kolb 1957; Seebold 2004; Nielsen 2004). Im Jahre 1942 erschien seine Untersuchung „Nordgermanen und Alemannen“, in der er neben den sprachlichen Übereinstimmungen bzw. Verwandtschaften auch archäologische Ergebnisse und volkskundliche Erkenntnisse anführte (Maurer 1942 (1943)). Maurer meinte nicht nur zwischen dem Alemannischen und den nordgermanischen Sprachen Verwandtschaften ausmachen zu können, sondern auch zwischen dem Alemannischen und der angelsächsischen Sprache, die nach alter Definition zum Westgermanischen gehört. Einer Einteilung, der Maurer mit großer Skepsis gegenüberstand (Maurer 1942 (1943), S. 9 ff., 56 ff. und 131 f.). Maurer plädierte für eine ingväonische Sprachgruppe, der das Angelsächsische, das Friesische und das Altsächsische angehören sollten. Dem gegenüber stand das Deutsche, aus dem das Hochdeutsche hervorgehen sollte, und das im Gegensatz dazu gewisse Gemeinsamkeiten mit ostgermanischen Sprachen, wie dem Gotischen, zeigen würde, die wiederum mit dem Nordgermanischen enge verwandtschaftliche Züge zeigten. Erst seit karolingischer Zeit hätten sich das Altsächsische und das Hochdeutsche soweit gegenseitig beeinflusst, dass man heute von Hoch- und Niederdeutschem sprechen könne (Maurer 1942 (1943), S. 56 ff.). Es werden zahlreiche enge Verwandtschaften zwischen nordgermanischen und alemannischen Wörtern beigebracht, die in diesem Grad der Übereinstimmung nur im Nordgermanischen und Alemannischen existieren (Maurer 1942 (1943), S. 86 ff). Maurers Zuhilfenahme der Archäologie zur Bekräftigung von sprachhistorischen Fragen ist aus dem Geist der damaligen Zeit heraus erklärbar und bezieht sich auf die Vorgehensweise von Gustav Kossinna, dem nach zu allen Zeiten Sprache und archäologische Kultur eine ethnische Einheit bilden würden. So schreibt auch Friedrich Maurer in seinem hier besprochenen Werk von 1942:
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Die beiden Fragen sind eng miteinander verknüpft. Denn sobald sich aus Fund und Kulturkreisen volkliche, stammliche Einheiten, d. h. Gemeinschaften festerer und engerer Art erschließen lassen, ist für diese Einheiten und ihre äußeren Zeichen, die Kulturkreise, die Gleichsetzung mit Sprachgemeinschaften gegeben. (Maurer 1942 (1943), S. 98.)
Und weiter schreibt Maurer „Sprache und andere kulturelle Äußerungen der Gemeinschaft gehen zusammen […]“ (Maurer 1942 (1943), S. 98 f.). Unzweifelhaft zeichnet sich hier das Bemühen ab, die südwestdeutschen Stämme in eine ethnische Einheit mit den skandinavischen Germanen zu stellen. Maurer stellt zusammenfassend fest: Die frühen Alemannen der unmittelbar vordeutschen Zeit (vor Auftreten unserer Quellen in deutscher Sprache) stehen in enger Beziehung zu Bayern und Langobarden; aber auch noch herkunftsmäßig zu den Nordgermanen (Maurer 1942 (1943), S. 138)
worunter er die Skandinavier versteht, nicht aber solche Stämme, wie die Sachsen oder die Angelsachsen. Er begründet diese Aussagen nicht unerheblich mit archäologischen Erkenntnissen, die diese Aussagen in vollem Umfang unterstreichen würden. Allerdings sind derartige Aussagen, zumindest in Bezug auf die Archäologie, in heutiger Zeit als absolut überholt anzusehen, da gerade zwischen den skandinavischen und englischen wie auch kontinentalsächsischen Fundprovinzen zum Teil erhebliche Parallelen auszumachen sind. Diese jedoch zwischen dem skandinavischen Raum und dem südwestdeutschen Bereich sehr viel weniger eindeutig ausfallen, wobei wiederum einige Gemeinsamkeiten mit dem norddeutschen und englischen Raum ins Auge fallen. Eduard Kolbs Abhandlung Alemannisch-nordgermanisches Wortgut erschien gute fünfzehn Jahre nach Friedrich Maurers Werk im Jahre 1957 (Kolb 1957). Laut eigener Aussage waren es seine persönlichen Erfahrungen, die er während eines Islandaufenthaltes im Jahre 1947 macht, die ihn veranlassten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen (Kolb 1957, S. VII). Im Gegensatz zu Maurer beschränkt sich Kolb auf die Auswertung der Sprache – vor allem aber nicht nur auf das sog. „alte Sonderwortgut“, das, soweit feststellbar, nur in skandinavischen und alemannischen Dialekten vorhanden ist (Kolb 1957, S. 1 und 13) – und behandelt keine Fragen der Archäologie oder Volkskunde, um seine Aussagen zu unterstreichen. Kolb verweist gleich zu Beginn auf die Schwierigkeiten, die in der Natur der Sache begründet liegen und kaum jemals Hoffnung auf endgültige Klärung der Fragen machen, da es sich bei den untersuchten Wörtern um Sonderwortgut handle, das oft genug keinen Eingang in die Schriftsprache gefunden habe und so ohnehin nur schwer nachweisbar sei. Dabei bleibe es niemals auszuschließen, dass auch in anderen germanischen Dialekten gleiche Wörter existiert hätten, die sich heute nicht mehr nachweisen ließen (Kolb 1957, S. 3 f.). Trotz dieser Schwierigkeiten konnte Kolb feststellen, dass es im Alemannischen eine Anzahl von Wörtern gibt, die die anderen deutschen Dialekte nicht
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kennen, die dafür jedoch im Nordgermanischen belegt seien. Ebenso verhielte es sich mit dem Altenglischen, das gewisse Züge aufweise, die es zum Teil in eine engere Verwandtschaft zum Nordgermanischen stelle, als zum Friesischen oder Altsächsischen (Kolb 1957, S. 10 ff.). Grundsätzlich muss natürlich gelten, dass das Alemannische und Nordgermanische aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur germanischen Sprachfamilie miteinander verwandt sind. Ob darüber hinaus zwischen diesen beiden Zweigen der germanischen Sprachen noch besondere Beziehungen bestehen, konnte offenbar nicht zur Zufriedenheit geklärt werden. Laut Elmar Seebold sind Friedrich Maurer und Eduard Kolb die beiden wichtigen Forscher, die sich mit einer engen Sprachverwandtschaft zwischen dem Alemannischen und Nordgermanischen beschäftigt haben. Dabei wurden gerade Maurers Versuche schon früh weitgehend entkräftet, da die Wortgleichungen nicht ausreichend begründet worden waren (Seebold 2004, S. 1 ff.). Seebold selbst verweist darauf, dass es gerade bei miteinander verwandten Sprachen – und es steht außer Zweifel, dass alle germanischen Dialekte oder Sprachen eng miteinander verwandt sind – zu auffälligen Gemeinsamkeiten kommen kann, auch wenn eine räumlich große Distanz vorhanden ist. Mitunter kann es sogar zwischen nicht miteinanderverwandten Sprachen und trotz großer räumlicher Distanz zu Gemeinsamkeiten kommen. Jedenfalls sieht Seebold weder bei Maurer noch bei Kolb eine ausreichende Materialbasis vorhanden, da es sich in beiden Fällen vor allem um Wortgleichungen handelt, die, gemessen am Gesamtwortschatz, einen sehr geringen Teil ausmachen (Seebold 2004, S. 9 f.). Auch Hans Frede Nielsen kommt zu dem Schluß, dass die Materialbasis Maurers zu schwach ist, um damit eine enge Verbindung zwischen dem Alemannischen und den nordgermanischen Dialekten zu belegen (Nielsen 2004, S. 18). Der Namensforscher Jürgen Udolph hat sich der Thesen Friedrich Maurers und Eduard Kolbs mit den Mitteln der Ortsnamenforschung angenommen (Udolph 2004). Dabei konnte Udolph feststellen, dass sich bei belegten germanischen Ortsnamen Gemeinsamkeiten zwischen weiteren Gebieten mit germanischen Dialekten finden lassen. Bedeutsam ist dies, da Ortsnamen meist sehr altertümliche Wörter konservieren. So werden viele Wortparallelen, die laut Maurer und Kolb nur im Alemannischen und Nordgermanischen vorkommen, ihrer Exklusivität beraubt, da sich anhand der Ortsnamen feststellen lässt, dass diese Wörter sehr wohl auch in anderen germanischen Dialekten vorhanden waren (Udolph 2004, S. 33 ff.). Als weiteres Problem spricht Udolph die Ursprungsthese der germanischen Sprache an. In den Vorstellungen Friedrich Maurers und Eduard Kolbs lagen die gemeinsamen Ursprungsgebiete der Germanen im Norden, d. h. mindestens im Gebiet der Ostsee. Anhand der Verteilung von besonders alten Wortbestandteilen, tut sich nun eine andere Möglichkeit des ursprünglichen Kontaktgebietes der germanischen Dialekte auf. Dieses ist nach
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Udolph wahrscheinlich im Mittelelbegebiet zu suchen.1 Ein Ergebnis, das nicht zu den archäologischen Ergebnissen der letzten Jahre in Widerspruch stehen würde, jedoch von sprachwissenschaftlicher Seite fast ebenso unsicher ist wie die Thesen von Maurer und Kolb (Nielsen 2004, S. 19 ff., hier auch weiterführende Literatur). Funde, wie die vormals behandelte Schnalle von Pforzen mit ihrer längeren Runensequenz und das gut einhundert Jahre jüngere Kästchen von Auzon (Franks Casket), werfen Fragen nach einem gemeinsamen Sagenkreis der drei Arbeitsgebiete auf. Sicher ist dieser für das hohe Mittelalter belegt. Die Beliebtheit z. B. des Nibelungenstoffes schlägt sich in zahlreichen mittelalterlichen Schriftquellen nieder, die über den süddeutschen Sprachraum bis weit in den Norden, nach Island, zu finden sind. Auch frühere bildliche Überlieferungen, die teils bis in die Vendelzeit zurückreichen, sprechen eine ähnliche Sprache. Zu den gut belegten und wahrscheinlich sehr alten Sagengestalten des nord- und westgermanischen Sagenkreises gehört Wieland der Schmied. Zu diesem sagenhaften Schmied sind aus der Zeit des hohen Mittelalters einige literarische Zeugnisse bekannt. Hierzu zählen altenglische, mittelhochdeutsche, wie auch altisländische Überlieferungen, die aus dem späten 10. bis zum 13. Jahrhundert stammen. Zwar ist nicht in allen Gebieten eine „Wielandssage“ überliefert, doch tritt seine Gestalt – und sei es nur als Zitat – häufig in Erscheinung. Auch bildliche Darstellungen, z. B. auf gotländischen Bildsteinen des 8. und 9. Jahrhunderts, oder eben runische Hinweise, wie das Kästchen von Auzon, das dem angelsächsischen Milieu entstammt, liegen uns vor und lassen etwas von der zeitlichen Tiefe dieser Figur erahnen. Das vielleicht älteste Zeugnis, was uns einen Hinweis auf diese Sage liefert, könnte die Schnalle von Pforzen sein, deren Inschrift eine bekannte Szene aus der Sage von Wieland dem Schmied zu beschreiben scheint (Pesch, Nedoma und Insley 2006). In allen drei Untersuchungsgebieten ist im 6. Jahrhundert n. Chr. die Runenschrift verbreitet. Außerdem werden in allen drei Gebieten die gleichen Zeichen verwendet, wenn man von der H-Rune absieht, die im kontinentalen Bereich in der Regel über zwei Querstäbe verfügt, im angelsächsischen und skandinavischen Raum jedoch nur einen Querstab aufweist. Am zahlreichsten sind die Funde mit Runen im süddeutschen Gebiet, was sicherlich mit den zahlreichen Körperbestattungen zusammenhängt, die hier überliefert sind. Die lateinische oder auch griechische Schrift ist hingegen in allen drei Gebieten seltener oder gar nicht anzutreffen. Sie steht im Kontext der sog. „Fürstengräber“, meist in Verbindung mit Funden, die dem mediterranem Milieu zugerechnet werden. Hier ist als Beispiel der Silberlöffel aus dem Grab von Sutton Hoo zu nennen.
1
Udolph 2004, S. 45 f. und 52; s. hierzu auch Udolph 1994, S. 932 ff.
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Auch aus dem süddeutschen Fundgebiet sind derartige Silberlöffel mit Inschrift – meist jedoch in Latein – bekannt, hier gehören sie jedoch schon in das 6. Jahrhundert. Auch Gürtelteile, wie Riemenzungen, konnten mit lateinischen Lettern versehen werden.2 Überhaupt ist die Liste der Gegenstände, die mit lateinischen Buchstaben versehen sind genauso vielfältig wie die, der mit Runen versehenen. Die mit lateinischen Lettern versehene Bügelfibel von Wittislingen, die dem 7. Jahrhundert zugerechnet wird, ist aufgrund der längeren Inschrift ein äußerst seltener und hervorstechender Fund. Bügelfibeln, die Inschriften tragen, zeigen fast ausschließlich Runen. Wittislingen ist bis jetzt das einzige Beispiel einer lateinischen Inschrift auf einer derartigen Fibel. Klaus Düwel interpretiert die unterschiedliche Verteilung von Runeninschriften und Lateininschriften im süddeutschen Fundgebiet dahingehend, dass Runen vorwiegend aus Frauengräbern der gehobenen Mittelschicht vorliegen, Lateininschriften jedoch stets in Oberschichtgräbern gefunden werden (Düwel 1996, S. 551; Düwel 1997, S. 498). Nicht verwundern sollte hierbei, dass Funde mit lateinischen Inschriften auf dem Boden des ehemaligen römischen Reiches häufiger sind als außerhalb, wie z. B. in Skandinavien. Oft wurde über den Grund der Übernahme der Schrift durch die Völker, die als Germanen bezeichnet werden, nachgedacht. In Berührung kamen die Germanen mit der Schrift durch den Kontakt zu den Mittelmeerkulturen.3 Doch sie übernahmen nicht einfach die lateinische Schrift. Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist für den skandinavischen Raum die Runenschrift belegt. Im Laufe der Zeit werden Funde mit Runenschrift auch in anderen Regionen gefunden, bis diese Schrift im 6. Jahrhundert n. Chr. eine Art Hochzeit erlebt. Nun liegt der Fundschwerpunkt, wie bereits erwähnt wurde, im süddeutschen Raum. Alle drei Untersuchungsräume dieser Arbeit können nicht als Zentren der Schriftbenutzung definiert werden. Auf der anderen Seite ist in allen drei Gebieten das Medium der Schrift bekannt und wird offensichtlich als Form der Kommunikation genutzt. Dinge des täglichen Gebrauchs, wie der Teil des Webstuhls aus Neudingen, oder Dinge mit schmückendem und prestigeträchtigem Charakter, die man am Körper trug, wie Fibeln und Riemenzungen oder auch Bewaffnungsteile, werden mit Schriftzeichen, meist Runen, versehen. Neben den Schriftzeichen treten auch ornamentale Ritzungen auf. Dies ist z. B. auf der Schnalle von Pforzen der Fall, aber vor allem auch auf den Rückseiten von Fibeln.4 Dieses Phänomen taucht ebenfalls in allen untersuchten Fundregionen auf und zeigt, dass 2 3
4
Düwel 1996, S. 550 und Abb. 405 und 406; Düwel 1997, S. 496 und Abb. 577. Werner 1966; Krause 1993, S. 34 ff. Düwel 2003; Düwel 2008, S. 175 ff.; Fischer 2005, S. 46 ff. Hines 1997, Fig. 18,a und Fig. 41,e; Martin 2004, Abb. 2, 6,D4, 7,F1 und H1, 8,K1; Zintl 2005; Straume 2005.
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auch ein ästhetischer Akt mit der Ritzung verbunden sein konnte. Die Inschriften selber sind meist recht kurz und bruchstückhaft sowie schwer deutbar. Einige Inschriften liefern uns aber dennoch einen Einblick in die Vorstellungs- und Lebenswelt des 6. Jahrhunderts. Diese scheint, entgegen den meisten Vorstellungen, nicht einseitig, sondern vielseitig gewesen zu sein. So finden sich sowohl Männer wie Frauen5 als Zeichensetzer. Es lassen sich christliche und eher heidnische Vorstellungen aus den Inschriften herauslesen. Auch Wünsche und Ängste fanden ihren Niederschlag in den uns überlieferten Inschriften (Vgl. hierzu auch McKinnell, Simek und Düwel 2004). Am häufigsten sind uns zweifelsohne die Namen der damaligen Menschen in Form von Besitzer- oder Zueignungsinschriften überliefert. Was sich vielleicht dadurch erklären lässt, dass Namen in vormodernen Gesellschaften eine überaus wichtige Rolle spielen konnten. Die Sitte, Namen in Gegenstände einzuritzen oder auch einzustempeln, ist schon aus römischen Zusammenhängen der Kaiserzeit überliefert (Werner 1966, S. 32 ff.). Die Schrift scheint irgendwo zwischen alltäglichem Profangebrauch und Exklusivität angesiedelt zu sein. Die Runenzeichen sind fast immer auf beweglicher Habe angebracht, die man in den meisten Fällen mit sich herumgetragen hat. Zwar blieben dabei die Zeichen oft, jedoch bei weitem nicht immer, ungesehen. Es ist leicht zu erkennen, dass es sich bei den Runenzeichen durchaus auch um Kommunikation mit den Mitmenschen handelte und nicht nur magische Vorstellungen damit verbunden waren (Düwel 1997, S. 491). Schon die ältesten bekannten Runeninschriften sind als Schriftzeichen auflösbar und besitzen wenig magischen Inhalt (Krause und Jankuhn 1966, S. 32 f., 75 f.; Werner 1966, S. 29). Da in der Völkerwanderungszeit und im frühen Mittelalter die meisten Menschen weit davon entfernt waren, lesen und schreiben zu können, ist davon auszugehen, dass es sich hier um die fassbaren Reste eines elitären Brauches handelt. Die Menschen, die in der Lage waren, sich mit der Aura von Schriftlichkeit zu umgeben, zeigten dies, indem sie diese Kenntnis der Schrift an ihrem Körper mit Hilfe von persönlichen Gebrauchsgegenständen zur Schau stellten. So konnte man sich wirkungsvoll von der Allgemeinheit – der „großen Masse“ – abgrenzen, die nicht über diese Möglichkeit verfügte. Die Kenntnis von Schrift und die Potenz, sie zu gebrauchen waren, das Besondere, das Mächtige. Die Anbringung von Schrift auf Rückseiten von Gegenständen wird sich in den meisten Fällen aus dem Sachzwang ergeben haben, dass die Vorderseiten durch eine Verzierung für diesen Zweck unbrauchbar waren. Offensichtlich genügte es schon in vielen Fällen, über die Schriftlichkeit zu verfügen. Über die soziale Rolle der Literalität bei den Germanen und welche Rolle der Kontakt zur römischen Welt 5
Dies ist bei einem Holzteil aus Grab 168 in Neudingen (Kat.-Nr. 35a) der Fall, das wahrscheinlich zu einem Webstuhl gehört.
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dabei spielte, ist vor wenigen Jahren eine Studie von Svante Fischer veröffentlicht worden. Die Übernahme und Entwicklung eines Schriftsystems durch die Germanen spielte eine vorbereitende Rolle bei der Annäherung und späteren Einbindung ihrer Welt in das römische Reich bzw. dem nachfolgendem „christlichen Abendland“ des Mittelalters, von Fischer als „western civilisation“ bezeichnet (Fischer 2005). Es konnte u. a. die Funktion der Abgrenzung nach außen deutlich gemacht werden, die durch die Verwendung der Schrift, bzw. eines bestimmten Schriftsystems erzielt werden konnte (Fischer 2005, S. 164). Dass Schrift – also auch die Runenschrift – eine gewisse soziale Exklusivität besaß, kann u. a. daran erkannt werden, dass sie im Hauptgebiet der Runenverbreitung im 6. Jahrhundert, in Süddeutschland, prozentual gesehen, sehr gering bleibt (Fischer 2005, S. 168). Ebenso ist dies für die anderen behandelten Fundgebiete zu bemerken, wo die Überlieferungssituation generell etwas dürftiger ist. Schrift kann also im Gegenzug ein Gemeinschaft stiftendes Moment sein, mit dem sich eine kleine Gruppe innerhalb der sog. Alamannen, Franken, Angelsachsen oder Nordgermanen von der großen Gruppe der Anderen absetzte. Hier spielte die ethnische Zugehörigkeit scheinbar keine Rolle. Exklusivität griff über Raum und Stamm hinaus. Ebenfalls ist für alle drei abgehandelten Fundgebiete der Gebrauch bzw. die Kenntnis des germanischen Tierstil I zu bemerken. Die wohl ältesten Zeugnisse dieser Stilform finden sich in skandinavischen Zusammenhängen. Doch schon bald ab der Zeit um 500 n. Chr. finden sich Gegenstände mit Stil I – vor allem Fibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischen Fuß – auch in England und im kontinentalen Bereich. Für die dem eher gehobenem Milieu zuzurechnenden Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß6 stellte Günther Haseloff das Kriterium des „gut und schlecht ausgeführten Stil I“ auf, um ihre Herkunft ermitteln zu können. Dieser Frage nachzugehen, wurde als nötig erachtet, da man den besagten Fibeltyp, ebenso wie den auf ihnen gezeigten Stil I, aus dem skandinavischen Raum herleitete und es von vornherein nicht für möglich hielt, dass diese Fibeln mit Stil I ein allgemeiner Ausdruck einer bestimmten Zeit innerhalb eines weiter gefassten Raumes sein könnten. Mag auch Stil I seine Ursprünge in Skandinavien haben, so muss nicht gleichzeitig ausgeschlossen werden, dass die Menschen außerhalb Skandinaviens nichts mit Stil I verbinden konnten und deswegen nicht in der Lage gewesen seien, diesen zu „lesen“ und zu fertigen. Dies wird um so deutlicher, wenn man in Rechnung stellt, dass auch in Skandinavien selbst Fibeln mit 6
In Skandinavien scheinen diese Fibeln auf den ersten Blick häufiger zu sein, jedoch ist hier die allgemeine Fundüberlieferung als sehr viel geringer zu betrachten. Vor allem für die norwegischen Körpergräber scheint zu gelten, dass nicht die komplette Bevölkerung hier fassbar wird.
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„schlechtem“ Stil I gefunden wurden. Der Grund für die Degeneration des Stil I wird weniger die räumliche Distanz zu einem Traditionskern gewesen sein als die zeitliche Distanz. Fest steht, dass wir mit Stil I ein Produkt der völkerwanderungszeitlichen Gesellschaft Nordwesteuropas vor uns haben. Mit fortschreitender zeitlicher Entwicklung und dem Beginn des Frühmittelalters traten andere Ausdrucksformen an seine Stelle, wie z. B. der auf Stil I folgende Tierstil II. Der ebenfalls eine weite Verbreitung fand. Das Beispiel der Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß hat gezeigt, dass die große Verbreitung der Bügelfibeln nicht einfach mit einem „Einfluss“ im Sinne von mobilen Personen oder simplem Handel, vor uns haben. Hiergegen sprechen die eigenen Traditionen der einzelnen Fundregionen dieser Fibeln. Auch die Ansätze von John Hines und Siv Kristoffersen, die sich beide eingehend mit dem Thema der mit Stil I verzierten Bügelfibeln befasst haben, setzen die soziale Sprache dieser Fibeln gegen die ethnische Deutung derselben (Hines 1997, S. 294 ff.; Kristoffersen 2000a, S. 127 ff.). Dass die Fibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß auf dem Kontinent zwar relativ selten, jedoch nicht fremd waren, zeigt ihre Einbindung in den eigenen kulturellen Kontext. Ihre Formensprache und ihr Stil spielten durchaus auch eine kommunikative Rolle in ihren kontinentalen Fundzusammenhängen, die den sozialen Stand der Person anzeigen konnte. Die tragende Person gehörte zur Trägerschicht einer „internationalen Elitenkultur“, die miteinander über große Entfernungen in Kontakt stand. Wie persönlich dieser Kontakt letztendlich war, wird vorerst schwierig zu klären sein. Fest steht jedoch, dass die führenden Schichten der einzelnen Regionen darüber im Bilde waren, welche „Symbole“ gerade in Gebrauch waren – was es für Dinge waren, die eine gehobene Stellung symbolisierten. Weitaus seltener als Stil I mit seinen verschlungenen Tierleibern und Menschenmasken sind bildliche Darstellungen mit szenischem Charakter, wie sie auf den Brakteaten und einigen Pressblechen dargestellt sind. Doch selbst diese seltenen Darstellungen scheinen in ihrer Verbreitung derjenigen des Stil I und der Runenschrift zu entsprechen. Hinweise auf die dahinter stehende Vorstellungswelt finden sich ebenfalls in allen drei untersuchten Fundgebieten. Auch hier lassen sich wiederum eigene Traditionen herausstellen, die sich trotz aller Gemeinsamkeiten immer wieder abzeichnen. In diesem Zusammenhang konnte Alexandra Pesch auf ein „Corporate Design“ verweisen, dass nicht nur die Formensprache der Brakteaten umfasst, sondern viele Aspekte der materiellen und geistigen Kultur der völkerwanderungszeitlichen Elite (Pesch 2007, S. 381 ff.). Gerade auch am Beispiel der szenisch verzierten Pressbleche, wie sie aus Pliezhausen, Sutton Hoo oder Valsgärde vorliegen, lassen sich beinahe schon sehr konkrete Vorstellungen der Übergangszeit von der Völkerwanderung zum Frühmittelalter rekonstruieren. Die Darstellung eines Ringschwertes auf dem
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Pressblech der Schwertscheide von Gutenstein sowie entsprechende Darstellungen aus Vendel, Uppland oder Torslunda, Öland, belegen eindrucksvoll die Einbindung dieser Schwertform, die über weite Teile Europas anhand von zahlreichen Funden belegt ist, in eine bestimmte Vorstellungswelt. Diese Vorstellungswelt hatte nicht nur für einen kleinen Teil Europas Geltung. Dies verdeutlicht uns das hier betrachtete Fundspektrum immer wieder aufs Neue. Karen Høilund Nielsen vermutet hinter den Wolfskriegern, wie sie z. B. auf der Schwertscheide von Gutenstein dargestellt sind, germanische Elitesoldaten (Høilund Nielsen 2001, S. 478 ff.). Dies ist ein weiterer Hinweis auf die sozialen Verhältnisse, die hinter derartigen Darstellungen stehen – kein Hinweis auf einen ethnischen Inhalt, der durch die Verwendung eines bestimmten Stils oder einer bestimmten Darstellungsweise fassbar wird. Die Beziehungen zwischen England und dem Kontinent in der Merowingerzeit sind in den 1970er Jahren von der Historikerin Annethe Lohaus eingehender untersucht worden. (Lohaus 1974) Ihre Untersuchung widmete sich sowohl den schriftlichen als auch den archäologischen sowie numismatischen Quellen und umfasste die Bereiche Politik, Handel, Kirche und Kultur. Es sind fränkische Prinzessinnen belegt, die nach England verheiratet wurden und dort eine Rolle bei der Christianisierung spielten. Zahlreiche fränkische bzw. gallische Geistliche gingen nach Canterbury, um den christlichen Glauben erneut zu festigen, aber auch um lesen und schreiben zu lehren. Vornehme Söhne wurden von England nach Gallien zur Erziehung geschickt (Lohaus 1974, S. 5 ff., 27 ff. und 152 ff.). Auch der Kult des „Nationalheiligen“ des fränkischen Merowingerreiches, des hl. Martin, kann schon relativ früh in England nachgewiesen werden (Lohaus 1974, S. 13 ff. und 46). Ein weiterer Aspekt der Beziehungen zwischen England und dem Merowingerreich ist der Handel, der seit der Römerzeit besteht und anscheinend nicht in der Völkerwanderungszeit abbricht. So ist durch schriftliche Quellen belegt, dass noch im 7. Jahrhundert zahlreiche Menschen von der Insel als Sklaven nach Gallien verkauft wurden (Lohaus 1974, S. 39 ff). Neben dem Sklavenhandel, der in der Richtung von England nach Gallien verlief, existierte auch ein Güterhandel, z. B. mit Wein und Glas, in die Gegenrichtung. In Gallien sind die wichtigen Handelsorte Marseille, Rouen und später auch Paris, in England ist es, neben kleineren kentischen Küstenorten, vor allem London (Lohaus 1974, S. 43, 48 ff. und 83 ff.). Außerdem konnte Lohaus zahlreiche Belege anführen, dass die Lex Salica als Vorbild für die Gesetzessammlung des Königs Aedilberct aus dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts gedient hat. Die Parallelen sind teilweise recht erstaunlich (Lohaus 1974, S. 17 ff.). Das eine mehr oder weniger schon als Übernahme zu bezeichnende Ausrichtung der angelsächsischen Gesetze an den fränkischen so ohne weiteres möglich war, deutet Lohaus als schwerwiegenden Beweis, dass sich die damalige Gesellschaft in Kent und die im kontinentalen Frankenreich sehr stark glichen, wahrscheinlich sogar
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übereinstimmten. Eine Tatsache, die sich auch anhand etwas späterer Quellen zur Siedlungsweise feststellen lässt (Lohaus 1974, S. 19 ff., 77 ff. und 82). Lohaus verweist ebenso darauf, dass es anhand von archäologischen Funden südlich der Themse den Anschein hat, als wenn sich im 5. Jahrhundert zahlreiche „fränkische Krieger“ hier niedergelassen hätten (Lohaus 1974, S. 68 ff.). Für das 5. und 6. Jahrhundert stellt Lohaus eine besonders enge Beziehung zwischen Kent und dem Rheinland heraus (Lohaus 1974, S. 72 und 74 ff.). Annethe Lohaus verweist auf die Wichtigkeit der Wasserwege für den Handel, ja generell die Kommunikation, in der Merowingerzeit. Siedlungen und Handelsplätze werden an den Wasserläufen oder in günstigen Küstenregionen angelegt (Lohaus 1974, S. 83 f.). Welcher Art Beziehungen kann die Historikerin Lohaus in der Merowingerzeit zwischen England und dem Kontinent herausstellen? Dies sind zum einen die Handelsbeziehungen, die kontinuierlich über eine lange Zeit hinweg die verschiedensten Güter hin- und hertransferieren und von Lohaus als ein Hauptmotor der engen Beziehungen zwischen dem Merowingerreich und England angesehen werden (Lohaus 1974, S. 143). Zum anderen ein Personenaustausch, der durch Heirat oder Wanderung von größeren Gruppen entsteht. Aber auch durch individuellere Ereignisse, wie das Verschicken von Ziehsöhnen innerhalb der aristokratischen Elite beider Räume. So werden Dinge hin- und herbewegt, aber auch Ideen, wie die christliche Religion, die Idee des geschriebenen Textes usw. Schon bei einer Übersicht des Inhaltverzeichnisses der Arbeit von Annethe Lohaus lässt sich erkennen, dass Kommunikation immer auch über eine konkrete Basis verfügt: die Basis der materiellen Kultur. Die Archäologie als Wissenschaft, die sich vorwiegend mit der materiellen Kultur beschäftigt, ist demnach in der Lage, diese Kommunikationsbasis zu erkennen. Auch wenn es sich sicher nicht immer leicht gestalten wird, diese auch zu entschlüsseln. Die gemeinsamen Fundgattungen, wie es die Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß, die Ringschwerter oder Brakteaten und Pressbleche sind, zeigen uns sehr deutlich, dass es offensichtlich eine gemeinsame „Symbolsprache“, eine Kommunikation anhand von Symbolen – also eine „Symbolkommunikation“ – gab. Eine Kommunikation, die eine bestimmte soziale Schicht der Welt des 6. Jahrhunderts untereinander pflegte. Dies ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass auch die gesprochene Sprache der drei hier behandelten Fundregionen miteinander verwandt war. Auch wenn sich eine besonders enge Verwandtschaft zwischen dem Nordgermanischen und der alamannischen Sprache nicht belegen lässt, so ist doch sicher, dass in allen drei Fundgebieten eine germanische Sprache gesprochen wurde. Da Sprache nach Ernst Cassirer auch zu den Symbolen gehört, mit deren Hilfe der Mensch kommuniziert und seine Umgebung aktiv gestaltet, ist der Umstand, dass sich die materielle Kultur ebenfalls in einigen Punkten sehr gleicht, wenig überraschend.
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7 Zusammenfassung und Ausblick Zu Beginn des Abschlusskapitels soll noch einmal auf die Schwierigkeiten hingewiesen werden, die bei dem Versuch einer Herkunftsbestimmung auftreten. Eine Herkunftsbestimmung bleibt schwierig und liefert meist nur schwammige Ergebnisse. An dieser Stelle sollte die Frage in den Fokus des Interesses rücken, wieso bestimmte Dinge in verschiedenen Regionen verbreitet sind. Was kann außer „Einfluss“, im Sinne von Handel oder Personenmobilität – beide Erklärungen sind in vielen Fällen schwer oder gar nicht nachweisbar –, noch an Erklärungsansätzen geboten werden? Die Frage sollte lauten: Warum gibt es bei den materiellen Hinterlassenschaften bestimmter Räume Parallelitäten? Es sind die Räume selbst, die diese Parallelitäten hervorbringen, sei es ganz konkret im geografischen Sinn, oder aber im übertragenen Sinn als soziale Räume. Gleiche kulturelle Ausprägungen und Vorstellungen sind nicht Ausdruck von ethnischer Identität, wie sie ein Relikt der Vorstellungen des 19. Jahrhunderts sind, sondern ein Ausdruck der sozialen Identität, was soviel heißt, dass es in etwa ähnliche soziale und existenzielle Vorraussetzungen braucht, um diese Parallelitäten herzustellen. Hier stellt sich nun die Frage, ob es in Zukunft möglich sein wird, einen Kulturbegriff für die frühgeschichtliche Archäologie zu entwickeln, der über den aus der Ethnologie entlehnten hinausgreift. Einen Kulturbegriff, der sich Anleihen aus der Soziologie und Kulturphilosophie nimmt, um eine Interpretation in der Archäologie möglich zu machen, die über die soziale Betrachtung eines einzelnen Gräberfeldes hinausgeht. Die hier aufgestellte These eines einheitlichen Symbolraumes, entwickelte sich aus den Überlegungen, die in der Soziologie und Kulturphilosophie entstanden, um einen Denkansatz in diese Richtung zu liefern. Die damit verbundene Forderung, die frühgeschichtliche Gesellschaft sozial und nicht ethnisch zu definieren, ist nicht neu und wurde bereits von Archäologen wie Heiko Steuer und Sebastian Brather angeregt. Welche historischen Konsequenzen lassen sich nun aus dem Symbolraum schließen? Bei fast allen untersuchten Fundgattungen zeigte sich, dass die süddeutschen Funde oft denen in England näher stehen als denen in Skandinavien. Viele Fundkomplexe des angelsächsischen Milieus standen denen in Skandinavien recht nahe. So bleibt letztendlich die Vermutung im Raum stehen, dass direkte Kontakte aus dem süddeutschen Gebiet in den skandinavischen Norden weniger intensiv gepflegt wurden, als bisher in der frühgeschichtlichen Archäologie angenommen wurde. Ein direkter und intensiver Kontakt scheint stattdessen zwischen
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dem Kontinent und England bestanden zu haben, der in beide Richtungen befruchtend wirkte. Eine Erkenntnis die nicht neu ist und auf die schon einige Male sowohl von historischer als auch von archäologischer Seite verwiesen wurde. In diesen beiden Räumen wirkte eine römische Tradition nach, die offensichtlich über die Wirren der Völkerwanderungszeit weiter hinaus wirkte und verband. Ein Umstand der wenig überraschen dürfte, wenn man bedenkt, dass sowohl England als auch der süddeutsche Raum – wie auch das Rheinland – zum ehemaligen römischen Reich gehörten. Eine Tatsache, die auf den skandinavischen Norden nicht zutrifft. Dieser zeichnet sich nicht einmal durch eine Nähe zum Reich aus und bleibt auch im Frühmittelalter zunächst Peripherie. Was in dieser Arbeit betont werden sollte, waren nicht die Unterschiede zwischen drei Fundregionen, sondern die Gemeinsamkeiten. Diese sind zweifelsohne vorhanden. Auch vorhanden sind immer eigene Traditionen, die zeigen, dass Dinge und Werte in die eigene kulturelle, soziale Welt eingebunden waren, also keine Exotica darstellten. Das soll nicht heißen, dass bestimmte Fundgattungen, die uns heute in einer Fundregion fremd vorkommen, in ihrem damaligen Zusammenhang auch als fremd wahrgenommen wurden. Sie waren Teil einer Symbolwelt, die uns weitgehend verschlossen bleibt, jedoch so weit zu uns spricht, als dass sie für uns anhand ihrer zurückgelassenen Symbolreste in Form der materiellen Kultur erahnbar wird. Wir können dieses Reste erfassen und anhand dieser einen Symbolraum rekonstruieren, der über eine weitgehend gemeinsame Symbolkommunikation verfügte. Dieser gemeinsame Symbolraum erklärt sich durch die ähnlichen Vorraussetzungen, die in der Völkerwanderungszeit und in diesem speziellen geographischen Raum gegeben waren. Die (nord)westeuropäische germanische Welt der ausgehenden Völkerwanderungszeit und des anbrechenden Frühmittelalters war eine Gesellschaft im Wandel. Im Wandel von einer bäuerlichen Kriegergesellschaft mit Gefolgschaftsstruktur, zu einer Feudalgesellschaft mit christlicher Grundlage. An den Schnittstellen zum ehemaligen römischen Reich sickerten neue Traditionen ein, die in bestimmten Bereichen verbindend wirkten. Hierzu zählt sicher die christliche Religion. Westeuropa gelangte zu einer neuen Einheit, während der skandinavische Norden ältere Traditionen konservierte und erst einige Jahrhunderte später ebenfalls ins christliche Mittelalter eintrat.
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8 Katalog: Runenfunde und Funde mit „nordischem Einfluss“ in Süddeutschland 1
Aalen, Ostalbkreis
Fundumstände und genauer Fundort sind nicht bekannt. Objekt Silbervergoldeter Halsreif mit Granateinlagen und Runenritzung auf der Rückseite. Inschrift noru Literatur Wamers 2000.
2
Altenerding, Kr. Erding (Taf. 40,1)
Reihengräberfeld Grab 421, Frauenbestattung Beigaben 1. eine Bronzeblech-Armbrustfibel vom Typ Ozingell; L. 7,8 cm. Der Bügel ist an beiden Rändern mit Halbkreispunzen und einer Riefe verziert. Vor der Achshalterung ist eine feine Kreuzschraffur zu erkennen. Der Fuß ist durch viermal je zwei Querriefen in verschieden große Abschnitte unterteilt und so deutlich vom Bügel abgesetzt. Das obere Ende des Fußes zeigt ein Paar gegeneinandergestellte durchbrochene Voluten, an deren äußeren Rand je ein kleiner Tierkopf zu erkennen ist sowie eine Punzverzierung. 2. eine massive Armbrustfibel, aus gegossener Bronze mit Resten von Vergoldung; L. 6,0 cm. Vollrunde Achse und hohldreieckige Armbrustsehne die mittels eines Eisenstiftes miteinander verbunden sind. Bügel und Fuß werden durch einen Mittelgrad in zwei Felder aufgeteilt. Der Bügel zeigt beiderseits des Mittelgrates Spiralrankenverzierung. Der Bügelansatz und der Fuß sind mit Querriefengruppen verziert. Der Ösenansatz sowie das
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Fußende sind in Form von Masken gestaltet und durch Perlstege abgesetzt. Die Achse ist in der Draufsicht ebenfalls mit Querriefen versehen und durch Perldrähte gefasst. Die Sehne zeigt auf ihrer Außenfläche Spiralrankenfelder. 3. zwei Pilzkopfnadeln aus Bronze; L. 6,8 cm. Der scheibenförmige Pilzkopf ist durch eine Wulst vom glatten Schaft abgesetzt. Der Pilzkopf bildet eine Öse in der ein kleines Bronzeringlein eingehängt ist. 4. ein Bronze-Halsring; gr. Dm. 14,5 cm. Rundstabig bis auf zwei Drittel des Umfangs, die flach ausgearbeitet wurden. Die Breite des flachen Abschnitts beträgt in etwa 1,1 cm. Der flache Abschnitt des Halsringes trägt eine Kreisaugenverzierung, die in drei zueinander gegenseitig versetzten Reihen angeordnet ist. Das jeweilige Endstück der flachen und rundstabigen Seite bildet den Verschluss, wobei das flache Endstück eine Öse formt und der Stab an seinem Ende hochgebogen ist, um in die Öse zu greifen. Fundlage Die Bronzeblech-Armbrustfibel (1.) lag auf der rechten Schulter, wobei die Spirale nach unten gerichtet war. Die massive Armbrustfibel (2.) lag links neben dem Schädel. Die beiden Pilzkopfnadeln (3.) lagen auf der linken und rechten Schulter. Der Bronze-Halsring (4.) lag um den Hals. Literatur Sage 1984, S. 120 f., Taf. 54,2–5; Losert und Pleterski 2003, S. 91 ff.
3
Aschheim, Lkr. München (Taf. 1,5 und Taf. 2)
Reihengräberfeld Doppelgrab 166/167, Frauenbestattungen Beigaben Grab 166 1. zwei rosettenförmige Almandinscheibenfibeln 2. eine Kette, bestehend aus 67 Perlen und drei goldenen filigranverzierten Scheibenanhängern 3. ein Perlenbesatz vom Fibelgehänge 4. eine ovale Gürtelschnalle aus Eisen 5. eine silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß sowie Runeninschrift. L. 13 cm 6. ein Gehängeband, verziert mit 20 silbernen, rechteckigen Plättchen 7. eine Tasche? Inhalt: blaue und weiße Farbpigmente von Schminke, fünf Silberdrahtfragmente, eine gelochte Terra-sigillata-Scherbe, ein Almandin-
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plättchen, zwei Goldblechanhänger mit Perldrahtverzierung (Abdruck eines Solidus Justinians I.?) 8. eine eiserne Schere Inschrift Es sind zwei Komplexe vorhanden. Komplex I: zeigt drei verbundene d-Runen (Binderunen) Komplex II: zeigt drei o-Runen und eine d-Rune Grab 167 1. zwei kerbschnittverzierte S-Fibeln aus Bronze 2. 61 Perlen von einer Halskette 3. 58 Perlen, einige spätantik, wohl von einem Fibelgehänge 4. eine ovale Eisenschnalle 5. drei kleine Eisenringe 6. weitere Eisenfragmente 7. Gehängeband mit 21 Prunkperlen 8. eine silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß, gußgleich mit der Bügelfibel aus Grab 166. L. 13 cm 9. eine Geweihscheibe 10. ein großer Beinring und ein kleinerer Bronzering (Taschenbeschlag?) 11. Fragment eines römischen lunulaförmigen Anhängers aus Bronze; Eisenund Bronzeteile 12. eine lanzettförmige silberne Riemenzunge Fundlage Grab 166 Die Almandinscheibenfibeln (1.) wurden je eine in Brust und Halsgegend vorgefunden. Die Kette (2.) lag um den Hals. Der Perlenbesatz des Fibelgehänges (3.) wurde im Brustbereich vorgefunden. Ebenso die ovale Gürtelschnalle (4.) aus Eisen. Die Bügelfibel (5.) lag knapp unterhalb des Beckens und war offensichtlich am Gehängeband (6.), das am Gürtel hing, befestigt; ebenso die Tasche (7.). Grab 167 Die Beiden S-Fibeln (1.) wurden beide dicht beieinander im oberen Brustbereich vorgefunden. In der direkten Halsgegend fand sich die Perlenkette (2.). Im rechten Oberkörperbereich wurden die 58 Perlen des Fibelgehänges (3.) aufgefunden. Die ovale Eisenschnalle (4.) sowie die drei kleinen Eisenringe (5.) fanden sich in der Beckengegend. Auf der linken Hüfte fanden sich die Eisenfragmente (6.). Die 21 Perlen des Gehängebandes (7.), wohl am Gürtel befestigt, fanden sich in der Beckengegend. Die silbervergoldete Bügelfibel (8.), die als gussgleiches Pendant zur Fibel des Nachbargrabes 166 angesprochen wird, lag zwischen den Oberschenkeln. Die Geweihscheibe (9.) schloss eventuell das Gehängeband
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ab und befand sich an der Außenseite des rechten Knies. Der große Beinring (10.) sowie der kleinere Bronzering (11.) wurden beide unterhalb des rechten Knies vorgefunden. Das Fragment des römischen lunulaförmigen Bronzeanhängers (11.) und die weiteren Eisen- und Bronzeteile (12.) wurden an der Außenseite des rechten Oberschenkels angetroffen. Die lanzettförmige Riemenzunge wurde auf Höhe des rechten Oberschenkels, dicht am Rande der Grabgrube gefunden. Literatur Reimann u. a. 1999, S. 83 f., Abb. 81; Nytt om runer 16 (2001, publ. 2003), S. 11 f. (K. Düwel); Gutsmiedl 2005.
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Balingen, Zollernalbkreis
Reihengräberfeld Grabinventare nicht mehr zu unterscheiden Objekt Goldene Almandinscheibenfibel mit silberner Grundplatte, die auf der Rückseite konzentrische Kreise sowie eine Runenritzung trägt. Inschrift a×uzdnloamiluk Literatur Arntz und Zeiss 1939, S. 120 ff. Nr.7; Krause und Jankuhn 1966, 302 f. Nr. 160 und Taf. 70; Opitz 1987, 9 Nr. 3; Kat. Göttingen Nr. 3; Martin 2004 F 1.
5a Basel-Kleinhüningen, CH (Taf. 3) Reihengräberfeld Grab 74; Frauenbestattung Beigaben 1. eine Kopfputznadel aus Silber, L. noch 13,3 cm 2.3 zwei Ohrringe aus Gold, Dm. 3,2 cm (2), Dm. 3,1 cm (3) 4. eine Perlenkette 5.6 zwei Kleinfibeln (Dreiknopffibeln), silbervergoldet, L. 3,1 cm, Nielloeinlagen 7.8 zwei silbervergoldete, nielloverzierte Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß. L. 8,7 cm (7), L. 8,5 cm (8)
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9. ein Armreif aus Silber, gr. Dm. 6,6 cm, verdickte Enden 10. eine Gürtelschnalle aus Eisen mit Silber- und Kupfer-Plattierung, gesamte L. 4,7 cm, H. 3,2 cm 11. ein Fingerring aus Silber 12.–18. ein Gürtelgehänge: 12. ein Sieblöffel aus Silber, L. 13,8 cm 13. eine Ringperle aus Glas, Dm. O,8 cm 14. eine Kugelperle aus Bernstein, Dm. 2,5 cm 15. ein gewaffelter Pressblechstreifen aus Silber, H. 0,8 cm 16. ein Messer aus Eisen, L. noch 4,1 cm 17. ein Messer aus Eisen, L. noch 6,3 cm 18. eine Tonnenperle aus Chalcedon, L. 4,2 cm, Dm. 2,7 19. eine Riemenzunge aus Silber, L. noch 3,5 cm, Br. 0,8 cm 20. ein zweireihiger Kamm aus Knochen, L. 9,5 cm 21.–22. ein kleiner Henkelkrug mit Deckel 21. ein Deckel aus Ton, Dm. 6,2 cm, Terra Sigillata, Töpferstempel auf der Innenseite: SACIANTRI 22. ein kleiner Henkelkrug aus Ton, H. 8,7 cm, Mündungsdm. 7,5 cm, handgemacht 23. ein Stab aus Eisen, L. 46,5 cm, Dm 1,0 cm, runder Querschnitt 24. ein Eisenfragment, L. 2,8 cm 25. zwei Eisenstifte mit anhaftenden Holzresten 26. ein Kettenglied aus Silber (zum Gürtelgehänge gehörig?) 27. fünf Drahtfragmente aus Bronze 28. eine Nadelspitze aus Bronze, L. noch 1,4 cm 29. ein Niet, Bronze, Silber-plattiert mit Eisen-Kern Literatur Giesler-Müller 1992, S. 68 f. und Taf. 12–13.
5b Basel-Kleinhüningen, CH Reihengräberfeld Grab 115; Frauenbestattung Beigaben 1. eine Kopfputznadel, silbervergoldet mit Almandineinlage, L. noch 11,4 cm 2. eine Halskette mit 2 Perlen aus Glas, Dm 1,0 bzw. 1,1 cm 3.4 zwei Vierpassfibeln, silbervergoldet, Dm. 2,1 cm 5. eine Fünfknopffibel, silbervergoldet, L. 9,3 cm, mit Runen
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Literatur Giesler-Müller 1992, S. 106 und Taf. 23 (ohne Erwähnung der Runen); Martin 2004, S. 199 A2.
6a Bopfingen, Ostalbkreis (Taf. 31) Reihengräberfeld Grab 1; Männerbestattung, zerstört Beigaben 1. eine Spatha, L. noch 84 cm, mit einem Scheidenmundblech aus Bronze mit runenähnlichen Zeichen. 2. eine Lanzenspitze, L. 31 cm 3. ein Sax, L. noch 25 cm 4. eine Schnalle aus Weißmetall (Silber mit Kupfer ?), auf dem Beschlag eine Schlange 5. Bruchstück eines zweiten Beschlags Literatur Veeck 1931, S. 180, Taf. R, 3; Arntz/Böhner 1954, S. 145 ff., Abb. 1 und 2.; Martin 2004, S. 205 Wa 4.
6b Bopfingen, Ostalbkreis Reihengräberfeld Grab 4; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Bronzering mit Runenritzung. Dm 2,3 cm. 2. ein goldener Münzanhänger 3. eine silberne Scheibenfibel 4. eine silberne Nadel 5. ein Silberring 6. eine Bronzenadel 7. ein großer Bronzering 8. eine Bronzeschnalle mit bronzener Riemenzunge 9. eine größere Bronzeschnalle 10. eine weitere Bronzeschnalle 11. Reste einer kleinen Bronzeschnalle 12. ein Bronzenietknopf
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13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25.
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eine Eisennadel mehrere Eisenringe ein Eisenmesserchen verschiedene Eisenteile eines Gürtelgehänges ein Eisenteil eine große Anzahl verschiedener Perlen eine Bergkristallkugel ein Bruchstück eines keltischen Glasarmringes ein Glasstück ein Spinnwirtel ein Beinring Reste eines Beinkammes Tierzähne
Inschrift Eine einzelne g-Rune. Eventuell eine Begriffsrune: g = germ. *gebo¯ ‘Gabe’. Literatur Opitz 1979, S. 368 ff. und Abb. 3; Opitz 1987, S. 56 Nr. 7a
6c Bopfingen, Ostalbkreis Reihengräberfeld Grab 115; Frauenbestattung Beigaben 1. eine Vierpaßfibel aus vergoldeter Bronze ( ? ) mit Runeninschrift 2. zwei Bügelfibeln 3. ein Beinwirtel 4. eine Bronzeschnalle 5. ein Beinkamm 6. ein Eisenmesser 7. Perlen Inschrift mauo Literatur Opitz 1979, S. 364 ff. und Abb. 2; Opitz 1987, S. 12 Nr. 7, 298; Martin 2004, S. 203 G1.
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Bülach, Kanton Zürich, CH
Reihengräberfeld Grab 449; Frauenbestattung Beigaben 1. eine Perlenkette am Hals 2. ein Eisenring 3. eine Almadinscheibenfibel mit Runeninschrift. Dm. 4,4 cm 4. eine Doppelperle aus vergoldetem Glas 5. eine kleine konische Perle 6. ein Eisenstück 7. eine große Eisenschnalle 8. eine eiserne Lasche mit zwei Nieten 9. ein eiserner Taschenring 10. ein zweiteiliger Kamm in Futteral 11. ein Messer 12. eine Eisenschere 13. zusammengerostete Kettenringe Fundlage Die Perlenkette (1.) am Hals. Der Eisenring (2.) und die Almandinscheibenfibel (3.) zwischen rechtem Ellenbogen und Wirbelsäule. Unter der Fibel die kleine Doppelperle (4.) und die kleine konische Perle (5.). Über dem Becken das Eisenstück (6.). Am oberen Beckenrand die große Eisenschnalle (7.). Am rechten Unterarm die eiserne Lasche mit zwei Nieten (8.). Außen an der linken Hand, der eiserne Taschenring (9.) sowie der zweiteilige Kamm im Futteral (10.). Unter dem Kamm das Messer (11.). Die Eisenschere (12.) auf dem linken Knie. Außen am linken Unterschenkel die zusammengerosteten Kettenringe (13.). Inschrift Die Runeninschrift besteht aus vier Zeilen: a) frifridil b) du c) ftmi?k d) links und rechts je eine l-Rune Literatur Arntz und Zeiss 1939, S. 167 ff. Nr. 10 und Taf. IX; Krause und Jankuhn 1966, S. 307 f. Nr. 165 und Taf. 70; Werner 1953, S. 10 f. und 123; Opitz 1987, S. 13 Nr. 9; Martin 2004, S. 203 E6.
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Donzdorf, Kr. Göppingen (Taf. 4)
Reihengräberfeld Grab 78; Frauenbestattung Beigaben 1. eine gegossene, silbervergoldete Bügelfibel mit niellierten Stegen, Almandineinlagen und Goldfiligran. Rechteckige Kopfplatte und barocker/rhombischer Fuß. L. 13,9 cm. Auf der Rückseite Tremolierstichverzierung sowie eine Runeninschrift 2. eine gußgleiche zweite Bügelfibel. L. 13,9 cm. Auf der Rückseite ebenfalls Tremolierstichverzierung, aber keine Runenritzung 3. eine goldene Almandinscheibenfibel mit Filigranverzierung. Dm. 2,9 cm 4. eine zweite goldene Almandinscheibenfibel mit Filigranverzierung. Dm. 2,9 cm 5. eine kleine Halskette mit fünf doppelkonischen, filigranverzierten Goldperlen und 16 Glasperlen 6. ein goldener Fingerring mit Kastenzier. Dm. 2,3 cm 7. ein Gürtelgehänge mit sechs Rechteckplättchen aus Goldblech. L. der Plättchen zwischen 1,6 und 1,8 cm 8. ein silbernes Toilettenmesserchen mit tordiertem Griff und lanzettförmigem Blatt. L. noch 6,1 cm 9. eine Schnalle aus Magnesit. L. 3,2 cm, Br. 4,9 cm, lichte Weite 2,0 cm 10. sieben Perlen aus Achat, Glas und Lignit 11. ein Beinring. Dm 10,5 cm, lichte Weite ca. 9,3 cm 12. ein Beinstäbchen, rundstabig und spitz zulaufend mit Ritzverzierung. L. 16,2 cm 13. ein doppelreihiger Beinkamm. L. 22,0 cm, Br. 6,3 cm 14. eine stark korrodierte Schere. L. noch 25,0 cm 15. ein Messer. L. 14,1 cm, Br. 1,9 cm 16. ein doppelkonischer Spinnwirtel aus braunem Ton. Dm. 2,8 cm 17. ein konischer Kessel aus Bronzeblech. Henkel aus Eisen. H. 15,4 cm, Dm. der Mündung 22,2 cm, Dm. des Bauches 22,8 cm 18. ein Knickwandtöpfchen aus grauem, stark gemagertem Ton. Umlaufende Ritzlinien im oberen Bereich des Gefäßes. Auf dem Bauchknick wurden Einkerbungen eingebracht. H. 6,7 cm, Dm. der Mündung 7,4 cm, Dm. des Bauches 9,7 cm, Dm des Bodens 4,6 m Inschrift eho
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Literatur Jänichen 1967, S. 234 und Taf. 43,2; Neuffer 1972, S. 15 ff., 86 ff., Taf. 22, 23 und 24; Düwel und Roth 1977, S. 409 ff.
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Dischingen, Kr. Heidenheim
Reihengräberfeld Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar silberner Bügelfibeln mit Almandineinlagen und Runeninschrift (Inschrift a und b), L. 7, 9 cm 2. ein Paar silberner Rosettenfibeln mit Almandineinlagen, Dm. 2,7 cm 3. fünf Glasperlen Literatur Fundberichte aus Schwaben N. F. 13, 1952–1954, S. 91, Taf. 17,2; Arntz und Jänichen 1957, S. 119ff., Taf. 64, 2 und 3 sowie Taf. 65, 1 und 2; Krause und Jankuhn 1966, S. 297 Nr. 155; Opitz 1987, S. 16 Nr. 11.12; Martin 2004, S. 200 C1a und b.
10 Dittigheim (Taf. 29,1), Stadt Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis Reihengräberfeld Grab 190; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silberne Scheibenfibel mit Runeninschrift Inschrift Die Runenritzung besteht aus zwei Komplexen. Komplex I: ??bamaln Komplex II: Binderune un oder nu eventuell auch ou Literatur Nytt om runer 17 (2002, publ. 2004), S. 13 (K. Düwel).
11 Eichstetten, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald Reihengräberfeld Grab 186; Männerbestattung
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Beigaben 1. eine Spatha 2. Bruchstücke einer Parierstange 3. Scheidenmundblech mit Runeninschrift 4. eine kleine Bronzezwinge 5. Bruchstücke eines U-förmigen Ortbandes 6. eine Franziska 7. eine einfache Schnalle aus vergoldetem Silber 8. ein Messer 9. ein eiserner Feuerstahl oder Taschenbügel 10. zwei Bruchstücke von Vierkantstäben 11. Ahle und Eisen 12. zweireihiger Dreilagenkamm 13. vier Bruchstücke von bandförmigen Eisenblech 14. ein Bruchstück von Eisenblech Inschrift Zwei Inschriftenteile. Der erste Teil ist größer gehalten als der zweite Teil. Es sind im ersten Teil nur zwei Runen deutlich zu erkennen: das zweite Zeichen, eine a-Rune und das vierte Zeichen, eine i-Rune. Der zweite Teil der Inschrift lautet: muniwiwol. Literatur Opitz 1981, S. 26 ff. und Abb. 1 und 2; Opitz 1982, S. 481 ff.; Kat. Göttingen Nr. 9; Sasse 2001, S. 206 f., Taf. 78 und Taf. 79; Martin 2004, S. 205 Wa 3.
12 Eltville, Rheingaukreis (Taf. 5) Reihengräberfeld Grab 144; Frauenbestattung; stark gestört Beigaben 1. eine silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/ rhombischem Fuß. L. 8,5 cm 2. ein Paar silbervergoldete Pferdchenfibeln, L. 2,95 cm 3. ein silberner Ohrring aus Draht mit angelöteter Silberplatte, welche Almandineinlagen sowie einen Smaragd enthält 4. eine eiserne Riemenzunge mit zwei Bronzenieten, L. 6,2 cm 5. ein Bruchstück einer einfachen, ovalen Gürtelschnalle aus Eisen 6. ein Bruchstück eines Messers aus Eisen
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7. eine halbkugelige, hellgrüne Glasschale mit eingeschmolzenem Fiedermuster aus weißem Glas 8. eine zerbrochene Bernsteinperle, drei Glasperlen und ein Bronzeröhrchen vom Halsschmuck 9. ein doppelseitiger Knochenkamm 10. ein Spinnwirtel aus Ton, Dm. 2,7 cm 11. eine braunrot gestrichene Schale 12. ein bauchiger Topf mit scharfem Bauchknick 13. ein handgemachtes Rippengefäß 14. ein Bruchstück einer kleinen handgemachten Schale 15. ein Bruchstück eines handgemachten Rippengefäßes 16. ein Bruchstück eines kleinen Bechers Literatur Schoppa 1950, S. 54, Taf. 34–36; Haseloff 1981, S. 428, Abb. 280; Blaich 2006, S. 419 ff. Taf. 72–74.
13 Engers, Kr. Neuwied (Taf. 1,1) Fundumstände nicht gesichert Objekt Stark abgenutzte silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß. Auf der Bügelmitte eine Art Medaillon mit menschlichem Gesicht. L. 12,5 cm. Literatur Kühn 1940, S. 395 f. Nr. 66 und Taf. 19,66; Haseloff 1981, Taf. 12,1.
14a Freilaubersheim, Kr. Bad Kreuznach Reihengräberfeld Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar stark abgenutzter silbervergoldeter Bügelfibeln – eine davon mit Runeninschrift – mit halbrunder Kopfplatte und fünf Knöpfen sowie rhombischer Fußplatte mit Tierkopf. L. 9,75 cm. 2. eine Rosettenfibel mit Almandineinlagen 3. eine Schuhschnalle 4. eine Eisenschnalle
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5. 6. 7. 8. 9.
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eine Bronzezwinge ein Spinnwirtel aus Bergkristall ein Glasbecher Perlen aus Glas, Ton und Bernstein ein Tongefäß
Inschrift Die Runeninschrift verläuft in zwei Zeilen: a) boso : wraetruna: b) pk : dapïna : golida Literatur Arntz und Zeiss 1939, S. 210 ff. Nr. 15 und Taf. XIII; Krause und Jankuhn 1966, S. 283 Nr 144 und Taf. 61; Opitz 1987, S. 19 Nr. 16; Kat. Göttingen Nr. 11; Martin 2004, S. 199 B1.
14b Freilaubersheim, Kr. Bad Kreuznach Reihengräberfeld Grab 68; Mädchenbestattung Beigaben 1. zwei goldene B-Brakteaten 2. zwei silbervergoldete Bügelfibeln mit Flechtwerkverzierung. L. 6,2 cm 3. eine Vogelfibel 4. eine S-Fibel 5. vier silberne Ohrringe 6. Perlen aus Glas, Ton und Bernstein 7. ein kleiner Armring 8. ein rundstabiger Ring 9. eine bronzene Schnalle 10. die Bruchstücke eines Ringes aus Elfenbein 11. ein Spinnwirtel aus Ton 12. eine Schale aus rotem Ton 13. ein verziertes Tongefäß 14. ein gläserner Trinkbecher 15. die Reste eines Holzeimers mit Eisenbeschlägen Literatur Kühn 1940, Taf. 100, 34,1; Kühn 1974, S. 196 f. Nr. 76 und Taf. 166; Clauß 1978, S. 134 und Taf. 24, 3–4.
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15 Gammertingen, Kr. Sigmaringen Reihengräberfeld Mädchengrab Beigaben 1. ein Elfenbeinbüchschen mit einem Deckel aus Hirschhorn und Runeninschrift. H. 6,2 cm., Dm. 3,8 cm. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Nähzeugbehälter 2. eine Goldmünze (vielleicht eine Nachprägung eines byzantinischen Triens) 3. eine silberne Scheibenfibel mit filigran- und zellenverzierter Goldblechauflage 4. 45 Glasperlen, zehn Bernsteinperlen, vier Amethyste 5. ein doppelkonischer Topf mit Einglättverzierung Inschrift Eine Runeninschrift (A) am unteren Rand, die andere Runeninschrift (B) auf der Unterseite der Bodenplatte. A: ado B: a×o Literatur Gröbbels 1905, S. 40 f.; Werner 1935, S. 90 Nr. 27 und Taf. 15 C, 16 A; Arntz und Zeiss 1939, S. 235 ff. Nr. 17 und Taf. XIV; Krause und Jankuhn 1966, S. 303 Nr. 161, Opitz 1987, S. 21 Nr. 18.
16 Gomadingen, Kr. Reutlingen Grabfund Frauenbestattung Beschreibung Granatscheibenfibel mit Runeninschrift. Inschrift Eine einzeln stehende g-Rune sowie iglug oder iglun. Es folgen noch weitere Ritzungen, die nicht eindeutig als Runen zu identifizieren sind. Literatur Martin 2004, S. 202 E 1.
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17 Gräfelfing, Stadt München Reihengräberfeld Grab 40; Männerbestattung Beigaben 1. ein Schmalsax mit Runeninschrift. Klingenl. 30 cm 2. eine Spatha 3. Spathagurtteile 4. eine bronzene, punzverzierte Gürtelgarnitur mit Schnalle, Rückenplatte und zwei Ösenbeschlägen mit Tierkopf 5. ein Messer 6. eine Schere Inschrift Die Inschrift besteht aus linksläufigen Runen, die jedoch wegen der starken Korrosion kaum lesbar sind. Literatur Düwel 1981, S. 155 f.; Opitz 1987, S. 22 Nr. 19; Kat. Göttingen Nr. 14; Martin 2004, S. 205 Wa 5.
18a Hailfingen, Kr. Tübingen Reihengräberfeld Grab 381; Männerbestattung Beigaben 1. ein Schmalsax mit Flechtbandverzierungen im Tierstil II und Runenritzungen, bzw. runenähnliche Ritzung. Klingenl. 32 cm 2. eine eiserne Gürtelgarnitur bestehend aus einer runden Beschlagplatte mit Schilddornschnalle und einem rechteckigem Gegenbeschlag 3. ein Messer 4. eine Schere 5. ein einreihiger Knochenkamm 6. vier Bronzeknöpfe 7. ein Bohrer 8. ein doppelkonisches Töpfchen 9. vier Schweineknochen
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Inschrift Die Runenzeichen, sofern sie überhaupt als solche gelten, entsprechen nicht der Norm und sind deswegen schwer deutbar. Literatur Moltke 1934, S. 36 ff und Taf. 6; Arntz und Zeiss 1939, S. 240 ff. Nr. 18 und Taf. XV, XL; Stoll 1939, S. 64 und Taf. 22,16; 35,13; Krause und Jankuhn 1966, S. 301 f. Nr. 159 und Taf. 68; Düwel 1981, S. 156 f.; Opitz 1987, S. 24 Nr. 21; Kat. Göttingen Nr. 15; Martin 2004, S. 205 Wa 6.
18b Hailfingen, Kr. Tübingen Reihengräberfeld Grab 406; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silbervergoldete S-Fibel mit Almandineinlagen, Silberfiligranverzierung und Runenritzung. Dm. 3,5 cm 2. eine ovale Schnalle 3. ein Messer. L. 16 cm 4. eine Riemenzunge aus dünnem Blech mit fünf Nieten 5. eine ovale Schuhschnalle 6. Halskette: 16 Bernsteinperlen und einige kleine Glasperlen, 7. Armkettchen: vier große bunte Glasperlen, eine spätrömische Melonenperle und ein dunkelblauer Glaspolyeder 8. eine große gelbbunte Glasperle 9. ein Kamm. L. 10 cm 10. eine große Holzschüssel (nur in Spuren erhalten) Inschrift Die Inschrift besteht aus zwei Zeilen, die jedoch aufgrund der starken Zerstörung des Rückenblechs kaum lesbar sind. Die obere Zeile lässt noch eine a-Rune erkennen. Die untere Zeile zeigt folgende Runen: adaau?na Literatur Stoll 1939, S. 66 und Taf. 17,4; 20,19; 21,28 und 25,23; Jänichen 1962, S. 156 f. und Taf. N; Martin 2004, S. 204 I 3.
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19a Heilbronn-Böckingen (Flur „Zigeunerstock“) Reihengräberfeld Grab 42; Männerbestattung Beigaben 1. eine Gürtelgarnitur aus versilberter Bronze bestehend aus: einer ovalen Schilddornschnalle (Dm. 4,1 cm) mit dreieckigem Beschlag (L. 6,3 cm) mit zwei Nieten und Punzverzierung, bestehend aus Dreiecken und Bögen, am Rand 2. ein rechteckiger Gegenbeschlag mit vier Nieten und Runeninschrift. L. 3,5 cm 3. ein Bronzeriemendurchzug mit Platte. Dm. 4,1 cm 4. ein scheibenförmiger Bronzeknopf. Dm. 1,5 cm 5. ein Fragment einer Spatha. L. noch 44,5 cm 6. ein Klingenbruchstück eines Saxes. L. noch 22,4 cm 7. Bruchstück eines Feuerstahls. L. noch 5 cm 8. ein Rest von Blatt und Tülle einer Pfeilspitze 9. sechs unbestimmbare Eisenteile Inschrift Linksläufige Inschrift mit fünf Zeichen: k( ? )arwi Literatur Arntz und Jänichen 1957, S. 211 und Taf. 31,C; Arntz und Jänichen 1957, S. 124 f. und Taf. 64,11 und Abb. 1,3; Krause und Jankuhn 1966, S. 295 f. Nr. 153 und Taf. 65; Opitz 1987, S. 25 Nr. 23; Koch 1994, S. 40 f. und Abb. 43 und Abb. 44; Martin 2004, S. 206 Gü 2.
19b Heilbronn-Böckingen (Turnerstraße) Gräberfund Grab 1 (oder 43?); Männerbestattung Beigaben 1. ein Sax, von dem die Spitze fehlt. L. noch 45,5 cm 2. stark zerstörte Teile eines eisernen Beschlags mit großen Bronzenieten 3. vier gleiche Bronzebeschläge. L 4,4 cm 4. ein Bronzebeschlagstück mit je zwei Bronze- und Eisennieten und Runenoder runenähnlicher Ritzung. L. 4,4 cm 5. ein rötlichbrauner, grauschwarz gefleckter Topf. H. 24,6 cm
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Inschrift Ritzung aus anscheinend vier Zeichen. Das erste Zeichen könnte eine g-Rune darstellen. Es bestehen jedoch Zweifel, ob es sich überhaupt um Runen handelt. Literatur Jänichen 1962, S. 279 und Taf. 50, A; Opitz 1987, S. 25 Nr. 23; Koch 1994, S. 41 und Abb. 45.
20a Herbrechtingen, Kr. Heidenheim Reihengräberfeld Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar silbervergoldete, stark abgenutzte Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte mit Knöpfen und ovalem Fuß mit Tierkopf. Eine Bügelfibel trägt eine Runeninschrift. L. 11,7 cm 2. eine silberne Scheibenfibel mit Purpurglaseinlagen sowie Almandineinlagen. Dm. 4,3 cm 3. eine silbervergoldete, stark abgenutzte S-Fibel mit Almandineinlagen. L. 2,4 cm 4. eine Halskette mit: einem Bronzegußklumpen, einer gerippten Röhre aus Bronzeblech (L. 5,2 cm), 15 Amethysten, 129 Glasperlen, einer Bergkristallperle, zehn Bernsteinperlen, einer grünblauen römischen Melonenperle (Dm. 2,8 cm), einer Rauchtopasperle (Dm. 2,8 cm) und sechs Goldabschlägen von Münzen Justinians I. (527–565) 5. eine durchbrochene Bronzezierscheibe (gegossen). Dm. 5,7 cm 6. eine Bronzenadel. L. noch 14,4 cm 7. eine bronzene Schilddornschnalle. Dm. 3,5 cm 8. Reste von Riemenzungen aus Silberblech mit Tierornamentik (Stil II) 9. drei Bronzeringe. Dm. 2,8 bis 3,2 cm 10. Reste einer Eisenschere. L. noch 10,5 cm 11. ein Messer. L. noch 13,7 cm 12. Reste eines Knochenkamms 13. ein handgemachter doppelkonischer Topf. H. 8,4 cm Inschrift fpae Literatur Veeck 1930, S. 73 ff. und Abb. 1, 2 und 3; Werner 1935, S. 87 Nr. 20, Taf. 9 B, Taf. 10 und Taf. 11,A; Arntz und Zeiss 1939, S. 262 ff. Nr. 22 und Taf. XVIII;
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Krause und Jankuhn 1966, S. 296 Nr. 154; Opitz 1987, S. 27 Nr. 25; Martin 2004, S. 200 C 3.
20b Herbrechtingen, Kr. Heidenheim Reihengräberfeld Männerbestattung Beigaben 1. eine Spatha mit goldtauschiertem Knopf und Mundstück. L. 65 cm 2. ein silberner Gürtelbeschlag mit zwei Schnallen und drei Gürtelhaken 3. Beschlagknöpfe 4. eine silberne Gürtelzunge 5. ein länglich-rechteckiges Beschlagstück 6. ein Schildbuckel mit vier eisernen Beschlägen 7. 18 Sattelbeschläge 8. drei eiserne Schnallenstücke 9. ein Pferdeskelett Literatur Fundberichte aus Schwaben 17, 1909, S. 66 und Taf. V; Hertlein 1912, S. 71 f. und Taf. VI.
21 Hohenstadt, Kr. Göppingen Fundsituation nicht gesichert Objekt Fünfknopffibel mit halbrunder Kopfplatte und geradem Fuß. Runen oder runenartige Ritzung. L. 10,8 cm. Inschrift Schwer lesbare Zeichen, deren Runencharackter als nicht eindeutig gilt. S. Opitz schlägt unter Vorbehalt folgende Lesung vor: ××nhsigll Literatur Veeck 1931, S. 319 und Taf. 22,A 1; Schuchhardt 1936, Taf. 65, 265; Opitz 1987, S. 28 Nr. 26; Kat. Göttingen Nr. 17; Martin 2004, S. 199 A 4.
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22 Hüfingen, Schwarzwald-Baar-Kreis Reihengräberfeld Grab 318; Frauenbestattung Beigaben 1. fünf goldene Anhänger – als Bestandteil einer Halskette, zu der außerdem noch viele polychrome Perlen aus Glas und Bernstein, eine große Wirtelperle aus blau-weißem Glas, ein offener Silberdrahtring mit eingehängtem Ösenende eines zweiten Ringes, ein Bronzeknotenring mit dem Rest einer Lederschlaufe und zwei Eisenringe gehören – mit aufgelegter Perldrahtverzierung am Rand der Schauseite: eine einseitige Münznachprägung eines frühbyzantinischen Triens (Justinus I. oder Justinus II.), Dm. 1,7 cm. Zwei stempelgleiche einseitige „Kleinbrakteaten“, geprägt nach der Vorderseite eines frühbyzantinischen oder ostgotischen Triens, mit Kapitalis-Imitationen und Runeninschrift (Inschrift A). Dm. beider Anhänger 1,5 cm. Ein weiteres Paar stempelgleicher einseitiger „Kleinbrakteaten“, geprägt nach der Rückseite einer frühbyzantinischen Goldmünze, mit Kapitalis-Imitationen und Runeninschrift (Inschrift B). Dm. beider Anhänger 1,5 cm 2. eine silbervergoldete, langobardische S-Fibel mit Almandineinlagen und blauer Glaseinlage in der Mittelzelle 3. ein gußgleiches, silbervergoldetes und nielloverziertes Bügelfibelpaar mit rechteckiger Kopfplatte und ovalem Fuß 4. eine bronzene Zierscheibe eines Gürtelgehänges 5. ein Bronzeblechschälchen 6. eine eiserne Gürtelschnalle 7. ein Messer 8. ein konischer Spinnwirtel aus schwarzblauem Glas mit weißen Schlieren 9. drei handgemachte, schwarztonige Rippenbecher mit Stempelverzierung und geglätteter Oberfläche 10. eine scheibengedrehte, hellbeige-rötliche Henkelkanne mit körniger Oberfläche Inschrift Inschrift A: ota Inschrift B: alu Literatur Nytt om runer 12 (1997, publ. 1998), S. 18 (K. Düwel); Fingerlin u. a. 1998.
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23 Igling-Unterigling, Lkr. Landsberg am Lech Reihengräberfeld Grab 91; Frauenbestattung Objekt Eine Bügelfibel mit Runeninschrift. Inschrift aun(rgd) Literatur Internetausgabe von Nytt om runer von 1997: http://www.ukm.uio.no/runenews/nor_1998/germ9/kd.htm
24a Kirchheim unter Teck, Kr. Esslingen (Taf. 29,2) Reihengräberfeld Grab 80; Frauenbestattung Objekt Silberne Scheibenfibel mit Alamndineinlagen? Inschrift Pibarh Literatur Nytt om runer 17 (2002, publ. 2004), S. 14 (K. Düwel).
24b Kirchheim unter Teck, Kr. Esslingen Reihengräberfeld Grab 85; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte, rhombischen/ barocken Fuß und Verzierung im Stil I. L. 14 cm. 2. eine filigranverzierte Goldscheibenfibel mit Steineinlagen 3. ein unverziertes Goldblattkreuz 4. drei goldene Münzanhänger 5. zwei Bronzeriemenzungen 6. ein Eisenmesser
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7. eine Eisenschnalle 8. Perlen 9. zwei Tonscherben Inschrift badah××ali Literatur Haseloff 1981, S. 288 ff. und Abb. 192 und Taf. 39; Opitz 1987, S. 29 Nr. 27; Kat. Göttingen Nr. 19; Martin 2004, S. 201 D 5.
25 Klepsau, Hohenlohekreis Reihengräberfeld Grab 6; Männerbestattung Beigaben 1. eine Spatha mit damaszierter Klinge. L. 79,8 cm 2.–5. Sparthagarnitur: 2. eine bronzene Schnalle mit triangulärem, flachem Beschlag. L. 6,4 cm 3. ein bronzener Rechteckbeschlag mit kastenförmiger Rückseite und niellierter Silberplatte als Vorderseite sowie mit Tierornamentik im Mittelfeld. Die Seitenflächen und Nietköpfe – fünf je Schmalseite – vergoldet. L. 5, cm 4. ein weiterer bronzener Rechteckbeschlag mit kastenförmiger Rückseite und vier vergoldeten, bronzenen Nietköpfen je Schmalseite. Als Vorderseite eine niellierte Silberplatte, die im Mittelfeld zwei gegenständige Masken mit Hörnern und Krallen zeigt. L. 4,9 cm 5. ein dritter bronzener Rechteckbeschlag mit kastenförmiger Rückseite und fünf Nietköpfen je Schmalseite. Alle Seitenflächen vergoldet. Eine Silberplatte mit Resten von Fadenniello im Mittelfeld, welches Tierornamentik zeigt, als Vorderseite. L. 5,3 cm 6. ein Kurzsax mit kahnförmiger Heft- und Knaufplatte. Ein eiserner, messingtauschierter Knopf am oberen Ende der Klinge. Beide Seiten der Klinge zeigen Flechtbanddekor. Der Klingenrücken trägt ein Zickzackdekor. L. 38,2 7. eine Lanzenspitze mit spitzovalem Blatt, langem Schaft und geschlitzter Tülle. Zwei eiserne Niete mit zylindrischen Köpfen 4 cm oberhalb des Tüllenrandes. L. 53,5 cm 8. ein Schildbuckel mit abgesetzter, konischer Haube sowie flachem Spitzenknopf. Fünf eiserne Niete auf der Krempe. Dm. 16,7 cm
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9. Teile der Schildfessel: Griffteil L. noch 12,3 cm. Zwei lange Seitenstangen mit runden Erweiterungen beiderseits des Griffes. L. 16,2 cm und 16,5 cm. Zwei hohle, gewölbte Nietköpfe mit dünner Bronzekappe. Dm. 2 cm 10. eine gegossene gleicharmige Bronzefibel mit Weißmetallüberzug. L. 5,6 cm 11.–19. Stempelverzierte, bronzene Gürtelgarnitur mit Weißmetallüberzug: 11. ein Schnallenrahmen mit Punkt- und Kreispunzen, Stempel mit drei kleinen Rauten und Dreieckpunzen im Wolfszahnmuster sowie dreieckigem Beschlag mit Schildende. Drei Niete mit Bronzeköpfen. Der Schilddorn auf der Rückseite hohl, verziert mit Punkt- und Kreispunzen. L. 8,5 cm 12. ein bandförmiger eiserner Riemenschieber. L. noch 3,5 cm 13.–15.17. vier durchbrochen gegossene, stempelverzierte Beschläge mit zwei nach unten beißenden Tierköpfen und je drei Niete mit gewölbten Köpfen. L. 2,7 cm 16. ein rechteckiger, punzverzierter Beschlag mit vier Nieten mit gewölbten Bronzeköpfen. L. 4,1 cm 18. ein rechteckiger Beschlag mit kastenförmiger Rückseite. An den Schmalseiten je drei hohe, zylindrische Nietstifte. Reste von Punzverzierung auf der Vorderseite. L. 2,5 cm 19. ein Gegenbeschlag mit eingezogenen Seiten und großem, hohem, tierkopfähnlichem Buckel in der Mitte. Punzverzierung und vier Bronzeniete mit gewölbten Köpfen. L. 3,9 cm 20. eine rechteckige bronzene Taschenschnalle 21.–34. Tascheninhalt: 21. ein langes Messer. L. 21,8 cm 22. ein weiteres Messer 23. Eisenfragment, vielleicht Griffangel des Messers 24. Zwei Bronzenadelfragmente. L. noch 0,8 cm und 1,8 cm 25. ein flacher Bronzedraht 26. ein flacher Feuerstein 27. eine bandförmige Bronzepinzette mit einem in der Öse hängendem Bronzering sowie mit Rillen und Kreisaugen verziert. L. 10 cm. Dm. des Ringes 2,7 cm 28. eine bronzene Feinwaage. L. des Balkens 10,5 cm. Dm. der beiden Bronzeschälchen 4,5 cm 29. ein rundes, beschädigtes Bronzeplättchen. Dm. 1,6 cm. Gewicht noch 0,895 g 30. ein weiteres rundes Bronzeplättchen. Dm. 1,9 cm. Gewicht: 3,544 g 31. ein rundes Bronzegewicht. Dm. 1,4 cm. Gewicht: 5,268 g 32. ein achteckiges, flaches Bronzegewicht. Auf der einen Seite eingeritzte Zeichen, wahrscheinlich lateinische Buchstaben: NI. Gr. Weite 1,95 cm. Gewicht: 8,506 g
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33. ein rundes Bronzegewicht mit Resten von Punzverzierung auf einer Seite. Dm. 1,7 cm. Gewicht: 10,236 g 34. ein runder Bronzespielstein mit sieben Augen. Dm. 0,9 cm 35. ein rautenförmiges Bronzeblech mit Nietloch. L. 0,9 cm 36. ein einreihiger Kamm, die Außenecken sind hochgezogen, mit 14 eisernen Nieten und jeweils einer hoch gewölbten, schmalen und flach gewölbten breiten Leiste auf beiden Seiten. L. 22 cm 37. eine eiserne Bügelschere mit Rillendekor auf den Schneiden und Querrillen am Übergang von Schneide zu Griff. L. 20,1 cm. 38. ein getriebenes Bronzebecken mit angelötetem, gegossenem Standring. An den Seiten vier ovale Attachen und zwei rundstabige, eiserne Henkel. Das Becken zeigt an einer Stelle Flickspuren. Dm. 28,5 cm 39. ein Eisenbügel, eventuell Teil der Beckenhenkel 40.–78. Pferdegeschirr: 40. eine schmale, ovale Eisenschnalle 41. ein eiserner Niet mit rundem, flachen Kopf 42. ein quadratisches Eisenblech (verloren) 43.44. zwei bronzene, abgestufte Riemenverteiler mit hohler Rückseite. Auf den vier vorspringenden Ecken beider Stücke sitzt je ein bronzener Niet mit gewölbtem Kopf. Die Stufen sind vergoldet und weisen Stempeldekor in Form von einfachen, kleinen Ringen und gepunkteten Dreiecken auf. Das quadratische Mittelfeld zeigt vergoldeten Kerbschnitt und nielliertes Tierornament sowie einen versilberten Rand mit niellierten Dreiecken. B. 4,4 cm. H. 1,1 cm. Zu den Riemenverteilern gehören außerdem jeweils zwei Bronzeblechbänder, die auf der Rückseite derselben gekreuzt waren. 45.–47. drei profilierte Riemenzungen aus Bronze. Auf der Vorderseite mit Weißmetall überzogen. Am oberen Ende gespalten und mit einem Niet durchbohrt. L. 5,3–5,5 cm 48.–63. sechzehn bronzene Niete mit flachen, runden silberplattierten Köpfen. Vereinzelt sind noch am Nietstift bronzene, rechteckige Gegenplättchen zu erkennen 64.65. zwei langrechteckige, bronzene Beschläge bei denen das Mittelfeld erweitert ist. Die Vorderseite ist vergoldet und stempelverziert mit Punkten und gepunkteten Dreiecken. Beide Beschläge tragen fünf Bronzenieten von denen die äußeren schmale Gegenbleche auf der Rückseite aufweisen. L. 9,4 cm. und 9,3 cm 66. ein eiserner Widerast mit zwei Bronzenietstiften und länglicher abgerundeter Bronzeplatte auf der Unterseite. L. 3,4 cm 67. ein eiserner Beschlag aus zwei übereinander angeordneten rechteckigen Platten mit vier Nieten. L. 3,3 cm. B. 1,9 cm 68. ein Teil einer zweigliedrigen Gebißstange, bestehend aus einer bronzenen
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Stange mit kurzer Tülle für die sog. Knebelstange – an der die eiserne Manschette der sog. Knebelstange angerostet ist – und angeschmiedeter eiserner Öse. In der Öse hängt ein Glied einer zweigliedrigen eisernen Gebißstange. L. der bronzenen Stange mit Tülle: 5,5 cm. L. der eisernen Öse: 2,5 cm. L. der eisernen Gebißstange: 5,5 cm 69.70 zwei eiserne Manschetten der sog. Knebelstangen 71. Fragment eines Trensenösenbügels (a) mit darin eingehängtem, vollständigem Beschlag (b) und dem Bügel eines zweiten Beschlags 72.73. ein Fragment eines Zaumzeugbeschlags mit zwei bronzenen Nieten (73). Ein tüllenartig aufgebogenes Eisenblech mit an einem Ende festgerostetem Bronzeblechriegel (72) 74. ein Fragment eines Trensenösenbügels aus Eisen (a). L. 3,6 cm. Ein 1,5 cm breites und ein 2,0 cm breites Eisenbeschlag (b,c) sind darin eingehängt. Das größere Beschlag (c) ist im ovalen Ring eines massiven Riemenschiebers angerostet (d) 75. ein eisernes Kettenglied in Form der Zahl 8. L. 4,2 cm 76. eine ovale Schnalle aus Eisen mit bronzenem Dorn und rechteckigem Beschlag 77. ein kleines Stückchen Eisenblech mit kräftigem Stift 78. eine Schnalle mit flachem, ovalem Eisenrahmen und einem nur noch im Ansatz vorhandenem eisernem Dorn sowie rechteckigem Beschlag Bemerkung Sog. Reitergrab. Die Bestattung erfolgte in einer hölzernen Grabkammer. Literatur Koch 1990, S. 28 ff. und Taf. 5c, 6, 7 und 8; Oexle 1992, S. 144 f. und Taf. 38,84 und 39; Koch 1999, S. 189 f. und Abb. 11 und 12.
26 Kösching, Ldkr. Ingolstadt (Taf. 19) Reihengräberfeld Grab C2; Männerbestattung Beigaben 1. eine eiserne Spatha mit Ringknauf, vergoldeten Bronzegriffplatten und damaszierter Klinge. L. der Klinge: 75,2 cm 2. eine kleine ovale Eisenschnalle mit ursprünglich kreisförmigem Beschlag und drei Eisennieten mit gewölbten Köpfen. B. des Bügels: 2,5 cm 3. eine ovale Eisenschnalle mit ursprünglich kreisförmigen Beschlag und zwei von ehemals drei Eisennieten. B. des Beschlags: 3,8 cm. B. des Bügels: 4,4 cm
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4. eine ovale Eisenschnalle mit ursprünglich rechteckigem Beschlag mit zwei Nieten (nicht mehr vorhanden). B. des Beschlags: 2,6 cm. B. des Bügels: 4,0 cm Fundlage Neben dem rechten Bein die eiserne Spatha (1.). Die kleine ovale Schnalle (2.) lag zwischen dem Heft der Spatha und dem rechten Oberschenkel. An der rechten Schulter lag eine der ovalen Eisenschnallen (3 oder 4). Die zweite ovale Eisenschnalle lag zwischen Schwertklinge und Unterschenkel. Bemerkung Das Grab wurde unsachgemäß geborgen und die ursprünglichen Beigaben nicht vollständig bekannt. Die Lage der Beigaben ist jedoch einer „unmaßstäblichen“ Skizze des Finders zu entnehmen. Literatur Dannheimer 1974, S. 448 ff. und Abb. 1 und Taf. 54
27 Bad Kreuznach Grabfund Frauenbestattung Beigaben 1. ein goldener D-Brakteat 2. ein Bügelfibelpaar mit halbrunder Kopfplatte und gleichbreitem Fuß 3. ein silberner Fingerring 4. eine geöste Münze 5. Perlen Literatur Behrens 1947, S. 53 und Abb. 117; Clauß 1978, S. 133 f. und Taf. 23, 3–5.
28 Bad Krozingen, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald Reihengräberfeld „Unterer Stollen“ Grab 172; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar silberner Scheibenfibeln mit Almandineinlagen sowie vergoldetem Rand und vergoldeten Stegen und Runeninschrift (Fibel A) bzw. Ritzung einer Einzelrune (Fibel B). Dm. ca. 4,0 cm
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2. ein abgebrochenes, tordiertes Bronzegerät an einem Drahtring hängend 3. eine ovale Eisenschnalle 4. Teile eines Gürtelgehänges: eiserne Ringe, schmale ovale Kettenglieder aus Eisen, Bruchstück einer eisernen Stabgliederkette, durchbrochenes eisernes Zwischenglied und mehrfarbige Glasperlen (darunter eine römische Melonenperle) sowie eine große zylindrische Perle aus Meerschaum 5. ein eiserner Schlüssel 6. ein eisernes Messer. L. 18,3 cm 7. ein radförmiger Anhänger 8. wenige, einfarbige Perlen aus opakem Glas von einer Halskette 9. ein Spinnwirtel aus Ton 10. Rest eines gelochten Zahns vom Haus- oder Wildschein 11. ein kleines, sorgfältig gearbeitetes Tongefäß mit Stempel- und Rippenverzierung. H. 6,6 cm Fundlage In der Hals- und Brustgegend verstreut die einfarbigen Perlen (8.). Unter dem nach vorne gekippten Schädel lag die silberne Scheibenfibel mit der Runeninschrift (1.A). Etwas unterhalb im rechten oberen Brustbereich lag die andere der beiden Fibeln (1.B). Die ovale Eisenschnalle (3.) gehörte zum Gürtel. Im Bereich des Unterkörpers verstreut lagen die Bestandteile des Gürtelgehänges (4.). Wohl ursprünglich an verschiedenen Schnüren, die ebenfalls vom Gürtel herabhingen, fanden sich: der eiserne Schlüssel (5.), das Messer (6.), das abgebrochene Bronzegerät (2.), der radförmige Anhänger (7.) der Rest eines gelochten Zahns (10.). Außen neben dem rechten Oberschenkel lag der tönerne Spinnwirtel (9.), der ursprünglich wohl auf eine hölzerne Spindel aufgesteckt ebenfalls am Gürtel hing. In der nordwestlichen Ecke des Grabes fand sich über dem Schädel der Toten das kleine Tongefäß (11.). Inschrift Fibel A zeigt eine zweizeilige Runeninschrift (Komplex I und II), die gegenständig angebracht ist. Komplex I: Komplex II:
boba:leub agirike
Fibel B zeigt eine einzelne Runenritzung: f Literatur Nytt om runer 17 (2002, publ. 2004), S. 14 ff. (K. Düwel); Archäologie in Deutschland 4, 2003, S. 42 f. (G. Fingerlin); G. Fingerlin u. a. 2004, S. 224 ff. und Taf. 1 und 2.
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29a Lauchheim, Ostalbkreis Reihengräberfeld „Wasserfurche“ Grab 911; Frauenbestattung Objekt Eine silberne Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß mit Runeninschrift an der einen Schmalseite der Kopfplatte. Inschrift aonofada Literatur Nytt om runer 12 (1997, publ. 1998), S. 19 (K. Düwel).
29b Lauchheim, Ostalbkreis Reihengräberfeld „Wasserfurche“ Grab 1007 Objekt Ein beinernes Kammfragment mit Runeninschrift. Inschrift gdag Literatur Nytt om runer 12 (1997, publ. 1998), S. 19 (K. Düwel).
30 Maisach, Ldkr. Fürstenfeldbruck Reihengräberfeld Grab 50; Frauenbestattung, stark gestört Beigaben 1. eine stark abgenutzte Riemenzunge mit Resten von Feuervergoldung, Tierornamentik in Stil II auf der Vorderseite und einer Runeninschrift auf der Rückseite. (Möglicherweise war die Riemenzunge sekundär verwendet) 2. eine nierenförmige Gürtelschnalle aus Eisen mit Messingstreifentauschierung 3. 19 Perlen
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Fundlage Am Kopfende die Spuren eines Raubschachtes in dem sich die 19 Perlen (3.) fanden. In der Mitte des Grabes fand sich die eiserne Gürtelschnalle (2.). Die Riemenzunge (1.) fand sich im Beinbereich. Inschrift idarotf Aufgrund der sehr starken Abnutzung – nur noch ein Drittel der ursprünglichen Länge ist vorhanden – ist nicht ganz auszuschließen, dass die Inschrift einmal länger gewesen ist. Literatur Reimann/Düwel 2001 (2002), S. 109 f.; Nytt om runer 17 (2002, publ. 2004), S. 12 f. (K. Düwel).
31 Meckenheim (Pfalz) „Fränkischer Grabfund“ Objekt Zwei goldene Brakteaten. Der eine größer mit einem Dm. von 5,5 cm und einer Höhe (einschließlich Öse) von 5,8 cm sowie einem Gewicht von 17,595 g. Es handelt sich um einen A-Brakteaten. Der zweite Brakteat ist kleiner. Der Dm. beträgt 2,6 cm, die Höhe mit Öse 3,0 cm und das Gewicht 3,74 g. Dieser Brakteat wird der Gruppe der C-Typen zugeordnet. Literatur Jacob-Friesen 1957, S. 95 ff.
32 Mertingen, Ldkr. Donau-Ries Reihengräberfeld Grab 26; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß. L. 10,3 cm 2. eine S-Fibel aus vergoldetem Silber mit Almandineinlagen und einer niellierten Punzverzierung. L. 4,2 cm
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3. eine weitere S-Fibel aus verzinnter Bronze. Der Tierkörper ist nur noch durch drei diagonal angeordnete Kreisaugen angedeutet worden. L. 2,9 cm 4. zwölf stempelverzierte Silberblechzwingen als Besatz eines Bandes 5. ein kleiner rautenförmiger Bronzebeschlag mit dornartigem Fortsatz 6. eine ovale Eisenschnalle 7. ein gelochter, republikanischer Denar (als Gewandbesatz?) 8. ein Gürtelgehänge bestehend aus: einem zweireihigem Kamm mit Klappfutteral, einem kleinem Eisenmesserchen, einem Cypreen-Gehäuse, zwei Ringen – davon einer aus Bronze, einer aus Eisen – verschiedenen Glasperlen, einem Trinkhornendbeschlag, einem dunkelviolettem Glassplitter mit weißen Schlieren und einem Elfenbeinring, der als Umfassung eines etwas kleineren Eisenring dient, der wiederum einen noch kleineren Bronzering umschließt 9. eine Halskette bestehend aus 141 Perlen, darunter: fünf Millefiori-, 13 Bernstein- und zwei Bergkristallperlen sowie eine kleine mandelförmige Amethystperle, ein lanzettförmiger Bronzeanhänger mit tordiertem Schaft und ein größerer Stein mit natürlicher Lochung 10. 125 Perlen im Beckenbereich (als Gewandbesatz?): meist kleine einfarbige (gelb oder dunkelbraun) Perlen, eine Bernsteinperle und das Bruchstück einer transluzid-blauen Glasperle 11. eine eiserne Flachsbreche. L. 16,6 cm 12. ein halbkugeliger Knochenwirtel 13. ein beutelförmiges Keramiktöpfchen mit rautenförmigen Stempeln. H. 11,3 cm Fundlage Die S-Fibeln wurden im Oberkörperbereich (3.) bzw. am Schädel (2.) gefunden. Über den ganzen Brustbereich streuend die Perlen der Halskette (9.). Im Beckenbereich weitere Perlen (10.), die wohl als Gewandbesatz gedeutet werden müssen. An der linken Seite die Bestandteile des Gürtelgehänges (8.). Auf Kniehöhe wurde die Bügelfibel (1.) angetroffen von dessen Kopfplatte ein mit den Silberblechstücken (4.) beschlagenes Band herabhing. Links neben der Toten lag die Flachsbreche (11.). Bei der linken Hand lag der Knochenwirtel (12.). Zu Füßen der Toten stand das Keramiktöpfchen (13.). Inschrift Die Inschrift besteht aus zwei Komplexen, die auf dem Fuß der Fibel eingeritzt sind. Komplex I: ieok oder ieol Komplex II: aun
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Literatur Babucke und Düwel 2000, S. 161 ff.; Nytt om runer 15 (2000, publ. 2001), S. 14. (K. Düwel).
33a München-Aubing, Stadt München Reihengräberfeld Grab 163; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silberne Scheibenfibel mit Kerbschnittverzierung, Tierkopfwirbeln und Stegen mit Nielloeinlagen. Auf der Rückseite eventuell eine Runenritzung. Dm. 4,4 cm 2. ein eisernes Messer. L. noch 7,6 cm Fundlage Die Scheibenfibel (1.) auf der Brust. Das Messer (2.) neben dem linken Oberschenkel. Inschrift Auf der Rückseite der Scheibenfibel befinden sich anscheinend Reste von Ritzungen, die eventuell von Runenritzungen herstammen. Genauer ist allerdings nur eine einzelne Ritzung in Form einer g-Rune zu erkennen. Literatur Opitz 1987, S. 30 f. Nr. 30; Kat. Göttingen Nr. 27; Dannheimer 1998, S. 79 Abb. 16 und 101 und Taf. 18 B, 118,2; Martin 2004, S. 204 K 2.
33b München-Aubing, Stadt München Reihengräberfeld Grab 303; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar silbervergoldete Fünfknopffibeln. Beide Fibeln tragen auf der Rückseite eine Runenritzung. Die Knöpfe der Kopfplatte waren ursprünglich mit sieben Almandinen je Fibel belegt. L. 8,6 cm. Bei einer Fibel nur noch 8,5 cm 2. eine kleine Almandinscheibenfibel mit Spuren von Vergoldung auf dem silbernen Stegwerk. Dm. 2,0 cm
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3. drei geöste Goldblechanhänger mit dem Abdruck einer Münze von Justinianus I. und 35 Glasperlen, wohl als Bestandteile einer Halskette. 4. ein Gürtelgehänge bestehend aus: einem schweren Bronzering, Dm. 5,0 cm, vier größeren Glasperlen, einem beschädigten gelochten Bergkristall mit Facettenschliff, Dm. noch 3,7 cm 5. eine bronzene Schilddornschnalle mit Punktreihenverzierung und gelochter Dornbasis. Br. 3,5 cm 6. ein Bronzeniet mit flachem Scheibenkopf. Dm. 1,7 cm 7. ein eisernes Messer. L. noch 5,4 cm 8. ein bandförmiges Eisenfragment. Eventuell Fragment eines Griffteils. L. noch 4,4 cm 9. drei unbestimmbare Eisenstücke Fundlage Am Hals die Goldanhänger sowie die 35 Glasperlen (3.). Wohl oberhalb der Brust die Almandinscheibenfibel (2.). Auf der Brust das Paar Fünfknopffibeln (1.). Das Gürtelgehänge (4.) im Bereich der unteren Extremitäten. Im Beckenbereich die Schilddornschnalle (5.). Am rechten Fuß der Bronzeniet (6.). Am linken Oberschenkel das Eisenmesser (7). Inschrift Fibel I zeigt zwei Runenkomplexe bzw. Runenfolgen, Inschrift A und B. Inschrift A befindet sich auf der Rückseite der Kopfplatte und läuft in den mittleren der Knöpfe hinein. Inschrift B steht am unteren Rand des Fibelfußes. Fibel II zeigt zwei Runen. Fibel I, Inschrift A: segalo Fibel I, Inschrift B: sigila Fibel II: bd Literatur Opitz 1987, S. 30 Nr. 28.29; Kat. Göttingen Nr. 26; Dannheimer 1998, S. 75 ff Abb. 13, 14 und 15, 116 und Taf. 34 C, Taf. 95 1 und 2; Martin 2004, S. 199 A 1a und b.
33c München-Aubing, Stadt München Reihengräberfeld Grab 383; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silbervergoldete, am Rand durchbrochene vierpaßartige Scheibenfibel mit vier Raubvogelköpfen mit Kreisaugen, deren bandförmige, kerbschnitt-
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verzierte Körper wirbelartig, innerhalb eines niellierten Randsteges, angeordnet sind. Auf der Rückseite der Fibel befinden sich eine Runenritzung und eine runenähnliche Ritzung. Dm. 4,4 cm 2. ein Paar silberne Körbchenohrringe mit dunkelblauer Glaseinlage Dm. 3,7 cm 3. acht kleine Glasperlen 4. zwei kleine Eisenniete von einem Dreilagenkamm Fundlage Die Körbchenohrringe (2.) je einen links und rechts neben dem Kopf. Die Perlen (3.) ebenfalls neben dem Kopf. Unter dem Schädel die beiden Eisenniete (4.). Auf dem Hals die Scheibenfibel (1.). Inschrift Ritzungen beidseits des Nadelhalters mit insgesamt vier Zeichen die bis auf die zweite von rechts – eine m-Rune – schlecht zu deuten sind, da sie keine eindeutige Runenform erkennen lassen. Literatur Opitz 1987, S. 31 Nr. 31; Kat. Göttingen Nr. 28; Dannheimer 1998, S. 78 ff. Abb. 17, 127 und Taf. 43 A und 99,9; Martin 2004, S. 205 K 3.
34 Neresheim, Ostalbkreis (Taf. 45) Reihengräberfeld Grab 20; Frauenbestattung Beigaben 1. eine bronzene Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte, welche an jeder Seite einen dreilappigen Fortsatz zeigt. Der Bügel trägt eine Bügelscheibe von 1,3 cm Dm. Der Fibelfuß hat eine rhombische Grundform mit zwei stilisierten Raubvogelköpfen unterhalb des Bügelansatzes sowie drei Rundeln und gepunzte Kreisaugen- und Dreieckverzierung. L. 7,1 cm 2. eine polyedrische Bronzeperle, wahrscheinlich einem Gürtelgehänge zugehörig 3. 23 farblose Glasperlen 4. eine gläserne Wirtelperle von klar grauoliver Farbe mit olivgelben sich überkreuzenden Bändern. Dm. 3,4 cm Fundlage Die Wirtelperle (4.) zwischen rechtem Unterarm und und Hüfte. Neben dem rechten Knie die Bügelfibel (1.), die Bronzeperle (2.) sowie die 23 Glasperlen (3.).
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Literatur Knaut 1985; Knaut 1993, S. 248 und Abb. 155 und Taf. 4 C.
35a Neudingen, Schwarzwald-Baar-Kreis Reihengräberfeld Grab 168; Frauenbestattung Beigaben 1. ein konisch zulaufendes langes Holzteil – eventuell von einem Webstuhl – mit Runeninschrift. L. ca. 43cm 2. ein Paar Bügelfibeln 3. ein Paar Scheibenfibeln 4. kleine Silberplättchen 5. ein Messer 6. eine Meerschaumperle 7. eine Bernsteinperle 8. Glasperlen 9. eine weitere Perle 10. eine Rauchquarzkugel mit Resten der Silberbandfassung 11. ein Anhänger 12. ein Holzteller 13. eine Holzschale 14. ein kleiner Holztisch 15. ein Beinkamm 16. Glassplitter 17. Tierknochen 18. ein Fruchtkern Inschrift lbi : imuba : hamale : blipgup : urait runa Literatur Opitz 1981, S. 29 ff.; Opitz 1982, S. 486 ff.; Kat. Göttingen Nr. 32.
35b Neudingen, Schwarzwald-Baar-Kreis Reihengräberfeld Grab 319; Frauenbestattung
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Beigaben 1. eine große silbervergoldete Bügelfibel aus Bronze mit Runeninschrift. L. 15,4 cm 2. eine Bügelfibel vom Typ Champlieu 3. eine Goldscheibenfibel mit Filigranauflage und Stein- sowie Glasfassungen 4. ein Paar Körbchenohrringe aus Silber 5. eine Haar- oder Schleiernadel aus Bronze 6. eine gegossene Wadenbindengarnitur aus Bronze mit Punzverzierungen 7. ein Gürtelgehänge bestehend aus: den beiden o. g. Bügelfibeln (1.2.), einer dreiteiligen Stangengliederkette mit eingehängtem gegossenem Bronzekreuz, Bronzeringen, 78 Perlen, einem Messer mit bronzebeschlagener Lederscheide, einer großen bronzebeschlagenen Tasche – in der sich eine römische Bronzemünze befand – und einer Zierscheibe aus Bronze mit Beinring 8. eine Halskette mit 136 Perlen (darunter Bernsteinperlen und 19 Amethyste) 9. ein großer einreihiger Beinkamm 10. zwei Schlehenkerne Fundlage Im Brustbereich lagen die Goldscheibenfibel (3.) und die Halskette (8.). Das Gürtelgehänge (7.) lag im Bereich des rechten Oberschenkels. Inschrift Die Inschrift auf der Rückseite der Kopfplatte besteht aus drei Komplexen oder Zeilen: Komplex I: udim Komplex II: midu Komplex III: klefilp Literatur Kat. Göttingen 1995, Nr. 33; Brendle u. a. 2001, S. 345–374; Martin 2004, S. 202 D 8.
36 Niederstotzingen, Kr. Heidenheim Reihengräberfeld Grab 3a; Männerbestattung Beigaben 1. ein Schwert mit damaszierter Klinge, silbertauschierter Parierstange und Knaufkopf sowie Reste der Holzscheide. L. 76 cm. Ein Beschlag als Mundblech, zwei Silberbeschläge mit Niello und Vergoldung sowie zwei silberund messingtauschierte Randbeschläge aus Eisen
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2. ein Sax mit Rillen unterhalb des Rückens auf beiden Seiten. L. 46 cm. Auf einer Seite Reste der Holzscheide 3a. eine spießartige eiserne Lanzenspitze mit einer Rille in der Blattmitte. L. 22,5 cm 3b. eine eiserne Lanzenspitze mit vierkantiger Tülle und starker Mittelrippe. L. 24 cm 4. eine vielteilige silberne Gürtelgarnitur bestehend aus: einer nicht abgenutzten Schnalle (a) mit spitzovalem Bügel und gepunztem Dorn, Br. 4 cm. Drei querliegenden Beschlägen (b) mit zu Spiralen stilisierten Ranken und Umrandung. L. 3 cm. Elf, von ursprünglich zwölf, Tierköpfen (c) von denen je zwei nebeneinander angeordnet waren. Zwölf rechteckigen Beschlägen (d) mit Mäanderband. Noch 14 halbkugelige Knöpfe (e) mit geperltem Rand. Dm. 1,1 cm. Einer Riemenzunge (f) aus Silberblech mit Runeninschrift und gepunztem Rand sowie drei Nietlöchern. L. 6,4 cm; Br. 2,3 cm 5. eine bronzene Riemenzunge mit einem Niet im oberen Teil und drei Querriefen in der Mitte sowie Punzverzierungen am Rand des unteren Teils. L. 5,1 cm 6. eine eiserne zweigliedrige Trense (a) mit zwei Knebeln und drei Eisenschnallen (b) sowie einem eisernem Widerrast (c). Die Knebel sind oben umgebogen, tragen an den Spitzen würfelartige Verdickungen und sind mit Silberringen tauschiert. L. der Trense: 21 cm; L. der Knebel 19 cm 7. Silberpreßbleche vom Zaumzeug: zwei Riemenverteiler (a) mit je vier Kreisen in denen sich vegetabile Motive befinden. Ein Riemenverteiler (b) mit drei Nieten und quergerieftem Band sowie an den unteren Enden zwei Tierköpfe. Sechs länglich-ovale Riemenbeschläge (c) mit kleinem Tropfenfortsatz an beiden Enden und einer umlaufenden Perlreihe, die Vierpaßmotive, S-Spiralen und kleine Kreise umsäumt. L. 5,7 cm. Drei kleinere Beschläge (d) mit Spiralverzierung die in einem Tierkopf endet. L. 3 cm. Vier Riemenzungen (e), wovon zwei die Motivik der länglich-ovalen Riemenbeschläge aufgreifen und zwei nur die S-Spiralenverzierung zeigen. L. 4,5 cm und 3,8 cm 8. eine bronzene Hülse mit angenietetem Boden und Holzresten sowie zwei Bronzestiften. H. 2,7 cm, Dm. 3 cm. Eventuell die Zwinge einer Peitsche 9. eine getriebene Bronzeschüssel mit verdicktem Rand und Lötstellen für Attachen an beiden Seiten sowie Holzresten in der Schüssel. Dm. 27,5 cm, H. 8 cm 10. ein Beinfutteral mit zwei einreihigen Kämmen. L. 25, 5 cm, Br. 10,5 cm 11. fünf kleine Bronzestifte, zwei Bronzeniete und fünf schmale Eisenblechstreifen 12. Gewebereste mit Resten von Vogelfedern 13. ein Stück Eisen mit Silberauflage. L. 2,2 cm. Eventuell Teil eines Beschlags
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Fundlage Unter dem rechten Arm das Schwert (1.) Unter dem Schwert die Gewebereste (12.). Der Sax (2.) an der linken Seite zwischen Oberkörper und linkem Arm. Die Lanzenspitze (3a.) in der Füllung der Grabgrube. Die zweite Lanzenspitze (3b.) lag zu Füßen des Toten, ebenso wie die Bronzeschüssel (9.) und das Beinfutteral mit den beiden Kämmen (10.). Im Beckenbereich lag die Gürtelgarnitur (4.). Die Riemenzunge (5.) lag auf dem Sax (2.). Trense und Zaumzeug (5.6.) lagen auf und neben dem Schwert (1.). Die bronzene Hülse (8.) lag mit etwas Abstand neben dem rechten Fuß des Toten. Die kleinen Bronzestifte, Bronzenieten und der Eisenblechstreifen (11.) lagen auf und neben dem Beinfutteral (10.). Die Lage des Stücks Eisen mit Silberauflage (13.) ist nicht gesichert. Inschrift Die Inschrift wird durch später an dem Silberblech vorgenommene Veränderungen gestört, und besteht aus zwei Komplexen. Komplex I: bigws : ×liub Komplex II: ueul dldu× Bemerkung Grab 3a ist Teil einer Bestattung von drei Männern in einer 2,30 m langen und 1,80 m breiten hölzernen Grabkammer. In der Verfüllung fanden sich Knochen von zwei Pferden und zwei Hunden. Literatur Paulsen 1967, S. 182 ff. und Taf. 77 und Taf. 86; Jänichen in Paulsen 1967, S. 45 f.; Jänichen 1967, S. 234 ff. und Taf. 44; Opitz 1987, S. 32 Nr. 32; Kat. Göttingen Nr. 34; Martin 2004, S. 206 Gü 4. 37a Nordendorf I, Kr. Augsburg-Land Reihengräberfeld Objekt Eine silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte. Der rhombische/ barocke Fuß lässt sich in der Ornamentik erkennen, jedoch trägt der Fuß einen halbrunden Fortsatz, der in zwei nach oben blickenden Tierköpfen endet. Auf der Rückseite der Kopfplatte eine mehrteilige Runeninschrift. L. 12,85 cm. Inschrift A
B:
I: logapore II: wodan III: wigiponar awaleubwini×
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Literatur Lindenschmit 1880–1889, S. 489, Fig. 458; Arntz und Zeiss 1939, S. 277 ff. Nr. 24 und Taf. XX und XXI; Krause und Jankuhn 1966, S. 292 ff. Nr. 151 und Taf. 65; Opitz 1987, S. 33 Nr. 33; Kat. Göttingen Nr. 35; Trier 2002, S. 427 und Taf. 115,11 und 221,1; Martin 2004, S. 202 D 7.
37b Nordendof II, Kr. Augsburg-Land Reihengräberfeld Objekt Eine silbervergoldete Bügelfibel mit halbrunder Kopfplatte und ovalem Fuß, der in einem Tierkopf endet. Auf der Rückseite der Kopfplatte eine Runeninschrift. L. 10,15 cm. Inschrift birl×ioel× Literatur Arntz und Zeiss 1939, S. 300 ff. Nr. 25 und Taf. XXII und XL, Abb. 25; Krause und Jankuhn 1966, S. 294 f. Nr. 152 und Taf. 64; Opitz 1987, S. 34 Nr. 34; Kat. Göttingen Nr. 36; Trier 2002, S. 426 f. und Taf. 116,1 und 220,4; Martin 2004, S. 200 B 5.
38 Oberflacht, Kr. Tuttlingen Reihengräberfeld Grab 78–81 Objekt Ein silberner Sieblöffel mit eingehängtem Ring am Löffelstiel. Die Vorderseite des Stiels trägt Linien- durch Punzverzierungen. Die Rückseite des Stiels zeigt eine Runeninschrift. L. ohne Ring urspr. etwa 15,8 cm. Inschrift Jänichen liest: Opitz liest:
sa(i)du : pafd gba : du l pafd
Literatur Jänichen 1967, S. 237 und Taf. 46; Opitz 1987, S. 34 f. Nr. 35; Schiek 1992, S. 53 und Taf. 56,10.
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39 Öttingen, Kr. Donau-Ries Reihengräberfeld „Auf der Warte“ Grab 13; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Ohrring 2. eine silbervergoldete Almandin-Scheibenfibel mit Runeninschrift 3. eine S-Fibel 4. Perlen 5. eine Bronzeschnalle 6. Nadel oder Pfriem 7. Tasche: enthält Amulette und einen Kamm 8. Flachsbreche 9. ein Gefäß Inschrift p×jabrg Literatur Böhner 1979, S. 92 f. Abb. 30 und 31; Betz 1979, S. 242 und Abb. 1; Kat. Göttingen Nr. 38; Martin 2004, S. 202 E 5.
40 Osthofen, Kr. Alzey-Worms Reihengräberfeld Objekt Eine Pressblechscheibenfibel. Ein Drittel der Fibel fehlt. Das Pressblech ist aus vergoldeter Bronze. Die Vorderseite zeigt einen umlaufenden Fries mit Wasservögeln, wahrscheinlich Enten. Die Rückseite trägt eine Runeninschrift. Dm. 6,9 bis 7 cm. Inschrift Die Runen sind zum Teil stark angegriffen: go× : furad×hd×ofile× Literatur Lindenschmit 1880–1889, S. 489 Fig. 460 und Taf.XXI,9; Arntz und Zeiss 1939, S. 307 ff. Nr. 26 und Taf. XXIII und XLI; Krause und Jankuhn 1966, S. 285 ff. und Taf. 62; Opitz 1987, S. 35 Nr. 36; Klein-Pfeuffer 1993, S. 432 f. und Taf. 55,258; Kat. Göttingen Nr. 39; Martin 2004, S. 203 H 1.
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41 Peigen, Markt Pilsting, Lkr. Dingolfing-Landau Reihengräberfeld Grab 44; Frauenbestattung Objekt Eine Granatscheibenfibel mit Runeninschrift. Inschrift ? Literatur Fischer 1988, Taf. 37 Mitte; Düwel 1994, S. 277 Fußnote 77; Martin 2004, S. 202 E 4.
42a Pforzen, Kr. Ostallgäu (Taf. 30) Reihengräberfeld Grab 239, Männerbestattung Beigaben 1. eine Gürtelschnalle mit Silberbeschlag und Abnutzungsspuren sowie Runeninschrift auf der Vorderseite 2. eine bronzene Taschenschnalle 3. ein Messer. L. 14,4 cm 4. ein bandförmiger Feuerstahl mit hochgebogen Enden. L. 5,5 cm 5. ein eiserner Vierkantpfriem mit abgebrochener Spitze. L. noch 3,3 cm 6. ein zweiter eiserner Vierkantpfriem mit ebenfalls abgebrochener Spitze. L. noch 3,5 cm 7. ein Nagel aus Eisen mit scheibenförmigen Kopf und Vierkantstift. L. noch 1,9 cm 8. ein bronzener Nietkopf mit fünfseitiger Facettierung. Dm. 1,2 cm 9. ein bronzener Niet mit scheibenförmigen Kopf. Dm. 1,0 cm 10. ein bronzener Nietstift. L. noch 0,7 cm 11. ein kleiner vierkantiger Bronzestab. L. noch 0,9 cm 12–15.vier Feuersteine. L. 1,2 cm, 1,7 cm, 2,8 cm und 3,3 cm 16. ein knebelförmiger vierkantiger Eisenstab mit spitz zulaufenden Enden. L. 4,2 cm 17. eine Doppelöse aus Bein mit einem rechteckigen und einem runden Durchzug 18. ein schlaufenförmiger Silberdraht. Dm. 1,1 cm 19. ein Sax mit abgebrochener Spitze. L. noch 32,3 cm
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20. eine Spatha mit damaszierter Klinge und kleinem pyramidalen Knauf. L. 93,3 cm 21. eine abgebrochene Lanzenspitze mit schlankem spitzovalem Blatt und vierkantiger Tülle sowie zwei Eisennieten. L. 28,7 cm 22a.ein Schildbuckel mit flach gewölbter Haube, die vom Hals deutlich abgesetzt ist. Dm. 16,4 cm und H. 6,4 cm. Leicht schräge Krempe mit Resten von ehemals fünf Eisennieten mit scheibenförmigem Kopf sowie halbrunder Bronzeblechkappe. Dm 1,8 cm 22b.eine in mehrere Teile zerbrochene Schildfessel mit sechs eisernen Schildnieten. Urspr. L. 43,5 cm Fundlage Die Gürtelschnalle (1.) leicht schräg auf der rechten Beckenseite. Unter der linken Beckenseite die Taschenschnalle (2.) sowie der Inhalt der Tasche (3.–18.). Der Sax (19.) lag quer über die Oberschenkel. An der rechten Körperseite mit dem Griff neben dem Oberarm die Spatha (20.). Die Lanzenspitze (21.) neben dem rechten Unterschenkel, 20 cm über der Grabsohle. Der Schildbuckel (22a.) und die Schildfessel (22b.) 10 cm über dem Kreuzbein, 20 cm über dem Toten. Inschrift Die Inschrift der Schnalle verläuft in zwei Zeilen. Zeile I: aigil : andi : aïlrun> (a( ? ) h( ? )? Zeile II: ltahu : gasokun In Zeile II wird auch eine Lesung als elahu erwogen. Bemerkung Deponierung von Schild und Lanze wahrscheinlich auf dem Sargdeckel. Literatur Nytt om runer 8 (1993), S. 10 f. (K. Düwel); Babucke 1999, S. 15 ff.; Düwel 1999, S. 36 ff.
42b Pforzen, Kr. Ostallgäu Reihengräberfeld Grab 255; Frauenbestattug Beigaben 1. Halskette aus 48 opaken Glasperlen 2. 18 weitere Perlen 3. ein konischer Geweihanhänger mit abgesetzter Öse und Ritz- sowie Grübchenverzierung
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4. eine ovale stark abgenutzte Gürtelschnalle aus Bronze, verziert mit Querrippung 5. eine bronzene, durchbrochene und kaum abgenutzte Zierscheibe verziert mit Kreisaugen- und punktgefüllten Dreieckspunzen. Dm. 8,75 cm 6. ein stark verwitterter Einfassungsring aus Elfenbein mit abgerundet vierkantigem Querschnitt und jeweils einer Runeninschrift auf der Außen- und Innenseite. Dm. ca. 12 cm 7. ein handgefertigter doppelkonischer Keramiktopf verziert mit fünf bis sechs unregelmäßigen Stempelreihen. H. 8,5 cm, Dm. des Randes 10,4 cm, Dm. des Bauches 13,9 cm Fundlage Am Hals die Halskette (1.). Die weiteren 18 Perlen (2.) sowie der konische Geweihanhänger (3.) im Beckenbereich und zwischen den Oberschenkeln. Die Gürtelschnalle (4.) innen am linken Oberschenkelkopf. Außen neben dem linken Fuß lag die Zierscheibe mit Umfassungsring (5.–6.). Unter dem rechten Fuß stand der doppelkonische Topf (7.). Inschrift Der Umfassungsring trägt zwei Inschriften: Inschrift A auf der Innenseite, Inschrift B auf der Außenseite. Inschrift A: aodlip : urait : runa : Inschrift B: ×lu×ulgisali× Literatur Babucke 1999, S. 121 ff.; Düwel 1999, S. 127 ff.
43a Pleidelsheim, Kr. Ludwigsburg Reihengräberfeld Grab 20; Frauenbestattung Beigaben 1. 28 Perlen 2. eine teilvergoldete Bügelfibel aus stark kupferhaltigem Silber mit halbrunder Kopfplatte mit sieben Knöpfen und gleichbreiten Fuß. Auf der Rückseite des Fußes eine Runeninschrift. L. 9,7 cm 3. eine zweite Bügelfibel aus stark kupferhaltigem Silber mit halbrunder Kopfplatte mit sieben Knöpfen und gleichbreitem Fuß. L. 9,7 cm 4. ein Eisenring. Dm. 6 cm 5. eine kleine Schnalle. Br. 4 cm 6. eine zweite kleine Schnalle. Br. 3,5 cm
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7. ein Bronzering. Dm. 3 cm 8. in doppelkonischer drehscheibengearbeiteter Topf mit geglätteter Oberfläche und Wellen- sowie Rillenbandverzierung auf der Schulter. H. 16, 3 cm, Dm. des Randes 16cm Fundlage Die Perlen (1.) am Hals sowie links hinter dem Kopf und auf der Brust. Die beiden Bügelfibeln (2.–3.) lagen zwischen den Oberschenkeln. Der Eisenring (4.) lag auf der linken Hüfte. Die beiden Schnallen (5.–6.) lagen neben dem linken Oberschenkel, wobei sich die Größere fast in Beckenhöhe und die Kleinere in Kniehöhe befand. Zwischen diesen beiden Schnallen befanden sich eine Spur von oxidierten Eisenteilen sowie der Bronzering (7.). Rechts neben der Toten, am Fußende, stand der Topf (8). Inschrift ? Literatur Koch 2001, S. 414 f. und Taf. 12 B; Martin 2004, S. 199 A 3. 43b Pleidelsheim, Kr. Ludwigsburg (Taf. 36,1) Reihengräberfeld Grab 229, Männerbestattung Beigaben 1. eine geschweift-lanzettförmige Lanzenspitze mit langem schmalem Blatt, am unteren Blattende stark ausgeschwungen. Auf beiden Seiten mit kleinen gepunzten Rechtecken verziert. Geschlitzte Tülle mit zwei eisernen Stiften. L. 52,7 cm 2. eine kleine massive Weißmetallschnalle. Br. 2,3 cm 3. ein Bronzeniet mit großem flach gewölbtem Kopf und ringförmigen Gegenblech. Dm. des Kopfes 1,4 cm, H. 1 cm 4. zwei Paar Bronzeniete mit großen flach gewölbten Köpfen und rechteckigen Gegenblechen. H. 1,1 cm, L. 2,5 cm 5. fünf Bronzeniete mit leicht gewölbtem Kopf. H. 0,9–1 cm 6. zwei Stücke von Bronzedraht. L. 2,7 cm 7. eine Griffangel. L. 3,9 cm 8. Eisenfragmente 9. vier Fragmente eines doppelreihigen Kammes 10. eine Bodenscherbe eines römischen Gefäßes. Dm. 4,8 cm Literatur Koch 2001, S. 515 f. und Taf. 85 A.
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43c Pleidelsheim, Kr, Ludwigsburg (Taf. 35) Reihengräberfeld Grab 238; Knabenbestattung Beigaben 1. eine Lanzenspitze mit vierkantiger Tülle und breit ausgezogenem Blattansatz. L. 24,4 cm 2. eine Pfeilspitze mit facettiertem Schaft, schmalem lanzettförmigen Blatt und versetztem Grat. L. 7,7 cm 3. eine weitere Pfeilspitze mit schmalem Blatt. L. noch 8,7 cm 4.–5. Fragmente von zwei ovalen Schnallen aus Eisen 6.–10. Tascheninhalt: 6. ein Fragment eines Ankerschlüssels aus Eisen 7. ein Pfriem mit tordiertem Schaft und eingerolltem Ösenende 8. ein Fragment eines Eisenstückes mit angerosteter Schnur 9. ein gegossener Bronzeknopf mit zwei Zapfen auf der Rückseite. Dm. 2,5 cm 10. ein Messer (nicht erhalten) 11. ein Feuerstein 12. ein Glasbecher – ein Sturzbecher – von gelboliver Färbung mit riefenverziertem Unterteil und dickwandigem Boden. Oberteil und Rand sind nicht erhalten. Größte W. 6,4 cm 13. ein scheibengearbeiteter Wölbwandbecher mit zwei feinen Drehrillen am Hals und leicht gewulstetem Körper. H. 8,7 cm, Dm. des Randes 9,1 cm Fundlage Der Inhalt der Gürteltasche (6.–10.) lag oberhalb des linken Beckens. Die beiden Pfeilspitzen (2.–3.) lagen am nördlichen Grubenrand. In der südwestlichen Grubenecke war die Lanzenspitze (1.) schräg nach unten in die Erde gestoßen. Der Sturzbecher (12.) befand sich ungefähr in Höhe des Beckens. Der Keramikbecher (13.) stand in etwa auf Kniehöhe. Literatur Koch 2001, S. 520 und Taf. 92 A.
43d Pleidelsheim, Kr. Ludwigsburg (Taf. 37,1 und Taf. 38,1) Reihengräberfeld Grab 244; Männerbestattung
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Beigaben 1. ein eiserner Schildbuckel mit flachem verzinntem Spitzenknopf, gewölbter Kalotte, steilem Hals und flachem Rand mit fünf Bronzenieten mit großen Nietköpfen. Die Nietköpfe tragen Verzierungen aus Punkten sowie gepunzten Dreiecken. Dm. 17 cm, H. 8,6 cm 2. eine Schildfessel mit zwei den Schildnieten sehr ähnlichen Nieten 3.–5.drei weitere Niete (Schildnägel) aus Bronze. Dm. 2,0 cm, H. 0,9 cm 6. eine Pfeilspitze mit spitzovalem Blatt und versetztem Grat sowie geschlitzter Tülle. L. 13,8 cm 7. eine zweite Pfeilspitze mit spitzovalem Blatt und Mittelgrat. Die Tülle und ein Teil des Schaftes sind abgebrochen. L. 6,6 cm 8. eine dritte Pfeilspitze mit tordiertem Schaft und Widerhaken. L. 6,5 cm. Zugehörigkeit zum Grab nicht gesichert 9. ein Feuerstein 10. ein scheibengearbeiteter doppelkonischer Topf mit geglätteter Oberfläche und Wellenbandverzierung sowie Rillen auf der Schulter. Kantig abgesetzter und stark eingezogener Hals mit ausbiegender Randlippe. H. 11,9 cm, Dm. des Randes 11,5 cm, größte W. 14,8 cm. Fundlage Der Buckel (1.) war an die Südwand der Grabkammer gelehnt. Dahinter lag die Schildfessel (2.). Ein Niet (3.) steckte im Ost-Profil. Der zweite Niet (4.) lag 50 cm. von der Südwand entfernt unter dem zweiten Planum. Der dritte Niet (5.) lag ungefähr 15 cm nordwestlich des Schildbuckels. Die Pfeilspitzen (6.–7.) lagen östlich vom Unterschenkel. Literatur Koch 2001, S. 523 f. und Taf. 91 C.
43e Pleidelsheim, Kr. Ludwigsburg Reihengräberfeld Grab 303; Frauenbestattung Objekt Eine Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß. Literatur Stork 2003, S. 166 und Abb. 136.
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44 Regensburg Grabfund am Bismarckplatz; Pferdebestattung Beigaben 1. eine nicht mehr vollständig erhaltene Ringtrense mit noch drei erhaltenen Riemenzwingen. Der Mittelteil des Mundstückes aus Eisen (nicht erhalten) war von bronzenen Endstücken, die jeweils an einem Ring hingen, umschlossen. Die Ringe, die Ösen der Endstücke sowie die Ösen der Riemenzwingen sind mit einem umlaufenden Kerbband verziert. Die Riemenzwingen sind mit zwei ineinander beißenden Tierköpfen verziert. L. der bronzenen Gebißstangenenden noch 4,4 und 4,5 cm.; Dm. der Ringe 5,8 cm.; L. der Riemenzwingen 7,7 cm und 7,9 cm 2.–3. zwei gegossene Riemenverteiler aus Bronze mit quadratischer Grundform und hohler Rückseite sowie vergoldeter Vorderseite. Die Riemenverteiler sind vierfach gestuft und mit Punzen und Tierstil verziert. Die unterste Ebene enthielt die Bronzenieten, von denen noch drei vorhanden sind. H. 1,4 cm; Br. 6,4–6,5 cm bzw. 6,6–6,8 cm 4.–9. sechs schmal-rechteckige Beschläge aus Bronze gegossen mit Perlbandverzierung am Rand und Tierstil auf der Innenfläche. An den Schmalseiten jeweils zwei flachgewölbte Niete mit schmalen Gegenblechen auf der Rückseite. L. ca. 8,5; Br. ca. 1,8 cm 10.–11. zwei aus Bronze gegossene Riemenzungen mit kerbschnittverzierter und vergoldeter Vorderseite. Die Grundform ist rechteckig. Der untere Teil ist nach oben hin ausgezogen und mit einer Perlleiste sowie Tierstil im Kerbschnitt verziert. Am oberen Ende der Riemenzunge sitzen zwei flachgewölbte Bronzeniete. L. 8,6 cm; Br. 1,8 cm 12.–14. drei aus Bronze gegossene Nieten mit Kerbschnittverzierung auf der vergoldeten Vorderseite. Zwei tragen Tierstil, eine zeigt einen Vierpaßknoten. Dm. der Nieten mit Tierstil 1,7 cm. Dm. des Niet mit Vierpaßknoten 2,3 cm 15. ein aus Bronze gegossener Riemendurchzug mit spitz ausgezogenem leicht facettiertem Bügel und starrem, gespaltenem Beschlag mit zwei flachgewölbten Nieten. L. 5,2 cm 16. ein aus Bronze gegossener Widerrast. L. 3,6 cm; H. 1,6 cm 17. eine kleine Bronzeschnalle mit ovalem Bügel und fragmentiertem Eisendorn sowie punzverziertem Beschlag. L. noch 3,9 cm; Br. 2,5 cm 18. eine aus Bronze gegossene Riemenzunge von rechteckiger Grundform mit Punzzier sowie einem flachem Niet. L. ca. 4,6 cm; Br. 1,5 cm 19.–21. drei Riemenzungen aus über einem Holzkern getriebenem Silberblech. Die eine Schmalseite zu einem Wulst verdickt an der gegenüberliegenden
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Schmalseite zwei Silberniete – eine der Riemenzungen ist jedoch an dieser Seite stark beschädigt. Die Vorderseite zeigt mit einem Stichel angebrachte Verzierungen. L. ca. 6,7 cm; L. der beschädigten Riemenzunge noch 4,3 cm; Br. ca. 4,3 cm 22. Randleiste einer der drei Riemenzungen aus Silberblech. L. noch 6,5 cm 23. eine kleine unverzierte Riemenzunge aus Silberblech. L. 5,3 cm; Br. 2,4 cm 24. zwei Randleisten einer Riemenzunge. L. noch 4,3 cm bzw. 5,2 cm. 25. ein doppellagiger Beschlag aus Silberblech mit in der Mitte nach innen gedrücktem Blech und einem vollständigem sowie einem fragmentiertem Silberniet. L. 5,2 cm; Br. 2,1 cm 26. drei silberne Scheibenkopfniete mit abgefasstem Rand. Dm. 0,8 cm bis 1,0 cm 27. ein Beschlag aus Bronzeblech von quadratischer Form mit vier flachgewölbten Nieten aus Bronze. Br. 1,9 cm 28. ein länglich-rechteckiges Bronzeblechfragment mit Nietloch. L. noch 1,5 cm; Br. 0,9 cm 29.–30. zwei eiserne Steigbügel. Stark korrodiert. Einer beschädigt. H. 15,4 cm bzw. 15,8 cm 31. ein eiserner Dreiriemenverteiler mit schmalen Zwingen. Stark korrodiert. L. der Zwingen 8,6 cm bzw. noch 5,3 cm und 2,1 cm; Dm. des Ringes ca. 2,6 cm 32.–34. drei eiserne Riemenzwingen. L. noch 5,7 cm bzw. 5,2 cm 35.–36. zwei eiserne Riemenzungen mit gespaltener Basis. L. 2,8 cm bzw. 3,7 cm; Br. 1,1 cm bzw. 1,6 cm 37.–39. drei ovale Schnallen aus Eisen. Br. zwischen 4,7 cm und 7,1 cm 40. eine eiserne Schnalle mit triangulärem starrem Beschlag, ovalem Bügel und Ringdorn sowie einem auf den Beschlag aufgeschobenen Riemenschieber. L. 5,3 cm; Br. 2,5 cm; Br. des Riemenschiebers 2,2 cm 41. ein eiserner? Niet mit flachgewölbtem Kopf und verbreiterten Schaftende. Dm. 2,0 cm 42. ein fragmentierter, rundstabiger Ring aus Eisen? Dm. 5,4 cm 43. eine eiserne Krampe. L. 5,3 cm 44. stabförmiges Fragment aus Eisen? Mit rundem Querschnitt. L. noch 9,1 cm 45. drei eiserne Flügelpfeilspitzen. Zwei Pfeilspitzen sind zusammengerostet. L. 7,5 cm 46. mindestens zwei Tüllen von weiteren Pfeilspitzen 47. eine Wandscherbe 48. zahlreiche flache Eisenfragmente sowie Beinfragmente mit Nietspuren 49. Holzreste
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Bemerkung Grab mit vier enthaupteten Pferden; wahrscheinlich handelt es sich um die Reste einer Adelsbestattung, die durch spätere Eingriffe weitgehend zerstört wurde. Fundlage Die silbernen Riemenzungen (19.–22.), die wahrscheinlich zum Sattelzeug zu rechnen sind sowie eventuell auch die Steigbügel wurden unter dem Bauch eines Pferdes gefunden. Das Zaumzeug schien vor der Bestattung der Pferde abgenommen worden zu sein und lag „etwas höher als die Pferdeskelette“. Literatur Osterhaus 1980, S. 182 ff.; Oexle 1992, S. 190 ff. und Taf. 102–105.
45 Rommersheim (Eichloch), Kr. Alzey-Worms Reihengräberfeld Grab 54; Männerbestattung mit Pferd Beigaben 1. eine Spatha mit Bronzeknauf und abgebrochener Spitze. L. noch 78,9 cm; Br. der Klinge 5,2 cm 2. ein Kurzsax mit zum Teil abgebrochener Griffangel. L. noch 34,0 cm; Br. der Klinge 3,5 cm 3. ein Ango mit geschlitzter Tülle, in drei Teile zerbrochen. L. noch 80,0 cm; Dm. der Tülle 2,5 cm 4. eine Lanzenspitze aus Eisen mit schwach geripptem Blatt. L. 54,2 cm; Br. des Blattes 2,8 cm; Dm. der Tülle 2,2 cm 5. das Bruchstück einer zweiten Lanzenspitze. L. noch 16,8 cm 6. eine Franziska mit ovalem Schaftloch und fast gerader Schneide. L. 15,8 cm 7. ein kalottenförmiger Schildbuckel mit vier Bronzenieten. Dm. 16,5 cm; H. 7,5 cm 8. eine Münze. Nachprägung (italisch?) nach einem Triens des Justinians I 9. zwei Bogenendbeschläge aus Bein mit an jeweils einer Seite überhalbkreisgroßen Ausschnitten. Teilweise starke Abnutzungsspuren. L. 7,3 cm bzw. 7,1 cm; Br. 2,6 cm 10. vier Bruchstücke eines gerippten Griffs aus Silberblech mit kreisrundem Querschnitt. Dm 1,9 cm bzw. 1,7 cm 11. ein U-förmiges Ortband aus Silber mit Querriefen. L. 2,8 cm; Br. 2,0 cm 12. ein silberner Scheidenbeschlag von rechtwinkliger Form. L. 1,7 cm; Br. 0,9 cm 13. ein bronzener Schilddorn mit Spuren von Versilberung und niellierter Gesichtsdarstellung. L. 4,0 cm
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14. eine kleine Goldschnalle mit Schilddorn und facettiertem Rechteckrahmen. L. 1,9 cm; Br. 1,4 cm 15.–16. zwei Schuhschnallen aus Silber mit Schilddorn und rechteckigem Beschlag sowie jeweils zwei Nieten. L. 3,3 cm; Br. 1,3 cm 17.–20.vier Riemenzungen aus Silber mit facettiertem Rand und jeweils zwei Nieten. L. 3,1 cm bis 3,5 cm; Br. 1,2 cm bis 1,3 cm 21. Ein Rechteckbeschlag aus Silber mit vier Nieten. L. 1,6 cm; Br. 1,3 cm 22.–37. Pferdegeschirr: 22. eine zweigliedrige Gebißstange sowie ein Trensenbruchstück aus Eisen mit ringförmiger Silbertauschierung. L. der Gebißstangenglieder 9,0 cm 23. vier länglich rechteckige Beschläge mit Tierstilverzierung in Niellotechnik und Vergoldung der abgeschrägten Kanten sowie der Bronzeniete an den Schmalseiten. L. 6,5 cm bzw. 6,4 cm; Br. 1,9 cm 24. ein länglich rechteckiger Beschlag aus Silberblech, in der Mitte etwas verbreitert mit vier Nieten sowie je zwei flachgewölbten Silbernieten an den Schmalseiten. Punzverzierung in Dreiecksform sowie hörnchenförmige Punzverzierung auf dem Mittelteil. L. 7,2 cm; Br. 1,3 cm 25. drei kreuzförmige Riemenverteiler aus vergoldeter Bronze. Bei zweien findet sich eine gewölbte, vergoldete Kappe aus Bronze in der Mitte (Zierniet), die mit silbernem Perldraht umlegt ist. Alle drei Riemenverteiler sind mit Punzen verziert und haben an den Enden flachgewölbte Bronzeniete (urspr. versilbert?). Br. 4,5 cm und 4,6 cm; H. 1,2 cm 26. drei vierkantige Silberniete. Die Kappe mit gekerbtem Draht umlegt und mit einer runden Scheibe unterlegt, die bei zweien stark beschädigt ist. L. 1,0 cm 27. acht Bronzeniete mit flachem, vergoldetem Kopf und Punzzier (kreisgefüllte Winkel). Dm. 1,5 cm; L. 1,0 cm 28. 14 (von urspr. 15) Niete aus Bronze mit verzinnter Oberseite. Dm. 1,4 cm 29. vier vergoldete Niete aus Bronze mit stark hochgewölbtem Kopf. Dm. 2,0 cm 30. ein bronzener Riemendurchzug mit Beschlag. L. 4,0 cm; Br. 3,2 cm. 31. ein Widerrast aus Bronze gegossen von triangulärer Form. L. 3,5 cm; Br. 2,0 cm; H. 0,9 cm 32. vier Riemenzungen (einer beschädigt) aus Silber mit zwei flachen Silbernieten. L. zwischen 4,0 cm und 4,3 cm; Br. 1,3 bzw. 1,4 cm 33. zwei Schnallen aus Silber mit ovalem, strichverziertem Bügel und Schilddorn sowie Beschlag aus Silberblech mit je zwei Silbernieten. L. 3,1 cm bzw. 3,2 cm; Br. ca. 2,3cm 34. ein rechteckiger Beschlag aus Silberblech mit abgeschrägten Kanten und vier Silbernieten. L. 1,6 cm; Br. 1,3 cm 35. eine getriebene Bronzekanne. H. 16,0 cm; Dm. der Mündung 5,5 cm; gr. Weite 9,5 cm; Dm des Bodens 6,9 cm
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36. eine getriebene Bronzepfanne, geflickt, mit leicht verdicktem Rand und flachem Griff. Als Inhalt: zwei Schenkelknochen vom Schwein und Eierschalen. H. 7,5 cm; Dm. 20,4 cm bzw. 32,4 cm; Dm. des Bodens 10,5 cm 37. ein Holzeimer mit Eisenbeschlägen. H. ca. 24,2 cm; Dm. der Mündung 21,5 cm 38. ein Bronzeblech mit zwei Nieten. L. 2,6 cm; Br. 1,0 cm 39. ein weiteres Bronzeblech (beschädigt) 40. das Bruchstück einer Bronzenadel. L. noch 6,6 cm 41. ein stark abgenutzter Bronzering. Dm. ca. 2 cm Bemerkung Bestattung wohl in einer Steinkiste. Fundlage Die zum Pferdegeschirr gehörenden Bronzeniete (27.–29) im Hüftbereich. Die Silberschnallen (15.–16.) und Riemenzungen (17.–20.) aus Silber lagen an den Beinen. Literatur Werner 1935, S. 94 f. Nr. 33 und Taf. 21 und 22; Oexle 1992, S. 211 f. Nr. 294 und Taf. 136,294 und 137,294.
46a Schretzheim, Kr. Dillingen (Taf. 39,1) Reihengräberfeld Grab 7; Männerbestattung Beigaben 1. eine massive Schnalle aus Silber mit silbervergoldeter Vorderseite. Der Beschlag ist stempelverziert und hat drei Silbernieten, die mit vergoldetem Kerbdraht umlegt sind. Der Schilddorn ist ebenfalls stempelverziert und trägt auf dem Schild einen Silberniet mit vergoldetem Kerbdraht. Der massive, vergoldete Schnallenbügel trägt Tierornamentik in Kerbschnittechnik 2. ein rechteckiger, feuervergoldeter Gegenbeschlag aus Silber mit Kerbschnittornamentik und vier silbernen Nieten, umlegt mit vergoldetem Kerbdraht. L. 2,8 cm 3. eine Spatha mit kleinem Bronzeknauf. Die Klinge besitzt angesetzte Schneiden und einen 3,4 cm breiten Mittelstreifen mit fünf Zonen Winkel- und Streifendamast. L. 86,0 cm 4. eine Lanzenspitze mit im unteren Teil flach geschmiedetem und stempelverziertem (gegitterte Dreiecke, gegitterte Rauten und kleine Halbmond-
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5. 6. 7. 8. 9.
10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
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punkte) Blatt. Der Schaft ist sechskantig facettiert und ebenfalls im oberen Teil verziert. Die Tülle ist rund. L. 31,4 cm ein Schildbuckel mit flachem Spitzenknopf und fünf flachen, bronzeplattierten Nieten. H. 8,1 cm eine Schildfessel mit flachen Eisennieten. L. noch 30,5 cm ein Messer. L. 18,8 cm ein Scheidenbeschlag aus Silber mit jeweils zwei Nieten an beiden Enden eine silberne Riemenzunge mit Spuren von Vergoldung. Parallel zu den Seiten, ein Band von gepunzten Halbkreisen mit Punkten (wie auf dem Schnallenbeschlag). L. 2,8 cm; Br. 2, cm ein Bronzering. Dm. innen 2,1 cm eine Bügelschere. L. 21,2 cm zwei zusammengesetzte, verzierte Kämme mit Eisennieten. L. 22,0 cm ein verziertes Kammfutteral mit eisernen Nieten. L. 26,2 cm ein verbogener, eiserner Nagel mit flachem Kopf. L. 4,6 cm zwei vierkantige Stifte aus Eisen. L. 5,4 cm und 4,0 cm eine kurze Tülle. L. noch 4,7 cm
Fundlage Links neben dem Toten lag die Spatha (3.). Die Schnalle (1.) mit dem Gegenbeschlag (2.) saß am Gürtel (in der Beckengegend?). Der Schildbuckel (5.) fand sich zwischen den Oberschenkeln. Der Ring (10.) lag rechts neben den Unterschenkeln. Noch weiter unterhalb lag die Lanzenspitze (4.) und die Schere (11.). Literatur Koch 1977, S. 10 f. und Taf. 4; 5; 200,7 und 8.
46b Schretzheim, Kr. Dillingen Reihengräberfeld Grab 8; Pferdebestattung Beigaben 1. eine Trense mit zweigliedriger Gebißstange im Überfangguß gearbeitet. Die Haken aus Eisen und die Stangen aus Bronze. Die beweglichen Riemenhalter aus Bronze gegossen und mit Eisenstiften gehalten 2. zwei aus Bronze gegossene U-förmige Bügel, die wohl ursprünglich zu den Trensenknebeln (aus organischem Material) gehörten. Angehängt an den Bügel ist eine gegossene Bronzezwinge zur Befestigung eines Riemens 3. eine stark abgenutzte spätrömische Tierkopfschnalle aus Bronze. 4. ein bronzener Riemendurchzug
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5. drei Bronzeschnallen mit starrem Beschlag von triangulärer Form und je drei Nieten. Auf der Vorderseite ein Weißmetallüberzug 6. sechs Bronzenieten mit flachen Köpfen, die silberplattiert sind. 7. sechs massive Bronzenägel mit halbkugeligen Köpfen. Bemerkung Die Pferdebestattung ist wahrscheinlich dem Toten aus Grab 7 zuzuordnen. Das Pferd war aufgezäumt und gesattelt. Literatur Koch 1977, S. 11 und Taf. 5.
46c Schretzheim, Kr. Dillingen Reihengräberfeld Grab 26; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar in Silber gegossener Bügelfibeln mit halbrundem Kopf und urspr. acht Zierknöpfen je Fibel. Auf der Rückseite eine Runenritzung sowie weitere Zierritzungen. L. 10,2 cm 2. eine zylindrische Büchse aus Bronze mit Pfalz und angenieteter Öse und eingehängter Schlaufe. Auf der Vorder- und Rückseite ist ein geometrisches Strichornament eingeritzt. Auf der Seite befindet sich eine umlaufende Runeninschrift, die nur schwach zu sehen ist. Als Inhalt: eine weiße, durchlochte Perle und ein vertrockneter Pflanzenteil. Dm. 3,2 cm 3. eine goldene S-Fibel mit Almandineinlage. L. 3,7 cm 4. eine goldene Rosettenscheibenfibel mit Almadineinlage 5. eine Perlenkette mit 19 Perlen und zwei hellgrünen Glasscherben eines Gefäßes 6. zwei „brakteatenförmige“ Anhänger mit Öse. Durchschläge einer stark abgenutzten Nachprägung nach einem Solidus von Justinian I. Dm. 2,15 cm 7. eine durchbohrte Bronzemünze (aus der frühen Kaiserzeit?). Die Prägung ist unkenntlich 8. ein Spielstein aus blauem Glas. Dm. 2,6 cm 9. eine Cyprea-Muschel (nicht erhalten) 10. zwei Bronzeringe. Dm. innen 1,6 cm bzw. 3,5 cm 11. eine unverzierte, durchbrochene Zierscheibe aus Bronze. Dm. 9,0 cm 12. ein Paar Schuhschnallen aus Silber mit unverziertem Blechbeschlag und gegossenem Bügel mit Kerbverzierung
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13. ein Paar gegossener Riemenzungen aus Silber mit Kerbschnittverzierung und niellierten Dreiecken auf dem Mittelgrat. L. 3,8 cm bzw. 4,0 cm 14. ein eisernes Webschwert. L. 36,5 cm; Br. 3,4 cm 15. ein handgearbeiteter Kumpf mit Fingerkuppeneindrücken als Verzierung. H. 9,2 cm 16. Schweineknochen und Eierschalen Fundlage Das Webschwert (14.) lag links neben dem Kopf. Die S-Fibel (3.) lag wie die Perlenkette (5.) am Hals. Die Rosettenscheibenfibel (4.) lag auf der Brust. Einige Perlen (die wohl heute der Halskette zugeordnet werden) sowie die Bronzemünze (7.), der Spielstein (8.) und Lederreste sowie ein Gürtelbeschlag mit Bronzenadel (nicht erhalten) lagen an der rechten Hüfte oder Ellenbogen. Zum Gürtelgehänge gehörten die Bronzekapsel (2.), die Cyprea (9.) und die beiden Bronzeringe (10.), von denen der eine die Zierscheibe (11.) und der andere ein kleines Täschchen trug, das als Inhalt zwei kleine Messer lieferte. Das Bügelfibelpaar (1.) lag zwischen den Knien (untereinander). Das Schnallenpaar (12.) und die Riemenzungen (13.) lagen bei den Füßen. Zu Füßen stand der Kumpf (15.), der von Schweineknochen (16.) und Eierschalen (16.) umgeben war. Inschrift Die Inschrift der Bronzekapsel ist in zwei Reihen angebracht: A: alagup : leuba : dedun B: arogisd Die Inschrift der Bügelfibel lautet: a( ? )n Literatur Krause und Jankuhn 1966, S. 298 ff. Nr. 157 und Taf. 67; Koch 1977, S. 15 f. und Taf. 11; 191,3–4; 194,17–19; 195,16; 224,2–6; Martin 2004, S. 200 B 3.
46d Schretzheim, Kr. Dillingen (Taf. 12) Reihengräberfeld Grab 33; Frauenbestattung Beigaben 1. fünf Brakteaten aus getriebenem Goldblech mit Ösen aus geripptem Goldblech. Dm. 2,5 cm 2. zwei Almandinscheibenfibeln 3. eine S-Fibel aus gegossenem Silber mit vergoldeter Vorderseite. L. 2,2 cm 4. ein Paar bronzene Bügelfibeln
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eine massive Bronzeschnalle mit eisernem Dorn eine weitere Bronzeschnalle ein Messer. L. 9,4 cm eine Perlenkette eine scheibenförmige Perle aus Bernstein ein Wirtel aus Bergkristall. Dm. 3,2 cm ein einreihiger, verzierter Kamm mit eisernen Nietstiften
Fundlage Die Perlenkette lag am Hals (8.). Die Brakteaten (1.) lagen in Höhe der Brust. Ebenfalls auf dem Oberkörper lagen die Almandinscheibenfibeln (2.). Die S-Fibel (3.) und die Bernsteinperle (9.) lagen im Beckenbereich. Das Bügelfibelpaar (4.) lag auf dem Kreuzbein. Der Kristallwirtel (10.) lag am linken Oberschenkel, darunter der Kamm (11.) und das Messer (7.) sowie eine der Bronzeschnallen (6.). Literatur Koch 1977, S. 17 f. und Taf. 13.
46e Schretzheim, Kr. Dillingen (Taf. 21) Reihengräberfeld Grab 79; Männerbestattung Beigaben 1. ein Ringschwert mit silbervergoldetem Knauf, der Tierornamentik und Flechtbandmuster in Kerbschnitt aufweist und silbernem Ring. Die Rückseite des Knaufes ist unverziert. Die Klinge besitzt angesetzte Schneiden und Winkeldamast. Auf der Klinge, unterhalb des Griffes, befindet sich ein tauschiertes Runenkreuz. L. des Schwertes (ohne Knauf) 88,5 cm 2. eine Lanzenspitze mit spitzovalem Blatt und runder Tülle 3. ein Schildbuckel mit spitzen Knopf und noch zweien von fünf eisernen Nieten mit flachem Kopf. H. 8,5 cm 4. ein stark abgenutzter Bronzering. Dm. innen 1,3 cm 5. ein rechteckiges Bronzestück mit kleinen Zierknöpfchen an der Außenseite 6. Bronze- und Eisenstücke Fundlage Das rechteckige Bronzestück (5.) lag unter dem rechten Oberkiefer des Toten. 20 cm links über dem Kopf lag die Lanzenspitze (2.). Der Schildbuckel (3.) lag auf dem Oberkörper. Das Ringschwert (1.) lag links neben dem Körper. Die Bronze- und Eisenstücke (6.) sowie der Ring des Ringschwertes wurden im Beckenbereich gefunden.
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Inschrift arab Literatur Koch 1977, S. 25 f. und Taf. 25; Düwel 1981, S. 159 f.; Opitz 1987, S. 39 f. Nr. 40; Düwel 1997, S. 493 f. und Abb. 574; Koch 1999, S. 185 f. und Abb. 7 und 8; Martin 2004, S. 205 Wa 3.
46f Schretzheim, Kr. Dillingen (Taf. 44,1) Reihengräberfeld Grab 177; Frauenbestattung Beigaben 1. eine glatte, gerade Bronzenadel mit Öhr. L. 6,9 cm 2. eine zweite, gekrümmte Bronzenadel mit Öhr und Wulst unter dem Öhr. L. 6,7 cm 3. eine Ringfibel oder ein Schlüsselring aus Weißmetall und schwacher Profilierung beiderseits der Nadelrast. Dm. innen 2,8 cm 4. ein kleiner Bronzering. Dm. innen 0,7 cm 5. ein Messer 6. eine Perlenkette Fundlage An den Schultern der Toten lagen die beiden Bronzenadeln (1.–2.) und die Perlen (6.). Die Ringfibel (3.) und der kleine Bronzering (4.) lagen an der linken Hüfte. Das Messer (5.) lag an der linken Seite oberhalb des Beckens. Literatur Koch 1977, S. 41 und Taf. 38; Koch 1999, S. 180 und Abb. 3.
46g Schretzheim, Kr. Dillingen Reihengräberfeld Grab 366; Männerbestattung Beigaben 1. ein Ringschwert (Ring nicht vorhanden) mit pyramidenförmigem, getriebenem Silberknauf und damaszierter Klinge. Spiralornamente und Vergoldung am Knauf 2. ein fragmentierter, konischer Schildbuckel mit ausgezogenem, flachem Knopf. H. 8,6 cm
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3. eine in vier Stücke zerbrochene Schildfessel. L. 50,0 cm 4. eine silberne Schilddornschnalle mit dem Fragment eines dreieckigen Beschlägs. Dazugehörig ein dreieckiger Gegenbeschlag aus Silberblech sowie ein rechteckiger Rückbeschlag aus Silberblech. L. des Gegenbeschlags 3,3 cm. L. des Rückbeschlags 2,6 cm 5. eine bronzene Schilddornschnalle. Der Schild mit Kerbverzierungen 6. ein getriebenes Bronzebecken und ein dazugehöriger, massiver Ring mit drei Füßen sowie drei gegossene Bronzeattachen mit Öse. Dm. des Beckens 30,6 cm 7.–13. Pferdegeschirr: 7. eine ovale Eisenschnalle mit schmalem Dorn 8. ein halbrunder Preßbeschlag aus Silber, der mit getriebenen Perlleisten verziert ist. Am unteren Ende drei Nietlöcher 9. Fragmente von weiteren Preßbeschlägen aus Silber von wohl urspr. länglicher Form 10. vier Silberniete mit flachgewölbten, vergoldeten Köpfen 11. eine Trense aus Eisen mit zweigliedriger Gebißstange und Knebeln mit je einem schaufelförmigen Ende und einem abgebogenem eckigen Ende (ein Knebel ist oben abgebrochen). Die Trense ist mit Rillenbündeln verziert. L. der Gebißstange ca. 12,0 cm 12. ein tordierter Eisenstab. L. noch 6,4 cm 13. das Fragment eines Eisenringes 14. zwei Hefteln mit rundem, hohem Kopf und Öse. H. ca. 1,8 cm. 15.–18.Gürtelgarnitur: 15. ein rundes Beschlagteil? aus Eisen. Dm. ca. 5,8 cm 16. ein rechteckiger Rückbeschlag aus Eisen mit drei von urspr. vier Nieten. L. 6 cm 17. ein Riemenbeschlag aus Eisen mit zwei Stiften. L. 3,2 cm 18. zwei kleine Schnallen aus Eisen? 19. ein Eisenband mit Knick in der Mitte. Br. 1,7 cm 20. das Fragment eines eisernen Riemenendbeschlags mit noch einem erhaltenen Niet. Br. 1,9 cm 21. Hühnerknochen Fundlage Das Ringschwert (1.) lag links neben dem Oberkörper. Der Schildbuckel (2.) und die Schildfessel (3.) lagen in der Beckengegend, ebenso wie die silberne Riemengarnitur (4.) und die silbernen Preßbeschläge (8.–10.). Rechts neben dem Toten wurden die Reste der Gürtelgarnitur (15.–18.) gefunden. Die Bronze- (5.) und die Eisenschnalle (7.), die Hefteln (14.) und die eisernen Beschlagteile (19.–20.) lagen ebenfalls rechts vom Toten. Das Bronzebecken (6.) stand links
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neben den Füßen. Danben lagen die Hühnerknochen (21.). Zwischen dem Bronzebecken und der Grabwand lag die Trense (11.). Literatur Koch 1977, S. 84 f. und Taf. 98 und 99.
46h Schretzheim, Kr. Dillingen Reihengräberfeld Grab 509; Frauenbestattung Beigaben 1. das Fragment einer silbernen Scheibenfibel mit vergoldeten Zellstegen auf der Vorderseite und Runeninschrift auf der Rückseite. Urspr. waren 14 Almandine eingelegt, davon sind noch acht vorhanden. In der Mittelzelle befindet sich ein vergoldetes Silberblech mit Silberfiligran. Dm. 3,2 cm 2. das Fragment eines Bronzeringes 3. ein Doppelring aus Bronze 4. eine Schnalle aus Eisen 5. ein Eisenring mit angerostetem Geweberesten 6. das Fragment eines profilierten Eisenstabes. L. noch 4,1 cm 7. eine Perlenkette mit 28 Perlen 8. eine zweite Perlenkette mit 43 Perlen 9. eine dritte Perlenkette mit 16 Perlen 10. vier flache Rohbernsteine und ein Amethyst 11. drei Glasscherben. Darunter die Scherbe eines Ringfußes einer Glasschale 12. eine Cyprea-Muschel Fundlage Die Scheibenfibel (1.) lag unter dem Kinn. Am Hals lagen die Perlen (7.–10). Unterhalb der Kette, auf der Brust, lag der Eisenstab (6.). Das Bronzeringfragment (2.) wurde links neben dem Schädel gefunden. Die Schnalle (4.) lag in der Beckengegend. Rechts davon im Bereich des rechten Oberschenkels lagen die Glasscherben (11.). Am linken Bein, in Kniehöhe, lag die Cyprea (12.). Zu Füßen der Toten lag der Eisenring (5.). Inschrift Die Inschrift besteht aus zwei Zeilen. A: sipwagadin B: leubo
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Literatur Jänichen 1951, S. 226 ff.; Krause 1955, S. 378 ff.; Krause und Jankuhn 1966, S. 297 f. Nr. 156 und Taf. 66; Koch 1977, S. 108 f. und Taf. 132 und 224,1, Martin 2004, S. 202 E 3.
47 Schwangau, Kr. Ostallgäu Reihengräberfeld Grab 33; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silberne, zum Teil vergoldete und niellierte Scheibenfibel mit zwei Vogelköpfen und Flechtbandverzierung auf der Vorderseite sowie mit Runeninschrift auf der Rückseite. Br. 4,1 cm, H. 3,8 cm 2. eine bronzene Preßblechscheibenfibel. Dm. 3,0 cm 3. 13 römische Bronzemünzen 4. eine ovale Gürtelschnalle aus Eisen. Br. 4,3 cm 5. eine Wadenbindengarnitur mit zwei einfachen, ovalen Eisenschnallen, zwei bronzenen, schwach versilberten Beschlägen und mit zwei quadratischen Kreuzungsbeschlägen 6. 245 Perlen, wahrscheinlich von einer mehrreihigen Halskette 7. eine große rote Perle mit weißem und grünem Schlierenmuster 8.–19.Gürtelgehänge: 8. elf Perlen. 9. zwei konische Beinamulette mit Rillenzier 10. ein bronzener Kästchenschlüssel. L. ,8 cm 11. eine kleine, durchlochte, römische Bronzemünze 12. ein kleines Bronzeblech 13. ein Messer 14. ein Dreilagenkamm aus Bein mit Klappfutteral. L. des Kamms: 8,2 cm. L. des Futterals: 10,9 cm 15. eine Bronzescheibe. Dm. 2,5 cm 16. drei eiserne Gehängeringe 17. zwei bronzene Gehängeringe 18. eine gedrehte, zentral durchbohrte und gewölbte Bronzescheibe mit sekundärer Durchlochung am Rand. Dm. 3,3 cm 19. zwei stabförmige Eisenfragmente Fundlage Die Scheibenfibel (1.) lag rechts neben dem Unterkiefer. Die Preßblechscheibenfibel (2.) lag auf der Brust. Die 245 Perlen (6.) wurden im Halsbereich gefunden.
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Rechts auf der Brust lag die große rote Perle (7.). Auf den Lendenwirbeln lag die Eisenschnalle (4.). Die Teile des Gürtelgehänges lagen wie folgt: Die elf Perlen (8.) lagen im Bereich des Beckens und im Bereich über dem Becken. Ebenfalls im Becken lagen die Beinamulette (9.), der kleine Schlüssel (10.), die kleine Bronzemünze (11.) und das Stück Bronzeblech (12.). Das Messer (13.) lag am linken Oberschenkel. Darunter der Kamm (14.); dabei die 13 römischen Bronzemünzen (13.). Ebenfalls in diesem Bereich lag die Bronzescheibe (15.), die drei eisernen Gehängeringe (16.), die zwei bronzenen Gehängeringe (17.) und die gewölbte Bronzescheibe (18.) sowie die stabförmigen Eisenfragmente (19.). Die Wadenbindengarnitur (5.) lag jeweils am rechten und linken Unterschenkel. Inschrift leob Literatur Christlein 1978, S. 113 und Abb. 88; Bachran 1993, S. 96 ff. und Abb. 9a, Taf. 15 und 16; Düwel 1994b, S. 277; Kat. Göttingen Nr. 41; Martin 2004, S. 204 I 5.
48 Steindorf, Kr. Fürstenfeldbruck Reihengräberfeld Grab 10; Männerbestattung Beigaben 1. Ein Sax mit Runeninschrift. L. 32,5 cm Inschrift Die Runen sind mit Doppelstrichen geritzt und wurden unten mit einer Linie begrenzt. husibald/// Die Inschrift besteht noch aus weiteren Zeichen, die nicht lesbar sind. Literatur Arntz und Zeiss 1939, S. 350 ff. Nr. 31 und Taf. XXIX; Krause und Jankuhn 1966, S. 300 f. Nr. 158 und Taf. 69; Düwel 1981, S. 158 f.; Opitz 1987, S. 41 f. Nr. 42; Martin 2004, S. 206 Wa 7.
49 Stetten, Stadt Mühlheim a. Donau; Kr. Tuttlingen Reihengräberfeld Grab 133; Frauenbestattung
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Beigaben 1.–2.zwei Ohrringe aus rundstabigem Bronzedraht mit Ösenverschluß und mit in die Rillenverzierung eingehämmertem Silberblech. Dm. ca. 8,0 cm 3. eine Halskette aus Bronzeteilen und Perlen. L. ca. 72 cm 4.–5.zwei Armreifen aus massiver Bronze mit konisch verdickten Enden. Der vierte Armreif ist mit Rillen an den Enden verziert 6.–7.zwei Fingerringe 8. eine Gürtelschnalle 9.–10.zwei Eisenschnallen von der Wadenbindengarnitur 12.–16.zwei kleine unverzierte und zwei große verzierte Riemenzungen sowie zwei quadratische verzierte Beschläge aus Eisen, die ebenfalls zur Wadenbindengarnitur gehören. Die Verzierung ist als kreuz- oder t-runenartig zu beschreiben 17. zwei kleine bronzene Niete, die eventuell auch zur Wadenbindengarnitur zu rechnen sind 18.–19. Gürtelgehänge: 18. ein Messer 19. eine verzierte Bronzescheibe 20. eine dünnwandige Halbkugel aus getriebenem Silberblech mit Runeninschrift. Wahrscheinlich der Teil einer Nadel. Dm. 1,3 cm. H. max. 0,7 cm Inschrift Die Inschrift besitzt eine Höhe von nur etwa 2 mm. afmelkud Literatur Weis u. a. 1991, S. 309 ff. und Abb. 1 und Taf. 55.
50a Straubing (Taf. 13) Reihengräberfeld „Bajuwarenstraße I“ Grab 150; Frauenbestattung Beigaben 1. ein goldener, abgenutzter B-Brakteat mit profilierter Bandöse und tordierter Drahteinfassung. Dargestellt ist eine hockende Menschengestalt, umgeben von einem Rippenkranz. Dm. 2,1 cm 2. eine ringförmige, gelbe Perle. Dm. 1,0 cm 3.–4. ein Paar rautenförmige Kleinfibeln aus vergoldetem Silber mit vier Almandineinlagen in den Eckrundeln. Dm. 2,3 cm
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5.–6. ein Paar kerbschnittverzierter, silbervergoldeter Bügelfibeln mit halbrunden Kopfplatten und gleichbreitem Fuß sowie fünf profilierten Knöpfen. L. 6,3 cm 7. eine scheibenförmige Bernsteinperle. Dm. 3,0 cm 8. ein Eisengerät mit Öse und Hakenende. L. 8,7 cm 9. ein weiteres Eisengerät mit nadelartigem Kopf und verdicktem Fuß. L. 11,3 cm 10. eine Schnalle aus Eisen. Br. 3,0 cm 11. ein Messer mit sehr langer Griffangel. L. 23,8 cm 12. eine durchbohrte Bärenkralle mit Tragering aus Bronzedraht Literatur Geisler 1998, S. 39 f. und Taf. 37 und 354,150(1); Hauck 1998, S. 331 f.; Koch 1999, S. 177.
50b Straubing (Taf. 14) Reihengräberfeld Grab 817; Mädchenbestattung Beigaben 1. ein goldener C-Brakteat mit dreifach profilierter Bandöse und tordierter Drahteinfassung. Auf der Schauseite ein umlaufendes Punktfries, ein menschliches Antlitz über einem Pferd und ein Hakenkreuz. Dm. ca. 2,3 cm 2. eine Perlenkette mit 29 Perlen. L. 42 cm 3. eine weitere Perlenkette mit 244 Perlen. L. 13,8 cm 4. eine Glasperle von zylindrischer Form. Dazu gehört ein durchlochtes, konisches Bronzescheibchen mit Rippenzier. L. der Perle 1,9 cm. Dm. des Scheibchens 0,7 cm 5. eine unverzierte Hirschhornzierscheibe mit länglicher Öse. Dm. 7,3 cm 6. ein verbogener Knotenring aus Bronze. Dm. 4,0 cm 7. ein bronzenes Griffteil von einem Schiebeschlüssel. L. 5,0 cm 8. der Bügel einer römischen Zangenfibel aus Bronze. L. 8,2 cm 9. ein bronzener, lanzettförmiger Zahnstocher mit tordiertem Griff mit Öse. L. 9,0 cm 10. eine kleine, viermal durchbrochene Bronzezierscheibe. Dm. 1,5 bis 1,7 cm 11. ein Sturzbecher aus gelb-olivem Glas. H. 10,2 cm. Dm. 6,5 cm 12. eine längliche Eisenschnalle mit abgebrochenem Dorn. Br. 3,8 cm 13. eine Eisenkette. L. 6,1 cm 14. ein römischer Bronzelöffel. L. 12,1 cm
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Literatur Geisler 1998, S. 304 f. und Taf. 308, 309 und 354,817(1); Hauck 1998, S. 331 f.
51 Täbingen, Zollernalbkreis Reihengräberfeld ? Grab 4; Frauenbestattung Beigaben 1. eine silbervergoldete Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß. L. 16,5 cm 2. eine Scheibenfibel in Zellentechnik. Die Einlagen (Almandine?) sind ausgefallen. Dm. 4,5 cm 3. vier goldene Filigrananhänger mit Almandinen verziert. L. 3,3 cm. Br. 2,4 cm 4. eine silber- und goldtauschierte Bronzezierscheibe 5. eine ovale Bronzeschnalle mit trapezförmigem Beschlag. 7,3 cm. 6. 19 Glasperlen 7. eine Bernsteinperle. Dm. 2,3 cm 8. eine zylindrische Gagatperle. Dm. 2,2 cm 9. eine Bronzeflasche. H. 20,0 cm 10. Reste einer bronzenen Henkelschüssel Fundlage Die beiden Fibeln (1.–2.) und die goldenen Anhänger (3.) sowie die Perlen (6.–8.) lagen in etwa in der Gegend des Kopfes. Die Bronzezierscheibe (4.), die Bronzeschnalle (5.) sowie die Bronzeflasche (9.) und die Henkelschüssel aus Bronze (10.) lagen ungefähr in der Gegend der Knie. Bemerkung Es handelte sich um ein Eichenbohlengrab von drei Metern Länge und 1,30 Metern Breite. Literatur Veeck 1932, S. 58 ff. und Taf. 4 und 5.
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52 Tannheim, Kr. Biberach Frauenbestattung Beigaben 1. zwei bronzene Scharnierbänder mit drei Nietlöchern auf jeder Seite. Eines davon mit Runenritzung? L. 11,0 cm 2. der verzierte Bügel einer Spangenfibel 3. acht unverzierte Riemenzungen 4. zwei Armreifen mit Scharnier, verschließbar mit elastischem Nagel.Die verdickten Enden sind verziert 5. vier Ringe. Dm. innen 2,0 bis 2,3 cm 6. eine eiförmige Kristallkugel in einer Bronzeaufhängung als Anhänger 7. eine Perlenkette mit Ton-, Glas- und vier Amethystperlen 8. ein Beinkamm mit Futteral 9. ein Eisenschlüssel 10. ein eiserner Haken an einem Kettenring 11. ein weiteres Eisenstück (nicht identifizierbar) Fundlage Die Perlenkette lag am Hals (7.). In der Brustgegend lagen: der Kamm (8.), die Riemenzungen (3.) und der Kristallanhänger (6.). Die Ringe (5.), die Armreifen (4.), die Scharnierbänder (1.) und die Spangenfibel (2.) lagen in der Fußgegend. An der Seite lagen Schlüssel (9.), Haken (10.) und das weitere Eisenstück (11.). Inschrift P. Goessler meinte römische Zahlen zu erkennen. S. Opitz hält die Ritzung für Runen, von denen jedoch nur noch eine d-Rune einwandfrei zu erkennen ist. Literatur Fundberichte aus Schwaben 18, 1910, S. 84 f. und Abb. 21 und Taf. 8 (P. Goessler); Veeck 1931, S. 74 und Taf. 63 B, 3a b; Opitz 1987, S. 43 Nr. 44.
53a Trossingen, Kr. Tuttlingen Reihengräberfeld Grab 11; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar silbervergoldete Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und ovalem Fuß. Die eine Fibel (Fibel A) trägt eine Runenritzung auf der Rückseite. Die zweite Fibel (Fibel B) trägt eine Kreuzritzung. L. 10,5 cm
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8. 9. 10.
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eine silberne S-Fibel mit Almandineinlagen. L. 2,3 cm Reste einer Scheibenfibel in Zellentechnik mit Almandineinlagen eine bronzene Schilddornschnalle. Br. 4,1 cm ein glatter, dünner Fingerring aus Bronze eine Perlenkette mit 38 meist einfarbigen Perlen. Darunter eine Kristallperle und sieben Bernsteinperlen eine große, bunte Glasperle mit grünem Grund, gelben Blättern, schwarzweiß-rote Augen und an den ebenen Seitenflächen rote und dunkelblaue Blätter auf hellem Grund. Dm. 4,2 cm Reste eines Holzeimerchens kreuzgeschichtete Brettchen Schlehenkerne
Fundlage Das Paar Bügelfibeln (1.) wurde im Becken gefunden. Die große Glasperle (7.) wurde zwischen den Beinen gefunden. Zu Füßen fanden sich die Brettchen (9.) sowie der Holzeimer (8.). Bemerkung Die Bestattung erfolgte in einem Totenbaum. Inschrift Fibel A: fa Literatur Paret 1935–38, S. 144 und Abb. 76 und Taf. 35,1; Arntz und Jänichen 1957, S. 122 f. und Taf. 64,5 und 6, Taf. 65, Abb. 3; Krause und Jankuhn 1966, S. 305 f.; Opitz 1987, S. 44 Nr. 45.46; Kat. Göttingen Nr. 49; Martin 2004, S. 201 C 5a und b.
53b Trossingen, Kr. Tuttlingen Reihengräberfeld Grab 22; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar silberne Riemenzungen mit Punzverzierung und Runenritzungen. L. 4,0 cm 2. eine silbervergoldete Bügelfibel mit halbrunder Kopfplatte und elf Knöpfen sowie sieben Almadinen (zwei ausgefallen). L. 12,5 cm 3. eine silberne Fibel mit Almandineinlagen 4. sechs goldene Filigrananhänger
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5. zwei Schnallen. Br. 1,4 cm und 2,4 cm 6. eine Perlenkette mit drei Amethystperlen und 20 weiteren kleinen Glasperlen 7. ein doppelseitiger Beinkamm mit Futteral Fundlage Die Riemenzungen (1.) wurden an den Füßen gefunden. Die beiden Schnallen (5.) am linken Knie. Inschrift Die Runen sind undeutlich. Inschrift A: ///ma×d/// Inschrift B: h Literatur Paret 1935–38, S. 145; Arntz und Jänichen 1957, S. 123 und Taf. 64,9 und 10; Taf. 65, Abb. 4; Krause und Jankuhn 1966, S. 305 f.; Kühn 1974, S. 414 f. und Taf. 210 Fib. 362; Opitz 1987, S. 45 Nr. 47.48; Kat. Göttingen Nr. 50; Martin 2004, S. 206 Gü 5a und b.
54a Weingarten, Kr. Ravensburg Reihengräberfeld Grab 179; Frauenbestattung Beigaben 1a.–1b. zwei silbervergoldete S-Fibeln. Fibel A hat Alamandineinlagen und eine Runenritzung auf der Rückseite. Fibel B ist mit Punzdekor verziert. L. von Fibel A: 3,4 cm. L. von Fibel B: 2,3 cm 2. eine Perlenkette mit 86 Perlen, davon 16 Bernsteinperlen 3. eine ovale Schnalle. L. 2,8 cm 4. ein Gürtelgehänge: a) ein rundstabiger Ring. Dm. ca. 3,0 cm b) ein Messer mit Resten der Holzscheide. L. noch 12,5 cm c) ein bronzener Riemendurchzug mit rechteckigem Quersteg. L. 4,4 cm d) der durchlochte Eckzahn eines Bärs. L. 8,1 cm e) ein zweireihiger Kamm 5. ein Tongefäß Fundlage Die S-Fibel (1a.) mit der Runeninschrift lag rechts neben dem Schädel. Die zweite S-Fibel (1b.) lag auf dem Brustkorb. Am Hals lag die Perlenkette (2.). Die
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Schnalle (3.) lag auf der linken Hüfte. Das Gürtelgehänge (4a–e) lag am linken Bein. Das Tongefäß (5.) stand zwischen den Füßen. Inschrift dado Literatur Arntz und Jänichen 1957, S. 126 ff. und Abb. 1,5, Taf. 64,4 und Taf. 65, Abb. 6; Krause und Jankuhn 1966, S. 306 Nr. 164 und Taf. 70; Opitz 1987, S. 50 Nr. 54; Roth und Theune 1995, S. 54 und Taf. 55 C; Martin S. 2004, 204 I 2.
54b Weingarten; Kr. Ravensburg Reihengräberfeld Grab 272; Mädchenbestattung Beigaben 1. eine silberne S-Fibel, teilvergoldet mit Dreieckniellodekor und Kerbschnittverzierung. Ehemals vier Almandineinlagen (nur eine noch vorhanden). Auf der Rückseite eine Runenritzung. L. 3,6 cm 2. eine Perlenkette mit 76 Perlen 3. eine ovale Schnalle. L. 3,7 cm 4. ein Messer mit leicht geschweiftem Rücken. L. 17,8 cm 5. ein Kettenglied. L. noch 3,7 cm 6. Tierknochen Inschrift Die Inschrift besteht aus zwei Zeilen. Zeile A: alirgup×(×)× Zeile B: feha : writ// Literatur Arntz und Jänichen 1957, S. 126 ff. und Abb. 1,4, Taf. 64,7 und Taf. 65, Abb. 5; Krause und Jahnkuhn 1966, S. 306 f. Nr. 164 und Taf. 70; Opitz 1987, S. 49 Nr. 53; Roth und Theune 1995, S. 79 f. und Taf. 96 A. Martin 2004, S. 204 I 4.
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54c Weingarten, Kr. Ravensburg Reihengräberfeld Grab 511; Frauenbestattung Beigaben 1. ein Paar silbervergoldeter Rosettenscheibenfibeln mit Glas- und Knocheneinlagen. Dm. 3,1 cm 2. zwei kugelige bis ringförmige Perlen. Dm. ca. 2,5 cm 3. ein Paar silbervergoldeter Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte mit fünf Zierknöpfen und gleichbreitem Fuß mit Tierkopfabschluß. L. 9,7 cm und 9,8 cm 4. eine flache Bernsteinperle mit konischer Durchbohrung sowie stark verwitterter Runenritzung 5. eine Bügelschere. L. 18,0 cm 6. eine gerippte Melonenperle. Dm. 2,3 cm 7. ein einreihiger Beinkamm mit Kreisaugenverzierung und Futteral. 8. ein Messer. L. 13,0 cm 9. eine zylindrische Meerschaumperle. Dm. 2,2 cm 10. eine ovale Bronzeschnalle mit Eisendorn. L. 2,9 cm 11. eine Perle mit Zickzackband. Dm. 2,7 cm 12. Tierknochen Fundlage Die Rosettenfibeln (1.) lagen unter dem Kinn und auf der Brust. Die Perlen (2.) lagen ebenfalls auf der Brust. Das Paar Bügelfibeln (3.) lag zwischen rechter Brust und Hüfte. Zwischen den Oberschenkeln lag die Bernsteinperle (4.). Die Bügelschere (5.) an der linken Hand. Darunter lag die Melonenperle (6.). Unter der Melonenperle lag der Kamm (7.). Das Messer (8.) lag unter der Bernsteinperle. Außen am linken Knie lag die Perle mit Zickzackband (11.). Inschrift Nicht lesbar. Literatur Roth/Theune 1995, S. 153 f. und Taf. 188 C und Taf. 189.
55 Weißenburg, Kr. Weißenburg-Gunzenhausen Reihengräberfeld Grab 86; Frauenbestattung
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Beigaben 1. eine Filigranscheibenfibel aus Silber mit bronzener Grundplatte. Vier Kastenfassungen mit Almandinen und unsicherer Runenritzung. Dm 3,3 cm 2. ein hohes, doppelkonisches Tongefäß von Handgeformt. H. 28,9 cm 3. etwa 30 Perlen Fundlage Die Fibel (1.) lag auf der Brust. Am Hals wurden die Perlen (3.) gefunden. Das Gefäß (2.) befand sich in Höhe des Beckens. Inschrift Nicht sicher. Literatur Opitz 1987, S. 50 f. Nr. 55; Düwel 1994b, S. 277; Jemiller 1995/96, S. 254 und Abb. 4 und Taf. 28; Martin 2004, S. 203 F 2.
56 Wörrstadt, Kr. Alzey-Worms (Taf. 15) Reihengräberfeld Frauenbestattung Beigaben 1.–2.ein almandinverziertes Rosettenfibelpaar 3.–4.ein silbervergoldetes Bügelfibelpaar mit rechteckiger Kofplatte und ovalem Fuß mit Tierkopfende sowie Kerbschnittverzierung 5. ein goldener D-Brakteat mit Öse, Perlrand und verschlungenem Tier in Stil I. Dm. 2,4 cm 6. eine Silbermünze Valentinians III., die als Anhänger getragen wurde. 7. Glasperlen 8. ein Tonwirtel 9. eine kleine Bronzeschnalle 10. eine Hirschhornscheibe 11. ein Sturzbecher aus grünlichem Glas 12. ein Dreilagenkamm 13. ein Glaswirtel aus braunem Glas mit weißer Fadeneinlage 14. ein Eisenmesser und die Fragmente eines zweiten Messers 15. ein Schabmesser aus Eisen 16. ein gelochter runder Stein mit Vertiefung für eine kleinere gelochte Steinscheibe (eventuell eine Gewürzmühle) 17. diverse Bronze- und Eisenfragmente
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Literatur Clauß 1978, S. 133 ff und Taf. 21 ff.
57 Wurmlingen, Kr. Tuttlingen Reihengräberfeld Grab 2; Männerbestattung Beigaben 1. eine Lanzenspitze mit silbertauschierter Runeninschrift. L. 27,0 cm 2. ein zerbrochener Sax. L. noch 46,0 cm 3. Reste eines Messers 4. Reste eines Gürtelbeschlags aus Eisen 5. eine ovale Eisenschnalle 6. ein Eisenknopf Inschrift idorih Literatur Arntz und Zeiss 1939, S. 418 ff. Nr. 40 und Taf. XXXVI; Krause und Jankuhn 1966, S. 304 f. und Taf. 69; Düwel 1981, S. 157 f.; Opitz 1987, S. 51 Nr. 56; Martin 2004, S. 205 Wa 1.
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Register * Forscher ** Åberg, Nils 18, 22, 25, 118 f., 132 Arntz, Helmut 121 f. Arrhenius, Birgit 34 f., 95, 126, 149 Bakka, Egil 65 Bergmann, Joseph 12 Bierbrauer, Volker 13 Böhme, Horst Wolfgang 24 Böhner, Kurt 65, 69, 71 f., 78, 122, 125 f. Brather, Sebastian 13 f., 142, 157, 169 Cassirer, Ernst 16, 168 Childe, Vere Gordon 10 f. Düwel, Klaus 31, 33, 96, 111, 121, 163 Eggers, Hans Jürgen 12, 15 Fischer, Svante 165 Halbwachs, Maurice 6 Haseloff, Günther 18–23, 25, 26, 28, 31, 33, 37–39, 52, 54–57, 119, 136, 165 Kluckhohn, Clyde 9 Koch, Alexander 23, 25– 28, 60 Koch, Ursula 25–28, 31, 35 f., 38 f., 41, 51, 53, 55, 61, 76, 113, 119, 124–127, 129, 139
* å entspricht in der Gliederung dt. a ** ohne rein bibliografische Nennungen
Krause, Wolfgang 33, 100 f., 121 Kroeber, Alfred 9 Kühn, Herbert 25, 55, 60 Läpple, Dieter 5 f. Lohaus, Annethe 167 f. Martin, Max 35, 39, 93, 118 f., 121, 147 Menghin, Wilfried 74–77, 79–84, 86 f., 91, 122–124 Nissen Fett, Eva 25–27 Opitz, Stephan 112, 121 Pesch, Alexandra 63 f., 66 f., 166 Salin, Bernhard 18, 20, 25 f., 117–119, 149 Schmidt, Berthold 118 Siegmund, Frank 13 f., 62, 78 f., 120 Simmel, Georg 4 Steuer, Heiko 73, 75, 78–80, 84, 89 f., 169 Torbrügge, Walter 12 Wenskus, Reinhard 12, 16 Zeiss, Hans 121
262
Register
Fundstätten* Beckum 74, 77– 80, 86 Byzanz (byzantinisch) 17, 58, 63 f., 71 Donzdorf 15 f., 20 f., 32–35, 62, 115 England 23, 30, 49, 51, 53–55, 57, 70 f., 73, 79–81, 83 f., 88, 90–93, 96, 99, 103, 105, 107, 110 f., 114–117, 119, 122, 125, 138, 140, 149, 152 f., 155–158, 160–162, 165–170 Hódmezóvásárhely-Kishomhok 126 Kobbeå 126, 152 Krefeld-Gellep 80, 84, 88–90, 92, 155, Mainz-Kastel 79 Merowingerreich 26, 152, 155, 157 f., 167 f. Morken 126, 142, 145 Nocera Umbra 80, 129 f. Orsoy 77, 80, 124–126 Rheinland 41, 53, 84, 89 f., 126, 142, 145, 156 f., 168, 170
* Orte, Länder, Flüsse
Skandinavien (skandinavisch) 15 f., 18–31, 33–37, 39, 41–43, 46–51, 54–59, 62 f., 65–68, 70 f., 73–75, 77 f., 80–90, 92 f., 95, 98–101, 103, 105 f., 108–110, 112 f., 116–120, 122 f., 126, 128–131, 133–135, 137–140, 148, 151–153, 156–160, 162 f., 165, 169 f. Snartemo 78, 86–88, 90 f., 116 Süddeutschland 18, 24, 52, 57, 59, 66, 71, 73 f., 79, 92–94, 98, 110, 112–114, 117, 119 f., 131, 139, 156 f., 165 Sutton Hoo 70–72, 81, 84, 153–155, 157, 162, 166 Valsgärde 70, 72, 88 f., 149 f., 166 Vendel, Vendelzeit 70–72, 81, 84, 88, 99, 101 f., 124–126, 148–150, 162, 167 Wünnenberg-Fürstenberg 79 f.
Funde
263
Funde Bootsgrab 72, 88, 149 f. Brakteaten 17, 19, 22, 46, 53, 57–67, 95, 101, 108–110, 118 f., 137, 166 f. Bügelfibeln mit barockem/rhombischem Fuß 15, 17–21, 24 f., 27–29, 31, 33, 37–42, 48 f., 53–57, 119, 152, 156, 165 f., 168 Fundensemble 119, 157 jütländische Fibelgruppe 18 f., 25, 55
Pressbleche 30, 57, 65, 67 f., 70–72, 78, 81, 90, 92, 150, 166–168 Pyramidenknauf 74, 76, 79, 81–84, 86, 88, 91 f., 104 Reihengräber 31, 119, 141–144, 146–148, 156 Ringschwerter 17, 68, 72, 73–92, 103 f., 124, 150, 156 f., 166, 168 Scheidenmundblech 83, 103, 122 f. Webschwerter 45 f., 53, 113 f., 116, 119
264
Register
Völker und Stämme Alamannen 22 f., 33, 51, 63, 65, 69 f., 72, 74 f., 113, 117 f., 121, 136, 141, 146 f., 165, 168 Angelsachsen 15 f., 18 f., 21, 23–31, 33–38, 41, 49–51, 54–58, 63, 65–67, 73, 79 f., 82–84, 86, 88, 90, 92 f., 98, 103, 105–108, 110–114, 119, 122–126, 128–130, 133–135, 152 f., 155 f., 158–160, 162, 165, 167, 169 Bajuwaren 13, 61 Ethnie 7 ethnische Deutung/ Interpretation 10 f., 13, 16, 166 Ethnologie 7–9, 12 f., 169 Franken 13, 18, 22–26, 35, 41, 53, 60, 74, 77 f., 80, 89 f., 118, 120, 124, 141, 155, 157, 165, 167
Langobarden, langobardisch 30, 74, 79, 92, 113, 126 f., 160 Merowinger (Merowingerzeit) 35, 70, 91, 98, 101 f., 121, 141, 143, 145–148, 167 f. Nordgermanen, nordgermanisch 34, 41, 55, 57, 78, 113, 121, 148, 151, 159, 161, 165, 168 Romanen, romanisch 13, 26, 95, 114, 136, 143, 146 f., 153 Sachsen, sächsisch 13, 23, 37, 107, 160 f. Stamm 11, 165, Thüringer(these) 121 Volk 10 f., 14
Sachbegriffe
265
Sachbegriffe Bifrons 21, 34, 51–54, 79, 81– 83 Frühmittelalter 12–14, 16 f., 33, 73, 89, 121, 128, 139, 142–144, 153, 157, 166, 170 Gesellschaft 4–6, 8, 11, 16 f., 67, 70, 88 f., 91, 142, 148 f., 157, 164, 166 f., 169 f. Handel 10, 16, 26, 118, 119, 138, 166–169 Importe 15, 22–26, 29, 32 f., 37, 53–55, 58, 66, 75, 110, 116, 119, 132, 140, 144, 158 Inschriften 28, 31, 33 f., 37, 39, 58, 63, 71, 93–113, 117, 120 f., 123, 140, 144, 146 f., 154, 162–164 Kommunikation, Kommunikationsraum 4, 5, 15–17, 159, 163 f., 168, 170 Kultur Kulturbegriff 7, 9–11, 14 f., 169, – Kulturkreis 8, 10, 12 – Kulturkreislehre 8, 10 – Kulturphilosophie 169 – Kulturraum 4, 7, 9, 15 materielles Substrat 5 f. nordischer Einfluss 22, 37, 117, 119, 121, 139 Raum, Raumtheorie 4–10, 16–18, 22–27, 30, 33–38, 51, 54 f., 57 f., 60, 63, 65–68, 70–72, 74, 76 f., 79 f., 83, 88–90, 92 f., 95, 97–99, 103, 105, 107 f., 110 f., 116–127, 129, 131, 134–142, 144, 152 f., 155–158, 160, 162 f., 165, 168–170 – sozialer Raum 4–6
Runen 28, 31, 33–35, 37, 39, 58, 63, 77, 92–114, 117–123, 140, 144, 146, 162–166 Runologie 31, 117, 120 f. Soziologie 4 f., 7, 17, 169 Stil – Stil I 18–20, 22–27, 36, 40, 42, 44 f., 48 f., 52, 86 f., 117, 119, 128–131, 139 f., 165 f. – Nydam-Stil 19, 23 f., 48 – Sösdalastil 24 – Tierstil 15, 23 f., 26, 65, 78 f., 86, 103, 107, 117, 119, 122, 130 f., 139 f., 165 f. Symbol – Symbolkommunikation 4, 16, 168, 170 – Symbolraum 17, 169 f. – Symbolwelt 17, 170 Tradition 13, 57, 91, 112, 121, 144, 147, 157, 170 Völkerwanderungszeit 10, 15–19, 34, 43, 48, 55, 58, 65–67, 73, 89 f., 92, 98, 101 f., 112, 114 f., 117 f., 132, 134–137, 139, 142–144, 148 f., 155 f., 164, 166 f., 170 Wanderhandwerk 21 f., 56, 118, 137 f. Wolfskrieger 68, 71 f., 167
2
1
Tafeln
2
Tafel 1
Bügelfibeln mit rechteckiger Kopfplatte und barockem/rhombischem Fuß (Abbildungen ohne Maßstab) 1 Engers 2 Finglesham 3 Bifrons 4 Howletts 5 Aschheim 6 Kirchheim/Teck 1: Haseloff 1981, Taf. 12,1; 2: Haseloff 1981, Taf. 12,2; 3: Haseloff 1981, Taf. 18; 4: Leeds 1957 (1958), Pl. I,D (Copyright by Maney Publishing: Leeds, London, Cambridge, USA); 5: Gutsmiedl 2005, Abb. 3a u. 10; 6: Haseloff 1981, Taf. 39.
Tafel 2
Grabfund von Aschheim, Doppelgrab 166/167 Gutsmiedl 2005, Abb.1.
Tafel 3
Grabfund von Basel-Kleinhüningen, Grab 74 (Abbildungen ohne Maßstab) Giesler-Müller 1992, S. 68 u. Taf. 11 u. 12.
Tafel 4
Grabfund von Donzdorf, Grab 78 (Abbildungen ohne Maßstab) Neuffer 1972, Taf. 22, 23 u. 24.
Tafel 5
Grabfund von Eltville, Grab 144 (Abbildungen ohne Maßstab) Schoppa 1950, Taf. 34, 35 u. 36.
Tafel 6
Grabfund von Täbingen, Grab 4 (Abbildungen ohne Maßstab) Veeck 1932, Taf. 4 u. 5.
Tafel 7
Grabfund von Kvåle: Funde aus dem Grab B6516 und aus Grab B13954 sowie der Grabplan (Abbildungen ohne Maßstab) Kristoffersen 2000b, Abb. 74, 75 u. 76.
Tafel 8
Grabfund von Ommundrød E. Straume 2002, Abb. 18 u. Taf. 3.
Tafel 9
Grabfund von Bifrons, Grab 41 (Abbildungen ohne Maßstab) Haseloff 1981, Abb. 90,1 u. 2.
Tafel 10
Grabfund von Finglesham, Grab D 3 (Abbildungen ohne Maßstab) Chadwick 1958, Fig. 9 (Copyright by Maney Publishing: Leeds, London, Cambridge, USA).
Tafel 11
Grabfund von Hohenmemmingen (Abbildungen ohne Maßstab) Fundberichte aus Baden-Württemberg 2, 1975, Abb. 145 (W. Kettner).
Tafel 12
Grabfund von Schretzheim, Grab 33 (Abbildungen ohne Maßstab) Koch 1977, Taf. 13 (Mit freundlicher Genehmigung der Römisch-Germanischen Kommission).
Tafel 13
Grabfund von Straubing-Bajuwarenstraße, Grab 150 (Abbildungen ohne Maßstab) Geisler 1998, Taf. 37 (Mit freundlicher Genehmigung des Autors).
Tafel 14
Grabfund von Straubing-Bajuwarenstraße, Grab 817 (Abbildungen ohne Maßstab) Geisler 1998, Taf. 308 (Mit freundlicher Genehmigung des Autors).
Tafel 15
Grabfund von Wörrstadt (Abbildungen ohne Maßstab) Clauß 1978, Ta. 21 (Mit freundlicher Genehmigung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz).
Tafel 16
Preßblech von Obrigheim, Schwertscheide von Gutenstein (Abbildungen ohne Maßstab) Böhner 1991 (1995), Abb. 29 u. Taf. 67 (Mit freundlicher Genehmigung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz).
Tafel 17
Preßblechscheibenfibel von Pliezhausen und Preßblech von Sutton Hoo (Abbildungen ohne Maßstab) Böhner 1991 (1995), Abb. 20,3 u. 22 (Mit freundlicher Genehmigung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz).
Tafel 18
Umzeichnung des Helms von Valsgärde (Abbildungen ohne Maßstab) Arwidsson 1977, Abb. 25.
Tafel 19
Grabfund von Kösching, Grab C 2 (Abbildungen ohne Maßstab) Dannheimer 1974, Abb. 1 (Mit freundlicher Genehmigung der Archäologischen Staatssammlung München).
Tafel 20
Grabfund von Niederstotzingen, Grab 9 (Abbildungen ohne Maßstab) Menghin 1983, S. 253, Kat.-Nr. 104.
Tafel 21
Grabfund von Schretzheim, Grab 79 (Abbildungen ohne Maßstab) Koch 1977, Taf. 25 (Mit freundlicher Genehmigung der Römisch-Germanischen Kommission).
Tafel 22
Grabfund von Orsoy, Grab 3 (Abbildungen ohne Maßstab) Menghin 1983, S. 250, Kat.-Nr. 101.
Tafel 23
Grabfund von Krefeld-Gellep, Grab 1782 (Abbildungen ohne Maßstab) Menghin 1983, S. 240, Kat.-Nr. 84.
Tafel 24
Ringschwerter aus England: Grabfund von Dover, Grab C (Abbildungen ohne Maßstab) Evison 1967, Fig. 4.
Tafel 25
Ringschwerter aus England: Schwertknäufe von 1) Gilton, 2) Sarre, Grab 91, 3) Chessell Down, 4) Sarre, Grab 88, 5) Schwert von Chessell Down, 6) Petersfinger, Grab 21 (Abbildungen ohne Maßstab) 1–4: Evison 1967, Fig. 10; 5: Evison 1967, Fig. 11; 6: Evison 1967, Fig. 3 a–f.
Tafel 26
Grabfund von Kylver, Gotland (Abbildungen ohne Maßstab) Nørgård Jørgensen 1999, Taf. 135.
Tafel 27
Grabfund von Lilla Bjärges, Gotland (Abbildungen ohne Maßstab) Nørgård Jørgensen 1999, Taf. 102.
Tafel 28
Grabfund von Snartemo, Grab V (Abbildungen ohne Maßstab) Hougen 1935, Fig. 2; Menghin 1983, S. 201, Kat.-Nr. 25.
Tafel 29
Scheibenfibeln mit Runeninschrift: 1) Dittigheim, Grab 1901 und 2) Kirchheim/Teck, Grab 80 (Abbildungen ohne Maßstab) 1–2: Württembergisches Landesmuseum Stuttgart.
Tafel 30
Schnalle von Pforzen, Grab 239 (Abbildungen ohne Maßstab) Düwel 1997, Abb. 575.
Tafel 31
Grabfund von Bopfingen, Grab 1 (Abbildungen ohne Maßstab) Menghin 1983, S. 245, Kat.-Nr. 92.
Tafel 32
Scheidenmundblech von Bopfingen und Vergleiche: 1) Bopfingen 2) Dover 3) Gilton 4) Friedrichsthal 5) Etne (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Arntz/Böhner 1954, Taf. 16 (Mit freundlicher Genehmigung der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften); 2: Evison 1967, Fig. 2,h–i; 3: Evison 1967, Fig. 9,d; 4: Müller 1962, Abb. 32,c; 5: Solberg 2003, Fig. 52.
Tafel 33
Vergleiche zu Bopfingen: 1) Férébrianges 2) Daganzo de Arriba (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Menghin 1983, S. 231, Kat.-Nr. 67; 2: Menghin 1983, S. 338, 5.
Tafel 34
Grabfund von Pleidelsheim, Grab 40 mit Lanzenspitze vom Typ „Dünzling“ (Abbildungen ohne Maßstab) Koch 2001, Taf. 17.
Tafel 35
Grabfund von Pleidelsheim, Grab 238 (Abbildungen ohne Maßstab) Koch 2001, Taf. 92,A.
Tafel 36
Lanzenspitze aus Pleidelsheim, Grab 229 und Vergleiche: 1) Pleidelsheim, Grab 229 2) Lanzenspitzen von Gotland 3) Lanzenspitze aus Orsoy (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Koch 2001, Taf. 85,1; 2: Nerman 1969, Taf. 58,555, 556 u. 557; 3: Böhner 1949, Taf. 13,4–5 (Mit freundlicher Genehmigung des LVR-Landesmuseum Bonn).
Tafel 37
Schildbuckel aus Pleidelsheim, Grab 244 und Vergleiche: 1) Pleidelsheim, Grab 244 2) Kobbeå, Grab 1 3) Morken „Fürstengrab“ 4) Hódmezövásáhely-Kishomok (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Koch 2001, Taf. 91,C; 2: Nørgård Jørgensen 1999, Abb. 7,1; 3: Böhner 1959, Abb. 8,6b u. c (Mit freundlicher Genehmigung des LVR-Landesmuseum Bonn); 4: Germanen 1987, 249,V97.c.
Tafel 38
Schildfesseln aus 1) Pleidelsheim, Grab 244 2) Kobbeå, Grab 1 3) Morken „Fürstengrab“ (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Koch 2001, Taf. 91,C2; 2: Nørgård Jørgensen 1999, Abb. 7; 3: Böhner 1959, Abb. 8,6d (Mit freundlicher Genehmigung des LVR-Landesmuseum Bonn).
Tafel 39
Gürtelschnalle aus Schretzheim und Vergleiche: 1) Schretzheim, Grab 7 2) Kölked-Feketekapu B 3) Daumen 4) Tuna i Alsike 5) Morning Thorpe 6) Pannonien 7) Montcornet 8) Faversham 9) Nocera Umbra (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Koch 1977, Taf. 200, 7 u. 8a–c (Mit freundlicher Genehmigung der Römisch-Germanischen Kommission); 2: Kiss 2001, Taf. 46,5; 3: Åberg 1919, Abb. 162; 4: Arne 1934, Taf. XXI, Fig. I; 5: Green at al. 1987, Fig. 419,F (From East Anglia Archaeology Report No 36 (Norfolk 1987) Fig. 419f, copyright Norfolk Museums & Archaeology Service); 6: Bóna 1976, Taf. 39; 7: Neumayer 2002, Taf. 44,11 (Mit freundlicher Genehmigung des Museums für Vor- und Frühgeschichte – Staatliche Museen zu Berlin); 8: Lindqvist 1926, Fig. 98,99a; 9: Lindqvist 1926, Fig. 223,226.
Tafel 40
1) Grabfund von Altenerding, Grab 421 2) Armreif aus Liebenau 3) Gussform aus Helgö (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Sage 1984, Taf. 54; 2: Brieske 2001, Abb. 99; 3: Werner 1970, Taf. 8,1.
Tafel 41
Fibeln Typ „Ozingell“ (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Losert/Pleterski 2003, Abb. 25,1; 2: Losert/Pleterski 2003, Abb. 25,2; 3: Losert/Pleterski 2003, Abb. 25,3; 4: Losert/Pleterski 2003, Abb. 25,4; 5: Losert/Pleterski 2003, Abb. 25,5; 6: Parfitt/Brugmann 1997, Abb. 41,e (Copyright by Maney Publishing: Leeds, London, Cambridge, USA).
Tafel 42
Fibeln Typ „Daumen/Tumiany“ (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Nowakowski 1998, Abb. 17, 172 (Mit freundlicher Genehmigung des Museums für Vor- und Frühgeschichte – Staatliche Museen zu Berlin); 2: Åberg 1919, Abb. 131; 3: Åberg 1919, Abb. 130; 4: Åberg 1919, Abb. 128; 5: Åberg 1919, Abb. 132; 6: Kazakevicˇius 1983, Abb. 1.
Tafel 43
„Germanisches Frauengrab“ aus Ulpiana/Kosovo (Abbildungen ohne Maßstab) Milinkovic´ 2006, Abb. 81.
Tafel 44
1) Grabfund von Schretzheim, Grab 177. Vergleiche zu Nadeln aus Altenerding und Schretzheim: 2) Wasperton 3) Caistor-by-Norwich 4) Beckford 5) Ditcot Power Station (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Koch 1977, Taf. 38 (Mit freundlicher Genehmigung der Römisch-Germanischen Kommission); 2: Scheschkewitz 2006, Taf. 49,5a; 3: Mayres/Green 1973, Fig. 62, GR. 31,C; 4: Evison/Hill 1996, Fig. 16,A23; 5: Boyle at al. 1995, Fig. 96, 16,1 u. 2.
Tafel 45
1) Grabfund von Neresheim, Grab 20 2) Fibel aus Grab 20 von Neresheim 3) Vergleiche aus dänischen Hortfunden von Seeland (Abbildungen ohne Maßstab) 1: Knaut 1993, Abb. 155; 2: Knaut 1993, Taf. 4,C1; 3: Munksgaard 1966, Fig. 11 u. 13.