Thüringisches Wörterbuch: Band 4, Lieferung 3 Leikauf bis Luder [Reprint 2022 ed.] 9783112616062, 9783112616055


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German Pages 68 [69] Year 1968

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Thüringisches Wörterbuch: Band 4, Lieferung 3 Leikauf bis Luder [Reprint 2022 ed.]
 9783112616062, 9783112616055

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DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN Institut für deutsche Sprache und

Literatur

Thüringisches Wörterbuch Auf Grund der von V. Michels begonnenen und H. Hucke fortgeführten Sammlungen bearbeitet unter Leitung von

Karl Spangenberg im Institut für Mundartforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena IV. Band 3. L i e f e r u n g

Leikauf bis Luder

A K A D E M I E - V E R L A G 19 6 7



B E R L I N

Autoren: K. Spangenberg

Leikauf — Leipzig

H. Schrickel

Leis — Liebvögele

R. Schäftlein

Lied — losjagen

H. Rosenkranz

Loskauf — Luder

Erschienen Im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße S - 4 Copyright 1967 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/104/67 K a r t e n : 250/67 Gcsamtherätellnng: IV/2/14 VEB Werkdruck, 445 Gr&fenhalnichen • 2816 Bestellnummer: 8051/IV/3 • E S 7 D 18,-

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Lelkaul — Leim

Zumeist begegnet die Wendung Leikauf trinken, daneben verstr. wSOThür Leikauf machen, wobei der lautliche Gleichklang von leifich mit der Mundartform von 'läufig, läufisch' zu der Vorstellung führte, daß der Trunk das Forttreiben des Viehs erleichtern möge: e Läflg, damit das Vieh gut heimläuft °Saalf K a u ; wollns leifisch mache °Saalf ULo zeigt bereits den Übergang zum Adverb, s. hierzu auch läufisch 2. An den Stadtnamen Leipzig angelehnt sind mir trinken Leipz'g °Pößn Gero, jetzt ward Leipscher gesuffen °Saalf OWe. Ausschließlich auf den Holzverkauf bezieht sich Lääbch in °Pößn Pil, "SRoda Walt. Der Leikauf wurde gewöhnlich auf Kosten des Käufers getrunken, doch mußte zuweilen auch der Verkäufer zahlen. Die Höhe der Geldsumme war abhängig vom Kaufwert und der Differenz zwischen Angebot und Forderung; sie war zumeist ebenfalls Gegenstand des Handels und führte die gleiche Bezeichnung wie der Trunk selbst. Interessenten für den Kauftrunk waren auch dritte Personen, die sich ein Freibier nicht entgehen lassen wollten und deshalb rieten: nor nischt uhne Lääbch! °Gera Fra. Wo lediglich eine zusätzliche Geldsumme ausgehandelt oder ein Trinkgeld gegeben wurde und der Brauch des Trunkes nicht bestand, ersetzen vielfach andere Wörter die Bezeichnung Leikauf, z. B. DraufGlücks- Halfter- Hand- Koppel- Schwanz- StallStrick- Trank- Trink- Zaumgeld. Zuweilen gelten diese Ausdrücke auch für zusätzliche Gaben an Dienstleute oder Kinder. Dagegen sind dem Leikauf wesentlich synonym die gelegentlichen Bezeichnungen t Ab- Auf- Drauf- Frei- FreundschaftsGlücks- Handels- Hebe- Kauf- KäuferBundSchwanz- Um- Vertrags- Wegetrunk, Kaufbier -liter -rechtskräftig -schnaps -taler -zeche, Leibier -suff -trunk, Ein- Hinein-Loskauf, Lebeschön. Rei(n)kauf ist vielleicht an t Reukauf anzuschließen, das allerdings einen anderen Rechtsbrauch kennzeichnet, vgl. DWB 8,843f. Weiterhin gelten auch Umschreibungen wie einen drauf trinken (heben, saufen), den Kauf begießen, etw. zum besten geben, einen ausgeben. Vgl. ThDA 149ff. u. Kt. 30, Schmell. l,1536f., Müll.-Fr. 2,163f., DWB 6,693f. — 2. 'Handgeld und gemeinsamer Trunk zur Bekräftigung eines Dienstleistungsvertrages oder für Dienstleistungen selbst' verstr. noch bekannt' NThür ZThür IlmThür, "Schmal Bro; se krien an nouwen Knacht, ha het dn Likf gebräjen °Sondh H T h ; 1 gr. Leicoff alß der Gensehirte angenommen worden ist 1683 Gemeinderechnung °Weim KSchw, 3 gr. zum leicoff alß der brau bottich verdingt worden 1673 ebd., den Grashauern zu der lemansbrugken 4 gr. als licoffe gegeben 1468 Amtsrechnung Arn. Der Leikauf als Handgeld verpflichtete zum Dienst15 Thüringisches Wörterbuch, 3. Lief.

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antritt für den verabredeten Zeitpunkt. In "Schmal Bro war der Liekauf eine Summe, die vom Dienstboten bei der Herrschaft hinterlegt werden mußte als Pfand für ein ordnungsgemäßes Auflösen des Dienstverhältnisses. Nur bei einem solchen Weggang wurde der Geldbetrag zurückerstattet; vgl. HessWb 2,111. Bäcker- Esels- Schenkenleikauf. — 3. ' t Verlobung', di honn Libch (Lifch) getrcmken f °Neuhs Meus. Das auf mhd. lit 'Obst-, Gewürzwein' und kouf 'Kauf' beruhende Kompositum begegnet in durchsichtiger Lautung als laikauf, -köf, -kuf, - k t f f , IfkäJ. Durch Metathese von -kauf entstanden laifix, ^fix> -?- verstr. n°Lobst s°Saalf ö°Neuhs; teilweise Anlehnung an Leib und Assimilation an das umgestellte -kauf haben mitgewirkt bei den Reduktionsformen laib% OThür, n c Weim, verstr. nwSOThür, l§by_ zwischen EisbSRoda-Pößn-Zeulr-Gera, lib% verstr. w°Jena ö°Weim nw°Erf °Ilm, um °Rudst Kön und c Arn PI, libfx verstr. °Erf °Arn °Rudst. Beachtenswert ist, daß nichtdiphthongierte Kürzen hier bis zur Saale gelten. Als Wortkreuzung zwischen Leikauf und Weinkauf sind zu verstehen lirjguf n,ö WThür und limf, -e- verstr. wZThür. Umdeutungen führten zu laikobf, -kubf verstr. °Hildb, °Suhl SchNd, °Cob Sül und laibkäf, Ifbkäf verstr. °Gera. Die Laienschreibungen Leihgeben Zeugnis von volksetymologischer Anlehnung an leihen. Weitere Sonderformen vgl. ThDA Kt. 30.

LeikaufsgroBchen m. 'Teil der Schuldotation', bestand bis 1833 aus 3 1 Kr. und war fähig am Tage Petri, °Sonnb Bach. - Leikauitaler m. früher 't Dinggeld für das Gesinde' Lipfdoaler °Mühlh NDo ODo, Lenkofdoaler (am 2. Jan.) °Eisn BeH; in °Eisn GLu wurde der Lemfdoaler auch gezahlt, wenn das Gesinde ein weiteres Jahr im Dienste blieb. — Leikauftrunk m. 't Leikauf Lippchtronk °Ilm Wild. Leikopf -»• Leikauf. Leila f. Bezeichnung für ein unbeholfenes, abstoßend und altjüngferlich wirkendes Mädchen, Nordh. Leilachen n. m. '(leinenes) f Bettuch'-, außer dem Mask. Lailachn Erf (nach Brandis Hs.) nur als Neutr. in der historischen Überlieferung bezeugt; leylach f Hennb 1855, der hofemeister halff or mit seylen unnd lilachen zu einem fenster uss 15. Jh. Stolle 170. Vgl. HessWb 2,111. •Leim1 m. wie schd., allg.; (in der Leimfarbe) is noch nich sott Leim drinne, tu nar noch ewos nei, bis se leefch is °Altb Zsche, satz dech offn annern Stuhl, do dar geht üssn Liem °Eisn UE1, wann die nech alles ausgetitscht, de Walt ging aus'n Leime Rudst 1890; Meister Leim Spitzname für den Tischler, Mansf 1888; auf den Leim gehen (kriechen, geführt werden) 'sich betrügen lassen, in eine Falle gehen' (aus der Vogelstellerspr. übertr.) allg., dar domme

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Leim — Leinbaum

Hond es off dan Leim gangen °Ilm Man, August is nick u f f n Leim gekrochen, Warmsen ach ziemlich belatschert ham °Hett GÖr, ich kumme nich mett, du willst mich bluß uff en Leim fiehre °Jena Löbe. -> Vogelleim.

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Färdeappel lahn, so druff jeläät, un da kamn de Sperlinge un wolltn fressn, un da krichtn se de Leimruten an de Feddern un kunntn nich mafliejn. Übertr. hä hängt (klaat 'klebt') off dr gölln Liemrooten 'er hat eine reiche Frau geheiratet, ist aber nicht Um, NThiir ZThür WThür nHennb, lim, lïmn Sondh, glücklich geworden' "Eisn Ru, er hat uns uf de Içim "Melr Ste, laüm "Hildb Gel, Zçm nSOThür, sonst Liemruten jefiehrt 'hat uns betrogen' "Sondh GBe; laim. PI. laimw "Suhl Dil, lïrnr °Got Frd. ein Gasthaus in "Neuhs Cur an der Landstraße Leim 2 Lehm. Oberweißbach-Neuhaus heißt die Leimrute, t LeimLeimbaum Leinbaum. gerte -reis -scheit -scheite -weide -zeige. leimen swV. 1. 'etw. kleben' allg.; heite hatte Leimsaat > Christuskrönchen. erseht de Brättr jeleimet °Eisl Sib; box Gott zusomme Leimscheide f. 'Behälter für Vogelleim und Leimgefügt hat, dos brocht dr Schreiner net ze leime Hennb ruten' "Eisn Ru See, übertr. in "Eisn See auch Be1855 ; es gett wie geleimt 'es geht überraschend schnell zeichnung für 'schmutzige Person'. — Leimscheit n. oder leicht' °Sonnb St. Wortspiel: wenn du's nich '/ Leimrute in Gestalt eines Holzspans' "Eisn gleibst (glauben, kleiben), dann liemst es 'glaube es OE1. - Leimscheite f. dass. "Eisn Ru. "Got Win, oder lasse es sein' °Eisn UE1, ähnlich verstr. ] • > Salz; zu mhd. scheite 'Holzspan' gehörig. — Leimverleimen. — 2. übertr. 'jmd. übervorteilen, be- sieder m. 1. 'Hersteller von Leim' verstr. — trügen' allg.; den haunve ich awwer jeleimt! "Mersb 2. 'langsame, langweilige Person' Mühlh Erf Sonnb Lau, ihr seid dach recht dumm gewäst, daß er eich Jena; 'Schwindler' "Mersb Lau; 'Zechpreller' "Erf habt so leime lasse Naumb, he äs jelackt un jeleimt Erm. — Leimtiegel, m. 1. ' / Leimtopf verstr. NThür 1882. SOThür, Sonnb, "Neuhs Meus, "Jena Rei, der Leimer m. 1. ' f , Tischler' östl. °Schlz Hir Schriener brucht dn Liemtäjel Mühlh. — 2. spöt(nach DWA 9, S. 21). 2. 'dürrer Mensch' tisch für 'Tischler' Sonnb. — 3. 'bestimmte "Sonnb Grü, t Dürrleimer. Kegelstellung beim Kegelspiel' Altb; t Schusterleimern swV. 'nach Leim riechen' s leimert schemel. — Leimtopf m. 'Topf, worin Leim gekocht °Sonnb Häm. und auf bewahrt wird' Got Sonnb, umg. auch sonst; Leimgerte f. 't Leimrute' °Salz K l i K r a . — Leim- t Leimpfanne, -tiegel. — Leimtüpfen n. dass. leder n. 1. 'Lederabfälle zur Leimbereitung' 1332 "Blank HGei, "Schmal Brei. - Leimweide f. Erf Bibra-Büchlein 114. - 2. 'Behälter für die 't Leimrute' Liemwitten "Eisn Nst. — Leimzange f. Leimruten' de Liemrotten kombm in e Liemlader 'Werkzeug des Schachtelmachers' "Neuhs Meus. — nien °Ilm GBr. — Leimpfanne f. 't Leimtopf Leimzeige f. 't Leimrute' "Mühlh Dör. — Leim"Blank HGei. — Leimreis n. ' t Leimrute' verstr. zwinge f. in der Tischlerfachspr. 'große Presse, in "Schmal "Salz, "Mein Schwa, °Mühlh HBe, °Worb der geleimte Bretter zusammengedrückt werden' Hol, "HMöls Teu; ich huhn ema nach den Limm- "Blank HGei. riesern geguckt "Schmal Brei. Lein m. 'Flachs (Linum usitatissimum L.)' Leimrute f. 1. 'ein mit Vogelleim bestrichener verstr. neben f Flachs, auch 'Machssamen' verstr. dünner Zweig, der zum Vogelfang dient', früher neben t Leinsamen; de Kuppn an Leine sin heire weit verbreitet. Diese Zweige wurden an Rast- awer schenne jruus "Mersb Klo, di Knotte platze plätzen und Badestellen der Vögel aufgestellt und schu von Lei "Mein Nbr 1855, mr wulln u f f n Falle verklebten das Gefieder, so daß ein Entkommen Lein reefe, dar is reif "Jena Löbe, morchen mach nicht mehr möglich war; oft wurden auch mehrere mar n Lien ab "Sömm Schw; der Lähn wird gesät, kurze Leimruten auf Äste und Gerten aufgesteckt, der Flochs geernt't "Gera Wün, den Lein klippern so in "Schmal Brei, wo man auf einem am Ufer 'in der Reinigungsmaschine von anderen Körnern wachsenden Schößling bis zu 4 mit Leim be- trennen' "LSalz Neu 1801. Klenglein. Zum strichene Reiser einsetzte und diesen dann über Brauchtum -> Flachs und Leinsäen. den Bachlauf bog, um die Vögel zum Aufsitzen Un NThür WThür ZThür, Un seit. wZThür, "Mühlh zu verlocken; dr Fretz hat Laimrute gestallt on is "Heil, Ii nHennb, lai sHennb Itzgr, Südrand des von Förschter drwescht worn "Mein OMa. In "Mersb SOThür, loin "Neuhs Dee, ifn nSOThür, sonst lain. Mü benutzten Kinder als Leimruten auch einfach Leinbaum m. 'Spitzahorn (Acer platanoides L.)' derbe Strohhalme, Getreideähren oder Disteln : Lienbaum "Got Mech Tab Win, Liemboum f "Eisn als Jonge, da hamr eenfach darbe kräftje Struhhälmr WLu, Leinbaam "Neuhs Mel, "Pößn Pas, Leimboom jenomm, da holtn mr uns in dr Aptheke vor 20 Fennje "Jena Zimm. Vgl. Kluge 10: Ahorn sowie Marzell Vochelleim un da hamr de Struhhälmer mit zwee l,72f., wo als Leitform Lehne angesetzt ist. Finger einjeschmärt un dan hamr de Leimrutn, wo t Ahorn, Löne.

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Leindotter — Leinewebergesicht

Leindotter m. wie schd. 'Camelina sativa Crantz' Unkraut im Flachs °Cob ULau. Leine f. 1. 'mittelstarker (hänfener) t Strick' NOThür OThür IlmThür öZThür SOThür, verstr. °Saalf °Sonnb und in den westl. benachbarten Randzonen dieser Gebiete, sonst seit, und wohl mehr unter schd. Einfluß; in den gleichen Gebieten auch Kurzform von / Wäscheleine u. a., de Leine is sesommgeschnorrt (nach Durchfeuchtung und schlechter Trocknung) °HMöls OSchw. In °Hildb Gie gilt Leine 'Wäscheleine' als junges Wort, früher wurde die Wäsche auf Stangen gehängt. In der Schifferspr. von Hai, °Bernb Als ist Leine ein dünnes Tau aus Hanf oder Draht; je nach der Stärke spricht man von dreischäftiger, vierschäftiger bzw. -strähniger Leine. RA: s rähnt Leinen 'es regnet sehr stark' °Weim Berl, es rähnt wie Leinen dass. °Querf Schm, ähnliche Wendungen auch mit Acker- Pferde- Wäscheleine, Sackleinen; Leine ziehen 'sich davonmachen, zurückweichen, fliehen' häufig im Verbreitungsgebiet von Leine, umg. auch sonst: guck nur, wie e Leine zieht! Weim, e zoch su sachtchen Leine Erf, wie er das gemarkt hat, es har Leine gezeen °Ilm Man, mit Artikel zieh die Leine! °Sangh Die, °Hett Gör. -* Fang- HundeSchmeiß- Zeugleine. — 2. ' / Lenkseil für Zugtiere1, s. Kt. Lenkseil. Verbreitung wie unter 1 außer °Sonnb. doch daneben auch Acker- HotteKuh- Leit- Lenk- Pferde- Ruck- Zuckleine; nimm's Fährd an de Leine! "Sangh Rie. Vgl. Kretschmer, Wortgeogr. 326. Doppel- Kreuz- Lauf- Zugleine, lina öNThür, ° R u d s t Egd, "Ilm Böh, -c- n SOThür, -oi°Neuhs Dee LiO Meus OWei, -aü- °Hildb F e h H e u , sonst -ai-; lindn °Eisn R u ; linijd °Quedb Gün Sip, °Sangh Brs, limha n w ° H e t t , °Quedb Ndf Schie.

Leineielde Ort im Kr. Worbis; RA: der macht es wie die Leinefelder, trinkt einen Kleinen (Schnaps) und spielt den Großen 'spielt sich auf' °Worb Kai. Dem Glockengeläute in Leinefelde werden die Worte untergelegt Leinefelde liegt im Oelde; in °Heil Men verspottet man die Leinefelder mit dem Ruf Leinefaller Sannefschisser. Leinen n. wie schd. 'Gewebe aus der Leinfaser' verstr. Eichsf Rhön, w c Eisn, sonst seit, oder mehr schd. neben t Leinwand; Linne gebläicht 'Leinwand gebleicht' Salz. Zumeist unterscheidet man, wie in °Mersb Lau, grobes und feines Leinen; Sackleinen. leinen 1 Adj. 'aus Leinen bestehend' verstr. WThür nHennb Itzgr, sonst seit., nicht bezeugt östl. der Saale; (Sätücher waren) jroße leine Ticher, die hatten durchweg brete blaue Streifen °Nebra Rei, in aller (alter) Ziet trug me linne Hömmer (Hemden) "Schmal Brei, enne loine Scherze, e loines Hämme °Neuhs Meus, a graß Stück leina Tuch °Hildb Gel. 15»

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-i- verstr. WThür nöHennb, °Got, °Worb Lei, "Wem Sti, -i-, -ai- °Weim But, -l- °Mein Was, -oi- °Neuhs Meus, -ai- verstr. Itzgr, °Nebra Rei. leinen 2 Adj. nur in der Bezeichnung leine Holz 'Kiefernholz' °Hildb Hell; in °Neuhs Lau ist leina Hoolz das weiche Holz der Tannen und Fichten im Gegensatz zum Hartholz der Buchen. Vermutlich zum obd. leinen 'weich' gehörig, das DWB 6, 706 anführt; - leinig. leinen 3 läunen. Leinenanker m. in der Schifferspr. 'kleiner Anker, der von einem kleinen Kahn aus an einer Stelle geworfen wird, wo sich leicht wenden läßt' Hai, °Bernb Als. - Leine(n)fänger m. 'mutwilliges Pferd, Durchgänger' verstr. söNOThür OThür n.öSOThür, °Weim Mech. Leinenhemd n. 'Hemd aus Leinengewebe' jetzt tragen die Männer noch ihr Linnenhemd, das am, Halse mit Bändchen geschlossen ist °Mein Met 1906. — Leinenhose f. 'Hose aus Leinengewebe' Got, zur Arbeit trug man eine Leder- oder Leinenhose, die unten zugebunden war, °Arn Ach 1905. — Leinenpferd n. 'das linke Deichselpferd' °Bernb Zic, °Querf Sehn, °Eisb Kön. - Leinentee m. 'Leinsamentee' Linnentee °Ilm GBr. — Leinentuch n. 'Tuch aus Leinenstoff, Bettlaken' seit.; in °Eisn I f t hing man ein großes Leinentuch vor das Totenbett, wenn nachts keine Totenwache gehalten wurde. - Vgl. Kretschmer, Wortgeogr. 319f. — Leinenzeug n. 'Stoff aus Leinengewebe' °Schmö GBr. leinern Adj. 'aus Leinfasern gewebt' liener °Mein Was. Leineweber m. 1. wie schd., allg., früher sehr verbreiteter Beruf, heute seit.; das Oarn rnoßte der Lieweber webe, dann worden Hämme, Bettecher on Säcke davon gemacht °Arn Bös, vür zwahonnerd Jahrn gabs ville Linnewaawer in Breidche, öm 1940 ist dr latzt geschtorwe °Schmal Brei. RA, wenn jmd. ein zerrissenes Kleid anhat: da guckt der Fleescher dorch n Leinewaawer °HMöls OSchw; Spottreim in Sonnb: Der Müller mit der Matz, der Leinwaawer mit der Kratz, der Schneider mit der Schaar; wu kumma di drei Spitzbuum haar?

— 2. übertr. a. 'nervöses Pferd, das mit den Vorderfüßen trampelt' °HMöls Nes; 'Pferd, das beständig mit dem Kopf hin und her pendelt' °Altb Leh. — b. 'tKanker (Phalangium opilio)' °Salz Sehl, °Mein Sülf, °Hildb Gel Len Reu, °Sonnb Ems. lünawäbdr °Got Tab, linwQwr °Salz UBr, liwpwsr °Ilm Gil Jes, laiwfiwdr °Rudst USch; sonst nur lin(v)-, -aibezeugt. Leinewebergesicht n. 'hohlwangiges, bleiches Gesicht' Grz 19. J h .

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leinewebem — Leinsiel)

leinewebem swV. 'nervös trampeln', vom Pferd gesagt, °HMöls Nes. Leineweberstroddel f. 'Endstücke der Kette auf dem Webstuhl, die Wurstbänder ergeben, wenn sie zusammengedreht werden' Sondh. Leinewippel m. spöttisch für 'Leineweber', weil er beim Arbeiten ständig hin- und herwippt, Sondh. leinig Adj. 'armselig, schmächtig' Grz 1886, -»• leinen2. Vgl. Müll.-Fr. 2,165, HessWb 2,113: lein. Leinkapsel f. 't Leinknotte' °Zeitz Of, °Schmö Tau, °Zeulx Tri; in °Sondh Ebl, °Sömm Bach wohl jüng. Wort in der Umgebung von Leinknotte. — Leinknoten m. dass. Sonnb, in °Sonnb Scha Leinknüötla. Auch 1691 bei Stieler 998: Leinknoden. — Leinknotte f. 'Samenkapsel des Leins' sNThür ZThür, verstr. WThür UmThür SOThür, sonst seit, neben t Knotte, das auch in obigen Gebieten gilt; nicht bezeugt im NOThür OThür; die Lienknutten füttern gut °Mühlh Dach, mi honn de Lienknotten gedroschen °Arn Dan, de Lienknotte es de Kapsel von Liensoomn und warre friher von Lienschtroh ronger ihächelt °Erf Alp, früher Hausname in Erf Zur Leinknotte; Leinknotte ist Nebenform von Leinknoten, vgl. DWB 5,1502: Knoten II, 7. t Leinkapsel, -kuppe. — Leinknubbe f. dass. °Hal Bee. Leinkraut n. wie schd. 'Linaria vulgaris Miller' c LSalz Bla; t Frauenflachs, Hasen- Lammer schnäuzchen, Löwenschnauze -maul -rächen, Beschreikräutig, Bettstroh, Hundsseiche. — Leinkuchen m. 'Preßrückstände bei der ölgewinnung aus Leinsamen', dient als Viehfutter, °Neuhs Meus. — Leinkuppe f. ' / Leinknotte' °Gera Zed. — Leinmehl n. 'gemahlener Leinsamen' °Mühlh, °Erf Erm. Leinöl n. 'aus Leinsamen gewonnenes Öl' verstr. außer NThür NOThür; Lieneel deimt 'qualmt in Öllampen' °Eisn Tre, Leinühl nais Nachtlichtla °Hildb Gel, wenn mr Leineel obr Riebeel (oder Rüböl) zn Bockn will brauche, do muß mrsch erseht kreische d. h. man mußte älterem Leinöl den widerlichen Geschmack entziehen, indem man Brotscheiben darin röstete, °Pößn Nst. Frisches Leinöl hingegen gilt als wohlschmeckend; in °Sömm But bestand ein sehr beliebtes Essen aus Kartoffeln on Leinähl. Aus Leinöl stellten die Vogelsteller durch Kochen bis zur Zähflüssigkeit den Leim für die Leimruten her. Ratschlag bei Haarausfall: roter Dubbst, di Hoor gäht ein; schult ä Tröpfchen Lienöl drein! "Schmal Bro. — Leinsaat f. 'Leinsamen' °Schmö GBr. Leinsäen n. 1. 'Aussaat des Leinsamens' verstr.; dabei gab es u. a. folgendes Brauchtum: In °Eisn MSu trug man zum Leinsäen das Saatgut in einem recht großen Sack, der von der Schulter bis zum Knie reichte und beim Gang über das Feld tüchtig

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geschwenkt wurde; der Lein sollte dadurch so hoch wachsen, daß er gleicherweise im Winde sich bewegte. Ins Leinfeld gesteckte hohe Weidenruten zeigten in °Salz Tie an, wie groß man sich den Lein wünschte; auch schälte man die Rinde der Ruten ab, damit das gesponnene Linnen recht weiß werden sollte. Im °Saalf wurde in den 12 heiligen Nächten gesammelte Asche unter den Leinsamen gemischt, um das Wachstum des Leins zu fördern; nach beendeter Aussaat warf der Sämann das Sätuch hoch in die Luft, damit der Flachs recht hoch wachsen sollte. — 2. Liebesorakel: Im SOThür streuten junge Mädchen am Andreasabend (30. 11.) oder am Thomasabend (21. 12.) Leinsamen unter das Kopfkissen oder auf das Bettuch; das Traumbild des künftigen Ehemannes wurde dabei durch Verse beschworen, so in °Zeulr Au: Ich säe Somen in Guttes Nomen, ich säe Lein hier in das Leinen. Nu loß im Schlof mir itzt erscheinen den, welcher ist für mich bestimmt, den, welcher mich zr Fra mol nimmt;

in °Schlz Geb: Heit is der Thome, heit säi ich man Some, heit säi ich man Lei, kimmt mei Harzallerlibster un egget en ei.

In °SRoda SGa warf das Mädchen beim Schlafengehen eine Handvoll Leinsamen über den Kopf und sprach: Eas, deas, lieber Sankt Andreas, du wolltest mir erschein, mit einem Glas Bier oder Wein, mit einem Glas Wasser oder Brot, ob ich auch darf leiden Not.

J e nach dem Traumbild bedeutete Wasser dann künftige Armut, Bier ein erträgliches Leben, Wein aber Wohlstand. In °Nordh K F u säten die Mädchen am Matthiastag (14.2.) heimlich Leinsamen in einen Blumentopf; ging der Lein schnell auf. bekamen sie den Mann, an den sie beim Säen gedacht hatten. Am gleichen Tag streuten sie dreimal Leinsamen unter das Kopfkissen und sagten dazu: Wer mein Schatz will sein, kehr im Traum bei mir ein. Der Braut streute man ebd. Leinsamen in die Brautschuhe, damit die Ehe glücklich werde. Leinsamen m. wie schd., verstr. neben f Lein, das jedoch WThür Hennb fast alleinherrschend ist; ha hett Liensoomen gefeit (gefegt 'gesiebt') °Mühlh Fla. Leinsamenumschläge gelten allg. als schmerzlindernd bei Zahn- und Halsbeschwerden und anderen Entzündungen; sie fördern insbes. die Heilung bei Gerstenkörnern. Leinsieb n. 'feines Sieb, zum Leinsieben verwendet' verstr. ZThür, °Hildb Len.

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Leinwand — leise

Leinwand f. m. n. 't Leinen, Gewebe aus Leinfasern' allg. außer Eichsf Rhön, w°Eisn; Schlesinger Leinewand 'schlesische Leinwand' Mansf 1888, salbstmachende (selbstgefertigte) Linnewand Sondh, schiere (reine) Lennewand °Wern Sti, be dann schinn Watter hummer de Lähmd gebleecht "Gera Hun MBe, (früher wurde) in jeder Bauernfomilje klore un a grübe Leimd gemocht °Pößn Nst, ich huhn von dan öwerlänner Muhn (Leinwandhändler aus der Rhön) än sehr Schönnen Liewett gekauft °Eisn Ru 1868. Leinwand aus der Rhön wurde durch Händler und Händlerinnen in weitem Umkreis verkauft; allein in °Mein Fri gab es um 1900 40 Leinwandhändlerinnen. In der 1. Hälfte des 19. Jhs. trugen die Männer sommersüber Kniehosen aus Leinwand; ebenfalls im Sommer trug man einen weißen oder blaugefärbten Leinwandkittd, "Mein Met 1906. In °Mein Walb war die Abendmahlshaube der Frauen aus gazeartiger gepreßter Leinwand gefertigt, f Schetter. In °LSalz Neu 1801 hieß sowohl das aus Flachs hergestellte Gewebe Leinewand als auch das aus Wolle gewebte Tuch, t Kammertuch Kanevas, -»• Sackleinwand. liwdd Sehmal, f S a l z , f ° E i a n R u ; laimd OThür n S O T h ü r , v e r s t r . l l m T h i i r , l\md zwischen EisbS R o d a - P ö ß n - Z e u l r - G e r a ; laimdd s S O T h ü r ; Umwand " I l m L W i ; Uns- " W e m Sti, loins- "Neuhs LiO Meus, s o n s t lain(d)-, doch laindwand v e r s t r . als j ü n g . W o r t a u c h n e b e n laimd i m O T h ü r ; leinwad 1615 E r f (nach B r a n d i s Hs.). L u t h e r schreibt zumeist linwad, teils Mask., teils F e m . , vgl. D W B 6,709f.; Mask. a u c h °Eisn R u 1868, "Neuhs Meus u n d E i s n 1898 (neben F e m . ) ; N e u t r . °Mühlh H B e u n d " W e m Sti (neben F e m . ) , sonst F e m . — U n t e r E i n f l u ß v o n Oeivand entstellt a u s m h d . linwät. Vgl. H e s s W b 2,115, Müll.-Fr. 2,165.

leinwanden Adj. 'aus Leinengewebe bestehend' enne laimdene Scharze (Schürze) "Schmö GBr. Leinwandfaden m. 'Faden aus Leinfasern' meine Urgrußmotter sponn en sehre fein'n Leimdfooden °Eisb Bür. - Leinwandhemd n. 'Hemd aus Leinenstoff' friher gobs nor Lähmdhemm un Lähmdhandicher Un Lähmdbeddicher "Gera Hun MBe; . . .un so sach me alsfurt ds wiss Liewetshömm zäsche d'n baintige Lieb un der Lederhose avärguck (hervor-) Salz 1855, e Leimethämm "Lobst Eli. — Leinwandhose f. 'Hose aus Leinenstoff', früher allg.; RA: dar hott Leimethuusen ah 'er ist dürr' "Schlz Ndf; Ejiede (Ägidius = 1.9.) läßt verbiete Zwarnstrimpe, Lähmdhuusen un Schtruhhiete "SRoda Klo, ähnlich °Mersb GKay. — Leinwandzeug n. 'Leinenstoff' noch heite höbe ich in mein'n Wäscheschranke handgespunnenes un handgewabtes Leimdzeich on Tischzeich, sugor noch handgedrockten Blaudrock "Eisb Bür.

Leipzig ON; Studentenspruch in Jena: Wer von Leipzig kommt ohne von Wittenberg mit gesundem von Jena ungeschlagen, der hat von Glück zu sagen.

Weib, Leib,

RA und feste Fügungen: ich hon ze tun wie der Lääbsjer Boot 'viel Arbeit' "Pößn Sehl, "Gera NPö, Grz; s durd (dauert) keine Leibzehr Masse 'es geht schnell' "Sömm Hen; Leipziger Allerlei 'Mischgemüse' umg. verstr., 'schlechtes Skatblatt' "SRoda Trö; Leipziger (Kuchen) 'Hochzeitskuchen mit Rosinen und Mandeln, von oft über 10 cm Dicke und einem Durchmesser von 70 cm' Got, in "Got Bai wurde 4/4 oder 1 des Kuchens den geladenen Gästen ins Haus getragen; Leibzscher Lärche 'kleines Makronentörtchen' "Mersb Lau. -> KleinLeipzig, Leikauf. Leis m. 'einfältiger, albern redender Mensch' "Worb Hol. W o h l zu m h d . leis(e) eleison).

'geistliches L i e d '

(
Boden- Deckleiste. — 2. 'Einfaßband, Kleiderborte' 1691 Stieler 1143; Salleiste. lisdd(n)

228

Leise jörg — Leistenholz

NThür ZThür nHennb, WThür neben

lisdn;

Iqisd "Neuhs Dee LiO, sonst laisdfd). Leiste 2 f. 'Schwiele' se hunn all Leisten in der Haand, so hun se mutt arvoet °Eisn Ru, °Got Win; eine Leiste bekommen 'callum obducere' 1691 Stieler 1143. L a u t l i c h zu Leist(en) 3 gehörig u n d auf m h d . -ei- zur ü c k z u f ü h r e n , n i c h t zu Leiste1 wie D W B 6,722.

Leiste 3 -> Leuchse. Leist(en) m. 1. 'die hölzerne Fußform des Schuhmachers' allg.; er hat den Schuhk uff'n Lästen jetriem °Eisl Sib. R A : Schuster, bleib bei deinen Leisten verstr.; alle über einen Leisten schlagen 'alle gleich behandeln' verstr., dar es ewwer dan sälm Lästn g'schiahn 'der ist von der gleichen (üblen) Art' °Ilm Möh; ich schloo d'ch äwwern Leestn, wenn de nich fvMichst (folgst) 'ich werde dich verprügeln' "Jena Lobe; n Magen uw'n Leist triewe 'tüchtig essen' °Worb Lei, dar braucht si Gorgel nett üwwer än Leist zu schlunn 'er verträgt

eine große Menge an alkoholischen Getränken' °Eisn Ru. Wiegenlied in °Sondh Greu: . . . der Schuster hat Lädder, kei Leisten was kenn' de ormen Gänschen derzu.

derzu,

Ähnlich verstr., auch mit Dim. . . . kein Leistchen drzu °Mühlh Fla, "Schmal Pap. t SchuhSchustersleisten. — 2. 'der t Rungenschemel am Vorderwagen', seltener für den festen Schemel des Hinterwagens (s. Abb. Wagen), Itzgr Hennb außer s°Salz; t Deck- Hinter- KipperSpielVorder- Wagenleisten, Leistbrett. — 3. 'Schwiele' °Erf Mön; c Worb Lei, PI. Laister-, 'Strieme von einem Hieb' °Schmal Pap, °Neuhs Meus; 'starke längliche Geschwulst' °Hildb Gel; t Leiste2. lesdn n l l m T h ü r O T h ü r S O T h ü r , u m E r f , Mansf s I l m T h ü r , "Ilm, Saalf, laisdn W T h ü r N T h ü r o h n e E i c h s f ; laisd3 Schmal, °Suhl B e n ; l^sd u m S o n n b , l(sd im ü b r i g e n I t z g r , s H e n n b , " I l m M a n S t ü , laisd n H e n n b , °Salz, °Got W i n , °Eisn UE1, ° W o r b Lei, laisd Suhl, Ipsd "Melr Ste. laisd i m H e n n b ließe sich d u r c h r e g u l ä r e n -e«-Abfall a u s laisdm erklären, wie er a u c h bei Rech(en) u n d Gart(en) belegt ist, n i c h t a b e r die endungslosen F o r m e n im I t z g r u n d in "Eisn UE1, ° W o r b L e i ; doch ist wahrscheinlicher, d a ß ebs. wie in °Eisn U E 1 u n d S o n n b a u c h s o n s t Leisten eine j ü n g e r e F o r m des ä l t e r e n W o r t e s Leist darstellt. A n l e h n u n g e n a n Leiste1 sind lisdn ° E r f Sehe u n d Igisd"Neuhs L i O .

leisten swV. 1. 'etw. (gut) vollbringen, (gut) arbeiten' umg. verstr. In jüngerer Zeit wird (Arbeits-) Einheiten leisten gebräuchlich: in der LPO muß me Einheide leist 'eine bestimmte Arbeit in vorgeschriebener Zeit verrichten, wonach die Entlohnung erfolgt' "Schmal Brei. — 2. refl. a. 'zu etw. (nicht) imstande sein' allg.; /rieher trunkeme alle Tage unse Kannechen Branntewien, Mete kumme sich das nich mäh jeleiste °Nordh Lip. — b. sich eine Sache (ein Ding) leisten 'durch eine brüskierende Handlung Anstoß oder Aufsehen erregen' allg., dr Hans hat sich awer widder emol e Deng geleist! °Ilm Stü. — 3. jmd. Oesellschaft leisten verstr.; gelegentlich, doch nicht echt mdal., in einigen dem Schd. entnommenen Wendungen wie Bürgschaft (Garantie), Beistand, einen Eid leisten. N u r seit, v o n der schd. F o r m a b w e i c h e n d : -f- °Eisl Sib, -e- B e r n b , leäsd n e b e n laisd Sonnb.

Leistenholz n. 1. PI. 'Führungsleisten für die Vorsetzer am Ackerwagen' "Mersb Klo, °Schmö Goß. — 2. gelegentlich für Leisten zu verschiedenen Zwecken, z. B. 'die Abschlußleiste des Fußbodens, Scheuerleiste' °LSalz Bla, °Saalf Resch, PI. 'die Leisten, mit denen die Fugen zwischen den Brettern bei der Holzverschalung der Hauswände bedeckt werden' °Wern Sti.

229

Leistkippe — Leiter

Leistkippe f. PI. 'die vorderen Rungen am Wagen' °Hildb Reu, wie die beiden folgenden zu Leist(en) 2. - Leistnagel m. 'der Nagel, um den sich der Vorderwagen dreht' verstr. Hennb Itzgr neben t Rungennagel. - Leiststütze f. 'Stütze der vorderen Wagenrunge' °Mein Rom. Leistung f. 'guter Arbeitserfolg' verstr., zwei Acker on Tog mit de Haand obgemocht (gemäht), dos is ne ganz scheene Leisting °Eisn UEl; die Wendung nach Leistung arbeiten 'nach dem Prinzip des Leistungslohns arbeiten' im Gegensatz zum Stundenlohn ist jung, aber bereits allg. ; wenn (in der LPG) alles nach Leistung geht, dann warn se abber wedder moraehen (tüchtig arbeiten) °Bernb Ads; auch die Milchkühe werden nach Leistung (entsprechend ihrer Milchleistung) gefüttert °Eisn UEl. Leisuff m. 'gemeinsamer Trunk bei Abschluß eines Kaufes' °LSalz GVa, t Leikauf. Leit n. Lenkseil für Zugtiere' Itzgr, °Hildb Bei, "Mein Wöl, s. K t . Lenkseil-, übertr. ar hot seme Bum, am Lätt 'er hat seine Söhne in guter Zucht' °Sonnb Ro. —- Acker- Doppel- Oauls- HundsKuh- Pferde- Zuckleit. lfd °Sonnb N h S , sonst l$d.

Leite 1 f. 'Berghang, abschüssiges Gelände' Hennb Itzgr; sonst verstr. außer IlmThür NOThür wOThür, doch in FIN noch allg.; ich wor an dr Lietn un han geiehrt (gepflügt) °Eisn Mih. RA: dar get (ball) die Leit'n nei 'der wird bald sterben' Itzgr, s get mit na die Leit'n nou dass. °Cob Cob ULau, t Buchen- Scheißleite; Wortspiel: die Leitn ham ihra Leidn (sind schwer zu bearbeiten) °Hildb Gel. Spinnstubenverse: Langer Hafer, kurzer Hafer wächst auf meiner Leiten; wenn mei Hanne e Sichel kriegt, fängt se aa ze schneiden. Da dröim an dera Leitn, da stieht e schöner Kerschenbaam; mei Schatz, der will möich meidn un will en annern haam.

tHang,

Sommer-

°Schlz Bli.

"Lobst Bst

Winterleite.

lida(n) N T h ü r W T h ü r ZThür, sonst laidz(n); leda °Schmö GBr, °SaaIf Leu wohl durch Verwechslung mit - Kuchen- Lause- Platzleiter. leidsr s W T h ü r n H e n n b , laiddr verstr. n H e n n b , sonst seit.; leddr N T h ü r (außer sEichsf), N O T h ü r I l m T h ü r ZThür, liddr vorwieg, u m J e n a u n d Apol, verstr. neben -e- ZThür, seit. sIlmThür sNOThür, °Sondh, Ipldr sEichsf n W T h ü r s H e n n b Itzgr SOThür OThür, w°Ilm, sonst seit.; Iqddr, -a- südöstl. Grz-Lobst.

Letter neben Leiter 1691 Stieler 970.

231

Leiterbaum — Leitung

Leiterbaum m. 1. 'Längsstange der Wagenleiter' allg.; die hun nech nour a Letterbaum, au noch de Langweden hun se rungeniert (ruiniert) °Sondh Greu. Im Bedarfsfalle unterscheidet man Ober- und Unterbäume. — 2. 'Holm an der Leiter' ene gewehnliche Lätter hot zwee Lätterbeeme un Lättersprusseln °Pößn Nst, Zeulr. Leiterhäuschen n. 'Schuppen für die Feuerwehrleitern, t Spritzenhaus' °Rudst Bar, °Erf Mön. — Leiterkarre f. 'Schiebekarre mit Sprossen, f Schubkarren' °Sömm Kin, °Zeitz Drd; vgl. (auch zum folgenden) ThDA 2, Kt. 34. - Leiterkarren m. dass. °Naumb Eck. — Leitermacher m. 'Handwerker, der Leitern herstellt' °Eisb Wei; das Gewerbe ist hier und in den umliegenden Orten verbreitet. — Leitermann m. 'Holzwarenhändler' veraltend NOThür OThür SOThür IlmThür. Die Leitermänner kamen aus dem Holzland (um °SRoda Her) und hausierten mit selbstgefertigten Leitern sowie anderen Holzwaren, bisweilen auch mit Hausmitteln wie Wacholdersirup u. ä.; in "HMöls Nes hieß der Leitermann mit Spitznamen dr Astreene oder dr Holzkopp; Wetterregel: wenn der Leitermann durch den Ort lcommt, gibt es bald Regen °Pößn Tri, Jena. leitern -*• ah- an- aufleitern. Leiterschäbe f. 1. 'Sprosse der Wagenleiter' seit. NThür ZThür IlmThür neben t Schübe, °Salz Zel. — 2. 'die abgeflachten, breiten Sprossen an der Leiter, die durch die Holme geführt sind und diese zusammenhalten' °Nordh Har. — Leiterschwinge f. 1. 'Sprosse der Wagenleiter' seit, im Osten neben i Schwinge. — 2. 'der obere Leiterbaum am Leiterwagen' nur °HMöls Teu. — 3. dass. wie Leiterschäbe 2 °Neuhs Lip. — Leiterspale f. 'Leitersprosse' verstr. NThür nZThür wNOThür neben vorwieg. Spale und jüngerem Sprosse. — Leiterspeiche f. dass. neben Leitersprosse °Sangh Rott. — Leitersprale f. dass., verstr. nllmThür OThür sNOThür neben vorwieg. Sprale und jüngerem Sprosse. — Leitersprosse f. dass., verstr. nördl. Eisn-Altb neben einfachem Sprosse und Spale, Sprale, sonst seit.; paß u f f , die eene Lettersprosse is anjeknackt! °Mersb Geu. — Leitersprossel f. dass., seit. südl. Mein-Erf-Altb neben vorwieg. Sprosset. — Leiterstrehe f. dass. neben Sprosse °Mühlh Len. - Leiterstufe f. 1. dass. °Worb Wing, °Sangh Hay; vermutlich hierher auch Letterstuuche(n) °Worb Lei, °Art Rei. - 2. 'Stufe der Trittleiter' seit. Leiterwagen m. 'Wagen mit leiterartigen Seitenteilen' (s. Abb. Wagen) allg. Früher war der Leiterwagen nicht überall bekannt; so wurde er in °Naumb Abu erst um 1910 als Thüringer Leiterwagen eingeführt; mancherorts wurde der Kastenwagen erst

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zur Erntezeit umgerüstet oder aufgeleitert. Die Größe des Leiterwagens ist je nach dem Verwendungszweck unterschiedlich; man unterscheidet große, kleine, leichte, schwere Leiterwagen. Im NOThür unterschied man nach der Reifenstärke Vierzöller, Dreizöller und die leichten Zweieinhalbzöller der Kuhbauern. In "Zeitz Droy waren die oberen Leiterbäume des Leiterwagens nach unten durchgebogen, wie auch sonst üblich, während die des -»Rüstwagens nach oben gewölbt waren. Jetzt wird in zunehmendem Maße der gummibereifte Flachwagen üblich. — Ihr haat je uren Letterwagen abgelettert, wullt secher Langholz fahre °Sondh Greu. — RA: eine Frau kann in der Schürze mehr zum Hof hinten hinaustragen, als der Mann auf dem Leiterwagen vorne hereinfährt verstr. ZThür WThür, "Mein Was. — Dim. Lätterwächelchen 't Handwagen' °Hal Kol. Leitgaul m. 'das im Gespann links gehende Pferd, f Sattelpferd' °Eisn Pfe. - Leithammel m. 1. 'Leittier der Schafherde' seit. — 2. übertr. 'Anführer', vor allem für Kinder, die andere zu Dummheiten verleiten; dei Ounge, Nochber Uhltsch, is immer dr Leithammel fer de annern °Pößn Nst. Leitigem, 't Sattelpferd', Latt(e)che Grz 1886. Leitkaul -» Leikauf. Leitkette f. 'die Spannkette am Hinterpflug' °Mersb Geu, °Hildb Gri. Leitkuh f. 'die im Gespann links gehende Kuh, t Sattelkuh' zwischen °Eisn Creu und °Eisn Tre. — Leitleine f. 't Lenkseil für Zugtiere' °Altb Leh. Leitpferd n. 7 Sattelpferd' °Naumb Fle. Leitrunk m. 'gemeinsamer Trunk nach Abschluß eines Kaufes, t Leikauf' °HMöls Mut, °Sonnb OLi, °Cob Fro Rod. leitsagen swV. 't begleiten, Geleit geben' Nordh, °Hett Bräu. Mhd. leitsage 'Wegweiser'; vgl. SchlHoWb 3,450.

Leitschnur f. ' t Lenkseil für Zugtiere' w°Lobst, s. Kt. Lenkseil. — Leitseil n. dass. WThür Hennb, um Lobst, s. Kt. Lenkseil. RA: s Läätsääl en dr Haand es besser äs bie hennenach gespronge Mahnung zur Vorsicht und Wachsamkeit °Mein Ren; si All hat ühn un Läitseil 'seine Frau gängelt ihn' °Eisn R u ; es rähnt Leitseiler 'es regnet sehr' °Salz Spr, °Eisn Lau. - Leitseime f. dass. °Got ABe Cat, °Saalf ABeu Reiz, °Lobst Lig. — Leitstrick m. 't Lenkseil für Pferde' °Altb Leh, 't Lenkseil für Zugochsen' °Lobst Fri. Leitung f. 1. 'Wasserleitung' allg. neben der Zuss.; jetzt hamer weder kä bißchen Wasser in der Lätung, wenns nur ämol rähn tete °Eisl Sib. Auch 'Gasrohr' und 'Elektrizitätsleitung': mi hon kä Licht, die Leitung es lcabuit °Suhl Ben, in der Schneidemihl hon se die ganze elektrische Leitung

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raus meß ropf °Ilm Stü. — 2. RA bezogen auf die Elektrizitätsleitung: dar hat ne lange Leitung 'er ist langsam im Denken' umg. allg.; gelegentlich auch erweitert und variiert: er hat ne lange Leitung und braucht viel Draht, lange Leitung — kurzer Draht, lausig lange Leitung oder l3 (l hoch drei), P m. K. (lausig lange Leitung mit Knoten), lange Leitung im Quadrat, . . . mit dicken Drähten, . . . mit Knoten, er hat einen Knoten in der Leitung, seine Leitung ist dreimal isoliert, ist eingerostet. Leitungsheimer m. scherzh. 'Wasser' (zum Trinken) Jena. Leitzügel m. ' t Lenkseil für Zugtiere' °Neuhs Meus, Leitezügel Nordh. Lektion f. in der RA eine Lektion kriegen (verabreichen) 't Prügel bekommen, verprügeln' verstr. Lende1 f. wie schd. 'die untere Rückenpartie, Nierengegend' 1. beim Menschen, verstr.; mir tuts in dr Lende wieh °Erf Alp, ich träte dich gleich in de Lengen! °Mühlh Win. RA: er hat lange Lenden 'er ist ein langer Mensch, der auch entsprechend viel zu essen braucht' "Zeitz Of, Schlz; wer matt und erschöpft ist, kann de Längn nich erschleef °Erf, . . . ertroo °Sömm Tun, . . . erschleppe °Weim MBe Ton. / Seite, -> Dürrlender. — 2. beim Schlachtvieh insbes. die entspr. Fleischstücke im rohen oder zubereiteten Zustand, allg.; heite hawe ich zwä Fund aus der Lenge jekricht °Eisl Sib, ich tät ooch wieder emal Lende essen Jena; Dim. Lendchen °Sondh GBe. neben u m g . Zgraia N T h ü r N O T h ü r W T h ü r ZThür, Altb; ifna Bernb, Ifn "Mein Was, lindi °Schmal Bro; sonst l^nd(i).

Lende2 'kleiner Papierdrachen ohne Bügel' Altb, seit Hertel 1895 nicht wieder bestätigt; wahrscheinlich durch falsche Silbentrennung verkürzt aus t Wackelente. lendenlahm Adj. 1. im urspr. Sinne 'lahm in der Hüftgegend' nur seit, bezeugt; jmd. lendenlahm schlagen 'sehr verprügeln' °Staßf Gü. — 2. übertr. 'müde, erschöpft' ich wor eich lendenlohm Pößn, Mansf; 'faul, lässig, träge' Mansf, a längelahmer Kärrel "Eisl Ann, auch du lengelahmer Lazarus 'ungeschickter Mensch' °Eisl Wol; eine lendenlahme Ausrede 'eine schlechte Ausrede' °Zeulr HLeu. — / kreuzlendenlahm. Lendenlähme f. 'Krankheit der Haustiere durch Steifwerden des Rückgrates in der Lendengegend' °Pößn Wei; Lendenlähmung "Rudst Re; Lendenlämde 'lumbago' 1691 Stieler 1061. lendern Adj. 1. 't dürr, abgemagert' verstr. nSOThür, "Naumb Sie, °Zeitz Of; hurch, Anneres, deine Uchsen sahn olleweile rächt ländern aus °Pößn Nst, auch 'kraftlos' °Zeulr Mer, "Zeitz Of. 16 Thüringisches Wörterbuch 3. Lief.

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Leitungsheimer — Lenkschale

2. 'fade, geschmacklos' neben lätsch °SRoda Her, t leise 2. lq,nddrn " N a u m b Sie, "Zeitz Of, "SRoda H e r , sonst -£-. Wohl zu Lende, möglicherweise über die Zuss. Dürrlender oder doch daran angelehnt; k a u m zu m h d . lin, Un 'lau, m a t t , schlecht', vgl. H e s s W b 2,113: lein, R h e i n W b 5,388: len; das im R h e i n W b 5,155 verzeichnete gleichbedeutende P t . P r ä t . geläutert ist dort zu laternen gestellt; f ü r die t h ü r . Belegorte verbietet sich diese Zuordnung.

Lendschnur f. 't Lenkseil Landschnure "Neuhs Gös.

am

Kuhgeschirr'

Aus lautlichen Gründen wohl eher zu m h d . refl. sich lenden 'sich wenden' als zu Lind 'Bast, Band, Streifen' D W B 6,1031; vgl. H e s s W b 2,121.

Lene weiblicher Vorname, allg., doch veraltend; früher auch in Doppelnamen wie Auguste Helene, Eva Helene-, als Gattungsnamen mit tadelndem Sinn > Feger- Käuerich- LunschSchlapplene. Häufig Lene, Lenchen als Kuh- und Pferdename. Lenkarmm. 't Deichsetarm' nur PL °Gera Thr. — Lenkbolzen m. '/• Rungennagel' "Schmal Rot. — Lenkhügel m. 1. 'Eisenbeschlag auf den Deichselarmen' "Art Hei, Zeulr. — 2. 'der t Stellbogen am Vorderpflug' °Hal Hol, "Mersb Mü. lenken swV. wie schd. 'Richtung geben' allg. von Zugtieren, Fahrzeugen, Schlitten: lenk mol rechtig, dos de nich in Oroomn fehrscht mit'n Schleetn "Jena Löbe; seltener von Menschen: dr Junge let sich nich wiese un nich lenke Sondh, sie leßt sich niä lenk un leit Sonnb. R A : ech will dr de Kufen lenke 'derb Bescheid sagen, mit Gewalt auf den rechten Weg bringen' ZThür, Rudst, "Eisn Ru See, urspr. 'jmd. von hinten bei den Schultern fassen und mit derben Kniestößen vor sich hertreiben'. — f führen leiten renken steuern, -*• Ein- Umlenke. Iqrjg, l%r\g W T h ü r , "Schmal Brei P a p , "Mein OMa,

lqrig3 "Sömm Bei; lirig, Pt. Prät. gslii/gd "Schmal Bro; sonst tyt]g}(n). Lenker 1 m. 'Lenkstange am Fahrrad' allg. für älteres Lenkstange. Lenker2 f. 'Zapfen der Fichte, t Tannenzapfen' n°Grz, "Zeulr Göt Hbg LWe, "Pößn MPö OPö; 't Kiefernzapfen' "Zeulr Mer, PI. Lenkern; wohl verkürzt aus / Kuhlenker. Ob das in den Nachbargebieten nicht belegte W o r t e t y m . zu lenken gehört, bleibt fraglich.

Lenkholz n. 't Lenkscheit' "Erf Eck, "Pößn LDe. — Lenkkette f. 'Verbindungskette vom Deichselkopf zum K u m t der Zugtiere' "Schlz Gef. — Lenkleine f. 't Lenkseil am Kuhgeschirr' "Neuhs Ölz. — Lenkriemen m. dass. am Pferdegeschirr, Sondh, Lenkeriemen "Heil Men neben Lenkeseil. — Lenkschale f. 'Auflagebrett der vorderen Wagen-

235

Lenkscheit — Lenkseime

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runge, t Wetterbrett' °Schmö Dobi, "Gera Thr Wün, verwendet. Verbreitung und die wichtigsten Syn. "Lobst Oß. s. K t . ; seltener oder in Streuung vorkommende Zugleine, Lenkscheit n. 'Brett, das die hinteren Verlänge- Syn. sind f Kuh- Leit- Lenk- Sattel (Zuck-)seil, rungen der Deichselarme verbindet' (s. Abb. Lang- Acker- Gauls- Kuh- Pferde- Zuckleit, wieds) öNOThür OThür SOThür außer Nordwest- Leit- Pferdeseime, Strick, Eggen- Lauf- Leit- Pferderand, verstr. neben f Krückscheit um °Sömm Kö, Zaumstrick, Lendschnur, Lenk- Ruckzeug, Leitzügel, seit. NThür wNOThür. t Hell- Renk- Reibscheit, Strippe, Zucke. — RA: es raint (regnet) Lenkeseiler 'es regnet stark' °Worb Büt, °Mühlh Len; ar Lenkholz -tracht, Reibbrett. hpqg- °Eisn Ru, "Erf Ala, Ipi- verstr. SOThür, "Zeitz schißt Lenkeseiler 'er sitzt lange aui dem Abort' Kay, igjjs- °Querf Albs, plprig- °Weißf MWe, sonst °Worb Büt. km-I?r)g3- Eichsf nNThür, lerp- "Eisn GBu; l^rj- °Mühlh Lenkschemel m. 'der vordere t Rungenschemel Hey Lan Schi Wen, "Salz SLe, "Eisn Hai Naz, lq,rr am Wagen' °Altb "Schmö ö°Gera. °Erf Gam, sonst Iprjg-. Lenkseil n. 'Leine zum Lenken von Zugtieren', Lenkseime f. dass. NThür (außer Eichsf) ZThür meist ein mittelstarker Strick, doch wird bei sIlmThür, "Saalf, s. Kt. Lenkseil, im VerbreitungsPferden auch gelegentlich ein lederner Zügel gebiet neben dem Simplex t Seime. RA: es rajnt

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Lenkstrick — Lerchensporn

Lenkesiemen °Nordh Herr Pet, °Worb Stö, es reent wie Lenksiemen °Worb Wei, s rähnt wie mät Lenksiemen °Arn Ach, °Erf MVi, s räjnt in Lenkesiemen °Quedb Gün; ar schißt Lenksiemen 'er sitzt lange auf dem Abort' °Nordh Geb, °Sondh GBr, °Got Müh. l^gs- nNThür, igjja- °Bisn Tre, Ift)- °Mühlh Kam NDo ODo Opp, sonst l?rjg-, Lenkstrick m. ' f Lenkseil für Zugtiere' zwischen Lobst und Schlz, s. Kt. Lenkseil. lenktracht f. Lenkscheit' °Mühlh HBe. Lenkwiede f. 'die lange Stange, die Vorder- und Hinterteil eines Wagens verbindet, f Langwiede' WThür Hennb. — Lenkzeug n. 't Lenkseil für Zugtiere' "Zeitz Hay. — Lenkzügel m. dass. im Gegensatz zum -*• Kreuzzügel °Weim Berk. Lenne -*• Löne, Naßlenne. Lennert m. 't Bäcker' in der Musikantenspr. des Eichsf. Wohl zum P N Leonhard,

vgl. R h e i n W b 5,394.

Lenz 1 m. 1. 'Sommer', etw. aufheben für den langen Lanz 'für den Sommer' °Eisn OE1. — 2. 'Frühjahrsbestellung, Sommersaat' °Mein Rom, in acht Tog hat die LPG ihm Lenz dinna (drinnen) °Hildb Gel, °Mein Vach; naus'n Lenz fohr 'das Feld für die Sommerfrucht ackern' °Hildb Pfe. Vgl. HessWb 2,122: lenzen. Zu Lenz 'Frühling', das im 16./17. J a h r h . in Thür, noch belegt ist (nach Dt. W o r t f . 2,224).

Lenz 2 m. 1. 'Vergnügen' Grz, zeigen wollt'se sich un geben sollt's den pieksten Lenz Hai. — 2. in der RA einen feinen Lenz haben 'eine Beschäftigung haben, bei der man sich nicht anstrengen muß' umg. verstr. Wohl aus lenzen 'sich faul räkeln', vielleicht auch An-

lehnung an Lenz3 < Lorenz. Lenz 3 -> Lorenz. Lenze f. 'eine stets feuchte Stelle auf Acker oder Wiese' Itzgr, "Zeitz Gra Pöt; die Olenze dass. "Schmö Göl wohl aus Oelenze, vgl. DWB 6,754; 'eine Quelle, die im Frühjahr aufbricht und nur kurze Zeit fließt' °Cob Cob Eis Mee; t Naßgalle, Naß- Wasserlenze. Wohl gleichen Ursprungs wie Lenz i. lenzen swV. refl. 'sich r ä k e l n , flegeln' länz

dich

net so dohär "Salz Kli. -s- lanzen, Lorenz. Möglicherweise aus faulenzen und lunzen 'ein Schläfchen m a c h e n ' ; vgl. SchlesWb 2,807, SchwäbWb 4,1175, Wolf Rotw. 3212.

lenzig Adj. a lenziger Flack 'eine stets feuchte Stelle auf Acker oder Wiese' °Sonnb. Leonhard männlicher Vorname, verstr., doch veraltend; da meente dr kleene Lahnert, dar sonst 's Maul nech aufkrechte, . . . °Weim Ett, Lehnen °Mühlh KKeu, Schmal; -» Lennert Vogelsleonhard. ia»

238

leopardiert Adj. 'gefleckt (von Blüten mit farbigen Flecken)' in der Fachspr. der Gärtner, Erf um 1900. Leopold männlicher Vorname, allg., doch veraltet; verkürzt zu Pold Mansf 1888, zu Leo verstr., so auch als Hunde- und Pferdename; sonst verstr. Leepold. In °Jena Ölk legt man dem Schrei des Pfauhahns die Worte unter Leo is mei Orsch. Lerch(e) f. (m.) 1. 'Feldlerche (Alauda arvensis L.)' allg.; wenn erseht de Larchn wieder tun trillre, nochn is 's Frihgohr do °Pößn Nst; Lerchen streichen 'Lerchen im Fluge mit dem Netz fangen' °Neuhs OWei, um 1850 auch noch in °HMöls OSchw, von wo die gefangenen Lerchen auf den Leipziger Markt gebracht wurden. Um 1800 hatte der Lehrer von °Naumb Mol das Lerchenstreichen im Herbst gepachtet, was ihm jährlich etwa 10 Taler einbrachte (Sehr. Mein. Gesch. 84, 1926, 103). In °Sonnb Köp gab man dem Täufling Lerchenfleisch, an der oberen Schwarza ein gesottenes Lerchenei zu essen, damit er ein guter Sänger werden sollte. Vergleiche: sie singt wie eine Lerche allg., er ist gesund (munter) wie eine Lerche verstr. Hennb Itzgr, °LSalz Bai. J m d . gilt in °Eisn UE1, °Got Frd, °Erf Erm und Weißf als betrunken, wenn er nicht mehr Lerchelchen sagen kann. Spottvers: in Eschenbergen singen de Lerchn in der Kerchn c Got Bai. Dutt- HaubenHeide- Kuppen- Lüdel- Spitzlerche. — 2. übertr. a. 'wunderliche alte Frau' Sondh, Drecklerche. b. scherzh. 'Gerichtsvollzieher' um °Salz Der, nach einem Beamten namens Lerch; die Lerche bringt den Kuckuck °Mein Rei. — c. eine Taubenrasse °Grz Ber, °Hildb Hell Hildb, Coburger Lerchen "Jena ölk, "Zeitz Hol; Goldlerche. - d. 'ältere Kartoffelsorte mit. gelblichen Knollen' verstr. WThür Hennb Itzgr, Lerchenkartoffeln Schmal; gebrattna Lerchn 'gebratene Kartoffeln' °Neuhs Lau. — e. 'kleines Makronentörtchen' Jena, Leipziger Lerche dass. °Mersb Lau, "HMöls Nes. — f. eine Lerche schießen (schlagen) 'einen t Purzelbaum schießen, sich rücklings überschlagen' °Altb, °HMöls OSchw, "Naumb Abu, "Weim Trö, Rudst. Ifrxv(n), -a- allg.; leaxn,

sltzgr, Schmal; lari%v

verstr. ZThür Eichsf, °Weim B u t , °Ilm Afd Her, Suhl. Mask. dr l?rx, °Salz Öch, °Hildb Goß Pfe, in °Eisn R u 1868 u n d "Mein W a s daneben auch das Fem.

Lerchenei n. rotgestreiftes Lerchenei Spottname für einen Rothaarigen, °Hal Teu. — Lerchenfeld n. in der RA ins Lerchenfeld gucken 'gedankenlos ins Leere starren' verstr. WThür ZThür Hennb, NThür 1882; rocht so, daß du hengepurzelt bist, worim guckste ooch immer ins Lerchenfeld! °Mühlh HBe; er sieht ins Lerchenfeld 'er schielt' °Hal Sal; ins Lerchenfeld ninn jiehn 'aufs Geratewohl, planlos' Mansf 1888. — Lerchensporn m. wie schd.

239

lerchonstöpfelig — Lese

1. 'Corydalis cava Schw. u. K.' Jena, t Qakgänschen Oickelhähnchen Kuckucksblume Walpurgiskern Waltersblume. — 2. 'Corydalis intermedia Gaud.' "Suhl Rap nach Irmischia 1,26; man glaubte, daß die Pflanze nur in einer bestimmten Nacht des Jahres (wohl in der Walpurgisnacht) zu finden sei und daß sie gegen Zauberei und Krankheit helfen könne. — lerchenstöpfelig Adj. 'gefleckt' (vom Gefieder einiger Taubenrassen) °Eisn Ru 1868. - lerchenstöpflg Adj. dass. Salz. - Lerchenstößer m. 't Sperber' "Naumb Wisch. — lerchentaube f. 'eine Taubenrasse' "Saalf Wei. — Lerchenwecken n. die Sitte, am Lichtmeßmorgen die Angehörigen des Hauses mit Peitschen zu schlagen, nannte man in Thüringen Lerchenwecken (nach HdA 5,1266). - Lerchenzunge f. eine Pflanze (Art unbekannt) °Sömm Hen 1913. lernen swV. l a . wie schd., allg. außer w"Heil, wo f lehren gilt; host'n geene Munier (Benehmen) gelarnt? °SRoda Klo, ech hun Klavier un Oiechn gelarnt °Eisn UE1; häufig vom Erlernen eines Berufes: budruf (worauf) larnt enn dar ? E larnt of Pfarrner "Schmal Pap, ar larnt Meier (Maurer) °Schmö Goß; mit dem Pt. Prät. wird die volle Berufsausbildung angezeigt: ich bien ke gdarnter Uhrmacher "Pößn Nst. Subst. üwern Lärne vergeßt e, sich üwers Ässe (Essen) se mache "Mein Was. — b. RA und Reime: gelernt ist (bleibt) gelernt allg.; bie mes lärnt, so leoin mes 'wie man es lernt, so kann man es' "Schmal Eck, larne wos, konnste wos °Pößn Nst, larne leidn ohne ze kleä (klagen), larne kleä ohne ze leidn ebd.; am Riemchen lernen die Hunne s Lädder kauen 'aus kleinen Missetaten werden größere' "Jena Hir; zu einem langsamen Menschen sagt man ihr du härkimmst, lärnt e Esel gaken Mansf 1888, ähnl. Weißf, . . . un lernt noch tanzen Apol; Dumme werden verspottet dumm geboren, nichts (dazu)gelernt und die Hälfte wieder vergessen verstr., dumm geboren, schief geholzt (gewiegt) und nichts dazu gelernt °Erf Döl; einem schlechten Kartenspieler rät man geäh of die Schmück (Berggasthaus bei "Suhl Geh) on lärn ärscht ds Karte Mein Suhl; aa e getarnter Oaacherschmonn (Jäger) schißt monchmol drnaamn "Pößn Nst. Abzählreim in "Schmö GBr, ähnl. auch weiter verbreitet: Une dune Tintenfaß, gieh in de Schule, larn ewos.

Bastlösereim in "Arn Wäll: huppe, Luppe, rote (gerate), gieh met mir nach Gothe, bi mi Vetter Heinemann, daß ech was gelerne kann.

Einem kleinen Kind bringt man in Neuhs beim ersten Besuch ein Ei mit und sagt:

So wie die Henner so larn' die Kenner

240 gackern, plappern

oder do haste e Gackernes, larn fix es

Plappern.

— 2. in Verbindung mit dem Inf. anderer Verben 't anfangen, werden' verstr. öOThür öSOThür, Mansf 1888; das larnt gut aussah 'das wird gut aussehen' "Schmö GBr, do larnt's fahle 'da wird es fehlen' "Gera Saa, wenn's Geschäft nich besser larnt giehe, do konn ich nich auskumme "Pößn Nst, das lernt kosten 'das wird teuer werden' Zeulr, s larnt dahe 'es beginnt zu tauen' "Gera MBe, de Hand lärnt wieh tun 'die Hand beginnt zu schmerzen' Mansf 1888. — 3. 't lesen' bei ons werd de Ziting gelarnt °Eisn Dip Gos; vgl. HessWb 2,126, RheinWb 5,319 : lehren. — 4 a. 't lehren' allg. außer w°Heil; war hot denn dir dös g'larnt ? "Hildb Ade, mir gonntn di Brider nischt larne 'ich wußte besser Bescheid' "Apol K R o ; auch als Drohung ich wäre dr loofe lerne! Naumb, ich lern däi de Quätschen (ZWetschen) schüttel! "Eisn Ru, ebs. in der RA ich well dich Moritz (Mores) larne! "Eisn Tre. — b. 'Zugtiere an das Gesehirr gewöhnen' es'n de Kuh getarnt ? Me larn se grode "Eisn UE1, ich ha mä Stier gelärnt Hennb 1881; vgl. HessWb 2,126. ab- an- ausverlernen, kennenlernen. lqm(d), -aeinzelt wie bei

-a- allg., doch -g- N O T h ü r u n d verstr. umg. ; wZThür, verstr. Eiehsf, °Erf Sehe, -f- verim W T h ü r . Gelegentlich t r i t t Inversion ein ->• lassen: a hàd larnd fàn "HMöls OSchw.

Lernerei f. 'das Lernen' allg., abwertend; di ville Larnerei is gor niä van Nüeten (notwendig) Sonnb. - Lernmücke f. 't Libelle' "Hildb Gab; wenn man ihre Flügel ins Schulbuch legt, lernt man gut. Lernteufel m. na, Korl, n Larnteifel host de in dr Schule gerode nich rausgesteckt 'der Eifrigste warst du nicht' "Pößn Nst 1911. Lerpe f. 'trotzig verzogener Mund, t Flunsch' "ErfEckKra. Wohl aus ->• Plerpe, plärren (vgl. Müll.-Fr. 1,114) unter Beeinflussung durch Larve, oder Zusammenhang m i t Schmell. 1,1501 : lerfen 'schlürfen'.

Lesch n. jmd. das Lesch versohlen 'den Hintern verhauen' "Sömm Kö, umgedeutet aus frz. léchez mon cul. Leschemunki -> léchez mon cul. Lese f. 1. 'die nach dem Abernten zusammengerechten Getreidereste, t Nachreche' "Jena Leu, veraltet; Ährenlese. — 2. 'î Stich im Kartenspiel' wies ema di ärscht Laos! "Schmal Brei, "Got Win; das gleiche meint wohl 1691 Stieler 1166 er hat am meisten Lesen bekommen 'vicit manipulis', vom DWB 6,213 allerdings zu Lässe aus lassen gestellt.

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Leseähre — lest

Leseähre f. PI.: 'nach dem Abernten des Feldes gesammelte Ähren' die Laasähr °Schmal Sehn. — Lesegetreide n. dass. °Eisb Wei. — Lesehecke f. 'Leseholz' °Worb Hol. — Leseholz n. 'dürres, abgefallenes Holz, t Reisig' verstr.; ech ha mr heite ä Kerwecken Läseholz geholt °Weim Ton. Das Wort wird durch die amtlichen Bezeichnungen Leseholzlcarte -schein -Zettel gestützt. Der Erwerb dieser Scheine berechtigte zum Sammeln des umherliegenden schwächeren Holzes. Früher hatten die Vollnachbarn die Leseholzgerechtigkeit oder Leseholzgerechtsamkeit, auch Leseholzrecht, das allerdings oft auf bestimmte Wochentage beschränkt war. Die ärmeren Einwohner von °Schmal Geo bekamen für 8 Pfennige einen Leseholzzettel, der sie dazu berechtigte, im Zillbacher Forst Leseholz auf dem Rücken oder dem Schiebekarren nach Hause zu schaffen. — Lesekartoffel f. PI.: 'nach dem Abernten des Feldes aufgelesene Kartoffeln' °Heil Arh, °LSalz Bla. — Lesekiepe f. 'Korb zum Kartoffellesen, t Purzelkorb' verstr. nNOThür, Form s. Pänert (Abb.). RA: mich is es Lähm ene Läsegiebe 'mir ist das Leben nichts wert' Hai. — Lesekorb m. dass. °Staßf "Bernb ö°Hett ö°Eisl, °Hal Bee Zap. lesen stV. 1. 'vom Boden aufheben, sammeln' — a. 't ernten, sammeln zum Zwecke des Aufbewahrens': Kartoffeln (Erdäpfel, Erdbirnen) lesen nllmThür OThür, verstr. NThür NOThür ciSOThür, vgl. DWA14, Kt. 5; als Teilarbeit 'die herausgepflügten oder -geschleuderten Kartoffeln einsammeln' seit, neben häufigerem auflesen. Ferner: 'Wein pflücken' . . . wan die Beeren zu zeitigen anfahen, bis zum lesen . . . treulich hueten und wachen, damit kein Schade im Berge entstehen muege 1583 °Mein Rom, Thür. Monatsbll. 15,9; Bucheckern lesen °Jena Löbe; Holz (Tannäpfel) lesen verstr., mih genn ins Holz und lesen Tannappel °Worb NOr; Keetel lese 'Mist sammeln' NThür 1882. Wenn jmd. neugierig fragt, wohin man will, wird geantwortet nach Buxtehude, Pfaardracker laase Altb, ufn Bark, Fuchsdracker lause0 Zeitz Pre. — b. Steine (Quecken) lesen 'das Feld von Steinen und Unkraut befreien' allg., -> ablesen. — c. 'Nachlese halten' Kartoffeln (Eggekartoffeln, Acker- Schlichterdäpfel) lesen verstr. neben vorwieg, t stoppeln und anderen Syn.; Ähren lesen allg. außer NThür wNOThür WThür Rhön; heite mußter Ihm lose jieh, s öorn is olles runger °Eisb Bür, Ährla laas °Sonnb NhS, °Cob Rod, ins Ährleslase °Suhl Alb. zusammenlesen. — 2. 'etw. von Unrat und Fremdkörpern durch Aussortieren befreien' Erbsen (Linsen, Bohnen, Rosinen) lesen allg.; kommt lewer rien un laast mät Binnerchen! °Mühlh ODo. RA: Ärwes on Lense koste (kannst du) gelas, sonst awer biste kührassel-

242

domm Suhl, s Faddernschließen on's Lensenlasen, äs das nech a verdammtes Wasen ? °Erf Mön. — Vom Weinlesen abgesehen werden die meisten Lesearbeiten von Frauen und Kindern verrichtet. — 3. 'Schrift lesen' allg.; die Dolcter schriewe so, kai Mensch koon's geläs °Mein Was, dös Buch liest sich schöö Sonnb; ich las dir aus die Karte 'ich sage dir aus den Karten wahr' °Hildb Reu, sonst meist Karten legen, schlagen; aus der Hand lesen °Pößn Nst; Kartenleserin. RA: mit der Nase lesen 'tief gebückt lesen' allg., mit der Zunge lesen 'beim Lesen die Zungenspitze hervorsehen lassen' °Eisn UE1; von einem mageren Menschen heißt es dem kamme's Vaterunser derch de Backen gelase °Eisn Tre; jmd. die Leviten lesen 'ihn schelten' allg., 's tut Nut, daß de n Oung (Jungen) emol ganz geheerich de Levitn tust lose °Pößn Nst; de Refermande lasn dass. Ilm, de Pooten (Paten) läse dass. °Schmö GBr. t lernen 3, -> durch- ver- vorlesen. > Federlesen, an- belesen. Präs. -f- NOThür, um "Mein Hüm, verstr. °Sangh °Art °JMcbra, sonst verstr. umg.; -e- sw°Eisn; -ei- um °Salz Völ, "Sonnb Hei Roh; -l- °Eisn Ru, "Salz Stba, "Schmal Bro, -ä- sö°Eisn, sonst -¡J-, -CL-. — 2. 3. Sg. -esHeimb, °Got Frd, °Weim But, -e- Mansf (neben seltenerem -i-), sWThür, "Ilm Stü; -a- nHennb, -i°Sonnb Sonnb St; sonst lind. — Imp. Sg. -i- OThür, °Wern Sti, "Ilm Her; -e- °Weim But, -e- °Got Frd; sonst wie Präs. — Prät. -i- Nordh 1874 (neben -&-), "Zeitz Geu, °Schmö GBr, Altb; -ü- w°Eisn, Erf 1900, -oa- °Sömm Wun, sonst läs-, -ö-, — Pt. Präs. tQsdnirj Nordh 1874; Pt. Prät. gdlüsd sw°Eisn, gdixd °Eisn Ru, gdlpsd "Hildb Pfe, gdlqsd "Salz Kra, °Suhl Schw, sonst gtipn(n). - Konj. Prät. - Wander- Wegeleuchte.

°Neuhs Dee, -ü- nHennb, °Got Frd, °Eisn Ru, -fneben -ai- SOThür, -g- °SRoda Klo; -aü-, -öü- sHennb, doch -ö- "Mein OMa; -qi- Itzgr, in Sonnb daneben auch -g-; in °Sonnb NhS lautet der Inf. lqi%d, doch

leugeln swV. 'leugnen, abstreiten' Schmal Suhl, "Sonnb St, ich ho's ne ofn Kopf zugesaat, awwer ar hods geläächdt "Ilm Stü; auch bei Borchers 115. -> die 2. 3. Sg. l%%sd, l$xd> das Pt. Prät. gslgyß; sonst -ai-.wegleugeln. H e n n b 1873 h a t auch ein wenig gebräuchliches st. P r ä t . lox. — Bedeutung 2 geht zwar auf mhd. leichen zurück, ist aber lautlich an leuchten angeglichen und wird als zu diesem gehörig aufgefaßt.

Leuchtenburg Burg bei "Jena Ka, ehedem Altenburgisches Staatsgefängnis. Daher e Leichtenburger 'ein leichtsinniger Mensch' (der seinen Lebenswandel womöglich dort büßen muß) °Altb Ehn. 17

Thüringisches W ö r t e r b u c h , 3. Lief.

laigl Suhl,

"Ilm Stü, "Sonnb St; vgl. HessWb 2,56:

läukeln. leugern swV. dass.; Hennb, Salz, dar läggerds ower immer noch "Eisn UE1 (ält. Generation), verleugern. l^igsr "Schmal Pap, Icydr "Hildb Wald, sonst l(,(pr.

leugnen swV. wie schd., allg., doch veraltend neben Lügen erzählen und anderen Wendungen;

251

Leumund — Leute

wer laichnt ohne ruät ze wäm, äs e grwäßer Windbittl °Erf Alp, du mußts gleich eingestieh un nich erseht lang leekne °Pößn Nst. R A : er leugnet Stein und Bein 'er bestreitet alles' Rudst, °Pößn Nst, °Schmö GBr. ->• ab- be- verleugnen. laign(a) Mansf' (neben %w), NThür 1874, Hennb 1855, leg(d)nd °HMöls OSchw, °Pößn Nst, hgn "Ilm Gil,

legn °Eisn UE1; kiiyn(d) ZThür, lexn(d),

IlmThür

OThür nSOThür, °Cob Nst, ledyn Sonnb. Formen mit -k- kommen schon in mhd. Zeit im md. vor, vgl. Bach, Kanzleispr. 2,59 f. Mischformen mit t lügen sind die vereinzelten -e- im IN Thür und ZThür sowie ä lijdnd 'er lügt' Mansf 1888 und liyrari °Eisl Ste, °Art Wie.

Leumund m. wie schd., aber kaum üblich, Laimd °Schmö GBr; t Ruf. Leut n. ' i Frau, Mädchen' Itzgr, meist in Fügungen wie a stramms (schö's, jungs, ornlichs, tüchtigs, dolls, dumms, ordenärsch) Leut-, auch von einem kleinen Kind: jetzt fengt dös klee Leut u ze babbeln °Hildb Gel. Dim. a husch Lewtie Hennb 1793. Männer- Weiberleut. Leute PI. tant. 1. wie schd., allg. a. 'die (erwachsenen) Menschen, die Allgemeinheit'; wos ich dr von dr Schulzen Oette (Jette) drwahnt hob, dos drzahln de Leite (erzählt man) ganz effentlich °Pößn Nst, in der Staadt gehn die Liet net viel in die Kerche °Mein Was, hu hei sine Frau ver allen Lieten abgelappt 'in der Öffentlichkeit beschimpft' °Eisn Has; a Geriäd (Gerede) is unnern Leutna Sonnb, wemmer net emol ban Dokter gätt, hemmt mr iwerhaupt net mehr onter die Leit °Ilm Stü. Als Anrede allg.: Liete, kummt e bittschen rien! °Ilm Her, iih Leut, tut euern Waich (Wäsche) rei, es rähnt Kühplätz (Kuhfladen)! Suhl, ihr liem Leite, itze wards Zeit, daß ich mich uf de Beene moche °Pößn Nst; auch Dim. ihr liem Leutla Itzgr. — b. 'eine Anzahl oder bestimmte Gruppe von Menschen' s worn die nämlichen Leut wie an dr Kerwa (Kirchweih) Sonnb, bei dan Leutna muß es Gald zum Schluät reischnei ebd. Nach der Anzahl unterscheidet man wenig (ein paar, viele, die ganzen) Leide, auch mit bestimmten Zahlwörtern s warn bloß siem Leite da Jena; ferner eine Handvoll (Menge, Herde, Nuppe, Portion) Leute, ein Haufen (Himpel, Packt, Schwulch) Leute, zur Arnpredicht (Erntepredigt) wor ober eene Wulst Leite in der Karche "Gera Wün. Nach ihrer sozialen Stellung gibt es arme (geringe, gewöhnliche, kleine) Leute und bessere (feine, große, hübsche 'wohlhabende', reiche, schöne, vornehme) Leute, nach ihrem Charakter angesehene (echte 'gute', honette, hübsche, leidliche, offene 'offenherzige', ordentliche, prompte, proppere, rechtschaffene, reelle, reputierliche, schöne 'freundliche', vernünftige, zuvorkommende) Leute und grobe (mißgünstige, schänd-

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liche, schlimme) Leute; där Ort Lüt könnte me gebruch 'solche Leute könnten wir brauchen' "Mein Was, auch iron. ihr seid mer feina Leut! Sonnb. Ebenso stehen sich junge Leute und alte Leute gegenüber: de gung Leite wulln heitzetoge olls besser wisse wie de altn Leite °Pößn Nst, auch Dim. die armen alten Leutchen Jena. Bauers- BrautFrauens- Grab- Guts- Haus(manns)HochzeitsKindtaufs- Kirchen- Leichen- Leid- Maien- MännerManns- Markt- Miets- Nachbars- Schuld- Schümpfers- Scadt- Trauer- Weiber- Weibsleute. — e. stehende Fügungen: ärwedenenge Liet 'Arbeiter, Handwerker' f Salz 1893, °Hildb Pfe, arbeitsame Leute dass. °Rudst Uhl, mr kriechn uf de Wuche arbeitsne Leite, un die humn mer in der Kust °Pößn Nst, -»• Arbeitsleute; große Leute 'Erwachsene' verstr., meist im Gespräch mit Kindern: ihr Gunglich (Jüngelchen), kunnt ihr nich Heel biete (grüßen), wenner on grüßen Leitn verbeigieht? °Pößn Nst; andere Leute 'Fremde' allg., wos giehn mich anner Leits Kinner on °Pößn Nst, miet anner Leits Galle su e grüß Haus har ze baun, das hätt ich mir nich unterstann ebd.; Leite a (am) Tische hawe 'Kostgänger haben' Erf 1900; böse Leute 'geisterhafte Wesen und Hexen, die das Vieh schädigen' °Salz öch Zel, °Eisn See; Leute, Leute! Ausruf der Besorgnis oder der Verwunderung, auch ihr Leit, ihr Leit, wos seil dos bloß nuch war (werden)! allg.; in gleicher Bedeutung Kinner o Liet, gatt ja Owacht, daß nischt jeschett! °Erf Geb, ähnl. Mansf 1888 und verstr. im Westen und Süden; in "Schmal Pap legt man dem Ruf der Schwanzmeise die Worte öü Lüt, öü Lüt unter; bas Lüt! 'was für viele Leute!' °Mein Was. — RA: mr muß de Leite nähme, wien se sinn allg.; me koo's net allen Leutene rächt gemach allg.; war annre Leite braucht, muß's miet n Leitn moche 'sich ihnen anpassen, sich mit ihnen verstehen' °Pößn Nst; bamme tut bi all die Leut, narrt me niät 'wird man nicht zum Narren' Hennb 1869; bann de Lüt mich schallen (schelten), hun annre Rouh °Eisn Ru 1868; wie die Leut, so das Gezeug Hennb 1881; s gäht en Mänsche bie en Lüte 'es geht allen gleich' allg.; de Menschen vor Leiten nich sähe 'den Einzelnen aus der Masse nicht herausfinden können' Altb 1878; s worn viel Leite do, ober wink Menschen °Pößn Nst; wir sind geschiedene Leute 'wir wollen nichts mehr miteinander zu schaffen haben' allg.; s gibt noch marre Leut uf dr Walt 'ich bin nicht auf dich angewiesen' Sonnb, aber hinterm Berge wohnen auch noch Leute Wink zur Zurückhaltung an den Spielpartner beim Skat, °Weim Göt; über andere Leute herziehen (losziehen) 'über andere schlecht reden, sie verleumden' allg., im gleichen Sinne: alle Leute auf der Zunge haben °Eisn Wut, die tran (tragen) immer annere Leite in

253

Leute — Leutegeschwatze

Maule rim °Naumb Abu, all die Lewt mösse üwer ehr Zonge spreng Hennb 1869, see (sag) mer nor, wos de gemocht host, daß de in olln Leitn ehre Maul bist kumrn °Pößn Nst, kein gutes Haar an anderen Leuten lassen allg., äi mutt nich alle Lüt dörch dn Schissen zärre °Eisn See. Einem Neugierigen antwortet man so fragt me di Lüt uis allg.; du mußt dn Lieten nech alles off de Zähne hänge 'nicht alles anvertrauen' °Sondh Greu; annern Laütn ührn Domme mach 'sich ausnutzen lassen' allg., . . . örn Pudel mach °Eisn, °Ilm Stü. Von den armen Leuten heißt es bäi Kartoffel un Brot lieden bescheiden Lüt kei Not °Eisn Ru, bann hun de armen Lüt dn längsten Tag? Bann se nüscht ze ässen hun °Eisn Ru 1868, der Geschlechtsverkehr ist dn armen Lüten Öhr Schwinnebraten ebd., dar predcht dn Leitn ewer de Hausteer nei 'er bettelt' °HMöls OSchw, der Rest in der Schüssel ist für die armen Leute °Mühlh Hol. Von einem Geizigen sagt man ärscht komm ich un anner Lût goir net °Eisn Ru 1868; der Teufel hilft sein Leutena 'das Glück begünstigt den Bösewicht' °Sonnb. Faule rügt man beim Assen schwitze un bi dr Arweit friere, das sin de gesindsten Liete °Eisn Tre, °Ilm Stü, sich vun anner Leits Schwein mäste 'Nutznießer anderer Leute sein' °Pößn Nst. Von Alten und Jungen wird gesagt aale Leite mussn starwe, jonge kunn starwe °Schmö GBr, "Suhl Hei, Brandewie (Branntwein) ies aale Lüte ühr Gehestecke, on die jonge halle sich dro °Mein Was, me höet (hütet) liewer e Mätze Flüe äs bie e poor jonge Lüt ebd., aus Kindern werden Leute allg., vürnahmer Leut Kinner gerouten salten Sonnb; ein alter Junggeselle will anderer Leute Töchter nicht ernähren °Heil Sic; Gevatter zu stehen war eene Ehre vorn Leiten, eene Schanne forn Galdbeitel °Jena Lobe. Späte Gäste begrüßt man je speäter die Zeit, desto schönner die Laut Suhl ; wenn die Gäste nicht gehen wollen, sagt der Hausherr scherzh. Fraa, mi wönn uns schlaff lää, die Läüt wärn hämm wönn °Mein OMa, ähnl. allg. Wer lange in der Fremde in abhängiger Stellung war, sagt ich ha meine Fieße lange genunk unger anner Lieten ehren Tisch mut stecke allg. Ein Kahlköpfiger rechtfertigt sich gescheiten Leuten gehen die Haare von allein aus, Säuköpfe müssen gebrüht werden "Hildb Schw. Wer beim Skatspiel lange überlegen muß, sagt ich will erseht mol mit mein Leiten (den Kartenbildern) rede, wer dabei Schneider wird, tröstet sich Schneider sen a Leit allg. — Reime : Morjen, morjen, nur nich heide, sprechen alle fauln Leide. allg.

Abzählreim in °Jena Hir und °Schmö GBr : Leier, leier, Läffelstäl, arme Leite hun nich väl, . . . 17*

254

Neckvers auf Rothaarige, verstr. NThür, ZThür, östl. Salz: Fuchs, Fuchs, macht (schlägt)

seit.

feuerrot, die ganzen Leute tot, . . .

Dass. in °Art Udl: Schwarz es echt, blond es schlecht, der Fuchs beschißt die Liete.

Am Gründonnerstag weckten die Schuljungen von °Heil Sic die Einwohner mit dem Ruf Metten! Metten! fulen Liete us den Betten!

— 2 a. 'Eltern, Familienangehörige' vorwieg. Hennb Itzgr SOThür, sonst seltener ; kennst möich heiern (heiraten), meine Leit hättn nex dorgehn "Lobst Bst; mitunter gilt seine Leute auch für die Verwandtschaft im weiteren Sinne, so Mansf 1888, °Eisn Ru, Voter, wos host enn unsn Leitn in Qere (Gera) geschriemn? °Pößn Nst; auch mit F N und Berufsbezeichnungen verbunden: die Ditzeleut, Dreßlersleut, Scholzeleut, Wärtsleut Hennb, Schoullidns 'die Lehrerfamilie' °Heil Wie, die Lehrersleut Sonnb, die Pfarr(n)ersleut Sonnb, °Neuhs Meus; fahrendes Volk wurde in °Salz KLe verspottet: Gieger (Geiger), Qieger, Hünnerbei, di Lüt sin uff der Gass' dehei, ässe Krul un Schemelbei. —

Stehende Fügungen: de alten Leit 'die Großeltern' °Naumb Tro; die jungen Leute 'das junge Ehepaar in einem Hause, in dem noch die Eltern wohnen' OThür SOThür Itzgr, de weeßt doch, wie mr miet unsn gungn Leitn stiehn °Pößn Nst. SchwägerSchwiegerleute. — h. '/ Gesinde, Angestellte, Untergebene' allg.; dar ranzt de Leite horsch oon °Schmö GBr, da Mäster sitt bei seina Leut uff akrata Arwet °Hildb Gel, war fremme Leite halle muß, hot wetter nischt ols nor Verdruß °Pößn Nst; sofern die Angehörigen mitarbeiten, werden auch sie mit darunter verstanden. — -»- Acker- ErnteFörder- Hau- Herren- Hof- Löse- Wehr- Werkleute. lid(z) N T h ü r (außer Eichsf) "WThür n R h ö n ZThür, ö°Ilm, lüh, -ü- Eichsf, doch lidn s°Heil, lida °Sangh Que; lud(v) n H e n n b , u m °Got F r d , u m °Eisn R u , °Heil Sic S t r ; /ei/9 zwischen Pößn-Zeulr-Gera-Eisb;

loid Itzgr, laüd, Iqüd sHennb; sonst laid(d). Leuteauszieher m. scherzh. 'Gerichtsvollzieher' °Ilm Schm. - Leutebescheißer m. 'Betrüger' °Suhl Alb. — Leutebrot n. Leutebrote 'Deputat der Gutsarbeiter' °HMöls Nes um 1850. - Leuteessen n. 'Verpflegung des Gesindes' s Leiteassen soll monchmol sputtschlacht sei °Pößn Nst 1911. - Leutegequatsche n. 'Gerede, Klatscherei' ich gleiwe, as es bloß Lietegequatschte °Nordh GLo. — Leutegeschwatze

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leutescheu — Libelle

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n. dass., Leitegeschwotze °Pößn Nst, Lütgeschwätz 1691 Stieler 1099; übertr. de Fanster sinn schunn e bißchen geliffert 'leicht überfroren' °Altb Gor Ro, °Got Frd, °Eisn ÜE1. °Sömm Ost; i gelibbern, vgl. HessWb 2,138. leutescheu Adj. 'schüchtern, scheu vor den Da das Wort oft im Pt. Prät. angewandt wird, ist es Leuten' °Got Frd, °Ilm Man. Leuteschinder m. 'wer schlecht mit seinem Per- nicht immer von gelibbern zu scheiden; gdliwvrd sonal umgeht' °Schmö GBr Goß, Sonnb. — Leutes- NOThür, verstr. °Eisn, °Weim Ett Weim, gdliward plage f. dass. °Cob Nst. — Leutesplager m. 'wer neben gsleward Sondh, °Art Fra; gvlqvmrd n,öZThür andere Leute belästigt' Suhl. — Leutestube f. 'Ge- nllmThür nOThür; galewdrd vorwieg. sIlmThür westl. sindestube' Mansf 1888, °Hal Kol. — Leutetisch m. von Schwarza und Saale, seit. Eichsf und ZThür; bei den großen Bauern 'der Tisch, an dem das Ge- gal§wdrd °Eisn Naz; gulqwwd seit. nZThür, °Sondh Zau Sondh, °Apol Rei in Anlehnung an laben. sinde aß' °Schmö GBr Schi. leutlich Adj. 1. 'leutselig, freundlich, ge- Vorwieg. östl. von Schwarza und Saale Anlehnung sprächig' verstr. Hennb Itzgr, °Eisn Her Nst; an liefern und läufern: gdleford um °Neuhs OWei, gvlifird SOThür, °Altb, galifard °Altb Gor Ro, °Art unner Dokter is gor sehr leutlich °Sonnb Gef; Etz, in °Schmö GBr daneben -w-; gslgfdrd °Weim Troi, leidlich 2. — 2. 'belebt' verstr. Hennb Itzgr, hä Naumb. gätt mit sänner Schömpfere (Verlobten) gärn en Libelle f. 1. wie schd. alle vorkommenden Arten Waald, bu's net so lautlich is °Mein OMa; eine leutder Insektenordnung Odonaten, vorwieg. Aeschna liche Oasse Hennb 1793. cyanea, verstr. neben mdal. echterem / Wasserleutselig Adj. 1. wie schd., seit., nur in gehobener jungfer u n d einer großen Zahl von Syn., die auf Sprechweise; unser Poster (Pastor) is e ganz leit- kleine Gebiete oder einzelne Orte beschränkt sind selger Mann °Pößn Nst. — 2. 'belebt' eine leut- und häufig dem kindlichen Wortschatz entstammen. selige Oasse H e n n b 1793. Die Tiere selbst sind nicht überall bekannt. Nach Levantin 1 m. 'eine Art Seidengewebe' NThür ihrem Aufenthalt an Gewässern heißen sie t Bade1882. Fluß- Rösten- See- Teich- WaldWasserjungfer, Levantin 2 -> Lavente. Grabenschneider Otternjüngferle Pfützenhüpfer Schilf Leviten PL 1. in der R A jmd. die Leviten (ver) - fliege Sumpfhornisse, nach der Zeit ihres Fluges / lesen 'die Meinung sagen, ausschimpfen' allg., die Sommerjungfer Sonnenkind. Das schillernde AusLeviten geigen dass. Itzgr, °IlmMan. — 2. ' / Prü- sehen f ü h r t zu Namen wie t Braut Edeldame gel' da sollen sie ihre Lafitten kriegen Rudst, seit Elfe Qlasfalter König Pfauenauge (Seiden) jungfer Hertel 1895 nicht wieder belegt. - 3. in der R A Tanzjungfer, aber auch t Gaukler Grünspan ar get balle in de Leviten 'er wird bald sterben' Schillebold (Drachen)hure, nach der blau-weißlichen SRoda, wohl Verwechslung mit der R A in die -> Färbung einiger Libellenarten t Bayer. Man Wicken gehen. glaubt, daß die Libelle mit den Flügeln schneiden le'fidn allg., doch le'widn °Eisl Sib, SRoda, la'fidn könne, daher t Schneider Schnitter, Bach- Bauch°Mühlh HBe Lef, °Eisn OE1, Rudst, °Lobst Eli. Be- Binsen- Daumen- Glas- Gras- Hafer- Hals- NasenSau- Stroh- Zwirnschneider, Haar(ab)schneider, zieht sich auf das Buch Leviticus (3. Buch Mos.). Levkoje f. 1. wie schd. 'Matthiola incana R. Br.', Schneidehornisse -messer, (Schilf)schere. Dem Volksverstr.; Levkojensamen wurde in Sonnb unter dem glauben nach kann sie wie die Hornisse f ü r Mensch Zusammenläuten aller Glocken gesät, damit die und Tier durch giftige Stiche gefährlich werden, Fisch- Pferde- SeitenBlüten gefüllt würden. — 2. 'weibliche Scham' daher t Augen(aus)stecher, Sieben- Viehstecher, Stechjungfer, Stichbock, Blut°Erf Erm, t Fotze. tyflcolpn °Worb Lei, °Got Mech, -koulxn °Mühlh Fla, sauger sowie t Giftfliege -schnake, Skorpion. Bis-kui °HMöls OSchw, °Schmö GBr, -goi Cob, lefkojd weilen werden die Kinder vor der angeblichen Gefährlichkeit des Insekts gewarnt, um sie vom Sonnb, -kolp Erf, läfgoi Neuhs; lafgolvyn °Erf Erm. Wasser fernzuhalten, deshalb auch t Nixe und Lex Kollege. Leze f. 't Mundharmonika' Hai, wohl zu jiddisch Häkelmann, von denen es heißt, daß sie die Kinder lezan 'Musikant', vgl. Wolf Rotw. 3221: Letzer, ins Wasser ziehen. Ebenfalls auf abergläubischen Vorstellungen beruhen t Butterhexe Lernmücke RheinWb 5,385: leizemen. Speckjäger Wettervogel. Der schlanke, gerade HinterL'homlbre lumpern3. leib und der plumpe, aus der Nähe unheimlich auslibbern swV. 't gerinnen' n,öZThür nllmThür, sehende Kopf sind Anlaß zu den Bezeichnungen verstr. OThür, °Eisn, seit. sNThür; von erstarrent Bolzen Flinte Heubaum Klopfkeule Richtscheit dem Fett, von sauer gewordener Milch und geSäbel Schiebekarre ScMeißenheinrich Schwanzmücke ronnenem Blut; s Fett lawwert schon wedder °Apol Teufelsnadel Welle Wetzkumpf sowie / DickRei, auch refl. s Fett läwwert s'ch Apol; lebern etiam Gauls- Glas- Nattern- Ochsenkopf, Drachen Gespenst pronunciatur liefern, gelebert Blut, geliefert Fett

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liberal — L i c h t

Glasauge, im Verein mit den Flügeln t Futterbank Qarnbock Schneiderbock, aber auch t Radfahrer Schlittschuhfahrer. Mehr auf das Fluggeräusch beziehen sieh t Brummer Grille Schrille Doppeldecker Eindecker Flieger Propeller Quaker Schleppdampfer Schnurrkorks Tambour, auf das ruckartige Fliegen t Hüpferling. Übertragungen von Berufsbezeichnungen sind t Fleischer Jäger Langholzfahrer P f a f f e Pfannenflicker Scherenschleifer Schlotfeger Schuster Seidenspinner Spinnjungfer Töpfer. Vereinzelt kommen auch Verwechslungen mit anderen Insekten vor, z. B. Bremse Franzose Hornisse Motte Schnake Zweifalter. Selten und z. T. sprachlich undurchsichtig sind Dorfdunzel Hallotze Hatzige Kieshühnchen Magdfliege Mienzelmatz Miezematz Randstutzer Schnuppe Schoterilapper Tilleclei. Die übrigen Syn. finden sich bei t Bade- Rösten- SeeStech- Teich- Wasserjungfer, Grasschneider Pferdestecher Scherenschleifer Waschfrau. — 2. 'Wasserwaage' °Arn Ach, °Neuhs Cur, fachspr. auch weiter verbreitet. — 3. 'Haarspange' °Worb Eck, °Hal Bee. - Vgl. WbTiern Beiheft 3. h'wglf»), -b-, le-; Spielformen sind Niwalle °Pößri Bod, Rebelle südwestl. °Pößn Tri, beide nach DWA 2, Kt. 4, Isabella °Saalf Kam. liberal Adj. wie schd. 'freisinnig, tolerant' verstr.; dr Hufmorscholl tot n begrieße un wor sehr gietch un liberal Pößn; subst. ein Liberaler 'Mitglied einer liberalen Partei, Mensch mit liberaler Einstellung' in dr Mette stand dr Zettelhalter fär de Liweralen (bei einer Landtagswahl um 1900) °Sömm Kö. liberalisch Adj. 'moralisch leichtfertig' von Mädchen, die sich zu leicht hingeben, Hennb 1793, Suhl, °Neuhs Lau, Sonnb, °Schmö Dobi GBr, es ist ein hübsches Mädchen, aber ein bißchen liberalisch Hennb 1881; subst. Liweralischkeät 'Sittenlosigkeit' Sonnb. Libertät f. 'übertriebene Liebenswürdigkeit und Freudensbezeugung, die oft nicht echt ist' Itzgr, seit. Hennb, Salz, °Eisn R u See, °Got Win, Weim, un das es änne Libetee gegenänanner, daß mer denke sollte, das mißten ä paar rocht gute Freinde sei, 's kann aber kääne de annere rieche R u d s t ; och Gott, hon di (mache di) e Liweded! 'machen die ein Geschmuse' °Sonnb Rau. Das Wort ist an Hebe angelehnt und wird meist als Liebetät oder Liebetei verstanden: lews'd^d Salz, liwd°Sonnb, Uwd- "Schmal Pap, liwd'deid °Cob Nst; liwa'dai °Got Win, liwd'de Rudst Weim, liwv'ded Cob; liwdr'dqd c Eisn See, liwdndqd °Eisn Ru. libertätisch Adj. 'liebenswürdig' Cob. Liborius männlicher Vorname, Lähwes Eichsf 1912, Borgs "LSalz Neu 1801. Licht n. 1 a. 'die natürliche Helligkeit des Tages' allg., doch oft neben t Sonne; onter die Äpfelbämer

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konnste käne Ardebeer gemach, do hemmt ze weng Licht (Sonn) hie °Ilm Stü; paßt u f , daß kein Leecht in Kaller kimmt, sunst kiemn (keimen) de Katüffel c Eisn UEl; seltener vom Licht anderer Gestirne n Munne (Mond) sei Licht is nich su halle wie dr Sunne ihrsch °Pößn Nst. Auf die Gestirne selbst bezieht sich die Regel, daß beim Säen nicht zwei Lichter zugleich am Himmel sein dürfen, daß nämlich Sonne und Mond dabei nicht zugleich am Himmel stehen, nach Witzschel 2 (1878), 214. R A : jmd. im Licht stehen, aus dem Licht gehen allg., gäh mr ausn Licht, dei Vater is ke Gloser "Hildb Gel, wenns de epper meenst, ich verschenk meine Soche holb, do stiehste dir sehr in Lichte 'da irrst du dich' °Pößn Nst; beim Schlittenfahren rufen die Kinder Lichte! Aus'm Lichte! °Hal Teu, ausa Liecht! Aus mein Liecht! Cob. Umg. allg. sind jmd. hinters Licht führen 'ihn belügen, betrügen, zum Besten haben', eine Sache bei (rechtem) Licht betrachten, ins richtige Licht rücken (setzen), in ein falsches Licht bringen, das wirft kein gutes Licht auf ihn. — b. zwischen dem Licht 'in der Abenddämmerung' ich kumm am End (vielleicht) zwischena Lecht Sonnb Suhl, zwischena Lechtn °Cob Nst, f Dämmerung, Schummer- Zwischenlicht. — 2 a . ' d i e durch künstliche Beleuchtung erzielte Helligkeit' allg.; mach emol Licht, mr konn doch nischt mehr geseh °Ilm Stü; bei Lecht las (lesen) Sonnb. — b. zu Licht(e) gehen 'in die Spinnstube gehen, beim Nachbarn (beim gemeinsamen Licht) den Abend verbringen' verstr. Itzgr, an der oberen Schwarza, heit Omds geht's a weng ze Licht °Sonnb Scha, - > Lichtstube. — 3. 'künstliche Lichtquelle, Leuchte' a. 't Kerze', vorwieg. NOThür nllmThür nOThür, sonst verstr. neben Zuss.; gezogenes Licht u m °Rudst Kön, sonst seit, im Verbreitungsgebiet von t Zogenlicht; moch emol de Schnubbe vun Lichte wag! °Pößn R a ; lang mol än gezaines Licht °Mühlh Dach; s Licht tutmoche 'das Licht löschen' °HMöls OSchw; in den Innungsstatuten der Schuster in J e n a K a wird das Abbrennen eines Lichtes als Zeitmaß angegeben: . . . (wenn er) ehr ein lichtlein eins fingers lang ufgestackt vorbornet nicht enkompt, so oft gibt her 6 Pf. zu büße 1507 IJB Kahla S. 110. t Gollicht, KerzenStearins- Talg- Unschlitt- Wachs- Zogenlicht. Licht steht bisweilen auch für die t Öllampe, in "Sondh Ott f ü r Lampion, ebenso Lichtle 'Papierlaterne' °Hildb Wie; Fackel- Gäukel- Giegak- GokelMartins- Sedanlicht. — b. Licht neben elektrisches Licht 'elektrische Beleuchtung' und in erweitertem Sinne 'elektrischer Strom' allg.; geh e weng sporsam mit'n Licht em! °Ilm Stü; mr wulln itze früh sein, daß mer'sch eläktrische Licht ham Schlz. — c. R A : es geht mir ein Licht auf 'ich begreife endlich' allg., mir gett a Lecht auf su gruäß wie a Stoudeltur

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licht — Lichtenhainer

(Scheunentor) Cob; schlaff bläinksen (mit halboffenen Augen), da brückst de hei Licht 'sei wachsam, dann wirst du sparen' °Eisn Ru 1868; dastehen wie ein Licht 'gerade stehen' °Sömm Wei; dan ho ich obr a Licht aufg'steckt 'die Augen geöffnet' °Hildb Gel, ähnl. Weim, me mussn dn Dommen ä Lichtchen uunbürn (anbrennen) °Eisn Ru 1868; mochste mr obr wieder sittche Streeche, nochn soll dr obr är Teifel s Licht halle (halten)! Verwünschung °Pößn Nst, °Eisn R u ; wamme'n Fuchs (einen Rothaarigen) bi sich hat, bruch me kei Licht °Nordh Wol, °Sangh All Ede, °Naumb Löb, . . . kein elektrisch Licht °Mersb Roß, -¡- Nord- Rücklicht-, wenn man jmd. eine Arbeit zuschieben will, heißt es Ehre, dam die Ehre gebührt: Herr Pfarr, potze Se des Licht! Hennb 1869, der Schünst (Schönste) potzt des Licht dass. ebd.; im Nachtwächterlied bewahrt das Feuer und das Licht. . . früher wohl allg.; im Kindervers Christjan, steck's Licht an . . . Mansf 1888; das erste Fuder Korn bringt das Licht mit, weil dann abends schon die Lampe angesteckt werden muß, °Mühlh Len; wenn man mit dem Licht unter dem Tisch herumfährt, gibt es Zank Rudst. Das ewige Licht 'immer brennendes öllämpchen' Eichsf, wird auch an das Totenbett gestellt; langes Licht 'eine gespenstische Lichterscheinung' Gera, t Irrlicht; wenn man in der Neujahrsnacht ein Licht anzündet und sieht seinen eigenen Schatten ohne Kopf, so muß man sterben °HMöls Nes. — 4. übertr. a. auf geistige Fähigkeiten mancher wärd g'lubt üwer neu Schalin naus, un is doch gor ke groß Licht °Hildb Ade, ähnl. verstr., f Kirchenlicht; dar stellt sin Licht nich ungern Scheffel verstr. — b. 'aus der Nase fließender Schleim' verstr., meist im PI. dar zieht egal de Lichter wieder huch Zeulr, deine Lichter brennen Altb, der hat aber a Poor Lichter hänge °Sömm WSö, ar zöcht Lechter (Oollechter) Sonnb, a jezochnes Licht onger dr Noasn °Sömm Wun, t Rotzglocke, Laterne 2e. — c. 'Fruchtstand des f Löwenzahns' °Sonnb St, Lichtle °Hildb Saa, f Laterne 2a. — Augen- GlücksLebens- Ober- Totenlicht, Johannislichtchen. li%d allg.; doch liyd wNThür, an der oberen Schwarza, °Ilm LWi, Cob, Itiyd nWThür nwZThür, doch Iii yd, -ea- verstr. ö°Mühlh °LSalz °Got, Ui%d seit. °Heil °LSalz °Got; leyd sWThür nHennb öltzgr, zwischen unterer Ilm und Saale, sonst seit.; PI. -9r allg., doch liyßa °HMöls OSchw sowie 1 Pfd. Lichte °Neuhs K a 1821 {nach Thür. Monatsbll. 17,16).

licht Adj. 1. 'hell', vorwieg, in der Wendung am hellen lichten Tag öNThür NOThür, sonst am hellerlichten Tag, aber Eichsf ZThür IlmThür kaum belegt; on hallerlichtn Doog es a schon besoffen °Eisn UE1, am hellen lichtem Tage 1583 Chronicon Islebiense 47, lichterhaller Tag °Worb Di. RA: ha

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weß vun halln lichtn Tage nischt 'er ist unwissend' "HMöls OSchw; -> hellicht. In anderen Fügungen seit.: s wärd schon lichte 'es beginnt zu tagen' °Mersb Lau. — 2 a. 7 dünn, kahl' e lechta Stell (im Wald, auch im Haar) Sonnb, dän wärds ooch schon u f f n Koppe lichte °Mersb Lau, °Sömm GMo, °HMöls Nes; die Rüben oder Kartoffeln auf dem Felde stehen (sind) lichte ebd., die Kohlen im Keller werden lichte 'gehen zur Neige' °Sömm GMo. Bauernregel: Schworze Weihnacht — lichte Schein'n 'mildem Wetter zur Weihnachtszeit folgt eine schlechte Ernte' °Wcim Döb. — b. 'weitmaschig' dr Körbstricker hot an lechtn Kuärb gestrickt °Sonnb Häm Sonnb. Lichtblume f. 1 . 7 Herbstzeitlose', wohldeshalb, weil sie zu einer Jahreszeit blüht, in der man abends schon Licht anzünden muß, °Rudst Böh. — 2. 't Pfingstrose' °Neuhs Lau. — Lichtbursche m. im PL 'die Burschen, die mit den Lichtmädchen die Lichtstube (Spinnstube) besuchten' °Cob. Lichte 1 f. 1. 'Helligkeit' WThür Eichsf Mansf, um °Mühlh ODo, "Schmal Pap, °Suhl Ben, °Erf Mön Sehe. R A : jiek mich aus der Lichte! 'geh mir aus dem Licht, aus dem Weg!' °Eisl Sib, uiser de Lecht! dass. Salz; uis dr Lichte! rufen die Kinder in "Schmal Pap beim Rodeln; du stiehst in dr Latuchte; refl. se stenn sich Liechtn °Mühlh ODo, in dr Lichtn 'sie schaden sich selbst' °Eisn Ru. Soweit lautlicher Zusammenfall besteht, könnten diese RA auch zu Leuchte gestellt werden. 2. 'freie Stelle im Wald' Sonnb neben Lichtung. Lichte2 n. 1. 'Helligkeit' in der RA gieh mr os'n Lichtn! °Schlz Ndf, Hennb 1881, Eisn, °Wern Sti, die stiät me in Liächtn Eisn, °HMöls OSchw, °Mein OMa; refl. du stiehst dech en Lichtn 'du schadest dir selbst' °Got Eml, Eisn. - 2. 'das lichte Maß' seine Stoobenstär warre in Lichten bluß achtz'g Zentemeter breet °Weim Bla. lichtein swV. 'hell werden, tagen' öltzgr, ich gläb, s fängt a ze lechtln °Sonnb Mesch, t tägern; subst. zwüschen a Lechtln 'in der Abenddämmerung' Cob. Lichtenburg Burgruine bei °Melr Ost. Neckreim: In Nuurde (Nordheim) sin de Ehr (Ähren) laank, in Söinde (Sondheim) sin de Säu kraank, in örspringe (Urspringen) is dr Wäiwer Zaank, di Lichteburg is hoch gemesse, Ueste (Ostheim) hat in Dreck gesesse. Lichtenhainer m. 'Weißbier aus Rauchmalz, das früher in den 4 Jenaer Bierdörfern Lichtenhain, Ammerbach, Wöllnitz und Ziegenhain gebraut wurde'. Man trank es aus Lichtenhainer Kännchen, ca. 1 Liter fassenden hölzernen Krügen, die in Einlegearbeit mit farbigen Hölzern verziert waren; sie wurden bis 1940 von Lichtenhainer Kännchen-

Lichterbaum — Lichtmeß

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machern angefertigt. Das Weißbier wird heute in der Jenaer Stadtbrauerei hergestellt. Lichterbaum m. 'Weihnachtsbaum' vorwieg. °Sangh "Art °Grz, um Erf, sonst seit, neben geläufigeren Syn., t Christbaum; in °Neuhs OWei kannte man den an der Decke hängenden tanzenden Lichterbaum. Lichterkirche f. 'Gottesdienst am Abend vor Weihnachten' seit. "Mein "Schmal, in °Ilm Man auch am Silvesterabend, in °Schlz Plo mit Aufführung eines Krippenspiels; Lichtleskirch "Lobst Oß. — Lichterknecht m. 'blechernes Röhrchen mit einem Rand, als Kerzenhalter dienend' Hennb 1793, auch Lichtknacht °Pößn Nst. lichterloh Adv. 'mit heller Flamme, lodernd' allg. in der Wendung lichterloh brennen; der Struhfeirnel brannt lächdrluh °Schmö Goß, auch von mageren Menschen: wenn mer o dan Dörrlänner ä Streichholz naahält, brennt ar lichterloh Hildb; die Beeden brenn' janz lichterloh, die fressen sich vor lauter Liewe noch uff °Mersb Lau; seit, als Adj. e lichderluhes Fier °Neuhs Meu; t jeuer- hellerlichterloh, lunderloh.

Lichterzieher Lichterstange f. 'Lichtmast der Straßenbeleuchtung' "Eisn WLu. - Lichterzieher m. 1. 'Gerät zum Gießen von Kerzen' "Hildb Ade, °Sonnb OLi, mit der Sache veraltet; es bestand aus einem Rahmen mit 3 oder 4 nebeneinander stehenden Röhren, durch deren Längsachsen die Dochte gespannt wurden; s. Abb. — 2. 'Kerzenmacher' veraltet "Zeitz Of, "Altb Zie, "Zeulr LWe. 3. übertr. 'ein Kind, das den aus den Nasenlöchern hängenden Schleim nicht abwischt oder wieder hochzieht' verstr.; Hänsle, du bist häüt widder ema e Lichterzier, botz dä Rotznase! "Mein OMa.

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Lichtfrau f. 'die Hausfrau, in deren Wohnung die Lichtstube abgehalten wurde' Hennb 1881, "Hildb Vei. — Lichthaken m. 'Gerät zum Putzen von Kerzen- und Lampendochten' "LSalz Bla. — Lichtherr m. 'der Hausherr, bei dem die Lichtstube abgehalten wurde' verstr. sHennb Itzgr. lichtig Adj. 'hell' im Ruf der rodelnden Kinder in "Bernb Zel: Bahne! Geh mich aus de lichtige Laterne! Lichtkaute f. 'Grube, in der Holzabfälle und minderwertiges Holz gekohlt wurden' "Got Win 1895. — Lichtkerl m. 'Stromableser' (in unwilliger Rede) "Eisn UE1. - Lichtkirschbeere f. 'gelbliche, früh reifende Kirschenart' LiechtJcesper "Mühlh Len. — Lichtkirsche f. dass., verstr. WThür Hennb. - Lichtköhler m. 'Köhler, die in Gruben Reiser und Buschwerk verkohlen' nach 1782 Jacobsson 2,609 im Gothaischen üblich. — Lichtkugel f. 'mit Wasser gefüllte Glaskugel, die der Schuhmacher zur Verstärkung des Lichtscheines benutzte' Rudst, f Schusterkugel. — Lichtmädle n. 'die Mädchen, die zusammen mit den Lichtburschen die Lichtstube besuchten' Cob. — Lichtmahl n. 'Schmaus am Schluß der Lichtstube' Hennb 1881. - Lichtmann m. 'Stromableser' allg. — Lichtmännchen n. ' / Glühwürmchen' seit. w"Nordh nach DWA 3, S. 12. Lichtmeß f. 'der 2. Februar' allg., doch veraltend; Maria Lichtmeß vor wieg, im Eichsf. Ab Lichtmeß werden die Tage spürbar länger, deshalb Maria Lichtmaß müssn die Harm bei Tog ass Hennb Itzgr, sonst verstr., häufig mit Erweiterungen: ze Lichtmesse genn de Herrn bei Daache esse; de Bauern, wenn se gunn (können), de Bettelleite, wenn se was hunn (haben) "HMöls Nes; Lichtmeß mösse di Herrn bä Döö eß; die Reche, bann se wonn (wollen), die Arme, bann se ebbes honn Hennb. Auf Maria Lichtmeß schlägt die Uhr bei Tage sechs Eichsf, Mariä Lichtmessen ist der Winter halb gefressen ebd., aber: Lichtmeß will en dr Winter gor freß Hennb 1869. Das Wetter zu Lichtmeß soll ausschlaggebend für die Witterung der nächsten Zeit und für die kommende Ernte sein: wenns zu Lichtmeß stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit allg., doch läbber dn Wolf mang dn Schoofen, als Lichtmeß de Sunne "Sondh Greu, ähnl. "Mühlh Fla, "Gera Wün; bann der Dochs Lichtmeß ös den Bau kröcht on sän Schattme (Schatten) sit, bleit e noch vier Woche denn "Mein OMa, "Sondh GBe, sunnt sich der Dachs in der Lichtmeßwoch, kriecht er vier Wochen druf wedder ins Loch "Quedb Schie; so viel Taa der Ziemer (die Drossel) mir Liechtmaß p f ü f f t , so viel Wochen muß a nach Liechtmäß stellschivie (stillschweigen) "Eisn Ru 1868, Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee, aber Lichtmeß im Schnee, Ostern im Klee Eichsf; Liecht-

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Lichtmeß — Lichtstube

maß hall un kloir bedütt a gut Joihr, awwer an Zaalwäinder (Nachwinter) °Eisn Ru, ähnl. °Naumb Eul; sind die Lichtmessen dunkel, dürfen die Schäfer zu Weine gehen hieß es im Thüringer Wald (nach HdA 5,1269); schien zu Lichtmeß die Sonne, so sagte man in °Sondh HTh Schafer, nernb dn Orz in Acht 'geh mit dem Futter sparsam um', ähnl. in °Mühlh Fla und °Eisn UE1: Liächtmaß muß noch die Hälft vun Futter do sie; wird das Getreide schon früher knapp, sagt der Bauer in °Apol Rei uff meinen Getreidebodden es schon Lichtmasse. Besonders auf den Flachs hatte das Lichtmeßwetter Einfluß: wenn Lichtmaß scheint die Sunn ufn Stee, da bleibt dar Floß klee °Hildb Wall, Lichtmeß hell und klar gibt ein gutes Flachsjahr °LSalz Beh, Liächtmaß trüebe, mach dn Flachs uff dn Üeber (Hügel), Liächtmaß hall, mach dn Flachs ins Tal °Mühlh Fla. — Lichtmasse muß mr de grüße Worscht asse °Gera Wün, verstr. sZThür Hennb Itzgr SOThür; ähnl. zr Lichtmasse muß mr n Kaudelsock (die Magenwurst) onschneide, un zr Fosenacht muß mr sieh, wos de annre mocht °Pößn Ra, Sankt Martin Schlacht dr orme Mann sinn Schwien, Lichtmaß hettes wädder uffgegassen °Mühlh Fla. — Zu Mariä Lichtmeß nehmen die Schulkinder im Eichsf Kerzen zur Weihe mit in die Kirche; von dort werden diese in einer Prozession brennend heimgetragen; man zündet sie bei schweren Gewittern und bei Reichung der Sterbesakramente an. In °Mühlh Len holt man zu Lichtmeß die am Sonntag vor Ostern geweihten Palmen herbei. Im Eichsf und in °Salz Zel bleibt der Weihnachtsbaum bis Lichtmeß stehen. — Lichtmeß war früher Termin für den Gesindewechsel und Zahltag für das Gesinde im SOThür öltzgr sZThür nHennb sWThür, für Hirten und Schäfer auch in °Got Bai Gol, °Erf Mön NDi, c Weim Rit; Lichtmeß machen 'die Arbeitsstelle wechseln' °Saalf KGeA, Fritz hot bei Korns Lichtmasse gemocht °Pößn Ra. — In verschiedenen Orten fanden Vergnügungen zu Lichtmeß statt: in °Neuhs Geb gab es aus Anlaß des Gesindewechsels Essen und Tanz; in "Mein Fri UKa feierte die Jugend zwei Tage lang den Abschluß der Lichtstube, wobei mitunter ein ganzes Kalb verzehrt wurde; nach Witzschel'2,188 steckte die Bäuerin zu Lichtmeß einen Rocken mit Flachs auf den Mist, damit der Hahn daran spinnen sollte, die Freunde aber wurden mit Kräpfeln und Kaffee bewirtet. Im Meiningischen aß man zu Lichtmeß Erbsensuppe und Schweinsrippen; die abgegessenen Rippen wurden später in das besäte Feld oder in den zum Aussäen bestimmten Leinsamen gesteckt (nach HdA 5,1266). In °Schlz Bli beging die Dorfjugend den Tag mit einem Essen, zu dem die Eier im Dorf gesammelt wurden. In °Mersb Spe ge-

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hörten Lärmen, Peitschenknallen und der Schlag mit der Lebensrute zur Spergauer Lichtmeß; vgl. MdBllVk l,4ff. Nach HdA 5,1266 wurden am Lichtmeßmorgen die Angehörigen des Hauses mit Peitschen geschlagen; diese Sitte nannte man Lerchenwecken. An Stelle von Fastnacht feiert man heute noch Lichtmeß in der Rhön und im °Schmal. Vor Lichtmeß hatten in °Mein UWei die Mädchen im Backhaus das Vorrecht vor den Frauen, und in °Melr Urs gab es Feste für die Frauen und Mädchen. Um den 2. Februar wurden im SOThür und Hennb Lichtmeßmärlcte abgehalten. -»• Altlichtmeß, -mqsd, -a- I l m T h ü r SOThür sOThür, °Arn Ell, °Erf Eck, -mgsa N O T h ü r n O T h ü r ; -mris, -a- W T h ü r ZThür R h ö n Itzgr, -mg« H e n n b N T h ü r , K%damqsn Eichsf.

Lichtmeßtanz m. 'Tanzvergnügen zur Lichtmeßzeit' °Schlz Schil Schlz; in Schlz mußten die Mädchen dabei tüchtig hupfen, damit der Flachs hoch wurde. Lichtnelke t Feuerblume. Lichtpiröpfle n. 'Kerzenrest' °Hildb Reu. Lichtpfrümpfchen n. dass. °Zeitz Hay. — Lichtpfümpfchen n. dass. °Jena Die, °Neuhs Cur. — Lichtputze f. 'Gerät zum Säubern und Abschneiden des Kerzendochtes' °Arn Ach, Rudst, Zeulr, Lichtbutze 1691 Stieler 264; wie die beiden Folgenden kaum mehr bekannt, t Schnuppenschere. — Lichtputzschere f. dass. °Schmö Tau, °Weim Hod, °Salz Kra, Sonnb; in °Suhl Zel legt man dem Ruf des' Stieglitz die Worte unter flink, flink, flink, die Lichtbotzschär! — Lichtschere f. dass. °Weim GOb, °Zeitz Of. — Lichtschnippe f. 'Kerzenflamme' wie ich dorch de Kammer jing, muß dr Luftzug de Lichtschnippe an's Kleed jeweht hamn, und da branntes °Naumb Kö. — Lichtschnuppe f. 'verkohltes Dochtende auf der Kerze oder Öllampe' verstr. neben t Schnuppe, doch nicht im sZThür Hennb Itzgr; Sprichwort: wenn de Lichtschnuppe lange ä Beeschen (Röschen 'glühendes Dochtende') brennt, da kemmt bald Geld ins Haus gerennt Rudst 1890. — Lichtstöckel n. ' t Liebstöckel' Schmal 1892. — Lichtstörer m. 'Haken aus Draht oder angespitztens Hölzchen, mit dem Lampendocht und -brenner -gereinigt wurden' °Eisn Ru, "Suhl Hei, °Rudst ARe, °Saalf Resch, °Neuhs Cur. - Lichtstörl m. 1. dass., verstr. NThür, °Zeulr LWe, in °Schmö Zeh zum Nachschieben des Dochtes, in °Sondh GBe auch (mit einem Lappen versehen) zum Reinigen des Zylinders benutzt. - 2. 'Stab mit Blechhütchen, zum Auslöschen der Weihnachtsbaumkerzen in der Kirche benutzt' °Altb Zie. - Lichtstrümpichen n. 'Kerzenrest', auch 'Dochtrest' °Rudst ARe, ein Strumpf Licht 1691 Stieler 1153. Lichtstube f. 'geselliges Beisammensein der Dorfjugend' sHennb Itzgr, sö°Ilm °Neuhs s°Saalf

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Lichtstubenvater — lieb

w°Lobst, doch überlebt und jetzt kaum mehr üblich; hervorgegangen aus gemeinsamer Arbeit der Frauen und Mädchen (meist Spinnen oder Handarbeiten) an den Winterabenden in einem bestimmten Hause des Dorfes, wodurch sowohl Licht gespart als auch die Geselligkeit durch Unterhaltung und Singen gefördert wurde; in vorgerückter Stunde beteiligten sich auch die jungen Burschen; der Hausherr, der Lichtherr oder Lichtstubenvater, hatte die Obhut über die Lichtmädchen und Lichtburschen, die Hausfrau war die Lichtfrau. In jüngerer Zeit diente die Lichtstube als lose Vereinigung der Dorfjugend nur noch den oft recht ausgelassenen Vergnügungen: mir worn nächte in dr Lichtstubn, ihr könnt euch gedenk, wie's da hergett! °Mein Mil. Die Zusammenkünfte waren meist zwischen dem 1. November und Lichtmeß (2. Februar) oder Petri Stuhlfeier (22. Februar). Der Abschluß wurde mit einem Festschmaus, dem Lichtmahl begangen, Hennb 1881, °Mein Fri UKa. Auch sonst fanden Feste in der Lichtstube statt: zu Silvester z. B. in °Mein Bei Herrn, zum Dreikönigstag (6. Januar) in °Hildb Rie, wo es Sauerbraten mit Semmeln und Bier gab, in °Hildb Pop, wo man bei Kaffee und Kuchen feierte. In °Mein Hin warfen am Aschermittwoch die Burschen Asche in die Lichtstuben (-»• äschern), wonach sie von den Mädchen gefangen und nur gegen Pfänder freigelassen wurden, die man dann ausloste. — Seltener wird unter Lichtstube der nachbarliche Abendbesuch im allgemeinen Sinne verstanden, t Spinnstube. Lichtstubenvater m. 'der Hausherr, bei dem die Lichtstube abgehalten wurde' °Sonnb Mesch. Lichtstummel m. 'Kerzenrest' NThür NOThür nZThür, sonst seit., nicht Itzgr; un Christbaum hun mäi das Joihr nuir noch Lichtstommel °Eisn R u ; auch Dim. hol e näü Golicht (Kerze), das Lichtstömmele is ball aagebraant "Mein OMa. -sdumdl, -o-, daneben verstr. -sdumbdt; liyßvrsdumdt °Querf Albs, -sdomdl "Mein Beh.

Lichtstumpen m. dass. °Bernb Ads, °Erf Sto. Lichtstumpf m. dass., verstr. NOThür OThür, sonst seit.; meist Dim. -stumpf chen, -stumpfte. - Lichtträger m. 'Personen, die beim Begräbnis Kerzen tragen' °Heil Fli. - Lichttülle f. 'Dochtöffnung am öllämpchen' °Schmö GBr, veraltet. Licke -»• Lecke. Lid n. 1. ' / Deckel, Klappe' WThür ZThür wIlmThür NThür NOThür, veraltet Hennb, "Jena, doch überall seit, neben den entsprechenden Zuss. je nach der speziellen Bedeutung, z. B. die Ofentür, der t Laden (vor allem am Stall oder Heuboden), der Verschluß an Schornsteinen zum Entfernen des Rußes, der Verschluß vor Kellerlöchern und in Wassergräben, die seitliche Klappe am Kasten8

Thüringisches Wörterbuch, 3. Lief.

266

wagen, die Tür am Schweinestall; vergiß nich, dan Rägel am Schwinskoben richtig zuzuschieben, sunst do macht das Biest dos Leed noch ganz kaputt °Mühlh HBe. Seltener sind 'der obere, bewegliche Teil der Flachsbreche' °Ilm Pen, 'der Deckel an Wasserkannen und Büchsen' Hennb 1881; wohl auf den Klapptisch des Fleischers bezogen: . . . doch also (soll der Fleischer seine Ware auslegen), daß er solch pfinnigk fleisch vornn auf die liedt lege . . . 1487 Alberti US Gera S. 204. Boden- FensterFeuer- Gucke- Hühner- Kachel- Kannen- KobenKober- Ofen- Röhren- Schublid. — 2. '* Augenlid' verstr. neben der Zuss., doch seit. Hennb Itzgr neben Augendeckel und seit. OThür neben jüngerem Augenlid und älterem Wimper. led WThür Eichsf nNThür NOThür, l?d sNThür nZThür (neben lead, liad), IlmThür, lead IM ZThür, l$id verstr. u m LSalz, °Art Fra, led seit. n°Heil, °Art E t z .

lideganz liedeganz. lidern1 Adj. '* ledern' mit zweyen Liedern Eymern 1591 Erf, Ordnung der Maurermeister (nach Brandis Hs.). Auf mhd. liderin zurückgehend und abweichend v o m Schd. und den meisten thür. Mdaa., wo sich ledern durchgesetzt hat.

lidern2 swV. 1. ' / gerben' wenn di Housnfall geliedert sän, los ich me a Kapp devo mach °Sonnb Häm, Cob. — 2. 't prügeln' sei Murre (Mutter) hot na ortlich geliedert °Sonnb Häm NhS, Hennb 1793, -»• aus- durch- verlidern. — 3. 'werfen, zunichte machen' °Sonnb NhS. — t ledern2. Lieb Gottlieb. lieb Adj. l a . 'verehrt, geschätzt, teuer' allg., doch nicht oft und meist in gehobener Rede gebraucht; mi lie gut Käind hat mutt starr (mußte sterben) °Eisn R u ; eine Mutter sagt von ihren Söhnen mir is eener so lieb wie der annere Jena, dou is mer mei Laam ze lieb Sonnb, unflekt. in der RA sich lieb Kind machen 'sich anbiedern' verstr. In meist vertraulicher Anrede: ihr liem Kinneria, seid jetzt emol leis Sonnb, ja, liewa Fraa, for fuchzig Pfennich kaa ke Mensch dan Artikel gelief er ebd., härzer liewer Mann Mansf 1888, t herz; Tach, mei Liewer, was machst'n noch? 'wie geht es dir?' Jena, auch drohend: paß auf, mei Liewer, wenn ich dich erwische! ebd.; auf eine Ablehnung erwidert man na, denn nich, liewe Tante, da heirat' mer n Onkel umg. verstr.; beim Pfänderspiel wird der Ofen personifiziert: Liewer Ofen, ich bete dich an, du hast keine Frau und ich kein' Mann . . .

Heidelbeervers in °Eschw Aue: Heilebeern kauf, mien liewer Bruder, sauf /

verstr.

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lieb

— b. häufiger als ehrendes Attribut für überirdische oder schicksalhafte Mächte, aber auch für andere bedeutsame Dinge des menschlichen Lebens in festen Fügungen oder formelhaften Wendungen: der liebe Gott 't Oott' allg., doch Hennb Itzgr seit, neben t Herrgott, im Eichsf der liebe Oott auch 'Kruzifix'; wenn mr gesund is un hot's tagliche Brut, do konn mr n liemn Qutt nich ujt genunk danke °Pößn Nst, dr liewe Gutt surgt schun drvir, daß de Bääme nich in Himmel wochsen ebd.; ellipt. in der Beteuerungsformel weiß dr Liewe! °Mühlh ODo; für den Marienkäfer finden sich Fügungen wie dem lieben Gott seine Muhkuh, . . . sein Meißchen, . . . sein Schäfchen u. a., Liebegotteshühnchen. Dar hot schcmd met'n liem Engelchen geschwatzt 'er liegt im Sterben' °Ilm Elg. Die aus den letzten Halmen gebildete Getreidepuppe hieß die liebe Frau Salz 1893, t Scheusal-, wenn das Korn wogte, hieß es in °Salz UBr de leew Frau is em Korn, die leew Frau wurde dort auch ein Stab mit den letzten Halmen und einigen Feldblumen genannt, den man auf dem abgeerntetem Feld stehen ließ; unser lieben Frauen Bettstroh 'gelbes Labkraut' Eichsf, °Schmal Pap, 'Leinkraut' °Art Wie, liewe Frau im Bettstroh 'Johanniskraut' °Eschw Net. Am Andreastag beteten in °Rudst Sit die jungen Mädchen: Liewer Andreas, ech bitte dech, Bettstelle, ech träte dech, laß mir erschein' dän Herzallerliebsten mein.

Vor allem im Gespräch mit Kindern heißt es die liebe Sonne, verstr.; Kinderreim in °HMöls Nes: Liebe Sonne, scheine, schein auf meine Beine . . .;

der liebe Sonntag verstr., un wenn dr liebe Sonntag kommt, da hammer nischt ze kochen "HMöls Nes, ar ging on liebe Sonntig früh en Wald (um zu arbeiten) °Mein Has; in de liewe Kärche jiehn Mansf 1888; der liebe Frieden 'der Hausfrieden' allg., wos tut me niä olles forn liem Friedn Sonnb, schließlich gibt mer's liem Friedns willn doch widder nach J e n a ; das liebe Leben verstr., dös langt kaum for'sch liewa Laam Sonnb, ein Gesunder sieht aus wie's liebe Leben selber °Apol Au. Das Brot heißt verstr., mit tadelndem Hinweis, daß mit ihm nicht in rechter Weise umgegangen wird, s liewe Brot; man darf's liewe Brot nich fortwerfe °Querf Lan, ein Hagerer sieht aus, als hätte's liewe Brot nich ze assn °Naumb Abu, er hat das liebe Brot nicht 1691 Stieler 1156; das liewe Gut dass. Eichsf NOThür; wenn eine gute Sache durch einen Fehler verdorben wurde, hieß es übertr. do hals mer'sch liewe Jut,

268 un 's is nich joor jebacken Mansf 1888, do hamme's liewe Gut un keine Häwn (Hefe) Sondh; bei schlechter Ware oder bei einer Mißernte ruft man aus du liewes Jut! °HMöls Nes, °Mersb Lau; das liebe Vieh allg., meist in den Wendungen die laamn wie's liewe Vieh °HMöls OSchw, do schindt un ploocht mr sich wie's liewe Vieh °Zeulr Göt, die sinn dimmer wie's liewe Vieh "Zeitz Pre; das liebe Geld allg., die han doch bloß die änzige Sarch (Sorge) em's liewe Geld "Ilm Stü, 's liewe Geld langt nich vorne un nich hintn Jena. — 2. 'angenehm' allg., doch neben häufigerem / recht; s wär me lieb, wenn da selwer köimst Sonnb; im Komp. weit häufiger: ein hübsches Mädchen es me aa liewer bi man Vater sä all Steuerbuch Hennb 1869, aber mä Steuerzettu is me liewer bi dar "Suhl, ähnl. "Jena Löbe, he is mer on en Bai liäwer, biä der anner an ganze Wanst Hennb; Distel säin dn Esel liewer bi Rosen 'vom Geruch wird niemand satt' °Eisn Ru. Der Sup. wird auch attr. gebraucht: Praßkopf is mer di Übst Warscht °Ilm Stü. — 3 a. in iron. Rede 'minderwertig, schlecht' allg.; ä liewes Brot, ä liewes Fleesch °Sömm Kö, das es ä liäwes Mensch 'ein liederliches Frauenzimmer' °Erf Dach, dos is mer e liewer Voter, dar sane Kenner so behannelt °Ilm Stü; do hat ich dach de liebe Ziet dervone 'dazu hätte ich gerade (nämlich keine) Zeit' um °Mühlh ODo, °Salz Bar, °Erf Mön. - b. ds liebe Wetter 'Gewitter' Mansf 1888, °Nebra Woh, °HMöls OSchw, °Neuhs Lau LiO, s li'e Waader Hecht 'es blitzt' °Neuhs Dee; wohl ein Rest alten Abwehrzaubers. — 4. mit völlig verblaßter Bedeutung a. in Ausrufen der Bestürzung oder Verwunderung: ach du leber Gott, dar Ulierich es bluß noch Huut un Knochen! °Mühlh HBe, allg., du alter lieber Gott! Hennb 1881, du liebs Gottla, wenn nar örscht die Stund verbei war! Sonnb; ach du lieber Heiland! Sonnb St, t Liebereil; ach du lieber Jesses! Sonnb; ihr liem Leutla! ebd.; mei liewer Mann! umg. allg. als Ausruf der Bewunderung, aber auch drohend; Väterchen, ach du liebes Väterchen! Mansf 1888; du lieber Himmel! allg.; du liebes bißchen! umg. allg.; du liebe Zeit! allg., du lieber Ziet! Du libster Ziet! °Mühlh ODo; och du Liewerchn! °Eisn OE1; (ei) lieber gar! veraltend NThür ZThür IlmThür OThür, Zeulr, auch als Ausruf der Ablehnung; ach du liewes Krautskeppchen! Jena. — b. als verstärkendes Wort in den Redewendungen den lieben langen Tag 'den ganzen Tag' allg., dar Opa pafft doch dan leben langen Tag °Mühlh HBe; monch liewes Mol 'oft' °Schmö GBr; seine liebe Not haben 'große Mühe haben' allg., dr Kanter hat doch mit san äächen Kennern sa liewe Not "Ilm Stü, sei liewa Müh Sonnb; mei lieb's bißl Gut 'meine ganze Habe' Pößn, -»• liebesgern. — 6. Komp. und Sup. ver-

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treten als Adv. die Steigerungsformen von 't gern' allg., gelegentlich auch von 'tgut': in miä, in läwwer 'je mehr desto besser' Sondh, ähnl. er meen hä kreegt, in liwwer warrsch en "Eisn Ru, ich sah in Winter liewer jiehn wi gumme °SRoda Klo, das alte Geniste (Gestrüpp) kenn mr liewer wagbrenne °Pößn R a ; an Sunndich stund ich an libsten gor niä auf °Sonnb H ä m ; mir schmeckt dr Kase an liebsten, wenne lefft un lowannig is °Jena Löbe. RA: Liächtmaß lebber dn Wulf in Stalle wie de Sunn uff dn Dache °Mühlh Fla, ähnl. "Sondh Greu; liewer heut wie morchn 'möglichst bald' allg.; lewer'n Magen verrenkt als'n Wert was geschenkt °Sömm Kö, ähnl. verstr.; liewer a Laus in Kraut als gor kai Flaisch Suhl, °Sonnb St; lieber einen Kahlkopf (eine Glatze) als gar keine Haare verstr.; ein Fauler macht o liewer fartje Arweit °HMöls Nes; liewer mit era Kotz aus en Napf gegossen, wie mit su en Maa zesamm ze laam Sonnb; da möcht me liewer in de Kas gebull 'lieber das Ärgste tun' °Eisn R u ; man heiratet liewer en Hert wie en Wert Ilm; lieber arm und gesund "HMöls Nes, aber scherzh. auch lieber reich und gesund als arm und krank umg. verstr., liewer orm wie gor kä Gald °Sonnb St; liwer derstickt wie derfrurn Cob, läwer i Winter a Papel wie i Summer a Kräpel 'lieber im Winter dick angezogen als im Sommer krank' Sondh, Erf; liäwer en Fuärz in die Luft bie en Taler in die Abedäge "Mein Was; ein Geiziger bißt sich libber 'n klein Finger ab °Heil Men, °Eisn UE1, eh dar was vun Lädder gett, lätte sech libber a Loch ens Knöi bohre °Sondh Greu, "Zeitz Pre; Verleumder selln lewer de Schnuse (Schnauze) zn Orsche haale °Erf Win; die hüpft ne om lebsten nauf ne Buckel 'sie ist mannstoll' "Grz Cos. Rätsel aus °Mein Herrn: bann fährt dr Bauer en libste? Antwort: bann hä nit gefohr ko (nämlich wenn er festsitzt und nicht weiter kann). — -> freßlieb, vorliebnehmen, Liebste. Ub W T h ü r , w°Got, °Wern Sti, °Ilm Möh; leib, -fis"Sondh "Lobst °Schlz, °Eisn H a i ; lidb, -es- ZThür (außer Südwestrand), w"Suhl, u m Mein, "Ilm GBr H e r ; K °Eisn R u , "Schmal Bro P a p , "Neuhs Dee; sonst Ub; wegen des abweichenden -ei- werden die Einwohner von °Eisn H a i v e r s p o t t e t : ax du leiwsr god, an dan eiwdr (Hang) lid'n deir (Tier). — K o m p . : Uw3r Eichsf n N T h ü r , verstr. I l m T h ü r , u m Xebra u n d "Sangh All; levnr, -f.- W T h ü r öZThür, verstr. n l l m T h ü r ; lewar wZThür R h ö n ; leiwvr, -fi- "Lobst "Schlz; liwsrsd Mansf 1888, libursd "Worb K a i ; sonst liwdr. S u p . : liwdsd-, -e- N T h ü r N O T h ü r n Z T h ü r n l l m T h ü r , libsd-, -e- W T h ü r H e n n b I t z g r sZThür s I l m T h ü r , lisd- "Schmal Bro P a p , "Eisn R u , sonst libsd-, -bintervokalisch meist -«••-.

Liebchen n. wie schd., seit, und wohl aus der Schriftspr. übernommen, f Braut. Orakel in Mein: 18»

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Liebchen — Liebe Schimmel und Braun: wirst dein Liebchen schaun, zwei Schimmel ein Gespann: siehst deinen künftigen Mann.

Im Vers beim

Kindein in "Lobst Wu:

Dengel denget Liebchen, du bist ein feines Diebchen. —

Gelegentlich kosend zum Kleinkind. Sonst meist abwertend bei außerehelichen Verhältnissen: ar hat wull widder emol e Liebchen inElmena (Ilmenau) ? "Ilm Stü; t Mensch2. -»• Maßliebchen. In F1N meist zu Löhchen gehörig, Dim. von Lohso das Liebchen, mdal. s liwixn "Ilm LWi. Liebchenskraut n. 1. 't Johanniskraut' "Sangh Wet, > Schatzliebchenskraut. — 2. ' t Liebstöckel' nur "Jena Löbe. Liebe f. 1. wie schd. 'Zuneigung', doch außer in stehenden Wendungen wenig gebraucht. — a. 'die Liebe zwischen den Geschlechtern' die frässen sich vor lauter Liebe noch janz uff "Mersb Lau, us ittel (puirer) Lie(b) möcht ha sü schier gefräß "Eisn Ru; a unglücklicha Lieb Sonnb. RA: ke Lieb in Leib hou Sonnb; umg. allg. sind alte Liebe rostet nicht, von Luft und Liebe leben; von einem schlecht zusammenpassenden Paar sagt man na ja, wo die Liebe hinfällt allg., erweitert durch den Zusatz . . . un soll se nei'n Kühdrääck fall "Hildb The, die Liebe is blend wie Pforrsch alle Henne "Altb Meu; kalte Hände, Froschnatur, von der Liebe keene Spur umg. verstr.; wu ke Gald is in Haus, dou fliecht die Lieb zun Fanster rums Sonnb, ähnl. "Heil Rei; Anton hat wedder mol de Liebe aufgefrischt 'seine Frau verprügelt' Saalf; guter Koffee muß sei: schworz wie dr Teifel, heeß wie de Helle un sisse wie de Liebe "Pößn Nst; beim Skatspiel sagt man rot ist die Liebe, wenn man Rot ausspielt, verstr.; auch von anderen Spielen heißt es wer kein Glück in der Karte (im Spiel) hat, der hat's in der Liebe allg.; host de des Bleetie von der Liebe net gesehe nannte man ein Pfänderspiel mit Karten im Hennb und in "Eisn Ru; dem Gesang der Nachtigall legt man in "Naumb Saa die Worte unter tief, tief, tief, tief sitzt die Liebe in's Menschen Brust; als scherzh. Absage in "Schmal Eck: ein Qruß und ein Knix, on met der Liewe (Freierei)

wärsch

nix.

Die Liebe antun 'durch einen Liebeszauber behexen' 18. J h . "Cob Mön (nach Thür. Monatsbll. 17,7). -*• Hochzeits- Johannis- Kirmes- Soldatenliebe, zuliebe. — b. 'die Neigung zu einer Tätigkeit' in der RA Lust und Liebe zu einer Sache haben allg., ohne Lust un Lieb konn mer aa kä Blaser gewar (kein Glasbläser werden) "Ilm Stü. — 2. 'Gefälligkeit' in RA: eine Liebe ist die andere wert

Liebediener — Lieberei

271

allg.; die Liebe (an)tun allg., tu mer die Lieb un heer mit dan domm' Oekai (Gerede) auf °Ilm Stü, ich mouch na niä die Lieb aatu un fräich (fragen) Sonnb. — 3. 'Güte' übertr. dos es de Liewe saüewer (selbst) 'sie ist äußerst gütig' °Erf Mön. 4. 'frühere(r) Geliebte(r)' in der Wendung eine alte Liebe allg., das war wohl ne alte Liebe, mit der de vorhin getanzt hast ? Jena. — B. Brennende Liebe, lewd °Wern Sti, "Ilm Gil Möh, liswd verstr. ZThür, °I]m GBr, Ii °Eisn Ru 1868, Salz, sonst lim,

Hb.

Liebediener m. 'Schmeichler, Speichellecker' Liediener verstr. °Schmal, f Arschkriecher. liebedienern swV. 'schmeicheln, heuchlerisch schöntun' °Eisn Tre, °Sömm Kö; > Schöndienerei. Liebegotteshühnchen n. 't Marienkäfer' nur °Worb Hei Kai Silb, "Schmal Spri; t Liebemännchen Liebengelchen Liebermeischen Liebesgottmädchen Liebfraukühchen Liebvögele und die folgenden. — Liebegotteskäfer m. dass., nur °SRoda Bre GBo Meu. - Liebegotteskühchen n. dass., nur °Jena Löbs, dazu dem lieben Qott seine Kuh °Worb Berl, dem lieben Gott sein Kühle °Schmal Str, dem lieben Gott seine Muhkuh nw°Worb. Liebegott(es)meischen n. 'Marienkäfer' nur s°Heil s°Worb, °Mühlh Hil Str; dazu Liebengottesmieschen Heil, Liebesgottesmeischen °Eisn GBu; ferner dem lieben Gott sein Meischen verstr. "Mühlh, °Worb Beu KaO; die Kinder setzen den Käfer auf den Pinger und sprechen: Liebegottesmeiselchen, fliege nach Heiligenstadt, dine Kinderchen gröhlen, din Huschen brennt. Bränget mich en Botterstickchen met. °Worb KWo Liebegottsmieschen fliege, dein Häuschen brennt, •sollst Wasser drauf tragen. Flieg, Liebegottsmieschen!

°Worb GBa.

Liebegottesmückele n. dass., nur Ilm. — Liebegott(es)schäfchen n. dass., nur °Ilm Ger UPö, °Arn Grä, "Jena ADo Olk, °SRoda Hai Mag; dazu Liebesgott(es)schäfchen °Ilm Gesch, °Weim GSchw, Liebegottesschäfel verstr. °Pößn, °Saalf Goß Kau, Liebengottschafel °Pößn Wer, dem lieben Gott sein Schäfle °Saalf Kam, "Lobst Pot, n liem Gott sei Mehschafchen SRoda. - Liebegottesschühchen n. '/ Hornklee' s Lebegottsschichelchen "Worb Büt. — Liebegottesvogel m. 'Marienkäfer' nur "Jena Ka Sei, Pößn, °SRoda Sei Walt; dazu Liebenguttsvugel °SRoda Bre. Dim. -vögel "Schlz Kül, -vögelchen "Jena Die, °SRoda UBo, -vögle °Saalf Döh Dro, °Schlz Eßb. - Liebekühchen n. dass., nur Liebekäibchen °Mühlh ERi; t Liebegotteshühnchen. Liebelei f. 'Tändelei, Liebesverhältnis ohne Heiratsabsichten' verstr.; die Zwee ham änne Liewelei "Mersb Lau.

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Liebeliese f. in der RA Liebeliese machen 'liebkosen, t schmusen' °Mühlh Lan ODo. liebeliesen swV. 'drängend bitten, nötigen' ha hät mich geliebeliest °Mühlh Fla, veraltend; / veitermicheln. Liebemännchen n. 'Marienkäfer' nur °Arn Tra, t Liebegotteshühnchen. lieben swV. wie schd., doch seit, neben t mögen, gern haben, gut sein-, häufiger in Wendungen und Versen: der liebt ä guten Happenpappen 'er ißt gern etwas Gutes' Weißf; den Schluck lieben 'dem Branntwein zugetan sein' NThür 1790; was sich neckt, das liebt sich, auch was sich liebt, das neckt sich allg.; als Orakel werden die Strahlblüten der Margerite abgezupft mit den Worten sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich . . . allg. Zauber gegen die Liebe im 18. J h . in °Cob Mön: Oder fange Dir eine Kreuzspinne, tue solche in ein Pappier, daß sie nicht heraus kann und gehe hin zu derer, die Du wider Deinen Willen lieben mußt, und siehe, daß Du sie derselben heimlich beibringst, daß sie nichts inne wird oder wirf sie ihr in Gottes Namen über den Kopf hin, es wird von Stund an vorbei sein, (nach Thür. Monatsbll. 17,7). — Um dem Anfänger den regelmäßigen Vierertakt beim Dreschen zu lehren, sprach man in °Sonnb Scha dazu lieb dich, Wally, lieb dich, Wally . . .; Trinkspruch in °Eisn Ger: Hingern Ufen gesässen, de Husen verbrannt, ein Schätzchen geliebet on gor nich gekannt. Prust!

be- verlieben. Liebengelchen n. 1. 'Marienkäfer' nur ö°Arn, °Ilm Büch GrA Hey Wüm, dazu liebes Engelchen °Weim GLo, f Liebegotteshühnchen. — 2. ' / Flieder' Liewaengela °Neuhs Schei, Lieweriängel "Schmal Pap; -* J¿längerjelieber. Liebengrün Ort im Kreis Lobenstein, mit Necknamen Hurengriene, während das benachbarte Liebschütz Spitzbübenliebst hieß. Spottvers auf beide Orte: In der Liebst un in der Griene, do sin de Meedlich schiene, do ham se decke Nosen, wie de Ufenblosen. De Liebster un de Grüner haben Beine wie die Hühner, haben Arme wie die Rohrstecken, drum mögen sie uns am Ärmel lecken.

Lieberei1 o. G. in dem Ausruf der Verwunderung und Bestürzung: ach du Liewerei! sWThür Hennb, wohl aus lieber Heiland. Lieberei2 f. Volksbrauch in "Arn Ket, auch t Lappenschießen genannt; am Sonntag nach Pfingsten erhielt der beste Schütze beim Scheiben-

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Liebe(r)länge(r) — Liebstöckel

schießen das Umschlagtuch der jüngst verheirateten Frau, welches vorher durch das Dorf getragen und dann an eine Tanne geheftet worden war. liebe (r)länge(r) Jelängerjelieber. Lieberm eischen n. 'Marienkäfer' Lewwermeischen nur °Mühlh Hey, vielleicht aus *Liebherrmeischen; t Liebegotteshühnchen. Liebesblümchen n. 1. 7 Pickel im Gesicht' nur °Erf Apf, °Rudst GKo. 2. 'Maßliebchen, gefüllte i Gänseblume' Liebesblümle Hennb 1793. — Liebeschristian m. 7 Schürzenjäger' °Art Roß. Liebesfinne f. 7 Pickel im Gesicht' nur °LSalz Neu 1801. liebesgern Adv. 'sehr gern' liewesjährenM&nsi 1888. Liebesgottmädchen n. 'Marienkäfer' nur °Mühlh Hil, t Liebegotteshühnchen und das folgende. — Liebesherrgottstierchen n. 'Marienkäfer' °Mühlh ERi. - Liebeskraut n. 1. 7 Liebstöckel' Läibskraut nur "Lobst Rem. — 2. als Bestandteil des Weihbündels vermutlich 7 Erdrauch' °Mühlh Hil. — Liebespaar n. wie schd., allg. neben t Paar, Pärchen, aber wohl mehr umg.; de Liebespaare han sich genunk un satt abgeschmozelt Nordh.; Dim. s Liewespaarichen knutschte sich var alln Lieten ob °Sondh HTh; in °Zeitz Pro sagt man spöttisch, von einem Brautpaar s Liebespaar von Meisen (HMöls). — Liebesperle f. meist im PI. 'kleine bunte Zuckerkügelchen' verstr. — Liebespinsel m. 7 Schürzenjäger' °Ilm Schm Ves. Liebfraukühchen n. 'Marienkäfer' Liebfrauköichelchen nur °Got Cat, t Liebegotteshühnchen. liebhaben1 Adj. su a liebhamnes Denk 'so ein mageres, kleines Mädchen' °Weim Schwa. liebhaben2 swV. wie schd., allg., doch seltener neben / mögen, gern haben; ich huä en grad so lieb, es bann e mi eige Käind war °Mein Was. RA: wos sich lieb hot, dos nackt sich °Pößn Nst, ebenso bar (wer) mich wörft, dar hot mich lieb Hennb; wer seine Fraa lieb hot, der läßt se ze Hause Grz; Spinnstubenvers in "Schmal Eck: . . . o du korzer, decker Soock, denkst wou a, ich hält dich liäb gehot ?

Spottvers in °Got Frm : . . . Melier, Meiler, Matzendieb, hat de kleine Maachen lieb.

Die Mädchen in Mein und Neuhs sagen beim Schluckauf: Ich habe den Schtucksen, mein Schatz tut mich drucksen, und wenn er mich lieb hat, so nimmt er mir den Schtucksen ab.

Liebhaber m. wie schd. 'Verehrer' seit.; dos Meedel hot zahn Liebhober, ober kenn Freier °Pößn Nst; / Freund.

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lieblich Adj. wie schd., verstr.; do schmacken se (die Pfeiferscheiben) ordentlich lieblich °SRoda Klo; auch iron. de Bicher von Großen sehn lieblich aus 'sehen liederlich aus' °Hett Gör. Liebling m. wie schd., seit.; 's Enkelchen is dän Jroßvater sei Lieibling °Mersb Lau. Lieblingsessen n. 'f Leibgericht' verstr. - Lieblingsfutter n. dass. Erf. - Lieblingskost f. dass. neben Leibkost Eichsf. liebreich Adj. 'freundlich' a es liäbriech °Erf Mön 1913, sonst kaum mdal. liebsam Adj. er werd libsomm 'er wird eitel, will sich beliebt machen' °Sonnb Schi. Liebschaft f. wie schd. 'Liebesverhältnis, meist ohne Heiratsabsichten' verstr.; hast sehe widder emol e Liebschaft, statts daß de dich ofn Orsch setzt un wos larnst! °Ilm Stü. t Verhältnis. Liebschütz -¡- Liebengrün. Liebsle n. Kosewort für die Liebste, gieh har, mei Liebsla, iech wart schö a Ewigkeät auf diech Sonnb. Liebste f. m. 7 Braut, Geliebte' bzw. 7 Bräutigam, Geliebter', verstr.; mei Meedl braucht n Drackdeckel (Aufpasserin) nich ze machn, wenn deine Lina miet ehm Liebstn drussn rimschwänzt °Pößn Nst; was de doch far e narrscher Liebster bist, de host mer nuch nich emol e Schmatzl gamn ebd. -s- lieb, Stiefliebste. Liebstengel m. 'Liebstöckel' °Sömm Man. Liebstöckel n. m. 1. wie schd. 'Levisticum officinale Koch' allg. neben jüngerem Maggikraut, doch kennt man die Pflanze nur noch selten; gegendweise wurde sie auf dem Felde angebaut, so in °Sömm Kö Orl, "Jena Löbe; man verwendet sie als magenstärkende Heilpflanze für Mensch und Tier und als Suppengewürz. In °Mein OWei und °Salz OZe wurde die Wurzel in Schnaps angesetzt, den man dann gegen Magenverstimmung trank; die Wurzel galt auch als Linderungsmittel bei Brustleiden (nach Reuß j. L. 1870). Nach dem charakteristischen Geruch nennt man die Pflanze auch 1 Maggi, Maggibaum -blätter -gewürz -kraut -pflanze -stock -Strauch, Geruch- Nies- Selleriekraut, nach ihrer Verwendung Küchen- Suppenkraut; an Liebstöckel bzw. Levisticum, angelehnt sind / Lichtstöckel, Liebchens- Liebeskraut, Liebstengel, LebensLehenstock. — 2. ein Ackerunkraut (wohl eine Ampferart), Naumb Fle, Liebstöckel macht Luzerne tot °HMöls Teu. Zu lat. Levisticum < Ligusticum nach dem H e r k u n f t s land Ligurien. Neben dem allg. verbreiteten Liebstöckel kommen vor dr Liebessleckel °Sangh Len, Liebenstöckel Schlz; ferner Lieb(e)stock Eichsf, verstr. nöZThür, sonst seit., Lewerstock °Worb Tas, Liebesstock °Eisn Son; Liebstöckchen seit., doch nicht W T h ü r

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Liebstöckelkraut — Liedleise

H e n n b Itzgr, Liebesstöckchen °Heil Men; Liebstöckle vorherrschend im s H e n n b u n d Sonnb, °Lobst Eli Oß. — Neben vorwieg. IIb- sind belegt leb-, lews- verstr. Eichsf, °Sondh Cli, le,wd- °Worb Lei, °Salz Bar, °Weim Vip, Apol, 1&W3- °Weim NZi Ton, leab- °LSalz Beh, Hab-, IÜW3- ° R u d s t ARe, "Erf Ala, °Suhl Meh, leib"Lobst Eli 013, II- °Schmal Brei Hei, °Mein Met OWei, le- °Salz Der Kli OZe. - -sdegl °Salz Der Kli, °Mein Met, -sdegu °Schmal Brei entsprechen nicht -stocket, sondern Stickel 'Stütze, S t a b ' . — D a s Mask. k o m m t bei der F o r m Liebstöckel verstr. neben dem N e u t r . vor.

Liebstöckelkraut n. dass. "Zeitz Of. - Liebvögele n. 'Marienkäfer' nur "Zeulr Dör, t Liebegotteshühnchen. Lied1 n. wie schd., allg.; a Lied vor sich hiepfeuf (-pfeifen) Sonnb, s Lied vo der Nönefer (Neundörfer) Eiseboh "Suhl SehNd, mei Gälln (Kölleda) dir gilt mei scheenstes Lied °Sömm Kö; RA: das ist das Ende vom Lied 'so schlimm endet es nun' allg., bas woir ds Eng vom Lied? Ha gink uf un devoon "Eisn R u ; davon kann ich ein Lied(chen) singen 'das habe ich kennengelernt', meist von unangenehmen Dingen, allg., ich kann ä Lied darvon singen, wie mers dreckch jejangen is °Mersb Lau; des Brut ich ess, des Lied ich säng verstr.; . . . des Lied ich pföjf Hennb; leck mich em Oesch es aa e Lied, bar's net koo, dar sengt''s aa niet H e n n b , °Sonnb S t ; der Teifel hui deine du guttverdommter

Lieder,

Seefensieder

"Pößn Nst.

-»• Schlummerlied. lid allg., doch -is- verstr. ZThür H e n n b , E i s n ; -eW T h ü r , sIlmThiir w°Got, " W e m Sti, -ga- "LSalz GUr.

Lied2 Glied. Lieddorn m. ' t Hühnerauge' verstr. sHennb swltzgr, zuweilen speziell 'schmerzhafte Verhornung an der Zehe', während für die Verhornung an der Fußsohle Hühnerauge gebraucht wird. Wohl zu mhd. lit 'Glied'; Neutr. ist das Wort in "Mein Was. liedeganz Adv. 'völlig, ganz und gar' ar hot de Wooscht (Wurst) liegahnz gegässe "Mein Asch, liegahnz, liedchegahnz "Schmal Pap, liedchegahnz "Schmal Bro, ledigengahnz "Eisn See; 'heil, nicht zerbrochen' Suhl; 'unzergliedert' liedig und ganz Hennb 1801. Zu mhd. lit 'Glied', jedoch wird llgänds in "Schmal Pap als leibganz verstanden, während lidyvgänds und ledixngänds

wohl als ledig und ganz a u f g e f a ß t wer-

den; vgl. HessWb 2,147. Liederich m. 'leichtsinniger Mensch' "Rudst KHa, "Saalf NBeu. liederigAdj. 'liederlich' liederiches Laben °MühLh Gör. Liederjan m. 'liederlicher Mensch' allg.; dar Hermann es doch ä rechtger Liederjahn Rudst; t Taugenichts, Lappländer Lapuner Lotterjan Luderjan

Lumperjan Lunterjan Schlumperjan.

276 Schlamperjan

Schluderjan

lidsrjän allg., doch lidriän lidrijän v e r s t r . O T h ü r SOThür, sonst seit.; zu n d . Jan < Johann oder gebildet wie Grobian.

liederlich Adj. 1. 'unordentlich, nachlässig, leichtsinnig, ausschweifend' allg.; hie mer narr so liederlich mit sein Zeug ömgegäh müg "Hildb The, du worscht schunn ols Medel e liederlich Mensch un bists ols Fraa in deiner eegen Wartschoft erseht rächt worn °Pößn Nst; du, Franz, s scheint mer ball, ols wellst de dich uf de liederliche Seite lee ebd., dar fihrt aber e liederliches Laben Schlz, ne Wert sei Grußer is e liederlicher Hund °Grz E b ; mer konn doch offn Sonndich net so liederlich remgelaff (herumlaufen) "Ilm Stü; gelegentl. auf Sachen übertr. das is doch ne liederliche Karte, die schmeiß'ch zn Fenster naus, wemmer fertch sin 'eine Spielkarte, mit der man ständig verliert' "Weim GSchw, ein liederlicher Wagen "Apol Flu; subst.: du bist ä Bruder Liederlich "Mersb Lau, "HMöls OSchw, Hans Liederlich 'ein Unordentlicher' Sangh; R A : zu guet is aa liederlich "Mein Was, ähnl. verstr.; Reime: Fretz, Franz, Friederich, säi me net so lederlich, stau (stell) s Wasser off de Möun (Mühle), doß s sprengt bie e Föun! (Füllen) "Schmal E c k ; 6 mal 6 ist 36, ist der Mann auch noch so fleißig, und die Frau ist liederlich, geht der Haushalt hinter sich.

allg.

t schlampig; laventig lotterig, lotter- ludermäßig, luftig lumperig lumpig lunterig. — 2. 'gebrechlich, kränklich' "Cob "Mein (nach Hennb 1801), auch Hennb 1881; 'schwer erkrankt' "Mein Meh (nach Hennb 1881); 'elend' Reuß j. L. 1870, wies ufs Enn luesgieng, do worer strichaus liederlicher unn unhörig (schwer hörig) "Sonnb Mup 1845. lldyrli% allg., doch -i-, -e- verstr. NThür nZThür, -i- "Gera P o l ; -e- verstr. ö R h ö n , " W o r b S t ö ; °Erf D a c h ; -qi- "Art Gor, "Lobst E l i ; -oi- "Lobst S c h m ; -%•)- "Mein W a s .

Liederlichkeit f. 'Unordnung, Nachlässigkeit, Leichtsinn' verstr. Hennb Itzgr, "Neuhs Mei; RA: ze gut es e Stock vo der Liederlichkäät "Mein Henn, "Suhl Ben, ö°Sonnb. Liederlump m. 'ein Unordentlicher' "Hai Hol, "HMöls Müsch. liedern swV. 'liederlich sein oder arbeiten, etw. liederlich behandeln' Rudst, Sonnb, "Zeulr LWe. -> lidem2 ludern, herab- herunter- ver- zerliedern; frutzen; vgl. Müll.-Fr. 2, 175f. Liedleise f. 'langsames, langweiliges Sprechen' °Worb Lei; das Grundwort wohl zu mhd. leis(e) < Kyrie eleison 'geistlicher Gesang'.

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Liedlohn — liegen

Liedlohn m. 'Gesindelohn' das gesynde (hat) von jedem nauen ßo (Schock) Lydlons . . . Türckensteuher . . . zu gehen 1530 Amtshandelbuch °Mersb Lau; weitere Belege aus Schlz 1523 u. 1544 (Schlz Reg. 1,628, 847). Vgl. DWB 6,994. üedschäftig Adj. 'altersschwach, ohne rechten Halt' a is dös Johr sehr lidscheftig worn "Hildb Gel. — liedschäftlich Adj. 'wackelig, ohne rechten Stand' Cob, t schadhaft. Liedwasser n. 'Blutwasser aus einer Wunde' °Got Mech, °HMöls OSchw, f Gliedwasser. Lieferant m. wie schd., allg.; an gewisser Schiller wor der Libberante °Sondh Ebl. Lieferbrett n. 'Lattengestell, das auf den Lief er korb aufgesetzt wird, damit dieser mehr Kartons mit Christbaumschmuck aufnehmen kann' (bis 180x 100 cm groß) °Neuhs Lau. - Lieferbuch n. 'Quittungsbuch für den Lieferanten' Sonnb, s Lieferbuch leht umne (liegt oben) Apol. — Lieferfrau f. 'Frau, welche die in Heimarbeit hergestellten Spielwaren beim Fabrikanten abliefert' Sonnb, entsprechend Lieferjunge -leute -modle -mann Sonnb. — Lieferkorb m. 'Tragkorb zum Liefern' "Sonnb, s°Neuhs, °Mühlh Sehl; in °Neuhs Lau bis 1,20 m hoher und bis 1,00 m weiter Rückentragekorb aus Weidenruten, in dem die Kartons mit Christbaumschmuck transportiert werden. Zur Form vgl. Hävernick, Beitr. z. dt. Volks- u. Altertumskde. 1 (1954) 70 u. Abb. 2 Bc. - Lieferkrätze f. '(kleiner) Lieferkorb' Sonnb. liefern1 swV. 1 a. 'landwirtschaftliche Produkte oder Erzeugnisse der Heimindustrie zum Abnehmer bringen' allg.; mer sulln off de Woche Riebn liefre °Nebra Los; meist ohne Akk.-Obj.: de sied wwll färtch met Liwwern? °Nordh P ü t ; mie müssen uns schick, deß me morchen künna geliefer 'wir müssen uns beeilen, damit wir morgen die fertiggestellten Spielwaren abliefern können' "Sonnb Häm; ja, liewa Fra, for 50 Pfennich ka ke Mensch dan Artikel geliefer Sonnb; in "Neuhs Lau war das Liefern des Christbaumschmuckes Männerarbeit; in der Bedeutung 'Ware ins Haus bringen' umg. allg., mr ham kee Bier mehr, de Brauerei hat noch nich geliefert Jena. abliefern. — b. auf Personen übertragen 'bringen' dän Nachbar han se heite ins Krankenhaus jeliefert °Eisl Sib. — c. 'etw. vollbringen' (meist im Sinn einer außergewöhnlich guten oder schlechten Leistung) allg., aber mehr umg.; de honn villicht än Speel geleffert, su gut (schlaacht) honn se noch nett gespeelt °Eisn UEl, äne jute Arwät liefern °Eisl Sib, dar hout widder a Tarz (Terz) geliefert! 'einen losen Streich verübt' "Sonnb Grü; die hann sich enn gelöwwert 'schwer gezecht' °Eisn See. — 2 a. 'zerstören' verstr. WThür Hennb; a hädd dos Speelzeig geliwwert "Eisn OE1, hä hat dn

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naüe Rook gleich n arste Dag geliefert Hennb. — b. geliefert sein 'verloren sein' allg.; komm mer ja nich zu nahe, sonst beste jeliefert "Sömm GMo; dar äs geldwert 'ist wirtschaftlich ruiniert oder schwer krank, stirbt bald' allg.; wenn mer de grüße Schäne (Scheune) nich hädden, worn mer jeliefert "SRoda Klo. hfars allg.; doch liwdrn Mansf 1901, Iqwzr(d), -e-, •i- NThür WThür ZThür, Ufzn °Erf Mön Sehe, löfn °Ilm GBr; lefdr verstr. w"Eisn; Pt. Prät. Sonderformen: gdlimrd "Eisn Ru, -ö- °Eisn See, "LSalz GUr Näg.

liefern2 -»• libbern. liefern3 -»• läufern. Lieferschanze f. 'großer, ovaler, flacher Korb zum Liefern von Spielwaren' (oft aus langen Spänen geflochten) Sonnb. — Liefertag m. 'Tag, an dem die in Heimarbeit gefertigten Spielwaren an den Auftraggeber geliefert wurden' c Sonnb. — Liefertuch n. 'großes Tuch, das über den gefüllten Lieferkorb gespannt wurde' Sonnb, "Neuhs Lau. — Lieferware f. 'die in Heimarbeit hergestellten Gegenstände' (z. B. Feilenhefte) °Schmal Flo. liegen stV. 1. 'sich in waagerechter oder stark geneigter Lage befinden' allg. — a. ohne Nebensinn : ar muß in Liechen arwet (arbeiten) °Sonnb St, do tat s dn Klitsch, do lag ich °Eisn See, wenn er nor e Mackerle wetter rachts totfohre (gefahren wäre), do log er mietzomt n Gescherre in Schusseegromn °Pößn Nst; äs Geträä Hecht aber! 'das Getreide hat sich nach starkem Regen gelegt' Schlz u. verstr., der Schwad (gemähtes Gras) leet scheen jrade "Mersb Mü, no, mer wonn ons derzu halte, mer hon noch zwee Wääsen lee! "Nebra Los; e log der Länge lang (dort) 'langgestreckt' "Schmö GBr, °Gera Lie; Ausruf nach einem Fall: platsch, da lag er! °HMöls OSchw, babs, hott er undn gelaachn! Sonnb, dou licht die ganz Bescharung! ebd., dou licht die Musick! ebd., scherzh. pratsch, do lätt der Topp un de Mällich äs kopott! Nordh, do let der Dreek, bas kost die Butter ? Hennb 1881; do litt gliech Lack un Papier 'da liegt gleich alles darnieder, die Geschäfte gehen schlecht' verstr. NThür. — b. zum Zwecke des Ruhens oder Schlafens: er lack dernam onn schluff °Arn Ach; im Bett (Nest, Kahn, in der Falle, Klappe, in den Federn) liegen 'schlafen' allg., wenn der Korporal ds zwäte Mol kam, mußten se alle in Neste leen °Eisl Sib, wos, s is haller lichter Tog un du liegst nuch in Fadem 1 °Pößn Nst; der läit scho wier (wieder) auf n Ohr 'er schläft' "Schmal Schw, er liegt offn Gehärn dass. "Neuhs UWei, wenn de Kotze u f f n Geheerne liegt, werd Schlacht Watter °Pößn Krö, ähnlich °Eisn Ru, "Jena Ddf; der leet bie a Bloch (Baumstamm) 'er schläft sehr fest' "Mein Wes; s woar wedder mo su wiet un s logg bas in der Hotzen

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liegen

(Wiege) 'war wieder ein Kind geboren' °Got Mech; ha liet drinne wie enne Müiis im Wickelwarg 'weich und warm eingehüllt' °Eisn Tre; bas licht me off ääner Fader (Bettfeder) so hart, bie hart mög me erst off so ville liech! "Mein OMa; wie man sich bettet, so liegt man verstr., uf der fauln Haut (Bärenhaut) liech 'faul ssin' allg.; Dangelvers in °Sonnb Hüg: Ich dengt an Wittmaa, zieht eura neuen Husen aa, deß dr ball a Fraa kriegt, deß dr nit allä liegt.

— c. infolge Krankheit oder Tod: ar licht schö acht Toug 'ist krank, bettlägerig' Sonnb, unse Frieda liet nu schun e boor Toge im Bette un unse Korl Maat aa ibern Kupf °Jena Rei. Meist in festen Wendungen: er let schlaghen 'ist schwer bettlägerig' °Sondh GBe; der is ze Liechen jegomm 'wurde bettlägerig' °Mersb Lau; ein Pferd litt in der Straue (Streu) 'ist krank' °Got F r m ; e hot sich wund gehen °HMöls OSchw; e läit ofder Nas 'ist krank' "Schmal Pap, °Mein Was, se lag, wu se lag (teilnahmslos) °SRoda Klo; eine Frau liegt in den Wochen (im Wochenbatt) verstr. W r h ü r ZThür SOThür Itzgr, umg. wohl allg., guck doch e bissei noch meiner Wartschof t, su lange meine Fraa in n Wuchn liegt °Pößn Nst, sü kämmt zum Liegen 'kommt nieder' °Sonnb St; er liegt im Sterben allg., doch mehr umg., ha läit un (am) Starwen °Eisn Ru, ar lät uff dar Strauwe 'auf dem Totenbett' °Worb Brb Lei; der leet uff der Krepierseite 'wird bald sterben' verstr. NOThür, . . . of der Krepierbank dass. °Mersb Roß, °Nebra Bai, . . . uf der Krepiermülln °Got Tab, °Altb Win, ar liegt in'n letzten Ziegen (Zügen) verstr.; dar liegt ufn Brate (Brett) 'ist gestorben' °Pößn Nst, °Rudst OSch, Hennb 1881, ha läit off den Schrujen (Schrägen 'Bahre') dass. °Eisn R u ; ha läit schonn lang off dn Kirfeck (Friedhof) °Eisn Ru; nu leit er unner der Arn (Erde) Sonnb u. verstr.; fär tot läh 'ohnmächtig' °Worb Lei; do Hecht der Hund begrohm 'das ist der Grund' allg. — 2. 'sich befinden' (die Vorstellung der waagerechten Lage ist verblaßt) allg. — a. zur Bezeichnung der räumlichen Lage: wenn dir ewos nich gleich varn Benn Hecht, nochn sprichst de gleich, s is nich do °Pößn Nst; liest denn drinne im Wasser, ich hui dich nich rus °Mühlh HBe; der Öschehof (Aschenhof) läit ne bä Benshause, dar läit bä Maumersch (Albrechts) °Suhl Ben; mei Orautland un der Menzeln ihrs liechen nähmnander Naumb; RA: Redchen leet bei Narkewitz (Rödigen liegt bei Nerkewitz) heißt beim Skatspielen 'Rot ist Trumpf' °Jena Löbe; im Skat liegen die beiden verdeckten Karten beim Skatspiel, allg.; do ha ich nu e husch Nullewar (Null ouvert), on zwä Daiiser läin im Skat °Suhl Ben; auf der Straße liegen 'ar-

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beitslos sein' umg. allg., uf der Strouß (in Wertshäuserna) liech 'sich auf der Straße (in den Wirtshäusern) herumtreiben' Sonnb, de Kuilbrüdder (Kegelbrüder) läin dn ganzen Tag off dn Kuilleich (Kegelbahn) °Eisn R u ; das kennt mer posse, vellg in Oerichtn liege! 'es ist mir gar nicht recht, wenn ich sogar zum Gericht muß' °Pößn Nst; in Fenstern liech 'mit aufgestützten Armen aus dem Fenster schauen und dabei plaudern' Sonnb, °Hett GÖr; am (auf dem) Wege liegen (an der Wegeroute) allg., s Geld licht ufm Wääch 'ist leicht zu erlangen' Sonnb; im Wege liegen 'hinderlich sein' allg., schoffe mol dan Schruz wack, dar leet mer in Waache "Jena Löbe; vor der Nose liechn 'in nächster Nähe liegen' allg.; hennern Mond liech 'abseits, sehr entfernt liegen' Suhl, us der Kehre leen dass. °Wern Sti; auf der Lauer liegen 'aufpassen' verstr., guck, de Kotze liegt uf der Lauer nooch en Vugel °Pößn Nst; das licht na in Blut 'ist ihm angeboren' Sonnb u. verstr., . . . in Geblüt dass. °Eisn Ru, Hennb 1881; eine Ware oder Geld liegen haben 'auf Vorrat haben' allg., ich wall der gu garn aushülfe, ober ich hob olleweile ke Gald liechnich °Pößn Nst; wu s Gebreite liegt, kann s Gekeite nett Heng 'ein Biertrinker braucht wenig zu essen' Grz; ds läid of n breite Flackche sagt man zu einem, der etwas sucht "Schmal Pap, ähnlich verstr., där sieht gläich, bu Küche of den Desch läit 'hat stets seinen Vorteil im Auge' °Mein Was; da Hecht der Hase in Pfeffer 'das ist der wahre Grund' allg., der Spitzbube log tichtch in Pfaffer 'wurde stark beschuldigt' °Pößn Nst; du hast bei mir noch etw. im Salz liegen 'etw. Unangenehmes (z. B. Hiebe) von mir zu erwarten' verstr. WThür Rhön, . . . einen Schinken im Salz liegen dass. °Zeulr Göt, dazu auch im Salz liegen 'im Wochenbett liegen' °Worb Lei, Mein 1881. - b. zur Bezeichnung eines Zustandes: unser Kleenichsgorten (Gemüsegarten) Hegt ze schottig, s wächst nischt Gescheits drin °Pößn Nst; s Getreide leht noch en der Melch 'es ist noch nicht reif, die Körner sondern beim Zerbrechen noch eine weiße Flüssigkeit ab' °Weim Schwa, °Schmö Nöb, °Neuhs Grä; der Waaz (Weizen) liegt am Band 'wird geerntet' °Schlz Mü; in der Broche lä 'brach liegen' °Worb Lei, s lid laidn (lehde) dass. °Erf Haß Mön, in der Felge (leicht umgepflügt) lä °Worb Lei; es leed olles dronger on dräwwer (durcheinander) "Jena Löbe, s lid alles darem wie uf dn Tredel °Got F r m ; dös Geld licht secher Sonnb; ar läit wedder in de Patschen 'er ist in der Klemme' °Eisn OE1; ein Kind liegt zur Taufe 'wird bald getauft' °Hildb 1922. - Es liegt Schnee allg., der Schnie looch monchmol anne holwe Elle huch °SRoda Klo, di Hulzmacher ham gesogt, uem (oben auf dem) Fellbarg löich noch Schnia °Sonnb Häm. — c. sonst, vor allem in RA: in Hoorna

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liegen—liegenlassen

liech 'sich raufen, Streit haben' Sonnb, °Pößn Nst, °Eisn R u ; se logen sich in Ormn (Armen) un heiltn olle beede var Freede °Pößn Nst, ähnlich verstr., der hat mir in'n Ukm gelächen (mit Bitten) verstr., es liegt mir auf der Zunge 'mir fällt ein Wort nicht ein' allg., das läit off der Hand 'ist leicht verständlich' °Eisn, dös licht uf flacher Händ dass. Sonnb, miet su enn schwochn Verdienste Jconn ich miet meiner storken Fomilie doch nich auskumme, das liegt doch uf der Hand c Pößn Nst; se liecht mer an Harzen 'ich bin um sie besorgt' verstr., aber mehr umg., etw. liegt mir am Herzen 'ist für mich wichtig' umg. verstr., wos konn ich enn derfier, wenn meine Laber uf der Summerseite liecht ? sagt ein Trinker, °Pößn Nst, ähnlich °Eisn Ru, °Erf Mön; es läit wos in der Luft 'es steht etwas bevor' °Eisn UE1; das licht gor nich drinne 'das ist gar nicht möglich' Saalf, wie die Sach liecht 'so, wie es ist' umg. allg. In Maßangaben: das Tuch liegt anderthalb Meter breit allg. — 3. 'wohnen, untergebracht sein' allg.; vürn Krieg läge die Zwäedräißger in Maaininge 'vor dem (ersten) Weltkrieg war das Infanterie-Regiment Nr. 32 in Meiningen stationiert' c Suhl Ben; der Köhler lag dn gaanzen Summer in Wall 'wohnte im Walde' (weil er dort Kohlen brannte) °Eisn Ru; Item do jmandes vonn landtleuffern, bettlern oder andern solchen leuthen über drey tage inn der Stadt sein oder ligen wurde . . . 1487 Alberti US Gera S. 232; RA: im Quartier liegen allg., hä hat bein Butler (Beutler) in Quartier gelä 'er ist dürr' Suhl. — 4. 'lasten, drücken, auf etw. ruhen' allg., de Miedchkeet leet än mächtch enGleedern "Schmö Goß, das Watter leacht en allen Knochen °Ilm LWi, s Gehirn läit mäi bie Bläi in Hait 'der Kopf ist mir schwer' °Eisn R u ; s let n in Kuppe 'er ist kopfkrank' Altb 1878, s leet mer uf der Plausche 'ich habe einen hartnäckigen Husten' °Schmö GBr; jmd. zur Last liegen 'lästig fallen' verstr., nee, Gunge, itze krichst de ober kenn rutn Pfenk mehr, de host mer nune lange genunk uf der Tosche geleen °Pößn Nst, ähnl. verstr., de ganze Wartschoft liecht uf mir 'ich muß für alles sorgen und einstehen' °Pößn Nst; wenn er dos Heisle erbt, hat er aa nischt dervon, wu so e heidn Hibbedeeg drof licht °Ilm Stü; (bleischwer) im Magen liegen 'unverdaulich sein' allg., übertr. dar licht me grad im Moochen 'den kann ich nicht leiden' verstr., es liegt mer in Leibe wie lauter Steene °Pößn Nst, s FOtter litt er (einer Kuh) i Wanste °Erf Mön. — 5a. es liegt an ihm 'er ist schuld, ist verantwortlich' allg.; doß dei Haus nuch nich gericht konn wäre, dos liegt nich on mir, dos liegt on Zimmerleiten °Pößn Nst, wos an mir licht, su will ich ölles tu 'soweit es in meinen Kräften steht, . . .' Sonnb; es liegt daran 'ist die Ursache' allg.; dos liecht an dan Saiwatter, dos mir de Ardäpfel noch net rei hom Grz, heit hats 10

Thüringisches Wörterbuch 3. Lief.

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ämol widder net gefeedert (ist nicht recht vorwärts gegangen), wäss der Deifl, an was das gelähn hat °Ilm Man; scherzh. bei dem liegt's an der Verpackung 'er begreift schwer' °Sangh Wet. — b. es liegt mir (nichts) daran 'ich habe (kein) Interesse daran' allg.; e dud, bie bann en ber wäiß bieviel dru log "Schmal Pap, °Sonnb St, an dein Jelde licht mer jar nischt °Mersb Lau, wos mir dra licht! 'meinetwegen!' °Sonnb St, °Schmal Pap; das kommt mir gelegen 'ist mir willkommen, angenehm' allg.; das schiene Watter kimmt mer ze menn Hausbau sehr geleen °Pößn Nst; ze geleener Zeit 'zu gegebener Zeit' °Schmö Goß. ä- an- auf- be- brach- da- durchfest- herum- ver- zusammenliegen, Gelage. Inf.: le(n) NOThür nöNThür OThür nllmThür, l$(n) nwNThür; K(D) sNThür, ZThür ohne Süden, WThür nHennb, auch Altb 1878, lai Suhl; liyjdn) sHennb Itzgr SOThür, verstr. öOThür; -is-, -es- an der oberen Schwarza. Gleichen Stammvokal haben 1. Sg. und 1. 3. PI. Präs., doch für 1. 3. PI. Präs. len Hennb nWThür, Un verstr. ZThür. - Zu 3. Sg. Präs. s. Karte. Die 2. Sg. und 2. PI. Präs. haben den gleichen Stammvokal wie 3. Sg. Präs. — Prät.: läg, läx(an), -ö- allg., doch -oa- n°Neuhs, °Got Frm, -ü- seit. NThür söZThür sIlmThür OThür, -ui- °Worb GBa; läg °Arn Ach, lägscl °Eisn Ru. — Konj. Prät. 1(>X' lP9 Hennb nltzgr, °Eisn Ru, -öj-'Itzgr, -ü- °Cob, sonst -e-, -g-; die schwach flektierte Form entstand in Anlehnung an legen. Sie ist nur bei Hertel 1895, 156 für Rudst bezeugt. — Pt. Präs.: leniy(g), verstr. NThür NOThür, -l- °Mühlh ODo, -ei°Eisn See UE1, Salz neben leind; llyßnirjfg ) °Art Fra,

lixnirj Got, lenirjiy °Wern Sti, lenix(d), -ea-, -ia-ea-, -i- sIlmThür söZThür; U%t-ia-, w°Rudst. — Pt. Prät. s. Karte.

-ea- SOThür,

liegenbleiben wie schd., allg.; ich hat hemworts su schwer zu treen (tragen), daß ich unterwags ball liechnich bliemn wär °Pößn Nst, ich hou na eäna gaam, dou is e liechenbliem "Sonnb Häm; ufm Sticke sin so veele Ihren läägebleben °Worb KWo, de linngebläichte Ahr °Salz And; do is mer freilich e gut Stick Arbeit liechnich bliemn (unerledigt geblieben) °Pößn Nst; das wörd rnöß lenneblie 'das wird liegenbleiben müssen' "Mein Was. Liegendes n. bergmänn. 'Sohle eines Ganges im Bergwerk und das darunterliegende Gestein' Mansf, °Nordh Blei. liegenlassen wie schd., allg.; dar Nabber hat ene Masse Appel lie gelosen °Mühlh HBe; se hot mer en Taller mit Kung (Kuchen) hiegestellt, poor Stick ho ich lienglässen °Zeulr Pau, am besten, mer läßt das bißchen Bättel leh °Sangh Hai; a Arwed, wu me agfanga hod, läßt me niä liech 'beendet man' °Sonnb H ä m ; ich habe alles stehn und liegengelassen (um eine eilige Arbeit in Angriff zu nehmen) °Mersb Lau; des Jöhr homme onser Laand offn Detterschbarg läigelossen, me honn de Ärwät nett geschafft °Eisn UE1;

Liehe — Lienebuttchen

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liegen Pt. Prät. Vorsilbe ge- und deren lautliche Varianten nicht berücksichtigt

scherzh. dar es ehrlich! Mittsteine (Mühlensteine) un gliehend Isen let ha lie °Eisn Tre; in Gottes Namen, laß alles liegen Formel zur Beschwörung des Sturmwindes, "Lobst AGe; e hat aber heemwartsg Toobach (Taubach) lenks lehnig gelassen °Weim Bla, übertr. jmd. links liegenlassen 'nicht beachten' allg. Liehe f.? 'Pfanne, in der kurze Kienholzspäne unter einem Tonhut (Liehut) brannten, um die Stube zu erleuchten' 1870 Reuß j. L. S. 128, 153. Lih, Lihe; wohl zu ahd. *hleo, Gen. *hliwi 'witterungsgesehützter Raum, Rauchstube, Rauchluke im Holzbau'. Vgl. Kranzmayer ZMdaf 27 (1960), 185: Ii» 'Kamin' im Tiroler Ötztal. Liemes -*• Klemenz.

Liek n. 'die durch Leinen gebildete Umrandung eines Segels' Schifferspr. Hai, °Bernb Als, ->• AußenMastenliek; vgl. K e t t m a n n , Elbschiffer 191. Liene f. 'Mutterschwein' nur historisch belegt: Die (Bete) hat getragen: . . . 36 schefl 1 viertl 2 mahs habern von nachfolgenden vhie als: 30 pferden, 79 khuen, 12 jehrigen, 8 heurigen kalben, 8 leynen, 2 jehrigen schweynen, . . . 1596 U B Burgk S. 15, . . 1 leyna . . . ebd. S. 12. Zu mhd. liene, liehe f. 'wilde Sau, Bache', vgl. DWB 6,547: Lehne. Lienebuttchen n. PI. 'kleine linsenförmige t Bonbons', die die Kaufleute den Kindern als Zugabe schenkten, Apol.

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Liere — Liese1

liere f. 1. 'Wasserrinne' " E r f ^ W e i m Tgr, hack ma ne Leern °Eisn Ger, Sottenliere. — 2. 'Spur' °Erf Eck, mach emol mätn Beene änne Leere ebd. — 3. 'schmaler Gang zwischen zwei Häusern, t Zwinger' °Eisn GBu, °Eschw Wei, °Sangh Mar. 4. 'Loch, in das die Steiner beim Murmelspiel geschoben werden müssen' +Got 1895. — 5. 'lange Heureihe, die vor dem Einfahren zusammengerecht wird' °Apol Sto, t Kamm. - 6. ' t Scheitel' sö°Erf w°Weim n°Arn. > Liese3, Schliere. lin °Apol Sto, °Sangh Mar, °Weim MBe, lisfrjn °Eisn G B u U E I , °Eschw Wei, lera verstr. °Arn °Erf, f G o t 1895, lern °Eisn Ger, len °Erf Dit MVi, sonst

leara, learn. 10*

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Lies ->• Elias. Lieschen unter der Hecke n. ' / Buschwindröschen' °Eschw Fri, nach DWA 4 S. 2. Liese1 f. 't Pickel, Pustel' Hennb sWThür ZThür (außer °LSalz), sIlmThür sOThür SOThür nwltzgr; im nllmThür NOThür öNThür nOThür neben häufigerem Blütchen; ech honn läuder so Lieserchen °Eisn 0E1, dou host Läisten in Gesicht, zwick se nit auf! °Lobst Eli, meine ganze Haut is vull giftge Lieslich, ich muß wieder emol ene Scharfe in Leibe höbe °Pößn Nst; in Zuss. Hederichliese, FechserHurenlieschen. A u ß e r im S O T h ü r erscheint das W o r t meist als Dim.

Lieschen, Lieste, Lieset; tisi(n), Zis^are, -h, -dl, doch

Liese2 — Und

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lesls, -i- sHennb, leayfln, -i-, lead, -i- sWThür nHennb, lidaX3n verstr. ZThür, lesXdn verstr. sWThür, s°Sangh °Art, Ip.ayjm s°Art, l$iad, leiste sSOThür; mit Dentaleinschub lladli, llada usw. vorherrschend südl. v o n °Mein Rom—Ilm—°Jena K a - L o b s t , auch in °Art Nau und °L Salz N e u 1801.

Liese2 f. 't Schmer' "Sangh Hac, "Querf Albs, °Art Etz, °Sömm GNh, °Apol Rei, "Erf Mön. liasfn), -ia-; mnl. lieae, vgl. DWB 6,1019, Kretschmer Wortgeogr. 327f., Frings-Lerchner, Niederländisch u. Niederdeutsch S. 42, 50.

Liese3 f. wohl 'Schlucht'; während der Plünderungen wurde ein Kind in der Ließen getauft 'im Versteck (einer Grube im Flutgraben oder in einem Wäldchen) getauft' 1633 Kirchenbuch °HMöls Nes. Vgl. DWB 6,1019: Liese 'bei den Bergleuten eine enge Kluft, in welche sich kaym die Schärfe eines Keils einsetzen läßt'; Liere. Liese4 f. 1. weibl. RN, allg., früher sehr gebräuchlich ; ich denk, die Lies inträssiert sich forn (für den) Viehdogder Sonnb, de Liese hat widder bleede geknätscht (geschwatzt) Arn; oft in mdal. Reimen, z. B^ Gück emot das Lieachen ohn, hat Backen bi nä Dülebon (Tulpe) on Äuwen (Augen) bi än Gickelhohn, Prust! °Bisn Ger.

Neckreim, wenn man Kleinkinder am Haar zieht: Gennst de Bäckerseh Lieschen ? Zupp, zupp Radieschen!

°HMöls Nes.

Die früher gebräuchlichen Doppelnamen wurden in der Volkssprache stark verkürzt, z. B. zu Annliese, Greteliese, Oretliesle, Rachelliese (< Rahel Elisabeth), Liesebärble (< Elisabeth Barbara), Liesekatter (< Elisabeth Katharina). — 2. oft als Gattungsname mit tadelndem Nebensinn a dumma Lies Sonnb, a tolla Lies ebd., häufig in Zuss. wie Dreck- Gacker-QuatschSchlumper- Schnippel- Zimperliese, Schlotterlieschen. — 3. als Ruf- und Kosenamen für weibliche Haustiere, vor allem für Kuh und Pferd, allg., seltener für Schaf und Ziege; Liese kumm! °Art Esp. — 4. Lieschen 'Schellen-As beim Doppelkopfspiel' °Mühlh KGr. — 5. in Pflanzennamen ->- Lieschen unter der Hecke, Faules Lieschen, Fleißiges Lieschen. »• Liebeliese. Ua3, Iis; Dim. lis'/'(n), -l», -dl, llixm °Eisn Ru. Liesenfresse f. grob 'Gesicht voller Hautpickel' °Gera Bra, ar hod ne Liesenfrasse "Gera Ron. liesig Adj. 'voller Hautpickel' °Schlz Göt; bist je ganz liesig Zeulr. liflerisch leichtfährisch. Liguster m. (Ligustrum vulgare L.) t Kasseler Weide, Rainweide. Likör m. wie schd., allg.; Soft, Schelee un Likeer vun Wanzchenbeer (schwarzen Johannisbeeren) is e Huchjenuß "Eisb Bür, Lickber °Schmö GBr. /

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Likus -> Negus. lila Adj. 1. 'violett, fliederfarbig' allg.; e liloner Hut °HMöls OSchw, a lila Düchla Sonnb. - 2. es geht so lila 'so leidlich, so halb und halb' verstr., -> lala. Lilie f. 1. wie schd. (Lilium candidum L.), allg.; in Gorten blieben de Feierlilijen un de weißen Lilijen "Eisb Bür; übertr. du alte Lelie! 'alte, verhutzelte Frau' °Sömm GMo; jmd. ist schlank wie eine Lilie seit. — 2. übertr. auf andere Blumen: 'Tulpe' "Blank HGei; 'Narzisse' "Blank HGei, "Zeulr Göt. >• Feld- Feuer- Gold- März- Oster- Schwert- Tigerlilie, Türkenbund. lil(i)jd(n), lU(i)Xd(n) allg.; doch -i- verstr. NThür Rhön sSOThür, -e- seit. NThür, °Weim NZi, Erf 1910; nil(i)X3(n) verstr. °Altb °Schmö, °HMöls OSchw, "Wem Sti, °Worb Lei, °Lobst Lis, "Eisn R u 1868, nelX3(n), -j- °Worb Deu, "Sondh Thü, °Weim

Ton, niljvn NThür 1882; jily3

< mhd. gilge seit.

Hennb, jüx*n °Got Got Win 1895, jilX3 Salz 1888, üiX3 "Mein Met Was, üyz Hennb 1801. Vgl. Kluge 441.

Lilienöl n. 'ein Hausmittel' Reuß j. L. 1870; ob das gleiche Volksheilmittel wie SchwäbWb 4,18? Limburger m. ellipt. für 'Limburger t Käse' °Schmö GBr. Lime -*• Glime. Limetze -*• Ameise. Limmele ri. 'ein t bißchen' °Cob. lim»lq; wohl zu Limbel, Limmel m. 'kleiner Streif Leder oder Pergament, Schuhfleck' D W B 6,1026.

Limonade f. wie schd., allg., aber mehr umg.; mit dann Limonadenkrame gabt ihr eich doch nich ab, un Zitronenwasser kunnt ihr ooch derheeme hawe "Zeitz Of, t Brause. nimdnäds

°HMöls OSchw, lamnädd

Erf 1900, sonst

lim,3näd(3). limpe glimpf. Limpert m. 'dummer, schwächlicher Mensch' Schmal; dos es en dicker Limber 'übermäßig dicker Mensch' °Eisn Fal; ->• Lämper\ wohl zum P N Limpert < *Lintbrecht (Gottschald408), vgl. RheinWb 5,387f.: Lemmet; 5,536: Lömert; HessWb 2,186: Lümper. Lina f. weibl. RN, allg., doch heute unmodern; guck nor, wos Linna far a Gleed on hod, a grienes mit rüden Blum! °SRoda Klo. lind Adj. 1 . ' t mild' verstr. Hennb Itzgr SOThür OThür; ä lennes Liftche °Mein OWei, "Zeitz Spo; mer krien lenges Wätter °Rudst ARe; es wird linn 'es taut' verstr. "Lobst s°Schlz; gelinde, glimpf, läunen. — 2. 'schwach gesalzen' sSOThür; s Assen is heit sehr linn "Schlz Osch, de Wurscht is ze linn °Schlz Mü; t leise 2. ler/ "Rudst ARe, lind "Zeitz Spo, Sonnb, sonst Un,

len.

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Linde —link

Linde f. wie schd. (Tilia spec.) allg.; die Lenne hat ze viu Sehaadem (zu viel Schatten) gemacht "Schmal Brei, heemwartzsch (auf dem Heimweg) do ging mer de Stroße naus un be der grüßen Lenge rei °Schmö Tau; Spottvers auf Männer mit Namen Eduard: Edeward, häts Gald verscharrt unger dr großen Linge, kann s nech wädder finge

verstr.

Eine Linde steht oder stand vielerorts auf dem Dorfplatz (daher auch Lindenplatz verstr. NThür ZThür Hennb und unter den Linden verstr.). Der Platz unter der Linde war oft Versammlungsort der Gemeinde; auch zu geselligem Beisammensein und Tanz traf man sich hier. Unter den Linden wurden beim Plantanz Lauben gebaut. Für die Musiker errichtete man zuweilen eine kleinere Laube in den Zweigen der Tanzlinde, so in "Arn Cra und °Worb Tas; vgl. Wähler Yk. 444 und Abb. 32; in °Mein Walb wurde vor der Separation an der Linde in einer gemeinsamen Besprechung der Beginn der Heu- bzw. Grummeternte festgesetzt; in "Ilm Man sang in der Silvesternacht der Kirchenchor oder der Gesangverein onger der Lengen; de Tater fieren Täufe unger der Lingen 'die Zigeuner feiern Taufe...' °Mühlh Len. Vor 1900 säte man in "HMöls Nes die Sommergerste aus, wenn die Blätter der Linde die Größe eines Pfennigs erreicht hatten. Dorf- PlanPranger- Zentlinde. Oft in ON wie Lindig, Lindau, Lindenau, in F1N wie hinter der Linde, bei den Linden, Lindenbach, beim Lindenbaum, Lindenberg; in Straßennamen Lindenallee und Lindenstraße (in Altb gibt es die Gierschen, Minser und Leipziger Lengen 'Geraer, Munsaer und Leipziger Linden') und in Gasthausnamen: in der Länge hun se s Oeechelleech (Kegelleich 'Kegelbahn') nei gemacht Naumb.

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do gonnste Lingenbliedn zuppe! °SRoda Klo; als Kollektivum s Lingenblud °Eisn Naz; vgl. HessWb 2,154. — Lindenblütentee m. wie schd., allg.; ein beliebtes Hausmittel bei Erkältungskrankheiten, auch Mittel gegen Bauchschmerzen, °HMöls Nes. — Lindenmarkt m. 'Markt mit Volksfest zur Zeit der Lindenblüte' (am ersten Julisonntag) in °Sangh All. Lindernis f. 'Linderung' verstr. NThür WThür Rhön; merkst döu da kei Längernis? °Salz öch. Linderung f. wie schd., verstr. außer NThür WThür Rhön, wo Lindernis verbreitet ist; uf das Einnahmig (Arznei), wos mer der Dukter verschriem hot, spier ich nuch kene Linnerigen °Pößn Nst, du, Ale, dinn Ingeschmere es gout, ich hann schun ganz schene ene Lingerung an dan Fläck (an der schmerzenden Stelle) °Mühlh HBe. Lindigsfräulein n. 'ein Geist, der sich den Wanderern (vor allem Sonntagskindern) auf den Rücken setzt' °Eisn Ger, benannt nach dem F1N Lindig. Um 1830 soll auf diese Weise ein Mann gestorben sein; t Aufhocker. Lindwurm m. wie schd. in den R A : a gremd (krümmt) sich wi a Lenkworm °Got F r m ; der Junge is wie a Linkwermechen 'sehr flink' Sondh; unn winget (windet) sich wie änn Linkworm Nordh 1850; ick grunzte wie an Linkwörmchen °Sondh Ebl; in °Mersb Lau auch Spitzname für einen alten bösartigen und geizigen Mann. - Nach einer Sage gab es zwei Lindwürmer im Teich von °Apol Schlö. Lineal n. wie schd., allg.; er läuft, als hält er ein Lineal verschluckt °Ilm LWi, se redten vun en Derrlenner, dar s Linegal verschluckt hätt Pößn. linjäl, llnjöl allg., doch linzjäl, -x- im N o r d e n , lenjoal °Got See, linjoul Sonnb, linagäl P ö ß n 1888, linirjgöil. PI. liniygöalar "Mein W a s 1914.

Linie f. 1. wie schd., allg.; in äener Lienja aufstell Sonnb, de Buchstoom in dann Schreibebuche müssen uf dr Lienje stiehe, se darfen nich drieber ober a nich drunter stieh °Pößn Nst. — 2. 'Baumlinden Adj. 'aus Lindenholz' Sonnb; linda Boubst reihe, Schneise' "Neuhs Meus, auch im Forstorts'Lindenbast' ebd., lenne Houz 'Lindenholz' "Schmal namen I-Linie °Ilm Schm. — 3. altes Längenmaß, etwa 2 mm; vgl. Jauernig, Maße 19, 28f., 32, 38. Brei. link Adj. 1. wie schd. 'auf der Herzseite befindLindenbast m., auch n. 'Faser unter der Rinde der Linde' verstr. neben gebräuchlicherem Bast. lich' allg. ; dou hörrscht (hörst) wo net rächt off dn Lindenbast wird verwendet zum Binden von Reisig- läinken Uihr? °Eisn Ru, hä had sich mid n Bärdle besen, zum Anbinden von Blumen, Weinstöcken (mit dem Beilchen) en sänn länke Domme (Daumen) usw. und beim Veredeln der Obstbäume. — Linden- gehackt "Mein OMa, mit der linken Händ knöpft sichs baum m. 'Linde' verstr.; u f f n Ouldberge stannen drei niä gut Sonnb; RA: ha es wie an linker Schuh 'ist Lingenbeeme °Eisb Bür. — Lindenblühe f. 'Linden- zuvorkommend, höflich, diensteifrig' °Sondh HTh, blüte' °Hildb Gel Wald; die Lindenblüh gam an die passen zusammen wie zwei linke Latschen schmackhaften Tee °Hildb Gel. — Lindenblüte f., 'schlecht' °Hett Gör, ähnlich °LSalz Neu; er guckt gewöhnlich PI. 'die Blüten der Linde' allg.; sie mit dem rechten Auge in die linke Westentasche (auch werden gesammelt, getrocknet und als Tee bereitet, Westenficke, Westenfach, Schiebsack) 'er schielt' allg., leyd(n) W T h ü r ZThür, verstr. I l m T h ü r öOThür, l$7j3 °Altb °Schmö, seit. n l l m T h ü r , ° E r f ; lern H e n n b , lina SOThür, in Erf lina neben Uya; lind, lindsn I t z g r , sonst liydfn).

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link — links

seit, auch er glotzt, schert, schielt, sieht, zielt ...; er hackt mit dem rechten Auge Holz, mit dem linken schiekelt er 'er schielt' °Schmö Pon, er guckt rechts um die linke Ecke rüm dass. "Schmal W e r ; dos mach ech met dar lenken Haand (mühelos) umg. allg., er hat zwei linke Hände 'ist ungeschickt', auch 'arbeitsscheu' umg. allg. — Die linke Seite ist im Volksglauben die Glücksseite: das linke, das flinke (Bein), das rechte, das schlechte

°Mersb Lau,

ähnlich Rudst, °HMöls Nes; klingt's in linken Ohre, gricht mer e Lob, in rechten, da wärd mer schlecht jemacht °Mersb Lau, de Katze potzt sich mät der lenke Fuetn (Pfote), do kemmt Damenbesuech °Sömm H e n ; grawweld's (krabbelt es) in der linken Hand, bekommt man Geld °Mersb Lau, doch hä es hüüt (heute) med n länke Bei zeerst uffgestanne 'er hat schlechte Laune, es geht ihm alles verkehrt' wohl allg. — 2. 'mit der linken H a n d ' ar kann bluß link gestippe (werfen) °Mühlh Win. — 3. 'rückseitig, verkehrt' allg., doch im adv. Gebrauch meist -»- links; die linke Seite eines Gewebes, allg., die linke Seite is außen (von zusammengefaltetem Kleiderstoff) Grz, linke Maschen beim Stricken, allg., ich hätte kunnt weiterstrecke, eene recht un eene link °Nebra Sau; wenn s Brot link liegt (auf der Oberseite), gibt's Zank im Haus "Arn Ach; du hast je de Strimpe link aan °Sömm GMo; etw. link anfangen °LSalz Neu 1801; dan geng alles lenk 'dem gelang nichts' °Eisn UE1; t äbig. — 4. link machen — a. 'umwenden' allg., etwa den Darm beim Schlachten, °Blank HGei, ein Kleid beim Ausziehen, °Eisn Bisch, de Husen Unk moche 'seine Notdurft verrichten' °Pößn Nst, die Taschen link machen 'sein letztes Geld ausgeben' oder 'das Geld aus der Tasche holen' allg.; fut, fut Hackerlenk, mache dine Noase lenk

sagt man in °Erf Mön im Spiel zu einem Kind und f a ß t es dabei an die Nase. — b. übertr. 'verderben, ins Gegenteil umkehren' allg., z . B . ein Kartenspiel, ar hcit dos Speel läink gemocht °Eisn OE1; der mechte mer s gerne link mache 'möchte mich um den Erfolg bringen' Weim; jmd. link machen 'umstimmen' °LSalz Neu, °Sömm GMo; enn lenk onn raacht mach 'jmd. tüchtig ausschimpfen' °Eisn UE1, °Sömm GMo, 'jmd. veralbern, ausspotten' °Erf Sehe, 'jmd. in der Gewalt haben' °Erf Mön, i, dar alte Loppschwanz, dar läßt sich gu vun seiner Fraa link un rocht moche °Pößn Nst. — 5. subst.: der Linkshänder ist ein Linker verstr. WThür wZThür Mansf; die Linke 'linke H a n d ' allg., bei dän voeeß de Linke nich, was de Rechte tut °Mersb Lau, är macht olles mit der Linken Sonnb; das wird ein Linkes

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'ein Kartenspiel geht vermutlich verloren' verstr.; Lenker ' t Kreuzschnabel, bei dem der Oberschnabel nach links gerichtet ist' °Ilm GBr; ein Linker war Angehöriger einer Linkspartei, verstr. lir/g allg., doch -e- ZThür sIlmThür, ö°Suhl, seit. °Altb "Schmö; sWThür nHennb; n°Mein, "Schmö Goß. Link(er) m. 'Groschen' in der Musikantensprache des Eichsf. — Wohl zu link 'falsch, verkehrt'; vgl. Wolf Rotw. 3247. linkerhand Adv. 1. 'links' verstr.; e wohnt gleich linkerhand am Viehtore Naumb. — 2. du bist linkerhand 'du greifst fehl' Mansf 1888. linkem lünkern. Linkes m. 'Linkshänder' °Mein OWei, "Suhl Wich; mit -es wie Lumpes, Tolmes. Linktaust m. 'Linkshänder' Linkefust °Worb Lei. — Linkfucht(el) m. 'Linkshänder', ha is en Linkfuchtel verstr. °Worb, °Mühlh Bick Lan, Linksfuchtel °Worb Haus, Linkefucht °Worb Lei, vgl. HessWb 2,155. - Linkfuchter m. dass. °Mühlh Beb, Links- °Worb Tei, Linke- °Worb Brb. - Linkhammel m. Schimpfname, Grz. linkicht Adj. 'link, verkehrt', der Strümp äs je linkcht (umgewendet) °Worb GBa; Unkels tanzen 'linksherum' "Lobst Bst. linkisch Adj. 1. 'ungeschickt, unbeholfen' verstr., bes. im Osten; ha hot zwee länksche Hänge °Schmö Goß, hä sawwerd wos Länksches dorchenanner ebd. — 2. 'linkshändig' verstr.; hurch, Outtfried, eier Knackt is gu linksch? Freilich Korl, is er linksch, bei der Arbeit ober markt mer nischt dervun °Pößn Nst. Linkmichel m. 1. 'Linkshänder' °Rudst ARe, °Erf Alp. - 2. 'ungeschickter Mensch' °Altb °Schmö, vgl. Wolf Rotw. 3247. - 3.'falscher, hinterlistiger Mensch' °Erf Geb. links Adv. 1. 'zur linken Hand, auf der linken Seite' allg.; wenn de ewwern Berg bist, mußte links runger °Hett G ö r ; bes der Outscher driehnig (drehend 'betrunken') worde on rachts on lenks neck meh ongerscheide gönne (konnte) °Sömm Kö, links van dan Garden geds (geht es) nein Fußballplatz "Sonnb H ä m ; hall oon, ech well dan Stamm mol lenks trök 'auf der linken Schulter tragen' °Eisn U E l ; n Scheitel links drouch (tragen) Sonnb; dos es links wie rachts 'gleichgültig' "Jena Rei, "Eisn U E l ; Wortspiel: bann des net rächt es, ze es des lenks 'wenn es dir nicht recht ist, so ist es dir links' H e n n b ; Volksglaube, wenn einem etw. über den Weg l ä u f t : von rechts nach links, gelingt's, von links nach rechts, was Schlecht's.

°Mein E x d ;

kommt der Hase von links, da klingts, kommt er von rechts, was Schlechts. °Quedb Schie.

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Linksanwalt — Linse

— Links liegenlassen 'nicht beachten' allg. — 2. 'mit der linken Hand, mit dem linken Fuß (beim Fußballspiel)' allg.; ich ha mich in mä räächt Haand gehackt, jetzt muß ich läinks schreib °Suhl Ben, ha hackt lenks 'mit der linken Hand vor der rechten am Hackenstiel' °Eisn UE1; links sein 'linkshändig' verstr., Linkser 'Linkshänder' NThür 1882, Sonnb. — 3. 'rückseitig, verkehrt' allg.; hast je heite de Weste links ahne, kreist äch (auch) was geschenkt °Eisl Sib; links ist die Rückseite eines Gewebes, wohl allg.; sü streckt Stöümpf, zwä räächts, zwä läinks 'mit zwei rechten und zwei linken Maschen' °Suhl Ben. - t äbig, her. Linksanwalt m. scherzh. 'Rechtsanwalt' °Pößn Nst. — Linksbinder m. 'Mähbinder mit dem Messerbalken auf der linken Seite' wohl allg. — Linkshänder m. 'jmd., der vornehmlich mit der linken Hand arbeitet' verstr., doch mehr umg. linksherum Adv. wie schd., allg.; linksrüm danz (tanzen) Sonnb; übertr. dein Rad geht linksherum 'du bist dumm' °Altb Kos. - linksknöpflg Adj. ist ein Kleidungsstück, dessen rechte Seite an die linke geknöpft wird, Sonnb. Link(s)patsch m. 'Linkshänder' °Bernb Zic, °Got Frd. - Linkspatsche f. dass. °Bemb IIb, °Quedb Ndf. - Link(s)pfote f. dass. verstr. nNOThür, °Neuhs LiO. - Linkspfoter m. dass. °Hett Bräu. Link(s)tatsch(e) m. f. 'Linkshänder' allg., meist abwertend; guck mol, Qretchen, dar Anton, das es dbber en Linktatsch °Mühlh HBe; du bist wohl enne Linktätsche °Mersb Beu; um Kinder zu Rechtshändern zu erziehen, sagt man: Linktatsch, namrn de rächte Patsch! sSOThür; schon 1691 bei Stieler 2260: eine Linktatsche-tatsch m. u n d -tatsche f. werden für Personen beiderlei Geschlechts gebraucht: -tatsche NOThür öNThür n l l m T h ü r OThür SOThür, verstr. Itzgr; sonst -tatsch; -tatsche °Mersb B e u Klo Spe. D a s Bestimmungswort erscheint allg. als Link-, doch Links- verstr. öNThür, NOThür OThür, seit. IlmThür SOThür H e n n b ; Linkes- °Mein K S u , °Salz Kli, Linke- °Ilm Man Stü, °Suhl Vie, "Schmal R o t .

Linkstatscher, -ä- m. dass. °Hal Kol, °Querf Dor, °Erf Gam, °Sonnb Trud, °Schmö Nöb. - Linktäppisch m. dass. °Eisn Mel. - Linktatze f. dass. °Altb Göp. linkverdreht Adj., s äs än Linkverdriehter 'es ist ein Querkopf' °Mühlh ODo. Linnen Leinen. Linse f. 1. wie schd. (Lens esculenta Moench), allg.; Mete gitts bi uns Wurschtesuppen met Linsen °Nordh Blei, da sitzt dar vor seinn Napfe met sauern Linsen Rudst; Linsen mit Hotzein ist das Nationalgericht von °Quedb Kön; Linsen oder Linsenfresser ist der Neckname für die Einwohner von °Hildb

The, weil sie sonnabends regelmäßig Linsen essen; Lensenmanner, Hanislanner (Anisländer) ist der Spottname für die Einwohner von °Mühlh Bol. — RA: Eßt Linse met der Gaafel (Gabel)/ Ausruf des Erstaunens, Schmal; stich, Peter, s sinn Linsen! Aufforderung zum Stechen im Skatspiel, verstr.; ä Buckel wie eine Scherbsche Linsen (aus Scherbda) °Mühlh ODo; Lense of e Braat (Brett) geschlö spöttisch für 'flache, wenig entwickelte Frauenbrüste' Mein; chrestliche Lensen 'Geld' °Mein Mein OMa (vgl. Wolf Rotw. 3250); kocht Linsen! Deutung des Glockengeläutes in °Heil Kro, des Dreiertakts beim Dreschen in °Eisn Nki; dar versteht sine Sachen, ha kann Linsen gehäuwe (hauen 'mähen') anerkennende Äußerung in °Eisn Tre, dagegen dar kann kenne Linsen gehäuwe 'ist schwer von Begriff' ebd. Das Linsenlesen gilt als mühselige Arbeit, daher in °Erf Mön s Faddemschließen on's äs das nech a verdammtes

Lensenlasen, Wasen?

Ärwes on Lense koste gelas (kannst du lesen), sonst awer biste kührasseldomm Suhl; Kinderreim: Lense, bu sen se (wo sind sie), en Töpfe, sie höpfe, sie koche vier Woche, senn Ummer noch bie die Knoche.

Hennb WThür;

zuweilen ist der Reim etwas abgewandelt, so in °Eisn Nho Lensen, de densen (ziehen). Am Silvesterabend muß man Linsen essen, damit im nächsten Jahr das Geld nicht ausgeht, WThür sZThür Hennb Itzgr SOThür (vgl. auch AdV Kt. 55); en Naugohrschheilignomd muß mr Linsen, Harniche ober Hirschen (Heringe oder Hirse) asse, nochen fahlts enn s ganze Gohr nich on Galle °Pößn Nst, andererseits dürfen in den zwölf heiligen Nächten in °Mein Has Ute, s°Jena keine Linsen oder Erbsen gekocht werden, weil man sonst Geschwüre bekommt. -> Meer- Ohr- Wasser- Zitterlinse. — 2, gewöhnl. als Dim. 'ein t bißchen, ein wenig' allg. außer Hennb Eichsf, seit. SOThür; verstärkt e Linsel un Breesel (Brösel) °Gera Saa; Minna, du kannst miche mol heite ä Linschen Botter borjen °Eisl Sib, änne Hampel (Handvoll) äs meh wie än Linschen °Mühlh Kai, ich hun gern a Leenschen Zocker in Kaffä °Eisn Ru, gab mer mol e Linsel Pf äff er in de Ardäpfelsuppe °Pößn R a ; dar is ke Lins annersch Sonnb; ar drieht n Kopp ä Linschen off de Seite °Weim Bla, ar hatte sich ä Linschen Geld zurickgeläht Rudst; kumm a Linschen rien! °Art Udl, da moßt er sech mannechmal n Schmachtriemen enger schnalle, de Meestern war a Linschen hongereg °Weim But, eche wäre erseht e Lenschen lunze (schlafen) Apol, -* Lunzchen. — Als Verneinung und Abweisung gilt eine Linse in Sonnb: du künnst mer äechenüich fuchza Mark ge-

Linsenpuppe — Liste

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borg. Antwort: a Lins! — 3. 'kleiner brauner / Pickel' °Hildb Ade, °Sonnb Scha. lins(a), linsdn, linsydn, -la allg., doch -e- ZThür WThiir Hennb, °Rudst UWi, Apol; stimmhaftes 2 bezeugt w°Eisl, °Worb Lei, °Blank HGei.

Linsenpuppe f. In einem Spiel verfolgt ein Kind hüpfend die anderen mit dem Ruf Linsepupp, der All (Alte), flüht uis! und versucht, sie mit einem geknoteten Taschentuch abzuschlagen, °Eisn Ru. Linsenspalter m. 1. 'Geizhals' ö°Ilm s°Rudst, Schmal, Mein, °Art Fra. — 2. Neckname für die Einwohner von °Rudst Dör. Mit Umlaut

ö°Ilm s°Rudst, "Art Fra.

Linsensuppe f. wie schd., allg.; arme Schissel vull Linsensuppe °SRoda Klo; Pfannekauken und Linsensoppe Deutung des Glockengeläutes, °Worb Bös, das Maaehen es hiete su kruse (geputzt) wie a Linsenseppchen Sondh. — Linsenzähler m. 'Hausherr, der sich meist aus Geiz zu sehr um Kleinigkeiten in der Hauswirtschaft kümmert' Hennb 1793. linzen -*• lunzen. Lippe1 f. wie schd., allg. (im W weniger gebräuchlich, vgl. HessWb 2,156); du host ene Griefe an der Lippe, host dich wohl die Nocht geforcht ? "Jena Lobe; ar het den Tod uff der Lippen 'wird bald sterben' c Mühlh KKeu; t Lefze Maul Maullippe, -> Ziegenlippe. libv(n),

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schlechten Wassers, mich äs ganz lippernacksch °Mühlh ODo. - 4. 'schwächlich' °Eisl Helb. 5. dos lippernäcksche Mensch 'Mädchen, das gerne schmust' °Eisn Fal. Spielform zu -t- nippernäckisch,

Lipperschnauze f. 'Leckermaul' °Weißf Ldf. Lippertracht f. 'geringe Bienentracht' de Beenen hotten in der Heide bloß enne Lippertracht °Worb Haus, -> Läppertracht. Lipperzchen n., meist PI. ' / Pfifferling' verstr. °Altb °Schmö. Zu sorb. Upic 'kleben' (Pfuhl 334)? Vgl. Marzeil i , 786: Labitzlain in der Gottsoheer Sprachinsel.

Lips m. 1. vertrauliche Anrede für einen Mann, Mein 1881. - 2. 'dicker, starker Mensch' °Cob, dan seina Bubm (Söhne) warn su richtga Löbsn °Cob ULau. löbs < Philippus;

vgl. HessWb 2,628.

Lipser m. '/ Sperling' nur bei Arn, nach DWA 2 S. 30. Zum P N Philipp; vgl. RheinWb 6,804 und die Belege Vadder Philipp bei Anklam und Lippes bei Arnsberg/Westf. im DWA 2 S. 30 sowie Spilipper °Sömm Leu.

liram larum Interj. in Reimen wie: lirum larum

Leffelstiel

lib allg., doch -e- WThür ZThür nHennb.

deine Ginder frässen viel.

2

lirum larum Löffelstiel, kleine Leite Kam nech veel.

Lippe Luppe. Lippe3 - > Ohrlippe. Lippenschnauze f. 't Labkraut (Galium mollugo L.)' °Mühlh Sol. Lippergeid n. 'Geld, das man für kleine Ausgaben benötigt' an bißchen Lippergald muß ich, in Huse hoa °Worb Gern. Lipperich m. 'Leckermaul' °Weißf RWe. lipperig Adj. 't begierig' °Sangh Pol. lipperklein Adj. 'sehr t klein' °Mühlh ODo; ->• klipperklein. Lippermaul n. 'Leckermaul' °Weißf Ldf. lippern swV. l a . 'gelüsten, etw. begehren' verstr. nöNThür Mansf; s libbert mich nach Pannkuchen °Sangh Rie, er lippert off Käsematzkuchen 'er hat Appetit auf Quarkkuchen' °Sangh Len. — b. 't naschen'-, du lippersekt ooch bloß an alln rim °Naumb GJe; -*• verlippert. — c. 'wählerisch sein beim Essen' nOThür; wer am Essen herummäkelt, ist ein Libberfriede °Weißf RWe, ein Lipperfritze °Weißf Ldf. — 2. 'nach und nach sich anhäufen' °Erf 1866; es lippert noch nicht 'es reicht noch nicht aus' Got; -*• aus- fortlippern, läppern. lippernäckisch Adj. 1. 'appetitanregend' seit. NOThür. — 2. 'wählerisch beim Essen' °Weim Otm, t kürisch. — 3. 'übel'.z. B. nach dem Genüsse

nippernäppisch.

°Mersb Lau, °Sömm GMo;

auch zur Unterbrechung einer Rede: ach, lirum larum Löffelstiel! 'schweig lieber still! Laß es gut sein!' Hennb 1881; larumfarum. Lisbeth f. häufig gebrauchter weibl. RN, allg., früher oft in der Form Lisebeth. Lisette f. weibl. RN, seit, und veraltet; das Settie is e hüsch Mädle °Mein Rit. lispeln swV. 'leise sprechen' seit, lisperig Adj. 't begierig' nur °Hett Hei; der is lisprich wie Possens Zecke (Ziege) ebd. Lisse f. 't Niete, Spielkarte, die nicht zählt' nur °Hildb SBe; vgl. ThDA K t . 9. List f. wie schd., verstr., wohl mehr umg.; Mannes List bahänge (behend), Weiwes List ohn Enge Mansf 1888; a hät dos Gaald (Geld) met vil List ergattert °Eisn OE1; Mist ist des Bauern List °Hildb. Liste f. wie schd., allg.; der steht auch auf der Liste 'wird bald sterben' Altb, dann hat der Louis (der Totengräber) schonn in de Liste jeschriem "Neuhs UWei, sick stell, ich han dech schon off der Listen droht scherzh. der Totengräber, °Erf Apf; schieß de Tier zu, äs kemmt anner met ner Listen °Eisn UE1; Schmitzliste.

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listig — Lobelie

listig Adj., wie schd., allg., doch mehr umg.; jmd. ist listig wie ein Fuchs verstr., listig wie eine Schlange °Rudst Pau. -> hinterlistig. Litanei f. 1. 'kirchliche Predigt, Bittgebet' seit.; der Pfarre predgt die Litanei °Arn Döl. — 2. übertr. a. 'langes Gerede' allg.; mach riet eene su grüße Litanei um dan Spittel (um die Kleinigkeit) Zeulr; zuweilen in Verbindung mit lang und ewig: mach nich su enne lange Litanei verstr., hiere uff mät deiner ewigen Litanei °Naumb GJe. — b. 'oftmaliges und lange andauerndes Jammern und Bitten' verstr., ich momch (mag) sei Lidanei gor nümmer aghör (anhören) Sonnb. — c. 'Straf- oder Moralpredigt' verstr.; nachte (gestern) hot se mäi e Litternai gehalle °Salz öch. - d. änne gaanze Littni 'lange Reihe von Aufträgen, Beschwerden usw.' °Worb GBa. Liter m. n. wie schd., allg.; do melgd die keene veerdausend Liter 'die Kuh gibt dann keine 4000 Liter Milch im J a h r ' °Apol KRo, off an ordlichen Quatschenkuchen (Pflaumen-) gehurt a Liter Raum (Sahne) c Eisn R u ; wenn dar die Schwarze Beer mit'n Kamm striffelt, hat er schnell zahn Liter in san Äämer "Ilm Stü; Liter ersetzt die älteren Maßeinheiten Maß und Kanne. Iid3r allg.; d o c h -'%- v e r s t r . n , ö N T h ü r N O T h ü r O T h ü r , s o n s t seit., n i c h t s H e n n b I t z g r ; -e- v e r s t r . ö Z T h ü r w I l m T h ü r , seit. w Z T h ü r ö I l m T h ü r N T h ü r O T h ü r , -g- ° W e i m W o , "Zeitz H a y , "Gera L e d , -i3- °Got T r ö E r n . Als N e u t r . n N T h ü r N O T h ü r , v e r s t r . s N T h ü r O T h ü r s H e n n b wltzgr, sonst seit.; im übrigen Thür,

ist Liter Mask. Literblech n. früher gebräuchliches Getreidemaß, °Melr Urs. - Literfische PI. 'kleine, literweise verkaufte Fische' °Rudst Uhl. - Litergemäß n. 'Hohlmaß von 1 Liter Inhalt' °Eisn Nho. Litermaß n. dass., verstr. literweise Adv. wie schd., allg.; gor viele Socken keft mer literweise, ebber wie Milch, Bier, Wein, El, Essg, ollerlee Beeren °Pößn Nst, der ahle Seffel seift dn Schnaps literweise °Hett Gör. Litewka f. 'weite t Jacke', früher z.B. Uniform rock der Post- und Eisenbahnbeamten; gib mer mal meine Lätäfke her! Jena 1910; -»-' Schlosserkleidewka. lititi Adj. 't närrisch' seit. nZThür nllmThür nOThür; der ist ein bißchen littiti °Nebra BSch. littern -> läutern. Litzchen n. 't Teufel', auch 'besonders lebhafter Junge' °Worb GBa, wohl < Luzifer. Vgl. RheinWb 5,658; ->• Donner- Dreh- Kinker- Trillerlitzchen. Litze1 f. wie schd., allg.; in der Sprache der Saaleschiffer sind Litzen 'einzelne Stränge, aus denen die Taue gefertigt werden'. Litze2 Ohrlitze. Litzenmann m. 'Schüler, der durch besondere Leistungen beim Turnunterricht berechtigt war, am 20

Thüringisches Wörterbuch 3. Lief.

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Kragen seiner Turnjacke ein bis drei silberne Litzen neben dem goldenen Anmannstern anzubringen', auch Ein-, Zwei- Dreilitzenmann °Naumb Schu. Livländer m. 'liederlicher, nachlässiger Mensch, Taugenichts' verstr. WThür wZThür; us Karein sin Zweiten äs ä rechtcher Lifflanger jeworrn °Mühlh Kör; t Lappländer. Livree f. 1. 'Dienerkleidung' seit., heute wohl mit der Sache verschwunden. — 2. scherzh. für 'Männerrock' °Eisb Tha. liw're ° E i s b T h a , liw'rei Zeulr, lifd're ° H M ö l s O S c h w ; li'wfrd g a n z v e r e i n z e l t in ° S o n n b St.

Lizentiat m. 't Arzt, der das Wasser besieht' ein Lütentiet NThür 1790, S. 38. Lizenz f. 'Erlaubnis, ein Geschäft zu betreiben' wohl allg.; a hat die Lizenz für sei Wärtshaus °Hildb Gel; verlizenzieren. lizitieren verlizitieren. Lob1 n. nur Sg. 1. wie schd., allg., doch wenig gebräuchlich und meist in festen Wendungen: Gott Lob (und Dank)! Ausruf nach vollbrachter Arbeit verstr., veraltend gegenüber Oott sei Dank!; dös is grad ke Lueb °Cob ULau, Sonnb; klingt's in linken Ohre, gricht (bekommt) mer e Lob, in rechtn, da ward mer schlecht jemacht °Mersb Lau; jmd. sein Löbchen preisen 'die Meinung unverblümt sagen' Mansf; paß u f f , ich wäre dän Härren sei Leewechen preisen ebd. Lautlicher Zusammenfall mit Laub vor allem in der Umgangssprache NOThür und OThür (die Mda. unterscheidet meist) läßt Wortspiele entstehen, wie Eechenlob stinkt, anderer Leut Lob düngt °PößnLin; Eigenlob, Eichenlaub. — 2. 'Zeugnis', wie ist dein Lob ? fragte man ein sich vorstellendes Dienstmädchen in °Sömm Wei. löb allg., d o c h -ü- O T h ü r S O T h ü r , s w ° E i s n , -Ü3-, -üa-, -üq- s ö l t z g r s I l m T h ü r , -ou- ° S o n d h G r e u .

Lob2 m. männl. R N < Gottlob, verstr. OThür SOThür; un wie ich goom (kam), do dochten se doch, MiUerloob (Gottlob Müller) wärsch "HMöls OSchw. Lobbe m. 'großer, ungeschlachter Hund' NThür 1790, °Wern Sti, °Quedb All, °Bernb Zic, auch in benachbarten nd. Orten, vgl. Damköhler 120: lowwe. - Mnd. lobbe, -u-, vgl. MeckWb 4,950, FalkTorp 1,658. Lobde f. 't Verlobung' verstr. und veraltend wNThür, °Mühlh, "Art Fra; se fieern Mete Lobede °Sondh HTh. In °Mühlh ODo wurde am Sonntag des ersten kirchlichen Aufgebotes die Lobde im Hause des Bräutigams gefeiert. Die Eltern und Paten des Brautpaares nahmen daran teil. Um 1930 war diese Art des Feierns dort nicht mehr bekannt. löwat °Heil Stb, sonst löbdv, löbadd, löwsds. Lobelie f. 'die Zierpflanze Lobelia erinus L.' Luweelchen °Ilm Man, t Männertreu 3.

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300

loben — Loch

loben swV. 1. wie schd., allg.; Karline, lub deine Kinner nich su, wenn se drbei sinn, se warn sinst stulz "Pößn Nst, en neun Dokter luem die Leut gor sehr Sonnb; wie gehts, Meister? Dank der Noochfroog, ich kanns luum! Grz; RA: willst du geschimpft werden, mußt du heiraten, willst du gelobt werden, mußt du sterben "Nordh °Eisn; grausom oder entzwee lube 'sehr loben' °Pößn Nst, ze Drache (Dreck) luwe 'übermäßig loben' °Schmö GBr, aus n Drucke lowe dass. verstr., über den grünen Klee loben dass. verstr.; jeder Harte (Hirt) lubt seine Schofe "Schmö GBr, mer soll n Daach nech vorn Amnd lowen °Sömm Kö u. verstr.; wenn er sich nicht selbst lobt, lobt ihn kein Mensch sagt man von einem, der viel von sich selbst spricht, "Ilm Ves, auch scherzh. wenn man sich nicht selbst lobt, lobt einen kein Mensch "Suhl Ben u. verstr.; ich will mich wäiter net lob, aber s es doch e hüscher Kaaste geworn bescheidener Hinweis auf ein gelungenes Werk, °Suhl Ben, ähnlich verstr., vielleicht zusammenhängend mit dem Volksglauben an das f Beschreien, denn betritt z.B. ein Fremder den Stall, darf er das Vieh nur loben, wenn er unberufen hinzufügt, °Schlz Sa, ich wills lowen hälfen, daß de's kreist 'ich zweifle, daß du es bekommst' Mansf; gelobt sei Jesus Christus! katholische Grußformel, Eichsf, vor allem die Kinder grüßen den Geistlichen so. — 2. refl. 'bevorzugen' allg.; da lobe ich mir liewer Fleeschbriehe als wie Gaffee °Mersb Klo; dar ißt garn Laberworscht, dr annere lubt sich Schweeßworscht (Blutwurst) "Pößn Nst; ich lobe mich ohle Doktersch (Ärzte) un junge Avkaten °Nordh Keh; (der Pfarrer) lowet sich korzche Oebate o lange Brotwärschte 'predigt zu wenig' °Erf Mön. — 3. 'versprechen' nur in Zuss. an- ge- verloben. — t preisen rühmen verhimmeln. Vokal: -ö-, doch -ü- OThür SOThür, sw°Eisn, -üd-, -üo- söltzgr sIlmThür, -b- wird intervokalisch -w-, -ben wird meist zu -m; -b- fällt aus (außer vor -en) sWThür nHennb, so daß z. B. in °Eisn Ru die Formen lauten: Präs. 15, lösd, löd, löwdn, löd, löwin, Prät. löd, löddn, Pt. Prät. gvlöd. Lobenserhebung f. 'Prahlerei' der macht emmer ene Lowenserheumng (auch Lomns-) von sein Zeige °Weim Trö. Lobenstein ON. Der- angebliche Gesangbuchvers

Loben' verstr. NOThür OThür SOThür IlmThür Itzgr; die Lobhudelei gann ich nich vertraachen °Mersb Lau. lobhudeln swV. 'übermäßig loben' doß'ch dch ver den Leiten lubhodeln sollte! °Schmö Goß. Lobkaffee m. 7 Verlobung' °Heil Wah. Loblaus f. in der RA dan harn die Luoblaüs gfrassen 'er ist auf seinen Lorbeeren eingeschlafen' °Cob Nst. Lobungstaler m. Lubchenstaler 'Verlobungstaler, Geschenk des Bräutigams an die Braut' bis etwa 1900 "Zeitz Pro. Loch n. wie schd. 1. 'natürliche Öffnung oder Vertiefung'. — a. im Gelände. — a a . ' t Höhle' allg.; bie ich dahie kam, kam gerad en Herr ussem Looch (nach einer Sage) "Mein Step, in dan Löchern önnern Reißinger Staai honn se früher Bier gelagert "Suhl Ben; auch 'die von Tieren angefertigten Wohnhöhlen' allg., die Miese (Mäuse) han den Acker wie sonn Seeb gemacht, Loch bei Loch "Quedb Sehie, ... da kroch der Fuchs ins Loch (aus einem Wiegenlied) "Art Sac; Bauernregel in "Quedb Schie: sunnt sich der Dachs in der

Lichtmeßwoch,

kricht er vier Wochen druf wedder ins Loch. Wohl vom Mauseloch übertr.: de Keng krichen in alle Lecher 'die Kinder kriechen in allen Ecken herum' "Eisn UE1, sü krochen in alle Löcher 'sie flohen' "Eisn Ru, ar hat's Loch getroffen 'ist entwischt' Rudst, trajf (triff) dai Luech! 'mach, daß du fortkommst!' Itzgr; auch in F1N wie die Teufelslöcher bei Jena, schon 1381 under dem Tüfilsloche UB Jena 1,411. — bb. 'natürliche Bodenvertiefung, t Schlucht, Delle' allg.; da solche Stellen oft sumpfig sind, bisweilen auch 'feuchte Wiese, Teich'; das Wort ist häufig in F1N, z. B. ewwern Loche "Erf Mön; in Hamern Luech hängt ower a Püebel 'im Hämmerer Loch (enge Talschlucht am nördlichen Ortsausgang von "Sonnb Häm) hängt eine schwarze Wetterwolke'; daher wohl auch de Lochweddel 'kurzer Regenschauer' (vermutl. die Wolke, die aus dem Loch hervorwedelt) in "Art Kan seit, gebraucht neben Staupe-, es pfeift aus allen Löchern 'es geht ein scharfer Wind' allg., übertr. do p f i f f t der Wind (da pfeift es) us en annern Luche 'es wird strenger, härter' allg., hörschtn, us bas för ann Loch dar Wäind pfüfft! "Eisn R u ; es roch wie 0 Herr, gib Regen und Sonnenschein in Uedschter (Udestedter) Loche "Erf Ker; doa für Reuß-Greiz, -Schleiz und -Lobenstein, kömmt me doch bäin Trabeser Looch naus 'da geht und wollen die anderen auch was hahn (haben), so mögen sie's dem Herrgott selber sahn (sagen) man verkehrt' "Suhl Rohr 1869; du grußes Luch bei soll die Kleinstaaterei in den ehemaligen Reußischen Holle (Halle)/ Ausruf des Erstaunens "Pößn Sehl Besitzungen charakterisieren; dar gieht ein wöis (wie u. verstr.; ein Trinker säuft wie ein Loch allg.; in der Sprache der Saaleschiffer ist Loch eine enge das) Lomnsteener Touch (Tuch) "Lobst Schö. Durchfahrt. — t Naßgalle, Luch, Dreh- EisLöber -> Löher. Lobhudel m. 'einer, der viel von sich selbst Grund- Matsch- Moor- Regen- Sand- Sumpf- Tonspricht' °HMöls Teu. — Lobhudelei f. 'übermäßiges Wasser- Wetterloch. — b. am menschlichen oder

301

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Loch

tierischen Körper. — aa. 'After', auch euphem. für 'tArsch' allg.; ruck emol midn Lache e bißchen uff de Seide! °HMöls OSchw, off's Loch setze 'hinsetzen' verstr., setz dich o f f s Looch, daß däi de Müiis kei Hoolzäpfel nien schlappen °Eisn Ru, leh dich doch u f f s Luch! 'geh schlafen!' °Pößn Nst; dar moß sinne Oedanken i Loche ho 'vergißt alles' °Erf Mön, dar vergeßt noch s Loch dass. ebd.; dan bobberte awer s Loch 'er war ängstlich' °Sömm Tun; wie se hiärd (hörte), daß se verrääs (verreisen) kund, do had ear Loch gepfopfert 'wurde sie unruhig, konnte es kaum erwarten' °Ilm Man, ähnlich verstr., es juckt en des Loch dass. Suhl, Hummeln in Lache howe dass. °Schmö GBr, °HMöls OSchw, dan brennt de Stöbe ans Loch 'die Kinder wollen nicht in der Stube bleiben' °Erf Mön; das Loch versohlen, 'den Hintern verhauen' allg., ihr Priegel seid doch nich gescheit, eich muß mersch Loch versuhle Saalf, in der gleichen Bedeutung s Loch vollhauen, vollkriegen allg., ech hau dir eens u f f s Loch! Drohung, °Eisl Ste; Reim in °Sömm Wun Hen:

Brot- Nasen- Wurmloch. — 2. 'zweckbestimmt hergestellte Öffnung oder Vertiefung'. — a. 'Bodenvertiefung' allg.; nu, dou tumme a falzen Loch machen (machen wir ein großes Loch), nouche künna me in Baam neigepflanz Cob, ar hackt Löcher färr de Kartuffel un färr de Bennerchen (Bohnen) °Mühlh Win, mer siehm se (säen die Rübenkerne) gleich in die Löcher °Rudst ARe; mir wulln Sutte (Jauche) fohre, doß s Lach (Jauchenloch) nich äwwerleeft "Jena Löbe; 'beim Murmelspiel mit dem Absatz in die Erde gedrückte Vertiefung' wohl allg., me schübben de Külln (Kugeln) in dan Loch nien °Eisn OE1; 't Mal beim Versteckspiel' °Suhl Rohr; 't Grab' verstr., Daß kan ich glerne (lernen) nimmermie Vnd wann ich sill im Loch vff stich

1606 Bertesius, Regulus V,5. ¡- Bei- Grab- KalkMist- Pardon- Polterloch. — b. 'Öffnung in bestimmten Gegenständen' (z. B. mit dem Bohrer in Metall oder Holz gebohrt) allg.; buhr dei Looch gerad, du kümmst süst mit dein Buhrer bein Hermesfeller (Hermannsfelder) Teich raus sagten um Mein s kroch a Hennechen (Hühnchen) dorch n Zuun, die Meister zu ihren Lehrjungen, wenn sie schief ech dochte, s war ane Iele (Eule): bohrten; iron. ein Geiziger läßt sich liewer e Loch wort, ech wells far Voadern saa, ins Knie buhre, iher ewos rausrickt verstr., lewer dar sali dersch Loch verkiele (verkeilen).' laß ich mer ä Loch in'n Bauch bohre (als nachzue Luch solide kreie! (sollst du kriegen), auch eingeben) °Sömm Kö; an einem Gürtel, Riemen usw.: fach e Luch! unfreundliche Antwort, Abweisung schnell (schnalle) nur en Loch witter, es werd sust ze °HMöls OSchw; hä hätt wittersch nischt roindes bie's duhn (eng) °Eisn Mih, man muß ä Loch enger Looch 'hat kein Geld' °Eisn R u ; Orschelblandine schnallen, wenn man Hunger hat oder Not leidet (Ursula Blandina) mit'n kalle Looch 'albernes Mäd°Sömm Kö; dar Rungeschemmel am Verrwaan (Vorchen' "Hildb The; das ies der fett Sau das Looch derwagen) hat an Loch färn Bolzen °Worb Haus; geschmiert 'etw. völlig Überflüssiges tun' °Mein Was; die Löcher an den Streben des Vorderpfluges diennie soll sein Furz net grösser lass, wie des Looch is ten zum Regulieren der Pflugtiefe, wohl allg.; zum 'nicht über seine Verhältnisse leben' Suhl; große Tieferpflügen mußte man ein Loch tiefer stellen Fürze lassen, aber keine Löcher dazu haben 'viel ververstr., stell den Stecker e Loch zurück! °Zeulr Pol, sprechen, aber nichts leisten' Mein, es steht me änner übertr. ä Loch zericke stecken 'von seinen Forde(ein Bauchwind) vürn Looch Suhl; Neckvers in rungen ablassen' Mansf 1888, -»• Pflock; das Loch °Mein OMa: in Musikinstrumenten ist ursprünglich gemeint in Schneider, Schneider meck, meck, meck, der RA er pfeift (bläst) auf dem letzten Loch 'er wird sost der Katz des Loch zufleck (zunähen); bald sterben' allg., auch 'seine wirtschaftliche Lage Kinderreim beim Fangspiel in Jena: ist schlecht'. — c. 'Durchlaß' (meist zu Hohlräumen) allg.; er hat e Loch in de Fiermurn lot Fang mich doch, schloh (in den Schornstein schlagen lassen) °Erf Ala, du altes Loch! der Spacht hackt Löcher in de Bäämer °Ilm Nst; ->• Arsch- Stopf- Stopfmirsloch; als gutmütiges mach Strohwische un stopp de Löcher an Stalle zu Schimpfwort in Zuss. wie Dotter- Furcht- Papper- °Mühlh HBe; 'Luke im Obergeschoß der Scheune' Pfupfer- Quitsch- Stänkerloch. — bb. 'weibl. Ge- verstr.; kriech emol durch dan Luech durch °Sonnb schlechtsteil, t Fotze' °Erf E r m ; das Loch läuft der H ä m ; 'Öffnung im Glasofen, aus der die flüssige Maus nach heißt es von einer mannstollen Frau in Glasmasse herausgeholt wird' °Neuhs Schma; R A : °Melr Ste; jmd. zeigen (weisen), wo der Zimmermann das Loch is dos Jungfernzucht, gelassen hat derbe Aufforderung zum Gehen, allg., wenn s vern Luche puchti °Schmö GBr; auch einfach dänn ho merr ebbersch Loch gewissen Boden- Deichsel- Feuer- Gaff- Luft~> Brautloch. — cc. 'Grübchen in den Wangen' °Schlz Göt; MundOfenReichScheunen- Zugloch. — 3 a. 'dunkLecherchen in der Backen °Worb Lei, °Eisn UE1. — 20*

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Loch — Lochkuchen

les, enges Zimmer, kleine Wohnung' verstr., auch salopp ech ben heite nech am n Loche komm 'war den ganzen Tag zu Hause' R u d s t ; in Zuss. wie Dreck- Rußloch auch 'kleines, schmutziges Dorf'. — b. ' / Gefängnis, Arrestlokal' allg., ins Loch kommen allg., ich hob in menn Suldotengohren nor emol Luch gehot °Pößn Nst, där bescheißt ds Looch a noch 'kommt noch einmal ins Gefängnis' Suhl; BüttelHäckerlings- Hundeloch, einlochen. — 4. 'Verletzung, Beschädigung' — a. an Körperteilen, allg.; se ham nen e Loch in Kopf geschmissen Got, sich ä Luech nein Kupf scMouch Sonnb; Mäuschen, ich bring ein Knöchelchen, schieß mir ein andern ins Löchelchen sagt ein Kind in °Eisn Fal, wenn es den ersten Zahn verliert; übertr. ä Loch in'n Kopp schwatze 'viel schwatzen' °Sömm Kö, dar Karl kann änn ä Loch in'n Bauch schwatze R u d s t ; jmd. lacht sich ä Loch in'n Buch °Mühlh ODo, °Sömm Kö, säfreeden (fragten ihn) änn Luch ins Knie "Schmö Goß, . . . in Bauch "Zeitz Pre, °Mersb Lau Mü, da stieht mer s'ch ä Loch in Bauch 'muß lange stehen' °Sömm K ö ; mei Magen muß ä Loch ha sagt einer, der nicht satt wird, Rudst. — b. an anderen Dingen, allg.; ech will das Lechlichen in Rocke gleich zuwiewele (stopfen) Apol, wenns de e Lechel in dann Strumpfe host, stupfs zu, sinst ward gor fix e Luch draus °Pößn Nst, dä Jacke hot jo Löcher wie e Sieb verstr., ar hod in sein Hännsehich (Handschuh) a fatzengruß Lu,uch °Sonnb H a s t ; ee Loch stobbt (stopft) mer zu, ä anneres gieht o f f x . B. beim Flicken einer Hose °Sömm Kö, übertr. ai Looch zumach onn s anner widder uff 'eine Schuld durch Aufnahme einer anderen tilgen' °Mein Was u. verstr., das hat ä grußes Loch in mein Oeldbeitel gemacht (eine große Ausgabe) Rudst, ich muß ä Luech in Beutel hou 'mein Geld ist fort' Sonnb, wenn der Bettelmann nichts haben soll, hat er ein Loch im Sack °Eisn Höt, a guckt derch zahn Poar Hosen, wann Loch off Loch paßt 'hat scharfe Augen, bemerkt alles' °Sömm Wun, ähnl. verstr.; hä fleckt den Lappe nabet (neben) des Looch 'macht etw. verkehrt' "Mein H e n n 1869; unsen Stodtwag konn mer ober nich mehr su losse, do is gu (ja) Luch onLuch °Pößn N s t ; ein undichtes Gefäß, auch ein Ball, Fahrradschlauch usw. hat e Loch allg., der Sack hat e Luch, de verlierst de ganzen Kleien N a u m b ; Rätsel in °Suhl Ben; je mehr doß me devoo nimmt, deste größer wörds. Bos es daas? s Looch, ähnlich Sonnb 1858. — Übertr. jmd. vors Loch schieben 'ihm die Schuld zuschieben' allg.; nune willstes umhl wieder uf mich schiebe? Ne, Bruderharz, dasmol loß ich mich ober nich varsch Luch stupfe °Pößn N s t ; die Hochzich hot e Looch gekriegt 'geht zu Ende' °Mein OMa, onse Kermes hätt'n Loch!

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Ausrufe am letzten Kirmestag in °Eisn UE1, schon 1691 bei Stieler 1101: Der Krieg bekommt ein Loch 'bellum senescit, debellatum est'; deine Ausrede hat ä Loch °Mersb Lau, halt, alter Freind, deine Rachjn hot e Luch, de host s gute Arntwatter vergossen 'deine Berechnung stimmt nicht' °Pößn N s t ; paß u f f , doß de kee Luch in de Luft guckst sagt man zu einem, der verträumt vor sich hinsieht, verstr., wos du nor met uf de Oogd (Jagd) leffst, du schißt doch nor Lecher in de Natur °Pößn Nst, auch beim Kegelspiel: nahm, dich doch bein Kegeln mehr zcmmn, du mochst gu nischt wos (als) Leeher! ebd. lox allg., doch -u- OThür nSOThür, -ö- Hennb sWThür nltzgr, -ü- seit, nltzgr, -Ü3- °Cob s°Sonnb; Dat. Sg. -&- sWThür nHennb, sonst wie Nom. Sg.; PI. lexsr, allg., doch -ö-, -g- Hennb Itzgr söWThür. Das Dim. hat die Endung -ilypn allg., zuweilen mit Metathese -li%3n; doch -sl nSOThür, -h -la Hennb (ohne Rhön), Itzgr sSOThür; Dim. PI. endet auf •arx^n WThür, verstr. ZThür wNThür, seit. IlmThür. Loch Mask. °Schlz Schi 1927 ist zweifelhaft. Lochbaum -> Lachbaum. Lochbeitel m. fachspr. 'Stemmeisen, Werkzeug zum Schlagen von Löchern' verstr. Lochbrot n. Beim Brotbacken werden über dem Teig 3 Kreuze gemacht. I n das zuerst ausgewirkte Brot werden 3 Löcher gedrückt. Dieses Lochbrot kommt als erstes in den Backofen u n d als erstes in den Keller zum Aufbewähren, es wird jedoch zuletzt gegessen, "Eisn Käl. — Lochding n. 't Aschkuchenform' nur °Mühlh ODo. - Lochdorl(e) f. 't Kreisel, Tanzknopf mit durchgestecktem Hölzchen' seit. NThür NOThür, gelegentlich auch 'Brummkreisel'; rund wie enne Lochdorl °Nordh; übertr. 'dralles Mädchen mit weitem, krausem Rock' °Sangh Brt. — Lochdraht n. 'Maschendraht' °Mühlh Str. - Locheisen n. 't Pfriemen' seit., auch als Schmiedewerkzeug, Sattler, Schuhmacher un Schmiede brauchen Lucheisen vun verschiedener Gresse (Größe) °Pößn Nst. Locher m. 't Pfriemen' seit. löchern 1 Adj. 'löcherig' deine Ausrede is lechern "Mersb Lau. löchern2 swV. 'mit Löchern versehen' Sonnb; übertr. jmd. löchere, bis er bezahlt 'durch unablässiges Zureden Geld herauslocken' Weim; de Kleine hett mech villicht gelechert 'unablässig mit Fragen bestürmt' °Eisn UE1; t quälen. Lochfeile f. 'Werkzeug der Tischler zum Glätten von Löchern' °Pößn Nst. - Lochform f. 't Aschkuchenform' °Heil Bor, °Eisn TTE1. — Lochkuchen m. 1. 't Aschkuchen' nur mittl. NThür, nwZThür. — 2. in der Glashütte 'aus Ton hergestellter Deckel, mit dem am Glasofen während der Arbeitspausen die Arbeitsöffnungen verschlossen wurden' °Neuhs

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Lochkuchenlorm — locken

Lau, ähnlich DWB 6,1100. - Lochkuchenform f. ' t Aschkuchenfortn' nur mittl. NThür, nwZThür, "Mein Sted. — Lochkugel f. 'besondere Art Glaskugel, Christbaumschmuck'; bei der Arbeit an der Flamme werden mit einem abgestumpften Holzstäbchen kleine Vertiefungen (Löcher) in die Glaskugel gedrückt. Diese Löcher werden dann mit bunten Farben ausgemalt, °Neuhs Lau; t Einsiedler. — Lochmaschine f. 'landwirtschaftliche Maschine, die Löcher für die Pflanzkartoffeln gräbt' "Jena Lobe, °Eisn UE1 1954. - Lochriebes 'i Aschkuchenform,' Lochrebs °Mühlh AGo. — Lochsäge f. 'Spitzsäge zum Aussägen von Löchern' °Pößn Nst, °Neuhs Meus. — Lochweite f. Beim Schlachtfest werden Kinder zum Scherz nach der Lochweite geschickt, sie erhalten dann einen Tragkorb voll Steine, °Weim GOb. Lock n. m. 1. 'unbestimmte Menge' NThür Mansf, verstr. WThür ZThür IlmThür; etwa ein Armvoll gemähtes Getreide, Klee, Gras oder eine kleine Menge Garn, Obst usw. Das kurzhalmige Getreide (vor allem Hafer) wurde auf Schwad gemäht und dann auf Lock (etwa soviel, wie man mit einer Gabel greifen und aufladen kann) zum Trocknen gelegt, NThür nöZThür nllmThür; 2 Lecke ergeben jeweils ein Bündel °Worb KWo; no, hutta (habt ihr) uch a Löckchen jehollt? 'einen Tragkorb voll Kartoffeln oder einen kleinen Wagen voll Futter' °Erf Geb, gab n Kalbchen n Leckchen Heu! °Eisn Her; da wohnten immer ä Lock Studenten Jena; ä ganz(es) Lock 'nicht eben geringe Menge' °Erf, °LSalz GUr, mi haddn Hestern noch a Lock Äpfel 'eine Menge Äpfel' °Erf Dach. - 2. 'Reihe von zusammengerechtem Heu oder Gras' seit, zwischen Weim und Naumb. t Kamm, ->• Oelöcke, Kuhlöckchen. log, -9-; PI. lega, ; legdr seit. öNThür. Das Wort ist Mask. wNThür WThür sIImThür, Fem. log °Eisn Tre, sonst Neutr.; Dim. legypn, -ö-. Etym. wohl zu Locke1.

Lockaufdiemagd o. G. 't Flieder' "Sömm Str. Locke1 f. 1 a. 'gekräuselte Haare' allg.; das Mädle hot ower husche Locke °Suhl Ben; t Haar- Schmachtlocke, Holle Krausei Kringel Krulle Tolle Zottel Zulke Zulp Zumpe. — b. im PI. 't Haar' °Eisn, dar hat owwer lange Läck °Eisn OE1. — 2. im PI. 'Schafwolle zweiter Sorte' °Mühlh NDo ODo, °Eisn Tre, Weim; 'Wolle, die nicht zum eigentlichen Vließ gehört', etwa zwischen den Hinterbeinen und am Schwanz, wird vom Schäfer vor Beginn des Austriebes abgeschnitten °Mühlh ODo; der Abfall beim Kämmen oder Zubereiten der Schafwolle heißt Kämmlocke °Mühlh NDo; -> Kamm- Scheißlocke. loga(n), -9-, log, -9- allg., doch -u- OThür nSOThür.

PI. logt}, doch tyg °Eisn; Iqga für Bedeutung 2 in

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°Mühlh N D o ODo, °Eisn Tre, viell. Reliktform: PI. zu mhd. loc stm. 'Haarlocke, Haar, Mähne', vgl. Trübner 4,483, SchwäbWb 4,1270.

Locke2 f. 1 a. 'Lockvogel beim Vogelfang' an der oberen Schwarza, Rudst; -> Vogelslocke. — b. 'Vogelfang mit Hilfe eines Lockvogels' °Eisn Ru, Finkenlocke-, auch als F1N für Stellen, wo gewöhnlich Vögel gefangen wurden °Ilm; übertr. auf die Lock gehen 'eine Braut suchen' °Got Tarn. — 2. 'Einleitung der Marschmusik durch Pfeifer und Trommler' umg. verstr.; 'Weckruf der Trommler und Pfeifer am Morgen eines Festtages' °HMöls Nes. Locke-1 f. 'ein Kinderspiel mit Steinwerfen und Hüpfen in einem vorgezeichneten, unterteilten Feld' nur °Got Her; t Hüpfkasten, Himmellocke; zu locken 'springen'. Lockelhaar n. 'lockiges Haar' °Lobst Pot. löckeln auslöckeln. locken1 swV. 'Haare kräuseln' Sonnb, hä lockt Öhr Hoer "Mein Nbr 1855. locken2 swV. '(durch Schmeicheleien oder Vorspiegelungen) jmd. an sich ziehen oder zu etw. veranlassen' allg.; de Manscher (Mädchen) honn'n dos ganze öald üs de Töschen gelockt °Eisn UE1; de Henne lockt de Kichen °Eisn Fal, der Schäfer tat seine Hunne locken °Eisl Sib; der Vogelsteller lockt, indem er den Lockruf der Vögel nachahmt °Eisn Ru, °Got Fin, Sonnb; die Sau lockt 'sie veranlaßt die Ferkel durch Grunzen zum Trinken' WThür, t rüsseln; di Sau werd gelockt 'zum Eber gebracht' veraltet °Sonnb St. R A : e kann mät seiner lusen Schnauze kän Hund aus der Helle (hinter dem Ofen hervor) lucke "Jena Hir u. verstr.; bei dem Walter lockt mr gee Hund vom Ofen °Sömm Kö, dar kann kenn Hund üs'm Owen gelockt 'mit ihm ist nicht viel los' °Eschw Aue, ähnl. dar lockt a ke Katz aus en Uefen Sonnb; mit Spack lockt me de Müüs (Mäuse) in de Fallen °Eisn R u ; jmd. die Seele aus dem Leib (Hals) locken 'ihn aushorchen' °Mein Nbr; du tust wühl dein Schnorrbart och locke, abber komme tut e nech (zu einem Jüngling, der sich einen Schnurrbart stehenlassen will) °Rudst ARe; dänn hamm se mit der Brotringe aus n Urwalde jelockt 'der ist dumm' verstr. — t ankören verleiten; -» ab- fort- heraus- hinaufverlocken. Stammvokal wie Locke1 allg., durch lockern) °Mein Was.

doch ö (beeinflußt

löcken swVspringen' seit. u. veraltet; unser Heppenbock (Ziegenbock) leckt °Erf Eck, a leckt wie Farrsch Heppel 'ist übermütig wie die wohlgenährte Ziege des Pfarrers' Sondh; was junk iss, leckt järn, was oolt iss, brummt järn Mansf 1888, wos jong äs läckt, 0 wos aal äs kräckt °Erf Mön, frohlocken. < mhd. lecken 'mit den Füßen ausschlagen, hüpfen'.

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Lockenkopf — Lode1

Lockenkopf m. wie schd., verstr., auch Bezeichnung für eine Person mit Lockenkopf, allg.; Spottvers: Luckengupp, schlack Eier in n Dupp! "Zeitz Pro. - Lockenpudel m. 'Mensch mit lockigem Haar' Sondh. — Lockenstriez m. Schimpfwort für jmd. mit langem Haupthaar, °HMöls Nes. locker Adj. 'nicht fest' allg.; de Bingels (Bündel) sin zu lucker jebungen "Sangh Hai; de Binne (Binde) on menn Orme sitzt ze fest, moch se luckerer °Pößn Nst, dos Laand es scheen locker und daher zur Aussaat geeignet, °Eisn UE1, de Gließe (Klöße) sin awwer scheen locker °Querf Bar, der Kuchen is zu locker worden, da kann mer de Maulsperr kriechen 'ist zu sehr aufgegangen' Schlz; lockerer Scharbs (Scharberich) 'Kartoffelkuchen von rohen Kartoffeln mit Hefe' n°Neuhs, °Saalf Wie; lockere Strötzel (Hefeklöße) mit Hering aß man zu Silvester, °Neuhs Grä 1799; lockere Köpf 'Krautpflanzen ohne festen Kopf' °Hildb Gri, °Eisn UE1, lockere Blätter dass. verstr. nördlich Eisn-Altb; Flachs wird locker beim Hecheln, °Ilm All; unnere Mudder grasaunt heit, do sitzn de Briechel lucker Grz; bei dem ist eine Schraube (ein Rädchen) locker 'er ist verrückt' verstr. — Ein leichtfertiger oder sorgloser Mensch ist ein lockerer Vogel verstr. WThür Hennb Itzgr SOThür OThür, ein lockerer Zeisig verstr. NOThür IlmThür OThür SOThür Itzgr, ein lockerer Bruder seit. ZThür IlmThür OThür, eine lockere Nummer °Naumb Crö. — In Zusammenrückungen: nicht lockerlassen 'nicht nachlassen, etwas unablässig fordern' allg.; Jette ließ awer nich lucker, un in annern Tog komen de Flaamen (Pflaumen) doch runger °SRoda Her; lockermachen 'etw. abschwatzen' verstr., s Jeld lockermachen °HMöls Nes, host de enn doch den Nochber senn Ooochdhund nuch luckergemocht! 'überredet, daß er seinen Jagdhund verkauft' °Pößn Nst. — t läppe lauter ledig lehne lauschig lose lotter(ig) lück lumm mulschig schlaff schlupper. lugdr OThür nSOThür, verstr. NThür, seit. NOThür WThür, sonst logdr, -q-, Die «-Formen im NThür und WThür lassen sich nur aus m h d . lucker herleiten; vgl. HessWb 2,160.

Löcker1 m. 'einer, der lockt'. — 1. 'Lockvogel beim Singvogelfang, ein bes. guter Sänger' °Got Fin, °Suhl Zel. — 2. 'wer andere gerne zu schlechten Streichen verleitet' °Mühlh Win; hierher vielleicht auch Lieker 'Aushorcher' Eichsf 1912. Löcker2 m. 'kleiner, vorlauter Junge' Hennb 1881, a junger Läcker 'Naseweis' °Cob, °Zeulr Tri; 'einer, der den Mädchen nachläuft' Hennb 1801, Hildb Bed; zu locken, Hemden-, Mädchenlöcker. Lockerhose f. 'unzuverlässiger, leichtsinniger, sorgloser Mensch, t Luftikus' °Gera, °Querf LEi. lockerig Adj. 'ein wenig locker' Sonnb, 1691 bei Stieler 1101: lockericht werden.

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lockern swV. 'locker machen' z. B. Erde, verstr., doch mehr umg.; n Stepsei lockere scherzh. für 'trinken' °Jena Orl. lockern swV. 'locken' WThür Hennb Itzgr, °Ilm °MühIh "LSalz, °Wern Sti; me läckert un lamertiert, bis me's hot 'bettelt' °Ilm Her, har hat so lang geleckert, bis das Mächen mietgegangen es °Ilm Man; RA: so lockert mer n Hond °Hildb The, domit kooste kenn Hond ausn Ofe gelöcker ebd., en ufs Ies löcker 'einen aufs Eis locken, ihn in Gefahr bringen' °Mein Was; ab- an- aus- be- heraus- mit- vorlöckern. — Iterativbildung zu locken. Lockhäusle n. 'Futterhäuschen an den Fenstern, mit Leimruten zum Vogelfang' °Suhl Dil. — Lockpfeife f. 'Pfeife des Vogelfängers' Sonnb. Lockschen PI. siße Lockschen 'Gebäck aus Roggen' t °Nordh Geb 1900. Zubereitung: angefeuchteter Roggen wurde zum Keimen gebracht, dann auseinandergerissen, getrocknet und gemahlen. Mit Zusatz von Wasser, doch ohne Hefe, Milch oder Zucker buk man den Teig dann in einer eisernen Pfanne. Vgl. SchlesWb 2,816: Lockschen 'Nudeln'. Das Wort ist wohl slaw. Herkunft; zu oso. iakomny 'lecker, süß, wohlschmeckend'. Vgl. R E W 2,9.

löcksen swV. 't springen' seit. NThür; das Fellen leckst 'das Fohlen springt' °Sondh H T h ; was jung ist, lackst, was alt ist, krackst.

°LSalz Neu 1801;

übertr. 'am Tag schwatzen gehen' °Mühlh ODo; ->• herumlöcksen. Lockvogel m. 'Vogel, der den Vogelstellern zum Heranlocken anderer Vögel dient' seit., häufiger in Wald- und Gebirgsgegenden; der Vugelfänger träät sein Luckvugel in en Raffe ufn Vugelhard °Pößn Nst. Lode1 f. l a . PI. '(langes, ungepflegtes) t Haar' NThür NOThür WThür nZThür, °Rudst Cor, Sonnb; loß dich dinne Lotten mol abschniede °Mühlh HBe, ar hat verroste Louden 'ist rothaarig' °ErfGeb, route Lcmden wachsen of kenn juten Bouden Neckvers auf einen Rothaarigen, nur °Rudst Cor; Lodden wie a Stachelschioien °Sömm Tun; die Kuh hat Loden 'hat (im Winter) lange Haare', galt als-Zeichen von Magerkeit °LSalz Neu 1801; RA dan han ech awer de Lodden gekämmt 'die Meinung gesagt' °Erf E r m ; -*• Hundslode: — b. wohl spöttisch 'Locke' verstr. °Mühlh. — 2. 'grobes Wolltuch und die daraus gefertigte Kleidung' Mansf, °Eisn See, dazu Lodenhut, -joppe, -mantel. Vgl. EichsfHH Sonderh. 1963, 27. Das Wort kommt fast ausschließlich im PI. vor: lödsn zwischen Got-Erf-°Sondh Ebl, verstr. NOThür, °Rudst Cor, -ou- °Erf Geb, -Ü3- Sonnb, -u-

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Lode2 — Lötfei

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'stirbt bald' verstr. NThür nZThür, seit. WThür sZThür IlmThür OThür SOThür, ha hat dn Leffel hänjelait 'ist gestorben' Mühlh; jmd. über den Löffel halbieren 'betrügen' verstr. außer WThür Hennb, Lode2 f. 'junger Baumschoß, Trieb' seit. öNThür auch 1795 Studentenspr. Hai; noch um 1920 NOThür ZThür IlmThür OThür; die jungen Loden mußten in "HMöls Nes alte zahnlose Männer einen treiwen aus °Eisl Sib; Erlen- Sommerlode. Löffel von innen an die Backe halten, wenn sie der löda °Wern Sti, °Eisl Sib, °Sangh Rie, °Sömm GMo, Dorffriseur rasieren sollte; wie kannst de norfar su loddn Nordh; im ZThür IlmThür OThür ladd, -ä-, -qene Taschenuhr su viel gäbe? Do hot dich dar Karl < 'Latte', mit dem Lode hier lautlich zusammenfiel. ibern Leffel bolbiert °Pößn Nst; jmd. hat die WeisTrier, Venus S. 179ff. macht wahrscheinlich, daß heit (Klugheit, Oescheitheit, Oescheitigkeit) mit Löffeln Lode1 und Lode2 etym. und sachlich zusammenge- gefressen 'dünkt sich übermäßig klug' allg., aber hören. Lode2 ist ursprünglich der nach dem Abauch spöttisch für 'er ist dumm' °Heil Men, °Eisl schneiden frisch wachsende Schößling, doch vgl. Röb; dar hot die Oescheidichkeät a niä mit Löffeina Krogmann ZWortf. 19,89; vgl. auch Kehr, Forstgfrossen Sonnb, er hat die Dummheit mit Löffeln wesen 80 f. gefressen 'ist ein Dummkopf' seit., sie hat die SchönLodenbasel m. 'lange, dichte, schlecht gepflegte heit mit Löffeln gefressen 'ist häßlich' °Saalf UWe; Haare' °Mühlh ODo. - lodenbast m. 'ein Unordent- er versteht so viel von der Sache wie der Bauer vom licher' Loddenbaß °Worb Boc; < Sebastian oder zum Gurkensalat, er frißt ihn mit Löffeln 'er versteht Vorigen, ->• Lotterbast. — Lodenpetz m. 'struppige, nichts davon' °Nordh, ähnlich bos verstät der Bauer ungepflegte Haare' °Got Frd, °LSalz GUr; 'Mensch vom Krautsolot? hä eß en mit'n Leffel Hennb 1869; mit langen ungepflegten Haaren' °Eisn See. als Patengeschenk wird in Sonnb a silwerna Löffel lodern swV. 'flackernd brennen' verstr. außer eigebunden-, mit n großen Leffel asse (zum Festessen Hennb; das Feier loderte noch, als die Feierwehr kam bei der Taufe) °Neuhs Grä; in Bastlösereimen etwa °Eisl Sib; t flackern lundern, lottern. in °Naumb Nei °Eisn See; lorin verstr. °Nordh, °Mühlh ODo, sonst, insbes. NThür wZThür, loddn. Geschlechtsangaben für Bedeutung 1 fehlen zumeist, gelegentl. Sg. lodi, -ö- f., doch loddn m. °Eisn Tre.

lodar(n) NThür WThür nZThür, -ü- OThür SOThür, -Ü3- Sonnb, sonst -ö-, doch s lond °Got Win.

Lodich m. nur in der RA der Klane hat mech emmer an Loddje 'das Kind hängt sich ständig der Mutter an die Hand oder an den Kleiderzipfel' "Rudst Ulli. Löflei m. 1. wie schd., allg., bei Bedarf unterscheidet man große und kleine Löffel 'Eß- und Teelöffel'; nemrn Ii (deinen) Löffel in de rocht Hand °Erf Eck, weele (willst du) a poir Laffel Soppen mietaß (mitessen)? °Eisn Ru, beröm nimmste dann die Gafu (Gabel), das kost de doch mit dn Läffu vill besser gegess (essen) "Suhl Ben, su wos Seins (Seltenes) muß mer nich miet Leffeln asse, dos muß mer rotsn (ratsam 'sparsam') asse! °Pößn Nst. — RA: Löffel un Suppen gehärn zamm °Hildb Ade, alles, bos Leffel geleck koo 'jeder' Hennb WThür; me muß kinne dn Löffel ins Muul gestecke sagt der Bauer, weil er zu Mittag lieber Suppe mit Fleisch als Gebratenes ißt, °Sondh HTh; nahmn ses uns mit Scheffeln (scheffelweise), müssen mersch wiedernahme in Leffeln (leffelsweise) °Pößn Nst; me gröft (greift) nach en Leffel on zerbrecht e Schösset H s n n b ; bamme (wenn wir) dich net hätte onn käi Läffu, do motte me die Soppe trenk sagt man scherzh. zu einem Wichtigtuer, aber auch als scherzh. Danksagung für einen kleinen Dienst, Hennb Itzgr; wenns Briehe reent (regnet), hot mer gor uft kenn Leffel 'wenn das Glück kommt, kann man es nicht genießen' °Pößn Nst, ähnlich Mansf Hennb, °Jena Cop, °Ilm Möh; er wird den Löffel bald weglegen, -werfen, -schmeißen

Sifte, Safte, Seide, uff der alten Weide, drei Scheffel, drei Leffel, drei Butten voll Saft.

Volksglaube: Unter dem Regenbogen findet man ein goldenes Löffelchen °Mühlh Hol. — In der Spr. der Flußschiffer auf der Saale werden häufig die äußersten Enden der Flunken am Anker Löffel genannt. Brüh- Eß- Kaffee- Kloß- Koch- Kuchen- RahmRühr- Schöpf- Schuh- Suppenlöffel. — 2. meist im PI. a. 'Ohren des Hasen' aus der Jägerspr., verstr.; der Gager heßt n Hosen seine TJhrn Leffel °Pößn Nst. — b. übertr. scherzhaft oder geringschätzig 'Ohr des Menschen' allg.; ä poor grüße Läffel hat er wie ä poor Scheulader (Scheuleder) Saalf; sparr doch de Läffel u f , daß de basser hürst! °Eisn Ru und verstr.; da spetzt ha de Läffel ebd.; scherzhafte Drohung wenn ich dich bein Löffdnadervoüsch! Sonnb, wenn da net aufpoßt, naram ich dich bei deina Löffel! °Hildb Gel, eine (ein paar) hinter die Löffel kriegen, bekommen 'Ohrfeigen bekommen' allg., bis stelle, sonst grichste ä baar hinger de Leffel! Apol; henger de Leffel halbiere 'verhauen' (angelehnt an über den Löffel halbieren) "Schmö Grü; Gwnge, morgen is Examen, do hall nor de Leffel steif! °Pößn Nst; t Ohr, Horch- Ohrlöffel. - 3. 'Tölpel' 1795 Studentenspr. Hai. -»• Rotzlöffel. lefal, allg., doch -ö- Itzgr, -a-, -q- sWThür nHennb; l(wdl, -a- seit. WThür nHennb; PI. ebenso, doch lefdls Nordh, lepln Hai Bee, Zg/aZa °Ilm Wild; Dim. lefulX3n, leffox^n: hfali, löfdla.

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LÖHftlbohrer— Lohe1

Löffelbohrer m. 'löffelartig geformter Bohrer', Werkzeug der Drechsler und Zimmerleute, °Blank HGei, °Apol KRo. — Löffelgarde f. 'undisziplinierte Gruppe' °Sömm GMo, gieht olle wak, itze himmt de Leffelgorde °Pößn Nst; die im Jahre 1806 nach der Schlacht bei Jena in Erf einrückende französische Avantgarde trug hölzerne Löffel in den Hutkrempen, deshalb nannte man sie noch lange die Löffelgarde (nach Brandis Hs.). — Löffelhalter m. 'Gestell zum Aufstecken der Löffel' °Pößn Nst. Löffelkorb m. 'kupferner, an der Wand hängender Löffelbehälter' °Neuhs UWei, Dim. Läffelgärbchen dass. in °Neuhs Meus. — Löffelkraut n. wie schd. (Cochlearia officinalis L.) sOThür; LöffeUcrautsjnritus wurde zur Heilung äußerer Übel verwandt, Reuß j. L. 1870. löffeln1 swV. 1. 'mit Löffeln essen' allg.; wos kuchst de denn heit, Rusel? Weils fix gieh muß, doch ewos Qeleffelts (Suppenähnliches) °Pößn Nst, hunn sü sich de Soppen iengebrockt, können sü se au allein gelaffel °Eisn R u ; Bauernregeln: zur Fastnacht darf man nicM löffeln, sonst tropft die Nase °Lobst Ndf, wenn man zur Fastnacht löffelt, dann stechen einen das ganze Jahr die Mücken °Schlz LGr; -»- auslöffeln. — 2. 'sich erkenntlich zeigen' zu menn öubeläum hot mer der Oesangverein e Stännel gebrocht, dofir muß ich doch wühl leffle °Pößn Nst; ähnlich RheinWb 5,528. löffeln2 -*• läufein. Löffelstecker m. 'Gestell zum Aufstecken der Löffel' °Jena Eich, SRoda KBo. Löffelstiel m. 1. in Kinderreimen meist beim Spielen mit Kleinkindern; dazu verwendet man einen Löffel: lirum, larum, Leffelstiel, deine Ginder frässen viel.

°Mersb Lau,

Leier, leier, Läjfelstähl, orme Leite hunn nich vähl. "Jena Hir, °Schmö GBr, Lira, larum, Leffelstiel, ich hob wühl Oald, doch gor nie viel. Emil, Emil, Löffelstill, deina Kinner aasen vill, ölla Tog an Zantner Brot, nam an Basen, schla sa tot.

°Pößn Nst,

°Sonnb Hasb.

— 2. Schwanzmeise' °Grz Ber. löffel(s) weise Adv. 'nach und nach' verstr.; dän muß me ölles löffelweis ins Maul schmier 'eine Geschichte nach und nach erzählen' Sonnb. Loge f. 1. wie schd. 'Theaterplatz' allg., doch kaum mdal. — 2. 'Sonderplätze für die Kirchenältesten, die Gutsherrschaft und reiche Gemeindemitglieder vorn im Kirchenschiff' "Zeitz Of. — 3. 'Holzhütte' nur noch im Forstortsnamen Loge

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in "Ilm Ger (dort stand früher eine Holzhütte); —». Pfingst- Tanzloge. Loggia f. 'Gang am oberen Stockwerk des Wohnhauses' Looschia °Salz KNo; t Gang. logieren swV. 'in einem möblierten Zimmer oder einem Gasthof wohnen' verstr. im Süden. Logis n. 'Mietwohnung, möbliertes Zimmer' Itzgr, wo es das fehlende t Wohnung ersetzt, verstr. WThür Hennb SOThür; mi hamm kee Loschiä gricht Cob, än in Kost un Loschie nahm Sonnb. Loh 1 m. n. 'Gebüsch, Gehölz' verstr., auch als Dim., z. B. Löhla Cob, meist in F1N, auch in Zuss. wie Lohberg -born -buhl -holz -teich -weg, BirkenBreiten- Hirsch- Linden- Tannenloh, Buchenlöhlein. Das Dim. Löhchen wird zuweilen umgedeutet zu Liebchen. Loh ist Mask. vor allem NThür. Hennb, sonst Neutr. Vgl. Kehr, Forstwesen 111. t Hain. Loh 2 f. 'sumpfige Wiese, feuchte Stelle' °Sömm Ost, °Schlz Mü, häufiger in F1N wie in der Lohe °Zeulr LWe, auch in Zuss. Fischerlöh °Eisn Fal, Lohwiese verstr. In F1N sind Loh1 n. und Loh2 f. schwierig auseinanderzuhalten, da sich auch in den Wäldern sumpfige Stellen befinden; so kann auch Loh2 als Neutr. erscheinen, z. B. s ale Löh 'ein feuchter Wiesengrund' °Eisn Fal; etym. wohl verwandt mit -»• Luch, vgl. Schmell. 1,1466, D W B 6,1128.

loh Adj. '-t hell', de luhe Flamme °Neuhs Meus; lichter- lunderloh. Lohballen m. 't Lohkuchen' °Got, °Arn Arn StI, Rudst; morchen warn Luhballne getraten °Arn StI; die Lohballentrampler formten sie, indem sie mit bloßen Füßen die Lohreste in Formen festtraten, Rudst. — Lohbank m. 'Verkaufsstand der Gerber auf dem Markt' lederkalk, quod venditur ame lobanke cum modiis 1332 Erf Bibra-Büchlein S. 114. - Lohblume f. 't Schneeglöckchen' nur bei °Rudst Eng nach DWA 10 S. 50. - Lohbrühe f. 1. 'Gerbflüssigkeit; Lohe mit Wasser, Kalk und Salz vermischt' verstr.; mit Lohbrühe wurden mitunter die Hauswände gestrichen, SRoda. — 2. 'Absud von Baumrinde (meist Eichenrinde)', in dieser Lohbrühe badete man kranke Füße, °Apol Flu, angefrorene Zehen und Finger, °Naumb GJe oder an Anämie erkrankte Ferkel, °Rudst ARe. Lohe 1 f. 1. 'Flamme' seit., wohl nicht recht mdal., doch a Lahla nogemacht 'ein Feuerchen angezündet' Neuhs, Löhla °Sonnb Grü; f Lunder. 2a.' eine dem Mehltau ähnliche Pflanzenkrankheit', für deren Entstehung Sonnenbrand oder eine Art Niederschlag verantwortlich gemacht werden, seit. NOThür OThür; übertr. da is Lüh derzwischen gefallen 'plötzliche Verstimmung zwischen Befreundeten' "Jena Hir. — b. 'grindiger Ausschlag der

Lohe2 — Lohnmüller

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Ferkel' °Erf Mön. - i Brand. Vgl. Müll.-Fr. 2,181; die Lohkäsetrampler traten die Lohkäse in Formen Jacobsson 2,628. mit den Füßen fest, "Hildb Eis. Lohkuchen 1 -»• Losekuchen. Lohe 2 f. 'abgeschälte Baumrinde', wird getrocknet und zerkleinert zum Gerben der H ä u t e verLohkuchen 2 m. 'nach dem Gerben in Formen gewendet, verstr.; wir gehen Lüh puchen "Zeitz Gol, preßte und getrocknete Lohrückstände, etwa in Lüh kloppe °Jena Hir; si habn Lüh gschlohn °Gera Backsteingröße' früher als Brennmaterial benutzt, Thr. I n °Arn Esp wurde die Rinde der jungen ge- seit. WThür Hennb Itzgr SOThür OThür; in fällten Eichen mit einem Bleuel losgeklopft; die "Rudst ARe wurde Lohkuchen mit Alkohol verLohe wurde dann gebündelt und auf dem Markt mischt u n d Haustieren gegen Durchfall eingegeben ; in Arn verkauft; das Lohschälen war eine Art das ist ja Luhkuchen! 'Unsinn' "Pößn Wei. Volksfest, ähnl. °Rudst UWi. I n °Sonnb T r u t wird Lohlaub n. 'Eichenlaub, das die Gerber zum die Lohe von Eichenstämmen getrocknet, zerrieben Gerben benützen' loloub 1332 Erf Bibra-Büchlein u n d zu Tee oder Gurgelwasser verwendet; t Rinde, S. 114. — Lohmännchen n. 'Schreckgestalt, mit der Eichen- Gerberlohe. — 2. 'Lohbrühe' °Got See, man die Kinder vor den Gefahren des Waldes warnt' davon wohl übertr. 'feiner Sprühregen' verstr. (es trägt den Kopf unter dem Arm) "Mein KWe. — NOThür n l l m T h ü r ; diese Bedeutung ist nicht Lohmühle f. 'Mühle, in der Gerberlohe zerkleinert einwandfrei von Lohe1 2a zu trennen. wird' "Pößn Nst, "Sonnb Sonnb ULi. - Lohmüller lü WThür nllmThür OThür SOThür, lös verstr. m. 'Bssitzer einer Lohmühle' Sonnb. Mansf, 15 verstr. sIlmThür, um "Neuhs Grä, Salz, Lohn m. 'Arbeitslohn, Entgelt' allg. ; ha hät sinn lä wltzgr, sonst lü3. Das Wort ist Neutr. nur in Salz, ganzen Lohn verkümmelt (vertrunken) "Eisn Ru, Mask. in °Pößn Nst, sonst Fem. Vgl. Kehr, Forstfrieher nohm Ar Miller kenn Luhn, dar zog gleich de wesen 254 f. Matze ob "Jena Löbe, is dös a sporsamer Borsch, Löher m. 'Lohgerber' Erf, °Eisn Tre, Salz; die dar hat vun ganzen Johr sein Lah nuch dinna 'hat samelunge under den lobern zu Steinmetzen hause sich den Lohn noch nicht auszahlen lassen' "Hildb 1343 U B Erf 2,314 (Kopie 16. Jh.); veraltet, aber Gel,/ar dan storken (darbm, huchen, tichtchen) Luhn, noch in Namen wie Lobersberg "Schmal Bro, Löberswos ich gab, konn ich a de Arbeit dernoch verlange gasse °Got Ohr, Löbersgut °Got Wal, Lobertor bis "Pößn Nst, nune nimmst de n Drack zen Luhne un 1819 E r f ; weiter in Erf Liäwerstroße, Liäwergiäre mochst die Arbeit nuch emol! ebd., ähnlich Hildb; (für einen Seitenarm der Gera) in der Mda. von bie dich wärds och wedder wohr, daß Undank dar °Erf Mön 1913. Walt Lohn es "Mühlh H B e ; dar wörd schö (schon) Lohesbrand m. 'Waldbrand' Sonnb. - Lohfeuer noch sein Lah defür kriechen 'seine Strafe dafür ern. 'plötzlich aufflammendes Feuer bei Bränden' halten' Sonnb ; dernooch de Arbeit, dernooch der Luhn "Schmö Goß. 'wie die Arbeit, so der Lohn' "Pößn N s t ; in DengelLohfink m. 't Gimpel' nur verstr sö"Eisn s"Got versen im Itzgr, etwa in "Sonnb For : °Salz "Schmal "Mein "Suhl, "Ilm Man; die Lüffe Ich dengel meinen Herrn Nachher, han die ganze Knospe agefresse "Mein Was; als wenn er mich sieht, so lacht er. Schimpfwort 'falscher, durchtriebener Mensch' Gibt er mir auch einen guten Lah, "Eisn Ru See. so ist er auch ein braver Ma. lüwix "Got Cat Fin Mech, "Suhl Zel, liwix °Got Got Art- Back- Fuhr- Lied- Mache(r)- MahlSehn, libs "Ilm Man; lüx(dj "Eisn Ru See, ö°Suhl; t Geld, lüf(d) w"Suhl "Mein "Schmal; Dim. lifX3, -ü- "Salz Rücker- Tagelohn. w° Sehmal, hier fallen also Lohfmk und Lüffchen lön NThür nNOThür sWThür, n°Schmal, tun sNO'Küken' lautlich zusammen. Vgl. Suolahti Vogel- Thür IlmThür OThür SOThür, w"Eisn, lüdn ZThür, n"Eisn, lön um "Eisn Tre, Um n"Heil n°Worb, là namen 137f„ SudWA 1 Kt. 13. Lohgerber m. wie schd., verstr.; die Felle worrn Itzgr, s°Schlz s"Grz, 15, lü(z) Hennb; PI. lim "Schmö GBr, lian» "Ilm Gil, lüsn "Got Frd, Un "Eisn UE1, alle zun Luhjärwer jebracht "Naumb GJe; dar hat I5n "Sonnb Grü, lü(a) Hennb. Das Wort ist Neutr. Fuden (Pfoten 'Hände') wie su ä Luhgerwer "Zeitz sslt. NThür NOThür, sonst Mask. Spo; a macht a Gesecht wie a ormer Luegarwer, dan Lohndrescher m. 'Tagelöhner, der beim Drede Fäll fortgeschwomm sin "Got Frm, ähnlich "Erf schen hilft' "Mein Ger. Dach, er es orme wie an Lohgarwer, dam de Falle lohnen swV. wie schd., allg., doch meist reflexiv; wackjeschwummen sinn "Sangh B r t ; ä betriebter Lohgerber 'ein um die Hoffnung Betrogener' "Sömm K ö ; de Ärwed hät sech net geluhnt "Eisn OE1, s Iaht sich das is erseht e Lohgerwer! 'er schwindelt, verdreht niä arscht naufzegenn (hinaufzugehen) Sonnb, lohn ab- be- verlohnen. alles' "Zeulr Tri; f Rotgerber. - Lohgrube f. 'Grube, dichs Gott! f ° E i s n UE1; Lohnmüller m. 'Müller, der im Auftrag der Bauern in die der Lohgerber die Felle zum Gerben legte' SRoda, Sonnb. — Lohkäse m. 'f Lohkuchen2' wltzgr; Getreide mahlt und dafür seinen Lohn in Mahlgut 21

Thüringisches W ö r t e r b u c h

3. Lief.

Lohnscheffel — Lorbeer

315

erhält' °Mühlh Fla. - lohnschefiel m. 'ein Scheffel Getreide als Drescherlohn' veraltet °Sondh Tob 1932, vgl. MeckWb 4,965. - Lohntag m. 'Zahltag für Lohnarbeiter' °Eisl Sib, °SchmöGBr, °Pößn Nst; jetzt han se wffen Schachte aller zahn Tage Luhntak °Eisl Sib. — Lohntüte f. 'Papiertüte, in der der Arbeiter am Zahltag seinen Lohn erhält' wohl allg.; hä hot sä Luehdüde mitsamst n Lue.h ins Faüer geschmesse °Suhl Ben. Lohra ON; die ehem. Burg Lohra bei °Nordh GLo, dazu die Ortsteile Friedrichs- und Münchenlohra; RA in °Nordh Geb he lett Wengen bie Lohre Iah 'er läßt Wenden (Groß- oder Klein-Wenden, jetzt Ortsteile von °Nordh GLo) bei Lohra liegen, ihm ist alles gleichgültig'. Die Orte und die Burg liegen dicht beieinander. Lohrinde f. 'abgeschälte Baumrinde von Fichten und jungen Eichen zur Verwendung in Gerbereien' °Pößn Krö. - Lohschale f. meist im PL, dass. °Ilm Man, Jena 1806; auch zum Regenschutz von Holzstapeln und zum Herstellen primitiver Schutzdächer für die Waldarbeiter werden Luhschalln benutzt, °Ilm Stü. — Lohschäler m. 'Gerät zum Loheschälen, ein gebogenes Messer an einem etwa 60 cm langen Stiel' °Suhl Hei. - Lohtoffiel m. Spitzname, °Pößn Nst. — Lohtrampler m. 'einer, der die Lohkuchen mit den Füßen festtritt' "Neuhs Grä. Lokomotive f. wie schd., allg.; bei der Luckediefe stieben nor su de Fonken "Schmö Goß; dem Fauchen der Lokomotive legt man bes. in Gebirgsgegenden Worte unter; so sagt die Gebirgsbahn im Schwarzatal Ich muß es zwingn, ich muß es zwingn;

ist sie auf der Höhe angekommen, sagt sie Ich habs erreicht, ich habs erreicht.

Die Eisenbahnzüge der Hauptstrecke Meiningen— Erfurt fuhren zwischen Suhl und °Suhl OHo bis etwa 1930 mit Schiebelokomotive. Zwischen Suhl und "Suhl Zel fragte die Schiebelokomotive Sim mer ball dan Dombarg

owe?

und die Antwort lautete Schieb nar tüchtig, schieb nar

tüchtig!

Hinter °Suhl OHo sagte dann die vordere Lokomotive bei der Talfahrt Brauch dich nimmer,

brauch dich

nimmer,

t Maschine. logdmsdifa, lugamsdifd allg., doch lugvdifd °Schmö Goß, logdmodain °Sömm Scha 1913, logdmandifd Mansf 1888; umg. meist gekürzt log; scherzhafte Umdeutung im Kindermund Zöza mo fifd/ 'lasse sie mal pfeifen!' °Worb KWo.

Lokus m. 1. 'f Abort', umg. verstr.; Henner hemmt hitte nech von Logus, e hat enne schlechte

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Oorgn gefrassen Got. — 2. in Loko sie 'in Aufnahme, Ansehen sein' Sondh 1903. Lolber -> Lorbeer. Löller o. G. 'besondere Art von t Murmeln' °Sonnb St. löllern swV. 'mit Lottern spielen' °Sonnb St. Lombardsnuß -»• Lambertsnuß. lomm(erig) lumm(erig). Lonberg 1 o. G. Laanbark schänke in der Musikantenspr. 'nichts geben' Eichsf 1912. länpark spika zu lo, lohne 'wirklich nicht, auf keinen Fall' (ZMdaf 30,132) und Berg''. Vgl. HessWb 2,33: lao 'nein' < hebr. lö; Wolf Rotw. 3131: lau. lonchen > lunchen. Löne f.(?) 't Ahorn, bes. Spitzahorn (Acer platanoides L.)' nur °Nordh Hain; -s- Leinbaum, Weißlöne; vgl. Mitzka, Ahorn 25ff., Marzell l,72ff. Longe f. 'Führleine' mdal. in den RA dän wolln mer mal in de Longsche nahm 'verprügeln, zur Rede stellen' °Mersb Lau, die hatt'n awwer an der Longsche °Sömm GMo. Lopf(e) Lupfe. Loppentuch n. 'buntes Umschlagetuch, das an Sonn- und Feiertagen kreuzweise gelegt über der Frauenkleidung getragen wurde' verstr. Eichsf, °LSalz °Mühlh, °Eisn Fal. Kurzform zu weit verbreitetem t Saloppentuch. In °Worb Lei gehörte das Luppentuch zur Frauentracht. In °LSalz Bla war es Sitte, daß Burschen und Mädchen im Hause von Neuvermählten im Luppentiecher warfeiten. Lorbaß -»• Lurrbas. Lorbeer m. (seit, f.) 1. wie schd. (Lauras nobilis L.), verstr.; im Hennb sWThür, seit. OThür dafür auch t Norbel (dissimiliert aus Lorbeer) ; uf sein Lorbeerna ausruh Sonnb; Lorbeeröl wurde als Heilmittel (zum Einreiben) benutzt, Reuß j. L. 1870. — 2. gewöhnlich im PI. 'die in Form und Farbe an die Früchte des Lorbeerbaumes erinnernden Exkremente von Ziegen, Schafen, Hasen und Kaninchen' NThür nZThür IlmThür (außer Südrand) OThür SOThür, verstr. Mansf Itzgr; sonst (seit, auch OThür) gilt i Norbel-, auch der 'Kot der Menschen' kann als Lorwer bezeichnet werden °Art Rei, sogar die 'Pferdeäpfel' °Jena ö l k ; de ganze Wiese is vull Lorwern vun Schofen un Ziechen °Pößn Ra; Lorwern von Schafen und Ziegen wurden gesammelt und in Regenwasser aufgeweicht, das ergab ein vorzügliches Düngemittel, °Weim GOb; -»- HasenHirsch- Hunde- Schaf- Ziegenlorbeer. — 3. übertr. 'Mensch, der viel und töricht redet' seit. sSOThür; gieh zou, alter Lolber, mach ka sets Oewaaf (solches Geschwätz) "Lobst Bst. lorwsr(n) -g-; lolwsr °Lobst s°Schlz, lorwün ö°Eisl, bes. für Bedeutung 1 verstr. iQrber(a) u. ä.; Dim. nur für Bedeutung 2 lyrwdla, -p-, -a- verstr. Itzgr sSO-

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Lorbeerblatt — lorken

Thür. — Bedeutung 3 wohl Nomen agentis zu lorbeeren 2. Die gleiche geographische Verbreitung von lorw3r und vor allem lolimr für 2 und 3 rechtfertigen wohl die Zusammenfassung unter einem Stichwort; eine Herleitung von lallen 'töricht reden' (DWB 6, 82, Trübner 4,348f.) ist demnach zu verwerfen. Lorbeerblatt n. 'getrocknetes Blatt des Lorbeerbaumes', wird als Gewürz verwendet, allg.; daneben auch ->• Norbelblatt Hennb nltzgr, sonst seit. In °Worb GBa gehörten Lorbeerblätter zur sonntäglichen Reissuppe, sie wurden vom Krämer mit in die Reistüte gelegt. lorbeeren swV. 1. ' / misten von Ziegen und Schafen' NThür nZThür IlmThür (ohne Südrand), OThür SOThür, verstr. sNOThür Itzgr; sonst gilt norbeln; unse Hebbe (Ziege) gann seit jestern nich lorwern °Querf Bar. — 2. übertr. 'viel und töricht reden' "Gera Ron, °Lobst Bst, dei alts Oelolber "Lobst Bst; 'prahlen' ar lorbert von dan nuwen Kartuffeln °Worb Brb; t schwatzen. Lorch m. n. l a . 7 Kröte' nur °Worb Ndf und Lohse Schmal 58. - b. 't Frosch' nur "Wern Sti, vgl. DWA 4 u. 13 K t . 2. - 2. übertr. 'kleines (unartiges) Kind', auch als meist gutgemeintes Scheltwort gebraucht, verstr. NThür NOThür ZThür, seit. WThür Hennb; dar Lorch hot widder wos ausgefresse 'einen Streich verübt' °Hildb Reu, nuer su a Lorg! °Erf E r m ; anerkennend so en Lorlc! c Eisn Tre; auch Schimpfwort f ü r einen Erwachsenen su ä Lork vun ä Menschen! Mansf 1888; Schimpfwort f ü r unwilligen, ungehorsamen Menschen in °Mein Was, für einen dummen Menschen in °Mein Was, "Lobst Eli, f ü r einen drolligen Kerl in "Neuhs Meus, f ü r einen Schwindler in °Got Win, dazu die gleichbedeutenden Lorchbengel, -onkel °Worb Hol; so n oler Lork! 'großer ungeschlachter Mensch' "Worb Di; auch 'schlechtes, nicht gut gedeihendes Vieh' °LSalz Neu 1801; Lügenlorch, lorg, -Q-; doch long "Got Frm, °Erf Mön, luag Schmal, also mit unverschobenem k wie in sdorg 'Storch' bis ins Hennb verbreitet, verschoben lor% nur "Hildb Reu, "Lobst Eli. Lorch ist md. Nebenform von Lurch. Für weibl. Personen ist das Wort oft Neutr., sonst Mask. Lorchbachsblume f. 't Flieder' nur °Eisn BeH, nach einem F1N benannt. Lorche1 f. 'Huflattichblatt' w°Sonnb, wohl zu Lorch 'Kröte'; vgl. etwa die Zuss. mit Kröte f ü r Tussilago u n d Petasites bei Marzell 5,308f. und Lorkenblatt 'Blatt vom Ampfer' SchlHoWb 3,511. Lorche2 f. 1. Pilzart, wohl 'Lorchel (Helvella esculanta Pers.)' Sonnb, Hennb 1793, Eisn 1709 (nach Thür. Monatsbll. 18,132), 'Bischofsmütze (Helvella infula Schaff.)' Gera, nach DWB 6,1151. — 2. übertr. a. 't Haamest' nur "Lobst Ndf, 21*

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"Schlz Schi Zol. — b. 'Kothäufchen kleiner Kinder' dar Jonge hat aber enne Lorche hängesetzt "Rudst ARe. lorx(a); Dim. liryla "Lobst Ndf. Lorchenblatt n. 't Pestwurz' "Sonnb St. Lore f. weibl. R N f < Eleonore), allg., zuweilen Name f ü r Kühe, Pferde u n d Schafe; verächtl. du bist ein Lorchen "Hett Bräu. Lorenz m. 1. männl. R N , jetzt ks»um noch gebräuchlich, der Lenz hot in de Imfelatien kenn Pfennich eigebüßt "Sonnb H ä m ; die altertümlichen Formen Luurze "Schmö GBr, Luenz "Schmal P a p werden zuweilen scherzh. gebraucht. — 2. übertr. a. ein Lorenz 'ein bäurischer Bückling oder Reverenz' NThür 1790; scherzh. Lorenzens Lust 'Gefängnis' Nordh 1892. — b. 'großer, strammer, auch unflätiger Kerl' ist das ein Lörz geworden! Sonnb, Scheltwort f ü r 'Faulenzer, Tagedieb' nöHennb; langer Lenz 'langer Mensch' wNThür. lenzen, Dreck- HosenLumpenlorenz. Lori n. m. 1. 'gestrickter langer t Schal' veraltet nllmThür sWThür Hennb, Sondh; dr heiige Chrest hat dir awer a schiens Lori gebrocht "Weim Ton. 2. Scheltwort 'eingebildeter Mensch' "Gera Ron; 'leichtfertiger Mensch' "Mühlh Dör, "Apol Flu; Mask. vor allem im Hennb. Luriam. Loriam -»- Luriam. Lorke1 f. gewöhnlich im PI. 'dumme, schelmische Streiche' verstr. IlmThür OThür SOThür, "Got Win; ar hot allerlä Lorken em Nischel "Rudst Uhl, Larke reiße 'schlechte Witze machen' Altb 1878; dazu die im OThür nllmThür vereinzelt belegten Bezeichnungen f ü r den 'Spaßvogel' Lorkenfritz -hans -heinrich -köpf -meier; zu lorken, -* Lurre\ vgl. Müll.-Fr. 2,183. Lorke2 fi 'schlechtes Getränk, insbes. dünner t Kaffee' NOThür öNThür, verstr. nöZThür n l l m T h ü r OThür nSOThür; dos geizche Luder hat je wieder eene Lorke gekocht Zeulr; heite hattn se in dr Schänke emol wädder anne Lorge ze saufen "Weim Ton; Lauer2 Lauerich, lorgd, -Q-; loryd am Süd- und Westrand des Verbreitungsgebietes; Ion seit. °Hett "Sangh, lun "Querf Zie, lork m. Mansf 1888, "Naumb HGo; vgl. SchlesWb 2,827: Lurche, 828: Lurke. lörkeln swV. 'langsam sein, langsam arbeiten' "Cob; du machst amol widder a Gelörkel ebd., dazu Lörkelpeter ebd. lorken swV. 1. 7 spinnen' "Erf Bisch ONi Win, "Got F r m , "Arn H a a ; 'Werg spinnen' "Erf Mön; 'liederlich, sohlecht spinnen' °Erf 1866. Gelorke. — 2. 'langsam arbeiten' der Hannjörg lorkt dän ganze Tag offen Fäld röm on bräingt doch näß fertig "Mein Met. — 3. Brot lurken 'statt anderer Speisen ständig Brot essen' Schmal (nach HessWb 2,197).

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Lorkgi — los

— Müll.-Fr. 2,183; mhd. lerken, lirken, lurken 'stottern'. Lorks 1 m. 'dünner t Kaffee' nur °Weim Roh, °Querf Schm. Lorks 2 m. ' / Haarnest' nur verstr. sö°Weim, °Jena Zimr; die hat awwer än Lorks! °Weim Schwa; Lorz °Zeulr Zad. Lorkse f. 1. im PI. 'unerwünschte verdickte Stellen am Flachsfaden, die beim Spinnen entstehen' °Zeulr Mer. — 2. ' / Haarnest' nur °Saalf Mun, °Schlz Rai Schi, °Lobst W u ; ne Lorks nangedreht °Schlz Rai. — 3. 'Kothaufen' °Zeulr Göt, 'Kot der Schweine' °Schlz Göt. — 4. 'spaßiges, unsinniges Gerede, Witz' °Naumb Tro; wenn der Fardnand in eener Gesellschaft is, dar derzehlt wäter nischt wie Lorksen °Gera Hun MBe. — -* Lorche2. lorksen swV. l a . 'schlecht und liederlich spinnen, (so daß Knötchen im Faden entstehen)' sSOThür, Hennb 1881, hier auch überhaupt 'Werg spinnen', auch 'beim Stricken oder bei anderen Handarbeiten Fehler machen' sSOThür. — b. 'sich verwirren, t fitzen', die Wolle lorkst °Weim Berk. — 2 a. 'schlecht und liederlich arbeiten' verstr. Hennb sSOThür, da haste ja was sammgelorkst °Schlz LBa, auch 'Brot schief schneiden' "Ilm Stü, 'nicht viel verrichten' °Pößn Wei, dos haste widder schö zammgelorkst 'die Garben schlecht gebunden' °Hildb GIB. — b. 'allzu hastig essen, gierig schlingen' verstr. Itzgr sHennb; dar lorkst alles nei °Hildb Reu; -> hineinlorksen. — 3a. 'mühsam und undeutlich sprechen' Hennb 1881, wenn ener in Bobbrich (Bart) näh lorkst °SRoda Her. — b. 'unsinnige, spaßige Reden führen' °Naumb Tro. — Müll.-Fr. 2,183. Lorkser m. 'f Rotzfladen' °Cob Brei. Lorkserei f. 'dummer, schelmischer Streich' Zeulr. Lörz Lorenz. l o s n. l a . 'Anteilschein bei einer Verlosung, Lotterielos' allg.; s Lues is rausgekumma (mit dem Einsatz) Sonnb; spielt dar e enzgsmol in der Lutterie wn gewinnt gleich s grüße Lus °Pößn Nst, un wenn de s grüße Lus gewennst un kaant nich scheiße, do weer der o nich gehulfen °Schmö GBr; ihr dud grad, wie wenn e es großa Los gewunna hed °Sonnb St; mit seiner Heirat hod er is grueß Lues gewunna Sonnb. — b. 'der Akt der Verlosung' verstr.; 'Verlosung der Braurechte im Kreise der Brauberechtigten' Arn, ins Los gehen 'sich an der Verlosung beteiligen' ebd. — c. 'das durch Verlosung Erworbene; durch Los erworbener Anteil an Gemeindeackerland' Hennb 1881; 'vom Förster zugeteilter Brennholzanteil' e Los Bloche (15 Baumstämme) °Ilm Wüm; / Kabel, -»• Baum- GemeindeGraslos. - 2. 'Schicksal' verstr., doch wohl mehr

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umg.; me muß halt mit sein Lues zefrieden sei Sonnb, dar treet e schwieres Luus °Sömm GBr. Sg. wie los. PI. IÜ3S3, lüdsar °Neuhs Meus, USDT Grz, -la- Eisn 1898, -pa- °Mein Was; -ü- °Mein OMa, -eSalz, °Eisn UE1.

los präd. Adj., Adv. 1. 'frei, befreit von etw.' allg.; do wor ich meine Nut lus un ho bis heite nischt wedder gespiert "Jena Lobe; bas bin ich früh, daß ich dan (einen lästigen Besucher) luis bin! "Suhl Ben, bann ich nür erseht das Gezük (Gezeug 'Ware') los war! °Eisn Ru, du wörscht schö dai bißla Zeuch (Vermögen) ball lues ham un nocher gucksta nain Mound Sonnb, der Gustav hot nu sei Vermüechen lues Sonnb; lus vun oller Sorche °Schmö GBr; War nun der Gähste lus well sy um 1750 Arnstädter Kirmeslied (ZfdMaa 1910, 236). - Häufig in Verbindung mit sein: es ist etw. los 'es ereignet sich etw., es gibt Unterhaltung' allg.; mer wulln itze mol uff's Dorf un sah, wos do lus is "Jena Löbe, drecks (drehe es) mol rim! da wärste dann seh, was los is 'wie es dort aussieht' °Mühlh HBe; scherzh. bas iss'n doe lues? Antwort: bas net agebonn iss! nHennb sWThür, °Sonnb St; da ist der Teufel los 'ist Zank und Streit, große Aufregung' allg.; als Drohung brauchst nur a Wort zu laiin, da is der Deiwel lues! °Arn Kir; der Teufel ist los, wenn plötzlich Sturmwind auftritt °Sömm Wun; bei dann is der Henker immer lus, s Molleer (Malheur) reißt bei dann nich ob °Pößn Nst, bei eich is wühl der Bubanz lus ? 'da gibt es Zank und Vorwürfe' °Schmö GBr, da ist der Kuckuck los! dass. Hennb 1881, do is Bueln (Polen) lus! dass. °HMöls OSchw; bei (mit) der ist etw. los 'sie ist schwanger' verstr., annere krieche kei Kenner, unsereins dörf när die Hose ans Bett häng, schu is ebbes lues Suhl; mit ihm ist nicht viel los 'er kann, taugt nicht viel, ist arm' allg., bild der nar nischt ei, mit dir is o nich veel Ins! °Schmö GBr; mid dann ehrn Kängern (Kindern) is o nich veel lus, die lummern o bluß ejo (egal) draußen rim °Altb Zsche; s es nischt lus met dem Obst, s es luter su kleines Jehessle °Mühlh Bol; mät Baulan (Paula) äs nech veal lues 'sie ist krank' °Erf Geb, s is nimmer viel lues mit'n 'er wird bald sterben' verstr.; doch auch er hat was los 'kann etw.' allg., dar hetts Taanzen lus °Eisn UE1. — Oft in Zuss. wie arbeits- gott- heil- köpf-zahnlos; -*• drauflos. — 2. barsche Aufforderung zum Beginn einer Handlung, allg.; lous, gab me Gald! °Sonnb Häm, lues Emil, sik nech so fuel! °Got Sie, lus, rahn an den Tisch un Ärwesen met ausjeläfert! °Eisl Sib; los nunn! °Ilm Man, immer forsch lus! °Zeitz Pre. — 3 a. den Beginn einer Handlung zeigt los an in Verbalzuss. wie losasten -ballern -belfern -bölken -brennen -buckeln -dämmein -dreschen -drücken -faunzen -flaken -flitzen -fragen -gaksen -grölen -hauen -lachen -latschen -marschieren -peitschen -pfeffern

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losackern — lose

•platzen -quieken -rasaunen -rennen -sausen -schießen -tippeln -wamsen -wettern -wetzen -wursteln, etwa das Kind hat losgebeleket °Worb Brb, na, dann free (frage) mol lus! °SRoda SGa. — b. in Zuss. wie losbinden -hacken -picken -pickern -säbeln -schrauben -spannen -trecken bezeichnet los den Vorgang des Abtrennens. * lose.

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mandieLichterinderKirchelöscht'NThür 1882. — 2. übertr. 'große Nase' verstr. NThür. — Löschlappen m. 'nasser Lappen in Schmieden oder Bäckereien, womit man das Feuer dämpft oder glühende Kohlen zusammenkehrt' "Erf Alp, °Eisn Nst. — Löschlumpen m. 'Lappen zum Zusammenkehren glühender Kohlen im Backofen' °Eisn Nst. — Löschmannschaft f. 'Feuerwehr' °Got Frd, Sonnb. lüds ZThür sIlmThür sHennb s, öTtzgr, Ms w"Nordh n°Worb "Hildb, lous seit. NOThür öNThür, logs, luis — Löschpapier n. wie schd., doch mdal. zumeist seit. swZThür nHennb, lös um "Eisn Tre, sonst lüs, Löschblatt-, spöttisch looß dich obmoolen uff Leschlös. papier mit Kaffesatz Mansf 1888. — Löschpfanne f. losackern swV. 'auf jmd. zugehen' hest dann ge- 'Wassertrog neben dem Schmiedefeuer' "Naumb sihn, wie ar ujfn Schullehr losackerte ? 'zu ihm ging, Sie, Got, °Zeulr Tri. — Löschspieß m. 'zugespitzter um ihm die Meinung zu sagen' °Worb Brb. — los- Eisenstab zum Entfernen von Schlacken im ärscheln swV. 'fortgehen' °Altb Gor. — losbrausen Schmiedefeuer' "Art Etz, "Mersb Mü, "Erf Alp. swV. 'fortrennen' °Mühlh Str, °Eisn 0E1. - los- Löschtrog m. 'Wassertrög neben dem Schmiedebringen swV. 'imstande sein, etw. zu lösen' allg.; feuer zum Härten und Abkühlen des Eisens oder ich breng de Schruben nich los, se es so sehr ingerost der Zangen und zum Anfeuchten des Löschwischs' "Mühlh HBe; an Stää (einen Stein) luesbräng Sonnb. fachspr. allg.; auch in der Bäckerei stand ein LöschLösche f. l a . 'Asche in der Schmiede' allg., doch trog, °Blank HGei, "LSalz WBeh; ebenso in der wohl nur Fachspr.; der Schmied deckt abends das Schlosserei, "Blank HGei. - Löschwasser n. 'Wasser Schmiedefeuer mit Lösche zu, um Funkenflug zu im Löschtrog' °Erf Alp, °Rudst ARe. - Löschwedel vermeiden °Suhl Hei, ähnlich Sonnb, "Sangh Roß; m. 'Löschwisch' fachspr. °Mersb Mü, "Schmal Brei. um glühende Eisenteile abzukühlen,bedeckte sie der — Löschwisch m. 'feuchter Lappen oder StrohSchmied mit Lösche °Erf Alp, man verwandte Lösche wisch, auch eine Bürste oder Reisig an einem auch zum Befestigen der Wege °Staßf Gü; ifrieheren starken Eisendraht oder Holzstab', dient zum Zieten nahmn mer de Lösche on fillten dn Zwischen- Dämpfen des Schmiede- oder Backofenfeuers und ruum zwischen Deelen und'n Ardboddn us °Erf Alp; zum Zusammenkehren von Glut oder Asche, in °Sangh Roß auch 'Asche auf der Lokomotive'; fachspr. allg. - Löschwischer m. dass. "Worb Hol. -5- Meilerlösche. — b. 'kleinkörniger Rückstand losdäckeln swV. 'loslaufen' "Cob. - losdonnern von Koks und Kalk aus dem Kalkofen' °Weim Ton, swV. 1. 'sehr schnell fahren' "Weim Len. — °Erf Mön, no Friede, was hast de vär met dann 2. ' / schimpfen' s is nor gut, dos der Pfarrer su Fuhrichen (kleine Fuhre) Lösche? Ich wäll an'n schorf (schnell) spricht, do verstieht mer wenigstens Hennerstalle ä Steckchen Mauer huchstampfe °Weim sei Lusgedunnere nich olls "Pößn Nst. — 3. ' t Ton. — 2. 'Hammerschlag, beim Hämmern ab- furzen' umg. verstr. gesprungene Eisenteilchen in der Schmiede' °Sangh Lose f. 't Nachgeburt der Kuh' °Salz Dei Sün Rie, Schlz; 'die im Löschtrog sich absetzenden Va Völ; f Losung, vgl. HessWb 2,166f. Schlacken und Eisenteilchen' °Sondh GBe. — Löse f. 't Öse am Kleid' de Lesen neben häu3. 't Löschtrog' "Wem Sti, °Naumb Gör, °Rudst figerem Schlinge °Eisn UE1. ARe. lose Adj. l a . locker, losgelöst' allg.; heile war Löscheimer m. 'Eimer in der Schmiede, in dem ane Kuh lous, de hatte de Kette zerressen °Sömm Rol, heißes Eisen, bes. heiße Zangen gekühlt werden' dos Rod on Wohn es goonz lus °Eisn 0E1; hie von Zeulr. der Keeten los 'ganz unbändig' °Eisn R u ; bei dem löschen swV. wie schd., doch mdal. kaum ge- sitzt awwer das Geld lose °Sömm GMo, ähnlich bräuchlich außer in Durst, Kalk löschen; s Feier is verstr.; mä Vater hat e luis Haand, da setzt s ere gelescht wurn, in der Zeitung hots gestanne °Schlz gleich "Suhl Ben; bei dan is a Schräuwla lues 'ist Sa; dos Feuer, dos mich nit brönnt, brouch ich nit verrückt' Sonnb u. verstr.; das Brot ist lose, wenn ze lösche "Mein Henn; bei Brandwunden wurde die Rinde abgeplatzt ist, Mersb; der Teig wird löse, durch eine Zauberformel der Brand gelöscht Sonnb wenn er geht, "Eisn GBu, der Kochen es so lose 1858. t ausmachen, -> ab- aus- einlöschen, (so sehr gegangen), a muß gewerkt war "Mühlh Fla, lefo, -p- Hennb, -ö- sWThür Itzgr. ähnlich "Mühlh Str, "Blank HGei. - In Verbindung Löschiaß n. 'Wassergefäß zum Anfeuchten des mit ledig: lues un liedich 'unverheiratet' Sonnb, Kehrwisches in der Bäckerei' "Blank HGei; 'Wasser- ledich un lose 'leer' "Heil Stb. — b. 'nicht getrog neben dem Schmiedefeuer' °Zeulr Tri. — Lösch- bunden'; das Getreide wird lose abgefahren "Eisn; horn n. 1. 'kleiner Trichter an einer Stange, womit 'nicht abgepackt' (z.B.Zucker) allg.; 'verstreut'

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Löschaus — lösen

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dem Teigrest vom Brotbacken; in °Eschw Aue mit nimm mol des Zeig zesommen, dos leet alles su luse romhar "Jena Lobe. — 2 a . ' ? frech, ungezügelt, Speck, Zwiebeln oder Schnittlauch bereitet; t Brotausgelassen' allg.; das es ä luser Streck 'ein frecher platz. Vgl. HessWb 2,163: Lohkuchen und 2,168. Junge' °Ilm Man, dos Kend is gor Ines 'unartig' Löseleute PI. tant. 'Arbeiter und Arbeiterinnen °Sonnb Schi, zont (jetzt) säin de Maachen löser all im Lösehaus' °Nordh Blei. sunst °Eisn Ru \arisa weng a Lueser Sonnb; s lüest losen 1 swV. 'das Los werfen oder ziehen' allg., Stock hot's größt Glöck 'das frechste (und wohl auch auch 'auf dem Jahrmarkt ein Los kaufen'; ich luse sittlich nicht ganz einwandfreie) Mädchen verhei- nich met, ich hawe kene Glickshand °Jena Lobe; in ratet sich am besten' Sonnb, ähnlich °Got Frd P r m ; °Hildb Gel wird gelost, wer mit Brauen an der je greßer, je lesser 'je größer, desto ungezogener' Reihe ist; ->• aus- ein- verlosen. °Weim Kran; loser Fittich 'Leichtfuß, Spaßmacher' losen2 swV. 'lauschen, t horchen' °Schlz Göt; seit. Hennb WThür ZThür OThür; s es lüeser bie -»• auf- herlosen, laußen; nach DWB 6,1188 f. ein verrockt 'es ist schlimmer, als wenn man verrückt obd. Wort. wäre' °MeinWas; hanetso luseFlih! 'mäßige dich!' lösen swV. 1 a . ' / losmachen, sich abtrennen' allg., °Ilm Man; do hot mer a ollerhand Dummteifelszeig aber mehr umg.; etwa die Haut löst sich Sonnb; die un luse Sträche (Streiche) ze hiern kricht °Pößn Sehl, Brotrinde beim Backen hat sich gelest °Neuhs Sie; ähnlich °Pößn Nst, Sonnb; denkst wühl, weils de e de Nochgeburt hat sich gelöst 'wurde abgestoßen' grußer Monn bist, do konnste mich vull luse Reden (bes. von Kühen) °Sondh All, ähnlich °Worb Haus stecke? °Pößn Nst; ein loses Maul haben 'freches, un- NOr, °Eisn Ger, °Erf Udst, t fegen-, vgl. auch gezügeltes Mundwerk haben, vorlaut sein' allg., HessWb 2,168 u. K t . ; varn Zopfenstreech warn de auch lose Fresse, Gusche, Klappe, Päppe, Schnauze; Kunon'n (Kanonen) olle Toge geliest 'abgefeuert' halt dei loses Maul, du Großgusch! Schlz, die hot awer °Pößn Nst, so auch 1698 Naumb (Naumb Annalen ene luse Gusche, die muß immer s letzte Wort howe S. 73); wer langweilig spricht, dem muß die Zunge °Jena Lobe; Ortsneckvers: in Husen (Hausen) han gelöst werden °Sangh Ben, der alten Warts-Guste wor se luese Schnusen °Got Bai F r m ; for s Vieh giets ober de Zunge geliest °Pößn Nst; ein Husten löst sich sat Höö, awwer nett genung, öm los Müller (Mäuler) umg. allg. — b. im Volksbrauch 'sich durch Geld zu stopfen °Eisn Ru, °Mein Was; —>• schinderlose. — oder Sachleistungen (meist alkoholische Getränke 1). 'untauglich, nichts wert (von Geld)'verstr. OThür und Kuchen) aus alten Verpflichtungen loskaufen sIlmThür SOThür Itzgr; lues Gald 'falsches, un- oder in eine neue Gemeinschaft hineinkaufen' verstr. gültiges Geld' Sonnb 1858, luse braische (preußische) nördl. Eisn—Erf—Altb; so mußten sich lösen: die Sekser Rudst 1890; Ortsneckvers in °Neuhs GNeu; jung verheiratete Frau aus der Mädchengemeinschaft und der junge Ehemann aus der BurschenGräfenthal und loses Geld gemeinschaft, °Hett NPla, °LSalz Bru Neu, °Weißf findt man in der ganzen Welt; RWe, °Weim Göt; die junge Frau durch Kuchen auch subst. die Lose 'Spielkarte, die nichts zählt' und Branntwein an die Mitbackenden und den ö°Schmal; / Niete und ThDA 1 Kt. 9. - c. 'schlimm' Bäcker, wenn sie zum ersten Mal im Gemeindebacks es luese, wemme nech kann, wimme wäll °Arn Ach; haus buk (zuweilen wurde sie vorher angebunden, ich ha an luase Tag ghat Cob, meine Zahnschmerzen d. h. sie bekam ein Bändchen um den Arm), wem emmer lisser °Ilm Man; s is itzert ene luse Zeit verstr. NOThür NThür nZThür; der Pate durch ein farn Bauer °Pößn Nst; der Hakler is lösser wie der Geldgeschenk an das Patenkind, wenn dieses erstStahler Sonnb 1858, Moos macht die Felder los malig Pate stand °Got Frm. Zog die Braut nach der (Bauernregel) Schlz; das is luse 'das ist schade' Hochzeit in ein anderes Dorf, so wurde der Hoch°Ilm Böh; > blattlose. zeitszijg aufgehalten, und der Bräutigam mußte sie Lösehaus n. 'Werkhalle, in der das Kalisalz in lösen °Got Frm Win. Der Gutsherr und seine FaWasser aufgelöst und von Nebenbestandteilen be- milienangehörigen mußten sich auf dem Erntefeld durch eine Spende für das Angebinde (einen Blumenfreit wird' °Nordh Blei. loseiksen swV. 'fortrennen' °Mersb Lau. — los- strauß, den man an den Oberarm band) lösen, °HMöls Nes, °Mersb Lau, in °Sangh Ben sagte eisen swV. 1. 'einen Kahn im Eise flottmachen' Bernb, übertr. 'jmd. von einem lästigen Gesprächs- man dabei: partner befreien' umg. verstr. — 2. 'fortrennen' ich binde Sie in Ehren, Bernb Naumb Hildb, Elsetraudchen, mei ältestes Sie Werdens nicht verwehren, Enklichen, eiste mät ahm Schatze gewehnlich em eens nicht so locker, nicht so fest, rem lus °Erf Hay. Sie werden sich lösen aufs allerbest; Losekuchen m. 'Kuchen aus Brotteig' °Nordh, där muß sich erseht lesen, sonst ward e jebengelt (ver°Sangh Sto, °Eschw Aue Net; in °Sangh Sto aus droschen) °EislSib; hierher wohl auch Bräutle lües

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Loseplatz — loskaufen

' t fitschein, Steine übers Wasser hüpfen lassen' nur "Suhl ADa; t loskaufen, Einstand Hinaustun. — 2. 'auflösen' umg. allg., z. B. Tabletten, Zucker in Flüssigkeiten; Rätsel, Aufgaben. — 3a. 't kaufen' (etwa einen Schein, ein Billett)' verstr.; ech muß mer nämlich ä neien Kärchenstuhl lise c Weim Bla. — b. 'durch Verkauf Geld einnehmen' verstr. WThür ZThür OThür SOThür Hennb Itzgr; wos host de enn hext os dr Butter geliest? °Pößn N s t ; R A : wamme de Narren zum Marchte schickt, do lesen de Kramer Oaild °Eisn Tre, ähnl. Eichsf WThür H e n n b ; übertr. na kumm nor hem, du Rimlefer, do warsckte schun ewos liese 'Strafe bekommen' °Pößn Nst. — c. übertr. 'sich einen Körperschaden oder eine Krankheit holen' verstr. NThür, "Weim Bla; ich ha in Falle (im Krieg) was jeliest Sondh. ab- auf- aus- ein- er- herauslösen. -i3- "Mühlh °LSalz "Got °Erf s°Rudst; -üd- söltzgr, n°Mein °Suhl sö°Got; ~-ü- "Mein OMa, -(•- °Worb Lei, "Wem Sti, -8- °Eisn Ru, "Schmal Pap, sonst lesfa), -1-; Pt. Prät. gtiüsd °Eisn UE1. Loseplatz m. ' f Brotplatz, Kuchen aus Brotteig'; vom fertigen Teig wurde vor dem Auswirken die obere Schicht abgenommen u n d gesondert gebacken, °LSalz Neu 1801. Loser m. PI. 'junge Leute, die zur Musterung gingen'; wenn sie wieder in ihren Heimatort zurückkamen, sammelten sie von den Bauern Lebensmittel und verzehrten sie abends im Wirtshaus, "Lobst Eli bis 1914; heid kummen de Luser ebd. — Früher wurden die Rekruten bei der Musterung ausgelost. Löser PI. im Kalibergbau 'ein sich ablösender Teil der hangenden Tonschicht' °Nordh Blei; waren viele Löser im Salzgestein, wurde sogar der Lohn anders berechnet. losesein swV. 'sich mit einer Last (meist auf dem Rücken) auf den Weg machen' °Altb Ro. Losestiezel m. Brotplatz, Kuchen aus Brotteig'; beim Brotbacken wurde etwas Teig abgenommen und als flacher Kuchen gebacken; er wurde mit Rübensaft bestrichen und warm gegessen, veraltet "Quedb Ndf. losfahren stV. uf an luesfohr 'wütend auf ihn zugehen' Sonnb. — losfauchen swV. 't schimpfen, aufbrausen' seit.; bruchst nich schunt wedder loszufuchen °Sondh GBe. — losfetzen swV. 'loslaufen, sich beeilen' verstr.; dou is e oue (aber) lousgfätzt °Cob. — losfledern swV. 'eine Sache energisch anpacken' °Zeulr Tri; do hörn me amo luesgefladert 'viele Schwaden gemäht' °Erf Win. Losgänger m. 'f Schürzenjäger' °Pößn Bah, °Salz Kai; Marie es aber e Losgänger 'ist mannstoll' "Got Lui; auch Lusgängersche f. 'mannstolle F r a u ' °Eisn Ger. losgeben stV. 'konfirmieren' Hai 1783.

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losgehen stV. 1. 'sich lösen' allg.; de Rocke is lusgangn (vom Stiele) "Pößn N s t ; do gäng de Flente vun alleene lus "Schmö Goß; der Husten geht los °Eisn UE1; Bastlösereim in "SRoda T r b : Hippe Hippe Hie, Korb voll Klie, Korb voll Gros, gieht de Hippe los.

— 2. 'anfangen zu gehen, fortgehen' allg.; s ward Zeit, daß mer losjehn °Mersb Lau, mer gönne sech seine Babbenheemer ruhich ahngucke, wie se off de Zettelverteeier lusgengn 'auf sie zugingen' °Sömm K ö ; im Zorn auf än luesgieh Sonnb; jetzt gitte lues wie der Mann im öoornsacke °Mühlh ODo; übertr. s jung uff de gahle (kalte) Jahrszeit lus Weißf; wies u f f s Enn luesgieng, . . . °Cob; das geht auf Teufel hol mich los 'es geht dem Verderben zu' Hennb 1881; I n t e r j . : gemme los! 'ich will davon nichts wissen' Schmal, °Eisn UEl. — 3. 'f anfangen, beginnen'allg.; nu gings je ierst richtch lus, dennOtto koon de ganze Bande gut ongerhatte "Zeitz W ü r ; sinst (einst) pfiffen se in Fabriken, wenn de Arbeit lusgong un wenn se aufherten °Pößn N s t ; dou gett dar Matsch widder los, dar drackete "Sonnb St; ha woir noch net richtig dn Deng nuis (aus dem Haus, der Stube), gienk au der Spaktakel los "Eisn R u ; nu kann der Bätteldanz lusjiehn 'Streit, Hader, Prügelei, Unfug beginnen' Mansf, ähnlich H e n n b ; iron. bann gäet dann der Betteldaanz lues? 'wann beginnt denn nun das Programm?' "Mein Was; als Drohung gleich gett's los! 'ich sehe mir das nicht mehr lange mit an' "Sonnb St; formelhaft banns losgäht 'schließlich, möglicherweise' "Schmal Pap. Losgeher m. 'leichtsinniges Mädchen' "Rudst Uhl; auch Lusgehera f. dass. "Lobst Bst. Losgusche f. 'Mensch mit losem Mundwerk' su äne Lusgusche wor der Stricknersch Edmund Saalf. Loshaken m. 'Haken zum Verladen von Fässern' in der Sprache der Flußschiffer auf der Saale; vgl. K e t t m a n n , Elbschiffer 268. loshumpeln swV. 'mühsam fortgehen' "Mersb Lau. Losigkeit f. 'Ausgelassenheit' (von einem Kind) "Cob; is das ebber a Lusichkeet 'ein Leichtsinn' "Lobst Schm. losjagen swV. 'schnell fortrennen' "Mersb Lau. Loskauf m. 'Trunk beim Abschluß eines Kaufes, t Leikauf' nur "Got Frd. loskaufen swV. 'die Sitte, sich an bestimmten Wendepunkten des Lebens- oder Jahresablaufes durch eine Gabe zu f lösen'-, so mußte sich die Jungverheiratete beim ersten Besuch des Gemeindebackhauses durch Branntwein oder Bier und Kuchen loskaufen, um in die Frauengemeinschaft eintreten zu können, "Erf Schwe, °Got Lei; der Bräutigam mußte sich im Wirtshaus loskaufen "LSalz Wie; bei der E r n t e wurde der Gutsherr auf

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loskeilen — losrindig

dem Felde mit einer Schleife gebunden und mußte sich durch eine Gabe für die Arbeiter loskaufen °Apol Oßm; wer die letzte Handvoll Halme schnitt — man überließ dies gewöhnlich der Bäuerin — hatte den Alten und mußte sich bei den anderen mit Schnaps oder einer Bratwurst loskaufen °Hildb Lia. loskeilen swV. 'losrennen' Cob. — Losknochen m. 'einer, der leicht erregt und heftig wird' °LSalz Neu 1801. - loskommen stV. 1. 'von einer Verpflichtung oder Bindung befreit werden' verstr.; seh zu, daß de von dan Maachen luskemmst, dee täut (taugt) nüscht °Eisn TTE1. — 2. in eingeengter Bedeutung a. 'vom Militärdienst freikommen', früher allg. — b. 'konfirmiert werden', weil man dadurch von der Schulpflicht befreit wird, Hai 1783. - loskriegen swV. 1. 'eine Befestigung lösen können' allg.; ich hob dan Strick net lusgekricht °Zeulr Göt. — 2. 'etw. oder jmd. loswerden' verstr.; do kannste gezaster (bezahlen), bis de de Schold luskriechst "Um Man, dan hoste uf a feine Ort un Manier lueskricht Sonnb. — 3. 'i verkaufen', wos iech mach, krieg ich iiberoll mit geschmatzten Händna lues Sonnb. — Loskröte f. 'Person, die leicht erregt und heftig wird' °LSalz Neu 1801. loslassen stV. 1. 'etw. oder jmd. freigeben' allg.; laß mich lus odder ech saa's mein Vater °Weim Schwa, mer wulln en Pummer (Stier) luslooße °Pößn Nst, där gebärdt sich ju schlemmer als wemme en Hond von der Keete luesläßt Suhl, ich ha laasgelooßen Nordh, jmd. uff enn luesloß 'jmd. auf einen hetzen' Sonnb, wu müechen sa dan luesgelossn hou? 'dieser Narr gehört eigentlich eingesperrt' ebd., euphem. dar hett Omer an (einen Furz) lusgelossen °Eisn UE1. In festen Wendungen: der Teufel läßt den Sturmwind los sagt man in °LSalz Lüt bei plötzlich auftretendem Sturm; an Schueß luesloß Sonnb, a Feuerwark luesloß 'abbrennen' ebd.; von hier aus ist wohl zu verstehen: ar hat san neua Stodl losglassa 'seine Scheune in Brand gesteckt' °Hildb Eich. — 2 a. 'etw. Dummes oder Närrisches anstellen' allg.; o weh, was hest du do losgelooßen, do hängen dbber de Fetzen dran erim "Mühlh HBe, heite läßt du wieder mal alle los 'unterhältst mit allerlei Scherzen' °Schmö Dobi, e hotte wedder mol e Värsch lusgelossen °Eisb Bür, jestern abend war aber was lus, do hunn se nen Affen lusjelassen 'Unsinn getrieben' "Naumb Eul, a losgelassener Strieck 'ein ausgelassener Spaßvogel' "Hildb Heu; er hat wieder mal en Luftballon losgelassen 'hat tüchtig aufgeschnitten' °Nebra Zeu. — b. sonstige Übertragungen: de Gieken (Luftröhre) laaslooße 'laut sprechen' °Worb Lei, an Artikel luesloß 'einen Aufsatz in einer Zeitung veröffentlichen' umg. verstr. Losläufer m. 1. 't Prophetenkuchen' Altb. — 2. 'Gebäck aus eingeweichten Semmeln, Eiern und

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Obst' °Suhl Hei. > Aufläufer. - losläufern swV. 'ausreißen' dorn is er ower lousgeläffert! Cob. Lösle n. 'vorgeformter Abschnitt einer Semmel' "Mein w°Hildb, "Schmal Brei; vür fufzig Jahrn war e Saamu (Semmel) noch ema so groß bie hüt, hat dräi Löserche un kost fömf Pfänning "Schmal Brei, a Lösla is die Helft vun an Weck "Hildb Ade; Neckvers, zu Fastnacht an den Harlekin gerichtet: Pritscheneller, ga mer'n Heller un a Lösla Weck dezu "Mein Rom. losla "Mein Rom, -8a- "Hildb Reu, -äs- "Mein Beh, sonst -ü-; lös yd "Schmal Brei, "Mein Schwa.

loslegen swV. 1. 't anfangen' "Neuhs Meus. 2. 't schimpfen' "Eisn UE1, "Schmal Ber Brei, Sonnb; dr Emil lääte etze lus Saalf. — Löslesgeld n. 'geringes Geld, niedriger Lohn, karges Geschenk', eigentlich 'Geld, das nur zu einem Lösle reicht' Hennb 1793. losmachen swV. 1 a. 't lösen, befreien' allg.; moch n Hund lus, doß'r sich emol ausspringe konn "Pößn Nst, guck mol in Stall, ech gleib, de Kuh hett sich lusgemocht "Eisn UE1, übertr. sich vun Qeschäftn luesmach Sonnb, moch dich vun dan schlachtn Oungn lus, vun dan larnste nischt Gutes "Pößn Nst. In der Schifferspr. heißt losmachen 'einen Kahn mit eigener Kraft aus einer Querlage wieder flott machen' Hai, "Bernb Als. — b. 't mähen' vom Getreide, "Jena "SRoda n°Pößn, verstr. "Weim "Gera ö°Zeitz "Altb "Schmö; mer hun gestern Korn lusgemocht "Zeitz Göb. — 2. 'etw. anstellen, verursachen' ihr mocht en Hauptspektakel lus 'ihr verursacht viel Lärm' Pößn, wenn nischt los is, mißt'r was losmache Jena. — 3. 'anfangen, sich beeilen' Sonnb, "Pößn Nst, poß auf, vergaß nischt un moch lus! Pößn. losmäulig Adj. 't vorlaut' Sonnb. — losmimen swV. salopp 'mit Anstrengung arbeiten' jetz haw ich der awer losgemimt, um halb viere war'ch färtch Jena. Losnächte PI. 'die 12 Nächte zwischen Weihnachten und 6. Januar' "Mersb Lau. losnärrischen swV. 'eilig fortlaufen' Zeulr. — losorgeln swV. 'mit Erzählen beginnen' Mansf 1850. — Lospäppe f. 'Mensch mit losem Mundwerk', als Neckname für die Einwohner von "Rudst Swb. — lospelzen swV. 'schelten' "Erf Mön. — losplatzen swV. 'plötzlich laut lachen' verstr. — losplauzen swV. 1. 'tprügeln' "Mersb Mü, "Zeitz Of; wenn Otto lusblauzt, das tut awer wieh "Mersb Klo. — 2 . ' t schimpfen', a hät owwer lusgeblauzt "Eisn OE1. — losreißen stV.' sich befreien' allg.; der Hundhot sich lusgerissen, fix lee'n wieder on! "Pößn Nst. — In der Schifferspr. n Kahn losreißen 'einen querliegenden Kahn durch einen Dampfer wieder flottmachen' Hai, "Bernb Als. — losrindig Adj. s Brot is losrindig 'hat eine abgelöste Kruste' Grz.

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Lossa — loswurzeln

Lossa Loßt. lossalben swV. 'schelten' °Erf Mön. losschießen stV. 1. 'ein Gewehr abschießen' Sonnb. — 2. 'eilig laufen' Naumb, uf enn luesschieß 'auf jmd. plötzlich zulaufen' Sonnb, "Eisn OE1. — 3. salopp 'erzählen, berichten' nu schieß ma los! Jena. -> Tausendschießlos. losschlagen stV. 1. 't prügeln' verstr. NOThür OThür; soll ich erseht lusschbhe? °SRoda Her. — 2. 't schimpfen' °Eisn Nst, "Pößn Nst, bi e das gesööt hat, da hat se awer losgeschlüü "Schmal Brei. — 3. '(unter Wert) t verkaufen' allg.; far das Geld, wos de mir gebwtn host far dan fettn Uchsn, schlo ich'n nich lus °Pößn Nst. losschmeißen swV. in der Schifferspr. 'einen Schleppzug vom Dampfer abhängen' Hai, °Bernb Als. — losschrollen swV. salopp 'fortstapfen' Cob. — losschrubben swV. 'sich energisch auf den Weg machen' Cob. — losschuhen swV. 'loslaufen' "Zeitz Of. — lossemsen swV. 'loslaufen' a es owwer losgesamst °Eisn OE1. - losseppeln SwV. 'schnell fortlaufen' °Schmö Goß Zeh, °Mersb Lau. - lossipsen swV. dass. °Pößn Ra. — lossockeln swV. 'fortgehen' "Mersb Lau. lossocken swV. 'loslaufen' allg., doch seit. WThür SOThür, nicht Itzgr. Die Bedeutung variiert leicht: 'schnell loslaufen' stets Hennb, sonst verstr.; dar söckt hiit aber druff los, als ob e's bezahlt krecht Schmal, jetz wull me aber lossocke, daß me'n Zog noch schaffen °Nordh Heri, a suchte in Schweinstrahe lus °HMöls Dob; sonst lediglich zur Betonung des Beginns kumm, da wu mi (wollen wir) mol lossocken "Sondh GBe, no hen, da sock los on sag der Pat e scheen'n Oebortstagsgruß Got, besonders bei einem nur widerwillig übernommenen Auftrag da war ich wohl selwer lossocleen missen "Querf Bar, da biste losgesockt un hast's vergessen Mersb, daher zuweilen auch f ü r ausgesprochen langsames Weggehen. lossprechen stV. 'durch Lösung von den Lehrlingspflichten zum Gesellen machen', dies geschah in feierlicher Form beim Jahrestag der Zunft, früher allg.; wenn e Lehrgunge ausgelarnt hot, noch'n ward'r lusgespruchen °Pößn Nst 1911. — losspringen stV. 1. 'loslaufen' °Arn E t t , Sonnb, er wull en jerade in de Rippen kiekeln, wie e ää schone den Hacksch (Eber) uf sich lusspringen sahk °Eisl Ann. — 2. 'abplatzen' de Brutrinde is lusgesprong °Neuhs Pie. Loßt f. ene Loßt 'Entwässerungsgraben (in der Unstrutaue)', benannt nach dem U n s t r u t a r m Lossa (mdal. Loßt) in der Ortsflur, °Sömm Büch. losstieben swV. 'forteilen' in Halbdustern sieht er'n lussteewe "HMöls Dob. — losstiefeln swV. 'kräftig ausschreiten' verstr. — losstorchen swV. 'loslaufen' verstr. OThür NOThür. — losstrampeln swV. 22

Thüringisches Wörterbuch, 3. Lief.

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'fortgehen' "Zeitz Pre, na da wolln mer losstrampeln Weißf. - losstreichen stV. 'durch Bestreichen heilen'; wenn ein Kind angewachsen ist (eine leichte Rippenfellentzündung hat), wird diese Krankheit mit den Fingern lösgestrechen °Eisn Tre. Lostag m. 'Tag, der f ü r landwirtschaftliche Arbeiten oder f ü r die Wettervorhersage von Bedeut u n g ist' veraltet "Mersb Lau. — losterzen swV. 'sieh beeilen' tärz los! nur "Weim Tie nach DWA 2, S. 3. — lostigern swV. 'schnell fortlaufen' verstr., da es se awer losgetigert "Schmal Brei. — lostreiben stV. 'antreiben', als Drohung: ich wööl dich lostrie! "Schmal Pap. Losung f. 1. 'Nachgeburt der K u h ' de Lusing nur "Eisn Ger, t Lose. — 2. Jägerspr. 'Kot des Wildes', gelegentlich in die Mda. übernommen, so Lüesing "Mein J ü c h . Lösung f. 'Erlös aus einem Verkauf ich muß erseht wieder ä Lösung ha "Hildb. loswackeln swV. 'langsam fortgehen' "Sangh Roß. - loswalzen swV. 'fortgehen' °Worb Di. - losweifen swV. dass. Hildb. losweise Adv. 'in einer durch Los bestimmten Reihenfolge' an Festen geht's Backen losweise "Mein Fri. loswerden stV. 1. 'von jmd. oder etw. befreit werden' allg.; ich wäre dan Menschen nich lus "Mühlh HBe, se wollten 'n in Outen widder lusware Rudst, mer hum ene gute Mausekotze, ober de Meise warn mer nich lus, die frassen uns ball auf "Pößn Nst; ich howe enn Oevotterbrief r/an Finanzomte gekrecht, do bin ich mei Oald wedder lusgeworrn "Jena Löbe; von Krankheiten dar ward de Meckse (Husten) gor nich widder lus "Zeitz Kre, der Hartengunge ward 'n Ausschlok on Händen nich lus "Pößn Nst. — 2. in eingeengter Bedeutung 'f verkaufen' verstr.; ich bin nex luesworn Sonnb, meng nur dos bißchen Verdormne mit drongernei, in der Mos.se warschte's schun mit luuswaare °Altb Zsche; f anwerden. loswienern swV. 1. 'schnell fortlaufen' "Hai Nie, "Apol Lie, "Rudst ARe, "Grz Wil, a hüls nech merre of seinen Schemmel aus, zog s gute Klüftchen ahn un wienerte lus "Weim Bla. — 2. 'eine Arbeit energisch in Angriff nehmen', nu woll mr emol luswienern °Grz Wil, Dunnerwätter, dar hat awer lusgewienert "Rudst ARe. — loswürgen swV. 'schnell fortlaufen' "Mersb Lau, "HMöls Nes, "Weim Schwa, "Zeulr Mer. loswurzeln swV. 1. 'loslaufen' verstr., doch nicht Hennb Itzgr, schon 1895 "Got W i n ; mr wulln nor glei lusworzle, de Zeit is knopp "Pößn R a ; auch f ü r das unbeholfene Gehen kleiner Kinder, "Hett G ö r , "LSalz Beh, Se wurzelt schon ganz scheen los "Mersb Klo. — 2. 't prügeln' verstr. OThür; soll ich etwo erseht luswurzele! "SRoda Her. — 3. 'schwer, an-

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Loszettel — Lötofen

gestrengt arbeiten' °Nebra Wan, °Pößn Wei, °Grz Cas; nun aber losgewurzelt! °LSalz GTo. Loszettel m. Looßzeddul wurden bei Erbschaftsverteilungen gegen eine Gebühr von 2 Gr. 8 Pf. vom Lehrer geschrieben, 1750 °Arn Ach; vgl. HessWb 2,171. — losziehen stV. 1. 'fortgehen' verstr.; se senn luesgezuechen Sonnb. — 2. ' / schimpfen' verstr.; der mag sich erseht an seiner Nase zopfe, ehrer iber annere Leite luszieht Rudst, dar hot ornlich uf na luesgezuechen Sonnb. — loszittern swV. 1. salopp 'fortgehen, fortlaufen' allg., doch Itzgr seit.; bezeichnet vorwieg, 'fortgehen in Schritttempo' zun Vatertache wullme glich frieh luszittere °Nordh Heri, beim Abschied na, da woll mer mal langsam loszittern! Naumb, doch auch 'schnell laufen' es dar owwer losgezittert! °Eisn OE1. — 2. 'eine Arbeit energisch anpacken, rasch erledigen' °Zeulr Tri Zad; Donnerwätter, dar hat awer lusgezettert! c Rudst ARe. — loszuckeln swY. 'langsam fortlaufen' °Eisn UE1, °Mersb Lau, °SRoda Her. - loszwitschern swV. 'fortlaufen' °Eisn See, "Zeulr Mer; nu wolln mer mol loszwitschem! °Schlz LBu. Lot n. 1 a. alte Gewichtseinheit (y 32 Pfund, etwa 16,6 g), früher allg., auch ein etwa dieser Menge entsprechendes Gemäß, Got, °ArtWie, °Sonnb Schal. Im 19. J h . noch als Gewicht in Gebrauch, so mußten 1866 in Grz ein Paar Rögglinge (Roggenmehlbrötchen) für 2 Pfennige 3 Lot und 5 Quentchen wiegen; als Maß für bestimmte Peststoffe noch bis ins 20. J h . üblich: e Lut Kaffee verstr. OThür SOThür, än Schnaps un ä Lut Paprika (Schnupftabak) Saalf, e Lut Schnupptewok °Schmö GBr, dos Lut Wolle °Weim Schwe. Sonst noch in R A : dar hat kee Lut Fleesch uff'n Ribbn °Naumb Abu, °Eisn Ru, s is kä Lut Fätt an der Soppen °Ilm Man, belude (bei Lote) beleihe 'beileibe nicht' °Neuhs Grä 1799; Marzenstoob is's Lut en Dugoden wart 'ein trockner März ist den Saaten günstig' °HMöls OSchw, Cob, Sonnb, auch erweitert Märzestadb un Staimetzeschwaiß koste das Luet en Dukate Suhl, ähnl. Naumb; Freund in der Nuet genn hunnerd uf a Luet °Sonnb. — b. 'Maß für den Peingehalt der Münze', eine Mark hatte 16 Lot, und zwar 15 Lot Silber und 1 Lot Zusatz, 1452 Erf (nach J . Leitzmann: Das Münzwesen und die Münzen Erfurts, 1862, 45). - c. 'Maß für zugeteilte Waldbodenstreu' e Luet Sträwe mißt 5 x 5 m, °Ilm Jes. — 2a. 't Blei' Kraut und Lot 'Pulver und Blei' 1691 Stieler 1181. - b. 'Senkblei' Fachspr. der Maurer und Zimmerleute, allg.; die Mauer is in Luete 'ist lotrecht' Sonnb, de Wooche stiäht nech i Luete °Erf Mön; dazu die RA ins Luet bring 'in Ordnung bringen' Sonnb und es is (nich) in Lote '(nicht) in Ordnung' verstr.; dos Mannloch is nich mih ganz in Lute, der Deckel schließt nich richtch mih °Altb Zsche, kein Järge warre ooch su

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manches nech ganz in Lote °Weim Bla; t Senkblei •lot -schnür. — 3. 'Metallegierung zum Löten' Fachspr. der Büchsenmacher, Suhl. lüzd °Sonnb, ob. Schwarza, "Mein Jüch Was, Suhl, °Got Frm, °Erf Mön, -ui- °Suhl Ben, -cm- Cob, -ä"Hildb Pfe, -ö- °Blank HGei, sonst -ü-, -ö-,

Lötbolzen m. 'Lötkolben', ältere Form, wurde im Löttüpfen zum Glühen gebracht, Schmal. Lote -»• Lode. Löte 1 f. 'Metallegierung zum Löten' de Lüedn Sonnb. Löte2 f. du host mäi ober ä Löt gegah 'eine schlechte Karte gegeben' (beim Kartenspiel) "Mein Asch KSu; Flöte. loten swV. fachspr. 'das Senkblei handhaben' °Jena Löbe, Sonnb; -> ab- ausloten. löten swV. 1. wie schd., allg.; ich muß mein Houfen (Topf) loß lött °0ob ULau, Seffe (Sophie), nimm das gelette Tippen! °Worb Brb, -> ver- zulöten. — 2. 'tüchtig t trinken' Itzgr, °Mein Rit; dar kann fei tüchtich gelött °Cob ULau, hä hat orndlich gelütt °Mein Rit. Inf.: led(3) NThür, °Eisn UE1, Salz, Ilm, -i- verstr. IlmThür OThür, -is- verstr. ZTbür, -3- °Eisn Ru, "Schmal Pap Schmal, °Sonnb St, -ü- s°Mein, -üd°Suhl, °Mein Was, Sonnb; led3 °Erf Mön, löd °Cob s°Sonnb. - 2. 3. Sg. Präs. lldsd, lid °Woirn But, lödsd, löd nHennb Itzgr, -ü- s°Mein. — Pt. Prät. galed Ilm, -i- °Weim B u t ; -?- °Neuhs Dee, °Worb Brb, -e- °Erf Mön, -ü- sHennb, -ö- nHennb Itzgr.

Lötfeuer n. 'Feuer im Löttüpfen zum Erhitzen des Lötgutes und des Lötkolbens' bie se fort woir, mach ich mich bäi's Lötfür °Eisn Ru. lotgerecht Adj. fachspr. 'senkrecht, nach dem Lote gerichtet' Sonnb neben lotrecht. Löthammer m. 'Lötkolben', ältere Form, wurde im Löttopf erhitzt, °Sondh HTh. lötig Adj. 'rein, von richtigem Gehalt an Edelmetall' do schankte man meynem Herren von Mencz eynen sylbern kopff, der wuck achte lotige mark 1398 ÜB Erf 2,1125; daher wohl auch 'klar' Hüdb. Lötkaspar m. Neckname für den Klempner °Erf GFa nach DWA 9, S. 10. - Lötkolben m. 1. 'kupferner Kolben zum Löten', an eiserner Stange mit Handhabe, allg.; gab amol n Lietkolm har °Erf Eck. — 2. scherzh. 'dicke, rote t Nase' OThür nllmThür nZThür, verstr. NThür NOThür nSOThür, °Eisn See, um Suhl; dar hat awwer ä großen Leetkolm °Sömm GMo, gibb'n eens uff'n Leetgolm! °Naumb Gör. — Lötlampe f. wie schd. 'Gerät zum Erhitzen des zu lötenden Metalls' allg. - Lötmädchen n. 'Arbeiterin in einer Lampenfabrik, die mit Lötarbeiten beschäftigt ist' Erf 1910. - Lötofen m. 'eiserner Topf mit glühenden Holzkohlen zum Erhitzen des Lötkolbens' verstr., auch s Lötöfele

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Lutrolle — lotterig

Schmal; en Leetufen hotte der Klempner zun Wormmoehen vun Leetkulm °SRoda Her. Lotrolle f. 'Senkblei, das mittels Schnur an einer Rolle befestigt ist', Gerät der Maurer,."Blank HGei. Lötseh m. 'großer Kerl, t Trampel' Lütsch °Hildb Bib; Hemdlötsch; vgl. Schmell. 1.1543: Leutsch, Lutsch 'träger Mensch'. lötschen swV. 't weinen' sHennb, s°Hildb, Sonnb, auch 'weinerlich sprechen' °Mein Nbr 1855; ar löötscht in eener Tur 'er weint immerzu' °Hildb GIB; ->• fletschen, flötschen. lüds °Hildb Ade Bib Sehl Vei, sonst -5-. Wohl zu fletschen, denn nach SchwäbWb 1,1169: Blätsche und 4,1013-.Latsch1 sind Formen wie Iqds, bl$t$, pfl$ts, fiqts in der Bedeutung 'herabhängende Unterlippe, zum Weinen verzogener Mund' gut bezeugt. Lötscher(in) m. (f.) 'jmd., der ständig weint' °Hildb Ade The, °Mein Nbr. Lötschgeiß f. 'weinerliches Kind' °Hildb Schö. Lötschgusche f. dass. °Hildb GIB Reu The. - Lötschinaul n. dass. °Hildb The. — Lötschmichel m. dass. °Mein Nbr 1855. Lötschlosser m. 'Kleinschmied, der nur Vorhängeschlösser anfertigt' um 1782 im "Schmal stark vertretene Berufsgruppe, nach D W B 6,1208. lotsen swV. 'zum Mitkommen veranlassen' umg. verstr.; du sollst niä fremme Kinner rei's Haus luets Sonnb, heraus- mitlotsen. Lott m. Schimpfwort, alder Lott Sonnb; vgl. SchwäbWb 4,1305: Lotte1 m. 'nachlässiger Mensch'; vielleicht zu Falott 'Gauner, L u m p ' aus f r z . f a l o t 'schnurriger Mensch'. Lotte 1 f. 1. 'blechernes Rohr f ü r Ventilationszwecke' im Bergwerk, °Nordh Kra. — 2. 't OfenOfenlotte, rohr' "Suhl, °Ilm Frau Schm neben ludn "Nordh Kra, lud °Suhl Gol Zel, sonst loih. Nach DWB 6,1209 ein Wort des Bergbaus, bezeichnet urspr. aus vier Brettern zusammengefügte Röhren für Luft- und Wasserführung im Bergbau; durch den ehem. Erzbergbau um Suhl in die Mda. übernommen; t Schlotte im Mansfelder Bergrevier. — Vgl. Veith BsrgWb 330. Lotte2 f. 1. häufiger weibl. RN, Kurzform zu Charlotte; Lutte is widder heem vun Jane, se hälts uff geener Stelle aus "Eisb Bür; wohl in Anlehnung an lottern bedeutet Lottchen 'unordentliche F r a u ' "Worb Zwi, dazu benachbart -> Dreck- Schmierlottchen. In Got werden zum R N Lotte beliebige Scheltnamen wie Freß- Gär- Krach- Lause- MärPatsch- Poussier- Rutsch- Sauflotte gebildet. — 2. als Tiernamen — nicht seit, im Dim. — verbreitet f ü r Zugtiere, und zwar f ü r K ü h e nNThür NOThür, f ü r Kühe und Pferde SOThür, f ü r Pferde sNThür IlmThür, verstr. WThür ZThür OThür öHennb; seit, f ü r andere Tiere wie Hunde °Hal Bee oder Schafe "Ilm Pen. — 3. volksetym. an den R N 22»

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Lotte angelehnt ist der Pflanzenname ~s» Osterlottchen aus Osterluzei. Lottelei f. 'nachlässige Arbeit' °Zeulr Mer. lottein swV. 'nachlässig arbeiten' "Zeulr Mer, -»• lottern. Lotter m. 1. 'altes, abgetragenes Kleidungsstück; t Fetzen, Lumpen' Mansf; auch 'Kleid von geringer Qualität, schlecht gearbeitetes Kleid' °Hett GÖr, Fritz saat, der Lotter wär schon hen (abgetragen) "Hett G ö r . — 2. 'liederlicher Mensch' verstr. Mansf, ->• Luder 2a. lotter Adj. 'schlaff, t locker' °Mühlh ODo, 'nicht gehörig fest' von Riemen oder Schnallen, Hennb 1801, 'hochgewachsen mit leeren Ähren' vom Getreide, °Erf 1866; ^ Luder lc. ludur c Erf, °Mühlh ODo, -o- Hennb. Lotterarsch m. 'liederlich gekleideter Mensch' °Worh Lei, °Nordh Gün. Lotterbas(t) m. 'unordentlicher Mensch' verstr. nNThür, °Naumb Roß; zu Sebastian, vgl. Damköhler 22: bast; Lurrbas, Lodenbast. I jddrbäst "Wem Sti, "Worb Hol Ndf, -bäs "Worb Lei, "Naumb Roß. Lotterbein m. 'liederlicher Mensch' °Sangh Rie. - Lotterbiest n. dass. °Worb Ndf. — Lotterbruder m. 'leichtsinniger Mensch' umg. °Gera Wün. — Lotterbube m. 'liederlicher, leichtsinniger Mensch' °Erf 1866, °Zeulr HLeu. Lotterei f. 'liederliche Wirtschaft, liederliche Arbeit' °Wern Sti, °Mersb Lau, das is enne große Lotterei °Sömm GMo; auch 'liederlicher Lebenswandel' "Zeulr Pol. -> Luderei. Lotterfritz m. 'liederlicher Mann' Altb. - Lotterhans m. dass. °Erf GFa, °Eschw Aue. Lotterich m. 'liederlicher, unordentlicher Mensch' NOThür, "Altb Zsche; du bist e janz grußer Loddrij, märke dir das °Querf Bar. -> Luderich. Lotterie f. 1. wie schd. 'öffentliches Glücksspiel' allg.; in der Lutterie speele allg., nei de Lotterie setz Sonnb, Eichhorns ham meech (angeblich) schmählich in der Lutterie gewann Naumb, schun zn zahnten Mole in dr Luttrie dorchgefolln, do sitzt doch gleich dr Teifel drinne °Pößn Nst, Heiratn is ä Lotteriespiel "HMöls Nes; wer von Läusen geträumt hat, wird gewinnen, wenn er in die Lotterie setzt Sonnb. In Grz sagte m a n : Setz niemols nei de Lotterie, de kimmst ims Oald, un de wäßt net wie. — 2. 'häusliches Unterhaltungsspiel, t Lotto 2' Sonnb. — 3. übertr. dar hot e Lotterie aufghuckt 'hat einen Buckel' °Hildb Rie, wohl weil ein Buckliger Glück im Spiel bringen soll. lotterig Adj. l a . 't liederlich in der Kleidung und bei der Arbeit' NThür NOThür, "Zeitz Of,

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Lotterjan — Löwe

Schlz, °Got Ohr; där jeht awwer lotterich 'schlecht gekleidet' °Mersb Lau, noch eene solje lotterije Arweet un du gannst jiehn °Querf Bar, war lummert, flehrt an latterig Laben °Worb Haus, enne lottrige Wertschaft Schlz. — b. speziell von liederlichem Haar gesagt, Eichsf, °Erf 1866; dinne Hoore sin so lotterig °Worb Brb; dann auch 'lockig' an lottericher Schafershuind °Sondh HTh. — 2. 't locker, nicht gehörig fest' (etwa ein Riemen) Hennb 1801, da Herzla hot a loodrig Tür "Mein Bib 1855. »• luderig. Lotterjan m. 'liederliche Person, f Liederjan' verstr. NThür NOThür nZThür, °Schlz, °Arn Ket, °Schmal Ber, "Zeitz H a a ; där Lotterjan bränget's zu nischt "Nordh Heri, du bist e rachter Lottrian geworn °Neuhs Grä. loddrjän vorwieg, im Norden, lodri&n Südosten.

vorwieg, im

Lotterkerl m. 'liederlicher Mensch' °Sangh Rie. — Lotterkopf m. 'Mensch mit unordentlichem Haar' änn aler Lodderkopp °Worb GBa. — Lotterleben n. 'liederlicher Lebenswandel' °Hildb Gel. — Lotterluder n. 'unordentliche Person' °Mersb Geu. — lottermäBig Adv. 't liederlich', ar äs wädder mol lodder maßig angezain °Mühlh Win. - Lottermensch n. 'Herumtreiberin' °Worb Di, °Sangh Rie. lottern swV. 1. 'nachlässig sein, f bummeln' verstr. NThür NOThür, °Zeulr Pol, °Hildb Ade, auch 'nachlässig arbeiten' °Sömm GMo, zumeist in Zuss. wie herum- ver- zerlottern belegt; die zwä arbein nix un lottern toglang im Dorf rüm °Hildb Gel. — 2. 'lose und liederlich herabhängen' vom Haar gesagt, de Hoore lottern em'n Kopp rem °Erf Mön. lädarn °Eschw Aue, sonst -o-; wird anderwärts durch das etym. verwandte ludern vertreten. Lotterpansen m. 'Schmerbauch' °Art Wie, °Eisl Ste. — Lottersack m. 'unordentliche, liederliche Person' Mansf, 'Müßiggänger' °Arn E t t , °Worb Di. — Lottersatt m. 't Schnaps' in der Spr. der Landstreicher, °Schmö Goß. — Lotterschwein n. 'liederliche Person' °Sondh Imm. — Lotterstück n. dass. °Mersb Geu. - Lotterwanst m. 1. 'liederlicher, vor allem in der Kleidung unordentlicher Mensch' arges Schimpfwort, öNThür Mansf, °Sömm; du Lotterwanst du, zieh dich richtch an! °Nordh Heri, där Junge is ä richtijer Lotterwanst jeworn °Eisl Sib. — 2. Lotterwänste 'eine Art f Kartoffelpuffer' °Querf Zie, Art. - Lotterwirtschaft f. 'sohlecht geleitete bäuerliche Wirtschaft' °Apol Rei, °Mersb Lau. Lottich m. 'großer, langer Mensch' Mansf 1888 neben gleichbedeutendem Lattich, wohl etym. auf lottern bezogen, vgl. HessWb 2,173. — Dagegen ist das von Hertel 1895, S. 160 zu lottern gestellte Lottich 'Lümmel' °Altb eindeutig als Lattich aufzufassen.

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Lotto n. 1. 'öffentliches Glücksspiel, Zahlenlotto* heute allg.; bein Lottu hut'ch en Torklch (Glück) °Schmö Goß, früher auch als öffentliche Verlosung auf Jahrmärkten usw. üblich: speelt ooch e poormol Lutto on der Korbmacherbude, do kunnt'r en schienen Korb gewinne °Eisb Bür. — 2. 'häusliches Gesellschaftsspiel, bei dem die Zahlen 1 bis 90 nach Aufruf auf vorgedruckte Karten eingesetzt wurden', Gewinner war, wer zuerst seine Karte(n) besetzt hatte, früher allg. Lottobade f. 'Spielstand auf Volksfesten' zn Vuglschießn muß in'nr Luttobude imand de Nummern ausruffe °Pößn Nst. Löttopf m. 'Eisentopf mit Holzkohle zum Erhitzen des Lötkolbens und des Lötgutes', verstr. außer WThür Hennb, mit dem Gerät veraltet. — Löttüpfen n. dass. verstr. WThür Hennb, °Worb Di; in °Eisn Ru heimisch als Arbeitsgerät beim Löten von Pfeifenbeschlägen; wegen der Ähnlichkeit ihrer Silhouette mit diesem Gerät heißt ebd. und in °Eisn Tha auch die Ruine Scharfenberg das Löttöpfen. Louis m. 1. männl. RN, frz. Form von Ludwig, einst verbreitet; die altn Nomen Korl, Lui, Fardenand kumm noch un noch, olle ob °Pößn Nst 1911; R A : er is stark wie der Lui °Suhl Geh, frech wie IMI °Eisn Ru, dann hat der Lui schonn in de Liste geschriem 'der wird bald sterben' (nach einem Totengräber mit R N Louis) °Neuhs UWei. - 2. 't Taugenichts', du bist ooch so'n Lui °Mersb Kna, zu umg. Louis 'Zuhälter'. — 3. 'falscher Zopf' Lui "Zeitz Wet, falscher Lui °Eisl Lüt, °Hal Bee. luwi °Erf Mön, Naumb, sonst lui; Dim. luila Sonnb. Louismarsch m. in der RA er macht en Luimarsch 'er hinkt', nach einem alten, gichtgeplagten Waldarbeiter namens Louis, °Suhl Geh. — Louismütze f. 'Schirmmütze aus Stoff', umg. zu Louis 'Zuhälter'. Löwe m. 1. wie schd. in R A : er hat Hunger wie ein Löwe allg., frißt wie ein Löwe verstr., ist stark wie ein Löwe verstr. im Süden, hat Kraft wie ein Löwe °Pößn Dre, °SaalfKGeA; er brüllt (schreit, grölt, blökt, bölkt, ist laut) wie ein Löwe allg.; wenn Franz Dresche greit, brellte immer wie e Leewe °Mersb Klo, ä hat gebröUen bi ä Lob vür Schmärz °Eisn R u ; ha gaumt (gähnt) bie a Lob °Eisn Ru, er schnarcht wie e Leewe °Querf Schm, °Grz Cul, °Zeulr Tri, dar hol ne Mahne wie e Leewe 'langes Haar' °Schmö GBr; der Löwe geht durch's Korn 'das Getreide wogt im Wind' °Hildb Rie. — 2. übertr. 'dicker, stämmiger Kerl' Cob. - Die Bedeutung 'groß, kräftig' liegt auch vor in den Zuss. Löwendurst -hunger -kerl "Ilm Man und in Löwentracht 'tüchtige Tracht Prügel' ebd. > Kali- Müllerlöwe.

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löwen— Lübeck

leb WThür, °Ilm Stü, Schlz, Ibb Hennb Itzgr, lödb Suhl, "Hildb Wald, "Hein Mil, l&ab Sonnb, löib s°Cob s°Sonnb, leawa "Neuhs Meus, sonst leim.

löwen swV. 't schimpfen, brüllen wie ein Löwe' verstr. Itzgr, °Suhl. löwenbrall m. 'lauter Schrei' verstr. WThür, "Schmal neben dem Simplex / Bratt; ar hot en Löwenbrahl getue "Schmal Ber, auch: en Löwenbrahler tun °LSalz Beh. In der Nachbarschaft sind ähnliche Bildungen zu brüllen belegt: ha tat Lewesbrüll °Eisn Ettw, ar tot en Lewebreller °Ilm Stü. Löwenmaul n. Pflanzenname, häufig als Dim. Löwenmäulchen. — l a . wie schd. 'Garten-Löwen maul (Antirrhinum majus L.)' allg., doch verstr. NThür NOThür neben f Löwenschnauze; bezeichnet auch das nur an wenigen Orten vorkommende 'FeldLöwenmaul (Antirrhinum orontium L.)', so in °Weim GOb, °Mersb Mü; in der Qrußemotter ehrn Oorten bliehn der Flux (Phlox) un de Lewenmeiler °Eisb Bür, die Löwemüerche blühe gar ze schö "Schmal Brei, gieh in Ooartn un hull än Struß Lewnmeilchn °Arn Dan; t Löwenrachen Pantoffelblume Schnappauf Speckfresser. — b. das verwandte 't Leinkraut (Linaria vulgaris Müller)' Itzgr, verstr. NThür NOThür, sonst seit., auch klä Lömmaul "Sonnb OLi, "Pößn Ra oder well Lömmaul "Neuhs Lau genannt. — 2. 'nesselblättrige t Glockenblume (Campanula Trachelium L.)' "Got Tab. - 3. Löwenzahn (Taraxacum offlcinale Weber)' verstr. NThür NOThür, sonst seit.; diese Übertragung auf Taraxacum wurde dadurch begünstigt, daß Löwenzahn in der Mda. nicht heimisch war. Löwenrachen m. 't Löwenmaul (Antirrhinum majus L.)' "Jena Röt, "Got Win, auch '? Leinkraut' "Got Win. Löwenschnauze f. 1. 't Löwenmaul' wNThür, "Mühlh; 'Löwenmaul' und 't Leinkraut' NOThür, verstr. "Sömm "Naumb, "Pößn R a ; lang emol en Lewenschnießchenstruß "Nordh Heri. — 2. übertr. auf ' / Löwenzahn' "Hai Ang, "Nordh Stb; fer Leemzohn seet'mer als Kinner aa Leemschnaaze "SRoda Her.

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gewandelten pipawe aus: t Pimpaum Pumpan PumpPumpelstock Fumbusch. Ringschen Pump(el)busch um liegen andere Bezeichnungen, von denen t Butzen Butzenblume, Mus- Sau- Sommerbutzen und t Pappel, Pappelblume -busch -stock eigene lokale Gruppen bilden. Die an Milchsaft reichen jungen Blattrosetten wurden als Wildgemüse wie Salat verwendet, daher t Musdistel -butzen, sie bilden ein bevorzugtes Futter für Kleinvieh: tMilch- Rahm- ButterSchmer- Eier- Gänse- Bienen- BitterWiesenstock, Milch- Molken- Fett- Eier- Gänse- Bosen- Wiesenbusch, Milchblume, Hasengras; an Disteln erinnern neben gleicher Verwendung die gezackten Blätter, daher t Milch- Mai- Mark- Pumpen- Sau- Speck- Wegedistel. Als Unkraut gilt der Löwenzahn, weil die breiten Blattrosetten andere Nutzpflanzen verdrängen, darum die wohl abwertenden Bezeichnungen f Hunde- Kuh- Läuse- Sau- Pferdeblume, Hundsfotze, Fuchssack, Kuhmaul -plader -rose, Säubusch. Auf die frühe Blütezeit zielen t Maistock, Sommertürchen -docke, auf die Blütenfarbe t Butterblume -haust -rose, Rahm- Speck- Weckblume, auf die harntreibende Wirkung t Bettseicher; um Übertragung von N a m e n anderer Pflanzen handelt es sich bei t Löwenmaul -schnauze, Hundemelde. Überlagert wird das gesamte Gebiet von einer Schicht kindertümlicher Bezeichnungen: aus den hohlen Blütenstengeln fertigen die Kinder Pfeifen t Brummer Läusebrummer Hummelblume Winselmutter oder Ketten t Kettenblume -busch -stock -Stecker, Ringelblume -stock, Paternoster Pfaffenröhre; später pusten sie die Fruchtstände aus, nach denen die Pflanze t Lampe, Lampenblume -putzer, Laterne(nblume), Leuchter, Licht, Gäukel- Gol- Keller Wiesenlicht, Pusteblume -lampe genannt wird.

Löwenzunge f. 'Gauklerblume (Mimulus luteus L.)' "Suhl Meh 1901, benannt nach den leuchtend gelben, zungenförmigen Blüten dieser im Thür. Wald stellenweise eingebürgerten Pflanze aus Nordamerika. LPG f. 'Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft', seit 1960 allg. neben t Genossenschaft; vorn Joehr senn all di Bauer en di LPG gange "Mein OMa, in acht Tog hat die LPG ihm Lenz (Frühjahrsbestellung) dinna "Hildb Gel; auch in Zuss. wie LPG-Vorsitzender, LPG-Mitglieder, dafür auch Formen mit s: lemSnisx^n, seltener -Snüsdn wNThür, scherzh. die LPGisten "EisnWLu 1959, "WorbKiO. lubberig Adj. 'schlaff, kraftlos' luwwerich "Sömm "Mühlh; doch mit -inois%2n "Hett Bräu und -snaus3 "Querf Bar auch in dem Gebiet bezeugt, wo beim Orl, lapperig-, vgl. RheinWb 5,568. Simplex Snaudsa gilt. Lübeck ON 1. als Mask. Libbeck 'leichter WollLöwenzahn m. wie schd. (Taraxacum officinale stoff für Umschlagetücher der Frauentracht' Eichsf Weber); das an sich der Mda. fremde Wort tritt in 1912. — 2. beim Kegeln spricht man von Hamjüngster Zeit neben die landschaftlichen Syn., vor burg—Lüheck—Bremen, wenn außer dem König die allem im NOThür NThür OThür SOThür, "Got beiden Eckkegel stehen bleiben, offenbar vom Bild "Eisn, vgl. Kt. Löwenzahn im ThDA 3. — Der Imker der drei Türme im Hamburger Stadtwappen herkennt den weißlichen Löwenzahnhonig als ersten geleitet, Jena; ein Lübecker ist eine bestimmte Art Honig im Jahr, "Jena Mün. Kegelspiel, da hatte der kleene Kanter bei'n Lübecker Die reiche Synonymik geht im thür. Kernraum von ä Stuhl mät Lahne ahngeschossen un wulle nunne dem schon seit dem 14. Jh. belegten, vielfältig ab- auspotze "Weim Bla; mit der RA af en Schiewecker

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Luch — Lücke

(Butterbrot mit Handkäse), do paßt e Liewecker forderte man nach gemeinsamem Imbiß zu einer Kegelpartie auf, Grz. l u c h m. n. 'überschwemmungsgefährdetes Wiesen- und Ackerland in der Elbniederung' nur in °Bernb Ads belegt; sonstiges verstr. Luch 'feuchte Wiese' ist wohl zu Loch zu stellen. -> Loh2. lüch Lohfink. Luche Lüchte2. 1 Luchs m. 1. wie schd. (Lynx lynx), nur in RA: weithin bekannt sind ha baßt uff wie'n Luchs, ä macht (hat) Auchen wie ä Luchs; a spetzt die Ohm wie a Luchs Suhl, er schläft wie ein Luchs (nämlich so leicht) "Lobst Tit, °Salz öch; er ist falsch wie ein Lachs verstr., schlau wie ein Luchs verstr. NThür SOThür, sonst seit. — 2. übertr. 'verschlagener, listiger Mensch; einer, der andere aushorcht' verstr.; ->• Bettel- Wasserluchs. — 3. 'Leiter der Kirmes, t Platzmeister' in °Got Gra; -> Fanzenluchs. — 4. Name für Hunde, verstr. lugs allg., der W a n d e l hs > ss ist also in diesem W o r t m d a l . nicht belegt, doch wohl im F N Losse eines Eisenacher Adelsgeschlechts im 13.—14. J h . n a c h S c h m i t t , N h d . Schriftspr. 1,81, A n m . 7.

Luchs2 Lakritze. Luchsaugen n. PI. daar hot Luchsoochen 'scharfe Augen' °Schmö GBr. luchsen swV. 1. 'scharf blicken, aufpassen' °Cob, °Hildb Gel, °Eisn UE1, °Schmö GBr. - 2. 'listig sein' °Hildb Ade, °Mühlh Bol, auch er luchst 'horcht jmd. aus' °Got Ohr. -»• ab- be- erluchsen. Lüchte1 Leuchte. Lüchte2 f. 'finsteres, mürrisches Gesicht, t Flunsch' "EisnFar See, °Got Fin, °LSalz KUr, °Mühlh ODo; du machst ju heit änne Lüchten, was es änn mit dech ? °Ilm Man, ar mocht aneLuche °ErfMön. Im PI. auch '(finster blickende) Augen' "Got Grä Mech,° LSalz KUr. luxdn °Eisn F a r , °Got F i n Grä Mech, "Ilm Man, loxdn

°Eisn See, lü%dn "Got Fin, lugr/ °Mühlh ODo, luxn "LSalz K U r , lüxd °Er£ Mön .— D a s s t a r k zersprochene, veraltete W o r t gehört e t y m . wohl zu m n d . lucht 'link' in der B e d e u t u n g ' v e r k e h r t , u n r e c h t ' , vgl. R h e i n W b 5, 570, H e s s W b 2,174. Die Mosen F o r m e n sind wohl

an lugen angelehnt, die Form lüydn und die Bed e u t u n g 'Auge' lassen Lüchte ' L e u c h t e , öffnung' anklingen, vgl. SchlHoWb 3,521.

Fenster-

luchten -»• abluchten. luck Interj. Lockruf für Hühner s°Arn °Ilm "Suhl, verstr. n°Lobst, °Erf Mön, für die Glucke °Saalf Witt, für Küken s°Lobst, "Ilm Ger, für Enten "Suhl Dil; es steht fast stets neben lautlich anklingendem -»• gluck; t putt. Meist wiederholt luglug,

lugluglug,

für Küken auch

lugdla, in °Ilm Ger lig. lück, -u- Adj. 1. 't locker, porös' Hennb, vorwieg. für Backwerk, das die richtige Gare hat: ds

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Brod ies schö lock "Schmal Brei, dar Koche es schee loh °Salz K r a ; locke Hüdes 'Hefenklöße' "Mein KSu, ich koch hüt locke Kodes °Salz Kli. Auch krümeliger Erdboden ist lück °Hildb Pfe Reu, der Hopfen soll laicht on lock sein "Hildb Bed; dichtlück. — 2. 'nicht mehr fest', etwa ein lockerer Zahn "Hildb Reu oder ein schlecht eingerammter Pfahl "Suhl Hei; ar leßt net luug 'er läßt nicht locker' "Cob Mön. — 3. 'leichtfertig', von einem Mädchen gesagt, "Suhl Hei. log "Mein, "Salz Kli, "Schmal Brei, "Hildb Bed, -S"Mein Schwa, -ü- "Hildb, "Suhl H e i ; log "Schmal Ber, -ö- "Salz K r a , -ü- "Cob Mön.

Lucka ON 1. Ort im "Eisb: ich jih in de lucksche Oarche, wu dr Scheidzer Farrer bredicht 'ich gehe nicht in die Kirche', denn Lucka hat keine Kirche und Scheiditz keinen Pfarrer, "Jena Löbe. — 2. Ort im "Altb: er keefte naues Geschieche (Schuhwerk) vun luckschen Schustern ufn Gohrmert (Jahrmarkt) "Schmö Goß. Luckchen, -ü- n. 1. Kosename für Hühner und Küken, subst. aus dem Lockruf luck! "Ilm, verstr. "Suhl s"Mein, südl. Lobst. - 2. 7 Zittergras (Briza media L.)' "Ilm Ger; nach dem Volksglauben legen die Hühner weg, wenn man Zittergras im Hause hat. > Hühnerlückchen. lugx^n "Ilm, "Erf Mön, lugsla ö H e n n b , südl. Lobst,

ligx^n "Ilm Ger Wüm, ligafo "Mein Wes; PI. ligvlix "Mein R o m .

Lücke ->• Lüchte1. Lücke f. 1. 'Leerstelle in einer Reihe von Gegenständen', als Mangel empfunden, allg. bei fehlendem Zahn oder fehlender Latte am Zaun; krüch dörch de Löckn! "Got Frd, blieb nech en dr Löckn häng! ebd., Zahn- Zaunlücke. Weiterhin 'leere Stellen im Saatfeld' s Getreede is awer schlackt uffgegangen, do sinn enne Mosse Licken drenne "Jena Löbe, "Erf Alp, ähnlich bei schlechtem Haarschnitt: von dan loß ech mech de Höör net wedder schnied, dar macht läuter Lecken "Eisn UE1; 't Spalt zwischen zwei Brettern' um Jena, um Eisb; en der Waand es anne Lecke "Arn Dan; 'Fuge zwischen Dielen' "Neuhs Meus. Seltener ein 'Zwischenraum in einer Kette von Personen' wu men fange wolln, könne gerade noch dorch de Lecke rutsche "Weim Ton. RA: jmd. vär de Licke schiewe 'jmd. in einer unangenehmen Lage vorschieben' "Jena Hir, der spannt uff Lücke 'versucht zu entwischen' "Mersb Lau. — 2. 'enger Durchgang zwischen zwei Häusern, / Zwinger' an der oberen Schwarza, um "Lobst Leh, vgl. ThDA 1, Kt. 20; dass. als Weg benutzt: Lücke Schlz. — 3. 'schadhafte Stellen an der Schneidfläche von Sensen und Sicheln', durch falsches Dengeln entstanden, verstr. "Jena "Eisb, um SRoda. "Schmal Brei, auch Risse und Aussprünge an Messern, Schau-

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lacken — Lüdelpfeifle

fein, Pflugscharen, °Eisn UE1. - 4. 't Schwiele', Hans hat awer jruße Lickn in Hängn (Händen) °Mersb Klo. — 5. 't Mal beim Versteckspiel' °Eisn GBu. legv(n) W T h i i r Z T h ü r I l m T h ü r , -ö- H e n n b , -ü- Itzgr, sonst -i-\ umlautlose F o r m e n in Schlz (nur Bedeut u n g 2), in der R A d(r sbänd uf luga °Mersb L a u u n d in dsälug ' Z a h n l ü c k e ' °Zeulr P a u .

lucken swV. 't glücken' Eichsf 1912, t luckerieren-, mnd. lucken, mhd. gelücken. Lückenbüßer m. 'nicht als vollwertig anerkannter Ersatzmann' umg. verstr.; ich mach doch nich n Lickenbießer °Mersb Lau. luckerieren swV. 'glücken' Eichsf 1912; als lukriren 'gewinnen' 1785 Hai in der Studentenspr. lückig Adj. leckchte Ihm 'Ähren, die nicht voll Körner sind' °Erf Bie. Lude -»• Ludwig. Ludel1 m. l a . 'alter, zerrissener Lappen, t Fetzen', ein aussterbendes Wort, ö°Naumb s°Weißf "HMöls "Zeitz °Eisb n°Jena, Nordrand °Gera; breng ma su e aldn Ludel har! °HMöls Tre, vielfach als Scheuer-, Wisch- oder Topflappen verwendet; auch für abgetragenes Kleidungsstück: dan Ludel konn'ch doch nich meh oonziehe Eisb, °Naumb Jan. RA: die Riemblädder hängn draußn wie aller Ludel °Altb Fal. -> Lump- Sack- Scheuer- Topf- Waschludel; Hudel, Zottel. — b. Nuckel, aus Lappen gefertigt' Grz, °Gera Ron. — 2. übertr. 'liederlicher, fauler Mensch, t Taugenichts' verstr. OThür, seit. NThür, °Neuhs Buch; du bist e schiener Ludel "Gera Saa; auch 'ungezogenes Kind' das Mächen es ei Ludel "Art Rin. In °Salz Zel als Scheltname für die Evangelischen. lüddl allg. I n A n w e n d u n g auf weibl. Personen N e u t r . (°Art Rin) oder F e m . (°Altb, °Gera R o n , °Neuhs Buch). N e u t r . f ü r 'Nuckel' °Gera R o n ist als D i m . a u f g e f a ß t . — Zu ahd. lodo, ludo, m h d . lade 'grobes T u c h ' ; ->• Lode.

Ludel2 f. 'pyramidenförmiges Gefäß aus Glas oder Zinn zum Nähren von Säuglingen' nur "Mein Rom und Rhön nach Hennb 1801; vgl. 1782 Jacobsson 2,640. N a c h D W B 6,1230 e t y m . v o n Ludel1 zu t r e n n e n ; d a das Saugrohr des Geräts warzenförmig ausgebildat war, wird ebd. millichludeln 'weibliche B r ü s t e ' bei H a n s Sachs d a m i t in V e r b i n d u n g gebracht. -»• ludein1.

Ludel3, -ü- f. 1. 'pfeifenartiges Musikinstrument für Kinder' Hennb Itzgr. Um Sonnb wurden Ludein 'Fünfloch-Pfeifen aus Holz' seit 1650 industriell hergestellt, Thür. Monatsbll. 16,140; sonst bezeichnet es allerlei Pfeifen, so die 'Okarina' "Mein Mil, die selbstgebaute 'Weidenpfeife' °Mein Nor. 2. 'Drehorgel' Lüdel °Cob, Sonnb; auch 'drehbare kreischende Ratsche' °Sonnb Mür. ludein3.

Ludel4 o. G. 'Holzlöffel', die früher industriell angefertigt wurden, Sonnb. Ludel5 -> Nudel. Ludel6 ->• Ludwig. Lüdelding n. abwertend für 'Drehorgel' °Cob, Sonnb. Ludelei1 f. 'Liederlichkeit', von nachlässiger Arbeit, auch vom Schuldenmachen, verstr. °Altb °Schmö; -> ludein1. Ludelei2 f. 'undeutliches Singen' °Schmö Goß; -> ludein3. Ludelfritz m. 'träger, liederlicher Mensch' °Schmö GSt; im gleichen Sinne Ludelguste, -liese °Altb. Ludelich m. 'liederlicher, schlechter Mensch' °Weißf Lei, °Altb Ser. lüdslx

c

A l t b Ser, lüdli% °Weißf Lei.

ludelig Adj. 'nachlässig, saumselig' °Altb. ludein1. Lüdellerche f. ' t Heidelerche (Lullula arborea L.)' Suhl, °Sonnb Rau Sonnb. Ludelmacher m. 1. 'Pfeifenmacher' f °Sonnb Men Sonnb, Ludel3. - 2. 'Hersteller von Holzlöffeln', um 1600 nach dem Kirchenbuch von °Cob Nst. Lüdelmann m. 'Drehorgelspieler' °Sonnb OLi. ludein1 swV. bummeln, faulenzen' veraltend °Altb °Schmö "Gera s°SRoda ö°Pößn, um Schlz; dar ludelt sue hen 'er t u t nicht viel' °Gera Hun, dar luddelt nu su droonhenn °Altb Fro; auch 'liederlich sein, Schulden machen' °Altb. einludein, Oeludel1, ludern. -u- °Pößn ° S R o d a , u m Schlz, °Altb F r o ; -o- °Pößn Lern, -ü- °Altb, ° S R o d a Hei, °Gera N P ö ; LudeU 2.

ludein2, -ü- swV. 'tüchtig t trinken' Sonnb; dar hat awr ein gelüdelt °Ilm Schm; -> Ludel2, auslüdein. ludein1, -ü- swV. 1. 'leise vor sich hin t singen, trällern' Hennb Itzgr, °Schmö Goß GSt Zür, auch 'pfeifen' °Mein Bei, °Sonnb Rau, °Saalf Kau und ' t weinen' °Sonnb Rau; ar lüdelt enn in ganzn Touch di Ohm vuel Sonnb; beludeln. — 2. 'stümperhaft, eintönig musizieren' Itzgr Hennb, °Schlz Wer; es Karresäl lüdelt immerzu Cob. Gilt vor allem für die eintönige Musik der Drehorgel, daher übertr. auch 'leiern, drehen' °Sonnb OLi. Auf das Drehen des Butterfasses zielt der Kinderreim: Ludl ludl

leier,

di Wuurscht, di kost en Dreier. Wenn ich di Wuurscht gässe hoe, will ich mein Dreier widder hoe. °Suhl Eich. -ü- I t z g r , °Mein Bei, sonst -Ü-. E i n l a u t m a l e n d e s W o r t wie -* dudeln.

ludeln'* nudeln. Lüdelpeter m. 'ein Kind, das ständig singt, pfeift oder weint' alter Lüdlpeter, laß nu dei Oelüdel "Sonnb Rau. - Lüdelpfeifle n. ' / Weidenpfeife' °Hildb Bra.

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Ludelsack — Luder

Ludelsack m. 'langsam Arbeitender' "SchmöLum. Luder n. l a . 't Aas, faulendes Fleisch, verendetes Wild' aus der Jägerspr. bekannt, doch kaum noch gebräuchlich; die alte Bedeutung klingt noch an in festen Wendungen wie es stenkt wie Luder °Erf Mön, das schmeckt gu (ja) wie Luder °Pößn Nst 1911, es leit eröm bi Luder °Got Win 1895, ei pfui alle Luder! Grz, dös is unter ölln Luder Sonnb, Mansf 1888, Sondh 1903. - b. 'der menschliche Körper' ar kann's Luder nieh mih jetrage 'er kann nicht mehr laufen' °Mühlh Win. — c. 'Getreide, das sich unter Einfluß von Regen oder Sturm gelegt h a t ' NThür, "SömmWun; das Jeträde is noch dän Winne alles ää Luder jeworn °Eisl Sib; t Lager 3. — d. 'Webfehler' dar hoot e Luder in der War, Faclispr. der Weber um Grz, t Lasche1 6; daselbst auch übertr. dar hoot e Luder 'er ist betrunken'. — 2. übertr. eine der gebräuchlichsten Affektbezeichnungen f ü r Menschen, je nach Sprechsituation und Tonfall mit weitem Bedeutungsumfang vom Schimpfwort bis zum Scherzund Kosewort reichend; bevorzugt f ü r weibl. Personen WThür Eichsf, sonst gleichmäßig f ü r beide Geschlechter. Es kann auch auf Tiere, seltener auf Gegenstände übertr. werden. — a. als ausgesprochen derbes Schimpfwort nur Hennb 1873, "Schmal P a p 1913 bezeugt, doch weithin als ernsthafte Schelte; so en Luder het mich belogen °Nordh Heri, paß u f f , du meschantes Luder, es ward glich knalle! °Mühlh HBe. Insbesondere bezeichnet es liederliche, u n d zwar nachlässige wie moralisch leichtfertige Personen; das Luder kalescht dn ganzen Tag im Dorf erüm °Eisn See, triebt sich dach das Luder nächtelang drussen harim °Mühlh HBe. Überhaupt dient Luder als Ausdruck des Zornes oder Ärgers: Luder, ich könnt dich dermalm! (zermalmen) °Salz Kli, schlack doch das Luder ver de Lawwe! 'ins Gesicht' °Hett G ö r ; bes. bei Kindern: die Luder bailichen sich schö widder °Hildb Gel, wie ich in de Kiche kom, gokelten die Luder mit Streichheizern Altb, doch auch bei Tieren u n d Sachen: de Henner machen enne Gäkserei dorem, on's leet kee Luder °Weim Trö, mä Wecker, dos Luder, blääbt ejool stiehn °SRoda Klo. - b. Arger und Anerkennung mischen sich in der Bezeichnung Luder f ü r 'listige, pfiffige Person'; guck mol so en Luder, de greßten Appel hätt se fer sich behaalen °Mühlh HBe, dis Schingeleich kriet alles zerachte, es äs en Luder °Worb Brb, ebenso elendes Luder Sonnb. Durchaus positiv wertend steht es f ü r 'kluge, anstellige Menschen': das Manchen äs änn ganzes Liider 'hat einen hellen Kopf' °Worb GBa, das Luder hat ze jedr Arbet Talent °Hildb Gel, -5- Kreuzluder. Anerkennend steht es auch f ü r Mutige: dar Korl, su e Luder, is uff die huche Linne geklattert °Pößn Ra. — I n bedauerndem Ton spricht man von einem armen Luder 'Mensch

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ohne Vermögen'; dazu das verbreitete Sprichwort: war nischt erheirat't un nischt erwet, bleiwet ä armes Luder, bis a sterwet °HMöls Nes; armes Luder kann auch einen Kranken bezeichnen. Ein gutmütiger Mensch ist e hibsches gutes dummes Luder °HMöls Dob, e gcmds Louderle u m Schlz 1827; de Klara is derwaachen e gouds Louder "Lobst Schm. Mit dummes Luder bezeichnet man einen geistig Beschränkten, doch oft steht es nur als burschikose Anrede: dummes Luder, gieh doch nich hin °Gera F r i ; bei der Begrüßung: ha, dumms Luder, wu kümmst du dn haar? Sonnb; ähnlich ihr darft nich loche (lachen), ihr Ludersch! "Schmö Tau. Kosend braucht man es von kleinen Kindern: en Maines Luder °Mühlh Bol, mi klei Luiderchen °Eisn R u , sogar geh, du garstiges Luder °Neuhs Grä 1799. — c. in Verbindung mit beliebigen Adj. werden diese zumeist alleinige Sinnträger der Wortgruppe, Luder hat hier nur leichten Affektwert. So ist etwa ein Betrüger e beschissenes Lader, ein Widerspenstiger ein drehisches, mistiges, neunhäutiges, windisches Luder, ein im Essen Wählerischer ein ekles, herrliches, kürisches, mäkeliges, nippernäppisches Luder, eine mannstolle Frau ein närrisches, taubes Luder. Ein lustiger Bursche ist ein fideles, närrisches, putziges, ulkiges, verrücktes Luder. Auch vorübergehende Zustände oder körperliche Merkmale werden so charakterisiert: besoffenes Luder; langes, dürres, rothaariges Luder. Rein sachlich verwendet nur in Grz 1900: mer braung (brauchen) Ustern e derrsch (dürres) Luder 'eine vierzehnjährige Jungmagd'. — d. Als Bestimmungswort in Zuss. kann Luder- (vorwieg, östl. der Ilm) im Affekt vor beliebige Wörter gesetzt werden: mer konn nich schlofe ver den Luderflihn (Flöhen) °Weim Trö, fufzch un luderfinefe 'nur 55 Augen, das Skatspiel ist verloren' °HMöls OSchw, das Ludertanzen es meine Sache gar nech 'ich tanze ungern' Rudst. Ähnlich steht das Grundwort -luder als Ausdruck des Ärgers über den Täter in zahlreichen verbalen Zuss. wie Freß- Gär- KratzLatsch- Mär- Quatsch- Schrei- Spielluder. Nominale Zuss. sind häufig Verstärkungen des Schimpfwortes Luder wie Besen- Donner- Gewitter- MassettenPestilenz- Sakraments- Sauluder, während BrandDiebs- Giftluder den Gemeinten charakterisieren und Flöh- Franzosen- (Syphilis-) Hochmuts- Lumpenluder aussagen, womit der Genannte behaftet ist; HundsKatzen- Rabenluder sind Affektbezeichnungen f ü r die betreffenden Tiere. lüder allg., doch -ou- °Schlz °Lobst, °Art Gor, -üwWThür sEiohsf, -ui- n H e n n b , -o- °Erf Gam. Mask. nur für Bedeutung l c in °Sömm W u n , °LSalz Neu 1801. F ü r den seit, belegten PI. neben lüder auch

lüddrS °Schmö Tau, lüdirn "Ilm Man, °Weim Bla; ->• liederlich.

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MECKLENBURGISCHES WÖRTERBUCH Im Auftrage der Deutsehen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus den Sammlungen R i o h a r d W o s s i d l o s und aus eigenen Ergänzungen bearbeitet und herausgegeben von H e r m a n n T e u o h e r t In Arbeitsgemeinschaft mit dem Karl-Waohholtz-Verlag, Neumünster Ersoheint in Lieferungen Umfang je Lief erung 64 Seiten mit Abbildungen im Format 19,5x28 cm. Preis je Lieferung Bisher erschienen die Lieferungen 11—42

MDN10,—

Lieferung 1—9 Nachdruck vorgesehen Lieferung 30/31, 33 und 35 vergriffen Von den Lieferungen 10, 19—29 liegt die 2. unveränderte Auflage vor Lieferung 43 in Vorbereitung Das „Mecklenburgische Wörterbuch" gehört in die Reihe der großen wissenschaftlichen Mundart-Wörterbücher, die für die meisten Gebiete Deutschlands im Entstehen begriffen oder schon abgeschlossen sind. Auszüge aus zwei Fachurteilen .. Das Wörterbuch will den gesamten Sprachbesitz des mecklenburgischen Volkes von den ältesten in die lateinischen Urkunden und andere Niederschriften eingestreuten deutschen Ausdrücken bis zu den aus dem plattdeutschen Schrifttum ausgezogenen, vornehmlich aber dem Volksmunde abgelauschten sprachlichen Äußerungen nach Möglichkeit erfassen

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Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache ist ein B e d e u t u n g s w ö r t e r b u c h . Es bringt den h e u t i g e n deutschen Wortschatz in alphabetischer Folge, nach Bedeutungen aufgegliedert und mit Beispielsätzen. Es erfaßt die geschriebene und die nicht mundartlich gefärbte gesprochene Sprache unseres Jahrhunderts, berücksichtigt aber auch die Werke des 19. Jahrhunderts und der klassischen Zeit, soweit es sich dabei um heute noch gelesene Literatur handelt. Neben den Bedeutungsangaben ist das Hauptanliegen des Wörterbuches die s t i l i s t i s c h e Analyse des Wortschatzes; d . h . die Wörter und ihre Verwendungen werden durch Bewertungen wie „gehoben", „umgangssprachlich", „scherzhaft", „spöttisch" charakterisiert. Hinzu kommen Erklärungen zur zeitlichen und räumlichen Anwendung der Wörter und fachsprachliche Hinweise. Außerdem bringt das Wörterbuch genaue grammatische Angaben, es verzeichnet den Akzent und gibt bei Fremdwörtern knappe Aussprache- und Herkunftsbezeichnungen. Das Wörterbuch erscheint, voraussichtlich in fünfzig Lieferungen von je 80 Seifen zum Preise von MlfN 4,—je Lieferung. Vorgesehen sind 3 bis 4 Lieferungen in Jahr. Zehn Lieferungen werden zu einem BaJid zusammengefaßt und können auoh gebunden bezogen werden. Band 1 (Lieferung 1-10): A-deutsch. 3., durchges. Aufl. 1966. 800 Seiten - gr. 8° - Leinen MDN 4 8 , Band 2 (Lieferung 11-20) wird Ende 1967 vorliegen Einbanddecke für die ersten 10 Lieferungen in Leinen MDN 3,— 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

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Deutsch-durchiallen. 1964. 80 S; - gr. 8? - MDN 4 , durchfärben-einkrallen. 1965. 80 S. i- gr. 8° - MDN 4 , «inbratzen-engagieren. 1965, 80 S. - gr.8" - MDN 4 , Enge-erlernbar. 1965. 80 S. - gr. 8» - MDN 4 , erlernen-Fakultäts-. 1966..80 S. - gr.8° - MDN 4 falb-liktiv. 1966. 80 S. - gr. 8» - MDN 4 , Filet »-Frachter. 1066* 8Ö§. - gr. 8° - MDN 4 , Frach-Futurum. 1967. 80 S. - gr%8° MDN 4 , -

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