»The highest of time«: Verfassungskrise und politische Theorie in England 1640-1660 [1 ed.] 9783428531004, 9783428131006

Die englische Revolution von 1640-60 hat wie keine andere Epoche der Geschichte Großbritanniens Anlaß zu weltanschaulich

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»The highest of time«: Verfassungskrise und politische Theorie in England 1640-1660 [1 ed.]
 9783428531004, 9783428131006

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Historische Forschungen Band 90

„The highest of time‘‘: Verfassungskrise und politische Theorie in England 1640–1660 Von

Regina Pörtner

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

REGINA PÖRTNER

„The highest of time‘‘: Verfassungskrise und politische Theorie in England 1640–1660

Historische Forschungen Band 90

„The highest of time‘‘: Verfassungskrise und politische Theorie in England 1640–1660

Von Regina Pörtner

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten # 2009 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: Process Media Consult GmbH, Darmstadt Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0344-2012 ISBN 978-3-428-13100-6 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *

Internet: http://www.duncker-humblot.de

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Vorwort Das Titelzitat der vorliegenden Untersuchung enstammt der 1668 abgeschlossenen Geschichte des sogenannten ,Langen Parlamentes und des englischen Bürgerkrieges des englischen Philosophen Thomas Hobbes (1588 – 1679). Gegenstand der Hobbesschen Abhandlung ist die Erörterung der Ursachen der Verfassungskrise in England in den 1640er Jahren, die im Königsmord der ersten englischen Revolution kulminierte. Die Auseinandersetzung begann mit der widerwilligen Einberufung des Parlamentes im Jahre 1640 durch den seit 1629 allein herrschenden Stuart-König Charles I. und endete mit der Restauration der Monarchie 1660. Der Einberufung des Parlamentes folgten bald die von kurzen Perioden der Verhandlung unterbrochenen englischen Bürgerkriege der Jahre 1642 – 1649, die Hinrichtung Charles I. und die Ausrufung der Republik 1649, das Protektorat Oliver und Richard Cromwells 1653 – 59 und schließlich die Rückkehr zur Monarchie unter Charles II. Stuart im Jahr 1660. Die historische Forschung zu diesem, in den Worten Thomas Hobbes ,Höhepunkt der Zeit in der englischen Geschichte ist inzwischen bis zur Unüberschaubarkeit angewachsen. Vor diesem Hintergrund möchte die vorliegende Untersuchung folgendes leisten: Der erste Teil des Buches behandelt die Geschichte und historisch-politische Funktion der Geschichtsschreibung zur englischen Revolution seit den Anfängen im 17. Jahrhundert. Dieser Überblick und die ausführlichen bibliographischen Hinweise in den Fußnoten sind als Orientierung über den umfangreichen, komplexen und noch immer von Kontroversen gekennzeichneten Forschungsstand gedacht. Nach einer Einführung in die verfassungstheoretische Grundproblematik und historische Ausgangssituation des Konfliktes werden im Hauptteil des Buches anhand einer repräsentativen Auswahl zeitgenössischer Streitschriften die konkurrierenden Verfassungsvorstellungen der Konfliktparteien analysiert und die Wandlungen dieser Konzepte unter dem Druck der politischen Ereignisse aufgezeigt. In diesem Zusammenhang soll dargelegt werden, wie die Frage nach dem Ort bzw. Inhaber der Souveränität und der Beschaffenheit dieser Gewalt beantwortet wurde, und genauer wie es den englischen Autoren gelang, den Bodinschen Begriff absoluter, unteilbarer souveräner Gewalt durch ein Konzept korporativer Souveränität politisch zu ,entschärfen und für eine Lösung des englischen Verfassungskonfliktes nutzbar zu machen. Die vorliegende Arbeit vertritt die These, daß hierbei die Rezeption einschlägiger Schriften deutscher und niederländischer Juristen und Theologen des 16. und 17. Jahrhunderts einen wichtigen und bislang erst im Ansatz erforschten Beitrag leistete.

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Vorwort

Anders als in den meisten englischsprachigen Darstellungen zur Revolution von 1640 – 60 wurden die unmittelbar relevanten deutschsprachigen Studien auch zu dieser rezeptionsgeschichtlichen Thematik berücksichtigt und, soweit erforderlich, in ihrem Verhältnis zum englischen Forschungsstand kommentiert. Die ausführlichen Quellenzitate im Text sollen dem Leser einen direkten Einblick in die Sprache und Gedankenwelt der ausgewählten politischen Autoren geben; die teils erratische Rechtsschreibung und Zeichensetzung der gedruckten Quellen wurde hierbei unverändert beibehalten. Die folgenden Ausführungen und Quellenanalysen richten sich an Wissenschaftler und Studierende, die sich mit den philosophischen und verfassungshistorischen Debatten des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts beschäftigen, sowie an allgemein historisch interessierte Leser, die einen raschen Einstieg in die Thematik des britischen Verfassungskonfliktes und einen kommentierten Überblick über den Forschungsstand suchen. Herrn Professor Dr. Johannes Kunisch (Universität zu Köln) sei an dieser Stelle herzlichst für seine freundliche und uneigennützige Unterstützung dieser Publikation gedankt. Für den Inhalt ist ausschließlich die Autorin verantwortlich. Swansea, im März 2009

Regina Pörtner

Inhaltsverzeichnis I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem: Die Verfassungskrise der Jahre 1640 – 1660 als Gegenstand und Produkt geschichtswissenschaftlicher Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Konstitutionelle Grundlagen des Konfliktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes in der Verfassungsdiskussion der Jahre 1642 – 44 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 1. Widerstandsrecht und Souveränitätsbegriff: Zum Problem kontinentaleuropäischer Einflüsse auf die politischen Konzepte des englischen Bürgerkrieges . . . . . . . . . . . 46 2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3. Der parlamentarische Absolutismus Henry Parkers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position: Der Gedanke naturrechtlich begründeter Volkssouveränität in den Verfassungsentwürfen der LevellerBewegung 1646 – 49 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 1. Die Kontroverse über das republikanische „Engagement“ 1649 – 1652 . . . . . . . . . . 86 2. Protektorales „Mixed Government“ und Republikanismus 1653 – 1660 . . . . . . . . . . 94 V. Von der Puritanischen zur Glorreichen Revolution: Der Beitrag der politischen Theorie der Revolutionsjahre 1640 – 1660 zur Bewältigung des konstitutionellen Grundproblems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Verzeichnis der im Text verwendeten Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Biographische und bibliographische Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

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Inhaltsverzeichnis Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Quellensammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

Personen- und Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

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I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem: Die Verfassungskrise der Jahre 1640 – 1660 als Gegenstand und Produkt geschichtswissenschaftlicher Analyse Suchte man nach einem Beleg für die Aussage, daß die kanonisierte Geschichte ein Produkt der Wechselwirkung zwischen empirischer Realität und sinnstiftender Geschichtsüberlieferung sei1, oder, wie Benedetto Croce formulierte, daß jede Geschichte Gegenwartsgeschichte ist2, so lieferte die historiographische Etablierung 1 s. R. C. Richardson, The Debate on the English Revolution, London 1977, bearbeitete Neuauflage London 1989, S. 6. Ergänzend zu den in Anm. 4 zitierten Studien und den dort unternommenen Würdigungen der bisherigen Forschung sei hier auf zwei neuere Darstellungen hingewiesen, die sich mit dem Begriff der ,englischen Revolution aus explizit post-revisionistischer Sicht auseinandersetzen: s. Nicholas Tyacke, Introduction: locating the ,English Revolution, in: Nicholas Tyacke (Hg.), The English Revolution c. 1590 – 1720. Politics, Religion and Communities, Manchester, New York 2007, S. 1 – 26. Im Gegensatz zur revisionistischen Forschung, die die kurzfristigen Auslöser des Konfliktes betont, argumentiert Tyacke für eine langfristig herangereifte Revolution, deren Ursprünge sich bis zur puritanischen Opposition der späten Parlamente Elisabeths I. in den 1590er Jahren zurückverfolgen ließen. Charakteristisch sei die Verbindung ökonomischer Motive, vor allem die Kritik an der königlichen Steuer- und Monopolpolitik, mit Forderungen zur Reform der Kirchenverfassung im calvinistischen Sinne. Diese „twin-track agenda“ einer umfassenden Reform von Staat und Gesellschaft zur Beseitigung untrennbar miteinander verflochtener „,commonwealth and ,churche grievances“ sei auch für die spätere puritanische Opposition des 17. Jahrhunderts kennzeichnend gewesen und habe sich bereits in den 1590er Jahren in die legalistische Sprache einer Wiederherstellung der mit der Magna Carta verbrieften Rechte und Freiheiten gekleidet, Zitate aus Nicholas Tyacke, The English Revolution, S. 14 und 17. Gleichfalls aus post-revisionistischer Sicht, aber mit einem zeitlich verengten Fokus argumentiert David Cressy für die historische Bedeutung der Krise von 1640 – 1642 als Auftakt einer fundamentalen ,englischen Revolution, s. David Cressy, Postscript: Why the English Revolution Matters, in: David Cressy, England on Edge, Crisis and Revolution 1640 – 1642, Oxford 2006, S. 421 – 426. Cressy hebt auf die revolutionäre Qualität der Ereignisse von der Einberufung des Parlamentes 1640 bis zum Beginn des ersten Bürgerkrieges im August 1642 ab, in denen die Vertrauenskrise zwischen dem Monarchen und dem Parlament eskalierte und die englische (sic!) Gesellschaft einen „earthquake of cosmic proportions“ durchlitten habe, Zitat bei Cressy, England on Edge, S. 424. Zu den die Kirchen- und Finanzpolitik des Monarchen in England und Schottland sowie die irische Statthalterschaft Straffords betreffenden Konfliktpunkten s. die Aufzählung bei Cressy, England on Edge, S. 424 – 425. Für die Ereignisgeschichte, die hier nicht im einzelnen referiert werden sollen s. Cressy, England on Edge, und die im weiteren zitierten Überblicksdarstellungen der britischen Forschung sowie Kaspar von Greyerz, England im Jahrhundert der Revolutionen 1603 – 1714, Stuttgart 1994, S. 148 – 200, und auf der Grundlage der älteren Literatur Hans-Christoph Schröder, Die Revolutionen Englands im 17. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1986, S. 49 – 160. 2 So Croces programmatische Aussage in seinem 1915 erschienenen Werk Theorie und Geschichte der Historiographie, zitiert bei Ferdinand Fellmann, Einleitung zur deutschen

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I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem

des Zeitabschnittes 1640 – 1660 im Kontext der englischen Geschichte ein Schulbeispiel hierfür. Angesichts der Vielzahl und Heftigkeit kontroverser Einschätzungen zitierte der Stuart-Historiker Jonathan Scott in seiner unlängst erschienenen Darstellung die satirische Bemerkung des englischen Dichters T.S. Eliot, daß der englische Bürgerkrieg nie geendet habe, und ergänzte sie mit dem Zusatz, daß die Schlachtfelder des siebzehnten Jahrhunderts inzwischen vom Rauch zahlloser historiographischer Gefechte vernebelt und von den gebleichten Gebeinen hingemordeter Historiker bedeckt seien3. In der Tat setzte mit der politischen Publizistik und den frühen historischen Darstellungen des 17. Jahrhunderts eine bis in die Gegenwart andauernde Debatte über die Ursachen, Gegenstände und – unter moralischen und nationalhistorischen Gesichtspunkten – den Stellenwert dieses Konfliktes ein4, der nach einer krisenhaften Verschlechterung der Beziehungen zwischen dem 1640 einberufenen

Übersetzung von Benedetto Croce, Die Geschichte auf den allgemeinen Begriff der Kunst gebracht, Hamburg 1984, S. XIX. 3 Zitat aus Jonathan Scott, Englands troubles. Seventeenth-century English political instability in European context, Cambridge 2000, S. 22. 4 Eine umfassende Darstellung der historiographischen Entwicklung von der zeitgenössischen Literatur bis zum Revisionsmus der 1980er Jahre bietet die eingangs zitierte Untersuchung von Richardson, Debate on the English Revolution, (1977), 2. Auflage London 1989. Eine neuere sozial- und geistesgeschichtliche Interpretation der Entstehung und Wandlungen des Revisionismus bis zur Gegenwart unternimmt Ronald Hutton, Debates in Stuart History, Houndmills, Basingstoke 2004, S. 6 – 31. Für eine Zusammenfassung der frühen sozialgeschichtlichen Kontroverse über die Ursachen der Revolution aus der Perspektive eines beteiligten Historikers s. Lawrence Stone, Ursachen der englischen Revolution 1529 – 1642, deutsche Übersetzung, Frankfurt am Main, Wien, Berlin 1983, S. 41 – 62. Eine kritische Würdigung der revisionistischen Stuart-Historiographie bis zum Beginn der 1980er Jahre leistet neben den o.g. Arbeiten auch Howard Tomlinson, The Causes of War: A Historiographical Survey, in: Howard Tomlinson (Hg.), Before the English Civil War, London 1983. S. 7 – 26, sowie der Rezensionsartikel von Thomas Cogswell, Coping with Revisionism in Early Stuart History, Journal of Modern History 62/3 (1990), S. 538 – 551. Für eine deutsche Perspektive auf die zentralen Thesen der jüngeren revisionistischen Forschung s. den Aufsatz von Eckhart Hellmuth, Die englische Revolution in revisionistischer Perspektive, Geschichte und Gesellschaft 15/1989, H. 3, S. 441 – 454. Hellmuth verzichtet weitestgehend auf eine Bewertung der Leistung revisionistischer Forschungsergebnisse und -methoden, anders als die kritischen Würdigungen von Peter Wende, Probleme der englischen Revolution, Darmstadt 1980, S. 1 – 9, Peter Wende, Revisionismus als neue Orthodoxie? Parlament und Revolution in der englischen Historiographie, Historische Zeitschrift 246 (1988), S. 89 – 106, sowie Hans-Christoph Schröder, Die Revolutionen Englands im 17. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1986. Die Entwicklung einer post-revisionistischen Wende, die mit ideologiekritischer Stoßrichtung den älteren Forschungsanspruch der erhellenden Syntheseleistung nun auf dem neu gewonnenen Erkenntnisniveau für sich reklamiert, dokumentiert der Artikel von Ann Hughes, Introduction: after Revisionism, in: Richard Cust / Ann Hughes (Hg.), Conflict in Early Stuart England, London, New York 1989, S. 1 – 46. Eine kritische Würdigung dieser post-revisionistischen Wende aus deutscher Sicht bietet Ronald Asch, Triumph des Revisionismus oder Rückkehr zum Paradigma der bürgerlichen Revolution?, Zeitschrift für Historische Forschung 22, Heft 4 (1995), S. 523 – 540.

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Parlament und dem Monarchen zu zwei Bürgerkriegen (1642 – 46/1648 – 49) und schließlich zur Hinrichtung Charles I. am 30. Januar 1649 führte5. Ihr folgte 1649 die Errichtung einer Republik (commonwealth and free state) kraft Ausrufung des ,Rumpfparlaments revolutionswilliger Parlamentarier6, das jedoch nach heftigen Auseinandersetzung mit der Armeeführung über die künftige politische und kirchliche Verfassung des neuen Staatsgebildes bereits 1653 durch das strukturell monarchisch- restaurative Protektorat Oliver Cromwells abgelöst wurde. Die ungelösten innenpolitischen und konstitutionellen Probleme des Protektorates bewirkten ein kurzzeitiges Wiederaufleben der republikanischen Bewegung in den Jahren 1658 – 59, die jedoch unzureichenden Rückhalt in der Bevölkerung fand, so daß es in Ermangelung einer tragfähigen Alternative 1660 zur Restauration der Monarchie unter Charles II. (1660 – 85) kam7. Bereits in den 1660er Jahren ergaben sich, verursacht durch restriktive Gesetze gegen calvinistische Abweichler (1662 Act of Uniformity; 1664 Conventicle Act, 1665 Five Mile Act), gepaart mit einer nur zum Teil außenpolitischen Rücksichten geschuldeten nachsichtigeren Katholiken-Politik erneut Spannungen über die ungelösten innenpolitischen Fragen der Religionsverfassung, des Verhältnisses zwischen Parlament und Monarchie in England wie auch des Verhältnisses der britischen Teilreiche zueinander. Beschleunigt durch Charles un5

Unter den post-revisionistischen Historikern argumentiert Sarah Barber für eine Deutung der Hinrichtung Charles I. nicht als unfreiwillige Konsequenz des Konfliktes, sondern als „closing act in the process of regicidal thinking“ einer reflektiert republikanischen Opposition, s. Sarah Barber, Regicide and Republicanism. Politics and ethics in the English Revolution, 1646 – 1659, Edinburgh 1998. Der führende revisionistische Historiker und derzeit wohl beste Kenner vor allem der religionsgeschichtlichen Dimension des Konfliktes John Stephen Morrill betont dagen die Vielschichtigkeit der Motive und Positionen selbst der ausdrücklich republikanischen Königsmörder, s. John Stephen Morrill, The Nature of the English Revolution, Harlow, Essex 1993, S. 22: „To endorse the execution of Charles I did not logically imply support for the abolition of monarchy; neither did support for kingless rule imply support for the Regicide. For example, Algernon Sidney, Henry Vane and the Leveller leaders appear to have deplored the public trial and execution of the king but to have embraced the political possibilities which it created.“ Die gegenwärtige Renaissance der Militärgeschichte schlägt sich auch in den neueren Überblicksdarstellungen zum englischen Bürgerkrieg nieder, s. z. B. Donald Edward Kennedy, The English Revolution 1642 – 1649, Houndmills, Basingstoke 2000, oder Ian Gentles, The English Revolution and the Wars in the three Kingdoms 1638 – 1652, Harlow 2007. Eine stärkere Verknüpfung der Sozial- und Militärgeschichte des Konfliktes, die dem Verhältnis von Zivilbevölkerung und Militär nachgeht und Aufschlußreiches zu Militärgerichtsbarkeit, Kriegsverbrechen und deren Ahndung in der New Model Army liefert, findet sich bei Barbara Donagan, War in England 1642 – 1649, Oxford 2008. 6 Der Act vom 19. Mai 1649, erklärte England zum „commonwealth and free state“, im Wortlaut zitiert bei Margaret Attwood Judson, From tradition to political reality. A study of the idea set forth in support of the Commonwealth government in England, 1649 – 1653, Studies in British History and Culture 7, Springfield, Ohio 1980, S. 45. 7 Eine vom ,mainstream der historischen Forschung abweichende marxistische Deutung des Endes der Republik und der Rückkehr zur Monarchie unternimmt Brian Manning, Revolution and counter-revolution in England, Ireland and Scotland 1658 – 1660, London, Sydney 2003.

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I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem

durchsichtige und eigenmächtige Verhandlungen mit Europas aggressivster katholischer Großmacht Frankreich kam es zwischen 1678 und 1683 zu einer dramatischen Verschärfung der Spannungen zwischen Teilen des Parlamentes und der Regierung Charles II., die sich in einem Aufstand in Schottland, Parlamentsvorlagen zum Ausschluß des katholischen Thronfolgers James II. (1685 – 88/89) und, mutmaßlichen und tatsächlichen, konfessionell gefärbten Konspirationen (1678 Popish Plot, 1683 Rye House Plot) entluden. Sie bildeten den Auftakt zur erneuten Eskalation des Verfassungs- und Religionskonfliktes 1685 – 88 im Zeichen der Abwehr eines katholisch-absolutistischen Regimes James II. Eine dauerhafte Lösung der offenen Verfassungsfragen wurde erst mit der konstitutionellen Neuordnung der mit Blick auf die gewaltsamen Befriedungen in Irland und Schottland und die ungelöste Katholikenfrage zu unrecht als ,unblutig gefeierten „Glorious Revolution“ von 1688/89 erreicht8. Die eingangs erwähnte Debatte über die Bewertung dieser Ereignisse führte zu einer beständigen Neukonstituierung des Untersuchungsgegenstandes, die den sich wandelnden politischen und gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprang und die hier-

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Tim Harris kritisiert den Begriff der „bloodless Revolution“ von 1688 als unangemessen und verweist als Beleg hierfür u. a. auf die Zahl von 25,000 Kriegstoten des mit besonderer Brutalität geführten Krieges zwischen James II und William in Irland, s. Tim Harris, Restoration. Charles II and his Kingdoms, London 2005, S. 5 und 10. Zur Einschätzung der zwiespältigen Leistung des Bürgerkriegs für die Modernisierung bzw. Anpassung des Regierungsapparates an die gewandelten Bedürfnisse Englands als militärisch konkurrenzfähige expandierende Handelsnation s. Ronald Hutton, Debates in Stuart History, Houndmills, Basingstoke 2004, S. 63: „(…) the Civil War demolished the remnants of the Tudor state and created the machinery that would make England a major military power, but the succeeding fifteen years proved that it had not made that machinery politically acceptable. This achievement was indeed left until the period between 1688 and 1714“. Eine übersichtliche Darstellung der Ereignisse unter besonderer Berücksichtigung der Verfassungsgeschichte bieten die älteren Arbeiten von John Phillips Kenyon, Stuart England, New York 1978, S. 123 – 267, sowie die inzwischen in dritter Auflage erschienene detaillierte Analyse des Cromwell-Experten Barry Coward, The Stuart Age: England 1603 – 1714 (1980), 3. Auflage London 2003. Eine ausgezeichnete handliche deutschsprachige Darstellung liegt vor mit der eingangs zitierten Arbeit von Kaspar von Greyerz, England im Jahrhundert der Revolutionen 1603 – 1714, Stuttgart 1994. Aus marxistischer Sicht gibt Christopher Hill, The Century of Revolution 1603 – 1714, Neuauflage London 2001, hier zitiert nach der 2. Auflage Wokingham, Berkshire 1980, einen breiten Überblick unter Einbeziehung der Bereiche Wirtschaft, Religion, und politische Theorien. Die Neuordnungsprobleme des Interregnums stehen im Mittelpunkt der Aufsatzsammlung von Gerald E. Aylmer (Hg.), The Interregnum. The Quest for Settlement 1646 – 1660, London, Houndmills, Basingstoke 1972. Zu den restaurativen Zügen des Protektorates s. Aylmers Einführung in diesem Band, insbesondere S. 4 – 5, sowie die Ausführungen im selben Band von Ivan Roots, Cromwells Ordinances: The Early Legislation of the Protectorate, S. 143 – 164, auf S. 164, und der Aufsatz von Austin Woolrych, Last Quest for a Settlement 1657 – 1660, S. 183 – 204. Ähnlichkeiten in Herrschaftsverständnis und Regierungsstil Charles I. und Oliver Cromwells konstatiert die Untersuchung von Maurice Ashley, Charles the First and Oliver Cromwell: A Study in Contrasts and Comparisons, London 1987, S. 97 – 112, S. 141 – 176.

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aus resultierenden Erkenntnis leitenden Interessen zumeist recht unverhüllt reflektierte9. Schon in der Zeit der Bürgerkriege und des frühen Protektorates ließ das Bedürfnis der Selbstvergewisserung und der Verankerung des eigenen Standpunktes in der verfassungsrechtlichen Tradition und damit die Legitimierung desselben sowohl auf parlamentarischer als auch auf royalistischer Seite eine Reihe historischer Darstellungen entstehen, deren Autoren sich der Brisanz des unmittelbaren Gegenwartsbezuges durchaus bewußt waren10. So schickte etwa der puritanische Kirchenhistoriker Thomas Fuller (1608 – 61) seiner 1655 veröffentlichten Darstellung der jüngstvergangenen Ereignisse unter dem Titel einer „Church History of Britain“ die Bemerkung voran: „I must tread tenderly because I go not, as before, on mens graves, but am ready to touch the quick of some yet alive. I know how dangerous it is to follow truth too near to the heels; yet better it is that the teeth of a historian be struck out of his head for writing the truth than that they remain still and rot in his jaws by feeding too much on the sweetmeats of flattery“11. Der auf beiden Seiten erhobene Anspruch auf ein Monopol wahrheitsgemäßer Schilderung des Konfliktes lag nicht nur in der propagandistischen Funktion dieser Publikationen begründet sondern spiegelt zugleich auch die durch den weltanschaulichen Charakter der Auseinandersetzung hervorgerufene Existenz eines Pluralismus der Wahrheiten entgegengesetzter politischer Wahrnehmung wider12. Als zeitgenössisch einflußreichstes Beispiel hierfür ist die vom Parlament in Auftrag gegebene „History of the Parliament of England“ des 1646 zum Staatssekretär ernannten Anwalts Thomas May (1595 – 1650) zu erwähnen, die 1647 publiziert und nach dem zweiten Bürgerkrieg und der Hinrichtung des Königs mit Ergänzungen unter dem Titel „A Breviary of the History of the Parliament of England“ erneut herausgegeben wurde13. Das aktuelle politische Interesse an der ideologischen Bewältigung, d. h.Verurteilung des „parliamentary cause“ im Zuge der Restauration der Monarchie prägte die offizielle, unter royalistischer Patronage entstandene „Impartial Collection of the 9

Richardson, Debate on the English Revolution, S. 1 – 8. David Cressy, Remembrancers of the Revolution: Histories and Historiographies of the 1640s, Huntington Library Quarterly 68, Nr. 1 und 2 (2005), S. 257 – 268, und Richardson, Debate on the English Revolution, S. 9. 11 Zitiert bei Richardson, Debate on the English Revolution, S. 8. 12 Zum Verhältnis des ,naiven Realismus bzw. der ,Augenzeugen-Authentizität zur Parteilichkeit frühmoderner Geschichtsdarstellungen s. die grundsätzlichen Überlegungen bei Reinhart Koselleck, Standortbindung und Zeitlichkeit. Ein Beitrag zur historiographischen Erschließung der geschichtlichen Welt, in: Theorie der Geschichte. Beiträge zur Historik, Bd. 1: Objektivität und Parteilichkeit, hg. von Reinhart Koselleck/Jörn Rüsen, Frankfurt am Main 1977, S. 17 – 46, insbesondere S. 19 – 24: „Zur vormodernen Metaphorik der Überparteilichkeit“. 13 Lebensdaten und Angaben zum Werk nach der Kurzbiographie bei Irene Coltman, Zwischen Rebellion und Unterordnung. Private Überzeugung und politische Notwendigkeit in der Zeit des englischen Bürgerkrieges, Weinheim 1986, S. 273, sowie Charles Firth, DNB, vol. XIII, S. 142 – 145. 10

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Great Affairs of State from the Beginning of the Scotch Rebellion in the Year 1639 to the Murder of King Charles I“14. Der Autor, John Nalson (1638?-86), dem auf Geheiß Charles II. Einblick in die offiziellen Dokumente gewährt wurde15, verzichtete auf den Versuch einer vollständigen Darstellung des Zeitraums, die, unabhängig von der Möglichkeit einer propagandistisch-entstellenden Deutung der Ereignisse, die schiere Tatsache der zeitweiligen Existenz nicht-monarchischer Staatsformen, der englischen Republik und des Protektorates, in die offizielle Geschichtsüberlieferung aufgenommen hätte. Die zumindest vorübergehend realisierte Idee der Wählbarkeit der Staatsform16 bzw. der Abwägung konstitutioneller Möglichkeiten sollte aus der Tradition verbannt und ausgelöscht werden. Die Anhänger der parlamentarischen Position denunzierte Nalson als eigennützige „antimonarchical and schismatical faction“, als Demagogen und Befürworter einer weltanschaulichen „anarchy of Toleration and Liberty of Conscience“17. Dagegen konstituierte der englische Philosoph Thomas Hobbes (1588 – 1679) erstmalig diesen Zeitabschnitt mit den Eckdaten der Einberufung des Parlamentes im Jahre 1640 als Endpunkt der elf Jahre währenden Alleinherrschaft Charles I. und dem Zusammenbruch des Protektorates, gefolgt von der Restauration der Monarchie 166018 , und unterstrich die politische Bedeutung dieser Jahre mit der Metapher 14

Die zweibändige Darstellung erschien in den Jahren 1682 – 83, bricht jedoch mit den Ereignissen des Januars 1642 ab, s. Richardson, Debate on the English Revolution, S. 17. 15 Richardson, Debate on the English Revolution, S. 17. 16 s. hierzu auch Pkt. IV. 1. dieser Studie. 17 Zitiert bei Richardson, Debate on the English Revolution, S. 17. Der Autor greift hiermit auf eine konsensfähige Gegenüberstellung von Eigennutz und Gemeinwohl zurück. Die weitgehend negativ beurteilte Wahrnehmung der Zeitgenossen, daß sich eine selbstständige Sphäre des Politischen von einer harmonisch gedachten Totalität des Gesellschaftlichen ablöste, spiegelt sich in der negativen Konnotation des Begriffs der „Partei“ als „faction“ wider, die der Gemeinschaft gegenübersteht. Zur Fortdauer dieser negativen Wahrnehmung nach der „Glorious Revolution“ von 1688/89 s. Pasi Ihalainen, The Discourse on Pluralism in Early Eighteenth-Century England: A Conceptual Study with Special Reference to Terminology of Religious Origin, Helsinki 2000. In den gleichen Zusammenhang gehört das in den zeitgenössischen Pamphleten zum Ausdruck kommende Mißtrauen gegen die ,machiavellistische Eigengesetzlichkeit der „policy“ zur Durchsetzung eigennütziger „interests“, s. hierzu Felix Raab, The English Face of Machiavelli, London, Toronto 1964, S. 166. 18 Thomas Hobbes, Behemoth; or, The Long Parliament, hg. von Ferdinand Tönnies, London 1889, S. 2, S. 204. Die Erstveröffentlichung der Abhandlung erfolgte als Raubdruck nach dem Tod Hobbes 1679 und erneut 1680; die offizielle Erstausgabe erschien 1682, s. die Angaben im Vorwort des Herausgebers von Herfried Münkler (Hg.), Thomas Hobbes, Behemoth, Frankfurt am Main 1991, S. 1 – 21, hier S. 7. Hobbes widmete die in den Jahren 1665 – 1668 entstandene Schrift seinem Gönner Lord Arlington, dessen Veto vermutlich ausschlaggebend für das Scheitern der Häresieanklage gegen Hobbes 1661 im Oberhaus war, s. Julius Lips, Die Stellung des Thomas Hobbes zu den politischen Parteien der großen englischen Revolution, Nachdruck Darmstadt 1970, S. 95. Zur Datierung der Abfassung s. das oben zitierte Vorwort von Münkler, S. 7. Mit Rücksicht auf seine prekäre Lage enthält die Widmung der Schrift Hobbes die Bitte an Arlington, auf eine Publikation zu verzichten.

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„If in time, as in place, there were degrees of high and low, I verily believe that the highest of time would be that which passed between the years of 1640 and 1660“19. Die verfassungstheoretische Dimension seiner Schrift ergibt sich aus Hobbes Intention, die revolutionären Ereignisse dieses Zeitabschnitts, d. h. die Bürgerkriege, die Hinrichtung des legitimen Monarchen und die Verfassungsexperimente der Republik und des Protektorates als Beleg für die Notwendigkeit der Errichtung einer souveränen monarchischen Staatsgewalt darzustellen20. Hobbes prinzipiell verfassungstheoretische Begründung des Zeitabschnittes vor der Folie der Politikgeschichte wurde jedoch bald durch die umfassende politikhistorische Darstellung Edward Hydes, Earl of Clarendon, verdrängt21. Clarendons „Hi19

Tönnies (Hg.), Hobbes, Behemoth, S. 2. Herfried Münkler, Thomas Hobbes Analytik des Bürgerkrieges, in: Münkler (Hg)., Thomas Hobbes, Behemoth, S. 224 – 227, Hans-Dieter Metzger, Thomas Hobbes und die englische Revolution, Stuttgart/Bad Cannstatt 1991, S. 74 – 89. Dem 1668 abgeschlossenen Manuskript verweigerte Charles II. aufgrund der Brisanz des Gegenstandes die Erlaubnis der Publikation, s. Metzger, Hobbes und die englische Revolution, S. 309. Zu den Wandlungen der politischen Überzeugungen Hobbes zwischen 1640 und 1660 s. zuletzt Jeffrey R. Collins, The Allegiance of Thomas Hobbes, Oxford 2005. 21 Richardson, Debate on the English Revolution, S. 25. Hobbes Schrift geriet bald in Vergessenheit und wurde erst 1888 in der zuvor zitierten Ausgabe des deutschen Soziologen Ferdinand Tönnies herausgegeben und von Julius Lips als Anhang zu seiner Dissertation 1927 ins Deutsche übersetzt. Der erste deutsche Separatdruck liegt mit der zitierten Ausgabe von Herfried Münkler von 1991 vor. Zur unterbliebenen Rezeption der Schrift s. das Vorwort des Herausgebers in Herfried Münkler (Hg.), Hobbes, Behemoth, S. 1 – 21. Die Aufzeichnungen zur sechsbändigen „History“ Clarendons (1609 – 74) entstanden ab 1646 im Auftrag Charles I., s. „History“, hg. von W. Dunn Macray (1888), ND Oxford 1958, vol. I, S. XVIII. Edward Hyde, 1st Earl of Clarendon, war seit 1640 als MP, später als Privy Councillor, Chancellor of the Exchequer, Unterhändler und wichtigster Berater der Königs, ab 1651 als Berater Charles II. tätig, von 1660 – 67 Lord Chancellor Charles II. Nach dem Scheitern einer Hochverratsanklage im Zusammenhang mit dem unglücklichen Verlauf des zweiten englisch-niederländischen Krieges (1664 – 67) emigrierte Clarendon nach Frankreich, dort vollendete er 1672 die „History“, die von seinem Sohn in den Jahren 1702 – 04 herausgegeben wurde, biographische Angaben nach Charles Harding Firth, DNB, vol. X. S. 370 – 389. Die Popularität des Werks Clarendons erhellt auch daraus, daß 1714 eine umfangreiche Ergänzung mit dem Titel „The Lord Clarendons History of the Grand Rebellion compleated“ publiziert wurde, die 1716 bereits in der 2. Auflage erschien und um etliche Portraits der Protagonisten und genaue Abbildungen der wichtigsten Schlachten samt ausführlichen Erläuterungen ergänzt wurde. Im Vorwort erwähnt der nicht namentlich genannte Herausgeber, bei dem es sich vermutlich um den Londoner Verleger John Nicholson handelt, daß er sich zu dieser Publikation entschlossen habe, da etliche Gentlemen den Quellen der „History“ nach deren Erscheinen eifrig aber erfolglos nachgeforscht hätten. Der vorgelegte Band beruhe ausschließlich auf Originalquellen, die der Herausgeber mit größtem Aufwand aus allen verfügbaren öffentlichen und privaten Bibliotheken recherchiert und durch Kauf oder durch Vermittlung befreundeter Persönlichkeiten in seinen Besitz gebracht bzw. eigenhändig transkribiert habe. Hinzu kämen die Illustrationen, die der Herausgeber auf eigene Kosten von niederländischen Künstlern habe anfertigen lassen. Der Herausgeber beziffert die Herstellungskosten dieses siebten Bandes auf wahrhaft stolze £500, die er offenbar im Vertrauen auf die vorhandene Nachfrage investierte, [John Nicholson], „The Lord Clarendons History of the Grand Rebellion compleated“, 2. erweiterte Auflage London 1716, Zitat aus dem Vorwort, A2, verso. Bis zur Mitte des 19. 20

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story of the Rebellion and Civil Wars in England“ begründete die bis in die gegenwärtige Forschungsdiskussion hineinwirkende Interpretation dieses Zeitabschnitts als „Great Rebellion“22. Aus der moderat-royalistischen Perspektive Clarendons23 erscheint der Konflikt als Anomalie in der englischen Geschichte. Dessen Ursachen sieht Clarendon in Fehlern der Regierungszeit Charles I., „For I am not so sharpsighted as those who have discerned this rebellion contriving from, if not before, the death of Queen Elizabeth“24. Verantwortlich ist seiner Einschätzung nach zunächst eine allgemeine moralische „Verdorbenheit“ der Masse des Volkes25, von der er die berechtigten, dann jedoch durch den Ehrgeiz der Oppositionsführer des House of Commons eskalierenden Reformforderungen des Parlamentes abhebt: „the reformation lost its name, and its naJahrhunderts erschienen zwölf Auflagen der „History“, Angabe bei Richardson, Debate on the English Revolution, S. 25. 22 s. z. B. die an der Tradition Clarendons sowie an den Daten der militärischen Auseinandersetzungen orientierten Studien von Ivan Roots, The Great Rebellion, 1642 – 1660, London 1966, und Cicely Veronica Wedgewood, The Great Rebellion, 2 Bde, London, 1955 und 1958. Karl Griewank, Der neuzeitliche Revolutionsbegriff, Frankfurt am Main 1973, S. 145 – 148, weist auch für den englischen Kontext nach, daß sich der Begriff „Revolution“ ursprünglich mit einem „objektiv wertabgewandten Verständnis der Umwälzung“ verband, ib. S. 148. Für eine Erörterung beider Konzepte s. Barry Coward, Was there an English Revolution in the Middle of the Seventeenth Century?, in: Colin Jones/Malyn Newitt/Stephen Roberts (Hg.), Politics and People in Revolutionary England, Oxford 1986, S. 9 – 39, sowie Gerald E. Aylmer, Rebellion or Revolution? England 1640 – 1660, Oxford 1987, insbesondere S. 23 – 46, S. 78 – 102, und S. 204 – 205. 23 Clarendons prinzipiell irenische politische Anschauung wurde schon in der von ihm – trotz größter Bedenken hinsichtlich einer Beeinträchtigung der königlichen Prärogative – gemeinsam mit dem Staatssekretär Viscount Falkland und dem Schatzkanzler Sir John Colepepper verfaßten königlichen Antwort auf die „19. Propositions“ des Parlaments im Jahr 1642 deutlich, in der das ständische Koordinationsprinzip der „Mixed Monarchy“ erstmals ausgeführt wurde, s. Corinne Comstock Weston, English Constitutional Theory and the House of Lords, 1556 – 1832, New York/London 1965, S.26; s. auch Punkt II. 2. dieser Arbeit. Clarendon hatte sich zudem mehrfach für die Annäherung der parlamentarischen Führung an die Regierungspolitik durch „bridge appointments“ ausgesprochen, d. h. Erhebung von Commoners in den Peers-Stand und damit Wechsel ins Oberhaus oder Ernennung zum Privy Councillor, B.H.G. Wormald, Clarendon: Politics, History and Religion 1640 – 61, Cambridge 1951, S. 227. 24 Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Seitenhieb gegen die 1655 veröffentlichte republikanische Geschichtsinterpretation des „Commonwealth of Oceana“ James Harringtons (1611 – 1677), deren zentrale Thesen von den Republikanern in der Armee und im Parlament 1659 aufgegriffen und in popularisierter Form verbreitet worden waren, s. John Greville Agard Pocock, James Harrington and the Good Old Cause: A Study of the Ideological Context of his Writings, Journal of British Studies 10 (1970), S. 30 – 48, hier S. 33 – 36, S. 42 – 48. Harrington hatte die Wurzeln der Revolution in der militärischen Entmachtung des Hochadels durch Henry VII. und in dem weitgehenden Verkauf der säkularisierten Kirchengüter im Gefolge der Reformation gesehen. Beides habe den politischen und wirtschaftlichen Schwerpunkt zugunsten der „middle people“ verschoben, Zitat aus James Harrington, „The Commonwealth of Oceana“, in J. G. A. Pocock (Hg.), The Political Works of James Harrington, Cambridge 1977, S. 157. 25 Clarendon, History, vol. I, S. XIX.

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ture too (…) when the inordinate ambition, anger and revenge of some of the great leaders could not be limited within any bounds, till they had involved the nation in blood (…)“26. Clarendon räumt nicht näher ausgeführte „infirmities, and imperfections“ des Königs ein27, „which have brought the prince, sometimes, under the disadvantageous suspicion of being inclined to the love of arbitrary power, and favoring the Popish religion (…)”28 . Diese Schwächen königlicher Politik konkretisiert Clarendon in einem Kommentar über die Alleinherrschaft Charles I. nach 1629, der die Hauptschuld von der Person Charles I. ablenkt: „I cannot but let myself loose to say, that no man can shew me a source frome whence these waters of bitterness we now taste have more probably flowed, than from this unseasonable, unskillful, and precipitate dissolution of Parliaments“, die der König, irregeleitet durch ehrgeizige und machtbesessene Berater bei Hofe, vorgenommen habe29. Das Stereotyp des von niedrigen Beweggründen und eigensüchtigen Interessen getriebenen „evil counsellor“, das es dem Parlament bis zum Anbruch der militärischen Auseinandersetzungen 1642 ermöglichte, die königliche Politik zu attackieren und zugleich die Person des Monarchen zu schonen30, bot, ergänzt um die Variante des machtgierigen Parlamentariers, auch Clarendon einen Ausweg aus dem Dilemma, eine einseitige Schuldzuweisung vornehmen zu müssen31. Die Verurteilung des militärischen Widerstandes und der Hinrichtung des legitimen Monarchen hindern Clarendon gleichwohl nicht an einer kaum verhüllten Kritik an der Politik Charles I., seinen engsten Beratern und Ministern rückhaltlos zu vertrauen, mit der Bemerkung „that where any king by ill judgement, or ill fortune, of his own, or those intrusted by him in the chief administration of his government, happens to fall into an interest contrary to that of his people, and will pursue that mistake, that prince must have terrible conflicts in the course of his reign, which way soever the controversy ends (…)“32. Clarendons Werk erscheint in mehrfacher Hinsicht als wegweisend in der Entwicklung der englischen Historiographie: Zunächst bedeutete der Versuch, ungeachtet seiner persönlichen politischen Stellungnahme die Distanz der Betrachters zum Gegenstand der Darstellung im Interesse eines unparteiischen Berichtes („impartial account“) zu wahren, einen qualitativ neuen Anspruch, den Clarendon zu den „rules of a good historian“ rechnet: Ausschlaggebend sei der Erkenntniswert für die Gegen-

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Clarendon, History, vol. I, S. XX. Clarendon, History, vol. I, S. XIX. 28 Clarendon, History, vol. I, S. XXI. 29 Clarendon, History, vol. I, S. 5. 30 s. Conrad Russell, The Crisis of Parliaments, Oxford 1971, S. 285 – 310, Kevin Sharpe, A Commonwealth of Meanings: Languages, Analogues, Ideas and Politics, in: Kevin Sharpe, Politics and Ideas in Early Stuart England, London/New York 1989, S. 3 – 71, hier S. 65. 31 Clarendon, History, vol. I, S. 5. 32 Clarendon, History, vol. I, S. XX. 27

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wart, nicht die moralische Bewertung der Vergangenheit33. Für die weitere geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Zeitabschnitt bedeutsam war Clarendons Herstellung einer Norm der durch Harmonie der Beziehungen zwischen Herrscher und Beherrschten gekennzeichneten englischen Geschichtstradition, von der sich die „Rebellion“ als verhängnisvolle Irrung und Anomalität abhebt. Erweitert um das Konzept der „Glorious Revolution“ von 1688 als unblutige Durchsetzung der 1640 – 60 erhobenen parlamentarischen Forderungen gewann diese Deutung unter dem Eindruck der amerikanischen und französischen Revolutionen wiederum unmittelbare politische Bedeutung und dominierte als Beleg für den evolutionären englischen „Sonderweg“ zum modernen Parlamentarismus bis in die Zwischenkriegszeit hinein die geschichtswissenschaftliche Forschung34. In einem engen Zusammenhang hiermit steht die spezifisch englische nationale Perspektive der Darstellung, die im Hinblick auf den „Anglocentric pride“35, der die historischen Darstellungen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts kennzeichnete, ebenfalls als wegweisend bezeichnet werden muß: Der politische Aspekt der „Rebellion“ blieb auf die Auseinandersetzung zwischen Monarch und Parlament in England beschränkt, Irland und Schottland figurierten lediglich als rebellische Provinzen des englischen Imperiums36, ohne daß die Probleme, die sich aus dem Verhält33 Clarendon, History, vol. I, S. XIX: „(…) we hope, that the representing (of) the truth, without any mixture of private passion or animosity, will be so far from giving offence to any ingenuous man of this time, that it will be received rather as an instruction to the present age than a reproach upon the past“ (Ergänzung der Verf.in.). Das deskriptive Element der zu leistenden „instruction“ gewinnt bei Clarendon deutlich an Gewicht gegenüber der ungebrochen didaktischen Funktion des „Behemoth“, die Hobbes Schrift mit der Mehrheit zeitgenössischer „Histories“ des 17. Jahrhunderts in Anknüpfung an Thucydides teilt, s. Royce McGillivray, Restoration Historians and the English Civil War, The Hague 1974, S. 67 – 68. Bezüglich der Clarendonschen Methode minutiöser Schilderung als Mittel zur Realisierung des Objektivitätsanspruchs weist Winfried Schulze auf die „für die Folgezeit charakteristische Verbindung von intendierter Unparteilichkeit und chronologischer Anlage der Geschichtsschreibung“ hin, die „mit der strikt narrativen Struktur den Fallstricken der Parteilichkeit auszuweichen“ suchte, s. Winfried Schulze, Narration und Analyse. Beobachtungen zur Historiographie der englischen Revolution, in: Reinhart Koselleck/Jörn Rüsen (Hg.), Theorie der Geschichte, Bd. 4, München 1982, S. 290 – 319, Zitate S. 296, S. 297. 34 Richardson, Debate on the English Revolution, S. 33 – 84; Peter Wende, Vernunft und Tradition in der englischen Staatslehre der frühen Neuzeit, Historische Zeitschrift 226 (1978), S. 317 – 348, hier S. 317; Schröder, Die Revolutionen Englands, S. 7 – 8; John Phillips Kenyon (Hg.), The Stuart Constitution. Documents and Commentary, 7. Auflage Cambridge 1984, Introduction, S. 1, charakterisiert das post-revolutionäre England (i. e. nach 1688) als „wildly eccentric country outside the mainstream of European political development“. 35 Zitat aus der Einleitung Duncan Forbes zu David Hume, The History of Britain. The Reigns of James I and Charles I, (1754), Neuauflage hg. von Duncan Forbes, Harmondsworth, Middlesex 1970, S. 19. 36 So bei Clarendon, History, vol. I, S. 98 – 100, S. 108 – 110; S. 397 – 398, S. 438. Zum imperialen Motiv s. Irene Coltman, Zwischen Rebellion und Unterordnung, S. 111 – 145. Coltman wies bereits auf Clarendons Lektüre der antiken Autoren, insbesondere der Schriften Ciceros, Senecas und Tacitus, hin und ebenso auf die Anziehung, die Ciceros Moralphilosophie

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nis der britischen Teilreiche und Irlands zueinander ergaben, als wesentliche Dimension des Konfliktes wahrgenommen und analysiert wurden37. Dieser im engeren Sinne nationalen und anglozentrischen Betrachtung setzte schon der schottische Philosoph David Hume (1711 – 1776) im 1754 publizierten ersten Band seiner „History of Great Britain“ eine Einordnung in den europäischen Zusammenhang entgegen38, in dem die englische Entwicklung zwar als „einzigartig“, nicht jedoch als „vorbildlich“, wie in der späteren Geschichtsschreibung angenommen, erscheint39. Humes Darstellung entstand in der Absicht, die Geschichte des 17. Jahrhunderts durch eine politisch ausgeglichene Schilderung der zeitgenössischen Whig-Polemik zu entziehen, um am Beispiel der Vergangenheit für ein Ideal parteipolitischer Mäßigung und darauf beruhender innenpolitischer Stabilität zu werben. So gab er seiner Hoffnung Ausdruck, „[that] nothing will tend more to abate the acrimony of party disputes than to show men that those events which they impute to their adversaries auf Clarendon ausübte. Dies spiegele sich z. B. in seinen „Contemplations and Reflexions on the Psalms“, s. Coltman, Zwischen Rebellion und Unterordnung, S. 123. In der „History“ Clarendons sieht Coltman deutliche argumentative Parallelen zu der Erörterung zeitgenössischer Dekadenzphänomene in Ciceros zweitem Buch „De Republica“, s. Coltman, Zwischen Rebellion und Unterordnung, S. 125. Clarendons pessimistisches Menschenbild und sein 1645 entstandenes Sittenbild der „prosperous wickedness of these times“, Zitat aus Clarendon, „History“, I, S. 1, weisen jedoch ebenso Parallelen zu Sallust und Tacitus auf, zu letzteren vgl. Erich Koestermann, Römische Dekadenz bei Sallust und Tacitus, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Von den Anfängen Roms bis zum Ausgang der Republik, Bd. III, hg. von Hildegard Temporini, Berlin 1973, S. 780 ff. Die antike Vorlage wird deutlich in Aufbau und Stilistik der „History“, die, Narration und politisch-moralische Reflexion verbindend, eine antikisierende Perspektive einnimmt, so z. B. wenn Clarendon behauptet, das Volk habe die Earls of Montrose und Argyll mit Caesar und Pompeius verglichen, Clarendon, History, vol. I, S. 398, und die im Stile der literarischen Apologie der römischen ,Befriedungspolitik die ,Adelsclique der Convenanters gegen das schottische Volk absetzt, das den englischen Adel um Hilfe gegen die Unterdrücker gebeten habe, Clarendon, History, vol. I, S. 203 – 204. 37 Eine Korrektur dieser Perspektive leistete erst die jüngere revisionistische Forschung, s. hierzu die nachfolgenden Ausführungen dieser Untersuchung zu Leistungen und Grenzen des Revisionismus. Für die Entwicklung der anglo-schottischen Union s. die grundlegenden Studien von Bruce Galloway, The Union of England and Scotland 1603 – 08, Edinburgh 1986, und Brian Levack, The Formation of the British State: England, Scotland, and the Union 1603 – 1707, Oxford 1987, und zum Konnex Union und Empire die Aufsatzsammlung von John Robertson (Hg.), A Union for Empire: political thought and the British Union of 1707, Cambridge 1995, sowie neuerdings Allan MacInnes, Union and Empire: the Making of the United Kingdom in 1707, Cambridge 2007. 38 David Hume, The History of Great Britain, vol.1, hg. von Duncan Forbes, S. 18 – 24. Forbes spricht von einer perspektivischen „Europocentricity“ Humes, die sich in allen seinen Werken geäußert habe, Zitat aus Forbes Einleitung zu Hume, History of Great Britain, vol.1, S. 23. 39 David Hume, The History of Great Britain, vol.1, Zitate aus der Einleitung von Duncan Forbes, S. 19 – 20. s. auch ib. den Kommentar von Forbes: „,Singular in this context is not like the ,hurrah word ,matchless, so often used in connexion with the British constitution at this time“.

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as the deepest crimes, were the natural, if not the necessary result of the situation in which the nation was placed during any period.“ Die nur mit kurzen Unterbrechungen seit fast siebzig Jahren andauernde Whig-Herrschaft sei in mancher Hinsicht vorteilhaft für den Staat gewesen, jedoch „destructive to the truth of history, and has established many gross falsehoods which it is unaccountable how any civilised nation could have embraced with regard to its domestic occurrences.“ Zu den unterschlagenen Wahrheiten rechnete Hume die Maxime, „that a regard for liberty, though a laudable passion, ought commonly to be subordinate to a reverence for established government“, und ebenso gelte der Grundsatz „extremes of all kinds are to be avoided“. Die Bemühungen seiner Vorgänger verwarf Hume daher mit dem summarischen abwertenden Urteil, „that the history of England has never yet been written, not only for style, which is notorious to all the world, but also for matter, such is the ignorance and partiality of our historians“40. Das Prinzip der Vermeidung jeglicher „extremes“41 verbindet sich mit der Forderung des Respekts etablierter Autorität als Garant gesellschaftlicher Ordnung, die die Verwirklichung von Freiheit („liberty“) erst ermögliche, zum konservativen Grundmotiv der Darstellung Humes: „It is seldom that the people gain anything by revolutions in government“42. Die Ereignisse der Jahre 1640 bis 1660 werden daher von Hume nicht zu einem zusammenhängenden, besonders hervorzuhebenden Zeitabschnitt konstituiert, vielmehr erscheinen sie aufgehoben in der Kontinuität der britischen Geschichte43. Humes Deutung konnte sich jedoch nicht gegen die zunehmende Vereinnahmung der Konflikte des 17. Jahrhunderts im Sinne einer patriotischen englischen Deutung 40

Zitate Humes bei Richardson, Debate on the English Revolution, S. 46 – 47. Hume meint hierbei, wie Hobbes, nicht nur das opponierende Parlament, sondern auch den politisch agierenden Klerus und die Sekten, wobei die schottischen Presbyterianer zum Hauptziel seiner aufklärerischen Kritik an den destruktiven Auswirkungen des „genius of religion“, werden, s. Hume, History of Britain, vol. 1, hg. von Duncan Forbes, S. 357 – 365. Für die entsprechenden Aussagen bei Hobbes s. Tönnies (Hg.), Hobbes, Behemoth, S. 13 – 14. 42 Zitiert bei Duncan Forbes, Einleitung zu David Hume, The History of Great Britain, vol.1, S. 16. 43 Dies deutet auch der von Hume gewählte Titelzusatz „The reigns of James I and Charles I“ an. Hume beginnt die Darstellung der Ereignisse ab 1637 mit einer Situationsanalyse, die der Whig- Interpretation der Ereignisse als Prinzipienkonflikt vor dem Hintergrund real drohender Tyrannis provokant entgegengesetzt ist. Aus europäischer Perspektive stellt Hume fest: „The grievances, under which the English labored, when considered in themselves, scarce deserve the name; nor were they either burthensome on the peoples revenues, or any way shocking to the natural humanity of mankind.“ History of Britain, vol.1, hg. von Duncan Forbes, S. 357. Im folgenden zeichnet er ein Bild wirtschaftlicher Prosperität und gesellschaftlicher Harmonie. Einziger Mangel der Regierung sei die Abwesenheit von „liberty, or rather the present exercise of liberty and its proper security“ gewesen. Die politische Brisanz dieses Mangels wird jedoch gering bewertet: so schließt Hume, daß Charles Alleinherrschaft ohne den Konflikt in Schottland nicht gescheitert wäre, ib., S. 357. Diese Einschätzung gehört inzwischen zu den zentralen These der neueren revisionistischen Forschung zu den Ursachen der Bürgerkriege, s. Cogswell, Coping with Revisionism, S. 539. 41

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durch die Whig-Publizistik und -Historiographie durchsetzen44, die an der Periodisierung 1640 – 1660 als erster Stufe zur „Glorious Revolution“ von 1688 festhielt45. Die Langlebigkeit und Dominanz dieses Paradigmas der Whig-Geschichtsschreibung belegt z. B. die 1848 – 61 publizierte „History of England“ Thomas Babington Macaulays (1800 – 1859), die in bewußtem Gegensatz zu Hume den Konflikt der Jahre 1640 – 60 als Auseinandersetzung zwischen den Kräften des Fortschritts und der Beharrung charakterisierte46. Etwa gleichzeitig setzte jedoch die institutionelle und methodologische Professionalisierung der Historik ein, die zur Ablösung einer akademischen Kriterien unterworfenen Geschichtsschreibung von der politischen Publizistik führte47. Zu den wesentlichen Voraussetzungen dieses Emanzipationsprozesses gehörte die Einrichtung von historischen Fakultäten in Oxford und Cambridge, deren Selbstbewußtsein als Pioniere wissenschaftlicher Geschichtsforschung in der 1871 gehaltenen Antrittsvorlesung des königlichen Professors (Regius Professor) für Neuere Geschichte, William 44

Richardson, Debate on the English Revolution, S. 35 – 51; John Wyon Burrow, A Liberal Descent.Victorian historians and the English Past, Cambridge, London, New York 1981, S. 11 – 35. 45 Zu erwähnen sind hier die Darstellungen von George Brodie, Constitutional History of the Empire from the Accession of Charles I to the Restauration (1822), Henry Hallam, Constitutional History of England (1827) und Thomas Babington Macaulay, History of England (1848 – 61), die sich ausdrücklich zum Whig-Standpunkt bekannten und sich die Widerlegung der Darstellung Humes als Ziel gesetzt hatten, s. Richardson, Debate on the English Revolution, S. 54 – 57. Daß der Stellenwert des Konfliktes von 1640 – 60 auch auf liberaler Seite in der Vorbereitung der Revolution von 1688 gesehen wurde, diesem Zeitabschnitt jedoch keine eigenständige revolutionäre Qualität zuerkannt wurde, läßt sich auch daran erkennen, daß die erstmalige alternative Bezeichnung in der vielbeachteten „History of the English Revolution of 1640“ von FranÅois Guizot (London 1876) von der zeitgenössischen Kritik verworfen wurde, da sie die „Rebellion“ mit der „Revolution“ verwechsle, s. Richardson, Debate on the English Revolution, S. 65. In der deutschen Historiographie war die von Ranke 1854 in einem Vortrag vor Maximilian II. von Bayern entwickelte Periodisierung grundlegend, die von einer englischen Revolution mit den „vier Abschnitten“ Rebellion, Republik und Protektorat, Restauration und endgültige „Umwälzung des Jahre 1688“ ausging. Friedrich Christoph Dahlmann sah in den Ereignissen um die Mitte des 17. Jahrhunderts und in der Revolution von 1688/89 „nur zwei Akte eines Dramas“, und noch Rudolf Stadelmann sprach in einer im Wintersemester 1945/46 in Tübingen gehaltenen Vorlesung von einer Revolution in „zwei Phasen“, zu der er die „,Great Rebellion von 1642 und die ,Glorious Revolution von 1688“ zusammenfaßte; Zitate bei Schröder, Die Revolutionen Englands, S. 7. 46 William Speck, Thomas Babington Macaulay, in: John Cannon (Hg.), The Historian at Work, London 1980, S. 55 – 69, hier S. 60. Für die Zählebigkeit seines „partisan historical writing“, Zitat Richardson, Debate on the English Revolution , S. 60, spricht die unkritisch positive Würdigung der Whig-Interpretation und des Modernismus Macaulays noch in der Macaulay-Biographie Arthur Bryants (1932), Nachdruck London 1979, S. 59, S. 71. 47 John Phillips Kenyon, The History Men. The Historical Profession in England since the Renaissance, London 1983, S. 144 – 199, sowie Jürgen Osterhammel, Nation und Zivilisation in der britischen Historiographie von Hume bis Macaulay, in: Jürgen Osterhammel, Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaats. Studien zu Beziehungsgeschichte und Zivilisationsvergleich, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd. 147, Göttingen 2001, S. 103 – 150.

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Stubbs48, zum Ausdruck kam, der die bislang als Autoritäten respektierten Autoren nunmehr als „men to whom the study of history (…) is in (…) no way indebted“ charakterisierte49. Diesen programmatischen Äußerungen entsprachen grundlegende Änderungen in den Methoden historischen Arbeitens. Eine systematische Katalogisierung der offiziellen Quellen des Britischen Museums und des 1862 der Forschung geöffneten Public Record Office erfolgte u. a. durch die 1869 gegründete Historical Manuscripts Commission. Historische Gesellschaften wie die Camden Society (seit 1838) und Chetham Society (1843) erleichterten durch ihre Editionsarbeit den Zugriff auf das Quellenmaterial. Die seit 1886 erscheinende „English Historical Review“ bot erstmalig ein Forum für die Diskussion der Forschungsergebnisse und trug zur Etablierung einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit der Geschichtsforschung bei50. Ein Produkt dieser Verwissenschaftlichung war die den Zeitraum 1603 – 1656 umfassende „History of England“ von Samuel Rawson Gardiner (1829 – 1902), deren akribische Rekonstruktion der Ereignisse51 unter Heranziehung des nun verfügbaren Quellenmaterials entstand52. Ausdrücklich verwarf Gardiner die unter dem WhigTory-Gegensatz entstandenen historischen Darstellungen, deren Hauptfehler er einerseits in ihrer Parteilichkeit, andererseits aber in ihrer Gegenwartsbezogenheit sah. Dies laufe auf einen ständigen Vergleich der Entwicklungen der Vergangenheit mit der zeitgenössischen politischen Realität des jeweiligen Autors hinaus, ein Herangehen, das Gardiner als „altogether destructive of real historical knowledge“ geißelte53. Gardiner verzichtete auf eine thematisch strukturierte Darstellung der Ereignisse zugunsten eines bis in die Details genauen chronologischen Berichts, von dem er sich die Annäherung an sein Ideal objektiver Historiographie erhoffte. Bezüglich

48 Über Stubbs Beitrag zur „Verwissenschaftlichung“ der Geschichtsforschung s. die Ausführungen bei Burrow, A Liberal Descent, S. 126 – 151: „Autonomy and self-realisation: Stubbs Constitutional History“. 49 Zitat und sonstige Angaben bei Tomlinson, The Causes of War, S. 14. 50 Richardson, Debate on the English Revolution, S. 65; Tomlinson, The Causes of War, S. 14. 51 Samuel Rawson Gardiner, The History of England from the Accession of James I to the Outbreak of the Civil War, 1603 – 1642, 10 Bde. (1875). Im folgenden zitiert nach dem Nachdruck New York 1965. Gardiners Werk gilt noch immer als unbestritten autoritative Darstellung der Ereignisgeschichte, s. z. B. die entsprechenden Würdigungen bei George Peabody Gooch, History and Historians in the Nineteenth-Century, 2. Auflage London/New York, Toronto 1958, S. 335, Roger Lockyer, The Early Stuarts, London/New York 1989, S. 378, und in jüngster Zeit Jürgen Osterhammel, Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaats, S. 110, Anm. 41. Winfried Schulze sieht in Gardiners Darstellung die Perfektionierung der von Clarendon begründeten Methode, mit der sich jedoch zugleich die „chronologisch angelegte, narrativ organisierte Geschichtsschreibung der Revolution selbst ad absurdum geführt“ habe, Zitat aus Schulze, Narration und Analyse, S. 297. 52 Richardson, Debate on the English Revolution, S. 71. 53 Zitiert bei Richardson, Debate on the English Revolution, S. 70.

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dieses Objektivitätskriteriums berief er sich ausdrücklich auf Leopold von Ranke als „father of modern historical research“54. Dennoch erkannte Gardiner eine Richtung in der historischen Entwicklung seit 1603, die zur „Puritan Revolution“ der Jahre 1640 – 60 geführt und eine Sicherung der „control of the nation over its own destinies“ ebenso zum Ziel gehabt habe wie die Erringung der „liberty of the public expression of thought, without which parliamentary government is only a refined form of tyranny“55. Gardiners Paradigma der ,puritanischen Revolution, das erst in der Forschung des 20. Jahrhunderts religionssoziologisch ausgefüllt wurde56, bedeutete vor allem die Zusammenführung des neuen Standards wissenschaftlicher Geschichtsforschung 54 s. Richardson, Debate on the English Revolution, S. 70 – 71, Zitat ib. S. 70. Möglichweise bezog sich Gardiner auf die im gleichen Jahr erschienene Übersetzung der in den 1860er Jahren entstandenen sechsbändigen „History of England principally in the Seventeenth Century“ Leopold von Rankes (Oxford 1875), die für sich den Vorzug kontinentaleuropäischer Distanz zu den englischen Ereignissen beanspruchte und aufgrund der Auswertung umfangreichen Quellenmaterials, das z. T. in den Appendices präsentiert wurde, in quellenkritischer Einsicht einen neuen Standard setzte, s. hierzu auch Tomlinson, The Causes of War, S. 14. Der langsame Prozeß der Durchsetzung des neuen wissenschaftlichen Standards läßt sich an der Rezeption der ersten Bände der „History“ Gardiners ablesen: Vor dem Hintergrund der politischen Geschichtsschreibung im Stile Macaulays rechnete der Rezensent der Zeitschrift „Athenaeum“ 1863 die beiden ersten Bände der „History“ zur „dry old school of historical writing, in which facts stood for ideas and dates for pictures… We do not every day meet an author with whom we could so easily agree, if, in reading him, we could only keep awake.“ Ähnlich ablehnend wurden die beiden weiteren Bände, die 1869 erschienen, aufgenommen. Erst an der positiven Würdigung der 1875 publizierten Folgebände, die in einer Besprechung im „Athenaeum“ als „dignified and impartial“ gelobt wurden, läßt sich die Anwendung der neuen akademischen Kriterien ablesen. Die Fortsetzung der „History“ erhielt zunehmend positive Rezensionen, zugleich kritisierte J. C. Morison in seiner 1882 veröffentlichten Studie „Macaulay“ diesen als „unhistorical“; alle Angaben und Zitate bei Tomlinson, The Causes of War, S. 14. 55 Zitate aus Samuel R. Gardiner, The First Two Stuarts and the Puritan Revolution 1603 – 1660, Oxford 1888, S. V. 56 Dies geschah unerachtet ihrer marxistischen Prämissen vor allem in den zunehmend literatur- und religionssoziologisch orientierten Studien von Christopher Hill, s. Hill, Puritanism and Revolution, London 1958, und Hill, Society and Puritanism in Pre-revolutionary England, London 1964, sowie Hill, Antichrist in Seventeenth Century England, London-New York 1971. Beeinflußt durch Max Webers Studie „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ nahm Michael Walzer, Revolution of the Saints. A Study in the Origins of Radical Politics, Harvard 1965, eine Untersuchung des politischen Calvinismus unter der Prämisse einer ,puritanischen Revolution vor, s. Walzer, Revolution of the Saints, S. 300 – 320. Die revisionistische Darstellung von Michael Finlayson, Historians, Puritanism, and the English Revolution: The Religious Factor in English Politics before and after the Interregnum, Toronto 1983, bestreitet dagegen die Existenz eines vom breiteren calvinistischen Konsens unterscheidbaren Phänomens Puritanismus. Dessen Realität sieht Finlayson lediglich im Bereich der historiographischen Konzepte angesiedelt, ib. S. 3 – 12, S. 42 – 76. Eine Erörterung und Entgegnung aus post-revisionistischer Sicht findet sich bei Hughes, Introduction: After Revisionism, Hughes, Introduction: after Revisionism, in: Richard Cust/Ann Hughes (Hg.), Conflict in Early Stuart England, S. 21 f.

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mit der Tradition einer Inanspruchnahme dieses Zeitabschnittes für das nationale Selbstverständnis Englands. Programmatisch erklärte Gardiner: „England was then, as she has always been, decidedly in advance, so far as political institutions are concerned, of the other nations of Europe. She had to work out the problem of government unaided by experience, and was entering like Columbus upon a new world, where there was nothing to guide her but her own high spirit and the wisdom and virtue of her sons“57. Vor dem politischen Hintergrund des wachsenden deutsch-englischen Gegensatzes seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts58 erfuhr die patriotische Deutung der „Great Rebellion“ von 1640 – 60 in den Arbeiten George Macaulay Trevelyans (1876 – 1962) eine letztmalige Aktualisierung: 1904 erschien seine als Lehrbuch verfaßte Darstellung „England under the Stuarts“, die zwar von der historischen Zunft allgemein kühl aufgenommen wurde59, aufgrund ihrer populären, engagierten Darstellung jedoch ein erheblicher schriftstellerischer Erfolg war60. Trevelyan deutete die Konflikte zwischen Monarch und Parlament als nationalen Kampf um die Verteidigung politischer und religiöser Freiheiten, der „the most insular in origin, and yet the most universal in effect“ gewesen sei: „While Germany boasts her Reformation and France her Revolution, England can point to her dealings with the House of Stuart (…). At a time when the continent was falling prey to despots, the English under the Stuarts had achieved their emancipation from monarchical tyranny by the act of the national will; in an age of bigotry, their own divisions had forced them into religious toleration against their real wish; while personal liberty and some measure of free speech and writing had been brought about by the balance of two great parties. Never perhaps in any century have such rapid advances been made towards freedom“61. Die universale Bedeutung der englischen Entwicklung ergibt sich für Trevelyan aus ihrem Vorbildcharakter: Das englische Parlament wird für den europäischen Kontext zur „mother of Parliaments“62. Unter dem Eindruck des ersten Weltkrieges nahm Trevelyans patriotische Interpretation eine anti-deutsche Wendung, die sich in einer Ablehnung der vermeintlichen unkritischen Übernahme deutscher Methoden und Annahmen durch die englische Geschichtsforschung äußerte. So erklärte Trevelyan in einem 1919 erschienenen Essay: „If the first and most important essay (The Muse of History) was received bet57

Gardiner, History of England 1603 – 42, vol. II, S. 197. Wolfgang Mommsen, Das Zeitalter des Imperialismus, Frankfurt am Main 1984, S. 162 ff. 59 Henry R. Winkler, George Macaulay Trevelyan, in: William Halperin (Hg.), Some 20thCentury Historians, Chicago 1961, S. 31 – 55, hier S. 40; s. auch die vernichtende Rezension von C. Sandford Terry in EHR XX (1905), S. 403 – 404. 60 Bis 1961 erschienen 22 Auflagen, s. Winkler, Trevelyan, S. 40, davon 12 bis 1925, s. Richardson, Debate on the English Revolution, S. 166. 61 Zitiert bei Richardson, Debate on the English Revolution, S. 82. 62 Zitat aus der späteren, gleichfalls höchst populären Geschichte Englands, s. George Macauley Trevelyan, History of England, London 1926, S. XVII. 58

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ter than I hoped at the time of its publication (1913), it will scarcely be regarded with more disfavour now, seeing what a dance German ,scientific history has led the nation that looked to it for political prophecy and guidance. The wheel has indeed come full circle. Treitschke worship and Kultur are at a discount, and Englishmen need no longer apologise for the free traditions of their own history and of their own great national historians“63. Trevelyans Versuch, die patriotische Whig-Geschichtsschreibung in der Tradition Macaulays wiederzubeleben, konnte sich jedoch nicht gegen die akzeptierten Standards wissenschaftlicher Geschichtsschreibung durchsetzen64. So übernahm Sir Charles Firth, ein Schüler und Vertrauter Gardiners, die Fortsetzung der Gardinerschen „History“ mit einer zweibändigen chronologischen Darstellung der letzten Jahre des Protektorates, wobei er an dem Begriff einer ,Puritanischen Revolution zur Charakterisierung der Ereignisse von 1640 – 1660 festhielt65. Firths Mitarbeiter Godfrey Davies äußerte jedoch in seiner Studie über den Zeitraum 1603 – 60 Zweifel an der Plausibilität dieses Konzeptes und nahm James Harringtons ökonomischen Erklärungsansatz des Aufstiegs der Mittelklassen seit dem 16. Jahrhundert wieder auf: „the struggle, though at no times a class war, was to a large extent a revolution of the middle classes against personal government“66. Davies trug dazu bei, die Untersuchung dieses Zeitabschnittes für wirtschafts- und sozialgeschichtliche Fragestellungen zu öffnen. Der entscheidende Impuls hierfür ging allerdings von der älteren Studie R. H. Tawneys aus, die, an Max Webers These zum Zusammenhang von Kapitalismus und puritanischer Ethik anknüpfend, den Einfluß puritanischer Religiosität auf die Wahrnehmung ökonomischer Phänomene untersuchte67. Unter dem Titel „The Rise of the Gentry“ erschien 1941 ein Artikel Tawneys, in dem er vor dem Hintergrund der Erkenntnisse seiner ersten Untersuchung die wirtschaftlichen Veränderungen von der Mitte des sechzehnten Jahrhun63 Zitiert bei Richardson, Debate on the English Revolution, S. 81. Der Einfluß des politischen Hintergrundes der unmittelbaren Vergangenheit wird auch in der bereits zitierten, 1926 erstveröffentlichten „History of England“ deutlich: In einem Epilog beschreibt Trevelyan die Jahre 1901 – 1918 unter dem Aspekt der Gefährdung des europäischen Mächtegleichgewichts durch die deutschen Großmachtbestrebungen: „Germany was more and more overshadowing Europe“. Das deutsche Kaiserreich wird für Trevelyan zur Verkörperung des autokratischen Prinzips, dem die englische parlamentarische Tradition als Inbegriff demokratischer Freiheit gegenübergestellt wird: so ergibt sich eine Parallele zu dem im 17. Jahrhundert auf nationaler Ebene ausgetragenen Kampf zwischen freiheitlichem Parlamentarismus und absolutistischer Willkürherrschaft, Zitat aus Trevelyan, History of England, ND London 1929, S. 698. 64 Richardson, Debate on the English Revolution, S. 82 – 84. 65 Charles Harding Firth, The Last Years of the Protectorate 1656 – 1658, 2 vols, Neuauflage New York 1964; auch C.H. Firth, Oliver Cromwell and the Rule of the Puritans in England, 5. Auflage London/Oxford 1961, S. 459 – 479. 66 Godfrey Davies, The Early Stuarts, 1603 – 1660, 2. Auflage Oxford 1963, S. XXII. 67 Richard Henry Tawney, Religion and the Rise of Capitalism (1926), vor allem ib, S. 211 – 212. Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1920), 7. Auflage Tübingen 1984.

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derts bis zum Jahre 1640 erörterte68. In Anlehnung an James Harrington69 deutete Tawney die Ereignisse von 1640 – 60 als Produkt einer Veränderung der Eigentumsverhältnisse zugunsten des niederen Adels. Mit der Revolution habe die aufsteigende Gentry versucht, die politischen Strukturen den veränderten Besitzverhältnissen anzupassen70. Die „rising gentry“-These Tawneys, die sein Schüler Lawrence Stone anhand einer statistischen Studie abzusichern suchte71, wurde zum Gegenstand einer heftigen Forschungskontroverse72, in der – zusammenfassend charakterisiert – drei Interpretationen miteinander konkurrierten: erstens die marxistische Deutung der Ereignisse als „bürgerliche Revolution“73, zweitens die gegen diese Auffassung gerichtete konservative These einer Revolte des von den Hofämtern ausgeschlossenen Landadels74, und schließlich die liberal-konservative Deutung eines militärischen und moralischen Niedergangs des Hochadels, der die politische Führung mit der Revolution an die im Unterhaus repräsentierten Commons verloren habe, wobei die traditionelle Betonung

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Richard Henry Tawney, The Rise of the Gentry, Economic History Review 11 (1941), S. 1 – 38. 69 Diese Bezugnahme war explizit in seiner im gleichen Jahr gehaltenen British Academy Lecture „Harringtons Interpretation of his Age“, abgedruckt in: Lucy Sutherland (Hg.), Studies in History. British Academy Lectures, London-Oxford 1966, S. 255 – 258. 70 Tawney, Rise of the Gentry, S. 182 – 184. 71 Lawrence Stone, The Anatomy of the Elizabethan Aristocracy, EcHR 18 (1948), S. 1 – 53. 72 Eine ausführliche Darstellung der Debatte aus der Perspektive eines Beteiligten bietet Stone, Ursachen der englischen Revolution, S. 41 – 62. 73 Für die ursprüngliche doktrinär-marxistische Deutung von Christopher Hill (1912 – 2003) s. sein frühes Essay „The English Revolution 1640“, London 1940, insbesondere seine Ausführungen S. 9: „The English Revolution of 1640 – 60 was a great social movement like the French Revolution of 1789. An old order that was essentially feudal was destroyed by violence, a new and capitalist social order created in its place.“ Dem entspricht die Einordnung des Bürgerkrieges als „class war“, ib. Hill distanzierte sich jedoch später von dieser mechanistischen Auffassung zugunsten einer differenzierten, eher nominell marxistischen Bewertung der eigenständigen Bedeutung des ,ideologischen Elements, s. Hill, Intellectual Origins of the English Revolution, Oxford 1965, S. 1 – 13. Hill spricht hier von seinem soziologischen Ansatz, ib. S. 3, und erklärt programmatisch: „After two decades of economic interpretation of the English civil war, the time, I believe, is ripe for a revival of interest in the ideas that motivated the seventeeth-century revolutionaries.“ ib. S. 6. Hill trat zuletzt mit einer Reihe literatursoziologischer Arbeiten hervor, s. z. B. Literature and the English Revolution, in: Christopher Hill, A Nation of Change and Novelty, London 1990, S. 195 – 217. Der liberal-konservative Historiker Jack H. Hexter erhob in einer 1979 publizierten historiographischen Studie unter Bezugnahme auf die älteren Arbeiten Hills den Vorwurf der selektiven Quellenverwendung zur Stützung übergreifender marxistischer Thesen, s. J.H. Hexter, On Historians, London 1979, S. 243. Die Weiterentwicklung der Geschichtsauffassung Hills wird in der Darstellung von Harvey J. Kaye, The British Marxist Historians, Oxford 1984, S. 99 – 130, berücksichtigt. Kaye würdigt Hills Bestrebungen „to overcome the base-superstructure model with its tendency to economic determinism“, ib. S. 129. 74 Zur sog. „declining-gentry“-These s. Hugh R. Trevor-Roper, The gentry, 1540 – 1640, EcHR Supplement 1 (1953).

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religiöser und verfassungsrechtlicher Faktoren im Sinne der „Puritan Revolution“ beibehalten wurde75. Mit der Konstituierung des Zeitabschnittes im wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Zusammenhang ging seine Aufhebung in einer weiterreichenden historischen Perspektive einher; der Zusammenhang der Ereignisse von 1640 – 60 blieb jedoch durch die übereinstimmende Deutung als revolutionäre Zuspitzung einer krisenhaften Entwicklung gewahrt76. Dies änderte sich, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre die wichtigsten Prämissen dieser Deutung, die von der älteren Forschung in der Tradition Gardiners übernommen worden waren, in Zweifel gezogen wurden. Mit einer Reihe lokalgeschichtlicher Studien77 trat zunächst Alan Everitt der Annahme eines nationalen Charakters des Konflikts entgegen: Anstelle des sich formierenden modernen Nationalstaates sah Everitt ein Konglomerat isolierbarer politischer Einheiten, der „county communities“, deren semi-autonome Administration und regionalspezifische politische Kultur der Entwicklung eines Nationalbewußtseins entgegengestanden habe. Ihre Abgeordneten im House of Commons erscheinen daher weder als Verteidiger eines übergreifenden Wertesystems verfassungsrechtlicher „liberties“, noch als Repräsentanten einer ökonomisch aufstrebenden Klasse, sondern als „country gentlemen“, deren politisches Bewußtsein nicht über die Ebene der Belange ihrer jeweiligen Grafschaften hinausgereicht habe78.

75 So Hexter, On Historians; daran anknüpfend entwickelte Perez Zagorin die Deutung der Ereignisse von 1640 – 60 als konstitutionelle Revolution des puritanischen „country“ gegen den arminianischen und zunehmend autokratisch auftretenden „court“, s. Perez Zagorin,The Court and the Country: the Beginning of the English Revolution, (1969), 2. Auflage New York 1970, S. 198 – 250. 76 Die Grenzen einer ausschließlich wirtschaftshistorischen Deutung zeigten die Studien von George Yule, The Independents in the English Civil War, Cambridge 1958, Donald Brunton/D.H. Pennington, Members of the Long Parliament, 2. Auflage New York 1968, sowie Mary Frear Keeler, The Long Parliament 1640 – 41: a biographical study of ist members, American Philosophical Society (1954), 2. Auflage 1965. Anhand der seriellen Daten dieser Massenbiographien erwies sich die in der „Gentry-Kontroverse“ versuchte Identifizierung der unterschiedlichen religiösen Gruppierungen mit einem bestimmten ökonomischen Hintergrund und einer entsprechenden Programmatik als unhaltbar. Die Untersuchung von Yule gelangte nach einer Verwerfung der Gleichung independente Revolutionäre = „neue Bourgeoisie“ zu folgender tendenzieller Korrelation zumindest von Parteianhängerschaft und religiöser Orientierung: „The Royalists follow the Court and Anglicanism; the Presbyterians, London and centralized Calvinism; the Independents, the Army and decentralized Calvinism.“ ib. , S. 82, Anm. der Verf.in: Das Merkmal „centralized“ bzw. „decentralized“ bezieht sich auf die synodale oder lediglich kongregationale Organisationform. 77 Alan M. Everitt, The Local Community and the Great Rebellion, Historical Association Pamphlet 1969; Everitt, Suffolk and the Great Rebellion 1640 – 60, Suffolk Records Society, 3 1969; Everitt, The Community of Kent and the Great Rebellion, 1640 – 60, Leicester 1966, sowie Everitt, Change in the Provinces, the Seventeeth-Century, Leicester 1972. 78 Everitt, Local Community, S. 5 – 7; Everitt, Community of Kent, S. 13 – 14.

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Durch die nachfolgenden lokalgeschichtlichen Forschungen erfuhr Everitts These eine wichtige Relativierung, indem überzeugend dargelegt werden konnte, daß nationalpolitische Belange, d. h. Fragen der Finanz- und Kirchenpolitik Charles I. ebenso wie daran anknüpfende verfassungsrechtliche Probleme county-übergreifend diskutiert wurden und zu einer Politisierung der späteren Abgeordneten der Commons in der Phase der Alleinherrschaft Charles I. 1629 – 40 führten79. Trotz dieser berechtigten Kritik der Post-Revisionisten bleibt es ein wesentliches Verdienst der revisionistischen Forschung, gegen den impliziten Modernismus der älteren Paradigmen einer ,nationalen oder ,bürgerlichen Revolution auf die frühneuzeitlichen Rahmenbedingungen des Konfliktes aufmerksam gemacht zu haben80. Insbesondere durch die Studien von Conrad Russell erfolgte eine Korrektur der Perspektive in Gestalt einer Rückbindung der revolutionären Ereignisse von 1640 – 60 an ihre frühneuzeitlichen Voraussetzungen: Das Modell des nationalen Freiheitskampfes wird ersetzt durch eine Sicht, in der die Auseinandersetzung zwischen dem englischen Parlament und Monarchen zumindest partiell als „multiple kingdom“-Konflikt verstanden und in den Zusammenhang der Entstehung des ersten britischen Empire gesetzt wird81. Dementsprechend erscheint der „englische“ Bürgerkrieg als „optische Täuschung“, d. h. der englische Konflikt wird zu einem Fallbeispiel einer Reihe „britischer“ Bürgerkriege im Prozeß der Entstehung eines von England geführten Impe-

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Clive Holmes, The County Community in Stuart Historiographie, Journal of British Studies 19 (1980), S. 54 – 73, hier S. 73; Anthony Fletcher, National and Local Awareness in the County Community, in: Howard Tomlinson (Hg.), Before the English Civil War, S. 151 – 174, hier S. 173 – 174. Ronald Hutton, Debates in Stuart History, S. 38 – 47, erörtert im Detail die Leistungen und Grenzen der von John Morrill, Alan Everitt, Clive Holmes und David Underdown in den 1970er Jahren initiierten revisionistischen Erforschung der Regionalgeschichte des Bürgerkrieges. Programmatisch und paradigmatisch für die Regionalforschung der 1970er bis -90er Jahre war die Untersuchung von John Stephen Morrill, The Revolt of the Provinces: Conservatives and Radicals in the English Civil War, 1630 – 1650, London 1976. Die überarbeitete Fassung dieser bahnbrechenden Studie trägt mit dem veränderten Titel und Akzent wohl auch der Kritik nicht-revisionistischer Historiker an den Risiken einer regionalgeschichtlichen Verengung der Perspektive Rechnung, s. John Stephen Morrill, Revolt in the Provinces: The People of England and the Tragedies of War, 1634 – 48, 2. Auflage London 1998. 80 So z. B. auf den Einfluß von königlicher Patronage und Wahlmanipulation auf die Parlamentszusammensetzung, s. Victor Morgan, Some Types of Patronage, mainly in Sixteenth and Seventeenth-Century England, in: Antoni Ma˛czak (Hg.), Klientelsysteme im Europa der Frühen Neuzeit, München 1988, S. 91 – 116, hier S. 114 – 115; John K. Gruenfelder, Influence in Early Stuart Elections, 1604 – 1640, Columbus, Ohio 1981, S. 213 – 218. 81 Conrad Russell, The Problem of Multiple Kingdom c. 1580 – 1630, in: Conrad Russell, The Causes of the English Civil War, Oxford 1990, S. 26 – 57, sowie Conrad Russell, The British Problem and the English Civil War, History 72 (1987), S. 395 – 415. Dieser Artikel wurde wiederabgedruckt in einer Aufsatzsammlung, mit der Russell noch einmal seine Distanz zu den zentralen Annahmen der Whig- und marxistischen Historiographie bekräftigte, s. Conrad Russell, Unrevolutionary England 1603 – 1642, London, Ronceverte 1990. Der o.g. Artikel findet sich auf S. 231 – 251.

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riums82. Die Konstituierung des Sinnzusammenhangs erfolgt in dieser Interpretation konsequenterweise nicht mehr ausschließlich anhand der englischen Ereignisse83. Die allen älteren Deutungen zugrundeliegende Annahme einer prinzipiellen Konfliktorientierung des Parlamentes, insbesondere des House of Commons, das seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg bis zum Kampf um die politische Macht in den Jahren 1640 – 60 erlebt habe84, wurde zunächst durch den Tudor-Experten Geoffrey Elton angegriffen85, dessen zentrale These einer Mittlerfunktion des Parlamentes von Conrad Russell anhand einer Untersuchung der Parlamentsgeschichte unter den frühen Stuarts86 verifiziert werden konnte: Die Funktion der Parlamente, die vorübergehende, in ihrer Existenz vom Willen des Monarchen abhängige Schöpfungen, nicht jedoch eine ständige Institution darstellten, bestand in der Beschaffung finanzieller Mittel zur Durchführung der Regierungspolitik, nicht zum Unterhalt der königlichen Familie, der aus den Finanzquellen der Krone bestritten werden sollte, der Deckung des privaten und öffentlichen Gesetzesbedarfs – abhängig von der königlichen Sanktionierung – und in der sichtbaren Zusammenführung der politischen Nation mit der Regierung, wobei der Zugang zur Patronage des Königs und des engeren Zirkels seiner privaten Ratgeber einen wichtigen, das Verhalten der Abgeordneten mitbestimmenden Aspekt dieser Kontakte darstellte87. Die Feststellung der prinzipiellen Ausrichtung politischen Handelns an einem übergeordneten Ideal gesellschaftlicher Harmonie88 bildete ebenso wie die Einordnung des Konfliktes in den britischen Zusammenhang eine wichtige Korrektur der traditionellen Prämissen für die Deutung des Konfliktes 1640 – 60. 82 s. auch die Rezension von William M. Lamont, The Civil War as Optical Illusion, TLS January 25 1991, Kolumne 1 – 4, hier 4. Eine neuere Darstellung folgt dieser von der revisionistischen Forschung eingeführten Perspektive auf den Prozeß der britischen Staatswerdungsprozeß unter Einbeziehung der ,Kolonialisierung Irlands und der Anfänge des britischen Kolonialismus, s. Bruce Lenman, Englands colonial wars, 1550 – 1688: conflicts, empire, and national identity, Harlow, Essex/New York 2001. 83 Lamont, Civil War as Optical Illusion, Kolumne 1 – 4. 84 Wallace Notestein, The Winning of the Initiative by the House of Commons, (1924), in: Lucy Sutherland (Hg.), Studies in History. British Academy Lectures, London, Oxford 1966, S. 145 – 203, hier S. 203; Williams M. Mitchell, The Rise of the Revolutionary Party in the English House of Commons, 1603 – 1629, Westport, Cennecticut, 1975, S. xi ff. 85 Geoffrey Elton, A High Road to Civil War?, in: Geoffrey Elton, Studies in Tudor and Stuart Politics and Government, Bd. II, Cambridge 1974, S. 164 ff, sowie auch Geoffrey Elton, The Tudor Constitution. Documents and Commentary, Cambridge 1978, S. 228 – 317. 86 Conrad Russell, Nature of a Parliament in Early Stuart England, in: Howard Tomlinson (Hg), Before the Civil War, S. 123 – 150, und Conrad Russell, Parliaments and English Politics, 1621 – 1629, Oxford 1979, S. 417 – 433. 87 Linda L. Peck, „For a King not to be Bountiful were a Fault“: Perspectives on Court Patronage in Early Stuart England, Journal of British Studies 25 (1986), S. 31 – 61, Conrad Russell, The Parliamentary Career of John Pym, in: Peter Clark/Alan G.R. Smith/Nicholas Tyacke (Hg.), The English Commonwealth 1547 – 1640, Leicester 1979, S. 147 – 165. 88 James Daly, Cosmic Harmony and Political Thinking in Early Stuart England, Transactions of the American Philosophical Society, vol. 69, Part 7 (1979), S. 1 – 39.

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Die von der Lokalhistorie und den ersten Parlamentsstudien ausgehende ,zweite Generation revisionistischer Forschung ist dagegen hinsichtlich ihrer erkenntnisfördernden Möglichkeiten kritischer zu beurteilen: Kennzeichnend für diese, an die frühe revisionistische Forschung der 1970er anknüpfenden, überwiegend in den 1980er Jahren entstandenen Studien89 ist ihre Theorieskepsis, ein pragmatisches Politikverständnis, und der damit verbundene bewußte Verzicht auf eine über den programmatisch erklärten Bruch mit der traditionellen Forschung hinausgehende Konzeptualisierung ihrer Position90. Ebenso charakteristisch ist die Fokussierung auf die kurzfristigen „Auslöser“91 des militärischen Konfliktes. Der von der frühen revisionistischen Kritik zu Recht als unhistorisch zurückgewiesene These des zwangsläufigen, da für den modernen Parlamentarismus bzw. für den Aufstieg des bürgerlichen kapitalistischen Systems ,notwendigen Konfliktes wird in der neueren Forschung die nicht minder problematische Annahme einer allen übrigen gesellschaftlichen Werten übergeordneten Konsensorientierung der frühen StuartParlamentarier entgegengesetzt92. Diese zentrale These des neueren Revisionismus, die zugleich dessen tiefes Mißtrauen gegen theoriegestützte langfristige Erklärungsansätze und ,grand narratives reflektiert, birgt jedoch ihrerseits das Risiko einer re89 Hier sind vor allem die frühen Studien von Kevin Sharpe, The Personal Rule of Charles I, S. 53 – 78 auch ders., Introduction, S. 1 – 42, in: Kevin Sharpe (Hg.), Faction and Parliament, zu nennen, außerdem Michael J. Mendle, Politics and Political Thought 1640 – 1642, in: Conrad Russell (Hg.), The Origins of the English Civil War, Basingstoke, 1973, S. 219 – 245, sowie Anthony Fletcher, The Outbreak of the English Civil War, London 1981, s. insbesondere S. 415. 90 Howard Tomlinson wies 1983 auf den Umstand hin, daß es zwar bekannte Revisionisten unter den Bürgerkriegsforschern gebe, zu denen Conrad Russell, Kevin Sharpe, und Anthony Fletcher zu rechnen seien, die inhaltliche Bestimmung des Begriffes in diesem Zusammenhang jedoch noch klärungsbedürftig sei. In Ermangelung einer theoretischen Positionsbestimmung der betreffenden Autoren definiert Tomlinson als Revisionisten jene Historiker, die im Gegensatz zur Whig-Interpretation die „accidental nature of the Civil War“ betonten, s. Howard Tomlinson (Hg.), Before the English Civil War, S. 185, Anm. 3. 91 Vgl. dagegen Lawrence Stones Einbettung der kurzfristigen Faktoren in ein dreistufiges Erklärungsmodell, das die langfristigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorbedingungen und mittelfristig beschleunigenden Faktoren mitberücksichtigt, s. Stone, Ursachen der englischen Revolution, S. 63 – 186. Zu den Grenzen der bisherigen Debatte über die Ursachen des Bürgerkrieges s. auch die Überlegungen von Norah Carlin, The Problem of Causation, in: Norah Carlin, The Causes of the English Civil War, Oxford – Malden, Massachusetts 1999, S. 1 – 11 und 134 – 162. Carlins Analyse ist repräsentativ für die gegenwärtige post-revisionistische Forschung, die bewußt das Geflecht langfristig entstandener Konfliktpotentiale in den Bereichen Kirchenverfassung und Religion, Politik und Recht, und soziale und wirtschaftliche Entwicklungen in den Blick nimmt ohne die kurzfristigen ,Auslöser des militärischen Konfliktes, d. h. vor allem die folgenreichen Fehlentscheidungen Charles I. und der parlamentarischen Opposition in den Jahren 1640 – 42, zu trivialisieren. 92 Außer den bereits erwähnten revisionistischen Arbeiten ist hier die Studie von Sheila Lambert, The Opening of the Long Parliament, Historical Journal 27 (1984), S. 265 – 287, zu nennen. Lambert sieht Charles I. zu Beginn der Einberufung des Parlamentes in einer Position der Stärke und führt die Verschärfung des Konfliktes auf den unzeitigen Tod der royalistischen Sprecher im House of Lords, die als ,Parlamentsmanager der Regierung fungiert hatten, zurück.

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duzierten und selektiven Wahrnehmung der komplexen Realität frühneuzeitlichen politischen Handelns, in der Konflikte lediglich als Oberflächenphänomene bzw. ,Unfälle figurieren. Durch die isolierte Betrachtung einzelner Merkmale wird die Illusion der Totalität erweckt und eine ersatzlose Demontage übergreifender Erklärungsmodelle ermöglicht. Im vorgenannten Falle heißt dies konkret die kurzschlüssige Gleichsetzung eines metaphysisch begründeten Ordnungsprinzips gesellschaftlicher Harmonie mit einer unmittelbaren politischen Handlungsanweisung, an der sich das politische Verhalten der Parlamentarier orientiert habe. Ebenso stimmten die revisionistischen Studien der 1980er Jahre in der Annahme überein, daß ein zeitgenössischer Konsens existierte in bezug darauf, was die „constitution“ sei; keine Klärung ließ sich dagegen hinsichtlich der inhaltlichen Bestimmung dieses konsensualen Verfassungsbegriffs erzielen93. Der Verlauf der englischen Geschichte nach 1640, der zwei insgesamt sieben Jahre dauernde Bürgerkriege mit ca. 85.000 Toten allein unter den Kriegsteilnehmern verursachte94 und zur Hinrichtung des Monarchen, dessen Legitimität zu keinem Zeitpunkt bestritten wurde, sowie zur vorübergehenden Abschaffung der Monarchie zugunsten einer republikanischen Regierungsform führte, erscheint vor dem Hintergrund dieser Verabsolutierung der gesellschaftlichen Konsensorientierung schwer erklärlich. Tatsächlich aber verzichtet die neuere revisionistische Forschung auf eine weiterführende Analyse der Ereignisse dieses Zeitabschnittes bis 1660, der, auf eine Verkettung unglücklicher Umstände reduziert, als eigenständiger Untersuchungsgegenstand gewissermaßen verschwindet95. Der von dem führenden Stuart-Forscher Barry Coward unternommene Versuch einer Synthese aus gemäßigt revisionistischer Sicht verzichtet auf die Analyse der Entwicklung parlamentarischer und royalistischer Ideologien, die im Konflikt wirksam wurden96 und operiert statt dessen mit dem Begriff des „functional radicalism“97. Demzufolge sei die Radikalisierung der parlamentarischen Opposition ausschließlich als Produkt einer Konfliktspirale zu erklären, deren Steigerungen jeweils kurzfristig begründet gewesen seien98. Coward räumt jedoch ein, daß für eine Erklärung des Verlaufs ab 1649 weitere Faktoren hinzugezogen werden müßten und greift hierzu auf das traditionelle Erklärungsmuster der puritanischen Revolution zurück99. Auch diese Verbindung revisionistischer und traditioneller Erklärungsmuster läßt Fragen offen: So kann die Annahme eines ausschließlich reagierenden ,ZugzwangRadikalismus nicht erklären, weshalb und mit welchem Potential nach dem funda93 So die Kritik von Ann Hughes, Introduction: after Revisionism, in: Richard Cust/Ann Hughes (Hg.), Conflict in Early Stuart England, London/New York 1989, S. 12. 94 Zahlenangabe bei David Cressy, England on Edge, S. 421. 95 Vgl. hierzu auch die Kritik bei Hughes, Introduction: after Revisionism, S. 11. 96 Coward, Was there an English Revolution? S. 36. 97 Coward, Was there an English Revolution? S. 23. 98 Coward, Was there an English Revolution? S. 23 – 25. 99 Coward, Was there an English Revolution? S. 29 – 32.

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I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem

mentalen Bruch von 1649 mit der Errichtung der Republik zumindest vorübergehend etwas qualitativ Neues geschaffen werden konnte. Betrachtet man die bisherige Entwicklung der Historiographie zur englischen Revolution von den Anfängen bis zur Gegenwart, so wird, um mit der Moderne zu beginnen, deutlich, daß die Forschungen zum Bürgerkrieg bis zum Beginn der 1990er Jahre die Erreichung eines Grenznutzens sowohl traditioneller als auch revisionistischer Ansätze dokumentieren. Die ersten, noch während der Revolution entstandenen historischen Darstellungen der Pamphletliteratur dienten zumeist explizit der Anklage bzw. Rechtfertigung zeitgenössischer Positionen; die Wahl des Gegenstandes und die Mittel der Darstellung waren dementsprechend der Appellfunktion untergeordnet. Das aktuelle politische Interesse der Restaurationszeit an einer wertenden Darstellung des Konfliktes stellte die zielgerichtet didaktische Funktion der Geschichtsschreibung als Erzählung in den Vordergrund. Eine erste systematische Darstellung der „Rebellion“ von 1640 – 60 durch Clarendon bereitete zwar die Wertung durch den Leser vor, die Methode exakter chronologischer Berichterstattung sollte jedoch zugleich den Anspruch lediglich beschreibender Narration realisieren. Die Interpretationen, die von der politischen Publizistik des 18. und 19. Jahrhunderts formuliert wurden, waren gleichfalls zumindest mittelbar von politischen Interessen geprägt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglichte die Entwicklung einer selbstständigen akademischen Geschichtswissenschaft die Konstituierung des Forschungsgegenstandes der englischen Revolution, dessen Untersuchung akademischen Kriterien (quellengestützte und -kritische, ,objektive Darstellung) unterworfen wurde. Die Übernahme des Gegenstandes von der politischen Publizistik in den akademischen Diskurs ermöglichte eine Konzeptualisierung (Paradigma der „Puritan Revolution“) und schließlich die Analyse und Einordnung unter wirtschaftsund sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten unter Heranziehung neuer, u. a. quantifizierender Methoden (z. B. computergestützte Massenauswertung des Quellenmaterials zur Klärung der ökonomischen Situation des Adels) und bislang nicht systematisch ausgewerteter Quellenbestände (z. B. Familiennachlässe und -archive). Die Lokalhistorie leitete mit einer Reihe von Einzelstudien programmatisch die Abkehr von den des Modernismus verdächtigten Erklärungsmodellen der „Whig“und Wirtschaftshistoriographie ein. Die hieran anknüpfenden revisionistischen Analysen einzelner Prämissen dieser Modelle unter Zuhilfenahme weiterer Quellengruppen (Gemeinderegister, private Tagebuchaufzeichnungen, autobiographische Schriften) leisteten eine wichtige Korrektur der Forschungsperspektive durch die Herausarbeitung spezifisch frühneuzeitlicher Bedingungen und Merkmale des Konfliktes. Hingegen führte die Verabsolutierung isolierter Merkmale, vor allem der gesellschaftlichen und parlamentarischen Konsensorientierung, und die Unterbewertung mittel- und langfristiger Faktoren, vor allem ökonomischer und ideologischer Spannungen, zu einer Relativierung der Bedeutung politischer Konflikte und zu einer Unterschätzung ihres systemsprengenden Potentials. Konzeptionell ließe sich dieses Vorgehen auf die Formel einer gewissermaßen ,auf den Kopf gestellten Whig-Inter-

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pretation bringen, die die dramatischen Ereignisse der Jahre 1640 – 60 als Verkettung unglücklicher Umstände deutet. Von der gegenwärtigen post-revisionistischen Bürgerkriegsforschung, die in der Ursachenforschung um synthetisierende Erklärungsmodelle bemüht ist, wurde die Verengung der Quellenbasis durch die neuere revisionistische Forschung kritisiert. Dies gelte insbesondere für die skeptische Bewertung des Quellenwertes offizieller Dokumente wie z. B. Parlamentsprotokolle, Notenwechsel, Erklärungen und Urkunden, die mit einer ebenso eindeutigen und z. T. unkritischen Bevorzugung darstellender royalistischen Quellen einhergehe100. Gegenwärtig ist in der Tat eine Renaissance des Royalismus in der Bürgerkriegsforschung zu beobachten, die sich allerdings nicht einfach mit einem entsprechenden Etikett belegen läßt, sondern durch Heranziehung einer breiten Quellenbasis wichtige Forschungslücken zu schließen sucht, z. B. durch Studien zur sozialen Zusammensetzung und ideologischen Kohärenz des royalistischen Loyalismus101. In diesem Zusammenhang ist auch die politische Rolle des katholischen Adels, der nicht weniger als 117 von 603 Offizieren Charles I. stellte, wieder in den Blick der Forschung geraten102. Für eine tragfähige Synthese, die den Zerfall des Untersuchungsgegenstandes in scheinbar isolierbare Einzelphänomene aufheben könnte, fehlt trotz dieser wichtigen Ansätze der Post-Revisionisten noch immer eine ausdrückliche konzeptionelle Klärung des Verhältnisses von „Mikrohistorie“ und „Makrohistorie“103. Trotz dieser Einschränkung lassen sich in dem Komplex der Faktoren, die sich zum Konflikt der englischen Revolution verdichteten, zentrale Probleme erkennen, denen eine Schlüsselfunktion für die Erklärung des historischen Verlaufs zukommt. Wie im folgenden erläutert werden soll, gehörte zu diesen Kernproblemen der Versuch der gedanklichen und konzeptionellen Bewältigung der Verfassungskrise durch die Entwicklung eines geeigneten begrifflichen Instrumentariums.

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Hughes, Introduction: after Revisionism, S. 15. Die Vernachlässigung dieser Fragestellungen konstatiert der derzeit führende Royalismus-Forscher Jason McElligott, Introduction: rethinking royalists and royalism, in: Jason Mc Elligott/David L. Smith (Hg.), Royalists and Royalism during the English Civil Wars, Cambridge 2007, S. 1 – 15. 102 Dies war die Zahl der katholischen Offiziere im Range eines colonels laut Angabe bei Austin Woolrych, Britain in Revolution, Oxford 2002, S. 237. 103 s. hierzu die Ausführungen von Winfried Schulze, Mikrohistorie versus Makrohistorie? Anmerkungen zu einem aktuellen Thema, in Theorie der Geschichte, Bd. 5, hg. von Christian Meier/Jörn Rüsen, München 1988, S. 319 – 341; insbesondere Schulzes kritische Bewertung der historischen Erkenntnismöglichkeiten in der Folge eines historiographischen „Segmentalisierungsprozesses“, Zitat. S. 329. 101

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I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem

1. Konstitutionelle Grundlagen des Konfliktes Hinsichtlich ihrer konstitutionellen Dimension bildet die englische Revolution der Jahre1640 – 60 den Höhepunkt einer übergreifenden Verfassungskrise, deren Grundproblem sich bereits im frühen 17. Jahrhundert abzeichnete und die erst durch die Ergebnisse der Revolution von 1688/89 in politisch tragfähiger Form beigelegt werden konnte, und auch dies nur für das englische Königreich104. Das zentrale Problem des von den Tudor-Herrschern geschaffenen Regierungssystems105 bestand in der ungeklärten Frage der Lokalisierung und Begrenzung rechtlicher Souveränität106. Zu den verfassungsrechtlich nicht fixierten, jedoch in der Regierungspolitik der Tudors realisierten Grundannahmen gehörte die bereits im Spätmittelalter formulierte Auffassung, daß das englische politische System eine „begrenzte“ (limited) Monarchie sei und der englische König ein „dominium politicum et regale“ ausübe, wobei die höchste, Recht setzende Gewalt von der gleichsam organischen politischen Einheit des „King-in-Parliament“ ausgeübt werde107. Dieser Gedanke wurde von den Tudor-Monarchen respektiert und wurde Bestandteil ihres Herrschaftsverständnisses: So erklärte Henry VIII. im sogenannten „Ferrers Case“ im Jahr 1543, der die unrechtmäßige Inhaftierung eines Abgeordneten der Commons durch königliche Richter der Kings Bench betraf: „(…) we at no time stand so highly in our estate royal as in the time of Parliament, wherein we as head and you as members are conjoined and knit together into one body politic, so as whatsoever offence or injury (during that time) is offered to the meanest member of the House is to be judged as done against our person and the whole Court of Parliament. Which prerogative of the court is so great (…) as all acts and processes coming out of any other inferior courts must for the time cease and give place to the highest“108. Die gleichwohl übergeordnete Stellung des Königs gegenüber den drei Ständen, den geistlichen und weltlichen Lords und den Commons, äußerte sich in dem Vorbehalt der willkürlichen Entscheidungsgewalt (discretionary power) im Bereich seiner Prärogative und in der Beanspruchung einer Notstandsgewalt. Im „Act of Proclamations“ von 1539 wurden die durch königliche Proklamation erlassenen Gesetze den vom „King-in-Parliament“ verabschiedeten „Statutes“ hinsichtlich ihrer Gesetzeskraft gleichgestellt, mit der Einschränkung, daß sich diese Erlasse nicht gegen die 104

Joseph Robson Tanner, English Constitutional Conflicts of the Seventeenth Century, 1603 – 1689, 2. Auflage Cambridge 1962, S. 1 – 16. Zur systemstabilisierenden Gesetzgebung der 1690er Jahre s. Jennifer Carter, The Revolution and the Constitution, in: Geoffrey Holmes (Hg.), Britain after the Glorious Revolution, 5. Auflage London, Basingstoke 1982, S. 39 – 56, hier S. 55 – 56. 105 Penry Williams, The Tudor Regime, Oxford 1979, S. 21 – 54. 106 Margaret Attwood Judson, The Crisis of the Constitution, Neuauflage New Brunswick/ London 1988, S. 7, Leslie Basil Curzon, English Legal History, 6. Auflage Estover, Plymouth, S. 38. 107 Raymond William King Hinton, English Constitutional Theories from Sir John Fortescue to Sir John Eliot, English Historical Review 75 (1960), S. 410 – 425, S. 417. 108 Elton, Tudor Constitution, Zitat S. 270.

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im Common Law und Statute Law garantierten Eigentums- und Freiheitsrechte richten dürften109. Das Parlament bestätigte hiermit die rechtliche Prärogative des Königs, ohne daß eine institutionelle Kontrolle der angestrebten verfassungsrechtlichen Unterordnung der legislativen Gewalt des Königs gegenüber dem „King-in-Parliament“ existierte. Wie die Rechtskonflikte unter den frühen Stuart-Herrschern zeigen sollten, galt dies auch für die Beschränkungen der monarchischen Gewalt, die sich aus den in der Magna Carta verbürgten Freiheitsrechten, vor allem des Schutzes vor willkürlicher Inhaftierung, Exilierung und Ächtung, und den Bestimmungen des Common Law ergaben. Als Gewohnheitsrecht erfuhr das Common Law erst im 17. Jahrhundert vor allem durch die Rechtssammlungen und Kommentare des ehemaligen königlichen Richters Sir Edward Coke (1552 – 1634), der von 1620 – 29 die parlamentarische Opposition führte, eine Systematisierung110 . Der Grundsatz, daß auch der König dem Gesetz unterworfen sei bzw. diesem Achtung schulde („debet rex esse sub lege“) wurde nicht als Widerspruch zur Anerkennung einer ,absoluten und ,souveränen Gewalt des Königs betrachtet, vielmehr wurden beide Begriffe als Attribute des königlichen Amtes aufgefaßt und bis zu den Rechtskonflikten der frühen Stuart-Regierung neutral oder gar positiv wertend verwendet. Ihre z. T. synonyme Verwendung war jedoch bis zu den Auseinandersetzungen der 1640er Jahre nicht an eine verfassungstheoretische Konzeptualisierung der Abstrakta ,Absolutismus, und ,Souveränität für das englische politische System geknüpft111. Das konsensorientierte Verfassungsverständnis ließ die Frage nach dem letztinstanzlichen Ort souveräner Gewalt innerhalb des Regierungssystems offen. Diese Frage mußte sich jedoch stellen, wenn ein grundsätzlicher Konflikt zwischen den Regierungselementen, die das verfassungsrechtliche Konstrukt des „King-in-Parliament“ bildeten, auftrat.

109 Zitate aus Elton, Tudor Constitution, S. 12 – 23; Act of Proclamations 1539 (31 Henry VIII, c. 8), abgedruckt bei Elton, Tudor Constitution, S. 27 – 33. 110 Louis A. Knafla, Die Theorie des „Common Law“, in: Grundriß der Geschichte der Philosophie, hg. von Jean-Pierre Schobinger, Bd 3/II, Basel 1988, S. 517 – 527, hier S. 522. Zu dieser Thematik s. auch Ronald Asch, Das Common Law als Sprache und Norm der politischen Kommunikation in England, ca. 1590 – 1640, in: Heinz Duchhardt/Gert Melville (Hg.), Im Spannungsfeld von Recht und Ritual. Soziale Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit, Köln 1997, S. 103 – 136. Für die durch die Ausbreitung des Buchdrucks beschleunigte Fixierung und Formalisierung des Common Law s. Alan Cromartie, The Constitutionalist Revolution. An Essay on the History of England 1450 – 1642, Cambridge 2006, S. 42. Vor dem Hintergrund der Übergriffe der Stuart-Monarchen zwischen 1606 und 1637 Jahren entwickelte sich die Vorstellung, daß das Common Law ein Remedium zum Schutz des überkommenen ,Erbes an Rechten, insbesondere das Privateigentum betreffend, darstelle, s. Cromartie, Constitutionalist Revolution, S. 230 – 231. 111 James Daly, The Idea of Absolute Monarchy in Seventeenth-Century England, Historical Journal 21 (1978), S. 227 – 250, hier S. 228 – 247.

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I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem

Hatte die außenpolitische Bedrohung der protestantischen Nation unter den späteren Tudors112 innenpolitisch die Existenz eines ideologischen Konfliktpotentials bezüglich religiöser Reformforderungen113 und der erwähnten konstitutionellen Schwäche des Regierungssystems114 verdeckt, so wurde dieses Potential durch das Herrschaftsverständnis und die darauf beruhende Regierungspraxis der beiden ersten Stuart-Monarchen zur Konfliktursache. Im Bereich der Religionspolitik, der hier nur kurz umrissen werden soll, wurde die Entfremdung zwischen Monarch und Parlament vor allem durch die Heiratspolitik der Stuarts ausgelöst, die sowohl in den anglo-spanischen Heiratsplänen für den Thronfolger Charles bis 1623/24, als auch – entgegen dem Versprechen James I. gegenüber dem Parlament 1624 – im endgültigen anglo-französichen Abkommen von 1625 zu dem Zugeständnis konfessioneller Toleranz gegenüber den englischen Katholiken führte115. Die nicht nur im Parlament, sondern auch in der Bevölkerung verbreitete Furcht vor einem gegenreformatorischen Staatsstreich kam in den Forderungen zur Ausschaltung des katholischen Elementes bei Hof und in der Regierung ebenso wie in der Anklage gegen die „arminianische“, d. h. gemäßigt-calvinistische, Religionspolitik des Erzbischofs Laud und in der Kritik an dem anglikanischen „papistischen“ Episkopat in den Protestationen und Petitionen des Parlamentes 1640 – 1641 zum Ausdruck116. 112

Penry Williams, Tudor Regime, S. 253 – 293; George Daniel Ramsay, The Foreign Policy of Elizabeth I., in: Christopher Haigh (Hg.), The Reign of Elizabeth I, 2. Auflage Basingstoke 1985, S. 147 – 168, S. 165 ff über die Krise der anglo-spanischen Beziehungen 1585 – 1588. 113 Über den Kampf der Regierung gegen die zwischen 1460 und 1520 wiederauflebende Lollardenbewegung und ihre an der Laienreligiosität orientierten Reformforderungen s. Claire Cross, Church and People 1450 – 1660, 4. verbesserte Auflage Bodmin, Cornwall 1987, S. 31 – 52. Cross, S. 124, erörtert auch die ideologische Kohäsion der protestantischen Nation, die es Elizabeth ermöglichte, vor dem Hintergrund der vorübergehenden Gegenreformation unter Mary Tudor 1553 – 1558 innenpolitische Stabilität zu erzeugen. Die Unterdrückung des radikalen calvinistischen Potentials ging einher mit der Verhaftung der Führer ihrer heimlichen presbyterianischen Organisation innerhalb der Amtskirche im Jahre 1592, s. George Yule, The Independents in the English Civil War, Cambridge 1958, S. 6. 114 Judson, Crisis of the Constitution, S. 6 – 8. 115 Lockyer, Early Stuarts, S. 290 – 292; G.A. Harrison, Innovation and Precedent: A Procedural Reappraisal of the 1628 Parliament, English Historical Review 102 (1987), S. 31 – 62, auf S. 39. Für eine detaillierte Analyse der außenpolitischen Beziehungen Englands zum Kontinent zu Beginn der 1620er Jahre und zur innenpolitischen ,patriotisch-protestantischen Opposition gegen die spanischen Heiratspläne s. Thomas Cogswell, The Blessed Revolution. English Politics and the Coming of War, 1621 – 1624, Cambridge 1989, S. 1 – 53. Eine interdisziplinäre Erörterung des spanischen ,Abenteuers, wie es sich Zeitgenossen darstellte, bietet die Aufsatzsammlung von Alexander Samson (Hg.), The Spanish Match, Aldershot, Hampshire 2006. 116 Robin Clifton, Fear of Popery, in: Conrad Russell, Origins of the English Civil War, S. 146 – 167. Im Sommer 1641 wurden die geltenden Strafbestimmungen gegen Katholiken in Form systematischer Verfolgungen angewendet, s. Caroline Hibbard, Charles I and the Popish Plot, Chapel Hill 1983, S. 203 f. Der irische Aufstand im November 1641 löste eine panische

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Das Herrschaftsverhältnis der frühen Stuart-Könige stützte sich auf den Gedanken des „göttlichen Rechts“ bzw. der Auserwähltheit des Monarchen117, dessen Beschlüsse der ihm vorbehaltenen Kenntnis der arcana imperii entsprangen118. Dieser göttliche Auftrag befugte ihn, kraft höherer Einsicht über die für den Erhalt des Gemeinwohls notwendigen Maßnahmen allein zu befinden, auch wenn hierdurch die EigentumsFurcht vor einem ,Papistenkomplott aus, s. Hibbard, Popish Plot, S. 197, auch Brian Manning, The English People and the English Revolution, Harmondsworth, Middlesex 1976, S. 33 – 42. In seiner Eröffnungsrede an das House of Commons des Langen Parlamentes am 7. November 1640 warnte John Pym vor der papistischen Partei, die König und Volk entzweien wolle, und sprach von einem „design to alter the kingdom both in religion and government“. Dies sei ein Hochverratsdelikt, organisiert von Mitgliedern der Regierung und Angehörigen des hohen Klerus, Zitat aus Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 204, s. auch die „Root and Branch Petition“ der Stadt London zur Abschaffung des Episkopats vom 11. Dezember 1640, in: Samuel R. Gardiner (Hg.), The Constitutional Documents of the Puritan Revolution 1625 – 1660, 3. Auflage Oxford 1906, S. 137 – 144, sowie die anti-katholische „Protestation“ der Commons vom 3. Mai 1641, in: John Rushworth, Historical Collections (London 1696), Faksimiledruck der Ausgabe von 1721 – 1722, Westmead, Farnborough, Hantshire 1969, vol. III/1, S. 241 – 242; sowie ihre „Ten Propositions“ vom 24. Juni 1641 und die Rekonstruktion der Geschichte des katholischen Einflusses auf die englische Politik 1637 – 41 in der „Grand Remonstrace“ vom 1. Dezember 1641, Gardiner, Constitutional Documents, S. 202 – 232. Das Reformprogramm des Oppositionsführers John Pym verlangte die parlamentarische Festlegung der reformierten Glaubensartikel, eine Untersuchung der arminianischen Amtserhebungen, Predigten und der von Laud ausgesprochenen Begnadigungen und Lizensierung von Büchern, s. L. J. Reeve, Charles I and the Road to Personal Rule, Cambridge 1989, S. 73. Die Commons untersuchten auch die auf Lauds Geheiß erfolgte Unterdrückung anti-arminianischer und anti-katholischer Publikationen, s. Reeve, Road to Personal Rule, S. 74. Für den Aufstieg des Arminianismus und die rigoros-calvinistische, d. h. presbyterianische bzw. puritanische, Reaktion unter der Herrschaft Charles I. s. Nicholas Tyacke, Puritanism, Arminianism and Counter-Revolution, in: Conrad Russell, The Origins of the English Civil War, S. 119 – 143, sowie ausführlich Nicholas Tyacke, Anti-Calvinists. The Rise of English Arminianism c. 1590 – 1640, Oxford 1987, S. 181 – 244. 117 Dieses Konzept wurde von James I. in den Schriften „The Trew Law of free Monarchies“ (Edinburgh 1598/London 1603) und „Basilikon Doron“ (Edinburgh 1599/London 1603) zu einer absolutistischen Herrschaftslehre ausformuliert, s. Arthur H.Williamson, Absolutistisches Staatsdenken: Das „Divine Right“ der Könige, in: Grundriß der Geschichte der Philosophie, hg. von Jean-Pierre Schobinger, Bd 3/II, Basel 1988, S. 511, 513, sowie die Ausführungen in der immer noch lesenswerten ,klassischen Untersuchung von John Neville Figgis, The Divine Right of Kings, (1896), Neuauflage New York 1965, S. 137 – 141. Gerhard A. Ritter weist auf den ursächlichen Zusammenhang der Formulierung des „Divine Right“-Konzeptes zur ideologischen Stärkung der kognatisch begründeten englischen Thronanwartschaft James I. und zur Erringung der Unabhängigkeit der Krone von der schottischen Kirche hin und stellt in diesem Zusammenhang fest: „Das Divine Right ist wie bei den zeitgenössischen französischen politischen Denkern Pierre de Belloy und William Barclay untrennbar mit dem Prinzip der Legimität des Herrschers verbunden und schützt vor allem das Recht des in der Erbfolge nächsten Thronkandidaten.“ s. Gerhard A. Ritter, Divine Right und Prärogative der englischen Könige 1603 – 1640, Historische Zeitschrift 196 (1963), S. 584 – 625, Zitat S. 589 – 590. Zu anti-monarchomachischen, frühabsolutistischen Staatslehren in England und Schottland s. auch Susanne Siegl-Mocavini, John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext, Tübingen 1999, S. 177 – 214. 118 Judson, Crisis of the Constitution, S. 21.

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und Freiheitsrechte der Untertanen eingeschränkt werden sollten119. Dem stand das Bewußtsein der überwiegend im Common Law geschulten Parlamentsmitglieder gegenüber120. Diese gingen von dem unantastbaren Bestand dieser Rechte aus, die zu jenen „liberties“121 gerechnet wurden, die durch das Common Law als Landesgesetz122 und Ausdruck der seit unvordenklicher Zeit geltenden „Ancient Constitution“ geschützt wurden123. Gegen die von dem königlichen Beamten Serjeant Ashley 1628 vorgebrachte Behauptung einer Pluralität der ,Reichsrechte (laws of the realm), darunter ein besonderes ,Staatsrecht, das für die Regierungspolitk gelte124, verwahrten sich die Parlamentarier mit dem Argument „That we read of no Law of State, and that none of these laws can be meant there save the Common Law, which is the principal and general law, and is always understood by way of exellency when mention is made of the law of the land generally“125. Diese heftige Abwehr entsprang einerseits der Wahrnehmung eines konkurrierenden Rechtssystems, nämlich des Zivilrechts, das für die von Ashley aufgezählten königlichen und kirchlichen Gerichte galt und von den Anwälten des Gewohnheits119 Johann Sommerville, Politics and Ideology in England 1603 – 1640, Harlow, Essex 1986, S. 35, S. 160 – 173, auch Johann Sommerville, Ideology, Property and the Constitution, in: Richard Cust/Ann Hughes (Hg.), Conflict in Early Stuart England, London/New York 1989, S. 50; Francis D. Wormuth, The Royal Prerogative, 1603 – 1649, Ithaca/New York 1939, S. 40. 120 J. G. A. Pocock, The Ancient Constitution and the feudal law: a study of English historical thought in the seventeenth century: a reissue with a retrospect, Cambridge 1987, S. 276. Die ursprüngliche Fassung erschien 1957 bei Cambridge University Press. 121 Für die Ableitung der persönlichen Freiheitsrechte im politischen Denken des 17. Jahrhunderts von einem eigentumsrechtlich begründeten Freiheitsbegriff s. die mittlerweise klassische marxistische, kontrovers diskutierte Untersuchung von Crawford Brough Macpherson, Die politische Theorie des Besitzindividualismus, 2. Auflage Frankfurt am Main 1980, S. 15, und passim. Die von Charles im Januar 1642 versuchte Verhaftung der Oppositionsführer aus dem Parlament heraus wurde von den Commons in einer Erklärung am 17. Januar 1642 als Verstoß „against the fundamental liberties of the subjects and the rights of Parliament“ verurteilt, Zitat bei Gardiner, Constitutional Documents, S. 238. 122 Nur das Common Law konnte die Autorität der Gültigkeit seit unvordenklicher Zeit („time out of mind“) beanspruchen, die es zum „lex terrae“ machte, s. Pocock, The Ancient Constitution, S. 301. 123 Pocock, The Ancient Constitution, S. 302, sowie die Ausführungen in dem Standardwerk zu dieser Thematik von Glenn Burgess, The Politics of the Ancient Constitution: An Introduction to English Political Thought 1603 – 1642, Houndmills, Basingstoke 1992. 124 Cobbetts Parliamentary History of England, Nachdruck New York 1966 [im folgenden zitiert als: Cobbett, Parliamentary History], vol. II., S. 315 – 316. Es handelte sich um eine Rede gegen die Petition of Right zugunsten eines durch Staatsraison („reason of state“) begründeten königlichen Rechts der unbefristeten Inhaftierung beliebiger Personen ohne „habeas corpus“Order. 125 Antwort des Mitglieds des House of Commons Littleton, zitiert bei John Wiedhofft Gough, Fundamental Law in English Constitutional History, Oxford 1955, S. 62; s. auch die Zusammenfassung im Bericht des Lord Bishop of Lincoln, Cobbett, Parliamentary History, II, S. 319.

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rechts als eine Art trojanisches Pferd für die Ausdehnung der königlichen Prärogativrechte betrachtet wurde126. Darüber hinaus richtete sich diese Kritik ebensosehr gegen die mit dem Begriff des Staatsrechts einhergehende Staatsraison-Argumentation Ashleys127. Die erwähnten Prärogativrechte der Krone lassen sich in drei Kategorien untergliedern128 : 1. spezielle Privilegien, die dem König bei den Gerichten zustanden; 2. seine Prärogativen als oberster Lehnsherr; 3. seine besonderen Rechte als Regierungs- und Landesoberhaupt. Die letztgenannte Gruppe betraf die Entscheidungsgewalt in Fragen der Außen- und Wirtschaftspolitik (d. h. die Regulierung des Binnenund Außenhandels, Vergabe von Monopolen, Münzrecht, Erhebung der traditionellen Zölle von „tonnage and poundage“129), der Ernennung zu Regierungsämtern und der Besetzung der Gerichtshöfe, sowie die Gewalt zur Einberufung und Auflösung der Parlamente. Weder die speziellen Privilegien der ersten Kategorie noch die zunehmend als Bürde empfundenen feudalen Rechte des Königs wurden in Frage gestellt130. Dagegen entwickelte sich das politische Mißtrauen des Parlamentes gegen die als Vorbereitung absolutistischer Herrschaft eingestuften Bestrebungen zunächst James I. und dann Charles I., die in Ermangelung adäquater Mittel der Krone und fehlender Kreditinstrumente außerparlamentarische Finanzquellen in Form ungesetzlicher Abgaben zu erschließen versuchten und hierin durch Präzedenzentscheidungen der königlichen Gerichte bestätigt wurden: 1606 bekräftigten die Richter im sog. „Bates Case“ das königliche Recht der Erhebung neuer Abgaben (impositions). Im „Five Knights Case“(1627) wurde dem Monarchen ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung seiner Politik geliefert, indem ihm die Möglichkeit der Inhaftierung ohne Anklageberechtigung aus Gründen der Staatsräson („for reasons of state“) zugestanden wurde. Schließlich billigten die Richter in „Hampdens Case“

126 s. hierzu Brian Levack, The Civil Lawyers in England 1603 – 1641, Oxford 1973, S. 124 – 130. 127 Cobbett, Parliamentary History, II, S. 316 – 318. 128 Die Gliederung folgt Judson, Crisis of the Constitution, S. 23 ff. 129 Das Zollerhebungsrecht wurde dem jeweiligen Monarchen seit 1461 als „quasi-patrimonial right to collect enumerated tariffs for life“ in der ersten Palamentssession verliehen. Das wachsende Mißtrauen des Parlamentes gegenüber der Regierungspolitik der Stuarts äußerte sich in der Umbenennung der Zollrechtsbewilligung 1604 in eine „Subsidy“. Der freiwillige Charakter der vom Parlament bewilligten Steuern sollte so betont werden, vgl. hierzu Sommerville, Ideology, Property, and the Constitution, S. 51. Diese Unterstützung wurde zudem an den Verwendungszweck der Finanzierung des Schutzes der Handelsmarine geknüpft. Mit dem Amtsantritt Charles I. wurde die Bewilligung nur für kurze Zeiträume (zwei Monate, später ein Jahr) vorgenommen und an eine „non-obstante“-Klausel geknüpft, die vorsah, daß bei einer Auflösung des Parlamentes alle bis dahin gefaßten Gesetze bis zum Ende der ersten Session eines neuen Parlamentes in Kraft bleiben sollten, s. Harrison, Innovation, S. 33 – 34, S .40, S. 50. 130 Judson, Crisis of the Constitution, S. 24 – 25.

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1637/38 dem Monarchen das Recht zu, aufgrund einer von ihm befundenen Notwendigkeit Steuern ohne Zustimmung des Parlamentes zu erheben131. Vom Parlament wurden diese Rechtsfälle, mit denen Übergriffe des Königs in den Bereich der Eigentums- und Freiheitsrechte der Untertanen sanktioniert wurden, sowie die prinzipielle Weigerung Charles I., dem mittelalterlichen Kontraktgedanken der Zusicherung finanzieller Unterstützung durch das Parlament mit der Gegenleistung der Beseitigung der vom nationalen Repräsentativorgan vorgebrachten Gravamina zu entsprechen, als existenzbedrohend betrachtet132. Die Furcht vor der Errichtung einer absolutistischen Regierung schien um so berechtigter da mit dem Konzept einer ,doppelten Gewalt des Königs argumentiert wurde, die aus einer gewöhnlichen, durch Gesetz und Parlament regulierten, und einer absoluten Gewalt bestehe. So begründete Chief Baron Fleming das Urteil im Streitfall des Jahres 1606: „The Kings power is double, ordinary and absolute, and they have several laws and ends: That of the ordinary is for the profit of particular subjects, for the execution of civil justice, the determining of meum; and this is exercised by equity and justice in ordinary courts, and by the Civilians is nominated jus privatum, and with us Common Law: and these laws cannot be changed without Parliament (…). The absolute power of the King is not that which is converted or executed to private use, to the benefit of any particular person, but is only that which is applied to the general benefit of the people and is salus populi; as the people is the body and the King the head; and this power is (not) guided by the rules which direct only at the Common Law, and is most properly named policy and government; and as the constitution of this body varieth with the time, so varieth this absolute law according to the wisdom of the King for the common good; and these being general rules and true as they are, all things done within these rules are lawful“133. Mit seiner Definition herrscherlicher Gewalt erschien der englische Monarch dem Parlament jedoch als Innovator, der eine absolutistische Regierungsform nach dem vermeintlichen Vorbild der europäischen, insbesondere der habsburgischen und französischen Monarchien, anstrebte. Diesem Krisenbewußtsein entsprang der 1628 unternommene Versuch des Parlamentes, mit einer „Petition of Right“ den Rechtsbestand der Freiheiten (liberties) zu wahren. Der vordergründige Erfolg in Form einer königlichen Sanktionierung der Petition wurde jedoch schon in der unmittelbare Folgezeit aufgehoben. Dies geschah zunächst durch die Unterminierung der Rechtssicherheit in Gestalt einer „in came131 Weitere Angaben zu den angesprochenen Rechtsfällen finden sich bei Richard Cust, The Forced Loan 1626 – 1628, Oxford 1987, sowie Francis D. Wormuth, The Royal Prerogative, S. 71 – 72, und Hill, Century of Revolution, S. 40, 44, 46. Eine gedrängte aber zuverlässige Zusammenfassung der Konflikte unter Berücksichtigung neuer Detailstudien bietet Blair Worden, Roundhead Reputations. The English Civil Wars and the Passions of Posterity, London 2002, Kap. 1, insbesondere S. 24 – 27. 132 Gerald Leslie Harriss, Medieval Doctrines in the Debates on Supply, 1610 – 1629, in: Kevin Sharpe (Hg.), Faction and Parliament, Oxford 1978, S. 91 – 103. 133 Zitiert bei Wormuth, Royal Prerogative, S. 54 – 55.

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ra“-Auslegung des neuen Gesetzes durch die königlichen Richter, die dem König volle Handlungsfreiheit in der umstrittenen Frage willkürlicher Inhaftierung aus „Staatsgründen“ zurückgaben134, und die 1629 erfolgende kurzfristige Auflösung des Parlamentes, der eine elf Jahre dauernde Alleinherrschaft Charles I. unter Mißachtung der eben zugesicherten Eigentums- und Freiheitsrechte folgte135. Das Weiterbestehen eines Unrechtsbewußtseins bei einem Teil der politischen Nation, auf dessen Kooperation Charles I. zur Aufrechterhaltung der Finanz- und Militärverwaltung, der Rechtsprechung und lokalen Administration ausschließlich angewiesen war, äußerte sich in einem schleichenden Steuer- und Verwaltungsstreik, der den Kollaps der Alleinherrschaft bereits vorzeichnete. Unmittelbarer Auslöser war der königliche Vorstoß zur anglikanischen Umorganisation der calvinistischen Kirchenverfassung Schottlands, der zur Formierung eines National Covenant 1637 und zum Krieg zwischen den schottischen Aufständischen und der durch irische Truppen verstärkten königlichen Armee in den Jahren 1638 – 40 führte136. Überwog in dem am 13. August 1640 einberufenen ,Kurzen Parlament, das bereits drei Wochen später aufgelöst wurde, der Wunsch der Parlamentarier, den Konsens zwischen Volk und Monarch wiederherzustellen, so bewirkte die königliche Kurzschlußreaktion einer plötzlichen Auflösung des Parlamentes einen Stimmungsumschwung im Land: Als Charles nach der militärischen Niederlage gegen die Schotten bei Newburn im August des Jahres 1640 erneut Parlamentswahlen ausschreiben mußte, reagierten die Grafschaften und städtischen Wahlbezirke mit der Entsendung streitbarer Delegierter, die zur energischen Sicherung der parlamentarischen Partizipation an der Regierungspolitik und zur Wahrung der Besitz- und Freiheitsrechte der politischen Nation entschlossen waren137. Mit der Begründung für die Verurteilung des für die Finanz- und Militärpolitik der persönlichen Herrschaft Charles I. hauptverantwortlichen Ministers Thomas Wentworth, Earl of Strafford, riefen sie eine Rechtsfiktion ins Leben, die für das Verfassungsverständnis und Selbstbewußtsein des Parlamentes kennzeichnend war: Nach dem durch die Unhaltbarkeit der Anklagepunkte und den Widerstand Charles I. bedingten Scheitern des Verfahrens wegen Amtsmißbrauches (Impeachment) griff das Parlament auf die prozeßlose Aburteilung auf der Grundlage eines einfachen parlamentarischen Beschlusses (Bill of Attainder) 134 Auf eine nicht-öffentliche Anfrage des Königs hatten die Richter der Kings Bench am 27. Mai 1628 die Auskunft erteilt, daß das Prärogativrecht der eigenmächtigen, zeitlich vorab nicht befristeten „bona fide“ Inhaftierung ohne habeas-corpus-Urkunde aus Gründen der Staatsraison nicht durch die Petition of Right abgeschafft worden sei, David S. Berkowitz, Reason of State in England and the Petition of Right, in: Roman Schnur (Hg.), Staatsräson, Berlin 1975, S. 165 – 212, hier S. 208. Zitat im Text ib., S. 208. 135 Esther Cope, Politics without Parliaments, 1629 – 1640, London 1987, S. 11 – 33. 136 Cope, Politics without Parliaments, S. 94 – 122, Mark Fissel, The Bishops Wars. Charles Is campaigns against Scotland 1638 – 1640, Cambridge 1994, S. 1 – 61. 137 Esther Cope/Willson H. Coates (Hg.), Proceedings of the Short Parliament of 1640, London 1977, Introduction, S. 7 – 9, Faith Thompson, A Short History of Parliament, 1295 – 1642, Minneapolis, Minnesota 1953, S. 258 – 262.

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zurück138. Der offensichtlich politische Charakter dieser Aburteilung durch ein Gesetz des Parlamentes wurde durch die Rechtsfiktion eines kumulativen Hochverrats gegen das Gemeinwesen in der Gesetzesbegründung noch unterstrichen: Zwar stelle jede einzelne Handlung Straffords in sich kein Hochverratsdelikt dar, doch ergebe sich dieser rechtliche Sachverhalt aus der hochverräterischen Absicht, die allen Einzelhandlungen zugrunde gelegen und im Zusammenhang einen qualitativ neuen Tatbestand geschaffen habe. Ebenso neu war das Konzept des Hochverrats am Gemeinwesen, der den Staat endgültig als vom Monarchen unabhängige juristische Person konstituierte und damit die Urteilsbegründung der Hinrichtung Charles I. 1649 antizipierte139. Der Angriff auf die Regierungspraxis der Alleinherrschaft Charles I. in Form des Schauprozesses gegen den wichtigsten Minister des Königs wurde durch die Inhaftierung des Erzbischofs Laud und die vom Parlament und der in der Korporation der City of London organisierten Kaufmannschaft der Metropole formulierten radikalen Reformforderungen für die Bereiche der Religionspolitik und kirchlichen Organisationen ergänzt. Diese verlangten ein Verbot der willkürlichen Abgabenerhebung und außerparlamentarischen Besteuerungen140, des weiteren die Abschaffung des Stimmrechtes der Bischöfe im Parlament141 und der weltlichen und geistlichen Prärogativgerichte142 sowie weitgehende Mitspracherechte des Parlamentes bei der Besetzung der hohen Regierungsämter143 und schließlich die Fixierung eines kirchlichen Budgets144. In den „Nineteen Propositions“ vom 1. Juni 1642 wurden diese Forderungen um ein Kontrollrecht des Parlamentes bezüglich der dynastischen Politik der Stuarts und ein Mitspracherecht des Parlamentes in allen Fragen der Innen- und Außenpolitik ergänzt145. Zum offenen Konflikt kam es im August 1642 infolge der Auseinandersetzung über den Oberbefehl über die englische Miliz, den das Parlament für sich in Anspruch nahm, nachdem ein Putschversuch zur Festnahme der fünf führenden oppositionellen Parlamentarier, den Charles gebilligt oder sogar angeordnet hatte,

138 Clayton Roberts, The Growth of Responsible Government in Stuart England, Cambridge 1966, S. 92 f. 139 Strafford wurde 1641 hingerichtet. Roberts, Growth of Responsible Government, S. 82 – 84, S. 95. 140 Tonnage and Poundage Act, Gardiner, Constitutional Documents 31, S. 159 – 162, Act declaring the Illegality of Ship-money, Gardiner, Constitutional Documents 36, S. 189 – 192. 141 Grand Remonstrance, Gardiner, Constitutional Documents 43, S. 204. 142 Grand Remonstrance, Gardiner, Constitutional Documents 43, S. 212 – 213, Act for the Abolition of the Court of Star Chamber, Gardiner, Constitutional Documents 34, S. 179 – 186, Act für the Abolition of the Court of High Commission, Gardiner, Constitutional Documents 35, S. 186 – 189. 143 Grand Remonstrance, Gardiner, Constitutional Documents 43, S. 231. 144 Grand Remonstrance, Gardiner, Constitutional Documents 43, S. 223. 145 Gardiner, Constitutional Documents 53, S. 251.

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entdeckt worden war und zugleich ein Einsatz der zuvor im irischen Aufstand verwendeten Truppen gegen das englische Parlament befürchtet wurde146. Zweifellos hatten die Abgeordneten des Langen Parlamentes den politischen und militärischen Konflikt mit dem Monarchen weder langfristig vorhergesehen noch planvoll herbeigeführt. Mit der Alternative einer Preisgabe ihrer politischen und verfassungsrechtlichen Position oder der Aufnahme der von Charles I. eröffneten Auseinandersetzung konfrontiert, entschieden sich die Parlamentarier gleichwohl für die Verteidigung ihres Standpunktes mit allen Mitteln. Ihre Bereitschaft zur Aufgabe einer bedingungslosen Konsensorientierung zugunsten der Durchsetzung konfliktorientierter Politik entsprang dem Bewußtsein, die verfassungsrechtlichen Grundlagen der „Ancient Constitution“ gegen Innovationsversuche des Monarchen schützen zu müssen147. Die eingangs formulierte These der herausragenden Bedeutung der englischen Revolution für die Entwicklung der langen englischen Verfassungskrise des 17. Jahrhunderts ergibt sich aus der Tatsache, daß ein zeitgenössisches Bewußtsein der fundamentalen Dimension dieser Krise vorhanden war und in Form eines politischen Legitimationsdrucks und Erklärungsbedarfes hinsichtlich der Definition und systembezogenen Verortung souveräner Staatsgewalt wahrgenommen wurde. Der unter dem Druck der politischen Ereignisse geschaffene Theoriebestand bildete ein intellektuelles Reservoir, das für die weitere politische Entwicklung der Widerstands- und Souveränitätslehre Bedeutung besaß und als Argumentationspotential in der „Glorious Revolution“ aktualisiert wurde148. Mit der Aufhebung der Zensur im Jahre 1641 setzte eine sintflutartige Literaturproduktion ein, deren zwiespältigen Erkenntniswert der englische Religionshistoriker William Lamont höchst treffend mit dem Vergleich charakterisierte, daß Pamphlete für den Historiker dieses Zeitraumes das bedeuteten, was das peruanische Silber für die europäische Wirtschaft des 16. Jahrhundert gewesen sei: „It is not simply that there is too much of the stuff, but also that it floods the market at one particular time“149. 146

Lockyer, Early Stuarts, S. 365 – 366. Zum katholischen Aufstand in Ulster 1641 und zur Rolle Irlands im britischen Bürgerkrieg s. Pdraig Lenihan, Confederate Catholics at War, 1641 – 49, Cork 2001, Micheal OSi|chru, Confederate Ireland 1642 – 49, Dublin 1999, sowie Jane Ohlmeyer/John Kenyon (Hg.), The Civil Wars. A Military History of England, Scotland and Ireland 1638 – 1660, Oxford 1998. Eine Positionsbestimmung des irischen Patriotismus im Verhältnis zum englischen Königshaus versucht Jane Ohlmeyer am Beispiel des Marquis of Antrim in dies., Popish plotting in Caroline Ireland and Britain (1641 – 1643) , in: Jane Ohlmeyer, Civil War and Restoration in the Three Stuart Kingdoms, Cambridge 1993, S. 100 – 126. 147 Mark Kishlansky, The Emergence of Adversary Politics in the Long Parliament, Journal of Modern History 49 (1977), S. 617 – 640, hier S. 623 f, S. 631. 148 s. Pkt. V. dieser Untersuchung; auch Christopher Hill, Some Intellectual Consequences of the English Revolution, London 1980, S. 68 – 81, 90. 149 William Lamont, Pamphleteering, the Protestant Consensus and the English Revolution, in R.C. Richardson/G.M. Ridden (Hg.), Freedom and the English Revolution, Manchester 1986, S. 72 – 92, Zitat S. 73. 







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I. Von der englischen Revolution zum britischen Problem

In der Tat erschwert die Plötzlichkeit und Fülle der literarischen Produktion150 die Nachzeichnung der Genese des publizierten Gedankengutes. Die hinsichtlich ihrer intellektuellen Eigenständigkeit, begrifflichen und allgemeinen logischen Klarheit stark schwankende Qualität der Schriften der weniger bekannten zeitgenössischen Autoren ermöglicht andererseits eine Hierarchisierung der Materialfülle151. Im folgenden soll versucht werden, die Entwicklung der politischen Theoriediskussion, die von dem geschilderten verfassungstheoretischen Grundproblem ihren Ausgang nahm, exemplarisch anhand einer Auswahl von Quellen zu untersuchen. Dabei wurden folgende Kriterien zugrunde gelegt: Die gedankliche Genese des jeweiligen Entwurfs muß durch den unmittelbaren Bezug auf den jeweiligen Diskussionsgegenstand erkennbar sein. Die untersuchten Beispiele wurden ausgewählt, da sie im englischen Kontext einen originären Beitrag hinsichtlich des erreichten theoretischen Niveaus der jeweiligen Diskussion leisteten und den zeitgenössischen Debatten einen qualitativ neuen Aspekt hinzufügten. Im Mittelpunkt stehen hierbei nicht die bekannten Schriften der großen politischen Vordenker dieses Zeitabschnittes, sondern einige ausgewählte Beiträge der – mit Ausnahme des für die letzte Phase der Republik berücksichtigten Dichters John Milton – heute weniger bekannten Autoren, deren Schriften jedoch einen repräsentativen Eindruck der von einer breiteren Öffentlichkeit getragenen Debatten vermitteln und die

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Ein Indikator hierfür ist die in den Jahren 1640 – 1661 entstandene 22000 Pamphlete umfassende Sammlung des Antiquars George Thomason, s. die Ausführungen zur Geschichte der Sammlung im Vorwort zum Katalog der British Library, George Knottesford Fortescue (Hg.), Catalogue of the Pamphlets, Books, Newspapers and Manuscripts Relating to the Civil War, the Commonwealth and Restoration, Collected by George Thomason, 1640 – 1661, 2 vols, London 1908, vol. I., Preface S. III-XV. Die Quellen dieser Sammlung sind als Teil der über 96.000 Titel umfassenden elektronischen Ressource Early English Books Online erfaßt, s. EEBO [electronic resource, Ann Arbor, Michigan 1999]. 151 Eine umfassende und aufschlußreiche Untersuchung zur Genese, Verbreitung und populären Aneignung des weitgefaßten Genres des ,politischen Buches, das Pamphlete und Einblattdrucke einschließt, unternimmt Jason Peacey, Politicians and Pamphleteeers. Propaganda during the English Civil Wars and Interregnum, Aldershot, Hampshire; Burlington, Vermont 2004. Die Fußnoten zur Einleitung auf S. 1 – 27 bieten einen detaillierten bibliographischen Überblick über die zeitgenössischen politischen Streitschriften. Den Zusammenhang zwischen Kommerzialisierung, Politisierung, und der Entstehung einer lesenden und diskutierenden Öffentlichkeit im Habermasschen Sinne unter Beteiligung breiter Volksschichten im 17. Jahrhundert analysieren die Aufsätze in: Kevin Sharpe und Steven N. Zwicker (ed.), Reading, society and politics in early modern England, Cambridge 2003. Die Ambivalenz dieser Entwicklung wurde z. B. von den der Mittelschicht angehörenden moderaten Unterstützern der sog. „Root and Branch Petition“ gegen den anglikanischen Episkopat von 1640 kritisiert, die, erschreckt durch die Massendemonstrationen in London, den enthemmenden Einfluß ,eitler („idle“) Schriften beklagten, die nun massenhaft von der einfachen Bevölkerung konsumiert würden, s. Zitat bei Joey Raymond, Irrational, impractical and unprofitable: reading the news in seventeenth-century Britain, in: Sharpe/Zwicker (Hg.), Reading, society and politics, S. 185 – 212, Zitat S. 187. Zur Petition und den Massendemonstrationen in London s. Norah Carlin, The Causes of the English Civil War, S. 44 – 45.

1. Konstitutionelle Grundlagen des Konfliktes 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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die zeitgenössische öffentliche politische Meinung maßgeblich beeinflußten152. Neben den königlichen Theologen und puritanischen Predigern wurden die politischen Debatten der Zeit der Verfassungskrise und letztlich gescheiterten Neukonstituierung der politischen Ordnung 1648 – 59 vor allem von juristisch gebildeten Schriftstellern und praktizierenden Juristen bestimmt. Wie im folgenden anhand eingehender Quellenanalysen dargelegt werden soll, lassen sich neben naturrechtlichen Konzepten englischen und kontinentalen Ursprungs auch Spuren der Rezeption vor allem deutscher und niederländischer juristischer Autoren finden. Ihre Überlegungen beruhten auf der genauen Kenntnis der Verfassungsrealität des Reiches bzw. der niederländischen Vereinigten Provinzen, die als wirtschaftlich aufstrebende protestantische Republik zugleich Vorbild und Rivale waren. Die Rezeption zentraler Ideen dieser Autoren bot, wie dargelegt werden soll, Ansätze zur Überwindung der Verfassungskrise auf der Grundlage eines korporativen Souveränitätsbegriffes.

152

Zur historischen Relevanz dieser Autoren s. auch Sommerville, Politics and Ideology, S. 3: „They may not have possessed the philosophical acumen of Hobbes. But they were far more representative of, and had far more influence on contemporary opinion – opinion which mattered in politics“.

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes in der Verfassungsdiskussion der Jahre 1642 – 44 1. Widerstandsrecht und Souveränitätsbegriff: Zum Problem kontinentaleuropäischer Einflüsse auf die politischen Konzepte des englischen Bürgerkrieges Mit dem Ausbruch des ersten Bürgerkrieges im August 1642 ergab sich sowohl für die Anhänger der parlamentarischen Position als auch für die royalistische Seite ein aktuelles politisches Interesse an der Beantwortung der Frage eines Widerstandsrechtes, die das tieferliegende Problem der Begründung und Definition politischer Herrschaft berührte1. Die militärische Auseinandersetzung der Jahre 1642 – 462 wurde zunächst auf beiden Seiten als katastrophale Konsequenz eines Konfliktes betrachtet, der prinzipiell innerhalb des bestehenden politischen Systems gelöst werden konnte3. Dementsprechend sind die verfassungstheoretischen Schriften dieser Jahre durch das Ringen um eine konsensfähige Verfassungsinterpretation als authentische Ausformulierung der „Ancient Constitution“ gekennzeichnet4. Die Entwicklung eines Souveränitätskon1

Die Entwicklung englischer Widerstandslehren von c. 1590 – 1642 beleuchtet Glenn Burgess, Religious War and Constitutional Defence: Justifications of Resistance in English Puritan Thought, 1590 – 1643, in: Robert von Friedeburg (Hg.)., Widerstandsrecht in der Frühen Neuzeit. Erträge und Perspektiven der Forschung im deutsch-britischen Vergleich, Zeitschrift für Historische Forschung, Beiheft 26, Berlin 2001, S. 185 – 206. Burgess betont die Bedeutung katholischer Widerstandslehren für die Regierungszeit Elisabeths I. und betont im Zusammenhang mit puritanischen Ansätzen den Qualitätssprung, den der Ausbruch des militärischen Konfliktes 1642 in der protestantischen Widerstandstheorie bewirkte, s. Burgess, Religious War, S. 189 – 206. 2 Dies gilt im weiteren Sinne auch für die Zeit bis zum Ausbruch des zweiten Bürgerkrieges 1648, der die Unmöglichkeit eines politischen Ausgleichs mit Charles demonstrierte. Mit dem Aufbau eines parlamentarischen Volksheeres 1645 wurde jedoch bereits eine qualitativ neue Frontstellung zur royalistischen Partei geschaffen. Diese Armee wurde zum Träger der radikalen Revolution von 1648/49, s. Robert Ashton, The English Civil War: Conservatism and Revolution, 1603 – 1649, London (1978), 2. Auflage 1989, S. 288 – 316, und speziell zu Ursachen und Verlauf des zweiten Bürgerkriegs Robert Ashton, Counter-Revolution: the Second Civil War and ist origins, 1646 – 1648, New Haven, London 1994, sowie als Gesamtdarstellung Ian Gentles, The English Revolution and the Wars in the three Kingdoms 1638 – 1652, Harlow 2007. 3 Ashton, The English Civil War, S. 157 ff. 4 Pocock, The Ancient Constitution, S. 306 ff.

1. Widerstandsrecht und Souveränitätsbegriff 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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zeptes im Zusammenhang mit der offiziellen Begründung der parlamentarischen Position ging jedoch argumentativ über diesen Rahmen hinaus und schuf mit dem Gedanken der Souveränität des Parlamentes die Grundlage für eine Radikalisierung des Konzeptes in Gestalt der Idee der Volkssouveränität. So klar sich die Aufnahme und Weiterentwicklung des Souveränitätskonzeptes als Produkt der Radikalisierung des englischen Konfliktes bis 1649 beschreiben läßt, so wenig ist zu übersehen, daß der unmittelbare Legitimationsdruck und Erklärungsbedarf bei den Verfassern der Kontroversliteratur der frühen Bürgerkriegsjahre zu einer Sensibilisierung für Parallelen in der zeitgenössischen und historischen politischen Entwicklung anderer Staaten führte und eine beschleunigte Rezeption derjenigen politiktheoretischen Schriften bewirkte, die als Orientierung zur Erklärung und Bewältigung des Konfliktes dienen konnten. In der englischen Forschung wurde bislang vor allem auf die Relevanz der französischen Monarchomachen für die englische Erörterung des Problems des Widerstandsrechtes hingewiesen5. Ihre Schriften fanden bereits unter der Regierung Elisabeths I. größere Verbreitung, ebenso sind persönliche Kontakte englischer Staatsmänner mit den hugenottischen Theoretikern der Religionskriege bekannt6. Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges 1642 argumentierten die Befürworter eines parlamentarischen Widerstandsrechts mit den auf Calvin zurückgehenden französischen Theorien von Innocence Gentillet, Claude de Seyssel, Theodor Beza, FranÅois Hotman und der von Philippe Du Plessis Mornay bzw. Hubert Languet unter dem Pseudonym ,Junius Brutus verfaßten „Vindiciae contra tyrannos“7. Die zentrale Doktrin dieser Lehren bestand in den Grundannahmen einer Beschränkung der königlichen Gewalt durch unantastbare Grundgesetze (lois fondamentales) und der Rechtfertigung eines Widerstandsrechts der Zwischengewalten, d. h. konkret der Stände, die als Repräsentanten des Volkes eine Art Notwehr desselben ausführen dürften, wobei einige Autoren (Innocence Gentillet, Theodore Beza) eine Modifizierung der Wahrnehmung des Widerstandsrechtes in Abhängigkeit vom Herrschaftstitel des Tyrannen als ursprünglich legitimer Herrscher (tyrannus in exercitio) oder aber als Usurpator (tyrannus absque titulo) vornahmen8. In der 1579 publizierten Schrift „Vindiciae contra tyrannos“ wurde zudem die Lehre von den beiden Verträgen, nämlich dem ersten Vertrag zwischen Gott, dem Fürsten und dem Volk, und dem gesellschaftsstiftenden Herrschaftsvertrag, formuliert9.

5 John Hearsey MacMillan Salmon, The French Religious Wars in English Political Thought, Oxford 1959, S. 11 ff. 6 Salmon, French Religious Wars, gibt eine Liste der in England publizierten französischen Werke, S. 171 – 180, und einen Überblick über persönliche Kontakte, S. 180 – 185. 7 Salmon, French Religious Wars, S. 7, S. 96 – 97. 8 Jürgen Dennert, Ursprung und Begriff der Souveränitiät, S. 17 – 18, S. 20 – 30, S. 42. 9 Horst Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus und absoluter Staat, Wiesbaden 1970, S. 230.

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Das bekannteste Manifest der royalistischen Position während des ersten Bürgerkrieges10, Sir Dudley Digges Pamphlet „The Unlawfulness of a Subjects Taking up Armes“11, richtete sich vor allem gegen den Anspruch der Anhänger des Parlamentes, mit der auf Cicero zurückgehenden Maxime des alles überragenden Volksswohles („salus populi suprema lex esto“) der hugenottischen Theoretiker12 ein Ziel zu verfolgen, das dem „jure divino“-Herrschaftstitel des Königs übergeordnet sei und dessen Absetzung oder gar Hinrichtung rechtfertigen könne13 : „Populi salus suprema lex is the engine by which the upper rooms are torn from the foundation and seated upon fancy only, like castles in the air“14. Der „Vindiciae“ entnahmen die Verteidiger des Widerstandsrechts das Prinzip, daß der König den einzelnen Untertanen übergeordnet, ihrer Gesamtheit jedoch untergeordnet sei15. Dieser Grundsatz erlangte schließlich konkrete politische Bedeutung, indem er als zentrales Argument in der Urteilsbegründung durch Lord Chief Justice Bradshaw im Prozeß gegen Charles I. herangezogen wurde und die Grundlage eines transzendentalen Reichsbegriffes bildete, der an die Stelle des Monarchen als höchste Verkörperung des Commonwealth trat16. Läßt sich der Einfluß französischer Theorien auf die Behandlung der Widerstandsfrage eindeutig nachweisen17, so ist bei der Entwicklung des Souveränitätsbegriffs in 10

Salmon, French Religious Wars, S. 89. Oxford 1644, Teilabdruck in der Quellenedition von Andrew Sharp (Hg), Political Ideas of the English Civil Wars 1641 – 1649, London/New York 1983, Document 7. 7, S. 113 – 118. Eine ausführliche Analyse des Pamphlets unternimmt Chi-Hoe Yung, The Origins of Parliamentary Sovereignty or ,Mixed Monarchy, S. 274 – 287. 12 Salmon, French Religious Wars, S. 90, auch FranÅois Hotman, Francogallia, (1572/ 1573), Latin text edited by Ralph Giesey, translated by J.H.M. Salmon, Cambridge 1972, S. 296, S. 300. 13 So bei Theodor Beza, De iure magistratuum, zitiert bei Dennert, Ursprung und Begriff der Souveränität, S. 44 – 45. 14 Zitat aus Sir Dudley Digges, The Unlawfulness of a Subjects Taking up Armes, in: Sharp (Hg.), Political Ideas, S. 117. 15 Vindiciae contra tyrannos (1581), tienne Junius Brutus (i. e. Hubert Languet, 1518 – 81), traduction franÅaise de 1581, introduction, notes et index par Arlette Jouanna et al., Genf 1979, Introduction, S. XXXVIII-L, ebenso in den Schriften Theodor Bezas nach der Bartholomäusnacht, Salmon, French Religious Wars, S. 7. 16 Joseph George Muddiman, The Trial of King Charles the First, Edinburgh, London 1928, S. 115; s. a. auch Hotman, Francogallia „Le Roy est mortel, aussi bien que le moindre de ses suiets. Mais la Royaut est perpetuelle, et mesme immortelle.“ Zitiert bei Dennert, Ursprung und Begriff der Souveränität, S. 54. Zusätzlich wurde das Argument eines natürlichen Selbsterhaltungs- und Selbstverteidigungsrechts des Volkes angeführt, das im Falle des existenzbedrohenden Machtmißbrauches die vertragliche Gehorsamspflicht des Untertans aufhebe, und festlege, „That if a king become a tyrant, he shall die for it, tis so naturally implied.“, so die Begründung des Richters John Cook, King Charles his Case (1649), in: The Somers Collection of Tracts, edited by Walter Scott, London 1811, Nachdruck New York 1965, vol. V, S. 214 – 237, Zitat S. 224 – 225. 17 s. die Quellenanalysen bei Salmon, French Religious Wars, passim. 11

1. Widerstandsrecht und Souveränitätsbegriff 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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England neben der Rezeption der Bodinschen Schriften auch der Einfluß deutscher und niederländischer Autoren nachweisbar, die einerseits über den juristischen Diskurs, anderseits über den protestantischen, d. h. überwiegend calvinistischen, theologischen Diskurs länderübergreifend rezeptiert wurden18. Die Fokussierung auf die Bedeutung Bodins für die Formulierung der Souveränitätskonzepte der Autoren des Bürgerkrieges ist noch in der neuesten einschlägigen Untersuchung unter Nichtberücksichtigung der Quellenhinweise in der älteren Literatur zu beobachten19. Diese Herangehensweise wirft jedoch Probleme auf, die sich am Beispiel der im übrigen verdienstvollen grundlegenden Untersuchung zur englischen Bodin-Rezeption von Ulrike Krautheim veranschaulichen lassen20. Kraut-

18 Für Beispiele aus der Zeit vor und nach dem Bürgerkrieg vgl. die unlängst erschienene aufschlußreiche Fallstudie Robert von Friedeburgs für die – auch von J.H.M. Salmon anhand von Eliots Übersetzung Arnisaeus dokumentierte – Rezeption der Ideen Henning Arnisaeus bei John Eliot im frühen 17. Jahrhundert und der Souveränitslehre Johannes Althusius bei James Steuart in den 1660er Jahren, s. Robert von Friedeburg, ,Self-defence and Sovereignty: The Reception and Application of German Political Thought in England and Scotland, 1628 – 69, History of Political Thought, vol. 23, No. 2 (2002), S. 238 – 265, und nochmals zur Althusius-Rezeption in Schottland in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Robert von Friedeburg, Vom ständischen Widerstandsrecht zum modernen Naturrecht. Die ,Politica des Johannes Althusius in ihrem deutschen Kontext und ihre schottische Rezeption, in: Louise Schorn-Schütte (Hg.), Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts, Historische Zeitschrift, Beiheft 39, München 2004, S. 149 – 194, auf S. 177 – 194. Für Eliots Übersetzung von Arnisaeus s. Salmon, French Religious Wars, S. 62 – 63. Wie in den folgenden Anmerkungen unter Nennung der Fundorte dokumentiert finden sich in der älteren Literatur verstreut Hinweise auf die Rezeption deutscher und niederländischer Autoren in den Kontroversschriften des englischen Bürgerkrieges, ohne daß diesen Spuren bislang systematisch nachgeforscht worden wäre. Z. B. wird Christoph Besold als wichtige Quelle Philip Huntons genannt bei Julian Franklin, John Locke and the Theory of Sovereignty, Cambridge 1978, S. 46, Anm. 61, ohne daß dieser Hinweis von der Forschung zum Bürgerkrieg weiterverfolgt worden wäre. Die These der exklusiven Bedeutung Bodins für die Souveränitätsdebatte in England findet sich zuerst bei George Lachmann Mosse, The Struggle for Sovereignty in England. From the Reign of Queen Elizabeth to the Petition of Right, East Lansing, Michigan 1950, Neuauflage New York 1968, insbesondere cap. 2; sowie George Lachmann Mosse, The influence of Bodins Rpublique on English political thought, Medievalia et Humanistica 5 (1948), s. S. 73 – 83, vgl. auch die These einer „überragenden Bedeutung“ der Bodin-Rezeption für die Entwicklung des englischen Souveränitätsbegriffes in der Dissertation von Ulrike Krautheim, Die Souveränitätskonzeption in den englischen Verfassungskonflikten des 17. Jahrhunderts. Eine Studie zur Rezeption der Lehre Bodins in England von der Regierungszeit Elisabeths I. bis zur Restauration der Stuartherrschaft unter Karl II., Frankfurt am Main/Bern/ Las Vegas 1977, S. I-III. 19 s. die entsprechenden Ausführungen in der zuletzt veröffentlichten einschlägigen Untersuchung von D. Alan Orr, Treason and the State. Law, Politics, and Ideology in the English Civil War, Cambridge 2002, Kap. 2: “Sovereignty and state”, S. 30 – 36. 20 Die folgenden Ausführungen verstehen sich als Veranschaulichung grundsätzlicher Probleme der Rezeptionsforschung. Die Konzentration auf eine angenommene Hauptquelle und daraus resultierende Schwierigkeiten der Beweisführung sind, so die hier vorgebrachte These, ein vermeidbares Problem. Zu den selten vermeidlichen Problemen der Rezeptionsforschung gehört dagegen ein trotz genauer Recherche und Quellenanalyse unvermeidliches

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

heims Annahme, „daß der Lehre Bodins bei der englischen Neudefinition des Souveränitätsbegriffes im 17. Jahrhundert überragende Bedeutung zukommt (…)“21, gründet sich zunächst auf die Feststellung, daß Bodin zu den meistzitierten Autoren in der englischen politischen Literatur des 17. Jahrhunderts zählt22, wobei Krautheim einräumen muß, daß eine allgemeiner formulierte Berufung auf die Autorität Bodins noch nicht den Nachweis für die tatsächliche Rezeption und Verarbeitung seiner Theorien liefern könne23. Lediglich für eine geringe Anzahl politiktheoretischer Quellen vorwiegend anglikanisch-royalistischer Autoren24 lassen sich überzeugende Belege in Form inhaltlich ausgeführter wörtlicher Zitate anführen25. Darüber hinaus kann Krautheim nur auf einige Hinweise und plausible Überlegungen zur Stützung ihrer These zurückgreifen: So sei zwar der Umfang der Verbreitung Bodinscher Schriften nicht statistisch faßbar26, aber sowohl die erhaltenen Importlisten der Buchhändler als auch die Verzeichnisse von Buchmessen und schließlich die von Bodin 1586 eigens für den englischen Markt verfaßte lateinische Übersetzung der „Six Livres de la Rpublique“ wiesen auf eine breitere Rezeption der Werke hin27. Dies werde auch durch eine Äußerung Gabriel Harveys (1545 – 1630) in seiner Eigenschaft als Tutor an der Universität Cambridge, bestätigt, der erklärte: „Jou cannot stepp into a schollars studye but (ten to one) you shall likely find open either Bodin de Republica or le Royes Exposition uppon Aristoteles or sum other French or Italian Politique Discourses“28. Bezüglich des Einflusses des Bodinschen Gedankengutes auf die englische Entwicklung des Souveränitätsbegriffes schränkt Krautheim zwar ein: „Zunächst ist festzuhalten, daß zeitliches Nacheinander und inhaltliche Parallelität für sich genommen noch keine ideengeschichtlichen Zusammenhänge aufzeigen können29, hält dem jedoch entgegen, daß eine Beschränkung auf diejenigen Autoren, „deren Verbindung zu Bodin philologisch exakt und damit unzweifelhaft nachweisbar“ sei, möglicherweise einen erheblichen Teil der tatsächlichen Verbindungen außer Acht lasse30. Die „Vielfalt, mit der sich intellektuelle Abhängigkeiten im konkreten Fall äußern, verbietet eine Beschränkung auf rein philologische oder persönlich-biographische spekulatives ,Restrisiko, dem auch die Thesen und Ergebnisse der gegenwärtigen Studie unterliegen. 21 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. I-II. 22 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 451, Anm. 4. 23 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 39. 24 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 183. 25 So bei den royalistischen Geistlichen James Usher, Thomas Morton, Robert Sanderson und Peter Heylyn, Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 41, 193. 26 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 45. 27 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 47. 28 Zitiert bei Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 47. 29 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 38. 30 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 38.

1. Widerstandsrecht und Souveränitätsbegriff 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Methoden“, vielmehr sei die Vermittlerfunktion der reichspublizistischen Autoren und „obskuren Schulmeister“31 als „Zwischenträger“ Bodinschen Gedankengutes32 mitzuberücksichtigen. Als Beweis für die französische Quelle gilt es demnach, „wenn auch ohne Verweise und Zitate Thesen der Rpublique eindeutig referiert werden“33 und schließlich wiesen schon „Übereinstimmungen in der Gedankenführung auf eine intellektuelle Beziehung hin. Aber auch, wenn direkte Hinweise auf eine intellektuelle Verbindung zu Bodin fehlen, kann eine unmittelbare oder vermittelte Beziehung zu seiner Lehre nicht ausgeschlossen werden, wenn inhaltliche und thematische Parallelen darauf hindeuten“34. Eine intellektuelle Abhängigkeit bestehe auch dann, „wenn statt Bodin ein Autor wie Arnisaeus genannt wird, der seinerseits wesentliche Bestandteile der Lehre Bodins in seine politische Vorstellung integriert hat, oder wenn eine Auseinandersetzung statt mit Bodin mit einem Theoretiker wie Thomas Hobbes stattgefunden hat“35. Es wird deutlich, wieviel Spielraum dieser dehnbare Begriff der Bodin-Rezeption bietet, insbesondere, da Krautheim die vielfach bei der Quellenanalyse festgestellte Bezugnahme auf niederländische und deutsche Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts nicht als Hinweis auf zusätzliche und durchaus eigenständige Quellen der englischen Theoriebildung auffaßt. So erkennt sie der von ihr nachgewiesenen Rezeption der Schriften des Helmstädter Professors für Medizin und Moralphilosophie Henning Arnisaeus (1575?-1636)36 lediglich die Funktion einer Vermittlung des Bodinschen Souveränitätsbegriffes zu37. Der Frankreichhistoriker J.H.M. Salmon spricht in seiner älteren Untersuchung ebenfalls von Vermittlern („Intermediaries“) französischer Politiktheorie – einschließlich der monarchomachischen Lehren – im Zusammenhang mit der Rezeption der wichtigsten Schriften einer Gruppen niederländisch-deutscher Juristen, die die ersten Grundlagen des modernen Staastrechts legten. Zu diesen gehörten u. a. Hugo Grotius (1583 – 1645), Staatsanwalt (Advocaat-fiscaal) von Holland und Stadtsyndikus von Rotterdam, der Neostoiker Justus Lipsius, Henning Arniseaus, der württembergische Hofadvokat Christoph Besold (1577 – 1645), und schließlich der Begründer der deutschen Staatsrechtswissenschaft und Gesandte des Markgrafen von Ansbach beim Westfälischen Friedenskongreß, Johannes Limnaeus (1592 – 1665)38. Ihre Schriften sind neben denen französischer Autoren regelmäßig in englischen Verkaufslisten, 31

Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 39. Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 34, S. 35. 33 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 40. 34 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 40. 35 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 41. 36 Eine Zusammenfassung der spärlichen auffindbaren biographischen Angaben über Arnisaeus bietet Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 13 – 27; s. auch die Angaben bei Alois Riklin/Christoph Frei, Henning Arniseaus. Ein früher Mischverfassungsdenker unter den deutschen Reichspublizisten, Beiträge und Berichte des Instituts für Politikwissenschaft der Hochschule St Gallen, Nr. 199 (1993), St Gallen 1993, S. 1 – 2. 37 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 34, 35. 38 Salmon, French Religious Wars, S. 39 – 57. 32

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Auktionskatalogen und privaten und professionellen Bücherei-Inventaren bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verzeichnet39. Sie werden neben Calvin, den französischen Autoren einschließlich Bodin, und neben der Bibel als dem alles überragenden Bezugspunkt zeitgenössischer Debatten, als Autoritäten von den englischen Kontroversalisten genannt40. 1630 erschien die Schrift „De jure majestatis“ des englischen Juristen Sir John Eliot, die eine gekürzte Übersetzung der gleichnamigen Arbeit von Arnisaeus mit einem Kommentar zu dessen Souveränitätsbegriff verband. Salmon hebt hervor, daß Eliots Bezugnahme auf Bodin lediglich als vermeintliche Bekräftigung der traditionellen Annahmen wechselseitiger Verpflichtungen des Herrschers und der Untertanen und der von Seneca übernommenen Respektierung des Eigentumsrechtes der Beherrschten erfolgte, daß Eliot jedoch der Bodinsche Souveränitätsbegriff unverständlich blieb41. Die Charakterisierung Arnisaeus als Vermittler oder „Zwischenträger“ würde aber voraussetzen, daß die zentralen Thesen der Bodinschen Theorie unversehrt übernommen wurden. Bei einer grundsätzlichen Veränderung oder gar partiellen Ablehnung dieser Kernthesen läßt sich weder bei dem vermeintlichen Vermittler noch bei dessen Rezipienten sinnvoll von der Übernahme des originären Bodinschen Souveränitätsbegriffes sprechen. Zu den zentralen Annahmen Bodins gehört der Grundsatz der Unteilbarkeit der souveränen Gewalt, die über ihre legislative Funktion definiert wird. Ihre Wahrnehmung durch mehrere gleichberechtigte Inhaber ursprünglicher Souveränität ist nach Bodins Definition unmöglich42. Bodin richtet sich mit der Prämisse der unteilbaren Souveränität ausdrücklich gegen die Vorstellung, daß in einer Mischverfassung die Souveränität im konstitutiven Zusammenwirken des Fürsten und der Ständeversammlung verkörpert wird43. Der Bodinsche Souverän ist zwar hinsichtlich der Gesetze seiner Vorgänger und bezüglich des von ihm selbst geschaffenen positiven Rechts keinen Bindungen unterworfen („legibus solutus“), eine rechtmäßige Ausübung seiner Herrschaft ist jedoch an die Anerkennung grundlegender Verfassungs- oder Reichsgesetze („leges imperii“) geknüpft, zu denen Bodin die salische Thronfolgeordnung und das Verbot der Veräußerung geldwerter staatlicher Rechte, insbesondere die Abtretung oder den Verkauf von Land und Leuten, rechnet. Ebenso sind Gesetze nichtig, die gegen das nicht näher definierte göttliche und natürliche Gesetz („loy de Dieu & de nature“) verstoßen44.

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Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 48 – 57, S. 496, Anm. 74. Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 48, S. 55 ff. 41 Salmon, French Religious Wars, S. 62 – 63. 42 Helmut Quaritsch, Souveränität. Entstehung und Entwicklung des Begriffs in Frankreich und Deutschland vom 13. Jahrhundert bis 1806, Berlin 1986, S. 48, S. 56 ff. 43 Quaritsch, Souveränität, S. 57. 44 Vgl. die Zusammenfassung der Bodinschen Prämissen und Zitate bei Quaritsch, Souveränität, S. 51. 40

1. Widerstandsrecht und Souveränitätsbegriff 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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In der Tat werden in Arnisaeus Werk Grenzen und Freiheiten des Monarchen in gleicher Weise definiert45, ein Widerstandsrecht der niederen Magistrate, wie es von den französischen Monarchomachen aufgrund einer naturrechtlichen Theorie des Herrschaftsvertrages und der Volkssouveränität postuliert wurde, lehnt Arnisaeus daher ab46. Lediglich gegen die Versklavung der Bürgerschaft insgesamt durch einen „vollkommenen Tyrannen“, der die Rechtsordnung vollständig zerstört und sich außerhalb des Rechts gestellt hat, darf von den Bürgern Widerstand geleistet werden. Die Entscheidung hierüber bleibt dem Gewissen des Einzelnen überlassen47. Im Widerspruch zu Bodin entwickelte Arnisaeus jedoch den Gedanken eines korporativen Souveräns, um mit dieser speziellen Fassung der Souveränitätslehre die von Bodin als instabil verworfene Möglichkeit einer respublica mixta als vollgültige Staatsform zu rechtfertigen und anhand des umgeformten Konzeptes eine realistische Beschreibung der Staatswirklichkeit des Reiches vorzunehmen48. Die als Einheit und somit ungeteilt gedachte Souveränität ist hinsichtlich ihrer Ausübung nicht unteilbar: „quodcumque enim ex partibus coaluit49, in partes resolvi et dividi potest. Majestas non est facultas aliqua simplex, sed ex multis potestatibus concrescit“50. Die unteilbaren Souveränitätsrechte, wie z. B. die Gesetzgebung, besitzen die Stände gemeinsam, so daß sie nur in Übereinstimmung über sie verfügen können. Eine Konstitution als unantastbares Grundgesetz schützt die Gesamtordnung vor dem Zugriff der einzelnen Gewalten51. Soweit belegbar, wurde Arnisaeus von anglikanisch-royalistischen Autoren zitiert52, gelegentlich in Verbindung mit einem weiteren Hinweis auf Grotius 1625 publiziertes Werk „De Jure Belli ac Pacis“, in dem Grotius dem Gedanken der Volkssouveränität und eines daraus resultierenden widerruflichen Herrschaftsvertrages – eines „contractus mandati“ in der Terminologie Johannes Althusius53 – das Konzept einer endgültigen Herrschaftsübertragung (translatio) entgegensetzte54.

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Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 223 – 244. Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 230 – 236. 47 Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, Zitat S. 235. 48 Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 243. 49 Nämlich aus den als relativ selbstständig gedachten Regalien, die Bodin zu einem Souveränitätsbegriff verschmilzt, Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 242. 50 Zitiert bei Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 242. 51 „In vera autem mixtione omnium miscibilium aequalis debet esse ratio et jura majestatis in omnes formas reipublicae distribui, ita ut partem imperii et legum sibi sumat rex, partem optimates, partem retineat populus, id quod quam commode fieri potest, quia potestates sunt distinctae (…)“. (Es folgt eine Aufzählung der verschiedenen Regierungsformen und –tätigkeiten, Anm. d. Verf.in.) „Quas vero leges fundamentales vocant politici, quae ad status totius reformationem et systema attinent, eas in mixta republica non fert altera forma seperatim, sed omnes tres conjunctim ex mutua conventione seu contractu“, zitiert bei Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 292, Anm. 21. 52 So die Ergebnisse von Krautheim und Salmon, die im weiteren erläutert werden. 46

54 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Die geschilderte Ablehnung des Unteilbarkeitsattributes zugunsten eines korporativen Souveräns in der Souveränitätskonzeption Arnisaeus muß als originärer theoretischer Beitrag und wesentliche Modifikation der Theorie Bodins bezeichnet werden, so daß sich die Frage stellt, ob nicht eben diese inhaltliche Umformung ausschlaggebend war, „wenn statt Bodin ein Autor wie Arnisaeus genannt wird“55. Die von Krautheim und Salmon quellenanalytisch ermittelte Rezeption der Schriften einiger Reichspublizisten läßt sich für weitere Autoren vor allem der parlamentarischen Partei, wie z. B. den im folgenden noch eingehender zu besprechenden Publizisten Marchamont Nedham anhand von Quellenzitaten nachweisen56. Diese Hinweise belegen den Einfluß einer Gruppe von Theoretikern, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine „Variante der Staatssouveränität“57 auf der Grundlage der Un-

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Peter Jochen Winters, Die „Politik“ des Johannes Althusius und ihre zeitgenössischen Quellen, Freiburg im Breisgau 1963, S. 256. Zur Vertragslehre Althusius, für die das gesellschaftliche Ordnungsprinzip der „consociatio“ und der föderalen politischen Repräsentation als sichtbarer Ausdruck der Volkssouveränität grundlegend waren, s. Thomas O. Hügelin, Sozietaler Föderalismus. Die politische Theorie des Johannes Althusius, Berlin/New York 1991, insbesondere S. 189 – 243. 54 Eine entsprechende Bezugnahme findet sich in dem Pamphlet „Jura Majestatis, the Rights of Kings both in Church and State“ (Oxford 1644) des royalistischen Bischofs Griffith Williams, bei Robert Grosse, „Royalty and Loyalty (…)“ (1647), und wie zuvor erwähnt auch bei den royalistischen Geistlichen James Usher, Thomas Morton und Robert Sanderson. Samuel Rutherford, der, wie noch darzulegen ist, mit der Herborner Förderaltheologie Johannes Althusius bekannt war, warf dem royalistischen Erzbischof von Tuam, John Maxwell, vor, die Argumentation seiner Schrift „Sacrosancta Regum Majestas, or the Sacred and Royal Prerogative of Christian Kings“ (1644) basiere auf „stealing from Grotius, Barclay, Arnisaeus, who spoke it with more sinews of reason“. Alle bibliographischen Angaben nach Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 41, S. 192, 193, 196, Zitat aus Maxwell S. 192. Hier findet sich der von Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 145 – 146, beschriebene Gegensatz Althusius-Arnisaeus im englischen Kontext wieder. Zu diesem Gegensatz im deutschen Verfassungsdiskurs s. auch neuerdings Marco A. Huesbe Llanos, Die konstitutionelle Auseinandersetzung ,Absolutismus vs. Liberalismus in der deutschen Politikwissenschaft des 17. Jahrhunderts: Johannes Althusius vs. Henning Arnisaeus, in: Frederick S. Carney/Heinz Schilling/Dieter Wyduckel (Hg.), Jurisprudenz, Politische Theorie und Politische Theologie, Berlin 2004, S. 437 – 450. 55 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 41. 56 Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 48 – 57, S. 537 – 538, Anm. 72; Salmon, French Religious Wars, S. 40 – 50, für Althusius s. Salmon, French Religious Wars, S. 52 – 54, S. 87 – 88, 95, 103, 116, 121, und für Besold ib. S. 12, 53, 106, 119. Christoph Besold bildet neben Machiavelli auch die Hauptautorität in der offiziellen Verteidigung des „Engagement“ durch den parlamentarischen Publizisten Marchamont Nedham, s. Marchamont Nedham, The Case of the Commonwealth of England, Stated (1650), Nachdruck hg. von Philip A Knachel, Charlottesville 1969, S. 9, 22, 24, 26, 39, 62, 67, 98, 100, 118. Salmons Hinweise auf Limnaeus und Hermann Kirchner, Salmon, French Religious Wars, S. 52, werden nicht quellenanalytisch begründet, s. hierzu aber Krautheim, Souveränitätskonzeption, S. 469, Anm. 74. 57 Zitat aus Rudolf Hoke, Althusius und die Souveränitätslehre der realen und der personalen Majestät, in: Karl-Wilhelm Dahm/Werner Krawietz/Dieter Wyduckel (Hg.), Politische Theorie des Johannes Althusius, Rechtstheorie, Beiheft 7, Berlin 1988, S. 244 – 245.

1. Widerstandsrecht und Souveränitätsbegriff 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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terscheidung „realer“ und „personaler“ Majestät entwickelten58 und diese Differenzierung zur theoretischen Rechtfertigung einer Mischverfassung verwendeten. Zu erwähnen sind hier vor allem Christoph Besold, Johann Limnaeus und der calvinistische Theologe Bartholomäus Keckermann (1572 – 1608), dessen zu Beginn des 17. Jahrhunderts neu vorgetragene Lehre vom „Status Mixtus“ den Anstoß zu einer Debatte der entstehenden Disziplin der Reichspublizistik bildete59. Die zentralen Thesen der Lehre Limnaeus faßt der Verfassungshistoriker Rudolf Hoke in seiner grundlegenden Studie wie folgt zusammen: „Nach ihrer Theorie kann die Verfassung eines Staates so beschaffen sein, daß die oberste Organgewalt, die personale Majestät, hinsichtlich mancher Staatsaufgaben von einem einzelnen, also auf monarchische Weise, hinsichtlich anderer dagegen von diesem einzelnen in Gemeinschaft mit den Optimaten des Staates, also auf aristokratische Weise, wahrgenommen wird“60. Inhaber der realen Majestät ist die Staatsgemeinschaft, die den Herrscher in einem widerruflichen Mandatsvertrag mit abgegrenzten Kompetenzen einsetzt. Die von ihm wahrgenommene personale Majestät bleibt an die Normen der Grundgesetze gebunden. Die Regierungsform ist als Organisationsform der obersten Organgewalt im Staat, d. h. der personalen Majestät, nach dem Willen der Staatsgemeinschaft veränderbar61. Der Mandatscharakter der Herrschaftsübertragung bedingt ein Widerstandsrecht, das von den niederen Magistraten, den „Ephoren“ im Namen des Volkes wahrgenommen wird62. Eine institutionelle Brücke für die Vermittlung dieser Theorie wurde durch die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts bestehenden Kontakte zwischen den Rechtsgelehrten der Hohen Schule Herborn und kalvinistischen Gelehrtenkreisen in Schottland (Edinburgh) und England (Oxford, Cambridge) hergestellt63. Ebenso trugen englische und schottische Schüler des Johannes Althusius sowie europäische Exulanten zur Verbreitung seiner Staatsphilosophie bei64. Ihre föderaltheologische Grundlage kam dem 58 Hoke, Althusius und die Souveränitätslehre, S. 237 – 253, s. auch Horst Dreitzel, Doppelte Souveränität und gemischte Verfassung: Althusius, Arumaeus, Limnaeus, in: Pipers Handbuch der politischen Ideen, hg. von Iring Fetscher/Herfried Münkler, Bd. 3, München, Zürich 1985, S. 267 – 270. 59 Rudolf Hoke, Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, Aalen 1968, S. 169, Anm. 115. 60 Hoke, Althusius und die Souveränitätslehre, S. 253. 61 Hoke, Althusius und die Souveränitätslehre, S. 240 – 242, S. 247, S. 252. Zur Begründung der Veränderbarkeit der Regierungsform bei Limnaeus s. Hoke, Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, S. 166. 62 Winters, Die „Politik“ des Johannes Althusius, S. 543 – 556. 63 Gerhard Menk, Die Hohe Schule Herborn in ihrer Frühzeit (1584 – 1660), Wiesbaden 1981, S. 315 – 316, 320. 64 Menk, Die Hohe Schule Herborn, S. 315, 318, 317, beschreibt die überragende Bedeutung der Herborner Wissenschaftsprinzipien für die schottischen Akademien des 17. Jahrhunderts. Das um 1640 geltende Curriculum zum Beispiel sah für das dritte Studienjahr vor: „A good synopsis of Economic and Political Science from Keckermanus, Alstedius or some other methodical writer of that kind“, Zitat bei Menk, Die Hohe Schule Herborn, S. 317.

56 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

schottischen „Covenant“-Gedanken entgegen: so stützte sich der zeitweilige theoretische Kopf der schottisch-reformierten Covenant-Bewegung, die den Bürgerkrieg gegen Charles I. auslöste, in seinem Buch „A Dispute for the Just Prerogative of Kings and People“ (1644) ausdrücklich auf die Autorität Althusius65. Diese vielfältigen Hinweise für eine Aufnahme reichspublizistischen Gedankengutes, insbesondere der korporativen oder doppelten Souveränität zur Begründung eines Mischverfassungskonzeptes in England waren bislang noch nicht Gegenstand einer systematischen rezeptionsgeschichtlichen Untersuchung66. Bis zu einer umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Zusammenhanges läßt sich zumindest in Form einer Plausibilitätserklärung die These formulieren, daß die Tatsache der Aufnahme reichsjuristischer Souveränitätskonzepte aus den Berührungspunkten dieser Theorien mit dem englischen Verfassungsgedanken einer höchsten Gewalt in Gestalt des „King-inParliament“ zu erklären ist. Insofern bedeuten die Theorieangebote eines konsensabhängigen, korporativen Souveräns bzw. einer „doppelten Souveränität“ die Möglichkeit, den vom Standpunkt des englischen legalistischen Verfassungsverständnisses fremden, gleichsam monolithischen Souveränitätsbegriff Bodins ,aufzubrechen und die Entwicklung eines durch Assoziation mit dem französischen Absolutismus diskreditierten Souveränitätskonzeptes mit der englischen Rechtstradition auszusöhnen. Ein solcher Ausgleich war für die Entfaltung einer selbstständigen Staatrechtslehre eine unabdingbare Voraussetzung, da, wie erwähnt, die Souveränitätsdoktrin zunächst als Vehikel der Begründung absolutistischer Herrschaft wahrgenommen wurde und in einem unüberwindlich scheinenden Gegensatz zur Staatslehre des Common Law stand. So formulierte Sir Edward Coke 1628 warnend in der Debatte über die Petition of Right: „Magna Charta is such a fellow, that he will have no ,Sovereign.“67

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Charles McCoy, The Centrality of Covenant in the Political Theory of Johannes Althusius, in: Dahm/Krawietz/Wyduckel (Hg.), Politische Theorie, S. 187 – 199, hier S. 189, Salmon, French Religious Wars, S. 87 – 88. 66 Dagegen existiert eine relativ neue eingehende Untersuchung der Rezeption europäischer Absolutismus-Konzepte, vor allem der Schriften von Henning Arnisaeus, im England des frühen siebzehnten Jahrhundert, s. Johann Sommerville, English and European Political Ideas in the Early Seventeenth Century: Revisionism and the Case of Absolutism, Journal of British Studies 35, No. 2 (1996), S. 168 – 194. Ebenso sei noch einmal auf die bereits zuvor zitierte vergleichende Fallstudie von Robert von Friedeburg zu Sir John Eliot und James Steuart hingewiesen, s. Robert von Friedeburg, ,Self-defence and Sovereignty: The Reception and Application of German Political Thought in England and Scotland, 1628 – 69, History of Political Thought, vol. 23, No. 2 (2002), S. 238 – 265. Eine im Sinne der o.g. Aussagen der Verf.in kritische Würdigung des Forschungsstandes zur anglo-schottischen Rezeption der Herborner Schriften findet sich bei Menk, Die Hohe Schule Herborn, S. 322. 67 Cobett, Parliamentary History, vol. II, S. 357.

2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ Mit den Forderungen der „Grand Remonstrance“ und „Nineteen Propositions“ nach einer Partizipation an wesentlichen Regierungshandlungen hatte das Parlament den entscheidenden verfassungspolitischen Vorstoß in traditionell der königlichen Prärogative vorbehaltene Bereiche der Innen- und Außenpolitik vollzogen. Eine Annahme dieser Bedingungen zusammen mit der parlamentarischen Erklärung vom 26. Mai 1642, in der die Übernahme des militärischen Oberbefehls „for the peace and safety of the kingdom“68 gerechtfertigt worden war, wäre aus royalistischer Sicht einem ,Diktatfrieden69 gleichgekommen und hätte jedenfalls eine grundlegende Veränderung der Regierungsweise bedeutet70. Die von den königlichen Ratgebern verfaßte Antwort vom 18. Juni 1642 verfolgte daher den Zweck, einerseits die Einschränkungen der königlichen Entscheidungsfreiheit zurückzuweisen und darüber hinaus die politische Initiative zurückzugewinnen71. Vor diesem Hintergrund muß die in der „Answer“ präsentierte Verfassungsdeutung als Vermittlungsversuch verstanden werden. Zugleich wurde mit ihr der Anspruch einer authentischen Wiedergabe des traditionellen Verfassungsrahmens erhoben, mithin die Glaubwürdigkeit des Parlaments als Verteidiger der „Ancient Constitution“ bestritten. Sozusagen als vertrauensbildende Maßnahme erfolgte die Zusicherung einer Bestandsgarantie für das Lange Parlament gegen eine politisch motivierte Auflösung, ebenso die ausdrückliche Bestätigung des „Triennial Act“ zur dreijährlichen Einberufung eines Parlamentes72.

68 Zitat aus der Grand Remonstrance, s. Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 242 – 244. 69 Zitate aus Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 196. 70 John William Allen, English Political Thought, 1603 – 1644, London 2. Auflage 1967, S. 406. Seiner Ansicht nach waren die „19 Propositions“ „clearly intended to establish the practical sovereignty of the representative body“; das Parlament sei sich über die Unannehmbarkeit seiner Bedingungen im klaren gewesen, Zitate ib. S. 400. 71 Dies Problem verschärfte sich in den folgenden Monaten und offenbarte sich in der überraschenden Schwäche der königlichen Partei zu Beginn des Bürgerkrieges. Dieser Umstand stellte zunächst die Möglichkeit zur Kriegführung grundsätzlich in Frage: Den royalistischen Gestellungsbefehlen wurde von der Landbevölkerung weitestgehend nicht Folge geleistet, so daß sich Charles an die englischen, walisischen und irischen Katholiken wandte, aus denen sich der Hauptteil seiner Truppen rekrutierte. Neben dem anglikanischen royalistischen Adel stellten die Katholiken der Königreiche einen beträchtlichen Anteil des Offizierskorps, so waren von 500 im Bürgerkrieg gefallenen Offizieren 198 Katholiken. In der Zeit nach dem Friedensschluß mit den irischen Rebellen im September 1643 bis zum Juni 1644 schlossen sich zwischen 18.000 und 24.500 irische Katholiken der royalistischen Armee in England an, zu diesen Zahlen s. Joyce L. Malcolm, A King in Search of Soldiers. Charles I in 1642, in: Historical Journal 21 (1978), S. 251 – 273. 72 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 197.

58 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Kernstück der Argumentation, mit der das House of Lords auf den Bereich der Rechtsfindung auf der Grundlage der geltenden Gesetze73 begrenzt und von einer über das Steuerbewilligungs- und Anklageerhebungsrecht hinausgehenden Teilhabe an der Ausübung der Regierungsgewalt ausgeschlossen werden sollte74, war die Aussage, daß die englische Verfassung eine Mischung aus den drei Elementen der aristotelischen Regierungslehre75 vorschreibe, wobei die Commons den demokratischen und die Lords den aristokratischen Anteil bildeten, während der König das dominierende, für das System namensgebende monarchische Element verkörperte76. Ausdrücklich wird die Regierungsform als „regulated monarchy“ bezeichnet77, in der die Gesetzgebung gemeinsam vom König und den beiden Häusern des Parlamentes durchgeführt werde78. Die Frage einer Gesetzesbindung der königlichen Regierungsgewalt bleibt offen; lediglich von einer Pflicht zum Schutz des Gesetzes ist die Rede79. Für die weitere Entwicklung der englischen Verfassungstheorie ist der zugrundeliegende Ständebegriff bedeutsam: Waren bislang mit dem Begriff der „three estates“ die geistlichen und weltlichen Lords und die Commons gemeint, während die Stellung des Königs über diesen Ständen angesiedelt war80, so wurden in der „Answer“ König, Lords und Commons als die konstitutiven Stände der Mischverfassung bezeichnet81, eine Definition, die den Gedanken der wechselseitigen Machtbegrenzung und -kontrolle in Gestalt einer „even (…) balance between the three estates“ implizierte82. Die in der „Answer“ enthaltene Warnung an das House of Commons, daß eine Ausdehnung seiner Macht auf Kosten der beiden anderen Stände den Ansatzpunkt

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Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, Document 9, S. 22. Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, Document 9, S. 22. 75 Wilfried Nippel, Mischverfassungstheorie und Verfassungsrealität in Antike und früher Neuzeit, Stuttgart 1980, S. 52 – 62. 76 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 21. 77 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, Zitat S. 21. In der ersten Auflage von Rushworths „Historical Collections“ aus dem Jahre 1696 wird Charles I. Formulierung einer „regulated monarchy“ wiedergegeben, in der zweiten, gekürzten Auflage des Jahres 1708 wurde jedoch der mittlerweile akzeptierten Mixed-Monarchy-Doktrin durch eine nachträgliche Änderung des Wortlauts Rechnung getragen, so heißt die entsprechende Textstelle: „In the mixt Monarchy of this Kingdome the Laws are jointly made…“, Zitat bei Corinne Comstock Weston, The Theory of Mixed Monarchy under Charles I and after, English Historical Review 75 (1960), S. 426 – 443, hier S. 429, Anm. 4, Hervorhebung d. Verf.in. 78 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 21. 79 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 21. 80 Michael Mendle, Dangerous Positions. Mixed Government, the Estates of the Realm, and the Making of the Answer to the XIX Propositions, University of Alabama Press 1985, S. 21 – 22; Weston, English Constitutional Theory and the House of Lords, S. 27 f. 81 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 21. 82 Zitat bei Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 21. 74

2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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für radikale demokratische Herrschaftsansprüche des Volkes bilden könne83, erfüllte sich in der Tat mit der späteren Radikalisierung der parlamentarischen Position durch das Volkssouveränitätskonzept der Leveller-Bewegung in den Jahren 1646 – 49. Allerdings offenbarte sich in den folgenden Jahren die grundsätzliche Intransigenz Charles I.: So untergrub er durch Geheimverhandlungen mit den Schotten den Waffenstillstand und löste 1648 den zweiten Bürgerkrieg aus, der zu Charles Verhaftung und Hinrichtung führen sollte84. Noch in seiner Verteidigungsrede des Jahres 1648 hielt Charles seinen absolutistischen Herrschaftsanspruch aufrecht85, so daß die Verfassungsdefinition der Antwort vom 28. Juni 1642 wohl nicht als tatsächliche Darlegung des royalistischen Selbstverständnisses verstanden werden sollte. Ebensowenig dürfte es sich jedoch um einen unreflektierten „slip of the pen“ der königlichen Ratgeber gehandelt haben86. Eine Erklärung ist vielmehr in der Tatsache zu suchen, daß die Verfasser der „Answer“ noch 1641 an den Reformen des Langen Parlamentes und an den Prozessen gegen Strafford, Laud und gegen die königlichen Richter in den umstrittenen Rechtsfällen der 1620er und -30er Jahre, Lords Finch und Windebank, beteiligt gewesen waren87 und auch nach ihrem Wechsel in das royalistische Lager eine gemäßigte, vermittelnde Position einnahmen. Die Prinzipien der „Answer“ entsprachen ihrem konsensorientierten Verfassungsbegriff einer Herrschaft des „King-inParliament“88. Auf den Aspekt des taktischen Zugeständnisses wurde bereits hingewiesen; die politische Tragweite dieses Konzeptes wurde erst durch die Inanspruchnahme des ständischen Koordinationsprinzips für die Verteidigung des militärischen Widerstands des Parlaments nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges offenbar: So griff der presbyterianische Geistliche Charles Herle (1598 – 1659) das Mischverfassungsprinzip der „Answer“ auf und leitete hieraus ein parlamentarisches Widerstandsrecht im Zusammenhang mit seiner weitergehenden „Supply“-Theorie ab. In der 1642 pu83

Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 23. Hill, Century of Revolution, S. 96. 85 In dieser Rede antizipierte Charles die 1649 eintretende Verurteilung; s. „His Majesties Reasons against the pretended Jurisdiction of the High Court of Justice (…), January 22, 1648“, in: The Somers Collection of Tracts, hg. von Walter Scott, London 1811, Nachdruck New York 1965, vol. V, S. 212 – 214. 86 So die von der gegenwärtigen Verf.in nicht geteilte Deutung bei Corinne Comstock Weston/Janelle Renfrow, Subjects and Sovereigns. The Grand Controversy over Legal Sovereignty in Stuart England, Cambridge 1981, S. 46. Gegen eine solche Interpretation spricht auch die andernorts von Weston, English Constitutional Theory and the House of Lords, S. 27 ff., beschriebene Diskussion zwischen Falkland, Colepepper und Hyde über eine mögliche Beeinträchtigung der königlichen Prärogativrechte durch die Zugeständnisse der „Answer“, ebenso auch der Rückzug auf eine inhaltlich vage Verfassungsformel mit der königlichen Erklärung vom 12. August 1642, in der sich Charles zum „whole frame“ und zur „constitution of this kingdom so admirably founded and continued by the blessing of God and the wisdom of our ancestors“ bekannte, zitiert bei Weston/Renfrow, Subjects and Sovereigns, S. 46. 87 Roberts, Growth of Responsible Government, S. 101. 88 Wormald, Clarendon: Politics, History and Religion 1640 – 61, S. 227. 84

60 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

blizierten Antwort auf die Schrift „The resolving of conscience“ des royalistischen Autors Henry Ferne89 erklärte Herle unter Bezugnahme auf die Beteiligung an der Legislative und an bestimmten Funktionen der Judikative, die Charles I. den beiden Häusern eingeräumt hatte90, daß dem Parlament in seiner Funktion als oberster Gerichtshof zur Wahrung der Gesetze das Recht des Vorgehens gegen Rechtsbrecher zustehe, „if need be with arms, beyond any restraint of His Majestys either commands or engagement.“91 Die Einbeziehung des Königs in die Ständedefinition der königlichen Antwort92 legt Herle im Sinne einer Gleichwertigkeit der drei Elemente aus: Die Begriffe „co-ordinative“ und „co-ordination“ werden zu Schlüsselbegriffen seiner Deutung der englischen Regierungsform, die „not simply subordinative and absolute, but a co-ordinative and mixed monarchy“ sei: „This mixture or co-ordination is in the very supremacy of power itself, otherwise the monarchy were not mixed. All monarchies have a mixture or composition of subordinate and underofficers in them; but here the monarchy (or highest power) is itself compounded of three co-ordinate estates: a King, and two Houses of Parliament. Unto this mixed power no subordinate authority may, in any case, make resistance. The rule holds still: subordinata non pugnant (…). But in this our mixed highest power, there is not subordination but a coordination. And here the other rule holds as true: coordinata invicem supplent (…)“93. Regierungsziel sei die Bewahrung der „fundamental laws“ der englischen Monarchie94. Dieser Begriff, der erstmals gegen Ende des 16. Jahrhunderts im rechtshistorischen Sprachgebrauch auftauchte95, teilte mit seinen zeitgenössischen französischen und deutschen Gegenstücken die inhaltliche Unbestimmtheit einer „foundation-edifice metaphor“96. Sie wurde bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges durch

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Teilabdruck bei Sharp (Hg.), Political Ideas, Document 7.1, S. 89 – 94. Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, Document 9, S. 22. 91 Anonymous [Charles Herle], „A fuller answer to a treatise written by Doctor Ferne, entituled The resolving of consciences, done by another author“, London 1642, und Anonymous [Charles Herle], „An answer to Doctor Fernes reply, entituled Conscience satisfied, especially to as much of it as concerned that answer to his treatise which went under the name of the Fuller answer, by the same author“, London 1643; zitiert nach den Auszügen bei Sharp (Hg.), Political Ideas, Document 5.1.1 und 5.1.2., S. 61 – 62. 92 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 21. 93 Charles Herle, A fuller Answer (1642), und Charles Herle, An answer to Dr. Fernes reply (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Document 8. 5, S. 148 – 153, Zitat aus „A fuller answer“, ib. S. 148. 94 Charles Herle, „An answer to Dr. Fernes reply“ (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Document 8.5., S. 151. 95 In Francis Bacons „Maxims of the Law“ (1596) als Bezeichnung für die Gesetze Edwards I., s. Gough, Fundamental Law in English Constitutional History, S. 53 – 54. 96 Martyn P. Thompson, The History of Fundamental Law, American Historical Review 91 (1986), S. 1103 – 1128, hier S. 1104, 1111 – 1124; s. auch ib. S. 1104: „(…) such metaphors abound in sixteenth and seventeenth-century European political literature. Among the candi90

2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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eine Bezugnahme auf spezifische Besitz- und Freiheitsrechte des Common und Statute Law eingegrenzt97. In der Kontroversliteratur der Bürgerkriegsjahre wurde die vertragsrechtliche Implikation der Annahme einer Existenz fundamentaler Gesetze oder einer „fundamental constitution“ auf der Grundlage stillschweigender oder expliziter, fiktiv oder real-historisch gedachter „pacta fundamentalia“ entwickelt98. In der zweiten Hälfte der 1640er Jahre konkretisierten die Theoretiker der Leveller-Bewegung, Richard Overton und John Lilburne, den Begriff „fundamental law“ im Sinne einer naturrechtlichen Begründbarkeit individueller Freiheitsrechte99. Im Gesamtzusammenhang der skizzierten Entwicklung des „fundamental law“Konzeptes nimmt Herles Deutung eine Zwischenstellung ein: So hält er an dem Gedanken einer seit unvordenklicher Zeit bestehenden „Ancient Constitution“ fest, die jedoch als ursprüngliche vertragliche Fixierung der Regierungsform als Mischverfassung begriffen wird: „(…) if we would know what is meant by those fundamental laws of this kingdom, so much jeered at in (…) pamphlets: it is that original frame of this co-ordinate government of the three estates in parliament, consented to and contrived by the people in its first constitution, and since in every reign confirmed both by mutual oaths between the King and people and constant custom time out … of mind, which with us amounts to a law (…)“100. Ziel dieser Mischverfassung sei die Aufrechterhaltung gesetzlicher Herrschaft101. Die Regierungsgewalt ist normalerweise dem König anvertraut, „wherein if he fail and refuse either to follow the rule, law, or its end, safety, his co-ordinates in this mixture of the supreme power must, according to their trust, supply“102. Auf die Inanspruchnahme des Mischverfassungskonzeptes durch die parlamentarische Propaganda reagierte die royalistische Seite mit dem Rückzug auf die traditionelle Position der „Divine Right“-Lehre, d. h. des königlichen Gottesgnadentums103. dates („piety“, „justice“, „religion“, and „economic power“) that writers suggested were the foundations of their political arrangements, „law“ itself was prominent.“ 97 Martyn P. Thompson, The History of Fundamental Law, S. 1118 – 1119. 98 Martyn P. Thompson, The History of Fundamental Law, S. 105, 1120. 99 Martyn P. Thompson, The History of Fundamental Law, S. 1120; Richard Gleissner, The Levellers and Natural Law: The Putney Debates of 1647, Journal of British Studies 20 (1980), S. 74 – 89, auf S. 77 – 89. Zur Entwicklung der naturrechtlichen Gesellschaftslehre in England im 17. Jahrhundert s. Richard Tuck, Natural Rights Theories: their Origin and Development , Cambridge 1979, S. 82 – 139. 100 Zitat aus Charles Herle, An answer to Doctor Fernes reply (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Doc. 8.5., S. 151. 101 Charles Herle, An answer to Doctor Fernes reply (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Doc. 8. 5., S. 151. 102 Charles Herle, An answer to Doctor Fernes reply (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Doc. 8. 5., S. 151. 103 s. z. B. die Ausführungen von Sir John Spelman, „Certain considerations upon the duties both of prince and people“ (1642), zitiert in Auszügen in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Doc. 4. 2., S. 56 – 58, sowie das Pamphlet „The serpent-salve“ (1643) von John Bramhall (1594 – 1663), in Auszügen abgedruckt bei Sharp (Hg.), Political Ideas, Doc. 4. 1., S. 54 – 55.

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Gegen die calvinistische Duldung eines Widerstandsrechts der Zwischengewalten gegen frevlerische Tyrannis104 brachte sie das biblische Gebot der Unterwerfung unter die von Gott eingesetzte Obrigkeit in Anschlag105. Vor dem Hintergrund des militärischen und ideologischen Konfliktes bemühte sich der presbyterianische Geistliche und spätere Anhänger der Regierung Cromwells, Philip Hunton (1604 – 1682)106, in seinem 1643 publizierten „Treatise of Monarchy“ um eine theoretische Ausfüllung des Mixed-Monarchy-Begriffes, die als konsensfähige Interpretation der englischen Verfassung bzw. Regierungsform zum friedlichen Ausgleich des politischen Gegensatzes zwischen Parlamentariern und Royalisten beitragen sollte107. Die Reaktion auf Huntons Veröffentlichung ging allerdings nicht über eine Wiederholung der bereits vorgebrachten Argumente hinaus108. In der Folge wurde die Mixed-Monarchy-Doktrin mit Huntons Konzeptualisierung identifiziert109 : Nachdem im Prozeß gegen die neunundzwanzig Königsmörder am 9. Oktober 1660 das ständische Koordinationsprinzip als hochverräterisch bezeichnet worden war110, Bramhall war zunächst der geistliche Beistand Straffords und wurde 1643 zum Bischof von Derry ernannt; vgl. auch die Position des Kaplans Lauds, Peter Heylyn (1600 – 1662), „The rebells catechism“ (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Doc. 4. 3., S. 58 – 60. 104 Calvin, Commentarius in epistolam Pauli ad Romanos XIII, 1, Institutio Christianae religionis, IV, XX, 28, in: Joannis Calvini Opera Selecta, hg. von Peter Barth/Wilhelm Niesel, Bd. IV, 3. Auflage München 1968. 105 Röm. XIII, 1 – 7; so z. B. bei Bramhall, „Serpent-salve“, in: Sharp (Hg.), Political Ideas, S. 54 – 55, und Peter Heylyn, „The rebells catechism“, in: Sharp (Hg.), Political Ideas, S. 59. 106 Biographical Dictionary of British Radicals in the Seventeenth Century, hg. von Richard Greaves/Robert Zaller, Bd. 1, Brighton, Sussex 1983, S. 122 – 124. 107 So seine Aussage im Vorwort von „A Treatise of Monarchy“ (1643), das in den Wiederauflagen von 1680 und 1689 fehlt; abgedruckt bei Charles Howard McIlwain, A Forgotten Worthy. Philip Hunton, and the Sovereignty of King in Parliament, in: Charles H. McIlwain, Constitutionalism and the Changing World, Neuauflage Cambridge 1969, S. 196 – 230, hier S. 198 – 199. Im folgenden wird die ansonsten unveränderte Neuauflage des „Treatise“ von 1689 verwendet, abgedruckt in: The Harleian Miscellany, or, a Collection of scarce, curious, and entertaining pamphlets and tracts (…), vol. 9, London 1812, S. 321 – 371. 108 s. z. B. die Verteidigung der absoluten Königsgewalt bei Henry Ferne, „A reply unto several treatises“ (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Document 7. 3., S. 98 – 102, und die polemische Berufung auf das Gottesgnadentum bei John Maxwell, „Sacro-sancta regum majestas: or the sacred and royal prerogative“ (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Document 7. 4., S. 103 – 108. 109 So griff Sir Robert Filmer (gest. 1653), der radikalste Verfechter des „Divine Right“Absolutismus, auf der Grundlage einer von ihm formulierten patriarchalischen Gesellschaftslehre das Mischmonarchie-Konzept an, indem er Huntons „Treatise“ als Textgrundlage für seine Kritik wählte, s. Robert Filmer, „The Anarchy of a Limited or Mixed Monarchy“ (1648), in: Robert Filmer, Patriarcha and Other Political Works, hg. von Peter Laslett, Oxford 1949, S. 275 – 313. Der vollständige Titel des Neudrucks von 1679 trug den Zusatz „Oberservations upon Mr Huntons Treatise of Monarchy“, McIlwain, Forgotten Worthy, S. 197, Anm. 3. 110 Corinne Comstock Weston, Concepts of Estates in Stuart Political Thought, in: Representative Institutions in Theory and Practice. Studies Presented to the International Comission

2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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wurde später im Zusammenhang mit der erneuten Krise der Monarchie das darauf aufbauende Konzept eines korporativen Souveräns der Verfassungsdefinition Huntons 1683 von der Universität Oxford verurteilt und seine Schrift verbrannt111. Nachdem der Mischverfassungsgedanke 1688 im Kontext der ,Glorious Revolution zur offiziellen Verfassungsdoktrin erhoben worden war112, erfolgte 1689 ein Neudruck des „Treatise“ Huntons; 1710 wurde als symbolischer Akt der Wiederherstellung das erwähnte Oxforder Dekret auf Geheiß des House of Lords in Westminster verbrannt113. Trotz der von Hunton beanspruchten Vermittlerposition handelt es sich bei seiner Abhandlung keineswegs um die Stellungnahme eines neutralen Beobachters114 : Seine Ausführungen entwerfen vielmehr unter dem Anspruch, lediglich deskriptiv in Bezug auf die englische Verfassungsrealität vorzugehen, das Ideal einer ständischen oder Mischmonarchie auf der Basis korporativer Souveränität115. Huntons Schrift gliedert sich in zwei Teile, deren erster eine allgemeine theoretische Erörterung der Grundlagen und möglichen Begrenzungen monarchischer Herrschaft gibt116. Ausgangspunkt seiner Argumentation ist die Definition von Herrschaft als „Potestatis exercitium, the exercise of a moral power“117. Hierin sind bereits Annahmen enthalten, die für das Politikverständnis Huntons wesentlich sind: zunächst die Rückführung politischer Herrschaft auf eine außerpolitische Quelle, d. h. auf eine metaphysisch begründete, göttliche Weltordnung, die die Einsetzung einer Obrigkeit zur Regelung der menschlichen Gesellschaft gebietet118. Die Ausübung der Gewalt ist for the History of Representative and Parliamentary Institutions, XXXIX, Brüssel 1970, S. 85 – 130, hier S. 120 – 121. 111 McIlwain, A Forgotten Worthy: Philip Hunton, S. 212. 112 Stanley Pargellis, The Theory of Balanced Government, in: Conyers Read (Hg.), The Constitution Reconsidered, New York 1938, S. 37 – 49, hier S. 41 – 42. 113 DNB, vol. X, S. 312 – 313. 114 So Yung, Origins of Parliamentary Sovereignty, S. 330; s. dagegen aber John Sanderson, Philip Huntons ,Appeasement: Moderation and Extremism in the English Civil War, History of Political Thought 3 (1982), S. 447 – 461, der Ähnlichkeiten zu der Argumentationsstruktur der parlamentarischen Autoren Henry Parker, William Prynne und Charles Herle erkennt und von einem unbestreitbaren „basic commitment to the Parliamentarian cause“ spricht, Zitat ib., S. 447. Einen Beleg für diese Annahme liefert Huntons Verteidigung der Militia Ordinance und des parlamentarischen Widerstandes im „Treatise“, s. Philip Hunton, „ATreatise of Monarchy“ (1643), Nachdruck der Ausgabe von 1689, in: The Harleian Miscellany, or, a Collection of scarce, curious, and entertaining pamphlets and tracts (…), vol. 7, London 1811, S. 21 – 371, auf S. 363 – 364. 115 Dies wird insbesondere in Kapitel III, Abschnitt 4, am Beispiel seiner Interpretation der englischen Verfassungsgeschichte deutlich, s. Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 351 – 352. 116 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 321 – 341. 117 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 321. 118 Hunton verweist hierzu ebenso wie die royalistischen Autoren auf die Schöpfungsgeschichte, Gen. III, 16, und das Gebot der Unterwerfung unter die von Gott eingesetzte Obrigkeit, Röm. XIII, 1 – 7, s. „A Treatise of Monarchy“, Zitat S. 322.

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

jedoch an moralische Gebote geknüpft, die aus dieser Quelle ableitbar sind: Die metaphysische Ordnung bleibe, so Hunton, zugleich „root and measure“ der Herrschaft119. Die Ambivalenz eines so begründeten Herrschaftstitels hinsichtlich eines möglichen Widerstandsrechts ist deutlich: Eine moralische Gewalt kann nur insoweit binden, als sie durch Unterwerfung anerkannt wird. Dementsprechend verwirft Hunton den Gedanken, daß die militärische Herrschaft und Verfügungsgewalt eines Eroberers über das besiegte Volk einen rechtmäßigen Herrschaftstitel mit den daraus resultierenden Untertanenpflichten ergebe: Erst die allerdings unwiderrufliche „Einwilligung“ des Volkes in den Zustand der Unterworfenheit konstituiere rechtmäßige Herrschaft, „man being a voluntary agent, and subjection being a moral act“120. Aufgrund des göttlichen Gebotes müssen die Menschen eine obrigkeitliche Ordnung ihrer Gesellschaft akzeptieren121. Mit Ausnahme der alttestamentarischen Gemeinschaften, die auf direktes göttliches Geheiß eine Monarchie errichteten, hat Gott jedoch keine bindende Vorschrift bezüglich der Regierungsform erlassen, so daß die Menschen diese wählen können. Dies bedeutet einerseits, daß alle Regierungsformen gleichermaßen unmittelbar zu Gott sind122, andererseits kann aus dem Mangel eines göttlichen Gebotes gefolgert werden, daß die existierenden Regierungsformen einer untergeordneten Quelle entsprungen sind123, nämlich der menschlichen Erfindungskraft und Anlage („human designment“), und als „secondary causes“ für die moralische Autorität der jeweiligen obrigkeitlichen Gewalt bedeutungslos sind. Die Stoßrichtung gegen die von den Royalisten behauptete göttliche Autorität der Monarchie ist offensichtlich. Gleiches gilt für die Wahl des Herrschers: „a scriptum est cannot be alleged for the endowing this or that person or stock with sovereignty over a community“124. Vielmehr erhielten sie ihre Autorität durch „tacit and virtual, or else express and formal consent of that society of men they govern, either in their own persons, or the root of their succession“125. Zwar wird das Herrschaftsrecht „by the disposing hand of Gods providence“ übertragen126, das Medium dieser unwideruflichen „translatio“127 bestehe aber einzig128 in einem „publick fundamental oath, contract, and agreement of a state“129. 119

Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 322. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 334, und S. 336. Filmer bringt diese Ambivalenz des Huntonschen Herrschaftsbegriffes auf die Formel: „the power and consent of the people in government is the burden of the whole book“, s. Laslett (Hg.), Robert Filmer, Anarchy of a Limited or Mixed Monarchy, Zitat auf S. 285. 121 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 322. 122 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 322. 123 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 323. 124 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 323. 125 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“. S. 323. 126 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 323. 127 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 332, 355, 369. 128 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 329. 120

2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Hunton verwendet für diesen ursprünglichen Unterwerfungsvertrag synonym die Begriffe „irrevocable oath and bond of political contract“130, „original constitution“131, „contract fundamental“132, „original contract“ und „fundamental constitution“133, „original covenant“134, und schließlich „(national) contract of subjection“135, wobei der Bedeutungsschwerpunkt zwischen der Betonung des Übertragungsvorganges und der des Vertragsinhaltes als Verfassungsgrundlage schwankt. Die Realisierung der göttlichen Vorherbestimmung durch Zustimmung und Unterwerfungsvertrag ist der Ursprung aller Souveränität, „individuated and existent in this, or that person, or family; till this come and lift him up, he is a private man, not differing in state from the rest of his brethren; but then he becomes another man, his person is sacred by that sovereignty conveyed to it, which is Gods ordinance and image“136. Hunton leitet aus dieser Voraussetzung einer „sacred majesty“ die prinzipielle Ablehnung eines aktiven, gewaltsamen Widerstandsrechts gegen die Person des Souveräns ab, unabhängig davon, ob es sich bei der Regierungsform um eine absolute oder gesetzlich bzw. vertraglich regulierte Monarchie handele137: „If he be a monarch, he hath the apex, or culmen potestatis; and all his subjects, divisim and conjunctim, are below him; they have divested themselves of all superiority, and no power left for a positive opposition of the person of him, whom they have invested“138. Dies gilt selbst für den Fall, daß die Herrschaft des Königs zu einer „monstrous unnatural tyranny“, die offenbar die Vernichtung der Gemeinschaft anstrebe, degeneriere, oder für den Fall der Geisteskrankheit des Souveräns: in diesem Fall dürften die Untertanen lediglich gegen die ,Werkzeuge des Tyrannen passiven und notfalls auch aktiven Widerstand leisten. Die Rechtfertigung hierfür besteht darin, dass sich die Untertanen einem rationalen Willen unterworfen hätten. Die vom tyrannischen oder kranken Herrscher angedrohte Vernichtung der Staatsgemeinschaft sei aber ein „act of will most unreasonable and self-destructive, and so not the act of such a will, to which subjection was intended by any reasonable creatures“139.

129

Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 323, 335. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 328. 131 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 329, 330, 352. 132 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 330. 133 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 332, 334, 338. 134 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 327. 135 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 329, 334, 327. 136 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 329. 137 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 327, 331, 341; „wherever there is a sovereign politick power constituted, the person or persons, who are invested with it, are sacred, and out of the reach of positive resistance or violence (…).“ Zitat ib. S. 331. 138 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 332, s. auch S. 355: „Force ought not be used against the person of the sovereign, on any pretence whatever, by any or all his subjects, even in limited and mixed monarchies (…)“. 139 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 327. 130

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Das für die Tabuisierung der Person des Souveräns und für die Stabilisierung der souveränen Gewalt gegen ein individuelles Widerstandsrecht vorgebrachte Argument der unwiderruflichen „translatio“ kann jedoch nur bedingt überzeugen, da Hunton zugleich einräumt, daß das moralische Urteilsvermögen als Merkmal der vernunftbegabten Kreatur unveräußerlich sei und in begrenzten oder Mischmonarchien die letzte Appellationsinstanz bilde140. Berücksichtigt man die eingangs von Hunton gegebene Definition von Herrschaft als Ausübung einer moralischen Gewalt, so wird deutlich, daß der Vorbehalt einer individuellen „moral power“ ein fundamentales Widerstandsrecht begründen kann, bei dem sich der Anspruch des Herrschers und der gleichwertige Anspruch des Beherrschten in der außerpolitischen Sphäre einer metaphysisch begründeten moralischen Ordnung gegenüberstehen könnten141. Möglicherweise liegt dies theoretische Dilemma in der pragmatischen Zielsetzung der Ausführungen Huntons begründet: Faktisch gab es keine andere Appellationsinstanz als das Gewissen des Einzelnen, an daß sich Hunton wenden konnte. Andererseits mußte in der konkreten historischen Situation der militärischen Konfrontation jedes Zugeständnis eines aktiven Widerstandrechtes gegen die Person des Monarchen Huntons Arbeit als Vermittlungsversuch disqualifizieren. Auf diesen Zusammenhang weist auch seine ausführliche Widerlegung eines kurz zuvor publizierten Traktates des Presbyterianers Herbert Palmer (1601 – 47) mit dem Titel „Scripture and reason pleaded for defensive armes (…)“142 hin. Palmer hatte mit seiner Verteidigungsschrift für das Parlament implizit den Tyrannenmord gerechtfertigt143. Hunton gelangt zur Entwicklung seines Mischmonarchiebegriffes, indem er zunächst einfache und gemischte Regierungsformen definiert: „Simple, is when the government, absolute or limited, is so intrusted in the hands of one, that all the rest is by deputation from him, so that there is no authority in the whole body but his, or derived from him“144. Dieser eine Souverän kann in Gestalt einer einzigen Person regieren, dann handelt es sich um eine einfache Monarchie. Liegt die höchste Gewalt bei einer Versammlung des Adels oder des Volkes, so handelt es sich um eine einfache Aristokratie bzw. Demokratie145. An den Wortlaut der königlichen „Answer“ anknüpfend erklärt Hunton, daß man aus der Erfahrung der jeweiligen Schwächen der drei Formen zur Entwicklung von Mischverfassungen gelangt sei, wobei das dominante Element der Regierungsform den 140

Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 333, 341. Dieser Gedanke der individuellen Moral als letzte Appellationsinstanz ist das Hauptangriffsziel des Royalisten Robert Filmer bei seinem ,Nachweis, daß eine Mischmonarchie notwendig zur Anarchie führen müsse: „For all this, the conclusion is, every man must oppose or not oppose the monarch according to his own conscience. Thus at the last, every man is brought, by this doctrine (…) to be his own judge. And I also appeal to the consciences of all mankind whether the end of this be not utter confusion, and anarchy.“ s. Laslett (Hg.), Robert Filmer, Anarchy of a Limited or Mixed Monarchy, Zitat S. 297. 142 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 364 . 143 Herbert Palmer, „Scripture and reason pleaded for defensive armes“ (1643), in: Sharp (Hg.), Political Ideas, Document 5. 2. 1., S. 62 – 65. 144 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 338. 145 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 238. 141

2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Namen verleihe146. In einer Mischform, die den Titel einer „mixed monarchy“ trage, müsse die souveräne Gewalt gleichwohl bei allen drei Ständen ursprünglich und nicht voneinander abgeleitet sein147. Zweck der Mischung sei eine gegenseitige Begrenzung der Gewalten und ihr wechselseitiger Schutz „from exorbitance“148. Dennoch bestehe keine vollständige Gleichheit der drei Stände, da ansonsten der monarchische Titel der Regierungsform nicht begründbar sei149. Folgende Rechte seien ohne Schaden für den Mischverfassungscharakter der Regierungsform dem Monarchen vorzubehalten: Er ist Oberhaupt und „fountain“ der Exekutive, die beiden anderen Stände sind ihm sowohl einzeln als auch gemeinsam Untertan und schulden ihm bei legalen Befehlen Gehorsam150. Ihm ist das Recht der Einberufung gemeinsamer Versammlungen vorbehalten, ebenso die letzte Autorität der Inkraftsetzung neuer Gesetze151. Die Legislative als höchste Gewalt und eigentliches Kennzeichen der Souveränität liegt bei den drei Ständen gemeinsam und kann nur gemeinschaftlich wahrgenommen werden152. Insgesamt kann der Monarch nur im Rahmen der vom Unterwerfungsvertrag festgelegten Schranken regieren153. Gegen die „Supply“-Theorie Charles Herles wendet Hunton ein, daß legislative Maßnahmen konsensabhängig seien, nehme man dagegen an, daß keine solche „free negative voice“ der Stände existiere, mithin ein Stand notfalls für einen anderen rechtskräftig Ersatz leisten könne, so sei der substituierbare Stand eine zu vernachlässigende Größe:„but a looker on“ und „a bare cypher in government“154. Bei einer Verletzung der Gewalt der beiden anderen Stände durch den Monarchen sollten diese ihre Macht gebrauchen „to preserve the state from ruin“; das Ziel bleibe jedoch die baldige Wiederherstellung der Mischverfassung155. Die beiden anderen Stände besäßen die Aufgabe, kraft ihrer begrenzenden Gewalt ein Gegengewicht zu bilden. Anders als Privatpersonen besäßen sie nicht die Möglichkeit, bei Rechtsbrüchen des Monarchen auf ihr Einspruchsrecht zu verzichten, sondern es sei ihre Pflicht, die Auflösung des Regierungsrahmens zu verhindern, d. h. unrechtmäßige Handlungen des Königs offen darzulegen und gegebenenfalls in Form eines Appells an das moralische Urteil des Volkes bekannt zu machen156 : „For the intention of the frame, in such states,

146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156

Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 238. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 338 – 239. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 339. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 292. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 292. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 292. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 340. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 340. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 340. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 340. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 332 – 333, 341.

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

justifies the exercise of any power, conducing to the safety of the universality and government established“157. Die grundlegende Schwäche einer so definierten Mischverfassung besteht in der logischen Konsequenz aus der nur gemeinsam realisierbaren legislativen Souveränität. Da sie erst gemeinsam den korporativen Souverän herstellen, kann es keinen gesetzlichen Richter in einer fundamentalen Auseinandersetzung zwischen den Ständen geben, es bleibt der erwähnte Appell an das Gewissen des Einzelnen, der sein Handeln an dem Ziel einer Bewahrung bzw. Wiederherstellung des Regierungsrahmens ausrichten soll158. Als Beleg für seine Behauptung, daß die englische Monarchie eine Mischregierung im zuvor beschriebenen Sinne sei, weist Hunton im zweiten Teil seiner Arbeit auf die entsprechende Aussage in der „Answer“ des Königs hin159. Für den Nachweis einer gesetzlichen Beschränkung der königlichen Gewalt erwähnt Hunton die Rechtsvorschriften der Gesetze und „Statutes“, wie z. B. die Eigentums- und Freiheitsrechte der Magna Carta160. Weiterhin nennt er die Tatsache der Existenz eines teilweise vom König unabhängig entstandenen Rechts (Common und Statute Law), an das sich der König nach eigenem Bekenntnis in seiner Regierungsweise gebunden fühle161. In fünf Punkten sei die englische Monarchie zudem radikal begrenzt, nämlich erstens: „In the whole latitude of the nomothetical power“. So könnten die Könige kein Gesetz erlassen, das den Status eines Landesgesetzes besitze162. Zweitens seien sie an die zuvor gemeinsam von den drei Ständen erlassenen „fundamental common laws“ und „superstructive statute laws“ gebunden163. Weiterhin könnten sie ohne die „concurrent authority“ der beiden anderen Stände keine authentische Interpretation geltender, in ihrer Bedeutung umstrittener Gesetze vornehmen164. Viertens seien sie durch die Bedingung der Erbmonarchie in der freien Wahl ihres Nachfolgers und im Umfang ihrer Gewalt durch die einst festgesetzten Schranken ihres Herrschaftstitels, den sie als Nachfahren des ursprünglichen, vertragsschließenden Monarchen hielten, eingeschränkt165. Die fünfte Beschränkung bezieht sich auf die Erhebung von Steuern und Abgaben: Das Besitzrecht der Untertanen werde hier durch das Bewilligungsrecht der Stände 157

Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 341. Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 333, 341. 159 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 342. 160 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 343. 161 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 343. 162 Mit dieser Aussage hat Hunton den Rechtsbrauch, nicht aber eindeutig die Rechtsvorschrift auf seiner Seite, s. den bereits erwähnten ,Act of Proclamations von 1539, 31 Henry VIII, c. 8, der die königlichen Proklamationen hinsichtlich ihrer Rechtskraft mit dem Statute Law gleichsetzt, abgedruckt bei Elton, Tudor Constitution, S. 27 – 33. 163 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 347. 164 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 347. 165 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 347. 158

2. Die Debatte über das Konzept der „Mixed Monarchy“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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geschützt166. Hunton fügt später die Forderung nach zwei weiteren Beschränkungen der königlichen Gewalt durch ein Mitspracherecht der Stände hinzu: erstens in allen Fragen, die „the publick safety and weal“ beträfen167, und zweitens in allen innen- und außenpolitischen Entscheidungen, die eine finanzielle Belastung der Untertanen nach sich zögen, mit der Begründung, daß Maßnahmen, die alle angingen, von einer entsprechenden Autorität getragen werden müßten168. Hunton beruft sich hiermit auf das ursprünglich römisch-rechtliche und im frühneuzeitlichen Kontext ,klassische ständische Argument zur Begründung ihres Mitentscheidungsrechtes „quod omnes tangit ab omnibus approbari debet“169. Für den Beweis des Mischmonarchiecharakters der englischen Regierungsform bezieht sich Hunton einerseits auf den Ständebegriff der „Answer“, andererseits auf die gemeinschaftliche Wahrnehmung der Legislative durch die drei Stände, die das monarchische Element mit dem aristokratischen (im House of Lords) und demokratischen (House of Commons) verbinde170. Huntons Mischmonarchie-Konzeption griff die Ständedefinition der königlichen „Answer“ auf und verknüpfte sie mit dem Gedanken korporativer Souveränität. Mit dieser Adaption des Bodinschen Souveränitätsbegriffes gab Hunton der künftigen Politiktheorie ein entwicklungsfähiges theoretisches Werkzeug zur Beschreibung und Analyse der englischen Verfassungsrealität an die Hand. Wie bereits erwähnt, so kehrte man in der „Glorious Revolution“ zu diesem Ansatz für eine Verfassungsinterpretation zurück171. 166 Auch dies ist vor dem Hintergrund der beschriebenden Finanzpolitik der frühen Stuart Könige und der damit verbundenen Eingriffe in das Eigentumsrecht eher die Beschreibung des angestrebten als des tatsächlichen Zustandes. 167 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 353. 168 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 354. 169 Zum Ursprung dieses Prinzips s. Gaines Post, A Romano-Canonical Maxim, Quod Omnes Tangit, in Bracton and in Early Parliaments, in: Gaines Post, Studies in medieval legal thought. Public law and the state, 1100 – 1322, Princeton, New Jersey 1964, S. 163 – 182. 170 Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 348 – 349. 171 McIlwain, Philip Hunton: A Forgotten Worthy, S. 215 – 216, weist auf die inhaltliche Parallelität des Mischverfassungskonzeptes zu Arnisaeus „Doctrina Politica“ hin, ebenso auch Robert Zaller, Biographical Dictionary of British Radicals, S. 123. Noch deutlicher wird die Ähnlichkeit der Gedankenführung bei einem Vergleich mit Arnisaeus, „De Republica“, Caput IV: „De mixta republica“, zitiert nach der Ausgabe: Henningi Arnisaei De Republica. Seu reflectionis politicae libri 2 quorum 1. agit de civitate et familiis. 2. de rerumpubl. natura et differentiis, Frankfurt 1615, S. 859 – 885. Arnisaeus erklärt in diesem Kapitel, S. 879, daß in einer Mischverfassung die „Majestas“ unversehrt erhalten bleibe und gemeinsam von der korporativen Staatsgewalt wahrgenommen werde. Er führt diesen Gedanken ausdrücklich gegen Bodins Verwerfung der Mischverfassung aus, indem er zwischen der unteilbaren Majestät, die dem „corpus“ innewohne, und den einzelnen „Jura Majestatis“ unterscheidet, ib. S. 880 – 882, die von zwei oder drei gesonderten Ständen wahrgenommen werden könnten, ib. S. 879 – 880. Auch der „translatio“-Gedanke, an den die weitestgehende Beschränkung des Widerstandsrechts und eine prinzipielle Tabuisierung des Monarchen geknüpft sind, findet sich bei beiden Autoren, s. Horst Dreitzel, Protestantischer Aristotelismus, S. 232 – 235, und die einschlägigen Ausführungen bei Philip Hunton, „A Treatise of Monarchy“, S. 331 – 332. Wesentlich für Huntons Konzept ist jedoch der Vorbehalt individueller moralischer Urteilskraft, die

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Für die unmittelbar folgende politische Theorieentwicklung in der englischen Revolution zeichnete sich allerdings die Dominanz der etwa gleichzeitig durch einen radikaleren Verteidiger des Parlamentes, Henry Parker, ausformulierte Konkurrenzdoktrin parlamentarischer Souveränität ab.

3. Der parlamentarische Absolutismus Henry Parkers Ähnlich wie Philip Hunton ging der produktivste unter den parlamentarischen Pamphletisten, der Parlamentarier und praktizierende Anwalt (barrister; Prokurator) Henry Parker (1604 – 52)172, für die Entwicklung seiner Souveränitätslehre sowohl von den ausdrücklichen als auch von den impliziten Aussagen der königlichen Erklärungen aus, um seiner Argumentation größere Überzeugungskraft zu verleihen oder, wie ein moderner Autor treffend formulierte, „to make his bombs from kitchen chemicals“173. Parker war 1640 mit seiner im Auftrag des parlamentarischen Oppositionellen Lord Saye and Sele174 verfaßten Widerlegung des Urteils der königlichen Richter im sogenannten „Hampdens Case“ oder auch „Ship Money Case“ (1637 – 38) erstmalig publizistisch in Erscheinung getreten175. Bereits in dieser ersten Schrift hatte Parker dem Parlament eine besondere Rolle als „grand Councell and Treshault Court“ bei der Diskussion der wichtigsten Staatsangelegenheiten und höchsten richterlichen Entscheidungen zugeschrieben176. Der „common Court doctrine (…) that

die letzte Instanz für die Entscheidung in der Widerstandsfrage bildet. Aufgrund der bislang von der Forschung gesicherten dürftigen Informationen über Leben und Werk Huntons ist es nicht möglich, die Frage eines etwaigen Rezeptionszusammenhanges im Rahmen dieser Arbeit eindeutig zu klären. 172 Parker verfaßte in den Jahren 1640 – 51 zwanzig Pamphlete, davon allein zwölf in den ersten Monaten des Bürgerkrieges, zur Rechtfertigung der parlamentarischen Position und zur Darlegung seiner erastianischen Anschauungen. Für eine ausführliche Darstellung seiner Biographie und schriftstellerischen Tätigkeit s. Wilbur Kitchener Jordan, Men of Substance, Chicago 1942, S. 37, 74 – 5, 141 – 176, sowie die neueren detaillierten Studien des ParkerSpezialisten Michael Mendle, Henry Parker and the English Civil War, Cambridge 1995, und Michael Mendle, Henry Parker: The Publics Privado, in: Gordon Schochet (Hg.), Religion, Resistance, and Civil War, Proceedings of the Folger Institute Center for the History of British Political Thought, vol. 3, Washington 1990, S. 151 – 177. 173 Michael Mendle, The Ship Money Case, The Case of Shipmony, and the Development of Henry Parkers Parliamentary Absolutism, Historical Journal 32 (1989), S. 513 – 536, Zitat S. 520. 174 Saye and Sele war mit Parker verwandt und war der Hauptakteur auf der Seite des Parlamentes in Hampdens Case, s. Mendle, The Ship Money Case, S. 520. 175 Jordan, Men of Substance, S. 11. 176 Henry Parker, „The Case of Shipmony briefly discoursed according to the Grounds of Law, Policy and Conscience. And Most Humbly Presented To The Censure and Correction of the High Court of Parliament“, November 3 1640, Faksimiledruck Amsterdam, Norwood, New Jersey 1976, S. 2.

3. Der parlamentarische Absolutismus Henry Parkers 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Kings are boundlesse in authority“177 setzt Parker das Argument entgegen, „that the liberty of the subject is a thing which makes a King great; and that the Kings prerogative hath onely for its ends to maintaine the peoples liberty. Wherefore it is manifest, that in nature there is more favour due to the liberty of the subject, then to the Prerogative of the King, since the one is ordained onely for the preservation of the other (…)“178. Zudem sei der König an die „Nationall laws“ gebunden, die gemeinsam von Volk und König erlassen wurden179. Das höchste Gesetz, an dem sich alle Regierungshandlungen orientieren müßten, sei das Volkswohl, dessen Wahrung allein die Übertretung des positiven Rechts rechtfertigen könne180. Obgleich Parker den Gleichgewichts- und Konsenscharakter der „sweetly-moderate Soveraignty“181 und „true fundamentall constitutions of England“182 als Kennzeichen des Machtverhältnisses zwischen Herrscher und Beherrschten betont, wird sein tiefes und grundsätzliches Mißtrauen gegen das monarchische Regiment erkennbar183 : So sei es allgemein bekannt, daß die Monarchie die schlechteste Regierungsform sei, „when the Scepter is weilded by an unjust or unskillfull Prince, though it bee the best, when such Princes as are not seduceable (a thing most rare) reigne (…)“184. Das Fehlen einer ständischen Verfassung mit der daran anknüpfenden Möglichkeit des Untertans, über Gerichtshöfe an das Gesetz zu appellieren, erkläre „why the Mahometan slaves are more miserably treated, then the Germans, or why the French Pesants are so beggarly, wretched, and beastially used more then the Hollanders (…)“185. Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung wird die hinsichtlich des zuvor geäußerten Gleichgewichtsgedankens widersprüchliche Behauptung einer unangreifbaren Machtstellung des Parlamentes verständlich: „vox populi was ever reverenced as vox Dei, and Parliaments are infallible, and their acts indisputable to all but Parliaments“186. Eine Fortführung dieser Gedanken zum Konzept parlamentarischer Souveränität erfolgte in den am 2. Juli 1642 veröffentlichten „Observations upon some of His Majesties late Answers and Expresses“187. Parker bezog sich mit dieser Schrift in erster 177

Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 34. Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 5. 179 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 5. 180 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 7. 181 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 38. 182 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 7. Der Plural unterstreicht die inhaltliche Unschärfe dieser ,Basis-Metapher. 183 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 21 – 27. Gegen die Betrauung eines Herrschers mit weitreichender Gewalt wendet Parker ein: „though vast power be not abused, yet it is a great mischiefe that it may, and therfore vast power it selfe is justly odious (…)“, ib. S. 24 – 25. 184 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 22. 185 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 23. 186 Henry Parker, „The Case of Shipmony“, S. 35. 187 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers and Expresses“, July 2 1642, Faksimiledruck hg. von William Haller, Tracts on Liberty in the Puritan Revolu178

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

Linie auf die zuvor bereits erörterte königliche „Answer“188, zugleich jedoch auf die Hochverratsanklage des Königs gegen den vom Parlament ernannten Gouverneur von Hull, Sir John Hotham, der Charles I. im April und Juli des selben Jahres den Zutritt zur Stadt ebenso wie die Übergabe des dortigen Waffendepots verweigert hatte189. Im Gegensatz zu Huntons Vermittlungsversuch zu Beginn des Bürgerkrieges forciert Parkers kurz vor Kriegsausbruch erschienene Schrift den Konflikt, indem sie ihn als „contestation betweene Regall and Parliamentary power“ identifiziert und damit die politische Machtfrage stellt190. Darüber hinaus rechtfertigt Parker die parlamentarischen Maßnahmen, vor allem die Militia Ordinance und die Verweigerung der Waffenübergabe, als Staatsnotwehr gegen die höchstwahrscheinlich bevorstehende militärische Aggression der königlichen Seite191. Für die Beantwortung der Frage, wem in dieser Krisensituation die letztinstanzliche politische Entscheidungsgewalt zustehe, wendet sich Parker zunächst den Problemen des Ursprungs, der Beschaffenheit und des Zieles der Herrschaftsgewalt allgemein zu. Wie Hunton so verwirft auch Parker den Gedanken des königlichen Gottesgnadentums und einer hieraus abgeleiteten Überlegenheit der monarchischen Regierungsform: die königliche Autorität sei ebenso wie das Gesetz, das die Herrschaftsausübung reguliere, das Ergebnis von „Pactions and agreements of such and such politique corporations“192. Der Begriff „politique corporations“ impliziert die Existenz einer gesellschaftlichen Organisationsform und politischen Struktur, die dem Herrschaftsvertrag vorangeht. Parker führt diesen Terminus nicht aus, seine Funktion für die folgende Souveränitätslehre bleibt unklar, da in den weiteren Ausführungen lediglich auf die drei Elemente Volk (als ursprünglicher Inhaber der Souveränität), Repräsentation des Volkes (Parlament) und Monarch (als höchste ausführende Gewalt) Bezug genommen wird193. Möglicherweise handelt es sich um ein im gedanklichen Kontext gewissermaßen importiertes Lehnwort aus der Terminologie des Rechtsgelehrten der calvinistischen Hohen Schule Herborn Johannes Althusius (1563 – 1638), mit dessen „Politica“ Parker, mit größter Wahrscheinlichkeit vertraut war194. Sein Begriff gibt den Gedanken tion, vol. II, 2. Auflage New York 1962, S. 167 – 213. Das Pamphlet erschien anyonym und ohne Angaben zum Erscheinungsort und Datum im Jahr 1642. Hallers Faksimiledruck verwendet die zweite, nur hinsichtlich der Errata der ersten Auflage verbesserten Ausgabe aus dem selben Jahr (1642). Zu Parkers „Observations“ s. auch die Ausführungen bei Richard Tuck, Natural Rights Theories, S. 146, Anm. 8, sowie Mendle, Henry Parker and the English Civil War, insbesondere S. 70 – 89. Mendle hebt Parkers Antiklerikalismus als gedankliche Quelle und Movens hervor. 188 Weston, The Theory of Mixed Monarchy, S. 435. 189 Ashton, The English Civil War, S. 188 – 9; Aylmer, Rebellion or Revolution? S. 214. 190 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 1. 191 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 4, 17, 21, 33, 35, 43. 192 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 1. 193 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 1, 4, 11, 13, 15. 194 So Jordan, Men of Substance, S. 155, Anm. 38. Dieser Hinweis auf eine Rezeption Althusius wurde von der neueren Forschung zu Parkers kontinentalen Quellen überraschen-

3. Der parlamentarische Absolutismus Henry Parkers 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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eines politischen Zusammenschlusses der „consociato“ Althusius, die den Grundbaustein seiner föderalistischen Gesellschaftslehre bildet, getreu wieder195. Einen deutlichen Hinweis auf Parkers Rezeption der „Politica“ geben die im folgenden darzulegenden Gedanken der treuhänderischen Gewaltausübung des höchsten Magistrates196 und der daraus resultierenden Überordnung der ursprünglichen Gewalt des Volkes197, die als „reale Majestät“ auch nach dem Vertrage bei der Gemeinschaft des Staates bleibe198. Parker beginnt seine Argumentation mit einer allgemeinen Definition des Ursprungs politischer Gewalt: „Power is originally inherent in the people, and it is nothing else but that might and vigour which such or such society of men containes in it selfe, and when by such or such a Law of common consent and agreement it is derived into such and such hands, God confirmes that Law: and so man is the free and voluntary Author, the Law is the Instrument, and God is the establisher of both“199. Die vertraglich begründete politische Autorität ist daher „but secondary and derivative“, so derweise nicht weiterverfolgt. Dagegen konstatiert z. B. der Parker-Experte Michael Mendle im Zusammenhang mit der Analyse der Streitschrift „Jus Populi“ (London, 1644) in einem Nebensatz, daß Parker hier sowohl auf Arnisaeus als auch auf Grotius zur Rechtfertigung eines Widerstandsrechts in extremis rekurriere, s. Mendle, Henry Parker and the English Civil War, S. 132. Zugleich erwähnt Mendle, daß Parker als Sekretär der Merchant Adventurers in Hamburg tätig war, in den 1640er Jahren mit den Generalstaaten korrespondierte, und in verschiedenen Eigenschaften mit „Anglo-Dutch affairs“ befaßt gewesen sei, Mendle, Henry Parker and the English Civil War, S. 16. Es hätte angesichts dieser Kontakte nahegelegen, nach weiteren deutschen und niederländischen Quellen aus dem Umfeld Parkers zu forschen. 195 Zu den zitierten Konzepten Althusius s. Hügelin, Sozietaler Föderalismus, S. 133 – 188 196 Johannes Althusius, „Politica Methodice digesta atque exemplis sacra et civilis et profanis illustrata“, 3. Auflage Herborn 1614, Nachdruck Aalen 1961, cap. XIX, 6, 24, sowie XXV, 1, 3, über den Herrschaftsvertrag als ,Mandatsvertrag. Zu Parkers Aussagen über den treuhänderischen Charakter der königlichen Gewalt s. Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 4, 5, 7, 8, 13, 17, 20. 197 s. die zuletzt zitierten Stellen bei Althusius und bei Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, insbesondere S. 2, sowie auch Johannes Althusius, „Politica“, cap. XIX, 10 – 13. Absatz 13 lautet: „Populus suo principe est prior & dignior“, s. auch ib. 17, 21, 24. Weitere Indizien für eine Rezeption der „Politica“ sind Parkers Paraphrasierung des cap. XIX der „Politica“ („De regni, sive universalis imperii, comissione“) im Zusammenhang mit der vergleichenden Untersuchung des Ursprungs, der Beschaffenheit und des Zieles königlicher und parlamentarischer Gewalt, vgl. Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 1 – 5, 5 – 6. Ein weiterer rezeptionsgeschichtlich relevanter Hinweis ist die Übernahme der von Althusius formulierten Kritik an der geläufigen Metapher des politischen Körpers, dessen Haupt existenznotwendig der Monarch sei: Aufgrund der ursprünglichen, übergeordneten Gewalt des Staatskörpers könne dieser sehr wohl ohne das königliche Regierungsoberhaupt leben, das politische ,Haupt dagegen keineswegs ohne den Volkskörper, vgl. Johannes Althusius, „Politica“, cap. XIX, 16, und die entsprechende Formulierung bei Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 19. 198 Johannes Althusius, „Politica“, cap. XIX, 12, 13, s. auch Hoke, Althusius und die Souveränitätslehre, S. 244 – 247; Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 8, 15. 199 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 1.

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

daß der König zwar „singulis Major“, jedoch „universis minor“ sei200. Zweck dieser Konstituierung von Regierungsgewalt ist die Bewahrung und Förderung der staatlichen Gemeinschaft, der militärische Schutz und die allgemeine Fürsorge für die „Politicall happinesse“ des Volkes201. Die Grenzen der königlichen Macht werden im Herrschaftsvertrag festgelegt. Die Auflösung des Vertrages kann nur „by the same power by which it had its constitution“, i. e. durch das Volk, vorgenommen werden. Konsequenterweise wird die Regierungsgewalt vom König lediglich treuhänderisch und in den Schranken der Gesetze ausgeübt202. Auf der Grundlage der „salus populi“Argumentation gibt Parker eine quasi-naturrechtliche Begründung für ein individuelles Widerstandrecht: „The Charter of Nature“ entlasse jeden Soldaten „ipso facto“ aus der Gehorsamspflicht, wenn der ernannte Generalissimus die Waffen gegen ihn richte203. Wie schon zuvor im „Shipmony“-Pamphlet charakterisiert Parker das Volkswohl als oberstes Gesetz und Richtschnur regierungspolitischen Handelns204. Die Könige werden damit zu „servants to the publicke“ und Sachwaltern des „publike weale“205. In diese dualistische Struktur fügt Parker die Zwischeninstanz des Parlamentes ein206. Den historischen Ursprung des Parlamentes sieht Parker in der Korruption der ehemals absoluten Gewalt der Fürsten, die dem Volk die Notwendigkeit der Ernennung von „Ephori, Tribuni, Curatores & c.“ verdeutlicht habe, „to poyze against the scale of Soveraignty“207. Innerhalb des englischen Regierungssystems tun sie dies in ihrer Eigenschaft als oberster Gerichtshof, der allein und gegebenenfalls auch gegen den Willen des Königs eine rechtskräftige Auslegung der geltenden Gesetze geben kann208. Zweitens und zugleich hiermit verbunden sind sie – ganz im Gegensatz zu den eigennützigen und nicht durch das Volk autorisierten privaten Räten – die wichtigsten Ratgeber des Königs209, „for we have ever found enmity and antipathy betwixt the Court and the countrey, but never any till now betwixt the Representatives, and the Body, of the Kingdome represented.“210 Parker greift den Mischverfassungs200 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 2. Für den Ursprung dieser Maxime in der französischen monarchomachischen Theorie s. Pkt. II. 1. dieser Untersuchung. 201 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 3. 202 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 4. 203 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 4. 204 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 3. 205 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 4. 206 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 5 – 6. 207 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 5. 208 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 9 – 10, 43 – 44. 209 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 11 f. 210 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 11. Für eine sozialgeschichtliche Analyse dieser geläufigen Gegenüberstellung s. Perez Zagorin, The Court and the Country: the beginning of the English Revolution, New York 1970, sowie Perez

3. Der parlamentarische Absolutismus Henry Parkers 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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gedanken der „Answer“ auf, verengt ihn jedoch, indem er im Parlament die Balance aller Interessen hergestellt sieht: „The composition of Parliaments (…) takes away all jealousies, for it is so equally, and geometrically proportionable, and all the States doe so orderly contribute their due parts therein, that no one can be of any extreame predominance“211. Die „Balance“ wird also nicht in erster Linie durch die Kooperation der drei Stände hergestellt, sondern durch die Fähigkeit des Parlamentes, zwischen den tendenziell widerstrebenden Interessen des Monarchen und der Masse des Volkes einen Ausgleich herzustellen, „declining Tyranny on the one side, and Ochlocracy on the other“212. Unter Berufung auf den Repräsentativcharakter des Parlamentes und das von Edward I. ausdrücklich bestätigte römisch-rechtliche Prinzip „quod omnes tangit ab omnibus approbari debet“213, dessen internationale Anerkennung Parker behauptet214, beansprucht der Autor ein Mitsprachrecht des Parlamentes in den wichtigsten Staatsangelegenheiten215. Zieht man die ebenfalls, auch aufgrund der königlichen „Answer“, als unangefochtene Tatsache bezeichnete gemeinsame Wahrnehmung der Legislative216 hinzu, so wird deutlich, daß dem Monarchen in der Theorie Parkers kaum mehr als eine Schatten-Prärogative unbestimmten Inhaltes zukommt. Von der Formulierung eines parlamentarischen Souveränitätsanspruches trennt Parker lediglich die so ausführlich begründete Volkssouveränität, die nach dem Vertrag in Gestalt der Staatssouveränität erhalten bleibt. Parker überwindet dieses Hindernis, indem er zunächst die Integrations- und Ausgleichfunktion des Parlamentes beschreibt und das Parlament als Repräsentativorgan aller Interessen der Nation definiert. Aufgrund dieses Repräsentativcharakters erklärt Parker das Parlament zum Staat selbst, in dem sich „the whole Kingdome“ in seiner „essence“ präsentiere217. Das Parlament ist nicht nur die „supreame judicature, as well in matters of State as matters of Law“, der „great Councell of the Kingdome, as well as of the King, to whom it belongeth by the consent of all nations to provide in all extraordinary cases, Ne quid detrimenti capiat Respub:“, sondern es ist „vertually the whole kingdome it selfe“218. Dem so überhöhten Staatsbegriff entsprechend beschreibt Parker dessen Autorität als ,heilig219. Der Inanspruchnahme einer willkürlichen Macht des Parlamentes steht

Zagorin, The Court and the Country: A note on political terminology in the earlier seventeenthcentury, English Historical Review vol. 77, no. 303 (1962), S. 306 – 311. 211 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 23. 212 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 23. 213 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 5. 214 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 6. 215 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 8 – 9. 216 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 16. 217 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 5. 218 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 28. 219 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 28.

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II. Die Entwicklung des Souveränitätskonzeptes

mithin kein rechtlich oder religiös begründbarer Widerstand mehr entgegen220. Parker vollzieht auf dieser Grundlage den letzten Schritt zur Behauptung parlamentarischer Souveränität, die in ihrer Unumschränktheit den royalistischen Herrschaftsansprüchen gleichkam und zutreffend als „bicameral parliamentary absolutism“ charakterisiert werden kann221: „That there is an Arbitrary power in every State somewhere tis true, tis necessary, and no inconvenience follows upon it; every man has an absolute power over himself; but because no man can hate himself, this power is not dangerous, nor need to be restrayned: So every State has an Arbitrary power over it self, and there is no danger in it for the same reason. If the State intrusts this to one man, or few, there may be danger in it; but the Parliament is neither one nor few, it is indeed the State it self (…)“222. Die zeitgenössische Reaktion auf Parkers Veröffentlichung war heftig223, und der gemäßigte Royalist Richard Baxter (1615 – 91) bezeichnete rückblickend die „Observations“ als einflußreichste Veröffentlichung auf parlamentarischer Seite224. Charles I. richtete seine Antwort auf Parkers Schrift direkt an die Adresse des Parlamentes225, das durch Parkers Ernennung zum Staatssekretär im Juni 1645 seinen propagandistischen Verdiensten Rechnung trug226. Die Überwindung des verfassungsrechtlichen Dilemmas der Lähmung eines gleichgewichtigen Mischregierungssystems im Konfliktfall ließ Parkers Deutung als geeignete Definition der parlamentarischen Position erscheinen. Parkers Ausschaltung der demokratischen Konsequenzen der Volkssouveränitätsdoktrin war jedoch wesentlich von der politischen Glaubwürdigkeit seiner Identifikation von Staat und Parlament, bzw. Interessen des Volkes und Interessen der Parlamentarier, abhängig. Mit der Aneignung des Volkssouveränitätgedankens durch die radikale Bewegung der „Levellers“ innerhalb des Cromwellschen Volksheeres trat vorübergehend eine politisch relevante Konkurrenz in Erscheinung, die den potentiell sozialrevolutionären Gehalt dieser Doktrin offenbarte.

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Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 31. Mendle, The Case of Ship Money, S. 514, s. auch Margaret Attwood Judson, Henry Parker and the Theory of Parliamentary Sovereignty, in: Carl Wittke (Hg.), Essays in History and Political Theory in Honor of Charles Howard McIlwain, 2. Auflage New York 1967, S. 163 – 165. 222 Henry Parker, „Observations upon some of his Majesties late Answers“, S. 34. 223 Der Katalog der Thomason Collection weist allein neun Pamphlete bis zum August 1643 nach, die von royalistischer Seite gegen Parker verfaßt wurden. 224 Zitiert bei Weston, The Theory of Mixed Monarchy, S. 435. Michael Mendle bezeichnet unter Berufung auf weitere Quellen die „Observations“ als wohl einflußreichste Streitschrift des Bürgerkrieges insgesamt, s. Mendle, Henry Parker and the English Civil War, S. 1. 225 „Answer“ vom 19. Juli 1642, s. Clarendon, History, vol. II, S. 235. 226 Jordan, Men of Substance, S. 33. 221

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III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position: Der Gedanke naturrechtlich begründeter Volkssouveränität in den Verfassungsentwürfen der Leveller-Bewegung 1646 – 49 Die Geschichte der Leveller-Bewegung ist zugleich die Geschichte der radikalen Revolution in England: Ihre militärische Niederschlagung im Jahr 1649 präjudizierte den restaurativen Ausgang des Versuches, die Verfassungskrise durch die Konstituierung einer parlamentarischen Repräsentativverfassung zu überwinden und ließe sich gleichsam als Thermidor der englischen Revolution charakterisieren1. Die federführenden Pamphletisten und Theoretiker der Leveller-Bewegung, die sich in den Jahren 1645 – 47 in London entwickelte2, John Lilburne (1616?-57)3, Richard Overton (1642 – 63)4 und William Walwyn (c. 1600?-1681?)5, hatten sich über die gemeinsame Agitation gegen das intolerante neue Kirchenregiment der Presbyterianer, zu dessen Einführung sich das Parlament im militärischen Bündnis mit den Schotten 1643 verpflichtet hatte6, und ihrer wachsenden konservativen Anhängerschaft im Parlament 1645/46 zusammengefunden7. 1647 entstand eine zivile Level1

So Aylmer (Hg.), The Interregnum. The Quest for Settlement, Introduction, S. 4. Joseph Frank, The Levellers, 2. Auflage, Cambridge, Massachusetts 1969, cap. IV, S. 44 – 107. 3 Henry Noel Brailsford, The Levellers and the English Revolution, Neuauflage hg. von Christopher Hill, Manchester 1976, S. 73 – 95, gibt eine kurze, werkorientierte Biographie Lilburnes, ebenso Frank, The Levellers, S. 11 – 28. Für eine eingehende Würdigung s. die Biographie von Pauline Gregg, Free-Born John, London 1961. 4 Biographische Angaben bei Brailsford, The Levellers, S. 49 – 58. 5 Für eine Darstellung der Schriften Walwyns, die sich fast ausschließlich mit der Verteidigung des religiösen Toleranzgedankens und der Reform des Klerus beschäftigten, s. Brailsford, The Levellers, S. 59 – 72. Ausnahmen bildeten die Verteidigungsschrift „A Manifestation“ der im Frühjahr 1649 inhaftierten Leveller-Führer, die von William Walwyn verfaßt wurde, s. Don Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes of the Puritan Revolution, London 1944, Nachdruck London 1967, S. 384 – 386. Zu Walwyns Ko-Autorschaft an der Abfassung des letzten „Agreements“ vom 1. Mai 1649 s. Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 400 – 410. 6 Claire Cross, The Church in England 1646 – 1660, in: Aylmer (Hg.), The Interregnum.The Quest for Settlement, S. 99 – 120, auf S. 100 – 101. 7 Lilburne und Walwyn waren sich erstmalig im Sommer 1645 bei einer der regelmäßig in der Londoner „Windmill Tavern“ stattfindenden politischen Diskussionen der Parlamentsanhänger und religiösen Dissenter begegnet. Die Zusammenarbeit mit Overton begann spätestens 1646, s. Frank, The Levellers, S. 55, 75. Lilburne und Overton wurden 1646 nach ihren Angriffen auf die presbyterianischen Parlamentarier inhaftiert, die Ordre hierzu erging vom House of Lords und veranlaßte Overton zur Abfassung des Pamphlets „An Arrow Against All Tyrants, 2

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III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position

ler-Partei mit dem Ziel, von London ausgehend in ganz England Unterschriften für eine nationale Petition zu sammeln, die in Gestalt des ersten populären Verfassungsentwurfs eines „Agreement of the people“ zustandekam8. Jeder Stadtbezirk Londons bildete eine Einheit, aus deren Leveller-Gruppe zwei Repräsentanten zu einem übergeordneten Gemeindegremium („Committee of the Parish“) entsandt wurden. Aus der City und ihren Vororten entlang der Themse wurden insgesamt zwölf Kommissare bzw. Beauftragte als Exekutivausschuß gewählt, der für die weitere Verbreitung der Petition durch Beauftragte außerhalb von London verantwortlich war. Er verwaltete zugleich die sogenannte ,Kriegskasse der Partei, aus der die Auslagen der Beauftragten und die Kosten für den Druck von ca. 30.000 Kopien des ersten „Agreement“ gezahlt wurden. Finanziert wurde diese Kasse durch freiwillige wöchentliche Mitgliedsbeiträge9. Über den Umfang und die soziale Zusammensetzung der Bewegung lassen sich nur einige eingrenzende Aussagen treffen: Entgegen der von parlamentarischer Seite vorgenommenen Gleichsetzung der Bewegung mit den Anti-Enclosure-Aufständen der verarmten Kleinbauern10, für die der Begriff „Levellers“ ursprünglich geprägt worden war11, blieb die Leveller-Bewegung eine städtische und präziser hauptstädtische Bewegung, die sich mit ihren wirtschaftspolitischen Forderungen der Befreiung des Handels und Gewerbes von den Monopolen der „Chartered Companies“ und den Privilegien der Londoner Zünfte12 an die „middle sort of people“13 wandte. Hierzu sind neben selbstständigen Produzenten auch die unterhalb der steuerzahlenshot from the Prison of Newgate into the Prerogative Bowels of the Arbitrary House of Lords (…)“. In dieser Schrift entwickelte Overton seine säkulare Naturrechtsdoktrin, s. die Ausführungen Overtons, abgedruckt in der Quellensammlung von Gerald Aylmer (Hg.), The Levellers in the English Revolution, London 1975, S. 68 – 70. 8 Theodor Calvin Pease, The Leveller Movement, (1916), Nachdruck Gloucester, Massachusetts 1965, S. 232 – 233. 9 Angaben zur Parteiorganisation bei Pease, Leveller Movement, S. 233 – 234, Brailsford, The Levellers, S. 309, 312 – 313, und Norah Carlin, Leveller Organization in London, Historical Journal 27 (1984), S. 955 – 960, hier S. 959. Carlin macht allerdings auf die schmale Quellenbasis für den Beleg der Organisation aufmerksam, ib. S. 955. 10 Brailsford, The Levellers, S. 309, 311. 11 Brailsford, The Levellers, S. 309 – 310. 12 Diese Forderung wird in der Petition vom 11. September 1648, Klauseln 11 und 21, und in einem Vorschlag für ein „Agreement“ vom 22. 12. 1648, Klausel IV, vorgebracht. Im letzten Entwurf vom 1. Mai 1649 finden sich drei Klauseln (XVIII-XX), die eine allgemeine Freiheit des Handelns für Privatpersonen mit beliebigen Handelspartnern Englands verlangen und die Abschaffung aller Zölle und Handelsabgaben sowie das Verbot der Konfiskation und Schuldnerhaft vorsehen, s. Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 407. Möglicherweise ist in dieser Begünstigung des Handels der Versuch zu sehen, durch einen Appell an die Interessen der Gegner der Merchant Adventurers in der Londoner Kaufmannschaft Unterstützung bei politisch einflußreicheren Kreisen zu finden und ihre Macht als Gegengewicht zur presbyterianischen Handelsoligarchie Londons einzusetzen, s. Valerie Pearl, Londons Counter-Revolution, in: Aylmer (Hg.), The Interregnum. The Quest for Settlement, S. 29 – 56, hier S. 33 – 56. 13 So lautete eine programmatische Äußerung John Lilburnes, zitiert bei Brailsford, The Levellers, S. 314.

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den Bürgerschaft bzw. an der Steuerschwelle der „forty shilling freeholdership“ lebenden Handwerker und Bauern zu rechnen14. Hinsichtlich ihres Zieles, eine Massenunterstützung für ihr Verfassungskonzept zu gewinnen, bildetet die summarische Behandlung der Probleme der verarmenden Kleinbauernschaft eine folgenreiche Schwäche des Parteiprogramms der Leveller15. Die Forderung einer umfassenden Agrarreform des Levellers Lieutenant-Colonel John Jubbes16 wurde nicht in die Verfassungsentwürfe aufgenommen. Allein mit der Forderung nach einer Abschaffung des Zehnten und der in einem Appendix zum „Agreement“ vom 15. Dezember 1648 hinzugefügten Aufforderung an das nächste Parlament, alle „base tenures“, d. h. alle noch bestehenden feudalen bäuerlichen Abgaben und Leistungen17, abzuschaffen18, trugen die Levellers dem Agrarproblem Rechnung. Lediglich in der Petition vom 11. September 1648 findet sich der Appell an das Parlament, gegen Einhegungen und die Aneignung von Allmenden vorzugehen, es sei denn, daß diese Veränderungen ganz oder hauptsächlich den Armen der Gemeinde zugute kämen19. Dieser scheinbar radikalen Forderung widerspricht jedoch eine in den „Agreements“ 1648/49 auftauchende Einschränkung, die den Schutz des Besitzes der mittleren Pächter und Kleinbauern über die Bedürfnisse der Armen stellt und damit der als Anhänger umworbenen „middle sort of people“ die Furcht vor einer radikalen Umwälzung der Besitzverhältnisse nehmen will20. So erklärt es sich, daß die Leveller-Bewegung nicht von der Existenz eines radikalen Protestpotentials profitierte, das in einer Reihe von ländlichen Aufständen gegen Einhegungen im Zeitraum 1640 – 60 sichtbar wurde21.

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Brailsford, The Levellers, S. 314. Perez Zagorin, A History of Political Thought in the English Revolution, 2. Auflage London 1965, S. 40. 16 Brailsford, The Levellers, S. 433 – 434. 17 Brailsford, The Levellers, S. 652. 18 Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 303. 19 „That you would have laid open all late Inclosures of Fens, and other Commons, or have enclosed them onely or chiefly to the benefit of the poor“, zitiert bei Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 288. 20 „That you would have bound your selves and all future Parliaments from abolishing propriety, levelling mens Estats, or making all things common“, zitiert bei Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 288; so auch im Entwurf vom 15. 12. 1648, S. 300 – 301, und in der Version vom 1. 5. 1649, s. S. 409. 21 Margaret James, Social Problems and Policy during the Puritan Revolution 1640 – 1660, London 1930, S. 90 – 106, John S. Morrill/J.D. Walter, Order and Disorder in the English Revolution, in: Anthony Fletcher/John Stevenson (Hg.), Order and Disorder in Early Modern England, Cambridge 1985, S. 137 – 165, S. 144, weisen darauf hin, daß die heftigsten agrarischen Konflikte mit den ,Flauten der Leveller-Agitation zusammenfielen. Zur Möglichkeit einer Zeitverzögerung zwischen der Rezeption politischer Ideen und ihrem konkreten praktischen Niederschlag in Form populärer Protesthandlungen und adaptierter programmatischer Forderungen, wie sie für andere populäre Aufstände der frühen Neuzeit z. B. während der Reformation, der italienischen und spanischen populären Revolten des 16. und 17. Jahrhunderts oder der französischen Revolution bekannt sind, äußern sich die Autoren allerdings nicht. 15

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III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position

Als 1649 eine radikale religiöse Gruppierung um den Schneidergesellen und späteren Quäker Gerrard Winstanley (1609 – 79), die sich als „Diggers“ oder „True Levellers“ bezeichnete22, den Gedanken des Gemeineigentums an Grund und Boden durch die Besetzung vormaligen Gemeindelandes umzusetzen versuchte, wies John Lilburne stellvertretend für die Leveller-Bewegung diesen Anspruch zurück23. Statt einer eindeutigen politischen Stellungnahme für einen bestimmten Ausschnitt der englischen Gesellschaft beanspruchten die Leveller die Wahrnehmung eines übergeordneten, allgemeineren Volksinteresses aller „Free-Borne People of England“24. Vor dem Hintergrund der wachsenden presbyterianischen Anhängerschaft im Parlament, die bis zu ihrer Vertreibung durch die Armee Cromwells am 6. Dezember 164825 an einem Ausgleich mit dem König festhielt26, erschien die offen independente Armeeführung unter Lord General Fairfax und Oliver Cromwell zunehmend als Hoffnungsträger für die Verwirklichung der Leveller-Ideale religiöser Toleranz27 und einer naturrechtlich begründeten Repräsentativverfassung28. Der Gedanke angeborener Freiheitsrechte, die das Individuum als ursprünglicher Inhaber einer „naturall, soveraign power“ besitze und auch nach dem freiwilligen, vertraglichen Zusammenschluß zu einer Gesellschaftsform und der daraus resultierenden Schaffung einer Regierungsgewalt „ad bene placitum“ unveräußerlich behalte, findet sich bereits in der 1646 von Richard Overton formulierten Zurückweisung 22

Lewis H. Berens, The Digger Movement in the Days of the Commonwealth, 2. Auflage London 1961, S. 90 – 205. Für Winstanleys Biographie s. Olivier Lutaud, Winstanley. Socialisme et Christianisme sous Cromwell, Paris 1976, S. 39 – 42, sowie Gerald Aylmer, The Religion of Gerrard Winstanley, in: J.F. McGregor/Barry Reay (Hg.), Radical Religion in the English Revolution, Oxford 1984, S. 91 – 119, hier S. 93 – 95. Zu Winstanleys religiösen und sozialen Anschauungen s. auch den Aufsatz von Donald R. Sutherland, The Religion of Gerrard Winstanley and Digger Communism, Essays in History 33 (1990 – 91), University of Virginia [http://etext.lib.virginia.edu/journals/EH]. Eine kritische Ausgabe der gesamten Schriften Gerrard Winstanleys wird derzeit von Ann Hughes, Thomas Corns, und David Loewenstein zur Publikation bei Oxford University Press vorbereitet. 23 Manning, The English People and the English Revolution, S. 315 – 316. 24 So in der „Remonstrance of Many Thousand Citizens“ vom 7. Juli 1646, verfaßt von Richard Overton, s. Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 113. 25 David Underdown, Prides Purge, 2. Auflage London 1985, S. 143 – 172; Mark Kishlansky, The Rise of the New Model Army, Cambridge 1979, S. 179 ff. Ein Augenzeugenbericht findet sich bei Cobbett, Parliamentary History, vol III, S. 1239. 26 Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1239. 27 Von dieser Toleranz sollten die ,Papisten allerdings grundsätzlich ausgeschlossen bleiben. Diese Einschränkung wurde bereits von der älteren deutschen Forschung zur Geschichte der Toleranz in England kommentiert, s. Michael Freund, Die Idee der Toleranz im England der großen Revolution, Halle an der Saale 1927, S. 270 – 271. Für eine umfassende Analyse des Spektrums der Positionen zur innerprotestantischen Toleranz s. Sebastian Barteleit, Toleranz und Irenik. Politisch-religiöse Grenzsetzungen im England der 1650er Jahre, Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Bd. 197, Mainz 2003. 28 s. hierzu Gleissner, The Levellers and Natural Law, S. 74 – 81, und Martin Gralher, Demokratie und Repräsentation in der englischen Revolution, Meisenheim am Glan 1973, S. 121.

III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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der Jurisdiktion des House of Lords über Commoners29. Eine Konkretisierung des Inhaltes dieses „Birthright and priviledge“ in Form daraus abzuleitender Grundrechte fehlte jedoch zunächst30. Ausdrücklich handelt es sich bei diesem Geburtsrecht nicht um einen angeborenen Anspruch auf eine gleichberechtigte Teilhabe an materiellen Gütern, wie ihn die „Diggers“ formulierten31, sondern um ein „Eigentumsrecht an der eigenen Person“, ein „selfe propriety“32, das nicht vertraglich kommunizierbar sei: „And from this fountain or root, all just humaine powers take their original; not immediately from God (as Kings usually plead their prerogative) but mediatly by the hand of nature, as from the represented to the representors; for originally, God hath implanted them in the creature, and from the creature those powers immediately proceed; and no further: and no more may be communicated then stands for the better being, weale, or safety thereof: and this is mans prerogative (…)“33. Overton begründet mit dieser Prämisse ein natürliches Widerstandsrecht des Volkes und wendet das vom Parlament vorgebrachte Argument der überrechtlichen Stellung des Volkswohls als Regierungsziel gegen die hieraus abgeleitete willkürliche Gewalt des Parlamentes: „for the edge of your own arguments against the king in this kind, may be turned upon your selves, for if for the safety of the people, he might in equity be opposed by you in his tyrannies oppressions & cruelties, even so may you by the same rule of right reason, be opposed by the people in generall, in the like cases of distruction and ruine upon them (…)“34. In der ebenfalls 1646 verfaßten „Remonstrance of Many Thousand Citizens“35 verlangte Overton im Namen des Volkes Rechenschaft von den Parlamentariern des House of Commons, „how they (…) have discharged their Duties to the Universallity of the people, their Soveraigne Lord, from whom their Power and Strength is derived, and by whom (ad bene placitum) it is continued“36. Das Volk habe die Abgeordneten mit der treuhänderischen Wahrnehmung seiner souveränen Gewalt zum Zweck der Beseitigung der königlichen Willkürherrschaft und jeglicher Zwangsgewalt in religiösen Fragen betraut37. Als „most grosse absurditie“ bezeichnet Overton den Gedanken eines legislativen Vetorechtes der Lords, 29

„An Arrow Against all Tyrants“, zitiert bei Wolfe (Hg), Leveller Manifestoes, S. 69. Diese Konkretisierung erfolgte in den Entwürfen für die „Agreements“ 1647 – 49 und umfaßte neben dem Recht politischer Partizipation durch ein stark erweitertes Wahlrecht das Recht der Gewissens- und Meinungsfreiheit, der freien wirtschaftlichen Betätigung, Gleichheit vor dem Gesetz und Schutz vor Gesetzesmißbrauch, vor allem vor willkürlicher Inhaftierung und vor Übergriffen in das Eigentumsrecht, s. Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 227 – 228; 300 – 303; 402 – 410. 31 Berens, The Digger Movement, S. 90 – 205. 32 „An Arrow Against all Tyrants“ in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 68 33 „An Arrow Against all Tyrants“, in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 69. 34 „An Arrow Against all Tyrants“, in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 70. 35 „Remonstrance“ in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 112 – 130. 36 „Remonstrance“ in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 112. 37 „Remonstrance“ in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 113, 116, 118 – 122. 30

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III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position

„knowing their assent to be meerly formall (as having no root in the choice of the People, from whom the Power that is just must be derived (…) What is this but to blinde our eyes, that Wee should not know where our Power is lodged, nor to whom to aply our selves for the use thereof (…)“38. Konsequenterweise verwirft er den Gedanken einer „Ancient Constitution“, die seit unvordenklicher Zeit die Wahrnehmung der Regierungsgewalt durch den „King-in-Parliament“ bestimmt habe, als Rechtskorruption im Gefolge der normannischen Eroberung39. Daher seien auch die geltenden Gesetze als Produkt der normannischen Tyrannei „unworthy a Free People, and deserve from first to last, to be considered, and seriously debated, and reduced to an agreement with common equity, and right reason, which ought to be the Forme and Life of every Government“40. Provokant schließt Overton, daß die bislang als Manifest der englischen Freiheitsrechte gewürdigte Magna Carta gemessen an den ursprünglichen „Native Liberties“ der Engländer „but a beggerly thing“ sei41. Die Möglichkeit einer Korrektur dieser Entwicklung sahen die Leveller mit der Zuspitzung der Auseinandersetzung zwischen Independenten und Presbyterianern in der Durchführung einer Verfassungsreform durch die Armee42. Unter dem Einfluß der seit 1646 gezielt von Anhängern der Levellers in der Armee betriebenen politischen Agitation43 beschlossen die Soldaten und Offiziere der New Model Army in einem „Solemn Engagement“ vom 5. Juli 1647 erstens, der parlamentarischen Aufforderung zur Auflösung des Heeres und Bereitstellung neuformierter Truppen zum Einsatz in Irland44 ohne Garantien für die Zahlung ausstehenden Soldes und die Gewährleistung umfassender gesetzlicher Indemnität nicht nachzukommen. Zweitens

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„Remonstrance“ in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 116. „Remonstrance“, in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 113 – 114, 123, 124 – 125, 128. Zum Topos und Konzept des normannischen Jochs in der Theorie der Levellers s. Christopher Hill, The Norman Yoke, in: Christopher Hill, Puritanism and Revolution, Harmondsworth, Middlesex 1958, S. 58 – 125, hier S. 75 – 82, sowie R.B. Seaberg, The Norman Conquest and the common law: the Levellers and the argument from continuity, Historical Journal 24 (1981), S. 791 – 806. 40 „Remonstrance“, in: Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 124. 41 „Remonstrance“, in: Wolfe (Hg), Leveller Manifestoes, S. 124. Die Neuartigkeit der Argumentation der Leveller bestand vor allem darin, daß sie ihren Freiheitsbegriff mit dem Appell an die Vernunft begründeten und Bezüge auf die englische Geschichte und Rechtsüberlieferung fast durchgängig als ungültige, der Unfreiheit dienstbare Quellen verwarfen. 42 Pease, Leveller Movement, S. 162 – 165. 43 Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, Introduction, S. 22 – 34. 44 Erklärung des Parlamentes vom 28. Mai 1647, in: Cobbett, Parliamentary History, III, S. 584; vgl. hierzu auch die Einschätzung der politischen Funktion dieser Maßnahme bei Austin Woolrych, Soldiers and Statesmen, Oxford 1987, S. 13: „From the earliest weeks of peace the Presbyterians saw in the relief of Ireland a golden opportunity to break the New Model Army as an entity.“ 39

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wählten sie aus jedem Regiment je zwei Soldaten und Offiziere, die zusammen mit den General Officers einen „Soldatenrat“ bildeten45. Am 28. Oktober 1647 präsentierten die Leveller-Agitatoren in der Armee den Entwurf zu einer Repräsentativverfassung, die zunächst durch den Soldatenrat oder ein Komitee desselben als konstituierende Versammlung in Kraft gesetzt und durch die ersten Wahlen zur neuen Ein-Kammer-Repräsentation bestätigt werden sollte. Für diese Neuwahl war ein stark erweitertes Wahlrecht vorgesehen46. Die Debatte vom 28. und 29. Oktober, die zum Scheitern des Entwurfes führte, entzündete sich an der Frage des allgemeinen Wahlrechts für alle männlichen Einwohner, von dem lediglich Almosenempfänger, unter Dienst- und Hausherrengewalt lebende Lohnempfänger47 und Kriminelle ausgeschlossen bleiben sollten. Zur letztgenannten Gruppe sollten zumindest für eine befristete Zeit auch die Anhänger des Königs gerechnet werden48. Für die weitere Entwicklung der radikalen Revolution war es jedoch entscheidend, daß die independente Armeeführung den Gedanken einer politischen Gleichberechtigung aller „freien Engländer“ mit den daraus resultierenden Ansprüchen auf Repräsentation und politische Partizipation eines größeren Bevölkerungskreises ablehnte. So erklärte der moderate Commissary General Ireton, der zu den theoretischen Köpfen der Armeeführung gehörte und wie Oliver Cromwell noch im September 1647 gegen die unversöhnlichen Kräfte im Parlament für eine Fortsetzung der Verhandlungen mit dem König plädiert hatte49, daß ein Mann, der den Landesgesetzen weder direkt, noch indirekt, durch die Zustimmung von ihm gewählter Repräsentanten, beigestimmt habe, dennoch an diese Gesetze gebunden sei wie ein Fremder, dem man Wohnrecht gewährt habe50. Das Wahlrecht müsse bei den Grundbesitzern als 45

Pease, Leveller Movement, S. 167. Arther Sutherland Pigott Woodhouse (Hg.), Puritanism and Liberty. Being the Army Debates (1647 – 49) from the Clarke Manuscripts, 3. Auflage Guernsey – London 1986, S. 5 ff; s. auch John Wiedhofft Gough, The Agreements of the People, 1647 – 49, History 15 (1931), S. 335. 47 In diesem Sinne deutet auch Keith Thomas, The Levellers and the Franchise, in: Aylmer (Hg.), The Interregnum. The Quest for Settlement, S. 57 – 78, auf S. 67 – 78, die nicht eindeutigen Formulierungen bezüglich der Stellung von Lohnempfängern in den Entwürfen sowohl vom Oktober 1647, Gardiner, Constitutional Documents 74, S. 333 – 335, als auch vom Dezember 1648, abgedruckt bei Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 297, und von Mai 1649, Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, S. 402 – 403. Eine andere Auffassung vertritt allerdings Crawford Brough Macpherson, Besitzindividualismus, S. 126 ff, der von einem prinzipiellen Ausschluß aller Lohnempfänger ausgeht. 48 Dafür daß mit der Bezeichnung „delinquents“ in den „Agreements“ in erster Linie aktive Royalisten gemeint waren, argumentiert überzeugend Peter Wende, „Liberty“ und „Property“ in der politischen Theorie der Levellers, Zeitschrift für Historische Forschung 1 (1974), S. 147 – 173, auf S. 154 – 155. 49 s. David Farr, Henry Ireton and the English Revolution, Woodbrige, Suffolk 2006, S. 77, 85. Für Iretons Rolle in den sog. Putney-Debatten von 1647 s. ib., S. 99 – 117. 50 Woodhouse (Hg.), Puritanism and Liberty. The Clarke Manuscripts, S. 63, 66 – 67. 46

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III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position

dem eigentlichen Volk bleiben, dies sei die „most fundamental constitution of this kingdom“51: „I do acknowledge that which you take to be so general a maxim, that in every kingdom, within every land, the original power of making laws, of determining what shall be law in the land, does lie in the people – (but by the people is meant those) that are possessed of the permanent interest in the land“52. Auf den Einwand des Sprechers der Leveller-Anhänger in der Armee Edward Sexby, daß die Soldaten, die für ihr Geburtsrecht politischer Partizipation und Repräsentation gekämpft hätten, nun fänden, daß dieses Recht gegenstandslos werde und man sie betrogen habe, vertiefte Ireton die Trennlinie, die das radikale Lager in zwei Parteien teilte, durch die Feststellung, daß die Soldaten gegen die Willkürherrschaft eines Einzelnen und für das Recht gekämpft hätten, unter den Gesetzen einer Repräsentation der „settled men, that had the interest of this kingdom (in them)“, leben zu dürfen53. Diese Zurückweisung eines Verfassungsentwurfs, der auf einer naturrechtlich begründeten Teilhabe jedes männlichen Einwohners an der mittelbaren Ausübung politischer Souveränität beruhte, bedeutete den Abbruch eines konstitutionellen Demokratisierungsprozesses, dessen politische Realisierung eine Umwälzung der sozialen Verfassung der englischen Gesellschaft als „landed society“ bedeutet hätte. Aus der Sicht der Leveller-Theoretiker schien sich mit der Zuspitzung des Konfliktes im zweiten Bürgerkrieg 1648/4954 zwischen dem König und seinen presbyterianischen Verbündeten auf der einen Seite, den Independenten und radikalen Kräften im Parlament und in der Armee auf der anderen Seite, die Möglichkeit zu einer Durchsetzung des radikalen Verfassungskonzeptes zu ergeben55. Um diesen Preis waren die theoretischen Köpfe der Leveller bereit, das Vorgehen der Armee – wenn auch nicht kritiklos –bis zur Hinrichtung des Königs mitzutragen und propagandistisch zu unterstützen56. Mit der Abschaffung der Monarchie und des House of Lords57 und der offiziellen Umwandlung der Regierungsform in eine „freie Republik“58 wurden wesentliche Forderungen der Leveller verwirklicht, allerdings ohne daß der Versuch unternommen worden wäre, eine andere politische Legitimation als die einer faktischen, auf die Militärgewalt gestützten Herrschaftsausübung zu erlangen. 51

Woodhouse (Hg.), Puritanism and Liberty. The Clarke Manuscripts, S. 54. Woodhouse (Hg.), Puritanism and Liberty. The Clarke Manuscripts, S. 63. 53 Woodhouse (Hg.), Puritanism and Liberty. The Clarke Manuscripts, S. 72. Die Proteste Sexbys bezogen sich auch auf die strittige Frage der Indemnität für alle Soldaten als Grundlage ihrer künftigen zivilen Existenz, s. Michael Mendle (Hg.), The Putney Debates of 1647, Cambridge 2001, S. 8. 54 Hill, Century of Revolution, S. 96 – 97. 55 Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, Introduction, S. 66 – 67; Brailsford, The Levellers, S. 376. 56 Wolfe (Hg.), Leveller Manifestoes, Introduction, S. 91, 94; Frank, The Levellers, S. 187. 57 Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1281, Resolutionen vom 6. und 7. Februar 1649, ib. S. 1284 – 1285. 58 Erklärung der Commons vom 21. März 1649, Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1292 – 1304. 52

III. Die Radikalisierung der parlamentarischen Position 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Die Errichtung eines nominierten Staatsrates (council of state) als Exekutivorgan des Rumpfparlamentes59 und der unbestimmte Aufschub der Parlamentsauflösung führten zur endgültigen Konfrontation zwischen der Leveller-Bewegung und der neugeschaffenen Regierung: Im Frühjahr 1649 erschien das von Lilburne verfaßte Pamphlet „Englands New Chains Discovered“, in dem der Staatsrat als illegitime Regierung attackiert und die „Selbsternennung“ des Rumpfparlamentes zur höchsten Gewalt angeprangert wurden60. Die Publikation der Schrift bot dem Staatsrat den Anlaß zur summarischen Verhaftung John Lilburnes, Overtons und Walwyns. Die rigorose Niederschlagung einer Meuterei der Leveller in der Armee im Mai 1649 bei Burford bedeutete die endgültige Zerschlagung der militärischen Leveller-Bewegung61. Lilburne als sicht- und streitbarster Exponent der Leveller-Opposition zum Parlament war seit der Polarisierung der radikalen und moderaten Kräfte in der Armee 1647 zur Zielscheibe der parlamentarischen Gegenpropaganda geworden und blieb bis zum Beginn des Protektorates 1653 Gegenstand einer gut organisierten publizistischen Kampagne des Parlaments62. Von einer möglichen Legitimierung ihrer neugeschaffenen Regierungsgewalt in Form der Zustimmung einer erweiterten Wählerschaft abgeschnitten, innenpolitisch durch die Opposition der schottischen und englischen Royalisten bedroht, außenpolitisch isoliert63, auf eine zunehmend gefürchtete64, selbstständige Armee gestützt, war im März 1649 eine Republik ohne Republikaner entstanden. Für ihre Schöpfer stellte sich daher unmittelbar das Problem der Formulierung einer durchsetzungsfähigen, herrschaftsstabilisierenden Staatsideologie65.

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Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1285. Aylmer (Hg.), The Levellers, S. 142 – 143. 61 Pease, Leveller Movement, S. 281 ff. 62 s. Jason Peacey, The hunting of the Leveller: the sophistication of parliamentarian propaganda, 1647 – 53, Historical Research vol. 78, issue 199 (2005), S. 15 – 42. 63 Kenyon, Stuart England, S. 166. 64 Lois Schwoerer, „No Standing Armies!“. The Antiarmy Ideology in Seventeenth-Century England, Baltimore, London 1974, S. 51 – 71. 65 Quentin Skinner, Conquest and Consent: Thomas Hobbes and the Engagement Controversy, in: Aylmer (Hg.), The Interregnum. The Quest for Settlement, S. 79 – 98, hier S. 79. 60

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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie 1. Die Kontroverse über das republikanische „Engagement“ 1649 – 1652 Entscheidend für die weitere politische Entwicklung und ihre theoretische Bewältigung wurde die Tatsache, daß die Errichtung der Republik ein Produkt der radikalen Revolution darstellte, die in ihren möglichen gesellschaftlichen Konsequenzen jedoch begrenzt werden sollte, so daß ihre Etablierung nicht nur hinsichtlich der außen- und innenpolitischen Rahmenbedingungen, sondern auch bezüglich ihrer ideologischen Legitimation defensiven Charakter trug. Für die Außenpolitik des Commonwealth wurde es insbesondere bedeutsam, daß sich die andere, gleichfalls aus einer Revolte gegen einen legitimen Monarchen hervorgegangene protestantische Republik, nämlich die Vereinigten Provinzen der Niederlande, weigerten, eine Allianz mit der jungen Republik einzugehen1. Ebenfalls unerwartet war die Reaktion der französischen Hugenotten, die sich als erste protestantische Gruppierung mit einer Verurteilung des englischen Königsmordes an der allgemeinen europäischen Reaktion auf die englischen Ereignisse beteiligten2. Innenpolitisch sah sich die neue Regierung aus Parlament und Staatsrat3 durch die Opposition der englischen Royalisten und ihrer presbyterianischen Verbündeten in England bedroht. Darüber hinaus schlossen sich royalistisch gesinnte Protestanten dem Aufstand der irischen Katholiken an, während Schottland die Hinrichtung des Königs verurteilte und Prinz Charles (II.) als Nachfolger anerkannte. Zudem weigerte sich die englische Armee unter dem überaus populären, presbyterianisch gesinnten General Thomas Fairfax, gegen die royalistischen Presbyterianer nach der Nieder1 Den Hintergrund bildete die handelspolitische Rivalität zwischen den beiden Republiken, die kurz darauf zu der in erster Linie gegen den niederländischen Transporthandel gerichteten „Navigation Act“ von 1651 und zum Seekrieg 1652 – 54 führte, George Carter, Outlines of English History, 6. Auflage London 1987, S. 81 – 82. Die Auseinandersetzung zwischen dem Rumpfparlament und der militärischen Führung über diesen kostspieligen Krieg trug erheblich zur Verschärfung der Krise bei, die 1653 mit der Auflösung des „Rump“ durch Cromwell endete, s. Blair Worden, The Rump Parliament 1648 – 1653, Cambridge 1974, S. 19. 2 Salmon, French Religious Wars, S. 104 – 105; so z. B. Moses Amyraut in seinem „Discours de la Souverainet des Roys“(Paris 1650), zitiert ib. Der erste Angriff erfolgte jedoch durch Claude de Saumaise (1588 – 1653) in seiner „Defensio Regia“ (1649), s. William J. Grace, Milton, Salmasius, and the Natural Law, Journal of the History of Ideas, vol. 24 (1963), S. 323 – 336, auf S. 331. 3 Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1288, 1292 – 1304.

1. Die Kontroverse über das republikanische „Engagement“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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schlagung des schottischen Aufstands des Earl of Montrose im Frühjahr 1650 weiter in Form einer Strafexpedition vorzugehen. Der blutigen Niederschlagung des irischen Aufstands durch Cromwell und Ireton im gleichen Jahr folgte die, aus englischer puritanischer Sicht, „crowning mercy“ des Sieges über den mittlerweile in Schottland gekrönten Charles II. bei Worcester 16514. Wie bereits ausgeführt, stellte auch die Leveller-Bewegung in der Armee bis zum Mai 1649 die neue Regierungsgewalt in Frage. Als Reaktion auf die vielfältige Bedrohung erklärte das Einkammer-Parlament im September 1649: „The great work we have first to do, is to establish the being and safety of the Commonwealth upon sure foundations, which are undermined by more enemies than are visible to all. This provided for, we shall not be wanting daily to remove or add what shall be for the well-being of it, either in conveniency or ornament (…)“5. Ein Blick auf die Zusammensetzung und ideologische Ausrichtung des Rumpfparlaments verdeutlicht jedoch, daß die unsichtbaren Gegner der Republik z. T. in den Reihen der Rumpf-Parlamentarier selbst zu suchen waren: Von den insgesamt 200 Mitgliedern des Parlamentes, die in der Zeit zwischen der politischen Säuberung durch die Armee („Prides Purge“) im Dezember 1648 bis zur Auflösung des Rumpf-Parlamentes im April 16536 dem Parlament angehörten, nahmen lediglich etwa 60 – 70 regelmäßig an den Sitzungen teil. 48 ,Rumpfparlamentarier hatten das Todesurteil gegen den König ratifiziert, weitere 28 hatten noch vor der Exekution ihre Identifikation mit dem „Rump“ bekundet, indem sie in aller Form ihre Ablehnung der am 5. Dezember vom House of Commons beschlossenen Fortsetzung der Verhandlungen mit Charles registrieren ließen7. Aber selbst von diesen 76 MPs kann nur eine Minderheit als radikal, eine noch geringere Anzahl aufgrund entsprechender Aussagen als nachweislich republikanisch bezeichnet werden8. Insbesondere für die 83 Parlamentarier, die im Februar und März 1649 zurückkehrten, als das gefährliche Geschäft der Hinrichtung des Königs erledigt war9, trifft weniger die Charakterisierung als republikanisch zu als vielmehr gegen die Dominanz der Armee eingestellt10. Die nach diesem Zeitpunkt hinzu gewählten 50 Abgeordneten sind als sozial konservativ11 und in ihrer religiösen Ausrichtung presbyterianisch einzustufen12. Der 4

George Carter, English History, S. 81, Zitat Cromwells ib. Zitiert bei Margaret Judson, From tradition to political reality, S. 5; s. auch Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1319 – 1334: „A Declaration of the Parliament of England, in Vindication of their Proceedings, and discovering the dangerous Practices of several Interests against the present Government and Peace of the Commonwealth“. Neben den Royalisten waren die Leveller die Hauptadressaten dieser Verteidigung gegen alle Staatsfeinde. 6 Worden, The Rump Parliament, S. 341. 7 Austin Woolrych, Commonwealth to Protectorate, 3. Auflage Oxford 1986, S. 5. 8 Underdown, Prides Purge, S. 213 – 216. 9 Woolrych, Commonwealth to Protectorate, S. 6. 10 So Woolrych, Commonwealth to Protectorate, S. 6. 11 Woolrych, Commonwealth to Protectorate, S. 6. 12 Worden, The Rump Parliament, S. 123. 5

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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

Gedanke, daß sich die Ziele der Abgeordneten des „Rump“ ideologisch signifikant von denjenigen vergangener Parlamente unterschieden hätten, muß daher verworfen werden; sie waren vielmehr „the ends of all seventeenth-century parliaments: order, peace, plenty, protection of property rights, exclusion of central governments from local affairs.“ Aus dieser Interessenlage, nicht jedoch aus einer dezidiert republikanischen Programmatik, ist der wachsende Widerstand der Parlamentarier gegen Cromwells „rule of the sword“ zu erklären13. In dieser Situation wandte man sich zunächst der vordringlichen Aufgabe des „settlement“, i. e. der politischen Stabilisierung der Regierungsgewalt, zu14. Zu diesem Zweck wurde eine Eidesformel entworfen, mit der zunächst alle Mitglieder des Staatsrates und Parlamentes15 und ab dem 2. Januar 1650 kraft Gesetzesvorschrift des Rumpf-Parlaments alle Männer, die mindestens 18 Jahre alt waren, einen Treueid auf die neue Regierung leisten mußten mit dem Wortlaut: „I do declare and promise, that I will be true and faithful to the Commonwealth of England, as the same is now established without a King or House of Lords“16. Dieser neue staatsbürgerliche Eid stand jedoch im Widerspruch zu den älteren Gelöbnissen aus der Regierungszeit James und CharlesI., vor allem zum „Oath of Allegiance“, der den Untertan zur Verteidigung des Königs und seiner Nachfolger „to the uttermost of my power against all conspiracies whatsoever, which shall be made against his or their persons, their crown and dignity“ verpflichtete17 und zum Versprechen des „Solemn League and Covenant“ zur Verteidigung der Person und Autorität des Königs18.

13 Worden, The Rump Parliament, S. 379. Worden hat in einer neueren Studie zum Republikanismus des 17. Jahrhunderts seine skeptische Einschätzung der republikanischen Substanz im Rumpfparlament und selbst unter den Königsmördern von 1649 bekräftigt und plädiert für einen differenzierten Gebrauch des Begriffes. Worden bezweifelt insbesondere Affinitäten zur republikanischen Theorie James Harringtons, s. Blair Worden, Republicanism, Regicide and Republic: The English Experience, in: Martin van Gelderen/Quentin Skinner (Hg.), Republicanism. A shared European heritage, vol. 1, Cambridge 2002, S. 307 – 327. Die Studie von Martin Dzelzainis im gleichen Band argumentiert dagegen wie die zuvor zitierte Studie von Sarah Barber, Regicide and Republicanism, für die Existenz einer republikanischen Fraktion unter den Königsmördern, die die Monarchie als Institution ablehnte und im Gegensatz zu den religiös motivierten Königsmördern die Hinrichtung Charles mit rationalen, republikanischen Argumenten begründete, s. Martin Dzelzainis, Anti-monarchism in English Republicanism, in: van Gelderen/Skinner (Hg.), Republicanism, S. 27 – 41, insbesondere S. 33. 14 s. Aylmer (Hg.), The Interregnum. The Quest for Settlement, Introduction, S. 13 ff. 15 Im Februar 1649, s. Judson, From tradition to political reality, S. 7. 16 Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1334. 17 George Walter Prothero (Hg.), Select Statutes and other Constitutional Documents Illustrative of the Reigns of Elizabeth I and James I, 4. Auflage, Oxford 1913, S. 259. 18 Gardiner, Constitutional Documents, 58, S. 269.

1. Die Kontroverse über das republikanische „Engagement“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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In den folgenden Jahren entwickelte sich in der Pamphletliteratur daher eine Kontroverse19, die von den Befürwortern und Gegnern des republikanischen „Engagement“ geführt wurde und das zugrundeliegende Problem politischer Verpflichtung thematisierte20. Den Verfechtern des neuen Eides war ein grundsätzlich pragmatischer Zugang zu dieser Frage, die traditionell dem Bereich moraltheologischer Aussagen vorbehalten war, gemeinsam21: Im Mittelpunkt stand die Forderung nach Anerkennung derjenigen Macht, die „de facto“ die Regierungsgewalt ausübt22. Den Anstoß für diese Argumentation gab die im April 1649 publizierte Schrift des presbyterianischen Autors Francis Rous (1579 – 1659) „The Lawfulness of Obeying the Present Government“: Da in der Geschichte Englands viele Regierungen lediglich durch Gewalt an die Macht gelangt seien, aber dennoch anerkannt worden waren, müsse die Paulus-Aussage zur Gehorsamspflicht gegenüber der weltlichen Obrigkeit23 so gedeutet werden, daß jedwede Autorität im Besitz der Regierungsgewalt von Gott gesandt bzw. auferlegt worden sei24. Für die Mehrheit der Befürworter blieb das zweischneidige Argument des Gehorsams gegenüber jeglicher, d. h. auch durch Eroberungsrecht geschaffener Regierungsgewalt als Ausdruck der göttlichen Vorsehung, bestimmend25 ; zweischneidig insofern, als dieser Verweis auf die Legitimation der Obrigkeit durch göttliche Vorsehung („divine Providence“) den Unterschied zwischen einem moralisch gerechtfertigten oder auf geltendem Recht gegründeten Herrschaftstitel und einer kraft militärischer Gewalt ausgeübten

19 Die literatische Produktion wurde durch die ab 1649 immer wieder bekräftigten Zensurbestimmungen in geringerem Maße beeinträchtigt als die Zeitungsproduktion, die mit Ausnahme des offiziellen „Mercurius Politicus“ fast vollständig unterdrückt wurde, s. Joseph Frank, The Beginnings of the English Newspaper, Cambridge, Massachusetts 1961, S. 174 – 175. 20 s. hierzu die kommentierte Bibliographie der Kontroversliteratur von John Wallace, The Engagement Controversy 1649 – 1652. An Annotated List of Pamphlets, Bulletin of the New York Public Library LXVII (1964), S. 384 – 405. 21 Judson, From tradition to political reality, S. 82 – 83. 22 Quentin Skinner spricht daher von den „,de facto theorists of obligation“, Zitat aus Skinner, Conquest and Consent, S. 80, s. auch Wallace, Engagement Controversy, S. 386 – 387. 23 Röm. XIII, 1 – 7. 24 Zusammenfassung der Schrift bei Skinner, Conquest and Consent, S. 83 – 84. Für eine ausführliche Wiedergabe und Erörterung der nicht unbedingt logischen, ,komplementären Argumentationsstruktur aus historischen Belegen und biblischen Anweisungen bei Francis Rous s. Glenn Burgess, Usurpation, Obligation and Obedience in the Thought of the Engagement Controversy, Historical Journal 29 (1986), S. 515 – 536, besonders S. 517, 519 – 21, sowie Quentin Skinner, History and Ideology in the English Revolution, Historical Journal 8 (1965), S. 166 f. 25 Wallace, Engagement Controversy, S. 384.

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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

politischen Macht aufhob, somit ein moralisches Widerstandsrecht untergrub und potentiell Gewaltherrschaft rechtfertigte26. Aus der Gruppe der Befürworter des „Engagement“ hoben sich allerdings zwei Autoren hervor, die in Unkenntnis der ähnlich, und bezüglich der Prämisse eines ursprünglichen natürlichen Kriegszustandes aller gegen alle gleichlautenden, Theorie Hobbes27 eine säkulare „de facto“-Theorie entwickelten: Ausformuliert wurde diese Position durch den Pamphletisten und Diplomaten Anthony Ascham (1613?-1650), dessen politisch-weltanschaulichen Werdegang der englische Antiquar Anthony  Wood (1632 – 1695) in folgender Weise skizziert: Ascham „closed with the Presbyterians in the beginning of the rebellion, took the covenant, sided with the Independents, became a great creature of the long parliament (by whose authority he was made tutor to James, Duke of York), and an active person against his sovereign“28. Aufgrund seiner Verteidigung des “Engagement” wurde Ascham zum Gesandten des Commonwealth am spanischen Hof ernannt, fiel jedoch bereits am 6. Juni 1650 in Madrid einem Attentat englischer Emigranten zum Opfer29. Im August des Jahres 1649 publizierte Ascham eine überarbeitete und um neun Kapitel ergänzte Version seines ein Jahr zuvor erschienenen „Discourse, wherein is examined what is particulary lawful during the Confusions and Revolutions of Government“30. Die revidierte Fassung reagierte auf die durch die Hinrichtung Charles I. und die Ausrufung der Republik radikal veränderte Situation, reflektierte aber auch Aschams Auseinandersetzung mit der zweiten Ausgabe von Thomas Hobbes Schrift „De Cive“, die er seit dem ersten Erscheinen seiner Schrift studiert hatte und nun für eine Verteidigung seiner pragmatischen Theorie politischer Obligation nutzbar machte31. Im Vorwort der Neuauflage legte Ascham die irenische Absicht seiner Schrift dar, zugleich spielte er geschickt die einzige Trumpfkarte des neuen Regimes aus: Er präsentierte seine Aufforderung zur aktiven Anerkennung der republikanischen Regierung als Appell an die Vernunft und den Selbsterhaltungstrieb jedes friedliebenden Bürgers, wobei sich seine Anti-Kriegspropaganda an eine kriegsmüde Nation wandte und ihr die neue Regierung als Garanten für die dauerhafte Beendi26 Diese Einwände wurden von einem presbyterianischen Kritiker der „de facto“-Theorie, Edward Gee (1623 – 1660), in seinem Pamphlet „An exercitation concerning usurped powers“ (London 1649) vorgebracht, s. Burgess, Usurpation, Obligation and Obedience, S. 524 – 528. 27 Den Nachweis dafür, daß Marchamont Nedham und Anthony Ascham Hobbes Schriften erst bei einer Neuauflage ihrer Abhandlungen bekannt waren, erbringt Skinner, Ideological Context, S. 94 – 95, anhand einer Rekonstruktion der Werkgeschichte Hobbes, s. hierzu auch Deborah Baumgold, Hobbess Political Theory, Cambridge 1988, S. 124 – 133. 28 Zitat aus: Athenae Oxonienses, zitiert in der Einführung des Herausgebers G.W.S.V. Rumble zur Abhandlung von Anthony Ascham, Of the Confusions and Revolutions of Governments, London 1649, Faksimiledruck New York 1975, S. 1. 29 Eine stark negativ wertende Biographie Aschams findet sich bei Coltman, Zwischen Rebellion und Unterordnung, S. 215 – 264. 30 Einführung von G.W.S.V. Rumble zu Anthony Ascham, „Of the Confusions and Revolutions of Government“, S. 1. 31 s. Jon Parkin, Taming the Leviathan, Cambridge 2007, S. 74.

1. Die Kontroverse über das republikanische „Engagement“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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gung des Bürgerkrieges und die Bewahrung gesellschaftlicher Stabilität anpries32. Unter Bezugnahme auf die englische Geschichte seit den Rosenkriegen bekräftigte Ascham seine Aussage, daß das Volk Objekt und Opfer aller Kriege und Umstürze sei33, mithin das Recht habe, zum Zweck der Selbsterhaltung beliebig die Anhängerschaft in solchen Auseinandersetzungen zu wählen und gegebenenfalls auch zu verändern34. Selbst besiegte Soldaten dürften den Gehorsam wechseln, da auch hier gelte „A man cannot by oath, or any other way be obligd further to any power, then to do his utmost in the behalfe therof (…)“, so daß bei einer militärischen Unmöglichkeit des Sieges die ursprüngliche eidliche Bindung an den Prinzen hinfällig werde und dem Selbsterhaltungsrecht des Soldaten weiche35. Auch für den Fall eines Krieges oder einer militärischen Eroberung erklärte Ascham: „I as positively say, That for a justifiable obedience, it is best, and enough for us to consider, Whether the invading party have us and the meanes of our subsistence in his possession or no?“36. Ascham gelangte zu dieser pragmatischen Schlußfolgerung, indem er den Schwerpunkt seiner Betrachtung von der Frage nach der Legitimation der Regierungsgewalt zur Funktion von Regierung allgemein verlagerte: Er ging hierbei von einem ursprünglichen Zustand der Rechtlosigkeit aus, der aufgrund der natürlichen Ungleichheit der Kräfte der Menschen Herrschaft und Eigentum produziert habe: „Whereas Par in parem non habuit potestatem, so I conceive that inequality perfectly bred dominion, and that Property; It being but naturall, and no injury, that in a state where there is no mutuall obligation, the inferiour in force should give way to him that is so much superiour“37. Um diesem Zustand ständiger Bedrohung und Instabilität aller Beziehungen zu entgehen, habe man sich auf bestimmte wechselseitige Verpflichtungen, in erster Linie zur Anerkennung der bestehenden staatlichen Ordnung38, geeinigt. Eine Gehorsamspflicht des Untertans bestehe insofern – und zwar auch ohne seine ausdrückliche Zustimmung zu der bestehenden Verfassung – als er aus dem entstandenen Zustand gesellschaftlichen Friedens Nutzen ziehe: „Security or Protection being here the chief end, it is supposd alwayes that we must contribute our obedience and riches so farre as may best conduce to the security both of our own persons and estates, and of theirs also who command us, without which contributions, it were not called Society“39. Weder die Regierungsform noch ihre Dauer, die ohnehin von der Vorse32

Anthony Ascham, „Of the Confusions and Revolutions of Government“, London 1649, Faksimiledruck, mit einer Einleitung von G.W.S.V. Rumble, New York 1975,Vorwort („Preface“), ohne Seitenangabe. 33 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 2 – 3. 34 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 4. 35 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 82 – 83. 36 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 34. 37 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 21. 38 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 108. 39 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 109.

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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

hung für den Menschen nicht einsehbar vorherbestimmt sei40, könnten als Kriterium für die Entscheidung über Gehorsam oder Opposition dienen: „As for the point of Right,41 it is a thing alwayes doubtfull, and would be ever disputable in all Kingdomes, if those Governours who are in possession should freely permit all men to examine their Titles ab origine, and those large pretended rights which they exercise over the people (…)“; existierten mehrere Prätendenten, die mit gleichem Recht Anspruch auf die Regierungsgewalt erhöben, dann sei der im Besitz der Macht befindliche vorzuziehen: „this is the best who hath possession: which generally ist the strongest title Princes can have“42. Dem Einzelnen gibt Ascham zu bedenken, in welchen Zustand er sich begäbe, sofern er seinen Gehorsam mit dem Argument der Unrechtmäßigkeit des Herrschaftserwerbs der neuen Regierung verweigerte, „for in a State there can be no such thing as Non-obedience: Eevery man must either Command or obey, or else live by himselfe, by his owne Lawes, and his owne Militia“43. In gleicher Weise hob der parlamentarische Publizist Marchamont Nedham (1620 – 1694)44 zunächst auf das Recht des „de facto“ Inhabers der Regierungsgewalt ab, um eine unbedingte Gehorsamspflicht auch gegenüber unrechtmäßigen Regierungen hieraus abzuleiten: „(…) those whose Title is supposed unlawful, and founded meerly upon Force, yet being possessed (…) may lawfully be obeyed. Nor may They onely, but they must, else (…) such as refuse may be punished as seditious and traiterous; the victors being ever allowed, jure gentium, to use all means for securing what they have gotten, and to exercise a right of dominion over the conquered party“45. Wer daher einer etablierten Regierung unter dem Vorwand früher geleisteter Gehorsamseide oder mit dem Argument den Gehorsam verweigere, die neue Gewalt sei unrechtmäßig mit Waffengewalt errichtet, der sei ein Kleingeist, der sich gegen die Vernunft selbst und den auf aller Welt üblichen Brauch verschließe46.

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Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 98 – 99. Gemeint ist die Rechtmäßigkeit des Herrschaftstitel, Anm. d. Verf.in. 42 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 32. Ähnlich argumentiert auch Francis Osborne, „Advice to a Son“ (Oxford 1656): „Submit quietly to any power providence shall please to mount into the saddle of sovereignty without inquiring into their right for conscience sake or their births in relation to honor (…). He that suffers his conscience to mislead him in civil obedience makes his guide a stumbling block, and doth not consider that all states and kingdoms now extant had their foundation laid in the dirt though time may have dried it up by oblivion or flattering historians licked it off.“ Zitat aus Francis Osborne, „Advice to a Son“ (1656), Nachdruck herausgegeben von Louis B. Wright, Ithaca, New York 1962, S. 86 – 87. 43 Ascham, „Confusions and Revolutions“, S. 183. 44 Marchamont Nedham war der Herausgeber der parlamentarischen Zeitung „Mercurius Politicus“, s. DNB XIV, S. 159 – 164. 45 Marchamont Nedham, „The Case of the Commonwealth of England, Stated“ (1650), Nachdruck hg. von Philip A. Knachel, Charlottesville 1969, S. 28. 46 Nedham, „Case of the Commonwealth“, S. 28 – 29. 41

1. Die Kontroverse über das republikanische „Engagement“ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Ausführlicher als Ascham widmet sich Nedham in einem zweiten Teil seiner Schrift der Aufgabe, Nutzen und Vorteile einer Unterwerfung darzulegen47. In je einem Kapitel führt er den Adressaten seines Pamphletes den jeweiligen Nutzen vor, den sie aus einer Unterwerfung ziehen könnten und kontrastiert diesen mit den drohenden Konsequenzen einer Restauration: So wendet er sich der Reihe nach an die moderaten Royalisten, die Charles II. Ungnade oder zumindest die Vergabe ihrer neuerworbenen Güter an treuere Anhänger des Königs zu gewärtigen hätten48, an die Schotten, von denen England nichts Gutes zu erwarten habe und die selbst in ihrer Mehrheit mit Strafmaßnahmen Charles II. rechnen müßten49, und an die englischen Presbyterianer, die zwar nicht an der Hinrichtung Charles I. beteiligt gewesen seien, aber an der politischen Vorgeschichte bis zur Exekution mitgewirkt hätten und sicher im Falle einer Restauration aufgrund der Maxime „Qui vult media ad finem, vult etiam & ipsum finem“ ein strenges Strafgericht zu gewärtigen hätten50. In einem anschließenden Kapitel „Concerning the Levellers“51 beschwört Nedham, gleichsam an alle zuvor angesprochenen Gruppierungen gewandt, die Vision einer sozialen Revolution und Pöbelherrschaft52, wobei Leveller und Digger unerachtet ihrer unterschiedlichen Behandlung der Eigentumsfrage als eine einheitliche Gruppe des gemeinen Haufens oder Pöbels („common rabble“) klassifiziert werden53. Die religiöse Gehorsamspflicht des Untertans gegenüber der weltlichen, von Gott eingesetzten Obrigkeit, die in den Schriften der Presbyterianer im Vordergrund steht, wird in der fast ausschließlich säkularen Argumentation Aschams und Nedhams durch den Hinweis auf den Nutzen stabiler politischer Verhältnisse für den Einzelnen abgelöst. Der Einzelne wird hierbei in erster Linie in seiner Funktion als Mitglied einer auf dem Eigentumsrecht gegründeten Gesellschaft gedacht. Die zeitgenössische Überzeugungskraft dieser Argumentation läßt sich nur indirekt messen. Feststellbar ist, daß die Einführung des neuartigen Staatsbürger-Eides nur in den traditionell parlamentstreuen Regionen gelang. In bezug auf das angestrebte Ziel, nämlich die Erreichung der politischen Konformität oppositioneller Gruppen, erwies sich die Einführung der allgemeinen Eidespflicht dagegen bald als folgenschwerer strategischer Irrtum: Während der presbyterianische Klerus effektiv in den Gemeinden dagegen agitierte54, kursierte unter den Royalisten bald die zynische 47 „(…) to manifest the utility and benefit of a submission“, Zitat aus Nedham, „Case of the Commonwealth“, S. 5. 48 Nedham, „Case of the Commonwealth“, cap. I, S. 54 – 70. 49 Nedham, „Case of the Commonwealth“, cap. I, S. 71 – 86. 50 Nedham, „Case of the Commonwealth“, S. 91, cap. III, S. 87 – 95. 51 Nedham, „Case of the Commonwealth“, S. 96 – 110. 52 Nedham, „Case of the Commonwealth“, S. 99 – 108. 53 Nedham, „Case of the Commonwealth“, S. 108 – 109. 54 Zitat aus Worden, The Rump Parliament, S. 231. Die Reaktionen des anglikanischen Klerus fielen recht unterschiedlich aus, waren sich jedoch einig in der Ablehnung kasuistischer Rechtfertigungen des Engagement, s. Edward Vallance, Oathes, casuistry, and equivocation:

94 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

Aufforderung zur Dissimulation mit dem Ziel des baldmöglichen Seitenwechsels: „He is a fool that will not take it, and he is a knave that will not break it“55. Da sich das „Engagement“ als unwirksames Mittel zur Bestätigung tatsächlicher politischer Loyalität gegenüber der neuen Regierung erwies, verzichtete man bereits ab Mai 1650 auf die Erzwingung der Eidesleistung durch entsprechende Sanktionen56. Das Scheitern der Erlangung eines ideologischen Minimalkonsenses in Gestalt einer inhaltlich äußerst reduzierten Loyalitätsbekundung zur republikanischen Regierungsform ist symptomatisch für die politische Schwäche des Commonwealth. Umso deutlicher tritt der utopische und elitäre Charakter der späteren republikanischen Entwürfe des Protektorates hervor, die nicht einmal eine formale Übereinstimmung mit der verfassungsrechtlichen Struktur des Staatswesens geltend machen konnten.

2. Protektorales „Mixed Government“ und Republikanismus 1653 – 1660 Unmittelbarer Anlaß für die Auflösung des Rumpfparlamentes durch Cromwell am 20. April 1653 waren einerseits unsichere, aber sich mehrende Informationen über eine beabsichtigte parlamentarische Umformung der Armeeführung unter Ausschluß der radikalen Offiziere, andererseits der Versuch einer Gruppe von Abgeordneten um den Presbyterianer Arthur Hesilrige, durch eine entsprechende Klausel der zu verabschiedenden Gesetzesvorlage für die Ausschreibung von Neuwahlen eine erhebliche Anzahl der Parlamentssitze für die Rumpfparlamentarier zu garantieren57. Am 4. Juli 1653 trat das neue Parlament zusammen. Seine 138 Mitglieder waren durch den am 29. April neuorganisierten Staatsrat unter Führung Cromwells benannt worden. Lediglich sechs bzw. fünf Delegierte sollten die Interessen von Wales und Schottland vertreten, und nicht weniger als fünf der sechs Abgeordneten für Irland

Anglican responses to the Engagement controversy, Historical Journal 44, 1 (2001), S. 59 – 77, hier S. 74. 55 Zeitgenössisches Zitat aus dem anonymen Pamphlet „A Brief Apologie for all NonSubscribers“, Anonymous, London 1650, zitiert bei John Wallace, Destiny his Choice: The Loyalism of Andrew Marvell, Cambridge 1968, S. 50. 56 Worden, The Rump Parliament, S. 226 – 232. 57 Woolrych, Commonwealth to Protectorate, S. 98 – 100; ib. S. 68 – 102 eine Erörterung weiterer möglicher Faktoren, die bei der Entscheidung für die Auflösung eine Rolle gespielt haben könnten. Woolrychs Annahme einer vorübergehenden Hinwendung Cromwells zur millenaristischen Strömung in der Armee, die sich auch im anschließenden nominierten ,Parlament der Sektierer niederschlug, wird durch eine Analyse der auf dem Erwähltheitsgedanken beruhenden Weltanschauung Cromwells bestätigt, s. Christopher Hill, Gods Englishman. Oliver Cromwell and the English Revolution, Harmondsworth, Middlesex 1970, S. 133 – 135, sowie Johann Sommerville, Oliver Cromwell and English Political Thought, in: John Stephen Morrill (Hg.), Oliver Cromwell and the English Revolution, London 1990, S. 252 – 253.

2. Protektorales „Mixed Government“ und Republikanismus 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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waren Engländer58. Während man sich auf Reformen für eine Rationalisierung des Rechts- und Gerichtswesens einigte, wurde die Verabschiedung entsprechender Gesetze letztlich durch den unüberbrückbaren Gegensatz zwischen radikalen und gemäßigten Parlamentariern verhindert, der sich in der Frage der Abschaffung der Zehntleistung zeigte. Einer radikalen Lösung der Zehntfrage kam die gemäßigte Mehrheit aus konservativen presbyterianischen Geistlichen und Juristen, die bei einer umfassenden Rechtsreform um ihre privilegierte Position bei der Rechtsfindung fürchten mußten, durch die – in Abwesenheit der Mehrheit radikaler MPs – überraschend beschlossene ,Rückgabe der politischen Gewalt an den Staatsrat „for the good of the Commonwealth“ am 12. Dezember 1653 zuvor59. Die freiwillige Abdankung der parlamentarischen Gewalt ermächtigte die Armeeführung zum Versuch der Wiederherstellung verfassungs- und innenpolitischer Stabilität auf der Grundlage eines eigenständigen Entwurfs zur konstitutionellen Neuordnung, der am 16. Dezember 1653 in Form des von Major-General John Lambert ausgearbeiteten „Instrument of Government“ als erste schriftlich fixierte Verfassung durch den Staatsrat in Kraft gesetzt wurde60. Die höchste legislative Gewalt sollte demzufolge durch den auf Lebenszeit gewählten Lord Protektor, den Staatsrat und das Parlament, bestehend aus 400 Abgeordneten, unter diesen je 30 aus Irland und Schottland, ausgeübt werden61. Die Exekutivgewalt sollten der Lord Protektor und ein in letzter Instanz von ihm benannter Rat aus 13 – 21 Personen wahrnehmen62. Cromwell wurde zum ersten Protektor ernannt63 und mit der Befugnis ausgestattet, bis zur Versammlung des nächsten Parlamentes bis zu 21 neue Räte zu ernennen64. Der Rat war künftig beim Ausscheiden eines Mitgliedes nach folgendem Wahlmodus zu ergänzen: Zunächst sollte das Parlament sechs geeignete Personen vorschlagen, unter denen das Council wiederum zwei auswählte; die endgültige Entscheidung für einen der beiden Kandidaten traf der Lord Protektor65. Dieser Rat sollte im Falle des Todes des Protektors eine Interims58 Ivan Roots, Commonwealth to Protectorate. The English Civil War and its Aftermath, London 1966, S. 166 – 167. 59 Roots, Commonwealth to Protectorate, S. 169. Zitat aus der Resolution des Parlamentes vom 12. Dezember, Cobbett, Parliamentary History, III, S. 1414. 60 Francis D. Wormuth, The Origins of Modern Constitutionalism, New York 1949, S. 98 – 111. Im folgenden wird der Text des „Instrument of Government“ zitiert nach dem Wortlaut bei Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417. Hinweise auf alternative Nummerierungen der Artikel finden sich ebenda. Lambert zeichnete für das „Instrument“ verantwortlich und war der zweite Mann in der Armee nach Cromwell und maßgeblich an dessen Einsetzung zum Lord Protector beteiligt, s. David Farr, John Lambert, Parliamentary Soldier and Cromwellian Major-General, 1619 – 1684, Woodbridge, Suffolk 2003, S. 111 – 127. 61 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. I, IX, XXX. 62 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. II. 63 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXXIII. 64 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXVI. 65 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXV.

96 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

regierung bilden, die zur schnellstmöglichen Neuwahl eines Nachfolgers verpflichtet wäre, wobei die Stuart-Dynastie ausdrücklich ausgeschlossen sein sollte66. Der quasi-königlichen Gewalt des Lord Protektors, die ihm durch das Ernennungsrecht der Räte und aller Beamten der Justiz und Administration67, das Begnadigungsrecht68, ferner durch den zwischen den dreijährlich einzuberufenden Parlamenten gemeinsam mit dem Rat ausgeübten Oberbefehl über die ständige Armee69 und das ebenfalls gemeinsam mit dem Rat auszuübende Entscheidungsrecht über Kriegserklärungen und Friedensschlüsse zugewiesen wurde, standen nur begrenzte parlamentarische Kontrollmöglichkeiten entgegen: Die von der Zustimmung des Protektors unabhängige Einberufung des Parlamentes wurde garantiert70, eine Auflösung der Parlamentsversammlung durch den Protektor vor Ablauf einer fünfmonatigen Sitzungsperiode wurde von der Zustimmung der Parlamentarier abhängig gemacht71. Im Kriegsfall sollte das Parlament als beratendes Gremium einberufen werden, wobei in der Verfassung des Instrument jedoch nicht von einer selbstständigen Konstituierung die Rede ist72 ; vielmehr erscheint diese Bestimmung im Zusammenhang mit dem Recht des Protektors, auch häufiger als in den vorgeschriebenen Abständen Parlamente einzuberufen, „when the necessitites of the State shall require it“73. Es handelte sich also faktisch nicht um eine zwingende Verfassungsbestimmung, sondern um eine Empfehlung und einen moralischen Appell. Ähnliches galt für die Vereidigung des Protektors und Staatsrates auf die geltenden Gesetze und die neue Konstitution74 : Eine Ausstattung des Parlamentes mit einer von der Exekutive unabhängigen obersten Richterfunktion zum Schutz der Verfassung war nicht vorgesehen75. Der legislative Kontrollmechanismus des Artikels VI kraft dessen Gesetzesänderungen, -suspensionen oder -abschaffungen ebenso wie die gesetzliche Einführung neuer Steuern und Abgaben von der Zustimmung des Parlamentes abhängig sein sollten, wurde förmlich ausgehebelt indem der Lord Protektor neben dem suspensiven Veto in Friedenszeiten76 im Kriegsfalle „bis zur Einberufung“ des Parlamentes – die, wie ausgeführt, nicht bindend vorgeschrieben wurde – „for preventing the disor66

Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXXII. Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. III. 68 Ausgenommen hiervon waren Mord und Hochverrat, s. Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. III. 69 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. IV, VII, XXVII. 70 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. VII, IX, XX. 71 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. VIII. 72 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXIII. 73 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXIII. 74 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XLI, XLII. 75 Eine derartige Kompetenz beanspruchte das Parlament im Prozeß gegen den Quäker James Naylor im Jahr 1656. Während Cromwell die Vollstreckung des Urteils duldete, leugnete er jedoch die Rechtmäßigkeit des Verfahrens und wies den zugrundeliegenden verfassungsrechtlichen Anspruch zurück, s. Roots, Commonwealth to Protectorate, S. 203 – 209. 76 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXIV. 67

2. Protektorales „Mixed Government“ und Republikanismus

ders and dangers which might otherwise fall out“ und „for the peace and welfare of these nations where it shall be necessary“ gemeinsam mit dem Rat Gelder erheben und Verordnungen mit Gesetzeskraft erlassen durfte77. Die neue Verfassung sollte mit einer Mischung aus Zwang und Anreiz für eine politische Konsolidierung der Revolution sorgen: Artikel XII verbot allen künftigen Parlamenten, die neue Konstitution außer Kraft zu setzen oder gänzlich abzuschaffen. Neben dem Auschluß aller Royalisten vom aktiven und passiven Walrecht für die Dauer von zehn Jahren und dem grundsätzlichen Ausschluß der Katholiken sowie aller am irischen Aufstand beteiligten Personen78 sollte die Wahl eines Abgeordneten in das kommende Parlament, das für den 3. September 1654 einberufen wurde, und für die drei folgenden Parlamente von der Bestätigung des Council abhängig sein79. Die drastische Anhebung der Grenze für die Ausübung des Besitzwahlrechtes von 40 Shilling auf £ 200 an mobilem oder immobilem Eigentumswert sollte den wohlhabenderen niederen Adel („substantial gentry“) zur exklusiven weil politisch privilegierten Basis der neuen Regierung aufwerten. Tatsächlich stieg die Anzahl der „Country“-Abgeordneten bei den Neuwahlen ab 1654 zu Lasten der städtischen MPs von 17 % auf 66 %80. Cromwell fehlte aber die Erfahrung seiner monarchischen Vorgänger – abzüglich des ungeschickten Charles I – in der Kunst des „parliamentary management“81, die u. a. auf der effektiven Beeinflussung der Wahl genehmer Grafschaftsabgeordneter und der Einflußnahme protegierter „placemen“ in den Commons beruht hatte82. Außerdem war der Widerstand künftiger Parlamente gegen eine Personalunion der höchsten militärischen und zivilen Gewalt in Gestalt des Lord Protektors und die daraus resultierende Abhängigkeit der übrigen Regierungsorgane vorhersehbar. Die Zuspitzung des Machtkampfs zwischen dem Parlament und der zunehmend offener als Militärregierung handelnden Regierung Cromwells führte zur jeweils frühestmöglichen Auflösung der Versammlungen. Die Abgeordneten ihrerseits betrieben mit der summarischen Zurückweisung aller zwischen den Sitzungsperioden erlassenen Verordnungen und Interimsgesetze der Regierung eine Obstruktionspolitik, die ihre eigene Position im Verfassungsgefüge unterhöhlte83. 77

Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXX. Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XV. 79 Gardiner, Constitutional Documents 97, S. 405 – 417, Art. XXI. 80 Michael Weinzierl, Republikanische Politik und republikanische Theorie in England 1658 – 1660, unveröffentlichte Dissertation, Wien 1974, S. 39. 81 Roots, Cromwells Ordinances, S. 154 – 155. Trevor-Roper sah hierin das wesentliche Versagen Cromwells, s. Hugh R. Trevor-Roper, Cromwell and His Parliaments, in: Ivan Roots (Hg.), Cromwell, London, Houndmills, Basingstoke 1973, S. 91 – 135. 82 Russell, The Parliamentary Career of John Pym, S. 150 ff, s. hierzu auch die Ausführungen bei Gruenfelder, Influence in Early Stuart Elections, Indexstichwort electoral tactics , passim, und Derek Hirst, Representative of the People: voters and voting in England under the early Stuarts, London 1975, S. 65 – 75. 83 Der Prozeß wird im Detail nachgzeichnet bei Roots, Cromwells Ordinances, S. 143 – 164, vor allem ib. S. 157 – 161. 78





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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

Der Anlaß für diese parlamentarische Verweigerung war die nicht abwegige Befürchtung, daß der Lord Protektor im Falle der bloßen Bestätigung seiner Verordnungen durch das Parlament der Illusion erliegen könne, er habe die Gewalt, eigenmächtig Gesetze zu erlassen84. Die Bestimmungen des Artikels XXX des „Instrument“ und die Einführung einer ständigen Steuer für den Unterhalt der Armee führten zu Auseinandersetzungen, die offensichtliche Parallelen zu den notorischen Rechtskonflikten des „Bates Case“ von 1606 unter James I. und des „Hampdens Case“ von 1637/ 38 unter Charles I. bildeten. So war beispielsweise der Abgeordnete Peter Wentworth aufgrund seiner Äußerung, daß ohne die Zustimmung des Parlamentes keine Steuern erhoben werden dürften, massiven Repressalien der Regierung ausgesetzt. Der Londoner Kaufmann George Cony wurde wegen seiner Weigerung, eine Importabgabe auf spanischen Wein zu zahlen, ohne Habeas-Corpus-Urkunde inhaftiert, ebenso seine Rechtsbeistände, die sich erkühnt hatten, auf die Unrechtmäßigkeit einer Inhaftierung kraft Verordnung hinzuweisen. Cony und seine Anwälte wurden erst nach einer demütigen Entschuldigung auf freien Fuß gesetzt85. Wie Charles I. in „Hampdens Case“, so berief sich auch Cromwell auf das Argument der Staatsraison, daß die höchste Exekutivgewalt im Falle einer unmittelbaren Bedrohung für den Staat – in diesem Falle handelte es sich um den Krieg gegen Spanien – zu ungesetzlichen Mitteln wie die Erhebung von Steuern und Abgaben ohne Zustimmung des Parlamentes greifen dürfe: „(…) if nothing should be done but what is according to law, the throat of the nation may be cut, till we send for some to make a law“86. Dennoch gelang es dem Parlament, grundlegende politische Zugeständnisse von der Militärregierung zu erringen: 1655 war eine Einteilung der Grafschaften in Militärbezirke vorgenommen worden, um die sogenannte „Decimation-Tax“, eine 10 %Steuer, die von allen Royalisten zu leisten war, einzutreiben, und um die Grafschaften militärisch zu kontrollieren87. Diese standen unter dem Oberbefehl der „Major-Generals“, deren Gewalt weit in den Bereich der bislang semi-autonomen lokalen Verwaltung und Justiz eingriff und deshalb auf den erbitterten Widerstand des Landadels stieß88. 84

„The chief magistrate here after may be apt to think he has the power of making laws“, Zitat aus der Rede des Abgordneten Colonel Briscow im zweiten Protektoratsparlament 1656, s. Ivan Roots, Cromwells Ordinances, S. 162. 85 Roots, Cromwells Ordinances, S. 160. 86 Ivan Roots (Hg.) Speeches of Oliver Cromwell, London 1989, S. 100, aus der Eröffnungsansprache an das neue Parlament am 17. September 1656. 87 Dies war vor allem eine Reaktion auf die 1655 einsetzende Serie royalistischer Aufstände, unter denen einzig der erste im März 1655 in Cheshire als politisch ernstzunehmende Bedrohung einzuschätzen ist, s. David Underdown, Royalist Conspiracy in England, 1649 – 1660, New Haven, Yale 1960, S. 123 – 127. 88 David Underdown, Settlement in the Counties, 1653 – 1658, in Aylmer (Hg.), The Interregnum. The Quest for Settlement, S. 165 – 182, hier S. 171. Zu den militärischen und religionspolitischen Aufgaben der Major-Generals, die als verlängerter Arm der puritanischen Regierung in den Grafschaften fungierten, s. die Studie von Christopher Durston, Cromwells Major-Generals: Godly Government during the English Revolution, Manchester 2001.

2. Protektorales „Mixed Government“ und Republikanismus 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Mit der Annahme des neuen Verfassungsentwurfes der „Humble Petition and Advice“ und ihrer ergänzenden Bestimmungen89 wurde diese Struktur beseitigt. Die neue Verfassung war die modifizierte Version einer Petition, die am 23. Februar 1657 durch einen Repräsentanten der presbyterianischen Londoner Kaufmannschaft, den Ratsherren Christopher Packe, an das Parlament und die Regierung gerichtet worden war und ursprünglich neben der Wiedereinsetzung einer zweiten Kammer als nicht-adliges „Other House“- also nicht als House of Lords bzw. Oberhaus – das Angebot der Krone an Cromwell enthielt90. Cromwell hatte in einer Besprechung der Armeeführung über eine Verfassungsvorlage für ein künftiges Parlament im September 1651 selbst für ein „settlement with somewhat of monarchical power in it“ plädiert91, lehnte aber den Titel eines Monarchen ab aus Furcht vor einer Rebellion radikaler Offiziere92. Die wichtigste Änderung der „Humble Petition“ gegenüber der Verfassung des „Instrument“ bestand in der Einführung einer zweiten Kammer aus siebzig vom Lord Protektor ernannten Abgeordneten, die gemeinsam mit dem „House of Commons“ über Ernennungen zum Geheimrat (Privy Council) und zu anderen hohen Staatsämtern entscheiden sollten, desgleichen über einen möglichen Ausschluß von Parlamentsmitgliedern. Der Oberbefehl über die Armee sollte durch das Parlament und die Regierung wahrgenommen werden, zwischen den Sitzungsperioden durch die Regierung, d. h. den Lord Protektor und den Geheimrat, allein. Die außerordentlichen legislativen Befugnisse ebenso wie das suspensive Veto des Lordprotektors wurden zugunsten der ausschließlich gemeinsamen Ausübung der Legislative durch den Protektor und das Parlament beseitigt93. Das Recht der Nominierung eines Nachfolgers begünstigte die Erblichkeit des Protektorats und vervollständigte den restaurativen Charakter der neuen Verfassung. Das Wiederaufflammen des radikalen Republikanismus in Gestalt einer Gruppe oppositioneller Parlamentarier und putschender Offiziere nach dem Tod Cromwells im Jahr 1658 beschleunigte den Prozeß der schrittweisen Restauration94, indem er die politische Instabilität des „mixed government“, wie sie Charles I. in seiner „Answer“ 1642 als authentische Bedeutung der „Ancient Constitution“ definiert hatte, offenbarte. 89

Gardiner, Constitutional Documents 102, S. 447 – 459, S. 459 – 464. Roots, Commonwealth to Protectorate, S. 210 – 219. 91 Roots, (Hg.), Speeches of Oliver Cromwell, S. 207. 92 Roots, Commonwealth to Protectorate, S. 214 – 219. David L. Smith sieht die brutale Niederschlagung der von den Levellers inspirierten Meuterei von 1649 als Ausgangspunkt für eine dauerhafte Opposition der Unzufriedenen in der Armee, die sich später in der heftigen Ablehnung des Vorschlages einer Erhebung Cromwells zum Monarchen 1657 manifestiert habe, s. David L. Smith (Hg.), Cromwell and the Interregnum, Malden, Massachusetts/Oxford/ Melbourne/Berlin 2003, Vorwort des Herausgebers, S. 1 – 14, hier S. 8. 93 Gardiner, Constitutional Documents 102, S. 447 – 459 und 459 – 464. 94 Ivan Roots spricht von einer „protracted and piecemeal restoration“, Zitat aus Roots, Cromwells Ordinances, S. 164. 90

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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

Im Zusammenhang mit der zeitgenössischen Verwendung der Begriffe „absolute“ und „absolutism“ wurde bereits auf den zu berücksichtigten begriffshistorischen Hintergrund hingewiesen95. Ebenso ist nach der inhaltlichen, ideologischen Beschaffenheit des frühneuzeitlichen englischen „Republikanismus“ zu fragen. Hierbei soll zunächst untersucht werden, ob die Rezeption der antiken republikanischen Schriften und ihrer Renaissance-Adaptionen durch Machiavelli und Guicciardini bei den englischen Autoren des Interregnums zur Entwicklung partizipatorisch-republikanischer Verfassungsmodelle führte, die ihrerseits ein Indiz für die Entstehung eines bürgerlich-humanistischen Staatsverständnisses und ein Beleg für die rapide Säkularisation des Bewußtseins waren96. Diese in der modernen Forschung vertretene These stützt sich auf die in den Jahren 1656 – 60 publizierten Schriften James Harringtons (1611 – 1677)97, dessen republikanische Utopie in der Beschreibung der Verfassung einer fiktiven Republik „Oceana“ 1656 erschien und eine Reihe weniger bekannter Autoren inspirierte, die zugleich Mitglieder des 1659 von Harrington gegründeten „Rota Club“ waren98. Der utopische Charakter dieses Entwurfes wird bereits an der Umgehung der Gründungsproblematik durch die Fiktion eines Berichtes über die Republik Oceana, deren Geschichte offensichtlich die Geschichte Englands wiedergibt99, deutlich100.

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s. Pkt. I. 1. dieser Untersuchung sowie die Ausführungen von James Daly, The Idea of Absolute Monarchy in Seventeenth-Century England, Historical Journal 21 (1978), S. 227 – 250. 96 So die von John Pocock entwickelte These, erstmals formuliert in: J.G.A. Pocock, The Machiavellian Moment, Princeton 1975, insbesondere S. 337 – 386. Für Pococks These einer ,rapiden Säkularisation, ib. S 338, und in Umrissen bereits in dem zuvor veröffentlichten Aufsatz von J.G.A. Pocock, Political Thought in the Cromwellian Interregnum, in: G.A. Wood/ P.S. OConnor (Hg.), W.P. Morrell: A Tribute: essays in modern and early modern history presented to William Parker Morrell, Dunedin 1973, S. 21 – 36 auf S. 32 – 36. Die Bedeutung des klassischen Republikanismus für die englische politische Theorie erörterte erstmalig Zera Fink, The Classical Republicans (1. Auflage Evanston, Illinois 1945), 2. Auflage Evanston, Illinois 1962, insbesondere S. 45 ff. Hobbes Zurückweisung der antiken republikanischen Tradition und des Neo-Republikanismus der italienischen Renaissance-Stadtstaaten erörtert Quentin Skinner, Hobbes and Republican Liberty, Cambridge 2008. 97 Eine ausführliche sozialgeschichtliche Biographie findet sich bei Charles Blitzer, An Immortal Commonwealth, New Haven, Yale, 1960, S. 3 – 62. 98 J. G. A. Pocock, James Harrington and the Good Old Cause: A Study of the Ideological Context of his Writings, Journal of British Studies 10 (1970), S. 30 – 48; auch James Cotton, The ,Harringtonian Party (1659 – 60) and James Harringtons Political Thought, History of Political Thought 1 (1980), S. 51 – 67, hier S. 54 – 67. 99 Richard Koebner, Die Geschichtslehre James Harringtons, in: Geist und Gesellschaft, Festschrift für Kurt Breysig, 3 Bde., Breslau 1927 – 1928, Bd. 3, S. 4 – 21, hier S. 15 – 19. 100 Auf die Umgehung der Gründungsproblematik verweist Wilfried Nippel, „Klassischer Republikanismus“ in der Zeit der Englischen Revolution. Zur Problematik eines Interpretationsmodells, in: Wolfgang Schuller (Hg.), Antike in der Moderne, Konstanz 1985, S. 211 – 224, auf S. 215.

2. Protektorales „Mixed Government“ und Republikanismus 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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Harrington101 geht von der Annahme aus, daß politische Stabilität nur durch eine gleichmäßige Verteilung des Grundbesitzes, gesichert durch ein Agrargesetz gegen eine beliebige individuelle Ausdehnung dieses Anteils, erzielt werden kann. Innerhalb dieses Spielraums gibt es jedoch Besitzunterschiede, die zwei Klassen von Bürgern, bezeichnet als Reiter und Fußsoldaten nach ihrem Status als Bürgersoldaten, entstehen lassen, wobei allein den wohlhabenden Reitern auch das passive Wahlrecht für den Senat zusteht. Das Volk ist in „Triben“ aufgeteilt, die Abgeordnete in den Senat und in die Volksversammlung entsenden; beide Organe konstituieren gemeinsam die souveräne Staatsgewalt. Der Gleichgewichtsgedanke, der schon die Regelung der Besitzverhältnisse bestimmte, wird durch das Rotationsprinzip für die nun einjährlich zu besetzenden Regierungsorgane wiederaufgenommen und durch die Differenzierung der Funktion von Senat und Volksversammlung ergänzt: Während der Senat über politische Maßnahmen debattiert und Gesetzesvorlagen entwickelt, steht allein der Volksversammlung das Recht der – diskussionslosen – Annahme oder Ablehnung zu. Nur im Falle der Zustimmung werden die Maßnahmen rechtskräftig. Aufgrund des politischen Leitwertes des Gleichgewichtes und der Kontrolle gesellschaftlicher Interessen steht Harringtons Entwurf zwar durchaus in einer republikanischen Tradition, die allerdings nicht auf dem Gedanken der Verwirklichung von Bürgeridentität oder Eudämonie im Sinne des partizipatorischen Bürgerrechts der attischen Demokratie beruht, sondern Bürgerfreiheit in erster Linie als Zustand der Rechtssicherheit und institutionellen Ausschaltung von Machtmißbrauch in der Tradition der römischen Republik betrachtet. Im Vordergrund steht die „quasi automatische Produktion von Gemeinwohl als Ergebnis ausgeklügelter institutioneller Arrangements“, die auch der zeitgenössisch als „Musterrepublik“ verstandenen venezianischen Verfassung zugrunde lag102. Muß also die These eines neuen klassisch-republikanischen Bürgerideals, dessen „dominant purpose“ in der Freisetzung von „personal virtue through civic participation“103 bestanden habe, bereits für Harrington als bedeutendster republikanischer Autor entscheidend modifiziert werden, so bildet der Verzicht auf die Übernahme der antiken republikanischen Prämissen das gemeinsame Merkmal der Verfassungsentwürfe seiner Anhänger, die als Parlamentsmitglieder in den Jahren 1658 – 59 politisch aktiv waren104. In Anlehnung an die Dreiteilung der aristotelischen Staatslehre 101

Im folgenden werden die zentralen Aussagen der „Oceana“ in der eingangs zitierten Edition von Pocock, Political Works of James Harrington, S. 155 – 359, zusammengefaßt. Für eine weitergehende ausführliche Analyse s. die Ausführungen bei Pocock, Political Works of James Harrington, S. 43 – 76, die unter den zahlreichen modernen Deutungen selbst den Rang eines ,Klassikers beanspruchen dürfen. 102 So die Einschätzung Wilfried Nippels in seiner Kritik an Pococks These, s. Nippel, Klassischer Republikanismus, S. 214 – 215. Für die Vorbildfunktion der venezianischen Republik vgl. Fink, Classical Republicans, S. 43 ff. 103 So Pocock, Machiavellian Moment, S. 394. 104 Cotton, Harringtonian Party, S. 65.

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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

(Monarchie, Aristokratie und Demokratie) und ständischen Mischverfassungstheorie (König, Lords und Commons) erklärte Harringtons wichtigster Mitarbeiter bei der Abfassung der „Oceana“, Henry Neville (1620 – 1694), in einer Parlamentsrede 1659: „We that are for a Commonwealth, are for a single person, senate, and popular assembly“105. Neben der Rezeption der klassischen republikanischen Schriften lassen sich zwei weitere prägende Einflüsse auf die zeitgenössische republikanische Theorie ausmachen: Erstens die Kenntnisse, die man über die Repräsentativverfassungen anderer Staaten besaß106. Hierbei richtete sich das Interesse der englischen Autoren hauptsächlich auf die venezianische Republik, wie die zahlreichen, seit den 1630er Jahren kursierenden englischen Reiseberichte und Übersetzungen der Verfassungsschreiben italienischer Autoren belegen107. Andererseits wuchs mit der wirtschaftlichen Konkurrenz zu den Vereinigten Provinzen der Niederlande auch das Interesse an deren Verfassung, die man als eine der wesentlichen Ursachen ihrer Prosperität betrachtete108. Ein zweiter bewußtseinsbildender Einfluß ergab sich aus dem lutherischen Konzept des christlichen Prinzen, das als Leitmotiv bis zum „Defensor Pacis“ Marsilius von Paduas zurückreichte und den ursprünglichen säkularisierenden Impetus der Reformation bildete109. An die Stelle des christlichen Prinzen trat nach der Abschaffung der Monarchie der „godly commonwealth“ als Verkörperung des christlichen Staatsgedankens. Die gedachte Republik war unter dem konfessionellen Blickwinkel vor allem der Versuch einer Nationalisierung der Respublica Christiana angesichts einer universalen Bedrohung der ,nicht korrumpierten protestantischen Religion durch die Gegenreformation110. Die Tatsache, daß sich die christliche politische Theorie grundsätzlich eklektisch bezüglich der „secular languages“ griechisch-römischer Staats- und Rechtslehre ent-

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Zitiert bei Cotton, Harringtonian Party, S. 55. Zum Beispiel interessierten sich Gesandte des Königs wie auch Reisende in eigenen Angelegenheiten gleichmaßen für die Beschränkung der königlichen und klerikalen Macht in der polnischen Adelsrepublik und im schwedischen Reichstag, s. Esther Cope, Politics without Parliaments, S. 21, 41, Anm. 130; sowie Janusz Taszbir, The Fate of Polish Protestantism in the Seventeenth Century, in: J.K. Fedorowicz (Hg.), A Republic of Nobles, Cambridge 1982, S. 198 – 217. Fedorowicz zitiert die positive Würdigung der polnischen Adelsrepublik durch den englischen Gesandten in den 1630er Jahren, s. ib. S. 204. 107 Fink, Classical Republicans, S. 46 – 54. 108 Jordan, Men of Substance, S. 183 – 6; John Phillips Cooper, Social and Economic Policies under the Commonwealth, in: Aylmer (Hg.), the Interregnum. The Quest for Settlement, S. 121 – 142, hier S. 128 – 131. 109 Mark Goldie, The Civil Religion of James Harrington, in: Anthony Pagden (Hg.), The Languages of Political Theory in Early Modern Europe, Cambridge 1987, S. 197 – 222, Zitat S. 202. 110 Goldie, Civil Religion, S. 206 – 207. 106

2. Protektorales „Mixed Government“ und Republikanismus 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

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wickelte111, sollte nicht den Blick auf die religiöse Deckung dieser begrifflichen Anleihen verstellen, wie es die Schlußfolgerung einer schnellen oder radikalen Säkularisierung des Bewußtseins annimmt112 : „secularisation was an evangelical pursuit“113. Die säkularisierende Tendenz ist im Kontext der christlichen Tradition zu betrachten, als Konsequenz der Rationalisierung der Religion und antiklerikalen Aufwertung des christlichen Individuums, die von der Reformation eingeleitet wurde. Der Gedanke eines christlichen Gemeinwesens liegt auch dem von John Milton (1608 – 1674) verfaßten letzten republikanischen Verfassungsentwurf zugrunde114. In einer ersten Fassung vom Februar 1660 zunächst an das wiederversammelte Rumpfparlament adressiert, richtete Milton eine kurzfristig revidierte und dem aktuellen Umstand bevorstehender Neuwahlen angepaßte Version seines Pamphlets im März 1660 an das Wahlvolk allgemein115 : „The Readie and Easie Way to establish a free Commonwealth“116 forderte die Errichtung einer Art Tugend-Diktatur der gottgefälligen, anti-monarchischen Minderheit über die ,sklavische Mehrheit des Volkes117, die zur neuerlichen Unterwerfung unter den unwürdigen und sündhaften Zustand einer Alleinherrschaft bereit sei118. Unter der Maske eines anonymen Kritikers geißelte vermutlich James Harrington Miltons ,Tugendrepublik als oligarchisches

111 112

Goldie, Civil Religion, S. 202. So Pocock, Machiavellian Moment, S. 338, s. auch Weinzierl, Republikanische Politik,

S. 82. 113

Goldie, Civil Religion, Zitat S. 200. Christopher Hill, Milton and the English Revolution, London 1977, S. 167. 115 Einen Vergleich der geänderten, d. h. aktualisierten Stellen gibt Stanley Stewart, Milton revises The Readie and Easie Way, in: Milton Studies, hg. von James D. Simmonds, vol. 20 (1984), S. 205 – 224. Für die Datierung der Versionen s. Max Lamla/Getrud Lamla, Wahlidee, Wahlrecht und Wahlpraxis in den Prosaschriften John Miltons in der Zeit der Englischen Revolution (1640 – 1660), Frankfurt am Main 1981, S. 325 – 326. Die von diesen Autoren rekonstruierte Chronologie widerspricht der These von Stewart, Milton revises, S. 205 ff, daß Miltons Revision als Antwort auf das wohl von James Harrington verfaßte satirische Pamphlet „The Censure of the Rota“ entstanden sei. 116 John Milton, „The Readie and Easie Way to Establish a Free Commonwealth“, London 1660, zitiert nach der Ausgabe von Frank Allen Patterson/William Haller (Hg.), The Works of John Milton, vol. VI, New York 1932, S. 111 – 149. 117 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 113 – 115, 123, Zeile 19 – 23. 118 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 212. Kevin Gilmartin interpretiert Miltons Pamphlet als Versuch, angesichts einer hoffnungslos komplexen Gegenwart und der Gefahr einer Restauration der Monarchie die unmittelbare Vergangenheit zu konsolidieren und fest einzurichten („to consolidate and firmly institute that [immediate] past and preserve it for all time“), s. Kevin Gilmartin, History and Reform in Miltons Readie and Easie Way: in: Milton Studies, hg. von James D. Simmonds, vol. 24 (1988), S. 17 – 41, Zitat S. 17. Diese Deutung trifft zwar die Grundstimmung des Textes, übersieht aber Miltons Kritik an der politischen Entwicklung nach der Hinrichtung des Königs, in der er ausdrücklich erklärt, daß er die Errichtung des „Godly Commonwealth“ als erst begonnene Aufgabe betrachte, s. Milton, „Readie and Easie Way“, S. 117 – 118, S. 124 – 125. 114

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IV. Politischer Pragmatismus und republikanische Utopie

Regime, in dem die Freiheit des Volkes in bloßen Worten bestehe119 : „For though you brag much of the peoples managing their own affairs, you allow them no more share of that in your Utopia, as you have ordered it, than only to set up their throats and baul (…)“120. In der Tat sieht Miltons Entwurf die Verordnung der Souveränität „not transferrd, but delegated only, and as it were deposited“ bei einer einmal gewählten, permanenten Ratsversammlung vor, die nur beim Tod eines Mitgliedes durch Neuwahl eines Nachfolgers ergänzt wird121. Dieser „Grand Councel“ oder Senat soll eine intellektuelle und moralische Elite bilden122, daher sei es notwendig, das Wahlrecht auf den sittlich gebildeten Teil des Volkes „of a better breeding“123 zu beschränken, „not committing all to the noise and shouting of a rude multitude, but permitting only those of them who are rightly qualifid (…)“124. Für Milton ist die Errichtung einer Republik als ursprüngliche, von Gott vorgeschriebene Organisationsform der menschlichen Gesellschaft als christliche Gemeinschaft formal gleicher Individuen ausschlaggebend125, reale politische Partizipation ist dagegen den wenigen ,Einsichtigen vorbehalten, „judging that most voices ought not alwaies to prevail where main matters are in question (…)“126. Die republikanischen Entwürfe des Interregnums blieben mithin insofern elitär, als der Gedanke der Erwähltheit das notwendige gedankliche Korrelat zum Wahlgedanken bildete. Die mangelnde Integrationsfähigkeit des Interregnumsrepublikanismus ließ ihn gegenüber dem wieder erstarkenden Mischmonarchie-Gedanken als nicht minder exklusive, aber historisch traditionslose Konstruktion erscheinen.

119 Anonymous [James Harrington], „The Censure of the Rota upon Mr Miltons Book, intitled The ready and easy Way to establish a free Commonwealth, 26. März 1660“, in: The Harleian Miscellany, or, a Collection of scarce, curious, and entertaining pamphlets and tracts (…), vol. 7, London 1811, S. 115 – 124. 120 [Harrington], „Censure of the Rota“, S. 112. 121 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 126 – 129. 122 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 126, 130. 123 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 131. Zu den Konnotationen dieses Begriffes gehörte die Qualifikation der Nobilität. Miltons Wertschätzung der „principal“ oder „great men“, die dem Rat angehören sollen, ib., hält an dieser Verschmelzung moralischer und sozialer Qualifikationen fest, die sich am besten mit dem Begriff des ,Tugendadels wiedergeben läßt. 124 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 131. 125 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 119, Zeile 9 – S. 120, Zeile 9. 126 Milton, „Readie and Easie Way“, S. 115, Zeile 4 – 5.

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V. Von der Puritanischen zur Glorreichen Revolution: Der Beitrag der politischen Theorie der Revolutionsjahre 1640 – 1660 zur Bewältigung des konstitutionellen Grundproblems Die Restauration der Monarchie im Jahr 1660 setzte den Verfassungsexperimenten der Revolutionsjahre ein Ende und beseitigte die legalen Ansätze zu einer Parlamentarisierung des Systems1. Mit einiger Berechtigung läßt sich daher in dem ,traumatischen Effekt der Revolution auf das nationale Bewußtsein und in dem ,massiven und anhaltenden psychologischen und emotionalen Eindruck des Revolutionserlebnisses auf das politische Wahrnehmungsvermögen der traditionellen Eliten ein wichtiges bleibendes Ergebnis der englischen Revolution sehen2. Man geht wohl nicht fehl, wenn man hier eine Verbindungslinie zur größeren Reformbereitschaft und damit Überlebensfähigkeit der traditionellen Eliten Englands im 18. und 19. Jahrhundert zieht. Dennoch bedeutete die Restauration nicht das Ende der übergreifenden Verfassungskrise3. Als unter der Regierung James II. (1685 – 1689) erneut massive Eingriffe in die Eigentums- und Freiheitsrechte der Untertanen, verbunden mit einer der ,Papisterei verdächtigen Religionspolitik die Regierungspraxis bestimmten, hatte der Stuart-König die Grundlage des verfassungsrechtlichen Konsenses, auf dem seine Macht beruhte, verlassen4. Seine Flucht ermöglichte die Erklärung der Thronvakanz und die Berufung eines genehmeren Monarchen, der mit den Forderungen der „Heads of Grievances“ vom 7. Februar 1689 und den in nur drei Wochen ausformulierten Bestimmungen der „Bill of Rights“5 vor allem auf die Wahrung der parlamentarischen Privilegien (i. e. Rede-, Debattier- und Verfahrensfreiheit), den Schutz der Eigentums- und Freiheitsrechte der Untertanen und die Wahrnehmung der Legislative und des Steuererhebungsrechts mit dem Parlament gemeinsam verpflichtet wurde6.

1 Kenyon (Hg.), Stuart Constitution. Documents and Commentary, S. 361 – 365, auch Ronald Hutton, The Restoration, 2. Auflage Oxford 1987, S. 125 ff. 2 So Aylmer, Rebellion or Revolution?, S. 204 – 205. 3 Hutton, Restoration, S. 285 – 290. 4 John Miller, The Glorious Revolution, 3. Auflage London/New York 1987, S. 1 – 16. 5 James Rees Jones, The Revolution of 1688 in England, London 1972, S. 319. 6 Miller, Glorious Revolution, Document 26, S. 114 – 116.

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V. Von der Puritanischen zur Glorreichen Revolution

Die neue Regierung berief sich auf den Mischverfassungsgedanken, den das Parlament durch die weitere „Settlement“-Gesetzgebung zu realisieren suchte7. In der politischen Pamphletistik dieser Zeit griffen die Anhänger Wilhelms III. weniger auf Argumente der Vertragslehre zur Legitimation eines am Staatszweck des Volkswohles orientierten Regierungswechsels zurück als vielmehr auf die pragmatische Rechtfertigung durch die „de facto“-Theorie. Ähnlich wie die Schriften zum Mischverfassungskonzept, die zu Beginn der 1640er Jahre entstanden waren, wurden daher auch die wichtigsten Pamphlete der Engagement-Befürworter neu aufgelegt8. Über diese erkennbaren Rezeptionszusammenhänge hinaus bleibt es problematisch, einzelne Gedanken, die Bausteine der hier untersuchten politischen Theorien der weniger bekannten Autoren bildeten, aus dem unmittelbaren Diskussionszusammenhang herauszulösen und ihre weitere Wirkungsgeschichte gewissermaßen linear historisch weiterverfolgen zu wollen. Die Originalität ihrer Entwürfe ergab sich nicht so sehr aus der Qualität ihrer einzelnen Bausteine, sondern aus der Kombination, die unter dem unmittelbaren Druck der Fragen enstand, welche die politische Entwicklung aufwarf. Die Definition, systembezogene Verortung und Begrenzung souveräner Staatsgewalt wurde eingangs als Kernproblem der Verfassungskrise Englands im 17. Jahrhundert festgestellt. Für die Analyse und Bewältigung des zunächst als systemimmanent wahrgenommenen Krisenphänomens bot die traditionelle legalistische Verfassungstheorie jedoch nicht länger ausreichende begriffliche Instrumente: Die ursprünglich der juristischen, rechtshistorischen Gedankenwelt entlehnte Fiktion einer „Ancient Constitution“ wurde mit dem Mischmonarchie-Konzept identifiziert, das auf einem abstrakten Begriff letztinstanzlicher staatlicher Gewalt in Gestalt korporativer Souveränität beruhte. Als politische Kompromißformel gedacht, verlor das Mischmonarchiekonzept angesichts der militärischen Verschärfung des Konfliktes an unmittelbarer politischer Attraktivität gegenüber der Doktrin parlamentarischer Souveränität, die als letzte Konsequenz aus der politischen Polarisierung und als radikale Gegen-Ideologie zur „Divine Right“-Herrschaftslehre der Royalisten zu verstehen ist. Zwar versuchte diese Doktrin, ihr demokratisches Argumentationspotential durch ein Staatssouveränitätskonzept gleichsam zu ,bändigen, indem die zugrundegelegte Volkssouveränität durch eine Gleichsetzung der Repräsentation mit der ,Essenz des Volkes eingeengt und ein absolutes Herrschaftsrecht des Staates hieraus abgeleitet 7

Jennifer Carter, Revolution and Constitution, S. 39 – 56. Für die Rezeption des Mixed-Monarchy-Konzeptes s. auch Pkt. II. 2. dieser Arbeit. McIlwain, A Forgotten Worthy: Philip Hunton, S. 203, weist darauf hin, daß sich ein Exemplar des „Treatise of Government“ Philipp Huntons in der Bibliothek John Lockes befand und daß Locke in seinem ersten „Treatise of Government“ auf Huntons Theorie Bezug nimmt. Zur Renaissance der „de facto“-Theorie nach 1688 s. Wallace, Engagement Controversy, S. 384, 387 – 389. Die Studie von Gerald Straka, The Anglican Reaction to the Revolution of 1688, Madison, Wisconsin 1962, analysiert den Rekurs der Anhänger Wilhelms III. unter dem anglikanischen Klerus auf diese Theorie. 8

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wurde9. Dennoch erfolgte eine Radikalisierung der parlamentarischen Argumentation durch den naturrechtlich begründeten Volkssouveränitätsgedanken, der die Verfassungsentwürfe der demokratischen Bewegung in der Metropole und in der Armee bestimmte und das Individuum als kleinste Einheit der Staatslehre in die weitere Debatte und Entwicklung der Souveränitätslehre einführte. Mit der Ausschaltung dieser Bewegung, die an eine Verwerfung der breiten konsensgebundenen Legitimation von Herrschaftsgewalt geknüpft war, ging die Vollendung der demokratischen Revolution durch die Einrichtung einer Republik (Commonwealth) einher. Das Augenmerk wurde auf den Erhalt des Kollektivs ,Staat zurückgelenkt und eine pragmatische Herrschaftsideologie entwickelt, die allerdings keine positiven programmatischen Werte beinhaltete und das Problem des Ursprungs und der Legitimation politischer Gewalt auf eine nicht zu hinterfragende unbedingte Notwendigkeit und die normative Kraft des Faktischen reduzierte. Diese Alternative erwies sich als politisch nicht durchsetzungsfähig und wurde durch eine Rückkehr zur Monarchie abgelöst, die, anders als die analogen Konstruktionen der Protektoratsverfassungen, durch die historische Tradition gestützt war. In der konstitutionellen Kollapssituation der Jahre 1658 – 1660 entfaltete sich noch einmal kurzzeitig eine republikanische Pamphletistik. Diese späten Utopien rekurrierten einerseits auf antike Vorbilder, andererseits waren sie beeinflußt durch Informationen über andere europäische Ständeverfassungen und das lutherische Konzept des christlichen Prinzen, an deren Stelle der „godly commonwealth“ als göttlich gebotene Urform der christlichen Gesellschaftsorganisation treten sollte. Diese Entwürfe waren exklusiv und elitär, nicht massenorientiert; der republikanische Gedanke politischer Partizipation blieb an die politischen, sozialen und religiösen Qualifikationen der jeweiligen Quelle dieses Gedankengutes gebunden. Republikaner wurde man nicht, man war es kraft sozialer, intellektueller, und moralischer Eignung, ganz im Sinne einer ins Politische übersetzten calvinistischen Prädestinationslehre. In letzter Konsequenz bedeutete dies eine gewissermaßen ,doppelte Prädestination einer zur Führung berufenen republikanischen Elite, die der moralisch und intellektuell unterlegenen und daher zur erneuten Unterwerfung unter die monarchische Sklaverei bereiten Masse ihren Willen zur ,Freiheit aufherrschen sollte, wie die von Harrington kritisierte Tugenddiktatur Miltons veranschaulicht. Demgegenüber erwies sich die von einer anglikanischen Staatskirche gestützte Monarchie als integrativere und daher tragfähige Regierungsform10. 9 Hier lassen sich Parallelen zu kontinentalen Konzepten ständischer vormundschaftlicher Vertretung des Volkes im 17. und späten 18. Jahrhundert ziehen. Zu letzteren s. die grundlegende Untersuchung von Barbara Stollberg-Rillinger, Vormünder des Volkes? Konzepte landständischer Repräsentation in der Spätphase des Alten Reiches (Historische Forschungen 64), Berlin 1999. 10 Zur Leistung dieser Allianz, die der Fundamental-Revisionist Jonathan Clark mit der These eines langlebigen englischen Ancien Rgime verknüpft, s. Jonathan C.D. Clark, English Society, 1660 – 1832: Religion, Ideology and Politics during the Ancien Regime, 2. Auflage Cambridge 2008.

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V. Von der Puritanischen zur Glorreichen Revolution

Die wesentliche Leistung der hier analysierten politischen Debatten und Konzepte der englischen Revolution von 1640 – 1660 hinsichtlich der Lösung des eingangs geschilderten konstitutionellen Grundproblems läßt sich in folgender Weise beschreiben: Mit der Adaption des Souveränitätsbegriffes an die englische legalistische Tradition in Gestalt des Konzepts korporativer Souveränität leisteten diese Ansätze eine wesentliche Voraussetzung für die Rezeption und Weiterentwicklung der Souveränitätslehre zur Doktrin der Parlaments- und Volkssouveränität. Der eigentliche realpolitische Endpunkt der hier ausgelösten Bewegung ist daher für den britischen Kontext vielleicht weniger in den Ergebnissen der „Glorious Revolution“ als in den Wahlrechtsreformen des 19. Jahrhunderts und in der Verankerung der Souveränität des House of Commons im Parliamentary Act von 1911 zu sehen. Die Rezeption niederländischer und deutscher juristischer und theologischer Autoren spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines korporativen Souveränitätsbegriffes, der mit der englischen Rechtstradition kompatibel erschien. Daß diese Einflüsse bislang für den Zeitraum 1640 – 1660 erst im Ansatz erforscht und berücksichtigt wurden, liegt wohl nicht nur an den prinzipiellen Problemen der Rezeptionsforschung, sondern auch an den eingangs dargelegten Besonderheiten der Historiographie zu diesem wohl umstrittensten Abschnitt der englischen Geschichte. Unter dem Aspekt kontroverser Deutungen erscheint die Verfassungskrise der Jahrzehnte 1640 – 1660 noch immer, ganz dem Diktum Thomas Hobbes entsprechend, als „the highest of time“.

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Anhang Verzeichnis der im Text verwendeten Abkürzungen DNB Dictionary of National Biography EcHR Economic History Review HER

English Historical Review

JMH

Journal of Modern History

TLS

Times Literary Supplement

Biographische und bibliographische Hilfsmittel Althusius-Bibliographie. Bibliographie zur politischen Ideengeschichte und Staatslehre, zum Staatenrecht und zur Verfassungsgeschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts, hg. von Scupin, Hans-Ulrich/Scheuner, Ulrich, bearbeitet von Dieter Wyduckel, Bd. 1 – 2, Berlin 1973 Annual Bibliography of British and Irish History, hg. von der Royal Historical Society, General Editor Geoffrey Elton, Brighton, Sussex, 1976 – 1989 Biographical Dictionary of British Radicals in the Seventeenth Century, hg. von Greaves, Richard/Zaller, Robert, 3 Bde, Brighton, Sussex, 1983 Catalogue of the Pamphlets, Books, Newspapers and Manuscripts Relating to the Civil War, the Commonwealth and Restoration, Collected by George Thomason, 1640 – 1661, 2 Vols, London 1908 The Dictionary of National Biography [DNB], hg. von Stephen, Leslie/ Lee, Sir Sidney, 22 Bde., 4. Auflage 1959 – 1960; Oxford Early English Books Online [EEBO], electronic resource, Ann Arbor, Michigan 1999Elton, Geoffrey, Modern Historians on British History, 1485 to 1945. A Critical Bibliography, 1945 – 1969, London 1970 Fortescue, George Knottesford (Hg.), Catalogue of the Pamphlets, Books, Newspapers and Manuscripts Relating to the Civil War, the Commonwealth and Restoration, Collected by George Thomason, 1640 – 1661, 2 Vols, Nachdruck London 1908 Keeler, Mary Frear, Bibliography of History. Stuart Period, 1603 – 1714, 2. Auflage 1970, Oxford Keeler, Mary Frear, The Long Parliament. A Biographical Dictionary, Philadelphia 1954

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Anhang

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Zagorin, Perez, The Court and the Country: the beginning of the English Revolution, (1969) New York 1970 Zagorin, Perez, A History of Political Thought in the English Revolution, 2. Auflage 1965, London

1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

Personen- und Sachwortverzeichnis Absolute Gewalt 5, 35, 40, 60, 62, 65, 66, 74, 76, 100, 106; s. auch ! Absolutismus; ! Bodin; ! Souveränität Absolutismus 35, 54, 56, 62, 100 – französischer 56 – parlamentarischer 70 – 76 Act of Proclamations (1539) 34, 35, 68 Act of Uniformity (1662) 11 Adel 16, 19, 26, 32, 33, 57, 66, 97, 98, 102, 105; s. auch ! House of Lords; ! Stände Agreement of the People (1647) 78 Alleinherrschaft 14, 17, 20, 28, 41, 42, 103 Althusius, Johannes 49, 53, 54, 55, 56, 72, 73 Ancient Constitution 38, 43, 57, 61, 82, 99, 106 Anglikanismus 36, 41, 44, 50, 53, 57, 93, 106, 107 Aristotelismus 50, 58, 101 Arminianismus 27, 36, 37 Arnisaeus, Henning 49, 51, 52, 53, 56, 69, 73 Ascham, Anthony 90, 91, 92, 93 Attainder 41 Barclay, William 37 Baxter, Richard 76 Belloy, Pierre de 37 Besold, Christoph 49, 51, 54, 55 Beza, Theodor 47, 48 Bill of Rights (1689) 105 Bodin, Jean 5, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 56, 69 Bradshaw, Edward, Lord Chief Justice 48 Bürgerkrieg, englischer 5, 9, 10, 11, 12, 13, 15, 20, 26, 28, 30, 31, 32, 33, 43, 46, 47, 48, 49, 56, 57, 59, 60, 61, 70, 72, 76, 84, 91 Calvin, Johannes 47, 52, 62 Calvinismus 9, 11, 23, 27, 36, 37, 41, 47, 49, 52, 55, 62, 72, 107 Camden Society 22 Charles I. Stuart 5, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 28, 30, 33, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42,

43, 46, 48, 56, 57, 58, 59, 60, 72, 76, 87, 88, 90, 93, 97, 98, 99 – Hinrichtung 11, 42, 48, 59, 93. Charles II. Stuart 5, 11, 12, 14, 15, 86, 87, 93 Cicero 18, 19, 48 Clarendon s. ! Hyde, Edward Coke, Edward 35, 56 Common Law 35, 38, 40, 56, 68, 82 Commonwealth 44, 48, 54, 86, 87, 88, 90, 92, 94, 95, 102, 103, 104, 107; s. auch ! Republikanismus Consociatio 54 Conventicle Act (1664) 11 Covenant 41, 56, 65, 88, 90 Coward, Barry 12, 16, 31 Croce, Benedetto 9, 10 Cromwell, Oliver 5, 11, 12, 25, 62, 76, 80, 83, 86, 87, 88, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100 Cromwell, Richard 5 De-facto-Theorie 89, 90, 92, 106 Declining-gentry-These 26 Digger 80, 81, 93 Digges, Dudley 48 Dominium politicum et regale 34 Du Plessis Mornay, Philippe 47 Eigennutz 14, 74 Eigentum 26, 35, 37, 38, 40, 41, 52, 68, 69, 80, 81, 91, 93, 97, 105 Einhegungen 78, 79 Eliot, John 34, 49, 52, 56 Eliot, T.S. 10 Elizabeth I. Tudor 9, 36, 46, 47, 49 Elton, Geoffrey 29 Empire 19, 21, 28, 29 Engagement 54, 82, 85, 86, 87, 89, 90, 91, 93, 94, 106 Episkopat, anglikanischer 36, 44 Erastianismus 70

128 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

Personen- und Sachwortverzeichnis

Everitt, Alan 27, 28, 30 Exclusion Crisis (1679) 12 Fairfax, Thomas 80, 86 Ferne, Henry 60, 61, 62 Ferrers Case (1543) 34 Filmer, Robert 62, 64, 66 Five Mile Act (1665) 11 Fleming, Thomas, Chief Baron of the Exchequer 40 Föderalismus 54, 55, 56, 73 Frankreich 12, 15, 18, 37, 40, 47, 48, 51, 52, 53, 56, 60, 74, 79, 86 Freiheitsrechte 14, 20, 23, 24, 27, 35, 38, 40, 41, 61, 68, 71, 80, 82, 83, 105 Friedeburg, Robert von 46, 49, 56 Fundamentalgesetze 60, 61, 65, 68, 71, 84, 107 Fuller, Thomas 13 Gardiner, Samuel Rawson 22, 23, 24, 25, 27 Gehorsamspflicht 48, 67, 74, 89, 90, 91, 92, 93 Gemeinwohl 14, 37, 40, 48, 69, 74, 81, 101 Gentillet, Innocence 47 Glorious Revolution 12, 14, 18, 21, 34, 43, 63, 69, 105, 106, 107, 108 Gottesgnadentum 37, 61, 62, 72, 106 Grand Remonstrance (1641) 42, 57 Grotius, Hugo 51, 53, 54, 73 Guicciardini, Francesco 100 Hampdens Case s. ! Ship Money Case Harrington, James 16, 25, 26, 88, 100, 101, 102, 103, 104, 107 Harvey, Gabriel 50 Henry VIII. Tudor 34, 35, 68 Herborn, Hohe Schule 54, 55, 56, 72 Herle, Charles 59, 60, 61, 63, 67; s. auch ! Supply-Theorie Herrschaftstitel 47, 48, 64, 68, 89, 92 Herrschaftsübertragung 53, 64, 66, 69 Hesilrige, Arthur 94 Hexter, J.H. 26, 27 Heylyn, Peter 62 Hill, Christopher 26 Historical Manuscripts Commission 22 Historiographie 5, 9 – 33

Hobbes, Thomas 5, 14, 15, 18, 20, 45, 51, 85, 90, 100, 108 Hotham, John 72 Hotman, FranÅois 47, 48 House of Commons 16, 26, 27, 28, 29, 34, 37, 38, 58, 69, 79, 81, 84, 87, 97, 99, 102, 108 House of Lords 16, 30, 34, 58, 59, 63, 69, 77, 78, 81, 84, 88, 99, 102 Hume, David 19, 20, 21 Hunton, Philip 49, 62 – 70, 72, 106 Hyde, Edward, 1st Earl of Clarendon 15, 16, 17, 18, 19, 22, 32, 59 Impeachment 41 Independents 27, 36, 80, 82, 84, 90 Instrument of Government 95 – 99 Interregnum 12, 23, 44, 77, 85, 88, 98, 99, 100, 102, 104 Ireton, Henry 83, 84, 87 Irland 9, 11, 12, 18, 19, 29, 36, 41, 43, 57, 82, 86, 87, 94, 95, 97 James I. Stuart 36, 37, 88, 98 James II. Stuart 12, 105 Juristen 5, 45, 51, 52, 95 Katholiken 11, 12, 33, 36, 37, 43, 46, 57, 86, 97 Keckermann, Bartholomäus 55 King-in-Parliament 34, 35, 56, 59, 62, 82 Königsmord 5, 11, 62, 86, 88; s. auch ! Charles I., Hinrichtung Krautheim, Ulrike 49, 50, 51, 52, 53, 54 Langes Parlament 5, 9, 10, 11, 13, 14, 16, 17, 18, 20, 24, 28, 30, 36, 37, 38, 41, 42, 43, 57, 59, 80, 81, 96 Languet, Hubert 47, 48 Lambert, John 95 Lamont, William 43 Laud, William, Erzbischof von Canterbury 36, 37, 42, 59, 62 Leveller 11, 59, 61, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 87, 93, 99 Lilburne, John 61, 77, 80, 85 Limnaeus, Johannes 51, 54, 55 Lipsius, Justus 51

Personen- und Sachwortverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4

Macaulay, Thomas Babington 21, 23, 25 Machiavelli, Niccol 14, 54, 100 Magistrate 53, 55, 73, 98 Magna Carta (Magna Charta) 9, 35, 56, 68, 82 Majestät, Attribute der 52, 53, 54, 55, 62, 69, 73 Marsilius von Padua 102 Marxismus 11, 12, 23, 26, 28, 38 May, Thomas 13 Millenarismus 94 Milton, John 44, 86, 103 – 107 Mischverfassung 51, 52, 55, 56, 58, 59, 61, 63, 66, 67, 68, 69, 74, 102, 106 Mixed Monarchy 16, 48, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 65, 66, 67, 69, 72, 76, 104, 106; s. auch ! Mischverfassung Monarchie 5, 11, 13, 14, 31, 34, 37, 40, 60, 62, 63, 64, 65, 66, 68, 69, 71, 84, 88, 102, 103, 104, 105, 106, 107; s. auch ! Mixed Monarchy Monarchomachen 47, 53 Monopole 39, 78 Montrose, (James Graham) 5th Earl of 19, 87 Morrill, J.S. 11, 28, 79 Nalson, John 14 Naturrecht 45, 49, 52, 53, 61, 74, 77, 78, 80, 84, 107 Nedham, Marchamont 54, 90, 92, 93 Neville, Henry 102 New Model Army 11, 80, 82 Nineteen Propositions (1642) 42, 57 Normannische Eroberung 82 Osborne, Francis 92 Overton, Richard 61, 77, 78, 80, 81, 82, 85 Packe, Christopher 99 Palmer, Herbert 66 Pamphletistik 5, 14, 27, 32, 43, 44, 48, 54, 61, 62, 63, 70, 74, 76, 77, 85, 89, 90, 93, 94, 103, 104, 106, 107 Parker, Henry 63, 70 – 76 Patronage 13, 28, 29 Petition of Right (1628) 38, 40, 41, 56 Popish Plot 12, 36, 37, 43 Prärogative 16, 34, 35, 37, 39, 57, 75

129

Presbyterianer 20, 66, 77, 78, 80, 82, 84, 86, 87, 89, 90, 93, 94, 95, 99 Prides Purge 90, 87 Privilegien 39, 78, 81, 105 Propaganda 44, 61, 85, 90 Protektorat 5, 11, 12, 13, 14, 15, 21, 25, 85, 94, 98, 99, 107; Lord Protektor: 95 – 99 Puritanische Revolution 23, 24, 27, 32, 37 Prynne, William 63 Putney-Debatten 61, 83, 84 Pym, John 37 Quäker 80, 96 Ranke, Leopold von 21, 23 Reformation 16, 24, 36, 79, 102, 103 Republikanismus 1, 5, 11, 16, 85, 88, 94, 95, 97, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 107 Restauration (1660) 5, 11, 13, 14, 32, 49, 93, 99, 103, 105 Revisionismus 9, 10, 11, 19, 20, 23, 28, 29, 30, 31, 32, 33; s. auch ! Historiographie Rezeptionsforschung 5, 6, 15, 23, 45, 47, 49, 50, 51, 54, 56, 70, 72, 73, 79, 100, 102, 106, 108 Rous, Francis 89 Royalisten 33, 62, 64, 66, 85, 86, 87, 93, 97, 98, 106 Rumpfparlament 11, 85, 86, 87, 88, 93, 94, 103 Russell, Conrad 28, 29, 30 Rye House Plot (1683) 12 Säkularisierung 16, 100, 102, 103 Sallust 19 Salmon, J.H.M. 49, 51, 52, 53, 54 Saumaise, Claude de 86 Saye and Sele, (William Fiennes) 1st Viscount of 70 Schottland 9, 12, 18, 19, 20, 37, 41, 49, 55, 56, 85, 87, 94, 95 Scott, Jonathan 10 Seneca 18, 52 Sexby, Edward 84 Seyssel, Claude de 47 Ship Money Case (1637 – 8) 39, 42, 70, 74, 98 Sidney, Algernon 11 Solemn League and Covenant 88

130 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

Personen- und Sachwortverzeichnis

Souveränität 5, 34, 35, 43 – 76, 84, 104, 106, 107, 108; s. auch ! Volkssouveränität – korporative 5, 45, 53, 54, 56, 60, 63, 68, 69, 106, 108 – parlamentarische 70 – 76 Souveränitätslehre 43, 53, 54, 55, 70, 72, 73, 107, 108 Staatsraison 38, 39, 41, 98 Staatsrat 85, 86, 88, 94, 95, 96 Stände 34, 47, 52, 53, 58, 60, 61, 62, 67, 68, 69, 75, 107 Statute Law 35, 61, 68 Stone, Lawrence 26, 30 Stuarts 29, 36, 39, 42 Stubbs, William 22 Strafford s. ! Wentworth, Thomas Supply-Theorie 59, 61, 67 Tacitus 18, 19 Tawney, R.H. 25, 26 Thomason Collection 44, 76 Tories 22 Trevelyan, George Macaulay 24, 25 Triennial Act (1641) 57 Tudors 12, 29, 34, 36, 68

Tyrannis 20, 23, 24, 47, 48, 53, 62, 65, 66, 75, 77, 81, 82; s. auch ! Monarchomachen; ! Widerstandsrecht Union, britische (1603, 1707) 19 Vane, Henry 11 Vereinigte Provinzen 45 Verfassungskrise 1, 7, 9, 33, 34, 43, 45, 77, 105, 106, 108 Vertrag 47, 48, 53, 55, 61, 64, 65, 67, 68, 72, 73, 74, 75, 80, 81, 106 Volkssouveränität 47, 53, 54, 59, 75, 76, 77, 106, 108 Wahlrecht 81, 83, 97, 101, 103, 104, 108 Walwyn, William 77, 85 Wentworth, Thomas, 1st Earl of Strafford 9, 41, 42, 59, 62 Whigs 19, 21, 22, 25, 28, 30, 31 Widerstandsrecht 17, 43, 46, 47, 48, 49, 51, 53, 55, 59, 62, 63, 64, 65, 66, 69, 70, 73, 74, 76, 81, 88, 90, 97, 98 Wood, Anthony : 90 Zensur 43, 89 Zünfte, Londoner 78