189 70 29MB
German Pages 495 [500] Year 1970
TEUFELBÜCHER I
A U S G A B E N DEUTSCHER LITERATUR D E S XV. B I S XVIII. J A H R H U N D E R T S
unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg herausgegeben von Hans-Gert Roloff
TEUFELBÜCHER IN A U S W A H L
WALTER DE G R U Y T E R & CO • B E R L I N vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp. 1970
TEUFELBÜCHER IN
AUSWAHL
herausgegeben von
RIA S T A M B A U G H
ERSTER
BAND
LUDWIG MILICHIUS: ZAUBERTEUFEL.SCHRAPTEUFEL
WALTER D E GRUYTER & CO • BERLIN vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp.
1970
© Archiv-Nr. 458470/9 Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
ort % m k u i rep/ x>nt> manc^eriep 3Brrcfen ^tus feie/ ttolgcgrünöfer/ *>nt» fowletnem. ©laubigen fcaruonjimffen t>ienfi(id?/ genugfamcr «Smcfci/ ntc^c aUcp n Dem gemepnen 3)?afi/fonfceraucf? Den ¥3elu: licfjen Diegewen pntmnfdftigen ^rcDif gern nttyhd? ont> fur^mniigjuifffn/aup ^ i i g c r Ccfynfft x>nrtD fcetprrien ©eribcnfen/ mit flet| ju* famen getragen/ ¿Öwrdj JLVDOVICVM MILICHIVM. ©eirucf^iijrattcffari am$9?apn» ANNO M. D. L X I 1 L
D E R ZAUBER TEUFFEL. D A S IST / VON
ZAUBEREI
WARSAGUNG / BESCHWEHREN / SEGEN / ABERGLAUBEN / H E X E REY / UND MANCHERLEI W E R C K E N DES T E U FELS / WOLGEGRÖNDTER / UND SO VIEL EINEM GLAUBIGEN DARVON ZU WISSEN DIENSTLICH / GENÜGSAMER B E R I C H T / NICHT ALLEIN DEM GEMEYNEN M A N N / SONDER AUCH DEN WELTLICHEN REGENTEN UND EINFÄLTIGEN P R E D I GERN NÜTZLICH UND KURTZWEILIG ZU LESEN / AUSS HEYLIGER SCHRIFFT UND BEWERTEN SCRIBENTEN / MIT FLEISS ZUSAMEN GETRAGEN / DURCH LUDOVICUM MILICHIUM. GETRUCKT Z£T FRANC KFURT AM MAYN. ANNO M . D . L X I I I .
L«
Dem Hochwirdigen inn Gott Fürsten und Herrn / Herrn Wolffgang / des Keyserlichen Stiflts zu Fulda Abt / etc. meinem gnädigen Herrn / wünsche ich alle zeit von hertzen / 5 GOTtes gnad und Barmhertzigkeyt / durch Jhesum Christum unsern Heyland. Hochwirdiger Fürst / Gnidiger Herr / Es seind 2u der erbawung der Kirchen Christi drey ding von nöten. Zum ersten / daß die lehr von der Gerechtfärtigung unnd andern Articuln unsers Christlichen Glaubens reyn und unver10 fdlscht werde außgebreytet. Zum andern daß den Widersprechern und Lügenpredigern auß der Schrifft inntrag geschehe / und ire verführische irthumben widerlegt werden. Zum dritten / daß die laster unnd sünde des volcks mit rechtem eiffer gestrafft werden. ()(ij v y
Vorrede. S o vil das erste belangt / ist die Kirch / Gott lob / zu unser 2eit selig unnd über selig / denn wir alle bekennen müssen / daß nach der Apostel zeit / biß anher / die reyne seligmachende Lehr nie so klar unnd verständtlich mit predigen / unnd auch mit schreiben ist offenbart und erleutert worden. Es ist wol war / daß in der anfangenden Kirch viel Geystreicher Gottselige Lehrer gewest / welche / so lang sie auff erden gelebt / mit lehren ein grosses außgericht / und auch uns Nachkömmlingen viel guter Bücher gelassen haben / damit noch auff den heutigen tag grosser nutz inn der Gemeyn CHRISTI geschafft wird. Doch aber / wenn wir die Zeiten recht ansehen / und alles gegen einander halten / so werden wir befinden / daß wir der Gaben und gnaden zehen haben / deren sie nicht eine gehabt. Ich rede hie fürnemlich von der heylsamen Predigt des offenbarten Evangelij: Von Christlichen wolgeordneten Schülen: Von güten Künsten / und der grossen anzahl Gc-()( iijr')lehrter Leuth: Von unzelbaren Schritten unnd Büchern / darmit die heylige Schrifft / und die Articul des Glaubens trewlich inn allen Sprachen erkliret werden: Von Geystlichen Gesingen / inn welchen auch die armen Leyen die rechte Lehr ohn alle mühe begreiffen können: Von dem wunderbarlichen Werck der Truckerey / welches nutz nicht kan genügsam betrachtet werden: Unnd zuletzt von der sehr bequemen zeit / inn welcher uns das Wort zu predigen unnd zu hören / ohn eynige gefahr unnd Verfolgung zügelassen wird. Mit diesen unnd dergleichen gaben / und wolthaten / da der gütige Gott uns inn diesen Landen reichlich mit versehen unnd uberschütt hat / ubertreffen wir weit unsere Vorältern. Wölt nur Gott / daß wir solche herrliche forderung zu dem erkänntniß des waren glaubens recht braucheten / unnd wie
6
Vorrede
Sanct Paulus sagt / Daß wir die gnad Gottes nicht vergeblich empfahen / 2. Corin. 6. ( ) ( i i j r r ) Aber in dem andern stück hat fürwar die Kirch nicht wenig zu klagen. Denn ob wol vil gelehrte leuth / wider die / so da unrecht lehren / unnd Secten ahnrichten / sich dapffer legen / thün sie es doch nicht alle mit frucht. Etliche suchen rhüm unnd ehr / Etliche treibt der neidt unnd lust zu zancken / Etliche handeln gar ungestümmiglich / und schreiben frey öffentlich ahn die Glaubigen / daß sie mögen mit nothwehr und eygener gewalt die Rottengeyst abschaffen / ob sie schon ausserhalb irer Jurisdiction seien. Unnd Weichs das aller schwehrest ist / dis Brüder / welche einen Christum mit uns bekennen / welche inn der Gerechtfertigung unnd allen Articuln des Glaubens uberein stimmen / welche mit uns trewlich wider den Endchrist sich setzen / dieselbigen werden von etlichen gelästert / verdampt / und als Ketzer beyd außgerüffen / unnd abgeschlossen umb einer geringen Dissension / unnd zweyspaltigen meynung willen / welche leichtlich zu der ( ) ( »y>> eynigkeyt kündte gerichtet werden / wenn etlichen die Zancksuchte gebüsset würde. Was aber für ärgerniß und schaden dise Tragedien / inn etlichen Jaren der Kirch gebracht / haben die Glaubigen nicht ohn schmertzen unnd bekümmerniß zu bedencken. Des dritten stücks halben / hat es mit der Kirchen zu unsern Zeiten / Gott lob / keynen mangel / Denn es werden die sünd unnd laster des Volcks / nicht alleyn auff den Predigstülen mit ernst gestraffet / Sondern es gehen auch täglich frommer Leuth Schrifften auß / inn welchen die Werck der finsterniß mit ihren Farben abgemahlet / unnd der Mantel / darmit sie sich bedecken / inen fein abgezogen wird. Unnd nach dem die Erkänntniß der Sünden die erste Staffel ist / zü einem büßfärtigen leben / und in gemelten Schrifften die Sünden weydlich offenbaret / unnd zu erkennen / fürgebildet werden / {)( i t i j v y achte ich solcheBüchlin nicht alleyn nütz unnd nötig sein / zü einer Christlichen besserung / sonder
Vorrede
7
ich halte sie auch für Zeugnisse unserer Lehr / unnd unschuldt wider die jhenigen / welche uns beschüldigen dürffen / daß wir gute Wercke verbieten. Dieweil aber solche ubung Gottseliger Leuth / ohn zweiffei dem Sathan und seinem Reich nachtheylig / unnd abbrüchig ist / hab ich ihm auch / nach der gnad / so mir Gott verliehen / kampff zu geben / unnd diesen Bericht von den Zauberischen händeln an das Liecht zu bringen / fürgenommen / verhoffend es werde diese meine Arbeyt vielen dienstlich sein / welche vorhin über etliche ding einen mißverstandt / unnd ungewisse meynung gehabt. Unnd ob mir es jemandt würde übel außlegen (wie ich nicht zweiffei / es werde geschehen) daß ich ein solch ungewönlich unnd schwehr Argument zu tractieren für die hand genommen / so wil ich Q ( i f ) mit den Heyligen Vättern unnd alten Lehrern / mit den aller besten unnd glaubwirdigsten Scribenten der Heyden / und mit den fürnemesten Gelehrten / deren etliche newlich gelebt / unnd etliche noch leben mich entschüldigt haben / welche sich von diser materien zu schreiben / nicht geschämet / sonder viel güter unterrichtung hierüber gegeben haben / auß welcher Schrifften neben der heyligen Schrifft / ich auch alles was in disem Büchlin ist / gezogen hab. Gedicht unnd Fabelwerck / welches ich auch vil hett können mit unter mengen / hab ich mit fleiß verhütet. Darumb urtheyle hie von ein jeder wie er wölle / so bedüncket mich / nach dem etlich mal / beyde imm alten unnd newen Testament von Zauberey gesagt wird / es sey dieser Bericht vielen nöthig / unnd sollen dem einfältigen Leser etliche orth der Schrifft verständtlich unnd klar werden / welche ihm zuvor dunckel seind gewesen. Ich halte auch nicht / daß jemand auß (J( vv*) diesem schreiben etwas böses schöpffen / und ärgerniß nemen könde / wie man denn vil Leuth findet / welche hievon mehr wissen wöllen / denn ihnen gebürt / unnd auch bücher seind / welche mehr anzeygen / denn dem unfürsichtigen Leser nütz ist. Denn ein
8
Vorrede
Glaubiger mag diesen Bericht (hoff ich) on schaden und gefahr lesen / welche aber hiemit nicht 2u frieden / sonder noch weitter darvon zu wissen begeren / die werden gewißlich mehr auß fürwitzigkeyt / denn auß notturfft darzü getrieben. Darumb habe ich diß Büchlin mit fleiß also gestellt / daß durchauß in sonderheyt diese zwo Fragen darinn gehandelt werden / Was Zauberey sey / unnd wie manchfaltig sie sey. Aber qilestionem Quomodo, das ist / wie unnd womit eygentlich alle Zauberey zu wegen gebracht werde / hab ich nicht wöllen / ja weyß sie auch nicht / (daß ich recht bekenne) zu beschreiben. Dieweil aber Gnädiger Fürst unnd 95y Worten / Es ist heut ein güter Montag / ein güter Dinstag / Mitwoch / oder was es für ein tag ist / und werden die thörechten leuth also selbs zu Zauberern. Solches würden sie aber ohne zweyfel unterlassen / wenn sie wüsten / wie weit sich des Teuffels gewalt erstreckt. Darumb sollen sie lehrnen / daß alle Schwartzkünstler / Zauberer und Zauberinnen sampt irem Vatter dem Teuffei nichts können es werde
63
Der Zauber Teuffei
inen denn von Gott zugelassen Weichs mit gründlichen erweisungen auß heyliger Schlifft bezeuget wird. I. Zum ersten ist klar und gewiß / daß in der gewalt Gottes Engel / Teuffei / men- ^ " u f ^ g . ^ sehen und alle Creaturen seind / und müssen sich in dem Namen Jesu beugen alle der knie / die im Himmel und auff erden / und unter der erden seind / Phil. 2. Denn er ist gesetzt über alle Fürstenthumb / gewalt / macht / Herrschafft / und alles was genant mag werden / nicht alleyn in diser Welt / sondern auch in der zükünfftigen / unnd alle ding seind unter seine Füsse ( F 8v*96y gethon / Ephes. 1. Darumb sagt auch Christus selbs / Der Vatter habe im alles in seine hand gegeben / Joan. 3. II. Zum anderen ist Gott nichts verborgen / und alles was der Teuffei unnd sein rotte borgen"3 " ^ im sinn haben / das weyß er. Ein mensch sihet was für äugen ist / der Herr aber sihet das hertz an / 1. Reg. 16. Unnd kennet unsers hertzen grund / Psal. 44. Denn seine äugen sehen auff eines jeglichen weg / und er schawet alle ihre genge / Es ist keyn finsterniß noch dunckel / das sich da möchten verbergen die ubeltheter / Hiob 34. Die Hell ist auffgedeckt für im und das verderben hat keyne decke / Hiob 26. Der das ohre geflantzet hat / solt der nicht hören? Der das Auge gemacht hat solt der nicht sehen? Psal. 94. Er offenbart was tieff und verborgen ist / Er weyß was im finsterniß ligt / denn bey im ist eitel liecht / Dan. 2. III. Zum dritten ist auch diß der will Gottes / daß er sich wider den Teuffei und seine werck setze / und beschirme die Außer•( Cr».97)wehlten / hat auch darumb seinen
schirmung.
64
Der Zauber Teuffei
Sohn Christum in die Welt geschickt / daß er dem Teuffei alle seine macht und gewalt neme. Solches bezeugt Jesaias und spricht: Zu der zeit wird der Herr heymsuchen / mit seinem harten grossen unnd starcken Schwerd / beyde den Leviathan / der ein schlechte Schlange / und den Leviathan / der ein krumme Schlange ist / und wird die Drachen im meer erwürgen / Jesa. 26. Und Christus sagt / daß der Fürst diser Welt gerichtet sey / Joan. 16. Ist er nuh gerichtet / so ist er auch gebunden und gefangen / unnd darff nicht weiter thün denn ihm sein uberwinder züläßt. Paulus sagt / daß Christus habe außgezogen die Fürstenthumb / und die gewaltigen / und habe sie öffentlich zum schawspiel gezeygt / unnd ein heerprangen auß inen gemacht in im selbs / Colos. 2. Welche wort des Teuffels macht so gar vernichten / daß nichts verächtlichers von im künde gesagt werden. Der Apostel Johannes spricht / Der Sohn Gottes sey darzü erschienen / daß er die werck des teuffels zerstöre / 1. Joan. 3. Nuh ist Zauberey ein eygen Werck des Teuffels / Derhalben ist auch Christus darzü kommen / daß er die zauberey zerstöre. IUI. ^ 1• d Zum vierdten erweisen vil herrlicher schrifft^ Exempel / daß dem Teuffei und den Zauberern ein ziel von Gott gesteckt ist / welches sie nicht dürffen oder können uberschreiten. Als der böse Geyst durch die vier hundert Propheten den Ahab uberredet / daß er hinauff gen Ramoth in Gilead zöge / darvon sagt die Schrifft / daß im solches von Gott nicht alleyn zügelassen / sonder auch befohlen sey gewest. 3. Reg. 22. und 2. Paral. 18. Deßgleichen wie der Satan den Job angreyffe / da kundt unnd dorflte er nicht weiter an im haben / denn ihm Gott verhengte / Hiob 1. und 2. Cap. Und diß bekennt auch Job /
Der Zauber Teuffei
65
da er sagt im 19. Capitel / Merckt doch eynst / das mir Gott unrecht