Strassburg im Französischen Kriege 1552

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BEITRAGE ZUR

UND VOLKESKUNDh

LANDES-

VON

ELSASSLOTHRINGEN VI.

^IRA^SBURG

IM

HEFT

KKANZOSISCHKN KKIKGK

VON

Dr.

J.

IL

A.

Et).

HOLLA EN DER.

STRASSBURG Heitz (Heitz & 1888

Mündel)

lVv2

Im

Verlage der unterzeielmeten Verlagshandlung

erscheint unter

dem

Titel

:

BEITRÄGE ZUR

LANDES- UND VOLKESKUNDE VON

ELSASS-LOTHRINGEN in zwangloser Folge Abhandlungen and Mittheilungen aus dem Gebiete der Geschichte und Litteratur^'eschichte von Elsass und Lothringen, Beiträge zur Kunde der natürlichen geographischen Beschaffenheit des Landes, seiner Bevölkerung und seiner ßc Völker Lings Verhältnisse in der Gegenwart inid in der Vergangenheit, seiner Alterthürner, seiner Kiinste und kunstgewerhlichen Erzengnisse; es sollen

danehen selten gewordene litt(.'rarisehe Denkmäler durch Neudruck allgemeiner zngimglieh gemacht und durch Veröffentlichung von luhelinngen über Volksart und Volksleben, über Sitte und Brauch der Stande, ül)er Ab vrglanhen und üeberliefin'nngen, rd)er Singen und Sagen der Landesgenossen deutscher und romanischer Zunge das Interesse an der elsasslothringischeu Volkskunde bei'ördeirt werden. Anerbietungen von, in den Rahmen gegenwärtiger Sammlung sich fügenden, Beiträge werden den Unterzeichneten jedenseit willkommen sein.

Die ersten Hefte enthalten folgende Arbelten: Heft

I.:

Die deutsch- fi'anzösische Sprachgrenze in Lothrinqea von Gonst. this. 8°. 34 S. mit einer Karte jy 1 50 (1: 300.000). siehe dritte Seite des Lftnschlags*

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STRASSBURG IM

FRANZÖSISCHEN KRIEGE 1552. TOM

Dr.

ALCÜIN HOLLAENDER.

Motto

Diewcil an der stat Stra^hnr? als aine sleblme Vormauer oit ollem dem ganxen Rheinstrom, eondeni auch deaU scher Nation hoch und ril gnlegfn das pilUch meaiügUch, damit die stat erhalte^ :



:

lias bestttraa soll.»

Landvogt Andre von Konritz an Stmssburg. ISCS April

as.

STRASSBURft J.

H. ED.

HEITZ (HEITZ & MÜNDEL) 1888.

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l

VORWORT. BUxUer umerer vaterländischen Jahr i55^, in welcJiem eine Anzahl deutscher Fürsten in offener Auflehnung gegen ihren Kaiser, im Binide mit dem franzosKiciien Könige letzterem die Vollmacht erteilten^ vom Reiche eine Anzahl zu demselben gehöriger Städte losztireissen. An ihnen lag es wahrlich nichty wenn Strassburg, auf dessen Besitzergreifung Heinrich II. es offenbar gleichfalls abgesehen hatte, nicht schon damals dasselbe Schicksal erfuhr. Von dem grössten Interesse muss es daher für uns sein, das Verhalten der in jenem kritischen Augenblicke lediglich auf sich selbst angewiesenen Reichsstadt kennen zu lernen und uns ein Urteil über die Gebinnung zu bilden, welche die Bevjoiuier derselben damals gegenüber den französischen Annexionsgelüsten hegten, zumal da man sich jetzt in der Eines der traurigsten

Geschichte

entrollt

uns

d(X$

französischen Geschichtsschreibung vielfach tenrhniziös darzulegen bemüht, dass Strassburg es geivesen, irclches zuerst, und zwar schon un 16. Jahrhundert, die Anlehnung an Frankreich gesucht habe. Höchst auffallend ist es nun, dass obwohl der treffliche, aktenmässige Bericht eines Zeitgenossen, Sleidans, vorliegt, in den neueren Darstellungen dieser denkwürdigen Epoche der Strasshurger Geschichte die grössten Widersprüche zu Tage treten, und sich vielfach eine rein legendarische Be-

handlung breit macht, welche im Begriffe siteht die geschieht" liehe Währheit gänzlich zu überwuchern.

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Ich habe daher versucht, unter Benutzutig der durch die SIeidan*sche Berichterstattung gezogenen Umrisse und gestützt auf ein überaus reiclies Quellenmaterialj jenes ungehöHge

Ranken- und

Blätte'tnoerk

wahrheitsgetrt un

zu beseitigen und

eine nwgliciist Darstellung jener denk-

utid anschauliche

würdigen Vorgänge zu gebeti, deren Mittelpunkt Strassburg damals geire^^en ist. Die Bedeutung diestT Stadt, ivelche, wie neuerdings mehrfach hervorgehoben worden ist, in den beiden ersten Dezen^ nien der Reformatiotisperiode die FiXhrerrolle der siXddeutschen protestantischen Stände übernommen hatte, triU Die Männer, welche in jetzt noch einmal glänzend hervor. jenen stürmischen ZeUen mit Thatkraft und politücher Einr^ ficht die Geeebieke StraetXn^rgs geleitet hatten, fanden jetU

noch einmal Gelegenheit, diese Tugenden, und zwar stur ErhaUung der SeBntändigkeit ihrer V€Uer8ktdt, zu bewähren. Auch dürfte die vorliegende Veröffentlichung dazu dienen, darauf hinzuweisen^ dais, wenn einige protestanUseke F&rsten mit dem Reiehsfeinde in verräterische Verbindung traten, das protestantisehe Strassburg eine Ehre darein setzte, eine Vormauer des Bheinstromes zu sein und mit Gut und Blut für Kaiser und Reich etnzust^en. Benutzt wurde von mir ndfen dem Werke SUidans und der ausgeddmten französischen MemoirenUtteratur des ff

iß, Jahrhunderts fast aussehUessUeh handschriftliehes, bisher

Deissdbe stammt hiesigen Stadtarchive, so nament--

so gut wie unbenutzt gebUtbenes Material,

zum

grössten Teile aus

lieh die

dem

und XXI, dem Thomaszu Innsbruck. Den

werivcUen Proioköüe der Herren Bote

einiges aus demBezirksarehivedes ünterelsasses, archive,

sowe dem

StatthaltereirArehive

Vorstanden derselben, namenUich Herrn Stadt-Archivar Brueker^ erlaube ich mir an dieser Steile fiir ihre UnterstSstzung meinen besten Dank aueziusprechen, Ebenso Herrn Dr. Bßuss, dem Leiter der hiesigen äadtbibUothek, der mir mit grosser Liebenswürdigkeit einen Teil seiner eigenen Excerpte zur Verfügung gestellt hat.

Strassburg, den iO.

Januar i888» Dr. A.

HOLLAENDER.

Nachdem und

schmalkaldischen Kriege jede im Auflehnung im Reiche gebrochen hatte, hielt er den Zeitpunkt für gekommen, den Gedanken, der ihn seine ganze Regierung hindurch erfüllt hatte, zur Ausführung zu bringen sich zum weltlichen Oberbaupte der Christenheit Die so erlangte Machtin mittelalterlichem Sinne zu machen. fülle einer konzentrierten weltlich-geistlichen Gewalt wollte er dereinst auf seinen Sohn vererben. In eben dem Augenblicke aber, als er das Ziel seiner Wünsche erreicht zu haben glaubte, begannen die Stützen seiner Macht ins Wanken zu geraten. IHe Anwesenheit spanischer Truppen im Reiche, deren Anroassung alles verletzte, die wililiürliche Behandlung der deutschen Fürsten, die Unterdrückung jeder Regung des Protestantismus, die Belagerung des letzten Hortes desselben, der Stadt Magdeburg, die Gefangenhaltung der Häupter des schmalkaldischen Bundes, des Churfürsten Johann Friedrich und des Landgrafen Philipp, hatten ihm überall Gegner erweckt. In der Zahl der letzteren befand sich auch sein früherer Parleigäng-er, der Kurfürst Moritz von Sachsen. Nachdem alle Gesuche des nationale

V.

Karl

religiöse

:

letzteren

um

aus der Haft,

Entlassung seines Schwie{i;ervaters

für dessen Freiheit

er

sich

einst

verbürjjt

vom

hatte,

Kaiser

zurückgewiesen worden waren, beschloss er, durch den Abfall von dpmselben, sein Wort einzulösen, das verlorene Ansehen unter seinen Glaubensgenossen zurückzugewinnen und mit einem Schlage staatliche und kirchliche Freiheit wiederherzustellen. Zu diesem Zwecke verband er sich mit einer Anzahl deutscher Fürsten, die seine Unzufriedenheit französischen Sub.sidien

Könige Heinrich H.,

das Zujj^eständnis

uremacht

teilten,

sowie mit

dem gegen wurde,

dem

beträchtliche

sich

der Städte

Metz, Toul, Verdun und Cambray bemächtigen zu dürfen,

um

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Die betretenden als Keichsvikar mnp. zu haben, i Verhandlungen, die das gai^ze Jahr 4551 hindurch geführt wurden, fanden ihren Abschluss im Vertrage von Chambord vom 15. Januar 1552. Merkwürdigerweise legte der Kaiser, der Hamals in Innsbruck weilte, nm von hier aus auf die Entsdieiduii|jen des Tridentiner Koti7ils einzuwirken und gleichzeitig die Angelegenheiten Deutschlands und Italiens im Auge tu behalten, den ihm wohl bekannten Gerüchten über die ihn bedrohende Verschwörung keinen sonderlichen Wert bei. * Jedenfalls besorgte er, während er den Feindseligkeiten Frankreichs entgegensah und dieselben

1 Spachs Angabe in seiner Histoire de la Basse-Alsace p. 18Ö D^s 1551 Strasbourg envoie des d^l^gu^s monarque francais, ponr demander eon le steUmeistre Stann, qui faisait partie de ceite amallianoa el aa protection bassade, rapporta les meilleures promesses : Je viendrai moi-meme, avail dit le roi, briser les forces de i'emperear» ist ebeuso aus der Luft gegrilfen, als die wohl hieraof zurSckgebende Behauptung von Legrelle, LonisXIV et Strasbourg p. 42: «En octobre 1551, une ambassade saxo-brandebourgeoise, renforcde des däputös de Strasbourg et de Nuremberg, vint h Fonlainebleau lui i'sril. Heinrich II.) proposer, en ächange de son alliance, quatre villes imperiates de languemlche, Gambrai,Verdiiii,MetKetToali, Jednifolls wasStrtssburg angeht, (vgl. auch unten p. 25) . Ueberhaupt sucht Legrelle in tendenziöser Weise darsaleg'en, «qne c'esl bien la ville qui est venue au-devant de la monarchie, et non la monarchie qui est aU^e au-devant de la ville» (p. 41). Ungenau ist in dieser Besiebuag auch seine Benatsung meiner Mheren Schrift, Straasburg im. Schmalkaldischen Kriege (vgl. die auaf. Rezension von E. Mareks i. d. Gött. gel. An2. 1885 Nr. 3, p. Ii7}. Der Rektor Johannes Sturm scheint allerdings vräbrend des Jahres 1551 fortwährend in französischem Interesse th&tig geweMQ zn sein (Gh. Scbmidt, Jean Stnrm p. 85 f.), indessen ebensowenig wie vorher im Schmalkald. Kriege seitens Strassburgs hierzu autorisiert (vgl. auch unten p. 5l) Der Stettmeisler Jakob Sturm hatte iinter der Verwechslung mit seinem Namensvetter schon bei seinen Lebzeiten zu leiden (Baumgarten, Jakob :

m

;


Innsbr. Arch. V. d. Köa. M. X, 535'. Kaiserlicher Landsknechtoberst 1557 bei StfQuentin, 15G8 Bürger zu Basel, Starb er daselbst 1585. Er hatte mit einer Magd drei Söhne und drei Töchter, dl» König Ferdinand L 1561 legitimierte« (Kindler v. Knobloch, Der alte Adel i. Ober-Blsass p. 35). •

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— Nacht im

35

am

'25. in der Stadt eintraf und sofort seine Neben der Anwerbung von Truppen sorgte man durch allerhand Massregein für Sicherunj^ und Verstärkung der Befestigungen der Stadt. Die Schanzkorbe wurden aufgestellt und gefüllt, in der Nacht die «Grendel» auf den Strassen und die Gatter an den Brücken ^geschlossen. Jeder Bürijer hatte vor seiner Hau^thur mit Wasser gefüllte Gefasse atifzustellen. Am 19. April wurde den XIII Gewalt ^»^egeben, abzuhauen und hinwegzuschafTen, was der Verteidigung irgendwie hindeilich. Demgemäss wurden vor dem Weissturmthoro in den Gärten verschiedener Bürger, nicht ohne Beschwerde derselben,

Sattel,»

Thütif^keit antrat.

i

Bäume

die

niedergelegt,

«damit

kein Volk darin halten

sich

Am ^'efährdetstcn aber der auf I)eiden Seiten des Judenthors ^e^-^enüber den Schiltigheimer Höhen gelegene Teil der Stadt. Auf den Vortrag

möge», und das Holz herein

geführt.

2

erschien

einer durch etliche Hauptleute und Büchsenmeister verstärkten Dreizehnerkommission, in welcher Jacob Sturm den Vorsitz führte, wurde vom Rate zunächst angeordnet, dass auf dem vor der bezei( inieten Strecke gelegenen Schie^siam und Waseneck luden dem Abholzen der Baume alle Ziegeloteii und Srliie&shäusei- der Büchsi-nGehäulii likeiteii, 3 darunter die und Armhrustsctiützen, dem Uodeii gleich gemacht würden. Unmittelbar darauf schritt man zur Anlage einer neuen Befestigung. Es wurde ein Graben ausgehoben, der von St-ClaraWörth bis au das Rauscherthörlein am JL>reizehnergraben reichte.^

'

Jedeufalls;

Vorrichtungen zum Absperren gewisser Strassen.

^ Aebnliches that man vor eleu audtiruu Thoreu,* so wurtieu alle «Uegrabiiiss«* und da« Hemobrünnlein vor dem Spitalthore abgebrochen (Scbadtos). ^ lieber das Einzelne vgl. Silbermaan, Lokalgescbicbte d. Stadt Strassburg p. 100, der seinerseits wieder Büheler uud Specklin benutzt hat.

soc.

Die letzteren erhielten 1558 pour ia conserv. des mon. bist.

dem

früheren Klots'achen Zimmerhofe neben der Jadenbfücke.

ein

neues Gebäude (Büheler, Bulletin de la £s steht noch heutzutage auf

II, 13, 104).

^ Silber mann p. 100. lieber die Art der Auafnhrung der Arbeit entDie Bürgerschaft die Chroniken recht anschauliche Schilderungen. musste frobnen, und zwar jede Zunft an dem ihr angeA^nesenen Platze. Die schlugen essen und draussen ihre Zelte auf, unter Schatten denen sie im Zünfte tranicen da es ein warme zeit war, denn das werk wfthrte den ganzen Sommer. Etliche Zünfte verdingten ihren Platz rruh armen Leuten, «Weib und Mann, werkt alles daran, und welcher arme Mensch werken wollte, dem gab mau von 1 0 Schaltbebren mit Grund zu fohren 1 ^, also gieng es dapfer von statt». Aach die Landsknechte frohnten mit, zogen mit Spiel und Gewehr dabin, jeden halten



Morgen a.

O.

p.

durch ein anderes erseUt. auch R. u. 21. Mai 14.

ein Fähnlein, nachmittags

97

;

Vgl. Boheler a.

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36

Es ist dies der noch 1870 besiehende breite Graben vor der Hauptenceinte von der St- Clara -Bastion (XV) bis Bastion XIII, (d. h. von der heutigen Pionier- bis zur Finkiiiatlkaserne). In der Mitte wurde eine Wehre gebaut (später Bastion XIV). Vermittelst der ausgeiiübenen Erde errichtete man hinter denn Graben einen Wall und versah densf^lben mit einer Futtermauer.i es an Bausteinen fehlte, wuide zu diesem Zwecke,

wie

Chroniken

die

kirchUcher

meiden,

eine

Anzahl

Gebäude abgebrochen, auch

baulälli*jrer,

unleserlich

meist

gewordene

Grabsteine mit hineingemanert. « Das ganze Werk, als dessen Lohnherr B. Goassisciien Ritterschafl, dass diese die Verteidigung der Stadt mit übernäiime, sich zerschlagen hätten, «iiieweil nun nicht allein euch selbst, sondern auch uns und dem Reiche zum höchsten daran gelegen ist, dass die Stadt Strassburg als ein «(Üi tfleck» (Grenzplatz) des letzteren aufs stattlichste verwahrt und vor fremdei Gewalt und Uebeifall eriettet werde, » so begehre er, dass sie solche Verhandiungen zu wirk-

durch

1

AA

589. April 28

AA

584. April 28 Dr. Bernhard Botsbetm. ^

u.

3(K

Vod Strussburg

Wurms

aus ging nach

S Vgl. diriUwr Schfinherr a. a. O. p. 258 f. 4 Baumgarten a. a. O. p.^9. Sleidan an W. Cecil. 18. April «Quid Caesar agat aut ubi sit, nescimus« ebenso Hedio an £rbiu8 am 21 • April : Da Caesarea majestate nihil scribere püssum.» :

:

^

AA

5'79.

luQspruck April 22

u. 25.

.

j

^

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— lieber, fürderiieher



40

Vergleichang brachten.

habe er auch an die Ritterschaft

Dasselbe Ansuchen

gerichtet.^ Zugleich sprach

er

seine feste Zuversicht aus, dass sie ihrem cmehrfocben Schrei-

ben und löblichem Erbieten nach» in gegenwartiger Empörung gehorsam sich erzeigen wurden, ohne ihnen freilich ausser Zusage, sie als treues Glied des Reiches jederzeit in Schuts und Schirm lialten zu wollen, irgend welche bestimmte Hälfe in Aussicht zu stellen. Dagegen hatte man mit der Regierung zu Ensisheim die ganze Zeit über in reger Korrespondenz gestanden. > Auf die Nachricht, dass Heinrich II, auf Zabern zdge, hatten Landder

vogt

und Regenten dem Kaiser und dem Könige

dass sie grosse Försorge

sofort mitgeteilt,

trügen, dass jener Strassburg verge-

waltigen möchte, und beide Majestäten dringend gebeten, vor allem letztere Stadt, da an ihr am meisten gelegen wäre, zu bedenken. Dieselbe sollte zwar mit Fussvolk und sonst zur Not dürft gefasst sein, an Reisigen aber Mangel haben.' Ehe noch

Antwort von Innsbruck eintrefleti konnte, sicherten sie Strass* bürg bei seinem ehrlichen Vornehmen Hilfe und Rat, soviel in ihren Kräften, zu und forderten auch den Landvogt in der Ortenau, Andre von Konritz, auf, alles Kriegsvolk, was er irgendwie entbehren könnte, in die Stadt zu schicken. Letzterer richtete darauf am 26. April au Meister und Rat folgende treuherzige Werte : cAuch unaufgefordert hätte er sich verpflichtet gehalten, ihnen zu Hilfe zu kommen, c die weil an der stat Strasburg als aine stehline Vormauer nit

allein

dem ganzen Rheinstrom, sondern auch

deutscher Nition hoch und vil gelegen: das pillich menniglich, damit die stat erhalten, das best thun NachLande bedrohten, augenblicklich ausser stände, ihnen seine Utitorstützung zu teil werden zu lassen. «Grot weiss es, dass ich solches wider allen meinen soll.»

Leider

sei

richten zufolge die

er aber,

ihm

da die

Kriegsfürsten allen

unterstellten

1 AA 5*19. April 22. Karl V'. an RiUerschait uud .Allel im EUaää. s Vgl. oben p. 18 u. 14. 3 Vgl. Sehreibeo derselben vom 9. Mai. Auf dea Beriebt 579. von Ensisheim hin hatte die limsbrucker Hegieruog dem Risohaf von Arras vorgestellt, dass sie vermuteten, wenn iler Franzose Strassburjj; mit Gewalt oder auf andere Weise zu seinen Haiideu brmgda sollte, er letzteres, das ohnedies • von Natur und Gebe wem stark und fest sei, erst recht befestige, so dass es alsdann nicht wohl möglich, dasselbe in kurzer Zeit und ohne grosse Kosten aod Blutvergiessea wieUerzuerobera (laasbr. A,rcbiv aa die k. maj. XI, fol 107j.

AA

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41

Willen und gani ungern thue ; denn euch und gemeiner Stadt lu dieneoi bin ich von Henen begierig. Der AllmSchtige verleihe euch zu eurem mannlichen und redlichen Vornehmen seine göttliche Gnade und Kraft; es wird euch und euern Nach* kommen in viel Wege ehrlich^ r&hmlich und nützlich sein» und sobald dieser Sturmwind bei mir nachlasst, sollt ihr an mir einen getreuen, guten Nachbarn im Werk befinden. »

Am

an demselben Tage, an welchem der Rat von Dr. Kopp erhalten hatte, wurden ihm zwei Schreiben aus dem französischen Lager übermittelty das eine vom Könige selbst» das andere vom Konnetabel 27. April,

die bedrohlichen Nachrichten

ausgehend.» Darin sprachen dieselben für die dem früheren Herolde ge$2^enüber gezeigte Bereitwilligkeif, das französische Heer mit Proviant zu unterstfitzen s (sie I), ihren Dank und gleichzeitig die Bitte aus, dem Ueberbringer mitzuteilen, was man in dieser Beziehung thun wollte. Man entliess den französischen Herold, Pellissier, mit dem Beschade man wolle dem Könige mit eigener Botschaft antworten. An demselben Tage werden die Stadttbore geschlossen, und die Knechte erhalten Kraut und liOt (Pulver und Blei). Zu Gesandten wird neben Peter Sturm und Gotlesheim der Licentiat SIeidan bestimmt. Dieselben sollten den Rat ausdrücklich dagegen verwahren, dass er sich dem ersten Herolde gq^enüber zu irgend etwas anderem verpflichtet hätte, als überhaupt eine Botschaft zu schicken. Im übrigen hatten sie im wesentlichen die alte Instruktion sie sollten den König bitten, :

:

die Stadt ndöglichst mit jeder Proviant lieferung zu

er aber darauf bestände, 1000 Viertel

fills

Wein »

verschonen,

Korn und 50 Fuder

anbieten.^

AA

' Vgl.

585. April 26.

Anhang Nr.

I

uiii.s ilaliin noch keine Anivvort aul ihre Supplikation erhalten liatten und sie audorderten, mit ihrer Werbung fortzufahren. Nachmittags begaben sie sich in des Bischofs Garten zum Konnetabel. Letzterem zeigte Sleidan zunächst die X

Rabutin

a. a.

0. 413.

2 Wohl der Flecken und das Schloss Einarlzhausen oder richtiger Eimortshaxisent seit 1508 zu der Stadt Pfalzbura- »erhoben. Thuanus X, 304 «Kxercitus Anäresium ustjue procedit, comitis Paiatiui oppidum.» sagt «

,

:

3 Nach Schadftns wohnte der Köoig In des Bischofs LasÜiaiis, • das Badhaus* genaanl. Die Angabe bei Lorenz und Scherer a. a. 0. p. 244 : «Mit Bischof Erasmus vertrug sich der Konig in Zabern gtit». ist unrichtige da eich jener damals frar nicbt im Lande beland. (Bezirksarchiv G. 248.)



4 Für das Fulgende vgl. R.

u.

21

.

Mai 5 und Sleidan 24, 357

f.

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— Gründe

an, weshalb der Rat,

verstorbenen wolle,

weder

ivönijje

in

obwohl er der Freundschaft zum was ihm nur möglich, thun

halber alles,

der Lage

£U machen, noch

«um

Kriegsknechte

die

in



47

wäre, ein grösseres Proviant;j''l)nt Uurat zu vermeiden», die tranzösis( heu Stadt zu lassen. Das Landvolk übrigens

hätte sich unaut-tdordert herein^ellm

lil Wieder gab Sieidan zunächst eine Uebersicht über die bisherigen Verhandlungen und bot dann im Namen der Stadt das Doppelte, wie Tags zuvor» nämlich iOOO Viertel Frucht, ebensoviel Hafer und eine grössere Quantität Wein» mit der

man wolle» dieweil sich der Rat je ^ wohl und freundlich mit Frankreich gehalten» sich damit begnügen. Mehr könne die Stadt ihrer starken Besatzung und der vielen Flüchtlinge halber nicht entbehren. Bitte»

1

Vgl. unten p, 54.

* Nicht Ton ViudemoDt, wie Heriog

II, 1*74 berichtet.

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— Nachdem

48

oini-je Zeit mit den Seinen beden Gtsuiciten eben die Ursaciien, weshalb er gekommen nnd wie er sich zu Strassbur^^ versehen, es würde ihm behülfliuli mmh denn er hätte ein grosses Krie^svolk bei sich, da*s zu essen haben müsste. Hätte er etwas in ungutem gegen die Stadt vorzunehmen beabsichtigt, «wollte er es andermal gethan haben ». Mit Frucht sei den Seini^ren nicht j^edient sie Als Sleidan Einwendungen brauchten Brot. macht, ruft der Konnetabei aus «Sie waren kein Vieh, könnten nicht Frucht, mussien Brot essen! » Auf diese Worte zuckte der König mit dem Aermel hinter sich, als ob jener zu viel gesagt, wiederholte aber noch einmal, dass man Brot haben müsste. Auf ihre Anfrage, ob der König ihnen gegen die Lieferung von Mehl oder Frucht die Zusicherung erteilen wollte, gegen die Stadt und die ihr Zugehörigen nichts vorzunehmen, bemerkt der Konnetabel, ol» man weitere Versicherung^ hahen wollte, als des Königs Wort und Rede und der letztere setzt hinzu Also sei seine Meinung. Als sie noch einmal betonen, dass sie aber keiu iiiot ^^eljen könnten, braust der Konnetabel auf Er hol te wolil, vom K einige wollten sie eine Versicherung haben, diesen selbst abei nicht versichern. Darauf

sprochen,

sich

der koui^

entwickelte

er

:

,

.

;

:

:

hiess

man

sie abtreten.

Bei Tische äusserte

waium

ihnen

gegeuuiAU' ein Herr von Basse-

dem Könige in seinem Kegehren nicht vvillialiren wollte sie möchten doch thun, was in ihrem Vermögen. Im ganzen hatten die Gesandten den Eindruck liekonunen, dass man zufrieden sein würde, wenn man soviel lieferte, als man vermöchte denn am folgenden Tage sollte der Proviant in Zabern zu Ende gehen. * fontaine,

eine so mächtige Stadt ;

;

Ort verlassen, begleitet

Als die Strassburger letzteren

sie

ein königlicher Kommissarius. Bei Rabalin «. e. O. p. 414 heiMt es «De la ville de Strasbourg devws fut envoyc mi «houperaann», c\'st-u-dire en allemand seigneur, pour la supplier d avoir souvenance et esgard ä la bonne volonte qu'ils avoient a luy faire Service, et ouloir supporter et soulager leur plat pays le plus que seroit possible, offrans vivres et provisions en payant raisonDablemeal ; ce pleut au Roy, et leur accorda Hbcralement, ainsi que se disoit communement. 1

:

Sa Majeste

^e

Memoirrn \'ipilleville's (Michaud et Poujoulat IX, 132] fiodet AussciimückuDg • Le sieur de Lezigny, sur-iutendant des vivres de rannte, partit avec lettres da Roy, et vingt ou trente commissaires, et aultant de clers de vivres, ijour aller ä Strasbourg faire sa Charge, acconipaigne d'ung trompetie de Sa Majesie. Et s'estmt preseotä aus portes de la ville, apres que la trompette eust üomuieDce sa chamade de bleu loing, on leur ouvrit fort eourtoisemmt. • -

In den

sich folgende roinauhalie

:

^ninX

Digitizeci

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-



49

Noeli ilenselben AIhmkI findet umnittelbar nach

kunlt in Strassburg eine Sitzung

über den

Erfoljj ihret' \fission

von

(U»s

Rates

})eriditen.

neuem zusamnuni

Am

ihrei-

An-

der sie anderen Morj^en

sJatt,

der Oberst,

in

tritt

dt'ix'Ihe

leute

und die Vertreter des Kipiteis sind hinzuj^T/(>;^( ii. Da die Bäcker sich auheisciii«!: machen, neben den Bürgern

auch dem Konij^e Brot zu backen,

;

aucli

Haupt-

(ji