209 102 27MB
German Pages 492 [512] Year 1870
Stimmen aus der
Katholischen Kirche über die
JMenfragen der Gegenwart.
Zweiter Band.
München, 1870.
Rudolph Oldenbourg.
Das hier dargebotene Schriftchen enthält eine kurze Besprechung der Lehrmeinung von. der päpstlichen Unfehl
barkeit nach ihrem Inhalte und nach ihrer dogmatischen und historischen Begründung in einer wohldurchdachten
aber nicht äußerlich schematisirenden Ordnung.
Die Be
schwerung mit Anmerkungen, welche die Erkenntniß nicht weiter fördern oder, nicht unentbehrliche Ergänzungen bil
den, wurde absichtlich vermieden. Einige von den Gegnern
mißbrauchte längere lateinische Stellen in Noten vollständig
abzudrucken, schien nothwendig.
Es sieht also nicht so ge
lehrt aus wie Hergenröther's polemische Schriften.
Gegen diesen Gelehrten wendet sich die Kritik zuweilen mit aller Schärfe.
Man wird dabei „den Ton" tadeln.
Das wird den Verfasser nicht überraschen und auch nicht
beirren.
Auf den Beifall der Infallibilisten hat er im
Voraus vollständig verzichtet.
Wird der Ton charakterisirt
Vorwort.
IV
durch den universellen Blick des großen Gelehrten, durch das Schneidige der Logik, die nur zur Wahrheit durch
dringen will, und durch die unverletzliche Hoheit der gött
lichen Gabe der Wissenschaft, wie dies bei Döllinger der Fall ist, so ist das für die Herren Piccirillo, Margotti,
Veuillot und die Inhaber ihrer Commanditen in andern Ländern der Ton der berechnenden Bosheit; schreibt Einer aus tief verwundetem religiösem Gemüthe, das die be
seligende Innerlichkeit der Religion retten möchte vor der
das Christenthum vernichtenden Aeußerlichkeit, wie Liano, so finden jene darin den weinerlichen Ton, unnützes Wortgellänge; tritt Jemand vor mit der durchsichtigen Eleganz
der französischen Sprache und
der wünschenswerthesten
Klarheit der wahrhaftigen Gesinnung bei aller Lebhaftigkeit
des Charakters, wie Gratry, so erkennen sie den Ton
eines
furiosen Schauspielers;
kommt ein Anderer mit
staatsmännischer Feinheit und diplomatischer Gewandtheit,
wie Rauscher, so merkt man doch einen ketzerischen Ton,
wenn derselbe auch leidenschaftslos hervorgebracht wird:
kurz, man lese die Civilta, die Unita catt. und das Uni vers, und man wird sich um das Urtheil der Gegner über „den Ton" nicht mehr kümmern. .Die Hauptsache
ist jetzt, daß sie verstehen, was man sagen will. Warum wird Hergenröther ohne Höflichkeit behandelt? Weil er wegen seiner polemischen Schriften keine zu be-
anspruchen hat.
Der Verfasser setzt aber nur gegen den
Gelehrten die
unnöthig gewordenen Rücksichten bei
Seite, dem Menschen wünscht er alles Gute. Man hat
dem Publikum weis zu machen gesucht, Hergenröther habe
Vorwort.
V
„mit der größten Herzensmilde" geschrieben: es ist nicht wahr, er schimpft auf der ersten Seite des Anti-
Janus („Lärmtrompeten") und leistet in dieser Beziehung
hernach Großes (man vergleiche nur,
welche Ehrentitel
er in Anti-Janus S. 124 den Vätern des Chalced. und des
fünften Concils giebt); er zeigt von Anfang bis zu Ende eine denunciatorische Tendenz, indem er überall darauf aus
geht, den Gegnern der päpstlichen Unfehlbarkeit nachzu weisen, daß sie weder katholische Wissenschaft noch katho lische-Gesinnung besäßen. Man erkennt ferner in Hergenröther die erste wissenschaftliche Größe an, welche die In fallibilisten haben.
70,
Das thut die Civiltä (2. April c. S.
wo Piccirillo den Janus vor Hergenröther
„wie
einen Zwerg vor dem Angesichte eines Riesen" in sein Nichts zurücksinken läßt), das thuen ihre dienst
baren Geister in Deutschland.
Er selbst scheint davon
überzeugt zu sein, denn er glaubt „einer heiligen Pflicht und den Forderungen des Gewissens nachzukommen," in
dem er obgleich der Ruhe sehr bedürftig den Anti-Janus
schreibt (S. 9), und er erzählt uns in der Vorrede zu seiner
Schrift gegen Döllinger, wie er „durch Zuschriften aus verschiedenen Theilen Deutschlands aufgefordert" worden
sei, sein „Urtheil abzugeben" über Döllinger's Kritik der bekannten bischöflichen Unfehlbarkeitsadresse.
Der Ver
fasser des hier vorliegenden Schriftchens gesteht, daß ihm in den beiden Streitschriften Hergenröther's,
abgesehen
von der ganz verfehlten Methode, kaum eine Seite vor gekommen ist, die nicht, wissenschaftlich geprüft, Schwächen
darböte.
Und nun erwartet der Mainzer Katholik noch
VI
Vorwort.
gar, daß Jeder, der guten Willens sei, sich den
Argumentationen dieses Gelehrten unterwerfen werde. Das
ist zu viel.
Die Partei mag ihren Hergenröther feiern,
so hoch wie sie Lust hat, aber den guten Willen derer, die in ihr Lob nicht einstimmen, anzutasten, dazu hat sie
kein Recht.
Breslau, im Juni 1870.
In^al'tg-Äerzei^m^ des
Zweiten
Bandes.
Seite:
I. Wie eS auf dem Conell zugeht
.
.
.
.
1—280
II. DaS päpstlich gewährleistete Recht der deutscheu Nation, nicht an die päpstliche Unfehlbarkeit zu glauben. Von vr. Johann Friedrich 281—324
ni. Ueber päpstliche Unfehlbarkeit. Reinkens
Von Dr. I. 325-486
Im Verlage von R.Oldenbourg in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Römische Briefe vom Concil von
Quirinus. E r st e r
Band
besteh end aus drei Lieferungen, von welchen die ersteund zweite bereits erschienen ist, die dritte Lieferung aber nach Ver tagung des Concils erscheinen wird. Preis der ersten und zweiten Lieferung je 54 fr. oder 16 Sgr. Die „Römischen Briefe vom Concil", welche in der Augs burger Allgemeinen Zeitung publicirt wurden, haben in und außer halb Deutschlands das höchste Aufsehen erregt. Sie erweisen sich als die genaueste und zuverlässigste Quelle über den Gang der gegenwärtigen Äeignisse in Rom. Diese Briefe haben aber nicht eine blos ephemere Bedeutung, sondern sie sind reich an theologischem und kirchenhistorischem Ma terial, und bieten über die Geschichte des vaticanischen Concils eine Orientirung von bleibendem Werth. Sie versprechen nicht nur zu werden, sondern sind schon jetzt recht eigentlich — eine Chronik
des Coneils.
Wie es auf dem Concil
Mgeht. Herrschen! — das möchtest Du gern, nun wohl eS gibt eine Herrschaft, Die vor allen Dir ziemt: Herrsche nur über dich selbst! Trost, Concordaiy.
München 1870. Rudolph Oldenbourg.
Inhaltsverzeichnis. Seite
V-VI.
Vorwort
Kapitel I. Ob die Lage der Kirche die Berufung eines Concil's erheischte
1-8
........................................
Kapitel II. 8—49
Vorspiel des Concils
Kapitel in.
49-99
Die Freiheit des Conciles
Kapitel iv. Die
Einführung
des
Unfehlbarkeits - Projectes als
eigentlichen Gegenstandes des Conciles
.
99-155
.
156—248
Kapitel V. Eingreifen Pius des IX..........................................
.
Schlußfolgerungen........................................
249—268
Nach- und Schlußwort der Redaktion
.
268-273
Ergänzendes von der Redaktion
.
274—277
Das aus den Thatsachen sich ergebende, die Vati kanische Versammlung in ihrer Mehrheit schwer treffende
Vernichtungsurtheil erhellt mit solcher Evidenz aus der Schrift: ce qui se passe au Concile (H. Pion, Paris 1870),
daß wir für nützlich erachtet haben, sie deutschen
Lesern
durch diese Uebersetzung zugänglich zu machen.
Um so mehr Gewicht aber hat dieses Urtheil,
als
der (unbekannte) Verfasser sich noch immer von den An
schauungen des modernsten Katholicismus befangen zeigt, wie derselbe seit etwa vierzig Jahren sich ausgebildet hat,
unseren Vätern gänzlich unbekannt war und die Religion dem Erlöschen ganz nahe bringt.
Diese Anschauungen
halten ihn in der Weise befangen, wie die Glieder des
vom Tode erweckten Lazarus von Bethanien noch von
den Binden umwunden waren, mit welchen der entseelte
Leichnam dem Grabe übergeben worden war.
Nur da
durch erklären sich gewisse Floskeln, Aeußerungen und
Hypothesen,
die mit den unqualificirbaren
Thatsachen,
welche er berichten muß, in einem Contraste stehen, welcher, handelte es sich nicht um das Höchste und Heiligste, ge radezu lächerlich genannt werden müßte, so aber Ent-
VI
rüstung und namenlose Trauer über eine Ausartung er wecken muß, durch welche edle Charaktere und der Kirche
treu ergebene Menschen bis zu solchem Grade der Un befangenheit und Consequenz der christlichen Anschauung
verlustig gehen konnten.
Nichtsdestoweniger haben wir die Schrift unverändert
gelassen,
und
nur
an
einigen
Stellen, wo
es
mit
den erwähnten Aeußerungen und Hypothesen zu arg war,
eine berichtigende oder eine dem Leser zur Orientirung dienende Bemerkung zugesetzt, die immer als Zusatz der
Redaction bezeichnet ist; außerdem haben wir einige allzu überschwengliche Floskeln ermäßigt und nüchterner wieder
gegeben, als sie in dem Originale sich ausnehmen. Die Curialisten haben dieses Buch mit ihrem Anathem bereits bedacht; sie haben uns damit ein Zeugniß für die
Wahrhaftigkeit und die Bedeutung desselben gegeben. München, am Pfingsttage des Jahres 1870.
Die Redaktion.
Vorbereitung und erste Arbeiten. Projekte der römischen Curie.
Kapitel I. Db die Lage der Kirche die Berufung eines Conrils erheischte.
Vom vierten bis zum sechzehnten Jahrhundert sind alle großen conciliarischen Versammlungen nur Angesichts
einer großen Gefahr berufen worden, welche der Kirche gedroht, um eine Irrlehre zu verurtheilen oder die aus geartete Kirchenzucht wieder herzustellen.
Der Zweck war
allemal ein deutlich umgränzter, ein genau bezeichneter:
schon lange vorher war den Bischöfen der Gegenstand der zu fassenden Beschlüsse bekannt, und so brachte ein jeder
der
Concil'sväter
Vorbereitung
eine
durch
langsame
und
gelehrte
gereifte Erfahrung zu den Verhandlun
gen mit. Allgemein sind die Irrlehren bekannt, welche durch
die acht im Orient abgehaltenen allgemeinen Concilien ge prüft und verurtheilt worden sind.
Die Glaubenslehren
von der Dreieinheit, der Erbsünde, der Menschwerdung,
der Heiligenverehrung, dem Primat des Stuhles Petri Wie cä auf »em Concil zugeht. (Stimmen aus der kath. Kirche. 1)
1
Wie es auf dem Concil zugeht.
(2)
sind nacheinander bestritten und aufrecht erhalten und be gründet worden. Die im Abendlande abgehaltenen Concilien, welche
auf jene gefolgt, haben sich mehr mit der Kirchenzucht be schäftigt, und unser kanonisches Kirchenrecht hat in den
selben seinen Ursprung. Das letzte Concil, das zu Trient abgehaltene, war berufen worden, nachdem
die Empörung des Protestan
tismus eingetreten, und seine Aufgabe war: „die Ueber windung der Irrlehre, die Wiedererlangung des Friedens und die Wiederherstellung der Kirchenzucht zu bewirken." *) Welches ist nun
die
Aufgabe
des Vatikanischen
Concil's?
I. Gegenwärtige Lage
mit Rücksicht auf den
der Kirche
Glauben und auf die Dis ciplin.
Beziehungen derselben
zum Staat. Es ist unverkennbar, daß die Lage der Kirche eine keineswegs ungefährdete ist.
Der Glaube, der während 1800 Jahren nur die Spitz
findigkeiten der Irrlehre und die Spekulationen einer meta
physischen Philosophie zu bekämpfen hatte, sieht sich jetzt
viel gefährlicheren Angriffen
eines neuen Gegners, der
modernen Wissenschaft nämlich, ausgesetzt.
In Wirklichkeit ist der Glaube zwar nicht unverträg-
’) Eröffnungsrede der Legaten.
(Pallavicini.)
Wie es auf dem Concil zugeht.
(3)
3
kicher mit dieser Wissenschaft, als mit der Freiheit.
Das
Gebiet der Theologie war aber durch die großen Lehrer
des Mittelalters zu einer Zeit begrenzt worden,
wo
es
noch unmöglich war, vorauszusehen, daß der Fortschritt
der Ideen und die Emancipation des menschlichen Geistes
die von
der Scholastik errichteten Barrieren zerbrechen
würden, und wenn es daher den Anschein gewinnt, als verlange die Kirche, daß man sich an diese scholastische
Lehrweise gebunden halte, so scheint sie sich als Gegnerin
der Bernunft und der Wissenschaft hinzustellen.
Daher
so viele Mißverständnisse, so viele unkluge Verdammungs
urtheile, und, als unvermeidliche Folge, so heftige Repres salien, welche darum nicht minder gefährlich sind, weil sie
ungerecht sind. Die Disciplin, welche seit dreihundert Jahren keine wohlthätige reformatorische Einwirkung erfahren hat, mit
den Bedürfnissen der Zeit nicht in Einklang gesetzt wor
den ist, sie ist für den Priester gar oft eine Ursache von Verlegenheiten
und Conflikten inmitten
des modernen Lebens.
der Bewegung
Gleichzeitig hat das Verschwinden
einer großen Zahl von Einrichtungen, die nur noch dem Namen nach im canonischen Recht existiren, eine tiefe Stör
ung des Gleichgewichts in der geistlichen Hierarchie zur
Folge
gehabt:
wir meinen
die Bestimmungen über die
geistlichen Beneficien, die Gerichtsbarkeit der bischöflichen Officialate, die Immunitäten der Kleriker, die Gebräuche der Nationalkirchen.
In Folge der politischen und gesell
schaftlichen Umbildungen des
19. Jahrhunderts ist die
Harmonie der alten Kirchenverfassung dahin; der Priester 1*
4
Wie es auf dem Concil zugeht.
(4)
ist preisgegeben der Willkür des Bischofs'), und der Bi
schof befindet sich ohne irgend welche Garantien dem rö mischen Stuhle gegenüber-).
Endlich erhebt sich noch,
finster
und drohend,
das
Problem der Beziehungen der bürgerlichen Gesellschaft zur religiösen Gemeinschaft.
Nach Innen, die Eintracht zwi
schen Kirche und Staat; nach
Außen,
die herzustellende
Verträglichkeit der dem Oberhaupt der katholischen Kirche
nothwendigen Unabhängigkeit mit dem modernen Princip
des
Selbstbestimmungsrechtes
ben
diese Probleme brennendere und
der Völker:
niemals ha
gefahrdrohendere
Fragen aufgeworfen.
II.
Ob es möglich ist Reformen auszuführen. Verlangte eine solche Sachlage die
Berufung eines
Concils? Ohne uns herauszunehmen eine so delicate Frage in
der Kürze zu entscheiden, können wir doch schon jetzt be merken, daß diese Uebel zum Theil ihre Ausgleichung mit
sich bringen, und daß nur die Zeit ein gewisses allge
meines Uebelbefinden zu beruhigen und zu heilen vermag, „Jeder vou uns hat ein Regiment zu befehligen und marschirt auf Commando " (Rede des Cardinals von Bonnechoje in dem modernen, französischen Senat.)
2) Man hat den Wahn gehegt, die Autorität
der alten S it-
ten, Bräuche und Freiheiten der Kirche
Frankreichs
zu erhöhen, in dem man ihnen die Sanktion eines Staats
gesetzes verlieh. Ein solches Unternehmen konnte nur scheitern.
Wie es auf dem Concil zugeht.
(5)
5
während ein Zustand heftiger und acuterKrisis ein rasches und energisches Heilmittel erfordert. Wenn es eine falsche Wissenschaft gibt,
wenn man
gegen die Kirche aus sicheren Thatsachen unlogische Aus führungen herleitet, wenn man irrige Hypothesen anführt, so werden alle diese Angriffe von selbst vor den fortgeschrittenen,
weiter dringenden Einsichten dahinschwinden.
Der Geist
der Forschung und der Analyse wird durch Anatheme sich nicht im mindesten schrecken lassen, und die Heiligkeit des
Glaubens kann durch theologische Streifzüge auf das Ge
biet der Beobachtung und der reinen Vernunfterkenntniß
nur compromittirt werden. Wird das Concil, das Problem der Beziehungen
der Kirche zum Staat zu lösen suchen?
Aber die bloße
Thatsache der Erörterung dieses Problem's regt eine ganze Welt von Gefahren und von Complicationen auf.
Die
Lösung ist schwierig rein darzustellen; die moderne Gesell
schaft hat noch nicht ihr letztes Wort in ihrer politischen
und socialen Evolution gesagt, und Niemand känn noch vorher sehen, was uns die Zukunft aufspart.
Frägt man
nun aber die Geschichte, so sieht man, daß die Kirche sich
niemals leichthin auf das Feld der Hypothesen gewagt hat.
Es hieße gar sehr ihre alte Weisheit verkennen und
mit ihrem traditionellen System der wohlbedachten Zöger ung brechen, wenn man es unternehmen wollte, sie durch absolute, definitive und genaue Entscheidungen im voraus
eine Materie regeln zu lassen, welche wesentlich zum Ge biet des Relativen und des durch die Umstände Beding
ten gehört.
6
Wie es auf dem Concil zugeht.
(6)
Uebrigens können diese verhängnißvollen Fragen nim mermehr ohne die Mitwirkung der bürgerlichen Gesellschaft
entschieden werden; die Kirche hat
allezeit die Unab
hängigkeit der beiden Gewalten geachtet, welche ihr gött licher Gründer selbst gewollt und angeordnet hat, und nie
mals hat sie sich in ihren feierlichen Versammlun
gen das Recht angemaaßt, allein über die Belange und Angelegenheiten des Staates Entscheidungen zu treffen. Im direkten Widerspruch
ohne Ausnahme, sind
worden, sen.
sich
früheren Concilien,
mit allen
die Regierungen nicht eingeladen
im Vaticanischen Concil
vertreten zu las
Diese Einladung war zwar nicht nothwendig, denn
die Rechte der bürgerlichen oder Staats-Gewalt sind un
bestreitbar; aber man kann es nur zu deutlich erkennen, daß die Enthaltung der Regierungen,
derselben
von
den
das Fernbleiben
des
Verhandlungen
Concil's
den
Römischen Stuhl nicht betrübt hat, daß diese Haltung vielmehr den liebsten Wünschen desselben entsprochen zu haben scheint.
Wäre also keine Umwälzung beabsichtigt hinsichts der Verfassung und der alten Jurisprudenz der Kirche, so
würde es erlaubt sein, aus diesem Umstande die Folger
ung zu ziehen, daß die Angelegenheiten der Politik, im
weitesten Sinne des Wortes, aus den Verhandlungen des Vaticanischen Concil's verbannt sein sollen.
Bleibt noch die Disciplin übrig. Concil
würde die
Ueberlieferung
der
Das Vaticanische
im
Abendlande
abgehaltenen Concilien fortsetzen, wenn es hauptsächlich mit Gegenständen der Kirchenzucht sich beschäftigen sollte.
Wie es auf dem Concil zugeht.
7
Die dringendsten Reformen würden darin bestehen, für den Priester und für den Bischof ernstliche Garantien wieder herzustellen; im Centrum, in jeder Nation, in jeder Pro
vinz, in jeder Diözese, die Synodal-Thätigkeit wieder wach zurufen, welche während 15 Jahrhunderten die Stärke
und den Ruhm der Kirche ausgemacht; die Zusammensetz ung und Ergänzung des Collegiums der Cardinäle der
Römischen Kirche zu modificiren, in welchem die verschie denen katholischen Nationen keineswegs genügend vertre
ten sind; die Römischen Congregationen durch Delegirte aus dem Clerus der ganzen katholischen Kirche zu er setzen') . . . Doch ist es kaum statthaft, auf dergleichen ächte
Reformen zu
rechnen.
Sie sind den Absichten
Pius IX. und der Römischen Curie durchaus entgegen. — Nach Beseitigung dieser Frage, gäbe es noch wichtige
Punkte genug zu prüfen und zu erledigen: Das Brevier,
die Liturgie (überhaupt), die kanonische Procedur . . . .,
doch diese berühren direkt nur den Clerus und interes-
siren den Staatsbürger und Politiker nur insofern, als durch weise Modifikationen auf diesem Gebiete die Rein heit des priesterlichen Lebens, sowie der Friede und die gute Ordnung in der christlichen Gemeinschaft besser ge
sichert werden könnten. Das sind die Betrachtungen, welche allen ernsten Gei
stern sich aufdrängten, als vor zwei Jahren das Gerücht ') Träten solche Reformen
ein, dann könnte die französische
Regierung, ohne irgendwelche Gefahr,
auf die s. g. orga
nischen Artikel (articles organiques) Verzicht leisten.
8
Wie es auf dem Concil zugeht.
(8)
sich verbreitete, daß der Papst die demnächstige Berufung
eines Concil's den 500 zur Feier des Centenarium's Petri um ihn versammelten Bischöfen angekündigt habe. Sie können kurz zusammengefaßt werden, wie folgt.
Ein für die Kirche äußerst mühseliger Zustand, wel cher einer Arbeit tiefer Umbildung entspricht. — Noth
wendigkeit unverweilter Reformen in der Disciplin, aber unläugbarer
Widerstand Pius IX. und der Römischen
Curie gegen die Verwirklichung gerade der wichtigsten
derselben. — Gefahr dagegen über andere Fragen zu ver handeln; Unmöglichkeit zudem sie zu lösen, theils weil sie nicht zur legislatorischen Competenz der Kirche gehören, theils
weil sie zur Entscheidung noch bei weitem nicht reif genug sind.
Eapitel H Vorspiel des Concil's.
I. (1867—1868) Geheime Vorarbeit zu Gunsten der Un-
trüglichkeit des Papstes nnd der theokratischen Lehren. Vor Ankündigung der Berufung eines Concil's stellte
der Papst zwei Fragen an die Cardinäle:
An sit necessarium? An oporteat ? Auf beide Fragen antwortete das Collegium der Car dinäle verneinend.
Auch Seitens der gewöhnlichen Rath
geber des Vatikans offenbarte sich deßfallsiger Widerstand.
Pius H ging darüber hinweg.
9
Wie es auf dem Concil zugeht.
(9)
Die Jndictions-Bulle. Das in den beiden Allocutionen an die zum Cente-
narium zu Rom versammelten Bischöfe vom 26. Juni und
vom 1. Juli 1867 angekündigte und verheißene Concil
wurde erst durch die Bulle vom 29. Juni 1868 definitiv einberufen und der Tag der Eröffnung auf den 8. De
cember 1869 festgesetzt. Mitten aus den bitteren Klagen über den Zustand
der modernen Welt, welche zum stehenden Canzleistyl der
römischen Curie gehören und den Fond dieser Dokumente bilden, ist es schwer, den Gedanken des Papstes über den eigentlichen Gegenstand des Contil's zu entwirren.
Nachdem er im Jahre 1867 gesagt hatte, daß das
Concil eine mächtige Waffe sein werde,
um die Feinde
der Kirche durch die Befestigung der katholischen
Einheit erfolgreich zu bekämpfen, zählt der Papst in der Bulle vom 29. Juli 1868 die Uebel der religiösen Ge
meinschaft und der bürgerlichen Gesellschaft auf und erinnert wiederholt daran, daß die Kirche das Recht und
die Pflicht habe, die Irrthümer, welche die bürgerliche Gesellschaft der Umwälzung überliefern zu berichtigen...; die Völker gegen die gottlosen Bücher,
die verderblichen
Zeitschriften, die Lehrer der Bosheit und des Irrthums zu schützen, welchen die unglückliche Jugend, nachdem de
ren Erziehung dem Clerus entzogen worden, anvertraut
ist...;
die Gerechtigkeit zu vertheidigen...; den Fort
schritt und die richtige Begründung der menschlichen Wis senschaften sicher zu stellen."
Allerdings hieß das ein wenig das geistliche und das
Wie es auf dem Concil zugeht.
10
(W)
rein zeitliche Gebiet miteinander vermischen; aber diese in
den gewöhnlichen Abschweifungen der päpstlichen Akten
stücke gleichsam umherschwimmenden Einflüsterungen wur den damals nicht bemerkt.
durch
Die
den
Papst
zu
Rom
vorbereitenden Commissionen.
versammelten Deren Zusam
mensetzung; deren Arbeiten.
Es währte nicht lange, so
ward
die Freude, mit
welcher die erste Nachricht von der Einberufung eines
Concil's ausgenommen worden war, stimmte Beängstigung gestört.
durch
eine unbe-
Man sprach von weitschich
tigen Arbeiten, welche die römischen Congregationen in Angriff genommen haben sollten und die in einem großen
Geheimniß und unter Beobachtung des strengsten Still schweigens fortgesetzt würden: Commissionen waren er
nannt, um die Canones über das Dogma, die Disciplin,
die Klöster, die orientalischen Missionen welche
durch
die
Concil'sväter
sollten
vorzubereiten,
angenommen
werden: eine dieser Commissronen wurde officiell betitelt, die: der politisch-geistlichen Angelegenheiten.
Theo
logen, Canonisten wurden aus allen Weltgegenden beru fen, um bei dieser Ausarbeitung sich zu betheiligen, und
bei der Wahl dieser Geistlichen wurde nicht die geringste
Rücksicht genommen auf die Ansicht des Clerus und des Volkes, welche durch sie repräsentirt werden sollten; nicht
einmal der betreffende Bischof wurde um seinen Rath ge
fragt: nur durch den seinem Kirchsprengel angehörenden
Priester selbst erfuhr der Bischof, wenn jener sich bei ihm
Wie es auf dem Concil zugeht.
(11)
11
verabschiedete, die neue Mission, zu welcher ihn das Ver trauen des Papstes berufen hatte.
Es ist traurig aber
wahr, daß, wenn wir von einer der zwei ehrenvollen Aus nahmen absehen, die so nach Rom zur Theilnahme an
diesen Vorbereitungsarbeiten berufenen, angeblichen Ver treter der Kirche Frankreichs, in der religiösen Welt durch
nichts anderes bekannt waren, als durch einen glühenden Haß gegen die Ueberlieferungen der alten Kirche Frank
reichs, durch eine, oft höchst ungeregelte Uebertreibung der'
ultramontanen Richtung, und fast alle durch eine offene Feindschaft gegen die Einrichtungen ihres Vaterlandes.
Wenn die Regierungen, wenn die Bischöfe den Wunsch
ausdrückten, Kenntniß
zu erhalten von den Materien,
welche der Gegenstand der Verhandlungen
des Concil's
sein sollten, so antwortete man ihnen, daß noch nichts
darüber entschieden sei, daß es aber den Prälaten frei stände, die Punkte besonders zu studiren, deren Erörter
ung ihnen nützlich scheinen möchte, woran die Arbeiten der Commissionen sie durchaus nicht hinderten, und, wenn
sie sich nicht gleich dadurch beschwichtigen lassen wollten,
so hieß es:
„die Bischöfe möchten nur ganz ruhig sein;
gelehrte und erfahrene Männer bereiteten die ganze Ar
beit vor'und die Väter würden dann finden, daß ihnen eine lange und weitläufige Arbeit sei erspart worden!" Und im Vatikan flüsterte man sich ganz leise zu, daß groß artige Pläne im Werke seien, welche die Welt umwandeln
und, durch Erhöhung Pius IX., die Feinde der Kirche
würden zu Schanden machen.
Wie es auf dem Concil zugeht.
12
(12)
Agitation in der Kirche. Während man so zu Rom im tiefsten Geheimniß die Waffen schmiedete, womit angeblich der moderne Zeitgeist
bekämpft und besiegt werden sollte, setzte eine Verkettung sonderbarer Ereignisse alle Ordnungen der Kirche in un
ruhige Bewegung.
Es würde zu weit führen, wollten wir
das vollständige Bild dieser Ereignisse hier entwerfen, die eine unsichtbare Hand nach unbekannten Absichten herbei zuführen und sich überstürzen zu lassen schien.
Wir wol
len uns damit begnügen, drei oder vier Thatsachen anzu führen, die uns als Beispiele und Belege des Gesagten
dienen mögen. 1. Angriffe gegen Bossuet.
Wenn es in der Geschichte einen reinen Namen gibt,
einen Namen, der für die Kirche Frankreichs ein Ruhm und eine Ehre ist, so ist es der Boffuet's, dessen Genie noch nach 200 Jahren das festeste Bollwerk des Glaubens ge
liefert hat.
Noch ist es nicht lange her, als man ihn
würdig geachtet hätte, gleicher Ehren theichaftig
zu sein
mit einem Gregorius, einem Hieronymus, einem Augu stinus, und ohne Verwunderung hätte es die katholische
Welt wahrgenommen, wenn die wunderherrlichen Apolo
gien des Letzten der allgemein anerkannten großen Kirchen lehrer auf dem Tisch
des
Concil's
gleich
unter dem
Evangelienbuch figurirt hätten.
Seit wenigen Monaten ist aber Bossuet nicht mehr
ein Muster der Bischöfe, ein erhabener Ausleger der Ge
heimnisse des Glaubens, ein unermüdlicher Kämpe der katholischen Einheit: seine großen Dienste, seine Tugenden,
Wie es auf dem Concil zugeht.
(13)
13
das ihm von zwanzig Päpsten, die sich auf dem apostoli
schen Stuhle zu Rom gefolgt sind, gespendete ausdrucks
volle Lob, Alles ist vergessen.
Es ist wie eine Verschwör
ung von leidenschaftlichen Angriffen, von Verläumdungen und Schmähworten, die
gegen ihn losgelassen werden.
Die Einen versuchen zu beweisen, daß die Versammlung von 1682 nur durch die niedrigste und entehrendste Ge
sinnung ist eingegeben worden, und klagen Bossuet an,
die Uebe'rfluthuug der Revolution vorbereitet
zu haben;
Andere glauben zu entdecken, daß seine Lehre nicht ganz
zuverläßig sei und daß sie in mehr, als einem Punkte nach
der Irrlehre schmecke, ja, ein Priester (!) soll eine Schmäh schrift zu schreiben unternommen haben, um das (so reine)
Privatleben des heiligen Bischofs zu schwärzen.
Und es
sind französische Federn, welche so gesucht haben, einen der Männer uns zu rauben, einen Ruhm uns zu trüben, dessen Glanz mit am Meisten dazu beigetragen hat,
der
Kirche und dem Clerus Frankreichs das Ansehen zu ver
schaffen, dessen sie früher genossen!
Gern möchten wir nichts weiter hierüber sagen, aber zwei sich hierauf beziehende Dokumente können unmöglich mit Stillschweigen übergangen werden, da sie unglücklicher
Weise zum Beweise dienen,
daß diese Loslassung einer
wilden und verächtlichen Meute nicht zufällig gewesen sein dürfte.
Mögen sie hier ohne Commentar wieder vor Au
gen gestellt werden.
Das erste derselben ist ein Brief des
Bischofs von Versailles an Herrn Maume, Domherrn zu
Meaux, und sehr wenig unpartheiischen Verfasser einer vie de Bossuet:
Wie es auf dem Concil zugeht.
14
(14)
Bischofshof von Versailles 3. Nov. 1869. Herr Canonikus!
Es gibt zwei Kategorien von Berühmtheiten, solche, welche die Zeit befestigt und heiligt und solche, welche sie alterirt.
Nach 14 Jahrhunderten steht der hl. Augustinus
noch aufrecht in seinem Ruhme, und nach 6 Jahrhunder ten der hl. Thomas von Aquin noch in dem seinigen.
Die Statue, welche ihnen zu Ehren in allen katholischen Herzen aufgerichtet worden
ist,
sie ist dauerhafter als
Granit und Erz: sie ist unzugänglich der Unbild der Zei ten und wird es allezeit bleiben.
nicht sagen?
Warum sollte ich es
Die dem Adler von Meaux errichtete Sta
tue ist nicht von gleichem Guß und nicht von gleicher
Widerstandskraft.
Ohne Zweifel ist sie imposant und
dauerhaft, unsterblich sogar, wenn man so will, in so weit sie auf der Wissenschaft und
der Beredsamkeit beruht;
aber sie hat verloren und sie verliert jeden Tag mehr von ihrem Glanz und von ihrer Solidi
tät,
in so ferne sie eine Lehre ausdrückt; und
zwar in Folge einer Kritik, welche streng scheinen könnte, in der That aber nur gerecht ist.
Vor sieben Jahren
ermunterte ich den Verfasser eines Buches, welches Auf
sehen gemacht hat, und ich sagte ihm: „Ist der Ruf eines Papstes, wie Clemens VII. nicht weit werthvoller in den Augen der Katholiken, als derjenige irgend eines Schrift
stellers, und hieße er auch Fleury oder Bossuet?"
Jetzt habe ich Sie zu beglückwünschen, Herr Canonikus, daß Sie gesucht haben über den großen Lehrmeister
des Gallicanismus die Wahrheit zu entdecken; Sie haben
15
Wie es auf dem Concil zugeht.
(15)
sich dieser Forschung mit Gewissenhaftigkeit unterzogen;
Sie sind dabei geleitet worden durch
die Fackel der
wahren Theologie, welches die römische Theo
logie ist; Sie haben Ihre Gedanken mit Geradheit und Viele Vorurtheile wird
nicht ohne Muth ausgesprochen.
die Lesung Ihres Buches zerstreuen.
Wenn es schwer ist,
gewisse traditionelle Lobsprüche, die auch Sie wiederholen, mit den Vorwürfen in Einklang zu bringen, welche Ihnen die Evidenz entreißt und
die aus einem glaubensvollen
Herzen strömen, so wird man darin Ihre Unpartheilich-
keit erkennen und wird sich ermuthigt finden, noch weiter zu gehen: früh oder spät wird man zu einer voll
ständigen, klaren Einsicht über den Mann, von
welchem die Rede ist, gelangen.') Ich grüße Sie mit inniger Zuneigung.
Petrus, Bischof von Versailles. ") Nun das zweite Dokument ist noch charakteristischer. Es ist ein Breve des Papstes, Abb« Belet.
addressirt an den Herrn
Man liest im Univers vom 7. Dezember
1869:
1) Der Erzbischof von Westminster,
Manning,
und der Erz
bischof von Mecheln, Deschamps, haben dieselbe Thesis gegen
Bossuet'ö Ansehen und Andenken in neuen, mit dem Namen
von Hirtenbriefen geschmückten Manifesten behauptet.
Der
Bischof von Orleans, Dupanloup, hat ihnen geantwortet,
und ist darin durch deutsche und amerikanische Bischöfe ehren voll unterstützt worden.
2) Univers vom 12. Nov. 1869.
16
Wie es auf dem Concil zugeht.
(16)
Herr Abbe Seiet hat uns kürzlich die Uebersetzung
des gelehrten, in Deutschland durch den Pater Weninger, von der Gesellschaft Jesu unter dem Titel: Ist PiusIX.
unfehlbar? veröffentlichten Werkes geschenkt, und hat
derselben eine sehr merkwürdige Studie beigegeben, welche den Titel führt: Der Gallikanismus widerlegt durch Bossuet, mit Hülfe der aus seinen Werken geschöpften Texte.
Der Verfasser hat sein Werk dem heiligen Vater zu Füßen gelegt, und von demselben ein Breve erhalten,
wir hiemit veröffentlichen und
welches
dessen Wichtigkeit gerade
unter den gegenwärtigen Umständen gewiß Niemand ver
kennen wird.
Theurer Sohn, Heil und apostolischen Segen! Wir haben mit sehr großer Genugthuung,
theurer
Sohn, das Buch des Paters Weninger gelesen, welches du in die französische Sprache übersetzt hast, auf daß es sich
immer weiter verbreite,
zur Aufklärung der Gläubigen.
Insbesondere aber haben wir uns gefreut über den aufmerk
samen und fleißigen Scharfsinn,
mit welchem vermittelst
in den verschiedenen Werken Bossuets gesammelter Ge danken, die du mit Gelehrsamkeit an einander gereiht und so wohl geordnet vorgeführt hast, es dir gelungen ist, den
Bischof, welcher die ursprüngliche Lehre der Kirche vor trug und seine eigene Meinung frei an den Tag legte, entgegen zu stellen dem Bischof welcher,
im Conflikt mit
sich selbst, sich bemühte der bürgerlichen Staatsgewalt zu
schmeicheln und ihr zu Diensten zu sein.
Wir danken dir
also, daß du uns dieses Buch entgegen gebracht hast, und Wir hegen das gerechte Vertrauen, daß es entgegenstehende
(17)
17
Wie es auf dem Concil zugeht.
Vorurtheile bei Mehreren zerstören wird.
Jedenfalls ist
dieses der Erfolg, den Wir deiner Arbeit wünschen. Und mittlerweile geben Wir dir, als Vorbedeutung der göttlichen Gunst und als Unterpfand Unseres väter
lichen Wohlwollens, von ganzem Herzen Unseren aposto
lischen Segen. Gegeben zu Rom bei St. Petrus den 17. November 1869, im 24. Jahre Unseres Pontifikates.
Pius IX., Papst." 2. Verfahren des römischen Hofes Bischöfen von maaßvoller Gesinnung gegenüber.
Es war nicht genug, daß man sich bemühte das An
denken des großen Theologen der letzten Jahrhunderte
unserer alten Kirche zu schmähen
und anzuschwärzen:
es schien auch zweckmäßig seine Schule, zu verläumden
und die Lebenden in Mißkredit zu setzen.
Unter dem
französischen Episkopat befindet sich eine namhafte Zahl von Prälaten, welche nach dem Beispiele der glorreichen Be
kenner des Glaubens, ihrer Vorgänger von 1791, Ver folgungen zu bestehen wissen würden, wenn es sich darum handelte, die wirklichen göttlichen Vorrechte zu vertheidigen, die dem heiligen Stuhl verliehen worden,
die aber mit
dieser religiösen Ergebenheit für den apostolischen Stuhl
ein tiefes Gefühl ihrer Würde vereinigen ’).
Neuere Er-
’) Im Jahre 1791 haben von 135 französischen Bischöfen nur
4 sich dazu verleiten laffen, den Eid auf die sogenannte Civil-Constitution der Geistlichkeit zu leisten: Wie es auf dem Concil zugeht.
(Stimmen aus der kath. Kirche. 2.)
die anderen ha-
2
18
(18)
Wie cs auf dem Concil zugeht.
eignisse haben gemacht,
die schrecklichen Schwierigkeiten offenbar
denen
diejenigen
Prälaten
ausgesetzt
sind,
welche ihre Unabhängigkeit bewahren und schützen wollen.
Die Veröffentlichung des mehr als auffallenden Briefes des Papstes an den Erzbischof von Paris,
welche mit
einem so merkwürdigen ä propos gerade vor der Beruf
ung des
Concils stattgefunden hat, in dem Augenblicke,
wo die französische Regierung für
den
ausgezeichneten
Prälaten den Cardinalshut in Anspruch nahm'),
zeigt
b en sämmtlich eine leidens- und entbehrungsvolle Verbannung vorgezogen, und
mehrere derselben haben
mit dem Opfer
ihres zeitlichen Lebens ihre unerschütterliche Treue für den
hl. Stuhl bezahlen müssen. (Theiner, Concord. Th. I. p. 9 ) Diese Bischöfe waren aber sämmtlich aus der Schule Bossuets, und sie waren durch den König ernannt worden l
Die eng
lischen Bischöfe dagegen zur Zeit Heinrich VIII. und die deutschen Bischöfe zur Zeit des
großen protestantischen Ab
falls haben die größte Feigheit und Charakterlosigkeit bis auf
wenige rühmliche Ausnahmen bewiesen: sie waren aber dafür bekannt, daß sie gewohnt waren,
allen Zumuthungen des
römischen Stuhles unbedingt Folge zu leisten.
Der Bischof
von Orleans, Dupanloup, hat soeben in seinem Schreiben an den Bischof Manning, würfe,
in welchem er ungerechte Vor
die derselbe der Kirche Frankreichs macht, widerlegt,
diesen Unterschied in dem Verhalten der Bischöfe der genann
ten Nationalkirchen in ähnlichen Lagen und den Zusammen hang ,
der sich hier zwischen Lehre und Uebung
offenbart,
energisch hervorgehoben. ') Man wird begreifen, daß wir aus Anstandsgefühl nicht mehr darüber sagen.
Wenn aber einst die verschiedenen Ereignisse
Wie es auf dem Concil zugeht.
(19)
19
uns in einem ganz neuen Lichte die (maaßlosen) Ansprüche
des heiligen Stuhles und die schrankenlose und unbedingte
und Jncidenzpunkte dieser Episode, welche constatirt worden und dem ganzen EleruS von Paris bekannt sind, Geschichte an
das Licht
durch die
deS Tages gezogen sein werden, so
werden sie dazu dienen, ein trauriges Licht auf die Praktiken der römischen Kanzlei zu werfen.
erstemal,
daß
deren Gebühren
Es ist übrigens nicht das
eine VerfahrungSweise zeigt
gleich dem der schlechtesten Diplomatie. Vor einigen Jahren wurde Herr X.. .,
reichs,
Pfarrer in einer großen Stadt Frank
aus den Bischofsstuhl von .... ernannt.
Präconisation erlitt Verzögerungen in Rom, vorwarf, kurz zuvor,
genossen,
Seine
wo man ihm
ebenso wie die meisten seiner Amts
sein Bedauern an den Tag gelegt zu haben,
die römische Liturgie ausgenöthigt zu sehen.
sich
Inzwischen ge
langte ein Brief in die Hände der Regierung,
welcher das
Datum und den Poststempel der Stadt trug, wo HerrX... sein Amt ausübte.
Der neu ernannte Bischof zeigte in die
sem Briese, der seine Hand und seine Unterschrift vorzüglich
nachahmte, der Regierung in sehr paffenden Ausdrücken an, daß er in der Verzögerung, welche seine Bestallung erleide, eine Warnung Gottes zu sehen glaube, und daß er dem zu folge seine Entlassung nehme;
er fügte hinzu,
daß er mit
derselben Post Seine Heiligkeit den Papst von seinem Entschluffe in Kenntniß setze.
Der Brief wurde so ernsthaft aus
genommen, daß eine offizielle Antwort der Regierung darauf
erfolgte.
Dadurch erst kam die Fälschung an den Tag. Die
kirchliche Behörde wurde sofort unterrichtet, um sie vor dem
Betrug zu warnen. mehrere Wochen später
Dessen ungeachtet erhielt Herr X...
ein päpstliches Breve,
seine Entlassung angenommen wurde;
in welchem
gleichzeitig erhielt er
2*
Wie es auf dem Concil zugeht.
20
(20)
Folgeleistung, welche er von dem Episcopat zu verlangen
sich jetzt nicht mehr scheut. ’) Alle Vorwände
übrigens sind gut,
wenn es sich
darum handelt den Widerstand zu brechen und die Per
sönlichkeiten zu zermalmen, welche dem Vatikan unbequem
sind:
bieten sich der römischen
Die Gelegenheiten dazu
Curie gar häufig dar.
Bald ist es ein Capitel, dessen
Empörung gegen den Bischof man unterstützt, einen Brief von
einer
bald ein
gestellten Persönlichkeit,
sehr hoch
welche bei Uebersendung des Breves, ihn auf das Wärmste wegen seiner demüthigen und folgsamen Gesinnung beglück
wünschte.
Dieses Mal übertraf denn doch das Verfahren
alles Maaß. digkeit,
Der neuernannte Bischof fühlte die Nothwen um seine Priesterehre
sein Recht sich zu wahren,
nicht preiszugeben; obwohl beständig umlagert widerstand er muthig allen Drohungen, den Verheißungen und Einflüster
ungen aller Art.
Entlastung
Und da man, um die zu^Rom gewünschte
aufrecht
zu
erhalten,
sich
auf
Regeln
des
eanonischen Rechtes berief, denen zufolge man auf eine durch
den Papst entschiedene Sache nicht mehr können,
soll zurückkommen
so drohte die Regierung mit der Veröffentlichung
dieser schmählichen
Thatsachen ....
Einige Tage später
war Herr X. . . präconisirt. *) Jedermann kennt
heute
bitteren Vorwürfen
dieses
kaum
Anführung ungenauer oder Darlegung von Grundsätzen,
als die und die
welche die formelle Läugnung
Nichtbeachtung
Freiheiten unserer Kirche,
des Episcopates sind.
welches neben
entstellter Thatsachen,
der Fundamental-Regeln unseres
Uebertretung und
Dokument,
etwas Anderes enthält,
öffentlichen Rechtes,
die
der Verfassung und der
die vollständige Nichtigerklärung
21
Wie es auf dem Concil zugeht.
(21)
Priester der nach Rom appellirt; oder es sind neue Con-
gregationen, die man in der Diöcese gegen den Willen des Bischofes einführt und thatsächlich seiner Autorität
entzieht;
oder es ist die römische Liturgie und es sind
die Bücher der ultramontanen Lehre, die man ihm auf legt; oder es sind Provinzial-Synoden, deren Acten man in Rom umgestaltet und den Prälaten alsdann zumuthet,
sie als ihr Werk zu veröffentlichen; oder es ist die Spalt
ung und Zwistigkeit, die man mit großer Schlauheit unter
verschiedenen Prälaten zu nähren und zu unterhalten ver steht; oder es sind die allerleichtsinnigsten und ungegrün
detsten Denuntiationen (Angebereien)
welchen man willi
ges Gehör leiht; oder es ist eine eifersüchtige, mißtraui sche Ueberwachung, deren Fallstricken man stets aus dem
Wege gehen und deren immer regen Verdacht man stets
zufrieden stellen muß.') . . .
Erwägt man wohl, was
ein solches Regierungssystem für einen Einfluß selbst auf die tüchtigsten Charaktere ausüben muß?
heillosen Einfluß
Von diesem
geben die zur Veröffentlichung gelan
genden Dokumente und Thatsachen nur eine ganz schwache Idee.
Unter dem Einfluß eines solchen Regimentes bie
gen sich auch die kräftigsten Ueberzeugungen nach vergeb lichen Versuchen
wohlberechtigten
Widerstandes,
und
ziehen sich gleichsam wie in die Tiefen ihres Gewissens
") Alle einzelnen Theile des sich hieraus ergebenden Gemäldes
entsprechen zuverlässigen und authentische» Thatsachen, welche die Geschichte
der Kirche Frankreichs während dieser letzten
Jahre darbietet.
22
Wie es auf dem Concil zugeht.
(22)
zurück, so daß dann bald nichts mehr den Anschein der
allgemeinen Zustimmung stört. 3. Lage, welche den ergebensten geistlichen Schriftstellern
bereitet worden ist.
Die am wenigsten verdächtigen Kämpfer für den hei ligen Stuhl wurden keineswegs
besser behandelt, wenn
ihre Ueberzeugung ihnen nicht erlaubte mit diesem Curialismus gleichen Schritt zu halten, oder wenn, nach der Anschauung der
Curie,
mehr gewachsen war.
ihr Eifer den Umständen nicht
Um nur ein Beispiel davon an
zuführen, so sah sich ein gelehrter und würdiger Ordens
welcher eine Studie über das Concil
priester zu Paris, veröffentlicht
hatte,
worin die Rechte und
die eigene
Gewalt der Bischöfe neben den Rechten und der Gewalt
des Papstes anerkannt waren, ungeachtet seiner großen Ver dienste auf das ernsteste durch leidenschaftlichste Angebe
reien in seiner Ruhe bedroht, und er vermochte für dieses angebliche Verbrechen nur dadurch Vergessen und somit Ruhe zu erlangen,
daß er sich den Auftrag aufbürden
ließ, die These des Bischofs Maret aufs Eifrigste zu be
kämpfen. 4. Die Civilta preist das sogenannte Gelübde zu Ehren
der päpstlichen Untrüglichkeit. Wir haben so eben gesehen, wie man Bossuet und alle
unsere großen Bischöfe behandelte, und wie man selbst die
ergebensten Freunde maaßregelte, die der römischen Curie
zu lau erschienen.
Jetzt wollen wir sehen, wie man sich
Wie es aus dem Concil zugeht.
(23)
an die Unmündigen wendet.
23
In der großen vorhandenen
Aufgabe ist eine Mitwirkung vorgesehen für den einfachen
Priester, dessen ganzes Leben in Anspruch genommen wird durch die bescheidenste Ausübung der priesterlichen Ver richtungen, für die Ordensschwester, für die Familienmut ter, für das Kind, für alle Unmündigen, die nicht zum
vollen Alter der geistigen Entwicklung gelangt sind, die
mit der wahren Demuth sich so herrlich paart, deren Er
kenntniß nicht tief genug, deren Fassungskraft nicht stark genug ist, die aber allerdings einen inbrünstigen Glauben
und einen frommen, guten Willen haben, können.
Um den Herbst des Jahres 1867 schlug die Civilta cattolica, das officiöse Organ des Vatikans, der Andacht
der Gläubigen ein neues Mittel vor,
um dem heiligen
Stuhl zu Hülfe zu kommen und eine Fülle von Segnungen zu gewinnen, ohne sein Leben in Gefahr zu setzen oder auch nur einen geller zu opfern; es genügte dazu, daß
man Gott das förmliche Gelübde darbrachte, die
Lehre
von der Untrüglichkeit des Papstes zu
halten und zu bekennen usque ad effusionem san
guinis, bis zurVergießung seines Blutes.
Durch
die Fassung dieses Gelübdes verpflichtete man sich allen
Einfluß, den nur irgendwie die Autorität und die Zu neigung zu geben im Stande sind, dazu zu verwenden,
um den Glauben an die Untrüglichkeit des Papstes an
nehmen zu lassen und um demselben möglichst zur Ober herrschaft zu verhelfen; man sollte sich verpflichten, die
Bücher zu verbreiten, die sie behaupten, mit allen zu Ge
bote stehenden Mitteln diejenigen zu unterstützen, die sie
24
Wie es auf dem Concil zugeht.
(24)
verfechten und deren Gegner auf das kräftigste zu bekäm
pfen, sintemalen diese letzteren lediglich vom Geist der Em pörung beseelt seien.
Rücksichtlich bcr Organisation dieser
Liga meinte die Civilta, man solle es dem heiligen Geist überlassen ^darüber zu entscheiden; jedoch schien es ihr am
vortheilhaftesten, das Geheimniß dabei walten zu las sen.
Der aus der Civilta gezogene Artikel wurde in einer
Unzahl von Exemplaren auf kleinen, mit frommen Sinn bildern geschmückten und mit dem päpstlichen Imprimatur
versehenen Blättchen gedruckt, und durch die Vermittlung der (modernen) religiösen Genossenschaften und der Bru derschaften wurde
Frankreich buchstäblich
damit über
schwemmt. Diese Propaganda mußte Erfolg haben:
Der Reiz,
der darin lag, durch eine geheimnißvolle Verbindung zur Vertheidigung des Glaubens und zum Triumphe Pius IX.
beitragen zu können, die große Leichtigkeit der Leistung, die durch den Papst gespendeten Ermuthigungen, Alles
in dieser Vorstellung mußte die Einfältigen einnehmen,
und ohne Zweifel haben wir hier die Lösung des Räthsels
der so geräuschvollen Unterschriften, welche seit 5 Mona ten die Spalten des Univers ausfüllen.
Gewiß gehören
sie zu dieser Liga, jene armen Landpfarrer und Hü lfsp ri est er, jene Pfarrhaus köch innen, jeneSemin ar-Zöglinge, jene gutenFrauen, die sich bei die
sem bizarren Unternehmen betheiligen; gewiß sind sie ent zückt in Ermanglung eines Besseren über das bequeme
Mittel, welches ihnen geboten wird, ihr Gelübde zu er füllen und sie thun es, indem sie mit begeisterten Zurufen
Wie es aus dem Concil zugeht.
(25)
25
-en Papst-König, den unfehlbaren Papst begrüßen
und tüchtig auf Bossuet, auf den Bischof Maret, auf den Bischof von Orleans und auf die (sogenannten) gemäßig ten (oder liberalen) Katholiken schimpfen.
Was die Geld
sammlung anbelangt, so ,hat sie kaum 180,000 Fr. erge
ben, womit der Papst höchstens einige Tage lang die jenigen Conciliums-Väter ernähren kann, die ihm zur Last
liegen.
Aber was thut's! Die ultramontane Presse rächt
sich nach Herzenslust an ihren gefährlichen Gegnern, (denen sie sonst nicht im Entferntesten gewachsen ist), die Unter
zeichner wähnen, dem heiligen Geist zu gehorchen und rechnen dafür auf viele Segnungen des Himmels'); endlich sucht man im Voraus diejenigen zu verblüffen, welche die Definition des neuen Dogma's zunächst als
unzweckmäßig und unzeitgemäß beseitigen oder verhindern möchten, indem man ihnen die unwiderstehliche und allge meine Strömung der öffentlichen Meinung des gläubigen Volkes zu Gunsten der päpstlichen Untrüglichkeit vor Augen
führt . . . Vox populi, vox Dei! ’) ') Siehe das Univers, vom 15. October 1869 an.
Eine ge
wisse Zahl der dort angegebenen Motto's sind würdig neben
dem Unsinn
und
allen Sottisen so mancher
oder republicanischen
Geldsammlnngen zu
Voltairischen
figuriren.
Der
Bischof von Orleans hat in seinem Erlaß an Herrn Veuil«
lot die
Excesse diese»
Treibens
in
geistreicher Weise ge
zeichnet.
*) Die ultramontane Presse
ermangelt
nicht dieses sonderbare
Argument zu gebrauchen, welches der Erzbischof von Mecheln,
Deschamps, in seinem ersten Bries gegen den Pater Gratry
sich angeeignet hatte (UniverS vom 3. Februar 187l>). Jeder-
26
(26)
Wie cs auf dem Concil zugeht.
An gewissen Orten beeilte man sich, das Verzeichniß der Gläubigen, welche das Gelübde zu Ehren der Päpst
lichen Untrüglichkeit geleistet hatten, nach Rom zu senden,
und der Papst antwortete jedesmal durch ein schmeichel haftes, mit Glückwünschen angefülltes Breve.
Eines der
selben, welches an den Kapitels-Vicar und an die Prie ster der Diözese Adria (Venetien) gerichtet ist, wurde durch
Eifer derjenigen,
die es em
pfangen hatten der Oeffentlichkeit übergeben.
Wir liefern
den vielleicht indiskreten
es hier ohne Commentar, und haben wohl nicht nöthig einen Vergleich anzustellen oder den Ernst der Fragen hervor zuheben, zu welchen dasselbe die Veranlassung giebt.
Theuere Söhne, Heil und apostolischer Segen! Von ganzem Herzen haben Wir die glänzenden Zeug
nisse der Ehrfurcht, der Folgsamkeit und des Glaubens gegen Uns und diesen apostolischen Stuhl entgegengenom men, die Ihr Uns kund gegeben, um damit die Beleidig
ungen zu widerlegen,
die gegen Uns und den heiligen
Stuhl man sich zu Schulden kommen läßt,
und um die
Ehre desselben zu vertheidigen '). mann weiß,
daß
die Gegner der päpstlichen
Untrüglichkeit
die materielle Frage selbst nur. im äußersten Fall diskutiren
wollten,
um den Papst nicht zu betrüben und um
den Gläubigen kein Aergerniß zu geben.
Solange es mög
lich gewesen, haben sie gesucht, die Frage als eine nicht zeit
gemäße und nicht zweckmäßige zu beseitigen.
Diese Bemerk
ung macht es überflüssig, das in Rede stehende Manöver zu
qualificiren.
1) Es ist bemerkenswerth, daß dieses Breve geschrieben und er lassen worden ist zu einer Zeit, wo über die Lehre von der
27
Wie es auf dem Concil zugeht.
(27)
Aus diesen Zeugnissen, die Ihr fromm habt drucken lassen, und die Ihr Sorge getragen habt,
den 25. No
vember vorigen Jahres an Uns gelangen zu lassen, haben
Wir zu unserem großen Troste gesehen, daß Ihr euch eine Freude daraus macht, euere Geister und eueren Willen durch
die Bande der Liebe und der Ehrfurcht gegen Uns und den Stuhl Petri, mit diesem Centrum der katholischen Ein
heit und Wahrheit, auf das innigste zu verbinden.
Wir
haben den schönen Entschluß daraus vernommen, kraft
dessen Ihr bekennet, euch verpflichtet zu halten, Unsere höchste Autorität und die des
heiligen Stuhles so wie
alle unsere Rechte zu vertheidigen.
Theuere Söhne,
Wir haben nicht umhin gekonnt,
Uns innig zu freuen über euere große Frömmig keit, euere Religion und euerenGlauben, welche
vollkommen
würdig katholischer Seelen und
des priesterlichen Eifers, jedes Lob und jede
Empfehlung verdienten.
Daher beten wir inbrünstig
zu Gott, dem Urheber alles Guten,
er möge mit seiner
himmlischen Gnade alle Kräfte euerer Seele erfüllen, auf daß Ihr von einem Tage zum anderen immer mehr zu
nehmen möget im Glanze der Tugenden und so mit im mer größerem Erfolge Euch dessen befleißigen möget, was
zum Ruhme Gottes und zum Heile der Seelen gereicht.
Wir vertrauen also, theuere Söhne, daß in Mitten der päpstlichen Untrüglichkeit hatte,
sich noch
gar kein Streit erhoben
wo dieselbe noch gar nicht zur Besprechung gekom
men war.
28
Wie es auf dem Concil zugeht.
(28)
großen Sorgen Unseres apostolischen Pontificats die Hülfe
euerer Gebete Uns niemals bei Gott entbrechen wird; und erfüllt von dieser
Hoffnung geben Wir euch liebevoll,
theuere Söhne, Euch und allen Gläubigen, Geistlichen und
Laien, die zu euerem Kirchsprengel gehören, den apostoli schen Segen als Unterpfand aller himmlischen Gaben und
als Zeugniß des väterlichen Wohlwollens, welches Wir
gegen Euch hegen. Gegeben zu Rom bei St. Petrus den 11. Februar 1869.
Unseres Pontificates im 23. Pius IX. Papst.
II. Tie Frage der Untrüglichkeit wird offen gestellt (1869). Ein als Manifest dienender Artikel der Civiltä cattolica (6. Februar.) Alles was wir bis jetzt gesehen, ist älter als das
Jahr 1869.
Bis dahin hatte es nur einzelne Symp
tome gegeben; jetzt aber glaubte
man ohne Zweifel zu
Rom, daß das Terrain genügend vorbereitet sei.
Ein be
rühmt gewordener Artikel erschien in der Civiltä cattolica vom 6. Februar 1869, welcher den Schleier zerriß, indem
er die Absichten des Vaticans bestätigte und das Pro gramm des Concils vorzeichnete.
Der Artikel war be
titelt: Corrcspondenz aus Frankreich, und bestand aus sechs Paragraphen: 1) Haltung der französischen Re
gierung ; 2) Gesinnungen des französischen Episkopats; 3) Hoffnungen und Befürchtungen der Gläubigen; 4) Feind
seligkeit der Akatholiken; 5) Meinung der Presse; 6) Wünsche
bezüglich der Lehrentscheidungen des Concils.
(29)
Wie es auf dem Concil zugeht.
29
Nachdem zum Anfang die französischen Minister ob ihres Vertrauens auf die liberalen Gesinnungen der Geist
lichkeit verspottet wurden, und nachdem die ungeheuere Mehrheit des Episkopats als den ultramon
tanen Ideen ganz ergeben, und nur aus Furcht vor der Regierung als in einer isolirten und
stillschweigenden Erwartung verharrend geschildert worden, insinuirte er, daß der Kaiser, am Vorabend
der
Wahlen, in Mitten der politischen Verlegenheiten, in Ge genwart der abscheulichen Fortschritte des Liberalismus,
durchaus keine andere Wahl habe, als mit dem Papst ein enges Bündniß zu schließen, und, nach dem Beispiele eines
Constantin und eines Theodosius, sich als Schutzherrn des
Concils zu erklären.
Darauf hieß es: „Man muß als et
was bezeichnendes bemerken, daß fast alle Katholiken die
Ueberzeugung theilen, daß das künftige Concil sehr kurz sein werde, und daß es in dieser Beziehung dem
von Chalcedon ähnlich sein werde.
Diese Meinung ist nicht
allein in den bekannten Schwierigkeiten begründet, welche heutigen Tages einer längeren Dauerdieser Versammlung sich
entgegenstellen würden; sie ergiebt sich insbesondere aus dem
Gedanken, daß die Bischöfe der ganzen Welt in den haupt sächlichsten Fragen übereinstimmend sein werden, solcher
gestalt, daß die Minderheit, wie beredt sie auch sein könnte, nicht vermögend sein wird, lange
durch ihren Widerstand aufzuhalten.
Endlich
würde man nicht ohne das höchste Erstaunen Meinungs
und Wortstreitigkeiten
im
Schooße
Concils sich verlängern sehen."
des bevorstehenden
Und weiter unten heißt
30
Wie cs auf beni Concil zugcht-
(30)
es: „Was den dogmatischen Theil anbelangt, so dürften die Katholiken wünschen, daß das künftige all
gemeine Concil die Lehren des Syllabus ver
künde, indem es zum Beispiel unter Anwendung be jahender Redeweise und mit den nöthigen Ausführungen
die Sätze ausspricht, welche dort in verneinender Form dargelegt sind. Die Katholiken würden mit Freude die Er
klärung des künftigen Concils über diedogmatische Untrüglichkeit des Papstes entgegen nehmen. Diese Erklärung würde das Ergebniß haben, mittelbar die
berüchtigte (sie!) Declaration von 1682 zu vernichten, ohne
daß eine besondere Erörterung nöthig wäre über die un glücklichen (sic!) vier Artikel, die so lange Zeit die
Seele des Gallicanismus gewesen sind.
Auch findet wohl
Niemand es befremdlich, daß, in Folge eines Gefühls er habener Zurückhaltung, Pius IX. nicht selbst die Initia
tive zu einem Lehrsätze geben will, der mittelbar auf ihn selbst sich zurück zu beziehen scheint.
Aber man hofft,
baß die einmüthige Kundgebung des heiligen
Geistes, durch den Mund der Väter des allge meinen Concils, dieseUntrüglichkeit durchZu-
ruf
zum Glaubenssatz
erheben wird.
Endlich
spricht eine große Anzahl von Katholiken den Wunsch aus,
das bevorstehende Concil möge, so zu sagen, den Kreis
der von der Kirche der unbefleckten Jungfrau gewidmeten Huldigungen abschließen, indem esdasDogma ihrer glorreichen Himmelfahrt verkündigt.
Der Wiederhall dieser Erklärungen übertraf die Hoff
nungen derer,
die sie eingegeben hatten. — Alle Kund-
(31)
31
Wie es auf dem Concil zugeht.
gedungen der Civilta verdienen ernstlich erwogen zu wer
den.
Allgemein bekannt ist die ansehnliche Rolle, welche
das genannte Blatt und die Jesuiten-Gruppe, deren Or gan es ist, in dem Mechanismus des Römischen Kirchen
regiments spielen. ') Der Jesuit Piccirillo, Chef-Redacteur
des Blattes, hat freien Zutritt zum Vatican und arbeitet jede Woche mit dem Papst, ja, sein Einfluß ist so groß,
daß er den Pater Beckx, den General der Jesuiten, ein wenig in den Schatten stellt, den Papa nero,
in Rom
ungeachtet man denselben
den
schwarzen
Papst,
nennt.2) Der Artikel, ans dem wir eine der Hauptstellen citirt haben und dessen von hoher Stelle herrührende In
spiration man niemals zu verhehlen gesucht hat, erlangte
sofort die Bedeutung eines Manifestes.
Die ultramonta
nen Zeitschriften und Tageblätter gaben ihn mit allen den
Ehrenbezeugungen wieder, welche sonst nur den officiellen
Actenstücken zustehen. kurzen,
Das Univers machte mittelst einer
an die Spitze seiner Nummer vom 13. Februar
1869 gestellten Notiz seine Leser dreimal aufmerksam auf
') Die Civiltä cattolica ist durch ein Breve nach dem Muster
einer
römischen Congregation
organisirt
worden.
Es ist
eine förmliche Anstalt: ihr Zweck ist den Grundsätzen der modernen Civilisation die Grundsätze der (angeblich) katholischen
Civilisation entgegen zu stellen.
Grundsätze der Civilta sind diejenigen
Die
einer reinen (s. g.)
Theocratie; das ist die politische Idee der Jesuiten. *) Man versichert, der Pater Piccirillo sei gewiß den Cardinals-
Hut zu bekommen, wenn die Untrüglichkeit des Papstes proklamirt werden sollte.
Wie es auf dem Concil zugeht.
32
(32)
die ganz ausnahmsweise inhaltschwere Bedeutung dieses
Dokuments. Es war nicht mehr möglich daran zu zweifeln.
Die
Römische Curie faßte offenbar auf eine ganz besondere Weise die Berathungen des künftigen Concils auf, entwarf sich von denselben ein ganz eigenthümliches Bild.
Sie
fragte wenig nach den mehrhundertjährigen Satzungen und Ueberlieferungen der Kirche und nach der Art und Weise, wie früher bei dogmatischen Definitionen verfahren worden,
wenig nach dem Mangel jeglichen Beweises für die leib liche Aufnahme der allerseligsten Jungfrau in die ewige Herrlichkeit,') einem Mangel, der es unmöglich gemacht hatte, die Andacht des gläubigen Volkes,
Vorstellung nur zusagen kann,
welcher diese
durch eine feierliche Be
kräftigung kirchlich zu autorisiren, wenig nach den Schwie
rigkeiten jeder Art, die sich der Erklärung der Untrüglichkeit des Papstes
entgegenstellten.
Die mühseligen
Forschungen, die Analyse der Texte, die Zusammenstellung,
Prüfung und Vergleichung der Ansichten und Meinungen
aller Kirchenlehrer, die sachverständigen und gelehrten Er-
') BenedictuS XIV. (De festig, 1. II, c. VHI, Nr. 18) und der hl. Albertus der Große (Op. XX, 89) bekennen,
daß
die Aufnahme Mariä in ben Himmel in dem Sinne,
daß
sie bereit« in verklärtem Leibe der ewigen Herrlichkeit
theilhaftig geworden,
nur eine
fromme Meinung ist,
daß es aber unmöglich ist, dieselbe für einen Glauben s-
s a tz auszugeben, weil die hl. Schrift und die Ueberlieferung
der ersten 600 Jahre der K irche keinerlei Beweise dafür an die Hand geben.
Wie es auf dem Concil zugeht.
(33)
33
örterungen, welche die Kirche niemals versäumt, deren sie sich allemal befleißigt hat,
Alles das ward für die Zu
kunft für unnütz erklärt.
Man betrat also eine ganz
neue Bahn.
Nicht mehr begnügt man sich mit dem Bei
stand des hl. Geistes, welcher allein durch das Evange lium verheißen worden, und durch welchen uns weder die
Arbeit, noch das Ringen nach Erkenntniß und Weisheit
erlassen worden ist; man rechnet vielmehr aus eine über
natürliche Offenbarung des göttlichen Hauches, welche die Frage zugleich abschneiden und ent scheiden wird, ohne daß es einer Prüfung und Erörterung bedürfen wird,
welche alle Her
zen unwiderstehlich fortreißen und aus dem
Munde der Concilsväter die Proklamirung der päpstlichen Untrüglichkeit durch einmüthigen Zuruf vernehmen lassen wird.
So fand
sich denn die katholische Kirche auf einmal in den Jlluminismus verschlagen — in den Wahn der unmittelbaren Erleuchtung. Wir haben schon gesagt, daß der fragliche Arttkel am
6. Februar 1869 erschienen war. keine Stimme zur
Damals hatte sich noch
Bekämpfung der päpstlichen Untrüg
lichkeit vernehmen lassen.
Wir kommen hierauf an dieser
Stelle zurück, weil dieß ein Umstand von äußerster Wich-
ttgkeit in dem gegenwärtigen Kampfe ist.
Die Heißsporne
des Curialismus behaupten nämlich heute,
daß die von
ihnen verlangte Definitton zeitgemäß und nothwendig ge
worden sei in Folge des Fehlers derjenigen, Wie ti auf dem Concil zugcht.
(Stimmen aus der kath. Kirche. 3)
3
die nicht
34
Wie cs auf dem Concil zugeht.
(34)
Anstand genommen hätten, diese Frage vor der öffentlichen
Meinung herauf zu beschwören und den Kampf gegen diejenigen aufzunehmen, welche für die päpstliche Untrüglichkeit einstehen.
Die Thatsachen strafen diese Behauptung Lüge:
die
erste Aeußerung der maaßvollen Katholiken in Deutsch land hat kaum stattgefunden vor dem Monat Juni 1869; das Buch des Bischofs Maret, welches in Frankreich den
Widerstand gegen die an uns herangetretene Zumuthung
gleichsam eröffnet hat,
ist erst gegen Ende des Monats
September erschienen;
und längst hatten schon da
die Infallibilisten den Feldzug eröffnet und ihre Lehre in offiziellen Dokumenten vorgetragen und entwickelt.
Hirtenbriefe der Bischöfe dieser Richtung bei Gele genheit der Fastenzeit und der goldenen Hoch
zeit Pius IX. Die Partei hatte ihren Plan übrigens ganz geschickt entworfen.
Kurze Zeit nach dem Erscheinen des Artikels
der Civilta hatten zwei Prälaten, gewandte und leiden schaftliche Schriftsteller und Beide direkt durch den Papst
ernannt,')
der Erzbischof von Westminster, Manning,
J) In dem heutigen Belgien den Papst ernannt,
werden die Bischöfe
ohne die geringste
alle durch
Mitwirkung
der Geistlichkeit, noch der Regierung des Landes; die Bischöfe dort sämmtlich curialistisch gesinnt.
eine unumgänglich nothwendige Bedingung,
weder
auch sind
Es ist dort
um zu irgend
riner höheren geistlichen Stellung zu gelangen, daß man im äußersten Maaße curialistisch gesinnt zu sein an den Tag
Wie es auf dem Concil zugeht.
(35)
und der Erzbischof
Erlassen,
welche
von
Mecheln,
35
Deschamps'),
Abhandlungen
förmliche
über
in
den
Gegenstand waren, erklärt, die Sache der päpstlichen Unltrüglichkeit sei bereits entschieden und die Definition derselben stehe mit Sicherheit bevor.
Sie hatten sich
Glück gewünscht wegen des neuen Zuwachses an Ruhm
und Ehre,
der sich für Pius IX. daraus ergeben wird.
Die würdigen Erzbischöfe ermangelten nicht in ihre dog matischen Behauptungen unvermeidliche Beschuldigungen
gegen die Kirche Frankreichs und deren Lehrer einzumi-
lege.
In England
stehen die Kirchen noch unter der Ver
waltung der römischen Propaganda. 1) Der Cardinalshut ist Leiden Prälaten versprochen.
Cardinalat haben
motionen zum
seit
Die Pro
Jahren mit solcher
Sparsamkeit stattgefunden, daß die römische Curie im Au genblick 18 Cardinalshüte zu vergeben hat.
der Erzbischof Deschamps,
Mittlerweile ist
durch ganz besondere Begünstig
ung, zum Primas von Belgien ernannt worden,
was ihm
eine Ehrenstelle im Concil, zur Seite der Patriarchen, ver schafft
(Univers
vom 22. Januar.)
Breve vom 26. Juni 1869 glückwünscht.
Nach einem in
Schon hatte ihn ein
wegen seines Vorgehens be
der religiösen Welt sehr ver
breiteten Gerüchte hätte der Erzbischof Manning den Auf trag angenommen, gleich in der ersten Sitzung des Conciles
den Papst bittend anzugehen und zu beschwören, die Behaup tung seiner
eigenen Untrüglichkeit vor sich gehen zu lassen:
die Concilsväter würden alsdann durch ihre zustimmenden
Zurufe
geantwortet haben.
Dieser ursprüngliche.Plan ist
durch die energische Haltung der nicht curialistisch gesinnten Bischöfe vereitelt worden.
36
(36)
Wie es auf dem Concil zugeht.
scheu, Beschuldigungen,
welche allezeit etwas von dem
Charakter der Schmähung an sich tragen.
dieselbe Zeit') veröffentlichte
der Bischof
Ungefähr um von Nimes,
immer in der Form eines amtlichen Aktenstückes und einer bischöflichen Darlegung der Kirchenlehre, digen Band, unter dem Titel:
einen vollstän
„Geschichte der Con
cilien", in welchem aber die Partei die unwiderleglichsten Thatsachen entstellt.
Dieser Prälat, Plantier ist sein Name, fand Mittel
Wege seine
und
schon erwähnten würdigen Mitbrüder
noch zu überbieten, und legte das Gewicht der ganzen,
von seiner Würde unzertrennlichen Autorität in die Wag schale der Acclamation.
Das Verfahren, welches die
CiviltL nur in hypothetischer Form vorzuschlagen gewagt
hatte,
erklärte dieser Prälat für ein regelmäßiges Ver
fahren, für einen normalen und gesetzlichen Akt.
Wir könnten noch andere Prälaten anführen:') es
sind dieselben,
die wir später zu Rom an der Spitze der
Bewegung wiederfinden
und welche die ersten gewesen
sind, das Postulatum zu unterzeichnen, welches die De finition der päpstlichen Untrüglichkeit verlangt.
aber genügen zu bemerken,
daß das
Es wird
gegebene Beispiel
Nachfolge gefunden hat. ') Das Univers kündigte in derselben Nummer, Artikel der CiviltL
wiedergab,
welche den
den Druck des erwähnten
Werkes des Bischofs-Plantier an.
z) Z. B. die Bischöfe von Laval, von Straßburg, von Rodez, von Montauban, von Carcassonne, von Tülle rc., um nur die französischen hier zu erwähnen.
(37)
37
Wie es auf dem Concil zugeht.
An Gelegenheiten dazu fehlte es nicht.
Zuerst die
Fastenzeit und die für diese Zeit gewöhnlichen bischöflichen Ansprachen und Erlasse (gewöhnlich als Hirtenbriefe bezeichnet);
ferner, durch ein Zusammentreffen, welches
nicht unberücksichtigt geblieben sein dürfte,
als man das
Datum der Eröffnung des Concil's festgestellt, der fünf zigste Jahrestag der dem jetzigen Papst ertheilten Prie sterweihe, — was man in der mystischen Sprache die
goldene
Hochzeit Pius IX. nennt, — welchem die
Infallibilisten sich bemüht haben,
dießmal einen in der
katholischen Welt unerhörten Glanz zu geben.
Außer
ordentliche Segnungen wurden den frommen Gläubigen gewährt, Feierlichkeiten überall begangen,
und Sammlungen organisirt, gesetzt;
Unterschriften
Adressen in Circulation
der Enthusiasmus war allgemein und erreichte
den höchsten Grad.
Wie hätte in diesen festlichen Tagen
ein Bischof sich des Redens enthalten können?
vilta,
unterstützt durch das Univers,
Die Ci-
lieferte nach und
nach Auszüge aus diesen Ansprachen, durch welche man Dank geschickter Zusammenstellung dahin gelangte, unwan
delbar eins und dasselbe sagen zu lassen; damit flößte man den ergebenen Anhängern Vertrauen ein,
während man
zugleich die Lauen dadurch anfeuerte.
Später werden es die Abschiedsreden sein, welche den Bischof bei seiner Abreise zum Concil begrüßen. Auch da
zeigen
die Anhänger
gewandt und vorbereitet.
der
„guten Sache"
sich
Ist man des Bischofs nicht
sicher, so wird er in Verlegenheit gesetzt, man lähmt sein
Wirken durch ultramontane Behauptungen, welche sofort
Wie es auf dem Concil zugeht.
38
durch die Presse veröffentlicht werden,')
(38) oder man ver
traut ihm eine Adresse seines Clerus an den heiligen
Vater an,
von der Ulan so vorsichtig gewesen ist, ein
Duplikat direkt nach Rom zu senden; einige Prälaten, sagt man, hätten sich auf diese Art förmliche Versprech
ungen entreißen lassen, welche ihre Stimmen als unfreie, weil im Voraus gebundene erkennen lassen. ’)
Haltung Pius IX. Gleichzeitig expedirte das Sekretariat der lateinischen
Briefe zu Rom, mit der Unterschrift Pius IX. versehene
glückwünschende Breves an alle Schriftsteller, welche ein 1)
Man wird leicht begreifen, warum wir mit keinem Namen
die obige
Erzählung in
ihren
einzelnen Theilen belegen.
Die Thatsachen sind leider! nur zu reell. davon überzeugen können,
Man wird sich
wenn man folgende Nummern
des Univers nachsieht: Vom 6., 8., 12., 19., 30., 31. Ok
tober, 8., 9., 16., 21., 22., 23., 27. Nov., 16., 20. Dez. 1869; 1. Januar und 17. Februar 1870. *)
Diese befremdlichen Vorgänge, die man sich begnügt, hier einfach zu verzeichnen,
ohne deßhalb die Verantwortlichkeit
für dieselben wem es auch sei, zuzuweisen,
sind eine förm
liche Umwälzung der Verfassung der Kirche. radezu
das
mandat imperatif,
das
Sie sind ge
gebietend e d. h.
die Abstimmung vorschreibende Mandat, mit dem
erschwerenden Umstande,
daß der Bischof weder der Dele-
girte, noch,der (bloße) Repräsentant seines Kirchspreugels, son
dern (zugleich) Lehrer jure diviuo ist, und daß er seine Autorität,
sein Recht zu lehren und zu regieren,
nicht durch das Ver
trauen seines Kirchsprengels, sondern durch Gott selbst, kraft seiner Eonsecration, erhalten hat.
39
Wie es auf dem Concil zugeht.
(39)
Werk zur Verherrlichung des römischen Stuhles veröf
fentlichten'), und an jeden Clerus, welcher Adressen an den
Papst sandte oder sich an der Liga betheiligte, welche die
päpstliche Untrüglichkeit zu verfechten sich verpflichtet hatte.')
Im Anfänge des Jahres 1869 wurden dergleichen Aufmunterungen wiederholt an die Zeitschriften und Ta
geblätter dieser Richtung in Frankreich, Belgien, Oester reich,
kurz überall gesandt, wo die öffentliche Meinung
einigen Einfluß zu üben vermochte. Jedes dieser Documente wurde dann durch die Presse
der Partei verbreitet und dem Verttauen der Gläubigen als die höchste Bestätigung und Weihe der maaßlosesten Behauptungen vorgehalten.
Die Zahl dieser Breves hat
während der zwei letzten Jahre eine ganz ungewöhnliche Ziffer erreicht3): sie wurden mit sehr geringer Vorsicht ver
schwendet,
so daß einige derselben in ganz unwürdige
Hände gerathen sind?) Dann waren es Allocutionen (Au’)
Siche namentlich das Univers vom 8. und 19. Oktober, vom 11. und 20. Dezember 1869.
’) Man wird sich erinnern, daß der Papst, so oft ihm Listen der Jnfallibilitäts-Liga zugesandt wurden, mit einem dank
sagenden Breve fiir die Mitglieder derselben antwortete. ’)
Eine gewisse Zahl derselben ist
Concils »ertheilt worden.
noch
seit Eröffnung des
(Siehe Kapitel V.)
4) Der Bischof wurde niemals um Rath gefragt. — Ein Priester
von sehr wenig verdienstlicher Führung hatte ebenfalls solch ein päpstliches Ausmunterungsfchreiben erhalten, weil er ein kleine» Blatt redigirte, welches durch maaßlosen curialistischen
Eifer sich bemerklich machte.
Da»
Breve
wurde
jedoch
(40)
Wie es auf dem Concil zugcht.
40
sprachen), auch Privat-Conversationen des Papstes, welche gesammelt
und von triumphirenden Anmerkungen und
einem wahren Jubelgeschrei begleitet wurden, so oft sie einen Derjenigen trafen oder zu treffen schienen, welche die Partei im Verdacht hatte, für das neue Dogma nicht begeistert genug zu sein.
Ungeachtet die Civilta,
wie wir gesehen,
erklärt
hatte, daß der Papst in dieser Angelegenheit die Initiative nicht ergreifen würde, so wurde also doch Pius IX. dazu
fortgerissen, ’) persönlich einzutreten, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß er später angeklagt werden könnte, den
Entscheidungen des Concils
vorgegriffen und auf
das
Gewissen der Bischöfe einen Druck dadurch ausgeübt zu
haben, daß er die Lehre von der päpstlichen Untrüglichkeit
von dem Terrain der reinen Theologie hinweggerückt, um
daraus eine Frage zu machen, die nach Zeit und Um ständen beantwortet wird, eine Frage der Dankbarkeit
und der kindlichen Ergebenheit und Enffagung einem ver ehrten Papste gegenüber. im Stillen wieder
eingezogen,
Papst den Beweis
der Unsittlichkeit des betreffenden Geist--
als
das
Ordinariat denr
lichen geliefert hatte. J) Wie sehr Pius IX.
überzeugt hält,
sich
von seiner
eigenen Untrüglichkeit
ergibt sich übrigens auf das deutlichste aus
allen seinen Breves, sonstigen Briefen, Bullen, Allocutionen
und
Encycliken.
gerichtete
Breve,
Das
an den
welches
wir
Kapitels-Bicar von Adria
mitgetheilt haben,
(Seite
16—17) ist ein sprechendes Beispiel davon. Man wird ferner Beweise dieser Thatsache im Kapitel V entwickelt finden.
41
Wie es aus dem Concil zugeht.
(41)
Die Lage war wirklich sehr ernst.
In einigen Mo
naten sollte schon das Concil eröffnet werden, und noch
erhob sich keine Stimme in der Kirche,
solches Verfahren Protest einzulegen.
um gegen ein
Es war dem Für
sten Hohenlohe nicht gelungen, die europäischen Kabinette
von der Nothwendigkeit zu überzeugen, einen Widerstands-
Plan sich zu eigen zu machen, wie er einen solchen vorge schlagen, um sich gegen die beunruhigenden Tendenzen der römischen Curie zu schützen. Das Programm der Civilta
war im Begriff verwirklicht zu werden und die Partei war am Vorabende ihres Triumphes. D er Widerstand erhebt sich in Deutschland und in Frankreich.
Von Deutschland ist der
erste Allarmschrei ausge
gangen, und zwar in der Form einer Adresse der Coblenzer Katholiken an den Bischof
von Trier.
Herr von
Montalembert in einem beglückwünschenden Briefe, ge
schrieben
„am Rande des Grabes mit jener Un
abhängigkeit von den Menschen und von den
Dingen, welche das ausschließliche Privilegium
des Todes ist", konstatirte wie folgt die Wichtigkeit „die
ses rühmlichen Manifes des Gewissens und der Vernunft der Katholiken": .............. " Es war mir als sähe ich das Leuchten eines Blitzes in Mitten der Finsternisse,
als hörte ich
endlich eine männliche und christliche Stimme mitten unter den Declamationen und entnervenden Schmeicheleien die
uns betäuben"
Und er sagte, nicht ohne Bitter
keit, im ferneren Verlauf seines Schreibens:
„Erlaubet
Wie es auf dem Concil zugeht.
42
(42)
mir hinzuzufügen, daß ich mich durch den Gedanken ein
wenig gedemüthigt finde, daß Ihr Deutsche des Rhein
landes es seid, die Ihr diesesmal die Initiative einet Kundgebung gehabt, welche sich so gut an die Anteceden-
tien der französischen Katholiken angeschlossen hätte, wie sie auch den Ueberzeugungen
entsprochen hätte, welche
während der ersten Hälfte des laufenden Jahrhunderts
uns die Ehre verschafft haben, die Vertheidigung der re
ligiösen Freiheit in erster Reihe zu führen oder doch den Kampf für dieselbe zu eröffnen." Frankreich hatte aber noch nicht abgedankt, wie der
berühmte Schriftsteller es wahrzunehmen glaubte: In den Reihen der französischen Geistlichkeit und des französischen
Episkopats sollten sich noch die unerschrockensten Vertheidiger der Freiheit und der Ueberlieferungen der Kirche erheben.
Es gehört nicht zu dem Plan dieser Studie, welche ausschließlich dazu bestimmt ist, die im Vatican gehegten Projecte genauer zu bezeichnen, die Kundgebungen der
nicht curialistisch gesinnten Katholiken wiederzugeben, zu analysiren (oder auch nur vollständig aufzuzählen), welche
seit dem Monat Juni 1869 einander gefolgt sind.
Wir
begnügen uns damit, einige der ältesten und hervorra gendsten derselben mit dem Datum ihrer Bekanntwerdung
namhaft zu machen: Adresse der Coblenzer Katholiken an den Bischof von Trier.
Antwort des Bischofs, Juni 1869.')
Adresse der Katholiken an der Bonner Universität, gerichtet an den Erzbischof von Cöln, Juni 1869.')
' u. *) Offizielle Actenstitcke .... Berlin 1869.
Wie es auf dem Concil zugeht.
(43)
43
Brief des Herrn von Montalembert an die Coblenzer Katholiken. August.
Antwort des Comitö's derselben.
Juli und
In der Antwort des Coblenzer Comitv's wird
erklärt, daß eine große Zahl sowohl Priester als Laien, theils öffentlich, theils sonst durch mündliche Erklärung,
sich mit den
in beiden Adressen
vorgetragenen Lehren
vollkommen einverstanden erklärt haben.
Hirtenbrief von
neunzehn zu Fulda
deutschen Bischöfen an
ihrer Kirchsprengel.
versammelten
den Clerus und die Gläubigen
6. September 1869.')
Nicht veröffentlichtes Memorandum detselben Bischöfe an den Papst, in welchem die päpstliche Untrüglichkeit mit
Energie bekämpft und der heilige Vater innigst gebeten wird, die weitschichtigen Projekte aufzugeben, die ihm zugeschrieben werden.
Katholischer Congreß zu Pesth, welchem der Primas
und eilf andere Bischöfe Ungarns beigewohnt; Rede des Priesters Kuthi auf demselben gegen denCurialis-
mus: Entsprechende Resolutionen, die dort gefaßt wor
den. October 1869”).
Gutachten der theologischen Fa
kultät zu München als Antwort auf die durch den Für
sten Hohenlohe gestellten Fragen. August 1869'). Dieses
Gutachten ist besonders deßhalb bemerkenswerth, weil es die tiefe Störung und
Beunruhigung genau bezeichnet,
') Journal des debats vom 22 September 1869; Avenir catholique, p. 455. *) Journal des debats vom 20. Oktober 1869. 3) Avenir catholique p. 457.
44
Wie es auf dem Concil zugeht.
(44)
welche aus der Proklamation der päpstlichen Untrüglich-
keit in den Beziehungen der Kirche zum Staate mit Noth wendigkeit sich ergeben würden').
’) Das Gutachten der Minderheit
wich nur unwesentlich von
demjenigen ab, welches als das der theologischen FacultLt zu erachten ist, und welches, nebst einem der größten Namen der zeit genössischen Theologie, Döllinger,
auch die der anerkannte
sten Theologen tragt, die zu der in Rede stehenden FacultLt gehören. — Die Würzburger FacultLt
der Theologie hat
durch ein von beiden Seiten für. sich in Anspruch genom menes
wortet.
Gutachten auf die Fragen des Ministeriums geant (Beide Seiten dürften
schwerlich das Gutachten
der Würzburger theologischen FacultLt für
sich in Anspruch
nehmen können, sondern lediglich die Infallibilisten dürften in demselben das Bemühen erkennen, die s. g. Dogmatisir-
ung ihrer Lieblingsmeinung als unschädlich tische Leben erscheinen zu lassen.
achten
für das prak
Wohl aber hat dieses Gut
durch das, was es über die Veränderungen der Ka
techismen sagt, eine große theologische Blöße sich
gegeben.
— Von Deutschland wären noch aus dem Jahre 1869 anzu führen gewesen: Die Kirche Gottes und die Bischöfe und Dogma und Schulmeinung, München in der
Lentnerschen Buchhandlung; Die Reform der
Römi
schen Kirche, Leipzig bei Duncker undHumblot, eine ganz vorzügliche Schrift; Die Unfehlbarkeit des Papstes
und die Versuchung Christi und der Kirche von Dr. Michelis; Stud ien und Glossen von Dr. v. Segesser (dem wackeren Schweizer),
Basel, Bahnmaier's
Ver
lag; — ganz vorzüglich aber die Erwägungen für Bischöfe des Concil's über dieFrage der päpst lichen Unfehlbarkeit vom October 1869.
—
Allen
(45)
45
Wie es auf dem Concil zugeht.
Der Papst und das Concil von Janus: Die ses Buch verdankt man der gemeinsamen Arbeit mehrerer hervorragender katholischer Theologen,
nung des Conciles ist dasselbe auf
es hat in
und
Deutschland einen tiefen Eindruck gemacht.
(Seit Eröff
den Index gesetzt
worden').
In England, die Correspondenz der Doctoren New man und Pusey.
In Frankreich, das zweibändige Werk des Bischofs Maret, des gelehrten Dekans
der theologischen Facultät
von Paris, betitelt: Vom allgemeinen Concil und
diesen Schriften waren die Artikel in der Augsburger All
gemeinen Zeitung
viltL
und Noch
Ci-
über
das Concil
und
die
ein
Wort über
das
Concil
vom März und April 1869 vorangegangen. — Was nun
erst das Jahr 1870 für eine großartige Fülle und Mannig
faltigkeit von Kundgebungen im
altka t h o l i s ch e n, also
im anti-curialistischen Sinne in der entscheidenden Frage ge
bracht hat, um welche es sich jetzt handelt, das ist in Deutsch
land wohl Jedermann mehr oder
minder bekannt. — Aus
dem Jahre 1869 ist als bemerkenswerth
aus Deutschland
auch noch „Das Gutachten der juristischen Facultät in Mün
chen anzuführen nebst dem Separatvotum des Herrn v. Bayer.
Staatsraths
(Die Red.)
’) Eine französische Übersetzung dieses Werkes (von Janus) ist
in der internationalen Buchhandlung zu Paris erschienen. (Sie soll fast spurlos verschwunden sein, indem sie großen-
theils aufgekauft worden zu sein scheint, um sie dem Publi
cum aus den Augen zu rücken.
(Die Red.)
Wie es auf dem Concil zugeht.
46
(46)
von dem religiösen Frieden, deren erste Exemplare
am 19. September 1869 ausgegeben worden.
Der Ver
fasser hat dasselbe an alle französischen Bischöfe vertheilt.
— Dazu gehört die Vertheidigung
dieses
Werkes
durch dessen Verfasser, betitelt: der Papst und die Bi
schöfe, welche des Verfassers Antworten auf die Angriffe der Bischöfe von Poitiers, von Rodez und von Nimes
wiedergibt. — Der Hirtenbrief des Erzbischofs von Paris über das bevorstehende
Concil vom 28. Oktober 1869,
welcher, ohne auf die Frage der päpstlichen Untrüglichkeit sich einzulassen,
aber in der durch die zu Fulda versam
melt gewesenen Bischöfe gewählten vorsichtigen Weise, um
die Katholiken über die Weisheit der bevorstehenden Be schlüsse des Concil's zu beruhigen, ein ergreifendes Bild
von den Bedürfnissen des modernen Geistes entwirft'). —
Ein im Correspondant vom 10. October 1869 veröffent lichter Aufsatz, dessen Wichtigkeit nicht gering anzuschlagen ist, sowohl in Anbetracht der wissenschaftlichen Tüchtigkeit, als der Großartigkeit des Gedankens,
des Talentes der
Darlegung und der Autorität und des Ansehens der Na men die ihn eingegeben
haben. — Drei Schreiben des
Bischofs von Orleans vor seiner Abreise nach Rom. —
') Man könnte die Hirtenbriefe einer nicht unbeträchtlichen An
zahl anderer Bischöfe hier anführen,
welche
ebenso ausge
zeichnet stnd durch ihre wiffenschaftliche Tüchtigkeit und durch
ihre Gesinnung: z. B. die der Bischöfe vonChalons ander
Marne, von Grenoble,
Saint Brieux, Perpignan, Bayeux,
Lahors, Rheims, Dijon rc.
Wie es auf dem Concil zugeht.
(47)
47
Das erste derselben ist ein an die Geistlichen und die
Gläubigen seiner Diöcese gerichteter, Abschied nehmender
Hirtenbrief und ist vom 10. November 1869 datirt. —
Das zweite ist allein an die Geistlichkeit seiner Diöcese gerichtet, und betitelt:
Bemerkungen über die hin
sichtlich einer auf dem bevorstehenden Concil zu erwartenden Dogmatisirung der päpstlichen
Untrüglichkeit erhobene Controverse,
vom 11.
November 1869. — Das Dritte ist gleichfalls an die Prie ster der Diöcese Orleans gerichtet, um ihnen seine Er
innerung
an Herrn Veuillot vom 21. Nov. 1869
mitzutheilen. Es war dieß das Erstemal, daß ein Bischof es wagte,
als Bischof redend, mit seiner Lehr-Autorität offen das Projekt bezüglich der päpstlichen Unfehlbarkeit, wenn auch noch nicht in Betreff der Sache selbst, so doch wenigstens
in Betreff der gänzlich fehlenden Zweckmäßigkeit zurückzu weisen.
Es war das Erstemal, daß ein Bischof den Muth
hatte, das Verfahren der ultramontanen oder curialistischen Presse zu enthüllen und zu brandmarken, das Ver
fahren dieser Presse, welche vor der Thüre des Concil'sSaales den Aufruhr anzettelte.
(„Qui faisait l’emeute ä
la porte du concile“.)
Durch die Dazwischenkunft
dieses neuen Gegners
wurde nun die Polemik, welche seit mehr als einem Mo
nat der Bischof Maret allein gegen die (heutigen) Bischöfe
von Poitiers, Nimes, Rodez, Laval und Montauban be
stand, erweitert und wurde sie zugleich heftiger. Man war bereits am Vorabend des angesagten Eon-
(48)
48
Wie es aus dem Concil zugeht.
cils, und viele Prälaten hatten ihre Kirchsprengel schon
verlassen, um sich nach Rom zu begeben.
Der Kampf
wurde während der einzelnen Etappen der Straße') fort
gesetzt, wie er auch jetzt in Rom selbst noch immer fort dauert.
Die Bischöfe von Versailles *), von Westminster ’),
von Mecheln') schrieben um diese Zeit neue Briefe; end’) Französische Bischöfe stellten sich in diesem Kampfe Hebendem Bischöfe Dupanloup von Orleans, während andere ihn auf
das Heftigste angriffen. Papst
geschickt.
Condolenz-Adressen wurden an den
Die s. g. katholische Presse
ungescheut den Zügel schießen und
Exzesse.
ließ sich ganz
beging die maaßlosesten
(Das Univers, die Unith. cattolica, das Tablet, das
Weekly-Register, das Bien Public von
Lüttich.)
In Rom
ward der Bischof von Orleans im Schooße des Conciles ge gen die verläumderischen Andeutungen eines italienischen Prä laten durch
die ausgezeichnetsten Milglieder
des
deutschen
Episeopats auf das eindringlichste vertheidigt. *) Univers vom 17. Dezember 1869.
Dieser Bischof von Ver
sailles, welcher ein so großer Anhänger der päpstlichen Un» trüglichkeit ist, gilt zugleich für einen sehr ergebenen Anhän ger der französischen
Regierung.
Der oben im Text von
uns namhaft gemachte Brief dieses Bischofs verdient die Er
wägung der Staatsmänner: derselbe ist nämlich sehr geeignet, ihnen deutlich zu machen,
was die Ergebenheit selbst
der
bestgesinnten ultramontanen Prälaten für einen Werth hat, was sie auf die Regierungen halten, wenn das Interesse der römischen Curie und ihres Systems im Spiel ist.
3) Univers vom 31. Dec.: Der Brief ist vom 20. desselben
Monats datirt. 4) Der Brief ist datirt vom 30. November, wurde jedoch erst am 10. Dezember, zwei Tage also nach Eröffnung des Con-
Wie es auf dem Concil zugeht.
(49) lich
49
legte sich die römische Curie in's Mittel, und ver
weigerte
die Druckerlaubniß:
fall traf
durch einen fatalen
Zu
diese Verweigerung jedoch gerade den Bischof
von Orleans in dem Augenblicke, wo er sein Recht aus üben wollte: Dem, der ihn angegriffen, zu antworten').
Kapitel HI. Die Freiheiten des Conrit's. Am 8. Dezember 1869, am Tage des Festes Mariä
cil's, durch das Univers
und die ultramontanen Zeitungen
Belgiens veröffentlicht.
’) Die Gazette de France vom 19. Januar, derFran^ais und die France vom 20. Januar melden diesen bedauernswerten
Akt der römischen Curie, indem sie gleichzeitig den Brief ver
öffentlichen,
in welchem der Bischof von Orleans seinem
Mitbruder von Mecheln die Ursache angibt, zur Zeit nicht antworten konnte.
warum er ihm
Der Erzbischof
cheln hat zwar dem Bischof von Orleans
ung darauf geantwortet, daß man zu Nom gegebene Vorschrift auf ihn angewandt habe.
aber
eingestehen,
von Me
mit der Bemerk
eine allgemein Man muß
daß die CiviltK keinen Augenblick
aufgehört hat, mit päpstlicher Druckerlaubniß die päpst liche Untrüglichkeit zu behaupten,
Partei allezeit,
nach
und
daß die curialistische
wie vor dem
fraglichen Verbot zu
Rom Pressen gefunden hat, um die verschiedenen Schriftstücke
zu veröffentlichen, die ihr geeignet schienen, dieser
Untrüglichkeit
einzuführen und
sichern. Wie es auf dem Concil zugeht.
(Stimmen aus der kath. Kirche. 4)
ihren
die Lehre von Triumph
zu
Wie es auf dem Concil zugeht.
50
(50)
Empfängniß'), hat Pius IX., umgeben von 770Bischöfen,
feierlich in der Skt. Peterskirche zu Rom das Vaticanische Concil eröffnet2).
I.
Allocotion des Papstes zur Eröffnung des Coneil's. Officielles Programm. In seiner Eröffnungs-Ansprache oder Allokution ver
kündigte der Papst den Conciliums-Vätern „es würde ihre Aufgabe sein, durch ihre Beschlüsse wieder zu geben: den
Königreichen der Welt den Frieden; den Ungläubigen das
Gesetz; den einzelnen Kirchen die Ordnung; den Geistli chen die Zucht und endlich hätten sie das ganze Volk sei
nem Gott wieder zuzuführen."
Um den etwas unbestimmten Formeln dieses Pro
gramms mehr Deutlichkeit zu geben, wird es nothwendig sein, einige Stellen der Jndictions-Bulle, welche mit den
3) Pius IX. affectirt es, das Datum dieses Festes für alle wich tigen Akte seines Pontifikates zu wählen.
Mit den Lehrern
der curialistischen Schule betrachtet nämlich
Pius IX. den
Akt, durch welchen er, der Papst allein, im Jahr 1854
die Meinung Dog ma
erklärt
von
der unbefleckten
hat,
Empfängniß für ein
als die praktische Sanction
seiner
unbedingten Oberherrlichkeit und seiner Untrüglichkeit. -) Das
Vatikanische Concil soll
meine Concil gelten.
für
das zwanzigste allge
Es wäre das zwölfte der im Abend-
laude abgehaltenen, das eilfte in Gegenwart
eines
Papstes,
das sechste in Nom, das erste im Vatikan abgehaltene.
Wie es auf dem Concil zugeht.
(51)
51
Worten Aeterni Patris beginnt und welche bis jetzt nebst
der Allocution: Quod votis omnibus das einzige officielle Aktenstück ist, in welchem der Papst in amtlicher Weise
seine Absichten zu erkennen gibt, in Erinnerung zu bringen.
In dieser Bulle erklärt der Papst, gemeines Concil zusammenberuft,
daß er ein all
um dem so traurigen
Zustande der heiligen und überhaupt der öffentlichen Dinge abzuhelfen, und beschreibt darauf diesen beklagenswerthen
Zustand, wie folgt:
die katholische Kirche, ihre heilsame Lehre,
„
ihre ehrwürdige Gewalt und die höchste Autorität des
apostolischen Stuhles werden angegriffen und mit Füßen
getreten; die heiligen Dinge werden verachtet; die geist lichen Güter werden geraubt; die Bischöfe, die empfehlens
würdigsten Männer,
und die Personen,
welche des heiligen Amtes walten,
die durch ihre katholische Gesinnung
sich auszeichnen, werden auf alle Art verfolgt; die geist
lichen Ordensgeineinschaften werden unterdrückt;
gottlose
Bücher jeder Art, gifterfüllte Zeitschriften, eine Menge der verderblichsten Sekten verbreiten
allen Seiten;
sich immer weiter nach
die Würde und Heilighaltung der Ehe
werde verletzt; die Erziehung der unglücklichen Jugend
wird fast überall dem Clerus genommen und Lehrern an
vertraut,
welche die Gottlosigkeit und den Irrthum ver
breiten. ..."
Und er fügt hinzu: „Das Concilium, in
dem es diese Uebertretungen der göttlichen und mensch lichen Gesetze, welche die Religion und bie bürgerliche
Gesellschaft auf eine so bedauernswürdige Weise um umgewälzt haben,
berichtigen
und
indem es 4*
die
52
Wie es auf dem Concil zugeht.
(52)
Macht der Kircheundihrer Lehrerausbreiten wird,
wird nicht allein das ewige Heil der Menschen befördern, sondern es wird dadurch
auch zu dem zeitlichen
Wohle der Völker beitragen, zu deren wahren
Glücke,
zu der Ordnung und Ruhe, welche in
deren Schooße herrschen sollen, so wie zu den Fortschritten und der Vervollkommnung der
menschlichen Wissenschaften". Mit anderen Worten:
lichen Wissenschaften
....
Das Concil soll den mensch
eine neue Richtung geben,
es soll
die bürgerliche Gesellschaft und deren Gesetze wieder auf
die rechte Bahn bringen,
es soll über die schwierigsten
Fragen hinsichtlich der Beziehungen der Kirche zum Staate
berathschlagen und über diese Fragen in Abwesenheit der Regierungen durch seine Beschlüsse unumschränkt
entscheiden.
Wir werden bald Gelegenheit haben, gewahr
zu werden,
daß wir
es, so ausgedehnt
dieses Gebiet
schon ist, dennoch hier erst mit einem, und zwar mit dem weniger wichtigen Theile des Programms der Curie zu thun haben; die Thatsachen werden uns bald das wirk liche Vorhaben und den Geist offenbaren, der dieselben
eingegeben hat.
Pallavicini erzählt,
daß in dem Concil von Trient
unter anderen auch ein Decret vorgeschlagen wurde über die Besserung (Reformation) der Fürsten (heut zu Tage
würde man sagen, über die Besserung der bürgerlichen
Gesellschaft und des Staatslebens),
daß dieser Entwurf
aber sofort mit Rücksicht darauf beseitigt wurde, daß, im
Interesse der Ordnung und des Friedens, die Kirche sich
, so konn ten neue an ihre Stelle treten, wie der Fall des Judas
zeigt.
Jesus aber liebte die Seinen nicht bloß als aus
erkorene Werkzeuge für das Heil des ganzen Menschenge
schlechts sondern auch als diese bestimmten einzel nen heilsbedürftigen Personen, die in den Prüf ungen, in allen Drangsalen bei Ihm ausgeharrt.
Sieht
Er sie also persönlich in Versuchung, so betet Er für sie,
für die Rettung ihrer Personen.
Da Satan die Aposteln
zu worfeln begehrt, ist nicht das Werk Jesu Christi für
das Menschengeschlecht in Gefahr, sondern das Heil Ein
zelner.
Der Herr betet daher nicht um eine Gabe für
die Gesammtkirche, etwa um die Jrrthumslosigkeit
der Päpste in der Entscheidung über alle den Zwecken
gerade dienlichen scholastischen Spitzfindigkeiten, welche die
409
Ueber päpstliche Unfehlbarkeit.
(85)
Jesuiten ihnen dereinst vorlegen werden, vielmehr betet Er, daß in Petrus, dem der Vater das
fundamentale Wort
für den Bau der Kirche geoffenbart: „Du bist Christus,
der Sohn des lebendigen Gottes", — daß in ihm der Glaube an Seine Gottheit uud messianische Würde nicht
ersterbe, von dem Er voraussah, daß derselbe nach weni gen Stunden dreimal leugnen werde, daß er Ihn auch
Jesus betet, daß Petrus, der vor seinen all
nur kenne.
sehenden Augen aus Todesfurcht dreimal der
Ver
suchung erlag, nicht völlig zur Spreu werde. ’EKXa’jtui-
heißt in diesem Zusammenhänge „Kraftloswerden",
„Er
sterben."
Der Glaube, ')
halte die
, hat hier speciell zum In
Gottheit und Messianität des
Men-
schenfohnes Jesu, ist aber formell die Gesinnung,
die Tugend, an welcher für Petrus die Seligkeit hängt.
Es ist rein unmöglich, daß Jemand,
der ohne Tendenz
und ohne Vorurtheil diese Stelle liest, auf die absonder
liche Idee verfallen kann, hier bedeute niati; die Gabe oder Fähigkeit, in allen subtilen Lehrstreitigkeiten der Zu kunft unfehlbar zu sein.
Abgesehen von dem Zusammen
hänge, so kommt das Wort niatts nicht einmal in einem analogen Sinne im ganzen neuen Testamente vor.
Unser
theologisch-technischer Ausdruck „Depositum fidei“ hat nur einen objectiven Sinn,
„Depositum
revelationis“.
ist gleichbedeutend mit Und dieser Glaubens
schatz von übernatürlich geoffenbarten Wahrheiten ist einzig das Eigenthum Jesu Christi und von Ihm der Kirche bloß anvertraut für die Menschheit.
Hätte
Er unter
Ueber päpstliche Unfehlbarkeit.
410
makellosen
TTiarif den
(86)
und unverkürzten Inhalt des
Glaubensschatzes oder der Offenbarungswahrheit verstan
den, so hätte Er sagen müssen: y niatt; uov, nicht aber t)
nioTis aov.
Der
des Petrus ist,
Glaube,
welcher Eigenthum
kann nur seine gläubige Gesinn
ung, seine Ueberzeugung und Glaubenstugend sein, -- mern? crov ist ganz subjektiv,
kurz:
ist nur der
Glaube, durch welchen Petrus selig wird. ser Glaube
in Petrus nicht versterbe,
Daß die
dafür hat Jesus
gebetet. Es
folgt
die
unbeschreiblich
zarte
und
rührende
Wendung:
„Und du hinwiederum nach deiner Bekehr ung stärke deine Brüder!"
Das Gebet hat den schließlichen Sieg des
Apostels
durchscheinen lassen, der eigentliche Fall desselben wird nicht ausgesprochen, die Bekehrung, das Wiederaufstehen
allein berührt und eine Pflicht dankbarer Vergeltung ein geschärft.
Dem Herrn kann der Apostel es nicht ver
gelten, was dieser für ihn gethan; nach den Thränen der
Bekehrung muß aber den Petrus, wie sein Gemüth nun
war, das Verlangen dankbarer Erwiederung der Liebe fast
erdrücken: da kommt die herzliche Mahnung des Meisters ihm schon entgegen: Willst Du Mir dankbar Dich erwei
sen, so „stärke Deine Brüder!" Aber die schonende, tröstende Rede beruhigt den Pe trus nicht; weder Schonung noch Tröstung fesselt seine
Aufmerksamkeit: er hört nur die Weissagung seines Fal les, die in der Verheißung seiner Bekehrung eingeschlossen
Ueber päpstliche Unfehlbarkeit.
(87)
ist
Einst, als Jesus die Verheißung
411
des Wunders sei
ner Liebe, der h. Eucharistie, gegeben, und Er den Jün-
gern, die seine beseligende Rede hart gefunden,
gesagt,
seine Worte seien Geist und Leben, jene Jünger aber, weil sie nur Fleisch und Blut verstanden,
Ihn verlassen hat
ten, und Er darauf zu den Zwölfen sich gewandt mit der
Frage: „Wollt auch Ihr weggehen?"
hatte Petrus ihm
schnell erwiedert: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du
hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt
und erkannt, daß Du bist Christus der Sohn des leben digen Gottes."
Und Jesus hatte dann nur auf den Einen
Verräther hingewiesen (Joh. VI, 61—72).
Nun aber steht
Petrus noch erschüttert da von dem Abfall und Verrath des Judas, und der Herr stützt sich
nicht nur nicht auf
seine felsenfeste Gesinnung, sondern spricht so, als sei auch fein Fall, wenigstens sein augenblicklicher, wenn auch nicht
bleibender Fall, gewiß. gerebet, nicht Petrus.
Simon, wird er darum auch an-
Und der für seinen Herrn und Mei
ster so begeisterte Jünger kann sich nicht fassen; das Be wußtsein seines von dem Vater im Himmel ihm geoffen
barten Bekenntnisses und seiner Liebe erfüllt ihn vielleicht mit allzugroßer Zuversicht, und er spricht:
„Herr, mit Dir bin ich bereit, in den Ker ker, ja in den Tod zu gehen." Nun erst, von solcher Zuversicht genöthigt, nennt der
Herr den Fall direkt und nennt ihn beim Namen:
„Ich sage Dir, Petrus: es wird heute der Hahn nicht krähen, und Du hast schon dreimal
geleugnet, daß Du mich kennest!"
Nach Lucas
(88)
Ueber päpstliche Unfehlbarkeit.
412
und Johannes (13, 38) verstummte hier Petrus, und seine weitere Antwort waren die Thränen, Falle sich erhob.
als er vom
Nach dem Berichte der Evangelisten
Matth. (26, 35) und Marcus (14, 31) aber fuhr er fort, zu betheuern, daß er mitzusterben bereit sei, und stimmten
die übrigen Jünger in diese Versicherung auch ihrerseits
ein.
Psychologisch ließe sich beides
erklären.
Für das
Verständniß unserer Stelle ist dieser Unterschied irrelevant.
Wir kehren nun zurück zu den Worten: „Und Du hinwiederum nach Deiner Bekehrung stärke
Deine Brüder." In dem
dargelegten Zusammenhänge
ist es nicht
statthaft das Wort Imtptyaf (conversus), wenn Du
zurückgekehrt sein wirst, oder nachdem Du Dich bekehrt hast (nach Deiner Bekehrung), anders
als von der Um
kehr zu dem Glaubensbekenntnisse, zu dem Zeugnisse, daß
er Jesum kenne, und daß er glaube, dieser sei Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, zu verstehen. Dem Aus
drucke künstlich durch die Vermittelung eines Hebraismus oder Gräcismus eine blos adverbiale Bedeutung, nämlich
„hinwiederum," abzugewinnen, kann nur der Tendenzschrift
steller oder der gelehrte, abstruse Paradoxen - Liebhaber, etwa ein Ewald, sich bemühen.
In der Glaubenstugend, in derTreue gegen den Herrn soll der vom Falle erhobene Petrus seine Brü der stärken, befestigen, durch Gebet und herzlichen Zuspruch.
Das ist der Dank, den er seinerseits abzu
statten hat. Das „hinwiederum," „Du Deinerseits," ist in dem Kai