Sprache als Dialog: Sprechakttaxonomie und kommunikative Grammatik [2nd rev. Edition]
 9783110953466, 9783484302044

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Linguistische Arbeiten

204

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Edda Weigand

Sprache als Dialog Sprechakttaxonomie und kommunikative Grammatik

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1989

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Weigand, Edda : Sprache als Dialog : Sprechakttaxonomie u. kommunikative Grammatik / Edda Weigand. - Tübingen : Niemeyer, 1989 (Linguistische Arbeiten ; 204) Zugl.: Bochum, Univ., Habil.-Schr., 1985 NE:GT ISBN 3-484-30204-6

ISSN 0344-6727

© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1989 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

IX

SYMBOLE UND ABKÜRZUNGEN EINLEITUNG

XIII 1

Erstes Kapitel GRUNDLAGEN UND VORBEREITUNG

9

1.

Das Problem einer allgemeinen Bedeutungstheorie

9

1.1.

Sprachbegriff

9

1.2.

Bedeutung

19

1.3.

Sprechakt und Sprechaktsequenz

30

1.4.

Das dialogische Prinzip

35

1.4.1.

Wissenschaftsgeschichtlicher Hintergrund

35

1.4.2.

Problemfälle

41

2.

Das Problem einer Sprechakttaxonomie

46

2.1.

Problemstellung

46

2.2.

Forschungssituation

48

2.2.1.

Sprechaktverbtaxonomien

50

2.2.2.

Sprechakttaxonomien

53

3.

Das Problem der Zuordnung von Grammatik und Pragmatik oder das Problem einer kommunikativen Grammatik

63

3.1.

Problemstellung

63

3.2.

Forschungssituation

66

3.2.1.

Generative Semantik

66

3.2.2.

Pragmatische Arbeiten, die semantische und pragmatische Beschreibung trennen

67

3.2.3.

Sprechakttheoretische Arbeiten

70

VI

Zweites Kapitel SPEECHAKTTAXONOMIE

72

1. 1.1. 1.2.

Vorüberlegungen Form und Funktion einer Taxonomie Klassen und Kriterien

72 72 75

2.

Fundamentale Funktionsklassen

83

3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4.

Abgeleitete Funktionsklassen Deklarative Explorative Handlungsspiele Direktive Handlungsspiele Repräsentative Handlungsspiele

103 104 105 112 H6

4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.4.1. 4.4.2.

Untermuster Deklarative Untermuster Explorative Untermuster Direktive Untermuster Repräsentative Untermuster Untermuster des einfachen Wahrheitsanspruchs Untermuster des modalen Wahrheitsanspruchs

131 134 142 147 157 153 171

5.

Zusammenfassung

182

Exkurs: Verständigungsdiskurs

185

Drittes Kapitel KOMMUNIKATIVE GRAMMATIK DES DEUTSCHEN

191

1.

Vorüberlegungen

191

2. 2.1. 2.1.1. 2.1.2. 2.1.3. 2.1.4. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.2.2.1. 2.2.2.2.

Zuordnungstypen 192 Direkte Sprechakte 198 Lexikalisch ausgedrückte direkte Sprechakte 201 Grammatisch ausgedrückte direkte Sprechakte 219 Situativ ausgedrückte direkte Sprechakte 232 Zusammenfassung 233 Indirekte Sprechakte 234 Definition 234 Beschreibung in zwei Schritten . 238 Das Prinzip der Relevanz und die Wirkung der Phraseologisierung 239 Konzepte der Vermittlung 243

VII

2.2.3. 2.2.4.

Erklärung der Vermittlung Sprechaktindikatoren in indirekten Sprechakten

260 272

2.3.

Idiomatische Sprechakte

275

3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.3.1. 3.3.1.1.

Sprechaktbericht Taxononische Einordnung Performativ und prädikativ Die Zuordnung im Sprechaktbericht Referenz auf einen direkten Sprechakt Lexikalisch ausgedrückt

285 288 29O 292 294 294

3.3.1.2. 3.3.1.3. 3.3.2. 3.3.2.1. 3.3.2.2. 3.3.3. 3.4.

Grammatisch ausgedrückt Situativ ausgedrückt Referenz auf einen indirekten Sprechakt Illokutiv Perlokutiv Referenz auf einen idiomatischen Sprechakt Sprechaktindikatoren im Sprechaktbericht

297 302 302 302 3O4 305 308

4.

Ambiguität der kommunikativen Funktion

312

5.

Die Einheit des Sprechakts

317

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

325

SUMMARY AND FUTURE DEVELOPMENTS

328

LITERATUR

331

PERSONENREGISTER

352

SACHREGISTER

356

Für Werner und Doris

VORWORT

Die vorliegende Arbeit stellt eine leicht überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift dar, die 1985 von der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum angenanmen wurde. Literatur, die nach 1985 erschienen ist, wurde nur in Einzelfällen, nicht mehr systematisch berücksichtigt. Den ersten allgemein-thematischen Impuls zu dieser Arbeit verdanke ich Herrn Prof. Dr. Franz Hundsnurscher. Auf die Diskussionen in seinem Arbeitskreis in Münster geht die Wende zurück, die meine sprachwissenschaftliche Entwicklung nach meiner Dissertation kennzeichnet. Während ich in meiner Dissertation, einer sprachsystematischen Arbeit, die bei Prof. Dr. Otmar Werner entstand, auf Sprechakte gewissermaßen nur notgedrungen an einzelnen Stellen eingegangen bin, wuchs in der Zeit danach in mir allmählich die Überzeugung, daß gerade die Sprachverwendung zentrales Anliegen des Sprachwissenschaftlers sein muß und daß sie mit nicht geringerer wissenschaftlicher Strenge und Rationalität zu beschreiben ist als das Konstrukt des Sprachsystems. Für die Gespräche zu dieser Problematik danke ich Herrn Hundsnurscher herzlich; sie haben mein Denken geprägt, wenngleich ich dann bei der Ausarbeitung der Arbeit meine eigenen Wege gegangen bin. Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Harro Müller-Michaels, an dessen Lehrstuhl für Germanistik und Didaktik in Bochum ich die Arbeit als Habilitationsschrift anfertigen konnte. Für meine wissenschaftliche Arbeit hat er mir völlige Freiheit gelassen und nicht zuletzt dadurch meinen Entschluß zu einem sprechakttheoretischen Thema mit beeinflußt; denn unter dem Gesichtspunkt der Didaktik lag ihm eine Arbeit zu einer kommunikativen Grartmatik des Deutschen schon näher als eine Arbeit zu einem Problem des Sprachsystems, wenngleich die kommunikative Grammatik, die ich hier vorlege, eine wissenschaftliche Grammatik ist, die erst in einem zweiten Schritt in eine didaktische umgesetzt werden müßte. Darüber hinaus danke ich den Gutachtern meiner Habilitationskonmission, den Herren Professoren Ballmer, Diller, Figge, Götze, Grosse, Hartmann, Harweg, Koch, Krenn, Singer und Strube, vor allem aber Herrn Prof. Dr. Helmut Jachnow für hilfreiche Kritik. Die generelle These der Arbeit von dialogischen Grund-

prinzip jeglicher Sprachverwendung entfachte Diskussionen nicht nur bei den Linguisten, sondern in gleicher Weise bei den Literaturwissenschaftlern. Hier haben mich vor allem die Herren Professoren Karl Maurer und Karlheinz Stierle veranlaßt, die historische Dimension dieses Problems mit zu bedenken und mir eigentlich erst die generelle Tragweite des dialogischen Grundprinzips voll bewußt gemacht. Meine linguistische Argumentation hat Herr Prof. Dr. Helmut Schnelle durch den Hinweis auf problematische Fälle geschärft. Herrn Prof. Dr. Gerhard Tschauder danke ich für ständige Gesprächsbereitschaft und freundschaftlichen Rat. Last not least gilt mein Dank dem Max Niemeyer Verlag für die umsichtige verlegerische Betreuung der Arbeit. Besonders Frau Hannelore Schreiner hat mich durch praktische Ratschläge und ihr organisatorisches Geschick tatkräftig unterstützt. Herrn Prof. Dr. Otmar Werner danke ich für zahlreiche wertvolle Hinweise und Anregungen für die letzte Überarbeitung. Seine Beurteilung grundlegender sprachwissenschaftlicher Probleme, die nicht unmittelbar in die aktuelle pragmatische Diskussion eingebunden ist, ließ mich Distanz zu den anstehenden Problemen gewinnen und die eigene Position etwas relativieren. In diesem Vorwort möchte ich mich nicht nur an diejenigen wenden, denen ich zu Dank verpflichtet bin; ich möchte auch die Gelegenheit ergreifen und den Leser darauf hinweisen, daß er sich in bestimmten Erwartungen, mit denen er möglicherweise dieses Buch in die Hand nimmt, enttäuscht sehen könnte. Habilitationsschriften sind eine eigene Textsorte, eine andere als Dissertationen und wiederum eine andere als Alterswerke. Sie wenden sich nicht an einen Leser, der vor allem Bestätigung traditioneller Auffassungen wünscht. Habilitationsschriften sollten in ihrem Fachgebiet den Versuch wagen, eine neue Sicht der Phänomene zu erschließen, einen neuen ErklärungsZusammenhang aufzubauen. Der Fortschritt der Wissenschaft ist ohne produktive Kritik nicht denkbar. In diesem Sinn versucht die vorliegende Arbeit, von dem gegenwärtigen Schema der Sprachbetrachtung, das als Erbe des Strukturalismus bis heute die linguistische Diskussion bestimmt, abzugehen, um demgegenüber eine neue Blickrichtung auf sprachliche Zusammenhänge zu bieten, die Sprache nicht so sehr als ein System separierbarer Kategorien und Ebenen, sondern als einen kommunikativen Zusammenhang sprachlicher Mittel erfaßt. Dabei ist nicht zu vermeiden, daß die Kategorisierungen und Systematisierungen der traditionellen linguistischen Herangehensweise grundsätzlich hinterfragt und in ihrer Geltung in Frage gestellt werden. Erkenntnisleitend ist die neue Perspektive, die die kommunikative Leistung der Sprachmittel im Rahmen eines dialogischen Konzepts in den Vordergrund rückt.

XI

Die Thesen müssen hierbei in aller Klarheit zum Ausdruck gebracht werden, damit das Neue an ihnen wirklich in Erscheinung treten kann; in späteren Diskussionen können die Konturen dann etwas abgeschliffen werden. Wem also die Argumentation zuweilen apodiktisch und wenig didaktisch vermittelnd erscheinen mag, möge sich mit einem Blick auf die Wissenschaftsgeschichte, z.B. Chomskys Kritik am Strukturalismus, daran erinnern, daß der Übergang zu einer neuen Sicht nie sanft und harmonisch vonstatten ging. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Diese Späne möge man mir unter dem Gesichtspunkt eines neuen einheitlichen methodologischen Entwurfs verzeihen, eines Entwurfs, der das Ganze der Sprachverwendung erfassen und im Unterschied zu vielen anderen neueren Pragmatiken einen einheitlichen Blickpunkt gewinnen will. Anders als in einem Handbuch, das häufig diskutierte Thesen zusammenträgt, muß hier vieles im Prozeß der Hinterfragung als bekannt und vorreflektiert vorausgesetzt werden. Allgemein kann davon ausgegangen werden, daß weit mehr Literatur in Betracht gezogen wurde, als explizit zitiert wird. Mancher jedoch, der die pragmatische Diskussion der letzten Jahre kennt, wird enttäuscht sein, daß ich auf Literatur, die ihm vielleicht wichtig erscheint, nur kurz oder gar nicht eingehe. Ein Rekurs auf Forschungsrichtungen, wie z.B. die WahrheitsbedingungenSemantik, die ein anderes Forschungsinteresse vertreten, ist für die hier angestrebte Aussage nur ein Umweg. Die vorliegende Arbeit will ein methodologisch neues Modell der Sprachbetrachtung vorstellen und beabsichtigt nicht, die bisherige Forschungsliteratur flächenhaft abzudecken, vor allem wenn es sich um Literatur handelt, die die eingefahrenen Bahnen traditioneller Ansichten nicht verläßt. Ich folge in der Modellkonstruktion meinen Gedanken und versuche den Leser zu bewegen, sich ebenfalls auf diese Gedanken einzulassen und ein Stück weit mit mir zu gehen, in der Hoffnung, daß auch er auf diesem Weg neue Einsichten über Sprache unter dem Gesichtspunkt des Dialogischen gewinnen möge.

Bochum, im Februar 1989

Edda Weigand

SYMBOLE UND ABKÜRZUNGEN

Großbuchs taben kursiv 1 (vor dem betreffenden

Wort)

Anpassungsrichtung Sprache zur Welt Anpassungsrichtung Welt zur Sprache Zusammenfall der Anpassungsrichtungen Relation der Interdependenz entspricht entspricht nicht Begriff Untermuster, Handlungsmuster (S. 79, 1 2 8 f . ) Illokutions-, Funktionsklasse (S. 79, 1 2 8 f . ) objektsprachliche Belege Akzent

AKZ ASS Äuß

AKZEPTIEREN ASSERTIV Äußerung

Bed. bez.d.

Bedeutung bezüglich der

"daß ... könnte" "daß ... sollte" DELIB DES ID

"daß es so sein könnte" "daß es so sein sollte" DELIBERATIV DESIDERATIV

expl.perf. EXPR

explizit performativ EXPRESSIV

F. F(p)

- Funktion - Symbolisierung der inhaltlichen Struktur eines Sprechakts, bestehend aus kommunikativer Funktion und Proposition (S. 2 O f . , 2 7 f . )

gramm.

- grammatisch

ill. 111.

- illokutiv - Illokution

komm. KOMMENT KONSTAT KP

Konstrukt.

kommunikativ KOMMENTIEREN KONSTATIEREN Kommunikationspartner Konstruktion(en)

XIV

lex.

- lexikalisch

modif. mSubj

- modifiziert - menschliches Subjekt

NORM NP NUNTIAT

- NORMATIV - Nominalphrase - NUNTIATIV

Paraphr. perf. perl. Prop.

-

Paraphrase(n) performativ perlokutiv Proposition

REPR

- REPRÄSENTATIV

repr.

- repräsentativ

SA SAV Sp.

- Sprechakt - Sprechaktverb - Sprecher

wörtl.

- wörtlich

Zus.fall v.111.u.Perl.

- Zusammenfall von Illokution und Perlokution

Komplex ist die Realität, aber einfach

sind ihre Prinzipien.

Manfred Eigen (Darwin und die Molekularbiologie. Angewandte Chemie 93. 1981. 2 2 4 )

EINLEITUNG

Das Problem einer Sprechakttaxononie beinhaltet die Frage, welche Handlungen wir mit Sprache vollziehen können und wie diese Handlungen zueinander in Beziehung stehen. Einerseits ist es ein junges Problem, aufgeworfen durch die analytische Sprachphilosophie, andererseits - man reagiert mit gewisser Verwunderung - uralt. So hat z.B. schon der Sophist Protagoras eine Vierfunktionenlehre der Sprache entwickelt. Und es ist ein fundamentales Problem der Beschreibung der Sprachverwendung. Allein aus Alter und Bedeutung dieses Problems ist zu schließen, daß es wohl auch einige Tücken für die Bearbeitung enthält. Nach ersten, relativ zahlreichen und insgesamt wohl kaum gelungenen Einteilungsversuchen scheint es gegenwärtig im Fahnen der Sprechakttheorie wieder etwas in den Hintergrund zu treten (vgl. auch Parret/Sbisä/Verschueren 1981:11). Man begnügt sich mit Searles Taxonomie (1975a), die zwar nicht von Kritik verschont bleibt, mit der sich aber auf provisorischer Basis arbeiten läßt. Ich will im Rahmen dieser Arbeit einen neuen Versuch wagen, eine universelle Sprechakttaxonomie nach funktionalen Kriterien deduktiv abzuleiten. Wenn ich diese Sprechakttaxonomie universell nenne, so ist dies in den funktionalen, nicht an eine Einzelsprache gebundenen Kriterien begründet, die ich für die Ableitung verwende. Ich intendiere nicht Universalität im strengen Sinn; zur Exemplifizierung werden vorwiegend Beispiele aus dem Deutschen herangezogen, vereinzelt auch aus anderen mir bekannten Sprachen. Eine Sprechakttaxonomie steht oder sollte in Zusammenhang stehen mit dem gegenwärtig viel diskutierten Versuch einer "konmunikativen Grammatik". Die Forderung nach Integration von Granmatik und Kommunikation wird seit einigen Jahren inner stärker erhoben, wobei nur in wenigen Fällen erkannt wird, daß Grundlage einer kommunikativen Grammatik eine Sprechakttaxonomie sein müßte. Ohne eine systematische Begründung der funktionalen Möglichkeiten sprachlichen Handelns kann es auch keine systematische Behandlung ihrer Realisierung in einer Einzelsprache geben. In Kapitel III wird eine kommunikative Grammatik in ihren theoretischen Grundlagen, die vermutlich universell sind, entwickelt und auf der Basis der in Kapitel II erarbeiteten universellen Sprechakttaxonomie in systema-

tischer Weise am Deutschen exemplifiziert. Aufgrund des prinzipiell dialogischen Charakters der Sprachverwendung, der in der Sprechakttaxonomie begründet wird, muß eine kommunikative Grammatik eine dialogische Grammatik sein. "Sprache als Dialog" könnte damit ein neues Paradigma der Linguistik beinhalten. Im Vordergrund der kommunikativen Granmatik, die ich hier vorschlage, steht die Frage, wie die Handlungsfunktionen dialogisch ausgerichteter Sprechakte im Deutschen realisiert werden. Ich gehe nicht systematisch auf phonologische, morphologische, syntaktische und im engeren Sinn semantische Probleme ein. Diese Einschränkung im Blick auf ein Gesamtmodell der Sprachbeschreibung ist dadurch bedingt, daß bei der Konstruktion eines neuen Modells nicht alle Schritte auf einmal getan werden können. Erst muß der Rahmen abgesteckt und die entscheidenden Träger eingesetzt werden, die das Funktionieren gewährleisten, sodann können die anderen Bereiche, die analytisch zunächst als durchaus selbständige Untersuchungsbereiche gelten können, in diesen Zusanmenhang eingebaut werden, jedoch nicht als autonome Teile, sondern als Module, die ineinander greifen, und zwar in einer strikteren und theoretisch verbindlicheren Weise, als dies bisher nach dem tektonischen Prinzip des Strukturalismus denkbar schien. Eine grundlegende Prämisse der ganzen Arbeit ist die Annahme, daß es auch im Bereich der Sprachverwendung zunächst um eine Beschreibung der Kompetenz gehen muß. Erst wenn die Struktur im Modell erkannt ist, kann sie in authentischen Texten wiedergefunden werden. Dabei dürfte klar sein, daß die Modellkonstruktion nicht gänzlich abstrakt erfolgen kann, sondern sich ständig der Empirie des sprachlichen Materials und des authentischen Texts versichern muß. Doch der authentische Text kann bei der Erklärung der Sprachverwendung nicht an erster Stelle stehen; die Erklärung finden wir - in Weiterführung der methodologischen Prinzipien Chomskys - in unserer kommunikativen Kompetenz und in unserem rationalen, linguistisch geschulten Denken, nicht in einem noch so großen Corpus authentischer Texte. Der authentische Text hat im Rahmen eines solchen sprachtheoretischen Konzepts nur illustrativen Status. Nicht nur dem Sprachsystem, auch der Sprachverwendung liegen Regeln zugrunde, Prinzipien der kommunikativen, und d.h. dialogischen Kompetenz, die Verständigung gewährleisten. Diese Regeln sind nicht durch Performanzanalyse konversationsanalytischer Art zu gewinnen. Nötig ist eine von der Komplexität der Realität abstrahierende Betrachtungsweise und die Rückführung empirischer Vielfalt auf Prinzipien; soziologische und psychologische Gesichtspunkte sind auf ihre Relevanz für sprachliche Markmale zu prüfen. Theoretische Grundlage sollte eine dialogische Sprechaktsequenztheorie sein. Danach können unter veränderter Zielsetzung, die soziologische und psychologische Parameter einschließt, rein empirische

Untersuchungen angeschlossen werden, die die Realisierung zugrundeliegender klarer Prinzipien in der Komplexität aktueller Sprachverwendung überprüfen. Die Kontroverse eines theoretischen versus empirischen Zugangs zu Problemen der Pragmatik durchzieht die Literatur der letzten Jahre. Für die vorliegende Arbeit ist sie in zweifacher Ausprägung bestimmend: einmal als Kontroverse zwischen abstrakter, deduktiver Sprechakttaxonomie und empirischer Sprechaktverbtaxonomie (vgl. Kap. 1 2 . ) und zum anderen in bezug auf die Beschreibung der Sprachverwendung in Form einer dialogischen Granmatik als Kontroverse zwischen einer theoretisch zu konstituierenden Dialoggrammatik versus einer empirischen konversationsanalytischen Beschreibung (vgl. Hundsnurscher 1980). Infolge der unter linguistischem Aspekt unreflektierten Übernahme des soziologischen Ansatzes der amerikanischen "conversational analysis" scheint es gegenwärtig weithin ausgemacht zu sein, daß man von einem Corpus authentischen Materials auszugehen habe. Zwischen dem abstrahierenden Ansatz der generativen Grammatik und dem komplexen konversationsanalytischen Ansatz, der der realen Sprachverwendung gilt, klafft eine Lücke, die die Stufe der Beschreibung der dialogischen Kompetenz, die der realen Sprachverwendung zugrunde liegt, überspringt. Zweifellos ist authentisches Material die adäquate Ausgangsbasis für die empirische Beschreibung realer Sprachverwendung; doch ist authentisches Material nicht generell als Ausgangsbasis für jede Untersuchung der Sprachverwendung zu fordern. Wie sollte das Corpus aussehen, das Basis für die Beschreibung der gesamten dialogischen Kompetenz sein könnte? Wir sind hier wieder bei dem gleichen Problem angelangt, das die Abkehr Chomskys von den Corpusanalysen der Strukturalisten bewirkte. Auch die kommunikativ-dialogische Kompetenz ist wie die Sprachkcmpetenz Chomskys letztlich nur abstrakt, kreativ in Aktion und Reaktion zu erfassen und durch eine systematische Auswahl aus einem unbegrenzten Corpus zu exemplifizieren. Die Beschreibung und Erklärung der einzelnen Phänomene ist nicht empirisch vorgegeben, sondern durch Befragen der eigenen Kompetenz zu gewinnen. Dieses Vorgehen ist allerdings nur da voll anwendbar, wo der Gebrauch zugänglich ist. Für die Beschreibung "toter" Sprachen muß man sich auf die überlieferten Texte stützen und aus ihnen die kommunikative Kompetenz der damaligen Sprecher soweit wie möglich rekonstruieren. Auch in nichtmuttersprachlichen Philologien ist der Zugang zu Regeln der kommunikativen Kompetenz für den Nichtmuttersprachler eingeschränkt; Probleme können jedoch in Zusammenarbeit mit einheimischen Sprechern gelöst werden. Zwar kann man wie Verschueren (1979) für die theoretische Bearbeitung pragmatischer Probleme in gewisser Hinsicht eine Krise diagnostizieren, doch ist diese Krise nicht allein durch empirische Arbeiten, sondern vor allem durch verstärktes

theoretisches Bemühen zu überwinden. Diese Folgerung wird besonders deutlich und zwingend, wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, zu denen konversationsanalytische Untersuchungen geführt haben. Ich kann mich hier nicht im einzelnen mit dem breiten und differenzierten Feld konversationsanalytischer Arbeiten auseinandersetzen. Das Wesentliche hat bereits Hundsnurscher (1980) gesagt. Zu unterscheiden sind vor allem zwei Richtungen: einmal Arbeiten, die formale Gesichtspunkte in den Vordergrund stellen, wie z.B. Sacks/Schegloff/Jefferson (1978). Untersuchungen dieser Art sind eindeutig Performanzuntersuchungen. Ihr Gegenstand ist die reale und individuelle Sprachverwendung, deren Kohärenz sie im Situativen suchen. Zentraler Faktor der Beschreibung ist die Art und Weise, wie die Gesprächspartner zu ihren Redebeiträgen kommen (der "turn-taking-Apparat"), ein Phänomen, das für die Untersuchung der zugrundeliegenden inhaltlichen Handlungsstruktur nur am Rande relevant ist. Die andere Richtung repräsentieren Arbeiten, die nicht vorwiegend formal vorgehen, sondern verschiedene, auch inhaltliche Aspekte kombinieren. Hierher gehören vor allem deutschsprachige Arbeiten wie Henne/Rehbock (1982) oder Dittmann (1979) und Franck (1980). Nach wie vor wird der empirische Zugang vom authentischen Material aus betont, was auch diese Untersuchungen letztlich als Performanzuntersuchungen ausweist. Eine Vielzahl von Beobachtungen wird vermerkt, um der Realität möglichst nahe zu kommen, ohne daß eine zugrundeliegende einheitliche Handlungsstruktur erkennbar würde. Auf diesem Weg wird man zwar zu immer größerer Ausdifferenzierung einzelner Gesichtspunkte, aber nicht zu einer Systematisierung im Rahmen einer dialogischen Sprachtheorie gelangen. Was man erreicht hat, sind Regeln punktueller Gültigkeit wie für bestimmte Paare benachbarter Sprechakte ("adjacency pairs") und eine Liste von Gesprächskategorien, die sich nicht zu einem System zusammenschließen. Die Zuordnung von Äußerungsstruktur und Funktion, die die heuristische Einheit des Sprechakts unter einzelsprachlicher Perspektive definiert, bleibt unklar und wird bisweilen als hermeneutische Verstehensleistung eingestuft. Auch gelingt es nicht, die Einheit des Gesprächs abzugrenzen. Das eigentliche Problem der Beschreibung der Sprachverwendung, die dialogische Kohärenz der Redebeiträge, ist nicht formal und auch nicht als Kohärenz des Situativen zu klären, sondern als konventionelle inhaltliche Kohärenz zusammengehöriger Sprechakte zu beschreiJben, die theoretisch zu begründen ist. Nicht von ungefähr wird eben dieses Problem, nach Henne/Rehbock die Beschreibung der "Gesprächsmitte", von der Konversationsanalyse bisher vielfach ausgespart (vgl. z.B. Henne/Rehbock 1982:22). Zwar erkennen konversationsanalytische Arbeiten diese zentrale Frage, doch bleiben ihre Antworten, wie z.B. das "Fortsetzungsraster" von Franck (1980:64) oder die "interne Aufgabenkontur der Hand-

lungskonstitution" von KaHmeyer/Schütze (1976:16), unverbindlich bzw. vage und erfassen vielfach nicht das eigentliche Problem. Und sie müssen notgedrungen unverbindlich bleiben, solange sie der Komplexität und Variabilität der realen Sprachverwendung verhaftet sind. Mitunter werden pragmatische Untersuchungen als hermeneutisch charakterisiert (vgl. z.B. Dittmann 1979:20). Eine solche Einverleibung der Pragmatik durch die Hermeneutik verwischt m.E. die eigentlichen Aufgaben pragmatischer versus hermeneutischer Untersuchungen, befaßt sich doch die Hermeneutik nach Habermas (1981.1:188f.) "mit Interpretation als einer Ausnahmeleistung, die erst dann erforderlich wird, wenn relevante Ausschnitte der Lebenswelt problematisch werden, wenn Gewißheiten des kulturell eingespielten Hintergrundes zerbrechen und die normalen Mittel der Verständigung versagen". Doch hat bekanntlich Habermas selbst (1971a:125f.) pragmatische Arbeiten der Hermeneutik zugewiesen, während es Aufgabe der Linguistik sei, das Sprachsystem zu beschreiben. Eine solche Aufteilung, die den Systemcharakter der Pragmatik leugnet, ist unter sprachwissenschaftlichem Gesichtspunkt nicht haltbar; sie verkennt die eigentliche Aufgabe der linguistischen Pragmatik, die keineswegs in hermeneutischer Interpretation der Realität zu sehen ist. In Fortführung und Erweiterung von in der generativen Grammatik entwickelten Prinzipien sind Regeln der kormunikativen Kompetenz aufzufinden, die die Grundlage für die Beschreibung der Empirie bilden können. In Abgrenzung zur Hermeneutik hat die Pragmatik zu fragen, welches "die normalen Mittel der Verständigung" sind. Ihr Untersuchungsbereich sind mit Hundsnurschers Worten (persönliche Mitteilung) "die ausgetretenen Pfade" des Verstehens und der Verständigung. So wie man auf vielerlei Weise von Stadt zu Stadt gelangen kann, über Straßen, die auf einer Straßenkarte eingezeichnet sind und über nicht eingezeichnete Wege, so gibt es viele Möglichkeiten des Verstehens und der Verständigung, und nicht alle laufen über Regeln, über "ausgetretene Pfade". Normal sind die Mittel, solange sie Regeln folgen, d.h. solange sie konventionell sind. Wir können uns gesichert nur solange verständigen, wie wir konventionell handeln. Dabei ist es zugegebenermaßen schwierig, in Grenzfällen zu begründen, ob eine Konvention gilt oder nicht; denn der Begriff der Konvention ist letztlich wie jeder soziale Begriff ein gradueller und wissensabhängig. Doch sollte man deshalb nicht so weit gehen und den Begriff der Konvention in diesem Zusammenhang gänzlich fallen lassen, da man sich dann der Möglichkeit begibt, gewisse theoretische Grundpositionen einzunehmen. Intuitiv wissen wir in den meisten Fällen, ob unser Handeln Konventionen, allgemein geübten Regeln folgt, und können durch den Gebrauch jederzeit überprüfen, ob wir

uns auf "ausgetretenen Pfaden" bewegen. Die Linguistik hat ein Verständnis von sprachlicher Kottnunikation, das das Funktionieren voraussetzt. Auch Fälle gestörter Kommunikation werden unter Bezug auf die Fälle, in denen Konmunikation funktioniert, erklärt und helfen somit, geltende Konventionen aufzudecken. Sprachliche Kommunikation ist also im Rahmen einer Theorie der Sprachverwendung auf den regelhaften Bereich der Kommunikation beschränkt. Als komplexer Prozeß vollzieht sie sich jedoch nicht nur auf der Ebene der Konvention, Assoziationsprozesse vielfältiger und keineswegs immer konventioneller Art, die nicht nur auf Kenntnissen, sondern ebenso auf Beobachtung und Erfahrung, auf kognitiven und gefühlsmäßigen Urteilen beruhen, können das Verstehen steuern und auch als nichtkonventioneller Prozeß vom Sprecher intendiert sein. Diesem Bereich schwierigen bzw. gestörten Verstehens wendet sich die Hermeneutik zu und versucht auch hier Verständigung herzustellen. Hermeneutische Verfahren sind daher auch die eigentliche Weise des Verstehens literarischer Texte, deren volle Bedeutung sich erst in größerer Assoziationsfreiheit und bei entsprechender literarischer Kenntnis und Erfahrung der Kommunikationspartner aufbaut. Sprache als natürliches Phänomen dient der Kommunikation, und Kommunikation ist, wie die vorliegende Arbeit präzisieren wird, als verständigungsorientiertes dialogisches Handeln zu beschreiben. Dieses dialogische Prinzip gilt generell für jede Sprachverwendung, in Alltagskcmtrunikation wie in literarischen Texten, und es ist erstaunlich, daß es bis heute in seiner fundamentalen Bedeutung nicht allgemein erkannt ist. Seltsamerweise hat gerade die Sprechakttheorie orthodoxer Prägung die Annahme eines generellen dialogischen Prinzips geleugnet. So zielen nach Searle nur einige Sprechakte auf einen bestimmten Folgesprechakt (1969:46 u. 71, 1975a:345f.). Austin (1962:104) versucht, sich mit der Unterscheidung normal/parasitär aus vermeintlichen Schwierigkeiten zu retten, und gliedert poetische Texte als parasitär aus. Auch Kasher (1989) unterscheidet Sprechakte, die sich explizit auf Sprecher und Konmunikationspartner beziehen wie 'versprechen' von solchen, die keinen Kommunikationspartner involvierten wie 'behaupten'. Dagegen gibt es in der europäischen Wissenschaftstradition durchaus einzelne Stimmen, die schon früh auf das dialogische Grundprinzip der Sprachverwendung hingewiesen haben, so z.B. besonders deutlich Wilhelm von Humboldt (1963:138) : "Es liegt aber in dem ursprünglichen Wesen der Sprache ein unabänderlicher Dualismus, und die Möglichkeit des Sprechens selbst wird durch Anrede und Erwiederung bedingt." Das dialogische Prinzip von "Anrede und Erwiederung" stiftet das minimale Handlungsspiel.

Der Dialogbegriff wird in der Literatur in unterschiedlicher Weise verwendet. Wenn ich Sprache als Dialcg verstehe und die generelle Gültigkeit des dialogischen Prinzips postuliere, so meine ich nicht die traditionelle methodologische Unterscheidung zwischen Dialog und Monolog, die auf die fiußerungsseite und den situativen Sprecherwechsel beschränkt ist, sondern ich meine wie Wilhelm von Humboldt einen konstitutiven Zug nicht nur der Sprachverwendung, sondern von Sprache selbst. Mit "dialogisch" in diesem Sinn ist nicht das äußere, situative Merkmal der Präsenz oder unmittelbaren Reaktion eines Kommunikationspartners gemeint. Ein solches Merkmal bezöge sich auf die R e a l i s i e r u n g der kommunikativen Funktion, und die Realisierung unterscheidet sich, wie nicht zu leugnen ist, nach vielfältigen situativen Bedingungen, unter denen eine wesentliche die Präsenz des Kommunikationspartners beinhaltet. "Dialogisch" im Sinn eines generellen dialogischen Prinzips meint ein i n h a l t l i c h e s Phänomen, das immer gegeben ist, sei es in einer Kommunikationssituation mit Anwesenheit oder Abwesenheit des Kommunikationspartners. Ich nehme also aus heuristisch-methodologischen Gründen zwei Ebenen des Dialogischen an und unterscheide danit auch zwei Dialogbegriffe: den traditionellen situativ bestimmten Dialogbegriff, der sich auf die Ebene der Realisierung bezieht, und einen Dialogbegriff, der auf der Inhaltsebene zu begründen ist (vgl. auch Weigand 1986). Es wird eine wesentliche Aufgabe der vorliegenden Arbeit sein, darzulegen, wie dieses inhaltliche Phänomen theoretisch in der Definition von Sprechakt und Sprechaktsequenz bzw. Handlungsspiel zu fassen ist. In erster Annäherung kann es als "Gerichtetsein" umschrieben werden, wenngleich dieser Begriff sogleich zu präzisieren ist. Sprache in der Sprachverwendung ist immer an einen Kommunikationspartner gerichtet, ob dieser nun anwesend ist bzw. sprachlich reagiert oder nicht. Der Sprecher kann sich auch selbst oder einen fiktiven anderen zum Kommunikationspartner nehmen, doch immer, in Gabrauchstexten wie in literarischen Texten, ist Sprache in diesem Sinn gerichtet. Diese Erscheinung, die wir in jeder Äußerung erfahren, mag trivial anmuten, sofern man sie - wie bisher - nur als situatives Gerichtetsein versteht. Dieses situative Gerichtetsein ist jedoch nur Reflex des inhaltlichen Phänomens des dialogischen Prinzips, das es herauszuarbeiten gilt. Unter Bezug auf dieses inhaltliche Phänomen eröffnen sich dann analytisch neue Wege des Erklärens, und Sprache als kommunikative Sprachverwendung wird unter ihrem eigentlichen, dialogischen Prinzip verstehbar. Nur so ist eine einheitliche Theorie der Sprachverwendung möglich. Sprache wird konventionell verwendet entsprechend den Möglichkeiten, die in ihr festgelegt sind; in einzelnen Bereichen, wie z.B. der kreativ-dichterischen Sprache, werden diese Konventionen überschritten. Die Möglichkeiten zu handeln

8

sind - und dies ist die Grundidee der vorliegenden Arbeit - dialogisch ausgerichtete Möglichkeiten, und zwar nicht aufgrund der Situation, sondern aufgrund der inhaltlichen Struktur sprachlichen Handelns. Wir handeln, indem wir in initiativen Sprechakten pragmatische Ansprüche stellen und in reaktiven Sprechakten auf diese Ansprüche eingehen. Die Sequenz aus Anspruch-Setzen und Anspruch-Erfüllen konstituiert die minimale kommunikativ autonome Einheit. Sprache als Dialog ist letztlich darin begründet, daß es keinen kcmnunikativ autonomen einzelnen Sprechakt gibt. Daher kann Sprache auch nicht a-dialogisch verwendet werden, die minimale kommunikativ autonome Einheit muß eine dialogische sein. Die Dialogizität der Sprache ist die Dialogizität der Interdependenz zwischen initiativem und reaktivem Sprechakt, genauer die Dialogizität der Systematik der Zugmöglichkeiten, die diese Interdependenz eröffnet. Damit habe ich die wesentlichen Bestimmungsstücke meines Dialogbegriffs verdichtet genannt; ich versuche diesen Dialogbegriff in der Arbeit langsam, Schritt für Schritt, zu entfalten. Bei so umfassender und grundlegender Aufgabenstellung erübrigt sich beinahe der Hinweis, daß Vollständigkeit der Beschreibung nicht erstrebt sein kann. Diese mag Ziel weiterer, hier anschließender Forschungen sein. Zunächst einmal muß eine systematische rationale Basis gelegt, müssen die Prinzipien der Sprachverwendung erkannt werden.

Erstes Kapitel GRUNDLAGEN UND VORBEREITUNG

1.

Das Problem einer allgemeinen Bedeutungstheorie

1.1.

Sprachbegriff

Entscheidend für jede sprachwissenschaftliche Arbeit ist der zugrunde gelegte Sprachbegriff. Er bestimmt Gegenstand und Ziel der Untersuchung. Für die moderne Linguistik bedeutete wissenschaftliches Vorgehen im Bereich Sprache lange Zeit in Anlehnung an naturwissenschaftliche Verfahren Reduktion der Komplexität des Gegenstands, Beschränkung auf durch Abstraktion gewonnene Teilbereiche. Sprache als natürliches soziales Phänomen wurde zerlegt in Konstrukte wie Sprachsystem oder Syntax und Semantik. Zwar war es Ziel der Beschreibung, das Funktionieren von Sprache zu erklären; dieses Ziel glaubte man aber nur erreichen zu können, indem man das Funktionieren von Teilbereichen erklärte. Die Beschreibungen der Teilbereiche sollten dann zu einer Gesamtbeschreibung integriert werden. Hinter diesem Vorgehen stand die Prämisse, daß sich Sprache in autonome Teilbereiche gliedern und das komplexe Ganze stückweise aus diesen Teilen aufbauen lasse. Diese Prämisse ist jedoch problematisch. Zwar lassen sich Teilbereiche von Sprache ausgrenzen und unter Abstraktion anderer Bereiche beschreiben, und es lassen sich daraus auch wertvolle Erkenntnisse für das Funktionieren natürlicher Sprache gewinnen. Aber streng gencnmen sind dies nur Erkenntnisse für die Teilbereiche, aus denen sie gewonnen wurden. So ist eine generativ-syntaktische Beschreibung einer Einzelsprache keine Beschreibung der natürlichen Syntax dieser Sprache, sondern eine Beschreibung syntaktischer Gesetzmäßigkeiten nach der Theorie der generativen Grattmatik. Eine Beschreibung der natürlichen Syntax setzte voraus, daß Syntax irtmer in Wechselwirkung zu allen anderen Bereichen, also auch der Pragmatik, gesehen wird (vgl. auch Searle 1974:16). Sprache als natürliches Phänomen, d.h. Sprache in der Verwendung, läßt sich offensichtlich nicht adäquat in autonome Teile gliedern und aus diesen Teilen wieder zusaimensetzen. Man muß sich entscheiden, was man beschreiben und erklären will, Teilbereiche eines Konstrukts Sprache oder Sprache als natürliches Phänomen. Zwar kann man qua Abstraktion von natürlicher Sprache zu einem Konstrukt Sprache gelangen,

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aber der umgekehrte Weg ist nicht möglich; aus Konstrukten lassen sich nur Konstrukte wiederaufbauen. Dennoch mag dies für diejenigen das einzig legitime Vorgehen sein, die dem weiter reichenden Ziel der Beschreibung von Sprache als natürlichem Phänomen skeptisch gegenüberstehen. Diese Skepsis ist jedoch m. E. unbegründet. Denn nicht nur Elemente in einem Sprachsystem funktionieren, sondern Sprache als natürliches, und d.h. kommunikatives Phänomen funktioniert. Also sollte es Gesetzmäßigkeiten geben, die dieses Funktionieren erklären. Und um diese Gesetzmäßigkeiten der Konmunikation geht es, will man Sprache als natürliches Phänomen beschreiben. Sprache in diesem Sinn meint nicht die von Vorkommen zu Vorkommen unterschiedliche reale Sprachverwendung, die Performanz, sondern die der Sprachverwendung zugrundeliegenden Regeln, die das Funktionieren gewährleisten, die konmunikative Kompetenz. Eine Sprachuntersuchung, die sich einem natürlichen Sprachbegriff verpflichtet weiß, darf den Zugang zu ihrem Gegenstand nicht durch Reduktion gewinnen, sondern muß von der Komplexität des Ganzen ausgehen.1 Für sie ist die Frage nach der generellen Funktion von Sprache grundlegend. Diese Frage wurde seit Jahrtausenden wiederholt gestellt und verschieden beantwortet. So wie das Wesen der Sprache durch die Funktion bestimmt wird, so ist die Funktion abzuleiten aus den Bedürfnissen des Menschen; denn Sprache ist ein Mittel, das sich nach den Bedürfnissen des Menschen im Rahmen vorgegebener Bedingungen entwickelt hat. Die Bedingungen liegen in der Konstellation, daß Menschen miteinander in der Welt leben. Dabei ist von dem Bedürfnis des Menschen auszugehen, über die Welt handelnd zu verfügen, sich die Welt aktiv anzueignen. Eine einfache Form, über die Welt handelnd zu verfügen, ist materielles Handeln, eine komplexere Form sprachliches Handeln. Dieses wird notwendig, wenn es gilt, in Gemeinschaft mit anderen zu handeln, erwächst also aus der Notwendigkeit, sich mit anderen zu verständigen. Wäre der Mensch allein, bedürfte es keiner Sprache. Konmunikation ist die primäre Sprachverwendung, und Verständigung ist ihre generelle Funktion. Verständigung meint nicht "sich verständlich machen", wie der Begriff häufig in der Literatur verstanden wird. 2 Als generelles Ziel der Konmunikation heißt 1

Vgl. Austin ( 1 9 6 2 : 1 4 7 ) , der den "totalen Sprechakt" zum Gegenstand der Untersuchung erklärt: "The total speech act in the total speech situation is the only actual phenomenon which, in the last resort, we are engaged in elucidating."

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Diese Art der Verständigung im Sinn des Sich-verständlich-Machens zielt eigentlich nur auf Verstehen. In diesem Sinn wird Verständigung verwendet z.B. im Titel der Jahrestagung 1982 des Instituts für deutsche Sprache "Wortschatz und Verständigungsprobleme" (vgl. Henne/Mentrup 1983). Ein Beispiel für einen nicht explizierten Verständigungsbegriff bietet Ungeheuer ( 1 9 7 4 ) . "Verständigung" wird hier in nicht definiertem, komplexem Sinn verwendet, ohne klare Unterscheidung gegenüber Verstehen und Verständnis; vgl. z . B .

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Verständigung, sich über die gegenseitige Stellung klar werden, sich über gemeinsames Vorgehen einigen, in positivem wie in negativem Sinn. Auch eine Absage beinhaltet Verständigung: Beide Kommunikationspartner sind sich über ihre nicht zur Deckung zu bringenden Positionen klar geworden. Verständigung in diesem Sinn ist keine Funktion an sich, sondern auf Objekte gerichtet, über die man sich verständigt. Objekt der Verständigung sind die Möglichkeiten, über die Welt gemeinsam handelnd zu verfügen, materiell und sprachlich. Geht es um materielles Handeln, so setzt dies Absprache, Handlungsinitiierung und Handlungszuweisung voraus. Geht es um sprachlich-kognitives Handeln, wollen sich die Kommunikationspartner "ein Bild von der Welt machen", so bedarf es der. Verständigung über gegenseitige Auffassungen, und d.h. der gegenseitigen Absicherung und Festigung der Auffassungen. Die Sprechakttheorie hat sprachliches Handeln unter einer einzigen Handlungsfunktion, der Illokution, beschrieben. Mit der illokutiven Funktion glaubte man, die Verwendungsfunktion von Sprache schlechthin gefunden zu haben, ohne sie jedoch befriedigend klären und definieren zu können. Diese Festlegung eines einzigen Typs der Handlungsfunktion geht auf die Betrachtung des Sprechakts als isolierter Einheit zurück. So wie man heute diese sequenzabstrahierende Betrachtungsweise überwindet, so muß man auch über die Gleichsetzung von Illokution und Sprechakt hinauskommen, indem man erkennt, daß nicht jeder Sprechakt von der gleichen illokutiven Art ist. Zwar lassen sich unter den Zwecken, die mit einer Äußerung verbunden sind, konventionelle illokutive von anderen nichtkonventionellen unterscheiden, die man "perlokutive" nannte. Doch nicht alles, was in sprechakttheoretischer Literatur bisher unter Illokution eingereiht war, ist die Funktion eines sequenzunabhängigen, isolierbaren Sprechakts, und nicht alles, was man

(S. 7 f . ) : "Ich spreche, um mich zu verständigen; ich möchte, wenn ich spreche, von dem anderen, mit dem ich spreche, verstanden werden. Und offensichtlich ist dieses Moment der gegenseitigen Verständigung beim Sprechen ... daß, wenn man spricht, man durchaus nicht immer Verständigung, Verständnis oder Verstehen beabsichtigt." Wir wollen jedoch nicht nur verstanden werden, sondern uns über unser Handeln verständigen. Zu einer Differenzierung der Begriffe "Verstehen" und "Verständigung" vgl. Harras ( 1 9 8 O ) , die sich beim Begriff der Verständigung auf Habermas bezieht. Habermas ( 1 9 7 6 : 1 7 6 f . ) unterscheidet eine Mimimalbedeutung von Verständigung, "daß zwei Subjekte einen sprachlichen Ausdruck identisch verstehen", und eine "Maximalbedeutung, daß zwischen beiden Übereinstimmung besteht über die Richtigkeit einer Äußerung in bezug auf einen gemeinsam anerkannten normativen Hintergrund". Im Prinzip verstehe ich Verständigung im Sinn von Habermas 1 Maximalbedeutung und Kommunikation wie er als verständigungsorientiertes Handeln (vgl. auch Habermas 1981.1:128 u. 3 6 7 f f . , bes. 3 8 7 ) . Im Unterschied zu Habermas ist für mich jedoch die erstrebte Verständigung frei von einer positiven Festlegung und meint nicht nur Übereinstimmung/Konsens, sondern ebenso die Feststellung eines nicht zu behebenden Dissenses.

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perlokutiv nannte, ist nichtkonventionell.3 Nicht der einzelne Sprechakt ist die Einheit der Kommunikation. Wie könnte er es auch sein, ist doch Kommunikation Sprachverwendung zwischen mindestens zwei Kcmnunikationspartnern. Ebensowenig ist die illokutive Funktion eine autonome Funktion. Kommunikative Minimaleinheit ist eine Zweiersequenz, in der einem Sprechakt des einen Kommunikationspartners ein anderer Sprechakt des zweiten Kommunikationspartners zugeordnet ist. Die Zweiersequenz stiftet das minimale Handlungsspiel. Erst Sprecher- und hörerseitige Funktion zweier aufeinanderfolgender Sprechakte machen die kommunikative Funktion der Verständigung möglich, die immer Funktion auf der Ebene des Handlungsspiels ist. Ähnlich bestürmt Hundsnurscher (1980:92 u. 1981:346) als minimalen kommunikativen Rahmen die Zweiersequenz, wenngleich er noch den Sprechakt als autonome Einheit betrachtet. Nicht immer muß die hörerseitige Funktion durch einen Sprechakt realisiert sein; sie kann in einzelnen Fällen, z.B. nach einer Aufforderung zu einer hie et nunc durchführbaren Handlung, durch die materielle Handlung selbst substituiert sein oder, situativ bedingt, z.B. bei einer Ansprache, nur als mentale Reaktion vorliegen (vgl. I 1.4.). Die Zweiersequenz als Sequenz zweier Sprechakte ist in diesen Fällen nur potentiell angelegt. Zu Recht übte man lange Zeit an der zu stark sprecherseitig orientierten Sprechakttheorie Kritik, ohne daraus theoretische Konsequenzen zu ziehen. Nur scheinbar hat Hörmann (1978) mit seinen beiden psychischen Akten Meinen und Verstehen dieses Problem überwunden, denn letztlich beziehen sich Meinen und Verstehen nur auf zwei verschiedene Seiten ein und desselben Sprechakts. "* Die sprachliche Reaktion des Kommunikationspartners wird damit nicht erfaßt. Das Von den zahlreichen Beispielen zur vermeintlich illokutiven Funktion sequenzabhängiger Sprechakte.kann ich nur einige nennen: Austins Klasse der "behabitives", die 'Reaktionen' bezeichnen ( 1 9 6 2 : 1 5 9 ) , oder die Klasse der "expositives", für die Sequenzrelationen maßgeblich sind (S. 151: "... how our utterances f i t into the course of an argument or conversation . . . " ) , Searles "illokutive" Funktion von reply, object (1975a:348), the act of answering bei Fräser (1975a:189, auch 1 9 7 4 : 1 4 2 ) , answer, reply, object etc. bei Ballmer/Brennenstuhl ( 1 9 8 1 : 2 2 ) , accept bei Hancher ( 1 9 7 9 : 7 ) und den Sprechakttyp "acknowledgement" bei Stiles (1981) sowie die Sprechakttypen "sequencer" und "positioner" bei Ohmann ( 1 9 7 2 : 1 2 0 ) . Auch Grewendorf (1982) erkennt in seiner Abhandlung über "Behaupten und Zustimmen" nicht die perlokutive Besonderheit der Zustimmenshandlung. Zu konventionellen perlokutiven Akten vgl. z.B. Davis ( 1 9 8 O : 4 7 ) , T. Cohen (1973:500). Hörmann steht hier in der Nachfolge Bühlers ( 1 9 2 7 : 3 8 f f . ) , der den Ursprung der Semantik in der Gemeinschaft, in der Korrelation von Kundgabe und Kundnahme eines Zeichengebers und Zeichenempfängers sieht. Das "Verstehen" als hörerseitige Interpretation stellt Burkhardt (1986) bei seinem hörerbezogenen Ansatz in den Vordergrund und geht sogar so weit zu behaupten, daß der Handlungsvollzug nicht beim Sprecher, sondern in der Klassifikation des Hörers liege (S. 3 5 4 ) .

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Problem ist auch nicht gelöst, indem man wie z.B. Dittmann (1981:152) sequenzunabhängige und sequenzabhängige Sprechakte unterscheidet, die aber offenbar alle illokutiv seien. Die sprecherseitige Funktion der Illokution zielt konventionell auf eine Reaktion des Kamiunikationspartners;5 dieser soll auf die Illokution eingehen, sie akzeptieren oder verwerfen, Stellung beziehen. Dieser reagierende Sprechakt des Kommunikationspartners ist selbst nicht illokutiv; dies wird deutlich, sobald man das Phänomen der Illokution inhaltlich zu fassen sucht (s. I 1.2.; vgl. auch Weigand 1984b). 6 Beide Funktionen, die Illokution und die Funktion des reagierenden Sprechakts, definieren sich gegenseitig, da ihre Verkettung auf dem Prinzip der Interdependenz beruht, das regelhaft zu beschreiben ist:

Auf eine bestimmte Illokution soll eine bestimmte Reaktion fol-

gen. Zu überlegen ist,

mit welchem Terminus man die hörerseitige reaktive Funk-

tion der Verständigung benennen sollte. Ich habe (1984b) den Terminus der perlokutiven Funktion gewählt und sie als Funktion eines reagierenden Sprechakts definiert, der konventionell auf einen illokutiven Sprechakt folgt, d.h. auf den der illokutive Sprechakt konventionellerweise zielt. Ich unterscheide also nicht nur zwei Typen der Handlungsfunktion, die Illokution und die Perlokution, die gemeinsam Verständigung ermöglichen, sondern ich unterscheide dementsprechend auch zwei Sprechakttypen, einen illokutiven, initiativen und einen perlokutiven, reaktiven Sprechakt.7 Damit ist die Perlokution nicht mehr ein angehängter nichtkonventioneller Aspekt des illokutiven Sprechakts, sondern konventionelle Funktion eines eigenen Sprechakts. Mit diesen beiden Typen sind jedoch, wie sich zeigen wird, noch nicht alle Funktions- bzw. Sprechakttypen erfaßt. Wenn ich die perlokutive Funktion als konventionelle Folge eines illokutiven Sprechakts definiert habe, so bleiben all die Wirkungen draußen, die ursprünglich zur Einführung des Terminus Perlokution geführt haben, nämlich nichtkonven-

Austin scheint dies mit seiner Formulierung "that many illocutionary acts invite by convention a response or sequel" erfaßt zu haben (1962:116). Einen ersten Schritt in diese Richtung gehen auch Motsch ( 1 9 7 8 : 2 7 ) , wenn er Sprechhandlungen grundsätzlich als Partnerhandlungen versteht, oder Davison ( 1 9 7 5 : 1 6 0 ) , wenn sie die Möglichkeiten der Reaktion auf Fragen oder Bitten als begrenzt ansieht. Deutlicher sieht den Zusammenhang Habermas (1981.1: z.B. 158): "Schon in die bloße Beschreibung, in die semantische Explikation einer Sprechhandlung muß nämlich ansatzweise jene Ja/Nein-Stellungnahme des Interpreten eingehen, durch die sich, wie wir gesehen haben, die rationalen Deutungen idealtypisch vereinfachter Handlungsabläufe auszeichnen." Obgleich Habermas den Gesichtspunkt der Verständigung als intersubjektive Anerkennung von Geltungsansprüchen betont, gelangt er doch nicht über das Konzept der Illokution hinaus (vgl. z.B. 1981.1:433). Initiative Sprechakte können wie reaktive sequenzabhängig sein, wie z.B. Präzisierungsfragen. Allerdings ist die Sequenzabhängigkeit bei initiativen Sprechakten von anderer Art als bei reaktiven perlokutiven Sprechakten (vgl. Weigand 1984b).

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tionelle, kausale (z.B. emotionale) Folgeerscheinungen, die man zur Unterscheidung von perlokutiver Funktion und perlokutivan Sprechakt perlokutive Effekte nennen könnte. Entgegen Searle (1969:46 u. 1975a:345f.) u.a. wird die Perlokution also in spezifischer Weise verstanden als Funktion eines Sprechakts, der konventionell auf einen illokutiven Sprechakt antwortet. In diesem Sinn zielt jede Illokution auf eine Perlokution, ist die Perlokution im illokutiven Sprechakt mitbeabsichtigt. Um ein Beispiel zu geben; Jeder direktive Sprechakt (z.B. eine Aufforderung) zielt - per conventionem - auf eine Reaktion des Komnunikationspartners, die anzeigt, ob der Anspruch des direktiven Sprechakts vom Konminikationspartner übernommen wird oder nicht. Diese Reaktion kann bereits die materielle Handlung sein; der perlokutive Sprechakt ist dann nur potentiell im illokutiven angelegt. Vielfach aber wird der Konmunikationspartner seine Reaktion durch einen sequenzabhängigen perlokutiven Sprechakt angeben, der konventionell mit dem illokutiven initiierenden verbunden ist: (1) Komm doch mit zum Schloßgartenfest!

- Gut, ich komme mit/werde mitkommen - Ich habe keine Lust.

Losgelöst aus der Sequenz wäre der reaktive Sprechakt als repräsentativ-feststellender zu beschreiben: konstatiert wird die Absicht zu einer Handlung; eingebettet in die Sequenz jedoch hat er die perlokutive Funktion der Handlungszusage, in positiver oder negativer Form, die über der repräsentativen Funktion dominiert.8 Was Austin und Searle mit dem perlokutiven Akt erfaßt haben, ist

zwar ver-

wandt, aber nicht identisch mit dem, was ich unter Perlokution verstehe. Das Problem, Illokution und Perlokution zu unterscheiden, durchzieht die sprechakttheoretische Literatur von Anfang an. 9 Erschwerend und letztlich Ursache dafür Auf ein anderes Beispiel weist Wilhelm v. Humboldt (1827/1963:l38f.) hin, wenn er hervorhebt, daß bereits das Denken kommunikativ orientiert sei: "Schon das Denken ist wesentlich von Neigung zu gesellschaftlichem Daseyn begleitet ... der Begriff scheint ihm erst seine Bestimmtheit und Gewissheit durch das Zurückstrahlen aus einer fremden Denkkraft zu erreichen ... Zwischen Denkkraft und Denkkraft aber giebt es keine andere Vermittlerin, als die Sprache." Damit erfaßt er den Typ repräsentativ-behauptender Sprechakte, die ebenso wie Direktive auf eine Reaktion zielen, hier auf einen positiven oder negativen Bescheid des AKZEPTIERENs. Zur Diskussion des Begriffs der Perlokution vgl. z.B. folgende Arbeiten, die allerdings alle Perlokution wie Illokution als Teilaspekte eines einzigen Sprechakts sehen: T. Cohen ( 1 9 7 3 ) , Schlieben-Lange ( 1 9 7 4 ) , ( 1 9 7 6 ) , Gaines ( 1 9 7 9 ) , Holly ( 1 9 7 9 ) , Davis (198O), Rolf ( 1 9 8 2 ) . Dabei verweise ich besonders auf Gaines, der perlokutive Akte in Austins Sinn klar und folgerichtig beschreibt und nach Typen einteilt. Seine Modifizierung der Position Austins jedoch überzeugt nicht: Nach Gaines wären perlokutive Akte immer beabsichtigt. Auch Holly versucht Perlokution als ( f a s t ) immer intentional und kon-

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ist, daß theoretisch nicht geklärt wurde, was unter Illokution eigentlich und generell zu verstehen sei. Offensichtlich erkannte man, daß sich mit der Illokution nicht alle Funktionen sprachlichen Handelns abdecken lassen, so daß man ähnlich wie bei Chomskys Unterscheidung von Kompetenz und Performanz einen "Papierkorb" der Perlokution bereithielt. Zur Perlokution rechnete man meist alle Funktionen, die sich mit dem Sprecher nur locker, dafür umso fester mit dem Hörer verbanden. Dies ist auch charakteristisch für meinen Begriff der Perlokution. Darüber hinaus aber verstanden Austin und Searle Perlokution als nichtsprachliche und in der Regel nichtkonventionelle Folgewirkungen eines illokutiven Akts beim Hörer. Durch diese Definition wurde von vornherein die für die kommunikative Verwendung von Sprache grundlegende Einsicht verhindert, daß das sprachliche Handeln des Sprechers auf ein sprachliches Handeln des Hörers zielt, das mit dem des Sprechers regelhaft verknüpft ist; anderenfalls wäre Verständigung nicht möglich. Das sprachliche Handeln des Hörers kann zwar durch perlokutive Effekte beeinflußt werden, läßt sich jedoch nicht daraus ableiten. Ob und wie z.B. eine Drohung den Konmunikationspartner beeinflußt, ist letztlich psychisch bedingt; und auch wenn sie ihre Wirkung nicht verfehlt, muß der so eingeschüchterte Kotinunikationspartner deshalb noch nicht der mit der Drohung verbundenen Aufforderung nachkommen. Die Beschreibung perlokutiver Effekte gehört in den Bereich der Psycholinguistik, die Beschreibung perlokutiver Sprechakte dagegen folgt konventionellen Regeln im Rahmen einer Sprechaktsequenztheorie. In diesem Sinn wäre mit einer Drohung ein perlokutiver Sprechakt verbunden, der in positiver oder negativer Form eine Handlungszusage gibt, z.B.: ventionell zu definieren, als Ziel eines perlokutiven Versuchs des Sprechers, und versteht dabei Illokutionen als Versuche von Perlokutionen (S. 1O). Die Unterscheidung Illokution/Perlokution wird dabei verwischt. So versucht Holly z.B. die Illokution des Befehlens durch die Perlokution "den Hörer 'veranlassen 1 , etwas zu tun" oder umgekehrt zu erklären (S. 7 ) , was die Zirkularität dieses Verfahrens deutlich macht. Auch Habermas ( 1 9 8 1 . l : 3 9 O f f . ) versteht perlokutive Effekte als vom Sprecher beabsichtigt. Wunderlich (1974:335) will "keine strikte Unterscheidung zwischen 'illokutionär' und 'perlokutionär' vornehmen, aufgrund des Umstands, daß Konventionen nicht immer genau bestimmt sind". Auch Lanigan ( 1 9 7 7 : 7 4 ) verzichtet darauf. Römer (1977:402) schließlich schlägt vor, den perlokutionären Akt als Akt des Hörers aufzufassen, versteht darunter jedoch die üblichen traditionellerweise als perlokutiv gefaßten Wirkungen wie "sich überzeugen, demütigen lassen" etc. Allein bei Sornig (1981:51Of.) findet sich eine Auffassung von Perlokution, die mit meiner vergleichbar ist. Doch wenn er auch die "zweiten Schritte in Kommunikationshandlungen perlokutive Reaktionen" nennt, scheint er Perlokution nicht als Gegenpart zu Illokution zu verstehen. Deutlich beziehen auch Charniak/McDermott (1985:582) die Perlokution auf eine Handlung des Kommunikationspartners: "So in saying something, one does not oneself perform the perlocutionary act."

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Wenn du um 22 Uhr nicht zu Hause bist, kannst du was erleben! - Ich werde da sein. - Ich denke nicht daran, um 22 Uhr zu Hause zu sein.

Perlokution in meinem Sinn ist also zu beschränken auf die konventionell mit der Illokution des vorausgehenden Sprechakts verbundene Sequenzfunktion. Nicht berücksichtigt sind kausale Folgen, perlokutive Effekte; auch nicht berücksichtigt sind aktuelle Folgehandlungen, die zur Performanz gehören.10 Die perlokutive Funktion erfaßt nur konventionelle Folgemöglichkeiten. Wenn der Begriff der Konvention für die Relation der Interdependenz zwischen illokutivem und perlokutivem Sprechakt gelten soll, so ist er etwas anders zu verstehen als der Konventionsbegriff des Sprachsystems.11 Wahrend z.B. die konventionelle Zuordnung von Ausdruck und Inhalt eines sprachlichen Zeichens willkürlich, qua Festlegung erfolgt, gründet sich der Konventionsbegriff bei Handlungsfolgen auf Erwartbarkeit qua Rationalität (vgl. Weigand 1986:117f.). Es scheint mir nicht angebracht, anstelle von Perlokution einen neuen Begriff, z.B. Relokution, einzuführen, da der Begriff Perlokution, so wie er bisher nicht nur von Austin verwendet wurde, kein klares, einheitliches Phänomen bezeichnet und in jedem Fall gereinigt werden müßte. Unter den Aspekt des Hörerbezugs, der den heterogenen Fällen, die bisher unter Perlokution zusammengefaßt wurden, gemeinsam ist, fällt auch die konventionell intendierte sprachliche Handlung des Komraunikationspartners, der perlokutive Akt in meinem Sinn. Wie ich (1984b) gezeigt habe, handelt es sich bei dem Phänomen, das Austin als Perlokution faßt, weder um einen sprachlichen noch um einen materiellen Akt; somit wäre der Begriff des "perlokutiven Akts" frei. Nichtkonventionelle, nichtsprachliche Wirkungen beim Hörer sind mit einem eigenen Terminus, dem des perlokutiven Effekts, benannt. Mit dieser Erweiterung der Sprechakttheorie um einen zweiten Typ der Hand10

Es ist für mich nicht verständlich, warum für Wunderlich (1976b:448) das faktische Reaktionsverhalten als störendes Argument zählt, das es nicht zuläßt, die Menge der Folgehandlungen als in sich geordnet und konventionell zugehörig zu betrachten.

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Zur Konventionalität von Perlokutionen weist Sornig (1981:511) darauf hin, daß hier eine andere Art von Konvention vorliege, "nicht nach grammatischlinguistischen Regeln, sondern nach denen einer Interaktionsgrammatik, d . h . rhetorisch-argumentativ, also etwa nach Art einer Spieltheorie oder SpielGrammatik ..." Sornig bezieht sich damit auf die Reaktionsmöglichkeiten generell, für die Regeln einer "Spiel-Grammatik" gelten. Davon muß man die spezifische Reaktionsmöglichkeit unterscheiden, auf die ein spezifischer illokutiver Sprechakt konventionellerweise zielt.

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lungsfunktion, der in der Interdependenz zur Illokution zu konstituieren ist, wird es möglich, die Verkettung von Sprechaktsequenzen auf einheitlich sprechakttheoretischer Basis zu erklären. Es ist daher keineswegs notwendig, auf konversationsanalytische Verfahren auszuweichen, wie dies z.B. Franck (1980) vorschlägt. Ein solches Aasweichen beschreibt sequenzabhängige Sprechakte als Züge, abhängig von der Position in der Sequenz, ohne die unterschiedliche Handlungsfunktion dieser Züge und das Prinzip ihrer Verkettung zu erkennen. Auch das sog. Fortsetzungsraster, "das wichtigste verbindende Moment" (Franck 1980:64), hilft hier nicht weiter, da es weitgehend unverbindlich bleibt, "ein mehr oder weniger offenes Raster an Fortsetzungsmöglichkeiten für den Adressaten" (S. 52), das den inneren Zusammenhang der Beiträge nicht klärt. Als Grundprinzip der Sprachverwendung ergibt sich damit das Funktionieren der Koimiunikation in einer Zweiersequenz, die sich aufbaut aus der Interdependenz zwischen einem initiativen illokutiven Sprechakt und einem erwartbaren perlokutiven Sprechakt, der die konventionell intendierte Reaktion, in positiver oder negativer Form, beinhaltet (vgl. Beispiel 1). Die Kohärenz sprachlicher Kommunikation wird somit vor allsn durch das Prinzip der Interdependenz gestiftet. Erst Illokution und Perlokution zusammen ermöglichen Verständigung, machen damit die kommunikative Funktion von Sprache aus. (Fig.l)

kommunikative Funktion der Verständigung

Illokution

-
·

initiativer SA des Sprechers l

Perlokution reagierender SA des KP

„ I

J

Einheit der Kommunikation SA: Sprechakt, KP: Kommunikationspartner

Illokution und Perlokution sind jede für sich kommunikative Funktionen und begründen zusammen die kommunikative Funktion von Sprache. Ich verwende also den Begriff "kommunikativ" sowohl im definierten Sinn der kommunikativen Funktion der Verständigung wie für jedes Element der Kommunikation. Illokution verstehe ich dabei nicht in Searles Sinn als "illocutionary act", der "illocutionary force" und "proposition" umfaßt (1969:31), sondern im Sinn der illokutiven Funktion. Entsprechend bezeichnet Perlokution die perlokutive Funktion. Mit den Sprechaktfunktionen Illokution und Perlokution sind die Funktionen der Sprache natürlich nicht erschöpft, auch nicht die Sprechaktfunktionen. Die

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perlokutive Funktion ist zwar immer Funktion eines reaktiven Sprechakts und als solche sequenzabhängig, aber die Umkehrung gilt nicht. Reaktive Sprechakte dienen vielfach dazu, die gegenseitigen Positionen abzuklären; sie können dann auch gleichzeitig sekundär initiativ/illokutiv sein. Erst danach ist ein perlokutiver Sprechakt im Sinn einer definitiven Stellungnahme möglich.12 Die Minimalsequenz aus initiativem und reaktivem Sprechakt muß als zugrundeliegendes Prinzip betrachtet werden, wenngleich die Realität alltäglicher Konrnunikation häufig anders aussieht. Auf einen initiativen illokutiven Sprechakt folgt vielfach nicht unmittelbar ein perlokutiver Sprechakt, mit dem die Verständigung bereits abgeschlossen wäre, sondern es folgt ein Verständigungsdiskurs zur Abklärung der perlokutiven Funktion. Sequenzabhängige Sprechakte, die in diesem Sinn der Klärung der gegenseitigen Positionen dienen, haben in der Regel zugleich strukturelle Funktion; ich nenne sie daher kommunikativ-strukturell. Sie verbinden also strukturelle Merkmale mit einer illokutiven oder perlokutiven Funktion, wie z.B. ich beginne mit der Feststellung ..., iah leite über· zu der· Behauptung ... oder ich bekräftige/wiederhole meine Weigerung . .. Hierher gehören Sprechaktverben wie einwenden, insistieren^3, folgern, die eine Kombination aus struktureller und kommunikativer Funktion ausdrücken, und Sprechakte des Ausweichens, die die Entscheidung offenlassen.11» Daneben gibt es auch Sprechak12

"Definitiv" bezieht sich zunächst einmal nur auf den abgegebenen Sprechakt, auf einen klar ausgedrückten positiven oder negativen Bescheid. Dennoch kann diese definitive Stellungnahme in einem folgenden Diskurs modifiziert oder zurückgenommen werden.

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Zu Sequenzen des Insistierens vgl. z.B. Hundsnurscher ( 1 9 7 6 a ) , (1981), Franke ( 1 9 8 3 ) .

1I

Kommunikativ-strukturelle Sprechakte umfassen Habermas' Klassen der Kommunikative, der redeorganisierenden Sprechakte, und einen Teil der Operative (1981.1:436). Auch hier zeigt sich, daß Habermas, obgleich er wichtige Unterscheidungen t r i f f t , nicht über das Konzept der Illokution hinauskommt. Auch die Konversationsanalyse unterscheidet einen eigenen Sprechakttyp, den Henne/Rehbock ( 1 9 8 2 : 2 7 f . ) "gesprächsstrukturierend" nennen, doch ist dieser Typ nicht mit kommunikativ-strukturellen Sprechakten gleichzusetzen. Er ist handlungstheoretisch nicht klar definiert und umfaßt sowohl illokutive (ich spreche j e t z t ) wie perlokutive (richtig) und kommunikativ-strukturelle Sprechakte (das ist das eine). Nach Rolfs Kategorisierung der reaktiven Sprechakte handelte es sich bei den kommunikativ-strukturellen Sprechakten um Sprechakte der indefiniten Stellungnahme (1983:93) . Inkooperative Sprechakte, die ein Ausbrechen aus dem begonnenen Handlungsspiel beabsichtigen, stellen dagegen neue illokutive Sprechakte dar. Rein textbezogene Sprechakte wie ich komme nun zum Schluß scheint Rolf nicht zu erfassen. Seine Sprechakte der definiten Stellungnahme sind als perlokutive zu erkennen. Im Prinzip unterscheidet Fritz ( 1 9 8 2 : 2 5 O f f . ) ähnlich wie ich als Reaktionsmöglichkeiten zustimmen, ablehnen und problematisieren, hier bezogen auf Vorschläge. Zustimmen und ablehnen entsprechen den perlokutiven Funktionen des positiven und negativen Bescheids, problematisiert wird durch

*

19

te, die sich rein formal auf die Position in der Sequenz beziehen, wie z.B. •iah komme nun zum Schluß, zum ... Punkt, die ich strukturell nenne; 15 ich rechne sie jedoch mit zu den konmunikativ-strukturellen Sprechakten. Mit dieser Unterscheidung illokutiver, perlokutiver und kommunikativ-struktureller Funktionen sind auch drei Typen von Sprechakten zu unterscheiden: illokutive, perlokutive und kornnunikativ-strukturelle. In diesem Sinn ist Austins und Searles Gleichsetzung von Illokution und Sprechakt zu überwinden. Kommunikativ-strukturelle Sequenzfunktionen haben ihren Platz in größeren Sequenzen und sind daher nicht eigentlich Gegenstand dieser Arbeit, in der es vor allem darum geht, im Prinzip der Interdependenz von Illokution und Perlokution ein Grundprinzip sprachlicher Kommunikation aufzuzeigen. Sie müßten in einer eigenen Taxonomie kategorisiert werden. 1.2.

Bedeutung

Die Frage, was Bedeutung ist und wie sie beschrieben werden kann, ist nicht für sich, sondern nur auf der Grundlage des gewählten Sprachbegriffs zu klären. Für eine Sprachauffassung, die sich nicht oder nicht systematisch auf den Handlungsbegriff gründet, wurde Bedeutung im wesentlichen entweder in einer Vorstellungstheorie als mentales Bild der Dinge oder in einer Referenztheorie als das Objekt selbst oder in einer Wahrheitstheorie über Wahrheitsbedingungen erklärt.16 Geht man dagegen von einem handlungstheoretischen Sprachbegriff aus, so ist sprachliche Bedeutung das, was man mit sprachlichen Ausdrücken tun, wofür man sprachliche Ausdrücke verwenden kann. Die Bedeutung des Lexems Baum in diesem Sinn ist nicht ein mentales Bild und auch nicht ein konkretes Objekt Baum, sondern die Verwendungsweise dieses Ausdrucks in Äußerungen. Die Bedeutung eines Wortes ist damit "als ein Geflecht von Verwendungsweisen" zu beschreiben (vgl. Hundsnurscher/Splett 1982:12). Ebenso ist die Bedeutung einer Äußerung, z.B. Komm mit!, die Art und Weise, in der man sie verwenden kann, nämlich als "Aufforderung mitzukommen1 . Bedeutung generell ist somit der Gebrauch, den man von sprachlichen kommunikativ-strukturelle Sprechakte (vgl. auch Franck 198O:55). Sprechakte, die sich auf die Position in der Sequenz beziehen und der Strukturierung des Diskurses dienen, unterscheidet auch Kreckel ( 1 9 8 1 : 6 1 f f . ) unter dem Terminus der textuellen Funktion (nach Halliday, z.B. 1 9 7 3 : 9 9 ) . 15

Zu Verben, die derlei strukturelle Funktionen ausdrücken, vgl. McCawley ( 1 9 7 7 : 2 1 ) , der diese Verben "discourse structure verbs" nennt.

16

Ich kann hier nicht auf die verschiedenen Bedeutungstheorien eingehen. Einen guten Überblick gibt J . D . Fodor ( 1 9 7 7 ) , vor allem Kap. 2.

20

Ausdrücken machen kann. Gebrauch ist hier so zu fassen, wie Wittgenstein (1958/ 1977:41) diesen Begriff in seiner Gebrauchstheorie der Bedeutung begründet hat. Auszuschließen sind damit andere "Gebrauchsweisen", wie z.B. syntaktische, die z.B. angeben, in welcher Reihenfolge zwei Ausdrücke "gebraucht" werden.17 Wittgensteins Bedeutungsbegriff kann präzisiert werden, indem man den Gebrauch als das System der konventionellen Verwendungsweisen versteht (vgl. Weigand demn.). Eine meiner Definition ähnliche Bedeutungsdefinition gibt Heringer (1974:9) im Anschluß an Wittgenstein, wenn er den Inhalt eines sprachlichen Zeichens als das faßt, "was man in der Kommunikation mit ihm erreichen kann". Die vielzitierte Bedeutungsbestiitinung von Grice (1957/1971:58) dagegen, die Bedeutung über die Relation "intention - recognition" zu fassen sucht, bleibt ein psychologisierender Versuch, der sprachwissenschaftlich nur als Annäherung an das Problem gelten kann. J.D. Fodor (1977;22f.) ordnet ihn als perlokutionären Versuch einer Bedeutungsdefinition ein. Nun mag man einwenden, daß "Bedeutung" ein anderes Wort sei als "Gebrauch/ Verwendung" und beide nicht gleichgesetzt werden dürften. Dieser Einwand rührt an ein Schlüsselproblem fast aller Bedeutungstheorien, an das Problem der Verbindung von Kognition und Handlung. Auf der einen Seite bilden wir Vorstellungen, auf der anderen Seite verwenden wir Wörter und Äußerungen. Sollte man für diese Vorstellungen in traditioneller Weise den Begriff der Bedeutung beibehalten? Die Bedeutung wäre dann ein kognitives Konzept, und eine mögliche These, vielleicht die gegenwärtig übliche, stärker konservative These lautet: Dieses kognitive Konzept ist die Grundlage der Verwendung, es gibt an, warum Ausdrücke in bestimmter Weise verwendbar sind, oder umgekehrt: Der Gebrauch ist eine Auswirkung der Kognition. Diese These ist nach meiner Überzeugung nicht zu akzeptieren. Ich denke, daß es zwei verschiedene Dinge sind, sich Vorstellungen von den Erscheinungen der Außenwelt machen und Sprache verwenden. Sicher können wir Sprache nur so verwenden, wie es unsere kognitiven Möglichkeiten erlauben. Doch die Trivialität dieser Einsicht erlaubt keine weiteren analytischen Schritte, die unsere Erkenntnis, wie Sprache als Fähigkeit des Menschen im Gebrauch funktioniert, voranbrächten. Kein Klaviervirtuose wird für die Technik der Fingerübungen auf neurologische Erkenntnisse der dabei auftretenden Gehirnprozesse zurückgreifen. Wir machen uns Vorstellungen von konkreten oder sichtbaren Erscheinungen der 17

In dieser Hinsicht übt J.D. Fodor (1977:2O) Kritik an einer Gebrauchsdefinition der Bedeutung, indem sie darauf hinweist, daß der Begriff "Gebrauch" zu breit sei, um nützlich zu sein.

21

Außenwelt, doch die Art und Weise, wie wir Wörter selbst aus diesem für eine Vorstellungstheorie einfachsten Bereich verwenden, kann daraus nicht abgeleitet werden. Ein deutliches Gegenbeispiel dazu liefert die Analyse der Verwendungsweisen von grün (vgl. Hundsnurscher 1988). Die Verwendungsweisen sind nicht aus der Kognition abzuleiten, nur abzurufen. Sie sind im Gehirn gespeichert - sofern sie nicht kreativ und konventionssprengend neu gebildet werden - und lassen sich beschreiben als für den gegenwärtigen Zeitpunkt geltende Regeln, die das Ergebnis eines langen historischen Prozesses sind. In diese Regeln der Verwendung sind Gesichtspunkte der verschiedensten Art - diachrone, logische, perzeptuelle, kognitive etc.

- eingegangen, doch sind sie nicht aus diesen Gesichtspunkten

allein herzuleiten. Diese Regeln beruhen im wesentlichen auf Gewohnheiten und eingeschliffenen Routinen, die in der Kognition verankert sind und dort abgerufen werden. "Wie ein Wort funktioniert, kann man nicht erraten", wie Wittgenstein (1958/1977:172) treffend sagt; "man muß seine Anwendung ansehen und daraus lernen". Dem Einwand, "Bedeutung" und "Gebrauch" seien nicht gleichzusetzen, ist also nicht dadurch zu begegnen, daß man den Gebrauch aus der kognitiven Bedeutung ableitet, sondern dadurch, daß man Bedeutung als die Regeln für den Gebrauch versteht. Diese Regeln werden in einem System der konventionellen Verwendungsweisen manifest. Bedeutung qua Bedeutung ist der Gebrauch; doch läßt sich Bedeutung qua Bedeutung nicht repräsentieren. Für die Repräsentation ist der Schritt vom Vollzug, vom "Bedeuten" zur Beschreibung von "Bedeuten", zu den Regeln des Gebrauchs zu tun. Diese sind sowohl auf Wortebene wie auf Äußerungsebene aufzufinden. Auf Wortebene geben sie den Beitrag des Wortes zur Äußerungsbedeutung an, wobei das Wort immer als Teil von Phrasen zu fassen ist;

auf der Äußerungs-

ebene geben sie die Verwendung von Äußerungen als Handlungen an. Dabei sind die Verwendungsweisen der Wörter nicht mit sog. Bedeutungserklärungen, wie sie z.B. in Diskursen auf Befragungen hin gegeben werden oder wie sie als Paraphrasen in Lexika der herkömmlichen Art erscheinen, gleichzusetzen. Die Paraphrasebeziehung ist nur ein Aspekt unter verschiedenen anderen, z.B. der antonymischen Beziehung, die die Bedeutung eines Wortes festlegen (vgl. Hundsnurscher 1985:37). Kognition und Handlung sind also zwei unterschiedliche Gegenstände, die unterschiedliche Forschungsinteressen auf sich ziehen. Das Funktionieren sprachlichen Handelns zu beschreiben, ist das Erkenntnisziel des Linguisten, die mentale Verarbeitung oder die Frage, wie wir Vorstellungen bilden, wie wir unser Wissen mental verarbeiten und abspeichern, Gegenstand sprachpsychologischer Untersuchungen, wobei wir gegenwärtig über entsprechende kognitive Strukturen keine gesicherten und tragfähigen Aussagen machen können (vgl. Lurija 1982:217). Ein ge-

22

brauchstheoretischer Bedeutungsbegriff und ein kognitiver schließen sich nicht aus, nur stehen beide in unterschiedlichen Zusammenhängen. Letztlich ist eine Wissenschaft, die sich auf Fähigkeiten des Menschen wie die kommunikative Kompetenz bezieht, immer in der Kognition verankert, und in diesem Sinn fußt auch ein gebrauchstheoretischer Bedeutungsbegriff in der Kognition. Doch ist kommunikatives Handeln kein Abbilden kognitiver Strukturen. Nur unter psychologischem Aspekt kann Bedeutung mit einer kognitiven Struktur identifiziert werden. Zwischen kommunikativer und psychologisch-kognitiver Bedeutung ist ein Zuordnungsmechanismus anzusetzen, der unterschiedliche Gegenstände, die in unterschiedlichen Theorien zu behandeln sind, aufeinander bezieht und über den wir nach wie vor sehr wenig wissen. Ein Kcmmunikationsbegriff, der das Ziel in der Veränderung des Bewußtseins des Hörers sieht (so Hörmann 1978:500f.), ist ein psychologischer und erfaßt nur einen Teil der kommunikativen Realität. Die Veränderung des Bewußtseins des Hörers ist Voraussetzung für die sprachliche Reaktion, aber sie gibt keine Beschreibung dieser Reaktion. Mit Meinen und Verstehen wird ein einziger Sprechakt aus der kognitiven Perspektive von Sprecher und Kommunikationspartner erfaßt; die eigentliche Funktion sprachlicher Kommunikation, die Funktion der Verständigung, die sich erst in einer Sequenz aus Aktion und Reaktion ergibt, wird nicht in den Blick genommen. Sie liegt nicht auf der Ebene der Kognition, sondern auf der Ebene der Handlung. "Verstehen" ist eine kognitive Voraussetzung der Handlungsfunktion der "Verständigung", beinhaltet es doch vor allem das Erkennen des Handlungsmusters des Sprechakts des Sprechers (vgl. Hundsnurscher 1985:32). Daß zu einer vollständigen Darstellung von Sprechen als Handeln sowohl der Aspekt der Handlung wie der Kognition gehört, hat auch Searle (1983) betont, wenn er versucht, die Sprechakttheorie als Philosophie der Sprache in einer Theorie der Intentionalität als Philosophie des Geistes zu begründen. Entscheidend für die Diskussion des Bedeutungsproblems ist es, daß wir erkennen, daß ein kognitiver Begriff nicht den Anfang der linguistischen Analyse bilden kann; denn er verlegt die Erklärung gerade in den Bereich, der gegenwärtig kaum erklärbar ist. Was wir beobachten und erklären können, ist der kommunikative Gebrauch von Sprache, davon hat die Analyse auszugehen. Die kognitive Verankerung ist als Endpunkt anzuvisieren, nachdem der kommunikative Gebrauch in einen ErklärungsZusammenhang gebracht ist. Wir kommunizieren mit bestimmten Zwecken, unter bestimmten Handlungsbedingungen, weil wir kompetente Kommunikationsteilnehmer sind, d.h., weil wir die komnunikativen Verwendungsweisen von Äußerungen kennen, sie durch Gewöhnung gelernt haben, nicht weil wir kognitive

23

Strukturen ablesen und in konmunikative übertragen. Wie Lurija (1982:217) dargelegt hat, gehen die Psychologen "oft von der falschen Annahme aus, daß der Gedanke ein gewisses fertiges Gebilde ist, das in der sprachlichen Form nur zum Ausdruck kommt. In Wirklichkeit ist der Übergang des Gedankens in die Sprache (wie bereits Wygotski feststellte) eine sehr komplizierte Erscheinung: Der Gedanke wird nicht in der Sprache verkörpert, sondern durchläuft eine Reihe von Etappen, er entwickelt sich oder vollzieht sich in der Sprache." Eine konsistente Theorie der Sprechakte ist auf einer allgemeinen Bedeutungstheorie zu begründen. "Allgemein" heißt "alle Bedeutungstypen umfassend", die in sprachlicher Kommunikation relevant sind. Sie sind Teil der Bedeutung eines Sprechakts, oder genauer: Teil der Bedeutung verschiedener Sprechakttypen. Aufgabe einer allgemeinen Bedeutungstheorie ist es, die Konstituenten der Bedeutung von Sprechakten zu unterscheiden, zu klären, welche Bedeutungstypen sprachlich relevant sind und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Die orthodoxe Sprechakttheorie Searlescher Prägung unterschied nur zwei Bedeutungstypen, die illokutive und die propositionale Bedeutung, und glaubte, mit der Formel F(p), die den Zusammenhang beider Bedeutungstypen symbolisiert, die inhaltliche Grundstruktur jedes Sprechakts zu erfassen (Searle 1969:31) , 18 Für eine erweiterte Sprechakttheorie, die sprachliches Handeln nicht mehr nur einseitig unter der Perspektive des Sprechers sieht, sondern mit der Einsicht ernst macht, daß sich Kommunikation in dialogischen Sequenzen, im Austausch von Sprechakten zwischen Sprecher und Hörer vollzieht, kommen zwei weitere Bedeutungstypen, und zwar Handlungsfunktionen, hinzu, die perlokutive und die kommunikativ-strukturelle Funktion. Letztere vermittelt zwischen illokutiver und perlokutiver Funktion. Die Gleichsetzung von Sprechakt und Illokution ist zu überwinden, indem man Searles Formulierung (1969:44) "saying something and meaning it is a matter of intending to perform an illocutionary ... act" erweitert als " is a matter of intending to perform a communicative act", wobei "communicative act" einen illokutiven, perlokutiven oder kommunikativ-strukturellen Akt umfaßt. Dementsprechend symbolisiert dann F(p) den kommunikativen Akt. Searle (1969:47) betrachtet den Sprechakt zu sehr unter der Perspektive des Verstehens und erkennt nicht, daß das eigentliche Ziel ein perlokutives ist, die Auslösung einer sprachlichen oder materiellen Handlung auf der Ebene der Verständigung. 18

Ich verstehe die Termini Inhalt oder Bedeutung ganz allgemein und noch undifferenziert nach einer möglichen Zugehörigkeit zu Semantik oder Pragmatik; auch pragmatische Funktionen gehören zum Inhalt in einem weiten Sinn. Bezogen auf einen natürlichen Sprachbegriff ergibt sich jedoch, daß die Bedeutung einer Äußerung, ihr Inhalt immer pragmatisch ist.

24

Es bleibt die Frage, ob Semantik und Pragmatik, wörtliche und pragmatische Bedeutung zu trennen sind. Pragmatische Untersuchungen sind gegenwärtig in der Mehrzahl dem Prinzip Descartes' und Freges verpflichtet, das die Komplexität eines Phänomens durch Aufgliederung in Teile, Beschreibung der isolierten Teile und Synthese in Form einer Addition der Teilbeschreibungen zu fassen glaubt. Für die Beschreibung der Sprachverwendung folgte daraus, daß man die Äußerung aufteilen könnte in pragmatische und traditionell semantische Einheiten. So versuchte man auch, mit sog. illokutiven Indikatoren die Pragmatik in der Grammatik zu lokalisieren. Dabei überschätzt die Bezeichnung "illokutive Indikatoren" diese Sprachmittel bei weitem. Illokutionen werden durch sie nicht begründet; sie geben nur fallweise Andeutungen, die vielen Mißdeutungen ausgesetzt sind, wie man selbst am Beispiel des von Searle behandelten "sichersten" Indikators I promise/iah verspreche zeigen könnte. Während hier versucht wird, Semantik und Pragmatik als gleichberechtigte Teilbereiche zu trennen, gehe ich davon aus, sprachliches Handeln als Zuordnungsprozeß zwischen pragmatischer Äußerungsbedeutung und einer Menge von Äußerungen zu beschreiben. Die Semantik oder die wörtliche Satzbedeutung hat in diesem Prozeß vermittelnde heuristische Funktion. Wir kommunizieren nicht, indem wir zunächst alles wörtlich verstehen und dann durch Schlußfolgerungen bzw. Interpretation zur kommunikativen Bedeutung gelangen, sondern wir kommunizieren mit unterschiedlichen Äußerungstypen, die für uns Gewohnheiten, eingeschliffene Routinen sind und pragmatische Bedeutung haben. Wie ich 1988 dargelegt habe, wird mit dem Aufkommen der Pragmatik das Konzept der wörtlichen Bedeutung, mit dem man jahrtausendelang problemlos arbeiten konnte, auf einmal schwer faßbar. Wir müssen uns klar werden, daß dieses Konzept der Repräsentation von Bedeutung angehört und nicht als Objekt der Außenwelt vorgegeben ist.

Das heißt, wir müssen dieses Konzept definieren,

sei-

ne Grenzen festlegen. Versuche, wörtliche Bedeutung mit Hilfe eines Nullkontexts zu fassen (z.B. Katz 1977, Bierwisch 1979, Motsch/Pasch 1987), scheitern m. E. daran, daß es einerseits in der Realität der Sprachverwendung keinen Nullkontext gibt und daß sich andererseits auch keine überzeugenden methodologischen Argumente für ein solches Konzept finden lassen. Ich habe 1988 vorgeschlagen, wörtliche Bedeutung als situationsunabhängige Satzbedeutung zu definieren, die sich aus der Bedeutung der Wörter und der syntaktischen Konstruktion ergibt; einzubeziehen ist auch der Wortakzent und die Intonation als Terminale. Dieses so definierte Konzept der wörtlichen Bedeutung ist somit ein kognitives Konstrukt, das jedoch für die Unterscheidung der verschiedenen Äußerungs- bzw. Zuordnungstypen eine entscheidende heuristische Rolle spielt (vgl.

25 Kap. III 2 . ) . Besonders deutlich wird diese heuristische Funktion beim direkten Sprechakt. Im Unterschied zum indirekten und idiomatischen Sprechakt

(s.

Kap. III) wird im direkten Sprechakt die Handlungsfunktion in einer Weise realisiert, die mit der wörtlichen Bedeutung des Satzes, der geäußert wird, übereinstimmt, oder mit Searles Worten (1979e:8O): Die Sprecherbedeutung

fällt

mit der Satzbedeutung zusammen. Doch müssen wir uns bewußt bleiben, daß die Satzbedeutung oder wörtliche Bedeutung nicht die Bedeutung des direkten Sprechakts ist.19 Der direkte Sprechakt auf der Ebene der Äußerung ist das pragmatische Korrelat der wörtlichen Satzbedeutung. Indem auf diese Weise pragmatische und wörtliche Bedeutung auf verschiedenen Ebenen anzusetzen, aber beide für die Beschreibung der Zuordnung von Äußerungsform und Äußerungsbedeutung notwendig sind, lassen sich Semantik und Pragmatik nicht als zwei verschiedene Bereiche isolieren und getrennt voneinander beschreiben.20 Die Frage, wie sich Bedeutungen beschreiben lassen, ist die Frage nach der konkreten Bedeutung· Welche Bedeutungstypen sind zu unterscheiden, und wie hängen sie zusammen? Bedeutungen bzw. Bedeutungstypen sind nicht meßbar; empi-

19

Wenn Searle ( 1 9 7 9 b ) , (198O) und ( 1 9 8 3 ; 1 4 5 f f . ) zeigen will, daß auch die "wörtliche Bedeutung" von Hintergrundannahmen abhängig ist, so geht er von der inkonsequenten Annahme aus, daß man die wörtliche Bedeutung pragmatisieren könnte. Im Grunde wird damit nur gezeigt, daß es in der Realität der Sprachverwendung keine wörtliche Bedeutung gibt, sondern daß bereits die sog. wörtliche Bedeutung, wenn man sie auf Äußerungsebene projiziert, eine pragmatische ist. Man vergleiche dazu auch Fritz ( 1 9 7 8 : 3 7 4 ) : "Es ist ja nicht so, daß es eine 'wörtliche bedeutung' eines satzes gibt, die von den regeln seines gebrauchs abgelöst werden könnte." Auch Fritz 1 "wörtliche" Bedeutung, die nicht von den Regeln des Gebrauchs gelöst werden könnte, ist somit die pragmatische Äußerungsbedeutung. Auch bei Bierwischs Versuch ( 1 9 7 9 ) , den Stellenwert der wörtlichen Bedeutung in der Interaktion zu bestimmen, müßte man berücksichtigen, daß es eine wörtliche Bedeutung nicht in der Realität der Sprachverwendung, sondern nur als heuristische Bedeutung gibt. Die heuristische Funktion des Konstrukts der wörtlichen Bedeutung betont auch Dascal ( 1 9 8 7 ) , wenngleich er sich für eine - m . E . prototypische Definition dieses Konstrukts ausspricht, die auch gewisse Kontextfaktoren einschließt.

20

Auch Levinsons Versuch ( 1 9 8 3 ) , Semantik und Pragmatik als unterschiedliche Bedeutungskomponenten zu trennen, wobei er Semantik als Wahrheitssemantik versteht und alle anderen Bedeutungsaspekte der Pragmatik zuweist, f ü h r t , wie er selbst darlegt, nicht zum Erfolg. Denn auch eine Wahrheitssemantik ist abhängig von Pragmatik, da die Wahrheitsbedingungen für Äußerungen, nicht für Sätze gelten. Eine Wahrheitsbedingungensemantik natürlicher Sprache ist, wie Kasher (1989) bemerkt, mit grundlegenden Fakten der Sprachverwendung unvereinbar (vgl. auch Kasher 1988).

26

rische Untersuchungen werden hier im Kern, bei der Konstituierung der Bedeutungstypen, keinen Fortschritt erzielen. Erst wenn Bedeutungstypen theoretisch aufgestellt sind, können sie empirisch überprüft werden. Allein von der Äußerungsseite her ist keine Theorie der Bedeutung zu gewinnen. Nötig ist von Anfang an ein strukturierender Zugriff zur funktionalen Seite, der Bedeutung auf der generellen Funktion der Sprachverwendung begründet und aus ihr die relevanten Bedeutungstypen ableitet. Der illokutive Sprechakt ist der Bedeutung nach analysierbar als Komplex aus Illokution und Proposition. Das Problem angeblicher Ausnahmen, die keine Proposition enthalten, will ich hier nicht diskutieren. M.E. gibt es solche Ausnahmen nicht; auch z.B. aah als Ausdruck der Verwunderung ist als Äußerung zu beschreiben, die Illokution (Gefühlskundgabe) und Proposition (Spezifizierung des Gefühls als Verwunderung) verbindet. Die Proposition setzt sich aus referentiellen und prädikativen Elementen zusammen. Was aber ist die Illokution? Worauf ist sie zu begründen, und wie ist die Relation zwischen Illokution und Perlokution zu beschreiben? Geht man wie Searle (z.B. 1969:31) davon aus, daß ein illokutiver Sprechakt die Struktur "Illokution (Proposition)"21 hat und die Proposition eine Abstraktion eines Weltausschnittes darstellt, so ist die Illokution allgemein und noch wenig aussagekräftig als Präsentationsform von Welt zu fassen. Mit seiner Sprache will der Mensch handelnd und in Gemeinschaft mit anderen über die Welt verfügen. Un dieses Handeln zu ermöglichen, bedarf es einer konmunikativen Präsentationsform von Welt: Der Sprecher setzt mit seiner Äußerung einen Anspruch, auf den der Kommunikationspartner eingehen soll. In diesem allgemeinen Sinn ist die Illokution als Anspruch-Setzen und die Perlokution als Eingehen auf einen Anspruch, als Anspruch-Erfüllen, in positivem wie negativem Sinn, zu definieren (vgl. auch Weigand 1984b). 22 Beide Akte, der Anspruch setzende und der Anspruch 21

Ich verstehe Illokution als illokutive Funktion; vgl.

22

Habermas ( 1 9 7 6 : 2 4 6 f . ) scheint Vergleichbares im Sinn zu haben, wenn er den illokutiven Akt als Angebot versteht, das angenommen oder zurückgewiesen werden kann, wobei ihn der Fall der Zurückweisung allerdings nicht interessiert. Deutlicher formuliert er diesen Zusammenhang zweier aufeinander bezogener Sprechakte (1981.1:387). Hier schlägt er auch vor, die illokutionäre Rolle "als diejenige Komponente zu begreifen, die spezifiziert, welchen Geltungsanspruch ein Sprecher mit seiner Äußerung erhebt ..." (S. 3 7 5 f . ) . Geltungsansprüche sind für ihn die Ansprüche der Wahrheit (im Sinn einer absoluten Wahrheit), Richtigkeit und Wahrhaftigkeit. Wenngleich also im Kern in gewisser Hinsicht Übereinstimmung zwischen Habermas und mir besteht, gelangt Habermas aufgrund seines eher philosophisch-soziologischen Interesses zu einer anderen Beschreibung.

den Text zu Figur 1.

Auch Dascal ( 1 9 7 9 : 1 5 9 ) erkennt in seinem Bemühen, das Gricesche Relevanzprinzip zu präzisieren, eine Eigenschaft initiativer Sprechakte, die er

27

erfüllende, gehören per definitionem und per conventionem zusanmen; es gibt in diesem Sinn keine Illokution ohne Perlokution und keine Perlokution ohne Illokution. Mit dieser inhaltlichen Definition des Anspruch-Setzens und Anspruch-Erfüllens erweist sich die Handlungsfunktion des initiativen und des reagierenden Sprechakts als unterschiedlich, weshalb ich für beide verschiedene Termini,

Il-

lokution und Perlokution, für angebracht halte. Die Termini sequenzunabhängig/ sequenzabhängig, initiativ/reaktiv charakterisieren den Sprechakt formal; beide Begriffspaare sind nötig, da auch sequenzabhängige Sprechakte, wie z.B. Präzisierungsfragen, initiativ sein können. Die Termini Illokution und Perlokution sind als Klassifikation der inhaltlichen Unterscheidung Anspruch setzend/Anspruch erfüllend zu verstehen, die der formalen Unterscheidung initiativ/reaktiv ( [ ± Beginn der Sequenz]} entspricht,

wobei jedoch reaktive Sprechakte nicht

immer perlokutiv Anspruch erfüllend, sondern auch kormunikativ-strukturell, d.h. Anspruch klärend sind. Welcher Art ist dieser Anspruch? Es handelt sich um einen pragmatischen Wahrheits- oder Wissensanspruch hinsichtlich eines in der Proposition ausgedrückten Weltausschnittes. Wahrheit und Wissen scheinen zwei nicht hintergehbare Grundkonzepte zu sein. Um ein Beispiel zu geben; Der Illokutionstyp der Aufforderung ist als der pragmatische Anspruch "der Sprecher will, daß etwas "conversational demand" nennt und die wohl dem Kriterium des AnspruchSetzens entspricht, wenngleich ihre fundamentale strukturierende Rolle noch im unklaren bleibt. In einem späteren Aufsatz differenziert Dascal (1989) diese Eigenschaft hinsichtlich initiativer und reaktiver Sprechakte als "demand-establishing" und "demand-meeting contributions". Ähnliche Begriffe (Anspruch und Erfüllung) verwendet auch Schwab (1980); sein Ansatz jedoch ist dessen ungeachtet von gänzlich anderer Art. Schwab nennt ihn institutionell. Die Ausdrücke "Anspruch setzen" und "Anspruch erfüllen" erinnern vielleicht auch an Busserls bedeutungsverleihende und bedeutungserfüllende Akte ( 1 9 1 3 : 3 8 ) . Die Assoziation ist jedoch nur oberflächlich, da Busserls Begriffe ganz andere Bedeutung haben. Der perlokutive Sprechakt ist als ein Eingehen auf die Illokution im Sinn des Anspruch E r f ü l l e n s zu definieren. Auch Franke (1983:77) unterteilt Sprechakte des zweiten Zuges in solche, die auf den ersten Zug eingehen, und in solche, die nicht auf ihn eingehen, präzisiert jedoch den Begriff des Eingehens nicht weiter. Daher gehören für ihn auch Nachfragen zu den Sprechakten, die auf den ersten Zug eingehen. Nachfragen gehen jedoch nicht auf die Illokution des vorausgehenden Sprechakts ein in der Weise, daß sie deren Anspruch erfüllen. Daher gehören Nachfragen auch nicht zu den perlokutiven Sprechakten. Frankes problematisierende Sprechakte entsprechen meinem kommunikativ-strukturellen Sprechakttyp.

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wahr gemacht werden soll" zu fassen, den der Sprecher mit seiner Äußerung vorbringt, oder der Illokutionstyp der Frage ist als pragmatischer Wissensanspruch zu definieren. In diesem Sinn sind aus der allgemeinen Bestinmung der Illokution als pragmatischen Wahrheits- oder Wissensanspruchs die Illokutionstypen abzuleiten. Eine Sprechakttaxoncmie hat hier ihren Ausgang zu nehmen. Searles Versuch, die Illokution durch seine wesentliche Regel oder das Kriterium des "illocutionary point" zu definieren, setzt bereits bei konkreten Illokutionstypen an und erlaubt keine Generalisierung (vgl. Searle 1969:6O u. 1975a:345). Searle arbeitet mit bestimmten Illokutionen, ohne Illokution generell definiert zu haben. Damit aber sind auch seine Illokutionen intuitiv gesetzt, nicht definiert.23 Mit der Definition der Illokution als pragmatischen Wahrheits- oder Wissensanspruchs ist das Problem der Wahrheit angesprochen, auf das ich noch eigens eingehen werde (I 1.4.). Geht man von einem natürlichen Sprachbegriff aus, so gibt es Wahrheit nur als pragmatische Wahrheit, aus der Sicht des Sprechers. Das, was einen Aussagesatz zur Äußerung macht, ist der pragmatische Wahrheitsanspruch, den der Sprecher mit der Äußerung dieses Satzes verbindet. Er definiert Illokution und Perlokution und in seiner Differenzierung die verschiedenen Typen dieser Funktionen. Der pragmatische Wahrheitsanspruch korreliert mit dem Begriff der Verständigung: Wir verständigen uns über den im illokutiven Sprechakt gesetzten pragmatischen Wahrheitsanspruch. Verstehen dagegen ist kein kommunikatives Handeln. Mit der Struktur (Fig.2)

Illokution (Proposition.) ·< Wahrheits- oder Wissensanspruch setzen

>· Perlokution (Proposition.) Anspruch erfüllen

l

t.

Verständigung

haben wir die Grundstruktur sprachlicher Bedeutung in der Komnunikation ausgemacht. Sprachliche Bedeutung ist nicht als eine einheitliche Wesenheit zu defiKritik am "metaphorischen" Begriff der Illokution übt Rolf ( 1 9 8 3 : 3 f . ) . Doch anstatt den "metaphorischen" Begriff zu klären, verzichtet er in Nachfolge Meggies (1981) darauf und bestimmt den Sprechakt, hier sprachliche Informationshandlungen, unter einem perlokutiven Aspekt, der propositionalen Einstellung des Hörers. Vgl. zu diesem "kommunikationstheoretischen" Ansatz die Taxonomie der Repräsentative (Kap. II 3 . 4 . ) .

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nieren, sondern auf verschiedenen Bedeutungstypen zu begründen. Für längere Sequenzen kommen, wie bereits erwähnt, kommunikativ-strukturelle Funktionen hinzu, die Relationen innerhalb der Sequenz kennzeichnen. Die Stellung in der Sequenz ist ein relevantes Merkmal für die Beschreibung von Diskursen, in denen man sich über die gegenseitigen Positionen verständigt. Verständigung ist in der Realität vielfach erst die Funktion eines Diskurses und nicht in einer Zweiersequenz zu erreichen. Das heißt, der Aufbau eines kommunikativen Textes folgt in seiner Grundstruktur dem Prinzip der Interdependenz von Illokution und Perlokution. Die definitive perlokutive Funktion wird jedoch vielfach erst nach Klärung von Bedingungen in einem Verständigungsdiskurs erreicht, für dessen Strukturierung konmunikativ-strukturelle Funktionen von Bedeutung sind. Diese Unterscheidung verschiedener Funktionstypen, illokutiver, perlokutiver und karmunikativ-struktureller, wird in der Literatur bisher nicht gemacht; statt dessen werden alle Funktionen als illokutiv eingeordnet bzw. von Searle (1975a:348) die Relation zum sprachlichen Kontext als Markmal des illokutiven Aktes ausgegeben.21» Im Rahmen dieser Untersuchung, die der Beschreibung zugrundeliegender Prinzipien und deren Realisierung in Minimalsequenzen gilt, werde ich nur vereinzelt auf kcmmunikativ-strukturelle Funktionen zurückkommen. Auf einen Bedeutungstyp ist noch hinzuweisen, der in Figur 2 nicht erfaßt ist. Gewisse funktionale Faktoren wie die Art und Weise des Umgangs, die Höflichkeit oder die Intensität, mit der ein Anliegen vorgebracht wird, seine Dringlichkeit, haben bekanntlich Einfluß auf die Wahl der sprachlichen Mittel. Äußerungen, die sich nur hierin unterscheiden, sind ausdrucksmäßig unterschiedliche Äußerungen, die funktional verschiedene Grade an Höflichkeit oder Dringlichkeit beinhalten. In den letzten Jahren wird der Gesichtspunkt der Höflichkeit in der Literatur verstärkt behandelt.25 Man könnte diesen Gesichtspunkt 24

Zur Beschreibung perlokutiver Funktionen als vermeintlich illokutiver s.o. Anm. 4. Kommunikativ-strukturelle Funktionen werden als illokutive gefaßt z.B. bei Fräser (1975a : 19Off., confirm, insist), Katz (1977:218, insist) oder Searle (1975a:348 u. 3 5 4 f . , deduce, conclude, insist). Franck (198O:17) subsumiert verschiedene Bedeutungsaspekte, darunter auch kommunikativ-strukturelle und perlokutive, unter einen breit gefaßten Illokutionsbegriff, der in dieser Komplexität mit Illokution im herkömmlichen Sinn nichts mehr zu tun hat. Sie verweist auf Halliday ( 1 9 7 3 ) , der kommunikativ-strukturelle Funktionen als textuelle von illokutiven Funktionen als interpersonalen trennt.

25

Ich erwähne nur Bublitz (198O), Ferguson ( 1 9 7 6 ) , Fraser/Nolen (1981), Goody ( 1 9 7 8 ) , House/Kasper ( 1 9 8 1 ) , R. Lakoff ( 1 9 7 3 ) , ( 1 9 7 7 ) , Leech (198O), (1983).

30

auch wie Dittmann (1981:161f.) als Funktion der Beziehung fassen, die allerdings vielfach bereits in der Illokution enthalten ist. Diese Bedeutungsdifferenzierung und ihre sprachliche Realisierung zu berücksichtigen, ist Aufgabe einer pragmatischen Stilistik; ich werde nur an Rande darauf eingehen. In der Literatur wird vielfach ein weiterer Bedeutungstyp unterschieden, den ich bisher nicht erwähnt habe, der Typ der "prepositional attitude". M.E. wird damit ein Problem der Philosophie, vor allem der epistanischen Logik, in die Sprachbeschreibung übernomnen, das hier nur eine untergeordnete Rolle spielt. Ich gehe mit Austin und Searle davon aus, daß jede Äußerung, die nicht nur dem Artikulieren selbst dient, einen Sprechakt konstituiert. Daher bleibt mir unklar, wieso z.B. Rosengren (1979:202ff.) und Koch/Rosengren/Schonebohm (1981: 162) meinen, zwischen Sprechakten und dem Ausdruck propositionaler Einstellungen unterscheiden zu müssen. Auch Äußerungen, die propositionale Einstellungen ausdrücken, wie (3) Es könnte sein, daß Hans kommt. (4) Ich glaube, daß Hans kommt. (5) Ich möchte, daß Hans kommt.

sind Sprechakte, und zwar in der Regel repräsentative.26 Die Komponente "Äußern" könnt durch die Äußerung selbst hinzu. Ich werde auf diese Problematik in meiner Taxonanie bei der Differenzierung der Repräsentative und auch in Kapitel III eingehen.

1.3.

Sprechakt und Sprechaktsequenz

Auch die Einheit der Sprachbeschreibung hängt ab vom zugrunde gelegten Sprachbegriff. Eine sprachsystemorientierte Linguistik betrachtet Sprache als Konstrukt, unter Abstraktion von ihrer Verwendung, und beschreibt sie als zweidimensionales Zuordnungssystem, das Ausdrucksseite und Inhaltsseite aufeinander bezieht. Beschreibungseinheit ist hier das sprachliche Zeichen als konventionelle Zuordnung eines sprachlichen Ausdrucks zu einem sprachlichen Inhalt. Für eine handlungsorientierte Linguistik stellt Sprache ein dreidimensionales Zuordnungs-

26

Vgl. zu Typen propositionaler Einstellungen Wunderlich Motsch ( 1 9 7 9 : 1 7 3 f f . ) .

(1976a:73f.) und

31

system aus Äußerungsform, Äußerungskontext und Bedeutung (Funktion) dar. Ihre Beschreibungseinheit ist der Sprechakt, wie das sprachliche Zeichen eine einzelsprachliche Einheit der Zuordnung, für die der einzelsprachliche Ausdruck ebenso konstitutiv ist wie die Funktion. Lallmonologe eines Babys oder Gesten sind kein Sprechakt. Zum sprachlichen Ausdruck kamt hier jedoch die Verwendungssituation hinzu. Nach welchem Kriterium sind aus diesem dreidimensionalen Zuordnungsprozeß Einheiten abzugrenzen? Ein Vorgehen von der Äußerungsseite her ist durch die Vielfalt der Realisierungsmöglichkeiten für einen Sprechakt problematisch. Auch macht es mitunter Schwierigkeiten, die Einheit, der eine kommunikative Funktion entspricht, syntaktisch abzutrennen (vgl. dazu z.B. Grewendorf 1981a). Definierendes Kriterium für Sprechakte ist die kommunikative Funktion.27 Sie stiftet die Einheit des Sprechakts, indem sie eine Menge von Äußerungsformen abgrenzt, für die ein geeigneter Kontext denkbar ist,

so daß diese Äußerungsformen in die-

sen Kontexten den gleichen Sprechakt realisieren. Die Funktion aber muß in einer universellen Taxonomie definiert sein.2B Als allgemeine Repräsentation der Inhaltsstruktur eines Sprechakts wähle ich nach Searle (1969:31) F ( p ) , wobei diese Formel, wie bereits dargelegt, im Unterschied zu Searle nicht die Illokution, sondern genereller die Kombination einer kommunikativen Funktion mit einer Proposition zum Ausdruck bringt. Der Sprechakt als einzelsprachliche Einheit ist dann als Zuordnung dieser Inhaltsstruktur zu 27

Auch Searles Versuch, Sprechakte durch Angabe einer wesentlichen Regel oder des Kriteriums des "illocutionary point" zu definieren, ist ein funktionaler Versuch (1969:6O u. 1975a:345). Doch zum einen gelingt es Searle nicht, dieses Kriterium so zu bestimmen, daß es in einer deduktiven Hierarchie aus einer generellen Illokutionsdefinition abgeleitet wäre, und zum anderen damit zusammenhängend - stellt dieses Kriterium für ihn nicht das einzige Illokutionstypen definierende Kriterium dar. Die Kategorie der Funktion oder des Zwecks ("function or purpose") ist auch für Kasher ( 1 9 7 9 : 3 8 f f . ) entscheidend. Ziel der Pragmatik ist es für ihn, die Regeln zu spezifizieren, nach denen sprachliche Mittel für gewisse Zwecke verwendet werden, denn (S. 4 0 ) : "The pragmatic competence is that of using linguistic means for certain purposes. Linguistic means are utterances of sentences." In diesem allgemeinen Sinn stützt sich auch Kasher auf eine Sprechaktdefinition, wie sie oben in Figur 3 veranschaulicht ist, wenngleich sich im Detail durchaus Unterschiede ergeben.

28

Wenn im Zusammenhang der Universalität von Sprechakten darauf hingewiesen wird, daß es kulturell bedingte Formen von Sprechakten gebe, so handelt es sich um einzelsprachliche Untermuster, die durchaus zu einer universellen fundamentalen kommunikativen Funktion gehören.

32

einer Äußerungsmenge zu definieren: (Fig.3)

i Äußi F(p)
· ZUSAGEN etwas soll wahr gemacht werden [+Erfüllungsanspruch] [+Sanktion]

/ IUSSIV-«

»GEHORCHEN

[-Erfüllungsanspruch]

[-Sanktion]

PETITIVi

»GEWÄHREN

\ MONITIV-«

»ZUSAGEN

Dementsprechend ist der Sprecher bei Erfüllung seiner Bitte dankbar, wie McCawley (1977:18) bemerkt. SATISFAKTIVE in meinem Sinn als perlokutive Sprechakte nach Petitiven entsprechen nicht Wunderlichs Satisfaktiven ( 1 9 7 6 a : 7 7 ) .

114

Beispiele: (53) lussiv:

Um 8 Uhr bist du zu Hause! - O.k.

(54) Monitiv: Bring mir bitte eine Milch mit. - Ja, gerne. (55) Petitiv: Würden Sie mir das Buch vielleicht reservieren? - Einen Tag, ja, aber nicht länger. Die Differenzierung der Illokutionsklassen ist wie sprachliches Handeln generell von Faktoren des situativ-sozialen Kontexts begleitet, doch sind es nicht situative, sondern illokutive Merkmale, die die Illokution differenzieren. Wie ich bereits dargelegt habe, ist der Anspruch des Sprechers als illokutives Merkmal von situativen Merkmalen, das sind situative und soziale, zu unterscheiden (I 1.3.)· Zwar sind für lussiv und Monitiv vielfach unterschiedliche situative Strukturen vorauszusetzen, doch die Unterscheidung der iussiven und monitiven Illokution ist vom Anspruch des Sprechers abhängig, für die Erfüllung Sanktionen geltend zu machen. Und die Unterscheidung des Monitivs und Petitivs beruht allein darauf, ob der Sprecher einen Anspruch auf Erfüllung geltend machen kann. Fragt man, ob für diesen Gesichtspunkt, der Monitiv und Petitiv unterscheidet, ein entsprechendes situatives Kriterium vorhanden sein muß, so kommt es darauf an, was man als situatives Kriterium ansieht. Bei gleicher äußerer Situation kann eine Frau ihren Mann einmal bitten, einmal auffordern, den Rasen zu mähen. Der Unterschied liegt hier allein im Weltbild der Frau, ob sie es als Gefälligkeit ihres Mannes ansieht, wenn er den Rasen mäht, oder ob sie diese Tätigkeit zu den ihm zukommenden Aufgaben rechnet. Der Situationsbegriff muß so weit gefaßt werden, daß er auch Kriterien dieser Art, also der Beurteilung der Situation durch den Konmunikationsteilnehmer, umf aßt. "*7 Dann resultieren Petitiv und Monitiv zwar aus unterschiedlichen Situationen, sind jedoch nicht durch situative Kriterien zu definieren; unterschieden sind sie durch das illokutive Kriterium des Erfüllungsanspruchs.

Für den Kommunikationspartner kann es im Einzel-

fall schwer sein zu erkennen, ob ein Petitiv oder Monitiv vorliegt, da direktive Sprechakte im Deutschen in der Äußerungsform vielfach nicht eindeutig nach Monitiv und Petitiv unterscheiden. Daher mag sich auch der Sprecher selbst dieser Unterscheidung nicht immer bewußt sein. Hier ist in der Praxis wohl vielfach ein gradueller Übergang, eine Zone der Unscharfe anzunehmen; doch der einzelsprachliche Gesichtspunkt darf bei der Differenzierung der Illokution nicht bestimmend sein. Nach Norrick (1981 ·. 188f.) , der sich u . a . auf Malinowski ( z . B . 1923) stützt, müßte man zwischen dem Kontext der Situation und dem weiteren kulturellen Kontext unterscheiden. Einstellungen der Kommunikationsteilnehmer, ihre Beurteilung der Situationszusammenhänge gehören zum kulturellen Kontext.

115 Der Wahrheitsanspruch direktiver Sprechakte richtet sich nicht immer allein an den Konmunikationspartner, sondern der Sprecher kann sich mit einschließen. Dies ist nicht nur bei Monitiven möglich, die dafür eine eigene grammatische Kategorie, den Hortativ, zur Verfügung haben, sondern auch bei Petitiven und lussiven (s. auch das Kapitel "Untermuster"): (56) Gehen wir spazieren! / Laß uns Spazierengehen! ( 5 7 ) Laß uns bitte, bitte klettern gehen! (58) Wach dem Essen wird das Auto gepackt! / ...

packen wir das Auto!

Sprechakte des Vorschlagens erwägen die Ausführung einer Handlung und stellen daher repräsentative Sprechakte dar. Auch Sprechakte des Wünschens sind keine direktiven Sprechakte: Sie stehen nicht unter dem Anspruch, daß eine Handlung ausgeführt werden soll, sondern sind auf den guten Ausgang einer bereits beabsichtigten oder schon begonnenen Handlung gerichtet: (59) Hoffentlich

erreicht er das

Ufer!

(60) Wenn ich doch die Prüfung bestünde! Allerdings werden die Lexeme Wunsch bzw. wünschen mitunter in petitiver Verwendung gebraucht, z.B. einen Wunsch richten an im Sinn von eine Bitte an."

8

richten

Bei einer Bitte oder einem Wunsch in diesem Sinn wünscht der Sprecher die

Erfüllung und bringt dies dem Kommunikationspartner mit dem pragmatischen Wahrheitsanspruch des Petitivs zum Ausdruck. Der Sprechakt des Wunsches dagegen, wie er in (59) und (60) realisiert wird, ist ein repräsentativer Sprechakt: Zum Ausdruck gebracht wird allein eine innere Einstellung (s. das nächste Kap.: Repräsentative Handlungsspiele). Die Differenzierung der fundamentalen Illokution der Direktive nach drei abgeleiteten Typen ist übersichtlich und unmittelbar einleuchtend; m.E. sind damit alle direktiven Typen erfaßt. Institutionell geprägte Direktive z.B. machen keine eigenen Illokutionsklassen aus. Der Chef wird einen direktiven Sprechakt an seine Untergebenen als lussiv vorbringen, die Kollegen werden sich untereinander mit einem Monitiv auffordern oder um Gefälligkeiten mit einem Petitiv bitten. Die Lexik stellt zwar für institutionell geprägte Sprechakte häufig eigene Lexeme zur Verfügung, wie z.B. anordnen, auftragen etc., doch funktional sind diese Sprechakte auf die drei abgeleiteten Illokutionstypen zurückzuführen; die Institutionalisierung bezieht sich auf die Realisierung. Es ist daher nicht angebracht, wie z.B. Hindelang (1978a) oder Motsch (1978) Sprechakttypen der In diesem Sinn versteht wohl auch Motsch ( 1 9 7 8 : 4 6 ) wünschen, wenn er wünschen und bitten zusammen in eine Untergruppe einordnet.

116

ANORDNUNG, des AUFTRAGS etc. als funktionale Typen zu unterscheiden, sondern vielmehr die entsprechenden Lexeme in einer pragmatischen Lexik zu differenzieren. Auch den Weltausschnitt, den propositionalen Gehalt, auf den sich die Illokution bezieht, könnte man in diesen Fällen in der Regel als institutionell klassifizieren. Doch ist auch dies kein Grund, entsprechende Typen von Funktionsklassen zu unterscheiden (zur Frage institutioneller Sprechakte s.o. II 1.2.). In der Literatur allerdings werden direktive Sprechakte nach heterogenen Kriterien in eine Vielzahl von Klassen aufgeteilt. Vor allem Hindelang (1978a) hat direktive Sprechakte im Deutschen eingehend untersucht und eine differenzierte Taxonomie vorgelegt. Dabei haben die einzelnen Klassen jedoch aufgrund heterogener Kriterien unterschiedlichen Status: Neben Untermustern, die durch propositionale Kriterien bestürmt sind, stehen Illokutionsklassen. Ich werde auf Hindelangs Taxonomie des Aufforderns nach der Differenzierung von Untermustern eingehen (II 4 . 3 . ) . 3.4.

Repräsentative Handlungsspiele

Repräsentative Handlungsspiele aus initiativem repräsentativem Sprechakt und reagierendem perlokutivem Sprechakt des Akzeptierens stehen unter dem Wahrheitsanspruch des Für^wahr-Haltens. Der Sprecher präsentiert Welt, drückt Welt aus, so wie er sie für wahr hält, und stellt, sofern der Wahrheitsanspruch problematisch ist, diese Präsentationsform zur Diskussion bzw. erwartet Bestätigung, sofern die Wahrheit offen zutage liegt. Aus dieser Differenzierung des Wahrheitsanspruchs und der mit ihm korrespondierenden perlokutiven Funktion wird schon deutlich, daß die fundamentale Illokution der Repräsentative sicher nach abgeleiteten Typen differenziert werden kann. Im Unterschied zu den bisher behandelten fundamentalen Illokutionen gibt es hier zahlreiche Möglichkeiten. Das Problem ist, die relevanten Typen zu erfassen und möglichst ökonomisch abzuleiten. Der pragmatische Wahrheitsanspruch des Für^wahr-Haltens ist m.E. an oberster Stelle zu differenzieren in einen einfachen Wahrheitsanspruch "daß es so ist" und in einen modalen Wahrheitsanspruch "daß es so sein würde/könne/sollte". Ich beginne mit dem einfachen Wahrheitsanspruch. Hier ist primär zu unterscheiden, ob die Wahrheit offen zutage liegt bzw. auf Wunsch des Kommunikationspartners erst nachzuweisen wäre. Behauptende Sprechakte sind Sprechakte, bei denen ein Wahrheitsanspruch vorgebracht wird, der nicht unmittelbar einsichtig ist, der, sofern der Konmunikationspartner es wünscht, zu begründen wäre. Dieser Typ, den ich ASSERTIV nenne, gehört zu den zentralen Typen repräsentativer Sprechakte,

117 ja vielfach werden Repräsentative vereinfachend und pauschal mit Assertiven gleichgesetzt.**9 Der assertive Sprechakt zielt deutlich auf einen Sprechakt des AKZEPTIERENs; der Sprecher will seine Weltsicht von Kcnmunikationspartner akzeptiert sehen. Der Kotmunikationspartner akzeptiert dabei in der Regel nicht auf der Basis bloßen Glaubens, sondern er akzeptiert die Gründe für den Wahrheitsanspruch, das heißt, u.U. muß derjenige, der die Behauptung vorbringt, erst die Gründe dafür in einem Verständigungsdiskurs (Argumentationsdiskurs) darlegen, bevor der Kommunikationspartner der Behauptung zustimmt (62): 5 0 ( 6 1 ) Mit unserer Wirtschaft geht es bergab. - Da hast du leider recht. ASSERTIV


-

AKZEPTIEREN

(62) Mit unserer Wirtschaft geht es bergab. - Wieso kannst du das behaupten? Ich sehe es nicht so. >· Verständigungsdiskurs mit Begründung >- perlokutiver Sprechakt des Akzeptierens, bei Nichtakzeptieren u . U . Revision der initiativen Behauptung Nicht immer kann sich jedoch eine Behauptung auf rationale Gründe stützen. Manchmal wird etwas behauptet, weil man die Wahrheit "im Gefühl hat". Dann muß der Kommunikationspartner dem Gefühl des anderen glauben: (63)

Doris brütet etwas aus. - Woher weißt du das? - Das fühle

ich.

Manchmal beruft man sich bei einer Behauptung auch auf irrationale Mächte, z.B.

bei religiösen Schwüren; hier wird die Behauptung mit einan deklarativen

Element des Schwures abgesichert (vgl. die deklarativen Untermuster in II 4 . ) . Auch Schwüren kann nur geglaubt werden: (64)

Ich war nicht in der Disco. Das schwöre ich. einmal glauben/annehmen.

- Na gut, wollen wir das

Beschworen werden Wahrheitsansprüche, die sich auf eigene Erlebnisse beziehen.

119

Auch Searle verwendet die Begriffe "representative" und "assertive" offenbar in gleicher Bedeutung, ohne jedoch damit implizieren zu wollen, daß repräsentative Sprechakte nur behauptende seien. Man vergleiche die verschiedenen Ausgaben seines Aufsatzes ( 1 9 7 5 a ) , in denen einmal "representative" ( z . B . 1975a), einmal "assertive" ( z . B . 1979a) erscheint. Allerdings scheint er letztlich "representative" durch "assertive" ersetzen zu w o l l e n , da jeder Sprechakt mit einem propositionalen Gehalt in gewissem Sinn eine Repräsentation sei (1979a:viii). Hier wird jedoch der Begriff Repräsentation, soweit ich Searle richtig verstehe, als semantischer Begriff verwendet.

50

Gründe einer Behauptung können u . U . auch mathematische oder logische Beweise sein, doch darf die Behauptungsäußerung nicht in einen Satz einer mathematischen Theorie übergehen, sondern muß als repräsentative Äußerung des Mathematikers verstanden werden können, der seinen pragmatischen Wahrheitsanspruch durch mathematische Gesetze absichert. Sätze einer mathematischen Theorie sind nach Katz ( 1 9 7 7 : 1 8 7 ) im Grunde ' u n f ä h i g 1 , eine Behauptung auszudrücken (s. dazu . .4.).

118

Für diese Erlebnisse kann eigentlich kein assertiver Anspruch übernotmen werden, für den Sprecher sind sie offenkundig. Ein Assertiv wird daraus erst, wenn der Wahrheitsanspruch von Kommunikationspartner angezweifelt wird. Damit aber wird in diesen Fällen die kooperative Grundbedingung der Wahrhaftigkeit/Aufrichtigkeit angezweifelt. Im Schwur soll nun die Wahrhaftigkeit durch einen irrationalen Garanten bekräftigt werden. Dies geschieht in der Regel durch die Anrufung eines Gottes: loh schwöre bei- Gott ... Auf diese Weise stellt sich der Sprecher unter die Sanktionen, die in seinem Glauben für den Mißbrauch des Namens Gottes verankert sind. Bei Schwüren vor Gericht treten an die Stelle religiöser Sanktionen die rechtlichen Folgen eines Meineids. Für Abstraktes müssen rationale Gründe angeführt werden, die Anrufung eines irrationalen Garanten wäre geradezu lächerlich, zumindest unpassend; hier geht es ja nicht um die Wahrhaftigkeit des Sprechers: (65)

"Der Geist ist

unsterblich. Ich schwöre es.

Entgegen Searle (1975a:354f.) u.a. betrachte ich Schwüre also nicht als repräsentative Sprechakte. Sie stehen nicht unter dem Anspruch des Für-wahr-Haltens, sondern unter dem deklarativen Anspruch, daß qua Äußerung (Schwur) etwas wahr gemacht werden soll (eine irrationale Garantie der Wahrhaftigkeit). Dies gilt auch für Schwüre, die die Verbindlichkeit einer Handlungsankündigung bekräftigen sollen (s.o. Beispiel 24). Von den Assertiven geschieden sind die Sprechakte, bei denen der Wahrheitsanspruch offenkundig ist bzw. bei denen der Gesichtspunkt des Nachweises nicht im Vordergrund steht. Sprechakte des letzteren Typs sind Sprechakte, bei denen ein anderer Gesichtspunkt doniniert, der Gesichtspunkt der Neuigkeit. Diese Sprechakte nenne ich informierende, mitteilende Sprechakte oder NUNTIATIVE. Sie teilen dem Komnunikationspartner etwas mit, das für ihn aus der Sicht des Sprechers neu ist bzw. das er, so vermutet der Sprecher, vergessen haben könnte: (66)

Am Samstag hat Hans Geburtstag.

Die Wahrheit des Mitgeteilten wird von Sprecher als gegeben vorausgesetzt. Vom Kommunikationspartner wird sie in der Regel schweigend akzeptiert, geglaubt, doch kann er sie selbstverständlich auch in Frage stellen. Auf welche Reaktion des Komtnunikationspartners zielen dann Nuntiative, wenn nicht in erster Linie auf einen akzeptierenden Sprechakt? Sie zielen auf einen KOMMENTAR (KOMMENTATIVE) . Der Sprecher hat das Bedürfnis, dem Komiiunikationspartner eine Neuigkeit

119 51

mitzuteilen und möchte dessen Meinung dazu wissen in Form eines Komientars: (67) Hans hat wieder geheiratet. - Ach, das freut mich. NUNTIATIV

t

>· KOMMENTIEREN

Posner (198Ob:384) hat Konmentieren definiert als Information -von Äußerungen des zweiten Zuges, die ein Stück Information des ersten Zuges wiederholen als Argument eines Satzoperators (vgl. auch Posner 1980c). Mit dieser Definition lassen sich auch Sprechakte des Kommentierens in meinem Sinn systematisieren, doch möchte ich sie primär als spezifische Reaktion auf einen Nuntiativ verstanden wissen.52 Auch ANTWORTEN sind informierende Sprechakte, durch den Gesichtspunkt der Neuigkeit definiert, jedoch von Nuntiativen durch ihre Sequenzabhängigkeit geschieden. Sie antworten auf einen vorausgehenden explorativen Sprechakt, erfüllen als perlokutive Sprechakte dessen Wissensanspruch und zielen daher auch nicht, zumindest nicht primär, auf eine Reaktion des Konmentierens. Wenn ich hier neben Antworten einen weiteren Sprechakttyp durch den Gesichtspunkt der Neuigkeit definiert habe, könnte man der Ansicht sein, als wollte ich die Unterscheidung von Thema/Rhema auf diese Sprechakte beschränken. Das Phänomen Thema/Rhema wurde untersucht, lange bevor die Diskussion um Sprechakttypen aktuell war. Sicherlich sind in allen Sprechakttypen Elemente auszumachen, die alt, bekannt oder vorgenannt sind, und solche, die neu sind, ohne daß dadurch der Sprechakttyp berührt würde. Doch gibt es offenbar auch Sprechakttypen, die dadurch konstituiert werden, daß sie ein Stück Welt als Neuigkeit präsentieren, sei es nun initiativ oder reaktiv. Hier liegen zwei Erscheinungen von unterschiedlichem Status vor, zum einen Thema/Rhema im herkömmlichen Sinn und zum anderen Sprechakttypen, die durch den Gesichtspunkt der Neuigkeit definiert sind (zur Thema/Rhema-Dlskussion vgl. auch Weigand 1979b). Auf Offenkundiges bezieht sich der Wahrheitsanspruch bei Sprechakten des Fest51

Nun gibt es in spezifischer Weise informierende Texte wie Rundfunknachrichten, die zwar mündlich vorgetragen werden, aber nicht unmittelbar auf eine konkrete sprachliche Reaktion zielen. Dies wäre aufgrund der besonderen Kommunikationssituation auch gar nicht möglich. Hier handelt es sich nicht um "face-to-face interaction", sondern die Rundfunknachrichten richten sich an einen Kommunikationspartner, der nicht unmittelbar präsent und vor allem als Zuhörerkomplex zu verstehen ist. Diese Form der Kommunikation wäre als parasitär auf der Folie dialogischen Sprachgebrauchs zu beschreiben. Harweg (1968) weist Rundfunknachrichten eine "texttypologische Zwischenstellung" zwischen mündlich und s c h r i f t l i c h konstituierten Texten zu.

52

V g l . auch die Beispiele bei Hundsnurscher tierende Sprechakte zu beschreiben wären.

( 1 9 7 5 b : 1 9 3 ) , die z . T . als kommen-

120

stellens, die ich KONSTATIVE nenne.53 Konstative können sich auf Innenwelt und Außenwelt beziehen. Die Innenwelt des Sprechers ist allerdings nur für den Sprecher selbst offenkundig, der Kcmnunikationspartner muß sie letztlich glauben. Man könnte erwägen, diese sich auf Innenwelt beziehenden Repräsentative als Assertive einzustufen, da sie für den Kcmnunikationspartner nicht offensichtlich sind. Für die Bestürmung der Illokution sollte man jedoch primär von der Sprecherperspektive ausgehen, da der Sprecher den die Illokution definiererden Wahrheitsanspruch stellt. S1* Da sich Konstative somit entweder auf rational nicht Nachweisbares, auf die Innenwelt des Sprechers beziehen oder auf offen zutage Liegendes, allgemein Wahrnehmbares, ist der Wahrheitsanspruch abgeschwächt und zielt daher auch nicht auf eine deutliche Funktion des Akzeptierens, sondern auf ein BESTÄTIGEN (AFFIRMATIVE) oder GLAUBEN (KREDITIVE): (68)

Schau, der Baum da hat Knospen. - Ach ja, KONSTATIV, . Außenwelt

(69)

«

Heute geht es mir nicht gut.

- Das glaube ich dir,

gut KONSTATIV

,

Innenwelt

-i

es wird Frühling.

>· BESTÄTIGEN du siehst auch nicht

aus.

>· GLAUBEN

Vielfach wird der konstative Sprechakt infolge des abgeschwächten Wahrheitsanspruchs nur mit einem hm bestätigt oder schweigend zur Kenntnis genommen, d.h. seine Gültigkeit anerkannt; der Kommunikationspartner kann dann ähnlich wie nach einem Nuntiativ kommentierend fortfahren. Auch daran zeigt sich die Nähe der beiden Typen Nuntiativ und Konstativ in der realen Sprachverwendung. Die Unterscheidung "neu versus offenkundig", auf die ich die Unterscheidung der beiden Typen gegründet habe, kann natürlich in der Realität verwischt sein, Neues mag mehr oder weniger offenkundig sein und umgekehrt. Doch in der Theorie sind diese beiden Typen klar zu trennen. Auf offenkundige Sachverhalte bezieht sich ein weiterer Typ repräsentativer Sprechakte, der jedoch nicht zu den Konstativen zu rechnen, sondern als eigener Typ zu konstituieren ist. Ich meine den Sprechakt der Kundgabe von Gefühlen, wie 53

Ähnlich werden Feststellungen von Behauptungen unterschieden bei Grewendorf ( 1 9 8 2 : 1 3 6 ) , der Feststellungen als resultativ, Behauptungen als provokativ charakterisiert. Vgl. zur Unterscheidung von Feststellungen und Behauptungen auch Motsch/Viehweger ( 1 9 8 1 : 1 4 7 ) .

5
· MITFÜHLEN

Expressive sind nicht immer sprecherbezogen, geben nicht nur Gefühle des Sprechers bezüglich der Welt kund. Sie sind auch partnerbezogen und geben Gefühlen des Sprechers dem Kommunikationspartner gegenüber Ausdruck, in Sprechakten des Schimpfens, Ärger und Unmut Ablassens: ( 7 2 ) Du Idiot! ( 7 3 ) Verschwinde hier, ich kann dich nicht mehr sehen!

Der Wahrheitsanspruch ist hier gänzlich abgeschwächt; es spricht das Gefühl. Sprechakte dieser Art zielen vielfach darauf, beim Konmunikationspartner perlo55

Zum Terminus Expressiv vgl. Anm. 1O, Kap. II. auch Emotiv nennen (vgl. Jakobson 1960:354).

56

Auf expressive Sprechakte in Searles Sinn bezieht sich Norrick (1978).

57

Die Duden-Grammatik ( 1 9 7 3 : 4 7 6 ) rechnet den Ausrufesatz zum Aussagesatz im weiteren Sinn; Gründe werden nicht angegeben. Zum Problem expressiver Sprechakte vgl. auch die Literatur, die sich auf die Bedeutung von Ausrufesätzen bezieht, so z . B . Mantell-Oomen ( 1 9 7 9 ) , die darauf hinweist, daß sich "exclamatory sentences" nicht nur auf die Situation, sondern auch auf eine vorausgehende Äußerung beziehen können. Mit "exclamatory sentences" in ihrem Sinn werden jedoch vielfach nur Fälle erf a ß t , die einzelne Konstituenten besonders hervorheben, aber keine expressiven Sprechakte darstellen.

Man könnte diesen Sprechakttyp

122 kutive Wirkungen traditioneller, d.h. psychischer Art hervorzurufen, die dann auch zu einer entsprechenden sprachlichen Äußerung führen. Doch ist es schwer, hier die Reaktion unter einem generellen Etikett zu klassifizieren. Die Komponente des MIT in MITFÜHLEN wäre hier als intendierte Folge, nicht als ein "Zusammen-Mit" zu interpretieren. Auch diese Sprechakte zeigen deutliche formale Kennzeichen der emotionalen Ergriffenheit. Sie bringen gefühlsbedingte Übertreibungen zum Ausdruck und sind meist nicht wörtlich zu verstehen. Ist die emotionale Erregung vorüber, wird der Sprecher sie zurücknehmen: So habe iah das doch nicht gemeint. Die Unterscheidung nach Sprecher- versus partnerbezogenen Expressiven stellt bereits eine Differenzierung nach üntermustern dar (vgl. II 4.4.1.). 5 8 Neben diesen Illokutionstypen des ASSERTIVs, NUNTIATIVs, KONSTATIVs und EXPRESSIVs, die alle mehr oder weniger deutlich mit einem einfachen Wahrheitsanspruch "daß es so ist"

verbunden sind, ist ein weiterer Zweig repräsentativer Illoku-

tionstypen zu unterscheiden, der unter einem modalen Wahrheitsanspruch steht. Hierher gehören Sprechakte, bei denen der Wahrheitsanspruch an eine Bedingung geknüpft und damit abhängig ist von einem anderen, nicht bestehenden Weltzustand; ich nenne diesen Illokutionstyp KONDITIONAL.59 Konditionale Sprechakte stehen unter dem Anspruch "daß es so sein würde, wenn ..." und zielen auf einen Sprechakt des AKZEPTIERENs, der, sofern sie sich auf Innenwelt beziehen, zu einem Sprechakt des GLAUBENS abgeschwächt sein kann: (74) Wenn wir eine andere Regierung hätten, ginge es uns besser. Da hast du recht. KONDITIONALE ·
· AKZEPTIEREN

(75) Kenn wir eine andere Regierung hätten, könnte ich es hier nicht aushalten. - Das glaube ich dir. KONDITIONALE -
· GLAUBEN

Ich verstehe Konditionale also nicht im Sinn von Wunderlichs konditionalen Sprechakten (1976a:272ff.; s.u. Untermuster 4 . 4 . 2 . ) . 6 0 Wieder anders verwendet 58

Ich unterscheide Sprecher- und partnerbezogene Expressive, auch wenn man einwenden kann, daß der Kommunikationspartner zur Welt gehört. Sobald sich die Gefühle auf den Kommunikationspartner richten, f ü h r t dies gleichzeitig zu einer emotionalen Bewertung des Kommunikationspartners oder des Verhältnisses zu ihm, so daß man diese Äußerungen als partnerbezogen klassifizieren kann.

59

Zum Terminus Konditional vgl.

60

Unverständlich bleibt, warum Rolf ( 1 9 8 3 : 2 O ) Konditionale von einer pragmatischen Analyse ausschließt. Sind komplexe Äußerungen nur syntaktisch-semantisch zu behandeln?

Anm. 10, Kap.

II.

123

Hancher (1979:5) den Begriff im Anschluß an Ohmann (1972). Die Besonderheit konditionaler Sprechakte machen Brandt/Koch/Motsch/Rosengren/Viehweger (1983:124) klar, wenn sie betonen, daß hier "die Bedingungsbeziehung selbst assertiert" werde. Daher realisieren konditionale Äußerungen nur eine Illokution im Unterschied z.B. zu Äußerungen, die eine konzessive oder kausale Beziehung beinhalten. Nicht immer wird der Wahrheitsanspruch mit definitiver Bestimmtheit vorgebracht; vielfach wird er relativiert: "daß es so sein könnte". Damit sind Sprechakte erfaßt, die die Möglichkeit eines Sachverhalts ausdrücken, auf die in der Regel mit Sprechaktverben wie vermuten, glauben, erwägen etc. referiert wird. Diese Sprechakte nenne ich DELIBERATIVE:61 (76)

Es kann sein, daß Hans kommt./Hans kommt vermutlich. Nein, das kann nicht sein./Das glaube ich nicht. DELIBERATIV -
- AKZEPTIEREN

Zwar kann der perlokutive Sprechakt hier mit dem Sprechaktverb glauben ausgedrückt werden, doch ist dieser Sprechakttyp generell als AKZEPTIEREN zu klassifizieren: Es geht um ein Akzeptieren der Möglichkeit, für das vielfach rationale Gründe angeführt werden können. Interessant ist, daß manche Sprachen für diesen Typ der "gemilderten Behauptung" einen eigenen grammatischen Modus haben, wie z.B. das Lateinische und Griechische mit der Konstruktion des Potentialis: (77) (78)

/ ^

TIC

- dicas, dixeris - man könnte sagen

- cerner es - man hätte sehen können

Die deliberative Illokution kann sich ebenso wie die assertive in (74) mit einem Konditional verbinden: (79)

Wenn die Sonne nicht wäre, könnte es sein, daß es auf Erden kein Leben gäbe. - Ja, das stimmt, das könnte sein.

Dementsprechend kann man assertive und deliberative Konditionale unterscheiden. Sprechakte des deliberativen Typs werden in der Literatur unterschiedlich behandelt. Meist werden Äußerungen mit vermuten, glauben, meinen nicht als Sprechakte, sondern als Ausdrücke der propositionalen Einstellung beschrieben. So bestreiten Lang/Steinitz (1978) gegenüber Bartsch (1972), daß Ausdrücken 61

Zum Terminus Deliberativ vgl. Anm. 1O, Kap. II. Der grammatisch etablierte Terminus des Deliberativs (oder Dubitativs) bezieht sich auf zweifelnde und überlegende Fragen, z . B . : Eloquar an taceam?, ;

124

dieses Typs illokutive Kraft zukommt, wobei sich die Diskussion nicht nur auf Verben, sondern zentral auf die entsprechenden Satzadverbiale bezieht (s. dazu Kap.

III; vgl. auch Dittmann 1981:152, Motsch 1978:23). Ich kann die Zweckmäßig-

keit eines eigenen Funktionstyps der propositionalen Einstellung nicht einsehen. Jede Äußerung ist ein Sprechakt; man kann nicht Äußerungen der propositionalen Einstellung Sprechakten gegenüberstellen (wie Rosengren 1979a:202ff. und Koch/ Rosengren/Schonebohm 1981:162). Verben wie glauben, vermuten etc. können Verben kognitiver Einstellung sein, und sie können Sprechaktverben sein. Im ersten Fall bezeichnen sie eine Einstellung, die nicht sprachlich geäußert wird, im zweiten Fall haben sie die Komponente des Äußern inkorporiert. Diese Komponente muß nicht eigens ausgedrückt sein, sie kann auch durch das Äußern selbst geliefert werden. In diesem Fall bleibt der Sprechaktbericht allerdings ambig (er vermutete, daß ... ). 6 2 Jedenfalls können vermuten, glauben in gleicher Weise performativ verwendet werden wie eine Vermutung ausdrücken, einen Glauben äußern und dürfen nicht wie bei Lang/Steinitz (1978:61) als Ausdrücke für Einstellungsbeschreibungen von Ausdrücken für Einstellungsbezeugungen getrennt werden. Dieses Faktum, daß Verben nur in einem Teil ihrer Verwendung die Komponente ÄUßERN inkorporiert haben bzw.

daß sie erst durch das Äußern selbst diese Komponente übernehmen, be-

trifft nicht nur Verben der kognitiven Einstellung, sondern auch Verben, die emotionale Zustände ausdrücken, wie z.B. bedauern, also generell Verben der propositionalen Einstellung. Durch diese sprachliche Ökonomie wird jeweils ein eigener Ausdruck eingespart. Dieses Phänomen ist auch Ursache dafür, daß in diesen Fällen der Performativitätstest mit hiermit nicht funktioniert; hiermit kann sich offenbar nicht auf das Äußern selbst beziehen. Daraus ist jedoch nicht wie bei Lang/ Steinitz zu folgern, daß vermuten, glauben etc. dann nicht performativ gebraucht werden könnten, sondern daß der. Test mit hiermit nicht generell gültig ist. Searle (1975b:79) beschreibt Äußerungen mit think, believe als indirekte Assertive, wobei wörtlich die Aufrichtigkeitsbedingung des Assertivs ausgedrückt sei.63 Um die generelle Gültigkeit seiner Erklärung des indirekten Sprechakts aufzuzeigen, kommt er zu dieser kontraintuitiven Beschreibung. Dabei betrachtet er offenbar think, believe als Sprechaktverben, die die Komponente ÄUßERN enthalten. 62

Vgl. dazu Allwood (l 9 7 6 : 1 9 7 f . ) , der auch einen Test für diese Ambiguität vorschlägt.

63

Diese Auffassung Searles kann man vielleicht auch mit einer anderen A u f f a s sung in Verbindung bringen, wonach Wendungen, die "einen tatsächlich gegebenen oder nur vorgegebenen Annahmecharakter" betonen, aus Höflichkeitsgründen verwendet werden, da sie die Behauptung abschwächen ( v g l . Bublitz 198O:6O).

125

Unter dem Erkenntnisinteresse der epistemischen Logik kann man innerhalb des deliberativen Wahrheitsanspruchs verschiedene Grade differenzieren, wie sie z.B. durch Adverbien wiedergegeben werden: möglicherweise, vielleicht, vermutlieh, wahrscheinlich. Entsprechend wären dem einfachen Wahrheitsanspruch die Adverbien sicher, bestimmt, unzweifelhaft zuzuordnen (vgl. Caton 1966, Furberg 1971: 229ff.) .61* Diese Differenzierungen korrespondieren jedoch nicht direkt mit illokutiven Typen. Auch Franke (1983:9 u.13f.) wirft die Frage nach dem Nutzen der epistemischen Differenzierung für die kotmunikative Beschreibung auf. Der Wahrheitsanspruch der Deliberative charakterisiert eine bestimmte subjektive Präsentationsform von Welt, die für die angegebenen adverbiellen Unterscheidungen gleichermaßen gilt und die generell als Möglichkeit zu beschreiben ist: (80) Es könnte sein, daß es auf Erden kein Leben mehr gäbe. Ich nehme das einmal an. Und wahrscheinlich ist es auch so. Der deliberative Wahrheitsanspruch gilt für diese Äußerungen generell, ob es sich nun um plausible oder nicht plausible Annahmen handelt. Der Wahrheitsanspruch ist als kategorielle Unterscheidung aufzufassen, die auf der Äußerungsseite durchaus nach verschiedenen Graden weiter differenziert werden kann. Doch aus der Existenz bestimmter Sprechaktverben oder Adverbien sind keine entsprechenden Illokutionsklassen abzuleiten. Zentral ist das illokutiv vage meinen, doch auch behaupten kann zur Referenz auf einen deliberativen Sprechakt verwendet werden: (81) Das könnte sein, meinte/behauptete er. Hier zeigt sich, wie schwierig und an den Rändern unscharf sich die Verhältnisse auf der Äußerungsseite gestalten. Ausgehend von Sprechaktverben lassen sich keine distinkten Handlungsklassen, eher Sprechaktsyndrone auffinden. Neben Sprechaktverben und Adverbien hat die deliberative Illokution auch eigene grammatische Ausdrücke wie die Kategorie Futur, die durch Kombination mit Adverbien oder Partikeln eindeutig gemacht werden kann: (82) Hans wird (wohl) arbeiten. Eindeutige Indikatoren der deliberativen Illokution sind vor allem die Modalverben können und dürfen

im Konjunktiv

II:

(83) Es könnte sein, daß Franz schon zu Hause

ist.

(84) Franz könnte schon zu Hause sein.

6/

*

Zur epistemischen Logik vgl. z.B. Hintikka ( 1 9 6 2 ) , von Kutschera (1976: 7 9 f f . ) , Lenzen (198O). Zu den epistemischen Qualifikatoren im Englischen vgl. Aijmer (198O).

126 (85) Franz dürfte schon zu Hause sein. Diese Möglichkeit der grammatischen Realisierung bestätigt die Konstitution einer deliberativen Sprechaktklasse. Neben Konditionalen und Deliberativen gehören zwei weitere Klassen zu den repräsentativen Illokutionstypen des modalen Wahrheitsanspruchs. Sie stehen unter dem Anspruch "daß es so sein sollte", der entweder als Wunsch oder als Norm zu verstehen ist.

Sprechakte, die einen Wunsch vollziehen, nenne ich DESIDERATIVE.65

Wünsche sind, wie bereits erwähnt (II 3.3.), keineswegs direktive Sprechakte, wenngleich das Lexem wünschen auch direktiv, und zwar als Petitiv, verwendet werden kann im Sinn von einen Wunsch richten an. Beim Illokutionstyp des WUNSCHes jedoch geht es nicht primär darum, daß ein Zustand wahr gemacht werden soll, sondern um die Beschreibung eines Zustands als wünschenswert. Die Erfüllung eines Wunsches kann möglich und prinzipiell unmöglich sein, wenn sich der Wunsch auf Vergangenes oder Irreales bezieht. Wünsche kann der Sprecher für sich selbst oder für den Kommunikationspartner oder für Dritte aussprechen. Der Kommunikationspartner kann den Wahrheitsanspruch eines Wunsches GLAUBEN und sich damit auf die Subjektivität des Wunsches beziehen (86), aber er kann ihn auch AKZEPTIEREN, d.h. bezüglich der Wünschbarkeit eines Zustandes derselben Ansicht sein wie der Sprecher (87). Zu den bevorzugten Äußerungsformen gehören Wendungen mit

hoffentlich

und desiderativem wenn: (86) Hoffentlich DESIDERATIV

klappt es diesmal! - Ich glaube dir, -
· GLAUBEN

(87) Wenn es doch mehr Stellen gäbe! - Da hast du recht, das wäre wirklich zu wünschen. DESIDERATIV

-
· 2. Zug ZUSAGE als Handlungsankündigung, grammatisch ausgedrückt

3. Zug reminder

>· 4. Zug ZUSAGE als Versicherung, lexikalisch ausgedrückt

5. Zug reminder

>- 6. Zug ZUSAGE als Versprechen, lexikalisch ausgedrückt (Zusage + deklaratives Element der Verpflichtung)

Deutlich wird die Steigerung von der grammatisch zur lexikalisch ausgedrückten Zusage bis zum Versprechen. Damit zeigt sich, daß explizit performative Wendungen in der Alltagssprache meist nur in problematisierten Kontexten verwendet werden. Und es zeigt sich auch, daß grammatisch ausgedrückte Zusagen wie iah werde kommen entgegen Searle (1969:68), Austin (1962:33) u.a. noch kein Versprechen ausdrücken Ein klares Versprechen verlangt ein performatives Verb.31* Auf das Problem der "Komnissive" bin ich bereits an verschiedenen Stellen der Arbeit eingegangen (z.B. Kap. II 2 . ) , so daß hier ein kurzer Hinweis genügt. Searles Komnissive sind Sprechakte der Zusage, sofern sie sequenzabhängig sind, vereinzelt können sie auch initiative und dann repräsentative Handlungsankündigungen sein, jedoch stellen sie keine einheitliche Illokutionsklasse dar. Sprechakte des AKZEPTIERENs können im engeren Sinn granroatisch nur in beschränktem Unfang ausgedrückt werden, nämlich nur, sofern der Wahrheitsanspruch mit einem Modalverb modifiziert

ist:

( 1 1 5 . 1 ) Franz wird zu Hause sein. - Das könnte sein. - Das kann nicht sein. Im weiteren Sinn kann man grammatisch-lexikalische Mischformen unterscheiden wie ( 1 1 5 . 2 ) Franz wird zu Hause sein. - Das wäre eine Möglichkeit.

Hier wird mit dem Konjunktiv der deliberative Anspruch bestätigt, das Prädikat ist jedoch nicht beliebig. Allerdings ist der Konjunktiv im Grunde redundant; ohne ihn hätten wir eine lexikalische Variante. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, auf einen repräsentativen Sprechakt einzugehen, ohne daß man die perlokutive Funktion des Akzeptierens an einem grammatischen Morphem festmachen 34

Vgl. Anm. 28, Kap. II.

231 könnte. Ich werde diese Möglichkeiten unter dem indirekten Zuordnungstyp behandeln. Sprechakte des Akzeptierens nach einem konstativen Sprechakt zielen vielfach nicht auf ein direktes Eingehen auf den Wahrheitsanspruch, da Konstative nur einen abgeschwächten Wahrheitsanspruch aufweisen: Die Wahrheit liegt gewissermaßen zutage. Statt dessen werden weiterführende, z.B. emotionale Reaktionen erwähnt, die man als KOMMENTAR beschreiben könnte: (116) Es regnet. - Schon wieder?

Diese Reaktionsform rückt Konstative in die Nähe von Nuntiativen. Auch bei Konstativen, die sich auf die Innenwelt beziehen, wird der Wahrheitsanspruch vielfach nicht thematisiert; statt dessen können z.B. Gründe für den als evident angenommenen Wahrheitsanspruch gegeben werden, die wiederum als Kommentar anzusehen sind: (117) Es geht mir immer noch nicht besser. - Bei dem Unfall! Ebenso wie Zusagen zeigen auch Sprechakte des Akzeptierens Quasi-Anbiguität mit Antworten: (118) Franz wird zu Hause sein. - Das könnte sein. (119) Ist Franz zu Hause?

- Das könnte sein.

Auch hier ist die Sequenzabhängigkeit entscheidendes Ausdrucksmerkmal der perlokutiven Funktion. Perlokutive Sprechakte des ANTWDRTENs sind definiert als Eingehen auf einen explorativen Sprechakt. Für dieses Eingehen in positiver Form bedarf es in der Alltagssprache keines eigenen Ausdrucks: Es geschieht durch die Äußerung, die als Antwort zählt. Ausdruck der perlokutiven Funktion des Antwortens ist damit in mündlicher Kcmnunikation das Äußern selbst in Verbindung mit der Sequenzabhängigkeit der Äußerung, in schriftlicher Konrnunikation die bloße Sequenzabhängigkeit. Das Eingehen auf eine Frage in negativer Form, also die Verweigerung der Antwort, muß in direkter Zuordnung lexikalisch durch eine entsprechende Verbalphrase ausgedrückt werden (12O.1); ebenso wird in schriftlicher Konmunikation die Antwort auch in positiver Form vielfach lexikalisch eingeleitet (12O.2): ( 1 2 0 . 1 ) Darauf antworte ich nicht/möchte ich nicht eingehen. ( 1 2 0 . 2 ) Auf Deine Frage hin möchte ich Dir nur mitteilen, daß ...

Indem in mündlicher Kommunikation das Äußern selbst, ohne das Sprachverwendung nicht möglich ist,

als Ausdruck der perlokutiven Funktion genützt wird, ha-

ben wir ein deutliches Beispiel für die ökonomische Ausnützung der Ausdrucksmit-

232

tel in natürlichen Sprachen.35 Die Äußerung, die als Antwort zählt, ist, wie bereits gezeigt, entweder ein sequenzabhängiger repräsentativer Sprechakt, der die gewünschte Neuigkeit enthält, oder ein direktiver oder deklarativer Sprechakt (vgl. Kap. III 3.2.). Damit haben sich auch für perlokutive Sprechakte einige Möglichkeiten des grammatischen Ausdrucks ergeben. Als besondere Schwierigkeit kam hier hinzu, daß diese Sprechakte sekundär, vor allem unter Abstraktion von der Sequenzabhängigkeit, auch einen illokutiven Sprechakt, in der Regel einen repräsentativen, darstellen. Eine Handlungszusage wird realisiert, wenn die Proposition eine zukünftige Handlung bezeichnet, die der Sprecher wünscht; ein Sprechakt des Akzeptierens wird realisiert, wenn die Proposition die gleiche ist, zu der der Sprecher sich in Form eines Repräsentative geäußert hat, und eine Antwort wird realisiert, sofern die Proposition das vom Sprecher gewünschte Neue beinhaltet. Auch bei perlokutiven Sprechakten zeigt sich somit eine Interdependenz zwischen kommunikativer Funktion und Proposition. 2.1.3. Situativ ausgedrückte direkte Sprechakte Um direkte Sprechakte zu vollziehen, bedarf es nicht unbedingt eines sprachlichen Ausdrucks der konmunikativen Funktion. Auch situative Merkmale können im Einzelfall relevanter Ausdruck der konmunikativen Funktion sein, wie in Austins bekanntem Beispiel (1963/1971:16), bei dem das Wort dog, angebracht auf einem Schild an der Pforte, ein Sprechakt der Warnung ist. In anderem Kontext, z.B. unter ein Photo geschrieben, hat das gleiche Wort beschreibende Funktion. Welche sprachliche Handlung jedoch im Einzelfall vorliegt, ob Warnung oder repräsentative Beschreibung, entscheidet hier bei völligem Fehlen eines sprachlichen Ausdrucks für die konmunikative Funktion der situative Kontext. Im Unterschied zu diesem Beispiel, das einen Sprechakt darstellt, können auch situative Merkmale allein konmunikative Funktion haben. Dies zeigt sich besonders deutlich daran, daß die perlokutiven Funktionen durch Gestik, wie Nicken und Kopfschütteln, realisiert werden können. Diese Gestik allein, die den sprachlichen Kürzeln ja/nein entspricht, stellt jedoch keinen Sprechakt dar. Auch könnte man bei Austins Beispiel Bedenken haben, in der situativen Realisierung der komMan f ü h l t sich, was den minimalen Aufwand auf d=r Äußerungsseite b e t r i f f t , an das grammatische Beispiel des Zeromorphems oder der Wortstellung erinnert (vgl. Weigand 1978:142 u . 1 5 2 ) . Auch Sprechakte des Sprechaktberichts nutzen das Ausdrucksmittel des Äußerns selbst (vgl. Kap. III 3 . ) .

233

munikativen Funktion eine direkte Realisierung zu erkennen. Was soll es heißen, situative Faktoren drückten die Funktion direkt aus? Eine wörtliche Bedeutung ist hier ja nicht beteiligt, die Realisierung erfolgt über Schlußfolgerungen. Doch kann man deshalb m.E. noch nicht von indirekter Realisierung sprechen, da keineswegs zwei Funktionen zugleich realisiert werden. Man könnte Fälle wie Austins Beispiel vielleicht als Ellipsen beschreiben. Der Ausdruck der kommunikativen Funktion ist weggelassen, da er aus der Situation gefolgert werden kann. Ein ähnliches Beispiel wäre der Ausruf Ein Auto!, der auch situationsbedingt eine Warnung sein kann. 2.1.4. Zusamnenfassung Zusammenfassend ist festzuhalten, daß der Bereich direkter Sprechakte keineswegs einheitlich, d.h. von einem einzigen Zuordnungstyp, repräsentiert ist. Zwar kann man explizit performative Wendungen in Reinform, also Äußerungen mit einem performativen Verb in der syntaktischen Konstruktion von 1. Person Singular Präsens Aktiv Indikativ, als Prototyp des direkten Sprechakts ansehen, doch machen diese nur einen Teilbereich lexikalisch ausgedrückter direkter Sprechakte aus und diese wiederum nur einen Teilbereich der direkten Sprechakte. Direkter Ausdruck der kommunikativen Funktion ist lexikalisch wie grartmatisch und u.U. situativ möglich. Auch der Bereich der grammatisch ausgedrückten direkten Sprechakte ist vielgestaltiger, als man zunächst annehmen möchte. Zu den Kategorien des Modus, dem granmatischen Pendant der performatlven Verben, treten verschiedene spezielle Konstruktionen für einzelne kommunikative Funktionen. Insgesamt ergibt sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten, direkte Sprechakte zu vollziehen, wie aus folgender Übersicht über die Typen eines direkten Sprechakts noch einmal deutlich wird: (Fig.3)

direkte Sgrechakte

situativ

einfach perf.

modif.perf.

(vgl. die Differenzierung der einfach perf.Wendungen in Fig.2) | l ich fordere dich ich möchte dich aufauf mitzumachen fordern mitzumachen

Modus

l mach

spezielle Konstrukt.

mit!

du sollst mitmachen!

dog

p e r f . : perforraativ, m o d i f . : modifiziert, Konstrukt.: Konstruktionen

234

Seitdem sich die Linguistik der Sprechakttheorie genähert hat, war es eines Ihrer Hauptanliegen, Sprechakte an einzelnen Elementen der Äußerung festzumachen. Man begab sich auf die Suche nach Ausdrücken, die Hinweise auf die illokutive Rolle der Äußerung geben könnten. Diese Ausdrücke, Sprechaktindikatoren oder "illocutionary force indicating devices (ifids)" genannt, schienen das Bindeglied zwischen Grammatik und Pragmatik zu sein. Ausgangspunkt waren besonders klare Fälle wie performative Verben. Je intensiver man jedoch die Ausdrucksseite einer Einzelsprache nach Hinweisen auf die komnunikative Funktion untersuchte, desto komplizierter wurde die Analyse. Immer mehr Elemente kamen in Betracht, vor allem grammatische Kategorien wie Modus, Tempus etc., aber auch Ausdruckselemente, die ihre Funktion nur im Kontext erfüllen und sich daher nicht isolieren lassen, wie z.B. Partikeln. Zu der Schwierigkeit, daß sich auf der Ausdrucksseite keine Menge von Ausdrücken als Sprechaktindikatoren klar abgrenzen ließ, kam die Schwierigkeit, daß auf der Inhaltsseite auf keine abgesicherte Taxonomie der Sprechaktklassen zurückgegriffen werden konnte. So breitet sich heute in der linguistischen Pragmatik nach anfänglicher Euphorie eine gewisse Ratlosigkeit aus. Hat es überhaupt Sinn, von Sprechaktindikatoren zu sprechen? Haben nicht alle Ausdrücke Teil am Ausdruck der kommunikativen Funktion, so daß nicht einzelne Elemente, sondern die gesamte Grammatik einer Einzelsprache pragmatisch fundiert werden müßte? Eines sollte man klar sehen: Die Fragestellung der Sprechaktindikatoren kann nur eine heuristische sein, denn die natürliche Sprache kennt keine Unterscheidung von Grammatik und Pragmatik im Sinn situationsunabhängiger und karcnunikativer Bedeutung. Karanunikative Funktion und Proposition gehören zusammen. Jede Äußerung als Realisierung von konmunikativer Funktion und Proposition erfüllt eine kommunikative Bedeutung, und alle Elemente der Äußerung haben Teil an deren Realisierung. Man sollte nicht wieder in den Fehler verfallen zu glauben, man könnte Sprache aus ihren Teilen aufbauen, ohne vorher die Gesamtgrundlage geklärt zu haben. Andererseits ist aber auch deutlich, daß bestimmte Ausdrücke, wie z.B. die performativen Verben, in besonderem Maße an der Realisierung der kommunikativen Funktion beteiligt sind. Hier lassen sich Unterscheidungen treffen, auf die ich nach der Besprechung des indirekten Sprechakts zurückkommen werde. 2.2.

Indirekte Sprechakte

2.2.1. Definition Das Problem des indirekten Sprechakts ist in der Literatur schon früh erkannt und seitdem immer wieder diskutiert worden. Verschiedentlich wird von einer Theorie des indirekten Sprechakts gesprochen, doch hat diese Theorie keine allgemein

235

anerkannte Form erlangt. Entscheidendes hat Searle (1975b) gesagt, doch konnte er sich nicht generell durchsetzen. Für manche, wie z.B. Hindelang (1978a), gibt es keine indirekten Sprechakte, und andere interpretieren das Phänomen auf immer neue Weise (vgl. bereits III 2.). Bei der Definition des indirekten Sprechakts muß man sich an dem allgemeinen Phänomen des indirekt Ausdrückens orientieren. Etwas indirekt ausdrücken heißt, sich so zu verhalten, daß derjenige, an den das Verhalten gerichtet ist, Schlußfolgerungen zieht; oder: etwas indirekt ausdrücken wollen heißt, es über etwas anderes sagen. Beim indirekt Ausdrücken sind somit inner zwei Bedeutungen, eine direkte und eine indirekte, an einen Ausdruck gebunden, wobei die direkte Bedeutung dieses Ausdrucks die indirekte über Schlußfolgerungen vermittelt. Schlußfolgerungen sind damit konstitutives Element des indirekt Ausdrückens. Die indirekte Zuordnung ist von Ambiguität zu unterscheiden: Bei der indirekten Zuordnung gelten beide Bedeutungen gleichzeitig, bei Ambiguität ist immer nur eine Bedeutung intendiert, die herausgefunden werden soll, desambiguiert werden muß, es sei denn, es handelte sich um absichtlich ambige Sprechweise. Die indirekte Zuordnung ist auch nicht vage, sondern beide Bedeutungen sind deutlich zu unterscheiden. Bezogen auf Sprechakte heißt dies: Eine Äußerung ist Träger zweier kommunikativer Funktionen. Ich vollziehe mit der Äußerung entsprechend ihrer wörtlichen Bedeutung einen direkten Sprechakt und darüber hinaus qua Schlußfolgerungen zugleich einen indirekten. So ist z.B. die Äußerung ( 1 2 1 ) Können Sie mir Geld wechseln?

zunächst eine Fragehandlung, aber zugleich eine Aufforderung für den Fall, daß die Antwort positiv ausfällt. Dabei kann der mit beiden kormunikativen Funktionen verbundene propositionale Gehalt durchaus verschieden sein wie bei der Äußerung ( 1 2 2 ) Ich erwarte einen

Brief.,

die den Sprechakt ( 1 2 2 ' ) Bitte holen Sie die Post!

indirekt vermitteln kann. Zu fragen ist, welche Faktoren diese Vermittlung leiten und welche Rolle hierbei Schlußfolgerungsprozesse spielen. Wir werden wieder zuerst indirekte illokutive Sprechakte untersuchen und anschließend die Zuordnung in perlokutiven Sprechakten betrachten. Generell sind indirekte Sprechakte zu definieren als Sprechakte, bei denen über den direkten Sprechakt ein indirekter qua Schlußfolgerungen ausgedrückt wird. Im Prinzip definiert auch Searle (1975b) indirekte Sprechakte auf diese Weise, wenngleich er manche Fälle als indirekt ansieht, die für mich idiomatische

236

Sprechakte, also Sprechakte mit nur einer Illokution, sind (vgl. III 2 . ) . Diese Diskrepanz hängt einmal zusammen mit Searles Begriff des Sprechaktidioms. Für Searle spielen Sprechaktidicme eine untergeordnete Rolle. Als Beispiel nennt er Äußerungen mit how about... ? für einen Vorschlag (1975b:68). Inwiefern er diese Äußerungen als Sprechaktidiome einstuft, bleibt mir unklar. M.E. handelt es sich um direkte Sprechakte. Hier wird keine wörtliche Bedeutung ausgeschaltet, es gibt nur eine Bedeutung, die der wörtlichen entspricht. Zum anderen hängt die Diskrepanz aber auch zusammen mit dem Problem der wörtlichen Bedeutung und der Frage: Wann hat eine Äußerung noch ihre wörtliche Bedeutung? Diese Frage ist

offenbar

abhängig von der individuellen kommunikativen Intuition, wenngleich bei Searle die einmal aufgestellte Theorie, in diesem Fall das enge Verständnis des Sprechaktidions, zweifellos die Intuition lenkt. Aus dem gleichen Grund gelangt umgekehrt Hindelang (1978a) zu einer Einteilung, die viele Fälle als direkte Sprechakte einstuft, die m.E. indirekte sind; doch für Hindelang gibt es nur direkte Sprechakte. Auch hier mag die zugrunde gelegte Theorie der semantischen Muster leitend gewesen sein. Semantische Muster werden durch Abstraktion aus der Äußerungsmenge gewonnen, die einer Illokution direkt zugeordnet wird, sind somit nichts anderes als heuristische Konstrukte für die Zuordnung von Äußerung und Illokution. Ein solches empirisches Vorgehen, das Äußerungen sammelt und generell als direkte Sprechakte klassifiziert, läßt keine rationale Vermittlung über Schlußfolgerungsprozesse zu. Was bleibt, sind Lernvorgänge, zusätzliche sprachliche Konventionen zur Realisierung von Sprechakten, mit denen die Beschreibung der Äußerungsmöglichkeiten zu einem inmensen Spektrum erweitert und auf einfache rationale Prinzipien verzichtet wird. Auf einen Gesichtspunkt ist hinzuweisen, den Searle in die Diskussion gebracht hat und den ich für die Definition des indirekten Sprechakts nicht generell übernehmen möchte. Für Searle (1975b:59 u.70) sind offensichtlich bei indirekten Sprechakten beide Illokutionen nicht gleichgewichtet, sondern die indirekte ist primär, dominant (vgl. auch Davison 1975:178). Dies kann man in Beziehung setzen zu der Auffassung anderer Autoren, in indirekten Sprechakten sei die wörtliche Bedeutung defekt. Searle weist jedoch diese Auffassung mit Recht zurück. Sobald die wörtliche Bedeutung defekt ist,

kann sie nicht mehr Träger eines in-

direkten Sprechakts sein. Allerdings kann man auch nicht generell von einer Dominanz der indirekten Illokution sprechen, wie die Analyse der Beispiele zeigen wird. Je mehr man sich in das Phänomen des indirekten Sprechakts vertieft, je mehr Beispiele man betrachtet, desto schwieriger scheint es zu werden. Dies hängt mit der Natur der Sprachverwendung zusammen. Hier gelten nicht immer exakte definiti-

237

ve Regeln, sondern vielfach Prinzipien, die die komplexe Realität strukturieren. Zum Wesen von Prinzipien gehört es, daß sie gewisse Dinge unentschieden, variabel lassen. Bei der Analyse des indirekten Sprechakts wird sich zeigen, daß Unscharfe und Variation einen größeren Raum einnehmen als gemeinhin angenommen. Daher ist es besonders wichtig, für die Abgrenzung des indirekten Sprechakts operationale Kriterien zur Hand zu haben, die eine Entscheidung im Einzelfall von Subjektivität befreien. Mit operationalen Kriterien meine ich Tests zur Identifizierung des Phänomens indirekter Sprechakt. Searle hat bereits zwei Tests vorgeschlagen (S. 7O): Zum einen sieht er ein Indiz für das Vorliegen eines indirekten Sprechakts darin, daß die wörtliche Bedeutung erhalten bleibt und im Sprechaktbericht nicht nur auf die indirekte, sondern ebenso auf die wörtliche Bedeutung referiert werden kann. Allerdings muß man hier bedenken, daß man in manchen Fällen offenbar verschiedener Ansicht sein kann, wann eine wörtliche Bedeutung noch gegeben ist und wann nicht. Zum anderen besteht eine Testmöglichkeit darin, auf einen indirekten Sprechakt in zweifacher Weise zu reagieren, einmal auf die direkt ausgedrückte Illokution, einmal auf die indirekt übermittelte: (123) Könntest du mir nicht etwas mitbringen? - Ja, gerne. - Nein, ich glaube nicht, ich muß mich sehr beeilen.

Der positive Bescheid stellt hier, deutlich durch das Adverb gerne, eine Handlungszusage dar, während der negative Bescheid auf eine Fragehandlung reagiert. Als erschwerend, aber nicht als prinzipieller Einwand kommt für diesen Test hinzu, daß im Fall eines positiven Bescheids aufgrund der Quasi-Ambiguität vielfach nicht zwischen Handlungszusage und Antwort unterschieden werden kann (s.o. die Beispiele 111/112). Beide Tests indizieren das Phänomen des indirekten Sprechakts im konkreten Einzelfall, vermögen aber nicht, eine Erklärung für den Vermittlungsmechanismus zu geben. Sie setzen das Phänomen voraus und haben daher auch keine wirkliche Ausschlußkraft. Z.B. könnte es durchaus sein, daß der Bereich, der mit diesen Tests indiziert wird, größer ist als der Bereich, der begründetermaßen als indirekter Sprechakt gelten kann. Es fehlt ein Test, der auf dem Vermittlungsmechanismus selbst beruht und damit genau die Fälle indiziert, die den Vermittlungsmechanismus erfüllen. Ich werde einen solchen Test, der eine Erklärung des indirekten Sprechakts gibt, nach der Beschreibung des Phänomens vorstellen. Mit ihm wird es möglich sein, Anspielungen von indirekten Sprechakten zu trennen. Zu bedenken ist jedoch auch hier, daß die Frage, ob ein indirekter Sprechakt vorliegt, meist nicht definitiv entschieden werden kann, da dies dem Wesen des Indirekten widerspräche. Ein Test kann eine Äußerung als Kandidaten für einen in-

238

direkten Sprechakt einstufen, aber in der Regel nicht definitiv entscheiden, ob im Einzelfall ein indirekter Sprechakt vorliegt. 2.2.2. Beschreibung in zwei Schritten Ein wesentlicher Grund, weshalb die Sprechakttheorie für viele Linguisten lange Zeit ein wenig einladendes Forschungsgebiet war, ist wohl in der Vielfalt der Äußerungsmöglichkeiten zu sehen, mit denen indirekte Sprechakte vollzogen werden können. Diese Vielfalt muß sich auf einen rationalen Vermittlungsmechanismus zurückführen lassen. Allerdings wird sich herausstellen, daß Rationalltät in diesem Zusammenhang von eigener Art ist. Dies deutet sich bereits darin an, daß der Schluß vom direkten auf den indirekten Sprechakt meist nicht unbedingt zwingend ist. Wäre er es, würde die Qualität des Indirekten abgeschwächt. Es bleibt in der Regel ein Wahrscheinlichkeitsschluß, und letztlich weiß im Einzelfall der Sprecher allein, wie er seinen Sprechakt intendiert hat (vgl. auch Searle 1975b: 63f.). Hieraus aber ein Problem zu machen und das Phänomen des Indirekten der Performanz im individuellen Einzelfall zuzuweisen, wäre jedoch verfehlt; damit würde verkannt, daß es sehr wohl eine kommunikative Kompetenz des indirekten Sprechakts gibt, die auf ihre Weise rational erklärbar sein muß. Die Vermittlung des indirekten Sprechakts über den direkten geschieht in zwei Schritten (vgl. auch Searle 1975b:64). Damit ist nicht impliziert, daß Sprecher und Hörer in der Performanz indirekte Sprechakte tatsächlich in zwei Schritten vollziehen und verstehen. Aufgrund der Konventionalisierung indirekter Sprechakte ist der Mechanismus der Vermittlung in der Regel automatisiert, für die Beschreibung dagegen lassen sich zwei Schritte erkennen. Diese Beschreibung ist abhängig davon, welche Perspektive man einnimmt, die des Sprechers oder die des Hörers. Für den Sprecher stellt sich das Problem des indirekten Sprechakts als ein Problem der Realisierung. Der erste Schritt besteht im Entschluß, eine bestimmte Sprechhandlung zu vollziehen, der zweite Schritt im Entschluß, diese indirekt zu vollziehen. Für den Hörer dagegen stellt sich das Problem des indirekten Sprechakts als ein Problem des VerStehens. Der erste Schritt liegt im Erkennen, daß es sich um einen indirekten Sprechakt handelt, daß also nicht nur die wörtliche Bedeutung gemeint sein kann, und der zweite Schritt im Erkennen, welcher indirekte Sprechakt vorliegt. Der Sprecher hat den Inhalt, den er kommunizieren will, und sucht eine bestimmte Form der Realisierung. Für den Hörer ist die Form gegeben; er sucht den damit vermittelten Inhalt. Beide Perspektiven müssen letztlich ineinander überführbar sein, beschreiben sie doch nur die beiden Seiten einer einzigen Medaille. Für eine erste Durchdringung des Zusammenhangs

239 ist die Hörerperspektive m.E. besser geeignet, da es ihr Ziel ist,

die indirekt

vermittelte kommunikative Funktion aufzufinden. Die einmal gewählte Perspektive der Beschreibung sollte durchgehalten und nicht von einem Schritt zum anderen gewechselt werden wie bei Searle, der für den ersten Schritt die Hörerperspektive einnimmt, den zweiten Schritt aber aus der Sprecherperspektive beschreibt. 2.2.2.1. Das Prinzip der Relevanz und die Wirkung der Phraseologisierung Aus der Hörerperspektive stellt sich für den ersten Schritt die Frage: Wie kann der Hörer erkennen, daß die Äußerung nicht als direkter Sprechakt gemeint

ist,

daß sie nicht nur die kommunikative Funktion ausdrückt, die ihrer wörtlichen Bedeutung entspricht? Soll eine Äußerung mehr bedeuten, als ihre wörtliche Bedeutung angibt, so darf die wörtliche Bedeutung dem gegebenen Kontext, und d.h. vor allem der gegebenen Situation nicht voll angemessen sein, könnte man meinen. Die Äußerung, verstanden als direkter Sprechakt, müßte kommunikativ unzulänglich sein. Diese Prämisse macht Searle (1975b:63), und er faßt die Diskrepanz zwischen Äußerung und Kontext nach Grice (1975) als konversationeile Maxime der Relevanz, die einem Grundprinzip der Konmunikation entspricht: Soll Kommunikation gelingen, muß die Äußerung relevant sein (vgl. z.B. auch Dascal 1983:130, Brandt/ Koch/Motsch/Rosengren/Viehweger 1983:111 oder bereits Wunderlich 1972a:34). Bei voller Entsprechung zwischen Äußerung und Kontext dürfte sich die Relevanzfrage nicht stellen. So aber muß sich der Hörer fragen: Was soll diese Äußerung in dieser Situation? Beruhte die Diskrepanz auf einer tatsächlichen Irrelevanz, so stellte sie eine Verletzung eines Grundprinzips der Kcmmunikation dar; Kommunikation wäre dann nicht möglich. Da der Hörer jedoch zunächst einmal annehmen muß, daß die Äußerung als kommunikative intendiert ist,

sucht er nach einem Ausgleich

für die kommunikative Unzulänglichkeit in der indirekten Interpretation. Eine solche Erklärung des ersten Anstoßes, über die wörtliche Bedeutung hinaus eine weitere indirekte zu suchen, klingt einleuchtend, entspricht jedoch nicht voll der Realität. Die kommunikative Unzulänglichkeit, die hier vorausgesetzt wird, ist oft nur eine hypothetische; allein der direkte Sprechakt wäre bereits für sich relevant. So läßt sich z.B. einer Äußerung wie (124) Wolltest du nicht nach Nürnberg fahren? nur hypothetisch kommunikative Unzulänglichkeit unterstellen; sie kann durchaus in dieser Form allein als Fragehandlung kommunikativ relevant sein. Die Diskrepanz zwischen Äußerung und Kontext bzw. das Relevanzprinzip

ist

als graduelle Angelegenheit zu sehen und variiert von fast adäquat bis fast inadäquat. Nur die Endpole, voll adäquat bzw. inadäquat, dürfen nicht erreicht

240

werden. Im Fall der vollen Mäquatheit läge ein direkter Sprechakt, im Fall der vollen Inadäquatheit ein kommunikativ mißglückter vor. Soll ein indirekter Sprechakt vorliegen, so schöpft die wörtliche Bedeutung allein noch nicht die volle Mäquatheit von Äußerung und Kontext aus. Die Äußerung in ihrer wörtlichen Bedeutung kann zwar durchaus adäquat bzw. relevant erscheinen, läßt aber noch Spielraum für eine weitere Funktion; d.h., das Relevanzprinzip ist nicht in seiner einfachen Form wie bei Searle zu verwenden, sondern zu präzisieren in der Weise, daß ein indirekter Sprechakt mit seiner wörtlichen Bedeutung allein noch nicht voll relevant ist. Je adäquater eine Äußerung bereits in ihrer wörtlichen Bedeutung ist, desto schwieriger ist es, ihren indirekten Charakter zu erkennen; oft bleibt nur das Bewußtsein, die Äußerung könne mehr bedeuten. Den Grad der Diskrepanz kann man mit dem Verhältnis der beiden Illokutionen korrelieren: Je größer die Diskrepanz, desto mehr gewinnt die indirekte Illokution die Oberhand, so daß in diesen Fällen Searles Feststellung zutrifft, die indirekte Illokution sei primär. Auch wird eine mögliche karmunikative Unzulänglichkeit vielfach erst bei spezieller Kenntnis der individuellen Situation erkannt. So wird in folgendem Beispiel der indirekte Charakter der Äußerung nur dem mit der individuellen Situation Vertrauten klar werden: (125)

Hast du dein Auto repariert?

Nur er wird erkennen, daß etwa folgende Antwort erwartet wird: (125') Ja, du .kannst es haJben. Das heißt, während die Äußerung (125) für den Außenstehenden ein direkter Sprechakt der Frage ist, kann der mit der Situation Vertraute die eigentliche "Sprecherbedeutung" (Dascal 1983:34) erkennen, nämlich daß die Äußerung zugleich im Fall der positiven Antwort als Bitte bzw. Einlösen einer Zusage intendiert ist. Das Erkennen und Konkretisieren des indirekten Sprechakts ist hier von der individuellen Situation abhängig. Dagegen sind für die Äußerung (126) keine individuellen Situationskenntnisse' nötig, um sie als indirekten Sprechakt der Aufforderung bzw. des Befehls zu verstehen: (126)

Ich erwarte einen Brief.

Für denjenigen, der sonst mit den Briefen des Sprechers nichts zu tun hat, stellt diese Äußerung eine bloße Mitteilung, einen direkten nuntiativen Sprechakt dar. Derjenige jedoch, in dessen Aufgabenbereich die Briefe des Sprechers gehören, muß sich fragen, ob diese Äußerung für sich allein bereits voll relevant sei. Er wird erkennen, daß sie ihre eigentliche Relevanz für ihn erst erhält, wenn er sie als indirekte Aufforderung bzw. als verkleideten Befehl, nach

241

der Post zu sehen, versteht. Diese Interpretation als indirekter Sprechakt ist jedoch nicht von einer individuellen Situation abhängig wie in (125), sondern für alle Situationen generalisierbar, in denen die Briefe des Sprechers zum Aufgabenbereich des Angesprochenen gehören. Das Prinzip der Relevanz ist jedoch, wie schon erwähnt, keineswegs in jedem Fall geeignet, einen indirekten Sprechakt eindeutig erkennen zu lassen; bereits der direkte mag relevant sein. Wie dieser funktionale Gesichtspunkt der Relevanz ist auch eine formale Besonderheit nicht generell für jeden indirekten Sprechakt charakteristisch: Ich meine das Prinzip der Konventionalisierung eigener Formen oder der Phraseologisierung, wie ich es nennen will. Den Terminus Phraseologisierung verwende ich, um den Unterschied zur Idiomatisierung markieren zu können. Eine idiomatische Äußerung hat nur eine, die idiomatische Bedeutung, die nicht der wörtlichen Bedeutung entspricht und auch nicht aus ihr abgeleitet werden kann. Durch Idiomatisierung wird die wörtliche Bedeutung und damit auch eine eventuelle indirekte Interpretation blockiert. Eine phraseologisierte Äußerung weist gewisse Besonderheiten des Ausdrucks auf, die die Gültigkeit der wörtlichen Bedeutung unangetastet lassen. Im Fall des indirekten Sprechakts legen sie jedoch zugleich über die wörtliche Bedeutung hinaus eine indirekte Interpretation nahe; oder anders ausgedrückt: Sobald eine Phraseologieierung des Ausdrucks vorliegt, "funktioniert" diese Äußerung besser als indirekter Sprechakt, tritt die indirekte Illokution in den Vordergrund, wird primär. In den oben behandelten Beispielen (121), (125) und (126) liegt keine Phraseologisierung vor. Die Beispiele (123) und (124) dagegen sind z.B. durch die Negationspartikel nicht als phraseologisierte Äußerung gekennzeichnet und "funktionieren" durch diese Phraseologisierung besser als indirekter Sprechakt. Versteht man Konventionalisierung nur in diesem Sinn der Phraseologisierung, so wäre sie für indirekte Sprechakte nicht generell anzusetzen. M.E. sind jedoch auch Äußerungen wie (121) als konventionelle Form für einen indirekten Sprechakt zu betrachten. Das Phänomen der Konventionalisierung beruht letztlich auf der Häufigkeit des Gebrauchs bestimmter sprachlicher Muster und nicht nur auf speziellen Besonderheiten des Ausdrucks. Zu diesen Besonderheiten gehört nicht nur die Negationspartikel, sondern auch der Konjunktiv in Beispiel (123). Wie läßt sich diese Phraseologisierung des Ausdrucks linguistisch fassen? Folgt daraus, daß z.B. die Negationspartikel nicht als Sprechaktindikator zu beschreiben ist? Zwar liefert die Negationspartikel einen wesentlichen Hinweis auf die indirekte Interpretation und ist daher in diesem allgemeinen Sinn Sprechaktindikator; doch ist deutlich, daß sie nicht als einzelner Ausdruck für sich be-

242 trachtet werden darf. Isoliert funktioniert dieser Ausdruck nicht als Indikator. Sein Beitrag zur kommunikativen Funktion besteht in der Phraseologisierung der Äußerung, die dadurch als Ganze besser befähigt ist, nen zum Ausdruck zu bringen.

36

zwei kotmunikative Funktio-

Es sind also zumindest zwei Typen von Sprechaktin-

dikatoren zu unterscheiden: Ausdrücke, die gewissermaßen als Träger der kommunikativen Funktion segmentierbar sind wie die performativen Verben, und Ausdrücke, die nur im Verband der gesamten Äußerung an deren kommunikativer Kraft mitwirken. Ausdrücke des ersten Typs sind Sprechaktindikatoren in direkten Sprechakten, sie bringen eine bestimmte kommunikative Funktion für sich zum Ausdruck; Ausdrücke des zweiten Typs können Sprechaktindikatoren in indirekten Sprechakten sein, wenn sie eine Äußerung so konturieren, daß sie als indirekter Sprechakt besser funktioniert als die gleiche Äußerung ohne den Indikator. Aber auch in direkten Sprechakten gibt es Ausdrücke, die nicht isolierbar sind und nur im Kontext der ganzen Äußerung am Ausdruck der kommunikativen Funktion mitwirken, wie die Partikeln. Gäbe es nur Ausdrücke des ersten Typs, so ließe sich die Pragmatisierung des Sprachsystems auf einzelne Ausdrücke beschränken. Durch Ausdrücke des zweiten Typs jedoch unterläuft die Pragmatisierung das gesamte Sprachsystem, so daß man sich auch von dieser Seite, also von einer schrittweisen Integration der Pragmatik her, der Einsicht nähert, daß Semantik und Pragmatik nicht zu trennen sind. Zwei Gesichtspunkte, ein funktionaler und ein ausdrucksbezogener, sind es also, die den Hörer erkennen lassen können, daß die Äußerung nicht als direkter Sprechakt gemeint ist:

eine gewisse kommunikative Unzulänglichkeit und die Phraseolo-

gisierung. Beide können, aber müssen nicht gleichzeitig zutreffen; eine Äußerung kann unzulänglich sein, wie z.B. (126), oder sie kann phraseologisiert sein, wie z.B. (124). Welche Fähigkeiten werden beim Hörer als Voraussetzung für diese Erkenntnis verlangt? Er muß die sprachlichen Konventionen beherrschen, die der Phraseologisierung zugrunde liegen, und er muß die nichtsprachlichen Grundprinzipien der Kommunikation beherrschen, wie das Prinzip der Relevanz, das der Erkenntnis der kommunikativen Unzulänglichkeit einer Äußerung zugrunde liegt. Da jedoch weder kommunikative Unzulänglichkeit noch Phraseologisierung für indirekte Sprechakte obligatorisch sind, bleiben in vielen Fällen allein weitere situative Merkmale, an denen das Vorliegen eines indirekten Sprechakts zu erkennen ist (z.B. in 125), oder die Konventionalität bestimmter sprachlicher Muster wie in ( 1 2 1 ) , 36

Diesen phraseologisierenden Ausdrücken, zu denen auch Modalpartikeln gehören, könnte man mit Franck (1980:133) strategische Funktion zusprechen: "sie lösen bestimmte Interpretationsoperationen aus".

243

die allein auf der Häufigkeit der Verwendung beruht. Damit wird das Prinzip des Wahrscheinlichkeitsschlusses als oberstes Prinzip eines indirekten Sprechakts gewahrt. 2.2.2.2. Konzepte der Vermittlung Hat der Hörer erkannt, daß ein indirekter Sprechakt vorliegt, muß er sich im zweiten Schritt fragen, welcher indirekte Sprechakt dies sein könnte. Gegeben ist ihm die Struktur des direkten Sprechakts, seine Äußerungsform und seine wörtliche Bedeutung sowie der Verwendungskontext. Um auf dieser Basis den indirekten Sprechakt verstehen zu können, müssen rationale Zusaimenhänge zwischen wörtlicher und indirekter Bedeutung bestehen. Die entscheidende Frage bei der Beschreibung des indirekten Sprechakts ist es zu klären, welcher Art diese Zusammenhänge sind. Searle geht bei seiner Beschreibung von der indirekten Bedeutung aus, nimmt also beim zweiten Schritt die Sprecherperspektive ein und fragt: Welche Itöglichkeiten habe ich, eine gewünschte Illokution indirekt auszudrücken? Für den Linguisten, der die Sprecherperspektive einnimmt, ist nur die indirekte Illokution gegeben, er sucht Ausdruck und Inhalt aller möglichen direkten Sprechakte, die diese Illokution indirekt vermitteln können. Aus der Hörerperspektive heraus ist Ausdruck und Inhalt eines direkten Sprechakts gegeben, gesucht wird ein weiterer, indirekt vermittelter Inhalt dieses Sprechakts. Um einen Perspektivenwechsel zu vermeiden, will ich im Unterschied zu Searle zunächst von der Hörerperspektive ausgehen und dann die Sprecherperspektive untersuchen. Aus der Hörerperspektive stellt sich das Problem wie folgt: Gegeben ist ein direkter Sprechakt und in vielen Fällen eine gewisse situative Diskrepanz; gesucht ist ein indirekter Sprechakt, der diese situative Diskrepanz beseitigt. Um die Prinzipien zu erkennen, die der Vermittlung des indirekten Sprechakts über den direkten zugrunde liegen, will ich Beispiele sanmeln und in einer Übersicht nach Typen zusammenstellen. Diese Übersicht ist sicherlich nicht vollständig, aber umfassend genug, um die relevanten Prinzipien auffinden zu können. Ich gehe dabei jeweils von einer fundamentalen kcmmunikativen Funktion aus, die ich als konrnunikative Funktion des direkten Sprechakts ansetze, und frage: Welche konmunikative Funktion kann dieser direkte Sprechakt indirekt vermitteln, und wie ist dabei der Zusarcnenhang zwischen direkter und indirekter Funktion zu beschreiben? Dabei ist für illokutive Sprechakte - der Einheitlichkeit wegen und um zusätzliche Probleme auszuschalten - generell von initiativen Äußerungen auszugehen. Zunächst einmal abstrahiere ich also von Besonderheiten des Ausdrucks wie der Phra-

244

seologisierung, da sie nicht notwendige Voraussetzung dafür sind, daß ein Sprechakt als indirekter funktioniert, und beschreibe den direkten Sprechakt nach seiner wörtlichen Bedeutung; denn der Vermittlungsmechanismus zwischen direktem und indirektem Sprechakt muß auf einem rationalen Zusammenhang von wörtlicher und indirekter Bedeutung beruhen. Besonderheiten des Ausdrucks können die Vermittlung erleichtern, aber nicht begründen; auch situative Diskrepanz ist sekundär, da sie nicht immer gegeben ist. Auf der Basis dieser Übersicht kann man dann eine zweite gewinnen, die die Sprecherperspektive widerspiegelt und die für eine indirekt auszudrückende kommunikative Funktion jeweils Realisierungsmöglichkeiten zusammenstellt. Beginnen wir also mit der fundamentalen Illokution des DEKLARATIVs. Kann ein deklarativer Sprechakt Vermittler eines indirekten Sprechakts sein? Soll eine Vermittlung möglich sein, muß eine gewisse situative Diskrepanz zumindest vorstellbar sein. Ein deklarativer Sprechakt läßt jedoch keine situative Diskrepanz zu. Soll er gelingen, setzt er volle situative Angemessenheit voraus; die Relevanzfrage darf sich für ihn nicht stellen. Dies hängt mit der Besonderheit der deklarativen Illokution zusammen, daß der pragmatische Wahrheitsanspruch des Sprechers im deklarativen Sprechakt selbst bereits erfüllt wird. Ein deklarativer Sprechakt scheidet somit als Vermittler eines indirekten aus. Auch ein DIREKTIV eignet sich anscheinend nicht als Träger eines indirekten illokutiven Sprechakts. Offensichtlich ist hier die Interrelation von Illokution und ihr korrespondierender Perlokution zu ausgeprägt, um daneben eine andere Illokution zu dulden. Denkbar wäre, daß eine Aufforderung zu einer unmöglichen Handlung die Assertion der Unmöglichkeit implizierte, wobei die Diskrepanz in der Verletzung einer Regel des propositionalen Gehalts läge: (127)

Nennen Sie mir einen guten Arzt am Ort!

Hat der Sprecher die vorgefaßte Meinung, daß es keinen guten Arzt am Ort gibt, so verwendet er diesen im Grunde rhetorischen Imperativ, um die Behauptung auszudrücken: Es gibt keinen guten Arzt am Ort. Dieser Fall des rhetorischen Imperativs, wie ich ihn nenne will, stellt jedoch - der rhetorischen Frage vergleichbar - keinen indirekten Sprechakt dar. Es liegt hier keine Aufforderung vor. Rhetorischen Imperativ und rhetorische Frage werde ich als idiomatische Sprechakte beschreiben. Vielfach werden Aufforderungen zu einer sprachlichen Handlung als direkte und auch indirekte (so Sökeland 1980:113) Fragehandlungen betrachtet: (128) Sag mir, wann ich dich telefonisch

erreichen kann.

245

Wie ich bereits in Kapitel II 2. dargelegt habe, sind Aufforderungen dieses Typs m.E. keine Fragehandlungen, weder direkt noch indirekt; sie bleiben direktive Sprechakte. Auch ein direktiver Sprechakt scheidet somit als Vermittler eines indirekten illokutiven Sprechakts aus. Bleiben als Kandidaten für die Vermittlung eines indirekten illokutiven Sprechakts die repräsentative und die explorative Illokution. Und sie sind es auch, die in vielfältiger Weise indirekte Sprechakte vermitteln. Bei REPRÄSENTATTVEn sind folgende Typen möglich: (Fig.4)

direkte Illokution REPRÄSENTATIV

indirekte Illokution >·

DIREKTIV

1. Konzept des Grundes für die gewünschte Handlung 37 (129)

Ich erwarte einen Brief.

(130) Sie dürfen hier nicht parken. (131)

Es zieht.

2. Konzept der Handlung, zu der indirekt aufgefordert wird, unter Gesichtspunkten, die die Ausführung dieser Handlung nahelegen: Notwendigkeit, Norm, Zweckmäßigkeit (132)

Die Küche muß gewischt werden.

(133)

Die Küche sollte gewischt werden.

(134)

Die Küche könnte gewischt werden.

3. Konzept des Hörers, der die Handlung ausführen soll (bei Kooperation Konzept von Hörer und Sprecher), unter den Gesichtspunkten von Notwendigkeit, Norm, Zweckmäßigkeit, Möglichkeit, Wunsch, Fähigkeit (135)

Du mußt jetzt ins Bett gehen.

(136)

Wir müssen jetzt ins Bett gehen.

(137)

Du solltest deine Eltern öfter

besuchen.

(138)

Wir sollten deine Eltern öfter

besuchen.

(139) Du könntest mich anrufen.

37

(140)

Du kannst das Fenster schließen.

(141)

Du wolltest doch nach Nürnberg fahren.

(142)

Du kannst doch schon mit Messer und Gabel essen!

Die hier unterschiedenen Konzepte sind nicht mit Hindelangs semantischen Mustern vergleichbar ( 1 9 7 8 a ) . Hindelangs semantische Muster sind Klassifikationen von Äußerungsformen, die generell als direkte Sprechakte betrachtet werden; die semantischen Muster haben bei ihm Hilfsfunktion für die direkte Zuordnung von Äußerungsform und Illokution. Den Typ des indirekten Sprechakts kennt Hindelang nicht.

246 4. Konzept des Sprechers unter den Gesichtspunkten von Wunsch oder Bedeutung der Handlung (143) Ich möchte, daß du gehst. ( 1 4 4 ) Ich warte darauf,

daß du gehst.

(145) Ich würde mich freuen, wenn Sie vorbeikämen. (146) Ich brauche mehr Taschengeld. ( 1 4 7 ) Ich hoffe,

du bleibst nicht zu lange weg.

5. Konzept eines Dritten als Autorität oder Vorbild ( 1 4 8 ) Dein Vater wäre traurig, wenn du nicht kämst. ( 1 4 9 ) Hans wird lachen, wenn er dich so sieht. Ich möchte den Kommentar zu diesem Schema und den folgenden zunächst möglichst knapp halten und nur auf spezielle Punkte kurz eingehen; Generelleres werde ich im nächsten Kapitel diskutieren ( 2 . 2 . 3 . ) . Zunächst ist der Einwand zu bedenken, die Konzepte seien nicht delimitierend, da auch die Konzepte 2-5 wie Konzept 1 einen Grund für die gewünschte Handlung ausdrückten. Generell betrachtet trifft es zu, daß alle Äußerungsformen einen Grund für die Handlung angeben; doch hilft eine solch generalisierende Betrachtungsweise bei der Strukturierung der zahlreichen Äußerungsmöglichkeiten nicht weiter. Hier kommt es nicht in erster Linie darauf an zu generalisieren, sondern zu differenzieren; und dann zeigt sich Konzept 1 durchaus als Grund besonderer Art. Hier ist allein die Relation "Grund für die gewünschte Handlung" ausgedrückt, während in den Konzepten 2-5 der Grund spezifiziert werden kann,wie in den Konzepten angegeben. Das heißt, die Konzepte sind durchaus delimitierend. In Einzelfällen könnte man überlegen, ob eine Äußerung direkter oder indirekter Sprechakt ist.

So liegt z.B. eine Feststellung der Notwendigkeit einer

Handlung (Beispiel 135) nahe bei der direkt!ven Illokution, so daß man erwägen könnte, ob hier nicht bereits die direktive Illokution direkt ausgedrückt sei. Doch ist bei diesem Beispiel m.E. der Gesichtspunkt des Konstatierens nicht zu leugnen, so daß ich Äußerungen dieses Typs als indirekt direktiv einordne. Schwieriger dagegen ist die Entscheidung bei Äußerungen mit modalem Infinitiv: ( I S O ) Die Küche ist

zu wischen.

Hier ist die Interpretation m.E. von der Betonung abhängig: Wird die Kopula betont, so erhält die Äußerung insistierenden Charakter und stellt dann einen sequenzabhängigen direkten iussiven Sprechakt dar; ( I S O 1 ) Zum letztenmal: Die Küche 'ist zu wischen. Satzakzent und Intonation spielen eine entscheidende Rolle bei der Interpre-

247

tation einer Äußerung. Wie bereits bei modifiziert performativen Wendungen muß auch bei indirekten Sprechakten das Modalverb unbetont sein (vgl. auch Panther 1981:297). Wird es betont, so liegt meist ein idiomatischer Sprechakt vor: (151) Willst du nicht die 'Küche wischen?

(indirekt)

(152) 'Willst du wohl die

(idiomatisch)

'Küche wischen?

Das Konzept des Hörers unter dem Gesichtspunkt der Fähigkeit ist nur eingeschränkt gültig, vielfach nur bei Fähigkeiten, die in der gegebenen Situation etwas Neues, Besonderes darstellen wie in Beispiel (142). Häufig allerdings ist dabei das Modalverb betont, was dann gegen eine indirekte Verwendung spricht: (153) Du kannst die Küche wischen.

(indirekt, Möglichkeit)

(154) Du 'kannst die Küche wischen.

(direkt, Fähigkeit)

Dieses Beispielpaar zeigt, daß das Konzept der Fähigkeit stark situationsabhängig und entgegen Searle (1975b:65) nicht generell verwendbar ist.38 Entgegen Searle (1975b:72), dem sich Rosengren (1980:465) anschließt, ist auch das Konzept des Hörers unter dem Gesichtspunkt des Wunsches durchaus konstatierbar, wie Beispiel (141) zeigt, sofern dieses Konzept erinnernde, anregende Funktion erfüllt, was meist eine Phraseologisierung der Äußerung voraussetzt (hier die Partikel doch). Die zahlreichen Konzepte;dieses Schemas weisen bereits darauf hin, daß repräsentative Trägersprechakte vor allem zur Übermittlung eines indirekten Direktivs verwendet werden. Allerdings ist dies nicht die einzige Verwendungsmöglichkeit. Repräsentative Trägersprechakte können auch die anderen Sprechakttypen indirekt vermitteln: Explorative, Repräsentative und Deklarative, wenn man zunächst einmal von sequenzabhängigen repräsentativen Trägersprechakten zur indirekten Übermittlung perlokutiver Funktionen absieht. Während jedoch die indirekte Vermittlung des Direktivs relativ leicht durch Konzepte präzisierbar ist, sind die anderen Schemata schwieriger zu spezifizieren. (Fig.5)

direkte Illokution REPRÄSENTATIV

indirekte Illokution >-

EXPLORATIV

l. Konzept des Sprechers und seines Wissensdefizits (155) Ich möchte wissen, was du denkst. (156) Ich weiß Edis Telefonnummer

nicht.

In Weigand (1984a:78) habe ich noch angenommen, daß das Konzept der Fähigkeit generell nicht indirekt verwendbar sei. Wie Beispiel ( 1 4 2 ) zeigt, ist diese Annahme jedoch nicht aufrechtzuerhalten.

248 ( 1 5 7 ) Ich weiß nicht, ob ich richtig verbunden bin (am Telefon). (158) Ich suche meine Brille. 2. Konzept eines Sachverhalts, der geeignet ist, den Hörer zu einer Stellungnahme zu verleiten (159) Ich sehe schon, du willst mir nicht sagen, wo du warst. (160) Sie sind ja viel jünger als ich. (161) Maja ist

nicht da.

Beim 1. Konzept stellt sich das Problem: Was zählt als direkter, was als indirekter Sprechakt? Explorative sind durch den Wissensanspruch definiert, und auf den ersten Blick könnte man meinen, diese Beispiele seien direkter Ausdruck eines Wissensanspruchs. Folgendes Beispiel zeigt jedoch, daß sie keine direkten Explorative sind: (162) Ich möchte wissen, was du denkst, aber ich frage dich nicht.

Hier wird deutlich, daß der Ausdruck eines Wunsches nach Wissen streng genonmen noch keinen Anspruch auf Wissen darstellt. Jeder explorative Sprechakt beinhaltet einen Wunsch nach Wissen, jedoch nicht als Feststellung, sondern verbunden mit dem interaktiven Element, diesen Wunsch als Fragehandlung, und d.h. als Anspruch an den Konnmunikationspartner, heranzutragen. Erst der Wissens a n s p r u c h konstituiert den explorativen Sprechakt. Wird allein der Wunsch ausgedrückt oder das Nichtwissen konstatiert, so kann erwartet werden, daß eine Schlußfolgerung auf den Anspruch gezogen wird; insofern sind Beispiele wie (155-158) indirekte Explorative. Wie generell zu indirekten Sprechakten, so kann man auch zu indirekten Fragehandlungen in der Literatur manches finden, das einer Prüfung auf Konsistenz nicht standhält. So kommt Sökeland (198O) innerhalb seiner Arbeit über die "Indirektheit von Sprechhandlungen" mitunter zu einer Beschreibung, deren theoretische Grundlage wenig überzeugt und manche Ungereimtheiten aufweist. Wenn er z.B. Fälle wie (163) Du wirst ja bald eine steile Karriere machen. (164) Ich sehe. Sie haben im Ausland studiert. als indirekte Fragehandlungen beschreibt (S. 140f.), so muß man fragen, wie die indirekte Frage lauten sollte. Beispiele dieses Typs sind zu wenig präzisiert, um einem regelhaften Mechanismus eines indirekten Sprechakts zu genügen. Will man hinter ihnen eine Fragehandlung erkennen, so ist diese nur über lose Assoziationen mit der Äußerung verbunden; ihre Zuordnung ist nicht regelhaft zu beschreiben. Ein Sachverhalt wird thematisiert, in der Hoffnung, der Konmunika-

249

tionspartner möge Näheres darüber sagen. Auf diesen Typ der Anspielung werde ich noch zurückkonmen. Im Unterschied dazu präzisieren m.E. die Beispiele (159-161) den Frageinhalt deutlicher: Hier ist in jedem Fall klar, was erfragt wird; daher gibt es hier, wie ich noch zeigen werde, auch einen Ansatz für eine regelhafte Beschreibung der Zuordnung von Äußerung und indirekter Frageillokution (s.u. 2.2.3.). Die Beispiele (163/164) könnte man jedoch auch als Konstatieren eines naheliegenden bzw. offenkundigen Sachverhalts verstehen, das auf ein Bestätigen und dann u.U. per Assoziation auf eine nähere Beschreibung des Sachverhalts zielt. (163/164) .wären in diesem Sinn eine Art "tag-question", wobei die Frageformel (nicht wahr? o.a.) nicht eigens morphologisch, wohl aber meist intonatorisch ausgedrückt ist. Auch bei anderen Autoren finden sich Beispielbeschreibungen, die ich nicht übernehmen kann. So ist für mich nicht einsichtig, inwiefern (165) Über die Ostpolitik kann man geteilter Meinung sein.

eine indirekte Frage sein sollte (so Ehrich/Saile 1972:284). Auch hier kann es sich nur um die Thematisierung eines Sachverhalts handeln, zu dan dann der Kommunikationspartner vielleicht seine Meinung äußert. Ein indirekter Sprechakt wird dadurch jedoch noch nicht konstituiert. Für indirekte Sprechakte muß ein regelhafter Zuordnungsprozeß gelten, will man sie als eigene sprachwissenschaftliche Kategorie aufstellen (s. das nächste Kapitel 2.2.3.). Repräsentative Trägersprechakte werden auch zur Vermittlung indirekter Repräsentative verwendet. M.E. ist das hier geltende Schema jedoch auf einen Typ zu beschränken: Der direkte repräsentative Sprechakt drückt die Bewertung eines Umstands aus, aus der dann Folgerungen gezogen werden können, so daß sich spezifische repräsentative Untermuster ergeben: (Fig.6)

direkte Illokution

indirekte Illokution

REPRÄSENTATIV



REPRÄSENTATIV

Konzept der Bewertung einer Handlungsbedingung (166) Das Eis ist ( 1 6 7 ) Die Zeit ist

dünn. günstig.



Ich warne dich, aufs Eis zu gehen.



Ich rate dir mitzumachen.

Aus der Prädikation kann die Gefährlichkeit bzw. Zweckmäßigkeit einer Handlung gefolgert werden, so daß mit der Prädikation indirekt eine Warnung bzw. ein Rat vollzogen wird.39 Nach Grice (1957/1971:58) wären diese Beispiele als "decisions ' t h a t ' " zu

250

Hinzu kommt ein weiterer Typ eines repräsentativen Trägersprechakts, der jedoch nur in speziellen Fällen und nur in alltäglicher Korrmunikation gilt. Es handelt sich um die Fälle, in denen Gefühlsbekundungen in der Alltagssprache als Deklarativ eingesetzt werden. So kann die Äußerung (168) als Entschuldigung gelten, die Äußerung (169) einen expliziten Deklarativ des Dankes überflüssig machen: (168) Es tut mir leid. (169) Ich bin dir so dankbar.

Hier ersetzt also das konstative Untermuster des Gefühlsausdrucks einen Deklara-

tiv: (Fig.7)

direkte Illokutlon REPRÄSENTATIV

indirekte Illokution >·

DEKLARATIV / in alltäglicher Kommunikation

Auch Searle (1975b:79f.) weist auf diesen Fall hin, beschreibt ihn jedoch nach anderen Kategorien, da für ihn Sprechakte der Entschuldigung und des Dankes expressive Sprechakte sind.1*0 Als Vermittlungsprinzip setzt er eine seiner "generalizations" an, wonach ein Sprechakt indirekt ausgedrückt werden kann, indem man seine "sincerity condition" verbalisiert. Deklarative jedoch kennen keine "sincerity condition". So gilt ein Urteilsspruch, wenn er unter Beachtung der in den Rechtsvorschriften festgelegten Form gefällt wurde, gleichgültig, ob ihn der Richter für gerecht hält oder nicht. Deklarative gelingen also, wenn der Form Genüge getan ist. Auch sind Searles Beispiele nicht immer überzeugend und manchmal offensichtlich erst durch seine "generalizations" angeregt; so kann man z.B. mit einer Äußerung wie (170) m.E. keine Gratulation aussprechen: (170) J am so glad that you won.

Werden deklarative Sprechakte in institutioneller Kommunikation verwendet, so müssen sie die Illokution explizit ausdrücken; denn im Unterschied zu den anderen fundamentalen Sprechakttypen kann die deklarative Illokution nicht problematisiert, nicht hinterfragt werden, da bei ihr Illokution und Perlokution zusammenfallen. In institutioneller Kommunikation sind Deklarative nur als direkte Sprechakte möglich; denn hier muß die Form eindeutig sein, sollen doch im Konfliktfall aus ihr Sanktionen abgeleitet werden. Dieses Erfordernis einer explibeschreiben, die "decisions ' t o ' " implizieren. Auch Rosengren ( 1 9 7 9 a : 2 O 4 f . ) geht auf diesen Fall ein, beschreibt ihn jedoch als Beispiel einer zum Ausdruck gebrachten evaluativen Einstellung, die "die Funktion der entsprechenden Sprechhandlungen übernehmen" kann. Die entsprechende Sprechhandlung nennt Rosengren deklarativ, versteht darunter aber Searles expressive Sprechakte. Der Ausdruck einer Einstellung ist nach Rosengren jedoch von einer Sprechhandlung zu unterscheiden (S. 2 O 2 f f . ) .

251 ziten direkten Ausdrucksweise bedingt eine gewisse Emphase auf der Form. Mit Emphase auf der Form geht vielfach eine Inhaltsentleerung einher (vgl. Katz 1977: 190), zwei Erscheinungen, die für institutionelle Konmunikation typisch und keineswegs störend sind, konmt es hier doch vor allem darauf an, daß die Form erfüllt ist.

In alltäglicher Komnunikation dagegen ist man bemüht, Emphase auf der

Form zu vermeiden, und verwendet daher z.B. statt des formellen Entschuldigung vielleicht lieber eine Äußerung wie (168)." 1 Solange diese Äußerung aufrichtig gemeint ist,

wird mit ihr ein konstativer Sprechakt vollzogen,der in alltäglicher

Kcnmunikation einen deklarativen nicht nur ersetzen, sondern auch funktional modifizieren kann. Direkte Deklarative, die sich auf den Bereich der Verhaltensregeln beziehen, sind nahezu leere Formeln. Will man nun nicht nur eine bestimmte Form des Verhaltens schaffen, so hat man mit dem Typ der Gefühlsbekundung (z.B. 168) die Möglichkeit, sowohl die Form zu wahren wie zugleich zu verstehen zu geben, daß man es ehrlich meint. Sobald Äußerungen dieser Art jedoch routinemäßige Floskeln werden, sind sie als idiomatische deklarative Sprechakte zu betrachten. Auch ein EXPD3PATIV kann Träger eines indirekten Sprechakts sein, jedoch in der Regel nur für einen Direktiv. Die Konzepte weisen weitgehend Parallelität mit der in Figur 4 dargestellten Vermittlung eines Direktive über einen Repräsentativ

auf: (Fig.8)

direkte Illokution EXPLORATIV

indirekte Illokution ,.

DIREKTIV

l. Konzept des Grundes für die gewünschte Handlung (171) Ist der Aasen nicht ziemlich lang? Auf diesen Unterschied zwischen alltäglicher und institutioneller Kommunikation beziehen sich auch Lang/Steinitz (1978:74) bei ihrem Versuch, ihre Unterscheidung zwischen Ausdrücken, die propositionale Einstellungen beschreiben, und solchen, die propositionale Einstellungen bezeugen, aufrechtzuerhalten. Ich kann hier auf den Ansatz von Lang/Steinitz nicht näher eingehen; er ist durch die Annahme eines Gegensatzes zwischen performativen und konstativen Sätzen charakterisiert. Nach Lang/Steinitz würden in Äußerungen wie (168) und (169) propositionale Einstellungen beschrieben, die in alltäglicher Kommunikation als Bezeugungen gelten können. Soweit kann ich Lang/Steinitz folgen und die Unterschiede auf terminologische zurückführen (abgesehen von der grundsätzlichen Unterscheidung zwischen konstativen und performativen Sätzen). Allerdings bringen Lang/Steinitz Beispiele, die sich nicht auf Gefühlsbekundungen, sondern auf kognitive Einstellungen beziehen. Hier bin ich jedoch nicht der Ansicht, daß etwa ich bin sicher in der Umgangssprache indirekt einen Sprechakt der Versicherung realisieren kann; zumindest hätte dieser Sprechakt dann mit dem institutionellen ich versichere kaum etwas gemein. Ich bin sicher, daß Hans kommt, ist als konstativer Sprechakt zu beschreiben, der eine kognitive Einstellung zum Ausdruck bringt, während ich versichere, daß... einen deklarativen Sprechakt realisiert, der Verbindlichkeit schafft.

252 2. Konzept der Handlung, zu der indirekt aufgefordert wird, unter Gesichtspunkten, die die Ausführung dieser Handlung nahelegen: Notwendigkeit, Norm, Zweckmäßigkeit (172) Muß die Küche nicht gewischt werden? (173) Sollte die Küche nicht gewischt werden? (174) Könnte die Küche nicht gewischt werden? 3. Konzept des Hörers, der die Handlung ausführen soll (bei Kooperation Konzept von Hörer und Sprecher), - entweder absolut oder umschrieben (175) Bringst du mir etwas aus der Stadt mit? (176) Würdest du mir etwas aus der Stadt mitbringen? (177) Du kommst heute doch früher nach Hause, nicht? - oder unter den Gesichtspunkten von Notwendigkeit, Norm, Zweckmäßigkeit, Möglichkeit, Wunsch, Fähigkeit (178) Mußt du nicht gehen? (179) Mußt du soviel Krach machen? (180) Müßtest du nicht jetzt ins Bett gehen? (181) Solltest du nicht deine Eltern öfter

besuchen?

(182) Sollten wir nicht leiser sein? (183) Könnten wir nicht Jalousien kaufen? (184) Kannst du schnell vorbeikommen? (185) Willst du nicht nach Nürnberg fahren? (186) Willst du

mitfahren?

(187) Kannst du nicht schon mit Messer und Gabel essen? auch lexikalisch, und zwar modifiziert performativ, ausgedrückt: (188) Ich wollte fragen, ob die Bücher bis morgen liegenbleiben könnten. - oder als Frage nach entgegenstehenden Gründen (189) Warum kommst du nicht? (190) Warum hältst du hier? / Warum fährst du nicht weiter? (191) Warum läßt du dich so gehen? / Warum nimmst du dich nicht zusammen? - oder als Frage nach dem Zeitpunkt der Ausführung (192) Wann machst du bloß/endlich deine Schularbeiten? Wie

bei dem entsprechenden Typ in Figur 4 ist

auch hier das Konzept des Hö-

rers unter dem Gesichtspunkt der Fähigkeit nur in speziellen Kontexten gültig. Manche Fragen enthalten eine Vorwurfskomponente, wie (179) oder warim-Fragen wie (191). Falls keine triftigen Gründe vorliegen, kann sogleich mit dem Schluß auf den indirekt ausgedrückten Direktiv eine normative Bewertung "so sollte es nicht sein" impliziert sein.

253

Nur vereinzelt kann ein explorativer Sprechakt indirekt auch einen repräsentativen vermitteln: (Fig.9)

direkte Illokution EXPLORATIV

indirekte Illokution ·



REPRÄSENTATIV

(193) Haben Sie nicht vor einer Woche das Gegenteil behauptet?

Nur wenn hinter der Äußerung Ungewißheit des Sprechers steht, handelt es sich um eine direkt ausgedrückte Fragehandlung, die indirekt einen Vorwurf vermitteln kann. Vielfach werden jedoch Äußerungen dieses Typs auch eingesetzt, wenn und gerade weil der Sprecher die Antwort schon weiß. Dann handelt es sich m.E. um Sprechakte, die gegen die Bedingung der Aufrichtigkeit verstoßen und daher im strengen Sinn nicht mehr kcnmunikativ sind. Fragehandlungen können Vorwurfskomponenten enthalten, wie (194) Wie konntest du nur unseren Hochzeitstag vergessen?

M.E. sind Äußerungen dieses Typs nicht nur als Vorwürfe zu beschreiben; auch stellen sie keine indirekten Vorwürfe dar. Diese Äußerungen bleiben Fragehandlungen, die mit einer Vorwurfskomponente kombiniert sind; das heißt, hier liegt ein Fall von "force multiplicity" vor (vgl. Grewendorf 1972;166f.). Nach Sökeland (198O:125ff.) kann man mit Fragesätzen auch indirekte Fragehandlungen ausdrücken. Dabei geht Sökeland allerdings von einer anderen Auffassung des indirekten Sprechakts aus: Für ihn realisieren indirekte Sprechakte nur eine Illokution, die indirekte (S. 44). Danach würde (195) Heißt du, wie man 'parallel'

schreibt?

nur die Frage Wie schreibt man 'parallel'? indirekt ausdrücken. Hier muß man jedoch fragen, was bei dieser Beschreibung indirekt heißen soll. Auch m.E. wird mit (195) in der Regel nur die Frage Wie schreibt man 'parallel'? ausgedrückt, aber nicht indirekt, sondern idiomatisch. Weißt du ...? ist dabei eine idiomatische Einleitungsformel nahezu ohne eigene Bedeutung.'*2 Auch andere Beispiele Sökelands, die mittels Fragesatz eine indirekte Fragehandlung vollziehen sollen, kann ich nicht dem indirekten Typ zuordnen: (196) Werden Sie aus dieser Mahlniederlage Konsequenzen ziehen?

Hier wird ein direkter Explorativ vollzogen, bei dem zu erwarten ist, daß der 442

Denkbar ist natürlich auch eine Situation, in der es nicht um die Frage, wie man parallel schreibt, sondern tatsächlich um das Wissen des Kommunikationspartners geht. (195) wäre dann ein direkter Sprechakt, bei dem in der Regel wohl du betont wäre.

254 Kommunikationspartner über ein bloßes ja/nein hinaus bei einem positiven Bescheid eine nähere Spezifizierung (Welche Konsequenzen?), bei einem negativen Bescheid eine Begründung gibt. Ebenso ist (197) Nimmst du Rum für den Teig? (wobei der Sprecher sieht, daß der Kommunikationspartner Rum in den Teig gibt) als direkter Sprechakt zu beschreiben. Hier wird entweder elliptisch oder durch die Intonation ausgedrückt eine Begründung erfragt: ( 1 9 7 ' ) Nimmst du Rum für den Teig? Ich bin erstaunt. Warum? Die Begründungsfrage ist

jedenfalls nicht über den Mechanismus der indirekten

Zuordnung herzuleiten; dieser Mechanismus müßte die Begründungsfrage als Schlußfolgerung implizieren, wofür hier kein Anlaß besteht. Nur über eine lose Assoziation wäre (197) mit einer Begründungsfrage zu verbinden. Damit haben sich ausgehend von der Hörerperspektive für die Vermittlung eines indirekten Sprechakts folgende Typen ergeben: (Fig.lO) direkte Illokution REPRÄSENTATIV

EXPLORATIV

indirekte Illokution >· DIREKTIV

(Fig. 4)

>· EXPLORATIV

(Fig. 5)

>· REPRÄSENTATIV (Rat/Warnung)

(Fig. 6)

—»· DEKLARATIV (in alltäglicher Kommunikation)

(Fig.7)

>· DIREKTIV

(Fig.8)

>· REPRÄSENTATIV (Vorwurf)

(Fig. 9)

Als Trägersprechakte fungieren Repräsentative und Explorative. Explorative vermitteln im wesentlichen indirekte Direktive, Repräsentative dagegen können im Prinzip jeden Sprechakttyp indirekt vermitteln, wenngleich auch bei ihnen die Vermittlung eines indirekten Direktive den Schwerpunkt bildet. Der Verstehensprozeß des Hörers muß die Zuordnung auf eine dieser Möglichkeiten zurückführen. Für den Sprecher stellt sich der zweite Schritt der Realisierung eines indirekten Sprechakts als Frage nach einem geeigneten Trägersprechakt für die Illokution, die er im ersten Schritt als indirekt zu vermittelnde ausgewählt hat. Unter seiner Perspektive ist Figur 10 in Figur 11 überführbar:

255 (Fig. 11)

indirekte Illokution DIREKTIV

direkte Illokution

wird realisiert über , ->-

EXPLORATIV

->·

REPRÄSENTATIV (Rat/Warnung) (Vorwurf) DEKLARATIV (in alltäglicher Kommunikation)

>

EXPLORATIV REPRÄSENTATIV REPRÄSENTATIV

-i-

EXPLORATIV

->·

REPRÄSENTATIV

Indirekt ausgedrückt werden vor allem dlrektive und explorative Sprechakte. In Einzelfällen sind auch die deklarative und repräsentative Illokution indirekt realisierbar. Dabei machen Direktive, wie die vielfältigen Möglichkeiten der Zuordnung gezeigt haben, die eigentliche Dcmäne des indirekten Sprechakts aus. Die Zuordnung, die ich hier zum großen Teil zwischen den fundamentalen Sprechakttypen untersucht habe, wäre für abgeleitete Sprechakttypen bzw. Untermuster zu differenzieren. Ein Beispiel für einen monitiven Sprechakt habe ich in Weigand (1984a) gegeben; allerdings zeigt dieses Beispiel, daß für Msnitive die gleichen Konzepte gelten wie für Direktive generell. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da von den anderen direktiven Illokutionstypen der lussiv in der Regel nicht indirekt ausgedrückt wird (vgl. III 5.) und zwischen Monitiv und Petitiv in der Realisierung vielfach nur schwer Unterschiede auszumachen sind. Unterschiede in der Äußerungsform zeigen sich vor allem zwischen Monitiven und lussiven bei direkten und idiomatischen Sprechakten. Ich habe bisher die indirekte Vermittlung eines initiativen illokutiven Sprechakts über einen anderen illokutiven Sprechakt beschrieben. Zu fragen ist nun, ob und wie sequenzabhängige perlokutive Sprechakte indirekt ausgedrückt werden können. Keineswegs werden alle perlokutiven Sprechakte als direkte Sprechakte realisiert; denn nicht immer wird eine Zusage über eine Handlungsankündigung oder eine Zustimmung über eine Bestätigung des Wahrheitsanspruchs ausgedrückt. Vielfach bringt der reaktive Sprechakt andere Konzepte zum Ausdruck, aus denen ein positiver oder negativer Bescheid geschlossen werden kann und in Verbindung mit dem vorausgehenden illokutiven Sprechakt die spezifische perlokutive Funktion zu folgern ist: (198) Geh mit zum Faschingsball!

- Das ist

eine fabelhafte

Idee.

Hier läßt sich aus dem sequenzabhängigen repräsentativen Sprechakt ein positiver Bescheid entnehmen und aus der Kombination mit dem vorausgehenden direktiven

256

Sprechakt folgt, daß die reaktive Äußerung als ZUSAGE gedacht ist. Diese perlokutive Funktion ist also erst über eine Schlußfolgerung aus der Bewertung als "fabelhafte Idee" zu entnehmen (vgl. auch Zillig 1982:301). Die reaktive Äußerung in (198) stellt damit einen indirekten Sprechakt der Zusage dar. Die bei indirekten illokutiven Sprechakten erwähnten Tests lassen sich hier z.T. anwenden. Searles Test der zweifachen Referenz ist in gleicher Weise anwendbar wie bei illokutiven Sprechakten; dagegen ist der Test der zweifachen Reaktion nicht möglich, denn perlokutive Sprechakte sind bereits reaktive Sprechakte; die hier wirksamen Schlußfolgerungen beziehen sich zurück auf den initiativen Sprechakt. Im Unterschied zu indirekten illokutiven Sprechakten werden nicht zwei Illokutionen, sondern eine Illokution und eine Perlokution gleichzeitig realisiert. Als Trägersprechakt wird in der Regel ein repräsentativer Sprechakt verwendet, der die sequenzabhängige Illokution direkt und die Perlokution indirekt ausdrückt. Während bei direkten perlokutiven Sprechakten die sequenzabhängige Illokution durch die Dominanz der Perlokution nicht zum Tragen kommt, hat bei indirekten perlokutiven Sprechakten die sequenzabhängige Illokution Eigengewicht. In Verbindung mit dem vorausgehenden Sprechakt ist sie Basis für die Schlußfolgerung auf eine perlokutive Funktion. Dabei lassen sich für jeden indirekt ausgedrückten perlokutiven Funktionstyp bestimmte Konzepte unterscheiden, so daß die Zuordnung in indirekten perlokutiven Sprechakten im wesentlichen nach den gleichen Prinzipien wie in indirekten illokutiven Sprechakten erfolgt. Als Basis für eine indirekte ZUSAGE dienen repräsentative Sprechakte, die folgende Konzepte zum Ausdruck bringen: (Fig.12) direkte sequenzabhängige Illokution REPRÄSENTATIV

indirekte Perlokution *- ZUSAGE

1. Bewertung der Handlung (positiv und negativ) (199)

Geh mit zum Faschingsball! - Das ist eine fabelhafte Idee. - Ach, das finde ich langweilig.

(200) Mäh den Rasen! - Wird mir eine Freude sein. 2. Konzept des Grundes (negativ) (201) Fahr doch mit!

- Ich muß mich auf mein Examen vorbereiten.

(202) Fahr doch mit!

- Mir wird vom Omnibusfahren schlecht.*3

Man könnte auch an die Angabe einer Folge denken, die dann eine Zusage in positiver Form implizierte: - Fahr doch mit.' - Mir wird vom Omnibusfahren schlecht werden. Doch scheint mir eine Reaktionsäußerung nach diesem Typ keine selbständige Zusage darzustellen; hier müßte wohl die Zusage noch eigens ausgedrückt werden: Mir wird vom Omnibusfahren schlecht werden; aber ich fahre mit.

257

Die einzelnen Konzepte sind z.T. einem positiven bzw. negativen Bescheid zuzuordnen. Beispiel (201) entspricht Searles Beispiel (1975b:61) I have to study for an exam, das Searle zu Unrecht als rein illokutiven Sprechakt behandelt. Bei diesen Beispielen beruht die indirekte Vermittlung der ZUSAGE auf einer Schlußfolgerung, die letztlich nur mit gewisser Wahrscheinlichkeit einen positiven oder negativen Bescheid darstellt (z.B. 'Wenn du lernen mußt, dann wirst du wahrscheinlich nicht mitfahren.'). Nun gibt es aber auch Fälle, bei denen die Zusage zwar nicht direkt ausgedrückt wird, also auch eine Art Schlußfolgerung im Spiel ist, die aber dennoch keinen Raum für einen Wahrscheinlichkeitsschluß geben. Hier wird die Abgrenzung zu direkten Sprechakten schwierig: (Fig.12/Fortsetzung) 2. Konzept des Grundes (negativ) (203) Fahr doch mit!

- Ich habe keine Zeit. - Ich bin am Samstag nicht da.

3. Vorbereitende Handlungen (positiv) (204) Geh mit schwimmen! - Ich muß nur noch meine Sachen packen. 4. Kompetenz des Sprechers (negativ) (205) Mäh den Rasen! - Du hast mir nichts zu befehlen.

Aufgrund der Tatsache, daß man hier zwischen sequenzabhängigem repräsentativem Sprechakt und Zusage eine Schlußfolgerung ansetzen kann, wären auch diese Äußerungen als indirekte Sprechakte zu beschreiben. Allerdings müßte man hier die generelle Bestimmung des indirekten Sprechakts, daß die indirekte kcmnunikative Funktion nur mit gewisser Wahrscheinlichkeit realisiert wird, abschwächen. Die negative Form der ZUSAGE kann auch über einen sequenzabhängigen direktiven Sprechakt realisiert werden: (Fig.13) direkte sequenzabhängige Illokution DIREKTIV

indirekte Perlokution 1-

ZUSAGE (negativ)

Konzept der Gegenhandlung (206) Schau mal die Arbeit nach Druckfehlern

durch! - Do it yourself! - Laß mir meine Ruhe!

(207) Jetzt kannst du zeigen, was du kannstl - Zeig doch du erst einmal, was du kannst.

Der gleichen Schwierigkeit begegnet man bei Sprechakten des AKZEPTIEREUs. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, über einen sequenzabhängigen repräsentativen Sprechakt indirekt einen perlokutiven Sprechakt des Akzeptierens auszudrücken. Indirekt heißt auch hier: qua Schlußfolgerung, läßt jedoch kaum Raum für

258

einen Wahrscheinlichkeitsschluß. (Fig.14) direkte sequenzabhängige Illokution REPRÄSENTATIV

indirekte Perlokution >·

AKZEPTIEREN

1. Bewertung der Handlung (positiv und negativ) (208) Wir könnten auf den Faschingsball gehen.

- Das ist eine fabelhafte Idee, - Das ist mir zu langweilig. (- Quatsch/Blödsinn s.o. III 2 . 1 . 1 . )

2. Kompetenz des Sprechers (209) Das kann nur am Motor liegen. - Du kennst dich aber gut aus. - Du hast aber überhaupt keine Ahnung. 3. Paraphrasierung (210) Die Italiener waren besser. - Sie gaben den Ton an. 4. Modifizierung (211) Du kennst dich aber gut-aus. - Auch nur ein wenig. "*"· 5. Gegenbehauptung (negativ) ( 2 1 2 ) Franz wird im Kino sein. - Franz ist bei seinen Eltern.

Auch diese Möglichkeiten stehen im Grunde zwischen direkter und indirekter Realisierung. Ich möchte auch hier dafür plädieren, sie zu den indirekten Sprechakten zu rechnen und das Phänomen des Wahrscheinlichkeitsschlusses hier einzuschränken. Für das Akzeptieren eines Wahrheitsanspruchs ist die Kenntnis der tatsächlichen Zusartmenhänge völlig unerheblich; dies wird an Beispiel (209) deutlich. Kommunikativ zählt allein die pragmatische, subjektive, nicht die semantische, objektive Wahrheit. Schließlich ist zu fragen, ob ANTW3KTsprechakte indirekt ausgedrückt-werden können. Hier muß man zwischen der perlokutiven Funktion des Antwortens und dem propositionalen Gehalt der Antwort unterscheiden. Die erfragte Information, die die Antwort in ihrem propositionalen Gehalt liefern soll, kann durchaus "indirekt" ausgedrückt sein (vgl. Poggi/Castelfranchi/Parisi 1981:582ff.): (213) Wann werde ich gesund sein? - In einer Woche kannst du wieder stehen.

auf-

Die perlokutive Funktion des Antwortens selbst, definiert als Eingehen auf einen explorativen Sprechakt, ist jedoch in positiver Form m.E. immer direkt durch die "*"*

Zu bewertenden Sprechakten dieser Art und zu den Reaktionen darauf im Kontext von Komplimenten vgl. Pomerantz (1978).

259

reaktive Äußerung selbst ausgedrückt. Nur für die Verweigerung der Antwort bedarf es eines eigenen morphologisch-syntaktischen Ausdrucks: (214) Was hat sie denn gesagt? - Jen möchte darauf nicht eingehen. Diese Verweigerung der Antwort, die hier direkt ausgedrückt ist, kann dann auch indirekt realisiert werden: (215) Was hat sie denn gesagt? - Du bist zu neugierig. - Frag sie doch selbst! - Mußt du alles wissen?

Wie dieses Beispiel zeigt, werden bei der indirekten Verweigerung der Antwort nicht nur sequenzabhängige repräsentative Sprechakte verwendet: (Fig.15)

direkte sequenzabhängige Illokution REPRÄSENTATIV

]

DIREKTIV

l



indirekte Perlokution

ANTWORT als

Verweigerung

EXPLORATIV

Die reaktiven Äußerungen in (215) stellen keine Antworten, sondern Erwiderungen, Ausweichmanöver dar, die indirekt die ANTWORT, als Verweigerung, realisieren. Damit haben sich auch bei perlokutiven Sprechakten Möglichkeiten des indirekten Sprechens ergeben, die entscheidend auf der sequenzabhängigen, in der Regel repräsentativen Illokution'beruhen. Mit dieser sequenzabhängigen Illokution wird offenbar ein Prinzip der Textkohärenz erfaßt, das nicht nur für Zweiersequenzen und nicht nur für indirekte Sprechakte gilt: (216) Beim Anfahren ist ein Geräusch zu hören. Woran mag das liegen? EXPLORATIV (217)

ANTWORTEN (REPRÄSENTATIV) direkt

Das kann nur am Motor liegen. REPRÄSENTATIV

(218)







- Du kennst dich aber gut aus.

AKZEPTIEREN (REPRÄSENTATIV) indirekt

Du kennst dich aber gut aus. REPRÄSENTATIV

- Das kann nur am Motor liegen,

- Auch nur ein wenig.

AKZEPTIEREN (REPRÄSENTATIV) indirekt

Indem reaktive Sprechakte, vor allem die indirekten, zugleich sequenzabhängige Illokution und Perlokution erfüllen, können sie zugleich Reaktion wie sequenzabhängiger Beginn einer neuen Minimalsequenz sein. Wie bei der Beschreibung indirekter illokutiver Sprechakte müßte man auch bei indirekten perlokutiven Sprechakten nach abgeleiteten Funktionen bzw. Untermustern differenzieren. Speziellen illokutiven Mustern entsprechen vielfach spezielle perlokutive Sprechakte, so z.B. bei der Vorwurf/Rechtfertigungs-Inter-

260

aktion. Hier bietet sich ein weites Feld der Beschreibung und Präzisierung von Interaktion (vgl. z.B. Fritz/Hundsnurscher 1975). Wie wir gesehen haben, spielen beim indirekten Zusagen und Akzeptieren sequenzabhängige Repräsentative eine besondere Rolle. Sie spezifizieren die Äußerung als positiven oder negativen Bescheid; aus der Sequenzabhängigkeit folgt dann die jeweilige perlokutive Funktion. Allerdings muß man vielfach eine entscheidende Einschränkung machen: Nicht inner handelt es sich um einen Wahrscheinlichkeitsschluß. Daher ist es in vielen Fällen schwierig, die Grenze zu den direkten Sprechakten zu ziehen. Doch ließen sich aufgrund von Beispielen des Typs (199) oder (201) keineswegs alle Fälle zu den direkten Sprechakten rechnen. Wir haben es hier m.E. wieder mit einem Problem zu tun, das wohl am besten z.T. konmunikativer Vagheit zuzuschreiben ist. Eine klare Grenze ist mitunter nicht zu ziehen. 2.2.3. Erklärung der Vermittlung Anhand der Beschreibung der Typen der Vermittlung für illokutive Sprechakte, zusammengefaßt in Figur 10 und 11, ist nach einer Erklärung dieser Zusammenhänge zu suchen. Zwei Fragen sind zu stellen: Warum sind es gerade Direktive und Explorative, die indirekt ausdrückbar sind? Und warum eignen sich gerade Repräsentative und Explorative als TrägerSprechakte? Für perlokutive Sprechakte könnte man die Frage anschließen, warum vor allem negative Bescheide indirekt realisiert werden. Die erste Frage ist relativ einfach zu beantworten. Die Erklärung liegt in der besonderen Qualität der indirekten Ausdrucksweise und ihrer Affinität zu eben diesen kommunikativen Punktionen. Etwas indirekt ausdrücken bedeutet, etwas vorsichtig ausdrücken, so daß man sich selbst und auch dem Hörer einen größeren Spielraum der Verständigung läßt als bei direkter Ausdrucksweise. Dieser größere Spielraum ist angezeigt bei Sprechakten, die den Hörer unmittelbar tangieren, die in seine persönliche Sphäre, in seinen Handlungsspielraum eindringen, wie dies bei Explorative! und Direktiven der Fall ist bzw. umgekehrt bei perlokutiven Sprechakten, die einen negativen Bescheid geben. Explorative und Direktive zielen auf einen perlokutiven Sprechakt, der dem Hörer eine gewisse über den initiativen Sprechakt hinausgehende Leistung abverlangt. Im Unterschied dazu lassen sich Repräsentative durch bloßes Akzeptieren kommunikativ erledigen. Auch in partnerschaftlicher Kommunikation kann bei direkten direktiven und explorativen Sprechakten leicht der Eindruck eines gewissen Herrschaftsverhältnisses entstehen, der den Hörer von vornherein in Abwehrstellung bringen mag. Auch sind ihm bei seiner Reaktion gewissermaßen die Hände gebunden, da ein negativer Bescheid

261

vielfach eine Zurückweisung des Sprechers bedeuten würde. Die indirekte Ausdrucksweise schafft hier Distanz zwischen Sprecher und Hörer, vermeidet den Eindruck des Bevormundens und gibt dem Konraunikationspartner die Möglichkeit, einen negativen Bescheid so vorzubringen, daß er für den Sprecher keine Zurückweisung bedeutet. Diese Distanz ist eine Eigenschaft der Höflichkeit, und Höflichkeit, sofern sie nicht nur Floskel bleibt, ist eine Form der Kommunikation, die bestrebt ist, den anderen nicht zu verletzen.'t5 Indirekte Sprechakte sind in besonderer Weise geeignet, die Höflichkeit zu wahren, und unterscheiden sich darin funktional von direkten Sprechakten. Höflichkeit ist jedoch nicht nur ein Erfordernis humaner Kommunikation. Sie muß auch und gerade von dem beachtet werden, der erfolgreich kommunizieren will, der seine Absichten kommunikativ erreichen will. Denn eine direkte Aufforderung oder Frage zu äußern, wäre in vielen Fällen höchst ungeschickt und wenig erfolgversprechend. Höflichkeit und Diplomatie können daher leicht in Manipulation umschlagen. Jedenfalls ist eine aufwandsparende Äußerung nicht von vornherein generell ökonomisch; denn sprachliche Ökonomie stellt ein komplexes Balancespiel zwischen Aufwand und differenziertem Funktionsbegriff dar. So wie es begründet ist, daß gerade Direktive und Explorative und auch negative reaktive Sprechakte indirekt ausdrückbar sind, so ist es auch begründet, daß gerade Repräsentative und Explorative als Trägersprechakte fungieren können. Eine entscheidende Rolle spielt hier die mit der Illokution korrespondierende perlokutive Funktion. Bei Deklarativen fällt die perlokutive Funktion mit der Illokution zusammen, die perlokutive Funktion kann hier nicht Vermittler sein. Bei Direktiven hat auf die perlokutive Funktion der Handlungszusage eine Hand*· lung zu erfolgen; auch hier kann die perlokutive Funktion nicht Vermittler einer weiteren Illokution sein. Repräsentative jedoch zielen auf die perlokutive Funktion des Akzeptierens und diese kann Grundlage für weitere Schlußfolgerungen sein. Sie steht einer indirekten Interpretation nicht im Wege, sondern fördert sie. Auch bei Explorativen wird der mit ihnen korrespondierende perlokutive Sprechakt der Antwort als Vermittler für weitere Schlußfolgerungen eingesetzt. Dabei muß die perlokutive Funktion in einer bestimmten Ausprägung vorliegen meist ist es der positive Bescheid -, danit der Schluß auf die indirekte Illokution möglich wird. So ist z.B. die Äußerung Können Sie mir Geld wechseln? nur dann eine indirekte Aufforderung, wenn die Antwort auf die direkt ausgedrückte Frage positiv ausfällt. Vgl. zur Höflichkeit Weinrich (1986); zur besonderen Form der Höflichkeit im indirekten Sprechen Werlen (1983).

262 In initiativen Äußerungen beruht der Vermittlungsmechanismus der indirekten Zuordnung sonit darauf, daß eine interaktive Dreiersequenz kurzgeschlossen ist: Der perlokutive Sprechakt wird vorausgesetzt, und zwar meist in positiver Aasprägung, und der aus ihm folgende zweite illokutive Sprechakt als indirekter dem ersten illokutiven Sprechakt unterlegt: (Fig. 16)

ill.SA-i direkt ausgedrückt

*· (perl.SA-i

>· ill.SA 2

>· ) perl.SA 2

indirekt ausgedrückt

ill.: i l l o k u t i v ( e r ) , perl.: perlokutiv(er), SA: Sprechakt (219) Können Sie mir Geld wechseln, und zwar ...? - (Ja, das kann ich. Also dann bitte wechseln Sie mir! -) Hier bitte. In sequenzabhängigen perlokutiven Äußerungen kann die Vermittlung nicht auf diese Weise erklärt werden, da perlokutive Äußerungen sich zurückbeziehen, die Sequenz abschließen und nicht in Gang bringen. Daher ist es hier auch mitunter besonders schwierig zu entscheiden, ob ein indirekter Sprechakt vorliegt. Bisher habe ich nur Beispiele eines indirekten Sprechakts gebracht, bei dem als Trägersprechakt ein granmatisch realisierter direkter Sprechakt dient. In einigen Fällen können auch explizit performative Wendungen Trägersprechakte sein, nämlich dann, wenn das performative Verb ein Handlungsmuster ausdrückt, das die indirekte Interpretation gewissermaßen inhärent enthält, wie vorschlagen, Taten und warnen. Auch in diesen Fällen kann die indirekte Interpretation als Sequenz erklärt werden: ( 2 2 0 ) Ich schlage vor, wir gehen ins Kino. - (Den Vorschlag nehme ich an. Also dann gehen wir! -) Ja, gehen wir! ( 2 2 1 ) Ich rate dir, zum Arzt zu gehen. - (Das wird wohl das beste sein. Also dann geh! -) Gut, ich gehe. Dieser Vermittlungsmechanismus gilt jedoch nicht für Beispiele des Typs, den z.B. Franck (1980:91) und Rosengren1980:467) als indirekt charakterisieren. Wenn ( 2 2 2 ) Ich verspreche dir, wenn du das nochmal machst, dann kannst du was erleben. eine Drohung realisiert, so gehört dies zur "direkten" Bedeutung von versprechen. Im Unterschied zu diesem Beispiel könnte man jedoch die Verwendung von fragen als indirekten Sprechakt der Bitte ansehen, wenn sich die Frage auf eine Handlung des Konmunikationspartners bezieht (vgl. Weydt 1983:270, von dem auch das Beispiel stammt): ( 2 2 3 ) Ich wollte nur mal fragen, ob Sie mir nicht vielleicht ein bißchen Salz leihen könnten.

263

Hier ist der Zusamnenhang zwischen Explorativ und Petitiv nach dem für indirekte illokutive Sprechakte konstitutiven Prinzip einer kurzgeschlossenen Dreiersequenz zu erklären. Die Äußerung (223) ist Fragehandlung und Bitte zugleich. Wie bereits bei der Definition des indirekten Sprechakts dargelegt, versucht man mit Hilfe von Tests das Vorliegen eines indirekten Sprechakts nachzuweisen. Searle verwendet den Sprechaktbericht als Test; damit vergleichbar ist die Möglichkeit, auf zweifache Art und Weise auf einen indirekten Sprechakt zu reagieren. Beide Tests sagen jedoch nichts über den Vermittlungsmechanismus aus. Das Prinzip der Vermittlung, das Figur 16 zugrunde liegt, kann jedoch auch als Test für das Vorliegen eines indirekten Sprechakts eingesetzt werden. Damit werden im Unterschied zu den beiden anderen Tests genau die Fälle erfaßt, die diesem Vermittlungsprinzip genügen, die also indirekte Sprechakte sind, während die beiden anderen Tests auch Fälle einschließen, die, wie ich noch zeigen werde, nicht als indirekte Sprechakte zu betrachten sind. Entgegen Wunderlich (1976a:47f.) stellen indirekte Sprechakte also, gemäß Figur 16, einfache, klar strukturierte Schlußfolgerungsprozesse dar und sind nicht als komplexe Schlußfolgerungsketten zu beschreiben (vgl. auch Rosengren 1979a:209f.). **6 Eine Äußerung ist genau dann ein indirekter Sprechakt, wenn die in Figur 16 dargestellte Sequenz entfaltet werden kann, d.h., wenn der mit der wörtlich ausgedrückten Illokution korrespondierende perlokutive Sprechakt kurzgeschlossen und der aus ihm folgende illokutive Sprechakt als indirekter der Äußerung unterlegt werden kann. Dann besteht die Möglichkeit, daß auf die Äußerung auf zweifache Weise, mit zwei verschiedenen perlokutiven Funktionen reagiert wird. Kann der perlokutive Sprechakt, der auf die wörtlich ausgedrückte Illokution reagiert, nicht kurzgeschlossen werden, ist eine indirekte Interpretation ausgeschlossen. Kann die obige Sequenz entfaltet und kurzgeschlossen werden, besteht zumindest die Möglichkeit, daß ein indirekter Sprechakt vorliegt. Ob er im Einzelfall tatsächlich vorliegt, weiß letztlich der Sprecher allein. Und auch er kann sich für den Fall, daß die indirekt ausgedrückte Illokution vom Konmunikationspartner nicht angenomman wird, in der Regel auf die direkte Bedeutung zurückziehen, indem er z.B. nach einer als Fragesatz formulierten Aufforderung äußert: Iah habe dich Ja nur

gefragt.*7

**6

Geringfügige Komplikationen können auftreten, so z . B . wenn der Grund für die gewünschte Handlung selbst nicht direkt ausgedrückt ist (Konzept l von Figur 4): - Im Rasen könnte man Ostereier verstecken. >· Der Rasen ist lang. (Grund für die Handlung des Rasenmähens)

"7

Auch Zimmermann/Müller ( 1 9 7 7 : 2 4 8 ) betrachten indirekte Sprechakte als verkürzte Sequenz, jedoch in ganz anderem Sinne, nämlich als Sequenz eines

264 Das indirekte illokutive Sprechakte definierende Prinzip der Vermittlung soll an

einigen Beispielen verdeutlicht werden: REPRÄSENTATIVE

>· DIREKTIVE

( 2 2 4 ) Sie dürfen hier nicht parken. - Ja, das stimmt. - Also fahren Sie weg! (225) Die Küche muß gewischt werden. - Ja, das stimmt. - Also tu's.' (226) Ich möchte, daß du gehst. - Das glaube ich dir. - Also geh! (227) Dein Vater wäre traurig, wenn du nicht kämst. - Ja, das stimmt. - Also dann komm! REPRÄSENTATIVE

>· EXPLORATIVE

(228) Ich möchte wissen, was du denkst. - Das glaube ich dir. - Also was denkst du? (229) Ich sehe schon, du willst mir nicht sagen, wo du warst. - Nein, das stimmt nicht. - Also wo warst du? REPRÄSENTATIVE

[idiomatisch]

Der referierte Sprechakt kann ein direkter, indirekter oder idiomatischer Sprechakt sein. Er ist gegeben als Äußerung. Im referierenden Sprechakt wird nicht auf die Äußerungsform, sondern auf die durch sie ausgedrückte kommunikative Funktion und Proposition referiert. Dies macht den Unterschied zur direkten Redewiedergabe aus, die sich auf die Äußerungsform bezieht (vgl. auch Leech 1980:46). Die referierte kommunikative Funktion wird aus der Performativität des Sprechakts ·, in die Prädikativität der Proposition des Sprechakts2 transponiert: (Fig. 2 2 )

SA2 (SA-Bericht)

SA n (referierter SA)

Äußerung 2

Äußerung·)

l

Inhalt 2 (komm.F. 2 +Prop. 2 ) REPR

Er fragte. wann sie kommt.

l

Inhalt- (komm. F. -i+Prop. 1) ^ -:-'

Wann kommt sie?

Durch diese Transponierung der kommunikativen Funktion mit Proposition des referierten Sprechakts in die Proposition des referierenden ergibt sich für refe-

294 rierende Sprechakte die typische grammatische Struktur, die durch ein menschliches

Subjekt und ein Sprechaktverb bestimmt

ist.

Bis hierher ist die Zuordnung im referierenden Sprechakt einfach. Die Schwierigkeit liegt in der Wahl des Sprechaktverbs, aber auch nur in den Fällen, in denen das Sprechaktverb nicht bereits in performativer Form im referierten Sprechakt gegeben ist. Sprechakts ist,

Es ist davon auszugehen, daß es Aufgabe des referierenden

die Illokution des referierten Sprechakts möglichst objektiv

wiederzugeben. Eine bewußt subjektive, verschleiernde Wiedergabe ist als Abweichung, die gegen die Aufrichtigkeitsbedingung

verstößt, durch zusätzliche Krite-

rien zu beschreiben. Referiert wird auf illokutive wie perlokutive Sprechakte gleichermaßen. Dabei ist in beiden Fällen nach dem Zuordnungstyp des referierten Sprechakts zu differenzieren. Bei der Beschreibung von Sprechaktverben werden in der Literatur alle gleichermaßen als Ausdruck der Illokution behandelt. Entsprechend der Unterscheidung von Illokution und Perlokution ist

jedoch auch bei den Sprechaktverben

zu unterscheiden zwischen Verben, die die Illokution, und solchen, die die Perlokution ausdrücken. Beide Gruppen werden gleichermaßen zur Referenz auf Sprechakte verwendet: (343) Er behauptete, daß die Italiener besser wären. ( 3 4 4 ) Er stimmte zu, daß die Italiener besser wären.

Während von den Sprechaktverben, die die Illokution ausdrücken, einige nur referentiell verwendbar sind, werden Sprechaktverben, die die perlokutive Funktion ausdrücken, jedoch in der Regel immer auch performativ verwendet (zum Problem der performativen Verben vgl. Ill 2 . 1 . 1 . ) : (345) Hiermit gebe ich dir meine Zusage: ich werde kommen. ( 3 4 6 ) Hiermit stimme ich dir zu: es ist wahr, daß ... ( 3 4 7 ) Hiermit

teile ich dir mit,

daß ...

Im folgenden sollen diese Zusammenhänge zwischen referierendem und referiertem Sprechakt in Abhängigkeit vom Zuordnungstyp des referierten Sprechakts näher untersucht werden. 3.3.1. Referenz auf einen direkten Sprechakt 3.3.1.1. Lexikalisch ausgedrückt (348) Ich bitte Sie, mir die Post nachzuschicken. -* Er bat sie, ihm die Post nachzuschicken.

295 (349)

Ich kündige meine Mitgliedschaft zum Jahresende. ·+ Er kündigte seine Mitgliedschaft zum Jahresende.

(350) Ich stimme zu, daß es so nicht weiter gehen kann. -*· Er stimmte zu, daß es so nicht weiter gehen kann. Regelfall eines lexikalisch ausgedrückten direkten Sprechakts ist eine explizit performative Wendung. Im Sprechaktbericht wird das Sprechaktverb Übernamen. Durch syntaktische Transformation der Pronomina und des Tempus wird die performative Verwendung dieses Verbs in eine prädikative transformiert.

Die Illokution

des referierenden Sprechakts ist konstativ, da die Sprechaktqualität des zu referierenden Sprechakts klar

ist.

Ein lexikalisch ausgedrückter direkter Sprechakt liegt nicht nur im Fall einer explizit performativen Wendung vor. Hierher gehören auch modifiziert performative Äußerungen wie (351) und (352), Äußerungen mit einer lexikalischen Paraphrase des Sprechaktverbs wie (353) und mit einem performativen Satzadverb wie (354), die schon für sich und dann auch als Feferenzobjekt Problemfälle darstellen (vgl. ihre Beschreibung unter den direkten Sprechakten in III 2 . 1 . 1 . ) : (351)

Ich möchte Sie bitten, mir die Post nachzuschicken. -> Er bat sie (höflich), ihm die Post nachzuschicken.

(352)

Ich muß dir zustimmen, daß es so nicht weiter gehen kann. -*· Er mußte ihr zustimmen/sah sich gezwungen, ihr zuzustimmen, daß . . .

Die Modifizierung kann im Sprechaktbericht nicht immer mit Übernamen werden. Dies ist

zum einen ein Indiz dafür, daß modifiziert performative Äußerungen per-

formativ sind und das Modalverb nur eine Modifizierung der Performativität bringt, d.h., daß modifiziert performative Wendungen entgegen Fräser (1975a) direkte Sprechakte sind; zum anderen zeigt sich hier wie auch bei verschiedenen anderen Fällen (s.u.) , daß im Sprechaktbericht manche inhaltliche Komponente verlorengeht bzw. nur auf anderer Ebene, in der Form eines Kommentars75 transformiert werden kann. Unklar oder idiosynkratisch bleibt jedoch, warum die Modifizierung in (352) im Unterschied zu (351) im Sprechaktbericht übernommen werden kann. Aufgrund des Befunds im Sprechaktbericht bei Beispielen wie (351) könnte man erwägen, die Modifizierung als bloße stilistische Sache, als Höflichkeitsfloskel abzutun und modifiziert performative Wendungen generell, nicht nur einzelne Typen wie darf iah ...? als Sprechaktidiome zu beschreiben. M.E. liegt jedoch sehr "Kommentar" wird hier nicht in Posners spezifischem Sinn verwendet ( z . B . 198Ob:384) und meint auch keinen Sprechakt des KOMMENTIERENs in meinem S i n n (nach einem Nuntiativ, vgl. II 3 . 4 . ) , sondern bezieht sich auf eine interpretierende Komponente der referierenden Äußerung.

296

wohl eine inhaltliche Differenzierung vor zwischen ich bitte Sie und iah möchte Sie bitten, die aus der wörtlichen Bedeutung abzuleiten ist und im Sprechaktbericht eben verlorengeht oder nur in Form eines Kommentars übernommen werden kann. Auch für die lexikalische Paraphrase des Sprechaktverbs ergeben sich aus dem Sprechaktbericht zusätzliche Einsichten für die Beschreibung von Äußerungen wie (353) Ich bin der Meinung, daß es zweckmäßig wäre, nach Hause zu gehen (wenn wir nach Hause gingen).

Auf diese Äußerung kann in Form von (353a) und (353b) referiert werden, jedoch nicht ohne weiteres in Form von (353c): (353a) ·* Er äußerte die Meinung, daß es zweckmäßig wäre, nach Hause zu gehen. (353b) -*· Er schlug vor, nach Hause zu gehen. (353c) -K? Er war der Meinung, daß es zweckmäßig wäre, nach Hause zu gehen.

Auch hier stellt die Transformation zum Sprechaktbericht ein Indiz dafür dar, daß Äußerungen wie (353) als eigener Typ eines direkten Sprechakts aufzunehmen sind. Lexikalische Paraphrasen dieser Art beruhen in der Regel darauf, daß die propositionale Einstellung, die das performative Verb (hier vorschlagen) beinhaltet,76 verbalisiert wird und die Komponente des Äußerns, die ebenfalls im performativen Verb enthalten ist, der Sprechsituation überlassen wird. Diese Komponente geht dann im Sprechaktbericht verloren. Daher sind nur (353a) und (353b) korrekt referierende Sprechakte, da aus (353c) ohne weiteren Kontext nicht hervorgeht, ob eine bloße propositionale Einstellung oder eine sprachliche Handlung referiert wird. Schwierige Fälle sind auch Äußerungen mit performativem Satzadverbial. Wie bei der Paraphrasierung durch ein entsprechendes Prädikat wird auch bei der Transformation zum Sprechaktbericht deutlich, daß sie keineswegs ein einheitliches Phänonen darstellen: (354)

Vermutlich ist sie in Berlin.

(354a) -*· Er vermutete, daß sie in Berlin sei/ist.

Man könnte erwägen, auf ( 3 5 3 ) mit raten zu referieren. Dazu verleitet, daß ich bin der Meinung vage und nicht eindeutig auf assertive oder deliberative Illokution festzulegen ist. Sofern sich jedoch die Handlung, die als zweckmäßig betrachtet wird, auf Sprecher und Kommunikationspartner bezieht, wird damit ein Vorschlag realisiert (vgl. zu 'raten' versus 'vorschlagen' Kap. II 4 . 4 . 2 . , Figur 12) .

297 (355)

Vermutlich muß ich kündigen.

(355a) -> Er vermutete, daß er kündigen müsse. (356)

Bedauerlicherweise ist sie in Berlin.

(356a) ->· Er bedauerte, daß sie in Berlin sei/ist. (357)

Bedauerlicherweise muß ich kündigen.

(357a) ->? Er bedauerte, daß er kündigen müsse. (357b) -*·

Er erklärte, daß er kündigen müsse, und bedauerte dies.

Generell gilt, daß im Sprechaktbericht auch hier Information verlorengeht. So ist nicht mehr ersichtlich, ob der direkte Sprechakt ein Adverbial oder ein Verb der propositionalen Einstellung enthielt. Geht man von der Paraphrasenannahme zwischen Adverbial und Prädikat aus, ist dieser Informationsverlust allerdings unerheblich. Außerdem zeigt sich wieder die Sonderstellung gefühlsbezogener Satzadverbiale. Eine Äußerung mit einem solchen Adverbial, z.B. mit bedauerlich (356/357), ist immer Träger zweier Illokutionen, also eine Äußerung mit "force multiplicity" (Grewendorf 1972:166f.). Ist die durch das Prädikat getragene IIlokution eine repräsentative wie in (356), so ändert der Sprechaktbericht mit bedauern nichts daran. Handelt es sich jedoch um einen deklarativen Prädikatsausdruck wie in (357), so ist es schwierig zu entscheiden, ob darauf mit (357a) referiert werden kann. (357a) referiert entweder auf eine Äußerung, in der die Kündigung nur angekündigt wird, kann dann also nicht auf die Äußerung (357) referieren, wenn sie als deklarative Äußerung verstanden wird, die die Kündigung ausspricht; oder (357a) wird als ambig betrachtet, so daß damit sowohl auf die Ankündigung wie auf das Aussprechen der Kündigung referiert werden kann. Die Situation, die bei (357) klärend hinzukommt, fehlt bei (357a). Will man diese Ambiguität umgehen, wäre (357b) als referierende Äußerung zu wählen, die für beide Illokutionen jeweils eigene Ausdrücke vorsieht. 3.3.1.2. Grammatisch ausgedrückt (358) Mach die Tür zu! ->- Er forderte sie auf/befahl, (359) Mach bitte die Tür zu! -*· Er forderte sie auf/bat

sie,

die Tür zuzumachen. die Tür zuzumachen.

(360) Laufen hält gesund. ·* Er behauptete/stellte fest/meinte,

daß Laufen gesund halte.

(361) Kommst du? ·* Er fragte, ob sie komme. (362) Gehst du zum Schloßgartenfest? -* Sie sagte zu zu kommen.

- Ich werde kommen.

298

(363) Hans behauptete, daß Lisa komme. -> Er sagte, daß Hans behauptete, daß Lisa komme. (364) Hans forderte Lisa auf zu gehen. -* Er sagte, daß Hans Lisa aufforderte

zu gehen.

(365) Hans fragte Lisa, wann sie komme. -* Er sagte, daß Hans Lisa fragte, wann sie komme. (366) Hans kündigte den Vertrag.

·> Er sagte, daß Hans den Vertrag kündigte.

Der Sprechaktbericht eines direkten, grammatisch ausgedrückten Sprechakts beruht auf der Paraphrasierung der grammatischen Kategorie durch ein Sprechaktverb. Da die grammatische Kategorie hier direkter Ausdruck der kommunikativen Funktion ist, wird vom Referenten keine Interpretation gefordert, sofern er nicht die grammatische Kategorie lexikalisch differenzieren will (358-360). Dennoch ist die illokutive Grundfunktion wohl eher konstativ oder nuntiativ als assertiv; die Kenntnis der Paraphrasebeziehung gehört zur sprachlichen Kompetenz. Zur Differenzierung nach verschiedenen Sprechaktverben müssen jedoch situative Kenntnisse hinzukommen. Allerdings zeigen sich zwischen den einzelnen zu referierenden kommunikativen Funktionen gewisse Unterschiede. Der Deklarativ ist nicht vertreten, da er nicht durch eine grammatische Kategorie allein ausdrückbar ist. Beim Explorativ liegt nahezu eine 1:1-Korrespondenz zwischen grammatischer Kategorie (Fragemodus) und Sprechaktverb vor. Grammatische Kategorie wie Sprechaktverb bleiben hier auf der Ebene der fundamentalen Illokution. Beim Repräsentativ und Direktiv dagegen wird durch die grammatische Kategorie die fundamentale Illokution ausgedrückt, während die Sprechaktverben in der Regel nach abgeleiteten Illokutionen differenzieren. So kommt es, daß dem Indikativ in (36O) mehrere Sprechaktverben korrespondieren, die z.T. abgeleitete Illokutionen bezeichnen (behaupten, feststellen), z.T. aber auch illokutiv vage bleiben (meinen). Auch bei der direktiven Illokution sind lexikalisch die abgeleiteten Illokutionen durch verschiedene Sprechaktverben differenziert ausdrückbar (z.B. auffordern, bitten, anweisen, befehlen).7'7 Die Partikel bitte beim Imperativ ist dabei nicht immer Ausdruck einer petitiven Illokution, sondern vielfach nur höfliche Verkleidung eines Monitivs (vgl. 359). Grammatische Kategorie und Sprechaktverb decken somit unterschiedlich weite illokutive Bereiche ab. Betrachtet man ihre Korrespondenz isoliert, z.B. als Korrespondenz des Indikativs mit dem Sprechaktverb behaupten (vgl. 360), so kann 77

Die Möglichkeit, daß bitten auch für einen Sprechakt des Aufforderns verwendet wird, gilt offenbar nur fur performative, nicht für r e f e r e n t i e l l e Verwendung .

299

man nur in eingeschränktem Sinn von Paraphrasierung sprechen. Eine solch isolierende Betrachtungsweise ist jedoch nicht angebracht. Grarmatische Kategorie und Sprechaktverb erfüllen ihre Funktion in unterschiedlichen Kontexten. Grammatische Kategorien als performativer Ausdruck der Illokution setzen eine Sprechsituation voraus, die die durch die Kategorie ausgedrückte fundamentale Illokution differenzieren kann. Insofern sind grammatische Kategorien auch nicht vage. Sprechaktverben dagegen müssen die Komponenten, die im Sprechakt selbst die Situation beisteuert, sprachlich zum Ausdruck bringen; die lexikalische Differenzierung ist für die Referenz auf einen Sprechakt notwendig. Beispiel (362) bringt einen Sprechaktbericht, der Bezug auf einen grarnnatisch ausgedrückten perlokutiven Sprechakt nimmt. Die Beispiele (363-366) exemplifizieren die Referenz auf den Sprechaktbericht, den ich als grammatisch ausgedrückten direkten Sprechakt eingeordnet habe. Diese Referenz ist einfach zu beschreiben, da für jeden Sprechaktbericht die gleiche Struktur gilt: (Fig.23)

SA-Bericht:

repr. 111.

+

(ausgedrückt durch Äußern)

(Proposition j f Np + SAV mSubj

repr. Hl. : repräsentative Illokution, SAV: Sprechaktverb, mSubj: menschliches Subjekt

Es wird nur ein Referent durch den anderen ausgetauscht und dieser Austausch sprachlich markiert, indem die im Sprechaktbericht durch das Äußern selbst ausgedrückte repräsentative Illokution nun verbalisiert wird und eine neue durch das Äußern in der neuen Referenzsituation ausgedrückte repräsentative Illokution hinzukommt: (Fig.24)

SA-Berichta: Referenz auf SA-Bericht·!

repr 111.2 +

Propositions l

,repr .111.

I

+ (Proposition! j

I

(Äußi;rn)

repr .SAV

NP

Er sagte,

daß Hans den Vertrag kündigte.

raSub]

+ SAV

Für die Referenz auf einen referierenden Sprechakt wird in der Regel ein allgemeines Verbum des Sagens verwendet. M.E. ist dies jedoch nicht als Referenz auf die Lokution zu werten, sondern ein Hinweis darauf, daß die Illokution des Sprechaktberichts als repräsentative, in der Regel konstative oder nuntiative einzuordnen ist. Während z.B. bei Beispiel (325) auf die Lokution referiert

300

wird und demgegenüber auch die direktive Illokution expliziert werden könnte, ist eine solche Differenzierung hier nicht möglich, da es sich durchgängig um die repräsentative Illokution des Berichtens handelt. Das Verbum sagen kann also sowohl auf die Lokution referieren wie repräsentatives Sprechaktverb sein. Den Regelfall der Referenz auf einen grammatisch ausgedrückten direkten Sprechakt bilden Fälle, bei denen die im referierten Sprechakt grammatisch ausgedrückte konmunikative Funktion im referierenden Sprechakt von einem Sprechaktverb übernommen wird. Dieses Sprechaktverb kann allein die kommunikative Funktion (behaupten, fvagen) , aber auch das ganze Handlungsmuster aus kcnntunikativer Funktion und Proposition bezeichnen, wie z.B. loben, tadeln, prahlen, beleidigen. Diese Sprechaktverben referieren auf repräsentative Untermuster, bei denen die Proposition eine Wertung beinhaltet (s.o. zu wertenden Sprechakten II 4.4.2.): (Fig.25)

repr.Ill. + Prop. loben

...

daß etwas positiv ist

prahlen

...

daß eine eigene Leistung überaus positiv ist

tadeln

...

daß etwas negativ ist

beleidigen

...

daß etwas an einem anderen negativ ist, so daß dieser gekränkt ist

Diese Handlungsmuster werden durch den Indikativ eines Prädikats, das eine Wertung beinhaltet, direkt vollzogen. Für die Referenz ergeben sich im Prinzip zwei Möglichkeiten: (367)

Das hast du gut gemacht!

(367a) ->

Er sagte, daß sie das gut gemacht habe.

(367b) ->· ?£r lobte sie, daß sie das gut gemacht habe. Er lobte sie, indem er sagte, daß sie das gut gemacht habe. (368)

Das ist

für mich eine Kleinigkeit!

(368a) -»·

Er sagte/behauptete, daß das für ihn eine Kleinigkeit

(368b) ·*

Er prahlte, daß das für ihn eine Kleinigkeit sei. Er prahlte, indem er sagte, daß das für ihn ...

(369)

Das hast du aber schlecht gemacht!

(369a) ->

Er sagte, daß sie das aber schlecht gemacht habe.

(369b) -»·

Er tadelte sie, daß sie das schlecht gemacht habe. Er tadelte sie, indem er sagte, daß sie das ...

(370)

Du bist ein Trottel!

(37Oa) ·>

Er sagte, daß sie ein Trottel sei.

sei.

301 (37Ob) ->· Er beleidigte sie,

indem er sagte, daß sie

ein Trottel

sei.

indem er sie einen Trottel nannte. Er sagte, daß sie ein Trottel sei,

und das kränkte sei.

Wir haben hier also graimatisch ausgedrückte direkte Sprechakte, bei deren Wiedergabe entweder auf die Lokution referiert wird, z.T. auch ein Sprechaktverb verwendet wird, das auf die Illokution referiert (behaupten in 368), oder ein Sprechaktverb, das das ganze Handlungsmuster bezeichnet. Bei der Referenz auf die Lokution liegt indirekte Rede vor. Hier wird jede Interpretationsleistung umgangen, die den Einbezug situativer Faktoren erforderte. Daher ist diese Variante des Sprechaktberichts auch vielfach von einem Informationsverlust begleitet

(vgl. 368a, 370a). Statt dessen wird möglichst genau an der sprachlichen

Struktur der Äußerung festgehalten (vgl. die Übernahme der Partikel aber in 369a). Wird ein Sprechaktverb für das ganze Handlungsmuster verwendet, so liegt eine metasprachliche Klassifizierung einer Äußerung vor, die eine Referenzsituation voraussetzt. Die Sprechaktverben loben, tadeln, prahlen, beleidigen enthalten inhärent Komponenten der Referenzsituation: Sie sind nicht Ausdruck einer kommunikativen Funktion, sondern Klassifikation einer Äußerung aus der Sicht eines Referenten. Daher sind sie nur referentiell, nicht performativ verwendbar (s.o. Ill 2.1.1.). Sprachliches Indiz dafür ist die indem-Variante des von ihnen abhängigen Satzes, die bei beleidigen sogar die einzige jyßglichkeit der Wiedergabe der Äußerung darstellt. Im Unterschied zu loben, tadeln, prahlen bezieht beleidigen den perlokutiven Effekt mit ein, der nur situativ erkennbar

ist.

Mit Ausnahme von beleidigen können diese Verben modifiziert performativ verwendet werden: (371) Ich möchte nicht prahlen, aber ich muß einmal sagen, daß das für mich eine Kleinigkeit war. (372) Ich muß dich loben/tadeln: Das hast du gut/schlecht gemacht. Hier begibt sich der Sprecher selbst gewissermaßen in eine Referenzsituation zur eigenen Handlung, die nicht mit einem doß-Satz unmittelbar angeschlossen werden kann. Die Klassifizierung einer Äußerung als Handlungsmuster erfordert von Referenten eine gewisse Interpretationsleistung, vor allem wenn situative Faktoren einzubeziehen sind wie bei beleidigen, prahlen. In diesen Fällen ist dann für den referierenden Sprechakt wohl vielfach die assertive Illokution anzusetzen: (373) Er beleidigte sie, indem er sie träge nannte. - Das behauptest du, ihr war das ganz egal. Die Klassifikation als Lob oder Tadel kann dagegen meist allein aufgrund der

302

sprachlichen Kompetenz erfolgen, so daß hier für den referierenden Sprechakt eher die konstative Illokution angemessen ist. Auch für das Handlungsmuster 'raten' gibt es im Unterschied zu 'warnen' eine granrnatische Realisierung: (374) Du solltest zum Arzt gehen.

Wird auf diese Äußerung referiert, so hat man wie bei den Handlungsmustern des Lebens, Tadeins etc. zwei Möglichkeiten, die indirekte Hede im engeren Sinn oder die Referenz mit dan Sprechaktverb: (375) Er sagte/meinte, daß sie zum Arzt gehen sollte. (376) Er riet ihr, zum Arzt zu gehen.

Im Unterschied zu loben, tadeln etc. ist jedoch raten und auch warnen nicht nur referentiell, sondern ebenso performativ verwendbar. Mit raten/warnen wird ein Sprechakt vollzogen, während mit loben/tadeln Äußerungen klassifiziert werden. 3.3.1.3. Situativ ausgedrückt Auch auf situativ ausgedrückte kommunikative Funktionen kann natürlich referiert werden. So kann sich eine Erzählung auf das Schild mit der Aufschrift dag beziehen (vgl. Ill 2.1.3.): (377) Ein Schild warnte vor einem Hund. (378) Ein Schild bezeichnete das abgebildete Tier als einen Hund.

Das heißt, die performative Kraft der Situation wird im referierenden Sprechakt verbalisiert. 3.3.2. Referenz auf einen indirekten Sprechakt 3.3.2.1. Illokutiv (379)

Der Rasen ist schon ziemlich lang. ->· Er bemerkte/stellte fest, daß der Rasen schon ziemlich lang sei.

(380)

Maja ist nicht da. -* Er stellte fest, daß Maja nicht da sei (weil er wahrscheinlich nicht direkt fragen wollte, wo sie sei).

(381)

Du solltest deine Schularbeiten machen. -> Er sagte, daß sie ihre Schularbeiten machen sollte. ->· Er forderte sie auf, ihre Schularbeiten zu machen.

(382)

Du wolltest doch nach Nürnberg fahren. -»· Er sagte, daß sie doch nach Nürnberg fahren wollte. ·*· Er forderte sie auf, nach Nürnberg zu fahren.

303 (383)

Du könntest den Rasen mähen. ->· Er sagte/meinte, daß sie den Rasen mähen könnte. ->· Er forderte sie auf, den Rasen zu mähen.

(384)

Du kannst doch schon mit Messer und Gabel essen. -* Er sagte, daß sie doch schon mit Messer und Gabel essen könne. -»· Er forderte sie auf, mit Messer und Gabel zu essen.

(385)

Ich möchte, daß du gehst. -»· Er äußerte den Wunsch, daß sie gehe. -»· Er forderte sie auf/bat sie zu gehen.

(386)

Ich möchte wissen, was du denkst. ·* Er äußerte den Wunsch zu wissen, was sie -> Er fragte, was sie denke.

denke.

(387)

Können Sie mir Geld wechseln? ->· Er fragte, ob sie ihm Geld welchsen könne. (-*· Er bat sie, ihm Geld zu wechseln.)

(388)

Mußt du nicht gehen? ·* Er fragte sie, ob sie nicht gehen müsse. (-* Er forderte sie auf zu gehen.)

(389)

Warum läßt du dich so gehen? ->· Er fragte sie, warum sie sich so gehen lasse. (-* Er forderte sie auf, sich nicht so gehen zu lassen.)

Für die Referenz auf einen indirekten illokutiven Sprechakt gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Entweder wird die direkt ausgedrückte oder die indirekt ausgedrückte Illokution referiert. Im ersteren Fall orientiert sich der Referent an der sprachlichen Struktur der Äußerung, so daß diese samt Phraseologisierung "recoverable" bleibt. Wir haben hier die traditionelle indirekte Rede bzw. Frage. Im zweiten Fall wird von Referenten eine Interpretationsleistung gefordert, so daß man für die Illokution des referierenden Sprechakts die assertive ansetzen muß. Diese Interpretation setzt voraus, daß der Referent mit der Situation des referierten Sprechakts vertraut ist. Die erste Möglichkeit, die Wiedergabe der direkt ausgedrückten Illokution, besteht immer. Die zweite Möglichkeit ist nur dann gegeben, wenn das Verhältnis zwischen direkt und indirekt ausgedrückter Illokution zugunsten der indirekten verschoben ist, wenn die indirekte also, um es mit Searles Worten zu sagen, primär ausgedrückt ist. Dies ist entweder der Fall, wenn die referierte Äußerung phraseologisiert ist, oder wenn das direkt ausgedrückte Handlungsmuster die indirekte Interpretation gewissermaßen zwingend folgen läßt. Bei Äußerungen wie (379) und (380) dagegen kann nicht auf die indirekte Illokution referiert werden Die indirekt ausgedrückte Illokution ist hier offenbar nicht primär. Auch gibt das Konzept des Grundes für einen indirekten Direktiv (379) die gewünschte Handlung nicht explizit an, so daß darauf auch nicht referiert werden kann. Vielfach werden indirekte Sprechakte in Fragesatzform vorgebracht (387-389); doch scheint

304

diese Fragesatzform soviel Gewicht zu haben, daß sie im Sprechaktbericht nur ungern aufgegeben wird. Dies spricht deutlich gegen eine generelle Behandlung aller Äußerungen als direkte Sprechakte wie bei Hindelang (1978a); und es spricht auch gegen Searles Behauptung, die indirekte Illokution sei inner primär. Auch Searles Test für indirekte Sprechakte, daß auf diese in zweifacher Weise referiert werden kann, gilt somit nicht generell. In beiden Fällen entgeht der referierende Sprechakt nicht einem Informationsverlust. Wird die direkte Illokution referiert, so wird es immer schwerer, den eigentlichen "illocutionary point", nämlich die indirekt ausgedrückte Illokution, zu erkennen. Wenn schon der Referent, der Beteiligter oder zumindest Zuhörer der Kommunikation war, ihn nicht wiedergibt, wie soll ihn dann sein Hörer, der mit der Situation nicht vertraut ist, allein aus der sprachlichen Struktur erkennen? Allerdings ist dieses Ausweichen auf die indirekte Rede bzw. Frage auch wieder verständlich, da der Schluß auf die indirekte Interpretation bei illokutiven Sprechakten letztlich nur ein Wahrscheinlichkeitsschluß bleibt und der Referent nicht immer der intendierte Hörer gewesen sein muß, so daß auch er nicht jedes relevante situative Merkmal erkannt haben muß. Wird die indirekte Illokution referiert, so ist der besondere Modus der ursprünglichen Äußerung als indirekter Sprechakt nicht mehr ersichtlich, es sei denn, der Referent gibt diesem Modus seinerseits in Etonti eines Kommentars Ausdruck, wie z.B. in (390) Er forderte sie indirekt auf, ... Im Grunde wäre dies die einzig korrekte, da am wenigsten an Information verlierende Wiedergabe eines indirekten Sprechakts. Doch darf man bei solchen Äußerungen nicht vergessen, daß sie einen Wahrscheinlichkeitsschluß definitiv machen. 3.3.2.2. Perlokutiv (391) Komm mit zum Schloßgartenfest! - Das ist eine fabelhafte -> Sie sagte, daß das eine fabelhafte Idee sei. -»•Sie sagte zu zu kommen.

Idee.

(392) Fahr doch mit! - Ich muß auf mein Examen lernen. -»· Sie sagte, daß sie auf ihr Examen lernen müsse. ->· Sie sagte ab(, da sie auf ihr Examen lernen müsse) . (393) Mäh den Rasen! - Du hast mir nichts zu befehlen. -> Sie weigerte sich, da er ihr nichts zu befehlen habe. (394) Die Italiener waren besser. -Sie gaben den Ton an. -»· Sie stimmte zu. Für die Referenz auf einen indirekten perlokutiven Sprechakt gelten im Prinzip die gleichen Regeln wie für die Referenz auf einen indirekten illokutiven

305 Sprechakt. Darüber hinaus wird hier besonders deutlich, daß zwar prinzipiell auf die indirekt ausgedrückte perlokutive Funktion referiert werden kann, daß dies aber nur dann in einfacher Form geschieht, wenn dabei nicht allzuviel Information verlorengeht wie in (394). Bringt der indirekte perlokutive Sprechakt wichtige eigene Information, wie die Angabe eines Grundes in (392) und (393), so wird diese Information meist auch im Sprechaktbericht übernommen. Ein solcher Sprechaktbericht referiert dann eigentlich auf die direkte und die indirekte Funktion zugleich und gibt auch noch die Relation (z.B. Grund) zwischen beiden wieder (z.B. 393). Hier zeigt sich noch einmal deutlich, daß der Sprechaktbericht eine Äußerung des Referenten ist,

die die Funktion der referierten Äußerung, we-

niger deren Äußerungsform wiederzugeben hat. Demgegenüber mag man mit dem traditionellen Begriff der indirekten Rede den Teilbereich des Sprechaktberichts fassen, bei dem mit einem Verbum des Sagens oder Fragens im Grunde nur auf die Dokution referiert wird. 3.3.3. Referenz auf einen idiomatischen Sprechakt - situationsunabhängig (395)

Würden Sie mir bitte die Post nachschicken? ·* ET bat sie/forderte sie auf, ihm die Post nachzuschicken.

(396)

Wirst du wohl deine Schularbeiten machen? ->· Er forderte sie (barsch) auf/befahl ihr, ihre Schularbeiten zu machen.

(397)

Ich würde dich bitten, mir die Post nachzuschicken. ·* Er sagte, daß er ihn bitten würde, ihm die Post nachzuschicken. -*· Er bat ihn höflich, ihm die Post nachzuschicken.

(398)

(399)

Mäh den Rasen! - Dein ergebener Diener. (·* Er sagte, daß er sein ergebener Diener sei.) -*· Er erklärte sich (etwas ironisch) bereit. Mäh den Rasen! - Das könnte dir so passen. ->- Er sagte, daß ihm das so passen könnte. -> Er lehnte es ab, den Rasen zu mähen(, das könnte ihm so passen).

- situationsabhängig (400)

Würden Sie diesen Stapel durchsehen? -* Er forderte sie auf, diesen Stapel durchzusehen.

(401)

Könnten Sie mir eine Fotokopie machen? ·* Er bat sie/forderte sie auf, ihm eine Fotokopie zu machen.

Ein idiomatischer Sprechakt ist Träger einer konmunikativen Funktion, die nicht aus der wörtlichen Bedeutung ableitbar ist.

Dementsprechend gibt es für den Re-

ferenten hier nicht die Möglichkeit, sich an der wörtlichen Bedeutung zu orien-

306

tieren. Dies setzt für den situationsabhängigen Typ voraus, daß der Referent die situativen Zusammenhänge erkennt. Hat der idiomatische Sprechakt die Form eines Aussagesatzes (397-399), so kann die Äußerung auch wörtlich mit einem generellen Verbum des Sagens, wenngleich nicht immer gleich akzeptabel, wiedergegeben werden; damit wird jedoch nur auf die Lokution referiert. Die Referenz auf einen idiomatischen Sprechakt ist mit der Referenz auf einen grammatisch ausgedrückten direkten Sprechakt vergleichbar. Beim grammatisch ausgedrückten direkten Sprechakt wird vom Referenten die Paraphrasierung einer grammatischen Kategorie bzw. einer grammatischen Konstruktion durch ein Sprechaktverb gefordert. Beim idiomatischen Sprechakt zählt die gesamte Äußerung als grammatische Konstruktion, die zu paraphrasieren ist. In beiden Fällen wird von Referenten in der Regel keine Schlußfolgerung verlangt wie beim indirekten Sprechakt, sondern die Paraphrasierung erfolgt zum großen Teil auf der Grundlage seiner sprachlichen Kompetenz. Die Illokution des referierenden Sprechakts ist daher beidemale in der Regel als konstative oder nuntiative anzusetzen. Wie bei der Referenz auf einen grammatisch ausgedrückten direkten Sprechakt kann auch hier bei der Referenz auf einen idiomatischen Sprechakt die Paraphrasierung durch ein Sprechaktverb ärmer, aber auch informationsreicher sein. Reicher ist die Wiedergabe, wenn die Differenzierung der kommunikativen Funktion, die im referierten Sprechakt der Situation überlassen bleibt, lexikalisch ausgedrückt wird (vgl. 395 und 4O1); ärmer ist sie, wenn der referierte Sprechakt durch die besondere Form der idiomatischen Äußerung zusätzliche Bedeutungskomponenten enthält, die bei der Referenz nur in Form eines Kommentars wiedergegeben werden können (vgl. 396-398). Diese Prinzipien der Referenz auf einen idiomatischen Sprechakt gelten auch für idiomatische deklarative Sprechakte, für die rhetorische Frage und die Idiomatisierung eines andeutenden Sprechakts: (402)

Es tut mir leid. ->· Er entschuldigte sich. -»· Er sagte, daß es ihm leid täte.

(403) Gibt es denn hier überhaupt einen guten Arzt? ->· Er stellte die rhetorische Frage, ob es hier überhaupt einen guten Arzt gebe. -> Er behauptete, daß es hier keinen guten Arzt gebe. (404) Wer weiß, was dahinter steckt? ·* Er deutete an, daß etwas dahinter steckt. Liegt mit (402) ein idiomatischer deklarativer Sprechakt vor,

so kann bei der

Referenz die deklarative Illokution expliziert bzw. die idiomatische Äußerung als Ganze referiert werden; auch so - also bei der Referenz auf die Lokution -

307 78

wird klar, daß diese Äußerung einen deklarativen Sprechakt ersetzt. Der besondere Modus des assertiven Sprechakts in (403) kann bei der Referenz nur in Form eines zusätzlichen Kommentars (die rhetorische Frage) erhalten bleiben. Der Modus einer andeutenden Behauptung wie (4O4) kann nicht direkt ausgedrückt werden. Er steckt in der idiomatischen Form zusammen mit der assertiven Illokution; nur referentiell ist er durch ein Sprechaktverb wiederzugeben. Die Beschreibung der Referenz auf einen Sprechakt in Abhängigkeit vom Zuordnungstyp dieses Sprechakts hat gezeigt, daß im Sprechaktbericht nicht mehr ersichtlich ist, welcher Zuordnungstyp vorgelegen hat, da jeder Sprechaktbericht, unabhängig vom Zuordnungstyp des referierten Sprechakts, die gleiche Struktur hat. Ich sehe hier von grammatischer Redewiedergabe mit Hilfe von Modalverben und von der Referenz auf die Lokution ab. Damit aber ist auch nicht mehr ersichtlich, ob objektiv oder subjektiv referiert wird. Es ist klar, daß in jeden Sprechaktbericht das Verständnis des Referenten eingeht, doch möchte ich deshalb entgegen Heringer (1978:157) einen objektiven Bericht nicht generell ausschließen. Objektive Referenz ist möglich bei direkten Sprechakten. Im Fall des lexikalischen Ausdrucks einer explizit performativen Wendung braucht der Referent nur das Sprechaktverb zu übernehmen, im Fall des grammatischen Ausdrucks diesen lexikalisch zu paraphrasieren. Objektive Referenz ist in der Regel auch möglich bei idiomatischen Sprechakten, die hierin granmatisch ausgedrückten direkten Sprechakten vergleichbar sind. Bei der Paraphrasierung grammatischer Mittel durch ein Sprechaktverb kann sowohl Differenzierung wie Bedeutungsentleerung auftreten. Die grammatischen Mittel werden im Sprechakt selbst durch die Situation differenziert; soll diese Differenzierung im Sprechaktbericht erhalten bleiben, muß es eine entsprechende lexikalische Differenzierung geben, durch die diese situativen Komponenten versprachlicht werden. Dies setzt jedoch voraus, daß der Referent die Relevanz der situativen Merkmale erkennt; insofern beruht hier der Sprechaktbericht auf einer Interpretationsleistung des Referenten. Ungekehrt sind grammatische Mittel vielfach Ausdruck zusätzlicher Bedeutungskomponenten, die im Sprechaktbericht nur in Form eines Kommentars wiedergegeben werden können (z.B. höflich, barsch). Objektive Referenz ist immer dann möglich, wenn im referierten Sprechakt die kommunikative Funktion sprachlich eindeutig ausgedrückt ist, sei es grammatisch oder lexikalisch. Für den referierenden Sprechakt ist 78

Wäre (4O2) als indirekter Sprechakt intendiert, ergäben sich für die Referenz die gleichen Äußerungsmöglichkeiten (vgl. Beispiel 2 7 9 ) : Einmal würde auf die indirekte Illokution, einmal auf die direkt ausgedrückte Illokution referiert werden.

308

hier die konstative oder nuntiative Illokution anzusetzen. Bei indirekten Sprechakten dagegen könnte objektive Referenz wohl nur Referenz auf die direkt ausgedrückte Illokution bedeuten, sich also auf die Möglichkeit der Wiedergabe in Form der indirekten Rede bzw. Frage beziehen. Wird auf die indirekt ausgedrückte Illokution referiert, so ist vom Referenten eine Interpretationsleistung gefordert, die wohl als assertive Illokution anzusetzen ist.

Da diese Interpre-

tationsleistung letztlich meist auf einem Wahrscheinlichkeitsschluß beruht,

ist

sie subjektiv. Jedoch auch die Referenz auf die direkt ausgedrückte Illokution des indirekten Sprechakts kann kaum als objektiv bezeichnet werden, da sie wesentliche Information unausgedrückt läßt. Hier ist wohl die Referenz auf die indirekt ausgedrückte konminikative Funktion mit dem Hinweis, daß es sich um einen indirekten Sprechakt handelt, wie in (390), das geeignetste Mittel der Wiedergabe. Subjektiv muß nicht verfälschend, manipulativ heißen. Während objektive Referenz sich am Ausdruck orientieren kann, bezeichnet subjektive Referenz das u.U. durchaus objektive Bemühen des Referenten, in indirekten Sprechakten zum Inhalt vorzudringen. Andererseits ist klar, daß die besondere Struktur des referierenden Sprechakts, die nicht mehr erkennen läßt, welcher Zuordnungstyp vorgelegen hat, für bewußt subjektives Referieren im Sinn von manipulativem Referieren ausnützbar ist.

So können z.B. Sprechaktverben verwendet werden, in die

die Wertung des Referenten mit eingeht (z.B. vorwerfen, prahlen, spekulieren, die falsche Ansicht vertreten; vgl. auch Jäger 1971b:245). 3.4.

Sprechaktindikatoren im Sprechaktbericht

Der Begriff Sprechaktindikator ist für einen Ausdruck zu verwenden, der Hinweis auf die konmunikative Funktion der Äußerung gibt. Für den Sprechaktbericht ergibt sich die Besonderheit, daß die Illokution des Referierens in der Regel nicht explizit durch ein performatives Verb, sondern durch das Äußern selbst bzw. durch den Erzählkontext in Verbindung mit der besonderen grammatischen Form der Äußerung realisiert wird. Dies ist als besonders ökonomische Ausdrucksmöglichkeit für den Sprechaktbericht und die fundamentale Illokution der Repräsentative in diesem Untermuster anzusehen. Der Begriff Sprechaktindikator kann jedoch auch für einen Ausdruck verwendet werden, der sich nicht auf die kommunikative Funktion der vorliegenden Äußerung selbst, also auf deren Performativität, sondern auf die kommunikative Funktion der referierten Äußerung bezieht. Mit diesem Ausdruck wird dann keine kommunikative Funktion realisiert, wohl aber referiert. In diesem weiteren Sinn Sprechaktindikatoren sind im Sprechaktbericht die Sprech-

309

aktverben. Sie geben die konmunikative Funktion des referierten Sprechakts wieder, ohne im syntaktischen Kontext des Sprechaktberichts selbst performativ Ausdruck dieser kommunikativen Funktion zu sein. Das Problem der Sprechaktindikatoren im Sprechaktbericht ist damit weitgehend als Problem der Sprechakb/erben zu fassen. Was eigentlich sind Sprechaktverben? Durch welche Merkmale sind sie hinreichend definiert? Es ist unmittelbar klar, daß Verben wie auffordern,

be-

fehlen Sprechaktverben sind. Doch gehören auch verleiten, nötigen, unter Druck setzen hierher, die zwar nicht selbst performativ Ausdruck der direktiven Illokution sein, wohl aber auf Äußerungen mit direktiver Illokution, und zwar auf Sequenzen, die zusätzlich einen verlockenden Grund bzw. eine Sanktion angeben, referieren können?79 Für Sprechaktverben gilt ja nicht die Bedingung, daß sie in jedem Fall performativ sein müßten. Sprechaktverben umfassen bekanntlich zwei Gruppen, solche, die performativ und referentiell verwendbar sind, also die performativen Verben, und solche, die nur referentiell verwendbar sind, wie loben, tadeln, beleidigen etc. Wie also sind Sprechaktverben einerseits und performative Verben andererseits zu definieren? Beginnen wir mit den performativen Verben. In bestimmter syntaktischer Konstruktion kann mit ihnen eine komnunikative Handlung vollzogen werden. Nach unserer Erweiterung des Sprechakts auf perlokutive und koimiunikativ-strukturelle Sprechakte ist auch die Definition performativer Verben zu erweitern: Sie vollziehen eine Handlung illokutiver wie perlokutiver und kommunikativ-struktureller Art. Illokution wie Perlokution und kommunikativ-strukturelle Funktion können in einzelnen Äußerungen wie in Äußerungssequenzen realisiert sein. Die Funktion von Sequenzen ergibt sich wohl z.T. als hierarchisch höherrangige Funktion über einer Folge von Funktionen einzelner Äußerungen (vgl. z.B. Motsch/Viehweger 1981, Brandt/Koch/Motsch/RDsengren/Viehweger 1983). Performative Verben können Ausdruck der Funktion einzelner Äußerungen wie von Sequenzen (z.B. beschreiben, erzählen) sein. Wie ich bereits dargelegt habe, muß es an der besonderen Art und Weise liegen,

in der referiert wird, daß manche Verben nur referentiell, nicht zugleich

performativ sein können (vgl. Ill 2.2.1.). Einige Kriterien, die der Performativität im Wege stehen, habe ich bereits genannt. So dürfen Verben, sollen sie performativ verwendbar sein, nicht Komponenten einer Referenzsituation enthalten. Das heißt, bei Sprechaktverben, die nicht performativ verwendbar sind, kommen zur kommunikativen Funktion weitere Inhaltskomponenten hinzu, die zumindest teil79

Scheinbar sind sie auch in der syntaktischen Form der explizit performativen Wendung verwendbar, doch nur mit konstativer Funktion.

310

weise eine Referenzsituation voraussetzen. Auf diese Weise lassen sich die beiden Gruppen der Sprechaktverben, die performativen und die nur referentiell verwendbaren, unterscheiden. Wie aber ist die Menge der Sprechaktverben selbst zu definieren? Was bleibt für sie als konstitutives Merkmal? Entgegen Searle (1975a:368) ist m.E. bei der Definition der Sprechaktverben an folgender Bedingung festzuhalten: Sprechaktverben sind Ausdrücke, mit denen auf die kommunikative Funktion von Äußerungen referiert werden kann. Daher ist es nicht möglich, daß sie ausschließlich Merkmale des Stils oder der Intensität realisierten; diese Merkmale wären bedeutungslos, würden nicht greifen, fehlte die Grundlage einer konmunikativen Funktion. Dies muß nicht heißen, daß diese kommunikative Funktion von Verbum selbst eindeutig festgelegt wird. So können Gesichtspunkte der Ausführung bezeichnet werden, die mit verschiedenen konmunikativen Funktionen kompatibel sind (z.B. anvertrauen, zuflüstern). Doch ist der Modus der Ausführung nicht zu isolieren von dem, was ausgeführt werden soll, nämlich eine kommunikative Funktion. Ballmer/Brennenstuhl (1981:16) versuchen, Sprechaktverben mit einem formalen Test auszusondern der Form Someone VP-past "...". Zwar hat man damit ein operationales Kriterium, doch müßte es auch inhaltlich interpretiert werden. Für Verschueren (1983:173) ist dieser Test jedoch 'inadäquat'. Sprechaktverben sind wie fast alle sprachlichen Zeichen Ausdruck für komplexe Inhalte. Die Referenz auf eine kommunikative Funktion ist für sie konstitutiv. Zusätzlich können sie weitere inhaltliche Merkmale bezeichnen, z.B. den Modus der Ausführung wie bei anvertrauen oder strukturelle Aspekte der Sequenzierung wie bei insistieren, das ein Festhalten an einer bereits gesetzten kommunikativen Funktion ausdrückt, ohne daß diese Funktion noch einmal spezifiziert werden müßte. Jedenfalls macht entgegen Searle (1975a:348) nicht allein die Stärke ("strength") den Unterschied zwischen insist und suggest aus; insist ist als Sprechaktverb zu beschreiben, das primär die Sequenzabhängigkeit zum Ausdruck bringt (vgl. Hundsnurscher 1981, Franke 1983). Sprechaktverben, die auf diese Art die kommunikative Funktion unspezifiziert lassen, sind nicht ambig, eher vage. Es ist kommunikativ nicht notwendig, eine einmal festgelegte kotmunikative Funktion noch einmal zu spezifizieren, wenn es nur darauf ankamt, ihre Stellung in der Sequenz bzw. den Modus ihrer Ausführung zu bezeichnen. Katmunikative Vagheit ist hier wie vermutlich generell eine Form sprachlicher Ökonomie. Sie ist keine Einzelerscheinung, sondern für die Alltagssprache typisch (vgl. Franck 1980:136f.). Kommunikative Vagheit liegt z.B. auch

311

vor bei Sprechäktverberi, die auf der Ebene der fundamentalen Illokution verbleiben, wie meinen. Aufgrund dieser funktionalen Vagheit kann man, wie schon erwähnt, auf der Äußerungsseite mitunter von einem Sprechaktsyndrcm sprechen. Die kcntnunikative Funktion der Äußerung wird sprachlich nur ungefähr eingegrenzt, die Differenzierung wird der Situation überlassen. Es hilft nichts, auf diese Komplexität nur kritisch den Finger zu legen; man muß sie als Besonderheit der Sprachverwendung anerkennen. Der Syndromcharakter ist dabei, um es noch einmal zu betonen, ein Phänomen der Äußerungsseite, ein Aspekt der Realisierung, keineswegs der komnunikativen Funktionen bzw. Handlungsmuster selbst. Was folgt aus diesen Bemerkungen für eine Taxonotnie von Sprechaktverben? Vorauszusetzen ist die nach funktionalen Gesichtspunkten deduktiv abgeleitete Sprechäkttaxonomie. Den einzelnen auf diese Weise konstituierten kormunikativen Funktionen sind Sprechaktverben zuzuordnen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen solchen Sprechaktverben, die nur Ausdruck der kommunikativen Funktion sind, wie auffordern, zusagen, sei es bezogen auf einzelne Äußerungen oder auf Äußerungssequenzen (z.B. beschreiben, erzählen), und Sprechaktverben, die zusätzliche inhaltliche Merkmale enthalten. Diese Sprechaktverben sind weiter zu unterteilen nach der Art dieser zusätzlichen Merkmale. Dies können Merkmale des Stils (anvertrauen) , der strukturellen Funktion (•insistieren) oder propositionale Merkmale sein. Im letzteren Fall bezeichnet das Sprechaktverb dann nicht nur eine kommunikative Funktion, sondern ein ganzes Handlungsmuster (z.B. raten). Es können auch Merkmale sein, die eine Referenzsituation voraussetzen (z.B. beleidigen) und die damit die Ausgliederung der Sprechaktverben begründen, die nicht performativ verwendbar sind. Abschließend ist auf eine interessante Frage einzugehen. Wir haben nun in einer Taxonomie funktional Sprechakttypen unterschieden, und wir haben die Menge der Sprechaktverben den Deutschen. Einer relativ kleinen Anzahl fundamentaler und abgeleiteter Sprechakttypen steht eine große Anzahl Sprechaktverben gegenüber. Dennoch ist die Frage zu stellen, ob es für jeden Sprechakttyp ein Sprechaktverb gibt, mit dem dieser Typ performativ realisierbar wäre. Zunächst meint man, die Frage bejahen zu müssen. So kann man zwar das Handlungsmuster des Lobens nicht explizit performativ mit dem Sprechaktverb loben ausdrücken; (405) "Ich lobe dich, daß du das gut gemacht hast.,

wohl aber mit den Sprechaktverben behaupten bzw. feststellen die kommunikative Funktion explizieren: (406) Ich behaupte/stelle fest, daß du das gut gemacht hast.

312

Ähnlich kann man eine andeutende Behauptung nicht mit dem Sprechaktverb andeuten explizit performativ einleiten, wohl aber die kommunikative Funktion mit behaupten explizieren, wobei allerdings der andeutende Charakter verlorengeht. Eine kommunikative Funktion, die in der Form der Andeutung vorgebracht wird, kann nur unter Vernachlässigung dieser Form expliziert werden. Das Sprechaktverb andeuten beinhaltet aus einer Referenzsituation heraus eine Klassifikation einer sprachlichen Form, die nicht explizit performativ benennbar ist. Diese Fälle sind also explizit performativ realisierbar, weil die kommunikative Funktion, auf die sie zurückgeführt werden können, explizit performativ realisierbar ist.

Daneben aber gibt es offenbar auch Fälle, bei denen die Ent-

scheidung schwerfällt. Ich denke vor allem an den Illokutionstyp der Expressive: (407) Wie herrlich ist

es hier.'

(408) Du Idiot!

oder an McCawleys Beispiel (1977:23): (409) Junge, bin ich hungrig!

In der Regel wird auf diese Äußerungen mit ausrufen, schreien referiert. In diesen Verben könnte man nur die Referenz auf die Lokution sehen. Man kann sie

je-

doch auch wie zuflüstern als Sprechaktverben betrachten, die den besonderen Modus der Ausführung zum Ausdruck bringen und die kotmunikative Funktion unspezifiziert lassen. Für (4O7) und (408) könnte man vielleicht auch verwenden: ( 4 0 7 ' ) Ich gebe meiner Begeisterung Ausdruck: Wie herrlich ist

es hier!

1

( 4 O 8 ) Ich gebe meinem Ärger Ausdruck: Du Idiot!

Dabei klingt allerdings (408') ungewöhnlich; auch kommen diese Umschreibungen bereits einer kunstsprachlichen Umschreibung im Sinne von iah gebe expressiv Ausdruck nahe. Neben dem Typ der "exclamation" nennt McCawley noch Echo-Fragen: (4O9) you tried to burn down what? Doch kann ich dem nicht folgen, da diese Fragen mit ich frage zurück eingeleitet werden können. So scheint es zumindest in Einzelfällen Sprechakttypen zu geben, deren spezifische kommunikative Funktion nicht explizit performativ realisierbar ist. 4.

Ambiguität der karmunikativen Funktion

Ambiguität stellt ein zeichentheoretisches Problem der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt dar: Mehrere Zeichen haben den gleichen Ausdruck, oder, mit anderen

313

Worten, ein Ausdruck kann Verschiedenes bedeuten, wobei im Einzelfall inmer nur eine Bedeutung zutrifft. Diese eine zutreffende Bedeutung muß der Hörer erkennen. In der Regel stellt diese Disambiguierung kein Problem dar, da in der Sprachverwendung die Zeichen nicht isoliert auftreten, sondern in sprachlichen und situativen Kontext eingebettet sind, der disambiguiert. So könnte man erwägen, all die Kontextelemente zum Ausdruck der einen Bedeutung hinzuzunehmen, die zusammenkommen müssen, damit diese Bedeutung eindeutig ausgedrückt wird. Gehört z.B. zur vielfach ambigen Substantivflexion im Deutschen die Artikelflexion hinzu, die die Substantivflexion bereits zum großen Teil eindeutig macht? Hier gilt es, Kriterien zu finden, die das Phänomen der Diskontinuität eines Ausdrucks von dem der Ambiguität und Disambiguierung trennen (vgl. Weigand 1979a). Der Terminus Ambiguität erfaßt somit üblicherweise ein Problem, das die Zuordnung von sprachlichem Ausdruck und Inhalt in einer systemlinguistischen Beschreibung betrifft, die von der Situation abstrahiert, oder wird zumindest für ein Problem verwendet, das sich auf einzelne Zeichen bezieht, deren Verwendung dann auch in einer Gebrauchstheorie untersucht werden kann (so bei Heringer 1981:119). Nun ist innerhalb sprechakttheoretischer Beschreibung häufig zu lesen, Äußerungen seien vielfach illokutiv ambig, könnten je nach Kontext verschiedene illokutive Funktionen erfüllen. Was kann darunter sinnvollerweise verstanden werden? Kann es überhaupt ein Phänomen wie illokutive Ambiguität geben? Illokutionen werden ausgedrückt durch das Zusammenspiel von Äußerungsform und sprachlichem wie situativem Kontext, also durch situative Äußerungen. Situative Äußerungen aber sind nur selten ambig. Pmbig könnten die Äußerungsformen sein, Äußerungsformen aber realisieren keine Illokutionen, sind also auch nicht illokutiv ambig. Der Begriff der Äußerungsform ist ebenso eine Abstraktion wie der Begriff des Satzes. In der Konmunikation gibt es nur situative Äußerungen. Illokutive Ambiguität kann daher nichts anderes meinen als das Illokutionspotential einer Äußerungsform, tritt somit nur in einer Beschreibung auf, die auf Äußerungsformen rekurriert, d.h., die Grammatik und Kommunikation trennt. Eine solche Beschreibung aber wird der Sprachverwendung einer natürlichen Sprache nicht gerecht. Für eine adäquate Theorie der Sprachverwendung gilt, daß sie von vornherein

von situativen Äußerungen auszugehen hat. Dann aber sind Äußerungen wie

Der Hund ist bissig, keineswegs ambig.30 In der Regel stellt diese Äußerung eine indirekte Warnung dar, dazu bedarf es keines spezifischen Kontexts, der Sachver80

Dieses Beispiel wird bei von Savigny ( 1 9 7 4 : 1 2 7 f f . ) diskutiert, allerdings nicht primär unter dem Gesichtspunkt der Ambiguität.

314

halt ist bereits sprachlich so benannt, daß daraus auf eine Warnung geschlossen werden kann. Eines spezifischen Kontexts bedarf es erst, wenn diese Schlußfolgerung ausgeschlossen werden soll, wenn die Äußerung Der Hund ist bissig, als bloße Mitteilung verstanden werden soll etwa derart, daß es sich um einen Hund handelt, der den Erwartungen des Hörers entspricht; denn in der Regel wünscht man sich keinen bissigen Hund. Daher ist es nicht zutreffend, diese Äußerung als illokutiv ambig zu beschreiben, die je nach Situation die Illokutionen der Warnung, der Anpreisung, der Feststellung und des Vorwurfs etc. ausdrücken könne. Aber auch andere Beispiele, die gewöhnlich für illokutive Ambiguität herangezogen werden, halten meist der Überprüfung nicht stand.81 Abgesehen davon, daß von der Situation abstrahiert wird und Illokutionen Äußerungsformen zugeordnet werden, wird nicht unterschieden zwischen direkt und indirekt ausgedrückter Illokution und vielfach werden, um die vermeintliche illokutive Ambiguität illustrativ zu erhöhen, den Äußerungen Illokutionen zugeordnet, die nur über lose Assoziationen mit ihnen zu verbinden sind. Abstrahiert man vom Äußerungskontext und ordnet die illokutive Funktion der Äußerungsform zu, so kann das sich ergebende sog. illokutive Potential der Äußerungsform weder überraschen noch von Relevanz für die Beschreibung natürlicher Sprache sein (vgl. auch Franck 1980:160). Diese Fragestellung wird daher auch in dieser Arbeit nicht weiter verfolgt. Es soll nur noch kurz die Frage der Ambiguität eines perlokutiven Sprechakts betrachtet werden. Der Ausdruck eines perlokutiven Sprechakts setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sich als Sequenzabhängigkeit eines meist repräsentativen Sprechakts zusammenfassen lassen. Hier kommt zur situativen Abhängigkeit die (sprachliche) Sequenzabhängigkeit hinzu, so daß auch hier Ambiguität kaum auftritt. Abstrahiert man allerdings von der Sequenzabhängigkeit, so läßt sich der Äußerungsform vielfach ein Funktionspotential zuordnen, das nicht nur eine kommunikative Funktion umfaßt. So werden für ANTWORTEN und ZUSAGEN vielfach gleiche Äußerungsformen verwendet: (410) Kommst du zum Schloßgartenfest?

- Ich werde kommen.

(411) Komm doch zum Schloßgartenfest!

- Ich werde kommen.

Gleiches gilt mitunter auch für ANTWORTEN und Sprechakte des AKZEPTIEREN: (412) Ist Franz zu Hause? - Das könnte sein. (413) Franz wird zu Hause sein. - Das könnte sein. Ambiguität des perlokutiven Sprechakts ist damit aber nicht gegeben, da zur siEin weiteres Beispiel s. bei Campbell ( 1 9 7 5 : 5 ) : I'll

be there at noon.

315

tuativen Abhängigkeit immer die sprachliche Sequenzabhängigkeit hinzuzunehmen ist. Auch für folgendes Beispiel läßt sich der isolierten Äußerungsform ein Funktionspotential zuordnen: ( 4 1 4 ) Ich bereue, daß ...

DEKLARATIV (vor Gericht) KONSTATIV NUNTIATIV ANTWORT

Sieht man jedoch die Äußerung als situative Äußerung in ihrem sprachlichen Kontext, wird das Potential sogleich reduziert: Die Antwort ist durch ihre Sequenzabhängigkeit von den anderen Möglichkeiten getrennt. Ein deklarativer Sprechakt muß vor allem von bestimmten situativen Faktoren begleitet sein. Konstative und Nuntiative unterscheiden sich durch die Intention des Sprechers, die bei Nuntiativen auf die Mitteilung einer Neuigkeit gerichtet ist. Hier kann der Hörer sofern er Sprecher und Situation nicht genau kennt - im unklaren sein, welche Funktion vorliegt. Daß eine repräsentative Funktion vorliegt, weiß er jedoch, und dies ist in der Regel kotinunikativ ausreichend. Das Phänomen der Ambiguität der kommunikativen Funktion ist von anderen verwandten Phänomenen zu trennen, die in der Literatur z.T. mit ihm vermischt werden. Daß indirekte Sprechakte nicht ambig sind, hat Searle (1975b) deutlich gemacht. Auch das Phänomen der Vagheit sprachlicher Ausdrücke ist nicht als Ambiguität zu beschreiben,·82 und das Phänomen der "force multiplicity" unterscheidet sich von Ambiguität dadurch, daß hier zwei oder mehr Illokutionen an eine Äußerung gebunden sind, die gleichzeitig gelten, die also keineswegs diambiguiert werden müßten (vgl. Beispiel 30 und 31, Kap. III). 83 Auch sind Äußerungen nicht deshalb kcmmunikativ ambig, weil man ihnen vermeintlich beliebige Intentionsketten zuordnen könne. Mitunter wird der Sprechakttheorie vorgeworfen, sie drohe sich zu einer Humanwissenschaft auszuweiten, da die Schlußfolgerungsrelation bei indirekten Sprechakten nach Art der "indem-Relation" (Heringer 1974:43ff.) beliebig fortsetzbar sei, etwa derart: Indem ich einen explorativen Sprechakt vollziehe, zeige ich, daß ich sachkundig bin; indem ich mich als sachkundig erweise, profiliere ich mich für eine Bewerbung etc. Mit Campbell

( 1 9 7 5 : 5 ) scheint Ambiguität mit "force multiplicity" gleichzusetzen.

Tests zur Unterscheidung von Ambiguität und Mangel an Spezifikation (Vagheit) werden bei Zwicky/Sadock (1975) beschrieben, darunter auch pragmatische Tests, die sich allerdings nicht auf Ambiguität bzw. Vagheit der kommunikativen Funktion in unserem Sinn beziehen.

316

welchen Kriterien läßt sich diese Verkettung begrenzen? M.E. stellt dies kein Problem dar. Gegenstand für Linguistik und Sprechakttheorie sind Sprechakte, und sie sind durch die konmunikative Funktion definiert. Als kommunikative Funktion oder Sprechaktbedeutung kann keineswegs, wie Weydt (1981:255) behauptet, jede in indent-Relation zur wörtlichen Bedeutung stehende abgeleitete Bedeutung angesehen werden. Nur soweit durch die indem-Relation Sprechakte aufeinander bezogen sind, ist sie Gegenstand für Linguistik und Sprechakttheorie. Sobald Sprechakte durch eine allgemeine Taxoncmie definierbar sind, ist auch die indemRelation zu begrenzen. Sachkenntnis zeigen, sich profilieren sind keine sprachlichen Handlungen im definierten Sinn, sie kcmmen in der Taxonomie nicht vor; ebensowenig werden durch einschüchtern, ein Verhandlung s ziel durchsetzen in Weydts Beispiel indem ich drohe, schüchtere ich ein, indem ich einschüchtere, setze ich mein Verhandlungs ziel durch kommunikative Funktionen ausgedrückt; es handelt sich hier um nichtkonventionelle perlokutive Funktionen im herkömmlichen Sinn. Daß sie durch die indem-Relation an sprachliche Handlungen anschließbar sind, zeigt nur, daß die indem-Relation allein sprachliche Zusammenhänge nicht erklären kann und daß sprachliche Handlungen auf vielfältige Weise mit nichtsprachlichen oder nichtkonventionellen verknüpft sind, ohne daß letztere von einer Theorie sprachlichen Handelns beschrieben werden müßten. Abschließend sollen kurz die vielfältigen Funktionen etwas differenziert werden, die situative Zeichen bei der Zuordnung erfüllen. Bereits bei der Zusam-r menfassung zu Kapitel II habe ich betont, daß situative Zeichen wie sprachliche selbst Inhalt haben können (z.B. die Gestik), meist jedoch den Inhalt der sprachlichen Äußerungsform nur beeinflussen. Bezüglich der Relevanz situativer Merkmale ist offenbar zu unterscheiden zwischen dem Postulat einer allgemeinen situativen Angemessenheit von Äußerungen, das generell für alle Äußerungen gilt und als Rahmenbedingung die Zuordnung von Äußerung und kommunikativer Funktion nicht unmittelbar betrifft, und den Fällen, in denen situative Merkmale für die Zuordnung von Äußerung und kommunikativer Funktion unmittelbar relevant sind. Hier wiederum können situative Merkmale durchaus unterschiedliche Funktion haben. Sie können notwendige Voraussetzung und damit situatives Zeichen bei der Realisierung der kontminikativen Funktion sein, z.B. bei Deklarativen; sie können Sprechakte konkretisieren, wie z.B. die Kenntnis eines offenen Fensters in Verbindung mit der Äußerung Es zieht. ; sie können sprachliche Zeichen ersetzen, wie z.B. die Gestik, und sie können in den Zuordnungsmechanismus direkt eingreifen, wie z.B. bei situationsabhängigen Idiomen. Dementsprechend umfaßt der Bereich der situativen Zeichen so unterschiedliche Phänomene wie die Gestik oder situative Tatbestände, die sprachliche Zeichen ersetzen, ergänzen oder konkreti-

317

sieren können, bis hin zu allgemeinen situativ-sozialen Zusarttnenhängen wie zwischenmenschlichen Beziehungen, die die kommunikative Funktion beeinflussen und für die situative Angemessenheit einer Äußerung relevant sind. Situative Zeichen sind somit sowohl Element des "context of situation" als auch Element des "context of culture", sofern man diese Unterscheidung von Norrick (1981) (nach Malinowski 1923) übernehmen will. 5.

Die Einheit des Sprechakts

In den vorausgegangenen Kapiteln wurden die verschiedenen Möglichkeiten beschrieben, Sprechakte im Deutschen zu vollziehen, gegliedert nach den Zuordnungstypen des direkten, indirekten und idiomatischen Sprechakts. Bei der Fülle der Realisierungsformen ist es schwer, dabei die Einheit des Sprechakts im Blick zu behalten. Ein Sprechakt ist definiert durch die Zuordnung einer Menge von Äußerungen zu einer konmunikativen Funktion mit Proposition, nach Searle (1969:31) notiert als F(p): (Fig. 26)

[Äußerung-il )Äußerung 2 l

1...

Die Einheit des Sprechakts wird dabei durch die kontnunikative Funktion gestifet; sie auf diese Weise funktional zu definieren, ist bei Vorliegen einer Sprechakttaxonomie unproblematisch. Zu fragen ist, ob sich die Einheit des Sprechakts auch durch Merkmale der Äußerungsseite definieren läßt, genauer, ob es einen gemeinsamen sprachlichen Nenner für all die verschiedenen Äußerungen gibt. Zwei Aspekte der Äußerungsseite scheinen eine negative Antwort zu prädestinieren. Zum einen wird die Äußerungsseite nicht nur durch sprachliche Merkmale, sondern ebenso durch kontextuelle, und das sind Merkmale des sozialen wie situativen und sprachlichen Kontexts, konstituiert. Dabei kann die kcnmunikative Funktion in Einzelfällen auch situativ ausgedrückt sein. Zum anderen sind die Äußerungen auf unterschiedliche Weise der einen konmunikativen Funktion zugeordnet, je nachdem, ob es sich um direkte, indirekte oder idiomatische Sprecnakte handelt. Während beim direkten Zuordnungstyp sprachliche Konventionen die Zuordnung von Äußerungsform und kommunikativer Funktion regeln, kommen beim indirekten Zuordnungstyp Schlußfolgerungsprozesse hinzu, und beim idiomatischen beruht die Zuordnung auf dem Ausschluß kompositioneller Rekonstruktion der Bedeutung. Aufgrund der Heterogenität der Zuordnungsmodi ist eine intensionale Definition der Einheit des Sprechakts mit Hilfe von Merkmalen der Äußerungsseite illusorisch; ja man könnte sogar Zweifel haben, ob sich die Einheit des Sprechakts

318 grammatisch extensional definieren läßt.

Dieser Frage nach einer grammatischen Definition des Sprechakts bin ich (1984a) nachgegangen. Am Beispiel der Aufforderung, den Rasen zu mähen, eines monitiven Sprechakts also, habe ich gezeigt, daß sich Sprechakte grammatisch extensional definieren lassen. Hier soll das Problem noch einmal an einan anderen Beispiel untersucht werden. Ich wähle wieder einen direktiven Sprechakt, jedoch einen IUSSIV, der eine hierarchische situative Struktur voraussetzt. Seine Inhaltsstruktur ist wie folgt anzugeben: (Fig.27)

Illokution (Proposition) IUSSIV

(SCHULARBEITEN MACHEN ( H O ) )

Darauf zu achten ist, daß alle Äußerungen gleichermaßen initiativ verwendbar sein sollen. Die Äußerungsformen gliedern sich nach den Zuordnungsmodi in - direkte Sprechakte, lexikalisch ausgedrückt: (415) "Ich fordere dich auf/befehle (416)

Ich muß dich auffordern/dir

dir, deine Schularbeiten zu machen. befehlen, deine Schularbeiten zu machen.

Wie alle explizit performativen Wendungen ist auch (415) in alltäglicher Kommunikation ziemlich ungebräuchlich; die Wendung mit befehlen könnte man sich insistierend, also nicht initiativ, zur Betonung der iussiven Illokution vorstellen. Die modifiziert performative Wendung (416) dagegen, die den expliziten Ausdruck der Handlung gewissermaßen etwas zurücknimmt, ist durchaus in alltäglicher Kommunikation denkbar. - direkte Sprechakte, grammatisch ausgedrückt: (417) Mach (bitte) deine Schularbeiten! (418) Du sollst deine Schularbeiten machen! (419) Denk daran/vergiß nicht, deine Schularbeiten zu machen! (420) Schularbeiten machen! (421) Jetzt aber die Schularbeiten gemacht! (422) Du hast deine Schularbeiten zu machen! (423) Daß du deine Schularbeiten machst! (424) Wenn ich wiederkomme, hast du deine Schularbeiten gemacht/machst du deine Schularbeiten!

Bei den direkten Sprechakten, seien sie nun lexikalisch mit einem Verbum des Aufforderns oder grammatisch ausgedrückt, wird deutlich, daß die einzelnen Äußerungen unterschiedlich eindeutig auf die verschiedenen abgeleiteten direktiven Illokutionen festgelegt sind. Im lexikalischen Bereich kann auffordern für

319

lussiv und Monitiv stehen, nur befehlen drückt eindeutig einen lussiv aus. Im graitmatischen Bereich sind die Äußerungen (421-424) nur für einen lussiv verwendbar,8" (417-420) dagegen in der Regel für einen Monitiv, aber auch für Monitiv und einen höflichen lussiv zugleich. Ist die abgeleitete Illokution sprachlich noch nicht eindeutig festgelegt, entscheidet die Situation. Als indirekte Sprechakte scheint es lussive nicht zu geben.85 Damit wird noch einmal deutlich, daß das Phänomen des indirekten Sprechakts immer zwei kommunikative Möglichkeiten realisiert, also immer ein Ausweichen auf die wörtliche direkte Interpretation möglich ist. lussive jedoch sind mit einem solchen Ausweichen nicht verträglich. Sie werden mit definitivem Anspruch auf Erfüllung vorgebracht, hinter dem Sanktionen stehen. Für die Exemplifizierung der indirekten Realisierungsmöglichkeiten, die einem monitiven Sprechakt zur Verfügung stehen, verweise ich auf Weigand (1984a). Versucht man diese Möglichkeiten auf unser Beispiel, nun verstanden als monitiven Sprechakt, zu übertragen, so zeigt sich, daß die aufgestellten Konzepte und Realisierungstypen generell gültig sind, daß sich aber in einzelnen Fällen doch kleinere Unterschiede ergeben, die vom konkreten Handlungsmuster abhängig sind. So kann ich z.B. sehr wohl sagen (425) Der Aasen darf gemäht werden. im Sinn von ( 4 2 5 ' ) Da der Rasen schon wieder so lang ist,

sollte er gemäht werden.;

dagegen ist (426) Die Schularbeiten dürfen

gemacht werden.

schon weniger gebräuchlich. Doch sind diese sich von Beispiel zu Beispiel ergebenden Unterschiede so gering, daß man sie wohl in der Regel dem für kommunikative Sprachverwendung inmer anzusetzenden Bereich der Unscharfe zuweisen kann. - idiomatische Sprechakte: (427) Machst du bitte/endlich deine Schularbeiten! (428) Würdest du bitte/endlich deine Schularbeiten machen? 81

*

Ähnlich wie bei idiomatischen Sprechakten kann natürlich auch hier eine dieser Äußerungen, die einem lussiv zukommt, zwischen guten Freunden auch für einen Monitiv verwendet werden: Du hast jetzt mit mir spazierenzugehen! Vgl. Anm. 66, Kap, III.

es

Als indirekte Sprechakte können natürlich "verkleidete" lussive vorkommen, wie z . B . in dem Schräuble/Henkel-Gespräch der initiative indirekte Direktiv, der eigentlich ein lussiv ist (vgl. die Äußerung Henkels in A I , Exkurs zu Kap. I I ) .

320 (429) Willst du bitte/endlich deine Schularbeiten machen? (430) Kannst du bitte/endlich deine Schularbeiten machen? (431) Könntest du bitte/endlich deine Schularbeiten machen? (432) Wenn du deine Schularbeiten machen würdest/könntest? (433) Würdest du deine Schularbeiten machen? (434) Wirst du wohl/gleich deine Schularbeiten machen? (435) Machst du wohl/gleich deine Schularbeiten? (436) Würdest du wohl/gleich deine Schularbeiten machen? (437) Willst du wohl/gleich deine Schularbeiten machen?

(438) Du machst jetzt deine Schularbeiten! (439) Du wirst jetzt deine Schularbeiten machen! (440) Jetzt werden die Schularbeiten gemacht! (441) Schau, daß du deine Schularbeiten machst!

Aus der Zusammenstellung geht hervor, daß es zahlreiche idiomatische Möglichkeiten gibt, die teils eindeutig einen lussiv (434-441), teils lussiv oder Monitiv realisieren (427-433). 86 Ich habe hier situationsabhängige (433) und bereits sprachlich eindeutige, also nicht situationsabhängige Idiome zusanmengenontnen. Auch bei idiomatischen Wendungen sind vereinzelt Besonderheiten auszumachen, die von der jeweiligen konkreten Inhaltsstruktur abhängen. So kann eine Äußerung wie (442) Würdest du mir etwas aus der Stadt mitbringen? durchaus ein indirekter Sprechakt sein, während dasselbe grammatische Muster, bezogen auf das Handlungsmuster 'Schularbeiten machen' einen idiomatischen kontextabhängigen Sprechakt ergibt (vgl. 433) und darin mit der kontextabhängigen idiomatischen Äußerung Würden Sie mir das Salz reichen? (Beispiel 291) vergleichbar ist.

Der Grund liegt darin, daß (433) in der Pegel von einem Erwachsenen

an ein Kind gerichtet wird, also eine hierarchische Struktur impliziert, die eine Interpretation als direkt!ven Sprechakt nahelegt, während für (442) in der Regel eine kooperative Situation anzunehmen ist, die eine Interpretation als Fragehandlung gelten läßt. Bei Würden Sie mir das Salz reichen? dagegen ist die Situation so stark, daß sie auch bei gleichberechtigten Partnern einen idiomatischen Direktiv bedingt. Mitunter kann auch das Aäverb jetzt idiomatisierend wirken, z.B. in (443) Kommst du jetzt?

Vgl. Anm. 66, Kap. III.

321

Nicht so eindeutig idicmatisierend wirkt jetzt dagegen bei (444) Machst du jetzt deine Schularbeiten?

Zumindest ist hier die Auffassung als Sprechaktidion von der Intonation und Betonung abhängig. Ein Grund dafür liegt wohl darin, daß (443) in einer Situation realisiert wird, in der man sehen kann, daß die Handlung noch nicht ausgeführt wird. Generell gilt jedoch, daß direktive Sprechaktidiome meist eine eigene Intonation und Betonung haben, die das Verbum bzw. Modalverb betont. Dies ist z.B. auch wichtig bei den Äußerungsformen mit endlich (427-431), die u.U. auch als situationsabhängige Idiome bzw. indirekte Sprechakte interpretiert werden könnten. Auch hier wird deutlich, daß eine eindeutige Festlegung nach einem Plusminus-Schema im Bereich der Sprachverwendung oft nicht möglich ist.87 Die sprachliche Form läßt bei wechselnder Intonation und Betonung verschiedene Interpretationen und damit verschiedenen Zugriff der Situation zu. Letztlich weiß allein der Sprecher, wie die Äußerung intendiert ist; doch auch er wird sich bei einer Äußerungsform,die verschiedene Möglichkeiten offenläßt, nicht immer von vornherein für eine Möglichkeit bewußt und eindeutig entschieden haben. So bleibt eine gewisse Vagheit der Äußerungsform bestimmend, die von Fall zu Fall durch Intonation/Betonung und Situation spezifiziert werden kann. Bei der Zusammenstellung der Realisierungsmöglichkeiten für einen iussiven Sprechakt hat sich ergeben, daß einige Äußerungsformen in der Regel nur für einen lussiv verwendbar sind, andere dagegen nicht zwischen lussiv und Monitiv unterscheiden. Im ersteren Fall hat die Situation, also z.B. der vorauszusetzende Autoritätsabfall zwischen Sprecher und Komtnunikationspartner, nur begleitenden Charakter, die relevanten situativen Merkmale korrespondieren hier mit sprachlichen. Im zweiten Fall dagegen bedarf die sprachliche Form der Spezifizierung durch die Situation, die dann entscheidet, ob ein iussiver oder monitiver Sprechakt vorliegt. Die Situation kann nur greifen, wo der sprachliche Ausdruck es zuläßt. Insgesamt jedoch zeigt es sich, daß die Realisierungen nicht beliebig, sondern durch sprachliche Muster festgelegt sind. Dies gilt auch für den indirekten Bereich, wie ich (1984a) gezeigt habe. Für unser Beispiel eines iussiven Sprechakts ergeben sich durch den Wegfall des indirekten Typs weit weniger Realisierungsmöglichkeiten als für einen monitiven Sprechakt. Die Realisierungstypen sind bis auf Einzelfälle nicht an spezielle Handlungsmuster gebunden, sondern 87

Auf die Schwierigkeit der Akzeptabilitätsbeurteilung von Äußerungen weist auch Leech (1983:194) hin.

322

von konkreten Beispiel isolierbar und ergeben eine abgegrenzte Menge sprachlicher Möglichkeiten für die Realisierung einer kommunikativen Funktion. Die Einheit des Sprechakts ist somit auch durch Bezug auf die Äußerungsseite zu definieren, wenngleich es sich hier nur um eine extensionale Definition handelt. Eine einigende Kraft im Sinn der Reduzierung auf einen intensionalen Kern gibt es nur funktional. Die funktionale deduktive Definition der Illokutionstypen ist daher vorauszusetzen; nur auf ihrer Grundlage sind Sprechakte extensional grammatisch definierbar. Es bleibt die Aufgabe, die Einheit des Sprechakts auch an einem perlokutiven Beispiel zu demonstrieren. Intensional ist der perlokutive Sprechakt durch seine Funktion in Abhängigkeit von der Illokution definiert; extensional läßt er sich auch durch seine Realisierungsformen definieren. Ebenso wie bei illokutiven Sprechakten ergeben sich bei perlokutiven zahlreiche Möglichkeiten, die nach dem Zuordnungstyp eines direkten, indirekten oder idiomatischen Sprechakts differieren. Ich nehme als Beispiel einen perlokutiven Sprechakt, der einen Vorschlag, also einen repräsentativen deliberativen und indirekt direktiven Sprechakt, AKZEPTIERT, und zwar in positiver Form:88 - direkte Sprechakte, lexikalisch ausgedrückt: (445)

Wir könnten nach Paris fahren. - Da stimme ich dir

zu.

(446)

- Ich muß dir zustimmen.

(447)

- Ich bin ganz deiner Meinung.

(448)

- Den Vorschlag nehme ich an.

(449)

- Da bin ich dabei.

(450)

- Einverstanden.

(451)

- (Ja,) das ist wahr.

(452)

-Ja, das stimmt.

(453)

- So ist

es.

(454)

- Da hast du Recht.

(455)

- Gut/o.k.

Neben den explizit und modifiziert performativen Wendungen mit zustimmen (445/ 446) kann die propositionale Einstellung zum Ausdruck gebracht (447) oder eine für das Untermuster 'vorschlagen' spezifische reaktive Äußerung gewählt werden (448-450). Auch unpersönliche Wendungen (451-453) oder die Referenz auf den 88

Vgl. auch die Zusammenstellung der Äußerungen für einen Vorschlag und für die Reaktionen darauf bei Fritz ( 1 9 8 2 : 2 4 2 f f . ) , die allerdings nicht unter der Fragestellung einer grammatischen Definition des Sprechakts erfolgt.

323

Kotmunikationspartner (454) oder Kurzformen (455) sind möglich. - direkte Sprechakte, grammatisch ausgedrückt: (456) Wir könnten nach Paris fahren. - Ja, das könnten

wir.

(457)

- Das ginge.

(458)

- Das wäre eine Möglichkeit.

(459)

- Gesagt, getan!

(460)

- Das machen wir!

Zu den grammatischen Realisierungen rechne ich Möglichkeiten, die den deliberativen Anspruch explizit durch den Konjunktiv bestätigen, entweder mit entsprechendem Modalverb (456) oder als grammatisch-lexikalische Mischform, für die das Prädikat nicht beliebig ist (457/458). Für diese grammatisch-lexikalischen Mischformen ist der Konjunktiv jedoch redundant; ohne ihn hätten wir lexikalische Varianten. Auf ähnliche Weise, als grammatisch-lexikalische Mischform, kann auch der indirekt direktive Charakter des Vorschlags aufgenommen und sogleich zur Tat aufgefordert werden (459/460). Trotz der Formelhaftigkeit von (459) liegt kein Sprechaktidiom vor, da die wörtliche Bedeutung nicht blockiert ist. - indirekte Sprechakte: (461) Wir könnten nach Paris fahren. - Das ist

eine fabelhafte

(462)

- Das wäre schön.

(463)

- Dir fällt immer etwas

Idee.

ein.

Konzepte für indirekte Sprechakte des Zustiiimens bilden die Bewertung der Handlung und die Kompetenz des Sprechers. Spezielle idiomatische Äußerungsformen scheint es nicht zu geben. Es zeigt sich auch hier wie bereits bei illokutiven Sprechakten, daß es zwar zahlreiche, aber nicht beliebig viele Möglichkeiten des Reagierens gibt; das heißt, auch perlokutive Sprechakte sind grammatisch extensional definierbar. Bei der Zusammenfassung der Realisierungstypen in einer extensionalen Definition ergeben sich auch für das Problem der Sprechaktindikatoren neue Einsichten und Systematisierungsmöglichkeiten. Die Frage, ob sich überhaupt einzelne Ausdrücke innerhalb von Äußerungen als Sprechaktindikatoren isolieren lassen, kann mit Einschränkung bejaht werden, sofern man im Auge behält, daß komnunikative Funktionen nicht mit einzelnen Ausdrücken, sondern mit Äußerungen vollzogen werden. Es lassen sich für den direkten Ausdruck einer kommunikativen Funktion grammatische wie lexikalische und idiomatische Mittel nennen. Diesen Indikatoren können andere grammatische wie lexikalische Mittel gegenübergestellt werden, deren

324

Funktion sich bei der indirekten Zuordnung erfüllt, indem sie phraseologisierend wirken. Die Indikatoren der indirekten Zuordnung können nicht aus der Äußerung isoliert werden, entscheidend ist das semantische Konzept, das der Äußerung zugrunde liegt. Dieses semantische Konzept determiniert bei der indirekten Zuordnung die Auswahl der sprachlichen Mittel. Eine Beschreibung der Sprechaktindikatoren sollte daher generell nicht auf einzelne Ausdrücke bezogen werden, sondern auf dem Hintergrund einer Theorie der Zuordnung für ganze Äußerungen innerhalb von Sequenzen erfolgen.89 Abschließend bleibt die Frage zu stellen, warum es in natürlichen Sprachen so viele verschiedene Äußerungsmöglichkeiten für einen Sprechakt gibt. Das Gemeinsame dieser Äußerungen ist, daß sie alle zum Ausdruck der gleichen kommunikativen Funktion geeignet sind. Doch ist klar, daß sie über diese Gemeinsamkeit hinaus funktionale Unterschiede aufweisen, die nur unter Bezug auf einen Funktionsbegriff zu beschreiben sind, der auch Gesichtspunkte wie persönlichen Stil und soziale Beziehung erfaßt. Diese funktionale Differenzierung der verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten kann hier nur angedeutet werden; sie erfordert die Ausarbeitung einer pragmatischen Stilistik, wozu auch die Erforschung gruppenspezifischen Sprachverhaltens gehört (vgl. auch Franck 198O:26ff.). 9 0 Für die Menge der indirekten Ausdrucksmöglichkeiten sind Gesichtspunkte zwischenmenschlicher Beziehungen maßgeblich, vor allem der Aspekt der Höflichkeit, für die die besondere Qualität indirekten Sprechens, das nur mit gewisser Vorsicht in den Handlungsspielraum des Komnunikationspartners eingreift, von Bedeutung ist. Daß die Vielfalt der Variationsmöglichkeiten in natürlichen Sprachen zumindest teilweise als subtile Form der Ökonomie zu erkennen ist, zeigt sich auch darin, daß gerade die Sprechaktklassen eine besondere Affinität zur Ausdrucksvielfalt haben, bei denen sich die Variation situativ-funktional rechtfertigen läßt wie bei den Direktiven.91 Keineswegs läßt sich generell von der Vielzahl der Äußerungsmöglichkeiten eine unnötige Komplizierung der kommunikativen Kompetenz ableiten, sondern diese Differenzierung ist sehr wohl zumindest teilweise funktional begründet (vgl. Dascal 1983;158ff.). Daneben jedoch muß man auch sehen, daß manche Äußerung im Bereich der Unscharfe und bloß formalen Variation verbleibt.

89

Vgl. dazu auch Katz (1977:17) der betont, daß jeder Aspekt der grammatischen Struktur für die Äußerungsbedeutung eine Rolle spielen kann.

90

Eine Skizze einer pragmatischen Stilistik gibt Sandig ( 1 9 7 8 ) .

91

"Zur situationsspezifischen Selektion von Aufforderungsvarianten" unter sprachpsychologischem Aspekt vgl. Herrmann ( 1 9 8 2 : 1 3 O f f . ) .

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

Im Rahmen dieser Arbeit wurde versucht, eine allgemeine, und d.h. universelle Theorie der Kommunikation auf einer Sprechakttaxonomie zu begründen. Eine Sprechakttaxononie ist nicht als Sprechaktverbtaxoncmie, sondern als Taxonomie funktionaler Einheiten zu verstehen. Sie muß daher in einer allgemeinen Bedeutungstheorie wurzeln. Für eine Beschreibung der Sprachverwendung ist Sprache ein natürliches, kotplexes Phänomen, das der Komnunikation dient. In diesem Sinn wird ein genereller dialogischer Sprachbegriff zugrunde gelegt, der ein neues Paradigma der Linguistik beinhalten könnte. Die Bedeutung sprachlicher Äußerungen ist ihr Gebrauch. Minimale kommunikativ autonome Funktionseinheit ist nicht der Sprechakt, sondern eine Zweiersequenz aus illokutivem und perlokutivem Sprechakt von Sprecher und Komnunikationspartner, das minimale Handlungsspiel. Erst die Zweiersequenz erfüllt die kcmmunikativ-dialcgische Funktion der Verständigung, die auf der Interdependenz von Illokution und Perlokution beruht und als Funktion des Handlungsspiels zu beschreiben ist. Zwischen Illokution und Perlokution können konmunikativ-strukturelle Sprechakte vermitteln. Für eine Sprechakttaxoncmie als Taxonomie der kotmunikativen Funktion ist die Definition der Illokution grundlegend. Aufgrund der Interdependenz von Illokution und Perlokution ergibt sich dann auch eine Definition der Perlokution. Erst die Taxonomie der Illokution und die Taxonomie der Perlokution zusanmen stellen eine Taxonanie der karmunikativen Funktion der Sprache dar. Mit Hilfe illokutiver Kriterien, die aus der Definition der Illokution folgen, sind fundamentale Illokutionsklassen zu begründen, mit Hilfe modifizierender illokutiver Kriterien sind daraus abgeleitete Illokutionsklassen herzuleiten. Diese schließlich können zu Untermustern, zu Komplexen aus illokutiver Funktion und Proposition, differenziert werden. Dementsprechend ist die Taxonomie der Perlokution als Taxonomie fundamentaler und abgeleiteter Funktionen zu begründen. Auf diese Weise ergibt sich ein hierarchisches System von Illokutionstypen, die mit entsprechenden Perlokutionstypen interdependent sind. Fundamentale Illokutionstypen sind Direktive, Repräsentative, Explorative und Deklarative. Ihnen korrespondieren die fundamentalen perlokutiven Typen:

326 DIREKTIVE

-
-

REPRÄSENTATIVE


· AKZEPTIEREN

EXPLORATIVE

->



DEKLARATIVE

ZUSAGEN

ANTWORTEN

/

Deklarative haben ihre perlokutive Funktion bereits inkorporiert. Hat man erst einmal die Frage nach den Möglichkeiten sprachlichen Handelns systematisch geklärt, so kann man auch die Frage nach ihrer Realisierung systematisch angehen. Auf das universelle Problem folgt das einzelsprachliche. Wie ist eine kommunikativ-dialogische Grammatik einer Einzelsprache, hier des Deutschen, auf der Basis einer Sprechakttaxonomie zu konstituieren? Zur allgemeinen Theorie der Kommunikation muß eine Theorie der Zuordnung hinzukommen, die vermutlich in ihren Grundlagen ebenso universell ist. Die Theorie der Zuordnung beschreibt die Zuordnungstypen des direkten, indirekten und idiomatischen Sprechakts und damit die Art und Weise, wie Inhaltsstrukturen von Sprechakten in Mengen situativer Äußerungen überführt werden. Für eine konsequent pragmatische Sprachauffassung kann es keine Trennung von Grammatik und Pragmatik geben. Eine ausdrucksorientierte Fragestellung "Pragmatik in der Grammatik" geht von einem Konstrukt Grammatik aus, das sekundär pragmatisiert werden soll. Für die Sprachverwendung dagegen gibt es nur eine Grammatik, die kommunikativ-dialogische, die Strukturen pragmatischer Bedeutung und Äußerungen einander zuordnet. Die Semantik hat hierbei nur Hilfsfunktion. Erst auf der Basis einer kommunikativen Grammatik ist die Frage nach Sprechaktindikatoren, nach einzelnen Ausdrücken für die kommunikative Funktion zu stellen. Zwei grundlegende Typen sind zu unterscheiden: isolierbare Ausdrücke wie performative Verben und Ausdrücke, deren kommunikative Funktion erst im sprachlichen Kontext ersichtlich wird, wie z.B. Modalpartikeln, die also nicht isoliert zu beschreiben sind. Jedoch auch performative Verben realisieren nicht für sich und nicht in 1:1-Zuordnung Handlungstypen. Die Zuordnungsfrage bleibt letztlich iirroer eine Frage der Zuordnung ganzer Äußerungen zu Handlungstypen innerhalb von Sequenzen. Jede Untersuchung der Sprachverwendung beruht auf dieser zweifachen Fragestellung von Sprechakttaxonomie und kommunikativer Grammatik. Erst auf dieser Grundlage sind weitere Forschungen anzuschließen. Sie können stärker textbezogen sein und vor allem kommunikativ-strukturelle Funktionen einbeziehen und die Struktur von Verständigungsdiskursen zu klären suchen oder innerhalb längerer Sequenzen eines Sprechers dominierende Funktionen bestimmen. Sie können sich auch auf eine stärkere Differenzierung und detaillierte Beschreibung der Unter-

327

muster beziehen. Auch die Äußerungsvarianten für einzelne Sprechakte sind zu vervollständigen und in einer pragmatischen Stilistik zu differenzieren. Von möglichst vielen Einzelsprachen sind kanmunikative Grammatiken zu erstellen; sodann können unter kontrastiver Perspektive einzelne Sprechakte in ihren Realisierungen verglichen und auf dieser Basis didaktische Grammatiken für den Fremdsprachenunterricht entwickelt werden. Die Möglichkeit der grammatischen Definition von Sprechakten sollte auch für den Sprachunterricht in der Muttersprache genützt werden. Hier müßte es in einem integrierten Grammatikunterricht (vgl. Weigand 198O) im Rahmen der Erweiterung der kommunikativen Kompetenz u.a. um eine populärwissenschaftliche Nutzanwendung etwa in Form einer allgemeinen Prinzipienlehre der Kommunikation gehen, die z.B. zu befragen wäre, warum die Kommunikation zwischen Jugendlichen und Erwachsenen in vielen Fällen mißglückt. Generell wäre dabei der dialogische Charakter der Sprachverwendung zu betonen. Nicht zuletzt sind empirische Untersuchungen vonnöten, unter Differenzierung situativer und sozialer Faktoren, damit der Weg von den Prinzipien der Komnunikation zur Komplexität der Realität allmählich beschritten werden kann. Ein Aspekt dieser Komplexität sind die Bereiche der Unscharfe, der grauen Zonen, die eine Akzeptabilitätsbeurteilung mancher Äußerung erschweren. Ich habe wiederholt auf dieses Phänomen der Vagheit hingewiesen, das für die Sprachverwendung charakteristisch ist und vielfach erst ihr Funktionieren in ständig wechselnden Kontexten ermöglicht. Diese Problematik gilt es anzuerkennen und ihr vielleicht mit Lakoffs natürlicher Kategorisierung (1982) gerecht zu werden (vgl. Weigand 1987). Doch darf man darüber nicht vergessen, daß die Prinzipien und Kategorien der zugrundeliegenden funktionalen Theorie von anderer Art sind; sie müssen klar und einfach sein.

SUMMARY AND FUTURE DEVELOPMENTS

The study attempts to set up a general, i.e. universal theory of communication based on a taxonomy of speech acts. A taxonomy of speech acts is not to be understood as a taxonomy of speech act verbs but as a taxonomy of functional units. It must, therefore, have its roots in a general theory of meaning. For the purposes of a description of language use, language is considered to be a natural, ccmplex phenomenon which is used for communication. In this sense speech act taxonomy is based on a general concept of language as dialogue, a concept which could contain a new paradigm for linguistics. The meaning of utterances is their use. The minimal autonomous communicative unit is not the speech act, but the two-part sequence of illocutionary and perlocutionary speech act of the speaker and the interlocutor, forming the minimal action game. Only the sequence of two utterances performs the communicative and dialogic function of mutual comprehension. Mutual comprehension is based on the interdependence of illocution and perlocution and is to be described as the function of the action game. Cortmunicative-structural speech acts can mediate between illocution and perlocution. For a speech act taxonomy considered as a taxonomy of ccrnnunicative function it is necessary to define illocution. A definition of perlocution is a result of the interdependence of illocution and perlocution. It is only when we have both a taxonomy of illocution and of perlocution that we have a taxonomy of the communicative function of language. Using illocutionary criteria resulting from the definition of illocution, it is possible to set up fundamental illocutionary classes, and by using modifying illocutionary criteria, derived illocutionary classes can be obtained. We can, then, differentiate subpatterns, complexes made up of illocutionary function and proposition. Accordingly, the taxonomy of perlocution is to be established as a taxonomy of fundamental and derived functions. The outcome is thus a hierarchical system of illocutionary types and corresponding perlocutionary types which. are interdependent. Fundamental illocutionary types are: directives, representatives, exploratives and declaratives. There are corresponding fundamental perlocutionary types:

329 DIRECTIVES

·
· ASSENT

REPRESENTATIVES -
· ACCEPT

EXPLORATIVES DECLARATIVES

-
· ANSWER /

Declaratives already incorporate their perlocutionary function. Having systematically settled the question of the possibilities of language action, we can systematically approach the question of their realisation. From the problem of universale we move to individual languages. How can a communicative-dialogic grammar of an individual language, in this case German, be constructed on the basis of a taxonomy of speech acts? In addition to a general theory of communication there must be a theory of correlation whose fundamental principles are probably just as universal. The theory describes three types of correlation: direct, indirect and idiomatic speech acts, and thus the way in which meaning structures of speech acts are correlated with sets of situational utterances. Grammar and pragmatics cannot be divorced from one another if we are to maintain a consistently pragmatic view of language. A formulation of the problem as "pragmatics in grammar" - oriented towards expression - assumes a construct called grammar which then, secondarily, has to be pragmatised. In the case of language use, however, there is only one grammar, a conmunicativedialcgic grammar, which correlates structures of pragmatic meaning with utterances. In this, semantics has only an auxiliary function. It is only on the basis of a communicative grammar that we can raise the problem of speech act indicators, of individual expressions for the communicative function. We have to distinguish between two basic types: expressions such as performative verbs which can be taken in isolation, and expressions such as modal particles which cannot be described in isolation since their communicative function only becomes clear within the linguistic context. However, even performative verbs do not on their own and in a one-to-one correlation realise types of acts. In the final analysis the question of correlation is a question of correlating whole utterances with types of acts within sequences. Every investigation of language use is based on this twofold problem of speech act taxonomy and communicative grammar. It is only on this basis that further research can be carried out. This research can be more closely related to text. It can then either include communicative-structural functions and thus seek to clarify the structure of discourse which serves mutual comprehension or determine dominating functions within longer sequences by one speaker. It can also attempt a greater differentiation and detailed description of subpatterns.

330

In addition we can make a more complete inventory of the variants of utterances for individual speech acts and differentiate them in a pragmatic stylistics. Conmunicative grammars should be constructed for as many individual languages as possible; the realisation of individual speech acts can then be compared from a contrastive point of view and, using these findings, it will be possible to develop didactic grammars for foreign language teaching. The possibility of a grammatical definition of speech acts should also be of use for mother tongue language teaching. In this case we would be dealing, amongst other things, with a popularised application of science within an integrative teaching of grammar (cf. Weigand 198O) for the purpose of extending communicative competence. The form this might take could be a general theory of the principles of contnunication which might answer such questions as why communication between young people and adults fails so often. In doing so the dialogic nature of language use should be emphasised. Finally, empirical investigations which take account of situational and social factors are necessary in order to be able gradually to make our way from the principles of communication to the complexity of reality. One aspect of this complexity are the remaining unclear zones, the grey areas which make a judgment of the acceptability of some utterances difficult. I have repeatedly pointed to the phenomenon of vagueness, which is characteristic of language use and in many cases makes its functioning possible in continually changing contexts. This problem must be recognised and may perhaps be done justice to using Lakoff's natural categorisation (1982) (cf. Weigand 1987) It should, however, not be forgotten that the principles and categories of an underlying functional theory are different; they must be clear and simple.

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PERSONENREGISTER

Aijmer 125 Allwood 71, 124, 21O Aiston 169 Apeltauer 99, 166 Äqvist 87 Austin 6, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 30, 35, 43, 44, 50, 51, 84, 95, 96, 98, 159, 2O1, 202, 204, 215, 216, 219, 220, 23O, 232, 292 Auwera, van der 62 Bach 56, 61, 77, 2OO, 219, 292 Bachtin 37 Baer 4O Bäuerle 87, 145 Ballmer 12, 5O, 52, 53, 59, 6O, 72, 74, 77, 84, 130, 216, 31O Bartsch 123, 206 Bauer 39 Bausch 287 Betten 98 Bierwisch 24, 68, 72, 81, 131 Bolinger 144, 145, 146 Brandt 36, 48, 96, 123, 2O7, 239, 266, 268, 309 Brennenstuhl 12, 5O, 52, 53, 72, 77, 84, 216, 31O Brinker 71 Bublitz 29, 124 Bühler 12, 48, 53, 54, 1OO, 121, 169 Burkhardt 12, 53, 192 Campbell 51, 314, 315 Canisius 40, 41 Castelfranchi 88, 258 Caton 125 Charniak 15 Chomsky 2 f „ , 15, 72 Cohen, J.L. 53, 68, 75 Cohen, T. 12, 14 Cole 69 Coulmas 195 Coulthard 33

Dascal 25, 26, 27, 239, 24O, 324 Davis 12, 14 Davison 13, 69, 7O, 192, 2O8, 236 Dietrich 52 Dijkema 187 Dittmann 4, 5, 13, 30, 66, 71, 93, 124, 224 Duden-Grammatik 121, 166, 169, 177, 2 2 2 , 287, 288 Egli 1O5 Ehlich 107 Ehrich 7O, 192, 2O9, 249 Ervin-Tripp 266 Fabbri 32 Falkenberg 129 Ferguson 29 Ficht 105 Figge 40 Flämig 153, 177, 2 2 2 , 286 Fodor, J.D. 19, 2O, 40 Fotion 139 Franck 4, 17, 19, 29, 66, 92, 93, 1OO, 1O6, 181, 2O2, 217, 222, 242, 262, 274, 279, 310, 314, 324 Franke 18, 27, 35, 49, 81, 125, 138, 144, 164, 175, 187, 193, 215, 31O Fräser 12, 29, 51, 56, 166, 175, 2O2, 207, 2O8, 211, 216, 218, 279, 295 Fritz 18, 25, 36, 7O, 78, 174, 179, 180, 193, 195, 260, 284, 322 Furberg 125 Gabriel 129 Gadamer 39 Gaines 14, 77 Gauthier 163 Gazdar 67 Ginet 216 Goffman 36, 88 Gomringer 46 Goody 29 Gordon 67, 9O Grfeciano 195

353

Green 67 Gresillon 106, 282 Grewendorf 12, 31, 67, 89, 99, 105, 12O, 129, 143, 145, 2O7, 219, 253, 297 Grice 2O, 26, 66, 67, 68, 69, 130, 239, 249, 270 Gülich 288 Günther 37 Habermas 5, 11, 13, 15, 18, 26, 44, 62, 74, 78, 85, 1OO Halliday 19, 29, 71 Hancher 12, 6O, 84, 123 Harnish 56, 61, 77, 2OO Harras 11, 59, 6O Hartmann 75, 141 Bartog 212 Harweg 34, 40, 119, 136, 213 Heidolph 153, 177, 2 2 2 , 288 Heisenberg 45 Helbig 67, 205, 273 Henne 4, 10, 18, 33, 36, 39 Heringer 2O, 65, 1O7, 307, 313, 315 Herrmann 324 Hindelang 60, 61, 7O, 8O, 81, 91, 96, 105, 107, 108, 115, 116, 127, 129, 131, 143, 149, 154, 155, 159, 160, 162, 163, 164, 174, 176, 181, 189, 193, 194, 196, 207, 223, 229, 235, 236, 245, 266, 277, 278, 282, 286, 288, 289, 304 Hintikka 87, 1O5, 125 Hirzel 39 Hi5 88, 89, 106 Hörmann 12, 22 Hoffmann 153 Holdcroft 67 Holenstein 45, 72 Holly 14, 15, 13O, ISO Horaz 46 House 29 Humboldt, von 6, 7, 14, 39, 42, 43 Hundsnurscher 3, 4, 5, 12, 18, 19, 21, 22, 32, 35, 36, 39, 41, 42, 43, 66, 93, 96, 97, 99, 1O8, 109, 119, 136, 145, 171, 179, 180, 185, 187, 189, 229, 26O, 310 Husserl 27 Jachnow 62 Jäger 172, 177, 287, 288, 3O8 Jakobson 37, 45, 48, 53, 54, lOO, 121, 136, 147

Jandl 46 Jauß 38, 45 Jefferson 4 Jespersen 36 Kallmeyer 5 Kamlah 44 Kasher 6, 25, 31, 7O Kasper 29 Katz 29, 44, 51, 52, 62, 67, 68, 7O, 82, 84, 117, 132, 137, 14O, ISO, 153, 159, 202, 2O4, 215, 216, 218, 219, 220, 251, 292, 324 Kaufmann 287, 288 Klammer 36 Klein 166 Klinke 91 Kloepfer 37, 38 Koch, S. 214 Koch, W . A . 41, 45, 72 Koch, W. 30, 36, 48, 96, 123, 124, 203, 207, 239, 266, 268, 309 König 144 Kratzer 171 Kreckel 19, 62, 16O Kristeva 37 Kühn 169 Kürschner 214, 22O Kutschera, von 125 Lachmann 37 Lakoff 66, 67, 75, 76, 9O, 16O, 175, 183, 327 Lakoff, R. 29 Lang 123, 124, 14O, 167, 2O1, 2O4, 2 5, 206, 207, 218, 251 Lanigan 15 Lauerbach 171 Leech 29, 44, 49, 55, 67, 69, 76, 129, 216, 269, 288, 290, 293, 321 Lenzen 125 Levi-Strauss 45 Levinson 25 Lewis 171 Linnfe 73 Lorenzen 44 Lurija 21, 23, 17O Lyons 88, 9O, 91, 142, 144, 281 Malinowski 114, 317 Mantel-Oomen 121 Marouzeau 82 Matthews 75 Maurer 37, 38, 136, 168 McCawley 19, 51, 78, 113, 216, 312 McDermott 15

354 Meggle 28, 130 Meibauer 52, 53, 106 Mentrup 1O, 163 Hervis 75 Metzing 7O, 192, 201 Meyer-Hermann 53, 7O, 136, 192, 193, 201, 274 Morgan 70, 269 Motsch 13, 30, 36, 48, 71, 96, 115, 120, 123, 124, 13O, 153, 177, 2O1, 2O7, 2 2 2 , 239, 266, 268, 288, 309 Muckenhaupt 179 Müller 7O, 192, 263, 266 Müller-Michaels 40, 46 Nolen 29 Norrick 114, 121, 14O, 317 Öhlschläger 87, 88, 105, 1O7 Ohmann 12, 51, 123 Oxford Advanced Learner's Dictionary 174, 175 Panther 247 Paris! 88, 258 Parret 1 Platon 39, 53 Poggi 88, 258 Polenz, von 62 Pomerantz 181, 258 Posner 45, 69, 119, 295 Pratt 46 Protagoras 1 Pusch 214 Quasthoff

75

Sandig 324 Savigny, von 313 Sbisä 1, 32 Schegloff 4, 88 Schleichert 105 Schleiermacher 39 Schlieben-Lange 14 Schmid 38 1O6, 108, 109, 170, Schmidt-Radefeldt 282 Schnelle 41, 44, 45, 68 Schnitzler 42 Schonebohm 3O, 124, 2O3 Schütz 37 Schütze 5 Schwab 27 Schwitalla 36, 88, 213 Searle 1, 6, 9, 12, 14, 15, 17, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 31, 35, 4O, 41, 46, 47, 48, 49, 51, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 67, 70, 72, 77, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 90, 92, 94, 95, 96, 98, 100, 101, 104, 117, 118, 121, 124, 126, 129, 133, 135, 138, 139, 141, 147, 154, 159, 161, 167, 169, 174, 179, 187, 193, 194, 195, 198, 199, 216, 219, 23O, 235, 236, 2 3 7 , 238, 239, 240, 2 4 3 , 2 4 7 , 25O, 256, 257, 263, 2 6 7 , 268, 27O, 271, 2 7 2 , 273, 2 7 4 , 2 7 6 , 2 7 7 , 29O, 3O4, 31O, 315, 317 Sgall 71 Sökeland 7O, 86, 91, 93, 160, 192, 2 4 4 , 248, 253, 283 Sornig 15, 16, 33, 36, 99 Splett 19, 32 Spranz-Fogasy 99 Stalnaker 68, 171 Steger 1OO Steinitz 123, 124, 14O, 167, 2O1, 2O4, 205, 206, 207, 218, 251 Stempel 38 Steube 288 Stierle 37, 38, 46 Stiles 12, 62 Strecker 50, 52, 53, 1O7

Rehbock 4, 18, 33, 36, 39 Riffaterre 45 Römer. 15, 266 Rolf 14, 18, 28, 60, 1 2 2 , 129, 130, 131, 162, 193, 274 Ronneberger-Sibold 1O3 Rosch 73, 75 Rosengren 3O, 34, 36, 48, 61, 91, 96, 112, 123, 124, 165, 17O, 2O3, 207, 2 2 2 , 2 2 7 , 239, 2 4 7 , 250, Tedeschi 262, 263, 266, 268, 27O, 3O9 Timmerman Ross 66, 67, 75, 91, 269, 272, 275 Rüttenauer 212 Ungeheuer Sacks Sadock Sager Saile

4, 88 67, 69, 91, 195, 315 18O 7O, 192, 2O9, 249

171 187 1O

Vanderveken 35, 6O, 85, 87, 219 Vandeweghe 1O6, 111, 164 Vendler 51, 159, 217

355

Verschueren l, 3, 5O, 62, 76, 81, 84, 86, 216, 218, 310 Viehweger 36, 48, 96, 130, 201, 207, 239, 309 Villon 46 Völzing 94, 96, 283 Vrolijk 187

51, 52, 53, 134, 159, 12O, 123, 266, 268,

Weigand 7, 13, 16, 20, 24, 26, 28, 35, 40, 42, 73, 74, 75, 76, 81, 92, 119, 129, 133, 175, 185, 195, 200, 221, 2 2 2 , 2 3 2 , 247, 277, 313, 318, 319, 321, 327 Weinrich 36, 207, 261 Weite 171 Werlen 261 Werner 103, 133, 195, 277 Weydt 47, 49, 129, 152, 2O7, 224, 262, 266, 273, 316 Wichter 287 Wiegand 136 Wilss 266 Wimmer 107 Wittgenstein 20, 21, 47 Wright, von 171 Wunderlich 15, 16, 3O, 33, 49, 61, 67, 68, 69, 80, 87, 91, 93, 94, 96, 100, 105, 106, 113, 122, 129, 137, 145, 147, 150, 151, 159, 160, 161, 164, 165, 192, 199, 202, 214, 216, 217, 218, 223, 227, 239, 263, 283, 287, 288 Wygotski 23 Zaefferer 105 Zillig 180, 256 Zimmermann 70, 192, 263, 266 Zwicky 315

SACHREGISTER

In das Sachregister wurden Termini, Begriffe und objektsprachliche Belege aufgenommen. Dabei wird ihr Vorkommen nicht nach dem Prinzip der Vollständigkeit registriert; aufgenommen sind die Stellen, an denen die Begriffe definiert oder inhaltlich relevant weitergeführt werden. Als objektsprachliche Belege wurden vor allem Sprechaktverben, Modalverben, Partikeln und Adverbien verzeichnet. Dabei erscheinen die Verben meist im Infinitiv, Konjunktiv II-Formen sind eigens aufgeführt. Ausgewertet wurden die numerierten Beispiele und die Belege im Text und in den Anmerkungen. Die angegebenen Zahlen bezeichnen durchweg die Seiten. Kursiv gesetzte Zahlen geben wichtige Stellen an. Die alphabetische Anordnung der Lemmata erfolgt nicht strikt formal; so wird z.B. einen Glauben äußern unter Glauben, eine Kahl annehmen dagegen unter annehmen aufgeführt, oder es wir zuerst nach Handlungstypen, dann nach Zuordnungstypen gegliedert, z.B. ANTWORTEN, deklarativ, direktiv, repräsentativ, indirekt, idiomatisch. In Klammern finden sich Verweise auf andere Lemmata. Wie im Verzeichnis der Symbole und Abkürzungen angegeben, bezeichnen kursiv gesetzte Lemmata objektsprachliche Belege, Großbuchstaben Illokutions-/Funktionsklassen und einfache Anführungszeichen Handlungsmuster/Untermuster, also Sprechakte; eine genaue Trennung ist nicht immer möglich, da der Name der Fünktionsklasse auch Name der Sprechaktklasse sein kann, z.B. DIREKTIV. abdanken

aber

137

17O, 223, 2 2 5 f . , 3 1 aber sicher 212 abkürzen 136 ablehnen 3O5 'ablehnen 1 18, 77, 189f., 214, 229 absagen 213, 3O4 'absagen' 94, 14O absetzen 137 'Absichtserklärung 1 , '-bekundung' 95, 167, 267 f. accept 12 accuse 171 ach 26, 78, 119f., l7O 'acknowledgement' 12 adjacency pairs 4, 41 Adverbien, Adverbiale, Satz- 96, 124f., 146, 206f., 2 o 9 f f . , 2 1 4 f . , 225, 295f.., 297 AFFIRMATIV 85, l2O Agentiv 2O2 Aktion (und Reaktion) 4O Akzent 2O8, 246 (-»· Satzakzent, -* Betonung)

akzeptieren

99, 217

AKZEPTIEREN 14, 9 8 f f . , 1O1, 117, 122f. 1 2 6 f . , 128, 172, 174, ISO, 2 1 2 f f . , 2 3 0 f f . , 259, 265, 314, 322, 326 - indirekt 257 f f . , 26O - idiomatisch 284 allerdings 214 Alltagskonversation 141 Ambiguität 65, 124, 192f., 2O5, 229, 231, 235, 237, 297, 31O, 312ff. anbieten, Angebot 156, 164ff. 'anbieten 1 , 'Angebot 1 96, 98, 111, 154,

163ff.

andeuten 216, 3O6, 312 •Andeutung 1 196, 266, 3o6f., 312 anflehen 152 angenehm 141 anleiten 163 1 Anleitung 162f. 1 Annahme' 13O annehmen 125 die Wahl Ho eine Herausforderung annullieren 138

-

149

357 anordnen 115 ANORDNUNG l 16 Anpassungsrichtung, -kriterium 39, 77 (-*· direction of f i t ) 'Anpreisung' 314 'Anrede 1 151 'Anruf 151 'Anspielung 1 237, 249, 265f. Anspruch(skr i ter ium) 27,84 answer 12 antworten 212f., 217, 231 Antwort wird gegeben 212 ANTWORTEN, Antwort 87ff., 101, 105, 108, 112, 119, 1 4 3 f . , 160, 163, 2 1 2 f , , 229, 231f., 237, 259, 265, 289, 3 1 4 f . , 326 - deklarativ 1O8, 1 1 2 , 143 - direktiv 1O8, 1 1 2 , 1 4 3 f . - repräsentativ 1O8, 112, 143f. - indirekt 258f. idiomatisch 284 anvertrauen 310f. anweisen 22O, 298 'Anweisung' 155 'anzweifeln' 187 Argumentation(sdiskurs) 99, 117, 185f. ask 49 ASSENSIV 98 ASSERTIV, assertive 10O, 116ff., 12O, 124, 128, 1 5 8 f f . , 162, 169, 1 7 3 f f . , 181, 186, 199, 206, 224, 288f., 298, 30l, 303, 307f. attitude 61 (-»· prepositional attitude) au! 170 äußern 287 Äußern (als Komponente) 3O, 124, 162, 167, 203ff., 215f., 231f., 284, 286, 2 9 2 f . , 299, 308 Äußerung 32, 71, 162, 183, 192, 202, 234, 274, 276, 286, 2 9 1 , 313, 317ff., 321, 3 2 3 f . , 327 Äußerungsform 31, 70f., 7 3 f . , 76, 81, 135, 181, 313, 321 Äußerungskontext 73f. Äußerungsstruktur 184, 189, 191, 197 auffordern 15O, 198f., 210, 216, 220, 2 9 7 f . , 302f., 3O5, 3O9, 311, 318 Aufforderung ergeht 210

'Aufforderung 1 1 4 f . , 27, 9Of., 112, 131, 1 4 7 f . , 152, 1 5 4 f f . , 159, 288, 318 •zu einer sprachlichen Handlung 1 148, 244f. Aufforderungssatz 177 Aufrichtigkeit(sbedingung) 82, 87, 118, 124, 129, 14O, 211, 218, 251, 253, 294 (-*· sincerity condition) auftragen 11 5 AUFTRAG 116 Ausdruck, ausdrucksbezogen 73f., 7 9 f f . , 91, 97, 102f., 128, 1 3 2 f f . , 167, 169f., 1 7 5 f f . , 179, 183, 194, 198f., 200f., 204, 22O, 2 3 1 f . , 234, 2 4 2 , 251, 269, 2 7 1 , 2 7 4 , 29O, 3O8, 312, 323f. Ausdruck geben 312 AUSDRUCK GEBEN 168f., 171 'Aushandlung' 164f. 'Auskunft geben 1 161 ausrufen 312 Ausrufesatz 121, 169, 177, 225 Aussage(modus, -satz) 1O2, 219, 2 2 5 , 3O6 austreten (- eintreten) 137 ausweichen 186 'ausweichen 1 , Ausweichmanöver 18, 35, 88, 144, 259, 284 authentisch 2 f f . , 187

barsch 3O7 bedauerlicherweise 2O6, 297 bedauern 124, 14O, 167, 206, 297 sein Bedauern äußern 14O bedauern' 14O Bedeutung 19ff., 28, 64, 199, 325 - wörtlich 24f., 67, 6 9 f . , 193f., 195f., 198f., 200, 2 0 7 f . , 235f/., 2 3 9 f f . , 2 4 3 f . , 269, 2 7 2 f . , 2 7 4 f . , 2 7 7 f . , 305 allgemeine Bedeutungstheorie 9ff. 23, 185, 325 Bedeutungstypen 2 5 f f . , 29 befehlen 149, 2 9 7 f . , 3 9, 318f. Befehl ergeht 2O2 'befehlen1 15, 112 beginnen mit der Feststellung 18 beglückwünschen 139, 141 (-*· Glückwunsch) begnadigen 137 'begründen' 186, 2 1 3 f . 'Begrüßung' 141 (->· ' G r u ß ' )

358 'behabitives' 12 behaupten 49, 125, 132, 1 7 3 , 178, 183, 201, 210, 219, 267, 285, 294, 2 9 7 f . , 3OOf., 3O6, 311f. behauptet wird 210 'Behauptung' 6, 14, 44, 93, 116f., 120, 131 - 'gemildert' 123 Beileid aussprechen 139 Mein Beileid! 141 sich bekennen zu HO 'Bekenntnis 1 138 bekräftigen 18, 186 'bekräftigen' 189 beleidigen 2O4, 2 1 6 f . , 291, 30Of., 309, 311 believe 124 bemerken 287, 3O2 benennen 136 sich bereit erklären 110 bereuen 137, 315 berichten 162, 286 BERICHTEN l3O beschimpfen 216f. (-). schimpfen) beschreiben 162, 3O9, 311 BESCHREIBEN 130, 2 1 9 , 2 3 2 , 292 BESTÄTIGEN 85, 12O, 128, 167, 211 bestimmt l l o , 1 2 5 , 21O bet 60 Betonung 2 4 6 , 28O, 321 (->· Akzent) .beunruhigen 216 'Bewertung' 6O (-v 'wertender Sprechakt') bezeugen 137 Beziehung(saspekt) 30, 224, 317, 324 binär 75 bitte 85, 134, 141, 160, 195, 2 1 1 , 2 7 5 f . , 2 7 8 f . , 280, 2 9 7 f . , 305, 318ff. Bitte 115, 201 richten an 166 erfüllen 166 bitten 79, 1 1 5 , 1 5 2 , 201, 2 1 6 , 220, 2 8 1 , 2 9 4 f f . , 2 9 7 f . , 3 3, 305 'Bitte' 7 9 f . , 112, 152, 1 5 5 f . , 166, 2 2 4 , 276 'um E r l a u b n i s ' 153f. - indirekt 262f, (->· PETITIV) Blödsinn 2 1 4 , 258 bloß 161, 1 7 6 f , , 252, 264 Briefe 4 2 f .

Bürgschaft

übernehmen

138

can, could 193, 2 7 3 , 277 conclude 29 condoie 58, 1OO confirm 29 congratulate 58, 1OO criticize 171

dankbar 21O, 25O danke 134, 141, 181, 211, 284 danken 87, 139, 210 bedanken 211 nichts zu danken 211 1 Dank(sagung) ' 211, 25O daJ3-Satz 2 2 2 f . , 3 1, 318 decision ' t h a t ' / - ' t o ' 249f. deduce 29 deduktiv 7 4 f . , 184 definieren 1O4, 136, 141 'Definition' 1O4 definit 178 DEKLARATIV, declarative 47, 56, 5 8 f f . , 61, 77, 80f., 84ff., 9 5 f f . , 1OO, lOlf., 1O4, 117f., 1 3 2 , 134ff., 168, 173, 177, 181f., 2O6f., 210f., 219, 221, 2 2 6 , 230, 244, 280, 285, 2 9 7 f . , 306f., 315, 325f. repräsentativ lO4f. - indirekt 25O, 2 5 4 f . , 2 6 4 f . idiomatisch 28O Deklarativsatz 84 DELIBERATIV 82, 123ff., 127, 128, 173ff., 203, 206, 225 'demütigen' 15 denk daran ... 2 2 2 f . , 318 Denken, Gedanke 14, 23, 34, 39 denn 106, 2 7 2 f - , 281f. DESIDERATIV 82, 126, 128, 166, 176ff., 225f. Dialog, dialogisch, Dialogizität 2ff., 6 f f . , 35ff., 41ff.,100, 191, 3 2 5 f f . Dialoggrammatik 3, 3 5 f . , 39, 185, 187 Didaktik, didaktisch 4O, 327 direction of fit 55, 58f., 77 (-* Anpassungsrichtung) DIREKTIV, directive 14, 55, 5 8 f f . , 64, 77, 7 9 f f . , 87, 9Of., 94ff., 101 f., 1 1 2 f f . , 1 2 6 f . , 147ff., 162f., 1 6 5 f f . , 1 7 3 f . , 175, 1 7 7 f . , 18O, 182, .185, 193, 1 9 9 f . , 211, 221, 2 2 2 f f . , 2 4 4 f . , 2 5 7 , 2 5 9 , 275, 284, 298, 318, 324ff. - indirekt 145, 16Of., 163, 166,

359 175, 178, 193, 229, 235, 240, 245f., 251 f., 254f., 260ff., 2 6 4 f . , 267 idiomatisch 28Of. - Handlungsspiel/Sequenz 99, 101, 154 disambiguieren 74, 313, 315 Diskontinuität 313 Diskurs 29 (->· Verständigungsdiskurs) Distinktheit 74 doch 14, 91, 9 4 f f . , 145f., 158f., 177, 214, 2 2 7 , 2 4 7 , 252, 257 Dreiersequenz 33 Dringlichkeit 29, 33, 152, 156 drohen 156, 216, 218, 316 'drohen 1 15, 96, 154, 1 6 4 f f . , 222, 262 unter Druck setzen 309 Dubitativ 123 dürfen 125, 153, 161, 245, 264, 268, 319 dürfte 126, 225 darf/dürfte ... ich? 153f., 279, 2 8 2 f . , 295 durchsetzen 185, 316 Durchsetzungsdiskurs 99, J85ff.

eben 2 1 2 , 214 ehren 216 Einheit des Gesprächs 4 der Sprachbeschreibung 3O, 33 der Kommunikation 8, 33 - von Grammatik/Semantik und Pragmatik 66f.

- des Sprechakts einladen 49, 79

317ff.

Einladung annehmen/absagen 79 'einladen 1 153 einschüchtern 316 eintreten (- austreten) 137 Einverständnis erklären 138 einverstanden 322 einwenden 18, 182, 186 'einwenden' 189 einzelsprachlich 31f., 47, 5O, 53, 63, 65, 83, 133, 191, 267, 326 Ellipse, elliptisch 92, 96, 223, 228, 233, 266 emotional 121 f . , 124, 14O, 152, 1 6 9 f f . , 177, 179, 2 2 7 , 231 Emotiv, emotiv 1OO, 121 empfehlen 16O Emphase 167, 251, 282 empirisch (- theoretisch) 2ff. , 26, 4 9 f . , 52, 61, 7 5 f . , 184, 187, 191, 327

endlich 252, 28O, 319ff. 'Entgegnung' 88 sich entschuldigen 86, 1 3 9 f f . , 3O6 Entschuldige! 18O, 264 Entschuldigung! 82, 85, 140, 251 'Entschuldigung' 85, 100, 17O, 18O, 250, 280 epistemische Einstellung (->· propositionale Einstellung) - Logik 125, 131 Erfüllungsanspruch 7 9 f . , 112ff. erklären 1O2, 135 'erklären' 186 erlauben 153 'erlauben', 'Erlaubnis' 153f. (-*· 'Bitte um Erlaubnis') ernennen 137 erpressen 156 ERPRESSUNG 1 5 5 f . , 164 erwägren 123 'Erwiderung' 8 7 f . , 144, 259 erzählen 162, 214, 3O9, 311 ERZÄHLEN l3O essential condition/ - rule 55, 57, 82, 267 esurire 177 etwa 275 evaluate 171 exklamatorisch, exclamation 170f.,

312 EXPLORATIV 87 ff., Wlf., lO5ff., 142ff., 173, 182, 211, 221, 2 2 6 f . , 251ff., 254f., 259ff., 264f., 2 8 4 f . , 298, 325f. - deklarativ l O 8 f f . , 1 4 2 f . , 147 - direktiv 1O8, 111, 1 4 2 f . , 147, 16O - repräsentativ l O S f f . , 142f., 147 - indirekt 247ff., 253ff., 26Off., 264f. - idiomatisch 282f. Handlungsspiel/Sequenz 99, 1O1 'expositives' 12 expressed psychological state 55, 58 EXPRESSIV, expressive 58, 78, 82, 86, l O O f . , 121f., 128, 139f., 167ff., 181, 183, 225, 312

Fähigkeit 245, 247, 252 feststehen 158, 173, 218, 297, 3O2, 311 1 'Feststellung 98, 119f., 1 6 6 f f . , 314 (->· KONSTATIV) fiktional 46, 129, 168, 173 Flexiv, flexivisch 73, 2 2 1 , 313 'fluchen' 17O, 282 (-»· verfluchen)

360 folgern 18, 186 force multiplicity 2 o 6 f . , 253, 297, 315 f o r m e l h a f t ( e Wendung) 170, 211 Frage Alternativ145 didaktisch 90, 1O6 disjunktiv 145ff. Echo312 Entscheidungs145 Examens93 Informations93, HO (-* ' informieren 1 } insistierend 1O6 (-*· ' insistieren' ) Instruktions163 (-* ' Instruktion' ) Lehrer- 106f. Mehrfach146 Präzisierungs27, 88 (->- Rück-) Prüfungs80, 92, HO Quiz93 Rat(->· ' r a t e n ' ) rhetorisch 90, 1O6, lO8f,, 144, 170, 2 4 4 , 281f., 3O6 Rück88, 106 (->· Präzisierungs-, -* rückfragen) tag-question 106, 144, 249 Tendenz106, 144 Frage-Antwort-Sequenz 9 2 f , , 99 fragen 49, 210, 2 2 7 , 262, 2 9 7 f . , 300 in Frage stellen 186 die Frage wird gestellt 21O rückfragen 186, 312 Fragehandlung 28, 5 9 f . , 77, 87ff., 244 (->- EXPLORATIV) Fragelogik, fragelogisch 105, 143 Fragemodus 102, 2 2 1 , 298 Fragepartikel 144 Fragesatz ! O 6 f . , 225 (->· indirekter Fragesatz) Funktion, funktional l O f , , 13, 15, 17, 19, 22, 28, 31, 7 3 f . , 1 0 2 f f . , 186, 209, 219, 242, 271, 322, 324 (->· Inhalt, inhaltlich) funktional äquivalent 32 Funktionsklasse, -typ 29, 7 3 f . , 76f., 78f., 131 f., 182f., 187 fundamental 83ff. - abgeleitet W3ff. Futur 64, 96, 1 2 5 , 2 1 2 , 2 2 5 , 2 2 8 f .

garantieren 138, 218 'garantieren' 96 gebieten 149 Gebrauch von Sprache 19ff., 68 Gebrauchstheorie der Bedeutung 20ff., 60 Gefühl, gefühlsbezogen 1OO, 1 6 7 f f . , 171, 206, 297 (->· Kundgabe von Gefühlen) Gegenhandlung 257f. GEHORCHEN 113, 149 geht in Ordnung 214 geloben 97 genau 212, 214 generative Grammatik 9, 67, 69 - Semantik 6 6 f . , 9O, 2O2 generisch 178 gerne 114, 2 1 2 , 214, 237 gern geschehen 134, 141, 211, 284 ein Gespräch eröffnen 138 Gespräch 39 Gesprächsmitte 4 gesprächsStrukturierender Sprechakt 18 Gesprächstraining 189 Gestik 184, 2 3 2 , 316 GEWÄHREN l l3 glauben 3O, 12O, 1 2 2 f f . , 126, 264, 267 einen Glauben äußern 124 GLAUBEN 120, 122, 126, 128, 167, 1 7 2 , 267 gleich 281, 32O Glückwunsch, Meinen - ! 141 (->- beglückwünschen) graduell 2 3 9 , 2 6 9 f . , 272 Grammatik, grammatisch l, 32, 63ff., 67, 6 9 f f . , 81, 102f., 1 2 5 f . , 1 2 8 f . , 133, 136, 169, 178, 194, 196, 2 0 1 f . , 214f., 219ff., 23O, 234, 2 7 6 f . , 286, 290, 293, 2 9 7 f f . , 3 0 7 f . , 318ff., 3 2 2 f . , 326 grammatische Kategorien 73, 75, 91, 125, 177, 2 0 0 f f . , 220ff., 234, 298f. 'Gratulation' 56, 250 gratulieren 87, 139 Meine Gratulation! 82 Griechisch 177 grün 21 Grüß Gott! 211 ' G r u ß 1 , 'grüßen 1 7 7 f . , 1 , 141, 211 . (-*· 'Begrüßung' ) Grund 2 4 5 f . , 2 5 1 f . , 2 5 6 f . , 268f., 273 gut 14, 91, 94, 96, 214, 322 Guten Tag! 211

361 haben zu ... 222, 318f. Handlung 2Off. 'Handlungsankündigung' 95f. , , 139, 163, 165ff., 2 1 2 , 2 2 6 , 23O 'Handlungsanleitung 1 111 Handlungsbedingung 61 Handlungsfunktion 2, 11, 22 (->· Funktion) Handlungsmuster 78, 80, 83, 131ff., 175, 192 Handlungsspiel 6, 12, 99, 182, 325 HandlungsZUSAGE, ZUSAGEN 1 4 f . , 64, 77, 94ff., 101, 113, 128, 140, 163, 185, 2 1 2 f f . , 227ff., 2 3 2 , 237, 314, 326 - indirekt 2 5 6 f . , 26 - idiomatisch 283 "hedged performatives" 207 herausfordern 149f.

eine Herausforderung annehmen 149 'herausfordern' 149f. Hermeneutik, hermeneutisch 4ff., 38f. hiermit 124, 2 O 3 f f . , 2 1 5 , 218, 292 Hintergrundinformation 7O hm 33, 120, 214 höflich 307 Höflichkeit 29, 3 2 f . , 1 3, 124, 156, 201, 207, 2 2 8 , 261, 2 7 1 , 2 7 3 , 285, 295, 298, 324 hörerseitig, hörerbezogen 12f.. Hörerperspektive 238f., 243ff. hoffen 167 hoffentlich 115, 126, 176f., 226 Homogenität 7 4 f . Hortativ 115, 151, 1 7 4 f . , 2 2 1 , 228 how about ...? 195, 236, 276 hu! 170

Idiom, idiomatisch, Idiomatisierung 194, 241 (->· Sprechakt, idiomatisch) illocutionary force indicating devices 64, 234 (-*· Sprechaktindikatoren) illocutionary force 77 illocutionary point 55, 77 I l l o k u t i o n , illokutiv l I f f . , 14f., 17, 2 3 f . , 26f., 28, 3 1 f f . , 34, 48, 55ff. , 61, 64, 74, 7 6 f f . , 79, 83, 101, 103, 1 3 O f f . , 1 8 2 , 1 8 4 f . , 1 9 6 f f . , 2 9 4 , 325 sequenzabhänqig 259 Illokutionspotential 313ff.

Illokutionsklasse, -typ 28, 34, 74, 76f., 83, 183f., 325 illokutive Funktion versus illokutiver Akt 83 Imperativ 64, 1O2, 159, 198, 20O, 220ff., 298 - rhetorisch 244, 281 f. "indem-Relation" 65, 3O1, 315f. Indikativ 1O2, 1 2 6 f . , 172, 178, 2 2 1 , 224, 2 2 5 , 2 2 8 , 287, 298, 3OO indirekt 38, 98 (->· Sprechakt, indirekt) i n d i r e k t e ( r ) Rede/Fragesatz 287, 3 O l f f . (->· Redewiedergabe, ·> Fragesatz) - Aufforderung 268 individuell 2 4 O f . , 266, 271 induktiv 74 Infinitiv 2 2 3 , 246 'informieren' 92, 1OO, 118, 130f., 162 Inhalt, inhaltlich 23, 31, 74, 7 9 f . , 97, 183f., 186, 192, 198, 271, 312 initiativ 13, 17, 27, 33, 34, 61 insist 29, 56, 187, 31O insistieren 18, 186, 31Of. ' i n s i s t i e r e n ' , INSISTIEREN 49, 187, 189, 200, 2 4 6 , 318 Institutionalität, institutionell 56, 60f., 80, 86, 1 1 5 f . , 1 3 7 f . , 1 4 2 , 168, 183, 209, 2 1 1 , 2 1 3 , 25Of. 'Instruktion 1 151, 162f. Intensität 29, 81, 31O (-* Stärkegrad) Intention 6 5 f . , 315 Intentionalität 22, 57 Interaktion, Theorie der sozialen 68, 81 Interdependenz 13, 17, 29, 3 4 f . , 77, 84, 87, 180, 182, 189, 271, 325 Interesse von Sprecher und Hörer 56 Interjektion 169 Intertextualität 3 7 f . Intonation 1O2, 169, 176, 2O8, 2 2 1 , 2 2 6 f . , 2 4 6 , 249, 285, 321 IUSSIV 82, 112ff., 147ff., 183, 185, 1 8 8 f f . , 224, 2 5 5 , 281, 2 8 5 , 318ff.

ja

(positiver Bescheid) 114, 1 2 O f . , 123, 2 1 4 , 232 - (Partikel) 228 ja gut 212 jammern 169 jetzt 2 7 8 , 280f., 319, 32Of. jetzt aber 2 2 2 , 318

362 Kategorie, Kategorisierung 75f., 175, 183f., 198, 327 Kategoriensystem 184 kausal 14, 16, 123 Klassifikation 7 2 f . , 75, 131, 301 klassifizieren 104, 136 itcinnen 91, 111, 123, 125, 152f. , 161, 164, 171, 175, 193, 213, 2 2 9 f . , 245, 247, 252, 264, 2 7 5 f . , 278, 303, 320 könnte 3O, 109, 123, 125, 146, 150, 158, 1 7 4 f . , 195f., 225, 230, 245, 252, 264, 275, 277, 280f., 3O3, 3O5, 320, 322f. Kognition, kognitiv 2Off., 75f. , 124, 206f. Kohärenz 4,

kommandieren

156

KOMMANDIEREN

156

kommen zum Schluß, zum .., Punkt 182 KOMMENTAR, KOMMENTATIV, KOMMENTIEREN 93, USf., 128, 231, 2 9 5 f . , 307 KOMMISSIV, coiranissive 55, 58, 86, 9 4 f f . , 101, 113, 138, 167, 230 KOMMOTIV 121 Kommunikation, kommunikativ If., 6, l O f f . , 17, 20, 22, 33, 61, 68, 71, 83, 129, 136, 182, 239, 325, 327 (-> mündlich, ->· schriftlich) kommunikative Äquivalenz 2O3, 205f., 209 kommunikative Funktion 12, l 7, 31, 32, 47, 65, 73f.., 77, 103, 132, 182, 184, 192, 195, 2OO, 234, 285, 290, 31O, 325 kommunikative/pragmatische Grammatik l f . , 63ff., 7 0 f . , 184, 191 ff., 209, 326 kommunikative Kompetenz 2f., 1 , 327 'Kommunikative 1 18 kommunikativ-strukturelle Funktion 18, 2 3 f . , 29, 182, 186f., 189, 191, 284, 325 Komplementärismus 69

ein Kompliment machen Mein Kompliment!

181 140, 181

'Kompliment' 14O, 181, 226, 258 KONDITIONAL 82, 122f., 128, 158, 161, 1 6 4 f f . , 171ff., 224f.

assertiv 123 deliberativ 123 kondolieren 87 'kondolieren' 56 Konjunktion 224 Konjunktiv 102, 125, 128f., 136, 151, 172, 177f., 221, 224, 226, 23O, 241, 2 7 2 f . , 277, 280, 283, 286f., 293, 323 KONSTATIV, constative 10O, 12O, 126, 128, 140, 162, 166ff., 169f., 173, 176, 181, 183, 186, 206, 218, 224, 288f., 295, 2 9 8 f . , 302, 3O6, 308, 315 konstativ (- performativ) 51, 62, 2O4, 208, 218f., 251, 292 Kontext, kontextuell 3 1 f . , 7 3 f . , 97, 114, 134, 191f., 205, 2O9, 211, 223, 232, 239, 270f., 2 7 4 f . , 276, 293, 308, 3 1 3 f . , 317, 327 kontrastiv 327 Konvention, konventionell, Konventionalität 5 f f . , l l f f . , 1 4 f . , 16f., 41, 64, 6 7 f f . , 2 0 4 f . , 217, 238, 241f., 266, 269ff., 272ff. Konversationsanalyse, konversationsanalytisch 2 f f . , 17f., 36, 4 0 f . , 66, 9 3 f . , 181 Konversationsimplikatur, -maxime 6 6 f . , 6 8 f . , 207, 239 Konversationsroutine 11O konzessiv 123 Kooperation, kooperativ 6O, 7O, 118, 129, 150 KREDITIV 120 Krieg erklären l 38 Kriterien 7 3 f f . , 76ff., 79f., 184 Kritik üben 181 kündigen 86, 104, 134, 137, 211, 295, 298 ich erkläre hiermit, daß ich kündige 86 'Kundgabe von Gefühlen' 12O, 169, 250f.

lassen 115, 151, 153 Latein 177, 2OO es tut mir leid 88, 140, 17O, 250, 264, 306 leider 94, 117, 213 überleiten zu der Behauptung 18 Lexik, Lexikon, lexikalisch 75, 116, 131, 133, 194, 196, 2Olff., 214f., 2 2 0 f f . , 226, 228, 2 3 O f . , 29O, 293, 2 9 4 f f . , 298, 306f., 323

363 Licht schaffen 136, 141 ich liebe dich 168 'Liebesbekenntnis 1 168 literarisch 6, 38, 42, 46 (·* poetisch) Literaturwissenschaft 3 6 f f . , 4O loben 181, 2 1 6 f . , 3 0 O f f . , 3 9, 311 'loben 1 2 1 8 , 311 lobpreisen 137, 216 Logik, logisch 68f., 171 Lokution 286f., 299, 3O1, 3O6f., 312 lügen 216 'lügen 1 29 "lumper" 51, 62 Lyrik, lyrisch 43, 45f.

magisch 136, 147 mal 193, 278 materielle Handlung 34 mathematisch(e Sätze) 4 4 f . , 117 Mehrpersonengespräch 42 meinen 49, 110, 123, 125, 173, 178, 2 1 5 f . , 2 9 7 f . , 3 O 2 f . , 311 der Meinung sein 2O5, 212, 296 - , daß es zweckmäßig sein könnte 2O3, 2O6, 2O9, 296 die Meinung zum Ausdruck brin-

gen 2O3 meiner Meinung nach 206, 2o9 Meinen 12, 22 mental 13O, 167 Metakommunikation, metakommunikativ 1 3 6 f . , 1 6 2 , 213, 289 Metasprache 3O1 (->· Metakommunikation) Mimik 169 Minimalsequenz 18, 29, 33, 191, 325 MITFÜHLEN 121 f . , 128, 169 mitteilen 162, 2 1 2 f . , 294 'mitteilen 1 118 •sich mitteilen' 168f, Modalverb 125, 1 2 8 f . , 178, 2 0 7 f f . , 2 2 1 , 2 2 4 , 23O, 247, 269, 273, 280, 2 8 6 f . , 295, 3O7, 323 Modus, modal 81, 177, 220, 2 2 2 f . , 2 3 3 f . , 2 4 2 , 246 mögen 226 möchte 3O, 126, 1 4 4 , 164, 176, 2 0 7 f f . , 2 1 0 f . , 2 1 2 f . , 231,

233, 2 4 6 f f . , 264, 280, 2 9 5 f . , 301, 303 möglicherweise 125 Möglichkeit 245, 2 5 2 , 271 MONITIV 112ff., 147, 15Off., 156, 183, 185, 188, 224, 255, 318ff. Monolog, monologisch 36, 4 O f f . , 1OO innerer 42 morphologisch 2, 1O2, 179, 204, 2 2 7 , 259, 274 mündlich 162, 231 (-»· schriftlich) müssen 110, 153, 16O, 2O7, 210, 2 1 2 f . , 245, 2 5 2 , 264, 2 7 3 , 295, 297, 301, 303, 318, 322 müßte 2 5 2 , 273 · 1 nachfragen 1 35 naturwissenschaftlich(e Texte) 43, 45 Negation 228 Negationspartikel 241 Negationstest 218 negativer Bescheid 213, 228, 284 - indirekt 26Off. idiomatisch 284 nein 88, 96, 98, 123, 2 1 4 , 232 •Neues mitteilen', Neuigkeit 92, 1OO, 118, 120, 128, 161f., 166, 168, 232 nicht (Partikel) l O 6 f . , 241, 269, 2 7 2 f . , 275, 278 nicht wahr? 145, 249 nötigen 309 Norm 1 2 6 f f . , 178, 181, 245, 252 NORMATIV 1 2 7 f . , 169, 178ff., 181, 225 Notwendigkeit 2 4 5 f . , 2 5 2 , 271, 273 Nullkontext, neutraler Kontext 24, 68ff. NUNTIATIV 9 2 f . , 1OO, 118f., 12O, 126, 128, 161ff., 167f., 176, 181, 183, 224, 288f., 298f., 3O6, 3O8, 315

object 12 OBOEDITIV 113 (Sprach-)Ökonomie, ökonomisch 81, 97, 102f., 110, 124, 1 3 3 f f . , 151, 175, 177, 183, 214, 2 2 1 , 231, 261, 271, 278, 2 9 3 , 308, 31O, 324 offer 6O o.k. 114, 214, 322 Operative 1 18 Optativ 177 Organon-Modell 53

364 Paraphrase, grammatisch, lexikalisch, kommunikativ 21, 202ff., 206, 2 0 9 f f . , 2 2 O , 295f., 2 9 7 f f . , 306f. Partikel 125, 17O, 177, 179, 211, 2 1 4 f . , 2 2 7 , 234, 242, 273, 278, 326 Partizip Perfekt 223 parturire 177 Performanz 2, 4, 10, 16, 67, 69, 135, 238, 269f, Performativität, performativ 50ff.-, 57, 62, 66, 1O2, 1 3 4 f . , 200ff., 2 0 4 f f . , 2 0 7 f . , 213, 215ff., 2 2 1 f . , 234, 2 4 2 , 262, 287, 290ff., 294, 296, 3O2, 308, 309f., 326 explizit performativ 2Olf., 209, 211, 2 1 3 , 218f., 220f., 227, 230, 233, 262, 2 9 2 , 295, 312,

318

primär performativ 2O1, 219 einfach performativ 2O8f., 233 modifiziert performativ 207ff., 2 1 1 , 213, 2 1 7 f . , 233, 279, 283, 295, 3O1, 318 performativ (- konstativ) 2O4, 208, 2 1 8 f . , 251, 292 (-»· konstativ) Performativitätstest 124, 2o3f., 205f, (-> Test) Perlokution, perlokutiv 11 f., 13, 1 4 f f . , 17, 18, 23, 26, 27, 28, 3 3 f f . , 48, 58, 60, 64, 74, 77, 79, 83, 102f., 1 2 1 f . , 130f,, 134, 141, 171, 182, 1 8 4 f . , 196f., 204, 211 ff., 217, 2 2 7 f f . , 255ff., 265, 2 7 2 , 283f., 289, 294, 299, 3 O 4 f . , 3 1 4 f f . , 3 2 2 f . , 325 Perlokutionsklasse, -typ 83, 184, 325 PERMISSIV l 53 l . Person Singular Indikativ Aktiv Präsens 2O2 perzeptiv 76 PETITIV 79, 112ff., 147, l 51 ff., 156, 177, 185, 224, 255 Philosohpie 4O, 68 phonologisch 2 Phraseologisierung 197, 2 3 9 f . , 241f., 269f,, 2 7 1 f f . , 2 7 4 , 278, 303 Physik 45 Planungsdiskurs 19O please 193, 275

pluralogische Texte 34 Poetizität, poetisch 6, 37, 4 5 f . , 54 (->· literarisch) Position in der Sequenz 19, 34, 102 (-> Sequenz) 'positioner' 12 positiver Bescheid 261, 269 Potentialis 123 Prädikat 2O6 Prädikation 78, 1O4, 2O6, 226 prädikativ 26, 2O4, 29Off. prädizieren 218 Präferenz(Struktur) 155f., 176 Präsens 96, 168, 212, 226f. Präsens des Kommunikationspartners 7 Präsupposition 32 Präteritum 168, 283 Pragmatik, pragmatisch 3, 5, 2 4 f . , 63ff., 67ff., 70f., 78, 198ff., 234, 242, 2 7 4 , 326 pragmatischer Anspruch 27f., 199f. pragmatische Grammatik (->· kommunikative Grammatik) prahlen 216, 218, 3OOf., 3 8 preparatory condition/- rule 5 6 f . , 82 Prinzip(ien) 8, 133, 183, 185, 237, 327 Privatsprechakte 266 'problematisieren 1 18 promise 24 Pronomina 295 Proposition, propositional 17, 23, 26f., 28, 31f., 56ff., 63f., 68f., 7 3 f . , 7 7 f . , 79, 82, l O 3 f . , 131ff., 134ff., 142ff., 147ff., 157ff., 181f., 184, 192, 2O6, 226, 232, 2 3 4 f . , 277, 2 8 4 f . , 289ff., 325 propositionale Einstellung/propositional attitude 3O, 55, 62, 123ff., 130, 140, 167, 2O3ff., 2 1 0 f f . , 215, 251, 292, 296f. Prototyp 75f. Proverb 226 psychologisch 2, 2 1 f .

Quatsch

2 1 4 , 258

raten 89, 111, 132, 159, 161, 249, 262, 296, 302, 311 1 ' r a t e n , 'Ratschlag 1 111, 131, 154f., 159ff., 164, 1 7 4 f f . , 179, 181, 226, 249, 2 5 4 f . , 296, 3O2 ' R a t f r a g e ' , 'Frage nach einem Rat 1 89, 160, 163 Reaktion, reagierender Sprechakt 12f. 17f., 22, 27, 3 3 f f . , 38, 4O, 42,

365 61, 87, 160, 163, 259 Realisierung, sprachlich, situativ 154, 157, 171, 175f. , 191, 238, 323, 326 grammatisch, für Direktive 222ff. - , für Repräsentative 224ff. - , für Explorative 226f. (-*· sprachliches Muster) Realität (der Sprachverwendung), real 133, 183, 185, 327 recht haben 117, 122, 126f., 144 'Rechtfertigung 1 178, 18O, 259 (->· ' v o r w e r f e n ' ) Rede 42 Rededeixis 191, 226 Redewiedergabe 199f., 285ff. indirekte Rede 287, 3 O l f f . , 305, 308 direkte Redewiedergabe 293 (->· Sprechaktbericht, -> indirekte Rede) Referenz, referentiell 26, 216, 218, 287, 291, 2 9 4 f f . , 2 9 9 f . , 301 f . , 3O9f. Referenztheorie der Bedeutung 19 referieren 217, 285, 29Off. Regeltypen (Searles - zur Bestimmung eines Sprechakts) 82 Reihenfolge 73 Relation zum sprachlichen Kontext 29, 56f. Relevanz 2 3 9 f f . , 270 Relokution 16 "reminder"-Zug 23O reply 12 REPRÄSENTATIV, representative 14, 30, 58, 60, 82, 84, 93, 97, 98ff., lOlf., 116f f., 128, 157ff., 1 6 2 f - , 182, 185f., 199, 206, 210, 221, 245ff., 253, 254f., 256ff., 2 6 O f f . , 264f., 288f., 297f., 2 9 9 f , , 3O8, 314, 325f. - sequenzabhängig 259f, - indirekt 249, 2 5 4 f . , 264f. idiomatisch 281 - Handlungsspiel/Sequenz 99, 101 RESPONSIV 87ff. bereuen 168 'Reuebekundung' 168 Rezeption 4O Rezeptionsästhetik, -forschung 37 Rezeptionspragmatik 4O rituell 216

routinisiert 163 Routine(formel) 82, 87, 251, 2 7 4 f . rückfragen (-*· fragen) Rundfunknachrichten 119

sagen 6O, 162, 2 8 5 f . , 2 9 8 f f . , 3 O l f f . , 304ff. Sagen 287, 299, 306 Sanktion 1 1 2 f f . , 1 4 8 f f . , 155f. , 157, 164, 250 'Satisfaktiv 1 93, 113 Satzadverbiale (->· Adverbien) Satzakzent 169 (-»· Akzent) Satzfrage 142ff., 147 schau, daß ... 320 schimpfen 217 (->· beschimpfen) 'schimpfen' 121, 17O Schlichtungsgespräche 99 Schlußfolgerung(sprozeß) 64, 6 7 f f . , 70, 193f., 195f., 200, 235ff., 263, 271, 315 schon wieder 179f. schreien 312 schriftlich 4 1 f . , 96, 162, 212, 223, 231 (->· mündlich) schwören, beschwören 9 7 f . , 117f., 138 'Schwur 1 1 1 7 f . , 120, 138, 186 segnen 137 sei so nett und ... 222 Semantik, semantisch 2, 2 4 f . , 6 3 f . , 66, 67ff., 70f., 78, 198ff., 2O8, 215, 217, 2 2 3 , 236, 242, 245, 277, 326 Semiotik 4O 'sequencer' 12 Sequenz 2 9 f . , 34, 36, 6O, , 182, 186, 189, 191, 31O (-»· Sprechaktsequenz, -*· Position in der Sequenz) sequenzabhängig 13f., 18, 27, 33, 34, 35, 58, 60f., 64, 81, 16O, ISO, 196f., 214, 227, 229, 231, 256, 259f., 283, 310, 314 Sequenzfunktion 197, 212, 3O9 (-* kommunikativ-strukturelle Funktion) shall 193 sicher sein 251 sicher 125, 2O6

aber sicher 212 sicherlich 21O sincerity condition/- rule

55, 57,

82, 250, 267 (-»· Aufrichtigkeitsbedingung) Situation, situativ 4, 32, 56, 63, 73f., 7 9 f . , 8 1 f . , 114, 1 3 1 f . , 138,

366 142, 149f., 152, 154f., 156f., 162, 168, 176, 179, 183, 19O, 1 9 2 f f . , 196, 1 9 9 f f . , 205, 2O9, 2 1 7 f . , 220, 222, 2 2 4 , 228, 232ff., 239f., 242ff., 247, 266, 268, 2 7 0 f f . , 28O, 282, 2 9 7 f . , 299, 301, 222, 3 O 3 f . , 3 0 5 f f . , 309ff., 314, 316ff., 321, 324 eine Sitzung eröffnen/schließen 86, 138, 141 "eine Sitzung eröffnen' 8O sollen 89, 111, 1 4 2 f f . , 146, 165, 174, 176, 178, 199f., 2 2 2 f . , 233, 285f., 318 sollte 127, 159, 161, 175, 178f., 2 2 5 f . , 245, 252, 3O2, 319 sozial 32, 74, 79, 114, 131, 1 3 7 f . , 140, 149, 151f., 1 5 4 f . , 156f., 183, 317 soziologisch 2 f . , 155ff.

spekulieren

3O8

spezifisch 178 "splitter" 51 f. Sprachbegriff 9ff., 19, 3O, 325 Sprachbeschreibung 2, 33 Sprache als natürliches Phänomen 9f. Sprachfunktionen 48, 5 3 f . (·* Funktion) sprachliches Muster 177 Sprachökonomie (·* Ökonomie) Sprachpsychologie 39f. Sprachsystem, sprachsystemorientiert 2, 9 f . , 3 , 68, 71 Sprechakt 11, 23, 31f., 33, 48, 59, 74, 82, 1O1, 182, 317ff. - direkt 25, 64, 7O, 192ff. 195, 196f., 198ff., 221, 226, 233, 286, 288, 292, 2 9 4 f f . , 307, 318, 326 - lexikalisch ausgedrückt 2 0 1 f f . , 211, 233, 2 9 4 f f . , 307, 318, 322 - grammatisch ausgedrückt 2 1 9 f f . , 233, 293, 2 9 7 f f . , 306f., 318, 323 - indirekt 25, 64, 6 7 f . , 7 , 89, 91, 107, 111, 124, 126f., 161, 192ff., 195, 196f., 2 O 7 f . , 211, 214, 221, 226, 234ff., 254, 263, 270, 278, 288, 3 0 2 f f . , 308, 315, 319, 323, 326 - idiomatisch 25, 64, 7O, 154,

194, 195, 196f., 211, 2 3 5 f . , 247, 251, 275ff., 288, 3o5ff., 319f., 323, 326 initiativ (->· initiativ) reagierend (-v Reaktion) Sprechaktbericht 124, 162, 220, 285ff. (Sprechakt-)Indikator 24, 65, 17O, 178, 192, 234, 2 4 1 f . , 272ff., 278, 308ff., 3 2 3 f . , 326 (-»· illocutionary force indicating devices) Sprechaktklasse, -typ 19, 5 7 f f . , 6 , 63, 7 2 f f . , 78, 83, 192, 311f. Sprechaktsequenz(theorie) 2, 15, 17, 3O, 33, 6O, 191 (-> Sequenz) Sprechaktsyndrom 76, 125, 159, 175, 183, 215, 311 Sprechakttaxonomie I f f . , 28, 4 6 f f . , 5 3 f f . , 72ff., 81, 103, 131, 1 5 4 f f . , 182, 184, 290, 310, 325f. Sprechakttheorie, sprechakttheoretisch l, l l f . , 16, 23, 33, 35, 37, 4O, 48, 66, 68, 7 0 f . , 76, 93, 187 Sprechaktverb 4 9 f . , 53, 57, 73, 76, 7 8 f . , 97, 104, 1 2 4 f . , 131f., 135, 165, 186, 198, 2 O l f . , 2O4, 214ff., 220, 286f., 291f., 294, 298f., 306f., 308ff. Sprechaktverbtaxonomie 3, 49, 5 O f f . , 311 Sprecherbedeutung 24O Sprecherperspektive 238f., 243, 254f. Stärkegrad 81 (-> Intensität, -+· strength) Status 56, 1 3 7 f . , 141, 168, 183 in Stein verwandeln 136 Stil, Stilistik 30, 56f., 157, 277, 287, 295, 310f., 324, 327 das stimmt 98, 123, 2 1 2 f . , 264, 322 Strategie, strategisch 35, 152, 186, 189, 2 4 2 , 274 strength 56, 31O (-»· Intensität, -»· Stärkegrad) strukturellfe Funktion, - Sprechakt) 18f., 47, 186 suggest 174f., 31 Syntax, syntaktisch 2, 6 6 f . , 6 9 f f . , 102, 135f., 139, 147, 159, 166, 194, 202, 208, 219, 221, 223, 259, 274, 295, 309

tadeln 181, 2 1 6 f . , 3OOff., 309 'tadeln 1 218 täuschen 216 'täuschen 1 1O7, 129

367 "tag"-Form 2 2 3 , 281 (-»- Frage, tag-question) Taktik 189 taufen 56, 84, 1O4, 137, 141, 21O 1 'taufen 1O4, 183 tautologisch 284 Taxologie 72 Taxonomie, taxonomisch 72ff., 1O3, 311, 325 (->· Sprechakttaxonomie) Tempus 234, 295 Terminologie, Termini 82f. Test 196, 218, 237, 256, 263, 292, 304, 310, 315 ein Testament schreiben 138 Text 29, 34, 37, 191, 326 Textlinguistik 71 Thema/Rhema 92, 119 thematisch 142f. theoretisch (- empirisch) 2ff., 26, 4 9 f . , 52 think 124 Typologie 72f. "turn-taking-Apparat" 4

übergehen 'übergehen 1

überhaupt überreden überzeugen

186 189

282 216 216 38

170

Universalität, universell l, 3 1 f . , 47, so, 53, 64, 73, 8 2 f . , 133, 142, 184, 191, 326 unscharfe 237, 272, 319, 324, 327 Untermuster 56, 63, 72, 74, 78f., 80f., 8 2 f . , 103, 131ff., 182, 184, 255, 259, 293, 3OO, 325ff. - deklarativ 134 explorativ 142 - direktiv 147 - repräsentativ 157 unterzeichnen 138 unzweifelhaft 125 'Urteilsspruch' 1O4

Vagheit, vage 134, 159, 17O, 1 7 5 f . , 183, 2 1 5 f . , 235, 26O, 278, 298f., 31Of., 315, 321, 327 Variation 134, 272, 324 'Verabredung' 96

ISO, 153

sich verbürgen 138 vereinbaren 138 verfluchen 137 Verflucht.' 17O, 282 vergiß nicht 2 2 2 f . , 318

verlangen

149, 22O

verleiten 3O9 vermuten 1 2 3 f . , 173, 2O5f., 296f. eine Vermutung ausdrücken 124, 205 'Vermutung' 13O vermutlich 123, 125, 127, 206, 296f. sich verpflichten 8 5 f . , 138f., 141 die Verpflichtung eingehen 97 'Verpflichtung' 9 5 f f . , 1 3 7 f f . , 141 versichern 8 5 f . , 9 7 f . , 138, 251 'Versicherung' 138, 23O, 251 versprechen 6, 24, 86, 95ff., 110, 138, 165, 2 2 2 , 229, 262, 292 'versprechen' 96, 98, 139, 166, 23O, 266, 268, 292 Verständigung 5 f . , lof., 1 2 f . , 17, 22, 23, 28, 79, 83, 182, 189, 191 Verständigungsdiskurs 18, 29, 182,

185ff.,

'überzeugen' 15 übersetzen 136 Übersetzung, literarisch

um Gottes willen

Verbalsyntagma 2O9f. verbieten ISO 'verbieten', 'Verbot 1

326

Verstehen 5 f . , l l f . , 22, 23, 28, 238 zu verstehen geben 216 einen Vertrag schließen l 38 vertraglich festlegen 138 verurteilen 137 Verwendungssituation 31 (->· Situation) verzögern 186 vielleicht 114, 125, 144, 175, 195 Vokativ 151, 171 Vollständigkeit 74 vorgeben 216 vorhaben 96 'Vorhersage' 13O, 159, 225 Vorlesung 42 vorschlagen 175, 2O7, 2O9, 262, 291, 296 vorgeschlagen wird 2O2, 209 'Vorschlag' 111, 115, 1 5 4 f . , 164, 173ff., 181, 195, 2 0 2 f . , 2O8, 225, 236, 2 7 6 f . , 296, 322f. sich/jemand vorstellen 14O Vorstellungstheorie der Bedeutung 19 Vortrag 41f. vorwerfen 179, 308 'vorwerfen', 'Vorwurf' 1O7, 169, 178ff., 2 5 2 f . , 2 5 4 f . , 259, 289, 314 Vorwurfsäußerung 179, 226

368 wahr 213, 322 für wahr halten 21O wahr (kommunikativ) 99 Wahrhaftigkeit 118 Wahrheit 27, 43ff., 219, 258 Wahrheitsanspruch 28, 43, 44, 77, 87, 9 2 f . , 157, 219 einfach - modal 116, ~l28f. einfach 116ff., 1 5 8 f f . , 224 modal 122ff., 1 7 1 f f . , 224 Wahrheitstheorie der Bedeutung, wahrheitsfunktional 19, 25, 71, 292 Wahrheitswert 219 wahrscheinlich 125 Wahrscheinlichkeitsschluß 238, 243, 2 5 7 f . , 260, 265, 269, 272 warnen 16Of., 249, 262, 264, 3O2 'warnen', 'Warnung' 131, 154, 159ff., 164, 166, 1 7 4 f . , 181, 226, 2 3 2 f . , 249, 2 5 4 f . , 3 2, 313f. sich weigern 304 weißt du ...? 253 wenn (desiderativ) 115, 126, 158, 176f., 226 wenn (konditional) 122, 158, 164f., 1 7 1 f f . , 177, 281, 32O wenn (temporal) 2 2 2 , 318 werten 181 'werten 1 14O, 161, 169, 178, 180f., 214, 2 1 7 , 226, 249, 256, 258, 300, 3O8, 323 (->· 'Bewertung') 'Wette' 139, 164 widersagen 1O9 widersprechen 99 'widersprechen' 98f., 213f. wie (expressiv) 1OO, 121, 169, 225 wiederholen 18, 186 'wiederholen 1 189 willkommen heißen 87, 137 wirklich 179f. Wissen 89ff. wissen lassen 212 Wissensanspruch 27, 28, 77, 87ff., 106, 219 wissenschaftliche Texte 42 wohl HO, 125, 225, 247, 281, 305, 320 wollen 91, 117, 164, 166, 225, 228, 239, 245, 2 4 7 , 252, 262, 280f., 286, 3O2, 320 Wortfrage 1 4 2 f . , 146f.

Wortstellung 102, 169f., 2 2 1 , 2 2 5 f f . , 285 would 2 7 3 , 277 würde 91, 114, 1 5 9 f f . , 171, 176, 195, 225, 2 5 2 , 2 7 5 f f . , 28Of., 3 5, 319, 320 wünschen, Wunsch äußern 115, 126, 166, 303 Wunsch richten an 166 Wunsch erfüllen 166 1 1 'wünschen , 'Wunsch 115, 1 2 6 f . , 128, 153, 158, 166ff., 176f., 208, 226, 2 4 5 f f . , 248, 252, 267

Zeichen 3O sprachlich - situativ 183f. , 316f. 'zitieren' 136 zuflüstern 132, 2 1 4 , 31O, 312 'zugestehen' 186 Zum Teufel! 170 Zuordnung 3 O f . , 4 9 f . , 53, 63ff., 7 0 f . , J03,169, 184, 191f., 197, 262, 2 7 7 f . , 292ff., 312, 326 Zuordnungstyp 76, 191, 192ff.r 195, 197, 200, 245ff., 254f., 256ff., 262, 264f., 282, 288, 293, 3Q7, 317, 326 zusagen 97, 2 1 2 , 215, 217, 229, 294, 297, 304, 311 ZUSAGEN (->· HandlungsZUSAGE) zusammenfassen 186 zustimmen 99, 196, 2 1 2 , 2 9 4 f . , 304, 322 'zustimmen 1 12, 18, 34, 98f., 186, 323 ZUSTIMMEN 128 Zweck 31 Zweckmäßigkeit 245, 252 Zweiersequenz 12, 17, 29, 33, 38, 40f., 185, 325