Sportpsychiatrie und -psychotherapie 3662662078, 9783662662076, 9783662662083

Die Sportpsychiatrie und -psychotherapie ist im deutschsprachigen Raum eine noch jüngere Spezialisierung, während Sportm

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Autorenverzeichnis
Teil I: Grundlagen von körperlicher Aktivität, Sport und Training
1: Grundlagen von körperlicher Aktivität, Sport und Training
1.1 Abgrenzung körperliche Aktivität, Sport und Training
1.2 Prävalenz der körperlichen Aktivität
1.3 Bewegungsempfehlungen
1.3.1 Dosis-Wirkungsbeziehung von körperlicher Aktivität
Literatur
2: Körperliche Aktivität, Fitness und Gesundheit
2.1 Körperliche Fitness – Gesundheitsbezogene Komponenten
2.1.1 Kardiorespiratorische Fitness
2.1.2 Muskuloskelettale Fitness
2.1.3 Körperzusammensetzung
2.1.4 Flexibilität
2.1.5 Neuromotorisches Training
2.2 Risiken körperlicher Aktivität
2.3 Vorsorgeuntersuchung zur Vermeidung von Risiken
Literatur
3: Grundlagen des Energiestoffwechsels
Literatur
4: Trainingslehre
4.1 Trainingsprinzipien
4.2 Trainingssteuerung
4.2.1 Übertraining
4.3 Belastungsmerkmale
4.4 Interpersonelle Unterschiede der Trainingseffekte
Literatur
5: Motorische Basisfähigkeiten
5.1 Ausdauer
5.1.1 Ausdauertraining
Möglichkeiten der Belastungssteuerung im Ausdauertraining
Frequenz/Trainingshäufigkeit des Ausdauertrainings
Belastungsintensität des Ausdauertrainings
Belastungsbereiche und Trainingsmethoden im Ausdauertraining
Hochintensives Intervalltraining
Dauer des Ausdauertrainings
Art des Ausdauertrainings
Progression im Ausdauertraining
Empfehlungen des Ausdauertrainings nach ACSM
Tests im Ausdauertraining
Spiroergometrie
Laktatleistungsdiagnostik
6-Minuten-Gehtest
5.2 Kraft
5.2.1 Maximalkraft
5.2.2 Schnellkraft
5.2.3 Kraftausdauer
5.2.4 Krafttraining
Frequenz des Krafttrainings
Trainingsvolumen/Trainingsumfang des Krafttrainings
Intensität des Krafttrainings
Pausenintervalle im Krafttraining
Art des Krafttrainings
Progression im Krafttraining
Arten der Periodisierung
Empfehlungen für ein Krafttraining nach ACSM (2021)
Krafttests
Maximalkraft
Chair-Rising-Test
5.3 Beweglichkeit
5.3.1 Beweglichkeitstraining
Mechanismen des Beweglichkeitstrainings
Effekte des Stretchings
Krafttraining und Ausdauertraining zur Verbesserung der Beweglichkeit
Exkurs Yoga
5.3.2 Beweglichkeitstest
Sit-and-Reach-Test
5.4 Koordination
5.4.1 Koordinationstraining
Effekte von Koordinationstraining
Empfehlungen für ein Koordinationstraining
Koordinationstests
Funktioneller Reach-Test
Star-Excursion-Balance-Test
Y-Balance-Test
Timed-Up-and-Go Test
5.5 Schnelligkeit
5.5.1 Struktur der Schnelligkeit
5.5.2 Schnelligkeitstraining
5.5.3 Schnelligkeitstests
Literatur
Teil II: Sportpsychologie in der Anwendung
6: Qualifikation und Organisation sportpsychologischer Arbeit
6.1 Einleitung
6.2 Qualifikation für sportpsychologische Arbeit
6.2.1 Ausbildungswege, Fort- und Weiterbildung
6.2.2 Stakeholder der Angewandten Sportpsychologie in Deutschland
6.2.3 Inhalte sportpsychologischer Aus- und Fortbildung
6.3 Qualitätssicherung und ethische Leitlinien
6.4 Sportpsychologische Diagnostik und Intervention
6.5 Sportpsychologische Angebote für die Praxis
6.6 Modelle sportpsychologischer Arbeit in der Praxis
6.7 Anlässe und Zielgruppen im Berufsfeld Sportpsychologie
6.8 Fazit und Ausblick
Literatur
7: Persönlichkeitsentwicklung und Stärkung der psychischen Gesundheit: Zielsetzungen und Methoden in der Sportpsychologie
7.1 Persönlichkeitsentwicklung und psychische Gesundheit als Bestandteile sportpsychologischer Arbeit
7.2 Theoretische Basis der sportpsychologischen Arbeit in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung und psychische Gesundheit
7.2.1 Theorie der Entwicklungsaufgaben zur Persönlichkeitsentwicklung
7.2.2 Salutogenese
7.2.3 Acceptance-Commitment-Therapy (ACT)
7.3 Sportpsychologische Interventionsansätze im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und psychischen Gesundheit
7.3.1 Allgemeine Persönlichkeitseigenschaften und Handlungsorientierungen
7.3.2 Psychologische Flexibilität
7.3.3 Selbstkonzept und Selbstwirksamkeitserwartung
7.3.4 Ressourcen und Resilienz
7.3.5 Erholung und Entspannung
7.3.6 Systematisierung ganzheitlicher sportpsychologischer Betreuung
7.3.7 Sportpsychologische Rahmenkonzeptionen
7.3.8 Sportpsychologische Diagnostik
7.4 Fazit
Literatur
8: Sportpsychologische Betreuung bei psychischem und psychosozialem Stress
8.1 Einleitung
8.2 Stressmodelle als Basis sportpsychologischer Arbeit
8.2.1 Reizorientierte Stressmodelle
8.2.2 Reaktionsorientierte Stressmodelle
8.2.3 Kognitiv transaktionales Stressmodell
8.2.4 Stress und Leistung
8.3 Diagnostische Verfahren der Sportpsychologie zum Stresserleben
8.4 Ausgewählte stressassoziierte Betreuungsanlässe in der Sportpsychologie
8.5 Theoriegeleitete sportpsychologische Interventionsverfahren
8.5.1 Maßnahmen zur Änderung der Situationsbewertung
8.5.2 Maßnahmen zur Veränderung der Stressreaktion
8.6 Kooperation Sportpsychologie – Psychotherapie/Psychiatrie bei stressassoziierten Problemen
8.7 Fazit
Literatur
9: Der Körper als Gegenstand sportpsychologischer Arbeit
9.1 Einleitung
9.1.1 Wesentliche psychische Korrelate körperlicher Prozesse
9.1.2 Verarbeitungsprozesse körperbezogener Reize
9.1.3 Prinzipien von Diagnostik und Intervention bei körperbezogener Arbeit in der Sportpsychologie
9.2 Sportpsychologische Aspekte von Verletzungen im Sport
9.2.1 Stellenwert von Verletzungen und Beschwerden im Sport
9.2.2 Psychische Faktoren in der Heilung und Rehabilitation von Sportverletzungen
9.2.3 Wirkmechanismen psychischer Interventionen nach Sportverletzungen
9.2.4 Sportpsychologische Maßnahmen nach Sportverletzungen
9.3 Müdigkeit und Schlafprobleme
9.3.1 Bedeutung von Müdigkeit und Schlafproblemen im Sport
9.3.2 Psychische Korrelate von Müdigkeit und Schlafproblemen
9.3.3 Wirkmechanismen und Einflussfaktoren auf Schlaf und Müdigkeit
9.3.4 Spezifische sportpsychologische Maßnahmen
9.4 Übertraining
9.4.1 Bedeutung von Übertraining
9.4.2 Psychische Korrelate von Übertraining
9.4.3 Psycho-physische Wirkzusammenhänge
9.4.4 Sportpsychologische Maßnahmen
9.5 Fazit
Literatur
Teil III: Bewegung, körperliche Aktivität und Sport in der Entstehung und Behandlung psychischer Erkrankungen
10: Körperliche Aktivität in der Prävention psychischer Erkrankungen
10.1 Einleitung
Literatur
11: Einsatzmöglichkeiten körperlicher Aktivität in der Behandlung psychischer Erkrankungen
11.1 Überblick Einsatzmöglichkeiten
11.2 Allgemeine Gesundheitsförderung
11.3 Eigenständiges Behandlungsverfahren
11.4 Spezifische Symptombehandlung im Rahmen der Gesamtbehandlung
11.5 Kombination mit anderen Therapieverfahren
11.5.1 Nebenwirkungsmanagement
11.5.2 Augmentationsverfahren
Literatur
12: Körperliche Aktivität bei spezifischen psychischen Erkrankungen
12.1 Unipolare Depression
12.1.1 Einleitung
12.1.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung unipolarer depressiver Störungen
12.1.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung unipolarer depressiver Störungen
12.1.4 Wirkmechanismen
Physiologische Wirkmechanismen
Psychologische und psychosoziale Wirkmechanismen
12.1.5 Besonderheiten
12.2 Bipolare Störungen
12.2.1 Einleitung
12.2.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung bipolarer Störungen
12.2.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung bipolarer Störungen
12.3 Angststörungen
12.3.1 Einleitung
12.3.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung von Angsterkrankungen
12.3.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung von Angsterkrankungen
Akute Effekte
Mittel- und langfristige Effekte
12.3.4 Körperliche Aktivität und Ängste in der Allgemeinbevölkerung
12.3.5 Besonderheiten der Anwendung körperlicher Aktivität bei Angsterkrankungen
Exercise Anxiety
Weitere Besonderheiten
12.3.6 Wirkmechanismen
Psychologische Prozesse
Physiologische/neurobiologische Prozesse
12.4 Zwangsstörung
12.4.1 Einleitung
12.4.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung von Zwangsstörungen
12.4.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung von Zwangsstörungen
12.5 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
12.5.1 Einleitung
12.5.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung von PTBS
12.5.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung von PTBS
12.6 Somatoforme Störungen
12.7 Demenz und leichte kognitive Störung
12.7.1 Einleitung
12.7.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung von neurokognitiven Störungen
12.7.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung von neurokognitiven Störungen
12.7.4 Wirkmechanismen
12.8 Substanzgebrauchsstörungen
12.8.1 Einleitung
12.8.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung von Substanzgebrauchsstörungen
12.8.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung von Substanzgebrauchsstörungen
12.8.4 Wirkmechanismen
12.8.5 Besonderheiten
12.9 Schizophrenie und andere psychotische Erkrankungen
12.9.1 Einleitung
12.9.2 Körperliche Aktivität in der Entstehung von Schizophrenie
12.9.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung von Schizophrenie
12.9.4 Besonderheiten
12.10 Persönlichkeitsstörungen
12.10.1 Einleitung
12.10.2 Emotional-Instabile Persönlichkeitsstörung/Borderline
12.11 Essstörungen
12.11.1 Einleitung
12.11.2 Prävalenz von körperlicher Aktivität bei Essstörungen
12.11.3 Körperliche Aktivität in der Behandlung von Essstörungen
12.11.4 Handlungsempfehlungen für körperliche Aktivität bei Anorexie und Bulimie
Literatur
13: Wirkmechanismen von körperlicher Aktivität und Sport in der Behandlung psychischer Erkrankungen
13.1 Übersicht
13.2 Psychologische/psychosoziale Prozesse
13.2.1 Affektregulation
13.2.2 Selbstwert/positives Selbstkonzept
13.2.3 Selbstwirksamkeitserwartung
13.2.4 Konfrontation/Exposition
13.2.5 Erwartungs- bzw. Placeboeffekte
13.2.6 Ablenkung, Aktivierung und Ausgleich
13.2.7 Soziale Integration
13.3 Neurobiologische/physiologische Wirkmechanismen
13.3.1 Neurotransmitter
Serotoninsystem
Noradrenalinsystem
Dopaminerges System
GABA
Endocannabinoide
13.3.2 Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA)
Cortisol
Das atriale natriuretische Peptid (ANP)
13.3.3 Thermoregulatorische Mechanismen
13.3.4 Chronische Entzündungen
13.3.5 Neuroplastizitätstheorie/adulte Neurogenese/Hirnmorphologie
13.3.6 Neurotrophinhypothese/Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF)
13.3.7 Oxidativer Stress
13.3.8 Verbesserung Schlafqualität
13.3.9 Weitere potenzielle physiologische Mechanismen
Endorphine
Adenosin
Die transiente Hypofrontalitätstheorie
Das Dual-Mode-Modell
Literatur
14: Barrieren und förderliche Faktoren für körperliche Aktivität
14.1 Adhärenz und Abbruchquote; Angebot und Inanspruchnahme
14.2 Barrieren
14.3 Förderliche Faktoren
Literatur
15: Handlungsempfehlungen
15.1 Formen körperlicher Aktivität
15.1.1 Ausdauertraining (primär aerobes Training)
15.1.2 Krafttraining (primär anaerobes Training)
15.1.3 Weitere Sportarten/Bewegungsformen
15.1.4 Bewegung im Alltag (Haushalt, Fortbewegung etc.)
15.1.5 Sedentary Behavior
15.1.6 Vergleich der verschiedenen Aktivitätsformen
15.2 Setting und Kontext
15.2.1 Gruppen- vs. Einzelinterventionen
15.2.2 Im therapeutischen Kontext vs. im Alltag
15.2.3 Angeleitet vs. selbstständig
15.2.4 Draußen vs. drinnen
15.2.5 Extern vs. zuhause
15.2.6 Zusammenfassung
15.3 Dosis und Dauer
15.3.1 Offizielle allgemeingültige Empfehlungen
15.3.2 Dosis-Wirkungs-Beziehung
Zielstellung
Übermaß an körperlichem Training
15.3.3 Unterstützende Technologien
15.3.4 Positives Feedback
15.4 Risiken/Kontraindikationen
15.4.1 Physische Gesundheit
15.4.2 Sonstige Risiken
Literatur
16: Förderung regelmäßiger körperlicher Aktivität
16.1 Förderung im therapeutischen Kontext
16.1.1 Schematische Übersicht
16.1.2 Standardisierte Erhebung
16.1.3 Psychoedukation
16.1.4 Empfehlung körperlicher Aktivität
16.2 Motivation und Volition
16.2.1 Gesundheitspsychologische Modelle als Grundlage
16.2.2 Das Motivations-Volitions-Modell nach Fuchs
16.2.3 Motivationale Interventionen
Bildung selbstkonkordanter Intentionen
Förderung der Selbstwirksamkeitserwartung
Förderung positiver Handlungsergebniserwartungen
16.2.4 Volitionalen Interventionen
Erfolgreiche Handlungsinitiierung anstreben
Handlungsplanung
Barrierenmanagement
Manualisierte Interventionsprogramme
16.3 Interdisziplinäre Aufgaben und Zusammenarbeit
16.4 Zusammenfassung
Literatur
Teil IV: Psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen bei Leistungssportler:innen
17: Häufige psychische Erkrankungen bei Leistungssportler:innen
17.1 Einleitung
17.2 Besonderheiten
17.3 Behindertensport
17.4 Depressive Erkrankungen
17.5 Bipolare affektive und psychotische Erkrankungen
17.6 Angst und Angsterkrankungen
17.7 Substanzgebundene Störungen und Verhaltenssüchte
17.7.1 Spielsucht
17.7.2 Sportsucht
17.8 Traumaassoziierte Erkrankungen
17.9 Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)
17.10 Essstörungen
Literatur
18: Sport(art)spezifische psychische Probleme, Belastungen und Erkrankungen
18.1 Doping
18.2 Verletzungen
18.3 Übertrainingssyndrom
18.4 Muskeldysmorphie
18.5 Gestörter Schlaf/Schlafstörungen
18.6 Notfälle
Literatur
19: Besonderheiten der Diagnostik und Therapie
19.1 Diagnostik
19.2 Therapie
19.2.1 Psychotherapie
19.2.2 Psychopharmakotherapie
19.3 Hürden und Barrieren
Literatur
Stichwortverzeichnis
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Sportpsychiatrie und -psychotherapie
 3662662078, 9783662662076, 9783662662083

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Andreas Ströhle  Hrsg.

Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Andreas Ströhle Hrsg.

Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Hrsg. Andreas Ströhle Klinik fur Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin Berlin, Deutschland

ISBN 978-3-662-66207-6    ISBN 978-3-662-66208-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-66208-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-­nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2023 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Katrin Lenhart Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

There is no health without mental health.

Vorwort

Sportpsychiatrie, bzw. Sportpsychiatrie und -psychotherapie ist ein noch junges Arbeitsgebiet, das sich mit psychischer Gesundheit und Krankheit bei (Leistungs-)Sportlern und Bewegung und Sport in der Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen befasst. Grundlagen der Sportpsychiatrie und -psychotherapie bzw. Überscheidungen damit finden sich insbesondere in der Sportmedizin und der Sportpsychologie. Diese vier Bereiche bilden auch die Struktur und die Gliederung dieses Buches. Bereits 1987 hatte J. H. Rick Massimino in den Annals of Sports Medicine einen Artikel mit dem Titel „Sport Psychiatry“ veröffentlicht (Massimino 1987). Fünf Jahre später veröffentlichte Daniel Begel im American Journal of Psychiatry „An overview of sport psychiatry“ (Begel 1992). Er sah den Fokus ganz klar bei psychischen Erkrankungen von Sportlern und verwies auf die damals geringe Evidenz für die Wirksamkeit von Sporttherapie in der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Inzwischen liegen viele qualitativ hochwertige Studien vor, die einen positiven Effekt von Bewegung auf die Psyche und eine therapeutische Wirksamkeit von Bewegungs- und Sporttherapie beschreiben/belegen. Auch in der Psychotherapie sind Bewegung und Sport inzwischen angekommen und wurden auf verschiedenen Ebenen aufgegriffen. Die Implementierung in den (klinischen) Alltag ist leider noch unbefriedigend (Brehm et al. 2019). Psychische Gesundheit und psychische Krankheit bei (Leistungs-)Sportlern ist nicht erst seit dem Suizid Robert Enkes in den Medien, und erst langsam wird allgemein akzeptiert, dass herausragende sportliche Leistungen auch mit einer psychischen Erkrankung möglich sind. Die Sportmedizin und die Sportpsychologie haben eine längere Tradition als die Sportpsychiatrie und -psychotherapie und decken verschiedene Bereiche als Grundlage und Basiswissen ab. Hier haben wir herausragende Autor:innen gewinnen können. Auf das Wesentliche fokussierend, sportmedizinische und sportpsychologische Grundlagen ebenfalls darstellend ist dieses Buch ein Versuch, nicht nur in der Psychiatrie Tätigen Grundlagen und Praxis der Sportpsychiatrie und -psychotherapie zu vermitteln. Wir hoffen, auch z.  B.  Physiotherapeut:innen, Sportpsycholog:innen und -mediziner:innen anzusprechen, im besten Fall auch Trainer:innen, Betroffene und Zugehörige.

VII

VIII

Vorwort

Literatur • Begel D (1992) An overview of sport psychiatry. Am J Psychiatry 149:606–614 • Brehm K, Dallmann P, Freyer T et al (2020) Angebot und Inanspruchnahme von Sporttherapie in psychiatrischen Kliniken in Deutschland. Nervenarzt 91:642–650 • Massimino JHR (1987) Sport psychiatry. Ann Sports Med 3(2):5558 Berlin, Deutschland 

Andreas Ströhle

Inhaltsverzeichnis

Teil I  Grundlagen von körperlicher Aktivität, Sport und Training 1 Grundlagen  von körperlicher Aktivität, Sport und Training��������������������������   3 Noah Augustin 2 Körperliche  Aktivität, Fitness und Gesundheit������������������������������������������������   9 Noah Augustin 3 Grundlagen des Energiestoffwechsels����������������������������������������������������������������  19 Noah Augustin 4 Trainingslehre������������������������������������������������������������������������������������������������������  23 Noah Augustin 5 Motorische Basisfähigkeiten ������������������������������������������������������������������������������  29 Noah Augustin Teil II  Sportpsychologie in der Anwendung 6 Qualifikation  und Organisation sportpsychologischer Arbeit������������������������  59 Babett Lobinger und Sebastian Brückner 7 Persönlichkeitsentwicklung  und Stärkung der psychischen Gesundheit: Zielsetzungen und Methoden in der Sportpsychologie������������������������������������  79 Jeannine Ohlert, Christian Zepp und Hanna Raven 8 Sportpsychologische  Betreuung bei psychischem und psychosozialem Stress ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������  97 Marion Sulprizio, Alina Schäfer-Pels und Jens Kleinert 9 Der  Körper als Gegenstand sportpsychologischer Arbeit�������������������������������� 113 Jens Kleinert, Isabel Hamm und Marion Sulprizio

IX

X

Inhaltsverzeichnis

Teil III Bewegung, körperliche Aktivität und Sport in der Entstehung und Behandlung psychischer Erkrankungen 10 Körperliche  Aktivität in der Prävention psychischer Erkrankungen������������ 139 Antonia Bendau, Moritz B. Petzold und Andreas Ströhle 11 Einsatzmöglichkeiten  körperlicher Aktivität in der Behandlung psychischer Erkrankungen �������������������������������������������������������������������������������� 147 Antonia Bendau, Moritz B. Petzold und Andreas Ströhle 12 Körperliche  Aktivität bei spezifischen psychischen Erkrankungen���������������� 163 Antonia Bendau, Moritz B. Petzold und Andreas Ströhle 13 Wirkmechanismen von körperlicher Aktivität und Sport in der Behandlung psychischer Erkrankungen���������������������������������������������������� 233 Antonia Bendau, Moritz B. Petzold und Andreas Ströhle 14 Barrieren  und förderliche Faktoren für körperliche Aktivität������������������������ 251 Antonia Bendau, Moritz B. Petzold und Andreas Ströhle 15 Handlungsempfehlungen������������������������������������������������������������������������������������ 259 Antonia Bendau, Moritz B. Petzold und Andreas Ströhle 16 Förderung regelmäßiger körperlicher Aktivität ���������������������������������������������� 273 Antonia Bendau, Moritz B. Petzold und Andreas Ströhle Teil IV Psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen bei Leistungssportler:innen 17 Häufige  psychische Erkrankungen bei Leistungssportler:innen�������������������� 293 Andreas Ströhle 18 Sport(art)spezifische  psychische Probleme, Belastungen und Erkrankungen���������������������������������������������������������������������������������������������� 311 Andreas Ströhle 19 Besonderheiten  der Diagnostik und Therapie�������������������������������������������������� 319 Andreas Ströhle Stichwortverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323

Autorenverzeichnis

Noah Augustin  Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Dr. Antonia Bendau  Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Dr. Sebastian  Brückner  Institut für Sportwissenschaft, Westfälische Wilhelms-­ Universität Münster, Münster, Deutschland M.Sc. Isabel  Hamm  Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland Univ.-Prof. Dr. Jens Kleinert  Abteilung Gesundheit & Sozialpsychologie, Psychologisches Institut, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland Dr. Babett Lobinger  Abteilung Leistungspsychologie, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland Dr. Jeannine  Ohlert  Abteilung Gesundheit und Sozialpsychologie, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland Dr. Moritz B. Petzold  Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Department Psychologie, Medical School Berlin, Berlin, Deutschland Dr. Hanna  Raven  Abteilung Gesundheit und Sozialpsychologie, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland Dr. Alina Schäfer-Pels  Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Ulm, Deutschland Prof. Dr. Andreas Ströhle  Klinik fur Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Dipl.-Psych. Marion Sulprizio  Abteilung Gesundheit und Sozialpsychologie, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland Dr. Christian Zepp  Abteilung Gesundheit und Sozialpsychologie, Psychologisches Institut, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland XI

Teil I Grundlagen von körperlicher Aktivität, Sport und Training

1

Grundlagen von körperlicher Aktivität, Sport und Training Noah Augustin

Inhaltsverzeichnis 1.1  Abgrenzung körperliche Aktivität, Sport und Training  1.2  Prävalenz der körperlichen Aktivität  1.3  Bewegungsempfehlungen  Literatur 

 4  4  5  7

Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei Lars Claußen für das Korrigieren meiner Buchkapitel (1–5) herzlichst bedanken! Ein körperlich aktiver Lebensstil war ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Evolution. Anpassungen, wie 5–10 Millionen Schweißdrüsen sowie Beine, die beim Laufen wie Sprungfedern fungieren, machen uns mit zu den besten Langstreckenläufer:innen unter den Säugetieren. Unsere Beine sind in Bezug auf die Speicherung und Abgabe von Energie so effizient, dass das Laufen im Geschwindigkeitsbereich des Ausdauerlaufs nur 30–50 % mehr Energie benötigt als das Gehen. Selbst der Energieverbrauch beim Dauerlauf (außer beim Sprinten) ist unabhängig von der Geschwindigkeit. Ob wir 8 km in 30 oder 45 min zurücklegen, macht im Widerspruch zu unserer Intuition keinen Unterschied im Kalorienverbrauch (Alexander 1991; Lieberman 2015). Für den Nahrungserwerb legten unsere Vorfahren mitunter in einer Ermüdungsjagd bis zu 30 km lange Strecken zuN. Augustin (*) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland e-mail: [email protected] © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Ströhle (Hrsg.), Sportpsychiatrie und -psychotherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-66208-3_1

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N. Augustin

rück, um so das Tier in den Hitzeschlag zu treiben. In den letzten Jahrtausenden haben sich unsere Gene nicht wesentlich verändert. Die landwirtschaftliche und industrielle Revolution hingegen führte bei einem Großteil der Bevölkerung zu radikalen Veränderungen, wie etwa im Bewegungs- und Essverhalten (Lieberman 2015). Anstrengende körperliche ­Arbeiten werden immer mehr von Maschinen übernommen und berufliche als auch Freizeitaktivitäten werden größtenteils im Sitzen ausgeübt. Aus diesem Grund und vielen weiteren leiden immer mehr Menschen an Fehlanpassungskrankheiten (Lieberman 2015; Rieckmann und Broocks 2015).

1.1 Abgrenzung körperliche Aktivität, Sport und Training Vor diesem Hintergrund sollten körperliche Aktivität, Bewegung, körperliches Training und Sport ein elementarer Bestandteil unseres täglichen Lebens zum Erhalt unserer Gesundheit sein (Pedersen und Saltin 2015). In der Literatur werden die oben genannten Begriffe oft äquivalent verwendet. Jedoch sind die Begriffe „körperliche Aktivität“ und „Bewegung“ am umfassendsten und beinhalten jede muskuläre Aktivität, die den Energieverbrauch über den Grundumsatz hinaus erhöht. „Körperliches Training“ oder „sportliche Aktivität“ (SpA) hingegen beziehen sich im engeren Sinne auf gezielte Aktivitäten, in der Regel zur Erreichung positiver Effekte (z. B. gesundheitsbezogen oder zur Leistungssteigerung). Demgegenüber beschreibt der Begriff „Sport“ (engl.: sports) nach Caspersen et al. (1985) im deutschsprachigen Raum in der Regel „gezieltes Training, Übungen oder organisierte Formen der körperlichen Aktivität (z. B. Gruppensport). In diesem Zusammenhang umfasst der Sport sowohl den Leistungs- als auch den Wettkampfsport. Ebenso kann „Sport“ auch für „körperliche Aktivitäten zur Gesundheitsförderung, Erholung und Freizeitgestaltung“ verwendet werden.

1.2 Prävalenz der körperlichen Aktivität Die Ergebnisse einer Untersuchung von Guthold et al. (2018) zeigen, dass sich mehr als ein Viertel (27,5  %) der Erwachsenen weltweit (Frauen: 31,7  %; Männer: 23,4  %) im Jahr 2016, gemessen an den Bewegungsempfehlungen der WHO (2010), nicht ausreichend bewegt haben. Zudem verdeutlicht die Untersuchung auch, dass sich das Aktivitätsniveau in den letzten zwei Jahrzehnten nicht verbessert hat (Guthold et al. 2018). Ebenfalls erreicht ein Großteil der Kinder und Jugendlichen die Bewegungsempfehlungen nicht. So zeigt eine WHO-Untersuchung an Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren, dass sich ca. vier Fünftel (81 %; Mädchen: 84,7 %, Jungen: 77,6 %) nicht einmal mindestens eine Stunde pro Tag bewegten (Guthold et al. 2020). Während die Prävalenz mangelnder körperlicher Aktivität bei Jungen zwischen 2001 und 2016 deutlich zurückging (von 80,1 % im Jahr 2001), gab es bei Mädchen keine signifikante Veränderung (von 85,1  %) (Guthold et al. 2020). Darüber hinaus ist das Aktivitätsniveau abhängig von Alter, sozioökonomischem Status, Geschlecht, Behinderung sowie geografischer Lage (Bull et al. 2020).

1  Grundlagen von körperlicher Aktivität, Sport und Training

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1.3 Bewegungsempfehlungen Aus evolutionärer Sichtweise war es energetisch äußerst effizient, sich nur dann zu bewegen, wenn es wirklich erforderlich war. Da wir in der heutigen Zeit kaum noch auf natürliche Feinde treffen und einem großen Teil der Weltbevölkerung ein Überangebot an hochkalorischen Nahrungsmitteln ganz bequem zur Verfügung steht, ist es umso wichtiger, der systematischen Entfernung der körperlichen Aktivität aus unserem Alltag entgegenzuwirken, indem wir geeignete Maßnahmen zum Wohlbefinden während der sportlichen Aktivitäten und zur Motivationsförderung etablieren und so ein dauerhaftes gesundheitsförderliches Verhalten und sportliche Leistungsentwicklung erreichen (Biddle et al. 2003; Carels et al. 2007). Auf internationaler Ebene haben Empfehlungen für Bewegung und körperliche Aktivität eine lange Tradition. Am bekanntesten sind die Aktivitätsempfehlungen des American College of Sports Medicine (ACSM) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In Deutschland gibt es seit 2016 „Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Diese basieren insbesondere auf den Bewegungsempfehlungen der WHO (2010), des ACSM und Empfehlungen aus anderen Ländern (z. B. Großbritannien, Australien) (Garber et al. 2011; Tiemann 2021, im einzelnen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2016). Nach der WHO sollten folgende Aktivitätsempfehlungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen umgesetzt werden (Bull et al. 2020) (Tab. 1.1). Tab. 1.1  Bewegungsempfehlungen der WHO nach Bull et al. (2020) Bevölkerungsgruppe Kinder (5–17 Jahre)

Erwachsene (18– 64 Jahre)

Senioren (> 65 Jahre)

Schwangere und postpartale Frauen

Menschen mit Behinderung Menschen mit chronischen Erkrankungen

Bewegungsempfehlungen Aerobe Aktivität: durchschnittlich 60 min pro Tag (moderate bis hohe Intensität) und zusätzlich 3-mal pro Woche: Aktivitäten hoher Intensität ausüben sowie Aktivitäten, die Muskeln und Knochen stärken Aerobe Aktivität: 150–300 min moderate Intensität/ 75–150 min hohe Intensität Krafttraining: mind. 2-mal pro Woche die wichtigsten Muskelgruppen Allgemeine Empfehlungen siehe unter Erwachsene Zusätzlich sollten noch mind. 3-mal pro Woche multimodale Aktivitäten, welche die Koordination, das Gleichgewicht und die Muskelkraft fördern, durchgeführt werden Mind. 150 min aerober Aktivität moderater Intensität sowie muskelkräftigende Aktivitäten und sanftes Stretching Zusätzliches tägliches Training des Beckenbodens zur Risikoreduktion einer Harninkontinenz Allgemeine Empfehlungen siehe unter Erwachsene Allgemeine Empfehlungen siehe unter Erwachsene

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Obwohl viele Menschen wissen, dass regelmäßige körperliche Aktivität (KA) gesundheitsfördernd ist, hält ein Großteil die aktuellen Bewegungsempfehlungen nicht ein. Lange Sitzzeiten sollten wir vermeiden. Dabei zählt jede Aktivität, auch Bewegungsperioden unter 10 min gehen mit gesundheitlichen Benefits einher. Dabei ist es gar nicht so schwierig, KA in den Alltag zu integrieren. Sinnvoll und leicht zu initiieren wären z. B. Gehen während des Telefonierens, Fahrradfahren statt mit dem Auto zu fahren, die Strecke vor der letzten Bahnstation zu Fuß gehen und auch Haushaltsaktivitäten sind nicht zu unterschätzen. Wer dennoch viel sitzt, kann mit über die Empfehlungen hinausgehender Bewegung in moderater bis hoher Intensität die negativen Effekte kompensieren. Dabei ist es nie zu spät, seinen Lebensstil zu ändern und sich gemäß den Empfehlungen körperlich aktiver zu verhalten. Empfehlenswert ist es dabei, niedrigschwellig zu beginnen und Häufigkeit, Intensität und Dauer progressiv zu steigern (Bull et al. 2020). Die Bewegungsempfehlungen zur körperlichen Aktivität haben jedoch auch ihre Grenzen. Sie sind in Bezug auf die Belastungsparameter sehr allgemein gehalten. Auch die Anwendung des subjektiven Belastungsempfinden mittels Belastungsskala ist mit Schwierigkeiten verbunden, weil die Einschätzung u. a. von Faktoren wie Motivation, Körperwahrnehmung und Tagesform abhängen. Insbesondere Anfänger:innen und Menschen, die psychisch belastet sind, haben damit Probleme, wodurch Über- und Unterbelastungen die Folge sein könnten (Hottenrott et al. 2017). Neben den allgemeinen Bewegungsempfehlungen wurden anhand einer Vielzahl von empirischen Untersuchungen neue Empfehlungen zum körperlichen Training im Allgemeinen, aber auch bei spezifischen Krankheitsbildern entwickelt. Diese basieren auf der „FITT“–Regel, und zwar Frequenz, Intensität, Dauer der Trainingseinheit und Art des Trainings (deutsch: FIDA) (American College of Sports Medicine 2021).

1.3.1 Dosis-Wirkungsbeziehung von körperlicher Aktivität Alle Arten von körperlicher Aktivität für alle Altersgruppen zeigen positive Gesundheitseffekte, jedoch können diese durch die Belastungsnormative und Art des Trainings variieren. Der vorliegende Dosis-Wirkungszusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gesamtmortalität scheint nicht linear zu sein, flacht jedoch später ab als bis jetzt angenommen. Ein höheres Sterberisiko bei einer sitzenden Tätigkeit von 9,5 h oder mehr konnte gezeigt werden (Ekelund et al. 2019). Weiterhin profitieren wenig aktive Personen schon von relativ geringen Aktivitätssteigerungen mit Verbesserungen im Fitness- und Gesundheitsstatus sowie verringertem Mortalitätsrisiko (Brown et al. 2013). Ab einem gewissen Ausmaß der körperlichen Aktivität wird davon ausgegangen, dass höhere Bewegungsumfänge noch zu weiteren Gesundheitseffekten führen könnten, aber in Relation zur Steigerung des Umfangs geringer ausfallen (Eijsvogels und Thompson 2015). Eine Erhöhung der Trainingsintensität bzw. des Trainingsumfangs über die Empfehlungen hinaus scheinen lediglich dann sinnvoll, wenn das Ziel eine weitere Steigerung der Leistungsfähigkeit

1  Grundlagen von körperlicher Aktivität, Sport und Training

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ist, beispielsweise im ambitionierten Freizeitsport oder Aktivitäten mit ­Wettkampfcharakter (Löllgen 2015). Kein Maß an intensiver körperlicher Aktivität ist mit einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden als körperliche Inaktivität (Eijsvogels und Thompson 2015).

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Inhaltsverzeichnis 2.1  Körperliche Fitness – Gesundheitsbezogene Komponenten  2.2  Risiken körperlicher Aktivität  2.3  Vorsorgeuntersuchung zur Vermeidung von Risiken  Literatur 

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Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei Lars Claußen für das Korrigieren meiner Buchkapitel (1–5) herzlichst bedanken! Schon Hippokrates fand im 5. Jahrhundert v. Chr. heraus, dass Bewegungsmangel mit Wachstumsstörungen einhergeht, die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht und zu schnelleren Alterungsprozessen führt (Booth et al. 2012). Heute sind die positiven Auswirkungen körperlicher Aktivität auf das physische und psychische Wohlbefinden über die gesamte Lebensspanne hinweg unumstritten. Bewegung ist eine der bedeutendsten Lebensgewohnheiten, die Menschen jeden Alters entwickeln können, um ihren Gesundheitszustand zu verbessern, eine höhere allgemeine Fitness im Alltag zu erreichen, das Wohlbefinden zu steigern und die Autonomie im Alter aufrechtzuerhalten (Thompson et al. 2020). Die derart überzeugenden Effekte führten dazu, dass das American College of Sports Medicine

N. Augustin (*) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland e-mail: [email protected] © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Ströhle (Hrsg.), Sportpsychiatrie und -psychotherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-66208-3_2

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Tab. 2.1  Gesundheitliche Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivität (modifiziert nach Thompson et  al. (2020), Fiuza-Luces et  al. (2013), American College of Sports Medicine (2021), Pareja-­ Galeano et al. (2015)) Gesundheitliche Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivität und/oder Training/Sport Kardiovaskuläres • ↓ kardiovaskuläre Inzidenz und Mortalität (einschließlich System Herzkrankheiten und Schlaganfall) • ↓ Arterielle Hypertonie • ↓ Typ-2-Diabetes • ↑ kardiorespiratorische Fitness, Angiogenese, Plasmavolumen Krebs • ↓ Inzidenz von einigen Krebsarten (z. B. Blasen-, Brust-, Magenkrebs) • ↓ Nebeneffekte • ↓ Fatigue • ↑ Lebensqualität Bewegungsapparat • ↑ Muskelhypertrophie • ↑ Knochendichte • ↑ Propriozeption • ↑ Bewegungsausmaß (ROM) Gehirn • ↓ Risiko einer Demenz • ↑ kognitive Funktion • ↑ Gehirnvolumen • ↑ Neurogenese, Synaptogenese, Angiogenese • ↓ Neuroinflammation • ↑ akute kognitive Funktionen nach körperlicher Aktivität • ↓ Inzidenz von Depressionen Metabolisches System • ↑ Gewichtsstatus • ↑ Insulinsensitivität • ↓ Dyslipidämie Weitere Vorteile • ↓ Gesamtmortalität • ↑ Lebensqualität • ↑ Schlafqualität u. -effizienz • ↓ Sturzhäufigkeit sowie sturzbedingte Verletzungen bei älteren Erwachsenen • ↓ Funktionseinschränkungen bei älteren Erwachsenen ↑ = Verbesserung; ↓ = Abnahme

(ACSM) 2007 die Bewegung „Exercise is Medicine“ initiierte, um körperliche Aktivität als Standardverfahren zur Prävention und Behandlung von Krankheiten zu implementieren. In Tab. 2.1 sind nach Thompson und Kollegen (2020) die gesundheitlichen Effekte regelmäßiger körperlicher Aktivität nach verschiedenen Alterskategorien dargestellt. Die körperliche Aktivität wurde bis Ende der 1990er-Jahre ausschließlich durch Fragebögen erhoben. Durch die Anwendung von Akzelerometern hat sich zwar die Datenlage deutlich verbessert, dennoch bleibt nach wie vor die Interpretation bedingt durch heterogene Messund Auswertungsprotokolle der verschiedenen Anbieter schwierig (Gabrys et  al. 2015). Neben dem Ausmaß der körperlichen Aktivität ist die körperliche Fitness eine weitere Variable, um gesundheitliche Auswirkungen zu beurteilen. Zwischen körperlicher Aktivität und körperlicher Fitness besteht zwar ein enger positiver Zusammenhang, dennoch sind

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Kardiorespiratorische Fitness

Muskuloskelettale Fitness

Körperliche Fitness

Körperzusammensetzung

Flexibilität

Neuromotorisches Training

Abb. 2.1  Komponenten der körperlichen Fitness nach Garber et al. (2011)

diese Begriffe keinesfalls synonym zu verwenden. Körperliche Aktivität stellt prinzipiell die modifizierbare Determinante dar, um die körperliche Fitness zu steigern. Körperliche Fitness hat viele Facetten und umfasst verschiedene Komponenten, wie in Abb. 2.1 dargestellt (Bushman 2017). Werden Variablen der körperlichen Aktivität wie Frequenz, Umfang und/oder Intensität gesteigert, verbessert sich normalerweise auch die körperliche Fitness. Dennoch variiert zwischen den einzelnen Individuen das Ausmaß der physiologischen Anpassungen aufgrund heterogener Genome deutlich (Blair et al. 2001; Gabrys 2017).

2.1 Körperliche Fitness – Gesundheitsbezogene Komponenten 2.1.1 Kardiorespiratorische Fitness Die kardiorespiratorische Fitness definiert die Fähigkeit des Herzkreislaufsystems und des Atmungssystems, die beanspruchten Muskeln während des Trainings mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen, um so die Energiegewinnung zu ermöglichen. Besonders bedeutsam ist die kardiorespiratorische Fitness nicht nur unter gesundheitlichen Aspekten, sie ist auch bei ansteigender Belastungsintensität der leistungsbegrenzende Faktor. Der Zusammenhang zwischen einer hohen kardiorespiratorischen Fitness und einer verringerten Mortalität ist allgemein bekannt und unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und Begleiterkrankungen. Zudem wird eine verbesserte kardiorespiratorische Fitness mit einer Verringerung von Erkrankungen, wie koronare Herzkrankheit, Krebs, Diabetes und arterielle Hypertonie, in Verbindung gebracht (Mandsager et al. 2018). Hinsichtlich der Prognose des kardiovaskulären Morbiditätsrisikos scheint der Einfluss der körperlichen Fitness bedeutsamer zu sein als der Effekt des Umfangs der körperlichen Aktivität (Gabrys 2017; Minder et al. 2014). Unabhängig vom körperlichen Aktivitätsver-

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halten scheint die kardiorespiratorische Leistungsfähigkeit die Gesundheit autonom zu beeinflussen. So ist beispielsweise das Mortalitätsrisiko bei inaktiven Personen, die dennoch über eine hohe kardiorespiratorische Leistungsfähigkeit verfügen, geringer als bei Personen mit zumindest moderat aktivem Lebensstil, jedoch niedrigerer kardiorespiratorischer Leistungsfähigkeit (Blair et  al. 2001; Gabrys 2017). Entsprechende Normen für scheinbar gesunde Erwachsene können in den ACSM Guidelines for Exercise Testing and Prescription entnommen werden (American College of Sports Medicine 2021).

2.1.2 Muskuloskelettale Fitness Auch die muskuloskelettale Fitness hat sich aufgrund ihrer gesundheitsbezogenen Effekte etabliert (Williams et al. 2007). So korreliert zunehmende Muskelkraft mit sich verbessernden kardiometabolischen Risikofaktorprofilen (Jurca et al. 2004), einem geringeren Gesamtsterberisiko (García-Hermoso et al. 2018), weniger kardiovaskulären Ereignissen (Carbone et al. 2020) sowie einer geringeren Wahrscheinlichkeit, körperliche Funktionseinschränkungen zu entwickeln (Brill et al. 2000).

2.1.3 Körperzusammensetzung Insbesondere adipöse Patient:innen verfügen über einen hohen relativen Körperfettanteil, was mit einem hohen Gesundheits- und Gesamtmortalitätsrisiko in Verbindung steht. Im Gegensatz dazu steht eine höhere fettfreie Masse mit einem geringeren Gesamtmortalitätsrisiko im Zusammenhang (Bigaard et al. 2005). Untergewicht als Folge von Mangelernährung ist jedoch auch mit einer erhöhten Sterblichkeit und einem erhöhten Risiko für verschiedene Krankheiten verbunden (Janssen et al. 2002). Regelmäßige körperliche Aktivität scheint ein adäquates Mittel zur Gewichtsreduktion zu sein und kann das kardiovaskuläre Risiko bei übergewichtigen und adipösen Patient:innen senken. Jedoch sollte beachtet werden, dass Patient:innen, die eine Gewichtsreduktion anstreben, ohne ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern, ein hohes Maß an körperlicher Aktivität (KA) (225–420 min pro Woche) absolvieren müssen, um klinisch signifikante Ergebnisse zu erreichen. Patient:innen, die eine signifikante Gewichtsabnahme durch Ausdauertraining erzielten, verzeichneten auch bessere Ergebnisse in der Insulinsensitivität sowie den Lipidvariablen als Trainierende ohne Gewichtsverlust. Allerdings zeigten auch Teilnehmer:innen, die keine Gewichtsabnahme erreichten, verbesserte kardiometabolische Parameter. Zur Stabilisierung der Gewichtserhaltung war zudem ein hohes Maß an KA (200–300  min pro Woche) effektiver als ein geringeres Maß (150  min pro Woche) (Swift et al. 2018).

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2.1.4 Flexibilität Bekanntermaßen nimmt die Beweglichkeit mit zunehmendem Alter ab, jedoch kann sie in allen Altersgruppen trainiert werden (Decoster et al. 2005; Gajdosik et al. 2007). Flexibilitätstraining kann sich positiv auf die posturale Kontrolle sowie das Gleichgewicht auswirken. Allerdings konnte kein konsistenter Zusammenhang zwischen regelmäßigem ­Beweglichkeitstraining und einer Verringerung von Muskelverletzungen, der Vorbeugung von Rückenschmerzen oder Muskelkater nachgewiesen werden. Flexibilität wird als Teil der körperlichen Fitness begriffen. Das „Department of Health and Human Services“ betrachtet Flexibilität als „eine wichtige Komponente der körperlichen Fitness“. Auch das ACSM beurteilt die Flexibilität als eine der Hauptkomponenten der körperlichen Fitness. Allerdings ist ihre Erfolgsbilanz wenig beeindruckend, insbesondere wenn man sie im Vergleich zu anderen Komponenten der körperlichen Fitness betrachtet. Der Beweglichkeit fehlt es an Vorhersagekraft und gleichzeitiger Gültigkeit in Bezug auf aussagekräftige Gesundheits- und Leistungsergebnisse. Daher sollte sie nach Nuzzo (2020) als Hauptbestandteil der Fitness aufgegeben werden.

2.1.5 Neuromotorisches Training Neuromotorisches Training umfasst motorische Fähigkeiten wie Koordination, Gleichgewicht, Beweglichkeit sowie propriozeptives Training. Vielfältige körperliche Aktivitäten wie Tai-Chi, Qigong und Yoga beinhalten unterschiedliche Kombinationen aus neuromotorischen Übungen, Kraftübungen und Flexibilitätsübungen. Neuromotorisches Bewegungstraining ist als Teil eines umfassenden Trainingsprogramms für ältere Menschen von Vorteil, insbesondere zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit, der Beweglichkeit und der Muskelkraft sowie zur Verringerung des Sturzrisikos (Bird et  al. 2011; Garber et al. 2011; Lomas-Vega et al. 2017; Youkhana et al. 2016).

2.2 Risiken körperlicher Aktivität Auch wenn Bewegung und Sport ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Lebensweise ist, sind damit gewisse Risiken verbunden. So steigt mit dem Gesamtumfang der körperlichen Aktivität auch das Verletzungsrisiko. Allein in der Europäischen Union werden 6,1 Mio. der ärztlich versorgten Verletzungen ohne Todesfolge auf sportlichen Aktivitäten zurückgeführt (Bauer et al. 2014). Die meisten Unfälle (ca. 40 %) ereignen sich dabei in den Ballsportarten (Kisser und Bauer 2012). Nach den Physical Activity Guidelines for Americans ist jedoch zu berücksichtigen, dass zwar das Verletzungsrisiko mit dem Gesamtumfang der körperlichen Aktivität steigt, allerdings die Personen, die körperlich aktiver sind, auch weniger Verletzungen aus anderen Gründen erleiden (Bushman 2017).

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Neben Verletzungen sind Überbelastungsschäden, kardiovaskuläre Komplikationen (Melzer et al. 2004) sowie eine verminderte Immunreaktion weitere Risiken körperlicher Aktivität. Insbesondere direkt nach intensiven, längeren Bewegungseinheiten wie bei einem Marathon bis zur völligen Erschöpfung steigt das Infektionsrisiko (Niedermeier et al. 2019). Überdies kann eine intensive körperliche Überlastung in sehr seltenen Fällen zu einem schwerwiegenden Gewebezerfall der quergestreiften Muskulatur, einer Rhabdomyolyse, führen. Mit einer Inzidenz von etwa 29,9  pro 100.000 ist die ­Belastungs-­Rhabdomyolyse (ER) immerhin eine relativ seltene Erkrankung (Tietze und Borchers 2014). Mögliche Folgen sind akutes Nierenversagen, Herzrhythmusstörungen und sogar der Tod. Die Krankheitsursache können sowohl bei unerfahrenen als auch bei erfahrenen Sportler:innen ungewohnte Bewegungen sein (vorwiegend bei exzentrischen/ muskelverlängernden Kontraktionen). Unbedingt zu verdeutlichen ist, dass die Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivität bei weitem die Risiken überwiegen (Bushman 2017). Insbesondere die Art und Intensität werden als elementare Faktoren für das Auftreten von Verletzungen angesehen, wohingegen der Umfang der körperlichen Aktivität unwichtiger zu sein scheint. Zudem können bei Empfehlungen die Risikoprofile von Sportarten berücksichtigt werden, um geeignete Aktivitäten für die individuellen Voraussetzungen zu finden.

2.3 Vorsorgeuntersuchung zur Vermeidung von Risiken Seit dem Inkrafttreten des Präventionsgesetztes (PrävG) 2015 werden bisher kostenpflichtige individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) zunehmend von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr nur für den Hochleistungssport unterstützt. Diese sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen umfassen neben einer Anamnese und körperlichen Untersuchung (inkl. Messung von Gewicht, Größe, Körperfett, Blutdruck) auch ein Ruhe-­ EKG, eine Lungenfunktionsuntersuchung sowie eine Blutuntersuchung. Bei weitgehender Unauffälligkeit folgt eine meist Fahrrad- oder Laufbandergometrie bis zur Ausbelastung inklusive Belastungs-EKG, Blutdruckmessung während und im Anschluss der Belastung sowie Laktat-Leistungsdiagnostik. Gegebenenfalls können weitere Tests wie Herzultraschall, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruck indiziert sein. Neben der Sporttauglichkeit können anhand der Ergebnisse dezidierte Trainingsempfehlungen abgeleitet werden. Diese können sowohl ein Rezept auf Bewegung wie bei allgemeiner Dekonditionierung als auch einen dezidierten Trainingsplan für einen Marathon umfassen. Bei spezifischen Erkrankungen können neben präventiven auch adjuvante Trainingspläne im Sinne der medizinischen Trainingstherapie erstellt werden. Ein Schlüsselfaktor zur Maximierung der Sicherheit beim Sport ist die Berücksichtigung des aktuellen Aktivitätsniveaus und eventueller gesundheitlicher Probleme. Hierfür entwickelte die Canadian Society for Exercise Physiology den PAR-Q-Fragebogen („physical activity readiness questionaire“) (Tab. 2.2), welcher auch von verschiedenen Fachgesellschaften (z. B. American College of Sports Medi-

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Tab. 2.2  PAR-Q Fragebogen zur Selbstevaluation nach (Balady et al. 1998; Keller 2011) PAR-Q-Fragebogen – Allgemeine Gesundheitsfragen Bitte lies die 7 Fragen unten aufmerksam und beantworte Sie ehrlich: mit ja oder nein. • Hat Ihnen jemals ein Arzt gesagt, Sie hätten „etwas am Herzen“ und Ihnen Bewegung und Sport nur unter ärztlicher Kontrolle empfohlen? • Hatten Sie im letzten Monat Schmerzen in der Brust in Ruhe oder bei körperlicher Belastung (Anstrengung)? • Haben Sie Probleme mit der Atmung in Ruhe oder bei körperlicher Belastung? • Sind Sie jemals wegen Schwindel gestürzt oder haben Sie schon jemals das Bewusstsein verloren? • Haben Sie Knochen- oder Gelenkprobleme, die sich unter körperlicher Belastung verschlechtern könnten? • Hat Ihnen jemals ein Arzt ein Medikament gegen hohen Blutdruck oder wegen eines Herzproblems oder Atemproblems verschrieben? • Kennen Sie irgendeinen weiteren Grund, warum Sie nicht körperlich/sportlich aktiv sein sollten?

cine, Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention) empfohlen wird. Sobald eine einzelne Frage mit „Ja“ beantwortet wird, sollte eine weiterführende Abklärung erfolgen (Bushman 2017).

Literatur American College of Sports Medicine (2021) ACSM’s guidelines for exercise testing and prescription/senior editor, Gary Liguori; associate editors, Yuri Feito, Charles Fountaine, Brad A. Roy. American College of Sports Medicine’s guidlines for exercise testing and prescription, 11. Aufl. Wolters Kluwer, Philadelphia Balady GJ, Chaitman B, Driscoll D, Foster C, Froelicher E, Gordon N, Pate R, Rippe J, Bazzarre T (1998) Recommendations for cardiovascular screening, staffing, and emergency policies at health/fitness facilities. Circulation 97(22):2283–2293. https://doi.org/10.1161/01.CIR.97.22.2283 Bauer R, Steiner M, Kisser R, Macey SM, Thayer D (2014) Unfälle in der EU.  Ergebnisse des EuroSafe-­Reports [Accidents and injuries in the EU. Results of the EuroSafe reports]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 57(6):673–680. https://doi. org/10.1007/s00103-­014-­1969-­5 Bigaard J, Frederiksen K, Tjønneland A, Thomsen BL, Overvad K, Heitmann BL, Sørensen TIA (2005) Waist circumference and body composition in relation to all-cause mortality in middle-­ aged men and women. Int J Obes 29(7):778–784. https://doi.org/10.1038/sj.ijo.0802976 Bird M, Hill KD, Ball M, Hetherington S, Williams AD (2011) The long-term benefits of a multi-­ component exercise intervention to balance and mobility in healthy older adults. Arch Gerontol Geriatr 52(2):211–216. https://doi.org/10.1016/j.archger.2010.03.021 Blair SN, Cheng Y, Holder JS (2001) Is physical activity or physical fitness more important in defining health benefits? Med Sci Sports Exerc 33(6 Suppl):S379–S399; discussion S419–S420. https://doi.org/10.1097/00005768-­200106001-­00007 Booth FW, Roberts CK, Laye MJ (2012) Lack of exercise is a major cause of chronic diseases. Compr Physiol 2(2):1143–1211. https://doi.org/10.1002/cphy.c110025

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2  Körperliche Aktivität, Fitness und Gesundheit

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2ljfq8aaaaa:yyo3n8qsabeduzql3v05ocbropx8b6o-­ckhcldvdhqeq9gzzqk9prjqjqssedxt29s9hmb m5il1a8-­3hhnspoxspyerx98djiq Minder CM, Shaya GE, Michos ED, Keenan TE, Blumenthal RS, Nasir K, Carvalho JAM, Conceição RD, Santos RD, Blaha MJ (2014) Relation between self-reported physical activity level, fitness, and cardiometabolic risk. Am J Cardiol 113(4):637–643. https://doi.org/10.1016/j.amjcard.2013.11.010 Niedermeier M, Frühauf A, Bichler C, Rosenberger R, Kopp M (2019) Sport – zu Risiken und Nebenwirkungen [Exercise-risks and side effects]. Der Orthopäde 48(12):1030–1035. https://doi. org/10.1007/s00132-­019-­03823-­5 Nuzzo JL (2020) The case for retiring flexibility as a major component of physical fitness. Sports Med 50(5):853–870. https://doi.org/10.1007/s40279-­019-­01248-­w Pareja-Galeano H, Garatachea N, Lucia A (2015) Exercise as a polypill for chronic diseases. Progr Mol Biol Transl Sci 135:497–526. https://doi.org/10.1016/bs.pmbts.2015.07.019 Swift DL, McGee JE, Earnest CP, Carlisle E, Nygard M, Johannsen NM (2018) The effects of exercise and physical activity on weight loss and maintenance. Progr Cardiovasc Dis 61(2):206–213. https://doi.org/10.1016/j.pcad.2018.07.014 Thompson WR, Sallis R, Joy E, Jaworski CA, Stuhr RM, Trilk JL (2020) Exercise is medicine. Am J Lifestyle Med 14(5):511–523. https://doi.org/10.1177/1559827620912192 Tietze DC, Borchers J (2014) Exertional rhabdomyolysis in the athlete: a clinical review. Sports Health 6(4):336–339. https://doi.org/10.1177/1941738114523544 Williams MA, Haskell WL, Ades PA, Amsterdam EA, Bittner V, Franklin BA, Gulanick M, Laing ST, Stewart KJ (2007) Resistance exercise in individuals with and without cardiovascular disease: 2007 update: a scientific statement from the American Heart Association Council on Clinical Cardiology and Council on Nutrition, Physical Activity, and Metabolism. Circulation 116(5):572–584. https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.107.185214 Youkhana S, Dean CM, Wolff M, Sherrington C, Tiedemann A (2016) Yoga-based exercise improves balance and mobility in people aged 60 and over: a systematic review and meta-analysis. Age Ageing 45(1):21–29. https://doi.org/10.1093/ageing/afv175

3

Grundlagen des Energiestoffwechsels Noah Augustin

Inhaltsverzeichnis Literatur 

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Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei Lars Claußen für das Korrigieren meiner Buchkapitel (1–5) herzlichst bedanken! In jedem lebenden Organismus laufen energiebereitstellende und -verbrauchende Prozesse ab, um die Aufrechterhaltung aller lebensnotwendigen Funktionen zu gewährleisten. Der Energiebedarf des menschlichen Körpers ist während physischer Aktivität aufgrund der Muskelkontraktion am größten, aber auch Biosynthese und Transportvorgänge verbrauchen Energie (Marées 2006). Die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) spielt eine zentrale Rolle während des Energiestoffwechselprozesses, denn nur dieser Energieträger kann universell und direkt zur Muskelkontraktion und damit zur Fortbewegung genutzt werden. Es wird angenommen, dass nur etwa 100 g ATP in den Muskeln gespeichert ist, so dass diese Menge bei maximaler Muskelbelastung für ca. 3 s ausreicht. Folglich müssen andere Stoffwechselwege aktiviert werden, um die erforderlichen Mengen durch die ATP-Resynthese aufrechtzuhalten.

N. Augustin (*) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland e-mail: [email protected] © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Ströhle (Hrsg.), Sportpsychiatrie und -psychotherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-66208-3_3

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N. Augustin

Tab. 3.1  Kapazität, Leistungsfähigkeit und Erholungszeit der energieliefernden Teilsysteme nach Marées (2006) Energielieferndes Teilsystem alaktazid

laktazid aerob

Substrat ATP, KP → ADP, Kreatin Glykogen → Laktat Glykogen → CO2, H2O Fettsäuren → CO2, H2O

Kapazität [mmol/kg Feuchtmuskel] 20–25

Leistungsfähigkeit [mmol/(kg−1·s−1) Feuchtmuskel] 3–6

Halbwertszeit der Erholung [min] 0,5

50

1,5–3

10–20

Begrenzt durch Substrate

0,5–0,75 0,24–0,4

Bei Erschöpfung der Substrate Tage bis Wochen

Die ATP-Resynthese aus ADP kann über drei unterschiedliche Wege erfolgen (Marées 2006) (Tab. 3.1): • aerobe Oxidation = aerobe Resynthese • Kreatinphosphat (KrP) und ATP und ADP = anaerob alaktazide Resynthese • anaerobe Oxidation (anaerobe Glykolyse) = anaerob laktazide Resynthese Die aerobe Oxidation der Nährstoffe ist vor allem in Ruhe, langandauernden konstanten Belastungen und/oder Belastungen mit geringer Intensität sowie kurzen intensiven Belastungen mit langen Regenerationszeiten bedeutsam (Haff und Triplett 2015; Smekal 2017). Falls genügend Sauerstoff (O2) verfügbar ist, werden in den Mitochondrien bei der aeroben Oxidation Nährstoffe in ATP umgewandelt. Zu den Nährstoffen zählen: Kohlenhydrate (Glukose, Glykogen), Fette und zum geringeren Teil Eiweiße (Aminosäuren). Bezeichnet wird dieser Vorgang auch als Zellatmung (Marées 2006). Die anaerobe Energiebereitstellung erfolgt über das alaktazide anaerobe System und das laktazide anaerobe System. Der anaerob alakazide Resyntheseweg wird so bezeichnet, weil die ATP-Resynthese über PCr nicht nur ohne O2 abläuft, sondern auch kein Laktat bildet (Marées 2006). Die Energiebereitstellung erfolgt bei maximaler Muskelarbeit nur sehr kurze Zeit anaerob alaktazid, weil die Phosphatspeicher begrenzt sind. Nach wenigen Sekunden einer intensiven Belastung setzt zur weiteren ATP-Resynthese die anaerobe Glykolyse (Glukoseabbau) ein. Die anaerob laktazide Resynthese bildet bei allen intensiven Belastungen, bei denen die Versorgung mit Sauerstoff begrenzt oder unzureichend ist (z. B. Kraftbelastungen), den primären Weg der Energiebereitstellung (Marées 2006). Der relative Beitrag der energieliefernden Teilsysteme zur Energieversorgung während des Trainings wird maßgeblich durch die Trainingsintensität und -dauer bestimmt. Andere Faktoren, welche die Energiebereitstellung beeinflussen, sind u. a. Trainingszustand, Geschlecht, vorangegangene Ernährung, Umweltbedingungen und Alter (Hargreaves und Spriet 2020).

3  Grundlagen des Energiestoffwechsels

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Literatur Haff GG, Triplett NT (2015) Essentials of strength training and conditioning, 4. Aufl. Human Kinetics, Champaign Hargreaves M, Spriet LL (2020) Skeletal muscle energy metabolism during exercise. Nat Metab 2(9):817–828. https://doi.org/10.1038/s42255-­020-­0251-­4 Marées H (2006) Sportphysiologie (Korr. Nachdr. der 9., vollst. überarb. und erw. Aufl.). Sportverl. Strauß, Köln Smekal G (2017) Der muskuläre Energiestoffwechsel bei körperlicher Aktivität. In: Kompendium der Sportmedizin. Springer, Vienna, S 103–120. https://doi.org/10.1007/978-­3-­211-­99716-­1_9

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Trainingslehre Noah Augustin

Inhaltsverzeichnis 4.1  Trainingsprinzipien  4.2  Trainingssteuerung  4.3  Belastungsmerkmale  4.4  Interpersonelle Unterschiede der Trainingseffekte  Literatur 

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Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei Lars Claußen für das Korrigieren meiner Buchkapitel (1–5) herzlichst bedanken! Training im Rahmen von Bewegung und Sport ist die Durchführung von Maßnahmen (Trainingsinhalte und -methoden), um definierte Trainingsziele zu realisieren (Ferrauti und Remmert 2020). Die Auswahl von Trainingsmethoden und Belastungsnormativen sollten zielorientiert und aufgabenbezogen erfolgen, um spezifische Anpassungen zu erreichen (Prinzip der Spezifität der Anpassung) (Schnabel et al. 2011).

N. Augustin (*) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland e-mail: [email protected] © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Ströhle (Hrsg.), Sportpsychiatrie und -psychotherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-66208-3_4

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N. Augustin

4.1 Trainingsprinzipien Trainingsprinzipien sind „allgemeine Handlungsanweisungen für die Trainings- und Wettkampftätigkeiten von Trainer:innen und Sportler:innen sowie die Organisation und den systematischen Aufbau des Trainings“ (Schnabel et al. 1997). Sie basieren auf Plausibilitätsannahmen und sportpraktischen Erfahrungswerten, sind jedoch zunehmend auch ­evidenzbasiert. Allerdings werden noch mehr Informationen zur optimalen und qualitativen Ausgestaltung benötigt (Hohmann et al. 2007). Folgende Trainingsprinzipien werden nach Ferrauti und Remmert (2020) aktuell zusammengefasst: 1. Prinzip der leistungs-, alters- und geschlechtsspezifischen Belastung Die Trainingsbelastungen sollten an die Leistungsfähigkeit, das Alter und das Geschlecht angepasst werden. Beispielsweise weisen Menschen im höheren und mittleren Lebensalter eine verlangsamte Regenerationsfähigkeit auf, weshalb es wichtig ist, die Belastungsnormative dementsprechend zu adaptieren (Fell und Williams 2008). Auch zeigen Untersuchungen hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Trainingsbelastung, dass es vorteilhaft ist, das Training an den Menstruationszyklus anzupassen. Beispielsweise konnte eine Untersuchung zeigen, dass bei bisher wenig oder untrainierten eumenorrhöischen Frauen ein 3-monatiges Maximalkrafttraining während der Follikelphase zu einem höheren Kraftzuwachs geführt hat, als ein ansonsten identisches Krafttraining in der Lutealphase (Sung 2013). 2. Prinzip der wettkampfspezifischen Belastung Eine Belastungs- und Beanspruchungsanalyse der Sportart ermöglicht eine systematische Leistungssteuerung. Zudem sollte die Trainingsqualität einer Sportart immer im Kontext der Wettkampfbeanspruchung analysiert werden. Die Analyse der Sportart bietet die Möglichkeit, sinnvolle sportartspezifische leistungsdiagnostische Verfahren einzusetzen oder zu entwickeln (Ferrauti und Remmert 2020). 3. Prinzip der rechtzeitigen und zunehmenden Spezialisierung In den Rahmenausbildungskonzepten der Berufsverbände wird einheitlich eine vielfältige und langfristig orientierte Leistungsentwicklung gefordert. Es herrscht aber auch Übereinstimmung darüber, dass eine zunehmende Spezialisierung im Zuge einer langfristigen Leistungsentwicklung früher oder später erfolgen sollte (Ferrauti und Remmert 2020). 4. Prinzip der systematischen Trainingssteuerung Eine systematische Trainingssteuerung sieht vor, die gewonnenen Daten aus der Leistungsdiagnostik in der Trainings- u. Wettkampfanalyse zu berücksichtigen und im Hinblick auf die erwarteten Ergebnisse zu werten (Hottenrott und Seidel 2017). 5. Prinzip der individualisierten Belastung und Belastungssteuerung Das Training und die Steuerungsmaßnahmen sind abhängig von der Leistungsfähigkeit, der Akzeptanz und den Bedürfnissen der Sportler:innen (Hottenrott und Hoos 2013). 6. Prinzip der Trainingsplanung durch Periodisierung und Zyklisierung Die Belastungsparameter werden im Trainingsverlauf im Zusammenhang mit dem Trainingsziel und individuellen Leistungsstand angepasst (Hottenrott und Hoos 2013).

4 Trainingslehre

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7. Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung Zwischen den Trainingsbelastungen ist eine bestimmte Erholungszeit notwendig, damit sinnvolle Trainingsreize gesetzt werden können (Hottenrott und Hoos 2013). 8. Prinzip der wechselnden, variierenden und ansteigenden Belastung Nach Hottenrott und Hoos (2013) besagt das Prinzip, dass mittels wechselnder Belastungsformen und abwechselnder Belastung einzelner Teilsysteme gleichzeitig mehrere Leistungsfaktoren gesteigert werden können. 9. Prinzip der richtigen Belastungsfolge innerhalb einer Trainingseinheit Innerhalb einer Trainingseinheit sind kognitive, konditionelle und technisch-­ koordinative Trainingsaufgaben sinnvoll zu verbinden. Zudem sind zumeist Trainingseinheiten in Warm-up-Phase, Hauptteil und Cool-down-Phase eingeteilt (Hottenrott und Hoos 2013). 10. Prinzip des trainingswirksamen Reizes Ein Trainingsreiz muss eine Mindestschwelle überschreiten, um Adaptationen hervorzurufen. Nach der Reizstufenregel führen unterschwellige Reize zu negativer Anpassung (z.  B.  Atrophie), schwache überschwellige Reize sind leistungserhaltend, überschwellige Reize bewirken eine positive Anpassung, und zu starke Reize stellen ein Risiko für Übertraining dar (Strüder et al. 2016). 11. Prinzip der technologischen Unterstützung von Trainingsprozessen Um Trainingsprozesse zu unterstützen, können geeignete Technologien eingesetzt werden (z. B. Spielanalyse, Belastungssteuerung im Training, Verletzungsprophylaxe) (Link 2018).

4.2 Trainingssteuerung Die Steuerung der Trainingsbelastung ist sowohl im Leistungssport als auch in den anderen Bereichen des Sports wichtig, um ein qualitativ hochwertiges Training zu erzielen. Die Trainingsbelastung ist die zentrale Steuerungsgröße der Aktivität, wobei die individuelle Dosierung die Angemessenheit des Reizes zur Erhaltung oder Steigerung der Leistungsfähigkeit sicherstellt. Unter dem Begriff sportlichen Belastung wird im engeren Sinne eine Aufgabe verstanden, die an die Person gestellt wird (z. B. Bankdrücken, 5 Wiederholungen mit 80 kg) (Marées 2006). Allerdings kann dieselbe Trainingsbelastung unterschiedlich subjektiv wahrgenommen werden, was durch den Begriff „Beanspruchung“ beschrieben wird. Da dieselben Trainingsbelastungen individuell unterschiedliche Beanspruchungen auslösen, sollte das Training einerseits über die vorliegende Belastung und andererseits über die dadurch verursachte körperliche Beanspruchung gesteuert werden. Zur Ermittlung der Belastungsreaktionen eignen sich sowohl Eigen- und Fremdbeobachtungen als auch biologische Parameter (Banzer 2017; Hottenrott 2017). Falls in der Trainingssteuerung die vorliegende Belastung und Erholung nicht im Gleichgewicht stehen, kann es zum Übertraining kommen, welches folgend dargestellt wird.

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4.2.1 Übertraining Herausragende körperliche Leistungsfähigkeit in Verbindung mit hoher Anstrengungsbereitschaft und Motivation sind bedeutende Attribute von Hochleistungssportler:innen (Lemyre et al. 2007). Dabei sind sie es gewohnt, im Training und Wettkämpfen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit zu gehen. Abhängig vom Leistungsniveau sind beispielsweise im Spitzenfußball 60 Pflichtspiele oder mehr innerhalb einer Saison möglich. Eine anhaltende Überlastung geht nicht nur mit einem erhöhten Verletzungsrisiko einher, sondern kann zum Übertrainingssyndrom führen. Das Übertrainingssyndrom (OTS) wird definiert als „ein sportartspezifischer Leistungsabfall, der mit Stimmungsschwankungen einhergeht. Die Leistungsschwäche bleibt trotz einer wochen- oder monatelangen Erholungsphase bestehen“ (Urhausen und Kindermann 2002). Dieses beginnt meist mit Kopfschmerzen, Schlafstörungen und einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann bis hin zur völligen Erschöpfung führen. Zudem kann es Monate bis Jahre dauern, um sich vollständig davon zu erholen. Ein aktuelles systematisches Review von Weakley et al. (2022) zeigt jedoch, dass keine der von ihnen untersuchten Studien die Kriterien für OTS erfüllt. Es konnten weder objektive Beweise für detaillierte Leistungsveränderungen vor dem Beginn der OTS-Diagnose erbracht werden, noch gab es Leistungseinbußen über mehr als 4 Wochen, die mit Veränderungen der psychologischen Symptome einhergingen. Dies bedeutet nicht, dass es kein Übertrainingssyndrom gibt, aber es kann derzeit davon ausgegangen werden, dass es noch keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage für das Verständnis des OTS bei Sportler:innen gibt. Allerdings ist das OTS vom funktionalen Overreaching (FOR) und nicht funktionalen Overreaching (NFOR) zu unterscheiden. Ein FOR ist erwünscht, denn die nach einer Trainingseinheit eintretende reversible Erschöpfung ist maßgeblich für die erwünschten Anpassungsphänomene (Kellmann et al. 2018). Wird das Training jedoch ohne angemessene Erholung fortgesetzt, kann das NFOR auftreten. In diesem Zustand sind mehrere Wochen oder Monate der Erholung erforderlich, bevor eine allmähliche Leistungssteigerung wieder erreicht werden kann (Hottenrott und Gronwald 2014). Wenn das Gleichgewicht zwischen Erholungs- und Belastungsphasen aufrechterhalten wird, können sehr intensive Trainingszyklen durchgeführt und Übertraining vermieden werden, was zu langfristigen positiven Anpassungen und Leistungssteigerungen führt (Meeusen et al. 2013). In der Gestaltung des Trainingsplans ist es deshalb, insbesondere für Sportler:innen, die sich in intensiven Trainingsphasen befinden, wichtig, neben der regelmäßigen Untersuchung der Leistung und der psychometrischen Parameter des Regenerations-­Beanspruchungszustandes weitere umfassende interne und externe Faktoren wie Trainingsparameter (Umfang, Intensität), Lebensstil (Schlaf, Ernährung, soziales Umfeld), Gesundheitszustand (Verletzungen, Krankheiten) sowie die Umgebung (Familie, beruflicher Status) zu berücksichtigen (Kellmann et al. 2018) (Abb. 4.1).

Abb. 4.1 Training-Übertraining-Kontinuum

4 Trainingslehre

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4.3 Belastungsmerkmale Belastungsmerkmale erlauben, die quantitative und qualitative Belastung im Training zu steuern. Sie bestimmen wesentlich die akuten motorischen, physiologischen und neuromuskulären Reaktionen sowie die daraus hervorgehenden Adaptationen, weshalb es zweckmäßig ist, diese zielabhängig zu erfassen (Ferrauti und Remmert 2020). Es kann zwischen folgenden Belastungsmerkmalen unterschieden werden: • Belastungsdichte: zeitliches Verhältnis (z. B. 1 [Belastung]: 2 [Erholung]) • Belastungsintensität: Stärke des Reizes (z. B. Leistung in Watt, Last in kg) • Belastungsqualität: qualitative und nur schwer operationalisierbare Bewegungsmerkmale (z. B. Range of Motion/Bewegungsausmaß im Krafttraining) • Belastungsumfang: Umfang des Trainings in einem vorgegebenen Zeitraum (z. B. zurückgelegte km/Woche) • Belastungshäufigkeit: Anzahl der Trainingseinheiten in einem definierten Zeitraum (z. B. 5 Trainingseinheiten/Woche) • Belastungsdauer: Dauer des Einzelreizes (z. B. Zeit in h, min, s, z. B. Absolvieren einer Übung) (Ferrauti und Remmert 2020)

4.4 Interpersonelle Unterschiede der Trainingseffekte Die Effekte eines bestimmten Trainingsprogrammes können interpersonell deutlich variieren und es gibt durchaus Trainierende, die nicht die gewünschten Ergebnisse erreichen (Non-responder). Die Trainingseffekte werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Wobei die Effekte von Geschlecht und Alter eher gering zu sein scheinen. Hingegen soll der Einfluss von Trainingsparametern, Umgebungsbedingungen sowie zahlreichen individuellen Faktoren wie gewohnheitsmäßige körperliche Aktivität, Fitnesslevel, physiologische und genetische Komponenten sowie soziale und psychologische Faktoren auf die Trainingseffekte signifikant sein. Eine Erhöhung der Anzahl der einbezogenen Variablen bei der Untersuchung oder auch eine Veränderung der Belastungsmerkmale (Umfang, Dauer, Intensität etc.) können helfen, auch für Non-responder trainingsrelevante Effekte aufzuzeigen (Pickering und Kiely 2019; Sparks 2017).

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5

Motorische Basisfähigkeiten Noah Augustin

Inhaltsverzeichnis 5.1  Ausdauer  5.2  Kraft  5.3  Beweglichkeit  5.4  Koordination  5.5  Schnelligkeit  Literatur 

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Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei Lars Claußen für das Korrigieren meiner Buchkapitel (1–5) herzlichst bedanken! Unsere körperliche Leistungsfähigkeit wird durch das funktionelle Niveau von fünf motorischen Basisfähigkeiten bestimmt, die je nach Anforderungen unterschiedlich ausgeprägt sein können (Abb. 5.1). Soll eine spezielle motorische Fähigkeit verbessert werden, so ist beim Training zu berücksichtigen, dass diese von der motorischen Grundfähigkeit determiniert wird. Die beim Weitsprung bedeutungsvolle spezielle motorische Fähigkeit Explosivkraft ist bspw. von der Grundfähigkeit Kraft limitiert. Ein umfangreiches Krafttraining ist daher für die gezielte Verbesserung der Explosivkraft unerlässlich.

N. Augustin (*) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland e-mail: [email protected] © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2023 A. Ströhle (Hrsg.), Sportpsychiatrie und -psychotherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-66208-3_5

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Abb. 5.1  Darstellung der motorischen Basisfähigkeiten

In der Regel sind spezielle motorische Fähigkeiten komplexe Kombinationen unterschiedlicher motorischer Grundfähigkeiten und diese sollten beim Training in ihrer Komplexität berücksichtigt werden (Haber 2009).

5.1 Ausdauer Als Ausdauer wird die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen andauernde Belastungen, aber auch die schnelle Regenerationsfähigkeit zwischen wiederholenden Belastungen bezeichnet. Die Ausdauer ist eine komplexe Fähigkeit, deren Kriterien in der folgenden Tabelle dargestellt sind (Tab. 5.1). Fokussiert man bspw. die Energiebereitstellung, so wird diese in aerob, aerob-anaerob und anaerob unterteilt. Die Basis der Ausdauerfähigkeiten bildet die überwiegend im aeroben Bereich liegende Grundlagenausdauer (Schnabel et al. 2011). Die aerobe Ausdauerleistung wird nach Pate und Kriska (1984) von drei wichtigen Faktoren determiniert, von: • der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max), • der anaeroben Schwelle und • der Bewegungsökonomie. Die VO2max gilt als Bruttokriterium der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit. Sie ist definiert als die höchste Sauerstoffaufnahme, die bei dynamischen Übungen mit großen Muskelgruppen erreicht werden kann (Wagner 1996). Die anaerobe Schwelle oder synonym maximales Laktat-Steady-State (maxLass oder MLSS) ist definiert als die höchste Belastungsintensität, Herzfrequenz oder Sauerstoffaufnahme bei dynamischer Arbeit mit großen Muskelgruppen, bei der die Produktion und Ausscheidung von Laktat etwa im Gleichgewicht ist (Helgerud et al. 1990). Unter Bewegungsökonomie ist die Energie zu verstehen, die während eines spezifischen Handlungskomplexes für eine vorgegebene Leistung benötigt wird. Der Energieumsatz für eine genau definierte Leistung, Bewegungsgeschwindigkeit, einen Zeitraum oder eine Distanz kann anhand indirekter Kalorimetrie bestimmt werden, indem der Sauerstoffbedarf, den ein Organismus für diesen Prozess verbraucht, als Kriterium herangezogen wird (Barnes und Kilding 2015). Unter anderem können folgende Faktoren Einfluss auf die Bewegungsökonomie haben, wie z. B. das Muskelfaserspektrum, inter- u. intramuskuläre Koordination als auch die Sehnensteifigkeit. Hierzu stellen Saunders et al. (2004) eine kompakte Zusammenfassung dar.

5  Motorische Basisfähigkeiten

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Tab. 5.1  Arten der Ausdauer nach unterschiedlichen Kriterien modifiziert nach Dransmann 2020; Schnabel et al. (2011) Ausdauer

Dauer der Belastung

Sprint und Schnelligkeitsausdauer (unter 35 s) Kurzzeitausdauer (35 - 120 s) Mielzeitausdauer (2 - 10 min) Langzeitausdauer (10min - mehrere Stunden)

Nach der vorherschenden Kontrakonsbedingung

Dynamische Ausdauer

Stasche Ausdauer

Spezifizität

Allgemeine Ausdauer

Spezielle Ausdauer

Vorrangige Energiebereitstellung

Aerobe Ausdauer Aerob-anaerobe Ausdauer Anaerobe Ausdauer

Wechselbeziehung zu anderen kondionellen Fähigkeiten

Kraausdauer Schnellkraausdauer Schnelligkeitsausdauer Sprintausdauer

5.1.1 Ausdauertraining Während Marathon-Spitzenathlet:innen in 11–14 Trainingseinheiten wöchentlich eine Laufdistanz von 160–220 km im Training zurücklegen, um maximale Leistungen zu erzielen (Haugen et al. 2022), reicht zum Erhalt und zur Förderung der Gesundheit ein deutlich geringerer Umfang. Wie ein solches gesundheitsorientiertes Ausdauertraining nach den allgemeinen Empfehlungen des ACSM gestaltet werden kann, ist in Tab. 5.2 dargestellt (American College of Sports Medicine 2021). Im Folgenden werden die einzelnen Belastungsparameter dargestellt.

 öglichkeiten der Belastungssteuerung im Ausdauertraining M Vereinfachend, um aufwendige Leistungsdiagnostiken zu umgehen, werden Trainingsfrequenzen indirekt abgeschätzt, indem zur Vorhersage der HFmax die Formel 220 – Lebensalter für Laufen bzw. 210 – Lebensalter für Radfahren herangezogen wird. Diese Heuristik gilt jedoch keinesfalls als valides Maß für die Anstrengung, eher wird die gemessene HFmax unter- oder überschätzt (Arena et al. 2016). Deshalb sollte wann immer möglich die Spiroergometrie eingesetzt werden, um die direkten physiologischen Reaktionen auf

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Tab. 5.2  Methoden zur Einschätzung der Intensität im Ausdauertraining (nach American College of Sports Medicine (2021); Garber et al. (2011); Wehrlin und Held (2001)) Borg-­ Skala (6–20)