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German Pages 152 Year 2014
Jürgen Howaldt, Michael Schwarz »Soziale Innovation« im Fokus
Jürgen Howaldt (Dr.) ist Professor an der Technischen Universität Dortmund und Direktor der Sozialforschungsstelle Dortmund. Seine Forschungsschwerpunkte sind betriebliche und regionale Innovationsprozesse, Organisationsentwicklung und -beratung sowie Wissens- und Netzwerkmanagement. Michael Schwarz (Dr.) war viele Jahre in der Leitung des Kölner ISO-Instituts tätig und ist seit 2004 Mitarbeiter der Sozialforschungsstelle Dortmund. Seine Forschungsschwerpunkte sind nachhaltige Entwicklung und nachhaltiges Wirtschaften, Netzwerke und intermediäre Arrangements sowie Corporate Social Responsibility (CSR).
Jürgen Howaldt, Michael Schwarz
»Soziale Innovation« im Fokus Skizze eines gesellschaftstheoretisch inspirierten Forschungskonzepts
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© 2010 transcript Verlag, Bielefeld Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Lektorat: Jürgen Howaldt, Michael Schwarz Satz: Barbara Schmidt Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar ISBN 978-3-8376-1535-7 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected]
Inhalt 1.
Einleitung
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Stand und Perspektiven der sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung – Konturen und Ambivalenzen eines neuen Innovationsparadigmas
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Programmatische Entwicklungen und Schwerpunktsetzungen staatlicher Innovationspolitik
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Soziale Innovationen im gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs
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3.
4.
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Konturen und Dimensionen eines sozialwissenschaftlichen Konzepts sozialer Innovation 5.1 Was macht eine Innovation zu einer sozialen Innovation? 5.2 Der spezifische Gegenstandsbereich sozialer Innovationen 5.3 Die Wertbezogenheit sozialer Innovation 5.4 Soziale Innovation und sozialer Wandel 5.5 Die Diffusion sozialer Innovationen Soziale Innovation als Forschungsthema und -gegenstand 6.1 Forschungsfelder sozialer Innovation in der internationalen Debatte 6.2 Soziale Innovation in der Dienstleistungsforschung 6.3 Soziale Innovation und nachhaltige Entwicklung
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Die Rolle der Sozialwissenschaften bei der Erforschung und Gestaltung sozialer Innovationen 7.1 Soziale Innovation als Thema und Gegenstand der Sozialwissenschaften 7.2 Zur Spezifik sozialwissenschaftlichen Wissens 7.3 Gestaltung und Forschung im Kontext 7.4 Eine Chance für die Sozialwissenschaften
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Fazit und Ausblick
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Literatur
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1. Einleitung 1 „Nie wurde soviel über Innovation geredet und in ihrem Sinne gehandelt. Aber wer Innovation wirksam fördern will, der müsste die Muster und Mechanismen der Innovation in Geschichte und Gegenwart genauer studieren.“ (Rammert 2000)
Dieses Buch beschäftigt sich mit theoretischen Konzepten, empirischen Forschungsfeldern und beobachtbaren Trends im Bereich sozialer Innovationen. Ausgangspunkt ist die Wahrnehmung, dass das Thema in den letzten 20 Jahren in westlichen Gesellschaften zwar einen deutlichen Aufschwung und immer größere Aufmerksamkeit erfahren hat, dabei gleichzeitig aber sowohl begrifflich, konzeptionell als auch inhaltlich äußerst unscharf geblieben ist.2 Eine Vielzahl höchst unterschiedlicher 1
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Das vorliegende Buch ist Ergebnis einer mehrjährigen Arbeit zum Thema soziale Innovation. Für die vielfältigen Anregungen und kritischen Kommentare möchten wir uns herzlich bei den Kolleginnen und Kollegen der Fokusgruppe ‚Soziale Innovation’ der Sozialforschungsstelle Dortmund bedanken. Ein besonderer Dank gilt Ralf Kopp, der die konzeptionelle Arbeit der Autoren in vielfältiger Weise unterstützt und mitbegründet hat. Darüber hinaus danken wir Dmitri Domanski, Ariana Kellmer und Barbara Schmidt für die professionelle und geduldige Bearbeitung der Druckfassung dieses Bandes. Auf diese Ambivalenz im internationalen gesellschaftlichen Diskurs anspielend titelt „The Guardian“ in der Ausgabe vom 11.
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
Sachverhalte, Gegenstandsbereiche, Problemdimensionen und Problemlösungserwartungen werden unter dem Stichwort ‚soziale Innovationen’ subsumiert, ohne sie in ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung, ihren Ermöglichungsund Entstehungsbedingungen, ihrer Genese und Verbreitung hinreichend zu erfassen und begrifflich vom sozialen Wandel wie von anderen Formen der Innovation trennscharf zu unterscheiden. Mit dem Übergang von der Industrie- zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft vollzieht sich ein Paradigmenwechsel des Innovationssystems,3 in dessen Folge sich das Verhältnis von technologischen und sozialen Innovationen verändert. Zielte Innovation bisher primär auf die natur- und ingenieurwissenschaftlich geprägte und getriebene Hervorbringung neuer Produkte und Verfahren, werden im Zusammenhang mit einer wachsenden Veränderungsdynamik künftig soziale Innovationen an Bedeutung gewinnen (vgl. Howaldt et al. 2008). Allerdings werden diese in der stark auf die sozialen Voraussetzungen, Folgen und Prozesse im Zusammenhang mit technischen Innovationen fixierten sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung als eigenständiges Phänomen bislang kaum thematisiert und analysiert (vgl. u.a. Rammert 2010). Soziale Innovationen tauchen weniger als ein spezifisch definierter Fachbegriff mit einem eigenen und abgrenzbaren Gegenstandsbereich auf, sondern vielmehr als eine Art deskriptive Metapher im Kontext von Phänomenen des sozialen und technischen Wandels. Im deutschen Sprachraum ist es vor allen Wolfgang Zapf (1989), der sich an einer gegen die Dominanz technischer Innovationen in den Sozialwissenschaften gerichteten theoretischen und konzeptionellen Abgrenzung sozialer Innovationen versucht hat. Zapf (1989) definiert soziale Innovationen in modernisierungstheoretischer Perspektive als „neue Wege, Ziele zu erreichen, insbesondere neue Organisationsformen, neue Regulierungen, neue Lebensstile, die die Richtung des sozialen
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August 2008 plakativ: „Social innovation is the new global obsession. It might be a nebulous idea but it has huge potential.“ „The language around social innovation easily slides into smoke and mirrors.“ (Roberts 2008) Vgl. zur These eines Paradigmenwechsels des Innovationssystems auch Bullinger 2006: 14.
EINLEITUNG
Wandels verändern, Probleme besser lösen als frühere Praktiken, und die deshalb wert sind, nachgeahmt und institutionalisiert zu werden“ (Zapf 1989: 177). Ebenso wie technische Innovationen beruhen sie auf wissenschaftlichem Fortschritt wie auf praktischer Erfahrung (vgl. Zapf 1989: 182). Die in enger Anlehnung an den Ansatz von Zapf entstandene Arbeit von Gillwald (2000) stellt ebenso wie dieser soziale Innovationen in einen direkten Zusammenhang mit sozialen Wandel einerseits, und gesellschaftlich hoch bewerteten Zielen und gesellschaftlichen Nutzen andererseits. „Soziale Innovationen sind, kurz gefasst, gesellschaftlich folgenreiche, vom vorher gewohnten Schema abweichende Regelungen von Tätigkeiten und Vorgehensweisen. Sie sind überall in gesellschaftlichen Systemen möglich, im Ergebnis Verhaltensänderungen und verwandt aber nicht gleich mit technischen Innovationen“ (Gillwald 2000: 1). Inhaltlich und in funktionaler Hinsicht lassen sie sich nach den jeweils vorherrschenden Nutzendimensionen (z.B. ökologisch, kulturell, ökonomisch, sozial, politisch) und den damit jeweils verbundenen gesellschaftlichen Rationalitäten4 unterscheiden bzw. zuordnen (vgl. ebd.: 15). Es handelt sich demnach um einen spezifischen, von technischen Innovationen unter den Gesichtspunkten ihrer Entstehung, des Gegenstandsbereichs, der Entwicklung und Verbreitung abgrenzbaren und unterscheidbaren Innovationstypus. Obwohl vielfach zitiert, ist der Vorstoß von Zapf, soziale Innovationen als ein eigenständiges sozialwissenschaftlich relevantes Untersuchungsphänomen zu konzipieren und darauf bezogen den Sozialwissenschaften eine vergleichbare Rolle bei ihrer Gestaltung aufzuzeigen, wie sie die Ingenieurwissenschaftler bei technischen Innovationen einnehmen, nicht syste4
Mit Beckert (2009) gehen wir davon aus, dass „die Frage, wie Akteure in komplexen Umwelten eigentlich dazu kommen, eine bestimmte Handlungsalternative als in ihrem Interesse liegend beziehungsweise als rational wahrzunehmen und entsprechend zu handeln“, mit Rational-Choice-Theorien nur unzureichend beantwortet werden kann“ (ebd.: 7). Handlungsrationalität ist vielmehr „als Prozess, als nie abschließbare Suche zu konzeptualisieren, was bedeutet, sie im Handeln und in der Situation selbst zu verankern, sie also ‚in Beziehung zu setzen zum sozialen und materiellen Kontext des Handelns‘ (Gerlach 2008: 23)“ (ebd.: 16).
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
matisch weiter verfolgt worden. Nur einige wenige Arbeiten versuchen bislang, soziale Innovationen der empirischen Untersuchung zugänglich und sie von anderen, vor allem technischen Innovationen unterscheidbar zu machen. Lassen sich aber soziale Innovationen sachlich und funktional nicht hinreichend von Aspekten des sozialen Wandels einerseits und von Innovationen im Allgemeinen wie von spezifischen Innovationen andererseits differenzieren, sind sie als analytischer Begriff und Gegenstand theoretischer wie empirischer Forschung unbrauchbar. Der Begriff wird zwar in den letzten Jahren in unterschiedlichen Forschungssträngen, thematischen Kontexten und gesellschaftlichen Teilbereichen zunehmend verwendet, ein konsistentes, theoretisch fundiertes und für die empirische Forschung taugliches Konzept sozialer Innovation steht bis heute aus. An diesem offensichtlichem Mangel ansetzend wird in diesem Buch diskutiert, was eine Innovation zur sozialen Innovation macht. Dabei werden die zentralen Dimensionen eines sozialwissenschaftlichen Konzepts sozialer Innovation herausgearbeitet. Anknüpfend an den sogenannten Practice Turn im internationalen Feld der Sozialtheorien (vgl. Schatzki et al. 2001) werden soziale Innovationen in einem nicht normativ angelegten Konzept definiert als eine intentionale Neukonfiguration sozialer Praktiken, die sich insbesondere an den Schnittstellen unterschiedlicher Rationalitäten vollzieht. Dabei kann ihre soziale Attributierung und Bewertung seitens unterschiedlicher Akteursgruppen durchaus ambivalent ausfallen (Kapitel 5). Vor diesem Hintergrund wird ein Überblick über die nationale und internationale Debatte zum Thema Soziale Innovation gegeben. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beschreibung von Forschungsfeldern und Forschungskontexten sowie die dort zur Anwendung kommenden Konzepte sozialer Innovation (Kapitel 6). Ausgangspunkt dieser konzeptionellen Arbeit bildet ein Überblick über den Stand und die Perspektiven der sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung, die viel zur Entwicklung und Verbreitung eines sozialwissenschaftlich aufgeklärten Innovationsverständnisses beigetragen hat. Vor dem Hintergrund der offensichtlichen Paradoxien und Ambivalenzen der vorherrschenden Innovationspolitik werden die Konturen eines neuen Innovationsparadigmas erkennbar, in dessen Folge sozi-
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EINLEITUNG
ale Innovationen zunehmend an Bedeutung gewinnen (Kapitel 2). Diese Veränderungen lassen sich im Kontext der programmatischen Entwicklungen und veränderten Schwerpunktsetzungen der staatlichen Innovationspolitik nachzeichnen (Kapitel 3). Damit rücken soziale Innovationen zunehmend in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Diskurses (Kapitel 4). Zum Abschluss des Buches wird beleuchtet, welche (neue) Rolle die Sozialwissenschaften bei der Analyse und Gestaltung sozialer Innovationen spielen können und welche konzeptionellen Herausforderungen damit verbunden sind (Kapitel 7). Dabei gibt das vorliegende Buch einen Überblick über den Stand der nationalen und internationalen Forschung zur sozialen Innovation. Zugleich ist die hier angezielte Entwicklung eines theoretisch fundierten Konzepts sozialer Innovation die Voraussetzung dafür, die bisherigen Verengungen und einseitig auf technische Innovationen orientierenden Fokussierungen auf- und den Anspruch einer integrativen Theorie gesellschaftlichtechnischer Innovation einzulösen, in der soziale Innovation mehr ist als nur Voraussetzung, Begleiterscheinung und Folge von technologischen Innovationen. Erst mit einer Berücksichtigung der Eigengesetzlichkeiten und Spezifika sozialer Innovation eröffnet sich die Möglichkeit, soziale und technologische Innovationsprozesse in ihrem systemischen Zusammenhang und in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit begreifbar zu machen.
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2. Stand und Perspektiven der sozialw isse nschaftlic he n Inno va tionsforsc hung – Konture n und Ambiva le nz e n eines ne ue n Inno va tionsparadigmas Ihren systematischen Ausgangs- und bis heute relevanten Bezugspunkt findet die Innovationsforschung Disziplin übergreifend in der von Schumpeter 1912 vorgelegten „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ (Schumpeter 1964) und der darin eingeführten Definition von Innovation. Demnach vollzieht sich wirtschaftliche Entwicklung als ein permanenter Prozess der „schöpferischen Zerstörung“. Triebfeder dieser Dynamik, Anlass und Ursache für Konjunkturschwankungen sind Innovationen im Sinne der „Durchsetzung neuer Kombinationen“, der „Aufstellung einer neuen Produktionsfunktion“. Aus Inventionen werden Innovationen, wenn sie sich erfolgreich am Markt durchsetzen (Diffusion). Einleitung und Durchführung von Innovationen sind die eigentliche Aufgabe und Funktion des Unternehmertums. Die Unternehmerpersönlichkeit ist neben der Alltagsfunktion der Unternehmensleitung durch diese soziale Rolle, durch die Initiierung eines Handelns außerhalb der gewohnten Bahnen definiert (vgl. Blättel-Mink 2006: 69). Schumpeter fokussiert nicht nur auf technische Innovationen, sondern unterscheidet Produkt-, Prozess- und organisatorische Innovationen, den Einsatz neuer Ressourcen sowie die Erschließung neuer Märkte und thematisiert vor allem den Pro-
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zess der Innovation. Außerdem unterstreicht er die Notwendigkeit flankierender sozialer Innovationen sowohl im Bereich der Wirtschaft als auch der Kultur, der Politik und des gesellschaftlichen Lebens, um die ökonomische Effektivität von technischen Innovationen zu gewährleisten (siehe Moulaert et al. 2005: 1974). Im Anschluss an Schumpeter werden Innovationen unter dem Gesichtspunkt des Neuigkeitsgrades bzw. ihrer Durchgriffstiefe als radikal oder inkrementell bzw. als Basis-, Verbesserungs- oder Scheininnovationen typisiert (vgl. auch Wolf 2007) und zunehmend auf technische Innovationen reduziert. Soziale Innovationen werden in der ökonomischen Literatur nach Schumpeter nur noch ausnahmsweise und am Rande erwähnt (siehe Moulaert et al. 2005: 1974). Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht geht es bei der Beschäftigung mit Innovationen heute vor allem um die Frage nach den unternehmensextern wie -intern innovationsförderlichen und -hemmenden Rahmenbedingungen, den erforderlichen bzw. mobilisierbaren Ressourcen, der Organisation des Innovationsmanagements im Sinne einer die Unternehmerfunktion ablösenden bzw. ergänzenden „Veralltäglichung von Innovationen“ (Blättel-Mink 2006: 81) sowie um die ökonomischen Folgen bzw. Effekte von Innovationen. Die sozialwissenschaftliche Innovationsforschung widmet sich hingegen aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen vor allem der Relevanz des Sozialen im und für den Prozess des Innovationsgeschehens. Im Zentrum stehen die sozialen Voraussetzungen und Einflussfaktoren für (vor allem technische) Innovationen, das Wechselverhältnis von Technik und Sozialem, von technischen und sozialen Innovationen, von Innovationen und gesellschaftlicher Entwicklung, der institutionelle Kontext und die Interaktion der am Innovationsprozess Beteiligten, die Organisation von Innovationen in und zwischen Unternehmen, das Problem der Plan- und Steuerbarkeit sowie der Folgenunsicherheit angesichts der unausweichlichen Paradoxie, „dass Innovationen auf Bedingungen angewiesen sind, die zum Zeitpunkt der Innovation eben deshalb nicht erfüllt sein können, weil es sich um die Hervorbringung von Neuem handelt – Bedingungen, die vielmehr im Zuge der Innovation selbst erst entdeckt, hergestellt
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STAND UND PERSPEKTIVEN
und erprobt werden müssen“ (Sauer/Lang 1999: 14; vgl. auch Nowotny 2005). Die stark durch eine Fokussierung auf technischen Wandel und Technikgenese zwischen Pfad- und Kontextabhängigkeit geprägte sozialwissenschaftliche Innovationsforschung erhält durch die Theorie der reflexiven Modernisierung, die die Selbstkonfrontation mit den unter Bedingungen der Industriegesellschaft nicht be- und verarbeitbaren nichtintendierten Folgen und Nebenfolgen der technischen Entwicklung ins Zentrum rückt (vgl. Beck 1986, 1993, 1999), neue Impulse. Die Kontrolle nicht-intendierter Folgen macht einen fortlaufenden Reflexionsprozess erforderlich, an dem immer mehr Akteure teilhaben, und impliziert erhöhte Komplexität und Verzicht auf lineare Technikentwicklung (vgl. Rammert 1997; Blättel-Mink 2006: 124). Es treten neue intra- und interorganisationale Verhandlungssysteme, Regulationsstrukturen, intermediäre Arrangements und Governance-Strukturen – verstanden als notwendige soziale Innovationen (vgl. Heidenreich 1997) – ins Zentrum des Innovationsprozesses. Oder, in der Terminologie der Theorie der Risikogesellschaft: Die bestehenden „Institutionen geraten in Bewegung“, „die Verhältnisse der Moderne“ werden als Ergebnis ihrer „ungewollten Selbstinfragestellung“ als kontingent, ambivalent und gestaltbar erkannt. „Der Käfig der Moderne öffnet sich.“ (Beck 1999: 319) Während in Deutschland die sozialwissenschaftliche Innovationsforschung eher randständig bleibt, hat sie sich international in den letzten Jahrzehnten geradezu explosionsartig entwickelt. Im Mittelpunkt der internationalen sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung, die sich mit den untersuchungsleitenden Fragen, „how innovations occur“ und „how innovation differs“ (vgl. Fagerberg et al. 2005: 9) beschäftigt, stehen die Komplexität und der systemische Charakter der Innovationsprozesse. Kennzeichnend ist vor allem eine zunehmende Thematisierung der Vielzahl und Heterogenität der am Innovationsprozess beteiligten Akteure, Organisationen und Institutionen, die damit verbundene Schwerpunktverlagerung auf Netzwerke und (nationale, regionale, lokale) Innovationssysteme, auf neue Formen der Innovation, wie z.B. open innovation und open source (vgl. Chesbrough 2003; Reichwald/Piller 2005), die auf die Kommunikation mit Wissensträgern aus Wirtschaft, Bildung, Politik und eine aktive Rolle der Nutzer
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
bzw. Endverbraucher im Innovationsprozess setzen. Inhaltlich treten zunehmend Themen wie Netzwerksteuerung, neue Formen der Wissensproduktion und -logistik, Prozesse des interaktiven, inter- und intraorganisationalen, koevolutionären Lernens sowie transdiziplinäre Kommunikations- und Kooperationsbeziehungen als Forschungsfelder in den Vordergrund (vgl. Fagerberg et al. 2005). Steht bis in die 1980er Jahre hinein die Vorstellung eines klar abgrenzbaren, linear ablaufenden Vorgangs, der mit Wissenschaft und Forschung beginnt und mit marktfähigen Produkten und Dienstleistungen endet, im Vordergrund (vgl. Hack 1988), wird durch Forschungsergebnisse aus den 90er Jahren zunehmend deutlich, dass man es bei Innovation mit einem komplexen sozialen Prozess zu tun hat, in dem netzwerkförmiges Zusammenwirken der vielen am Innovationsprozess Beteiligten die zentrale Rolle spielt. Netzwerke gelten anderen Koordinations- bzw. Steuerungsmechanismen für Innovationsprozesse als überlegen (vgl. z.B. Rammert 1997) und scheinen zum elementaren Baustein eines neuen Innovationsparadigmas zu werden (Bullinger 2006: 14 sowie Howaldt et al. 2008: 63). Ausgehend vom Netzwerkmodell der Innovation (Lundvall 1985, 1992) definiert Freeman (1987) das nationale Innovationssystem (NIS) als „ein Netzwerk von Institutionen im privaten und öffentlichen Sektor, deren Aktivitäten und Interaktionen neue Technologien ins Leben rufen, importieren, modifizieren und verbreiten“ (Freeman zitiert nach Schienstock/Hämäläinen 2001: 81).1 NIS ist inzwischen der kategoriale Rahmen der Analyse von Innovationen und theoretische Grundlage für staatliche Innovationspolitik (Welsch 2005: 67). Angesichts vieler offener und strittiger Fragen hat es allerdings eher den Charakter eines heuristischen Konzepts als den einer gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnis. NIS sind Systeme der Wissensbildung, der Wissensverarbeitung und der Kombination von – internem, implizitem, externem, explizitem – Wissen, sie sind „Gehäuse für den Umgang mit Wissen“ (ebd.: 69). Wissen ist hier der wichtigste Inputfaktor für Innovationen. In funktionaler Betrachtung von NIS stehen (Institutionen übergreifend) die in1
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Einen Überblick zum Stand der Forschung zum Thema Innovationssysteme findet sich bei Blättel-Mink/Ebner 2009.
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novationsrelevanten Funktionen im Umgang mit Wissen im Vordergrund (Wissensgenerierung, -aneignung, -verbreitung, -regulierung, -anwendung, -nutzung). In institutioneller Betrachtung stehen das soziale System der innovationsrelevanten Akteure und Institutionen und ihre Interaktion im Zentrum.2 Systemisch betrachtet ist das NIS Teil eines Wirtschafts- und Gesellschaftssystems und umfasst mehrere Teilsysteme; u.a.: Produktionssystem, System industrieller Beziehungen, Finanzsystem, Arbeitsmarkt, Rechtssystem, Bildungswesen. NIS werden nicht systematisch geplant, sind stark historisch-kulturell, im Wesentlichen durch das jeweilige Wirtschafts- und Gesellschaftssystem geprägt und somit pfadabhängig3, damit nicht beliebig gestaltbar und nur ex post rekonstruierbar.4 Die mit den seit den 1980er Jahren begonnenen systematischen Vergleichen verschiedener NIS (vgl. Nelson 1993) verbundene Zielvorstellung, durch mehr Forschung zu nationalen Innovationssystemen der Politik klare Handlungsempfehlungen geben zu können, wurde jedoch nicht erreicht. Im Gegenteil: „Mit zunehmender Forschung verflüchtigte sich das Konstrukt nationaler Innovationssysteme immer mehr.“ (Krücken 2006: 6) Die Vielfalt der zu berücksichtigenden Variablen macht realistisch betrachtet eine eindeutige Einschätzung und Bewertung des Gesamtsystems unmöglich. Außerdem unterliegt die Einschätzung, was spezifische Stärken und Schwächen eines NIS sind, einem ständigen Deutungswandel bzw. ist das Ergebnis eines sozialen Konstruktionsprozesses. Galt z.B. bis in 2
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Im engeren Sinne sind dies: FuE-Abteilungen von Unternehmen, Hochschulen, außeruniversitäre Forschungsinstitute, Technologietransferinstitutionen, Ministerien; im weiteren Sinne kommen hinzu: Erziehungs-, Schulwesen, Weiterbildungsinstitutionen, Banken, Wirtschaftsverbände. Der von David (1985) eingeführte Begriff der Pfadabhängigkeit bezeichnet den Umstand, dass die Entwicklungsvergangenheit eines Landes, einer Organisation, eines Produktes, einer Technologie etc. künftige Entwicklungsmöglichkeiten beeinflusst (vgl. auch Blättel-Mink 2006: 98). Zu den „Entstehungspfaden von Nachhaltigkeitsinnovationen“ und der in diesem Zusammenhang relevanten Frage nach Möglichkeiten der Richtungsgebung von Innovationen vgl. Fichter 2010.
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die 1990er Jahre die Sozialpartnerschaft im System der industriellen Beziehungen in Deutschland als eine spezifische Stärke des deutschen Innovationssystems, so gilt sie heute als Ursache und Hauptproblem für mangelnde Flexibilität. Zahlreiche empirische Untersuchungen deuten darauf hin, dass „Regional Governance Structures in a Globalized World“ (Braczyk et al. 1998), die an der räumlichen Zusammenballung von Unternehmen und den Formen regionaler Kooperation, die sich in bestimmten Regionen herausgebildet haben, anknüpfen, diese systematisch nutzen und weiterentwickeln, unter dem Gesichtspunkt der Innovationsförderung dem Bezugssystem der Nation strategisch überlegen sind (vgl. z.B. Renn/Kastenholz 1996: 97). In einer international vergleichenden Analyse von 14 Regionen identifizieren Braczyk et al. (1998) drei unterschiedliche Koordinationsmechanismen regionaler Innovationssysteme: Koordination über den Markt und informelle Beziehungen, Netzwerkkoordination und zentrale Koordination. Erfolgsentscheidend sind in allen Fällen die Kooperation(squalität) von heterogenen Akteuren und die Existenz von intermediären Arrangements mit Blick auf die Organisation von Prozessen des kollektiven Lernens, des Wissenstransfers, des Austauschs von explizitem und implizitem Wissen auf regionaler und/oder lokaler Ebene. Kritisch gegen Konzepte wie „Innovationssysteme“ und ‚Triple Helix’5 eingewandt wird, dass sie gemessen an den praktischen Anforderungen, die mit der Ermöglichung von hochgradig komplexen Interaktionsprozessen zwischen Unternehmen, Forschung und Politik verbunden sind, zu unterkomplex seien. „Eine zentrale Schwäche der Arbeiten über nationale Innovationssysteme liegt in dem Mangel an einem theoretisch anschlussfähigen Konzept von Institutionen.“ (Werle 2005: 315) Denn zunächst müssen die einzelnen Komponenten der institutionellen Struktur einer Gesellschaft und ihre Beziehungen zueinander identifiziert werden, bevor man Aussagen zu ihrem
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Mit ‚Triple Helix’ bezeichnet Etzkowitz (2002) – am Beispiel der USA – die enge Kopplung von Staat, Akademie und Wirtschaft, vor allem der Industrie, als einen wichtigen Erfolgsfaktor für Wirtschaftswachstum.
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Einfluss auf die Innovationsfähigkeit machen kann (vgl. Hollingsworth 2000: 596 ff.). Insoweit in der Innovationsforschung davon ausgegangen wird, dass Innovationen stets vor und in (institutionellen) Kontexten entstehen, wird genau dieser Kontext i.d.R. als dominante Einflussgröße erachtet, in der sich, meist in der Perspektive auf Ressourcen, die relevanten Stellgrößen für die Entstehung von Innovationen bzw. die über Innovationsfähigkeit entscheidenden Dimensionen und Variablen verorten und ggf. anpassen bzw. verändern lassen. In dieser Perspektive wird Akteurshandeln im Wesentlichen als aus dem Umsystem resultierende Handlungskompetenz (im Sinne von Fähigkeit, Bereitschaft und Möglichkeit) und damit in erster Linie als Anpassungsund Vollzugsleistung interpretiert (vgl. Fichter 2003: 7). Es erfolgt eine „einseitige paradigmatische Festlegung entweder auf strukturelle oder individuelle Faktoren der Innovationsgenerierung“ (Vordank 2005: 34). Demgegenüber legt eine erst in Ansätzen erkennbare „Theorie rekursiver Innovation“ (vgl. Ortmann 1995) das Hauptaugenmerk auf das produktive Wechselspiel zwischen Akteuren und ihrem institutionellen Kontext (vgl. Münch 2007) bzw. zwischen technischen und sozialen Innovationen (vgl. Degele 1997) und die darin stets eingebaute Option der Veränderung und Beeinflussung von Kontextbedingungen durch die Akteure selbst (vgl. auch Fichter 2003: 7) im Sinne „rekursiver Regulation“ bzw. „reflexiver Strukturation“ (Ortmann 1997). Wenn das Neue „im wiederholten Durchlaufen rekursiver Schleifen menschlicher Praxis sozial konstituiert“ wird, bedeutet dies zugleich auch: „Routine und Innovation gehören nicht zwei verschiedenen Welten an, sondern schieben sich ineinander“ (Waldenfels 1990: 96). Die Logik der Innovationsspiele ist „die Veränderung der Routinespiele. […] Sind letztere durch Standards wie Beständigkeit und Zuverlässigkeit geprägt, so erfordern erstere Bewegung, Flexibilität, Risiko, Dynamik.“ Da Innovationsspiele darauf abzielen, „Handlungsspielräume in Routinespielen zu verändern“, sind „mikropolitische Konflikte […] strukturell angelegt“ (Ortmann 1995: 64). Insofern jede Kreation des Neuen immer ein sozialer Prozess ist, ist sie auch immer eingebunden in einen Definitionsstreit, der sich im Sinne der reflexiven Modernisierung zunehmend aus der Selbstkon-
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frontation mit den risikogesellschaftlichen Innovationsfolgen und Nebenfolgen speist (vgl. auch Beck 1986). So gesehen ist der Prozess der Innovation letztlich ein komplexer „Prozess der Viabilitätsprüfung“6 (Ortmann 1995: 404), in dem es auf „Prozesssicherheit“ und nicht nur auf „inhaltsorientierte Expertensicherheit“ ankommt (Wimmer 1999: 171). Die Techniksoziologie (Technikgeneseforschung, Technikfolgenabschätzung) hat mit ihren Resultaten darauf aufmerksam gemacht, dass Innovation um ihrer selbst willen weder „automatisch“ zukunftsweisend noch problemlösend ist, und „beobachtet, wie sich gesellschaftliche Orientierungskomplexe in Form von Kultur und Leitbildern auf die Entstehung von technischen Innovationen auswirken“ (Braun-Thürmann 2005: 9). Auch im Diskurs um die Frage, wie eine nachhaltige Entwicklung praktisch werden kann (vgl. Linne/Schwarz 2003 und Dörre et al. 2004), stehen (technische, institutionelle, organisatorische und soziale) Innovationen im Zentrum des Interesses. Die verbreitete Einschätzung, dass Innovation der relevante „Motor für Nachhaltigkeit“ (Bundesregierung 2002: 276) und die Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung „nur“ eine Frage der „richtigen“ und tiefgreifenden Innovationen7 sei, wird zunehmend dahin gehend problematisiert, dass die zum Selbstzweck mutierte Innovationsdynamik letztlich mit erheblichen Risiken für eine nachhaltige Entwicklung verbunden ist 6
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Viabel = gangbar – „[…] so entwickeln sich (Wirtschafts-)Organisationen einschließlich ihrer Produktionsformen in KoEvolution mit ihrer Umwelt und ihren Erfolgs- und Effizienzbestimmungen, und wenn das „geht“, spreche ich von Viabilität. Es „geht“, wenn „es“ passt.“ (Ortmann 1995: 119) Die ehemalige Ministerin für Bildung und Forschung, Bulmahn, bezeichnet Nachhaltigkeit als „Innovationsmotor […], der Wachstum und Beschäftigung steigert und Arbeitsplätze entstehen lässt“ (BMBF 2004). In dem 2006 erschienen veränderten Nachdruck der Broschüre „Forschung für die Nachhaltigkeit. Rahmenprogramm des BMBF für eine zukunftsfähige innovative Gesellschaft“ heißt es: „Das BMBF hat die Nachhaltigkeitsförderung kontinuierlich zu einer systemisch ausgerichteten Innovationsstrategie entwickelt.“ (BMBF 2006b: 8) Ausführlich zum Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Innovation aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht vgl. z.B. Konrad/Nill (2001) und Paech (2005).
STAND UND PERSPEKTIVEN
(vgl. z.B. Beckenbach et al. 2005; Paech 2005). Erst eine zweckmäßige Kopplung von Innovationen mit anderen Veränderungsoptionen (vgl. Paech 2005: 251 ff.) bzw. „Systeminnovationen“, für die die Interdependenz von technischen, organisatorischen, sozialen und Dienstleistungsinnovationen kennzeichnend ist (vgl. Konrad/Nill 2001: 30 ff.; Bierter 2001: 11.), führen zur Herausbildung wirkungsvoller Nachhaltigkeitsstrategien. Es geht also vor allem um die Entwicklung und Durchsetzung von über ökonomische Kriterien hinausgehenden Anforderungen an Richtung und Reichweite von „Nachhaltigkeitsinnovationen“, d.h. um „die Durchsetzung solcher technischen, organisatorischen, nutzungssystembezogenen, institutionellen oder sozialen Neuerungen, die zum Erhalt kritischer Naturgüter und zu global und langfristig übertragbaren Wirtschafts- und Konsumstilen und -niveaus beitragen“ (Fichter et al. 2006: 44). Weitreichenden sozialen Innovationen, wie neue Nutzungsregimes (vgl. Hirschel et al. 2001) mit unter Nachhaltigkeitsaspekten vorteilhaften Dienstleistungen, wird dabei gegenüber rein technischen Innovationen angesichts der damit verbundenen Risiken von nicht-intendierten Neben- und Reboundeffekten (vgl. Fichter 2009: 17) eine besondere Bedeutung zugeschrieben. In diesem Zusammenhang wird zunehmend auch die Notwendigkeit von neuen Steuerungs- und Koordinationsformen einschließlich neuer Formen der Wissensproduktion und des Wissenstransfers (wie z.B. Communities of Practise, Innovation Communities, Transition-Management, Netzwerke) hervorgehoben und auf die Grenzen und Probleme eines technologiegestützten Modells „nachhaltigen Wachstums“ hingewiesen (vgl. u.a. Uchatius 2009 und Paech 2009). Die institutionalistische Organisationsforschung hat zwar zahlreiche Befunde über die praktische Bedeutung von Prozessen des imitativen Lernens hervorgebracht (vgl. Walgenbach 2002), dabei aber der Tatsache, dass diese Prozesse immer kontextuell gebrochen sind, wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Tatsächlich und quasi unvermeidlich entstehen aber in neuen Anwendungskontexten keine bloßen Imitate oder Kopien, sondern vielmehr Rekombinationen, Hybridisierungen und nicht zuletzt auch Fehlkopien, die für den und in dem entsprechenden Kontext und darüber hinaus durchaus etwas Neues darstellen. So gesehen sind Diffusionsprozesse nicht der erfolgskri-
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tische Abschluss, sondern eine Voraussetzung für Innovationsprozesse, erscheinen Innovationen weniger als das Ergebnis intentionalen Handelns mit dem Ziel der Erzeugung von Neuem, sondern vielmehr als „ein ‚paradoxer Effekt’ mimetischen Verhaltens“ (Krücken 2006: 13). Während „auf der Vorderbühne Neuheit, Innovation und Einzigartigkeit gespielt werden, finden auf der Hinterbühne primär Kopier-, Imitations- und Strukturangleichungsprozesse statt“ (ebd.: 11 f.). Die sozialwissenschaftliche Innovationsforschung hat viel zur Entwicklung und Verbreitung eines soziologisch aufgeklärten Innovationsverständnisses beigetragen. Ihre Interpretationsangebote sind durchaus breit und „erfolgreich“ praktisch geworden. „Von der Abweichung zur Norm, vom Akteur zum System, so lassen sich […] die zentralen Diskurse beschreiben, welche die mit Innovation befasste Wissenschaft der letzten 100 Jahre auszeichnet – immer in Reaktion auf das tatsächliche Innovationsgeschehen, selten – wie noch bei Schumpeter – proaktiv“ (Blättel-Mink 2006: 12). Als zentrale Elemente eines soziologisch aufgeklärten Innovationsverständnisses lassen sich zusammenfassend festhalten: Der systemische und soziale, nicht allein auf technische und organisatorische Neuerungen zu reduzierende Charakter von Innovationen sowie die Aspekte Komplexität, Risikohaltigkeit und Reflexivität, Nichtplanbarkeit und nur eingeschränkte Steuerbarkeit, zunehmende Vielfalt und Heterogenität der beteiligten Akteure, nichtlineare Verlaufsmuster sowie hochgradige Kontext- und Interaktionsabhängigkeit. Dabei werden technische und soziale Innovationen als eng miteinander verwoben gesehen und lassen sich dementsprechend jeweils nur in ihrem Zusammenspiel vollständig erfassen (vgl. Braun-Thürmann 2005: 27 ff. und Rammert 1997: 3). Ein neues Innovationsparadigma Vor dem Hintergrund der beschriebenen Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung und der deutlich hervortretenden Paradoxien und Ambivalenzen der vorherrschenden Innovationspolitik (Sauer/Lang 1999) stellt sich bei vielen Innovationsforschern die Frage, ob das industriegesellschaftlich geprägte, technologieorientierte Innovationspara-
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digma nicht zunehmend an Funktionsfähigkeit verliert. „Nie wurde soviel über Innovation geredet und in ihrem Sinne gehandelt. Aber wer Innovation wirksam fördern will, der müsste die Muster und Mechanismen der Innovation in Geschichte und Gegenwart genauer studieren.“ (Rammert 2000: 1) Vor dem Hintergrund der erkennbar werdenden Schwächen des bundesdeutschen Innovationssystems fordert Rammert eine „Innovation der Innovation“ im Sinne eines „post-Schumpeterianischen Innovationsregimes“ (ebd.: 2). Solche grundlegenden Veränderungsprozesse des gesamten institutionellen Gefüges und der damit verbundenen Denkweisen und Grundannahmen lassen sich nach unserer Einschätzung im Sinne der Herausbildung eines neuen Innovationsparadigmas interpretieren8. So geht auch der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft Hans-Jörg Bullinger von der Herausbildung eines neuen Innovationsparadigmas aus, zu dessen zentralen Bausteinen Netzwerke gehören (Bullinger 2006: 14). Eine solche Betrachtungsweise ermöglicht grundlegend neue Sichtweisen auf bekannte Probleme und erschließt damit zugleich neue Handlungsmöglichkeiten. Gerade vor dem Hintergrund der grundlegenden Ambivalenzen und Paradoxien der aktuellen Innovationspolitik vermag eine solche Interpretation der gegenwärtigen Veränderungen neue Perspektiven auf Innovation zu eröffnen.9 Auch die internationale Innovationsforschung liefert zahlreiche Hinweise auf einen möglichen grundlegenden Wandel des Innovationsparadigmas. Fagerberg beschreibt in seiner Einführung zum „Oxford Handbook of Innovation“, welches die wesentlichen Entwicklungslinien der internationalen Innovati8
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Paradigma meint dabei in Anlehnung an Kuhn (1996: 10) ein Denkmuster, welches auf gemeinsam getragenen Grundannahmen beruht, die für eine „gewisse Zeit einer Gemeinschaft von Fachleuten maßgebende Probleme und Lösungen liefern.“ Die einzelnen Elemente eines solchen Paradigmas sind dabei eng miteinander verbunden und beruhen auf gemeinsam getragenen Vorstellungen, Regeln und Normen (vgl. Kuhn 1996: 26). Die Autoren einer aktuellen Studie im Kontext des Committee for Industry, Innovation, and Entreprenuership der OECD (CIIE) stellen die These auf: „A new nature of innovation is emerging and reshaping public policy.“ (Vgl. Fora 2010)
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
onsforschung zusammenführt, die Variabilität des Innovationsgeschehens als eines seiner zentralen Kennzeichen: „One of the striking facts about innovation is its variability over time and space. It seems, as Schumpeter […] pointed out, to ’cluster’ not only in certain sectors but also in certain areas and time periods.“ (2005: 14) So beschreiben die einzelnen Analysen je spezifische Innovationssysteme in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren und Branchen (Malerba 2005; Tunzelmann/Acha 2005). Zugleich ist auch im Hinblick auf die historische Entwicklung des Innovationsprozesses eine starke Heterogenität des Innovationsgeschehens feststellbar (Bruland/Mowery 2005: 374 ff.). Eine argumentative Stärkung erhält die These von der Herausbildung eines neuen Innovationsparadigmas durch die Arbeiten von Bruland and Mowery. Die Autoren gehen davon aus, dass es in verschiedenen Zeiträumen zu grundlegenden Veränderungen der Strukturen des Innovationssystems kommt (2005: 374). Diese Veränderungen werden als Ausdruck unterschiedlicher Etappen der industriellen Revolution beschrieben. Es kommt zu weit reichenden Veränderungen des gesamten institutionellen Gefüges bei der Durchsetzung eines neuen Innovationssystems. „But both of these episodes highlight the importance of broad institutional change, rather than the ‘stratetegic importance’ of any single industry or technology.“ (Ebd.: 375) Dabei haben die jeweiligen „leading industries“ (ebd.: 374) großen Einfluss auf die vorherrschenden Innovationsmodi.10
10 Zugleich werfen sie die Frage auf, ob nicht der Erforschung von Sektoren, die nicht zu den leading industries gehören, eine stärkere Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse, um das Innovationsgeschehen der jeweiligen Epoche wirklich erfassen zu können. Auch Hirsch-Kreinsen verweist in seiner Kritik an der weitgehend auf die Förderung von Spitzentechnologien ausgerichteten Forschungs- und Innovationspolitik der Bundesregierung auf die heterogenen „industriegeprägten“ Strukturen des deutschen Innovationssystems. Große Teile der nichtforschungsintensiven Sektoren, mit hoher Relevanz für die Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen, blieben hier mit der Folge außen vor, dass wichtige Innovationspotenziale ausgeblendet würden (vgl. Hirsch-Kreinsen 2008: o.S.). Die gilt in gleicher Weise für weite Bereiche des Dienstleistungssektors, dessen wachsende Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung in den bestehenden
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STAND UND PERSPEKTIVEN
Angesichts des gesellschaftlichen Wandels von der Industrie- zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft, welcher tiefgreifende Veränderungen der Wirtschafts- und Sozialstrukturen moderner Gesellschaften nach sich zieht, lassen sich vielfältige Belege für einen grundlegenden Wandel des Innovationsparadigmas ausmachen. Neue Wirtschaftszweige und Branchen bestimmen zunehmend das Bild von Wirtschaft und Gesellschaft und verändern die Modi von Produktion und Innovation. So haben sich im Bereich der IT-Industrie neue Produktionsformen- und Innovationskulturen im globalen Maßstab herausgebildet, in deren Mittelpunkt das „Partnermanagement als eine strategische Funktion von Unternehmen“ (Boes/Trinks 2007: 86) steht. In neuen „Leitbranchen“ lassen sich in einem relativ frühen Stadium zentrale Fragen des modernen Innovationsmanagements von Unternehmen wie auch der Innovationspolitik entwickelter Volkswirtschaften untersuchen (vgl. ebd. sowie Howaldt/Beerheide 2010). Ein wesentliches Kennzeichen dieser Veränderungen ist die Öffnung des Innovationsprozesses hin zur Gesellschaft (vgl. FORA 2010: 15 ff.). Nicht nur andere Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind relevante Akteure im Innovationsprozess. Auch Bürger und Kunden dienen nicht länger nur als Lieferanten für Bedürfnisinformationen (wie im klassischen Innovationsmanagement), sondern tragen auch im Prozess der Entwicklung neuer Produkte zur Lösung von Problemen bei. Begriffe und Konzepte wie „open innovation“ (Chesbrough 2003; Reichwald/Piller 2005), Kundenintegration (Jacobsen 2005; Dunkel/Rieder 2007), Netzwerke (Kühlmann/Haas 2009; Howaldt et al. 2001) spiegeln einzelne Aspekte dieser Entwicklung wider. Damit lassen sich deutliche Parallelen zu grundlegenden Veränderungen des Produktionssystems – insbesondere im Bereich der Produktion von Dienstleistungen – entdecken, die hier seit einigen Jahren diskutiert werden (vgl. Jacobsen 2005) und durch die technologischen Möglichkeiten des Internets eine neue Dynamik erfahren (vgl. Hanekop/Wittke 2008). Gleichzeitig wird Innovation – ausgehend von Entwicklungen im Bereich der Wirtschaft – ein allgemein Förderprogrammen nur unzureichend Beachtung findet (Impulskreis Dienstleistungen 2005).
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
gesellschaftliches Phänomen, welches immer stärker alle Lebensbereiche berührt und durchdringt (Rosa 2005). Soziale Innovation Mit der Herausbildung eines neuen Innovationsparadigmas verändert sich nicht nur der Blick auf die Innovationsprozesse und ihre Eingebundenheit in soziale Strukturen – verbunden beispielsweise mit einer wachsenden Bedeutung von Netzwerken (Bullinger 2006: 14 sowie Braun-Thürmann 2005: 65 ff.) und Konzepten der ‚open innovation’ (vgl. Reichwald/Piller 2005). Damit verbunden ist zugleich auch ein Wandel des Gegenstandes von Innovationen. Im Zentrum des alten industriegesellschaftlichen Innovationsparadigmas stehen technische Neuerungen im Sinne von Produkt- und Verfahrensinnovationen, die „zum (fast) alleinigen Hoffnungsträger gesellschaftlicher Entwicklung stilisiert“ (Gillwald 2000: o.S.) werden. Nicht-technische und „soziale Innovationen aber, obwohl sie ständig und überall in gesellschaftlichen Systemen vorkommen, sind ein wenig bearbeitetes Thema und eine kaum bekannte Erscheinung“ (ebd.), was sie allerdings keineswegs vor enormen Problemlösungserwartungen schützt, denen zufolge etwa Probleme wie Massenarbeitslosigkeit, Erosion der sozialen Sicherungssysteme oder die Verschärfung ökologischer Risiken ohne die Durchsetzung sozialer Innovationen nicht zu bewältigen sind. Und im Angesicht der aktuellen und umfassenden Finanz- und Wirtschaftskrise wird zunehmend deutlich, dass es soziale Innovationen im Sinne eines umfassenden Wechsels der verhaltensprägenden Leitkulturen und sozialen Praktiken des Wirtschaftens und Konsumierens sind, die darüber entscheiden, „in welcher Welt die nächste Generation der Bürger freier Gesellschaften leben wird“ (Dahrendorf 2009). Umso erstaunlicher ist, dass trotz des enormen Aufschwungs der sozialwissenschaftlichen Diskussion zum Thema Innovation und deren breiter Rezeption ‚soziale Innovationen’ als eigenständiges Phänomen kaum Niederschlag in der Forschungsförderung und Forschungspraxis gefunden haben (vgl. Zapf 1989; Gillwald 2000). „Innovation wird asymmetrisch gedacht. Die Betonung liegt auf der technischen Innovation.“ (Rammert 1997: 3) Besonders häufig findet sich der Bezug zu
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STAND UND PERSPEKTIVEN
sozialen Innovationen im Sinne eines normativ aufgeladenen, kompensatorischen Gegenstücks zu technologischen Innovationen (vgl. Braun-Thürmann 2005: 25). Ein Grund für diese einseitige Fokussierung ist darin zu sehen, dass es innerhalb der Soziologie vor allem die wirtschaftsnahe Technik- und Industriesoziologie ist, die Innovationsforschung betreibt. Darüber hinaus gehend ist Innovation in der Soziologie keine zentrale Kategorie und kaum ein relevanter Forschungsgegenstand (vgl. Brand 2006: 58). Auch Aderhold kommt bei seiner Sichtung aktueller soziologischer Theorien im Hinblick auf mögliche Beiträge zur Innovationsforschung zu einem ernüchternden Ergebnis, denn mit „Ausnahme institutions-soziologischer Ansätze spielt die explizite Reflexion von Innovation in Großtheorien und -ansätzen keine Rolle.“ (Aderhold 2010: 113) Ähnlich kritisch fällt sein Urteil im Hinblick auf den Bereich der soziologischen Innovationsforschung aus. Diese arbeite „an der semantischen und strukturellen Dominanz technisch und ökonomisch aufgeladener Innovationen mit“ und habe sich mit ihrer „Statistenrolle angefreundet“ (ebd.) Zu den wenigen Autoren, die explizit zwischen technischen und sozialen Innovationen unterscheiden, gehört der Soziologe Ogburn. „Der Gebrauch des Begriffs Erfindung ist in unserem Zusammenhang nicht auf technische Erfindungen beschränkt, sondern schließt auch soziale Erfindungen wie z.B. den Völkerbund ein; er wird ferner auch für Neuerungen auf anderen Kulturgebieten, wie z.B. für die Erfindung eines religiösen Rituals oder eines Alphabets verwendet. Wir verstehen im Folgenden unter Erfindung die Kombination oder Modifikation von vorhandenen und bekannten und/oder immateriellen Kulturelementen zur Herstellung eines neuen Elements.“ (1969: 56) Aber auch Ogburn geht von einem Primat technischer Erfindungen aus. Der technische Fortschritt ist für ihn Motor gesellschaftlicher Entwicklung. Er verbindet dies mit der These von einem „cultural Lag“ (Ogburn 1957), also eines Zurückbleibens kultureller hinter den technischen Entwicklungen und eines daraus sich entwickelnden Anpassungsdrucks in den immateriellen Lebensbereichen. „Seine regelmäßigen Trendreports für die USamerikanische Regierung seit 1936 […] legten die konzeptionelle und institutionelle Grundlage für die Technikfolgenabschätzung und Technikbewertung.“ (Rammert 2008: 11) Aber erst in
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den 1980er Jahren konnte sich mit der Technikfolgen- und Technikgeneseforschung in der bundesdeutschen sozialwissenschaftlichen Forschung ein bis heute anhaltendes Interesse für innovationstheoretische Fragestellungen etablieren (vgl. Häußling 2007: 381). Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind ambivalent. Zum einen hat die techniksoziologische Forschung viel zur Etablierung eines soziologisch aufgeklärten Technikverständnisses beigetragen und auf die sozialen Voraussetzungen, Begleiterscheinungen und Folgen technologischer Entwicklungen verwiesen. In dem Maße allerdings, in dem sie zum Kern einer sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung aufstieg, erweist sich die eindeutige Fokussierung auf Technik zunehmend als Problem. Vor dem Hintergrund ihrer Wurzeln in der Techniksoziologie wird erklärbar, dass soziale Innovationen in der bundesdeutschen Innovationsforschung kaum als eigenständiges Phänomen untersucht werden, sondern immer nur in ihrem Verhältnis zu technischen Veränderungen als deren soziale Voraussetzung, Begleiterscheinung oder kompensatorische Folge.11 So richtig die Feststellung der sozialen Einbettung jeder Innovation ist, so wenig trägt sie zu einer Analyse der Spezifik sozialer Innovationen bei. In gewisser Weise verdeckt sie sogar das grundlegende Problem des stark technologieorientierten Fokus der gegenwärtigen Debatte. Diese technologieorientierte Fokussierung wird auch deutlich, wenn Rammert „Technik“ und „Innovation“ als zwei zentrale und komplementäre Institutionen von Wirtschaft und Gesellschaft gegenüberstellt (2008). Technik als sozial gemachte Sache auf der statischen Seite und Innovation als sozialer (krea11 So beschreibt bspw. Weyer (2008: 11) den Gegenstandsbereich der Techniksoziologie: „Die zunehmende Technisierung und Informatisierung aller Bereiche der Gesellschaft wirft Fragen nach den sozialen Ursachen und Folgen dieser Prozesse, aber auch nach der Gestaltbarkeit und Steuerbarkeit von Technikentwicklung auf. Diese Themen markieren den Gegenstandsbereich der Techniksoziologie […].“ Dabei geht die Techniksoziologie von der Grundannahme aus, „dass die moderne Gesellschaft in einer Weise von Technik geprägt und von dieser abhängig ist, dass man von einer technischen Zivilisation sprechen kann.“ (Ebd.: 24)
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tiver, zerstörerischer) Prozess auf der dynamischen Seite sind miteinander gesellschaftlich vermittelt. Ein erweiterter Blick müsste jedoch auch die nicht technischen sozialen Tatsachen, Handlungspraxen, Institutionen erfassen, die in ihrer Gesamtheit die Wirtschafts- und Sozialstruktur einer Gesellschaft prägen (vgl. schon Schumpeter 2006).12 Der spezifische Unterschied der sozial gemachten technischen Sachen (Technologien/Technik) gegenüber den nicht-technischen sozialen Tatsachen ist die Versachlichung in Form physischer Trägermedien. Beide Aspekte können jedoch Gegenstand von Innovationsprozessen im rammertschen Sinn werden. Wenn Innovation für die dynamische Seite der Gesellschaft steht, so kann ihr Pendant auf der statischen Seite nicht allein die Technik sein, sondern vielmehr die Gesamtheit der auf die Reproduktion des Bestehenden zielenden sozialen Praktiken, institutionellen Strukturen und Regelsysteme – unter Einschluss der technischen Aspekte. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass soziale Innovation nach wie vor weniger ein spezifisch definierter Fachbegriff mit einem eigenen und abgrenzbaren Gegenstandsbereich ist, sondern meist als eine Art deskriptive Metapher im Kontext von Phänomenen des sozialen Wandels bzw. gesellschaftlicher Modernisierung verwendet wird. Eine in eine The12 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Rezeption der ‚Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung’ (Schumpeter 2006) größtenteils ein nur in der ersten Auflage enthaltenes, theoretisch aber zentrales Kapitel nicht berücksichtigt. Darin geht Schumpeter u.a. auf Innovationen in anderen Gebieten des sozialen Lebens als dem von ihm primär thematisierten Wirtschaftsleben näher ein, und zwar sowohl unter dem Gesichtspunkt von Analogien wie auch dem der „eigentümlichen Selbständigkeiten“. „Die Analogie darf nicht übertrieben werden.“ „Zweifellos hat jedes Gebiet des sozialen Lebens seine eigenen Mittel und Hebel dieser Durchsetzung des Neuen.“ „Die Entwicklungen auf den einzelnen Gebieten des sozialen Lebens“ haben „eine relative Selbständigkeit“ und wirken auf die jeweils anderen Gebiete, allerdings nicht im Sinne starrer Kausalketten, hinüber. In „dieser Gesamtauffassung der Kulturentwicklung“ bzw. dem „Gesamtbild der Volkswirtschaft“ – so der Titel des siebenten Kapitels – hat auch die Wirtschaft ihren bestimmten Platz“, aber nicht das alles Andere determinierende Primat (Schumpeter 2006: 535 ff.).
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
orie gesellschaftlichen und staatlichen Wandels eingebettete Konzeption sozialer Innovationen steht bis heute aus (Hoffmann-Riem 2008: 589).13 Die Entwicklung eines theoretisch fundierten Konzepts sozialer Innovation ist aber die Voraussetzung dafür, die bisherigen Verengungen und einseitigen Fokussierungen aufzulösen und den Anspruch einer integrativen Theorie gesellschaftlich-technischer Innovation einzulösen, in der soziale Innovation mehr ist als nur Voraussetzung, Begleiterscheinung und Folge von technologischen Innovationen. Erst mit einer Berücksichtigung der Eigengesetzlichkeiten und Spezifika sozialer Innovation eröffnet sich die Möglichkeit, soziale und technologische Innovationsprozesse in ihrem systemischen Zusammenhang und in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit begreifbar zu machen. Zugleich ist diese Weiterung der Perspektive Voraussetzung dafür, das Thema Innovation aus seiner bisherigen Randlage als Gegenstand einer spezifischen Teildisziplin als soziologische Kategorie ins Zentrum soziologischer Forschung und Theoriearbeit zu führen. Wie MacCallum et al. betonen, geht es bei der Arbeit am Begriff sozialer Innovation nicht um ‚sloganeering’ (2009: 2). Vielmehr geht es um ein wichtiges Thema mit tiefen Wurzeln sowohl in der sozialwissenschaftlichen Forschung als auch in der gesellschaftlichen Praxis (vgl. ebd.). Anschlussfähig sind in dieser Perspektive soziologische Praxistheorien (vgl. z.B. Bourdieu 1976; Giddens 1992; Ebrecht/Hillebrandt 2002; Reckwitz 2003) und die darin jenseits eines objektivierenden Strukturalismus einerseits und eines subjektivierenden Individualismus andererseits herausgearbeitete Ambivalenz von Gesellschaft konstituierendem Handeln. Diese Ambivalenz sozialer Praktiken, einerseits als „routiniserter Strom der Reproduktion typisierter Praktiken“ (Reckwitz 2003: 294) und andererseits die „relative ‚Offenheit’ der Praxis, „die kontextspezifische Umdeutungen von Praktiken erfordert und eine ‚Anwendung’ erzwingt und ermöglicht, die in ihrer partiellen Innovativität mehr als reine Reproduktion darstellt“ (ebd.: 294), kann die von Rammert eingebrachte Dichotomie von Technik und Innovation als soziologische Grundkategorie für eine umfassende Innovationstheorie fruchtbar machen. Wir 13 Als „work in progress“ arbeiten z.B. Murray et al. (2008) daran.
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werden auf diesen Aspekt bei der Definition sozialer Innovation in Kapitel 5 zurückkommen. Festhalten lässt sich zunächst, dass in der Techniksoziologie und Technikforschung und dem dort vorherrschenden Paradigma des sozio-technischen Systems Phänomene des sozialen Wandels stets im Zusammenhang mit technologischen Innovationen behandelt werden, nicht aber in der Perspektive auf einen eigenständigen, von technologischen Innovationen abgrenzbaren Innovationstypus. Dies ist aus der Perspektive der Techniksoziologie und ihres zentralen Gegenstandes nicht nur zulässig, sondern notwendig. Problematisch wird die Engführung des Innovationsbegriffes jedoch dann, wenn die in der Techniksoziologie und Technikforschung entwickelten Innovationskonzepte – mangels vorfindbarer Alternativen – auf eine umfassende Innovationstheorie hin verallgemeinert werden. Vor dem Hintergrund des zunehmend an Funktionsfähigkeit verlierenden industriegesellschaftlich geprägten, technologieorientierten Paradigmas ist dies unzureichend. Während angesichts veränderter und verschärfter gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Problemlagen im öffentlichen Diskurs neuerdings zunehmend der Ruf nach umfassenden sozialen Innovationen laut wird, ist das Thema in den Sozialwissenschaften ebenso wie in der staatlichen Innovationspolitik nach wie vor ein weitgehend unterbelichtetes Feld. „The field of social innovation remains relatively undeveloped.“ (Mulgan et al. 2007: 3)
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3 . Progra mmatisc he Entw icklunge n und Sc hw erpunktsetz unge n staatlic her Inno vationspolitik Ein Blick auf die europäische Innovationspolitik stärkt zunächst unsere These eines Paradigmenwechsels, zu dem die sozialwissenschaftliche Innovationsforschung einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Auf der programmatischen Ebene der europäischen Forschungs- und Innovationspolitik entwickelt sich spätestens ab 1992 eine neue Perspektive auf Innovation. Das Soziale wird gegenüber der Technik in den EU-Forschungsrahmenprogrammen deutlich aufgewertet. Im Bewertungsbericht des vierten Forschungsrahmenprogramms wird von einem Einschnitt gesprochen, „der ebenso tief greifend und grundlegend ist wie seinerzeit die Schaffung des Rahmenprogramms selbst. […] Von einer bisher vor allem auf technische Leistungen ausgerichteten Forschung sollte nun verstärkt zu einer effizienteren Forschung übergegangen werden, die zur Erfüllung der grundlegenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der Bürger beitragen […] kann.“ (Caracostas/Muldur 1998: 15)1 Innovation wird nunmehr primär als soziales Phä1
Durch diesen Bericht werden die bis heute spürbaren Weichenstellungen zur Gestaltung der nachfolgenden Rahmenprogramme vorgenommen. Die Dimension des Sozialen im Innovationsprozess erfährt eine zunehmende Aufwertung. Dabei wird die Annäherung von Forschung und Gesellschaft (Science and Society) zunehmend forciert, bis die Forschung „in“ der Gesellschaft
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nomen begriffen: „Innovation ist nicht nur ein wirtschaftlicher Mechanismus oder ein technischer Prozess. Sie ist vor allem ein soziales Phänomen […]. Von daher sind Zweckbestimmung, Folgen und Rahmenbedingungen der Innovation eng mit dem sozialen Klima verbunden, in dem sie entsteht.“ (EU-Kommission: Grünbuch zur Innovation, 1995, zitiert nach Caracostas/Muldur 1998: 16) Zugleich wird das europäische Innovationsverständnis zunehmend durch das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung bereichert. Diese Entwicklungen wurden in hohem Maße durch die eingangs zitierte Studie der europäischen Kommission geprägt. Die Studie stellt wohl den größten Meilenstein auf dem Weg sozialwissenschaftlicher Fundierung des Innovationsbegriffes europäischer Innovations- und Forschungspolitik dar. Knapp zusammengefasst befinden wir uns aktuell in einer Phase, in der Innovation nicht mehr durch Industrie- und Schlüsseltechnologien geprägt wird, sondern durch die „wissensbasierte Gesellschaft“, in der die Märkte durch die „Nachfrage nach wissens- und lernintensiven Produkten, Systemen und Dienstleistungen“ (ebd.: 151) bestimmt werden. Die Entwicklung des Innovationsverständnisses kann für die Zeit von 1950 bis 2020 in drei Hauptphasen unterteilt werden. Die erste Phase (19501970) wird gekennzeichnet durch das Begriffspaar Verteidigung/Grundlagenwissenschaften, die zweite Phase (1970-2000) durch Industrie/Schlüsseltechnologien und die letzte Phase (2000-2020) durch Gesellschaft/Innovation. Damit vollziehen sich insbesondere zwischen den beiden letzten Phasen markante Umorientierungen des Innovationssystems, wie sie in nachstehender Tabelle angedeutet sind:
ankommt, wie es die Konturen des 7. Rahmenprogramms mit dem Förderstrang „Science in Society“ andeuten.
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STAATLICHE INNOVATIONSPOLITIK
Tabelle 1: Die Entwicklung der Merkmale der staatlichen Forschungsund Innovationspolitiken Zeitraum Hauptziel Determinante
1950-75 politisch Militärische Sicherheit national
1975-95 wirtschaftlich Industrielle Wettbewerbsfähigkeit international
2000 und danach gesellschaftlich Beschäftigung und Lebensqualität weltweit
linear
interaktiv und systemisch
Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten FuE als Grundlagenforschung und spilloverorientiert
linear (schöpferischer Prozess & Vorbereitung) Nach technologischen Gesichtspunkten Vorwettbewerbliche FuE und indirekte Förderung der Innovation
politischwissenschaftlich (top down) Verteidigung, Bildung und Forschung Nukleartechnologie, Luft- und Raumfahrt, Chemie
technologischindustriell (top down) Bildung und Forschung, Industrie Elektronik, Informatik und Telekommunikation
Durchführung
Staatliche Forschungseinrichtungen
Förder- und Kooperationsprogramme
Finanzierungsmodalitäten Form der Projektevaluierung
administrativ
technischadministrativ wissenschaftliche Bewertung durch Fachkollegen und Nutzer
Vorherrschende Auswahlkriterien
Wissenschaftlicher Höchststand
Räumlicher Rahmen Konzept des Forschungsprozesses Auswahl der Aktionen Art der Aktionen
Art und Zweckbestimmung der Prioritäten Federführende Ministerien Wichtigste finanzierte Technologien
wissenschaftliche Bewertung durch Fachkollegen
wissenschaftlicher Höchststand und Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit
Nach Gesichtspunkten der Nachfrage zweckbestimmte FuE (inkl. sozioökonomische Aspekte bis zur Vermarktung der Innovationen) sozio-politisch (bottom up) Interministerielle Koordinierung Mischwissenschaften und -technologien, Kombination je nach Problemstellung Task Forces, interdisziplinäre Programme und Projekte technischfinanziell finanzielle Evaluierung und Bewertung der sozioökonomischen Wirkung Beitrag zu den Bedürfnissen der Gesellschaft und der Industrie
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS Zeitraum Geistige Väter
1950-75 Vannevar Bush (1945)
1975-95 OECE, VLSI-Programme und 5. japanische Computergeneration
Evaluierung der Aktionen
Evaluierung der wissenschaftlichen Wirkung (gegebenenfalls)
Evaluierung der wissenschaftlichen technischen Wirkung
2000 und danach GibbonsNovotny, Kodama, Nelson-LundvallFreeman, Social shaping of technology Evaluierung der sozio-ökonomischen Wirkung und ständiges strategisches Monitoring
Quelle: Caracostas/Muldur 1998: 20 Eckpunkte eines adäquaten Innovationsverständnisses sind demnach (vgl. ebd.: 143 ff.): • die besondere Bedeutung der Rolle eines Koordinators zur Vermittlung verschiedener im Innovationsgeschehen relevanter Akteursgruppen; Rekursivität und Reflexi• Interdisziplinarität, Heterogenität, vität der Schöpfungsprozesse;2 • die Betonung geschichtlicher, kultureller und organisatorischer Voraussetzungen; • der verstärkte Einbezug der Nutzer/Anwender/Bürger in Prozesse einer ‚social pull’ und ‚public-policy-drive’ gegründeten ‚Ko-Entwicklung’; • der Einsatz neuer Konzepte und Instrumente die zur Analyse der Dynamik gemischter Akteure und der Dynamik der Erprobung selbst entwickelt werden; • eine systemische Perspektive auf Innovation im Sinne ‚nationaler Innovationssysteme’, nach der Forschung, Entwicklung, Produktion und Vermarktung in einem interaktiven Prozess gleichzeitig optimiert werden; • die ‚Hybridisation’ sowohl an der Grenze Gesellschaft (Praktiker/Nutzer) – Wissenschaft (Experte/Entwickler) als
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Diese Überlegungen setzen an einer Kritik des technologischen Determinismus eines linear sequentiellen Innovationsverständnisses an und beziehen sich demgegenüber explizit auf Gibbons Ausführungen zum „mode 2“.
STAATLICHE INNOVATIONSPOLITIK
auch an der Grenze (weiche) Sozialwissenschaft – (harte) Ingenieurs-/Naturwissenschaft. Was den Gegenstandsbereich der Innovationspolitik betrifft, sind die Guidelines for Collecting and Interpreting Innovation Data (OECD/Eurostat 2005) maßgeblich. In der dritten Auflage im Jahre 2005 wurden die zunächst nur zwei Innovationstypen – Produkt- und Prozessinnovationen – um Marketing- und organisatorische Innovationen erweitert (ebd.: 47). Letztere werden definiert als „a new organizational method in business practices, workplace organisation or external relations“ (ebd.: 46). „Innovation activities are all scientific, technological, organisational, financial and commercial steps which actually, or are intended to, lead to the implementation of innovations. Some innovation activities are themselves innovative, others are not novel activities but are necessary for the implementation of innovations. Innovation activities also include R&D3 that is not directly related to the development of a specific innovation.“ (Ebd.: 47) In einer aktuellen international erstellten Studie (FORA 2010), konzipiert als Input zur neuen OECD Innovationsstrategie, die im Jahre 2010 präsentiert werden soll, wird der Ansatz einer „new nature of innovation“ ins Zentrum der Analyse gerückt und im Hinblick auf die Notwendigkeit einer neuen Innovationspolitik reflektiert. Neben den schon weiter oben erwähnten Indikatoren für eine zunehmende Transformation der Innovationsprinzipien und -treiber von der Technologie und Wissenschaft hin zu Prozessen des „Co-Creating“ und der „user-driven innovation“ (ebd.: 9) kommen hier explizit globale gesellschaftliche und wohlfahrtsstaatliche Herausforderungen sowie darauf bezogene nachhaltige und gesellschaftlich verantwortliche Problemlösungen im Sinne von „Corporate social innovation“ und als zentrale Innovationstreiber ins Spiel (ebd.: 43 ff.). „Public demand is considerable and remains important to economic activity and could be used in a strategic way to stimulate corporate social innovation.“ (Ebd.: 11). Vor diesem Hintergrund wird die umfassende Transformation der überholten, auf Wissenschaft und Technologie fokussierten Innovati3
Research & Development.
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onspolitiken als eine zentrale Aufgabe der Regierungen weltweit erkannt (ebd.: 62). Dabei werden drei Politikarenen als zentral identifiziert: Generieren neuen Wissens und neuer Kompetenzen, sanfte Regulierung und intelligenter Umgang mit öffentlicher Nachfrage. „New knowledge is required to deal with new forms of innovation. Knowledge about co-creation of value and explorating user understanding are necessary, and skills for working in multidisciplinary innovation teams will be crucial. If governments can design and implement standards and regulation in smarter ways, smart regulation can be an engine for innovation. And if public demand can be used more intelligently it can be another strong engine for new forms of innovation.“ (Ebd.: 65) In der deutschen Innovations- und Forschungspolitik setzt zeitgleich eine nicht zuletzt sozialwissenschaftlich inspirierte „Phase des Ausbaus und der Effizienzsteigerung des nationalen Innovations- und Bildungssystems“ (vgl. Welsch 2005: 207 und 221 ff.) ein. Die Programmatik der neueren deutschen Innovationspolitik wird vom Konzept des nationalen Innovationssystems geleitet und hat sich damit ebenfalls explizit von der Vorstellung eines linear sequentiell von der Grundlagenforschung bis hin zur Marktdurchdringung ablaufenden, rational plan-, steuer- und realisierbaren Innovationsprozesses verabschiedet: „Innovationen kann man nicht verordnen.“ (BMBF 2006a: 2) Staatliche Politik wird vielmehr als ein relevanter Teil des nationalen Innovationssystems verstanden, deren Aufgabe darin besteht, mit vielfältigen Anreizen und Instrumenten innovationsförderliche Rahmenbedingungen bzw. ein günstiges Klima für Innovationen zu schaffen sowie den notwendigen akteursübergreifenden Dialog und die kritische Auseinandersetzung anzuregen. Bei den Akteuren der Innovationspolitik bzw. der staatlichen Innovationsförderung hat sich auf der programmatischen und rhetorischen Verlautbarungsebene inzwischen ein weitgefasster, über Wissenschafts- und Technologieförderung im engeren Sinne hinaus gehender Innovationsbegriff etabliert. Neben technologischen Innovationen schließt er begrifflich auch „soziale, organisatorische oder sonstige Neuerungen“ mit ein. Organisatorische Innovationen zielen im Wesentlichen auf die Entwicklung und Einführung von effizienteren Abläufen. Sozi-
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STAATLICHE INNOVATIONSPOLITIK
ale Innovationen erstrecken sich im weitesten Sinne von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen über „Investitionen in Humankapital“ als der „wertvollste[n] Ressource im Innovationsprozess“ (BMWT/BMBF 2002: 16) bis hin zu dem umfassenden Komplex (der Bewältigung) des gesellschaftlichen Wandels und Reformen des Sozialstaats. In der Perspektive der staatlichen Innovationspolitik sind so verstandene soziale Innovationen im wesentlichen Mittel zum Zweck: „Um Wachstum zu schaffen und langfristig zu sichern, setzen wir auf das Beste, was wir in diesem Land haben: Die Menschen, die hier leben, lehren, lernen und arbeiten.“ (BMBF 2006a: 3) Insgesamt hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Programmatik der deutschen Innovations- und Forschungspolitik ein eher vorausschauender Ansatz gegenüber einer eher defensiven und reaktiven Strategie, ein standortorientierter gegen einen Picking the Winner-Ansatz durchgesetzt. Die Innovationspolitik ist programmatisch eher diffusions- als missionsorientiert, enthält neben angebots- zunehmend auch bedarfsorientierte Ansätze, neben Hardware- auch Orgware-Strategien (z.B. „Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt“ (BMBF 2005) sowie Ansätze einer partizipativen Innovationspolitik (z.B. die Förderprogramme „Humanisierung der Arbeitswelt“ und „Sozialverträgliche Technikgestaltung“). Auf der programmatischen Ebene finden sich auch zunehmend Ansätze einer „Innovationspolitik für die Wissensgesellschaft“ (Welsch 2005: 314 ff.), die vor allem auf die Initiierung und Unterstützung von Lernprozessen sowie die Unterstützung von Austauschprozessen, die sich auf Wissen beziehen sowie die Förderung von Humanressourcen setzt. In der programmatischen Betonung der Schaffung von innovationsfördernden Rahmenbedingungen und Steigerung der Innovationsfähigkeit finden sich Anklänge an Konzepte der Kontextsteuerung.4 Wie tief die real praktizierte „Innovationspolitik aus einem Guss“ (BMBF 2006: 3) jedoch von defensiven Routinen beherrscht wird (vgl. bspw. Heinze 2006), kommt darin zum Ausdruck, dass sich das erweiterte Innovationsverständnis auf der strategischer Ebene fast ausschließlich darauf reduziert, 4
Vgl. hierzu aus steuerungstheoretischer Perspektive und begriffssystematisch Fichter 2003.
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
„neue Technologien möglichst rasch der profitablen Verwertung in den Unternehmen zuzuführen“ (Krumbein/Ziegler 2005: 14), wobei im Wesentlichen an den auf globaler Ebene identifizierten Technologietrends angeknüpft wird (vgl. ebd.: 18 und BMBF 2006). Handlungsleitend für die Innovationspolitik in den westlichen Industrieländern nach dem Ende des zweiten Weltkriegs bis heute – bei allen Unterschieden im jeweils praktizierten Politik- bzw. Sozialstaatsmodell (vgl. Münch 2007) – ist ein im Wesentlichen auf Wirtschafts- und Technologieförderung setzendes Innovations- und Wachstumsparadigma. 1998 wurde mit einer Kritik des bereits damals veralteten linearen Innovationsverständnisses gestartet, und hoffnungsvoll konstatiert, „dass die aktive Beteiligung von Wirtschaftsund Sozialwissenschaftlern an den wissenschaftlich-technischen Forschungsarbeiten noch etwas Neues ist, und zwar in Europa wie auch andernorts“ (Caracostas/Muldur 1998: 157). 2004 attestiert die Fraunhofer Gesellschaft, engagiertes Mitglied der „Partner für Innovationen“ und mit eigenen Worten „Motor im Innovationsprozess in Deutschland“ (Fraunhofer Gesellschaft 2004a), der heutigen innovationspolitischen Governance in Deutschland ernste strukturelle Schwächen, erneuert u.a. die Kritik an der Dominanz des linearen Modells und plädiert zu dessen Überwindung für eine Beherzigung des vorhandenen Erkenntnisstandes (vgl. Fraunhofer Gesellschaft 2004: 75 ff.). Erforderlich sei – nicht nur auf der programmatischen, sondern vor allem auf der Umsetzungsebene – eine neue Flexibilität und Lernfähigkeit auf Seiten der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft im Sinne einer „systemischen Innovationspolitik“. „Voraussetzung dafür ist die Stärkung von Kommunikation und Austausch, das Management von Schnittstellen, die Stärkung von Nutzer-Hersteller-Kooperationen, eine Unterstützung der Bildung neuer Netzwerke (neue Kombinationen) und die Auflösung verkrusteter (kreative Zerstörung). Auf diese Weise sind Lernprozesse möglich, wird Aufmerksamkeit und Interesse für innovative Konzepte erzeugt und die Artikulation von gesellschaftlichen Bedürfnissen und marktlicher Nachfrage erleichtert.“ (Ebd.: 77) Mit der sog. High-Tech-Strategie (BMBF 2006), dem maßgeblichen Rahmen der aktuellen Forschungs- und Innovationspolitik, versucht die Bundesregierung einige der Kritikpunkte
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STAATLICHE INNOVATIONSPOLITIK
an der bisherigen Innovationspolitik konstruktiv aufzugreifen. Diese „übergreifende nationale Innovationsstrategie“ setzt thematisch explizit an den „großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart“ an. „Gerade in schwierigen Zeiten wird sich die Nachfrage nach Innovationen auf die Bereiche Gesundheit, Klima- und Ressourcenschutz, Energie, Mobilität und Sicherheit konzentrieren. Aber auch Schlüsseltechnologien wie Nanotechnologie, Mikrosystemtechnik oder Biotechnologie sind wichtige Innovationstreiber.“ „Durch eine gezielte Forschungs- und Innovationspolitik, sichern wir entscheidende Vorteile im internationalen Wettbewerb.“ (http://www.high tech-strategie.de/de/77.php) Wie der Name schon sagt, setzt die Hightech-Strategie prioritär auf die Förderung technischer und technologischer Innovationen. Die potenzielle Bedeutung sozialer Innovationen tritt nicht in den Fokus der damit verbundenen Überlegungen. Dies spiegelt sich dann u.a. auch im disziplinären Zuschnitt der Innovationsförderung wider: „Der technologische Wandel verändert unser Weltbild in einem nie gekannten Tempo. Während die Naturwissenschaften die Voraussetzungen dieses Wandels sowie das Wissen über seine Richtung und seine technischen Begleiterscheinungen schaffen, haben die Geisteswissenschaften die Aufgabe, diesen Wandel kulturell und sozial zu reflektieren und Orientierung zu geben. Damit nehmen sie am Diskurs über unser Selbstverständnis teil“ (BMBF 2006: 10) und werden zur sozialwissenschaftlichen Begleitforschung in die Innovationsförderung eingebunden. Vor dem Hintergrund wesentlicher Erkenntnisse der Innovationsforschung lässt sich diese Konzentration der Forschungsförderung auf Spitzentechnologien als „ein innovationspolitischer Irrweg“ (Hirsch-Kreinsen 2008: o.S.), beschreiben der der Komplexität von Innovationsprozessen nicht gerecht wird und damit wichtige Innovationspotenziale ausblendet. „Innovationspolitik, die ausschließlich auf FuE-Förderung abstellt, jedoch die Relevanz praktischer Erfahrungen und Prozesse technologischer Vernetzung zwischen den verschiedensten Sektoren übersieht, konterkariert ihre eigenen Zielsetzungen.“ (Ebd.) So lässt sich abschließend feststellen, dass, obwohl auf der programmatischen Ebene sich ein weitgehend soziologisch in-
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spiriertes Innovationsverständnis durchgesetzt hat, die konkrete europäische und deutsche Innovationspolitik und die darauf bezogene Forschungsförderung heute noch weitgehend auf neue Technologien, Produkte, Verfahren und Organisationsformen fixiert ist. Allerdings lassen sich auf der politischen Ebene Anzeichen einer Trendumkehr ausmachen in deren Folge vermehrt über soziale Innovationen, vor allem mit einer sozialpolitischen Konnotation, diskutiert wird. Auf diese Entwicklungen gehen wir im nächsten Kapitel ein.
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4 . Soz iale Innovatione n im gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Disk urs Spätestens seit der Veröffentlichung des vielzitierten Meadows Bericht zur Lage der Menschheit an den Club of Rome (Meadows 1972) wird über die Grenzen eines permanenten exponentiellen Wachstums in einem begrenzten System und die in diesem Zusammenhang maßgebliche Rolle der technologischen Entwicklung diskutiert. Schon Meadows wies aus einer explizit nicht technikfeindlichen Position heraus1 darauf hin, dass die Anwendung technologischer Maßnahmen die zentralen Probleme der Welt nicht gelöst, sondern tendenziell verschärft habe, dass auch sehr nützliche neue Technologien in der Regel mit unvorhersehbaren sozialen Nebenwirkungen und neuen gesellschaftlichen Problemen verbunden seien, und dass es für viele bedeutsame Probleme in der modernen Welt gar keine technischen Lösungen gibt, sondern vielmehr umfassende „soziale Veränderungen“ bzw. „nichttechnologische Maßnahmen“ (ebd.: 140) notwendig seien.
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„Wir wollen die Technologie weder als unnütz brandmarken noch sie verteufeln.“ (Meadows 1972: 139) „Wir wenden uns gegen eine unreflektierte Ablehnung der segensreichen Wirkungen der Technologie ebenso nachdrücklich wie gegen den ebenso unreflektierten Glauben an sie.“ (Ebd.: 140)
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Der damit ausgelöste Diskurs über die Notwendigkeit einer anderen Lebens- und Wirtschaftsweise vor allem in den reichen Industrieländern mündet 1992 unter großer Beteiligung von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt in der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro. Das dort verabschiedete Kerndokument, die Agenda 21, formuliert programmatisch die Abkehr von einer rein technologisch getriebenen Wachstumsdynamik und die Ziele einer alternativen, nämlich ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Entwicklung. Dabei geht es im Kern um die Forderung eines „gerichteten, schnellen und tief greifenden“, insofern „radikalen Wandels gesellschaftlicher Sichtweisen, Routinen und Interessenkonstellationen“ (Lange 2008: 21). „Wir können uns den technischen Fortschritt nicht mehr leisten. […] Eine ganze Epoche hat sich geirrt. […] Wer die Zukunft gewinnen will, muss ganz andere Wege gehen.“ (Rößler2 1998) „Die Lösung gesellschaftlicher Probleme kann nicht im Paradigma der Industriegesellschaft gelingen, sondern‚ was wir brauchen, sind soziale Innovationen vom Kaliber der bisherigen technischen.“ (Danielmeyer3, zitiert nach Rößler 1998: o.S.) „Technik und Produktivität alleine können zwar notwendige Voraussetzungen zur Lösung weltweit drückender Probleme schaffen. Sie sind aber offensichtlich nicht hinreichend, um die im September 2000 vom UNO Milleniumgipfel beschlossenen Milleniumsziele zu erreichen. Gleiches gilt für die Kyoto-Ziele in Bezug auf Umwelt und Klimawandel. Was fehlt – und im 21. Jahrhundert wichtiger werden wird – sind grundlegende soziale Innovationen.“ (ZSI 2008: 28) „Zahlreiche kleine und große gesellschaftliche Teilbereiche, die das Leben einzelner Menschen wie auch die Entwicklung der globalen Gesellschaft beeinflussen, brauchen soziale Innovationsschübe.“ (Ebd.) Der Begriff der sozialen Innovation geht hier bewusst über den primär auf staatliches Handeln fokussierten Begriff der Reform hinaus. Letztere sind eine Teilmenge sozialer Innovationen, die sich über die politische Ebene hinaus auf allen anderen gesellschaftlichen Berei-
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Ernst Rößler ist Experimentalphysiker. Prof. H. G. Danielmeyer ist technischer Physiker, war Gründungsrektor der TU Hamburg-Harburg und hat u.a. zum Thema „Predicting the industrial society’s development“ gearbeitet.
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chen beobachten lassen und dort auch zunehmend eingefordert und realisiert werden. Auch in Reaktion auf die nach wie vor weitgehend technikund technologiefixierte Innovationspolitik werden im zivilgesellschaftlichen Diskurs etwa seit 2000 soziale Innovationen als ein zunehmend wichtiges Thema wahrgenommen und vermehrt eingefordert. Vor dem Hintergrund von zum Teil völlig veränderten und verschärften Problemlagen im Zusammenhang mit einer drastisch beschleunigten Veränderungsdynamik in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur wächst ganz offensichtlich das Bewusstsein eines nur eingeschränkten Problemlösungspotenzials technologischer Innovationen sowie etablierter Steuerungs- und Problemlösungsroutinen.4 In der Folge davon und angesichts sich vielfältig überlagernder manifester Krisen wird zunehmend ein Bedarf an viel breiter angelegten Strategien „for ‘recovery through innovation’“ (http://www.young foundation.org/social-innovation/news/social-innovationwins-backing-president-obama-and-barroso) identifiziert und artikuliert. Im Zuge dieses Erkenntnisgewinns wird nicht nur deutlich, dass es weniger die Potenziale der Technik selbst als vielmehr kulturelle und soziale Aspekte sind, welche darüber entscheiden, wie das Neue in die Welt kommt.5 Darüber hinaus zeichnet sich eine Entwicklung ab, in der soziale Innovation immer mehr vom Rand in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt. „Social innovation moves from the margins to the mainstream“ (ebd.). Je weiter Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, die natürliche Umwelt, die Arbeits- und Lebenswelt von technischen Innovationen durchdrungen und „in so hohem Tempo umgestaltet werden, wie das derzeit der Fall ist“ (ZSI 2008: 28), umso mehr gewinnen soziale Innovationen an Bedeutung und öffentlicher 4
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Inwieweit ein potenzieller „Kategorienfehler der Soziologie, der Sozialwissenschaften und der Politik“, im Sinne des Versuches, „die Ideen und Kategorien des 19. Jahrhunderts auf die Problemlagen in der Wende ins 21. Jahrhundert anzuwenden“ (Beck 1999: 327), zu dieser unbefriedigenden Lagebeschreibung beigetragen hat, kann hier nicht weiter thematisiert werden. Mit den „Kulturellen Quellen von Neuheit“ beschäftigt sich z.B. die 2008 unter der Leitung von Michael Hutter unter diesem Titel neu eingerichtete Abteilung am Wissenschaftszentrum Berlin.
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Aufmerksamkeit.6 Sie werden nicht nur infolge dieser beschleunigten Veränderungsdynamik und -tiefe und der umfassenden Handlungskrise (Wiesenthal) im Hinblick auf die Lösung der damit verbundenen Probleme – sozusagen aus kompensatorischen Gründen – immer notwendiger. „Sie sollen und können auch gestaltend wirken“ (ZSI 2008: 28). Aus diesem Grund will sich das Zentrum für soziale Innovationen in Wien im Rahmen eines Aktionsprogramms7 dafür einsetzen, dass bis 2015 „Konzepte für soziale Innovationen in öffentlichen Diskursen wirksam verankert und in zentralen gesellschaftlichen Sektoren wie Wirtschaft, Bildung und Politik eine wachsende Zahl von effektiven sozialen Innovationen realisiert werden“ und ihnen „ein ähnlicher Stellenwert zukommt, wie ihn bisher nur wirtschaftlich verwertbare technische Innovationen haben“ (ebd.: 30). Waren die Gründungen des Zentrums für soziale Innovation in Wien im Jahre 1990 oder des kanadischen interuniversitären Centre de recherche sur les innovations sociales (CRISES)8 im Jahre 1986 noch Ausnahmeerscheinungen, so spiegelt sich der immer offensichtlicher werdende Bedeutungszuwachs sozialer Innovationen seit Anfang dieses Jahrhunderts u.a. in einer weltweit zunehmenden Einrichtung von Zentren zur Förderung sozialer Innovationen sowie entsprechenden politischen Initiativen wider: 2000 an der Stanford Universität in den USA, 2004 in Toronto, Canada, 2005 in London, 2006 in den Niederlanden, 2008 in Australien. Darüber hinaus existiert inzwischen eine ganze Reihe von weiteren, auf soziale Innovationen in speziellen Themenfeldern und Handlungsbereichen spezialisierten Forschungs- und Beratungseinrichtungen, wie z.B. die 1995 in Dortmund gegründete Soziale Innovationen GmbH (Unter6
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So publiziert z.B. das Wirtschaftsmagazin brand eins seit Anfang 2006 eine Serie unter dem Titel Soziale Innovationen. Die bislang erschienenen 19 Folgen behandeln so unterschiedliche Themenfelder wie Grundeinkommen, Teilhabegesellschaft, Integration, Stiftungswesen, Schulen und Universitäten, Arbeit, Steuerreform, Sozialstaat, Tauschgeschäfte, Finanzdienstleistungen, Stadtplanung. Mit dem Titel „Soziale Innovation 2015“. Zur Geschichte, Organisation und Aufgaben vgl. http:// www.crises.uqam.ca/pages/en/.
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nehmensberatung), das 2004 in Berlin gegründete Institut für Sozialinnovationen, das 2005 in Solingen gegründete Institut für soziale Innovationen (Schwerpunkt Beratung kommunaler, sozialer und kirchlicher Einrichtungen) oder die 2006 ins Leben gerufene Genossenschaft self eG; „Das Kerngeschäft der Social Entrepreneurship & Leadership Foundation ist soziale Innovation“. „self ist ein in Deutschland einzigartiges Netzwerk von und für Unternehmer, die wirtschaftlichen Erfolg mit sinnstiftender Arbeit und der Entfaltung ihrer ganz individuellen Potentiale verbinden wollen. Sie fördern soziale Innovation, ganzheitliches Unternehmertum, Eigeninitiative und Selbstverantwortung. Sie brechen mit Konventionen und gestalten das soziale Gefüge unserer Welt neu.“ (http://www.self-germany.de) Bei der Institutionalisierung von self handelt es sich um ein Beispiel für eine soziale Innovation, die mit der Vermarktung eines innovativen Dienstleistungsangebots zur Förderung sozialer Innovationen, in diesem Fall im Bereich des sozialen Unternehmertums, beiträgt. 2008 wurde an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule München der Bachelorstudiengang „Management Sozialer Innovationen“ mit der Zielsetzung eingerichtet, die Studierenden „durch eine auf der Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen beruhende, fachlich geprägte Ausbildung zu selbständigem Handeln im Berufsfeld Soziale Innovation zu befähigen.“ Ausgangsüberlegung hierbei ist, dass Deutschland „im Vergleich zu anderen europäischen und außereuropäischen Ländern auf allen gesellschaftlichen Ebenen, in Wirtschaft, Sozial- und Bildungsbereich und im Bereich der politischen Steuerung einen viel beklagten Innovationsstau“ hat. „Es wird immer deutlicher, dass auf uns Veränderungsprozesse in einem Ausmaß zukommen werden, die angesichts der heutigen komfortablen Situation kaum vorstellbar sind. Diese Prozesse müssen in der Zivilgesellschaft und den diversen Institutionen verankert und professionell begleitet werden.“ (http://www.sw.fh-muenchen.de/?site=studium_bsi _studienziel.html) Anfang 2009 kündigte der neugewählte US-Präsident Obama die Einrichtung eines Büros für Soziale Innovationen im Weißen Haus sowie die Ausstattung eines Fonds für Soziale Innovationen mit 50 Millionen US-Dollar im Haushaltsjahr 2010
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an. Inhaltlich geht es dabei um sozialpolitisch vorrangige Felder, namentlich Bildung und Erziehung, Gesundheit, aber auch um wirtschaftliche Fragen und Probleme. Und fast zeitgleich beriet die EU-Kommission darüber, wie soziale Innovationen in der erneuerten europäischen Sozialagenda stärker gefördert und verbreitet werden können. „Kreativität und Innovation im Allgemeinen und soziale Innovation im Besonderen sind gerade in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise die wesentlichen Faktoren für die Förderung von nachhaltigem Wachstum, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit“ (Barroso 2009). Derartige Verlautbarungen können als wichtiger Impuls für eine künftig größer werdende Bedeutung von sozialen Innovationen sowohl auf der (innovations-)politischen Ebene als auch in der öffentlichen Wahrnehmung gewertet werden.
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5 . Konture n und Dime nsione n e ines s oz ialw isse nsc ha ftlic he n Konze pts s oz ialer Innovation Während soziale Innovationen im gesellschaftlichen Diskurs zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses rücken, werden sie im wissenschaftlichen Kontext als eigenständiges Phänomen bislang kaum thematisiert und analysiert. In der Absicht, soziale Innovationen unter Rückgriff auf vorhandene Definitionen für die Konzeption einer empirischen Untersuchung fruchtbar zu machen, stellen Kesselring und Leitner (2008) fest, dass der Begriff „weder von der aktuellen Gesellschaftstheorie noch in der umfangreichen Literatur zur Innovationstheorie angemessen bearbeitet“ wird (ebd.: 14), und dass die „vorliegenden wissenschaftlichen Ausführungen zu sozialer Innovation […] eher den Charakter von heuristischen Modellen“ haben (ebd.: 16). Während im öffentlichen Diskurs zunehmend der Ruf nach umfassenden sozialen Innovationen laut wird, ist das Thema in den Sozialwissenschaften ebenso wie in der staatlichen Innovationspolitik nach wie vor ein weitgehend unterbelichtetes Feld. „The field of social innovation remains relatively undeveloped.“ (Mulgan et al. 2007: 3) Der Begriff wird zwar in den letzten Jahren in unterschiedlichen Forschungssträngen, thematischen Kontexten und gesellschaftlichen Teilbereichen zunehmend verwendet, ein konsistentes, theoretisch fundiertes und für die empirische Forschung taugliches Konzept sozialer Innovation steht bis heute aus (siehe Moulaert et al. 2005; Kessel-
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ring/Leitner 2008; Hoffmann-Riem 2008). Soziale Innovation findet nach wie vor weniger als ein spezifisch definierter Fachbegriff mit einem eigenen und abgrenzbaren Gegenstandsbereich Verwendung, sondern vielmehr als eine Art deskriptive Metapher im Kontext von Phänomenen des sozialen Wandels bzw. gesellschaftlicher Modernisierung. Die Entwicklung eines theoretisch fundierten Konzepts sozialer Innovation ist aber die Voraussetzung dafür, die bisherigen Verengungen und einseitig auf technische Innovationen orientierenden Fokussierungen auf- und den Anspruch einer integrativen Theorie gesellschaftlich-technischer Innovation einzulösen, in der soziale Innovation mehr ist als nur Voraussetzung, Begleiterscheinung und Folge von technologischen Innovationen. Erst mit einer Berücksichtigung der Eigengesetzlichkeiten und Spezifika sozialer Innovation eröffnet sich die Möglichkeit, soziale und technologische Innovationsprozesse in ihrem systemischen Zusammenhang und in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit begreifbar zu machen. Zugleich ist diese Weiterung der Perspektive Voraussetzung dafür, das Thema Innovation aus seiner bisherigen Randlage als Gegenstand einer spezifischen Teildisziplin ins Zentrum soziologischer Forschung und Theoriearbeit zu führen (vgl. Rammert 2010). Die grundlegenden Unterschiede zwischen technischen und sozialen Innovationen sowohl in ihrem Charakter als auch ihren Verbreitungsformen, Wirkungsmechanismen und Akteurskonstellationen werden bisher kaum thematisiert, geschweige denn erforscht (vgl. Gillwald 2000: 43). Hier aber liegt ein Schlüssel zum vertieften Verständnis der Wirkmechanismen und Voraussetzungen eines neuen Innovationsparadigmas, welches soziale Innovationen als die eigentlichen Motoren der Innovationsdynamik moderner Gesellschaften begreift. Die Tatsache der prinzipiellen sozialen Einbettung einer jeden Innovation (s.o.) führt aus systemtheoretischer Perspektive „dazu, dass jede Innovation, selbst wenn sie im Kern technologischer Natur ist, eine soziale Innovation ist“ (Vordank 2005: 43), da sie völlig „unabhängig von der jeweils betrachteten Objektspezifik“ verstanden „als Störung routinierter Abläufe in jedem Fall als sozialer Prozess zu charakterisieren“ sei (Aderhold/John 2005: 10). Richtig an dieser Argumentation ist, dass jede Innovation – ob technische oder soziale – die dynamische
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Seite der Gesellschaft in den Vordergrund rückt, das Alte und Bewährte in Frage stellt und damit Ungewissheiten und institutionelle Unsicherheiten für Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringt. Innovation steht für kreative Abweichung vom bzw. Zerstörung des „Alten“, in deren Folge neue institutionelle Regelungen, Handlungskonstellationen, soziale Praktiken entstehen. Jede Innovation ist Ergebnis und Bestandteil eines koevolutionären (Werle 2007), rekursiven (Ortmann 1999) sozialen Prozesses (Kehrbaum 2009) und insoweit sozial „konstruiert“ und kontextualisiert. Dies bedeutet allerdings nicht, dass es sich bei jeder Innovation um eine soziale Innovation handelt. In dieser Betrachtung geht es deshalb gar nicht „um das Innere, das Wesen oder die Idee einer Neuerung“ (ebd.) und dementsprechend auch nicht um die Bestimmung sachlicher Kriterien zur Abgrenzung von sozialen, technologischen und anderen Innovationen, sondern vielmehr um die Beobachtung sozialer Konstruktions- und Selektionsprozesse, die darüber entscheiden, was in der Gesellschaft als Innovation anzusehen ist. So richtig die Feststellung der sozialen Einbettung jeder Innovation ist, so wenig trägt sie zu einer sinnvollen Analyse der Spezifik sozialer Innovationen bei. In gewisser Weise verdeckt sie sogar das grundlegende Problem des stark technologieorientierten Fokus der gegenwärtigen Debatte. Was aber unterscheidet soziale Innovationen von anderen, insbesondere von technischen Innovationen? Und ist eine solche Unterscheidung analytisch und mit Blick auf das praktische Innovationsgeschehen in modernen Gesellschaften überhaupt sinnvoll? Diesen Fragen wollen wir in diesem Kapitel auf den Grund gehen und dabei die Konturen eines sozialwissenschaftlichen Konzeptes sozialer Innovation aufzeigen. Ein Blick auf die Techniksoziologie, welche in der bundesdeutschen Innovationsforschung einen zentralen Stellenwert einnimmt, liefert keine Antworten auf diese Fragen. Vielmehr trägt sie durch ihr Changieren zwischen einem weiten und engen Technikbegriff eher zur theoretischen Verwirrung bei. Grunwald weist auf die Unbestimmtheit und Vielfalt des Technikbegriffs hin und betont dass „keine Rede von einem allseits anerkannten generalisierendem Technikbegriff sein [kann]“ (2008: 41). Es lassen sich nach Grundwald zwei grundlegende Vorgehensweisen bei der Technikdefinition unterscheiden. Der
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eine Begriff geht von einer substanziellen, auf Artefakte zielenden Definition aus. Der zweite, umfassendere Begriff betont die prozedurale Seite (technische Verfahren). Grundwald selbst plädiert für einen Technikbegriff, der die prozedurale Seite als Kern beschreibt. In diesem Sinne wird der Technikbegriff zu einem Reflexionsbegriff über die Regelhaftigkeit des Handelns (ebd.: 43). „Nicht hergestellte Dinge bilden das Material für technikphilosophische Reflexionen, sondern vielmehr (technische) Handlungen, durchaus auch, aber nicht nur unter Verwendung der Dinge.“ (Ebd.: 47) „Technisch“ werden nach Grundwald genau die Handlungsvollzüge genannt, die sich in Form technischer Regeln rekonstruieren lassen. Zu unterscheiden ist dabei zwischen technischem Handeln unter Verwendung von Artefakten und technischem Handeln ohne diese. Geht man von diesem weiteren Technikbegriff aus, so stellt sich die „Technisierung der Gesellschaft […] nicht in erster Linie als eine fortschreitende Ausstattung von Individuen und Institutionen mit technischen Apparaten und Systemen dar, sondern als Verschiebung vieler Handlungszusammenhänge in Richtung stärkerer Regelhaftigkeit.“ (Ebd.: 55) „Mit technischen Artefakten, den traditionellen Gegenständen technikphilosophischer Reflexion, hat dies nur wenig zu tun, mit Gesellschaftstheorie hingegen viel.“ (Ebd.: 56) In diesem weiten Sinne würde sich die Techniksoziologie mit einem spezifischen Typ sozialer Praktiken beschäftigen. Nimmt die Techniksoziologie diese Unterscheidung ernst, so müsste eine weitere Unterscheidung eingeführt werden. Wenn sie sich mit Innovationen im Bereich der materiellen Artefakte beschäftigt, so ist ihr Gegenstand technologische Innovation sowie deren soziale Voraussetzungen, Begleiterscheinungen und Folgen. Beschäftigt sie sich aber mit den Veränderungen der Handlungspraxen im Sinne von Grundwald, dann geht es um einen spezifischen Typ sozialer Innovationen. Für die Weiterentwicklung dieses Forschungsfeldes scheint uns eine Konzeptionierung sozialer Innovation als ein kohärenter, von anderen Erscheinungen des sozialen Wandels ebenso wie von technischen und anderen Innovationen abgrenzbarer Innovationstypus mit einem spezifischen Gegenstandsbereich sowie einer von anderen Veränderungsmodi abgrenzbaren Prozess- und Produktdimension (vgl. Moulaert et al. 2005: 1972)
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unerlässlich. Eine dementsprechende konzeptionelle Präzisierung des Begriffes, seines Inhalts und seiner Reichweite, ist neben dem Nachweis der praktischen Evidenz des zugrundeliegenden Phänomens zugleich eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür, das Konzept sozialer Innovation für empirische Untersuchungen fruchtbar zu machen. Dabei bietet sich der Rekurs auf eine Tendenz der neueren Theorienentwicklung im internationalen Feld der Sozialtheorien sowie in einer ganzen Reihe von sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldern an, die als „Practice Turn“ beschrieben wird (vg. Schatzki et al. 2001). Bei Theorien sozialer Praktiken geht es um ein gegenüber klassischen Handlungs-, System- und Strukturtheorien „modifiziertes Verständnis dessen, was ‚Handeln‘ – und damit auch, was der ‚Akteur‘ oder das ‚Subjekt‘ – ist; gleichzeitig und vor allem aber geht es […] um ein modifiziertes Verständnis des ‚Sozialen‘“ (Reckwitz 2003: 282). Das ‚Soziale‘ sind soziale Praktiken. Die soziale Welt setzt sich aus konkret benennbaren, einzelnen, dabei miteinander verbundenen Praktiken, aus typisierten, routinisierten und sozial verstehbaren Bündeln von Aktivitäten zusammen. „Das Soziale ist hier nicht in der Intersubjektivität, in der Normgeleitetheit, in der Kommunikation, in der Interaktion zu suchen, sondern in der Kollektivität von Verhaltensweisen, die durch ein spezifisches praktisches Können zusammengehalten werden“ (ebd.: 289). Es handelt sich um einen routinisierten „nexus of doings and sayings“ (Schatzki 1996: 89), einen Nexus von wissensabhängigen Verhaltensroutinen (Reckwitz 2003: 291). Die implizite ‚Logik der Praxis‘ bewegt sich im Spannungsverhältnis von Routinisiertheit und Unberechenbarkeit, von Geschlossenheit und Offenheit für Wandel, und entzieht sich damit einer ausschließlich rationalitätstheoretischen Interpretation. Unterbrochen werden Routinen dann, wenn eine Situation für die Handelnden durch Anomalien beziehungsweise neue Erfahrungen problematisch wird und sie dadurch zu einer reflexiven Einstellung gegenüber der Situation zwingt. Für die als problematisch erscheinenden Aspekte der sozialen Praktiken probieren Akteure, in einem Versuch-und-Irrtum-Prozess neue Lösungen zu finden; ist eine Lösung gefunden, stellt sich in Folge wieder ein routinisierter Handlungsablauf ein (Beckert 2009: 8). Die Handlungsziele der Akteure lassen sich nur aus
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der konkreten Situation und der Interpretation dieser Situation durch die Handelnden verstehen und verändern sich im Handlungsverlauf (ebd.: 9). Die Reaktion auf die Situation ist einerseits zwar vorgeformt durch die spezifischen Handlungsfähigkeiten und -dispositionen, Konventionen und Institutionen (Joas 1992: 236), andererseits aber immer auch ein kreativer Akt, so wie es bereits Schumpeter mit seiner grundlegenden Definition von Innovation als einer kreativen Zerstörung formuliert hat.1 Eine solche – hier nur kursorisch skizzierte – Konzeption sozialer Praktiken ist in hohem Maße offen für eine theoretisch fundierte und praxistaugliche Definition sozialer Innovation, wie wir sie im folgenden Abschnitt zur Diskussion stellen.
5 . 1 W a s m a c h t e i n e I n n o va t i o n z u e i n e r s o z i a l e n I n n o va t i o n ? ‚Stofflich’ unterscheiden sich soziale von technischen Innovationen durch ihre immaterielle, intangible Struktur. Das Neue vollzieht sich hier nicht im Medium technischer Artefakte, sondern auf der Ebene der sozialen Praktiken. Eine soziale Innovation ist eine von bestimmten Akteuren bzw. Akteurskonstellationen ausgehende intentionale, zielgerichtete Neukombination2 bzw. Neukonfiguration sozialer Praktiken in bestimmten Handlungsfeldern bzw. sozialen Kontexten, mit dem Ziel, Probleme oder Bedürfnisse besser zu lösen bzw. zu befriedigen, als dies auf der Grundlage etablierter Praktiken möglich ist. Es handelt sich dann und insoweit um eine soziale Innovation, wenn sie – marktvermittelt oder „non- bzw. without-profit“ – sozial akzeptiert wird und breit in die Gesellschaft bzw. bestimmte gesellschaftliche Teilbereiche diffundiert, dabei kontextabhängig transformiert und schließlich als neue soziale Praktiken institu1
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Mit Verweis auf die Konzeption Schumpeters ist deshalb „unverständlich, wie sich die ökonomische Theorie auf ein handlungstheoretisches Paradigma festlegen konnte, das diese Kreativität des Handelns nicht einbeziehen kann“ (Beckert 2009: 10). Der Begriff spielt auf die Schumpetersche Definition von Innovation als Neukombination von Produktionsfaktoren an und setzt ihn hier demgegenüber in Beziehung zu sozialen Praktiken im oben erläuterten Sinne.
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tionalisiert bzw. zur Routine wird. Wie bei jeder anderen Innovation auch bedeutet „neu“ nicht per se auch „gut“ bzw. hier in einem umfassenden und normativen Sinne „sozial erwünscht“. Je nach praktischer Rationalität der Akteure sind auch die sozialen Attributierungen sozialer Innovationen in der Regel ambivalent. In diesem Sinne lässt sich ‚Soziale Innovation’ in Anlehnung an Crozier/Friedberg „als ein Prozess kollektiver Schöpfung interpretieren, in dessen Verlauf die Mitglieder einer bestimmten Gesamtheit neue Spielweisen für das soziale Spiel der Zusammenarbeit und des Konfliktes, mit einem Wort eine neue soziale Praxis erlernen, d.h. erfinden und festlegen, und in dessen Verlauf sie sich die dafür notwendigen kognitiven, relationalen und organisatorischen Fähigkeiten aneignen“ (Crozier/Friedberg 1993: 19).3 Soziale Innovationen, verstanden als Innovation sozialer Praktiken, sind von ihrer stofflichen Seite her betrachtet elementarer Gegenstand der Soziologie, können somit – anders als technische Innovationen – nicht nur analysiert, sondern auch hervorgebracht, (mit)gestaltet werden; sind ausgerichtet auf soziale Praxis und setzen die Reflexion des sozialen Beziehungsgefüges voraus. Angesichts der Veränderungsdynamik und -tiefe moderner Gesellschaften und der zunehmenden Dysfunktionalität etablierter Praktiken gewinnen soziale Innovationen gegenüber technischen Innovationen – auch unter ökonomischen Gesichtspunkten – zunehmend an Bedeutung. Sie sind nicht nur notwendig, sondern können auch proaktiv im Hinblick auf antizipierbare Entwicklungen – wie z.B. im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung oder den Folgen des Klimawandels – dazu beitragen, „to modify, or even transform, existing ways of life should it become necessary so to do“ (Giddens 2009: 163; vgl. in diesem Sinne auch Hochgerner 2009a).
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In diesem Prozess der Entwicklung einer neuen sozialen Praxis geht es auch immer um Interessen der daran beteiligten Akteure, damit also auch um Macht und die Verteilung gesellschaftlicher Chancen (vgl. u.a. Dörre/Röttger 2003).
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5.2 Der spezifische Gegenstandsbereich s o z i a l e r I n n o va t i o n e n In einem vor dem Hintergrund des Innovationsrückstandes in den USA und der erstaunlichen ökonomischen Stärke Japans entstandenen Aufsatz aus dem Jahre 1982 differenziert Brooks (1982) im Rahmen einer Innovationstypologie zwischen nahezu rein technischen Innovationen (z.B. neue Materialien), soziotechnischen Innovationen (z.B. Verkehrsinfrastruktur) und sozialen Innovationen. Letztere werden in Abgrenzung von einer weitgefassten und unspezifischen Definition weiter klassifiziert. Brooks unterscheidet folgende Typen sozialer Innovationen: Marktinnovationen (z.B. Leasing), Managementinnovationen (z.B. neue Arbeitszeitarrangements), politische Innovationen (z.B. Gipfeltreffen) und institutionelle Innovationen (z.B. Selbsthilfegruppen). Zum Verhältnis von sozialer und technischer Innovation führt er aus: „The supermarket has resulted in the invention of new types of check-out counters, stackable grocery carts, optical labeling of cans for automatic check-out, etc. McDonald’s developed a whole host of minor but important inventions such as a special scoop and bag of French fries. The thrust however, comes from the market, and the technology is usually incidental and rather mundane in technical terms though no less ingenious. The organizational invention comes first, and technical innovations are gradually introduced to improve it, rather than the reverse.“ (Brooks 1982: 10) Hochgerner (2009) grenzt soziale Innovationen in Betrieben, Zivilgesellschaft, Staat und sozialen Milieus mit den inhaltlichen Bezugspunkten Partizipation, Verfahrensregeln, Verhalten als einen besonderen Innovationstypus von technischen und nicht technischen betrieblichen Innovationen (Produkte, Prozesse, Organisation, Marketing) (siehe OECD/Eurostat 2005) ab. Ebenso wie technische Innovationen sind sie eingebunden in je spezifisch geprägte Innovationskulturen bzw. soziokulturelle Formierungen von Innovation und wirken auf diese zurück, sind eine „Komponente des sozialen Wandels“, aber nicht mit diesem identisch. „Soziale Innovationen sind neue Konzepte und Maßnahmen, die von betroffenen gesellschaftlichen Gruppen angenommen und zur Bewältigung sozialer Herausforderungen eingesetzt werden.“ (Hochgerner 2009) Es
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kann sich entweder um neue Lösungen für schon bekannte Probleme, eine bekannte, aber in einem bestimmten räumlichsozialen Zusammenhang noch nicht zur Anwendung gelangte Lösung oder aber um Lösungen für im Zuge des sozialen Wandels neu entstandene Probleme handeln (vgl. ebd. und http://www.zsi.at/). In der vor dem Hintergrund der zu konstatierenden theoretischen Unbestimmtheit formulierten „Arbeitsdefinition“ von Kesselring/Leitner (2008: 28) heißt es: „Soziale Innovationen sind Elemente des sozialen Wandels, die neue soziale Tatsachen schaffen, d.h. das Verhalten von einzelnen Personen oder bestimmten sozialen Gruppen in erkennbarer Weise beeinflussen und auf anerkannte – nicht primär ökonomischer Rationalität folgende – Ziele ausrichtet.“ Inhaltlich handelt es sich um eine „zielgerichtete und neuartige Organisation sozialer Praktiken“ (ebd.: 9). Dieser von technischen Innovationen abgrenzbare Anwendungs- und Gegenstandsbereich markiert zugleich auch eine relevante Besonderheit im Hinblick auf die Rolle und Potenziale der Sozialwissenschaften: Soziale Innovation ist als „Schnittstelle zwischen soziologischer Reflexion und sozialer Aktion zu sehen, da sie die Reflexion gesellschaftlicher Problemstellungen und ein zielgerichtetes Eingreifen voraussetzt.“ (Ebd.: 14 f.) Darin liegen – bislang allerdings kaum genutzte – Chancen für die Sozialwissenschaften, „sich sichtbar in öffentliche Auseinandersetzungen und praktische gesellschaftliche Kontexte einzubringen“ und als „Träger von sozialer Innovation in Erscheinung“ zu treten (ebd.: 15).4 Im Kontext ihrer Literaturrecherche zur Diffusion von Innovationen in gesundheitsbezogenen Dienstleistungsorganisationen definieren Greenhalgh et al. Innovationen in diesem Bereich als „a novel set of behaviors, routines, and ways of working that are directed at improving health outcomes, adminstrative efficiency, cost effectiveness or users’ experience and that are implemented by planned and coordinated actions“ (Greenhalgh et al. 2004: 1). Gemeinsam ist diesen und anderen (siehe z.B. auch Zapf 1989; Lindhult 2008; Moulaert et al. 2005) Definitionen, dass soziale Innovationen als eigenständiger, von technischen Innova4
Wir gehen hierauf in Kapitel 7 näher ein.
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tionen abgrenzbarer und unterscheidbarer Innovationstypus gefasst werden. Das wesentlich Neue vollzieht sich auf der Ebene sozialer Handlungsmuster, Routinen, Praktiken und ‚Settings’. Hier, und nicht auf der Ebene der materiellen Produktion, findet im Falle von sozialen Innovationen die erfolgsentscheidende Neukombination von (sozialen) Faktoren bzw. die Verfolgung von gesellschaftlich anerkannten Zielen mit abweichenden Mitteln (Merton 1968) statt. Die Innovation sozialer Interaktion, Verkehrsformen und Handlungsmuster als der eigentliche Gegenstand, Zweck und ‚Erfolgs- bzw. Wettbewerbsfaktor’ zeichnet soziale Innovationen gegenüber technischen Innovationen aus. In Auswertung ihres Überblicks über die Verwendung des Konzepts sozialer Innovation in unterschiedlichen Forschungsfeldern kommen Moulaert und andere zu dem Schluss: „In all above approaches, the definitions of social innovation are both analytical and normative. […] We especially stress three dimensions, preferably occurring in interaction with each other • Satisfaction of human needs that are not currently satisfied, either because ‘not yet’ or because ‘no longer’ perceived as important by either the market or the state […] • Chances in social relations, especially with regard to governance, that enable the above satisfaction, but also increase the level of participation of all but especially deprived groups in society • Increasing the socio-political capability and access to resources needed to enhance rights to satisfaction of human needs and participation (empowerment dimension).“ (Moulaert et al. 2005: 1976) Diese doppelte Bestimmtheit von wissenschaftlichen Konzeptionen sozialer Innovation als gleichermaßen analytisch wie normativ führt uns zur Frage der Wertbezogenheit sozialer Innovationen.
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KONTUREN UND DIMENSIONEN
5.3
D i e W e r t b e z o g e n h e i t s o z i a l e r I n n o va t i o n
Für viele Autoren ist die Wertebezogenheit sozialer Innovation eines ihrer zentralen Kennzeichen. In Anlehnung an Zapf (1989) sind soziale Innovationen diejenige Teilmenge sozialen Wandels, die „explizit an gesellschaftlich hochbewerteten Zielen ausgerichtet ist“ (Gillwald 2000: 7). Deshalb seien sie als geeignete Mittel zu betrachten, gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen (vgl. ebd.: 8). Mulgan et al. (2007: 9) definieren „social innovations as the development and implementation of new ideas (products, services and models) to meet social needs.“ Social needs werden von „merely personal needs or demands“ unterschieden. Zugleich wird von den Autoren hervorgehoben, dass soziale Innovationen gerade in Bereichen zunehmend notwendig werden, in denen kommerzielle und bereits existierende öffentliche Organisationen versagt haben. In dieser Perspektive dokumentieren sie u.a. die Gründung eines Web 2.0 basierten, von Internetnutzern generierten Informations- und Nachrichtenportals in Süd-Korea, eines an Jugendliche mit dem Ziel der Depressionsbekämpfung adressierten Internet-Forums in Australien, eines sozialen Unternehmens in London, welches ein Magazin produziert, das von Obdachlosen kommerziell vertrieben wird, einer Initiative, die ein umfangreiches Spektrum von Dienstleistungen und Aktivitäten rund um den Schulalltag anbietet, einer Kooperation zwischen den Gesundheitsbehörden und dem Institut für Gehörlose in Großbritannien zur Verbreitung von neuen digitalen Hörgeräten. Die meisten der hier dokumentierten sozialen Innovationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie an sozialen Zielsetzungen und Bedürfnissen ausgerichtet sind und sich zugleich wirtschaftlich erfolgreich etabliert haben. Demgegenüber betonen Kesselring/Leitner, dass soziale Innovationen „schon definitionsgemäß“ nicht an wirtschaftlichen Erfolgskriterien gemessen werden sollten (2008: 21). Im Unterschied zu technischen Innovationen seien sie vielmehr wertbezogen und nicht primär an der wirtschaftlichen Nutzendimension ausgerichtet (ebd.: 22). Und ähnlich wie Gillwald führen sie aus: „Erst wenn eine Idee zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems (i.S. der Regelung sozialer Angelegenheiten)
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
praktiziert und anerkannt wird, spricht man daher von sozialer Innovation.“ (Ebd.: 25) In diesem Verständnis wird ‚sozial’ nicht in Unterscheidung zu technischen Innovationen im analytischen Sinne von der stofflichen Seite („die Beziehungen der Akteure und ihre Handlungspraktiken betreffend“) her definiert. Vielmehr wird hier der Begriff ‚sozial’ im normativen Sinne eines am Gemeinwohl orientierten Konzeptes verwendet. Gerade in der internationalen Debatte spielt die Wertebezogenheit eine große Rolle. So findet das Konzept sozialer Innovation wachsende Aufmerksamkeit in der Debatte um eine „Social Economy“ (vgl. Harrisson et al. 2009a). Soziale Innovation erscheint dann zum einen als ein „new economic paradigm for the Challenges of Sustainable Development“ (Beaulieu 2009: 19 ff.). In diesem Kontext findet die Diskussion auch Anschluss an das Konzept der Corporate Social Responsibility (vgl. u.a. Dauda 2009; Casey 2009; Groß/Schwarz 2010). Zum anderen werden unter dem Stichwort soziale Innovation zugleich neue Entwicklungsstrategien für die Schwellenländer diskutiert (Harrisson et al. 2009a). Den Versuch, soziale Innovation über ihren normativen Charakter trennscharf zu definieren, halten wir jedoch für problematisch. Denn auch technische Innovationen können einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Bedürfnisse leisten und sozialen Herausforderungen begegnen. Dafür ließen sich gerade in der Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Herausbildung einer auf Massenkonsum ausgerichteten Gesellschaft in den entwickelten Industrieländern zahllose Beispiele anführen. Die Befriedigung von individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnissen über den Konsum von industriell gefertigten Produkten (und damit den Endprodukten technischer Innovationen) mit allen ihren Folgen und Nebenfolgen lässt sich geradezu als zentrales Kennzeichen der entwickelten Industriegesellschaften des 20. Jahrhunderts beschreiben (vgl. König 2008).5 „In den Parametern und Prozessen der Technisierung stecken generalisierte gesellschaftliche (Herv. d. Verf.) Erwartungen, 5
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Dass diese gesellschaftliche Form der Produktion und Konsumtion an Ihre Grenzen gekommen ist, ist natürlich eine zentrale These unserer Überlegungen.
KONTUREN UND DIMENSIONEN
wie die auf Vereinfachung, Entlastung, Ersatz, Steigerung oder Stabilisierung. Technisierung im engeren Sinne bedeutet unter Absehung von anderem Sinn – ökonomischen Gewinn, militärische Stärke etc… – also durch bewussten Sinnverzicht Schemata und Mittel der Wirksamkeit zu erstellen und deren Leistungsfähigkeit zu steigern.“ (Rammert 2008: 4) Die Bewertung der sozialen Folgen dieser ‚Leistungssteigerung’ ist wiederum abhängig von den jeweiligen Perspektiven der beteiligten bzw. betroffenen Akteure und erfolgt in einem gesellschaftlichen Diskurs. In diesem Prozess werden die Entwicklungen vor dem Hintergrund erweiterter Maßstäbe und gesellschaftlich gewünschter Ziele (Humanisierung, Partizipation, Zivilisierung, Nachhaltigkeit) einer neuen Bewertung unterzogen. Nach Groys (1992: 14) ist es gerade die soziale Umwertung der Werte, was eine Innovation erst zu einer solchen macht bzw. „die allgemeine Form der Innovation.“ Unabhängig von ihrem je spezifischen Gegenstandsbereich, der materiellen oder immateriellen Struktur, besteht die Innovation „nicht darin, dass etwas zum Vorschein kommt, was verborgen war, sondern darin, dass der Wert dessen, was man immer schon gesehen und gekannt hat, umgewertet wird.“ (Ebd.) Die häufig zu findende normative Verknüpfung sozialer Innovationen mit gesellschaftlich hoch anerkannten Werten sieht von der Tatsache ab, dass je nach tangierter Nutzendimension und geltender Rationalität durchaus unterschiedliche Zwecke und Interessen mit einer sozialen Innovation verfolgt werden können, und dass diese dementsprechend je nach Interessenlage und sozialer Attributierung keineswegs per se als ‚gut’ im Sinne von sozial wünschenswert bewertet werden muss, um soziale Innovation genannt werden zu können – „there is no inherent goodness in social innovation“ (Lindhult 2008: 44), ihr Nutzen bzw. ihre Wirkungen können je nach Standpunkt ebenso wie im Falle von technischen Innovationen durchaus ambivalent sein. Wenn also technische Innovationen sehr wohl zur Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse und zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beigetragen haben, so ist zugleich die Ambivalenz sowohl von technischen als auch von sozialen Innovationen zu beachten. Ebenso wie technische Innovationen tragen auch sie „unter Absehung von anderem
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
Sinn“ dazu bei, „Schemata und Mittel der Wirksamkeit zu erstellen und deren Leistungsfähigkeit zu steigern“ (Rammert 2008: 4). Allerdings geht es hierbei nicht um technische Artefakte, sondern vielmehr um veränderte soziale Praktiken (Organisationsformen, Lebensstile, Regulierungen), die es den Menschen erlauben, ihre „Probleme besser [zu] lösen als frühere Praktiken und die deshalb wert sind, nachgeahmt und institutionalisiert zu werden“ (Zapf 1994: 33). Alleine schon die von Gillwald im Bereich der Wirtschaft genannten Innovationen Fließbandarbeit und Fast-Food-Ketten, auf die die Definition zweifellos zutrifft, machen die Ambivalenz auch sozialer Innovationen deutlich. Auch bei der Bewertung sozialer Innovationen müssen also erweiterte Bewertungsmaßstäbe angelegt werden und ein gesellschaftlicher Diskursprozess in Gang gesetzt werden, der einen Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Rationalitäten erlaubt.6
5.4 Soziale Innovation und sozialer Wandel In welchem Verhältnis stehen soziale Innovationen zum sozialen Wandel? Gillwald formuliert die These, dass soziale Innovationen eine Teilmenge von Prozessen des sozialen Wandels bzw. der gesellschaftlichen Modernisierung sind (vgl. Gillwald 2000: 6). Soziale Innovationen sind Einzelprozesse, nach Ogburn (1937) die wichtigste allgemeine Ursache sozialen Wandels, die – aus modernisierungstheoretischer Perspektive – explizit an gesellschaftlich hochbewerteten Zielen ausgerichtet sind (vgl. Chodak 1973; Zapf 1989). In dieser Perspektive erscheint Gillwald die Innovationstheorie wegen „ihres Sensoriums für Akteure, Interessen, Widerstände und ungeplante Nebenfolgen“ als praktische Ergänzung der Modernisierungstheorie (vgl. Gillwald 2000: 8). Auch für Kesselring/Leitner (2008) sind soziale Innovationen, wie oben erwähnt, Ergebnis intendierten zielgerichteten
6
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Im BMBF-Programm Innovationsfähigkeit heißt es bspw., Innovation muss sich daran messen lassen, wie sie zu gesellschaftlichem Fortschritt und wirtschaftlichem Erfolg beiträgt (vgl. BMBF 2005).
KONTUREN UND DIMENSIONEN
Handelns von Akteuren bzw. Akteursgruppen. Für Greenhalgh et al. sind soziale Innovation „planned and coordinated actions“ (Greenhalgh et al. 2004: 1). Auch für Mulgan et al. (2007) ist zielgerichtetes Handeln bei der Verbreitung sozialer Innovationen von herausragender Bedeutung. Im Unterschied zum Reformbegriff beschränken sich soziale Innovationen nicht auf staatliches Handeln und Eingriffe in das gesamtgesellschaftliche Regel- und Institutionengefüge (vgl. Gillwald 2000: 7). „Insofern sind Reformen als Teilmenge sozialer Innovationen zu betrachten, nämlich als diejenige Teilmenge, die vom politisch-administrativen System ausgeht.“ Soziale Innovationen sind also ebenso wie technische Innovationen (mögliche) Voraussetzungen bzw. Bestandteile sozialen Wandels, aber nicht mit diesem identisch. Sozialer Wandel ist das, was in soziotechnischer Perspektive technischen Innovationen vorausgeht, sie begleitet oder ihnen folgt. Im Unterschied dazu haben soziale Innovationen die Gestaltung von Teilprozessen und Elementen des sozialen Wandels auf der Mikro-, Meso-, Makro-Ebene als eigentliches strategisches Ziel, Gegenstand und ‚Geschäftsfeld’. Bei ihrer Diffusion können sie sich dabei durchaus technischer Artefakte oder vorhandener Technologien (z.B. des Internets) bedienen, ohne deshalb ihren Charakter als soziale Innovationen zu verlieren. Dabei ist zu beachten, dass auch bei sozialen Innovationen, neben „gezielten, beabsichtigten, geplanten und vorhersehbaren Wirkungen auch Nebenwirkungen auftreten und nicht beabsichtige, ungeplante und unvorhergesehene Wirkungen möglich sind“ (Gillwald 2000: 21).7 Die vielfach praktizierte begriffliche und/oder funktionale Verknüpfung von sozialem Wandel und sozialer Innovation ist nicht nur mit einem „zu hohen Anspruch“ an letztere verbunden (Kesselring/Leitner 2008). Vor allem ist der Zusammenhang mit sozialem Wandel keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal sozialer Innovationen, sondern gilt in der einen oder
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Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Unterscheidung von Greenhalgh et al. zwischen „diffusion, in which the spread of innovation is unplanned and active dissemination in which the spread is planned, formal, etc.“ (Greenhalgh et al. 2004: 15).
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
anderen Weise für Innovationen schlechthin. Lassen sich aber soziale Innovationen sachlich und funktional nicht hinreichend von Aspekten des sozialen Wandels einerseits und von Innovationen im Allgemeinen wie von spezifischen Innovationen andererseits differenzieren, sind sie als analytischer Begriff und Gegenstand theoretischer wie empirischer Forschung unbrauchbar. Der wesentliche Unterschied zwischen sozialem Wandel und sozialen Innovationen besteht darin, dass es sich bei letzteren um „planned and coordinated actions“ (Greenhalgh et al. 2004: 1) handelt. Während mit (nicht intendiertem) sozialem Wandel „die prozessuale Veränderung der Sozialstruktur einer Gesellschaft in ihren grundlegenden Institutionen, Kulturmustern, zugehörigen sozialen Handlungen und Bewusstseinsinhalten“ (Zapf 2003: 427) bezeichnet wird, sind soziale Innovationen das Ergebnis intendierten und zielgerichteten Handelns zur Etablierung neuer sozialer Praktiken in bestimmten Handlungsfeldern (vgl. Kesselring/Leitner 2008; Hochgerner 2009); oder anders ausgedrückt: von „zielführende[n] Gemeinschaftsaktionen“ zur „Neuordnung der Aufgabenerledigung“ bzw. dauerhaften Etablierung einer neuen „Regelpraxis“ durch „Übernahme durch die Nutzerinnen und Nutzer“ (Gerber 2006: 12 f.). Die „Verstetigung wegweisender Neuerungen“ (ebd.: 5) ebenso wie von „pfadverstärkende[n] soziale[n] Veränderungen“ (ebd.: 13) ist jedoch ein äußerst schwieriger und voraussetzungsvoller Prozess (ebd.: 5).
5.5
D i e D i f f u s i o n s o z i a l e r I n n o va t i o n e n
Im Hinblick auf ihre Erfindung, Entwicklung und Verbreitung unterscheiden sich soziale Innovationen deutlich von technischen Innovationen. Aufgrund ihrer spezifischen Prozess- und Produktdimension (vgl. Moulaert et al. 2005: 1972) entstehen soziale Neuerungen in der Regel jenseits der Forschungsabteilungen von Unternehmen und Universitäten. Sie „kommen zwar nicht primär aus der Wissenschaft; transdisziplinäre Konzepte von Wissenschaft, Forschung und Innovation […] können aber maßgeblich unterstützend wirken“ (ZSI 2008: 28). Handelt es sich hier auf der Produktdimension anstatt um technische Artefakte um neue soziale Praktiken, so geht es auf der Pro-
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KONTUREN UND DIMENSIONEN
zessdimension sozialer Innovationen um die „soziale Konstruktion von neuen Wirklichkeiten“, die Schaffung und Strukturierung von Institutionen sowie die Veränderung von Verhalten (Hoffmann-Riem 2008: 591 f.) und damit zugleich auch um die Befähigung von Akteuren einer bestimmten Gesamtheit für die dafür notwendigen kognitiven, relationalen und organisatorischen Kompetenzen (Crozier/Friedberg 1993: 19). Dementsprechend sind für soziale Innovationen nicht nur marktliche Verwertung bzw. marktinduzierte Anreize relevant. Ihre Genese und Diffusion vollzieht sich vielmehr primär im Medium von „living experiences“ und veränderungsorientiertem „capacitybuilding“ (Moulaert et al. 2005: 1972). Für jede Erfindung gilt, dass sie erst dann zu einer Innovation wird, wenn sie einen nennenswerten und nachvollziehbaren Grad der Verbreitung erreicht hat. Technische Innovationen werden mit ihrem Markterfolg8 als solche bezeichnet. Die Erfindung des Elektroantriebs für Automobile ist beispielsweise ebenso alt wie die des Verbrennungsmotors, der sich am Markt über Jahrzehnte als weitgehend alternativlose Antriebstechnik durchgesetzt hat. Erst mit dem Einzug des Elektroantriebs in den Serienfahrzeugbau wird daraus jedoch eine innovative Antriebstechnologie.
8
Die Argumentation von Gillwald, wonach technische und soziale Innovationen sich in punkto Diffusion dadurch unterscheiden, dass erstere mit dem Zeitpunkt des Markteintritts (Innovation vor Diffusion) so heißen und letztere erst im Zuge ihrer Verbreitung so genannt werden (Innovation durch Diffusion), halten wir in diesem Zusammenhang für wenig brauchbar. In beiden Fällen ist Verbreitung und eine dementsprechende ‚soziale Akzeptanz’ das entscheidende Kriterium, welches aus einer Erfindung, einer Problemlösung oder einem Experiment eine Innovation macht. Die spezifische Differenz liegt vielmehr darin, dass das Medium der Diffusion im Falle technischer Innovationen ausschließlich der Markt ist (was – insbesondere mit Blick auf die Durchsetzung technologischer Basisinnovationen dessen kulturelle, politische und gesellschaftliche Präformation als maßgebliche Bedingung dafür, wie das Neue in die Welt kommt (vgl. die Arbeiten der Abteilung „Kulturelle Quellen von Neuheit“ am Wissenschaftszentrum Berlin – http://www.wzb.eu/gwd/kneu/), freilich miteinschließt).
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
Für soziale Erfindungen gilt, dass sie erst dann zur sozialen Innovation werden, „when introduced into a new setting“ (Conger 2003), wenn sie breit angenommen und angewendet und so als „folgenreiche Einführung einer Neuerung in einem sozialen System“ (Gerber 2006: 13) praktisch wirksam werden. „Wenn im Prozess der Umsetzung und Verbreitung aus einer sozialen Idee eine soziale Innovation wird, trägt diese zur Bewältigung konkreter Problemstellungen und zur Befriedigung eines in der Gesellschaft vorhandenen Bedürfnisses bei“ (ZSI 2008: 7); beispielsweise auch in Gestalt neuer und vermarktbarer Dienstleistungen/Dienstleistungskonzepte. Das entscheidende Kriterium, wonach aus einer sozialen Erfindung eine soziale Innovation wird, ist ihre Institutionalisierung bzw. ihre Transformation in eine soziale Tatsache, die durch geplante und koordinierte Handlungen, „active dissemination“, oder durch ungeplante Diffusion (Greenhalgh et al. 2004) erfolgende Implementation und Verbreitung eines neuen sozialen Faktums oder sozialen Tatbestands (Durkheim 1984). Im Laufe des Diffusionsprozesses, der im Falle von technischen wie auch sozialen Innovationen idealtypisch mehrere von einander unterscheidbare Phasen – vom Agenda setting, über das matching, redefining, clarifying, bis hin zum routinizing – durchläuft (vgl. Rogers 2003), wird jede Innovation kontextspezifisch transformiert. Im Fall von sozialen Innovationen übernehmen gesellschaftliche Gruppen und/oder Akteure verstärkt die Rolle, welche der Markt für technische Innovationen spielt.9 „Die ‚soziale Ak-
9
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In ihrer Studie „In and out of sync. The challenge of growing social innovations“ untersuchen Mulgan et al. die Bedingungen für die erfolgreiche Diffusion sozialer Innovationen – und leiten daraus Handlungsempfehlungen ab. „There are frequently strong pulls from politics, public agencies, civil societies and the public for specific social innovations, and strong pushes from people with creative ideas. However there is a striking absence of institutions that link the two. […] Their weakness makes it difficult for promising social innovations to get through periods of difficulty and underperformance that characterise even the most successful ideas.”(ebd.: 5) Insofern sind für die Autoren Organisationen notwendige Akteure bei der Diffusion sozialer Innovation (vgl. ebd.: 9).
KONTUREN UND DIMENSIONEN
zeptanz‘ der Innovation führt zur Verbreitung, zur Institutionalisierung und dem schließlich folgenden Verlust des Neuheitscharakters.“ „Ausbreitung („Diffusion“), Übernahme und Adaptierung von sozialen Innovationen erfolgen definitionsgemäß nicht in ausschließlich individuell, sondern immer in sozial geformten Lebenswelten“ bzw. Figurationen (Hochgerner 2009). Die Institutionalisierung sozialer Innovationen „kann kein gesellschaftlicher Akteur im Alleingang“ (Gerber 2006: 12) bewerkstelligen, sondern setzt ihre Diffusion oder Dissemination voraus, die wiederum auf Bewertung und Akzeptanz der Auswirkungen der neuen sozialen Praxis durch Zielgruppen und Betroffene beruht. Insofern sind soziale Innovationen sehr viel kontextabhängiger und in ihrer konkreten Ausprägung spezifischer als technologische. Sie müssen, da weder patentierbar noch durch Urheberrecht geschützt, sehr viel stärker auf die spezifischen gesellschaftlichen Kontexte bzw. Felder abgestimmt und in diesen sozial akzeptiert sein (vgl. HoffmannRiem 2008: 604). Die Diffusionschancen sozialer Innovationen sind in der Regel dort am größten, wo etablierte Institutionen nicht oder nur marginal agieren bzw. unter dem Gesichtspunkt der Problemlösung versagen, wie z.B. in den Bereichen häusliche Pflege, umweltbewusstes Verhalten, nachhaltiger Konsum, aktives Altern, sozial verantwortliches Wirtschaften. In diesem Sinne sind sie, wie Kesselring und Leitner (2008) ausführen, – ebenso wie technische Innovationen – zunächst einmal nicht an wirtschaftlichen Erfolgskriterien zu messen. Eine soziale Innovation ist zunächst nichts anderes, als eine intendierte Veränderung sozialer Handlungspraxen, die in welcher Weise auch immer zur Bewältigung konkreter sozialer Problemstellungen und/oder zur Befriedigung von Bedürfnissen spezifischer gesellschaftlicher Akteure beiträgt. Erst durch die Eingebettetheit in einen spezifischen gesellschaftlichen Kontext kommen weitere Bewertungsmaßstäbe zur Geltung, die dann allerdings häufig erst darüber entscheiden, ob eine soziale Erfindung zur sozialen Innovation wird. Diese variieren naturgemäß mit den jeweils tangierten gesellschaftlichen Funktionssystemen – z.B. Politik, Recht, Wissenschaft, Wirtschaft etc. –, thematischen Gegenstandsbereichen – z.B. soziale Sicherung, Familie, Bildung etc. – sowie inhaltlichen Referenzfeldern – z.B.
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
Nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz, Gender-Mainstreaming etc. (vgl. Hoffmann-Riem 2008: 592 und 596 f.). Dabei können soziale Erfindungen (anders als technologische) unterschiedliche, allerdings in der Regel eng miteinander verkoppelte Diffusions- und/oder Disseminationswege einschlagen. Sie können sowohl über den Markt (z.B. als neue Dienstleistungen, Geschäftsmodelle, Versorgungs- und Nutzungskonzepte), als auch über technologische Infrastruktur („web based social networking“), über soziale Netzwerke und soziale Bewegungen (Gender-Mainstreaming), über staatliche Vorgaben und Förderung, über intermediäre und selbstorganisierte Institutionen wie Stiftungen, in inter- und intraorganisationalen Prozessen, über das Wirken von charismatischen Persönlichkeiten (Mumford 2002; Illouz 2008), über „living experiences“ und verschiedenste Formen der Kommunikation und Kooperation sowie von veränderungsorientiertem „capacitybuilding“10 (Moulaert et al. 2005: 1972) Gestalt annehmen und verbreitet werden. Im Prozess der Ausbreitung geraten soziale Innovationen üblicherweise in Konkurrenz und Konflikt mit bisherigen Praktiken und Routinen bis hin zu ihrer „schöpferischen Zerstörung“ (Schumpeter 1964). Erfolgsentscheidend für ihre Diffusion, das heißt für den Kommunikationsprozess, durch den soziale Ideen und Erfindungen sich über die in einem sozialen System bestehenden Kommunikationswege ausbreiten, ist letztlich – nicht in einem betriebswirtschaftlich verengten Sinne gemeint – „to make the innovations economically viable“ (Murray et al. 2008: 16), d.h. ihre Kompatibilität mit der praktischen Rationalität in bestimmten Handlungsfeldern bzw. ihre „Nützlichkeit“ aus Sicht der (künftigen) Adopter. Dieser Prozess verläuft auch außerhalb des Steuerungsmediums Markt analog der in der Marketingforschung gebräuchlichen Adoptionskurve, mit der die Markteinführung und -durchdringung eines neuen Produktes nachgezeichnet wird. Den zunächst wenigen überzeugten, experimen-
10 „[…] it concerns factors such as the capacity of members of a community to act together rather than to become devided and fragmented; and to be able to modify, or even transform, existing ways of life“ ebenso wie „the capacity to respond actively and positively” (Giddens 2009: 163).
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KONTUREN UND DIMENSIONEN
tierfreudigen und risikobereiten „Innovatoren“ folgen die „frühen Adopter“, die Opinion Leader für den innovationsbereiten Mainstream. Diesem folgen die eher innovationsverhaltene ‚späte Mehrheit’ und schließlich die Gruppe der konservativen ‚Nachzügler’. Damit ist der Diffusionsprozess abgeschlossen und die Innovation durchgesetzt. Sowohl mit Blick auf den Diffusionsprozess von technischen, materiellen Innovationen als auch mit Blick auf institutionelle und soziale Innovationen spielen dabei Netzwerkbeziehungen eine entscheidende Rolle (vgl. Okruch 1999; Valente 1994). Im Zusammenhang mit der Transformation der Industriezur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft und der damit einhergehend steigenden Marktrelevanz von neuen Dienstleistungsangeboten einerseits und der zunehmenden Verkopplung von sozialen und technologischen Innovationen im Zuge der mit ‚Web 2.0’ umschriebenen Entwicklung andererseits gewinnt die Diffusion im Sinne der Markteinführung und -durchdringung zunehmend an Bedeutung.11 Nach Pelka/Kaletka wird Web 2.0 als „die Gesamtheit der interaktiven und kollaborativen Angebote definiert, die sich durch leicht erlernbare und intuitive Bedienbarkeit auszeichnen und Nutzern ohne nennenswerte technologische Hürden die Erstellung, Wartung und Veröffentlichung von ‚user generated content’ ermöglichen“ (2010: 158). Die Technologie selbst ist „leer“. Die unter Diffusionsgesichtspunkten relevante – soziale – Innovation besteht in der Umsetzung und Diffusion des UserGenerated-Content-Ansatzes in neuen Formen der Zusammenarbeit und Kommunikation. Auch wenn es sich hier unter dem Gesichtspunkt der Diffusion nicht um (ausschließlich) marktinduzierte Anreize handelt, so können derartige soziale Innovationen doch stets auf dem Wege sein, „in einen Prozess der Vermarktung integriert zu werden“, z.B. über die Veräußerung von erfolgreich implementierten Plattformen und ihren weiteren Betrieb durch kommerziell orientierte Unternehmen (HoffmannRiem 2008: 592) oder aber über Prozesse der „interaktiven Wertschöpfung“ (Reichwald/Piller 2006). 11 Einen Überblick über die Diffusion von (sozialen) Innovationen im Bereich gesundheitsbezogener Dienstleistungen geben Greenhalgh et al. 2004.
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6 . Soz iale Innovation als Forsc hungs the ma und -ge ge ns tand Wir haben uns im letzten Kapitel mit den Dimensionen sozialer Innovation beschäftigt und die Konturen eines sozialwissenschaftlichen Konzepts sozialer Innovation beschrieben. Zur weiteren Konturierung des Konzeptes werfen wir im folgenden Kapitel einen Blick auf unterschiedliche Forschungsthemen und -gegenstände, in denen das Thema „Soziale Innovation“ eine zentrale Rolle spielt. Schon Gillwald hat in ihrem Überblick zu den Konzepten sozialer Innovation auf die Vielfalt möglicher Erscheinungsformen und Anwendungsfelder sozialer Innovationen verwiesen (Gillwald 2000: 5). Dabei hat sie ausgewählte Beispiele sozialer Innovationen drei großen gesellschaftlichen Funktionsbereichen – der Bürgergesellschaft, der Wirtschaft und dem Staat – zugeordnet. Soziale Innovationen im Bereich der Bürgergesellschaft sind nach Gillwald z.B. der Bedeutungszuwachs nichtehelicher Lebensgemeinschaften oder die Umweltbewegung, im Bereich der Wirtschaft die Einführung der Fließbandarbeit, Qualitätsmanagement und von Fast-Food-Ketten, im Bereich staatlichen Handelns die Einführung der Sozialversicherung und die in den 1970er Jahren eingeleitete Gebietsreform (Gillwald 2000: 3 f.).
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
Übersicht 1: Beispielfälle sozialer Innovation Aus dem privaten Bereich („Bürgergesellschaft“) Umweltbewegung: In der Bundesrepublik seit den späten 1960er Jahren gebildete Gruppen und Organisationen von Bürgerinitiativen für den Umweltschutz mit dem Leitgedanken, ökologischen Anliegen über ein Einwirken auf die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse zum Erfolg zu verhelfen. Nicht-eheliche Lebensgemeinschaft: Seit den 1960er Jahren in der Bundesrepublik zunehmende Form auf Dauer angelegter Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Männern und Frauen im heiratswilligen Alter ohne formelle Eheschließung; zum Teil mit Kindern, auch aus früheren Partnerschaften. Aus der Wirtschaft Fließbandarbeit: Art der Fertigungsorganisation mit Anordnung der Betriebsmittel und Arbeitsplätze nach Abfolge der Arbeitsgänge bei vorgegebenem Arbeitstempo; verbesserte Entlohnung der Fließbandarbeiter u.a. zur Erschließung neuer Kundenpotentiale; ab ca. 1915 in Deutschland eingesetzt. Fast-Food-Ketten: In den 1970er Jahren in Deutschland eingeführte Betriebe der sogenannten System-Gastronomie, die eine begrenzte Anzahl industriell vorgefertigter Schnellgerichte zur Selbstbedienung anbieten; meist Lizenznehmer, mit hochgradigem Reglement durch die Zentrale („Franchising“). Aus dem staatlichen Bereich Sozialversicherung: (Bismarcksche Gesetzgebung zur Sozialversicherung): Regelungen im Deutschen Reich zur Krankenund Unfallersicherung, Invaliditäts- und Alterssicherung unter staatlicher Regie, zunächst für politisch umworbene Teile der Arbeiterschaft; erlassen zwischen 1880 und 1890. Gebietsreform: Flächendeckende, in den 1970er Jahren durchgeführte kommunale Neugliederung einiger westdeutscher Bundesländer zur Bildung größerer Verwaltungseinheiten, teilweise unter Festlegung neuer Ortsnamen. (Ähnliche Reformen wurden in Ostdeutschland nach 1990 vorgenommen.) Quelle: Gillwald 2000: 3f.
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SOZIALE INNOVATION ALS FORSCHUNGSTHEMA
Auch Kesselring und Leitner schlagen zur Parallelisierung der Begriffe technische und soziale Innovation vor, letzteren deutlicher, als dies beispielsweise bei Zapf (1989) der Fall ist, auf einen konkreten gesellschaftlichen Kontext zu beziehen (vgl. Kesselring/Leitner 2008: 21). Sie nennen in ihrer Arbeit u.a. die Bereiche Unternehmen, Dienstleistungen, Politik, Lebensstile (vgl. ebd.: 10) als mögliche Anwendungsfelder sozialer Innovation. Mit Blick auf die internationale Debatte wird in Kapitel 6.1 zunächst nachgezeichnet, auf welche thematischen und Anwendungsfelder sich die neuere empirische Forschung zu sozialen Innovationen konzentriert. Anschließend wird auf den dabei zunächst ausgeblendeten, aber zunehmend bedeutsamen Zusammenhang von Dienstleistungs- und sozialen Innovationen näher eingegangen (6.2) und gezeigt, dass die bundesdeutsche sozialwissenschaftliche Diskussion zum Thema durch den Diskurs um Strategien einer nachhaltigen Entwicklung in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung erfahren hat (6.3).
6 . 1 F o r s c h u n g s f e l d e r s o z i a l e r I n n o va t i o n in der internationalen Debatte In der internationalen Debatte kristallisieren sich erste forschungsfeldbezogene Ansätze heraus, soziale Innovationen als eigenständigen Innovationstyp zu behandeln und vermehrt als Gegenstand empirischer Untersuchungen zugänglich zu machen. Moulaert et al. (2005: 1973 ff.) identifizieren vier Forschungsfelder, in denen das Konzept sozialer Innovation in der sozialwissenschaftlichen Forschung neuerdings vermehrt Anwendung findet: in der Management- und Organisationsforschung, in Untersuchungen zum Zusammenhang von Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen, in der Kreativitätsforschung und im Zusammenhang mit Prozessen der lokalen und regionalen Entwicklung. In den 1990er Jahren war das Thema fast ausschließlich der management- und unternehmensbezogenen Literatur vorbehalten. „In this literature, emphasis is put on the role of ‘improvements’ in social capital which can subsequently lead to betterworking (more effective or efficient) organisations in the economy and thereby generate positive effects in terms of social in-
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
novation across the sector.“ Als interessanter ‚spin-off’ erweisen sich nach Ansicht der Autoren Studien zur sozialen Innovation im Non-Profit-Sektor (siehe z.B. Stanford Social Innovation Review, http://www.ssireview.org/). In diesem Forschungsfeld lassen sich vielfältige Bezugspunkte zur langen Traditionslinie der Arbeitsforschung in Deutschland herstellen. Implizit spielt das Thema soziale Innovation hier seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Standen in den 1970er Jahren die Humanisierung der Arbeit und später dann die Sozialverträgliche Technikgestaltung im Fokus der Forschung, so tritt seit Anfang der neunziger Jahre die Frage nach der Innovationsfähigkeit von Gesellschaft und Unternehmen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.1 „Innovationsfähigkeit ist bereits heute der zentrale Ansatzpunkt für Wachstum und Beschäftigung.“ (BMBF 2005: 3) Der Begriff der Innovationsfähigkeit hat dabei vielfältige Facetten und Bezugspunkte. Wenn der Begriff der Innovationsfähigkeit verwendet wird, dann geht es in der Regel um die sozialen und institutionellen Voraussetzungen erfolgreicher (i.d.R. technologischer) Innovationen. Während sich die Debatte um nationale und regionale Innovationssysteme vorwiegend mit den strukturellen, politischen und institutionellen Voraussetzungen der Innovationsfähigkeit auf nationaler und regionaler Ebene beschäftigt, stehen im Programm „Arbeiten – lernen – Kompetenzen entwickeln – Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt“ insbesondere management- und arbeitsbezogene Aspekte der Innovationsfähigkeit im Mittelpunkt des Interesses. Hier sind die Begriffe Organisation/Qualifikation/ Technik/Gesundheit von zentraler Bedeutung. Feststellbar ist, dass sich die Arbeitsforschung bereits früh von der Idee eines umfassenden Innovationsverständnisses hat leiten lassen. Gerade in ihrer Analyse der komplexen Zusammenhänge zwischen sozialen und technologischen Innovationsprozessen in Unternehmen hat die Arbeitsforschung auf ihrem Gebiet wichtige Anstöße für ein umfassendes Innovations1 Die Entwicklung findet ihren Ausdruck in der Abfolge zentraler Förderprogramme von der „Humanisierung der Arbeit“, über „Arbeit und Technik“ bis hin zum Programm „Innovative Arbeitsgestaltung und Zukunft der Arbeit“.
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SOZIALE INNOVATION ALS FORSCHUNGSTHEMA
verständnis geleistet.2 Dabei hat sie ein starkes Augenmerk auf die soziale und „menschliche Seite der Innovation“ gelegt und die große Bedeutung menschlicher Arbeit im Innovationsgeschehen betont. Der Traum von der menschenleeren Fabrik, der noch bis in die Ende der 1980er Jahre hinein manche Diskussion bestimmte, ist inzwischen weitgehend ausgeträumt (Schmauder 2007: 22). Erfolgreiche Innovationsprozesse sind nicht mehr in erster Linie Resultate des Handelns einer einzelnen Unternehmerpersönlichkeit, sondern vielmehr „Ensembleleistungen“ (Volkholz 2007: 48). Mit der Betonung der sozialen Voraussetzungen von Innovationsprozessen in Unternehmen und Netzwerken sowie der Fokussierung auf Arbeit als zentrale Ressource lassen sich zentrale Anknüpfungspunkte an die internationale Organisationsforschung benennen (vgl. Moldaschl 2006).3 Gerade am Beispiel arbeits- und managementbezogener Veränderungsprozesse in Unternehmen lässt sich die Tragweite und Bedeutung des Konzeptes sozialer Innovationen für die erfolgreiche Gestaltung solcher Prozesse belegen (vgl. Kesselring/Leitner 2008; Howaldt et al. 2007). Angesichts einer zunehmenden Bedeutung von Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft sowie einer Erhöhung der Innovationsgeschwindigkeit rückt die Frage nach einem angemessenen Innovationsmanagement verstärkt in den Mittelpunkt des Interesses von Wissenschaft und Praxis (vgl. Lazonick 2005; Stock-Homburg/Zacharias 2009). Für Hermann Simon sind „Innovationen […] eines der Fundamente, auf denen
2
3
Vgl. u.a. die Beiträge in Ludwig et al. 2007, Streich/Wahl 2007 sowie Gatermann/Fleck 2010, in denen aktuelle Erkenntnisse der Arbeitsforschung dargestellt werden. Hier bieten sich im Hinblick auf die arbeits- und managementbezogene Innovationsforschung wichtige Anknüpfungspunkte in der internationalen Managementforschung und ihrer Hinwendung zu den organisationalen Fähigkeiten, Kompetenzen und Ressourcen. Begriffe wie „Absorptive capacity“ (Cohen/Levinthal 1990), „Dynamic Capabilities“ (Teece et al. 1997), „Strategic Change Capabilities“ (Pettigrew/Whipp 1993) beschreiben zentrale Konzepte dieser Forschungsrichtung. Einen guten Überblick über diese Debatte und ihre internen Differenzierungen geben Moldaschl 2006 und Beinhocker/Bertheau 2007).
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die Marktführerschaft der Hidden Champions beruht“ (Simon 2008: 221). Als „Hidden Champions“ bezeichnet Simon mittelständische Unternehmen, die 70 bis 90 Prozent der Weltmarktanteile halten und ihre eigenen Märkte meist weltweit dominieren. Sie ziehen es vor, im Verborgenen zu agieren und ihren eigenen – erfolgreichen – Weg zu gehen, anstatt sich an den ganz großen Unternehmen zu orientieren. Er geht davon aus, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts diese Unternehmen in eine Phase massiver Innovationen eingetreten sind und die Fähigkeit zur Innovation immer mehr zu einer zentralen Voraussetzung zum Erhalt und Ausbau ihrer Wettbewerbsfähigkeit wird. In der managementbezogenen wissenschaftlichen Diskussion tritt die bewusste Organisation der Innovationsprozesse im Sinne einer die Unternehmerfunktion ablösenden bzw. ergänzenden „Veralltäglichung von Innovationen“ (Blättel-Mink 2006: 81) in den Mittelpunkt des Interesses und Qualitätsmanagement wird als ein zentraler Lern- und Innovationsmechanismus in Organisationen diskutiert (vgl. Franz 2010). Diese Entwicklungen lassen sich als Ausdruck des beschriebenen Paradigmenwechsels des Innovationssystems betrachten (vgl. Beerheide et al. 2010). Dabei bestimmen neue Wirtschaftszweige und Branchen zunehmend das Bild von Wirtschaft und Gesellschaft und verändern die Modi von Produktion und Innovation. So haben sich beispielsweise im Bereich der ITIndustrie neue Produktions- und Innovationsstrukturen im globalen Maßstab herausgebildet, in deren Mittelpunkt das „Partnermanagement als eine strategische Funktion von Unternehmen“ (Boes/Trinks 2007: 86) steht. In neuen „Leitbranchen“ lassen sich in einem relativ frühen Stadium zentrale Fragen des modernen Innovationsmanagements von Unternehmen wie auch der Innovationspolitik entwickelter Volkswirtschaften untersuchen (vgl. ebd.). In diesem Transformationsprozess spielen insbesondere Konzepte der ‚Open Innovation’ eine wichtige Rolle (vgl. Reichwald/Piller 2006 sowie Rode-Schubert 2006: 215). Allerdings müssen diese Konzepte als Teil umfassender Veränderungsprozesse interpretiert werden. So weitet insbesondere die Diskussion um das ‚Entreprise 2.0’ den Blick auf die sozialen Dimensionen dieses Wandels und ihre grundlegende Bedeutung für die Gestaltung und das Management von
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Organisationen (vgl. Tapscott/Williams 2009 sowie Hamel 2009). Solche Veränderungsprozesse lassen sich nicht durch oberflächliche Anpassungen erreichen, sondern erfordern eine tiefe Durchdringung der Wertschöpfungs- und Innovationsprozesse bis auf die Ebenen der Arbeitsorganisation, Kommunikationsund Kooperationsstrukturen, Unternehmenskultur und -führung, Kompetenzanforderungen und eines reflektierten Technologieeinsatzes. Funktionalitäten und Arbeitsaufgaben lassen sich dabei nicht mehr sinnvoll nach dem hierarchischen Muster Steuern (Zentrum) und Ausführen (Peripherie) ‚splitten’, sondern sind als duale Einheit, die sich in spezifischen Mischungen aus Innovationsaufgaben und Alltagsaufgaben reorganisiert, zu sehen (vgl. Wohland/Wiemeyer 2006). Damit wird eine Suchrichtung eröffnet, die künftige Anforderungen und Kompetenzen vom Management bis hin zum/zur „einfachen“ Mitarbeiter/Mitarbeiterin im Innovationsgeschehen nicht nur aus organisationalen Binnenstrukturen ableitet, sondern die Interaktion mit externen Wissensträgern mit in den Blick nimmt. Die Umsetzung eines neuen Innovationsmanagements und die daraus folgenden Veränderungen und Anpassungen in Unternehmen bedeuten eine tiefgreifende soziale Innovation (vgl. Howaldt/Beerheide 2010). Eine forschungsfeldübergreifende Perspektive beginnt sich dabei im Zusammenhang mit aktuellen Entwicklungen im Bereich der Managementforschung an der Schnittstelle von neuen technologischen Entwicklungen und veränderten Managementkonzepten herauszubilden. Diskussionen zum Wissensmanagement (Ciesinger et al. 2005 sowie Howaldt 2010), zur „open innovation“ (Piller 2004) oder dem ‚Unternehmen 2.0’ untersuchen die Entwicklung neuer Managementkonzepte im Zusammenhang mit den Web-2.0-Technologien (vgl. Klotz 2008; Howaldt/Beerheide 2010 sowie Pelka/Kaletka 2010). Hier lassen sich wichtige Bezugspunkte zu einem Forschungsfeld entdecken, welches sich im Kontext der Entwicklung der neuen Informations- und Kommunikationstechniken und insbesondere der mit ‚Web 2.0’ umschriebenen „interaktiven Wertschöpfung“ – „eine wegweisende soziale Innovation globalen Ausmaßes“ – herausbildet (Hoffmann-Riem 2008: 602). Einerseits gehören soziale Netzwerke und Communities
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anerkanntermaßen zu den Treibern der Entwicklung (vgl. Schenk 2008: 28). Andererseits verändern die neuen technologischen Möglichkeiten eingespielte Kommunikationsroutinen auf allen gesellschaftlichen Ebenen – mit weitreichenden sozialen Folgen. Insofern verwundert es nicht, dass die Autoren der Studie „Zukunft & Zukunftsfähigkeit der deutschen Informations- und Kommunikationstechnologie“ betonen: „Positive Treiber und Hebel, die eine weitere Diffusion der Internetnutzung in Deutschland fördern, liegen zu allererst im Bereich der Bildung. […] Hier gilt es, entsprechende finanzielle, infrastrukturelle und vor allem didaktische Mittel bundesweit einheitlich bereitzustellen“ (Münchner Kreis et al. 2008: 12). Ein zweites, von Moulaert et al. identifiziertes Forschungsfeld stellen interdisziplinäre Forschungskonzepte dar, die sich – quasi grenzüberschreitend – mit dem Zusammenhang von „Business success and social/environmental progress“ auseinandersetzen. Diesem Forschungsstrang kommt besondere Bedeutung für die Diskussion um die social economy und ihre Verbindung zur market economy zu (Moulaert et al. 2005: 1974). Wichtige Bezugspunkte auf europäischer Ebene bildet darüber hinaus die Debatte zur Corporate Social Responsibility (CSR). Mit dem Grünbuch „Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“ (Europäische Kommission 2001) wurden die Grundsteine für die Umsetzung dieses Konzepts gelegt (vgl. Groß/Schwarz 2010: 114 ff.). Die neuere sozial- und betriebswirtschaftliche Diskussion formuliert zunehmend Kritik an der bislang stark auf komplementäre Effekte für „die Gesellschaft“ einerseits und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe andererseits fokussierten Perspektive im Zusammenhang mit CC und CSR (vgl. z.B. Schreck 2009; Bertelsmann Stiftung 2005; Steger/Salzmann 2006). Demgegenüber wird in einer kulturalistischen Perspektive die Aufmerksamkeit stärker auf den Zusammenhang von Kompetenzen und gesellschaftlicher Verantwortung gelenkt (vgl. Antoni-Komar/Pfriem 2009): Welche Kompetenzen haben ökonomische Akteure für gesellschaftliche Entwicklungen und die Durchsetzung von sozialen Innovationen, für eine eigenständige verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit bestimmten gesellschaftlichen Problemen und darauf bezogenen Lösungsansätzen, für die Wahrnehmung, die Reflexion und die Neuinterpretation von eingeschlif-
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fenen Routinen und die Entwicklung von kreativen Angeboten? Damit verbunden stellt sich die Frage, wie diese Kompetenzen zu entwickeln und auszubauen sind. Auch die Debatte um local und regional Governance (vgl. Holtkamp 2007; Fürst 2007) hebt darauf ab, Entwicklungen auf lokaler und regionaler Ebene mithilfe flexibler und innovativer Lösungsfindungen zugunsten der Gemeinwohlperspektive voranzutreiben. Dabei stehen netzwerkartige Formen der gesellschaftlichen Selbststeuerung mit Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die Lernprozesse und die Generierung und Verfügbarmachung von Wissen für Gemeinwesen bezogene Problemlösungen bzw. soziale Innovationen begünstigen, im Mittelpunkt des Interesses. Auch aus dieser Perspektive betrachtet ist die Frage nach den gesellschaftlichen Gestaltungskompetenzen und der aktiven Einbindung von Unternehmen in konkrete Gemeinwesenprojekte, nach den dies unterstützenden Ansatzpunkten und Möglichkeiten einer Vernetzung der relevanten Akteure von zentraler Bedeutung und eine große praktische Herausforderung. Ein dritter Forschungsstrang beschäftigt sich im Kontext der Kreativitätsforschung mit sozialen Innovationen, die – wie im Zentrum des schumpeterschen Innovationsverständnisses4 – auf das Wirken von charismatischen Persönlichkeiten zurückgehen (vgl. z.B. Mumford (2002) in seinen Studien zu Benjamin Franklin). Der vierte und letzte von den Autoren beschriebene Forschungsstrang beschäftigt sich mit dem Thema vor dem Hintergrund lokaler und regionalen Entwicklungsvorhaben. In Europa sind Forschungen zum Thema soziale Innovation unter der regionalen Perspektive seit Ende der 1980er Jahre insbesondere von Louis Laville und Frank Moulaert initiiert worden. Die Anregungen wurden in Kanada insbesondere von CRISES aufgenommen und seitdem in einer großen Anzahl von Forschungsvorhaben weitergeführt. Am Schnittpunkt zwischen sozialer Ökonomie und regionaler Entwicklung liegt auch der Schwerpunkt einer Publikation, 4
„Der Vorgang ist […] in der Regel der, daß der neue Gedanke von einer kraftvollen Persönlichkeit aufgegriffen und durch ihren Einfluß durchgesetzt wird.“ (Schumpeter 2006: 543)
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in der die Ergebnisse einer Konferenz des RLDLW, die unter Federführung von CRISES in Montreal 2008 durchgeführt wurde, unter dem Titel „Social Innovation, the Social Economy and World Economic Development“ (Harrisson et al. 2009a) zusammengefasst werden. „Social-economy has become one of the most dynamic sectors of the world economy. There are some 800 million people active within it on all continents.“ (Széll 2009: 1) Dabei gehen die Veranstalter davon aus, dass „the concept of social innovation has been rapidly thrown out of anonymity over the last twenty years in Western Societies. Indeed it started from rare use for the designation of new trends with society to a common application of a new social phenomenon. Its sources are numerous and various. Social Innovation has spread out through wide-ranging organizations and associations in communities, territories and societies“ (Harrisson et al. 2009: 7). Die Karriere des Konzepts wird als Reaktion auf die wachsende soziale und ökonomische Krise und die Probleme des Wohlfahrtsstaates gesehen, welche neue soziale Arrangements notwendig werden lasse (vgl. ebd.: 12). „Civil society takes the lead through economic and social initiatives. Social innovations result from a strain in the institutions and systems that support the development of individuals and communities.“ (Ebd.) Gerade dieser Bedeutungsgewinn macht die Arbeit am Konzept sozialer Innovation zu einer wichtigen Zukunftsaufgabe. „Accordingly it acquires broadened significations that need some new interpretations. But what is ‘social innovation’ all about?“ (Harrisson et al. 2009: 7) Dabei nehmen die Organisatoren bewusst eine globale Perspektive ein und beziehen in die konzeptionelle Diskussion Entwicklungstrends in den Schwellenländern gezielt mit ein: „[…] social innovations have huge impacts on national and regional economies as their sources come from the citizen living in specific locations. Many initiatives presented in this volume are a social response by civil society to poverty, precarious employment, job losses, long-term unemployment, delocalisation and de-industrialisation. The economic dimension of social innovation and social economy is hard hitting. The latter is also connected with new issues in the economic development such as reneweable energy and microfinance.“ (Ebd.: 15 f.) Als wichtige treibende Kraft so-
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zialer Innovationen erweisen sich nach Ansicht der Autoren soziale Werte (vgl. ebd.: 11). Vor dem Hintergrund der hier dokumentierten Erfahrungen und versammelten Beiträge erweist sich die Frage der Verbreitung und Finanzierung sozialer Innovationen als ein zentrales Problem. Mit den spezifischen Bedingungen der Diffusion und Verbreitung sozialer Innovationen beschäftigen sich die Forschungsarbeiten von Mulgan et al. (2007) im Kontext von NESTA (National Endowment for Science, Technology an the Arts). Ausgehend von einer ebenfalls stark wertbezogenen Definition sozialer Innovation – „We define social innovation as the development and implementation of new ideas (products, services and models) to meet social needs.“ (Ebd.: 9) – gehen die Autoren in ihren empirischen Forschungsarbeiten der Frage nach der Verbreitung und Diffusion sozialer Innovationen über den Kontext ihrer Entstehung hinaus nach. Damit greifen sie eine zentrale Fragestellung im Hinblick auf die Besonderheit sozialer Innovation auf (vgl. Kap. 5.5) und machen sie zum Gegenstand empirischer Forschung. Soziale Innovationen sind nach Ansicht der Autoren überall dort von Bedeutung, wo Märkte und bestehende öffentliche Institutionen versagt haben. Dabei versuchen sie fallbezogen den spezifischen (!) Bedingungen erfolgreicher Diffusion sozialer Innovationen auf die Spur zu kommen und stellen fest, dass auch soziale Innovationen ein professionelles Innovationsmanagement benötigen. Soziale Innovationen – so die Autoren – verbreiten sich in der Regel nicht lediglich über „lifestyle choices“ (ebd.: 9) bzw. in Form einer kontrollierten Diffusion. Vielmehr kommt bei der erfolgreichen Verbreitung sozialer Innovation Organisationen eine entscheidende Bedeutung zu. Zur Professionalisierung der Arbeit sozialer Innovatoren und Investoren entwickeln die Autoren vor dem Hintergrund ihrer empirischen Fallstudien einen Handlungsleitfaden für soziale Innovatoren (vgl. ebd.: 25).
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6.2 Soziale Innovation in der Dienstleistungsforschung Ausgeblendet bleibt in dem Überblick über Forschungsfelder sozialer Innovation von Moulaert et al. der große Bereich der Dienstleistungsforschung, in dem das Thema soziale Innovation allerdings zunehmend an Bedeutung gewinnt. „Heute ist unsere Wirklichkeit in erster Linie die soziale Welt, also weder Natur noch Gegenstände, sondern Menschen, wie wir sie im wechselseitigen Bewusstsein unser selbst und der anderen erfahren.“ (Bell 1996: 375 f.) Was Anfang der 1970er Jahre noch als akademische Zukunftsvision erscheinen mochte, ist inzwischen längst zur gesellschaftlichen Realität geworden. „Bereits heute sind annähernd drei von vier Erwerbstätigen in der Dienstleistungswirtschaft beschäftigt. Um aber mit Innovationen „Services Made in Germany“ weltweit erfolgreich zu sein, müssen wir unsere traditionell hohe Innovationsleistung stärker auf Dienstleistungen ausweiten.“ (Impulskreis Dienstleistungen 2005: 9) Umstritten ist jedoch, ob mit dem spezifischen Charakter von Dienstleistungsinnovationen auch eine stärkere Fokussierung auf soziale Innovationen einhergehen sollte. So stehen Bienzeisler et al. mit Verweis auf den systemischen Charakter von Innovationen einer eigenständigen Betrachtung sozialer Innovationen in der Dienstleistungsforschung kritisch gegenüberstehen (vgl. Bienzeisler et al. 2010). Damit reproduzieren sie Vorbehalte, wie sie auch in der traditionellen technikfokussierten Innovationsforschung zu finden sind (vgl. z.B. BraunThürmann/John 2010). Dass sich Innovationen in kooperativen Dienstleistungssystemen in der Praxis kaum „trennscharf in technologische und soziale Innovationen unterteilen“ (Bienzeisler et al. 2010: 250) lassen, spricht allerdings nicht gegen eine theoretisch-analytische Differenzierung technologischer und sozialer Innovation. Im Gegenteil bildet diese – wie oben dargelegt – erst die Voraussetzung, zu einem umfassenden Innovationsverständnis zu gelangen. Dies ist umso bedeutender, als sich auch nach Ansicht von Bienzeisler et al. „das Verhältnis von technologischer und sozialer Innovation heute in neuer Form zu präsentieren“ (Bienzeisler et al. 2010: 250) scheint. Diese Veränderungen und die damit verbundene Herausbildung
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kooperativer Dienstleistungssysteme stellen „auch die Dienstleistungsforschung vor Herausforderungen, weil sich der Gestaltungs- und Optimierungsfokus von einer klar abgrenzbaren Kunden-Anbieter-Situation auf die verteilten Interaktionsund Kommunikationsprozesse im Dienstleistungssystem verschiebt“ (ebd.). Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist eine theoretisch-analytische Differenzierung von sozialen und technologischen Innovationen unerlässlich. Denn: „Innovation ändert ihr Gesicht auch, weil die Dienstleistungen an Bedeutung gewinnen.“ (Fischermann/Heuser 2009: o.S.) Schon heute lassen sich im Bereich der Dienstleistungen zahlreiche Beispiele für soziale Innovationen benennen, die in ähnlicher Weise in einen wirtschaftlichen Verwertungsprozess eingebunden sind wie technische Innovationen. Gillwald (2000) nennt in ihrer Untersuchung das Beispiel der FastFood-Ketten.5 Etliche weitere Belege für die wirtschaftliche Bedeutung sozialer Innovationen finden wir unter anderem auch in der Zwischenbilanz des Impulskreises Dienstleistungen (2005). Greenhalgh et al. (2004) geben einen systemischen Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu Innovationen im Bereich der gesundheitsbezogenen Dienstleistungen. Sie definieren Dienstleistungsinnovationen in diesem Zusammenhang „as a novel set of behaviours, routines, and ways of working that are directed at improving health outcomes, administrative efficiency, cost effectiveness or user’s experience and that are implemented by planned and coordinated action“ (Greenhalgh et al. 2004: 1). Heinze und Naegele (2010) arbeiten vor dem Hintergrund aktueller Trends im Bereich sozialer Dienstleistungen mit einem erweiterten Innovationsverständnis, in dem soziale Innovationen einen eigenständigen Stellenwert einnehmen.6 Ihre 5
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„Die große Neuerung von McDonald’s bestand in einer technisch anspruchslosen Kombination von Fertigessen, Selbstbedienung und Vermarktung – und doch hat dieses Fast-Food-Unternehmen die Welt verändert.“ (Fischermann/Heuser 2009) Vgl. zum Thema soziale Innovationen in sozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen auch Köhler/Goldmann 2010. Die Autorinnen betonen nicht nur die häufig unterschätzte Bedeutung von Innovationen in diesen Bereichen. Zugleich öffnen sie den Blick auf ein breites Innovationsverständnis, in dem or-
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Kernthese lautet: „Die zunehmende Bedeutung des Dienstleistungssektors und in unserem Kontext der sozialen Dienste erfordert die Erweiterung des Innovationsbegriffs um die Neukonfiguration sozialer Arrangements.“ In dem von Ihnen verwendeten Innovationsbegriff werden „soziale, organisatorische und institutionelle Neuerungen explizit integriert und der Blick auf heterogene Akteure, Interdisziplinarität und Reflexivität gerichtet.“ Dabei gehen die Autoren davon aus, dass soziale Innovationen „nicht nur im Feld der Lösung sozialer Probleme, sondern aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive weiter an Bedeutung gewinnen.“ Ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Gelingen sozialer Innovationen sei dabei das Entstehen von Innovationsnetzwerken, „in denen die verschiedenen Akteursgruppen – fokussiert auf eine Thematik (wie z.B. im Bereich der hier behandelten integrierten Versorgung) – in einem interaktiven Prozess neue Wege im sozialen Wandel einschlagen.“ Darüber hinaus werden soziale Innovationen sich dann durchsetzen, wenn es gelingt, „in gesellschaftlich nützlichen Bereichen neue Wachstumsfelder für Wirtschaft und (nicht prekäre) Beschäftigung zu schaffen. Erst durch den Bezug auf gesellschaftliche Nützlichkeit – hierauf hat z.B. Zapf (1976) schon sehr früh hingewiesen – wird aus unserer Sicht eine soziale Innovation zu einer wirklichen Innovation.“ (Heinze/Naegele 2010: 298) Auf der Suche nach dem spezifischen Charakter von Dienstleistungsinnovationen beschäftigen sich Jacobsen und Jostmeier (2010) mit der besonderen Bedeutung des Handelns der NutzerInnen, die ein neues Dienstleistungsangebot aktiv aufnehmen müssen, damit es sich als Innovation durchsetzt: Dienstleistungen seien „Vermittlungsleistungen zwischen dem Kontext des Dienstleistungsangebot und dem Kontext der Dienstleistungsnutzung“ (ebd.: 219). „Im Nutzungskontext müssen die vom Erzeugungskontext angebotenen Neuerungen aktiv aufgenommen werden, damit eine neue Dienstleistung als Vermittlung zwischen beiden Kontexten entstehen kann. Die Innovatiganisatorische, institutionelle und technologische Innovationen auf das Engste miteinander verwoben sind. „Forschung und Entwicklung im Bereich der High-Tech-Medizin ist zweifellos wichtig. Jedoch birgt insbesondere die Neugestaltung sozialer Prozesse ein darüber hinaus weisendes enormes Innovationspotenzial.“ (Köhler/Goldmann 2010: 15)
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on beruht also auf einer Veränderung des Handelns im Zuge der Nutzung einer neuen Dienstleistung.“ (Ebd.: 220) Eine Dienstleistungsinnovation sei also aus der Perspektive der NutzerInnen eine neue Handlungsoption. Dies sei eine soziale Innovation im Sinne von Jonathan Gershuny (1983), der Veränderungen im Handeln der NutzerInnen in den Mittelpunkt stellt. Durch ihre „produktive Aktivität“ könnten sie Einfluss nehmen auf die Art und Weise, in der notwendige Funktionen gewährleistet werden: „Ein Begriff von sozialer Innovation, der sich wie der Gershuny’sche auf auch kommerzielle Dienstleistungen beziehen lässt, die Durchsetzung entsprechender Dienstleistungsinnovationen jedoch nicht als weitgehend unidirektionalen Durchgriff der Unternehmen auf die Lebenswelt der NutzerInnen konzipiert, eröffnet neue Möglichkeiten, den Prozess der Tertiarisierung wie auch die Prozesse der Dienstleistungsinnovation besser zu verstehen.“ (Jacobsen/Jostmeier 2010: 232) Die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung des Dienstleistungsbereiches (BMBF 2006c) dürfte ebenso wie das Wachstum der sozialen Ökonomie in den nächsten Jahren dazu beitragen, dass sich die vielleicht entscheidende Ursache für das Schattendasein sozialer Innovationen im Vergleich zu den naturwissenschaftlich-technischen Entwicklungen auflösen wird. BraunThürmanns Feststellung, mit sozialen Innovationen „ist kaum ökonomischer Gewinn zu erzielen, was dazu führt, dass sie in einer Gesellschaft, die sich oftmals in den Kategorien von wirtschaftlichem Erfolg bzw. Misserfolg beschreibt, eher im Randbezirk des öffentlich-politischen Interesses stehen“ (2005: 25), könnte bald der Vergangenheit angehören. Mit ihrer wachsenden Bedeutung beim Ausbau der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Unternehmen und Regionen und ihrem Potenzial, to „move from a responsive filling of the gaps left by the private market, to generate an economic dynamic of it’s own“ (Murray et al. 2008: 9), wird sich das Interesse an sozialen Innovationen in den nächsten Jahren deutlich steigern. Vor diesem Hintergrund werden soziale Innovationen gegenüber technologischen Innovationen zunehmend an Bedeutung für den wirtschaftlich relevanten Verwertungsprozess gewinnen bzw. wird in enger Verschränkung mit diesen über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, Regionen und Ländern entscheiden werden. Wenn im Bereich des produzieren-
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den Gewerbes die technischen Innovationen als neue Produkte die zentralen Zielpunkte des Innovationsprozesses darstellen und Prozessinnovationen Mittel zur effizienteren Herstellung von entsprechenden Produkten sind, so sind im Dienstleistungsbereich soziale Innovationen selbst die neuen „Produkte“ und damit Zielpunkte des Innovationsprozesses. Insofern Erzeugung und Verbrauch insbesondere von personen-, aber auch von unternehmensbezogenen Dienstleistungen meist zeitlich zusammenfallen (uno-actu-Prinzip), und dementsprechend der Integrationsgrad der Konsumenten,7 ihrer (veränderten) Lebensbedingungen, Verhaltensweisen, Normen und Werte höher als bei der Erstellung materieller Güter ist, sind soziale und Dienstleistungsinnovationen inhaltlich und unter dem Gesichtspunkt ihrer Genese eng miteinander verwoben. Wie eng soziale und erfolgreich vermarktbare Dienstleistungsinnovationen konkret miteinander verwoben sind, zeigt sich besonders deutlich bei der Herausbildung von neuen Nutzungsregimen und damit einhergehenden veränderten Verhaltensweisen einerseits und neuen Dienstleistungsangeboten andererseits (vgl. Hirschel et al. 2001; Konrad/Nill 2001; Fichter 2010). Derartige komplexe Systeminnovationen und Transformationsprozesse erfordern und sind zugleich soziale Innovationen unter intelligenter Nutzung neuer Technologien (vgl. Bierter 2001: 11).8 7
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Jacobsen (2005) unterscheidet zwischen der Einbeziehung von Dienstleistungskonsumenten zum Zwecke der Rationalisierung einerseits und der Innovation andererseits. Murray et al. (2008) sprechen in diesem Zusammenhang von einer Strategie für transformative soziale Innovationen (ebd.: 16). Hellmuth Lange legt den Fokus auf Innovationen im politischen Prozess als Bedingung substantieller Nachhaltigkeitsforschritte. Ausgangspunkt bildet dabei das Spannungsverhältnis zwischen ‚messen und verhandeln’. Allerdings sieht der Autor hier einen Innovationsbedarf der sich sowohl auf den vorhandenen Instrumentenkasten als auch auf die verteilungspolitischen Herausforderungen bezieht. Dabei geht Lange davon aus, dass wissenschaftlich-technische Innovationen (etwa im Bereich der erneuerbaren Energien) zu ihrer erfolgreichen Umsetzung notwendigerweise auch eine Reihe von nicht weniger bedeutsamen nichttechnischen, nämlich politischen Innovationen benötigen. Als zentrale politische Herausforderung wird die Notwendigkeit ge-
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6.3 Soziale Innovation und nachhaltige Entwicklung Im sozialwissenschaftlichen Diskurs um die Bedeutungszunahme der sogenannten postmaterialistischen Werte jenseits der Logik der Kapitalverwertung, in denen die Suche nach einer anderen Weise zu leben und zu arbeiten zum Ausdruck kommt, wird bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gelegentlich auf in diesem Sinne notwendige soziale Innovationen eingegangen. Wiesenthal (1984) kritisiert – ähnlich wie Dahrendorf (2009) unlängst mit Blick auf die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise – eine vereinfachende Krisensemantik und -analyse und diagnostiziert eine umfassende Handlungskrise in Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. In der Perspektive auf mögliche Ausgangspunkte für Schleichwege aus dieser Handlungskrise plädiert er für eine „Strategie sozialer Innovationen“, die anknüpfend an latente Handlungsmotive attraktive Optionen mit sozialen Multiplikatoreffekten in den Bereichen Entkopplung von Arbeit und Einkommen, selbstorganisiertes Arbeiten, Verteilung von Erwerbseinkommen und Arbeitszeit und der „Moralökonomie“ herstellt. Im Zusammenhang mit dem inzwischen nicht mehr ernsthaft umstrittenen notwendigen Kurswechsel zu einer nachhaltigen Entwicklung setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass es sich dabei um eine kulturelle bzw. gesellschaftliche Herausforderung in dem Sinne handelt, dass sie weder theoretisch durch bloßen Einsatz naturwissenschaftlicher Methoden noch praktisch allein durch den Einsatz neuer Technologien erfolgreich angenommen werden kann (vgl. Pfriem 2006). Weltsehen, den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit präventiv und möglichst planvoll zu gestalten. Gerade die verteilungspolitische Dimension des gewünschten Wandels stellt sich dabei als Kernproblem dar. Ohne intensive öffentliche Kommunikations-, Konsultations- und Aushandlungsprozesse und ohne eine klare und andauernde politische Priorisierung und Legitimierung des erforderlichen Wandels durch die Akteure des politisch-administrativen Systems und die wichtigsten gesellschaftlichen Interessengruppen – so die zentrale These – sei der Wandel zu nachhaltigeren Mustern der Produktion und des Konsums unmöglich (Lange 2010).
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weit zentrale Herausforderungen wie der Klimawandel und die Bewältigung der damit verbundenen Folgen sind „durch bedenkenlosen Einsatz von Technik entstanden, weshalb viele Versuche, sie durch „bessere“ Technik zu beheben, Teil des Problems und nicht der Lösung sind“ (Welzer/Leggewie 2008). „Responding to climate change will prompt and require innovation in government itself and in the relation between the state, the markets and civil society.“ (Giddens 2009: 94) Schon im Jahre 2002 stellte die Studie von Kok et al. (2002) die globale Erwärmung und die Herausforderung einer klimaneutralen Gesellschaft in den Zusammenhang mit darauf abzustimmenden sozialen Innovationen. Insofern stehen die gesellschaftlichen Strukturen und Handlungspraktiken im Mittelpunkt der Suche nach Lösungsmöglichkeiten. „Nein, nicht die Welt gerät aus den Fugen, […] wohl aber die Strukturen und Institutionen, die der Welt, wie wir sie kannten, Namen und Halt gaben: kapitalistische Märkte, zivilisatorische Normen, autonome Persönlichkeiten, globale Kooperationen und dementsprechende Prozeduren“ (Leggewie/Welzer 2009: 9). Die Lösung der Probleme liegt für die Autoren nicht in erster Linie in neuen Technologien, sondern vielmehr in einer „Kulturrevolution des Alltags“ (ebd.: 227), in einer „nuancierten Veränderung der lebensweltlichen Praxis“ (ebd.: 203), die eine Person Pfade einschlagen lasse, „die zuvor ganz außerhalb ihres Bewusstseins und ihrer Möglichkeit zu liegen schienen“ (ebd.: 203 f.). In der sich aktuell erst formierenden sozialwissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel wird zunehmend deutlich, dass die zwingend erforderliche Anpassung an die damit verbundenen Folgen – ganz im Sinne der weiter oben entwickelten Definition sozialer Innovation – eine Handlungsfeld übergreifende umfassende Neuausrichtung sozialer Praktiken und darauf abgestimmte (kulturelle) Kompetenzentwicklung, (soziale, organisationale) Lernprozesse, Governance-Strukturen und Forschung notwendig macht.9 9
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Im Rahmen des BMBF geförderten Projektes „nordwest2050“ fand am 11. und 12. Januar 2010 in Oldenburg der Zweite Workshop Sozialwissenschaftliche Anpassungsforschung statt (siehe http://www.nordwest2050.de/index_nw2050.php?obj=page&id =168&unid=d2833828cf68b8cb7a54f216cf43ef8f). Im gleichen Projektkontext fand am 11. Februar 2010 an der Universität Bremen
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Auch Jared Diamond betont in seiner historisch vergleichenden Studie „Kollaps“, die den Untergang von Gesellschaften im Zusammenhang mit ökologischen Problemen zum Gegenstand hat, die Frage nach dem Versagen von Entscheidungsprozessen in diesen Gesellschaften (Diamond 2008: 519). Er benennt im Wesentlichen vier Gründe, die dazu führen, dass Gesellschaften katastrophale Entscheidungen treffen. Es sind dies die fehlende Antizipation von schwerwiegenden Problemen (1), deren unzureichende Wahrnehmung, sobald sie auftreten (2), der Verzicht darauf, wahrgenommenen Problemen ernsthaft zu begegnen (3) und schließlich das Versagen der eingeschlagenen Lösungswege (4) (ebd.: 540). Nach Ansicht von Diamond erwachsen die unterschiedlichen Reaktionen von Gesellschaften auf ökologische Probleme „aus ihren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Institutionen sowie aus ihren kulturellen Werten“ (ebd.: 29). Ausgesprochen kritisch setzt sich der Autor mit der weitverbreiteten Hoffnung auseinander, die Probleme mittels der Technik in den Griff zu bekommen. „Vor allem aber wächst durch den technischen Fortschritt nur unsere Fähigkeit bestimmte Dinge zu tun, sei es zum Besseren oder zum Schlechteren. Alle derzeitigen Probleme sind unbeabsichtigte, negative Auswirkungen der vorhandenen Technologie.“ (Ebd.: 623) Als zentral zur Lösung der vorhandenen Probleme erweise sich nach Ansicht von Diamond vielmehr die Fähigkeit der Gesellschaften, einerseits langfristig zu denken und andererseits die Bereitschaft, zentrale Werte neu zu überdenken und die eigene Lebensweise einer grundsätzlichen Revision zu unterziehen (vgl. ebd.: 646 ff.). Neben der These von der Notwendigkeit eines umfassenden kulturellen Wandels hat sich im sozialwissenschaftlichen und multidisziplinären Nachhaltigkeitsdiskurs die Aufmerksamkeit in den letzten Jahren zunehmend verlagert auf notwendige soziale Innovationen in den Bereichen • der Governance-Strukturen (z.B. Heidenreich 1997; Newig et al. 2008), der Politik (z.B. Lange 2008; Giddens 2009), der
der interdisziplinäre Workshop „Theoretische Grundlagen für erfolgreiche Klimaanpassungsstrategien“ statt.
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• • •
Regulation (vgl. Bauriedl/Wissen 2002), der Institutionen (z.B. Minsch et al. 1998; Voß et al. 2002), des Wirtschaftens und Arbeitens (vgl. Linne/Schwarz 2003; Burschel et al. 2004; BMBF 2002; DIW et al. 2000), des Verbraucherverhaltens, der Konsumstile und -niveaus (z.B. Fichter et al. 2006), von Nutzungsregimes bzw. -systemen und damit verbundenen nutzenorientierten und effizienten Dienstleistungsund komplexen Systeminnovationen (z.B. Konrad/Nill 2001; Kiper/Schütte 1998; Fichter 2009).
In der „High-Tech-Strategie zum Klimaschutz“ (BMBF 2007: 13) wird neben der notwendigen Förderung von technischen Innovationen auch auf das Erfordernis von sozialen Innovationen im Sinne von neuen Verhaltensangeboten für Bürger, Konsumenten, Kommunen und NGOs verwiesen. In diesem Zusammenhang ist auch von ökologischen Prozessen und Dienstleistungen, zielgruppenspezifischen Maßnahmen, verbesserter Kommunikation von Unternehmen und Verbrauchern, der Erhöhung der Handlungsfähigkeit der Verbraucher als Partner im Klimaschutz die Rede. Der mit dem Begriff der nachhaltigen Entwicklung eingeforderte gerichtete, schnelle und tiefgreifende Wandel „der Verbrauchsgewohnheiten von Industrie, Staat, Haushalten und Einzelpersonen“ (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 1992: Kap. 4.16) adressiert explizit weit über (notwendige) technische Innovationen hinausgehende radikale Veränderungen auf der Ebene der politischen Steuerung wie der sozialen Praktiken. Der seit Anfang der 1990er Jahre international und interdisziplinär intensiv geführte Nachhaltigkeitsdiskurs reklamiert die Notwendigkeit eines multidimensionalen Handlungskonzepts, in dem es insbesondere mit Blick auf die Schnittstellen unterschiedlicher Rationalitäten (Ökomomie/Ökologie/Soziales) zentral um notwendige soziale Innovationen mit dem Ziel geht, vorhandene Bedürfnisse besser und anders zu befriedigen und die nichtintendierten Folgen und Nebenfolgen der industriegesellschaftlichen Entwicklung (wie z.B. im Zusammenhang mit dem Klimawandel) wirksamer
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zu bearbeiten als bisher.10 Gerade auch in diesem Zusammenhang spielen auf veränderte „Verbrauchsgewohnheiten“ und Nutzungskonzepte abgestimmte Dienstleistungsinnovationen eine zentrale Rolle (z.B. in den Bereichen Mobilität, Bauen und Wohnen, Energie- und Wasserwirtschaft). Die „sozialökologische Forschung“, ein Förderschwerpunkt des BMBF, hat schon früh auf den Zusammenhang von nachhaltiger Entwicklung und sozialen Innovationen, sowohl im Sinne eines eigenständigen Themen- und Gegenstandsbereichs (z.B. car-sharing, Mobilitätsberatung) als auch in der Perspektive auf die Wechselwirkungen, Verknüpfungen und Zusammenhänge mit technischen Innovationen („Systeminnovationen“) aufmerksam gemacht. Dabei steht der Aspekt des gezielten, intendierten Wandels in Richtung auf Nachhaltigkeit im Sinne von „Pfadveränderung“ (Nill et al. 2002) und dementsprechend eine Steuerungsperspektive im Zentrum. Schon im Rahmenkonzept für den neuen Förderschwerpunkt von 1999 wird das Themen-, Forschungs- und Handlungsfeld „Sozialökologische Transformationen und gesellschaftliche Innovationen“ umrissen (Becker et al. 1999: 27 ff.). Dabei stehen „soziale und institutionelle Innovationen für gesellschaftliche Such-, Lern- und Entscheidungsprozesse“ (ebd.: 32) im Vordergrund, namentlich z.B. zivilgesellschaftliche Selbstorganisation, Netzwerkbildung, Prozessmanagement, Partizipationsprozesse aber auch „neue kulturelle Praktiken“ in diversen, insbesondere ökologisch relevanten Bedürfnisfeldern wie Ernährung, Mobilität, Wohnen usw. Die sozialökologische Forschung geht davon aus, dass technisch-ökonomische Potenziale (z.B. im Bereich der Energienutzung) in Richtung Nachhaltigkeit nur ausgeschöpft werden können, wenn sich auch die sozialen Praktiken entsprechend ändern. In dieser Hinsicht sind dann die entsprechenden
10 Die „Dynamische Anpassung regionaler Planungs- und Entwicklungsprozesse an die Auswirkungen des Klimawandels in der Emscher-Lippe-Region (Nördliches Ruhrgebiet)“ sowie die Entwicklung und Umsetzung der dafür notwendigen technischen und sozialen Innovationen ist Gegenstand eines unlängst angelaufenen BMBF-geförderten Verbundprojektes (DynAKlim), an dem die Sozialforschungsstelle Dortmund maßgeblich beteiligt ist.
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institutionellen, habituellen etc. Hemmnisse zu identifizieren und daran ansetzende Innovationen mit entsprechender Lenkungswirkung auf die sozialen Praktiken zu initiieren. Demnach geht es zentral um „die gezielte Veränderung und Gestaltung gesellschaftlicher Regelsysteme als Bedingung für nachhaltige Problemlösungen“ (Voß et al. 2002: 82). Aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive betrachtet, gehen Schneidewind et al. „davon aus, dass die Suche nach sozial-ökologischen Entwicklungspfaden an dem institutionellen Gefüge moderner demokratisch verfasster Industriegesellschaften ansetzen muss, will sie nicht lediglich Symptombekämpfung […] betreiben“ (Schneidewind et al. 2002: 243). Dieser Ansatz führt dann im Ergebnis zu vier „Basisstrategien für eine Politik der Nachhaltigkeit“ (Minsch et al. 1998): Selbstorganisation/Partizipation11, Reflexivität12, Macht-/Konfliktausgleich13, Innovation14. Innovation umfasst technisch-ökonomische Optionen ebenso wie „gangbare alternative soziale Optionen“. „Institutionelle Reformen einer Politik der Nachhaltigkeit stellen selbst ein umfassendes Innovationsprojekt dar. Neben technisch-ökonomischen Investitionen ist eine zukunftsfähige Gesellschaft insbesondere auf soziale und institutionelle Innovationen angewiesen, die ihre Entwicklungsfähigkeit in Richtung Nachhaltigkeit sicherstellen.“ (Schneidewind et al. 2002: 248) Die Notwendigkeit von gangbaren alternativen sozialen Optionen wird anhand der mit Effizienzsteigerungen verbundenen Wachstumsfalle qua Rebound-Effekten sehr deutlich (ebd.: 251 ff.). Vermittelt über geringere Kosten einerseits, geringeren
11 Z.B. Selbstverpflichtungen von Unternehmen/Branchen, Lokale Agenda 21, Volksabstimmungen, Bürgerentscheide, Mediationsverfahren, Planungszellen, selbstorganisierte Vermarktungsstrategien (eco-e-commerce). 12 Z.B. neue Systeme der Berichterstattung, verbesserte Strukturierung und Bereitstellung von Informationen, Expertengremien, Bürgerforen, stärker nachhaltigkeitsorientierte Forschung und Wissenschaft. 13 Z.B. Nachhaltigkeitsrat, Öffnung von Normbildungsprozessen, verbesserte Informations- und Finanzierungszugänge für NGOs, Monopolkontrolle, Mediationsplattformen im Internet. 14 Z.B. verstärkte Kunden-, Nutzer-, Stakeholder-Einbeziehung in Produktentwicklungsprozesse, open innovation.
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Zeitaufwand anderseits werden Effizienzgewinne z.T. durch Wachstumseffekte überkompensiert15 – ein klassisches Problem unbeabsichtigter Nebenfolgen und wichtiger Ansatzpunkt für soziale Innovationen im Sinne von veränderten sozialen Praktiken. Solange vermittelt über derartige Reboundeffekte die technologiegetriebene Wachstumsspirale immer weiter angeheizt wird, besteht die Gefahr, dass technisch induzierte Effizienzsteigerungen und Pfadveränderungen (z.B. regenerative Energien) in der Summe ihre Nachhaltigkeitseffekte wieder verspielen. Wenngleich damit ein erweitertes und komplexes, nicht allein auf Technik fixiertes Innovationsverständnis zum Ausdruck kommt, das „über frühere Einsichten, dass es jenseits technischer Produkt- und Verfahrensinnovationen doch auch irgendwie organisatorische oder soziale Innovation gibt, an Präzision deutlich“ hinausgeht (Pfriem 2006: 14), so mangelt es bislang auch in diesem Kontext an einer ausgearbeiteten und tragfähigen, theoretisch fundierten und praxistauglichen Konzeption sozialer Innovation. Neben und im Verbund mit technischen, organisatorischen, nutzungssystembezogenen und institutionellen Neuerungen, sind – meist nicht näher definierte, allenfalls illustrierte – soziale Innovationen ein Element von mehr oder minder komplexen Nachhaltigkeitsinnovationen unter anderen (vgl. Fichter et al. 2006). Ganz offensichtlich hat sich mit der zunehmenden Akzeptanz der Nachhaltigkeitsanforderung die Themenschnittmenge von sozialen Innovationen und Nachhaltigkeit ausgedehnt und an gesellschaftspolitischer Relevanz gewonnen (vgl. Schwarz et al. 2010). Thematisiert werden nicht mehr nur Leitbilder und Visionen, sondern auch die zu ihrer Realisierung nötigen politischen, institutionellen und sozialen Voraussetzungen und Innovationen. Wenn eine nicht-nachhaltige Entwicklung die Folge einer umfassenden Institutionen-, System- und Steuerungskrise ist, dann kann der Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung nur über soziale Innovationen und Nachhaltigkeit
15 Zu beobachten z.B. bei Energiesparlampen, Verbrennungsmotoren, der industriellen Produktion, dem Kommunikationsparadox i.Z. mit neuen IuK-Technologien, der Illusion des „papierlosen Büros“.
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fördernde Governance-Strukturen erfolgen. Wie sich diese Neuthematisierung des ‚Was und Wie’ nachhaltiger Innovationen in Hinblick auf Modernisierungsoptimismus und Innovationseuphorie entwickeln wird, ist offen. Es hängt insbesondere davon ab, wie die in ihrem Vorläuferdiskurs der 1990er Jahre durchaus geführte Debatte um ein nicht verkürztes, nichtemphatisches und technologisch nicht verengtes Innovationsverständnis zukünftig aufgegriffen und weiter entwickelt wird. Die Wechselwirkungen zwischen sozialer und nachhaltiger Innovation sind erst noch empirisch zu fundieren und handlungspolitisch zu erschließen. Ob nachhaltige Innovationen soziale Innovationen voraussetzen bzw. bei erfolgreicher Realisierung hervorbringen, ist durchaus offen. Umgekehrt ist ebenso ungeklärt, inwieweit soziale Innovationen ihrerseits auf Nachhaltigkeitsinnovationen aufbauen können, welche soziale Innovationen welche Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen bzw. damit konfligieren und welche Nachhaltigkeitskriterien für soziale Innovationen erfolgskritisch sein können. Während das Thema soziale Innovation inzwischen Eingang in den Nachhaltigkeitsdiskurs sowie die interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung gefunden hat, spielt es im Sinne eines eigenständigen Innovationstyps in der einschlägigen deutschen technikfokussierten Innovationsforschung – wie in Kapitel 2 dargestellt – kaum eine Rolle. Die grundlegenden Unterschiede zwischen technischen und sozialen Innovationen sowohl in ihrem Charakter als auch ihren Verbreitungsformen, Wirkungsmechanismen und Akteurskonstellationen werden bisher kaum thematisiert, geschweige denn erforscht (vgl. Gillwald 2000: 43). Genau hier aber liegt ein Schlüssel zum vertieften Verständnis der Wirkmechanismen und Voraussetzungen eines neuen Innovationsparadigmas, welches soziale Innovationen als die eigentlichen Motoren der Innovationsdynamik moderner Gesellschaften begreift. Der Vorstoß von Zapf (1989), soziale Innovationen als ein eigenständiges sozialwissenschaftlich relevantes Untersuchungsphänomen zu konzipieren und darauf bezogen den Sozialwissenschaftlern eine vergleichbare Rolle bei ihrer Gestaltung aufzuzeigen, wie sie die Ingenieurwissenschaftler bei technischen Innovationen einnehmen, wurde – wie oben beschrieben – zumindest in der deutschen Diskussion nicht systematisch weiter verfolgt.
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SOZIALE INNOVATION ALS FORSCHUNGSTHEMA
Tabelle 2: Forschungsfelder sozialer Innovation Forschungsfelder
Autoren/Studien (beispielhaft)
Begriffsverständnis/Konzept
Beispiele
Nachhaltigkeitsforschung
Balzer/Wächter 2002; Minsch et al. 1998; Pfriem et al. 2006; Lange 2008; Lange 2010; Paech 2005; Linne/Schwarz 2003; Fichter 2010
Nachhaltigkeit erfordert neben technischen auch bzw. vor allem politische, institutionelle, organisatorische, soziale und kulturelle Innovationen
Neue Konsummuster, Nutzungssysteme, Partizipations- und Governance-Formen, Änderungen des Verbraucherverhaltens, Nachhaltigkeitsrankings, -indikatoren, -berichterstattung, Emissionshandel… Humanisierung der Arbeit, Fließbandarbeit/Gruppenarbeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Arbeitnehmerbeteiligung, Managementkonzepte, CSR, Neue Arbeitszeitarrangements…
Arbeits-, organisationsund managementbezogene Forschung
Soziale Ökonomie, soziale Unternehmen, Corporate Social Responsibility (CSR), Corporate Social Innovation
Kesselring/Leitner 2008; Howaldt/Beerheide 2010; Neuloh 1977; Crozier/Friedberg 1993; Ludwig et al. 2007; Streich/Wahl 2007; Moldaschl 2006; Groß/Schwarz 2010; Howaldt/Kopp 1998; Ciesinger et al. 2005; Franz 2010
Harrisson et al. 2009; Mulgan et al. 2007; Köppl/Neureiter 2004; Dörnbach 2009; Heidbrink/Hirsch 2006; Austin 2000
Leitbildorientiertes Innovationsverständnis Herausbildung und Durchsetzung neuer Formen und Prozesse von Kooperation und Konflikt, neuer Managementkonzepte und Organisationsformen Meist Normatives Innovationsverständnis SI als Gegenbegriff bzw. (kompensatorisches) Gegenstück zu technischen Innovationen „Sozial“ im Sinne sozial wünschenswerter, an gesellschaftlich hochbesetzten Werten bzw. gesellschaftlicher Verantwortung ausgerichteten Veränderungen Normatives Innovationsverständnis und regionaler Bezug
Ethisches Management, „Not-Profit“Organisationen, Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften, Gemeinwesenunternehmen/initiativen, Kooperation von Unternehmen und Institutionen des „3. Sektors“, gesellschaftliches Engagement von Unternehmen in ihrem (lokalen) Umfeld, Integrationsunternehmen…
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS Forschungsfelder Forschung zu regionalen und lokalen Entwicklungsprozessen
Kreativitätsforschung
Autoren/Studien (beispielhaft) Moulaert et al. 2005; Harrisson et al. 2009; Howaldt et al. 2001
Mumford 2002; Dees 2007; Joas 1992
Dienstleistungsforschung
Greenhalgh et al. 2004; Bienzeisler et al. 2010; Heinze/Naegele 2010; Jacobsen/Jostmeier 2010; Gershuny 1983; Reichwald et al. 2008; Howells 2009
Politisch institutionelle Veränderungen/Wandel der Bürgergesellschaft
Zapf 1989; Gillwald 2000; Brooks 1982
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Begriffsverständnis/Konzept Die Rolle der Zivilgesellschaft und die Bedeutung sozialer Innovationen zur Befriedigung grundlegender Bedürfnisse der Bevölkerung auf der lokalen und regionalen Ebene und darauf bezogene neue Governance-Strukturen Normatives Innovationsverständnis und Bezug zur sozialen Ökonomie. Charismatische Persönlichkeiten als Akteure der Durchsetzung sozialer Innovationen
Soziale Innovationen als Entwicklung und Einführung von neuen Ideen zur Organisation sozialer Interaktion zur Erreichung gemeinsamer Ziele Große Spannbreite der Zugänge zum Thema: zwischen sozialer Erwünschtheit, Gleichsetzung von sozialer und Dienstleistungsinnovation, Fokussierung auf verändertes Nutzerverhalten oder auf die Spezifik des Produktionsprozesses als Kunden/Dienstleisterinteraktion Soziale Innovationen als zentrale Elemente des sozialen Wandels
Beispiele Soziale Ökonomie und regionale Entwicklung, Entwicklung in Schwellenländern, Mikrokredite…
Soziale und intellektuelle Kreativität, Kreativität des Handelns, Wirken kreativer Persönlichkeiten (Benjamin Franklin, Martin Luther King, Henry Ford etc.), Social Entrepreneurship
Ambulante Pflege, kommunale Pflegezentren, Sozialdienstpflicht, neue Formen der Beratung (Energieberatung; Verbraucherberatung; Gesundheitsberatung etc.), Neue Dienstleistungen für „neue Lebensstile“, Fastfoodketten…
Umweltbewegung, Gendermainstreaming, Nichteheliche Lebensgemeinschaften, Sozialversicherungen, Gebietsreform…
SOZIALE INNOVATION ALS FORSCHUNGSTHEMA Forschungsfelder Soziale Innovation und neue Informationsund Kommunikationstechnologien („Unternehmen 2.0“; „Gesellschaft 2.0“) Forschungsfeld übergreifende konzeptionelle Beiträge
Autoren/Studien (beispielhaft) Klotz 2008; Howaldt/Beerheide 2010; Pelka/Kaletka 2010; Hoffmann-Riem 2008; Schenk et al. 1997
Zapf 1989; Gillwald 2000; Harrisson et al. 2009; Mulgan et al. 2007; Howaldt/Schwarz 2010; Moulaert et al. 2005; Hochgerner 2009; Brooks 1982
Begriffsverständnis/Konzept Veränderung eingespielter Kommunikationsund Kooperationsweisen; interaktive Wertschöpfung Nicht-normativer Innovationsbegriff Soziale Innovation als abgrenzbarer Untersuchungsgegenstand und als Praxis- und Anwendungsfeld der Sozialwissenschaften
Beispiele Web 2.0, crowdsourcing, „neue soziale Netzwerke“, „User generated content“
Intentionale und folgenreiche Änderung sozialen Verhaltens, Routinen, sozialer Praktiken in allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern
Dieser Überblick über die zentralen Anwendungsfelder für ein (theoretisch-konzeptionell entwickeltes) Konzept „Sozialer Innovation“ macht deutlich, dass das Thema inzwischen in einer Reihe von Forschungsfeldern und gesellschaftlichen Kontexten Einzug gehalten hat und seine Erklärungskraft bei der Entstehung, Etablierung, Veränder- und Gestaltbarkeit sozialer Praktiken und Routinen unter Beweis stellt.16 Allerdings erfolgt eine gegenseitige Durchdringung und Befruchtung der unterschiedlichen Forschungsfelder bisher nur rudimentär. Soll jedoch ein theoretisch tragfähiges Konzept sozialer Innovation entwickelt werden, ist eine Forschungsfeld übergreifende Diskussion von großer Bedeutung. In der vorliegenden Literatur sind bereits Berührungspunkte und Schnittstellen erkennbar, die es in dieser Perspektive auszubauen gilt. Zu nennen ist hier bspw. die angedeutete Zusammenführung von technologieorientierter Forschung im Bereich des Internet und der Web 2.0-Anwendungen und der Managementforschung. Auch die Diskussion an der Schnittstelle zwischen unternehmensbezogener Innovationsforschung und sozialer Ökonomie bzw. Konzepten nachhaltigen und sozial verantwortlichen Wirtschaftens zeigt in Ansätzen die Potenziale einer Theorie sozialer Innovation, die ge-
16 Einen Überblick über den Stand der Debatte in der deutschen Innovationsforschung geben die Aufsätze im Sammelband von Howaldt/Jacobsen 2010.
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
rade im systematischen Austausch von unterschiedlichen gesellschaftlichen Rationalitäten bestehen.
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7 . Die Rolle der Soz ialw isse nsc ha fte n be i de r Erforsc hung und Gestaltung s oz ialer Innovatione n Nachdem wir die unterschiedlichen Konzepte und Forschungsfelder sozialer Innovation nachgezeichnet haben, wenden wir uns im folgenden Kapitel der Frage nach der Rolle der Sozialwissenschaften bei der Erforschung und Gestaltung sozialer Innovationen zu. Wie wir sehen konnten, ist die Kritik an einem einseitig technologie- und technikfixierten Innovationsparadigma ein zentraler Ausgangspunkt der sozialwissenschaftlichen wie der öffentlichen Diskussion zum Thema soziale Innovation. Damit verbunden ist in vielen Konzepten zugleich eine kritische Thematisierung der Rolle der Sozialwissenschaften im Innovationsgeschehen. Die in der gegenwärtigen Innovationsdebatte eingespielte „Arbeitsteilung“ zwischen Natur- und Ingenieurwissenschaften einerseits und Geistes- und Sozialwissenschaften andererseits beschreibt Blättel-Mink in ihrem Kompendium der Innovationsforschung (Blättel-Mink 2006) folgendermaßen: „Die Natur- und Ingenieurwissenschaften unterscheiden sich zu den Geistes- und Sozialwissenschaften vor allem dadurch, dass erstere Innovationen hervorbringen bzw. die Voraussetzungen dafür erbringen, während letztere über die Entstehung, die Implementation und den Erfolg von Innovationen nachdenken bzw. die Prozesse auch (verstehend) erklären wollen.“ (Ebd.: 31)
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
Gerade in ihrer analytischen Funktion – dies zeigt die bisherige Argumentation – hat die sozialwissenschaftliche Forschung viel dazu beigetragen, die sozialen Voraussetzungen von Innovationen und den sozialen Charakter von Innovationsprozessen herauszuarbeiten. In der Analyse von Innovationsprozessen und ihren Kontextbedingungen liegt ihre Stärke. Die hier gewonnenen Erkenntnisse sind inzwischen tief in das gesellschaftliche Bewusstsein eingedrungen, bestimmen das Denken und Handeln der relevanten gesellschaftlichen Akteure und haben viel zur Herausbildung eines neuen ‚soziologisch aufgeklärten’ Innovationsparadigmas beigetragen.1 Nicht zuletzt weil sich insbesondere die empirische sozialwissenschaftliche Innovationsforschung in Deutschland, im Wesentlichen aus dem Bereich der wirtschaftsnahen Technikund Industriesoziologie, zudem thematisch im Wesentlichen auf technische Innovationen als schließlich wirtschaftlich verwertbare und damit über die Wettbewerbsfähigkeit entscheidende fixiert, bleibt sie allerdings weitgehend auf die Rolle einer „Begleitwissenschaft bei der Beobachtung, Beschreibung, Analyse und Gestaltung von technischen Innovationen“ (Aderhold/John 2005: 8) beschränkt. Im Hinblick auf einen angemessenen Anteil an den gut ausgestatteten Fördertöpfen der Innovationsforschung versucht sie sich mit mäßigem Erfolg „in Form einer unterstützenden Funktion einer technologiebasierten Infrastruktur- und Wirtschaftsförderpolitik ins Gespräch zu bringen“ (Aderhold 2005: 16). Die Sozialwissenschaften haben den Innovationsprozess neu interpretiert, dominierend in diesem Feld sind allerdings nach wie vor andere Disziplinen, allen voran die technischnaturwissenschaftlichen. Offen bleibt jedoch die Frage nach ih1
Dabei scheinen sich im Kontext der Innovationsforschung die Thesen von Beck und Bonß aus den 80er Jahren zum Prozess der Diffundierung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis zu bestätigen. Die Sozialwissenschaften erweisen sich hier als wichtiger Lieferant von Erkenntnissen, die tief in das gesellschaftliche Bewusstsein eindringen und die darauf bezogenen Konzepte der Politik und Wirtschaft zur Steuerung und zum Management solcher Innovationsprozesse nachhaltig prägen, ohne jedoch als Disziplin davon zu profitieren (vgl. Beck/Bonß 1989).
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rem Beitrag bei der Entwicklung und Gestaltung von sozialen Innovationen. Die Anforderungen, die sich aus den Ergebnissen der sozialwissenschaftlichen Forschung zur praktischen Gestaltung von Innovationsprozessen ergeben, bleiben deshalb weitgehend uneingelöst. Verschiebt man den Blickwinkel von technischen auf soziale Innovationen als einen eigenständigen Innovationstyp, so erweist sich die konstatierbare Selbstbeschränkung der Soziologie auf die begleitende Forschung verbunden mit dem Hinweis auf die Komplexität und Paradoxieträchtigkeit des Innovationsgeschehens als unzureichend. Denn hier liegt der Gegenstandsbereich der Innovation selbst unmittelbar in der disziplinären Perspektive und der damit verbundenen Handlungs- und Gestaltungskompetenz. Gerade in Bezug auf den spezifischen Gehalt sozialer Innovationen erweisen sich rein analytische Konzepte als unzureichend. Denn – wie weiter oben ausgeführt – sind soziale Innovationen anders als technologische von ihrer stofflichen Seite elementarer Gegenstand der Sozialwissenschaften, insbesondere der Soziologie, können somit nicht nur im Hinblick auf ihre (sozialen und gesellschaftlichen) Voraussetzungen, Folgen etc. analysiert und verstehend gedeutet, sondern auch hervorgebracht und (mit-)gestaltet werden. Insofern verwundert es nicht, dass in der wissenschaftlichen Diskussion um soziale Innovationen die Frage nach der Rolle der Sozialwissenschaften bei der Erforschung und Gestaltung sozialer Innovationen eine wichtige Rolle spielt.
7.1 Soziale Innovation als Thema und G e g e n s t a n d d e r S o z i a lw i s s e n s c h a f t e n Bereits Wolfgang Zapf hat die Auseinandersetzung mit der Bedeutung und der Spezifik sozialer Innovationen mit der Frage nach der Rolle und den Chancen der Sozialwissenschaften bei der Förderung sozialer Innovationen verbunden (Zapf 1989: 182 f.). Bisher haben diese Anregungen im Mainstream der Disziplin allerdings weder zur Stärkung des sozialwissenschaftlichen Gestaltungsanspruchs noch zum Ausbau der Gestaltungskompetenz geführt (vgl. Howaldt 2004). Bemerkenswert ist in die-
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„SOZIALE INNOVATION“ IM FOKUS
sem Zusammenhang, dass insbesondere die von Zapf als soziale Innovation gewürdigte Aktionsforschung in den deutschen Sozialwissenschaften weiter an Einfluss verloren hat. Dies erklärt sich nur zum Teil mit konzeptionellen Schwächen der Aktionsforschung selbst, die auf eine Verschmelzung von wissenschaftlichen Ansprüchen auf der einen und alltagspraktischen Problemlösungsprozessen auf der anderen Seite zielt, welche vor dem Hintergrund der Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Teilsysteme durchaus problematisch ist (vgl. Howaldt 2004: 28). Allerdings ist der Verzicht großer Teile der sozialwissenschaftlichen Forschung auf eine wie auch immer definierte praktische Wirksamkeit und der Rückzug auf ein an den Naturwissenschaften orientiertes Selbstverständnis als ‚reine’ Wissenschaft, deren Funktion die wissenschaftliche Analyse und Beschreibung der Gesellschaft ist (vgl. u.a. Kühl 2003), angesichts der veränderten Anforderungen der Gesellschaft keine befriedigende Lösung des Problems. Die von Beck und Bonß (1989) beschriebenen Erfolgsstories einer ungesteuerten Diffusion sozialwissenschaftlichen Wissens in die Gesellschaft bilden bis heute noch für viele sozialwissenschaftliche Forschungskonzeptionen einen wichtigen Orientierungspunkt. Zwar halfen diese Überlegungen der Soziologie in den 1980er Jahren aus der Zwickmühle, indem sie – nach den überzogenen und enttäuschten Hoffnungen auf eine Soziologie, die in der Lage sein könnte, zur zentralen Ressource für die Organisation der Moderne zu werden (vgl. u.a. Wagner 2001: 40 ff.; Opp 2005: 151) – ihre gesellschaftliche Wirkung und Funktion jenseits von Sozialtechnologie und Aufklärung neu definierte. Vor dem Hintergrund veränderter Erwartungen an die Wissenschaft erweisen sich diese Analysen jedoch als unzureichend, um die Leistungsfähigkeit der Soziologie für andere Teilsysteme zu beschreiben. In der wachsenden Konkurrenz der unterschiedlichen Disziplinen um knapper werdende öffentliche Mittel und angesichts der deutlich veränderten Erwartungen neuer Auftraggeber und Kooperationspartner (Unternehmen, regionale Akteure, aber auch der Politik) bietet dieses „Programm“ keine ausreichende Legitimationsgrundlage mehr. Solche einseitig analytisch ausgerichtete Ansätze sozialwissenschaftlicher Forschung erweisen sich sowohl hinsichtlich funktionaler Erweiterungen als auch hinsichtlich der Routinen
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zur Wissensgenerierung merkwürdig innovationsresistent und vergeben damit wichtige Chancen, in der Innovationsforschung wie auch in der Gestaltung von Innovationsprozessen eine Schlüsselfunktion einzunehmen. Dass „eine stärkere Betonung der Anwendung und Innovation“ den sozialwissenschaftlichen „Disziplinen einen besseren Status, bessere Berufschancen und größere Relevanz geben würde“, erschien bereits Wolfgang Zapf offensichtlich (Zapf 1989: 183).2 Allerdings brauchen die Sozialwissenschaften hier angemessene und kontextadäquate Konzepte (vgl. Kesselring/Leitner 2008). Eine Orientierung an den Natur- und Ingenieurwissenschaften kann aufgrund des spezifischen Charakters der Sozialwissenschaften sowie der Besonderheiten sozialer Innovation keine Lösung sein. Denn anders als die Naturwissenschaften, sind die Sozialwissenschaften und insbesondere die Soziologie, wie Giddens betont, „tief in ihren Gegenstand verstrickt“ (Giddens 1992: 412) und dementsprechend ist hier die Kluft zwischen Praxis und Wissenschaft deutlich geringer. Gerade diese strukturelle Eingebundenheit der Soziologie in ihren Gegenstandsbereich ist eine Quelle für die Schwierigkeit der Disziplin, ihren ‚Expertenstatus’ im direkten Vergleich zu den Naturwissenschaften glaubhaft zu behaupten. „Von einem ‚technologischen’ Standpunkt aus gesehen“ (Giddens 1992: 411) ist die praktische Relevanz eher begrenzt. Auf diese Schwierigkeit geht bereits Luhmann ein, wenn er mit Recht darauf verweist, dass die Leistung der Wissenschaft für die Gesellschaft nicht einfach eine „Funktion der Funktion von Wissenschaft ist“, sondern zusätzlichen Bedingungen unterliegt. „Sie setzt Konvertibilität von Wahrheit in andere Medien voraus“ (Luhmann 2005: 373). Wichtig im Zusammenhang mit den Besonderheiten der Soziologie ist die Fortführung seines Gedankenganges, wenn er ausführt: „Andererseits ist Au2
Zapf fügt hinzu: „Aber für den anwendungsorientierten Sozialwissenschaftler ist heute weder Schumpeters „politischer Unternehmer“ noch Ogburns „Sozialingenieur“ das ideale Rollenmodell. Er hat von einer anderen sozialen Innovation – der Aktionsforschung – gelernt, daß Partizipation, Kooperation, die Einbeziehung der Klienten, bis hin zu deren Selbsterfindung, häufig notwendig sind, um eine Innovation in Gang zu setzen.“ (Zapf 1989: 183)
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tonomie in diesem Sinne hochgradiger Ausdifferenzierung und Selbstregulierung der Wissenschaft nur haltbar, wenn das Wissenschaftssystem in der Lage ist, dem Aspekt der Anwendungsleistung auch intern Geltung zu verschaffen. Anwendung heißt dann nicht nur Bereitschaft zur freundlichen Mitteilung dessen, was bei Forschungen als möglicherweise brauchbar herausgekommen ist; und Anwendung heißt nicht nur nachträgliche Verwertung. Schließlich ist Anwendungsbezug nicht nur eine Frage der Themenwahl in dem Sinne, daß eine Wissenschaft, die sich ihre gesellschaftliche Existenz verdienen will, einen Teil ihrer Themen im Hinblick auf die Anwendung aussuchen und entwickeln muß. Das hier vorgeschlagene Modell greift tiefer und fragt nach einer methodischen und konzeptionellen Integrierbarkeit.“ (Luhmann 2005: 375) Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, in denen die Kategorie der Kausalität den Anwendungsbezug schon ex ante garantiert, fehlt in den Sozialwissenschaften „einstweilen ein gleich gut funktionierendes Äquivalent“ (Luhmann 2005: 375). Für die Lösung dieser spezifischen Problematik der Soziologie und eine Neubeschreibung der spezifischen Rolle der Sozialwissenschaften jenseits des wissenschaftszentrierten Wissenschafts-Praxis-Verständnisses kann die Diskussion zum Thema soziale Innovation wichtige Anstöße bieten. Wichtige Hinweise zu den spezifischen Möglichkeiten der Sozialwissenschaften finden wir schon bei Zapf. „Sozialwissenschaftler suchen, entwickeln und selektieren neue Wege, bestimmte Dinge zu tun und Probleme zu lösen.“ (Zapf 1989: 183) In diesem Sinne können sie nach Zapfs Ansicht dabei helfen, neue Institutionen zu bauen, wie bspw. die Open University, den Social Science Research Council oder die Sozialdemokratische Partei in Großbritannien. In bereits erwähnter positiver Bezugnahme auf die Aktionsforschung betont Zapf, dass gerade die von den anwendungsorientierten Sozialwissenschaften gelieferten „Werkzeuge der Entscheidungshilfe – Prognosen, inkrementale Planung, Sozialexperimente, Evaluation, Praktiken der Mobilisierung und Motivation – […] sehr wohl die Problemlösungs- und Steuerungsfähigkeit moderner Gesellschaften erhöhen“ können (Zapf 1989: 183). Zapf unterscheidet drei mögliche Beiträge der Sozialwissenschaften zur sozialen Innovation:
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• • •
Entscheidungshilfen (Umfrageforschung, Persönlichkeitstests, Technologiefolgen- und Risikobewertung, Personalplanung etc.), Quellen von Sozialtechnologien (Qualitätszirkel, Mitbestimmungsmodell, Gruppentherapie), Ansätze der allgemeinen Theorie, um Innovation und Produktivität besser zu verstehen (1989: 182 f.).
Von großer Bedeutung für die Entwicklung angemessener Konzepte einer auf die Gestaltung sozialer Innovation ausgerichteten Sozialwissenschaft ist jedoch die Erkenntnis, dass soziale Innovationen in noch stärkerem Maße als technische Innovationen „auf dem Wissen, Geschick und der Zähigkeit von Politikern, Managern und Professionals […] und im Fall der Innovation von unten auf den Alltagsexperimenten und den Praktiken (pratiques) der Subkulturen und sozialen Bewegungen“ aufbauen (ebd.: 182). Ein solches Verständnis sozialer Innovationsprozesse erfordert die Entwicklung von angemessenen Kooperationsformen zwischen Wissenschaft und Praxis, in deren Zentrum nicht der Transfer von Expertenwissen in die gesellschaftliche Praxis steht.3 Dabei können sich die sozialwissenschaftlichen Beiträge zur Innovationsgestaltung nicht in ‚Konsumangeboten’ erschöpfen, sondern es müssen Formen der Wissensgenerierung entwickelt werden, in denen die potenziellen Anwender bzw. Kunden nicht als Endabnehmer der Innovation erscheinen, sondern in komplexen Kommunikationsnetzwerken als gleichberechtigte Mitproduzenten eingewoben werden (vgl. Howaldt
3
Dass auch technologische Innovationsprozesse „keineswegs direkt aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitet sind, sondern „auf dem Wissen, Geschick und der Zähigkeit von Praktikern beruhen“ (Zapf 1989: 182) und in umfassender Weise in soziale Strukturen und Prozesse eingebunden sind, soll nicht unerwähnt bleiben. Insofern lassen sich auch solche Innovationsprozesse nicht – wie in traditionellen, an ingenieur- und betriebswirtschaftlichen Denkweisen orientierten Vorstellungen – als von Experten konzipierte, planbare Prozesse begreifen und gestalten. Vielmehr sind auch sie in Anlehnung an Crozier und Friedberg als kollektive Lernprozesse zu konzipieren (vgl. Crozier/Friedberg 1993: 19).
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2004 und 2005). Ziel einer so verstandenen Kooperation ist, den Veränderungsprozess selbst als Lernprozess zu organisieren, die Entwicklung der Kompetenzen aller beteiligten Akteure zu fördern und ihre Gestaltungs- und Reflexionsfähigkeit zu erhöhen.4 In diesem Zusammenhang nahm seit Mitte der 1990er Jahre das Interesse am Thema Beratung in den Sozialwissenschaften zu. Dieses Interesse beruhte dabei nicht nur auf der wachsenden Bedeutung der Beraterbranche im Zuge der Herausbildung der Wissensgesellschaft. Zugleich ging es um die Frage nach angemessenen Konzepten, die die praktische Wirksamkeit sozialwissenschaftlicher Forschung im Kontext organisationsbezogener bzw. regionaler Innovationsprozesse erhöhen und an die Stelle überkommener Transfermodelle treten konnten. Von besonderem Interesse waren dabei systemtheoretisch inspirierte Beratungskonzepte (vgl. u.a. Howaldt/Kopp 1998). So bildeten sich an der Schnittstelle von Beratung und Forschung neue Formate einer gestaltungsorientierten Sozialwissenschaft heraus.5
7 . 2 Z u r S p e z i f i k s o z i a lw i s s e n s c h a f t l i c h e n Wissens Gerade der spezifische Charakter sozialwissenschaftlichen Wissens, welcher lange Zeit vor dem Hintergrund scheinbarer naturwissenschaftlicher Exaktheit und Verlässlichkeit als Mangel empfunden wurde, wird vor dem Hintergrund des spezifischen 4
5
Insbesondere die arbeitsbezogene Forschung hat sich – vor dem Hintergrund ihrer langen Erfahrungen, wie sie in den Programmen „Humanisierung der Arbeit“, „Arbeit und Technik“, „Innovative Arbeitsgestaltung und Zukunft der Arbeit“ zum Ausdruck kommt, immer wieder um die Entwicklung von gestaltungsorientierten Forschungskonzepten verdient gemacht. Dabei hat sie sich bereits früh von der Idee eines umfassenden Innovationsverständnisses leiten lassen. Gerade in ihrer Analyse der komplexen Zusammenhänge zwischen sozialen und technologischen Innovationsprozessen in Unternehmen hat die Arbeitsforschung auf ihrem Gebiet wichtige Anstöße für ein umfassendes Innovationsverständnis geleistet. Vgl. hierzu u.a. die Beiträge in Franz et al. 2003.
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Charakters (sozialer) Innovationsprozesse zu einer wichtigen Voraussetzung für praktische Wirksamkeit. Sozialwissenschaftliches Reflexionswissen kann einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und Selbstreflexion der Gesellschaft sowie ihrer Organisationen und Institutionen leisten. Das Wissen, das im Mittelpunkt solcher Innovationsprozesse kommuniziert und entwickelt wird, unterscheidet sich deutlich von ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Wissensformen und beschreibt die Spezifik sozialwissenschaftlichen Wissens. Wie Giddens betont, liefern die Sozialwissenschaften kein technologisches Wissen. Vielmehr stellen sie „Reflexionswissen“ zur Verfügung (vgl. Giddens 1992: 411). „Sehr viel, worauf sich die Sozialwissenschaften notwendigerweise stützen, ist den Mitgliedern der von ihnen untersuchten Gesellschaften schon bekannt, und sie liefern Theorien, Begriffe und Forschungsergebnisse, die in die von ihnen beschriebene Welt zurückwirken. Die Kluft, die man zwischen spezialisiertem Begriffsapparat wie Forschungsergebnissen und den bewusst vollzogenen Praktiken, aus denen sich das soziale Leben aufbaut, aufzeigen kann, sind im Falle der Sozialwissenschaften viel weniger tief als in jenem der Naturwissenschaften.“6 (Giddens 1992: 412) 6
Diese Beschreibung des spezifischen Charakters sozialwissenschaftlichen Wissens weist deutliche Berührungspunkte mit den Analysen von Willke zum in Organisationsberatungsprozessen „angewandten“ Wissen auf. Nach Willke liegt dessen Besonderheit darin, „dass die erforderliche Expertise nicht mehr in zeitlich stabilen, sachlich allgemeinen, sozial konsensfähigen und operativ technologisierbaren Formen vorliegt, sondern anderen Regeln gehorcht“ (Willke 1998: 169). Inwieweit diese Beschreibung auch auf die vielfältigen anderen Kontexte übertragbar ist, in denen sozialwissenschaftliches Wissen zur Wirkung kommt, wäre Gegenstand eigenständiger Untersuchungen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die hier vorgetragenen Thesen nicht einfach auf andere Kontexte übertragbar sein dürften. Notwendig erscheint vielmehr die Entwicklung von Konzepten, welche die Besonderheiten des jeweiligen Praxisfeldes und des dort „verwendeten“ Wissens berücksichtigen (vgl. bspw. Endres/Waibel 2003). Damit ist auch gesagt, dass die Leistungsfähigkeit der hier beschriebenen Formen der Wissensproduktion begrenzt ist. Die Beschreibung der Kontexte ist dabei insbesondere von Bedeu-
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Die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und Selbstreflexion ist jedoch ebenso wie die Einbindung zentraler gesellschaftlicher Akteure zentrale Voraussetzung, um die immanente Ambivalenz und Risikohaftigkeit von Innovationsprozessen durch den Einbau von Reflexionsschleifen abzufedern. Sie machen die Frage nach der Umsetzung von ‚Erfindungen’, neuen Ideen in konkrete Innovationen zum Gegenstand von Entscheidungen und durchbrechen damit den ‚Fortschrittsautomatismus’ (was neu ist, ist gut) des alten Paradigmas. In Abgrenzung zu OneBest-Way- bzw. One-Single-Truth-Ansätzen können solche neuen Formen der Wissensproduktion, die auf die Einbeziehung aller relevanten Akteure von der Idee bis zur Umsetzung setzen, einem neuen Innovationsparadigma konkrete Gestalt geben. Dabei beschränken sich die beteiligten Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler nicht wie in traditionellen Forschungsprojekten auf die Funktion des ‚nur’ kritischen Begleiters und Wissensproduzenten, sondern greifen aktiv in die Prozesse ein und übernehmen Funktionen des Projekt- und Netzwerkmanagements, der Konzeptentwicklung, der Beratung etc. Sie werden zu Moderatoren, Interpreten und Impulsgebern, die gemeinsam mit den Praktikern eingefahrene Denkund Verhaltensweisen reflektieren, unterschiedliche Sichtweisen austauschen und sich alternative Handlungsmöglichkeiten erschließen. So werden sie zu Gestaltern eines gemeinsamen Lernprozesses, dessen Ergebnis weder die Praktiker noch die sie beratenden Wissenschaftler vorwegnehmen können.
tung, wenn es um die analytischen Aufgaben der Sozialwissenschaften geht. „Vom thematischen Bezug hängt jedoch ab, in welcher Weise analytische Einsichten gewonnen werden können. Wenn es um die öffentliche Verständigung zwischen Angehörigen verschiedener Fachsprachen geht […], zeigen sich andere Möglichkeiten und andere Grenzen als wenn es sich um die Entwicklung einer gemeinsamen Sicht auf Ziele und Handlungsregeln einer marktabhängigen Organisation handelt.“ (SenghaasKnobloch 1997: 89)
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7.3 Gestaltung und Forschung im Kontext Wie diese neue Rolle der Sozialwissenschaften wahrgenommen wird, mit welchen Forschungsdesigns und Methoden gearbeitet wird, unterscheidet sich in den unterschiedlichen Forschungsfeldern sozialer Innovation. So konzentriert sich das 1990 in Wien gegründete Zentrum für soziale Innovationen (ZSI), inzwischen mit ca. 50 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einer der größeren Arbeitgeber für Sozialwissenschaftler in Österreich, mit einem konsequent transdisziplinären Ansatz seit zwei Jahrzehnten erfolgreich auf die Erforschung, Entwicklung und Verbreitung von sozialen Innovationen in diversen Handlungsbereichen und bestätigt damit die Einschätzung von Zapf, dass die Werkzeuge der Sozialwissenschaften dazu in besonderer Weise geeignet sind. Transdisziplinarität bedeutet dabei sowohl die Zusammenarbeit in der praktischen Anwendung und Nutzung von Wissen in nichtwissenschaftlichen Arbeitsfeldern wie auch die Integration von Erkenntnissen aus der Praxis in die Prozesse der Lehre, der Methodenentwicklung und Theorienbildung in den Wissenschaften (vgl. Hochgerner 2008: 5). Es schließt dabei Prozesse der Forschung, Beratung, Netzwerkkoordination und der Bildung in ein integratives Gesamtkonzept ein. In ähnlicher Weise wurde auch an der Sozialforschungsstelle Dortmund seit Mitte der 1990er Jahre im Kontext von betrieblichen und regionalen Innovationsprozessen ein neuer Forschungstyp entwickelt, in dessen Mittelpunkt die Produktion wissenschaftlicher Erkenntnisse in Verbindung mit der Lösung praktischer Probleme zur Bewältigung von sozialen Innovationsprozessen in Unternehmen, Regionen und Politik steht (vgl. u.a. Franz et al. 2003; Howaldt 2004). Dabei geht es beispielsweise um die Entwicklung neuer Arbeits- und Organisationsformen in Unternehmen, den Aufbau von interorganisationalen Kooperations- und Lernnetzwerken, die Unterstützung von institutionellen Wandlungsprozessen in regionalen Netzwerken sowie die inter- und transdiziplinäre Entwicklung und Umsetzung von technischen und sozialen Innovationen im Hinblick auf eine proaktive dynamische Anpassung von Regionen an die Auswirkungen des Klimawandels.
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Auch Geoff Mulgan et al. geht es in ihren Arbeiten um ein praktisches Anliegen. „Together, these would contribute to a more social innovation system, analogous to the many and diverse systems which exist around the world to promote technological innovation.” (Mulgan et al. 2007: 5) In einem gemeinsamen Forschungsbericht von Mulgans Young Foundation und NESTA (National Endowment for Science, Technology and the Arts) geht es somit um klare Empfehlungen von sozialen Innovationen für Politik und Finanziers sowie einen Handlungsleitfaden für Innovatoren. Moulaert et al. zielen im Feld lokaler und regionaler Entwicklung mit ihren Projekten wie ALMOLIN und SINGOCOM auf die Beförderung von Entwicklungen, die soziale Integration in unterschiedlichen Sphären der Gesellschaft vom Arbeitsmarkt über das Bildungssystem bis hin zu soziokulturellen Entwicklungen vorantreiben (Moulaert et al. 2005: 1970). Auch das Centre de recherche sur les innovations sociales (CRISES) als interdisziplinäres und interuniversitäres Forschungszentrum zum Thema soziale Innovation zielt auf die Erforschung und Verbreitung sozialer Innovationen in den Bereichen Regionalentwicklung sowie der Lebens- und Arbeitsqualität. Dazu arbeitet es systematisch mit Partnern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen (http://www. crises.uqam.ca/pages/en/). Ein Beispiel, wie Politik und Wissenschaft soziale Innovationen fördern können, stellt der von der Sozialforschungsstelle Dortmund im Auftrag des Wirtschaftsministeriums NordrheinWestfalen durchgeführte „Dienstleistungswettbewerb Ruhrgebiet“ dar. Ziel des Wettbewerbes war die Entwicklung von innovativen und marktfähigen Dienstleistungsangeboten mit der Intention, neue Wachstumsfelder und Beschäftigungsmöglichkeiten im Ruhrgebiet als einem der größten europäischen Dienstleistungsmärkte zu erschließen. Es wurden Projektideen prämiert, die auf die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Alter, die Integration psychisch kranker Migrantinnen, den Aufbau von Kindertagesstätten etc. zielten. Bei diesen Ideen handelt es sich um soziale Innovationen, die in konkrete Geschäftsideen gegossen werden und als innovative Dienstleistungen vermarktet werden (vgl. Kutzner 2010).
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Als Fazit lässt sich festhalten, dass der von technischen Innovationen abgrenzbare Anwendungs- und Gegenstandsbereich sozialer Innovationen zugleich auch eine relevante Besonderheit im Hinblick auf die Rolle und Potenziale der Sozialwissenschaften zu markieren scheint. Gemeinsam ist den hier vorgestellten Ansätzen eine enge Verbindung von wissenschaftlicher Reflexion und praktischem Gestaltungswillen. Wie Kesselring/Leitner (2008: 14 f.) ausführen, ist soziale Innovation als „Schnittstelle zwischen soziologischer Reflexion und sozialer Aktion zu sehen, da sie die Reflexion gesellschaftlicher Problemstellungen und ein zielgerichtetes Eingreifen voraussetzt.“
7 . 4 E i n e C h a n c e f ü r d i e S o z i a lw i s s e n s c h a f t e n Der Erfolg solcher auf die Erhöhung der praktischen Wirksamkeit soziologischer Forschung zielenden Konzepte hängt entscheidend davon ab, inwieweit es der Soziologie gelingt, sich mit der sozialen Realität in ihrer Breite und Vielfalt zu befassen (vgl. Münch 2002: 12) und sich nicht auf eine Selbstbeschreibung zu reduzieren, welche Soziologie auf eine „Reflexionstheorie“ der Gesamtgesellschaft verengt (vgl. Kühl 2003: 74). Gerade die im Verhältnis zu technologischen Innovationen stärkere Kontextabhängigkeit sozialer Innovationen (vgl. Kap. 5.3) erfordert eine stärkere Berücksichtigung der spezifischen Rahmenbedingungen, Akteurskonstellationen und Regelsysteme der jeweiligen Forschungsfelder. Mit der Soziologie verbindet sich ein spezifischer Blick auf die Funktionsweise von sozialen Systemen und deren Veränderungsprozesse, der sich deutlich von ingenieur- und betriebswirtschaftlichen Denkweisen unterscheidet (vgl. Howaldt 2004: 45). Der zentrale Untersuchungsgegenstand der Soziologie sind die sozialen Praktiken, über die sich Gesellschaft konstituiert, definiert, stabilisiert und wandelt. Genau die sich daraus ergebenden analytisch- wie gestaltungsrelevanten Kernkompetenzen sind es, die eine wachsende Bedeutung in der praktischen Arbeit in Wirtschaft, Politik etc. erhalten. Eine so verstandene soziologische Perspektive wird zunehmend unverzichtbarer Bestandteil des Kompetenzprofils von Managern, Beratern, re-
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gionalen Akteuren etc. bei der Gestaltung von Innovationsprozessen werden (Franz/Sarcina 2009). In diesem Sinne kann die Diskussion um soziale Innovation und die damit verbundene veränderte Rolle der Sozialwissenschaften und insbesondere der Soziologie einen Beitrag für einen „besseren Status, bessere Berufschancen und größere Relevanz“ (Zapf 1989: 183) der Disziplin darstellen. Zugleich leistet diese Diskussion einen Beitrag zur zukünftigen Rolle der Soziologie in der Wissensgesellschaft (Howaldt 2005). Mit der Herausbildung einer „neuen Wissensordnung“ (Weingart 2003: 89 ff.) wird die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft und Praxis zunehmend problematisch. Die Soziologie ist von diesen Veränderungen in besonderer Weise betroffen. Die Zukunft der Disziplin hängt in entscheidendem Maße davon ab, ob es ihr gelingt, ihre Praxisrelevanz unter den veränderten Bedingungen unter Beweis zu stellen. Diese veränderten Anforderungen bleiben nicht ohne Wirkung auf den Produktionsprozess soziologischen Wissens. Notwendig sind die Reflexion der eigenen Produktionsweise und die Weiterentwicklung neuer Formen soziologischer Wissensproduktion. Dabei gehen wir davon aus, dass in diesem Prozess die überkommenen Grenzziehungen innerhalb des Wissenschaftssystems und zwischen diesem und anderen gesellschaftlichen Teilsystemen zunehmend in Bewegung geraten (vgl. Simon et al. 2003: 341). Die von Nowotny, Scott und Gibbons (2001) beschriebenen neuen Formen der Wissensproduktion werden zukünftig an Bedeutung gewinnen. Dabei treten sie in einen produktiven Austausch mit traditionellen Formen der akademischen Wissensproduktion, werden von diesen beeinflusst und wirken auf diese zurück. Genau hier liegt eine zentrale Stärke der beschriebenen Ansätze sozialer Innovation. Sie lassen die unzeitgemäßen Grenzziehungen zwischen Erkenntnis- und Gestaltungsfunktion hinter sich und arbeiten vor dem Hintergrund der Spezifik sozialer Innovationsprozesse an der Weiterentwicklung einer neuen Produktionsweise soziologischer Forschung. Die Fragen und Probleme, die hiermit verbunden sind, sind vielfältig. Die von Latniak und Wilkesmann (2004) eingeforderte Entwicklung von Gütekriterien ist gewissermaßen die Spitze
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des Eisbergs. Aber in der aktuellen Situation geht es um mehr. Es geht um ein verändertes Verständnis von der Funktion und Leistungsfähigkeit der Soziologie unter den Bedingungen einer sich herausbildenden neuen Wissensordnung. Es geht um eine neue Produktionsweise der Soziologie (vgl. Schmidt 1999) und ihre Folgen für Forschungskonzepte, methodische Arrangements und Arbeitsweisen (vgl. Franz et al. 2003; Howaldt 2004). Mit der Bedeutungszunahme sozialer Innovationen steigen die Chancen der Soziologie, „sich sichtbar in öffentliche Auseinandersetzungen und praktische gesellschaftliche Kontexte einzubringen“ und als „Träger von sozialer Innovation in Erscheinung“ zu treten (Kesselring/Leitner 2008: 15).
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8 . Faz it und Aus blick Vieles spricht dafür, dass mit der Herausbildung eines neuen Innovationsparadigmas künftig soziale Innovationen an Bedeutung gewinnen. Allerdings werden diese in der stark auf die sozialen Voraussetzungen, Folgen und Prozesse im Zusammenhang mit technischen Innovationen fixierten sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung als eigenständiges Phänomen bislang kaum thematisiert und analysiert. Die Entwicklung eines theoretisch fundierten Konzepts sozialer Innovation ist die Voraussetzung dafür, die bisherigen Verengungen und einseitigen Fokussierungen aufzulösen und den Anspruch einer integrativen Theorie gesellschaftlich-technischer Innovation einzulösen, in der soziale Innovation mehr und etwas anderes ist als nur Voraussetzung, Begleiterscheinung und Folge von technologischen Innovationen. Erst mit einer Berücksichtigung der Eigengesetzlichkeiten und Spezifika sozialer Innovation eröffnet sich die Möglichkeit, soziale und technologische Innovationsprozesse in ihrem systemischen Zusammenhang und in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit begreifbar zu machen. Im Hinblick auf eine Weiterentwicklung des Forschungspotenzials ist die im Rahmen unseres Buches erfolgte Konzeptionierung sozialer Innovation als ein kohärenter, von anderen Erscheinungen des sozialen Wandels ebenso wie von technischen und anderen Innovationen abgrenzbarer Innovationstypus mit einem spezifischen Gegenstandsbereich sowie einer von anderen Veränderungsmodi abgrenzbaren Prozess- und Produktdimension unerlässlich. Die hier vorgeschlagene konzeptionelle
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Schärfung und Präzisierung des Begriffes, seines Inhalts und seiner Reichweite ist neben dem Nachweis der praktischen Evidenz zugleich eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür, das Konzept sozialer Innovation für empirische Untersuchungen fruchtbar zu machen. Mit der Fokussierung auf soziale Innovationen erweitert sich die Blickrichtung über die Ökonomie hinaus auf die Gesellschaft – oder, wie Schumpeter schon 1911 schrieb, auf „das Gesamtbild der Volkswirtschaft“ bzw. die „soziale Kulturentwicklung“ (Schumpeter 2006: 463 ff. und 545). Für Schumpeter ist die Unternehmerfunktion, die er als „eigentliches Grundphänomen der wirtschaftlichen Entwicklung“ bezeichnet (Schumpeter 1964: 119), eine Ausprägung eines spezifischen Types menschlichen Verhaltens (ebd.: 119, FN 20), welches „einen Schritt aus der Routine“ (ebd.: 126) bedeutet und durchaus auch in anderen historischen Kontexten als auch in anderen sozialen Bereichen – wie bspw. der Wissenschaft (ebd.: 126) – vorfindbar ist.1 Die Verschiebung des Fokus auf soziale Innovation bedeutet mehr als nur die Berücksichtigung neuer bzw. anderer Phänomene. Insofern sich das Neue zunehmend nicht im Medium technischer Artefakte, sondern auf der Ebene der sozialen Praktiken vollzieht, ist eine grundlegende konzeptionelle Neuausrichtung der Innovationsforschung erforderlich (vgl. auch Rammert 2010 sowie MacCallum et al. 2009). Anschlussfähig sind in dieser Perspektive vor allem die sogenannten soziologischen Praxistheorien (vgl. z.B. Bourdieu 1976; Giddens 1992; Ebrecht/Hillebrandt 2002; Reckwitz 2003) und die darin jenseits eines objektivierenden Strukturalismus einerseits und eines subjektivierenden Individualismus andererseits herausgearbeitete Ambivalenz von Gesellschaft konstituierendem Handeln. Die Ambivalenz sozialer Praktiken, einer1
„In der eigenen Brust dessen, der Neues tun will, erheben sich die Elemente der gewohnten Bahn und legen Zeugenschaft ab gegen den werdenden Plan. Eine neue und andersartige Willensaufwendung wird dadurch nötig, außer jener, die schon darin liegt, inmitten der Arbeit und Sorge des Alltags um Raum und Zeit für Konzeption und Ausarbeitung der neuen Kombination zu ringen und sich dahin zu bringen in ihr eine reale Möglichkeit und nicht bloß Traum und Spielerei zu sehen.“ (Schumpeter 1964: 126)
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seits als „routinisierter Strom der Reproduktion typisierter Praktiken“ (Reckwitz 2003: 294) und andererseits die „relative ‚Offenheit’ der Praxis“, […] „die kontextspezifische Umdeutungen von Praktiken erfordert und eine Anwendung erzwingt und ermöglicht, die in ihrer partiellen Innovativität mehr als reine Reproduktion darstellt“ (Reckwitz 2003: 294), ist in der Lage, die von Rammert eingebrachte Dichotomie von Technik und Innovation als soziologische Grundkategorien im Sinne einer umfassenden Innovationstheorie zu öffnen. Handeln ist dabei immer schon mit der Fähigkeit ausgestattet, auf die soziale Praxis einzuwirken und damit die gesellschaftliche Reproduktion zu beeinflussen (vgl. Albrecht 2002). Das System „schützt sich nicht gegen Änderungen, sondern mit Hilfe von Änderungen gegen Erstarrung in eingefahrenen, aber nicht mehr umweltadäquaten Verhaltensmustern“ (Luhmann 1984: 506 f.). Die „relative ‚Offenheit’“ der Praxis aufgrund sich überschneidender und konkurrierender habitualisierter Schemata (Ebrecht 2002: 236) bzw. der Überlagerung unterschiedlicher Wissensordnungen (Ebrecht 2002: 237) ermöglicht eine Transformation von Praxismustern im Sinne einer sozialen Innovation. Der von technischen Innovationen abgrenzbare Anwendungs- und Gegenstandsbereich sozialer Innovationen markiert zugleich auch eine relevante Besonderheit im Hinblick auf die Rolle und Potenziale der Sozialwissenschaften. Gemeinsam ist den vorfindbaren sozialwissenschaftlichen Konzepten sozialer Innovation eine enge Verbindung von wissenschaftlicher Reflexion und praktischer Gestaltung. Wie Kesselring/Leitner ausführen, ist soziale Innovation als „Schnittstelle zwischen soziologischer Reflexion und sozialer Aktion zu sehen, da sie die Reflexion gesellschaftlicher Problemstellungen und ein zielgerichtetes Eingreifen voraussetzt“ (Kesselring/Leitner 2008: 14 f.). Darin liegen – bislang allerdings kaum genutzte Chancen für die Sozialwissenschaften, „sich sichtbar in öffentliche Auseinandersetzungen und praktische gesellschaftliche Kontexte einzubringen“ und als „Träger von sozialer Innovation in Erscheinung“ zu treten (ebd.: 15). Die in dieser Hinsicht künftig zentralen Forschungsfragen (vgl. auch Murray et al. 2008: 9) beziehen sich auf die (notwendigen) institutionellen Rahmenbedingungen für soziale Innovationen, auf die konkreten Prozesse, wie soziale Erfindungen entwickelt, getestet, verbreitet,
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transformiert und institutionalisiert werden, sowie auf die relevanten Handlungs- und Themenfelder für soziale Innovationen, wie z.B. im Kontext des Klimawandels, der Chancengleichheit, der Sozialökonomie oder der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen. Innovation ist kein Selbstzweck, sondern immer nur vorläufiges Ergebnis vielschichtiger sozioökonomischer Aktivitäten. Auch die institutionellen Voraussetzungen sowie die hiermit verbundenen personalen Kompetenzen sind in diesem komplexen, ergebnisoffenen Veränderungsprozess eingebunden und stehen selbst unter Innovationsdruck. Diese Beobachtung ist nicht neu, sondern wurde bereits 1945 von V. Bush, einem amerikanischen Ingenieur und Analogrechner-Pionier in dem Buch „Science, the endless frontier“ in visionärer Weise auf den Punkt gebracht: „Mit ‚endless frontier’ soll gesagt werden, dass diese Entwicklungen immer weiter vorangetrieben werden, dass man letztlich wenig über sie weiß und dass die diesbezügliche Forschung nunmehr in den Forschungs- und Innovationsprozess eingegliedert werden muss. Nach dem Wissenschaftler und Ingenieur kommt nunmehr die Person des Vermittlers, des Interpreten, dessen neue und bislang wenig kodifizierte Aufgabe darin bestehen müsste, die verschiedenen Akteure des Wandels innerhalb einer Gesellschaft, die sich breite Unterstützung findende Ziele von gemeinsamem Interesse gestellt hat, miteinander in Beziehung zu bringen (kollektive Arbeit und soziotechnische Erprobung).“ (Caracostas/Muldur 1998: 143) Bush wies diese Rolle dem Staat bzw. der Politik zu. Aufgrund seiner fachlichen Herkunft liegt es jedoch nahe zu vermuten, dass ihm die technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen nicht geeignet erschienen, multidimensionale Innovationen zu generieren, sondern dass er nach einer sozialen Steuerungsinstanz suchte. Dass die Sozialwissenschaft als weiterer relevanter Akteur in der Rolle des Vermittlers nicht explizit in den Blick genommen wurde, mag u.a. auch dem Umstand geschuldet sein, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine entsprechenden gestaltungsorientierten Kompetenzen in der Disziplin verfügbar waren. Gleichwohl ist hier ein Bedarf benannt worden, mit dem sich zumindest ein Teil der anwendungsorientierten Disziplin produktiv auseinandergesetzt hat.
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Einen Meilenstein in der sozialwissenschaftlichen Innovationsdebatte stellt sicherlich das eingangs aufgegriffene Diskussionsangebot von Wolfgang Zapf dar. In den nunmehr mehr als 20 Jahren seit Erscheinen des Beitrags hat sich die einschlägige wissenschaftliche Diskussion und politische Programmatik weiterentwickelt und die Grundlagen für ein postindustrielles, soziologisch aufgeklärtes Innovationsparadigma herausgebildet, dessen substanzieller Kern und handlungsorientierender Zielpunkt soziale Innovationen sind. Die Steuerung entsprechender Innovationsprozesse und der eng hiermit verbundenen interorganisatorischen und -institutionellen Wissensorganisation ist keine triviale Angelegenheit, sondern erfordert anspruchsvolle Modelle und Instrumente der Netzwerksteuerung ebenso wie die Fähigkeit, multidimensionale Prozesse (technologisch, organisatorisch, institutionell, sozial usw.) in einem koevolutionären Entwicklungszusammenhang miteinander zu verknüpfen und die auftretenden Ambivalenzen und Paradoxien im Sinne ‚reflexiver Modernisierung’ (Beck 1986) bearbeitbar zu machen. Die Auflösung konventioneller Strukturen der Arbeitsteilung zwischen Wissensproduzenten und Wissensanwendern, zwischen Entwicklern und Usern, die immer stärkere Einbindung des Erfahrungswissens der Peripherie in der Wissensgenerierung verweist im Kern auf zunehmende Interaktivitätsanforderungen von Innovationsprozessen, deren Kulminationspunkt durch das Web 2.0 markiert wird. Dessen Zukunft wird nicht in einseitiger technologischer Aufrüstung, sondern in der stärkeren Kontextualisierung von Content und Fokussierung auf die Aktivierung menschlicher Fähigkeiten gesehen. Anders formuliert: Technik ordnet sich den sozialen Bedürfnissen verschiedener Akteursgruppen unter bzw. unterstützt deren Kommunikationsansprüche. Soziale Innovationen bedürfen in besonderem Maße gelingender Kommunikation, Kooperation und Wissensintegration zwischen heterogenen Akteuren. Insofern ergeben sich für die Disziplin Anlass wie Chance, ihre Rolle im Modernisierungsprozess neu zu definieren und sich ggf. neu zu positionieren. Das notwendige Rüstzeug findet sich in der Techniksoziologie, der Wirtschaftssoziologie, der Organisations- und Wissenssoziologie. In der Erforschung, Entwicklung und Erprobung sozialer Innovationen brauchen sich Sozialwissenschaften nicht auf
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die kritische Begleitung und Kommentierung von Innovationsprozessen zu beschränken. Wenn sie ihr Potenzial, heterogenes und hochgradig verteiltes Wissen zu integrieren, ausschöpfen und weiterentwickeln, werden sie möglicherweise „eine ähnliche Rolle spielen können wie die Naturwissenschaften für die technischen Innovationen“ (Zapf 1989: 182). Die Sozialwissenschaften haben den Innovationsprozess neu interpretiert. Jetzt kommt es darauf an, einen Beitrag bei der Entwicklung und Gestaltung von Innovationsprozessen zu leisten. Zu lange sollten sie damit nicht warten, denn richtig ist, dass der „Verlust von Wissens-Innovationsmonopolen auch für die Wissenschaftsdisziplinen gilt. Nicht nur die Betriebswirtschaftslehre, sondern auch die Ingenieurwissenschaften haben inzwischen die Relevanz so genannter ‚weicher’ Faktoren erkannt und entsprechendes Wissen und Know-how aufgebaut“ (Bullinger/Bienzeisler 2007: 57). Insbesondere der Netzwerkansatz verfügt über erprobte Konzepte und Methoden mit hohem Entwicklungspotenzial. Begriffe wie Innovations- und Lernnetzwerke, Learning Communities (Senge/Scharmer 1997 sowie Powell/Grodal 2005), communities of practice (Wenger/Snyder 2000 sowie Willke 1998: 17) etc., aber auch die Debatte um interaktive Wertschöpfung und Hybridisation von materiellen Produkten und Dienstleistungen (vgl. Reichwald/Piller 2005) unterfüttern ein gewandeltes Innovationsverständnis, für das die enge Kooperation zwischen Praxis, Beratung, Wissenschaft und Politik essenziell ist. Gerade hier, in der Erforschung, Entwicklung und Erprobung dieser organisationsübergreifenden Lernnetzwerke und ihrer Arbeitsformen liegt eine wichtige Kompetenz der Sozialwissenschaften bei der Gestaltung von Innovationsprozessen unter den Bedingungen des Risikos, der Kontextabhängigkeit und der Rekursivität. Damit sind die Sozialwissenschaften bei der angemessenen Gestaltung von Innovationsprozessen in Unternehmen und Gesellschaft unerlässlich. „Die Bedeutung sozialwissenschaftlicher Expertise für die Analyse und Gestaltung von Innovationsprozessen [ist] nicht obsolet, sondern aktueller den je.“ (Bullinger/Bienzeisler 2007: 57) Allerdings können die zweifellos vorhandenen Chancen nur ergriffen werden, wenn sozialwissenschaftliche Beiträge zur Innovationsgestaltung sich nicht auf die begleitende Forschung verbunden mit
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dem Hinweis auf die Komplexität und Paradoxieträchtigkeit des Innovationsgeschehens beschränken. Sie sind vielmehr prädestiniert, dem oben erwähnten zentralen Problem gegenwärtiger Innovationsforschung entgegenzuwirken, Innovationsprozesse allenfalls ex post beschreiben und analysieren zu können, nicht aber in der Lage zu sein, die entsprechenden Diskurse und Interaktion zu strukturieren (vgl. Gustavsen 2005). Mit der Soziologie verbindet sich ein spezifischer Blick auf die Funktionsweise von sozialen Systemen und deren Veränderungsprozesse, der sich deutlich von ingenieur- und betriebswirtschaftlichen Denkweisen unterscheidet (vgl. Howaldt 2004: 45). Der zentrale Untersuchungsgegenstand der Soziologie sind die sozialen Praktiken, über die sich Gesellschaft konstituiert, definiert, stabilisiert und wandelt. Genau die sich daraus ergebenden analytisch wie gestaltungsrelevanten Kernkompetenzen sind es, die eine wachsende Bedeutung in der praktischen Arbeit in Wirtschaft, Politik etc. erhalten. Eine so verstandene soziologische Perspektive wird zunehmend unverzichtbarer Bestandteil des Kompetenzprofils von Managern, Beratern, regionalen Akteuren etc. bei der Gestaltung von Innovationsprozessen werden. In diesem Sinne kann die Diskussion um soziale Innovation und die damit verbundene veränderte Rolle der Soziologie in der Wissensgesellschaft auch einen Beitrag für einen „besseren Status, bessere Berufschancen und größere Relevanz“ (Zapf 1989: 183) der Disziplin darstellen.
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Markus Gamper, Linda Reschke (Hg.) Knoten und Kanten Soziale Netzwerkanalyse in Wirtschaftsund Migrationsforschung Oktober 2010, ca. 280 Seiten, kart., ca. 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1311-7
Karin Kaudelka, Gerhard Kilger (Hg.) Die Arbeitswelt von morgen Wie wollen wir leben und arbeiten? September 2010, ca. 234 Seiten, kart., zahlr. Abb., 19,80 €, ISBN 978-3-8376-1423-7
Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de
Sozialtheorie Stephan Lorenz (Hg.) TafelGesellschaft Zum neuen Umgang mit Überfluss und Ausgrenzung August 2010, 240 Seiten, kart., 22,80 €, ISBN 978-3-8376-1504-3
Max Miller Sozialtheorie Eine Kritik aktueller Theorieparadigmen. Gesammelte Aufsätze Dezember 2010, ca. 300 Seiten, kart., ca. 27,80 €, ISBN 978-3-89942-703-5
Elisabeth Mixa Body & Soul Wellness: von heilsamer Lustbarkeit und Postsexualität Dezember 2010, ca. 250 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 24,80 €, ISBN 978-3-8376-1154-0
Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de
Sozialtheorie Roswitha Breckner Sozialtheorie des Bildes Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien Oktober 2010, ca. 386 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., ca. 33,80 €, ISBN 978-3-8376-1282-0
Hannelore Bublitz Im Beichtstuhl der Medien Die Produktion des Selbst im öffentlichen Bekenntnis März 2010, 240 Seiten, kart., 25,80 €, ISBN 978-3-8376-1371-1
Michael Busch, Jan Jeskow, Rüdiger Stutz (Hg.) Zwischen Prekarisierung und Protest Die Lebenslagen und Generationsbilder von Jugendlichen in Ost und West Januar 2010, 496 Seiten, kart., 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1203-5
Pradeep Chakkarath, Doris Weidemann (Hg.) Kulturpsychologische Gegenwartsdiagnosen Bestandsaufnahmen zu Wissenschaft und Gesellschaft Oktober 2010, ca. 226 Seiten, kart., ca. 25,80 €, ISBN 978-3-8376-1500-5
Athanasios Karafillidis Soziale Formen Fortführung eines soziologischen Programms September 2010, ca. 404 Seiten, kart., zahlr. Abb., 24,80 €, ISBN 978-3-8376-1560-9
Matthias Klemm Das Handeln der Systeme Soziologie jenseits des Schismas von Handlungs- und Systemtheorie Oktober 2010, ca. 250 Seiten, kart., ca. 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1569-2
Carolin Kollewe, Elmar Schenkel (Hg.) Alter: unbekannt Über die Vielfalt des Älterwerdens. Internationale Perspektiven Januar 2011, ca. 280 Seiten, kart., zahlr. Abb., 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1506-7
Sophie-Thérèse Krempl Paradoxien der Arbeit oder: Sinn und Zweck des Subjekts im Kapitalismus Oktober 2010, ca. 330 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., ca. 32,80 €, ISBN 978-3-8376-1492-3
Herfried Münkler, Matthias Bohlender, Sabine Meurer (Hg.) Sicherheit und Risiko Über den Umgang mit Gefahr im 21. Jahrhundert März 2010, 266 Seiten, kart., zahlr. Abb., 26,80 €, ISBN 978-3-8376-1229-5
Herfried Münkler, Matthias Bohlender, Sabine Meurer (Hg.) Handeln unter Risiko Gestaltungsansätze zwischen Wagnis und Vorsorge Juli 2010, 288 Seiten, kart., 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1228-8
Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de