Sonntagsfeier und Sonntagsruhe in Bayern unter Berücksichtigung der einschlägigen Gesetze und Verordnungen etc. [Reprint 2021 ed.] 9783112428887, 9783112428870


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Sonntagsfeier und Sonntagsruhe in Bayern unter Berücksichtigung der einschlägigen Gesetze und Verordnungen etc. [Reprint 2021 ed.]
 9783112428887, 9783112428870

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Sonntagsfeier und

Sonntagsruhe in Bayern unser Berücksichtigung

der einschlägigen Gesetze und Verordnungen etc.

Dr. jur. Christian Rotb, Reckkspraktikant.

München. J. Schweitzer Verlag (Arthur Scllict).

IW.

Dr. Sranz Paul Datterer & Cie., G. m. b.

München.

Uorwort Die vorliegende Arbeit bezweckt, eine Zusammenstellung

der zur Zeit in Bayern geltenden

Bestimmungen über die

Feier der Sonn- und Festtage und über die Sonntagsruhe nach

der

Reichsgewerbeordnung

geben;

zu

es

ist meines

Wissens — von einem Aufsatze Dr. A. Geigers im Archiv

für

katholisches

Kirchenrecht Bd. 75 (1896) S. 28 ff.

ab­

gesehen — der erste derartige Versuch.

Möge die Arbeit mit Rücksicht hierauf eine nachsichtige Beurteilung erfahren! München, im Juni 1899.

Der Verfasser.

InhsttK-Übersichk. Einleitung.

Seitc

...

1

§ 1.

Die Verminderung der Feiertage in Bayern

§ 2.

Die Feier der Landes- und Diözesanpatrozinien

.

6

§ 3.

Die Feier der Sonn- und Festtage seit der Verordnung vom 8. Februar 1845 .............................................................

11

.

I. Abschnitt.

Die Sonn- und Festtagsfeier. A. Allgemeine Bestimmungen. § 4.

Einführung, Verlegung und Aufhebung von Festtagen. Die staatliche und bürgerliche Feier ....

§ 5.

Reichsgesetzliche Bestimmungen..................................................20

§ 6.

§ 366 Z. 1 R.SüG.B...........................................................................27

§ 7. § 8.

Die Festtage in Bayern............................................................ 30 Begriff der katholischen,protestantischen und konfessionell gemischten Orte.................................................................................38

§ 9.

B. Die Sonn- und Festtagsfeier nach der Verordnung vom 21. Mai 1897. Die Arbeiten des Gewerbe-, Handels- und Fabrikbetriebes

16

46

§ 10. Ausnahmen........................................................................................... 48 §11. Die Sonn- und Festtagsfeier im Betriebe der Staatsver­ kehrsanstalten *.................................................................................54 § 12. Die Arbeiten der Land- und Forstwirtschaft, Berufsgärtnerei und Berufsfischerei.......................................................................61 § 13. Offene Verkaufsstellen. — Wandergewerbe § 14. Die weiteren Bestimmungen der Verordnung C.

... ...

66 69

Sonn- und Festtagsfeier seitens der Behörden rc.

§ 15

73

D. Weitere auf die Sonn- und Festtagsfeier bezügliche Bestimmungen. § 16............................................................................................................... 86

V

Inhalts-Übersicht.

II. Abschnitt.

Seite

Die Sonntagsruhe nach der Reichsgewerbeordnung. Einleitung.....................................................................................................94

I. Allgemeine Bestimmungen.

§§ 105, 105 a.....................................................................................................97 II. Stehendes Gewerbe. §§ 105b, 41a,

105 c-h, 105 i......................................................... 100

III. Wandergewerbe. § 55 a

127

IV. §§ 120, 120 e, 127.........................................................................................130

V. Jugendliche Fabrikarbeiter und Fabrikarbeiterinnen. §§ 135—139 a......................................................................................... 136

VI. Aufsicht. § 139 b

149

VII. Strafbestimmungen. §§ 145 — 151

150

VIII. Schlußbestimmungen. §§ 154, 154 a, 155

158

Anhang. Verordnung vom 21. Mai 1897, die Feier der Sonn- und Fest­ tage betr..................................................................................................163 Nachträge................................................................................................... 166

Abkürzungen.

M.G.S. 1784 Bd. 2 = Sammlung der Kilrpfalz-Baierischen allgemeinen und besonderen Landes-Verordnungen. Von Polizey- und Landesverbesserungs-, Religions-, Kirchen- und Geistlichkeits-, Kriegs- und ver­ mischten Sachen. Zweyter Band, herausgegeben von Georg Karl Mayr. München Anno 1784. M.G.S. 1788 Bd. 4 = Sammlung rc. Vierter Band, herausgegeben von Georg Karl Mayr. München im Jahr 1788. M.G.S. 1800 Bd. 1 — Sammlung der Churpfalz-Baierischen allge­ meinen und besonderen Landes-Verordnungen von Sr. Churfürstl. Durchläucht Maximilian Joseph IV. In Justiz- rc. Sachen. Erster Band. Herausgegeben von Georg Karl Mayr. Mün­ chen 1800. — Sammlung der im Gebiete der inneren StaatsDöll. Bd. 2 Verwaltung des Königreichs Bayern bestehenden Verordnungen, aus amtlichen Quellen geschöpft und systematisch geordnet von G. Döllinger, München 1835. Döll. Bd. 3 = do. München 1836. = do. München 1838. 1., 2. u. 3. Theil. Döll. Bd. 8 — do. München 1839. 2. Theil. Döll. Bd. 13 = Fortgesetzte Sammlung der im Gebiete der Döll. Bd. 23 inneren Staats-Verwaltung des Königreichs Bayern bestehenden Verordnungen von 1835 bis 1852, aus amtlichen Quellen bearbeitet von Friedrich Freiherrn von Strauß. Dritter Band der neuen Folge. Als Fortsetzung der Döllinger schen Sammlung. 23. Band. Mün­ chen 1853. — do. Neunter Band der neuen Folge. Als Döll. Bd. 29 Fortsetzung der Döllingerschen Sammlung. 29. Band. München 1853. — Neue Gesetz- und Verordnungen-Sammlung Weber für das Königreich Bayern mit Einschluß der Reichsgesetzgebung von Karl Weber. Nörd­ lingen 1880 ff. — Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern. R.Bl. — Gesetzblatt für das Königreich Bayern. G.Bl.

Abkürzungen.

VII

— Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern. — Amtsblatt des k. Staatsministeriums des Innern. M.A.Bl. — Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegen­ K.M.Bl. heiten im Königreiche Bayern. — Justizministerialblatt für das Königreich Bayern. J.M.Bl. — Finanz - Ministerialblatt für das Königreich F.M.Bl. Bayern. — Kreisamtsblatt. Kr.A.Bl. — Reichsgesetzblatt. R.G.Bl. = Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege des Z. f. G. u. Rpfl. Königreichs Bayern. Band 11—13. Abtheilung für Strafrecht. Erlangen 1864, 1865, 1867. — Sammlung wichtiger Entscheidungen des königl. K.H. Samml. bayer. Kassationshofes. Als neue Folge der Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege unter Aufsicht und Leitung des königlichen Justizministeriums herausgegeben. 4 Bände. Erlangen 1868, 1869, 1870. — Sammlung von Entscheidungen des obersten O.G.H. Samml. Gerichtshofes für Bayern in Gegenständen des Strafrechtes und Strafprozesses. 9 Bände. Erlangen 1872-1880. = Sammlung von Entscheidungen des königl. O.L.G. Samml. Oberlandesgerichtes München in Gegenständen des Strafrechtes und Strafprozesses. Erlangen. Berücksichtigt bis Band 9 Heft 3. — Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen. R.G.E. Leipzig. Berücksichtigt bis Band 31. R.G.Rspr. — Rechtsprechung des Deutschen Reichsgerichts in Strafsachen. Herausgegeben von den Mit­ gliedern der Reichsanwaltschaft. 10 Bände. München und Leipzig 1880 ff. Sten gl. = Zeitschrift für Gerichtspraxis und Rechts­ wissenschaft in Bayern von M. St eng le in. 10 Bände. Jahrgang 1862—1871. München 1862—1871 und Zeitschrift für Gerichtspraxis und Rechts­ wissenschaft in Deutschland. Herausgegeben von M. St en gl ein. Mit einem Beiblatt: Zeitschrift für Gerichtspraxis und Rechts­ wissenschaft in Bayern. Band 1—8 der neuen Folge. Jahrgang 1872—79. Der Gesamt­ folge Band 11 — 18. Wo nicht anders bemerkt. ist nach dem Hauptblatt citiert. Bl. f. R.A. = Blätter für Rechtsanwendung. Bl. f. N.A. Erg.Bd. — Blätter für Rechtsanwendung, Ergänzungsband. Berücksichtigt bis Band 64 Nr. 12. Bl. f. a. Pr. — Blätter für administrative Praxis in Bayern. Berücksichtigt bis Band 49 Nr. 7. G.V.Bl.

VIII Reger

Reger Erg.Bd. 1 K.H. O.L.G. R.G. E. Allerh.E. M.E. O. K.E. K.E. M.Bek. G.O. R.St.G.B. P. St.G.B. V. d. K. d. A.

V. d. K. d. R.

Abkürzungen.

— Entscheidungen der Gerichte und Verwaltungs­ behörden aus dem Gebiete des auf reichs­ gesetzlichen und gemeinrechtlichen Bestimmungen beruhenden Verwaltungs- und Polizeistrafrechtes. Herausgegeben von A. Reger. Nördlingen 1880 ff. — Entscheidungen 2C. Ergänzungsband. Berücksichtigt bis Band 19 Heft 2. — Kassationshof. — Oberlandesgericht München. — Reichsgericht. — Entschließung. — Allerhöchste Entschließung. — Ministerialentschließung. — Oberkonsistorialentschließung. — Konsistorialentschließung. — Ministerialbekanntmachung. = Gewerbeordnung für das Deutsche Reich. — Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. — Polizeistrafgesetzbuch für das Königreich Bayern. — Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages. — Verhandlungen der Kammer der Reichsräthe des Königreichs Bayern.

Sonntagsfeier und Sonntagsruhe in Bayern. Einleitung. § 1.

Die Verminderung der Feiertage in Bayern. Die Anzahl der Feiertage hatte im 17. und 18. Jahr­ hundert , namentlich auf dem Lande, immer mehr zuge­ nommen; man mußte dabei die Erfahrung machen, „daß die Vervielfältigung der Feyertäge mehr zum Müßiggang und Ausschweifungen, mithin auch mehr zur Beleidigung als Ehre Gottes gereiche, des übergroßen Schadens zu geschweigen, den solche unnöthige mit Schwelgerey und Üppigkeiten meistentheils zugebrachte Feyertäge mittelst Versäumung der Handund Feldarbeit dem gemeinen Wesen zuziehen." Wie in anderen katholischen Ländern im Laufe des 18. Jahrhunderts/) suchte man auch in Bayern diesem Übel durch eine Reduktion der Festtage zu steuern. Auf das Ansuchen Maximilian Josephs III. erließ Papst Klemens XIV. unterm 16. Mai 1772 2) ein Reduktionsbreve l) Vgl. hierüber Feßler im Archiv für katholisches Kirchenrecht, Bd. 5 (1860) S. 211 ff., P. Hin sch ins, Das Kirchenrecht der Katho­ liken und Protestanten in Deutschland 4. Band Berlin 1888 S. 283 ff.; in den geistlichen Staaten: Johann Baptist Schwab, Franz Berg, geistlicher Rath und Professor der Kirchengeschichte an der Uni­ versität Würzburg. Ein Beitrag zur Charakteristik des katholischen Deutschlands zunächst des Fürstbistums Würzburg im Zeitalter der Auf­ klärung, Würzburg 1869 S. 108 f., Emil Friedberg, Die Gränzen zwischen Staat und Kirche und die Garantieen gegen deren Verletzung, Tübingen 1872 S. 295, August Reinhard, Die Kirchenhoheitsrechte des Königs von Bayern, München 1884 S. 81. a) M.G.S. 1784 Bd. 2 S. 1107-1109, Döll. Bd. 8 2. Theil § 1309, Weber Bd. 1 S. 20, 21. Roth, Sonutagsfeier.

1

für das Kurfürstentum Bayern, das durch kurfürstliches Mandat vom 14. Dezember 1772 ’) publiziert, am 1. Januar 1773 in Kraft trat. „Es sollen hinfüran," heißt es in dem Breve, „die Fest- oder Feyertäge, als das Osterfest oder die Auferstehung des Herrn sammt dem nächst daraus folgenden Montag, das Pfingstfest auch mit dem nächst darauf folgenden Montag, hernach alle Sonntäge des Jahrs, das Fest der Weihnachten, oder Geburt unsers Herrn Jesu Christi, der Be­ schneidung, oder des neuen Jahrs, der Er­ scheinung des Herrn, oder der heiligen drey Königen, der Himmelfahrt und des Fronleich­ nams Jesu Christi, dann auch die fünf der seligsten Jungsrau Maria geheiligten Täge, als nämlich der Reinigung, Verkündung, Himmelsahrt, Geburt, und Empsängniß, überhin noch die Fe st täge des heiligen Josephs, des heiligen Jo­ hann des Täusers, der heiligen Apostel Peter und Pauls, aller Heiligen, des heiligen Erzmartyrers Stephan, und des vornehmsten Patrons einer jed­ weden Kirche beybehalten und geseyert werden.

Wenn eine Kirche zween heilige Patronen haben sollte, so ist es notwendig, Ehrwürdiger Bruder! daß du fleißig nachsorschest, welchen aus diesen heiligen Patronen eine vorzüglichere Verehrung in jener Stadt, Markt, oder Dorfe gewidmet worden sey, und sodann wirst du des­ selben Festtag allein für einen gebothenen Feycrtag bestimmen."2) ■) M.G.S. a. a.O. S. 1105-1107, Döll. Bd. 8 § 1310, Weber Bd. 1 S. 18, 19, Johann Jacob Moser, Von der Landeshoheit im Geistlichen, Franckfurt und Leipzig 1773, 3. Buch 4 Kap. §2 9; vgl. auch K.H. 28. Oktober 1867, Samml. Bd. 1 S. 421, Stengl. Bd. 7 S. 107, ferner Stengl. Bd. 9 S. 402. G) O.L.G. 26. Mürz 1889, Samml. Bd. 5 S. 294, Reger Bd. 10 S. 299, 29. Januar 1889, Samml. Bd. 5 S. 267, 19. April 1890, Bt. f. R.A. Bd. 56 S. 287, 2. Dezember 1890, Samml. Bd. 6 S. 300, 16. De­ zember 1893, Samml. Bd. 7 S. 509, 17. November 1894, Samml. Bd. 8 S. 147. 7) G.B.Bl. S. 197—200, K.M.Bl. S. 209-213, Weber Bd. 24 S. 565—567. 8) G.B.Bl. S. 201—204, K.M.Bl. S. 214-218, Weber Bd. 24 S. 567—569.

30

Die Sonn- und Festtagsfeier.

8 7.

Die Festtage in Bayern. Eine allgemeine gesetzliche Regelung der Festtage ist für Bayern nicht erfolgt;1) es entscheidet daher örtliches und provinzielles Herkommen. Die Festtagsordnung des päpstlichen Breves vom 16. Mai 1772 2) ist, was die Zahl der katholischen Festtage anlangt, wohl für das ganze diesrheinische Bayern maßgebend; hinzu­ gekommen sind in diesem Jahrhundert die Landes- und Diözesanpatrozinien;3) weitere Festtage werden kaum mehr bürgerlich gefeiert werden/) Für die Rheinpsalz gilt bezüglich der katholischen Fest­ tage das indultum Pii VII. pro reductione festorum mit seinen Ergänzungen. ^) Die protestantischen Festtage sind in den meisten pro­ testantischen Gemeinden aus diejenigen beschränkt, welche die unterm 20. November 17966) für die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth ergangene Verordnung des Königs Friedrich Wilhelm von Preußen festgesetzt hat. x) Das in Art. 5 des E.G. zur A. D. W. O. vom 25. Juli 1850 in Aussicht gestellte allgemeine Gesetz über die Feiertage ist nicht er­ schienen, s. oben S. 12 Anm. 1. 2) S. oben S. 2. 3) S. oben S. 6 ff. *) In der Eichstädter Diözese sind durch päpstlichen Dispens für jene Orte, wo die Katholiken den Andersgläubigen gegenüber in der Minorität sind, alle bisherigen Wochenfeste mit Ausnahme des Fron­ leichnamsfestes, des Festes Petri und Pauli und Mariä Himmelfahrt, auf den nächsten Sonntag verlegt worden. Die gemeinsamen Feste Neu­ jahr, Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Christi Himmelfahrt werden wie bisher gefeiert. Isidor Silbernagl, Verfassung und Verwaltung sämtlicher Religionsgesellschaften in Bayern, 3. Aust. Regensburg 1893 S. 372 Anm. 3, Derselbe, Lehrbuch des kath. Kirchenrechts rc. 3. Aust. S. 626 Anm. 6. Dieser Dispens ist staatlich nichtig, wenn die Ver­ legung der kirchlichen Feier der betr. Tage — und um die kirchliche Feier kann es sich hier bloß handeln, da in protestantischen Orten die besonderen katholischen Festtage ohnehin nicht, in konfessionell gemischten Orten nur dann weltlich gefeiert werden, wenn hierüber eine Ver­ einbarung gemäß § 8 Abs. 3 der Verordnung vom 21. Mai 1897 besteht, — von der Kirchengewalt einseitig bethätigt worden ist: § 76—78 der II. Verfassungsbeilage. *) S. oben S. 3 f. G) S. oben S. 4 f.

A. Allgemeine Bestimmungen.

31

Keine Festtage im Sinne der Verordnung vom 21. Mai 1897 ebensowenig wie für den Bereich der oben erwähnten Reichsgesetze sind die politischen Feiertage;') es kommen nur kirchliche, christliche") Feststtage in Betracht und nur solche, die zufolge staatlicher Anordnung oder Gestattung auch weltlich gefeiert werden; bloß kirchlich zu feiernde Fest­ tage genießen nicht den Schutz des § 366 Z. 1 R.St.G.B. Demnach sind Festtage im Sinne der Reichsgesetze") und der Verordnung vom 21. Mai 1897:

I. Allgemein in ganz Bayern, d. h. an katho­ lischen, protestantischen und konfessionell ge­ mischten Orten:

*1. Die Sonntage und die regelmäßig auf den Sonntag fallenden Festtage: Ostersonntag und Pfingstsonntag, *2. der erste Weihnachtstag, *3. der Stephanstag, *4. das Neujahrsfest, *5. der Ostermontag, *6. das Fest Christi Himmelfahrt, *7. der Pfingstmontag. II. Im diesrheinischen Bayern:

a) an katholischen Orten außer den unter I Z. 1 auf­ geführten noch: *1. Das Erscheinungsfest, 2. Mariä Lichtmeß, 3. Hl. Joseph, 4. Mariä Verkündigung, *5. Fronleichnam, 6. Johannes der Täufer, 7. Peter und Paul, *8. Mariä Himmelfahrt, ") S. oben S. 25 f. 2) Für die besonderen Festtage eines Religionsteils in konfessionell gemischten Orten braucht diese Voraussetzung nicht zuzutreffen, s. S. 36 Anm. 1 st. E.

3) Für den Bereich dec Reichsgewerbeordnung ist die Zahl der Festtage auf die mit * bezeichneten Tage beschränkt.

32

9. *10. 11. 12. 13. 14.

Di« Sonn- und Festtagsfeier.

Mariä Geburt, Allerheiligen, Mariä Empfängnis, das Pfarrpatrozinium, das Landespatrozinium, das Diözesanpatrozinium.

b) an protestantis chen Orten außer den unter I Z. 1—7 genannten und den regelmäßig auf den Sonntag fallenden Festen: Reformationsfest?) Buß- und Bettag?) Ernte­ fest^) noch: b Unrichtig Franz Schie rlinger, Die auf den Civilprozeß bezüglichen Normen des bayerischen Landesrechts. Im Anschluß an die Reichscivilprozeßordnung dargestellt, 1. Ausl. Freiburg i. Br. und Leipzig 1893 S. 20, 2. Aufl. Freiburg i. Br. und Leipzig 1897 S. 20, der die Diözesan- und Ortspatrozinien — den Bennotag in der Erzdiözese München-Freising ausgenommen — nicht als allgemeine Feiertage im Sinne der R.C.P.O. erachtet, siehe dagegen oben S. 9 f. Übrigens er­ kannte die bayerische C.P.O. vom I. 1869 die Patrozinien ausdrücklich als gebotene Feiertage an und ist hierin durch Einführung der R.C.P.O. eine Änderung nicht eingetreten Vgl. die oben S. 26 Anm. 1 zitierten Kammerverhandlungen, ferner Bart h's Kommentar rc. S. 501 ff. und Albert Vierling, Die Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitig­ keiten für das Königreich Bayern, Nördlingen 1870 S. 84 Note 2. 2) Jederzeit am nächsten Sonntag nach dem 31. Oktober, wenn dieser nicht selbst ein Sonntag, zu feiern. M.E. vom 14. September 1819, die jährliche Feier des Reformationsfestes im Rheinkreise betr., Döll. Bd. 8 3. Th. § 1714, WeberBd. 2 S. 30, O.K.E. vom 20. August 1827, Weber Bd. 2 S. 31 Anm. * und Ansbacher K.E. vom 10. Sept. 1827, Döll. Bd. 8 3. Th. § 1716. 3) Am ersten Sonntag in der Fasten Jnvokavit zu feiern. Allerh. E. vom 18. Januar 1818, die gleichmäßige Feier des Buß- und Bettages und des Erntefestes, sowie die Anordnung eines Gottesdienstes zum Jahresschluß betr., Döll. Bd. 8 3. Th. § 1712, Weber Bd. 1 S. 550; vgl. auch M.E. vom 6. Mai 1839, die Feier der sog. geschlossenen Zeiten resp, des Buß- und Bettages betr., Döll. Bd. 23 §2128.

*) Am Sonntag nach Michaeli zu feiern. Allerh. E. vom 18. Ja­ nuar 1818 a. a. O. und M.E. vom 22. August 1818, die Feier des Ernte­ festes betr., Döll. Bd. 8 3. Th. § 1713, Weber Bd. 1 S. 550 Anm. ** In jenen Gegenden, wo die Feldfrüchte später zur Reife kommen, kann auch ein späterer Termin für diese Feier bestimmt werden. — An Orten, wo das Kirchweihfest mit dem Erntefest zusammentrisft, soll das letztere auf einen anderen Sonntag verlegt werden. Allerh. E. vom 17. Mürz 1831, die Verhandlungen der Generalsynoden zu Ansbach und Bayreuth in den Jahren 1827 betr., Döll. Bd. 8 3. Th. § 1472, Weber Bd. 1 S. 550 Anm. **

A. Allgemeine Bestimmungen.

*1. 2. *3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

33

Charfreitag/) an einigen Orten auch Gründonnerstag, ?) das Erfchemungsfest/) Mariä Lichtmeß, Mariä Verkündigung, Johannes der Täufer, Peter und Paul, Hl. Michael/) Friedensfest/)°)