Sämtliche Werke: Band 15/1 Historische Schriften. Erster Teil
 9783110848144, 9783110112726

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

PHILIPP VON ZESEN, SÄMTLICHE WERKE XV/1

AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR DES XV. BIS XVIII. JAHRHUNDERTS

herausgegeben von Hans-Gert Roloff

PHILIPP VON ZESEN SÄMTLICHE WERKE

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1987

PHILIPP VON ZESEN SÄMTLICHE WERKE unter Mitwirkung von

ULRICH MACHÉ U N D VOLKER MEID herausgegeben von

FERDINAND VAN INGEN F Ü N F Z E H N T E R BAND, ERSTER T E I L HISTORISCHE SCHRIFTEN

bearbeitet von F E R D I N A N D VAN I N G E N

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1987

CIP-Kur^titelaufnähme

der Deutschen

Bibliothek

Zesen, Philipp von: Sämtliche Werke / Philipp von Zesen. Unter Mitw. von Ulrich Maché u. Volker Meid hrsg. von Ferdinand van Ingen. — Berlin ; New York : de Gruyter NE: Zesen, Philippp von: [Sammlung] Bd. 15. Historische Schriften / bearb. von Ferdinand van Ingen. Teil 1 (1987). (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. Jahrhunderts ; 120) ISBN 3-11-011272-8 NE: Ingen, Ferdinand van [Bearb.]; GT

© Copyright 1987 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

WAS K A R L D E R ERSTE / K Ö N I G IN E N G E L L A N D / BEI D E M UBER I H N G E F Ä L L T E M T O D E S UHRTEIL HETTE FÙR-BRINGEN

ZWEI-FACHE

REDE.

KÖNNEN.

(Aa

i/y An meinen Hóchst-geehrten Herrn

Herrn Dietrich von dem Werder. u. a. m. u. a. m. M E i n Hóchst-geehrter Her / Ich weiß nicht mit was für Worten ich dieses schreiben beginnen sol / so wunderlich ist mir zu muhte. Dan es bricht ein neues geschrei / ein nie erhôreter ruf / so lange der weit grund ist geleget worden / herfur. Die weit erzittert / der himmel selbst bôbet / die Fürsten ergrimmen / die Könige der erden flammen für zorne / dan der ruf dieser gantz-neuen / erschróklichen geschieht / ja der ruf des durch gotlose Verwegenheit und schein-gerechtigkeit vergossenen königlichen bluhtes durch-dringet die gantze weit / und seine rach-schreiende stimme zihet / als ein magnet oder liebes-stein / der Gewaltigen geschärft und zorn-dreuendes stahl nach sich. Die hand der Gelehrten zittert / indem sie diese abscheuliche unmenschligkeit eines solchen weibisch-geahrteten Volkes / das eines einigen Frauen-bildes freihe beherschung / mehr / als fast aller ihrer Könige / hat ertragen < A a i j " ) wollen / der nach-welt zu lesen hinterlassen sol. Ja man triget fast bedenken / solches lautbar zu machen; indem man sich eines dergleichen Korischen auf-ruhrs der Verächter und Lästerer der Herschaften ferner zu befahren hat. Engel-land hat sich

4

Philipp von Zesen

an der königlichen heiligkeit / ja gótligkeit verbrochen: und es scheinet / a l s w a n n s e i n V o l k v o n n a t u r d a r z u g e b o h r e n w e r e / d a ß es g e f a n g e n u n d g e s c h l a c h t e t w e r d e ; i n d e m es a u s e i g e n - s i n n i g k e i t n i c h t e i n m a h l e r z i t t e r t s e i n e H o h e i t e n l ä s t e r l i c h zu v e r a c h t e n / ja was noch mehr und nie erhöret ist / die ungerechten hánde mit dem heiligen königlichen blühte durch óffendliche Verurteilung zu besudeln. Gesetzt / daß es also were / (welches doch niemand als Got wissen kan) daß ihr König heimlich einer irrigen lehre sei zugetahn gewesen / so sagen wier / daß sie eben derselben näher seind als Er; indem sie des M a r i a n e n i m b u c h e v o m K ö n i g e / des R i b a d e n e i r e n im b u c h e v o m F ü r sten / des B e l l a r m i e n s im 5 b u c h e v o m W e l t w e s e n / und fast aller Pábstler gräulicher meinung / daß man einen König / der eines andern glaubens sei / nicht allein Verstössen / sondern auch mit gewalt und list / ja mit was fur mittein man könne / aus dem wege räumen sol / durch ihre verwegene taht bei-pflichten. Es ist nicht kristlich / auch nicht menschlich. Ein Krist sol auch den wunderlichen Herren untertihnig gehorchen: Wie die ehrsten Kristen / unter den Heidnischen Keisern und Ertz-königen / als dem Nero / Dioklezian / ja unter dem Abfälligen Julian selbst / getahn haben; ob sie dazumahl schon so mächtig waren / daß es ihnen gahr leicht gewesen were / sie ab zu setzen / oder durch einen solchen gerichts-handel / wie die Englischen Zunft-herren mit < A a i i f > ihrem könige / zu ihrer ewigen schände / angestellet haben / hin zu richten. Mehr wil ich nicht schreiben; weil es der allerfûrtrefflichste Redner zu diesen Zeiten durch mit-kommende zwo Reden / die ich der sachen so wohl / als der Verfassung und worte aus-bundigkeit wegen / aus Lateinischer in unsere Mutter-

5

Karl der Erste

spräche versetzet habe / schohn so fol-kommen / wiewohl auf der Latein* und Griechischen Redner ahrt und erforterung dergleichen Reden / durch eine hoch-glántzende kurtze / und lauter nachdenkliche spräche / in der selbheit des kôniges / abgehandelt hat / daß es nuhr ein überflus 5 were / etwas mehr zu erinnern. Mein hóchst-geehrter Her geruhe ein guhtiges uhrteil hierüber zu fällen / und weil es in unserer Deutschen zungen was neues und daher schwer ist / eine Rede fast in mehr sinnen und Sprüchen als Worten zu schreiben / so wurd Er durch seine kluge gedanken 10 gegenwärtige verbessern / und gedenken / daß ich dafür / doch mit Seiner lieben Vergünstigung / sein und sterben werde meines hôchst-geehrten Herrn tráu und dienst-fártigster Knecht Zesen.

15