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German Pages 372 [388] Year 1980
G O T T S C H E D , A U S G E W Ä H L T E W E R K E X/2
AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR D E S XV. B I S XVIII. J A H R H U N D E R T S
unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg herausgegeben von Hans-Gert Roloff
JOHANN CHRISTOPH AUSGEWÄHLTE
GOTTSCHED WERKE
W A L T E R DE G R U Y T E R • B E R L I N · N E W YORK 1980
JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED AUSGEWÄHLTE WERKE herausgegeben von
P. M. MITCHELL
Z E H N T E R BAND, ZWEITER T E I L KLEINERE SCHRIFTEN
WALTER DE GRUYTER · B E R L I N · NEW YORK 1980
Die Ausgabe wurde von Joachim Birke f begonnen. Unter seiner Verantwortung erschienen die Bände I—IV und VI, 1 - 3
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen Bibliothek
Gottsched, Johann Christoph: [Sammlung] Ausgewählte Werke / Johann Christoph Gottsched. Hrsg. von P. M. Mitchell. — Berlin, New York : de Gruyter. Bd. 10. Kleinere Schriften. Teil 2. - 1980. (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. [achtzehnten] Jahrhunderts; 92) ISBN 3-11-008392-2
© Copyright 1980 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner - Veit & Comp. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
Vorrede zum Auszug aus des Herrn Batteux Schönen Künsten und Einladungsschrift zu Gottscheds Vorlesungen darüber 1754
Vorerinnerung. N a c h so vielen Ausgaben und Uebersetzungen dieses kleinen Werkes vom Herrn Batteux, habe ich es auch noch rathsam befunden, die Lehren desselben bekannter zu machen. Ich thue es nicht deswegen, weil ich etwa viel neues daraus gelernet, das ich vorhin nicht geglaubet oder gelehret hatte. Nein, ich habe den Grundsatz der Nachahmung in den schönen Künsten einsehen müssen, seit dem ich A r i s t o t e l e P o e t i k gelesen; welches nunmehr beynahe 30 Jahre seyn werden. Meine kritische Dichtkunst, davon ich 1729 an der Michaelmesse die erste Ausgabe ans Licht stellete, war schon auf diesen Grund gebauet; und die besondern Regeln aller Arten der Gedichte, sonderlich der größeren, sind aus dieser Quelle hergeleitet. Sobald ich 1730 zum Professor der Dichtkunst allhier ernennet worden, habe ich meine ersten öffentlichen Vorlesungen über den aristotelischen Tractat gehalten, und obigen Grundsatz sowohl von der Poesie, als vom Malen, Tanzen, und der Musik einzuschärfen gesuchet: Wie noch viele Gelehrte wissen, die damals meine Zuhörer gewesen. Da mir also die Sache selbst weder neu, noch unwahrscheinlich war: so freuete ich mich doch, daß ich sie von einem Franzosen, mit einiger weitern Ausdehnung, auf die andern schönen Künste abgehandelt fand. Man kennet die Vorurtheile unsrer Landsleute. Einem alten Griechen, oder Römer glauben sie bey weitem so leicht nicht, als einem Franzosen: der oft alte Sachen, in einem entweder witzigen, oder doch gefirnisten Vortrage erneuert, und gleichsam aufwärmet. Warum sollte ich mich nun dieses Vorurtheiles der Deutschen nicht bedienen, sie entweder auf der guten Bahn
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in den freyen Künsten zu bestärken; oder, dafern sie ja, durch einige neuere Verführer davon abgeleitet worden, wieder dahin zurück zu führen? -
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P u E R I S DANT CRUSTULA BLANDI
D O C T O R E S , E L E M E N T A V E L I N T UT D I S C E R E P R I M A .
HÖR.
Weit gefehlet aber, daß ich in dieser Absicht einen sclavischen Uebersetzer hätte abgeben wollen: so habe ich meinen Zuhörern vielmehr den Kern und vornehmsten Inhalt davon vor Augen legen, als ihnen alle Worte und Syliben desselben zuzählen wollen. Die Ursachen davon sind leicht zu errathen. Eine bloße Uebersetzung dieses Büchleins ware eine überflüssige Sache gewesen, nachdem schon zwo verschiedene Dollmetschungen davon vorhanden waren. Wenn ich nun gleich nicht überall mit ihnen zufrieden seyn konnte: so waren doch die wenigen Stellen, so sich etwa besser geben ließen, noch kein zureichender Grund einer neuen Uebersetzung gewesen. Ferner hatte Herr Batteux sich in vielen Stellen ganz auf seine Nation eingerichtet, und viel besondere Anmerkungen einfließen lassen, die sich bloß für die französische Poesie schicken. So wenig man ihm das übel nehmen kann; so unnütz würde es gewesen seyn, solche Dinge deutschen Zuhörern akademischer Lectionen vorzutragen, die insgemein wenig, oder nichts von der französischen Poesie wissen. Solche Stellen nun habe ich entweder sehr ins Kurze gezogen, oder gar ausgelassen. An deren Stelle hergegen, konnte ein deutscher Leser die Erwähnung solcher Künstler und Werke des Witzes begehren, die unser Vaterland hervorgebracht. Diese habe ich denn an allen Orten eingeschaltet, wo sie mir nöthig geschienen, um durch die Deutung auf bekannte Gedichte, Malereyen, Musiken, Tanze u.s.w. die allgemeinen Regeln und Betrachtungen des Verfassers verständlicher zu machen.
Vorrede zum Auszug aus Batteux
'Schönen
Künsten'
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Ich kann nicht laugnen, daß ich auch noch sonst hin und wieder allerley Anmerkungen beygefüget habe. Bald wollte ich die Lehren des Verfassers durch einige Zeugnisse der Alten bestätigen; bald selbige durch einige Beyspiele erläutern; bald durch Gründe von andrer Art bestärken: bald schienen sie endlich einer Einschränkung, bald einer Ausdehnung nôthig zu haben. Kurz, ich habe den Stoff des Herrn Batteux erst gleichsam aufgelöset, das, was mir davon brauchbar schien, behalten, das andere weggeworfen; und an dessen Stelle viel andres mit hineingewebet, und gleichsam ein neues Werk daraus gemachet. Ich habe mich dabey auch einiger fremden Hülfe, z . E . des Strada, des Erzbischofs Fenelon, des Aufsehers, u.a. bedienet; von welchen ich an bequemen Orten kurze Stücke eingerücket. Noch längere aber habe ich von meiner eigenen Arbeit eingeschaltet, wie in dem II. Abschnitte, die Nachricht von den berühmtesten deutschen Malern und Kupferstechern; im III. aber die Geschichte von Erfindung und Verbesserung der Musik zeigen werden. Will mir dieses jemand übel nehmen, der muß bedenken, daß die Franzosen mit den Werken der Ausländer, die sie brauchen wollen, eben so umgehen. Insgemein heißt es von einem solchen Schriftsteller: D E S T R U I T , vEDIFICAT, MUTAT QUADRATA ROTUNDIS.
Warum sollte ein solches Verfahren einem Deutschen nicht auch erlaubt seyn? Wenigstens glaube ich, daß Herr Batteux selbst mirs nicht übel nehmen wurde. Der geneigte Leser bediene sich also dieser Arbeit zur Läuterung seines Witzes, und Schärfung seines Geschmackes: so wie ich mich derselben künftig zu meinen Vorlesungen, zum Besten der studierenden Jugend bedienen werde. Geschrieben in der Ostermesse 1754.
Einladungsschrift zu den Vorlesungen über des Herrn Batteux Tractat, von den schönen Künsten. V o n dem erwähnten Buche des Herrn B a t t e u x , öffentlichen Lehrers der Redekunst in dem königl. Navarrischen Collegio zu Paris, ist diesen Sommer bereits die zweyte Auflage, mit einigen Zusätzen vermehret, in Holland bey L u z a c ans Licht getreten. Selbst bey uns in Deutschland sind schon zwo Uebersetzungen davon herausgekommen. Die gute Aufnahme also, die selbiges bey der gelehrten und artigen Welt gefunden hat, könnte uns schon ein geneigtes Vorurtheil von der Güte desselben erwecken: wenn nicht auch schlechte Sachen bisweilen das Gluck hatten, vielen zu gefallen. Es sind bessere Ursachen vorhanden, die diesem kleinen Werkchen vor so unzàhlichen, die in Frankreich und Holland die Buchläden überschwemmen, einen vorzüglichen Werth bey legen. Bey dem herannahenden Verfalle des guten Geschmackes, worüber selbst so viele französische Schriftsteller klagen, bemerket man sehr viele seichte Bücherschreiber, deren Flüchtigkeit es nicht zugelassen, sich mit den schönen Wissenschaften anders, als zum bloßen Zeitvertreib zu beschäftigen. Sie sind zufrieden gewesen, die einheimischen und allerneuesten Bücher davon durchblättert zu haben, und dünken sich gelehrt genug zu seyn; wenn sie gleich von den ächten Lehrern der frey en Künste, die vormals Athen und Rom erleuchtet haben, kaum die Namen wissen. Die alten Sprachen der Griechen und Lateiner haben sie entweder gar
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nicht gelernet; oder sie doch, gleich nach Verlassung der untern Schulen, als etwas pedantisches, lieber vergessen wollen. Es war auch freylich ein bequemerer Weg, sich bloß mit dem französischen zu begnügen, und sich sogar unter seinen Landsleuten, allein an diejenigen Schriftsteller zu halten, die sich am wenigsten mit jenen alten Meistern der schönen Wissenschaften bekannt gemachet haben. Wie seicht aber die meisten Abhandlungen der freyen Künste, unter den Händen so flüchtiger Anführer, haben gerathen müssen; das kann ein jeder selbst urtheilen. Es kam noch eine Ursache hinzu, die solchen Verfall der Gründlichkeit, in den Anweisungen zu der angenehmen Gelehrsamkeit, merklich beförderte. Dieses war die Vernachlaßigung der Weltweisheit in ihrem ganzen Umfange. Seit dem die berühmten Akademien der Wissenschaften zu London und Paris, sich mit der bloßen Mathematik und Naturkunde beschäftiget haben; sind zwar diese bey den Wissenschaften ungemein erweitert worden: allein, alle übrige Theile der Philosophie haben dabey sehr viel gelitten. Die Lehre von dem rechten Gebrauche des Verstandes in Erfindung, in Beurtheilung, wie auch im guten Vortrage der Wahrheiten; die Lehre von den ersten Grundwahrheiten, worauf die Gewißheit aller menschlichen Erkenntniß beruhet; die Kenntniß der menschlichen Seele, und aller derer Kräfte, womit Geister und Seelen begäbet sind; und endlich die Lehre vom unendlichen und ewigen Wesen, sind bey dem großen Fleiße der Auslander, die Natur der Körper zu erforschen, fast gar ins Vergessen gerathen. Daher kömmt nun der Misbrauch, daß man einen bloßen Lehrbegriff von der Naturkunde, heute zu Tage, nicht selten für eine ganze Philosophie ausgiebt: gerade, als ob die Vernunft- und Grundlehre, die Geisterlehre, und natürliche Gottesgelahrheit, ja endlich auch die Sittenlehre, das Recht der Natur und die Staatskunst, gar für unehrlich erkläret, und aus den Schulen der Weltweisheit verbannet worden waren.
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Aus dieser Vernachläßigung der ausführlichen Philosophie aber, ist das Verderben entsprossen, daß man von den freyen Künsten und schönen Wissenschaften keine richtigen Begriffe, keine gründliche Einsicht hat fassen können. Wie will man hier der ausschweifenden Einbildungskraft, und der modesuchtigen Neubegier wilder Kopfe widerstehen? Wie will man doch den muthwilligen Abweichungen gewisser Neulinge, von den wahren Schönheiten der Natur, die doch in aller Kunst zum Muster dienen müssen, mit Nachdrucke begegnen; wenn man sich keine richtige Art zu denken erworben hat, und die ersten Grundsatze der Vernunft nicht kennet; die in allen menschlichen Erkenntnissen und Erfindungen zum Leitfaden dienen müssen? Man verliert sich nothwendig in lauter willkûhrlichen Begriffen, und glaubt endlich, wie ein Goldarbeiter, dem es am Probiersteine fehlet, daß alles, was gleißt, achtes Metall sey; oder deutlicher zu reden: daß alles, was dem truglichen Geschmacke des Pöbels gefällt, ein gleiches Recht, und gleich gegründete Ansprüche auf den Beyfall der Kenner und Kunstrichter habe. Ist man doch wohl bey uns schon auf solchen Irrwahn gerathen; wo doch die Weltweisheit in weit mehrerer Achtung ist: was Wunder, daß solches in Frankreich hat geschehen müssen, wo selbige obgedachtermaßen ziemlich ins Vergessen gerathen ist*. D a ß i c h h i e r d e n H e r r e n F r a n z o s e n k e i n U n r e c h t t h u e , will i c h m i t d e m Z e u g n i s s e e i n e s i h r e r v e r n ü n f t i g s t e n L a n d s l e u t e b e w e i s e n . E s ist d e r H e r r v o n S t . E v r e m o n d , d e r i m I V . B . s e i n e r S c h r i f t e n , a u f d e r 2 2 5 S. in d e n OBSERVATIONS SUR LE G O U T ET LE D I S C E R N E M E N T DES F R A N Ç O I S , a l s o schreibt: ASSEZ
QUOIQUE
MEDIOCRE,
LE
IL
GENIE
EST
ORDINAIRE
CERTAIN,
QUE
DES
CEUX
FRANÇOIS QUI
SE
PAROISSE
DISTINGUENT
PARMI NOUS, SONT CAPABLES DE P R O D U I R E LES PLUS BELLES ETC. I L EST SURPRENANT, POLIE,
QUE CELLE DE F R A N C E ,
LE VRAI MODE,
fährt er fort,
ET
LE FAUX
COMME
LES
LE
ESPRIT, HABITES.
Q U ' I L N'Y AIT EN FRANCE
BON
ET
Y SOIENT, CE
CHOSES
Q U E DANS UNE C O U R
N'EST,
LE
MAUVAIS
TOUR PAS,
DES E S P R I T S BIEN SAINS,
À TOUR setzet QUI
AUSSI
GoUT, er
λ
LA
hinzu:
NE SE
DE-
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Johann
Christoph
Gottsched
Ein Mann von ganz anderer Art ist der gelehrte Herr B a t t e u x . Mit einer guten Kenntniß des gelehrten Alterthumes verbindet er auch eine philosophische Einsicht. Er weis nicht nur, was die gründlichen Lehrer der schönen Wissenschaften, im alten Athen und in Rom davon gedacht, und vorgeschrieben haben; sondern er versteht auch die Kunst, richtig und ordentlich zu denken, gute Erklärungen oder Definitionen zu geben, Grundsätze daraus herzuleiten, und eine Folgerung nach der andern daraus zu ziehen. Das erste zwar, hatten schon lange vor ihm, ein D a c i e r und R o l l i n in ihrer Gewalt gehabt: das andere aber besitzt er in weit hôherm Grade, als diese seine Vorganger. Daher klaget er nicht ganz unbillig, über die Verwirrung, darinn jene die Begriffe und Grundsätze der schönen Künste, gelassen haben; so eifrig sie auch gewesen sind, dieselben aufzuheitern und fortzupflanzen. Sie gaben der Dichtkunst viel prächtige Lobsprüche; sie konnten aber weder einen fruchtbaren Begriff von derselben geben, daraus sich alle ihre Regeln herleiten ließen: noch die Verbindung zeigen, darinn sie mit den andern freyen Künsten steht; oder die Unterschiede derselben deutlich bezeichnen. Er selbst aber geht auf den sichern Spuren eines P l a t o , A r i s t o t e l e s und L o n g i n s , eines H o r a z und Q u i n t i l i a n s einher; daraus ich schon vor vier und zwanzig Jahren, die Regeln der wahren Dichtkunst gezogen, und in meiner kritischen Dichtkunst bekannter gemachet habe. GOUTENT JAMAIS DE CE, QUI DOIT PLAIRE; ET JAMAIS NE SE PLAISENT À CE, QUI DOIT DONNER DU DÉGOÛT: IGNORANTE,
OU P R É O C C U P É E
MAIS
ÉTOUFFE
LA
MULTITUDE
ORDINAIREMENT
OU LE
P E T I T N O M B R E D E S C O N N O I S S E U R S . E n d l i c h s c h l i e ß t e r : I L N'Y A POINT DE PAYS OU LA RAISON SOIT PLUS RARE, Q U ' E L L E EST EN F R A N C E : MAIS QUAND ELLE S'Y TROUVE, IL N'Y EN A PAS DE PLUS PURE DANS
L'UNIVERS. Hat dieses letzte seine Richtigkeit: so gehört gewiß Herr Batteux zu der kleinen Anzahl derer, die sie in hohem Grade besitzen.
Einladungsschrift
zu den
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In diesem Buche des Herrn B a t t e u x aber, ist nicht nur die Dichtkunst, sondern die gemeinschaftliche Quelle aller schönen Künste, nämlich außer ihr, auch der M u s i k , M a l e r e y und T a n z k u n s t , von ihm angewiesen, und erkläret worden. Dieser sámmtlichen Künste Natur und Grund einzusehen, das darf niemanden, der von artigen Sachen ein Liebhaber ist, etwas gleichgültiges zu seyn bedunken. Die heutigen Zeiten sind nicht mehr mit den trockenen Brodtkunsten zufrieden. Es ist wohl wahr, daß ein jeder sich nach seiner Decke strecken, und auf hohen Schulen zuförderst um diejenigen Wissenschaften bekümmert seyn muß, dadurch er einmal seinen Unterhalt erwerben will. Wider diesen Fleiß nun, habe ich so wenig etwas zu sagen, daß ich ihn vielmehr einem jeden bestens anrathe. Allein, sind denn alle Studierende so genau einzuschränken? Darf denn kein wohlhabender akademischer Bürger, der doch in Zimmern, Speisen und Kleidungen mehrere Zierde liebet, auch wohl Leibesübungen treibt, die nur zum Wohlstande, und nicht zur Nothwendigkeit dienen, auf die zierlichem Studien etwas Zeit und Kosten verwenden? Darf denn niemand neben der Kunst zu predigen, Processe zu führen, oder Kranken beyzustehen, auch einige anmuthigere Dinge kennen lernen? Man weis es, und die Erfahrung lehret es zur Gnüge, daß nicht alle einen so engen Begriff von den akademischen Studien haben. Auf die Musik, und auf das Tanzen wenigstens, legen sich viele: und einige andere Liebhaber üben auch wohl das Zeichnen und Min(i)aturmalen. So sehr man diese angenehme Anwendung einiger Nebenstunden billigen und loben muß; weil dergleichen Dinge einem studirten Menschen niemals nachtheilig sind, allemal aber zur Zierde, ja oft zur Beförderung dienen: so billig ist es, auch die wahre Theorie aller dieser Künste, aus ihrer ersten Quelle ein wenig einzusehen.
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Ich setze voraus: wenn ein Studirender solche angenehme Künste treibt, so musse er sie nicht so handwerksmäßig lernen, wie einer, der sein Brodt, mit singen und spielen, malen und tanzen, verdienen will. Leute von dieser Art, sind mit der bloßen Fertigkeit in Ausübung solcher Künste zufrieden: an die Theorie derselben aber denken sie eben nicht. Man muß schon einen gewissen Geschmack an der Einsicht in die Gründe einer Sache, das ist, in die Gelehrsamkeit haben, wenn man so weit gehen soll. Das bringt aber die Auferziehung, Anführung und Lebensart der obigen Professionskünstler, nicht mit sich. Das Philosophiren ist ihre Sache nicht; die bloße Uebung und Gewohnheit leiten sie. Ein gelehrter Liebhaber dieser Künste kann und soll sie also von rechtswegen, an Einsicht in die Grundregeln ihrer Künste, so weit übertreffen; als sie es ihm, in Ausübung derselben zuvorthun. Er kann und soll sie auch hernach, durch seine Urtheile von den Schönheiten und Fehlern der Kunstwerke, leiten und lenken, sich in ihren Arbeiten der Vollkommenheit immermehr zu nähern. Dieses ist nun schon ein großer Bewegungsgrund, sich auf hohen Schulen, die Grundregeln dieser Künste, mehr als gewöhnlich ist, bekannt zu machen. Und was soll ich von den Hofen sagen? Was ist heute zu Tage daselbst gemeiner, als Bildergallerien, Opern, Ballette, Capellen, und Schauspiele von allerley Arten zu haben? Hierinn suchen ja die Fürsten ihre Ehre und ihr Vergnügen: und eine Residenz, die dergleichen Lustbarkeiten nicht aufzuweisen hat, wird unter ihres gleichen eine schlechte Figur machen. Wer soll nun einem Fürsten bey Anschaffung und Einrichtung solcher Dinge rathen? Soll er sich nur den eigennützigen Künstlern selbst anvertrauen, die etwa ein blinder Zufall an seinen Hof wirft? Oder sollen sie sich dem ersten dem besten Rathe, irgend eines Kammerdieners, oder noch geringem Bedienten anvertrauen: der nicht die geringste Kenntniß solcher Dinge hat; und gemeiniglich die Gunst
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seines Herrn um etliche Ducaten Trinkgeld verkaufet? Wie viel glücklicher sind doch Fürsten! wenn sie einen erleuchteten Adel an ihrem Hofe haben, der sich um die Kenntniß der schönen Künste beworben hat, die Grundsätze derselben einsieht, und die Werke der Künstler, sowohl als ihre Fähigkeit, nach den gehörigen Regeln beurtheilen und prüfen kann. Solche weise Rathgeber machen hernach, daß ein großer Herr, von allen Lustbarkeiten seines Hofes Ehre hat; und seinen Aufwand, der sich bisweilen sehr hoch belauft, nicht bereuen darf. Ich übergehe hier noch, daß es demjenigen, der diese schonen Künste recht kennet, ein doppeltes Vergnügen bringt, wenn er sie aus den gehörigen Quellen weit besser einsieht, als andre. Denn das ist der natürliche Lohn aller Kenner, daß sie nicht nur die Schönheiten der Kunstwerke mit aufgeklärtem Augen und Ohren zwiefach empfinden; sondern auch ihre eigene Geschicklichkeit reichlich genießen, die sie dazu fähig gemachet. Ich übergehe auch, was man auf Reisen, in der Fremde, bey dem Anblicke vortrefflicher Meisterstücke, die oft in eine, oft in etliche, oft in alle obige Künste zugleich laufen, für ein Vergnügen empfindet; wenn man sie etwas mehr, als der Pöbel versteht. Die engen Schranken meiner Anzeige erlauben mirs nicht, mich voritzo länger dabey aufzuhalten. Ich eile also zu dem Inhalte dieses kleinen Buches vom Herrn B a t t e u x , und zu der Nachricht, was ich bey der Erklärung desselben für eine Lehrart brauchen werde. Den ersten werde ich wohl am besten vorstellig machen, wenn ich denen zu gut, die solches Büchlein noch nicht kennen, das Verzeichniß aller seiner Abtheilungen und Capitel bekannt mache.
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Der I.Theil setzet die Natur der Künste, durch die Natur des Witzes fest, der sie hervorbringet. Das 1. Capitel enthält die Abtheilung und den Ursprung der Künste. 2. Der Witz hat die Künste nicht anders, als durch die Nachahmung hervorbringen können. 3. Der Witz muß die Natur nicht so schlecht nachahmen, als die bisweilen ist. 4. In was für einem Zustande der Witz seyn muß, um die schöne Natur nachzuahmen. 5. Auf was Weise die Künste ihre Nachahmung verrichten. 6. Worinn die Beredsamkeit und Baukunst von andern Künsten unterschieden sind. Der II.Theil setzet den Grundsatz der Nachahmung, durch die Natur und Gesetze des Geschmackes fest. 1. Cap. Was der Geschmack ist. 2. Der Gegenstand des Geschmackes kann nichts anders seyn, als die Natur: welches erwiesen wird. 3. Andre Beweise, die aus der Historie des Geschmackes fließen. 4. Die Regeln des Geschmackes haben nur die Nachahmung der schönen Natur zum Augenmerke: daher ist sein erstes Gesetz: Ahme die schöne Natur nach. 5. Das zweyte allgemeine Gesetz: Ahme die schöne Natur w o h l nach. 6. Daß es auch besondre Regeln fur jedes Kunstwerk giebt, die der Geschmack sonst nirgends, als in der Natur findet. 7. I. F o l g e r u n g . Daß es überhaupt nur einen g u t e n G e s c h m a c k gebe; obgleich es mehrere Arten desselben insbesondere giebt. 8. II. F o l g e r u n g . Da die Künste nur Nachahmerinnen der Natur sind, so muß man durch ihre Vergleichung von ihnen urtheilen. 9. III. F o l g e r u n g . Da der Geschmack der Natur, mit dem Geschmacke der Kunst einerley ist: so giebt es nur einen Geschmack, der
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sich auf alles, auch sogar auf die Sitten erstrecket. 10. IV. F o l g e r u n g . Wie wichtig es ist, sich den Geschmack beyzeiten zu bilden, und wie man ihn billig bilden sollte. D e r III. Theil bestätiget den Grundsatz der Nachahmung, durch seine Anwendung auf alle verschiedene Künste. I. Abschnitt. Von der Dichtkunst. Die Dichtkunst ist weiter nichts, als eine Nachahmung der schönen Natur. 1) Widerlegung der entgegengesetzten Meynungen. 2) Die Abtheilungen der Dichtkunst stecken in der Nachahmung. 3) Die allgemeinen Regeln der Gedichte voll poetischer Sachen, finden sich in derselben. 4) Die Regeln der Gedichte, die bloß eine poetische Schreibart haben, stecken auch in der Nachahmung der schönen Natur. 5) Die Epopöe hat alle ihre Regeln aus der Nachahmung. 6) Die Tragödie gleichfalls. 7) Die Komödie gleichfalls. 8) Die Schâfergedichte ebenfalls. 9) Imgleichen die Fabel. 10) Die lyrische Dichtkunst gleichergestalt. II. Abschnitt. Von der Malerkunst. III. Abschnitt. Von der Musik und dem Tanzen. 1) Man muß die Natur der Musik und des Tanzens aus der Natur der Töne und Gebärden beurtheilen. 2) Die Leidenschaften sind der vornehmste Gegenstand von Beyden. 27»
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3) Alle Musik und alles Tanzen muß eine Bedeutung, und einen gewissen Sinn oder Verstand haben. 4) Von den Eigenschaften, die der Ausdruck in der Musik und im Tanzen haben muß. 5) Von der Vereinigung der schönen Künste. Aus allen diesen Capiteln nun werde ich 1) meinen Herren Zuhörern, die etwas mehr, als Brodtstudien treiben können, einen kurzen Auszug, in deutlichen Erklärungen, Grundund Lehrsätzen abfassen, und ihn entweder abzuschreiben geben, oder auf wenige Bogen abdrucken lassen; worüber ich noch nicht ganz schlüssig bin. 2) Werde ich alles, was der Verfasser gutes und nutzliches davon beygebracht, in einer mündlichen und lebhaftem Auslegung vortragen; als ob ich alle seine §. §. von Wort zu Wort vorgelesen hatte. Ein jeder aber kann selbst entweder den französischen Text, oder eine von den deutschen Uebersetzungen, die wir schon davon haben, zu Hause nachlesen. 3) Werde ich die Lehren des Verfassers durch bekannte Exempel von Gedichten aller Art, von Malereyen, Musiken und Tänzen erläutern, auch sowohl deren Schönheiten, als Fehler anmerken. 4) Werde ich endlich eine allgemeine Kenntniß der vornehmsten Schriften, der Wâlschen, Franzosen, Englander und Deutschen, von den schönen Künsten mittheilen, die seit 200 und mehr Jahren herausgekommen sind. Die besten und meisten, die ich davon besitze, werde ich meinen Herren Zuhörern selbst vorlegen; und ihren Werth, nebst den besten Ausgaben davon, beurtheilen und bekannt machen. Die Stunde, so ich zu diesen Vorlesungen bestimmet habe, wird die von 3 bis 4 seyn: und ich mache mir die Hoffnung, daß unsre hohe Schule, die den allgemeinen Ruhm hat, daß die schönen Wissenschaften bey ihr vorzüglich blühen, es auch bey diesem Vorhaben nicht an Liebhabern wird fehlen lassen. Mir wenigstens wird nichts lieber seyn, als wenn ich meine darauf abgezielten vieljährigen Bemühungen und Sammlungen, von Bildnissen, Kupfern und Büchern, der-
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gestalt zum gemeinen Nutzen, und zur Bestätigung der guten Meynung der Ausländer von unsrer Universität, werde anwenden können. Geschrieben den 9ten des Weinmonaths 1753.
Vorrede zu Muster der Beredsamkeit, hrsgg. von Johann Traugott Schulz 1755
Geneigter Leser! E s sind kaum zwey volle Jahre verflossen, als zu Paris, von einem Ungenannten, ein kleines Buch, etwa funftehalb hundert Seiten stark, ans Licht trat, welches den folgenden Titel fuhrete: MODELES D'ELOQUENCE, OU LES TRAITS BRILLANS DES ORATEURS FRANÇOIS LES PLUS CELEBRES. ESPECE DE RHETORIQUE, MOINS EN PRECEPTES, QU'EN EXEMPLES, OÛ L'ON VOIT L'APPLICATION QU'ONT FAITES DES REGLES DE L ' A R T ORATOIRE CEUX, QUI L'ONT POSSÉDÉ DANS LE PLUS HAUT DEGRÉ. OUVRAGE PROPRE AUX JEUNES RHETORICIENS, & À TOUS CEUX, QUI SE VEULENT FORMER À L'ELOQUENCE DE LA C H A I R E . D . I .
Muster der Beredsamkeit, oder zierliche Stellen der berühmtesten franzosischen Redner; eine Art von Redekunst, die mehr durch Beyspiele, als durch Regeln lehret, und worinn man sieht, wie die erhabensten Redner die rhetorischen Vorschriften angewandt haben. Ein Werk, welches jungen Rednern und allen denen, die sich der Kanzelberedsamkeit widmen, sehr brauchbar seyn muß. Kaum war dieß Werkchen erschienen, als es sehr guten Beyfall fand. Nicht nur junge Leute fanden es sehr bequem, sich einen guten Begriff von der wahren Beredsamkeit zu machen; sondern auch verständige Gelehrten hielten dafür, daß es sehr brauchbar wäre, Anfangern ein edles Bild von der Wohlredenheit der größten Männer einzuprägen. Denn in der That hat der Verfasser aus einem F l e s c h i e r , B o s s u e t , M a s c a r o n , M a s s i l l o n , DU J A R R I , F o n t e n e l l e , de la M o t t e , M o n t e s q u i o u , F r o m e n t i e r e s , A b t S a l l i e r , Präs. H e r n a u t , Q u i n a u t , Abte T a l l e m a n t , T o u r r e i l , C h a r p e n t i e r , la R u e , u . a . m . wo nicht die
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besten, doch gewiß sehr glänzende Stellen ausgesuchet; um jungen Leuten den Geschmack zu leiten, und ihnen zu zeigen, was sie zu lieben, was sie nachzuahmen hätten. Wie es zu geschehen pflegt, so kam selbiges auch nach Deutschland, und ward daselbst von vielen Kennern sehr günstig angesehen. Viele wünschten gar, daß man auch ein deutsches Werk auf eben den Schlag haben möchte. Denn ob es uns gleich an geistlichen und weltlichen Redekünsten und Lehrarten, an Regeln und Anweisungen gar nicht fehlete; die bald kürzer, bald ausführlicher, bald geistlich, bald weltlich, bald seichter, bald gründlicher von dieser freyen Kunst handelten: so schien es doch noch an einem solchen Buche zu fehlen, welches mehr durch Beyspiele, als durch Vorschriften, den wahren Weg zur Beredsamkeit wiese. Es ist wahr, daß es auch vielen deutschen Anleitungen zur Beredsamkeit an Exempeln nicht fehlet. Um nur ein Paar davon namhaft zu machen: so ist von geistlichen Redekünsten diejenige Lehrart erbaulich zu predigen, die der sei. Consistorialr. R e i n b e k mit seiner Vorrede ans Licht gestellet, zureichend damit versehen. Und was die weltlichen anlanget: so ist meine eigene ausführliche Redekunst, sowohl im ersten, als sonderlich im II. Theile, mit einer Menge der besten Exempel aus unsern größten Rednern erläutert und versorget. Eben das kann man von vielen andern sagen, die auch ohne mein Anpreisen, bekannt genug seyn werden. Wie aber kein Mittel, Anfangern behülflich zu seyn, überflüßig seyn kann; so war allerdings ein Buch von dieser Art im Deutschen noch nicht vorhanden: und es konnte also in der That nützlich werden, dergleichen auch bey uns ans Licht zu stellen; wenn es in die rechten Hände geriethe. Nichts ware leichter gewesen, als selbiges aus dem Französischen geradezu zu verdeutschen: und es ist fast ein Wunder, daß sich unter einer solchen Menge von Uebersetzern, die sich itzo, bey einer sehr seichten Kenntniß der Grammatik und des Wörterbuches, aufwerfen; aber sehr oft nur
Vorrede zu 'Muster der
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die besten Bûcher, und ihre Sprache verderben, noch keiner an dieß Buch gemachet. Allein, der Herr Verleger hatte eine bessere Einsicht, als daß er sich einem so mißlichen Zufalle hatte überlassen sollen; die seine gute Absichten, Deutschland zu dienen, eben so leicht hätten vernichten, als befördern können. Er hatte das Vertrauen zu mir, mich um mein Gutachten in dieser Sache, und wenn ich es billigte, um meinen Beystand zu ersuchen. Da ich es wohl einsah, daß ein solches Buch angehenden geistlichen und weltlichen Rednern sehr nützlich werden könnte: so hielt ich doch nicht dafür; daß man mit einer bloßen Uebersetzung unsern Landesleuten sattsam dienen würde. So schön und vortrefflich auch die darinn vorkommenden Muster französischer Redner in ihrer Sprache sind: so viel konnten sie doch in einer Verdeutschung von ihrem Schmucke und Glänze verlieren. Eine jede Sprache hat ihre Schönheiten: und nicht alles, was in einer fremden reizend ist, kann bey uns gleichfalls reizend seyn. Es würde auch uberdem fur unsere Nation gewisser maßen schimpflich gewesen seyn: wenn man, Anfänger zur Beredsamkeit anzuführen, sie auf lauter fremde Muster hätte verweisen müssen. Hernach aber führte ein solcher Anschlag noch eine andere Unbequemlichkeit bey sich. Schöne Stellen eines Redners verlieren oft einen großen Theil ihrer Schönheit, wenn sie aus ihrem Zusammenhange gerissen, und ohne das Vorhergehende und Folgende gelesen werden. Eine gute Rede ist ein wohlgeordnetes Ganzes, dessen Theile nur in der Verbindung diejenige Anmuth haben, darinn sie mit den übrigen stehen, mit welchen sie eine genaue Verhaltniß haben müssen. Wenn nun vernünftige Leser die wahre Schönheit solcher abgerissenen Purpurstreifen recht einsehen wollen: so müssen sie zu den ganzen Reden ihre Zuflucht nehmen, daraus selbige genommen sind. Nun sind aber bey weitem nicht alle obige französische Redner ins
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Deutsche übersetzet; französisch aber sind sie an wenigen Orten in Deutschland zu haben: und wenige von denen, die sie brauchen wollten, könnten sie verstehen. Nichts war also rathsamer, als den Anschlag des Uebersetzens fahren zu lassen; und lieber mit einer männlichen Nachahmung des französischen Vorgangers, aus freyer Faust ein deutsches Werk, von eben der Art, zu verfertigen. An deutschen Rednern konnte es zu unsern Zeiten unmöglich fehlen, deren Arbeiten man jungen Anfängern als Muster vorstellen könnte. Unser Vaterland hat seit hundert Jahren, oder doch wenigstens seit sechzigen, solche Meister hervorgebracht, die mit allem Rechte nachgeahmet zu werden verdienen. Aus diesen inlandischen Reichthumern nun, konnten mit leichter Muhe solche Edelgesteine des Witzes und der Wohlredenheit ausgesuchet werden, die jenen französischen nichts nachgeben dörften. So sehr ich also dem Herrn Verleger ein dergleichen Werk anrieth; so unmöglich war mirs diesen Winter, dergleichen Arbeit selbst auszufertigen. Die historische Lobschrift auf den hochsei. Freyherrn von Wolf beschäftigte mich zu sehr; und litt keinen Aufschub. Ich wählete also einen geschickten Mann allhier, Hrn. M . J o h a n n T r a u g o t t S c h u l z e n , aus der Oberlausitz, der herzogl. deutschen Gesellsch. zu Jena, und der Gesellsch. der fr. Künste allhier würdiges Mitglied; dem ich, nach reifer Ueberlegung, die Ausfertigung dieses Buches auftrug. Seine Fähigkeit dazu, war mir aus mehr als einer Probe bekannt geworden: da er sich etliche Jahre in meiner vormaligen Rednergesellschaft geubet; auch in der Gesellsch. der frey en Künste sich schon durch öffentliche Proben rühmlich gewiesen hatte. Ich eröffnete ihm also das ganze Vorhaben, und legte ihm das französische Buch vor, welches ihm zum Muster dienen sollte. Nachdem er sich dasselbe sattsam bekannt gemachet, entdeckete ich ihm meine Gedanken, wie es im Deutschen eingerichtet werden mußte; und versah ihn mit einer großen
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Anzahl von den Schriften unserer besten Redner voriger und itziger Zeiten, daraus er seine Beyspiele zu sammeln hatte. Er selbst besaß schon viele andere, theils geistliche, theils weltliche Redner, deren er sich bedienen konnte: und sein Geschmack war schon so sicher und so geläutert, daß ich mich auf seine Wahl der besten Stellen gänzlich verlassen konnte. Er übernahm diese ihm anvertrauete Arbeit willig, und setzte mir den Entwurf seiner Hauptstucke auf, die er abzuhandeln willens war. Ich fand sehr wenig dabey zu erinnern: und einige Aenderungen fand er selbst nöthig, als er der Sache weiter nachsann. Kurz, er machte sich an die Ausarbeitung selbst, und brachte mir nach und nach seine Hefte zum Durchsehen. Ich las sie mit vielem Vergnügen, und fand, daß er dieser Arbeit völlig gewachsen war. Mein voriges Urtheil von seiner Geschicklichkeit hatte mich nicht betrogen: und selbst im Drucke fiel nach der gemachten Einrichtung alles so aus, daß man ein recht nützliches und bequemes oratorisches Handbuch für Anfänger davon vermuthen konnte. Nach dieser historischen Rechenschaft von den Veranlassungen, Absichten, und der Einrichtung dieses Buches, ist nunmehr nichts übrig, als einige Betrachtungen und Anweisungen von dem Nutzen und rechten Gebrauche desselben zu geben. Alle Dinge in der Welt sind Misbrauchen unterworfen: so wird es denn kein Wunder seyn, daß auch dieses an sich schöne Buch, gar leicht würde gemisbrauchet werden können; wenn man nicht einige Warnungen beyfügete, die Anfanger zu verwahren. Diese will ich also für dießmal zum Inhalte meiner Vorrede wählen; anstatt, daß ich sonst eine Materie, die zur Redekunst gehöret, abhandeln könnte. Verstandige Leser werden sehen, daß ich mehr ihren Nutzen, als meine Ehre dabey vor Augen habe: wiewohl ich mir eben daraus die größte Ehre mache, wenn ich andern nützlich werden kann.
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Der Herr M. S c h u l z ist in der Ordnung und Lehrart, dem Muster des geschickten Franzosen gefolget, das er vor Augen hatte; und dessen Nachahmung man von ihm begehrete. Er hat also nach einer kleinen Einleitung, von der Beredsamkeit überhaupt, die erste und meiste Sorgfalt auf die Zierrathe der Schreibart, auf die Wörter und Redensarten, auf die Tropen und Figuren gewandt. Es ist wahr, diese Stücke fallen Anfängern, so wie dem großen Haufen der Zuhörer, am stärksten in die Augen. Eine Rede, die davon entblößet ware, wurde sie sehr kalt und matt bedünken; eine andere aber, die daran reich ist, wird ihnen als ein Meisterstück vorkommen: der übrige Inhalt mag nun sonst eingerichtet seyn, wie er will. Die Erfahrung hat es an vielen Beyspielen gewiesen, daß man insgemein diejenigen fur die größten Redner gehalten, die durch einen lebhaften, auch wohl zur Uebermaaße gefirnißten Ausdruck, vor andern hervorgeleuchtet haben. Was hieraus für ein Misverstand bey den Anfängern der Beredsamkeit entstehen könne, werden Kenner der wahren Redekunst gar bald einsehen. Wie leicht können nimlich Lehrlinge auf die irrigen Gedanken gerathen: Derjenige Theil der Wohlredenheit, auf welchen in diesem Buche die erste und meiste Sorgfalt gewendet worden, und dessen Ausübung am meisten ins Ohr fallt, sey die rechte Hauptsache in der ganzen Beredsamkeit. Die schöne, die künstliche, die lebhafte, die ruhrende, die reizende Schreibart sey das vornehmste, wo nicht gar das einzige, worauf man sich zu legen habe. Auf alles übrige käme wenig, oder gar nichts an: so, daß wenn ein solcher Anfänger gefraget würde: was eigentlich eines Redners erste, zweyte und dritte Pflicht sey? er gewiß alle dreymal nichts anders, als: Die s c h ö n e S c h r e i b a r t ! D i e s c h ö n e S c h r e i b a r t ! antworten würde. Daß dieser Misverstand in der That zu besorgen sey, lehret uns die Erfahrung unserer Zeiten. Denn wessen Beredsamkeit wird wohl itzo, von den wöchentlichen Kunst-
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richtern, die sich des kritischen Richtstuhls seit einiger Zeit bemächtiget haben, am meisten erhoben? Sind es nicht mehrentheils diejenigen, deren Schreibart am meisten blendet; wenn sie gleich oft von keinem ächten Golde wirklicher Schönheiten, der Gedanken, Sachen und Beweise, sondern von einem trûglichen Firnisse glänzet? Wer also den künstlichen Ausdruck; seltsam verbundene Wörter, die einander noch niemals auf die Nahe gekommen waren; wundersame Redensarten von nichts bedeutenden Tönen, die aber etwas Rathseihaftes zu sagen scheinen, dahinter nicht ein jeder gleich kommen kann; endlich halsbrechende Metaphoren, und unerhörte Hyperbolen zusammen stoppeln kann; der, der hat heut zu Tage, wie man auf eine, dieser Denkensart gemäße Weise redet, das N e u e , d a s W i t z i g e , das Entz ü c k e n d e , d a s H i n r e i ß e n d e , in seiner Gewalt: so weit er auch oft von der gesunden Vernunft und wahren Kraft der Beredsamkeit entfernet ist. Ist es nun nicht der Muhe werth, diesem Misbrauche der Regeln von der guten Schreibart, soviel möglich zu wehren? und dem Misverstande vorzubeugen, der sich hier junger Gemuther gar leicht bemeistern könnte? Dieses auf eine überredende Art zu thun, will ich die Beredsamkeit, durch die Vergleichung mit einer andern Kunst, ein wenig abschildern; und dadurch zeigen, daß durchaus nicht die Schreibart das Hauptwerk eines Redners sey. Der Herr M. S c h u l z hat bald im Anfange seiner Einleitung erinnert: Die Beredsamkeit gehöre zu den Künsten, die erstlich zur Nothdurft, und zum Nutzen der Menschen erfunden; hernach aber auch mit einer gewissen Anmuth versehen worden. Er hat darinn ganz recht, und ist in diesem Stücke den richtigen Begriffen des berühmten Hrn. B a t t e u x gefolget, der alle freyen Künste aus dem Grundsatze der Nachahmung herzuleiten gesuchet.* Diese Anmer* S. meine deutsche Ausgabe desselben. 1754. 4.
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kung des gelehrten parisischen Professors ist fruchtbarer an Folgerungen, als mancher vieleicht denken sollte. Ich will sie erst bey der Baukunst zeigen, weil sie daselbst sinnlicher sind; sodann aber die Deutung auf die Beredsamkeit machen. Die Baukunst ist anfänglich aus Nothdurft erfunden worden, die nackten Menschen der ersten Welt, vor den Unbequemlichkeiten der Luft, vor Regen und Stürmen, vor Hitze und Frost zu schützen; und ihnen eine Sicherheit vor Dieben und wilden Thieren zu verschaffen. Das Laub der Baume war nicht zureichend, das erste zu leisten; Hôlen und Grotten aber, langen auch in der letzten Absicht nicht zu: zu geschweigen, daß sie zu feucht und ungesund waren. Man machte also anfänglich Dacher auf vier Pfählen; verkleidete die Wände so gut man konnte; verwahrte Thüren und Fenster mit Riegeln und Schlössern: und so war der Nothdurft abgeholfen. Als man sich dabey ziemlich wohl befand; dachte man allmählich bey friedlichen ruhigen Zeiten auf mehrere Bequemlichkeit und Verzierungen. Das erste brachte die Abtheilungen der Zimmer, das zweyte aber die berufenen Säulenordnungen hervor. Endlich kamen Marmor und Porphyr, Malerey und Bildhauerkunst dazu, die Gebäude innerlich und äußerlich zu zieren; und an dem, was die bloße Nothdurft des menschlichen Geschlechtes zuerst hervorgebracht hatte, auch Schönheit und Pracht zu zeigen. Wie muß sich nun einer verhalten, der die Baukunst recht lehren will, und Anfänger zu derselben anzuführen denkt? Ist es wohl rathsam, daß er von den Malereyen der Winde, dem Gypsen der Decken, oder dem künstlichen Auslegen der Böden in den Zimmern den Anfang mache? Oder soll man etwa von den gebrochenen Dächern, äußerlichen Einfassungen der Fenster und Thüren, den Zierrathen der Portale, oder den prachtigen Treppen der Hauser, die ersten Regeln geben? Alle diese Dinge fallen unstreitig denen, die einen Palast, oder ein schon erbautes Haus erblicken, am
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ersten und meisten in die Augen: wo es nicht etwa mit Schnitz« und Gipsfiguren verzieret, oder gar nach altfränkischer Art, mit bunten Bildern bemalet ist. Ich zweifle sehr, ob jemand so einfältig seyn, und sich einbilden werde, daß alle diese äußerlichen Dinge das Wesentliche der Baukunst ausmachen; und daß also die Hauptregeln derselben davon den Anfang machen mußten. Und gleichwohl hat man eine gute Anzahl von sogenannten Architecturen im Drucke, worinn die Baumeister getrost von den fünf Säulenordnungen handeln! Gerade, als ob heutiges Tages kein Haus ohne solche zierliche Säulen bestehen, oder die Kunstgriffe, dieselben aufzureißen, das Wesen der Baukunst waren. Andere haben von andern bloß zufalligen Stücken der Verzierungen, viel Wesens gemachet, und darüber wohl gar die nôthigsten und wesentlichsten Regeln der Gebäude verabsäumet. Ist es also nicht wahr, derjenige Baumeister lehret die Baukunst viel besser, der sie nicht, als eine bloße Kunst den Augen zu gefallen; sondern der menschlichen Nothdurft zu Hülfe zu kommen, ansieht. Thut er das, so wird er unstreitig zuförderst auf die Festigkeit und Sicherheit eines Gebäudes seine Augen richten; sodann an die Bequemlichkeit der Einwohner, nach ihrer Lebensart, denken: endlich aber erst auf den äußerlichen Zierrath und Pracht, nach dem Vermögen und Stande des Bauherrn bedacht seyn. Es wurde thôricht seyn, fur das letzte zuerst zu sorgen; ehe alles vorige seine Richtigkeit hatte: noch thôrichter aber, das Hauptwerk gar aus den Augen zu setzen, und an dem Nebenwerke allein kleben zu bleiben. Nun wollen wir die Deutung auf die Beredsamkeit machen. Die Nothdurft, andern Menschen unsere Gedanken zu eröffnen, und in wichtigen Fallen, Leute, denen man nichts zu befehlen hatte, auf seine Meynung zu bringen, hat zu Erfindung derselben Anlaß gegeben. Hieraus flössen nun die ersten wesentlichen Regeln derselben; wie man den 28
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Verstand und den Willen andrer Menschen, durch gute Vorstellungen und Gründe, zu lenken und zu bewegen hatte. Man gab also Vorschriften von den Eingängen, Erklärungen, Beweisen und Bewegungsgründen. Man lehrete, die Leidenschaften zu seinen Absichten brauchen; und kurz, alles klüglich anwenden, um die Ueberredung der Zuhörer, als den Hauptzweck aller Beredsamkeit, zu erreichen. Als man damit fertig zu seyn glaubte, und die Zahl der Redner sich mehrte; hub man allmählich auch an, auf die Schönheit der Schreibart, oder des Ausdruckes, und endlich auf den äußerlichen Vortrag in der Aussprache und den Stellungen zu sehen. Dieses sind diejenigen Stücke, die am meisten ins Gehör und Auge fallen, die also eine Rede sehr zieren, oder verstellen; folglich auch die Absichten eines Redners entweder befördern und beleben, oder auch, wenn sie mangelhaft sind, hindern können. Man hat also auch davon Regeln gegeben, und Anfänger sowohl vor allem Uebelstande zu warnen, als zu allem, was schön ist, anzuführen gesuchet. Und man hat recht daran gethan: weil die Vernachläßigung dieser Stücke einem Redner sehr große Hindernisse seiner Absichten in den Weg legen würde. Aber es ist auch allhier eben so gegangen, als in der Baukunst. Schwache Lehrer und Schüler haben bey nahe angefangen, die Lehre von der Schreibart, entweder für den vornehmsten Theil, oder gar für die ganze Redekunst zu halten. Der schöne Ausdruck mancher alten und neuern Redner hat sie so gerühret, daß sie zu glauben angefangen: darauf käme in der Beredsamkeit alles an. Ihr ganzer Fleiß ist also darauf verfallen, sich um zierliche Worte und Redensarten zu bemühen; neue Schwünge im Vortrage der Gedanken zu erfinden; sonderbaren Einfallen, kühnen Tropen und heftigen Figuren nachzujagen; sonderlich in Metaphoren, Allegorien und Hyperbolen ihre Einbildungskraft anzustrengen. Warum? Weil diese Stücke an andern, sie selbst in Erstaunen gesetzet hatten, und also vermuthlich auch andere wohl eben so entzücken würden.
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Was aber daraus in der Beredsamkeit fur ein Unwesen entstehen musse, und zum Theile schon entstanden sey, das können Verständige, auch ohne mein Erinnern, ermessen. Die l o h e n s t e i n i s c h e und w e i d l i n g i s c h e Schule war vormals in der Zusammenhaufung vieler Belesenheit in Beyspielen, Gleichnissen, Zeugnissen, und andern Seltenheiten der Natur und Kunst, auf eine solche Verschwendung gerathen, daß der wahre Kern der Beredsamkeit darüber verlohren gieng. Heute zu Tage hat man den gekünstelten und gefirnißten Ausdruck lieb gewonnen; und meynet, wenn man nur k ü h n , neu und w i l d , d.i. ä s t h e t i s c h reden könne: so habe man die ganze Dichtkunst und Beredsamkeit in seiner Gewalt. Die Schreibart allein soll alles Verdienst eines Dichters und Redners ausmachen: der innere Kern beyder Künste, dort die richtige Nachahmung der schönen Natur; hier aber die gründliche Ueberredung des Verstandes und Willens, gehen darüber gar verlohren. Diesen Misbrauch, oder dieses Misverständniß ist es nun, was ich bey Anfangern, von dem Gebrauche dieses Buches besorge. Viel junge Leute, die irgend noch keine Regeln der Beredsamkeit gehöret haben, in so weit sie eine ernsthafte männliche Kunst ist, eine Kunst, den Verstand und das Herz seiner Zuhörer zu gewinnen; können hier leicht auf einen Abweg gerathen. Wenn sie nämlich finden werden, daß so viele Regeln und Exempel großer Redner vom schönen Ausdrucke gegeben werden; wenn die Tropen und Figuren, in den lebhaftesten Beyspielen beredter Männer sie rühren werden: so werden sie gar leicht auf den Wahn gerathen: Hierinn bestünde der ganze Werth, die größte Starke ihrer Beredsamkeit! Sie werden also leicht an den Schalen kleben bleiben, und des wahren Kerns verfehlen können. Und davor will ich sie treulich gewarnet haben. Große Redner sind nicht nur in den TRAITS BRILLANTS, wie der Franzos ihre schönen Stellen nennet, groß gewesen: sondern ihre vornehmste Stärke besteht in der Gabe zu 28*
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überreden! Hier aber ist insgemein nicht eine glänzende Einbildungskraft, sondern eine richtige Vernunft geschifftig. Die Erklärungen und die Beweise, machen also das Hauptwerk in ihren Reden aus; wozu auch noch die Bewegungsgründe kommen, womit sie den Willen zu lenken suchen. Dieß sind die wesentlichen Vorzüge ihrer Kunst: und darinn muß man ihnen vornehmlich nachahmen. Das übrige sind nurZierrathe: die zwar gut sind, wenn das vorige erst seine Richtigkeit hat. Ohne dasselbe aber würden diese Dinge nur einer Menge von Tressen und Spitzen gleichen, die man auf ein übelgemachtes, lumpichtes, oder aus ungleichen Lappen lüderlich zusammen geflicktes Kleid setzen wollte. Dem zufolge nun, rathe ich allen Anfangern, die sich diedes Buches bedienen wollen, zuförderst die wahren Regeln der geistlichen und weltlichen Beredsamkeit zu lernen. Ich rathe ihnen hiernächst, sich erst einen großen Vorrath von Sachen und Gedanken in den Kopf zu sammlen; damit es ihnen bey ihren Ausarbeitungen nicht an dem nöthigen Stoffe fehle. Ich rathe ihnen, in ihren Reden allezeit die Ueberredung ihrer Zuhörer von wichtigen Wahrheiten, ihren Hauptzweck zu lassen. Ich rathe ihnen weiter, zu Erreichung desselben, die wichtigsten und besten Gründe zu ersinnen, und sie in aller ihrer Starke vorzutragen. Ich rathe ihnen endlich, auch auf die Lenkung ihres Willens mit den trifftigsten Bewegungsgründen zu dringen. Und wann es nun mit dem allen seine gute Richtigkeit hat: so können sie dann freylich, auch auf die schöne Einkleidung ihrer Erfindungen, Beweise und Vorstellungen bedacht seyn. Sie können die Schreibart großer Redner mit Bedacht lesen und nachahmen. Sie können auch die in diesem Buche gesammleten schönen Stellen sich zu Mustern nehmen; sich den Geschmack darnach bilden, und sich an gehörigen Orten bemühen, eben so nachdrücklich, lebhaft, munter und feurig zu schreiben und zu reden.
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Beobachten sie diese wenigen Vorschriften, so wird ihnen dieß kleine Buch allerdings einen großen Nutzen bringen. Diejenigen, die ein geringes Vermögen abhält, sich die bewahrten Schriften der größesten und besten Redner zu erkaufen, werden sich hier fur ein geringes Geld, gleichsam eine ganze oratorische Bibliothek anschaffen können. Diejenigen, so wenig Zeit übrig haben, in ganzen weitláuftigen Sammlungen von Reden, die besten Muster aufzusuchen, werden hier auf wenigen Bogen, das beste von allen, ohne große Muhe finden und durchlaufen können. Diejenigen aber, welchen es weder an Zeit noch an Gelde fehlet, viel zu lesen und zu kaufen; werden nach denen hier angeführten Proben und Mustern bald wahrnehmen können, was sie sich vor andern anzuschaffen haben, wenn sie sich eine auserlesene Anzahl oratorischer Schriften sammlen wollen. Denn in der That muß man nicht denken, daß man diejenigen Redner, deren Stücke hier angefuhret worden, aus diesen wenigen Brocken ihrer Stücke, nunmehr in ihrer ganzen Starke kenne, und übersehen könne. Nein, es sind dieses nur gleichsam zerstümmelte Gliedmaßen, abgetrennte Theile, deren Schönheit, außer der Verbindung mit dem ganzen Korper ihrer Reden, halb verlohren gegangen. Man muß sie also ganz im Zusammenhange lesen, um ihren völligen Werth einzusehen. Man muß auch die übrigen Reden großer Manner, daraus hier nichts angefuhret worden, sich empfohlen seyn lassen; um ihren ganzen Reichthum kennen zu lernen. Denn es ist nicht möglich, daß auch ein C i c e r o seine ganze Kunst, in einer einzigen, oder etlichen wenigen Reden zeigen könne. Sind gleich die c a t i l i n a r i s c h e n Reden desselben große Meisterstücke: wieviel wurde uns gleichwohl nicht fehlen, wenn wir die v e r r i n i s c h e n und p h i l i p p i s c h e n nicht auch noch hätten? Ja wenn wir gleich diese alle hätten, was wurde uns nicht mangeln, wenn wir die fur den R o s c i u s , A r c h i a s , M i l o , L i g a r , C l u e n z , D e j o t a r u s , und so viele andere, nicht
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lesen könnten, die uns allererst den Redner in seiner vollen Starke zeigen? Endlich wird dieß kleine Buch zur Gnuge zeigen, daß wir es nunmehr in Deutschland eben nicht nôthig haben, immer nur auslandische Muster zur Nachahmung zu wählen. Ich rede von neuern ausländischen, nicht aber von den alten griechischen und römischen Reden der größten Meister; denn diese müssen Lebenslang eines guten Redners Muster bleiben. Diese, sage ich, muß man ohne Unterlaß studiren; nicht nur, wenn man lateinische, sondern auch, wenn man schöne deutsche Reden will machen lernen. Denn, wie ich schon oft bey andern Gelegenheiten erinnert habe: C i c e r o und D e m o s t h e n sind nicht nur in der Phraseologie, und in schönen Redensarten; sondern in den Sachen, Erfindungen, und allen Kunstgriffen der wahren Beredsamkeit groß. Ihre Art zu denken, ihre Starke im Erzählen, im Beweisen, im Rühren der Leidenschaften, und kurz, ihre ganze Art des Vortrages dieser Stücke, hatte so was wunderwürdig schönes und vollkommenes, daß auch der glücklichste Kopf ihre ganze Geschicklichkeit Lebenslang nicht auslernen wird. Ich rede also nur von den neuern Ausländern, sonderlich den Franzosen und Engländern, die einigen der unsrigen heute zu Tage, allein Redner zu seyn bedunken. Ich kenne die besten Schriften derselben so gut, als ein andrer, und bin derjenige nicht, der ihnen ihre Verdienste absprechen will. Das aber bemerke ich, daß der Aberglauben unsrer jungen Leute darinn zu weit geht, indem sie 1) alle Ausländer ohne Unterscheid fur große Meister und Muster ansehen; 2) die Ausländer allein, für große Geister und treffliche Redner achten, gegen welche unsre Landesleute gar nicht zu vergleichen waren. Bey des aber ist höchst falsch. Denn wie viel schlechtes Zeug übersetzet man uns nicht auch aus dem Englischen und Französischen? Des Verlegers und Uebersetzers Amt und Vortheil bringt es mit
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sich, selbiges den Käufern und Lesern aufs beste anzupreisen: und das gemeine Vorurtheil unsrer Deutschen gegen alles, was fremd ist, kommt diesen eigennützigen Absichten vollkommen zu statten. Es ist endlich einmal Zeit, daß unsre Landsleute, diesen ihrem eigenen Vaterlande so schimpflichen Wahn fahren lassen. Ist es denn nicht genug, daß manche Höfe den fluchtigen Witz und das Flittergold aller Ausländer, zum Schimpfe ihrer eigenen Landeskinder, unterdrücken? Ist es nicht genug, daß jeder Hofschranz gegen alles, was Deutsch ist, die Nase rümpfet, und es mit einem gewissen Ekel gesteht: daß er nichts anders, als was walsch oder franzosisch ist, lesen könne? Wollen wir Gelehrten auch noch Feinde des Vaterlandes werden, und die Früchte des deutschen Geistes und Witzes für Misgeburten, die Köpfe unserer Landesleute aber für Krautkopfe ausgeben? Dieses so unverantwortliche Vorurtheil, auch durch dieß Buch zu bestreiten, habe ich dem H r n . M. S c h u l z gerathen, seine rednerischen Muster, auch nicht einmal in denen am besten übersetzten Stücken der Ausländer zu suchen. Was auf unserm eigenen Boden wachst, und in unserm Lande verfertiget wird, muß guten Patrioten immer lieber seyn, als, was man von weitem herzufuhret. Ist doch unser Himmel nicht ehern, und unser Erdboden nicht eisern! Haben doch deutsche Köpfe seit zweyhundert und mehr Jahren eben so viel Gelehrsamkeit, Geist, Witz, Munterkeit und Feuer gewiesen, als alle unsre Nachbarn. Warum sollte man denn so kleinmüthig seyn, immer als ein furchtsames Kind sich von fremden gängeln zu lassen; da wir selbst starke Schenkel und feste Gelenke haben, auf eigenen Beinen herzhaft einherzugehen; ja unsern Nachbarn, in der Laufbahne der schönen Wissenschaften den Preis abzugewinnen? Lebe wohl, geneigter Leser, und bleibe ferner meinen Bemühungen für die Ehre Deutschlandes gewogen. Leipzig den 2Oten Apr. 1755.
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I c h komme, geneigter Leser, zu der Ausgabe dieses Buches, imgleichen zu denen Erinnerungen und Anmerkungen darüber, so ich in dieser warnenden Vorrede zusammen tragen werde, nicht anders, als ich vor zwanzig Jahren zu der Ausgabe des deutschen Bayle gekommen bin. Damals war es weder mein Anschlag noch Betrieb, das historische kritische Wörterbuch zu übersetzen; am allerwenigsten war solches meine eigene Arbeit. Ein anderer Gelehrter hatte den Einfall gehabt, den Entwurf dazu gemachet, und die Probe davon, ohne mein Zuthun drucken lassen. Da man schon schlüßig geworden war, selbiges ans Licht zu stellen, und von hohem Orte die Erlaubniß dazu erhalten hatte, ward mir allererst der Auftrag gethan, solche Uebersetzung zu übersehen, und bey anstößigen Stellen, deren es gewiß im Bayle nicht wenige giebt, die Leser vor den Irrwegen zu warnen, in welche sie sonst leicht würden gerathen können. Dieser Pflicht nun, bin ich damals nach meinem geringen Vermögen so redlich nachgekommen, daß meines Wissens, in zwanzig Jahren noch niemand Ursache gefunden, sich in solcher Absicht über den deutschen Bayle zu beschweren. Eben so, sage ich, ist mirs itzo mit diesem berufenen neuen Buche des Hrn. H e l v e t i u s DE L'ESPRIT, o d e r vom G e i s t e des M e n s c h e n gegangen. O b ich es gleich mit Fleiß gelesen, auch Auszüge und Proben davon in dem Neuesten aus der anmuthigen Gelehrsamkeit gegeben hatte: so war es mir doch nicht eingekommen, selbiges zu übersetzen; ja ich hatte nicht einmal gewünschet, daß es ein anderer thun möchte. Gewisse Stellen darinnen, waren mir nicht nur sehr bedenklich, sondern gar so irrig, und falsch vorgekommen; daß sie ohne Widerlegung deutschen Lesern nicht in die Hände gegeben werden könnten: ob es gleich
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auch sehr viel andere gab, darinne viele überauswichtige Wahrheiten in ein neues Licht gesetzet worden. Ich wurde es also sehr gleichgültig angesehen haben, wenn es bloß denen Lesern in die Hände gerathen ware, die es in seiner Grundsprache hätten durchlaufen können. Allein, unverhofft ward von dem Hrn. Verleger die ganz fertige Uebersetzung desselben, hieher geschickt, um zum Drucke befördert zu werden. Seinem Inhalte nach mußte es in meine Censur gerathen: und hier sah ich wohl, daß die Vorsehung sein Schicksal in Deutschland, gewissermaßen in meine Hand gestellet hatte. Dieses zu bestimmen, sah ich nur zween Wege vor mir. Ich konnte ihm entweder die Censur versagen: und so hatte sich freylich keine leipziger Presse an den Druck desselben wagen können. Allein, damit ware gleichwohl seine Ausgabe noch nicht gehemmet worden. Giebt es denn nicht auch außer unsern Mauern Druckereyen genug, die es eben sowohl ans Licht gestellet haben würden, als es mit so vielen andern anstoßigen Schriften dieser Zeiten geschehen ist? Dergestalt aber ware es gewiß ohne alle Warnung der Leser in die Welt getreten: und wie vielen Unvorsichtigen und Unerfahrenen hatte es sodann nicht zum Anstoße gereichen können? Eine billige Menschenliebe verboth mir, hierzu, auch auf eine, dem Anscheine nach, unschuldige Weise, etwas beyzutragen; und rieth mir vielmehr den zweyten Weg zu betreten. Ich besann mich, daß man vor etlichen Jahren auch sogar T y n d a l s übelberufenes Buch, das Christenthum so alt, als die Welt, ins Deutsche gebracht; nur mit der Behutsamkeit, daß man dem darinn enthaltenen Gifte gleich ein Gegengift an F o s t e r s Widerlegung, beygefüget hatte. Daß durch diese Anstalt selbst die Lehrer der Religion ganz wohl zufrieden gestellet worden; hat sich darinne bewiesen, daß man sich nirgends über die Ausgabe desselben beschweret hat. Eben dergleichen Anschlag ertheilte ich nun auch in Ansehung dieses h e l v e t i s c h e n Tractats, dem wackern Herrn Verleger
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desselben. Nach dessen alter Bekanntschaft mit mir, nahm er diesen meinen wohlgemeynten Rath willig an; und ertheilte mir die Vollmacht, bey anstößigen Stellen, Erinnerungen und Warnungen bey zufügen. Er sah es wohl ein, daß dieses selbst seinem Verlage zum Besten gereichen wurde. Denn Bûcher, die man ohne Bedenken, auch schwachen Lesern in die Hände geben kann, finden ohne Zweifel mehr Abgang, als wenn sie dem Tadel der Theologen bloß gestellet bleiben; und von denenselben mit Grunde verworfen werden. Selbst das Gewissen eines christlichgesinnten Buchhändlers ist dergestalt gesicherter: wenn er sich bewußt ist, daß er alles gethan hat, was den Gebrauch seines Verlagsbuches unschädlich zu machen, vermögend ist. Da ich nun der mir obliegenden Pflicht hiermit nachzukommen, den Anfang mache; so muß ich zuförderst die Leser desselben versichern: daß der mir unbekannte Herr Uebersetzer, alle Gelehrsamkeit und Geschicklichkeit besessen, die zu dieser Arbeit gehöret hat. Es war gewiß so leicht nicht, dieses Werk v o m G e i s t e des M e n s c h e n zu verdeutschen, als irgend einen Roman, oder sonst eine witzige Modeschrift zu übersetzen. Er muß te selbst philosophirt haben, und der innersten Geheimnisse der Weltweisheit,, sonderlich der tiefsten Metaphysik und Geisterlehre kundig und mächtig seyn. Gedanken und Lehren von dieser Art, kann ein Fremdling in diesen Wissenschaften nicht einmal erreichen; geschweige denn deutsch geben. Er aber ist dieser Arbeit so gewachsen gewesen, daß ich bey genauem Durchlesen dieses Werkes, im Deutschen kaum ein paar Stellen bemerket, wobey ich ihm durch kleine Aenderungen auszuhelfen nöthig gehabt. Denn da ich einmal zum Herausgeber und Vorredner bestellet worden war, habe ich geglaubet, daß mir stillschweigend auch die Sorgfalt aufgetragen worden, damit dasselbe im Deutschen so richtig als möglich, erscheinen möchte. Ich hoffe, daß der Hr. Uebersetzer selbst, diese meine Dienstleistung nicht verschmähen wird.
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Daß derselbe das Wort ESPRIT, auf dem Titel des Werkes, durch G e i s t des M e n s c h e n übersetzet, wird ihm kein Kenner beyder Sprachen übel nehmen. Ist gleich jenes Wort im Französischen sehr vieldeutig und schwankend; wie denn der Verfasser selbst im vierten Discurse solches gestanden, ob er gleich noch lange nicht alle Begriffe, dabey es gebrauchet wird, angezeiget hat: so war doch bey dieser Gelegenheit kein deutsches Wort geschickter, dessen Bedeutung auszudrucken, als der G e i s t des M e n s c h e n . Weder der Witz, noch der Verstand, weder die Lebhaftigkeit, noch die Einbildungskraft, noch sonst die Vernunft, oder die Neigung zu etwas, konnten das ausdrücken, was der Verfasser damit gemeynet hat. Es ist wahr, daß wir im Deutschen gemeiniglich dasjenige Wesen dadurch verstehen, welches in uns denket und will, oder Verstand und einen Willen hat; oder mit Vernunft und Freyheit begäbet ist; der Herr Verfasser aber ihm nur ein Gefühl, oder die Empfindung und ein Gedachtniß zuschreibt. Allein, er will bey dieser Lehre eben die Kraft zu urtheilen und zu wollen, Schlüsse zu machen, und freye Handlungen zu thun, so wenig ausschließen; daß er dieses alles vielmehr aus jenen beyden Kräften, oder besser, aus der einzigen Kraft zu fühlen, zu erklären suchet. Er saget auch gleich im Anfange des Werkes: sein ESPRIT sey die W i r k u n g des V e r m ö g e n s zu d e n k e n , oder das V e r m ö g e n zu d e n k e n s e l b s t . Dieses Vermögen zu denken aber, ist ja eben der Geist, der in uns wohnet, und uns zu vernünftigen Geschöpfen machet. Ist er aber im Folgenden in manchen Hauptstucken und Redensarten davon abgewichen: so ist das des Hrn. Uebersetzers Schuld nicht. Die französische Philosophie ist noch bey weitem zu der Grundrichtigkeit nicht gekommen, daß sie bey bestimmten Bedeutungen der Wörter bleiben, und mit einerley Zeichen allemal einerley Begriffe verbinden sollte. Daher wird man auch hier oftmals Stellen finden, wo der ESPRIT des Hrn.
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Verfassers nicht den ganzen Geist des Menschen, sondern bald den Verstand, bald den Witz allein bedeuten muß*. Scharfsinnige Leser werden solches wohl selbst wahrnehmen. Da ich nun zu meinen Warnungen und Anmerkungen, den bequemsten Platz suchete, fand sichs bald, daß ich den gewöhnlichen Weg verlassen mußte. Die Urschrift selbst ist schon mit so vielen und so langen Anmerkungen des Verfassers versehen, daß zu neuen und mehrern kein Raum da war; wenn man nicht dem Werke eine Misgestalt geben wollte. Hierzu kam, daß oft die Anmerkungen selbst eben die anstößigen Stellen enthielten; die man mit neuen Anmerkungen hatte verbrämen müssen. Ich fassete also den Entschluß lieber in einer Zugabe, oder einem Anhange des Buches alles das Anstößige zu bemerken, welches ich in demselben gefunden hätte: so wie neulich in der französischen Ausgabe, der Schriften des Hrn. H u m e , von der natürlichen Historie der Religion, geschehen war. Allein, eine neue Betrachtung brachte mir auch diese Entschließung aus dem Sinne. Man weis die Art der meisten heutigen Leser wohl. Sie lesen insgemein neue Bûcher, nicht in dem Vorsatze, sie ganz durchzulesen. Sie lesen den Anfang; schlagen hernach gewisse anständige Hauptstücke in der Mitte auf, um sich selbige bekannt zu machen; blättern darauf hin und her, um irgend etwas merkwürdiges anzutreffen: und damit ist ihre Neugier gestillet. Bis ans Ende hält ihre Geduld nicht aus, zumal wenn ihnen das Werk etwas groß vorkömmt. Eine solche hinten angehängte Abhandlung erlanget also sehr selten das Gluck, gelesen zu werden; der böse Eindruck aber ist alsdann einmal geschehen: folglich sind alle darinn befindliche Warnungen, wegen anstößiger Stellen, vergebens.
Siehe die 506te Seite.
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Um nun auch diesem Unheile zuvorzukommen, hielt ich es fürs Beste, gleich in einer Vorrede meine Bedenklichkeiten zu äußern. Bey dieser ist die Begierde nach dem Inhalte des Buches noch frisch und neu. Eine Vorrede ist auch kurz, und schrecket niemanden so leicht ab; da sie in einer halben, auch wohl Viertelstunde gelesen ist. Hier ist also vermuth lich der rechte Ort fur Warnungen des Lesers; und hier können sie die beste Wirkung haben. Gleichwohl glaube niemand, daß ich darum dieses Buches ganzen Werth niederzuschlagen gesonnen sey. Weit gefehlet, daß ich solches schlechterdings fur schlecht zu erklären willens ware: so behaupte ich vielmehr, daß es überaus viel grundlich ausgeführte Wahrheiten, und neue Betrachtungen über das menschliche Geschlecht; sonderlich über die Quellen seines Thuns und Lassens, und folglich seiner Glückseligkeit und Unglückseligkeit in sich halt. Der Verfasser ist sehr tief in den Geist und das Herz des Menschen gedrungen. Er hat die Gedanken und Neigungen der Menschen, seine Gesinnungen und Empfindungen so genau geprüfet, als nach L o c k e n vieleicht noch niemand gethan hat. Er hat auch sogar viele Vorurtheile seiner Landesleute, und sonderlich des berufenen M o n t e s q u i o u sehr glücklich bestritten; indem er deutlich gewiesen: daß nicht die Himmelsgegend, oder der Weltstrich, unter dem man wohnet, sondern die Regierungsart der Lander, die Auferziehung und tausend andere kleine Umstände die Fähigkeiten des Geistes, und Neigungen des menschlichen Herzens bilden. Mußte man nicht einen wahrheitliebenden Sinn, und ein unerschrockenes Gemüth besitzen, um einer so gemächlichen Modephilosophie seines eigenen Volkes, muthig zu widersprechen, und einem so angebetheten Abgotte neuerer Zeiten den Weihrauch zu versagen? Bey dem allen ist es gar kein Wunder, daß dieses in gewisser Absicht so gründliche und nützliche Werk, in Paris auf Verordnung des Parlements verbothen und verbrannt
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worden. Es halt freylich viel Satze und Lehren in sich, die theils in der katholischen Kirche, theils in Frankreich insonderheit, sehr übel angesehen sind, und seyn müssen. Wie oft hat er nicht die Lehre von einem nóthigen sichtbaren Oberhaupte der Kirche, auf eine sehr deutliche Art angegriffen und lächerlich gemachet. Man sehe nur was er von dem großen unsterblichen L a m a der Tartarn, als einem vermeynten ewigen Vater, im 21 sten Capitel des zweyten Discurses a. d. 212. Seite beygebracht hat. Man bemerke, wie er den Mönchs= und Pfaffenstand der römischen Kirche, wiewohl abermal unter fremden Völkern verspottet; ihre Fasten, ihre Herrschsucht, und die Vorurtheile, darinne er theils selbst stecket, theils den Pöbel erhält, abgeschildert hat. Ein Buch von dieser Art, mußte den Geistlichen zu Paris, die es freylich bald merkten, wer damit gemeynet sey, nothwendig misfallen. Was er im lOten Capitel des vierten Discurses von der Verfolgung des G al i lau s gesaget hat, als dieser das copernicanische System gelehret hatte, gehöret eben dahin. Ich schweige noch dessen, was er wider den ehlosen Stand der Geistlichen hin und wieder, wiewohl unter der Hülle allerley asiatischer und indianischer Völker einfließen lassen. Unter Evangelischgesinnten, würde der Verfasser keine Ursache gefunden haben, so zu spotten; folglich auch dergleichen Dinge nicht geschrieben haben. Sollte nun wohl ein Buch, das um dieser Ursachen halber in Paris verbrannt worden, auch in Deutschland, und zwar im protestantischen Theile desselben, verbothen zu werden verdienen? So müßten wir ja auch verschiedene Schriften unserer ersten Glaubensbekenner bey uns verbiethen, die von allen diesen Dingen noch viel deutlicher wider das Pabstthum geeifert haben; ja selbst des großen Luthers Bücher zu hemmen suchen, die schon im Anfange der Glaubensreinigung in Rom verbrannt worden. Noch eine Ursache muß ich bemerken, warum dieses Buch vom Geiste des Menschen, in Paris verbothen, und 29
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dem Feuer übergeben worden. Die Regierung selbst, das ist die königliche Gewalt, und die Verwaltung derselben, durch die obersten Minister, ist unter dem verhaßten Namen des Despotismus, oder der D e s p o t e r e y , wie es der Hr. Uebersetzer gegeben hat, sehr deutlich angegriffen und verworfen worden. Bald zeiget er, wie diese unumschränkte höchste Gewalt gemisbrauchet werde, das Volk und alle Stände des Reichs zu Sclaven zu machen. Bald lehret er, wie unwissende Sultane die Regierungskunst nie gelernet haben, und also unmöglich verstehen können. Bald zeiget er daß schlafsüchtige und gemachliche Fürsten, sich nothwendig ihren Lüsten überlassen, und das ganze Reich denenselben aufopfern müssen. Bald malet er die Veziere mit den haßlichsten, obgleich natürlichsten Farben, und kenntlichsten Zügen ab. Bald lehret er, daß Staatsbediente aus dem geistlichen Stande, allemal viel zu enge Einsichten, und eingeschränkte Begriffe haben, um gut zu regieren; und was dergleichen Dinge mehr sind. Nun urtheile man, was dergleichen Wahrheiten, dergleichen verhaßte Lehrsatze, in einem Lande für Eindruck machen müssen, wo die alleruneingeschrankteste Regierungsart eingeführet ist, wo Parlamenter ins Elend verwiesen werden, wenn sie sich den königlichen Befehlen widersetzen; wo so oft Cardinale die obersten Staatsbedienten gewesen sind; wo das Vermögen und Leben so vieler Millionen Seelen in der Hand eines Einzigen steht; wo alle Aemter fur Geld, und nicht nach Verdiensten vergeben werden u.s.w. Es liegt ja ganz Europa vor Augen, was dieser Despotismus nur in diesem Kriege in Frankreich nach sich gezogen: ob man ihn gleich mit dem, ich weis nicht warum? gelindern Namen, der Monarchie zu benennen pflegt. Und ob gleich der Verfasser allemal von S u l t a n e n und V e ζ i e r e η redet, auch wohl wirkliche orientalische Beyspiele zur Erläuterung anführet: so müßte man doch sehr blind seyn, wenn man seinen Sinn nicht errathen sollte; nachdem man
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gelesen, was er vom Ursprung des allegorischen und bilderischen Geistes der Morgenlander geschrieben hat. Dieser ist bloß aus der Sclaverey dieser Völker entstanden, darinnen es nicht erlaubet ist, gewisse Wahrheiten ohne Decke in die Welt zu schicken. Und gleichwohl ist seine Verhüllung noch nicht dunkel genug gewesen; um ihn in seinem Vaterlande sicher zu stellen. Der Mogol, der Indianer, der Perser und Türke können die politischen Fabeln eines weisen Saadi vertragen: weil sie unter fremden Bildern verstecket sind. Allein, ein französischer Vezier hat nicht gleiche Gesinnungen gehabt. Der Verfasser dieser Allegorien ist verbannet, und sein Buch verbrannt worden. Weit gefehlt nun, daß die deutsche Regierungsart eben so monarchisch, oder despotisch eingerichtet wäre: so ist es ja bekannt, daß im heil. rom. Reiche von je her der D e s p o t i s m u s verabscheut worden. Die höchsten Häupter haben allezeit ihre Grundgesetze und Wahlcapitulationen zur Richtschnur ihres Verfahrens gehabt: und so bald sie davon im geringsten abzuweichen geschienen, sind sie von den höchsten Reichsfürsten dessen aufs nachdrucklichste erinnert worden. Diese sind gleichsam die starken Vormauern der deutschen Freyheit: und so wie das Hauptregiment im Ganzen beschaffen ist, so sind auch die besondern Regierungen der Reichsfürsten beschaffen. Die Landstande haben allemal einen erwünschten Einfluß in die Landesverfassungen, Gesetze, Auflagen und Anstalten. Wenigstens könnten sie denselben haben, wenn sie gute Patrioten wären. Hier regieren also keine S u l t a n e sondern Vater; keine V e z i e r e , sondern kluge Ráthe ihrer Fürsten. Warum sollte man nun in Deutschland ein Buch, wie dieses vom Geiste des Menschen ist, scheuen, und verbiethen? Haben wir nicht vor kurzem ein Deutsches, welches nicht minder wichtige, aber verhaßte politische Wahrheiten, auf eine eindringende Art vortragt, mit dem größten Beyfalle gelesen, und ihm den Lauf lassen gesehen? Dieses vortreffliche Werk des Hrn. M o s e r s würde 29»
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gewiß in Frankreich mit dem Buche des Hrn. H e l v e t i u s einerley Schicksal gehabt haben. Aber so glücklich ist Gottlob die Staatsverfassung in Deutschland vor itzo, daß man, wie P l i n i u s der jüngere sie bezeichnet, alles, was man für Recht halt, denken, und was man denket, auch sagen kann! Was soll ich von dem beständigen Anklagen und Tadeln der so genannten G e s e t z g e b u n g (LEGISLATION) sagen. So neu dieses Wort im Französischen und Deutschen ist: so deutlich erhellet, daß es bloß zu einiger Verhüllung des Wortes R e g i e r u n g , oder V e r w a l t u n g des S t a a t e s , dienen soll. Giebt nun der Verfasser von allem Bosen in einem Lande, von dem Mangel großer Leute, tapferer Kriegsheere, wahrer Helden, und erhabener Geister und Künsten und Wissenschaften, bloß der G e s e t z g e b u n g die Schuld: so ist es offenbar, daß er die Regierungsart anklaget, und sie also misbilliget. Und da seine Schrift mitten in diesem Kriege ans Licht getreten, folglich auch ganz neue Fehler rüget, die schon im Anfange desselben sehr sichtbar darinnen geworden: so erhellet von neuem, wie empfindlich dem Hofe sowohl, als dem Parlamente, ein so öffentlicher und einleuchtend vorgetragener Tadel, habe misfallen müssen. Bûcher von solcher Art nun, werden in monarchischen Staaten nicht wohl gelitten; weil sie leicht Wirkungen haben, und wohl gar einen Aufstand erregen könnten: wo es an einer Menge von Misvergnugten ohne dieses nicht fehlet; wo fast alles unter der Last der Auflagen erliegt, und von einem unglücklichen Feldzuge nach dem andern, das Land entkräftet und erschöpfet wird. So gerecht also, in seinem Vaterlande dieses Buch verbothen worden: eben so frey kann ja dasselbe in benachbarten Reichen und Landen gelesen werden, deren Gesetzgebung, oder Regierung, seine Vorwürfe nicht treffen. Wie viele politische Schriften sind nicht in England wider die Regierung geschrieben, und unterdrücket worden; die keine Obrigkeit in Deutschland verbothen hat? Wir können ja
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M i l t o n s Vertheidigung des Königsmordes, bis auf diese Stunde eben so frey kaufen und lesen; wie wir H o b b e s e n s L e v i a t h a n als eine Vertheidigung der despotischen Herrschaft, und M a c h i a v e l s P r i n z e n nunmehr hundert oder zweyhundert Jahre lang unverbothen gelesen haben: obgleich kein vernünftiger Deutscher wünschen wird, m a c h i a v e l l i s c h e , oder h o b b e s i s c h e Fürsten auf dem Throne zu sehen. Nun ist es Zeit auf die Warnungen zu kommen, die ich den Lesern dieses Buchs zu geben mich verbunden halte. Diese werden sich hauptsächlich über das erste Capitel erstrecken, darinnen der Verfasser seine Gedanken von dem Wesen des Geistes, oder der menschlichen Seele geäußert hat. Sodann werde ich aus der Mitte des Buches noch einige sehr anstoßige Lehren mitnehmen. Was das erste betrifft, so will er zuförderst die Kraft zu denken an sich selbst betrachten. Dieses ist gut und erlaubt, auch ehe man noch diejenige Substanz kennet, welche diese Kraft besitzt. So pflegen es fast alle neuere Philosophen zu machen. Denn von dem bekanntesten muß man anfangen: und die Wirkungen dieser Kraft sind uns durch die innern Empfindungen bekannt; die Substanz aber, so damit begäbet ist, lernen wir erst durch Vernunftschlüsse kennen, die sich auf jene Erfahrungen, und andere Wahrheiten gründen. Ich übergehe die Bedeutung des Wortes ESPRIT, oder Geist, im Franzosischen, da es eine Wirkung des Vermögens zu denken heißen soll, und also nichts als eine Zusammensetzung der Gedanken bedeutet. Diese ist eine unbestimmte Mannichfaltigkeit, oder ein Misbrauch und Fehler vieler franzosischen Wörter, die man bald so, bald anders nimmt, bald dieses, bald jenes bedeuten laßt. Ein Weltweiser halt sich bey solchen Nebenbedeutungen nicht auf: und unser Verfasser wählet billig die zweyte Bedeutung, da ESPRIT, Geist, das V e r m ö g e n zu D e n k e n selbst, andeuten soll. Dieses wäre der cartesianischen Erklärung eines Geistes,
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ENS COGITANS, o d e r SUBSTANTIA COGITANS, e i n d e n k e n d e s
Wesen, oder eine denkende Substanz, beynahe gleichförmig; wenn nur W e s e n und S u b s t a n z , mit Vermögen einerley wäre. Allein, da eine Substanz ein für sich bestehendes Ding, anzeiget: ein V e r m ö g e n aber nicht fur sich selbst, sondern in einem andern fur sich bestehenden Dinge befindlich seyn muß; z . B . das Vermögen zu befeuchten im Wasser; das Vermögen sich zu entzünden im Schwefel, das Vermögen sich auszudehnen in einer gekrümmten Feder u . d . g l . so sieht man wohl, daß es nicht einerley ist, ob man saget, Substanz, oder Vermögen. Es ist wohl wahr, daß ohne eine wirkende Kraft, ein Ding, keine Substanz seyn würde: aber ein bloßes Vermögen, (FACULTAS) ist noch keine Kraft (Vis). Denn jenes kann auch ein bloß leidendes Vermögen (POTENTIA PASSIVA) seyn. D a sich nun der Verfasser nicht erklaret hat, ob er ein wirksames, oder ein bloß leidendes Vermögen in dem Geiste des Menschen annimmt; ja weiter hin wohl gar sehr auf das letztere zu dringen scheint: so ist es allerdings sehr unzulänglich erkläret, wenn er das bloße Vermögen zu denken, den Geist, nennet; ohne zu melden, ob es eine thâtige, wirksame Kraft sey, die das denkende Wesen zu einem für sich bestehenden Dinge, zur Substanz machet; oder ob es nur ein leidendes Vermögen sey, welches allenfalls auch einer Materie ankleben könne. Man hat Ursache auf diese Gedanken zu gerathen, wenn man das Folgende erwaget. Denn auf der folgenden zweyten Seite heißt es: „Wir haben zwo Fähigkeiten in uns; oder wenn ich so sagen darf, z w o l e i d e n d e K r ä f t e ; deren Daseyn ohne Widerspruch zugestanden wird". Hier sieht man, daß mein Argwohn wider ihn gegründet ist. Er will den Geist allem Ansehen nach, zu einer bloß l e i d e n d e n K r a f t (POTENTIA PASSIVA) machen; indem er ihn bloß aufs G e f ü h l und aufs Gedachtniß zurucke bringt. Allein, ist das wahr? und hat unser Geist gar keine kräftige, thâtige Natur?
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Ist unsere Seele denn ein bloßer Spiegel, der leblos da liegt, und erwartet, was fur Bilder von außen in ihn fallen werden? Oder bringt sie selbst, durch ihre eigene innere Kraft, Triebe, Gedanken, Begriffe, Urtheile und Schlüsse hervor? Bisher haben alle Weltweisen das letztere gelehret. Er aber will die Seele, oder den Geist des Menschen, bloß zu einem fühlbaren Kraute, (HERBA SENSITIVA) machen, das alle seine Veränderungen von außen erwartet, in sich selbst aber nichts thâtiges, keine Kraft, kein Leben hat. Dieses ist ja wider die Lehren aller Philosophen; und wider unsere innere Empfindungen selbst. Dadurch wurde aber die Seele in ein bloß mechanisches Wesen, das nur durch den äußern Stoß, Druck, oder Antrieb in Bewegung gesetzet werden müßte, verwandelt werden. Und wie würde ihre geistliche Natur damit bestehen? Ich laugne darum die Empfindungen nicht, die der menschliche Geist, durch die Werkzeuge der Sinnen, von außen bekömmt. Ein Blindgeborner hat keinen Begriff von Licht und Farben, und ein Tauber weis nichts von Tönen: weil er die Eindruckungen derselben durch kein Werkzeug ins Gehirn bekommen kann. Und ware es möglich, daß ein menschlicher Körper, ohne alle Werkzeuge der Sinne seyn, und doch eine Seele haben könnte: so würde es schwer zu sagen seyn: ob eine solche Seele jemals etwas mehr, als eine tiefschlafende Seele seyn würde. Die Auferweckung ihrer denkenden Kraft scheint also freylich von den Eindrücken der äußerlichen Sinne abzuhängen; ohne welche sie nichts klares, nichts deutliches zum Gegenstande ihrer Betrachtungen haben würde. Aber daß sie deswegen gar keine andere Kraft haben sollte, als die Fähigkeit solche Eindrücke zu empfangen, und zu erhalten, das ist, Gefühl und Gedachtniß, das laßt sich unmöglich mit unsern innern Erfahrungen zusammen reimen. So ware sie ja nichts besser, als ein weiches Wachs, welches die Gestalt des darauf gedruckten Siegels, annimmt, und behält. Würde aber der wohl eine Orgel,
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oder ein Uhrwerk recht erklären, der jener, eine Fähigkeit den Druck der Finger auf den Tangenten zu fühlen, dieser aber die Fähigkeit von einer Feder, oder einem Gewichte in Bewegung zu gerathen, beylegte? Stecket nicht in bey den noch viel was mehrers, wodurch jene Töne hervorbringen, diese aber Stunden anzeigen kann? Und doch sind bey de nur Maschinen, die kein eigenes Leben in sich haben: dahingegen die Seele von sich selbst geschafftig und wirksam ist. Ich komme auf der dritten Seite, zur verschiedenen Bildung des Menschen, aus der der Herr Helvetius das übrige des menschlichen Geistes herzuleiten suchet, was sich aus dem Gefühle und Gedichtnisse allein, unmöglich wurde begreifen lassen. Allein, wie unzulänglich auch diese Zuflucht sey, den Menschen zu einem bloß körperlichen Geschöpfe zu machen, wird sich bald zeigen. Und in der That muß dieses die Absicht desselben gewesen seyn; widrigenfalls er sich die Muhe nicht genommen haben wurde eine so lange Anmerkung über die Gestalt, und die Gliedmaßen der Menschen zu machen. Man lese sie nur auf der 2. 3. 4. und 5ten Seite, damit ich sie nicht abschreiben darf. Er will, den ganzen Unterscheid der menschlichen und Thierseelen, aus dem physischen Unterschiede, das ist, der äußerlichen Bildung der Menschen und Thiere herleiten. Wenn er sich bey dem Unterschiede der Fâigkeiten in den Thierseelen, auf die Anzahl und Beschaffenheit ihrer sinnlichen Werkzeuge berufen hatte; so könnte man ihm leicht Beyfall gegeben haben. Denn ohne Zweifel haben die Seelen derjenigen Thiere mehr Vollkommenheiten, die fünf Sinne haben; als diejenigen, die nur vier, drey, zween Sinne, oder gar nur das bloße Gefühl zu haben scheinen. Aber auch die Anzahl und Beschaffenheit dieser Werkzeuge, konnte zwischen Menschen und Thieren gar keinen Unterschied angeben: da sehr viele hierinnen dem Menschen nichts nachgeben; ja einige in diesem oder jenem Sinne ihn noch wohl gar übertreffen. Er verläßt also diesen Weg, der
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doch seiner Lehre vom Gefühle, als der Grundkraft der Seelen, oder Geister am gemaßesten war; und wendet sich auf die körperliche Bildung. Allein, mit sehr schlechtem Erfolge: wie bald erhellen wird. Erstlich sollen die Tatzen der Thiere verhindern, daß sie nicht so geistreich seyn können, wie die Menschen. Das klingt nun zwar sehr lächerlich: indem gewiß weder die Pfoten noch die Hände denken; und man Menschen ohne Hände eben so witzig und lebhaft von Verstände gefunden hat, als andere mit Händen. Haben nun einige Thiere Hufe, oder gespaltene Klauen, oder Krallen; dadurch sie seiner Meynung nach des Gefühles, und der Handhabung eines Werkzeuges beraubet würden: so benimmt dieses doch ihren Seelen nicht einen gewissen Witz, eine Gelehrigkeit und eine Fähigkeit, ihrer besondern Art von Nahrung, als einer Beute nachzutrachten: so gar, daß viele Weltweise ihnen auch eine Art von Verstände beygeleget, wie R o r a r i u s in einem besondern Buche erwiesen. Daß sie aber mit dieser ihrer Fähigkeit sich nicht bis zu einer allgemeinen, oder abstracten Erkenntniß erheben können, zeiget ihre Unfähigkeit zu einer Sprache, auch sogar bey denen Vögeln, die menschliche Worte, wiewohl ohne Verstand, nachsprechen lernen. Das liegt nun gewiß nicht an den Klauen und Tatzen; zumal wenn sich Menschen die Muhe nehmen, sie zu unterrichten. Denn lernet ein Kind, welches ohne Hände geboren und erwachsen ist, von andern Menschen reden; warum sollte nicht jedes mit fünf Sinnen begabte Thier es auch lernen? Ja, hat man Taube reden, lesen und schreiben gelehret, wie viel leichter wurde man einen hörenden Staar mit Verstände reden und lesen lehren, wenn übrigens die Seelen der Menschen und Thiere gleiche Fähigkeiten hatten? Allein, es ist noch die wichtigste hier übrig. Ein Bar, und ein Affe haben Hände wie Menschen. Sie können fühlen, und allerley Werkzeuge anfassen: ja der letzte ist auch geschickt dem Menschen allerley Dinge nachzuäffen. Ein Affe
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kann sich an, und auskleiden. Er kann ein Messer und einen Stock halten; er kann auch eine Feder halten, wie ein Kind. Nun nehme man sich die Muhe, und lehre ihn schreiben, oder malen. Wird er das annehmen? Wird er lernen, daß dieser Zug, dieß oder jenes Wort bedeute? und daß dies Wort, diesen oder jenen Begriff anzeige? Man müßte sehr unbekannt mit diesen Thieren seyn, wenn man sich solches einbilden wollte. Es muß also in der Seele eines Kindes, auch ohne den Gebrauch seiner Hände schon viel mehr Fähigkeit seyn, als in der Seele des Affen: denn jenes lernet in seinem ersten und zweyten Jahre schon mehr denken, verstehen und reden, als ein zehnjähriger Affe; so viel Muhe man sich auch mit ihm geben wollte. Der Herr Verfasser beruft sich 2) auf das Leben der Thiere, welches viel kürzer, als das menschliche ist, und ihnen keine lange Erfahrungen erlaubet. Dieß würde gelten, zu erklaren, warum die wilden Affen in Africa unter sich keine Sprache, keine Künste, keine Republiken haben. Allein wir wollen so viel von ihnen nicht fodern. Wir wollen sie nur als Kinder, in die Zucht und Schule nehmen. Sie sollen nichts erfinden, sondern nur lernen. Was brauchen sie dazu für lange Erfahrungen? Sie dórfen nicht fünfzig, sechzig Jahre leben; sondern könnten in drey, vier, fünf Jahren, was die Menschen in etlichen tausend Jahren erfunden haben, nämlich reden, lesen, schreiben und rechnen lernen, wie es ein Kind lernet. Aber die Erfahrung lehret es, wie wenig das angeht. So liegt denn die Schuld, daß die Affen unvernünftig bleiben, auch an den Jahren und dem Alter nicht; sondern an der ursprünglichen Un Vollkommenheit ihrer Seele, die keine Kräfte zur Vernunft empfangen hat, gesetzt, daß sie in den geschicktesten Körper gesetzet worden ware. Der dritte Grund des Verfassers, warum die Thiere nicht zur Vernunft gelangen, ist, weil dieselben weniger Bedürfnisse hätten. Die Natur hatte sie besser bepelzet, und so braucheten sie weniger Erfindungskraft. Und die Raub-
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thiere hatten nur darum mehr Verstand, weil ihr Hunger sie Künste gelehret, ihre Beute zu erhäschen. Allein, auch dieser Grund ist zu schwach, seine Meynung zu erweisen. Denn wie schwach und bedürftig sind nicht gewisse Arten der Thiere, ein Maulwurf, eine Ratte, eine Maus, ein Iltis, ein Wiesel, ein Eichhorn, ein Hamster, ein Hase, eine Gemse u. a. dergleichen! Hatten sie es nicht nôthig, fur ihren Unterhalt zu sorgen, und sich gegen die Nachstellung der Menschen zu schützen? Allein, was machen sie für Anstalten? Wie bedürftig sind nicht die Vögel in manchem Winter; und die Ungeziefer der fliegenden und kriechenden Arten? Allein, was thun sie, gegen ihre Feinde, die sie zu Schocken, Hunderten und Tausenden fangen oder verderben? Bloß ihre Menge rettet sie vorm Untergange. Was aber die List der Raubthiere betrifft, so hat sie sich noch nie so weit erstreckt, sie vor dem klügsten und ärgsten unter ihnen, dem Menschen, recht in Sicherheit zu setzen. Warum machen Füchse, Wolfe und Baren nicht Freundschaften und Bündnisse unter einander, um sich einander vor dem Menschen bey zustehen? Warum erziehen sie sich nicht in gewissen umzäunten Schranken, Heerden von Hünern, Gänsen, Schafen, Ziegen und Rindern, um Nahrung im Vorrathe zu haben, und für den künftigen Hunger zu sorgen? Das haben ja die ersten und einfältigsten Menschen gethan. Warum pflanzen sich die fruchtfressenden Thiere nicht Getrayde, und Baume, so solche tragen? Der Affe und das Eichhorn hatte ja Hände dazu, Aepfel, Birnbäume und Nüsse zu pflanzen. Und doch thun sie es nicht. Aber woran liegt es? Gewiß bloß an dem Mangel einer fähigen Seele; nicht aber am Mangel der Bedürftnisse. Zum vierten saget der Verfasser: die Thiere macheten gegen den Menschen nur eine flüchtige Gesellschaft aus; weil er durch die Waffen, so er sich geschmiedet, sich den stärksten schrecklich gemachet. Aber daß er sich so schrecklich machen können, hat bloß seine Vernunft und größere
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Fähigkeit gemachet. Die wilden Völker in America, die sich keine Waffen schmieden können, sind gleichwohl auch durch Bogen und Pfeile, Spieße und Stangen den Thieren gewachsen. Die Bienen, Hummeln und Hornisse, die mit Stacheln gewaffnet sind, dôrften nur Verstand haben, sich der Menschen zu erwehren. Gehörnte Thiere dôrften nur Glieder- und Schaarenweise zu Felde ziehen, so könnten sie siegreich fechten. Und wer würde einem Heere von Auerochsen, Büffeln, Nasehörnern und Elephanten widerstehen, wenn sie Verstand hätten, eine Schlachtordnung zu veranstalten. Selbst ein Pferd wäre seiner Freyheit sicher, wenn es seine Kräfte kennete, und sie zu seinem Vortheile zu brauchen wußte. So ist denn nur der Mangel einer geistigen Seele, nicht aber ihr Körper, Schuld daran, daß sie Sclaven des Menschen geworden: so wie überhaupt die Sclaverey auch unter Menschen, nur von der Dummheit des Pöbels kömmt, der seine Kräfte nicht kennet, und nicht zu brauchen weis. Der Verfasser fahrt fort, und schiebt die Schuld, daß der Mensch klüger ist, darauf, weil er sich mehr fortgepflanzet hatte, und in allen Weltgegenden oder Himmelsstrichen leben könnte. Je stärker nun ein Geschlecht ware, NB. das zu Bemerkungen aufgeleget ist, desto mehr Verstand mußte diese Art der Thiere auch bekommen. Hier möchte man wohl wissen, ob wirklich mehr Menschen, als Schafe und Rinder, Huner oder Ganse in einem Lande waren? Ich zweifle sehr daran, da jährlich so viel tausend, ja Millionen dieser Thiere geschlachtet werden, und dennoch so viele übrig bleiben. Allein, was thut doch die Menge zur Klugheit? Werden denn die etlichen tausend Schafe die in einer Schaferey beysammen leben, klüger, als ein Schaf das einzeln, oder bey wenigen erzogen wird? Selbst unter den Menschen hilft ja die Menge der Wilden nicht einmal zum Witze. Und wie verführend erschleicht sich der Herr Verfasser nicht den Umstand, NB. eines Thieres, das zu B e m e r -
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k u n g e n a u f g e l e g e t ist. Hier nimmt er den natürlichen Unterscheid des menschlichen Geistes schon als ausgem a c h t an, von dem er doch Ursache geben wollte. Denn zu Bemerkungen aufgeleget seyn, heißt entweder einen fähigem Verstand, eine größere Aufmerksamkeit, mehr Witz und Gedächtniß, und folglich mehr Vernunft haben, als die andern Thiere; oder es heißt gar nichts. Nun hat das alles freylich der Mensch; auch ohne die Betrachtung aller obigen körperlichen Stücke: das ist, er hat eine fähigere Seele. Der Verfasser will ferner a.d. 3. Seite den Einwurf von den Affen, die Hände haben, beantworten, warum ihr Ererkenntniß nicht zuwüchse? Er saget 1) w e i l sie ihm n o c h in vielen S t ü c k e n n i c h t g l e i c h k o m m e n k ö n n t e n . Allein, was ist die Ursache davon? Diese suchen wir! Das heißt ja einen Zirkel im schließen begehen, und den Satz, den man erweisen soll, zum Grunde von sich selbst brauchen. 2) W e i l die M e n s c h e n sich s t a r k e r v e r m e h r e t hab e n . Das ist nur ein Scheingrund. Hätten die Affen mehr Verstand, als die Menschen; so würden sie die Menschen ausrotten, und sich desto starker vermehret haben. Allein was thut die Menge zum Witze und Geiste? Es giebt große Länder voller Menschen, die noch sehr einfaltig bleiben; und überaus volkreiche Städte, wie Moscau, Constantinopel, Ispahan, Cairo u. d. m. ; darinn aber lange so viel Witz, Geist und Vernunft nicht ist, als in einer viel kleinern deutschen, italienischen oder franzosischen Stadt. 3) W e i l es u n t e r den G e s c h l e c h t e r n der A f f e n w e n i g e g i e b t , die den M e n s c h e n an S t ä r k e g l i c h e n . Allein was thut die Stärke des Leibes zum Verstände? Gleicht denn der Mensch an Stärke den Tygern und Leuen, den Kamehlen und Elephanten, oder den Krocodillen und Wallfischen? Wahrhaftig nicht! Und warum fliehen die Affen vor Menschen und andern Thieren; als weil sie nicht Witz genug haben, ihnen durch List beyzukommen. Ein viel kleinerer Hund greift ein großes Wild an, und etliche zugleich werden Herren
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darüber. Ein kleiner Ichnevmon erleget einen ungeheuren Krocodill. Eine Spinne, saget man, erleget eine Kröte, und ein Falk einen Reiger. Kurz, der Mensch zwingt durch seinen Verstand auch die größten Thiere. Dieser Grund ist also so nichtig, als die vorigen. 4) W e i l sie e n d l i c h , wegen der E i n r i c h t u n g i h r e s G l i e d e r b a u e s , wie die K i n d e r , in b e s t ä n d i g e r B e w e g u n g s i n d , und also der l a n g e n W e i l e n i c h t ausg e s e t z e t s i n d , die den G e i s t des M e n s c h e n v e r a n l a s s e t h a t , n a c h m e h r e r e r V o l l k o m m e n h e i t zu s t r e b e n . Doch man prüfe diesen Grund, so wird er wegfallen. Wenn unsere Kinder noch so flüchtig in Bewegungen sind, so bekommen sie doch oft lange Weile; dafern es ihnen an neuem Zeitvertreibe, oder an Gesellschaft fehlet. Warum erfolget das bey den Affen nicht auch; als weil sie keine solche Fähigkeit der Seele haben, die immer beschäftiget seyn will. Und dann ist es auch nicht richtig, daß die lange Weile antreibt, nach Vollkommenheit zu streben. Wie viele tausend Africaner=Mohren brauchen ihre lange Weile nur um Tobak zu schmauchen: ein Kunstgriff, den viel Europäer glücklich nachgeahmet. Und wie viele tausend unserer Landsleute wissen sie mit unzahligen Arten von Spielen zu vertreiben, ohne an eine größere Vollkommenheit zu gedenken. So gewiß nun der Herr Verfasser glaubet (siehe die 4. S.), daß die Verschiedenheit der Menschen und der Thiere, in Ansehung der körperlichen Bildung gegen einander, es erklären lehre: warum das Gefühl und Gedachtniß, als Fähigkeiten, die beyden gemein sind, doch bey den letztern, so zu sagen, nur bloße Fähigkeiten sind? so gewiß scheine ich erwiesen zu haben, daß außer der Bildung ganz etwas anders im Menschen vorhanden sey, als in den Thieren. Meynet er gleich, daß wenn die Natur uns anstatt der Arme nur Pferdefüße, ohne Hände und Finger, gegeben hatte: so würden die Menschen noch ohne Künste und Wohnnungen, und
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ohne Schutz gegen die Thiere geblieben seyn; und bloß mit der Sorge der Nahrung, und den reißenden Bestien auszuweichen, beschäftiget gewesen seyn: so kann ich ihm solches nicht einräumen. Denn so geschickt auch die Hände sind, hundert Dinge auszuführen: so thun sie doch, ohne den menschlichen Witz, bey Bären und Affen nichts ähnliches. Hernach haben wir ja Menschen ohne Hände gesehen, die sich durch Uebung, mit den Fußen allerley Künste und sogar das Schreiben gelernet. Können nun Vögel auch mit ihren Schnäbeln allerley künstliche Nester, und die Biber ohne Hände ganze Häuser bauen: so würden gewiß vernünftigere Thiere sich dennoch allerley Kunstgriffe ausgesonnen haben, sich Wohnungen unter der Erde, oder auch über derselben zu bereiten; sich durch ihre Hufe den wilden Thieren zu widersetzen, und durch gemeinschaftlichen Beystand das auszurichten, was die einzelne Kraft nicht ausrichten könnte. Gesetzt nun, daß die Wilden, die außer Gesellschaft in Wäldern leben, nur eine sehr eingeschränkte Sprache und vieleicht kaum zweyhundert Wörter haben; so sind auch diese, in Ansehung der Thiere, sehr schätzbar. Sie zeigen gleichwohl die Fähigkeit ihrer Seele, abgesonderte Begriffe mit bestandigen Zeichen zu verbinden, zu urtheilen und zu schließen; d.i. die ganze Vernunft. Denn wer zweyhundert Wörter fassen kann, kann auch zweytausend fassen, wenn er angeführet wird. Eben das würden die Centauren, oder Menschen mit Pferdefüßen, ohne Hände, haben lernen können; wenn nur übrigens ihre Sinne, und ihr Mund eben dieselben geblieben wären. Die Affen hingegen lernen bey allen ihren geschmeidigen Händen und Fingern nicht zwanzig, nicht zehn, ja kein einziges Wort aussprechen, bloß aus Mangel des menschlichen Witzes. Selbst ein Hund, der doch keine solche Hände hat, lernet unendlich viel mehr verstehen, und zum Dienste des Menschen ausrichten, als der lebhafteste Affe; zum deutlichsten Beweise: daß es gar nicht
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auf die Bildung des Körpers ankomme, daß man eine fähigere Seele hat. Was er auf der 5ten Seite, von Völkern auf einer Insel saget, die nur ein Kaudern, das dem Geschrey der Trutháhne ähnlich war, anführet, zeiget darum nicht, daß es keine ordentliche Sprache gewesen. Wenn man grobes Volk in allen europäischen Ländern, zumal dessen Sprache man nicht versteht, reden höret; sollte man auch oft denken, sie kauderten nur: ja ich hatte solches wohl von Holländern und Engländern, deren Sprachen ich in Büchern verstehe, oft denken sollen: wenn ich es nicht besser gewußt hätte. Was beweist das aber? N u n komme ich auf die Hauptfrage, die der Verfasser auf der 5ten Seite aufwirft: ob diese zwo Hauptfähigkeiten des Menschen, das Gefühl und Gedachtniß nämlich, durch ein geistiges oder materialisches Wesen wirksam erhalten würden? Denn allerdings kommt auf dieselbe sehr viel an: und bisher schien Herr Helvetius allerdings so zu reden, als ob er der letztern Meynung zugethan wäre. Doch, da wir niemanden Meynungen aufdringen können und wollen, zu denen er sich nicht ausdrucklich bekennet: So ist es allerdings billig, zu hören, wie er sich hierauf erklären wird. Er saget aber wider alles Vermuthen: „So eifrig auch diese Frage vordem von den Philosophen getrieben, und in unsern Tagen wieder rege gemachet worden; so wenig gehöre sie zu dem Plane seines Werkes: denn dasjenige, was er vom Geiste überhaupt zu sagen hätte, vertrüge sich auf allen Seiten mit beyden Sätzen." Ich empfinde zwar die ganze Kraft seiner Antwort. In der empyrischen Geisterlehre hat Wolf mit allen seinen Nachfolgern kein Wort von der geistigen oder materialischen Natur der Seele gesaget; und doch alle Wirkungen der Seele erkläret. Warum sollte dem Herrn Helvetius nicht ein gleiches freystehen? Er kann allerdings im Folgenden alles was große, mittelmaßige und gemeine Geister in der Welt thun,
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begreiflich machen, ohne zu sagen, ob sie von geistigem oder materialischem Wesen sind. So kann ja ein Kalendermacher alle Veränderungen der Jahreszeiten erklären und bestimmen, ohne zu sagen, ob er ein Anhänger des ptolemáischen oder copernicanischen Weltbaues ist. Und alle Astronomen berechnen den Lauf und die andern Himmelsbegebenheiten, ohne zu melden, ob sie den Himmelsraum fur leer oder angefûllet hálten. So vortheilhaft dieses auf einer Seite klingt, so verdächtig wird des Herrn Verfassers Gesinnung auf der andern. Er saget erstlich, daß, wenn die Kirche diese Sache nicht entschieden hatte, wurde die Vernunft sich bis zur Kenntniß der denkenden Ursache nicht erheben können, und diese Frage ganz unentschieden lassen müssen; oder sich nur für Wahrscheinlichkeiten erklaren können. Gesetzt nun, es ware so, daß man keine Demonstration für die geistige Natur der Seele anführen könnte: wäre es denn ein so großer Fehler, sich für die größte Wahrscheinlichkeit zu erklären? Diese streitet doch allerdings für die Geistigkeit der Seele, und der Herr Verfasser wird nimmermehr zeigen können: es sey eben so wahrscheinlich, daß die Seele körperlich sey. Denn wie ein Körper denken könne, ist ganz unbegreiflich; da alle seine Veränderungen in bloßer Bewegung bestehen: wie unumstößlich erwiesen worden. Bewegungen aber können unmöglich Empfindungen seyn, deren man sich bewußt ware. Ohne das Bewußtsein aber haben keine Gedanken statt. Nun hat aber die Seele Gedanken; sie ist sich ihrer selbst, und ihrer Begriffe, Urtheile und Schlüsse bewußt; sie hat vergangenes und abwesendes, künftiges und bloß mögliches zum Gegenstand ihrer Gedanken: und dieß kann durchaus ein körperliches Wesen nicht zuwege bringen; so fein und zart sein mechanischer Bau auch seyn möchte. Bayle, so geneigt er sonst zum Zweifel ist, hat doch diese Wahrheit niemals bestritten; sondern in dem Artikel D i c á a r c h u s sehr handgreiflich ins Licht gesetzet; wobey ich auch eine 30
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Anmerkung gemachet, dieselbe noch mehr zu bestätigen. Der Herr Verfasser saget a. d. 6. Seite: Dieser Satz von der Immaterialitât der Seele würde zwar in den Schulen taglich wiederholet; aber nur darum, weil er nicht recht verstanden wurde. Ich erwiedre: er wird nicht nur wiederholet, sondern auch bewiesen, und wider alle Einwürfe gerettet. Wenigstens geschieht solches auf protestantischen hohen Schulen: und die trefflichsten Schriften eines Canz, Reinbeck, Tralles, Luzac u.a.m. zeigen dieses zur Gnuge. Geschähe es aber auf Schulen nicht, wo sollte es denn wohl geschehen? Die Weltleute und Gelehrten, die nur in ihren Studierstuben klug sind, wie ein la Mettrie, Voltaire u.d.m. und sich mit denen so verächtlichen Schulgelehrten niemals gemessen haben, können sich allerley einbilden, das bey genauer Prüfung der Vernunft so schon bestehen wurde, als das obige des Herrn Helvetius. Und warum sollten doch die Schulgelehrten nicht verstehen, was ein Geist und ein Körper, was denken und was bewegen sey? Oder wer sollte Mittel haben, es besser zu verstehen? Gott lob! unsere hohe Schulen sind keine finstere Klöster! Doch vieleicht hat der Herr Verfasser nur von seinen französischen Jesuiterschulen geredet, wo bloß Aristotels Lehrsatze gelten. Doch wie? War denn D e s c a r t e s auch ein Scholastiker, ein Jesuit? Hatte er nicht mit Macht alle Vorurtheile abgeworfen? Und doch stritt er für die Geistigkeit und Immaterialitat der Seelen. Er bewies sie auch aufs beste, indem er zeigete: daß die Kraft zu denken nichts mit der Bewegung; und diese nichts mit jener gemein habe? Was kann er darauf erwiedern? Nichts, als dieses, „weil Descartes an die Wohnung der Wahrheit kein Schild herausgehangen habe, so glaube ein jeder ein Recht zu haben, seine Meynung hinein zu quartieren." Was will das sagen? So witzig es zu seyn scheint: so wenig ist es mir verständlich. Vieleicht verstehen es aber andere heutige witzvolle Geister, die so viel schönes sagen, das man eben so wenig versteht.
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Daß er aber hinzusetzet: wer nur einer unumstößlichen Gewalt nachgeben wollte, w ü r d e mit v i e l e r M u h e sich k a u m von s e i n e m e i g e n e n D a s e y n ü b e r f ü h r e n k ö n nen. Wie? auch das hat man in Frankreich schon vergessen, daß Descartes diese unumstößliche Demonstration von seinem Daseyn gegeben: COGITO ERGO SUM! I c h d e n k e ; darum bin ich. Was ist überzeugender, als dieser Beweis? Er ist so unumstößlich, daß ihn auch Baron Wolf fur ein Muster aller Demonstrationen angegeben hat. Es ist auch in der That eins: und doch soll jemand, der gern zum Beyfalle genöthiget seyn will, sich kaum mit vieler Mühe von seinem Daseyn überfuhren? Man lasse doch diesen seltsamen Kopf zweifeln, so lange er will: wird denn nicht sein Zweifel selbst zeigen, daß er vorhanden ist? Das Nichts nämlich, was nicht da ist, das zweifelt gewiß nicht. Aber man sieht wohl, wo der Verfasser hinzielet. Er sieht sich für einen Körper an: indem er saget: W i e w u r d e er s i c h z. E. von dem D a s e y n der K ö r p e r ü b e r f u h r e n k ö n n e n ? Freylich ist dieß schwerer, als sich von seinem eigenen Daseyn zu überzeugen. Allein, eben daraus hatte er schließen sollen, seine Seele sey kein Körper. Auf das andere, daß Gott durch seine Allmacht, auf unsere Sinne eben die Eindrücke machen könnte, welche durch die Gegenwart der Gegenstände in ihnen entstehen; hat Cartesius lange geantwortet: welches er billig hatte wissen sollen. Malebransche hat zwar geträumet, daß wir alles in Gott sahen: allein es ist ihm auch geantwortet worden, daß eine Welt voll lauter Wunderwerke, wie diese seyn würde, einem weisen Wesen sehr unanständig seyn; und außer diesem, Gott die Ursache alles moralischen Bösen unter Engeln und Menschen werden; die vernünftigen Geschöpfe aber ein bloßes Marionettenspiel seyn würden. Kurz, der Hr. Verfasser bemühet sich, unter der Hand im Anfange dieses Werkes eine Art des Scepticismus zu pflanzen, die er doch im Verfolge desselben zu nichts brauchet; und die er also 30'
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lieber hatte weglassen sollen. Ohne Zweifel haben auch diese ersten sechs oder acht Seiten seines Buches, zu desselben Verbiethung und Verbrennung viel bey getragen. Bey der achten Seite muß ich noch anmerken, was ich schon oben hatte erinnern können: daß er nämlich auf eine recht anstößige Art, die ganze Grundfähigkeit des menschlichen Geistes mit Fleiß zum G e f ü h l e machet. Nun ist dieses zwar das heutige Modewort unserer fühlbaren, gefühlreichen und fühlenden Dichter; die in ihrem ästhetischen Schlummer alle andere Sinne verstopfet haben, und alles nur fühlen und greifen wollen. Allein, daß ein Philosoph so gar fleischlich und handgreiflich denken wurde, hatte man nicht denken sollen. Andere Weltweise haben bisher wohl von Sinnen, und Empfindungen der Sinne, von Sinnlichkeit und sinnlichen Werkzeugen geredet. Darunter aber waren doch auch Augen und Ohren, als feinere und zartere Empfindungsglieder mit enthalten; die dem Menschen, in so fern er ein verständiges Wesen ist, so gar unanständig nicht sind. Daß aber alle diese edlern Sinnen, sich auf einmal zu der tiefsten und gröbsten Art der Sinnlichkeiten herab müssen setzen lassen; daß alles ein bloßes Gefühl werden, und der Mensch selbst gleichsam zu einer fühlbaren Pflanze (HERBA SENSITIVA) erniedriget werden soll, das hätte man nicht vermuthet ! Auf der 10. Seite findet man den Satz: d a ß a l l e W i r k u n g e n des G e i s t e s auf d a s U r t h e i l e n h i n a u s l a u fen. Es ist mir eine Freude, zu sehen, daß der Herr Verfasser doch dem Geiste des Menschen auch Wirkungen zugesteht. Er muß also doch eine Substanz, ein wirksames Wesen seyn, das fur sich selbst besteht. Indessen ist die ganze Aussage desselben noch nicht ausgemachet. Alle Wirkungen des Geistes sind darum keine Urtheile; wenn gleich die Absonderung der Aehnlichkeiten und Un!hnlichkeiten,die Gleichheiten und Ungleichheiten, zu Urtheilen, und zu allgemeinen Begriffen führen; und das Urtheil in dieser Bemerkung
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des Aehnlichen besteht, oder der Ausspruch dieser Bemerkung ist. Allein, wo bleibt doch das Wollen, die Begierde, das Bestreben nach einer Sache? daraus alle Leidenschaften entstehen, und welche die vornehmste Wirksamkeit des menschlichen Geistes, selbst nach der Helvetischen Lehre ausmachen? Sind denn das auch bloße Urtheile? Von tausend Leuten, die von Casars eigenmächtiger Herrschaft in Rom urtheileten, daß sie der Republik und Freyheit zum Untergange gereichete, waren vieleicht nur ein halbes Dutzend, die den Trieb bey sich fuhleten, seinem Leben ein Ende zu machen; und nur zweene, die recht wirksam und eifrig dabey waren, nämlich Brutus und Cassius. War denn bey diesen weiter nichts als ein Urtheil? Doch das ist noch nicht alles. Hat denn auch der Verstand des Menschen, allein betrachtet, keine andere Kraft, als eine Urtheilskraft ? Rechnen nicht die Vernunftlehrer, und selbst der vom Herrn Verfasser so hochgeschätzte Locke, drey Wirkungen des Verstandes? Muß er nicht erst Begriffe bilden, sie recht einschränken, deutlich machen und absondern, ehe er davon urtheilen kann? Kann er nicht hernach aus der Verbindung verschiedener Urtheile auch Schlußfolgerungen ziehen? Und sind das nicht zwo vom Urtheilen selbst ganz verschiedene Wirkungen? Man sage nicht, daß der Schlußsatz eines Vernunftschlusses doch auch nur ein Urtheil sey. Denn es ist ganz was anders, den Schlußsatz schlechtweg aussprechen; und denselben, durch eigene Anstrengung des Geistes, aus den Fördersätzen herleiten und empfinden. Jenes kann ein jeder, der den letzten Satz ohne die Fordersätze höret; dieses aber nur der, welcher denselben aus denen mit dem Mittelworte verbundenen größern und kleinern Hauptwörtern gezogen hat. Hierzu gehöret gewiß eine ganz andere Wirkung des Verstandes. Nun will der Herr Verfasser eben daselbst wieder behaupten: dieses Urtheil bestehe nur im Fühlen. Wenn er sein F ü h l e n vom Empfinden überhaupt nimmt, und zwar von
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einem Empfinden versteht, wie es mit dem Bewußtseyn in einer lebhaften gescháfftigen Seele, nicht aber in einem fühlbaren Kraute befindlich ist: so gestehen wir, daß alle anschauende Urtheile (JUDICIA INTUITIVA) aus der Empfindung entstehen. Ob sie aber deswegen nichts, als ein bloßes Gefühl sind, das ist eine andere Frage, die ich verneinen muß. Nach seiner körperlichen Art zu denken fühlet ein Schneeball die Warme des Ofens auch, daran er zu schmelzen beginnet: so wie das Wasser die Kalte fühlet, davon es gefriert. Aber wer glaubet wohl, daß der Schneeball und das Wasser urtheilet? Es gehöret mehr dazu! Eine menschliche Seele ist geschifftiger bey ihren Empfindungen, als daß sie dieselben nur, wie ein todter Spiegel, leidend annähme. Es sind sehr viele schnell auf einander folgende Wirkungen nóthig, ehe der Geist zum Bewußtseyn dessen, was er empfindet oder fühlet, wenn es ja einmal gefuhlet seyn muß, gelangen kann. Wolf und seine Nachfolger haben dieselben auseinander gesetzet; und daher gehöret weit mehr zu einem Begriffe, als ein so körperliches Gefühl. Ich kann mich dabey nicht länger aufhalten: und ich glaube, daß meine Leser, nach dem, was ich oben gesaget habe, nichts mehr nôthig haben, um vor dieser neuen, sehr seichten und unzureichenden Theorie gewarnet zu werden. Es bleiben aber noch die Folgerungsurtheile (JUDICIA DISCURSIVA) übrig, die er auf der 12. Seite auch zum Gefühle, nämlich seiner eigenen innerlichen Begriffe und Urtheile machen will. Er ändert aber dabey nur die Redensarten anderer Philosophen; um auf sein beliebtes Gefühl zu kommen. Was andere das Bewußtseyn seiner Gedanken nennen, das nennet er fühlen; und erreget dadurch nur einen Wortstreit: den fast alle neuen Erfinder von Lehrgebäuden insgemein brauchen, um ihr System damit auszuflicken, und Unwissenden ein Blendwerk zu machen. So hat Hobbes alles in Macht und Gewalt verwandelt, um sein Lehrgebäude der unumschränkten Regierung zu bilden: wie ihm Eachart
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in seiner spaßhaften, aber grundlichen Prüfung desselben deutlich gezeiget hat. Wir wollen uns also in kein Wortgezänk darüber einlassen; sondern es nur kürzlich angezeiget haben. Ich muß noch auf die 34ste Seite des IV. Capitels mit wenigem Acht geben. Dieselbe erkläret etwas deutlicher die Gedanken des Herrn Verfassers, über das heute zu Tage unter den Freygeistern so beliebte System der denkenden Materie. „ D e r Verfasser meynet, man habe sehr lange wechselsweise gestritten: ob die Materie denke, oder nicht denke? nur spat sey man darauf gefallen, einander zu fragen, worüber man denn stritte? und mit dem Worte Materie einen genauen Begriff zu verknüpfen." Es ist eben so lange noch nicht, daß von dieser Frage gestritten worden. Nur Epikur bey den Alten, hat die Seelen, wie die Körper, aus seinen Stáubchen zusammensetzen wollen; aber sehr wenig Beyfall damit erhalten. Lucrez ist ihm bey den Römern fast allein gefolget: und seitdem ist diese Frage beynahe nicht berühret worden. In der ersten Kirche herrschete die platonische, und seit dem I X . Jahrhunderte die scholastische Philosophie. Hier kam es niemanden in den Sinn, die Seelen materialisch zu machen. Selbst Gassendus, der die epikurische Philosophie auferweckte, pflichtete ihr in diesem Punkte gar nicht bey. Und obgleich P o m p o n a t i u s in einem berufenen Buche, von der Seelen Unsterblichkeit, bewies, daß aus dem Aristoteles die Unsterblichkeit nicht bewiesen werden könnte: so geschah es doch nicht aus dem Grunde, weil die Seele materialisch ware. Cartesius hingegen, Silhon,Digby u . a . m . glaubeten alle die geistige Natur der Seele. Es ist also ein ziemlich neuer Streit der Philosophen: ob die Seele geistig oder materialisch sey? Doch kann uns das gleich viel gelten. Desto wichtiger ist die Frage: ob diese Weltweisen vergessen, die Bedeutung des Wortes zu bestimmen? Wenigstens kann man dieß den Cartesianern nicht Schuld geben,
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die sich keine Muhe dabey dauren lassen. Eben so haben es viele andere, z . E . L o c k e und M a l e b r a n c h e , unterlassen. Doch der Verf. nimmt aus diesem vorletzten an, der Körper sey eine Sammlung von Eigenschaften, die allen Körpern gemein waren: und daß es nunmehr darauf angekommen, ob die Ausdehnung, Harte und Undurchdringlichkeit die alleinigen Eigenschaften der Körper wären? zumal da die Entdeckung der anziehenden Kraft, sie auf den Argwohn gebracht, ob nicht die Körper noch andere Eigenschaften haben könnten, wie z . E . die Kraft zu empfinden; welche, ob sie gleich nur in denen mit Gliedern begabten Körpern der Thiere sich äußere, dennoch allen Wesen gemein seyn dörfte. Diese recht sceptische Muthmaßung zeiget allerdings eine heimliche Neigung zum Materialismus an. Den Körper nichts, als eine Sammlung von Eigenschaften zu nennen, ist eine sehr unbequeme Ausdrückung. Wer kann Eigenschaften sammlen, ohne daß sie Subjecte haben, denen sie ankleben? Und wer will es fodern, daß widrige Eigenschaften an einerley Subjecte hangen sollen? Es ist nicht genug, daß jede davon möglich ist: es fraget sich, ob sie COMPOSSIBILES, zugleich bey einander, möglich sind? Diese Frage pflegen nun wohl die Freygeister mit Lockens Ansehen zu bestärken; der da gesaget haben soll: das Subject, welches ausgedehnet ist, das ist, die Materie, könnte von Gott auch wohl die Eigenschaft, oder Kraft zu denken erhalten haben. Allein, das hat Locke nirgends gesaget; sondern nur an einer Stelle, wo er zum Zweifeln geneigt war, seine Unwissenheit gestanden: Er kenne das Subject der Körper, oder der Materie, noch nicht recht: er wüßte folglich auch noch nicht, ob nicht vieleicht Gott, eben diesem Dinge, welches lang, breit und dick ist, auch die Kraft zu denken hatte ertheilen können? Dieser bloße sceptische Einfall, war Wasser auf die Muhle unserer Freygeister. So geneigt sie, wegen des Mangels gründlicher Einsicht, sonst
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zum Zweifeln sind, wenn man ihnen gleich Demonstrationen vorleget, so begierig nahmen sie Lockens Zweifel für eine Demonstration an. ERGO, schlossen sie, kann die Materie denken! und warum? Locke hat es erwiesen! Aber nein! das ist nicht wahr. So hat ers doch gesaget: und welch ein tiefsinniger Philosoph ist er nicht, auf den man sich verlassen kann! Auch das ist falsch; denn er hat nur gezweifelt, ob es auch möglich sey? Genug, so hat ers doch für möglich gehalten! Auch das hat er nicht gethan, sondern nur gestanden, er wisse nicht, ob Gott das könne? Da haben wir die ganze Zuflucht auf Lockens Zeugniß zu Wasser gemachet. Aber es ist gewiß, daß sie darum nicht aufhören werden, Locken anzuführen, als ob er ihnen günstig sey: ob sie sonst gleich nichts von ihm gelesen und verstanden haben, als was ihnen Herr von Voltaire daraus, auf eine verstümmelte Art vorgesaget hat. Aber was ist das für ein Schluß? die anziehende Kraft äußert sich im Körper: also könnte wohl die empfindende Kraft auch in ihm seyn. Wie folget das? Zum Anziehen gehöret nur bewegende Kraft; aber zum Empfinden gehöret das Bewußtseyn, das mit der Bewegung nichts gemein hat. Darf man nun von einem aufs andere schließen? In der Muschel wachsen Perlen: also können auch wohl Diamanten darinnen entstehen. Auf diesem Stocke wachsen Rosen: also können auch wohl Tulpen darauf entstehen. Wer wird nicht über solche Schlüsse lachen? Eben so schlecht ist der folgende: man bemerket zwar die Empfindung nur in organischen und beseelten Körpern: aber darum kann doch die Empfindung allen Wesen gemein seyn. Wer hat jemals so geschlossen? Zwar scheint der Herr Verfasser etwas aus den leibnizianischen Lehren geschöpfet zu haben, wenn er kurz vorher auf der 34sten Seite saget: man habe befunden, „daß die Materie ein Unding sey; daß man in der Natur nichts als Einheiten finde, denen man den Namen Körper bey-
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geleget hätte." Allein, er hat dieses alles nicht recht verstanden. Darum nämlich, daß alles aus Einheiten besteht, ist der Körper noch kein Unding. Er ist eine Menge, ein Klump von Einheiten, das ist wahr. Aber ist denn ein Kriegsheer ein Unding, darum, weil es eine Menge von einzelnen Soldaten ist? Gesetzt nun, er wollte bey dieser Art zu philosophiren bleiben: so wird er doch daraus niemals eine empfindende,oder fühlende Natur heraus bringen. Nicht der ganze Klump von Einheiten, der einen Thierkörper ausmachet; sondern seine Seele empfindet: und diese ist nicht materialisch, sondern einfach; ein Ding von geistiger Art, dessen Wesen nicht aus Theilen besteht, sondern selbst wirksam ist, und sich Begriffe bilden, Urtheile abfassen und Schlüsse machen kann. Kurz, wo sich der Verfasser nur hinwendet, da findet man im psychologischen und pneumatischen Felde eine seichte Kenntniß, und schwache Einsicht; die den witzigen Köpfen in Frankreich itzo zwar sehr gemein, aber nichts weniger als gründlich ist. Nachdem ich nun den Irrthum von der Materialität der Seelen und Geister, im Anfange des Buches, als die größte Schwäche des Herrn Verfassers, sattsam entblößet habe, finde ich es nicht nöthig, sein Buch noch weiter zu verfolgen. Dieses war meines Erachtens das gefahrlichste und blendendste des ganzen Werkes, das einem wohlgesinnten Leser gleich im Anfange anstößig seyn konnte. Dagegen nun habe ich treulich gewarnet, und zu verwahren gesuchet: in dem übrigen wird man so ziemlich ohne Anstoß fortkommen können. Es ist wohl wahr, daß er in der Mitte des Werkes noch vom Ehestande sehr ungebundene Meynungen hat. Er scheint den unbeschränkten Liebestrieb junger Leute, ohne Regel und Ordnung vertheidigen zu wollen, und führet dem zum Behufe, allerley Sitten und Unarten wilder und barbarischer Völker an. Allein, was beweisen diese? daß man wie das Vieh unter einander laufen soll? Dieses haben ja aber die weisesten Gesetzgeber der
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Alten, zum Besten einer gesitteten, menschlichen Lebensart, und zu Verhütung unzáhlicher Uebel und Unordnungen, verbo then. Horaz so gar, der doch der größte Held in der Enthaltung nicht war, muß es bey gelassener Vernunft dem Orpheus, und andern Weisen nachrühmen, daß sie die frechen Vermischungen abgestellet: -
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F U I T HVEC SAPIENTIA QUONDAM
CONCUBITU PROHIBERE VAGO, DARE JURA MARITIS! ART. POET.
Was nun ein Lykurg, Draco und Solon, ein Romulus und Numa, und alle römische Gesetzgeber gut befunden und gebilliget haben, das wird gewiß, dem Herrn Verfasser zu gefallen, kein heutiges gesittetes Volk, keine weise Obrigkeit abstellen. Man sieht auch in der That nicht, warum ein Franzos, wie Herr H e l v e t i u s , zumal heute zu Tage, und zwar in Paris, auf eine Abstellung der Heurathen, und mehrere Freyheit im Lieben dringen könne? Ist denn nicht der vierte oder beynahe dritte Theil der parisischen Kinder schon unehelich? Zeiget das etwa einen großen Zwang, den die Ehegesetze, diesem Volke anthun? Und wie viele sind nicht noch unter der Anzahl ehelich geborener Früchte, auf Ausschweifungen der Eheweiber zu schieben? Gewiß, dieser strenge parisische Ehestand, den alle CHANSONS zum Gespôtte machen, hatte also keinen Gegner gebrauchet, um noch mehr gemildert zu werden; und Herr Helvetius hatte sein Nachdenken weit nützlicher auf etwas anders anwenden können. Man sieht auch endlich nicht, daß die orientalischen Völker, von den Türken an, bis nach Indien, darum fruchtbarer, und ihre Länder bevölkerter waren. Sind nicht die ungeheuren Reiche und Landschaften halbe Wusteneyen, gegen die chinesischen und europäischen Gegenden? Was soll denn weise Gesetzgeber bewegen, ihre Länder auch so
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zu entvölkern; ihre Staaten wüster, und ihre Einkünfte kleiner zu machen? Die verderblichen Kriege, die vielen Seefahrten, bringen ja ohnedieß Menschen genug ums Leben. Was will man denn die Welt auch noch durch ein wildes Ausschweifen im Lieben entvölkern welches nichts als Verderben und Unheil nach sich ziehen kann? Dieses mag genug seyn, unsere Leser gegen verschiedene Stellen dieses Buches zu waffnen, wo der Verfasser diese seine Meynung zerstreuet hat. Waren nun gleich noch viel andere minder gefährliche Stellen anzumerken: so erinnert mich doch die Lange dieser Vorrede, und eingebrochene Messe, die das Buch fertig verlanget, hier abzubrechen. Ein verständiger Leser wird nach dem wenigen, was ich angeführet habe, schon im Stande seyn, auch an andern Orten auf der Hut zu seyn; wiewohl so gar viele und wichtige Irrthumer, zumal von Religionssachen nicht vorkommen dürften. Ich empfehle ihm nur den Geist der Prüfung, der überall, zumal bey diesen Zeiten, so nôthig ist; und rufe ihm zu: Prüfet alles, und das Gute behaltet.
Neueste Zugabe zur fünften Auflage der Theodicee von Leibniz 1763
H a t irgend ein Buch dieses Jahrhunderts in unserm Deutschlande viel verschiedene Schicksale gehabt, so ist es diese T h e o d i c e e des Freyherrn von L e i b n i t z gewesen. Außer den verschiedenen französischen Ausgaben, deren erste 1710 in gr. 8. die letzte aber 1742 zu Amsterdam ans Licht getreten, sind auch zwo ganz verschiedene lateinische Uebersetzungen herausgekommen. Die erste hatte ein Katholischer zu Frankfurt 1720 geliefert, und die zweyte trat 1739 zu Frf. und L. in dreyen Bänden in 8. ans Licht. In deutscher Sprache hingegen, hat man sie 1720. zuerst, und nachmals noch viermal drucken müssen: welches sattsam von der guten Aufnahme zeiget, die sie in Deutschland gefunden. In der Vorrede steht mehrere Nachricht von den bisherigen Auflagen, und ihren Verbesserungen; dazu nun noch diese fünfte tritt; die ich, soviel mir möglich gewesen, in einen vollkommenem Stand zu setzen gesuchet. Ehe ich nun, was ich dabey geleistet habe, melden kann, will ich die Geschichte dieses Buches seit seiner vierten Ausgabe von 1744. kürzlich erzählen. Ich mache beylaufig den Anfang von der Lobrede, die 1746, den 9ten des Heumondes zum Andenken des hundertjährigen Geburtstages eines so großen Mannes, als der F r e y h e r r von L e i b n i t z gewesen, hier in Leipzig gehalten worden. Hr. M . J o h . Dav. H e e r m a n n allhier, nunmehriger Prediger in Niederschlesien hatte diesen löblichen Vorsatz gefasset, sich auf öffentlicher Katheder dadurch hervor zu thun: und da ich das philosophische Decanat damals verwaltete, bewirkte ich ihm bey der löblichen Facultât die Erlaubniß dazu. Meine Einladungsschrift handelte von der Veranstaltung des A n a x a g o r a s , der sich bey derOberkeit zu Lampsakus ausbath, daß künftig sein Todestag, allen
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Schulknaben ein Feyertag seyn möchte: welches ihm dann bewilliget ward. So ward denn das Andenken eines gebohrnen Leipzigers, des g r o ß e n L e i b n i t z , auf diese Art, in zahlreicher Versammlung der hiesigen hohen Schule, mit aller der Ehrerbiethung erneuert, die man einem so großen Manne schuldig war. N u r schade, daß sich noch keine so patriotische Gesinnung hier finden wollen, die diesem unsterblichen Stadtkinde, entweder wie die Athenienser dem E u r i p i d e s , ein Cenotaphium; oder wie Padua dem F r a c a s t o r i u s , und Roterdam seinem E r a s m u s , eine Ehrensäule aufrichten hätte lassen. In eben diesem Jahre trat H r n . J o a c h i m B ö l d i c k e n s D i a c o n i in Spandau, A b e r m a l i g e r V e r s u c h e i n e r T h e o d i c e e ans Licht, darinn vom Ursprünge des Bosen in der besten Welt, der Gute, Weisheit und Gerechtigkeit Gottes, wie auch der Freyheit des Menschen gehandelt ward. Berlin, bey Hauden und Spenern in gr. 8. Hierinn gieng die Absicht des gel. H r n . Verf. dahin, daß 1) des berühmten D. B u d d e u s Abrisse einiger Lehrgebäude, als des m a n i c h â i s c h e n , des l e i b n i t z i s c h e n und des t h e o l o g i s c h e n unsrer Glaubenslehrer, wie auch die Meynungen der E p i k u r â e r , P e l a g i a n e r , und S o c i n i a n e r , nebst ihren Gründen und Schwierigkeiten angefûhret wurden. 2) Wurden die Meynungen von der Freyheit und Nothwendigkeit, nebst ihren Gründen, und den Einwürfen dagegen erwogen. 3) Endlich gieng seine Meynung dahin, daß er das leibnitzische Lehrgebäud vom Ursprünge des Bösen, vermittelst der genauer erklärten Gesetze der Glückseligkeit, so weit fortführen wollte, daß man deutlich einsehen sollte: Gott hatte weniger angenehme Empfindungen in die Welt gebracht, wenn er die bösen Creaturen weggelassen hatte. Der Hr. Diac. B ö l d i k e , von dem ich nicht weis, ob er itzo noch am Leben ist, war, wie man aus dieser kleinen Schrift sah, kein Feind von L e i b n i t z e n , oder seinen Schrif-
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ten; sondern hatte viel Hochachtung gegen den ersten, die letzten aber fleißig gelesen, und nicht übel verstanden. Er war auch dabey kein bloßer Theolog, der nur die gewöhnlichen Lehrsatze seiner Kirche, aus kurzen Begriffen, oder größern Lehrbüchern, ins Gedachtniß gefasset hat, und sie zur Noth mit auswendig gelernten Beweisen bestärken kann. Er war auch ein Weltweiser, der die Gründe der Lehrsätze geprufet, auch die Schriften der Gegner mit Einsicht gelesen, und fleißig erwogen hatte. Er verdammete also nichts aus einem blinden Eifer; vielmehr gesteht er in dem Buche, daß er auf hohen Schulen anfänglich Leibnitzen verwerfen, und seine Lehre verabscheuen gelernet. Dessen ungeachtet hatte er nachmals die Theodicee selbst mit Bedacht gelesen (o daß viele seiner Brüder eben das thun mochten!) und diesen großen Mann und sein Lehrgebaud besser kennen lernen. Hier hatte er nun jenen bewundern, und dieses von allen Vorwürfen lossprechen müssen. Zeiget dieß Verfahren und Geständniß nicht einen vernünftigen Mann, und guten Philosophen an, der nicht blindlings auf seiner blinden Leiter Worte schwöret, sondern alles selbst prüfet, ja gar von jenen abzugehen, das Herz hat? Und ob er gleich hinzusetzet, nach nochmaliger Prüfung dieses Lehrgebäudes, habe er dennoch wiederum eine Noth wendigkeit, in demselben zu finden geglaubet: so war er doch so weit entfernet, es deswegen ganz zu verwerfen, daß er sich vielmehr entschlossen, es zu verbessern, und weiter fortzuführen. Glaubet man nun, daß er in seinem Herzen L e i b n i t z e n gehasset, und seine Lehren fur verdammenswurdig gehalten habe? Es würde viel zu weitlauftig fallen, ja ein ganzes Buch erfodern, wenn ich theils den Inhalt seiner neuen Theodicee ausführlich erzählen; theils Anmerkungen darüber machen wollte. Ich bemerke hier nur beylaufig, daß die Nothwendigkeit, die der Hr. B. im leibnitzischen Lehrgebäude zu sehen glaubet, nur eine m o r a l i s c h e , nicht aber eine u n b e d i n g t e Nothwendigkeit ist: wie Leibnitz an unzáhlichen 31
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Orten der Theodicee eingeschârfet hat. Jene aber ist der Freyheit der Handlungen gar nicht zuwider, sondern nur diese; bey welcher nämlich das Gegentheil der That schlechterdings unmöglich ist. Es ist z.E. moralisch nothwendig, daß ein vernünftiger ansehnlicher Mann in Kleidern, und nicht nackend; ja in gewissen ihm anständigen Kleidungsarten, nicht aber in einer Narrenkappe, oder sonst ungewöhnlichen Hüllen des Leibes, in die Kirche, aufs Rathhaus, oder nach Hofe gehe. Denn es schicket sich nicht anders, wenn er Vernunft und Wohlstand zu Rathe zieht. Allein darum höret sein Ankleiden dennoch nicht auf, eine freye That zu seyn; die er mit Wissen und Willen thut; indem er gewiß auch das Gegentheil thun konnte, wenn er nur wollte. Eben so ist es bey Gott, mit Erschaffung der besten Welt; daraus man die Nothwendigkeit aller Dinge erzwingen will. Gott konnte nämlich ganz wohl, unzahliche schlechtere Welten geschaffen haben, wenn er nur gewollt hatte. Denn sie waren an sich selbst möglich: und Gottes Allmacht, die zu der vollkommensten zureichend gewesen, hatte auch zugelanget, die schlechtem hervorzubringen. Er konnte sie also schaffen. Allein er wollte nicht: weil sichs für das allerweiseste und gütige Wesen gar nicht schickete, etwas geringers, als das Beste hervorzubringen. Wer aber das thut, was sich für ihn am besten geziemet, der handelt nach der Vernunft und Weisheit; und folglich frey: ungeachtet es, moralisch betrachtet, nothwendig war, daß der vollkommenste Geist nach der größten Weisheit und Güte handeln mußte. Man sieht hieraus, wie leicht dem ganzen Scrupel begegnet werden kann, wenn man die leibnitzischen Lehren recht inne hat. Hr. B ö l d i k e führet im II Cap. nur den B u d d e i s c h e n Auszug davon an, der auch ziemlich aufrichtig und gut gemachet ist. Nur da B u d d e u s es für eine leibnitzische Lehre ausgiebt, daß in der Welt nicht das geringste verändert werden könne: so erinnert H r . B. mit Rechte, daß solches
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nicht schlechterdings wahr sey; indem Leibnitz die Möglichkeit der Wunder nirgends geláugnet, sondern sie vielmehr zugegeben habe. Durch Wunder also, kann Gott in der Welt alles Indern; ob er es gleich nach seiner Weisheit nicht allemal rathsam findet, die einmal eingeführte, und 5 an sich gute Ordnung des Laufes der Natur zu stören: so wenig ein vernünftiger Uhrmacher eine richtig gehende Uhr alle Augenblicke anders stellen wird. Um aber das Gesetz der Glückseligkeit, welches Hr. D. Β δ 1 d i c k e, zur Ergänzung des leibnitzischen Lehrgebäudes, 10 in Vorschlag gebracht hat, näher kennen zu lernen, müssen wir es von ihm selbst hören. Denn nachdem er im II. Abschnitte die verschiedenen Lehrgebäude, der Manichler, Leibnitzens, und unsrer Theologen erkläret hatte, bringet er im III. Abschnitte, die Einwürfe wider alle die angefuhr- 15 ten Lehrgebäude bey, als 1) wider das baylische von zweyen gleich ewigen Urwesen, 2) wider das leibnitzische; dem er aber meines Erachtens Unrecht thut, wenn er saget, es sey auf eine bloße Hypothese gebauet. Es setzet meines Wissens, keine willkuhrliche Satze zum Grunde; sondern nur 20 die zwo ewigen Wahrheiten, den Satz des Widerspruches, und den Satz des zureichenden Grundes. Dieses aber sind die beyden Hauptpfeiler aller Wahrheiten seines Lehrgebäudes. Nach diesem muß nun frey lieh alles Künftige und Folgende in dem Vorhergehenden, und Vergangenen seinen 25 Grund haben; man mußte denn sagen wollen: daß aus Nichts Etwas entstehen könne. Wer aber diese Ungereimtheit nicht behaupten will, der wird an jenem Satze nichts auszusetzen finden. Bey dieser Lehre aber meynet Hr. B ö l d i c k e , gienge die Freyheit verlohren: gerade, als ob eine 30 freye Wahl ohne alle vorhergehende Ursache geschehen müßte! Alle Welt glaubet das Gegentheil. Sagen nicht selbst die uneingeschränktesten Monarchen in ihren Befehlen und Gnadenbezeugungen: sie hatten aus diesen, oder jenen Ursachen, und Absichten, dieses gebothen, oder verbothen? 35 31»
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oder doch, wenn sie ja dieselben nicht nennen wollen, so pflegen sie gleichwohl zu melden: sie hätten solches aus b e w e g e n d e n U r s a c h e n gethan oder befohlen. Eben so sagen alle diejenigen, die noch so frey zu handeln meynen: Sie hätten ihre Ursache dazu gehabt. Es ist also nichts, als der unrichtige Begriff von der Freyheit Schuld daran, daß Hr. D i a c . B. im leibnitzischen Lehrgebäude noch eine Art von Nothwendigkeit zu sehen glaubet. Ich bin auch gewiß versichert, daß ein so scharfsinniger Mann, bey nochmaliger Durchlesung, der beyden letzten Theile der Th e o d i c e e , und ihrer Anhinge, vollkommen von der Nichtigkeit dieser Furcht überzeuget geworden seyn wurde. Der bloße socinianische oder arminianische Begriff von der Freyheit, ohne alle Gründe seiner Wahl, unterwirft die Menschen einem blinden Zufalle, einem widersinnischen Hasarde; dessen Wirkungen Gott selber nicht vorhersehen könnte: welches aber seiner Allwissenheit sehr nachtheilig ware. Ich übergehe die Einwürfe, wider die P e l a g i a n e r , und die Lehren unsrer Kirche, wo er B u l f i n g e r n reden laßt; imgleichen auch in dem IV. Abschnitte, die Verbesserung unsers Lehrgebäudes, nach Maaßgebung des leibnitzischen. Ein großes Stuck aus Bulfingern wird auch hier angefûhret und gebilliget. Und nun folget der II Theil von der Freyheit und Nothwendigkeit; darinn erst die Grundsätze einzeln, sodann aber in ihrer Collision vorgetragen werden. Auch hier spielet Hr. B. einen guten Philosophen; ob uns gleich seine so beliebten G r u n d t r i e b e wie QUALITATES OCCULTA und I D O L A T R I B U S , vorkommen, womit man die Philosophie heute zu Tage wieder verfinstern will. Denn weit gefehlt, daß die Freyheit dadurch besser erkläret werden könnte, so verdunkelt man sie vielmehr damit; so daß man endlich nicht mehr weis, was sie anders ist, als ein JE NE SAI QUOI? Wieviel verstandlicher sind hier nicht die Leibnitz-wolfischen, oder reinbeckischen o b e r n und unt e r n S e e l e n k r ä f t e , deren jene aus dem deutlichen Er-
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kenntnisse des Verstandes, vom Guten und Bösen; diese aber aus den verwirrten siniilichen Empfindungen, und der Einbildungskraft herfließen! Hieraus läßt sich der Fall Adams, und jegliche heutige gute und böse Handlung viel besser begreifen, und erklären, als aus den seltsamen m e n s c h l i c h e n und t h i e r i s c h e n G r u n d t r i e b e n , davon man keine Ursachen sieht. Doch ich halte mich dabey nicht länger auf, und eile zum IIITheile, darinn die Zusätze des Hrn. D . B . zum leibnitzischen und evangelischen Lehrgebäude enthalten sind. Er setzet im I Abschnitte, sowohl als Bayle, voraus: daß die Glückseligkeit der vernünftigen Geschöpfe, der Hauptzweck Gottes bey der Schöpfung gewesen. Er láugnet zwar nicht, daß Gott auch auf seine eigene Ehre gesehen: nur dünket ihm jenes der H a u p t z w e c k gewesen zu seyn. Dieses ist nun seine Hypothese, die er mit nichts beweisen kann; und dieselbe werden ihm, selbst viele, auch von unsern Theologen, nicht zugeben, die nicht unrecht behaupten: Gott habe die Welt zu Offenbarung seiner Herrlichkeit, d.i. aller seiner großen Eigenschaften, nicht aber bloß wegen seiner Güte gegen die vernünftigen Geschöpfe, erschaffen. Auf diese willkührlich angenommene Voraussetzung aber gründet sich seine ganze Verbesserung. Er will nämlich zeigen: daß in e i n e r W e l t , wo viel B ö s e s i s t , m e h r angenehme Empfindungen, d.i. mehr Glückseligk e i t s e y , als in e i n e r s o l c h e n W e l t , wo l a u t e r G u t e s u n t e r den v e r n ü n f t i g e n W e s e n ware. Dieses ist nun sein großes Gesetz der Glückseligkeit, ein sehr besondrer Satz, ein wahres PARADOXUM; dessen Behauptung so leicht nicht ist, als es dem H. D . B. geschienen haben mag. Und ungeachtet seine Absicht darauf hinauslauft, gleichfalls diese Welt als die Beste von allen möglichen zu vertheidigen; so dünket es mich dennoch schwer zu seyn, sie auf diesem Wege recht zu behaupten.
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Ich will hier nicht überhaupt untersuchen, ob die angenehmen Empfindungen allein die Glückseligkeit ausmachen. Das Wort E m p f i n d u n g e n pflegt insgemein nur von sinnlichen Begriffen verstanden zu werden. Sollten nun diese allein die Glückseligkeit ausmachen: so würde es gewiß eine misliche Lehre seyn, daraus viel böse Folgen gezogen werden könnten. Würden nicht dadurch auch alle wollüstige, und lasterhafte Sinnlichkeiten, für Theile einer wahren Glückseligkeit angegeben werden? Das Anschauen der Vollkommenheit, nach der leibnitzischen Meynung, giebt einen viel reinem Begriff von dem wahren Vergnügen; und der ungehinderte Fortgang zu großem Vollkommenheiten, machet eine viel edlere Vorstellung von der Glückseligkeit und dem höchsten Gute: zumal, da diese bisweilen auch mit verdrießlichen Empfindungen verknüpfet seyn, und doch das wahre Beste eines Menschen befördern, d.i. ihn glücklich machen kann. Doch gesetzt, die Glückseligkeit bestünde in lauter angenehmen Empfindungen: wer kann es denn begreifen, daß eine Welt, darinn so viel Böses ist, als in gegenwärtiger, mehr angenehme Empfindungen überhaupt haben konnte; als eine andre, die ohne alles moralische und physikalische Böse ware? Man setze, auf der Erdkugel, wie sie jetzo besetzt ist, waren hundert Millionen vernünftige Einwohner: so sind darunter gewiß neun und neunzig Millionen Menschen, die mehr unangenehme als angenehme Empfindungen haben: wenigstens nach der gewöhnlichen Art davon zu denken. Es bleibt also nur eine Million glückliche Einwohner übrig, die mehr angenehme, als unangenehme Empfindungen haben. Wer kann es nun begreifen, daß der Grad der Annehmlichkeiten, die diese genießen, eben durch die Entgegenstellung von 99 Millionen, unglücklicher Menschen, und durch die genossenen eigenen verdrießlichen Empfindungen dazu, dergestalt erhöhet werden könnten, daß sie einer Glückseligkeit gleich zu schätzen waren; die
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allen hundert Millionen in lauter angenehmen Empfindungen lebender Menschen, (im Falle daß dergleichen möglich wäre) in einer andern Welt wiederfahren könnte? Diese Sache wird noch viel schwieriger und unglaublicher, wenn man auf die Folgen sovieler Jahrhunderte sehen will, darinn soviel unglückliche Millionen Menschen gelebet haben, und noch leben werden. In Wahrheit, wenn dergestalt die Lehre von der besten Welt einigermaßen behauptet werden könnte, so glaube ich gewiß, L e i b n i t z , wurde unfehlbar selbst darauf verfallen seyn. Seine ungemeine Scharfsinnigkeit hatte ihm gewiß, diesen Kunstgriff zu Behauptung seiner Lehre, nicht entwischen lassen. Allein er hat nichts ähnliches zu ihrem Vortheile vorgebracht: zu einem deutlichen Zeichen, daß er diesem gar zu kühnen Gedanken nichts zugetrauet. Und welch einen reichen Stoff zu neuen Einwürfen und Schwierigkeiten würde diese vermeynte Auflösung nicht der baylischen Beredsamkeit dargebothen haben? Ich kann und will mich also auch nicht langer dabey aufhalten: zumal, da ich noch viel andre Schriften, sowohl vom Hrn. D i a c . B ö l d i k e , als von seinen Gegnern zu erwähnen habe. Die Bemühung des H r n . D . B. blieb hiebey nicht stehen. Er gab im 1646sten Jahre auch noch eine Fortsetzung des Gespräches vom L a u r e n z V a l l a , als eine Beylage zu seiner Theodicee heraus. Er laßt darinn den S e x t u s mit dem T h e o d o r in ein Gespräch kommen, und bey de hernach zur cumaischen Sybille reisen. Nachdem diese ihre Zweifel über die Gerechtigkeit Jupiters gehöret, geht sie ins Reich derTodten, um den gerechten M i n o s um sein Urtheil zu befragen. Sie kömmt wieder zurück, und setzet sich in ihre Höle, um die erhaltenen Antworten, auf dünne Baumrinden zu schreiben; und verbeut daher die Thüre derselben nicht zu eröffnen. Allein es wird Nacht darüber, und sie fodert Licht. Kaum eröffnet man die Thüre, um ihr zu gehorchen: als der Wind hineinstößt, und alle ihre beschriebenen Blatter
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auseinander wehet. Eine Menge davon geht verlohren: Die noch übrigen sind in Unordnung gebracht; und diese Ueberbleibsel theilet er uns mit. Ich habe sehr gescheide Leute gesehen, die diese Fortsetzung begierig durchlasen, in Hoffnung wichtige Entdeckungen durch diese Sybille zu erfahren. Als aber der verwünschte Wind in die Hôle stieß, und also die gefaßte Hoffnung besserer Auflösungen plötzlich verschwand; warfen sie voll Verdruß das Buch aus den Händen, und bedaureten die Zeit, die sie auf Durchlesung desselben verwandt hatten. Indessen halten die noch übrigen Satze der Sybille verschiedene gute Wahrheiten in sich, die Leibnitzen nicht ganz zuwider sind; aber frey lieh noch verschiedene Schwierigkeiten übrig lassen. Die zweyte Beylage zu Hr. B. Theodicee liefert B a y l e n s E i n w ü r f e , wider die geoffenbarte Lehre vom Ursprünge und der Bestrafung des Bosen, nebst der Beantwortung des Hrn. von Leibnitz, und einer neuen Auflösung, nach seinen eigenen Lehrsitzen dieser neuen Theodicee. Aber auch hiebey kann ich mich nicht aufhalten. Die dritte Beylage liefert einen Erweis, d a ß k e i n e v o l l k o m m n e r e G e s e t z e der Glückseligkeit bey vern ü n f t i g e n C r e a t u r e n m ö g l i c h g e w e s e n , als d i e j e n i g e n , so w i r in d e r w i r k l i c h e n W e l t a n t r e f f e n . Hierbey ist auch eine Erörterung der Frage befindlich: ob eine unbestimmte Freyheit bey Gott, oder in einer Creatur möglich sey? Man kann leicht denken, daß der Hr. Verf. sie bejahen wird. Endlich machet den Schluß eine historische Einleitung in die Lehre von der Uebereinstimmung des Glaubens und der Vernunft, dem Ursprünge des Bosen, der besten Welt, und der Freyheit des Menschen; als die IVBeylage zur neuen Theodicee. Alle diese Stücke aber erhielten mehr als einen Gegner.
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Der erste und vornehmste war Herr N i e . F r i e d r . H e r b s t , kón. preuß. Consistorialrath, und Superintendent zu Minden, der 1746. eine P r ü f u n g des in d e m a b e r maligen Versuche einer Theodicee enthaltenen L e h r g e b ä u d e s , v o m U r s p r ü n g e des B ö s e n h e r a u s gab. Da diese Prüfung nur in den hamburgischen Berichten von gel. Sachen, in d. 79. 80sten 81sten, 83sten, 86sten und f. Numern ans Licht getreten war; so that Hr. Diac. B ô l d i c k e sehr wohl, daß er diese zerstreueten Stücke sammlete, und mit einer Vertheidigung seines Lehrgebäudes wieder drucken ließ, die 1747. zu Berlin bey Hauden und Spenern in 8. ans Licht trat. Herr Superint. H e r b s t ist ein Mann von tiefer Einsicht, starker Vernunft und guter Belesenheit, der dabey ein redliches Herz hatte, und es so wohl mit der Wahrheit, als dem Hrn. Diac. B ô l d i c k e sehr gut meynete. Seine Bescheidenheit im controvertiren konnte zum Muster dienen: so wie auch sein Gegner hierinn alles Lob verdiente. Kurz, diese Schriften waren lesenswürdig: aber Hr. Consistorialr. H e r b s t blieb ihm die fernere Antwort und ausführlichere Erläuterung der gemachten Schwierigkeiten nicht schuldig. Ein ziemlich starker Band in groß 8. unter dem Titel: Fortgesetzte Prüfung der Bôldickischen Lehrsitze von der Freyheit des Willens, dem Falle des Menschen u.s.w. Halle 1755. zeigte diesen Vertheidiger der leibnitzischen Theodicee, sehr siegreich wieder: und meines Wissens ist von Seiten Hrn. Diac. B ô l d i c k e n s nichts neues darauf erwiedert worden. Ueberhaupt hatte dieser viel willkührliches in sein neues System mit eingeschaltet. Denn er behauptete unter andern: daß in jedem von seligen Geistern bewohnten Weltkörper, nur ein einziger Verdammter nôthig ware, die Glückseligkeit aller dieser vollkommenen Geschöpfe, auf einen überaus hohen Grad zu erhöhen. Man kann leicht denken, wie triumphirend Herr H e r b s t , aus Vernunft und Schrift, dergleichen Vorgeben wird niedergeschlagen haben.
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Allein schon vor dieser letzten Prüfung, hatte Hr. Diac. B ô l d i c k e noch einen wichtigen Gegner bekommen; einen Mann, den man zwar als einen in den schönen Wissenschaften berühmten Gelehrten, längst gekannt, aber auf der philosophischen Seite noch niemals kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hatte. Dieser war Hr. J o h a n n S a m u e l M ü l l e r , des hamburgischen Johannei Rector. Er stellte 1747. zu Hamb, bey Brandten in 8. folgenden Tractat ans Licht: B e s c h e i dene P r ü f u n g des abermaligen Versuchs einer Theodicee, welchen der Hr. Pastor J o a c h i m B ô l d i c k e in Spandau, neulich ans Licht treten lassen; in so ferne darinn behauptet wird: daß die Lehre von der ewigen Verdammniß, der Vernunft ganz begreiflich sey; weil ohne dieselbe viele tausend Millionen „erhöheter. Glückseligkeiten der Seligen hätten unterbleiben müssen; in einem Schreiben an Se. Hochwurden, Hrn. G a b r i e l W i l h e l m G ô t t e n , kônigl. großbrittannischen und Churbr. Consist. R. und Hofprediger, durch JC." Wer jemals eine sehr bescheidene und doch zugleich grundlich gelehrte, und beredte Streitschrift gelesen hat, der sehe einmal, ob diese ihr nicht in allen Stücken den Vorzug abgewinnt: wie es denn überhaupt in dieser ganzen Streitigkeit hóchstruhmlich ist, daß von allen Seiten sehr gelassen und vernünftig geschrieben und gestritten worden. Hr. Rector M u l l e r aber behauptet hier gewiß auf eine unumstößliche Art, daß 1) die Vernunft von einer ewigen Verdammniß unmöglich etwas wissen könne; und 2) daß eine solche ewige Verdammung unmöglich den Grad der Glückseligkeit der seligen Geschöpfe erhöhen könne. Alles, was ein tiefes Nachdenken und ein reifer Witz hier an die Hand geben konnte, hat sich dem Hrn. Rector gleichsam spielend dargebothen, und ist von ihm zum Vortheil seiner Partey glücklich angebracht worden. Meines Wissens ist Hr. Diac. B ô l d i c k e mit keiner Antwort darauf ans Licht getreten.
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Indem aber die itzterwáhnte Schrift unter der Presse war, fiel dem Herrn R. M ü l l e r die Antwort des Hrn. D. B. auf dir herbstische Prüfung in die Hände, deren ich oben gedacht habe. Er hat dieselbe, wegen der angenehmen und gelehrten Ausschweifungen, welche sich darinn finden, mit Vergnügen gelesen; und davon noch einen kleinen Anhang zu seiner Schrift zu machen gut gefunden. Allein er erkläret sich gleich Anfangs darüber: daß er n i c h t s d a r i n n a n g e t r o f f e n , so ihn b e w e g e n k ö n n t e , das L e h r g e b á u d s e l b s t , m e h r , als v o r h e r zu b i l l i g e n . Er setzet indessen noch verschiedenes hinzu, seine Gedanken darüber zu eröffnen, den Hrn. Superintend. H e r b s t zu rechtfertigen, und die bôldickischen Antworten zu entkräften. Und ich gestehe, daß ich dieses alles mit vollkommenem Beyfalle gelesen habe. Aber dieß war noch nicht der letzte Gegner des Hrn. Β old i c k e . Zu gleicher Zeit kam unter der Benennung Frankf. und Leipzig, eine kleine Schrift von viertehalb Bogen unter dem Titel heraus: „ E r l ä u t e r u n g e n des S a t z e s des z u r e i c h e n d e n und d e t e r m i n i r e n d e n G r u n d e s : wobey zugleich gezeiget wird, daß dieser Grundsatz dem Begriffe der Freyheit nicht zuwider ist: nebst einigen andern Anmerkungen zu Hrn. B o l d i c k e n s abermaligem Versuche einer Theodicee." Hr. Diac. Β old i c k e hatte sich in seiner sogenannten Theodicee nicht undeutlich erkläret, daß er ein Anhänger der unbestimmten und ganz gleichgültigen Freyheit sey: weil er glaubet; sobald der Willen durch Ursachen und Bewegungsgründe gelenket würde, so sey er nicht mehr frey, sondern einer Nothwendigkeit unterworfen, die ihn von der Straffälligkeit frey spräche. Die vorigen Gegner hatten ihm diesen falschen Satz, den er aber mit der philosophischen Schule, daraus er entsprossen, gemein hatte, durch die Finger gesehen. Es war also gut, daß er hier von einem andern geruget, und zurecht gewiesen wurde. Allein er bringt gegen das Ende noch andre Vorwürfe vor. Er will
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bemerket haben, H r . D . B . habe den Liebhabern der Widerbringung aller Dinge zum Vortheile, allerley Vorschub thun wollen. Doch ich will dieser Beschuldigung, so wahrscheinlich sie ist, eben nicht beytreten: ungeachtet schon J o h a n n C l e r i c u s , in seinen Parrhasianen, einen O r i g e n i s t e n auftreten lassen, der B a y l e n s Einwürfe wider die göttliche Güte, aus der Ewigkeit der Höllenstrafen, aufs glücklichste durch die Hypothese widerleget: daß die Verdammten dereinst alle miteinander zur Seligkeit gelangen würden. Dunket es nämlich H r n . D i a c . B ô l d i c k e , den Grad der angenehmen Empfindungen in der Welt ungemein zu erhöhen, wenn es auch Verdammte in der Welt giebt, mit denen die Seligen ihren Zustand vergleich können: wie unendlich mehr wurden diese Seligkeiten nicht erhöhet werden, wenn dereinst jeder Verdammte, die Erhöhung seiner angenehmen Empfindungen, aus der Erfahrung an sich selbst wahrnehmen könnte: so wie ein Mensch seine Gesundheit allererst recht schätzen lernet, wenn er eine lange Weile mit einer schmerzlichen Krankheit heimgesuchet worden, und ihre Martern empfunden hat? Ich überlasse dieses dem fernem Nachdenken meiner Leser; zumal wenn sie itztgedachte Schrift zu lesen Gelegenheit finden sollten. Doch so wenig dergestalt diese neue T h e o d i c e e aus Spandau der leibnitzischen Abbruch that, desto gefährlicher schien derselben Berlin zu werden. Die berühmte Akademie der Wissenschaften, welche doch im Anfange dieses Jahrhunderts, die rechte Schaubühne der Ehren fur den F r e y h e r r n v o n L e i b n i t z geworden war; ja wo ihm selbst von der gelehrten und scharfsinnigen Königinn S o p h i e C h a r l o t t e , zu Abfassung der T h e o d i c e e Anlaß und Trieb gegeben war, schien itzt selbst wider die Ehre ihres ersten Präsidenten zu eifern, und sie niederschlagen zu wollen. Sie hatte, bey ihrer Erneuerung, unter dem jetzigen Könige, eine neue Gestalt bekommen; so daß auch der theoretischen Weltweisheit, eine ihr eigene Classe bestimmet worden war.
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Aber unter ihrem französischen Präsidenten, dem H r n . v o n M a u p e r t u i s , schien sie dieser Veränderung, bloß zu B e streitung der leibnitzischen Lehrsätze brauchen zu wollen. Dahin zielte die eine vorlaufige Aufgabe des 1746 Jahres zur jährlichen Preisschrift der Gelehrten schon ab, als man die Untersuchung der leibnitzischen M o n a d e n auf das Spiel setzte; einer Lehre, die unsre T h e o d i c e e so deutlich zum Grunde geleget hatte; ob sie gleich auch dem erlauchten P r i n z e n E u g e n zu gut, in der M o n a d o l o g i e , noch weiter ins Licht gesetzet worden. Dieses erhellet nicht nur aus einer kleinen vorläufigen Schrift, die von einem vornehmen Mitgliede der Akademie herausgegeben w a r d * , um diejenigen, so um den Preis zu streiten Lust haben würden, auf die rechte Bahn zu leiten; sondern der Erfolg selbst zeigte es aufs allerdeutlichste. Es erhielt nämlich, nach dem Wunsche des Präsidenten, dessen W i n k alles vermochte, gerade ein G e g n e r v o n L e i b n i t z e n den Preis, der die Monaden verwarf, und vermeyntlich L e i b n i t z e n s halbe T h e o d i c e e darnieder schlug. Allein man triumphirte zu früh. Es stunden viele Gegner auf, die sich der obigen Schrift widersetzten, und sonderlich verdiente des berühmten H r n . Prof. S t i e b r i t z e n s * * gelehrte und grundliche Widerlegung derselben bey allen Unparteyischen die größte Achtung, und völligen Beyfall. D i e andern, die in gleicher Absicht geschrieben waren, hießen: W i d e r l e g u n g d e r G e d a n k e n v o n den E l e m e n t e n der K ö r p e r , in w e l c h e n das L e h r g e b a u d von den e i n f a c h e n D i n g e n und M o n a d e n , g e p r u f e t , und das w a h r e W e s e n der K ö r p e r e n t d e c k e t w e r d e n s o l l e n . F r f . und Leipzig 1746. in 4. Das dritte war eine gegenseitige P r ü f u n g 2C. z u r * Gedanken von den Elementen der Körper, in welchen das Lehrgebaud von den einfachen Dingen und Monaden geprufet, und das wahre Wesen der Körper entdecket wird. Beri, bey Hauden und Spenern 1746. in 4. * * Prüfung der Gedanken eines Ungenannten von den Elementen der Körper. Leipzig bey Breitkopfen, 1747. in 4.
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V e r t h e i d i g u n g dieses L e h r g e b . von C. A. R. Frf. und Leipz. 1746. und endlich A n m e r k u n g e n ü b e r die G e d a n k e n ÎC. von H e i n r . C h r i s t o p h N e b e l n , Gießen bey Kriegern 1747. Kaum war die gekrönte Preisschrift des Hrn. R. J u s ti selbst im Drucke erschienen, als sich schon verschiedene Gegner derselben, und Vertheidiger der leibnitzischen Lehre in Menge darstelleten. Die eine erschien in gebauerischem Verlage zu Halle, unter dem Titel: „ V e r t h e i d i g u n g der l e i b n i t z i s c h e n M o n a d e n , und e i n f a c h e n D i n g e , wider den Angriff des Hrn. J u s ti, nebst einer Widerlegung seiner leidenden Natur, die er jenem, in seiner Untersuchung der Lehre von den Monaden und einfachen Dinge 2C. entgegen setzet, entworfen von einem Kenner der neuen Weltweisheit, in 8 . " Man vermuthete nicht ohne Grund, daß auch diese den gründlichen Philosophen, Hrn. Prof. S t i e b r i t z e n zum Urheber hatte, und das ist genug zu ihrem Lobe gesaget. Die zweyte trat zu Leipzig in dykischem Verlage 1747. ans Licht, und führte den Titel: „ P r ü f u n g e i n e r in den E r g e t z u n g e n der v e r n ü n f t i g e n Seele u n l ä n g s t ans L i c h t g e s t e l l t e n S c h r i f t , w i d e r die e i n f a c h e n D i n g e . 8 . " Und auch diese verdiente kein geringes Lob. Die dritte, die zu Dresden 1749. in Harpeterischem Verlage herauskam, war zwar nicht von gleicher Stärke, aber doch nicht zu verachten. Sie hieß: „ V e r s u c h eines B e w e i s e s von e i n f a c h e n D i n g e n , als E l e m e n ten der K ö r p e r ; worinn nicht allein deren Daseyn aus andern Gründen, als bisher gewöhnlich gewesen, hergeleitet, sondern auch deren Kräfte und Nutzen, in der Naturlehre gezeiget werden 2C. von E n g e l b e r t H e i n r . S c h w a r z e n , immatriculirten Advocaten." Doch die berlinischen Widersprüche waren dadurch nicht gestillet. Es stand bald ein neuer Gegner auf, der gleichfalls ein französisches Mitglied der neuen Akademie war, und L e i b n i t z e n , und die Theodicee auf einer neuen Seite an-
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griff. Der Satz des zureichenden Grundes ward nunmehr der Gegenstand, wider den man zu Felde ziehen wollte; und gegen denselben legte Hr. von P r e m o n t v a l die Waffen an. Er gab zu Berlin 1755 einen Tractat: Du HAZARD SOUS L ' E M P I R E DE LA PROVIDENCE, POUR SERVIR DE PRESERVATIF CONTRE LA D O C T R I N E DU FATALISME MODERNE, PAR M R . DE PREMONTVAL, in 12. heraus. Um der leibnitzischen Philosophie desto mehr zu schaden; schrieb er denselben allen deutschen Philosophen zu, darunter er auch die schweizerischen und hollandischen mit rechnete. Er saget ihnen viel Schmâucheleyen vor, um sie desto mehr zu gewinnen. Er gesteht auch, daß er sich zwar wider alle philosophische Secten, aber doch wider keine mit mehrerer Gewalt, als wider L e i b n i t z e n s seine auflehne; den er doch für das Licht und die Ehre von Deutschland, für den Lehrer aller deutschen Philosophen, und für seinen eigenen ausgab; gegen den er schon außer Deutschland die größte Ehrfurcht gewiesen; wo er noch keine Ursache, sie zu zeigen; ja vieleicht welche, sie zu verbergen, gehabt. Zwar bewundert er anfangs sein Lehrgebáud, sieht selbiges für die höchste Bestrebung des menschlichen Verstandes an, und findet nicht Worte genug, seine Gedanken von dessen Baumeister auszudrücken. Allein (wie schnell lenket er nicht um!) bald beseufzet er die Schwäche seiner Gründe; und getrauet sich zu behaupten: daß es sinken müsse, weil es sich auf die bloße Meynung stützet. Indessen will er die deutschen Philosophen, die er doch so heftig angreift, selbst zu seinen Richtern annehmen. Ihnen allen, sie mögen nun auf Universitäten, oder sonst wo leben, wünschet er es in die Hände zu bringen, und bittet alle Menschen ihm darinn behülflich zu seyn.
Indessen ist er schlecht mit dem Bezeugen der Gelehrten gegen sich zufrieden, welches sich bey seinen Gedanken von der Freyheit, (PENSÉES SUR LA LIBERTÉ) vor einem halben
Jahre gewiesen. Er hatte viel unfreundliche Gesichter sehen,
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und harte Worte hören müssen; so daß er sich genöthiget gesehen, eine Erklärung in die Zeitung setzen zu lassen: daß seine Vorlesungen in der kön. Akad. der Wiss. derselben nicht zur Last geleget werden sollten; wenn seine Zweifel gleich fur unauflöslich sollten befunden werden. So groß ist seine Meynung von denselben! Ja, er trotzet recht, daß man ihm darauf antworten solle; und berufet sich schlüßlich auf dieß Werk vom Hasarde, und der Vorsehung. Kurz, man sieht, daß man den Hrn. Verfasser, schon selbst in Berlin, fur einen gefährlichen Mann ansieht; dessen seltsame Meynungen der kôn. Akademie zum Vorwurfe gereichen konnten. Ja ich habe 1758. selbst aus dem Munde des großen Monarchen, der dieselbe erneuert und verbessert hat, als ich des Hrn. Premontvals, als eines neuen Sceptikers erwähnte, einen sehr harten Ausspruch von dessen Fähigkeiten und Gemuthskráften gehöret, der ihm zu schlechter Ehre gereichete; den ich aber, aus Hochachtung gegen die berühmte Akademie, lieber verschweigen, als bekannt machen will; ungeachtet er solches um mich nicht verdienet hat. Dieß Urtheil eines so erleuchteten Prinzen hat mich auch gegen seine bisherigen Angriffe, so fuhllos und stumm gemachet. Wer will sich mit solchen Gegnern einlassen, mit denen selbst ein Sieg über sie einen bechimpfen wurde? Von seinem Buche selbst will ich nur so viel erwähnen. Sein Zweck ist, einen blinden Zufall in der Welt zu behaupten; dessen Wirkungen unendlich größer waren, als man glaubete. Ist das? wie kann er denn so kurz und rund voraussetzen: Es sey ein Gott? Dieß thut er nur, unvorsichtigen Lesern Staub in die Augen zu werfen. Denn wie will ers beweisen, daß ein Gott sey, wenn der blinde Zufall, oder Hasard, auf gut epikurisch, die wichtigsten, ordentlichsten und schönsten Dinge hervorbringen kann? Hebet man den zureichenden Grund im allgemeinsten Verstände auf: so ist kein Beweis des Daseyns Gottes mehr vorhanden. Es kann aus N i c h t s E t w a s , es kann alles aus allem werden; das
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Weiseste kann aus dem Dümmsten, und umgekehrt, das Dümmste aus dem Ordentlichsten entstehen! Er saget indessen (aber er beweist es nicht) sein Gott sey allmächtig, allweise, und allgütig: und er sey also kein stratonischer, kein spinosistischer G o t t . O b er aber der christliche Gott sey, getrauet er sich nicht zu sagen. Er sieht vorher, daß die Christen sich denselben, wenigstens in Ansehung der Güte, ganz anders vorstellen, als er. Man kann leicht aus der Klaue den Löwen beurtheilen. Seinen Hasard nennet er eine wirkende Ursache, deren Thatigkeit ohne Absicht regieret wird. Er giebt das Beyspiel: Es schießt jemand nach einem Ziele, trifft aber nicht. Ein Spotter saget: diese Kunst könne er auch: leget an, zielet aber nicht, und schießt; doch so, daß er unversehens trifft. Ein blindes Glück! rufet man: Ein seltsamer Zufall! Sein Zufall also schließt nur Absicht und Nothwendigkeit aus: der zureichende Grund aber bleibt nach unserm und Leibnitzens System dennoch stehen: denn die Kugel ist gewiß durch die Richtung des Rohres zum Ziele geleitet worden. Diese Ursachen aber waren mechanisch; denn sie kamen bloß von Körpern her: und diese halt er überhaupt für nothwendig. Ist aber dieß, wo bleibt denn der H a s a r d : Laufen aber frey wirkende Wesen mit unter, so wirken auch diese nicht ohne zureichenden Grund; und so sind abermal freye Handlungen da, die zwar zufällig, aber nicht hasardmaßig, auch nicht nothwendig sind. Er verwirft die eingebildete Glücksgöttin, als einen Abgott des Pöbels, den Horaz so abschildert: FORTUNA SJEVO L/ETA NEGOTIO, LUDUM INSOLENTEM LUDERE PERTINAX, TRANSMUTAT INCERTOS HONORES, N U N C MIHI, NUNC ALII BENIGNA.
Allein gleichwohl glaubet er auch hier Spuren der Weisheit anzutreffen. Denn er dünket sich darinn ein Gestandniß zu 32
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sehen: man schäme sich, alles was geschieht, auf die Rechnung einer Vorsehung zu schreiben. Er selbst aber versteht ihn nicht so. Sein Hasard ist keine Person, kein Wesen, das einer Strengigkeit eines Eigensinnes fähig wäre. Was denn? wird man fragen. Anstatt einer Antwort, fraget Hr. Pr. dagegen: Was ist Ordnung, Billigkeit, Uebereinstimmung? von welchen man gleichfalls saget: die Ordnung verlangets, die Billigkeit erfoderts, die Uebereinstimmung erheischet es so. Gut! Aber alle diese Dinge sind Wirkungen verstandiger Wesen eines endlichen, oder unendlichen Geistes, ohne die weder Uebereinstimmung noch Ordnung, noch Billigkeit seyn würde. Ist nun irgend der Hasard auch dergleichen etwas? Ware nun gleich die Ordnung von den geordneten Sachen nicht unterschieden (welches man ihm doch nicht einräumen kann: denn wer sieht nicht, z.E. daß eine in schöne Ordnung gestellte Bibliothek, mit eben denselben aus dem umgeworfenen Schranke übereinander gestürzten Büchern, zwar im Grunde einerley ist; aber doch die Ordnung verlohren hat, die sie vorhin so sehr erhob und zierte?) so kann man auch sagen: die Ordnung sey schon in dem ordnendem Verstände vorhanden gewesen, ehe die Sachen noch vorhanden waren. Und wie? Wird denn selbst die Verwirrung des Hasards, nicht von den verwirrten Dingen selbst unterschieden? Man setze in einer Druckerey Buchstaben zusammen, daß sie ein schönes Gedicht darstellen; und werfe nunmehr die ganze Columne aus einander, so daß kein Wort, keine Sylbe ganz beysammen bleibt. Hier sind in beyden Fällen eben dieselben Buchstaben vorhanden. Ist aber die letztere Verwirrung nicht von den Buchstaben selbst, die vorhin so ordentlich stunden, sehr unterschieden? Ist sie nicht eine Wirkung von einem Anstoße an die Forme, der entweder mit Fleiß, oder aus Versehen geschehen ist? Es sind also Ursachen dieser Wirkung vorhanden, die theils willkührlich, theils mechanisch sind. Und er muß uns beweisen, daß es Wirkungen giebt, die bloß zufallig sind, und
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doch nicht durch Absichten hervorgebracht worden. Von den vielen Classen, darein er die Feinde des Hasards theilet, bemerke ich nur, daß er Leibnitzen, Luthern und den Calvin, in eine und dieselbe Classe wirft: welches Ehre genug fur den Verfasser der Theodicee ist, und ihm mehr zur Vert e i d i g u n g , als zum Vorwurfe gereichet. Ich kann mich hier nicht weiter auf die Untersuchung und Prüfung seines Systems einlassen; indem es mich in gar zu große Weitläufigkeiten führen würde. Ich will hier vielmehr historisch als polemisch verfahren: sonst mußte ich ein Buch, und zwar ein großes, wider Herrn P r e m o n t v a l allein schreiben. Seine meisten Einwürfe aber hat schon der Kanzler W o l f , in der Abhandlung DE DIFFERENTIA NEXUS SAPIENTIS ET FAT ALIS NECESSITATIS"", imgleichen Leibnitz selbst in den Anmerkungen über Hobbesens Buch von der Freyheit und Nothwendigkeit, eine Gnuge gethan. Und Schriftsteller, von der Art eines Lametrie und Premontvals, deren sich auch ihre eignen Landsleute und Mitcollegen in der Akademie endlich selber schämen**, verdienen nicht, daß man sich mit ihnen so viel zu thun mache. Weil ich einmal beym zureichenden Grunde bin; so will ich dem französischen Gegner des H r n . v. L e i b n i t z auch einen Waischen an die Seite setzen, der eben diese Grundlehre der Theodicee angefochten hat. Es war derselbe H r . L i b e r a t u s F a s s o n i u s , der 1754 zu S i n i g a g l i a , folgenden Tractat ans Licht stellete: DE LEIBNITIANO RATIONIS S U F F I C I E N T S P R I N C I P I O , DISSERTATIO P H I L O S O P H I C A , BERATI FASSONII A S . J O A N N E BAPTISTA. D E C . C .
LIREV.
S C H O L A R U M PIARUM IN SENOGALLIENSI SEMINARIO, A T Q U E C O L L E G I I EIUSDEM F A M I L I E T H E O L . ET GR^EC. LLTT. P R O FESSORIS. SENOGALLI^E 1 7 5 4 . i n 4 .
* ** 32"
S . d i e MELETEMATA MATHEM. PHILOSOPHICA & C . p . 143. Ν . S. d e s H r n . M A R Q U . D'ARGENS OCCELLUS LUCANUS.
XXXV.
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Allein dieß war kein gemeiner Gegner der leibnitzischen Lehre; sondern ein Mann, der sich sowohl durch Einsicht, als durch Unparteylichkeit und Billigkeit von dem großen Haufen zu unterscheiden wußte. Weitgefehlt, daß er seinen Widersacher als ein aufgebrachter, stolzer, hitziger Feind angreifen sollte: so bezeiget er zuforderst demselben und seiner Wissnschaft die aufrichtigste Hochachtung, und überhäufet ihn mit den redlichsten Lobspruchen. Weitgefehlt, daß er den Satz des zureichenden oder bestimmenden Grundes fur falsch ausgeben, oder fur eine schädliche Neuerung in der Weltweisheit erklären sollte; so bestärket er ihn vielmehr durch seine Einsicht und Belesenheit aus den ältesten Philosophen. Er führet den Confucius, den Plato, den Aristo tel, den Proklus, Archimedes, Cicero, Lucretius, Seneca, Averrhoes, Augustinus, Thomas von Aquino, und Cartesius an; welche alle denselben für wahr gehalten haben, noch ehe ihn Leibnitz und Wolf auf die erhabene Stelle der zweyten metaphysischen Grundwahrheiten erhoben hatten; wie denn auch der letztere solches an vielen Stellen seiner Schriften selbst gestanden. Er ist, kurz zu sagen, der billigste Gegner: der selbst gesteht: daß niemand, der bey sich selber ist, an dem Satze des zureichenden Grundes zweifeln könne; dafern er sich nicht in die schändlichsten Widersprüche stürzen, und Ungereimtheiten aushecken wollte. Denn, saget er (im 22 §.) wenn man dichten wolle, daß etwas ohne zulänglichen Grund sich zutragen könne: so könne man durchaus nicht versichert seyn, daß ein Ding noch eben dasselbe, und in eben dem Zustande sey, das, oder darinn es im vorigen Augenblicke war. Denn es könne sich ja alle Augenblicke andern, und eine andre Natur bekommen: wodurch denn alle Handlungen unsers Lebens, und alle Wahrheit unsrer Urtheile aufgehoben werden würden. Und daraus widerlegt er den berühmten Pater B o s c o v i c h , der, in seinen Abh. von der Ebbe und Fluth, dem H r n . Prof. E u l e r , der sich des zureichenden Grundes bedienet hatte, diesen großen
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Grundsatz und seinen Nutzen umstoßen und verwerfen wollen. Ja er geht im 24. §. a.d. 19 S. so weit, daß er sich auch wieder Cartesen und Neutonen, fur die leibnitzischen Monaden erkläret; weil ohne die einfachen Substanzen kein zureichender Grund von der Ausdehnung der Körper gegeben werden kann. Unstreitige Proben von der tiefen Einsicht so wohl als Billigkeit, des vortrefflichen P. F a s s o n i u s , gegen Leibnitzen und seine Lehren. Endlich giebt er auch in den folgenden § §. einen kurzen Auszug unsrer Theodicee, setzet die Lehre von der besten Welt ins schönste Licht; und zeiget deutlich: daß das, was Gott anständig ist, und also von ihm erwählet wird, keine Nothwendigkeit bey sich führe, u.d.gl.m. Er beschließt dieß alles mit dem Satze des nicht zu unterscheidenden; den L e i b n i t z auch, gleichsam zur dritten Grundwahrheit der Metaphysik gebrauchet, oder vielmehr zu allernächst auf die obigen beyden gebauet. Hr. F a s s o n i u s zeiget beyläufig, daß auch selbiger schon vom L u c u l i , in C i c e r o n s akadedemischen Fragen im 26 Cap. des IV B. sehr deutlich ins Licht gesetzt worden; und also abermal nicht von L e i b n i t z e n allererst auf die Bahn gebracht sey; wie viele unwissende zu glauben pflegen, auch wohl der Kanzler Wolf in der Note zum 246 §. der Cosmologie vorgegeben hat: wobey auch die Scholastiker und selbst der Heil. Thomas noch angeführet werden; die in der bekannten Frage, ob alle Engel der Art nach von einander unterschieden sind? nicht undeutlich den Satz des nicht zu unterscheidenden zum Grunde geleget haben. Wollte sich nun bey dem allen jemand wundern, was denn immermehr dieser gelehrte Mann, in der Lehre vom zureichenden Grunde noch zu erinnern haben könne: so ist es folgendes, was er im 39sten und f. §. auf der 28sten u. f. S. vorgetragen hat. „Sein erstes Lemma; heist im 40 §. Zwey oder mehr innerlich und durchaus gleiche und ähnliche Dinge, halten keinen Widerspruch in sich." Dies ist der-
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jenige Satz, der den ganzen Zweifel des Hrn. V . veranlasset, und verursachet hat. Er nimmt ihn an, als einen Lehnsatz, der er nicht beweisen darf, wie die Lehrsatze; auch nicht für einen Grundsatz angeben darf, der keinen Beweis brauchete. Und eben dieses machet ihn schon schwach, und verdachtig. Allein was hat er fur ein Recht, einen solchen Lehn= und Heischesatz, ungescheut vorauszusetzen? Und wie kann er hoffen, daß ein strenger Methodist ihm denselben gutwillig einräumen werde. Man ist es nicht gewohnt, solche willkuhrliche POSTULATA zuzugeben, wenn man deren Klarheit nicht augenscheinlich einsieht. Der H r . F a s s o n i u s erkläret sich darüber auf eine Art, die einen in Verwunderung setzet. Ich sehe dieß Lemma wie einen Grundsatz an: saget er, weil mir Leibnitz und Wolf, mit denen ich zu thun habe, ihn selbst eingeraumet haben. Er führet auch wirklich die Stellen an, darinn diese großen Manner sich so erkläret haben. In seinem V. Brief an D . Clarken, schreibt Leibnitz: „Wenn ichs laugne, daß es zween ganz ahnliche Wassertropfen gebe, oder zween andre ganz gleiche Körper, die man nicht unterscheiden könne: so will ich doch nicht sagen, es sey schlechterdings unmöglich, daß sie seyn könnten; sondern ich sage nur, es laufe wider die göttliche Weisheit, daß sie irgend wo vorhanden s e y n . " Eben so schreibt Wolf in der Anmerkung zum 248 §. der Cosmologie: „Leibnitz hat zuerst die Unahnlichkeit aller Dinge bemerket; indem er sah, daß nicht zu unterscheidende Dinge dem Satz des zureichenden Grundes zuwiderliefen: ob sie gleich nicht schlechterdings unmöglich sind: und davon redet er in den Briefen an S a m C l a r k e n . " B u l f i n g e r , hat auf eben die Art in seinen D i l u c i d a r i o n e n (SECT, CAP. 4. §. 94.) davon geredet. Und dergestalt ist frey lieh H r . Fassonius berechtiget, im Disputiren, diesen von drey großen Stutzen der neuern Philosophie eingestandenen Satz, als einen Lehnsatz, den ihm niemand läugnet, anzunehmen, und neue Schlüsse daraus zu ziehen.
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Doch er geht noch weiter, und will auch durch Gründe eben das erharten. Sein Schluß ist dieser: Was ich ganz klar und deutlich begreifen, oder mir vorstellen kann; das ist auch möglich. Nun meynet er ganz klar und deutlich, zwey oder mehr vollkommen gleiche und ähnliche Dinge einzusehen und zu begreifen. Folglich, müssen dieselben wohl möglich seyn. Ferner ist alles das möglich, was keinen Widerspruch in sich halt. Nun sieht er aber nicht den geringsten Widerspruch, warum nicht zwey Theilchen von Materie, z . E . zween Sterne, zwey Thiere, zwo Pflanzen, die nur der Zahl nach verschieden sind, seyn könnten; es wäre denn, daß man die göttliche Allmacht gar zu enge einschränken wollte. Aus dieser Grundlage nun folgert er seinen I. Lehrsatz: „Die Beyspiele, heißt es, so aus der Natur selbst hergenommen sind, zeigen: daß der zureichende Grund einer Sache bisweilen bloß aus dem Willen Gottes herzunehmen sey." Aus dem ihm von Leibnitzen eingeräumten Satze nämlich, daß zween oder mehr vollkommen ähnliche Dinge möglich sind, schließt er, daß Gott viele vollkommen gleiche Sonnen, Sterne, Thiere, Pflanzen hatte schaffen können. Da er indessen wirklich nur eine einzige von den allen erschaffen, und also keinen bestimmenden Grund der Wahl dazu haben können, warum er vielmehr diese als eine andre davon vorgezogen: so folge, daß der freye Willen Gottes, ohne Grund gewählet habe: und folglich sey in der göttlichen Freyheit der Satz des zureichenden Grundes nicht beobachtet worden. Dieß ist der ganze Kern des sassonischen Einwurfes; wiewohl er ihn noch sehr weit ausgedehnet, und ihm dadurch viel mehr Starke zu geben gesuchet. Was man darauf antworten könne, habe ich vor etlichen Jahren selbst in einer Einladungsschrift öffentlich entdecket; die auch nachmals in die hiesigen ACTA ERUDITORUM eingedrucket worden. Ich will kürzlich das vornehmste davon hier anzeigen. Fürs erste habe ich mit aller, großen Männern gebührenden Bescheidenheit, offenherzig gestanden: daß Leibnitz, Wolf,
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und Bulfinger, so groß auch ihre Scharfsinnigkeit gewesen, dennoch hier gar zu freygebig in dem Geständnisse gewesen: daß viel vollkommen gleiche und ähnliche Dinge möglich wären. Die größten Leute können auch bisweilen, vor erhobenen Streitigkeiten, etwas sicherer und schneller im Zugeben seyn, als sie von rechtswegen seyn sollten: wenn sie die Folgen ihres Einrlumens recht eingesehen hatten. Hatte Leibnitz den vom Hrn. Fassonius, aus seinem Lehnsatz gezogenen Schluß, wider den Satz des zureichenden Grundes vorhersehen können: so zweifle ich nicht einen Augenblick, daß er sein übereiltes Gestandniß, schleunig würde zurück genommen haben. Denn in der That thut die daraus gezogene Folge, bey der unbestimmten Wahl Gottes, der Allgemeinheit einer so großen und wichtigen Hauptwahrheit starken Abbruch. Leidet aber dergleichen Grundsatz schon soviel unzâhliche Ausnahmen, als Gott einzelne Dinge erschaffen hat, an deren Stelle er hunderttausend Millionen andre vollkommen ähnliche hatte schaffen können; so fallt der ganze Grundsatz ubern Haufen: und es ist gerade so viel, als ob der ganze Satz nicht wahr wäre; oder doch nur bey körperlichen und mechanischen Dingen statt hatte. Ich sehe also nichts anders übrig; als zu gestehen: Leibnitz und seine zween großen Apostel und Gehulfen haben sich übereilet; und hatten es nicht zugeben sollen, daß vollkommen ahnliche Dinge möglich sind. CARUS PYTHAGORAS, CARUS SOCRATES, CARUS P L A T O ; CARIOR OMNIBUS VERITAS.
Wie aber? hat denn H r . Fassonius nicht auch einen Beweis hinzugesetzet? Allerdings: allein, es wird nicht schwer fallen, denselben zu entkräften. Die ganze Schwierigkeit kömmt darauf an: ob es möglich ist, viele vollkommen ahnliche Dinge zu denken? Dieses lâugne ich schlechterdings; und zwar aus Gründen, die ich schon vor mehr als 30 Jahren in meinem Beweise von der Einigkeit Gottes gegeben habe, der am Ende meiner ersten Gründe der Weltweisheit angehenket worden. Ich habe daselbst die Begriffe dessen, was
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einerley, und verschieden ist, besser auseinander gesetzet. Ich habe gewiesen, daß es dreyerley Arten der Verschiedenheit giebt, eine g e n e r i s c h e , eine s p e c i f i s c h e und eine n u m e r i s c h e : wie denn auch die I d e n t i t ä t , so vielerley ist. Dinge, die einerley Wesen haben, sind in so weit einerley: z . E . verschiedene Baume, Thiere, Steine u. drgl. ob sie gleich der Art nach verschieden sind. So ist ein Mohr und ein Weißer der Gattung nach einerley: aber der Art nach unterschieden. Hergegen zween Deutsche sind der Art nach einerley, ob sie gleich numerisch, oder der Zahl nach unterschieden sind. Hier kommt es nun darauf an, ob zween Dinge der Zahl nach unterschieden seyn können, ohne sonst den geringsten Unterscheid zu zeigen? Ich habe gewiesen, daß selbst nach Leibnitzens und Wolfs Erklärung, EADEM sind, deren eins an die Stelle des andern gesetzet werden kann, SALVO OMNI RESPECTU; ohne daß auch der Scharfsichtigste, und wenn es Gott selbst wäre, einen Unterschied daran bemerken könnte. Selbst Zeit und O r t , die nicht zum Wesen der Dinge gehören, sondern nur äußerliche Verhältnisse sind, können keine Verschiedenheit solcher Dinge ausmachen. Einerley ist einerley, ist und bleibt ein und dasselbe Ding: Und kann nicht vervielfältiget, nicht numerisch gezahlet werden, wo m a n n i c h t I D E M u n d IDEM ZU s i c h s e l b s t a d d i r e n , u n d a u f
eine chimärische Art, durch Erdichtungen vervielfältigen will. Es hilft nichts, wenn man saget, ich denke den einen vollkommen gleichen Stern oben, einen unten, einen zur rechten, einen zur linken. Es ist immer ein und derselbe Stern, und nicht viel Sterne. Man könnte sie nämlich einander substituiren, und es wäre nicht im geringsten zu bemerken. Verschiedene Dinge aber, die bloß NUMERO unterschieden werden sollen, müssen an sich selbst etwas haben, das nicht ganz einerley ist, folglich bemerket werden kann. Sonst sind sie nicht DIVERSA, oder verschiedene Dinge; sondern ein und dasselbe Ding.
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Eben das lehret die Erklärung des Raumes. Sein Begriff entsteht, wenn man verschiedenes außer einander denket. Die Dinge also, die einen Raum füllen sollen, müssen schon an sich verschieden seyn, ehe sie noch zusammen kommen. Sie müssen verschiedene Wesen, Eigenschaften, oder Zufälligkeiten haben, daß man eins A , das andre B. C . u . s . w . nennen kann. K u r z , sie müssen DIVERSA seyn, ehe man sie außer einander denken kann: Wären sie das nicht, so wären sie nur ein und dasselbe Ding. Der bloße Raum kann also nicht den Unterscheid zwoer vollkommen gleichen Dinge machen: und eben sowenig kann die Zeit solches thun. Es wird immer ein und dasselbe Ding bleiben, das ich in Gedanken in verschiedene Reihen von Begebenheiten setze. Was folget nun daraus? daß es nur ein bloßer Betrug der Einbildungskraft ist, wenn man glaubet, viele vollkommen ähnliche Dinge NUMERICE als möglich zu begreifen, und sich klar vorzustellen. Es sind nicht viele; es ist immer eins und dasselbe. Auf diesen G r u n d bauet aber Hr. Fassonius seinen falschen Schluß. Er glaubet, viel vollkommen gleiche Sonnen, Thiere, Pflanzen, als möglich zu sehen: ja er hätte sagen können, es wären hunderttausend Millionen beste Welten möglich gewesen, aus welchen Gott diese vorhandene erwählet hätte. Ich sage, sind diese Sonnen, Thiere, Pflanzen, oder Welten einander auch in allen Puncten, Atomen, Eigenschaften und Zufälligkeiten vollkommen gleich gewesen, so sind sie nicht verschiedene Sonnen, Thiere 2C. sondern eine und dieselbe gewesen. Sind sie eine und dieselbe, so sind sie nicht außer einander; sind sie nicht außer einander, so sind sie nicht LOCO DIVERSA, nicht TEMPORE DIVERSA; denn
dazu wurde schon ein innerer Unterscheid nöthig gewesen seyn. Es ist also umsonst, zu sagen: Gott hätte eine Wahl zwischen solchen Sonnen, Thieren u . s . w . treffen können. Es war immer dasselbe Thier, dieselbe Sonne, Pflanze, W e l t ; die man nur durch einen Betrug der Einbildungskraft, ohne
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allen Grund vervielfältiget. Wer meine Einladungsschrift selbst lesen will, wird solches weitlauftiger ausgeführet finden. Folglich fallt die ganze Schwierigkeit wider den zureichenden Grund weg. Hr. Fassonius, dem ich meine Schrift über Wien nach Rom geschicket, hat mir sehr höflich geantwortet, und sie bey einer neuen Auflage seines Buches, zu beantworten versprochen. Hier ware es nun Zeit, noch einen andern Italiener, als einen Gegner des zureichenden Grundes anzuführen. Es ist solches der berühmte P. B e n e d i c t u s S t a y , ein Raguser von Geburt, der in Rom 1747, in 8. eine ganze Philosophie in VI. poetischen Büchern ans Licht gestellet hat. Das Buch führet den Titel: PHILOSOPHIE A BENEDICTO STAY, R A G U SINO, VERSIBUS TRADITA; L . V I . EDITIO SECUNDA AUCTIOR ET EMENDATIOR, R O M E 1 7 4 7 . EX TYPOGRAPHIA PALLADIS :
und ist vom P. B o s c o v i c h mit Zusätzen und Anmerkungen vermehret worden. Ich würde allerdings davon handeln, und meinen Lesern dieses Mannes schwache Einwendungen gegen diese Hauptwahrheit, zu erzählen und zu entkräften suchen; wenn ich solches nicht schon beyläufig, in einer Anmerkung zum 320 §. a. d. 522sten Seite dieser Theodicee gethan hatte. Dahin verweise ich also billig meinen Leser, und eile zu andern Hauptwahrheiten dieser Theodicee, die theils von andern Gelehrten vertheidiget, theils auch aufs heftigste angefochten worden. Es ist also Zeit, wiederum nach Deutschland umzukehren; wo sich ein neues Wetter über Leibnitzen und seine Theodicee aufzog. Es ist bekannt, daß der Hauptpfeiler dieses Werkes die Lehre von der besten Welt ist; wodurch Leibnitz die vornehmsten Einwürfe Baylens glücklich zu Boden geschlagen, und die natürliche Theologie nebst der Offenbarung gerettet hat. Gegen diese nun hegte der berühmte Präsident der berlinischen Akademie der Wiss. Hr. Maupertuis einen heimlichen Groll; und glaubte, er würde Leibnitzens Ehre völlig niederschlagen, wenn er nur diesen
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so prächtigen als gegründeten leibnitzischen Lehrsatz: Was Gott machet, das ist das Beste! den Menschen aus dem Sinne reden könnte. Doch da er aus den vorigen Bemühungen wider die Monaden gesehen hatte, wie ungleich ihm die Bestrebungen wider die Ehre des ersten Präsidenten der berlinischen Akademie, seines Vorgangers ausgeleget worden: so wollte er behutsamer zu Werke gehen; und Leibnitzen nicht unmittelbar, sondern durch einen Umweg, und gleichsam über quer, durch einen andern angreifen, und zu Boden schlagen. Es ist bekannt, daß der große englische Dichter, A l e x a n d e r P o p e , in seinem Versuche vom Menschen"', den leibnitzischen Satz von der besten Welt angenommen, und durch poetische Schönheiten so ausgeschmücket, daß er bey unzáhlichen Lesern, die Leibnitzens Schriften nicht kannten, Eingang und Beyfall gefunden hatte. Wider diesen, und L e i b n i t z e n zugleich, denn wie konnte man die Verfechter eines und desselben Satzes von einander trennen? war schon der eifrige Crousaz in einem großen Buche zu Felde gezogen; ohne das geringste auszurichten. Hr. von M a u p e r t u i s aber glaubte, die Sache müßte noch einmal angegriffen werden; und setzte, als Präsident der Akademie, den Preis eines Jahres auf die beste Untersuchung der Frage: „ O b Pope Recht hatte, wenn er behauptet: daß in der Welt, so wie sie ist, alles gut, und aufs beste eingerichtet sey?" Hier schien nun frey lieh nicht L e i b n i t z , sondern P o p e aufs Spiel gesetzt zu werden: allein im Grunde war jener gemeynet. War es wohl der Mühe werth den Satz eines Dichters, in einem solchen philosophischen Senate, als eine königliche Akademie ausmachet, in Betrachtung und Prüfung zu ziehen? Was schreiben die Poeten nicht? Und was * Wie groß der Beyfall gewesen, den dieß Gedicht gefunden, zeigen die vielen Uebersetzungen desselben; die der Abt R e n e l im Französischen, H r . Superind. D . am Ende im lateinischen, und sowohl H r . G r ô t s c h , als der sei. Brockes im Deutschen davon geliefert haben.
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war also sichtbarer, als daß Pope zwar genennet, in der That aber Leibnitz gemeynet wäre? Ich kennte also nicht umhin, als ein öffentlicher Lehrer der natürlichen Theologie, diesen unphilosophischen Kunstgriff wider eine der wichtigsten Wahrheiten, öffentlich zu rugen; und die Gelehrten aufmerksam darauf zu machen. Ich gab eine Einladungsschrift heraus die den Titel führte: O P T I M I S M I MACULA, N U P E R AD SPECIEM A L E X A N D R O REVERA
AUTEM
ILLUSTRI
LEIBNITIO,
INTENTATA
POPIO,
&C.
Und
bediente mich im Schlüsse derselben ungefähr folgender Worte: „Indessen besorgen alle Redliche, daß nicht vieleicht wie es bey der Aufgabe von den Monaden geschehen, auch in gegenwärtiger Frage, der aufgesetzte Preis vielmehr demjenigen der sie läugnen, als dem, der sie bejahen mochte fertig gehalten und aufgehoben werde. Hierauf mögen die gelehrten Mitglieder und Vorsteher der Akademie, die fur ihre Ehre besorget sind, ja wohl Achtung geben: damit nicht etwan mit ihrem Ruhme, auch das Christenthum und die wahre Weltweisheit zugleich einen unersetzlichen Schaden leiden möge!* Allein umsonst: denn was ich vorhergesehen hatte, das geschah. Es ward eine Ausarbeitung öffentlich durch den Preis der Akademie der Wiss. gekrönet, welche den großen Lehrsatz Leibnitzens und Popens von der besten Welt, oder, daß alles was von dem vollkommensten Wesen herrühret, aufs beste und vollkommenste eingerichtet sey, verworfen, und dem Scheine nach widerleget ward. Sie führte zu ihrem Wahlspruche den Satz des Poeten * VERENTUR
INTERIM BONI OMNES, NE FORTE, UTI IN PROBLEMATE
DE
MONADIBUS FACTUM MEMINERUNT, IN PRESENTI Q U O Q U E QU/ESTIONE, NEGANTI POTIUS, QUAM ADSTRUENTI EANDEM, PALMA JAM PARATA SERVETUR. Q U A DE RE DISPICIANT QU/ESO, QUOTQUOT EX ERUDITISSIMIS ACADEMIC ISTIUS P R I M O R I B U S , GLORILE EIUS CONSULTUM CUPIUNT; NE FORTE, CUM FAMA EJUS, RES CHRISTIANA Q U O Q U E , IMMO P H I L O S O P H I A VERA DETRIMENTUM ALIQUOD CAPIAT IRREPARABILE!
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N I L MORTALIBUS ARDUUM EST.
HOR.
Den Sterblichen fallt nichts zu schwer. Wobey ein berühmter Lehrer der gôttingischen hohen Schule, der damals noch hier in Leipzig war, den scharfsinnigen Einfall hatte; daß der alte Poet das wahre Urtheil von dieser Unternehmung, in der unmittelbar folgenden Zeile, schon selbst hinzugesetzet habe: C Œ L U M IPSUM PETiMus STULTITIA!
Aus Thorheit stürmt man selbst den Himmel ! Denn was heißt es wohl anders, die beste Welt llugnen, als den unendlichen Urheber derselben bekriegen? der, da er sie besser hatte machen können, es dennoch nicht gethan hatte? Die gekrönte Preisschrift ward französisch und deutsch gedrucket; und von verschiedenen Parteyen mit verschiedenen Augen angesehen. Die Monathschriften und gel. Zeitungen redeten davon; und viele machten die erheblichsten Einwendungen dagegen. Sonderlich gab die philosophische Bibliothek zu Erlangen sehr merkwürdige Erinnerungen dawider; und ungeachtet sich auch ein Verfechter derselben fand, der alles was davon zerstreut herausgekommen war, in einem Bändchen sammelte, und zu widerlegen suchte; so hat dennoch die allgemeine Stimme deutscher Philosophen sich von der besten Welt noch nicht abwendig machen lassen. Der berühmte Hr. Prof. Formey selbst, ob er gleich ein Mitglied, und bestandiger Secretar der beri. Akademie ist, hat sich noch bestandig fur die gute Partey erkläret. Ja wie ich aus den hies. gel. Zeitungen gesehen, so hat selbst der Hr. R. Reinhard, dessen Ausarbeitung gekrönet worden, sich in einer neuern Schrift, weit gelinder von der Sache erkläret; ja sich der leibnitzischen Lehre so sehr genähert, daß man Ursache hat zu hoffen, er sey im Herzen derselben bereits völlig zugethan : welches auch von seiner guten Einsicht und Urtheilskraft zu hoffen ist.
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Was nun dergestalt die beste Welt hier fur Anfechtungen erdulden mußte, das ward ihr auf einem andern Ende von Deutschland reichlich ersetzet. Wer hatte es wohl denken sollen, daß Steuermark diejenige Landschaft seyn wurde, wo dieselbe Anhänger und Verfechter bekommen sollte? Gleichwohl geschah es, daß P. C o l e s t i n S c h i r m a n n , ein Benedictiner in Cremsmünster und der Philosophie daselbst Professor, 1756. ein ziemlich ansehnliches Werk in groß Quart herausgab, das den Titel führte: D E M U N D O O P T I M O , LIBERTATI,
POTENTIN
ET S A P I E N T I ^
DEI
CONVENIENTIS-
SIMO, DISSERTATIO ACADÉMICA, AUCTORE P . CŒLESTINO SCHIRMANN, O R D I N E M S . BENEDICTI IN MONASTERIO C R E MIFANENSI
PROFESSO,
AC
IN
ACADEMIA
SOPHISE PROFESSORE ORDINARIO. A . PERMISSU
SUPERIORUM,
IBIDEM
PHILO-
D. MDCCLVI.
STYRVE, TYPIS
GREGORII
CUM MEN-
HARDT.
Aus der Vorrede erhellet, daß der gelehrte Hr. Verf. wegen dieses seines Unternehmens allerdings auch Widerspruch, und allerley harte Urtheile besorgen müssen. Er bezeuget aber, d-ß ihn solches nicht abgehalten, in einer gelehrten Streitschrift diese Welt, als die beste zu vertheidigen: als w e l c h e allein die Ehre des Allerhöchsten zu offenbaren geschickt gewesen. Dieses eben, nämlich die Ehre unsers Gottes, sey der Zweck seiner Arbeit gewesen: nicht aber eine bloße Liebe zu Neuerungen. Gleichwohl ware auch diese Lehre so neu eben nicht, daß nicht selbst das Licht der Kirchen, A u g u s t i n u s , sie an vielen Stellen für die seinige ausgegeben. Er führet deren sonderlich drey an, nämlich L. III. DE G E N E S I AD LITTERAM, C. 2 4 . L. IV. L . C . 1 6 . u n d L . I . DE G E N E S I CONTRA M A N I C H ^ O S . C. 2 1 .
Nachdem er nun von seiner beobachteten Lehrart geredet; so setzet er hinzu: „Damit ich also zeigete, diese W e l t sey die b e s t e , so bemuhete ich mich auszuführen, sie thue der g ö t t l i c h e n W e i s h e i t keinen Eintrag, wie es einige wenige bedunket; auch n i c h t der M a c h t , wie
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es einige dafür halten; auch n i c h t d e r F r e y h e i t , wie fast der ganze Haufen der Gegner schreyt. Ich habe den Begriff der Welt überhaupt, und was dazu gehöret, oder daraus gefolgert werden kann, festgesetzet; worauf ich zum Werkmeister desselben fortschritt, und seine Vollkommenheiten, als das Bezeichnete, aus dieser Welt, als aus ihren Zeichen Schloß; Da wir also aus der Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit, als aus dem gegebenen Endzwecke, die Welt als das bequemste Mittel ihn zu erhalten, erkennen müssen: so habe ich geglaubet, mit dem besten Rechte schließen zu können, und bin vollkommen überzeuget; d a ß u n s r e W e l t d i e b e s t e s e y ; auch alle Einwürfe dagegen beantwortet." Er bezeuget auch, daß er fleißig den heil. Thomas, der bey den Katholischen so viel gilt, angefuhret habe. Ueberhaupt muß man gestehen, daß dieser gelehrte Benedictiner die ganze leibnitzische Philosophie vollkommen inne habe, und durch seinen gründlichen und deutlichen Vortrag, die Lehre von der besten Welt, so wie ein Bûlfinger, die vom Ursprünge des Bosen, ins Licht gesetzet, und gegen alle Einwürfe gerettet habe. Es ist nur Schade, daß ein so treffliches Buch nicht in unsern Buchladen leichter zu haben ist; da unsre Buchhändler, ja wohl gar die meisten Bucherkâufer mehrentheils glauben: von deutschen katholischen Universitäten könne nichts gutes kommen. Es wurde aber nicht ohne merklichen Vortheil seyn, wenn sich jemand zu einer neuen säubern Auflage davon entschlösse; wozu ich denn mit verschiedenen Zusätzen gern die Hand biethen wollte. Von ganz entgegen gesetzter Art war eine neuere Schrift, die im 1759sten Jahre, unter dem Titel: CANDIDE, OU L ' O P T I M I S M E , TRADUIT DE L ' A L L E M A N D
DE M R .
LE
DR.
RALPH, in 12. herauskam; und dem allgemeinen Geruchte nach, vom Hrn. v o n V o l t a i r e seyn sollte. So sehr dieser große Dichter sonst mit dem Hrn. von M a u p e r t u i s uneins gewesen; und so heftig er denselben, wegen seines vermeyn-
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ten neuen Naturgesetzes von der kleinsten Kraft, zum Gespôtte gemachet hatte: so unverhofft trat er in diesem Buche auf die Seite desselben; um wo möglich, die beste Welt, die man durch ernsthafte Gründe nicht hatte verbannen können, wenigstens durch die Waffen des Lächerlichen ehrlos zu machen. Man hat bemerket, daß Hr. v. V. vormals, als er noch ein Verehrer seiner angebetheten Urania, der Fr. M a r q u i s i n n von C h a t e l e t , als einer großen Leibnitzianerinn war, auch die beste Welt geglaubet; von der diese große Dame ein so beträchtliches Stück gewesen. Damals spottete er gar durch ein Sinngedicht, des Hrn. von M a u p e r t u i s , der den Pope deswegen in Anspruch genommen hatte: P O P E EST UN SCÉLÉRAT, DE QUI LA P L U M E IMPIE O S E VANTER DE D I E U LA C L E M E N C E INFINIE ; Q U I PRETEND FOLLEMENT, O LE MAUVAIS C H R E T I E N ; Q U E D I E U NOUS AIME TOUS, ET Q U ' I C I T O U T EST B I E N .
Allein seit dem die Frau Marquisinn gestorben, und er in die Schweiz gekommen, hatten sich auch seine Gesinnungen geändert, und das wies dieß seltsame Buch: welches sich, als eine rechte Misgeburt, kaum erblicken ließ, als es von weisen Oberkeiten fast uberall verbothen ward. Ich will mich zur Abschilderung desselben der Worte einer Monathschrift bedienen; nämlich des Neuesten aus der anmuth. Gelehrs. von der 528sten u. f. S. des 1759sten Jahres. So lauten sie, nachdem die Verfasser überhaupt gemeldet: daß dieser C a n d i d e eine Schmähschrift wider die weiseste Vorsehung; ja so zu reden, eine durchgängige Gotteslästerung sey. „So weit verfallen diejenigen, die den so gegründeten, als erhabenen Lehrsatz eines Leibnitz und Pope: Daß dieß ganze Weltgebäud, wie die Schrift redet, sehr gut; oder nach unsrer Redensart, das Beste von allen möglichen sey, nicht annehmen wollen. Sie raffen alle Gräuel ihrer Ein33
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bildungskraft zusammen, die sie durch eine unordentliche Phantasie selbst ausgehecket haben; häufen sie in einen wilden Roman zusammen, der voller scheußlicher Begebenheiten ist; und spotten hernach in einer tollen Frage: ob eine Welt, die so voller Scheusale, voll Laster und Gottlosigkeiten ist; wohl die Beste von allen möglichen, oder welches gleichviel ist, ein Werk des weisesten Wesens seyn könne? Dieß ist der kurze Inhalt und Abriß dieses seltsamen Werkes. Der Verfasser bedienet sich dabey des Wortes OPTIMISME, welches vor wenig Jahren in Berlin entstanden, als man Popens, oder vielmehr Leibnitzens, und aller großen Kirchenlehrer Meynung von der besten Welt, auf die Probe st^llete, und demjenigen, der sie verwarf, einen Preis zuerkannte. Er will diese schwere Frage gleichfalls beantworten, aber nicht als ein Philosoph und Metaphysikus; sondern als ein Poet. Er erklaret, beweist, und widerleget nicht; sondern er dichtet. Und was seiner unordentlichen Einbildungskraft in einem fieberhaften Paroxismus träumet; das soll jener so wichtigen Frage zur Auflösung dienen. Man soll schließen: Geht es in der von unserm Poeten erdichteten Reihe von Begebenheiten, schändlichen Thaten, und verabscheuungswûrdigen Lastern, so zu: so kann ja diese Welt nimmermehr die beste seyn! RISUM TENEATIS AMICI! Behüte uns Gott! daß wir die Gedanken unserer Leser mit einer genauem Erzählung aller der Gräuel, die er zusammen gelogen, besudeln sollten. Es würden nur sehr wenige im Stande seyn, solche Scheusale, ohne Aergerniß und Verdruß zu lesen. Gottlob! daß es nur in dem Gehirne dieses Dichters solche verdammliche Bosheiten giebt; die man in der Welt entweder gar nicht, oder doch sehr selten erblicket hat. Sein ehrlicher junger Mensch, C a n d i d u s , der in einer unsträflichen Einfalt gebohren und erzogen worden, der also die beste Meynung von der Welt hat, ob er sie gleich von keiner sehr schönen Seite kennet, wird durch aben-
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theuerliche Zufälle in einen so romanhaften Lebenslauf gestürzet; daß er die ganze alte, samt der neuen Welt durchstreifet, und allenthalben die lasterhaftesten Geschöpfe, den rechten Abschaum des menschlichen Geschlechtes kennen lernet. Die Werbungen und Schlachten, der holländische Religionseifer, die geile Sucht, die Banquerouten, ein Schiffbruch, das Erdbeben, und der Untergang von Lissabon, das A u t o de F e , oder spanische Ketzergericht; die Jesuiten in Paraguay, die barbarischen Seeräubereyen, der Tod des engl. Admirals Bing, das Carneval zu Venedig, die türkische Sklaverey, und hundert andre Gräuel sind hier zusammengehaufet, und aufs verhaßteste angewandt, einen philosophischen und theologischen Lehrsatz nicht umzustoßen; sondern bloß lächerlich zu machen: der doch ohne Verlaugnung der Vorsehung, unmöglich in Zweifel gezogen werden kann. Kurz, es wurde schwer seyn, daß ein andrer Witz soviel Abscheulichkeiten zusammen reimen konnte, als derjenige, der vor weniger Zeit eine PUCELLE zusammen gedichtet hat. Und wie viel hohe Haupter sind hier nicht aufs gröbste beleidiget!" Ich glaube, nach einer solchen Nachricht, darf ich wohl meinen Lesern nichts mehr von einer solchen poetischen Rhapsodie sagen; die wenigstens auf keinen ernsthaften Fuß beantwortet zu werden verdienet. Was soll ich aber von dem vortrefflichen H r n . v o n B a r sagen; der noch neulich in seinen BABIOLES LITTÉRAIRES einen neuen Anfall auf die beste Welt des H r n . von Leibnitz gethan hat? Ich verehre den ungemeinen Geist und Witz dieses großen Mannes, der unserm Vaterlande soviel Ehre machet. Ich bewundere den Reichthum seiner Gedanken und schönen Einfalle; die Größe seiner Belesenheit, und die edlen Gesinnungen, die er bey hundert Dingen, davon er geschrieben, verrathen hat. Allein es ist mir leid, daß ich Ihn nicht fur einen eben so großen Weltweisen, als 33"
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Dichter und Kunstrichter erkennen kann. Er machet durch die angenehme Abwechselung, durch den reichen Stoff seiner unerschöpflichen Quellen von Materien, und Veranlassungen zu neuen Gedanken, daß seine Babiolen in den Augen vernünftiger Leser, zu lauter wichtigen Dingen werden. Nur in die Metaphysik hatte sich dieser scharfsinnige Kopf nicht wagen sollen! Seine Einwürfe sind nur eben daher genommen, wo sie ein guter ehrlicher Crousaz, oder ein spottischer Voltaire hergenommen. Es ist wahr, daß weder die Einfalt des ersten, noch die Bosheit des letzten, Theil an seinen Zweifeln hat; oder ihnen den Anstrich giebt. Es ist allemal etwas neues in seinen Gedanken; und er weis ihnen eine Farbe zu geben, die unzáhliche Augen betrügen kann. Allein was hilft solches, wo man Gründlichkeit suchet, und den schärfsten Prüfungen der Philosophen bloß gestellet ist? L e i b n i t z und Wolf lehren die beste Welt, heißt es: allein sind sie denn mit sich selber eins? Hat nicht der erste viel Vorschläge zu Verbesserungen in Wissenschaften, öffentlichen Anstalten, und Regierungssachen gethan? Ist er überall mit den Oberkeiten und dem geistlichen Stande zufrieden gewesen? Hat der Kanzler Wolf nicht die Verfolgungen seiner Feinde, Collegen, und andrer Gegner erfahren? Und was Popen anlanget, hat er nicht gar einen Buckel gehabt? War denn das nun die allerbeste von allen möglichen Welten, die Gott nur hatte schaffen können? Unmöglich können diese großen Männer diesen Satz selber im Ernste geglaubet haben! So lauten die Einwürfe unsers vortrefflichen Gegners. Allein welcher Lehrling der leibnitzwolfischen Philosophie ist wohl, nachdem er sie nur ein Jahr studiret hat, so schwach, daß er sie nicht beantworten könnte, oder sich dadurch nur im geringsten irre machen ließe? Wo haben jene Philosophen denn gelehret, daß in einem vortrefflichen Werke alle Theile gleich schön und vortrefflich seyn mus-
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sen? Muß denn ein königlicher Pallast aus lauter Staatsund Prunkzimmern bestehen? Bedarf er nicht auch kleine, enge Kammern, râucherichte Küchen, finstere Keller, ja wohl noch schmutzigere Oerter, zu allen Nothwendigkeiten des Lebens? Muß denn ein vollkommener Garten, aus lauter Nelken = und Tulpenbeeten bestehen, die durch Farben und Gerüche die Sinne entzücken? Gehören nicht auch schmutzige und übelriechende Misthaufen, unfruchtbarer Sand, untragbare Baume und Hecken von wildem Laube in denselben? Und was erfodert nicht eine große Stadt für unsaubere Winkel, eckelhafte Handthierungen, und Lebensarten; wenn man nur an Schorsteinfeger, Gerber und Schinder gedenken will: ohne die gleichwohl eine Stadt sich nicht behelfen kann. Kurz, Leibnitz und Wolf sind so einfaltig nicht gewesen, daß sie es nicht eingesehen hatten, daß es Mangel, Fehler und U n Vollkommenheiten in der Welt gebe. Allein sie haben es auch deutlich erwiesen und dargethan: daß die Unvollkommenheit in den Theilen oft die Schönheit des Ganzen befördert. Alle Blätter der Theodicee reden davon; und ich bin versichert, man wurde solche Einwürfe gar nicht auf die Bahn bringen, wenn man dieß Buch jemals von einem Ende bis zum andern durchgelesen hatte. Von eben der Starke sind auch die neuesten Angriffe, die der berühmte Hr. Marquis D' ARGENS, in den Anmerkungen zu einigen alten Pythagoräern, die er ins Französische gebracht, mit einfließen lassen. Es ist mir allemal leid um solche große Männer, wenn sie sich bey ihren anderweitigen vielen Verdiensten, in Felder der Gelehrsamkeit wagen, denen sie nicht gewachsen sind. Sie würden nichts verlohren, aber wohl viel gewonnen haben, wenn sie etwas minder allgemein, in ihren Betrachtungen und gelehrten Anmerkungen, hatten seyn wollen. Es ist ganz etwas anders, viel zerstreute Erörterungen über hundert Materien sammlen und zusammen schreiben; als ein zusammenhangendes Lehrgebâud, wie das leibnitzische ist, in seinem ganzen
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Umfange einsehen. Bey aller ihrer großen Fähigkeit des Geistes und Verstandes, haben sie dazu niemals Geduld genug gehabt; und was ist es Wunder, daß sie hernach Einwürfe machen, mit deren Beantwortung man nicht einmal gern die Zeit und das Papier verschwendet? da alles, was gesaget werden kann, schon hundertmal gesaget worden; ohne daß sie es hätten lesen mögen. Das sind nun die vornehmsten Schicksale unsrer leibnitzischenTheodicee, seit ungefähr zwanzig Jahren gewesen. Ich weis wohl, daß ich noch lange nicht alle kleine Gegner gemeldet, die sich hier und da gewiesen. Allein habe ich doch auch nicht alle, die sich für sie erkläret haben, angezogen. Viele Schriften sind es werth, daß man sie in ihrer Dunkelheit läßt, die sie so eifrig suchen. Sie verschweigen, ist das erträglichste Schicksal für sie. Nun sollte ich noch von dieser meiner neuen Ausgabe der Theodicee Rede und Antwort geben. Allein ich werde dabey sehr kurz seyn können; da ich lieber die That selbst reden lassen, als viel Aufhebens von meiner Arbeit machen will. Zuförderst aber habe ich nochmals das ganze Buch mit allen seinen Zusätzen, theils mit dem Grundtexte verglichen, und ausgebessert; theils in Ansehung der deutschen Schreibart, zu mehrerer Richtigkeit, Deutlichkeit und Anmuth zu bringen gesuchet. Das Auge eines Kenners wird fast auf allen Seiten die Proben davon erblicken, auch da, wo gemeine Leser nichts verändertes wahrnehmen sollten. Seit dem ich nämlich durch meine vielfältigen Ausgaben der Sprachkunst, selbst zu mehrerer Strenge und Gewißheit in dem regelmäßigen Ausdrucke gekommen, habe ich auch an meiner eigenen Schreibart, wie sie vor zwanzig Jahren noch gewesen, manches zu verbessern gefunden. Ich freue mich also billig, daß ich in einem Buche von dieser Wichtigkeit, noch diese strenge Aufsicht habe anwenden können; um ihm, so zu reden, die letzte Hand zu gönnen.
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Sodann habe ich bey allen Stellen, die solches zu erfodern schienen, unzahliche neue Anmerkungen angebracht, um die Wahrheiten desto mehr ins Licht zu setzen und zu bestärken. Vielmals habe ich auch neuere Bûcher angefûhret, oder doch die von Leibnitzen selbst angeführten Stellen, aus alten Schriftstellern, unter den Text gesetzet: als welches vielen Lesern sehr angenehm ist. Auch die Uebersetzungen, von Leibnitzen selbst angeführter Stellen, habe ich bisweilen theils verbessert, theils von neuem beygefuget. Bey den größern Abtheilungen habe ich, die Leser desto aufmerksamer zu machen, und zu vergnügen, nach dem Beyspiele des Frhn. von Leibnitz, der so gern poetische Stellen mit einschob, auch philosophische Gedichte mit eingeschaltet: des H r n . Utz Theodicee am Ende der Vorrede; eines Ungenannten Lobspruch von Leibnitzen, am Ende der Einleitung; Canitzens Gedicht von der Gnadenwahl, und ein Paar Stücke von meiner eigenen Arbeit, am Ende der drey Bûcher des Werkes selbst. Alle diese Stücke werden verhoffentlich niemanden beschwerlich fallen. Endlich habe ich denn auch in dieser neuen Zugabe, die Geschichte dieser Theodicee seit 20 Jahren beygefûget. Der Wahrheitliebende Leser bediene sich des allen zu seiner Erbauung, und bleibe mir gewogen. Leipzig, den 28 des Ostermonds 1763.
Einleitung zu Der Frau L. Α. V. Gottschedinn Kleinere Gedichte 1763
Leben der weil, hochedelgebohrnen, nunmehr sei. Frau, Luise Adelgunde Victoria Gottschedinn, geb. Kulmus, aus Danzig. D i e s e in ganz Deutschland, ja auch in benachbarten Ländern, durch ihre Geschicklichkeit, und viele gelehrte und witzige Schriften, bekannte und berühmte Frau, war 1713. den 11. April zu Danzig gebohren. Ihr sei. Vater war Herr J o h a n n G e o r g e K u l m u s , aus Breslau gebürtig, der Arzeneykunst Doctor, Kônigl. Pohln. Leibarzt, und der kaiserl. Akad. der Naturforscher Mitglied. Er hatte sich in seiner Jugend, durch einen Tractat berühmt gemachet, der unter dem Titel: O N E I R O L O G I A , SIVE T R A C T A T I O P H Y S I O LOGICO=PHYSICO=THEORETICA
DE S O M N I I S ,
8t HINC
DE-
PENDENTE EORUM C O N S I D E R A T O N E MEDICA, NEC N O N INDE
& c . zu Breslau bey Rohrlachen 1703. ans Licht getreten; und ihm eine Art geistl. Verfolgung zugezogen hatte. Ihre sei. Frau Mutter hieß K a t h a r i n a D o r o t h e a , und war eine gebohrne S c h w e n kinn : deren Vater sich aus Augspurg nach Danzig begeben hatte, und einen glücklichen Handel trieb; ihre Mutter aber aus der dortigen Lauingerischen patricischen Familie war. FACTA EXCURSIONE AD DELIRIA
In der Schwangerschaft ihrer Frau Mutter, gaben es alle Merkmaale, daß ihre erste Frucht unfehlbar ein Sohn seyn wurde. Darauf wurden also auch die Anstalten mit den Kinderzeuge gemachet. Zu großem Erstaunen aber, war das neugebohrne Kind eine Tochter; und das Knabenkappchen konnte also bey der Taufe nicht gebrauchet werden. Was für Haubchen aber in der Familie auch vorhanden seyn mochten; die waren dem neugebohrnen Kind durchaus zu klein:
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und man sah sich genôthiget, demselben eine Art von Binde um den Kopf zu winden, die einer türkischen nicht unähnlich war. Alle Angehörige aber sagten: das Kind hatte einen Poetenkasten mit auf die Welt gebracht: eine Weissagung, die dereinst vollkommen eingetroffen. Ihre Taufzeugen waren, Seine Hoch= und wohlgebohrne Excellenz, H e r r J o h a n n V i c t o r , B a r o n von B e s e n v o l , Sr. Allerchristl. Majest. M A R É C H A L DE C A M P . Hauptmann der Schweizer=Guarde, Ritter des heil. Ludwigsordens, und außerordentl. Gesandter an den Konig in Schweden; Ihre Hochgrafl. Excellenz, die Frau Groß=Kronmarschallinn von Pohlen, F r a u L u d o v i c a B i e l i n s k a , geb. M o h r s t e i n i n n ; und ihre Frau Großmutter, F r a u A d e l g u n d a S c h w e n k i n n : von welchen Pathen sie dann ihre Taufnamen Luise, Adelgunde, Victoria erhalten hat. Ihre Frau Mutter, als eine große Liebhaberinn der schönen Wissenschaften, wandte schon in der ersten Jugend, viel Fleiß auf diese ihre einzige Tochter; und brachte ihr sonderlich von Kindheit an, das Französische bey. Von ihrem Vâtter, dem nachmaligen Prof. am Gymnasio, D. Joh. Adam Kulmus, lernte sie schreiben, und die ersten Regeln der deutschen Prosodie. Von ihrem noch lebenden Halbbruder erster Ehe aber, Hrn. J o h a n n E r n s t K u l m u s , dermaligen obersten Stadtphysicus zu Danzig, begriff sie nachmals, gleichsam spielend, das Englische: so wie selbiger es die Stunde zuvor, von dem berühmten Hrn. T h o m s o n zu Gottingen, welcher sich damals in Danzig aufhielt, gelernet hatte. Ihre besondere Fähigkeit des Gedächtnisses zeigte sich schon in früher Jugend, bey der ersten Unterweisung im Christenthume. Ihre Aeltern ließen sie nicht nur zu Hause darinn unterrichten, sondern schickten sie auch, als eine acht= bis zwölfjähriges Kind in die öffentlichen Katechisationen, welche von den Geistlichen der St. Johanniskirche, des Sonntags vor dem Altare gehalten wurden. Hier zeigte sie nicht nur allen Kindern ihres Geschlechtes, sondern auch
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allen Knaben der Johannisschule, ein besonderes Beyspiel des Fleißes und der Hurtigkeit ihres Geistes. Dieses währte etliche Jahre hindurch, zu großer Verwunderung der Gemeine: bey welcher es eben nicht gewöhnlich war, daß Kinder aus vornehmen Hausern sich öffentlich darstelleten, und solche Proben ihrer guten Anführung ablegeten. Ihr Herr Vater hatte auf hohen Schulen, in seiner Jugend, die Laute gespielet; und Ihre Frau Mutter nicht nur das Ciavier, sondern auch die Cyther geliebet. Daher war denn die Musik in dem Kulmischen Hause willkommen; und es wurden bisweilen von Liebhabern kleine Concerte darinn gehalten : wobey der berühmte Secretar Klein die Violine, und Herr D. Kade seine Laute zu spielen pflegten. Solche Aufmunterungen nun, warfen ihre Funken in das an sich schon musikalische Naturell der jungen V i c t o r i a . Sie stahl sich oft weg, um auf einer Bodenkammer, auf der alten Laute ihres Vaters, so wenig Seyten sie auch noch hatte, zu klimpern. Auf dem Claviere zwar ward ihr ein ordentlicher Unterricht bewilliget: zur Laute aber, war damals kein Meister in Danzig vorhanden. Endlich fand sich einer, der dieser begierigen Schulerinn wenigstens die Namen der Seyten, die Noten und die Griffe zeigen, ihr aber selbst nichts vorspielen konnte. Ein paar Monathe seines Unterrichts, sind alles das gewesen, was sie hierinn genossen; außer daß sie obgedachten H r n . D. K a d e n bisweilen hôrete, und einige leichte Stücke von ihm zum abschreiben bekam. Gleichwohl ersetzte ihr Naturell alles übrige: so daß sie nachmals hier in Leipzig, die schwersten weisischen Stücke fertig, ja fast vom Blatte wegspielte; auch selbst dieses großen Meisters Beyfall erhielt, als er sie 1740 besuchte, und ihr theils vorspielte, theils sie spielen hôrete. Man übergeht hier die Anweisungen zu allen weiblichen Verrichtungen, daran es ihre Frau Mutter ihr nicht fehlen ließ. Das Nahen von allen Arten gieng ihr glücklich von statten; das Klöppeln feiner Spitzen aber, welches damals
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noch gewöhnlich war, hätte sie fast um ihre Augen gebracht. Ihr Vater ergrimmete also einmal, als ein verständiger Arzeneygelehrter, über den gar zu verderblichen Spitzenpult, und warf ihn im Eifer ins Feuer. Dergestalt rettete er die auf viele Monathe geschwächten Augen seiner liebsten Tochter; die sie auch nachmals zu weit edlern und nützlichem Beschafftigungen angewandt hat. Ihre Frau Mutter aber gab ihr, zum Zeitvertreibe, gemeiniglich viele Seiten und Blätter aus französischen Büchern abzuschreiben. Dieses setzte sie nun, in der so schweren Rechtschreibung dieser Sprache, so fest, daß sie nachmals, ohne einen fernem Unterricht eines Sprachmeisters genossen zu haben, auch in langen Briefen sehr schwerlich einen Fehler darinn begehen konnte: ob sie gleich dieselbe mehr aus dem Reden und der Uebung, als nach Regeln gelernet hatte. Da sie auch ihrer fast immer kränklichen Frau Mutter viel französische Bûcher vorlesen mußte: so hat sie sonderlich die Schriften des St. Evremont, und des Kaisers Antonins Betrachtungen über sich selbst, nach Daciers u. Hofmanns Uebersetzung, imgl. den Telemach u.a.m. und in früher Jugend zu lesen bekommen. In ihrem 15ten und 16ten Jahre überließ ihre Frau Mutter sie gleichsam ganz, ihren eigenen Neigungen, um zu sehen, wohin ihr innerer Trieb sie lenken wurde: nicht anders, wie Sophroniskus vormals, auf des Orakels Ausspruch, den jungen Sokrates seinem innern Lehrmeister überlassen hatte. Allein diese Neigung der anwachsenden A d e l g u n d e fiel getheilt, auf Musik und Poesie, sodann aber aufs Schreiben und Lesen guter Bûcher. Ihr Ciavier und ihre Laute, dazu sie sich alle Noten selber schrieb, besetzten ihr viele Stunden. Außerdem hatte sie Anweisung zur Universalhistorie und Geographie; zur Poesie und zur Perspectiv: davon sie Joh. Christ. Rembolds Perspectiv-Reißkunst mit eigener Hand abgeschrieben, und mit allen Rissen versehen hat. Sie schrieb ihrem Vâtter ein ganz lateinisches COLLEGIUM PATHOLOGICUM ab, davon sie doch nichts verstund; und übersetzte die
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Prinzessin von Cleve ins Deutsche, die man noch in Händen hat: die sie aber, als einen Roman, niemals hat herausgeben wollen. Mit diesen Vorbereitungen versehen, lernte sie ihr nachmaliger Frey er und Ehegatte, 1729 in Danzig kennen; wohin er, aus Leipzig, um seine Aeltern noch einmal zu sprechen, gekommen war. Ihre Neigung zu den Wissenschaften, und ihr feiner Witz, der schon verschiedene kleine Gedichte hervorgebracht hatte; ihre Geschicklichkeit in der Musik, und uberdem, ihre angenehme Gestalt und artige Sitten, bewogen denselben, sich bey ihren Aeltern den Briefwechsel mit Ihr auszubitten. Diesen erhielt er, und suchte sie dadurch, mehr und mehr in dem Geschmacke an den Wissenschaften, und freyen Künsten zu befestigen: zu welchem Ende er sie dann allmählich mit allerley deutschen und franzosischen Büchern, die ihrer Fähigkeit gemäß waren, versorgete. Um diese Zeit nun ließ diese junge Muse, ohne ihres Freyers Wissen, auf die russische Kaiserinn, A n n a I v a n o w n a, eine große Heldenode drucken: die zwar wirklich nach Petersburg übersandt ward; aber aus Mangel guter Vermittelungen, vieleicht niemals vor die Augen der Kaiserinn gekommen: ob sie wohl sonst bey Kennern vielen Beyfall gefunden. Ferner übersetzte sie der Frau von L a m b e r t Bet r a c h t u n g e n ü b e r d a s F r a u e n z i m m e r ins Deutsche: ein kleines, aber sehr lehrreiches Werkchen, welches sehr geschickt war, ein junge und fähige Seele zu bilden; und bey ihr einen guten Saamen in den besten Acker streuete. Dieses letztere ward durch die Veranstaltung ihres Liebhabers und Correspondenten, hier in Leipzig 1734 gedruckt, und machte Deutschland zuerst eine Feder bekannt, die ihm so viel nützliche und sinnreiche Werke liefern sollte. Eben so hatte dieselbe der Frau von G o m e z so betitelten TRIOMPHE DE L'ELOQUENCE verdeutschet. Nach dieser Erdichtung, sollte, auf das Testament K a l l i d o r s , eines Burgers zu Athen, unter vier Jünglingen, die sich den schönen
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Wissenschaften gewidmet hatten, demjenigen jährlich ein gewisser Preis ertheilet werden; der diejenige Kunst oder Wissenschaft am besten loben wurde, der er sich ins besondere gewidmet hatte. Der Richter sollte K r i t o l a u s seyn: und die Weltweisheit, die Geschichte, die Dichtkunst und die Beredsamkeit, waren diejenigen Theile der Gelehrsamkeit, die von ihren Liebhabern um die Wette gepriesen wurden. Die letzte trug, nach dem Urtheile des Kritolaus, den Sieg davon: und darum hieß dieß Werkchen, das eigentlich aus sechs kurzen Reden besteht, der Sieg d e r B e r e d samkeit. Als der Verlobte der Uebersetzerinn auch dieses in die Hände bekam, stellete er es gleichfalls im Anfange des 1735sten Jahres in gr. Octav ans Licht; und fugte theils die obige Ode auf die Kaiserinn A n n a , theils noch sonst ein paar Gedichte bey, davon er Abschriften bekommen hatte. Das letzte war ein Sendschreiben an die damals berühmt werdende Jungfer Záunemanninn in Erfurt, das sehr nützliche Lehren für dieselbe in sich hielt. Dieß Werkchen eignete die junge Verfasserinn als Braut, der Herzoginn von Curland, Frau Johannen Magdalenen, gebohrnen Prinzessinn von Sachsen=Weißenfelß, zu, die sich damals noch zu Danzig aufhielt; und ward von derselben mit einem artigen Ringe beschenket. Als nun der bisherige Correspondent und Freyer der Wohlseligen 1734 das ordentliche Lehramt der Weltweisheit erhalten hatte, dachte er zwar, den schon längst gefaßten Vorsatz eiligst auszuführen, und sich mit einer so geschickten Person naher zu verbinden: deren Briefe ihm ihren fähigen Geist mehr und mehr verrathen hatten. Er hat selbige mit den seinigen noch alle in Händen, und diese würden dereinst kein übles Muster von einem unschuldig zärtlichen Briefwechsel abgeben. Allein Danzig stund eben damals, wegen des Königs Stanislaus, eine harte Belagerung und Bombardirung aus: wobey sie, mit ihrer Frau Mutter und
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Halbgeschwistern, in einer entlegenen Vorstadt an der Weichsel, eine Zuflucht und Sicherheit suchen mußte; indessen, daß ihre Behausung von ein paar Bomben getroffen ward. Ihre Frau Mutter starb in wahrender Belagerung: ihr Herr Vater aber war schon zwey Jahre vorher gestorben. Nach erfolgtem Frieden aber, 1735 den 19. April, ward die Vermählung zwischen beyden in Danzig vollzogen; und den 14. May kamen sie über Stargard, Berlin und Wittenberg glücklich in Leipzig an. Endlich hatte sie schon dort, zur Uebung im Englischen, A d d i s o n s C a t o übersetzet; den sie aber in Leipzig nochmals übersah, und 1735 ans Licht stellete. Hieselbst fand sie nun die beste Gelegenheit, sich in den schönen Wissenschaften noch fester zu setzen: da sie die Vorlesungen ihres Gatten, sowohl über alle Theile der Weltweisheit, als über die Redekunst und Dichtkunst; imgleichen alle Rednerubungen seiner auserlesensten Zuhörer, und seine B e u r t e i lungen darüber, hören konnte. Da sie solches alles, an der Thure ihres Zimmers sitzend, welches an seinen Hörsaal stieß, zuzuhören, und vielmals zu wiederholen pflag: so war es ihr ein leichtes, in diesen Theilen der Gelehrsamkeit einen guten Grund zu legen, und hernach durch eigenen Fleiß im Lesen, noch weiter zu gehen. Indem sie nun dergestalt die philosophischen und schönen Wissenschaften mehr und mehr liebgewann, und ihren U m fang kennen lernte, nahm sie allmählich wahr: daß man ohne einige Kenntniß der lateinischen Sprache, die Kunstwörter derselben weder recht verstehen, noch brauchen könnte. Sie ward also begierig, einen Mangel zu ersetzen, der ihr von Jugend auf noch anklebete, und dessen Uebelstand sie nun allererst recht einsah. Ihr Gatte willigte gern darein, ihr einen ordentlichen Unterricht im Lateine geben zu lassen: und H r . M . Schwabe, der sich nachmals durch allerley gelehrte Schriften der Welt so ruhmlich bekannt gemachet, ja bereits damals Rollins Art die schönen Wissenschaften zu leh34
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ren und zu lernen, deutsch geliefert hatte, übernahm diese Bemühung mit Vergnügen. Seine geschickte Art, ihr die Sprachkunst beyzubringen, und andre kleine Uebungen im Uebersetzen, brachten sie in kurzem so weit, daß sie bald einen leichten Schriftsteller verstehen, und sowohl im Reden als Schreiben mit den vorkommenden lateinischen Wortern so richtig zu verfahren wußte, als ein Gelehrter; ja daß sie oft Fehler an diesen bemerken konnte, die ihnen im U m gange aus Uebereilung entfuhren. Diese Kenntniß gab ihr hernach keine geringe Hülfe, als sie, bey der deutschen Ausgabe des baylischen Wörterbuchs, ihrem Gatten hülfliche Hand leistete; wie bald gedacht werden soll. Indessen machten ihr die beständigen Redeübungen, die sie vor ihrer Stubenthiere, Mittwochs und Sonnabends Jahr aus, Jahr ein hôrete; und ihres Gatten ordentliche Vorlesungen über die Redekunst, die sie gleichfalls etlichemal durchgehöret hatte, allmählich eine Lust, selbst dergleichen Ausarbeitungen zu versuchen. Da sie der Frau von G o m e z Sieg der Beredsamkeit übersetzet hatte, wie bereits gedacht worden; und nun mit mehrerer Einsicht, als damals, diese kleinen Reden durchlief: kamen ihr dieselben sehr seicht vor; so daß sie nicht ohne Grund glaubte, etwas stärkers und bessers machen zu können. Sie fand auch, ihrem nunmehrigen Geschmacke nach, da sie mit den philosophischen Wissenschaften genauer bekannt geworden war: daß nicht die Beredsamkeit, sondern die Weltweisheit billig den Sieg davon tragen müßte. Dieses ihr Vorhaben nun, mit einiger Veränderung auszuführen, gerieth sie auf einen der glücklichsten Einfalle von der Welt. Sie hatte schon in der ersten Jugend des Kaisers A n t o n i n s Betrachtungen über sich selbst, nach J o h . Adam H o f m a n n s Verdeutschung, mit vieler Rührung gelesen. Sie besann sich also auf den ersten Unterricht dieses Kaisers, und auf die Lehrmeister, die er dabey in allen Wissenschaften gehabt hatte. Sie dichtete, daß sein Großvater L u c i u s V e r u s ,
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diesen jungen Prinzen, theils ihn auf die Probe zu stellen, theils die Wahl seiner gelehrten Bemühungen ihm selbst zu überlassen, einen Tag angesetzet, daran die fur ihn bestimmten Lehrer der Dichtkunst, Beredsamkeit, Geschichte und Weltweisheit, ihm ihre Disciplinen anpreisen sollten. Der Prinz hatte sie alle gehöret, und alsdann gewahlet: und diese Wahl wäre, nach der bekannten Neigung dieses Kaisers zur Philosophie, schon in seiner Kindheit, fur die Weltweisheit ausgefallen. Indem sie also die Scene dieser Reden aus Athen nach Rom versetzet, und einen so wichtigen Umstand, die Erziehung eines so großen Kaisers, als Antonin gewesen, der sich bey der ganzen Nachwelt, den Beynahmen des Philosophen erworben, ins Spiel gemischet, und zum Behuf ihres Wettstreites geschickt ergriffen hatte: so bemeisterte sie sich auch aller dieser Vortheile auf eine so glückliche Art, daß sie, anstatt einer schwachen Nachahmung der Frau G o m e z , wie es das Ansehen haben konnte, ein ungleich stärkeres Original lieferte; jenes Vorbild aber sehr weit zurück ließ. Es sind auch allerdings in allen vier Reden solche feurige Züge eines rednerischen Geistes enthalten; und sonderlich ist des Philosophen Schutzrede mit so überwiegenden und siegenden Gründen angefüllet, daß dieß Werkchen mit Recht der T r i u m p h d e r W e l t w e i s h e i t heißen konnte. Unter diesem Namen erschien es 1738 und zwar in Gesellschaft des gometzischen Sieges der Beredsamkeit; um jedem Leser die Vergleichung bey der Werke völlig anheim zu stellen, und möglichst zu erleichtern. Diesen beyden Wettstreiten fügte sie noch ein Paar andere Reden bey, die sie gleichfalls bey läufig ausgearbeitet hatte. Mit der ersten hatte sie ihrem Freunde und Gatten ein Angebinde an seinem Jahrstage gemachet; den sie insgemein mit einer neuen Ausarbeitung zu beehren pflag. Sie bewies darinnen: daß ein rechtschaffener Freund ein Philosoph seyn müsse; und bestätigte solches aus eigener Erfahrung, mit 34«
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seinem Beyspiele. Gleichwohl wurden im Drucke viele von den besondern Lobspruchen desselben weggelassen: weil die Welt insgemein solche Erklärungen nicht vertragen kann. Genug, daß ihre vorzügliche Neigung gegen die Lehren der Weltweisheit, sich hier auf eine neue Art erwiesen hatte. Die zweyte Rede aber war von einem ganz besondern Geschmacke, und zeigte ihre Einsicht in die wahre Beredsamkeit, sonderlich was die ihr anstandige Schreibart betrifft, durch einen neuen und zu der Zeit noch unversuchten Kunstgriff· Es lebte damals, unter den hiesigen witzigen Köpfen und Dichtern, auch der so berufene A m a r a n t h e s , oder Gottlieb Siegmund C o r v i n u s noch, der vor kurzem einen Band deutscher Reden ans Licht gestellet hatte. Derselbe war nun noch g r ö ß t e n t e i l s in dem alten lohensteinischen und weidlingischen Geschmacke; und hatte also seine Reden, theils in einer sehr schwülstigen Schreibart abgefasset, theils eine Menge falsches Witzes darinne ausgekramet. Dieser Ausdruck nun konnte dem richtig denkenden Geiste der Wohlsei. unmöglich gefallen: aber nur Sie war im Stande das U n gereimte desselben, auf eine dem Verfasser selbst ertragliche Art, begreiflich zu machen. Eine Gesellschaft witziger Freunde und Freundinnen belustigte sich damals dadurch, daß sie einander an ihren gegenseitigen Geburtstagen, allerhand spaßhafte Glückwünsche macheten: wodurch die Zeit eines Nachmittags, oder Abendes viel angenehmer vertrieben ward, als mit dem gewöhnlichen Kartenspiele. C o r v i n u s , der als ein witziger Kopf nach der alten Mode, mit seinen wunderlichen Einfallen, die von ihm den Namen der C o r v i n e r e y e n führten, zur Lust der Gesellschaft dienete, ward insgemein, ohne seine Unkosten, mit zur Versammlung gerufen: und brachte fleißig die Früchte seines Witzes mit, um die Gesellschaft zu vergnügen. Was war nun billiger, als daß man auch seinen Jahrstag, mit Ablesung von allerley Spielwerken und alt-
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fränkischen Gedichten feyerte? Die Wohlsei. aber nahm sich etwas größeres vor. Sie sammlete aus seinen eigenen Reden die seltsamsten Einfalle, Ausdrücke und Redensarten, und machte gleichsam einen oratorischen C e n t o daraus, der aus allerley zusammen geflickten Brocken bestund; und bey dem allen, ihm zum Lob gereichete. Dieses Stück las Sie in der Versammlung mit dem sehr ernsthaftem und erhabenem Tone einer Lobrednerinn vor; so daß die ganze Gesellschaft, wegen der schwülstigen Ausdrücke, anfanglich in ein Erstaunen, endlich aber in ein lautes Gelächter ausbrach; indem viele darunter die corvinische Schreibart nur gar zu deutlich erkannten. Er selbst ward es bald gewahr, daß seine Reden dabey gebrauchet worden; wußte aber kaum zu unterscheiden, ob er es als eine Ehre, oder als eine Beschimpfung ansehen sollte; zumal da man ihn versicherte: es sey eine gar zu starke Nachahmung seiner Schreibart zu nennen. Dabey blieb es auch; allein diese Rede ward hier mit beygedrucket, und hat sonder Zweifel vielen Anfängern in der Redekunst zur Warnung gedienet. Nachmals aber hat der sei. Mag. S c h u l z , in seinen Mustern und Beyspielen aus den Schriften der besten Redner, aus dieser Sammlung der Wohlseligen, sehr viele der schönsten Stellen an gehörigen Orten eingeschaltet, und angehenden Rednern zur Nachfolge angepriesen. Um diese Zeit war in Frankreich oder Holland, die so betitelte F E M M E D O C T E U R , OU LA T H E O L O G I E JANSENISTE TOMBÉE EN Q U E N O U I L L E herausgekommen; ein leichtfertiges Schauspiel, womit die Jesuiten die Jansenisten zu Paris eingetrieben hatten. Die Wohlsel. hatte in ihrer Jugend eine Brut von solchen Frömmlingen gekannt, die sich auch in die Hauser klugseynwollendes Frauenzimmers eingeschlichen, um sie unter dem Scheine der Andacht zu gewinnen, und zum Behufe ihrer Herrschsucht, zu misbrauchen. Bey Durchlesung dieser Komödie glaubte sie, sehr viel Aehnlichkeit zwischen diesen hluchlerischen Seelenbrudern, und den
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französischen Jansenisten zu bemerken: und da sie die Künste und Lebensart von jenen noch in frischem Andenken hatte, meynte sie vielen einen heilsamen Dienst zu thun, wenn sie die Abscheulichkeit boshafter Absichten und Verfuhrungen, auch in unsrer Muttersprache bekannt machen möchte. Sie begnügte sich aber nicht mit einer bloßen Uebersetzung, wie es T e r e n z mit Menanders Stücken gemachet hatte; sondern änderte Namen und Umstände dergestalt, daß diese ihre Nachahmung ein auf deutschem Boden gewachsenes Original zu seyn schien. Sie betitelte es: D i e P i e t i s t e r e y im F i s c h b e i n r o c k e , und es gelung ihr damit so gut; daß eine Menge von Lesern die es in Hamburg gedruckt erblickten, es keinem unberuhmtern Schriftsteller, als dem berühmten Pastor Neumeister, zueignete; dessen Eifer wider die Pietisten, sich sonst schon auf mehr als eine Art beißend genug erwiesen hatte. Desto mehr Aufsehen machte nun dieß Stück in ganz Deutschland. An etlichen Orten, wo Leute von dieser Art, die Hand mit am Ruder hatten, ward es weggenommen, verbothen, und fast für unehrlich erklaret: dahingegen unzâhliche einsehende und wohlgesinnte Theologen es fur sehr nützlich und geschickt hielten, die schleichenden Muckerey der Kopfhanger, und die quäkerische Dummheit vieler Phantasten auszurotten. Es ist auch kein Zweifel, daß dieß Schauspiel, der damals sehr machtigen Pietisterey, einen empfindlichen Stoß gegeben; und sie durch die Waffen des Auslachenswurdigen so kraftig bestritten: als C e r v a n t e s , durch seinen Don Quixote, die Ritterbucher in Spanien, und C o r n e i l l e , durch seinen BERGER EXTRAVAGANT, die Schäferromane in Frankreich niedergeschlagen hatte. Da die Wohlselige noch immer die Musik zur Abwechselung ihrer Nebenstunden zu brauchen pflegte: so bemühte sie sich auch darinnen die gemeine Bahn des Frauenzimmers in etwas zu überschreiten. Den Generalbaß hatte sie auf dem Claviere schon in Danzig gelernet: allein die musikalische
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Setzkunst, oder das Componiren, hatte sie noch nicht begriffen. Bey ihrer großen Fähigkeit und Neigung zu dieser Kunst, hatte sie also nur noch einen Schritt zu thun: und hier wählte ihr Gatte, von denen damals hier befindlichen Musikverständigen, einen der geschicktesten Lehrlinge des Capellmeisters B a c h , Herrn K r e b s e n : der nachmals sehr berühmt geworden. In kurzem begriff sie so viel davon, als zu Stillung ihrer Begierde nóthig schien. Sie setzte nicht nur eine sogenannte ganze Suite, womit sie zur Erkenntlichkeit, ihren Gatten einmal an seinem Jahrstage anband; sondern brachte auch eine Cantate von seiner Arbeit in Noten, die auf ihrer beyder glückliche Verbindung verfertiget war. Vieleicht waren beyde Stücke nicht unwerth bekannt zu werden, um der Welt ihren glücklichen Geist auch in dieser frey en Kunst vor Augen zu legen. Folgende Sammlung liefert indessen bloß diese letzte a.d. 178 u . s . f . S . Ohne Zweifel hat auch der Ruf davon damals gemachet, daß der jetzige Kammersecretär zu Braunschweig, Herr J o h . F r . G r ä f , 1739. die zweyte von seinen artigen Liedersammlungen ihrem Namen zueignete; ja daß selbst Herr Hofrath von M i t z i e r , in Warschau, der damals noch hier lebte, ihr vor einer seiner musikalischen Schriften gleiche Ehre erwies. Man glaube indessen nicht, daß ihr Flügel und ihre Laute sie ganz von den ernsthaftem Musen abzuziehen vermocht. Nein, neben der lustigen T h a l i a , war sie auch eine Freundinn der strengen Melpomene geworden. Erstlich hatte sie schon in Danzig einen Aufzug aus der voltairischen Zaire, in reimlosen Versen versuchet; der auch dem Siege der Beredsamkeit beygedrucket worden; und wie oben gedacht worden, Addisons Cato aus dem Englischen verdeutschet. Nunmehr übersetzte sie in diesen Jahren die C o r n e l i a , ein Trauerspiel aus der Madem. B a r b i e r . Zweyerley hatte sie gereizet, dieß Stuck vor andern zu einem tragischen Versuche zu wählen. Das erste war, daß die Verfasserinn desselben ein Frauenzimmer war, mit dem sie sich, so zu reden, am lieb-
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sten in einen Wettstreit einlassen wollte: welche von ihnen, die großmüthigen und edeln Gesinnungen einer Römerinn, am stärksten und feurigsten ausdrücken konnte? Das zweyte war, die Heldinn des Stückes selbst, die große Tochter Scipions des Africaners; die berühmte Mutter der Gracchen; die Ehre ihres Geschlechtes: deren erhabenes Beyspiel und tugendhaftes Wesen ihr vor andern werth schien, erneuert, und auch in Deutschland bekannter zu werden. Es gelung ihr auch die Verdeutschung desselben dergestalt, daß die damalige neuberische Bühne dasselbe mit dem größten Beyfalle auffuhrete; und ihr Gatte kein Bedenken tragen dorfte, den II. Band seiner deutschen Schaubühne damit zu zieren. Man lese nur selbst die heftigen Auftritte dieser republicanischen Römerinn, mit dem Consul L i c i n i u s : so wird man erstaunen, mit was fur einer Ungezwungenheit und Starke im Deutschen die Ubersetzerinn alles ausgedrucket. Viele Kenner, die selbige mit dem Original verglichen, haben wohl gar den Ausspruch gethan: daß die Dollmetschung an vielen Stellen demselben an Geist und Feuer weit überlegen sey. Das zweyte tragische Stuck, daran sie sich wägete, war des Hrn. von Voltaire, Alzire, die Americanerinn. Es hatte sich noch niemand an die Uebersetzung dieses Stückes gemachet, als sie selbige unternahm; und glucklich damit zu Stande kam. Kaum aber war sie damit fertig geworden, als Herr Secretar Kopp in Dresden, mit seiner in langen achtfußigen Jamben abgefaßten Verdeutschung ans Licht trat, und Herr Licenciât Stûven in Hamburg, ein sehr glücklicher Dichter, der itzo in wichtigen Bedienungen zu Braunschweig steht, eben dergleichen in ordentlichen sechsfüßigen Versen lieferte. Beyde verdienten ihr L o b , welches ihnen auch die Wohlsel. gern gönnte. Doch, da gleichwohl ihre Uebersetzung der Zeit nach, die erste gewesen, und jenen gar wohl an die Seite gesetzet zu werden verdienete: so trug man nachmals kein Bedenken, dieselbe in dem I I I . Bande der deutschen Schaubühne, auch ans Licht zu stellen. Kenner und
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Kunstrichter mögen urtheilen, welche darunter den Vorzug verdienet. Wenigstens ist der Wohlsei. ihre, oft mit dem größten Beyfalle aufgefuhret worden. So wenig die Wohlselige ihre Feder zu allerhand Gelegenheitsgedichten in beständiger Bewegung erhielt; und so sehr sie von einer solchen Verschwendung ihrer Zeit und Einfalle eine Feindinn war: so wenig konnte sie sich doch zuweilen ihrer Neigung entziehen, bey gewissen Veranlassungen ihre Gesinnungen poetisch zu entdecken. Eine solche war fur sie, die um diese Zeit von dem Reichsgrafen, und kônigl. pohln. Cabinetsminister von Man teufel, gestiftete alethophilische Gesellschaft zu Berlin. Die Aufnahme der Wahrheit nämlich, die damals von dem berühmten Probste Reinbeck, und etlichen andern vornehmen Theologen, zum Besten des Kanzlers und Freyherrn von Wolf, muthig vertreten ward, bewog sie, im Namen dieser allegorischen Göttin, ein poetisches Schreiben an jenen großen Beschirmer derselben abzulassen. Dieß war mit den edelsten Gedanken, und kraftigsten Ausdrücken, in einer starken und reinen Dichtkunst abgefasset: und ward nicht nur einzeln, sondern auch in dem 1. Stücke der Belustigungen des Verstandes und Witzes wieder abgedrucket: so wie es in den gesammleten Gedichten der Sel. a.d. 99sten S. abermal erscheinen wird. Auf einer erblaßten Freundinn, der sei. Frau Prof. Richterinn, einer geb. Börnerinn, frühen Tod, verfertigte sie eine sehr bewegliche Elegie: eine Art von Gedichten, darinn sich sehr wenige deutsche Dichter stark gewiesen, und noch keiner sie ubertroffen hat. An ihren Gatten, der 1739. sein erstes Rectorat allhier ablegte, richtete sie im Namen des ersten Rectors der Leipziger hohen Schule, Johannes von Münsterberg, ein sehr nachdrückliches Glückwünschungsschreiben; und auf das 1740 allhier gefeyerte Jubelfest der Buchdruckerkunst, lieferte sie, auf inständiges Bitten der ansehnlichsten Kunstverwandten, eine Ode, die gewiß eine Flemmingische Stärke wieß.
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Dieses mag von ihren kleinen Gedichten genug seyn: wiewohl sie deren, auf ihren Gatten noch verschiedene aufgesetzet hat. Sie folgen in der Sammlung derselben, nach der Zeitordnung: und hiedurch ist die Sei. jener tugendhaften Römerinn ähnlich geworden, die auch ihren Gemahl mit Gedichten zu beehren pflegte. Außerdem hätte sie auch einer keuschen S u l p i t i a verglichen werden können, die in R o m , bey gänzlicher Verderbung weiblicher Sitten, von der ganzen Stadt einhällig erwählet wurde, den vom Rathe neugestifteten Tempel und Dienste der h e r z e n l e n k e n d e n V e n u s , (VENERIS VERTICORDI/E,) im Namen alles Frauenzimmers einzuweihen. U m eben diese Zeit veranlassete die Bekanntschaft ihres Gatten mit des Reichsgrafen von Manteufel Excellenz, welcher damals seinen Aufenthalt von Berlin nach Leipzig verlegte, und deswegen etlichemal ab= und zu reisete: daß dieselbe diesen großen Gönner und Kenner der Wissenschaften zu vergnügen, ein paar kleine Schriften verfertigte, die man ihr noch nicht überlaut bey geleget hat. Sie schlugen bey de ins theologische Fach, und sind mit verschiedenen Bewegungen der Gemuther aufgenommen worden; nachdem ihre Leser gesinnet waren. Bey den erbaulichen und ungezwungen gründlichen Predigten, die der Herr Reichsgraf in Berlin vom Probste Reinbeck hôrete, und uns beständig anpries, ja gar ins Französische übersetzte, entfuhr der Seligen einmal der Spaß: daß sie sich auch wohl getrauete, eine Predigt zu machen, die den Hrn. Grafen vergnügen sollte. Einem Herrn von seiner Art, dorfte man einen solchen Scherz nicht zweymal sagen, ohne aufs begierigste zu dessen Vollziehung aufgefordert zu werden: und die Selige hatte zu viel Ehrliebe, als daß sie ein gegebenes Wort nicht hätte erfüllen sollen. Hier aber that sie es desto lieber, je gewisser sie wußte; daß sie es auf eine sehr unerwartete Art vollführen würde. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, eine ernsthafte Predigt zu machen: vielmehr wollte sie dem vernünftigen
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Geschmacke des H r n . Probsts und Consistorialraths R e i n b e c k im Predigen, einen sehr altvaterischen, und schon mehrentheils aus der Mode gekommenen homiletischen Schlendrian entgegensetzen; der zu schlechtem Vortheile der Religion, unter gewissen Kirchendienern nur gar zu lange, geherrschet hatte. Kurz, so wollte in der geistlichen Beredsamkeit eben das leisten, was sie schon in ihrem Siege der Weltweisheit, in der weltlichen, auf eine ironische Art geleistet hatte. War dort der übertriebene Schwulst im Ausdrucke, der Gegenstand ihres Spottes gewesen: so sollte hier der einfältige Witz, in allegorischer Verdrehung und Zerstûmmelung eines Spruches, und eine abgeschmackt angebrachte Belesenheit, den Stoff des Lächerlichen hergeben: dergleichen die Selige entweder vormals auf Kanzeln gehöret, oder in schlechten Postillen gelesen haben mochte. Weit gefehlet aber, daß sie diese ihre Ausarbeitung auf einen biblischen Spruch hatte richten sollen: so suchte sie dergleichen heiligen Misbrauch, mit Bedachte an einer Stelle eines weltlichen Poeten sichtbar zu machen. Sie wählte einen Ausruf des H o r a z : Q u o ? QUO, SCELESTI, RUITIS? aus der 14. Ode des I. Buches, zum Texte ihrer Predigt; weil damals in einer gewissen theologischen Monathschrift, den neuern Weltweisen damaliger Zeiten, sehr oft ein bewegliches Q u o RUITIS? war zugerufen worden. In diesem Spruche fand sie nun, als eine allegorische Homiletinn, folgendes schematische THEMA: „HORATH, als eines wohlerfahrenen Schiffers, beweglicher Zuruf, an alle auf dem Meere der gesunden Vernunft schwimmende Wolfianer:" und handelte dabey ab: 1) D a s s c h o n b e m a h l t e B o o t , 2) d e n S c h i f f e r d e r i h m d r o h t , u n d 3) d i e zu b e s o r g e n d e N o t h . Man kann leicht denken, daß die Ausarbeitung, dieser einfaltigen Erfindung gemäß, ziemlich abgeschmackt und lächerlich herausgekommen seyn wird. Alle läppische Künste schlechter Homileten waren hier angebracht: und ich darf wohl nicht sagen, wie sehr dieser Spaß den erlauchten
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Mácenas vergnüget haben wird; als er denselben nach Berlin bekam, und in der alethophilischen Versammlung dem Hrn. Consistorialrathe R e i η b e c k vorlesen ließ. Eine Probe dieses Beyfalls aber war es, daß dasjenige, was die Verfasserinn nur diesem großen Minister zum Vergnügen aufgesetzet, und niemals dem öffentlichen Drucke bestimmet hatte, auf Veranstaltung desselben, man weis nicht recht, wo? gedrucket, mehr als einmal nachgedrucket, und mit andern Zusätzen einiger Schreiben, die sie gleichfalls entworfen hatte, vermehret ward. Das Gerücht war auch so verschwiegen nicht, als es billig hatte seyn sollen: und die gelehrten Schriften zweener Theologen, in Rostock"' und Wittenberg**, konnten ihren Eifer nicht so gar maßigen, daß sie die Selige nicht öffentlich, wiewohl noch ohne Meldung des Namens, geruget; ja ihr wohl gar, auf eine ziemlich untheologische Art, gefluchet haben sollten. Genug davon. So spaßhaft dieß kleine Stück gerathen war, so ernsthaft war eine Uebersetzung aus dem Englischen eines ehemaligen Vicekanzlers der Universität zu Oxfort, D . Eachards. Dieser hatte, als ein ansehnlicher Prälat der englischen Kirche, sich um das Verderben der dasigen Geistlichkeit bekümmert, und dasselbe, so viel an ihm war, durch einen kleinen Tractat: von den Ursachen der Verachtung der Religion und Geistlichkeit zu hemmen gesuchet. In einer Sammlung eachardischer kleiner Schriften, so die Selige aus der Bibliothek des sei. geheimen Kriegsraths von Dieskau, mitgetheilt bekommen, hatte sie dieß kleine Stuck angetroffen. Als nun der Herr Probst Reinbeck, über die kônigl. preußische Verordnung von besserer Einrichtung der Predigten, eine so betitelte Lehrart erbaulich zu predigen, ans Licht stellete; übersetzte die Selige, das gedachte kleine Werkchen, und schickte es, durch Einschluß des Hrn. Grafen von Manteufel, an * H r . D . und Prof. E n g e l k e , als Rect. Magnifiais u. Dechant. * * Herr D . K l u g e , als Archidiaconus daselbst.
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denselben, als einen Beytrag zu seinem neuen Buche. So satirisch und spaßhaft nun auch der Inhalt desselben war: so viel Beyfall fand selbiger bey diesem vernunftigen Geistlichen. Er sah nämlich bald ein, daß unzahliche Fehler der Englander auch unter uns im Schwange giengen; und daß also dieß Werkchen der Kirche zu vielem Nutzen gereichen könnte, im Falle es bekannt wurde. Er trug also kein Bedenken, selbiges, mit seiner eigenen Vorrede versehen, unter seinem Namen ans Licht zu stellen. Dieß geschah erst einzeln, weil die Lehrart erbaulich zu predigen schon fertig war: als aber diese zum zweytenmale gedruckt werden mußte, ward es derselben unzertrennlich bey gedruckt; und hat sonder Zweifel der evangelischen Kirche sehr viel gute Dienste gethan, indem es unzahliche Thorheiten von der Kanzel geschaffet. Kaum war der Herr Cabinetsminister, Graf von Manteufel hier in Leipzig angekommen, um den bestandigen Aufenthalt seiner noch übrigen Jahre allhier zu nehmen: so bemühte sich die Wohlselige, demselben eine neue Probe ihrer alethophilischen Gesinnungen abzulegen. Die Frau M a r q u i s i n n von C h a t e l e t , hatte mit dem H r n . von M ai r a n , beständigem Secretar der parisischen Akademie der Wissenschaften, einen gelehrten Briefwechsel, über das M a a ß der l e b e n d i g e n K r ä f t e in den K ö r p e r n , geführet; und darinn die leibnitzische Lehre davon vertheidiget. Bey ihrer Einleitung zur Naturkunde hatte sie in ganzes Capitel angehenket, welches wider eine Abhandlung des Hrn. von Mairan gerichtet war, die 1728 in den MEMOIRES der Akademie gestanden hatte. H r . von M a i r a n vertheidigte sich gegen sie, in einem gedruckten Schreiben: und dieses beantwortete sie gleichfalls, in einer zu Brüssel 1741 gedruckten Schrift, auf das siegreichste. Einer gelehrten Franzôsinn und Philosophinn Schrift zu verdeutschen, die zumal dem größten deutschen Philosophen das Wort redete, das gab eine so starke Versuchung fur die Wohlselige ab,
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daß sie derselben nicht widerstehen konnte: zumal, da sie auch einem großen Freunde von Leibnitzen dadurch ein Vergnügen machen konnte. Kurz, sie übersetzte sie, und ward von demselben fur diese Bemühung, mit einer goldenen alethophilischen Schaumünze beschenket; die andern Mitgliedern nur in silbernen Abdrucken zu Theile geworden"'. Sie hatte aber dem Werkchen eine poetische Zuschrift an die Frau Marquisinn von Chatelet vorgesetzet; die gewiß viel Eindruck bey ihr gemachet haben wurde, wenn sie so viel deutsch verstanden hatte, als die Verfasserinn französisch verstund. Sie ist in der Sammlung ihrer Gedichte a.d. 120. S. nach der Lange zu lesen. Nach diesem allen wird man sich nicht wundern, daß die Wohlselige auch ihrem Gatten, bey der Ausgabe des verdeutschten b a y l i s c h e n W ö r t e r b u c h e s , die wichtigsten Dienste leisten können. Denn außerdem, daß sie im IV. Bande desselben, im Art. R o r a r i u s , die Leibnitzische Antwort auf B a y l e n s Einwürfe, und am Ende in den neuen Zusätzen, noch eine andre Antwort dieses großen Gelehrten, auf die fernem Einwendungen H r n . B a y l e n s verdeutschet hat: so hat sie auch durchgehende die deutsche Schreibart des damaligen Uebersetzers, Hrn. Kônigslôwens, verbessert. Sie las dieselbe nämlich allemal vorher durch, und brachte seine mehrentheils sehr weitschweifigen und unrichtigen Ausdrücke in ein besseres Geschick; ehe sie mir dieselben laut vorlas, indem ich den Grundtext vor Augen hatte, um von der Richtigkeit der Dollmetschung urtheilen zu können; und ergänzte eigenhändig alles, was etwa versehen oder ausgelassen war. Wenn ich hingegen den zweyten Probebogen im Drucke selbst durchgieng, und laut herlas, sah sie auch den französischen Text, sonderlich alle lateinische und griechische Stellen, Namen und Jahrzahlen allemal sorgfältig nach, um mir die vorgegangenen Druckfehler auf * Man findet ihren Abdruck über diesem Leben.
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schärfste anzuzeigen. Und dergestalt ists geschehen, daß sie in den Jahren 1 7 4 1 . 4 2 . 4 3 . und 44. das baylische Wörterbuch von Anfang bis zum Ende dreymal durchgelesen: gewiß eine Arbeit, der sich wohl kein Frauenzimmer in der Welt wird rühmen können. Im 1740sten Jahre faßte man hier den Entschluß, den engländischen Spectator auf eine richtigere und vollständigere Art ins Deutsche zu bringen, als er im Französischen erschienen, oder auch vormals deutsch ans Licht zu treten angefangen hatte. Hauptsächlich machte ich dabey auf meine fleißige und arbeitsame Gattinn Rechnung, die theils zu dieser Arbeit alle Lust und Fähigkeit hatte, theils ihre Nebenstunden nicht besser anwenden konnte, als mit der Uebersetzung eines so angenehmen und erbaulichen Werkes. Sie übernahm das ihr zugetheilte erste Stuck, oder Blatt desselben mit Vergnügen, da ich das zweyte, und ein dritter guter Freund, allemal wöchentlich das dritte übersetzen sollte. Denn da wöchentlich ein ganzer Bogen ausgegeben werden sollte, darauf ungefähr drey Blätter des Englischen Platz hatten: so glaubten wir der Arbeit desto besser, gewachsen zu seyn, wenn jeder von uns nur ein einziges zu übersetzen hätte. Allein die beschafftigte Lebensart, darinn ich dazumal stund: da außer meinen häufigen Vorlesungen auch öftere Rectorate und Decanate; imgleichen die Ausgabe des baylischen Wörterbuches mir sehr viel Zeit wegnahmen: machete, daß die Wohlsel. noch vielmehr dabey zu thun bekam, als sie anfangs versprochen hatte. Denn so oft es mir an Muße fehlte, mein Stuck zu liefern, übernahm sie dasselbe an meiner Stelle. Man wird dieses gleich im Anfang des I. Bandes, und sonst sehr häufig in allen Bänden wahrnehmen, wenn man am Ende der Stücke auf die Sternchen acht geben will, womit sie es gut befand, ihre Arbeiten von den andern zu unterscheiden: da die Meinigen ein f bemerkete, unsers dritten Mannes seine aber ganz ohne Zeichnung geblieben sind. So hat ihr denn wirklich unser Vaterland den größten
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Theil des verdeutschten Zuschauers zu danken: und ein jeder, der ihre Stücke mit dem Originale gegen einander halt, wird sehen, wie glücklich, treulich und ungezwungen solches von ihr geschehen ist. Da um eben diese Zeit, ja vorher schon, auch die Beytráge zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit unter meiner Veranstaltung, fleißiger als vorhin ans Licht traten, geschah es, daß ich allmählich auch meine wohlsel. Freundinn zu dieser Arbeit anfûhrete, und mir also eine Gehulfinn aus ihr bereitete. Ich gab ihr anfänglich kleine Nachrichten und Auszüge aus lustigen und so zu reden, spaßhaften Sachen abzufassen: dergleichen J o h . Maria M a x e n s Vorschläge zur Verbesserung des Schulwesens, und der Sammler (im XVten Stücke oder IV. Bande, a.d. 3. u. f. S.) S t o p p e n s und H a g e d o r n s Fabeln, la M o t t e n s von Glafeyen verdeutschte Fabeln, N e u k i r c h s Telemach (im V. Bande) u. dergl. mehr waren. In den folgenden Banden hat sie mir auch zuweilen etwas geliefert, das ich ihr zum Ruhme nicht verschweigen kann. Z . E . im V I I I . Bande der Beytráge ist auf der 233sten u. f. S. des Bruchsalischen P. F o r s t e r s Lobrede auf den Tod Kaiser Karls des V I . von ihr auf eine sehr spaßhafte Art recensirei. Auf der 420sten u. f. S. hat sie des berühmten P. B u f f i e r s Abhandlung: daß alle Sprachen und Mundarten in der Welt, eine gleiche Schönheit haben, verdeutschet. Auf der 535 u. f. S. hat sie aus Hrn. Hofrath T r i l l e r s Prinzenraube den Auszug gemachet: u. auf der 671 u. f. S. hat sie eine krittische Untersuchung der b o d m e r i s c h e n U e b e r s e t z u n g eines Stückes aus dem Telemach, in dem Charakter der deutschen Gedichte, abgefasset. Und auf eben den Schlag hat sie auch nachmals, in dem neuen Buchersaale der schönen Wissenschaften und freyen Künste, imgleichen in dem Neuesten aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, mit einer schon geübtem Feder viele wichtigere Werke, auf eine so gründliche als angenehme Art beurtheilet und bekannt ge-
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machet, daß die Leser allemal höchst vergnügt damit gewesen. Vieleicht kann ich dereinst alle diese Artikel in einer Sammlung liefern; da dann sonderlich die Auszüge aus einer guten Anzahl katholischer Lobreden, oder Leichenpredigten auf hohe Häupter und neue Heilige die von ihrer Feder sind, wegen ihres satirischen Salzes vor andern hervor leuchten werden. N u n komme ich auf den großen Antheil, den die Wohlselige an der Verbesserung und dem Flore der gereinigten deutschen Schaubühne genommen, ein Verdienst, welches sie bey der Nachwelt schon allein unsterblich machen könnte, wenn sie gleich sonst weiter nichts geleistet hatte. Daß sie durch den engl. Cato, und die Pietisterey im Fischbeinrocke bereits glückliche Versuche in der tragischen und komischen Schreibart gewaget hatte, habe ich bereits oben beygebracht; auch zweyer von ihr übersetzten Trauerspiele schon beylaufig erwähnet. Auf diese ihre, noch im verborgenen ruhende Geschicklichkeit aber, die mir nur noch allein bekannt war, rechnete ich hauptsächlich, als ich 1740 den Vorsatz faßte, meine deutsche Schaubühne ans Licht zu stellen: weil ich mir gewiß eine starke Beyhülfe in beyderley Schreibart von ihr versprechen konnte. Ich irrete mich auch keinesweges: denn ich habe nachmals keinen einzigen Band davon ans Licht gestellet, den sie nicht zum wenigsten mit zweyen Stücken bereichert und gezieret hatte. Ich will dieselben nach der Reihe namhaft machen, und ihrem Geiste und Fleiße dadurch Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Bekanntermaßen fieng ich mit dem II. Bande an, diese Sammlung ans Licht zu stellen: weil ich zu dem ersten Aristotels Dichtkunst bestimmet hatte. Allein ich will hier in der Ordnung der Bande bleiben, und ihre Arbeiten ohne Absicht auf die Zeitordnung melden, darinn sie ausgearbeitet worden. Es enthalt also der erste Band von ihrer Arbeit 35
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I. Molierens Menschenfeind, auf die deutsche Bühne eingerichtet. II. Die Widerwillige (ESPRIT DE CONTRADICTION) a u s d e m RIVIERE DU FRENY.
Der II. Band. III. Cornelia, die Mutter der Gracchen, ein Trauerspiel, aus der Mademois. Barbier verdeutschet. IV. Das Gespenst mit der Trommel, aus dem Destouches, der es von dem Addison entlehnet hatte. Der III. Band. V. Alzire, die Americanerinn, ein Trauerspiel. aus dem Hrn. Voltaire; davon schon oben gedacht worden. VI. Der Verschwender, oder die tugendhafte Betrugerinn, gleichfalls aus dem Destouches. VII. Der poetische Dorfjunker, aus eben demselben. Und hiermit endigten sich ihre Uebersetzungen. Denn es liefert Der IV. Band. VIII. Die ungleiche Heurath, ein Original» Lustspiel von ihrer Arbeit , wozu sie durch eine besondre Begebenheit veranlasset worden; da ein vornehmes Fräulein, den Hofmeister ihres Bruders, einen langen Irrländer, heurathen wollte. Die Wohlselige ward, von derselben deswegen schriftlich zu Rathe gezogen; die ihr aber alle Misheurathen widerrieth; und zu mehrerer Bestätigung ihrer Meynung, dieß Stuck ausarbeitete. Der V. Band. IX. Die Panthea, ein Original-Trauerspiel, dessen Stoff aus Xenophons Cyropadie genommen; und fur ein Meisterstück zu halten ist; auch in Königsberg einmal von lauter fürstl. und graflichen Personen aufgefuhret worden. X. Die Hausfranzôsinn, oder Mamsell, gleichfalls ein Original-Lustspiel. Der VI. Band. XI. Das Testament, ein deutsches Lustspiel, das wie die obigen, recht in dem feinen Ge-
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schmacke des Destouches ausgearbeitet worden. XII. Der Witzling, ein Nachspiel, worinn die Selige allerley kleine Kritiken wieder diese Schaubuhne, die damals von vielen jungen Dichtern gemachet wurden, abfertigte, und diesen eingebildeten Kunstrichtern glücklich das Maul stopfete. Da haben wir nun ein ganzes Dutzend theatralische Stücke, womit sich die Wohlsel. um die deutsche Schaubühne verdient gemachet, und mit allen Ehre eingeleget hat. Die meisten davon sind an vornehmen Höfen mit Vergnügen gesehen worden; und ich kann als eine besondre Begebenheit anführen, was im 1755sten Jahre, selbst in Dresden damit vorgefallen. Se. Kônigl. Hoheit, der Kônigl. Churprinz, und der Durchl. Churprinzeßinn Kônigl. Hoheit ließen sich, in Abwesenheit Sr. Kônigl. Majestät in Warschau, auf dem kleinen brühlischen Theater im Zwinger allerley deutsche Stücke aufführen, und vergnügten sich wöchentlich zwey bis dreymal daran. Die Selige kam diesen Sommer nebst mir nach Dresden; und kaum hatten Ihre Kônigl. Hoheiten meine Aufwartung gnadigst angenommen, und meiner Freundinn Anwesenheit erfahren, als Sie uns gnädigst Billete auf den adelichen Platz zuzusenden die Gnade hatten, und uns also ihren Belustigungen beyzuwohnen erlaubten. Allein wie angenehm geriethen wir nicht in Erstaunen, als wir das eigene Originalstück der Wohlsel. die ungleiche Heurath, aufführen sahen. Noch mehr verwunderten wir uns über die Gnade dieses erhabenen Paares, als wir vernahmen, daß bereits ein ander Stück zur Aufführung bestimmet gewesen; an dessen statt aber wegen der Ankunft der Wohlseligen, eiligst ihr eigenes Stück vorzustellen befohlen worden; welches schon vorhin vielmals war aufgeführet worden. Ihro Kônigl. Hoheiten hatten auch die besondere Gnade, die Verfasserinn, zu Sich in die Unterbühne (PARTERRE) rufen zu lassen, um in wahrender Vorstellung ihr Urtheil von den Schauspielern zu vernehmen; und, wenn 35*
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sie etwas fehlerhaftes anmerkte, solches sogleich denselben sagen zu lassen, um es künftig zu vermeiden. Dergleichen Billete bekamen wir hernach, so lange wir in Dresden waren, jedesmal zugeschickt, hatten auch öfters die Ehre, uns Ihrer Königl. Hoheit zu nähern, und von Ihnen über die Vorstellung der Schauspieler gnädigst befraget zu werden. J a die Gnade dieses erhabenen Paares gieng so weit, daß sie einmal, da wir unter dem letzten Auftritte, um dem Gedränge der Zuschauer zu entkommen, uns etwas zeitiger entfernet hatten, so daß die Durchl. Herrschaften uns am Ende nicht hinter sich erblickten, des folgenden Tages, der Seligen einen gnadigen Vorwurf zu machen geruheten, daß sie das vorige mal nicht zugegen gewesen. Verweise von so leutseliger Art, machen sich die Herzen aller wohlgeordneten Seelen zu eigen, und fässeln die Gesinnungen aller derer, die edel zu denken und zart zu empfinden wissen. Doch alles obige erschöpfte noch den Fleiß der Wohlseligen nicht. Sie gieng mir bey der bestandig fortgehenden Arbeit am Zuschauer, und an der deutschen Schaubühne, ja bey der Hülfe, so sie mir an dem baylischen Wörterbuch leistete, auch bey der neuen Ausgabe der verdeutschten Theodicee an die Hand, die 1744 ans Licht trat. Sie übersetzte mir nämlich dabey, nicht nur die fontenellische Lobschrift, auf den Freyherrn von Leibnitz, die ich derselben vorsetzete, mit solcher Artigkeit, daß die besonders schöne Schreibart des Verfassers, im Deutschen ungemindert, und ungeschwächet blieb; welches an der vorigen Ausgabe gefehlet hatte: sondern sie verdeutschte mir auch zu den neuen Zusätzen dieser Auflage, alle diejenigen wichtigen Stücke, d i e i c h a u s d e m R E C U E I L DE DIVERSES PIECES, DE M R . L E I B -
NITZ, CLARKE &C. &C. hinzu zu setzen fur gut befunden hatte. Diese Stücke nun hielten so viel tiefsinnige Materien, aus der innersten Metaphysik in sich, daß sie keine geringe Einsicht und Fähigkeit von demjenigen erfoderten, der sie, dem wahren Sinne ihres Urhebers gemäß, übersetzen wollte.
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Und gleichwohl wird man bey ihrer Arbeit nicht das geringste davon vermissen; zu einem deutlichen Beweise: daß sie an der nöthigen Scharfsinnigkeit und Einsicht in ihre Grundschrift, nicht den geringsten Mangel gehabt. Im 1742sten Jahre geschah es, daß mich die hiesige Universität zu ihrem Gevollmlchtigten auf den allgemeinen Landtag nach Dresden ernannte; als ich eben mein zweytes Decanat verwaltete. Zu dieser Reise nun, die mich ganzer 7 Wochen lang von meiner Arbeit entfernete, nahm ich die Wohlselige, als die beständige Gefährtinn meiner Beschäftigungen mit; und sie fand daselbst viel Gelegenheit, nicht nur alles merkwürdige in Augenschein zu nehmen; sondern auch viel gute Bekanntschaften, mit verschiedenen vornehmen Häusern zu machen; darinn der aufblühende Ruhm ihrer Gaben und Schriften bereits erschollen war. Allein, da unter der Zeit meiner Abwesenheit, auch der Druck des baylischen Wörterbuches immer seinen Fortgang hatte; so setzte sie auch ihre Arbeit in Verbesserung des Manuscripts, und im Vorlesen desselben, zu meiner eigenen Erleichterung, unausgesetzt fort. Die sel. Kônigl. Hofzeichnerinn, Frau Wernerinn, die in Sprachen und schönen Wissenschaften noch viel schätzbarer, als in ihrer Kunst war, war eine gebohrne Danzigerinn; die sich das Recht, ihre werthe Landsmanninn zu beherbergen, vorbehielt, und uns diese ganze Zeit über, alle nur ersinnliche Höflichkeiten erwieß. Mittelmäßige Geister nun würden diese bisher benannten Arbeiten schon dergestalt beschäftiget, ja überhäufet haben, daß sie ihnen kaum gewachsen gewesen waren, vielweniger noch an etwas anders hatten denken können. Allein bey der Wohlseligen war auch dieß alles noch nicht genug, ihre höchst wirksamen Seelenkrafte sattsam anzustrengen. Sie hatte immer noch Lust und Muße genug übrig, auch auf etwas anders zu sinnen. Dieß bewies auch in diesem arbeitsamen Zeitlaufe der p o p i s c h e L o c k e n r a u b , den sie aus dem Englandischen übersetzte, und 1744 ans Licht stellete.
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Wie sauer ihr diese Dollmetschung geworden, da sie dieselbe anfänglich nach der französischen Uebersetzung unternommen, und großen theils zu Stande gebracht hatte; hernach aber bey befundener großen Unrichtigkeit, von neuem umarbeiten, und nach dem brittischen Grundtext zum andern male verdeutschen müssen, hat sie in der Vorrede selbst gemeldet. Sie ließ auch ihren Unwillen, über den gallischen Dollmetscher nicht undeutlich blicken, ohne zu wissen, daß derselbe unser sehr werther Freund, und ein berühmter Gelehrter in Deutschland wäre. Allein sie hatte bald Ursache solches gewissermaßen zu bereuen, als sich derselbe auf die artigste Manier, für den Verfasser der so betitelten B O U C L E DE CHEVEUX ENLEVÉE, erklärte, über den sie sich so merklich entrüstet hatte. Ich muß diesen Umstand etwas deutlicher anführen; zumal er eine andre Begebenheit ihres Lebens mit beybringen wird, die ich dennoch hatte berühren müssen. Nach beschlossener vierjährigen Arbeit am baylischen Wörterbuche, that ich zu einiger Veränderung und Erholung der Kräfte, eine Reise in mein Vaterland, nach Königsberg in Preußen, welches ich seit zwanzig Jahren nicht gesehen hatte. Die Selige konnte bey dieser Reise auch die Ihrigen in Danzig besuchen, von denen sie seit neun vollen Jahren getrennet war. Diese Reise ward also um Pfingsten unternommen; und über Berlin und Stargard, und das grafi. Manteufelische Kummerfrey, bey Kerstin gelegen, auf Danzig, innerhalb 8 Tagen vollendet: woselbst wir vier Wochen lang uns bey ihren Blutsfreunden und Verwandten vergnügeten. Von hier giengen wir auf einen Monath noch 24 Meilen weiter, über Marienburg, Elbing, Braunsberg und Heiligenbühel, nach Königsberg, woselbst man sich dazumal anschickte, das zweyhundertjährige Jubelfest, der von Markgraf Alberten gestifteten Universität zu begehen. Hier wiederfuhr nun der Wohlseligen von allen meinen Freunden und Angehörigen, alle nur ersinnliche Ehre; indem sie schon
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durch ihre Schriften so bekannt daselbst geworden war, als sie immermehr in Sachsen seyn konnte. Im Anfange des Monaths August kehrten wir in Begleitung des sei. Professor Flottwells, nach Elbing zurück, wo wir abermal von dem preußischen Residenten, H r n . H o f r . von Pôhling, sehr wohl aufgenommen wurden. Von hier endlich giengen wir zu Wasser über das frische Haf nach Danzig, um nach genommenen Abschiede von ihren Angehörigen wieder nach Sachsen zu kehren. Dieß geschah gegen das Ende dieses Monaths, bis nach Stargard: wo wir gerade den Tag ankamen, da das Gymnasium daselbst, das Königsbergische Jubelfest begangen hatte, und auch uns des Abends noch mit einer öffentlichen Musik der Gymnasiasten beehrete. Tages darauf reiseten wir, in Begleitung des Herrn Prof. Denso nach Stetin ab: wo wir gleichfalls zu eben dieser Jubelfeyer ankamen, welche daselbst drey Tage lang begangen wurde. Hier geschah es nun, daß wir unter andern Bekannten und Freunden, die Mitglieder der manteufelischen alethophilischen Gesellschaft waren, auch den Herrn H o f prediger von Perard antrafen, den wir schon in Sachsen gekannt hatten, als er seine Heurath allhier mit einer jungen Engeländerinn vollzogen hatte. Dieser war nun vor andern sehr eifrig, uns alle Gefälligkeiten und Höflichkeiten im Ueberflusse zu erweisen. Aber nichts konnte der Wohlseligen unvermutheter begegnen, als da dieser gastfreye und geistreiche Gelehrte, ihr offenherzig gestund: daß er eben derjenige sey, der durch seine freye Uebersetzung des Lockenraubes, ihr so viel vergebliche Muhe gemachet hätte. Man kann leicht denken, wie leid es derselben geworden, daß sie unwissend, einen so gefälligen Freund, und leutseligen Mann; durch ihre Klagen über die Ungebundenheit der französischen Uebersetzungen, angegriffen; zumal da er die ganze Sache auf eine so artige Manier aufgenommen, und ihr einen unversehens begangenen Vorwurf, gar nicht übel genommen hatte.
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Diesen Lockenraub nun, dem zu gut ich diese kleine Ausschweifung machen müssen, eignete die Wohlselige auf des sei. Herrn Grafen von Mannteufel Anrathen, der Durchl. Herzoginn von Gotha zu; einer Fürstinn, die schon damals den Wissenschaften höchst ergeben und zugethan war. Ein artiges Andenken von derselben, das in einem schönen Ringe, und goldenen ETUIS bestund, bezeigte ihr die gnädige Aufnahme dieser großen Herzoginn: die sie auch nachmals persönlich zu genießen Gelegenheit gehabt; wie in dem folgenden erhellen wird. Weit gefehlt aber, daß nun die Wohlselige, nach dieser Veränderung auf einer Reise, von mehr als 200 Meilen, sich einer größern Gemächlichkeit und Muße bedienen wollen: so machte sie sich nach vollendetem Zuschauer, an A d d i s o n s G u a r d i a n . Den ganzen Winter und Frühling hindurch, übersetzte sie ganz allein die bey den Bande desselben, so daß sie schon 1745, an der Michaelismesse, beyde ans Licht gestellet erblicken konnte. In der Vorrede meldete sie selbst die Ursachen, warum sie dieß Werk zu verdollmetschen übernommen; nämlich weil die berühmten Verfasser desselben, S t e e l e , P o p e und A d d i s o n , die größten Geister Brittaniens, daran gearbeitet; und dennoch bey dem reichsten und stärksten Witze, den sie auf allen Blättern gewiesen, allemal der Religion das Wort geredet; weit gefehlet, daß sie derselben als Freygeister gespottet haben sollten! Ich kann nicht umhin hier einige Worte derselben mit einzurücken, die, da sie ihre ernstlichen Gesinnungen entdecken, ihr gewiß Ehre machen werden; so lange diese ihre Dollmetschung in der Welt seyn wird. So schreibt sie auf der 5. und 6ten S. ihrer Vorrede: „Noch eines Vorzuges dieses Buches muß ich erwähnen, indem derselbe fast hauptsachlich mich bewogen, diese Arbeit zu unternehmen. Es ist nicht zu lâugnen, daß es bey dem mannigfaltigen Guten, welches unserer Nation, seit einigen Jahren, durch die mehr und mehr üblich gewordene
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Kenntniß der englandischen Sprache, und derer darinn verfertigten Bûcher, zugeflossen ist, sich auch viel Böses eingeschlichen, welches außer diesem bey uns vielleicht viel später bekannt geworden wäre. Man kennet die Freyheit einiger brittischen Schriftsteller zur Gnûge, womit sie das Ansehen der sittlichen und gottlichen Wahrheiten zu untergraben bemühet gewesen, und zum theil noch sind. Dieses Gift hat bey einigen, und vielleicht nur bey gar zu vielen Gemuthern unter uns, einen schnellern Eingang gefunden, als zum Besten der zukünftigen Zeiten zu wünschen wäre. Es giebt viele junge und bereits erwachsene Leute, welche glauben, ein großer Geist und F r e y g e i s t , ein witziger Kopf und ein R e l i g i o n s s p ö t t e r , ein geistreicher Mann und ein W o l l ü s t l i n g , das wäre einerley: und es ist zu bedauren, daß dieser Irrthum nur gar zu oft solche Köpfe einnimmt, von denen das Vaterland, außer diesem, die größten Vortheile und alle Ehre zu hoffen hätte. Dergleichen Leute nun werden allhier einen Schriftsteller, oder vielmehr einige der besten englandischen Schriftsteller erblicken, die alles ihr Vermögen anstrengen, diesem Unheile zu steuren. Es sind tiefsinnige Weltweisen, die sichs für keinen Schimpf halten, Christen zu seyn. Es sind witzerfüllte Männer, die diese Gabe nicht zur Verachtung der Diener des Herrn anwenden. Es sind Leute, die den feinsten Spott in ihrer Gewalt haben, und dennoch damit weder der Unschuld, noch den guten Sitten zu nahe treten. Es sind Leute, welche die Welt, ja die große und reizende Welt gesehen haben; und dennoch nicht glauben, daß es ein Uebelstand sey, mäßig, bescheiden und keusch in Thaten und Ausdrücken zu seyn; Es sind Personen, die gewiß unter den Geschöpfen ihrer Art im ersten Range stehen, und dennoch keinen Ruhm der Tiefsinnigkeit darinnen suchen, an dem Daseyn ihres großen Urhebers zu zweifeln. Es sind endlich große Geister, die es für kein Zeichen der Dummheit halten, eine ewige Glückseligkeit oder Unglückseligkeit zu glauben. Wer weis nun, ob ein solcher An-
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blick nicht einige von unsern neuern F r e y g e i s t e r n auf bessere Gedanken bringt? Oder wofern ja eben dieses sie abhalten sollte, sich zur Zahl meiner Leser zu gesellen: so wird doch dieses Werk vielleicht in dieser Absicht, denenjenigen nützlich seyn können, die sich nur durch fremde Beyspiele verführen lassen, und vom Hörensagen glauben: daß alle E n g l ä n d e r F r e y g e i s t e r und W o l l ü s t l i n g e sind. Erreiche ich aber auch nur diesen Endzweck, so will ich meine Muhe fur hinlänglich vergolten halten." Nachdem sie hernach den schlechten Werth der französischen Uebersetzer geruget, auch die Ursachen angezeiget, warum sie das Wort G u a r d i a n und A u f s e h e r und V o r m u n d verdeutschet, und sich über den sehr unbescheidenen Vorredner von K ö n i g s Gedichten, mit einiger Freymuthigkeit beschweret, der sie zum Abscheue aller Vernünftigen, auf eine sehr plumpe Art angegriffen hatte; so theilete sie ein Schreiben eines ungenannten C . L . S. mit, welches ihr den 18. April 1745 zugeschicket worden war; und dessen Absicht nicht zu errathen stund. Sie antwortete aber demselben auf eine so gründliche und metaphysische Art, daß er vermuthlich damit zufrieden gewesen seyn muß; weil er sich nach der Zeit niemals wieder gemeldet. Uebrigens haben alle Kenner des Englischen, hier sowohl, als bey der Uebersetzung des p o p i s c h e n L o c k e n r a u b e s , gestanden: daß sich die Wohlselige dieser Sprache vollkommen mächtig gewiesen. Von diesem letztern kann ich einen Zeugen anführen, dessen Ansehen gewiß groß, und sonder Ausnahme seyn wird. Es ist der sei. Herr v o n H a g e d o r n in Hamburg gewesen; der gegen alle seine Freunde, und selbst gegen Fremde, die ihn besuchet, solches gestanden; und zugleich bemerket: daß an einigen schlüpfrigen Stellen, die P o p e mit einfließen lassen, die Uebersetzerinn augenscheinlich nicht aus Unwissenheit, sondern aus einer ihrem Geschlechte und den guten Sitten höchstanständigen Bescheidenheit, von dem
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Grundtexte abgewichen sey; hingegen auch in ihren Noten, gewissen dunkeln Stellen des Dichters, die er vorhin selbst niemals verstanden, ein unerwartetes Licht angezündet habe. Z . E . die Stelle von den Siegelringen an d e m H a l s e e i n e s A n h e r r n , auf der 42. und 43. S. die sie aus unsers ehrlichen Zinkgrâfs Apophtegmaten, aufs glücklichste erläutert hat. Das 1746 und 1747ste Jahr hat die Wohlselige zwar nicht mit einer ans Licht getretenen Arbeit bezeichnet, aber gleichwohl nicht im Müßiggange zugebracht. Da ihre Feder mir öfters hfilfreich an die Hand gegangen, so kann ich nicht unterlassen, ihr solches auch hier nachzurühmen. Bey den meisten Theilen meiner Schaubühne hatte ich Verzeichnisse deutscher Schauspiele bekannt gemachet, um gewissen Lästerern den Reichtum unsrer deutschen Bühne zu zeigen. Diese aber waren, wie sie mir ungefähr in die Hände gefallen, und also ohne eine chronologische Ordnung, wenigstens im Ganzen nicht, abgefasset worden. Hier wünschte ich nun, aus allen diesen Verzeichnissen, nebst denen, die in H a n n s S a c h s e n s und A y r e r s Schriften befindlich, auch in D r a u d e n s deutscher Bibliothek genennet waren, in ein allgemeines chronologisches Verzeichnis gebracht zu sehen. Niemand war willfahriger, als eben sie, diese an sich mühsame, obgleich nicht sehr rühmliche Arbeit zu übernehmen: und diese führte sie mit dem größten Eifer aus: so daß ich dadurch fast den ganzen Stoff zu meinem nachmals ans Licht gestellten n ô t h i g e n V o r r a t h e z u r H i s t o r i e d e r d e u t s c h e n d r a m a t i s c h e n D i c h t k u n s t in die Hände bekam: der aber durch die nach und nach gemachten fernem Entdeckungen, noch immer vermehret werden mußte, und wirklich vermehret worden. Eine andere Arbeit war es, da Sie in einer allmahlig anwesenden Bibliothek, alle Pergamentbande mit sehr zierlichen Titeln der Bücher, aufs sauberste beschrieb; die oft von Kennern der Kalligraphie bewundert worden. Und da-
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mit ist sie fast bis an ihr Ende fortgefahren; da sie nämlich, wegen des Zitterns ihrer Hände, nicht ferner mehr so schön zu schreiben im Stande war. Noch eine verschiedene aber, zu ungleich mehrerm Ruhme gereichende Bemühung war es, als sie mir in diesen Jahren, in Sammlung der Materialien, zu meiner k r i t i schen H i s t o r i e der d e u t s c h e n S p r a c h e , P o e s i e und B e r e d s a m k e i t an die Hand gieng. Von unzlhlichen alten und seltenen Büchern nämlich, die mir in die Hände fielen, machte sie mir Nachrichten und kurze Auszüge; weil ich selbst mit so vielen andern akademischen Arbeiten beschâfftiget war, daß ich ohne ihre Hülfe, schwerlich alles hatte beStreiten können. Als aber die Zahl ihrer Auszüge allmählich so ansehnlich und groß ward, daß ich mir ein Gewissen machte, so viel Fremdes in mein Werk einzuschalten, und fur meine Arbeit auszugeben: so rieth ich ihrs an, selbst von der lyrischen Dichtkunst der Deutschen eine Geschichte zu schreiben; welches Feld ich sodann von meinem größern Werke trennen, und ihr ganz allein überlassen wollte. Diesen Vorschlag ließ sie sich leicht gefallen, und arbeitete desto fleißiger daran fort. Es wuchs auch ihr Vorrath dergestalt unter ihren Händen, daß sie etliche Jahre vor ihrem Tode, diese Geschichte der lyrischen Dichtkunst von O t t f r i e d s Zeiten an, bis auf das Ende des vorigen Jahrhunderts, mit den Vorreden und Einleitungen ganz zum Drucke fertig hatte; und ich der Welt schon etliche mal Hoffnung machte, selbige bald ans Licht treten zu sehen. Allein leider! umsonst: und diese schöne Hoffnung ist nun auf ewig verlohren! Warum? Der Geschmack der Verleger ist dem Gutachten der Schriftsteller nicht allemal gemäß. Ein Buch, welches so viele Liebhaber sehnlich wünscheten, und das den Verdiensten unsrer Alten ein sehr helles Licht versprach, war keinem Verleger reizend genug, seine Kosten daran zu wenden. Wie oft habe ichs nicht, den besten unter ihnen angepriesen und dargebothen! Allein jederzeit umsonst. Diese
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Kaltsinnigkeit, und Unmöglichkeit nun, es in so vielen Jahren unterzubringen, hat die Selige kurz von ihrem Ende so aufgebracht, daß sie ohne mein Wissen, es einmal im Zorne den Flammen aufgeopfert. Ich habe nämlich auch kein einziges Blatt davon unter ihren Papieren angetroffen: ein Verlust, der gewiß unersetzlich ist, und mir schon etliche mal Thranen gekostet hat; da ich am besten weis, wie mühsam sie daran gearbeitet, und mit was fur Witz und Geist sie alle ihre Auszüge abgefasset hatte. Im 1747sten Jahre kam zu Amsterdam das berufene Buch, LES FRANCS MASSONS ÉCRASÉS heraus: dessen Uebersetzung N e a u l m e und B o u r d e a u x zu Berlin, ihr so sehnlich auftrugen, und so reichlich vergalten, daß sie es ihnen nicht abschlagen konnte. Die deutsche Welt hat ihr also auch die so betitelten g e s t ü r z t e n F r e y m ä u r e r zu danken gehabt, ohne es bisher gewußt zu haben; so wie sie ihr auch den PAÏSAN PARVENU, oder g l ü c k l i c h g e w o r d e n e n B a u e r des Herrn M a r i v a u x , zu danken gehabt; einen kleinen Roman, der aber die menschlichen Leidenschaften so sinnreich schildert, daß sich die Wohlselige entschloß, hier von ihrem allgemeinen Abscheue gegen die Romanen, eine Ausnahme zu machen. Gleichwohl mußte der Verleger ihr heilig angeloben, die Uebersetzerinn desselben niemals zu verrathen: wie er denn auch redlich gethan, und dieß Geheimniß mit in die Grube genommen hat. Ihr Tod, und ihre Ehre aber entbindet mich von der Verschweigung einer so schönen Arbeit; die ihr gewiß keine Schande machen kann, wenn sie gleich bekannt geworden seyn wird. Im 1748sten Jahre schrieb ich meine deutsche Sprachkunst; und auch bey dieser habe ich den fleißigen Beystand meiner sel. Gehûlfinn ungemein zu rühmen gehabt. Sobald ich ein Verzeichniß von Wörtern, die von diesem oder jenem Geschlechte, von dieser oder jener Abwandelung, oder sonst in eine Classe gehörig waren, nóthig, aber es selbst auszusinnen keine Zeit hatte; war sie die sicherste Zuflucht ihres
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Gatten. J a bey allen folgenden Ausgaben hat sie mir dieselben nicht nur fleißig ergänzet; sondern auch die hinten angehenkten Spruchwórter und Kern-Redensarten der D e u t schen ausgezogen und gesammlet: so daß ich darinnen keine geringe Erleichterung von ihrer Feder erhalten habe; des orthographischen Bedenkens itzo nicht zu erwähnen. In diesem Jahre gieng ferner die Selige mit den Gedanken u m , d a s m i t r e c h t s o b e r ü h m t e SPECTACLE DE LA N A T U R E ,
welches sie mit dem größten Vergnügen las, zu verdeutschen. Als aber von demselben unverhofft in Nürnberg, eine wiewohl sehr schlechte Uebersetzung des I. Bandes erschien, ließ sie dieß ihr Vorhaben fahren; und ergriff meinen V o r schlag, lieber die HISTOIRE
DE L ' A C A D E M I E R O Y A L E
DES
I N S C R I P T I O N S & BELLES L E T T R E S , v o r d i e H a n d z u n e h m e n .
Sie war so glucklich, an H r n . Krausen in Wien einen guten Verleger dazu zu bekommen, und gab es wirklich im folgenden Jahre unter die Presse, so daß es gegen Michael fertig ward, und zwar eben damals; als wir nach dem Gebrauche des Karlsbades, über Nürnberg und Regenspurg, nach Wien gegangen waren, den ersten Band dieser Uebersetzung, Ihrer kaiserl. Majestät, der selbige gewidmet war, persönlich zu Fußen zu legen. D a dieses ein sehr merklicher Zeitpunkt des Lebens der Wohlseligen gewesen, so muß ich denselben wohl etwas ausführlicher erzählen. B e y allen ihren gelehrten Arbeiten, hatte sich doch die Wohlselige dem Umgange, sonderlich mit Personen ihres Geschlechtes, niemals ganz entzogen. Machte sie gleich nicht täglich Besuche, so gieng doch so leicht keine W o c h e hin, da sie nicht mit einigen der vornehmsten Frauen dieser Stadt in Gesellschaft war, die sie denn auch wiederum besuchten. O f t geschah es auch, daß sie von fremden Personen beyderley Geschlechtes, die in und außer den Messen nach Leipzig kamen, oder nur durchreiseten, um ihres bloßen Ruhmes halber besuchet wurde. Das hochgräfliche Manteufelische Haus mit seinen vier vortrefflichen Töchtern, das reichsgráf-
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liehe Castellische*, das graflich Einsiedelische Haus**, und des Hrn. geheimen Kriegsraths von Dießkau noch lebende Frau Gemahlinn, die oft hier war, dienten ihr zu einer rühmlichen Schule der feinsten Hofsitten. Selbst in dem hochgrafl. Seckendorfischen Landsitze zu Meuselwitz, hat sie bisweilen eines angenehmen Aufenthaltes von 8 bis 14 Tagen mit mir genossen, und von der hochsei. Frau Feldmarschallinn Excellenz, sowohl als von dem itzt 90jährigen gottseligen Helden sehr viel Gnade empfangen. Selbst bey dem 50jährigen hochzeitlichen Jubelfeste dieses hohen Paares 1749 hatten wir die Ehre, mit unter den vornehmsten Gästen an der ersten Tafel zu seyn, und des leutseligen Umganges der allervornehmsten Personen zu genießen. Endlich hatte sie denn auch das Gluck gehabt, in Altenburg von der durchlauchtigsten Herzoginn, der Zierde ihres Geschlechtes, einer sehr gnädigen Audienz gewurdiget zu werden. Dieses führe ich nur darum an, damit die Nachwelt nicht glaube, ich hatte ihr bloß den Lebenslauf einer schüchternen, lichtscheuen Pedantinn beschrieben, die in den Sitten der großen Welt unerfahren, und zum Umgange mit Standespersonen ungeschickt gewesen ware. Vielmehr war ihrer Neigung nach, der vornehmste Umgang ihr allezeit der beliebteste und natürlichste gewesen: und eben dadurch ward ich denn veranlasset, sie nach solchen Vorbereitungen, selbst an den höchsten Hof von Deutschland zu führen, und ihr eine, ihrer Gaben anständige Buhne, zu zeigen. Dieses bewerkstelligte ich nun durch eine vorläufige Reise ins Carlsbad, welche im Sommer 1749. unternommen ward: als eben ihr erster Theil von der Geschichte der Pariser*Akademie der schönen Wissenschaften im Drucke fertig werden sollte. Auch in diesem Bade fanden wie Gelegenheit und Mittel, * Der Herr Graf Castell war Gouverneur allhier. Die Frau Oberhofmarschallinn Grafinn von Einsiedel, geb. Grafinn Flemming, die sich einen ganzen Winter hier aufhielt.
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welches sonst sächsischen Badegästen, zumal bürgerlichen Standes, sehr schwer fallt, uns in die Gesellschaft des vornehmsten böhmischen Adels zu schwingen, und täglich in seinem Umgange zu seyn. Die Gräfinnen von Nostitz, und von Bubna mit ihren Fraulein, sahen bald die Vorzüge der Wohlseligen vor andern Personen ihres Geschlechtes ein, und erlaubten ihr gern den Zutritt, und alle die Vorzüge, die keiner andern bürgerlichen Frauensperson, wenn sie gleich katholisch, und aus Prag gewesen ware, verstattet ward. Da nun auch verschiedene vornehme sachsische Damen, sie gleicher Vertraulichkeit würdigten: so ward dadurch der Wohlseligen ihr Gemüth nicht wenig zu dem großen Auftritte bereitet, den ich mit ihr vorhatte, indem ich sie über Nürnberg und Regenspurg nach Wien führen wollte. An dem ersten dieser Orte, fand sie eine werthe Freundinn, mit der sie schon eine Zeitlang einen vertrauten Briefwechsel gefuhret hatte, das vortreffliche Fraul. Thomasius, auf Wiedersberg und Troschenreuth; die Tochter des so berühmten Hofraths und Leibarztes, Gottfried Thomasius. Diese hatte sich bey unsrer Reise einen freundschaftlichen Besuch ausbedungen, den wir ihr unmöglich abschlagen konnten. Sie nahm uns wirklich am Ende des Augusts auf, verschaffte uns gute Bekanntschaften und Vergnügungen in Nürnberg, und knüpfte das Band der Freundschaft mit meiner Freundinn noch viel fester, als es vorher geschlungen gewesen. Man wird die Proben davon in den Ehrengedichten der Wohlseligen mir mehrerm antreffen; und bald werde ich noch eine deutlichere anzuführen Gelegenheit haben. Doch ich habe etwas vergessen beyzubringen. Als wir über Bayreuth auf Erlangen kamen, und ich daselbst einen Tag ruhen wollte, einige gelehrte Freunde daselbst zu sprechen, traf sichs, daß der sel. D . Chladenius eben eine öffentliche Disputation hielt. D a wir nun in Begleitung Hrn. D . Huts, die akademischen Gebiude, die Bibliothek und Hôrsâle besehen hatten, führte dieser wackere Theolog, als da-
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maliger Dechant seiner Facultât, an seiner Hand, die Wohlselige alles ihres Weigerns ungeachtet, in den zum Disputiren bereits angefüllten theologischen Hörsaal, und nöthigte sie, neben dem ansehnlichen Director der Universität, Hrn. Hofrath von Meiern, Platz zu nehmen. Der hochehrwurdige Prases der gelehrten Unterredungen ermangelte auch nicht, ihr in seinen Anreden die höflichsten Erklärungen zu thun: die ihm und ihr zu gleicher Ehre gereicheten; von ihr aber, jedesmal mit den geziemenden Zeichen der Erkenntlichkeit und Demuth, beantwortet wurden; so daß ihre Kenntniß der gelehrten Sprache, auch bey schweigenden Lippen jedermann ins Auge fiel. Die Wohlselige gieng also nebst mir den 5. Sept. aus Nürnberg, und kam den 6ten in Regenspurg an. Den 7ten giengen wir zu Schiffe, auf der Donau, über Straubingen, Deckendorf, Passau, Linz, und Stein, auf Wien ab, wo wir den 12ten ankamen. Tages darauf hatte die Selige zum ersten male das Gluck, bey der öffentlichen Proceßion, aus der Burg zur Stephanskirche, zum jährlichen Andenken, des im vorigen Jahrhunderte geschehenen glücklichen Entsatzes dieser Residenz, von einer türkischen Belagerung, der allerdurchl. Kaiserinn Königinn Majestät zu sehen. Die majestätische Schönheit dieser Monarchinn, die aller Menschen Augen und Herzen dazumal einnahm und gewann, entzückte auch die Wohlselige ungemein: so daß sie nichts mehr wunschete, als sich derselben unterthánigst nähern zu dörfen: wozu aber gleich anfangs kein möglicher Weg sich zeigen wollte. Indessen besah dieselbe, soviel ich ihr durch meine Verbindungen und Bekanntschaften mit einigen Großen, und Freunden, Gelegenheiten verschaffen konnte, alle Merkwürdigkeiten von Wien. Die kaiserl. Bibliothek und Bildergalerie, wozu hernach auch der kaiserl. Schatz, und das Munzkabinet kamen, waren das erheblichste. Hetzendorf, als der höchstsei. Kaiserinn damaliges Lustschloß, und 36
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Kloster=Neuburg, woselbst die Reliquien des heil. Leopolds und der heil. Agnes ruhen, wurden auch besuchet. Zu den beyden Schauplätzen, hatte der Graf von Losy, als Director aller Lustbarkeiten, uns gleich bey unserer Ankunft in Wien, ein Freybillet auf die ganze Zeit unsers Daseyns, und zwar auf der Gallerie, oder dem adelichen Platz ertheilet; dessen wir uns nach Belieben bedienen konnten: das aber die Selige hauptsächlich dazu brauchte, um Ihre kaiserl. Majestät in Dero Loge recht mit Muße betrachten zu können: welches ihr auch einmal in der Oper gelung. Da nun bey dem erten Stücke, der damalige erste Custos der Kaiserl. Bibliothek, der nunmehr verstorbene Herr F o r l o s i a , uns einige alte griechische Handschriften, z . E . vom D i o s k o r i d e s wies, welches für das älteste gehalten wird, ließ sich die Selige ungefähr blicken, daß sie etliche Zeilen davon lesen konnte, legte auch sonst beyláufig einige unversehene Proben ab, daß sie des Lateins kundig wäre. Diese Kleinigkeiten, nebst ihren französischen Unterredungen mit demselben Gelehrten, gaben unvermuthet Gelegenheit, daß derselbe solches dem H r n . Baron von Swieten, als kaiserl. Leibarzte und Bibliothekar, erzählet, dieser aber Ihrer Kaiserl. Majestät selbst vorgebracht haben muß: wie wir nachmals aus dem Munde dieser großen Monarchinn selbst vernehmen konnten. Auch an großen Tafeln, wo die Selige nebst mir zu speisen die Ehre gehabt, z . E . an der fûrstl. Lichtensteinischen, grafi. Esterhasischen, Freyherrl. Bartensteinischen, und der Herrn Reichshofrathe von Knorr, von Vockel und von Senkenberg, ihren, u . d . m. auch hier, sage ich ward ihr Verdienst, und ihre Geschicklichkeit jedesmal mit vielem Beyfalle bekannt. Es breitete sich also in ganz Wien ein Gerücht aus, daß eine gelehrte Frau aus Sachsen in Wien sey; welches bis vor die Kaiserl. Herrschaft gedrungen war: als des Herrn Grafen Esterhasi Excellenz, als mein gnadiger Herr, die von mir im Karlsbade verfertigte, und zu Regens-
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purg gedruckte O d e , Ihrer Kaiserl. Majestät in die Hände zu bringen, und mir dadurch eine allergnädigste Audienz zu verschaffen bemühet war. Es gelung ihm auch nach Wunsche, und wir erhielten beyde Befehl, des Sonntags vor Michael früh um 10 Uhr uns im Schönbrunner Vorzimmer einzufinden; weil die höchste Herrschaft uns zu sehen begehrte, ein Gluck, welches wir zwar sehnlichst gewünschet, aber selbst zu verlangen nicht das Herz gehabt hatten. Wir fanden uns ein: und unser gnädiger Gönner empfieng uns daselbst, unter einer großen Menge von Hofleuten, die der Herrschaft beym Kirchengange die Aufwartung machen wollten. Bald erschien der Fürstinn Trautson hochfürstl. Gnaden, mit den drey ältesten Durchlauchtigsten Erzherzoginnen, welche hierdurch zu der Kaiserinn Majestät gefuhret wurden, um derselben den Morgengruß abzustatten. Der Herr Graf Esterhasi stellte dieser verdienstvollen Oberhofmeisterinn, meine Freundinn vor, welche dieselbe sogleich ihren jungen Prinzeßinnen darstellete, mit den Worten: dieß wäre die berühmte gelehrte Frau, aus Sachsen, von der sie bereits reden gehöret hätten. Eine sehr huldreiche Mine und gnädige Antwort erlaubte uns beyden den Handkuß: und so verfügte sich die Furstinn zu Ihrer Kaiserl. Königl. Majestät, wie sie sagte, um unsere Anwesenheit zu melden. Kurz darauf kam ein Bedienter, der uns ihm zu folgen auffoderte, und uns in ein Zimmer führte, wo wir diese gnädige Furstinn fanden, die uns bis zur Ankunft Ihrer Kais. Majestät unterhielt, deren eigenes Wohnzimmer, an dieß Nebenzimmer anstieß. Sie erschien, die größte Frau von Europa, ja von der ganzen Welt; deren Eigenschaften alle ihre Kronen, ja noch mehrere verdienen. Sie erschien, wie eine Göttin, die in ihren Blicken, sanften Gesichtszugen und lächelnden Lippen, allenthalben, wohin sie kömmt, die Glückseligkeit und Freude mitbringet. Wir warfen uns derselben zu Fußen, und hatten beyde das Gluck die schönste 36' 1
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Kaiserl. Hand zu kussen; indessen daß der gnädigste Befehl erscholl: wir sollten aufstehen. Wir gehorsamten. Da ich hier den vornehmsten Auftritt ihres Lebens zu erzählen habe, werde ich wohl am Besten thun, wenn ich die Selige selbst reden lasse, und zwar so, wie sie denselben Tag, nach dieser merkwürdigen Audienz, als sie von dem gehabten Glücke, so zu reden, noch ganz trunken war, an eine ihrer vertrautesten Freundinnen, das Fraulein Thomasius, davon geschrieben hat; so wie ich den Entwurf dazu, unter ihren Briefschaften finde. Er lautet so: Wien den 28 Sept. 1749. F u r s erste umarme ich Sie, mein E n g e l ! von ganzer Seelen. Fürs andere, da ich der Meynung bin, daß man eine Glückseligkeit nur halb genießt, die man mit seinen Freunden nicht theilet; so melde ich Ihnen, daß, wofern ich je in meinem Leben Ursache gehabt habe stolz zu seyn, es an dem heutigen Tage ist. Sie merken leicht, mein L e b e n ! daß ich die Kaiserinn gesehen haben muß: und Sie irren sich nicht. Ja, ich habe Sie gesehen! die großeste Frau von allen Frauen! die sich durch sich selbst, weit über alle ihre Thronen erhebt. Ich habe Sie nicht nur gesehen; sondern auch geprochen; nicht nur gesprochen; sondern drey viertel Stunden lang gesprochen: Ich habe Sie als Gattinn und als Mutter gesprochen: das heißt, in Gegenwart Ihres Gemahls, des Durchl. Erzherzogs, und drey er Erzherzoginnen. Verzeihen Sie, mein H e r z ! wenn meine Erzählung unordentlich und meine Schrift unleserlich wird. Bey des geschieht aus Freude, die nicht anders als übermaßig seyn kann, da ich an einem Tage zwo Glückseligkeiten, fast zugleich genieße; nämlich die Kaiserinn gesprochen zu haben: und es Eurer Hochwohlgeb. sogleich erzählen zu können. Des Morgens um 10 Uhr waren wir in Schönbrunn, wohin uns der Graf Esterhasi (der uns diese Audienz veranlasset) bestellet hatte. Er glaubte indessen noch, daß wir nur in der großen Antichambre der
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Kaiserinn, mit 100 andern Personen zugleich die Hand küssen würden, wenn Sie nach der Kirche gienge. Wir hielten uns also daselbst mit ihm zugleich auf, und hatten in einer halben Stunde die Gnade, die drey Durchl. Erzherzoginnen vorbey gehen zu sehen; die aber, auf des Hrn. Grafen Bericht an die Furstinn Trautson, (ihre Oberhofmeisterinn) wer wir waren, wieder umkehreten, und uns die Hand zum Küssen reicheten: wobey ich die Ehre genoß, von der ältesten Durchl. Prinzeßinn (Sie ist 10 Jahre alt) ein überaus gnädiges Compliment, wegen des vielen Guten was Sie von mir gehöret hatte, zu vernehmen, und dabey Ihren Verstand und Ihre Leutseligkeit zu bewundern. Verzeihen Sie mir mein E n g e l , daß dieser Absatz ein wenig ruhmredig klingt. Es wird noch viel arger kommen: allein ich kann Ihnen keinen Begriff von der fast unglaublichen Gnade dieser höchsten Personen zu machen; ohne viel Gutes von mir herzuschreiben: davon Sie am Besten wissen, daß es nicht halb wahr ist. Gegen eilf Uhr kam ein Kaiserl. Kammerfourier und sagte uns, wir sollten ihm folgen. Er führte uns durch viel prächtige Gemächer, in ein klein Gemach, welches durch eine spanische Wand noch um die Hälfte kleiner gemacht war, die Kaiserinn zu erwarten. In wenigen Secunden, kam die Furstinn von Trautson, machte uns abermals ein sehr gnädig Compliment, und versprach uns die baldige Ankunft Ihrer Majestät. Diese erfolgte in wenigen Minuten, in Begleitung obiger drey Erzherzoginnen. Wir setzten uns auf das linke Knie und küßten die allerhöchste und schönste Hand, die jemals den Zepter gefuhret hat. Die Kaiserinn hieß uns mit einem Gesichte, welches auch in der furchtsamsten Seele, alle die Scheu vor einer so hohen Gegenwart und wunderschonen Gestalt, hatte in Liebe und Zutrauen verwandeln können, aufstehen: wir thaten es, und Sie hub gegen meinen Mann an: Ich sollte mich scheuen mit dem Meister der deutschen Sprache, deutsch zu reden. Wir Oesterreicher haben eine sehr schlechte Sprache. Auf meines Mannes Versicherung:
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daß er schon vor 14 Tagen, das reine und vollkommene Deutsch bewundert hatte, als Ihre Majestät, bey Eröffnung des Landtages, ihre Stande, gleich der Göttin der Beredsamkeit angeredet. Hier erwiederte Sie: So? haben Sie mich belauscht? und setzte mit hellem Lachen hinzu: Es ist gut, daß ich das nicht gewußt habe; sonst wäre ich stecken geblieben! Sie wandte sich darauf zu mir, und fragte: wie ich es gemacht hatte, daß ich so gelehrt worden wäre? Ich erwiederte: ich wünschte es zu seyn, um des Glückes, welches mir heute begegnete, und wodurch ganz allein mein Leben merkwürdig werden wurde, nicht so gar unwerth zu seyn. Es hieß: sie sind zu bescheiden: ich weis es gar wohl, daß die gelehrteste Frau von Deutschland vor mir steht. Meine Antwort war: Meines Wissens, ist die gelehrteste Frau, nicht nur von Deutschland, sondern von ganz Europa, Beherrscherinn von mehr als einem Königreiche. Die Kaiserinn erwiederte: Wofern ich sie kenne; so irren sie sich. Sie wandte sich wieder zu meinem Manne, und nach einigen Fragen, die Leipziger Akademie betreffend, trat jemand in das Zimmer, den ich fur den gnädigsten und wohlgebildetsten Minister des Kaiserl. Hofes wurde gehalten haben; wenn nicht die Kaiserinn gesagt hatte: das ist der Herr! Hier legten wir uns bey de in die vorige spanische Reverenz und Se. Majestät der Kaiser (denn der war es), gab meinem Manne die Hand zu küssen; vor mir aber zog er sie zurück, und hieß uns beyde aufstehen. Er fieng an mit meinem Manne zu reden, und die Kaiserinn fragte mich: ob ich bereits viel in Wien gesehen hatte? Ich nannte Ihr die vornehmsten Sachen, und auf Ihre Frage: was mir unter allen am Besten gefallen hatte? konnte ich, meinem Herzen und Gewissen nach, unmöglich anders antworten, als: Ich wünschte, daß außer Eurer Kaiserl. Majestät mich irgend jemand in der Welt das fragen möchte. Das allergnadigste Lächeln, so jemals von einer gekrönten Schönheit gesehen werden kann, gab mir zu verstehen, daß dieser großen Frau auch ein so schlechter Beyfall nicht zuwider
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war. Sie erzahlte mir darauf, wie die Bibliothek vor einigen Jahren ein Heumagazin abgeben müssen, worauf das Gesprach allgemein ward: und, nachdem die Kaiserinn mir gesaget, wie Sie es wohl gehöret hatte, daß ich in Wien, sowohl auf der kaiserl. Bibliothek, als anderwärts, viel Kenntniß der griechischen Sprache verrathen, fragte mich Se. Majestät der Kaiser: wie viel Sprachen ich denn verstünde? Konnte ich Ihm wohl mit Wahrheit anders antworten, als: Allerdurchlauchtigster Herr! eigentlich keine recht! Bey de höchste Personen begehrten also mit Lachein die Anwort von meinem Manne, der denn ein Register von meiner Sprachwissenschaft machte, das ich ihn verantworten lasse"". Nach einigen fernem Reden und Gegenreden, fragte uns die Kaiserinn: ob wir den Erzherzog gesehen hatten? Als wir mit Nein antworteten, befahl Sie ihn zu holen. Er kam mit seinem Oberhofmeister, dem Grafen Bathiani, und nach dem Handkusse, redten beyde Kaiserl. Majestäten mit meinem Manne allerley, diesen jungen Herrn betreffend. Besinnen Sie sich, mein E n g e l ! was ich oben von dem engen Räume gesagt; und daß wir nunmehro 10 Personen im Zimmer waren, folglich einander so nahe stunden, daß nothwendig der Kaiser beynahe meinen Mann, und ich die Kaiserinn be* N o c h eine Frage mit ihrer Beantwortung und Gegenantwort muß ich hier ergänzen, so die Selige ausgelassen hat. „ H a b e n Sie denn auch Familie, fragte die gnädigste von allen Kaiserinnen. N e i n ! allergnidigste Frau, erwiederte d i e S e l i g e , so glücklich bin ich nicht. Ach! sie meynen das sey ein Gluck, Kinder zu haben: versetzte d i e K a i s e r i n n : allein sie bringen einem auch viele Sorgen. Die Sel. E. Kais. Majestät werden diese Last am wenigsten empfinden, da die geschicktesten Pesonen von D e r o Königreich Ihnen dieselbe erleichtern helfen. D e r K a i s e r i n n M a j e s t ä t : Ey man hat doch auch seinen Verdruß davon. N u n , ich wünsche, daß die Wiener Luft ihnen wohl bekommen möge! d i e S e l i g e : ich wurde mir das größte Gewissen machen, Eurer Kaiserl. Majestät einen Unterthan zu entführen. D e r K a i s e r l . M a j e s t ä t : E y ! ich schenke ihnen denselben von ganzen Herzen: nehmen sie ihn in Gottes Namen mit.
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rühren mußte, so sehr ich mich auch an die Wand drängte. Das war aber noch nicht genug: sondern es kam auch noch die Prinzeßinn Charlotte (des Kaisers Schwester) hinein. Mein Mann gieng zum Handkusse; und ich nahm Anstand weil ich mich bey der Kaiserinn vorbey dringen mußte. Diese Frau aber, die in der Gnade alle Hoffnung übertrifft, hieß mich mit der freundlichsten Mine, Sie vorbey, und hinzutreten. Ich that es, und bald darauf sagte die Kaiserinn: Nun, Sie müssen meine andern Kinder auch sehen: worauf wir abermals zum Handkusse, wie das erste mal, kamen und die sâmtl. Herrschaft uns verließ. Die Furstinn Trautson fuhrete uns hierauf zu den drey übrigen kleinen Engeln, die wir in zweyen Zimmern beym Frühstück und unter der Aufsicht der Grafinn Sarrau, fanden. Wir kußten die kleinen Durchl. Händchen allerseits, und wurden hernach in alle kaiserl. Zimmer gefuhret, welches eine außerordentliche Gnade ist, die dem lOOOten Fremden nicht geschieht. Wir kehreten zurück und speisten zu Mittage bey dem Fürsten Dietrichstein, allwo wir die Grafinn Harrach, Fürstinn von Lichtenstein, den Grafen Khevenhuller, und mehrere Excellenzen fanden, die alle uns gratulirten und bezeigten, daß wir mit ganz außerordentlicher Gnade waren empfangen worden. Ich weis, daß Sie an diesem unserm Glücke Antheil nehmen, und das ist die einzige Ursache, warum ich es ihnen berichte. Uebrigens aber bitte ich dieses Blatt zu verbrennen; und keiner Seele zu sagen, was darinnen steht; damit man mich nicht für hochmuthig halte. Nie ist die Gnade weiter gegangen, und niemals bin ich mir in meinen Augen kleiner vorgekommen, als mich die Ueberzeugung von meiner U n wurdigkeit gemachet hat. 2C. 2C. Ich überlasse es allen Lesern zu beurtheilen, wie groß der Ruf, von dieser ungemein gnadigen Audienz, theils in Wien selbst, theils hernach in ganz Deutschland geworden. Sie hatte wenigstens drey viertel Stunden gedauret: indessen, daß
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im Vorzimmer der stark versammelete Hof nicht begreifen konnte, warum die Kaiserl. Herrschaft sich so spat in die Kapelle verfugete, darinn der Gottesdienst auf Dero Ankunft warten mußte. Und wie groß war die Verwunderung, als man bald erfuhr, daß ein paar sächsische Fremdlinge diesen Aufschub veranlasset hatten! In ganz Wien sah uns nachmals alles wie ein Wunder an, die wir solcher höchsten Gnade gewürdiget worden. Ihre Kaiserl. Kónigl. Majestät hatte Befehl gegeben, uns den österreichischen Schatz, wo alle Kostbarkeiten des erzherzoglichen Hauses bewahret werden, und dessen Vorzeigung, sonst allen Fremden 6 Ducaten zu kosten pflegt, ohne allen Entgelt zu zeigen: Unter andern, erhielt ich auch in dieser Aufwartung, von Ihrer Kaiserl. Majestät die gnädigste Erlaubniß, die von der Seligen übersetzte Geschichte der Pariser-Akademie der schönen Wissenschaften, Dero allerhöchstem Namen zuzueignen. Als nun in etlichen Tagen dieselbe endlich aus Leipzig anlangete; so ward solche wirklich, von mir zwar Sr. Kaiserl. Majestät, die mich in Dero großem Audienzzimmer, auf den Stufen Ihres Thrones stehend, vor sich zu lassen geruheten; von der Seligen aber, durch die vortreffliche Furstinn von Trautson, der Kaiserinn, die sich den Tage nicht recht wohl befand, zu Fußen geleget. Unsre Abreise aus Wien war nur bis auf diesen Punkt verschoben worden: aber wir erhielten noch denselben Abend, ehe wir uns in den Wagen setzten, durch des Hrn. Grafen Esterhasi Excellenz, die erfreuliche Nachricht, daß dieses Opfer unsrer Uebersetzerinn gnadigst aufgenommen worden; und daß Ihre Kaiserl. Majestät solches ehestens, durch deutliche Merkmaale ihrer Gnade, an den Tag legen würden. Es vergiengen in der That kaum wenige Wochen, als wir schon vernahmen: daß die Kaiserl. Kónigl. Gechenke fur uns beyde, in den Händen des Hrn. Grafen Esterhasi in allen vornehmen Gesellschaften bey Hofe waren gesehen worden. Des Kaiserl. Ministers in Dresden, Hrn. Grafen von
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Sternberg Haushofmeister, brachte sie darauf nach Dresden, und überantwortete sie des hochsei. Hrn. Cabinetsministers Grafen von Wackerbart Excellenz, meinem sehr gnädigen Herrn, und großen Beschirmer so lange er gelebet hat; dessen Andenken mir allezeit theuer seyn wird. Durch diesen bekam auch der Kônigl. und churprinzliche Hof dieselben noch eher als wir beyde zu sehen. Endlich erhielten auch wir diese unschätzbare Gnadenzeichen, von so erhabenen Händen: die Selige zwar eine brillantene Prunknadel von besondrer Erfindung; die von Kennern auf die 1000. Thaler geschatzet wird: ich aber eine gleichfalls mit Brillanten besetzte goldene Tabatiere, die wenigstens halb so viel werth seyn mag: Denkmäler einer Gnade, die an sich selbst schon weit höher, als das alles zu schätzen war. Was war nun billiger, als daß die Wohlselige den nächsten zweyten Band dieses Werkes, mit einem allerunterthänigsten Dankschreiben an die große Monarchinn begleitete, von der sie so vieler Achtung gewürdiget worden war! Es ist selbiges poetisch, als eine Elegie abgefasset, und man sieht wohl aus allen Zeilen, daß ihr Herz darinn geredet hat. Z . E . bald im Anfang heißt es: Das stralenreiche Pfand, das Du mir zugesendet, Das Pfand von Deiner Huld, e r h a b n e K a i s e r i n n ! Hat Deiner Großmuth Bild in meiner Brust vollendet, Und zeigt wie groß du bist, und wie gering ich bin. War es denn nicht genug, mir Ehr und Gluck zu schenken, Daß meine Lippen dir die schönste Hand gekußt? Kann deine Gnade noch entfernt an mich gedenken? Und zeigt ein Kleinod mir, wie gnadenvoll Du bist? Ach! A l l e r h ö c h s t e F r a u ! was brauchst Du reicher Gaben? Wer einmal Dich gesehn, wünscht ewig Dein zu seyn. Wenn andre kaum den Mund der Unterthanen haben, So sind aus freyer Wahl viel tausend Seelen Dein. Mein Herz hat stets fur Dich, und fur Dein Wohl geschlagen,
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Dein Gluck, Dein Unglück hat es jederzeit bewegt. Dieß will ich überlaut der ganzen Erden sagen: Es ist der einzge Werth, den es noch in sich hegt. Und bald hernach, wo sie den Charakter der Kaiserinn schildert: Ein jedes Wort verrâth den Ausbund hoher Seelen, Und Habsburgs Kaiserblut von dem Du abgestammt. Die Staatslist lehret Dich kein künstliches Verheelen, Dein Mund zeigt uns ein Herz, das voller Tugend flammt. O! welch ein seltnes Herz voll königlicher Triebe! Das so erhaben denkt, als hoch es Gott gesetzt; Das sich in Thaten zeigt, und bloß nach Menschenliebe, Der Fürsten Vorzugsrecht und wahre Größe schätzt. Auch Thronen können nicht vor der Verachtung schützen; Däfern der feinste Witz ein böses Herz versteckt. Dein Geist kann ungescheut aus offnen Augen blitzen, Weil hier der schönste Leib ein schönes Herz bedeckt. Doch ich mußte hier das ganze Gedicht einrücken, welches man aber in der folgenden Sammlung im Zusammenhange nachlesen kann. Da ich das Schreiben der Wohlseligen, an das vortreffliche Fraulein Thomasius mitgetheilet; so sey mirs hier auch erlaubet, noch ein Gedicht, oder poetisches Sendschreiben einzuschalten, welches ich zu spät, in dem Briefwechsel mit derselben gefunden habe, und das billig auf der 126sten S. als das 10. Schreiben, hatte stehen sollen.
10. Schreiben. An das Fräulein Thomasius, in Nürnberg. D i c h theure Freundinn, grüßt dieß freundschaftsvolle Blatt, Das seinen ganzen Werth, von diesem Glücke hat.
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N i m m es, das treuste zwar, doch schlechtste meiner Lieder: M i t Muhe schreib ichs hin, mit Ekel les' ichs wieder. So daß ein scheues R o t h die Wangen überdeckt. Weil mich Dein kennend O h r bey jeder Zeile schreckt. Schon lange hast D u mir als Meistrinn vorgesungen; Schon lange hat mein Geist D i r heimlich nachgedrungen; D o c h wenn ich schreiben will, so bin ich Zweifels voll, Weil H e r z und Geist bedenkt, vor wem ich singen soll. Was soll dir, Meisterinn! Dieß Blatt voll rauher T o n e ? Dir, Nürnbergs stete Zier! D i r , Deutschlands klügste Schöne! D i e mit verneutem Glanz den großen N a m e n fuhrt, D e r Deutschlands Wissenschaft auf ewge Zeiten ziert. Jedoch du brauchst ihn nicht, recht hoch empor zu schweben Man nehm den Namen D i r ; D u wirst Dich selbst erheben; U n d Dein erhabnes H e r z , ganz Deutschland sieht es ein, Wird durch den Vater groß, durch sich noch größer seyn. Ein schwacher Epheu nur muß sich auf Eichen winden, U m nicht den Untergang in Sumpf und Koth zu finden: D i e junge Ceder steht der alten Ceder gleich; W i e jene, stark durch sich, wie jene kronenreich. Verdienste sind es bloß die Deinen R u h m vermehren; Verdienste, die D i r selbst, nicht Fremden zugehören; Verdienste, die das C h o r der Schwestern stutzig sieht; D o c h um die Aehnlichkeit sich nur umsonst bemüht. Es ist nur eine Kraft den großen Seelen eigen: W o h i n der Adler steigt, kann keine Taube steigen. Drum wenn mein Rohr erschallt, so macht man leicht den Schluß, Hier singt die Kulmus nur, nicht die Thomasius. O gehst D u allen vor; was wollt ich neidisch sehen? Mich dunket es ein Ruhm vor D i r beschämt zu stehen. Dein Kiel, der Mannern trotzt, sich selber Kronen flicht, M u ß nur bewundert seyn: ihm gleichen kann man nicht. So tröstet freylich sich des Herzens Eigenliebe! Allein was hilft wohl dieß dem zarten Seelentriebe,
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Der von Begierde brennt, Dir noch ein Lied zu weihn, Das Deiner würdig ist? Dieß sollt das Ende seyn Von meiner Dichterey: und könnt ich dieß vollenden; So legt ich froh den Kiel aus den zu schwachen Händen Wie manchen heitern Tag, wie manche stille Nacht Hab ich, geliebtes Herz! an diese Pflicht gedacht. Wie oftmals war mir auch der Anfang schon gelungen; Doch hat die bange Furcht den Fortgang stets bezwungen. Noch gestern fielen mir fünf matte Strophen bey: Doch ein gerechter Grimm riß Blatt und Schrift entzwey. Du zweifelst? Gut: ich will sie noch zusammen flicken; Und Dir den schönen Kram zu Papillotten schicken. Zulange sucht ein schwaches Wollen, Die Treue Dankpflicht Dir zu zollen, Die jetzt die matte Muse bringt: Zu strafbar ist hier das Verweilen; Drum, theure Freundinn! nimm die Zeilen: Die Lieb empfindt; die Freundschaft singt. Die Freundschaft soll mein Lied beleben: Sie wird es durch sich selbst erheben; Dieß ist der Werth der Dir behagt. Ein andrer sing in starkern Tonen, Die Witzigste der deutschen Schönen: Genug, ich fühle was er sagt. Zu lange fast habe ich geschwiegen, Da mit entzückendem Vergnügen, Dein Reim mich oftmals angelockt. O ! schilt nicht daß ich säumen wollen! Ich bin zu schwach, die Pflicht zu zollen; Nur billig scheu, und nicht verstockt. Es wird mir freylich nicht gelingen, So stark, als R i c h t e r singt, zu singen, Den keines Kenners O h r verhört:
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Drum forsche nicht nach feinem Witze; Das kleine Gut, was ich besitze, Ist dieses Herz, das Dich verehrt. Schon lange brannt in meinem Busen, Du, schönste Zierde deutscher Musen, Ein Trieb voll Ehrfurcht gegen Dir, Ich war nur scheu, ihn zu bekennen, Und soll ich Dir die Ursach nennen: Dein Witz und Feuer fehlten mir. Was sagst Du, Freundinn! nun? Urtheilt ich nicht mit Recht, Dieß Lied sey nicht fur mich, doch wohl fur Dich, zu schlecht? Drum da Dir niemand gleicht, so schilt nicht mein Verzagen; Was keiner leisten kann; das mag auch ich nicht wagen. Die Nachwelt ahme Dir mit starken Tönen nach; Fur ein so schweres Werk ist unsre Zeit zu schwach. Der Himmel der Dich uns zum Wunder setzen wollte; Der stellte Dich so hoch, daß keiner folgen sollte. Und räumt er mir zum Trost noch einen Vortheil ein; So wird er lediglich in unsrer Liebe seyn. Du liebst mich, und ich will Dich zehnmal höher achten, Hier will ich Theure! Dich zu übertreffen trachten. An treuer Zärtlichkeit weis ich Dir vorzugehn, Bey diesem Ziele soll mein Ehrgeiz stille stehn. Hier schließt dieß matte Blatt, Du Freundinn wirst es lesen; Und wenn Du dieses thust, ists Deiner werth gewesen. Der Freundschaft heilig Band, das unsre Herzen bindet, In dem mein zärtlich Herz sein schönstes Gluck empfindet, Sey unzerstörlich fest, bis einst mein Augenlicht, Verdunkelt werden muß, des Lebens Faden bricht. So fuhr nun die Wohlselige mit ihrer unternommenen großen Arbeit beständig fort. War dieser II. Band ihrer Geschichte 1750 an Ostern im Drucke erschienen, so erschienen in der Michaelmesse der III. und IV; im 1751 sten Jahre der V. und
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V i t e ; im 1754sten der V I I . und der V I I I ; der IXte 1756, und der X t e 1757. worauf der X l t e 1758 mit den Registern den Schluß machete. Was nun dazu fur eine Arbeitsamkeit gehöret habe, das wird nur derjenige recht einsehen können, der dieß ganze Werk auf einmal vor Augen hat: der Geschicklichkeit voritzo nicht zu erwähnen, womit sie alles bewerkstelliget hat. Gleichwohl hatte auch diese große Arbeit ihren Fleiß nicht sattsam ermüden können. Denn in der Lücke des 1753sten Jahres, die man bemerket haben wird, wo der Verleger einigen Stillstand im Drucken verlanget hatte, lieferte sie in des Liegnitzischen Buchhändlers, Hrn. Siegerts Verlage, den I. und II. Band der sogenannten MEMOIRES oder a u s f ü h r l i c h e n A b h a n d l u n g e n , eben dieser K ö n i g l . A k a d e m i e d e r s c h ö n e n W i s s e n s c h a f t e n , in gleichem Formate und Drucke; wurde sie auch ferner fortgesetzet haben, wenn der Vertrieb derselben in dieser Handlung so stark, als in der Krausischen gewesen ware. Diese neue Arbeit widmete die Wohlselige Ihrer Kônigl. Hoheit, der durchlauchtigsten Churprinzeßinn zu Sachsen, der sie bereits in Dresden eimal, auf erhaltenen hohen Befehl hatte aufwarten müssen; als ich die Gnade hatte, denenselben meine Uebersetzung Dero Singgedichtes: LA CONVERSIONE DI S. AGOSTINO, in Dero Wohnzimmer vorzulesen. Die Uebergabe dieses Buches aber geschah hier in Leipzig, als Ihre Kônigl. Hoheit hier auf der Messe waren. Sie ward gnädigst aufgenommen: und erhielt das hohe Versprechen: wenn sie einmal wieder nach Dresden käme, ein Andenken dafür zu erhalten, und diese gnadige Verheißung ward ein paar Jahre hernach reichlich erfüllet, eben als die oben erzählte Begebenheit, mit der ungleichen Heurath vorgegangen war. Diese großmüthige Prinzeßinn nämlich, erlaubte der Seligen damals nicht nur, im türkischen Palais, der Aufführung ihres wüschen vortrefflichen Singespiels, ILTRIOMFO DELLA
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FEDELTÀ beyzuwohnen: wobey sich doch nur Personen vom höchsten Range des Hofes befanden; und wo die Durchl. Verfasserinn und Componisten des Stückes selbst die Hauptrolle der N i c e sangen; sondern geruhten auch, sich der Seligen am Ende gnädigst zu nahern, und dieselbe als eine Musikverständige, um ihr Urtheil von dem ganzen Stücke zu befragen; ja sie zu des Durchl. Churprinzen kónigl. Hoheit zu führen, die sich mit ihr in ein gnädiges Gesprach einließen. Des Tages darauf aber, übersandten Sie derselben einen kostbaren Porcellan=Aufsatz von 5 großen Vögeln zum Geschenke. Es sind drey Papageyen und ein Paar Grünspechte, die mit wunderwurdiger Kunst, so wohl in Bildung und Stellung, als in den Nebenverzierungen, von Raupen, Käfern und Kirschen, in die Augen fallen. Es hat niemand hier in Leipzig solcherley Aufsatz von so ansehnlicher Große; und Kenner wissen den Werth derselben auf etliche 100 Thaler zu schätzen: zu geschweigen, daß die Hand, daher sie kommen, und die Gnade der Durchlauchtigsten Geberinn, an sich schon unschätzbar sind. Noch mehr. In eben diesem Jahre, oder vielmehr im Sommer und Herbste des vorigen, lieferte sie auch die v o l l s t ä n d i g e S a m m l u n g a l l e r S t r e i t s c h r i f t e n , ü b e r das v o r g e b l i c h e G e s e t z der N a t u r , von der kleinsten K r a f t in d e n W i r k u n g e n d e r K ö r p e r , die zwischen dem Herrn Präsidenten von Maupertuis zu Berlin, Herrn Prof. Königen in Holland, Hrn. Voltairen, u . a . m . gewechselt worden, in breitkopfischem Verlage; welche auch so schnell abgieng, daß sie 1753 an Ostern zum zweytenmale vermehrter erschien: als eben Herr von Voltare Berlin verließ, und sich einen ganzen Monath allhier aufhielt. Hier war es nun wohl Zeit, der Wohlseligen einige Veränderung zu machen, und ihr von solchen Bemühungen eine Ruhe zu gönnen, zumal sie im vorigen Sommer, ein heftiges doppeltes Tertianfieber ausgestanden hatte. Ich that also mit ihr eine Lustreise, über Naumburg, Erfurt, Gotha und
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Eisenach, nach Cassel. An allen diesen Orten fanden wir Freunde und Gönner, die uns wohl aufnahmen, und alle Merkwürdigkeiten zeigten. In Naumburg bezeugte sich die Frau geheimte Rathinn von Seckendorf sehr freundschaftlich gegen dieselbe; und ihr Gemahl zeigte uns die Seltenheiten der dasigen Domkirche. In Erfurt besahen wir die dasigen Merkwürdigkeiten, und die Selige lernte eine gute Dichterinn daselbst kennen, die nicht sehr bekannt geworden, ob sie gleich von Göttingen den poetischen Lorberkranz zugeschickt bekommen. In Gotha hatte sie nicht nur die Ehre der Frau geh. Rathinn von Buchwald aufzuwarten, welche sie schon in Altenburg kennen gelernet; sondern auch bey der Durchl. Herzoginn eine gnadige Audienz zu erhalten. J a wir genossen auch bey de die Ehre, an die Tafel der Durchl. jungen Herrschaft gezogen zu werden. In Cassel ebenfalls, genoß die Selige das Gluck des vor kurzem verstorbenen Prinzen Maximilians, Durchl. Frau Wittwe, und ihren beyden Prinzeßinnen, aufzuwarten; ja auch des damaligen Durchl. Erbprinzen, und itztregierenden Herrn Landgrafen Frau Gemahlinn königlicher Hoheit vorgestellet zu werden, welche ihr denn allerseits mit vieler Gnade begegneten. Als ich dem Durchl. damals regierenden Landgrafen Wilhelm zu Wilhelmsthal aufwartete, wo derselbe eben mit dem Baue seines prächtigen Lustschlosses beschäftiget war, und an dessen Tafel zu speisen die Gnade hatte, ward die Wohlselige mit unsrer übrigen Gesellschaft, aus der Herrschaftlichen Küche mit Speisen versorget. Indem wir uns aber nach der Tafel in dem dasigen prachtigen Garten umsahen, und sonderlich die unvergleichliche Grotte betrachteten, näherten sich der Durchl. Landgraf, nebst Dero Erbprinzen unsrer Gesellschaft, und geruheten sich mit der Wohlseligen in ein gnadiges Gesprach einzulassen; auch in unsrer Gegenwart selbst bey den chinesischen Gartenhäusern Dero ausländisches Geflügel, oder Federvieh zu füttern: gewiß ein sehr anmuthiges Schauspiel, da diese sehr zahm gewordenen 37
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Vögel den sie lockenden Herrn haufenweise umringeten, ja ihm auf Kopf und Schultern flogen. Eben dergleichen Gnade wiederfuhr der Wohlseligen im Bade zu Geismar, dahin uns der Durchl. Erbprinz, und dermalige regierende Landgraf, ihn zu besuchen eingeladen hatte. Auch hier ward sie mit ihrer Gesellschaft, meinem Bruder und seiner Gattin, von der furstl. Küche mit Speisen bedienet, indessen daß ich an der furstl. Tafel zu essen die Ehre hatte. Als nach Tische der gewohnliche Ball in dem Saale des Gartens für die anwesenden Badegaste eröffnet ward tanzete der Durchl. Erbprinz zuförderst mit denen daselbst befindlichen adelichen Damen; indessen, daß die Wohlselige mit ihrer Schwägerinn im Garten spazierete. Bald aber schickte dieser gnadige Prinz ein Paar Cavallier, auch diese fremden zum Tanze einzuladen, und aufzuziehen. Und kaum hatte der geh. Kriegsrath von Riedesel meine Freundinn losgelassen, als der Durchl. Erbprinz sie selbst auffoderte, und ein Menuet mit ihr tanzete. Eine lange Unterredung, die er hernach mit ihr am Fenster stehend hielt, handelte von den neuesten witzigen Schriften der Englander und Franzosen; darinn dieser Herr keine geringe Kenntniß und Belesenheit verrieth. Nach dem nun die Selige in Cassel auch die dasige Hochfurstl. Bibliothek, das Kunst= und Modellhaus, die so prachtige Aue mit dem sehenswürdigen Lorberbaume, und endlich den wundersamen weißen Stein, nebst dem erstaunlichen Herkules betrachtet hatte, woselbst wir alle Wasser haben springen sehen; die weder in Deutschland, noch sonst irgendwo in fremden Landen ihres gleichen haben; giengen wir, in einer kleinen Tagereise nach Göttingen. Hieselbst erwartete uns ein sehr werther Freund und Gönner, Herr Hofrath R i c h t e r , der uns sein Haus zur Herberge gütigst angebothen hatte: weil er, als ein gebohrner Sachs, es fur seine Obliegenheit ansah, ein Paar Fremdlinge aus seinem Vaterlande, und Mitbürger auf dem Helikon zu bewirthen.
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Er that solches auch mit aller ihm eigenen Höflichkeit: da zumal sein sei. Herr Bruder allhier, mein besonderer College, und dessen sei. Gattinn, der meinigen sehr vertraute Freundinn gewesen; deren Tod sie auch in einer rührenden Elegie besungen hatte. Wir fanden in Göttingen viel Gönner und Freunde, Herrn Kanzler von Mosheim, Herrn geh. Justitzrath Gebauer, Hrn. Hofrath Gesner u . a . m e h r , die sich mit ihren Gemahlinnen um die Wette bemuheten, der Wohlseligen den dasigen Aufenthalt gefallig und angenehm zu machen. Die Frau Kanzlerinn von Mosheim, führte nach einem ansehnlichen Mittagsmahle, dieselbe in ein pantomimisches Lustspiel, dergleichen damals in Göttingen war. Sonst besah sie die dasige Bibliothek und Hörsale, wohnte, dem Gottesdienste in der akademischen Kirche bey; und machte sich auch die schönen Sammlungen und Cabinetter des Herrn Hofrath Richters bekannt. Kurz sie erwarb sich bey diesem scharfsinnigen Kenner von Verdiensten diejenige Achtung, die er ihr auch nach ihrem Tode in einer unvergleichlichen Elegie erwiesen, welche man in der folgenden Sammlung a.d. 381 S. lesen wird. So viel kann ich wohl sagen, daß sie an des Hrn. Hofraths lateinischen und deutschen Gedichten jederzeit einen besondern Geschmack gefunden. Von hier giengen wir nach Hannover: wo die Selige abermal Gelegenheit fand, große und gelehrte Manner kennen zu lernen, und schöne Sachen zu sehen. Des Hrn. Staatsministers von Schwichelt Excellenz, bathen sie nebst mir zur Tafel; wo sie von der Frau geh. Räthin Excellenz, und einigen andern vornehmen Damen sehr vieler Achtung gewurdiget ward. Eben dieser treffliche Minister schickte uns in seiner Equippage nach Herrnhausen, wo uns nicht allein der Pallast mit allen seinen Zimmern, sondern auch der Königl. Garten, mit den wunderwürdigen Wasserkünsten springend gewiesen wurden. Auch das Churfl. Schloß in Hannover selbst, die Kostbarkeiten der Hauptkirche und die vortreff37:>
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liehe Bibliothek, woselbst Leibnitzens berühmter Rechenkasten zu sehen ist, wurden von ihr besehen, und in Augenschein genommen. Hrn. Hofrath Werlhof, und Hrn. H o f rath Scheid, lernte sie gleichfalls kennen; und so reisten wir, nach 8tagigem Aufenthalte nach Braunschweig, wo eben die Laurentiimesse den Anfang genommen hatte. Hier hatten wir die Ehre und das Vergnügen, im Hause des Kaiserl. Postmeisters im niedersächsischen Kreise, und braunschweigischen Drosten, Freyherrn von Münchhausen, aufgenommen zu werden; dessen würdige Frau Gemahlinn, als die jüngste Grafinn von Manteuffel, die Selige bereits hier in Leipzig vieler Gnade und. eines leutseligen Umganges gewürdiget hatte. Wir genossen auch in diesem vornehmen Hause alles möglichen Vergnügens, sahen Opern, Pantomimen und Redouten im öffentlichen Schauplatze, besahen Antonettenruh, und Salzdahlen, und lernten allerley vornehme und gelehrte Leute kennen. Sonderlich wiederfuhr der Wohlseligen die Ehre, daß der Durchlauchtigsten Herzoginn Kónigl. Hoheit, durch den Hrn. Abt Jerusalem, die Selige zu einer besondern Audienz einladen ließ. Es war Sonntags nach der Vesper, als sie sich in den grauen H o f tragen ließ, und daselbst durch viele Zimmer zu dieser erleuchteten und hôchstgnadigen Prinzeßinn geführet ward. Da Ihre Kónigl. Hoheit sich etwas länger mit ihr zu unterhalten Willens seyn mochten, so setzten Sie sich; ließen aber derselben ein Tabouret setzen, und befahlen ihr, sich nieder zu lassen. Hier wollte ich wünschen, daß Sie selbst auch diese Unterredungen beschrieben hatte. Allein daran fehlt es, und ich selbst bin nicht dabey gewesen. So viel erinnere ich mich noch, aus Erzählungen, daß von den alten lateinischen, und neuen französischen Dichtern, namentlich vom Horaz, und Hrn. von Voltaire die Rede gewesen, deren Verdienste die Durchl. Herzoginn, als eine große Kennerinn, beurtheilet hat. Die Selige kam sehr vergnügt wieder in die Gesellschaft, die sie vor einer
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guten Stunde verlassen hatte, und wußte die ihr bezeugte Gnade nicht sattsam zu rühmen. Allein Ihro Kónigl. Hoheit ließen es bey einer so geheimen Gnadenbezeugung nicht bewenden. Als wir einen Abend im Nikolinischen Schauplatze um den verlarvten Tänzen, oder Redouten zuzusehen, in einer Loge waren, die ganz nahe bey der herrschaftlichen Hauptloge war; wurden Dieselben meiner Gattin gewahr, näherten sich von freyen Stücken der unsrigen, und geruheten öffentlich, vor den Augen vieler tausend Zuschauer, mit ihr zu sprechen. Ein gleiches thaten gleich darauf die Durchlauchtigsten Prinzeßinnen dieses überaus gnädigen Hauses: so wie auch die Herzogliche, nunmehr in Gott ruhende Durchl. Frau Mutter, einige Tage vorher die Selige hatte zu sich holen lassen, um sie von Person kennen zu lernen; und sie über ein kostbares Gemahlde zu befragen, welches der Herzoginn aus Wien, als ein Kaiserl. Familienstück, zugesandt war. Denn da wir nur vor drey oder vier Jahren am Kaiserl. Hofe gewesen waren; und die jungen Herrschaft gesehen hatten: so verlangten Ihre Durchl. von der Aehnlichkeit der Bildnisse der sammtlichen Erzherzoge und Erzherzoginnen versichert zu seyn. Nach so ruhmlichen Unterscheidungen, so die Selige daselbst genossen hatte, verließen wir nun Braunschweig ganz vergnügt, und giengen über Quedlinburg und Halberstadt, allwo uns der berühmte Dichter, Herr Hofrath Lichtwer, sehr viele Höflichkeiten erwies, sodann durch Aschersleben und Halle wieder nach Leipzig; und hatten große Ursache, mit allem dem, was uns auf dieser Lustreise wiederfahren war, vollkommen zufrieden zu seyn. Mit den Schriften der Seligen war ich oben bis ins 1757ste Jahr gekommen; und in diesem übersetzte dieselbe noch des Abts T e r r a s s o n s Philosophie, nach ihrem allgemeinen Einflüsse, auf alle Gegenstande des Geistes und der Sitten; welche ich mit einer Vorrede ans Licht stellete. Der be-
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rühmte Verfasser, dessen S e t h o s die Selige allemal vorzüglich geliebet, und noch kurz vor ihrem Ende zum drittenmale durchgelesen, hatte im Franzosischen die PHILOSOPHIE DES MŒURS, v o r d i e PHILOSOPHIE DE L'ESPRIT
gesetzet.
Da aber seiner Uebersetzerinn dieses verkehrt zu seyn schien, nahm sie sich eine Freyheit, die sich die Franzosen sehr oft bey Büchern, die sie verdollmetschen, genommen haben. Sie setzte das letzte zuerst; und stellte dadurch die natürliche Ordnung wieder her, ohne dem Werke Schaden zu thun. Ja sie nahm sich auch die Freyheit, in den Capiteln, wo der Verf. von der katholischen Religion geredet hatte, ihre eigene Gedanken, als eine Protestantinn an die Stelle zu setzen. Wer sie mit Bedacht liest, wird hier eine Art des Glaubensbekenntnisses finden, die vielleicht das stärkste im ganzen Buche heißen kann. Dieß Buch nun eignete ich der Durchl. verwittweten F u r s t i n n v o n Z e r b s t zu; welche wir durch der berühmten Frau G r â f i n n v o n B e n t i n k Excellenz, geb. Reichsgrafinn von Oldenburg, nach ihren großen Eigenschaften hatten kennen gelernet. Hier ist nun der O r t , die besondere Gnade, ja so zu reden, die vertraute Freundschaft zu rühmen, der diese große und geistreiche Dame die Wohlselige ein ganzes Jahr lang allhier gewürdiget hat. Sie war 1754 im Christmonathe aus Zerbst hieher gekommen; und hatte sichs gleich folgendes Tages gnädig gefallen lassen, bey uns einen Abend zuzubringen; da uns eine geheime Ahndung getrieben hatte, Dero Bekanntschaft zu suchen. Diese beyde Seelen nun schienen für einander geschaffen zu seyn. Es vergieng in diesem ganzen Jahre fast kein Tag, da sie einander nicht gesehen, nicht etliche Stunden und lange Abende, ja halbe Tage gesprochen hätten. Am öftesten war die Frau Grâfinn bey uns; und sehr oft mußten wir bey Ihr zu Mittage, oder des Abends speisen. Aus diesem so often Umgange, ward bey gleich fähigen Köpfen und Gemüthern, endlich die vertrauteste Freundschaft, die sich auch bis ans Ende des Lebens der Wohl-
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seligen fortgesetzet hat: wie aus dem rührenden Condolenzschreiben der Frau Gráfinn erhellen wird. Die erste Frucht von dieser Bekanntschaft war, daß die Selige, auf der Frau Grâfinn inständiges Verlangen, das Vorspiel: d e r b e s t e F ü r s t , ausarbeiten mußte, welches den 24. O c t . selbiges Jahres, an dem Geburtstage dieser Durchl. Furstinn, zu Zerbst auf der Hofbuhne, durch einige Edelknaben und andre Hofbediente aufgeführet ward. Die Frau Gráfinn ließ selbiges hier ungefähr fünfzigmal abdrucken, um es an dasigem Hofe, und hier an ihre Bekannten auszutheilen: mehrere Abdrücke aber zu machen, wollte die Verfasserinn, aus gewissen Besorgnissen, durchaus nicht erlauben. Da auch die Frau Grâfinn in ihrem Gefolge, einige junge Edelleute, nebst einem Hofmeister derselben, und die Kinder ihres Haushofmeisters, bey sich hatte: so ward auch hier derselbe Jahrstag ihrer hóchstverehrten und geliebten Furstinn, durch Vorstellung des b e s t e n F ü r s t e n , in den Zimmern der Frau Grâfinn Excellenz, in Curtiußischen Hause am Markte, gefeyret: wozu sie alle ihre Bekannten eingeladen hatte. Man sehe das Stuck selbst, in der folgenden Sammlung gleich im Anfange. Diese kleine Bemühung, einer so vortrefflichen Furstinn zu Ehren, brachte der Wohlseligen das gnädigste Danksagungsschreiben von derselben zuwege; ja zog einen langen und vertraulichen Briefwechsel nach sich, der bis ans Ende der Durchl. Fürstinn, gewähret hat, welches voretwa drey Jahren in Paris erfolgete. Kann ich einmal der Briefe der Seligen an diese erhabene Prinzeßinn, von Zerbst her, theilhaftig werden: so will ich der Welt an diesem Briefwechsel kein unangenehmes Geschenk vor Augen legen, desgleichen wohl noch nicht vorhanden ist: wo die geistreicheste und gnädigste Prinzeßinn, mit einer Person ihres Geschlechts, und von den Gaben der Wohlseligen, in einer langen Vertraulichkeit gestanden, und solche durch die auserlesensten Federn gegen einander erkläret haben. Wenigstens wird
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Frankreich alsdann an seiner Sevigne nichts mehr vorausbehalten, worauf es trotzen, und seinen Nachbarn Hohn sprechen könnte. Die zweyte Folge davon war, daß diese Durchl. Correspondentinn im nächstfolgenden 1756sten Jahre, kurz vor dem ausgebrochenen blutigen Kriege, die Wohlselige hier in Leipzig persönlich besuchete. In dem Leben der berühmten A n n a M a r i a S c h u r m a n n i n n , liest man nicht ohne Verwunderung, daß die große Königinn C h r i s t i n a aus Schweden, bey ihrer Reise durch Holland, sie eines gnädigen Besuches gewurdiget. Eben dergleichen Ehre wiederfuhr hier der Seligen, von einer Furstinn, die zwar selbst keine Krone trug, aber einen König zum Bruder hatte, und eine Kaiserinn zur Tochter zu haben, von der Vorsicht ersehen war: die übrigens, an Gelehrsamkeit und Geiste, jener berufenen Königinn nichts nachgab; an Tugend hingegen sie weit übertraf. Ich muß mich etwas deutlicher erklaren. Das ganze Hochfurstl. Zerbstische Haus hatte sich vorgenommen, zu einiger Gemûthsergetzung und Veränderung, einmal unerkannt, Dresden zu sehen; und wählte dazu den Heumond des 1756sten Jahres. Der Durchl. regierende Fürst, mit seiner hochsei. Frau Gemahlinn Durchl. und der vortrefflichen Frau Mutter Königl. Hoheit, kamen also zuförderst in Leipzig an, um sich mit einigen nöthigen Kleidungen zu versehen, ehe sie nach der Königl. Residenz fortgiengen. Ein gnadiges Handbriefchen von der letztern an die Wohlselige ward Sonntags früh, durch einen fürstlichen Bedienten überbracht, darinn ihr gemeldet ward: daß Ihre königl. Hoheit hier waren, und sie gegen Abend besuchen wollten. Es half nichts, daß selbige der Durchl. Furstinn aufzuwarten sich erboth: Dero Willen und Befehl war es, daß sie den hohen Besuch bey sich erwarten sollte; doch mit dem Bedinge, daß es hier im Hause niemand wissen mußte, damit kein Zusammenlauf von Leuten entstünde. Ich selbst aber machte draußen dem ganzen hohen Kleeblatte Fürstl. Per-
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sonen die Aufwartung, hatte auch die Gnade, das junge Furstenpaar in den hiesigen vornehmsten Gärten, bis um 8 Uhr abends, herum zu führen; indessen, daß die verwittibte Hochfûrstl. Frau Mutter sich um 5 Uhr in einem Tragsessel bey der Wohlseligen eingefunden, und sich ganzer zwey Stunden bey derselben auf die gnadigste Art zu verweilen geruhet hatte: ein Besuch, der ihr die größte Ehre machte, und daran sie nachmals nicht ohne Entzücken gedenken konnte. Ihr nachmaliger früher Tod in Frankreich, hat auch eben daher der Gesundheit der Wohlseligen einen sehr harten Stoß gegeben; und nichts in der Welt ist vermögend gewesen, sie über diesen Verlust völlig aufzurichten. Die Frau Grafinn von Bentink indessen, hatte zu derselben ein so völliges Vertrauen gefasset, daß sie ihr nicht nur die Aufsicht über die jungen Edelleute mit ihrem Hofmeister, sondern auch über einige andere hier befindliche Hausgenossen auftrug, die sie nicht mit sich nehmen wollte, als sie im Christmonathe desselben 1655sten Jahres nach Wien gieng; sondern auch alle ihre Einkünfte aus Ostfrießland durch ihre Hände gehen ließ, um sie nach Wien Übermacht zu bekommen. Diese beliefen sich jährlich auf viele 1000 Thaler; und diese wurden von der Wohlseligen allemal zu völligem Vergnügen der Frau Gráfinn, eingenommen, umgesetzet, zum Theil ausgegeben, zum Theil übermachet und berechnet. J a selbst die Zucht der jungen Leute gieng unter ihrer Aufsicht, in den ersten kriegerischen Jahren, recht gut von statten; bis die Frau Gráfinn nach der Schweiz gieng, und sie gleichfalls dahin kommen ließ. Der vertraute Briefwechsel aber, der zwischen beyden bestund, hörte in den letzten Kriegsjahren damals allererst auf, als es bisweilen gefahrlich schien, nach Wien zu correspondiren: wie man aus dem beweglichen Condolenzschreiben der Frau Grafinn in diesem Ehrenmaale mit mehrerm ersehen wird; welches der Seligen so viel Ehre machet.
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Im 1756sten Jahre, als der Krieg unser Sachsen so hart zu drucken anfieng, übersetzte die Selige den I. Band von des Hrn. Beaumelle Geschichte der Frau von Maintenon. Eine gute Freundinn von ihr, die Frau Oberstlieutnantinn von Runkel, übersetzte den zweyten, und ich den dritten; so daß wir sie alle drey 1757 gedruckt liefern konnten. Dieß wandte nun zwar die Gedanken der Seligen auf eine Zeitlang von den Gräueln des Krieges ab: allein diese nahmen auch im folgenden Jahre kein Ende. Und gleichwohl nahm dieselbe das harte Schicksal unsers Landes und sonderlich des Hofes, viel mehr zu Herzen, als irgend ein Mensch in Leipzig, oder sonst ein gebohrner sächsischer Unterthan, gethan haben mag. Das machet, alle ihre Empfindungen waren sehr lebhaft, und ihre Leidenschaften heftig; zumal wenn sie glaubte, daß die Ehre mit im Spiele wäre: und das glaubte sie damals von der Unterdrückung Sachsenlandes. Diese ihre Bekümmernisse zu lindern und zu zerstreuen, rieth ich ihr, des Hrn. B e a u s o b r e neuen Tractat SUR LE BONHEUR ZU verdeutschen; und schaffte in der Haude und Spenerischen Buchhandlung ihr einen Verleger dazu. Nach einigem Widerstande übernahm sie die Arbeit und vollführte sie, so daß sie mit meinen Anmerkungen und Zusätzen 1758 unter dem Titel: G e d a n k e n ü b e r d i e G l ü c k s e l i g k e i t , oder philosophische Betrachtungen über das Gute und Böse des menschlichen Lebens, ans Licht treten konnte. Allein meine Absicht, die durch solches Mittel aufzurichten, schlug mir fehl: denn der Krieg zog immer ärgere Folgen nach sich, und wollte gar kein Ende nehmen. Ihr Gemüth litt zu viel bey den öffentlichen Drangsalen, als daß sie einiges Vergnügens hatte theilhaftig werden können. Selbst als des Königs in Preußen Majestät, in dem 1757sten Jahre bey den öftern und langwierigen Unterredungen, deren Sie mich würdigten, mich viel von ihren Arbeiten und Schriften befrageten: z . E . ob Sie den Bayle übersetzet? was sie sonst geschrieben hatte? und worinn ihre Starke be-
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stünde? ja endlich von mir verlangten, daß ich von ihrer deutschen und französischen Feder einige Proben mitbringen sollte: horte sie solches mit einer großen Unempfindlichkeit an. Ja als ich des folgenden Tages, ihr die vortheilhaften Urheile dieses Monarchen, darauf jeder andre witzige Kopf stolz geworden seyn wurde, mit nach Hause brachte"'; nahm sie doch dieselben sehr kaltsinnig auf, und änderte ihre Gesinnungen im geringsten nicht. Alles was preußisch war, floh und haßte sie aufs äußerste: ungeachtet auch des höchstsei. Prinzen von Preußen Kónigl. Hoheit, sich bey Dero Ankunft nach ihr erkundiget, und sich alle ihre Schriften angeschaffet hatten. Im 1758sten und folgenden Jahre, als ich das bekannte H a n d l e x i c o n oder k u r z g e f a ß t e W ö r t e r b u c h der schönen Wissenschaften ans Licht stellete, ward sie abermal meine fleißige Gehulfinn; und arbeitete mir alle mannigfaltigen Artikel aus, die am Ende mit einem Sternchen bezeichnet sind. Und hier schlossen sich ihre eigenen gelehrten Ausarbeitungen. Das einzige, wozu ich sie noch bewegen konnte, war folgendes, im 1760sten Jahre. Ich hatte des berühmten F r e y h e r r n von B i e l e f e l d Lehrbegriff der Staatskunst zu übersetzen übernommen: und da dem Verleger damit gedienet war, daß bey de Bande 1760 an Ostern ans Licht treten soll" Z. E. Seine Majestät lasen die Zuschrift vor dem Lockenraube, an die Durchl. Herzoginn von Gotha, den Anfang des Gedichtes selbst, und das Schreiben an die Marquisinn von Chatelet; billigten und lobten sie alle; ja Sie übersetzten gar, dem Abte DESPRADES zu gut, das letzte mündliche ins Französische, um denselben von ihrer vernünftigen Art zu denken zu überführen. Und als Sie ein französisches Schreiben von ihr lasen, darinn sie an die Frau Gräfinn von Bentink das Sinngedicht des sei. Grafen von der Lippe, (S. die 157. S. dieser Sammlung) beurtheilet hatte: billigten Sie nicht nur die Kritik derselben, sondern setzten auch, was die Schreibart anlanget, das Urtheil hinzu: Sie glaubten nicht, daß es noch vier Personen in Deutschland gäbe, die so gut französisch schrieben: welches auch Herr DESPRADES bestätigte.
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ten: so wollte mir bey andern Arbeiten und Hindernissen die Zeit zu kurz werden. Ich mußte also zu ihrer Hülfe meine Zuflucht nehmen; woran es mir bedürfenden Falles noch niemals gefehlet hatte. Sie ließ sich auch dießmal im Winter 1760 willig finden, und übersetzte mir verschiedene Hauptstucke des II. Bandes, gegen das Ende. Allein sie war nicht mehr im Stande, sitzend mit der Feder in der Hand zu arbeiten; theil wegen des Zitterns ihrer Hände, theils weil das lange Sitzen ihr beschwerlich fiel. Sie dictirte es also, auf und niedergehend, einem Schreiber in die Feder: und dieß ist leider! ihre letzte Uebersetzung in der Welt gewesen. Doch zwo Arbeiten der Wohlseligen habe ich noch vergessen: denn auch das fähigste Gedachtniß ist kaum vermögend, alle Proben ihres außerordentlichen Fleißes zu behalten. Schon im 1749sten Jahre, ehe wir noch nach Wien giengen, gab die Wohlselige eine neue Sammlung auserlesener Stücke, aus Popens, Eachards, Neu tons und andrer Schriften ans Licht, die sie zum Zeitvertreibe aus dem Englandischen übersetzet hatte. Aus Popen hatte sie das vortreffliche Leben Homers gewählet, welches er vor dessen Ilias gesetzet hatte. Allein sie erläuterte dasselbe auch noch durch Anmerkungen, die sie aus dem LIFE OF H O M E R , eines Ungenannten, entlehnete; und durch allerhand eigene Gedanken. Aus E a c h a r d e n , hatte sie seine Betrachtungen über den hobbesischen Stand der Natur, in einem Gespräche zwischen dem Hobbes und Timotheus genommen; ein sehr lustiges und doch gründliches Werkchen, darinn die ganze hobbesische Sittenlehre zu Boden geschlagen wird. Das dritte Stück war eine kurze Beschreibung von Frankreich, darinn ein sehr satirischer Charakter von den Einwohnern und Gebrauchen dieses Königreiches gegeben wird: welche allem Ansehen nach aus Addisons Feder geflossen war, als er seine Reise von Italien heraus gegeben. Das IV. Stück endlich war Neutons kurzgefaßte Chronologie von den ältesten Dingen in Europa, bis auf Alexanders des großen Eroberung von Persien.
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Das II. was ich vergessen habe, ist eine Abschrift des Goldastischen Manuscripts, von den ältesten deutschen Liederdichtern des XIII. und XIV. Jahrhunderts. Der berühmte Rechtsgelehrte, Schobinger, war Besitzer der alten kostbaren Handschrift gewesen, die itzo in Paris ein Kleinod der Kônigl. Bibliothek abgiebt; und davon man uns zu Zurich eine ubelgerathene Probe hat drucken lassen. Ich hatte entdecket, daß Goldast, ein Freund von Schobingern, sich zu eigenem Gebrauche eine Abschrift davon gemachet, die nach seinem Tode auf die bremische Stadt=Bibliothek gekommen. Herr Hofrath M a d a i, mein sehr werther Freund, hatte die Gute, mir dieses Werk auf ein paar Monathe hieher zu verschaffen: und meine sei. Freundinn ließ sich die große Muhe nicht dauren, mir diesen starken Folianten, mit aller kritischen Richtigkeit abzuschreiben. Sie vollführte diese mühsame Arbeit vom 23sten Marz 1754. bis zum 11. May desselben Jahres, und also innerhalb sechs Wochen und drey Tagen: Eine Probe ihres unsäglichen Fleißes, die allen, so sie sehen, als ein Wunder vorkommen muß. So habe ich nun dieß beschäftigte, dieß fleißige, dieß so zu reden, unermûdete Leben, eines Frauenzimmers beschrieben, das seines gleichen gewiß wenig, ja vieleicht gar nicht in der Welt gehabt hat. Die letzten zwey Jahre nämlich, sind bey ihr fast kein Leben, sondern ein beständiger Gram, und Kummer; die aber auch durch die zunehmende Schwache ihres Körpers sehr genähret wurden, zu nennen gewesen. Ihre Musik gerieth ganz ins Vergessen; und sie sah sie allmählich mit Ekel an. Ihr Schlaf, ihre Lust zum Essen verlohr sich; und ihr Magen konnte fast keine gewöhnliche Speise mehr vertragen. Ihre Hände, die sonst so unermûdeten Hände, zitterten, und selbst ihre Schritte wanketen. Mehr als ein halb Jahr vor ihrem Tode schon, ist sie nicht mehr aus ihrem Hause gekommen: außer als sie acht Tage zuvor, auf Vorschrift ihres Arztes, sich auf eine Woche in mein kleines Gärtchen tragen ließ, um daselbst, bey der
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schönen Frühlingsluft sich mehr Bewegung zu machen, und sich dadurch zur Lauchstädter Badecur zu bereiten; die man ihr, zu Stärkung ihrer schwachen Nerven, angerathen hatte. Eine einzige Ausnahme ward hier gemachet, als die hochgebohrne Grâfinn Caroline, geb. Grâfinn H e n k e l von D o n n e r s m a r k , die sich vor wenig Tagen an den Herrn Oberstwachtmeister von Sydov vermahlet hatte, im Jänner des 1762sten Jahres hier eintraf, und sich ein paar Wochen hier aufhielt. Diese verdienstvolle und vortreffliche Dame, die selbst mit allen Musen in Verbindung steht, und so schon dichtet, als die Davidsharfe spielet und singet, bezeugte so viel Verlangen, die Wohlsei. kennen zu lernen; daß sie, so krank sie schon war, sich nicht entbrechen konnte, derselben aufzuwarten. Sie that es ein paar male, nicht sonder Beschwerde; und hatte die Ehre, nicht nur sehr gnadig, ja liebreich aufgenommen, sondern auch von ihr wieder besuchet, und mit einem sehr schönen Ringe beschenkt zu werden. Dieß Ehrenmaal selbst pranget mit einer Grabschrift, die aus der Feder dieser hochgräflichen Muse geflossen ist. Doch ich muß bey den Umständen ihrer Krankheit nichts verschweigen; wenn es gleich etwas tiefer in die Arzneykunst treten sollte. Von so merkwürdigen Personen, die zumal in einem mittlem Alter sterben, ist man begierig auch die geringsten Ursachen ihres Todes zu wissen. Seit dem sich bey ihr gewisse weibliche Zufälle verlohren hatten, und das war im Anfange des Krieges geschehen, ward sie von einer starken Vollblütigkeit beschweret, die ihr viel Ungemâchlichkeiten zuzog. Ein öfteres Aderlassen linderte ihr zwar dieses Leiden, allein immer nur auf kurze Zeit: und als die Aerzte endlich Bedenken trugen, sie so oft des Blutes zu berauben, fand sich schon ein Jahr vor ihrem Tode ein ander Uebel, das noch ungleich empfindlicher war, als alles vorhergehende. Es waren Bestrebungen der Natur, zur goldenen Ader: die ihr aber so schmerzlich wurden, daß sie selbige mit gutem Rechte, eine bleyerne Ader zu nennen pflegte. Um Ostern
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1761 empfand sie dieselbe zum erstenmale, und mußte sich etliche Wochen hinter einander damit quälen, bis sie endlich, mehr von sich selbst, als durch Arzneyen nachließ. U m eben die Zeit des 1762sten Jahres, fand sich diese Plage abermal ein, aber so, daß ihre Marter dabey verdoppelt schien; und sie zu dem jammerlichsten Aechzen und Seufzen zwang, wenn die Angriffe derselben sie überfielen. Es betrafen sie auch die letzten Winter hindurch öftere Ohnmächten, so daß sie gleichsam, wie in einen tiefen Schlummer fiel, der Viertel- ja halbe Stundèn lang anhielt. Jenes Uebel aber dauerte nunmehr, bis an ihr Ende, mit solchem Leiden und Jammer, daß es einen Stein hatte erbarmen mögen, wenn man sie Wimmern und Winseln hórete. Sie sah bey dem allen, das letzte halbe Jahr vor ihrem Ende, dasselbe ganz deutlich vorher, und redete von ihrem Tode, als von einer gewissen und nahen Sache. Sie scheuete denselben nicht, sondern schickte sich zu demselben an, als eine Person, die der Welt uberdrüßig war, und den Eingang zu einem bessern Leben wunschete und hoffete. Noch acht Tage vor ihrem Ende, als sie im Gartchen auf und nieder gieng, und bemerkte, daß der benachbarte Tischler an einem Sarge arbeitete; sagte sie: da machet der Tischler meinen Sarg! Es wahrte kaum ein paar Tage darauf, als sie in wahrendem Nachmittagsschlummer, von einer Apoplexie geruhret ward; die ihr aber noch weiter nichts, als die Zunge lâhmete. Denn beym Erwachen konnte sie kein Wort mehr deutlich sprechen; und mußte sich nur durch Gebärden zu verstehen geben. Ich ließ ihren Beichtvater, Herrn M . Scharfern, Diaconus an der Thomaskirche, zu ihr kommen, den sie mit vieler Gelassenheit und Rührung anhórete. Da sie ein Verlangen bezeugte, aus dem Garten wieder in unsre W o h nung gebracht zu werden, willfahrte ich ihr, die Mittwoche vor Johann: und die Nacht darauf gegen den Morgen betraf sie ein neuer Angriff der Apoplexie: doch so, daß sie noch ihren völligen Verstand behielt. Am Johannstage besuchte
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sie ihr Geistlicher abermal, ja selbst Herrn D . und Prof. Barths Hochwürden, der früh in der Paulinerkirche sie im Gebethe Gott vorgetragen hatte, besuchte sie, und redete ihr auf eine bewegliche Art zu. Sie war den Nachmittag noch so munter, daß sie sich etwas ankleiden ließ, und durch alle ihre Zimmer etlichemal auf und niedergieng; auch ihrer Wartfrau, die bis dahin durchwachten Nachte, selbst bezahlete, und sich darauf wieder zu Bette legte, um den Zuspruch einiger Freundinnen, die sie besuchten, anzunehmen. Folgende Nacht schlief sie zeitig ein, und ruhete bis an den Morgen, da ihr ein neuer Schlag die rechte Hand lahmete. Ich redete ihr zwischen sieben und acht Uhr zu, sich das heilige Abendmahl reichen zu lassen, welches sie bewilligte. Als ich aber kaum den Diener fortgeschicket hatte, den Geistlichen zu raffen, traf sie der letzte Anfall des Schlages so heftig, daß sie bey einem lauten Ruffe, auf die linke Seite geworfen ward, und alle ihre Empfindungen zu verlieren schien. In dieser geraden und ordentlichen Stellung dauerte nun ihr letzter Todeskampf, ganzer 24 Stunden: und es war umsonst, daß ihr Medicus, der sei. Herr D . J a n k e , der ihr ein halbes Jahr hernach im Tode folgte, mit Beyrathe des berühmten Herrn D . Ludewigs, obersten Professors der Arzneykunst allhier, ein spanisches Fliegenpflaster zu legen verordnete. Als selbiges zwölf Stunden am Schenkel gelegen hatte, war zwar die äußerste Haut von der Stelle aufgezogen, aber kein Tropfen Wasser in der Blase befindlich: ja sie hatte nicht die geringste Empfindung davon blicken lassen. So war denn alle Hoffnung verlohren, und ich nebst den umstehenden Freundinnen und Bedienten, die es weder an Handreichung und Bedienung, noch an Singen und Bethen hatten fehlen lassen, sahen ihrer Auflösung entgegen. Mit was fur Rührung aber ich selbst dabei die Abnahme ihres Seufzens und Stöhnens, und das Ermatten der Pulsschlage an ihrer Hand, die ich beständig in der Meinigen hielt, wahrgenommen, kann nur derjenige begreifen, der selbst eine
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geliebte Person sterben gesehen. Sie war außerdem die erste in meinem Leben, bey deren Ende ich zugegen gewesen: welches meine Empfindungen also doppelt lebhaft machete. Ihr letzter Seufzer und Pulsschlag kam endlich, unter meinem andächtigen Zuruf, der sie der gnadigen Hand ihres Schöpfers empfahl: und so verlohr ich eine jederzeit zärtlich geliebte Freundinn, die mir ihre Liebe und Zärtlichkeit, sonderlich in den ersten und meisten Jahren, so redlich erwiesen, und mir so viel Ehre bey Hohen und Niedrigen gemachet hatte! Sie aber erlangete, wie billig war, dasjenige, was sie selbst in einem Gedichte a.d. 111. Seite dieser Sammlung sich gewunschet hatte: Der Himmel schenke Dich so lange nur der Welt, Bis Deine letzte Treu, mir noch die Gruft bestellt. Denn kann ich nur dereinst in Deinem Arm erkalten; So will ich selbst den Tod, mir fur ein Glücke halten. Mehr wünsch ich itzo nicht. Diesen letzten Dienst nun, die Bestellung ihrer Gruft, habe ich mit dem besten Wohlstande, nach den Sitten unsers Ortes, vollführet. Ich ließ bey ihrer Einsenkung ein paar geistl. Oden absingen, und gedruckt austheilen, die sie selbst verfertiget hatte. Meine Thránen haben ihr dabey alle Gerechtigkeit wiederfahren lassen ; und meine wehmuthige Betrübniß hat mich das ganze Jahr her, nicht wenig abgezehret, so daß es der ganzen Stadt sichtbar gewesen. Das Bedauren ihres Todes ward in Leipzig allgemein; sobald man ihn von den Kanzeln erfahren hatte. Auch solche vornehme und mittelmäßige Hauser, mit denen wir niemals in einiger Verbindung gestanden, bezeugten mir ihr Bey leid. Alle aber, denen ich denselben schriftlich bekannt machte, gaben mir ihre Theilnehmung an meinem Schmerze aufs lebhafteste zu erkennen. Die meisten dieser Schreiben, habe ich der Erblaßten zu Ehren, in diese Sammlung ihres Ehrenmaales abdrucken lassen: da ich nicht sehen kann, was poeti38
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sehe Condolenzen fur einen besondern Vorzug haben sollten, einen Todten zu ehren? Die meiste Ehre wiederfuhr ihr aber wohl, durch das gnädigste Beyleid, welches Se. Kônigl. Hoheit, der Durchl. P r i n z v o n P r e u ß e n , mir vorigen Herbst, zu bezeugen geruheten. Sie erklarten sich nämlich, bey meiner Aufwartung, sogleich: daß Sie mit vieler Rührung den Tod der Sei. in den Zeitungen gelesen hatten; und setzten hinzu: daß dieß ein Verlust für ganz Deutschland, ja fur die ganze gelehrte Welt gewesen. Eben so gnädig geruheten des Durchl. P r i n z e n H e i n r i c h s , des obersten Befehlshabers des sächsischen Kriegsheeres, Kônigl. Hoheit sich auszudrücken. Sie begehrten so gar von mir, daß ich ihnen die ganze Krankheit nebst den Umständen ihres Todes ausführlich erzählen mußte; bemerkten auch aus meinem Ansehen, daß ich in diesem Jahre merklich abgenommen hatte. Dieß Ehrenmaal, womit ich über ein Jahr beschäftiget gewesen, wird vollends zeigen, wie hoch ich sie geschätzet, und wie hoch sie von andern geschatzet worden. So hoffe ich nun ihrer Asche ein besseres Denkmaal gestiftet zu haben, als wenn ich ihr ein langes ausgekunsteltes Klagegedicht angestimmet hatte; ein Ehrenzeichen, das sehr zweydeutig ist, und dabey auch der beste Dichter für die juckenden Ohren unsrer heutigen Welt sehr wenig neues mehr leisten kann; nachdem so viel andre große Poeten unsers Vaterlandes sich schon in diesem Felde geschickt und groß erwiesen haben. Zudem hatte ich von meiner sei. Freundinn viel was anders und großers zu sagen und zu rühmen, als alle meine Vorgänger von den ihrigen gehabt, und als alle Verse fassen können. Weit gefehlt auch, daß die Unsterblichkeit ihres Namens von mir entspringen sollte; wie sie einmal aus Bescheidenheit vermuthet hat, als sie schrieb: Mein Gottsched, Du allein, Und daß Du mich geliebt, das soll mein Lorber seyn. Daß Du mich hast gelehrt, daß Du mich unterwiesen,
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Das wird der Nachwelt noch durch manches Blatt gepriesen. Wer solche Meister hat, da stirbt der Schüler nicht: Wenn ihm gleich das Verdienst zur Ewigkeit gebricht. So leb ich denn durch Dich: wie könnt ich schöner leben? Dein Ansehn wird mir schon, Lob, Ruhm und Ehre geben. so wird sie von der eigenen Vortrefflichkeit ihres Geistes, und der Geschicklichkeit ihrer Feder herrühren: so lange es noch Verstand und Witz, und Kenner guter Schriften, in Deutschland geben wird. Nichts ist übrig, als noch eine Abbildung ihres moralischen Charakters zu geben: dabey ich aber nicht, nach Art mancher künstlichen Maler unsrer Zeiten, mit meiner Spitzfindigkeit zu pralen, sondern, bloß die Natur nachzuahmen suchen werde. Ihre äußerliche Gestalt, hat unsers geschickter H r n . Bernigerods Grabstichel besser verewiget, als alle meine Beschreibungen thun könnten. Ein gemahltes Bild von ihr, das von unsers Hofmalers Hrn. Hausmanns Pinsel kömmt, soll unsre Pauliner=Bibliothek aufzubewahren bekommen; und wird sie destomehr zieren, da es das einzige und erste Frauenbild auf derselben seyn wird. Ihre Gemüthsart war von blöder, oder besser zu sagen, von bescheidner Art. Sie versprach dem Anscheine nach in Gesellschaften nicht viel, leistete aber destomehr; wenn man ihr erst ein Vertrauen abgewonnen hatte. Alle ihre Worte und Reden waren wohl überlegt, und so richtig abgefasset, als ob sie geschrieben, oder gedruckt werden sollten. Sie suchte aber niemals mit einem schimmernden Witze zu glänzen. Mit ihrer Gelehrsamkeit pralte sie auch niemals, zumal in Gegenwart des Frauenzimmers; um demselben niemals zum Ekel zu werden. Selbst Gelehrte hatten Mühe, dieselbe auf gelehrte Unterredungen zu lenken; wie Herr H o f r a t h T r i l l e r ihr mit Rechte nach gerühmet. N u r ein paar Falle weis ich, wo sie, die Frau Gräfinn von Bentink zu vergnügen, theils an ihrer Tafel, den sei. H o f r a t h R i c h t e r 38'
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aus Dresden, Seiner Kônigl. Hoheit des Churprinzen Antiquar, einen großen Munzenkenner, über die CONTORNIATEN der Alten; theils den sei. Prof. Christ, der auf einer Reise der Frau Grifinn nach Halle, mit in ihrer Kutsche war, über die griechischen Kaisermünzen, welche das Wort C o n o b zeigen, sehr merklich in die Schule gefuhret. Diese gelehrten Leute, die überhaupt auf die Pariser-Akademie der schönen Wissenschaften nicht viel hielten"' wurden ganz verwirrt, als die Selige ihnen eben aus diesen Schriften, die sie sehr wohl inne hatte, solche Knoten aufzulösen gab, als sie sich von ihr nicht vermuthet hatten. Aber sonst ist sie gewiß mit ihrer Kenntniß dieser und andrer Stücke niemanden beschwerlich gefallen. In der Religion, war sie ohne allen Aberglauben gottesfurchtig, und ehrete ihren Schöpfer und Erhalter aufrichtig, aber ohne Pralerey. Sie las fleißig die Schrift, sonderlich das Buch Hiob und die Psalmen, die sie fast auswendig konnte. Außerdem liebte sie Caspar Neumanns Lieder und Kern aller Gebethe, die sie auch des Nachts allezeit an ihrem Bette liegen hatte, und bey schlaflosen Stunden zu lesen pflag. Sie liebte nichts so sehr, als die Betrachtungen der Natur, sonderlich bey Thieren und Pflanzen, die auf die Ueberzeugung von dem Daseyn, und der weisen Vorsehung eines höchsten Wesens fuhreten. Schon in ihrer frühen Jugend hat man sie bey gestirntem Himmel, auf einer unbedeckten Galerie ihres väterlichen Hauses, auch bey sehr kalten Abenden, ganze Stunden, stehend gefunden,
Hier muß ich noch als einen Umstand, welcher der Seligen zu Ehren gereichet, anführen, daß die Kônigl. Akademie, ihr die neuen Theile ihrer HISTOIRE und MEMOIRES, die in dem kleinen holländischen Nachdrucke noch nicht befindlich waren, so wie sie heraus kamen, allezeit zugeschicket. Herr Rath und Prof. Schôpflin zu Straßburg, hatte allemal den Auftrag dazu, und that der Wohlseligen öfters die Ehre, ihr dabey zu schreiben, und solches zu melden.
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um die prächtige Buhne des glänzenden Himmels zu betrachten. Sonderlich war sie eine Liebhaberinn des Mondenlichtes, welches ihr viel reizender, als das gar zu helle Sonnenlicht vorkam. Und bis an ihr Ende ist ihr dieß Nachtgestirn, sehr merkwürdig vorgekommen: seit dem sie mit dem gregorianischen Sehrohr, oft zu ganzen Stunden seine Flecken und tägliche Veränderungen wahrgenommen hatte. Der weiblichen Neigung zu kostbarem Putze, vielem Geschmeide, und prächtigen Kleidern war sie gar nicht ergeben. Ungeachtet ihr nichts gebrach, was zu einem standesmäßigen Anzüge gehörte; da sie wohl gar einen Ueberfluß an schönen und theuren Stücken davon hatte: so sah man sie doch sehr selten damit angezogen und geschmucket. In den letzten sieben, ja zehn Jahren ihres Lebens, hat sie die besten ihrer Kleidungen nicht einmal an ihren Leib gebracht: ja selbst das Kleinod aus den Händen der Kaiserinn, womit sie so billig hatte prangen können, hat sie in ihrem Leben, kaum drey oder viermal an das Haupt gestecket. Nichts war ihr lieber, als eine ungekünstelte, einfache und reinliche Tracht. Und was war für sie anständiger? da sie ja in den Augen aller derer, die sie kannten, gleich jener Königstochter in der Schrift, (im 45 Ps.) inwendig viel herrlicher geschmückt war. Gleichwohl ward es ihr auch in den letzten Jahren verdrüßlich und zur Last, wenn sich allerley Fremde melden ließen, die begierig waren, eine so berühmte Frau von Person kennen zu lernen? Bin ich denn ein Wunderthier, fragte sie, daß man mich immer sehen will? Und so ließ sie sich, etwan ein Jahr vor ihrem Tode, selbst von des H e r z o g s G e o r g L u d e w i c h v o n H o l l s t e i n Κ. H . der sie, als er mir die Gnade that, mich zu besuchen, gleichfalls sprechen wollte, nur ungern, und mit großer Kaltsinnigkeit sprechen. In die Stammbücher aber schrieb sie seit vielen Jahren niemanden mehr ein, seit dem sie gewisse unartige Bezeugungen gegen Einschriften des Frauenzimmers erfahren hatte.
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Ihre Hauptneigung indessen war die Ehrliebe; die sie aber in lauter edeln und wirklich guten Sachen, auch nicht bey den Unwissenden, oder dem Pöbel, sondern allemal bey wahren Kennern suchte. Sie redete aber mit jedermann leutselig und freundlich; war auch gegen Fremde überaus liebreich und gastfrey. Ihre Menschenliebe zeigte sich durch ihre Wohlthátigkeit gegen viele Armen, die ihr als wirklich nothleidend, und der Freygebigkeit würdig, bekannt geworden. Ja selbst gegen die Thiere war sie mitleidig: wie sie denn des Winters, zumal wenn viel Schnee gefallen war, vor ihrem Fenster auch fremde Tauben und Sperlinge fütterte, die gleichsam täglich ihre Kostgänger wurden. Ihre Wirthschaftsangelegenheiten, an Küche, Wische und Kleidungen, besorgte sie ohne alles Geräusch aufs ordentlichste. Ihre Ausgabe und Einnahme hat sie die ganze Zeit ihres Ehestandes durch, von Háller zu Pfennig aufgeschrieben, und jedes Jahr richtig geschlossen. Ja von allen Arbeiten mit der Nadel, die in einem Hauswesen vorkommen können, hat sie sehr wenig durch fremde Hände besorgen lassen; wenn sie nämlich nicht einträglichere Arbeiten unter der Feder hatte, die keinen Aufschub litten. Oft hat sie sogar meinen Briefwechsel in meinem Namen gefuhret, und sehr vielen Gelehrten das nóthige beantwortet, wenn ich mit Geschafften zu sehr überhäufet war. Auch die Lasterungen unbescheidener Gegner, die in den schweizerischen Handeln, sie oft ohne ihr Verschulden antasteten, hat sie mit standhafter Großmuth ertragen; und manche Schmähschrift meinen Augen entzogen, um meiner Ruhe zu schonen, wenn sie ihr eher, als mir in die Hände fiel. Hat sie mir aber ja, in den letzten Jahren etwas von ihrer Liebe und alten Vertraulichkeit entzogen, wo ich es gewiß nicht verdienet hatte: so sehe ich solches mehr fur eine betrübte Folge ihrer kränklichen Leibesbeschaffenheit an, die ich ihr nicht zurechnen kann, als für eine wirkliche Beleidigung; habe es ihr auch, in Ansehung ihrer vormaligen ungekünstelten Freundschaft und
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Zärtlichkeit, nicht im geringsten zur Last geleget, oder ihre Asche genießen lassen. Hier ist die Abbildung des Denkmaales, welches ich ihr in unsrer akademischen Kirche, über ihrem Begräbnisse mit dieser Inschrift werden aufrichten lassen: LVDOV. ADELG.
VICTORIAE
E GENTE K V L M I A G E D A N . I N G E N I O . A R T I Β V S . VI RTVTE S C R I P T I S Q . INCLVTAE CONIVGI SVAVISSIMAE F. C. MOESTISSIMVS IO. C H R .
MARITVS
GOTTSCHED
N A T A G E D AN I D. XI A P R .
MDCCXIII
D E N A T A L I P S I A E . D. X X V I IV N. MDCCLXII.
Unter und neben diesem sollen dereinst auch meine Gebeine verwesen: so wie sie neben dem Ueberreste unsers beyderseiten Freundes, des seligen Professors der Sittenlehre allhier, Johann Friedrich Mâyes, ihre Ruhestätte bekommen hat. Ein glückseliger Zustand bringe uns durch die Weisheit und Allmacht des gnadigen Urhebers aller Dinge, dereinst freudig wieder zusammen! Ich schließe mit den Worten, womit ich vor mehr als 35 Jahren, in einem Singgedichte, den Orpheus seine Euridice habe beklagen lassen: Du hast mein ganzes Herz besessen, Hinfort besitzt es keine mehr: Ich habe mich zu hoch vermessen; Den Meyneid straft der Himmel sehr. Du lebest noch in meiner Brust, Du bist und bleibest meine Lust; Ich kann und will Dich nicht vergessen: Du hast mein ganzes Herz besessen; Hinfort besitzt es keine mehr!
Nachwort des Herausgebers Neben den bekannten Hauptwerken zur Dichtkunst, Sprache, Redekunst und Philosophie hat Gottsched eine große Anzahl von anderen Schriften verfaßt, herausgegeben oder eingeleitet. Rein quantitativ würden die von ihm redigierten Zeitschriften oder die eben erwähnten Hauptwerke genügen, um als Lebenseinsatz bezeichnet zu werden. Sie umfassen aber keineswegs alle Veröffentlichungen Gottscheds, denn daneben sind noch viele Aufsätze und akademische Schriften, Ausgaben und Einleitungen, Lehrbücher, und Übersetzungen erschienen. Hier kann auf die Bibliographie hingewiesen werden, die im letzten Bande der vorliegenden Ausgabe zu finden sein wird. Zweifelsohne war Gottsched einer der eifrigsten und produktivsten Gelehrten des 18. Jahrhunderts, eine Tatsache, die gewöhnlich übersehen wird wegen der Aufmerksamkeit, die der Streit mit den Schweizern Bodmer und Breitinger hervorrief, und wegen der vernichtenden Kritik Lessings. Daß die eigene Zeit nicht ganz so abgeneigt war, als man aus der Literaturgeschichte zu vernehmen meint, spricht dafür, daß seine Bücher nach dem Literaturstreit mehrmals aufgelegt wurden — einige sogar nach seinem Tode — und daß er bis zu seinem Tode immer wieder aufgefordert wurde, Vorreden zu den Büchern von anderen zu schreiben. Es muß also den Buchhändlern Gewinn versprechend gewesen sein, ein Titelblatt mit dem Namen des „berühmten Professor Gottscheds" zu versehen, auch wenn eine neue kritische Schule für den alten Meister wenig übrig hatte. Es fehlt jeder Anlauf zu einer Darstellung von Gottscheds Wirkung in seiner eigenen Lebenszeit — von der aufschluß-
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reichen Statistik der Auflagenzahlen abgesehen. Man ist also kaum im Stande zu sagen, welche Bedeutung und Wirkung gewisse Werke hatten, die nur einmal aufgelegt wurden. Dies muß als Zukunftsaufgabe angesehen werden. In der Zwischenzeit muß man von den Werken an und für sich ausgehen, wenn man hier eine umfassende Auswahl von Gottscheds Schriften bringt. Die hier als die deutschsprachigen „Kleineren Schriften" von Gottsched bezeichneten Werke sind mit einer Ausnahme Vorreden zu Werken von anderen. Sie widerspiegeln die Vielseitigkeit Gottscheds, da sie sich mit der Astronomie sowie der Dichtkunst, mit der Philosophie sowie der Theologie und der Erziehung, und mit der Neuzeit sowie dem Altertum beschäftigen. Insofern deuten sie die Universalität des Gelehrten des 18. Jahrhunderts an. Zugleich lassen sie einen Mangelan Gründlichkeit ahnen, und zeigen hie und da auch Unselbständigkeit. Das letzte fällt besonders in Gottscheds Einleitung zu Johann Heyns Buch über die Kometen auf: die Einleitung entpuppt sich als eine Umarbeitung eines Essays eines französischen Gelehrten. Dies ist aber ein außergewöhnliches Beispiel, da Gottsched sonst eine große Synthese von gelehrten Werken und den Meinungen anderer im üblichen Stile des 18. Jahrhunderts bringt. Wie der Kommentar zu diesen Aufsätzen bezeugt, besaß Gottsched eine ungeheuere Belesenheit. Dies wird gewissermaßen durch das Verzeichnis der eigenen Bibliothek bekräftigt, da er in so vielen Fällen das Werk in der betreffenden Ausgabe besaß, die er kritisch erwähnte. Es ist aber kaum zu glauben, daß ein Mann so viele Namen im Gedächtnis behalten könnte, wie Gottsched in einigen von seinen Aufsätzen oder Vorreden erwähnt. Obgleich er recht fließend schreibt und die Namen anführt, als ob sie ihm eben eingefallen wären, muß er immer wieder seine Nachschlagwerke benutzt haben, um so viele Hinweise auf Personen und Bücher geben zu können. Aber nur selten
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gelingt es einem Forscher, eine einzige Quelle festzustellen, aus der Gottsched ausführlich geschöpft hat, wie es der Fall in der Vorrede zu Heyn ist. Noch mehr als bei den großen Werken ist hier ein Zeilenkommentar ein Bedürfnis, um den Hintergrund des einzelnen Beitrags und die vielen Hinweise und Namen zu verstehen, wie der damalige gebildete und aufgeschlossene Zeitgenosse es getan haben soll. Eine durchaus berechtigte Frage wäre, warum die Aufsätze Gottscheds, die er in seinen kritischen Zeitschriften veröffentlichte, hier nicht aufgenommen worden sind. Dafür gibt es eine dreifache Erklärung. Estens ist es in den meisten Fällen nicht festzustellen, wer einen bestimmten Aufsatz geschrieben hat. Wenn sie auch nicht aus seiner eigenen Feder flössen, sind viele Beiträge unter Gottscheds kritisch-historischer Leitung und Aufsicht entstanden. Zweitens, wenn alles Zweifelhafte aufgenommen worden wäre, ginge es ins Uferlose. Wir hätten dann ein Sammelsurium und nicht eine Auswahl aus Gottscheds eigenen Werken. Drittens verdient jeder der kritischen Zeitschriften vollständig herausgegeben und literar-historisch behandelt zu werden. Zwar sind die Beyträge Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit im Neudruck erschienen, jedoch ohne kritischen Apparat. Der Neudruck von Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste und Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit — mit oder ohne Apparat — sind Desiderata, liegen aber außerhalb des Rahmens einer Gottsched Ausgabe. Es ist ein kleiner Trost, daß viele — jedoch keineswegs alle — der Fragen, die bei der Benutzung der Zeitschriften entstehen, durch die Kommentare zu den Werken Gottscheds in dieser Ausgabe beantwortet werden können. Allerdings gehören die vielen Rezensionen und Aufsätze, die Gottsched für seine Zeitschriften verfaßte, in Wirklichkeit zu den „kleineren Schriften", aber da wir nicht im Stande sind, sie regelmäßig zu identifizieren, müssen wir von
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vorn herein darauf verzichten. Der Literaturforscher und Benutzer dieser Ausgabe kann nur auf die Zeitschriften hingewiesen werden, wenn er ausführlichere Kenntnisse zum Gottsched-Kreis und zur Gottsched-Zeit sucht. Es gibt noch einige andere Beiträge, die man zu Gottscheds deutschsprachigen kleineren Schriften rechnen kann, und die hier keine Aufnahme gefunden haben. Grenzfälle sind die Beiträge Gottscheds zu der Reihe Sammlung einiger Ausgesuchten Stücke, der Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig I—III (1754—56), die hauptsächlich faktisches, enzyklopädisches Wissen zweiter Hand vermitteln oder auch Reden sind. Nur ein Paar Seiten vom Aufsatz „Einladungsschrift, von der Arkadischen Gesellschaft zu Rom" im ersten Band tragen zur Geschichte der Gründung von Gottscheds „Gesellschaft der freyen Künste" bei. Die Vorrede zu Freiherr Christoph Otto von Schönaichs Epos Hermann (1751, 2. Aufl., 1753), das von Gottsched sehr gepriesen wurde, besteht zum großen Teil aus einer Nacherzählung der Handlung und aus Zitaten. Die Vorrede zu Des Abts Terrassons Philosophie (1756) wurde ausgelassen, weil sie meistens aus Hinweisen auf Terrassons Text besteht, und sich deswegen nicht selbständig behaupten kann. Der Kommentar zu den hier gedruckten kleineren Schriften gestaltet sich nach denselben Prinzipien wie der Kommentar zur Critischen Dichtkunst. Es wird deswegen auf Band VI/4 dieser Ausgabe (5. 13 — 14) verwiesen. Statt eines Quellenverzeichnisses werden die htel der Werke, zu denen Gottsched Vorreden geliefert hat, einzeln im Kommentar angegeben. Mit zwei Ausnahmen („Diseurs des Übersetzers an statt einer Vorrede zu Fontenelle" 1727, 2. Aufl. 1730, 3. Aufl. 1738, wieder gedruckt 1751 und 1760) und „Neue Vorrede des Herausgebers" zu der umgearbeiteten deutschen Übersetzung von Leibniz, Theodicée ( 1744 und 1763), sind die Texte nur einmal erschienen und bieten keine Probleme der Überlieferung dar.
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Bei der Ausarbeitung des Kommentars sind mir viele Personen, vor allem aber Angestellte der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, der Königlichen Bibliothek Kopenhagen und der Bibliothek der University of Illinois behilflich gewesen. Dem Herausgeber der Reihe, Herrn Professor Roloff, bin ich für jeglichen Beistand dankbar. Der Forschungsrat meiner Universität hat mein Vorhaben durch eine Reihe von Zuschüssen unterstützt. Die Arbeit an dem Kommentar wurde vollendet zu Anfang eines Stipendiatjahres, das ich der John Simon Guggenheim Foundation verdanke. University of Illinois Urbana, Illinois
P. M. Mitchell
Kommentar zu Gottscheds Kleinere Schriften J
Bernhard von Fontenelles Gespräche Der Todten Und Plutons Urtheil über dieselben; zum erstenmahl ins Ternsche übersetzt, und mit einer Vorrede, von Gesprächen überhaupt, versehen von Joh. Christ. Gottsched. [Stich] Leipzig, 1727. bey Bernhard Christoph Breitkopf. Gottscheds „Diseurs des Ubersetzers an statt einer Vorrede, darinnen von Gesprächen überhaupt gehandelt wird" auf {air) -d5v. • Schon früh zog Gottsched der geistesverwandte französische Aufklärer Bernard de Fontenelle ( 1637—1757) an. Gottscheds lange und herzliche Verbindung mit dem Verleger Bernhard Christoph Breitkopf gründete sich auf die buchhändlerisch erfolgreiche Übersetzung von Fontenelles Entretiens sur le Pluralité des Mondes, die 1726 herausgegeben wurde. Im folgenden Jahre erschien dann Gottscheds Übersetzung von Les Dialogues des Morts. Gottsched hatte vor, alle Schriften Fontenelles ins Deutsche zu übertragen, was er aber nicht durchführte. 1730 erschien seine Übersetzung von Fontenelles Histoire des Oracles (die selbst eine Bearbeitung einer Dissertation De Oraculis Ethnicorum Dissertationes dua: [Amsterdam, 1683] von Anton van Dale [1638—1708] war). Erst 1751 kamen Fontenelles Auserlesene Schriften heraus — ein Sammelwerk, das nur eine neue Übersetzung enthielt: „Abhandlung vom Dasein Gottes, aus der Betrachtung der Thiere," S. 606—19. Die Vorrede aus dem Jahre 1727 wurde dann wieder („in etlichen Stücken verbessert") als Vorrede zu den Auserlesene Schriften abgedruckt. Mit einigen Hinzufügungen (hier als Varianten verzeichnet) erschien die Vorrede 1760 zum dritten Mal in der Neuauflage der Auserlesenen Schriften. Eine kurze Besprechung der Auflage vom Jahre 1760 befindet sich in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1759, S. 799—800, wo es u. a. heißt, „Endlich hat der Hr. Verleger, anstatt der vorigen grSbern Holzschnitte, viel feinere Figuren schneiden lassen: dazu der Hr. üebersetzer die besten Risse aus den Büchern der größten Naturkündigen und Sternerfahrnen angewiesen und hergegeben." Es heißt auch, „Seitdem der Hr. üebersetzer 1726 die Gespräche von mehr als einer Welt zum erstenmale ans Licht gestellet, ist dieß angenehme Werkchen beständig in den Händen des aufgeweckten Frauenzimmers geblieben."
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Für die Deutsche Gesellschaft in Leipzig hatte Gottsched Fontenelles „De l'origine des Fables" 1724 übersetzt (Eigene Schriften / [1735], S. 702- 20). Gustav Waniek, Gottsched und die deutsche Litteratur seiner Zeit, Leipzig 1897, S. 64, macht darauf aufmerksam, daß es schon in Gottscheds moralischer Wochenschrift Der Biedermann (1726- 29) viele „Beziehungen zu Bayle, Saint-Evremont und Fontenelle" gibt, vor allem zu Fontenelles Relation de l'île de Bornéo. Gottsched korrespondierte mit Fontenelle, und Fontenelle verfaßte eine Zuschrift für den von Gottsched herausgegebenen Nachricht von der deutschen Gesellschaft in Leipzig . . . Leipzig, 1731. Es gibt viele Hinweise auf Werke von Fontenelle in der Critischen Dichtkunst; mehrmals bekennt Gottsched sich zu ihm, vor allem in der Behandlung der Schäfergedichte. Es heißt sogar, daß Gottsched von Fontenelle „diese Anmerkungen mehrentheils abborge" (Bd. VI/2, S. 83). Zu den Gesprächen von Mehr als einer Welt . . . 1726, schrieb Gottsched nur eine kurze Vorrede (blr—b4v), fügte aber zu der Übersetzung Anmerkungen, die drei Alphabeten entsprachen. Diese Anmerkungen sind astronomischer und physischer Art. Nur in seiner Vorrede führt Gottsched seine Quellen an: „Ich hatte theils von Herrn Hugens, theils in andern Büchern von dieser Materie, verschiedenes gefunden, welches zur fernem Erläuterung und Bestätigung dessen, was Herr Fontenelle geschrieben, dienlich zu seyn schien . . .". Gottscheds „Nachricht zur zweyten Ausgabe" vom Jahre 1730 hat selbständiges Interesse und wird hier nach Auserlesene Schriften . . . vom Jahre 1751, S. LXVIII—LXX, wiedergegeben: Hiermit liefere ich dem geneigten Leser, zum zweytenmal die fontenellischen Gespräche, von mehr als einer Welt. Daß ihm die erste Auflage derselben nicht misfallen habe, ist aus dem baldigen Abgange derselben zu schließen gewesen: indem bereits vor einem Jahre von vielen Orten Exemplare davon gesuchet, ja der Verleger mit einem Nachdrucke bedrohet worden. So ist denn mein Wunsch, den ich in der ersten Vorrede gethan, glücklich erfüllet worden : und ich habe Ursache, meinem Vaterlande Glück zu wünschen, daß es der englischen Nation an gutem Geschmacke nichts nachgiebt. Da ich neulich auch den dritten Theil der fontenellischen Schriften, nimlich eine Historie von Orakeln ans Licht gestellet, so machen nun diese nebst den Todtengesprlchen desselben drey kleine Blndchen aus: welche man auch unter dem allgemeinen Titel, des Herrn von Fontenelle kleinere Werke, kann zusammen binden lassen. In Holland hat man itzo diese, nebst seinen Briefen und Poesien, imgleichen denen, auf die Mitglieder der parisischen Akademie der Wissenschaften verfertigten Lobschriften, in drey prächtigen Folianten herausgegeben, die aber auch fast ohne Aenderung in eben so vielen Quartbinden abgedruckt zu haben sind. Eine so kostbare Ausgabe, die nimlich mit 25 und 15 Thalern bezahlt wird, kann von der
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Hochachtung zeugen, darinn diese Schriften noch itzo, sonderlich in Engeland, stehen: weil nämlich gleich zum voraus, von vielen vornehmen Engländern, auf die unternommene Ausgabe ein freywilliger Vorschuß geschehen. Ich habe bey dieser Ausgabe das Schäferspiel Endimion wegzulassen f ü r gut befunden, weil es sich besser in eine Sammlung von Poesien, als hieher schickte. An dessen Stelle ist des Verfassers gelehrter Diseurs von Schäfergedichten samt seinen Gedanken vom Vorzuge der Alten und Neuern beygefuget. Dieses letztere war eine von den ersten Schriften, welche bey Gelegenheit des Perraltischen Gedichtes, le Siecle de Louis le Grand herausgekommen. Da aber Herr von Fontenelle gar zu sehr die Partey der Neuern gehalten, und die Alten lächerlich zu machen gesuchet: so habe ich nicht unterlassen können, in einigen Anmerkungen die Ursachen anzuzeigen, warum ich nicht seiner Meynung beypflichten können. Meine Leser werden verhoffentlich auch daraus sehen, daß man mir keine Parteylichkeit gegen meinen Scribenten vorzurücken Ursache habe. Ich habe etwa vor anderthalb Jahren mir die Freyheit genommen, an denselben zu schreiben, und zugleich wegen meiner Uebersetzungen seiner Werke ein Wort zu gedenken. Hierauf hat er mir den 24 Jul. 1728 unter andern in folgenden Worten geantwortet: Je vous demande Pardon, Monsieur, de tout ce Verbiage inutile. Je me suis trop laissé aller au Plaisir de vous entretenir. Ma grande Affaire ne doit être, que de vous bien remercier, si je puis, de l'Honneur, que vous m'avez fait, en daignant traduire les Ouvrages de ma Jeunesse. Je suis bien fachè d'être privé du Plaisir de les voir tels, qu'ils se trouvent présentement au sortir de vos Mains. Je vous rends treshumbles Graces encore une Fois, de m'avoir fait connaître à une grande Nation, qui a produit beaucoup de grands Hommes, dans les Lettres, et des Genies du premier Ordre, tel qu'étoit Mr. Leibniz de votre Ville de Leipzig. U n d als ich ihm darauf auch die Uebersetzungen selbst hatte zustellen lassen; hat dieser höfliche Mann Gelegenheit genommen, an einen andern Gelehrten allhier (*), folgendes P.S. meinetwegen anzuhengen: Comme je ne doute pas, que Vous ne connaissiez Mr. Gottsched, qui est de votre même Ville et Homme de Mérité, je vous prie de permettre, que je lui fasse ici mes complimens. Il m'a fait l'Honneur, de m'envoyer une Traduction, qu'il a faite en Allemand, de plusieurs de mes Ouvrages. Je l'ai donnée à des Personnes qui entendent bien l'Allemand, et on m'a assuré qu'elle étoit tres-bien faite. Man wird mich verhoffentlich der Mühe überheben, etwas zu übersetzen, so von mir selbst handelt.
('·') Dieses war unser sei. Prof. Hausen. 39
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Noch habe ich, zu einiger Zierde dieses Werkchens, den Abriß der copernicanischen Sphäre, welche auf der leidenschen Bibliothek steht, am Ende des sechsten Gespräches beygefüget; weil sie sich in die Anmerkungen nicht füglich bringen ließ. Die Beschreibung, so dabey befindlich ist, habe ich aus dem französischen und hollindischen Exemplare gezogen, welches Herr D. Bohlius, mein sehr werther Freund, aus Holland gebracht, und mir zu dem Ende gütigst mitgetheilet hat; wofür ihm der geneigte Leser, sowohl als ich, verbunden seyn wird. Zu der Ausgabe der Auserlesenen Schriften vom Jahre 1760 gibt es einige Hinzufügungen in Gottscheds Einleitung: Auf Seite 13, „Wollte ich genau alles mitnehmen, was gesprächartig aussieht, so würde ich Virgils Hirtengedichte, ja seine [S. 14] Aeneis selbst, etliche Satiren Horazens, den Petronius, vieles in A. Gellius, den Apulejus und von neuern Griechen noch Kaiser Julians Beschreibung der Kaiser anführen müssen. Allein ich kann mich so weit itzo nicht einlassen, und eile, auf neuere Zeiten zu kommen." — S. 16, am Ende des letzten Abschnitts der „Ersten Abtheilung," „Es könnte indessen noch eine historisch-kritische Behandlung von allen Verfassern deutscher Gespräche geschrieben werden." — S. 25 wird ein langer Abschnitt geteilt. Mit den Worten „Es ist ja bey uns . . ."fängt der neue Abschnitt an. — S. 27 wird ein langer Abschnitt geteilt. Mit den Worten „Soviel ist indessen gewiß . . ." fängt der neue Abschnitt an. — S. 33 am Ende eines Abschnitts (der beginnt, „Dieses ist die Natur . . ."), „Eben dieser Fehler kömmt in den ehrlichen Schweden vor, den man uns neulich deutsch geliefert hat." Eine 1744 in Den Haag erschienene Ausgabe von Eontenelles Oeuvres diverses wurde in Neuer Büchersaal I (1745), 210—33 und 305—427 besprochen, mit Auszügen in Übersetzung. Auf S. 496-514 und in Band II (1746), 33 - 52, 162- 75 und 225-38 folgte dann „Des Herrn von Fontenelle Betrachtungen über die Dichtkunst. " Gottscheds eigene Ausgabe der Auserlesenen Schriften wurde in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1751, 307—10 kurz besprochen. Im Gedichte „Aufmunterung an andere, zu gleichmässiger Betrachtung der Werke GOTTES" in Brockes Irdisches Vergnügen in G O T T . Zweyter Teil. . . heißt es (in der Ausgabe vom Jahre 1727): S. 506,
„Ich wende gleichfalls mich, Beliebter Gottsched, hin zu Dir; doch nicht allein Mit einem eifrigen Ersuchen: nein, Ich danke Dir zugleich hier öffentlich, Daß Du, zum Ruhm des Schöpfers, allbereit nebst des Französischen berühmten Fontenelle Auch Deines Geistes Trefflichkeit In Noten an so mancher Stelle
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Kommentar Ans Licht gestellet hast, Laß ferner aus den Reimen, Zum Ruhm desjenigen, Der Welt' und Sonnen macht, Der alles so erhält, als Er's hervorgebracht. Die Frucht der Lust und Ehrfurcht seinen." 6 Achilles zu besánfftigen Ilias I, 318f. Talthybius werden mit Briséis zur Hütte des Achilles geschickt.
und
Eurybates
19 Lutherus in der Vorrede 1530 hat Luther eine Umarbeitung von 13 Fabeln Aesops in der Übersetzung Heinrich Steinhöwels unternommen. Sie wurden doch zuerst 1557 mit einem Vorwort von Melanchthon in der Jenaer Ausgabe von Luthers Werken gedruckt. Vgl. D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Bd. 50, Weimar, 1914, S. 432ff. In der Jenaer Ausgabe heißt es . . . „durch Thierer und Bestien mund" und „einen guten Text heimlich lieset". Sonst nur orthographische Varianten. 23 nach der Meynung Quintilians sich auf Institutio oratoria V, 11, 19.
So Luther.
Der Hinweis
bezieht
27 Theophrastus selbst der doch diesen Nahmen von Aristotele Theophrastus (ca. 370—ca. 287 ν. Chr.) hieß in Wirklichkeit Tyrtamus, war Schüler von Aristoteles und wurde Nachfolger des Aristoteles in der Schule zu Peripatos (im Jahre 323). 10 der Anfang des Critons Gottscheds Übersetzung ist vermutlich nicht aus dem Griechischen sondern nach der französischen Übersetzung von André Dacier, enthalten in Les Oeuvres de Platon traduite en françois avec des Remarques, II. Paris, 1699, S. 89f. 32 Xenophon d. i., Memorabilia Socrates, Christian Thomasius übersetzte aus der französischen Übersetzung des François Charpentier (1620— 1702), Titel der 2. Aufl. 1720: Der Kern Wahrer und nützlicher WeltWeißheit, Ehedessen von Xenophon Jn Beschreibung Der Merckwürdigen Dinge Des Socrates Vorgestellet, Und aus dem Frantzösischen Des Herrn Charpentier Jns Teutsche übersetzt Von Christian Thomas. JCto. Die Zweyte Auflage. Halle Druckts und verlegts Christoph Salfelds, Königl. Preußis. priviligirten Regirungs-Buchdr. nachgelassene Wittwe. 1720. (Göttingen, SUB). 7 Lucianus Lukian Dialoge sind zweifelsohne Vorrede zu seiner eigenen Bande S. 255. 39*
von Samosata (2. Jhdt. n. Chr.). Seine vielen ein Reflex von Piatons Dialogen. Gottscheds Ausgabe von Lukian-Übersetzungen in diesem
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24 Gespräche von den Ursachen der verfallenen Beredsamkeit Dialogue de oratoribus wird jetzt Tacitus zugeschrieben. In der 2. Auflage seiner Ausführlichen Redekunst benutzt Gottsched eine deutsche Fassung des Dialogs als Einleitung. Man vgl. Bd. Willi dieser Ausgabe, S. 11 f f . 34 Anicius Manlius Torquatus Severinus Boetius (f 524) Verfasser der weitwirkenden Schrift De Consolatione philosophiae, vor seiner Hinrichtung im Gefängnis verfaßt. Eine Besprechung der deutschen Ubersetzung die Christian Knorr von Rosenroth (1636—89) und F. M. von Helmont (1618-99) veranstaltet hatten (Sulzbach 1667) findet sich in Beyträge Zur Critischen Historie I (1732—33), 448—53. Eine (verdammende) Besprechung einer anonymen, 1660 in Nürnberg herausgegebenen Übersetzung in Beyträge Zur Critischen Historie VII (1741), 491-501. 17 Ludovicus Vives Juan Luis Vives (1492-1540). Auch bekannt, weil er eine Zeitlang am Hofe Heinrichs VIII. in England wirkte und mit ^Erasmus befreundet war. Trat für die Benutzung der Muttersprache und für die Schulung der Frauen ein. Er hatte eine Ausgabe von Augustinus Civitas Dei dem englischen König gewidmet, wurde aber eine Zeitlang eingekerkert, weil er sich gegen die Scheidung des Königs äußerte. Corderus Mathurin Cordier (1478-1564), war Lehrer (und später Anhänger) von Calvin. Sonst als Grammatiker bekannt. 18 Castellio Sebastian Castellion (1515-63). Der Name schwankt: auch Châteillon, Castalio. Er war jedoch Franzose und hat unter anderem die Bibel ins Französische übertragen. Wegen seiner humanistischen Einstellung entzweite er sich mit Calvin. 10 Laurentius Valla (c. 1406-1457), war Professor der Rhetorik in Rom, der die Konstantinische Schenkung als Fälschung bewies; humanistischer Vorläufer der Reformation. Vor allem bekannt durch seine Elegantiarum Latina: lingua libri (Gottsched besaß eine 1539 in Paris erschienene Ausgabe, Nr. 1597). Auszüge aus Vallas Boethius-Gespräch sind enthalten in den Abschnitten 405—411 und wieder 412-416 von Leibniz, Theodicée. 8 Graf Shafftsbury Anthony Ashley Cooper, Earl of Shaftesbury (1671-1713). Gottsched bezieht sich vermutlich auf Shaftesburys Characteristicks of Men, Manners, Opinions, Times (zuerst 1711), wo vom Dialog die Rede ist; 1. Band S. 73 f . ». 193 f.; II, s. 187f.; III, S. 290ff; Seitenangabe nach der 4. Auflage, (1727). 18 Gespräche mit Alcibiade Wohl auch nach der französischen Übersetzung von André Daàer, Les Œuvres de Platon I, 1699, p. 329f.
Kommentar
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16 Der gelehrte Herr le Clerc Die Logik von Jean le Clerc (16571736) erschien zuerst 1692 in Amsterdam (Logica sive Ars Ratiocinandi). Sie ist enthalten im I. Band der vierbändigen Opera philosophica, Amsterdam 1722, die Gottsched besaß (Nr. 505-506). 21 Christian Weise Obgleich sehr deutlich dargestellt, besteht der Inhalt von Christian Weises Curiose Gedanken von der Imitation oder Doctrina Logica, nicht aus Fragen und Antworten, wenn man auch bei einer flüchtigen Betrachtung annehmen könnte, diese wäre die Darstellungsform. Herr Hubner Johann Hübner (1668-1731) wirkte als Schulrektor in Merseburg, dann Hamburg. Verfaßte eine Reihe von weitverbreiteten Lehrbüchern in Gesprächform. Seine Kurtzen Fragen aus der Neuen und Alten Geographie . . . erlebten ihre 32. Auflage schon 1726 (Göttingen SUB) und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Nach Jöcher sind im ganzen 36 Auflagen erschienen. 35 Sanders Historisches Erkenntniß des Christenthums Christoph Sander (möglicherweise der C. S., der 1671 an der Univ. Wittenberg immatrikuliert war). Historischer Erkenntnis des Christenthums, Das ist: deutlicher Unterricht von dem ehemals im Paradise verlohrnen / aber auch daselbst wieder gezeigten Wege zur Seeligkeit . . . Franckfurt und Leipzig: Christoph Gottfried Eckart 1722. (8), 384ff. (Titel nach N U C , Pre-1956 Imprints. Ein Exemplar des Buches befindet sich in der Andover-Harvard Theological Library). 7 die Monatlichen Unterredungen Die Monatlichen Unterredungen Einiger Guten Freunde Von Allerhand Büchern und andern annehmlichen Geschichten; Allen Liebhabern Der Curiositäten Zur Ergetzligkeit und Nachsinnen Heraus gegeben erschienen anonym in Thoren und Leipzig 1689—1698. Herausgeber und Verfasser der compendiösen Zeitschrift war Wilhelm Ernst Tenzel (1659-1707). Sie wurde dann wieder 1704 als Curieuse Bibliothec, Oder Fortsetzung der Monatlichen Unterredungen einiger guten Freunde, diesmal mit Tenzels Namen auf dem Titelblatt ins Leben gerufen. Tenzels Zeitschrift ist aber nicht zu verwechseln mit Christian Thomasius' 1688—90 in Halle erschienener und von Weidmann in Frankfurt und Leipzig nachgedruckter Monatsschrift Schertz- und Ernsthaffter Vernünftiger und Einfältiger Gedancken / über allerhand Lustige und nützliche Bücher und Fragen (Titel variiert), die auch gesammelt als Lustige und Ernsthaffte Monats-Gespräche herausgegeben wurde. 10 Gespräche im Reiche der Weltweisen Gespräche in dem Reiche Derer Welt-Weisen, Jn Acht verschiedenen Theilen zusammen gefasset Und mit einer Vorrede Von Dem Vorzuge Der Neuern Welt-Weisen vor
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Johann
Christoph
Gottsched
den Alten, begleitet; Nebst einem zulänglichen Register. Halle, legung Joh. Christian Hendels. 1722. — Jeder Teil mit eigenem Signiert: a 1-3, h4; pp. 360; aaa4, hbb2. (Wisconsin UB). 11 Tilesius Balthasar Heinrich Tilesius (1673 — 1735) hatte in berg und Leipzig studiert und war Professor der Rechte in Halle.
in VerTitelblatt. Königs-
12 Gespräche im Reiche der Todten Die vorbildliche Reihe der Totengespräche in Deutschland wurde von David Faßmann (1683 — 1744) zwischen 1718 und 1739 als eine Art Zeitschrift herausgegeben. Eine Sammlungin der SU Β Göttingen trägtauf dem Titelblatt von „Erste ENTREVUE, Zwischen LEOPOLDO I. Römischer Käyser . . . und LUDOVICO XIV. König in Franckreich . . . " die Angabe „Leipzig verlegts Wolffgang Deer, in der Grimmischen Gasse, gedruckt 1718, 1720, 1723, und 1727". 15 Historisch-Politische Staats-Assembleen der curieusen Eva Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, besitzt Der C U R I E U S E N EVA Erste Historisch-Politische Staats-ASSEMBLÉE, In dem Reiche derer Todten, Darinnen nicht nur I, Eine Erzehlung des Portugiesischen Grafen, D O N R I X O D U S d=:-i:-=:- von seinen curieusen Reisen, und wunderbahren Begebenheiten, sondern auch . . . Leipzig zu finden, bey Caspar Jacob Eyseln, 1724 ([6], 60S.), sowie Der C U R I E U S E N EVA Dritte Historisch-Politische Staats-ASSEMBLEE, In dem Reiche derer Todten . . . Leipzig, Anno 1724, (¡2], S. 123-190). Die „Dedication" zum I. Band ist unterzeichnet „Poliantes". 16 Gespräche im Vorhofe des Reichs der Todten u . s . w . Als Buch nicht ermittelt. Von Johs. Rentsch Lucianstudien, (Program, Plauen 1895), S. 42 (aber ohne Quelle) mit dem Datum 1725 angeführt, von Hayn-Gotendorf als Frankfurt, Leipzig, Nürnberg 1727, verzeichnet. 23 abgenóthigten Critique der sogenannten Gespräche im Reiche der Todten Nach Johan S. Egilsrud, Le Dialogue des Morts, Paris 1934, S. 129, ist dieses anonyme Werk 1721 in Halle veröffentlicht worden.
33 Entwirffst du die Person Horaz, Ars poetica, V. 112-127. Die Ubersetzung ist Gottscheds eigene und ist der in der Critischen Dichtkunst enthaltenen Übersetzung sehr ähnlich. 26 Unser Herr von Canitz Aus der 3. Satire „Von der Poesie", in Des Freyherrn von Caniz Gedichte . . . hrsgg. von Johann Ulrich König, Leipzig und Berlin, 1727, S. 97f., wo es aber in dem 3. hier zitierten Vers „glücklich" (statt „künstlich") heißt; in der 6. „Dido dich von Lieb"; in der 7. „deinen Hohn"; in der 9. „neue Spur".
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Kommentar
12 Amthors Gedichten Christian Heinrich Amthor (1678-1721), Poetischer Versuch Einiger Teutscher Gedichte und Übersetzungen . . . Flensburg 1717, enthält Stücke aus dem 1. und 4. Buch der Aeneis mit gegenüberstehender deutscher Ubersetzung. 16
Laß deine Schrift nicht bloß
Horaz,
Ars poetica, V.
99-111.
26 Marcus Aurelius Antonius Des Romischen Käysers Marcus Aurelius Antonius erbauliche Betrachtungen über Sich Selbst. Aus dem Griechischen übersetzet, Und nebst kurtzen Anmerckungen, auch mit Seinem Leben vermehret durch Johann Adolf Hoffmann, erschien zuerst zu Hamburg 1723. (Titel nach der dritten Auflage, 1735, Göttingen SUB). — Uber Hof(f)mann siehe die Einleitung zu seiner Übersetzung von Cicero, De officiis. 21 Martin Opitzens, Deutscher Poeterey Gottsched besaß eine 1638 in Wittenberg erschienene Ausgabe: Prosodia germanica, Oder Buch von der Deutschen Poeterey / Jn welchem alle jhre Eigenschafft vnd Zugehör gründtlich erzehlet / vnd mit Exempeln außgeführet wird . . . Nunmehr zum Vierdten mahl auffgeleget. . . Gottscheds Bibliothek enthielt Ausgaben von Opitz, „Prosodia german." von den Jahren 1638 (Nr. 2199), 1647 (Nr. 2200) und 1658 (Nr. 2367). 11
ζωή και ψυχή
„Leben
und Seele". Juvenal,
Satire VI, 2. 195.
1 Mercur und Charon Lukians Totengespräch 4 (oder 14). Die Übersetzung hier ist Gottscheds eigene. Sie wurde aber nicht in seine LukianAusgabe (1745) aufgenommen. 3 Gespräche, von mehr als einer Welt Herrn Bernhards von Fontenelle Gespräche von Mehr als einer Welt zwischen einem Frauenzimmer und einem Gelehrten; Nach der neuesten Frantzösischen Auflage übersetzt, auch mit Figuren und Anmerckungen erläutert von Joh. Chr. Gottscheden. Am Ende findet man ein Pastoral, genannt Endimion, aus eben dieses Autors Schäfergedichten in teutsche Verße gebracht. Leipzig, bey Bernhard Christoph Breitkopf 1726. - 2. Aufl. 1730 (SUB Göttingen) ist „Mit einer neuen Zugabe vermehret" („Gedancken von Schäfer-Gedichten, imgleichen Vom Vorzuge der Alten vor den Neuern, übersetzt und statt eines Anhangs beygefüget"); „Endimion" ist jedoch ausgelassen. Anti-Longin, Oder die Kunst in der Poesie zu kriechen, anfänglich von dem Herrn D. Swift den Engelländern zum besten geschrieben, itzo zur Verbesserung des Geschmacks bey uns Deutschen übersetzt, und mit
600
Johann Christoph
Gottsched
Exempeln aus Englischen, vornemlich aber aus unsern Deutschen Dichtern durchgehends erläutert. Diesem ist beygefüget eben desselben Staatslügenkunst, nebst einer Abhandlung Sr. Hochedelgebohrnen, H n . Johann Christoph Gottscheds, Prof. Log. & Metaph. Ord. und Poes. Extr. zu Leipzig, auch der Kónigl. Preuß. Soc. der Wissenschaften Mitglied, von dem Bathos in den Opern. Leipzig, verlegts Joh. George Löwe, 1734. ,,Sr. Hochedelgebohrnen Hrn. Johann Christoph Gottscheds, etc. etc. Zufällige Gedanken von dem Bathos in den Opern" aus S. xxiii-lxii. Es ist nicht wunderlich, daß das unter dem Decknamen „Martinus Scriblerus" erschienene Werk „περί βάθους or the Art of Sinking in Poetry", das höchstwahrscheinlich von Alexander Pope stammt, Dean Swift zugeschrieben werden konnte. Sowohl Swift als Pope gehörten dem „Scriblerus Club" an und wollten durch ihren Witz der Pedanterie und dem schlechten Geschmack zuleibe rücken. Für Gottsched hing die Verbesserung des Geschmacks mit der Abschaffung des italienischen Opernstiles eng zusammen. Pope — oder wie er meinte, Swift — bot ihm eine Gelegenheit, seine Meinung über die Oper zu sagen. Der Aufsatz von Pope ist tatsächlich im Swift'schen Geiste — und in der deutschen Literaturgeschichte sowie in deutschen Bibliotheken wird Swift noch heute als Verfasser des englischen περί βάθους verzeichnet. Eine Übersetzung von Popes satirischer Schrift lag schon vor: ΠΕΡΙ ΒΑΘΟΥΣ: s. Anti-Sublime. Das ist: D. Swifts Neueste Dicht-Kunst, Oder Kunst in der Poesie zu kriechen, mit Exempeln aus den Englischen Poeten erleutert . . . Leipzig, Zufinden in der Großischen Buchhandlung 1733. Diese frühere unbeholfene Verdeutschung durch George Christian Wolf (Daten unbekannt) war unwirksam geblieben. Gottsched scheint seinen Schüler Johann Joachim Schwabe zu einem zweiten Versuch aufgefordert zu haben und zwar auf die Weise, daß die angeführten Beispiele aus der englischen Literatur — die einem deutschen Leser recht unverständlich bleiben müßten — durch deutsche Beispiele ersetzt werden sollten. Dieser zweite Versuch war auch erfolgreich. Eine ausführliche Besprechung der neuen Übersetzung befindet sich in Gottscheds Zeitschrift Beyträge Zur Critischen Historie III (1734/35), 164—86. Der Rezensent tadelt den Titel als für die meisten Leser undurchschaubar, ist aber (wie zu erwarten wäre) sonst auf das Werk sowie Gottscheds Einleitung positiv eingestellt. Bezeichnend ist der erste Satz der Besprechung: „Der gute Geschmack ist bey uns Deutschen noch nicht so allgemein, daß man sich ferner keine Mühe geben dürfte, ihn mehr und mehr emporzubringen." Auch die andere im Band enthaltene Übersetzung ist übrigens kein Werk Swifts, sondern stammt von dem Arzt und Literaten John Arbuthnot (1667—1735), einem Freund Swifts und Popes; er war wie diese Mitglied des
Kommentar „Scriblems Club." Der Aufsatz erschien 1712 zuerst selbständig: Political Lying.
601 The Art of
21 Characteristicks Zitiert wird die 4. Auflage von Anthony Ashley Cooper, Earl Shaftesbury (1671-1713), Characteristicks of Men, Manners, Opinions, Times . . . (zuerst 1711), (London) 1727, wo es im III. Bd. S. 217 heißt, „ T h e B r i t i s h M u s e s , in this Dinn of Arms, may well lie abject and obscure; especially being as yet in their mere Infant-State. They have hitherto scarce arriv'd to any-thing of Shapeliness or Person. They lisp as in their Cradles: and their stammering Tongues, which nothing besides their Youth and Rawness can excuse, have hitherto spoken in wretched Pun and Quibble. Our Dramatick S h a k e s p e a r , our F l e t c h e r , J o h n s o n , and our Epick M i l t o n preserve this Style. And even a latter Race, scarce free of this Infirmity, and aiming at a false Sublime, with crouded Simile and mix'd Metaphor, (the Hobby-Horse, and Rattle of the MusesJ entertain our raw Fancy and unpractis'd Ear; which has not as yet had leisure to form itself, and become truly musical." 13 Swift . . . Bathos Jonathan Swift (1667-174}), Alexander Pope (1688-1744), John Arbuthnot (1667-1735) und John Gay (1685-1732) gaben 1727—28 zwei Bände Miscellanies in London heraus. Der zweite Band enthielt u. a. „Martinus Scriblerus περί βάθους: or the Art of Sinking in Poetry". Arbuthnot hat The Memoirs of Scriblerus 1741 veröffentlicht. 16 Blakmore Richard Blackmore (c. 1654-1729). Bekannt in erster Linie als Verfasser von Prince Arthur: An Heroic Poem (1695) und King Arthur: An Heroic Poem (1697) geriet in Streitigkeiten mit den sog. „wits", nachdem sein Buch A Satyr against Wit 1700 erschien. Blackmore hatte Pope wegen einer Psalmenparodie öffentlich kritisiert. Eine lobende Besprechung seines Leonidas in Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste II (1746), S.3 — 19. Eine englische Kritik darüber erscheint Ubersetzt auf S. 326-38. 17 Lockes und Molyneux Briefen Familiar Letters between Mr. John Locke, and Several of his Friends . . . 1. Aufl. 1708, besteht zur Hälfte aus Briefen zwischen Locke und dem irischen Mathematiker William Molyneux (1656— 98). In Molyneux' Brief an Locke vom 27. Mai 1697 werden Blackmores King Arthur und Prince Arthur erwähnt. Darauf erwiderte Locke am 15. Juni 1697. Nochmals erwähnt von Molyneux am 20. Juli und von Locke am 11. Sept. — Gottscheds Antrittsrede am 18. Febr. 1734 als Professor der Vernunft-Lehre und Metaphysik, Iniquitatem exterorum in ferendo de eruditis nostrabibus judicio . . ., war im Grunde eine Kritik der Einstellung von Locke und Molyneux deutschen Gelehrten gegenüber.
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26 Addison & Steele In ihrem vorbildlichen Wochenblatt The Spectator haben Joseph Addison (1672-1719) und Richard Steele (1672-1729) zwischen dem 31. Dezember 1711 und 3. Mai 1712 mehrere kritische Artikel über Milton veröffentlicht. 10 Posteis Iphigenia „ D i e wunderhar-errettete IPHIGENIA in einem Singe-Spiele" von Christian Heinrich Postel (1658-1705), enthalten in C. F. Weichmanns Poesie der Nieder-Sachsen . . . / / / Hamburg, bey Johann Christoph Kißner, im Dom, 1725, S. 326— 82. 20 Pour & Contre Ν . 66 In der Pariser Ausgabe von Abbé Zeitschrift - Le Pour et Contre II (1733), Nr. 29, S. 318.
Prévosts
23 Serré J. de Serré de Rieux (c. 1662-1756) schrieb La Musique, zuerst Amsterdam 1714; Apollon, on l'Origine des spectacles en musique, Paris 1733. (Beide zu finden in Les Dons des enfens de Latone . . ., Paris 1734). 23 Pater Poree Charles Porée (1676-1742). Seine Rede Theatrum sit ne, vel esse possit schola informandis moribus indonea (Paris 1733) erschien als Des berühmten Französischen Paters Porée Rede von den Schauspielen, Ob sie eine Schule guter Sitten sind, oder seyn können? übersetzt Nebst einer Abhandlung von der Schaubühne, herausgegeben von J . F. Mayen, Α. M. Leipzig, bey Bernhard Christoph Breitkopf 1734. Gottsched zitiert nicht aus Mays Übersetzung. 33 Teatro Italiano 1728 in der Critischen Dichtkunst II, 342, Zeile 30, muß Druckfehler für 1723 sein. Der Hinweis ist auf Teatro Italiano von Francesco Scipione Maffei (1675-1755), / - / / / , Verona 1723 -25. 2 die Riccobonische Luigi Riccoboni (1676-1753), Histoire du Théâtre italien depuis la décadence de la Comédie Latine . . . I—II erschien in Paris 1730. Riccoboni wirkte sowohl in Italien als auch in Frankreich. 4 Ma in ogni modo finche „Aber in jedem Fall bis diese Art Musik aufgegeben wird, wird es nie möglich sein, sich schöpferisch zu betätigen, so daß die eine Kunst eine verstümmelte bleibt, eine höhere der niedrigeren dienend. Die Lage des Dichters wird für uns wie die des Violinisten, wenn er zum Tanzen spielt. " Das Zitat befindet sich auf S. VII— Vili im Nachwort zu Teatro Italiano I (1723). 19 Β ecelli Giulio Cesare Becelli (1686-1750), Verfasser der Abhandlung Della novella poesie, cioè del vero genere e particolari bellezze della poesie italiana, Verona 1732 (Göttingen SUB).
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Kommentar
March. Maffei theatralische Gedichte Francesco Scipione Maffei Teatro del Sig. Marchese Scipione Maffei cioè la tragedia la comedia e il drama . . . Verona 1730. 21 Credo che tuto „ I c h glaube auch, daß das Erwähnte mit der Meinung übereinstimmt, die er im Vorwort zum Teatro Italiano zum Ausdruck brachte, wenn man der Art der Musik in den hiesigen Theatern bedenkt, nämlich daß Opern nicht anders darstellen, als die eine Kunst einer anderen wegen verstümmelt." 30 The Taste of the Town The Taste of the Town: or, a Guide to All Publick Diversions . . .London 1731. Eine Titelauflage von The Touchstone or . . . Essays on the Reigning Diversions of the Town, 1728. Der anonyme Verfasser war der aus den amerikanischen Kolonien stammende James Ralph (f 1762). Die Übersetzung gibt den englischen Text ziemlich genau wieder. 5Q
8 Rapin René Rapin (1621-87). Gottsched denkt hier an Rapins anonym erschienenes Reflexions sur la Poetique d'Aristote et sur les ouvrages des poetes anciens et modernes, 1674. ύψος
das
Sublime.
16 Der bringt dieß Schreiben In der Vorlage, S. 331, „Der bringt vielleicht dieß Schreiben im Vertrauen / Nach Clytämnestra hin," [sie], ^
23 Epiphonema Ende einer Rede.
^g
16
^Q
24 Wo Verzweiflungs-Wellen brausen Verzweiflungs-Wellen brausen."
Stilfigur:
auffallender
Delphinium siluis appingit
Aphaeresis
Stilfigur:
Horaz,
das Entfernen
zusammenfassender
Satz
am
Ars Poetica, V. 30. In der Vorlage S. 338,
einer Silbe am Anfang
„Wenn
eines
Wortes. ^C^ 28 So mancher sich des Fleisches rühmt In der Vorlage S. 356, „Ist, wenn man sich des Fleisches rühmt, / Und nicht die Brüh genossen." yQ
16 Weichmann Christian Friedrich Weichmann (1698-1770), erster Herausgeber von Poesie der Niedersachsen oder allerhand, mehrenteils noch nie gedruckte Gedichte von den berühmtesten Nieder-Sachsen, sonderlich einigen ansehnlichen Mitgliedern der vormals in Hamburg blühenden Teutschübenden Gesellschaft . . . Hamburg 1725—38.
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Johann Christoph
31 Vorrede zu der Fida Nimfa Maffei . . .Verona 1730, S. 197.
Gottsched
In Teatro del Sig. Marchese Scipione
32 Per lo che suol dire „Er ist es gewohnt, diese als Kompositionen zu bezeichnen, deren Erinnerung mit dem Laut entschwindet, wie Tacitus über die Beredsamkeit Senecas in den Annalen sich ausdrückt. Und dennoch ist es bewundernswert, wie selten diejenigen Poeten sind, die in solch schwierigen Bagatellen Erfolg haben, und daß sie beliebt sind, obgleich sie mehr des Poetischen in ihrem Stil bedürfen, und da Ariette noch schwieriger sind, als diejenigen meinen, die sich ihrer nie geübt haben; und so bemerkt man der Merkwürdigkeit halber, daß man selten diejenigen vorfindet, die einen angemessenen Sinn enthalten, und nicht erkünstelte oder gezwungene Wörter und überflüssige Verse, die dem Sinn nichts hinzufügen." 10 Pater de la Sante Gilles Anne Xavier de La Sante (1684-1762), Jesuit; Lehrer der Rhetorik zuerst in Caen, dann in Paris, verfaßte u. a. viele Leichenpredigten, aber auch Theaterstücke. 13 N o n ima imitantur „Sie gleichen heutzutage nicht den Adlern, die ihre Vorfahren für hedig hielten; sie heben sich nicht mit mutigem Flug empor; sie stürzen nicht durch die Wolken; auf ihren Schwingen erheben sie sich nicht furchtlos über den Bereich des Donners: Vielmehr sind sie kleine Schwalben, die mit geringen Federn die Lüfte bewegen; hier, da, ohne Gesetz, ohne Ziel flattern sie spielerisch umher; sie zwicken die Ohren mehr mit gerauschvollen Zwitschern als daß sie ihnen sanfte Erholung bringen. Ich bemängle sehr diejenigen, die entweder die meisten ihrer Schriftsteller (Italien) verschlimmern oder, wo der Stil in erhabener Form erfreut, so unsinnig wie auch kindisch ihn verschärfen; diejenigen, die mit winzigen Stimmchen hie und da das Erhabene verringern, das Echte zerstören, das Edle abschwächen, diejenigen, die von Natur aus große, mächtige, kräftige Gedanken durch die weiche und verzierte Tändelei, die ihnen eigen ist, in unbedeutender, geschwächter, schwachsinniger Form übertragen; ja, ganz überflüssig erfinden sie eine Fülle von lärmendem Geschnatter, so daß das armselige Klappern des Geistes offenbar wird. Weg damit! mit den Dummheiten, die umsonst mit der Feder verziert sind, die wie Huren geschminkt sind und aus Bücherkästen mit tiefgefärbtem Weiberzeug entnommen sind. " Herrn Peter Baylens, weyland Prof. der Philosophie zu Rotterdam, verschiedene Gedanken bey Gelegenheit des Cometen, der im Christmonate 1680 erschienen, an einen Doctor der Sorbonne gerichtet. Aus dem Französischen übersetzet, und mit Anmerkungen und einer Vorrede ans Licht gestellet von Joh. Christoph Gottscheden, Prof. der Philos, zu Leipzig, des großen Fürstencoll. itz. Z. Präpos. und der kónigl. preuss. Soc. der
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Kommentar Wissenschaften Mitgliede. J . C . Bohn. 1741. Gottscheds
Hamburg, bey sel. Felginers Wittwe und
„Vorrede des Herausgebers" auf
a2r—a8v.
Pierre Bayle war schon recht weit in seiner akademischen Karriere gekommen, als er in Rotterdam anfing, seine aufsehenerregenden Werke herauszugehen. Nach Rotterdam war er 1681 von Sedan gezogen, ah die protestantische Hochschule dort ihre Pforten hatte schließen müssen. Sein erstes in den Niederlanden veröffentlichtes Buch war Pensées diverses sur la Comete (1682), an dem sich eine ganze Generation orientierte. An Bayle schieden sich die Geister. Auf der einen Seite waren seine Anhänger: die Aufgeklärten, die Skeptiker, die Rationalisten, die Weltlichen — die Gefährlichen. Auf der anderen Seite waren die Gutgläubigen, die Traditionstreuen, die Geistlichen, die Zurückhaltenden. In den Pensées waren Bayles Überzeugungen zu erkennen; der Weg zum Dictionaire war schon angedeutet. Inzwischen hatte er als Herausgeber und Hauptverfasser der Nouvelles de la République des Lettres dem eigenen eisernen Fleiß ein Monument gesetzt. Nicht nur der Aberglaube über die Wirkungen der Himmelskörper am Firmament wurde in den Pensées geleugnet, sondern viel Überliefertes in Zweifel gezogen. Bayle besaß sowohl den Mut, seine Überzeugung zu sagen, als auch die Sprachbeherrschung, seine Gedanken auf wirksame Weise einzukleiden. In manchen Kreisen bekam er einen üblen Ruf, in anderen galt er als Vorkämpfer für den wissenschaftlichen Fortschritt. Vor allem wegen seiner Meinung, daß es auch eine Kultur und eine ethische Haltung außerhalb der Grenzen der Kirchen geben könnte, wurde er schief angesehen. In Wort und Tat vertrat Gottsched dieselbe Meinung, auch wenn er sich vorsichtiger als Bayle äußerte. 2 in den hiesigen gelehrten Zeitungen Es gibt mehrere Erwähnungen von Bayle in den Leipziger Neuer Zeitungen von Gelehrten Sachen auf das Jahr 1740 (bes. S. 803f.) über die geplante Amsterdamer Neuauflage seines Lexikons unter Benutzung der englischen Übersetzung. (Im Jahre 1741 [S. 343] werden die neuen Briefe Bayles erwähnt; S. 404f. gibt es eine Bekanntmachung der deutschen Übersetzung des Dictionaire und auf S. 446—48 eine Rezensison der Übersetzung.) Früher liegende Erwähnungen sind nicht festzustellen. Zwar wurde im Jahre 1735 und 1740 in den (Leipziger) Nova Acta Eruditorum, hauptsächlich wegen Kritik am Dictionaire, auf Bayle eingegangen. 25 meinen vorigen Schriften Die 1729 zuerst aufgelegte Critische Dichtkunst war 1738 zum zweiten Mal herausgegeben worden; Erste Gründe der Weltweisheit, zuerst 1731—33, wurde 1739 zum dritten Mal
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Johann
Christoph
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aufgelegt; die Ausführliche Redekunst, zuerst zweiter Auflage. Gottscheds 1732 herausgegebenes Cato erschien 1741 in dritter Auflage.
1736, erschien 1739 in Drama Der sterbende
30 eine andre Schrift, die ohne meinen Namen Grund-Riß einer Lehr-Arth ordentlich und erbaulich zu predigen nach dem Jnnhalt der Königlichen Preußischen allergnädigsten Cabinets-Ordre vom 7. Martii 1739 entworfen. Nebst Hrn. Joh. Gustav Reinbecks Consistorial-Rath und Probsts zu Cölln an der Spree Vorbericht und kurtzen Einleitung wie eine gute Predigt abzufassen sey. Berlin, zu finden hei Ambrosius Haude. 1740. Pp. (72), 492, S3. 2 Johann Christoph Faber Gottscheds Helfer bei der Übersetzung; er soll aus Bautzen stammen und hat bei Gottsched studiert; sonst unbekannt. Er ist kaum mit dem Komponisten desselben Namens identisch. 21 des großen baylischen Wörterbuchs Siehe die Einleitungen zu den verschiedenen Bänden von Gottscheds Übersetzung von Bayles Dictionaire, der 1741-44 als Historisches und Critisches Wörterbuch erschien. Gottsched hat das Werk redigiert und die Zuverläßigkeit der Ubersetzungen kontrolliert. Er mußte auch erklärende oder berichtigende Anmerkungen hinzufügen, wo man dem Lutherischen Glauben als gefährdet ansah. 33 seines Buches wegen in Rotterdam Über Bayles Schwierigkeiten konfessioneller Art und die Angriffe auf ihn, besonders durch Pierre Jurieu (s. u.), berichtet Pierre Desmaizeaux (1666—1745) im „Leben Bayles", das im ersten Band des Bayleschen Wörterbuchs gedruckt wurde. 25 Romulus et Liber pater „Romulus und Vater Bacchus, dazu Pollux im Bunde mit Kastor — wohl sind sie nach großem Vollbringen in die himmlischen Wohnungen der Götter aufgenommen . . . mußten sie klagen, daß ihren Verdiensten nicht die erhoffte Dankesgunst entsprach. Der die grause Hydra zermalmte und berüchtigte Ungeheuer in gottverhängtem Ringen niederzwang, er hat erfahren, daß Scheelsucht erst durch den Tod gezähmt wird. Denn drückend wirkt auf Geister, die tiefer stehn, wer sie durch seinen Glanz überstrahlt; erst wenn er geschieden, wird er Liebe finden." Horaz, Ep. II, 1, 5 — 14 (Hans Färber). 6 Lebensbeschreibung die H r . Desmaizeaux beschrieben „La Vie de Monsieur Bayle" von Pierre DesMaiseaux (1666—1745) erschien ursprünglich als Anhang zur 4. Auflage in Bayles Dictionaire (1730), dann selbständig, Den Haag 1732. Die deutsche Übersetzung durch Johann Peter Kohl (1698—1778) erschien 1731 in Hamburg als Das Leben des Weltberühmten Herrn Peter Bayle, wie solches zuerst in Französischer
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Sprache von Hn. Des Maizeaux aufgesetzt, und nunmehro seiner Schönheit und unzehliger Merkwürdigkeiten wegen, ins Deutsche übertragen . . . 12 Pierre Jurieu (1637-1713) fanatischer protestantischer Theologe, Lehrer und Prediger, der in Frankreich und Holland wirkte; griff Bayle in verschiedenen Schriften an; am heftigsten in dem anonym herausgegebenen Le philosophe de Roterdam accusé, atteint et convainçu, Amsterdam 1706. 2 Anmerkungen, die ich über seine Gedanken gemachet Fußnoten zu der von Gottsched redigierten Übersetzung.
Nämlich
26 Halleys Cometographie Gemeint ist wohl [A Synopsis of the Astronomy of Comets] die Astronomia des Oxforder Professors David Gregory (1661-1708), zuerst 1702, deren 2. Aufl. (Genf 1726) eine Cometographia Halleiana angehängt ist. Edmund Halley lebte 1656—1742.
4 Additions aux Pensées sur les Cometes Der dritte Teil (1694) von Bayles Pensées diverses trägt den Titel Addition aux Pensées diverses sur les cometes; ou Réponse à un libelle intitulé, Courte revuë des maximes de morale & des principes de religion . . . Herrn Peter Baylens, weyland Professors der Philosophie und Historie zu Rotterdam, Historisches und Critisches Wörterbuch, nach der neuesten Auflage von 1740 ins Deutsche übersetzt; auch mit einer Vorrede und verschiedenen Anmerckungen sonderlich bey anstößigen Stellen versehen, von Johann Christoph Gottscheden, Professoren der Philosophie zu Leipzig, des großen Fürsten-Collegii itz. Z. Proposito und der Königl. Preuß. Societät der Wissenschaften Mitgliede. Erster Theil. A. und B. Nebst dem Leben des Herrn Bayle vom Herrn Desmaizeux. [Verlegersignet] Mit Rom. Kaiserl. auch Königl. und Chursächsis. allergnädigster Freyheit. Leipzig, 1741 Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf. Buchdr. Gottscheds
„Vorrede des Herausgebers"
auf1'*'lr—**4v.
Herrn Peter Baylens, weyland Professors der Philosophie und Historie zu Rotterdam, Historisches und Critisches Wörterbuch, nach der neuesten Auflage von 1740 ins Deutsche übersetzt; Mit des berühmten Herrn Maturin Veyssiere la Croze und verschiedenen andern Anmerkungen, sonderlich bey anstößigen Stellen versehen, von Johann Christoph Gottscheden. Zweyter Theil. C bis J . [Verlegersignet] Mit Rom. Kaiserl. auch Königl. und Chursächs. allergnädigster Freyheit. Leipzig, 1742. Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf. Gottscheds
„Vorrede des zweyten Bandes" auf ''lr—"'4v.
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Johann Christoph
Gottsched
Herrn Peter Baylens, weiland Professors der Philosophie und Historie zu Rotterdam, Historisches und Critisches Wörterbuch, nach der neuesten Auflage von 1740 ins Deutsche übersetzt; Mit des berühmten Freyherrn von Leibnitz, und Herrn Maturin Veissiere la Croze, auch verschiedenen andern Anmerkungen, sonderlich bey anstößigen Stellen versehen, von Johann Christoph Gottscheden. Dritter Theil. Κ bis P. [Verlegersignet] Mit Rom. Kaiserl. auch Königl. und Chursächs. allergnädigster Freyheit. Leipzig 1743. Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf. Gottscheds „Vorrede des Herausgebers" auf 2r—4v. Herrn Peter Baylens, weiland Professors der Philosophie und Historie zu Rotterdam, Historisches und Critisches Wörterbuch, nach der neuesten Auflage von 1740 ins Deutsche übersetzt; Mit des berühmten Freyherrn von Leibnitz, und Herrn Maturin Veissiere la Croze, auch verschiedenen andern Anmerkungen, sonderlich bey anstößigen Stellen wie auch einigen Zugaben versehen, von Johann Christoph Gottscheden. Vierter und letzter Theil. Q bis Z. Mit einem vollständigen Register über alle vier Theile. [VerlegersignetJ Mit Rom. Kaiserl. auch Königl. und Chursächs. allergnädigster Freyheit. Leipzig, 1744. Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf. Gottscheds „Vorrede zum vierten und letzten Theile des Baylischen Wörterbuch" auf 2r—4v. Wenige Werke in der europäischen Geistesgeschichte seit der Reformation haben eine so tiefschürfende und dauerhafte Wirkung gehabt wie der Dictionaire historique et critique von Pierre Bayle (1647—1706), der zuerst 1695—97 in Rotterdam erschien und eine zweite Auflage 1707, eine dritte 1720, eine vierte 1730 und eine fünfte 1740 erlebte. Obgleich als biographisch-topographisches Wörterbuch gedacht, und zwar als ein Ersatz für das frühere Lexikon von Louis Moréri (1643 — 80), enthielt Bayles Dictionaire in den Anmerkungen viele Beobachtungen und Meinungen, die in die philosophische und religiöse Diskussion der Zeit eingriffen, und manche radikalen, von gewissen Seiten als ketzerisch bezeichneten Behauptungen zum Ausdruck brachten. Der Skeptizismus Bayles, dessen Anmerkungen das große Argument über die Existenz des Bösen stets widerspiegeln, war die eigentliche Anregung dafür, daß Leibniz seine Theodicée verfaßte. In Wirklichkeit ergänzen sich der französische Philosoph und das deutsche Universalgenie. Ihre Argumente klingen bis heute nach; die allgemeine Weltauffassung des Westens ist und bleibt eine Zusammensetzung von Bayles Skeptizismus und Leibniz' Teleologie. Leibniz' Werk war nicht eine Widerlegung von Bayle, wenn es auch als Antwort auf Bayle zu deuten ist. Leibniz hat einfach die kräftigste und deutlichste Formulierung des teleologischen Optimismus gegeben. Gerade Gottsched ist Zeuge dafür, daß der rationalistische Denker und
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Philosoph aus Leibniz und Bayle schöpfen konnte. So ist es zu verstehen, daß Gottsched die Verantwortung für die Verdeutschungen von Bayles Dictionaire und von Leibniz' auf Französisch geschriebener Theodicée (zuerst Paris 1710) trug. Da Gottsched Herausgeber der deutschen Bearbeitung von Bayles Lexikon war, kann es aber auch kirchenpolitische und diplomatische Gründe gegeben haben, daß er ausgerechnet Bayles großen Widersacher Leibniz im selben Jahre, als die Arbeit am Lexikon abgeschlossen wurde, herausgab. Bayle geriet auf längere Zeit ins Kreuzfeuer zwischen Katholiken und Protestanten. Als Sohn eines reformierten Geistlichen konvertierte er früh zum Katholizismus, trat aber bald danach wieder zum Protestantismus über und wurde deshalb von beiden Seiten als bedenklicher Mensch angesehen. Eine Zeitlang wirkte er an der Hochschule in Sedan, dann in Rotterdam, wo er aber 1693 wegen seiner selbständigen und also gefährlichen Meinungen entlassen wurde. Gerade diese Entlassung ermöglichte einen beinahe übermenschlichen Arbeitseinsatz am Dictionaire. Durch seine Betrachtung über den Kometen (gedruckt im Jahre 1682 und mehrmals aufgelegt) wurde Bayles Name international bekannt. Mit seiner Zeitschrift Nouvelles de la République des Lettres (1684 - 87) trug Bayle wesentlich zur Aufklärung bei. Er war zu den bedeutendsten Bürgern der république des lettres zu rechnen, wie es auch Gottsched einige Jahrzehnte später selbst wurde. In den Jahren 1732 durch 1762 gab Gottsched drei Zeitschriften ähnlicher Art — das heißt, der kritischen und erzählenden Buchbesprechungen — heraus. Für ihn war Bayle vorbildlich. Sich über die Bedeutung des Bayle'schen Lexikons zu äußern, ist überflüßig. Beweise der Anwendung und Wirkung dieses bemerkenswerten Buches sind im 18. Jahrhundert überall zu finden. Nicht als Quelle faktischen Wissens war das Werk von größter Bedeutung sondern als Vermittler einer rationalistischen Sehweise, die mit der Zeit zum Bau einer sekulären Kultur führen sollte, die am Ende des Jahrhunderts die kirchlich-religiöse Kultur des Mittelalters, der Reformationszeit und sogar des Zeitalters des Dreißigjährigen Krieges im hohem Grade ersetzte. Bayles Dictionaire wurde in den ersten französischen Auflagen auch in Deutschland tüchtig benutzt, aber um allgemein zugänglich zu sein, müßte es in einer Übertragung vorliegen. Wie Gottsched in seiner Einleitung zur deutschen Version erzählt, ging der ursprüngliche Gedanke einer Übersetzung nicht von ihm aus sondern von dem Leipziger Advokaten Paul Gottfried Königslöwe, aber er griff die Idee mit Begeisterung auf und widmete sich mit seiner Frau mit großer Energie der Vollendung der Arbeit. Da bisher nur bekannt war, daß Gottsched nicht der eigentliche Ubersetzer des Bayle'schen Werkes gewesen ist, hat man seine Leistung bei der Herstellung der deutschen Bearbeitung unterschätzt. Untersucht man die deutsche Version des Lexikons, so entdeckt man, daß sie durchgehend 40
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Zusätze von Gottsched enthält. Eine große Arbeit steckt in den von ihm hinzugefügten Anmerkungen, die einen recht ansehnlichen Beitrag zum Lexikon bilden, wenn sie auch verbaliter eine Art Absicherung gegen die gefährlichen Behauptungen des freisinnigen Verfassers bilden sollten. Eine eingehende Untersuchung von Gottscheds Beitrag zur Gestaltung der deutschen Fassung des Bayle'schen Lexikons bleibt noch 1980 ein Desideratum der Forschung. 18 Ramus Pierre de la Ramée (1515-72) berühmter Logiker seiner Zeit (und Kritiker des Aristoteles), eine Zeitlang Professor der Philosophie in Paris. LuUus Ramón Lull (1235-1316), spanischer Philosoph, weitbereister Missionär und Schriftsteller, wirkte an französischen Universitäten und wurde als Chemiker und als Logiker bekannt. (De Jure Belli et Pacis 1625). Brunus d. i., der vielseitige italienische Philosoph Giordano Bruno (1548-1600), der wie Ramus anti-Aristotelianer war, wirkte in Frankreich, England und Deutschland. Wegen Ketzerei — er war Protestant geworden — wurde er in Rom verbrannt. Grotius Hugo Grotius (1583-1645) holländischer Gelehrter, der in französischen und später in schwedischen Diensten wirkte. Hat auch zu verschiedenen Disciplinen beigetragen, ist jedoch in erster Linie als Vater des internationalen Rechts anzusehen, vor allem wegen De Jure Belli ac Pacis (zuerst 1625). Hobbes Thomas Hobbes (1588-1679), englischer Philosoph, Physiker und vor allem Staatswissenschaftler, dessen bekanntestes Werk Leviathan (1651) ist. 19 Cartesius René Descartes (1596—1650) strebte in seinen philosophischen mechanischen, metaphysischen und mathematischen Schriften nach einem Einheitssystem in der Wissenschaft. Gassendus Pierre Gassend(i) (1592-1655), ursprünglich scher Theologe, hat verschiedene philosophische und mathematische ten verfaßt. Gegner von Descartes (und Aristoteles).
französiSchrif-
Malebranche Nicolas Malebranche (1638-1715). Anhänger von Descartes Philosophie, der zugleich versuchte, seines Vorgängers Werke zu systematisieren und selbständig als Metaphysiker zu wirken. Spinosa Benedict de Spinoza (1732—77). Der jüdisch-holländische Philosoph setzte sich mit dem Cartesianismus auseinander und trug auf verschiedenen Gebieten zur modernen philosophischen Diskussion bei.
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20 Locke John Locke (1632-1704) Naturwissenschaftler, Denker und Staatswissenschaftler, wird vor allem als Empiriker bezeichnet. Wie G. W. Leihnitz (1646—171b) und die anderen hier erwähnten Philosophen war er ein wichtiger Vorläufer der modernen Wissenschaft in ihren theoretischen Grundlagen. 25 alle Secten u n d Spaltungen Gerade diese Tatsache hat von kirchlicher Seite viel Kritik am Wörterbuch hervorgerufen. Vor allem was Bayle über den Manichäismus und Pyrrhonismus schrieb, hatte Anstoß erregt. 12
Desmaizeaux
s. d. Kommentar
zu 81, 6.
34 Die vielen Auflagen Die 1. Auflage, in zwei Bänden, erschien zu Rotterdam 1697; die 2., in drei Bänden 1702; die 3., 1715; die 4., in vier Bänden, 1730; und die 5. in fünf Bänden, 1734. (Die 2. war die letzte von Bayle besorgte Ausgabe). Die erste englische Übersetzung in vier Bänden erschien zu London 1710; 2. Auflage, in fünf Bänden, 1734 -38. 4 die Uebersetzung, die man seit einigen Jahren in England Eine andere englische Bearbeitung, redigiert von John Peter Bernard (t 1750), Thomas Brick (1705-66), John Lockmann (1698—1771) U. a. in zehn Bänden, erschien zwischen 1734 und 1741, war also noch nicht abgeschlossen, als Gottsched sein erstes Manuskript einlieferte. 10 Gelehrten . . . die durch ihren Vorschuß Es ist nicht eindeutig, ob hier von einer Subskription die Rede ist. Dafür fehlt jeder Beweis. (Das Werk wurde in den damaligen gelehrten Zeitschriften zur Subskription angeboten). Wer die erwähnten Gelehrten waren, ist auch nicht ermittelt worden. 19 ein hiesiger Gelehrter d. i. der Advokat Paul Gottfried Königslöwe (1684 — 1754), von dem sich sonst nichts ermitteln läßt. Erwähnt im Vorwort zum 4. Band der Ubersetzung. 1 Abalard Petrus Abelard (tea. 1144) „einer der berühmtesten Lehrer des zwölften Jahrhunderts", wie der Artikel über ihn — übrigens alphabetisch nach „Abel" zu suchen — anfängt. Anaxagoras (5. Jhdt. v. Chr.) „einer von den berühmtesten Weltweisen des Alterthums", beginnt der Artikel über ihn, der 13 Seiten umfaßt. Berengarius
(t 1088) „von Poitiers, ein Schüler
Abälards".
2 Buridan Jean Buridan(us), (1300—58) „einer der Philosophen des XIV. Jahrhunderts", infolge Bayle. 40»
ansehnlichsten
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Gottsched
25 M. Schwaben Johann Joachim Schwabe (1714-84), Gottscheds treuester Schüler und Mitarbeiter. Er war an mehreren Gottschedschen Ubersetzungsunternehmen beteiligt (u. a. am englischen Spectator). 1736 hatte er Gottscheds Gedichte herausgegeben; kurz vor Gottscheds Tod wurde Schwabe Professor der Philosophie. Etwa gleichzeitig mit dem Erscheinen des Bayleschen Lexikons gab er die Belustigungen des Verstandes und Witzes (1741—45) heraus. — Gustav Waniek schrieb ausführlich über ihn in der ADB. 8 verum opere in longa Horaz, Ars poetica, V. 360 „Die Länge des Werkes verzeiht, daß ein Schläfchen sich einschlich". (Horst Rüdiger) 25 Homóomorien Aristoteles' Bezeichnung der These des ras, daß alle Partikeln des Seienden dieselben sind.
Anaxago-
25 Scarron Paul Scarron (1610-60) hat neben Le Typhon ou la Gigantomachie (1644) und Virgile travesti (1648-52) mehrere „œuvres burlesques" geschrieben. Er wird in der Ubersetzung im Artikel „Anchises" (aus der Virgil-Travestie) und im Artikel „Bfiutru des Matras" zitiert. 32
Bayle über den Cometen
S. d. Kommentar
zu S. 73.
11 verdeutschten Rollins Charles Rollin (1661-1741), Schwabe hat seine De la manière d'enseigner et d'etudier (1726 - 28) als Anweisung, wie man die freyen Künste lehren und lernen soll, übersetzt. Leipzig 1738; 2. Aufl. 1750; 3. Aufl., 1760. Eine Besprechung der Ubersetzung ist in Beyträge Zur Critischen Historie V (1737-38), S. 309-20, zu finden. 22 la Croze Mathurin Veyssière de la Croze (1661-1739). unterrichtete er an der französischen Hochschule in Berlin.
Seit 1725
24 Jordan Charles Etienne Jordan (1700—45) deutsch-französischer Geistlicher, befreundet mit dem Grafen Manteufel und durch ihn mit Friedrich dem Großen. Geheimer Rath seit 1740; hatte u. a. die Aufsicht über die Universitäten. Seine Biographie von La Croze, bei dem er studiert hatte, erschien in Amsterdam 1741. 35 ein Ungenannter von der Bibliothèque françoise „Observations Critiques sur le Dictionaire Historique & Critique de Mr. Bayle" erschien in der Amsterdamer Bibliothèque françoise ou histoire littéraire de la France XXIX/2 (1739), S. 185 - 202, und XXX/1 (1740, S. 56-67. Eine Antwort von Bayle findet sich m derselben Zeitschrift Bd. XXX1II/2, S. 327-51. 6 die lateinische Unterschrift unter dem Titelbild von Bayle: Baelius hie ille est, cuius dum scripta vigebunt, Lis erit, oblectent, erudiantne magis? Unterzeichnet „de la Monnoye."
Kommentar
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29 den Artikel Epikur Obgleich die meisten Argumente und zweifelhaften Behauptungen in Bayles Anmerkungen zu suchen sind, entdeckte man — vom Standpunkt des orthodoxen Christentums des 18. Jhdts. Anstößiges im Epikur Artikel wo es u. a. heißt: „was er von der Natur der Götter gelehrt, ist sehr gottlos"; es bestand auch Zweifel, ob „dieser Philosoph die göttliche Vorsehung nicht geleugnet"; femer haben er und seine Anhänger „eine böse Lehre gehabt und gut gelebt." Zu mehreren von den Anmerkungen vor allen Uber die Schöpfung der Welt, hat Gottsched längere kritische Bemerkungen hinzugefügt. 1 Griechisch und Latein verstehen müssen Diese Einstellung kommt uns heute sehr merkwürdig vor. Kann Gottsched wirklich erwartet haben, daß Leser, die nicht Französisch lasen, Griechisch konnten? Es ist wohl bezeichnend für Gottscheds eigene Sprachkenntnisse, daß er selbst nicht gerne aus dem Griechischen übersetzte, wogegen er öfters aus dem Lateinischen ein Zitat auf Deutsch brachte. 24 N a m vitiis nemo sine nascitur Horaz, Sermones 1/3:68- 69. „Kein Mensch wird ohne Fehler geboren; dir ist noch der beste, den die kleinsten drücken." 27 Verum ubi plura nitent in carmine Horaz, Ars poetica V. 35153. „Ist eine Dichtung im ganzen in Ordnung, so will ich nicht tadeln Einige kleinere Mängel aus Flüchtigkeit oder Versehen wie sie im Wesen des Menschen begründet." (Horst Rüdiger). 19 Der Verfasser der critischéh Anmerkungen In erster Linie Anthelme de Tricaud (1671-1739), wohl aber auch Alexis Gaudin (c. 1650c. 1708). In der 1720 in Rotterdam erschienenen Ausgabe des Dictionaire heißt es: „Remarques critiques sur quelques endroits de ce dictionaire, communiquées par diverses personnes." In der Ausgabe vom Jahre 1740: „Remarques critiques sur la nouvelle edition du Dictionaire historique de Moreri Donée en 1704." (Bayle sollte ursprünglich einen Ersatz für das Lexikon von Louis Moréri (1643—80) bieten.) Später erscheinen auch „observations sur ces remarques critiques ..." von Pierre Desmaizeaux (1666—1745), z. B. in der im Jahre 1730 in Amsterdam und Leiden erschienenen Ausgabe von Bayles Lexikon. 25 Verum opere in longo Ars poetica V. 360. „Die Länge des Werkes verzeiht, daß ein Schläfchen sich einschlich." (Auch zitiert in der Vorrede zum ersten Band der Ubersetzung.) 1 Huetii Ideam boni Interpretis De interpretatione libri duo . . . de optimo genere ¡nterpretandi erschien zuerst zu Paris 1661. Eine 2. Aufl., Stade 1680.
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3 ein gelehrter Schulmann Daniel Peucer (1699-1736), D. Martin Luthers merckwürdiger Sendbrief von Dollmetschen, mit historischen und apologetischen Anmerckungen versehen . . . Leipzig: Christian Friedrich Geißner, 1740 (Titelnach N U C , Pre-1956 Imprints,). 10 Vossius Gerard Johann Vossius (1377—1649), De historicis grsecis libri quatvor, zuerst Leiden 1623. Gottsched zitiert aus der zweiten Ausgabe vom Jahre 1630 (und 1631). 11 Sed hic Eruditorum morbus . . . „Aber diese Krankheit der Lehrer ist epidemisch: Daß sie nicht bedenken, wie gut das ist, was vor ihren Augen steht: welcher Art das ist, was zuerst derjenige Schriftsteller. . . in seiner Sprache hervorgebracht, . . . geändert, und auch mit Notizen versehen hat; daß darin die Menschen im Laufe der Zeit etwas — durch solch schwere Arbeit - verewigt haben, das verneinen wir nicht. Aber, wie man gewohnt ist zu sagen, etwas Neues ist hinzugefügt worden; oder, da wir ja alle Menschen sind, so ist es auch nicht schwer, auch Fehler zu bemerken." 31 Das Urtheil, welches Herr Desmaizeau . . . gefallet hat Bezieht sich auf „Lehen des Herrn Peter Bayle . . ." im 1. Band, S. CXVI: „Herr Bayle hatte eine lebhafte, hervorleuchtende und fruchtbare Geschicklichkeit, eine Sache zu unterscheiden und einzusehen; eine natürliche und kühne, allein nicht gar zu unverbesserliche Schreihart. " 11 Amiot Jacques Amyot (1314-93) „ Bischof von Auxerre und Großalmosenpfleger von Frankreich," nach Bayle „einer von den größten Gelehrten des XVI. Jahrhunderts." Vigenere Blaise Vigenère (1323 - 96) hat viele klassische Werke ins Französische übersetzt, aber auch astronomische, chemische und alchemistische Werke geschrieben. Sein Ruhm als Schriftsteller hat sich nicht erhalten. „Ses traductions si vantées sont écrites d'un style barbare . . ." (Biographie Universelle XLII1, 371). Brantôme Pierre de Bourdeille, abbé de Brantôme (c. 1340-1614) verfaßte viele Biographien berühmter Männer und Frauen sowie seine eigenen Erinnerungen. Montagne gemeint ist der berühmteste Michel de Montaigne (1333-92).
französische
33 halbe Burmánner Der Hinweis ist auf den holländischen ten Pieter Burman (1668-1741), der längere Zeit Bibliothekar der sitätsbibliothek in Ley den war. In seiner Anmerkung zum Artikel lon" erwähnt Gottsched, daß auch die „Riesen der Gelehrsamkeit" begehen können und führt ein Beispiel aus Burman an.
Essayist, GelehrUniver„BabyFehler
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3 Anmerkung (I) In der langen Anmerkung zum „Erasmus"-Artikel (S. 412-13) schreibt Gottsched u. a., daß „Sachen" wichtiger als Worte seien. „Die abgeschmackte Einbildung dieser damaligen Grillenfänger, daß Cicero allein gut Latein geschrieben, war an sich so lächerlich, als die Verdienste Cicerons groß und verehrungswürdig waren." Gottsched fügt hinzu, „daß die lateinische Barbarey so sehr zu verabscheuen sey, als die deutsche." 22 Marsham, und Dodwellen Sir John Marsham (1602 - 85), englischer Historiker, der sich besonders mit der Chronologie des alten Testaments, aber auch mit ägyptischen Antiquitäten beschäftigte. Henry Dodwell (1641 — 1711) verfaßte eine große Zahl von Werken über theologische, klassische und geschichtliche Fragen. 33 Harduin und Perizon Gemeint sind der gelehrte französische Jesuit Jean Hardouin (1646-1729), berüchtigt durch seine Theorie, daß viele Werke des klassischen Altertums moderne Fälschungen waren, obgleich er selbst einige römische Schriftsteller herausgab, und der holländische Philologe Jakob Voorbroek, genannt Perizonius (1651-1715), der eine neue Kritik der klassischen Geschichte begründete. 26 Erasmus in seinem Ciceronianus Dialogus, cui titulus Ciceronianus, sive de optimo dicendi genere, Basel 1528. Erasmus sprach seine eigene Bewunderung für Cicero aus, lehnte aber die sog. Ciceronianer ab. 34 ein paar heftige Reden Ivi. Ca:s. Scaligeri adversvs Desid. Erasmvm orationes dvz, eloqventiz romana: vindices . . .Tolosa 1621. (SUB Göttingen hat Titelauflage vom Jahre 1623. - Jede Rede hat ein eigenes Titelblatt und ist selbständig paginiert.) 2 Scaligerana Seitenanzahl stimmt überein mit der Ausgabe: Scaligerana ou bons mots recontres agreables et remarques judicieuses & Sçavantes de J . Scaliger. Avec des notes de Mr. Le Fevre, & de Mr. de Colomies . . . Nouvelle Edition. A Cologne Chez 1695 (SUB Göttingen). Hier geht es aber um den Sohn, Joseph Scaliger, der schreibt u. a. (S. 141) „Encore que mon Pere ait écrit contre Erasme, si sais — je grand cas d'Erasme, c'estoit un grand homme. " „. . . poenituit patrem adversus illum scripsisse. " 4 Hipponactes „De suis studiis" aus „Hipponax" ligers Poemata, 1574, S. 431-32.
enthalten
in Sca-
6 Plus poenitet me temporis „Ich bereue mehr die Zeit, die ich vergeudet habe, unter Grammatikern und glatten Rednern, bei dem eitlen und verdammten Unsinn der Dichter, das Barbarische, was man in Büchern
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liest. Das ist ganz und gar der Gipfel meiner Vollendung [meine ganze s u m m a s u m m a r u m / . Das Dumme und Gedankenlose ist Wertloses und Wahnsinn. Man verliert alle Achtung vor den Dingen die in Worten hinterlassen sind." 18 Bembus u n d Politianus Pietro Bemhus (1470-1547) aus Venedig, Sekretär des Papstes Leo X, infolge Bayle „einer von den besten Scribenten des XVI. Jahrhunderts gewesen: ob man gleich gestehen muß, daß er zuweilen ins Lächerliche verfallen ist ..." - Angelus Politian (1454-94) „einer von den gelehrtesten und zierlichsten Scribenten seiner Zeit ..." 19 Stoll. Hist, der Gelehrt. 159. S. Gottlieb Stolle (1673-1744), Anleitung Zur Historie der Gelahrtheit . . . zuerst Jena 1718. Das Zitat befindet sich aber auf S. 149 in der 2. Auflage (Jena, 1724), die Gottsched besaß (Nr. 872). 20
Ludewig Vives
S. d. Kommentar
zu
lì,17.
21 Laurentius Valla (c. 1406-57) S. d. Kommentarzu 14,10. Infolge Bayle, „Er bestritt die Barbarey, unter welcher die lateinische Sprache, seit verschiedenen Jahrhunderten se ufzete. " 33 D a n . Frid. Ianus (1683-1760) Rector in Budissin von 1731 bis zu seinem Tod, Verfasser mehrerer lateinischer Schriften. Übersetzt wäre der Titel: „Von versteckten Gelehrten und ihren verschiedenen Schwierigkeiten in der Republique des lettres." Janus gab auch ein Philologisches Lexicon D e r Reinen und zierlichen Latinitaet heraus (Leipzig 1730).
125
Dissertationem de nimio latinitatis studio „Wir wollen, daß die Rede über das übertriebene Studium des Lateins, welches jetzt besser und vollendeter verrichtet wird, von den versteckten Gelehrten nicht getrennt wird; weil es gerade hier der Inhalt ist, oder wenigstens deutet es auf die unsinnigen und abergläubischen Verehrer der lateinischen Sprache. " 10 Johann Burchard Mencken J. B. Mencke (1674—1732) war ein bedeutender Historiker seiner Zeit und ein Gönner des jungen Gottsched. Sein Vater Otto Mencke (1644—1702) hatte die Acta E r u d i t o r u m begründet, die er fortsetzte. Die aus den Jahren 1713—15 stammenden, von Gottsched erwähnten Reden (zuerst Leipzig 1715) waren sein bekanntestes Werk. 21 Nicolaus Villanus ren und Tragödien. 22 q u o r u m nominibus Parnassus sich erhebt".
Niccolò Villani (16. Jhdt.),
„bei
deren
Namen
der
Verfasser von
Chor
des
Saty-
ganzen
Kommentar
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27 Poggius Poggio di Guccio Bracciolini (c. 1380-1459). Sammler von klassischen Handschriften, schrieb Geschichtswerke, Gespräche und Episteln. Am bekanntesten ist seine Sammlung Facetiae, die öfters gedruckt und übersetzt wurde. 28
Laur. Valla
Siehe oben,
124,21
31 Prima nobis prodeat Grammaticorum „Uns scheint hauptsächlich das Volk der Grammatiker und Kritiker hart und grausam, die keine der Lehrer verschonen, wenn sie den Jungen in der Schule Gehorsamkeit mit dem Stock beibringen, und fordern ehrgeizig für sich selbst den Vorrang in der römischen Welt und in dem griechischen Universum, Und wie sehr ich auch des Zankes zu verschaffen suche, wieviel auch des Schönen entspringt, so wirst du doch kein Haarbreit von diesen Hyperkritikem und Pantokritikern abweichen, usw. Das sind ohne Zweifel jene Richter des Catullus, die es gewöhnt sind, den albernen Streit anzuregen, so daß sie bis an die Grenze des allgemeinen Volkes kommen." (M. E. Kalinke) 1 2 6
' p. 137 in der Note Die deutsche Ubersetzung (enthalten in Herrn Joh. Burckhard Menckens Zwey Reden von der Charlatanerie oder Marcktschreyerey der Gelehrten . . . Leipzig: Joh. Friedrich Gleditschens seel. Sohn 1727, S. 160) lautet: „das sind die Abgötter, so die lateinische Sprache allzu abergläubisch verehren. Zu denen Charisius in oben angezogener Epistel auch die Grillen-Fänger setzet, die sich um die Richtigkeit eines Wortes auf das ärgste herum beissen: Er erläutert solches mit dem Beyspiel des Cellarius, welcher p. 307 Curar, poster, von sich selbst saget: ,Ich habe das Exempel des Hieronymus, worauf sich Cölius oder Stephanus im foro Rom gründen, nicht finden können, ob ich schon deßhalben seine gantze Schrifften durchlesen. Ferner zehlet er diejenigen darunter, die um den Ursprung eines Wortes so viel Sorge tragen, als ob des gantzen Heil. Römischen Reichs Wohlfarth daran gelegen wäre: so er auch abermahls mit des Scaligers, Voßius, Martinius und Daumius Exempeln beweiset. Wiederum diejenigen, die nur den Cicero allein zum allgemeinen Vorgänger haben wollen, dem die übrigen alle nachgehen sollen. Dergleichen Peter Bembus, Christoph Longolius, Marius Nizolius, Paul. Manutius, und Laz. Bonamicus gethan; Darunter der Letztere gesagt: er wolle lieber Ciceronianisch Latein reden, als Römischer Pabst seyn. Endlich nimmt er auch die noch mit, die sich einer allzuängstlichen und gebundenen Orthographie befleißigen, und andere mehr. Vand." 8 auf der 246 Seite Stadelius war Pseudonym für Christoph August Heumann (1681-1763), Schulrektor, dann Professor in Göttingen. Verfasser der „ Epistola de circumforanea literatorum vanitate" in J. B. Mencke, De Charlatanería eruditorum declamationes . . . „Amsterdam" — d. i.
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Leipzig 17Í6. In deutscher Übersetzung (ibid. S. 293) lautet die Bemerkung, „Das andre, was mir bey des Hrn. Menckens Wercke bedencklich vorkömmt, ist, daß man des Ciceronis Regul aus den Augen gesetzet und keine rechte Definition der Charlatanerie gegeben hat, worinnen man die eigentliche Beschaffenheit derselben genau beschrieben, und sie von andern, den Gelehrten anhängenden Lastern unterschieden hätte. " 17 la Crosischen Anmerkungen Auf dem Titelblatt des zweiten Bandes der Übersetzung steht „Mit des berühmten Herrn Maturin Veyssiere la Croze und verschiedenen andern Anmerkungen, sonderlich bey anstößigen Stellen versehen ..." La Croze war 1739 gestorben. 19
Jordan
S. d. Kommentar
zu 104,24.
21 Formey Johann Heinrich Samuel Formey (1711—97), vielschreibender französisch-deutscher Philosoph, Wolffianer. Ab 1737 Lehrer am französischen Gymnasium in Berlin. Er wurde später Sekretär der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 3 Herr von Leibniz gelehrte Erinnerungen Es ist nicht eindeutig, auf welches Werk Gottsched hinweist, möglicherweise auf die vierbändigen, von Christian Kortholt (1709—51) herausgegebenen Epistolae ad diversos, Leipzig 1734-42 (Gottscheds Bibliothek Nr. 339—342), möglicherweise sind auch die Meditationes de cognitione, veritate et ¡deis (1684) gemeint. 8 ein paar andre geschickte Federn Gottsched denkt an einige oder alle der Mitarbeiter bei der Übersetzung, neben seiner Frau und J.J. Schwabe, J. G. I. Breitkopf (1719-94), Karl Christian Gärtner (1712-91), Georg Christian Ibbeken (geb. c. 1710), Johann Christian Müller (1720—72?) und Johann Elias Schlegel (1719-49). 12 Manes, Marcion Es gibt Artikel über die Manicheen und die Marcioniten, aber nicht über Manes (3.Jhdt.) oder Marcion (lO.Jhdt.), denen Anmerkungen (in jedem Fall Anm. „A") gewidmet werden. Der Artikel über Origines (3.Jhdt.) fängt an: „einer von den fruchtbarsten Scribenten und seltensten Köpfen, die in der ersten Kirche geblühet haben." Der lange Artikel über die Paulicianer beginnt, „Also hat man die Manichäer in Armenien genennt, als sich ein gewisser Paulus im VII Jahrhunderte zu ihrem Haupte aufgeworfen hat." Der griechische Skeptiker Pyrrhon (c. 360—c. 270 v. Chr.) wird herabgesetzt, „denn es fehlet nicht viel, daß er.. . die Unbegreiflichkeit aller Dinge gelehrt hat. " Der römischchristliche Dichter Aurelius Prudentius Clemens (348—nach 405), Verfasser eines Gedichts („Hamartigenia") in 966 Hexametern über den Ursprung der Sünde, wird in Frage gestellt, weil bei ihm die „Rechtgläubigkeit"
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Kommentar
hinkt. Bei Origines sowie Prudentius geht es letzten Endes um die Existenz des Bösen in einer von Gott erschaffenen Welt, gerade der Streitpunkt, den Leibniz' Theodicée als Antwort zu Bayle hervorrief. Gottscheds eigene Beschäftigung mit der heiklen Frage nach der Existenz des Bösen kommt schon in seiner in Königsberg verfaßten Dissertation „De Hamartigenia" vor, die dann im IV. Band der Ubersetzung von Bayles Lexikon abgedruckt wurde. 25 King, le Clerc, Jaquelot und Bernard William King (1650-1729) schrieb u. a. De Origine Mali, Dublin & London 1702, das von Leibniz zurückgewiesen wurde. — Isaac Jaquelot (1647—1702) wirkte lange Zeit als Pastor in Berlin. Réponse aux entretiens composez par M. Bayle contre la conformité de la foy avec la raison, et l'examens de sa theologie. Rotterdam 1707. — Jacques Bernard (1658-1718 — nach Jocher) war französischer Protestant; wirkte in der Schweiz und in den Niederlanden. Nachfolger von le Clerc als Herausgeber von Bibliothèque universelle. 27 Kanzler Pfaff, der selige Buddeus, und Herr von Leibnitz Christoph Matthäus Pfaff (1686—1760), angesehener Theologe, war Kanzler der Universität Tübingen. — Johann Franciscus Buddeus (1667—1729) wirkte als theologischer Professor in Halle und Jena, beschäftigte sich mit mehreren theologischen Streitigkeiten seiner Zeit. 25 sei. Professor Biasing David Biasing (1660-1719) hatte noch an der Universität Königsberg gewirkt, als Gottsched dort zu studieren anfing. 34 das oftgedachte leibnitzische Meisterstück dicée.
d. i., Leibniz'
Theo-
8 Herrn Des Champs Jean Deschamps (1708-67), wirkte als preußischer Hofprediger; starb in London; übersetzte Wolffs Logik ins Französische. Cours abrège de philosophie wolfienne, en forme de lettres I—III (Amsterdam und Leipzig 1743 -47). Das erste Zitat im 1. Band, S. 3-4. 29
Jusques ici
Ibid., S. 4
22 Herrn Pictets theologisches Lehrbuch Benedict Pictet (16551724). Unter den vielen Werken des Schweizer Theologen ist seine Theologia Christiana (zuerst Genf 1696) hervorzuheben. Eine französische Bearbeitung, La Théologie chrétienne . . . I—II, erschien Genf 1701 (erweiterte Ausgabe 1708) und wurde 1723 ins Deutsche übersetzt als Christliche Gottes-gelahrtheit und Wissenschaft des Heyls . . . Leipzig: M. G. Weidmann.
620
Johann
Christoph
Gottsched
28 Clauberg Johannes Clauberg (1622-65). Es ist nicht eindeutig, an welche (lateinischen) Werke Claubergs Gottsched denkt. Gottsched besaß Claubergs Opera omnia philosophica /-//, Amsterdam, 1691 (Gottscheds Bibliothek, Nr. 61). 34 Herr D. Ribov Georg Heinrich Ribov (1703 — 74) war seit 1736 Prediger, und seit 1739 Professor der Philosophie (ab 1742 der Theologie) in Göttingen. Seine Institutiones theologiae dogmaticae methodo demonstrativa traditae waren erst 1741 in Göttingen erschienen. 35 Herr M. Carpov Jacob Carpov (1699-1786) war seit 1737 Rektor des Gymnasiums in Weimar. Gottsched denkt vermutlich an Theologia revelata dogmatica methodo scientifica l—II, Frankfurt und Leipzig 1737-39. 1 Herr Wyttenbach Daniel Wyttenbach d. j. (1706-79), der 1746 Professor der Theologie in Bern wurde, hatte die ersten zwei Bände seines Tentamen theologiae dogmaticae methodo scientifica pertractatae 1741—42 in Bern veröffentlicht. Der dritte Band erschien 1747. 16 Cette reflexion fienne I, 1743, S. 4-5.
DesChamps,
Son vaste genie
Ibid., 5. 5
2
Cours abrège de philosophie wol-
22 Herr von Fontenelle vergleicht ihn In der „Eloge de M. Leibnitz", zuerst erschienen in Histoire de l'académie royale des sciences Année M. DCC. XVI (1719), S. 94ff. (Nachdruck, Amsterdam 1719, S. 115-56). Diese Schuft in der Übersetzung von Frau Gottsched dient als Einleitung zu Gottscheds Übersetzung der Theodicée. 7
Tel fut le grand Leibniz Ibid., S. 5.
21 Herr Prof. Kahl d. i. Ludwig Martin Kahle (1712-75), Professor in Göttingen, später Marburg; zuletzt Beamter in Berlin. Gottsched denkt an seine Vergleichung der Leibnitzischen und Newtonischen Physik, wie auch verschiedene andere philosophische und mathematische Lehren beider Welt weisen, Göttingen 1740, die gegen Voltaire gerichtet war. 5 in dem Artikel Rorarius Geronimo Rorarius (1485 — 1556) habe, so heißt es im Bayle'schen Wörterbuch, „ein lesenswürdiges Werk verfertiget. Er will darinnen beweisen, nicht allein, daß die Thiere vernünftige Creaturen sind; sondern auch, daß sie sich der Vernunft besser, als der Mensch, bedienen." Leibniz Antwort im 4. Band der Übersetzung, S. 86 - 94, sowie S. 709-13.
621
Kommentar 1 4 5
der Artikel Zeno Zeno von Elea (c. 490- 430 v. Chr.). In seinen vielen Anmerkungen zu diesem Artikel schreibt Gottsched u. a. (S. ¡48), „Herr Bayle mag was für so dumm und ungeschickt schimpfen, wie er will; so werden wir doch über seine Scrupel siegen."
J 4 6
9 Huetius in seinem Tractate de imbecillitate Pierre Daniel Huet (1630-1721), De imbecillitate mentis humana:, Amsterdam, 1738. (Gottscheds Bibliothek, Nr. 517). - Das ursprünglich um 1690 französisch geschriebene Werk war 1723 in Amsterdam herausgegeben worden. 28 Sommonacodom „Also nennen die Siamer einen gewissen außerordentlichen Mann, von welchem sie glauben, daß er zu der höchsten Glückseligkeit gelanget sey." (Bd. IV, S. 245). Artikel
Xaca Über „Xaca, ein Götze der Japoneser" über Japan in Bd. II, S. 880f., Anm. „B."
1 4 7
^
Vbi bene, nemo melius
248
Caussam Dei assertam per Iustitiam eius „2ur Verteidigung Gottes bewiesen durch seine Rechtfertigkeit." Gedruckt als Zusatz der deutschen Übersetzung, S. 701—08.
249
^ Herr von Königslöwen S. Kommentar zu 85 u. 95,19.
150
15
„Wo gut (getan),
Paul Gottfried
J®*1' J o a c l " m Schwabe (1714-84)
wird berichtet
(ist) niemand
Königslöwe
S. d. Kommentar
16 Joh. Christian Müller 5. d. Kommentar denten an der Universität Leipzig führten diesen 17 Hero Anton Ibbeken aus Oldenburg in Leipzig 1738. Sonst unbekannt.
besser".
(1684-1754).
zu
98,25.
zu 129,8. Mehrere Namen.
(Westfalen).
im
Stu-
Immatrikulierte
23 Christian Fürchtegott Geliert (1715-69) Der später so einflußreiche Fabeldichter hatte bei Gottsched studiert und wurde 1744 Magister, als das Baylesche Lexikon im Gange war. Ab 1751 war er Gottscheds Kollege als Professor an der Universität Leipzig. Seine ersten Fabeln erschienen in Schwabes Belustigungen. 24 Carl Christian Gärtner (1712—91), der mit Geliert war, verließ Leipzig 1745, wirkte zuerst als Privat-, dann als Lehrer mehrerer humanistischer Fächer. Er hat sowohl zu Belustigungen als zu den „Bremer Beyträgen" beigetragen.
befreundet öffentlicher Schwabes
622
Johann
Christoph
Gottsched
28 Herr Breitkopf der jüngere Johann Gottloh Immanuel Breitkopf (1719—94) war einziger Sohn und Nachfolger von Bernhard Christoph Breitkopf (1695-1777). Als Student hat er hei Gottsched gehört; war später mit dem jungen Goethe befreundet. Auch bedeutend als Drucktechniker: er führte die beweglichen Notentypen für den Musikdruck ein. 19 Amiots französischem Plutarch Jacques Amiot (IS 14-93). Seine Ausgabe Les Vies des Hommes illustres von Plutarch erschien zuerst 1559 in Antwerpen. Les Oeuvres morales et meslées de Plutarque zuerst 1572 in Paris. Beide mehrmals aufgelegt. 30 ein ziemliches Stück aus Frau des Houlieres Antoinette du Ligier de la Garde Deshoulières (1638— 94), geistreiche französische Dichterin, die mit vielen großen Persönlichkeiten des späten 17. Jhdts. befreundet war, aber auch in die Politik der Zeit verwickelt war. Sie ist vor allem bekannt durch ihre Schäferpoesie und ihren literarischen Salon. Gottscheds Hinweis bezieht sich auf eine Übersetzung aus Mme. des Houlieres im Artikel „Ovidius," Anmerkung H. 33 / . n. des engl. Zuschauers siebenten Theil, das 513 Stück (vom 18. Oktober 1712). Das französische Gedicht (das beginnt, „Grand dieu, tes jugemens sont remplis d'équité") dort abgedruckt mit der einleitenden Bemerkung, „There is a nobel Hymn in French, which Monsieur Bayle has celebrated for a very fine one, and which the famous Author of the Art of Speaking calls an Admirable one, that turns upon a Thought of the same Nature. If I could have done it Justice in English, I would have sent it to you translated . . .". 10 der Leibnitzischen Theodicee, deren vierte deutsche Ausgabe Kommentar zu S. 227.
s.d.
21 Richard Blackmore (c. 1654-1729), englischer Dichter und Arzt. Im Spectator für Mittwoch den 7. März 1711 heißt es, „Sir Richard Blackmore says, with as much good Sense as Virtue, It is a mighty Dishonour and Shame to employ excellent Faculties and abundance of Wit, to humour and please Men in their Vices and Follies. The great Enemy of Mankind, notwithstanding his Wit and Angelick Faculties, is the most odious Being in the whole Creation." Das Zitat (mit einem Satz übersprungen) entstammt der Vorrede zu Blackmores Prince Arthur (1695). 31 die Sprache unsrer Nachbarn Auf dieses Problem ging Gottsched im 1. Abschnitt des 3. Hauptstücks seiner Deutschen Sprachkunst ein. Vgl. Band VIII/1 dieser Ausgabe, S. 216f. Gottsched hebt hervor, daß manche deutsche Wörter ins Französische aufgenommen worden sind und versucht,
Kommentar
623
deutsche Äquivalente vieler französischer Wörter festzustellen oder auch zu erfinden. In einer Bemerkung zum 25. Paragraphen (Bd. VIII/1, S. 242), spricht er die Meinung aus, „Wo aber im Deutschen gute Wörter vorhanden sind; da ist es lächerlich, sich der fremden zu bedienen ..." Doch vertritt er nicht den Purismus der älteren Sprachgesellschaften. „Wer es gut trifft, der wird nicht ausgelachet werden." (ibid.)
M. T . Cicero drey Bücher von der Menschlichen Pflicht aus dem Lateinischen und mit Anmerkungen wie auch mit des Cicero Leben erläutert von Johann Adolph Hofmann. Bei dieser neuen Ausgabe sorgfältig übersehen und mit einer Vorrede begleitet von Johann Christoph Gottscheden Prof. der Weltw. und Dichtk. zu Leipz. und der Königl. Preuss. Soc. der Wiss. Mitgl. [Ornament] Mit Königl. Poln. und Churfl. Sächs. allergnäd. Befreyung. Hamburg bey sel. Felginers Wittwe und J . C. Bohn. 1742. Gottscheds
„Neue Vorrede" auf
A3r—B4v.
Als Rhetoriker und zugleich Klassizist mußte Gottsched selbstverständlich Cicero als Quelle und Vorbild ansehen. Die eigene Redekunst trug im Untertitel die Worte „Nach Einleitung der alten Griechen und Römer" und noch im Vorwort zur fünften Auflage schreibt Gottsched, daß er von vorn herein „die nothwendigsten Regeln, die es Cicero und Quintilian von derselben gegeben hatten" vortrug. Gerade Ciceros De officiis muß ihm besonders gelegen gewesen sein, und zwar wegen der ruhigen Darstellungsweise und der vernünftigen Lebensphilosophie, die eine strenge rationalistische Ethik erkennen ließ. Eine biographische Skizze des Übersetzers Johann Adolph Hof(f)mann (f 1731) ist enthalten in einer Besprechung der Neuauflage (1738) von Hoffmanns Zwey Bücher von der Zufriedenheit (in Beyträge Zur Critischen Historie V ¡1737/38], 493-517). Derzufolge sind die Angaben über Hoffmann bei Jöcher nicht zuverlässig. Hoffmann habe in Kopenhagen sowie in Wittenberg studiert, sei als Hofmeister für adlige dänische Familien tätig gewesen und habe sich auch als Juwelenhändler und Schriftsteller betätigt. Am deutschen Sprachgebrauch Hoffmanns hat der Rezensent (wohl Gottsched selbst) manches auszusetzen und schließt mit dem Wunsch, daß man die übrigen Schriften Hoffmanns „verbessert liefern möge. " Eben dies hat Gottsched selbst vier Jahre später mit der zuerst 1727 (unten angeführten) Übersetzung Ciceros teilweise getan. In der Redekunst lobt Gottsched Hoffmann jedoch, weil er „einen verworrenen Satz in zween, drey oder mehr Theile abzusondern" wußte (Band VII/2, S. 8). Ferner vergleicht er die Übersetzungen Gottschlings und Hoffmanns — zu Hoffmanns Vorteil. Eine Neuauflage von Hoffmanns Übersetzungen — diesmal nicht von Gottsched geprüft - erschien 1758. Davon gibt es eine kurze Besprechung in
624
Johann
Christoph
Gottsched
Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1738, 468—70. Da wird in Gottscheds Namen geklagt, „Man würde nicht unrecht gethan haben, wenn man ihm nochmals Gelegenheit gegeben hätte, dasjenige zu prüfen, was ihm damals . . . entwischet . . .". 29 Stollens Hist, der Gelahrth. Gottlieb Stolle (1673-1744). Kunze Anleitung Zur Historie Der Gelahrtheit Denen / So den freyen Künsten Und der Philosophie obliegen / Zu Nutz . . . / - / / / , erschien zuerst in Halle „In Verlegung der Neuen Buchhandlung" 1718. Gottsched zitiert von der erweiterten zweiten Ausgabe: Anleitung Zur Historie der Gelahrtheit . . . Jena, Jn Verlegung Johann Meyers seel. Witwe. 1724. 14 Ludwig Vives Juan Luis Vives (1492-1340). De Causis Corruptarum artium zusammen mit De Tradendis Disciplinis seu de Institutione Christiana erschien ursprünglich als De Disciplinis 1531 in Brügge, öfters aufgelegt, auch in Deutschland, s. d. Kommentar zu S. 13, Z. 17. De Vita et Moribus Erudita
ist das 5. Buch des 2. Teils
desselben
Werkes. 12 Aristoteles So in der Nikomachaischen Ethik HUI, 5: καθ' εκαστον άρα ó πεπαιδευμένος απλώς δ' ό περί πάν πεπαιδευμένος διό πής πολιτικής ουκ εστίν οικείος άκροατής ό νέος. άπειρος γάρ των κατά τον βίον πράξεων, ο'ι λόγοι δ' έκ τούτων και περί τούτων. 22 Kratippus Kratippos von Pergamon. sein Schüler in Athen gewesen sein.
Cicero soll 44 — 43 vor
24
Ciceros.
pudenda Ciceronis
das Schamhafte
Christi
32 Eachards kleinem Buche John Eachard (c. 1636-1697). The Grounds and Occasions of the Contempt of the Clergy and Religion enquired into. In a letter to R. L. erschien zuerst 1670 in London und wurde oft aufgelegt. Die deutsche Übersetzung versehen mit einer Vorrede von Johann Gustav Reinbeck (1683 — 1741) erschien zu Berlin 1740 als Untersuchung der Ursachen und Gelegenheiten welche zur Verachtung der Geistlichen und der Religion Anlaß gegeben. 5 Cicerons officia ins Deutsche In der zweiten Vorrede zur Schwarzenbergischen Ausgabe (Auflage vom Jahre 1532) heißt es, „Wiewol nu das selbig Buch vormals auß Lateinischer spräche / in Teutsche zung transferiert vnd verwandlet worden ist / So habenn doch die selben verteütscher / als gar nahent / bey solchen Lateinischen worté bleyben wollen . . .".
Kommentar
625
9 Johann von Schwarzenberg (1463-1528) schrieb selbst mehrere populäre Werke in deutscher Sprache. Die Übersetzung Cicero ließ er von seinem Kapellan ausführen: OFFICIA M. T. C. / EJn Buch / So Marcus Tullius I Cicero der Römer / zu seynem Sune | Marco. Von den tugentsamen ämptern vnd zugehörun | gen / eynes wol vnd rechtlebenden Menschen / in Latein geschriben / Weichs | auff begere / Herren Johansen von Schwartzenbergs &c. verteütschet / | Vnd volgens / Durch jne / in zyerlicher Hochteiitsch gebracht / Mit | vil Figuren / vnnd Teütschen Reymen / gemeynem nutz | zu gut / in Druck gegeben worden. | [Holzschnitt: IVLIVS CESAR] | M. D. X X X I . In der Tat gibt es Auflagen vom Jahre 1531, 1532 und 1533 sowie vom Jahre 1535. Die Ausgabe vom Jahre 1531 scheint sogar mehr als einmal aufgelegt worden zu sein. Mit Ausnahme von Zierleisten, kleinen Unterschieden der Orthographie und einigen Kustoden sind die Exemplare der Auflagen vom Jahre 1531 und 1532 (SUB Göttingen) heinahe identisch. In beiden Ausgaben ist die erste Vorrede datiert 1. August 1530. Gottsched besaß ein Exemplar der Ausgabe vom Jahr 1532 (Nr. 2870), bezeichnet als Foliant. 16 Johann Neubern bergs Kappelan. I ^
Neuber (1. Hälfte des 16. Jhdts.) war Schwarzen-
5 mehr Nachricht verlangt In Beyträge Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit VI (1739), 212—46 befindet sich eine Besprechung der „Schwarzenbergschen" Ausgabe. 12 1565, zu Frankfurt am Mayn Diese Ausgabe ist aber in Oktav, nicht Duodez. Gottsched denkt an die Übersetzung von Gottschling, Nr. 3063 in seiner Bibliothek. Diese Ausgabe zeigt eine ganz andere Druckfläche als die früheren Auflagen, benutzt jedoch dieselben Holzschnitte. Titel: Officia Ciceronis, | Teutsch. | Des Fiirtreflichen / Hoch- | berhümpten Römischen Redners / Marci | Tully Ciceronis / Drey Bücher / an seinen Son Marcum / Von Gebürlichen Wercken / Ehrlichen ämptern . . . Getruckt zu Franckfurt am Meyn / bey Christian | Egenolffs Erben. 19 Johann Rhenius (1574-1639) eine Zeitlang Professor in Leipzig, wirkte zuletzt in Kiel und Husum. Veröffentlichte zahlreiche grammatische Schriften und Übersetzungen aus dem Lateinischen. 25 Johann Georg Wilke (1630-91) langzeitiger Schulrektor in Meissen. Nach seinem Tod erschien Einleitung zum nützlichen SchulBrauch Der drey Bücher M. T. Ciceronis de Officiis, Mit einer Vorrede Herrn L. Adam Rechenbergs Prof. Pubi, zu Leipzig . . . Leipzig 1696. 30 Caspar Gottschling (1679-1739), der obenerwähnte Übersetzer Ciceros, hat auch ein wertvolles bibliographisches Verzeichnis heraus41
Gottsched X/2
626
Johann Christoph Gottsched
gegeben: Einleitung zur Wissenschaft guter und meistentheils Neuer Bücher / Von der Deutschen / Lateinischen / Griechischen / Ebräischen / Frantzöischen und Engelländischen Sprache / . . . Dresden und Leipzig / Bey Johann Christoph Miethen / 1702. Frontispiece, (12), 172, (2) pp. (Illinois ÜB). - Gottscheds Bibliothek Nr. 3063. 1 von der Zufriedenheit Zwey Bücher Von der Zufriedenheit. Nach Anleitung der Vernunft und Glaubens-Gründe verfasset, erschien zuerst 1722 bei Theodor Christoph Felginer in Hamburg. „9. Auflage" 1742; auch noch 1766 neu aufgelegt. 2 die Betrachtungen des Kaysers Antoninus 30, 26.
s. d. Kommentar zu
26 1727 seine Uebersetzung Genau ist der Titel: Des ehemahligen Römischen Bürgermeisters, Marcus Tullius Cicero, Drey Bücher von der Menschlichen Pflicht: Aus dem Lateinischen übersetzt, mit umständlichen Anmerckungen, wie auch mit des Cicero Leben erleutert, durch Johann Adolf Hoffmann . . . Auch diese erste Ausgabe erschien bei Theod. Christ. Felginers Wittwe in Hamburg. 34 Aristarch mit dem Homer AristarchvonSamothrake(c.216—144 V. Chr.), bedeutendster der frühen Kritiker der homerischen Texte. 34 critischen Beyträge V St. In Beyträge Zur Critischen Historie II (1733) 117-30, gibt es einen Artikel von „Hm. C. A. H. ", „Veränderung und Verbesserung der Übersetzung des zwanzigsten Capitels, im dritten Buch Ciceronis von den Pflichten, welche Herr Johann Adolph Hoffmann verfertiget hat in seiner Übersetzung desselben ganzen Werkes pag. 475—480," mit Beispielen sowohl des lateinischen Originaltexts, Hoffmanns Übersetzung und C. A. H.'s Übersetzung. C. A. H. ist vermutlich C. A. Heumann (1681—1764), Professor in Göttingen und Übersetzer u. a. von einigen Werken Ciceros. 31 Emendaturus, si licuisset erat wird. "
„zu verbessern wenn gestattet
Johann Heyns, Rectors der Saldrischen Schule zu Alt-Brandenburg, Versuch Einer Betrachtung über Die Cometen, die Sundflut und das Vorspiel des jüngsten Gerichts, Nach astronomischen Gründen und der heiligen Schrift angestellet, und mit Herrn Johann Christoph Gottscheds, Berühmten Lehrers der Weltweisheit zu Leipzig, Vorrede begleitet. Berlin und Leipzig bey Ambrosius Haude 1742. Gottscheds „Vorrede" auf
alr-biv.
Kommentar
627
Nicht ohne Grund behauptet Gottsched seine Stellung in der deutschen Kulturgeschichte als Literat. Jedoch ist zu beachten, daß er Professor der Philosophie war und ein für das 18. Jahrhundert wichtiges Lehrbuch der Philosophie verfaßte, das noch nach seinem Tode aufgelegt wurde. Es ist ferner daran zu erinnern, daß die Philosophie im 18. Jahrhundert noch eine Universalwissenschaft war und die allgemeine Lehre des Weltbaus und der Physik umfaßte — wie die Illustrationen zu Gottscheds Weltweisheit bezeugen. Geht man näher auf die Gesamtleistung Gottscheds ein, entdeckt man, daß er sich Mühe gab, sich mit dem Schrifttum der Naturwissenschaft bekannt zu machen. Besonders interessierte ihn die Astronomie, worüber er sogar Vorlesungen an der Universität Leipzig hielt. Die Beiträge zu den von Gottsched herausgegebenen kritischen Zeitschriften beschäftigten sich zunehmend mehr mit den Aufgaben der Naturwissenschaft. So ist Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit auffallend stärker naturwissenschaftlich orientiert als der Neue Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste, von den früheren humanistisch geprägten Beyträgen Zur Critischen Historie . . . nicht zu sprechen. Die Zeitschriften standen im Dienste der allgemeinen Aufklärung. Eine Diskussion und Stellungnahme zur Verbindung zwischen gewissen Himmelskörpern und dem Glauben — oder Aberglauben — war unumgänglich. In diesem Sinne konnte es geschehen, daß Gottsched sowohl Bayles als Heyns Schriften über die Kometen im Laufe weniger Jahre herausgab. Johann Heyn (1709 —46) war von 1739 bis 1743 Rektor der Salderschen Schule in Brandenburg; danach bis zu seinem Tode Pfarrer. Neben seinen astronomischen Schriften hat er andere, theologische und psychologische, Schriften verfaßt, die mehrere Streitschriften hervorriefen. Heyns Gesammlete Briefe von den Kometen, der Sündfluth, und dem Vorspiel des jüngsten Gerichts erschienen 1745. Gottscheds Vorrede zu Heyns Versuch fußt ganz auf einem Aufsatz von Nicolas Fréret, „Réflexions sur un ancien phenoméne celeste observé au temps d'Ogyges," der in Mémoires de littérature . . . de I'Academie Royale des Inscriptions et Belles Lettres X (1736), S. 357—76, erschien. Allerdings erwähnt Gottsched den Aufsatz in einer Fußnote — gibt aber den falschen Band und die falsche Placierung im Bande an. Seine Abhängigkeit von Fréret wird jedoch mit keinem Wort angedeutet. Die meisten Hinweise und Zitate sind aus Fréret geholt und im Ganzen in derselben Reihenfolge, wie sie bei Fréret erscheinen, die Hinweise auf Regiomontanus, Doppelmayer und Huygens jedoch nicht. Auch sein verwirrender Hinweis auf die Sibyllinischen Verse (Blatt b 2 r), „Edit, Gall. p. 389 §. 97," 2. Β., ist von Fréret entlehnt. Es ist eindeutig, daß Gottsched die Quellen nicht selbst geprüft hat. J y^
1 die Biylischen Gedanken Herrn Peter Baylen . . . verschiedene Gedanken bey Gelegenheit des Cometen, Leipzig 1741. s. d. Kommentar zu 73. Ai*
628
Johann
Christoph
Gottsched
7 Halley und Whiston Edmund Halley (1656-1742), der bekannteste englische Astronom, dessen Name wegen des nach ihm genannten Kometen weiter lebt. Er hat aber zu seiner Zeit manches Grundlegende für die Entwicklung der Astronomie veröffentlicht. — William Whiston (1667— 1752) dagegen war in erster Linie Theologe, hat sich aber mit naturwissenschaftlichen Versuchen abgegeben und in der Astronomie bei der Feststellung der geographischen Länge verdient gemacht. 26 Diodor aus Sicilien (fi. um 50 ν. Chr.) Verfasser einer fragmentarisch erhaltenen Weltgeschichte. Unter den noch vollständigen ersten Büchem seiner Geschichte befinden sich diejenigen die von Ägypten und dem Mittelosten handeln. Erwähnt von Fréret, S. 360. 7 Aristoteles Aristoteles schreibt u. a. „Von den italischen Denkern, den sogenannten Pythagoräem, meinen die einen, es handele sich um einen der Irrsterne . . . Ähnlich lehren auch die Anhänger des Hippokrates von Chios und seines Schülers Aischylos. Nur fügen sie hinzu, der Schweif hänge ihm nicht wirklich an, sondern wenn er durch den Raum irre, dann nehme er ihn zuweilen an, weil nämlich für unsere Augen das Licht der Sonne sich spiegele in der Feuchtigkeit, die er hinter sich herziehe . . . Allen diesen Auffassungen steht teils insgesamt, teils je besonders etwas Unmögliches entgegen . . ." Nach Aristoteles, Meteorologie, übertr. Dr. Paul Gohlke, Paderborn 1955, S. 31 f . 18 ego nostris non assentior Naturales questiones VII. „De Cometis," 22. „Ich stimme nicht überein mit unseren [Stoikern], da ich nicht meine, daß ein Komet nur ein plötzlicher Brand ist, sondern daß es unter die ewigen Naturwunder zu rechnen ist. " Nach Fréret, S. 360. 24 Veniet tempus ibid. 25. „Die Zeit wird kommen, wenn durch Fleiß und durch längere Zeit manches ins Tagelicht hervorgerufen wird, das jetzt versteckt ist. Ein Leben wird nicht genügen alles auszuforschen am ganzen Himmel. Warum teilen wir nicht unsere wenigen Jahre gleich zwischen Studium und Irrtum: Also wird dies nur im Laufe langer Zeit erklärt werden. Die Zeit wird kommen wo unsere Nachkommenschaft sich über unser Unwissen wundem wird: eines Tages wird jemand zeigen, worin die Kometen ihre Laufbahn haben, wie sie sich so weit von anderen [Himmelskörpern] bewegen, wie groß und was sie sind. " 9 Nicephorus Gregoras Gelehrter.
(c. 1295-c.
1360) vielseitiger
byzantinischer
15 Johannes Regiomontanus (Johannes Müller, 1436—76; der Name ist nicht von Königsberg/Pr. sondern Königsberg in Franken herzuleiten) hat sich um die Mathematik und Astronomie verdient gemacht; wirkte zu-
Kommentar
629
letzt in Nürnberg. Sein 1472 verfaßtes Werk De cometae magnitudine, longitudinaque ac de loco ejus vero problemata erschien zuerst 1531 in Nürnberg; es ist die Grundlage der Kometenforschung. 25 Tycho Tycho Brahe (1546-1601) der berühmte dänische Begründer der modernen Astronomie, der sich schon 1572/73 mit der Beobachtung des „neuen Sterns" bekannt gemacht hatte. Seine Beobachtungen über den Kometen vom Jahre 1577 sind in De mundi aetheri recentioribus phaenomenis, 1588 (aus seiner eigenen Druckerei auf der Insel Hven) enthalten. Nach Fréret, S. 361. 2 Halley . . . in seiner Cometographie Gemeint ist Halleys Aufsatz, der zuerst in der Philosophical Transactions, 1705 (siehe unten) erschienen. Der wurde im gleichen Jahr in Oxford selbständig herausgegeben, dann in die 1726 in Genf erschienene 2. Aufl. von Astronomia:, physics & geometrica: elementa von David Gregory (1661 — 1708) aufgenommen. 19 des berühmten Herrn Doppelmayers Johann Gabriel Doppelmayer (1671 — 1750) wirkte in Nürnberg als Mathematiker und Naturwissenschaftler. Gemeint ist Tafel XXVI in Doppelmayers Atlas n o w s coelestis in qvo mvndvs spectabilis, et in eodem tarn errantivm qvam inerrantivm stellarvm phoenomena notabilia . . . Norimberga, Sumptibus Heredum Homannianorum. A. 1742. (Folio) (SUB, Göttingen). Die Tafeln XXVI-XXVIII stellen Theorien über die Kometen dar. Auf Tafel XXVI werden neben Newton und Whiston auch Hevelius, Petit und Cassini — in dieser Reihenfolge — erwähnt. 2 Hevelius Johannes Höwelcke (1611—87), zugleich Brauer und Astronom in Danzig. Besitzer eines hervorragenden Observatoriums. Hat genaue Beobachtungen über Kometen geschrieben. Verfaßte u. a. Prodromus Cometicus . . . Danzig 1665, und Cometographia . . ., 1668. Nach Fréret, S. 358. 26 Peter Petit Pierre Petit (1594-1677), franz. Ingenieur und Physiker hat u. a. eine Dissertation sur la nature des comètes, Paris 1665, geschrieben. Nach Fréret, S. 309. J. D. Caßini Giovanni Domenico Cassini (1625—1712), italienischer Astronom, wirkte am längsten in Paris. Hat u. a. Observations sur la comète qui a paru au mois de décembre 1680 et en janvier 1681, Paris 1681, veröffentlicht. 30 die Flammstedischen . . . Beobachtungen John Flamsteed (1646— 1719), der erste „astronomer royal" in England, aber Gegner von Newton und Halley. Das Hauptwerk erschien nach seinem Tod als Historia
630
Johann
Christoph
Gottsched
Coelestis Britannica, 1725. Auf S. 105 wird der Komet vom Jahre 1680 erwähnt, Nach Fréret, S. 360. 27 Philosophical-Transactions „Astronomia Cometica Synopsis" in Philosophical Transactions [of the Royal Society] XXIV (1704 -05), Nr. 297, S. 1882-99. 34 Weltweisheit dritten Auflage Erste Gründe der gesammten Weltweisheit erschien zuerst in Leipzig 1733—34; die dritte Auflage 1739. 16 Huygen d. i., Christiaan Huygens (1629-95). Der niederländische Physiker hat sich der Verbesserung des Teleskops zugewendet und sich auch mit astronomischen Aufgaben beschäftigt; besonders bekannt als Forscher auf dem Gebiete des Lichts und der Optik. Sein ΚΟΣΜΟΘΕΩΡΟΣ, sive De Terris Coelestibus, earumque omatu, conjectura: . . . erschien zu Den Haag 1698. 16 A new Theory of the Earth A New Theory of the Earth, from its Original, to the Consummation of all Things. Wherein The Creation of the World in Six Days, The Universal Deluge, And the General Conflagration, As laid down in the Holy Scriptures, Are shewn to be perfectly agreeable to Reason and Philosophy . . . London 1696. (Titel nach der 2. Auflage, Cambridge: Printed at the University Press; for Benj. Tooke, Bookseller, at the Middle-Temple-Gate, in Fleet-street, London 1708. [SUB, Göttingen]). Erwähnt bei Fréret, S. 372. 26 Ogyges göttlicher oder halbgöttlicher König, der die große Sündflut überlebte und also Stammherr von Boiotien wurde. 32 Herr Freret Nicolas Fréret (1688—1749), war einige Jahre vor seinem Tod Sekretär der Academie des Inscriptions. Sein Wissen sowie seine Tätigkeit als Gelehrter waren vielseitig. — Gottscheds Angabe hier ist falsch. Der erwähnte Aufsatz erschien in Band X (1736) der Mémoires de littérature . . . de l'Academie royale des inscriptions et belles lettres S. 357— 76. 3 Varrò Marcus Terentius Varrò (116-27 ν. Chr.). Außerordentlich fruchtbarer römischer Polyhistor und Herausgeber, dessen Werke nur zum Teil erhalten sind. Nach Fréret, S. 357. 33 Hevelius Vgl. oben 179, 2. Den Hinweis auf Hevelius hat Gottsched von Fréret entlehnt, S. 358. 4
Flamstead
Vgl. oben 179, 30. Nach Fréret, S. 360.
15 in meiner Physik D. i., in Erste Gründe der gesammten Weltweisheit . . . Theoretischer Theil, Par. 579. In der 4. Auflage, Leipzig 1743, auf S. 298.
631
Kommentar
19 Hippokrates von Chio (5. Jhdt. v. Chr.), Vorläufer von Euklid in der Geometrie und früher Systematiker der Mathematik. Besonders bekannt durch seine Beschäftigung mit der Quadratur des Kreises. Nach Fréret, S. 360. 22
Apollonius Myndius
sonst nicht bekannt.
Nach Fréret, S. 360.
25 Altiera mundi secat Naturales quaestiones VII/17. „Zerschneidet die obere Welt und erscheint am niedrigsten Teil seines Laufes. " Nach Fréret, S. 361. 30 Diodorus Siculus In der XV/50. Nach Fréret, S. 361.
Weltgeschichte
von
Diodorus,
32 Plinius Naturalis historia von Gaius Plinius Secundus II 125. Nach Fréret, S. 361.
Buch
(23—79),
Plutarch Der Hinweis ist zu dem früher Plutarch zugeschriebenen περί των άρεσκόντων φιλοσόφοις φνσικοϊς δογμάτων (jetzt als ein Werk des Theodoretos Aetois [ca. 393 - 458] angesehen) III/2. Nach Fréret, S. 361. 33 Stobäus ( f . Jhdt. von Poesie und Prosa. Der 'Εκλογών Αποφθεγμάτων ed. C. Wachsmuth, Berlin
η. Chr.) Verfasser einer griechischen Anthologie Hinweis ist auf Kap. XXVIII des I. Buches der υποθηκών (Vgl. Ioannis Stobaei, Anthologium 1884, I, S. 227). Nach Fréret, S. 361.
13 Adrastus und Dio Adrastus von Cyzicus und Dion von Neapel, Astronomen erwähnt von M. Terentius Varrò in seiner römischen Geschichte, die dann von Augustin in De Civitate Dei XXX, 8. zitiert wird. Nach Fréret, S. 363. 23 Charimanders Historie des Cometen Kommt nur bei Seneca vor: Naturales quaestiones VII, „De Cometis," Í : „in eo libro quem de cometis composit." Nach Fréret, S. 363. 1 Qu«e Septem dici, sex tarnen esse soient jedoch sechs sind sie gewöhnlich. " Ovid (43 v. Chr.-c. Ζ. 170. Nach Fréret, S. 364.
„Sieben heissen sie, 18 n. Chr.) Fasti IV,
5 T r o i s spectare ruinas „Die Vertilgung Troias konnte sie zu sehen nicht leiden und deckte die Augen mit der Hand" ibid. IV, Z. 178, Nach Fréret, S. 364. 7 Hygin erzählt Ein sonst unbekannter Hyginus war Verfasser eines lateinischen mythologischen Handbuchs, dessen Manuskript verloren ist. Zuerst gedruckt als Fabulae in Basel 1535. Dieser Hyginus wurde früher mit
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dem Bibliothekar C. Julius Hyginus (1. Jhdt. v. Chr.) verwechselt. Das erste Zitat ist zu finden in z. B. C. Ivlii Hygini, Avgvsti liberti, fabvlavm liber, ad omnium poetarvm lectionem miré necessarius, & nunc denuò excusus. Eivsdem poeticon Astronomicon Libri quatuor . . . Paris 1578, p. 70, oder Leyden 1698, p. 70. Nach Fréret, S. 364. 8 Dicunt Electram „Man sagt, daß Elektra sich nicht zeigte, weil man glaubte, daß die Plejades die kreisförmige Bewegung der Planeten führten. Aber nachher wurde Troja ergriffen, und ihre Nachfahren, die aus Dardanus waren, wurden vertrieben; von Trauer ergriffen entfernte sie sich von diesen, und sammelte sich zu einem Kreis, den man Arcticus nennt, von dem lange das Trauern durch einen sprühenden Schweif zu sehen war: darum heißt das Komet." Nach Fréret, S. 364. 16 De choro sororum expulsa in ibid., Fabel „Hyas," S. 43f. „Als sie aus dem Reigen der Schwestern vertrieben wurde, wurde sie trauernd zum aufgelösten Schweif, den man Komet nennt . . . oder Longodes . . . oder Xiphias . . . welcher Stern jedoch Trauer voraussagt". Nach Fréret, S. 364. 20 Aratus Aratos von Soloi (3. Jhdt. φαινόμενα, ein Lehrgedicht zur Astronomie, ausgelegt wurde.
v. Chr.), der Verfasser das viel gelesen, übersetzt
von und
Avienus Festus Ruf us Avienus (4. Jhdt. n. Chr.) hat u. a. das Werk von Aratos unter Benutzung der Scholien bearbeitet. Es wird einfach als „Aratos" bezeichnet. Nach Fréret, S. 365. 22 Mynthes oder Smynthes Sminthes (bei Avienus, „Minthes") Vorgänger von Aratus und hat ein ähnliches Gedicht mit demselben verfaßt. Nach Fréret, S. 36).
war Titel
25 Nonnunquam Ocean! Avienus, Carmina I, Ζ. 589—90, 593—97. „Manchmal jedoch erheben die Oceani diese aus den Wellen in Verbindung mit dem Himmel, aber vom Wohnsitz der Schwestern entfernt, und mit verbreitetem Haar, mit aufgelöstem Schweif ist die Erscheinung zu sehen. Man erinnert sich an Geschichten über diesen furchterregenden Kometen, wenn er, weit entfernt, sich traurig in solcher Weise erhebt, das Antlitz brennt lange, der Schweif ist über den Himmel zerstreut, blutübergossen und von blutschimmemder Röte." Nach Fréret, S. 365. I gg
20 aus den Sibyllischen Büchern Schriften, die die Verkündigungen mehrerer Weissagerinnen des Altertums enthalten. Obgleich schon früher in dt. Sprache übertragen, wurde das Überlieferte erst 1545 in Basel gedruckt, hrsgg. von Sixtus Birck (1500—54). Von einem Unheil voraussagenden Kometen ist die Rede im 8. Buch der sog. sybillinischen Weissagungen, Zeile
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Kommentar
191 f . Man vgl. Sybillinische Weissagungen. Urtext und Ubersetzung, hrsgg. Alfons Kurfess, München: Heimeran 1951. 33 Edit. Gall Entweder Druckfehler für „Edit. Galœi" bei Fréret oder auch Mißverständnis Gottscheds. Der Hinweis bezieht sich auf die Ausgabe der Oracula sibyllina durch Servatus Gallé (Gallaus, c. 1627—1709), die in Amsterdam 1689 erschienen ist. 2
28 Dabo prodigia in coelo Joel 3, 3 (und Apostelg. 2, 19) „ich will Wunderzeichen geben im Himmel . . . Feuer und Rauchdampf." Nach Fréret, S. 371. 2 Professor Hausen der Universität Leipzig.
Christian August Hausen (f 1743), Physiker
an
8 Manteufel Ernst Christian Manteuf(f)el (1676-1749), Gottscheds Gönner; sächsischer Minister. Die 3. Auflage der Critischen Dichtkunst war seinen Töchtern gewidmet. J
8 Professor Hanow in Danzig Michael 1773), „Der Weltweisheit öffentlicher Lehrer Hohen Ober-Schule in Dantzig" (wie ersieh als würdigkeiten der Natur 1736, Danzig 1737,
Christoph Hanow (1695 — und Bücher-Vorsteher der Hrsg, von Erläuterte Merkbezeichnete).
11 Doctor und Prof. Kulmus Johann Adam Kulmus (1689-1745). Mediziner, der auch allgemeine naturwissenschaftliche Schriften herausgab. Er war ein Vetter von Gottscheds Frau. J CjC^ Des Publius Virgilius Maro / Aeneis, ein Heldengedicht / in eben so viele Deutsche Verse übersetzet, und mit einer Vorrede Sr. Hochedelgeb. Magnificenz des Herrn Professors Gottsched begleitet: Sammt einem Vorberichte des Uebersetzers, worinnen den wider dieses Werk gemachten Critiken begegnet wird, in zween Theilen herausgegeben von Johann Christoph Schwarz. [Emblem] Regensburg, gedruckt und zu finden bey Heinrich Gottfried Zunkel. 1742. Gottscheds
„Vorrede" aus S. 1—32.
Schon 1738 hatte es unter den Mitarbeitern an Gottscheds Zeitschriji Beyträge Zur Critischen Historie V, einen Streit gegeben wegen einer damals anonymen Übersetzung eines Teils von Vergils Aeneis. Auf S. 89—108 stand die „Probe" und dazu eine Kritik, die herabsetzend war. Auf S. 328—40 folgte dann eine „Verteidigung des Verfassers . . .". Im VI. Band (1739) S. 69—88 erschien eine „Verteidigung des Versuches einer Uebersetzung Virgils, gegen einen Ungenannten."
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Acht Jahre später schrieb Gottsched eine Vorrede zu einer Ausgabe von den Hirtengedichten Vergils in der Übersetzung (s. d. Kommentar zu S. 351). In der Zwischenzeit hatte Gottsched eine Einladungsschrift herausgegeben, die von Heinrich von Veldeckes Übersetzung handelte: de Antiquissima Aeneidos Versione Germanica Henrici de Veldeck (1745) besprochen in Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste II (1746), 78-92. Joseph Christoph Schwarz, der Vergil-Übersetzer, ist wohl identisch mit dem 1722 geb., 1804 gest., aus Riga stammenden ]. C. S., der „bis gegen den Schluß des Jahres 1744 die Rechte" in Leipzig studierte. Er kam 1741 nach Leipzig (J. F. v. Recke & K. E. Napiersky Allgemeines Schriftstellerund Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland, Bd. IV [Mitan, 1832]); dort werden aber nur spätere politische, historische und geographische Schriften verzeichnet. Schwarz, der eine Quelle für v. Recke und Napiersky war, könnte Auskünfte über die Vergil-Übersetzung unterdrückt haben, da sie zu seiner Zeit zum Streitobjekt zwischen den Leipzigern und Schweizern geworden war. — 1799 war Schwarz „Obervogt" in Riga. Joh. Christoph Schwartz kommt bei Zedier ohne Daten vor. Über seine Übersetzung heißt es, „Dieses Buch hat Widersacher und Tadler bekommen, ehe es noch gedruckt und bekannt gemacht worden. Denn ehe noch dieses geschah, that er mit dem ersten Buch einen Versuch. Zu gleicher Zeit schickte ein gewisser Schulmann eine Probe der von ihm unternommenen Übersetzung der Virgilianischen Aeneis nach Leipzig, mit dem Begehren, daß man diese Arbeit in den Critischen Beyträgen der Welt bekannt machen solle. Dieses geschehe: Man fügte aber zugleich einige Proben von Herrn Schwartzens Versuche bey, und gab denselben vor jener Arbeit einen mercklichen Vorzug. Das verdroß den Schulmann, und er gab eine Vertheidigung seiner Dolmetschung heraus. Hr. Schwartze entwarff eine Gegenschrifft, und der Schulmann blieb mit seiner Übersetzung zu Hause. Nach langer Zeit machte Herr Prof. Bodmer in Zürch diesen Streit wieder rege, und nahm sich des Schulmannes eifrig an. Worauf ihm Herr Schwartz in dem Vorbericht zu seiner Uebersetzung antwortet." Eine resümierende — und rühmende — Besprechung von Gottscheds Vorrede zu Schwartzens Virgil-Ubersetzung 1742 in Zuverläßige Nachrichten von dem gegenwärtigen Zustande Veränderung und Wachsthum der Wissenschaften III (1742) (25. Theil) S. 887-98. - Die Zeitschrift erschien bei Johann Friedrich Gleditsch in Leipzig. Eine lange, wohlwollende, jedoch kritische Besprechung von Virgils Aeneis erschien in Critische Versuche ausgefertiget durch Einige Mitglieder der Deutschen Gesellschaft in Greifswald II (1744) S. 181-96. Der Rezensent zweifelt überhaupt an dem Wert einer Übersetzung; er schließt: „Und was werden endlich die Ungelehrten für einen Vortheil von dem sauren Schweiß der mühsamen Ubersetzer fremder Gedichte erwarten können?"
Kommentar
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Eine sarkastische Besprechung des 2. Teiles (1744) von Schwarz' Ubersetzung erschien im 1. Band der Züricher Freymuthige Nachrichten von neuen Büchern (1744), 396-97. Es heißt u.a. „Dieser zweyte Theil Idst dem ersten an Reichthum der Reimen, Schalle der Sylben, und angenehmen prosaischen Mattigkeit nichts nach." Gottsched wird nebenbei erwähnt. Der Rez. schließt mit der Bitte, Hr. Schwarz möge eine Lücke in der Übersetzung selbst ergänzen, „weil wir allzulange warten misten, bis es jemand anderer mit seiner prosaischen Deutlichkeit, und wohlklingenden NachIdßigkeit thun würde". J Cyj 11 Lucan M. Anneus Lukan (39-65); Pharsalia, wurde von Gottsched öfters in der Critischen Dichtkunst angeführt, durchgehend etwas herabsetzend. I
9 meine Uebersetzung der aristotelischen Dichtkunst heraus.
200
nach Aristotels Anzeige VIII von Aristoteles Politik.
201
^ Eventus bellorum erant aut mites Cicero, DeoHiciisII, endeten auf eine milde oder unumgängliche Weise. "
kam nie
Gottsched denkt wohl an Kap. VII und
8„Kriege
10 Sylla d. i., Lucius Cornelius Sulla (138-78 v. Chr.), eigentlicher Überwinder und Nachfolger des Marius, wurde im Jahre 82 Diktator. Marius Cornelius Marius, Feldherr und römischer Konsul, erreichte einen Höhepunkt der Macht schon vor dem Jahr 100 v. Chr. Starb 86, nachdem er zum 7. Mal zum Konsul ernannt wurde. 202
16
P. Bossû René le Bossu (1631-80). Traité du poëme epique. Pans, 1675. Sein 12. Kapitel behandelt „De la Durée de la Narration."
31 aut famam sequere. . . Horaz, Ars poetica, V. 119-24. „Zeichne die Helden im Geiste der Sage oder erfinde Selbst Charaktere; dann müssen sie frei sein von innerem Zwiespalt. Schilderst Achill du emeut, so sei er erzürnt und voll Tatkraft, Stolz, eine Herrennatur mit dem Schwerte, für die es kein Recht gibt, Trotzig und hart sei Medeas Charakter, Ino muß klagen, Treulos muß Ixion, ruhelos Io und traurig Orest sein." (Horst Rüdiger). 203
»Die Götter retten . . . "
nach Bossu, op. cit. S. 72.
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^ Bocharts Dissertation Samuel Bochart (1599-1667), reformierter Prediger, wirkte zuletzt in Caen. De Questione num ^Eneas unquam fuerit in Italia Dissertatio seu Epistola Ad Dn. De Segrais, übersetzt aus dem Französischen von Johann Scheffer (1621—79) war schon 1672 seihständig in Hamburg und Amsterdam erschienen ([4], 91 S.). Bocharts Phaleg & Canaan zuerst in Caen 1646 mit dem Titel Geographiae sacrae, war eine Geographie der Heiligen Schrift. 26 le Clerc in seinen Parrhasianen Eine Betrachtung der Dichter und der Poesie macht den ersten Teil von Jean Le Clercs Parrhasiana ou pensées diverses Sur des Matières de critique, d'histoire, de morale et de politique . . . Par Theodore Parhase . . ., Amsterdam 1699 aus. 33 in den critischen Beytrágen IV. Bande „Des berühmten Johann le Clerk Gedanken über die Poeten und Poesie an sich seihst. Mit Anmerkungen erläutert" in Beyträge Zur Critischen Historie VI (1739 - 40), ¡31—600. Erschien ursprünglich als Einleitung zu Gottscheds Ausgabe der Gedichte von Pietsch, Gesamiete Poetische Schriften, 1725.
2 0 6
*
Sebastiani Reguli Brasichellensis
Sebastian Regulus
(1514-69).
8 Quare putaui ego, „Denn ich glaubte . . . daß ich, indem ich mich eifrig um die Dichtkunst bemühe, etwas Nützliches und euch Wohlgefälliges tun würde, und daß ich versuchen sollte, indem ich das Buch des höchsten Dichters auslege, zuerst im Allgemeinen und dann im Einzelnen, zu zeigen, daß dasjenige, was von dem höchsten Dichter geschrieben wurde, mit den Gesetzen des Aristoteles genau übereinstimmt; darum unternehme ich dies mit größerem Vergnügen, weil ich bis jetzt überhaupt nichts von den vielen Auslegern dieses Dichters gelesen habe, was diese Art des Auslegens veranschaulicht, die ich als wahr und geradezu notwendig zur Auslegung der Dichter halte." (M. E. Kalinke). 31 in dem I. Bande In Beiträge Zur Critischen Historie I (1732— 35) gibt es auf S. 493 —95 eine Liste der deutschen Übersetzungen der Werke Vergils. 34 Herr Professor Lotter Johann Georg Lotter (1699-1737) war Mitbegründer der Beyträge Zur Critischen Historie, zog aber schon 1735 nach Petersburg, wo er als Professor der Rhetorik und als Historiker bis zu seinem frühen Tod tätig war.
2 0 7
Ι Die erste und älteste deutsche Dollmetschung Diese war die Übersetzung durch Thomas Mumer. Die (unten erwähnte) zweite Auflage erschien 1606 in Jena.
Kommentar 209
637
" IH· Bande der critischen Beytráge In „Fortsetzung des Verzeichnißes von deutseben Ubersetzungen der meisten alten Lateinischen Scribenten" (S. 447ff.) wird die 1532 in Augsburg erschienene deutsche Übersetzung von Justinius verzeichnet. 26 in dem III. Stücke der critischen Beytráge D. i., im 3. Stück des ersten Bandes (1732—33) von Beyträge Zur Critischen Historie. 27 Uebersetzung, die 1543 in 8. ohne Meldung des Ortes phon steht jedoch „Gedruckt zu Wormbs / durch Gregorium (SUB, Göttingen).
212
215
Im ¡ColoHofman."
M. Johann Spreng Johannes Spreng (1524-1601); die Ubersetzung von Homers Ilias erschien gleichzeitig im selben Verlag wie die Übersetzung von Vergil. ^
aus
Sophokles und Seneca
Opitz' Übersetzung der Troades
erschien 1625 zu Wittenberg als L. Anna:i Seneca: Trojanerjnnen ; Deutsch übersetzet / vnd mit leichter Außlegung erkleret . . .
13
Bernhard Melethräus
(1595-1645)
„Conrector
der Schulen zu
Hamburg". / E N E I S , Das ist: Des hochberühmten Poeten P. Virgilii Maronis Bücher / Von Reisen vñ ritterlichen Thaten des gewaltigen vnd
fromen Helden /Enea: . . . Hamburg / Gedruckt bey Jacob Rebenlein / Jn Verlegung des Autoris, 1644. - Pp. 886. (SUB, Göttingen). 21 D e r F r y g i e r Aeneas Der Frygier | Aeneas / | Wi E r | Nach Smärzentfündlichem | Abläben seiner ädlen Kreusen / entslag- | ung der trübsäligen Dido / mit der huid- | reichen Lavinie besäliget / izzo bey der | Libsäligsten | Deutschinne / | in beruheter annämligkeit be- | fridet worden [Strich] Stargard / | Jn Verlegung Jacob Hennings / | Buchhändlers, pp. 828.
(SUB,
Göttingen).
30 ein Zesianer gewesen seyn „D. S. /alemyndonis]" - angeführt in der Auflage vom Jahre 1658 — soll ein Pseudonym für den sonst unbekannten Daniel (oder Dionys) Selman (oder Lesman) gewesen sein. 2 1 7
e ' n e n e u e Auflage ^ N e u Eingekleideter Deutscher Virgilius nach Art der Ariana und Arcadia auß den Lateinischen übersetzet Von D . S . . . .
Stargard: In Verlegung Jacob BST, 5. 641). 218
Henninges Buchhändlers
„Eigentlichen Abriß" Siehe d. Kommentar
1658. (Titel nach
zu 366, 9.
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221
* einer prosaischen DoUmetschung Der Titel beginnt jedoch Daß nie gnug gepriesenen Latinischen Poëten Gedichte . . . (SUB, Göttingen). — Eine neue Auflage erschien 1705.
222
^ Assessor Reichhelm in Halle August Theodor Reichhelm (16641732). In den Leipziger Neuer Zeitungen von Gelehrten Sachen, 1732, Nr. LXXXI, S. 720, wird berichtet, daß sich „eine in schönen Deutschen Versen von ihm abgefaste, und biß dato noch nie im Druck erschienene Übersetzung aller und jeder Gedichte des Horatz, desgleichen der zwölf Bücher des Virgilius gefunden. " Ein Verleger wurde von den Erben gesucht.
223
Uebersetzung in deutscher Helden Poesie Eine ironische Neuauflage, von einem oder mehreren Gottsched-Anhängern veranstaltet, erschien 1743 unter dem Titel Uebersetzung in Deutscher Helden Poesie Des Virgilianischen Lobes- und Lebenslauffs, Des grossen Kriegshelden Aeneas; mit kurzverfaßter Beyfügung: erforderlicher Anmerkungen. Auf des seeligen Verfassers ausdrücklichen Befehl und letzter wahrer Willensmeynung denen beyden größten Kunstrichtern der Deutschen Herrn Johann Jacob Bodmern und Herrn Johann Jacob Breitingern zugeeignet und nach des Uebersetzers eigener Handschrift mit größter Sorgfalt ans Licht gestellt von dem unparteyischen Hamburgischen Correspondenten. Hamburg 1743. Druckts G. C. Grund am Fischmarkte. 9 Theodor Ludewig Lau (1670-1740) bekannt als Verfasser von Meditationes philosophicae de Deo o. O. (Frankfurt a. M.) 1717, die konfisziert wurde, aber mehrere Gegenschriften hervorrief. 14 Seckendorfischen Uebersetzung von Lucan Veit Ludwig von Seckendorf (1626—92), Professorin Halle. Seine Übersetzung von Lukans Pharsalia erschien 1695 in Leipzig.
2 2 4
^ Benj. Neukirch aus dem Virgil Eine Übersetzung des 4. Buches des Aeneis wurde in Gottfried Benjamin Hancke, Gedichte. Vierter Theil. Dresden & Leipzig, 1735, S. 155-247, gedruckt. 13 Amthors Versuche Christoph Heinrich Amthor (1678-1721), Poetischer Versuch Einiger Teutscher Gedichte und Ubersetzungen, Flensburg 1717, enthält Stücke aus dem 1. und 4. Buch der Aeneis in deutscher Übertragung.
225
* mein Urtheil . . . in den critischen Beytrágen in Beyträge Zur Critischen Historie . . . V (1737-38), S. 89-108: „Probe einer Uebersetzung der Aeneis des P. Virgilius Maro in deutsche Verse. " Darin (S. 100— 102) ist ein Auszug der Übersetzung von Schwarz. Im VI. Band (1739—40),
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Kommentar
S. 69-88, ist eine „Vertheidigung des Versuches einer Uebersetzung Virgils, gegen einen Ungenannten." 7 andere poetische Uebersetzungen der Altern zungen scheint Schwarz nicht veröffentlicht zu haben. '2Ï2J]
andere Überset-
Herrn Gottfried Wilhelms Freyherrn von Leibnitz Theodicee, das ist, Versuch von der Güte Gottes, Freyheit des Menschen und vom Ursprünge des Bösen, bey dieser vierten Ausgabe durchgehende verbessert, auch mit verschiedenen Zusätzen und Anmerkungen vermehrt von Johann Christoph Gottscheden, Ordenti. Lehrer der Weltweish. zu Leipzig. Statt einer Einleitung ist die Fontenellische Lobschrift auf den Herrn von Leibnitz von neuem übersetzt. [Ornament] Hannover und Leipzig, Jn Verlag sei. Nicol. Försters und Sohns Erben. 1744. Gottscheds „Neue Vorrede des Herausgebers." auf 7"'r—4*''v.
229
^ Ins Lateinische Die erste lateinische Übersetzung — infolge des Titelblatts „Ab ipso auctore emendata & auctiora" erschien 1719 bei Carl Joseph Bencard in Frankfurt a. M.: Tentamina Theodicajae de bonitate Dei übertäte hominis et origine male Latine versa & Notationibus illustrata à M. D. L. . . . Der Übersetzer dieser Version, worauf Gottsched hinweist, war der deutsch-französische Jesuit Bartholomäus des Bosses (1668—1728). Eine zweite lateinische Ubersetzung mit Beiträgen von Johann Jakob Brucker (1696-1770), Christian Kortholt (1709-S1) und August Friedrich Boeck (Daten unbekannt) erschien im selben Jahre in Frankfurt und Leipzig auf Kosten des Tübinger Verlegers Christoph Henr. Berger. Diese Übersetzung wurde 1739 in drei Bänden neu aufgelegt. 22 bereits drei Auflagen Die Erstauflage der anonymen deutschen Übersetzung erschien 1720 bei Cornelius Boudestein in Amsterdam unter dem Titel Essais de Theodicée, Oder Betrachtung Der Gütigkeit GOttes, Der Freyheit des Menschen Und des Ursprungs des Bösen . . . Eine zweite Auflage, revidiert von Georg Friedrich Richter (1691—1742), erschien 1726 als Theodicaea, Oder Versuch und Abhandlung, Wie die Güte und Gerechtigkeit Gottes . . .; 1735 bei Nicolaus Förster in Hannover wiederaufgelegt. 24 die simmtl. Försterischen Erben eben der Verlag der 4. Auflage, wozu Gottsched die Vorrede schreibt: „sei. Nicol. Försters und Sohns Erben." 12 Herrn Professor Richtern Richter (siehe oben) war Professor „der Moral und Politic" (Jocher) an der Universität Leipzig. Er soll des Bosses' frühe Übersetzung „fast ganz umgeschmoltzen" haben.
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231
^ der zweyten (ranz. Ausgabe Essais de Theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l'homme, et l'origine du mal . . . Seconde Edition, Amsterdam, Chez David Mortier, Libraire, MDCCX1V.
233
^ Receuil de diverses pieces de Mr. Leibniz Receuil de diverses Pièces, Sur la Philosophie, la Religion Naturelle, l'Histoire, les Mathématiques, &c. Par Mrs. Leibniz, Clarke, Newton, & autres Autheurs célèbres, / - / / , Amsterdam 1740.
234
' die Fr. v. Chatelet mit dem Hrn. Mairan gewechselt Mme. Gabrielle Emilie Le Tonnelier de Breteuil, Marquise Du Châtelet (1706—49), gelehrte Französin, gab Institutiones de physique 1740 heraus (1743 von W. B. A. Steinwehr [1704—1771] ins Deutsche übersetzt). Die Verfasserin wurde 1741 von Jean Jacques Dortous de Mairan (1678—1771), in mehreren „Briefen" angegriffen. Ihre Verteidigung, Réponse de Madame la marquise du Chastelet, a la lettre que M. de Mairan . . . lui a écrite le 18. février 1741 sur la question des forces vives, Bruxelles 1741, wurde von Frau Gottsched schon 1741 ins Deutsche übersetzt: Zwei Schriften welche von der Frau Marquise von Chatelet und dem Herrn von Mairan, das Maaß der lebendigen Kräfte betreffend, sind gewechselt worden. die Leibnitzischen Antworten auf den Baylischen Artikel Rorarius Enthalten im Artikel „Rorarius" im 4. Band der von Gottsched herausgegebenen deutschen Übertragung von Bayles Lexikon. 10 ganz neue Uebersetzung der fontenellischen Lobschrift die dem Text der Theodicée vorgedruckt wurde; in der 4. Auflage beansprucht sie 64 Seiten. Die erste (anonyme) Übersetzung (von J. G. Eccard) war LebensBeschreibung Herrn Gottfried Wilhelm von Leibnitz . . ., Amsterdam 1720; 118 S., 2 Tafeln. 14 Herrn v. Eccard Johann Georg Eccard (1664—1730) war eine Zeitlang Leibniz' Mitarbeiter, dann Professor in Helmstedt; nach Leibniz Tod 1716 dessen Nachfolger in Hannover (bis 1723). Wirkte nach seiner Konversion in Würzburg. Er hat viele historische Sammlungen herausgegeben. 34 Desmaizeaux von Baylen Pierre Desmaiseaux (1666—1745) hat ein zweibändiges Leben von Bayle 1732 in Den Haag veröffentlicht. Er hat auch mehrere Bände von Werken und Briefen Bayles herausgegeben. Eine deutsche Übersetzung seines Lebens Bayles ist im 1. Band der von Gottsched herausgegebenen dt. Übersetzung von Bayles Lexikon zu finden. Vgl. die Anmerkungen S. 85 +K.
Kommentar 235
^ die sämtlichen Werke des Hrn. v. Leibnitz zu sammeln Ausgabe ist nicht zustandegekommen.
641 diese
25 in kurzem noch ein paar Sammlungen solcher Schriften zu lesen bekommen Gottsched wird wenigstens an die von Johann Erhard Kapp (f 1756) hrsgg. Sammlung einiger Vertrauten Briefe, welche zwischen dem weltberühmten Freyherrn, Gottfried Wilhelm von Leibnitz, und dem berühmten Berlinischen Hof-Prediger Herrn Daniel Ernst Jablonski, auch andern Gelehrten . . . Leipzig, Bey Bernhard Christoph Breitkopf 1745, gedacht haben. Es ist möglich, daß er von dem damals im Entstehen und von Johann Daniel Gruber (1686—1748) redigierten Commercii epistolici Leibnitiani . . . I—H, Hannover und Göttingen 1745, wußte. 30 dieses hundertjährige Andenken Opera omnia, hrsgg. von Louis Dutens (1730-1812) erschien 1768 in Genf in sechs Bänden. Erst 1843 begannen die Gesammelten Werke auf Grund der in Hannover bewahrten Handschriften zu erscheinen, unter Georg Heinrich Pertz (1795—1876) als erstem Herausgeber. 1923 begann die wissenschaftliche Ausgabe sämtlicher Schriften und Briefe, veranstaltet von der Preußischen Akademie der Wissenschaften (zuerst unter der Leitung von Paul Ritter [1872—1954]), herauszukommen. In der Zwischenzeit sind mehrere andere Teilsammlungen veröffentlicht worden.
237
^ e r r n B e n ) a m ' n Neukirchs, weiland Marggräfl. Brandenburg-Anspachischen Hofraths, auserlesene Gedichte aus verschiedenen poetischen Schriften gesammlet und mit einer Vorrede von dem Leben des Dichters begleitet von Joh. Christoph Gottscheden. Regenspurg, gedruckt und verlegt von Zunkels Gebrüder, 1744. Gottscheds „Vorrede" auf a7r—c4v. Gottscheds Begeisterung für die Poesie von Benjamin Neukirch wurzelt in seiner Königsberger Zeit. Johann Valentin Pietsch, Gottscheds Lehrer, von dessen Gedichten er schon 1725 einen Band herausgab, hatte Neukirch bewundert. In der Umarbeitung der Critischen Dichtkunst, die uns in dieser Ausgabe als Vorlage dient, wurde Neukirch zu einer Hauptquelle für Zitate, die vorbildlich sein sollten. In der Critischen Dichtkunst I, 159 nennt Gottsched ihn „einen einzigen Neukirch, der bey Zeiten umgekehrt, und wieder der Vernunft und Natur nachzugehen angefangen." Das heißt, Gottsched meinte, Neukirch hätte dem Schwulst des Barocks den Rücken gekehrt und gerade den Prinzipien der Vernunft, zu denen er sich bekannte, gehuldigt. Gottsched nannte Neukirch fCritische Dichtkunst II, 170) „unsern Juvenal . . . Seine männlichen und recht feurigen Satiren . . . erwerben ihm diesen Namen mit allem Rechte; zumal, da er nicht mit Scher42
Gottsched X/2
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Johann Christoph Gottsched
zen und Lachen, sondern im Ernste und mit brennendem Eifer die bittersten Wahrheiten heraus sagt." Gottsched weckte immer wieder Interesse für Neukirch. So brachte er in den Beyträgen Zur Critischen Historie IV (1735) eine „Nachricht von denen noch hinterhliehenen ungedruckten Schriften des seel. Herrn Hofraths Neukirch." In der hier abgedruckten Vorrede ist die zuverlässigste Auskunft über den inzwischen verschollenen Nachlaß von Neukirch zu finden. Die Ausgabe der Gedichte im Jahre 1744 ist der Versuch einer literarischen „Rettung," vielleicht gerade deswegen, weil in den Auseinandersetzungen mit den Schweizern Neukirch zum Streitobjekt geworden war. Neukirch, der von Gottsched als Vorbild gepriesen wurde und manches Musterbeispiel für Dichter geliefert hatte, wurde von den Schweizern verworfen. Es war also eine Ehrensache, Neukirch zu verteidigen. Er war eine Art Gegenstück zu dem „unvernünftigen" Milton, dessen deutschsprachige Vorkampfer Bodmer und Breitinger waren, während Gottsched dem englischen Dichter wenig Lob beimessen konnte. In einem Widmungsgedicht an den Reichsgrafen Gustav Adolph von Gotter (1692—1762), einem Curator der kgl. Gesellschaft der Wissenschaft in Berlin, klagt Gottsched: wie kommt's, daß Deutschland sich Vom guten Pfad entfernt? Seit Opitz von uns wich, Und Flemming, Rist und Dach der Erden sich entzogen, Schien auch Verstand u. Geist aus deutscher Luft verflogen. Zu diesem bedauerlichen Zustand bildet Neukirch einen Gegensatz: Kurz, Wahrheit und Geschmack und Tugend und Gewissen, Darauf hat Neukirch sich im Dichten stets beflissen. Gemäß Gottsched hat Neukirch: Witz und Licht gepaart, Der Ohr und Geist ergetzt, die Finsterniß vertrieben, Und Wahrheit ausgestreuet, die edle Seelen lieben. 239
12 Hofrath Pietsch Johann Valentin Pietsch (1690-1733), und Dichter. Gottscheds Lehrer in Königsberg.
Mediziner
20 Ihr Musen helft mir doch Anfang von „Auf das LinkRegiußische Brautpaar," in Auserlesene Gedichte, S. 198ff.
und
23 eines gewissen Neidharts Johann Georg Neidhart (f 1739) aus Bernstadt in Schlesien; Capellmeister in Königsberg seit 1720, hat mehrere Werke zur Musiktheorie veröffentlicht; u. a. auch Die sieben Bußpsalmen in deutschen Oden, Königsberg 1715. Über ihn: G. C. Pisanski, Entwurf einer preußischen Literärgeschichte. Königsberg 1886, S. 665.
643
Kommentar 241
24 Johann Heinrich Mathiä, dermaliger Pastor zu Bojanova (Daten unbekannt; er war aber seit 1727 Pastor in Bojanova, das noch am Ende des 19. Jhdts. weniger als 2000 Einwohner zählte).
242
^
243
' Denn was beseufzet Die Zeilen kommen auf S. 263 der Auserlesene Gedichte vor, wo es aber „Ach! was beseufzet" heißt.
Sebastian Exners, itzigen Rectors
(Daten unbekannt)
8 geheimden Rath Stryk Samuel Stryk (1640-1710), wie auch sein Sohn Johann Samuel (1668—1715), war seit dem Jahre 1692 Professor der Jurisprudenz in Halle. 12
Ich habe großer Mann
Auserlesene Gedichte, S. 196—98.
25 Arminius oder Herrmann D. h., Lohensteins Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann, Als Ein tapfferer Beschirmer der deutschen Freyheit / Nebst seiner Durchlauchtigen Thußnelda In einer sinnreichen Staats- Liebes- und Helden-Geschichte . . . 1-11, Leipzig 1689— 90. — 3076 S. + Vorreden, Anmerkungen und Register. (Gottscheds Bibliothek, Nr. 2454-55) 244
^ Freyherr von Fuchs Paul von Fuchs (1640-1704) preußischer Staatsmann, Diplomat und Jurist war u. a. der eigentliche Gründer der Universität Halle, wo Neukirch vorübergehend unterrichtete. Neukirchs Gedicht beim Tode von Fuchs in Auserlesene Gedichte S. 19-21. 17 Herr von Rauter Rauter(n) (f 1717).
vermutlich
der Hofgerichtsrat
Ludwig
von
26 Herr von Besser Johann Besser (1654-1729). Ab 1684 stand Besser in brandenburgischen Diensten und wurde 1690 geadelt. Nach dem Tode Königs Friedrich l (1713) verlor er seine bevorzugte Stellung. Zwischen 1717 und seinem Tod war er am Hofe in Dresden. 246
^ galante Briefe und Gedichte erschien zuerst 1695 in Coburg bei P. G. Pfotenhauer (1660—ca. 1729). Mehrmals aufgelegt. 33 Junkers Briefsteller Christian Juncker (1668-1714) Der wohlinformierte Briefsteller . . . zuerst Leipzig 1709. Neukirchs Galante Briefe wurden der 8. Auflage (1734) angehängt. 34 Anweisung zu deutschen Briefen Das Werk wurde 1709, 1721, 1727 und 1741 neu aufgelegt. In Gottscheds Bibliothek Nr. 2192. Ein Exemplar der Erstauflage konnte nicht eingesehen werden. 42'
644
Jobann
Christoph
Gottsched
2 4 7
^ Bouhours . . . in seinen Entretiens Dominique Bouhours (16281702) französischer Theologe, Kritiker und Grammatiker, Eines seiner Hauptwerke war Les entretiens d'Ariste et d'Eugene, zuerst Paris 1671; öfters aufgelegt.
2 4 8
4
noch in Anspach In Beyträge Zur Critischen (1735—37), S. 123—36, gibt es „Nachricht von denen noch ungedruckten Schriften des seel. Herrn Hofraths Neukirch." helm Dorn, Benjamin Neukirch, Weimar 1897, S. 51 f . war schon 1745 in den Händen von Nürnberger Buchhändlern Frankfurt α. Μ., ist aber seitdem verloren gegangen.
Historie IV hinterbliebenen Gemäß Wilder Nachlaß und 1757 in
8 die Preußische Krönung Friedrichs I Gottsched benutzt Ode als Beispiel in der Critischen Dichtkunst. Vgl. Bd. VI/2 dieser gabe, S. 54-57. 2 4 9
2 5 0
diese Aus-
Worte aus dieser Vorrede Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster theil . . . Leipzig / Bey Thomas Fritsch 1697. Vorrede S. VI II-IX. Es gibt kleine, aber unwesentliche Unterschiede zwischen Gottscheds Text und der angeblichen Vorlage (die s. g. Bb Ausgabe). 1
e'ne
ausführliche Lobrede
In Auserlesene Gedichte S.
211-14.
4 Riemer und Weidling Johannes Riemer (1648—1714) am besten bekannt als Verfasser vom Roman Der Politische Stockfisch, hat auch Lustige Rhetorica Oder Kurtzweilige Redner / In welchen Ein gantz neuer Weg Zur Rede-Kunst Jedoch mit lauter Verwunder- und Lächerlichen Gleichwol aber Wahren Exempeln . . . 1681 anonym in Merseburg herausgegeben. S. Kommentar zur Ausführlichen Redekunst in dieser Ausgabe Bd. VII/1, S. 81. Christian Weidling (1660-1731), vielseitiger Skribent und kurzzeitiger Professor in Leipzig, hat mehrere Beiträge zur Redekunst zwischen 1698 und 1703 veröffentlicht, wovon der erste Oratorische Hofmeister . . . Frankfurt und Leipzig 1704 (neue Aufl. 1708) war. S. Kommentar zu Bd. VII/1, S. 82. 9 Plinius berühmte Lobrede Ein „Panegyricus" auf den Kaiser Trajan (53—98—117) ist die einzige überlieferte Rede des jungen Plinius (c. 61—c. 112), der als Beamter dem Kaiser nahestand. 28 Die lange Nacht ist hin In Auserlesene Gedichte S. 215—20. Gottsched denkt an die Zeilen „Ist Liebe mehr als Witzf mehr als Philosophie? / Sophie, rief Echo nach . . . " und „Sophie ist, schwer ich hin! / Schwerin erklang der Wald."
Kommentar 251
645
^ 'n Hankischen Gedichten Eine Reihe von Neukirchs Gedichten wurde in Gottfried Hancke (c. 1700—nach 1735), Weltliche Gedichte I, 1727, in der 2. Aufl. Gedichte I, Dresden & Leipzig 1731, veröffentlicht. In der Vorrede schreibt Hancke, „Solte dem Herrn Neukirch seine Satyren selbst heraus zu geben beliebt haben, so ist nicht zu zweifeln, sie würden an einem oder dem andren Orte noch vollkommner geworden seyn," er habe sie aber nach „des Herrn Autoris eigenhändigen MSto" drucken lassen. 17 Rachel Joachim Rachel (1618-69) schrieb aber ob mehr im Stile des älteren Lucilius (2. Jhdt. (fl. 100 n. Chr.) ist fragwürdig.
satyrische Gedichte, v. Chr.) als Juvenal
2 5 2
^ in deutsche Verse übersetzten Telemachs Die Begebenheiten Des Prinzen von I T H A C A , Oder Der seinen Vater ULYSSES, suchende Telemach, Aus dem Französischen des Herrn von F E N E L O N , In Deutsche Verse gebracht, Und Mit Mythologisch-Geographisch-Historisch- und Moralischen Anmerckungen erläutert, von Benjamin Neukirch . . . Prachtausgabe in Folio, wovon der erste Band 1727 in Onolzbach erschien. Der zweite und dritte Teil erschienen 1739.
2 5 3
^ eine kleinere Ausgabe in 8 Eine Oktav-Ausgabe erschien bei J. A. Rüdiger, Berlin und Potsdam, 1738—39. Eine vierte Auflage von Neukirchs Übersetzung in Oktav erschien zu Nürnberg sogar 1762. 30 Hohbergs Beytrag zum Schlesischen Helikon Des Herrn von Hohbergs Beytrag Zum Schlesischen Helicon, Oder Sammlung auserlesener Gedichte, Worunter viele Neukirchische befindlich / Mit großer Mühe zusamen gebracht, und dem Druck übergeben. Sorau, Zu finden in Hebolds Buchladen 1733. Nach Wilhelm Dorn, Benjamin Neukirch, Weimar 1897, S. 42, ist das bei Hohberg S. 78 —86 vorkommende Gedicht „Die klagende Kirche" ("Auserlesene Gedichte, 1747, S. 150ff) kaum von Neukirch. 32 Andachtsübung zur Kirchenmusik Andachts Übung Zur Kirchen Music. In Cantaten Oden und Arien. Nach denen Sonn- und FestTags Evangelien und Episteln. Welchen beygefüget Herrn Benjamin Neukirchs Weinender Petrus. Zur Paßions-Andacht. Frankfurt und Leipzig 1721 (Titel nach B.S.T.j, in Octavo. Nach Jördens IV, S. 20, erschienen weitere Auflagen dieses Werkes 1725 in Frankfurt und Leipzig und 1731 in Nürnberg. „Der weinende Petrus" ist sonst nicht bekannt; ob es tatsächlich von Neukirch stammte, ist unsicher. 35 Stücke . . . in meinen critischen Beytrágen „Nachricht von denen noch hinterbliebenen Schriften des seel. Herrn Hofraths Neukirch" in Beyträge Zur Critischen Historie IV (1735), S. 123—36, enthält zwei;
646
Johann
Christoph
Gottsched
„Nachricht von der Fortsetzung des Neukirchischen S. 474—87, enthält drei Gedichte von Neukirch.
Telemachs,"
ibid.,
254
22 32 Stück der critischen Beyträge Die Nummer der Beyträge Zur Critischen Historie in Bd. VIII (1744) besteht aus einer Reihe von Angriffen auf Bodmer und Breitinger. Der besondere Hinweis ist auf Breitingers Kritik an Neukirchs Übersetzung von Fénelons Télémaque sowie Breitingers Versuch, das Beispiel einer besseren Übersetzung zu geben, S. 671-97.
255
Lucians von Samosata Auserlesene Schriften von moralischem, satirischem und critischem Inhalte, Durch verschiedene Federn verdeutscht, Und mit einer Vorrede, vom Werthe und Nutzen der Uebersetzungen, ans Licht gestellt, von Joh. Christoph Gottscheden, der Weltweisheit und Dichtkunst öffentlichem Lehrer zu Leipzig. Leipzig, bey Bernhard Christoph Breitkopf 1745. Gottscheds vorrede auf
**lr—****3r.
Eine Besprechung von Gottscheds Ausgabe von Schriften Lukians, die im Neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste I (1745), S. 352—67, erschien, macht Angaben zur Entstehung der Ausgabe und identifiziert die Übersetzer. Neben älteren Übersetzungen von Gottsched selbst, von dem frühverstorbenen Mathematiker Friedrich Wilhelm Stiibner (1710—36), dem späteren Wittenberger Professor der Mathematik Georg Friedrich Bärmann (1717—69) und dem Mitbegründer der sog. „Critischen Beyträge", Johann Georg hotter (1699—1737), waren es Übersetzungen „von einigen gewesenen Zuhörern des Herrn Professors gemachet, denen er es vor etwa anderthalb Jahren angerathen, diese Arbeit zu übernehmen." (S. 362) Diese Schüler waren 1) Johann Daniel Heyde (1714—85), der schon früher Satiren von Persius übertragen hatte und später eine lange Reihe Bücher aus dem Französischen, hauptsächlich theologischer und erbaulicher Art, übersetzte. 2) Johann Andreas Cramer (1723 —88), später angesehener Gelehrter, dänischer Hofprediger und auch Dichter, wegen mehrerer geistlicher Lieder bekannt, zuletzt Professor in Kiel. 3) Johann Adolf Schlegel (1721—93), der später etliche Schriften aus dem Französischen (vor allem Batteux' Les beaux art réduit à un meme principe [S. d. Kommentar zu 389]), ästhetische Schriften und Gedichte veröffentlichte. Er wurde auch als Prediger bekannt. 4) Christlob Mylius (1722—54), der später mehrere Zeitschriften (eine zusammen mit G. E. Lessing) herausgab; er publizierte auch naturwissenschaftliche Aufsätze.
Kommentar
647
5) Christian Gottlieb Istrich (1724 - 82), der lange Zeit als Geistlicher in Rochlitz wirkte. In der Besprechung heißt es u. a., „Was an dieser Sammlung besonders zu loben ist, ist dieses, daß sie keines von den anstößigen Stücken Lucians in sich enthält ..." (S. 363). Der Rezensent lobt die Übersetzungen als die vollständigsten von den dargebotenen Werken und meint, „Man liest also hier den wahren Luaan, unverfälscht und unverstiimmelt." (S. 364). Uber Gottsched heißt es, „Seine Bescheidenheit läßt es nicht zu, daß er sich für den einzigen Verbesserer des Geschmacks, oder Wiederhersteller der wahren Dichtkunst und Redekunst ausgeben sollte." (p. 358). Femer macht Rezensent darauf aufmerksam, daß Gottscheds erste Übersetzungen aus Lukian in seiner Zeitschrift Die vernünftigen Tadlerinnen 1725 (Das xxvi. Stück) standen. Dort steht aber, daß der Herausgeber (der sich am Ende „ Calliste" nennt) einige von Lukians Unterredungen der Toten „durch einen guten Freund" hat übersetzen lassen. Lukians Gespräche sollen als Muster für (Gottscheds) eigene Gespräche dienen. Am Anfang des 26. Stückes heißt es: „ Wir sind entschlossen, uns in gegenwärtigem Stücke nach dem Geschmacke unsrer Zeiten zu bequemen, und Gespräche im Reiche der Todten zu schreiben." 1734 war dann Gottscheds Übersetzung von Lukians Εικόνες (seiner künftigen Frau gewidmet) in Der deutschen Gesellschaft in Leipzig Eigene Schriften und Uebersetzungen II (neue Auflage 1742) S. 461—80, zuerst erschienen, und in der Critischen Dichtkunst war in der Zwischenzeit mehrmals auf Lukian hingewiesen, ohne näher auf ihn einzugehen. Das Ironisch-sarkastische und Leichtzugängliche der Dialoge bei Lukian haben ihm seit der Renaissance ständig Leser gesichert. Er ist zugleich klassisch, modern und allgemein verständlich. Das Witzige bei Lukian paßte insbesondere dem Geiste des 18. Jahrhunderts; seine Werke erlebten mehrere Ausgaben. In der Widmung seiner Ausgabe nennt Gottsched Lukian bezeichnenderweise „einen der witzigsten Köpfe des vormaligen Griechenlandes," der sich durch seine Kunst unsterblich gemacht hätte. Gottsched selbst besaß eine 1593 in Basel erschienene Ausgabe in griechischer und lateinischer Sprache (Nr. 1715—1716) sowie frühe Einzelübersetzungen aus dem 16. und 17. Jhdt. (Nr. 3003, 3004, 3071). 258
" riemerischen und weidlingischen Dichtkunst und Redekunst S. d. Kommentar zu 250,4. 33 Vid. Plutarchi Libellus „In wie fem darf man sich arglos loben," ein Buch in Plutarchs Moralia (539—547).
260
^ Brachmanen und Gymnosophisten D. h. Brahmanen der kindischen Gesellschaft und die asketischen („nackten") indischen Philosophen vom klassischen Altertum.
648 2fol
Johann
Christoph
Gottsched
Reden vom Demosthenes und Aeschines lateinisch übersetzt Ciceros De optimo genere oratorum ist angeblich die Einleitung zu einer Übersetzung von Reden des Demosthenes und Aeschinus (4. Jhdt. v. Chr.). 28 Manches aus dem Aratus, Plato und Aristoteles übersetzet Fragmente von Ciceros Übersetzung — oder Bearbeitung - des astronomischen Lehrgedichts (φαινόμενα) des Aratus von Soloi (3. Jhdt. v. Chr.), sowie seiner Übersetzung von Piatons Timaios Dialog. Aus Aristoteles kamen nur einzeln Zitate bei Cicero vor. 31 Seneca aus dem Chrysippus, Epikur und anderen Chrysippos aus Soloi (3. Jhdt. v. Chr.) war ein führender Philosoph der stoischen Schule. Wie Epikur (c. 342—271 v. Chr.) war auch er ein Vorbild für Seneca bei der Ausarbeitung seiner philosophischen Schriften. 34 Apulejus Gemeint ist der sophistische Denker des 2. Jhdts. n. Chr. und Verfasser u. a. von „Metamorphosen oder der Goldne Esel".
8 Rudolph Agricola (ca. 1442—85), der berühmte Humanist, der sich auch mit modernen Sprachen befaßte, war eigentlich nicht als Übersetzer tätig, obgleich er mancherlei des Griechischen auf Latein zugänglich machte. Alardus Lambertus Alard (c. 1603-1672) schrieb in griechischer Sprache, verfaßte ein griechisches Lexikon und übersetzte hebräische sowie griechische Poesie ins Lateinische. Camerarius Joachim Camerarius ( 1500— 74) war mit Melanchthon befreundet und schrieb dessen Biographie. Fleißiger Korrespondent mit anderen Humanisten. Er übersetzte eine ganze Reihe antiker griechischer Schriftsteller, u. a. Plutarch und Xenophon. Canteras Wilhelm Canter (1542—75) bekannt wegen seiner TextKritik an klassischen Schriftstellern. 9 Cornarus Janus Comarus (Johann Haynpol, 1500—58) hat medizinische Texte im Griechischen wiederhergestellt und ins Lateinische übertragen. Sigis. Gelenius (1497—1544) Wie Comarus wurde er mit Erasmus in Basel bekannt. Mitherausgeber von verschiednen klassischen Texten, Verfasser eines viersprachigen Wörterbuchs und Übersetzer aus dem Griechischen. Conr. Geßner Conrad Gesner (1516-65) Der berühmte Humanist und Sprachforscher, Naturwissenschaftler und Mediziner hat auch
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649
Griechisch in der Schweiz unterrichtet und mehrere Texte ins Lateinische übertragen. 10 Sim. Grynáus (1493—1541) wirkte als Professor des Griechischen an mehreren Universitäten, zuletzt Basel; besorgte verschiedene Ausgaben in lateinischer Sprache. Piaton gab er sowohl griechisch als lateinisch heraus. Giphanius Hubrecht van Gif jen (1534-1604) Philologe und Jurist, der u. a. Professor in Ingolstadt und Prag war; bekannt besonders wegen seiner Lukrez-Ausgabe; hat aber sonst wenig publiziert. Micyllus Jacob Molsheym (1503-58) war befreundet mit Camerarius und Nachfolger von Grynäus in Heidelberg. U. a. hat er Tacitus verdeutscht und mehrere Schulbücher sowie Ovids Werke herausgegeben. Obsopäus Vincentus Opsopaeus (16. Jhdt.) sonst bekannt als Verfasser von de arte bibendi, hat auch vom Griechischen ins Lateinische übersetzt. 11 Just. Vultejus (1605 -84) war in erster Linie Staatsmann. Gemeint ist hier vermutlich sein Vater Hermann Vultejus (1565—1634), der in Heidelberg bei Wilhelm Xylander (s. u.) studierte und wurde zuerst Professor der griechischen Sprache, dann der Jura, in Marburg. Hier. Wolfius (1516—80) Schüler von Melanchthon; wirkte in Augsburg als Pädagoge und Herausgeber einer ganzen Reihe von griechischen und lateinischen Verfassern, auch weniger bekannten. 12 Wilhelm Xylander oder Wilhelm Holtzmann (1522 - 76) war befreundet mit Wolfius. Hat Euklid, Polybius und teilweise Plutarch ins Deutsche übersetzt. Wirkte als Professor in Heidelberg. 20 Beytrâgen zur critíschen Historie In Beyträge Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, herausgegeben von Einigen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft in Leipzig befinden sich Verzeichnisse „Von Deutschen Uebersetzungen der meisten alten Lateinischen Scribenten" im I. Bd. (1732) S. 1-54; III (1734-35), S. 563 - 603; VII (1741), S. 378-95. 21 in der greifswaldischen deutschen Gesellschaft Versuchen In Critischer Versuch zur Aufnahme der Deutschen Sprache. Viertes Stück ( = Critische Versuche ausgefertiget durch Einige Mitglieder der Deutschen Gesellschaft in Greifswald, I [1742]), S. 339- 60, ist ein zusätzlicher Beitrag, „Von deutschen Uebersetzungen alter lateinischer Scribenten." 33 Petr. Dan. Huetium, de Claris Interpretibus Pierre Daniel Huet (1630—1721) Der zweite Teil von seinem De interpretione umfaßt „De claris Interpretibus". Das 8. Kapitel des Aufsatzes bespricht Übersetzungen
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Johann Christoph
Gottsched
aus dem Griechischen ins Lateinische. In der 1680 in Stade erschienenen Ausgabe, S. 237-95 (SUB Göttingen). Gottsched besaß eine 1683 in Den Haag erschienene Ausgabe (Nr. 1703). ^ Grotius, schrieb ein vortreffliches Buch De jure Belli et Pacis von Hugo Grotius (1583—1645) erschien zuerst 1625. Gottsched besaß eine 1720 in Amsterdam erschienene Ausgabe (Nr. 3865). 20 Sleidan Johann Sleidan (c. 1507—1556). Über Sleidans Kommentare schreibt H. Baumgarten in der Allg. dt. Biographie 34, 460, „Die moderne Zeit kennt kein historisches Werk, das sich so lange einer so großen Autorität erfreut..." Das Hauptwerk war De statv religionis et repvblicae Carolo qvinto Caesare Commentarij, zuerst Straßburg 1555 und öfters aufgelegt. Später fortgesetzt und erweitert von Anderen. Zwei verschiedene deutsche Ubersetzungen erschienen schon 1557 sowohl in Frankfurt als in Basel, die letzte sogar in zwei Auflagen. Im selben Jahr lagen schon französische und italienische Übersetzungen vor. Simler Josias Simler (1530— 76), wirkte als Professor in Zürich. De repvblica Helvetiorum, das bekannteste seiner Werke, erschien in seinem Todesjahr sowohl in lateinischer als deutscher Sprache (Regiment Gemeiner loblicher Eydtgenoschafft) in Zürich. Eine französische Übersetzung folgte 1577; eine holländische erst 1644. Scheffer Johann Scheffer (1621-79) wurde schon 1648 nach Schweden berufen. Unter seinen vielen Werken weckte Lapponia seu gentis regionisque Lapporum descriptio accurata, zuerst Frankfurt 1673, besondere Aufmerksamkeit und wurde 1674 ins Englische, 1675 ins Deutsche (Lappland / Das ist Neue und wahrhafftige Beschreibung von Lappland und dessen Einwohnern / . . Franckfurt am Mäyn und Leipzig. In Verlegung Martin Hallervorden / Buchhändlern zu Königsberg in Preussen . . . 1675), danach 1678 ins Französische und 1682 ins Holländische übersetzt. Sander Anton Sander (1586—1664), der aus Ghent stammende Historiker und (katholische) Theologe, dessen Werke alle in Latein geschrieben sind. Cellarius Christoph Cellarius (1638-1707) hat grammatische, geographische und geschichtliche Werke verfaßt. Seine Historia antiqua, zuerst Zeitz 1685; Historia medii a:vi, zuerst Jena 1688; und Historia nova, zuerst Magdeburg 1696, wurden mehrmals aufgelegt, doch nicht in andere Sprachen übersetzt. Sein Geographisch-Historisches Lexicon erschien in deutscher Sprache, Leipzig 1705. Puffendorf Samuel von Pufendorf (1632—94), der bekannteste von den hier erwähnten Gelehrten. Zuerst als Heidelberger Jurist bekannt,
Kommentar
651
zog er 1668 nach Schweden, wo er u. a. sein De Jure Naturae et Gentium, Lund 1672, verfaßte. Eine deutsche Übersetzung erschien erst 1711 in Frankfurt a. M. als Acht Bücher von Natur- und Völcker-Rechte. Eine französische Übersetzung war fünf Jahre früher in Amsterdam erschienen. Pufendorfs großes Werk zur schwedischen Geschichte erschien aber zuerst auf deutsch (1685) und im folgenden Jahre auf latein. 29 Thomasens III. Bücher von der göttlichen Rechtsgelahrtheit Christian Thomasius (1655-1728) Institutiones jurisprudentia: divina·, zuerst Halle 1688. Die deutsche Version, die doch keine Übersetzung war, trug den Titel Vollständige Erläuterung Der Kirchen-Rechts-Gelahrtheit . . . zuerst Frankfurt und Leipzig 1738. Eine Übersetzung des ursprünglichen Werkes durch Johann Gottfried Zeidler (f 1711) war jedoch schon 1709 in Halle erschienen. 31 sein Cautelen Cautela: circa precognita jurisprudentiae in usum auditorii Thomasiani, Halle 1710, und Cavtelae circa precognita jurisprudentia: ecclesiasticae in usum auditorii Thomasiani, Halle 1712, erschienen deutsch als Höchstnöthige Cavtelen Welche ein studiosus juris, Der sich zu Erlernung Der Rechts-Gelahrheit . . . zuerst Halle 1713, und Höchstnöthige Cavtelen Welche ein studiosus juris, Der sich zu Erlernung der Kirchen-Rechts-Gelahrheit . . . zuerst Halle 1713. (Titel nach der zweiten Auflage 1719 bzw. 1718; SUB, Göttingen) Heisters kurzer Begriff der Zergliederkunst Lorenz Heister (1683—1758) war der bedeutendste deutsche Anatom und Chirurg seiner Zeit. Unter seinen vielen Werken ist Compendium anatomicum, zuerst Altdorf 1717, öfters aufgelegt, ein Hauptwerk. Die deutsche Übersetzung erschien zuerst zu Nürnberg 1720 und wurde oft aufgelegt und nachgedruckt. Englische Übersetzung 1721; französische 1723; holländische 1728; italienische 1772; russische 1757; spanische 1757- 62. Gottsched besaß eine 1730 in Breslau erschienene Auflage der deutschen Übersetzung (Nr. 3867). 32 Wolfs natürliche Gottesgelahrtheit Zuerst lateinisch, Theologia naturalis, Halle, 1736—37; deutsche Übersetzung von Gottlieb Friedrich Hagen (1710-c. 1774), 1742 -43; 1745 als Natürliche Gottesgelahrheit nach beweisender Lehrart . . . (5 Bde.). 33 Carions Johann Canon (1499-1537), Mathematiker und Astrolog. Seine Chronica, eine Geschichte der Antike und des Mittelalters, erschien in Deutsch und Latein in Wittenberg 1532; mehrmals aufgelegt. Gottsched besaß eine erweiterte, von Melanchthon besorgte lateinische Ausgabe vom Jahre 1567 (Nr. 1001). Das Werk wurde auch ins Tschechische
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Johann Christoph
(1541), Italienische (1543), Englische Spanische (1555) übertragen.
Gottsched (1550), Französische
(1553)
und
34 Apians Peter Apian (1495-1552), Astronom. Mehrere Werke sind in deutscher Sprache erschienen, aber nicht das Hauptwerk, Cosmographia (zuerst 1524), -wovon eine französische Übersetzung 1544, eine spanische 1548, eine holländische 1561 und eine italienische 1575 vorlagen. Kranzens Albert Krantz (f 1517) Theologe und Historiker. Seine Geschichte der Wandalen (Köln 1519) erschien in deutscher Übersetzung zu Lübeck 1600—01; die Geschichte von Sachsen (Köln 1520), deutsch 1563 in Leipzig; Regnorum aquilonarium Daniae, Svetiae, Norvagiae Chronica (1546), deutsch schon 1545. Theophrasti Paracelsi Theophrastus (Paracelsus) von Hohenheim (1493—1541), Arzt und Philosoph. Die Zahl seiner Schriften in deutscher und lateinischer Sprache ist unübersehbar; hingewiesen sei auf Karl Sudhoff, Bibliographica Paracelsica, Berlin 1894 (Neudruck 1958). Guevarri Antonio de Guevara (c. 1480—1545), kaiserlicher Historiograph und spanischer Bischof; Beichtvater Karls V. Seine 1539—41 erschienenen Epístolas familiares, wurden 1603 als Güldene Sendtschreiben durch Johann Beat Graß (Daten unbekannt) verdeutscht. Eine deutsche Übersetzung seines Lebens Marcus Aurelius (1529) erschien in Frankfurt 1572. Mehrere Schriften wurden von JEgidius Albertinus (1560—1620) verdeutscht. Guevara wurde auch in andere Sprachen übertragen. Comminii gemeint ist Johann Amos Comenius (1592—1670), böhmischer Theologe und Pädagoge. Mehrere seiner Schriften erschienen in deutscher Sprache im 17.Jhdt., am verbreitesten wohl seine Theorie des Sprachunterrichts (Novissima linguarum methodus, Lissa 1648) und daraus entstandene Lehrbücher. 35 Thuans Jacques August Thou (Thuanus, 1553-1617) französischer Staatsmann und Historiker. Verfasser einer ausführlichen Geschichte seiner eigenen Zeit (zuerst Paris 1604 — 08), die Gottsched lateinisch besaß (Nr. 632—33). Die deutsche Übersetzung, Historische Beschreibung deren Namhafftigsten / Geistlichen vnd Weltlichen Geschichten . . . I—II, erschien in Frankfurt 1621—22. Französisch 1659 und mehrmals aufgelegt; Englisch 1729. Thous Historia svi temporis war die historische Quelle für Gottscheds Trauerspiel Die parisische Bluthochzeit (zuerst 1745). S. Bd. II dieser Ausgabe, S. 276-79, S. 461-62. 2 6 4
^ Chemnitzens Martin Chemnitz (1522-86) führender lutherischer Theolog schrieb in deutscher wie lateinischer Sprache. Gottsched denkt vielleicht an dessen vierbändiges Examen decretorum concilii Fridentini
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(1566), das 1576 von Georg Nignnus als Examen, das ist / Erörterung Deß Trientischen Concilij . . . /-/// verdeutscht wurde. Seckendorfs Veit Ludwig von Seckendorf (1626-92). Der vielseitige Gelehrte und Staatsmann hat als seinen Hauptbeitrag auf dem Gebiete der Kirchengeschichte Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo seu de reformatione (1688—92) verfaßt, die von Elias Frick (1673—1751) verdeutscht wurde: Ausführliche Historie Des Lutherthums, Und der heilsamen Reformation, Welche der theure Martin Luther binnen dreyßig Jahren glücklich ausgeführet . . . Leipzig 1714. Buddens Johann Franz Buddeus (1667—1729) hat mehrere Schriften auf deutsch oder latein geschrieben. Er ist verhältnismäßig wenig übersetzt worden, darunter aber das Wichtigste: Institutiones theologiae moralis, Leipzig 1711, deutsch als Einleitung in die Moral-Theologie, Leipzig 1719, und Theses de Atheismo et· Superstitiones, deutsch als Lehrsätze von der Atheisterey und dem Aberglauben, beide Jena 1717. 2 6 7
" Huetius hat eine gute Anzahl . . . beschuldiget Pierre Daniel Huet (1630—1721). So in De interpretatione libri duo . . . 1661. Das Zitat entstammt dem zweiten Buch, „De claris interpretibus", S. 110 (in der sog. 2. Aufl., Den Haag, 1683, die Gottsched besaß, Nr. 1703. - SUB, Göttingen). 25 die alte sprengische Übersetzung der Ilias ILIAS HOMERI. Das ist HOMERI, deß vralten / fürtrefflichen Griechischen Poeten / XXIII. Bücher. VOn dem gewaltigen Krieg der Griechen / wider die Troianer . . . In artliche Teutsche Reimen gebracht / von weilund Magistro Johann Sprengen / gewesenem Kays. Notario / Teutschen Poeten / vnd Burgern zu Augsburg . . . Augsburg 1610. — Der Gelehrte und Meistersänger Johannes Streng (1524—1601) hat mehrere klassische Dichter übersetzt. Seine Übersetzung von Virgils Aenaeis wurde gleichzeitig mit der Homer-Übersetzung vom Augsburger Buchhändler Elias Willer(s) (fl. 1602) herausgegeben. 31 At si rem mit der Wahrheit sogar nach falsch eine gewisse faule,
g
„Aber wollen wir eine Sache mehr in Übereinstimmung überlegen, nicht nach Art und Weise der Auslegung oder aufgefaßten Methoden und Studien. Sonst nehmen wir kleinliche und etwas träge Stumpfsinnigkeit wahr. "
11 Frau Dacier Schuld gegeben Unsicher, ob Gottsched an eine bestimmte Anklage denkt oder an die Auseinandersetzung zwischen Frau Dacier (1654-1720) und Antoine Houdart de la Motte (1672-1731), vor allem in des letzteren Reflexions sur la Critique . . . Paris 1714; Den Haag 1715, wegen ihrer Übersetzungen von Homer.
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Christoph
Gottsched
15 der sogenañte Poete sans Fard d. i. François Gacon (1667-1725). Gottscheds Bemerkung ist irreführend, da Gacons Homere vengé ov reponse à M. de La Motte sur l'Iliade, Paris 1715, keine Übersetzung sondern eine Kritik von Houdart de la Motte ist; nur einzelne Zeilen werden (aus dem Lateinischen) übersetzt. 17 Brebeuf mit seinem Lucan Georges de Brébeuf (1618-61). Seine Übersetzung, La Pharsale de Lvcain erschien 1654 in Rouen; öfters aufgelegt. Er hat auch ein Lvcain travesty (Rouen; Paris 1656) geschrieben. Longepierre mit seinem Anakreon Hilaire Bemard de Requeleyne, Baron de Longepierre (1659—1721). Seine Übersetzung Les odes d'Anacréon et de Sapho en vers français, erschien zu Paris 1684. 19 d'Ablancourts lucianische Uebersetzung Nicolas Perrot, d'Ablancourt (1606— 64) übersetzte u. a. Lukian ins Französische, 1644; aufgelegt 1655, 1660 und öfters. 2 5 9
sieur Paris
25 le Clercs Artem Criticam Ars critica von Jean Le Clerc (16571736), eine ausführliche grammatische, rhetorische und kritische Darstellung, erschien zuerst in drei Bänden zu Amsterdam 1697—1700; Neuauflage der ersten zwei Bände 1698. Mehrmals aufgelegt. Eine „editio in Germania" erschien in Leipzig bei Theophil Georgi 1713; der dritte Band besteht aus Epistola: critica:, et ecclesiastica:. 26 Die gelehrte Dissert heim (c. 1694—1755), lange und Abt von Marienthal und Göttingen, ließ „De eo quod erste von zwei Orationes . .
. . . Abts Mosheim Johann Laurenz MosZeit Professor an der Universität Helmstädt Michaelstein ab 1747; Kanzler der Universität nimivm est in stvdiis lingvarvm et critices" als . 1726 in Helmstedt erscheinen, S. 1—56.
2 7 2
Nunquam ergo satis Nie also kann der Brauch von uns genug gelobt werden — oder diejenigen genug verspottet, die ihre Würde schwächen und versuchen, das schon Gesagte zu vermindern: lächerliche und abscheuliche Männer, die die Dummheit der Verfasser auf die Kunst selbst übertragen.
2 7 3
^ Pomponatius Werke Petrus Pomponatius (Pietro Pomponazzi, 1462-1525), italienischer Neoklassizist, Verfechter des Lateinischen, und Interpret von Aristoteles. Schrieb ». a. das berücktigte De immortalitate animae, worin er behauptet, die Unsterblichkeit der Seele sei nicht zu beweisen.
2 7 4
^ Mosheim Uebersetzung des Orígenes Orígenes Vorstehers der Christlichen Schule zu Alexandrien und Aeltestens Acht Bücher von der
655
Kommentar
Wahrheit der Christlichen Religion wider den Weltweiten Celsus. Johann Lorenz Mosheim hat sie aus dem Griechischen übersetzet und durch Anmerkungen aufgekläret. Hamburg, bey Johann Carl Bohn 1745. 18 die Gelehrsamkeit überhaupt „in seinem Traume", d. i. Έννπνιον; erschien ais „Lukians Traum", übersetzt von Friedrich Wilhelm Stiibner (1710—36) in Gottscheds Ausgabe S. 1—13; „die berühmte Schönheit Panthea", d. i. Εικόνες: „Abbildung Einer vollkommenen Schönheit" in Gottscheds eigener Übersetzung, S. 28—48. „den Weltweisen Nigrin", d. i. Νιγρϊνος: „Nigrin, oder Von den Sitten eines Weltweisen" übersetzt von „M" (Christlob Mylius) S. 404-29; „dem Redner Demosthenes", d. i. Αημοσθένυς έγκώμιον: „Das Lob des Demosthenes" übersetzt von Johann George Lotter (1699-1737) S. 79-111. 28 Lactanz Lucius Caecilius Firmanus Lactantius (um 300), frühchristlicher Apolog aus Nordafrika und Schüler des Amobius. Arnobius (Anfang des 4.Jhdts.) aus Numidien. Schrieb gegen das Heidentum, vor allem gegen den Polytheismus. Minutius Felix (frühes 3.Jhdt.). Verfasser des ironischen Dialogs „Octavius" zwischen einem Christen und einem Heiden. Vgl. M. Minucius Felix, Octavius. Lateinisch-deutsch durch Bernhard Kytzler, München 1965. 35 Gesner in seiner neuen Ausgabe Johann M. Gesner (1691-1761) Professor in Göttingen, war mit Tiberius Hemsterhuis (c. 1684 — 1766) an der Ausgabe von Lukians Werken, Griechisch und Lateinisch, beteiligt, deren erster Band 1743 in Amsterdam erschienen war. Bd. II—III., 1746. 275
^ Professor Bärmann in Wittenberg Georg Friedrich Bärmann (1717-69), Mathematiker; erst seit 1745 Professor in Wittenberg.
276
^ Grynáus Simon Grynaeus (1493-1541) tischer Humanist. S. d. Kommentar zu 262,10.
bedeutender
protestan-
Mycillus Jakob Micellus oder Molshem (1503 — 58) war aktiv als Herausgeber und Pädagoge im Sinne der neuen Lehre der Reformation tätig. S. d. Kommentar zu 262,10. Obsopäus Vincentus Opsopäus (Mitte des 16. Jhdts.), weniger bekannt als die anderen hier genannten. S. d. Kommentar zu 262,10. 29 noch eins von gleicher Große stande. 34
der berühmte Ablancourt
ein zweiter Band kam nicht zu-
S. d. Kommentar zu 268,19.
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Johann Christoph Gottsched
6 Schuppius Johann Balthasar Schupp (1610-61) Deutscher Lucianus. Gedruckt Im Jahr 1659. (An Bn, C6 [C6 leer]). (SUB, Göttingen), Das kleine Werk war gegen einen Magister Bernhard Schmidt (ca. 16341697) gerichtet.
Hrn. Peters von Muschenbroek, M. D. der Weltw. und Mathem. ordentlichen Lehrers zu Leyden, Grundlehren der Naturwissenschaft, Nach der zweyten lateinischen Ausgabe, nebst einigen neuen Zusätzen des Verfassers, ins Deutsche übersetzt. Mit einer Vorrede ans Licht gestellt von Johann Christoph Gottscheden, ordentlichen Lehrern der Weltweisheit zu Leipzig, der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin, wie auch der Königl. Preuß. deutschen Gesellsch. zu Königsb. Mitgliede. Leipzig, 1747. verlegts Gottfried Kiesewetter Buchh. in Stockholm. Gottscheds „Vorrede des Herausgebers" auf a7r—h6v. Der holländische Naturwissenschaftler Petrus van Musschenbroek (1692— 1761) gehörte zu den bedeutendsten Gelehrten seines Jahrhunderts auf dem Gebiete der Meteorologie und der experimentellen Physik. Er war Mitglied von vielen gelehrten Gesellschaften (u. a. der französischen Akademie der Wissenschaften in Paris) und erhielt eine Reihe ehrenvoller Berufungen an verschiedene Höfe Europas — die er aber alle abschlug. Er wirkte an den Universitäten Utrecht und Leiden als Professor der Astronomie und Philosophie. Am Anfange seiner Karriere hatte er Medizin studiert und war viel gereist. In London hatte er einige Vorlesungen von Newton gehört. Zwischen Musschenbroek und Gottsched gab es kaum eine Verbindung. Daß Gottsched die Einleitung zur deutschen Übersetzung der Schriften Musschenbroeks schrieb, scheint Buchhändlerspekulation gewesen zu sein seitens des deutsch-schwedischen Buchhändlers und Verlegers Gottfried Kiesewetter (fl. 1740, f nach 1761), der eine Zeitlang Universitätsbuchhändler in Uppsala war und manche Werke fiihender Naturwissenschaftler herausgab. Es spricht für Gottscheds Ansehen als Vertreter der Philosophie und Naturwissenschaft, daß ein so bedeutender Verleger wie Kiesewetter ein Vorwort vom Leipziger Professor für eine seiner Verlagspublikationen haben wollte.
281
^ Pastor Brucker in Augspurg Johann Jacob Brucker (1696-1770), wirkte in Kaufbeuren und später in Augsburg, veröffentlichte viele philosophische Schriften. Er redigierte auch den in 10 Teilen erschienenen Bildersal heutiges Tages lebender, und durch Gelahrtheit berühmter Schriftsteller . . . Augsburg 1741—55. Gottscheds Einleitung geht über Bruckers Skizze hinaus.
Kommentar
657
282
^ Johannes von Muschenbroek (1688-1748) war Professor der Philosophie an der Universität Leiden. Sein Hauptwerk erschien sowohl Holländisch als Französisch in Leiden, 1739: Beschryving der nieuwe soorten van luchtpompen . . . ; Descriptions de nouvelles sortes de machines pneumatiques . . .
234
^ Kraft des gläsernen Haarröhrchen Dieses und die anderen erwähnten Werke erschienen in lateinischer Sprache als Physics experimentales, et geometrica:, de magnete, tuborum capillarium vitreorumque speculorum attractione, magnitudine, terrae, cohzrentia corporum firmorum dissertationes : ut et Ephemerides meteorologies ultrajectina: . . . Leiden: Samuel Luchtmans 1729. — Dieser Teil von Gottscheds Einleitung (und bis zur Bemerkung über die florentinische Akademie) ist von Brucker entlehnt. 6 Snellius Willebrod Snel(l) (1591-1626), Professor in Leiden; bekannt als Verfasser mehrerer astronomischer und mathematischer Schriften. Einige seiner Untersuchungen wurden erst 1729 von Musschenbroek veröffentlicht. 7 Cassini Giovanni Domenico Cassini (1625 — 1712) u. a. Entdecker von Trabanten des Saturn; wirkte zuerst in Bologna und Rom, ab 1669 in Paris. 8 Akademie del Cimento Die Akademie der Naturwissenschaften in Florenz. Das ursprüngliche Werk hieß Saggi di naturali esperienze fatte nell' Accademia del Cimento (1666). Eine englische Übersetzung war schon 1684 erschienen; Musschenbroeks Bearbeitung trägt den Titel Tentamina experimentorum naturalium in Accademia del Cimento. 21 Gassendisten Die Anhänger des französischen Denkers und Wissenschaftlers Pierre Gassend(i) (1592—1655), der sich besonders mit Epikur beschäftigte.
2g5
^ Massuet Pierre Massuet (1698-nach 1756) französisch-holländischer Arzt und Historiker. Die Übertragung trägt den Titel Essai de physique . . .
2 8 5
22 das entlegene Schweden Inledning til naturkunnigheten, den academiska ungdomen til tienst . . . (mit Hinzufügungen von Samuel Klingenstierna [1698—1765], Professor der Mathematik und Physik in Uppsala), Stockholm & Uppsala: Gottfried Kiesewetter 1747. Der Verleger ist derselbe wie der der deutschen Ausgabe. 43
Gottsched X/2
658 287
Johann Christoph Gottsched
3
Sturm Johann Christopherus Sturm (1635-1703), Philosoph der sich mit der Mathematik, dem Cartesianismus, der Astronomie und der Physik beschäftigte. Wirkte als Professor in Altdorf. Scheuchzer Johann Jacob Scheuchzer (1672—1733), Mediziner, Naturwissenschaftler und Historiker. Stammte aus Zürich, studierte u. a. bei Sturm in Altdorf. Mitglied der Royal Society in London. Aus seiner Feder stammt eine große Zahl wissenschaftlicher Werke.
28 eines geschickten und gelehrten Mannes Georg Heinrich Borz (c. 1713—99) kam 1742 nach Leipzig, wo Gottsched ihm beistand. Nach seiner Promotion (Oe gravitate et magnitudine mali moralis, 1743) wirkte er als Gesellschafter eines Diplomaten, zuerst in Wien, dann in Petersburg. 1763 wurde Borz Professor der Mathematik an der Universität Leipzig. Vgl. Leipziger gelehrtes Taschenbuch auf das Jahr 1799, S. 3 — 7. 288
^ Mein kleiner Buchervorrath Gottscheds Bibliothek umfaßte etwa 4000 Titel (ohne Dissertationen und Landkarten), wovon mehr als 300 unter der Rubrik „philosophici" geordnet waren und überwiegend aus naturwissenschaftlichen Werken bestanden.
289
den neuentdeckten Polypen D. i. die von Leuwenhoeck als „hydra" bezeichneten coelenterata, die von Abraham Trembley (1700— 84) ausführlich untersucht und beschrieben wurden: Mémoires pour servir à l'histoire d'un genre de polypes d'eau douce, à bras en forme de cornes, Leiden: J. & N. Verbeek 1744; auch Paris: Durand 1744. 25 Gregorius, Keil, Desagulier David Gregory (1661-1708), schottischer Astronom und Professor an der Universität Oxford, veröffentlichte u. a. Astronomie, physics & geometria: elementa in Oxford 1702 (2. Ausgabe, Genf 1726). - John Keill (1671-1721), Astronom, Mathematiker und Physiker und ein Gegner von Leibniz, war ab 1712 Professor der Astronomie in Oxford. Gottsched denkt vermutlich an eine von mehreren Ausgaben der zuerst 1702 in Oxford erschienenen Introducilo ad veram physicam. Er besaß eine 1739 in Leiden erschienene Ausgabe (Nr. 117). — Jean (John) Theophilus Desaguliers (1683-1743), Physiker; französischer Protestant, der in Oxford studierte und Keills Nachfolger als philosophischer Lektor war, wirkte aber meistens in London. Gottsched denkt wohl an A System of Experimental Philosophy, zuerst London 1719. (Später: A Course of Experimental Philosophy, 1734, eine Ausgabe, die Gottsched besaß. Nr. 67). Bernhard Nieuwentyd(t) (1654—1718) holländischer Mediziner und Philosoph; auch Gegner von Leibniz. Het Regt Gebruik der Werelt Beschouwingen, Amsterdam 1715, wurde zweimal ins Deutsche übersetzt,
Kommentar
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zuerst von Wilhelm Conrad Baumann (Daten unbekannt) ah Der Erkenntnis der Weissheit . . . Frankfurt & Leipzig, J. Pauli: 1732, und später von Johann Andreas Segner (1704-77) als Rechter Gebrauch der WeltBetrachtung . . .,Jena: C. H. Cuno 1747. Gottsched besaß die französische, in Amsterdam 1727 erschienene Übersetzung (Nr. 161). William Derham (1657-1735) englischer Theologe und Naturwissenschaftler. Sein bekanntestes Werk war Physico-Theology: or, a Demonstration of the Being and Attributes of God from his Works of Creation . . ., London 1713 und mehrmals aufgelegt. Eine französische Übersetzung erschien schon 1730, eine deutsche aber erst 1750. Seine AstroTheology: O r a Demonstration of the Being and Attributes of God . . ., London 1715, erschien zuerst 1728 in Hamburg in deutscher Übertragung: Astrotheologie, oder Himlisches Vergnügen in G o t t . . . übers, von Johann Albert Fabricius (1668-1736). 26 Francesco Redi (1626-98), italienischer Mediziner, Naturphilosoph und Dichter, der besonders für seine Beobachtungen von Insekten bekannt ist. Er schrieb Italienisch; es gibt mehrere frühe Ausgaben der gesammelten Werke. Nur einige Schriften wurden ins Lateinische übersetzt. Gottsched besaß seine Experimenta circa res diversas naturales, Amsterdam 1675 (Nr. 531). Marcello Malpighi (1628-94), Professor der Medizin in Bologna, der sich besonders durch seine mikroskopischen Studien des Blutes und verschiedener Körperteile verdient machte. Werke von ihm in lateinischer Sprache wurden in mehreren europäischen Ländern — auch Deutschland — herausgegeben oder nachgedruckt. Antonio Vallisnieri (1661-1730) berühmter italienischer Professor der Medizin und Naturforscher, der eine Zeitlang bei Malpighi studiert hat. Er war Mitglied der Royal Society in London. In deutscher Übersetzung erschien (nach Heinsius) Historie von der Erzeugung des Menschen und Thiere, mit Anmerkungen von Christian Philipp Berger (1701—39), Lemgo: Meyer 1739. Gottsched besaß Istoria del Camaleonte Affricano, e di varj animali d'Italia, Venedig 1715 (Nr. 202). 27 Schwammerdam, Reaumur Im Text fälschlich „Schwammer, Reaudamur". Der holländische Biologe Jan Schwammerdam (1637— 80) beschäftigte sich besonders mit der Anatomie des Menschen und mit Insekten. Seine Historia insectorum generalis . . . Utrecht 1669 (in holländischer Sprache), wovon Gottsched eine Auflage vom Jahre 1693 besaß (Nr. 128), wurde ins Französische und Lateinische übersetzt und dann in die zweisprachige Bybel der Natuure . . . Biblia natura:, sive historia insectorum . . .(mit einer Vorrede von Hermann Boerhaave [1668—1738]), 43''
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Johann
Christoph
Gottsched
Leiden 1737-38, aufgenommen. René Antoine Ferchault de Réaumur (1683—1757), der geniale vielseitige französische Naturforscher, noch heute wegen seines Thermometers allgemein bekannt; er schrieb auch ausführlich über Insekten: Mémoires pour servir à l'histoire des insectes, I—VI, Paris, 1734—42 (wovon Gottsched wenigstens zwei Bände besaß, Nr. 399—400). Er hatte Verbindungen mit sozusagen allen anderen hier erwähnten Forschern und hat u. a. Trembleys Beobachtung über die Regeneration von hydra bekannt gemacht. Frisch Johann Leonhard Frisch (1666—1743) beschäftigte sich mit pädagogischen, naturhistorischen und philologischen Aufgaben. Er soll sogar Leibniz russischen Sprachunterricht erteilt haben. Er studierte Insekten sowie Vögel, worüber er ausführliche Werke veröffentlichte. Gottsched besaß seine Beschreibung von allerley Insecten in Teutsch-Land, Berlin 1730—38 (Nr. 78), sowie philologische Schriften von Frisch. Pluche Noël Antoine Pluche (1688-1761) ist besonders bekannt durch sein Sammelwerk La Spectacle de la nature, ursprünglich in 8 Bänden, Paris 1732—50. Eine französische Ausgabe (Den Haag 1743) befand sich in der Bibliothek von Frau Gottsched. Das Werk erschien in englischer, holländischer, italienischer, deutscher und spanischer Sprache. Deutscher Titel: Schau-Platz der Natur, oder Gespräche von der Beschaffenheit und den Absichten der natürlichen Dinge . . . I—VIII, Wien & Nürnberg 1746—53; wieder aufgelegt in Frankfurt, 1751-60. Es soll im Ganzen 57 französische Ausgaben dieses Monuments der Populärwissenschaft gegeben haben. Man hat behauptet, Pluche fußte besonders auf dem Werk William Derhams. Nollet Jean Antoine Nollet (1700—70), französischer Physiker, der eine Zeitlang als Réaumurs Assistent wirkte, besonders bekannt wegen seiner elektrischen Experimente. Nollets angesehenstes Werk waren die Leçons de physique expérimentale I—VI, Paris 1743—48 und öfters aufgelegt. Gottsched erwarb wenigstens den ersten Teil der deutschen Übersetzung, Vorlesungen über die Experimental-Naturlehre, Erfurt 1749 (Nr. 375). 28 die englischen Transactionen Society in London.
d. i. die „Transactions"
der Royal
Geschichte der königlichen Akademie der schönen Wissenschaften zu Paris, darinnen zugleich unzählige Abhandlungen aus allen freyen Künsten, gelehrten Sprachen, und Alterthümern, enthalten sind. Aus dem Französischen übersetzt. Erster Theil. Mit einer Vorrede ans Licht gestellet von Johann Christoph Gottscheden, P. P. O. der königl. preuß. wie auch der bononischen Akademie der Wissenschaften Mitgliede. Mit Königl. Poln.
661
Kommentar
und Churfürstl. Sächsis. allergn. Freyheit. Leipzig 1749 verlegts Johann Paul Krauß, Buchhändler in Wien. Gottscheds „Vorbericht" ist auf S.
xviii—xxxiv.
Die Pariser Akademien waren für Gottsched stets vorbildlich und er bemühte sich, etwas Ähnliches in Leipzig zu gründen, zuerst mittels der Deutschen Gesellschaft und später mit der Gesellschaft der freyen Künste, deren Name als Übertragung von „belles-lettres" auszulegen ist. Die Bemühungen blieben jedoch ohne Erfolg. In seinem kritischen Schrifttum hatte Gottsched immer die Veröffentlichungen der französischen Akademien vor Augen. In seinen Zeitschriften findet man zahlreiche Besprechungen der Memoires und Abhandlungen der französischen Akademien, die sowohl in französischer Sprache als auch — und hauptsächlich durch Gottscheds Einsatz — in deutscher Übersetzung erschienen waren. Frau Gottsched hat mehrere Bände der Akademieschriften ins Deutsche übersetzt und veröffentlichen lassen, ohne daß ihr Mann sichtbar daran beteiligt war. Obwohl Gottsched seine Frau zu dieser Tätigkeit stets ermunterte, schrieb er in dieser Verbindung aber nur eine Vorrede. Nicht nur die Übersetzungen von Frau Gottsched wurden regelmäßig in Gottscheds kritischen Zeitschriften besprochen, sondern auch die Übersetzungen der naturwissenschaftlichen Abhandlungen der Académie des Sciences durch Gottscheds Schüler Wolf Balthasar Adolph von Steinwehr (1714-71). Der Glanz der königlichen Akademien der französischen Hauptstadt war freilich keineswegs durch die Gründung einer preußischen Akademie französischer Sprache in Berlin zu erreichen. Gottsched war immerhin stolz, daß er Mitglied der preußischen Akademie war, und benutzte jede Gelegenheit, diese Tatsache kund zu tun. Wie seine Zeitgenossen orientierte er sich an den geistreichen Aufsätzen, die zuerst in Paris das Tageslicht erblickten.
2 %
18 deutsche Sprachkunst die erste Fassung. Grundlegung zu einer deutschen Sprach-Kunst, erschien 1748. 19
Historie der deutschen Sprache und Poesie
Kam nie
zustande.
21 B&chersaale der schönen Wissenschaften Diese kritische Zeitschrift erschien zwischen 1745 und 1750 in 10 Bänden. Sie wurde von Gottsched redigiert und zum Teil verfaßt.
298
Godeau Antoine Godeau (1605-72), vielseitiger Dichter, Schriftsteller und Redner (Vetter von Conrart). Aktiver Teilnehmer an Pariser Salons in seiner Jugend, seit 1636 Geistlicher.
662
Johann Christoph Gottsched
11 Gotnbauld Jean Ogier de Gomhauld (c. 1570-1666), hat Dramen, Prosa und Gedichte geschrieben, sowie Episteln zur Religion, die nach seinem Tod von Conrart herausgegeben wurden. Man rühmte seine Sonette. Giri Louis Giry (1596—1666), hat mehrere klassische Werke ins Französische übersetzt, u. a. auch Augustin. 12 Habert Philippe Haben (1605-37), war auch Dichter. Gottsched erwähnt ihn als Artillerist, um eine Verwechslung mit seinem Bruder Germain Habert (1600—54), Dichter und Mitglied der Akademie, zu vermeiden, der auch als Abbé de Cerisy unter dem Namen Habert de Cerisy, bekannt ist. 13 Serisay Jacques Serizay (c. 1590—1653). Obgleich ursprünglich gegen die Gründung der französischen Akademie, wurde er 1634 deren erster Leiter. Malleville Claude de Malleville (1597-1647), Sekretär des Maréchal François de Bassompierre (1579-1646). Er hat Gedichte, Episteln und Romane geschrieben. 14 Conrart Valentin Conrart (1603 - 75). Das wöchentliche Treffen bei Conrart in der Rue Saint-Martin in Paris scheint (wie von Gottsched angegeben) 1629 angefangen zu haben. Nach der Bildung der Académie Française (1634) — ursprünglich „Académie des beaux esprits" — wurde Conrart deren Sekretär. Conrart selbst hat verhältnismäßig wenig geschrieben. 32 Faret Nicolas Faret (1600-46), Literat in Staatsdiensten, hat historische sowie poetische Werke geschrieben. Sein l'Honneste Homme ou l'art de plaire a la court, eines von vielen Büchen dieser Art, erschien 1630 (öfters aufgelegt und ins Deutsche, Englische, Lateinische und Spanische übersetzt). Siehe die kritische Ausgabe des Buches durch M. Magendie, Paris 1925.
299
4 des Marets Jean Desmarets, Sieur de Saint Sorlin (1595-1676). Der historische Roman Ariane, der zur Zeit des Kaisers Nero spielt, und zuerst 1632 erschien, war sein erstes bedeutendes Werk und wurde mehrmals aufgelegt. Desmarets hat u. a. auch eine Parodie von Boileaus Poetik verfaßt. Im Streite zwischen „des Anciens et des Modernes" war er ein Hauptvertreter der Modernes. Boisrobert François le Metel de Bois-Robert (1592-1662). Geistlicher und vielseitiger Schriftsteller, was sowohl mit Richelieu als Mazarin befreundet.
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29 Humoristen Die Akademie der „Umoristi", eigentlich „Uomini di bell' umore", wurde um 1602 von Paolo Mancini (f 1635) gegründet. Sie •war aktiv tätig bis etwa 1670. 30 Lorenz Mancini Michele Lorenzo Manríni (f 1656), heiratete eine Schwester des Kardinal Mazarin.
4 fruchtbringende Gesellschaft darüber siehe man F. W. Barthold Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft . . . Berlin 1848, sowie Der Fruchtbringenden Gesellschaft ältester Ertzschrein, Briefe, Devisen und andereweitige Schriftstücke, hrsgg. von G. Krause, Leipzig 1855. 10 Caspar von Teutleben (1576—1629), war als Hofmeister viel gereist, ehe er 1616 Hofmarschall wurde. August 1617 gab er Veranlassung zur Gründung des Palmenordens zur Pflege der deutschen Sprache beim Begräbnis der Herzogin Dorothea Maria von Weimar [geb. 1574]). 31 die Akademie der Wissenschaften Obgleich schon 1666 angefangen stammt der Name „Académie des Sciences" vom Jahre 1699. 32 D. Giov. Bapt. Alberti (f 1660) Discorso dell'origine delle Accademie publiche, e private, e sopra l'impresa de gli Affidati di Pavia . . . Genua 1639.
4 ihrer königlichen Societát zu Vorgängern Die „Royal Society" erhielt erst 1662 königliche Privilegien, obgleich ihre Anfänge ins Jahr 1645 gehören. 6 die florentinische Akademie Gottsched denkt wohl an die 1442 von Cosimo de Medici begründete Accademia Platonica und nicht die schon 1270 in Florenz entstandene Accademie des Brunetto Latini. Academia Naturae Curiosorum Caesarea eine 1652 in Schweinfurt von Johann Lorenz Bausch (1605 —65) gegründete medizinische Gesellschaft. 10 Staatsbedienten Colberts Jean Baptiste Colbert (1619-83), Ludwig XIV. von Mazarin empfohlen, wurde er auf lange Zeit Finanzminister, aber auch Marineminister. Er gründete nicht nur die Académie des Sciences sondern auch 1663 die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres und 1671 die Académie Royale d'Architecture. 16 Carcavy Pierre de Carcavy (f 1684), wirkte als Bibliothekar für Colbert sowie Ludwig XIV. Er wurde als Mathematiker in die Akademie aufgenommen.
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Johann Christoph Gottsched
17 Hugens Christiaan Huygens (1629—95), holländischer Physiker, wohnte 1665-81 in Paris; am meisten bekannt geworden durch seine Erfindung der Pendeluhr und der Federuhr. de Roberval Gilles Personier de Roherval (1602—75), Mathematiker, der sich besonder durch die Ermessung von gebeugten Flächen und durch Beiträge zur kinematischen Geometrie verdient machte; Erfinder der sog. Roberval-Wage. Frenicle Bernard Frenicle de Bessy (c. 1605 - 75), und Beamter im französichen Finanzamt.
Mathematiker
Auzoult Adrien Auzout (1622 — 91) war in erster Linie Astronom; er trug vieles zur Entwicklung des Mikrometers bei; 1668 zog er sich von der Académie des Sciences zurück. Picard Jean Picard (1620—82) war Astronom und arbeitete eine Zeitlang mit Auzout zusammen. Bekannt durch seine Ermessungen der Erde, z. T. auf Grundlage der Beobachtungen Tycho Brahes. Ermöglichte das Entstehen einer neuen Landkarte von Frankreich. 18 Buot Jacques Buot (f c. 1675), Astronom und Physiker, der mit Huygens zusammenarbeitete. 21 de la Chambre Marin Cureau de la Chambre (1594-1669) war kgl. Leibarzt, der auch theologische, philosophische und schönliterarische Werke veröffentlichte. Perrault Claude Perrault (1613—88), vielseitiger Wissenschaftler, vor allem Anatom und Physiologe, aber auch Architekt (als kgl. Baumeister war er am Bau des Louvre beteiligt). du Clos Chemiker.
Samuel Cotreau Duelos (f 1715), Leibarzt des Königs;
Bourdelin Claude Bourdelin (1621 -99), kgl. Apotheker und Chemiker, der mit Duelos bei der Untersuchung von Mineralwasser zusammenarbeitete. Ein Sohn desselben Namens war auch Mediziner. Pecquet Jean Pecquet (1622—74), Arzt und Anatom, der lebende Thiere bei seinen Untersuchungen und Entdeckungen benutzte, und zum Verständnis des Blutkreislaufs beitrug. 22 Gayen Louis Gayant (f 1673), Mitarbeiter von Pecquet und Perrault als Anatom. Unternahm u. a. Versuche mit Blutübertragungen, Marchant Nicolas Marchant (f 1678), Apotheker und Botaniker, der in Padua Medizin studierte und zu den botanischen Sammlungen des Königs manches beitrug. Sein Sohn Jean war auch Botaniker.
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Kommentar
31 Johann Baptista du Hamel Jean Baptiste Du Hamel (1623 -1706), Geistlicher, der auch auf dem Gebiete der Astronomie veröffentlichte. Er war Sekretär der Académie 1666- 68 und 1670-97. 32
Fontenelle
s. d. Kommentar
zu S. 1.
33 Regiae scientiarum Academiae Historiam. Die Historia erschien zuerst in Paris 1698; 2. Auflage 1701. In der Zwischenzeit erschien ein Nachdruck in Leipzig hei Thomas Fritsch 1700. 303
' Mairan Jean Jacques d'Ortous de Mairan (1678-1771), Physiker, war Sekretär der Académie 1741—43. Studierte besonders Wärme, Licht und die Mechanik. Gottsched besaß eine 1754 Auflage von seinem Traité physique & histoire l'aurore boreale, zuerst Paris 1733 (Nr. 146). 3 de Fouchy Jean Paul Grandjean de Fouchy (1707-88), der 1743 — 76 Sekretär der Académie war. 12 preussischen Societát der Wissenschaften Jahre 1700 von König Friedrich I. gegründet.
Astronom,
wurde eigentlich
im
304
4
A b t Goujet Claude Pierre Goujet (1697-1767). Cyklopädischer vielschreibender Schriftsteller, der früh an den Zusätzen zu Louis Moreris Lexikon (1. Aufl. 1674) arbeitete. Er gab die Bibliothèque françoise in 18 Bänden, Paris 1740—56, heraus Goujet besaß eine Bibliothek von 10,000 Bänden (worüber es einen Katalog gibt).
3 0 6
Fungar vice cotis Ars poetica V. 304—305 „Also verrichte ich besser in Zukunft die Dienste des Schleifsteins; Eisen vermag er zu schärfen, doch taugt er nicht selber zum Schneiden." (Horst Rüdiger).
3Q7
Die Begebenheiten Neoptolems, eines Sohns des Achilles, aus dem Französischen des Herrn Chansierces in deutsche Verse übersetzt, und durch mythologische Anmerkungen erläutert, nebst einer Vorrede Sr. Hochedelg. Hrn. Prof. Gottscheds, dem Drucke überlassen, von M. Adam Bernhard Pantken, Pfarrern zu Kleinkniegnitz und Schwentnig, der königlichen deutschen Gesellschaft zu Königsberg, und der deutschen Gesellschaft zu Leipzig, Mitgliede. Breßlau 1749 Im Verlag Johann Jacob Korns. Gottscheds „Vorrede" auf
lar—4bv.
Chancierges, Les Avantures de Néoptoléme (zuerst Paris 1718) stellt einen eigentümlichen Fall dar, da über den Verfasser nichts — nicht einmal der Vorname — zu erfahren ist. Es handelt sich aber nicht unbedingt um ein Pseudonym. M. Chansierges - oder Chansierces — hat auch anderes ge-
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Johann
Christoph
Gottsched
schrieben, u. a. L'Idée d'un roi parfait . . ., Paris 1723. Die Bedeutung seines ins Deutsche übertragenen Buches besteht darin, daß es in der Nachfolge von Fénelons beispiellos erfolgreichem Télémaque entstanden ist und sich dennoch selbständig hat behaupten können. Wie Fénelon wollte Chancierges eine neoklassische Lebensorientierung für die Neuzeit ausmünzen. Gottscheds eigene Verwertung des Néoptoléme ist von seiner Bewunderung für Fénelon herzuleiten. Eine frühe deutsche Übersetzung lag schon vor: Staats-Roman, Welcher unter dem Leben Des Neoptolemi, Printzens von Thessalien . . . Breslau 1723; sie war aber in Prosa und unbefriedigend. Α. B. Pantke (der übrigens 1774 gestorben ist, nicht 1744, wie in Band VI/4, S. 228, angegeben wird) war mehrere Jahre hindurch in Leipzig bei Gottscheds verschiedenen Unternehmungen tätig, ». a. als Mitglied einer Rednergesellschaft. Er verfaßte Schäferspiele und verfertigte auch eine Übersetzung von Racines Berenice, die aber unveröffentlicht blieb. Seinen Anstoß zur Übersetzung hatte er von Gottsched erhalten; ohne Gottscheds Beifall und Aufmunterung hätte er seine Aufgabe nie vollendet. Das Resultat war eine „lebhafte, nutzbare und mit einem Worte wohlgerathene Arbeit." Pantkes eigene Meinung sprach er in seiner Vorrede aus: „Wir können dem heidnischen Alterthume die Ehre nicht absprechen, daß seine Helden groß, weise, tugendhaft und großmuthig zeigen konnte, was zur Vollkommenheit solcher Häupter gehöre" (C2v). Pantke hat seiner Übersetzung eine Ode an Friedrich II, datiert 31. Mai 1742, angehängt. Eine Besprechung der neuen Übersetzung ist im Neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste IX (1750), 57—68, enthalten. Drei Jahre früher war eine Besprechung von einer französischen Neuauflage vom Jahre 1747 in derselben Zeitschrift erschienen (Bd. V, 127—39). Der Rezensent, vermutlich Gottsched selbst, schrieb: „Zu mindesten ist seine Absicht eben so gut gewesen, als Fenelons seine ..." (S. 128) und meinte: „so wollten wir wünschen, daß sich auch ein guter muntrer Dichter an diesen Neoptolemus machen möchte." (S. 139). 3Q9
29 V Band des Büchersaals Gottscheds Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste V (1747) enthält ein Résumé des französischen Originals, S. 127—139.
310
® Fenelon François de Salignac de la Motte-Fénelon (1651 —1715) bekannt vor allem als Verfasser des Télémaque und Réflexions sur la Grammaire, la Rhétorique, la Poétique et l'Histoire, ou Mémoire sur les travaux de l'Académie françoise, Paris 1716. 29 Histoire de la Poesie Françoise des Abts Massieu Guillaume Massieu (1665—1722). Lehrte Griechisch am Collège de France und gilt als
667
Kommentar
Verfechter der Literatur des Altertums. Seine Histoire de la poésie françoise erschien erst 1739. 5
Heinrich der Eroberer
d. i. Wilhelm der
Eroberer.
10 Verzeichnis der Provenzalpoeten Les Vies des plvs celebres et anciens poetes provensaux, qui ont floury du temps des Comtes de Provence . . . Lyon 1575. Herausgeher war Jean (de) Nostradamus (1507—77). Eine Neuausgahe durch Camille Chahaneau und Joseph Anglade erschien zu Paris 1913. 24 Jaufred Rudel oder Gottfried Rudel, lebte zwischen 1130-1170; war ein führender Troubadour seiner Zeit. Über seine Herkunft und sein Leben ist nichts bekannt. Gottscheds Quelle ist Nostradamus, S. 23 —27. 26 ein gelehrter Freund in Wien vermutlich Franz Christoph von Scheyb (1704 —77), der als Diplomat, Gelehrter und Dichter in österreichischen Diensten tätig war. Er verfaßte u. a. eine Theresiade, Wien 1747. 20 Huetius und andere vom Ursprung der Reime Pierre Daniel Huet(ius) (1630—1721), schrieb De l'origine des romans als Beilage zu Jean Regnauld de Segrais Zayde, histoire espagnole; . . . Paris 1670, S. 3—99, was später als selbständiger Druck und ab 1685 mit dem Titel Traité de l'origine des romans (Neudruck, Stuttgart 1966) erschien. Auf S. 24—25 der 7. Auflage, 1693, schreibt Huet über die Reime der Araber. Ausführlicher über den Reim äußerte sich Gottsched in der Critischen Dichtkunst. Man vgl. das Register dazu. 23 Pharamunds Zeiten von Frankreich; 5. Jhdt.
Pharamund ist der legendarische
erste König
29 Morery Louis Moréri (1643 - 80), Verfasser eines zuerst 1674 erschienenen, später von Jean le Clerc bearbeiteten Lexikons, Le Grand Dictionaire historique, ou le mélange curieux de l'histoire sacrée et profane . . . Titel nach der 10. („et derniere") Edition 1740, in Holland erschienen. (Die 21. Aufl. erschien noch 1759). Gottsched besaß eine 1724 in Amsterdam erschienene Auflage (Nr. 608 —09). Chrétien de Troyes ist nur mit fünf Zeilen bedacht und dem Hinweis auf Fauchet. 32 Fauchet Claude Fauchet (1530-1601), führender französischer Historiker. Sein erstes Werk über die französische Literatur, Recveil de l'origine de la langve et poesie Françoise, ryme et romans . . . erschien 1581. Der Hinweis ist jedoch auf den Neudruck, enthalten in Les OEVVres de fev M. Claude Favchet . . . Paris 1610, als Anhang zum zweiten Band von Des Antiquitez gavloises . . .
668 313
Jobann Christoph Gottsched
7 ein ziemlich altes Manuskript verschollen.
D. i. von Wolframs Parzival. Jetzt
15 1477 ohne Meldung des Ortes einen Abdruck Ein Exemplar befindet sich in der SUB Göttingen (4° Poet. Germ. I, 8883). Ohne Titel. Am Ende nur „M. CCCC.LXXVII." 315
8 Goldast und Schilter Melchior Goldast aus Haiminsfeld (15781635), Sammler und Herausgeber — Johannes Schilter (1632—1705) Thesaurus Antiquitatum tevtonicarum, ecclesiasticarum, civilium, litterariarum I—III, Ulm 1728. Im 2. Bd. befindet sich „Kvnig Tyrol von Schotten vnd Fridebrant sin svn" im Teile (Sondertitelblatt) Parsneses antiqua: germanica: Tyrolis Regis Scotorum Ad Filium Fridebrantum, auf Grundlage der Vorarbeit Goldasts, herausgegeben durch Johann Georg Scherz (1678— 1754).
316
" auch dieses Gedicht im 1477sten Jahre . . . gedruckt Aus Gottscheds Beschreibung kann man nur schließen, daß es sich um eine andere Version von Parzival handelt. 30 auf der zwickauischen Bibliothek Die Ratschulbibliothek in Zwickau wurde in der ersten Hälfte des 16. Jhdts. gegründet und enthält viele Frühdrucke.
317
^
Nostradamus
S. d. Kommentar zu 311,10.
33 Beauchamps Raphael de Beauchamps (Daten unbekannt), Benediktinermönch zu Marchiennes, redigierte Historz Franco-Merovingicae synopsis . . . Douai 1633. Massuets Historie d. i. die oben erwähnte Histoire de la poésie françoise (zuerst 1734) von Guillaume Massieu. 1 Poesie du Roi de Navarre, Thibaut Les Poésies du Roy de Navarre, Avec des Notes & un Glossaire François; précédées de l'histoire des revolutions de la Langue Françoise . . . I-I1I, Paris 1742. Der anonyme Herausgeber war Pierre Alexandre Leveque de La Ravallière (1697—1762); „Thibaut" soll Thibout IV (1201—53) Graf von Champagne gewesen sein. 22 la Bible Guyot - Satirisches Werk des Guiot de Provence (um 1200), der mit Hugues de Berzé nicht identisch gewesen ist. Guiot ist kaum mit Wolframs „Kyot" in Verbindung zu bringen. 33 Albrecht von Halberstadt (frühes 13.Jhdt.). Nur Bruchstücke aus dem Mittelalter - und nicht einmal im Dialekt Albrechts - erhalten. Wiek-
Kommentar
669
rams Umdichtung des ganzen Werks erschien zuerst 1545 in Mainz. S. d. Kommentar zu 356,35. 3 J 9
4 Georg Wickram (n. 1500—ν. 1562) bedeutender elsässischer Schriftsteller, verfaßte u. a. Romane, Dramen, Lehrdichtung, das Rollwagenbüchlein CNeuausgabe durch Hans-Gert Roloff in der Reihe der ADL 1967ff.). 9 Sebastian Brandt den Freydank Brants Bearbeitung von Freidanks „Bescheidenheit" wurde zum ersten Mal 1508 aufgelegt. Durch seine Version ist Freidank allgemein bekannt geworden. 14 Meister Albrechts Prologus Gottsched hat die Sprache etwas modernisiert (wenn auch die von ihm benutzte, 1609 erschienene Auflage nicht eingesehen werden konnte). Schon 1732 war ein Artikel, „Anmerkungen über die von Meister Albrecht verdeutschten „Metamorphoses des Ovidius" erschienen.
320
' in dem 1. B. der critischen Beytrâge Eine kritische Besprechung, „Anmerkungen über die von Meister Albrecht verdeutschten Metamorphoses des Ovidius", in Beyträge Zur Critischen Historie . . . I (1732—33), 118-29. 20 sowohl Goldast als Schilter irren dort wird aber nicht behauptet, daß Albrecht die Geschichte von Fridehrand hat. S. d. Kommentar zu S. 315. 24 im Partzifall, Friedebrand aus Schotten der Held brant kämpft gegen Belakâne im 1. Buch von Parzival.
321
Künec Vride-
' Poesies du Roi de Navarre Der Hinweis ist auf den 1. Bd. der anonym herausgegeben Les Poésies du Roy de Navarre . . . Paris 1742. 21 Guillaume de Lorris (c. 1205—1240). Sein erfolgreicher allegorischer Roman war unvollendet. Unter seinen Quellen ist Ovid gewesen. Johann le Meur d. t., Jean de Meun(g) (2. Hälfte des 13. Jhdts.) hat den Roman de la Rose fortgesetzt und zu seiner Verbreitung und Popularität beigetragen. 28 Eylhard von Hoberg Eilhard von Oberge (um 1200) die ursprüngliche Fassung nur fragmentarisch erhalten. Vgl. Karl Bartsch „Zur Textgeschichte von Eilharts Tristrant", Germania 25 (1880), 365 — 76.
322
^ die Abschrift . . . von der königlichen dresdenschen Bibliothek Handschrift M42, fol., enthält auf Bl. 90-156 eine Bearbeitung des Tristant, wovon Gottsched eine Abschrift hatte machen lassen. (M 179, 4°).
670
Johann
Christoph
Gottsched
28 Expliciunt dea Rolandi „Hier enden die Geschichten (dea = dicta) von Roland, von Tristand und von den drei Königen, die von Nicolaus Schwertfeger von Dhamis im Jahre 1433, vier Tage nach Skt. Andreas geschrieben wurden."
324
^ eine in ungebundene Rede „Eine wunderbarliche vnnd fast lustige Histori / von Herr Tristant vnd der schönen Isolden . . .", auf Bis. 78v-107v (sign. T4v—Ddlv) in Das Buch der Liebe / Jnhaltendt Herrliche Schöne Historien Allerley Alten vnd neuen Exempel. Franckfurt am Mayn / in Verlegung Sigmund Carln Feyerabend Μ.Ώ. LXXXVII. 35 Reinfried von Braunschweig Bruchstück.
325
Ein um 1300 entstandenes
episches
' Friedrich in Schwaben Kleinepik, die das Schwanenmädchenmotif benutzt. Gottsched nur zugänglich im Manuskript. Herzoge Ernst Held einer Dichtung, die um 1180 von mittelfränkischen Dichter in Bayern verfaßt wurde.
einem
2 Friedrich von Oesterreich d. i. Friedrich II. Gottsched beruft sich wahrscheinlich auf seine Geschichte in der Kaiserchronik, die ihm überhaupt als Quelle gedient haben muß. 3 meiner ausführlichen Historie der deutschen Sprache zustande.
kam nicht
19 de la Motte . . . in einer gewissen Ode Antoine Houdart de la Motte (1672-1731) in seiner „Ode. A Messieurs de l'Academie françoise" schreibt Notre âge retrouve un Homère Dans ce Poëme salutaire, Par la Vertu même inventé. Les Nimphes de la double âme, Ne l'affranchirent de la Rime, Qu'en faveur de la Vérité. Text nach Odes de Mr. de la Motte avec un discours . . . Amsterdam III.
1727.
24 Benj. Neukirch dasselbe Neukirchs Übersetzung von Fénelons Télémaque erschien in drei Folianten, Onolzbach (d. i. Ansbach) 1727—39. Aufgelegt im Oktavformat, Berlin und Potsdam, 1738—39. — Man vgl. die Anmerkungen zu Neukirchs Gedichte.
Kommentar 3 2 7
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Esprit Fleschiers Lob- u. Trauerreden Nebst dem Leben desselben von einigen Mitgliedern der kônigl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg übersetzt, und mit einer Vorrede Hrn. Prof. Gottscheds ans Licht gestellt von Christian Côlestin Flottwellen, P. P. O. wie auch Directorn der Kón. Deutschen Gesellschaft zu Königsberg. Erster Theil. [Siegel der Gesellschaft] Mit Kônigl. Pohln. und Churf. Sächß. allergn. Privilegio. Leipzig und Liegnitz, verlegts David Siegen, 1749. Gottscheds „Vorrede" auf a5r—c7v. Gottsched war nicht nur dem Namen nach Lehrer der Rhetorik. Er bemühte sich, seinen Schülern Gelegenheit zu geben, ihre eigene rhetorische Fertigkeit auszuüben. Zu diesem Zweck gründete er zwei Rednergesellschaften, die sich wöchentlich trafen: die „Deutsche Gesellschaft" und später die „Gesellschaft der frey en Künste". Auch an der Universität Leipzig gab es immer wieder die Möglichkeit, Reden in lateinischer oder in deutscher Sprache zu halten. Die von Gottscheds Hörem überlieferten Zeugnisse machen verständlich, warum er als effektiver und angenehmer Redner galt. Übrigens stellen die „gesamieten Reden", die in diese Ausgabe übernommen worden sind, keineswegs eine umfassende Sammlung von Gottscheds vielen Reden dar, sondern nur die Neuausgabe der Redenauswahl, die er selbst veröffentlicht hatte. Auch die Reden hervorragender Oratoren gab er heraus und zitierte sie. Für Gottsched war Valentin Esprit Fléchier (1632—1710) neben Cicero zu stellen. Fléchier wurde von seinen Zeitgenossen oft mit Jacques Bossuet (1627—1704) verglichen. Seine rhetorischen Gaben wurden früh anerkannt; er war als Gelegenheitsredner in hohen Kreisen sehr gesucht. Schon 1670 erschienen Reden von ihm in Druck. Am angesehensten war die Sammlung Oraisons funèbres (1680, vollständig aber erst in der 3. Auflage 1691). Fléchier schlug später eine geistliche Laußahn ein und wurde 1687 Bischof von Nîmes. Gottsched erwähnt Fléchier oft zusammen mit Cicero und zitiert Fléchier wiederholt in der Redekunst. Als Leichenredner wollte er zweifelsohne ein deutscher Fléchier sein, und es war Gottsched angenehm, in einem Zug mit Fléchier genannt zu werden — wie auf dem Titelblatt von Flottwells FléchierAusgabe. Ein zweiter Band von Fléchiers Reden — ohne Gottscheds Mitwirken — erschien 1754, ein dritter 1755. Der erste Band wurde im Neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste VIII (1749), 543 —67, besprochen. Die 2. Auflage der anderen Bände wurde dann in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1757, 198-205, rezensiert.
329
^ Kônigl. deutsche Gesellschaft zu Königsberg Die deutsche Gesellschaft in Königsberg war eine der bedeutendsten der „Deutschen Gesellschaften," die nach dem Vorbild der „Deutschen Gesellschaft" in Leipzig
672
Johann
Christoph
Gottsched
(1727-36 unter der Leitung Gottscheds) für die Erhebung der deutschen Sprache und Kultur in bürgerlichen Kreisen wirken sollten. Das enge Verhältnis zwischen Gottsched und der Königsberger Gesellschaft ist ausführlich dargestellt worden: Gottlieb Krause, Gottsched und Flottwell, die Begründer der Deutschen Gesellschaft in Königsberg; Leipzig 1893. Zur Geschichte der Deutschen Gesellschaften, siehe die Illinois Dissertation von Thomas Rauter, The eighteenth-century „Deutsche Gesellschaft": A Literary Society of the German Middle Class (1970). 22 Dionysius von Halikarnaß Lebte in Rom kurz vor der war Historiker und Rhetor. Auf der nächsten Seite übersetzt selbst das Wort τέψνη als „Redekunst. " 3 3 0
Zeitwende; Gottsched
2 Longins Tractate Das unvollständig erhaltene περί ϋψονς vom I. Jhdt. nach Chr. wird einem „Longinus" zugeschrieben. Man vgl. den Kommentar zu Gottscheds Vorrede zum Anti-Longin (von Pope) in diesem Band, S. 39. 16 Quintilian Marcus Fabius Quintiiianus (1. Jhdt. n. Chr.), der Rhetor, dessen Hauptwerk Institutio oratoria ist.
führen-
30 Εστι δετής Dionysius von Halicamassus, II, „Die Aufgabe der Zusammensetzung ist es, Worte auf eine passende Weise zusammenzufügen, die Sätze passend zu verbinden und die ganze Rede in Perioden richtig zu verteilen. " 331
Goklenius Rudolph Goclenius (1547-1628), Professorin Marburg; so in seinem Lexicon philosophicvm, qvo tanqvam clave philosophise fores aperivtvr . . . Frankfurt 1613, [II], S. 163. 15 Πανεγυρις Dionysius von Halicamassus, Ars Rhetorica, „Die Sitte, Feste abzuhalten, ist ein hübsches Geschenk der Götter, als Erleichterung der Bürden des täglichen Lebens, da wie Piaton II, 653c) sagt, die Götter Mitleid mit den schriftenden Menschen
3 3 2
* Isokrates (436-338 v. Chr.), sein Panegyricus war eine Aufforderung, Athen und Sparta zu vereinen.
I, 225. gemeint (Gesetze hatten."
(vom Jahre
380)
8 περι ανχιδωσεως „Antidosis," eine Selbstverteidigung, nachdem Isokrates verurteilt wurde, ein Kriegsschiff auszurüsten. Geschrieben 354 oder 355 v. Chr. 333
Plinius der jüngere, Gaius Plinius Cœcilius („Secundus," n. Chr.). Die Lobrede auf Trajan heißt „Panegyricus." 26
Λογού πανεγυριχό d. i., sein
Panegyricus.
c. 61 —112
673
Kommentar 334
^ Echekrates (4. Jbdt. v. Chr.) Angeredet von Dionysius in Τέχνη περί των πανηγυρικών. Die Stelle darin Ubersetzt von Gottsched. (Zum Text: Dionysii Halicarnasei quae exstant VI, edd. Vsener & Radermacher, Leipzig: Teubner, 1965, p. 256).
2)2)()
^ Lucían in seinem ΊΙηθωρων Ρητόρων . . . — Rhetorum praeceptor.
338
^ Denique sit quodius Horaz, Ars poetica, V. 23, „Was es auch sei: nur sei es aus einem Guß und einfach." (Horst Rüdiger).
339 340
Grxculos
Griechen
διδασχαλος
Druckfehler
für
(herabsetzend).
Nestor, Themistokles Der Vergleich mit dem mythologischen Nestor weil er sehr alt wurde, jedoch frisch und kräftig blieb; mit Themistokles (gest. 462 v. Chr.) und seinem Gegner Aristides als Beispiele von Staatsmännern und Verteidigern ihres Landes; mit Phocion (4. Jhdt. v. Chr.) als Soldat. 20 Tydeus und Tonon In der griechischen Mythologie war Tydeus (der auch in Homers Uias vorkommt) Sohn des Königs von Calydon, ein kleiner, aber starker Mann. U. a. wehrte er sich gegen 50 Thebaner, die ihn überfielen. Mit Tonon ist wohl der tapfere Trojaner Thoon gemeint, der von Antilochus besiegt wurde.
341
32 Ει δε τούτο Dionysius von Halicamassus, Ars Rhetorica, I, 260. „ Und da dies der Fall ist, scheint es eindeutig zu sein, daß man dieselben Klichés verwendet, wie in Lobgedichten, nämlich Vaterland, Familie, Charakter, Erziehung, Leistungen usw."
342
25
Ger. Joh. Voßius (1577-1649), berühmter niederländischer Gelehrter seiner Zeit, trug zur Geschichte, Redekunst, klassischen Philologie und Dramaturgie bei. Am bekanntesten ist seine lateinische Grammatik. Das Zitat entstammt De Historicis Grzcis . . . Editio novissima, Frankfurt a. M. 1677. (Gottscheds Bibliothek, Nr. 884). 27 Casaubon Isaac Casaubon(us) (1559—1614), aus der Schweiz stammender Gelehrter, der in England und Frankreich wirkte. Seine kommentierte Ausgabe von Polybius erschien zuerst zweibändig zu Paris 1609. Gottsched beruft sich auf die umgearbeitete dreibändige Ausgabe, erschienen in Amsterdam 1670, mit dem lateinischen Titel Polybii Lycorta: F. Megalopolitani Historiarum (hrsgg. von Jacob Gronov, 1645 — 1716). 44
Gottsched X/2
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Johann Christoph Gottsched
345
^ Die nichts, denn Worte nur Joachim Rachel, achte Satire, „Der Poet", Z. 129—32, enthalten in Neu-Verbesserte Teutsche Satyrische Gedichte . . . Oldenburg 1677. (Neudruck: Joachim Rachels Satyrische Gedichte, hrsgg. Karl Drescher, Halle a. d. S., 1903 = Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Nr. 200-202).
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^ der Lobredner des Cardinais Fleury André Hercule de Fleury (1653 — 1743), Erzieher von Ludwig XV., später Minister. Nach seinem Tod haben sowohl Jean Jacques Dortous de Mairan (1678-1771) als Nicolas Fréret (1688-1749) Lobreden auf ihn gehalten, und Anne Joseph Claude Frey de Neuville (1693—1774) die Leichenpredigt.
349
7
meinem kleinen Grundrisse der Redekunst d. i. Grundriß Zu einer Vernunftmäßigen Redekunst. . ., Hannover 1729, der Vorgänger von Gottscheds Ausführliche Redekunst (1736).
Des Publius Virgilius Maro Hirtengedichte zum Vergnügen des Witzes und zur Verbesserung des Geschmacks mit Anmerkungen und gegen über gesetzten Latein in Deutschen Versen herausgegeben von Johann Daniel Overbeck Subrectorn am Gymnasio zu Lübeck, Aufsehern der öffentlichen Stadtbibliothek daselbst und der Königlichen Großbritannischen Deutschen Gesellschaft in Göttingen Ehrenmitglied. Mit einer Vorrede Sr. Hochedelgeb. Magnificenz, des Herrn Professors Gottsched begleitet. Helmstaedt bey Christian Friederich Weygand 1750. Gottscheds Vorrede auf S.
I-XXXII.
Daß die Ausgabe der Hirtengedichte Vergils nicht bei Breitkopf und nicht einmal in Leipzig erschien, spricht dafür, daß Gottsched vom Helmstedter Verleger Weygand aufgefordert worden war, die Übersetzungen seines Schülers Johann Daniel Overbeck gutzuheißen, und damit beim Absatz des Buches eine Hilfe zu leisten. Als Neoklassizist war Gottsched notgedrungener Vergil-Bewunderer. Ferner hatte er sich mehrmals über Vergil geäußert, am wichtigsten in seiner Einleitung zu der Vergil Übersetzung von Johann Christoph Schwarz im Jahre 1742. Gegenüber Overbeck hat Gottsched wohl warme Gefühle gehegt, da dieser unter den eifrigsten Fürsprechern des Meisters war. Eine Probe von Overbecks Übersetzung war schon im Neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften II (1746), 512—16, von Gottsched veröffentlicht worden. Dort wurde Overbeck als gelehrter Schulmann in Lübeck erwähnt.
Kommentar
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I des gelehrten Herrn Uebersetzers Johann Daniel Overbeck (1715 — 1802). Die Vergil-Ubersetzungen sind unter den ersten von Overbecks vielen Veröffentlichungen, wovon Jöcher-Rotermund 90 verzeichnet. 3 Kanzlers von Mosheim Johann Lorenz Mosheim (c. 1694—1755) S. d. Kommentar zu 269,26. Über Mosheims Verhältnis zu Gottsched, siehe Danzel, Gottsched und seine Zeit, 1848, wo mehrere Briefe Mosheims an Gottsched abgedruckt sind. II der verdeutschten Aeneis Des Publius Virgilius Maro / Aeneis, ein Heldengedicht / in eben so viele Deutsche Verse übersetzet . . . von Johann Christoph Schwarz. /-//. Regensburg, 1742 - 44. S. d. Kommentar zu S. 195. 13 gewissen allein-klugen und handfesten Kunstrichtern Der Hinweis ist auf die schweizerischen Gegner, Bodmer und Breitinger, vor allem zu der von Breitinger verfaßten Kritik der Aeneis-Übersetzung von Schwarz, enthalten in Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften Nr. 7 (1743), S. 81—90 (unter dem Pseudonym „Erlenbach") und Nr. 8 (1744), S. 33-53. 24 Menckenii Charlat. Erud. De charlatanería eruditorum . . . Johann Burkhard Mencke (1674-1732) erschien zuerst 1713 — 15. Die gabe vom Jahre 1727 kam in Amsterdam heraus. Bei Mencke handelt es um unverständige Kritik bedeutender Werke (aber nicht etwa von Schweiz).
von Aussich der
25 Dissert. Acad. Diss. IV περί τον άρέσκοντος, sive de eo, quod placet" in Dissertationvm academicarvm . . . hrsgg. Johann Erhard Kapp, Leipzig 1734, S. 120 - 76. 26 Mittel in der gel. Welt berühmt zu werden Christian Ludwig Hagedorn (1713 — 80) ließ die ironische Schrift Die Mittel in der gelehrten Welt berühmt zu werden 1736 ohne Erwähnung des Orts oder des Verlegers erscheinen. (In Gottscheds Bibliothek, Nr. 2181). 5 Gottfr. Ephr. Müllers, Abhandlung vom Virgil Gottfried Ephraim Müller (1712—52), historisch-critische Einleitung zu nöthiger Kenntniß und nützlichem Gebrauche der alten lateinischen Schriftsteller. Dritter Theil. Dresden: Georg Conrad Walther 1747. S. 169-364 sind Vergil gewidmet. 19 Theils in den Crit. Beiträgen Beyträge Zur Critischen Historie Der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit I (1732—33) enthält kommentierte Verzeichnisse „Von Deutschen Uebersetzungen der meisten alten Lateinischen Scribenten" auf S. 1-54 und 447-96. Übersetzungen aus Vergil auf S. 493ff. 44"
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Johann
Christoph
Gottsched
33 Ich besitze wirklich von den griechischen Autoren auf die 60 Bände Im Verzeichnis über Gottscheds Bibliothek sind aber nicht so viele griechische Werke verzeichnet. Die meisten Ausgaben griechischer Schriftsteller sind mit lateinischen Übersetzungen versehen. 356
® Heinrich von Veldecke, Über das Manuskript ließ Gottsched 1745 ein Programm (1 Bogen) erscheinen: De antiquissima Aeneidos versione Germanica; quae ante 600 annos auct. Henrico de Veldeck edita . . . Ausführlich besprochen im Neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste II (1746), 78- 92. Auch besprochen in (Leipziger) Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen 1746, 127— 28. 12 Cyriac Spangenberg (1528—1604), hat mehrere geistliche Komödien geschrieben. „Von der edlen vnnd hochberiiembten kunst der musica, vnnd deren ankunfft, lob, nutz vnnd wirckung, auch wie die meistersenger auffkhommenn vollkhommener bericht ..." aus dem Jahre 1598 verblieb im Manuskript und wurde erst von Adalbert von Keller als Bd. LX11 der Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart (1861) veröffentlicht. 14 Enoch Hannemann (c. 1621 — 1680) — Enoch Hanmanns Anmerckungen Jn die Teutsche Prosodie / Darinnen daßjenige / Was etwan Herr Opitz übergangen oder damals nicht erfunden . . . Frankfurt am Miyn bey Christian Klein 1658, einer Ausgabe von Martin Opitz, Prosodia Germanica, Oder Buch von der Deudschen Poeterey . . . zum achten mal correct gedruckt . . . angehängt, S. 104ff. Aus Spangenberg zitiert Han(ne)mann, S. 126—66. Es wird aber nicht über Heinrich von Veldecke berichtet. 16 Omeis Magnus Daniel Omets (1646—1708) Gründliche Anleitung zur Teutschen accuraten Reim- und Dicht-Kunst . . . Nürnberg 1704. Es gibt mehrere Hinweise auf Vergil; im Register ist nachzusehen. 17 Wagenseil Johann Christoph Wagenseil (1633-1705) De Sacri Rom. Imperii Libera Civitate Noribergensi commentatio. Accedit, De Germanise Phonascorum Von Der Meister-Singer / origine, praestantia, vtilitate, et institvtis, sermone vernacvlo liber. Altdorf 1697; S. 433 — 576 enthalten „Johann Christoph Wagenseils Buch Von Der Meister-Singer Holdseligen Kunst . . .". Von Heinrich von Veldecke oder einer VergilÜbertragung ist aber bei Wagenseil nicht die Rede. 18 Tenzel Wilhelm Ernst Tenzel (1659-1707), fruchtbarer Historiker und Archivar, wirkte am längsten in Gotha. Monatliche Unterredungen Einiger Guten Freunde . . . November 1691. Auf S. 924ff. zitiert Tenzel die deutsche Version von Vergib Aeneis „aus der Italienischen Version gemacht" von Heinrich von Veldecke. Diese Stelle scheint die Quelle von
Kommentar
6 77
Gottscheds Wissen und zugleich Verwirrung zu sein. Die Worte „des vom Spangenberg gerühmten" hat er offensichtlich in Verbindung mit der Übersetzung gesetzt statt mit dem eigentlichen Objekt, nämlich „sonderlichen Liebhabers der Meister-Sänger / Landgraff Herrmanns." 22 in einer akademischen Einladungsschrift De antiquissima Aeneidos versione Germanica Henrici de Veldeck, Saec. XII., Leipzig 1745. Eine Übersetzung von Christlob Mylius (1722-54) erschien in Bemühungen zur Beförderung der Critik und des guten Geschmacks II (1744 —47), S. 620—36. 35 Albrecht von Halberstadt (1. Hälfte des 13. Jhdts.) Seine ursprüngliche Übersetzung Ovids nur als Fragment erhalten. Sie wurde aber 1544 von Jörg Wickram umgearbeitet: P. Ouidij Nasonis deß aller sinn- | reichsten Poeten METAMORPHOSIS / Das ist von der | wunderbarlicher Verenderung der Gestalten der Menschen / Thier / | vnd anderer Creaturen &c. Jederman lüstlich / besonder aber allen Malern / | Bildthauwern / vnnd dergleichen allen künstnern nützlich / Von wegen | der ertigen Jnvention vnnd Tichtung. Etwan durch den | Wolgelerten M. Albrechten von Halberstat inn Reime | weiß verteutscht / yetz erstlich gebessert vnd mit Fi- | guren der Fabeln gezirt / durch Georg | Wickram zu Colmar. &c. | EPIMYTHIVM. I Das ist | Der lüstigen Fabeln deß obgemeltes buchs Außlegung / jeder- | man kürtzweilig / vornemlich aber allen liebhabern der ¡ Edeln Poesi stadtlich zu lesen Gerhardi | Lorichij Hadermarij. | [Holzschnitt]. Getruckt zu Meintz bei Juo Schäffer mit Keyserlicher Ma- | iestat Gnadt vnd Freyheit nit nach zu Trucken. &c. | [Strich] | Anno M. D. XLV. 10 Scarron Paul Scarron (1610-60) Das erste große burleske Werk war Le Typhon ou la Gigantomachie, 1644. Er schrieb acht Bücher von Le Virgile travesti en vers bvrlesqves, die zwischen 1648 und 1652 erschienen. Scarron ist sonst bekannt als erster Gatte der Mme. de Maintenon. β
2 neue Auflage von Murners Uebersetzung Vergilij | Maronis dreyze | hen Bücher von dem | tewren Helden Enea / | was der zu Wasser vnd I Land bestanden. Jetzund von newern wi- | derumb vbersehen / mit fleiß cor I rigiert / vnd schönen Fi- | guren geziert. | Zu Franckfurdt 1559. — Colophon: Gedruckt zu | Franckfurt am Main | durch David Zöpf- | fein / zum Ey- | sern Huth. | 1559. 15 1606 zu Jena in der neuern Auflage V. M. zwölff Bücher: Item das Buch Maphei, von dem tewren Helden /Enea . . . von newen wiederumb ubersehen, mit Fleis corrigirit, und . . . Figuren gezieret. Jehna . . . 1606. (Nach Β M Katalog).
2)()2)
E
^ der melethráischen Ubersetzung Bernhard Melethräus (Strickius, 1595 — 1645) yEneis, Das ist: Des hochberühmten Poeten P. Virgilii Maronis
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Johann
Christoph
Gottsched
Bücher / Von Reisen vñ ritterlichen Thaten des gewaltigen vnd fromen Helden JEnex . . . Hamburg / Gedruckt hey Jacob Rebenlein Jn Verlegung des Autoris, 1644. Nur in Kleinigkeiten der Orthographie stimmen die Zitate nicht mit dem Vorbild überein. 3 6 6
^ neue Auflage von des Salemyndonis Frygier Aeneas, von 1658 Neu Eingekleideter Deutscher Virgilius nach Art der Ariana und Arcadia auß den Lateinischen übersetzet Von D. S. . . . Stargard: In Verlegung Jacob Henninges Buchhändlers 1658 (BST, S. 641). - „Salemyndon" ist wahrscheinlich als Dionysus Leemann zu entschlüsseln. 9 Schirmer übersetzter Aeneis die zweyte Ausgabe von 1672 Michael Schirmer (1606— 73), wirkte am längsten in Berlin. Das von Gottsched angeführte Datum vom Titelblatt soll 1672 und nicht 1622 sein. — Schirmers Übertragung ist eine reimende in Hexametern. 11 Chalenus Friedrich Gahlen (1613—63), Schulmann in Halle. Das Exemplar der SUB Göttingen ist datiert 1647. Der Titel beginnt Zehen auserlesene Hirten-Lieder . . . 17 Dietrich von dem Werder (1584 — 1657), wirkte hauptsächlich in Hessen-Kassel sowohl als Soldat, Staatsmann und Dichter. Bekannt wegen seiner Übersetzungen aus dem Italienischen (Tassos Befreites Jerusalem). 18 Cuno Ottomar von Bodenhausen wurde 1651 Mitglied Fruchtbringenden Gesellschaft als ,,der Bequeme." Sonst unbekannt gleich von Zedier erwähnt).
der (ob-
24 Dio Cassius meldet In der teilweise erhaltenen Geschichte Roms des griechischen Historikers Dio Cassius (c. 155—c. 235) XXV, 15, ist von Tiberius Claudius' Abneigung gegen das Wort emblema die Rede. Die Anekdote über das Wort monopolium kommt nicht bei Dio Cassius sondern beiSueton, Leben des Tiberius, Kap. 71, (De vita Caesarum, Lib. III), vor. 3^9
17 außer August Buchnern Buchner (1591-1661) war Professor in Wittenberg, Herausgeber lateinischer Schriftsteller und selbst ein führender deutscher Dichter. Seine deutsche Dichtkunst erschien zwei Jahre nach seinem Tode, 1663.
3 7 0
4 Adam Olearius (1605 — 71), vor allem bekannt wegen Der Newcn Orientalischen Rejse (zuerst Schleswig, 1647; mehrmals aufgelegt und übersetzt) sowie des Persianischen Rosenthal (zuerst Schleswig, 1654), war auch Bibliothekar des Herzogs zu Schleswig-Holstein-Gottorf.
Kommentar
679
Oswald Belings verdeutschete Waldlieder. Beling lebte 162}-46. Eine zweite Auflage erschien 1668 unter dem Titel Verdeutschete Bucolica . . . 5 quodlibet ingenium Bei Seneca, De tranqvillitate animi, XVII, 10, wird die Bemerkung „nullum magnum ingenium sine mixtura dementiae fuit" - „Keine hohe Begabung gibt es ohne eine Beimischung von Wahnsinn" — Aristoteles zugeschrieben. Möglich, daß Seneca an Aristoteles Problemata 954 a 34 gedacht hat. Da ist aber der Wortlaut ein anderer. 3 / 4
Haberland Christian Haberland (fl. 1660); das zweite Werk trägt den Titel Geórgica, Das ist Des hochberühmten Poeten P. Virgilii Maronis. Vier Bücher / Vom Ackerbau / vom Weinwachs und pflantzung der Bäume / von der Viehzucht und von den Bienen. Der studirenden Jugend zum Nutz / und einem jedwedem zur Ergetzligkeit ins Deutsch versetzet . . . 28 Thomae Sellio Thomas Seile (1599-1663). Es sind Haberlands Bucolica, 1659, die Seile gewidmet sind. Die Geórgica sind Johann Steinmann (Daten unbekannt) „Dero zu Dennemarck Norwegen Königl. Mayestät wollverdienten Amptschreiber zur Steinburg" und Eberhardt Anckelmann (1641 — 1703) „Weltberühmten vornehmen Kauff-Herren in Hamburg" gewidmet.
"17t J
18 Johann Valentin fl. 1672.
nach Jocher „Medicus und deutscher Poet,"
3/6
Moscheros Das (zweite) Gedicht von dem deutschen Bearbeiter des Quevedo, Johann Michael Moscherosch (1601—69) an Valentin steht auf der Kehrseite von Blatt ):( 6 in Valentins Vergil-Übertragung.
3/8
6 der berühmte Herr Rector in Zwickau Christian Clodius (1694—1775) war mit Gottsched befreundet; er war seit 1740 Rektor in Zwickau. Seine Übersetzung der ersten Ekloge Vergils wurde in Der Deutschen Gesellschaft in Leipzig Eigene Schriften und Ubersetzungen II (1734), S. 457—60, gedruckt. Im selben Band ist ein Schreiben von Gottsched veranlaßt durch Clodius Hochzeit (S. 236—47).
3 TO 11 in der zweyten Ausgabe meiner Sprachkunst Die 2. Auflage der Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst, Nach den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jetzigen Jahrhunderts erschien 1749 bei Breitkopf in Leipzig.
680
Johann
Christoph
Gottsched
18 Oelingers Albert Oelinger (Daten unbekannt) wirkte in Straßburg. 1573 (Exemplare auch datiert 1574) erschien sein Vnderricht der Hoch Teutschen Sprach; Sev Institvtio Verse Germanica: lingua; . . . in Straßburg. Eine Besprechung von Oelingers Buch in Beyträge Zur Critischen Historie V (1737), 147-67. g •J Herrn Bernhards von Fontenelle, der königl. pariser Akademie der Wissenschaften beständigen Secretare, und der franzôs. Akademie daselbst Mitgliedes, Auserlesene Schriften, nlmlich von mehr als einer Welt, Gespräche der Todten, und die Historie der heydnischen Orakel; vormals einzeln herausgegeben, nun aber mit verschiedenen Zugaben und schönen Kupfern vermehrter ans Licht gestellet, von Johann Christoph Gottscheden. Leipzig, Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1751. Titelblatt und Einleitung identisch in der 1763 erschienenen Auflage. letzte Auflage erschien 1771, fünf Jahre nach Gottscheds Tod.
Eine
3 8 4
Bernigeroth mentar zu 579,14.
3g5
14 P. Bakus Jean François Baltus (1667-1743), Jesuit, der mehrere polemische Schriften verfaßte, am bekanntesten eine Erwiderung auf Fontenelles Histoire des oracles. 15
3
van Dale
13 Hevelius zu 179,2.
Johann
Martin Bernigeroth
(1713-67).
S. d.
Anton van Dale (1638—1708) S. d. Kommentar d. i. Johannes
Höwelcke
(1611-87).
S. d.
Kom-
zu S. 1. Kommentar
22 Heinsius Gottfried Heinsius (1709 — 69). Astronom, der an den Universitäten in Leipzig und dann Petersburg unterrichtete (ab 1745 wieder in Leipzig).
3 8 9
Auszug aus des Herrn Batteux, öffentlichen Lehrers der Redekunst zu Paris, Schönen Künsten, aus dem einzigen Grundsatze der Nachahmung hergeleitet. Zum Gebrauche seiner Vorlesungen mit verschiedenen Zusätzen und Anmerkungen erliutert von Johann Christoph Gottscheden, der Weltweisheit ordentlichen, und der Dichtkunst außerordentlichen Lehrern. [Ornament] Leipzig, Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1754. Gottscheds „Vorerinnerung" auf •:-2r—*3v. „Einladungsschrift zu den Vorlesungen über des Herrn Batteux Tractat, von den schönen Künsten." auf Alr—A4v.
Kommentar
681
Im Gegensatz zu den Vorworten, die Gottsched zu Werken anderer Autoren schrieb, hängt das Vorwort zu Batteux' „Auszug" direkt mit seinem eigenen Wirken als Hochschullehrer zusammen. Batteux' Prinzip der Nachahmung in der Kunst - und zwar als Hauptaufgabe der Kunst — entsprach Gottscheds ästhetischer Anschauung, und dessen Buch konnte als Grundtext für Gottscheds Vorlesungen benutzt werden. Unter den vielen Werken des Abbé Charles Batteux (1713-80) läßt keines sich in Wirkung und Popularität mit dem Traité sur le Beaux-Art réduit à un même principe messen. Die Schrift, die zuerst 1746 erschien und immer wieder aufgelegt wurde, verkörpert den Geist des Rationalismus, des Neoklassizismus und des guten Geschmacks und galt lange Zeit in gewissen Kreisen als Standardwerk. Batteux wurde übrigens zum Mitglied der Académie des Inscriptions im selben Jahre gewählt, als Gottsched Übungen über diese berühmte Schrift abhielt. Bei dieser kleinen Schrift Gottscheds ging es um die Herstellung eines Lehrbuchs in begrenzter Auflage für Gottscheds Hörer. Daß ein solches Werk bei Breitkopf erschien, war selbstverständlich. Gottscheds Auszug aus Batteux wurde ablehnend rezensiert von Christoph Friedrich Nicolai (1733 — 1811) in den Briefen über den itzigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland . . . mit einer Vorrede von Gottlob Samuel Nicolai, . . . Berlin 1755. Im 2. Brief schreibt Nicolai ». a. (S. 9) „Der theure Mann stehet es nur gar zu deutlich ein, daß die Deutschen ungehorsame Kinder sind, die sich an seine Kr. D. gar nicht mehr kehren, und er will sie deshalb mit der Schrift eines Französischen Kunstrichters ankörnen ..." Im 3. Brief nennt Nicolai (S. Ii) Gottscheds Auszug „ein Exempel eines wichtigen Vorhabens, das recht herzlich schlecht ausgeführet ist. . ." Nicolai verteidigt die Oper gegen Gottscheds Einwürfe. Man merke aber, daß Nicolai im 13. Brief Gottscheds Sprachkunst im großen Ganzen „für ein sehr vortrefliches Werk" (S. 145) hält. 1 so vielen Ausgaben und Uebersetzungen Les Beaux Arts réduits à un même principe erschien zuerst in Paris, 1746; „nouvelle edition" Paris, Chez Durand . . . 1747. Danach wurde diese Abhandlung in andere Ausgaben von Werken Batteux' aufgenommen. „Übersetzungen" scheint jedoch eine Übertreibung zu sein. — Eine deutsche Übersetzung durch P[hilipp] E[rnst] B[ertram] (1726-77) erschien 1751 in Gotha beijoh. Paul Mevius als Die Schönen Künste aus einem Grunde hergeleitet. Gottsched besaß eine 1753 in Leiden gedruckte Auflage des Originals (Nr. 1621). 4 Pueris dant crustula Horaz, Sermones I, 1:25 „Gibt doch auch der Lehrer in der Schule manchmal Zuckerwerk als Lockmittel, damit die Kinder Lust bekommen, das ABC zu lernen" (Hans Färber).
682 393
Johann Christoph
Gottsched
13 Strada Famiono Strada (1572-1649) Italienischer Jesuit, der viele Jahre in Rom Rhetorik unterrichtete. Bekannt als Historiker. Gottsched weist vermutlich auf Stradas Prolusiones académica, Lyon 1627 (eine Umarbeitung der schon 1617 in Rom erschienenen Prolusiones et paradigmata eloquentiae) hin. Fenelon
5. d. Kommentar
zu 310,5.
des Aufsehers Die englische Moralische Wochenschrift the Guardian (1713) von Addison und Steele, von Frau Gottsched ins Deutsche übersetzt. 24 Destruit, xdificat Horaz, Epistulae Hl; 100. „Wenn er zerstört und aufbaut und das Viereck tauscht mit dem Kreisrund." (Hans Färber) 395
7 die zweyte Auflage Gemeint ist offensichtlich der erste Band von Principes de littérature. Nouvelle edition . . ., auf dem Titelblatt: „Göttingen & Leide Chez Elie Luzac, Fils. 1755." Eine Ausgabe mit der Jahresangabe 1753 kann es gegeben haben; sie ist aber nicht ermittelt worden.
3 9 7
27 St. Evremond, der im IV. B. seiner Schriften Band und Seitenzahl passen auf Œuvres de Monsieur de Saint-Evremond . . ., Cinquième Edition, . . . Amsterdam, 1739 (wovon ein Exemplar in Frau Gottscheds Bibliothek), aber der Text hat mehrere Abweichungen an der von Gottsched zitierten Stelle.
10 Dacier André Darier (1651-1722). Gottsched hat fleißig seine kritischen Ausgaben von Aristoteles Poetik (zuerst Paris 1692) und den Werken von Horaz, zuerst Paris 1681—89, benutzt. 11 Rollin Charles Rollin (1661-1741) De la Manière d'enseigner et d'etudier les belles-lettres . . . zuerst Paris 1726— 28. Übersetzt ins Deutsche von J. J. Schwabe: Anweisung, wie man die freyen Künste lehren und lernen soll, Leipzig: Breitkopf 1738.
Muster der Beredsamkeit Aus den besten geistlichen und weltlichen Rednern der Deutschen gesammlet, und mit einigen Anmerkungen über die Beredsamkeit, und mit einer Vorrede Herrn Prof. Gottscheds begleitet. Herausgegeben von M. Johann Traugott Schulzen, Der herzogl. deutschen Gesellschaft zu Jena, und der Gesellschaft der fr. Künste zu Leipzig Mitglied. Leipzig, Jn Verlag Amand Königs, Buchh. in Straßburg. 1755. Gottscheds Vorrede auf
a2r-b8v.
683
Kommentar
Aus einer Besprechung des Buches in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, 1755, S. 465, lernen wir, daß der Verleger ursprünglich Gottsched gebeten hatte, die Sammlung Muster der Beredsamkeit zusammenzustellen. Da er mit anderen Aufgaben, vor allem der Lobschrift auf Christian Wolff, beschäftigt war, übertrug er die Arbeit seinem Schüler Johann Traugott Schulz(e) (1731—55). „Er legete ihm das französische Exemplar vor, eröffnete ihm dabey seine Gedancken, und versah ihn mit einer guten Anzahl von den Schriften der besten deutschen Redner" (S. 466). Schulz war treuer Schüler Gottscheds gewesen, stand ihm im sogenannten Theaterstreit bei und war in der „Rednergesellschaft" sowie in der „Gesellschaft der freyen Künste" tätig. In dieser letzten Gesellschaft hatte er schon bei der ersten großen Sitzung eine Rede gegen Rousseau und seine von der Akademie in Dijon gekrönte Preisschrift gehalten. In der erwähnten Rezension wird das Buch als „eine ganze Bibliothek für Anfänger" empfohlen. „Es wird ihnen aber auch zugleich zu einem Wegweiser dienen, was sie sich für Redner anzuschaffen haben: wenn sie nach erhaltenem Vorschmacke von dieses oder jenes Meisters glücklichen Arbeiten, aus der Quelle selbst trinken, und ihren ganzen Durst löschen wollen". (S. 469). Im selben Jahre als das Buch erschien, starb Schulz.
4 0 9
5 Modeies d'Eloquence von Pons Augustin Alletz (c. 1705—85) erschien zuerst Paris 1753 (Gottscheds Bibliothek Nr. 1732) Alletz, der als Rechtsanwalt sowie als Literat gewirkt hat, ist der Verfasser von mehreren Sammelwerken, von denen einige mehrmals aufgelegt und in Fremdsprachen übersetzt wurden. Es gab wenigstens vier Auflagen von Modèles d'Éloquence. 26 Fleschier Valentin Esprit Fléchier (1632—1710). Siehe die zu Gottscheds Vorrede zu Fléchiers Lob und Trauerreden, in diesem zu S. 327. 27 Bossuet Jacques Bossuet (1627-1704), der berühmteste sche Redner (vor allem Leichenpredigten) war zugleich Theologe, und Kritiker.
Anm. Band
französiHistoriker
Mascaron Jules Mascaron (1634—1703), auch ein Meister der Leichenpredigt; Bischof von Tulle und Agen; als Redner beinahe ebenbürtig, war er nicht so vielseitig und wirksam wie Bossuet. Massillon Jean Baptiste Massillon (1663-1742), glänzender Redner, der vielseitig tätig war — als Bischof von Clermont, Kirchenpolitiker und Essayist. Er hat mehrere Leichenpredigten auf Mitglieder der königlichen Familie gehalten, auch auf Ludwig XIV. (1715).
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Johann Christoph
Gottsched
du Jarri Laurent Juillart, Abbé (du) Jarry (c. 1658-1730), war Verfasser eines Nachschlagewerks über das Predigen: Sentiments sur l'art de prêcher, avec des reflexions sur les differens caracteres des prédicateurs, Paris 1694. Fontenelle Bernard Le Bovier de Fontenelle (1657-1757); von ihm gab Gottsched einige Werke in deutscher Übersetzung heraus; Fontenelle wird öfter in der Critischen Dichtkunst angeführt. Siehe die Anm. zu Gottscheds Vorrede zu Gespräche der Todten (1727) in diesem Band. 28 de la Motte Antoine Houdart de La Motte (1672-1731), der französische Dramatiker, der öfters in der Critischen Dichtkunst erwähnt wurde, kommt hier als Redner in der Académie française und Verfasser von kritischen Schriften vor. Montesquieu Charles Louis de Secondât, Baron de Montesquieu (1689—1755), bekannt vor allem als Verfasser der Lettres persanes (1721) und L'Esprit des Lois (1748), hatte schon 1709 ein Discours sur Cicéron veröffentlicht. Fromentieres Jean Louis Fromentières (1632— 84) predigten auf mehrere berühmte Personen gehalten (schon verstorbene Königin Anne). Ab 1673 war er Bischof von mehrere Ausgaben seiner Predigten (Gottsched besaß keine
hat Leichen1666 auf die Aire. Es gibt davon).
29 Abt Sallier Claude Sallier (1685-1761), als Sprachlehrer und Gelehrter bekannt, war in der Académie française wirksam. Wird sonst nicht als Stilist gepriesen. Prás. Henaut Charles Hénault (1685—1770) wurde „président de la premiere chambres des Enquêtes" des französischen Parlaments. Er war auch Dichter und Dramatiker, aber vor allem Verfasser des Abrégé chronologique de l'Histoire de France jusqu'à la mort de Louis XIV (1744 und öfter aufgelegt). Quinaut Philippe Quinault (1635-88), Verfasser nicht nur von verschiedenen Arten von Dramen sondern auch mehreren Operntexten. S. d. Anm. zu Bd. III, S. 224, 2. 10-11; S. 228, Z. 12, Z. 23. Abte Tallemant Paul Tallemant (1642—1712) war besonders als Mitglied (schon seit 1666) der Académie des inscriptions tätig, hielt aber auch mehrere Leichenpredigten auf bekannte Personen, u. a. Jean Baptiste Colbert (1683). 30 Tourreil Jacques de Tourreil (1656-1715), Mitglied der sischen Académie, übersetzte Demosthenes ins Französische.
franzö-
685
Kommentar Charpentier François Charpentier ner, war lange Zeit Sekretär der Académie
(1620-1702), française.
berühmter
Red-
la Rue Charles de La Rue (1643-1725), Dichter und Dramatiker, auch bekannt als Redner. Mehrere seiner Predigten wurden gedruckt. 19 Reinbek mit seiner Vorrede Johann Gustav Reinbeck (1683 — 1741) gab Gottscheds eigenen Grund-Riß einer Lehr-Arth ordentlich und erbaulich zu predigen . . . 1740 heraus. S. d. Kommentar zu 78, 30. 19 Die historische Lobschrift auf . . . Wolf Gottscheds Historische Lobschrift des weiland hoch- und wohlgebohrnen Herrn Herrn Christians, des H. R. R. Freyherrn von Wolf . . . erschien 1755 in Halle bei der „Regnerischen Buchhandlung". - (8), 152, 108 S., 1 Tafel. 28 Rednergesellschaft Es waren im Ganzen drei Rednergesellschaften, wovon die zwei jüngeren „meine" Stiftungen genannt werden konnten. Die sog. vertraute Rednergesellschaft bestand schon vor Gottscheds Ankunft in Leipzig. Er wurde aber gleich Mitglied dieser den Sprachgesellschaften des 17.]hdts. verwandten patriotischen Gruppe. 1728 gründete Gottsched dann die „nachmittägige Rednergesellschaft," wo sich seine Schüler in der Redekunst in Gegenwart des Meisters üben konnten. 1735 wurde die zweite, „vormittägige Rednergesellschaft" gegründet. Die Sammlung Proben der Beredsamkeit, welche in einer Gesellschaft guter Freunde unter Ansicht Sr. Hoched Herrn Prof. Gottsched's sind abgelegt worden, Leipzig 1738, hrsgg. von ]. ]. Schwabe, sowie Neue Proben der Beredsamkeit . . . Leipzig 1749, hrsgg. von Johann Traugott Hille aus Görlitz (Daten unbekannt), sind Zeugnisse für die Wirksamkeit der nachmittägigen, Sammlung einiger Ubungsreden, welche unter der Aufsicht Sr. H. des Herrn Prof. Gottsched's in der vormittägigen Rednergesellschaft sind gehalten worden, Leipzig 1743 (Titel nach Waniek, S. 281) hrsgg. von Johann Christoph Löschenkohl aus Wien (Daten unbekannt), der vormittägigen Rednergesellschaft. 29 Gesellsch. der freyen Künste Vierzehn Jahre nachdem er sich mit der Deutschen Gesellschaft in Leipzig entzweit hatte, gründete Gottsched eine zweite Gesellschaft im Geiste der französischen Akademie: die „ Gesellschaft der freyen Künste. " Die meisten Mitglieder waren Gottscheds Schüler oder die ihm nahe standen. Die Gesellschaft erreichte weder die Würde noch die Bedeutung der Deutschen Gesellschaft. Im ersten der drei Bände Sammlung einiger Ausgesuchten Stücke, der Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig (1754 — 56), die die Gesellschaft veröffentlichte, ist Schulze vertreten mit einer „Abhandlung ob die Alten oder Neuem den Vorzug in der Gelehrsamkeit verdienen" (S. 377—448). Der letzte Band
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Christoph
Gottsched
enthält einen Nachruf, „Lebensumstände weil. Herrn Johann Traugott Schulzens . . ." von Johann Daniel Titius (1729-96), S. 472— 78, sowie Schulzens „ Vorlesung von dem Abgotte der alten Deutschen dem Puster..." (S. 43—66). Als er starb, war er Sekretär der Gesellschaft. 41 5
34 S. meine deutsche Ausgabe Auszug aus des Herrn Batteux . . . Schönen Künsten . . . Leipzig 1754. Siehe die Anm. zu Gottscheds Vorrede, in diesem Band S. 389.
4 J 9
4
421
catalinische Reden gehalten von Cicero gegen seinen Feind Lucius Sergius Catalina (zum Tode verurteilt im Jahre 62 v. Chr.). Ciceros Reden gegen Gaius Verres sind wertvoll als eine Quelle zur Geschichte der Verwaltung der römischen Provinzen, Die „Philippischen Reden" wurden eigentlich von Demosthenes gehalten, aber der Ausdruck wird auch von Ciceros Reden gegen Marcus Antonius benutzt.
weidlingische Schule Christian Weidling (1660-1731) nennt die ADB (P. Tschackert) „ein merkwürdiges Gemisch von oratorischer Theologie und Jurisprudenz." Die Zusammenstellung mit dem Barockdichter Daniel Caspar Lohenstein (1635-83) ist etwas ungewöhnlich. Gottsched dachte wohl, daß Weidlings zwischen 1698 und 1704 in Leipzig erschienene Bücher wie die schwulstigen Werke Lohensteins einer überholten Stufe der Redekunst bzw. schönen Literatur angehörten.
34 Roscius Sextus Roscius wurde des Mordes an seinem Vater beschuldigt. Er wählte den jungen Cicero als seinen Verteidiger — und wurde freigesprochen. — Aulus Licinus Archias, ein griechischer Dichter aus Antiochia, erwarb römische Bürgerschaft mit der Hilfe Cicero (die Rede „Pro Archia. ") — Titus Annius Milo wurde von Cicero nicht öffentlich verteidigt; Ciceros Rede „Pro Milone" entstand erst, nachdem Milo landesverwiesen war. — Quintus Ligarius wurde erfolgreich von Cicero im Landesverratsprozeß verteidigt („Pro Q. Ligario," 46 v. Chr.). — Aulus Cluentius Habitus wurde auch eines Mordes angeklagt, aber durch Ciceros rhetorischen Einsatz („Pro Cluentio") freigesprochen. - Dejotarus, König von Galatien, aus verschiedenen Gründen in Rom angeklagt, wurde von Cicero, den er gut kannte, verteidigt („Pro rege Deiotaro," 45 v. Chr.). 4 2 5
Diseurs über den Geist des Menschen, . . . Unde animi constet natura videndum, Qua fiant ratione, et qua vi quxque gerantur In terris Lvcret. de Rer. Nat. Lib. I. Aus dem Französischen des Herrn Helvetius, Jhro Maj. der Königinn von Frankreich ersten Leibarztes. Mit einer Vorrede Herrn Joh. Christoph Gottscheds, der Weltweisheit ordentlichen Lehrers in Leipzig, der Königl. Preuß. Churmaynzischen, Churbayerischen und
Kommentar
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Bononischen Akademien der Wissenschaften Mitgliedes. [Ornament] Leipzig und Liegnitz, Jm Verlage David Siegerts, Buchhändlers. 1760. Gottscheds „Vorrede" auf a6r—d2v. Claude Adrien Helvetius (1715-71) ist eine Art Gegenstück zu Montesquieu in der Geschichte der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts. Er ist vor allem bekannt durch das Werk De l'Esprit (1758), zu dessen deutscher Übersetzung Gottsched ein Vorwort schrieb. Helvetius' physiologische Erklärungen des menschlichen Benehmens waren einer scharfen Kritik ausgesetzt; alle hohen Instanzen in Frankreich nahmen das Buch so feindlich auf, daß es durch Henkers Hand öffentlich verbrannt wurde. Helvetius wurde zum Widerruf gezwungen, ohne daß sich die Stimmung der französischen Behörden gegen ihn merkbar verbesserte. Außerhalb Frankreichs erntete Helvetius Anerkennung. Er wurde an den Hof Friedrichs des Großen berufen. De l'Esprit wurde wiederholt aufgelegt und erschien in englischer sowie deutscher Übertragung. Wenn Helvetius, der sichtbar an Locke orientiert war, auch kein bedeutender Philosoph gewesen ist, so spielte er dennoch eine beträchtliche Rolle bei der Erweckung des europäischen Bürgertums zum rationalistisch-sozialen Bewußtsein um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Da es Gottscheds Los war, das Buch in deutscher Übersetzung zu zensieren, geriet er in eine heikle Lage. Wie er selbst andeutet, waren Situation und Lösung ähnlich wie im Falle von Bayles Lexikon: Gottscheds Bemerkungen sollten angeblich als eine Warnung und nicht eine Empfehlung aufgefaßt werden. Dem heutigen Leser ist es aber deutlich, daß Gottsched Helvetius — so wie Bayle — sympathisch gegenüber stand. Auch die enge Verbindung der Namen von Helvetius und Gottsched auf einem Titelblatt scheint den mahnenden Worten am Anfang von Gottscheds Vorrede zu widersprechen. Man beachte ζ. Β., daß Gottsched meint (Blatt blv), es wäre „gar kein Wunder, daß dieses in gewisser Absicht so gründliche und nützliche Werk in Paris auf Verordnung des Parlaments verbothen und verbrannt worden." Eine Besprechung von De l'Esprit erschien in Das muthigen Gelehrsamkeit 1758, 725-34. Der Inhalt skizziert, ohne daß eine deutliche Haltung dem Buch druck kam. Auf S. 848—55 wurde dann aus Kapitel aus dem Buche de L'esprit" gebracht, „dessen Auszug gegeben worden." 4 2 7
Neueste aus der andes Werkes wurde gegenüber zum AusXXVII eine „Probe im vorigen Monathe
6 das historische kritische Wörterbuch Pierre Bayle, Dictionaire historique et critique, hrsgg. in deutscher Übersetzung von Gottsched 1741—44 als Historisches und critisches Wörterbuch. S. d. Kommentar zu S. 8 5 f f . in diesem Band.
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Christoph
Gottsched
24 Ausz&ge und Proben davon Zu finden in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1758, S. 725-34; 848-55; 1759, S. 45-56, 269- 81. 428
' die ganz fertige Übersetzung durch Johann Gabriel Forkert, nach Meusel II (1796) Generalinspektor bey der königl. Lotteriedirektion zu Berlin; übersetzte Romane aus dem Französischen. 9 meine Censur Eine Zensur hat es von jeher in Sachsen gegeben. Die Grundlage ist im Buchdruckereid vom Jahre 1588 zu suchen. Vorschriften wurden aber immer von neuem gegeben. Noch zur Zeit Gottscheds wurden Universitätsprofessoren, die ein Dekanat innehatten, mit der Zensur beauftragt. Als Entgelt sollte die Universität eine kleinere Anzahl von Freiexemplaren der zensierten Bücher erhalten. 27 Tyndals fibelberufenes Buch Matthew Tindal (1653-1733). Sein Christianity as old as the Creation: or, the Gospel, a Republication of the Religion of Nature erschien anonym in London 1730; 2. Auflage 1731. In seinem Vorwort schrieb er, „He builds nothing on a thing so uncertain as Tradition . . . " 30 Fosters Widerlegung James Foster (1697—1753), ein englischer Priester, der selbst Sektarianer war, schrieb die bekannteste Erwiderung auf Tindals Buch: The Usefulness, Truth, and Excellency of the Christian Revelation defended Against the Objections contain'd in a late Book, intitled, Christianity as old as the Creation, &c. London 1731. Gottsched weist auf die deutsche Doppelübersetzung hin: Beweis, daß das Christenthum so alt als die Welt sey, nebst Herrn Jacob Fosters Widerlegung desselben. Beydes aus dem Englischen übersetzt. Frankfurt und Leipzig 1741, ohne Angabe des Verlegers (und möglicherweise in Hamburg gedruckt). — Der zweite Band jedoch mit eigenem Titelblatt: Vertheidigung der Nutzbarkeit, Wahrheit und Vortreflichkeit der christlichen Offenbarung gegen die Einwürfe, welche lezthin in einem Buch mit der Aufschrift, Beweis, daß das Christenthum so alt als die Welt sey, u. s. w. dagegen sind gemacht worden . . . Der Übersetzer war Johann Lorenz Schmidt (1702-49).
431
' n d e r französischen Ausgabe, der Schriften des Hrn. Hume Histoire naturelle de la Religion traduit de l'anglois . . . avec un examen critique et philosophique de cet ouvrage. Amsterdam 1759 (auch als Bd. 3 von Oeuvres philosophiques de Mr. D. HumeJ war eine Übersetzung von „Natural History of Religion," die 1757 als erster Teil von Four Dissertations von David Hume (1711-76), dem englischen Philosophen und Historiker, erschienen war. Das „Examen" umfaßt S. 137- 80. Die Ein-
689
Kommentar
Stellung des französischen Übersetzers ist eine einfache: „Je respecte les lumieres & les talens de Mr. Hume; mais il fait des assertions dont la vérité me paroit douteuse ..." (S. 137) 432
20 Locken In seiner Weltweisheit (Par. 101 i) streift Gottsched die Gedankenwelt des berühmten englischen Philosophen John Locke (1632— 1704) in Verbindung mit dem Begriff der Kraft, zu denken. 22 Montesqieu Gottsched denkt an die Lehre von der Wirkung des Klimas, vorgetragen in dem vielgelesenen und vieldiskutierten Werk L'Esprit des Lois von Charles Louis Secondât de Montesquieu (1689-1755).
433
® ' m ^ s t e n Capitel Handelt „Von der Gegenseitigen Verachtung der Völker" und erzählt vom Lama, der den Fürsten der Erde seinen Urin und Stuhlgang als Geschenke verteilt. 16 lOten Capitel des vierten Discurses Dort steht nur, „Wisset ihr nicht, daß Galiläi auf eine schimpfliche Art in die Gefängnisse der Inquisition geschleppet wurde, weil er behauptet hatte, die Sonne stünde im Mittelpunkt der Welt stille; weil sein Lehrgebäude sogleich die Blödsinnigen ärgerte, und ihnen dem Schriftorte, stehe stille Sonne! durchaus zuwider zu seyn schien" (S. 563f.). Dazu schreibt Gottsched eine ausführliche Anmerkung. ^ Sultanen und Vezieren Les Lettres persanes (1721).
435
Wohl eine Anspielung
auf
Montesquieus
" Fabeln eines weisen Saadi d. i. der beliebte persische Dichter Sa'di (f 1292), bekannt durch die Übersetzung von Adam Olearius: Persianischer Rosenthal. In welchem viel lustige Historien / scharfsinnige Reden und nützliche Regeln. Vor 400. Jahren von einem Sinnreichen Poeten S C H I C H SAADI in Persischer Sprach beschrieben . . . Schleswig 1654. 35 Werk des Hrn. Mosers Friedrich Carl von Moser (1723 -98), Schriftsteller, Politiker und Patriot, ist vor allem durch sein Der Herr und der Diener geschildert mit Patriotischer Freyheit. Franckfurt 1759 (wenigstens 3 Auflagen); französische Übersetzung 1760, bekannt.
43 7
^ Miltons Vertheidigung des Königsmordes The Tenure of Kings and Magistrates : proving That it is Lawfull, and hath been held so through all Ages, for any, who have the Power, to call to account a Tyrant, or wicked K I N G , and after due Conviction, to depose, and put him to death . . . zuerst 1750. 45
Gottsched Χ/2
690
Johann Christoph Gottsched
2 Hobbesens Leviathan Leviathan or the Matter, Forme and Power of a Commonwealth Ecclesiastical and Civil von Thomas Hobhes (1588— 1679) erschien zuerst zu London 1651; eine umgearbeitete lateinische Fassung dann zu Amsterdam 1668. (Gottscheds Bibliothek Nr. 108-109). Eine deutsche Übersetzung lag erst am Ende des 18. Jhdts. vor. 4 Machiavels Prinzen II Principe (Rom 1532) von Niccolò Machiavelli (1469-1527), wurde zuerst 1714 ins Deutsche übersetzt als Lebensund Regierungs-Maximen eines Fürsten. Eine andere Übersetzung erschien in Hannover 1756, neuaufgelegt 1762. J
17 Rorarius in einem besonderen Buche Hieronymo Rorario (1485 1556), italienischer Gelehrter. Sein Quod Animalia bruta ratione vitantur melius Homine wurde zuerst 1648 von Gabriel Naudé (1600- 53) in Paris herausgegeben. Das Werk wurde auch 1728 in Helmstedt aufgelegt. Man vgl. den langen Eintrag über Rorarius in Bayles Dictionaire. Gottsched besaß eine 1728 in Helmstedt erschienene Ausgabe von Rorarios Buch (Nr. 408).
446
" Africaner-Mohren Tabak wurde aber viel früher in Europa als in Afrika (17.Jhdt.) eingeführt.
449
^ in dem Artikel Dicáarchus aus Messena (um 300 v. Chr.), Schüler von Aristoteles; seine Werke nur fragmentarisch erhalten. Sein περί ψνχής soll die Unsterblichkeit der Seele angezweifelt haben, was Gottsched in seinen Anmerkungen zu Bayles Artikeln doch bestreitet.
450
" Canz Israel Gottlieb Canz (1690-1753), wirkte an der Universität Tübingen in der philosophischen und theologischen Fakultät. Er war vor allem — wie Gottsched — Vertreter der Wolffschen und Leibnitzschen Philosophie. Gottsched denkt hier an Canz' Werk Uberzeugender Beweiß aus der Vernunft. Antreffend Die Unsterblichkeit sowohl der Menschen Seelen insgemein als besonders der Kinder-Seelen . . ., Tübingen, 1741; 3. Aufl. 1746. 9 Reinbeck Johann Gustav Reinbeck (1683 — 1741), unter die bekanntesten Theologen des 18. Jhdts. zu zählen, hat im selben Jahre (1741) wie der ihm geistig verwandte Canz seine Philosophischen Gedanken über die vernünftige Seele und deren Unsterblichkeit . . . herausgegeben. Wie Gottsched und Canz vertrat auch er die Wolffsche Philosophie. Reinbeck war ein angesehener Prediger; scheinbar unter seinem Namen erschien Gottscheds (anonymes) Werk Grund-Riß einer Lehr-Arth ordentlich und
691
Kommentar
erbaulich zu predigen . . . Berlin 1740, obgleich er nur die Einleitung dazu verfaßt hatte. Anonym hat Gottsched Reinbecks nachgelassene kleinere Schriften 1743 herausgegeben. Tralles Balthasar Ludwig Tralles (1708—97), war in erster Linie Arzt, beschäftigte sich jedoch mit anderen Disziplinen und schrieb u. a. eine Erwiderung auf La Mettries L'homme machine (De machina et anima hvmana prorsvs a se invicem distinctis Commentario . . . Leipzig & Bratislava 1749.) Mehrere Jahre nach Gottscheds Tod tauchte Tralles als Lessing-Gegner auf. Luzac Elias Luzac (1723—96), niederländischer Gelehrter, bekannt als Hauptgegner von La Mettrie. Seine L'homme plus que machine erschien zu Leiden 1748. Obgleich er Philosophie studiert hatte, war er Buchdrucker. 12
la Mettrie
Julien
Offray de La Mettrie
(1709-51)
4 5 2
* Bey der achten Seite Helvetius schreibt (dt. Ubersetzung), „daß das Gefühl und das Gedächtniß, oder, um bestimmter zu reden, daß das Gefühl allein alle unsere Begriffe zeuge. Und das Gedächtniß kann in der That nichts anders als ein Glied des Gefühls seyn ..."
4 5 4
Eachert in seiner spaßhaften, aber gründlichen Prüfung John Eachard (c. 1636—97) The Grounds and Occasions of the Contempt of the Clergy and Religion enquired into, London 1670 und öfters aufgelegt.
4 5 5
Gassendus Pierre Gassand (1592-1655), französischer Theologe, Mathematiker und Physiker, schrieb u. a. eine Biographie über Epikur, De vita et moribus Epicvri . . . Lyon 1647. 2. Auflage 1656. Sein bekanntestes Werk ist Syntagma philosophicum (1658). Er vertrat eine Atomlehre, die gegen Descartes gerichtet war. 24 Pomponatius Pietro Pomponazzi (1462—1525), italienischer Philosoph. Sein Hauptwerk war De Immortaliate anima:, Bologna 1516, in dem er für die Sterblichkeit der Seele eintrat. Seine Lehre wurde von der Kirche verworfen und widersprochen, doch ohne daß er exkommuniziert wurde. 29 Silhon Jean Silhon (f 1667), französischer Akademiker. Seine Untersuchung De l'immortalité de l'ame, die mehr als tausend Seiten umfaßt (und Cardinal Richelieu gewidmet ist), erschien zu Paris 1634. Digby Sir Kenelm Digby (1603 — 65), abenteuerlicher englischer Staatsmann, Marineoffizier und Schriftsteller. In der Religion schwankte er zwischen dem römischen Katholizismus und der englischen Staatskirche. Von seinen Werken kommt hier nur A Treatise declaring the Operations 45*
692
Johann Christoph
Gottsched
and Nature of Man's Soul, out of which the Immortality of reasonable Souls is evinced, Paris 1644, in Frage. 4 5 6
^ Locke und Malebranche Gottsched denkt an An Essay concerning Human Understanding von John Locke (1632—1704), dessen erste Fassung in Buchform 1690 erschien. Lockes Werk rief eine Kontroverse über die theologischen Aspekte seiner Philosophie hervor. Gottsched besaß Werke von Locke in englischer, französischer und deutscher Sprache (u. a. die dt. Übers. Versuch vom menschlichen Verstandt, von Heinrich Engelhard Poley [1686-1762], Altenburg 1757. Über Poley, siehe seine Biographie in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1762, S. 693-701). — Es ist nicht eindeutig, an welches Werk des französischen Vertreters des Cartesianismus, Nicolas Malebranche (1638—1715), Gottsched denkt, wohl aber an das Hauptwerk, La Recherche de la Vérité où l'on traite de la nature de l'esprit de l'homme et de l'usage qu'il en doit faire pour éviter l'erreur dans les sciences, Paris 1674—75.
4 5 7
Herr von Voltaire . . . auf eine verstümmelte Art In erster Linie im 13. Brief der Lettres philosophiques (1734, englisch als Letters concerning the English Nation, London 1733), wo Voltaire Locke sehr lobte. Etwa die erste Hälfte des Briefes übernommen (und dann um einige Seiten erweitert) in die Dictionaire philosophique 1764. In Le Philosophe ignorant (1766) kam Voltaire wieder auf Locke (Kap. XXIX, XXXIV, XXXV.). Offensichtlich meint Gottsched, daß Voltaire sich mehr elegant als philosophisch über Locke äußerte. 1753 hatten Voltaire und Gottsched einander in Leipzig kennengelernt. ^ Fuit hacc sapientia Ars poetica 396, 398 „Der Weisheit ursprüngliche Lehren . . . Wehrten der wilden Begattung und schufen Eheverträge. " (Horst Rüdiger)
461
Herrn Gottfried Wilhelms, Freyherrn von Leibnitz, Theodicee, das ist, Versuch von der Güte Gottes, Freyheit des Menschen, und von dem Ursprünge des Bösen, bey dieser fünften Ausgabe durchgehends verbessert, auch mit neuen Zusätzen und Anmerkungen vermehret, von Johann Christoph Gottscheden, Ordenti. Lehrer der Weltweish. zu Leipzig, der Univers. Decemvirn, und Subseniorn, der kön. Preuß. Churmaynzisch. Churbayrisch. und Bonon. Akadem. der Wiss. Mitgliede. Statt einer Einleitung ist die Fontenellische Lobschrift auf den Herrn von Leibnitz von neuem übersetzt. Hannover und Leipzig, Im Verlage der Försterischen Erben, 1763.
693
Kommentar
Gottscheds „Neueste Zugabe zu dieser fünften Auflage der Theodicee. von 1763." aufS. 865-908.
463 '
zwo
8anz verschiedene lateinische Uebersetzungen
Nicht 1720, sondern (datiert) 1719 erschienen zwei lateinische Übersetzungen. Siehe die Anm. zu der Ausgabe vom Jahre 1744; oben S. 229, 17. 24 Joh. Dav. Heermann (1732—82) wurde 1746 Magister in Leipzig. Seine Rede scheint nicht verlegt worden zu sein (obgleich u. a. eine gedruckte Rede auf Luther von ihm bekannt ist). Er war Mitglied von Gottscheds Gesellschaft der frey en Künste sowie seiner Rednergesellschaften. 30 Anaxagoras Vorsokratischer Philosoph des 5. Jhdts. v. Chr.; als Denker Vorläufer der Atomtheoretiker.
464
' Fracastorius Girolamo Fracostoro (1478—1553) vielseitiger Gelehrter, bekannt als Arzt sowie Dichter (und Erfinder des Ausdrucks Syphilis). Ein Standbild zu seiner Ehre wurde 1559 in Verona, nicht Padua errichtet. 12 Joachim Bóldickens Joachim Böldicke (1704 - 57). Es erschien auch Des abermaligen Versuchs einer Theodicee Zweyter Theil: Worinn von den Kennzeichen der Wahrheit, der Glückseligkeit, den Gesetzen der Glückseligkeit, der Ehre GOttes, dem Ursprünge des Bösen, und der besten Welt gehandelt wird . . . Leipzig: Johann Gabriel Büschel 1751. 18 die Absicht des gel. Hrn. Verf. Die drei erwähnten Vorhaben sind eigentlich vom Titelblatt des Abermaligen Versuchs (1746) abgeschrieben. 19 Buddeus Johann Franz Buddeus (1667-1729), Philosoph und Theologe, Gegner Wolffs, war Professor an der Universität Halle, dann Jena.
4£g
471
19 Bûlfingern Georg Bernhard Bilfinger (1693-1750), u. a. Professor der Philosophie in Tübingen; Schüler von Leibniz. Böldicke zitiert die Dilucidationes philosophies; de Deo, anima, humana, mundo, et generalibus rerum affectionibus, vermutlich nach der 2. Auflage, Tübingen, 1740. 27
Qualitates occulta:
28
Idola Tribus
„geheimnisvolle
Züge."
„Götzenbilder des Volkes."
^ Laurenz Valla Fortsetzung des vom Laurentius Valla angefangenen und vom Leibnitz fortgeführten Gesprächs von der Freyheit oder der Gerechtigkeit Gottes . . . 1746 (mit Sondertitelblatt) macht S. 156—230 des durchpaginierten Buches von Böldicke aus.
694 472
Johann Christoph Gottsched
15 Die zweyte Beylage Auch mit besonderem Titelblatt: Einwürfe des Herrn Bayle, wider die geoffenbarte Lehre vom Ursprünge und Bestrafung des Bösen . . S. 231-412. 21 Die dritte Beylage Erweis, Daß keine vollkommenere Gesetze der Glückseligkeit bey vernünftigen Creaturen möglich gewesen . . . (Sondertitelblatt), S. 413-556. 29 eine historische Einleitung Historische Einleitung in die Lehre von der Uebereinstimmung des Glaubens und der Vernunft, dem Ursprünge des Bösen, der besten Welt, und der Freyheit des Menschen . . . (Sondertitelblatt), S. I-LXXX.
473
1 Nie. Friedr. Herbst (1705-72) wirkte hauptsächlich zu Petershagen, Preußen. Seine unhetitelten Beiträge erschienen in Hamburgische Berichte von Gelehrten Sachen auf das Jahr 1746 ab 11. Oktober auf S. 630-32, 638-40, 645 -48, 662-64, 68i-88, 700- 04, 711-12 und 743-44. 9 diese zerstreuten Stücke schen Versuchs einer Theodicee.
474
Gesammelt als Prüfung des Böldicki-
22 Fortgesetzte Prüfung Hahn in Hannover.
Das Werk erschien auch im Verlag von
^ Johann Samuel Müller burg nah.
(1701-73) stand übrigens Lessingin Ham-
16 Gabriel Wilhelm Gòtten (1708-81) hat auch gedichtet und war Mitglied der Deutschen Gesellschaft in Leipzig. Verfasser des vielbenutzten Das jetzt lebende gelehrte Europa . . . III, Braunschweig und Celle 1735— 40. 475
Erläuterungen des Satzes Verfasser war Johann Wilhelm Schaubert (1720—51). Seine anonyme Schrift mit dem Vermerk „Frankfurt und Leipzig" wurde in Nürnberg gedruckt. (Nicht eingesehen).
476
4 Johann Clericus Jean le Clerc (1657-1733). Bei Gottsched oft erwähnt (u. a. in seinen hier abgedruckten Einleitungen zu Ponteneile, 1727; Vergils Aeneis übers, von Schwarz, 1742; Bayles Lexikon III, 1743; Lukian, 1745; Chansierces, 1749). Parrhasiana ou Pensées diverses erschien in Amsterdam 1699-1701. Die Verteidigung des Origenisten befindet sich im 1. Band, S. 306-14. 29 Sophie Charlotte (1668-1705) Kurfürstin, dann (ab 1701) Königin von Preussen als Gattin von Friedrich I. Mit Leibniz befreundet, mit
Kommentar
695
dem sie Diskussionen führte, die als Grundlage für seine Theodicée wirkten. Sie war auch an der Stiftung der Akademie der Wissenschaften in Berlin beteiligt. 477
2 Hr. von Maupertuis Pierre Louis Moreau de Maupertuis (1698— 1759). S. d. Kommentar zu S. 560, 25. Eine Sammlung der Streitschriften, Maupertuisiana, 1753, mit dem fingierten Druckort „Hambourg", wurde rezensiert in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, 1753, 850-57. Über den Streit siehe ibid. S. 85 - 99. 11 einer kleinen vorliufigen Schrift Verfasser war Leonhard Euler (1707—83), führender Mathematiker des 18. Jhdts.; wirkte in Berlin und St. Petersburg. Rezensiert in Neuer Büchersaal III (1746), 355 —66. 17 ein Gegner von Leibnitzen Der Preis fiel Johann Heinrich Gottlob fusti (1720- 71) zu. S. d. Kommentar zu S. 494,14. 22 Hr. Prof. Stiebritzens Johann Friedrich Stiebritz (1707—72), zuerst Professor in Gießen, dann längere Zeit in Halle, hauptsächlich als Professor der Philosophie. Gerade Stiebritz war Verfasser der 38-Seiten langen Widerlegung . . . (Exemplare in Kgl. Bibliothek, Kopenhagen und UB Erlangen-Nürnberg), die Gottsched als das Werk eines anderen anführt. Prüfung der Gedanken . . . (Kgl. Bibl., Kopenhagen), die Gottsched ihm zuschreibt, wurde aber von dem französisch-deutschen Gelehrten Jean Henry Samuel Formey (1711—97), später bekannt als Sekretär der Akademie der Wissenschaften in Berlin, verfaßt. Eine Besprechung dieses Werks befindet sich in Neuer Büchersaal IV (1747) 52- 64. 30 gegenseitige Prüfung Gegenseitige Prüfung der Gedanken von den Elementen der Körper, in welchen das Lehrgebäude von den Einfachen Dingen und Monaden geprüfet wird &c. Zur Vertheidigung dieses Lehrgebäudes angestellet von C. A. K. Frankfurt und Leipzig 1746. (24 S.). Verfasser war Christian Albrecht Körber (Daten unbekannt).
478
3 Heinr. Christoph Nebeln (1715—86). Er war eine Zeitlang Professorin Gießen, aber später Prediger in Worms und Verfasser von mehreren religiösen Schriften. Der vollständige Titel des erwähnten Werks lautet Anmerckungen über die Gedancken von den Elementen der Körper, in welchen das Lehr-Gebäude von den Einfachen Dingen und Monaden geprüfet und das wahre Wesen der Körper entdecket wird, ausgefertiget von Henrich Christoph Nebel. Gießen, bey Johann Philipp Krieger 1747. (32 S.) (Kgl. Bibl., Kopenhagen). 9 Vertheidigung der leibnitzischen Monaden Der ganze Titel der 1747 bei Johann Justinus Gebauer (1710-72) in Halle erschienen Schrift ist
696
Johann Christoph
Gottsched
Vertheidigung der Leibnitzischen Monaden und einfachen Dinge wider den Angriff des Herrn Justi nebst einer Wiederlegung seiner erdichteten leidenden Natur so er jenen in seiner Untersuchung der Lehre von den Monaden und einfachen Dinge &c. entgegen setzet, entworfen von einem Kenner der neuern Weltweisheit. (88 S.) (Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel). 19 Prüfung einer in den Ergetzungen Ergetzungen der Vernünftigen Seele aus der Sittenlehre und der Gelehrsamkeit überhaupt war Justis Organ. Erschien 1747 bei Johann Gottfried Dyck in Leipzig. (Exemplar in der UB Erlangen-Nürnberg). Seine Preisschrift wurde in Band IV (1747), 483 - 546, gedruckt als „Untersuchung der Lehre von den Monaden und einfachen Dingen, worinnen der Urgrund derselben gezeiget wird, als diejenige Schrift, welche in der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin den aufgesetzten Preis auf das Jahr 1747 erhalten hat." 25 Versuch eines Beweises Der vollständige Titel ist Versuch eines Beweises von Einfachen Dingen als Elementen der Körper, Worinnen nicht allein deren Daseyn aus andern Gründen, als bisher gewöhnlich gewesen, hergeleitet, sondern auch deren Kräfte und Nutzen in der Naturlehre gezeiget wird. Nebst einem Sendschreiben an Sr. Hoch-Edelgebohrnen Herrn Johann Heinrich Gottlob Justi Ihro Königl. Hoheit der verwittweten Herzogin von Sachsen-Eisenach wirklichen Rath. Der gelehrten Welt zur Beurtheilung mit Bescheidenheit vorgestellet von Engelbrecht Heinrich Schwänzen Adv immatr. Dreßden gedruckt und zu finden bey Johann Wilhelm Harpetern 1749 (104 S.) (Staats-Bibliothek, München). Die Daten für Schwarz nicht ermittelt. Eine Besprechung des Versuchs in Neuer Büchersaal IX (1750), 79-81.
479
3 Hr. von Premontval André Pierre le Guay de Premontval (1716— 64), peripatetischer autodidaktischer Gelehrter, seit 1752 in Berlin. Auf S. IV in seinem Vorwort schrieb Premontval, „Je m'éleve dans cet Ouvrage contre toutes les sectes de philosophie . . . des idées très imparfaites. Mais je ne m'éleve contre aucune avec plus de force que contre celle de l'immortel Leibniz, la lumiere & la gloire de l'Allemagne!" 34 (Pensées sur la Liberté) Pensées sur la liberté, Tirées d'un Ouvrage manuscript qui a pour Titre: Protestations et Declarations philosophiques sur les principaux objets des conoissances humaines. Berlin et Potsdam chez Chrétien Frédéric Voß 1754. Verfasser war der französisch-deutsche Akademiker Jean Henry Samuel Formey (1711—97). Eine deutsche Übersetzung, „Gedanken von der Freiheit", erschien im selben Jahre in Christian Emst von Windheims Philosophischer Bibliothek, VII, 97—146.
Kommentar
697
480
des großen Monarchen Friedrich der Große 1756—57 (nicht 1758) und unterhielt sich mehrmals mit
481
Fortuna s i v o laeta negotio Horaz, Carmina III, 29, 49. „Das Glück grausam freudig, spielt hartnäckig freches Spiel, schwankend die Ehre, jetzt mir, jetzt den Anderen reicht. "
4g3
13 Kanzler Wolf d. i., Christian Wolff. Seine Schrift De differentia nexus rerum sapientis & fatalis necessitatis . . . erschien zuerst 1723 in Halle und wurde dann abgedruckt in Meletemata mathematico-philosophica cum erudito orbe literarum commercio communicata, Halle 1755, S. 143—51.
besuchte Leipzig Gottsched.
17 Lametrie Julien Offray de La Mettrie (1709— 51), berüchtigter Verfasser von L'homme machine (1748), nach dessen Erscheinen er Zuflucht bei Friedrich dem Großen fand. Mehrere seiner anderen Schriften erweckten Anstoß bei den Zeitgenossen. 25 Liberatus Fassonius Liberatus Fassonius di San Giovanni Battista (c. 1720—1775) wirkte als Lehrer in Senigallia und dann in Rom. Gottsched hatte sich 1760 mit ihm in einer kurzen akademischen Schrift, Ad audiendas orationes duas in memoriam Riedelianam et Seyfertianam . . . befaßt. (Nicht eingesehen). 33 Marqu. d'Argens Jean Baptiste de Boyer, Marquis d'Argens (1704 — 71), französischer Schriftsteller (im Geiste von Montesquieu, Lettres Persanes), der nach einer unruhigen Jugend längere Zeit am Hofe Friedrichs des Großen wirkte, u. a. als aktives Mitglied der preussischen Akademie. Gab 1762 das Ocellus Lucanus (Mitte des 2. Jhdts. v. Chr.) zugeschriebene Werk heraus: Ocellus Lucanus en grec et en françois avec des dissertations sur les principales questions de la Metaphisique, de la Phisique, & de la Morale des anciens; qui peuvent servir de suite à la Philosophie du Bon Sens . . . Berlin im Verlag der Akademie der Wissenschaften. Auf S. 245ff. findet man einen Angriff auf La Mettrie. Premontval wird nur vorübergehend S. 247 erwähnt.
4 8 4
33 Pater Boscovich d. i. Rudjer Josip Boskovic oder Roger Joseph Boscovich (1711—87), Jesuit aus Ragusa; Naturwissenschaftler, der mehrere Schriften auf den verschiedensten Gebieten veröffentlichte. Der Hinweis ist auf sein De aestu maris . . . Rom 1747 (nicht eingesehen). Eine Bibliographie seiner Werke enthalten in Rendiconti Accademia dei Lincei, Reihe VI, 25, (1937). 34
Prof. Euler
Siehe oben,
477,11.
698 485
Johann Christoph
Gottsched
Lucull, in Cicerone akademische Fragen Ursprünglich waren die Academia questiones in zwei Bücher eingeteilt. Das sog. 4. Buch ist ein Teil vom fragmentarisch erhaltenen 2. — Gottscheds Hinweis ist auf Kap. 38 nach modemer Zählung, wo Cicero schreibt, das Weltall könnte unmöglich so schön ohne göttliche Weisheit geschaffen sein: negatis haec tarn polite tamque suhtiliter effici potuisse sine divina aliqua sollertia. Die Vollkommenheit sieht er sogar in den Bienen und Ameisen. 22 Kanzler Wolf Den Hinweis auf Christian Wolffs Cosmologia generalis, methodo scientifica pertractate . . . hat Gottsched von Fassonius.
486
17 V. Briefe an D. Clarken In Recueil de diverses pièces, sur La Philosophie, la Religion Naturelle, l'Histoire, les Mathématiques, &c. . . I, zuerst Amsterdam 1740. Ursprünglich mit französischem und englischem Text as A Collection of Papers, Which passed between the late Learned Mr. Leibnitz, and Dr. Clarke, In the Years 1715 and 1716 . . ., London 1717, pp. 154 -279. 24 Wolf in der Anmerkung zum 248 § Quelle, steht aber (richtig) § 246.
Bei Fassonius,
Gottscheds
30 Dilucidationen Den Hinweis aus Fassionius hat Gottsched unvollständig wiedergegeben. Es sollte heißen „Sect. I. cap. 4 § 94". Dort werden Clarke und Wolff sowie Leibniz erwähnt. 4 8 7
^ ' n "ner Einladungsschrift „De obiectionibus viri ciar. Liberati Fassonii, contra rationis sufficienties principium." Gedruckt in Nova Acta Eruditorum (Nov.), 1760, S. 597-613.
488
^ Carus Pythagoras Quelle für den Wortlaut bei Gottsched nicht ermittelt. Ähnliche Sätze sind verschieden überliefert. Ob der Ursprung bei Plato (,,Phaedon") zu suchen ist, ist unsicher. 33 Beweise von der Einigkeit Gottes In der 2. Aufl. der Weltweisheit ist dieser sog. Anhang in den Text des 1. Bandes, S. 115—36, als „Philosophisches Gespräche, über die Frage: Ob mehr als ein unendliches Wesen seyn könne" aufgenommen. In der 7. Aufl. kommt dasselbe Gespräch tatsächlich als „Anhang" vor und zwar am Ende des 2. Bandes, S. 443 - 60, mit einem „Vorbericht zur I. Abhandlung" versehen, wo erklärt wird, das Gespräch sei „in einer philosophischen Gesellschaft guter Freunde" (d. i., der Deutschen Gesellschaft) 1732 entstanden.
491
Benedictus Stay (1714-1801) Jesuit; wirkte lange Zeit in Rom. Das von Gottsched erwähnte Werk ging von Descartes Philosophie aus. Eine spätere Ausgabe in drei Bänden benutzte auch die Lehren Newtons. Eine
Kommentar
699
Besprechung der 2. Aufl. von Stays Philosophia (in "Versen geschrieben), Rom 1747, erschien im Neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste VIII (1749), 210- 23. 34 492
Maupertuis
S. d. Kommentar zu 560,25.
11 Alexander Pope (1688-1740) Essay on Man, ursprünglich „Ethic Epistles to Henry St. John, L. Bolinghroke," 1733 —34. Eine Besprechung der dt. Ubersetzung durch Heinrich Christian Kretsch (f 1781), Altenburg 1759, in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1759, 750— 58. 33 Abt Renel d. i., Abbé Jean François du Resnel du Beilay (1692— 1761). Die zweite französische Ubersetzung ist in Prosa und erschien 1736. Abbé Resnel wird aber im Vorwort als Ubersetzer von Popes Essay on Criticism erwähnt. 34 Hr. Superind. D. am Ende Johann Joachim Gottlob am Ende (1704 — 77), zuletzt Superintendent in Dresden. Seine Übersetzung ist betitelt Commentatio de homine poetica ex anglico idiomate in latinvm . . . Wittenberg 1743. Hr. Grótsch Johann Wilhelm Groetsch (1688-1752), war ab 1738 Superintendent in Suhla (Thüringen). Es gibt zwei anonyme Übersetzungen von Popes Gedicht aus den Jahren 1741 (Frankfurt) und 1756 (Leipzig). Vermutlich schreibt Gottsched die zweite Übersetzung Groetsch zu: Philosophisches Lehrgedicht von Menschen. Es folgten noch zwei andere deutsche Übersetzungen in den nächsten 16 Jahren.
493
494
® Optimismi macula De optimismi macula diserte nuper Alexander Popio Anglo, tacite autem G. G. Leibnitio perperam licet inusta. Leipzig 1753. (Titel nach Waniek). 1
Nil mortalibus
Horaz, Carmina, I, 3, 37.
3 ein berühmter Lehrer der gôttingischen hohen Schule Johann Matthias Gesner (1691—1761), Professor der klassischen Philologie in Göttingen seit 1734. Zugleich Bibliotheksdirektor. 14 Die gekrönte Preisschrift Dissertation, qui a remporté le prix proposé par l'Academie Royal & belles lettres sur le Système des monades, avec les pièces qui ont concouru, (zweites Titelblatt:) Abhandlung, welche den von der Königlichen Preußischen Academie der Wissenschaften auf das Lehr-Gebäude von den Monaden gesetzten Preiß erhalten hat. Nebst einigen andern über diese Frage eingeschickten Schrifften. Berlin: Haude und Spener 1748. Der Verfasser war Johann Heinrich Gottlob Justi (1720— 71). — Schon im 5. Band (1747/48) der in Leipzig bei Breitkopf erscheinen-
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Gottsched
den Ergetzungen der Vernünftigen Seele aus der Sitterilehre und der Gelehrsamkeit überhaupt erschien ein von Justi verfaßter „Anhang Zu der Untersuchung der Lehre von den Monaden und einfachen Dingen" (S. 121—34), datiert Sangerhausen 12. August 1747, als Reaktion auf eine Rezension in Gottscheds Neuem Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste V (1747), 87- 90. 18 die philosophische Bibliothek zu Erlangen d. i., die Göttingische Philosophische Bibliothek hrsgg. von Christian Ernst von Windheim (1722 —66), der 1747 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1750 ord. Professor in Erlangen wurde. Im 1. Band (1749), S. 470-506, und 2. Band (1750), S. 4—64, gibt es einen „Entwurf einer kurzen Geschichte der Schriften von den Monaden oder Elementen der Körper von den Zeiten Leihnizens bis auf die itzigen," von Windheim selbst verfaßt. 25 Prof. Formey In Recherches sur les Elemens de la materie, o. O. 1747. Das Exemplar der SUB Göttingen ist ein Geschenk des Verfassers an die (dortige) Deutsche Gesellschaft, 1750. Die deutsche Übertragung ist die obenerwähnte Prüfung der Gedancken eines Ungenannten von den Elementen der Körper. Leipzig: Bernhard Christoph Breitkopf 1747. 29 Hr. R. Reinhard Adolph Friedrich Reinhard (1726- 83), als Theologe und Jurist tätig; als Dichter unbedeutend. Fleißiger Schriftsteller und Beiträger zu kritischen Zeitschriften. Die von der preußischen Akademie herausgegebene Dissertation qui a remporté le Prix proposé par l'Academie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Prusse, sur l'Optimisme, avec les pièces qui ont concouru, Berlin 1755, enthält seine Preisschrift, „Le Système de Mr. Pope sur la Perfection du Monde, comparé à celui de Mr. de Leibnitz, avec un examen de l'Optimisme ..." (48 S.). Eine deutsche Übersetzung dieser Schrift durch Johann Adolph Friedrich von Gentzkow (Daten unbekannt) erschien 1757 in Greifswald als Des Herrn Adolph Friedrich Rheinhards Abhandlung von der besten Welt (Titel nach der Leibniz-Bibliographie, 1967, S. 362). — Der Hamburger Theologe und Historiker Christian Ziegra (1719-78) gab eine Sammlung der Streitschriften über die Lehre von der besten Welt und verschiedenen damit verknüpften wichtigen Wahrheiten, Rostock und Wismar 1759, heraus. (Titel nach der Leibniz-BibliographieJ.
6 Côlestin Schirmann (1724 — 93). Obgleich er mit der erwähnten Schrift großes Aufsehen erregte (und deswegen in seiner Heimat angegriffen wurde) und sonst als tüchtiger Lehrer und Geistlicher bekannt war, hat er sonst sehr wenig veröffentlicht. Eine Besprechung seiner Schrift ist enthalten in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1757, 326—32.
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30 Candide, ou l'Optimisme Voltaires berühmter Roman erschien zuerst anonym 1759. Er enthält Anspielungen auf den teleologischen Optimismus von Leibniz.
4 9 7
8 Marquisinn von Chatelet Gabrielle Emilie Le Tonnelier de Breteuil, Marquise Du Chatelet (1706—49). S. d. Kommentar zu S. 234,1. 14 Pope est un Scélérat Zeilen 87- 90 aus Voltaires Gedicht „De l'envie" (1737), später aufgenommen in Discours en vers sur l'homme, 1752. 24 des Neuesten aus der anmuth. Gelehrs. Die Besprechung ist auf S. 527—37 in Gottscheds Zeitschrift, Jahrgang 1759, enthalten. Das hier wiedergegebene Zitat reicht bis S. 530.
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24 Risum teneatis amici Euch enthalten, Freunde."
Ars poetica Ζ. 5. „Könnt Ihr des Lachens
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Ί Admiral Bing Der historische Admiral John Byng (1704 - 57) wurde von einem englischen Militärgericht zum Tode verurteilt, nachdem er im Mai 1756 hei Menorca von der französischen Flotte besiegt wurde. Auf seinen Fall wird in Voltaires Roman hingedeutet. 26 Hrn. von Bar Georg Ludwig von Bar (1702 - 67), französisch schreibender deutscher Dichter. Im ersten Band seiner Babioles littéraires 8c critiques en prose et en vers (zuerst 1761.) ist ein Aufsatz Uber Voltaires Candide, in dem auch Leibniz erwähnt wird. Von einem „Anfall" kann aber nicht die Rede sein. (In der 2. Aufl. Hamburg 1761, S. 97-106).
500
' Crousaz Jean Pierre de Crousaz (1663-1750), wirkte am längsten als Professor der Theologie in Lausanne. Philosophischer Gegner von Bayle sowie Leibniz. Er hat auch ein kritisches Werk über Pope geschrieben: Examen de l'essay De Monsieur Pope sur l'homme, 1737.
501
^ d'Argens Man vgl. die Bemerkung oben zu S. 483, Z. 33. Der Hauptbeitrag in Verbindung mit den Pythagoristen war die Ausgabe des Ocellus Lucanus. In den ersten zehn angehängten „Examens critiques" zu d'Argens La Philosophie du bon-sens ou reflexions philosophiques . . . / / , Dresden 1754, S. 2 8 3 f f , schreibt d'Argens auch über Pythagoristen.
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14
UtZ Tl,eodicee Johann Peter U(t)z (1720-96). Das Gedicht enthalten in Lyrische und andere Gedichte . . . Anspach: Jacob Christoph Posch 1756, S. 157.
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Christoph
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16 Canitzens Gedicht Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz (165499) „Uber die Gnaden-Wahl" enthalten in den anonym herausgegebenen Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte, Berlin: Johann Michael Rüdiger 1703, S. 10-12. Der Frau Luise Adelgunde Victoria Gottschedinn, geb. Kulmus, sämmtliche Kleinere Gedichte, nebst dem, von vielen vornehmen Standespersonen, Gönnern und Freunden beyderley Geschlechtes, Jhr gestifteten Ehrenmaale, und Jhrem Leben, herausgegeben von Jhrem hinterbliebenen Ehegatten. Leipzig, bey Bernhard Christoph Breitkopfen u. Sohne. 1763. Gottscheds „Leben der weil, hochedelgebohrnen, nunmehr sei. Frau, Luise Adelgunde Victoria Gottschedinn, geb. Kulmus, aus Danzig," auf Gottscheds „Leben" seiner Frau, das als Einleitung zu seiner Ausgabe ihrer „Kleineren Gedichte" dient, ist eine Schilderung selbstbiographischer Art, die bei Gottsched sonst nicht vorkommt. Zwar brachte er ein Verzeichnis und eine kurze Verwertung des eigenen Schaffens in der sechsten Auflage seiner Weltweisheit im Jahre 1756. aber von seinen vielen Unternehmungen — woran Frau Gottsched auch beteiligt war — sowie die Bekanntschaften, Vorhaben und Reisen des Ehepaars, erfahren wir in erster Reihe durch diese ausführliche Einleitung. Hier spricht Gottsched auch aus der Erfahrung, ohne sich auf gelehrte Nachschlagewerke zu stützen. Es geht nicht darum, den Leser von irgendeinem Prinzip zu überzeugen oder lehrreich zu sein; er will von einem tätigen Leben berichten. Zwar gibt es manche Bemerkungen, die wissenschaftlich aufschlußreich sind und nur einen flüchtigen Berührungspunkt mit Frau Gottsched haben — etwas das von der wissensprudelnden zyklopädischen Natur Gottscheds zeugt. Tatsache ist, daß Frau Gottsched ( 1713—62) ihrem Mann großen Beistand leistete. Er hatte sich als Gelehrter und Kritiker schon, bevor er sie heiratete, durchgesetzt — und Fräulein Kulmus hatte selbst schon manches geschrieben und übersetzt. Nach der Heirat im Jahre 1735 widmete sie ihre Kräfte den verschiedenen Unternehmungen des Gatten. Vor allem hat Frau Gottsched fleißig aus dem Französischen und dem Englischen übersetzt. Wenigstens im Englischen war sie noch bewanderter als ihr Mann. Dramen hat Frau Gottsched geschrieben und war insofern selbständige Schriftstellerin, aber auch diese Dramen waren ein Glied in der sich entwickelnden Kette des mordernen deutschen Dramas und entstanden auf Anregung des Herrn Gottsched. Es läßt sich nicht bestreiten, daß Frau Gottsched unter die fleißigsten und zugleich gelehrtesten Mitglieder ihres Geschlechts in Deutschland im 18. Jahrhundert zu rechnen ist. Sie war jedoch etwas schüchtern der Öffentlichkeit gegenüber und ließ sich manchmal — so scheint es wenigstens — von ihrem Mann in den Hintergrund schieben. Es ist aber ihr eigener Entschluß
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gewesen, daß sie sich nicht als Mitglied in die deutsche Gesellschaft aufnehmen ließ. Es ist hie und da angedeutet worden, daß Gottsched kein keuscher Ehemann gewesen sei; darüber weiß man nichts Bestimmtes. Daß er seine Frau immer liebenswürdig behandelte, anerkennend erwähnte und für ihre geistigen Gaben bewunderte, steht fest. Die Gedichte die Gottsched an seine Braut und dann an seine junge Frau schrieb, gehören zu seinen besten. Aus ihnen redet mehr als nur der Formgeist. Die andere Quelle zum Leben von Frau Gottsched sind ihre Briefe an die Freundin Dorothea Henriette Runkel, welche Frau Runkel 1771 — 72 herausgab.
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1 L e b e n . . . Der erste Teil (etwa 23 Seiten) von Gottscheds „Leben" seiner Frau erschien zuerst in vier Teilen als „Nachricht, von dem Leben, Tode und Begräbnisse der hochedelgebohrnen nunmehr sei. Frau, Louise Adelgunde Victoria Gottschedinn, geb. Kulmus, aus Danzig" in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1762, S. 465—72; 552—60; 631-38; 878- 80. 9 Johann Georg Kulmus arzt. Wirkte in Danzig.
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(1680—1731) wurde kgl. polnischer
Leib-
^ Johann Victor, Baron von Besenvol, d. i. Jean Victor de Besenval de Bronstatt (1671—1736); stammte aus der Schweiz und wurde Soldat und Diplomat in französischen Diensten. Erst 1722 wurde er Leiter der Schweizergarde. 1713—21 war er französischer Gesandter in Polen. 12 Ludovica Bielinska Bielinski, starb 1713.
geb. Mohrstein. Ihr Mann, Casimir
Ludwig
20 Johann Adam Kulmus (1689—1745) Mediziner; wirkte seit 1725 am Gymnasium in Danzig; hat astronomische, medizinische und physische Schriften veröffentlicht. 23 Johann Ernst Kulmus Halbbruder von Frau Gottsched, disputierte 1730—32 in Leipzig. Eine Rede an ihn von Johann David Steinmüller (1708—nach 1758) ist erhalten in Proben der Beredsamkeit, Leipzig 1738, S. 58- 72. 26 Hrn. Thomson zu Göttingen JohnThompson (1693—1768) wirkte an der Universität Göttingen als Lektor der englischen Sprache und hat dort 1737 ein Lehrbuch herausgegeben: English Miscellanies, (4), 608, (1) S. —. Besprochen in (Leipziger) Neue Zeitungen von gelehrten Sachen, 1737, S. 390.
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Gottsched
12 der berühmte Secretar Klein Jacob Theodor Klein wurde 1713 Stadtsekretär in Danzig. Sonst als Naturforscher 13
Herr D. Kade
nicht
(1685-1759) bekannt.
identifiziert.
17 St. Evremont Charles de St. Denis, Seigneur de Saint Evremond (1613 — 1703), wurde vor allem wegen seiner Briefe und Essays viel gelesen. 18 Antonins Betrachtungen André Dacier (1651-1722) übersetzte Marc Aurel schon 1691: Réflexions morales de Marc-Aurèle, mit Anmerkungen sowohl von ihm als seiner Frau Anne Lefèvre Dacier (1654—1720); mehrmals aufgelegt. Die deutsche Ubersetzung von Johann Adolph Hofmann (f 1731), Des Römischen Kaysers Marcus Aurelius Antoninus erbauliche Betrachtungen über Sich Selbst . . . Hamburg 1723; 3. Aufl. 1735. 19 Telemach Der berühmte didaktische Roman Les Avantures de Télèmaque von François de Salignac de la Motte Fénelon (1651 — 1715). 23 wie Sophroniskus vormals krates.
Sophroniskus
war der Vater von So-
31 Joh. Christ. Rembolds Perspectiv-Reißkunst Rembold (Daten unbekannt) hat das ursprünglich 1642 —49 in Paris anonym erschienene Werk des Jean Dubraeil (1602—70) bearbeitet als Perspectiva Practica, Oder Vollständige Anleitung Zu der Perspectiv-Reiß-Kunst / Nutzlich und n o t wendig Allen Mahlern / Kupfferstechern / Baumeistern / Goldschmieden / Bildhauern / Stickern / Tapezierern und andern so sich der Zeichen-Kunst bedienen. . . . Augsburg 1710.
1 Prinzessin von Cleve Der Roman La Princesse de Clèves, Pans 1678, von Mane Madeleine, Comtesse de La Fayette (1634 —93). Eine anonyme deutsche Übersetzung Liebes-Geschichte des Hertzogs von Nemours und der Printzesin von Cleve war schon 1711 erschienen. eine große Heldenode Das glückliche Rußland, am Geburtstage Ihro Kayserl. Maj. Annae Iwanownae 1733, in einer Ode erwogen. Danzig 1733, Folio (Titel nach Meusel). 23 Lambert Betrachtungen über das Frauenzimmer Anne Thérèse de Marguenat de Courcelles, Marquise de Lambert (1647-1733), schrieb u. a. Reflexions nouvelles sur les femmes. Par une dame de la cour, Paris 1727. Übersetzt von der 17-jährigen Braut Gottscheds als Der Frau von Lambert Betrachtungen über das Frauenzimmer übersetzt durch L. A. V. K. von welcher auch einige Gedichte angehängt. Leipzig 1730. (Titel nach Meusel).
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32 Frau von Gomez . . . Triomphe de l'Eloquence Magdalene Angélique Gomez (1684—1770): La triomphe de l'Eloquence, Paris 1730. 512
Jungfer Ziunemannin in Erfurt Sidonia Hedwig Zäunemann (1714-40), weckte schon früh mit einigen Gelegenheitsgedichten Aufmerksamkeit. Eine Sammlung ihrer Gedichte erschien in Erfurt 1738. Im selben Jahr wurde sie von der Universität Göttingen zur gekrönten Poetin ernannt. 34 wegen des Königs Stanislaus Stanislaw Leszczynski (1677— [1704]—1722—[1735]—1766). Im polnischen Thronfolgekrieg flüchtete er nach Danzig, und die Stadt wurde vom russischen Heer belagert und (1734) besetzt.
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11 Addisons Cato Joseph Addison (1672-1719), sein Cato, obgleich früher geschrieben, wurde erst 1714 erfolgreich aufgeführt. Es folgten mehrere Übersetzungen und Umarbeitungen. Frau Gottscheds Übersetzung hieß Cato, ein Trauerspiel aus dem Englischen. Übrigens ist Addisons Stück in obenerwähnten English Miscellanies von John Thompson enthalten. 33 Herr M. Schwabe Johann Joachim Schwabe (1714—84) hatte schon Gottscheds Gedichte herausgegeben, wurde aber am meisten bekannt als Herausgeber der Belustigungen des Verstandes und Witzes. War auch Herausgeber der Reihe Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Land . . ., 1747ff. 35 Rollins Art die schönen Wissenschaften zu lehren Charles Rollin (1661—1741) Traité de la manière d'étudier et deseigner les belles-lettres I—IV (1726—28) verdeutscht nach der Vorlage einer holländischen Übersetzung vom Jahre 1732 von Johann Joachim Schwabe als Anweisung, wie man die freyen Künste lehren und lernen soll I—IV. Leipzig: Bernhard Christoph Breitkopf 1738-37.
5J4
10 der deutschen Ausgabe des baylischen Wörterbuches unten im Texte, S. 526. 35
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Lucius Verus
Der Name ist eine Erfindung
von Frau
Man siehe Gottsched.
^ Triumph der Weltweisheit Triumph der Weltweisheit nach Art des französischen Sieges der Beredsamkeit der Frau von Gomez. Nebst einem Anhange dreyer Reden von L. Α. V. Gottsched, geb. Kulmus. Leipzig 1739. Eine lange Besprechung dieses Buches erschien in Bibliothèque Germanique XLVIII (1740), 163-84. 12 Amaranthes Gottlieb Siegmund Corvinus (1677-1746), gemeint sind Teutsche Reden von unterschiedlicher Gattung, Leipzig 1734. 46
Gottsched X/2
706 5 J /
Johann
Christoph
Gottsched
20 der sel. Mag. Schulz Johann Traugott Schulz (1731—55); ein Nachruf auf ihn („Lebensumstände . . .") von Johann DanielTitius (1729— 96) befindet sich in Sammlung einiger Ausgesuchten Stücke der Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig, III, Leipzig 1756, S. 472- 78. 26 Femme Docteur ou la Theologie Janseniste tombée en quenouille Liege 1730, von Guillaume Hyacinthe Bougeant (f 1690), wurde von Frau Gottsched anonym bearbeitet als Die Pietisterey im Fischbeinrocke, oder die Doctormässige Frau, Rostock 1736. 14 Pastor Neumeister Erdmann Neumeister (1671-1756), Kritiker, Dichter und Theologe, in der Critischen Dichtkunst erwähnt, war eifriger anti-Pietist und erregte viele Widersprüche von pietistischer Seite. Ab 1715 wirkte er in Hamburg. Nach seinem Tod fand eine Gedenkfeier für ihn in Leipzig statt.
^ J^
6 Herrn Krebsen Der mit Frau Gottsched gleichaltrige Johann Ludwig Krebs (1713—80) wurde auf EmpfehlungJ. S. Bachs ihr Privatlehrer. Er wird zu den bedeutendsten Bach-Schülern gerechnet. 18 Joh. Fr. Gráf (1711-87) Gemeint ist Grafs Sammlung verschiedener und auserlesener Oden . . . 2. Theil. Halle 1739. 21 Hofrath von Mitzier, in Warschau Lorenz Christoph Mi(t)zler, der Vater der deutschen Musikwissenschaft (1711—78), lehrte zwischen 1736 und 1743 an der Universität Leipzig. Ab 1747 wirkte er am Hofe in Warschau. 27
der voltairischen Zaire
La Zayre erschien zuerst 1733.
31 Cornelia Marie Anne Barbier (1670-1742). Ihre Tragödie Cornelie, mère des Gracques, erschien 1703 in Paris. Frau Gottscheds Übersetzung steht in Die deutsche Schaubühne II, 1741, S. 163 -230. Auch selbständig 1761 zu Wien als Cornelia, die Mutter der Grachen. 520
^ Voltaire, Alzire, die Americanerinn Alzire, ou les Américains erschien zuerst 1736. Gemäß Gottsched, muß seine Frau das Stück sofort übersetzt haben. Es erschien jedoch erst 1741 in der Deutschen Schaubühne. 25 Secretir Kopp in Dresden Johann Friedrich Kopp(e) (Daten unbekannt) . Des Herrn von Voltaire Trauerspiel : Alzire, Oder Die Americaner genannt, Jn deutsche Verse übersetzt, Und Jn einer Vorrede beurtheilt. . ., Dresden 1738. 1744 hat Kopp die Übersetzung von Tassos Befreitem Jerusalem herausgegeben.
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27 Licentiat Stûven in Hamburg Peter Stüven (1710—nach 1769). Alzire, oder die Americaner . . . Hamburg 1739. Eine neue Ausgabe erschien in Wien 1766 als Bd. XI in Neue Sammlung von Schauspielen . . . 521
" Cabinetsminister von Manteufel Ernst Christoph von Manteuffel (1676—1749), Gottscheds Gönner, war 1716 Cabinetsminister geworden und 1719 in den Reichsgrafenstand erhoben. Nach dem Austritt aus dem Staatsdienst (1730) wohnte er in Berlin bis zu seiner Landsverweisung, wonach er sich in Leipzig niederließ. In Berlin stiftete er 1736 die sog. Gesellschaft der Aletophilen, die kurze Zeit großes Ansehen genoß. 13 Propste Reinbeck Johann Gustav Reinbeck (1683-1741). Kommentar zu 430,9.
S. d.
20 in dem 1. Stücke der Belustigungen des Verstandes und Witzes, 1741, auf S. 31-35. 24 Frau Professor Richterinn, einer geb. Bornerinn Johanne Sophie Richter (f 1739) Gottsched hat eine Rede, ,,Trostschrift an Hm. Georg Friedrich Richtern ..." bei ihrem Tod gehalten. Vgl. Bd. IX/1, S. 318ff. dieser Ausgabe. 31 M&nsterberg d. i. Johannes Otto aus Münsterberg (f 1416), Führer der Prager Professoren und Studenten, die aus Prag auswanderten und 1409 die Universität Leipzig gründeten. 523
^ Quo, quo sceleste, ruitus „Wohin, wohin beeilet ihr euch verbrecherisch?" Vielmehr der Anfang von Horaz' 7. Epode.
524
^ Gedrucket, mehr als einmal nachgedrucket SUB Göttingen hat ein Exemplar o. O.: Horatii Als Eines Wohlerfahrnen Schiffers, treumeynender Zuruff An alle Wolfianer, Jn einer Rede über die Worte der XIV. Ode des Iten Buchs betrachtet; Wobey zugleich die Neuere Wolfische Philosophie grundlich wiederleget wird, 1739, pp. 16, Der irreführende Hinweis auf Horaz im Titel war vermutlich absichtlich. 19 D. Eachards John Eachard (c. 1636-97) wurde Vizekanzler der Universität Cambridge, nicht Oxford. Sein witziges The Grounds and Occasions of the Contempt of the Clergy and Religion enquired into . . . erschien anonym zu London 1670 und wurde öfters aufgelegt. Die anonyme Übersetzung, die mit einem Vorwort von Johann Gustav Reinbeck erschien, hieß Untersuchung der Ursachen und Gelegenheiten, Welche zur Verachtung der Geistlichen und der Religion Anlaß gegeben . . . Berlin 1740. 26 Kriegsraths von Dieskau Karl Wilhelm von Dieskau führender preußischer Soldat (zuletzt Generalleutnant). 46*
(1701-77),
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33 Prof. Engelke Hermann Christian Engelcke(n) (1679-1742) war Professor für Theologie an der Universität Rostock. Schüler von Johann Joachim Weidner (1672-1732). 34 D. Kluge Johann Daniel Kluge (1701—68). Gottsched wird ihn 1726 in Leipzig kennengelernt haben. Wirkte in Hamburg, Dortmund und zuletzt in Zerbst.
21 Marquisinn von Chatelet Gabrielle Emilie Le Tonnelier de Breteuil, Marquise du Chatelet (1706—49). Gelehrte und Dichterin, Schülerin des unten erwähnten Samuel König und Freundin von Voltaire. 22 H i n von Mairan Jean Jacques d'Ortous de Mairan (1678-1771), ab 1741 Sekretär der Akademie. „Sur l'Estimation & la mesure des Forces Motrices des corps" wurde veröffentlicht in Histoire de l'Academie royale des sciences Année M.DCC XXVIII unter den „Memoires," S. 1—49. 26 ihrer Einleitung zur Naturkunde D. i. die anonym erschienene Institutions de physique, Paris 1741. Eine Ausgabe erschien im selben Jahre in Amsterdam (SUB Göttingen). Das Buch beginnt mit einer Auseinandersetzung mit Leibniz' Metaphysik, 30 in einem gedruckten Schreiben Lettre de M. Mairan . . . A Madame *** Sur la Question des Forces Vives, en réponse aux Objections qu'elle lui fait sur ce sujet dans ses Institutions de Physique, Paris 1741, Pp. (2), 52. 31 in einer zu Brüssel 1741 gedruckten Schrift Réponse de Madame la Marquise du Chastelet, a la lettre que M. de Mairan . . . lui a écrite le 18. février 1741. Sur la question des forces vives. Bruxelles: Foppens 1741. — Auch eine Ausgabe ohne Erwähnung des Namens Du Chatelet. (Wisconsin UB). 32 Einer gelehrten Franzôsinn und Philosophinn Schrift Zwo Schriften welche von der Frau Marquise von Chatelet und dem Herrn von Mairan, das Maß der lebendigen Kräfte in den Körpern betreffend, sind gewechselt worden . . . 1741.
526
^ aletophilischen Schaumünze Die Gesellschaft der Aletophilen war eine philosophisch freisinnige Gruppe, die 1736 von Gottscheds Gönner Graf Manteuffel in Berlin gegründet worden war. In Berlin 1688—1840. Geschichte des geistigen Lebens der preußischen Hauptstadt I, (1893), S. 194, schreibt Ludwig Geiger, „Denkmünzen schlagen mit stolzen Inschriften war wohl das Hauptvergnügen der Berliner Genossen und ihres Stifters."
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17 Leibnitzische Antwort auf Baylens Einwürfe „Lettre de M. Leibnits à l'Auteur, contenant un Eclaircissement de difficultez que Monsieur Bayle a trouvées dans le systeme nouveau de l'Union de l'âme et du corps," in Histoire des Ouvrages des Savans, Juli 1698, V., 332-42. Dt. Übers, in der dt. Fassung von Bayles Wörterbuch, IV (1744), S. 86-87. 19 noch eine andere Antwort „Response de Mr. Leibnitz aux Réflexions contenues dans la seconde Edition du Dictionaire Critique de Mr. Bayle, Article Rorarius, sur le Système de l'Harmonie préétablie" in Historié Critique de la Republique des Lettres XI, Amsterdam 1716, S. 78ff. Gottsched bringt seiner Frau Übers, in der dt. Fassung von Bayles Wörterbuch, IV 1744, S. 709-13. 22
Hrn. Kónigslówens
S. d. Kommentar zu S. 95,19.
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' den englándischen Spectator Die berühmte sog. Moralische Wochenschrift, redigiert von Richard Steele (1672-1729) und Joseph Addison (1672-1719), wonach eine ganze Richtung in der Geschichte der Publizistik ihren Namen erhalten hat, erschien zuerst in den Jahren 1711 — 12 (und wurde eine Zeitlang 1714 fortgesetzt). Die Zeitschrift war aber nicht die erste ihrer Art, da sie eigentlich ein Ersatz für Steeles früheren Tatler (1709—11) war. Die deutsche Übersetzung durch Frau Gottsched (unter Mitarbeit J. J. Schwabes und ihres Mannes) erschien ursprünglich 1739—43 in 9 Bänden bei Breitkopf. 2. Aufl. 1750; 3. Aufl. 1757.
52g
12 Joh. Maria Maxens Vorschläge Max (Daten unbekannt) wirkte an der Akademie in Liegnitz. Verfaßte Allerneueste Vorschläge zu Verbesserung des Deutschen Schul-Wesens, Hirschberg 1736. Besprochen in Beyträge Zur Critischen Historie IV (1736), S. 416-43. 14 Der Sammler erschien 1736 in Göttingen im Verlag von Johann Michael Fritsch (Daten unbekannt). Infolge einer Bekanntmachung auf S. 7—8 wurde es sehr verbreitet. Es erschien auch eine 2. Auflage im selben Jahr. Frau Gottscheds Besprechung in Beyträge Zur Critischen Historie IV (1735-37), S. 614-44. 15 Stoppens und Hagedorns Fabeln Daniel Stoppe (1697-1747). Neue Fabeln oder Moralische Gedichte der deutschen Jugend zu einem erbaulichen Zeitvertreibe aufgesetzt I—II Breslau 1738—40. Der erste Band war Glafey (s. u.) gewidmet. — Friedrich von Hagedorn (1708—54), Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen erschien in Hamburg 1738. 16 La Mottens von Glafeyen verdeutschte Fabeln Herrn Houdart de la Motte Neue Fabeln, Aus dem Frantzösischen in Deutsche Verße übersetzt und durchgehende mit Kupfern gezieret . . . Frankfurt und Leipzig:
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Gottlieb Siegert 1736. Die Übersetzung wird Christian Gottlieb Glafey (Daten unbekannt) zugeschrieben. Neukirchs Telemach Offensichtlich verwechselt Gottsched mehrere Beiträge über Neukirch. Derjenige im V. Band der Beyträge Zur Critischen Historie S. 517-21, ist nur der (bibliographisierende) Abschluß von zwei anderen Artikeln („Nachricht von denen noch hinterbliebenen ungedruckten Schriften des seel. Herrn Hofraths Neukirch"), die im IV. Band (1735-37) auf S. 123-36 und 474 - 87 vorkommen. 21 P. Försters Lobrede Der österreichische Franziskaner Augustin Förster (Daten unbekannt) veröffentlichte eine Schrift (wovon kein Exemplarvorgelegen hat), veranlaßt durch den Tod Kaiser Karls VI. 1741, dessen lateinischer Titel ein Chronosticon enthält. Frau Gottsched will in ihrer Rezension beweisen, daß die katholischen Geistlichen „es in der Redekunst nicht weiter bringen, als in der Poesie." (Beyträge Zur Critischen Historie VIII [1742 -43], S. 233.) 24 P. Buffiers Abhandlung Claude Buffier (1661-1737) „Des Paters Buffier Abhandlung, daß alle Sprachen und Mundarten die in der Welt geredet werden, in sich selbst eine gleiche Schönheit haben," eine Übersetzung von „VII. Dissertation, Que toutes les langues & les jargons qui se parlent au monde, ont en soi une égale beauté," aus „Examen des préjugez vulgaires," enthalten in Buffiers Cours de Siences sur des principes nouveaux & simples, Paris 1732, Sp. 993-1014. 26 Trillers Prinzenraube Daniel Wilhelm Triller (1695-1782) Der sächsische Prinzenraub, Oder Der wohlverdiente Köhler / Jn Einem Gedichte fiirgestellet, Jn vier Bücher abgetheilet, mit feinen Kupfern gezieret, auch mit historischen Anmerckungen, und einem dergleichen Anhange, nebst Einer ODE erläutert . . . Frankfurt a. M. 1743. Dazu gehören zwei angehängte Schriften mit besonderen Titelblättern. Frau Gottscheds Besprechung auf S. 535 —46. 28 der bodmerschen Übersetzung eines Stückes aus dem Telemach In dem anonymen Character Der Teutschen Gedichte o. O.o.J. (Zürich, 1734), wird auf S. 22—24 aus Fénelons Télémaque ein Stück zitiert, das mit Benjamin Neukirchs Übersetzung verglichen wird (zum Nachteil Neukirchs). 31 Büchersaale der schönen Wissenschaften Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste, redigiert von Gottsched, erschien in 10 Bänden zu Leipzig (bei Breitkopf) 1745—50.
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711
33 Neuesten aus der anmuthigen Gelehrsamkeit Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, redigiert von Gottsched, erschien in 12 Bänden zu Leipzig (bei Breitkopf) 1751-62.
21 neuen Ausgabe der verdeutschten Theodicee Die von Gottsched bearbeitete 4. Auflage der dt. Übers., Herrn Gottfried Wilhelms Freyherrn von Leibnitz Theodicee, das ist, Versuch von der Güte Gottes . . . erschien zu Hannover und Leipzig bei Nicolaus Förster und Sohns Erben, 1744, wurde dann 1763 mit einem neuen Nachwort versehen wieder herausgegeben. Man siehe die Anmerkungen zu Gottscheds Einleitung, in diesem Band, S. 463ff. 30 Recueil de diverses pieces Recueil de diverses Pièces, Sur la Philosophie, la Religion Naturelle, l'Histoire, les Mathématiques, &c. Par Mrs. Leibniz, Clarke, Newton, & autres Autheurs célèbres I—II, Amsterdam 1740.
20 Frau Wernerinn Anna Maria Werner (1688—1753) wirkte zusammen mit ihrem Gatten am Dresdener Hof nach 1721. Eine Skizze ihres Lebens in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1754, 601-11. 34 der popische Lockenraub Herrn Alexander Popens Lockenraub, ein scherzhaftes Heldengedicht. Aus dem Englischen in deutsche Verse übersetzt . . . Leipzig 1744. Schon 1739 war eine anonyme Prosaübersetzung o. O. (infolge Frau Gottsched, Dresden) erschienen: Der merckwürdige Haar-Locken-Raub Des Herrn Pope, Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. 9 unser sehr werther Freuñd Jacques Perard (1712—66), in Frankreich geborener, in Deutschland ausgebildeter Prediger, Gelehrter und Büchersammler, wirkte am längsten in Stettin, Herausgeber von Nouvelle Bibliothèque Germanique I— V (1746—48). Seine zweite Frau war Engländerin. Kein Exemplar von der erwähnten französischen Übersetzung eingesehen. 12 Boucle de Cheveux enlevée Eine frühere Prosaübersetzung mit diesem Titel war schon 1728 in Paris erschienen (neu aufgelegt 1738). Der Übersetzer war wahrscheinlich Pierre François Guyot, Abbé Desfontaines (1685—1745). — Es ist nicht eindeutig welche französische Übersetzung Frau Gottsched tatsächlich benutzt hatte. In der Vorrede zu ihrer Übersetzung (b2r) schreibt sie, vom „gewissenlosen französischen Uebersetzer . . . so klein er auch ist".
712 535
Johann Christoph Gottsched
4 Professor Flottwells Colestin Christian Flottwell (1711-59), Professor der Rhetorik an der Universität Königsberg und Leiter der Deutschen Gesellschaft dort. Man vgl. Gottsched und Flottwell, die Begründer der deutschen Gesellschaft in Königsberg . . . Leipzig: Duncker & Humhlot 1893. 5 Hofr. von Póhling (Daten unbekannt).
Friedrich Wilhelm Pöhling (aus Elbing)
15 Prof. Denso Johann Daniel Denso d. Ä. (1708- 95), längere Zeit Lehrer der Beredsamkeit in Stargard, wirkte dann in Stettin und Wismar; war auch Naturwissenschaftler; hat u. a. Monatliche Beiträge zur Naturkunde 1752—65 herausgegeben. 536
^ Herzogin von Gotha Luise Dorothea (1710-67), eine geborene Prinzessin von Sachsen-Meiningen, seit 1729 mit Herzog Friedrich III (1699-1772) verheiratet. 14 Addisons Guardian Der Aufseher, oder Vormund. Aus dem Engländischen ins Deutsche übersetzt von L. Α. V. G. Leipzig, Bey Bernhard Christoph Breitkopf 1745, I—II. (Neu aufgelegt 1749 als Der Engländische Guardian; oder, Aufseher.J Eine Besprechung mit Auszügen in Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste I (1745), S. 538- 53.
538
^ unbescheidener Vorredner von Königs Gedichten Johann Christoph Rost (1717—65), einmaliger Gottsched-Schüler, hattte sich schon 1742 gegen den Meister gewendet. Seine Vorrede zu Königs Gedichte aus seinen von ihm selbst verbesserten Manuscripten gesammlet und herausgegeben, Dresden 1745, ist sarkastisch; Gottsched und seine Frau werden mehrmals auf eine lächerliche Weise erwähnt. Angehängt sind parodistische Gedichte und Briefe, die angeblich von Gottsched sind. Frau Gottsched hat „mit einer Freymüthigkeit" - mit einem berühmten Epigramm - reagiert: Hört Christen eine neue Mähr: Rost ist des Teufels Secretär! Dies Amt ist ihm gar eben recht, Denn wie der Herr, so ist der Knecht. 17 eines ungenannten C. L. S. nicht ermittelt. Vermutlich nicht der auf S. 564 erwähnte Christian Ludwig Scheid. 29 Herr von Hagedorn Friedrich von Hagedorn (1708— 54), hielt sich einige Jahre (in dänischen Diensten) in London auf und hatte auch später enge Beziehungen zu England.
Kommentar 539
713
* die Stelle von den Siegelringen an dem Halse eines Ahnherrn. Es handelte sich um die Zeilen bei Pope, „Her great great Grandsire wore about nis neck / In three Seal-rings. . ."die Frau Gottsched als alte Sitte erklären kann. 6 Zinkgrâfs Apophtegmaten Julius Wilhelm Zincgref (1591-1635) Deutsche Apophthegmata das ist Der Teutschen Scharfsinnige kluge Spruche In zwei Teil zusammen getragen durch Iulium Wilhelm Zinkgräfen Der Rechten Doktoren, anitzo noch mit dem Dritten Teill vermehret Durch Iohan Leonhard Weidnern. Amsteldam, Bey Ludwig Elzevieren. A° 1653. - Auch mit dem Titelblatt Teutscher Nation Klug-außgesprochene Weißheit . . . Die Auflage vom Jahre 1654 vermutlich bloß ein Neudruck der vom Jahre 1653. 21 Draudens deutschen Bibliothek Georg Draudius (1573-1635), Bibliotheca Librorum Germanicorum Classica. Das ist: Verzeichnuß aller vnd jeder Bücher / so fast bey dencklichen Jaren in Teutscher Spraach / von allerhand Materien hin vnd wider in Truck außgegangen . . . Frankfurt a. M. 1611. 27 nòthigen Vorrath Der erste Teil dieses Werkes erschien zu Leipzig 1757. Ein zweiter Teil erschien dann 1765.
540
^ Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit nicht zustande.
kam
541
1' Les francs Masson écrasés Fortsetzung oder Gegenschrift durch den sonst unbekannten Abbé Larudan von L'ordre des francs-maçons trahi, 1745, des Gabriel Louis Calabre Pérau (1700— 67). Die Übersetzung erschien ohne Erwähnung der Übersetzerin oder des Verlags schon 1746: Die zerschmetterten Freymäurer, Oder Fortsetzung des verrathenen Ordens der Freymäurer . . . 18 Marivaux Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux (1688-1763), besonders bekannt wegen seiner Lustspiele. Der (unvollendete) Roman Le paysan parvenu erschien 1735.
542
' Spectacle de la Nature Verfasser war Noel Antoine Pluche (16881761). Das Werk erschien in mehreren Teilen in Paris 1732—50 (Spectacle de la Nature, ou entretiens sur les particularités de l'histoire naturelle). Deutsche Übersetzung: Schau-Platz der Natur, oder: Unterredungen von der Beschaffenheit und den Absichten der Natürlichen Dinge . . . übers, von F. W. B., I-VIII, zuerst Wien und Nürnberg 1746- 53.
714
Jobann
Christoph
Gottsched
13 Histoire de l'Academie Der erste Band, Geschichte der königlichen Akademie der schönen Wissenschaften zu Paris . . . Mit einer Vorrede ans Licht gestellt von Johann Christoph Gottscheden, P. P. O. . . . erschien 1749 mit der Ortsangabe „ Leipzig . . . verlegts Johann Paul Krauß, Buchhändler in Wien." Erst auf dem Titelblatt des zweiten Bandes wird Frau Gottsched als Übersetzerin erwähnt. Der 10. Band erschien 1757, noch mit Frau Gottsched als Übersetzerin. Der 11. Band jedoch (auch 1757), der aus Zusätzen und Register besteht, wurde „Verfertiget von Herr D. Johann Jacob Reiske, der arabischen Sprache öffentlichem Lehrer in Leipzig." Reiske lebte 1716-74. S. d. Kommentar zu S. 293. 15
543
Hrn. Krausen in Wien Johann
Paul Krauß (Daten
unbekannt).
Seckendorfschen Landsitze zu Meuselwitz Sitz von Friedrich Graf von Seckendorf (ca. 1673—1763), der ein sehr bewegtes Leben als General und Diplomat führte, ». a. als Generalfeldmarschall im Krieg gegen die Türken. 14 in Altenburg von der durchlauchtigsten Herzoginn Die geistreiche, Gottsched ergebene und mit Voltaire und Friedrich dem II. befreundete Louise Dorothea von Sachsen-Gotha und Altenburg (1710—67), geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen. 32 Graf Castell t nach 1760).
Vermutlich Graf Johann Friedrich zu Castell
(1675-
33 Grifinn von Einsiedel, geb. Grifinn Flemming Eva Charlotte Friederike, Gräfin Flemming (1705—58), heiratete Johann Georg von Einsiedel (1692-1760) 1720. Ihr Mann wurde erst 1745 Reichsgraf.
544
* Gräfinnen von Nostitz und von Bubna Es waren verschiedene Gräfinnen mit diesen Namen. Möglicherweise Gräfin Maria Anna Charlotte von Nostitz (1690—1768) oder Gräfin Katharina Elisabeth von Nostitz (1692—1777); Gräfin Theresia Cordule von Bubna und Litic, geb. von Sloupno oder Gräfin Juliana von Bubna und Litic (Daten unbekannt). 17 Frlul. Thomasius Maria Regina Thomasius (f 1768). Ihr Vater (1660—1746), jüngerer Bruder des Christian Thomasius, war ein berühmter Polyhistor und Mediziner. 32 D. Chladenius Johann Martin Chladenius (1710-59), war 1742 Professor „der christlichen Alterthümer" (Jöcher) in Leipzig geworden. 1747 wurde er Professor in Erlangen. Veröffentlichte deutsche und lateinische Schriften.
Kommentar
715
34 D. Huts Caspar Jacob Huth (c. 1710-1760) wirkte seit 1743 in Erlangen. Hat die kleineren philosophischen Schriften Leibniz herausgegeben.
545
Hofrath von Meiern Adam Anton von Meyer (1700 - 74) war Kurator und Kanzler der Universität Erlangen 1748—52.
546
^ Graf von Losy Graf Losy von Losymthal (Daten unbekannt) war bei Restaurierung der Hofbibliothek tätig. Welche Stellung er eigentlich bekleidete, ist nicht klar. 13 Herr Forlosia Nicolaus Forlosia (1694-1758), als Kustos an der Hofbibliothek ab 1723 tätig. 20 Baron von Swieten Gerhard van Swieten (1700 — 72) 1745 von Holland nach Österreich berufen. Führender Mediziner und Reformator der Wiener Universität. Seit seiner Ankunft in Wien war er auch kgl. Bibliothekar; wirkte auch als Censor. 28 Knorr Georg Christian von Knorr (1691 — 1762) war Schulrektor und Bibliothekar in Deutschland gewesen, ehe er durch die Vermittlung des Freiherrn Joh. Christoph Bartenstein (1689—1767) eingeladen wurde. Nachdem er konvertierte, wurde er zum Reichshofrat ernannt. Seine Frau war eine Freiin von Bartenstein. Vockel Vermutlich der Freiherr von Vockel (f 1765), der die Kaiserin später in Wiesbaden als Diplomat vertritt. 29 Senkenberg Heinrich Christian von Senkenberg (1704 — 68), war eine Zeitlang Professor in Göttingen und Gießen gewesen, übersiedelte aber erst 1745 nach Wien, nachdem er in verschiedenen Staatsdiensten gestanden hatte. 35 zu Regensburg gedruckte Ode Die Kaiserinn am Theresien-Feste 1749. - 8 Blätter in Folio, verlegt von den Gebrüdem Zunkel in Regensburg.
549
' Fürstinn Trautson Carolina, Freiin von Hagen (1701-93), die dritte Frau des Fürsten Johann Wilhelm Trautson (1700— 75); vermählt 1746.
552
^ Sarrau d. i. Saurau. Vermutlich Gräfin Josepha, geb. Trautmanndorff (f 1763). 19
Dietrichstein
Karl Maximilian von Dietrichstein (1702- 84).
716
Johann Christoph
Gottsched
Gräfin Harrach Maria Eleonora Fürstin von Lichtenstein (170357) war vermählt mit Graf Friedrich August Gervas Harrach (1696-1749). 20 Khevenhfiller Der spätere Fürst Joseph von Khevenhüller-Metsch (1706— 76), der 1740 zum Gesandten am Hofe in Dresden ernannt wurde. 553
26
Esterhasi
Vermutlich Graf Franz von Esterhazy (f 1758).
554
1 Grafen von Sternberg Franz Philipp von Sternberg (1708- 86), der 16 Jahre seine diplomatische Stelle am polnisch-sächsischen Hof bekleidete. 3 Grafen von Wackerbart August Christoph Reichsgraf von Wackerbarth (1662—1734), hat sich als General ausgezeichnet, war aber „auch ein Liehhaber und Beschützer der Gelehrten, ein vollkommener Kenner aller nützlichen Wissenschaften" (Zedier).
559
^ Memoires oder ausführliche Abhandlungen Der Königlichen Akademie der Aufschriften und schönen Wissenschaften zu Paris, Ausführliche Schriften, darinnen unzähliche Abhandlungen an allen freyen Künsten, gelehrten Sprachen, und Alterthümern, enthalten sind . . . l-II. Leipzig: Verlegts David Siegert, Buchhändler in Liegnitz 1753—54. 20 Churprinzeßin zu Sachsen Die vielseitig begabte Maria Antonia, Kurfürstin zu Sachsen (1724- 80). Über sie vgl. „Biographisch-litterarische Mittheilungen über Maria Antonia Walpurgis von Sachsen" in Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekswissenschaft 1856, S. 336—45, 367-90. 23 meine Uebersetzung Dero Singgedichts: La Conversione di S. Agostino Das Singgedicht erschien auf Italienisch zu Dresden zuerst 1750. Gottscheds Übersetzung „Des Heiligen Augustins Bekehrung ..." enthalten im zweiten Band seiner Gedichte, Leipzig 1751, S. 625-47. 35 II Triomfo della Fedeltà erschien bei Breitkopf in Leipzig zuerst 1754. Mehrmals aufgelegt. Besprochen in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1756, 645 - 68, mit Musikauszügen. Gottscheds Übers, enthalten in Bd. III, 333ff.
560
^ vollständige Sammlung aller Streitschriften Sammlung aller Streitschriften, die neulich über das vorgebliche Gesetz der Natur, von der kleinsten Kraft in den Wirkungen der Körper, zwischen dem H n . Präsidenten von Maupertuis, zu Berlin, Herrn Professor König in Holland u . a . m . gewechselt worden. Unparteyisch ins Deutsche übersetzet . . . 1753.
Kommentar
717
25 Maupertius zu Berlin Pierre Louis Moreau von Maupertuis (1698-1759), Entdecker des Nordpols, seit 1731 Mitglied der franz. Akademie der Wissenschaften, wurde 1741 von Friedrich dem Großen nach Berlin berufen. Sein Tod wurde zum Teil dem Streit mit König zugeschrieben. 26 Königin in Holland Samuel König (1712—57) wirkte in verschiedenen Ländern, ab 1748 aber in Holland, wo er u. a. Bibliothekar des Prinzen von Oranien war. 7 eine gute Dichterinn Traugott Christiana Dorothea Löber(in) verh. Lilien (1725—88), war u. a. Mitglied der Deutschen Gesellschaften in Göttingen, Helmstedt und Jena. Die erste ihrer vier Gedichtsammlungen erschien schon 1741. 11 geh. Ráthinn von Buchwald Juliane Franziska von Buchwald, geb. von Neuenstein (1707- 89), einflußreiche Oberhofmeisterin der Herzogin Luise Dorothea von Sachsen in Gotha. War mit Voltaire (und später Goethe) befreundet. 17 Prinzen Maximilians, Durchl. Frau Wittwe Maximilian (16891753) war jüngerer Bruder des Landgrafen Wilhelm Will, von HessenKassel. Seine Frau war Friederike Charlotte von Hessen-Darmstadt (1698— 1777). 22 Landgrafen Wilhelm zu Wilhelmsthal seinem neuen Landsitz.
d. i. Wilhelm VIII auf
4 der Durchl. Erbprinz, und dermalige regierende Landgraf Prinz Friedrich (1720—85) und Landgraf Wilhelm VII. von Hessen-Cassel. 6 Meinem Bruder Johann Heinrich Gottsched (1706- 71) war seit 1738 Sekretär des im Mai 1753 verstorbenen Prinzen Maximilian von Hessen (Bruder des Landgrafen Wilhelm VIII. zu Kassel). 32 Hofrath Richter Georg Gottlob Richter (1694-1773) Professor der Medizin in Göttingen; auch Dichter vorwiegend in lateinischer Sprache. 2 sein sei. Herr Bruder Georg Friedrich Richter (1691—1742) wurde 1726 Professor der Mathematik zu Leipzig; 1735 Professor der Moral. Unter seinen vielen Schriften ist eine Bearbeitung der deutschen Übersetzung von Leibniz, Theodicée. 7 Kanzler von Mosheim Johann Lorenz Mosheim (1694—1755) hatte 24 Jahre an der Universität Helmstedt gewirkt, bevor er nach Göttingen als Universitätskanzler ging. S. d. Kommentar zu 269,26.
718
Johann
Christoph
Gottsched
Justizrath Gebauer Georg Christian Gebauer (1690-1773) war der erste an die neubegründete Universität Göttingen berufene Professor (der Rechte). Bis dahin war er Professor in Leipzig gewesen. 8 Hofrath Gesner Johann Matthias Gesner (1691 — 1761) war 1734 aus Leipzig nach Göttingen berufen worden. In Leipzig war er Rektor der Thomas-Schule gewesen. 21 des Hrn. Hofraths lateinischen und deutschen Gedichten Hofrath Richter, oben 562,32.
siehe
27 von Schwichelt August Wilhelm Schwichelt (fl. 1736, in welchem Jahre er Mitglied der Deutschen Gesellschaft in Leipzig wurde). 3 Hofrath Werlhof Paul Gottlieb Werlhof (1699-1767), Arzt, und wie sein Freund Haller, auch Dichter. 4 Hofrath Scheid Christian Ludwig Scheid (1709-61), der Kgl. Bibliothek in Hannover.
berühmter war
Leiter
9 Freyhern von Münchhausen Ferdinand von Münchhausen (1719—81), heiratete Gräfin Luise Marianne von Manteuffel, die jüngste Tochter von Gottscheds Gönner, 1743. Gottsched hat eine bei Gelegenheit der Heirat gehaltene Strohkranzrede von Emst Reinhold Frhr. von Mengden sowohl in die Ausführliche Redekunst als in die Gesammleten Reden aufgenommen. Vgl. diese Ausgabe Bd. VII/2, S. 320ff, Bd. IX/2, S. 543ff. 19 der Durchlauchtigsten Herzoginn Kônigl. Hoheit Charlotte (1716—1801), (Schwester Friedrichs des Großen) war Herzogin von Braunschweig.
Philippine regierende
20 Abt Jerusalem Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709- 89), führender aufklärerischer Theologe und Schulmann, stand in Diensten der Herzogin. Nach seinem Tod ließ sie ein Monument zu seinem Gedächtnis errichten. 5 wirkte erster durch
im Nikolinischen Schauplatze Philipp Nicolini (Daten unbekannt) am längsten (1749—71) als Theaterleiter in Braunschweig. Er war in Linie beliebt wegen Pantomimeaufführungen, ließ aber anderes reisende Gesellschaften in Braunschweig aufführen.
26 Hofrath Lichtwer Magnus Gottfried Lichtwer (1719-83), studierte 1734—41 in Leipzig, schrieb vor allem Fabeln (Vier Bücher Aesopischer Fabeln, 1748). Sein Gedicht auf Frau Gottscheds Tod: abgedruckt auf S. 400 in ihren Kleineren Gedichten.
Kommentar
719
33 Abt Terrassons Philosophie Jean Terrasson (ca. 1670—1750), La Philosophie applicable à tous les objets de l'esprit et de la raison, Pans 1754, besprochen in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, 1755, 821—30. Übers, als Philosophie nach ihrem Einfluß auf alle Gegenstände des Geistes und der Sitten (mit einer Einleitung von Gottsched), Leipzig 1756; wieder aufgelegt, Berlin 1761. 1 Sethos Sethos, Histoire ou vie tirée des monumens anecdotes de l'ancienne Egypte Traduite d'un Manuscrit Grec. 1—111. Paris 1731. 16 Fürstinn von Zerbst Johanna Elisabeth, geb. Herzogin von Holstein-Gottorf (1712-c. 1760 in Paris). 17 Gráfinn von Bentink Sophie Charlotte, Gräfin Bentinck, geb. Comtesse Aldenburg (1715—1800), war seit 1733 mit dem Grafen Wilhelm von Bentinck zu Rhoon und Pendrecht (1704— 74) verheiratet. 5 der beste Fürst Das Stück erscheint als erstes in der Sammlung von Frau Gottscheds Kleineren Gedichten, S. 1 — 18. Es wurde zu Zerbst am 24. Oktober 1755 gespielt. 8 Anna Maria Schurmannin (1607— 78) berühmteste weibliche Dichterin und Gelehrte ihrer Zeit; wurde zuletzt Führerin der Labadisten. ^ yQ 3 Beaumelle Geschichte der Frau von Maintenon d. i. Mémoires pour servir à l'histoire de Mme. de Maintenon von Laurent Angliviel de La Beaumelle (1726—73), zuerst Paris 1756, übersetzt als Leben der Frau von Maintenon, Hannover 1753. La Beaumelle, der eine Zeitlang in Dänemark wirkte, ist sonst als ein Feind Voltaires bekannt. 4 Frau Oberstlieutenant von Runkel Dorothea Henriette von Runkel (Daten unbekannt) hat später Briefe der Frau Gottsched herausgegeben. 18 Beausobre . . . sur le Bonheur Louis de Beausobre (1730-83), wirkte als protestantischer Theologe in Deutschland. Essai sur le Bonheur erschien in Berlin 1758. 571
' höchstsei. Prinzen von Preußen August Wilhelm, Prinz von Preußen (1714—58), ein Bruder Friedrichs des Großen. 14 Handlexikon Handlexikon oder Kurzgefaßtes Wörterbuch der schönen Wissenschaften und freyen Künste. Zum Gebrauche der Liebhaber derselben . . . Auf dem Titelblatt steht das Jahr 1760.
720
Johann Christoph
Gottsched
22 von Bielefeld Lehrbegriff der Staatskunst Jacob Friedrich von Bielfeld (1717—70); das deutsche Werk erschien in Breslau und Leipzig 1761—73. Ursprünglich französisch, Institutions politiques I, II, 1760; III 1772. Mehrmals aufgelegt. 1767 ins Spanische sowie 1781 ins Katalanische übertragen. 28 Herr Desprades d. i. Jean Martin de Prades (c. 1720-82), mußte 1751 aus Frankreich fliehen und fand im folgenden Jahre Zuflucht in Deutschland, wo später Friedrich II. eine Einleitung zu einer von ihm verfaßten Kirchengeschichte schrieb. 32
sei. Grafen von der Lippe
Nicht
ermittelt.
16 eine neue Sammlung auserlesener Stücke Neue Sammlung auserlesener Stücke, aus Popens, Eachards, Newtons, und andrer Schriften . . . Leipzig 1749. Die erste Schrift war „Herrn Alexander Popens Versuch über Homers Leben, Schriften und Wissenschaft," S. 1 — 132. 22 Life of Homer, eines Ungenannten Enquiry into the Life of Homer, London 1736. Verfasser war Thomas Blackwell (1701-57). Besprochen im Neuen Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste II (1746), 114-32; Auszug dann ibid, S. 208-25. 25 Gespräche zwischen dem Hobbes und Timotheus „Betrachtungen über den Hobbesischen Stand der Natur, in einem Gespräche zwischen dem Hobbes und Timotheus abgefasset," S. 133—280, eine Übersetzung von John Eachard, Mr. Hobbs's State of Nature Considered. In a Dialogue between Philautus and Timothy, London 1672. 29 eine kurze Beschreibung von Frankreich „Kurze Beschreibung von Frankreich, in welcher ein Character von den Einwohnern und Gebräuchen dieses Königreichs mitgetheilet wird." S. 281—376. 34 Neutons kurzgefaßte Chronologie „Herrn Isaac Newtons kurze Chronik von den Nachrichten der ältesten Dinge in Europa bis auf Alexanders des großen Eroberung von Persien," S. 377—424. Eine von Newton selbst approbierte Chronologie erschien erst 1728 nach seinem Tod als Chronology of Ancient Kingdoms amended, to which is prefixed a short Chronicle, from the First Memory of Things in Europe to the Conquest of Persia by Alexander the Great. 1 Abschrift des Goldastischen Manuskripts Melchior Goldast (aus Haimisfeld, 1578—1635) war ein unermüdlicher Herausgeber und Sammler. Mehrere Abschriften gehen auf ihn zurück. Hier handelt es sich aber um die sog. Manessische Liederhandschrift, die jetzt in Heidelberg ruht.
Kommentar
721
4 Schobinger Bartholomäus Schobinger (1566-1604), über ihn und Goldast, siehe Traugott Schieß, „Zu Goldasts Aufenthalt in St. Gallen" in Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins N. F. 32, 1917, S. 241-82. 7 eine ubelgerathene Probe Proben der alten schwäbischen Poesie des Dreyzehnten Jahrhunderts. Aus der Maneßischen Sammlung. Zürich, Bey Heidegger und Comp. 1748. Hrsgg. von J. J. Bodmer und J. J. Breitinger. 11 Hofrath Madai David Samuel von Madai (1709—80) war in erster Linie Arzt (deswegen Hofrath am Hofe von Anhalt-Cöthen), ist aber bekannt aus Numismatiker. 5 / 4
Caroline, geb. Grifinn Henkel von Donnersmark war verheiratet mit Georg Siegmund von Sydow (1723 — 65). 33
zur goldenen Ader
(1731-89)
Hämorrhoiden.
575
28 M. Scharfen, Diaconus an der Thomaskirche Johann Adolph Scharff (aus Schönefeld, Daten unbekannt) war Pfarrer der Thomaskirche zwischen 1761 und 1764.
576
1 D. und Prof. Barths Hochwürden Johann Friedr. Bahrdt (171375) war seit 1747 Oberkatechet der Peterskirche in Leipzig. Wurde erst 1773 Superintendent. 20 D. Janke Johann Gottfried Janke (1724 - 63), seit 1753 medizinischer Professor an der Leipziger Universität; reger Forscher. 22 D. Ludewigs Christian Gottlieb Ludwig (1709—73) hat zur Theaterkritik sowohl als zur Medizin beigetragen und schrieb Gedichte als Mitglied der Leipziger Deutschen Gesellschaft. Seit 1752 war er Herausgeber einer naturwissenschaftlichen Zeitschrift.
573
3
Se. Kônigl. Hoheit, der Durchl. Prinz von Preußen August Ferdinand, Prinz von Preußen (1730—1806), Bruder von Friedrich dem Großen.
10 des Durchl. Prinzen Heinrichs Friedrich Heinrich Ludwig, Prinz von Preußen (1726-1802), Bruder von Friedrich dem Großen. 579
^ unsers geschickter Hrn. Bernigerods Grabstichel Johann Martin Bemigeroth (1713—67), führendes Mitglied einer bekannten Leipziger Familie von Kupferstechern. 47
Gottsched X/2
722
Jobann Christoph Gottsched
17 Hofmalers Hrn. Hausmanns Pinsel Elias Gottloh Haußmann (1695—1774) war ein angesehener Porträtmaler in Leipzig. Mehrere seiner Bilder in Stiche von Bemigeroth umgearbeitet. 31 Hofrath Triller . . . gerühmet In seinem Nachruf auf Frau Gottsched, gedruckt in ihren Kleineren Gedichten, S. 387-91. Daniel Wilhelm Triller (1695—1782) war sowohl Mediziner als Dichter. Sein Verhältnis zu Gottsched war ein kompliziertes. Vgl. Gustav Waniek, Gottsched und die deutsche Literatur seiner Zeit, Leipzig 1897, Register. 34 Sei. Hofrath Richter aus Dresden Johann Gottfried Richter (1713—58), besorgte das Medaillenkahinet des Kurprinzen zu Sachsen. Er hatte den Magistergrad 1735 in Leipzig bekommen; wurde 1744 juristischer Doktor. Erst ab 1747 war er in Dresden. Nicht zu verwechseln mit dem obenerwähnten Hofrath G. G. Richter in Göttingen. 580
3
sei. Prof. Christ Johann Friedrieb Christ (1700- 56), erster bedeutender deutscher Archäologe. Mit Unterbrechungen wirkte er seit 1729 an der Universität Leipzig.
18 Caspar Neumanns Lieder und Kern aller Gebethe Caspar Neumann (1648—1715) wirkte in Breslau; schrieb viele geistliche Lieder, die er (nach Goedeke) in der 9. Auflage der Vollständigen Kirchen- und Hausmusik (Breslau, c. 1700) und der 2. Auflage vom Vollständigen schlesischen Kirchen-Gesangbuch (Breslau und Liegnitz, 1711) veröffentlichte. Zwei Ausgaben von Kern aller Gebete in Bitte, Gebet, Fürbitte und Dancksagung erschienen 1722 (Berlin; Nürnberg). 32 Rath und Prof. Schôpflin zu Straßburg Johann Daniel Schoepflin (1694-1771), vielgereister Rhätor und Historiker, noch von Goethe gekannt. 581
^ jener Königstochter in der Schrift Psalm 45:14, „Des Königes Tochter drinnen ist ganz herrlich; sie ist mit güldenen Gewändern gekleidet." 29 des Herzogs Georg Ludwig von Hollstein Holstein-Gottorf (1719-63).
Georg Ludwig von
Register Personen, Werke, Sachen Alle Hinweise beziehen sich lediglich auf die Textseiten der Kleineren Schriften. Kommentare sind nach den Seitenzahlen des Textes angeordnet und so zu erschließen. +K: nach einer Zahl deutet auf einen Kommentar zur angeführten Stelle. K: vor der Zahl bedeutet, das Erwähnte kommt nur im Kommentar vor.
A „Abbildung Einer vollkommenen Schönheit" (Lukian) K274 Abhandlung, . . . auf das Lehr-Gebäude von den Monaden (Justi) K494 „Abhandlung ob die Alten oder Neuern" (Schulze) K412 Abhandlung von der besten Welt (Reinhard) K494 Ablancourt, Nicolas Perrot, sieur d' (1606-64) 268+Κ 276+K Abelard, Peter (f ca. 1144) 98+K, 321 Abrégé chronologique de l'Histoire de France (Hénault) K409 Academia Naturae Curiosorum Caesarea 302+K Académie des Sciences 301+K, K302, 303+Κ Académie Françoise 297 Académie Royale d'Architecture K302 47»
Académie Royale des Inscriptions et Belles Lettres 293+K, 295, K302, 542+K, 559+K Accademia del Cimento 284+Κ Accademia Platonica (Florenz) 302+K Accademie des Brunetto Latini (Florenz) K302 Achilles 4+K, 55 Acta Eruditorum K75, K125, 487+Κ Addison, Joseph (1672-1719) 42+K, K393, 513+K, 519, K527, 530, 536+K Adrastus von Cyzicus (Daten unbekannt) 186+K Advise To An Author (Shaftesbury) 41 Aeneis (S. u. Virgil) Aeschinus 261+Κ Aeschylus (525-456 ν. Chr.) K176 JEsop 5+K Agnes, Skt. (t 304) 546
724
Jobann
Christoph
Agricola, Rudolph (1442- 85) 262+Κ Ajax 4 Alardus, Lambertus (ca. 1603 - 72) 262+Κ Alberti, Giovanni Baptista (f 1660) 301+K Albertinas, Aegidius (1560-1620) K263 Albrecht, Herzog von Preußen (1490-1568) 534 Albrecht von Halberstadt (1. Hälfte des 13. Jhdts.) 318+K, 356+K Alcibiade (bei Piaton) 19 Alethophilen 526+K, 535 Alletz, Pons Augustin (ca. 17051785) K409 Alzire (Voltaire) 520+K, 530 „Amaranthes" 516+K am Ende, Joh. Joachim Gottlob (1704 - 77) 492+Κ Amthor, Christoph Heinrich (1678-1721) 28+K, 224+K Amyot, Jacques (1514-1593) 121+K, 151+K Anakreon (6. Jhdt. v. Chr.) 268 Anaxagoras (5. Jhdt. v. Chr.) 98+K, 99+K, 463+K Anaximenes 57 Anckelmann, Eberhardt (1641-1703) ¥374 Andachts Übung Zur Kirchen Music (Neukirch) 253+K Anglade, Joseph Kill „Anhang Zu der Untersuchung der Lehre von den Monaden" (Justi) K494 Anleitung Zur Historie der Gelahrtheit (Stolle) 124+Κ, 159+K Anleitung zur Teutschen accuraten Reim- und Dicht-kunst, gründliche (Omeis) K356
Gottsched
Anmerckungen Jn die Teutsche Prosodie (Hannemann) K356 Anmerckungen über die Gedancken von den Elementen der Körper (Nebel) 478+K Anti-Longin (Pope) 39+K, K330 Antiquitez gavloises, Des (Fauchet) K312 Antonius, Marcus Aurelius 30+K, 167+K, 510+K, 514 Anweisung, wie man die freyen kûnste lehren und lernen soll (Rollin, übers. Schwabe) 104, K398, K513 Anweisung zu deutschen Briefen (Neukirch) 246 Aphaeresis 63+Κ Apian, Peter (1495-1552) 263+K Apollon (Serré) K44 Apollonius Myndius (Daten unbekannt) 185+K Apophthegmata, Deutsche (Zinkgref) 539+K Apulejus, Lucius (2. Jhdt.) Kl, 261+Κ Aratos (von Soloi, 3. Jhdt. v. Chr.) 187+K, 261+K Arbuthnot, John (1667-1735) K42 Archias, Aulus Licinus (ca. 118— nach 62 v. Chr.) 421+K Archimedes (287-212 ν. Chr.) 484 Argenis (Barclay) 370 d'Argens, Jean Baptiste de Boyer, Marquis (1704-71) 483+K, 501+K Ariane (Boisrobert) 299+K Ariosto, Ludovico (1474-1533) 125 Aristarch von Samothrake (ca. 216-144 v. Chr.) 168+Κ Aris tides von Miletus (um 100) 340+Κ Aristoteles (384-322 ν. Chr.) Batteux u. 398
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Register Cicero Ubers. 261+Κ Dacier übers. K398 Metereologie 176+K Nikomachaische Ethik 162+K Poetik 199+K, 206, 32}, 391, K398 Politik 200+K Pomponatius u. 455 Rhetorica 330, 336, 348 Seneca u. K372 Theophrastus u. 7+K S. a. 18, 50, 52, K449, 450, 484 Arminius (Lohenstein) 243+Κ Arnobius (4. Jhdt.) 274+K Ars critica (LeClerc) 269+K Ars poetica siehe Horaz Ars Rhetorica (Dionysius) K331, K341 arte bibendi, de (Opsopdus) K262, K276 Art of Political Lying, The K39 Artus, d. i., King Arthur 320, 324 Astronomiae, physicae & geometricae elementa (Gregory) K82, K178, K289 Astrotheologie (Derham, libers. Fabricius) K289 Atlas novvs coelestis in qvo mvndvs spectabilis (Doppelmayer) K178 Aufseher, oder Vormund, Der (Addison, übers. Frau Gottsched) 536+K, 538 August Ferdinand, Prinz von Preußen (1730-1806) 578+K Augustin (354-430) K13, 183, K186, 484, 495 Augustus, Kaiser (63 v. Chr. —14 n. Chr.) 200 August Wilhelm, Prinz von Preußen (1714-58) 571+Κ Aurelius Prudentius Clemens (384—nach 405) K130
Auzout, Adrien (1662-91) 302+K Avantures de Néoptoléme, Les (Chancierges) K307 Averrhoes (1126-98) 484 Avienus, Festus Rufus (4. Jhdt. n. Chr.) 187+K Ayr er, Christoph Lasius (16. Jhdt.) 539 Β Babioles Littéraires (Bar) 499+K Bach, Job. Seb. (1685-1750) 519+K Bdr, Georg Ludwig von (1702— 67) 499+K Bdrmann, Georg Friedrich (171769) K255, 275+K Bahrdt, Johann Friedr. (1713-75) 576+K Baltus, Jean François (1667-1743) 385+K Barbier, Marie Anne (1670-1742) 519+K, 530 Cornelia, übers. Frau Gottsched K519 Barreaux, Jacques Vallée, Seigneur de (1602 - 73) 151 Bartenstein, Joh. Christoph von (1689-1767) K546 Barthold, F. W. K301 Bartsch, Karl K321 Bassompierre, François de (15791646) K298 Bathiani, Karl Joseph Graf von (1697-1772) 551 Batteux, Charles (1713-1780) K255, 389+K, 415 Baumann, Wilhelm Conrad (Daten unbekannt) K289 Baumgarten, H. K263 Bausch, Johann Lorenz (1605-65) K302
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Johann Christoph
Bayle, Pierre (1647-1706) Additions Aux Pensées 83+Κ Böldicke u. 469, 471+K, 472+K, 473+Κ Crousaz u. 500+Κ Dictionaire historique et critique K73, 85+Κ Babylon 122 Barreaux 151 Bembas 124+Κ Epikur 111+K Erasmus 124 Herkules 176 Manes 130+K Marríon 130+K Orígenes 130+K Paulicianes 130+K Prudentius 130+K Pyrrho 130+K Rorarius K144, 148, 150, 234+K, K441, 526+Κ Spinoza 147 Zeno 145+K, 147 Zoroaster 148 Gottsched übers. 79+Κ, 85+Κ, 427+K, 514+Κ, 526+Κ, 532, 534, 570 Änderungen: 100, 102 Jaquelot u. Κ130, 136 Leibniz u. 229 Manichäeru. 108, 111 Nouvelles de la République des Lettres Κ 73, K85 Pensées diverses sur la Comete 73+K, 75, 103+K, 175+K Sprachkenntnisse, 92 Beauchamps, Raphael de (Daten unbekannt) 317+K Beausobre, Louis de (1730-83) 570+K Beaux-Arts réduit à un même principe, Les CBatteux) K255, K389, K391
Gottsched
Becelli, Giulio Cesare (1686-1750) 49+K, 70 Beginselen der Naturkunde (Muschenbroek) 285 Beiträge zur Naturkunde, Monatliche (hrsgg. Denso) K535 Beling, Oswald (1625-46) 370+K, 374 Belustigungen des Verstandes und Witzes K98, K150, K513, 521+Κ Bembus, Pietro (1470-1547) 124+Κ, K126 Bemühungen zur Beförderung der Critik und des guten Geschmacks Κ 356 Bencard, Carl Joseph K229 Bentinck, Sophie Charlotte von, geb. Aldenburg (1715-1800) 566+K, 569, 571, 579 Bentinck, Wilhelm von (1704-74) K566 Berengarius (f 1088) 98+K, 311 Berenice (Racine) K307 Berger, Christian Philipp (1701-39) K289 Berger, Christoph Henr. K229 Berger Extravagant (Corneille) 518 Berichte von Gelehrten Sachen, Hamburgische (Herbst) K473 Bernard, Jacques (1658-1718) 130+K Bernard, John Peter von (f 1750) K94 Bemigeroth, Johann Martin (1713 - 67) 384+K, 579+K Bertram, Philipp Ernst (1726- 77) K391 „Bescheidenheit" (Freidank) K319 Beschreibung, Historische (Thou) K263 Beschreibung von allerley Insecten in Teutsch-Land (Frisch) K289
Register „Beschreibung von Frankreich, Kurze" K572 Beschryving der nieuwe soorten van luchtpompen (Muschenhroek) K282 Besenval, Jean Victor de (1671 — 1736) m+K Besser, Johann von (1634—1729) 244+Κ Betrachtungen über das Frauenzimmer (Lambert) 511+Κ Beweis aus der Vernunft, Überzeugender (Canz) K450 Beweis, daß das Christenthum so alt als die Welt sey (Foster) K428 Beyträge Zur Critischen Historie siehe Gottsched Beytrag Zum Schlesischen Helicon K253 Bibliotheca Librorum Germanicorum Classica (Draudius) K539 Bibliothek, Philosophische (hrsgg. Windheim) K479, K494 Bibliothèque Françoise 104+K, 144, ISO, 304+Κ Bibliothèque Germanique, Nouvelle K534 Biedermann, Der (Gottsched) Kl Bielfeld, Jacob Friedrich von (1717-70) 571+K Bielinska, Ludovica, geb. Mohrstein (Daten unbekannt) 508+K Bifinger, Georg Bernhard (1693— 17SO) 468+K, 486 Bilder-sal (Brucker) K281 Birck, Sixtus (1500-54) K188 Blackmore, Richard (ca. 1654— 1729) 42+K, 153+Κ Blackwell, Thomas (1701-57) K572
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Blâsing, David (1660-1719) 131+K Bluthochzeit, Die parisische (Gottsched') K263 Bochart, Samuel (1599-1667) 205+Κ Bodenhausen, Cuno Ottomar von (Daten unbekannt) 367+K Bödmet, Jobann Jacob (1698-1783) K195, K223, K237, 528, K573 Boeck, August Friedrich (Daten unbekannt) K229 BSldicke, Joachim (1704 - 57) 464+K, K471 Boerhaave, Hermann (1668-1738) K289 Börner, Johann 211 Boetius (f 524) 12+K Boileau-Despréaux, Nicolas (1636— 1711) 72, K299 Bois-Robert, François le Metel de (1592-1662) 299+K Bojanovski, . . . von 244 Bonamicus, Lazarus (1479-1552) K126 Borz, Georg Heinrich (ca. 1713-99) K287 Boscovich, Roger Joseph (1711-87) 484+K, 491 Bosses, Bartholomäus, des (1668— 1728) Κ 229, K230 Bossuet, Jacques (1627-1704) K327, 409+Κ Boucle De Cheveux Enlevée (Pope) 534+K Boudestein, Cornelius K229 Bougeant, Guillaume Hyacinthe (t 1690) K517 Bouhours, Dominique (1628—1702) 247+K Bourdeaux, Etienne de (um 1750) 541
728
Johann Christoph Gottsched
Bourdelin, Claude (1621-99) 302+K Bracciolini, Poggio di Guccis (1380— 1459) 125+K Brahe, Tycho (1546-1601) 117+K, K302 Brant, Sebastian (1458-1521) 319+K Brantôme, Pierre de Bourdeille, Ahbé de (ca. 1540-1614) 121+K Brébeuf, Georges de (1618-61) 268+Κ Breitinger, Johann Jacob (1701—76) K223, K573 Breitkopf, Bernhard Christoph (1695-1777) Kl, K38, K85, K150, K235 Breitkopf, Johann Gottlob Immanuel (1719-94) K129, 150+K Brick, Thomas (1705-66) K94 Briefe über den itzigen Zustand der schönen Wissenschaften (Nicolai) K389 Briefe und Gedichte, Galante (Neukirch) 246+K Briefe von den Kometen, Gesammlete (Heyn) Kl 73 Brockes, Barthold Heinrich (16801747) Kl, 492 Bronstatt, Johann Victor de Besenvalde (1671-1736) 508+K Brucker, Johann Jakob (1696— 1770) K229, 281+Κ Bruno, Giordano (1548-1600) 90+K Brutus 204, 453 Bubna und Litié, Juliana von (Daten unbekannt) 544+K Bubna und Litié, Theresia Cordule von, geb. von Sloupno 544+K Buch der Deutschen Poeterey (Opitz) 32
Buch der Liebe, Das K324 Buchner, August (1591-1661) 369+K Buchwald, Juliane Franziska von, geb. von Neuenstein (1707— 89) 561+Κ Bucolica (Haberland) K374 Bucolica, Verdeutschete (Beling) K370 Buddeus, Johann Franz (1667— 1729) 130+K, 140, 264+K, 464+Κ, 466 Büchersaal der schönen Wissenschaften, Neuer Kl, K173, K195, K255, 296+K, 306, K307, 309+K, 321, K327, K351, K356, 387, K477, K478, K491, K494, 528+K, K536, K572 Bûcher von der Zufriedenheit, Zwey (Hoffman) K157 Biilfinger, siehe Bifinger Buffier, Claude (1661-1737) 528+K Buot, Jacques (f ca. 1675) 302+K Buridan(us), Jean (1300-58) 98+K Burman, Pieter (1668-1741) K121 Bußpsalmen in deutschen Oden, Die sieben (Neidhart) K239 Bybel der Natuure (Schwammerdam) K289 Byng, John (1704 - 57) 499+K
C Casar, Julius (100-44 v. Chr.) 205, 453 Gahlen, Friedrich (1613-63) 367+K Calvin, Johs. (1509- 64) K13 Camerarius, Joachim (1500— 74) 262+Κ
Register Candide (Voltaire) 496+K, 497, K499 Canitz, Friedr. Rudolf von (1654— 99) 27+K, 239, 244, 248, 251, 503 „Uber die Gnaden-Wahl" (Canitz) 503+Κ Canterus, Wilhelm (1542-75) 262+Κ Canz, Israel Gottlieh (1690-1753) 450+K Carcavy, Pierre de (f 1684) 302+K Canon, Johann (1499-1537) 263+Κ Carl, Prinz von Preußen (1655 — 74) 218
Carpov, Jacob (1699-1786) 136+K Casaubon(us), Isaac (1559-1614) 342+K Cassini, Giovanni Domenico (1625-1712) K178, 179+K, 284+Κ Cassius, Gaius Longinus (f 42 v. Chr.) 453 Caste II, Johann Friedrich (1675— nach 1760) 519, 543+K Castellion, Sebastian (1515—63) 13+K Castor von Rhodos (1. Jhdt. v. Chr.) 183 Catalina, Lucius Sergius (f 62 v. Chr.) K421 Cato (Addison) 513+K, 519, 529 übers. Frau Gottsched K513 s. Gottsched Causis Corruptarum Artium, De (Vives) 160+K Cellarius, Christoph (1638-1707) Κ126, 263+Κ Celsus, Α. Cornelius (l.Jhdt.) 274 Cerisy (d. i. Germain Habert, 1600-54) 298+Κ
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Cervantes Saavedra, Miguel de (1547-1616) 518 Chabaneau, Camille K311 Chalenus (Friedrich Cahlen, 1613 — 63) 367+K „Chansierces" (Chancierges) 307+K, K476 Chansons 459 Character Der Teutschen Gedichte (Bodmer) K528 Characteristicks (Shaftesbury) K15, 41+K Charimander 186+K Charlatanería Eruditorum, De (Mencke) 125, K126, K353 Charlotte, d. i. Anna Charlotte von Lothringen (1714-73) J52 Charpentier, François (1620—1702) KIO, 11, 409+K Châtelet, Gabrielle Emilie du (1706-49) 234+Κ, 497+K, 525+Κ, 526, 571 Chemnitz, Martin (1522-86) 264+Κ Chladenius, Johann Martin (1710— 59) 544+Κ Chrétien de Troyes (um 1180) 311, 313, 316, 321 Christ johann Friedrich (1700-56) 580+Κ Christianity as old as the Creation (Tindal) 428+K Christina, Königin (1626—44—54 — 89) 568 Chronica (Carton) K263 Chronica, Regnorum aquilonarium (Kranz) K263 Chronik von den Nachrichten der ältesten Dinge (Newton) K572 Chronology of Ancient Kingdoms amended (Newton) 572+Κ Chrysippos aus Soloi (3. Jhdt. v. Chr.) 261+Κ
730
Johann Christoph
Cicero, Marcus Tullius (100—43 v. Chr.) Academia questiones 485 +Κ „Archia, Pro" K421 „Cluentio, Pro" K421 Erasmus u. 123 „Ligario, Pro Q." K421 „Milane, Pro" K421 De officiis 201+Κ (übers. Hoffmann) 157+K (übers. Renins) 166+K (übers. Schwarzenberg) 165+K (übers. Wilke) 166+K optimo genere oratorum, De 261+Κ „rege Deiotaro, Pro" K421 als Redner 11 S. a. 72, 112, K122, K126, K261, K327, 348, 484 Civitate Dei, De (Augustin) K186 Clarke, Samuel (1675-1729) 233+K, 486+K, 532 Clauberg, Johannes (1622—65) 136+K Claudius, Kaiser (f 54) 367 Clodius, Christian (1694-1775) K378 C. L. S. 538+K Cluentius Habitus, Aulus (l.Jhdt. v. Chr.) 421+K Clytemnestra 54 Colbert, Jean Baptiste (1619-83) 302+Κ, K409 Collection of Papers, A K486 Comenius, Johann Amos (1592— 1670) 263+Κ cometae magnitudine, De . . . (Regiomontanus) K177 Cometographia (Hevelius) K179 Commentarius historicus (Seckendorf) K264 Commentano de homine poetica (am Ende) K492
Gottsched
Commercii epistolici Leibnitiani K235 ComSdie 6 Compendium anatomicum (Heister) K263 Confucius 484 Conrart, Valentin (1603 - 75) 298+Κ Consolatione philosophiae, De (Boetius) K12 Conversione di S. Agostino, La (Maria Antonia) 559+K Cooper, Anthony Ashley, Earl of Shaftesbury (1671-1713) 15+K, 41+Κ Cordier, Mathurin (1478-1564) 13+Κ Comarus, Janus (Johann Haynpol, 1500-58) 262+Κ Corneille, Pierre (1606-84) 518 Cornelie (Barbier) 519+K, 530 Cornelius Marius s. Marius Corvinus, Gottlieb Siegmund („Amaranthes" 1677-1746) 516+K Cosmographia (Apian) K263 Cosmologia generalis (Wolf) K485 Cours abrégé de philosophie wolfienne (Deschamps) 134+K, 137+K, 139+K Cours de Sciences (Buffier) K528 Course of Experimental Philosophy, A (Desaguliers) K289 Cramer, Johann Andreas (172388) K255 Critique, abgenóthigte 24+K Crito (5. Jhdt. v. Chr.) 8+K Crousaz, Jean Pierre de (1663— 1750) 500+K Cyrus (559-529 v. Chr.) 189
Register D Dach, Simon (1605-59) 215, K237, 248 Dacier, André (1651-1722) K8, K19, 398+K, 510+K Darier, Anne geb. Lefèvre (1654— 1720) 268+Κ, K510 Dale, Anton van (1638-1708) Kl, 385+Κ Dante Alighieri (1265-1321) 125 Danzel, Th. K353 Deidamia 54 Dejotarus, König v. Galatien (l.Jhdt. v. Chr.) 421+K Demokritus (ca. 460 -370 v. Chr.) 261 Demosthenes (383-322 v. Chr.) 12, 261+K, 274+K, 330, 336 Δημοσθένους έγκώμιον (Lukian) K274 Denso, Johann Daniel (1708-95) 535+Κ Derham, William (1657-1735) 289+Κ Desagulier, Jean Theophilus (1683 — 1743) 289+Κ Descartes, René (1596-1650) 90+Κ, 178, 450, 484, Κ491 Deschamps, Jean (1708- 67) 134+Κ, 137+Κ, 138, 139+Κ Descriptions de nouvelles sortes de machines (Müschenbroek) K282
Desfontaines, Pierre Guyot, Abbé (1685-1745) 317, K534 Desmaizeaux, Pierre (1666—1745) K79, 81+K, 93+K, 104, Kl 15, Κ120, 135, 234+Κ Desmarets, Jean (1595-1676) K299 Destouches, Philippe Nericault gen. (1680-1754) 530
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Dialogues des Morts, Les (Fontenelle) 1+K, K381, 387, K409 Dialogus, cui titulus Ciceronianus (Erasmus) K123 Dicâarchus aus Messina (um 300 v. Chr.) 449+Κ Dichtkunst, Critische siehe Gottsched Dictionaire historique, Le Grand K312 Dictionaire historique et critique s. Bayle Dictionaire philosophique (Voltaire) K457 Dido (bei Virgil) 361 Dieskau, Karl Wilhelm von (170177) 524+K, 543 Dietrichstein, Karl Maximilian von (1702-84) 552+K differentia nexus rerum sapientis, De (Wölfl 483+Κ Digby, Kenelm (1603-65) 455+K Dilucidationes philosophicae de Deo (Bilfinger) K468 Dio Cassius (ca. 155—ca. 235 v. Chr.) 367+Κ Diodorus Siculus (fl. 50 v. Chr.) 175+K, 185+Κ Dion von Neapel (Daten unbekannt) 186+K Dionysos von Halikamaßos (um die leitwende) 329+K, ¥330, K334, K341, 342 Dioskorides (l.Jhdt.) 546 Disciplinis, De (Vives) K160 Discorso dell'origine delle Accademie publiche (Alberti) K301 Discours en vers su l'homme (Voltaire) K497 Discours sur Cicéron (Montesquieu) K409 Dissertation sur la nature des comètes (Petit) K179
732
Johann Christoph Gottsched
Dodwell, Henry (1641-1711) 122+K Donnersmark, Caroline Henkel von (1731-89) 574+Κ Doppelmayer, John Gabriel (1671 — 1750) 178+K Dorfjunker, der poetische (Destouches) 530 Dorn, Wilhelm K248, K253 Dorothea Maria, Herzogin von Weimar (1574-1617) K301 Drakon (7. Jhdt. v. Chr.) 459 Draudius, Georg (1573-1635) 539+K „D. S." K215, 217+K, K366 Duhraeil, Jean (1602-70) K510 Duelos, Samuel Cotreau (f 1715) 302+K Dufresny, Charles Riviere (16481724) 530 Du Hamel, Jean Baptiste (1623 — 1706) 302+K Dutens, Louis (1730-1812) K235 Dyck, Johann Gottfried K478 E Eachard, John (ca. 1636-97) 163+K, 454+K, 524+K, 572+K Eccard, Johann Georg (1664-1.730) 234+K Echekrates (4. Jhdt. v. Chr.) 334+K, 336 Egenolff, Christian K166 Egilsrud, Johan S. K24 Εικόνες (Lukian) K255, K274 Eilhard von Oberge (um 1200) 321+Κ Einleitung in die Moral-Theologie (Buddeus) K264 Einleitung zum nützlichen SchulBrauche (Wilke) 166+Κ
Einleitung zu nóthiger Kenntniß (G. E. Müller) K355 Einleitung zur Wissenschaft guter und meistentheils Neuer Bûcher (Gottschling) K166 Einsiedel, Eva Charlotte von, geb. Flemming (1705-58) 543+Κ Einsiedel, Johann Georg von (1692-1769) K543 Electra 187 Elegantiarum Latinae linguae (Valla) K14 „Eloge de M. Leibnitz" (Fontenelle) 139+K, 532 Engelcke, Hermann Christian (1679-1742) 524+K entretiens d'Ariste et d'Eugene, Les (Bouhours) K247 Entretiens sur le Pluralité des Mondes (Fontenelle) Kl, 38+K, K381, 383, 384, 385 „Entrevue, zwischen Leopoldo I . . . und Lodovico XIV, Erste" K24 „Entwurf einer kurzen Geschichte der Schriften von den Monaden ..." (Windheim) K494 „L'envie, de" (Voltaire) 497+Κ Έννπνιον (Lukian) K274 Epikur (ca. 342-271 v. Chr.) 111+K, 261+K, 455+K Epiphonema 56+K Epistola Stadeiii 126 Epistolae ad diversos (Kortholt) K127 Epistolae criticae et ecclesiasticae (leClerc) K269 Epistolae familiares (Guevara) K263 Epitome Elementorum PhysicoMathematicorum ( Muschenbroek) 283
733
Register Erasmus, Desiderius (1467—1536) 13, 122+K, 123+Κ, 262+Κ, 464 Ergetzungen der Vernünftigen Seele 478+Κ, K494 Erkenntnis der Weißheit, Der (Nieuwentydt) K289 Erkenntniß des Christenthums, Historisches (Sanders) 23+Κ Erläuterung Der Kirchen-RechtsGelahrtheit, Vollständige (Thomasius) K263 Erläuterung des Satzes (Schaubert) 475+Κ l'Esprit, De (Helvetius) K425, 427 Esprit De Contradiction (Dufresny) 530 Esprit des Lois (Montesquieu) K409, K432 Essai de physique (Massuet) K285 Essai sur le Bonheur (Beausobre) 570+Κ Essay concerning Human Understanding, An (Locke) K456 Essay on Criticism (Pope) K492 Essay on Man (Pope) 492+K Esterhasy, Franz von (f 1758) 546, 548, 553+K „L'Estimation & la mesure, Sur" (Mairan) K525 Eugen, Prinz (1663-1736) 477 Euklid 18, K262 Euler, Leonhard (1707- 83) K477, 484+Κ Euripides (480-406 ν. Chr.) 70, 464 Eva, Der Curieusen 24+Κ Examen decretorum concilii Fridentini (Chemnitz) K264 Examen De La Theologie De Monsieur Bayle (Jaquelot) 136 Examen de l'essay De Monsieur Pope (Crousaz) K500
Exner, Sebastian (Daten unbekannt) 242+K Experimenta circa res diversas naturales (Redi) K289 Eysel, Caspar Jacob (fl. 1725) K24
F Fabeln 198 Fabeln (la Motte) K528 Fabeln (Stoppe) K528 Fabeln, Vier Bûcher Aesopischer (Lichtwer) K565 Faber, Johann Christoph (Daten unbekannt) 79+K Fabricius, Johann Albert (1668— 1736) K289 Facetiae (Poggius) K125 Färber, Hans K80, K392, K393 Faret, Nicolas (1600-46) 298+K Faßmann, David (1683-1744) K24 Fassonius, Liberatus (ca. 1720— 75) 483+K, 485+K, 486+K, K487, 490, 491 Fauchet, Claude (1530-1602) 312+K Felginer, Theodor Christoph (1686-1726) K167 Femme Docteur (Bougeant) 517+K Fénelon, François de Saltgnac de la Motte (1651-1715) 252+K, K254, K307, 310+K, K325, 393+K, K510, K528 Feyerabend, Sigm. Karl (1527-90) 324+Κ Flamstead, John (1646-1719) 179+K, 185+Κ Fléchier, Valentin Esprit (16321710) 327+K, 409+K Flemming, Paul (1609-40) 215, K237, 521 Fletcher, John (1579-1625) 41+K
734
Johann
Christoph
Fleury, André Hercule de (16531743) 347+Κ Flottwell, CSlestin Christian (1711-59) K327, 535+K Förster, Augustin (Daten unbekannt) 528+K Förster, Nicolaus (um 1735) 229+K Fontenelle, Bernhard Le Bovier de (1657-1757) Dialogues des Morts, Les 1 + K , K381, 387, K409 Eloge de M. Leihnitz 139+K, 532 Entretiens sur le Pluralité des mondes Kl, 38+K, K381, 383, 384, 385 Gespräche der Todten 1 + K , 381, 387, K409 Gespräche von Mehr als einer Welt Kl, 38+K, K381, 383, 384, 385 Histoire des Oracles Kl, K381, 384 l'Origine des Fables, De Kl Relation de l'île de Bornéo Kl S.a. 234, 235, 302+K, 409+K Forkert, Johann Gabriel (Daten unbekannt) K428 Forlosia, Nicolaus (1694-1758) 546+K Formey, Johann Heinrich Samuel (1711-97) 126+K, K477, K479, 494+Κ Foster, James (1697-1753) 428+K de Fouchy, Jean Paul Grandjean (1707- 88) 303+Κ Fracastoro, Girolamo (1478—1553) 464+Κ Francs Masson Écrases, Les 541+K Franz I., König von Frankreich (1494-1515-1547) 310 Freidank 319+K Frenicle de Bessy, Bernard (ca. 1605 - 75) 302+K
Gottsched
Fréret, Nicolas (1688-1749) „Réflexions sur un ancien phénomène celeste" K173, K175, K176, 182+K, 183+K, 184, 185+Κ, Kl 86, Κ187, 188+Κ, Κ189, 190 S. a. K347 Freymiurer, Die zerschmetterten (Pérau) K541 Frick, Elias (1673-1751) K264 Friederike Charlotte von HessenDarmstadt (1698-1777) K561 Friedrich /., d. i. Barbarossa (1121-90) 311, 322 Friedrich /., König von Preußen (1657-1701-1713) 218, 242, K244,248+Κ, 251, K303, K476 Friedrich II., König von Preußen (1712-1740-1786) K307, K480, K483, K543, K560, K564. K571, K578 Friedrich III, Herzog von Gotha (1699-1772) K536 Friedrich der Weise (1463-1525) 133, 244, 250 Friedrich Heinrich Ludwig von Preußen (1726-1802) 578+K Friedrich von Hessen-Cassel (1720— 85) 218, 562+K Friedrich von Oesterreich, d. i. Friedrich II (1210-1230-1246) 325+K Friedrich von Schleswig-HolsteinGottorp (1597-1659) 370 Friedrich von Schwaben (Ritterroman) 352+K Friedrich Wilhelm I (1688-1740) 217 Frisch, Johann Leonhard (1666— 1743) 289+K Fritsch, Johann Michael (Daten unbekannt) K528
Register Fritsch, Thomas (f 1726) 247, 249+K Fromentières, Jean Louis (1632 - 84) 409+K Fuchs, Paul von (1640-1704) 244+Κ Fürst, der beste (von Bentinck) 567 G Gacon, François (1667-172}) K268 Gartner, Karl Christian (1712-91) K129, 150+K, 152 Galileo 433 Gallé, Servatus (ca. 1627-1709) K188 Gamuret 316 Gassend, Pierre (1592-1655) 90+K, 284+Κ, 455+K Gaudin, Alexis (ca. 1650— ca. 1708) K115 Gay, John (1685-1732) K42 Gayant, Louis ft 1673) 302+K Gebauer, Georg Christian (1690— 1773) 563+Κ Gebauer, Johann Justinus (1710— 72) K478 Gebruik der Werelt Beschwouwingen, Het Regt (Niewentydt) K289 Geburtstagsreden 338 Gedanken, Curióse (Weise) K23 Gedanken über die Glückseligkeit (Beausobre) 570 Gedanken über die vernunftige Seele, Philosophische (Reinbeck) K450 Gedanken von den Elementen der Körper (Stiebritz) 477 Gefühle 452 Geiger, Ludwig K526 Gelenius, Sigismund (1497-1544) 262+Κ
Geliert, Christian Fürchtegott (1715-69) 150+K
735
Gellius, Aulus (ca. 130) Kl Gentzkow, Johann Adolph von (Daten unbekannt) K494 Georg Ludwig, Herzog von Holstein-Gottorf (1719-63) 581+K Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft (Barthold) K301 Gesellschaft, Die deutsche K255, K329, K412 Gesellschaft der freyen Künste 412+K Gesellschaft, Fruchtbringende 301+K, 367 Gesner, Conrad (1516-65) 262+K Gesner, Johann Matthias (16911761) 274+K, 276, K494, 563+K Gespenst mit der Trommel (Oestouches) 530 Gespräche der Todten (Fontenelle) 1+K, K381, 387, K409 Gespräche im Reiche der Todten 24+K Gespräche im Vorhofe 24+K Gespräche in dem Reiche Derer Welt-Weisen 24+K Gespräch von der Freyheit (Leibniz) K471 Gespräche von Mehr als einer Welt (Fontenelle) Kl, 38+K, K381, 383, 384, 385 Giffen, Hubrecht van (1534-1604) 262+K Giri, Louis (1596-1666) 298+K Glafey, Christian Gottlieb (Daten unbekannt) 528+K Goclenius, Rudolph (1547-1628) 331+K Godeau, Antoine (1605-72) 298+K Gôtten, Gabriel Wilhelm (1708- 81) 474+Κ Gohlke, Paul K176
736
Johann
Christoph
Goldast, Melchior (1578-1635) 315+K, 320+Κ, 573+Κ Gombauld, Jean Οgier de (ca. 1570-1666) 298+K Gomez, Magdalene Angélique (1684-1770) 511+K, 514, Κ515 Gotter, Gustav Adolph von (1692— 1762) K237 Gottesgelahrheit, Natürliche (Wolff) K263 Gottes-Gelahrtheit, Christliche (Pictet) K136 Gottsched, Johann Christoph (1700-66) „Anmerkungen über die von Meister Albrecht" K319 Auszug aus dem Herrn Batteux K389, 415+Κ Bayle übers. 118 „Bekehrung, Des Heiligen Augustins" (Maria Antonia Walpurgis) 559+K Beytrige Zur Critischen Historie K12, K39, K104, 122, K157, 166+K, 169+K, K173, K195, 205+K, 206+Κ, 209+K, 215, 223, 225+K, K237, K248, 253+K, 254+Κ, 262+K, 320+K, 355+K, K379, 528+K Biedermann, Der Kl Bluthochzeit, Die parisische K263 Cato, der sterbende K78 Dichtkunst, Critische Kl,
K26,
46, K48, K78,122, K191, K197, K237, 239, K248, K255, K312, 391, K409, K518 Gründe der gesammten Weltweisheit, Erste K78, K173, 180+K, K185, 488, K505
Gottsched
Grundlegung zu einer deutschen Sprach-Kunst K154, 296+K, 379+K, 541 Grund-Riß einer Lehr-Arth K78, 410+K, K450 Grundriß Zu einer Vernunftmäßigen Redekunst 349+K „Hamartigenia, De" K130 Handlexicon 571+K „Historie der deutschen Sprache und Poesie" K296, 325+K, 540+K Kaiserinn am Theresien-Feste, Die K546 Leibniz übers. K139, 142, 153+K, 227+K, 532+K Lobschrift des weiland hoch- und wohlgebohrnen Herrn Herrn Christians des H . R . R . Freyherrn von Wolf, Historische 412+Κ „Nachricht von dem Leben, Tode und Begräbnisse . . . Frau Louise Adelgunde Victoria Gottschedinn . . . " 507+K Optimismi Macula 493+Κ Redekunst, Ausführliche K12, K78, K157, K250, K327, K349, K564 Reden, Gesammlete K564 Schaubühne, Die deutsche K519, 520+K, 529, 539 Tadlerinnen, Die vernünftigen K255 Terrassen u. K565 „Vertheidigung des Versuches einer Uebersetzung Virgils" K225 Vorrath zur Historie der deutschen dramatischen Dichtkunst, Nôthiger 539+Κ Gottsched, Johann Heinrich (170671) K562
737
Register Gottsched, Luise Adelgunde Victoria geb. Kulmus (1713-62) Briefe K570 Gedichte 505+K Hausfranzosinn, Die 530 Heurath, Die ungleiche 530 Kunkel, Dorothea u. K570 Lichtwer u. K565 Panthea 530 Pietisterey im Fischbeinrocke, Die K517, 518, 529 Rost u. K538 Rußland, Das glückliche K511 Testament, Das 530 Triller u. K528, 529 Triumph der Weltweisheit K515 Witzling, Der 531 als Übersetzerin: Alzire (Voltaire) K520 Cato (Addison) K513 Cornelie (Barbier) K519 Guardian, The K393 Histoire de l'Académie 293 Λ-Κ Rape of the Lock (Poepe) 533+K, K539 Réponse de Madame la Marquise du Chastelet K234 Sammlung, Neue K572 Spectator, The K527 Gottsched und Flottwell (Krause) K329, K535 Gottschling, Caspar (1679-1739) 166+K Goujet, Claude Pierre (1697-1767) 304+Κ Gráf, Johann Friedrich (1711-87) 519+K Grasse, Johann Beat (Daten unbekannt) K263, 298 grauitate et magnitudine mali moralis, de (Borζ) K287 Gregory, David (1661-1708) K82, K178, 289+Κ 48
Gottsched X/2
Groetsch, Johann Wilhelm (16881752) 492+Κ Gronov, Jacob (1645-1716) K342 Grotius, Hugo (1583-1645) 90+K, 263+Κ Grounds and Occasions (Eachard) K163, 454+K, K524 Gruber, Johann Daniel (1686— 1748) K235 Grúninger, Joannes 209 Grund-Riß einer Lehr-Arth ordentlich und erbaulich zu predigen Siehe Gottsched Gryndus, Simon (1493-1541) 262+K, 276+K Gryphius, Andreas (1616-64) 30, 32, 216 Guardian, The (Addison & Steele) K393, 536+K, 538 Guevara, Antonio de (ca. 1480— 1545) 263+Κ Guido Carthusianus (f 1137) 318 Guido von Amiens (f 1076) 318 Guillaume de Lorris (ca. 1205—ca. 1240) 321+K Guiot de Provence (um 1200) 313, 316, K318 Gundling, Nicolaus Hier. (1671 — 1721) 350
Η Haberland, Christian (fl. 1660) 374+Κ Habert, Germain (1600-54) K298 Haben, Philippe (1605-76) 298+Κ Hagedom, Christian Ludwig von (1713-80) K353 Hagedorn, Friedrich von (1708—54) 528+K, 538+K Hagen, Gottlieb Friedrich von (1710—ca. 1774) K263
738
Johann Christoph Gottsched
Halley, Edmund (1656-1742) 82+K, 175+K, 178+K, 180, 190 Hancke, Gottfried Benjamin (ca. 1700—nach 1735) K224,251+K 253 Hanmann, Enoch (ca. 1621—80) 356+K Hanow, Michael Christoph (16951773) 193+Κ Hardouin, Jean (1646-1729) 122+K Harrach, Friedrich A.G. von (1696-1749) K552 Harrach, Maria Eleonore geh. Fürstin von Lichtenstein (170357) 552+K Haude und Spener Verlag 570 Hausen, Christian August (f 1743) 191+Κ Hausfranzósinn, Die (Frau Gottsched) 530 Haußmann, Elias Gottloh (16951774) 579+K Haynpol johann (1500-58) 262+Κ Hazard sous l'Empire, Du (Premontval) 479 Heerman, Joh. David (1732-82) 463+Κ Heinrich Vili, von England (1491-1500-1547) K13 Heinrich, Prinz von Preußen (1726-1802) 578+K Heinrich von Veldecke (12.Jhdt.) K195, 356+K Heinsius, Gottfried (1709-69) 386+K Heister, Lorenz (1683-1758) 263+Κ Helikon, Schlesischer (Hohberg) 253 Helmont, F. M. von (1618-99) K12
Helvetius, Claude Adrien (1715 — 71) 179, 425+Κ, K452 Hemsterhuis, Tiberius (ca. 1684 — 1766) K274 Hénault, Charles (1685-1770) 409+Κ Henning, Jacob (fl. 1658) 215+K, K217 Herbst, Nie. Friedr. (1705 - 72) 473+Κ Herkules (bei Bayle) 176 Hermann von Thüringen (f 1217) 313 Herodot (5. Jhdt. v. Chr.) 331, 335 Herr und der Diener, Der (Moser) 435+K Herzog Ernst 325+Κ Hesiod (8. Jhdt. v. Chr.) 6 Heumann, Christoph August (1681-1764) Κ126, K169 Heurath, Die ungleiche (Frau Gottsched) 530 Hevelius, d. i. Jobs. Höwelcke Hey de, Johann Daniel (1714-85) K255 Heyn, Johann (1709-46) 173+K, 182 Hille, Johann Traugott (Daten unbekannt) K412 Hiob 3 Hippokrates (von Chios) (5. Jhdt. v. Chr.) Kl76, 185+K „Hipponax" (Scaliger) K124 Hirten-Lieder, Zehen auserlesene (Cahlen) K367 Histoire Critique de la Republique des Lettres K526 Histoire de l'Académie Royale des Inscriptions 293+K, 542 Histoire de L'Académie Royale des Sciences K139, K525 Histoire de la poesie françoise (Massieu) 310+K, K317
Register Histoire des Oracles (Fontenelle) Kl, K381, 384 Histoire du Théâtre italien (Riccoboni) K49 Histoire naturelle de la Religion (Hume) 431+Κ Historia antiqua (Cellarius) K263 Historia Coelestis Britannica (Flamstead) K179 Historia insectorum generalis (Schwammerdam) K289 Historia medii aevi (Cellarius) K263 Historia nova (Cellarius) K263 Historia, Regiae scientiarum Academiae 302+Κ Historia svi temporis (Thou) K263 Historiae Franco-Merovingicae (de Beauchamps) K317 Historicis graecis, De (Vossius) K119, K342 Historie der Gelahrtheit (Stolle) 124+K, 159+Κ Historie der heydnischen Orakel (Fontenelle) Kl, K381, 384 Historie der Reisen, Allgemeine (Schwabe) K513 Historie Des Lutherthums, Ausführliche (Seckendorf) K264 Historie von der Erzeugung (Vallisnieri) K289 „History of Religion, Natural" (Hume) 431+K Hobbes, Thomas (1588-1679) 90+K, 437+K, 454, 483, 572+K Hobb's State of Nature Considered (Eachard) K572 Hochzeitreden 337 Hôwelcke, Johannes („Hevelius", 1611-87) K178, 179+K, 183+Κ, 386+Κ Hofmann, Gregorius (fi. 1543) K209 48*
739
Hofmann, Johann Adolph (f 1731) 30+K, K157, 166, 167+K, K169, 170, 570+K, 514 Hofmannswaldau, Christian Hofmann von (1617- 79) 249+K Hofmeister, Oratorischer (Weidling) K250 Hohberg, Wolf Helmhard von (1612-88) 253+Κ Holtzmann, d. i. Xylander Homer (9. Jhdt. ν. Chr.) Ilias 3, 126, 199, K212, K267, K268, K340 übers. Spreng K212, K267 Odyssee 3, 199 S. a. 4, 99, 168, 200, 325 Homer vengé (Gacon) K268 Homme, L'Honneste (Faret) 298+Κ l'Homme machine (Lamettrie) K450, K483 l'Homme plus que machine (Luzac) K450 Horaz (65-8 ν. Chr.) Ars poetica 26+K, 28+K, 58+Κ, 99+Κ, 114+Κ, 117+Κ, 202+Κ, 306+Κ, 338+Κ, 459+Κ, 498+Κ Carmina 481+Κ, 494+Κ Epistolae 80+Κ, 393+Κ 7. Epode 523+Κ Reichhelm u. 222+Κ Sermones 114+Κ, 392+Κ S. α. 72, 398+Κ, 564 Horribilicribrifax (Gryphius) 30, 32 Houlieres, Antoinette du Ligier de la Garde des (1638-94) 151+K Hübner,Johann (1668-1731) 23+Κ Huet, Pierre Daniel (1630-1721) 119+K, 146+K, 262+K, 267+K, 272, 312+K „Hug Chapler" 312
740
Johann Christoph Gottsched
Hugo Capet (f 996) 318 Hugues de Berze (13. Jhdt.) 318+K Hume, David (1711-76) 431+K Huth, Caspar Jacob (ca. 1710-60) 544+K Huygens, Christiaan (1629 —95) 181+K, 302+Κ I Ianus, Dan. Frid. (1683-1760) 124+K Ihheken, Georg Christian (geb. ca. 1710) K129 Ibbeken, Hero Anton (um 1738) 150+K l'Idée d'un roi parfait (Chansierges) K307 imbecillitale mentis humanae, De (Huet) 146+K immortalitate animae, de (Pomponatius) K273, K455 l'immortalité de l'ame, De (Silhon) K455 Inledning til naturkunnigheten (Muschenbroek) K286 Institutio oratoria (Quintilian) K330 Institutiones jurisprudents divinae (Thomasius) K263 Institutiones theologiae dogmaticae (Ribov) K136 Institutiones theologiae moralis (Buddeus) K264 Institutions de physique (du Châtelet) K234, 525+Κ Institutions politiques (von Bielefeld) K571 interpretatione, De (Huet) 119+K, K267 Introductio ad veram physicam (Keill) K289 Iphigenia (Postel) 44+K, 47, 57
Isokrates (436-338 v. Chr.) 332+K, 336 Isolde K324 Istoria del Camaleonte Affricano (Vallisnieri) K289 ¡strich, Christian Gottlieb (1724— 82) K255 Ivanowna, Anna, Kaiserinn (1693 — 1730-1740) 511, 512
J Jablonski, Daniel Ernst (1660— 1741) K235 Janke, Johann Gottfried (1724—63) 576+K Jaquelot, Isaac (1647-1702) 130+K, 136 Jarri, Laurent Julliart, Abbé du (ca. 1658-1730) 409+Κ Jean de Meun (13. Jhdt.) 321+Κ Jerusalem, Befreites (Tasso) K367, K520 Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm (1709-89) 564+K Johanna Elisabeth, Fürstin von Zerbst geb. Herzogin von Holstein-Gottorf (1712—ca. 1760J 566+K, 568 Johannes von Münsterberg (f 1416) 521+Κ Jonson, Ben (1572-1637) 41+K Jordan, Charles Etienne (1700 —45) 104+Κ, 126+K Julian, Kaiser (331-361-363) Kl Julius Hyginus (l.Jhdt. v. Chr.) 187+K Julliart, Laurent (f 1730) 409+K Juncker, Christian (1668-1714) 246+K Jure Belli et Pacis, De (Grotius) K90, K263 Jure Naturae et Gentium, De (Pufendorf) K263
Register Jurieu, Pierre (1637-1713) K79, 81+K Justi, Johann Heinrich Gottlob (1720-71) K477, 478, K494 Justinian, Kaiser (f 565) 209 Juvenal (um 100) 33+K, 251+K Κ Kade, Dr. 509+Κ Kahle, Ludwig Martin (1712-75) 140+K Kapp, Johann Erhard (f 1756) K235, K353 Karl der Große (742 - 814) 265, 312, 322, 324 Karl V., Kaiser (1500-1519-1558) 310 Karl VI., Kaiser (1685-1711-1740) 528+K Keill, John (1671-1721) 289+Κ Keller, Adalbert von K356 Kellner, Christoph (1638-1707) 263 Kepler, Johs. (1571-1630) 178, 180 Kern aller Gebete in Bitte (Neumann) K580 Kern Wahrer und nützlicher WeltWeißheit, Der (Charpentier) K10 Khevenhäller-Metsch, Joseph von (1706-76) 552+K Kiesewetter, Gottfried (f nach 1761) K279, K286 King, William (1650-1729) 130+K Kirchen- und Hausmusik, Vollständige K580 Kirchen-Gesangbuch, Vollständiges schlesisches K580 Klein, Jacob Theodor (1685-1759) 509+Κ Klingenstierna, Samuel (1689— 1765) K286
741
Kluge, Johann Daniel (1701-68) 524+Κ Knorr, Georg Christian von (1691 — 1762) 546 K&nig, Johann Ulrich (1688-1744) K27 König, Samuel (1712-57) K538, 560+K Königsdorf, Samuel von (16621719) 350 Königslöwe, Paul Gottfried (16841754) K85, K95, 149+K, 526+K Körher, Christian Albrecht (Daten unbekannt) K477 Kohl, Johann Peter (1698-1778) K81 Κοσμοθεωρος (Huygen) K181 Kopp, Johann Friedrich (Daten unbekannt) 520+K Kortholt, Christian (1709 -51) K127, K229 Krantz, Albert (f 1517) 263+K Kratippos von Pergamon (1. Jhdt. v. Chr.) 162+K Krause, Gottlieh K329 Krause, Johann Paul (Daten unbekannt) 542+K, 559 Krebs, Johann Ludwig (1713-80) 519+K Kretsch, Heinrich Christian (f 1781) K492 Künste, Die Schönen (Batteux) K391 Kulmus, Johann Adam (1689— 1745) 193+K, 508+K Kulmus, Johann Ernst (fl. 1731) 508+K Kulmus, Johann George (1680— 1731) 507+K Kulmus, Katharina Dorothea geb. Schwenk (Daten unbekannt) 507
742
Johann
Christoph
Kurfess, Alfons K188 Kytzler, Bernhard K274
L La Beaumelle, Laurent Angliviel de (1726- 73) 570+K la Chambre, Marin Cureau de (1594-1669) 302+K la Croie, Mathurin Veyssière de (1661-1739) 104+K, 126+K, 144 Lactantius, Lucius (um 300) 274+K La Fayette, Marie Madelaine de (1634-93) Kill Lama 433 Lambert, Anne Thérèse de Marguenat de Courcelles (1647— 1733) 511+K la Mettrie, Julien Offray de (170951) 450+K, 483+Κ La Motte, Antoine Houdart de (1672-1731) K268, 325+K, 409+K, 528+K Lapponia seu gentis regionisque Lapporum . . . (Scheffer) K263 La Rue, Charles de (1643-1725) 409+K La Sante, Gilles Anne Xavier de (1684-1762) 71+K Latinus (bei Virgil) 357 Lau, Theodor Ludewig (1670— 1740) 223+Κ Lavinia (bei Virgil) 357 le Bossu, René (1631-80) 202+K, K203, 204 le Clerc, Jean (1657-1736) 21+K, 130+K, 140, 205+K, 269+K, K312, 476+K Leçons de physique expérimentale (Nollet) K289
Gottsched
Leemann, Dionys siehe „D. S. " Leeuwenhoek, Antoni van (1632— 1723) 289 Lehrbegriff der Staatskunst (Bielefeld) 571+Κ Lehrgedicht von Menschen, Philosophisches (Pope) K492 Lehrsitze von der Atheisterey und dem Aberglauben (Buddeus) K264 Leibniz, Gottfried (1646-1716) Bayle u. 144+K, K234, 526+K Crousaz u. K500 Fontenelle u. 139+K, K234, 532 Gespräch von der Freyheit K471 Meditationes de cognitione K127 Pope u. K493 Richter u. K563 Sophie Charlotte u. K476 Theodicée 14+K, K85, K130, 132, 133+K, 138, 140+K, 147, 153+K, 227+K, 461+K, 532, K563 Gottsched übers. K139, 142, 153+K, 227+K, 532+K S. a. 90, 127+K, 235, K289, 304, K479, K499 Leichenreden 341 Leopold, Skt. 546 Lesczynski, Stanislaw, König von Polen (1677-[1704]-1722[1735]—1766) 512+K Lesman, Dionys siebe „D. S." Lessing, G. E. (1729-81) K255 Letters between Mr. John Locke . . ., Familiar K42 Letters concerning the English Nation (Voltaire) K457 Letter to R. L., In a (Eacbard) K163 Lettre de M. Mairan . . . A Madame ;•;•:· Sur la Question des Forces Vives 525+Κ
743
Register Lettres Persanes (Montesquieu) K409, K434, K483 Lettres philosophiques (Voltaire) K457 Leveque, d. i. La Ravalliere Leviathan (Hobbes) K90, 437+K Lexicon Der Reinen und zierlichen Latinitaet, Philologisches (Ianus) K124 Lexicon, Geographisch-Historisches (Cellarius) K263 Lexicon philosophicvm (Goclenius) K331 von Lichtenstein, Maria Eleonora (1703-57) 552+K Lichtwer, Magnus Gottfried (1719-83) 565+K Liebes-Geschichte des Hertzogs von Nemours (La Fayette) K511 Life of Homer (Pope) 572+K Liganus, Quintus (um 50 v. Chr.) 421+K Lilien, Traugott Christiana Dorothea, geb. LSber (1725-88) 561+Κ Lippe, Graf von der (Daten unbekannt) 571+K Lipsius, Justus (1547-1606) 116 „Lob des Demosthenes, Das" (Lukian) K274 Lob und Trauerreden (Fléchier) K409 Locke, John (1632-1704) 42+K, 90+K, 432+K, 456+K, K457 Lockenraub (Pope) 533+K, 538, 571 Lockmann, John (1698-1771) K94 Löschenkohl, Johann Christoph (Daten unbekannt) K412 Logica sive Ars Ratiocinandi (le Clerc) K21
Λόγον πανηγυρικού (Isokrates) 333 Lohenstein, Daniel Casper von (1635 -83) K243, 419+K Longepierre, Hilaire Bernard de Requeleyne de (1659-1721) 268+Κ Longmus (3. Jhdt.) 72, 330+K, 398 Longolius, Christoph (1490-1522) K126 Losy, Graf von (Daten unbekannt) 546+K Lotter, Johann Georg (1699-1737) 206+K, 215, K255, K274, 275 Lucain travesty (Brébeuf) K268 Lucan, M. Anneus (39-65) 197+K, 223+K, 268+K Lucianus, Deutscher (Schuppe) K277 Lucilius, Gaius (2. Jhdt. v. Chr.) 251+K Lucullus, Lidnius (f ca. 57 ν. Chr.) 485+Κ Ludwig XIV. (1638-1643-1715) 297, 302 Ludwig, Prinz von Preußen (166681) 218
Ludwig, Christian Gottlieb (1709— 73) 576+K Luzac, Elias (1723 - 96) 395, 450+K Luise Dorothea, Herzogin von Sachsen-Gotha (1710-67) 536+K, K543, K561 Lukian von Samosata (2. Jhdt. n. Chr.) Brébeuf übers. 268+K Δημοσθένους Έγκώμιον Lotter übers. K274 Dialoge 11+K, 255+K εικόνες Gottsched übers. K255, K274, K476 Ένύπνιον Stübner übers. K274 Mercur und Charon 24, 34, K35
744
Johann Christoph Gottsched
Νιγρίνος Mylius übers. K274 'Ρητόρων διδάσκαλος 336+K Lukrez (97-55 ν. Chr.) 261, K262, 484 Lull, Ramón (1235-1316) 90+K Luther, Martin (1483-1546) 5+K, 6, 119+K, 209, 264, K463 Lykurg(us) (4. Jhdt. v. Chr.) 459
M Machiavelli, Nicolo (1469-1527) 437+K machina et anima hvmana, De (Tralles) K450 Madai, David Samuel von (1709— 80) 573+Κ Maffei, Francesco Scipione (1675— 1755) K48, 49+K, 70+K Mahomet 146 Mairan, Jean Jacques d'Ortous de (1678-1771) 234+K, 303+K, K347, 525+K Malebranche, Nicolas (1638-1715) 90+K, 451, 456+K Malleville, Claude de (1597-1647) 298+K Malpighi, Marcello (1628-94) 289+Κ Mancini, Michele Lorenz (f 1656) 300+K Manani, Paolo (f 1635) K300 Manes (3. Jhdt.) 130+K Mang, Christoph (f 1617) 213 Manichder (bei Bayle) 108, 111 Manière d'étudier, de la (Rollin) K104, K398, 513+Κ Manteuffel, Ernst Christoph von (1676-1749) 191+K, 521+K, K526, 536, 542 Manteuffel, Luise Marianne von (Daten unbekannt) 564+K
Manutius, Paul (Paolo Manuzio, 1512-74) K126 Marchant, Nicolas (f 1678) 302+K Marcion (10. Jhdt.) 130+K Maria Antonia Walpurgis, Kurfurstinn von Sachsen 559+K Maria Theresa, Kaiserin (1717— 1740-1780) 545 maris, De aestu (Boscovich) K484 Marius, Cornelius (f 86 ν. Chr.) 201+Κ Marivaux, Pierre Carlet de Chamblain de (1688-1763) 541+Κ Marsham, Sir John (1602 - 85) 122+K Martinius, Pierre (c. 1530-1594) K126 „Martinus Scriblerus" K39, K42 Mascaron, Jules (1634-1703) 409+Κ Massieu, Guillaume (1665—1722) K310, 317+K, 318 Massillon, Jean Baptiste (1663— 1742) 409+Κ Massuet, Pierre (1698-nach 1756) 285+Κ Mathiâ, Johann Heinrich (Daten unbekannt) 241+Κ Maupertuis, Pierre Louis Moreau von (1698-1759) 477+K, 491+K, 496, 497, 560+Κ Max, Joh. Maria (Daten unbekannt) 528+K Maximilian von Hessen-Cassel (1689-1753) 561+Κ May, Johann Friedrich (1697-1762) K47, 583 Mazarin, Jules (1602- 61) K299, K300, K302 Meditationes de cognitione (Leibniz) K127
Register Meditationes philosophicae (Lau) K223 Meister-Singer (Wagenseil) 356+K Melanchthon, Philipp (1497-1560) K5, 124, 262+K, 264 Meletemata mathematico-philosophica (Wolf) K483 Melethrius, Bernhard (Strickius, 1595-1645) 215+K, J6J+K, 374 Meliboeus (hei Virgil) 377 Mémoires de littérature . . . de l'Academie K173, K182 Memoires oder ausführlichen Abhandlungen 559 Mémoires pour servir à l'histoire des insectes (Réaumur) K289 Memoires pour servir à l'histoire de Mme. de Maintenon (La Beaumelle) 570+Κ Mémoires pour servir à l'histoire d'un genre des polypes (Trembley) K289 Memoirs of Scriblerus, The (Arbuthnot) K42 Menander (342-291 v. Chr.) 518 Mencke, Johann Burckard (1674— 1732) 125+K, K126, 353+Κ Mencke, Otto (1644-1702) K125 Menippos von Gadara (3. Jhdt. v. Chr.) 11 „Mercur und Charon" (Lukian) 24, 34, 35+ Κ Merkwürdigkeiten der Natur, Erläuterte (Hanow) K193 Metaphysique de Newton (Voltaire) 140 Methodus, Novissima linguarum (Comenius) K263 Meyer, Adam Anton von (1700—74) 545+Κ Micyllus, d. i. Molsheym
745
Mieth, Johann Christoph (um 1700) K166 Milo, Titus Annius (um 50 v. Chr.) 421+K Milton, John (1608- 74) 41+K, K237, 437+K Minos 471 Minutius Felix (3. Jhdt.) 274+K Miscellanies, English (hrsgg. Thompson) K508, K513 Mittel in der gelehrten Welt berühmt zu werden, Die (Hagedom) 353+Κ Mitzier, Lorenz Christoph (171178) 519+K Modeies d'Eloquence (Alletz) 409+Κ Molière, Jean Baptiste (1622-73) 530 Molsheym, Jacob („Micyllus", 1503-58) 262+K, 276+K Molyneux, William (1656- 98) 42+K Monaden 477 Montaigne, Michel de (1533-92) 121+K Montesquieu, Charles Louis de Secondât, Baron de (1689-1755) 409+Κ, 432+K, K434, K483 Moralia (Plutarch) K258 Moreri, Louis (1643 -80) K85, K115, 312+K Moscherosch, Johann Michael (1601-69) 376+K Moser, Friedrich Carl von (1723 — 98) 435+K Mosheim, Johann Lorenz (ca. 1694-1755) 269+K, 274+K, 353+Κ, 563+K Müller, Gottfried Ephraim (1712— 52) 355+Κ, 356, 361, 367 Müller, Johann Christian (172072?) K129, 150+K
746
Jobann Christoph Gottsched
Müller, Johannes (Regiomontanus, 1436- 76) 177+K, 181 Müller, Johann Samuel (1701-73) 474+K Münchhausen, Ferdinand von (1719-81) 564+K mundi aetheri recentioribus phaenomenis, De (Tycho Brahe) K177 Mundo Optimo, De (Schirmann) 495 Murner, Thomas (1475-ca. 1536) 207+K, 362+K Muschenhroek, Johannes von (1688-1748) 282+K Muschenhroek, Peter von (1692— 1761) 279+Κ Muster der Beredsamkeit 407+K Mylius, Christloh (1722-1754) K255, K274, K356 Mynthes 187+K Ν Nachrichten von dem gegenwärtigen Zustande, Zuverlißige K195 Nachricht von der deutschen Gesellschaft in Leipzig Kl Nachrichten von neuen Büchern, Freymuthige K195 Napiersky, Κ. E. K195 Naturalis historia (Plinius) K185 Naudé, Gabriel (1600- 53) K441 Neaulme, Jean (um 1750) 541 Nebel, Heinr. Christoph (1715-86) 478+K Neben-Stunden (Canitz) K503 Necho (7. Jhdt. v. Chr.) 189 Neidhardt, Johann Georg (ca. 1680-1739) 239+Κ Néoptoléme 307+K Nestor 63, 340+K Neuber, Johann (16. Jhdt.) 166+K
Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, Das Kl, K157, K173, K327, K407, K425, K427, K456, K477, K492, K495, 497+K, K507, 528+K, K533, K559, K565 Neukirch, Benjamin (1665-1729) Aeneis (Virgil) übers. 224+K Andachts Übung Zur Kirchen Music 253+Κ Anweisung zu deutschen Briefen 246 Galante Briefe 246+K Gedichte 237+K, K325 Télémaque (Fénelon) übers. 252+K, 325+K, 528+K S. a. K248, K251, K253, 350 Neukirch, Tobias (Daten unbekannt) 242 Neumann, Caspar (1648-1715) 580+Κ Neumeister, Erdmann (1671 —1756) 518+K Neuville, Anne Joseph Claude Frey de (1693-1774) K347 Newton, Isaac (1642-1727) Chronology of Ancient Kingdoms amended 572+K Cometen u. 180 Receuil de diverses Pièces 233+Κ, 532+Κ Sammlung auserlesener Stücke, Neue 572+K S. a. 140, 175, K178, 282, 485, K491 Nicephorus Gregoras (ca. 1295—ca. 1360) 177+K, 180 Nicolai, Christoph Friedrich (17331811) K389 Nicolaus Schwertfeger von Dhamis K322 Nicolini, Philipp (Daten unbekannt) 565+K
747
Register Nieuwentyd(t) Bernhard (16541718) 289+K Νεγρινος (Lukian) K274 Nigrin(us), Georg (1530-1602) K264, 274 „nimio Latinitas studio, De" (lantts) 125+K Nizolius, Marius (Mario Nizzoli, 1498-1566) K126 Nollet, Jean Antoine (1700- 70) 289+K Nostitz, Katharina Elisabeth von (1692-1777) 544+K Nostitz, Maria Anna Charlotte von (1690-1768) 544+K Nostradamus, Jean (1507—77) 311+K, 317+K Nostradamus, Michael (1503 -66) 311 Nouvelles de la Republique des Lettres (Bayle) K73, K85 Numa Pompilius (ca. 700 v. Chr.) 459
O Observations sur la comète (Caßini) K179 Observations Sur Le Gout (St. Evremond) 397 Ocellus Lucanus (2. Jhdt. ν. Chr.) 483+Κ Odes d'Anacréon et de Sapho (Longepierre) K268 Odes de Mr. d la Motte K325 Oelinger, Albert (Daten unbekannt) 379+Κ Officiis, De siehe Cicero Ogier, Jean siehe Gombauld Ogyges 182+K • Olearius, Adam (1605 - 71) 370+K, 374, K435
Omeis, Magnus Daniel (16461708) 356+K Oneirologia (Kulmus) 507 Opitz, Martin (1597-1639) Prosodia germanica 32+K, 356+K, 371 Seneca übers. 214, 215+K S. a. K237, 248, 367, 370 Opsopdus, Vincentus (16. Jhdt.) 262+K, 276+Κ Optimismi Macula (Gottsched) 493+K Oraculis Ethnicorum, De (van Dale) Kl Oraisons Funèbres (Fléchier) K327, 329 Orationes (Mosheim) K269 orationes, Ad audiendas (Fassonius) K483 Orationes dvae, adversus Desid. Erasmum (Scaliger) K123 L'ordre des francs-maçons trahi (Larudan) K541 Orígenes (3. Jhdt.) 130+Κ, 274+Κ l'Origine des Fables, De (Fontenelle) Kl l'Origine des romans, De (Huet) K312 Origine Mali, De (King) K130 Ottfried (9. Jhdt.) 312, 540 Overbeck, Johann Daniel (1715— 1802) 351+K, K353 Ovid (Publius Ovidus Naso, 43 ν. Chr.-18 η. Chr.) 186, 225, Κ262, Κ356, 357
Ρ Pa'isan Parvenu (Marivaux) 541 Panegyricus (Plinius) 333+Κ „Panthea" (Lukian) K274 Panthea (Frau Gottsched) 530
748
Johann Christoph Gottsched
Pantke, Adam Bernard (f 1744) K307, 309, 325 Paracelsus, Theophrastus (14931541) 263+Κ Parrhasiana (Le Clerc) 205+Κ, 476+K Parzival (Wolfram) K313, 314, K316, 320+K Paulicianer (hei Bayle) 130+K Pecquet, Jean (1622 - 74) 302+Κ Pensées diverses siehe Bayle Pensées Sur la Liberté (Formey) 479+Κ Perard, Jacques (1712-66) KS34, 535 Pérau, Gabriel Louis Calabre (1700- 67) K541 περί άντώώσεως (Isokrates) K332 περί βάθους s. Anti-Sublime (Pope) K39 περί ψυχής (Dicâarchus) Κ449 περί τον άρέσκοντος Κ353 περί των άρεσκόντων φιλοσόψοις Κ185 Perizonius, Jakob Voorbroek, gen. (1651-1715) 122+Κ Perrault, Claude (1613-88) 302+K Perrot, siehe d'Ablancourt Perspectiva Practica (Rembold) 510+K Pertz, Georg Heinrich (1795-1876) K235 Petit, Pierre (1594-1677) K178, 179+K Petrarch (1304 - 74) 125 Petronius Arbiter (f 66) Kl Peucer, Daniel (1699-1756) K119 P f a f f , Christoph Matthäus (16861760) 130+K Pfotenhauer, P. G. (1660-ca. 1729) K246 Φαινόμενα (Aratosi K187 Phaleg & Canaan (Bochart) 205+Κ
Pharamund (5. Jhdt.) 312+K Pharsalia (Lukian) K197, K223 Phénix (bei Homer) 4 Philippine Charlotte, Herzogin von Braunschweig (1716-1801) 564+K Philonides (bei Lukian) 11 Philosophe de Roterdam accusé, Le (Jurieu) K81 Philosophe ignorant, Le (Voltaire) K457 Philosophia (Stay) K491 Philosophie applicable à tous les objets, La (Terrassen) K565 Philosophie du bon-sens, La (d'Argens) K501 Phoicon (4. Jhdt. v. Chr.) 340+K Phthia (bei Platon) 10 Physicae experimentales (Muschenbroek) K284 Physico-Theology (Derham) K289 Picard, Jean (1620-82) 302+K Pictet, Benedict (1655-1724) 136+K Pietsch, Johann Valentin (16901733) K205, K237, 239+K Pietisterey im Fischbeinrocke, Die (Frau Gottsched) K517, 518, 529 Pirkheimer, Willibald (1470-1530) 262 Pisanski, G. C. K239 Plato (427-347 ν. Chr.) Cicero u. 261+Κ Dacier übers. K8 Dialoge 7, 19 Phaedon 488+K S. a. Kll, 331, 341, 398, 484 Plautus (f 184) 11 Plejaden 186 Plinius (23 - 79) 185+K Plinius Secundus (ca. 61—ca. 112) 250+K, 333+K, 436
749
Register Pluche, Noel-Antoine (1688-1761) 289+K, K542 Plutarch (46-120) 185+K, 258+K, K262
Pökling, Friedrich Wilhelm (Daten unbekannt) 535+K Poesie, Delia novella (Becelli) K49 Poésies du Roi de Navarre 318+K, 321+K Poete Sans Fard 268+K Poggio di Guccio Bracciolini (ca. 1380-1459) 125+Κ Poley, Heinrich Engelhard (16861762) K456 Politian, Angelus (1454-94) K124 Polyhius (ca. 200-ca. 115 v. Chr.) K262, 342+K Pomponatius, Petrus (1462-1525) 273+K, 455+Κ Pope, Alexander (1688-1744) Anti-Longin 39+K, K330 Essay on Man 492+K Life of Homer 572+K Miscellanies, hrsgg. K42 Optimismus u. 493+K, 498 Rape of the Lock (Lockenraub) 533+Κ, 538, 571 S. a. 497, 536, K539 Porée, Charles (1676-1742) 47+K Postel, Christian Heinrich (16581705) 44+Κ, 69 Pour et Contre, Le 44+K Prades, Jean Martin de (ca. 1720— 82) 571+Κ Premontval, André Pierre le Guay de (1716- 64) 479+K, K48Ì Preuß, Samuel (1661-1731) 223 Prince Arthur (Blackmore) K42, K153 Princesse de Clèves, La (LaFayette) 511+K Principe, Il (Machiavelli) 437+K
Principes de littérature (Batteux) 395+K Prinzenraub, Der sächsische (Triller) K528 Proben der alten schwäbischen Poesie (Bodmer & Breitinger) 573+Κ Proben der Beredsamkeit K412, K508 Prodromus Cometíais (Hevelius) K179 Proklus (ca. 412 - 85) 484 Prolusiones (Strada) K393 Prosodia germanica (Opitz) 32+Κ, 356+K, 371 Prudentius (348-nach 405) 130+K Prüfung, Bescheidene (Müller) 474 Prüfung des Bóldickischen Versuchs K473 Prüfung der Gedanken (Formey; Körber) 477+K Prüfung des in dem abermaligen Versuche einer Theodicee . . . (Herbst) 473+Κ Pucelle, La (Voltaire) 499 . Pufendorf, Samuel (1632 -94) 263+Κ Pyrrhon (ca. 360 - 270 v. Chr.) 130+K Pythagoras (6. Jhdt. v. Chr.) 260, 488+K, K501
Q Quaestione num Aeneas, De . . . (Bochart) K205 Quaestiones, Naturales (Seneca) 176+Κ, 177, 185+K, 186+Κ Quinault, Philippe (1635-88) 47, 409+Κ Quintilian, Marcus Fabius (1. Jhdt.) 6+K, 12, K157, 330+K, 332, 348, 398
750
Johann Christoph Gottsched
„Quiot von FÍegetan" 317 Quixote, Don (Cervantes) 518 Quod Ammalia bruta (Rorario) 441+Κ R Rachel joachim (1618-69) 251+Κ, 345+K Racine, Jean Baptiste (1639-99) K307 Ralph, James (ca. 170}-62) K49, 496 Ramée, Pierre de la (1515-72) 90+K Rapin, René (1621-87) 50+K Rationis, De Leibnitiano (Fassonius) 483 Rauter, Ludwig von (f 1717) 244+Κ Rauter, Thomas K329 Ravallière, Pierre Alexandre Lévèque de La (1697-1762) K318 Reaumur, René Antoine Ferchault de (1683-1757) 289+Κ Recherche de la Vérité, La (Malebranche) K456 Recherches sur les Elemens (Formey) K494 Recke, J. F. Kl 95 Recueil de diverses pièces 233+K, 486+K, 532+Κ Recveil de l'origine de la langve (Fauchet) K312 Redekunst, Ausführliche (Gottsched) siehe Gottsched Reden von der Charlatanerie (Uencke) K126 Reden von unterschiedlicher Gattung, Teutsche (Corvinus) K516 Rede von den Schauspielen (Porée) K47
Redi, Francesco (1626-98) 289+K Réflexions nouvelles sur les femmes (Lambert) K511 Réflexions sur la critique (La Motte) K268 Réflexions sur la Grammaire . . . (Fénelon) K310 „Réflexions sur un ancien phénomène celeste" (Fréret) K173, K175, K176, 182+K, 183+K, 184, 185+K, K186, Kl 87, 188+K, K189, 190 Regiomontanus, d. i. Jobs. Müller Regulus, Sebastian (1514-69) K206 Reichhelm, August Theodor (1664— 1732) 222+K Reim 7 Reinbeck, Johann Gustav (1683 — 1741) K163, 450+K, 468, 521+K, 524+Κ Gottsched hrsgg. K78, 410+K Reinfried von Braunschweig 324+Κ Reinhard, Adolph Friedrich (172683) 494+Κ Reinigkeit der Sprache 31 Reiske, Johann Jacob (1716-74) K542 Rejse, Der Newen Orientalischen (Olearius) K370 Relation de l'île de Bornéo (Fontenelle) Kl Rembold, Joh. Christ. (Daten unbekannt) 510+K Rendiconti Accademia dei Lincei K484 Rentsch, Johs. K24 Réponse aux entretiens . . . (Jaquelot) K130 Réponse de Madame la Marquise du Chastelet K234, 525+Κ repvblica Helvetiorum, De (Simler) K263
751
Register Requeleyne, siehe Longepierre Resnel du Bellay, Jean François du (1692-1761) 492+K 'Ρητόρων όώάακαλος (Lukian) 336+K Reuchlinjoh. (1455-1522) 262 Revolutions de la Langue Françoise 321 Rhenius, Johann (1574-1639) 166+K Rhetorica, Lustige (Riemer) K250 Ribov, Georg Heinrich (1703 - 74) 136+K Riccoboni, Luigi (1676-1753) 49+K Richard, Kinig (1157-99) 312 Richelieu, Cardinal (1585-1642) 299+K Richter, Georg Friedrich (1691 — 1742) K229, 230+K, K521, 563+K Richter, George Gottlob (16941773) 562+K, K579 Richter, Johann Gottfried (171358) 579+K Richter, Johanne Sophie, geb. Börner (f 1739) 521+Κ Riedesel, Hermann von (Daten unbekannt) 562 Riemer, Johannes (1648-1714) 250+K Rist, Johann (1607- 67) K237 Ritter, Paul (1872-1954) K235 Roherval, Gilles Personier de (1602 -75) 302+K Roland 322+K, 324 Rollin, Charles (1661-1741) 104+K, 398+K, 513+K Roloff, Hans-Gert K319 Rollwagenbuchlein (Wickram) K319 Roman de la Rose K321 Romulus K80, 459
Rorarius, Geronimus (1485-1556) 144+K, 148, 150, 234+K, 441+K, 526 Rosaus, Sextus (1. Jhdt. v. Chr.) 421+Κ Rosenroth, Christian Knorr von (1636-89) K12 Rosenthal, Persianischer (Olearius) K370, K435 Rost, Johann Christoph (1717-65) K538 Roth, Franz Nicolaus (um 1615) 319 Roytinn, Ursula Mariana (Daten unbekannt) 242 Rudel, Jaufred (ca. 1130-ca. 1170) 311+K Rüdiger, Horst K99, K114, K202, K306, K338, K459 Rüdiger, Johann Andreas (um 1720) K253 Runge, Christoph (f 1639) 366 Runkel, Dorothea Henriette von (Daten unbekannt) K505, 570+K Rußland, Das glückliche (Frau Gottsched) K511
S Sachs, Hans (1494-1576) 539 Sachsen-Weißenfelß, Johanne Magdalene von 512 Sa'di (f 1292) 435+K Saggi di naturali esperienze K284 Saint Evremond, Charles de St. Denis, Seigneur de (1613— 1703) 397+K, 510+K Salfeld, Christoph (1599-1670) K10 Salemyndon, d. i. Dionys Leemann K215, 217+K, 366+K Sallier, Claude (1685-1761) 409+K Sammler, Der 528+K
752
Johann Christoph
Sammlung aller Streitschriften (Maupertuis; König) 560+Κ Sammlung auserlesener Stücke, Neue K572 Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften (Breitinger) K353 Sammlung der Streitschriften (Ziegra) K494 Sammlung einiger Ausgesuchten Stücke K412, K517 Sammlung einiger Ubungs-reden (Löschenkohl) K412 Sammlung einiger Vertrauten Briefe (Leibniz; Jablonski) K235 Sammlung verschiedener und auserlesener Oden (Graf) K519 Sammlung von Schauspielen, Neue K520 Sander, Anton (1586-1664) 263+K Sanders, Christoph ( f l . 1722) 23+K Sarrau, d. i. Saurau Saurau, Josepha von (f 1763) 552+K Satyr against Wit, A (Blackmore) K42 Sauer, Johann (1573-1636) 319 Scaliger, Julius Caesar (1484-1558) 122, 123+K, 124+K, K126 Scaligerana 124+K Scarron, Paul (1610-60) 101+K, 357+K Schäferromane 518 Scharff, Johann Adolph (Daten unbekannt) 575+Κ Schaubert, Johann Wilhelm (172051) K475 Schaubühne, Die deutsche siehe Gottsched Schau-Platz der Natur (Pluche) K289, K542 Scheffer, Johann Gerhard (162179) K205, 263+K
Gottsched
Scheid, Christian Ludwig (1709— 61) K538, 564+Κ Scherz, Johann Georg (1678—1754) K315 Scheuchzer, Johann Jacob (1672— 1733) 287+K Scheyb, Franz Christoph von (1704 - 77) K311 Schilter johannes (1632-1705) 315+K, 320+K Schirmann, C&lestin (1724 - 93) 495+Κ Schirmer, Michael (1606-73) 218, 366+K Schlegel, Johann Adolf (1721-93) K255 Schlegel, Johann Elias (1719-49) K129 Schmidt, Bernhard (ca. 1634-1697) K277 Schmidt, Johann Lorenz (1702-49) K428 Schobinger, Bartholomäus (1566— 1604) 573+Κ Schoepflin, Johann Daniel (1694— 1771) 580+Κ Schriften und Uebersetzungen, Eigene K378 Schulz, George (fl. 1668) 218 Schulz, Johann Traugott (1731 — 55) 407+K, 412+K, 423, 517+K Schuppe, Joh. Balthasar (1610—61) 277+K Schurmann, Anna Maria (1607— 78) 568+Κ Schwabe, Johann Joachim (1714— 84) Bayle übers. K129, 150 Belustigungen des Verstandes des Witzes hrsgg. K98, K513 Gottsched hrsgg. K98, K513 Historie der Reisen, hrsgg. K513 Pope übers. K39
Register Proben der Beredsamkeit hrsgg. K412 Rollin übers. 104, K398, K513 Spectator übers. K527 Schwammer dam, Jan (1637—80) 289+Κ Schwarz, Engelbrecht Heinrich (Daten unbekannt) 478+K Schwarz, Johann Christoph (1722— 1804) Virgil übers. 19}+K, K225, K351, 353+K, 354, 363, K476 Schwarzenberg, Johann von (74&3-1528) 165+K Schwenk, Adelgunda (Daten unbekannt) 508 Schwichelt, August Wilhelm von (fl. 1736) 563+Κ Seckendorf, Friedrich von (ca. 1673-1763) 543+Κ Seckendorf, Veit Ludvig von (1626-92) 223+K, 264+K Segner, Johann Andreas (1704— 77) K289 Segrais, Jean Regnauld de (1624— 1701) K312 Seile, Thomas (1599-1663) 374+K Selman, Daniel, d. i. „D.S." Sendbrief von Dollmetschen (Luther; Peucer) Kl 19 Seneca (4 ν. Chr.—65 η. Chr.) Quaestiones naturales K176, 177, 185+K, 186+Κ tranqvillitate animi, De 372+Κ Troades 215+K S. a. 11, 169, 261+K, 484 Senkenberg, Heinrich Christian von (1704 - 68) 546+K Sentiments sur l'art de prêcher (du Jarry) K409 Serizay, Jaques (ca. 1590-1653) 298+Κ 49
Gottsched X/2
753
Serre de Rieux, Jean de (ca. 16621756) 44+K Sethos (Terrasson) 566+Κ Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper, Earl (1671-1713) 15+K, 41+K Shakespear 41+Κ Sieg der Beredsamkeit (Gomez) 512, 514 Siegert, Gottlieb (fl. 1753) 559 Silhon, Jean (f 1667) 455+K Simler, Johann (1530 - 76) 263+K Sleidan, Johann (ca. 1507—56) 263+K Smynthes 187+K Snell, mllebrod (1591-1626) 284+Κ Sokrates 8, 19, 488, 510+K Solon (um 600 v. Chr.) 459 Sommonacodom 146+K Sophie Charlotte, Königin von Preußen (1668-1705) 133, 249, 476+K Sophokles (496-406 v. Chr.) 215+K Sophroniskus (5. Jhdt. v. Chr.) 510+K Spangenberg, Cyriac (1528—1604) 356+K Spectacle de la nature, La (Pluche) K289, 542+K Spectator, The K42, K98, 151, K153, 527+K Spinoza, Benedict de (1732-77) 90+K, 147 Sprach-kunst siehe Gottsched Spreng, Johannes (1524-1601) 212+K Staats-Roman (Pantke) K307 „Stadelius", d. i. C. A. Heumann Stanislaus, siehe Leszczynski statv religionis, De (Sleidan) K263 Stay, Benedict (1714-1801) 491+K
754
Johann Christoph
Steele, Richard (1672-1729) 42+K, K393, K527, 536 Steiner, Heinrich (f 1548) 166 Steinmann, Johann (Daten unbekannt) K374 Steinmüller, Johann Ernst (1708— nach 1758) K508 Steinwehr, Wolf Balthasar Adolph von (1714-71) K234, K293 Sternberg, Franz Philipp von (1708-86) 554+K Stiebritz, Johann Friedrich )1707— 72) 477+K Stobaeus (5. Jhdt.) 185+K Stock, Johann Adolph (um 1700) 221, 375 Stock, Philipp Wilhelm (um 1700) 221 Stockfisch, Der Politische (Riemer) K250 Stolle, Gottlieb (1673-1744) 124+Κ, 159+K Stoppe, Daniel (1697-1747) 528+K Strada, Famiono (1572-1649) 393+K Streng johannes (1524-1601) K267 Stryk, Johann Samuel (1668-1715) K243 Stryk, Samuel (1640-1710) 243+K Studio, de nimio latinitatis (lanus) 125+K Stúbner, Friedrich Wilhelm (171036) K255, K274, 275 Stùven, Peter (1710-nach 1769) 520+K Sturm, Johann Christopherus (1635-1703) 287+K Sudhoff, Karl K263 Sueton, Tranquillus (um 100) K367 Sulla, Lucius Cornelius (138—78 v. Chr.) 201+Κ Sivieten, Gerhard von (1700—72) 546+K
Gottsched
Swift, Jonathan (1667-1745) K39, 42+K, 70 Sydow, Georg Siegmund von (1723 - 65) 574+K Sylla, d. i, Sulla Synopsis of the Astronomy, A (Halley) K82 Syntagma philosophicum (Gassand) K455 „Système de Mr. Pope, Le" (Reinhard) K494 System of Experimental Philosophy, A (Desaguliers) K289 Τ Tacitus (ca. 55-ca. 116) 12+K, K262 Tadlerinnen, Die vernünftigen (Gottsched) K255 Tallemant, Paul (1642-1712) 409+Κ Tasso, Torquato (1544-95) 125, K367, K520 Taste Of The Town, The (Ralph) 49+K Tatler (Steele) K527 Tauler, Johannes (f 1361) 264 Teatro Italiano (Maffei) 48+K, 49+K, 70+K Télémaque (Fénelon) 252+Κ, K254, K307, 310+K, 325+Κ, Κ510, 528+Κ Tentamen theologiae dogmaticae (Wittenbach) K137 Tentamina experimentorum natur a l e m K284 Tentamina Theodicaeae (Leibniz) K229 Tenure of Kings and Magistrates, The (Milton) K437 Tenzel, Wilhelm Ernst (1659-1707) 24+Κ, 356+K
Register Terenz (2. Jhdt. v. Chr.) 11, 518 Terrasson, Jean (ca. 1670—1750) 565+Κ Testament, Das (Frau Gottsched) 530 Teutleben, Caspar von (1576-1629) 301+Κ τέχνη περί των πανηγυρικών (Echekrates) Κ334 Theatrum sit ne (Porée) K47 Themistokles (f 462 v. Chr.) 340+Κ Theodicaea, Oder Versuch und Abhandlung (Leibniz) K229, (K563) Theodicée siehe Leibniz „Theodicee" (Uz) 503+K Theodoretus Aetios (ca. 393-458) K185 Theologia Christiana (Pictet) K136 Theologia naturalis (Wolf) K263 Theologia revelata dogmatica (Carpov) K136 Theophrastus von Eresos (ca. 370— ca. 287 v. Chr.) 7+K Theoria Cometarum (Doppelmayer) 181
Theory of The Earth, A New (Whiston) 182+K Theresiade (Scheyb) K311 Thersites (Homer) 56 Thesaurus Antiquitatum (GoldastSchüter) K315 Theses de Atheismo et Superstitiones (Buddeus) K264 Thibaut IV. von Navarra (1201 — 53) 318+K Thiere 440 Thomas à Kempis (1380-1471) 264 Thomas von Aquino (1225 — 74) 484, 485, 496 Thomasius, Christian (1655-1728) K10, 11, 140, 263+K, K544 49*
755
Thomasius, Gottfried (1660-1746) 544+Κ Thomasius, Maria Regina (f 1768) 544+K, 548, 555 Thompson, John (1693-1768) 508+K, K513 Thoon 340+K Thou, Jacques August (1553-1617) 263+Κ Tiberius Claudius Nero (42 v. Chr. -37 n. Chr.) K367 Tilesius, Balthasar Heinrich (1673— 1735) 24+K Timon von Phleius (ca. 320—230 v. Chr.) 11 Tindal, Matthew (1653-1733) 428+K Titius, Daniel (1729-96) K412 Tityrus (bei Virgil) 377 Touchstone, The (Ralph) K49 Tourreil, Jacques de (1656—1715) 409+Κ Toxaris (bei Lukian) 11 Trajan, Kaiser (53-98-117) 250+K, 333 Tralles, Balthasar Ludwig (170897) 450+K tranqvillitate animi, De (Seneca) 372+K Transactions (Royal Society) K178, K180, K289 Trauerspiel 6 Trautson, Carolina von (1701—93) 547, 549+K, 552 Trautson, Johann Wilhelm von (1700-75) K549 Treatise declaring the Operations and Nature of Man's Soul, A (Digby) K455 Trembley, Abraham (1700- 84) K289 Tricaud, Anthelme de (1671-1739) K115
756
Johann Christoph Gottsched
Triller, Daniel Wilhelm (16951782) 528+Κ, 579+Κ Triomfo della Fedeltà (Marie Antonia) 559+K Triomphe de L'Eloquence, La (Gomez) 511+K Tristan 321, K322, 324+K Triumph der Weltweisheit (Gomez) 515+K Troades (Seneca) K215 Τ scheming, Andreas (1611-59) 215 Turenne, Henri de la Tour d'Auvergne de (1611-75) 349 Turnus (hei Heinrich von Veldeke) 357 Tydeus 340+K Typhon ou la Gigantomachie, Le (Scarron) K101, K357 Tyrtamus (Theophrastus) K7 U Übersetzungen 260, 265 Uebersetzung in Deutscher Helden Poesie K223 Ulysses 4 Vmbraticis, De Doctoribus (lanus) 124 Unterredungen, Monatliche (Tenzel) 24+Κ, K356 Vnderricht der Hoch Teutschen Sprach (Oelinger) K379 Untersuchung der Ursachen und Gelegenheiten (Eachard) Kl 63, K524 Uomini di bell' umore 300+K Usefulness, Truth, and Excellency of the Christian Revelation, The (Foster) K428 U(t)z, Johann Peter (1720-96) 503+Κ
V Valentin johann (fl. 1672) 375+Κ Valla, Laurenzius (ca. 1406—57) 14+K, 124+K, 125+K, 471+K Vallisnieri, Antonio (1661-1730) 289+K Varrò, Marcus Terentius (116—27 v. Chr.) 183+K, K186 Vergleichung der Leibnitzischen und Newtonischen Physik (Kahl) K140 Vergnügen in GOTT, Irdisches (Brockes) Kl Verschwender, Der (Destouches) 530 Verse, Sibyllinische 188 Versuche, Critische (Greifswald) K195, K262 Versuch Einer Betrachtung über die Cometen (Heyn) K173 Versuch eines Beweises von Einfachen Dingen (Schwartz) 478+K Versuchs einer Theodicee, Des abermaligen (Bôldicke) 464+K Versuch Einiger Teutscher Gedichte, Poetischer (Amthor) 28+K, K224 Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen (Hagedorn) K528 Versuch vom menschlichen Verstandt (Locke) K456 Vertheidigung der leibnitzischen Monaden 478+K Vertheidigung der Nutzbarkeit . . . (Foster) K428 „Verus, Lucius" 514+K Vies des Hommes illustres, Les (Plutarch; Amiot) Kl51
757
Register Virgil (70-19 ν. Chr.) Aeneis übers. Amthor K28, K224 übers. Melethrius K215, 363+Κ übers. Murner 207+K, 362+K übers. Neukirch 224+Κ übers. Overbeck 351+K, 353+K übers. Reichhelm K222 übers. Salemyndon 215+K, 366+K übers. Schirmer 366+K übers. ]. C. Schwarz 195+K, K225, K351, 353+K, 354, 363, K476 übers. Streng K267 übers. Weidecke K195, 356+Κ Ekloge übers. Clodius K378 Geórgica übers. Haberland K374 Gottsched u. 195+K, K223, K351 Müller, Gottfr. Ephr. u. 355+K S. a. Kl, 27, 325 Virgile travesti (Scarron) K101, 357+K Virgilius, Neu Eingekleideter Deutscher (D. S.) K217, K366 Vita Caesarum, De (Sueton) K367 vita et moribus Epicvri, De (Gassand) K455 Vita et Moribus Erudita, De (Vives) K160 Vives, Juan Luis (1492-1540) 13+K, 124+K, 160+K Vockel, Frhr. von (f 1765) 546+K Volcke, Michael (fl. 1659) 374 Volkker, Rupert (fl. 1622) 366 Voltaire (1694-1778) Alzire 520+K, 530 Candide 496+K, 497, K499 Châtelet, Marquise du u. K525 „De l'envie" 497+Κ Kahl u. K140 Lettres philosophiques 457+K 50
Gottsched X/2
La Zayre 519+K S. a. 450, 500, K543, 560, K561, 564, K570 Voorbroek, d. i. Perizonius Vorlesungen über die ExperimentalNaturlehre (Nollet) K289 „Vorlesung von dem Abgotte" (Schulze) K412 „Vormund" (d. i. „Guardian") 536+K, 538 Vorschläge zu Verbesserung des Deutschen Schul-Wesens, Allerneueste (Max) K528 Vossius, Gerhard Johann (15771649) 119+K, 122, K126, 342+Κ Vultejus, Hermann (1565-1634) K262 Vultejus, Justus (1605 - 84) 262+K
W Wackerbarth, August Christoph von (1662-1734) 554+K Wagenseil, Johann Christoph (1633-1705) 356+Κ Waniek, Gustav Kl, K98, K579 Weichmann, Christian Friedrich (1698-1770) 70+K Weidling, Christian (1660-1731) 250+K, 419+K Weidner, Johann Joachim (16721732) 211, K524 Weise, Christian (1642-1708) 23+K, 31 Weißheit, Teutscher Nation Klugaußgesprochene (Zincgref) K539 Werder, Diederich von dem (1584— 1657) 367+K Werlhof, Paul Gottlieb (1699-1767) 564+Κ
758
Johann Christoph Gottsched
Werner, Anna Maria (1688-1753) 533+Κ Whiston, William (1667-1752) 175+K, K178, 181, 185 Wickram, Georg (ca. 1501— ca. 1561) K276, 319+K, K356 Widerlegung der Gedanken von den Elementen der Körper (Stiebritz) 477+K Widerwillige, Die (Dufresny) 530 Wilhelm VIII von Hessen-Kassel (1682-1760) 561+K, K562 Wilhelm der Eroberer (1027- 87) (311)+K, 318 Wilke, Johann Georg (1630-91) 166+K Willers, Elias (fl. 1602) 213, K267 Windheim, Christian Emst von (1722-66) K479, K494 Witzling, Der (Frau Gottsched) 531 Wolf George Christian (fl. 1733) K39 Wolff, Christian (1679-1754) 263+K, 287, K407, 412+K, 448, 468, 483+K, 484, 485+K, 486+K, 489, 500, 521 Wolfius, Hieronymus (1516-80) 262+Κ Wolfram von Eschenbach (f ca. 1220) 311, 313+K Wörterbuch, Historisches und Critisches s. Bayle, Dictionaire
Wyttenbach, Daniel 137+K
(1706-79)
X Xaca 146+K Xenophon (ca. 428—ca. 354 v. Chr.) 10+K, K262, 530 Xylander, Wilhelm (1522 -76) 262+K Ζ Zäunemann, Sidonia Hedwig (1714-40) 512+K Zayde (de Segrais) K312 Zayre, La (Voltaire) 519+K leidler, Johann Gottfried (f 1711) K263 Zeitungen von Gelehrten Sachen, Neue K75, 222+Κ, K356, K508 Zeno von Elea (ca. 490—430 v. Chr.) 145+K, 147 Ziegra, Christian (1719-78) K494 Zincgref, Julius Wilhelm (15911635) 539+K Zöpfel, David (f 1563) K362, 363 Zoroaster 148 Zuruff An alle Wolfianer K524
Inhalt des zehnten Bandes, Erster Teil Diseurs des Ubersetzers von Gesprächen überhaupt. .
1
Zufällige Gedanken von dem Bathos in den Opern . . .
39
Vorrede zu verschiedene Gedanken bey Gelegenheit des Cometen von Pierre Bayle
73
Vorreden zu den vier Bänden von Historisches und Critisches Wörterbuch von Pierre Bayle
85
Vorrede (des ersten Bandes)
87
Vorrede des zweyten Bandes
107
Vorrede (des dritten Bandes)
129
Vorrede zum vierten und letzten Theile des Baylischen Wörterbuchs 143 Vorrede zu Cicero, drey Bücher von der Menschlichen Pflicht; übersetzt von Johann Adolf Hoffmann . . . 157 Vorrede zu Versuch Einer Betrachtung über die Cometen, die Sündflut und das Vorspiel des jüngsten Gerichts von Johann Heyn 173 Vorrede zu Virgils Aeneis in der Ubersetzung von Johann Christoph Schwarz 195 Vorrede zur vierten Ausgabe der Theodicee von Gottfried Wilhelm Leibniz 227 Vorrede zu auserlesene Gedichte von Benjamin Neukirch 237
760
Inhalt des zehnten Bandes, Erster Teil
Vorrede zu Auserlesene Schriften von Lucían von Samosota 255 Vorrede zu Grundlehren der Naturwissenschaft von Peter von Muschenbroek 279 Vorrede zur Geschichte der königlichen Akademie der schönen Wissenschaften zu Paris 293 Vorrede zu Die Begebenheiten Neoptolems von Chancierces 307 Vorrede zu Lob- und Trauerreden von Esprit Flechier 327 Vorrede zu Virgils Hirtengedichte übersetzt von Johann Daniel Overbeck 351 Vorrede zu Auserlesene Schriften von Bernhard de Fontenelle 381
Inhalt des zehnten Bandes, Zweiter Teil Vorrede zum Auszug aus des Herrn Batteux Schönen Künsten und Einladungsschrift zu Gottscheds Vorlesungen darüber 389 Vorerinnerung
391
Einladungsschrift
395
Vorrede zu Muster der Beredsamkeit hrsgg. von Johann Traugott Schulz 407 Vorrede zum Diseurs über den Geist des Menschen von C. A. Helvetius 425 Neueste Zugabe zur fünften Auflage der Theodicee von Leibniz 461 Einleitung zu Der Frau L. Α. V. Gottschedinn Kleinere Gedichte 505 Nachwort des Herausgebers
585
Kommentar zu Gottscheds Kleinere Schriften
591
Register
723
Walter de Gruyter Berlin · Newìbrk
w DE
G
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts Unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg herausgegeben von Hans-Gert Roloff
Alle Bände sind in Leinen
^ j 1
gebunden
1
Georg Wickram, Sämtliche Werke • Band 1 : Ritter Galmy. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. Mit 1 Taf. u. Abb. VI, 338 S. 1967.
2
Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band 2 : Gabriotto und Reinhart. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. VI, 297 S. 1967.
3
Johann Rist, Sämtliche Werke · Band 1 : Dramatische Dichtungen. Unter Mitw. v. Helga Mannack hrsg. v. Eberhard Mannack. IV, 289 S. 1967.
4
Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band 3 : Knaben-Spiegel. Dialog vom ungeratnen Sohn. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 208 S. Mit Abb. 1968.
5
Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band 5: Der Goldtfaden. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 294 S. 1968.
6
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 1 : Gedichte und Gedichtübertragungen. Hrsg. v. Joachim Birke. VI, 533 S. 1968.
7
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke • Band 4 : Reineke der Fuchs. Hrsg. v. Joachim Birke. IV, 481 S. Mit Abb. 1968.
8
Sebastian Brant, Tugent Spyl · Nach der Ausgabe des Magister Johann Winckel von Straßburg (1554) hrsg. v. HansGert Roloff. IV, 165 S. Mit 1 Bildn. 1968. (Reihe Drama I)
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts
9
Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band 12: Apostelspiel. Knaben Spiegel. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. VI, 281 S. Mit Abb. 1968.
10
Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band 4 : Von Guten und bösen Nachbaurn. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 207 S. Mit Abb. 1969.
11
Alexander Seitz, Sämtliche Schriften · Band 3 : Tragedi vom Großen Abentmal. Hrsg. v. Peter Ukena. IV, 132 S. 1969.
12
Sixt Birk, Sämtliche Dramen • Band 1. Hrsg. v. Manfred Brauneck. VI, 307 S. 1969.
13
Der Patriot · Nach der Originalausgabe Hamburg 1724 1726 in drei Textbänden und einem Kommentarband kritisch hrsg. v. Wolfgang Martens. Band 1: Jahrgang 1724, Stück 1-52. VI, 446 S. Mit 1 Taf. 1969.
14
Johannes Kerckmeister, Codrus · Ein neulateinisches Drama aus dem Jahre 1485. Hrsg. v. Lothar Mündt. IV, 185 S. Mit 2 Faks. 1969. (Reihe Drama III)
15
Das Kiinzelsauer Fronleichnamspiel · Hrsg. v. Peter Klaus Liebenow. Gr.-Okt. VI, 296 S. Mit 7 Kunstdrucktaf. 1969. (Reihe Drama II)
16
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 2 : Sämtliche Dramen. Hrsg. v.Joachim Birke. IV, 481 S. 1970.
17
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 3 : Sämtliche Dramenübertragungen. Hrsg. v. Joachim Birke. VI, 393 S. 1970.
18
Alexander Seitz, Sämtliche Schriften · Band 1 : Medizinische Schriften. Hrsg. v. Peter Ukena. IV, 299 S. 1970.
19
Spieltexte der Wanderbühne · Band 1 : Engelische Comedien und Tragedien. Hrsg. v. Manfred Brauneck. VIII, 692 S. 1970.
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts
20
Spieltexte der Wanderbühne · Band 3 : Schau-Bühne englischer und frantzösischer Comödianten. Hrsg. v. Manfred Brauneck. VI, 605 S. 1970.
21
Der Patriot • Nach der Originalausgabe Hamburg 1724 - 1 7 2 6 in drei Textbänden und einem Kommentarband kritisch hrsg. v. Wolfgang Martens. Band 2 : Jahrgang 1725, Stück 53-104. IV, 428 S. 1970.
22
Der Patriot · Nach der Originalausgabe Hamburg 1724 - 1 7 2 6 in drei Textbänden und einem Kommentarband kritisch hrsg. v. Wolfgang Martens. Band 3 : Jahrgang 1726, Stück 105-156. Register. IV, 460 S. 1970.
23
Teufelbücher in Auswahl • Band 1 : Ludwig Milichius : Zauberteufel · Schrapteufel. Hrsg. v. Ria Stambaugh. IV, 495 S. 1970.
24
Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 8: Simson. Bearb. v. Volker Meid. VI, 677 S. Mit 1 Taf. 1970.
25
Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 9: Deutscher Helikon (1641). Bearb. v. Ulrich Maché. VI, 601 S. 1971.
26
Georg Wickram, Sämtliche Werke • Band 11 : Der verlorene Sohn. Tobias. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 375 S. 1971.
27
Christian Weise, Sämtliche Werke · Band 1 : Historische Dramen I. Hrsg. v. John D. Lindberg. IV, 629 S. Mit 8 Faks. 1971.
28
Christian Weise, Sämtliche Werke · Band 3: Historische Dramen III. Hrsg. v. John D. Lindberg. IV, 433 S. Mit 2 Faks. 1971.
29
Wolfhart Spangenberg, Sämtliche Werke · Band 1 : Von der Musica. Singschul. Hrsg. v. András Vizkelety. 173 S. Mit 1 Faks. 1971.
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts 30/31
Johannes Agricola, Die Sprichwörtersammlungen · Hrsg. v. Sander L. Gilman. 2 Bände. Band 1 : IV, 555 S. Mit 1 Faks. Band 2: IV, 434 S. 1971.
32
Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band 8: Die sieben Hauptlaster. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 241 S. 1972.
33
Teufelbücher in Auswahl · Band 2 : Johannes Strauss, Kleiderteufel · Florian Daul, Tanzteufel · Andreas Hoppenrod, Hurenteufel· Adam Schubart, Hausteufel· Nicolaus Schmidt, Zehn Teufel. Hrsg. v. Ria Stambaugh. IV, 457 S. Mit Faks. 1972.
34
Spieltexte der Wanderbühne • Band 4: Schau-Bühne englischer und frantzösischer Comoedianten (1670). Hrsg. v. Manfred Brauneck. VIII, 619 S. 1972.
35
Johann Rist, Sämtliche Werke · Band 2 : Dramatische Dichtungen (Das Friedewünschende Teutschland. Das Friedejauchtzende Teutschland). Unter Mitw. v. Helga Mannack u. Klaus Reichelt hrsg. v. Eberhard Mannack. IV, 465 S. Mit Faks.-Taf. 1972.
36
Georg Wickram, Sämtliche Werke • Band 6 : Der irr reitende Püger. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 205 S. 1972.
37
Johann Rist, Sämtliche Werke · Band 4 : Epische Dichtungen (Das alleredelste Nass, Das alleredelste Leben). Unter Mitw. v. Helga Mannack u. Klaus Reichelt hrsg. v. Eberhard Mannack. IV, 313 S. 1972.
38
Wilhelm Ehrenfried Neugebauer. Der Teutsche Don Quichotte oder die Begebenheiten des Marggraf von Bellamonte. Komisch und satyrisch beschrieben. Mit einem Anhang der Fabeln und Totengespräche hrsg. v. Lieselotte E. Kurth u. Harold Jantz. IV, 418 S. 1972. (Reihe Romani)
39
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 6, 1. Teil : Versuch einer Critischen Dichtkunst : Erster Allgemeiner Theil. Hrsg. v. Joachim Birke f u. Brigitte Birke. IV, 496 S. 1973.
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts 40
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 6, 2. Teil : Versuch einer Critischen Dichtkunst : Anderer Besonderer Theil. Hrsg. v. Joachim Birke f u. Brigitte Birke. IV, 819 S. 1973.
41
Teufelbücher in Auswahl · Band 3: Joachim Westphal, Hoffartsteufel. Hrsg. v. Ria Stambaugh. IV, 446 S. 1973.
42
Christian Weise, Sämtliche Werke • Band 4 : Biblische Dramen I. Hrsg. v. John D. Lindberg. IV, 440 S. 1973.
43
Christian Weise, Sämtliche Werke · Band 5: Biblische Dramen II. Hrsg. v.John D. Lindberg. IV, 486 S. 1973.
44
Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band 6: Die afrikanische Sofonisbe. Bearb. v. Volker Meid. IV, 765 S. 1972.
45
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 6, 3.Teil: Versuch einer Critischen Dichtkunst: Variantenverzeichnis. Hrsg. v. Joachim Birke f u. Brigitte Birke. IV, 187 S. M i t i Bildn. 1973.
46
Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band 7: Das Rollwagenbüchlein. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 330 S. 1973.
47
Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band 11 : SpraachUbung, Rosen-Mand, Helikonische Hechel, Sendeschreiben an den Kreutztragenden. Bearb. v. Ulrich Maché. IV, 464 S. 1973.
48
Wolfgang Caspar Printz, Ausgewählte Werke · Band 1 : Die Musikerromane. Hrsg. v. Helmut K. Krausse. IV, 540 S. Mit 6 Faks. 1974.
49
Jos Murer, Sämtliche Dramen · Hrsg. v. Hans-Joachim Adomatis, Manfred Escherig, Inge Hoppe, Gerhard Knoll, Helmut Krause, Hans-Gert Roloff, Klaus P. Schmidt. 2 Teile. Gr.-Okt. IV, 940 S. 1974. (Reihe Drama IV)
50
Thomas Naogeorg, Sämtliche Werke · Band 1 : Tragoedia nova Pammachius, mit der deutschen Ubersetzung des Johann Tyrolff. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 627 S. 1975.
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts 51
52
Johann Rist, Sämtliche Werke · Band 5 : Epische Dichtungen (Die alleredelste Torheit, die alleredelste Belustigung). Unter Mitw. v. Helga Mannack u. Klaus Reichelt hrsg. v. Eberhard Mannack. IV, 418 S. 1974. Johannes Adelphus, Ausgewählte Schriften · Band 1 : Barbarossa. Hrsg. v. Bodo Gotzkowsky. IV, 372 S. 1974.
53
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 7: Ausführliche Redekunst. Hrsg. v. P.M.Mitchell. 1. Teil : Erster Allgemeiner Theil. Bearb. v. Rosemary Scholl. IV, 445 S. 1975.
54
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 7: Ausführliche Redekunst. Hrsg. v. P.M.Mitchell. 2.Teil: Besonderer Theil. Bearb. v. Rosemary Scholl. IV, 329 S. 1975. Alexander Seitz, Sämtliche Schriften · Band 2: Politische und theologische Schriften. Monucleus Aureus. Briefe. Hrsg. v. Peter Ukena. IV, 481 S. u. 7 S. Kunstdr. 1975.
55
56
Johann Christian Hallmann, Sämtliche Werke · Band 1 : Trauerspiele I: Theodoricus Veronensis. Mariamne. Hrsg. v. Gerhard Spellerberg. IV, 398 S. 1975.
57
Spieltexte der Wanderbühne · Band 2 : Liebeskampff (1630). Unter Mitw. v. Hildegard Brauneck hrsg. v. Manfred Brauneck. IV, 665 S. 1975.
58
Christian Weise, Sämtliche Werke · Band 8 : Biblische Dramen I. Hrsg. v. John D. Lindberg. IV, 456 S. u. 8 S. Kunstdr. 1976.
59
Wolfhart Spangenberg, Sämtliche Werke · Band 2 : Salomon. Bearb. v. Martin Bircher. Glückswechsel - Wie gewunnen so zerronnen - Mammons Sold - Saul. Bearb. v. András Vizkelety. IV, 420 S. 1975.
60
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 7: Ausführliche Redekunst. Hrsg. v. P.M.Mitchell. 3.Teil: Anhang, Variantenverzeichnis, Nachwort. Bearb. v. Rosemary Scholl. IV, 257 S. 1965.
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts 61 62
63
64
65
66
67
68 69
70
71 72 73
Lateinische Osterfeiern und Osterspiele. Hrsg. von Walther Lipphardt. Teil I: XIV, 215 S. 1975. (Reihe Drama V, 1) Lateinische Osterfeiern und Osterspiele. Hrsg. von Walther Lipphardt. Teil II: XVI, S. 217-702. 1976. (Reihe Drama V, 2) Lateinische Osterfeiern und Osterspiele. Hrsg. von Walther Lipphardt. Teil III : X, S. 703-1090. 1976. (Reihe Drama V, 3) Lateinische Osterfeiern und Osterspiele. Hrsg. von Walther Lipphardt. Teil IV: XII, S. 1091-1452. 1976. (Reihe Drama Lateinische Osterfeiern und Osterspiele. Hrsg. von Walther Lipphardt. Teil V : VIII, S. 1453-1721. 1976. (Reihe Drama V, 5) Johann Rist, Sämtliche Werke · Band 6 : Epische Dichtungen (Die alleredelste Erfindung, die alleredelste Zeitverkürzung). Hrsg. von Eberhard Mannack. IV, 453 S. 1976. Sixt Birck, Sämtliche Dramen · Band 2: Die deutschen Stücke. Bearb. von Manfred Brauneck. Die lateinischen Stücke. Bearb. von Manfred Wacht. VI, 527 S. 1976. Christian Weise, Sämtliche Werke · Band 11 : Lustspiele II. Hrsg. von John D. Lindberg. IV, 412 S. 1976. Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 9 : Gesammelte Reden. Bearb. von Rosemary Scholl. Teil 1 : VI, 366 S. 1976. Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 9 : Gesammelte Reden. Bearb. von Rosemary Scholl. Teil 2: IV, S. 367-633. 1976. Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band X: Bearb. von Ulrich Maché. Teil 1 : IV, 372 S. 1977. Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band X : Bearb. von Ulrich Maché. Teil 2: IV, S. 373-788. 1977. Wolfhart Spangenberg, Sämtliche Werke · Band 3: Bearb. von András Vizkelety. Teil 1 : IV, 289 S. 1977.
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts 74
Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band V: Hrsg. von Volker Meid. Teil 1 : IV, 630 Seiten. 1977.
75
Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band V : Hrsg. von Volker Meid. Teil 2: IV, S. 631-1331. 1977.
76
Christian Weise, Sämtliche Werke · Band 21: Gedichte II. Hrsg. von John D. Lindberg. IV, 623 S. u. 2 S. Kunstdr. 1978.
77
Teufelbücher in Auswahl · Band 4: Andreas Musculus, Hosenteufel · Fluchteufel · Eheteufel • Himmel und Helle · Teufels Tyranney. Hrsg. v. Ria Stambaugh. VI, 409 S. 1978.
78
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 6, 4. Teil: Versuch einer Critischen Dichtkunst. Kommentar. Hrsg. v. P. M. Mitchell. IV, 391 S. 1978.
79
Wolfhart Spangenberg, Sämtliche Werke · Band 3: Bearb. von András Vizkelety. Teil 2: IV, 327 S. 1978.
80
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 8, 1. Teil: Deutsche Sprachkunst. Hrsg. v. P. M. Mitchell, bearb. v. Herbert Penzl. IV, 453 S. 1978.
81
Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 8, 2. Teil: Deutsche Sprachkunst. Hrsg. v. P. M. Mitchell, bearb. v. Herbert Penzl. IV, S. 455-838. 1978.
82
Lateinische Ordensdramen des XVI. Jahrhunderts. Mit deutschen Ubersetzungen. Hrsg. v. Fidel Rädle. IV, 602 S. 1979.
83
Johannes Riemer, Werke · Band 1 : Romane. Hrsg. v. Helmut Krause. IV, 515 S. 1979.
84
Wolfgang Caspar Printz, Ausgewählte Werke · Band 2: Satirische Schriften und historische Beschreibung der edelen Sing- und Kling-Kunst. Hrsg. v. Helmut K. Krausse. IV, 509 S. 1979.
Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts 85
Wolfhart Spangenberg, Sämtliche Werke · Band 7: Dramenübersetzungen. Hrsg. v. András Vizkelety, bearb. v. Andor Tarnai. IV, 633 S. 1979.
86 Johannes Adelphus, Ausgewählte Schriften · Band 2 : Historia von Rhodis. Die Türckisch Chronica. Hrsg. v. Bodo Gotzkowsky. IV, 545 S. 1980. 87 Johannes Adelphus, Ausgewählte Schriften · Band 3: Das Buch des Lebens. Hrsg. v. Bodo Gotzkowsky. IV, 414 S. 1980. 88
Teufelbücher in Auswahl · Band 5 : Matthäus Friedrich, Saufteufel · Eustachius Schildo, Spielteufel · Cyriacus Spangenberg, Jagteufel. Hrsg. v. Ria Stambaugh. IV, 414 S. 1980.
89 Johann Christian Hallmann, Sämtliche Werke · Band 2: Trauerspiele II: Sophia. Catharina. Liberata. Hrsg. v. Gerhard Spellerberg. VI, 409 S. 1980. 90
Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band I, Erster Teil: Lyrik I. Bearb. von Ferdinand van Ingen. IV. 466 S. 1980.
91 Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 10, 1. Teil: Kleinere Schriften. Hrsg. v. P. M. Mitchell. IV, 388 S. 1980. 92 Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke • Band 10, 2. Teil: Kleinere Schriften. Hrsg. v. P. M. Mitchell. IV, S. 389-761. 1980. 93 Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band 8, 3. Teil: Deutsche Sprachkunst. Varianten und Kommentar. Hrsg. v. P. M. Mitchell, bearb. v. Herbert Penzl. IV, 317 S. 1980. 94
Daniel Czepko, Sämtliche Werke · Band 4: Prosa-Schriften I. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff und Marian Szyrocki. IV, 308 S. 1980.